Der Hotelbetrieb der Familie Knautz im Hofgarten

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Der Hotelbetrieb der Familie Knautz im Hofgarten
Der Hotelbetrieb der Familie Knautz im
Hofgarten
Von Norbert Bangert, Drensteinfurt, 26. Mai 2015, aktualisiert 27. Mai 2015.
Auslöser für diese kleinere Postkarten-Story ist
eine schöne Aufnahme vom Schlosshagen, die
auf einer Postkarte des Verlags Heupel
abgedruckt wurde. Ein Stempel auf der
Rückseite ließ mich dann aufhorchen: „Hotel
zum Hofgarten. Bes.: W. Knautz – Ruf 243,
Hückeswagen“1 (Abb. 1).
Bekannt ist der „Hofgarten“ den Menschen in
Hückeswagen sicherlich mehr als Gaststätte
und früher als Theater und Kino, weniger
Abb.1: Ansichtskarte "Partie im Schlosshagen", Rückseite,
Verlag Herm. Heupel, Hückeswagen, Sammlung Bangert.
jedoch als Hotelbetrieb. Glücklicherweise
beschäftigten sich die Autoren von Leiw
Heukeshoven in der Vergangenheit mehrmals mit dem Hofgarten2, so dass wir dort einige
Informationen entnehmen können. Diese habe ich nun mit dem Schwerpunkt auf den Hotelbetrieb
zusammengefasst und mit weiteren Quellen ergänzt. ich bedanke mich bei Birgit Van der SteenDrosten, Karl-Heinz Eißner, Michael Kloeber und Axel Schneider für die Quellen-Hinweise und für das
Interesse.
Die Besitzer: Wilhelm Knauf sen. und jun.
Der Vorname des im Stempel angegebenen Besitzers, der dort mit „W.“ abgekürzt ist, muss Wilhelm
sein. Im 20. Jahrhundert sind als Geschäftsleute sowohl der Vater als auch der Sohn Knautz aktiv.
Beide heißen mit Vornamen Wilhelm3, wobei der Sohn offenbar den Rufnamen „Willy“ 45 besitzt.
Daher bleibt zunächst einmal unklar, welchem der beiden dieser Stempel zuzuordnen ist. Der Senior
war bis 1950 im Geschäftsleben aktiv, bis er dann „den Betrieb“6 1970 an den Junior übergab. In
einem Hückeswagener Adressbuch aus dem Jahr 1962 wird explizit Wilhelm Knautz jun. unter dem
Eintrag „Gaststätten“ und der Adresse „Kölner Straße 4“ geführt, nicht jedoch unter „Hotel“.7 In
einem Eintrag 1969 wiederum wird „Wilh. Knautz sen“ genannt, dieses Mal unter der Adresse
1
„Hotel zum Hofgarten. Bes.: W. Knautz – Ruf 243, Hückeswagen“. Verlag Herm. Heupel 20. Jahrhundert.
Leiw Heukeshoven, Ausgaben 7, 24 und 37, nach einem ersten Hinweis von Karl-Heinz Eißner, Hückeswagen.
3
„Wilhelm Knautz sen. : Lichtspiele - Hofgarten von ca. 1921-1950; Wilhelm Knautz jun. : Kino/ HofgartenTheater 1950-1969/'70.“ Birgit Van der Steen-Drosten 2015. Hier sind die Daten aus Leiw Heukeshoven, Heft 37
gut zusammengefasst.
2
4
„Willy Knautz besaß damals auch das Kino, in dem ich in den 60 / 70 - er Jahren oft gewesen war.“. Michael
Kloeber 2015.
5
"Im Dezember 1950 übergibt der Senior den Betrieb an den Junior Willy Knautz." Hella Krumm 1998, S. 44.
6
"Im Dezember 1950 übergibt der Senior den Betrieb an den Junior Willy Knautz." Hella Krumm 1998, S. 44.
Verlag H. E. Kasper & Co. 1962.
7
„Kölner Str. 10“.8 Vor allem letzterer Eintrag aus 1969 ein Jahr vor dem Tod des Seniors ist insofern
irritierend, da er die Geschäfte bereits 1950 an seinen Sohn übergeben hatte und zu diesem
Zeitpunkt 87 Jahre war. Daher gehe ich hier davon aus, dass es sich hier um einen Fehleintrag
handelt, und es in Wirklichkeit „Wilh. Knautz jun“ heißen muss. Der Wechsel der Hausnummer ist
jedoch nicht ungewöhnlich. Es ist das gleiche Gebäude gemeint, es hat lediglich eine Veränderung bei
der Zählung der Häuser und damit der Hausnummern in Hückeswagen gegeben.9
In der Stempelaufschrift ist explizit von einem „Hotel“ die Rede. Dieses ist zu unterscheiden von
einem Kino, Theater oder Gaststätte, auch wenn sich alle diese Wirtschaftsbetriebe in der Hand der
Familie Knautz befinden sollten. Schauen wir uns also einmal an, ob es dafür Anhaltspunkte gab.
Wilhelm Knautz sen. hat 1927 in einer Publikation inseriert mit der Formulierung „Pension und
Gastwirtschaft“10, womit wir einen ersten Hinweis auf einen Übernachtungsbetrieb haben. Nach dem
Eintritt von Wilhelm Knautz jun. im Jahr 1933 in das Geschäft wurde „im nächsten Jahr“ das Hotel
„ausgebaut und um sieben Fremdenzimmer erweitert“.11 Die nächste Nachricht liegt mir aus dem
Jahr 1940 vor. In einem Telefonverzeichnis wird er „Gasthof z. Hofgarten“ genannt. 12 Ob nun ein
Gasthof auch einen Übernachtungsbetrieb meint, ist zunächst vom Begriff her unscharf, wird aber
durch eine weitere Ansichtskarte belegt.13 Diese wurde von A. Marquardt aus Hückeswagen an
einem mir unbekannten Datum veröffentlicht und zeigt das Gebäude auf einem Foto mit dem
Werbeschild „Gasthof zum Hofgarten“. Das Foto wird mit einem Text unterhalb der Aufnahme
erläutert, unter anderem mit den Worten „Gasthof zum Hofgarten - […] Pension, Fremdenzimmer“.
Damit ist klar: Einen Übernachtungsbetrieb gab es auch unter der Bezeichnung „Gasthof“.
Da der Junior im Zweiten Weltkrieg in die Armee eingezogen wurde und bis 1947 in
Kriegsgefangenschaft blieb, mussten in dieser Zeit andere den Hotelbetrieb weiterführen. Darum
kümmerte sich offenbar die „Schwiegertochter Alice“14. Nach der Geschäftsübergabe 1950 haben wir
dann einen interessanten Hinweis aus dem Jahr 1960. In einer Anzeige wird die Formulierung „Hotel
zum Hofgarten“ benutzt, welches auch als „AvD-Hotel“ (Automobilclub von Deutschland) bezeichnet
wird. 15 Im Dezember 1969 wurde das Geschäft verkauft, womit auch der Hotelbetrieb in andere
Hände gegangen sein dürfte.
Es hat also den Anschein, als ob es durchgehend von 1927 bis Dezember 1969 einen Hotelbetrieb
gegeben hat. Zwar haben wir das Inserat mit der expliziten Formulierung „Hotel zum Hofgarten“ aus
dem Jahr 1960 vorliegen, doch das ist kein Beleg dafür, dass genau dieses Jahr gemeint ist. Damit
8
Verlag H. E. Kasper & Co. 1969.
Siehe auch Einträge im Bergpedia-Artikel „Kölner Straße (Hückeswagen)“,
http://www.bergpedia.de/index.php?title=Kölner_Straße (Hückeswagen).
10
"1927 inseriert er in Wilhelm Blankertz Wanderbüchlein neben vielen anderen: Pension und Gastwirtschaft"
Hella Krumm 1998, S. 43.
11
Hella Krumm 1998, S. 43. An dieser Stelle ist im Aufsatz Hella Krumms unklar, ob mit dem „nächsten“ Jahr
das Jahr 1934 oder 1938 gemeint ist. Von der Logik des Textes muss es eher 1934 gewesen sein.
12
"Wilhelm Knautz. Gasthof z. Hofgarten, Lichtspiele, Theater- u. Konzertlokal, Kölner Str. 4". Amtliches
Fernsprechbuch für den Bezirk der Reichspostdirektion Düsseldorf 1940 1940, J-P.
13
A. Marquardt.
14
"Seine Tochter Elfriede wirtschaftet mit dem Verwalter Hans Werner Grosse im Restaurant, während die
Schwiegertochter Alice für den Hotelbetrieb verantwortlich ist." Hella Krumm 1998, S. 44.
9
15
"1960 erscheint eine Anzeige: ‚Hotel zum Hofgarten‘, AvD-Hotel, Parktheater und Hofgartentheater, Theater
für Film und Bühne." Hella Krumm 1998, S. 44.
ergibt sich zunächst einmal ein Zeitraum „1927 bis Dezember 1969“ als Entstehungszeit des
Stempels, was als Grundlage für eine genauere Datierung der Ansichtskarte natürlich untauglich ist.
Nun haben wir noch die Formulierung „Ruf 243 Hückeswagen“, also die Angabe eines
Telefonanschlusses. Hier wäre eine Überprüfung der Telefonbücher notwendig, um näheren
Aufschluss zu gewinnen. Ließe sich zum Beispiel feststellen, wann bspw. diese Telefonnummer
vergeben war, könnten wir den Zeitraum eingrenzen.
Literaturverzeichnis
Amtliches Fernsprechbuch für den Bezirk der Reichspostdirektion Düsseldorf 1940 (1940).
A. Marquardt: Gasthof zum Hofgarten. Ansichtskarte. Hückeswagen.
Birgit Van der Steen-Drosten (2015): Familie Knautz, Hückeswagen. Hückeswagen, 26.05.2015. via
Facebook an Norbert Bangert. Facebook.
Hella Krumm (1998): Haus Kölnerstraße 10 "Hotel zum Hofgarten". In: Bergischer Geschichtsverein,
Abteilung Hückeswagen e.V. (Hg.): Leiw Heukeshoven Mitteilungsblatt Nr. 37, S. 39–44.
Michael Kloeber (2015): Familie Knautz, Hückeswagen. Hückeswagen, 26.05.2015. via Facebook an
Norbert Bangert. Facebook.
Verlag H. E. Kasper & Co. (Hg.) (1962): Adreßbuch der Stadt Hückeswagen 1962. Köln: H. E. Kasper
& Co.
Verlag H. E. Kasper & Co. (Hg.) (1969): Adreßbuch der Stadt Hückeswagen 1969. Köln: H. E. Kasper
& Co.
Verlag Herm. Heupel (20. Jahrhundert): Partei im Schlosshagen. Ansichtskarte. Hückeswagen: Herm.
Heupel.