PJ am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York, 2007

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PJ am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York, 2007
PJ am Memorial Sloan-Kettering Cancer Center, New York, 2007
Die Zeit, die ich durch das Mentorenprogramm der Medizinischen Klinik I am MemorialSloan-Kettering Center in New York verbringen durfte, gehört zu den besten und
lehrreichsten Erfahrungen meiner Studienzeit. Für den beträchtlichen organisatorischen
Aufwand wurde ich durch erstklassiges „Teaching“, eine besonders freundliche und
kooperative Arbeitsatmosphäre und natürlich eine gigantische Stadt mit unerschöpflichen
Angeboten belohnt.
Bewerbung/Formalitäten:
Hat man ein Empfehlungsschreiben von Prof. Mertelsmann erhalten, kann man seine
Bewerbungsunterlagen ca. 4-6 Monate vor Tertialbeginn ans Memorial-Sloan-Kettering
Cancer Center schicken. Zu den Bewerbungsunterlagen kann man sich leicht auf
www.mskcc.org über „education
and
training“
durchklicken. Neben
dem
Empfehlungsschreiben
und
dem
Bewerbungsformular
benötigt
man
ein
Motivationsschreiben, einen Lebenslauf, einen Dekansbrief, ein „Transcript of records“ mit
Noten, Nachweise über Auslandskranken- und Berufshaftpflichtversicherung sowie über
eine ärztliche Untersuchung inklusive Tuberkulin-Tests und verschiedener Antikörper-Titer.
Die Bewerbungsgebühr beträgt 100 Dollar.
Ich erhielt 1 ½ Monate, nachdem ich meine Bewerbung abgeschickt hatte, eine Zusage für
meine Wunsch-„electives“ per Email. Mit der Zusage wird man aufgefordert, beim New
York State Department in Albany einen „Letter of Eligibility“ anzufordern, welcher direkt an
die Klinik geschickt wird. Außerdem beantragt man nun beim amerikanischen Konsulat ein
B1/B2-Visum.
Unterkunft:
Wohnen in Manhattan ist teuer, und man sollte sich möglichst frühzeitig um eine
Unterkunft kümmern. Von der Klinik erhält man zusammen mit der Zusage eine Liste mit
Vorschlägen für Unterkünfte, auf der allerdings auch das Marriott Courtyard Midtown East
Hotel steht...
Ich habe im „Webster“ gewohnt, einer sehr zentral gelegenen und relativ günstigen (232
Dollar pro Woche inklusive Frühstücks, Abendessens und „maid service“) „Women's
residence“: Webster Apartments, 419 West 34th Street, Tel. 001-212-967-9000. Wohnen
dürfen hier nur Frauen, die in New York studieren, arbeiten oder ein Praktikum machen.
Unter so vielen Gleichgesinnten aus den verschiedensten Ländern ist es hier sehr einfach,
Kontakte zu knüpfen. Das „Webster“ hat mit den dort entstandenen Freundschaften
entscheidend dazu beigetragen, meinen Aufenthalt in New York unvergeßlich zu machen.
Für Männer ist die günstigste (185 Dollar pro Woche) Alternative wohl das Kolping-Haus:
The Kolping House, 165 East 88t Street, Tel. 001-212-369-6647. Dort muß man allerdings
sein Bett selber machen.
Das Memorial Sloan-Kettering Cancer Center:
Das Memorial Sloan-Kettering Cancer Center (MSKCC), gelegen in Manhattan's Upper
East Side, ist zweifelsohne eines der weltweit bekanntesten Krebszentren. Es besteht aus
der Forschungseinrichtung „Sloan-Kettering Institute“ und dem „Memorial Hospital for
Cancer and Allied Diseases“, in welchem die electives stattfinden. Das „Memorial
Hospital“ ist ein Lehrkrankenhaus der Cornell University. Hier stehen hochmoderne
Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, und man bekommt viele seltene
Krankheitsbilder zu Gesicht.
Tagesablauf:
Während der 8 Wochen, die ich am MSKCC verbrachte, absolvierte ich zwei „electives“:
Das „Clinical Medicine & Oncology Sub-Internship“ und „Clinical Hematology“.
Während des Sub-internships war ich auf der Lymphom-Station eingeteilt. Als sub-intern
ist man für mehrere Patienten verantwortlich, die man umfassend bis zur Entlassung
betreut. Zum Team gehörten außerdem mehrere interns (Assistenzärzte im ersten
Ausbildungsjahr) und residents (Assistenzärzte nach dem ersten Jahr), ein fellow (Arzt in
der Facharztausbildung) und ein attending (Oberarzt), der alle ein bis zwei Wochen
wechselte. Der Tag begann um 7:00 Uhr mit der Übergabe der Patienten durch den
Nachtdienst. Vor der Visite, die um 8:30 Uhr begann, ist Zeit für das pre-rounding, d.h. ich
sah nach meinen Patienten und untersuchte sie kurz. Anschließend überprüfte ich die
neuen Laborwerte, die oft um diese Zeit tatsächlich schon vorhanden waren, da den
Patienten in den frühesten Morgenstunden vom i.v.-Team Blut abgenommen wird, und
bereitete mich auf die Visite vor. Während der Visite wird dem attending die Entwicklung
jedes Patienten nach bewährtem SOAP-Schema in der Reihenfolge Symptome, Objektive
Zeichen (Bloß nicht die Vitalparameter vergessen!), Assessment und Plan präsentiert.
Anordnungen wurden meist schon während der Visite in die auf kleinen Wägen
nebenherrollenden Computer getippt, wo auch alle Befunde und die digitalisierten
Patientenakten abrufbar sind. Am Mittag wurde in der Lunch Conference eine Stunde
Teaching abgehalten, während man aß. Anschließend wurden die Arbeiten auf Station
erledigt, progress notes geschrieben und Neuaufnahmen gemacht. Gegen Ende des
Nachmittags besprachen wir während der afternoon rounds noch einmal alle Patienten mit
dem attending und bekamen von diesem anschließend oft noch eine Stunde Teaching
geboten.
Das Sub-internship war anstrengend – der Arbeitstag hatte 11 bis 12 Stunden und die
Arbeitswoche 6 Tage- , und so habe ich während der ersten Zeit außer dem Weg zur Klinik
nicht viel von New York gesehen. Die feste Integration in das ärztliche Team und die
Eigenverantwortung waren jedoch sehr motivierend, und ich habe während des Subinternships jeden Tag eine Menge gelernt.
Mein zweites elective, „Clinical Hematology“ ließ mir mehr Zeit, die Stadt kennenzulernen.
Hier begann der Arbeitstag erst um 9:00 Uhr, und die Wochenenden waren frei. Ich
arbeitete zusammen mit einem fellow und einem attending im hämatologischen
Konsildienst. Ich war dafür zuständig, bei neuen Konsilanforderungen die Anamnese des
Patienten zu erheben, ihn zu untersuchen, und dann eine note zu verfassen, die auch eine
Liste von Differentialdiagnosen und einen Plan enthielt. Danach traf ich mich mit dem
fellow, um das Konsil zu besprechen. Am Nachmittag stellten wir dann die Fälle unserem
attending vor, der sie mit uns diskutierte und der note noch eine attending's note
hinzufügte. Alle Patienten wurden weiter betreut, bis der attending entschied, daß eine
weitere hämatologische Betreuung nicht mehr notwendig ist. Jeden Morgen kontrollierte
ich die neuen Laborwerte, sah nach unseren Patienten und schrieb eine progress note. Im
Gegensatz zu dem Sub-internship war während dieses electives auch zwischendurch
immer mal wieder Zeit, um in der Bibliothek etwas nachzulesen.
Fazit:
Während der Zeit am MSKCC habe ich unglaublich viel gelernt. Es war ein tolles Gefühl,
Verantwortung tragen zu dürfen und in einer sehr freundlichen und professionellen
Atmosphäre als fester Bestandteil eines Teams zu arbeiten. Beeindruckt hat mich vor
allem die Selbstverständlichkeit, mit der jeden Tag ausgezeichnete Lehre geboten wurde.
J. W.