aktuell Nr. 22 vom 10.06.2014. 10.06.2014

Transcription

aktuell Nr. 22 vom 10.06.2014. 10.06.2014
D 8512
NACHRICHTEN
POLITIK
Bündnissolidarität
Die Bundeswehr beteiligt sich
an der Verstärkung des Multinationalen Korps im polnischen
­Stettin. Seite 3
EINSATZ
Respekt für KFOR
Oberst Josef Jünemann zieht als
scheidender Kommandeur des
deutschen KFOR-Kontingents
eine Bilanz.
Seite 5
BUNDESWEHR
Was ist attraktiv?
Soldaten und Angestellte der
Bundeswehr berichten über ihre
Erwartungen an eine moderne und
attraktive Bundeswehr. Seite 6/7
VERMISCHTES
Jung geblieben
Vor 80 Jahren erblickte eine
ganz besondere Ente das Licht
der Welt und auch aktuell gratuliert! Seite 11
DIE BUNDESWEHR IM INTERNET
www.bundeswehr.de
www.bmvg.de
Nr. 22
Dienstag, 10. Juni 2014
Die jungen Leute begeistern
Generalinspekteur besucht Truppen in Afghanistan und dankt Soldaten „von Herzen“.
Mazar-e Sharif/Termez. Der
Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, hat
die deutschen Soldaten in ­Termez
und Mazar-e Sharif besucht.
Dabei machte sich Wieker ein
Bild von den Planungen für die
weitere Rückverlegung und von
der geplanten Unterstützungsmission „Resolute Support“. Stab
und Verbände im Regionalkommando Nord arbeiten mit Hochdruck daran.
„Es gibt keinen Spielraum für
Wunschträume. Unser Schwerpunkt für 2015 ist „Resolute
Support“ mit einer Speiche in
Mazar-e Sharif“, so Wieker bei
seinem Besuch der Hauptkräfte
des deutschen ISAF-Kontingentes in Mazar-e Sharif.
Der Generalinspekteur nahm
seinen Aufenthalt in ­Afghanistan
zum Anlass, den Soldaten „von
ganzem Herzen“ zu danken.
„Dort, wo wir heute stehen, ist
ganz wesentlich das Verdienst
unserer Soldaten und sollte auch
bei aller Konzentration auf die
Rückführung unserer Kräfte
nach Deutschland nicht aus
dem Blick geraten.“ Es sei mit
einem sehr hohen Tribut gelungen, den ­Afghanen eine lösbare
Aufgabe zu übertragen. „Dafür
danke ich allen unseren Soldaten
ganz besonders.“ Mit Blick auf
die von ­Verteidigungsministerin
Foto:Bienert/ ZRedBw
50. Jahrgang
Besuch in Afghanistan: Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker wird vom
Kommandeur des Regionalkommandos Nord, Generalmajor Bernd Schütt (r.), begrüßt.
Zum Start seines Besuches am
vorvergangenen Sonntag war der
Generalinspekteur auf dem Lufttransportstützpunkt in Termez/
Uzbekistan von Brigadegeneral Franz Weidhüner begrüßt
AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG
„Karriere und Familie –
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beides ist mir wichtig.
Foto: Lang/Bundeswehr
www.youtube.com/bundeswehr
Und das muss selbstverständlich sein.“
Oberstabsarzt Tina Uhlmann, Ärztin im Bundeswehrkrankenhaus Berlin.
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www.wirdienendeutschland.de
Ursula von der Leyen auf den
Weg gebrachte Agenda Attraktivität sagte Wieker: „Es geht
darum, junge Leute für einen
Dienst in der Bundeswehr aufzuschließen, sie dafür zu begeistern
– und das richtet sich maßgeblich
an das gesamte Bewerbungsmanagement, auch das ist zu überprüfen und gegebenenfalls hier
und da zu verbessern.“
worden. Wieker nutze auch die
Gelegenheit zu einem Treffen mit
dem usbekischen Befehlshaber
im Militärbezirk Südwest sowie
mit dem örtlichen Gouverneur.
Er dankte bei der Begegnung
auf dem Flugfeld für die usbekische Unterstützung der deutschen Kräfte. Mit einer C-160
„Transall“ ging es nach Mazar-e
Sharif zu den Hauptkräften des
deutschen ISAF-Kontingentes.
Hier ließ sich Wieker ausführlich in den Stand der Rückverlegung und zugleich in die
­P lanungen für den Rest des
­Jahres einweisen.
In einem offenen Gespräch
und Lagevortrag konnte er
sich aus erster Hand informieren. ­Wieker diskutierte gemeinsam mit dem Kommandeur des
­R egionalkommandos Nord,
Generalmajor Bernd Schütt, dessen Stab und unterstellten Kommandeuren die Optionen für die
Zukunft des deutschen Einsatzes
in ­Afghanistan.
Nachdem Deutschland schon
im Frühsommer vergangenen
Jahres einen Beitrag für eine
ISAF-Folgemission „Resolute
Support“ mit ca. 600 bis ca. 800
Soldaten angekündigt hatte,
haben nunmehr in der vorvergangenen Woche auch die USA
ihren Beitrag mit insgesamt etwa
9800 US-­Soldaten für das Jahr
2015 definiert.
Nun aber fehlt noch ein
­Stationierungsabkommen mit
Afghanistan, das nicht zuletzt
aufgrund der Präsidentschafts-
wahlen und der bevorstehenden
Stichwahlen noch immer auf Eis
liegt. Doch die Planungen sowohl
für die weitere ­Rückverlegung,
als auch für „Resolute Support“
gehen dennoch mit großen Schritten weiter.
Davon konnte sich Wieker bei
den verschiedenen Lagevorträgen und Gesprächen überzeugen.
Er fügte mit Blick auf „Resolute
Support“ hinzu: „Nur gemeinsam
im multinationalen Konzert kann
uns die neue M
­ ission gelingen.“
Bei seinem Besuch am Hindukusch war es Wieker eine
Herzensangelegenheit, zum
Ehrenhain zu gehen. Bei diesem Besuch jährte sich zum dritten Mal der Tod des Oberstabsgefreiten Alexej Kobelew,
der 2011 im Baghlan-Korridor
gefallen war. Weitere fünf Soldaten wurden bei dem Angriff
mit einer Sprengfalle teils
schwer verwundet.
Angehörige seiner ehemaligen
Einheit sind auch heute wieder
im Einsatz in Afghanistan und
nahmen an der Gedenkzeremonie mit dem Generalinspekteur
teil.
(eb)
2
aktuell IMPRESSUM
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INTERN
ZITAT
EDITORIAL
„Als Geophysiker bin ich froh zu bestätigen, dass
die Erde in der Tat rund ist.“
Verteidigungsministerin von der
Leyen hat in der vergangenen
Woche die neue „Agenda Attraktivität“ vorgestellt (S. 3). Kern der
Kampagne ist der ­Leitgedanke,
dass den Soldaten Besonderes
geboten werden müsse, da sie
auch Besonderes leisten.
Doch was macht eine attraktive
Bundeswehr für die Mitarbeiter
tatsächlich aus? Welche konkrete
Erwartungshaltung haben sie an
die Reformen? aktuell hat diese
Fragen gestellt. Auf den Seiten
6/7 geben zivile und militärische
Angehörige der Bundeswehr,
Frauen und Männer aller Altersstufen und Organisationsbereiche, ihre persönlichen Antworten
dazu. Die hier ­abgebildete Vielfältigkeit ist eine Stärke der Bundeswehr, die in Zukunft durch
qualifizierten Nachwuchs gesichert werden muss. Die aktuelle
Kampagne soll einen wichtigen
Beitrag dazu leisten.
Wie wichtig eine leistungsfähige Bundeswehr heute ist,
­zeigen wiederum die Entwicklungen in der Welt. Die NATO-Verteidigungsminister trafen sich
vergangene Woche in Brüssel
unter dem Eindruck der Krise
in der Ukraine. Die Minister
­beschlossen, dass die NATO ihre
Bündnispartner im Osten verstärkt unterstützen werden. Auch
Alexander Gerst, deutscher Astronaut auf der Internationalen
Raumstation (ISS).
Leitender Redakteur:
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Redakteur Politik:
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10. Juni 2014
KALENDERBLATT
Vor 20 Jahren: Am 11. Juni 1994 wurde der Paragraph 175 des
Strafgesetzbuches aufgehoben, nach dem Homosexualität unter
­Strafe gestellt wurde.
Vor 50 Jahren: Am 12. Juni 1964 wurde Nelson Mandela, der ­Führer
des damals illegalen „African National Congress“, zusammen mit
­sieben Mitangeklagten wegen Subversion und Sabotage zu lebenslanger Haft verurteilt – bis 1990 sollte er in Haft bleiben.
Vor 60 Jahren: Am 15. Juni 1954 wurde im schweizerischen ­Basel
der europäische Fußballverband (UEFA) gegründet. Insgesamt umfasst er 53 nationale Verbände.
Vor 150 Jahren: Am 11. Juni 1864 wurde Richard Strauss g­ eboren.
Zum Werk des Komponisten und Dirigenten gehören unter anderem
die sinfonische Dichtung „Don Juan“ (1889), die Oper „­Elektra“
(1908) sowie die lyrische Komödie „Der Rosenkavalier“ (1911).
Vor 220 Jahren: Am 10. Juni 1794 erlässt der Wohlfahrtsausschuß
unter dem französischen Revolutionsführer Maximilian de ­Robespierre
ein verschärftes Terrorgesetz mit dem „La Grande Terreur“ – „Der
große Schrecken“ begann.
Vor 625 Jahren: Am 15. Juni 1389 unterliegt das serbische Koalitionsheer den Osmanen auf dem Amselfeld. Diese Schlacht wird im
20. Jahrhundert Kernelement der serbischen Nationalidentität. (eb)
Deutschland
setzt hier ein
Zeichen der
Bündnissolidarität und
verstärkt sein
Engagement
im Multinationalen Korps
Nordost in Stettin, sowie bei
der integrierten Luftverteidigung im Baltikum. Ein weiteres
Beispiel ist die NATO-Mission
im Kosovo (KFOR). Der Einsatz deutscher Truppen wurde
vor nunmehr 15 Jahren erstmals
beschlossen und jetzt vom Bundestag erneut verlängert (S. 3).
Relativ sorgenfrei könnten
sich dagegen ­Comicfiguren in
Gefahr begeben. Sollte mal was
daneben gehen, stehen sie in
der nächsten Ausgabe in der
Regel wieder gesund und munter da. So erging es auch dem
dieswöchigen Geburtstagskind
Donald Duck nur allzu oft.
Der bekannte Erpel feiert seinen 80. Geburtstag und erfreut
sich trotz seines hohen Alters
bester Gesundheit und höchster
Beliebheit. Auch aktuell gratuliert auf Seite 11 und wünscht
noch viele Abenteuer.
Alexander Linden
Redakteur Sport
Foto: dpa/pa
BILD DER WOCHE
Kunstsprung: Fallschirmspringer der britischen Royal Air Force landen anlässlich der Feierlichkeiten zu 70 Jahren D-Day nahe Ranville in der Normandie in Frankreich.
MINISTERIUM / HINTERGRUND Foto: dpa/pa
10. Juni 2014 „Wir wollen die Besten – wir
brauchen die Besten“: Verteidigungsministerin U
­ rsula von
der Leyen hat deutlich gemacht, dass die A
­ ttraktivität
der Bundeswehr e
­ ntscheidend
für ihre Einsatzfähigkeit ist. Die
­Ministerin betonte bei der Vorstellung der Maßnahmen der
Attraktivitätsoffensive, dass
die Bundeswehr vor einer großen Herausforderung stehe.
Aber: „Die Bundeswehr hat
sehr gute Argumente auf ihrer
Seite.“ Von der Leyen meinte
damit die große Bandbreite der
­Karriereoptionen und Bildungsmöglichkeiten in den Streitkräften. Vor dem Hintergrund
der kritischen sicherheitspolitischen Situation stellte von der
Leyen auch die Bedeutung der
Agenda Attraktivität heraus: Die
­Attraktivität der Bundeswehr sei
als ­Arbeitgeber entscheidend
für die Einsatzfähigkeit.
(flo)
Mehrheit für Kosovo-Einsatz
Berlin. Der Bundestag hat 15
Jahre nach Beginn des NATO-geführten KFOR-Einsatzes im
Kosovo für eine Fortsetzung der
deutschen Beteiligung gestimmt.
Die Abgeordneten votierten am
vergangenen Donnerstag mit großer Mehrheit für den Antrag der
Bundesregierung, die Beteiligung
der Bundeswehr um ein Jahr zu
verlängern.
Bei 598 abgegebenen Stimmen votierten 532 Parlamentarier in namentlicher Abstimmung für die Fortsetzung einer
deutschen Beteiligung an der
NATO-geführten Mission.
59 Abgeordnete haben mit
Nein gestimmt; es gab 7 Enthaltungen.
Foto: Bundeswehr
Bundestag stimmt der Verlängerung der 15-jährigen Mission auf dem Balkan zu.
Balkanmission: Der Kosovo-Einsatz dauert bereits 15 Jahre.
Bis zu 1850 Soldaten der Bundeswehr können für die Operation herangezogen werden.
Derzeit befinden sich rund 700
deutsche Soldaten im Kosovo.
Unter der Voraussetzung, dass
ein Mandat des Sicherheitsrates
der Vereinten Nationen, ein entsprechender Beschluss des Nord-
atlantik-Rates sowie die konstitutive Zustimmung des Deutschen
Bundestages vorliegen, können
die Kräfte zeitlich unbegrenzt
eingesetzt werden.
Die Bundesregierung hat
aber zugesichert, dass sie für
die Fortdauer des Mandats alle
zwölf Monate den Deutschen
Bundestag befassen werde. Die
letzte Verlängerung des Mandats
durch den Bundestag erfolgte auf
Antrag der Bundesregierung am
13. Juni vergangenen Jahres.
Seit 15 Jahren hat die Kosovo
Force den Auftrag, ein multi-ethnisches, friedliches, rechtsstaatliches und demokratisches Umfeld
im Kosovo mit aufzubauen und
dies militärisch abzusichern.
„Diese Mission ist eine unserer
wichtigsten und größten, in einem
Land, das wie kein anderes über
Jahrzehnte Spaltung, Auseinandersetzung und Gewalt erlebt hat“,
betonte Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen kürzlich
bei ihrem Besuch des deutschen
KFOR-Kontingents. (eb)
Solidarisch mit den Bündnispartnern
Die Bundeswehr beteiligt sich an der Verstärkung des Multinationalen Korps in Stettin.
Brüssel. Deutschland, Polen
und Dänemark haben am vergangenen Dienstag in Brüssel
beim NATO-Verteidigungsministertreffen beschlossen, das
Hauptquartier des Multinationalen Korps Nordost im p­ olnischen
Stettin zu verstärken. Damit
beteiligt sich die Bundeswehr
an einer weiteren Maßnahme
AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG
„Meine Arbeit ist ein wichFoto: Lang/Bundeswehr
tiger Teil von mir. Dafür
brauche ich moderne und
flexible Bedingungen.“
Oberfeldwebel Frank Heppner, Techniker Flugbereitschaft, Köln.
zur Unterstützung der östlichen
Bündnispartner. Die östlichen
NATO-Mitgliedstaaten „können
sich auf unsere volle Solidarität
verlassen“, bekräftigte Verteidigungsministerin Ursula von der
Leyen bei dem Treffen.
Demnach wollen die Verteidigungsminister Deutschlands,
Polens und Dänemarks als Reaktion auf die Krise in der Ukraine
den Korpsstab des Multinationalen
Korps Nordost (MNK NO) personell aufstocken. Diese Maßnahme
sei „ein wichtiger Beitrag zu unserer gemeinsamen Verteidigung“,
erklärte NATO-Generalsekretär
Anders Fogh R
­ asmussen. Das
Korps ist Bestandteil der NATO
Streitkräftestruktur in Europa.
Mit der Verstärkung wird
der Korpsstab in die Lage versetzt, Operationen und ­Übungen
noch schneller zu planen. Mit
Blick auf die Ukraine ist es
bereits die dritte Maßnahme
im NATO-Rahmen, an der sich
Deutschland beteiligt.
So leitet der Tender „Elbe“
seit dem 26. Mai den ­Ständigen
Minenabwehrverband 1 der
NATO (SNMCMG 1), der im
Ostseeraum zahlreiche ­Manöver
durchführt. Weiter unterstützt
die Luftwaffe ab September
mit sechs „Eurofightern“ das
„NATO Air Policing Baltikum“
zur Wahrung der Integrität und
zum Schutz des Luftraums über
den baltischen Staaten. (eb)
aktuell 3
Flexibel sein auf
allen Ebenen
Berlin. Staatssekretär Gerd
Hoofe hat beim Thementag Prozessmanagement gefordert, dass
prozessorientiertes Denken und
Handeln zum selbstverständlichen Standard wird. Das angestrebte Ziel einer „schlagkräftigen Freiwilligenarmee“ sei nur
durch ständige Anpassungsfähigkeit und Flexibilität auf allen
Arbeitsebenen zu erreichen. „Das
schaffen wir nicht mit Aufstellungsappellen oder Pressemitteilungen“, so Staatssekretär Hoofe
am vergangenen Dienstag vor
Vertretern aus Bundeswehr,
Wirtschaft und Gesellschaft in
Berlin. Klare Zielvorgaben und
das dafür erforderliche Handwerkszeug setzten einen wichtigen Anreiz und wirkten identitätsstiftend. Der Thementag
Prozessmanagement diente dem
Erfahrungsaustausch und zielte
zudem darauf ab, für die anstehende Umsetzung des Prozessmanagements in der Bundeswehr zu werben. Eingeladen
hatten der für die Implementierung des Prozessmanagements
zuständige Stab Organisation
und Revision im Bundesministerium der Verteidigung (BMVg)
sowie die Gesellschaft für Entwicklung, Beschaffung und
Betrieb (gebb).
(mat)
Kabinett verlängert
Einsatzmandate
Berlin. Das Bundeskabinett
hat am vergangenen Mittwoch
in Berlin die Verlängerung der
UN-Mission UNIFIL vor der
libanesischen Küste beschlossen. Hier bleibt die Obergrenze
für die Zahl der eingesetzten Soldaten unverändert bei 300 Soldaten. Vor Ort sind derzeit knapp
150 Soldaten mit zwei Schnellbooten. Ziel der UNIFIL-Mission
ist die Überwachung des Seeverkehrs im östlichen Mittelmeer,
um insbesondere Waffenlieferungen nach Libanon zu verhindern.
Eine Sprecherin der Bundesregierung sagte, die Mission sei in der
Region als „ein Stabilitätsanker“
anerkannt.
Weiter befasste sich das Kabinett mit dem Einsatz in Mali.
Dort bleibt die Mandatsobergrenze unverändert. Die Bundeswehr unterstützt dort die
UN-Friedensmission MINUSMA
sowie französische Kräfte mit
Flugzeugen und Kapazitäten
zur L
­ uftbetankung. Bis zu 150
Soldaten können dort oder im
benachbarten Senegal eingesetzt
werden, wo die deutschen Flugzeuge stationiert sind. Im Einsatz sind derzeit etwa 75 Soldaten. Das bisherige deutsche
MINUSMA-Mandat läuft Ende
Juni aus; es soll nun um ein weiteres Jahr verlängert werden. (bk)
Weitere US-Truppen
in Osteuropa
Warschau. US-Präsident
Barack Obama hat am vergangenen Dienstag die Stationierung
zusätzlicher US-Boden-, Luftund Marinestreitkräfte in Osteuropa angekündigt. Er sagte in
Warschau, für die „Sicherheit
Polens und der anderen Verbündeten in Mittel- und Osteuropa“ stelle Washington eine
Milliarde Dollar, ­umgerechnet
735 Millionen Euro, bereit. Mit
dem neuen Sicherheitsplan solle
auch die Fähigkeit von Nicht-­
NATO-Mitgliedern wie der
Ukraine, ­Georgien und Moldau
zum Ausbau ihrer Verteidigungskräfte gefördert werden. Der US-­
Kongress muss Obamas Initiative
noch bestätigen.
(bt)
Thaci verspricht
höhere Löhne
Pristina. Die vergangene Woche
stand im Kosovo ganz im Zeichen der Vorbereitungen auf die
Parlamentswahl am vergangenen Sonntag. Angesichts heftiger
Streitigkeiten über die Bildung
einer eigenen Armee beschloss
dort Anfang Mai das Parlament
vorgezogene Wahlen. Die serbische Minderheit, die im Parlament wegen bestimmter Schutzklauseln großen Einfluss ausüben
kann, lehnt das Vorhaben ab.
Regierungschef Hashim Thaci
versprach im Vorfeld der Wahlen den Bau von Autobahnen und
mehr Wohlstand. Der Premier
kündigte an, alle Löhne um 25
Prozent anzuheben. (eb)
POLITIK/HINTERGRUND
Hoffnungsträger des Westens
Der neue ukrainische Präsident Petro Poroschenko muss schnell für Stabilität sorgen.
von Jörg Fleischer
Berlin. Der Westen setzt auf
Petro Poroschenko. Allen voran
US-Präsident Barack Obama und
Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Sie hat dem designierten ukrainischen Präsidenten am vergangenen Donnerstag bei einem Treffen in Berlin ihre Unterstützung
bei der Reform und Einigung seines tief gespaltenen Landes zugesichert. „Nach wie vor befindet
sich das Land in einer schwierigen Situation und Deutschland
möchte sehr hilfreich sein.“
Obama mahnte bei seinem Osteuropabesuch in der vergangenen Woche in Warschau an, das
Ergebnis der ukrainischen Präsidentschaftswahl anzuerkennen.
Dieser Appell ging vor allem an
die Adresse von Russlands Präsident Wladimir Putin, mit dem der
US-Präsident am vergangenen
Freitag den D-Day in der Normandie beging. Obama forderte
Putin auf, ein Gesprächsangebot seines ukrainischen Kollegen anzunehmen.
Dem ukrainischen Sieger
der Präsidentschaftswahl Poroschenko, mit dem der US-Präsident in Warschau am Rande der
US-Präsident Obama trifft in Warschau den neuen ukrainischen Präsidenten Poroschenko (r.).
Feierlichkeiten zum 25. Jahrestag der ersten halbfreien Wahlen
am 4. Juni 1989 in Polen erstmalig zusammengetroffen ist, gilt
Obamas volle Aufmerksamkeit.
Obama erklärte in Warschau, die
USA würden die Ukraine langfristig unterstützen. „Die Vereinigten
Staaten stehen hinter dem ukrai-
AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG
„Kreativität ist meine
Stärke und die will ich in
Bundesregierung
sagt Hilfe zu
Kano. Die Islamistengruppe
Boko Haram soll im Nordosten Nigerias erneut dutzende
­Menschen getötet haben. Wie
Dorfbewohner und ein örtlicher
Abgeordneter berichteten, überfielen schwer bewaffnete Männer
in Militäruniformen und Geländewagen am vergangenen D
­ ienstag
vier Dörfer im Bundesstaat
Borno. Viele Einwohner seien
über die nahe gelegene Grenze ins
Nachbarland Kamerun geflohen.
Angesichts der jüngsten Ereignisse sagte unterdessen Außenminister Frank-Walter Steinmeier
der nigerianischen Regierung
Unterstützung der Bundesregierung zu. Unter anderem solle
die Zusammenarbeit im Sicherheits- und Polizeisektor ausgebaut­
werden. Zudem wolle die Bundesregierung die Dörfer der Mädchen unterstützen, die im April
von Boko Haram entführt worden
sind. Boko Haram kämpft mehrheitlich im muslimischen Norden
Nigerias für einen islamistischen
Staat
(bfi)
10. Juni 2014
Foto: dpa/pa
aktuell Foto: Lang/ZRedBW
4
meinem Job noch weiterentwickeln.“
Isabell Kurtze, Zentralredaktion der Bundeswehr, Berlin
nischen Volk – nicht nur in den
kommenden Tagen oder Wochen,
sondern in den kommenden Jahren“. Der US-Präsident zeigte sich
„zutiefst beeindruckt“ von Poroschenkos Vision für das Land.
Der schwer reiche Schokoladenfabrikant hatte die Wahl in
der Ukraine mit gut 54 Prozent
gewonnen. Der 48-Jährige hatte
sich von Anfang an offen zu der
pro-europäischen Maidan-Bewegung bekannt. Poroschenko
muss nun so schnell wie möglich
für Stabilität sorgen, angesichts
einer weiterhin unübersichtlichen
und gefährlichen Lage im Osten
des Landes. Zwar senden Kiew
wie Moskau einander Zeichen
der Entspannung. Poroschenko
beeilt sich am Tag nach der Wahl
zu erklären, er müsse dringend
mit dem russischen Präsidenten
Putin verhandeln.
Gleichwohl lässt er keinen
Zweifel daran, dass er entgegen
Moskaus Position den „Anti-Terror-Einsatz“ gegen prorussische
Separatisten im Osten der Ukraine
fortsetzen werde. Davor warnt im
Gegenzug Russlands Außenminister Sergej Lawrow. Und dass die
Krim nun „Region der russischen
Föderation“ sei und bleibe, daran
lässt Moskau keinen Zweifel.
Das ist die spannungsgeladene
Gemengelage, in welcher der Oligarch mäßigend wirken muss.
Sein Gestus passt dazu. Der korpulente Schokoladenkönig nimmt
sich Zeit, er will entspannt wirken. Poroschenko kommt unangestrengt, selbstsicher daher.
Ein Auftreten, das ihm in dieser unsicheren Situation nützen
kann. Klar ist, auf seinen breiten
Schultern lasten die Hoffnungen
der westlichen Welt.
Hohe Sicherheitsstufe bei der WM
In Bras ilien stehen 170 000 Einsatzkräfte zum Schutz der Fußball-Weltmeisterschaft bereit.
Rio de Janeiro. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien soll es friedlich zugehen.
170 000 Sicherheitskräfte werden ab dem 12. Juni im Einsatz
sein, um gewaltbereite Fans in
Schach zu halten.
Sorgen bereiten den Brasilianern vor allem Hooligans aus
Argentinien und Großbritannien.
„Unser Ziel ist zu verhindern,
dass gewaltbereite Fans hierher
kommen und wenn doch, dass sie
nicht in die Stadien gelangen“,
sagt die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff.
Der Kampf gegen die Störenfriede beginnt schon an den Landesgrenzen. Unter anderen lie-
ferten Buenos Aires und London
Listen mit den Namen bekannter
Hooligans, so dass diese bereits
bei der Einreise abgewiesen
­werden können. Dennoch werden es einige in die WM-Stadien
schaffen – wie bei der Weltmeisterschaft vor vier Jahren in Südafrika. Damals wurden viele argentinische Fans festgenommen und
ausgewiesen.
Ein Test für die Sicherheitsvorkehrungen bei der WM war
der Confederations Cup im vergangenen Jahr. In den Stadien
lief fast alles glatt, doch außerhalb bekam es die Polizei mit
mehr als einer Million Demonstranten zu tun, die gegen die
­ illiarden Dollar teure WeltM
meisterschaft und die Olympischen Spiele 2016 in Rio de
Janeiro protestierten. Um den
Confederations Cup spielten
lediglich acht Nationen, außerdem war der brasilianische Erzrivale Argentinien nicht dabei.
Bei der Weltmeisterschaft hingegen treten 32 Teams an.
Jedes der zwölf WM-Stadien
wird deshalb im Schnitt von
1800 privaten Sicherheitskräften bewacht, die von 700 Polizisten unterstützt werden. Außerdem sind die Spielstätten mit
Kameras, Röntgenscannern und
Metalldetektoren ausgestattet, die
helfen sollen, gefährliche Gegen-
stände von den Fußballfeldern
und Tribünen fern zu halten.
Die Caixirola, die als die
­brasilianische Antwort auf die
südafrikanische Vuvuzela für
Stimmung bei den Spielen sorgen
sollte, wurde inzwischen wieder verboten. Das Instrument sei
zu gefährlich, urteilten die
Behörden.
Ständige Alarmbereitschaft lautet die Devise für die Sicherheit
des Fußballereignisses. Die Ordner in den Stadien sind die ersten,
die bei Auseinandersetzungen eingreifen. Und wenn das nicht ausreicht, kommt die Polizei hinzu
sowie weitere Sicherheitskräfte
oder taktische Einheiten. (jah)
10. Juni 2014 EINSATZ aktuell 5
Großer Respekt für KFOR
Oberst Josef Jünemann lässt seinen Einsatz im Kosovo Revue passieren und ist überrascht von der Herzlichkeit im Land.
Welche Aufträge erfüllen die
Soldaten derzeit im Schwerpunkt?
Die Aufträge, die das 37. deutsche Einsatzkontingent zu erfüllen
hatte und an das 38. deutsche Einsatzkontingent übergeben hat, sind
vielfältig: Während im ­Norden
beispielsweise die Einsatzkompanie Patrouillen durchführt, Beobachtungsposten betreibt oder als
schnelle Eingreiftruppe fungiert,
wird im südlich gelegenen P
­ rizren
Zusammenarbeit: Oberst Jünemann zeichnet US-Soldaten aus.
etwa ein hoch leistungsfähiges
Einsatzlazarett unterhalten sowie
der Materialpool der Operational
Reserve Force – Fahrzeuge, Waffen und Geräte für eine rund 700
Mann starke Alarmierungsreserve
– bereitgehalten.
Wie haben Sie sich auf den
­Einsatz vorbereitet?
Ideal ist es natürlich, wenn das
Kontingent gemeinsam auf den
Einsatz vorbereitet wird. Dies
ist jedoch aus den unterschiedlichsten Gründen nicht realisierbar. Unser Kontingent war vergleichsweise heterogen und hat
im Vorfeld mit seinen einzelnen Teilen die Basisausbildung
für die Einsatzvorbereitende
Ausbildung im Rahmen von
Konfliktverhütung und Krisenbewältigung (EAKK) und Fachlehrgänge durchlaufen. Umso
mehr kommt es dann darauf an,
im Einsatz schnell Kohäsion
herzustellen – was mit Bravour
gelungen ist.
Mit welchen Erwartungen sind
Sie in den Kosovo gegangen
und welche Situation haben Sie
­tatsächlich vorgefunden?
Ehrlich gesagt, bin ich ohne
konkrete Erwartungen in den
Einsatz gegangen. Auch vor
dem Hintergrund meiner Erfahrungen, die ich in vorherigen
Einsätzen in Bosnien-Herzegowina und Afghanistan gesammelt habe, war ich überrascht
von der ­herzlichen Aufnahme in
der Bevölkerung und von dem
Respekt, den die Kosovaren für
KFOR und die Bundeswehr entgegenbringen. Und beeindruckt
war ich von der Leistungsfähigkeit und dem Engagement meiner Soldaten.
Was waren die Höhepunkte
Ihrer Zeit als Kommandeur und
wie empfanden Sie persönlich
den Einsatz?
Der Einsatz auf dem Balkan
war für mich eine schöne, lehrreiche und erfüllende Aufgabe.
Wir haben hier viele kleine und
große Highlights erlebt, darunter die Besuche von Abgeordneten und Staatssekretären. Der
Besuch von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im
Mai war natürlich für mich und
die Soldaten ein ganz besonderes
Erlebnis. Zumal die Ministerin
auch deutlich gemacht hat, wie
unverändert wichtig das Engagement auf dem Balkan und der
Dienst aller Soldaten ist, die hier
die vielen kleinen Schritte des
Kosovo in eine gute Richtung
abzusichern helfen.
Was kommt nach dem Einsatz
für Sie?
Nach der Heimkehr aus dem
Einsatz steht unmittelbar der
Wechsel aus meiner ­Wahlheimat
Hannover nach Köln an. Ich
werde im Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr
als Unterabteilungsleiter II 3 den
Bereich „Assessmentcenter für
Führungskräfte“ verantworten.
Dort werden die erforderlichen
Bewerbungs-, Annahme- und
Auswahlverfahren zur Bedarfsdeckung für die Laufbahnen der
Offiziere und der Beamten des
gehobenen und höheren Dienstes
in der Bundeswehr durchgeführt.
Eine sicherlich spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue.
Welche abschließende Botschaft
möchten Sie an Ihre Soldaten im
Einsatz richten?
Den Soldaten des 37. Kontingents sage ich „Danke! – und
gut gemacht!“ Sie haben mich
als Kommandeur mit Ihren
Leistungen, Ihrer Hingabe und
Ihrer P
­ rofessionalität sehr stolz
gemacht! Dem 38. Kontingent
und meinem Nachfolger, Oberst
Freiherr von K
­ eyserlingk, wünsche ich viel Erfolg und ­Erfüllung
bei der Aufgabe und eine gesunde
Rückkehr.
Die Fragen stellte Torsten Sandfuchs-Hartwig
AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG
„Im Einsatz ist alles ­anders.
In der ­Kaserne ­zuhause
Foto: Lang/Bundeswehr
Wie stellt sich derzeit die Lage in
Ihrem Verantwortungsbereich,
insbesondere im Norden in der
Grenzregion, dar?
Insgesamt ist die Lage im
Kosovo erfreulich ruhig und
stabil, vor allem im Bereich des
Feldlagers Prizren, wo die Masse
der deutschen Kräfte eingesetzt
wird. In der Region nördlich Mitrovica, wo die deutsche Einsatzkompanie Aufträge ausführt, ist
die Lage zwar ruhig, aber nicht
stabil. Wir sind hinter der kosovarischen Polizei und der europäischen Rechtsstaatlichkeitsmission EULEX allerdings nur noch
in „dritter Reihe“ für Sicherheit
und Ordnung zuständig.
Foto (2): Bundeswehr
Prizren. Oberst Josef Jünemann
ist seit Februar Kommandeur des
deutschen Einsatzkontingents
KFOR und reicht den Staffelstab
in dieser Woche an Oberst Hans-­
Jürgen Freiherr von Keyserlingk
weiter. Im Gespräch mit aktuell
zieht der scheidende Kommandeur
eine Bilanz seiner Einsatzzeit.
sollte aber eine moderne
Unterkunft ­Standard sein.“
Hauptgefreiter Tino Novotny, Bereich Unterstützung, Stabsquartier,
Infanterieschule Hammelburg,
Kochen für „Brandenburg“
Ernährer: Köche auf Schiffen.
oder Geflügel in verschiedenen
­Variationen.
Für die Zubereitung stehen drei
Kochkessel, eine Kippbratpfanne,
zwei Öfen zum Warmhalten und
ein Herd mit vier Platten zur Verfügung. Keine leichte Aufgabe,
eine Mahlzeit für die Besatzung
zuzubereiten, wenn der Raum
kaum größer als eine Garage ist.
Damit das gelingt, sind Organisation und Planung zwingend erforderlich. Obermaat Steffen S. steht
um kurz vor acht Uhr am Morgen
in der Kombüse und ruft sein Team
zusammen. Er ist als Kombüsenunteroffizier für die reibungslosen
Arbeitsabläufe zuständig. „Heute
ist Nudeltag. Es gibt Thunfischsoße
‚all`Arrabiata‘, Knoblauch-Pesto
und zum Nachtisch gibt es Mousse-au-Chocolat“, sagt er, während
er die Aufgaben verteilt.
Ist das Essen einmal zubereitet, werden die Mahlzeiten in
verschiedenen Speisesälen, den
sogenannten „Messen“, eingenommen. Für die Köche ist da
aber noch lange nicht Schluss.
Nach dem Kochen ist vor dem
Kochen. Alles muss sauber
gemacht werden, damit schon
bald die nächste Mahlzeit bereitgestellt werden kann.
(sj)
Foto: Klein/Bundeswehr
Dschibuti. Smuts sind die Spezialisten in der Kombüse. Auf der
Fregatte „Brandenburg“ schaffen
sie es, jeden Tag eine 235-köpfige
Besatzung satt zu kriegen. Egal,
bei welchem Seegang.
„Ohne Mampf, kein Kampf.“
Diese Devise gilt auch für die
Besatzung der „Brandenburg“ am
Horn von Afrika. Die „Smuts“,
so heißen die Köche an Bord,
haben immer alle Hände voll zu
tun. Sie bereiten rund um die Uhr
Mahlzeiten vor. Sechs Smuts und
ein Bäcker sorgen dafür, dass die
Besatzung Essen bekommt und
kein Magen knurren muss.
Im Bauch der Fregatte, im
Zwischendeck, befindet sich
die rund 20 Quadratmeter große
Küche, in der Marine „Kombüse“ genannt. Hier bereiten die
Smuts bis zu vier Mahlzeiten am
Tag zu. Auf dem Speiseplan stehen abwechselnd Fleisch, Fisch
Foto: Jonack/Bundeswehr
Smuts sorgen für das richtige Wohlbefinden auf dem Schiff.
Fertiggestellt: Die neue Sanitätseinrichtung im malischen Koulikoro ist Ende Mai eingeweiht worden. In 64 Tagen wurde dabei
etwas vollbracht, was es so in der Bundeswehr noch nicht gab:
Der Umbau eines Luftlanderettungszentrums, in ein modulares
Rettungszentrum – am selben Ort und bei laufendem Betrieb. Die
hygienischen Bedingungen im Einsatzlazarett wurden mit dem
Umbau deutlich verbessert. Bei der „neuen“ Modularen Sanitätseinrichtung (MSE) sind die Container und Zelte auf P
­ odesten aufgebaut. So kann das Material besser vor ­möglichen Wasser-
einbrüchen, gerade aufgrund der anstehenden Regenzeit,
­geschützt werden. (eb)
6
aktuell BUNDESWEHR
Oberbootsmann Niklas Thoms
IT-Feldwebel, Mayen
… mir als Spezialist ermöglicht,
meine Fähigkeiten dauerhaft sinnvoll einzubringen – unabhängig von
meiner Teilstreitkraft. Eine Laufbahn
für Spezialisten mit entsprechenden Zulagen für hochqualifizierte
Fachkräfte wäre sinnvoll, um ein
­Abwerben durch die Wirtschaft oder
frühes Ausscheiden zu vermeiden.
Oberleutnant Fabian Burner
Personaloffizier, Nörvenich
… den Ausgleich zwischen ihren
eigenen Interessen und den
­Ansprüchen der Soldaten findet
und wenn nötig ausgetretene Pfade
verlässt, um so individuelle sowie
­flexible ­Entwicklungsperspektiven
zu ­schaffen.
Hauptbootsmann Rebecca Beutel
Manfred Schumacher
… mir die Chance bietet, mich in
einem internationalen Umfeld weiter
zu entwickeln. Dazu fordert, fördert
und unterstützt mich die Bundeswehr bei einer integrierten Verwendung im Ausland. Sie nimmt meine
Interessen wahr und setzt sich für
meine Belange ein
… die friedfertig ist und sich deshalb
im Gegensatz zu den deutschen
Armeen, in denen meine Großväter in zwei Weltkriegen als Berufssoldaten dienten, der Bewahrung
des Friedens unter den Völkern
verpflichtet fühlt.
Personalfeldwebel, Bonn
Feldwebel Lydia Hartung
Personalfeldwebel, Bonn
… mir neben einem sicheren Einkommen auch eine sehr gute Ausbildung bietet, die auch außerhalb
der Bundeswehr hoch angesehen
und in der zivilen Wirtschaft anerkannt ist.
Leitender Technischer Regierungsdirektor, Koblenz
aktuell Hauptfeldwebel Ralf Skutnick
Feldwebel Sonja Goertz
Medizinisch Technischer Assistent, Koblenz
Personalfeldwebel, Nörvenich
… mir Vielseitigkeit im Arbeitsalltag
bietet, sodass ich überall arbeiten
kann und es wird nie langweilig.
… mir einen herausfordernden
Beruf anbietet und mir Verantwortung überträgt. Sie gibt mir die Möglichkeit, meinem Land zu dienen und
so zu einem Stück mehr Sicherheit
in der Welt beizutragen.
Hauptgefreiter Anna Deckers
Jürgen Knott
Stabsdienstsoldatin, Nörvenich
… mir die Möglichkeit gibt, meine
Interessen und Fähigkeiten gezielt
einzusetzen. Genauso wichtig ist mir
die Vielfalt in meinem Arbeitsalltag,
der mir jeden Tag neue und zufriedenstellende Herausforderungen
bietet. Durch Teamarbeit mit engagierten Menschen werden Ziele
­vereinbart und gemeinsam erreicht.
Bezirksschwerbehindertenvertreter, Zeithain
… Menschen mit Einschränkungen
die Chance auf einen attraktiven
Arbeitsplatz bietet. Eine Bundeswehr, die nicht nur auf barrierefreie Dienstgebäude setzt, sondern
Behinderte in vielfältiger Weise
integriert. Egal, ob Soldat oder
Zivilangestellter.
Für mich ist eine
attraktiv, die ...
Major Ann-Kathrin Tielken
Hörsaalleiter, Osterholz-Scharmbeck
… es motivierten Soldaten erlaubt,
mit Freude ihren Dienst zu l­eisten
und eine individuelle Planung von
Vereinbarkeit von Familie und
Dienst in den Streitkräften zulässt.
Sie ­bietet eine persönliche Entwicklungsperspektive und ermöglicht die
zivile Anerkennung militärisch erworbener Qualifikationen; sie erlaubt
konstruktive Kritik und schätzt das
Engagement eines jeden.
Oberfeldwebel Jens Meinhardt
Materialbewirtschaftungsfeldwebel, Kalkar
Hauptgefreiter Paul Madsack
… moderne Rahmenbedingungen
für jeden Kameraden schafft, individuell betrachtet und angemessen
umsetzt. Aufstiegschancen aus der
Truppe heraus, gerade für Mannschafter, die sich „beweisen“,
sollten unabhängig von externen
Bewerbern priorisiert und gefördert
werden.
… ein großes Spektrum an Berufsbildern ausbildet, viele Sport- und
Freizeitaktivitäten anbietet sowie
eine verantwortungsvolle und
anspruchsvolle Aufgabe an einen
stellt, die es zu erfüllen gilt. Gelebte
Kameradschaft ist für mich höchste
Priorität!
Stabsdienstsoldat, Laage
Oberleutnant zur See Sandra Hoffmann
Fernmeldeoffizier, Fregatte „Augsburg“
… es mir ermöglicht, schon in jungen Jahren Führungsverantwortung
für Mensch und Material zu übernehmen und die es mir gestattet,
Karriere in den verschiedensten
Bereichen zu machen.
Hauptfeldwebel Nicole Müller
Sterilgutassistentin, Rennerod
… mir auch in Teilzeit die Möglichkeit gibt, Führungsverantwortung
zu übernehmen.
Oberleutnant Ferdinand Storm
Zugführer, Hamburg
...aus Kameraden und Mitarbeitern
besteht, die sich abseits der Verfolgung ihrer persönlichen Interessen
und Ziele vor allem durch Zusammenhalt, Dienstfreude und dem
Blick für das Wesentliche auszeichnen. Eine Bundeswehr, die mit Blick
auf militärische Traditionen dennoch
zukunftsorientiert den ehrenvollen
Auftrag annimmt, Recht und F
­ reiheit
zu verteidigen.
Hauptmann Torsten Gliesche
Longterm Planning Operational Division, Eindhoven
… es mir ermöglicht, gemeinsam mit
Kameraden aus mehreren Nationen
sehr erfolgreich zusammenzuarbeiten. Ich kann meinen Beitrag einbringen und gemeinsam den Erfolg
spüren und teilen.
Stabsunteroffizier Tobias Jentzsch
Großgerätebediener, Husum
… mir persönlich eine sichere
Zukunft mit Perspektiven ermöglicht
und mir einen dauerhaften Arbeitsplatz bietet.
Hauptfeldwebel Marco Bauer
Hauptgefreiter Michelle Ney
Pharmazeutisch Technischer Assistent, Koblenz
Materialbewirtschaftungssoldatin, Kalkar
… mir die Möglichkeit bietet, fremde
Kulturen kennen zu lernen. Mein persönlicher Horizont hat sich durch die
verschiedenen Einsätze ­erweitert.
… eine Vereinbarkeit von Familie
und Beruf schafft und somit ein
moderner Arbeitsgeber ist.
7
8
aktuell BUNDESWEHR
10. Juni 2014
Kompetent zur Stelle
Bundeswehr beim
Hessentag mit dabei
Programm kommt
bei US Army gut an
Kaiserslautern. Die Präventionskampagne „Denk an
mich. Dein Rücken“ hat bei der
US-Army für Aufsehen gesorgt.
Das in der Bundeswehr federführende Fachreferat Unfallverhütung
und Prävention im Bundesamt für
­Infrastruktur, Umweltschutz und
Dienstleistungen der Bundeswehr hatte die Kampagne auf dem
„Safety Day 2014“ der US-Army
Europe in Kaiserslautern vorgestellt. Die Gastgeber honorierten den gelungenen Auftritt des
Teams um Oberstleutnant Günther
Tischner mit einer ­Auszeichnung
für die beste Standpräsentation.
Der Event findet ein Mal jährlich
statt. Hierbei werden die US-Soldaten an verschiedenen Ständen
mit Informationen rund um die
Themen Sicherheit und Gesundheit versorgt. (eb)
„Magedeburg“ kehrt
in Hafen zurück
Aksaz. Mit der Kommandoübergabe der Standing NATO
Maritime Group 1 (SNMG 1)
vom norwegischen Commodore
Nils Stensones an den dänischen
Kommodore Aage Buur Jensen
hat kürzlich die Korvette „Magdeburg“ ihre Teilnahme an dem
Verband beendet. Seit Anfang des
Jahres war die Korvette im Auftrag
der NATO unterwegs. Dies war
zugleich die erste Teilnahme einer
K 130 an einem NATO-Verband.
Neben Manövern wie „­Dynamic
Mongoose“ und „Joint Warrior“
stand vor allem die Beteiligung an
der Anti-Terror-Operation „Active
Endeavour“ im Mittelmeer im
Fokus des Einsatzes.
(eb)
Foto: Brandt/Bundeswehr
Erfurt. Ob im Einsatz oder in
der Heimat – ein Katastrophenfall erfordert von Soldaten nicht
nur Einsatzbereitschaft bis an die
Grenzen ihrer persönlichen Leistungsfähigkeit. Binnen Sekunden
müssen sie die richtige Vorgehensweise, korrekte Handgriffe
und vieles mehr abrufen können.
Um diesem Höchstmaß an Konzentration, Fingerfertigkeit und
fachlicher Kompetenz gerecht
zu werden, ist eine entsprechende
Ausbildung Pflicht.
Deshalb haben die Soldaten
der Regionalen Sicherungs- und
Unterstützungskompanie Thüringen (RSU) vor kurzem die
­Einsatzersthelfer- und Sanitätsausbildung durchlaufen. Die
dreitägige Ausbildung bestand
zunächst aus der theoretischen Vermittlung aller notwendigen Kenntnisse zum richtigen Verhalten im
Gefecht oder bei Unglücksfällen.
Am dritten Tag mussten die Soldaten dann das Erlernte praktisch
anwenden.
Die Abschlussübung stand unter
der Leitung eines neunköpfigen
Sekunden zählen: Helfer müssen sich stets auf ihr Wissen verlassen.
Expertenteams aus dem Fachsanitätszentrum Erfurt. Zu Beginn
der Übung wurden die Teilnehmer von Stabsunteroffizier Steffi
Helmert in die fiktive Lage eingewiesen. „Eine Explosion hat sich
ereignet. Soldaten werden vermisst
und wir müssen von zahlreichen
Verletzten ausgehen“, erklärt die
ausgebildete Rettungsassistentin.
Binnen weniger S
­ ekunden
wurde ein Gruppenführer
bestimmt. Unter seinem Kommando machten sich die Soldaten der Thüringer RSU-Kompanie
AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG
„Ich versuche immer, für
meine Leute ansprechbar
zu sein. Dafür muss Zeit
sein.“
Oberstleutnant Marco Eggert, Kommandeur Panzerbataillon 413,
Torgelow.
auf dem Gelände der Erfurter
Löberfeld-Kaserne an die Arbeit.
Die Sicherung der Unglücksstelle, das Absetzen einer Meldung, die Suche nach den Vermissten, Erstversorgung der
Verletzten sowie der Transport
der Verletzten vom Unfallort
­lauteten die Aufgaben.
Helmert ist stets am Ort des
Geschehens. Als Leitende der
Ausbildung verfolgt sie aufmerksam jeden Handgriff der Soldaten
und notiert kurz deren Vorgehen.
„Für die anschließende Auswertung schreibe ich mir eventuelle
Fehler auf. Aber auch besonders gelungenes Verhalten wird
erwähnt“, erläutert sie.
Oberfeldwebel Lena Asadova
ist Leitende der Station „Bodycheck“, bei der es um das exakte
Abtasten geht, um eventuelle Verletzungen auszumachen. Atemfunktion, Bewusstsein oder
Blutungen liefern wesentliche
Anhaltspunkte, um eine erste Einschätzung vornehmen zu können.
Wie wichtig das richtige Verhalten im Unglücksfall auch im
zivilen Leben ist, weiß die ausgebildete Rettungsassistentin nur zu
gut. „Ich habe schon viele Unfälle
erlebt, in denen Zivilisten völlig untätig herumstanden.“ Die
Gründe dafür kenne sie nicht.
„Wenn zufällig Soldaten an der
Unfallstelle waren, atmeten alle
Anwesenden erleichtert auf.
Getreu dem Motto, auf die können wir uns verlassen, weil sie
wissen, was zu tun ist“, berichtet Helmert weiter. Erfahrungen
wie diese machten nachdenklich.
Traurige Realität sei, dass nur
im Rahmen der Führerscheinausbildung eine Teilnahme an einem
Erste-Hilfe-Kurs vorgesehen ist.
Über die Jahre ginge das Wissen aber v­ erloren. Um jedoch für
den Ernstfall gerüstet zu sein und
gegebenenfalls Leben retten zu
können, wäre im Zivilleben eine
regelmäßige Auffrischung wünschenswert, so Helmert.
Mit dem Auftrag, bei Vorliegen eines entsprechenden
Gefährdungspotenzials aktive
Verbände durch die Übernahme
von personalintensiven Wachund Sicherungsaufgaben zu
entlasten, haben die Thüringer
Reservisten erst Anfang vergangenen Jahres ihre Tätigkeit aufgenommen. Als Kommandeur
des Landeskommandos Thüringen weiß Oberst Norbert Reinelt
um die Bedeutung einer soliden
Ausbildung. Um für Katastrophen gerüstet zu sein, müsse jeder
­Soldat blitzschnell reagieren können und wissen, was im Ernstfall
zu tun ist. Das könne nicht oft
genug geübt werden. Denn unter
Stress und Belastung funktioniere
Gelerntes nur, wenn es in Fleisch
und Blut übergegangen sei.
Mit Christus Brücken bauen
Militärbischof Overbeck feiert katholischen Laientreff mit Soldaten in Regensburg.
Regensburg. Der Glaube an
Gott soll Menschen verbinden.
Das hatten sich die vielen tausend
Teilnehmer des 99. Deutschen
Katholikentags auf die Fahne
geschrieben. In Regensburg trafen sich rund 125 katholische
Verbände, um zusammen unter
dem Motto „Mit Christus Brücken bauen“ in einer modernen
Welt Gemeinsamkeiten zu zelebrieren.
Auch Soldaten gehörten
zu den Besuchern. Zusammen mit dem katholischen
­M ilitärbischof Franz-Jo sef Overbeck trafen sie sich
unter anderem in der St. Anton
Kirche zum Pontifikalamt. Wehrbeauftragter ­Hellmut Königshaus, Staatssekretär ­M arkus
Foto: Kluge/KMBA
Bensheim. Noch bis Ende der
Woche findet in Bensheim der
54. Hessentag statt. Die Bundeswehr zeigt sich mit einer großen
Auswahl an technischem Gerät.
Auf insgesamt 9000 Quadratmetern Fläche soll das gesamte
Spektrum der Organisationsbereiche gezeigt werden. N
­ eben
einem „Tornado“ und Hubschraubern nimmt auch die
Mannschaft der Fregatte „Hessen“ an der Veranstaltung teil.
Auf einer Aktionsbühne sind
Solokünstler, Rock- und PopBands und ein Poetry Slam zu
sehen. (tss)
von Daniela Eichler
Foto: Lang/Bundeswehr
Foto: Höchner/Bundeswehr
Reservisten der Thüringer RSU-Kompanie üben die medizinische Einsatzversorgung.
Einzug: Soldaten auf dem Weg zur Kirche St. Anton.
Grübel, Generalmajor Ansgar
Rieks sowie zahlreiche weitere
Gäste wohnten während der
Messe einer Firmung von drei
Soldaten bei, die der Militärbischof in die Kirche geladen hatte.
In der „Stunde der Begegnung“
nutzte Overbeck die Gelegenheit vor vielen Zuhörern, ­seinen
Standpunkt zu den Einsätzen der
Bundeswehr deutlich zu machen.
„Der Dienst für Frieden und
Sicherheit weltweit“ gehöre zu
den Aufgaben der Bundesrepublik. Deshalb sei es klar, dass sich
auch Christen der Herausforderung dieser komplexen und teils
paradoxen Situation stellen müssten. Waffen sollten „nicht exportiert werden mit dem ­Wissen,
dass damit irreparabler Schaden“ verursacht werde, warnte
der Militärbischof.
Während der Tage präsentierte sich die Katholische Militärseelsorge mit Informationsständen, in Gottesdiensten und
Veranstaltungen. Dabei wurde
auch das neue Portal www.
kms-mobil.de vorgestellt, die
Interessierten einen schnellen
Überblick über die Militärseelsorge gibt. (jk/tss)
10. Juni 2014 INNERE FÜHRUNG / MILITÄRGESCHICHTE aktuell 9
Wettstreit zweier Städte
Im Trockendock: Zwei Minensuchboote (um 1900).
von Dieter Hartwig
Geschichte. Mit dem Jade-Vertrag von 1853 sollte es nur einen
Nordseehafen für die preußische
Flotte geben, eine Stadtgründung
war ausdrücklich nicht vorgesehen. Eingeweiht wurde ­dieser
Hafen am 17. Juni 1869 – allerdings als Hauptkriegshafen des
Norddeutschen Bundes, der
1867 nach den zwei ersten der
so genannten Einigungskriege
gegründet worden war. Beim ersten dieser Kriege standen 1864
Preußen und Österreich gegen
Dänemark, im zweiten 1866
Preußen gegen Österreich mit
ihren jeweiligen Verbündeten.
Für die Flotte des Norddeutschen
Bundes und die ab 1871 Kaiserliche Marine wurde Wilhelmshaven zum Nordseestützpunkt
beziehungsweise neben Kiel zum
zweiten Hauptkriegshafen. Die
Entwicklung beider Städte war
seit Mitte des 19. Jahrhunderts
untrennbar mit der Entwicklung
deutscher Marinen verbunden –
im Guten wie im Schlechten. Kiel
blieb lange der Hauptstützpunkt
der Kaiserlichen Marine. Diese
Bevorzugung ergab sich aus dem
zeitlichen Vorsprung der Stadt
und wohl aus der abseitigen Lage
Wilhelmshavens. Diese damalige „Randlage“ drückte sich
auch in dem noch heute kolportierten Spitznamen „Schlicktau“
oder „Schlicktown“ aus. Dieser
erklärt sich aus dem vorherrschenden Untergrund Wilhelmshavens sowie einer Erinnerung
an den deutschen Marinestützpunkt Tsingtau im fernen China.
Schon 1873 erhielt Wilhelmshaven Stadtrecht, war aber zu
klein für den mit den Marineeinrichtungen wachsenden
­Personalbedarf. Werftarbeiter,
Marinebeamte und sonstige militärische und zivile Beschäftigte
der Marine und ihres Umfeldes
wohnten in den umliegenden
Dörfern, die sich erst zur Stadt
Rüstringen zusammenschlossen und ­später nach Wilhelmshaven eingemeindet wurden.
Die Kaiserliche Marine verlegte
erstmals 1900 eines ihrer Großkampfschiffgeschwader nach
Wilhelmshaven und trug mit dem
Ausbau der K
­ aiserlichen Werft
zur zunehmenden Bedeutung
Wilhelmshavens bei. Die 1906
­marineintern gestellte Frage:
„Kiel oder ­Wilhelmshaven –
welche Stadt ist der wichtigste,
größte Standort der ­Kaiserlichen
Marine?“ wurde lange noch zu
Gunsten des Ostseekriegshafens Kiel beantwortet. Allerdings gewann W
­ ilhelmshaven
durch Ereignisse im Oktober
und November 1918 besondere
Aufmerksamkeit – hier weigerten sich die Besatzungen der
Großkampfschiffe der kaiserlichen Hochseeflotte, zu einem
„letzten Gefecht“ gegen die britische Flotte allein aus „Ehrenund Existenzgründen“ auszulaufen. Den Ruhm für die sich
daraus entwickelnde zweite
deutsche Revolution nach 1848
jedoch nimmt wiederum Kiel
in Anspruch. Seit 1990 entwickelte sich das einst so kleine
Wilhelmsha­ven nunmehr zum
größten Standort, nicht nur der
Deutschen Marine, sondern der
gesamten Bundeswehr.
AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG
„Unsere Mannschaft macht
einen professionellen Job.
Foto: Lang/Bundeswehr
Foto: ullstein
Vor 145 Jahren wird Wilhelmshaven zum Kriegshafen – heute ist es größter Bundeswehrstandort.
Ich freue mich, wenn wir
das auch zeigen dürfen.“
Obermaat Thomas Müller, Schiffskoch beim 5. Marinegeschwader, Kiel.
Nicht nur Soldaten haben gelitten
Das MHM auf der
Autobahn
Das Militärhistorische Museum in Dresden zeigt besondere Kunstwerke zum Ersten Weltkrieg.
von Katja Protte, Militärhistorisches Museum
Foto: Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg
Geschichte. 1907 wird der ehemalige Kutscher Karl Ahrendt
auf dem Berliner Alexanderplatz
aufgegriffen und in eine psychiatrische Anstalt gebracht. Er
hatte in einem Generalsmantel für
einen Menschenauflauf gesorgt.
Den Mantel habe er von Kaiser
und Kaiserin persönlich bekommen und mit General Wrangel
sei er gut bekannt. Das rief die
Obrigkeit auf den Plan.
Dieser und weitere ähnliche
Vorfälle trafen das d
­ eutsche
­ aiserreich an seiner verletzK
lichsten Stelle. Die auf drei
siegreichen Kriegen ­begründete
Nation gab sich militärisch
stramm, brachte Uniform und
Orden den höchsten Respekt
entgegen. 1914 endete die wilhelminische Soldatenherrlichkeit in einem Weltkrieg, auf dessen Länge und Ausmaß niemand
­vorbereitet war.
Das Militärhistorische Museum
der Bundeswehr nimmt das
Gedenkjahr 2014 zum Anlass,
einen ungewöhnlichen Blick auf
das deutsche Kaiserreich und den
Ersten Weltkrieg zu wagen. Bis-
„Es braust ein Ruf wie Donnerhall“ – Adolf Nesper (1905/14).
lang hat sich die (medizin-)historische Forschung vor allem auf
seelisch traumatisierte Soldaten
konzentriert. Wie aber haben
„zivile“ Psychiatriepatienten
Militarismus und Krieg wahrgenommen?
Die Heidelberger Sammlung
Prinzhorn besitzt Tausende von
Bildwerken, die aus psychiatrischen Anstalten stammen.
Im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojekts hat sie
künstlerische Reaktionen von
Anstaltsinsassen auf Militarismus und Krieg aus den Jahren
1880 bis 1925 untersucht und
mehrere Arbeiten für eine Ausstellung ausgewählt.
120 Werke von über 60 Patienten lassen nicht nur die Faszination von Uniformen, Orden
und Militärtechnik fassbar werden, es finden sich auch Karikaturen, allegorische Darstellungen
von Krieg und Frieden, drastische
Kampfszenen und Bilder existenziellen Ausgeliefertseins.
Während des Ersten Weltkriegs
wurden die Lebensverhältnisse
in den psychiatrischen Anstalten
immer schlechter. Zehntausende
Patienten starben als schwächste
Glieder der sozialen Kette. Unter-
ernährte und kranke Patienten
haben kaum mehr gezeichnet,
und doch gibt es einige wenige
Arbeiten, in denen der Hungerwinter 1916/17 und die Not der
folgenden Jahre durchscheinen.
Die teils konventionellen, teils
eigenwilligen und originellen
Werke aus der Sammlung Prinzhorn spiegeln Stimmungen und
Themen der gesamten Gesellschaft wider. Letztlich liegt es
im Auge des Betrachters, wo sich
im Spiegel der Bilder der ganz
normale kriegerische Wahnsinn
des wilhelminischen Zeitalters
zeigt, wo sich individuelle Vorstellungswelten öffnen, und wo
einfach wunderschöne oder verstörende Kunstwerke zu entdecken sind. Viele Arbeiten
entfalten eine ganz eigene Wirkung, doch in ihrer Gesamtheit
zeichnet sich so etwas wie die
Pathologie eines Zeitalters ab.
Die Ausstellung „Krieg und
Wahnsinn – Kunst aus der zivilen Psychiatrie zu Militär und I.
Weltkrieg – Werke der Sammlung
Prinzhorn“ ist bis zum 7. September 2014 im Militärhistorischen
Museum Dresden zu sehen.
Mehr auf www.mhmbw.de.
Dresden. Auf deutschen Autobahnen weisen große, braune
Tafeln auf touristische Attraktionen hin. Nun hat auch das Militärhistorische Museum der Bundeswehr (MHM) in Dresden ein
solches Autobahnschild. Damit
ist das MHM die erste Dienststelle der Bundeswehr, mit eigener „touristischer Hinweistafel“.
Auf der Autobahn vier zwischen
der Anschlussstelle Hermsdorf
und dem Dreieck Dresden-Nord
ist die Beschilderung seit dieser
Woche zu sehen. Damit ist jetzt
ein Projekt realisiert, das unter
anderem von der Stadt Dresden und dem Sächsischen Wirtschaftsministerium unterstützt
wurde. Die Idee für diese touristischen Hinweistafeln entstand in
Frankreich Mitte der 70er Jahre.
In Deutschland wurden sie 1984
eingeführt. Im Freistaat Sachsen
dürfen an Autobahnen zwischen
zwei Anschlussstellen insgesamt
bis zu vier dieser Hinweistafeln
­aufgestellt werden.
(eb)
10 aktuell SPORT
10. Juni 2014
Medaillen Schlag auf Schlag
2012 im heimischen Olympiakanal von 1972 Silber. Vierte hinter
der Französin Emilie Fer wurde
Stabsunteroffizier (FA) Jasmin
Schornberg.
Hinter den Erwartungen
­blieben die Kajak-Männer in
der Einzelkonkurrenz zurück.
Unteroffizier (FA) Sebastian
­Schubert wurde Achter, während
Jan B
­ enzien Bronze erreichte.
Im Canadier-Zweier blieben
­Benzien/Anton als Fünfte ebenso
ohne Medaille wie die Stabsunteroffiziere (FA) Kai und Kevin
Müller auf Platz neun.
Kein Edelmetall gab es zudem
in den abschließenden Mannschaftswettbewerben. Die KajakFrauen mit Schornberg, Pfeifer
und Funk landeten auf Rang vier.
Die Canadier-Zweier w
­ urden
Sechste.
Der neuformierte Deutschland-Achter hat den ersten internationalen Härtetest mit Bravour
bestanden und siegte in einem
spannenden Finale in Belgrad auf
dem Sava See mit einer knappen
Sekunde Vorsprung vor Russland
sowie Weltmeister Großbritannien. „Leicht war es nicht. Die
Russen waren der erwartet starke
Gegner, aber wir haben dem Rennen unseren ­Stempel aufgedrückt“,
sagte Trainer Ralf H
­ oltmeyer nach
dem hart erkämpften Start-ZielErfolg.“ Durch seine Goldfahrt
krönte das Paradeboot den guten
EM-Auftritt der deutschen Flotte.
Zwar holte der Achter um den
neuen Schlagmann Unteroffizier
Strahlende Sieger: Unteroffizier (FA) Melanie Pfeifer und Hauptgefreiter Ricarda Funk (v.l.).
(FA) Felix Drahotta die einzige
Goldmedaille für den ­Deutschen
Ruder Verband, doch vier ­Silberund vier Bronzemedaillen in den
14 olympischen Klassen l­assen
auf eine erfolgreiche WM in
Amsterdam (24. bis 31. August)
hoffen. „Das war ein sehr guter
Auftakt in die Saison, auch wenn
wir uns ein, zwei ­Siegerleistungen
mehr erwünscht hätten. Wir
haben uns aber in der Breite verbessert“, sagte DRV-Cheftrainer
Marcus Schwarzrock angesichts
von Finalteilnahmen in allen
Klassen.
Silber holten zudem Konstantin Steinhübel/Hauptgefreiter Lars Hartig im leichten
Doppelzweier. Bronze ging an
Hans Gruhne/Unteroffizier (FA)
Stephan Krüger im Doppelzweier, Bastian Bechler/Unter-
offizier (FA) Anton Braun im
Zweier ohne Steuermann, den
Männer-Doppelvierer und den
Achter der Frauen.
(sid/eb)
AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG
„Ich gebe gern alles und
gehe dabei auch mal ein
Foto: Lang/ Bundeswehr
Wien/Belgrad. Es sind erfolgreiche Tage für die deutschen
Wassersportler gewesen. Am vorvergangenen Wochenende verteidigten die deutschen Ruderer den
EM-Titel im Achter in Belgrad
erfolgreich und verwiesen Russland auf Platz zwei. Der Auftakt
in die neue Saison war gelungen. Parallel dazu erreichte der
­Deutschen Kanu-Verband einen
historischen Doppelsieg. Wie im
Vorjahr gab es drei M
­ edaillen
bei den Slalom-Europameisterschaften in Wien. Nach dem
ersten Finaltag mit Bronze für
Titelverteidiger Oberfeldwebel
Jan Benzien im Canadier-Einer
sorgten Hauptgefreiter Ricarda
Funk und Unteroffizier (FA)
­Melanie Pfeifer am vorvergangenen Sonntag für den ersten
deutschen EM-Doppelerfolg im
Kajak-Einer der Frauen. Hinzu
kam tags zuvor noch Gold im
nichtolympischen Teamwettbewerb im Kajak-Einer der Männer.
„Das war meine bislang beste
Leistung. Vor dem Start war ich
noch meganervös, aber als der
Start freigegeben wurde, hatte
ich das klare Ziel vor Augen“,
sagte „Golden Girl“ Funk.
Die 23 Jahre alte Junioren-­
Europameisterin Funk setzte
sich mit einem Parforceritt auf
dem Wildwasserkurs im Finaldurchgang in 96,11 Sekunden
durch. Um nur 0,26 Sekunden
musste sich die fünf Jahre ältere
Augsburgerin Pfeifer geschlagen
geben. Sie holte damit wie schon
Foto: dpa/pa
Der Deutschland-Achter und auch die Kanuten holen bei ihren Europameisterschaften Medaillen.
Risiko ein - aber mein
­Berufsweg soll planbar
sein.“
Oberleutnant Florian Thiede, Pilot im Taktischen Luftwaffengeschwader 73 „Steinhoff“, Laage.
Olympiasieger Julius
Brink tritt zurück
Kraft ohne Kraftstoff
Beachvolleyball. Beachvolleyballspieler Hauptfeldwebel Julius
Brink hat seine Karriere wegen
anhaltender gesundheitlicher Probleme mit sofortiger Wirkung
beendet. Der Olympiasieger von
2012 hatte seit über einem Jahr
kein Turnier mehr bestritten. „In
Abwägung der eigenen sowie der
Ziele mit Armin Dollinger bin ich
an einem Punkt angekommen,
an dem ich diese für mich sehr
schwere Entscheidung ­treffen
musste. Mein K
­ örper gibt mir
keine Anhaltspunkte, ein zeitnahes Comeback umsetzen zu können. Für das Erreichen ­meiner
sportlichen Ziele sehe ich keine
Perspektive. Dies ist bitter für
mich, doch letztlich eine konsequente Entscheidung“, sagte
der 31-Jährige, der mit seinem
neuen Partner Stabsgefreiter
Armin Dollinger bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de
Janeiro antreten wollte. Erst im
Januar wurde der Wahl-Kölner
an der Hüfte operiert. (ko/jm)
Bundeswehr-Studenten aus München präsentieren ihren ersten selbstgebauten Elektrorennwagen.
blick gekommen: Sie präsentierten ihren „Kratos“, einen elektrisch angetriebenen „Formula
Student“ Rennwagen. Innerhalb
eines ­Jahres entwarfen, konstruierten und bauten sie den neuen
Boliden.
Die Augen der Teammitglieder
glänzten beim Anblick des Rennwagens und zeigten den Stolz über
die Leistungen der vergangenen
Foto: UniBwM
Neubiberg. Im Februar 2013
hat das Athene Racing Team
ihren ersten Rennwagen vorgestellt, den „Artemis I“ mit
Verbrennnungsmotor. Doch
die Idee eines elektrisch angetriebenen Rennwagens ließ die
­Studenten vom „Athene Racing
Team“ der Universität der Bundeswehr M
­ ünchen nicht los.
Kürzlich war der große Augen-
Auffällig: Das dynamische Design verbirgt Technik vom Feinsten.
Monate. „Kratos“ ist in greller
grüner Farbe gehalten und wirkt
wie eine Miniaturausgabe eines
Formel 1 Rennwagens. Der Motor
leistet bei einem Antriebsmoment
von 1150 Newtonmeter rund 271
Pferdestärken und hat dank seines
geringen Gewichts von 204 Kilogramm eine enorme Beschleunigung. Rund 60 Studenten waren
mit der Unterstützung ihrer Professoren an der Entstehung des
neuen Gefährts beteiligt.
„Die vielen Stunden und
Nächte, die wir für den Bau des
neuen Rennwagens investierten,
haben sich gelohnt. Vor uns steht
nun ein geniales Fahrzeug,“ sagte
Teamleiter Alexander Atzberger
bei der Präsentation des Wagens.
Das gesamte Projekt ist eine
Meisterleistung in punkto Teamwork. Die Studenten aus unterschiedlichen Fachrichtungen, von
Maschinenbau und Elektrotechnik
bis hin zu Staats- und Sozial-
wissenschaften, unterteilten
das Vorhaben in verschiedene
Unterprojekte wie Motor, Elektrotechnik, Bremssystem sowie
Sponsoring und Marketing. Sie
arbeiteten Hand in Hand und
ergänzten sich fachlich.
Das Team hat sich nun engagierte Ziele gesetzt und will
mit dem „Kratos“ im Juli am
Wettbewerb „Formula Student
­Germany“ auf dem Hockenheimring teilnehmen.
Die „Formula Student“ ist
ein internationaler Konstruktionswettbewerb, bei dem allerdings nicht das schnellste Auto
gewinnt, sondern das Team mit
dem besten Gesamtpaket aus
Konstruktion, Renn-Performance, Finanzplanung und Verkaufsargumenten. Weltweit gibt
es rund 350 Teams. (mbr)
Mehr Informationen unter:
www.athene-racingteam.de
10. Juni 2014 VERMISCHTES Der heimliche Held
Der berühmteste Erpel der Welt feiert in dieser Woche ihren 80. „Schlüpftag“.
vom heute bekannten Stil. Doch
schon in „Orphan’s Benefit“ aus dem selben Jahr
ist Donald
n e b e n
Micky und
Goofy mit
neuem Gesicht
zu sehen. Seine
legendären
Wutanfälle
zeigten den
Charakter
von Anfang
an. Er trat
mit zunehmender Regelmäßigkeit
in den Micky-Kinofilmen auf und avancierte schnell zum
Publikumsliebling. Sein persönlicher Durchbruch kam 1937 mit
einer eigenen Trickfilmserie.
Die steigende Zahl an
Geschichten führte natürlich
dazu, dass Donald in seinem
bewegten Leben viele Dinge
gemacht und erlebt hat. Schon
die Liste der von ihm besuchten Orte ist eindrücklich. Es gibt
von Alexander Linden
Foto (2): Disney/Egmont Ehapa Verlag
Entenhausen. „Donald
ist keine Ente! Er sieht
nur wie eine aus.“ Dieser Satz stammt von
niemand Geringerem
als Carl Barks. Und er
muss es wissen, denn
seit Anfang der 40er
Jahre war der Zeichner
für die beliebte Figur
mit dem Matrosenanzug verantwortlich.
Donalds Ursprung
liegt in Walt
Disneys
Problemen
mit seiner
Hauptfigur Micky Maus: „Micky
muss immer süß sein, immer
liebenswert. Was kann man
mit einem solchen Hauptdarsteller machen?“ Die Antwort
war ein neuer Gegenspieler.
In „The Wise Little Hen“ feierte der aufbrausende Erpel im
blauen Hemd am 9. Juni 1934 ihr
Debüt. Das Aussehen der Figur
unterschied sich noch deutlich
AKTIV. ATTRAKTIV. ANDERS. – BUNDESWEHR IN FÜHRUNG
„Ich bin gesund und aktiv
Foto: Lang/Bundeswehr
– mein Arbeitgeber kann
mir helfen, das auch zu
bleiben.“
Hauptfeldwebel Franka Behrendt, Flötistin beim Stabsmusikkorps
der Bundeswehr, Berlin.
keinen Kontinent, den er nicht
schon bereist hat. Daher verwundert es ein wenig, dass ihn erst
2012 eine Reise mit seiner ganzen Familie nach Deutschland
führte. Seine Geschichten wurden jedoch seit 1951 in Deutschland publiziert.
Ebenso vielseitig wie seine
Reiseaktivität ist auch sein
beruflicher Werdegang. Nicht
zuletzt sein Pech zwang ihn zu
mehrmaligem Berufswechsel
und sorgte dafür, dass von Briefträger über Polizist bis zu Tierfänger in der Arktis so ziemlich
alles dabei ist.
Sein wohl bekanntester
„Beruf“ ist jedoch sein alter
Ego „Phantomias“. Dieser Alias, in den Donald
des Nachts schlüpft, bildet einen klaren Gegensatz
zum alltäglichen Tollpatsch
und Pechvogel. 1969 im italienischen
Pendant zum
„Micky Maus
Magazin“ erstmals veröffentlicht, hatte
Donald zunächst
nur Rache an seinen Verwandten im
Sinn. Schnell jedoch
mauserte sich der
Erpel mit der Maske
zum Beschützer der Stadt.
Doch ganz gleich, ob Donald
nun am Tage oder in der Nacht
unterwegs ist, meistens sitzt er
dabei in seinem markanten roten
Auto mit dem Kennzeichen
„313“. 1937 tauscht Donald einen
Esel gegen das Auto, das damals
noch kein Nummernschild hatte.
Das kam erst 1940 dazu und steht
für Donalds fiktiven Geburtstag
am 13. März – englische Schreibweise: 3/13.
Doch Donald wäre unvollständig ohne seine Familie. 1937 rasten drei kleine Erpel in sein Haus
und wurden per Brief als seine
Neffen Tick, Trick und Track
vorgestellt. Von Lausbuben entwickelten sie sich über die Zeit
zu schlauen Musterknaben. Eine
ebenfalls freundliche Wandlung
erlebte der 1947 dazu gestoßene Onkel Dagobert, dessen
englischer Name „Scrooge
McDuck“, in Anlehnung an Charles
Dickens Figur
Ebenezer Scrooge
und schottische
Sparsamkeit, das
negative Image noch
mehr betont. Er wurde
vom bösen
Knauserer
zum Paradebeispiel für
den „American
Dream“ – vom
Schuhputzer zum
Millionär und liebenswerten Opa.
Barks brachte den
Grund für Donalds Popularität wohl mit am Besten
auf den Punkt. Da dieser alle
Schwächen und alles Unbill der
Welt auf sich vereint, kann sich
jeder irgendwie mit ihm identifizieren und mitleiden. Wir
wünschen Donald jedenfalls
viel Durchhaltevermögen für
die nächsten Jahre!
Ein dunkles Kapitel
Der Film „12 Years a Slave“ zeigt ein schonungslos offenes Bild der Sklaverei in den USA.
BluRay. Saratoga, New York,
1841: Der freie Afro-Amerikaner
Solomon Northup lebt mit seiner
Familie einfach, aber glücklich.
Sein Geld verdient er als Geigenspieler. Zwei Fremde engagieren den Musiker für einen Auftritt und laden ihn danach auf
einen Drink ein. Als Solomon am
nächsten Morgen erwacht, befindet er sich in Ketten auf einem
Sklavenschiff. Seine Beteuerungen, dass er ein freier Mann sei,
bringen ihm nur Schläge ein.
Beweisen kann er es ohnehin
nicht, da er keine Papiere mehr
besitzt. Er wird nach Louisiana
geschmuggelt, wo ihn der Sklavenhändler Freeman zunächst
an den Plantagenbesitzer Ford
verkauft. Der nutzt Solomons
Talente und gewährt ihm im
Gegenzug ein paar Freiheiten.
Nach einer Auseinandersetzung mit
dem sadistischen
Vorarbeiter Tibeats gibt er ihn aber
an den berüchtigten
Baumwollproduzenten Epps weiter.
Auf dessen Plantage
beginnt für den Verschleppten ein noch
schlimmeres Martyrium. Als er
nach zwölf Jahren schließlich auf
den Sklaverei-Gegner Bass trifft,
nimmt sein Leben noch eine dramatische Wendung.
Der Brite Steve McQueen
hat mit „12 Years A Slave“ ein
auch für ihn sehr persönliches
Sklaverei-Drama auf die Leinwand gebracht. Insbesondere mit
­seinen langen Szenen ohne sichtbare Schnitte verstärkt er die Wir-
kung der außerordentlichen Qualen,
die seine Hauptfigur
und ihre Leidensgenossen durchleben. So entsteht
nicht selten schwer
erträgliche Kost
und zugleich große
Filmkunst.
Die Geschichte ist
übrigens wahr: 1853 erzählt Solomon Northup in einem Buch wie
er als freier Mann ein zwölfjähriges Martyrium durchlitt, bevor er
seine Identität beweisen konnte.
Northups Bericht ist eine der
wenigen Quellen über ein derartiges Schicksal aus erster Hand.
McQueen und Autor John Ridley
nutzen diese wahre Geschichte
für eine furiose Anklage gegen
Sklaverei und Rassismus.
Den neben Chiwetel Ejiofor
nachhaltigsten Eindruck macht
die Kinodebütantin Lupita
Nyong‘o in der Rolle der jungen Sklavin Patsey. Zur Hassfigur wird dagegen der sadistische Sklaventreiber Edwin Epps.
Michael Fassbender hinterlässt
in diesem Schurkenpart von den
vielen prominenten Nebendarstellern den stärksten Eindruck.
Der mit drei Oscars ausgezeichnete Film aus dem Jahr 2013, ist
jetzt auf BluRay erhältlich und
sehr sehenswert.
(eb)
aktuell verlost zwei Bücher
„12 Years a Slave; Die wahre
Geschichte“. Einfach bis zum
16. Juni 2014 eine E-Mail
mit Anschrift und dem Stichwort „12 Years“ senden an:
[email protected]
aktuell 11
Der gefährliche
zwölfte Mann
Buch. Die
Gewalt im
Umfeld des
Fußballs
nimmt zu.
Schiedsrichter, Fans, Spieler und Funktionäre werden
angegriffen,
Massenschlägereien sind an der
Tagesordnung. Klaus Blume gibt
einen Überblick und zeigt, welche Fans warum als gewaltbereit
eingeschätzt werden. Er analysiert, wie ohnmächtig Politik und
Deutscher Fußball-Bund (DFB)
dem gegenüber sind. Er erklärt,
warum vor allem die Radikalisierung der „Ultras“ die Stadien
unsicher macht und belegt, dass
die Distanz zwischen „Ultras“
und Neonazis oft nicht mehr
gilt. Klug, kenntnisreich und gut
recherchiert: Ein Buch für alle,
die sich für Fußball begeistern
und sich auch zukünftig daran
erfreuen wollen.
(eb)
Klaus Blume: „Tatort Fankurve; Fußball, Gewalt und
Rechtsextremismus“; Rotbuchverlag; Berlin 2013; 272 Seiten; 14,99 Euro; ISBN 978-386789-188-2.
Eine sportliche
Liebeserklärung
Buch. Axel
Hacke ist
nicht nur
Fußballfreund, sondern war
auch viele
Jahre Sportreporter.
In diesem
Buch spürt er den Gefühlen nach,
die in unserem fußballbegeisterten Land fast jeder kennt: der
Liebe zum Spiel, der Treue zum
Verein, der Wut auf den Gegner,
der Sehnsucht nach dem Tor, dem
Fußball als Obsession. Hacke saß
oft vor dem Fernseher, war in vielen Stadien dabei, hat mit großen
Spielern gesprochen und erinnert
sich an legendäre Spiele. Jetzt hat
er ein Fußballbuch geschrieben,
wie es noch keines gab. Fantasievoll, spielerisch, witzig, emotional, kenntnisreich und vielseitig
schildert er seine Sicht auf die
„schönste Nebensache der Welt“.
Das Ergebnis ist eine einzigartige
Mischung aus Reportage, Essay
und Feuilleton: eine Geschichte
der Gefühle, die Fans auf der ganzen Welt mit dem Fußball verbinden. (eb)
Axel Hacke: „Fußballgefühle“;
Kunstmann Verlag; München
2014; 176 Seiten; 16 Euro;
ISBN 978-3-88897-933-0.
aktuell Ausgewählte
­Medienbeiträge
10. Juni, 11:30 Uhr, NDR:
Inseln der Kannibalen; Auf dem
Bismarck-Archipel
Mehr als 13 000 Kilometer
von Deutschland entfernt liegt
das Bismarck-Archipel. Einst
waren die etwa 200 Inseln Teil
der ­deutschen Kolonie „Kaiser-­
Wilhelm-Land“, heute gehören
sie zu Papua Neuguinea. Viele
ausländische Mächte kamen
und gingen. Geblieben sind im
Urwald nur ein paar Gräber,
hunderte Kilometer Bunker und
Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg. Auch die Einheimischen
gelten seit jeher als kriegerisch.
Nachweislich bis Anfang des
20. Jahrhunderts wurde hier auch
­Kannibalismus betrieben.
Youtube-Video der Woche:
In Afghanistan üben die CH-53
Hubschrauber eine Staublandung.
Eine besondere Herausforderung
für die Piloten, bei den Sichtverhältnissen die Orientierung
zu behalten. 4500 PS pro Triebwerk bringen die Maschine auf
bis zu 325 Kilometer pro Stunde.
Ein gutes Zusammenspiel zwischen Bordtechniker und Pilot ist
besonders wichtig. Die Techniker
müssen im Falle einer ­Störung
diese selbst beheben.
(eb)
Der Beitrag „CH-53 übt Staublandung in Afghanistan“ unter
www.youtube.com/bundeswehr.
VERMISCHTES
10. Juni 2014
Mit flinkem Dirigentenstab
Oberstleutnant Alexandra Schütz-Knospe ist die einzige Kapellmeisterin in der Bundeswehr.
Neubrandenburg. Sie ist die
Einzige im Militärmusikdienst
der Bundeswehr und spiegelt
damit gleichzeitig auch das derzeitige Geschlechterverhältnis im
zivilen Pendant wider. Alexandra
Schütz-Knospe ist Kapellmeisterin und Leiterin des Heeresmusikkorps Neubrandenburg.
Somit ist sie künstlerisch und
truppendienstlich für die rund
50 Musikfeldwebel und deren
Material verantwortlich. In zivilen Orchestern gibt es diese komplexe ­Doppelfunktion nicht. Hier
sind die künstlerischen ­Leiter ausschließlich für die ­musikalische
Gestaltung ­verantwortlich. Seit
einigen Tagen bekleidet SchützKnospe als erste Frau im Militärmusikdienst den Dienstgrad
Oberstleutnant.
Ihren Platz bei den ­Musikern
fand sie zufällig. Damals begleitete sie ihren Mann, der sich
über die Möglichkeiten und
Chancen innerhalb der Streitkräfte informierte. Eher beiläufig entstand daraus eine Doppelberatung und die gelernte und
bereits mit bestem Abschluss versehene Konzertpianistin wurde
eingestellt und studierte Orchesterleitung an der Robert-Schumann-Hochschule für Musik in
Düsseldorf. Mit ihrer Berufswahl
ist sie überaus glücklich, denn
Was ist Ihr höchstes Gut?
Der Rückhalt in der Familie.
Was ist Ihre größte Errungenschaft?
Die Möglichkeit, meinen Traumberuf ausüben zu können.
Wie können Sie am besten entspannen?
Bei einem Strandspaziergang.
Was treibt Sie an?
Der Wunsch, mit Musik etwas bewegen zu können, was man mit
Worten nicht erreicht.
Was können Sie besonders gut kochen?
Spaghetti Bolognese.
Foto: Bundeswehr
12 gerade Menschenführung ist für
Oberstleutnant Schütz-Knospe
eine besondere Ehre. „Ich mag
den Umgang mit Menschen – und
in meinem Fall Künstlerpersönlichkeiten – und versuche, diese
zu einem guten Team zu formen“,
sagt die gebürtige Berlinerin.
Mit diesem Credo sieht sie
auch der anstehenden Versetzung nach Koblenz entgegen. Dort
wird die 40-Jährige ­Chefin des
­Heeresmusikkorps 300. Oberstleutnant Schütz-Knospe ist
deutschlandweit eine der wenigen Dirigentinnen.
(jml/eb)
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Musikpädagogin.
Welches Lied singen oder hören Sie gern?
„My Way“ von Frank Sinatra.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Wenn jemand wirklich meine Hilfe braucht.
Was ist Ihre Lieblingstugend?
Bescheidenheit.
Was wäre für Sie das größte Unglück?
Wenn meine Kinder vor mir sterben würden.
Wer sind Ihre Helden in der Wirklichkeit?
Menschen, die ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben anderen ­helfen,
sie beschützen oder sich für sie einsetzen.
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.