Google Earth – Didaktik - Baustein 1

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Google Earth – Didaktik - Baustein 1
Christian Sitte (2009) Google Earth – Didaktik-Baustein 1.- In: GW-Unterricht, Nr. 113, S. 47
– 53.
Christian Sitte
Google Earth – Didaktik - Baustein 1
Einleitung
Das heute im Web verfügbare Quantum an Unterrichtsmaterialien kann durch
geschicktes Kombinieren zu einem didaktisch/methodischen Mehrwert geführt
werden. Schon immer übten Luft- und Satellitenbilder eine Faszination auf
Geographen/-innen aus, wir finden sie ja auch in Schulbüchern und Atlanten! Darauf
bauen mehrere in den letzten Monaten in
Fachdidaktik-Proseminaren
am
Institut für
rstellen einer kmz-Datei mit
Geographie
und
Regionalforschung
der E
passgenauer Darstellung
Universität Wien erfolgreich
angewendete
Google Earth den ins Auge gefassten
Unterrichtsbausteine auf. Sie bestehen aus einer 1. In
Ausschnitt wählen (zoomen, drehen,
Kombination
von
Kartendiensten
und
kippen, …).
virtuellen Globen, wie Google Earth, Google 2. In der Menüleiste die Stecknadel
"Ortsmarke hinzufügen" anklicken.
Maps oder Microsofts Virtual Earth, mit Fotos
und Videos, welche auf öffentlichen Plattformen 3. Die Stecknadel erscheint in der Bildmitte;
gegebenenfalls den Bildausschnitt
wie Live, Panoramio und YouTube verfügbar
verschieben.
sind. Diese Kombinationen sind technisch einfach
zu nutzen, was auch Lehrern, die noch nicht so 4. Gleichzeitig erschien links ein Fenster
namens "Ortsmarke ohne Namen". Nun die
viel Erfahrung mit technischen Anwendungen
gewählte Ansicht benennen.
(IKT-Kenntnisse) haben, „verführen“ sollte, diese
der Menüleiste Datei > Speichern >
neuen und vielfältigen Möglichkeiten methodisch 5. In
Ort speichern unter... anwählen und in den
ideenreich im GW-Unterricht einzusetzen.
Eigenen Dateien oder am USB-Stick einen
Für weitere Vorschläge zu Google Earth im
Unterricht vgl. Wissenschaftliche Nachrichten Nr.
133/2008, S. 41 ff – Web: http://www.eduhi.at/
dl/wn133_ge_mitLinks.pdf und GW-Unterricht Nr.
110/2008, S. 66 - http://www.schule.at/dl/
GWU110_GE_newyork_1225844261232256.pdf).
Da in immer mehr Schulen die alten großen TVGeräte kostengünstig durch fix installierte
Beamer, oft in Verbindung mit einem Klassen-PC,
ersetzt werden, sind diese neuen Kombinationen
auch für die Schulpraxis von zunehmender
Bedeutung.
1. Passendes Satellitenbild
Ordner und Dateinamen angeben.
6. Als letztes muss diese Datei auf eine
Community-, Lernplattform oder in eine
beliebige Web-Seite hochgeladen werden.
7. Auf dem Schülercomputer muss Google
Earth schon installiert sein, anderfalls mit
Google Maps arbeiten.
8. Bei einem Klick auf die gespeicherte Datei
startet üblicherweise die gewähte Ansicht,
passgenau für den gewählten Ausschnitt
zur weiteren Bearbeitung oder zur Lösung
der Arbeitsaufgabe.
Hilfen :
http://earth.google.de/kml/kml_21tutorial.html
http://earth.google.com/userguide/v4/ug_kml.html
und zum Hochladen von Fotos:
Die technische Basis bildet das Konzept der kmz-Dateien, das ist ein
Austauschformat zwischen virtuellen Globen und GIS-Anwendungen. Mit ihnen ist es
möglich, einen Satellitenbildausschnitt festzulegen, Zusatzinformation anzugeben,
mit einem passgenauen Link zu versehen (Permalink) und anderen zur Verfügung zu
stellen (Anleitung siehe im Kasten). Über Datei > Öffnen, in Google Earth
beispielsweise, werden diese kmz-Dateien wieder geladen.
Damit ist es im Unterricht möglich, den Schüler/-innen einen Luft-, Satellitenbild- oder
Karten-Ausschnitt in Senkrechtansicht, passend gezoomt oder als 3D-Bild in die
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anschaulichste Blickrichtung gedreht und „gepultet“, bereitzustellen. Ideal ist es,
wenn diese Ansicht, passend zu einer Atlaskarte, dem Foto im Schulbuch oder
einem begleitenden Text ausgewählt wird. Diese Informationen werden auf einer
schuleigenen Lernplattform oder einer öffentlichen Community-Plattform wie
community.schule.at bereitgestellt (vgl. GW-Unterricht Nr. 100/2005 S. 71 ff – Web:
http://www.eduhi.at/dl/ blendedlearningGWU100.pdf).
2. Karte mit terrestrischen Fotos
Eine zweite methodische Option, die wir nutzten,
war die Möglichkeit die abstrakten Karten und
Satellitenbilder mit terrestrischen Fotos zu
ergänzen.
Diese
findet
man
im
Web
beispielsweise auf der Panoramio-Plattform. Sie
können in Google Earth im Fenster Ebenen in der
Primären Datenbank unter Geographie im Web
aktiviert, d. h. angezeigt, werden.
Passgenaue Google Maps-Bildausschnitte
können technisch sogar noch leichter
gespeichern und versandt werden:
Am rechten oberen Rand findet sich der
Menüpunkt Link.
Damit wird eine Web-Adresse für den
gewählten Ausschnitt erzeugt und für die
weitere Verwendung (Kopieren in die
Zwischenablage, Versenden via Mail, etc.)
bereit gestellt .
Bei Virtual Earth fixiert man den Bildlink
ebendort über den Menüpunkt Weiterleiten.
Anmerkung: Sollte die notwendige und in vielen
Schulen bereits zum Software-Standard zählende Installation von Google Earth an
Ihrer Schule nicht möglich sein, ist diese Ergänzung der Karten und Satellitenbilder
durch terrestrische Fotos auch mit Google Maps (http://maps.google.com) ohne
jegliche Softwareinstallation möglich. Die 3D-Ansicht muss dann aber entfallen, sie
ist für viele Unterrichtsthemen aber auch nicht nötig. Unter den Funktionen „Mehr >
Fotos/Videos“ und „Erkunden Sie dieses Gebiet“ findet sich ein heterogener, weltweit
lückenhafter, aber in viele Fällen im Unterricht gewinnbringend einsetzbarer Pool an
Bilder und Videos. Über einen Beamer im Klassenzimmer für lehrerzentrierte
Aktionen oder über eine Lernplattform für die selbstständige Schülerarbeit am PC ist
dieser nun nutzbar.
Seit einiger Zeit findet man in Google Earth und Google Maps auch den
Informationslayer Street View, durch ein gelbes Männchen im Fenster Ebenen einund ausschaltbar sowie auf der Karte durch eine Kamera oder eine virtuelle Kugel
dargestellt (vgl. Abb.). Dadurch wird es möglich, in einer bislang beschränkten Zahl
von Städten – die sich laufend erweitert – einen virtuellen Rundblick und
Rundgang durch die Straßen quasi als Passant zu unternehmen. Unter dieser
technisch neuen Perspektive kann man visuelle Eindrücke wie entlang einer
Exkursionsroute gewinnen, Stadtviertel und Situationen beschreiben und analysieren
sowie die Erkenntnisse positionsbezogen in kmz-Dateien festhalten. Versuchen Sie
diese Möglichkeit etwa zu dem Satellitenbild von Tokio im „Neuen Kozenn Atlas“ (Ed.
Hölzel, S. 123) und der Karte S. 167!
Nutzt man Virtual Earth von Microsoft Inc. (http://www.virtualearth.com und
http://maps.live.de), erhält man bei diese Perspektive mittels Birds Eye. Für manche
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Regionen (auch für österreichische Städte!!) sind gegenüber Google noch schärfere
3D-Ansichten verfügbar und kann über die Funktion Web > Bilder, Videos etc.
umfangreiches zusätzliches Material auffinden.
3. In Kombination mit eigenen Fotos und Videos
Die dritte methodische Möglichkeit, die von den im Web weltweit frei verfügbaren
Satellitenbildern ausgeht, eröffnete die Kombination mit You-Tube Filmen
(http://video.google.com). Auch viele deutsche (und britische) TV-Anstalten bieten
inzwischen Videomaterial an, das via Link direkt verortet und über den Bildschirm
oder Beamer betrachtet werden kann. (Leider hinkt der ORF, wie bei vielen
unterrichtlich nutzbaren Möglichkeiten, mit einem diesbezüglichen Service
hinterher!). Einige Beispiele finden Sie am Bildungsserver für GW gw.eduhi.at unter:
Didaktik > Online-Lernen > „GE+YouTube_1…etc.“ Hier eine Auswahl:
(1) Ausgehend von einem bekannten Lernspiel (vgl. W. Sitte u. a., Didaktische
Spiele.- Wien. Hölzel) ist zwar kein virtueller Rundgang, aber für den
zweitgrößten Slum Afrikas in Kibera (Nairobi) eine Anzahl aussagekräftiger
Videos verfügbar. Sie können einen Rundgang mit der Handkamera „Walking
Thru Kibera” machen, dessen bewegte Bilder erschütternde Einblicke und ein
erstes Miterleben in der Klasse ermöglichen, das weit über den Eindruck von
Standfotos und den üblichen Vergleich unterschiedlich strukturierter Stadtviertel
hinausgeht. Das wird verstärkt, wenn man mit dem Lineal-Werkzeug zusätzlich
die Messfunktion nutzt und sich die Dimension dieses Gebietes, beispielsweise
im Vergleich mit Wien, vor Augen führt.
Im Vergleich dazu ist interessant, dass für ein anderes, vom Autor anlässlich
einer denkwürdigen Exkursion mit Andreas Erhard besuchtes Slum im Nordosten
Nairobis, Mathare Valley kein einziges Foto auf diesen Plattformen existiert. Sehr
wohl aber findet man bei direkter Suche auf video.google.com das mit instruktiven
Zwischentiteln versehene Video „People in Mathare Slum“! Das zeigt die noch
immer vorhandene Zufälligkeit solcher Medienangebote und ihrer Erreichbarkeit
auf, die einige Vorbereitungszeit einfordert, aber auch die Chancen, welche die
nunmehrigen Google-Dienste Panoramio und You-Tube sowie das MicrosoftLive-Angebot bieten.
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Wie eigene Bilder mit geographischer Relevanz zur weltweiten Verfügbarkeit ins
Web gestellt und auf Google Earth/Maps verortet werden können, ist im obigen
Kasten nachzulesen.
(2) Ein zweites - diesmal optisch auch „schönes“ - Beispiel kann leicht zum Thema
orientalische Stadt erstellt werden. Zu Damaskus im Schulbuch „Der Mensch in
Raum und Wirtschaft“ 2. Klasse (S. 18 f) gemeinsam mit dem Video „Damaskus –
Paradies in der Wüste 1/2“ oder noch attraktiver zu Isfahan (vgl. Karte in GWUnterricht Nr. 19/1984, S. 26-32) mit der virtuellen Diaschau „Isfahan – Fotos“.
Als methodische Alternative könnte auch das dort ebenfalls verfügbare Video
dienen.
Als österreichisches Beispiel, das zu den im „Neuen Kozenn Atlas“ auf S. 166167 zu findenden Karten passt, könnten funktionelle Stadtansichten genannt
werden, insbesondere wenn vorher Beobachtungsaufträge formuliert sind. Oder
auch die Auswertung von abgegrenzten, unterschiedlich gezoomten Bereichen
und Fotos zum Satellitenbild „Rheinmündung“ (ebendort auf S. 83), welche
problemlos mit der Donaumündung verglichen werden kann (vgl. Material + Tipps
von W. Sitte in GW-Unterricht Nr. 37/1990 S. 93 ff). Viele der für einen
Wahlpflichtgegenstand GW
wertvollen, aber mitunter schwierig zu
interpretierenden Fallbeispiele aus L. Beckels „esa-Schulatlas / Geographie aus
dem Weltraum“ (www.geospace.at & Beilage in GW-Unterricht Nr. 92/2006 S. 92
ff) lassen sich ebenso gewinnbringend in den Unterricht der AHS-Oberstufe
einbringen.
(3) Passgenau zu der Karte im Neuen Kozenn Atlas „Innergschlöss / Nationalpark
Hohe Tauern“ (S. 59) erfolgte eine dritte Anwendungsvariante von kmz-Dateien.
Die vorhandenen Fotos und die Web-Adressen der Schutzhütten ergeben
gemeinsam mit verschiedenen Zoomstufen einen guten optischen Eindruck der
Gletscherwelt. Hier wäre es hilfreich, wenn Kollegen, die dort bereits digitale
Photos des Gletscherwegs angefertigt haben, - zusätzlich zu den bereits
vorhandenen - weitere Bilder über Panoramio bereit stellen. Dann wäre an
diesem Tal eine interessante, virtuell begehbare Exkursion möglich!
(4) Weiters wurde im Proseminar das „alte“ Beispiel einer „Karteninterpretation durch
das Web“ (aus GW-Unterricht Nr.70/1998 zum Hafenstandort Dünkirchen) mit
einem
virtuell
verfügbares
Arbeitsblatt
ergänzt.
Vgl.
http://homepage.univie.ac.at/Christian.
Sitte/FD/matkarto/arbeitsblattdunkerque.htm .
Weitere Möglichkeiten bietet das Kartieren in virtuellen Globen und Web-GISDiensten. Auf dies soll in einem weiteren Google Earth – Didaktik - Baustein
eingegangen werden.