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Newsletter der BARMER GEK
in Hessen

 Inhalt 01/2015
 BARMER GEK Pflegereport
 Pflegefall schadet der Mundgesundheit
 Trinken bis zur Alkoholvergiftung
 Jede Dritte Geburt ein Kaiserschnitt
 Podiumsdiskussion zur Palliativversorgung
 Hoher Blutdruck: Viele Hessen leiden
 Betriebliches Gesundheitsmanagement
BARMER GEK Pflegereport
Hessen im Jahr 2050: Fast 400.000
Menschen sind auf Pflege angewiesen
Hessen wird voraussichtlich im Jahr 2050 den Höchststand an
Pflegebedürftigen erreichen. Danach werden rund 382.000 Pflegebedürftige in
Hessen leben. Im Vergleich zum Jahr 2010 ist das eine Steigerung um 92
Prozent.
Starke Familien pflegen ihre Angehörigen
Drei Versorgungsformen stehen bei Pflegebedürftigen derzeit noch im
Vordergrund: Pflege im häuslichen Bereich durch Angehörige, Pflege in den
eigenen vier Wänden mit Unterstützung eines ambulanten Pflegedienstes oder
die vollstationäre Betreuung in einem Pflegeheim.
Von den rund 200.00 Pflegebedürftigen in Hessen werden aktuell 55 Prozent
durch Angehörige im häuslichen Bereich gepflegt. Damit hat Hessen im
Vergleich der Bundesländer den höchsten Anteil an Pflege durch
Familienangehörige und liegt mit 8,2 Prozentpunkten über dem
Bundesdurchschnitt (47,3 Prozent). Weitere 20,8 Prozent der pflegebedürftigen
Hessen leben ebenfalls noch in den eigenen vier Wänden. Sie werden dabei
allerdings durch einen ambulanten Pflegedienst unterstützt. Zu diesen
Ergebnissen kommt die BARMER GEK in ihrem jüngst veröffentlichten
Pflegereport. 24,2 Prozent der hessischen Pflegebedürftigen haben sich für eine
vollstationäre Betreuung in einem Pflegheim entschieden. Einen ganz anderen
Stellenwert hat die vollstationäre Pflege zum Beispiel in Schleswig-Holstein:
Dort haben sich 40,6 Prozent der Pflegebedürftigen für diese Versorgungsform
entschieden.
Kontakt:
Brigitte Schlöter
[email protected]
Telefon: 0800 33 20 60 47 33 16
Postfach 190114
60088 Frankfurt/Main
www.barmer-gek.de/540586
2 | STANDORTinfo | Newsletter der BARMER GEK in Hessen | 01/2015
„Die Themen Versorgung und Wohnformen im Alter werden erheblich an Bedeutung gewinnen“, ist sich Landesgeschäftsführer Norbert Sudhoff sicher. Die
Zahl der Pflegebedürftigen wird sich in Hessen bis zum Jahr 2050 mit 382.000
Betroffenen fast verdoppeln. „Das ist eine gewaltige Herausforderung, der wir
uns alle stellen müssen“, so Sudhoff und fordert eine aktive Zusammenarbeit
aller Akteure auf Landes- und regionaler Ebene. Schon heute müssen seiner
Meinung nach infrastrukturelle Maßnahmen in Angriff genommen werden, um
diese gesamtgesellschaftliche Aufgabe erfolgreich meistern zu können.
Hintergund Im Report wurden die Daten von 8,6
Millionen BARMER GEK Versicherten
analysiert. Das entspricht einem Anteil
von 10 Prozent der deutschen Bevölkerung. Weitere Datenquellen waren die
Pflegestatistik und der Zensus aus dem
Jahr 2011.
Pflegefall schadet der Mundgesundheit
Die zahnmedizinische Versorgung Pflegebedürftiger lässt auch in Hessen zu
wünschen übrig – nicht in Bezug auf die einzelne Behandlung, wohl aber bei der
Inanspruchnahme. Der BARMER GEK Pflegereport hat erstmals diese Versorgungslücke untersucht und die Zahngesundheit von Pflegebedürftigen im Vergleich zu Nicht-Pflegebedürftigen analysiert.
Etwa 27,7 Prozent der hessischen Versicherten ohne Pflegestufe suchten im
Jahr 2012 pro Quartal einen Zahnarzt auf. Im Vergleich dazu nutzten nur 20
Prozent der Versicherten mit einer Pflegestufe das zahnmedizinische Angebot
pro Quartal. Dieser Unterschied variiert je nach Versorgungsart und Pflegestufe
und kann auf die kurze Formel gebracht werden: Je höher die Pflegestufe, desto
geringer ist die zahnärztliche Behandlungsquote.
Nur wenige stationäre Einrichtungen kooperieren mit Zahnärzten
„Vor allem Menschen in Pflegeheimen benötigen einen noch leichteren Zugang
zur zahnmedizinischen Versorgung, gerade weil ihnen die Mitwirkung insbesondere wegen ihrer Bedürftigkeit schwer fällt“, resümiert Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer. Seit 2014 werden Zahnärzte zwar besser bezahlt, wenn sie
zum Hausbesuch ins Pflegeheim kommen. Trotzdem haben erst 20 Prozent der
vollstationären Pflegeheime in Hessen die Möglichkeit genutzt und einen zahnmedizinischen Kooperationsvertrag abgeschlossen. In Hessen gibt es aktuell
784 vollstationäre, 147 teilstationäre und 37 Kurzeitpflegeeinrichtungen.
Weitere Infos unter
www.barmer-gek.de
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„Zahnärztliche Versorgung darf nicht vom Pflegestatus abhängen. Zukünftig
sollten alle Pflegebedürftigen sowohl in den stationären Einrichtungen als auch
im häuslichen Umfeld einen noch besseren Zugang zu zahnärztlichen erhalten.
Daran müssen wir arbeiten, dafür müssen wir werben. Kooperationsverträge
zwischen Pflegeeinrichtungen und Zahnärzten sind daher ein Schritt in die richtige Richtung“, so Sudhoff.
„Zahnärztliche Versorgung darf nicht
vom Pflegestatus abhängen.“
Trinken bis zur Alkoholvergiftung
Informationen der BARMER GEK:
691 hessische BARMER GEK Versicherte mussten im Jahr 2014 wegen einer
akuten Alkoholvergiftung stationär behandelt werden. Damit sind die Zahlen
gegenüber dem Jahr 2013 (729) leicht rückläufig. Weit über ein Drittel der Betroffenen (284) hatte das 20. Lebensjahr noch nicht vollendet. Die Jüngsten
waren gerade erst einmal 12 Jahre alt. Damit hat der Alkoholkonsum in dieser
Altersgruppe im Vergleich zum Vorjahr (221) noch einmal zugenommen. „Diese
Zahlen zeigen uns deutlich, dass wir die Präventionsarbeit auf keinen Fall vernachlässigen dürfen“, so Landesgeschäftsführer Norbert Sudhoff.
Knapp 600 000 Euro (rund 868 Euro pro Fall) mussten für diese kurzfristigen
Krankenhausbehandlungen (durchschnittliche Verweildauer zwei Tage) ausgegeben werden. 28 Prozent der Fälle wurden in Krankenhäusern in und um
Frankfurt behandelt, gefolgt von den Hospitälern in Nordhessen (21 Prozent),
Hanau (18 Prozent), Südhessen (13 Prozent), Mittelhessen (10 Prozent) und
Wiesbaden (10 Prozent).
Jede dritte Geburt ein Kaiserschnitt
Die Mädchen hatten im Jahr 2014 ganz klar die Nase vorn: von den 5158 stationären Geburten in Hessen waren immerhin 58 Prozent weiblich. Zu diesem Ergebnis kommt die BARMER GEK Hessen nach einer Auswertung ihrer Landeszahlen. Während die Geburtenrate fast identisch ist mit der des Vorjahres
(5.234) stieg die Anzahl der Kaiserschnitte dagegen weiter an. Mittlerweile wird
mehr als jedes dritte Kind per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. „ Das Statistische
Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer
Alkohol und Gesundheit - Genuss
oder Risiko
www.barmer-gek.de/129553
Alles o.k. mit Alkohol?
www.barmer-gek.de/126977
Alkohol am Arbeitsplatz
www.barmer-gek.de/141548
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Bundesamt hatte bereits für das Jahr 2013 eine landesweite Kaiserschnittrate
von 33,9 Prozent für Hessen ermittelt“, so Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer der BARMER GEK in Hessen. Damit belegte das Land Hessen nach
dem Saarland (38,1%) und Hamburg (34%) Platz drei in der Statistik. Zum Vergleich: Anfang der neunziger Jahre lag die Kaiserschnittrate in Deutschland bei
etwa 15 Prozent.
Weiterhin positiv ist die Geburtenentwicklung in Frankfurt: fast jedes vierte hessische BARMER GEK Neugeborene (1.233) kam in einem Krankenhaus in und
um Frankfurt zur Welt, gefolgt von Hanau (1.017), Darmstadt (807), Gießen
(781), Kassel (757) und Wiesbaden (563).
Podiumsdiskussion zur Palliativversorgung in Gelnhausen:
Würdevoll leben, würdevoll sterben
„Würdevoll leben, würdevoll sterben – Palliativversorgung in Deutschland – Eine
Bestandaufnahme“ - so lautete das Thema einer Podiumsdiskussion in Gelnhausen, zu der die SPD-Bundestagsabgeordneten Bettina Müller und Dr. Sascha Rabe eingeladen hatten.
Mit Dr. Eckhard Starke (Kassenärztliche Vereinigung Hessen), Dr. med. Gert
Lautenschläger (Onkologische Schwerpunktpraxis Hanau), Ina Löber (Beirätin
im Vorstand Förderkreis Hospiz Kinzigtal), Prof. Holger Kaesemann (Hospizund Palliativverband Hessen), Annette Böhmer (Leiterin der Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst in Trägerschaft des Caritasverbandes für den MKK), Helga
Vaeth (ev. Hospizgruppe Lichtbogen in Wächtersbach) und Norbert Sudhoff
(Landesgeschäftsführer der Barmer GEK Hessen) war das Podium mit vielen
Experten besetzt.
Die Bundestagsabgeordnete Bettina Müller
(SPD) hatte zur Podiumsdiskussion
„Palliativversorgung in Deutschland“ auch
BARMER GEK Landesgeschäftsführer Norbert
Sudhoff eingeladen.
Ein Palliativversorgung benötigt vernetzte Strukturen
Recht gut gefüllt war deswegen wohl die Stadthalle in Gelnhausen. Auch wenn
das Thema „Sterben“ noch lange nicht in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist, merkt man mittlerweile doch ein steigendes Interesse an dieser
Thematik. Die meisten wünschen sich würdevoll sterben zu können. Ob in der
familiären Wohnung, in einem Pflegeheim oder in einem Hospiz – das sollte
jeder für sich entscheiden dürfen und können. Grund genug, sich rechtzeitig mit
diesem Thema auseinander zu setzen. Denn ein landesweit funktionierendes
Palliativversorgungsnetz benötigt entsprechende Strukturen. Denn so wie jeder
sein individuelles, selbstbestimmtes Leben lebt, wird auch jeder andere Vorstellungen von einem würdevollen Tod haben.
Weiterführende Informationen zur
Palliativversorgung in Hessen:
Fachverband SAPV Hessen
Hospiz– und Palliativverband Hessen
Westfälisches Modell ist für Hessen keine Option
Welche Strukturen gibt es in Hessen bereits, was kann verbessert werden und
wie weit fortgeschritten ist die Umsetzung der gesetzlich verankerten spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV)? Es gab viele Fragen und nicht
immer waren Podium und Gäste in der sehr engagiert geführten Diskussion
einer Meinung. Allerdings waren sich alle einig, dass sich Hessen insgesamt auf
einem sehr guten Weg befindet. Als erstes Bundesland verfügt Hessen bereits
über eine flächendeckende strukturierte SAPV Versorgung für Erwachsene und
Kinder. „Es gibt viele Angebote und Möglichkeiten, teilweise auch Parallelstrukturen und bestimmt auch Gebiete, die derzeit noch über keine optimale Versorgung verfügen“, so Norbert Sudhoff, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in
Hessen. Seiner Meinung nach müssen an dieser Stelle die hessischen Gesundheitskonferenzen mehr in die organisatorische Pflicht genommen werden.
Palliativteam Hanau
Arbeitsgemeinschaft Hospizdienst in
Trägerschaft des Caritas-Verbandes
MKK
Förderkreis Hospiz Kinzigtal
Hospizgruppe Lichtbogen Wächtersbach
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Bei der abschließenden Podiumsrunde waren sich alle Podiumsteilnehmer einig, dass die hospizliche Haltung in der Gesellschaft noch mehr in der Fokus
gerückt werden muss: „Wir dürfen das Sterben nicht ausklammern denn es ist
wie die Geburt: ein Teil unseres Lebens.“
Die Podiumsteilnehmer: (v.l.n.r.) Dr. Eckhard Starke, Ina Löber, Helga Vaeth, Prof. Holger
Kaesemann, Annette Böhmer, MdB Dr. Sascha Raabe, MdB Bettina Müller, Norbert Sudhoff, Dr. Alexander Graudenz, Dr. Gerd Lautenschläger .
Arztreport 2015
Hoher Blutdruck: Viele Hessen leiden
Innerhalb eines Jahres hatten nach Auswertungen des aktuellen BARMER GEK
Arztreport 2015 in Hessen 93,5 Prozent der Bevölkerung Kontakt zur ambulanten medizinischen Versorgung. „Damit lag die Behandlungsrate in Hessen
knapp über dem Bundesschnitt von 93,2 Prozent“, berichtet Landesgeschäftsführer Norbert Sudhoff.
Die am weitesten verbreitete Diagnose war nach den altersstandardisierten Ergebnissen auf der Basis von BARMER GEK-Daten aus dem Jahr 2013 Hypertonie mit einem betroffenen Bevölkerungsanteil von knapp 28 Prozent. Mehr als
ein Viertel der Bevölkerung leidet demnach unter Bluthochdruck. Auf Rang zwei
folgen Rückenschmerzen, von denen mehr als 25 Prozent betroffen waren.
Über 19 Prozent leiden unter einer Fettstoffwechselstörung, die das Herzinfarktund Schlaganfallrisiko deutlich erhöht.
Behandlungsfehler
Kleine Anfrage im Hessischen Landtag
Seit Anfang 2013 sind Krankenkassen bundesweit verpflichtet, ihren Versicherten bei der Verfolgung von Schadensersatzansprüchen zu helfen. Darauf bezog
sich eine kleine Anfrage der SPD-Landtagsabgeordneten Angelika Löber und
Thomas Spiess. Verschiedene hessische Krankenkassen hatten dem Ministerium daraufhin ihre Auswertungen zur Verfügung gestellt. Minister Stefan Grüttner (CDU) präsentierte daraus folgende Zahlen: 2500 gemeldete Verdachtsfälle
(BARMER GEK Hessen 614). In rund 300 Fällen (BARMER GEK Hessen 77)
habe sich ein Behandlungsfehler bestätigt.
Hintergrund:
Der BARMER GEK Arztreport 2015
wird in Zusammenarbeit mit dem
AQUA-Institut Göttingen veröffentlicht.
Basis sind die Datenauswertungen von
über acht Millionen Versicherten der
BARMER GEK in 2013. Dies ermöglicht repräsentative Hochrechnungen
sowie Rückschlüsse auf die Situation
der ambulanten Gesamtversorgung.
Mehr Informationen unter www.barmergek.de/545424
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Das Interview mit Rainer Wittich – Geschäftsführer EDAG Production
Solutions GmbH & Co.KG in Fulda:
Soft facts machen Arbeitgeber heute attraktiv
Vor einigen Jahren hatte man für sie nur ein müdes Lächeln übrig: Unternehmen, die sich aktiv um die physische und psychische Gesundheit ihrer Arbeitnehmer kümmern. Heute ist das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM)
in führenden Unternehmen fest verankert.
„Die soft facts, wie zum Beispiel
Familienfreundlichkeit oder betriebliches Gesundheitsmanagement, sind oft ausschlaggebend
für eine besondere Attraktivität
der Arbeitgeber“, meint auch Rainer Wittich, Geschäftsführer der
EDAG Production Solutions
GmbH & Co.KG (EDAG PS) in
Fulda. Zwei Jahre lang führte das
Unternehmen gemeinsam mit der
BARMER GEK ein Pilotprojekt
Bezirksgeschäftsführer Clemens Tinz aus Fulda
zum Betrieblichen Gesundheits(links) überreichte Rainer Wittwich, Geschäftsfühmanagement (BGM) durch. Die
rer der EDAG Production Solution, den GesundErgebnisse lassen sich sehen
heitsreport der BARMERT GEK
und sollen nachhaltig, nicht nur
am Standort Fulda mit über 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, etabliert und
ausgebaut werden. Wir sprachen mit Rainer Wittich über das zweijährige Projekt:
Bereits seit 2007 werden bei der
EDAG Engineering AG
(Muttergesellschaft der EDAG PS mit Hauptsitz in Wiesbaden) gesundheitsfördernde Einzelmaßnahmen für die Arbeitnehmer angeboten. Was
war für Sie ausschlaggebend, um sich auf ein zweijähriges Pilotprojekt
zum Betrieblichen Gesundheitsmanagement einzulassen?
Wittich: Die Gesundheitsförderung war schon sehr lange ein Bestandteil unseres Unternehmens. Der Anstoß für weiterführende Maßnahmen gab uns aber
die in 2010 durchgeführte Mitarbeiterbefragung. Insgesamt waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zufrieden – das ergab eine Befragung. Ein Punkt machte uns allerdings stutzig: die steigende Belastung und der Stress am Arbeitsplatz wurden immer wieder erwähnt. Spätestens zu diesem Zeitpunkt stand für
uns fest: Hier müssen wir etwas tun und neue Handlungsansätze finden. Das
Angebot der BARMER GEK, uns hierbei fachlich zu unterstützen, kam daher
zum richtigen Zeitpunkt.
Was hatten Sie sich für das zweijährige Projekt vorgenommen?
Wittich: Der Gesundheitsaspekt ist ein wichtiger Baustein für solche Unternehmen, die sehr viel Wert auf eine kontinuierliche Prozessverbesserung legen. Wir
brauchen dafür engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Freude daran
Weitere Infos unter
Gesundheit im Unternehmen
Fit im Stress
Training und Weiterbildung
Prävention punktet
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haben, ihr Unternehmen zu verbessern. Wir haben unser Projekt „betriebliches
Gesundheitsmanagement“ aufgeteilt. Das erste Jahr war geprägt von einem
sehr organisierten Rahmenprogramm. Darauf baute sich das zweite Pilotjahr
auf – mit vielen weiteren Angeboten. Der Fokus lag hierbei auf dem Schwerpunkt „Stressbewältigung“. Zusätzlich gab es aber auch sportliche Kurse zum
Thema Rückengesundheit oder informelle Angebote zur gesunden Ernährung
oder Arbeitsplatzergonomie. Es sind tolle Dinge in der Gemeinschaft entstanden
und man hat in dieser Zeit viel voneinander gelernt und entdeckt. Es war uns
wichtig Impulse zu setzen, dass jeder etwas für sich tun kann und muss. Dabei
spielt es keine Rolle ob man einen Marathon laufen möchte, Angeln geht oder
ein gutes Buch liest. Es zählt nur, dass man etwas bewusst tut.
Wie haben Sie die Angebote innerhalb des Unternehmens organisiert?
Wittich: Ein ganz wichtiges Ergebnis des Pilotprojekts war die Einführung eines
Gesundheitskoordinators – bei uns liebevoll Geko genannt – in den einzelnen
Teams. Die Gekos waren Ansprechpartner und von daher „Treiber“ für alle Gesundheitsthemen. Sie haben Ideen in das Projekt hineingetragen aber auch
Ideen in den Teams realisiert. Das auch Lachen zu einer gesunden Unternehmenskultur gehören kann, haben unsere Führungskräfte bei einem LachYogakurs selber erleben dürfen. Selten hat ein Führungsseminar so viel Spaß
gemacht – eine Idee der Gekos!
Gesundheit ist nicht unbedingt ein Masterthema von Führungskräften. Wie
konnten Sie das Thema dort platzieren?
Wittich: Viele Studien belegen, dass Führungskräfte mit ihrem Verhalten einen
bedeutenden Einfluss auf die Gesundheit und die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter haben. Im Rahmen des Pilotprojektes wurden Seminare zum Thema
„Sich selbst gesund führen“ und „Gesund Führen“ angeboten. Im Rahmen dieser Seminare erhielten unsere Führungskräfte zum Beispiel Informationen über
das Erkennen eines Burn-out-Syndroms und erarbeiteten Handlungsstrategien,
um die betroffenen Mitarbeiter unterstützen zu können. Die hohe Resonanz
unserer Mitarbeiter auf diese Veranstaltungen hat gezeigt, dass das Thema
Psychische Gesundheit eine wichtige Rolle spielt.
Wird das Thema Gesundheit auch künftig in Ihrem Unternehmen eine Rolle spielen?
Wittich: Selbstverständlich – denn wir sind uns sicher, dass dies ein sehr guter
Weg ist. Das Thema Gesundheit werden wir weiter motiviert, selbstbewusst
aber auch selbstkritisch umsetzen. Erste Erfolge sind sichtbar. Nicht nur innerhalb des Unternehmens – sondern auch von außerhalb: Das Bundesministeriums für Gesundheit hat uns im Rahmen des Projekts „Unternehmen unternehmen Gesundheit“ ausgezeichnet. Mittlerweile führen wir das Thema Gesundheit
in vielen Bereichen mit. So wurde zum Beispiel eine Bürofläche als Pilot unter
dem Aspekt „Gesundes Büro (leise, hell, sauber)“ kreativ umgestaltet, sodass
aus einer vorher nicht sehr beliebten Etage eine gesunde Wohlfühl-Arbeitswelt
entstand. Und über das hausinterne Intranet werden regelmäßig Gesundheitsund Ernährungstipps sowie Sportangebote veröffentlicht. Sie sehen, es hat sich
viel getan – aber man muss dran bleiben.