11. Internationale Tanztage vom 9. bis 20. April

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11. Internationale Tanztage vom 9. bis 20. April
3,10 Euro H12719
15.03.2013 bis 15.05.2013
foyer
Das Kulturjournal
für Bremen und den Nordwesten
99
Oldenburg tanzt!
11. Internationale Tanztage
vom 9. bis 20. April
3 foyer
Inhalt
Treue Bremer Fans
Sie träumen von den noch gar nicht so
fernen Glanzzeiten, bangen und hoffen
bei jedem neuen Spiel, leiden bei jeder
verpassten Chance, warten sehnsüchtig
auf die befreienden Treffer. Dass Werder
nunmehr auf zweistelligen Tabellenplätzen rangiert, tut zwar weh, ändert aber
nichts an dem gefühlten Platz Eins in
den Herzen der Fans – in Ewigkeit Amen!
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Theater
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In der Bremer Kulturszene zeigt sich ein
vergleichbar ähnliches, wenn auch vielfältigeres Bild.
Die vielen treuen Abonnenten des Theater Bremen ärgern sich zwar gelegentlich über misslungene Experimente oder
über Regisseure, die ihnen die Kunst von
einem fremdartigen Blickwinkel aus erklären wollen, aber auf die spannungsgeladene Bandbreite zwischen Begeisterung
und Enttäuschung möchten die meisten
dennoch keinesfalls verzichten.
Die Bremer Shakespeare Compagnie, einzigartig in Deutschland, ist bekanntlich
nicht nur in Bremen, sondern auch überregional ausgesprochen beliebt. Der natürliche Kontakt der Schauspieler zum
Publikum mit überspringenden menschlichen Funken, der permanente Rollenwechsel aller agierenden Personen werden nach wie vor hoch geschätzt und
bewundert.
Viel Glück im neuen Haus!
Fast alle Kulturstätten in Bremen haben aber außer Abonnenten, Fans, sporadischen Besuchern und Mitgliedern,
auch jeweils einen engagierten, beachtlichen Freundes- und Förderkreis. Allein der Bremer Kunstverein zählt derzeit etwa 8.500 Mitglieder, hinzu kommen
die Freunde des Focke Museums, die traditionelle Philharmonische Gesellschaft,
die Freundeskreise der Kammerphilharmonie, des Musikfestes, die Musica Viva Gemeinde, die Theaterfreunde, das Internationale Kulturforum u.v.a.m.
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foyer
im Internet lesen
Ganz bequem, wann
immer Sie möchten unter
foyer-kulturjournal.de
Würden sich nun all jene genannten und
nicht genannten Bürger, denen eine blühende Kulturlandschaft in Bremen ja offensichtlich am Herzen liegt, zusammenschließen, gar mit einer Stimme
sprechen, wäre endlich eine überzeugende Lobby für die Kultur in unserer
Stadt geschaffen.
Allerdings kann diese Zukunftsvision nur
gelingen, wenn auch die Kulturschaffenden ähnlich einer Partei möglichst geschlossen auftreten und Gemeinwohl den
Eigeninteressen voranstellen.
Im Frühling hat man eben noch Träume
Marie-Clothilde Kronenberg
FINSTRE MÄCHTE „Der Freischütz“ in Bremen
VERWIRRSPIEL Mozart-Oper „Cosi fan tutte“
RITUALE Tanz-Uraufführung „Das 2. Konzil“
WILDE BÜHNE Zwei Ensembles im Volkshaus
RÜCKKEHR Company wieder am Leibnizplatz
KONTRASTE Vanaev tanzt Bizet und Bartók
BRÜCHIGE IDYLLE Smetanas „Verkaufte Braut“
AUFGABE DANTON Schmidt inszeniert Büchner
RASANT Neuer Generalintendant in Oldenburg
EWIGE LIEBE Ballett „Romeo und Julia“
AUFBRUCH Tanztage in Oldenburg
OPERNPREMIEREN im Nordwesten
SCHAUSPIELPREMIEREN in der Region
SZENE Neues von Bühnen der Region
KOLUMNE DA CAPO! Frauen-Power
MENSCHEN IM FOYER
MESSE „Jazzahead!“ – Der große Marktplatz
JAZZTIPPS
KIRCHENMUSIK Nikolaus und Paulus
KONZERTE IN DER GLOCKE
BREMER PHILHARMONIKER Ein Marathon
PORTRÄT Der Komponist Hans Joachim Hespos
KONZERTTIPPS
OPERNRÄTSEL
ROLLENSPIEL
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Kunst
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SPARKASSE KULTUR SCHAFFEND
MYTHOS GERMANIEN im Focke-Museum
BITTE SANIEREN! Das Oldenburger Augusteum
MUSENTEMPEL Haus Kränholm in St. Magnus
GESCHENK AUS BASEL für die Böttcherstraße
KUNSTWERKE Neues aus Museen und Galerien
KUNSTRÄTSEL
LITERATUR Buchbesprechungen
ERFOLGSROMAN von Ralph Dohrmann
BUCH UND MUSIK Neue Wagner-Biographie
KINOTIPPS
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Gesellschaft
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KOLUMNE NACHGEDACHT Die reine Lehre
PANORAMA WISSENSCHAFT
KULTUR FORUM Kurz notierte Neuigkeiten
KULTURKALENDER Premierendaten
KULINARISCHES Dinner-Musical im Ratskeller
GLOSSE | FOYER-AUTOREN | IMPRESSUM
Bilder des Unheimlichen
Sebastian Baumgarten inszeniert am Theater
Bremen die beliebteste Oper des 19. Jahrhunderts: Carl Maria von Webers „Der Freischütz“
Text: Ute Schalz-Laurenze
S
ie ist die deutsche Oper schlechthin,
die Oper, an der Richard Wagner
sein Musikdenken geschult und orientiert hat: Carl Maria von Webers „Der
Freischütz“, 1821 in Berlin uraufgeführt
und allein dort bis zum Jahr 1884 über
500 Mal gespielt. Weber sei, so sagte Wagner, „der deutscheste aller Komponisten.“
Sebastian Baumgarten inszeniert die düstere Geschichte mit Happy End jetzt für
das Theater Bremen.
jeder einen schweren Probeschuß ausführen muß, ein anderer boshafter liederlicher
Jägerbursche Kaspar hat auch ein Auge auf
das Mädel, ist aber dem Teufel halb und
halb ergeben. Max sonst trefflicher Schütze, fehlt in der letzten Zeit vor dem Probeschuß alles, ist in Verzweiflung darüber
und wird endlich dadurch von Kaspar dahin verführt, sogenannte Freykugeln zu
gießen, wovon 6 unfehlbar treffen, dafür
aber die 7. dem Teufel gehört. Diese soll
das arme Mädchen treffen, dadurch Max
Am 3. März 1817 beschrieb Weber die
zur Verzweiflung und Selbstmord geleiHandlung der Oper in einem Brief an seitet werden. Der Himmel beschließt es aber
ne Braut, die Sängerin Caroline Brandt, so: anders. Beim Probeschuß fällt zwar Aga„Ein alter fürstlicher Förster will seinem
the, aber auch Kaspar, und zwar letzterer
braven Jägerburschen Max seine Tochter
wirklich als Opfer des Satans, erstere nur
und Dienst geben, und der Fürst ist es zu- aus Schrecken, warum ist im Stück entwifrieden, nur besteht ein altes Gesezz, daß
ckelt, das Ganze schließt freudig...“
Über die Uraufführung berichtet Max Maria, der Sohn Webers: „Der Erfolg war ein
ungeheurer und beispielloser! Kritiker,
Künstler, Dilettanten und Musikfreunde
waren wie berauscht, zum ersten Mal und
für den Abend wenigstens einstimmig voll
Lob, Entzücken und Freude. Das Auditorium brauste auseinander, laut das neue
Wunder verkündigend.“
Weber, 1786 in Eutin geboren und übrigens
ein Vetter von Mozarts Frau Constanze,
führte schon in seiner ersten Stelle als Kapellmeister in Breslau (1804-1806) den im
Prinzip bis heute gültigen Ablauf von Proben und die Orchestersitzordnung ebenso
ein wie den Dirigenten mit Taktstock. Man
könnte auch sagen, er war der erste Generalmusikdirektor der Musikgeschichte.
theater bremen Der Freischütz 5 foyer
Als Pianist absolvierte er Konzertreisen
und war von 1813 bis 1816 Operndirektor
am Ständetheater in Prag und ab 1817 Königlicher Kapellmeister und Direktor der
deutschen Oper am Dresdener Hoftheater. Doch er profilierte sich auch als Musikschriftsteller durchaus im Rang eines
E.T.A. Hoffmann und war vor allem als
Denker der Romantik auf der Suche nach
dem synästhetischen Kunstwerk und in
der Oper dem Gesamtkunstwerk.
sagt er. „In den Personen steckt eine Naivität und keiner weiß mehr, was der Sinn
der Rituale ist. Das Stück ist eine Fabel, mit
der die leeren Rituale angegriffen werden,
denn es gibt Opfer.“
sprächen (1868) sagt: „Ich habe lange und
viel gesonnen und gedacht, welcher der
rechte Hauptklang für dieses Unheimliche
sein möchte. Natürlich muß es eine dunkle, düstere Klangfarbe sein, also die tiefsten Regionen der Violinen. Violen und BäsWir haben es mit drei Zeiten zu tun: die
se, dann namentlich die tiefsten Töne der
Spielzeit unmittelbar nach dem 30jähriKlarinette, die mir ganz besonders geeiggen Krieg, die Entstehungszeit der Oper
net zu sein scheinen zum Malen des Unund die Sicht von heute. Baumgarten geheimlichen, ferner die klagenden Töne
staltet für seine Arbeit eine „Mischzeit“,
des Fagotts, die tiefsten Töne der Hörner,
wie er das nennt: „Ich versuche, einen
dumpfe Wirbel der Pauken oder einzelne
Mit seinen Opernreformen und seinen the- Kunstraum zu schaffen, auch einen histo- dumpfe Paukenschläge (…) Sie werden sich
oretischen Schriften ist Weber, der im Alrischen Raum, aber mir geht es hauptsäch- überzeugen, daß die Bilder des Unheimliter von nur 40 Jahren an Tuberkulose starb, lich um die Erzählung der Fabel. Aber ich
chen die bei weitem vorherrschenden sind
heute ebenso vergessen wie seine über 400 muss etwas erfinden, was mit den Persound es wird Ihnen deutlich werden, daß sie
Werke – Kammermusik, Sinfonien, Konnen eigentlich los ist. Mit Angst und Schre- den Hauptcharakter der Oper geben.“
zerte, Opern – weitgehend unbekannt sind. cken sind die Menschen davongekommen,
Selten hört man „Oberon“, „Abu Hassan“,
sie sind aber noch immer gefährdet. Das
In diesem Sinne freut sich der Bremer
„Euryanthe“, dafür umso mehr den „Frei- C-Dur-Jubel-Finale sagt nichts, deswegen GMD Markus Poschner, der mit Sebastian
schütz“, von dem Hans Pfitzner 1926 saggehe ich das ganz affirmativ an.“
Baumgarten schon an der Deutschen Oper
te: „Weber kam auf die Welt, um den Freiin Berlin zusammengearbeitet hat, auf die
schütz zu schreiben.“
Die Musik zum Freischütz ist sehr viel be- Arbeit: „Die Musik von Weber ist so aufredeutender, als sie es im Bewusstsein der
gend, weil sie dem weit vorgreift, was sich
Bis heute zieht diese Oper zwischen archaheutigen Hörer ist. Hermann von Walters- erst viel später im 19. Jahrhundert in Beischer Finsternis und christlichem Licht, in hausen bezeichnete die Wolfsschluchtsze- zug auf Kolorit und Klangfarben entwideren Zenne 1920 als „die
ckelt. Mehr noch: das meiste ist gar nicht
trum der
unerhörteste
Indenkbar ohne Weber. Wagner beispielswei„Doch mich umgarnen finstre Mächte“
arme, halttuition der gesam- se hätte so gar nicht stattfinden können. In
lose Max singt: „Doch mich umgarnen finst- ten Musik.“ – „Weber hat in der Geschichdiesem Sinne ist er auch ein vollkommen
re Mächte“, die interessantesten Regisseute der Musik schließlich den festen Platz
unterschätzter Komponist. Es wird für uns
re des Musiktheaters an, unter ihnen Ruth
eines bahnbrechenden Neuerers auf dem
nach der Erfahrung mit Wagner und MahBerghaus, Achim Freyer, Joachim Herz,
Gebiet der Instrumentation erobert“ (Con- ler eine sehr spannende Herausforderung –
Christof Nel und zuletzt Skandalregisseur
stantin Floros 1986). Und Hugo Riemann
back to the roots, sozusagen.“
Calixo Bieito an der Deutschen Oper Berlin, meinte schon 1901, „wie sehr in dieser
der das Werk einen „psychologischen KriOper die Klangfarbencharakteristik mit ei- Premiere am 23. März um 19.30 Uhr im
mi“ nannte.
nem erstaunlichen Geschick und einer be- Theater am Goetheplatz. Regie: Sebastian
wundernswürdigen Konsequenz durchge- Baumgarten, Musikalische Leitung: MarIn Bremen wird nun Sebastian Baumgarführt ist.“
kus Poschner, Bühne: Natascha von Steiten einen Versuch machen. Was fängt ein
ger, Kostüme: Marysol de Castillo. Weitejunger Mann mit einer derart gruseligen
Was bei Weber so neu und so bahnbrere Aufführungen: 26. und 30. März; 6., 14.
bürgerlichen, wenn nicht spießigen Gechend ist, sind die oft geheimnisvollen In- und 28. April.
schichte an? „Jedenfalls hilft Aktualisiestrumentationen, über die er in den von
rung, welche auch immer, nicht weiter“,
Johann Chistian Lobe aufgezeichneten Ge-
foyer 6
THEATER BREMEN Cosi fan tutte
Laurent Chétouane inszeniert am Goetheplatz mit „Cosi fan tutte“ seine erste Oper
Text: Michael Pitz-Grewenig
Laurent Chétouane
VerwIrrspIel
mIt Folgen
Wobei, wie stets
bei Mozart, vor
allem die Männer schlecht
wegkommen,
denn die beiden Frauen Fiordiligi und Dorabella waren sich
auch schon vor dem Entwicklungsprozess
s ist Mozarts vielleicht rätselhaftestes Werk. Er schrieb „Cosi fan tutte“, des Verkleidungsspiels ihrer Liebe sicher,
eine auch „Die Schule der Liebenden“ wenngleich ihnen der Emanzipationsprogenannte Oper in zwei Akten, nach einem zess nicht schadete. Sie sind die eigentliText von Lorenzo da Ponte im Herbst 1789, chen Gewinner. Sie befreien sich von gedie Uraufführung fand im Januar des fol- sellschaftlichen Konventionen, während
die Männer glücklich sind, am Ende nicht
genden Jahres im Wiener Burgtheater
statt. In Bremen bringt nun Laurent Ché- alles verloren zu haben und nun endlich
heiraten zu dürfen.
touane, von dem am Goetheplatz bereits
das Tanzstück „Le Sacre du Printemps“ zu
sehen war, das Verwirrspiel um Liebe und Will man mit dieser Oper heute noch überBeziehungen auf die Bühne. Die Premiere zeugen, dann muss die Handlung intelligent ohne Schnickschnack auf das Wesentist für den 5. Mai vorgesehen.
liche reduziert werden, um das Moderne,
das diesem Werk innewohnt, offen zu leVor dem Hintergrund einer ziemlich begen. Es wird gerne vergessen, dass „Cosi
scheuerten Wette wollen Guglielmo und
fan tutte“ in einer Zeit entstanden ist, in
Fernando ihrem vermeintlichen Freund
Don Alfonso die Treue ihrer Verlobten be- der eine aufklärerische Wissenschaft das
Experiment als Verfahren der Erkenntnis
weisen, indem sie selbigen verkleidet den
Hof machen. Das muss in die Hose gehen. eingeführt hat. Kataloge zu erstellen (Don
Aber die besondere Pointe der daraus ent- Giovanni) und alles zu vermessen war bestehenden Verwicklungen liegt darin, dass liebt. Was lag näher, als das, was man Liebe nennt, zu „vermessen“?
die Personen erst beim experimentellen
Spiel zu sich selbst kommen und erst in
Folge dieser Erkenntnis überhaupt „bezie- Wie man aus der modernen Physik weiß,
gibt es keine zerstörungsfreien Messverhungsfähig“ werden.
fahren, und so erfuhr auch der Frauenleib
E
eine Umcodierung und wurde reduziert
auf messbare Reizpotentiale. Im Umkehrschluss reduzieren die Männer ihr „LibidoReaktionsvermögen“ auch genau hierauf.
Wenn Despina als Arzt verkleidet die Männer mit Magnetismus retten will, braucht
sie nur an den „entscheidenden Organen“
der Männer anzusetzen.
All das muss dezent und ohne spektakuläre Possenspiele inszeniert werden. Despina
ist keine junge Kammerzofe, sondern eine erfahrene Frau, die vom Leben ihre Lektion gelernt hat und eigentlich im Mittelpunkt der
Handlung steht, wie Regisseur Laurent Chétouane betont. Don Alfonso ist ein frauenfeindlicher älterer Mann, der subtilen Gefühlen nicht zugänglich ist. Auf ihn trifft
zu, was Ernst Bloch zu Goethes Mephisto
treffend formuliert hat, er ist die „hämisch
dampfende Glosse zu allem Erreichten.“ Er
hat für die bedingungslose Liebe der beiden Frauen kein Verständnis und führt die
beiden Männer auf den sicheren Weg des
Zweifelns und Verderbens.
Auch Fiordiligi und Dorabella haben eine
facettenreiche Reise durch ihr eigenes
Selbst unternommen, an deren Ende jedoch die subjektive Gewissheit ihrer SeinsIdentität steht. Man bemerkt, das Verwirrspiel innerhalb dieser Oper hat nichts
operettenhaftes, sondern ist ein Spiel am
Rande des Vertrauens. Die Ironie, mit der
die beiden Frauen in den erreichten Ist-Zustand einwilligen, ist wichtig.
THEATER BREMEN Cosi fan tutte 7 foyer
Laurent Chétouane verweist dabei auch
auf den revolutionären Charakter dieser
Oper, die am 26. Januar 1790 in Wien uraufgeführt wurde, also kurz nach Ausbruch der Französischen Revolution. Für
ihn gibt es keine Liebe ohne politischen
Kontext. Und wie das Meer, das in der
Oper oft präsent ist, und wie der Wind, der
Sturm immer in Bewegung sind, so sind
für Laurent Chétouane auch die Beziehungen der Personen immer in Bewegung. Er
will das revolutionäre Potenzial, das Visio-
näre dieser Oper auf die Bühne bringen. Es missionen“ entpuppt sich Theater als „mogeht hier auch für ihn um „Klassenkampf“. ralische Anstalt“.
Vor diesem Hintergrund ist es schlussendlich völlig gleichgültig, wie sich das Verwirrspiel auflöst. Es geht um das Spiel
selbst, erst in dessen Widerschein kommen
die Menschen zu ihrem wahren Sein. Wer
da an Schiller denkt, liegt nicht ganz verkehrt, auch Ähnlichkeiten mit Goethes Roman „Die Wahlverwandtschaften“ sind
erkennbar. Fernab jeglicher „Ethik-Kom-
Der Sommer
Foyer_Harms_2_2013_190x90 01.03.13 10:28 Seite 1
kann kommen!
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Laurent Chétouanes Ansatz kann spannend werden. Gerade auch, weil er auf jeglichen Firlefanz verzichtet und das Stück
auf die Bühne verortet, gewissermaßen
als Laboratorium menschlicher Beziehungen. Natürlich kommen ihm bei seiner ersten Inszenierung einer Oper auch seine Erfahrungen als Choreograph zugute. Lassen
wir uns also überraschen!
foyer 8
THEATER BREMEN Das 2. Bremer Konzil
„Das 2. Bremer Konzil“: Uraufführung von
Gintersdorfer/Klaßen im Kleinen Haus
Text: Sabine Komm
Religiöse Rituale
D
as „2. Bremer Konzil“ heißt der
neue Tanzabend von Gintersdorfer/
Klaßen. Ein irritierender Titel. So
ein Konzil hat es in Bremen nie gegeben. Dafür aber das Zweite Vatikanische
Konzil in Rom, das vor 50 Jahren einen
Modernisierungsschub für die katholische Kirche brachte. Papst Johannes XXIII
hatte als Ziel ausgegeben: „Man tut sich
zusammen, um eine größere Klarheit
im Denken zu erreichen.“ Die Reformen
sorgten damals weltweit für Unruhe – und
Begeisterung.
Seitdem hat sich der Gottesdienst verändert. Die Messe wird in deutscher Sprache
gelesen, die Liturgie ist schlanker. Der
Pfarrer steht – ähnliche wie Sänger, Schauspieler und Tänzer im Theater – frontal zur
Gemeinde. Die Kirche hatte sich geöffnet
und wurde so Teil einer Kulturrevolution, die den gesamten Westen erfasste. Es
war die Zeit von Hippies, Anti-Baby-Pille,
Kaltem Krieg und dem Bau der Mauer in
Berlin.
Und was hat das alles mit Tanz zu tun? „Ich
will keine umfassende Aufarbeitung von
Kirchengeschichte und schon gar keine
Rückblicke. Wir sind keine Wissenschaftler“, stellt Monika Gintersdorfer klar. Auch
Der ivorische Tänzer und Schauspieler
Franck Edmond Yao, seit vielen Jahren ein
Star bei Gintersdorfer/Klaßen, zeigt, wie
sich alte westafrikanische Rituale und
neuer Glaube überlagern. An der Elfenbeinküste seien momentan die Pfingstkirchen sehr stark, erklärt Gintersdorfer: „So
gehe es nicht um Missionierung, ergänzt
Knut Klaßen: „Wir sind nicht blind begeis- entstehen Hybride, Mischformen, die sich
tert von den weltregierungsartigen Bildern aus verschiedenen Kulturen speisen.“
aus dem Petersdom von damals, mit der
50 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen
wackeligen, wohl aus einer Urzeit stamKonzil analysieren die Performer solche
menden Papst-Trage mit Baldachin.“
Entwicklungen und machen mit der ihnen
eigenen Autorität Vorschläge für Rituale
Choreografin und Künstler, beide von
Hause aus katholisch, setzen sich vielmehr der Zukunft. Ein Aufruf zum Denken in
eine neue Richtung.
damit auseinander, wie den Menschen in
unterschiedlichen Religionen GlaubensDie Bühne ist diesmal nicht leer. Klaßen
inhalte nahe gebracht werden und wo es
hat ein Regalsystem mit Schiebetüren entParallelen zu ihren eigenen Bühnenproworfen – ähnlich wie das „Lehni“-Regalsysduktionen gibt. „Mich interessiert die
tem von Andreas Christen oder das „606“
Schnittstelle zwischen Vermittlung und
von Dieter Rams. Diese Möblierung wird
Ritual“, sagt Gintersdorfer. Formal unterscheidet sie zwischen Vermittlung, die für auf- und abgebaut und so zeitweise sogar
zur Wand zwischen Bühne und Publikum.
sie etwas Zugewandtes ist, und Ritualen,
die sie als etwas Abgewandtes beschreibt,
Seit 2005 mischen Gintersdorfer und Klawas nicht hundertprozentig erklärbar ist.
ßen, beide Jahrgang 1967, mit ihren oftmals
In „2. Bremer Konzil“ setzt sich Hauke Heu- politischen Arbeiten die Tanzszene auf.
Sie arbeiten schnell und viel. Allen Permann, Schauspieler und Performer, mit
der Vermittlung von Glauben auseinander formances gemeinsam: Länge und Inhalt
verändern sich bis zum Schluss. Auch nach
und der konservativen Piusbruderschaft,
der Premiere können aktuelle Ereignisse
die an alten Ritualen festhält. Tänzer und
einfließen. Monika Gintersdorfer: „Bei uns
Performer Jochen Roller, der sich intensiv
mit Tanzkulturen im südpazifischen Raum gibt es keine perfekte Dramaturgie. Das
unterscheidet uns von 80 Prozent der andebeschäftigt hat, bringt Glaubensvorstellungen von Aborigines, Maori und anderen ren Produktionen in diesem Land.“
Premiere 20. April (20 Uhr)
Südseekulturen auf die Bühne.
THEATER BREMEN Wilde Bühne/Theaterlabor 9 foyer
Zwei Ensembles übernehmen im
Waller Volkshaus gemeinsam die
Programmgestaltung
Text: Sven Garbade
„Sturz ins Leben“
neUe
wIlde
Bühnen
und in der Kunst“, sagt Hauer, der hier
auch neue Akzente in der Ausbildung der
Mitspieler setzen will. So bietet das Theaterlabor seinen Teilnehmern Schulungen
zur Selbstvermarktung an, vom eigenen
Internet-Auftritt bis zur Einprobung von
Solo-Projekten. Dozenten sollen die Möglichkeit individueller Schulung erweitern.
trium blieb die kleine Bühne im Volkshaus
zunächst unbespielt, bevor man jetzt zwei
Gruppen, die sich hoffentlich gut ergänzen,
unter das gemeinsame Dach brachte.
Auch die „Wilde Bühne“ blickt dabei auf
eine Vergangenheit zurück, wobei soziale
Themen neben der eigentlichen Bühne
entwickelt wurden. In ihren Stücken gehen
die ehemals drogenabhängigen Jugendlichen eigenen Fragen nach: Wie kann die
Befreiung aus der Isolation gelingen? Wie
lässt sich der Kontakt zur Umwelt wieder
finden? Eine Antwort geben sie nicht nur
auf der Bühne, sondern auch durch ihren
eigenen Lebensweg.
Dabei kommen die Teilnehmer für jeweils
sechs Monate aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen, gefördert von der Agentur für Arbeit. Und diese Durchmischung
soll auch mit Bremer Künstlern weiter
ie dieses Haus zu erobern ist,
entwickelt werden – ebenso wie die Zuwird sich zeigen“, sagt Alexsammenarbeit mit anderen Theatern. Das
ander Hauer, als er im Bremer Schlosstheater Celle wird eine Inszenierung
Volkshaus durch die Gänge führt. Zusamübernehmen, und auch Michael Börgerding, „Wir empfinden uns wie eine Fußballmen mit Corinna Bruggaier übernimmt
der Intendant am Bremer Theater, sagte zu, mannschaft, wo immer wieder schnell
der Schauspieler und Bewegungstrainer
umbesetzt werden muss“, sagt Jana KöckeVorsprechterminen beizuwohnen.
die Leitung des Bremer Theaterlabors,
ritz, die zusammen mit Michaela Uhlejener bundesweit wohl einmaligen Einrich- Seit seiner Gründung im Jahr 2005 durch
mann das Projekt vor zehn Jahren gegrüntung, die sich der Fortbildung von arbeits- Maik Romberg hatte das Theaterlabor in
det hat. Dass die Gruppe, die lange Zeit
losen Schauspielern verschrieben hat. Und vielen Stätten gewirbelt. Mit immer wieder auf Gastspielbühnen angewiesen war, nun
ein Ortswechsel ist damit auch verbunden, neu zusammen gesetzten Ensembles spiel- dieses Haus zur Spielstätte bekommen
denn ab sofort wird im Volkshaus nicht nur te man in der Concordia, im Waldau Thea- habe, „darin liegt auch eine Form der Andas Theaterlabor, sondern auch die „Wilde ter, der Stauerei oder im Schlachthof. Nach erkennung für unsere langjährige Arbeit“,
Bühne“ ein neues Zuhause finden.
betonen die Theaterpädagoginnen.
dem Fortgang von Romberg und seinem
prägenden Regisseur Patrick Schimanski
So könnte im ehemaligen Gewerkschafts- wird die neue Gruppe nun an einer Insze- Besonders die Wucht und die Authentizität,
haus in Walle ein neuer, produktiver Ort
nierung von Maik Priebe arbeiten, die am mit der die Mitspieler ihre Geschichten auf
für die freie Bremer Theaterszene entdie Bühne brächten, fasziniert die beiden
14. Juni Premiere feiern wird.
stehen. Eigentlicher Träger ist die VolksTheatermacherinnen nachhaltig: „Wie
hochschule Bremen; Bewegung, Veränunsere Mitspieler von ihrer verschenkten
Die räumlichen Möglichkeiten, welche die
derung und neue Vernetzungen bilden
Lebenszeit erzählen, die sie dann in etwas
Bremer Kulturpolitik der freien Szenen anausdrücklich das Programm: „Wichtig
bieten kann, sind also neu gemischt worden. Künstlerisches verwandeln – das entwickelt
ist, dass man im Fluss bleibt – gedanklich Nach dem Auszug des Figurentheaters Tea- immer wieder aufs Neue eine eigene Kraft!“
„W
foyer 10
THEATER BREMEN bremer shakespeare company
eIn prächtIger
dreckskerl
M
it „Richard III.“ hat die bremer
shakespeare company ihre Rückkehr in die gewohnte Spielstätte am Leibnizplatz gefeiert. Der König
ist in der Inszenierung von Ricarda Beilharz nicht der verkrüppelte Widerling, bei
dem schnell die körperliche Deformation
als Ursache seiner blutrünstigen Boshaf
Boshaftigkeit ausgemacht scheint. Michael Meyer gibt ihn als einen elastischen, vielfach
amüsierten und amüsanten Intriganten
und Netzwerker, der nur macht, was alle
anderen auch tun, nur eben ein wenig gekonnter und um die entscheidende Spur
rücksichtsloser.
bremer shakespeare company spielt „Richard
III.“ zur Wiedereröffnung des Theaters am
Leibnizplatz
Texte: Christian Emigholz
den. Stattdessen erklingt ein chorisches
Gemurmel von Worten und Sätzen mit gewissen Akzentsetzungen des siebenköpfigen Ensembles mitten im Londoner Nebel
und Nieselregen, was ein wenig an den Hexenreigen zum Auftakt von Shakespeares
Macbeth erinnert.
zug des Buckingham steht gleichberechtigt
neben dem Kostüm der Königin Elisabeth,
das mit Korsage und Reifrock die elisabethanische Zeit andeutet.
Shakespeare hat vor 380 Jahren einen Richard geschrieben, der ganz auf die zügellose Grausamkeit der Titelfigur abhebt
und dessen Rolle so dominant ist, dass
Die Bühne, ein schräg nach vorne fallende
das übrige (reichlich vorhandene) PersoFläche, ist ebenso wie die sie abschließende senkrechte Wand in grünen und braunen nal zu Statisten verkommt. Überdies waTönen gehalten, die nach Bedarf Thronsaal, ren die Rosenkriege zwischen den englischen Häusern York und Lancaster, in
Tower oder Straße sein können, und sigdenen diverse Edwards und Richards eine
nalisiert eine leicht verkommene Eleganz.
Rolle spielten, den Zeitgenossen ShakesRicarda Beilharz, die auch ausgebildete
Bühnenbildnerin ist, hat sie als einen Funk- peares sicher noch vertrauter, selbst wenn
Wenn das übrige Personal in wiegende
tionsraum entworfen, zu dem nur noch ein sie auch damals schon Geschichte waren.
Tanzschritte fällt, wirkt das bei Richard
Kranz aus Lichtschläuchen als Ausstattung Deshalb hat die Regie mit Christian Bergum einiges geschmeidiger und exaltierkommt: Der Königsthron als glitzerndes, lo- mann, der als Clarence gleich zu Beginn
ter. Folgerichtig fehlt der einigermaßen be- ckendes Zentrum der Begierden.
und als König Edward recht bald stirbt,
rühmte Eingangsmonolog, in dem Richard
eine Art Bergführer durch das unüber– noch längst kein König, sondern Herzog
sichtliche Gebirge der Stammbäume und
Die Kostüme (Heike Neugebauer) strahvon Gloster – mitteilt, er wolle sein Streverwandtschaftlichen Beziehungen eingelen Zeitlosigkeit mit einer schrill karikieben nun danach ausrichten, böse zu werrenden Note aus: Der klassische Herrenan- führt, der das Publikum hilfreich aufklärt.
THEATER BREMEN bremer shakespeare company 11 foyer
Bilder
Puzzles
Tassen
Reporter-Books
REMEMBER
R
®
Fotos: Marianne Menke
Ricarda Beilharz relativiert in ihrer Interpretation die Gewichtung der Rollen entscheidend. So sind nun die Teilnehmer
des Spiels um Macht durch Mord fast alle
durchgängig auf der Bühne, sind alle wissend, sind alle schuldig, sind auch alle
mehr oder minder beteiligt. So verteilt sich
das Böse, das Richard ausstrahlt, auch auf
andere Schultern: Königin Elisabeth (Kathrin Steinweg), Königin Margret (Ulrike Knospe), Lady Anne (Theresa Rose) sind
ebenso eingebunden in das Geflecht der
Intrigen und Morde wie Buckingham (Peter
Lüchinger) und Hastings (Frank Auerbach).
Sie ziehen ihre eigenen Vorteile aus den
Morden, die Richard in Auftrag gibt, billigen sie sogar oder sehen darüber hinweg,
um den eigenen Einfluss nicht zu verlieren.
Salz- & Pfeffermühlen
Schürzen
iPhone Hüllen
Papierkörbe
Papphocker
Sandalen
Spielobjekte
Steckspiele
Trockentücher
Frühstücksbrettchen
iPad / iPad mini Hüllen
Müslischalen
Nach dem Umbau:
Die Technik macht’s
Alles neu macht der März? Nein: Auf den
ersten Blick gibt es nur geringfügige Veränderungen nach dem beinahe 16-monatigen Umbau des Theaters am Leibnizplatz.
Ja: Das Foyer vor der Garderobe ist deutlich breiter geworden, wirkt weitaus luftiger, wozu auch viel weiße Farbe und helles Licht beitragen. Der Zuschauerraum in
der bremer shakespeare company aber ist
gleich geblieben.
Der unter der Leitung von Immobilien Bremen eigentlich neu geschaffene Bereich
fällt dabei fast nicht ins Auge: Die Bühne. Sie hat nämlich deutlich an Höhe geGanz kann Ricarda Beilharz – trotz gezielwonnen (jetzt 8,5 Meter!), außerdem gibt
ter Kürzungen – die Verteilung der Gewichte es nun Platz für Künstlergarderoben und
in dem Stück nicht auflösen: Richard bleibt Raum für den Kostümfundus. Über einen
das Zentrum, um das sich alles dreht, es
echten Schnürboden verfügt die ehemalige
bleibt die Paraderolle eines Bösewichts, die
Schulaula zwar weiterhin nicht, aber nun
sich jeder Schauspieler ersehnt. Nur wirkt
ist eine elektrisch betriebene Bühnenmadas leichte und lässige Spiel Michael Meyschinerie vorhanden, außerdem existieren
ers nun nicht mehr abgefeimt böse, sondern
echte Beleuchterbrücken.
erscheint beinahe normal im Kontext einer
Gesellschaft der Mächtigen, die durchaus
Wie das alles funktioniert ist am Ende des
ähnliche Ziele verfolgen.
Wiedereröffnungsstücks „Richard III“ zu
sehen: Da treten die Elektromotoren in AkSo betrachtet, hat Shakespeares bald 400
tion und verwandeln die zuvor schräg nach
Jahre altes Stück uns heute auch noch viel
zu sagen: Macht und Machterhalt um jeden vorne fallende, geschlossene Spielfläche
Preis. Wie das heute funktioniert, ist – in ab- ins Gegenteil, geben zugleich den Blick frei
auf die Tiefe des Raumes mit den Scheingemilderter Form – täglich in Politik und
werferbatterien. Viele neue Möglichkeiten
Wirtschaft zu sehen. Bei Shakespeare erfür die Company!
folgt immerhin die reinigende Bestrafung
am Schluss, und da fällt dann auch der berühmte Satz vom Königreich und dem Pferd.
Böttcherstraße 7 · Bremen
foyer 12
THEATER BREMERHAVEN L’Arlésienne/Der wunderbare Mandarin
Sergei Vanaev inszeniert in Bremerhaven einen Ballettabend mit Werken
von Bizet und Bartók
Text: Karin Hiller
Sergei Vanaev
starke kontraste
„L’
Arlésienne“ von Georges Bizet
und Béla Bartóks „Der wunderbare Mandarin“ an einem
Abend – zwei Kompositionen, die extre me Gegensätze in Musik und Thematik
aufweisen. Sergei Vanaev hat sie gerade
deshalb für seine neue Choreographie am
Stadttheater Bremerhaven ausgewählt. In
beiden Stücken geht es um Liebe, Sehnsucht und Begierde. Doch während in
„L’Arlésienne“ eine zärtliche, fast romantische Grundstimmung herrscht, zeigt
„Der wunderbare Mandarin“ eine Liebe,
die sich in einer brutalen, gewaltbereiten
Umgebung entwickelt.
einer Katastrophe endet. Das Mädchen aus
Arles, dem diese Liebe gilt, ist fern und unerreichbar. Vanaev gibt ihr Raum und lässt
sie als Geist auf der Bühne erscheinen.
nicht vorhersehen, sie kommt zufällig. Die
Verbrecher töten den Mandarin, doch er
kann nicht sterben, steht nach jedem Mordversuch wieder auf. Der Mandarin ist ein
Mensch, der eine tiefe Sehnsucht nach Liebe
in sich trägt. Er stirbt erst, als das Mädchen
seine Liebe erwidert. „Sie realisiert, dass
der Schmutz und das unwürdige Benehmen
ihn nicht beeinflussen. Es ist nur ein kurzer
Moment“, betont Vanaev, „ein Höhepunkt
der gegenseitigen Liebe, dann ist Schluss.“
Die verzehrende Sehnsucht überdeckt das
alltägliche Leben des jungen Mannes, er hat
Bartóks aggressive Musik untermalt in
seine Gefühle nicht mehr unter Kontrolle.
schonungslosen Klangfarben das Grauen
Als er einwilligt, ein anderes Mädchen aus
der Gedem
Dorf zu Es geht um starke Gefühle, um eine unerfüllte schichte.
Die Uraufheiraten, Liebe, die in einer Katastrophe endet.
führung
brechen
die verdrängten seelischen Wunden wieder der Tanzpantomime „Der wunderbare
Mandarin“ in Köln 1926 war ein Skandal.
auf und er sieht keinen anderen Weg als
Das Stück wurde unmittelbar danach vom
den Freitod, um sich von seinen Qualen zu
damaligen Oberbürgermeister Konrad
befreien.
Die beiden L’Arlésienne-Suiten, die VaAdenauer vom Spielplan abgesetzt.
naev für den ersten Teil des Ballettabends
Béla Bartóks „Der wunderbare Mandarin“,
ausgewählt hat, entstammen der Bühnendas Hauptstück des Abends, spielt in einer Sergei Vanaevs tänzerische Umsetzung
musik, die Bizet zu Daudets Schauspiel
völlig anderen Atmosphäre. Vanaev schickt von „L’Arlésienne“ ist eine eher musikali„L’Arlésienne“ (Das Mädchen von Arles)
sechs Tänzer in erschreckenden Kostümen sche, emotionale Interpretation und wekomponierte. Zur Inspiration hatte Bizet
auf die Bühne, eine Gangsterbande, deren sentlich abstrakter als die Choreographie
den Sommer 1872 im Süden Frankreichs
zu „Der wunderbare Mandarin“, die eine
verbracht, um die Volksmusik der Provence Boss vom Aussehen stark an einen Satastarke Aussage in sich trägt, wie Vanaev
nisten erinnert. Diese Gang trägt einen
zu studieren. Erfüllt von den Eindrücken
formuliert: „In jeder schmutzigen Situatiextremen Zerstörungswillen in sich. Sie
dieser Reise ließ er typische Elemente folkzwingt ein Mädchen, Männer von der Stra- on veredelt Liebe den Menschen. Egal wie
loristischen Ursprungs wie die Farandole,
ße anzulocken, die dann brutal ausgeraubt tief die Zivilisation sinken wird, Liebe wird
einen provenzalischen Volkstanz, in seine
immer als Wert existieren.“
werden sollen.
Komposition einfließen.
Premiere am 23. März im Großen Haus.
Daudets Erzählung über die tragische Liebe In einem gelben, fast bürgerlichen Gewand Weitere Vorstellungen: 30. März; 6., 12.
und 24. April; 5. und 9. Mai. – Musikaerscheint der Mandarin. Beim Anblick des
eines jungen Mannes interpretiert Vanaev
lische Leitung: Stefan Veselka, Bühne:
lyrisch und sehr emotional. Es geht um star- Mädchens erwacht in ihm eine tiefe Liebe
Johannes Bluth.
ke Gefühle, um eine unerfüllte Liebe, die in zu ihr. Echte Liebe kann man, laut Vanaev,
THEATER BREMERHAVEN Die Verkaufte Braut
foyer 13
BrüchIge Idylle
Smetanas komische Oper „Die verkaufte
Braut“ am Stadttheater Bremerhaven
Text: Karin Hiller
D
ie Bühne zeigt ein Dorf mit böhmischem Lokalkolorit, Schauplatz
von Bedrich Smetanas komischer
Oper „Die verkaufte Braut“. Bühnenbildner Martin Dolnik, in Brünn geboren, also
bestens vertraut mit der tschechischen
Landschaft, bildet die Umgebung für die
Inszenierung im Bremerhavener Stadttheater naturalistisch und nicht verkitscht
ab. Die Menschen leben und arbeiten dort
in einer intakten Dorfgemeinschaft.
lichen Milieus: „Der dörfliche Alltag dient
als Folie für die Geschichte.“
Es geht um das damals übliche Arrangieren
von Ehen, um die Existenz und den Fortbestand der Höfe auf dem Land zu sichern.
Marie liebt Hans, doch sie soll Wenzel heiraten, den Sohn des reichen Bauern Micha.
Doch der pfiffige Hans durchkreuzt den
Plan und es kommt zum Happy End. Das eröffnet, so Regisseur Horstkotte, „viel Spielraum, um die Figuren auszuarbeiten, die
alle eine andere Seite haben, einen Stich ins
Tragische.“
Eltern auf. Ihre lyrisch-dramatische Arie
„Wie fremd und tot ist alles umher“ ist ein
Moment von großer Traurigkeit und Verletzung, den erst Hans durch die Klärung der
Situation zum Positiven wenden kann.
Es ist die Zeit des Auf begehrens gegen
überlebte Traditionen. Die jungen Leute
kämpfen für ihr Glück, doch im Dorf wird
sich nichts ändern, so Horstkotte: „Die positive Auflösung des Stücks hat keinen zukunftsweisenden Charakter, es bleibt alles
„Das ist ein Volk mit starkem Patriotiswie es ist.“ Die musikalische Leitung liegt
mus“, meint Regisseur Hinrich Horstkotbei Stefan Veselka.
te, „mit einem innigen Verhältnis zur HeiPremiere am 20. April im Großen Haus.
mat.“ Den Akzent seiner Inszenierung
Marie ist eine emanzipierte junge Frau, sie Weitere Vorstellungen: 27. April; 8., 12.,
setzt er deshalb auf die Betonung des länd- lehnt sich für die Liebe zu Hans gegen ihre 24. und 26. Mai.
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foyer 14
THEATER OLDENBURG Dantons Tod
Aufgabe
Danton
K.D. Schmidt besetzt die Titelrolle in
Büchners Drama mit drei Schauspielern
Text: Sven Garbade
K.D. Schmidt
W
er ist George Danton? Am Staatstheater Oldenburg, wo Georg
Büchners Stück über den tragischen Revolutionsführer ab März gespielt
wird, hat auf diese Frage gleich drei Antworten parat. Oberspielleiter K.D. Schmidt
will die „Aufgabe Danton“, wie er es nennt,
nämlich mit drei unterschiedlichen Schauspielern lösen. Der Doppelsinn kommt
dabei durchaus gelegen: Aufgabe bedeutet
eben nicht nur eine Art von Verpflichtung –
sondern zugleich auch Kapitulation.
Robespierre unterlag und schließlich als
Feind der Revolution galt. Wie Tausende
anderer wurde er auf der Guillotine hingerichtet.
Der Politiker erscheint auf tragische Weise
von den Menschen, deren Sprachrohr er
doch eigentlich ist, geformt und am Ende
sogar vernichtet. Danton sah sich als „eine
Puppe, die von unsichtbaren Gewalten am
Dantons Talent zu politischen Brandreden Draht gezogen“ wird.
blieb legendär und inspirierte Büchner
noch 40 Jahre später zu einer theatralen
Wer sind diese Gewalten? Dies im Theater
Nachdichtung. Der Dichter, erst 22 Jahre
darzustellen, erfordert szenische Mittel, die
alt, begeisterte sich im deutschen Vormärz nicht mehr mit den Kategorien von Einheit
für einen Sturz auch
der Person und
der deutschen Feu- „eine Puppe, die von unsichtbaren des Ortes zu verdalgesellschaft, aber Gewalten am Draht gezogen“
einbaren sind.
Wer sich Dantons Aufgabe stellt, bekommt er blickte zugleich
In K.D. Schmidts
es in jedem Fall mit Ambivalenzen zu tun. mit einem seltsamen Skeptizismus auf
Oldenburger Inszenierung soll durch den
Der Name George Danton steht für die Ver- den französischen Revolutionär. Was war
Wechsel der Schauspieler versucht werden,
pflichtung für den Kampf um eine bessere dieser genau? Freund oder Feind? Ein eitler die Fragen nach Zufälligkeit und VergebWelt wie gleichwohl auch für Niederlage
Lebemann, ein korpulenter Bordellgänger, lichkeit im Handeln des Einzelnen auszuauf dem Weg dorthin. Aus diesem Grund
womöglich ein Parteigänger der Dekadenz? loten, so sagt die Dramaturgin Catharina
nannte Georg Büchner sein Drama, das er
Hartmann. Aber was genau bedeuten diese
im Jahr 1834 fertig stellte, „Dantons Tod“.
In diesem Spiel von Fragen ließ Büchner An- so genannten Handlungsspielräume, wenn
klänge an Shakespeares Hamlet nachhallen, der Handelnde womöglich ein alter Mann
George Danton lebte von 1759 bis 1794, galt betonte die müden und todessehnsüchtigen ist? Oder ein Frau?
als vitaler Tatmensch, liebte die Frauen
Züge in Dantons Persönlichkeit. Wie der Rewie die Freiheit – und er war der Kopf und volutionär sich vom leuchtenden Propheten Premiere am 21. März im Großen Haus,
wichtigste Antreiber der französischen
des freien Wortes zu einem Zweifler an den Staatstheater Oldenburg. Weitere VorstelRevolution, die sein Lebenswerk war, bis er Grundfesten der menschlichen Integrität
lungen: 23. März; 7. und 26. April; 2. und
in einem Machtkampf dem radikaleren
wandelte, interessierte Büchner besonders. 15. Mai.
THEATER OLDENBURG Neuer Generalintendant foyer 15
rasante
BerUFUng
Christian Firmbach folgt Markus Müller als
Generalintendant in Oldenburg
Text: Peter Schulz
Christian Firmbach
G
erade hatte Markus Müller für 2014
seinen Wechsel nach Mainz bekannt
gegeben, da stand auch schon sein
Nachfolger parat. Mit dem 45-jährigen
Christian Firmbach präsentierte Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) bereits
vier Wochen später den neuen Generalintendanten des Oldenburgischen Staatstheaters.
Eine Entscheidung, die in der oldenburgischen Kulturszene Diskussionen auslöste,
wobei es jedoch weniger um die Person
Christian Firmbach als vielmehr um das
Verfahren ging. Denn eine öffentliche Ausschreibung der Position war unterblieben.
Und die Ministerin lud gerade einmal fünf
Tage vor der niedersächsischen Landtagswahl, die sie dieses Amt kosten sollte, zu einer Vorstellungsrunde mit anschließender
Wahl ein und präsentierte dabei nur drei
zuvor in ihrem Hause gekürte Kandidaten.
Damit erfuhr der Verwaltungsausschuss des
Theaters, in dem das Land über die Stimmenmehrheit verfügt, erst in dieser Sitzung,
wer die Müller-Nachfolge antreten könnte.
Etwaige Bedenken ob dieser „HauruckMethode“ wischte die Ministerin laut
„Nordwest-Zeitung“ mit dem Hinweis vom
Tisch, das Land zahle schließlich 75 Prozent
der Kosten des Staatstheaters und der Ausschuss habe ohnehin nur ein Vorschlagsrecht. Folgerichtig hieß es in der Pressemitteilung des Ministeriums klipp und klar,
Firmbach werde Generalintendant, denn:
„Das hat die Niedersächsische Ministerin
für Wissenschaft und Kultur, Professor Dr.
Johanna Wanka, entschieden.“
Unabhängig davon zeigten sich auch Kritiker des zweifelhaften Verfahrens davon
überzeugt, dass mit Firmbach ein exzellenter Fachmann insbesondere in Sachen
Musiktheater verpflichtet worden sei. Seit
2008 arbeitet er als Künstlerischer Betriebsdirektor und Stellvertreter des Generalmusikdirektors in künstlerischen Fragen
am Theater Bonn; unlängst wurde er als
Intendant der Essener Oper gehandelt.
Der lokale „Generalanzeiger“ jedenfalls
bedauerte seinen Weggang: „Der Gewinn
für Oldenburg ist ein Verlust für Bonn.“
Denn Firmbach sei „im Ensemble beliebt“,
genieße „einen ausgezeichneten Ruf als
Opernmann“ und galt im Vorjahr auch
als möglicher Nachfolger des Intendanten
Klaus Weise. Dazu kam es freilich nicht,
stattdessen wurde Bernhard Helmich aus
Chemnitz berufen, der sein Amt mit Beginn der kommenden Spielzeit antritt.
Dass er das Zeug zum Intendanten hat,
kann er nun in Oldenburg unter Beweis
stellen, wo Oberbürgermeister und Kulturdezernent Gerd Schwandner erklärte,
mit der Berufung Firmbachs werde „die
Profilierung des Hauses konsequent“
fortgesetzt. Dass der neue Mann einen
besonderen Akzent in Sachen Musiktheater setze, sei eine Herausforderung für das
Staatstheater in seiner Gesamtheit.
Firmbach („Die Aufgabe ist für mich eine
Ehre und eine Freude zugleich“) studierte
Gesang an der Musikhochschule Köln, stand
auch auf der Bühne, wandte sich dann aber
dem Regiefach zu und arbeitete einige Jahre
als persönlicher Assistent unter anderem
von Andreas Homoki, Peter Mussbach und
Nicolas Brieger. Von 1997 bis 2004 war er in
Bonn in leitenden Positionen tätig, ging danach als Künstlerischer Betriebsdirektor und
Stellvertreter des Generalintendanten John
Dew ans Hessische Staatstheater Darmstadt
und kehrte 2008 nach Bonn zurück.
foyer 16
THEATER OLDENBURG Romeo und Julia
UnsterBlIche
lIeBe
E
s ist eine der aufwändigsten Produktionen dieser Spielzeit am Oldenburgischen Staatstheater,
spartenübergreifend, mit Tänzern,
Opernsolisten, Chor und großer Orchesterbesetzung: „Romeo und Julia“, inszeniert von den Choreografen Guy Weizman
und Roni Haver. „Ein großes, zeitgenössisches und tanzgeprägtes Kunstwerk“,
sagt Tanzchef Honne Dohrmann.
Mit „Romeo und Julia“ starten die 11.
Internationalen Tanztage in Oldenburg
Text: Sabine Komm
Die „Romeo und Julia“-Interpretationen
anderer Choreografen wie Sasha Waltz
oder Thierry Malandain habe er sich gar
nicht erst angesehen. Mit der Tanzcompagnie Oldenburg zieht er sein eigenes Ding
durch. Dabei erzählt er die Story nicht von
A bis Z. Es geht vielmehr um die Philosophie dieser über den Tod hinaus reichenden Liebe. „Auch Belioz‘ Musik ist ja nicht
narrativ“, sagt Weizman.
ausgelassen, melancholisch, flirrend, klagend, sehnsüchtig, geheimnisvoll. Für Berlioz gehörte die Liebeszene zum Schönsten, was er komponiert hat.
Weizman und seine Partnerin Roni Haver übersetzen das zeitlose Thema in ihre
energiegeladene Tanzsprache. Sie arbeiten mit kämpferischen, bisweilen akrobatischen Bewegungen und authentischen
Figuren. Die Lichtinstallation im Großen
Obwohl Shakespeares Trauerspiel der
Hector Berlioz verehrte Shakespeare. Doch Haus des Oldenburgischen Staatstheaters
Klassiker schlechthin ist, findet Weizman in keiner anderen Adaption der Shakes(Bühne: Ascon de Nijs) erinnert dabei an
den Stoff nach wie vor spannend: „Die Ge- peare-Texte wählte der französische Kom- Kerzen und Kirchenfenster, ein minimaschichte kann gar nicht oft genug erzählt
ponist eine so außergewöhnliche Form wie listischer Raum, der sich mit dem Hass der
werden, diese Tragödie einer Liebe, die die in seiner dramatischen Sinfonie „Roméo
verfeindeten Familien zur Gruft verdüstert.
Welt verändert.
et Juliette“ von 1839. Das
Es ist gerade
„Ich will an die Liebe glauben.“ knapp zweistündige Werk Guy Weizman und Roni Haver kommen
in der aktuelfür Orchester, großen
aus Israel und haben 2008 das Stück „Healen Situation gut und wichtig, wenn LieChor und Gesangssolisten (Musikalische
ven“ für die Tanzcompagnie Oldenburg entbe an die Stelle von Geld und Hass tritt.“ In Leitung: Thomas Dorsch) ist eine eigenwil- wickelt. Seit Sommer 2010 ist Weizman als
den 60er und 70er Jahren seien „Love and
lige Mischung aus Sinfonie und Oratorium. „Choreographer in Residence“ in Oldenburg
Peace“ wichtige Ziele gewesen. Heute dreaktiv und begeisterte das Publikum auch mit
he sich fast alles um Kommerz und KapiDer Chor erzählt, kommentiert und über„Air Ways“, einem Stück für Tänzer, Kamtalismus, sagt der 40-jährige Tänzer und
nimmt die Rollen der verfeindeten Monmerchor und Staatsorchester. „Romeo und
Choreograf. „Mit unserer Inszenierung
tagues und Capulets. Hinzu kommen eine Julia“ ist ein ähnlich dynamisches Projekt.
gebe ich den Menschen die Chance, über
kommentierende Alt-Partie, eine TenorMehr als 140 Menschen sind Teil der expresdiese Entwicklung nachzudenken.“ Es ner- Partie und ein Bass, der den Pater Lorenzo siven Inszenierung dieses Liebesdramas,
ve ihn, dass Menschen, die heute noch auf darstellt. Die Hauptakteure aber, Romeo
auch das ein leidenschaftlicher Kraftakt.
Liebe setzen, als naiv eingestuft werden:
und Julia, treten gar nicht singend in ErPremiere: 9. April (19.30 Uhr), Großes
„Ich will an die Liebe glauben.“
scheinung. Ihre Handlungen und GefühHaus. Weitere Vorstellungen: 24. April, 5.
le werden rein instrumental dargestellt:
und 11. Mai.
Für den Nordwesten.
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Der Nordwesten hat eine Menge zu bieten – nicht nur eine tolle
Landschaft, sondern auch die ganze Vielfalt an Sport, Kultur und
Bildung. Und weil das für die Menschen hier ein wichtiges Stück
Lebensqualität bedeutet, machen wir uns dafür auch besonders
stark. Mit aller Begeisterung.
Wir wünschen allen Teilnehmern und Zuschauern
außergewöhnliche 11. Internationale Tanztage.
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foyer 18
THEATER OLDENBURG 11. Internationale Tanztage
18 hochkarätige Compagnien bei
den 11. Internationalen Tanztagen
im Staatstheater Oldenburg
Text: Katrin Zempel-Bley
aUFBrUch
Im tanz
studio 2 , Rahi Rezvani
A
ufbruch, das aktuelle Spielzeitthema des Oldenburgischen Staatstheaters, ist auch Leitmotiv der 11.
Internationalen Tanztage vom 9. bis 20.
April. Ein Festival, das sich einerseits
durch seine Bandbreite, andererseits
durch die hohe künstlerische Qualität der
18 teilnehmenden Ensembles auszeichnet.
nach Veränderung, nach Experiment und
Risiko. Aber auch klassische Tanzelemente
werden im Programm nicht fehlen, denn
Tanzdirektor Honne Dohrmann ist es erneut gelungen, ein vielseitiges Programm
zusammenzustellen.
dern und dem Ausland anreisen. „Wir
wissen das aufgrund der Kartenbestellungen“, sagt Intendant Markus Müller.
Die Tanztage sind aber vor allem auch ein
Sprungbrett für bislang noch unbekannte
Compagnien. „Manch eine Gruppe hat
nach ihrem Auftritt in Oldenburg den
Die Oldenburger Tanztage genießen mitt- Durchbruch geschafft“, weiß Honne Dohrlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus mann.
Aufbruch – das spiegeln die eingeladenen einen besonderen Ruf. Kein anderes
Produktionen in Ausdruck und Inhalt wiFestival in Norddeutschland bietet derart
Eröffnet werden die Tanztage im Großen
der. Neue Formen und ungewöhnliche Per- viele verschiedene Ensembles auf, weshalb Haus mit „Romeo und Julia“, einer Urspektiven zeugen von der steten Sehnsucht sogar Tanzfans aus anderen Bundeslänaufführung des Oldenburgischen Staats-
THEATER OLDENBURG 11. Internationale Tanztage
theaters (siehe dazu den Beitrag auf Seite
16). Gleich am nächsten Abend ist Israel
Galván zu erleben. Er ist einer der größten
Flamencotänzer der Gegenwart und gilt
zugleich als dessen Erneuerer. Zu sehen
ist er mit einer Hommage an „La Edad de
Oro“, das Goldene Zeitalter des Flamencos. Galván verkörpert auf der Bühne mit
seiner Präsenz den Aufbruch und sorgt garantiert für Gänsehaut bei den Besuchern.
foyer 19 Radikalisierung, für die Martin Hansen
‚Ghost Track’ erwächst aus der spieleri2012 vom Fachmagazin „tanz“ zum Tänzer schen Leichtigkeit und dem überwältigendes Jahres gewählt wurde.
den Ideenreichtum, mit denen ein westöstliches Gesamtkunstwerk geschaffen
„Islandia“ aus Spanien bezeichnet Honne wird, das zugleich die jeweilige Herkunft
Dohrmann „als Aufsteiger des Jahres in
und Tradition respektvoll achtet“, so der
Europa“. Choreograf Marcos Morau ist ein Tanzdirektor weiter.
unabhängiger Denker, hat etwas zu sagen
und ein Ensemble, das tänzerisch und
Weil die Compagnie eine enorm große Fanästhetisch auf sehr hohem Niveau agiert.
gemeinde in Oldenburg und dem Umland
Vielversprechend dürfte auch „Ghost
hat, darf das Nederlands Dans Theater2
Drei Tanzstücke mit afrikanischer Beteili- Track“ sein. Hier handelt es sich um ein
aus Den Haag nicht fehlen. Es passt mit
gung – die Compagnie Baninga aus der Re- niederländisch-indonesisches Projekt, in
seiner modernen Tanzsprache und seinen
publik Kongo, Panaibra Gabriel Canda aus dem tänzerische Größen zu sehen sind.
energiegeladenen Tänzern perfekt in das
Mosambik und Gintersdorfer/Klaßen aus
Programm des Festivals. Während der 26
Deutschland und von der Elfenbeinküste
„Es treffen Extreme aufeinander, um zu
Vorstellungen stehen 8000 Karten zur Ver– lassen Aufbruch in seiner existenziellen etwas völlig Neuem zu verschmelzen“,
fügung. Markus Müller rechnet damit, dass
Bedeutung spürbar werden und eröffnen
kündigt Tanzdirektor Dohrmann an. Die
die Tanztage ausgebucht sein werden.
eine politische Dimension. Das Gleiche
Tänzer fordern sich gegenseitig heraus, teigilt für Christoph Winklers eindringliche
len sich mit und verbinden sich zu neuen
Weitere Informationen unter
Studie „Baader“, eine Choreografie einer
Formen. „Die besondere Faszination von
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foyer 20
THEATER IM NORDEN Opernpremieren
: Opernpremieren
Aktuelle Inszenierungen auf
Bühnen der Region
„Mahler III“
Theater Bremen
Schon der Premierenabend zeigte es:
„Mahler III“ löst beim Publikum sehr unterschiedliche Reaktionen aus, entschiedene Buh- und kraftvolle Bravorufe hielten sich die Waage. Pro & Contra – so fiel
auch das Urteil in der foyer-Redaktion
aus. – Die nächsten Vorstellungen: 15. und
17. März; 3., 13., 17. und 26. April.
„Mahler III“ – Pro
Der 35jährige Regisseur Benedikt von Peter arbeitet da, wo er Chancen hat, seine Visionen, die nicht mit jedem Stadttheater
kompatibel sind, umzusetzen. Seine Überzeugung, dass die Sinfonien von Mahler
menschliche Dramen sind, traf auf die Ideen von Generalmusikdirektor Markus Poschner, der seinerseits auf der Suche ist nach
Bildern hinter oder unter der Musik. So entstand in beider Autorenschaft eine nicht weniger als sensationell zu nennende Premiere mit dem lapidaren Titel „Mahler III“, im
Untertitel „Musiktheater mit Mahlers dritter Sinfonie“. Die Musik führt von der Gottlosigkeit und der Unbehaustheit des modernen Menschen zur Sehnsucht nach der
Kunst als Transzendenz und Erlösung.
Dann geht eine Wand auf, wir schauen einerseits in den Zuschauerraum and stehen
andererseits dem Orchester gegenüber, das
auf einem großen fahrbaren Podest sitzt.
Auf fünf Leinwänden werden auf „youtube“ gesammelte Filme gezeigt: der Mensch
beim Wandern, beim Wohnwagenfahren, beim Zeltbauen – all diese Vergeblichkeiten, aus der Sinnlosigkeit, der Urangst,
dem Urchaos, das im ersten Satz mit Gewalt gespielt wird, herauszukommen.
Im Raum befindet sich ein Alien, eine in
weißem Lack gekleidete Person – Nadine
Geyersbach –, die wohl dieser nach Sinn
suchende neue Mensch ist, auch das Alter Ego des Komponisten und der Zuhörer.
Mitten im Publikum steht Mahlers Komponierstübchen vom Attersee, in dem Nadja Stefanoff im vierten Satz ihr ungeheuer
wirkendes „O Mensch. Gib acht!“ (Nietzsche) ohne falsches Espressivo ganz gerade
und damit erschütternd singt.
Mut, der die Logistik eines Hauses unvorstellbar fordert, kann kein Wort des Lobes zu viel sein, auch wenn es Fragen und
Schönheitsfehler gibt.
Ute Schalz-Laurenze
„Mahler III“ – Contra
Mit Mahlers Sinfonien beginnt auch das
Erklären von Musik. Als wolle man dem,
was in Klang gesetzt wird, nicht trauen; als
wolle man das, was diese Musik in uns erzeugt, rational unterfüttern. Sicherlich,
Mahler sprengte alle Grenzen des Üblichen: Größte Ergriffenheit, fratzenhafter
Ekel, höchste Ekstase, Panikausbrüche, frenetischer Jubel verbunden mit tiefster Ergriffenheit, Versunkenheit.
Das ist noch immer eine Herausforderung.
Benedikt von Peter stellt sich dieser Problematik und versuchte, Mahlers 3. Sinfonie mit all ihren Brüchen auf die Bühne
zu bringen und die Leerstellen mit szenischem Inhalt zu füllen. Aber hieraus resulLangsam fährt das Orchesterpodest nach
tiert auch die Problematik. Wenn von Peter
vorne und ist beim letzten Satz ganz dicht
feststellt, dass man beim Hören Mahlers
bei den Zuschauern. Jetzt schweigen die Bil- Musik sofort an Oper denke, so mag das ja
der. Und Markus Poschner und die Bremer
subjektiv stimmen. Doch Mahler schrieb
Philharmoniker zeigen uns eine packende
nun einmal keine Opern, sondern SinfoInterpretation des geradezu hämmernden
nien und hat, wohl wissend um die Gefahr
Dur, auf die der ganze Abend schon hingeMit der Hinterbühne, der Bühne und dem
der Fehldeutung, programmatische Erläuführt hat: Das mag Mahler sich wünschen,
Zuschauerraum als einer Achse und den
terungen oft nicht veröffentlicht.
beiden Nebenbühnen als einer zweiten ent- wirklichen daran glauben tut er nicht.
stand so etwas wie eine Kirche, auch ein
Und so mäandern in Benedikt von Peters
Kreuz. Das Publikum wird in einen beängs- Man mag streiten über den Sinn solcher
Inszenierung seine subjektiven EmpfinBilder, nicht streiten sollte man über den
tigenden dunklen Raum geführt, in dem
dungen um Mahler. Das Opernhaus soll
über schnell heruntergefahrene Lautspre- Versuch, eine Sinfonie einmal vollkommen zur Kunstkirche werden. Er lässt einen Teil
anders erfahrbar zu machen. Für diesen
cher die furchterregende Musik erklingt.
der Besucher (die auf den Rängen werden
THEATER IM NORDEN Opernpremieren 21 foyer
Foto: Jörg Landsberg
leider ausgeschlossen!) auf die Bühne wandern, fügt eine „stumme Figur“ hinzu als
Alter Ego des „ewig leidenden Künstlers“,
ein Wanderer zwischen den Welten.
Die Musik Mahlers wurde im hintersten
Winkel der Bühne versteckt. Sounddesigner sollten die musikalische Botschaft
nach vorne bringen. Erst am Ende werden
die Bremer Philharmoniker nach vorne gefahren. Benedikt von Peter wollte scheinbar eine Idee des Komponisten Dieter
Schnebel in die Tat umsetzen, der in einem
Aufsatz aus den 70er Jahren des vorigen
Jahrhunderts bereits an eine „räumlich gestaltete Aufführung“ gedacht hatte.
„Der Graf von Luxenburg“
text halten. Die Musik eben für sich selbst
sprechen lassen. Dem Zuhörer zutrauen,
sich auch ohne optischen Support von ihr
ergreifen zu lassen.
Michael Pitz-Grewenig
Stadttheater Bremerhaven
„Der Graf von Luxemburg“
Die Geschichte der lukrativen Scheinheirat des Grafen René mit der Sängerin Angèle, die einen Adelstitel benötigt um den
reichen Fürsten Basil zu ehelichen, ist vergnüglich erzählt, das Publikum wird bestens unterhalten.
Stimmlich sauber und mit sympathischer
Ausstrahlung treten Reto Raphael Rosin
(Graf René) und Katja Bördner (Angèle)
Wir sind in Paris, der Stadt der Liebe! Es ist als Vertreter der großen, wahren Liebe auf
Nacht, der Vollmond steht am Himmel, die und dürfen beglückt in einer MondschauSterne funkeln und mittendrin: der Eiffel- kel in den Bühnenhimmel schweben. Opeturm. Er ist stets präsent in Roland Hüves
rettenseligkeit pur, auch dank der anderen
Inszenierung des „Grafen von Luxemburg“. Mitwirkenden.
Liebevoll hat Bühnenbildner Siegfried E.
Mayer die Produktion ausgestattet und
Nette Einfälle wie die Bitte des Grafen an
schickt den wie immer spielfreudigen Chor den Dirigenten, ein Liebeslied zu spielen
Markus Poschner hatte seine Bremer Philgleich zu Beginn in bunten Karnevalskos- (Brüsch darauf: „Das kommt erst später“),
harmoniker glänzend vorbereitet. Man
konnte es oft aber leider nur sehen und nicht tümen auf die Bühne.
unterstreichen die lockere Stimmung der
hören, da die Übertragung des Sounds oft
Inszenierung. Sechs Tänzer des BallettAn der Musik gibt es nicht viel zu deuten,
gestört und zu unausgewogen war. Nadja
ensembles bereichern durch schwungvolStefanoff intonierte subtil innig, soweit man das ist Franz Lehár, wie man ihn kennt.
le Einlagen (Choreographie: Sergei Vanaev)
Hartmut Brüsch, der das Städtische Ores hören konnte. Auch die Chöre (Daniel
die Szenerie. Für die humorvollen, slapMayr) schienen glänzend vorbereitet. Posch- chester sicher durch Walzerseligkeit, Liestickartigen Momente des Abends sorgt
ner dirigierte höchst engagiert und fungier- beslieder und humorvolle Couplets führt, Vladimir Marinov als verschrobener Stante als musikalische Steuerzentrale pointiert, lässt die Musiker in den eingängigen Melo- desbeamter und später als urkomischer
sodass Zäsuren und Filmwechsel exakt hät- dien schwelgen.
Hotelportier im Nosferatu-Look.
ten stattfinden können, aber leider lief vieles
Hüve versucht gar nicht erst, den Inhalt
oft nicht synchron mit den Ereignissen auf
Eine rundum gelungene, vom Publikum
der Bühne (Natascha von Steiger), den Vide- zu verfälschen oder zu überzeichnen, son- mit herzlichem Applaus aufgenommene
dern nimmt sich der Geschichte leicht und Produktion. – Die nächsten Vorstellungen:
os (Katharina Duve, Timo Schierhorn) und
nur behutsam modernisiert an. Die gedem Licht (Christian Kemmetmüller).
24. und 26. März; 5., 13. und 28. April.
sprochenen Dialoge hat der Regisseur geKarin Hiller
kürzt und mit etwas Ironie verfeinert und
Fazit dieser mutigen Inszenierung: Mahdem Stück so etwas vom Staub der Verganlers Werk wirkt noch immer am besten,
genheit genommen.
wenn sich Interpreten an den Noten-
foyer 22
THEATER IM NORDEN Opernpremieren
„Otello“
Staatstheater Oldenburg
„Otello“
„Der Barbier von Sevilla“
sauber und kostete auch nicht die Details
der Partitur aus, wusste diese insgesamt jedoch angemessen umzusetzen. Luis Chapa stand die gefürchtete Titelpartie gekonnt
Otello“ im Friseursalon? Das klingt nach
und konditionsstark durch. In vielen Moplakativen Einfällen aus der Kiste des Rementen wusste er Otellos emotionalen Pargietheaters. Erfreulicherweise bot der neue
forceritt bewegend umzusetzen. Überragt
„Otello“ im Oldenburgischen Staatstheater
wurde Chapa aber noch von Krister St. Hill,
mehr: nämlich eine trotz mancher Schwäder mit seinem weichen, hervorragend gechen insgesamt am Werk orientierte, oft paschulten Bariton exzellente Gesangskunst
ckende Erzählweise. Große Oper um Macht,
bot und der Figur des nach außen hin charLiebe, Eifersucht und Manipulation.
mant wirkenden Iago subtile Schärfe gab.
Bravo! – Die nächsten Vorstellungen: 17.
Regisseur Nikolaus Helbling vermied eine
März; 23. April.
eindimensionale Sichtweise in der DarstelMarkus Wilks
lung der Geschichte des Paares Otello-Desdemona, dessen Liebe durch die Einwirkung
des Intriganten Iago tödlich zerstört wird.
Staatstheater Oldenburg
Otellos rasende Eifersucht ist hier auch Ausdruck von Verlustängsten und besitzt patho- „Der Barbier von Sevilla“
logische Züge. Der Held ist leicht manipulierbar und wird von interessant bebilderten Der Erfolg der hinreißend ausgestatteten
und vom Publikum begeistert aufgenomWahnvorstellungen überfallen, denen der
menen Rossini-Oper „Der Barbier von SeKontrollverlust folgt: Er ertränkt seine gevilla“ in Oldenburg beruht auf der Sichtliebte Desdemona im Waschbecken.
weise, nicht nur das mitzuteilen, was in
Text und Partitur steht, sondern auch daInsbesondere die Gegenspieler Otello und
hinter zu blicken: In die Untiefen der
Iago gewinnen an szenischer Brillanz und
menschlichen Psyche.
werden zu „lebendigen“ Charakteren. Allerdings zählt Helblings „Otello“ zu den ProRonny Jakubaschk versetzte die Handlung
duktionen, bei denen man nicht allzu genau in eine märchenhafte Unterwasserwelt und
nach Logik und Begründungen fragen darf. führte ein umfassendes turbulentes PandäGespielt wird im Inneren eines partiell zer- monium menschlicher Gestalten und Verschossenen Einkaufszentrums mit dem Fri- haltensweisen vor. Dabei bediente er sich
seursalon als Machtzentrale (Bühne: Jürgen virtuos aus dem Fundus der Archetypen der
Höth, Kostüme: Uta Jäger) – naja.
Commedia dell’arte. Zum Erfolg trugen aber
auch märchenhafte Kostüme (Ausstattung:
Das Staatsorchester musizierte unter der
Matthias Koch), viele tolle Ideen und eine
Leitung von GMD Roger Epple nicht immer virtuose Personenregie bei. Sie verlangte
Fotos: Andreas J. Etter
Foto: Jörg Landsberg
von allen Mitwirkenden einiges ab, was diese in spürbar bester Spiellaune umsetzen.
Die Umfunktionierung des scheinbar töricht affirmativen Schlusstableaus zum bezwingenden Theatermoment, in dem Rosina aus der Unterwasserwelt geläutert
heraustritt und so umgekehrt den Weg geht,
den Graf Almavia nur von äußeren Reizen gesteuert und mit Hilfe seines Vermögens gehen konnte, ist kein aufgesetzter Effekt, sondern schlüssiger Bestandteil einer
scharfsinnigen Sicht. Geld regierte eben
schon damals die Welt. Rosina wird zu einer
intelligenten Frau, die zum Objekt degradiert wurde und deren Unterdrückung gesellschaftlichen Umständen geschuldet ist.
Das gesamte Ensemble und der Chor agierten schauspielerisch wie gesanglich so
überzeugend und setzten bei allem Klamauk Rossinis Pointen so sensibel um,
dass es kleinlich und pedantisch wäre, an
einigen Stellen herumzumäkeln. Jason
Weaver hatte das Oldenburgische Staatsorchester exzellent vorbereitet.
Ein geglückte Inszenierung, die einmal
mehr zeigte, was möglich ist, wenn uns
durch inspirierte künstlerische Zusammenarbeit die Augen geöffnet werden für
eine Bilder- und Klangwelt längst vergangener Zeiten, die von menschlichen Leidenschaften und Tragödien erzählt, die
uns noch immer etwas angehen. Und das
ohne den Zeigefinger zu heben. Chapeau!
– Die nächsten Vorstellungen: 22. März, 6.
und 25. April, 3. Mai.
Michael Pitz-Grewenig
THEATER IM NORDEN Schauspielpremieren 23 foyer
: Schauspielpremieren
Aktuelle Inszenierungen auf
Bühnen der Region
„Wie im Himmel“
Stadttheater Bremerhaven
Wie im Himmel
Zum großen Finale treten aus allen Seiteneingängen des Saals fast 200 Sänger aus
Chören der Region in den Zuschauerraum
und lassen zusammen mit den Akteuren
Das ist Theater wie man es sich wünscht!
auf der Bühne ein schwedisches Volkslied
Mit „Wie im Himmel“ zeigt das Stadttheerklingen. Ein Moment von großer Emoater Bremerhaven eine unter die Haut
tionalität! Lang anhaltender Jubel, Bravos
gehende, tiefgründige und humorvolle
und Standing Ovations! – Die nächsten
Produktion, bemerkenswert inszeniert von
Vorstellungen: 28. März, 14., 19., 26. April.
Ulrich Mokrusch und getragen von einem
Karin Hiller
ausdrucks-starken Schauspielensemble.
Nicht nur die Akteure auf der Bühne, sondern auch die Zuschauer im Saal erfahren
Theater Bremen
an diesem Abend, dass Musik die Macht
Woyzeck
hat, intensive Gefühle hervorzurufen.
Was ist das bloß für ein dunkles Anti-Märchen, diese hoffnungslose Geschichte vom
Woyzeck, dem armen Kerl, der seine Frau
erstach? Dass in Georg Büchners Drama
rein gar nichts aufscheinen mag, was auf
ein glücklich geartetes Ende hinweisen
könnte, empfiehlt die Angelegenheit
nicht unbedingt für ein Musical. Aber mit
erbauli-chem Singsang hat der Songschreiber Tom Waits sowieso rein gar nichts am
Hut; anschmirgeln, derangieren und um
Erstaunlich gut das gesangliche Talent der Balance ringen – das sind seine Techniken.
Und so ist seine Musical-Version, die jetzt
Schauspieler, allen voran Sascha Maria
Icks, die als Gabriella mit einem ergreifen- im Bremer Theater nachgespielt wurde,
den Solo bezaubert. Schwedische Volkslie- eine klanglich bizarre und szenisch etwas
der, Abba-Songs und ein stimmungsvolles komplizierte Angelegenheit geworden.
Picknick bringen nordische Atmosphäre
Kompliziert deswegen, weil die Waitsauf die Bühne. Szenenapplaus gibt es für
Songs zwar fraglos eine bitterschöne
den ersten Auftritt des Projektchors, der
Pracht besitzen, aber sie nehmen sich wie
die Schauspieler stimmgewaltig unterauf einer Perlenkette angereiht aus, und
stützt.
schei-nen nur lose mit dem Stück verGrandios spielt Andreas Möckel den Stardirigenten Daniel Daréus, dessen Traum
es ist die Herzen der Menschen mit seiner
Musik zu berühren. Sein Publikum zu
errei-chen gelingt am Ende des Abends
aber nicht nur ihm, sondern auch Ulrich
Mo-krusch, der den „Oscar“-nominierten
Film von Kay Pollak mit einfachen, aber
effekti-ven Mitteln und starken Bildern für
die Bühne adaptiert hat.
„Woyzeck“, Foto:Jörg Landsberg
knüpft zu sein. Amerikanisches Sprachgefühl ist von Nöten, um hier richtig einsteigen zu können.
Eindrucksvoll anzusehen ist das Ergebnis
gleichwohl. In Klaus Schumachers Inszenierung, die in einer kesselförmigen Arena
spielt, wird der geschundene Woyzeck
(Simon Zigah) bereits räumlich als ein
rundweg Unterlegener kenntlich gemacht.
Tatsächlich blicken seine Peiniger von oben
auf ihn herab. Und ein koboldartiger Erzähler (Peter Fasching) wird nicht müde, darauf
hinzuweisen, dass hier auf gar keinen Fall
mit einer tröstlichen Moral zu rechnen sei.
Überhaupt „Moral“! Pah, da lachen sie und
spucken unflätig aus, die da oben auf dem
Gerüst. Einzig Elend regiert die Welt, „Misery ist the River of the World“ – eine übel
klingende These, die ähnlich wie in Brechts
Theater zum Widerspruch anregen soll.
Auf jeden Fall sollte der Zuschauer ein
paar Grundkenntnisse der Stückvorlage
mitbringen, um nicht den Faden zu verlieren. Gesungen wird mit teilweise etwas
dünnen, aber immer hingebungsvollen
Stimmen, so dass besonders die zitterleisen Duette zwischen Marie (Annemaaike
Bakker) und Woyzeck dem vom Premierenpu-blikum bejubelten Abend einen
zarten Glanz verleihen. – Die nächsten
Vorstellun-gen: 16., 30. März; 5., 9., 11., 19.,
21. April; 9., 15. Mai.
Sven Garbade
foyer 24
THEATER BREMEN Szene
konzept VerworFen
Neuheiten von den Bühnen
der Region
Text: Peter Schulz
Benedikt von Peter
Mit „Mahagonny“ und „Mahler III“ hat Benedikt von Peter, künstlerischer Leiter des
Musiktheaters und Hausregisseur am Theater Bremen, im wahrsten Wortsinn neue
Dimensionen am Goetheplatz erschlossen.
Eine ähnliches Aufsehen erregende Raumkonzeption schwebte ihm anscheinend
auch für die Produktion von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ in
Hannover vor, deren Premiere für den 8.
Juni geplant ist. Doch daraus wird nichts.
In einer ausgesprochen knappen Pressemitteilung gab die Staatsoper bekannt,
dass nicht von Peter, sondern Olivier Tambosi das Stück inszenieren wird.
Pako Balke
hat in der Staatsoper offenbar zu wenige
Unterstützer gefunden.
Pferdefleisch-Skandal, Eier-Schmu – die
Ereignisse der vergangenen Wochen zeigen, wie aktuell das neue Programm des
Bremer Kabarettisten Pago Balke doch
Die Städtischen Bühnen Osnabrück und
das Theater Bielefeld werden im kommen- ist. In „TIERtorTOUR 2013“ geht er unter
anderem auf die Frage ein, ob noch alles in
den November eine Rekonstruktion von
Butter ist und was noch so auf die Kuhhaut
„Le Sacre du Printemps“ in der Choreogeht. Wie klug sind Schweine wirklich
graphie von Mary Wigman präsentieren.
oder sind sie einfach nur lecker? Und leben
Die dafür erforderlichen finanziellen
Mittel kommen aus dem „Tanzfonds Erbe“ eingefleischte Vegetarier länger oder sehen
die nur älter aus? Viel Futter zum Thema
der Kulturstiftung des Bundes. Er wurde
Tier also, auf bereitet in der Regie von Aleingerichtet, um künstlerische Projekte
varo Solar, der auch als Co-Autor tätig war.
zu fördern, die sich „wichtigen choreograZu erleben am 20. März (20 Uhr) auf dem
phischen Positionen, Schlüsselwerken und
Theaterschiff Bremen. Eine weitere VorThemen des Tanzes im 20. Jahrhundert
stellung ist für den 24. April vorgesehen.
widmen.“ Insgesamt waren der Stiftung 70
Projekte vorgeschlagen worden, 22 wurden
Das Haus sah sich „bedauerlicherweise
Als kompromissloser Moralist hat sich
ausgewählt.
nicht in der Lage, das künstlerische KonWilfried Schmickler einen Namen in der
zept von Benedikt von Peter umzusetzen“,
bundesdeutschen Kabarettszene gemacht
Die Choreographin Henrietta Horn wird
hieß es. Man freue sich jedoch auf die
– nicht zuletzt wegen seiner TV-Auftritte
die Rekonstruktion in Ermangelung von
weitere Zusammenarbeit mit ihm in der
in den „Mitternachtsspitzen“ des WDR, die
kommenden Spielzeit. Der Regisseur hatte Filmaufnahmen anhand von Skizzen
er traditionell mit den Worten „Aufhören,
und Notizen Mary Wigmans, Fotomatein Hannover in der vergangenen Saison
Herr Becker, aufhören!“ einleitet. Seine
rial sowie mit Hilfe von Zeitzeuginnen
mit seiner „La Traviata“-Inszenierung
grimmig-bösen Tiraden zählen zum Besvornehmen. Mary Wigman hatte „Le Sacre ten, das gegenwärtig im deutschen FernseBegeisterungstürme ausgelöst.
du Printemps“ 1957 an der Städtischen
hen zu sehen ist. In seinem neuen ProOper Berlin inszeniert. An dem KooperaBenedikt von Peter, von foyer auf eine
gramm „Ich weiß es doch auch nicht“ gibt
tionsprojekt, an dem auch das Bayerische er sich unwohnt ahnungslos. Aber dieser
Stellungnahme angesprochen, bestätigte
Staatsballett beteiligt ist, werden jeweils
„künstlerische Differenzen“, wollte sich
Eindruck täuscht… Schmickler tritt am 11.
Mai (20 Uhr) im Vegesacker Kulturbahnhof
darüber hinausgehend aber nicht äußern. zehn Tänzer aus Osnabrück und Bielefeld
(Hermann-Fortmann-Straße 32) auf.
– Das Wagner-Zitat „Kinder, schafft Neues“ teilnehmen.
Foto: Marianne Menke
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foyer 26
KOLUMNE Da capo!
Da capo!
Erinnerungen des foyer-Kritikers
Simon Neubauer
Daniela Sindram „Fräulein Julie“; Foto: Jörg Landsberg
U
FraUen-power
Später, als
Maria Sandulesco
von der
Santuzza
zur Mama Lucia „gealtert“ war, übernahm
ne blieb auch deshalb deutlich in Erinneeine Kollegin eine Reihe ihrer Rollen, ganz
rung, weil Maria Sandulesco in die Figur
einen lodernden Gefühlssturm investierte, ohne Gewichtsverlust. Gemeint ist Nelly
Boschkowa. Die Bulgarin kam 1984 von der
ein darstellerisches Vermögen, das sie eiKomischen Oper in Ost-Berlin nach Brener großen Zahl ihre Rollen vermittelte.
men, feierte hier rasch Erfolge und folgte
1991 einem Ruf an die Staatsoper in Wien.
Maria Sandulesco startete mit ihren perBis 2003 gehörte sie diesem Ensemble an,
sönlichkeitsstarken Porträts mitten hinbrachte es dabei auf 355 Vorstellungen
ein in den Sturm, den fast jede Inszenierung der Hübner-Ära entfachte. Zudem war und zum Ehrentitel einer österreichischen
Kammersängerin. 2004 ist sie im Alter von
nach Hans Wallat Hermann Michael als
nur 55 Jahren in Wien gestorben, übrigens
Generalmusikdirektor gekommen, zwar
Eine Kammersängerin hatten wir – nein,
wenige Tage nach Maria Sandulesco.
nicht vergessen, aber es gilt, das Datum ih- auch ein Progressiver, aber weniger radikal.
Trotzdem
teilte
sich
die
Publikumsrer Ernennung nachzutragen. Maria Sandulesco erhielt diese besondere Auszeichnung Akzeptanz weiterhin zwischen hellem Ju- Das künstlerisch hohe Niveau dieser beiden Sängerinnen unterstreicht, wie reich
bel und wütender Ablehnung. Und die
im Juni 1990 für ihre mehr als 50 großen
das Bremer Ensemble in jener Zeit bePartien, die sie zwischen 1970 und 1990 am Sandulesco war mit ihrem intensiv klinstückt war. Der Geldhahn sprudelte zwar
genden Mezzo und ihrer darstellerischen
Goetheplatz mit Leben erfüllt hatte.
nicht übermäßig, aber andererseits wurKreativität wesentlich an der Qualität der
de dem Theater nicht Jahr für Jahr der Etat
Aufführungen
beteiligt.
Unschwer
zu
er„Höre Santuzza, reize mich nicht“ warnwesentlich gekürzt. Bremen war seinerzeit
kennen an der packenden Gestaltung ihte der geliebte Turiddu just auf dem Weg
ja noch Geber im Länderfinanzausgleich,
rer Figuren von der Klytämnestra bis zur
zur Ostermesse. Aber die von berechtigter Eifersucht getriebene Frau wollte nicht Kundry, von der Salome bis zur Tannhäu- das Regietheater muckte zwar gelegentlich
auf, denn auch im Musiktheater galt wie
ser-Venus; doch sie konnte auch sehr kohören, wollte den feurigen jungen Mann
im Schauspiel die Losung: Die alten Zeiten
misch sein, wie sie als Köchin Begonia in
an sein Treuversprechen erinnern. Mit
sind vorbei. Und wenn man schon mal ein
Henzes „Der junge Lord“ offenbarte.
schlimmen Folgen, wie man aus MascagStück total auf den Kopf stellte wie bei der
nis „Cavalleria rusticana“ weiß. Diese Szensere foyer-Tournee querbeet
durch die Bremer Operngeschichte
der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts stoppte zunächst bei den herausragenden „Säulen des Ensembles“, die dank
ihrer Leistungen mit der Auszeichnung
„Bremer Kammersänger“ geehrt wurden.
Doch bei dieser Wanderung blieb man
immer wieder hängen an den Namen von
Interpreten, die mit ihrem Können gewiss auch nicht unwichtig waren für das
hohe Niveau des Bremer Theaters. Heute geht es um die Damen, in der nächsten Ausgabe sollen dann die Herren ins
Scheinwerferlicht gerückt werden.
kolumne Da capo!
Fredrika Brillembourg; Foto: Jörg Landsberg
„Maske in Blau“, kam es zum Prozess, den
das Theater prompt verlor.
27 foyer
Anna Schaffner und Teresa Seidl „Saul“; Foto: Jörg Landsberg
der Amerikanerin zu: Mit Grace war „Abi“
gekommen, der rasch beliebte Bariton Abraham Lind-Oquendo. Beiden glückte 1974
Aber nicht jede Produktion blieb umstritten eine bewegende Bremer Erstaufführung von
oder gar bekämpft. So zum Beispiel Hübners Gershwins „Porgy und Bess“.
gewagte Inszenierung von Rameaus „Hochzeit der Platäa“, die Karl Ernst Hermann üp- Szenenwechsel. Die Tränen kullerten, liepig ausgestattet hatte. Da reisten dann wie
ßen sich kaum unterdrücken. „Ist es denn
im Schauspiel mit dem neu gefundenen Bre- so schlimm?“ Teresa Seidl konnte nur
mer Stil prominente Kritiker an, in diesem
schluchzen: „Er führte doch Regie wie ein
Falle K.H. Ruppel von der Süddeutschen Zei- verständnisvoller Vater“, weshalb die kleitung, der erstaunt feststellte: „Die Bremer,
ne Abschiedstunde für den Oberspielleiter
nicht gerade für überschäumenden Enthu- der Oper, den vielgeliebten Peter Brenner,
siasmus bekannt, ließen ihren Beifall am
von Wehmut durchströmt war. Klar, die lySchluss zu Windstärke 7 anschwellen, derrische Sopranistin mit der Mädchenfigur
gleichen kommt mindestens bei ihrem thea- und der lieblich lockenden Stimme erlebtralischen Klima höchst selten vor.“
te am Goetheplatz während der Achtziger
den ersten Höhepunkt ihrer Karriere: Mit
Susanna im Figaro, der Despina in „Cosi“,
In dieser Inszenierung 1962 sang Grace de
la Cruz noch eine der Nymphen. Doch bald einem neckisch-süßen Füchslein (Janacek)
und nicht zuletzt mit einer bezauberndwar sie auf große Partien abonniert: Viel
Mozart (Figaro-Gräfin, Donna Anna), eben- naiven Sophie, die bei der Rosenüberreichung ihr Bühnen- und ihr persönliches
so Verdi (die Leonoren in Troubadour und
Glück wunderbar strahlen ließ.
Macht des Schicksals) und ganz besonders
Aida. Und da kam es eines Tages zu einem
unvergesslichen Erlebnis: Es gastierte die
Überhaupt bleibt jedem, der sie miterlebt
„Schwarze Venus“ Grace Bumbry als Amne- hat, die Musiktheater-Ära der beiden Peter,
ris. Und beim Erkennen beider Frauen, dass GMD Schneider und Oberspielleiter Brensie den gleichen Mann lieben, entwickelte
ner, als sehr glückliche Zeit in Erinnerung.
sich ein lebensechter Eifersuchtskampf, der Da musste eine „Primadonna“ nicht alles
naturgemäß auch um die Gunst des Publisingen von der Pamina bis zur Agathe oder
kums ging. Und noch ein Verdienst kommt zur Butterfly – vielmehr war das Ensemble
so zusammen gestellt, dass jede Partie mit
einer Sängerin des geeigneten Timbres besetzt werden konnte. Und davon zehrten in
gleicher Weise die Alternativbesetzungen
und die Wiederaufnahmen.
Die Auswahl in dieser Kolumne ist gewiss
sehr persönlicher Art. Viele Opernfreunde vermissen sicher Eliane Coelho, die 1974
nach Bremen kam und in den drei Frauenrollen von Offenbachs „Hoffmanns Erzählungen“ oder – ein anderes Beispiel – als erotisch
knisternde Lulu brillierte. Die Brasilianerin
machte übrigens direkt von Bremen aus Karriere an den Staatsopern Wien und München.
Zu denken wäre auch an die attraktive Daniela Sindram, die heute große Aufgaben in
München und an der Deutschen Oper Berlin erfüllt, vielleicht auch an Irja Aurooras
Tannhäuser-Elisabeth, an Sonja Pötscher
(später Larson) mit ihrer bedingungslosen
Senta und ihrer stattlichen Marschallin, an
Rahel Torneys Desdemona (sie gastiert heute an mittleren Häusern als Brünnhilde),
an Fredrika Brillenbourgs Orpheus in Loys
Gluck-Inszenierung, an Jutta Valerien, Csilla
Zentai, Teresa Erbe und viele andere Ensemble-Mitglieder, die den „Opern-Alltag“ auch
dann glänzen ließen, wenn bei den „Festlichen Opernabenden“ Prominenz neben ihnen agierte.
foyer 28
MENSCHEN IM FOYER
Carsten Ahrens, Dieter Mützelburg, Karin Krusche
Premierenfeiern von MAHLER III und
für die mit viel Beifall aufgenommene
„Woyzeck“-Inszenierung im Theater am
Goetheplatz
Fotos: Jörg Landsberg
Carsten Werner, Kirsten Kappert-Gonther, Eva Quante-Brandt
Brigitte Schulte-Hofkrüger, Werner Rabus, Katrin Rabus
Hilko Eilts, Dr. Ralf Waldschmidt
Nadja Stefanoff, Christian Schuller
Katja Pietsch, Ulla Hamann, Barry Randecker
Simon Zigah (Mitte) und Gäste
menschen im foyer
29 foyer
MAHLER III
MAHLER III
Woyzeck
Hildegard Christiansen
Fon 0421 - 25 57 35
Oberneulander Heerstraße 26 - 28
28355 Bremen
Mo. - Fr. 10.00 - 18.30 Uhr
Sa. 10.00 - 13.30 Uhr
Woyzeck
Woyzeck
foyer 30
MUSIK Jazzahead!
Der große Marktplatz: „Jazzahead!“
vom 25. bis 28. April in Bremen
Text: Wilfried Hippen
Ilana Eliya
E
rst (oder bereits) acht Jahre „Jazzahead!“ – und schon ist die Messe eine
Institution und obendrein einer der
internationalen Treffpunkte des Jazz.
Eine Entwicklung, die trotz oder vielleicht gerade wegen des grundsätzlichen
Widerspruchs ihrer Existenz eingesetzt
hat. Denn die Kunstform Jazz versteht
sich als improvisiert, frei und unangepasst. „Kommerziell“ ist in der Szene
immer noch ein vernichtendes Urteil. Wie
kann dazu die typische Atmosphäre einer
Messe mit Verkaufsständen, Geschäftsgesprächen und Präsentationen passen?
messe Und mehr
Für Musiker, Konzertveranstalter, ProduDie „Jazzahead!“ beginnt am Donnerstag
zenten, Medienmanager und Fachjourmit der „Israeli Night“ im Schlachthof und
nalisten ist die „Jazzahead!“ inzwischen
der Halle 2 des Messezentrums. Dabei
neben den traditionellen Festivals der
treten sieben Formationen aus Israel, dem
wichtigste Branchentreffpunkt geworden. diesjährigen Partnerland der Messe, auf.
Überraschend dabei ist, wie gering der
Deren Bandbreite reicht vom SaxophonAnteil der US-amerikanischen Musiker am und Schlagzeug-Duo Malox, deren wilde
Programm ist. Zudem lockt die „JazzaEnergie einige Kritiker an Punk erinnert,
head!“
schon „Jazzahead!“ ist inzwischen neben den traditionellen
seit eini- Festivals der wichtigste Branchentreffpunkt geworden.
gen Jahren nicht mehr mit großen Namen wie Joe bis zur traditionellen Musik der Juden
Zawinul und John McLaughlin, sondern
in Kurdistan, die von der Sängerin Ilana
konzentriert sich eher auf die europäische Eliya interpretiert wird. Wie schon in den
Erstaunlich gut, denn über die Jahre hat
und deutsche Szene und setzt darauf, dass Vorjahren bei den Partnerländern Türkei
sich bei der Messe eine fruchtbare Balance das angereiste Fachpublikum kommt, um und Spanien wird auch diesmal ein Galazwischen Kunst und Geschäft durchgeneue Talente zu entdecken.
Konzert in der Glocke stattfinden. Diesmal
setzt. Dies hat sich auch damit zu tun, dass
wird der israelische Bassist und Sänger
der Geschäftsführer der Messe Bremen,
Dafür wurden die Programmschienen
Avishai Cohen mit seinem Trio auftreten.
Hans Peter Schneider, so klug war, langfri- „European Jazz Meeting“ (Samstag) und
Cohen spielte in Chick Coreas Ensemble
stig zwei Bremer als künstlerische Leiter
„German Jazz Expo“ (Freitag) entwickelt,
„Origin“ und entwickelte sich danach zu
in das Projekt einzubinden: Der Trompebei denen 16 Formationen aus Europa und einem der renommiertesten Bassisten der
ter und Professor Uli Beckerhoff und der
10 aus Deutschland in jeweils 20 Minuten
Jazzszene.
ehemalige Leiter des Berliner Jazzfestes,
langen Kurzauftritten ihre Musik präPeter Schulze, kennen die internationale
sentieren können. Tagsüber finden diese
Der Stadt gegenüber öffnet sich die „JazJazzszene genau.
„showcases“ auf zwei Bühnen im Meszahead!“ seit zwei Jahren mit der „Skoda
sezentrum statt, am Samstagabend wird
Clubnight“, die am Freitag an 19 verschieIm vergangenen Jahr konnte die Messe
das „European Jazz Meeting“ dann im
denen Spielstätten in ganz Bremen (und
mit über 7000 Besuchern, mehr als 500
nahe gelegenen Veranstaltungszentrum
Achim) stattfindet. Unter anderem wird
Ausstellern aus 31 Ländern sowie mit mehr Schlachthof fortgesetzt.
auch im Segelschiff „De Liefde“ und im
als 70 Konzerten oder Showcases prunken.
Musical Theater ordentlich gejazzt.
MUSIK Jazztipps
31 foyer
JazztIpps
Schauspielrätsel
(SN) Ob Lebensmittel gepanscht, ob
schon das Futter mit gesundheitsschädgesundheitsschäd
lichen Mitteln gestreckt wurde, ob FertigFertig
gerichte falsch deklariert oder das HaltHalt
barkeitsdatum verlängert wurde – der
Verbraucher ist immer der Verlierer. Wir
zahlen auch die Zeche, wenn KapitaKapita
listen-Bosse den Marktwert nach ihren
riesigen Gewinnen bestimmen.
Das ist keine gegenwärtige ModeerscheiModeerschei
nung des Turbo-Kapitalismus; schon in
früheren Zeiten waren die Arbeiter die
Gelackmeierten, wenn die Herren nach
dem Motto „Hire and Fire“ handelten.
Wenn dann noch ein Börsenkrach dazudazu
kommt, wird es besonders übel.
Patricia Barber
Eigene Jazz-Wege
Gefährliches Gebräu
Patricia Barber bringt ihr Quartett mit
Hazmat Modine liefert bunten Stil-Mix
(che) Sie interpretiert gern Rock-Klassiker
wie „The Beat goes on“ oder „Norwegian
Wood“, hat aber auch ihre eigene Auswahl
an Cole-Porter-Songs vorgelegt und auf
dem Album „Mythologies“ Teile aus Ovids
Metamorphosen vertont. Die Rede ist von
der Chicagoer Pianistin und Sängerin
Patricia Barber.
(hip) So seltsam wie ihr Name ist auch ihre
Musik. Die achtköpfige New Yorker Band
„Hazmat Modine“ hat sich nach der in den
USA geläufigen Abkürzung für „hazardous
material“ und dem Namen einer HeizlüfterFirma benannt – sie verspricht also, gefährliche Waren und heiße Luft zu liefern.
Die Frau mit der dunklen Stimme und dem
mal feinfühligen, mal brachialen Klavierspiel ist ihren ganz eigenen, eigenwilligen
Weg im Jazz gegangen. Fernab von Trends
hat sie sich einen Namen als großartige Singer/Songwriterin mit feinstem Gespür für
eine ausgefeilt poetische Sprache gemacht.
Auch wenn sie die erwähnten Rock-Hits
interpretiert, werden bei ihr musikalisch
spannende Klangreisen daraus, die den HitCharakter schnell vergessen lassen.
Der Musiker, Maler und Kunstakademiker Wade Schuman hat ein abenteuerliches Gebräu aus den verschiedensten
populären Musikformen gekocht. Seine
Grundidee besteht darin, die Wurzeln der
amerikanischen Musik mit den verschiedensten Formen der Weltmusik so tief zu
vermischen, dass dabei kein beliebig wirkendes Pastiche entsteht, sondern ein ganz
eigener und neuer Klang.
Die Basis bleibt dabei immer der Blues, der
möglichst archaisch, krächzend und dreDas alles hat ihr – fast ein wenig überrackig gespielt wird. Dazu kommen Elemente
schend – beachtliche Chartnotierungen in von Reggae, Klezmer, Country, Swing,
der Sparte Jazz und große Popularität ein- Avangarde-Jazz, Gesänge aus dem Mittlegetragen. Bevor es so weit war, ist Patricia ren Osten, Soul und Swing. So ist es ganz
Barber jahrelang in einem winzigen Club normal, wenn ein Stück etwa als Calypso
in Chicago Abend für Abend aufgetreten.
anfängt und im Stil einer rumänischen
Im Sendesaal stellt sie ihr neues Album
Brass-Band endet. Ähnlich eklektisch ist
„Smash“ mit ihrem Quartett vor, zu dem
die Instrumentierung mit Akkordeon, Tuba,
der Gitarrist Dave Miller, der KontrabasTrompete, Gitarren, diversen Saxophonen
sist Larry Kohut sowie Schlagzeuger Jon
und Flöten. Schuman selber singt dazu
Deitemyer gehören.
und spielt Mundharmonika und Banjitar.
15. Mai, 20 Uhr, Sendesaal Bremen
25. Mai, Music Hall, Worpswede
So geschehen in den 20-er Jahren in den
Schlachthäusern Chicagos, wo ein fetter,
maulender Boss diktatorisch herrschte.
Doch eine fromme Schwester der Heilsarmee, die glaubte, dass in jeder menschlichen Seele auch etwas Gutes steckt, unternimmt den Versuch, den Herrn an seine Moral zu erinnern. Der antwortet
zynisch „Stärken Sie die Kaufkraft, dann
haben Sie genug für die Moral getan.“
Sie stirbt schließlich enttäuscht, aber der
Dichter hat sie in den Stand der Heiligen
erhoben. Wie heißt er, wie lautet der Titel
dieses Stücks mit seiner unverkennbaren
Lehrmeinung?
Antworten bitte bis zum 15. April 2013
an foyer, Roland Verlag GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die Teilnahme ist
auch online möglich: www.rolandverlag.
de (Publikationen/Foyer)
Zu gewinnen sind 5 x 2 Karten für das
Bremer Schauspiel.
Die Auflösung des Schauspielrätsels in
foyer 98 lautet: „Woyzeck“ von Georg
Büchner.
Gewonnen haben:
Thomas Grützmacher, Achim
Gerlinde Jäkel, Bremen
Georg Nobis, Oldenburg
Jörn von Weihe, Bremen
Sibylle Wieland, Berlin
32
kirchenmusik
KIRCHENMUSIK
Text: Ulrich Matyl
St.-Ursula-Kirche
St.-Hedwig-Kirche
pie der Zusammengehörigkeit aller Menschen: Ganz bewusst sind nämlich nicht
Mit Benjamin Brittens „Saint Nicolas“ und nur Profis, sondern ausdrücklich auch ein
Amateurchor und an zwei Stellen sogar
Felix Mendelssohn-Bartholdys „Paulus“
die Zuhörer in das Werk mit eingebunden:
gibt es in der Bremer Kirchenmusik zwei
Sie sind nämlich eingeladen, zwei HymOratorien zu erleben, die sich mit Legennen nach alten Kirchenliedern mitzusinden von Heiligen befassen. Und das auf
gen. Getrennt aufgestellte Chöre, Streisehr plastische und eindringliche, in der
cher, ein Klavierduo, Schlagzeug und OrAusführung aber äußerst unterschiedgel bilden das farbige Ensemble, mit dem
liche Art und Weise.
die Geschichte und Legende des Heiligen
Nikolaus in neun Bildern dargestellt wird.
Kaum bekannt ist hierzulande das „Saint
28. April, 20 Uhr, Kirche Unser Lieben
Nicolas“-Oratorium von Benjamin BritFrauen. Es singt der Knabenchor der Kirten. Jener Komponist, der wie kein andeche, Leitung Ansgar Müller-Nanninga.
rer zum Inbegriff der neueren englischen
Musik geworden ist. Aber auch dafür, Tradition und Moderne zu verbinden, eine ei- Ein interessanter Vergleich dazu bietet
sich eine Woche zuvor an: Unter der Leigene Klangsprache zu entwickeln, ohne
tung von
zu verstören, The- Mensch und menschliches Miteinander; sie Rolf Quanmen der sind die zentralen Impulse seines Schaffens dt führt
die KanZeit und
torei Andreas-St. Remberti in der St. Urzeitlose Themen gleichermaßen in die
künstlerische Auseinandersetzung einzu- sula-Kirche Mendelssohns über 110 Jahbeziehen. Immer in Brittens Mittelpunkt: re vor Brittens Werk entstandenes Oratorium „Paulus“ auf. Auf dem Rheinischen
Mensch und menschliches MiteinanMusikfest 1836 uraufgeführt, steht es, seider; sie sind die zentralen Impulse seines
Schaffens. Und sie sind hörbar. Schon da- ner Zeit entsprechend, für bürgerliches
Musikleben schlechthin, das sich bedurch, dass seine Musik fast immer aus
dem Gesang, aus der menschlichen Stim- sonders in den zahlreich aus dem Boden
sprießenden „Gesangsvereinen“ zeitigte.
me heraus gestaltet ist.
Ganz ähnlich wie bei Britten verkörperten
sie auch schon die Idee, dass jedermann
Sein „Saint Nicolas“-Oratorium steht gedie Gelegenheit zum Musikmachen haradezu paradigmatisch für Brittens Uto-
ben sollte. Deutlich schließt sich Mendelssohns erstes Oratorium an die Passionen
Bachs und die Ausdrucksweisen Händels
und Haydns an und haucht ihnen gleichwohl einen zeitgemäßen romantischen
Geist ein.
20. April, 19.30 Uhr, St. Ursula-Kirche.
Nikolaus und Paulus
Konzert zum Jubiläum
In der Neuen Vahr Süd steht eine der architektonisch bemerkenswertesten katholischen Kirchen Bremens. Ihr markanter
Rundbau in Form eines stilisierten Walfisches wurde zwischen 1961 und 1963
errichtet. Die grandiose Kathedralakustik und die 1991 errichtete Kern-Orgel im
französischen Stil machen Aufführungen
dort zu einem musikalischen Erlebnis.
Zum 50-jährigen Bestehen der Kirche ist
ein Konzert mit Mitgliedern des ehemaligen Jugendchores vorgesehen, der österliche Musik für Chor, Klavier, Orgel und
Gemeinde u. a. von Bernard Huijbers auf
Texte von Huub Osterhuis und Karl-Bernhard Hüttis aufführen wird. Hüttis, einst
Kirchenmusiker an St. Hedwig und zukünftiger Kirchenmusikdirektor der katholischen Kirche in Bremen, wird das
Konzert leiten.
1. April, 17 Uhr, St. Hedwig-Kirche
© peshkova - Fotolia.com
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foyer 34
MUSIK Glocke
glocke
Cecilia Bartoli (Foto Uli Weber/Decca)
Dee Dee Bridgewater (Foto Mark Higashino)
Arien eines fast vergessenen
Barockmeisters
The Lady sings all that Jazz
Während sie weiter in Musicals auftrat
und in „Lady Day“ eines ihrer Vorbilder,
Dee Dee Bridgewater & Ensemble
Billie Holiday, darstellte, nahm sie eine
Cecilia Bartoli mit neuem Programm
Reihe von grandiosen Alben auf, in denen
(hip) Sie zählt zu den vielen amerikanisie jeweils thematisch die Musik eines „alschen Jazzmusikern, die lange in Europa
(CHE) Die Mezzosopranistin Cecilia
ten Meisters“ wie Horace Silver, Duke ElBartoli befindet sich auf einer Mission,
erfolgreicher waren als in ihrer Heimat.
denn genau so ist ihr aktuelles Album beDee Dee Bridgewater zog in den 80-er Jah- lington, Ella Fitzgerald und Kurt Weill neu
titelt. Ihre CD „Mission“ gilt einem aus
interpretierte. Dadurch entwickelte sie
ren nach Paris und lebte dort 15 Jahre
dem Blickfeld geratenen italienischen
lang, in denen sie sich zu einer der besten sich ein riesiges Repertoire, in dem sich
Komponisten des Frühbarock, der interesauch ihre stilistische Vielseitigkeit spieJazzsängerinnen ihrer Generation entwisanterweise die meiste Zeit seines Lebens
gelt, denn sie beherrscht mit ihrer warckelte. Dabei hatten ihre Auftritte schon
in Deutschland zugebracht hat. Sein Namen Altstimme den virtuosen Scat-Gein den frühen 70-er Jahren eine derartige
me ist Agostino Steffani (1654-1728). Der
Kraft und Intensität, dass sie sich vier Jah- sang einer Jazzvokalistin ebenso souverän
Hochbegabte wurde bereits als 13-Jähriger
wie die emotionalen Tiefen einer trauvom bayrischen Kurfürsten praktisch von re lang als Leadsängerin in der Thad Jones
rigen Ballade.
–
Mel
Lewis
Bigband
durchsetzen
konnte,
der Schulbank in Padua nach München geund
dieses
extrem
energisch
und
virtuos
holt. Er hat eine Vielzahl von Werken komEin Kritiker beschrieb sowohl die große
spielende Ensemble war alles andere als
poniert, darunter auch eine Reihe von
Opern, die an verschiedenen deutschen
eine Begleitband für eine schöne Stimme. Palette wie auch die Musikalität ihrer Auftritte so: „Chansons und Musicals, Blues
Opernhäusern (München, Hannover, Düsund mexikanische Volksweisen formte
seldorf – um nur einige zu nennen) urauf- Als die Tochter und Enkelin von erfolggeführt wurden. Neben seiner Tätigkeit als reichen Sängerinnen wurde sie früh geBridgewater so eindringlich, als hätte sie
Komponist war Steffani auch als Diplomat fördert. In die berühmte Musikerdynastie all jene Standards gerade erst erfunden“.
ein gefragter Mann. Weil er auch im Verder Bridgewaters heiratete sie ein, nach2011 veröffentlichte sie ihr Billie Holidaydacht steht, als Spion gearbeitet zu haben, dem sie 1969 den Trompeter Cecil BridgeTributalbum, für das sie mit dem Graminteressierte sich auch die Autorin Donwater kennengelernt hatte. Nach ihrer Zeit my als „Bestes Jazz-Vokalalbum“ ausgena Leon für den vielseitigen Mann, und sie mit der Thad Jones – Mel Lewis Bigband
zeichnet wurde. Nachdem sie bereits 2009
publizierte parallel zu Cecilia Bartolis CD
machte sie sich am Broadway als Musical- im Rahmen des Musikfests Bremen in
den Kriminalroman „Himmlische Juwestar in „The Wiz“ einen Namen, doch trotz der Glocke gastierte, kommt sie nun wielen“ über Steffani. Cecilia Bartoli widmet
eines Tony Awards 1975 und Auftritten mit der ins Bremer Konzerthaus. Bei ihrem
sich in ihrem Konzertprogramm natürlich
Stars wie Sonny Rollins, Dexter Gordon,
Auftritt wird sie voraussichtlich von Edbesonders den Opernarien Agostino StefRahsaan
Roland
Kirk,
Max
Roach,
Dizsel Gomez am Piano, Kenny Phelps am
fanis. Begleitet wird sie dabei von dem aus
zy
Gillespie
und
Ray
Charles
blieb
sie
eiSchlagzeug, Michael Bowie am Bass und
der italienischsprachigen Schweiz stamne Sängerin in der zweiten Reihe, bis ihr in Theo Croker an der Trompete begleitet.
menden Ensemble I Barocchisti unter der
Leitung des Cembalisten Diego Fasolis.
Frankreich (wo sie mit drei Orden ausge30. Mai, 20 Uhr, Glocke
2. Juni, 20 Uhr, Glocke
zeichnet wurde) der Durchbruch gelang.
MUSIK Glocke
35 foyer
Weitere Veranstaltungen
in der Glocke
Di 26. bis Do 28.03.2013
9.30-13 Uhr | Foyer
GLOCKE Ferienprogramm:
»OsterGLOCKE – Bühne frei für Kids«
mit dem Glocke-Team, Mitgliedern der
Bremer Philharmoniker und qualifizierten Dozenten (empfohlen für Kinder von
7-13 Jahren)
Fr 05.04.2013 | 20 Uhr | Großer Saal
Landesjugendorchester Bremen
Judith Thielsen, Mezzosopran
Stefan Geiger, Dirigent
R. Wagner: »Wesendonck-Lieder«
R. Wagner/H. de Vlieger: »Meistersinger –
an orchestral tribute«
Mariza (Foto: Isabel Pinto)
Die Königin des Fado
Mariza kommt mit ihrem Ensemble
(CHE) Vor beinahe zehn Jahren war die
Fado-Sängerin Mariza zum ersten Mal in
Bremen. Da war ihr zweites, großartiges
Album „Fado Curvo“ gerade erschienen.
Vor vier Jahren trat sie dann erstmalig in
der voll besetzten Glocke auf. Jetzt kehrt
die Diva des Fado dorthin zurück.
Mariza ist die vielleicht eindrucksvollste
Sängerin des portugiesischen Fado, die
schon im Jahr 2000 in ihrer Heimat als
beste Fado-Stimme ausgezeichnet wurde. Geboren in Mosambik, wuchs die heute 39-Jährige in der Brutstätte des Fado, in
Lissabon, auf. Fado wird oft genug vereinfachend als der Blues Portugals definiert,
aber Fado ist von Beginn an eine städtische Folklore, wozu sich der Blues erst
entwickeln musste. Darin ist Fado eher
dem griechischen Rembetiko und dem argentinischen Tango verwandt, ebenso
Volksmusiken, die auf den urbanen Raum
beschränkt sind. Die Themen des Fado
sind Bitterkeit und Verzweiflung über Liebe und Leben, und immer schwingt darin ein Hauch von „saudade“ mit. Dieses
schwer zu übersetzende Wort meint eine
Mischung aus nostalgietrunkener Sehnsucht nach vergangener Größe und pathetischer Hoffnung auf bessere Zeiten, gespickt mit einer Prise Melancholie.
In den vergangenen Jahren sind allerhand neue Sterne am Fado-Himmel aufgegangen: Mísia, Cristina Branco, die blinde Straßensängerin Dona Rosa, Ana Moura
oder die blutjunge Carminho, die alle auf
ihre Weise den betagten Fado gründlich
renoviert haben. Mariza gehört auch dazu. Das streichholzkurz geschorene, wasserstoffblonde Haar deutet ihre Abgrenzung von der Tradition der alten „Fadista“
im Stile einer Amália Rodrigues an. Andererseits singt Mariza mit voller Hingabe
und Leidenschaft den Fado, kann sich regelrecht hineinsteigern, und sie besitzt dazu die entsprechend voluminöse Stimme,
die auch ohne Mikrofon den Saal der Glocke füllen kann, was sie bei ihrem letzten
Auftritt dort kurz demonstrierte. Dabei ist
die hochgewachsene Sängerin nicht alleine
beim Fado stehengeblieben. Wie einige ihrer Kolleginnen hat auch sie vorsichtig mit
gewissen Jazzelementen und mit brasilianischer Samba experimentiert. Mit ihrem
jüngsten, 2010 erschienenen Album „Fado
Tradicional“ ist die eindrucksvolle Sängerin aber nun zu den Ursprüngen des Fado
zurückgekehrt und interpretiert durchgängig Standards des Genres. Folgerichtig baut
sie nun auch wieder auf die klassischen Begleitinstrumente, nämlich die kleine birnenförmige portugiesische Gitarre, die
akustische Gitarre und die Bassgitarre, zu
denen sich noch ein Schlagzeuger gesellt.
7. April, 20 Uhr, Glocke
So 14.04.2013 | 11 Uhr | Großer Saal
GLOCKE Familienkonzert:
»Walzerschritt und Polkahit – Johann
Strauß für Kinder«
Marko Simsa, Erzähler
Bremer Philharmoniker
Martin Braun, Dirigent
Mi 17.04.2013 | 20 Uhr | Kleiner Saal
7. Philharmonisches Kammerkonzert
Yaara Tal & Andreas Groethuysen
(Klavier), Britta Stallmeister (Sopran),
Stephanie Hampl (Mezzosopran), Robert
Sellier (Tenor), Michael Kranebitter (Bass)
Werke von F. Schubert und J. Brahms
So 21.04.2013 | 10.45 Uhr | Kleiner Saal
GLOCKE Ohrwurm für Familien:
»Rebellische Schönheit«
Konzerteinführung zum Mitmachen zu
Jean Sibelius‘ Sinfonie Nr. 4 a-Moll op. 63
(Mindestalter 8 Jahre)
Fr 26.04.2013 | 20 Uhr | Großer Saal
jazzahead! meets GLOCKE JAZZnights:
Avishai Cohen Trio: »Seven Seas«
Fr 03.05.2013 | 20 Uhr | Großer Saal
Bremer RathsChor
Bremer RathsChor & Solisten
Neue RathsPhilharmonie Bremen
Wolfgang Helbich, Leitung
J. Haydn: »Die Schöpfung« Hob. X XI:2
Sa 11.05.2013 | 9.30 Uhr | Foyer
GLOCKE Kindertag: »Mit Frack und
Taktstock«
Thema: »Kleine Dirigenten schlagen auf!«
mit Mitgliedern der Bremer Philharmoniker und dem Glocke-Team
foyer 36
MUSIK Bremer Philharmoniker
Konzerte, Opern, Proben: Die Bremer
Philharmoniker eilen zwischen März
und Mai von einer Aufgabe zur nächsten
Text: Peter Schulz
Ingo J. Jander
Volles
programm
dort – Auftritt reiht sich an Auftritt, nur selten steht im Dienstplan das kleine Wörtchen „Frei“.
Ach ja: Proben müssen die Musiker natürlich auch noch, und
zwar beinahe an jedem Tag gemeinsam sowie daheim im
„stillen Kämmerlein“, wobei
letztgenannte Aufgabe genau genommen die Basis für die erfolgreiche Arrühling lässt sein blaues Band… –
beit des Orchesters darstellt. Denn von den
die Bremer Philharmoniker werden
nur selten Muße finden, um den Lenz Künstlern wird erwartet, dass sie die jeweiligen Stücke bereits „drauf“ haben und
nach diesem langen Winter ausgiebig zu
genießen. Denn ihr Terminkalender weist schon zur ersten Probe mit den zumeist
wechselnden Dirigenten bestens präpariert
für die kommenden Wochen kaum leere
erscheinen. „Diese Vorbereitung ist ausgeSeiten auf. Zwischen März und Mai wird
sprochen wichtig und erstreckt sich über
das Orchester nahezu an jedem Tag geetliche Monate“, erzählt der Klarinettist Rafordert; gilt es doch, den vorgegebenen
phael Schenkel. „Sobald wir wissen, was
Rhythmus aus Konzerten, Opern und
auf dem Spielplan steht, heißt es: Partitur
Proben präzise einzuhalten. Für alle Beraussuchen, einlesen, das Stück auf CD höteiligten heißt das: Volles Programm!
ren und natürlich die Partie für das eigene Instrument studieren. Und dann üben,
Der musikalische Marathonlauf getreu
dem Motto „Geschwinde, geschwinde, ihr üben, üben…“
wirbelnden Winde!“ führt das Ensemble
400 „Dienste“ kommen für das Orchester
über die Glocke und das Theater am Goetheplatz immer wieder zum Probensaal an auf diese Weise pro Jahr zusammen; 55
der Findorffer Plantage. An der anspruchs- Prozent dieser Zeit entfallen auf Proben,
45 Prozent machen Auftritte aus. Dass anvollen Strecke liegen drei große Philhargesichts dieser Belastung das Privatlemonische Konzerte mit ausgesprochen
ben häufig zu kurz kommt, nimmt der
unterschiedlichen Werken von Smetana
Junggeselle nicht so schwer. „Es kommen
über Tschaikowsky bis van Beethoven sowie zwei Opernpremieren (Der Freischütz, auch bessere Tage“, tröstet er sich und
Cosi fan tutte). Dazu kommen regelmäßige schwärmt von der langen Sommerpause.
„Zwischensprints“ im Orchestergraben am Seine Kollegin Annette Stoodt, Bratschistin und ebenfalls Mitglied des OrchesterGoetheplatz, ein Gastspiel in Wilhelmsvorstands, sieht das etwas anders. „Die
haven, die Reihe „5nachsechs“, KammerFamilie muss phasenweise schon sehr zumusiken, Schulkonzerte und Kooperationsprojekte wie z.B. mit dem Figurenthe- rückstecken, wir arbeiten schließlich zuater „Mensch, Puppe!“. Heute hier, morgen meist abends, am Wochenende und an Fei-
F
ertagen“, weiß die dreifache Mutter. „Aber
es gehört eben zu unserem Beruf, dass wir
ständig zwischen den Konzerten und den
Einsatzorten pendeln und auch in Sachen
Repertoire flexibel sind.“
Heute Mozart, morgen Mahler, übermorgen vielleicht Offenbach – jeder hat seine
eigene Methode, den Kopf für das jeweils
zu spielende Programm frei zu bekommen. Annette Stoodt schwört auf einen
Mittagsschlaf („Den lasse ich mir nicht
nehmen“), Raphael Schenkel schaltet beim
Sport am Besten ab. Andere entspannen
sich mit Rockmusik oder widmen sich der
Fotografie, bevor es wieder Zeit ist, sich
zu Hause an das Notenpult zu setzen und
mit eiserner Disziplin zum x-ten Mal diese
verflixt knifflige Passage im zweiten Satz
zu üben. „Damit wäre wohl auch die gern
gestellte Frage beantwortet, was Musiker
so den lieben langen Tag eigentlich machen, weil sie ja nur abends spielen müssen“, meint Raphael Schenkel und lacht.
Mit dem verebbenden Schlussapplaus ist
der absolvierte Auftritt freilich nicht vorbei. „Die Musik spukt noch lange im Kopf
herum“, bekennt Annette Stoodt. „Habe ich
gut genug gespielt, haben alle Einsätze gestimmt? Diese Fragen und die damit verbundene Anspannung lassen wir ja nicht
in der Garderobe zurück.“ Auch Raphael
Schenkel geht das so: „Da braucht man eine
Weile, um wieder herunterzuschalten. Und
gleich danach denkt man schon wieder an
die Probe am nächsten Morgen. Aber genau
diese magischen Momente, wenn im Konzert einfach alles stimmt und die Musik
uns restlos erfüllt, machen die Faszination
an unserem Beruf aus.“
Musik Bremer Philharmoniker
37 foyer
Die nächsten Konzerte
9. Philharmonisches
Konzert
Annette Stoodt
Raphael Schenkel
Montag 8.4. / 20 Uhr / Glocke
Dienstag 9.4. / 20 Uhr / Glocke
“kräfte aus dem süden”
Werke von Smetana, Dvorak, Vorisek
und Suk
Charles Olivieri-Munroe, Dirigent
Liza Ferschtman, Violine
5nachsechs –
afterwork konzert
Wie sich diese „Gänsehaut-Konzerte“ anfühlen, weiß auch Ingo J. Jander sehr genau. Schließlich steht der ausgebildete
Tenor in seiner Freizeit gern bei Aufführungen von Oratorien oder Passionen auf
der Bühne. Seit 2009 arbeitet er nach Stationen als Chefdisponent und Leiter der
künstlerischen Betriebsbüros an der Deutschen sowie an der Komischen Oper Berlin als Orchestermanager der Bremer Philharmoniker und legt quasi den Grundstein
für erfolgreiche Konzerte des Ensembles.
Wenn also die Musiker Tag für Tag gefordert werden, kommt auch auf ihn und seine Mitarbeiter mächtig viel Arbeit zu.
Diese eher praktischen Vorkehrungen machen freilich nur einen kleinen Teil seiner Arbeit aus. Ebenso zeitaufwändig gestaltet sich das Buchen und Koordinieren
der Gastsolisten und -dirigenten, die viele
Konzerte der Bremer Philharmoniker bereichern. Und das muss angesichts der vielen Verpflichtungen großer Stars stets auf
Jahre voraus – Jander: „Für mich hat die
Saison 2015/16 schon begonnen“ – abgestimmt und festgelegt werden.
Meistens klappt das auch ganz gut, aber
wehe, der gebuchte Solist erkrankt überraschend! „Dann geraten wir in der Disposition ganz schön ins Schwitzen, um auf die
Schließlich müssen – um nur ein Beispiel Schnelle adäquaten Ersatz zu finden“, bezu nennen – die jeweiligen Spielstätten
richtet Ingo J. Jander. Die Absage einer Vorstets perfekt vorbereitet sein. Und das ist
stellung („Oberstes Gebot: Der ‚Lappen’
beileibe nicht im Handumdrehen erledigt. muss hoch!“) kommt allerdings höchst selSind alle Instrumente an Ort und Stelle,
ten vor. Denn der erfahrene Orchestermastehen alle Pulte am richtigen Fleck? Und nager ist in der Klassikszene bestens verliegen auch wirklich die richtigen Noten
netzt. „Da hilft man sich gegenseitig nach
aus? Torsten Scheff ler und Thorsten Held Kräften, das ist einfach Ehrensache.“
von der Orchesterlogistik kümmern sich
darum, schleppen Harfe, Pauken, Noten- Doch auf Janders breiten Schultern lasten
ständer, kooperieren dabei mit den Leuten noch ganz andere Aufgaben. So läuft auch
der Bühnentechnik und orientieren sich
die Koordination begleitender Marketingstreng an den Bühnenanweisungen, die
Aktivitäten über seinen Schreibtisch, den
Ingo J. Jander zuvor detailliert aufgelistet er zwischendurch immer wieder verlashat. „Besonders aufwändig wird es, wenn sen muss, um etwa einen Dirigenten vom
beispielsweise ein Konzert in der GloFlugplatz abzuholen oder die Bühnenorcke für das Radio aufgezeichnet wird und ganisation in der Glocke zu überwachen,
Mikrofone aufgestellt und mit der Techwo er während der Generalprobe und der
nik abgestimmt werden müssen“, erzählt abendlichen Vorstellungen für den möger. „Ist dann, wie beim Weihnachtskonlichst reibungslosen Ablauf zu sorgen hat.
zert, auch noch das Fernsehen dabei, sind
zusätzlich die Kameras zu platzieren. Da
Und am nächsten Morgen steht vielleicht
wird’s manchmal richtig kompliziert.“
schon die nächste Probe auf dem Terminkalender. Volles Programm eben.
Mittwoch, 10.4. / 18.05 Uhr / Glocke
Werke von Dvorak und Bach
Charles Olivieri-Munroe, Dirigent
Familienkonzert
Sonntag, 14.4. / 11 Uhr / Glocke
“walzerschritt und polkahit”
Von und mit Marko Simsa
Martin Braun, Dirigent
10. Philharmonisches
Konzert
Sonntag, 21.4. / 11 Uhr / Glocke
Montag, 22.4. / 20 Uhr / Glocke
“reiz und reaktion”
Werke von Tschaikowsky und Sibelius
Dima Slobodeniouk, Dirigent
Tzimon Barto, Klavier
Benefizkonzert
Sonntag, 21.4. / 17 Uhr /
Kulturkirche St. Stephani
Zugunsten der
Bremer Geschwisterkindergruppen
Kammermusik am
Sonntagmorgen
Sonntag, 28.4. / 11.30 Uhr / Theater am
Goetheplatz (Foyer)
“Bläserquintette”
11. Philharmonisches
Konzert
Montag, 13.5. / 20 Uhr / Glocke
Dienstag, 14.5 / 20 Uhr / Glocke
“kampf der titanen”
Werke von van Beethoven und Mahler
Markus Poschner, Dirigent
foyer 38
PORTRÄT Hans Joachim Hespos
Eine
für
alle
„E
s geht nicht länger an, dass ein
hoher Chef d’Orchestre seine
Pultmusiker weiterhin an den
Unzusammenhang einer Spielstimme
verbannt...“, wetterte einst der in Emden
geborene und in Ganderkesee lebende
Komponist Hans Joachim Hespos und zog
daraus alle Konsequenzen fürs Komponieren und Musizieren. Alle Musiker spielen
stets aus einer Partitur. Und er schrieb
Spielanweisungen, die ein „dienstmäßiges“
Spielen unmöglich machen. Seine Musik
ist selten eine Setzung, sondern immer ein
Horchen, ein Warten, ein Reagieren, das
den Hörer mitnimmt auf eine Reise in „riskantes Leben und lebendige Prozesse.“
Er hat seine eigene Notenschrift entwickelt mit Interpretationsanweisungen wie
„in sich quirlig vermanscht“, „spuckig“,
„zerknautscht“, „näselnd verbeult“, aber
auch „näselnd verpresst“ oder „kreischRISSscratch“. Über 6000 solcher Spielanweisungen gibt es in den Partituren, die
ein allein professionelles Abspielen nicht
erlauben, sondern eine totale Identifizierung provozieren, wie es im Jazz der Fall
ist. Ein Journalist hat einmal festgestellt,
dass sich keine einzige Anweisung in den
inzwischen über 250 Werken wiederholt.
Damit hat sich Hespos, der am 13. März 75
Jahre alt geworden ist, seinen speziellen
und einzigartigen Ruf erworben: den Ruf,
Musiker in ihrer eigenen Kreativität ernst
zu nehmen und ihr extremstes Können zu
fordern und gleichzeitig seine angebliche
„Quirlig vermanscht“, „näselnd verbeult“ – was
der Komponist Hans Joachim Hespos in seine
Partituren schreibt
Text: Ute Schalz-Laurenze
Unspielbarkeit zu zementieren. Das erste
führt zu beglückenden und geglückten
Erlebnissen, das zweite zu Widerständen,
die teilweise in Skandalen mündeten.
Oft bezieht er auch die Psychodramatik
von Musizieren szenisch ein: Wenn einer
seine Stimme sucht, wenn er nicht weiterzukommen glaubt, wenn er eine Konkurrenz aufbaut, wenn das Verhältnis von
Oper“ – es ist eine Hommage an den von
ihm verehrten Gesang des Bel Canto. Diese
Aufführung wurde von der Zeitschrift
Opernwelt zur „Oper des Jahres“ gekürt.
Die Betreuung von Komponisten durch
Verlage hält er für moderne Sklavenhaltung und hat auch hier die Konsequenzen
gezogen: Hespos hat nicht nur seinen
eigenen Verlag, sondern ist auch dort der
einzige Mitarbeiter.
Hespos hat nicht nur seinen eigenen Verlag, Das heißt, er macht
sondern ist auch dort der einzige Mitarbeiter. bis zum Briefmarken
kleben alles, wirklich
Dirigent und Spielern ironisiert wird, wenn alles selbst. Für unzählige Aufführungen
im „Ohrenatmer“ der Trommler mit seinen in aller Welt heißt das Material herstellen,
Keulenschlägen die hochgehängte Tromverschicken, Rechnungen schreiben, Konmel nie erreicht: nicht selten führt das zu
zerttermine mitteilen und vieles mehr. Der
einer unbeschreiblichen Komik.
dafür erforderliche Arbeitseinsatz und die
entsprechende Disziplin fällt ihm offenZahlreiche Kulturereignisse hat er auf
sichtlich nicht schwer: morgens ist er der
dem „platten Land“ ins Leben berufen,
Verlag und sonst der Komponist Hespos.
das älteste und international bekannte ist Die Partituren des mit zahlreichen Preisen
das Minifestival „Neue Musik in Delmenund Stipendien ausgezeichneten Komhorst“, das an jedem 11.11. stattfindet, „da- ponisten liegen seit 2005 an der Berliner
mit niemand je diesen Termin vergisst.“
Akademie de Künste.
Hier treten die besten Interpreten der
Neuen Musik auf, hier fanden unzählige
Auf die Frage, warum er komponiere:
Uraufführungen statt.
„Komponieren, Singen – das gehört für
mich zum Leben wie Atmen, Lieben,
Hespos‘ Liebe gilt szenischen Werken,
Denk-Fühlen, Verdauen, Lachen, Weinen.
auch der Oper. Acht abendfüllende Werke Komponieren heute – gar keine Frage. Insind entstanden und uraufgeführt worden, mitten einer Welt, in der die einen absterzum Beispiel „itzo-hux“ 1981 in Oldenben im Überfluss, die anderen vor Hunger
burg, „Nachtvorstellung“ 1986 in Bremen, krepieren, inmitten einer Welt des Todes
„iOPAL“ 2002 am Staatstheater Hannover. sind Signale zu rufen, für das Wunder des
„iOPAL“ nennt er ganz traditionell „große
Lebendigen.“
KULTUR – LEBEN UND GENIESSEN
Das Bremer Kulturleben ist uns eine Herzensangelegenheit.
Dafür engagieren wir uns gern.
www.swb-gruppe.de
foyer 40
MUSIK Konzerttipps
Opernrätsel
(SN) Heute müssen die Opernfreunde
zurückwandern in die Frühzeit des MuMu
siktheaters. Nein, nicht gleich bis MonteMonte
verdi, sondern bis etwa gegen Ende des 18.
Jahrhunderts, als allenthalben die Typen
der Commedia dell’arte den Ton angaanga
ben. Der italienische Komponist soll, so
geht die Mär, über 60 Opern geschrieben
haben, von denen heute gerade noch eine
einzige aufgeführt wird.
: Konzerttipps
Und die geht so: Ein dünkelhafter Vater
möchte gerne in den Adelstand erhoben
werden, damit seine beiden Töchter von
vornehmen Herren geheiratet werden.
Aber was er nicht weiß: Die eine ist schon
heimlich verheiratet – mit seinem Buchhalter. Und der bringt nun einen total verver
schuldeten Grafen dazu, mit der anderen
Tochter zu flirten. Doch welch’ ein Pech:
Er verliebt sich in die bereits Verheiratete.
Solche Zustände führen meist zu heftiger
Eifersucht, und der alte Herr will erst dann
zu einer Eheschließung die Zustimmung
geben, wenn der Graf auf die Hälfte der
Mitgift verzichtet. Da taucht plötzlich
auch noch eine Tante auf, die sich prompt
in den Buchhalter vernarrt.
Man sieht, Stoff genug für eine turbulente
Opera buffa, die natürlich, so der Brauch,
zum glücklichen Ende führt. – Wie lautet
der Titel dieser lustigen Ehegeschichte,
wer hat sie komponiert?
Die perfekte Welle
(kh) „Ich will Spaß“ war das Motto der
Neuen Deutschen Welle (NDW), die Anfang der 80-er Jahre die Radiosender und
Konzertsäle überrollte. Gute-Laune-Musik,
eingängiger Rhythmus und witzige Texte
eroberten damals die Musikszene.
Dowland für Bratsche
(UM) Nils Mönkemeyer ist in Bremen
inzwischen bestens bekannt. Kein Wunder,
ist der junge Bratscher doch in Ottersberg
aufgewachsen und bekam seine erste
Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum
15. April 2013 an foyer, Roland Verlag
Musikausbildung in Achim. Immer wieder
GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die
überraschen seine Programme, immer
Teilnahme ist auch online möglich:
wieder durchforstet er die Musikgeschichwww.rolandverlag.de (Publikationen/Foyer) Doch eigentlich lagen die Wurzeln dieses
te, um Meisterwerke vom Barock bis in die
Pop-orientierten neuen Genres in England. Romantik und Gegenwart für die Bratsche
Zu gewinnen sind je 5 x 2 Karten für das
Die NDW war die deutsche Antwort auf
zu adaptieren. Allein damit hat der EchoTheater Bremen, das Stadttheater BremerPunk und New Wave und entwickelte sich
Nachwuchskünstler des Jahres 2009 der
haven und das Oldenburgische Staatstheaus der Underground-Szene. CharakterisBratsche, das wohl am seltensten solistisch
ater.
tisch für den speziellen minimalistischen
zu hörenden Streichinstrument, ganz neue
Räume erschlossen.
Die Auflösung des Opernrätsels in foyer 98 Sound waren Synthesizer und deutsche
Sprache. Als Plattenfirmen das Potenzial
lautet: „Cosi fan tutte“ von W.A. Mozart.
der Welle entdeckten und in die VermarkViele seiner Programme waren in den letztung
einstiegen,
verbuchten
Nena,
Falco
ten Jahren in Bremen zu hören. Aber lange
Gewonnen haben:
oder
Trio
sogar
beachtliche
internationale
vor seinem Karrieredurchbruch wurde Nils
Albrecht Clauß, Bremen
Erfolge.
Mönkemeyer hier schon gefördert, und
Stefan Denell, Oldenburg
zwar durch den Bremer Verein „Freunde
Wolfgang Drews, Hamburg
Das
Theater
im
Fischereihafen
lässt
die
junger Musiker“. Diese haben ihn in ZuIlona Fründt, Langen-Debstedt
Zeit
der
Neuen
Deutschen
Welle
mit
einer
sammenarbeit mit der Philharmonischen
Claudia Göltzer, Bremen
schrillen, poppigen Kultnacht und OrigiGesellschaft und dem Sendesaal Bremen
Achim Harms, , 27404 Zeven
nalstars von damals wieder aufleben. Frl.
nun zu einem erneuten Recital eingeladen.
Marlies Katt, 28329 Bremen
Menke, wie gehabt im Dirndl, wird mit ihUlrike Leyk, Lilienthal
rem „Tretboot in Seenot“ geraten, UKW hin Auf seinem Programm stehen die ersten
Renate May, 28876 Oyten
und weg sein von Tinas „Sommersprosdrei Solosuiten für Violoncello von Johann
Tina Medau, Alsbach-Hähnlein
sen“ und Ixi lässt sich immer noch keinen Sebastian Bach in der Bearbeitung für BratOsvald Prepeliczay, Bremen
„Knutschfleck“ verpassen. Mit bunter
sche und – Überraschung! – ausgewählte
Karl-Ludwig Rittel, Delmenhorst
Lightshow und dem Falco-Double Sake T.
Lieder von John Dowland. Dabei wird
Maria Roth, Oldenburg
als Moderator erinnert die NDW ShowMönkemeyer von Andreas Arend (Laute)
Richard Schmidt, Delmenhorst
Revue an die größten Hits dieser Zeit.
begleiten.
Kathrin Sebastian, Bremen
5. Mai, 19 Uhr, TiF Bremerhaven
20. April, 20 Uhr, Sendesaal Bremen
MUSIK Konzerttipps
41 foyer
Formvollendet
und stilbewusst.
Das A5 Cabriolet*.
Faszinierendes Design lässt sich
noch attraktiver gestalten. Das
stellt das A5 Cabriolet eindrucksvoll unter Beweis. So präsentiert
es sich mit geschärfter Linienführung, markanterer Scheinwerferoptik und vielen verbesserten
Die Lieder Siziliens
Roger und Igor
(che) Sie hat eine Stimme, der sie viele Farben zu geben versteht: Mal klar und hell,
mal tief, rau oder gurrend, dann wieder
voller Emphase beinahe kreischend, wie
man es von sizilianischen Vokalgruppen
kennt. Letzteres ist kein Wunder, denn Etta
Scollo ist Sizilianerin. Geboren wurde sie
in Catania, aber sie lebt seit vielen Jahren
in Österreich und Deutschland.
(SN) „Feinsinn pur“ verspricht die Kammerphilharmonie in ihrem 3. „HighlightKonzert“. Garanten hierfür sind zwei
herausragende Interpreten, nämlich Sir
Roger Norrington, als Kapazität unter den
Dirigenten weltweit anerkannt, der zum
ersten Male am Pult des Bremer Orchesters
steht. Und Igor Levit, gerade 25 Jahre alt
und heiß begehrt bei den Konzertveranstaltern, seit ihn ein Kritiker der FAZ mit
Lorbeer bekränzte: „Dieser junge Mann
hat nicht nur das Zeug, einer der ganz Großen unter den Pianisten dieses Jahrhunderts zu werden. Er ist es bereits.“
Ihre Heimat Sizilien hat sie aber nie
losgelassen, vielmehr beschäftigt sie sich
in ihren Liedern und Liedadaptionen mit
der musikalischen Geschichte der größten italienischen Insel. Und die ist bunt
schillernd, vereint arabische Wurzeln mit
europäischen. Wundervolle Alben hat Etta
Scollo veröffentlicht, auf denen sie die früheste arabische Lyrik Siziliens vertont hat,
bei anderen CDs hat sie sich der traditionellen Folklore gewidmet.
Der russisch-deutsche Künstler bietet
sicher eine sehr feinsinnige Interpretation des beliebten Klavierkonzerts a-Moll
von Schumann. Große Publikumsgunst
genießt bekanntlich auch Dvoráks 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“, die der von der
historischen Aufführungspraxis kommenDas jüngste Programm Etta Scollos, für
de Sir Roger mit Tiefgang und glühenden
deren Sujet die Italiener die beinahe schon Klangfarben interpretieren wird.
poetische Bezeichnung „Cantautore“
geschaffen haben, heißt „Cuoresenza“, und An fesselnden Klangfarben wird es auch
darin geht es um Herzensangelegenheiten. der zu Beginn des Konzerts zu hörenden
Teilweise hat die Gitarristin und Sängerin Ouvertüre „Ruy Blas“ nicht mangeln. Felix
es nur im Duo mit einer Cellistin gespielt, Mendelssohn Batholdy schrieb sie 1839
in die Music Hall kommt sie nun mit ihrer als Schauspielmusik zum gleichnamigen
Band.
Theaterstück von Victor Hugo.
19. April, 21 Uhr, Music Hall Worpswede
21. April, 20 Uhr, Die Glocke
Details. Die verfügbaren Motoren
zeichnen sich durch hervorragende Fahrleistungen aus. In Verbindung mit der serienmäßigen
elektromechanischen Servolenkung, die Lenkkomfort und -präzision steigert, verspricht Ihnen das
A5 Cabriolet puren Fahrgenuss.
Alle Angaben basieren auf
den Merkmalen des deutschen
Marktes.
* Kraftstoffverbrauch l/100 km:
kombiniert 7,2 – 6,2; CO2-Emission g/km: kombiniert 164 – 143
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Schmidt + Koch GmbH
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foyer 42
ROLLENSPIEL
: Rollenspiel
Foto: Lisa Rastl
(ps) Er gilt als musikalischer Tausendsassa, der sich im Lauf seiner über fünf Jahrzehnte währenden Karriere mit Witz und
Esprit durch sämtliche Jazzstile getrommelt hat. Der niederländische Schlagzeuger Han Bennink (70 / Foto) spielte
mit Misha Mengelberg, Lee Konitz oder
Albert Mangelsdorff, im Trio Brötzmann/
Van Hove/Bennink oder mit Percy Sledge
und tritt gelegentlich auch mal mit der
Punkband „The Ex“ auf. Am 25. April wird
er zur Eröffnung der Bremer „jazzahead!“
mit dem jazzahead!-Škoda-Award ausgezeichnet.
(ps) Der Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum geht 2012 an Monica Bonvicini (Foto). Die mit 15.000 Euro dotierte
Auszeichnung wird im Rhythmus von drei
Jahren durch die Stiftung Bremer Bildhauerpreis vergeben. Der Preis ist mit der
Bitte an den Preisträger verbunden, ein
künstlerisches Projekt für den öffentlichen Raum in Bremen zu entwickeln. Zu
den bisher ausgezeichneten Künstlern gehörten Jochen Gerz, Maria Nordman und
zuletzt Hans Haacke.
(kh) Eine außergewöhnliche Form künstlerischer Darstellung ist im Bremerhavener „Jungen Theater im Pferdestall“
zu sehen: Körpertheater. In dem Ein-Personen-Stück „Beziehungswaise“ schlüpft
die junge Schauspielerin Ramona Suresh
(Foto) in die Rolle einer jungen Frau, die
versucht, ihr chaotisches Leben zu ordnen
und beim Einrichten der ersten eigenen
Wohnung ihr Leben reflektiert. Dabei
werden Inhalte vor allem mit Mimik, Gesten und körperlichen Aktionen vermittelt.
Die in Venedig geborene Monica Bonvicini lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist ProBennink, der an der Entwicklung des Free fessorin für performative Kunst und BildJazz in Europa wesentlich beteiligt war,
hauerei an der Akademie der bildenden
bleibt während seiner Auftritte keinesKünste Wien und realisiert unter anderem
wegs stur am Schlagzeug sitzen, sondern monumentale Skulpturen im öffentlichen
verblüfft das Publikum gern durch theRaum. Dabei verbinde die Künstlerin laut
atralische oder parodistische Einlagen.
Jury „druckvoll inszenierte formale PräzMal nutzt er alltägliche Gebrauchsgegen- ision mit elementaren Fragen der gesellstände als Instrument, mal trommelt er
schaftlichen Konflikt- und Reibungspoauf Käselaiben. So begleitete er in einem
tenziale“ und verwirkliche somit in idealer
Konzert zu seinem 65. Geburtstag im Am- Weise den Anspruch des Preises, „neue
sterdamer Bim die Tap-Tänzerin Marije
Denk- und Aktionsfelder für die Kunst im
Nie trommelnd auf dem Bühnenboden.
öffentlichen Raum zu erschließen.“
Ausgebildet in Physical Theatre an der Essener Folkwang Universität hat sich Suresh
intensiv mit zeitgenössischem Körpertheater auseinandergesetzt: „Handlung und
Gefühle werden körperlich umgesetzt,
Worte durch Körpereinsatz unterstrichen
oder gleich ganz weggelassen.“ Ein spannendes Projekt, das Einblicke gibt in die
Möglichkeiten, Sprache und Bewegungen
miteinander zu verbinden. Suresh hat ihr
Stück für junge Erwachsene ab 16 zusammen mit der Theaterpädagogin Lisa Weiß
erarbeitet. Zu sehen wieder am 20. und 21.
März.
ROLLENSPIEL 43 foyer
25�28 �PRIL
2013
Do 25 april Han Bennink in Concert
➜ Messe Bremen / 18:30 Uhr
Preisträger des jazzahead! ŠKODA Awards 2013
Israeli Night
➜ kulturzentrum schlachthof &
Messe Bremen / ab 20:00 Uhr
Daniel Zamir / Ensemble Yaman /
Ilana Eliya / Layerz / Malox /
Omer Klein Trio / Yotam
FR 26 april GErman Jazz Expo
➜ Messe bremen / ab 14:00 Uhr
Eric Schaefer & The Shredsz /
Esra DalFidan’s FIDAN / FIELD / Masaa /
Olivia Trummer Trio /
Sebastian Gramss‘ fossile3 / Subtone /
The Clarinet Trio / Underkarl / Zodiak Trio
Overseas Night
(ps) Arien, Songs und manchmal auch ein
kerniger Shanty – die Bremer Mezzosopranistin Stefanie Golisch (Foto) streift
gern durch die musikalischen Genres.
Ihre Bandbreite, unter Beweis gestellt zum
Beispiel am Braunschweiger Theater in
der Titelpartie von Rossinis „La Celerentola“ oder in Programmen mit Liedern von
Schumann, Brahms oder Gershwin, hat
sie um eine erstaunliche Facette erweitert.
Denn die einstige Schülerin von Elisabeth
Schwarzkopf beschäftigt sich intensiv mit
Leben und Liedern von Lale Andersen.
Ein Name, bei dem natürlich sofort das
Stichwort „Lili Marleen“ fällt. Selbstredend
kommt Stefanie Golisch in ihrem aktuellen Lale-Programm, das in Kürze als CD
erscheinen wird, nicht an dem schier unsterblichen Schlager vorbei. Doch sie singt
auch eine vergessene, lyrisch-dramatische
Fassung der „Lili“ oder Weill-Songs wie das
Lied der Seeräuber-Jenny aus der „Dreigroschenoper“. Und siehe da – die vielseitige
Sängerin kommt auch auf diesem Terrain
zurecht. Chapeau! – Wiederholungskonzert 19. April (19.30 Uhr), Waldbühne.
➜ kulturzentrum schlachthof &
Messe Bremen / ab 20:00 Uhr
Chet Doxas Quartet (ca) / Chloe Charles (ca) /
Jaimeo Brown Transcendence (usa) /
Marialy Pacheco (au) / Ricardo Herz Trio (br) /
The ShufFle Demons (ca)
Galakonzert
➜ Die Glocke / 20:00 Uhr
Avishai Cohen ›seven seas‹ (il)
SA 27 april European Jazz Meeting
➜ kulturzentrum schlachthof &
Messe Bremen / ab 14:00 Uhr
Arifa (nl) / Beats & Pieces Big Band (uk) /
De Beren Gieren (be) / Django Bates’ Beloved (uk) /
Electric Excentric Quartet (f) /
Elina Duni Quartet (ch) /
Girotto-Biondini Duo (it) / Helge Lien Trio (no) /
Kokko Quartet (fi) /
Leon Gurvitch Project (by, cu, de) /
Naoko Sakata Trio (s) / Oliver’s Cinema (nl) /
Taksim Trio (tr) /
Tamara Obrovac Quartet (hr, slo) /
Tobias Preisig (ch) / Zoe Rahman Quartet (uk)
jazzahead! škoda clubnight
➜ 19 clubs / ab 17:00 Uhr
Die neuesten Infos immer
direkt aufs Smar tphone!
Veranstalter
Messe bremen / wfb gmbh
in Kooperation mit
Glocke Veranstaltungs-GmbH
foyer 44
SPARKASSE KULTUR SCHAFFEND
Der Auguste-Papendieck-Preis der Sparkasse
Bremen geht an den Urushi-Künstler Manfred
Schmid
Text: Sabine Komm
gedUld
In schwarz
D
er Künstler streicht den Saft des
japanischen Lackbaums auf eine
bauchige Holzschale. Behutsam. Mit
einem Pinsel aus Menschenhaar. Aus asiatischem Menschenhaar. Das ist besonders
weich. Ein Jahr lang spachtelt und lackiert
Manfred Schmid seine Objekte. Dann erst
werden sie poliert, bis sie glänzen wie ein
tief schwarzer Teich. In Europa gehört
Schmid zu den wenigen Künstlern, die sich
ganz dem Japanlack verschrieben haben.
so haben diese Lackobjekte ihren Preis, ab
3000 Euro aufwärts. „In all diesen Stücken steckt gebundene Zeit, das macht sie
so kostbar“, sagt Schmid, der so präzise
arbeitet, dass ihn sogar die Japaner ausgezeichnet haben. Für ihn, der sich selbst als
ungeduldig beschreibt, ist sein Beruf eine
große Herausforderung.
1998 hatte er eine dreijährige Ausbildung
bei einer Urushi-Lehrerin in Barcelona
absolviert. Inzwischen hat der 55-Jährige
Jetzt hat er den Auguste-Papendieck-Preis längst eine unverwechselbare Handschrift:
der Sparkasse Bremen erhalten. Begrün„Die Kombination aus Holz und Lack oder
dung der Jury: „Die Fertigung von Urushi- Silber und Lack und diese minimalistiGefäßen und -Möbeln in der bei Manfred
schen Formen – das ist typisch für mich. So
Schmid vorliegenden Perfektion bedeutet was macht sonst keiner, weder in Europa
jahrelange intensive und geduldige Arbeit: noch in Japan.“
Nach dem wiederholten Trocknen der
Schmid liebt edle Hölzer, schließlich kommt
‚Rohlinge‘, auf die schließlich der Lack
aufgetragen wird, sind bis zu 30 haardün- er als gelernter Tischler ursprünglich vom
Holz. Aus den Stämmen von Ulme, afrikane Lackschichten erforderlich, um solch
nischem Zebrano und amerikanischer
bestechende Resultate zu erzielen.“
Gleditschie lässt er in der Schweiz Rohlinge
Werkstatt und Schauraum hat der Künstdrechseln. Die sind aus einem Stück.
ler im Fedelhören eingerichtet, mitten
Nichts ist verleimt.
in Bremen. Auf langen Tischen sind dort
Schalen und Dosen zwischen getrockneten In seiner Werkstatt trägt der Bremer auf
diese Objekte japanische Tonerde auf.
Fruchtständen inszeniert. Gut ein Jahr
Das heißt: Er spachtelt solange, bis die
dauert es, bis sie makellos glänzen. Und
Oberfläche perfekt ist. Erst dann wird der
aus japanischen Essigbaumgewächsen gewonnene Lack Schicht für Schicht um das
Objekt gelegt, wie eine Haut, und anschließend poliert. „Die Lackobjekte sollen nicht
einfach nur perfekt sein, sie sollen auch
eine Seele haben“, sagt der Künstler.
Außen glänzen seine Schalen und Dosen
dann in tiefem Schwarz, während innen
die Maserung der Hölzer sichtbar bleibt.
Eine Kombination, die auch bei Möbeln
greift. In Zusammenarbeit mit den Deutschen Werkstätten hat er einen Kabinettschrank angefertigt, der an die Tradition
der Lackkabinette von August dem Starken
anknüpft. Weitere Lackmöbel sollen folgen. Und er plant in Kooperation mit der
Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin
wertvolle Dosen aus Lack und Porzellan.
Dass Schmid auch selbst Schwarz trägt,
passt. „Schwarz ist das Thema, mit dem ich
mich seit 15 Jahren auseinandersetze“, sagt
der Mann, der sich nie an rotem Japanlack
versuchen würde. „Wenn man gut sein
will, muss man sich entscheiden.“ Fragen
ihn die Leute, ob das nicht irgendwann
langweilig wird, zitiert er einfach nur den
Schriftsteller Tanizaki Jun’ichiro: „Japan-
SPARKASSE KULTUR SCHAFFEND
lack ist in Schichten abgelagerte Dunkelheit.“ Schmid hebt eine seiner Holzschalen
mit spiegelglatter Außenhaut hoch. Für
ihn sind seine Arbeiten Skulpturen, die zu
meditativer Versenkung einladen.
Meisterprüfung abgelegt. Wie viele andere
moderne Kunstkeramiker auch ließ sie sich
von alten chinesischen Steinzeug-Gefäßen
inspirieren. Zu Beginn war der nach ihr
benannte Preis Kunsthandwerkern aus
dem Bremer Raum vorbehalten. Seit 2002
Dass er jetzt den Auguste-Papendieck-Preis wird er im gesamten Gebiet der Neuen
bekommt, bezeichnet er als „ganz große
Hanse Interregio ausgeschrieben, also
Nummer“. Denn diese Auszeichnung ist ein- in Bremen, Niedersachsen und den vier
zigartig in der Region. Seit 1966 wird sie alle niederländischen Provinzen Groningen,
zwei Jahre für innovative Arbeiten auf dem Fryslând, Drenthe und Overijssel.
Gebiet der zeitgenössischen angewandten
Künste ausgeschrieben. Der von der SparMit der Preisverleihung 2006 an den
kasse Bremen mit fachkundiger UnterstütMöbelmacher Jan Pieter de Graaf ging der
zung des Focke-Museums verliehene Preis
Preis erstmals in die Niederlande. Die oriist mit 6000 Euro
ginelle Verbindung von Archidotiert. Darüber hi- „In all diesen Stücken
tektur, Kunst und Theater in
naus finanziert die
seinen Möbelobjekten hatte
steckt gebundene Zeit,
Sparkasse jeweils
die Jury überzeugt. Preisträeine große Einzel- das macht sie so kostbar“ gerin 2008 war Maike Dahl
ausstellung plus
aus Hannover: Die DiplomKatalog. Die Ausstellung, die noch Arbeiten Designerin befreit ihre Silbergefäße von
von 14 weiteren Kunsthandwerkern zeigt,
repräsentativem Pomp, indem sie formal
wird in Zusammenarbeit mit dem Fockeauf profane Pappbecher und -schalen
Museum realisiert und von Ute Bernsmeier anspielt. 2010 wurden Objekte des Tischvom Focke-Museum kuratiert.
lers und Möbeldesigners Peter Heidhoff
ausgezeichnet. Was bei ihm auf den ersten
Der Preis erinnert an die Bremerin Auguste Blick aussieht wie Eichenholz, das zum
Papendieck (1873-1950). Als erste Frau in
Trocknen aufgeschichtet wurde, sind in
Deutschland hatte die Töpferin 1912 die
Wirklichkeit raffinierte Beistellschränke.
45 foyer
Der Auguste-Papendieck-Preis ist ein
wichtiger Impuls für solch herausragende Kunsthandwerker. „Gerade in unserer
schnellebigen Zeit, die durch Wegwerfartikel geprägt ist, wird für das Kunsthandwerk der Spagat zwischen künstlerischem
Anspruch und der Notwendigkeit verkaufen zu müssen immer schwieriger“,
so Joachim Döpp, Vorstandsmitglied der
Sparkasse Bremen, „ deshalb liegt mir
dieser Preis sehr am Herzen.“
„Das Problem ist, dass mich in Deutschland niemand vermutet“, sagt UrushiKünstler Schmid. Die Auszeichnung der
Fachjury mache ihn mit einem Schlag bekannter. Und nicht nur das. Seine Kunden,
die in der Regel keine Urushi-Kenner sind,
hätten dadurch noch mehr Vertrauen in
seine Arbeiten. Und was sind das für Leute,
die bei ihm Lackkunst kaufen? „Die angenehmsten Kunden der Welt“, sagt Schmid.
„Keine Angeber, sondern unaufgeregte
Ästheten.“
Ausstellung vom 11. April bis 1. Mai im
FinanzCentrum der Sparkasse Bremen
Am Brill. Geöffnet werktags von 9 bis 18
Uhr. Katalog.
foyer 46
KUNST Graben für Germanien
„Graben für Germanien: Archäologie unterm
Hakenkreuz“: Das Focke-Museum Bremen
enttarnt einen Mythos
Text: Sabine Komm
Blond,
stark,
heldenhaft
M
an mag sie irgendwie, diese
wackeren Germanen, blond und
so kämpferisch. Doch genau mit
solch lieb gewonnenen Klischees räumt das
Focke-Museum Bremen jetzt auf. Bis zum
8. September wird in dem grundlegend
sanierten Haus gezeigt, wie der Germanenmythos in der NS-Diktatur ideologisch aufgeladen wurde. Schließlich ging es um die
vermeintlichen Vorfahren der „arischen
Rasse“. Archäologen haben bei solchen
Fehlinterpretationen an vorderster Front
mitgemischt. Bis heute ein Tabu-Thema.
Ausgrabung in Solonje (Ukraine) 1943. Bildnachweis: Rijksmuseum van Oudheden, Leiden.
motiv aus dem Gräberfeld Bremen-Mahndorf. Die Hansestadt war ein Zentrum der
NS-Archäologie, Kaffeemillionär Ludwig
Roselius ein begeisterter Unterstützer des
Germanenkults.
In der chronologischen Themenschau
holen die Kuratoren weit aus. Denn die
Germanen sind keine Erfindung der
Nationalsozialisten, sondern der Römer.
Um eigene Stärke zu demonstrieren, hatte
Caesar alles, was rechts des Rheins, also
jenseits des Limes, lag, als Germanien abgetan. Und das, obwohl dort unterschiedlichste Völkergruppen lebten mit eigenen
Sprachen, Religionen, Siedlungs- und
Bestattungsformen. „Diese Völker haben
sich selbst nie als Germanen bezeichnet.
Das Land Germanien hat es nie gegeben“,
sagt Ausstellungsleiterin Karin Walter.
Die Sonderausstellung „Graben für Germanien: Archäologie unterm Hakenkreuz“, Im 19. Jahrhundert, auch das zeigt die
Themenschau, lebt der Germanenmythos
von der Kulturstiftung des Bundes großwieder auf. Im Teutoburger
zügig unterstützt, ist ein
Großprojekt. Focke-Mu- „Das Land Germanien Wald entsteht das Hermanns-Denkmal. Abbilseum, Landesarchäologie hat es nie gegeben“
dungen dieses kolossalen
und Uni Bremen haben
Recken
waren
damals
allgegenwärtig,
hier zusammengearbeitet. Mehr als 750
sogar
auf
Keksdosen.
„Germanien
durchExponate sind inszeniert, darunter eine
dringt
bereits
im
19.
Jahrhundert
den
AllReplik des Eberswalder Goldschatzes und
tag,
der
perfekte
Nährboden
für
die
spätere
die 1400 Jahre alte Urne mit Hakenkreuz-
Rassenideologie der Hitler-Diktatur“, sagt
der Historiker Dirk Mahsarski, der mit Unterstützung der Volkswagen-Stiftung seit
drei Jahren dazu forscht.
Im Dritten Reich wurde der Mythos zur
Ideologie. Grabungen sollten die Idee eines
großgermanischen Reiches belegen. Das
NS-Regime wollte so die eigene Überlegenheit historisch ableiten und Besitzansprüche auf die Nachbarländer rechtfertigen.
„Die meisten Archäologen waren damals
überzeugte Nazis und somit Wegbereiter
für Eroberung, Plünderung und Vernichtung“, sagt Mahsarski. Viele waren im
Krieg aktiv, um direkt hinter der Frontlinie
Kulturgegenstände zu rauben und Grabungen zu starten. „Das fing im frisch eroberten Polen an und ging dann erdrutschartig
weiter. Im Kaukasusvorland wurde die
jüdische Zivilbevölkerung erschossen und
gleichzeitig ein skythischer Helm geraubt.“
Ein minimalistischer weißer Ausstellungsraum zeigt, wie die Nationalsozialisten
die Bürger für ihre Art der Archäologie
begeistert haben. Im ganzen Reich wurden
Repliken eindrucksvoller Objekte wie dem
Nydam-Boot aus dem 4. Jahrhundert nach
Christus gezeigt. Wandbilder, Stundenpläne und Lesezeichen trichterten Kindern
KUNST Graben für Germanien
Schulung der SS mit Runen an der Tafel. Bildnachweis: DIZ, Dokumentations- und Informationszentrum München GmbH
Eberswalder Goldfund, Replik.
Bildnachweis: Museum für Vor- und Frühgeschichte,
SMB-PK, J. Liepe.
eingängige Germanenbilder ein: blond,
erdverbunden, heldenhaft. Der bewaffnete
Vater beschützt Ehefrau und Kind. So sollte auch die deutsche Familie im Nazi-Reich
sein. Sammelalben mit entsprechenden
Germanenbildern könne man bis heute bei
ebay ersteigern, sagt Mahsarski.
emotionale Reaktion auf die Wehrmachtsausstellung sowie das Münchner Projekt
„Hoffmann & Hitler. Fotografie als Medium des Führer-Mythos“ haben das nur allzu deutlich gezeigt. Umso wichtiger ist der
Bremer Vorstoß. Denn Germanenklischees
werden auch nach 1945 bedient.
„Es ist ein Abgrund, in den man da immer
wieder guckt“, so der Historiker weiter. Die
NS-Archäologen hätten sogar die Funde
prähistorischer Moorleichen auf perfide
Weise gedeutet. Bei diesen Toten würde es
sich um Homosexuelle handeln, welche die
Germanen verfolgt und in der sumpfigen
Landschaft ertränkt hätten. NS-Größen wie
Heinrich Himmler (1900-1945), einer der
Hauptverantwortlichen für den Holocaust,
nutzten diese Geschichtsklitterung, um die
Verfolgung von Schwulen, Lesben und Menschen mit Behinderung im eigenen Reich zu
rechtfertigen. Anders als Hitler vergötterte
Himmler die Germanen. Schalen und Teller
aus der SS-Porzellanmanufaktur Allach mit
Hakenkreuz-Motiv sowie NS-Koppelschlösser mit der Inschrift „Meine Ehre ist Treue!“
waren so ganz nach seinem Geschmack.
„Besonders seit der Wiedervereinigung
stürzt sich die rechte Szene regelrecht auf
ideologisch verklärte Vorstellungen, Zeichen
und Symbole der Germanen“, sagt Mahsarski. Runenalphabet und der Weltenbaum
Irminsul, einst Logo der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe der SS, stehen
hoch im Kurs. Die „Schwarze Sonne“ – auf
T-Shirts, Uhren oder aber präzise in die
Haut tätowiert – gilt in der Szene als Symbol
für eine arische Weltherrschaft. Das Internet beschleunigt Verbreitung und Vermarktung rassistischer Ideologien.
Auch Kinderbücher, die „Neuen Helden“
der Spielzeugfirma Schleich und das
Spezialbier „Goldener Germane“ einer Privatbrauerei beinhalten mehr NS-Ideologie,
als vielen lieb ist. Das Bremer Ausstellungsteam zeigt, wie lebendig der Germa„Bis heute sei „die Auseinandersetzung mit nenmythos ist – bis heute.
dem Nationalsozialismus heikel“, räumt
Bis 8. September, geöffnet Di. 10 bis 21
Ausstellungsleiterin Walter ein. Die hoch
Uhr,
Mi. bis So. 10 bis 17 Uhr.
47 foyer
foyer 48
KUNST Augusteum Oldenburg
Sanierung
erbeten
A
bgehängte Decken, abgetretene Teppichböden, provisorisch abgedunkelte Fenster, Elektroleitungen direkt
neben wertvollen Gemälden – das Oldenburger Augusteum vermittelt Besuchern
einen eher schäbigen Eindruck. Obendrein
ist die Gebäudetechnik marode. Alles andere als überzeugende Bedingungen, um
etwa Leihgaben für attraktive Sonderausstellungen zu gewinnen. Doch das soll sich
schleunigst ändern. Denn Museumsdirektor Prof. Dr. Rainer Stamm will das Haus
wach küssen.
Im Innern des Gebäudes fällt zunächst
das imposante und großzügig angelegte Treppenhaus mit seinen Decken- und
Wandgemälden von Christian Griepenkerl
(1839-1916) auf. Im Obergeschoss war die
Großherzogliche Gemäldesammlung zu sehen, im Hochparterre fanden Wechselausstellungen statt. Heute ist im Augusteum
die „Galerie Alte Meister“ untergebracht.
anthrazitfarbene Auslegeware, unter der
sich edles Parkett befindet.
Das ist aber nicht alles. Die elektrische Anlage ist vollkommen veraltet, die Fenster
sind energetisch gesehen eine Katastrophe und provisorisch verhängt, um die Bilder vor zu grellem Außenlicht zu schützen.
Mittlerweile findet der Direktor die Situation beschämend, vor allem dann, wenn
wichtige Leute aus der Kunstszene sein
Wechselausstellungen soll es nach dem
Willen von Rainer Stamm mittelfristig wie- Haus besuchen. „Die kommen von national und international bekannten Einrichder geben. „Wir planen umfangreiche Satungen, weil sie bei uns ganz bestimmte
nierungsmaßnahmen“, berichtet er und
Das Gebäude an der Oldenburger Elisabe- breitet erste Pläne des Staatlichen Bauma- Gemälde ansehen und mitunter auch austhstraße gehört zum Landesmuseum für
nagements aus, das den Zustand des Hau- leihen wollen und sind dann sichtbar irriKunst und Kultiert, wenn sie unsere Räume betreten“, erses schon mal
turgeschichte. „Den Sinn für Kunst und Wissenschaft unter die Lupe zählt er. Tatsächlich gewinnt der Besucher
Benannt wur- wahren, erhalten und ausbreiten.“
genommen hat. den Eindruck von lauter Notlösungen.
de es nach dem
Danach ist die
Vater des Stifters, Großherzog Paul FriedBausubstanz intakt, Sorgen bereitet dage- Viel gravierender als die bereits aufgezählrich August, der das Großherzogtum von
ten Defizite sind die vollkommen veraltete
gen der innere Zustand des Hauses.
1829 bis 1853 regierte. 1867 ist es von NikoLichtanlage sowie die fehlende Klima- und
laus Friedrich Peter als erstes Kunstmuse- Negativ ins Auge springen vor allem die ur- Sicherheitstechnik. „Das ist ein maßgeblium der Stadt eröffnet worden. Ernst Klincher Grund, weshalb potenzielle Leihgeber
sprünglich sehr hohen Ausstellungsräugenberg, ein Bremer Architekt, hatte das
me, die eigentlich ideal für die Präsentati- abwinken. Sie würden grundsätzlich gern
zweigeschossige und mit gelben Klinkern
mit uns zusammenarbeiten, sind aber anon großformatiger Bilder geeignet wären.
versehene Bauwerk in Anlehnung an flogesichts dieser Mängel nicht bereit, uns ihre
Doch im bis 1981 zweckentfremdeten Aurentinische Renaissancepaläste errichtet. gusteum sind die Decken mit weißen Plat- Werke anzuvertrauen“, berichtet Stamm,
Es sollte, so steht es in der Übergabeurkun- ten abgehängt. „Das ist der Charme der
der diesen Zustand unbedingt ändern will,
de, „den Sinn für Kunst und Wissenschaft 1970er und 80er Jahre“, sagt Stamm und
weil er die Potenziale des Hauses endlich erwahren, erhalten und ausbreiten.“
schließen möchte.
zeigt dabei auch auf die flächendeckende
KUNST Augusteum Oldenburg
49 foyer
Marodes Augusteum in Oldenburg soll
aus dem Dornröschenschlaf erwachen
Text: Katrin Zempel-Bley
Dr. Rainer Stamm
Das Augusteum, das 1867 eröffnet wurde, war das
erste Kunstmuseum Oldenburgs. Foto: zb
„Wir haben das späte Mittelalter, Tischbein, die Brücke, müssen uns wahrlich nicht verstecken“, sagt er. Das Augusteum hat
in der Tat allerhand zu bieten, kann es unter den jetzigen Bedingungen aber nicht darstellen. „Bestimmte Projekte streichen wir von vorneherein im Kopf, was sehr schade ist. Denn
auch kulturtouristisch könnten Oldenburg und die Region von
unserem Museum in einem zeitgemäßen Zustand profitieren“,
meint der Direktor.
Im zuständigen Kulturministerium in Hannover läuft Stamm
mit seinem Ansinnen, das Haus fit für die Zukunft zu machen,
offene Türen ein. „Ich muss dort niemanden von meinen Plänen
überzeugen“, sagt er und beziffert die Kosten für eine „Frischzellenkur“ des Augusteums mit rund 1,5 Millionen Euro.
Einen ersten Erfolg kann er immerhin schon vermelden, denn
mittlerweile liegt eine verbindliche Zusage über 200.000 Euro
aus dem Denkmalschutzprogramm III des Bundes vor. Weitere 750.000 Euro könnten aus EU-Programmen fließen, wenn
die Gegenfinanzierung durch das Land in Höhe von 300.000
Euro gesichert wäre. Die dann noch fehlenden 250.000 Euro
will Stamm selbst einwerben. „Ich bin zuversichtlich, dass das
klappt“, sagt er.
Sollten die notwendigen Gelder bewilligt werden, könnte in diesem Sommer mit den Arbeiten, die von der Denkmalpflege begleitet würden, begonnen werden. Dazu müsste das komplette
Haus etwa neun Monate geschlossen werden. Sämtliche Gemälde würden wegen der enormen Staubentwicklung vorübergehend in den Depots verschwinden. Danach aber könnte das Augusteum endgültig aus seinem Dornröschenschlaf erwachen.
Mahler III
Musiktheater mit Gustav
Mahlers Dritter Sinfonie
von Markus Poschner und
Benedikt von Peter
Karten unter
Tel 0421 . 3653-333
[email protected]
foyer 50
KUNST Haus Kränholm
Wie der Hof Kränholm in Knoops Park die Lust
an den Schönen Künsten weckt
Text: Berit Böhme
mUsentempel
Im park
P
rivate Kunstsammler wirken meist
im Verborgenen und genießen ihre
Schätze abgeschottet von der Öffentlichkeit. Manch ein Mäzen entschließt sich
hingegen, die Schönheiten mit anderen
Betrachtern zu teilen. So wie das Sammlerpaar Hans Herbert und Elke Saacke.
Der Kunst- und Kulturhof Kränholm im
Bremer Stadtteil Sankt Magnus bildet die
Kulisse für ihre Kleinode. Unter dem Motto
„Unentdecktes entdecken“ sind Werke der
Klassischen Moderne und Zeitgenössisches
zu sehen. Zwei Jahre nach dem ersten Spatenstich befindet sich das Projekt auf der
Zielgeraden.
Hinter dem Namen Kränholm verbirgt
sich ein dreiteiliges Gebäudeensemble in
Knoops Park. Ein im Auf bau befindlicher
Skulpturengarten rahmt das von einer
Stiftung betriebene Gut ein. Kränholm
biete ein „Forum für die Sammlung“, solle
aber „kein Museum sein“, stellt die Kuratorin Inga Harenborg klar. „Wir möch-
ten die Menschen neugierig machen auf
Kultur. Die Schwellenangst zur Kunst soll
abgebaut werden.“
Die Art der Sammlungs-Präsentation
variiert je nach Gebäudeteil. Die Kunst
solle „auf keinen Fall dekorativ“ wirken,
stellt Harenborg klar. Tatsächlich gelingt
dieses Vorhaben, denn die Exponate sind
Blickfänge. Im als Restaurant mitsamt Bar
und kleinen Tagungsräumen konzipierten Haupthaus schlürfen die Gäste ihren
Aperitif umgeben von Picasso oder mit
Blick auf einen babylonischen Lindenholzkegel von Klaus Hack. Beim Genießen
der Bremer Landhausküche im Restaurant
erblicken sie beispielsweise eine Bronze
von Michael Croissant.
Kränholm ist kein historisch gewachsenes
Ensemble, sondern vereint aus verschiedenen Standorten stammende Gebäude.
Das namensgebende Haupthaus diente
ursprünglich als Kaufmanns-Residenz
und wurde am jetzigen Standort in stark
reduzierter Form wieder aufgebaut. Die
benachbarte Scheune stand zuvor im
Ortsteil Lesumbrok und wurde zum Saal
umgebaut.
Malers Hans-Reinhard Lemphul zu sehen.
Komplettiert wird das Kränholm-Ensemble
vom ehemaligen, in Backstein gefassten
Obergärtnerhaus. Es beherbergt heute das
Kunst-Café mitsamt eigener Bäckerei und
Konditorei. Im Café solle der Kunstcharakter stärker akzentuiert werden als in den übrigen Gebäuden, erläutert Inga Harenborg.
„Hier liegt der Akzent auf Kunst und Ausstellung.“ Angedacht sind Präsentationen
eines Künstlers und Themenausstellungen.
Platz ist auch für „Formate, die Intimität
brauchen“. Denn die Raumaufteilung ist
variabel.
Wer mag, kann Kränholm im Rahmen
einer Kunstführung erkunden. Die Kuratorin geleitet bis zu 20 Personen durch das
hochkarätige Kaleidoskop. Statt trockener
akademischer Fachsimpelei gestaltet Harenborg die Rundgänge „sinnlich und vom
Bild ausgehend“.
Mit der Fertigstellung des Kunst- und Kulturhofes hat die Sammlung einen würdevollen Rahmen gefunden. Inga Harenborg
kann bei der Gestaltung aus einem reichen
Fundus schöpfen. Die in Kränholm präsentierten Werke sollen aber nur in gemächlicher Taktung wechseln. „Es wird weiter
gesammelt“, verrät sie außerdem lachend.
„Die Sammler sind mit Herz dabei. Die
Künstler werden unterstützt und begleitet.“
„Ob für Konzerte, Kulturveranstaltungen
oder Empfänge – der Raum ist multifunktional nutzbar“, so Harenborg. In den
Wänden der mit hellem Holz ausgekleideten Scheune sind beleuchtete Nischen für Kränholm, Am Hohen Ufer 35
die Kunst eingelassen. Derzeit ist dort eine Telefon 04 21 - 69 21 28 10
farbenfrohe Restrospektive des abstrakten www.kraenholm.de
Kunstsammlungen Böttcherstraße erhielten
„Schützenfest mit Karussell II“ von Paula
Modersohn-Becker
Text: Peter Schulz
geschenk
aUs Basel
geschmähte Werk quasi zurück in seine
„Heimat“ schickten.
Seit 1943 hatte sich das „Schützenfest“
im Besitz der Familie befunden. Damals ersteigerte der Vater der Stifterin
das farbenfrohe Gemälde, das zuvor
zur Sammlung des Stettiner Museums
gehört hatte. Es habe sich rückblickend
um einen rechtmäßigen Kauf gehandelt,
rster Saal, gleich rechts. Hier ist es
zu sehen, das neueste Bild im Paula was auf Bremer Seite vor der Annahme des
Modersohn-Becker Museum. 56 x 73 großzügigen Geschenks mit großer Sorgfalt
überprüft worden sei. „Wir wollten absolut
Zentimeter groß, 1904 auf Pappe gemalt
sicher sein, dass keine Rechtsansprüche
von der Namensgeberin des Hauses. Eine
mehr geltend gemacht werden können“,
namentlich nicht genannte Schweizerin
versicherte Jens Böhrnsen.
hat das „Schützenfest mit Karussell II“
den Kunstsammlungen Böttcherstraße
Mit der Schenkung aus der Schweiz konngeschenkt.
ten die Kunstsammlungen Böttcherstraße
das 77. Werk von Paula Modersohn-Becker
„Eine wunderbare Geste“, freute sich
in ihren Bestand aufnehmen. „Es ist eine
Bremens Bürgermeister und Kulturseperfekte Ergänzung“, urteilte Frank Launator Jens Böhrnsen, als er das Gemälde
kötter. Denn das Bild nehme wegen der
gemeinsam mit Museumsleiter Dr. Frank
erzählerischen Darstellung des Worpsweder
Laukötter aus der Transportkiste hob.
Dorflebens („Selten in ihrem Genre!“) eine
Denn die Dame aus Basel hatte eigentlich besondere Position ein.
nichts mit der fernen Hansestadt an der
Weser verbunden. „Sie wollte aber“, so
Wie wichtig das Motiv „Schützenfest“ seiLaukötter, „dass dieses Bild nach ihrem
nerzeit für die Bewohner gewesen ist, gehe
Tod öffentlich zu sehen ist und wählte
aus vielen Briefen und Tagebucheintragundafür unser Haus aus.“
gen der Künstlerin hervor. „Diese Bedeu-
E
Kunst, so ihre Begründung, sei für alle da.
Und ein Bild von Paula Modersohn-Becker
sei in dem nach ihr benannten Haus am
besten aufgehoben. Eine Meinung, der
sich auch ihre Kinder anschlossen und das
einst von den Nazis als „entartete Kunst“
tung“, so Frank Laukötter, „wird durch das
Bild unterstrichen.“ Damit nicht genug: Das
Gemälde zeige „beispielhaft die für Paula
Modersohn-Becker so typische Flächigkeit
im Malstil und die erdige Farbgebung. Und
damit repräsentiert es Paula ModersohnBeckers Zeit in Worpswede.“
Geschmackvoll Einrichten!
KUNST Paula Modersohn-Becker Museum
51 foyer
Textilien
Essen
Wohnen
Wir führen u.a. folgende Kollektionen:
Individuelle
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den besonderen Geschmack auf
über 3.000 m² Ausstellungsfläche.
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foyer 52
KUNST Ausstellungen
: Kunstwerke
Text: Sabine Komm
Die Welt in Rot
Gerd Rohling gehört zu den großen Einzelgängern der Kunst. Seine Projekte entstehen in der ganzen Welt. Die Weserburg Bremen zeigt jetzt in der Ausstellung
„Rohling | Inside – Outside“ Werke aus der
Sammlung Böckmann, Berlin, und dazu
Arbeiten aus Rohlings Atelier.
Endzeitszenarien
Menschen, die inmitten pastoser Farbwelten nach dem eigenen Weg suchen, sind ein
zentrales Thema im Werk von Rudi Kargus,
der unter anderem bei Lüpertz gelernt hat.
Es sind Figuren, die sich zwischen Sehnsucht und Abgrund bewegen. Kargus setzt
so seine inneren Bilder um oder lässt sich
von Fotos inspirieren, die er collageähnIm Zentrum steht „Immer im Bilde –
lich einbaut. In seinen apokalyptischen
Rouge“ (2008-2011). Wie eine Droge hat der Werken treffen düstere auf grelle Farben.
Künstler rote Farbe inhaliert, um sie in die
Atmosphäre von Berlin zu pusten. ZuseDie Galerie kd.kunst zeigt neue Arbeiten,
hens nimmt die Welt diese Farbe an: Andarunter das Großformat „Afrika“. Umtennen, Fernsehturm, Innenräume, Hangeben von sehr viel Grün stehen ein Stuhl
dys und Computerbildschirme werden rot. und ein Mann. Es ist, als habe der Künst„Rohling inszeniert die unendliche Sehn- ler die Zeit angehalten. Der 60-Jährige war
sucht der Kunst, die Welt zu verwandeln“,
als junger Mann Profi-Fußballer. Heute
sagt Weserburg-Direktor Carsten Ahrens.
sieht er diese Zeit kritisch: „Ich war gepolt,
meine Leistung abzuliefern, das war schon
Doch der Künstler kann auch anders. In
manisch.“
archäologischem Eifer kniet er vor einem
Erotik-Video-Shop, um ein Kaugummi vom Mit 44 Jahren entdeckt er das Malen, für
Bürgersteig zu kratzen. In der Werkserie
ihn ein Weg zu innerer Ruhe: „Das hat
„Sweet ‚n‘ Sour“ werden solche Fundstücke mich hinüber gerettet aus dem Sport.“ Titel
Teil seiner Kunst: als Himmelskörper, als
wie „Game over“ oder „Ende der Dressur“
Schamhaar einer nackten Frau, als Iris im erinnern an das Erlebte. Trotzdem möchleeren Auge von Nofretete. Und dann ist da te er nicht auf den „Fußballer, der malt“ renoch die Serie „Immer von Innen“ (2011):
duziert werden. Er ist Maler. Punkt. Ein heSichtfenster von Elektroherden ermöglirausragender Maler zwischen Abstraktion
chen nicht den gewohnten Blick auf den
und Gegenständlichkeit.
Braten, sondern auf den Künstler, der gera- 5. Mai bis 2. Juni. Galerie kd.kunst, Wallde Farbe aufträgt.
höfen. Sonntags 12 bis 18 Uhr und nach
Bis 30. Juni. Weserburg Bremen.
Vereinbarung: 04793/955755
Katalog 15 Euro.
www.kdkunst.de
KUNST Ausstellungen 53 foyer
Kunsträtsel
Noch bis zum 12. Mai 2013 widmet sich
die Kunsthalle Bremen in der Ausstellung
„Picasso, Matisse, Chagall u.a. – Künstlerplakate aus der Werkstatt Mourlot. Eine
Schenkung aus der Sammlung Hans-Herman Rief“ erstmals der französischen Plakatkunst nach 1945. Gezeigt werden rund
80 hochwertige Farblithografien, die in der
Druckerei von Fernand Mourlot angefertigt
wurden. Neben den klassischen Künstlerplakaten u.a. von Pablo Picasso, Henri Matisse und Marc Chagall, die vorrangig der
Ankündigung von Ausstellungen dienten,
gestalteten die Künstler auch Plakate für
Touristenorte oder Veranstaltungen.
Malender Poet
Denker auf Bügelbrettern
Schiffe liegen auf Reede. Bei ihm heißen
sie „Dante“ und „Dostojewski“. Der Kunstverein Hamburg zeigt in der Ausstellung
„Blind Man‘s Faith“ neue Arbeiten von Norbert Schwontkowski (*1949), darunter Werke von seinen großen Reisen der vergangenen Jahre. Anstatt zu erzählen, hält der
Künstler Stimmungen fest. Ein nächtliches
Autokino. Verdammt viele Windmühlenflügel auf engem Raum. Flamingos vor Petrochemie. Eine belgische Autobahn Richtung
orangerotem Himmel. Leuchtreklame, die
auf Weltall und Raumfahrt anspielt. Und
Vincent van Gogh im Interzonenzug.
„Eveline van Duyl. Denkinseln“ – diese
Ausstellung im Gerhard-Marcks-Haus stellt
eine niederländische Bildhauerin vor, die
hipp ist und vielseitig arbeitet. Zu sehen ist
eine einzige Werkgruppe, genauer gesagt:
22 überlebensgroße Philosophen-Bildnisse
quer durch alle Jahrhunderte, von Sokrates
bis zum Amerikaner Rorty.
„Das Geheimnis eines guten Bildes ist,
dass man einen scharfen Gedanken hat,
also präzise malt, und trotzdem muss das
Bild größtmögliche Elemente von Freiheit
haben. Sonst funktioniert es nicht“, sagt
der Künstler. Einen gewissen Kontrollverlust lässt er damit zu, auch bei der Wahl
seiner Malmittel. Neben Ölfarbe, Kreide,
Wasser oder Pigmenten arbeitet Schwontkowski oft mit Metalloxyden, die lichtempfindlich sind und bestimmte Farben mit
der Zeit kippen lassen.
Die ausgestellten Skizzenbücher sind ein
Höhepunkt der Ausstellung. Auch hier erweist sich Schwontkowski als großer Poet.
Bis 14. April. Kunstverein Hamburg.
Katalog 27 Euro.
Dabei macht die 55-jährige Künstlerin einen weiten Bogen um all die altehrwürdigen Marmor- oder Bronzebüsten, die es
bisher gab. Sie hat riesige bunte Köpfe geschaffen, ködert die Aufmerksamkeit der
Besucher mit wilden Materialien: knallbunte Garnrollen für Voltaire, lilafarbige
Haare für Schopenhauer, Pferdehaare und
Holz für Nietzsche. Oder Holz, Teppich
und Textilien bei Bella van Zuylen. Zwischen Herz und Kopf verläuft eine blutrote
Verbindungsader aus Wachs.
„Niemand muss denken, oh weh, oh weh,
ich weiß gar nicht, wer Rorty oder Spinosa sind“, sagt Kuratorin Yvette Deseyve.
Denn hier stehen solche Denker nicht auf
Sockeln, sondern sind schlicht und einfach
auf Bügelbretter montiert. Das verleiht ihnen Leichtigkeit. Philosophieren ist eben
nichts anderes als Fragen zu stellen, eine
alltägliche Übung wie das Bügeln.
Bis 2. Juni. Gerhard-Marcks-Haus Bremen. Katalog.
Die ausgestellten Werke stammen aus dem
Vermächtnis von Hans-Herman Rief (19092009). Dessen Schenkung von insgesamt
112 Künstlerplakaten bereichert seit dem
Frühjahr 2010 die Sammlung der Kunsthalle Bremen. Diese Plakate aus der Werkstatt
Mourlot ergänzen nun eine der größten
deutschen Sammlungen französischer Plakatkunst um 1900 – über 200 an der Zahl –
um bedeutende Werke des 20. Jahrhunderts
u.a. von Picasso, Matisse und Chagall, aber
auch von Max Ernst und Jean Cocteau.
In welcher französischen Metropole befand sich die Druckerwerkstatt Mourlot?
Bitte schreiben Sie Ihre Antwort bis zum
15. April 2013 an foyer, Roland Verlag
GmbH, Schlachte 43, 28195 Bremen. Die
Teilnahme ist auch online möglich: www.
rolandverlag.de (Publikationen/Foyer)
Zu gewinnen sind 5 × 2 Eintrittskarten
für die Ausstellung Künstlerplakate aus
der Werkstatt Mourlot in der Kunsthalle
Bremen.
Die Antwort des Kunsträtsels aus der Ausgabe 98 lautet: Albrecht Dürer.
Gewonnen haben:
Gabriele Busch, Bremen
Peter Jentges, Bremen
Tine Klier, Bremen
Regina Köpp, Bremerhaven
Maike Rentzsch, Bremen
foyer 54
KUNST Margit Schneider
: Margit
Schneider
Bilder der Künstlerin
Sira 11, Acryl auf Leinwand, 60 x 60 cm, 370 Euro
Arun 6, Acryl auf Leinwand, 90 x 90 cm, 825 Euro
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Sira 3, Öl auf Leinwand, 60 x 60 cm, 370 Euro
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nach Vereinbarung
über Telefon:
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oder
01 72 - 4 21 26 63
im Roland Verlag
Schlachte 43
28195 Bremen
Sede 2, Öl auf Leinwand, 80 x 80 cm, 650 Euro
foyer 56
LITERATUR Mark Twain
: Literatur
Text: Inge Zenker-Baltes
Jakob Arjouni
Scharfzüngiges aus dem
Jenseits
Wunden von gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten, Korruption und Heuchelei gelegt
hatte, jedoch betonte, seine Autobiographie
Mark Twains „fast unendliche Geschichte“
sei „kein Rachefeldzug.“
Magic Arjouni
Hommage an Jakob Arjouni und sein Werk
An seinem 40. Geburtstag traf ich Jakob Arjouni in Frankfurt zum Interview. Er erzähl2010 wurde der Wälzer in den USA pubte von den Anfängen seines Schriftstellerleliziert und auf Anhieb ein Sensationserbens, seiner latenten Neugier, die ihn dazu
folg. Nun gibt es „Meine geheime Autobiogebracht habe, schreibend den Dingen auf
graphie“ auch auf Deutsch. Der 724 Seiten
den Grund zu gehen, von seiner immerwähumfassende und um einen die Hintergrünrenden Suche nach der einen Wahrheit. Und
de beleuchtenden Zusatzband ergänzte
von seiner lebenslangen Liebe zu Frankerste Teil ist eine unerschöpfliche Fundreich, das ihm von Jugend an zur zweiten
grube. Das Blättern, Schmökern, sich FestHeimat wurde. Schwer zu begreifen, dass es
lesen macht Spaß, ist an- und aufregend,
Jakob Arjouni nun nicht mehr gibt. Am 17.
vergnüglich ob der Respektlosigkeit und
Januar starb er 48-jährig in Berlin.
scharfzüngigen Direktheit und hochaktuTwains Werke sind Legion – Romane, Reiell, wenn Twain die amerikanische Außenseberichte, politische und literaturwissenAls Zwölfjähriger las Jakob Arjouni zum
politik oder die Gier der Wallstreet scharf
schaftliche Essays, Liebesgeschichten. Beersten Mal Dashiel Hammet. „Nicht alles
kritisiert, Steuerhinterzieher entlarvt, aber
kannt bei uns machten ihn „Der Prinz und
verstanden, aber begeistert“, gesteht er in
auch zauberhaft sensibel von seiner Famider Bettelknabe“ und die Abenteuer seiner
lie, dem frühen Tod einer Tochter und dem einer stichwortartigen Vita, um etwa zehn
Helden Tom Sawyer und Huckleberry Finn.
Jahre, zwei abgebrochene Studien, diverse
der geliebten Ehefrau erzählt.
Jobs, zwei Theaterstücke und drei Krimis
An die Veröffentlichung der Memoiren
später befriedigt das Resümee zu ziehen:
Erstaunlich modern wirken diese Meknüpfte der Vater von vier Kindern eine
„Beruf gefunden.“
moiren, geben tiefe Einblicke in Leben
strikte Bedingung: Erst 100 Jahre nach seiund Leiden, Momente des Glücks, aber
nem Tod durfte das Werk publiziert werden. auch Schicksalsschläge dieses Schriftstel- Berufung trifft es sicher besser, denn die
Keiner der Zeitgenossen wäre dann noch am lers, der wie kaum ein anderer die moder- Krimiserie mit Kemal Kayankaya, PrivatLeben, könnte dem Maestro posthum wegen ne amerikanische Literatur geprägt hat.
detektiv türkischer Herkunft in Frankfurt,
übler Nachrede gram sein. Und so schrieb
– Hingewiesen sei hier noch auf das druck- der zwar kein Türkisch, dafür perfekt Hessich Twain im „Schimmer wunderbarer Un- frische Bändchen „Lautstärke beweist gar sisch kann, hat bis heute Kultstatus. Begezwungenheit“ unverblümt von der Seele, nichts“ mit Anekdoten und Aphorismen:
reits das Debüt „Happy birthday, Türke“
was er schon immer hatte sagen, wen er wie Ein Leckerbissen für Fans brillant formuvon 1985 begeisterte. Da war Arjouni geraheftig auch immer hatte kritisieren, gar be- lierter Twainscher Frech- und Weisheiten. de 21 Jahre alt. Für den dritten Band „Ein
schimpfen wollen. „Aus gutem Grund spre- Mark Twain: Meine geheime Autobiogra- Mann, ein Mord“ erhielt er 1992 den Deutphie. Ü: Hans-Christian Oeser. Aufbau,
che ich aus dem Grab statt mit lebendiger
schen Krimipreis, „Bruder Kemal“ erschien
Zunge“, bekennt verschmitzt der Autor, der 1129 S., 59,90 Euro. – Lautstärke beweist
im Herbst 2012.
gar nichts. Aufbau, 192 S., 14,- Euro.
in all seinen Büchern den Finger tief in die
Sprüche wie „Ich mag Kritik, aber sie muss
zu meinen Gunsten ausfallen“ oder auch
„Jungs wie mich gibt’s nicht alle Tage“ sind
typisch für Mark Twain, den Meister der Satire, der Ironie, des Spottes und Sarkasmus’.
1835 in Florida/Missouri als Samuel Langhorne Clemens geboren und 1910 gestorben,
arbeitete er intensiv an einer ausufernden
Autobiographie, diktierte sie, druckreif erzählend, seinen Stenografen in die Tasten.
LITERATUR Jakob Arjouni 57 foyer
Schon als der Themenkomplex Migrationshintergrund und Rassismus noch nicht so
aktuell war, biss sich der junge kritische Autor an dieser Problematik fest. Einige Medien hielten ihn damals selbst für einen
Spross türkischer Gastarbeiter. In Frankfurt
am Main 1964 als Jakob Bothe und Sohn des
bekannten Dramatikers Hans Günter Michelsen geboren, hatte er gleich, als er zu
schreiben begann, den Namen seiner damaligen marokkanischen Ehefrau Kadisha Arjouni übernommen.
mer noch relativ starren Grenzen zwischen
ernster und Unterhaltungsliteratur hinweggesetzt, dabei dem Phänomen Gewalt
einen zentralen Platz eingeräumt. Stets
hauchte er Themen, die ihn interessier-
ten, ja, ihm auf den Nägeln brannten, Leben ein, verschuf ihnen Gehör in brillantem Stil und mit nie versiegender Lust am
Erzählen. Wir vermissen ihn. – Alle Arjouni-Bücher bei Diogenes.
Der Autor beschränkte sich jedoch nicht auf
seine erfolgreiche Krimireihe, er verfasste Theaterstücke, Short Stories, Märchen –
und nicht zuletzt aufregende Romane. Zum
Beispiel „Chez Max“, eine im Wortsinn fantastische genreübergreifende Mixtur aus
politischem Science-Fiction-Thriller und
Kriminalroman, die wie „Cherryman jagt
Mr. White“, wo es um das Unwesen des Neonazitums geht, und wie „Hausaufgaben“,
subtil fesselnder Schul- und Familienroman, längst als Schullektüre dient.
Herausragend aber ist der Berlin-Roman
„Magic Hoffmann“ von 1996, eine sarkastische Zeichnung deutschen Milieus, stilistisch perfekt, spritzig und humorvoll,
gleichzeitig eine zauberhafte wie todtraurige Liebesgeschichte – mein persönlicher
Favorit, auch der des Autors selbst, wie er
mir bestätigte.
In seinem Schaffen hat sich Jakob Arjouni höchst elegant über die hierzulande im-
HOMÖOPATHIE, OSTEOPATHIE, REISEIMPFUNGEN:
FÜR DIESE UND ANDERE
GESUNDHEITSLEISTUNGEN ZAHLEN
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foyer 58
LITERATUR Ralph Dohrmann
: Literatur
Warum Ralph Dohrmann seinen Roman
„Kronhardt“ in der Hansestadt ansiedelte
Text: Mara Giese
mIt Bremen Verwachsen
D
as Treffen mit Ralph Dohrmann
findet nicht in einem der bekannten
Bremer Szenecafés statt, sondern
auf dem Lande. Denn Ralph Dohrmann
ist ein Mensch, der gerne ländlich lebt.
„Natur ist etwas, was für mein Leben
bestimmend ist und deshalb sind mir
Naturbeschreibungen gerade auch im
Roman wichtig“, sagt er.
roman, Vergleiche mit den „Buddenbrooks“,
einem der bekanntesten deutschen Werke
dieses Genres, findet Dohrmann jedoch
„kauzig“. „Ich habe während des Schreibens
nie daran gedacht und die Buddenbrooks
ohnehin noch nicht gelesen.“
am Schreibtisch gut umsetzen kann. Das
passt dann zu der Lust am Schreiben.“
Selbst- und Fremdbestimmtheit sind zwei
Themen, die bei Ralph Dohrmann eine
zentrale Rolle spielen. Er hat nie gern in
fremdbestimmten Strukturen gearbeitet
Wer Ralph Dohrmann gegenübersitzt, wird oder gelebt. Der 49-jährige schränkt jedoch
an Willem erinnert, die Hauptfigur aus
ein, dies bedeute noch lange nicht, dass
seinem Roman. Ein verkappter Naturwiser jetzt vom Schreiben leben könne. „Ich
Und weil gewachsene Strukturen und
senschaftler, der seinen Eltern zuliebe
befürchte, das wird ein weiter Weg.“ Aber
Vertrautheit eine entscheidende Rolle in
einen „soliden Weg“ eingeschlagen hat. Bei die Veröffentlichung seines Romans sei ein
seinem Leben spielen, ist es nicht verwunder Frage nach Ähnlichkeiten schmunzelt
erster, ermutigender Schritt gewesen.
derlich, dass sein mit großem Interesse
Dohrmann: „Ich habe Willem so geschafaufgenommener, in der foyer-Ausgabe 96
fen, dass er erst einmal mir sympathisch
vorgestellter Roman „Kronhardt“ in Bremen war.“ Doch die Begeisterung für die Natur- Mit Bedauern spricht er über die Entwickspielt. „Ich bin mit Bremen
wissenschaften lung am Buchmarkt mit den immer rascher
produzierten Neuerscheinungen. Ralph
verwachsen und verbun- „Ich bin eher Autodidakt und treibt auch ihn
Dohrmann ist das zu hektisch, weshalb er
den“, erklärt er. Freunde
um.
Anders
als
bin das stets gern gewesen.“
ernüchtert feststellt: „Wenn ich heute ein
hat er hier, kennt Orte und
seine Romanfineues Lexikon habe, ist es übermorgen
Zusammenhänge, was er für sein jüngsgur entschied er sich aber nicht sofort für
tes Werk als hilfreich empfunden hat. Mit
den „soliden Weg“. Er brach die Schule ab, schon überholt.“ Ein Phänomen, das vor
dem „Kronhardt“ in der Hand – angesichts
reiste stattdessen durch die Welt und fand allem auf die Naturwissenschaft zutreffe.
des Umfangs von gut 900 Seiten vielleicht
erst nach diesen Erfahrungen zurück in die Dennoch greift Ralph Dohrmann immer
noch lieber zu seinem alten Brockhaus, als
eher unter dem Arm – kann daher auch ein
vertraute Umgebung.
Google anzuklicken.
Bremer seiner Stadt ganz neue Ansichten
abgewinnen.
Ein Schreibseminar hat Dohrmann, der
Auf die Frage, ob ein neues Projekt in
Franz Kafka und Charles Bukowski zu
Planung ist, antwortet Dohrmann lachend,
Der Hauptschauplatz des Romans ist eine
seinen Lieblingsschriftstellern zählt, nie
Stickwarenmanufaktur. Inspiriert dazu hat besucht. „Ich bin eher Autodidakt und bin dass er sich erst um seine WohnsituatiDohrmann die Firma eines Freundes, die
das stets gern gewesen.“ Geschrieben hat er on kümmern möchte. Er will noch ein
bisschen weiter raus aufs Land ziehen und
es auch heutzutage noch gibt. „Das war ein freilich immer schon. Erst waren es Tagekleiner Familienbetrieb, in dem gewisserbuchaufzeichnungen, dann Kurzgeschich- sich ein ruhiges Plätzchen zum Schreiben
maßen Identifikation produziert wurde“, er- ten. „Ich habe feststellen können, dass ich suchen. Wir dürfen gespannt sein, was
dabei herauskommen wird.
zählt er. „Kronhardt“ ist ein Unternehmerselbstbestimmtes Arbeiten und Disziplin
BUCH UND MUSIK Wagner. Biographie
59 foyer
: Buch und
Musik
Text: Simon Neubauer
Umfangreiche
Geburtstagsausgabe
seiten ausbreitet? Also begibt er sich mit
diesem Rüstzeug auf Wagners langen Lebens- und Schaffensweg von dem bereits
überbordenden Jugenddrama „Leubald“
bis zum Bühnenweihfestspiel „Parsifal“.
legend behandelten Werke als Wegweiser
und Markstein des literarischen und
kompositorischen Werde- und Wesenweges. Und nicht zuletzt fesseln die QuerverSie wächst und wächst: Auch die privaweise im inhaltsschweren Werkkatalog von
te Wagner-Bibliothek nimmt gerade in
den „Feen“ bis zum „Parsifal“. Inmitten
diesem Gedenkjahr zum 200. Geburtstag
Das Ungewöhnliche an Martin Gecks
der Textmasse leuchtet dann Wagners
des Komponisten (je nach Geldbeutel) um
„Biographie“ ist sein bedenkenswertes
wichtigstes Motiv unverkennbar auf: die
einige Bände zu. Eines der herausragenden
Konzept: Er rückt, wie es Biografen meist
Erlösung durch das sich opfernde „Weib“.
Bücher der „Saison“ schrieb Martin Geck
tun, nicht die Lebens-Stationen in den Vor- Martin Geck: Wagner. Biographie. Siedler
und er fand mit „Wagner. Biographie“ vieldergrund, sondern nutzt jedes der grund- Verlag. 450 S., 24,99 Euro.
faches Echo.
Allerdings fragt man sich vor Beginn der
Lektüre, ob es in Leben und Werk des Genies immer noch ein Thema gibt, das nicht
aufgegriffen, ausführlich erörtert und
einer eingehenden Analyse unterzogen
worden ist. Aber Wagners Kosmos ist nicht
nur nach Meinung des Autors so komplex,
dass es sich nach wie vor gerade in unserer
Zeit lohnt, in Nischen oder gar Lücken
hineinzuleuchten, oder wie Geck meint,
Wagner „auf die Schliche zu kommen.“
Zwar greift auch Geck zunächst einmal auf
bekanntes Material, auf die „Mittheilung
an meine Freunde“, auf die in späten Jahren Frau Cosima diktierte Beschreibung
„Mein Leben“ und auf Cosimas minutiös
geführte Tagebücher zurück und zitiert
nicht gerade selten Zeugnisse gegenwärtiger Wagner-Deuter. Aber Martin Geck
kann auch eine Fülle eigenen Wissens ausbreiten, gewonnen bei seiner Mitarbeit zur
Fertigung des Wagner-Werk-Verzeichnisses
(W W V) und bei der Niederschrift einzelner
einschlägiger Artikel.
Dass er schreiben kann, hat Geck ferner
mit seinen Biografien von Bach, Mozart
und Schumann (seinerzeit besprochen in
foyer 86) erwiesen. Und wer möchte es ihm
nun verübeln, wenn er sein kompaktes
Wissen sehr dezidiert auf vielen Buch-
53°8‘N 8°13‘O
W W W. E D I T H - R U S S - H A U S . D E
SPIEL UND SPIELREGELN
Harun
Farocki
Audiovisuelle
Installationen
und Filme
12.4. – 9.6.2013
foyer 60
KINO Hitchcock
kInotIpps
Text: Wilfried Hippen
„Hitchcock“
The Making of Psycho
„Psycho“ wurde der größte Publikumserfolg des Regisseurs und ist in solch einem
Anthony Hopkins brilliert
Maße Teil des kollektiven Bewusstseins
als „Hitchcock“
geworden, dass etwa die Duschszene jedem Zuschauer aus der Erinnerung präHinter jedem großen Mann steht eisent sein durfte. Und so ist es hochintene starke Frau. Dass dieser feministische
ressant, wenn hier detailliert und dramaMerksatz ausgerechnet auf den immer so
eigenwillig und monumental wirkenden Al- turgisch sehr geschickt erzählt wird, wie
der Film entstanden ist, wer warum welfred Hitchcock zutrifft, ist eine der Überche künstlerischen Entscheidungen geraschungen des biografischen Spielfilms
troffen hat und gegen welche Widerstände
„Hitchcock“, in dem eine der unsichersten
Hitchcock sich durchsetzten musste.
Phasen in der Hollywoodkarriere des britischen Filmemachers behandelt wird.
Zum Teil sind die Darsteller ihren VorbilNach dem in seiner Art perfekten und an
dern erstaunlich ähnlich wie etwa James
den Kassen sehr erfolgreichen „North by
D’Arc, der Anthony Perkins verkörpert,
Northwest“ war Alfred Hitchcock 1959 im
zum Teil überzeugen sie eher dadurch,
Zweifel darüber, was für einen Film er als
dass sie deren Temperament und Ausnächstes drehen sollte. Ihm fiel der Roman „Psycho“ in die Hände, der auf den Ta- strahlung projizieren können, wie
dies Scarlett Johansson in der Rolle von
ten des Serienmörders Ed Grein basierte.
Entgegen den Empfehlungen aller Freunde Janet Leigh gelingt. Auch Anthony Hopund Kollegen machte Hitchcock sich daran, kins sieht nicht im Entferntesten wie Alfred Hitchcock aus, doch wie schon in
mit dieser brutalen Vorlage etwas für ihn
„Nixon“ kann er sich auch hier wieder so
ganz Neues zu probieren.
in den Charakter einfühlen und dessen
Der Film folgt diesem Prozess vom ersten Körpersprache nachahmen, dass der ZuSuchen nach einem neuen Stoff bis zur
schauer ihn schon bald als diese so ikoPremiere und dem Erfolg des Films. Einografische Figur akzeptiert. Dazu trägt
ne der Qualitäten von „Hitchcock“ besteht auch die sehr gute Maske bei, die ihm ein
darin, dass das Publikum die Geschichganz erstaunlich subtiles Minenspiel erte und ihren Ausgang genau kennt. Denn
möglicht.
Mit Helen Mirren in der Rolle von Hitchcocks Gattin Alma Reville hat der Regisseur Sacha Gervasi Hopkins eine ihm
ebenbürtige Partnerin an die Seite gestellt. Denn hier wird zwar sehr präzise und unterhaltsam die Entstehungsgeschichte von „Psycho“ erzählt, aber sie
bildet letztlich eher den Hintergrund für
das Drama im Kern des Films, und dies
ist die komplizierte und künstlerisch sehr
fruchtbare Beziehung zwischen Hitchcock und Alma Reville. Der Egomane mit
seinen sadistischen und voyeuristischen
Tendenzen und die hochintelligente, liebevolle und strapazierfähige Partnerin im
Hintergrund werden hier als ein faszinierendes Paar dargestellt, das künstlerisch
hocheffizient und nach all den Jahren leidenschaftlich zusammenlebt und deren
Ehe alles andere als in Routine erstarrt ist.
Mit den grandiosen Darstellern, einem
smarten, oft sehr witzigen Drehbuch und
einer souveränen Regie bietet „Hitchcock“
einen verblüffend neuen Blick auf den
Meister des Suspence, was dann mit einer seiner trocken servierten Pointen diesem Ehrentitel auch noch einen ganz anderen Sinn gibt.
Kinostart: 14. März
kino Demnächst
53°8‘N 8°13‘O
61 foyer
W W W. H O R S T - J A N S S E N - M U S E U M . D E
Von der
Landschaft
gezeichnet
frühe
KohLezeichnungen
otto
PanKoK
17.3. – 26.5.2013
„Paradies: Glaube“
Demnächst im Kino
Ulrich Seidl hat 2010 den Bremer Filmpreis gewonnen und danach an seiner „Paradies“-Trilogie gearbeitet, deren
Filme er jeweils bei den Filmfestspielen
in Cannes, Venedig und vor einigen Wochen in Berlin vorstellte. „Paradies: Glaube“ (Kinostart: 21. 3.) ist der Mittelteil (der
abschließende Film „Paradies: Hoffnung“
wird am 16. 5. in die Kinos kommen) dieser Reihe von Geschichten über Frauen,
die ganz verschiedene Glückvorstellungen
haben und sie sehr eigenwillig ausleben.
In „Glaube“ geht die Heldin, eine ältere
Dame und strenggläubige Katholikin, in
die armen Wohnviertel von Wien, um die
Menschen dort zum rechten Glauben zu
bekehren.
„Kon Tiki“ (21. 3.) war in diesem Jahr der
norwegische Anwärter für den Oscar, und
in ihm wird der wohl bekannteste Nationalheld des Landes gefeiert. Thor Heyerdahl baute 1947 das titelgebende Floß und
fuhr damit von Peru nach Polynesien um
zu beweisen, dass die Inselwelt entgegen
der Lehrmeinung einst von Lateinamerika
aus besiedelt wurde. Es gibt zwar über die
Expedition einen guten und oft gezeigten
Dokumentarfilm, doch Joachim Ronning
„Kon Tiki“
und Espen Sandberg haben nun das Abenteuer möglichst authentisch (also nah an
der filmischen Vorlage) inszeniert. Fast
könnte man von einem Remake sprechen,
doch das Abenteuer ist immer noch so exotisch und spannend, dass es auch bei dem
bisher aufwändigsten norwegischen Film
das Publikum mitreißen dürfte.
In „Die Jagd“ (28. 3.) schafft der Regisseur Thomas Vinterberg („Das Fest“) eine Atmosphäre der schleichenden Bedrohung, wenn eine dörfliche Gemeinschaft
eine Treibjagd auf einen einzelnen Mann
veranstaltet. Mads Mikkelsen spielt diesen
Pädagogen, der in den Verdacht des Kindesmissbrauchs gerät, mit einer erschütternden Verletzlichkeit.
Der contergan-geschädigte Filmemacher
Niko von Glasow hat in der Dokumentation „Mein Weg nach Olympia“ (16. 5.)
Sportler begleitet, die sich auf die Paralympics 2012 vorbereiteten. Die einarmige
Tischtennisspielerin, der querschnittgelähmte Boccia-Champion, die einbeinige
Schwimmerin und das Volleyball-Team in
Rollstühlen machen eindrucksvoll deutlich, was sie dazu antreibt, ihre körperlichen und mentalen Grenzen auszuloten.
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KOLUMNE Nachgedacht
63 foyer
: Nachgedacht
Text: Stephan Cartier
dIe reIne
lehre
E
rziehung ist einfach. Vor allem für
Menschen ohne Kinder. Diejenigen,
die Pädagogik mit Nachwuchs praktizieren müssen, haben es etwas schwerer. Aber dafür bleibt ihnen auch die Freude, durch die abstrusen Ideen der kleinen
Mitbewohner geistig stets in höheren
Sphären zu leben. Denn Kinder fragen
hemmungslos. Wer käme schon als erwachsener Mensch noch auf den Verdacht,
dass ein Pullover, nachdem man ihn gewaschen hat, nicht mehr derselbe Pullover ist wie davor?
berkeitsstandards steht im Kinderzimmer
plötzlich auch die Kontinuität des Seins
auf dem Spiel. Ist ein Pullover ein Pullover
ein Pullover?
lastiker in den Spielkreis daheim einlädt.
Die machen nämlich direkt in der Kindermannschaft mit. Baruch Spinoza beispielsweise kannte nur noch eine kompakte Urmaterie, in der sich Substanz und
Aristoteles unterstellte noch, alle DinAkzidenz nicht mehr unterscheiden ließen.
ge hätten einen unveränderlichen Kern,
Folglich wäre der Pullover tatsächlich nach
ihre Substanz. Beim Pullover wäre dies das der Wäsche ein anderer, da Sauberkeit und
Pullover-Sein. Hinzu kämen beliebige Zu- Geruch für seine Identität entscheidend
taten, die neun Akzidenzien, wie zum Bei- wären. In solchen Momenten ist man froh,
spiel seine Farbe oder seine Stoffqualität.
dass das Kind noch nicht lesen kann.
Die Scholastiker des Mittelalters verkomplizierten diese Theorie und dachten sich
Sehen kann es aber. Und spätestens hier,
lustige Begriffe wie Quidditas und Haecbeim ultimativen Bewährungstest des
Vordergründig entzündet sich solch eine
ceitas aus, um zwischen der festen Wesen- Seins, nämlich der 90-Grad-Wäsche, muss
Auseinandersetzung an unterschiedlichen heit und
man alle philoHygienevorstellungen von Eltern und Kin- dem verän- Beim Streit um Sauberkeitsstandards
sophischen Fidern. Kann man seinen Lieblingspullover derlichen steht im Kinderzimmer plötzlich auch
nessen fahren
durchgängig drei Wochen lang anziehen,
Dasein der die Kontinuität des Seins auf dem Spiel. lassen und dem
ohne ihn zu reinigen? Der Sprössling lässt GegenstänKinde zustimkeinen Zweifel daran: Man kann nicht nur de zu unterscheiden. Danach bliebe der
men. Wer je aus Versehen einen Wollpull– man muss. Denn nach einem Aufenthalt Pullover also derselbe, egal ob er nun das
over zu heiß gewaschen hat, der weiß, wie
in der Waschtrommel sei er nicht mehr
Akzidenz „sauber“ hat oder „dreckig“. Man sich dessen Substanz tatsächlich verändasselbe Kleidungsstück. Er riecht anders, könnte ihn guten Gewissens waschen,
dern kann: um mindestens zwei Kleiderer fühlt sich anders an. Man müsste ihn
ohne ihm zu schaden.
größen.
also wegwerfen.
Doch Aristoteles darf anscheinend nicht
Das Schicksal der modernen Ontologie
Hinter diesem zunächst sehr eigenwilligen im Kinderzimmer mitspielen. Die Beentscheidet sich also in der WaschmaschiArgument steckt augenscheinlich die Befürchtungen über die drohende Transsub- ne. Wer sicher gehen will, dass alles beim
fürchtung, der Pullover verändere durch
stantiation des Lieblingspullovers durch
Alten bleibt, der verzichtet auf die Wäsche.
den Waschgang den Status seines Seins.
Seifenwasser bleiben, denn ein frisch geDer Pullover mag zwar dreckig sein, aber
Was sich als Ausrede eines Halbwüchsigen waschener Pullover fühle sich nun einmal dafür ist sein Träger mit sich im Reinen.
für seinen Hang zur Verwahrlosung ananders an, beklagt der Junior. Und das Pro- Kinder sind eben schon mit allen Wassern
hört, führt mithin ins Zentrum abendlän- blem wird noch diffiziler, wenn man die
gewaschen.
discher Philosophie. Beim Streit um SauNachfolger des Aristoteles und der Scho-
foyer 64
PANORAMA WISSENSCHAFT
: Panorama
Wissenschaft
Text: Stephan Cartier
Bernhard Kegel und eine Doktorandin des ZMT
beobachten Pilzkorallen
Foto: M. Naumann
Wer fährt?
Die alte Frage, ob Männer oder Frauen
besser Auto fahren, wird sich bald erübrigt
haben. Denn wenn es nach dem Willen
Oldenburger Ingenieure und Sozialwissenschaftler geht, heißt die Antwort in absehbarer Zeit: Am besten fährt das Auto allein.
Fiktion trifft Wissenschaft
Seit dem Erfolg von Frank Schätzings
Roman „Der Schwarm“ dürfte es keinen
Zweifel mehr an der Verbindung von Wissenschaft und Thriller geben. Ungewöhnlich ist nur, wenn solche Krimis tatsächlich
von Wissenschaftlern geschrieben werden.
Bernhard Kegel ist sich zwar manchmal
An der Universität Oldenburg wurde das
unsicher, was er mehr ist: Romancier oder
interdisziplinäre Forschungszentrum für si- Biologe; aber mit seinem jüngsten Buch
cherheitskritische sozio-technische Systeme „Ein tiefer Fall“ hat er sich eindeutig auf
gegründet, das sich mit der Beziehung von
die schriftstellerische Seite gestellt.
Mensch und mobiler Maschine beschäftigt. „Flugzeuge, Schiffe und Züge – sie alle Im Hanse Wissenschaftskolleg in Delmenfunktionieren mit sicherheitskritischen
horst ist Kegel derzeit Gast des Programms
Systemen. Bei der Entwicklung dieser hoch- „Fiction meets Science“, das die Univerkomplexen Systeme müssen wir die ‚Human sitäten Bremen und Oldenburg sowie das
Factors’, also menschliche Einflussfaktoren, HWK gemeinsam tragen. In Delmenhorst
berücksichtigen“, erklärt der Sprecher des
wird Kegel an seinem dritten WissenZentrums, der Informatiker Werner Stamm. schaftskrimi arbeiten. Zuvor hat er bereits
Gefördert wird die Oldenburger Einrichtung an einer Expedition des Bremer Zentrums
mit fünf Millionen Euro.
für Marine Tropenökologie in Jordanien
teilgenommen, bei der Riffe im Roten Meer
Die Forscher aus unterschiedlichen
untersucht wurden.
Disziplinen wollen technische Vorrichtungen entwickeln, die etwa ein sicheres
Was Kegel von dort an Eindrücken über
Spurhalten beim Autofahren ermöglichen, die Lebewesen unter Wasser mitnahm,
Auffahrunfälle durch Warnsignale an den könnte ihn zu mörderischen Szenarien
Fahrer unwahrscheinlich machen oder
aus dem Zusammenleben von Menschen
Maschinen vor Überhitzungen schützen.
inspirieren. Neben wohligem Schauder soll
Am Ende werden sich die Autos dann zur
dieses Programm auch dazu beitragen,
Sicherheit wohl selbständig einparken.
das Verständnis für die Arbeit von Wissenschaftlern zu steigern.
Jade Hochschule, Oldenburg
Mehr Public Health
Public Health entwickelt sich zum „Exportschlager“ der Nordwest-Region. Nachdem
sich der Studiengang an der Universität Bremen und der Hochschule Emden etabliert
hat, startet mit dem Wintersemester 2013/14
auch in der Jade Hochschule am Standort
Oldenburg ein solcher Bildungsgang. Das
Ziel: „Eine möglichst optimale gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung“, erklärt die
Initiatorin des Studienganges, die Gesundheitswissenschaftlerin Frauke Koppelin.
Dabei werden Fragen der Gesundheitsförderung und Prävention aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln beantwortet.
Sowohl medizinische, ökonomische,
psychologische oder soziologische Aspekte
sollen Studenten darauf vorbereiten, sich
als Fachkräfte im vielfältig gewordenen
Gesundheitswesen zu bewerben.
Der neue Studiengang ist so aufgebaut,
dass er auch berufsbegleitend besucht
werden kann. „Rund 156.000 Menschen
arbeiten in der Metropolregion Nordwest in der Gesundheitswirtschaft. Das
sind zwölf Prozent aller Erwerbstätigen“,
unterstreicht Koppelin die Bedeutung und
Chancen des Studienganges. Koppelin
weiß, wovon sie spricht, hat sie doch die
Public Health-Studiengänge in Bremen
und Emden mit aufgebaut.
foyer 65
KULTURFORUM
: Kultur
Forum
Zusammengestellt von Peter Schulz
....................................... .......................................
Die Mozart-Oper „Lucio Silla“ mit Weltstar
Rolando Villazón in der Hauptrolle (Termine: 25./27. August) bildet einen Höhepunkt
beim 24. Musikfest Bremen, das vom 24.
August bis 14. September stattfinden wird.
Zu den vielen international bekannten
Künstlern der 35 Veranstaltungen zählen
auch die Sängerinnen Eva Mei und Christine Schäfer. Außerdem im Programm:
Die Produktion „The Suit“ des TheaterLegende Peter Brook und ein Konzert des
Birmingham Symphony Orchestra unter
der Leitung von Andris Nelsons mit der
Sopranistin Kristine Opolais (Foto).
Der Bremer Landesdenkmalpfleger Georg
Skalecki ist auf Beschluss der Kultusministerkonferenz in den elfköpfigen international besetzten Beirat zur Beurteilung
zukünftiger Welterbeanträge für die
UNESCO-Welterbeliste berufen worden.
.......................................
Das steptext dance project präsentiert
vom 2. bis 5. Mai in der Schwankhalle Bremen das Festival „Dancing Roads featuring
Baila Espana“. Zu sehen sind sechs Tanzproduktionen aus Spanien, Irland, Israel
und Deutschland.
....................................... .......................................
Prof. Dr. Helmut Thoma, früherer Geschäftsführer des privaten TV-Senders
RTL, hält am 18. März (19.30 Uhr) im
Bremer Oelzweig-Haus (Kurfürstenallee 8)
einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel
„Fernsehen nah gesehen“.
.......................................
34 Bewerber aus 16 Nationen nehmen am
VII. Internationalen Musikwettbewerb
für die Jugend teil, der vom 18. bis 22. März
im Oldenburger Schloss stattfindet. Der
jüngste Teilnehmer ist 10 Jahre alt, die weiteste Anreise hat ein Südkoreaner.
.......................................
Ein Konzert mit Werken von Richard Wagner
gibt das Landesjugendorchester Bremen am
5. April (20 Uhr) in der Bremer Glocke. Auf
dem Programm stehen eine Orchesterfassung der „Meistersinger“ und die „Wesendonck-Lieder“.
.......................................
120 Gemälde von 70 Künstlern aus 125 Jahren Malerei in der Region sind bis September
in der Lilienthaler Kunststiftung (Trupe 6)
zu sehen.
Etwa 70 Kunstschaffende aus dem In- und
Ausland sind auf der 5. Kap-Hoorn ART
vertreten. Sie präsentieren auf 2000 Quadratmetern in der Kap-Horn-Straße 9 zeitgenössische Kunst zum Ausstellungsthema
„ErwARTungen“. Termine: 4. Mai (15-20 h),
5. Mai (11-18 h). Eintritt frei.
.......................................
Aufgrund des großen Erfolges findet eine
weitere Vorstellung des Projektes „Tanz
aus der Reihe“ (Foto) statt, das 20 Bremer
Jugendliche unter der Leitung von Christine Witte und zur Musik von Peter Friemer
erarbeitet haben (siehe foyer 98). Termin: 20.
April (18 Uhr) im Schlachthof.
den Strich“ gesehen. Vom 13. April bis 11.
August läuft die Ausstellung „Wols: Die
Retrospektive“ zum 100. Geburtstag des
Künstlers Wolfgang Schulze. Die nächste
große Sonderausstellung ist für das Frühjahr 2014 geplant.
.......................................
Mehr Besucher verzeichneten die Museen im
Bundesland Bremen. 2012 kamen 956.000
Gäste, knapp 45.000 mehr als im Vorjahr.
Dazu trugen in erster Linie die Kunsthalle
(siehe oben) und das Focke-Museum bei:
94.000 Interessierte besuchten die Sonderausstellung „Vogeler für alle“ in der
Unteren Rathaushalle.
.......................................
„Prinzen-Promenade“ lautet der Titel einer
neuen Reihe, die im Rahmen der Oldenburger Promenade vom 1. bis 9. Juni im
Oldenburger Schloss und im Prinzenpalais
stattfindet. Auf dem Programm stehen Klassik, Jazz, Vokalmusik und Rezitationen für
ein jüngeres Publikum.
.......................................
Rund 50 Kunstwerker aus Deutschland
und Tschechien nehmen an der Ausstellung „finden! Markt für feines Handwerk
und Design“ teil, die am 4. und 5. Mai
(jew. 11-18 Uhr) in und vor der Unteren
Rathaushalle in Bremen stattfindet. Sie
präsentieren unverwechselbare, innova....................................... tive und auch klassische Werkstücke aus
den Gewerken Glas, Schmuck, Keramik,
In der Kunsthalle Wilhelmshaven läuft
Papierobjekte, Puppen, Stempel, Seifen,
vom 21. April bis 16. Juni die erste EinMode, Teppich- und Textildesign, Taschen
zelausstellung des Berliner Zeichners
Christian Pilz (Foto). Der 34-jährige wurde und Holzobjekte. Die Teilnehmer hatte
eine Fachjury aus über 120 Bewerbungen
durch seine labyrinthischen Architekturermittelt. Die Veranstalter Frauke Alber,
zeichnungen bekannt.
Jonas Kruse, Gisela Kulling und Tanja
....................................... Möwis vergeben zudem eine „Greencard“
für junge Talente. In diesem Jahr ist es die
Großer Erfolg für die Kunsthalle Bremen:
Rund 140.000 Besucher haben die Ausstel- Lederdesignerin Annette Kirschenknapp
lung „Friedensreich Hundertwasser: Gegen aus Berlin. Der Eintritt ist frei.
foyer 66
KULTURKALENDER
kUltUr
termIne
...................................................
Bremerhaven
PREMIERENDATEN
15. März bis 15. Mai 2013
...................................................
Bremen
22. 3. (T) Festival: TheaterBremen tanzt! Kleines Haus
23. 3. (M) Carl Maria von Weber: Der Freischütz.
Theater am Goetheplatz
27. 3. (T) Samir Akika/Unusual Symptoms: Penguins & Pandas.
Kleines Haus
20. 4. (T) Gintersdorfer/Klaßen: Das 2. Bremer Konzil.
Kleines Haus
20. 4. (S) Hanna Hegenscheidt: Helden. Moks
3. 5. (S) Alexander Giesche: Der perfekte Mensch.
Kleines Haus
5. 5. (M) Wolfgang Amadeus Mozart: Cosi fan tutte.
Theater am Goetheplatz
23. 3. (T) Sergei Vanaev: L’Arlésienne/Der wunderbare
Mandarin. Großes Haus
5. 4. (S) Hans-Werner Kroesinger: Arbeit macht Glück.
Amtsgericht Bremerhaven
6. 4. (S) Dennis Kelly: Waisen. Kleines Haus
13. 4. (S) Kristof Magnusson: Männerhort – Een Platz för
Keerls. Kleines Haus
20. 4. (M) Bedrich Smetana: Die verkaufte Braut. Großes Haus
11. 5. (S) Friedrich Hebbel: Maria Magdalena. Großes Haus
...................................................
Oldenburg
21. 3. (S) Georg Büchner: Dantons Tod. Großes Haus
9. 4. (T) Hector Berlioz/Guy Weizman u. Roni Haver:
Romeo und Julia. Großes Haus
9.-20. 4. (T) Festival: 11. Internationale Tanztage
5. 5. (S) nach Erich Kästner: Das doppelte Lottchen.
Spielraum
(Abkürzungen: M = Musiktheater, S = Schauspiel, T = Tanztheater)
Alle Termine ohne Gewähr!
Der Freischütz März 23. (P), 26., 31.; April 6.,
12., 14., 28. (15.30 h); Mai 4., 7., 12. (15.30 h)
Die Banditen März 24. (18 h); April 1.
(15.30 h | z.l.M.)
Gastspiel Ohnsorg-Theater Allens för
Mama März 25.
Die Zauberflöte März 27. (z.l.M.)
Tosca März 28.; April 27.; Mai 10.
Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny
März 29. (18 h); April 18., 29.
Die Sache Makropulos April 4. (z.l.M.)
Das Leben auf der Praca Roosevelt
April 7. (z.l.M.)
Gastspiel Die Sünden des Lebens – Ein Musical April 8.
Cosi fan tutte Mai 5. (18 h | P), 8., 11.
Gastspiel Ohnsorg-Theater Noch eenmal
verleevt Mai 6.
April 14. (18.30 h), 17.+23. (19 h)
Sickster März 21.; April 18.
Europa März 23.; April 4., 28. (18.30 h)
Penguins & Pandas März 27. (P); April 5.,
11., 24.
Theater Bremen tanzt!
Das Blaue März 28. (19 h)
Theater Bremen tanzt! O März 28. (21 h)
Theater Bremen tanzt!
Weiße Magie März 29. (18 h)
BREMEN
Theater Bremen tanzt!
......................................
Logobi 01 März 29. (20 h)
Theater Bremen
Theater Bremen tanzt!
Tel. 04 21 - 36 53 - 3 33
Logobi 04 März 29. (22 h)
Theater Bremen tanzt!
The Kitchen März 30. (18 h)
Theater am Goetheplatz
Theater Bremen tanzt!
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Young & Furious März 30. (20 h), 31. (16 h)
Mahler III März 15., 17.; April 3., 13., 17., 26.
Theater Bremen tanzt!
Kleines Haus
(z.l.M.)
Logobi 05 März 30. (22 h)
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Woyzeck März 16., 30.; April 5., 9., 11., 19.,
Theater Bremen tanzt!
„Funny, how?“ März 15.; April 30.
21.; Mai 9., 15.
Aber sicher! (UA) März 16.; April 6., 10., 19., Desistieren 4 März 31. (18.30 h)
Wunschkonzert März 17.; April 10., 20.
Theater Bremen tanzt! Bildbeschreibung
Die Affäre Rue de Lourcine März 22.; April 21. (18.30 h), 25.
2., 24.
Buddenbrooks März 17. (16 h), 24. (18.30 h); April 1. (20 h)
Abkürzungen:
P = Premiere
WA = Wiederaufnahme
UA = Uraufführung
z.l.M. = zum letzten Mal
w.n.a.a. = wenn nicht anders angegeben
Alle Termine ohne Gewähr!
Terminschluss: 1. März
KULINARISCHES Nachts in Bremen
67 foyer
Das Dinner-Musical „Nachts in Bremen“
im historischen Bremer Ratskeller
Die Künstler: Lisa Reinhardt, Benjamin Beckmann,
Philip Lüsebrink und Frank Fiedler
mUsIk Und
genUss Im
Bremer
ratskeller
„N
achts in Bremen in den alten
Gassen wird lebendig, was
vergessen schien“ – mit diesen Worten leitet der Nachtwächter eine
musikalische Zeitreise durch die bremische Geschichte ein, die eigens für den
Bremer Ratskeller geschrieben worden ist.
„Nachts in Bremen“ lautet der Titel dieses
Musicals, das spannend und amüsant
zugleich Ereignisse rund um die alte Hansestadt an der Weser aufgreift. Der Clou:
Zwischen den einzelnen Episoden wird
bei Kerzenlicht ein erlesenes Vier-GängeMenü serviert.
Richard Wagner oder Johannes
Brahms kehrten ein, ebenso
Schriftsteller wie Theodor
Fontane oder Gerhart Hauptmann. Und auch Bundespräsident Theodor Heuss ließ sich
gern mit Württemberger Wein
bewirten. Der über 600 Jahre
alte Ratskeller steckt voller Geschichte – und Geschichten.
„Phantasien“ ausgemalt hat, übrigens als
„Hauff-Keller“ bezeichnet.
Auf der anderen Seite des Ratskellers, im
historischen Bacchuskeller, spielt „Nachts
in Bremen“. Den Weg dahin weist das Fass
mit der Figur des Weingottes Bacchus aus
der Barockzeit, dem der Saal, dessen Wände der Bremer Maler Karl Dannemann mit
markanten Bildern illustriert hat, seinen
Namen verdankt. Genau der richtige Ort
für stimmungsvolle Songs, große Melodien
Einige von ihnen erzählt das
erfolgreiche Autorenteam Frank und romantische Duette, präsentiert von
einem glänzend eingestimmten Ensemble.
Fiedler und Erich Sellheim im
Musical „Nachts in Bremen“
mit eingängigen Melodien und Dazu wird ein ausgefallenes „all inclusiveeindrucksvollen Texten. Ereig- Menü“ serviert. Die kreative Ratskeller-Küche hat dafür traditionelle Bremer Gerichte
nisse, die Bremen und seine
Bürger beweg(t)en – von großer mit Phantasie „modernisiert“ und kredenzt
eine elegante Versionen der bekannten
Liebe, Freundschaft, menschlichen Abgründen und typisch Bremischem. So wird Flusskrebssuppe, ein leicht-bekömmliches
der Bogen von der Vergangenheit bis in die krosses Knipp sowie – man denke an das
Gegenwart über die mörderischen Untaten Stubenküken! – gefüllte Poulardenbrust
der Gesche Gottfried bis zu Anekdoten über mit Linsengemüse und Apfel-Buchweizenküchlein auf Bremer Rote Grütze.
Werder Bremen geschlagen.
Eine weitere Episode gilt der Zeit der
französischen Besatzung zu Beginn des 19.
Jahrhunderts, die Bremen für eine kurze
Phase seiner Unabhängigkeit beraubte.
Und dann geht es um die unerfüllte Liebe
des Dichters Wilhelm Hauff zu einer schönen Bremer Bürgerstochter, die ihn dazu
veranlasste, 1826 vor Ort die „Phantasien
Heinrich Heine hat ihm ein Gedicht gewid- im Bremer Ratskeller“ zu schreiben. Ihm
met, Wilhelm Hauff ließ sich hier zu seinen zu Ehren wird der Saal des Ratskellers,
„Phantasien“ inspirieren. Komponisten wie den Max Slevogt 1927 mit Szenen aus den
Eintritt: Euro 85,- pro Person einschließlich 4-Gänge-Menü, Aperitif, korrespondierender Rot-/Weißwein, Mineralwasser,
Fassbier, Softgetränke. Die nächsten
Termine: 13. Juli und 31. August.
Bremer Ratskeller
Am Markt
28195 Bremen
Telefon 04 21 – 32 16 76
[email protected]
foyer 68
kulturkalender
Hamlet April 12.
Me & my Mum April 13.
Das 2. Bremer Konzil April 20. (P), 22., 26.
Der internationale Strafgerichtshof
April 26.
Der perfekte Mensch Mai 11. (P)
Moks
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Für ewig und hundertmillionen Tage
März 15. (10.30 h)
Moks-Box März 23.+24. (19 h)
Helden April 20. (P), 22., 23. (10.30 h)
......................................
Glocke
Tel. 04 21 – 33 66 99
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Glocke JAZZnights Wolfgang Haffner
Quartett | Bugge Wesseltoft’s Jazzland
Community März 15.
Glocke Backstage März 16.; April 6.; Mai
11. (jew. 14 h)
Salut Salon März 17. (18 h)
Bremer Kammermusiktage März 20.
(Kleiner Saal)
musica viva März 24. (15.30+19.30 h)
Landesjugendorchester Bremen April 5.
Wiener Klassik April 6.
Glocke Spezial Mariza April 4.
9. Philharmonisches Konzert Bremer Philharmoniker; Liza Ferschtman, Violine;
Charles Olivieri-Muroe, Dirigent. April 8., 9.
5nachSechs Bremer Philharmoniker; Liza
Ferschtman, Violine; Charles Olivieri-Muroe, Dirigent. April 10. (18.05 h)
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Albrecht Meyer, Oboe; Peter Ruzicka,
Dirigent. April 11.
Valery Meladze April 13.
Glocke Familienkonzert „Walzerschritt
und Polkahit“ April 14. (11 h)
7. Philharmonisches Kammerkonzert Yura
Tal & Andreas Groethuysen April 17. (Kleiner Saal)
Götz Alsmann April 18.
The United Kingdom Ukulele Orchestra
April 19. (Kleiner Saal)
10. Philharmonisches Konzert Bremer
Philharmoniker; Tzimon Barto, Klavier;
Dima Slobodeniouk, Dirigent. April 21.
(11 h), 22.
Glocke Ohrwurm „Rebellische Schönheit“
April 21. (10.45 h/Kleiner Saal)
Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen Igor Levit, Klavier; Sir Roger Norrington, Dirigent. April 20.
Marlene Jaschke April 25.
Glocke JAZZnights Avishai Cohen Trio
April 26.
6. Meisterkonzert NDR Sinfonieorchester;
Michael Barenboim, Violine; Michael Gielen, Dirigent. April 28.
Jethro Tull Mai 1.
Bremer RathsChor Mai 3.
musica viva Mai 4. (19.30 h), 5. (15.30+19.30 h)
Bremer Kaffeehaus-Orchester Mai 12.
(15.30 h/Kleiner Saal)
My Fair Lady Mai 12. (19 h)
11. Philharmonisches Konzert Bremer
Philharmoniker; Markus Poschner, Dirigent. Mai 13., 14.
5nachSechs Bremer Philharmoniker; Markus Poschner, Dirigent + Solisten. Mai 15.
(18.05 h)
Spielort Lagerhaus
Tel. 04 21 – 50 03 33
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Tel. 04 21 – 3 22 90
Weltklassik am Klavier (jew. 17 h)
Höhepunkte der Romantik zu vier Händen Mit dem Duo Tsuyuki & Rosenboom.
März 31.
Beethoven pur! Mit Sarah Soyeon Kim.
April 28.
Salzwasser März 16. (19.30 h); April 7. (18 h)
......................................
Musical Theater Bremen
Tel.: 04 21 – 33 37 590
Tickets: www.musicaltheater-bremen.de
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Rasta Thomas’ Rock the Ballet März 15.+16.
(20 h), 17. (15 h)
Hans Klok März 19.
Bremen singt März 20.
4. Bremer Hochzeitsball April 13.
Yakari April 17. (16 h)
Gregorian April 20. (16.30+20.30 h)
Jazzahead! Skôda Clubnight April 27.
(20.30 h+21.15 h+22.15 h)
Jürgen von der Lippe April 30.
Tony Christie und Big Band Mai 31.
Mayumana Juli 23. bis 26. (20 h), 27.
(15 h+20 h), 28. (15 h)
......................................
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . DKV-Residenz in der
bremer shakespeare company Contrescarpe
Spielort Leibnizplatz
Der Kaufmann von Venedig März 16.
Pericles März 22. (P), 24. (18 h), 28.;
April 6., 12.
Richard III März 23., 30.; April 13., 27.
Verlorene Liebesmüh März 27.; April 20.
Ein Sommernachtstraum März 31.;
April 7., 18.
Timon aus Athen April 5.
Eine Stadt im Krieg – Bremen 1914-1918
April 8. (P), 11., 15., 29.
Der Sturm April 10.
Hamlet April 17.
Mario und der Zauberer April 19.
Viel Lärm um nichts April 24.
Warten auf Godot April 25.
Was ihr wollt April 26.
Libretto Fatale April 30. (P)
Gastspiel Gardi Hutter Mai 14., 15.
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Kunsthalle Bremen
Am Wall 207, Tel. 04 21 – 329 08-0
www.kunsthalle-bremen.de
Mi-So 10-17 h, Di 10-21 h
Kunst auf Papier. Eine Ausstellung nicht
nur für Kinder Bis 12. Mai
Picasso, Matisse, Chagall u.a. – Künstlerplakate aus der Werkstatt Mourlot Bis 12.
Mai
Wols: Die Retrospektive 13. April bis 11.
August
Vortrag: Ein tragischer Fall: Wols/Fälschungen 7. Mai (18 h)
Bildbetrachtung: Kunsthappen zum Feierabend Jeden Dienstag (18 h)
kulturkalender
69 foyer
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Gerhard-Marcks-Haus
Café K
swb-Kundencenter
Am Wall 208, Tel. 04 21 – 32 72 00
www.marcks.de, Di-So 10-18 h
Sabine Schellhorn Siegel für den Pavillon.
Bis 12. Mai
Eveline van Duyl Denkinseln – ... es darf
gedacht werden. Bis 2. Juni
Marcks befragen: Clarissa Dietrich und
Gunther Gerlach Bis 2. Juni
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Focke-Museum
Bremer Landesmuseum für Kunst und
Kulturgeschichte
Tel. 04 21 – 699 600-0
www.focke-museum.de
Graben für Germanien Archäologie unterm Hakenkreuz. Bis 8. September
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GAK Gesellschaft für aktuelle
Kunst Bremen
Tel. 04 21 – 500 897
www.gak-bremen.de
Die Geometrie der Dinge Markus Amm,
Sara Barker, Charlotte Moth und Robin
Watkins. Bis 5. Mai
Rotes Kreuz Krankenhaus
Tel. 04 21 – 55 99-0 | tägl. 7.15-19.30 h
Spurensuche Malerei von Tom Gefken und
Skulpturen von Peer Steppe
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Moments
Vor dem Steintor 65
Tel: 0421 – 7 92 66 33
www.club-moments.de
(Beginn, w.n.a.a.: 20h )
jazzmoments/MIB Jazz-Festival – Ostern
Time is Monkey „Jugend Jazzt“-Preisträger
2012 Miss Groovanowa – Blue Note Bach,
Jens Schöwing. Ostersonntag, März 31. –
Jazz Smells Lisa Wulff Quintett. Ostermontag, April 1.
Songs & Whispers Circuit 3 April 7.
Yuris Night 2013 „World Party for Space“.
April 12.
jazzmoments/MIB Jan Christoph Group
April 24.
jazzahead! ŠKODA clubnight April 27.
Songs& Whispers Circuit 4 Mai 5.
jazzmoments/MIB Ivan Romero Mai 8.
Denis Fischer singt Juhnke Mai 24.
Sögestraße/Am Wall
(im Fachberatungsbereich Telekommunikation im Erdgeschoss)
Tel. 04 21 – 83 11 41 (LeseArt)
Tel. 04 21 – 4 49 08 (energiejazz)
Tel. 04 21 – 34 31 70 (bremer hörkino)
LeseArt (19 h):
März 21.: Die Bremer Lyrikerin Ulrike Marie Hille liest aus Rose Ausländers „Die heilende Kraft der Poesie“
April 18.: Prof. Dr. Gert Sautermeister liest
aus „Die Meerjungfrau“ von Uwe Timm
Mai 16.: Dr. Kathrin Pöge-Alder über „Märchenforschung“
hörkino (20 h):
April 3.: „Lange Hörkino-Nacht“ – 8. Hörkino-Geburtstag und Verleihung des FeaturePreises
Mai 1.: „Halt’s Maul, du lügst“ – Verdingkinder in der Schweiz. Von Charly Kowalczyk
energiejazz (20.15 h)
April 11.: Andrea Rydin Berge. Norwegische
Singer-Songwriterin auf der Autoharp
Mai 5.: Wir Beide. Acoustic Music – Vocal –
Jazz – Bossa – Deutscher Pop
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Gut Kränholm
In und um die Untere Rathaushalle
„finden!“ Markt für feines Handwerk und
Design. Mai 4.+5. (11-18 h). Eintritt frei
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Kap-Hoorn ART „Die Fünfte“ – Kunst in
der Halle 2013 Thema: ErwARTungen. 4.
Mai (15-20 h), 5. Mai (11-18 h)
Veranstaltungen
Schné-Ensemble New Acoustic Music. April
Bremen-St.Magnus
6. (20 h)
Das Fest der schönen Dinge 26. bis 28. April
Figurentheater „Die Schöne... und der
(s. Beilage)
Froschkönig“. April 21. (16 h)
Himmelfahrtstag auf dem Burghof
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ringreiten des Reitvereins Hagen und UmHAVEN HÖÖVT Vegesack
gegend e.V. Mai 9. (14.30-18.30 h)
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Norddeutscher Lloyd Bremen Passagierwechselnden Künstlern. 9.30 – 20 h
und Frachtbeförderung in alle Welt. 1. Mai
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Kulturbüro Bremen Nord
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Kunststiftung Lilienthal
Tel. 0421 – 65 48 48
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Trupe 6 | Tel. 0 42 98 – 90 76 41
www.kulturbuero-bremen-nord.de
www.kunststiftung-lilienthal.de
kd.kunst
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Kito
Axel & Torsten Zwingenberger März 15.
Margie Kinsky März 16.
Podium Gitarre März 17. (11 h)
Stephan Sulke März 22.
Alvaro Solar März 28.
Songs & Whispers April 2.
Dave Goodmann & Steve Baker April 5.
Sabine Kaack & Ben Heuer April 6.
Tom Lüneburger April 12.
Die mörderischen Schwestern April 13.
Klaus Hoffmann April 19.
Zärtlichkeiten mit Freunden April 20.
Podium Gitarre April 21. (11 h)
Jazzahead Clubnight April 27.
Klezmers Techter Mai 3.
Philipp Scharri Mai 4.
Schneeweiß & Rosenrot Mai 10.
Kulturbahnhof
Sissi Perlinger April 26.
Wilfried Schmickler Mai 11.
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Bestand der Lilienthaler Kunststiftung. Bis
September
Worpswede
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Galeria Village
Tourist-Info: Tel. 0 47 61 – 98 7-142
Bergstraße 22
Konzert im Ratssaal: Gregorianika „Trilowww.nwwk.de
gy“ A-cappella-Tour 2013. April 14. (18 h)
Johann Büsen: HIDE + SEEK 7. April bis 12.
Mai
Delmenhorst
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Fischerhude/Ottersberg
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Poesia Positionen aus der Sammlung Rik
Reinking. 13. April bis 9. Juni (Eröffnung 12.
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Syker Vorwerk – Zentrum für
zeitgenössische Kunst
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Mi 15-19 h, Sa 14-18 h, So 11-18 h
DER Weg. DIE Sicht. DAS Sehnen Einzelausstellung des Medienkünstlers Michael Weisser. 7. April bis 7. Juli. Eröffnung 7.
April (12 h)
Schwarme
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Kulturzentrum Robberts
Huus EULE e.V.
Hoyaer Str. 2 | Tel. 0 42 58 – 98 35 74
www.robberts-huus.de
Friedrich Schiller – Stationen eines Lebens Literaturlesung mit Juraj Sivulka;
Musik: Gitarrenduo BalDür. April 6. (19 h)
La Bohème März 15.
Konzert Pierre-Laurent Aimard März 16.
Otello März 17.; April 23.; Mai 8., 10.
Dantons Tod März 21. (P), 23.; April 7., 26.;
Mai 2., 15.
Der Barbier von Sevilla März 22.; April 6.,
25.; Mai 3.
Die Zauberflöte März 24.; April 21. (16 h)
Romeo und Julia April 9. (P), 24.; Mai 5.
(15 h), 11.
Tanztage 2013 La Edad de Oro April 10.
Tanztage 2013 32 Rue Vandenbranden
April 12., 13.
Tanztage 2013 Studio 2 u.a. April 14.
Tanztage 2013 What the body does not
remember April 17.
Tanztage 2013 Ghost Track April 20.
Song of my Life April 27.
6. Sinfoniekonzert April 28. (11.15 h), 29.
Saul Mai 4., 12.
Carmina Burana Mai 9.
Kleines Haus
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Marx macht mobil März 15.; April 4., 21.,
Verden
30.; Mai 12.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Niederdeutsches Schauspiel Delikatessen
Verdener Kunsthaus CasarettoArt März 16.; April 26.; Mai 5., 11.
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Demian März 17. (15 h); April 3., 6., 24.; Mai 4.
www.casaretto-art.de
Niederdeutsches Schauspiel Sülver Single
Meister der deutschen klassischen MoMärz 23. (P), April 2., 7., 25.; Mai 9.
derne Barlach, Corinth, Dix, Kollwitz,
Die Geschichte vom Soldaten April 5., 27.
Kirchner, Klee, Kokoschka, Liebermann
Tanztage 2013 Prints April 10., 11. (19.30 h)
u.a. 4. u. 5. Mai
Tanztage 2013 Time and Spaces April 13.
Janosch Unikate und Grafiken. 14. Juni bis (21 h)
12. Juli
Tanztage 2013 Ottetto April 15., 16.
Tanztage 2013 Islandia April 18.+19. (19.30 h)
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kabale und Liebe April 23.
Heute weder Hamlet April 28.
Klavierhaus Helmich
Die Kontrakte des Kaufmanns Mai 3.
Eitzer Str. 32, Tel. 0 42 31 – 93 07 81
3. Familienkonzert Mai 5. (11.15 h)
Klavierabend: Alexander Stepanov
Klavierkonzert Daniil Trifonov. Mai 12.
spielt Werke von Beethoven, Brahms und
(11.15 h)
Liszt. April 12. (20 h)
Exerzierhalle
Oldenburg
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Oldenburgisches Staatstheater
Tel. 04 41 – 22 25 111
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
(Beginn, w.n.a.a.: 20 h)
Tschick März 16., 24., 26., 28.; April 3.
(10.30+20 h), 4.+8.+9. (10.30 h), 6.
Indien März 22.; April 2., 25.; Mai 5., 11.
Die Verwandlung März 23.; April 7., 9.
Tanztage 2013 Betrügen April 11.+12. (21 h)
71 foyer
foyer 72
kulturkalender
Tanztage 2013 Blanc-Sev April 13.+14. (18 h) Raubgräber – Grabräuber 11. Mai bis 8.
September
Tanztage 2013 Sonnert April 17. (21 h)
Tanztage 2013 A small Guide April 18. (21 h) Mechanische Tierwelt 25. Mai bis 21. Juli
Tanztage 2013 Baader April 19.+20. (21 h)
Offizierscasino Fliegerhorst
(Beginn 19.30 h)
Der Kirschgarten März 27.; April 20., 27.
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Horst-Janssen-Museum
Tel. 04 41 – 2 35 28 91
www.horst-janssen-museum.de
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Otto Pankok – Von der Landschaft gezeichDas doppelte Lottchen Mai 5. (11.30 h/P), 12. net Frühe Kohlezeichnungen. 17. März bis
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Dangast
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Franz Radziwill Haus
Sielstraße 3 | Tel. 0 44 51 – 27 77
www.radziwill.de
Mi-Fr 15-18 h. Sa, So, Feiertage 11-18 h
In der Nähe des Paradieses Der Maler Franz Radziwil entdeckt die Natur. 24.
März 2013 bis 12. Januar 2014
Emden
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. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kunsthalle Emden
Oldenburger Kunstverein
Tel. 04 41 – 27 109
Edith-Russ-Haus für
Tel. 0 49 21 – 97 50 0 | www.kunsthalle-emwww.kunstverein-oldenburg.de
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ne. 5. April bis 26. Mai
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Di-Fr 14-18 h, Sa + So 11-18 h
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Harun Farocki Spiel und Spielregeln 12.
Landesmuseum für Kunst und April bis 9. Juni
Kulturgeschichte
Oldenburg, Schloss
Tel. 04 41 – 2 20 73 00
www.landesmuseum-oldenburg.niedersachsen.de
Di-So 10-18 h
Kinderzeit Kindheit von der Renaissance
bis zur Moderne. Bis 12. Mai. Prinzenpalais
Arno Schmidt Fotografien. 13. April bis 14.
Juli. Schloss
Bad Zwischenahn
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Galerie Moderne
Am Delft 37 | Tel. 0 44 03 – 54 29
www.galeriemoderne.de
GELB ist die Hoffnung 14 Maler und Bildhauer zeigen Arbeiten, bei denen die Farbe
Gelb eine wichtige Rolle spielt. Bis 7. April
......................................
Rastede
Landesmuseum Natur und
......................................
Mensch
Palais Rastede
Tel. 04 41 – 92 44-300
www.naturundmensch.de
Di-Fr 9-17 h, Sa + So 10-18 h
Mensch, Fisch! Bis 4. April
Eintragungen in den
foyer-Kulturkalender nur
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Kontakt
Roland Verlag
Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17
[email protected]
Di-Fr 10-17 h (jeder 1. Di 10-21 h). Sa, So,
Feiertage 11-17 h
Emil Nolde Maler, Grafik und ungemalte
Bilder. Bis 26. Mai
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Ostfriesisches Landesmuseum
Emden
Rathaus am Delft, Brückstraße 1
Tel. 0 49 21 – 87 20 58
www.landesmuseum-emden.de
Di-So 10-18 h
Sonderausstellung Land der Entdeckungen
Die Archäologie des friesischen Küstenraums. Bis 16. Juni
Sonderausstellung Menso Alting und seine
Zeit – Glaubensstreit, Freiheit, Bürgerstolz
(Kulturgeschichte um 1600). Bis 31. März
Sammlungsausstellung mit den Abteilungen Neue Galerie und Emder Rüstkammer durchgehend
Tel. 0 44 02 – 8 15 52
www.palais-rastede.de
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Mi-Fr + So 11-17 Uhr u.n.V.
Peter Zimmermann (1941-2007) Malerei
Pelzerhäuser11+12
und Grafik. Bis 28. April
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Schichtungen Anne Dück-von Essen und
Di-So 11-18 h
Hanna Lömker-Rühmann. 12. Mai bis 7. Juli Sonderausstellung DISCOVER ME Zeitgenössische Kunst im Nordwesten. Bis 11.
August
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Bremerhaven
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Stadttheater Bremerhaven
Jean-Paul Deridder 28. April bis 9. Juni
Kunstmuseum Bremerhaven
Alicja Kwade Jubiläumsraum
Tel. 04 71 – 49 00 1
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Deutsches Schiffahrtsmuseum
Großes Haus
(Beginn, w.n.a.a.: 19.30 h)
Wie im Himmel März 15., 28.; April 14.,
19., 26.
Der Untergang des Hauses Usher März 16.,
27.; April 7. (15 h), 11.; Mai 4., 10.
Jesus Christ Superstar März 22.; April 25.
L’Arlésienne/Der wunderbare Mandarin
März 23. (P), 30.; April 6., 12., 24.; Mai 5., 9.
Der Graf von Luxemburg März 26. (15 h),
April 5., 13.
6. Sinfoniekonzert April 1. (20 h), 2., 3.
Die verkaufte Braut April 20. (P), 27.; Mai
8., 12. (15 h)
Maria Magdalena Mai 11. (P)
7. Sinfoniekonzert Mai 13. (20 h), 14.
10-18 h | Tel. 04 71 – 48 20 70
www.dsm.museum
Sonderausstellung Die Welt der Schiffsmodelle
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Kirchenkreis Bremerhaven
Christuskirche Bremerhaven
Schillerstraße 1 | Tel. 04 71 – 20 02 90
Luigi Boccherini: Stabat Mater Ursula
Fiedler, Sopran; Bremerhavener Kammerorchester; Eva Schad, Leitung. März 29. (17
h/im Rahmen eines Gottesdienstes)
Orgelmusik zur Passion mit Organisten
aus Bremerhaven. März 30. (ab 21 h)
Bremerhavener Kammerchor a Capella
Chormusik von Monteverdi, Palestrina,
Kleines Haus
Verdi, Poulenc u.a. Leitung: Eva Schad.
100 Watt und ein bisschen Meer März 16.,
Mai 5. (20 h)
24.; April 17.
Tage alter Musik
Waisen April 6. (P), 18., 25., 28.
3. Konzert: Marimbaphon und Cembalo
Die 39 Stufen April 27.
Werke von Corelli, J.S. Bach. Tomoyo Ueda,
Marimbaphon; Masumi Yamamoto, Cemandere Spielorte
balo. April 7. (18 h). Eintritt: 7,- Euro
Amtsgericht Bremerhaven
4. Konzert: Vom galanten Stil bis Mozart
Arbeit Macht Glück April 5. (P), 10., 13., 20., Musik für Violine und Clavier von C.P.E.
24.; Mai 2., 14.
Bach und W.A. Mozart. Vassily Rusnak, Violine; Eva Schad, Cembalo und Klavier.
Hochschule Bremerhaven
April 21. (18 h). Eintritt: 7,- Euro
Fleisch ist mein Gemüse März 18., 19.
5. Konzert: Alte Musik und neue Klänge
für Gambe und Psalterium Eröffnungsveranstaltung der „Orgeltage Elbe-Weser“.
Pferdestall
Werke von Purcell, de Ribayaz, Marais,
Beziehungswaise März 20., 21.
Das Kind der Seehundfrau März 22. (16 h), Adán, Spring. Christian Zinke, Viola da
gamba; Elisabeth Seitz, Hackbrett/Psalte23. (18 h); Mai 2. (16 h), 3. (10+16 h)
rium; Eva Schad, Orgel. Mai 9. (19 h). Eintritt: 7,- Euro.
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Kunsthalle Bremerhaven
Tel. 04 71 – 4 68 38
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FOYER-TIPP
1
15
2
12
4
16
ImpressUm
für Konzert-Freunde
(ps) Er war Solist bei den Wiener Philharmonikern, hat eine Professur an der Musikhochschule Hamburg und gewann
2009 den „Echo“-Musikpreis. Darüber hinaus ist Xavier de Maistre (39) dafür berühmt, Konzertstücke wie Smetanas
„Moldau“ für „sein“ Instrument, die Harfe, zu adaptieren. Wie das klingt, ist am
5. April (19 Uhr) in der Scheune von Haus
Kränholm in Bremen-St. Magnus zu hören.
Polit-Clownerien
„Der Feierabend des Nichtkünstlers ist die
Arbeitszeit eines Clowns“ heißt es in den
vor 50 Jahren veröffentlichten „Ansichten
eines Clowns“ des fast schon vergessenen
Literatur-Nobelpreisträgers Heinrich Böll.
Heute sitzen wir am Feierabend vor dem
Fernseher und lassen uns von Spaßmachern aller Genres die Zeit stehlen, wobei das Niveau immer beklagenswertere
Tiefstände erreicht.
7
8
9
6
Wahre Lichtblicke im Höllental der Schröders, Raabs und Barths sind da die Auftritte
pointensicherer Spitzenpolitiker, die uns
oftmals nahezu schmerzhafte Lachsalven
abverlangen. Etwa wenn einer dieser TopKomiker die Sieger der italienischen Wahlen, die Herren Berlusconi und Grillo, als
„Clowns“ bezeichnet und damit einen wahren Clown wie Roncalli-Paul gehörig auf
die Palme bringt. Denn ein Zirkusclown, so
ereiferte sich „Zippo“, sei „kein Depp, den
man auf eine Stufe mit Berlusconi stellt.“
10
5
Kritik am besagten Clown-Vergleich kam
auch von Peter Stein. Der Regisseur erklärte, die Italiener seien keineswegs
Clowns, sondern „vollkommen geistesgestört“. Der Mann dürfte gut daran tun,
den Brenner auf absehbare Zeit nicht in
Richtung Süden zu passieren. Schließlich
mahnte einst schon der Herzog in Verdis
„Rigoletto“ seinen Hofnarren, den Bogen
nicht zu überspannen: „Immer treibst du
den Scherz auf die Spitze. Der Zorn, den
du herausforderst, kann dich treffen!“
22
Wir wissen nun nicht, ob der besagte Politiker mit dem ausgeprägten FettnäpfchenDrang in die Oper geht. Schon gar nicht,
ob er die zitierte Warnung an Rigoletto
kennt. Dass aber der Zorn des Wählers die
Partei dieses – leider kein Witz! – KanzlerKandidaten erreichen wird, lässt sich mit
schlafwandlerischer Gewissheit vorhersagen. Was dann geschieht, hat Johannes
Mario Simmel schon 1987 beschrieben:
„Mit den Clowns kamen die Tränen.“
Peter Schulz
18
3
11
17
Herausgeberin
Marie-Clothilde Kronenberg (v.i.S.d.P.) 1
Redaktionsleitung Peter Schulz 2
Kfm. Leitung Sonja Chrobok 14
Anzeigenverkauf Martina Ch. Radeke 23,
Inge Sasse 18
Autoren dieser Ausgabe
Berit Böhme 22, Dr. Stephan Cartier 16,
Christian Emigholz 3, Sven Garbade 17,
Mara Giese, Michael Pitz-Grewenig 11,
Karin Hiller 4, Wilfried Hippen 5,
Dr. Sabine Komm 6, Dr. Ulrich Matyl 8,
Simon Neubauer 15, Carsten Preisler 10,
Ute Schalz-Laurenze 9, Peter Schulz 2,
Markus Wilks 24, Katrin Zempel-Bley 25,
Inge Zenker-Baltes 12
Verlag, Vertrieb, Redaktion und
Anzeigenverwaltung Roland Verlag GmbH,
Schlachte 43, 28195 Bremen,
Telefon 04 21 - 1 26 63, Fax 04 21 - 1 33 17
[email protected]
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Gestaltung und Satz
Birgit Holtkötter 20,
designbüroholtkötter
Telefon 025 32 - 200 709
www.bueroholtkoetter.de
Basislayout Haase & Knels, Bremen
Druck ASCO STURM DRUCK Bremen
25
14
Vertriebsstruktur Theater- und Vorverkaufsstellen Bremen, Bremerhaven und Oldenburg,
Theater, Museen, Konzerthäuser und -büros,
Ticket-Service-Center, Hotels, Abonnementvertrieb, Fach-Zeitschriftenhandel Bremen,
Bremerhaven und Oldenburg
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Bezugspreis Einzelpreis 3,10 Euro
Jahresabonnement 15,00 Euro
Auflage 10.000 Exemplare
Erscheinungsweise zweimonatlich
Nächste Ausgabe 15. Mai 2013
Redaktionsschluss 15. April 2013
ISSN-Nr. 1618-0852
Titelmotiv studio 2, Foto: Rahi Rezvani
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