Erfahrungsbericht über mein Auslandssemester an der ESSCA in

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Erfahrungsbericht über mein Auslandssemester an der ESSCA in
Erfahrungsbericht über mein Auslandssemester an der ESSCA in Angers im
Wintersemester 2006/2007
Gliederung
1. Vorbereitung
2. Ankunft
3. Studieren an der ESSCA
a) Veranstaltungen
b) Hochschulleben
4. Unterkunft
5. Leben außerhalb der Uni
a) Die Stadt
b) Die Umgebung
6. Fazit
1. Vorbereitung
Nach erfolgreicher Bewerbung nimmt die zuständige Betreuerin seitens der ESSCA Kontakt
auf. Im Juni wird die Frage geklärt, ob man das Angebot nutzen möchte in eine von der
ESSCA gemieteten Wohnungen zu ziehen. Dies bietet sich aufgrund der Schwierigkeit,
selbst eine möblierte Wohnung zu finden, an. Außerdem muss angegeben werden, an
welchem Tag die Anreise stattfindet. Generell sind die Betreuer der ESSCA jederzeit
ansprechbar und bemüht, Probleme zu lösen.
Es ist auf jeden Fall sinnvoll, vorher in Ingolstadt viele Teilstudienverträge abzuschließen.
Welche Veranstaltungen genau anerkannt werden, kann in der Excel-Datei der Website für
das Auslandsstudium nachgelesen werden. Das Vorlesungsverzeichnis des Vorjahres mit
allen der seitens der ESSCA angebotenen Veranstaltungen steht zur Verfügung und kann
auch auf der Homepage der ESSCA (www.essca.asso.fr) nachgelesen werden. Allerdings
können die letztendlich angebotenen Veranstaltungen davon abweichen. Näheres dazu aber
im Punkt 3 „Studieren an der ESSCA“.
2. Ankunft
Die Anreise kann mit dem Zug, dem Flugzeug (HLX und Germanwings fliegen günstig ab
Stuttgart nach Paris, dba, Lufthansa und Air France ab München, anschließend fährt der
TGV nach Angers St Laud) Möglich ist auch eine Anreise mit dem Auto. Das Welcome Team
ist für den Empfang der Studenten zuständig und holt die Studenten am vereinbarten
Treffpunkt ab. Sehr hilfsbereit und ständig bemüht, wurde ich in Empfang genommen und
zur Wohnung gebracht. Für mich alles andere als selbstverständlich, kümmert sich das
Welcome Team um die „Neuen“, zeigt die Universität, den Supermarkt, hilft beim Kauf einer
Buskarte und bei der Eröffnung eines Bankkontos bei der BNP Paribas. Die Eröffnung eines
Bankkontos ist sehr sinnvoll, da zum einen aufgrund der Partnerschaft zwischen der ESSCA
und der BNP Paribas bereits 50 € auf dem Konto sind und zum anderen das Konto für das
CAF (Wohngeld, ca. 75 €, das der französische Staat monatlich zahlt) benötigt wird. Die
Universität hilft bei dem Ausfüllen der Formulare.
Bereits eine Woche vor dem offiziellem Studienbeginn beginnen die Einführungstage, in
denen die Universität vorgestellt wird und die Kurswahl erfolgt. Dass die ESSCA eine private
Hochschule ist, erkennt man schon an dem reichhaltigen Buffet mit Sektempfang, mit dem
wir Austauschstudenten empfangen werden. Auch stellen sich die verschiedenen
Hochschulorganisationen vor und mit einem Empfang im Rathaus enden die
Einführungstage.
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3. Studieren an der ESSCA
a) Veranstaltungen
Austauschstudenten sind im 4.Jahr eingeschrieben. Es besteht aber auch die Möglichkeit
Kurse des 5. Jahres zu besuchen. Der Grund hierfür ist, dass Studenten der ESSCA direkt
nach dem Abitur die Hochschule besuchen und nicht, wie sonst in Frankreich üblich eine
„classe préparatoire“ für zwei Jahre absolvieren.
Sehr gut ist, dass die Austauschstudenten komplett freie Kurswahl haben und in die
französischen Klassen integriert werden. Dies ermöglicht es leicht, mit französischen
Studenten in Kontakt zu treten und zusammen zu arbeiten. Generell ist das
Universitätsleben nicht mit dem in Ingolstadt vergleichbar. Die Vorlesungen finden nicht in
Hörsälen statt, sondern in kleinen Räumen. Die Anzahl der Kursteilnehmer schwankt je nach
Kurs zwischen 12 und 30, was ein sehr gutes Betreuungsverhältnis gewährleistet und ein
positives Arbeitsklima schafft.
Es stehen drei verschiedene Spezialisierungen („Pôles“) zur Wahl: Marketing, Finances und
Fonamentaux de Gestion (Grundlagenkurse für Quereinsteiger). Die Spezialisierung
Management, im Vorlesungsverzeichnis des Vorjahres angeboten, wird leider nur im
Sommersemester angeboten. Deswegen war das Angebot etwas eingeschränkt und viele
vorher abgeschlossene Teilstudienverträge sinnlos. Also, vorher informieren, welche Kurse
genau angeboten werden!
Die drei Spezialisierungen finden zeitlich parallel statt. Deswegen treten immer wieder
Überschneidungen auf, wenn die Kurse aus den verschiedenen Pôles gewählt werden.
Aufgrund der Anwesenheitspflicht in den Veranstaltungen dürfen nicht zu viele
Überschneidungen auftreten.
Die Professoren sind oft Gastprofessoren aus ganz Frankreich. Deswegen finden viele Kurse
in Blockveranstaltungen statt. Es kann also vorkommen, dass in einer Woche der
Stundenplan voll ist, in der nächsten Woche aber einige freie Tage auftreten, die dann
beispielsweise zum Reisen genutzt werden können.
Ich wählte sechs Kurse. Aus dem Marketingbereich des vierten Jahres « les différents
marketings », « créativité, sociologie et innovation au service marketing », « tendances et
design marketing », aus dem Fondamentaux de Gestion des vierten Jahres « comptabilité de
gestion et géstion budgétaire » und « économie monétaire et financière internationale » und
aus der Spezialisierung des fünften Jahres Management des Reseaux Automobiles den Kurs
« marketing des biens d’équipements durables et services automobiles ».
Generell ist zu sagen, dass die Kurse nicht nur mit einem Examen bewertet werden, sondern
jeweils Präsentationen zu halten und teilweise auch schriftliche Arbeiten abzugeben sind. Bei
den Marketingkursen fand ich persönlich sehr gut, dass viel Wert auf Präsentationen und
persönliches Auftreten gelegt wird. So ist der Professor des ersten Teils des Kurses
Créativité ein gelernter Schauspieler, der Kreativität und persönliches Auftreten vermittelt.
Der Kurs „les différents marketing“ ist interessant, jedoch mit viel Aufwand verbunden. Die
Kurse aus dem Fondamentaux Bereich sind dagegen gut machbar. Vorsicht allerdings bei
Kursen aus dem fünften Jahr, da das Niveau und die sprachlichen Anforderungen deutlich
höher sind. Generell nehmen die Professoren jederzeit Rücksicht und helfen bei
sprachlichen Problemen. Die Kursdauer beträgt in der Regel drei Stunden. Am Ende des
Semesters gibt es eine Klausurenphase, in der die oft dreistündigen Klausuren geschrieben
werden.
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b) Hochschulleben
Neben den Veranstaltungen gibt es natürlich noch andere wichtige Punke im
Hochschulleben. Für Verpflegung ist in der Mensa der Uni gesorgt, es gibt aber auch
Sandwichverkauf in der ESSCA und der benachbarte Supermarkt bietet Snacks an.
Auch der Hochschulport ist bestens organisiert und bietet, unter der Betreuung von Trainern,
von Fußball über Klettern und Tennis alles an. Allerdings sollte man sich mit der Anmeldung
beeilen, da die Plätze für die jeweilige Sportart begrenzt sind.
Ansonsten ist vor allem United Cultures hervorzuheben. Diese Studentenorganisation
kümmert sich ausschließlich um alle Internationals und bietet viele verschiedene Events an.
Am zweiten Wochenende des Semesters besteht beispielsweise die Möglichkeit, ein
Wochenende für wenig Geld in der Normandie zu verbringen. Aber auch die Wine und
Cheese Night und die Parrainage (ein Abend, der zusammen mit einem persönlichen Tutor
der ESSCA verbracht wird) stellen Höhepunkte dar. Im Vergleich zu Ingolstadt ist das
Angebot an Aktivitäten wesentlich umfangreicher, was sicher auch mit dem größeren Budget
einer Privatuniversität zusammenhängt.
4. Unterkunft
Wie bereits erwähnt, bietet die ESSCA Wohnungen an. Allerdings sind die Mieten mit 350 €
bis 400 € sehr gehoben. Von Vorteil ist aber, dass alle Wohnungen im Zentrum liegen und
die Uni mit dem Bus oder dem Auto leicht zu erreichen ist. Die zweite Variante, in ein
Wohnheim zu ziehen, wurde uns Deutschen Austauschstudenten gar nicht angeboten, weil
diese Plätze normalerweise Studenten aus Osteuropa vorbehalten sind. Aus Erzählungen ist
es aber auch nicht empfehlenswert, im Wohnheim zu leben, da für 25 Bewohner eine
Dusche zur Verfügung steht und auch die Küche geteilt werden muss. Da der Anteil
deutschsprachiger Austauschstudenten im Verhältnis zu anderen Nationen sehr hoch ist,
sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, nicht ausschließlich mit anderen Deutschen
eine Wohnung zu teilen. Ich persönlich habe zusammen mit zwei Russinnen und einer
weiteren Deutschen gewohnt. Allerdings hatte ich mit meiner Wohnung wenig Glück, da der
Zustand der Wohnung sehr schlecht war. Die Wohnung, die an der Hauptstrasse lag, war
sehr abgewohnt, die Fenster waren nicht dicht, durchs Dach tropfte der Regen ins
Wohnzimmer und auch an Besteck und Tellern mangelte es. Nachdem wir die
Verantwortlichen der ESSCA jedoch auf den Zustand der Wohnung aufmerksam gemacht
haben, wurde akzeptiert, dass wir nur die Hälfte der Miete zahlten. Auch wurde der
Mietvertrag seitens der ESSCA mit dem Besitzer der Wohnung gekündigt, so dass in dieser
Wohnung zukünftig keine Austauschstudenten mehr wohnen werden.
Ich muss jedoch hervorheben, dass nur meine Wohnung in einem schlechten Zustand war.
Vor allem die Wohnungen in der Rue Max-Richard sind sehr empfehlenswert, zumal in dem
gesamten Haus ausschließlich Austauschstudenten wohnen.
5. Leben außerhalb der Uni
a) Die Stadt
Angers ist eine typisch französische und mit 160 000 Einwohnern eher beschauliche Stadt
mitten im Pays de la Loire. Als Sehenswürdigkeiten sind vor allem das Schloss, die
historische Altstadt mit vielen Fachwerkhäusern, die Kathedrale und der Place du Ralliment
zu nennen, der Mittelpunkt des Stadtlebens ist.
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(Kathedrale)
(Blick auf’s Château)
(Altstadt)
Angers ist geprägt von vielen Bars, Crêperien und Boulangerien. Die Getränkepreise und
Lebensmittelpreise sind gehoben. Es besteht aber auch die Möglichkeit, günstig bei Lidl
einkaufen zu gehen. Wer aber Bekanntschaft mit französischen Lebensmitteln machen will,
sollte sich einen Besuch des Carrefour oder bei Geant nicht entgehen lassen.
b) Die Umgebung
Ein Studium im Ausland soll auch dazu dienen, Land und Leute besser kennen zu lernen.
Rund um Angers gibt es viel zu besichtigen. Zunächst einmal sind natürlich die vielen LoireSchlösser wie Château Serrant, Chenanceau oder Bressé zu nennen. Am leichtesten sind
die Schlösser mit dem Auto zu erreichen. Gerade im September oder Oktober, wenn es noch
warm ist, lohnt eine Fahrt auf der „route touristique“ am Ufer der Loire Richtung Saumur.
(Chenanceau)
(Saumur)
Größere Städte wie Nantes oder Tours sind problemlos und schnell mit dem TGV zu
erreichen. Auch die Verbindung nach Paris ist mit 1,5 h sehr gut. Wer den TGV viel nutzen
möchte, für den bietet sich die „carte jeunesse“ der französischen Bahn an, die die
Möglichkeit bietet mit einer Einmalzahlung von 48 € bei rechtzeitiger Buchung für ein Jahr
lang zum halben Preis zu fahren. Gleich hinter Nantes beginnt das Meer. An schönen Tagen
kann man im Oktober noch am Strand liegen und die Sonne genießen.
Sehr empfehlenswert ist ein Kurzurlaub in der Bretagne. Über Rennes lohnt sich ein Besuch
des Klostergebäudes Mont Saint Michel, das Gottesburg im Wasser genannt wird. Auch die
Städte St Malo und Dinan sind einen Besuch wert. Allerdings ist es sinnvoll, die Bretagne,
die auch landschaftlich sehr schön ist, mit dem Auto zu erkunden.
(Mont St. Michel)
(Dinan)
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6. Fazit
Unverständlicherweise war ich in diesem Semester die Einzige, die sich auf die Reise nach
Angers begeben hat. Warum, kann ich mir selbst nicht erklären. Die Freundlichkeit und die
Hilfsbereitschaft der französischen Kommilitonen sowie das persönliche Umfeld haben mich
positiv überrascht. Es liegt natürlich an jedem selbst, ob er lieber unter deutschsprachigen
Austauschstudenten bleibt, oder aber versucht sich zu integrieren. Die Austauschstudenten,
die lieber in ihrer deutschsprachigen WG blieben, waren unzufrieden. Wer aber das
französische „savoir vivre“ kennen gelernt hat und sich für sein Umfeld interessiert hat, der
war begeistert. Mir persönlich hat der Aufenthalt in Angers sehr gut gefallen und ich kann
jedem ein Auslandssemester an der ESSCA nur wärmstens ans Herz legen.
Simone Abicht
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