Schattenlords: House Amaris Quellenbuch

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Schattenlords: House Amaris Quellenbuch
Battletech
Schattenlords:
House Amaris Quellenbuch
Der vorliegende Text ist nur „Fanfiction” und ein inoffizielles Quellenbuch
basierend auf dem Classic Battletech Brettspiel. Classic Battletech ist Eigentum
von Wizkids LLC. Alle Rechte vorbehalten. Alle Illustrationen sind Eigentum
der entsprechenden Künstler.
Text: Triptych
Rangabzeichen: oriontwin
Illustrationen: Squigglysquid, Alex Iglesias, Solarmech, Tommy „crayonred”
Colon
Dioramen and Miniaturen: Heiko „Joker” Häublein
Künstler: Jean „Moebius” Giraud, Christopher Foss, Jason Warren, D20
RPG (Copyright Wizards of the Cost- Kalman Andrasofzky, Daniel Falconer,
Langdon Foss, Grafiksismik Inc., Matthew Hatton, Timothy II, David Johnson,
Karl Kerschl, Warren Mahy, Stephan Martiniere, Christian A. Piccolo, Joel
Thomas, Chris Trevas, Francis Tsai, Ronald Wimberly)
Kriegsschiff Design: Dr. Love
Übersetzung: Sven „Rayge” Pötzl, Heiko „Joker” Häublein
Web Hosting: Galen „Captain Martius” Tucker
Speziellen Dank an: www.battletechuniverse.org, www.classicbattletech.com,
www.btencyclopedia.com, www.mektek.net
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Inhalt
Historische Übersicht
Die Republik der Randwelten
Die Amaris-Dynastie
Stefan Amaris
Die Grundlagen des Krieges
Vorzeichen des Untergangs
Meridian
Kurzlebiges Imperium
Kinder der Verlorenheit
Die Geburt der Verborgenen Gesellschaft
Das Jarnfolk und Clan Vielfraß
Fühler
Krieg der Attentäter
Der unsichtbare Feind
Soziopolitische und militärische Strukturen
Die Heloten
Die Gilden
Die Inquisition
Das Schattenkorps
Unbestätigte militärische Ausrüstung
Gravedigger OmniMech
Inquisitor OmniMech
Nephilim FLUM
Necronomicon Panzerschiff
MechWarrior RPG
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SCHATTENLORDS:
Haus Amaris Quellenbuch
WOLFNETZ BERICHT (VERTRAULICH): FREIGABE LEVEL OMEGA
Von: Lieutenant Sheila Dumont, WolfNetz Analyse Abteilung, Outreach
An: Commander Jaime Wolf
Datum: 1. Dezember 3067
Meine aufrichtige Entschuldigung für die Verspätung dieses Berichts. Als ich
General Maeve Wolf im Oktober dieses Jahres den ersten, unvollständigen
Entwurf dieses Berichtes vorlegte, gab sie mir den Befehl, Ihnen diesen Bericht
nicht zu übermitteln, bevor er vollständig und die enthaltenen Informationen
bestätigt seien. Obwohl der Bericht nun weitgehend abgeschlossen ist, fürchte
ich, daß es uns nicht möglich war, die in ihm enthaltenen Enthüllungen zu
untermauern oder zu bestätigen. Viele der Informationen über diese gefürchtete
Fraktion sind nur durch Zufall in unsere Hände gelangt: vor ein paar Monaten
wurde ein Mann auf seinem Weg nach Temptown in Wolf City von einem zu
schnellen Autofahrer überfahren. Seine Verletzungen waren schwer und er starb
auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Versuch der Polizei, die Identität des
Unfallopfers festzustellen, endete in einer Sackgasse. Es gab absolut keine
Identifizierungsmöglichkeit; eine biometrische Analyse und eine Anfrage bei
ComStars Universal Personal Directory Database brachten keine Ergebnisse, es
scheint, als gäbe es keine Aufzeichnungen über die Identität dieses Mannes. Da
ich annahm, es könnte sich um einen Agenten einer fremden Macht handeln,
ordnete ich sofort eine Untersuchung seiner Besitztümer an. Der Tote hatte
gefälschte Papiere sowie einige persönliche Gegenstände ohne Bedeutung bei
sich.
Allerdings stellte ein Beweisstück eine schockierende Entdeckung dar, die mich
dazu bewog, weiter nachzuforschen. Es handelte sich dabei um eine Datendisk
mit Passagen aus einem Buch mit dem Titel „Vicissitudes“, verfaßt von einem
gewissen „Meridian“. Obwohl uns der Name nicht bekannt ist, habe ich eine
kurze Biographie (aus den ComStar Archiven) eines MechKriegers aus dem
Amaris Bürgerkrieg mit diesem Rufnamen beigefügt. Ich persönlich bin davon
überzeugt, daß eine Verbindung besteht.
Die anderen Quellen, auf die wir bei der Erstellung dieses Berichts
zurückgriffen, sind abgefangene und dekodierte HPG-Übertragungen von
Blakes Wort. Wie Sie wissen, hat das WolfNetz, seit wir begonnen haben, in der
Mark Sarna eine Allianz gegen diese ehemaligen ComStar-Fanatiker zu bilden,
seine Überwachung verzehnfacht. Nachdem wir alle abgefangenen Übertragungen archiviert hatten, führte ich eine Suche nach bestimmten
Schlüsselwörtern und –sätzen durch; auf diese Weise gelang mir eine
erschreckende Analyse der militärischen Stärke und Ausrüstung dieser Fraktion.
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Viele der analysierten HPG-Übertragungen stammen auch aus Clanquellen und
berichten über ihre neu aufgetauchten Probleme mit der Banditenaste. Weiterhin
muß ich hinzufügen, daß diese neue Macht aufgrund der technischen und
militärische Hilfe, die sie den Blakisten gewährt, entweder mit ihnen verbündet
ist oder sie sogar kontrolliert. Obwohl diese letzte Entdeckung noch nicht
bestätigt ist, bietet sie doch einen erschreckenden Ausblick nicht nur für unsere
Allianz gegen die Blakisten, sondern auch für die ehemaligen Mitgliederstaaten
des Sternenbundes.
Ich bete zu unseren geliebten Gründern, daß ich Ihnen diesen Bericht nicht zu
spät übermittelt habe.
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Historische Übersicht
Um zu sehen, was die Zukunft birgt, muß man in die Vergangenheit blicken. Die
Vergangenheit ist der Schlüssel zu unserem ultimativen Schicksal und muß
sorgfältig studiert werden, um zu sehen, was vor uns liegt. Sie dient nicht nur als
unser Anker in der Gegenwart, sondern auch als Orakel für das, was in der
Zukunft getan werden muß. Das Schicksal unseres Volkes und unserer Sache
steht nun an einem Scheideweg, wir müssen uns an das erinnern, wo wir irrten,
um das Richtige zu tun. Um das Ende zu sehen, muß man zum Anfang
zurückkehren.
- Aus Vicissitudes von Meridian
DIE REPUBLIK DER RANDWELTEN
Obwohl die meisten Informationen bezüglich dieser Peripherienation wegen der
Zerstörung der Zentralbibliothek der Hegemonie während der Eroberung Terras
durch die SBVS 2779 verloren gingen, sind doch Fragmente übrig geblieben,
die zumindest ein Teilwissen über diese einst große Macht ermöglichen.
Fest steht, daß die Republik der Randwelten eine Peripherienation an der Grenze
der Lyranischen Allianz war. Aus frühen Aufzeichnungen geht hervor, daß der
einflußreichste Planet der Republik Apollo war, der 2250 von Hector
Worthington Rowe und seiner Bande von gesellschaftlichen Außenseitern und
Unzufriedenen besiedelt wurde. Rowe hatte eine verdrehte Vision von antiker
griechischer Mythologie und Philosophie. Einige Historiker meinen sogar, daß
Rowe geistesgestört, ja psychotisch war, was angesichts der über ihn
vorliegenden Unterlagen sehr gut möglich ist. Übereinstimmend mit seinem
Ideal einer utopischen Gesellschaft wurden Frauen gezwungen, entweder seine
Gefolgsleute zu heiraten oder Sklaven, sogenannte „Heloten“ zu werden.
Ausgenommen von harter körperlicher Arbeit waren diejenigen mit technischen
Fertigkeiten, die sich auf wichtigere Pflichten wie die Konstruktion von Waffen
und den Aufbau von Industrie konzentrieren sollten.
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Als Shiro Kurita 2330 das DraconisKombinat gründete, begannen viele
Flüchtlinge, hauptsächlich Handwerker
und Techniker, Welten in der Region
der Randwelten zu besiedeln. Dank
ihrer technischen Kenntnisse und der
Freistellung von harter körperlicher
Arbeit eröffneten die zukünftigen
Randweltler nur vier Jahre später die
erste Universität in der Peripherie. Eine
Welle von Flüchtlingen aus dem
Distrikt Rasalhaag sorgte für weiteren
Zuwachs im Schmelztiegel. Die
Herrscher des Draconis-Kombinats
nahmen an, die Flüchtlinge seien
einfach aus der Inneren Sphäre
verschwunden, da niemand außerhalb
der Randwelten von ihrer Existenz
wußte; die Rowe-Dynastie kontrollierte
den Sprungschiffverkehr mit eiserner
Hand und verbot jeglichen Kontakt mit
der Außenwelt. Obwohl es den
Randwelten an natürlichen Rohstoffen
mangelte, waren sie mit einem Überfluß
an Flüchtlingen mit technischen
Fertigkeiten und Wissen gesegnet, was
die Entwicklung von ersten Städten
erleichterte und diese gedeihen ließ.
Innerhalb weniger Jahrzehnte wuchs die
Wirtschaft der Randwelten sprunghaft
an, während durch Fortschritte in
Biotechnologie und Schwerindustrie
mehrere große Städte entstanden,
hauptsächlich auf Apollo. Aber unter
der Oberfläche des Wohlstandes
brodelten starke soziale Unruhen,
besonders unter den Heloten, die wie
Sklaven behandelt wurden.
Gegen Ende 2338 enthüllte die
Republik der Randwelten versehentlich
ihre Existenz gegenüber dem TamarPakt, der gerade dabei war, einen Teil
des Lyranischen Commonwealth zu bilden. Die ganze Zeit über war die
Existenz der Republik der Randwelten ein Geheimnis, doch die Republik war zu
stark gewachsen, um sie für immer geheim zu halten. Innerhalb weniger Monate
machte der durch die Erbfolge bestimmte Herrscher der Republik, Maxwell
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Rowe, seinen ersten politischen Besuch im Tamar-Pakt und unterzeichnete eine
Vertrag über gegenseitige Neutralität. Obwohl es ihm gelang, eine potentiell
bedrohliche Lage zu entschärfen, erkannte Maxwell Rowe nicht, daß seine
Handlungen das Ende für die Vision von Utopia seines Vorfahren bedeuten
würden.
2340 gab es massive soziale Unruhen, als Arabella Rowe eine Revolte begann,
um die Heloten zu befreien, die für beinahe 100 Jahre unterdrückt worden
waren. Der abgesetzte Maxwell Rowe floh mit einer Handvoll Getreuer von
Apollo in die tiefe Peripherie. Arabella Rowe erklärte sich selbst zum Ersten
Konsul der jetzt demokratisierten Republik der Randwelten und befreite die
Heloten. Unter der Führung des Ersten Konsuls Arabella Rowe begann eine
neue Zeit der Erforschung und Kolonialisierung, in der die Republik versuchte,
so nahe wie möglich an die vom neu gegründeten Lyranischen Commonwealth
festgelegten Grenzen zu gelangen. Die Gründe für diese Änderung der Außenpolitik sind unklar, aber es könnte Rowes Wunsch gewesen sein, eine
Pufferzone zwischen ihrem Reich und dem gewaltigen lyranischen Staat zu
schaffen. Eine Reihe neuer Kolonien unter dem Banner der Randwelten würde
zudem auf lange Sicht weitere Vorteile bringen.
Als Arabella Rowe 2376 starb, wurde ihr Sohn, Michael Durant, der neue Erste
Konsul der Republik. Zu dieser Zeit bestanden die Randwelten aus 23
bewohnten Sternensystemen mit mehr als 12 Milliarden Bewohnern und 2
Millionen Soldaten. Die Durant-Familie regierte die Republik in größtenteils
friedvoller, ununterbrochener Folge, bis 2459 Heather Durant, die letzte der
Durant-Dynastie, die Nachfolge an Lady Terens Amaris übergab.
DIE AMARIS-DYNASTIE
Zunächst nicht mehr als eine Familie aus dem niederen Adel der Terranischen
Hegemonie wird die Amaris-Familie erstmals im Zusammenhang mit der
Untersuchung eines Mordanschlages auf den Ersten Lord Jacob Cameron
erwähnt, die von Lady Terens Amaris geleitet wurde. Lady Terens Amaris war
eine ehemalige Spitzenagentin des Hegemony Central Intelligence Bureau und
hatte daher Erfahrung mit verdeckten Operationen. Die Untersuchung hatte
keine konkreten Auswirkungen, bildet jedoch die Basis für diverse
Verschwörungstheorien, die sich um die Amaris-Familie ranken.
2463, gerade vier Jahre nachdem sie Lady Amaris zu ihrer Nachfolgerin als
Erster Konsul der Republik der Randwelten ernannt hatte, starb Heather Durant
an einer nicht festgestellten Herzkrankheit. Fast augenblicklich begann Lady
Amaris, ihre Macht zu festigen, indem sie jedes Mittel, von Erpressung bis zu
Bestechung, benutzte, um ihre Familie fest in den Machtstrukturen zu
verankern. Einige Abgeordnete aus dem Senat der Republik legten Beschwerde
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ein; sie wurden krank und starben oder fielen schrecklichen Unfällen zum Opfer,
bei denen sie so verletzt wurden, daß sie sich über kurz oder lang aus dem
politischen Leben zurückziehen mußten. 2488 war die Republik de facto ein
Lehen von Haus Amaris.
Einige beunruhigende Fragen begannen sich zu
stellen, als 2499 ein unbewaffnetes Forschungsschiff
in lyranischem Raum von einem augenscheinlich aus
den Randwelten stammenden Kriegsschiff, angegriffen und zerstört wurde. An Bord des zerstörten
Schiffes befand sich der zukünftige Erste Lord des
Sternenbundes, John Cameron. Die Zusammensetzung der Crews der SBVS-Flotte war kein
allgemein bekanntes Wissen für außenstehende
Mächte; allerdings weisen einige Historiker darauf
hin, daß Lady Amaris bereits begonnen hatte, eines
der skrupellosesten und effizientesten Spionagenetzwerke, das jemals existierte, zu organisieren und
so leicht hätte herausfinden können, ob ein Mitglied
der Cameron-Familie entweder Teil einer
Schiffsbesatzung war oder wo sich die Familie
ungefähr aufhielt. Handelte das RandweltenKriegsschiff auf ihren direkten Befehl? Diese Frage
bleibt bis heute unbeantwortet.
Lady Terens Amaris, sowohl gewandte Politikerin als auch – falls es die
Situation erforderte – charmante Gastgeberin, war ein Rätsel. Über ihre
Vergangenheit vor ihrer Zeit als gefeierte Undercoveragentin beim Hegemony
Central Intelligence Bureau ist nicht viel bekannt. Ausgestattet mit großem
Intellekt und Charakter konnte Lady Amaris jeden dazu bringen, sich ihr zu
unterwerfen – sei es durch Schmeichelei oder Drohungen. Ihr, gelinde gesagt,
ehrgeiziges Ziel war es, die vornehmen Dynastien der Camerons und McKennas
mit ihrer eigenen Familie an Macht und Einfluss zu übertreffen. Wurde dieser
Ehrgeiz aus Eifersucht oder aus purer Gier geboren? Historiker weisen auf
ihren fehlgeschlagen Versuch, das Herz Jacob Camerons zu gewinnen, als
Wendepunkt in ihrem sonst ereignislosen Leben hin - sie habe nach der
Ablehnung durch den zukünftigen Ersten Lord des Sternenbundes einen
intensiven Hass auf die Cameron-Linie gehegt. Ob irgend etwas davon
tatsächlich wahr ist, wird wahrscheinlich nie bekannt werden. Alle Spuren der
Familiengeschichte der Amaris’, ihre persönlichsten Aufzeichnungen
eingeschlossen, wurden von General Aleksandr Kerensky vor dem Exodus der
SBVS persönlich zerstört.
- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses Amaris
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Gregory Amaris, Sohn und Nachfolger von Lady Terens Amaris, zerstörte
beinahe, was seine Mutter durch harte Arbeit erreicht hatte. Anders als seine
Mutter war Gregory kein gewandter Politiker; vielmehr klagten viele über seine
harsche, tyrannische Einstellung seinem eigenen Volk gegenüber. Als Politiker
neigte Gregory zu spontanen Wutausbrüchen und hatte die Angewohnheit, sich
für die Durchsetzung eines unpopulären Gesetzes den denkbar ungünstigsten
Zeitpunkt auszusuchen. Wo seine Mutter sich subtiler politischer Manöver zur
Durchsetzung ihrer Ziele bedient hätte, benutzte Gregory offene Drohungen
gegen die Familien seiner Gegner und weigerte sich stur, auch nur den kleinsten
Kompromiß einzugehen. All dies verschlimmerte sich 2573, als Gregory ohne
vorherige Konsultation seiner Berater einseitig die „Universelle
Loyalitätserklärung“ einführte, ein Gesetz, das alle Randweltler verpflichtete,
Haus Amaris und dem Sternenbund die Treue zu schwören. Das Volk der
Republik war von starken individualistischen Elementen und einer gesunden
Verachtung gegenüber Autorität geprägt und die versuchte Vollstreckung des
Gesetzes brachte das Faß zum Überlaufen. Viele Randweltler begannen im
Untergrund mit der Gründung einer Randweltenarmee, welche die AmarisDynastie stürzen und die Demokratie in der Republik wieder herstellen sollte.
2575 begann die Provisorische Regierung der
Randwelten, der politische Zweig der
verbotenen Randweltenarmee, den offenen
Aufstand gegen die Amaris-Familie mit einem
Angriff auf die Diplass Mechfabrik auf
Apollo. Gregory Amaris versuchte, die
Revolte mit seinen persönlichen Haustruppen
zu unterdrücken, wurde aber schnell von der
Übermacht erdrückt. Da sich seine
unerfahrenen (und größtenteils untrainierten)
Truppen auf breiter Front zurückzogen, floh
Gregory mit seinen verbliebenen Truppen von
Apollo und rief sofort den Sternenbund um
Intervention an. Indem er den Sternenbund
um Hilfe bat, spielte Gregory Amaris die
Trumpfkarte, die er lange in der Hinterhand
behalten hatte.
Viele Analysten sehen darin Amaris’ einzige
richtige Handlung; in den vorhergehenden
Jahren hatte er mit einflußreichen Politikern
und Generälen des Sternenbundes Beziehungen aufgebaut, für den Fall, daß sich
sein eigenes Volk gegen ihn wendete. Nun, da
seine schlimmsten Befürchtungen Realität wurden, spielte Gregory sein
verstecktes As, um das Imperium seiner Mutter zurückzuerobern.
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Der Vereinigungskrieg forderte nicht nur von der Republik der Randwelten,
sondern auch von den anderen Peripheriestaaten, die gegen die Macht des
Sternenbundes rebellierten, einen hohen Blutzoll. Obwohl die Provisorische
Regierung der Randwelten die peripherieweite Revolte auslöste, hatten die
anderen Mächte der Peripherie den passenden Zeitpunkt abgewartet und ihre
Streitkräfte aufgebaut, um in einer losen Koalition dem Sternenbund die
Kontrolle über die Peripherie ein für alle mal zu entreißen. Der Ausgang des
Krieges jedoch stand fest, als die Peripheriestaaten einer nach dem anderen
fielen; der Vereinigungskrieg endete schließlich 2597. Nachdem die Republik
der Randwelten ein Territorialstaat des Sternenbundes geworden war, kehrte
Gregory Amaris nach Apollo zurück und ließ jedes einzelne Mitglied der
Provisorischen Regierung der Randwelten hinrichten.
Nur zwei Jahre später wurde Gregory Amaris von einer Gruppe Militärs seiner
eigenen „loyalen“ Truppen ermordet. Sein Sohn, Richard Amaris, folgte ihm als
Präsident nach; offensichtlich hielten die Militärs den scheinbar furchtsamen
Richard für eine geeignete Marionette für ihre neue Regierung. Die nächsten
fünf Jahre regierte Richard ohne Zwischenfälle, bis 2604 seine Leibwächter
einen eigenen Putsch durchführten, die Militärjunta absetzten und ihre Anführer
exekutierten. Danach verlief Richards Regierungszeit ereignislos bis zu seinem
Tode 2619. Seine Tochter Amanda Amaris regierte nur ein Jahr, dann wurde sie
bei einem fehlgeschlagenen Putschversuch ermordet. Das Amt des Präsidenten
wurde von Amandas Bruder Jeffrey übernommen, der jedoch kurze Zeit später
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zugunsten seiner Nichte Selanta Amaris abdankte. Selanta regierte für fast zwei
Jahrzehnte, bis 2649 eine seltene Form von Krebs bei ihr diagnostiziert wurde,
woraufhin sie sich in Behandlung gab. Während dieser Zeit übernahm ihr
Cousin Tadeo Amaris ihre Amtsgeschäfte als Regent der Republik.
Anders als Richard und Selanta besaß Tadeo einen Ehrgeiz, der an den von Lady
Terens Amaris heranreichte. Tadeos wichtigster Beitrag während seiner kurzen
Zeit als Regent war die Reorganisation des Militärs von Haus Amaris. Er war zu
dem korrekten Schluß gekommen, seine Haustruppen seien schlecht ausgerüstet
und voll von inkompetenten Kommandanten, die ihre Position mehr durch
Loyalität und politischen Einfluß hielten als durch tatsächliche Eignung für die
Kriegsführung. Tadeo, der als
junger Offizier im AmarisMilitär gedient und über das
Offiziersaustauschprogramm
auch Erfahrungen mit der
Kommandostruktur und den
Doktrinen der SBVS sammeln
konnte, war perfekt geeignet für
die
Wiederbewaffnung
des
erbärmlich ausgerüsteten und
trainierten Randweltenmilitärs.
Mit der absoluten Autorität, die
ihm Selanta verliehen hatte
begann Tadeo Amaris, das
Offizierskorps zu säubern, indem
er unfähige Kommandanten entfernte und junge Offiziere mit innovativen Ideen
in Kommandopositionen beförderte. Weiterhin etablierte Tadeo mit seiner
Erfahrung als Beobachter in den SBVS eine neue Doktrin für das
Republikmilitär, eine Doktrin welche die Kriegsführung mit kombinierten
Waffengattungen beinhaltete. Innerhalb von sechs Monaten nach Beginn der
Reformen wurde mit dem Aufbau einer speziellen (und geheimen)
Militärakademie auf Apollo begonnen; ein Jahr später war sie fertiggestellt.
Nachdem er erkannt hatte, daß die meisten Bürger der Republik seiner Familie
entweder desinteressiert oder sogar ablehnend gegenüber standen, begann Tadeo
Amaris, unzufriedene Hausmilitärs abzuwerben; er ging sogar so weit,
pensionierte Mitglieder der SBVS als Berater für seine militärischen Reformen
zu rekrutieren. Infolgedessen stieg nicht nur die Qualität seiner Truppen,
sondern auch die Loyalität des Militärs gegenüber seiner Familie.
Unzufrieden mit dem Status quo nahm Tadeo Amaris geheime Verhandlungen
über Lieferungen von fortgeschrittener Militärtechnologie mit dem DraconisKombinat auf. Die Führer des Kombinats stimmten zu im Wissen, daß sie einen
künftigen Verbündeten brauchten, der im Rücken ihrer lyranischen Feinde
zuschlagen konnte, und begannen 2650 verdeckt Kriegsmaterial in die Republik
zu verschiffen. Allerdings lief nicht alles nach Tadeos Vorstellungen. Im selben
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Jahr entdeckte der Geheimdienst des Sternenbundes die illegalen Lieferungen
und der Erste Lord des Sternenbundes, Michael Cameron, befahl einen
sofortigen Stop der Waffenlieferungen. In diesem Moment wurde Tadeos
Schwachpunkt klar: er war kein gewandter Politiker, sondern ein Militär. Anstatt
zu versuchen, die Situation zu entschärfen, antwortete Tadeo, er habe nichts
Falsches getan und würde mit der Aufrüstung fortfahren. Daraufhin befahl Lord
Cameron 2651 fünf SBVS Regimenter zu Manövern knapp außerhalb des
Randweltenraums. In Panik sandte Tadeo Amaris den Großteil seiner kürzlich
reformierten Regimenter an die lyranische Grenze. Die Situation blieb
angespannt, bis Tadeo scheinbar einlenkte und Camerons Forderungen
entsprach. In Wirklichkeit erhielt Tadeo Amaris weiterhin Waffenlieferungen,
nur auf versteckteren Wegen. Er hatte eine teure Lektion gelernt.
Nur vier Jahre später kehrte Selanta Amaris als Präsident der Republik der
Randwelten zurück. Da sie den Beitrag erkannte, den ihr Cousin bei der
Wiederbelebung des Republikmilitärs geleistet hatte, behielt sie Tadeo als
zuverlässigen Berater, so daß er die Reform des Militärs im Geheimen fortsetzen
konnte. Tadeo nahm dankbar an und setzte seine Verbesserungsprogramme bis
zu seinem Tod 2676 fort. 2687 starb Selanta Amaris an Krebs. Ihr Sohn und
Nachfolger Bertram wurde beinahe sofort von Gregor Siever ermordet, einem
entfernten Verwandten; aus seinem Familienzweig stammte der Regent für
Selanta, als sie noch minderjährig war. Gregor wiederum wurde von seinem
Bruder Carl ermordet, der somit zum neuen Präsidenten der Republik wurde.
Carl Siever regierte als Präsident, bis ihn 2692 die Schuldgefühle wegen seines
blutigen Aufstiegs zur Macht zu Gunsten von Selantas Enkeltochter Cynthia
Amaris zurücktreten ließen. Gerade als die Macht der Amaris Familie zu
schwinden begann, brachte eine schnelle Wende der Ereignisse sie zurück auf
die Bühne des Schicksals.
STEFAN AMARIS
Wie Shiva war er Schöpfer und Zerstörer zugleich. Er war unser Wegweiser,
unser Führer, unser Gott. Er trug die Saat unseres Aufstiegs und unseres Falls
mit sich. Er konnte fürsorglich und bösartig sein. War er nur eine Manifestation
unseres Messias-Komplexes oder war er wirklich der Eine, für den wir gelebt
hatten? Ein grausames Rätsel, welches wir bis zum Tage unseres Todes zu lösen
suchen.
- Aus Vicissitudes von Meridian
Da also ein Fürst gezwungen ist, von der Natur der Tiere den rechten Gebrauch
machen zu können, muß er sich unter ihnen den Fuchs und den Löwen
auswählen; denn der Löwe ist wehrlos gegen Wölfe und der Fuchs gegen Wölfe.
Man muß also ein Fuchs sein, um die Schlingen zu erkennen, und ein Löwe, um
die Wölfe zu schrecken.
- Niccolo Machiavelli, Der Fürst
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Die Nachfolge der Amaris-Dynastie war keineswegs gesichert, als Cynthia
Amaris 2692 Präsidentin der Republik der Randwelten wurde. Die ruhige und
distanzierte Cynthia war ziemlich desinteressiert gegenüber dem anderen
Geschlecht und blieb für fast ein Vierteljahrhundert unverheiratet. Obwohl viele
Bewerber um ihre Hand in die Republik kamen, wurden sie alle von ihrem
eiskalten Verhalten und ihrer Hingabe für den Staat verprellt. Obwohl sie keine
so gewandte Politikerin wie ihre Großmutter Selanta war, besaß Cynthia eine
anmutige äußere Schönheit und Unschuld, mit der sie die meisten Bürger der
Republik für sich einnahm. Das Propagandaministerium der Republik
produzierte regelmäßig Holovids mit Betonung auf ihrem charismatischen
Äußeren und ihrem bescheidenen Verhalten, die dann in der gesamten Republik
gezeigt wurden. Außerdem führte Cynthia einige Reformen durch, wie z. B.
teilweise Pressefreiheit, was sie beliebter machte als je zuvor.
14
In der Republik machte man sich jedoch Sorgen über Cynthias potentielle
Nachfolge, da sie inzwischen ein mittleres Alter erreicht hatte, immer noch nicht
verheiratet war und noch kein Kind für die Nachfolge geboren hatte. Würde es
erneut einen blutigen Krieg um die Nachfolge in der Republik geben? Eine nicht
geringe Anzahl von Mitgliedern des königlichen Hofes auf Apollo spekulierte
sogar, sie würde einen kompletten Außenseiter als ihren designierten Erben
benennen, so, wie es Lady Durant hunderte von Jahren zuvor getan hatte. 2716
erwiesen sich alle diese Befürchtungen als unbegründet, als die Matriarchin der
Republik einen wohlhabenden Industriellen namens Stefan Gorienko
kennenlernte.
Cynthia Amaris’ sonst so abweisendes Verhalten wich Liebe auf den ersten
Blick, als sie sich augenblicklich in den superreichen Gorienko verliebte, der mit
einem riesigen Diamantring um ihre Hand anhielt. Das Werben um ihre Hand
ging schnell, und die Bürger der Republik waren überglücklich, als Cynthia
Amaris ein Jahr später einen gesunden Jungen zur Welt brachte.
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Stefan Amaris kam 2717 auf die Welt und blieb das einzige Kind des Ehepaares.
Seine Mutter Cynthia erlitt aufgrund ihres Alters bei seiner Geburt
Komplikationen und konnte keine weiteren Kinder mehr bekommen. Benannt
nach seinem Vater war Stefan ein sehr ruhiges Kind, das nicht mit anderen
Kindern seines Alters aufwuchs; vielmehr wurde er von einer Reihe
Kindermädchen und Privatlehrern versorgt, die seine einzige Gesellschaft
waren. Die Ehe zwischen Stefan Gorienko und Cynthia Amaris kriselte und bald
verließ Gorienko seine Familie, um an Forschungsreisen in die tiefe Peripherie
teilzunehmen. Stefan Gorienkos Vermessungsschiff verschwand 2721 während
eines Sprungs und wurde als vermisst betrachtet. Als Cynthia über diese
Trägodie informiert wurde, zuckte sie nur mit den Schultern; scheinbar empfand
sie keinerlei Gefühle mehr für ihren früheren Ehemann. Ihr Sohn Stefan erfuhr
erst mit 16 Jahren vom Schicksal seines Vaters und zeigte ebenfalls keinerlei
Emotionen.
Basierend auf den vagen Aufzeichnungen, die ich über die Kindheit von Stefan
Amaris erhalten habe, gibt es einen Vorfall, den man als Omen bezeichnen
könnte. Als Stefan gerade acht Jahre alt war, entkam er seinen Aufsichtpersonen
und schlich sich in die Kaserne der Palastwachen, die am Rande des AmarisPalastes auf Apollo lagen. Der Junge wurde schnell von einem Wachhund
entdeckt und von ihm am Bein verletzt, bevor der Hundeführer eingreifen
konnte. Stefan zeigte keine Emotionen, als sein Bein behandelt wurde und wurde
in den Palast zurückgebracht. Einige Wochen später fand man alle Hunde in der
Kaserne tot auf, offensichtlich durch Rattengift getötet, das man unter ihr Futter
gemischt hatte. Der Hundeführer, der Stefan Amaris gerettet hatte, war
ebenfalls vergiftet worden, überlebte jedoch; allerdings wurde aufgrund der
medizinischen Komplikationen durch das Gift seine Gesundheit so stark
geschädigt, daß er aus dem Militärdienst ausscheiden mußte.
- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses Amaris
Aufzeichnungen über die jungen Jahre von Stefan Amaris lassen mehrere
Schlußfolgerungen zu. Obwohl der Junge keinerlei körperliche Begabung für
Sport oder Kriegskunst zeigte, war er ein ausgezeichneter Redner und besaß für
sein Alter fortgeschrittene Kenntnisse in Sprachen und Literatur. Stefan war ein
eifriger Leser und verschlang Bücher über Militärgeschichte und Philosophie.
Während andere Kinder seines Alters Ritter, Drachen und legendäre Helden
favoritisierten, befand sich unter Stefans Lieblingswerken Literatur von Sun Tzu
und Machiavelli. Sein Lieblingswerk war Machiavellis „Der Fürst“, eine
Abhandlung über das Erlangen und Erhalten von Macht mit allen Mitteln. Als er
zu seinem zwölften Geburtstag eine antike Ausgabe dieses Buches geschenkt
bekam, dankte er unter Freudentränen seiner Mutter mit den Worten, dies sei
„das schönste Geschenk, das ein Junge bekommen kann“ – dies war den
Unterlagen zufolge auch die einzige Gelegenheit, bei der Stefan Gefühle zeigte.
Außerdem war es das einzige Mal, daß er etwas wie Zuneigung seiner Mutter
gegenüber zum Ausdruck brachte. Cynthia Amaris betrachte ihren Sohn als das
Symbol ihrer gescheiterten Ehe mit Stefan Gorienko und behandelte ihn mit
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Gleichgültigkeit. Als Stefan Amaris nach ihrem Tod viele Jahre später der
Herrscher über die Republik wurde, weigerte er sich, ein Staatsbegräbnis
abzuhalten, wie es für jemanden ihres Status' angemessen wäre; er verbot sogar,
ihren Namen in seiner Gegenwart auszusprechen.
- Der folgende Dialog ist ein Ausschnitt aus einer kürzlich entdeckten TriVid Aufnahme von Stefan Amaris’ jährlichen psychologischen Gesprächen.
Zum Zeitpunkt dieser Unterhaltung war er zehn Jahre alt.
INTERVIEWER: Nun, Stefan, was ist Dein Lieblingstier?
STEFAN: Sie werden mich mit „Lord“ anreden.
INTERVIEWER: Verzeihung?
STEFAN: Sprechen Sie mich mit meinem korrekten Titel an.
INTERVIEWER (lacht): Tut mir leid. Lord Amaris, was ist Euer Lieblingstier?
STEFAN: Ich mag… Spinnen.
INTERVIEWER: Spinnen? Warum Spinnen? Weil sie so wunderschöne Netze spinnen?
STEFAN: Nein.
INTERVIEWER: Warum dann?
STEFAN: Ich mag Spinnen, weil sie die schwächeren Insekten töten.
INTERVIEWER: Stören Euch diese anderen Insekten?
STEFAN: Nein, sie stören mich nicht. Ich mag Spinnen, weil sie stark sind. Meine Mutter hat
mir gesagt, ich müsse stark sein, wenn ich irgendwann Herrscher sein soll. Deswegen
betrachte ich Spinnen mit dem Wunsch, eine zu sein.
INTERVIEWER: Also repräsentieren Spinnen Eurer Ansicht nach Stärke?
STEFAN: Nicht nur das. Spinnen sind auch stark im Herzen.
INTERVIEWER: Was meint Ihr?
STEFAN: Spinnen sind nicht nur stark wegen ihres Giftes oder ihrer Klauen, sondern auch,
weil sie keine Gnade zeigen und sich niemals fürchten. Ich möchte wie eine Spinne sein.
Kurz nach seinem 18. Geburtstag 2735 schrieb sich Stefan Amaris an der
Tadeo-Amaris-Militärakademie auf Apollo ein. Seine Zeugnisse zeigen, daß er
hinsichtlich der MechKrieger-Ausbildung nur ein mittelmäßiger Student war; in
Sprachlehre und Literatur erbrachte er ausgezeichnete Leistungen, er wurde
sogar der Kapitän des Debatierklubs der Akademie. Fächer wie technische
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Planung und Mathematik langweilten ihn und nur durch den Einfluß der
Regierung gaben ihm seine Dozenten die zum Bestehen nötigen Noten.
Es ist interessant zu sehen, daß Stefan Amaris
bereits während seiner prägenden Jahre als Heranwachsender die Leute um sich herum beeindruckte.
Indem er ein ein Bild von sich als charmanter
Intellektueller kultivierte, gelang es ihm, eine
Anzahl einflußreicher Leute für sich zu gewinnen.
Auf der anderen Seite hatte Stefans scheinbar
charismatische Persönlichkeit auch eine dämonische Seite; jeder, der es wagte, in einem Wettstreit
gegen ihn anzutreten oder ihm öffentlich die Stirn
bot, wurde Opfer eines schweren Unfalls oder
erkrankte an einem Leiden und war infolgedessen
aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, die
Akademie zu verlassen. Einer seiner wenigen
engen Freunde in diesen acht Jahren war der junge
Baron Gunthar von Strang, der spätere
Kommandeur der gefürchteten 18. Amaris Jäger.
Die beiden jungen Männer waren sich insofern
recht ähnlich, als daß sie beide wie Raubtiere waren
und andere nicht als menschliche Wesen
betrachteten, sondern entweder als Werkzeug, das
benutzt und weggeworfen wird, oder als Hindernis,
das aus dem Weg geräumt werden muß.
Eine große Zahl seiner gelegentlichen Bekanntschaften mit dem anderen
Geschlecht fanden ebenfalls während dieser Zeit statt. Nach der Zerstörung der
Republik 50 Jahre später wurde eine Anzahl Frauen, die während dieser Zeit mit
ihm zusammen waren, im Rahmen einer Fallstudie über seine Persönlichkeit
interviewt. Die meisten der Befragten sagten, Stefan wäre von einem umgänglichen Wesen gewesen, das sie für ihn eingenommen hätte; gleichzeitig
hätte er pubertäre Phantasien gehabt, aus denen er, anders als die meisten
anderen jungen Männer, niemals herausgewachsen war. Manchmal vertraute er
sich seinen Gefährtinnen an und klagte, er sei nichts mehr als „ein Bastardprinz
eines armen Königreiches aus der abgelegenen, unbedeutenden Peripherie“ und
daß er wünschte, er wäre als Cameron geboren, um bis in den entferntesten
Winkel des Universums über die Menschheit herrschen zu können. Er hatte ihn
rasend machende Geschichten über seine Ahnin Lady Terens Amaris gehört,
deren Versuche, die Liebe des Ersten Lords zu gewinnen, an ihrer
unbedeutenden Abstammung gescheitert waren. Stefan erzählte seinen
Freundinnen, er werde der größte Eroberer und Herrscher über die Menschheit
seit Alexander dem Großen werden. Zu dieser Zeit war er bereits die
zweitmächtigste Persönlichkeit der Republik, und so wagte niemand ihm zu
sagen, daß er diese kindischen Phantasien aufgeben sollte; statt dessen hegte
18
Stefan weiterhin seine innersten Sehnsüchte und schlug einen Pfad ein, der zu
einer Tragödie für die gesamte Innere Sphäre führen sollte.
Geschichte wird nicht von einer gesichtslosen Masse gemacht, sondern von
einigen weitsichtigen Individuen, die bereit sind, zum Wohle aller alles zu
riskieren.
- Aus der Abschlußrede von Stefan Amaris an der Tadeo-AmarisMilitärakademie, 2739
Einige Jahre nach seinem Abschluß an der Akademie lernte Stefan 2741 seine
zukünftige Frau Eva von Strang über ihren älteren Bruder Gunthar von Strang
kennen. Die von Strangs waren eine Adelsfamilie mit großem, über die
Republik verteiltem Besitz und einem Familienvermögen aus Edelsteinminen.
Obwohl viele innerhalb der Republik die von Strangs als potentielle Rivalen von
Haus Amaris bei der Herrschaft über die Republik sahen, blieben sie der Amaris
Familie treu durch dick und dünn. Auch wenn es nach außen wie eine Ehe aus
politischem Kalkül aussah, war Eva Amaris eine hingebungsvolle Ehefrau, loyal
bis zum bitteren Ende einige Jahrzehnte später. In dieser Zeit begann die
alternde Präsidentin Cynthia Amaris, die Verantwortung für die Republik mehr
und mehr in die Hände ihres Sohnes Stefan zu legen. Mit seinem Charme und
seinem unverhohlenen Ehrgeiz lernte Stefan schnell das Handwerk der Politik,
während er begann, seinen Einfluß auf die Republik zu festigen.
Im Winter 2741 heiratete Stefan Amaris Eva von Strang in einer pompösen
Zeremonie. Obwohl bei der Feier viele Adlige aus der gesamten Inneren Sphäre
vertreten waren, kam nicht ein einziges Mitglied der Cameron Familie.
Angeblich schwor Stefan Amaris einige Tage nach der Hochzeit, die Camerons
würden für diese Beleidigung mit „jedem Tropfen ihres verfluchten Blutes“
bezahlen. 2744 brachte First Lady Eva Amaris ihren ersten Sohn, Roderick, und
2744 ihr zweites Kind, Anais, zur Welt. Roderick beendete zwei Jahrzehnte
später seine Ausbildung an der Tadeo-Amaris-Militärakademie mit höchster
Auszeichnung und wurde ein hochrangiger Offizier der vielgerühmten 4. Amaris
Dragoner. Anais spezialisierte sich als Austauschstudentin mit der Hegemonie
an der Universität Cambridge (Terra) auf Philosophie und Soziologie. Während
Roderick in den stürmischen letzten Tagen des unglückseligen Imperiums seines
Vaters im Kampf sterben sollte, würde Anais scheinbar überleben und die Saat
für eine zukünftige Rückkehr des Amaris-Erbes säen.
DIE GRUNDLAGEN DES KRIEGES
Ehrgeiz ist es, was unser Schicksal bestimmt. Nicht Begabung, sondern Wille
ändert den Lauf der Geschichte. Wie viele träumten davon, unsterblich zu
werden, sich zu verewigen, und scheiterten wegen ihres Mangels an
Durchhaltevermögen? Ein wenig Geduld, Vorbereitung und äußerste
Hartnäckigkeit schaffen eine fast unschlagbare Kombination.
- Aus Vicissitudes von Meridian
19
Ein Fürst darf also weder ein
anderes Ziel noch einen anderen
Gedanken haben oder sich mit
irgendeiner anderen Kunst
befassen als der Kriegskunst,
ihren Regeln und der ihr
eigenen Disziplin; denn dies ist
die einzige Kunst, die man von
dem erwartet, der befiehlt.
- Niccolo Machiavelli, Der
Fürst
Im Frühjahr 2742 erlitt Cynthia
Amaris einen Schlaganfall, nach
dem sie fast vollständig gelähmt
war. Obwohl sie immer noch
den Titel der Präsidentin trug,
hatte sie schon beinahe ihre
gesamten Amtsbefugnisse auf
ihren Sohn Stefan übertragen,
was ihn de facto zum Herrscher
über die Randwelten machte. Während er seine Macht weiter konsolidierte,
begann Stefan, Männer und Frauen, die nur ihm loyal ergeben waren, in
Schlüsselpositionen des Randwelten-Militärs und den Senat zu manövrieren.
Oppositionsführer wurden schikaniert und jeder, der ihm öffentlich trotzte, erlitt
das gleiche Schicksal wie seine Gegner auf der Akademie und wurde
anschließend durch jemanden ersetzt, der Stefan gegenüber loyal war.
Eines der ersten Projekte Stefans war die Wiederbelebung der Geheimdienste
der Republik. Zu Lebzeiten von Lady Terens Amaris waren die Büros für innere
Sicherheit in der Republik die skrupellosesten und effizientesten Geheimdienste,
die jemals eingerichtet wurden. Lady Amaris’ Nachfolger als Führer der
Republik jedoch hatten die Geheimdienste langsam entmachtet und zugelassen,
daß ihre Spionagenetzwerke zu einem Schatten ihres früheren Selbst verkamen.
2740 brach Stefan Amaris mit dieser Politik, indem er das Geheimdienstbudget
vervierfachte und die weit verzweigte Kommandostruktur reorganisierte, um
eine bessere Zusammenarbeit der Geheimdienste zu bewirken. Im selben Maße,
wie die Spionagenetzwerke an Qualität und Quantität gewannen, fühlten sich die
Geheimdienste in Stefan Amaris’ Schuld und setzten ihr gesamtes Vertrauen
und ihre Loyalität in den zukünftigen Präsidenten der Republik der Randwelten.
Nach zwei Jahren gab Stefan Amaris den Geheimdiensten zwei neue Missionen:
erstens die Sammlung von militärischen Daten über die wichtigsten Mächte der
Inneren Sphäre, besonders über die mächtige Terranische Hegemonie, und
20
zweitens Industriespionage, um die Technologie des Randwelten-Militärs zu
verbessern.
Als Antwort auf einige verheerende Piratenangriffe griff eine lyranische Einheit
gegen Ende 2742 die öde Peripheriewelt Butte Holde an. Dort entdeckten die
Lyraner, daß das Draconis Kombinat verschiedene Peripheriemächte illegal mit
fortschrittlichen BattleMechs beliefert hatte. Schnell folgten gegenseitige
Beschuldigungen, die Lyraner drohten dem Kombinat mit Krieg. Die Republik
der Randwelten überstand diesen Skandal größtenteils unbeschadet, da ihre
ausgezeichneten Geheimdienste in der Lage waren, die Spur der Transporte in
die Randwelten zu verschleiern. Dieser Vorfall weckte Stefans Neugier
bezüglich der Waffenlieferungen, die sein Großonkel Tadeo Amaris begonnen
hatte. Anfang 2743 begab sich Stefan Amaris auf eine Reise, um die Wahrheit
über die Kriegsmaschinerie der Randwelten herauszufinden.
Als sein Flaggschiff, die Worm Ouroboros, die versteckten Militärbasen der
Randwelten in den öden Chainelane Isles erreichte, war Stefan angenehm
überrascht und verblüfft über Tadeos Weisheit. Tadeo hatte die Möglichkeit
eines Krieges mit den Mächten der Inneren Sphäre vorausgesehen und den
Großteil der Rüstungsindustrie der Republik auf versteckte Stützpunkte in der
tiefen Peripherie verlegt, weg von den kaum zu verteidigenden Kernwelten. Die
Chainelaine Isles, eine verlassene Region im Weltall, auf die niemand Anspruch
erhob, Heimat von Piraten, Banditen und anderen Elementen, dienten als
perfektes Versteck. Die größte Militärbasis der Republik mit dem Codenamen
21
Knossos lag versteckt in einem bedrohlichen Asteroidenfeld und besaß sowohl
Waffenfabriken als auch Schiffswerften. Zur Zeit von Stefans Besuch standen
vier Panzerschiffe der Necronomicon-Klasse kurz vor ihrer Fertigstellung. Diese
neuen Panzerschiffe wurden illegal konstruiert, in Verletzung der Verträge zur
Rüstungsbegrenzung, die die Größe des Republikmilitärs einschränkten.
Weiterhin gab es riesige Lagerhallen voller BattleMechs und nukleare
Wiederaufbereitungsanlagen zur Herstellung waffenfähigen Plutoniums liefen
auf Hochtouren. Es ist überflüssig zu erwähnen, daß Stefan Amaris über alle
Maßen erfreut war und eine Erweiterung der Anlagen befahl. Anstatt
menschliche Arbeitskräfte einzusetzen, was ständige Versorgung erfordert und
zudem eine Entdeckung der geheimen Stützpunkte durch eine undichte Stelle
wahrscheinlich gemacht hätte, benutzte Stefan Amaris das riesige Erbe seines
verstorbenen Vaters, um die Anlagen zu automatisieren; somit konnte das
Personal auf eine Handvoll Eingeweihter reduziert werden, während die
Fabriken weiter mit voller Auslastung Militärmaterial produzierten. Diese
Vorgehensweise hatte zur Folge, daß nur ein kleiner, vertrauter Kern von
Personen im Militär der Republik die genaue Lage dieser Stützpunkte kannte;
ein Faktor, der sich als sehr wichtig erweisen sollte, als die SBVS einige
Jahrzehnte der Republik den Krieg erklärten und begannen, sie systematisch zu
zerstören.
22
AN: Stefan Amaris, Oberbefehlshaber, Republik der Randwelten-Streitkräfte
VON: Dr. Harold Rohrs, Knossos Schiffswerften
DATUM: 18. Mai 2743
BETREFF: Eure Anfrage bezüglich des Produktionsstandes der Kriegsschiffe
Mit großer Freude verkünde ich Euch hiermit die Einführung unserer neuen,
dem aktuellsten Stand der Technik entsprechenden Panzerschiffen der
Necronomicon-Klasse. Da ich hörte, daß Ihr Geschichte zu Euren
Leidenschaften zählt, beschlossen wir, diese neuen Kriegsschiffe mit einer
Bezeichnung des Nazireichs aus Terras entfernter Vergangenheit zu
klassifizieren. Der Begriff „Panzerschiff“ bezieht sich im Wesentlichen auf ein
Kriegsschiff, das jeden Kreuzer an Feuerkraft übertrifft und gleichzeitig schnell
genug ist, um vor einem größeren Gegner zu fliehen. Diese neuen Kriegsschiffe
werden unseren geliebten Republikstreitkräften gute Dienste leisten und sie
könnten sogar der vielgepriesenen Flotte des Sternenbundes entgegentreten,
sollte es jemals so weit kommen. Bei einer Verdrängung von fast 900.000
Tonnen starrt diese furchterregende Schiffsklasse vor Schiffslasern, PPKs,
Autokanonen sowie acht Abschußrampen für Barracuda- und SchwertwalRaketensysteme, nicht zu vergessen einige kleinere Waffen zur Jägerabwehr.
Diese Großkampfschiffe können weiterhin wegen ihrer Ferro-KarbidKonstruktion und maximaler Panzerung gewaltigen Schaden einstecken, was
ihnen ein noch nie gesehene Überlebensdauer in den tödlichen Raumschlachten
verleiht. Für Notfälle besitzt jedes Schiff außerdem eine LithiumFusionsbatterie, sollte eine unvorhergesehene Situation eintreten. Es mag Euch
überraschen, aber wir haben bereits zwei dieser Schiffe fertiggestellt; sowohl
die Lovecraft als auch die Derleth werden gerade letzten Testflügen unterzogen
und sollten nächsten Monat voll einsatzfähig sein. Vier weitere dieser Schiffe
befinden sich in der letzten Bauphase und sollten innerhalb der nächsten sechs
Monate einsatzbereit sein. Es wäre mir ein Vergnügen, Euch persönlich durch
unsere Anlagen zu führen, sofern Ihr die Zeit dafür findet. Zudem möchte ich
Euch meinen tiefsten Dank aussprechen für die Erhöhung unseres
Herstellungsbudgets und die Einführung des Automatisierungsprojektes,
welches unsere Produktion um das Zehnfache gesteigert hat. Heil Amaris!
Ende 2743 erlag Cynthia Amaris schließlich den Heimsuchungen von Alter und
Krankheit. Bei seinem Amtsantritt als Präsident hielt Stefan Amaris eine kurze
Rede, in der er die Bedeutung von Einheit und Kooperation mit den Mächten der
Inneren Sphäre, besonders dem Sternenbund, hervorhob, was viele Experten
dazu veranlaßte, ihn als das dem Sternenbund gegenüber am freundlichsten
gesonnene Staatsoberhaupt der Peripherie seit seinem Vorfahren Gregory zu
bezeichnen, wobei Stefan Amaris anders als Gregory die Loyalität seiner Bürger
behielt. Dieser berechnende Schachzug verstärkte die diplomatischen und
wirtschaftlichen Beziehungen mit der Terranischen Hegemonie und führte zu
einem wirtschaftlichen Boom in der Republik. Im Laufe seiner Amtszeit weckte
Stefan die Neugier vieler Bürger der Republik, da er, ganz anders als seine
Mutter, die Öffentlichkeit scheute. Präsident Stefan Amaris arbeitete lieber
23
unerkannt und umgab sich mit Leuten vom Militär, obwohl er bei den wenigen
öffentlichen Veranstaltungen, bei denen er zu sehen war, seinen berühmten
Charme zur Schau stellte.
In
seinem
Inneren
bereitete sich Stefan
Amaris darauf vor, ein
Führer der Republik zu
werden, der sich von
seinen Vorgängern unterschied, ein Führer, der
überall erkannt würde.
Als
leidenschaftlicher
Student der Geschichte
befaßte sich Amaris
sorgfältig
mit
den
Methoden des Diktators
Adolf Hitler aus dem 20.
Jahrhundert; dieser hatte
seine Haltung verändert
und seinen Schnurrbart
so rasiert, daß er aus der
Masse
herausstach.
Daher stellte Amaris jede
Art körperlicher Übung
ein
und
begann,
zuzunehmen, besonders
am Kinn, was ihm den
Anschein
erheblichen
Übergewichts verlieh,
obwohl er nur etwas
korpulent war. Zudem
rasierte er sich den Kopf und ließ sich einen Bart nach der Art antiker
mongolischer Eroberer wie Dschingis Khan wachsen. Obwohl dies sein
körperliches Erscheinungsbild grotesk aussehen ließ, gelang es ihm mit seinem
charmanten Lächeln und seinem umgänglichen Verhalten, die Furcht und den
Schock der meisten Leute angesichts seines Äußeren zu zerstreuen.
2744 gelang den republikanischen Geheimdiensten ein großer Coup - sie kamen
in den Besitz geheimer technische Pläne und Muster der fortschrittlichsten
Waffen des Sternenbundes. Schwarzmarktlieferungen von ER-Lasern und ERPPKs, LB-X- und Ultra-Autokanonen, Gaußgeschütze, Doppelwärmetauscher,
sogar ein gestohlener extra-leichter Reaktor wurde zum neu eingerichteten
Zentrum für Forschung und Entwicklung in den Chainelane Isles gebracht. Die
besten Wissenschaftler der Republik sowie hochbezahlte, unabhängige
Techniker begannen dort mit dem langen, anstrengenden Prozeß des Nachbaus
24
dieser militärtechnischen Innovationen, um es der Republik zu ermöglichen,
diese selbst in Serie zu fertigen, anstatt vom hoch riskanten und kostenintensiven Handel auf dem Schwarzmarkt abhängig zu sein. Um 2750 erhielt der
Großteil des Republikmilitärs Feldnachrüstsätze, mit denen seine BattleMechs
mit diesen neuen Technologien nachgerüstet werden sollten. Anstatt mit neuer
Technologie ausgerüstete neue Mechs von Grund auf neu zu konstruieren
entschied Stefan Amaris, es sei weniger kostenaufwendig, die bereits vorhandenen Mechs nachzurüsten. Diese Vorgehensweise war nicht nur billiger, sie
erweckte auch nicht den Verdacht, die Randwelten würden fortschrittliche
Ausrüstung einsetzen, die nur dem Sternenbund zur Verfügung stand.
VORZEICHEN DES UNTERGANGS
Es ist nämlich eine allgemeine Regel, die nie fehlgeht, daß ein Fürst, der nicht
selber klug ist, auch nicht gut beraten werden kann, es sei denn, er verließe sich
ganz auf die Führung eines einzigen besonders klugen Mannes.
- Niccolo Machiavelli, Der Fürst
Jede Untersuchung über Stefan Amaris wirft augenblicklich eine Reihe von
Fragen auf. Hatte er irgendwelche Gefühle gegenüber dem jungen Ersten Lord
Richard Cameron, als dieser zu ihm als seinen einzigen engen Freund aufblickte
oder war seine Freundschaft mit dem zukünftigen und letztem Herrscher über
den Sternenbund nur Fassade? Wichtiger noch, hegte Amaris einen starken
persönlichen Haß auf die Blutlinie der Camerons im Allgemeinen? Urteilt man
nach seinem Wutausbruch, als er von den Camerons an seinem Hochzeitstag
brüskiert wurde, oder nach seiner Meinung, der Sternenbund betrachte die
Peripheriestaaten gewissermaßen als Sklaven, die man ausbeutet, hatte er wohl
genug Gründe. Geht man aber nach seinem psychologischen Profil und seinem
Mangel an Einfühlungsvermögen gegenüber anderen Menschen, könnten die
Camerons nicht einfach nur weitere Hindernisse auf seinem Weg zur Macht
gewesen sein, die es zu entfernen galt?
- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses Amaris
Als die Menschheit begann, weit entfernte Planeten zu kolonisieren, ersetzte die
Wissenschaft Religion und Mystizismus als den Hauptglauben für die
Unternehmungen der Menschheit. Aber trotz aller Einflüsse der Wissenschaft
auf das Leben der Menschen gab es noch immer unbeantwortete Fragen in
Bezug auf Prophezeiungen und darüber, ob es ein vorherbestimmtes Schicksal
gibt, welches sich voraussagen läßt. 2742 wurde eine Schützin der 70.
Infanteriedivision der SBVS vom Blitz getroffen und war in Folge taubstumm
und blind. Nachdem sie fünf Tage im Krankenhaus gelegen hatte, schien sie ihre
Sinne wiederzuerlangen, obwohl die Ärzte meinten, sie würde möglicherweise
für immer in diesem Zustand bleiben. Sie redete für einige Stunden
unzusammenhängendes Zeug; danach erklärte sie vertraulich unter Zeugen, der
Erste Lord Simon Cameron würde den Tod durch die „Grabmaschine eines
Mörders“ finden. Drei Jahre vorher wurde Lieutenant Saul Robstein von der
25
191. Royal BattleMech Division ebenfalls mit Blind- und Taubheit geschlagen;
auch er erlangte seine Sinne zurück und sagte voraus, Jocasta Cameron, die
Schwester des ehemaligen Ersten Lords Jonathan Cameron, werde in drei Jahren
sterben. Das Merkwürdige war, daß Jocasta Cameron am selben Tag starb, als
die namentlich unbekannte Schützin, die den Tod Lord Simon Camerons
voraussagte, ihrer Sinne beraubt wurde. Waren diese Geschehnisse nur seltsame
Zufälle, die mit der Geschichte zusammenspielten oder war eine höhere Macht
am Werk? Diese Fragen bleiben bis heute unbeantwortet. Der Name der
Schützin wurde nicht in den offiziellen Aufzeichnungen festgehalten und somit
gab es keine weitergehenden Nachforschungen über diese Behauptungen nach
dem Amaris Bürgerkrieg.
Entgegen offiziellen Behauptungen, diese Zeiten seien die „Guten Jahre“
gewesen, begannen 2750 diverse versteckte Kriege und Konflikte. Es gab
zahlreiche Grenzvorfälle zwischen den Großen Häusern. Auch in der Peripherie
war man verärgert über die zunehmende Besteuerung durch die
Mitgliedsstaaten, so daß sich erneut einige Widerstandsgruppen, die das Ziel
hatten, das Joch des Sternenbunds abzuwerfen, zu organisieren begannen. Die
Innere Sphäre schien wie ein Pulverfaß kurz vor der Explosion. Der Erste Lord
Simon Cameron, damaliger Herrscher des Sternenbundes, schien zu erkennen,
daß die Dinge aus dem Ruder liefen und traf Vorbereitungen für eine Rundreise,
die ihn durch das gesamte Gebiet des Sternenbundes führen sollte. Seine Berater
waren der Ansicht, diese Geste sei notwendig, um in einer Zeit, in der das
Vertrauen in eine geeinte Menschheit an einem Tief angelangt war, politische
Unterstützung zu erhalten.
Der exakte Zeitpunkt, an dem Stefan Amaris sich entschloß, für die Erlangung
der absoluten Macht die Übernahme des Sternenbundes zu planen und
auszuführen, ist unbekannt, aber Lord Camerons Ankündigung seiner Rundreise
war ein günstiger Augenblick für ihn. Die Streitkräfte der Republik waren dank
der Basen in den Chainelane Isles im Geheimen stetig weiter gewachsen, bis sie
sogar den Armeen der Großen Häuser an Quantität und technologischer Qualität
gleichkamen, da vorhandene Einheiten im Stillen mit fortschrittlicher
Sternenbund-Bewaffnung ausgerüstet und weitere Einheiten in versteckten
Stützpunkten in der tiefen Peripherie ausgehoben wurden. Indem er die
leistungsfähigen Geheimdienste der Republik benutzte, um feindliche Spione zu
eliminieren und fremde Mächte mit falschen Informationen zu füttern, besaß
Stefan Amaris nun die Mittel, mit denen er seine langgehegten Ambitionen
verwirklichen konnte.
Einer vor kurzem durchgeführten Analyse freigegebener Dokumente zufolge,
die den SBVS während der Besatzung und Zerstörung der Republik der
Randwelten Jahre später in die Hände gefallen waren, scheint es klar, daß es den
republikanischen Geheimdiensten gelungen war, diverse Militärcodes zu
knacken; herausragende Beispiele sind die verschlüsselten Übertragungen des
Sternenbund-Militärs und der Taurischen Verteidigungsstreitkräfte, welche
26
damit weit offen für eine Überwachung durch Geheimdienstanalysten der
Republik waren. Dies stellte Amaris nicht nur ein Frühwarnsystem zur
Verfügung für den Fall, daß seine Feinde seine wahren Absichten entdeckten,
sondern lieferte ihm auch die genauen Reisedaten des Ersten Lords und die
Zusammensetzung seiner Leibwache.
Obwohl die Ereignisse, die zu dem Vorfall während des Besuchs der
Minenanlagen auf New Silesia Anfang 2751 durch Lord Simon Cameron
führten, nicht bestätigt sind, können einige Annahmen gemacht werden. Erstens
wußte Stefan Amaris als erster außerhalb des SBVS Oberkommandos von Lord
Camerons Besuch der Minenanlage und seiner genauen Route. Zweitens hätte
Amaris, ausgestattet mit diesem Wissen, ein Team von Undercover-Agenten
losschicken können, um eine Schürfmaschine in Vorbereitung des Besuchs Lord
Camerons zu sabotieren. Drittens hätte Amaris die Informationen über
Reiseroute und Sicherheitsvorkehrungen an eine dritte, dem Sternenbund
feindlich gesinnte Partei, verkaufen können – zum Beispiel den Tauriern. Was
auch die Ursache gewesen mag, Lord Simon Cameron kam tatsächlich während
der Besichtigung der Minenanlagen bei einem Unfall ums Leben und bestätigte
so die Vision der namenlosen SBVS-Schützin. Die folgende Untersuchung kam
zu dem Schluß, daß keine Sabotage vorliege und der Fall wurde geschlossen.
Obwohl bis heute mehrere Verschwörungstheorien existieren, wird das Rätsel
um den schockierenden Tod von Lord Simon Cameron wohl nie gelöst werden,
sofern keine neuen Beweise auftauchen.
Während die Nachricht vom Tode Simon Camerons die Innere Sphäre
erschütterte, entstand eine Krise um seinen Nachfolger als Erster Lord; Simons
Erbe war sein Sohn Richard, der zu dieser Zeit gerade acht Jahre alt war. Am
dritten April 2751 bestätigten die Mitglieder des Hohen Rats des Sternenbundes
27
den Jungen als Ersten Lord und ernannten General Aleksandr Kerensky, den
Oberkommandierenden der SVBS, bis zum 18. Geburtstag Richards zum
Regenten und Lordprotector des Reiches.
Obwohl diese Vorgehensweise den
Bund erneut zu stabilisieren schien,
nutzten die Großen Häuser sofort die
Schwäche des Sternenbundes, um ein
Gesetz zu verabschieden, welches
ihnen die Verdoppelung ihrer Streitkräfte zugestand. Das einzige Ratsmitglied, das gegen das Gesetz
stimmte, war Stefan Amaris. Obwohl
er von vielen als Moralist und
Friedensstifter gepriesen wurde, war
Amaris in Wirklichkeit ein Wolf im
Schafspelz. Schon einige Jahre vorher hatte er seine Armeen im
Geheimen mehr als verdoppelt und
war den anderen damit weit voraus.
Sein Handeln brachte ihm lediglich
politisches
Ansehen
bei
den
machtlosen Adeligen der Inneren
Sphäre und den Menschen im
Sternenbund.
2753 kam der Rat erneut auf Terra
zusammen und erließ ein weiteres Edikt zur Erhöhung der Besteuerung der
Peripheriestaaten, um die massiven Erhöhungen des Militärbudgets zu
finanzieren – entgegen dem vehementen Widerstand von General Kerensky und
Stefan Amaris. Ohne einen starken Ersten Lord, der sie im Zaum hielt, fuhren
die Lordräte fort, die Einheit des Sternenbundes zu unterminieren, während sie
versuchten, ihre militärische Stärke drastisch zu erhöhen. Da es ihm an
politischer Erfahrung fehlte und er beständig von den erfahreneren Lordräten
ausmanövriert wurde, beschloß General Kerensky verärgert, bei seinen Truppen
zu bleiben, anstatt zu versuchen, ein Rudel von „Halsabschneidern“ zu
kontrollieren. Kerensky als Mann des Militärs war enttäuscht und angewidert
von dem politischen Chaos um ihn herum und ließ den Lordräten somit fast
völlige Freiheit. Nur Stefan Amaris stellte sich den Machenschaften der Großen
Häuser in der Öffentlichkeit entgegen, obgleich er ständig überstimmt wurde.
Dies machte ihm allerdings wenig aus, da er bereits für einen solche Eventualität
vorgesorgt hatte. Tatsächlich gewann Stefan Amaris bereits beträchtlichen
Einfluß unter dem unzufriedenen, führerlosen Adel des Sternenbundes, der sich
für die Vertretung seiner Interessen mehr und mehr auf Amaris verließ.
28
Während die Peripheriestaaten vor Unzufriedenheit zu brodeln begannen,
brachte Amaris weitere Oppositionsführer auf seine Seite. Einige Adelige aus
der Peripherie verließen sich darauf, daß er versuchen würde, die harten
Steuergesetze aufzuheben, aber vergeblich. Obwohl er gelegentlich seine
Proteste lautstark den anderen Ratsmitgliedern gegenüber vorbrachte, spielte
Amaris beide Seiten gegeneinander aus, während sein politisches Ansehen
weiter stieg. Die Bürger der Republik der Randwelten verherrlichten ihn als
großen Anführer und Friedensstifter und schätzten sich glücklich, einen so
wohlwollenden Herrscher zu haben. Beinahe über Nacht verschwand die
ohnehin schon schwache Opposition gegen Amaris und sein Volk (und viele
andere in den Peripheriestaaten) folgte ihm blind vorwärts in eine scheinbar
glückliche und friedvolle Zukunft. Die einzige Person, die seinen politischen
Intrigen widerstand, war General Aleksandr Kerensky, der scheinbar Stefans
Fassade durchschaute und ihm gegenüber gleichgültig blieb.
Das erste, ebenso wie die darauffolgenden Treffen Stefan Amaris’ mit
General Aleksandr Kerensky erreichten nicht das vom Herrscher der
Republik der Randwelten erhoffte Ziel. Amaris dachte, er könnte General
Kerensky unter seinen Einfluß bringen, aber der General spürte, das
etwas nicht stimmte mit dem, was hinter Amaris stählernen, kalten,
grauen Augen lag. Es schien fast, als wüßte Kerensky, daß Amaris
hinter jeder Geste, hinter jedem Wort, etwas versteckte und man ihm
deswegen nicht trauen konnte. Stefan versuchte zahlreiche Male, das
Eis zwischen ihnen zu brechen, wurde aber jedesmal mit kühler,
professioneller Höflichkeit zurückgewiesen. Nach einem halben Dutzend
Versuchen gab Amaris schließlich auf und begann stattdessen, diejenige
Person innerhalb des Sternenbundes auf seine Seite zu ziehen, die für
seine Intrigen am verwundbarsten war – Richard Cameron.
- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses Amaris
Stefan Amaris traf Richard Cameron zum ersten Mal im Spätsommer 2753, als
der Junge zehn Jahre alt war. Aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen für seine
Sicherheit war es dem einsamen Kind nicht gestattet, mit Gleichaltrigen zu
spielen; er wuchs mit erwachsenen Bediensteten als einziger Gesellschaft auf
und durfte zudem das Palastgelände nicht verlassen. Einsam und traurig, brach
Richard Cameron beinahe in Tränen aus, als ihm Stefan Amaris während ihres
ersten Treffens ein kleines Geschenk überreichte. Stefan Amaris spürte eine
verwandte Seele, verschob seine anderen Pflichten im Rat und verbrachte die
nächsten Tage mit Richard Cameron; sie unterhielten sich, spielten und
amüsierten sich. Anders als die anderen Erwachsenen in seiner Umgebung
behandelte Amaris Richard nicht wie ein Kind, sondern wie einen
Gleichgestellten und gewann ihn so für sich. Während die Jahre vergingen,
versäumte es Stefan Amaris nie, dem Jungen einen Besuch abzustatten, und
Richard revanchierte sich, indem er regelmäßig über HPG mit Amaris
korrespondierte, wenn sie durch die Entfernung voneinander getrennt waren.
29
Richard war vollständig eingenommen vom Herrscher der Randwelten und
vertraute „Onkel Stefan“ als einzigem Freund; als er erwachsen wurde, ernannte
er Amaris zu seinem persönlichen Beschützer. Der Sternenbundadel bemerkte
Amaris’ wachsenden Einfluß auf den jungen Cameron und begann, ihn mit
Handelsverträgen und Geschäftsvorschlägen zu hofieren. Amaris nahm jedes
Angebot mit Freuden an und Wirtschaft und militärische Stärke seines Reiches
wuchs.
2755 nahm der zwölfjährige Richard Cameron zum ersten Mal am jährlichen
Treffen des Hohen Rates des Sternenbundes teil. Die Lordräte waren überrascht,
Stefan Amaris zur Rechten des jungen Ersten Lords zu sehen, gewannen aber
ihre Fassung schnell zurück und nahmen ihre politischen Gespräche wieder auf.
Richard Cameron war geschockt und verletzt, als ihn die Lordräte geradezu
ignorierten und stand kurz davor, weinend aus dem Raum zu stürmen, doch die
beruhigende Hand von Stefan Amaris hielt ihn davon ab. Während des Treffens
schlug Lord Minoru Kurita eine weitere Verdopplung der jeweiligen Hausarmeen vor und trieb eine neue Verteidigungssteuer voran, die gegen die
Peripheriestaaten erhoben werden sollte. Entgegen den Protesten Richard
Camerons setzten die Lordräte beides durch. Als man ihm schließlich erlaubte,
zu Ende der Versammlung das Wort zu ergreifen, ernannte Richard Cameron
Stefan Amaris zum Ritter des Sternenbunds und erklärte, er werde General
Kerensky unverzüglich befehlen, sämtliche Truppen des Sternenbundes aus dem
Gebiet der Republik der Randwelten abzuziehen. Danach verließ der junge Erste
Lord zusammen mit einem lächelnden Amaris den Raum und ließ die anderen
Lordräte schockiert und ungläubig zurück.
Es gab ein weiteres Vorzeichen des Untergangs, das sich erfüllen sollte: einige
Tage nach dem Tode Simon Camerons’ fiel Sergeant Heinz Mann von der 290.
mechanisierten Infanteriedivision in ein achttägiges Koma. Nach seiner
Genesung berichte er von Visionen von Dutzenden Mitgliedern der CameronFamilie, die tot in ihrem eigenen Blut lagen.
30
MERIDIAN
Kein Tyrann, egal aus welcher Zeit, hätte
sein Ziel
ohne die Hilfe eines
zuverlässigen Vollstreckers erreicht, der
den Großteil des Teufelswerkes für sie
erledigte. Lenin hatte Stalin und Trotzki,
Capone hatte Nitti, Hitler hatte Röhm
und später Himmler, und Amaris hat
Meridian.
- General Aaron DeChavilier während
der Befreiung Terras durch die SBVS,
2779
Meridian war eine der großen „Was
wäre, wenn...“-Fragen der Geschichte.
Obwohl er allgemein als Verräter
ohnegleichen gilt, der beim Fall des
Sternenbundes mithalf, war es eine Reihe
von Tragödien in seinem Leben, die ihn
schließlich dazu brachten, zu tun, was er
tat. Wären die Geschehnisse jener
verhängnisvollen Nacht nie passiert,
hätte die Geschichte einen anderen
Verlauf genommen?
- Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des
Hauses Amaris
Der Mann, der später den Namen
„Meridian“ tragen würde, wurde als
Christopher Fokker geboren. Fokker, der
mit Auszeichnung an der Sandhurst
Militärakademie auf Terra graduierte und
auch das SLVS ACMS (Advanced
Combat and Maneuvering Skills)
erfolgreich abschloß, war einer der
intelligentesten jungen Offiziere der
SBVS. Nachdem Fokker bei der 146.
Royal BattleMech-Division gedient
hatte, wurde er als einer der wenigen Ausbildungsoffiziere für das „GunslingerProgramm“ der SBVS ausgewählt.
Das Gunslinger-Programm war eine geheime Trainingseinheit, die als Antwort
auf die „Versteckten Kriege“, während denen die Privatarmeen der Lordräte
Soldaten der SBVS zu geheimen Duellen auf Leben und Tod herausforderten,
gegründet wurde. Nachdem Urizen Kuritas „Ronin“ (in Wirklichkeit bestens
31
ausgebildete DEST-Kommandosoldaten) die SVBS-Soldaten regelmäßig
besiegten, wurden im Gunslinger-Programm sorgfältig ausgewählte
MechKrieger der SBVS einem intensiven Training mit den fortschrittlichsten
Simulatoren und den besten Ausbildern unterzogen. Wie erwartet war Fokker in
diesem Programm unübertroffen und wurde zum obersten Ausbilder dieser
Einheit befördert; hier erhielt er auch den Rufnamen „Meridian“. Es war fast
sicher, daß Fokker einmal einen hohen Rang im SBVS Oberkommando
bekleiden würde. Ein Ereignis in seinem Privatleben sollte jedoch den Verlauf
seines Lebens dramatisch verändern.
Im Gunslinger-Programm lernte Major Fokker eine junge Mechkriegerin
namens Tanya Kerensky kennen, die Nichte des kommandierenden Generals der
SBVS, Aleksandr Kerensky. Die Beiden verliebten sich ineinander, sehr zum
Verdruß von Tanyas Vater, Colonel Oleg Kerensky. Colonel Kerensky mißfiel
die „bäuerliche“ Herkunft des jungen Mannes und eines Abends ertappte er das
junge Paar beim Küssen vor seinem Haus. Der wütende Colonel zog seinen
Dolch und stürmte auf Christopher Fokker zu, dem es dank seiner
Kampfsportausbildung gelang, seinen Gegner zu Boden zu werfen.
Unglücklicherweise war dabei Olegs Hand unter seinen Körper gerutscht und
sein eigener Dolch durchbohrte sein Herz. Christopher Fokker hatte
versehentlich Tanyas Vater getötet. Schnell wurde der junge SBVS-Offiizier
wegen Mordes vor ein Kriegsgericht gestellt; den Vorsitz hatte General
Aleksandr Kerensky persönlich.
Nachdem er auf einen Unfall plädiert hatte, verwandelte sich Fokkers Hoffnung
in Schock, als ihn das Gericht für schuldig befand, einen vorgesetzten Offizier
getötet zu haben und ihn zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilte. Die
Bestätigung des Urteils durch General Kerensky verstärkte seinen Kummer
noch. Drei Monate nach Antritt seiner Strafe eruhr Fokker, daß Tanya
Selbstmord begangen hatte – im dritten Monat schwanger mit ihrem
gemeinsamen Kind. Während aus den Monaten Jahre wurden, verwandelte sich
Fokkers Schmerz in Wut auf General Kerensky und den Sternenbund. Er schwor
Rache und daß er sie alle für die Zerstörung seines Lebens und seiner Familie
bezahlen lassen würde.
2749 gelang Christopher Fokker zusammen mit einigen Komplizen eine
spektakuläre Flucht aus dem Militärgefängnis der SBVS auf Terra; 2751 kam er
in der Republik der Randwelten an. Stefan Amaris selbst begrüßte den
abtrünnigen SBVS-Offizier und bot ihm einen Posten in seinen Streitkräften an.
Innerhalb von zwei Jahren hatte Fokker die besten Offiziere und Soldaten
versammelt, um eine Elite-Kommandoeinheit zu bilden, die 13. Amaris Special
Forces Group. Indem er die gleichen Trainingsmethoden wie beim Gunslingerund ACMS-Programm benutzte, verwandelte Meridian (wie Fokker nun genannt
wurde) eine zusammengewürfelte Truppe unerfahrener Haussoldaten in eine
Einheit, die den Vergleich mit den besten der SBVS nicht zu scheuen brauchte.
Nachdem Meridian als persönlicher Berater dem Kommandostab Stefan Amaris
32
zugeteilt worden war, begann er außerdem, neue aktualisierte Doktrinen
einzuführen; zudem brachte er wichtige Informationen über die Taktiken und
Schwächen der SBVS mit, ein Vorteil für die Streitkräfte der Republik, sollten
sie jemals gegen den Sternenbund zu Felde ziehen.
2762 war ein turbulentes Jahr für den Sternenbund. In diesem Jahr endete
General Kerenskys Regentschaft mit dem 18. Geburtstag Richard Camerons und
seiner Einsetzung als Erster Lord des Sternenbunds. Beim ersten Treffen des
Hohen Rates in diesem Jahr legte Richard Cameron den Lordräten
Exekutivbefehl 156 vor, der sie verpflichtete, sämtliche Hausarmeen aufzulösen.
Beinahe augenblicklich sah er sich Protesten und Spott ausgesetzt, womit er
nicht gerechnet hatte. Aus der Fassung gebracht war der junge Lord zu der
Erniedrigung gezwungen, den Befehl zurückzunehmen. Nur Stefan Amaris
unterstützte die Initiative wie gewöhnlich. Als letzten Akt des Widerstandes
entschied Lord Cameron, den Hohen Rat zu aufzulösen und nur noch per Dekret
zu regieren. Während die gekränkten Parteien auseinander gingen, erkannte
Richard, daß die Großen Häuser militärisch so stark geworden waren, daß nicht
einmal der Sternenbund es alleine mit ihnen aufnehmen konnte.
Im folgenden Jahr erfuhr Stefan Amaris, dessen Geheimdienst die taurischen
Geheimcodes geknackt hatte, vom Aufbau einer geheimen taurischen
Freiheitsarmee und traf sich mit General Kerensky in der Peripherie, wo er ihm
die genauen Koordinaten dieser Armee mitteilte. In der darauffolgenden
Operation ging den SBVS beinahe die gesamte Führung der taurischen
Freiheitsarmee ins Netz. Obwohl General Kerensky immer noch gegen Amaris
war, war Richard Cameron nun überzeugt, nur die Republik der Randwelten
könnte ein vertrauenswürdiger Verbündeter sein. Die Taurier waren gelinde
gesagt alles andere als erfreut und bezeichneten Amaris als einen Verräter, dem
die Sache der Peripherie vollständig egal sei.
In der Zwischenzeit verschlechterte sich die Situation in der Peripherie – die
Zwangsbesteuerung erhitzte die Gemüter und bewaffnete Proteste entbrannten.
Auf Rat von Amaris befahl Richard Cameron General Kerensky, die SBVS
Truppen in der Peripherie zu verstärken und persönlich das Kommando zu
übernehmen. Kerensky protestierte, die Truppen in der Peripherie zu verstärken
würde alle Reserven in der Hegemonie aufbrauchen. Als Richard seinen Befehl
wiederholte, schluckte Kerensky seinen Stolz herunter und reiste in die
Peripherie; er war Soldat und hatte genug davon, sich mit Politikern abzugeben.
Unterdessen schlug Amaris dem vertrauensvollen Ersten Lord vor, mit seinen
eigenen republikanischen Truppen die Gebiete der Hegemonie im Falle weiterer
Konflikte zu verstärken. Richard stimmte rückhaltlos zu und schickte 2764
Lieferungen fortschrittlicher Militärausrüstung, unter anderem auch modernste
BattleMechs der SBVS, sowie Berater, die die Republikanischen Streitkräfte in
fortgeschrittenen Militärtaktiken unterrichten sollten, in die Republik der
Randwelten. Das Militär der Randwelten hatte schon an einigen gemeinsamen,
großangelegten Manövern der SBVS teilgenommen.
33
Trotz ihrer Rückschläge einige Jahre zuvor waren die Taurier mehr als je zuvor
entschlossen, ihre Welten vom Joch des Sternenbundes zu befreien. 2765
gruppierten sie ihre Kräfte erneut und sagten sich offen vom Sternenbund los.
Innerhalb von Wochen griff die gesamte Peripherie, mit Ausnahme der Republik
der Randwelten, zu den Waffen und trieben die SBVS Garnisonen in die
Defensive. Der Erste Lord Richard Cameron bat die Hausfürsten um Hilfe bei
der Niederschlagung der Rebellion, jedoch vergebens. Während die Kämpfe
tobten, schickte Lord Cameron den Großteil der SBVS gegen die
Peripherierebellen und bat Stefan Amaris, seine Truppen als Garnison auf den
Welten der Hegemonie einzusetzen, falls es Probleme mit den Großen Häusern
geben sollte.
Dies war der Moment, auf den Stefan Amaris gehofft hatte. Die 13. Amaris SFG
war bereits heimlich auf Terra stationiert worden.
KURZLEBIGES IMPERIUM
Der Tag war endlich gekommen. Es war ein blutiger Tag voller Schlechtigkeit
und Zorn. Wir versuchten das Schicksal und es war uns wohlgesonnen an jenem
Tag. Aber letztendlich war unsere Sache bereits verloren, wir hatten es nur nicht
erkannt.
- Aus Vicissitudes von Meridian
Falls Stefan Amaris sein lebenslanges Bestreben, der größte Eroberer, den die
Menschheit je gesehen hatte, zur Erfüllung bringen wollte, hatte ihm die
Vorhersehung 2766 endlich die Chance dazu gewährt. Dieses Jahr war die
Belohnung für seine Geduld und seine Vorbereitungen. Es war sein Moment des
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Ruhms, in dem alle seine Schachfiguren an der richtigen Stelle waren.
Möglicherweise spürte er, daß er keine zweite Gelegenheit erhalten würde,
wenn er jetzt nicht handelte. Der Preis war da, alles, was er tun mußte, war die
Hand auszustrecken und die Zügel der Macht ergreifen. Und das tat er.
-Thelos Auburn, Aufstieg und Fall des Hauses Amaris
Anfang 2766 waren die 4. Amaris Dragoner, eine Eliteeinheit, nach Terra
verlegt worden. Dort verrichteten die Einheiten Stefan Amaris’ zusammen mit
dem genauso berühmten Royal Black Watch Regiment des Ersten Lords
Garnisonsdienst am Hof des Sternenbundes. Die meisten der 25 Divisionen der
Terranischen Hegemonie waren mit Offensivoperationen in der entlegenen
Peripherie beschäftigt, so daß nur 8 Divisionen, wovon nur 2 BattleMechDivisionen waren, im Hegemonieraum zurückblieben. Im Winter desselben
Jahres hatten sich 16 Divisionen der Republik auf den wichtigsten Welten der
Hegemonie positioniert. Dazu hatten verdeckte Agenten der Randwelten
begonnen, das Frühwarnsystem des Sternenbundes sowie die kürzlich gebauten
automatisierten Raumverteidigungssysteme zu infiltrieren. Am 26. Dezember
kehrte Stefan Amaris nach Terra zurück und erteilte seine letzten Befehle. Er
ernannte Mohammed Selim zu seinem Regenten in der Republik der
Randwelten und versetzte die verbliebenen Truppen in Kampfbereitschaft.
Vielleicht hatte Stefan Amaris die Möglichkeit zu Scheitern vorausgesehen, als
er seine älteste Tochter Anais anwies, ihre Sachen zu packen und sein
abfliegendes Flaggschiff zu begleiten. Anais Amaris protestierte, aber ihr Vater
bestand darauf mit den Worten, sie würde dort gebraucht. Als das
republikanische Kriegsschif Worm Ouroboros sprang, hatte Stefan Amaris
Zeugen zufolge Tränen des Abschieds von seiner Tochter in den Augen.
Am
darauffolgenden
Tag
begann
der
Amaris-Putsch
mit
Überraschungsangriffen des Republikmilitärs auf die Sternenbundgarnisonen im
Hegemonieraum. Auf Terra wurde der Großteil des Royal Black Watch
Regiments bei der Explosion einer Atombombe in ihren Quartieren in der Nähe
des Sternenbundhofes, höchstwahrscheinlich von der 13. Amaris SFG dort
platziert, ausgelöscht. Während die 4. Amaris Dragoner die 191. Royal
BattleMech-Division und ihre Reserveeinheiten angriffen, begleitete Stefan
Amaris die 13. Amaris SFG in einem waghalsigen Angriff auf den Palast des
Ersten Lords. Zwar wurde die unmittelbare Umgebung des Ersten Lords immer
noch von mehr als einer Kompanie Krieger der Black Watch bewacht, aber die
Spezialeinheiten unter dem Befehl von Meridian machten kurzen Prozeß mit
ihnen. Einige Stunden später wurde der völlig überraschte Erste Lord Richard
Cameron von Stefan Amaris persönlich ermordet. Anschießend ließ Amaris alle
Mitglieder der Cameron Familie zusammentreiben und einen nach dem anderen
im Thronsaal hinrichten. An diesem Tag eroberten die republikanischen Kräfte
95 der 103 Welten der Terranischen Hegemonie; ein Lehrbuchbeispiel für einen
Sieg durch vollständige Überraschung.
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Stefan Amaris begann sofort, seine Position zu festigen. Militär und
Geheimagenten übernahmen HPG-Stationen und Raumverteidigungssysteme in
der gesamten Hegemonie. Die dunklen Prophezeiungen über zahlreiche tote
Camerons, die in ihrem eigenen Blut lagen, waren erfüllt. Dennoch war nicht
alles verloren: die spätere Begründerin der Jadefalken, Elisabeth Hazen, bildete
zusammen mit einer Handvoll Überlebender der Royal Black Watch eine
Guerillatruppe, die bis zur Befreiung Terras 2779 durchhielt. Auch einige
Camerons entkamen als Mitglieder von in die Peripherie entsandten SBVSEinheiten Stefan Amaris’ Säuberung. Dennoch waren Anfang 2767 alle Welten
der Hegemonie in der Hand der Randweltenstreitkräfte. Während General
Aleksandr Kerensky im Februar die Eroberung von New Vandenburg im
Taurischen Konkordat abschloß, erhielt er eine HPG-Nachricht von Stefan
Amaris, in der dieser sich zum Ersten Lord des neu gegründeten AmarisImperiums ausrief und den General zum Treueschwur aufforderte. Ähnlich der
Denkweise der Japaner im Bezug auf die Amerikaner im Zweiten Weltkrieg
dachte Amaris anscheinend, Kerensky würde allermindestens zähneknirschend
einsehen, daß ein Angriff auf die schwer befestigten Hegemoniewelten sehr
verlustreich werden würde, was zu einem unruhigen Frieden zwischen ihnen
führen und Amaris erlauben würde, seine Eroberungen zu halten. In dieser
Hinsicht hatte er die Beharrlickeit und den Gerechtigkeitswillen des Generals
ernsthaft unterschätzt. Sofort erklärte Kerensky dem Usurpator den Krieg und
sammelte seine Truppen für eine Invasion der Republik der Randwelten.
Nachdem es ihm nicht gelungen war, sich die Loyalität der SBVS zu sichern,
bat Amaris die Hausfürsten ein letztes Mal, ihm in dem aufziehenden Sturm zu
helfen. Er hoffte, daß er mit der Unterstützung wenigstens eines der Großen
Häuser eine Allianz bilden könnte, die ihm erlauben würde, weiter Erster Lord
36
zu bleiben. Aber keiner der Hausfürsten entsprach seiner Bitte um Hilfe. In
diesem Moment dachte Amaris, er sei nun wohl wahrhaftig alleine. Alles, was er
jetzt noch tun konnte, war, seinen kürzlich eroberten Besitz zu befestigen und zu
verteidigen, in der Hoffnung, den Ansturm zu überstehen. Wenn seine
Streitkräfte den angreifenden SBVS genug Verluste beibringen konnten, wäre
Kerensky möglicherweise geneigt, den Kampf aufzugeben. Aber auch in dieser
Hinsicht unterschätzte er den Willen seines Feindes, Dinge zu Ende zu bringen.
Im August erreichte die komplette Flotte der SBVS die Grenzen der Republik
der Randwelten und bot den wenigen Truppen der Republik, die dort stationiert
waren, die Chance zur Kapitulation. Regent Mohammed Selim weigerte sich,
loyal bis zuletzt. 2770 fielen die letzten Verteidiger Apollos und die Republik
der Randwelten existierte offiziell nicht mehr. Der Feldzug zur Befreiung der
Hegemonie begann 2772 und Terra selbst wurde von den SBVS 2779 erobert.
Die Kämpfe waren hart und blutig, und die SBVS mußten schreckliche Verluste
hinnehmen, aber am Ende stand der Ausgang nie in Zweifel. Meridian, der es
beinahe geschafft hätte, General Kerensky zu töten, wurde von General Aaron
DeChavilier abgeschossen. Baron Gunthar von Strang starb zusammen mit
seiner Einheit, die auf der Flucht von vorrückenden SBVS-Kräften zerstört
wurde. Stefan Amaris selbst wurde zusammen mit seiner Familie gefangen
genommen und von einem rachedurstigen General Kerensky hingerichtet. In den
darauffolgenden Säuberungen befahl Kerensky den SBVS, jeden, der auch nur
ein bißchen Amarisblut in sich trug, zur Strecke zu bringen.
37
In den Nachwehen des Amaris-Bürgerkriegs, als seine Überlebenden mit dem
Wiederaufbau begannen, schien es, als sei der Name Amaris Geschichte.
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39
KINDER DER VERLORENHEIT
Doch hätte nicht ein Gott das Obere
nach unten umgewühlt, wir würden,
ruhmlos, nicht gepriesen, die wir jetzt
den Musen unserer Nachwelt Stoff
zum Lied gegeben.
- Euripides, Die Troerinnen
Damals lag ein langer, dunkler Weg
vor uns. Die Kinder der Verlorenheit
schrien nach ihren fehlenden Müttern
und ihren toten Vätern. Doch die
einzige Antwort war Schweigen. Die
Sterne starrten in der leeren Nacht
zurück, ihr gleichgültiges Schimmern
ein Leuchtfeuer der Schwermut. Wir
waren allein auf einer kleinen Insel,
die durch das Meer der Unendlichkeit
trieb.
- Aus Vicissitudes von Meridian
2769
unternahm
die
Worm
Ouroboros ihren letzten Versorgungsflug zur Knossos Basis. Doch diesmal brachte sie nicht nur Fracht zu
der versteckten Amarisbasis in den
Chainelaine Isles, sondern auch
Familienangehörige des Randweltenadels. Unter ihnen war Anais Amaris,
Fatima, die junge Tochter des
Regenten Mohammed Selim, und der
zehnjährige Matthias von Strang, der
jüngste Sohn von Baron Gunthar von
Strang. Obwohl sie darum gefleht
hatten, bei ihren Familien bleiben zu
dürfen, war Regent Mohammed
Selim der Ansicht, sie wären angesichts der bevorstehenden Invasion der SBVS auf Knossos sicherer als in der
Republik.
40
Kurz bevor er sich während des letzten Angriffs der rachsüchtigen SBVS auf
Apollo 2070 das Leben nahm, konnte Mohammed Selim alle Aufzeichnungen über
Existenz und Lage von Knossos zerstören. Die letzten Befehle des Oberkommandos der Republik lauteten, daß alle Kontaktversuche von Knossos mit der
Republik einzustellen seien und niemand die Chainelaine Isles verlassen dürfe, um
die Lage des Stützpunktes nicht zu verraten. Der letzte Satz der schriftlichen Befehle, die der Kommandant von Knossos erhielt, lautete, sie sollten versuchen, zu
überleben und warten, bis ein Schiff der Republik kommen und sie zurück nach
Hause bringen würde. Als die Wurm Ouroboros die letzten Sprungvorbereitungen
durchlief, um zu versuchen, sich den Kräften der Republik bei Terra anzuschließen,
gab es noch einen Hauch von Hoffnung, daß die SBVS vielleicht ihren Feldzug zur
Rückeroberung der Hegemonie aufgeben und daß ein Friedensabkommen
geschlossen werde. Als das Flaggschiff der Republik in die sternenübersäte Leere
sprang, herrschte wieder Stille.
Da das Militär zu dieser Zeit vollständig loyal zur Amaris Familie war, wurde
Anais Amaris schnell zur Kommandantin aller Republikstreitkräfte in den
Chainelane Isles. Anais kam zu dem Schluß, daß die Rettungsschiffe sich
möglicherweise verspäten würden und bestimmte, das oberste Gebot sei Überleben.
Es gab drei größere versteckte Stützpunkte: auf dem größten, Knossos, befanden
sich die Schiffswerften und Waffenfabriken; zwei kleinere Befestigungen mit
Codenamen Phaestos und Millia waren Vorratslager mit Waffen und Rohstoffen.
Durch mehrere tausend Menschen an Personal und nun zusätzlich tausende
Flüchtlinge wurden Nahrung und Instandhaltung der Lebenserhaltungssysteme zu
einem akuten Problem. Glücklicherweise war ein Großteil der Besatzung des
Stützpunktes Wissenschaftler und Techniker und so wurden Projekte ins Leben
gerufen, um Nahrungsmittel zu entwickeln. Angeführt von dem brillianten
Genetiker Dr. Ivo Wong kam es 2774 zum Durchbruch bei der Erschaffung von
eßbaren Pilzen und Flechten, die in speziell entworfenen Treibhäusern, die in
umliegende Asteroiden gebohrt wurden, gezüchtet werden konnten.
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2780 entdeckten die Überwachungsstationen der Knossos ein ankommendes
Sprungschiff. Das Basispersonal hetzte in Verteidigungspositionen, sehnsüchtig
hoffend, daß es sich um ein Schiff der Republik handle; ihre Hoffnung stieg für
eine kurze Zeit, als das Schiff auf die Abfrage der Sicherheitsprotokolle eine
entsprechende Kennung ausstrahlte. Noch während die Besatzung jubelte, begann
ihnen mit der Annäherung des Schiffes auf den Überwachungsmonitoren die
Wahrheit zu dämmern. Es handelte sich um ein Starlord-Klasse-Sprungschiff der
Marine der Republik mit fürchterlichen Schäden, verteilt über seine gesamte Hülle.
Zwei schwer beschädigte Overlord-Landungsschiffe hingen an seinen Dockkragen.
Die Überlebenden wurden in die Basis gebracht und bei der folgenden
Einsatzbesprechung wurde die gesamte Tragödie, die das Imperium von Stefan
Amaris erlitten hatte, deutlich. Nicht nur, daß die gesamte Republik der
Randwelten unter der Macht der SBVS gefallen war, auch sämtliche Welten der
Hegemonie waren zurückerobert und die Amaris Familie bis ins letzte Glied
abgeschlachtet worden.
Überwältigt von ihrer Trauer und der Demütigung, begingen mehrere hundert
Zivilisten und Soldaten Selbstmord. Ein paar der pragmatischeren Männer und
Frauen blickten auf Anais Amaris als Anführerin, aber die einzige überlebende
Tochter von Stefan Amaris war voller Trauer. Anais, die ihre Emotionen kaum
unter Kontrolle hatte, rannte in eines der Laboratorien im inneren Teil der Station
und nahm einen schädlichen Pilz zu sich, der als nicht eßbar eingestuft war.
Beinahe augenblicklich brach die junge Frau zusammen und fiel in ein tiefes
Koma. Das medizinische Personal, das sie untersuchte, gab ihr höchstens eine
42
Woche. Die nächsten Tage regierte völlige Verwirrung den Stützpunkt, die
Menschen irrten ziellos umher und wußten nicht, was sie tun sollten.
Als sich der Schock und die Trauer in Verzweiflung verwandelten, befürwortete
eine große Mehrheit der Stationsbewohner eine Rückkehr in die Innere Sphäre, um
dort ihr Glück zu versuchen. Die Verwirrung, was zu tun sei, stieg weiter, und so
bildeten Matthias von Strang und Fatima Selim eine Koalition mit dem Ziel, den
letzten Befehlen des Oberkommandos der Republik Folge zu leisten; die beiden
jungen Leute argumentierten, sie müßten vom Rest der Menschheit versteckt
bleiben und sich neu gruppieren. Mit Einzug der Verzweiflung entstanden
Konflikte zwischen beiden Seiten; die „Rückkehrer“ versuchten, das beschädigte
Sprungschiff zu übernehmen und die anderen hielten sie davon ab. Während sich
die unbedeutenden Streitigkeiten zu gewalttätigen Auseinandersetzungen auswuchsen, blieben Matthias und Fatima bei der komatösen Anais Amaris und
schworen, sie mit ihrem eigenen Leben zu beschützen. In den folgenden zwei
Wochen holten sich beide Seiten immer mächtigere Waffen aus den Vorratslagern,
bis schließlich ein offener Krieg ausbrach.
Die Kämpfe in den drei Basen wurden zu blutigen Belagerungen, beide Parteien
verwandelten sich in wilde Tiere, die Männer, Frauen und Kinder gleichermaßen in
einer Orgie aus Blut und Gewalt abschlachteten. Während die Auseinandersetzungen in einem Zermürbungskrieg weiter tobten, sammelten Matthias und
Fatima ihre Truppen und führten sie unbarmherzig gegen die feindlichen
„Rückkehrer“, bis von diesen nur noch ein paar hundert übrig waren, die dann
gefangen genommen wurden. Die Bilanz, die die Überlebenden nach Ende des
Gemetzels zogen, war erschreckend: die beiden kleineren Basen hatten gewaltige
Schäden einstecken müssen, Phaestos war praktisch unbewohnbar, da jemand das
Lebenserhaltungssystem sabotiert und jeden an Bord dem tödlichen Vakuum des
Weltraums ausgesetzt hatte, und auf Mallia war es zu einer Kernschmelze des
Reaktors gekommen, die die gesamte Basis mit tödlicher Strahlung geflutet und
die Hälfte der kostbaren unterirdischen Pilztreibhäuser zerstört hatte. Die
Schiffswerften von Knossos, ebenso wie das Starlord-Sprungschiff, waren schwer
beschädigt und konnten mit den vorhandenen Mitteln nicht repariert werden. Der
Konflikt zwischen denen, die zurückkehren wollten, und denen, die bleiben
wollten, hätte sie beinahe alle vernichtet.
Nach dieser Bestandsaufnahme sah die Zukunft düster aus. Von denen, die in die
Innere Sphäre oder die Peripherie zurückkehren wollten, waren nur ein paar
hundert übrig. Die Koalition von Fatima und Matthias bestand aus knapp tausend
Männern, Frauen und Kindern. Ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit durchdrang die
Knossos und während Fatima Selim ihre Tage kniend und fieberhaft betend bei der
immer noch komatösen Anais Amaris verbrachte, wachten Matthias von Strang und
43
seine Gruppe aus ehemaligen Militärs über die Gefangenen. Als die Situation den
Punkt erreichte, an dem die Besatzung am Existenzminimum vegetierte, begann
sich auch unter den loyalsten Gefolgsleuten von Fatima und Matthias Unruhe breit
zu machen. Während die Tage zu Monaten wurden, stellten einige ihre
Befehlsgewalt offen in Frage. Nachdem die Stimmen der Opposition immer lauter
wurden, erwachte Fatima aus ihrer Lethargie und sagte ihnen, sie warte darauf, daß
Anais Amaris aufwache und sie führe; sie müßten nur Geduld haben. Auf die Frage
von einem von Matthias’ Lieutenants, wie lange sie warten müßten, antwortete
Fatima, die Länge der Zeit sei ein Test ihrer Loyalität. Je länger es dauere, desto
mächtiger würde Anais bei ihrem Erwachen sein.
Am Morgen des vierten Monats nach Beginn des inneren Konflikts erwachte
Fatima Selim vor dem leeren Bett von Anais. Sie eilte hastig zur Tür, die sich
öffnete, und herein trat die hellwache Anais Amaris, bekleidet nur mit ihrem
Nachthemd, bleich wie ein Geist und vom Nahrungsmangel ausgezehrt. In diesem
Moment betrat Matthias von Strang den Raum und warf sich bei diesem Anblick
auf den Boden. Obwohl sie für fast sechs Monate im Koma gelegen hatte, konnte
Anais Amaris aus eigener Kraft stehen und gehen, wenn auch unbeholfen. Voller
Ehrfurcht angesichts dieses scheinbaren Wunders warf sich auch Fatima zu Boden
und sie und Mathias knieten vor Anais nieder. Die letzte Überlebende der Amaris'
saß auf ihrem Bett, während ihre zwei loyalsten Gefolgsleute ihr nun über den
katastrophalen Krieg im Inneren berichteten.
Bereits nach weniger als einer Stunde ging Anais Amaris, flankiert von Matthias
und Fatima, zu dem Teil des Stützpunktes, in dem sich der Großteil der Bevölkerung aufhielt und sprach sowohl zu ihren treuen Untertanen als auch zu den
Gefangenen. Sie behauptete, ihr Vater hätte im Schlaf zu ihr gesprochen; es sei ihre
Aufgabe, mit den Überresten ihres Volkes den Kampf gegen den Sternenbund und
die Innere Sphäre fortzusetzen. Der genaue Wortlaut der Rede wurde nicht
aufgezeichnet, aber es heißt, die Zuhörer seien von ihren Worten und ihrer
wundersamen Genesung so bewegt gewesen, daß sie angesichts ihrer Anführerin,
die endlich zurückgekehrt war, um ihnen den Weg zu weisen, auf die Knie gefallen
seien.
DIE GEBURT DER VERBORGENEN GESELLSCHAFT
Mutter Anais, unsere Matriarchin, war zu uns zurückgekehrt. Die Schlafende, aus
dem Land der Träume und Weissagungen erwacht, brachte eine Vision mit. Ihre
Klarheit gab ihr Stärke, der Fluch, der auf ihrer Familie lag, gab ihr Willenskraft.
Es war eine Bewährungsprobe für uns und wir waren fest entschlossen, sie zu
bestehen, koste es, was es wolle. So verfügte sie, wir müßten unser vorheriges
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Leben aufgeben und ein neues beginnen, ein neues Leben voller Verheißung und
Hoffnung auf Frieden für die gesamte Menschheit.
-Aus Vicissitudes von Meridian
Sobald sich die politische Lage stabilisiert hatte,
begann Mutter Anais, wie sie von nun an genannt
wurde, eine komplett neue Zivilisation zu formen.
Zuerst legte sie die Umrisse der sozialen Lehre in
einer „Der Schwur der Rose“ genannten Rede dar.
Sie erklärte, es sei nicht möglich, in die Peripherie
oder die Innere Sphäre zurückzukehren; vielmehr
sollten sie alle hier bleiben und an Kraft gewinnen,
bis sie mit genug Macht und militärische Stärke
eines Tages zurückkehren könnten, um die
korrupten Großen Häuser ein für allemal zu
stürzen. Es ist ironisch, daß der Schwur der Rose
General Kerenskys Doktrin der versteckten
Hoffnung in Klang und Inhalt so erschreckend
ähnelt, daß die Übereinstimmungen schlicht
erschütternd sind. So wie die Überlebenden des
Exodus, die schließlich zu den Clans wurden,
begannen auch die Überlebenden des Hauses
Amaris, ihre Gesellschaft umzugestalten. Die
verbliebene Bevölkerung der Knossos sehnte sich
nach dem monatelangen Bruderkonflikt, der sie
beinahe ausgelöscht hätte, so sehr nach Führung,
daß sie die Reformen von Mutter Anais vollständig
annahm , und so veränderte sie die Gesellschaft zu
etwas völlig Fremdartigen.
Wie ihr, so trauere auch ich um meine Liebsten, die verloren sind. Mein Vater,
unser aller Vater, war alles für mich. Nun ist er fort und ich werde ihn schrecklich
vermissen. Aber ich werde mich an seine Taten erinnern, und seine Sache wird
nicht vergessen werden. Wir können weder in die Innere Sphäre noch in die
Peripherie zurückkehren. Wenn unsere Feinde entdecken, wer wir sind, werden sie
uns jagen und erschlagen wie räudige Hunde. Wir müssen in den Schatten leben.
Wir müssen verborgen bleiben und dürfen uns niemandem zeigen. Unser Symbol
wird die Rose sein, denn in alten Zeiten war die Rose ein Symbol des Schweigens
und der Verborgenheit. In der griechischen Mythologie schenkte die Göttin der
Liebe dem Gott des Schweigens eine Rose, damit er nicht die Schwächen der
anderen Götter verriete; ebenso werden wir nur durch das Leben in unserer
verborgenen Gesellschaft unsere Stärke, unsere Macht wiedererlangen können, für
45
den Tag, an dem wir uns zeigen und unsere Gefallenen rächen werden. Es wird ein
strahlender und glorreicher Tag sein, wenn wir endlich die tyrannischen Soldaten
des Sternenbundes und die verderbten Häuser stürzen und es der Menschheit
ermöglichen, in einer neuen Gesellschaft aufzugehen, einer Gesellschaft ohne
Kriege, Konflikte und Tyrannei.
-Anais Amaris, Der Schwur der Rose
Als ersten Schritt bei der Erschaffung ihrer neuen
Gesellschaft führte Anais Amaris eine Kaste ein,
die es seit den Anfangstagen der Republik der
Randwelten unter dem psychotischen Hector Rowe
nicht mehr gegeben hatte. Anais bestimmte, harte
Arbeit und banale Aufgaben seien der neu
geschaffenen Unterkaste der Heloten zu
übertragen. Die Heloten hätten den Status von
Sklaven und würden die Hauptlast der physischen
Beschwernisse dieser neuen Gesellschaft tragen;
die ehemaligen Gefangenen, die für eine Rückkehr
in die Innere Sphäre waren, bildeten die Grundlage
für die neuen Heloten. Weiterhin wurde festgelegt,
daß der Großteil der Gesellschaft aus Heloten
bestehen werde, da jedes Kind, das aus der uralten
Vereinigung von Mann und Frau hervorgehen
würde, als Helot zur Welt käme. Diese Sklaven
hatten gewisse Rechte, waren aber den anderen
Kasten gegenüber vollständig untertan; die
Heloten hatten kein Wahlrecht, sie konnten
lediglich innerhalb ihrer Untergruppe einen
Anführer bestimmen. Heloten hatten außerdem
keine individuellen Namen, vielmehr bekam jeder
Helot zur Identifizierung eine Ziffern- und
Buchstabenkombination, z. B. XHT-8311, zugewiesen.
Um die für das Überleben ihrer Gesellschaft in der
harten
Realität
notwendigen
technischen
Fertigkeiten und Kenntnisse zu bewahren, schuf Mutter Anais die Gilden. Die
Gilden waren im wesentlichen Speicher des Wissens; ihre Aufgabe war es,
Lehrlinge auszubilden, außerdem waren sie Teil des Fundaments der neuen
Verborgenen Gesellschaft. Sie ähnelten in unheimlicher Weise dem Kastensystem
der Clans, mit dem Unterschied, daß Menschen nicht in die Gilden hineingeboren
wurden, sondern die Gilden vielmehr die Möglichkeit besaßen, aus der Menge der
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Heloten zu rekrutieren; damit erhielten auch die untersten Schichten der
verborgenen Gesellschaft die Möglichkeit, aus ihrer faktischen Leibeigenschaft
aufzusteigen. So hatten die talentiertesten und ehrgeizigsten Heloten die
Möglichkeit, ihren sozialen Status zu verbessern, indem sie Mitglieder der Gilden
wurden. Wurde ein Helot in einer Gilde aufgenommen, erlaubte man ihnen, einen
selbstgewählten Namen zu tragen. Daher war es mit großem Ansehen verbunden,
Mitglied einer Gilde zu werden. Die Gilden jedoch benutzten ein hartes
Auswahlsystem und nahmen nur diejenigen auf, die sich als würdig erwiesen, im
Spezialgebiet der jeweiligen Gilde ausgebildet zu werden.
Die zahlreichen Gilden hatten ihr jeweiliges Spezialgebiet und waren
dementsprechend organisiert. Zu den größten und einflußreichsten Gilden zählten
die Wissenschaftlergilde, die Technikergilde, die Händlergilde, die Künstlergilde
und natürlich die Kriegergilde. Speziell die mächtige Kriegergilde war
verantwortlich dafür, Rekruten für die neuen Amaris-Streitkräfte auszubilden und
war je nach Spezialgebiet in zahlreiche Subgilden unterteil: so gab es
MechKrieger-, FLUM-, Infanterie/Gefechtsrüstungs-, Jäger-, Panzer/Fahrzeug-,
Transport-, Sprung-/Landungsschiff- und Kriegsschiff-SubGilden. Naturgemäß
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hatten diese Kriegergilden wegen ihres Einflusses auf das Militär große Macht und
hohes Prestige unter den Gilden.
Es gab zwei weitere Organisationen, deren Zweck darin bestand, die Bevölkerung
loyal und politisch stabil
zu halten. Die erste war die
neue Amaris-Armee. Diese
Armee, das sogenannte
Schattenkorps, sollte die
Grundlage für eine Rückkehr Haus Amaris’ in die
Innere Sphäre darstellen
und deshalb langsam bis
zur notwendigen Stärke
aufgebaut werden. Da das
Schattenkorps Personal aus
allen Gilden, besonders
natürlich der Kriegergilde
rekrutieren konnte, wuchs
es über die nächsten zwei
Jahrhunderte
sprunghaft
an. Während die Innere
Sphäre in den endlosen
Kreislauf der Nachfolgekriege gezogen wurde, der
sie militärisch schwächte,
gewann das Schattenkorps
sowohl an Stärke als auch
an technischer Qualität.
Die zweite Einrichtung
wurde die „Inquisition“
genannt. Die Aufgabe der
Inquisition, die ebenso
gefürchtet und respektiert
wurde
wie
das
Schattenkorps, war es,
durch Eliminierung potentieller Bedrohungen die innere Stabilität der Verborgenen
Gesellschaft zu gewährleisten als auch Informationen von externen Quellen zu
sammeln, um den Weg für die Rückkehr des Hauses Amaris in die Innere Sphäre
zu ebnen. Diese im Verborgenen arbeitende Organisation wurde von einer
Handvoll überlebender ehemaliger Geheimdienstler der Republik gegründet, die
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Anais Amaris’ Person gegenüber loyal geblieben waren; sogar ROM wurde in den
kommenden Jahrhunderten von der Inquisition an Rücksichtslosigkeit und
Effizienz übertroffen.
An der Spitze dieser neu gebildeten Gesellschaft standen die Schattenlords, die
Aufseher des versteckten Volkes. Ihre Herrschaft war geheimnisumwittert und
wurde von Schattenkorps und Inquisition gestützt. Es ist bekannt, daß die ersten
Schattenlords Fatima Selim und Matthias Von Strang waren, die loyalsten
Leutnants von Anais Amaris. Zu dieser Zeit war die Befehlskette so geheim, daß
nicht einmal die gewöhnliche Bevölkerung wußte, wer ihre Herrscher waren.
Höchstwahrscheinlich wählten die Nachfolger der ersten Schattenlords ihre
Nachfolger aus dem Schattenkorps oder der Inquisition, da diese beiden
Einrichtungen als Ausbildungskader für zukünftige Anführer dienten.
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DAS JARNFOLK UND CLAN VIELFRASS
Endlich, endlich war das Gerüst fertiggestellt. Nun hatten wir die Pläne und Mittel
zur Erschaffung einer perfekten Gesellschaft. Alles, was noch zu tun war, war die
Pläne auszuführen.
- Aus Vicissitudes von Meridian
Noch während sich die innere Lage stabilisierte, gab Mutter Anais einige Projekte
zur Reparatur und Erweiterung der geheimen Stützpunkte in den Chainelane Isles
in Auftrag. Nach Beginn der Aufräumarbeiten auf den beiden kleineren Basen
befahl Anais die Entfernung der Insignien der Republik der Randwelten auf dem
Sprungschiff der StarLord-Klasse. Nach seiner Reperatur sollte es Informationen
außerhalb der Chainelane Isles sammeln. Obwohl der lange Weg zur Erholung
begonnen war, gab es, was Rohstoffe anbelangte, immer noch gravierende
Defizite, die eine autarke Versorgung erschwerten. Die Lösung für dieses Problem
kam von höchst unerwarteter Seite.
Das Jarnfolk war schon seit Hunderten von Jahren ein halbnomadisches Volk, das
regelmäßig durch die tiefe Peripherie reiste; extrem verschlossen und unzugänglich
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für Außenseiter war es in gewisser Weise eine Art Zigeunervolk, das die Sterne
bereiste und gelegentlich mit anderen Kulturen der Peripherie Handel trieb.
2785, während General Kerensky seine Doktrin der versteckten Hoffnung ausgab
und in der Inneren Sphäre die Nachfolgekriege begannen, wagte sich ein Jarnfolk
Sprungschiff in die Asteroidenfelder nahe Knossos und begann dort mit
Reparaturen an seinem beschädigten Sprungsegel. Interessanterweise war dies nicht
das erste Mal, daß sich ein Jarnfolk Schiff in die Nähe der versteckten Amaris
Stützpunkte verirrte; es gab eine Reihe von Beinahe-Zwischenfällen, bei denen die
Besatzung von Knossos kurz davor stand, die „Weltraumnomaden“ anzugreifen,
aber die Geduld behielt in all den Jahren die Oberhand. Andererseits war dies das
erste Mal, daß ein Jarnfolk Schiff länger als nur ein paar Stunden blieb, da es ganz
offensichtlich reparaturbedürftig war.
Nach Rücksprache mit ihren engsten Beratern beschloß Mutter Anais, es sei auf
lange Sicht von Vorteil, zu versuchen, mit dem Jarnfolk Kontakt aufzunehmen.
Daher ließ sie die teilweise reparierten (und neu lackierten) OverlordLandungsschiffe von Knossos starten und direkten Kurs zum Jarnfolk-Schiff
aufnehmen; während ihres Anflugs sendeten die Landungsschiffe kontinuierlich
freundliche Botschaften. Die Besatzung des Jarnfolk-Schiffes zögerte zunächst,
akzeptierte dann aber, immer noch zurückhaltend, die überraschend aufgetauchten
Bewohner des Asteroidenfelds. Die Bewohner von Knossos halfen bei der
Reparatur des Schiffs und waren überglücklich, als die Jarnfolk-Besatzung ein
Handelsabkommen mit ihnen schloss. Im Austausch für Waffen und die Benutzung
der Werften würde das Jarnfolk ihnen Rohstoffe zum Wiederaufbau ihrer
beschädigten Basen liefern. Weiterhin legte eine Klausel des Handelsabkommens
fest, daß keine Seite die Existenz der anderen Außenseitern gegenüber enthüllen
würde.
Ein Jahr nach Abschluß des Handelsabkommen kamen Jarnfolk-Schiffe nach einem
festgelegten Plan regelmäßig zum Handeln und für Instandsetzungsarbeiten nach
Knossos. Die Asteroidenfelder enthielten außerdem eine hohe Konzentration an
Germanium, einem wichtigen Bestandteil von K-F-Sprungtriebwerken. Während
der Abbau dieser Resource begann, wurde das Jarnfolk immer abhängiger von
Knossos. Obwohl die Verborgene Gesellschaft dem Jarnfolk nie seinen wahren
Ursprung verriet, ist es gut möglich, daß die Weltraumnomaden darüber Bescheid
wußten, da die zufällige Reparatur ihres Sprungschiffes in der Nähe von Knossos
ein wenig „zu gut um wahr zu sein“ war.
Im 29. Jahrhundert wuchsen und gediehen die drei in den Chainelane Isles
versteckten Stützpunkte. Die Macht der Amaris-Blutlinie war bewahrt worden und
alle Mitglieder dieser neuen, vereinten Gesellschaft waren zufrieden – natürlich gab
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es einige Abweichler, die jedoch von der Inquisition schnell ausfindig gemacht und
unverzüglich eliminiert wurden. 2811 beschloß Mutter Anais den Beginn erster
Streifzüge der Verborgenen Gesellschaft zurück in die Innere Sphäre, um
Informationen zu sammeln.
Es waren bereits einige Sprungschiffe, getarnt als Handelsschiffe aus der
Peripherie, gebaut worden; sie sollten sowohl anonym mit der Inneren Sphäre
Handel treiben als auch Agenten der Inquisition transportieren. Einige Jahre später
hatten die Agenten der Inquisition ihre Fähigkeiten weiter verbessert und
erstatteten Bericht über die zahlreichen Kriege, die die Innere Sphäre entflammt
hatte, sehr zur Freude der Verborgenen Gesellschaft. Wenn die Großen Häuser sich
gegenseitig zerstören könnten, um so besser. Mutter Anais fragte sich außerdem,
was aus dem Exodus der SBVS geworden war. Hatte er ein vorzeitiges Ende
gefunden oder würden die SBVS irgendwann zurückkehren, um den Sternenbund
zu erneuern? Diese Frage quälte sie bis zum Zusammentreffen mit einem
einzelnen, verlorenen Sprungschiff Jahrzehnte später.
Wenn die Verborgene
Gesellschaft etwas von
Wert von einer anderen
Kultur wollte, trieb sie
entweder Handel, um an
das entsprechende Gut zu
gelangen (ohne ihre
wahre
Identität
zu
offenbaren), oder sie
nahm es sich einfach.
2818 wurden einige
Korvetten
in
den
Knossos Schiffswerften
fertiggestellt.
Diese
kleinen
Kriegsschiffe
wurden dann für Überfälle benutzt, bei denen
sich die Verborgene
Gesellschaft
nehmen
konnte, was sie wollte.
Die einzige Auflage bei
diesen Überfällen war es,
Konflikte
mit
dem
verbündeten Jarnfolk zu
vermeiden, alles andere
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war erlaubt. Im Laufe der Jahre gelang es mithilfe dieser Kriegsschiffe, einige
Handelssprungschiffe zu kapern und die Crew zu versklaven, wodurch die
Helotenpopulation weiter anstieg. Trotz der gelegentlichen Überfalle in der
Peripherie, bei denen Männer, Frauen und Kinder entführt wurden, um sie in die
Kaste der Heloten zu integrieren, litt die Verborgene Gesellschaft unter einem
kritischen Mangel an Arbeitskräften.
Um dieses Problem zu lösen, befahl
Mutter Anais die Erschaffung eines
Eugenik-Programms. Obwohl erschreckend ähnlich zum späteren
Eugenik-Programm der Clans, unterschied sich das der Verborgenen
Gesellschaft insofern, als daß es
zwei
Typen
von
genetisch
veränderten Menschen gab. Beim
ersten Typ benutzte man gesplicete
DNS der geeignetsten Spender, um
Soldaten zu erschaffen, während
beim zweiten Typ Individuen, die
herausragende Fähigkeiten oder
Loyalität zu Haus Amaris besaßen,
direkt geklont wurden. Der alternde
Dr. Ivo Wong erklärte sich sofort
bereit, das Projekt zu leiten; sein
Großvater war Jahrzehnte zuvor ein
Pionier fortschrittlicher Klontechnik
im Sternenbund gewesen, bis ihm
weitere
Forschungen
untersagt
wurden. Jetzt verfolgte Dr. Wong,
ausgestattet mit absoluter Machtbefugnis, seinen lebenslangen Traum
vom perfekten Klon weiter. Schon
nach wenigen Jahren gelang der
Verborgenen Gesellschaft mit der
Entwicklung
einer
künstlichen
Gebärmutter der Durchbruch und sie
begann, Menschen „herzustellen“.
Der erste Typ von Menschen wurde
nach dem Begriff „Gensplicing“
„Splicer“ genannt, während man den
zweiten Typ als „Replikanten“
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bezeichnete. Letztere waren identische Klone ihres jeweiligen „Originals“ mit geringfügigen Modifikationen, um genetische Degradation zu verhindern.
Mit der Zeit entstanden so drei unterschiedliche Arten Mensch in der Verborgenen
Gesellschaft. Die erste wurde „Naturals“ genannt, Produkt der uralten Vereinigung
von Mann und Frau; jeder so geborene Mensch war automatisch Helot. Die zweite
Art waren die Splicer, deren Charakteristika denen von Clan-Wahrgeborenen ähnelten, da sie wie diese aus gespliceten Genen erschaffen und künstlich zur Welt
gebracht wurden. Zuletzt gab es die Replikanten, direkte Kopien ihrer
menschlichen Vorlage, ausgestattet mit Gedächtnisimplantaten, die ihnen Fähigkeiten und Talente ihres früheren Lebens verliehen und auf völlige Loyalität
gegenüber der Sache der Amaris’ konditioniert waren. Anders als die Naturals
wurden Splicer und Replikanten für den Einsatz als Soldaten und Attentäter
geschaffen: wer während der harten Ausbildung versagte, wurde „entsorgt“ – unter
den Überlebenden war keiner, der jemals versagt hätte.
Während das Eugenikprogramm der Verborgenen Gesellschaft entwickelt wurde,
entdeckten die Scouts der Verborgenen Gesellschaft einen auf keiner Karte
verzeichneten Planetoiden in der riesigen Kluft zwischen den Chainelane Islands
und Nueva Castile in der tiefen Peripherie - einen sog. rogue planet. Rogue planets
sind Anomalien, die den Rahmen der konventionellen wissenschaftlichen Denkweise sprengen. Anders als die meisten Planeten, die in der Nähe anderer Sterne
entstehen und auf diesen Ort beschränkt sind, treiben rogue planets fast unentdeckt
durch die weite Leere des Alls. Nur durch blankes Glück gelang es dem Amaris
Sprungschiff, dieses Exemplar zu entdecken. Nachdem sie seine Position und seine
wahrscheinliche Abtrift in ihren Sternenkarten verzeichnet hatten, kehrte das
Sprungschiff sofort zu Knossos zurück und berichtete den Schattenlords von dieser
Entdeckung. Innerhalb weniger Wochen organisierte die Verborgene Gesellschaft
eine Expedition, die losgeschickt wurde, diesen rogue planet zu finden.
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Den Ergebnissen der Expedition zufolge hatte der Planetoid eine dünne
Atmosphäre und war praktisch ohne Leben. Allerdings gab es große Mineralvorkommen, die aus dem Felsgestein abgebaut werden konnten. Man entschloß,
riesige, unterirdische Städte für die wachsende Helotenbevölkerung zu bauen; die
Gilden errichteten dort Bergbauanlagen und Fabriken für die Schwerindustrie. 2822
war die erste Stadt auf dem „Sanctuary“ getauften Planetoiden fertig. Wegen der
niedrigen kosmischen Strahlung, bedingt durch den Mangel an Sternen in der
Umgebung, brauchten Sprungschiffe, die nach Sanctuary reisten, Monate, um ihre
Batterien aufzuladen. 2841 gelang es der Verborgenen Gesellschaft, automatisierte
Ladestationen in nahegelegenen, nicht kartographierten Sternensystemen
einzurichten; sie waren als Asteroiden getarnt, so daß kein vorbeifliegendes Schiff
sie entdecken konnte. Die Zeit verging, und die Bevölkerung der Verborgenen
Gesellschaft wuchs.
Erste Erkenntnisse über das Schicksal der SBVS nach ihrem Exodus erhielt die
Verborgene Gesellschaft, als eine ihrer Korvetten gegen Ende 2823 ein fliehendes
Sprungschiff, das hoffnungslos vom Kurs abgekommen war, abfing und
aufbrachte. Durch die Befragung der gefangengenommenen Crew kam das volle
Ausmaß von Amaris’ Vermächtnis ans Tageslicht. Nicht nur, daß General
Aleksandr Kerensky und seine Anhänger die Innere Sphäre ihrem Schicksal
überließen, sein Sohn Nicholas Kerensky gründete eine völlig fremdartige
Gesellschaft, die der Schöpfung von Mutter Anais sehr ähnlich war. Bei der
Durchsuchung des Sprungschiffes und der angekoppelten Landungsschiffe gelang
es der Inquisition, einige sorgfältig versteckte Kernspeicher sicherzustellen, die
Daten von BattleMech-Konstruktion bis hin zu neuen Methoden des Terraforming
enthielten. Die Gefangenen waren Wissenschaftler, Techniker und Händler eines
gewissen „Clan Vielfraß“; sie wurden sofort verschiedenen Methoden der
Gehirnwäsche unterzogen, um sie gefügig zu machen, so daß man Zugang zu ihrem
kulturellen und technischen Wissen erhielt. Obwohl viele dieser Gefangenen später
starben, gelang es doch, dank ihres Wissens und dem Speicherkern aus dem
Sprungschiff, einige wichtige technologische Entdeckungen zu machen.
Nachdem sie ihrem Volk für mehr als fünf Jahrzehnte gedient hatte, starb Mutter
Anais 2826 friedlich im Schlaf. Sie hatte ein Keuschheitsgelübde abgelegt, als sie
Anführerin der Verborgenen Gesellschaft wurde und erklärt, sie werde die letzte
Amaris sein, die auf natürlichem Wege zur Welt kommen werde. Fortan sollten alle
Anführer entweder als Splicer oder Replikanten „geboren“ werden. Die Menschen
der Verborgenen Gesellschaft weinten, als sie von ihrem Tod erfuhren, und
nachdem ihr Körper auf allen Stützpunkten aufgebahrt worden war, setzte man sie
schließlich in einer Gruft auf Sanctuary bei. Dort bekamen die Leute ein halbes
Dutzend in Roben vermummte Individuen zu sehen, die sich selbst als
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„Schattenlords“ bezeichneten und erklärten, der Krieg gegen die Kinder des
Sternenbunds und die verdorbenen Großen Häuser würde nun beginnen.
FÜHLER
Wenn diese Clans von Kerensky sich für den Mongolensturm halten, eine
unaufhaltbare Armee von Kriegern, dann sind wir die Verkörperung der Ninja –
lautlos, schnell und tödlich.
- Aus Vicissitudes von Meridian
Gefährlich ist der verborgene Zorn, denn unverhohlener Haß verspielt die
Gelegenheit zur Vergeltung.
- Seneca
Während für die Clans das begann, was sie als das “Goldene Jahrhundert”
bezeichnen, war auch die Verborgene Gesellschaft nicht untätig. Die versteckten
Städte im Untergrund von Sanctuary hatten sich in ein halbes Dutzend blühender
Metropolen verwandelt, und Knossos war vollständig ausgelastet mit der
Produktion von Kriegsmaterial. Mit den Navigationsaufzeichnungen des eroberten
Sprungschiffs von Clan Vielfraß gelang es den Agenten der Inquisition, die
ungefähre Lage der Clan-Heimatwelten zu bestimmen. Obwohl die Kinder von
Amaris ihre ewigen Feinde vernichten wollten, wußten sie, daß es ihnen an der
dafür nötigen Stärke mangelte. Es mußte eine Strategie entwickelt werden, mit der
sie mehr über den Feind herausfinden konnten, ohne entdeckt zu werden. Die
Lösung sollte bald gefunden werden und lag in der Clangesellschaft selbst.
Die Clans von Kerensky sind eine Gesellschaft, die auf einem Kastensystem basiert
und von den Kriegern beherrscht wird. In dieser starren Kultur gibt es
unausweichlich Abweicher, die nicht in das strikte Kastensystem passen oder seine
Regeln verletzen. In den folgenden Jahrzehnten des Goldenen Zeitalters begann
sich eine Subkultur der Ausgestoßenen zu entwickeln. Bekannt als die Dunkle
Kaste oder Banditenkaste, wurden diese Außenseiter der Clangesellschaft gnadenlos von ihren früheren Clans gejagt. Ins Exil gezwungen und von Kriegern aller
Clans zur Übung gejagt, flohen sie in gestohlenen Landungs- und Sprungschiffen
und versuchten sich im Caliban Nebula, einem gewaltigen, gasförmigen Schleier,
der den Clanraum vor den neugierigen Augen der Inneren Sphäre verbarg, zu
verstecken. Um zu überleben, wurden die Mitglieder dieser Banditenkaste zu
Piraten, die Clanenklaven überfielen, um sich mit dem Notwendigsten zu
versorgen. Zuerst hatten die Schattenlords überlegt, die Banditen, die sich im
Caliban Nebula versteckten, als Übung für das gedeihende Schattenkorps
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auszulöschen, dann jedoch entdeckten sie, wie sie diese Facette der Clangesellschaft zu ihrem Vorteil nutzen konnten.
Das Schattenkorps eliminierte eine einzelne Einheit der Dunklen Kaste und gab
sich als die zerstörte Einheit aus, um mehr über die Ausgestoßenen der Clans in
Erfahrung zu bringen. Dazu kontaktierte die falsche Einheit der Dunklen Kaste
andere Clan-Banditen in der Region und behauptete, man hätte nützliches Kriegsund Transportmaterial geborgen. Im Austausch für die Versorgung anderer ClanBanditen mit Nachschub wollte man alles an neuer Technologie, was die Dunkle
Kaste bei ihren gelegentlichen Überfällen auf Clan-Enklaven erbeutet hatte. Arglos
stimmten die anderen Einheiten der Dunklen Kaste zu und formten eine loses
Bündnis untereinander, nicht wissend, daß sie damit ihrem Feind in die Hände
spielten. Diese Strategie erwies sich im Laufe des folgenden Jahrhunderts als so
erfolgreich, daß es quasi ein Initiationsritus für Rekruten des Amaris-Militärs
wurde, sich als Banditen der Dunklen Kaste zu tarnen und Überfälle auszuführen,
um selbst Clanausrüstung zu erbeuten und Wissenschaftler und Techniker zu
entführen. 2887 kamen die ersten Prototypen eines Amaris OmniMechs aus den
umgerüsteten Mechfabriken auf Knossos. Im Laufe der Zeit gelang es
Wissenschaftler- und Technikergilde, fast jede fortschrittliche Technologie der
Clans zu kopieren.
Wärend das Schattenkorps sowohl an Erfahrung als auch technologischer Qualität
gewann, war auch die Inquisition nicht untätig. Schon 2811 hatten die ersten
Undercover-Agenten der Inquisition von dem gewaltigen Chaos berichtet, das die
Innere Sphäre verschlang, da die Hausfürsten in ihrem Kampf um die
Vorherrschaft endlose Kriege gegeneinander führten. Trotz ihrer Freude darüber,
daß sich die korrupten Häuser sich wie Schakale aufeinander gestürzt hatten, waren
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die Schattenlords weitaus mehr fasziniert von der Nachricht der Geburt einer
neuen, auf Technologie basierenden Fraktion – ComStar.
Gegründet von früheren Technikern des
Sternenbundes, hatte sich ComStar dem
Ziel verpflichtet, die HPG-Stationen der
Inneren Sphäre zu beschützen und das
durch die Vernichtungskriege der Hausfürsten rapide schwindende technische
Wissen zu bewahren. Als ComStar
begann, seinen eigenen Geheimdienst,
ROM, aufzubauen, gelang es der
Inquisition, Agenten in hoher Position
einzuschleusen, wodurch die Verborgene Gesellschaft Zugriff auf alle
Geheimdienstoperationen ComStars erhielt; außerdem konnte so die Existenz
der Verborgenen Gesellschaft noch
besser verschleiert werden, was sich in
den kommenden Jahren als strategisch
entscheidend erweisen sollte.
Wegen der Unterwanderung ROMs
durch die Inquisition sowie einer Reihe
merkwürdiger Zufälle um Blakes
Nachfolger Conrad Toyama sind einige
interessante, aber unbewiesene Hypothesen entstanden. Es ist bekannt, daß
Jerome Blake, der legendäre Gründer
ComStars, Anfang 2819 erkrankte und
noch im selben Jahr starb. Conrad
Toyama war der letzte, der Blake
lebend sah und er war es auch, der
Blake
als
Prime
Administrator
ComStars nachfolgte. Nach seiner Einsetzung begann Toyama augenblicklich,
ComStar in einen quasi-religiösen Orden umzuformen, der auf der Anbetung der
Technologie fußte. Zieht man den Einfluß der Amaris-Inquisition in Betracht,
erscheint es plausibel, daß die Schattenlords Toyama dabei „halfen“, Blakes
Nachfolger zu werden und so in gewisser Weise den Wandel ComStars in einen
Orden von „Fanatikern“ stark beeinflußten. Obwohl diese Theorie etwas weit
hergeholt ist, so verleihen ihr seltsame Zufälle in der Zukunft, die zur Spaltung des
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Ordens und der Entstehung der Word of Blake-Reaktionäre führten, etwas an
Glaubwürdigkeit.
Eine der vielen neuen Erfindungen, welche die Inquisition so effektiv machte, war
die „Supersedure“ genannte Infiltrationstechnik, bei der ein ausgewähltes Ziel
eliminiert und durch ein „Double“ ersetzt wurde, das sich als das Opfer ausgab und
dessen Leben fortsetze, als sei nichts gewesen. Dieser Doppelgänger war in Wirklichkeit ein Agent der Inquisition und arbeitete als geheime Informationsquelle
oder beeinflußte die Entscheidungen der
Organisation, der er angehörte; außerdem war ein solcher Doppelgänger fast
vollständig vor Verdacht gefeit. Durch
fortschrittliche biometrische Modifikationen, die auch die zuverlässigsten
Tests bestanden, hatte die Inquisition
eine absolut sichere Möglichkeit, ihre
Agenten in die höchsten Ränge der
feindlichen Einrichtungen zu schleusen.
Es wurde nie bestätigt, daß Toyama ein
Agent der Inquisition war, aber bei
seinem Nachfolger, Raymond Karpov,
besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit,
daß er ein Opfer des SupersedureProgramms wurde. Nach Toyamas Tod
und seinem Aufstieg zum neuen Primus
ComStars 2837 erteilte Karpov sofort
den Befehl, Wissenschaftler der Inneren
Sphäre zu töten, die bei der
Wiederentdeckung von verlorengegangener Sternenbundtechnologie Fortschritte machten. Könnte dies eine
Langzeitstrategie der Schattenlords gewesen sein, um die Innere Sphäre
technologisch im Rückstand zu halten
und so eine künftige Invasion von Haus
Amaris zu erleichtern? Bis heute bleibt
diese Frage unbeantwortet.
Wie in allen Kulturen entwickelten sich
auch in der Verborgenen Gesellschaft
Mythen und Legenden um die
Gründung ihrer Gesellschaft als
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Symbole der Hoffnung für die Zukunft. Während Stefan Amaris in den
Geschichtsbüchern der Inneren Sphäre für seine Taten verachtet wurde, stellten ihn
die Dichter und Künstler der Verborgenen Gesellschaft als wohlwollenden
Anführer dar, der sein Bestes gab, um die Unterdrückten zu befreien, aber durch
die Verdorbenheit und Ignoranz der Inneren Sphäre betrogen und umgebracht
wurde. Für sein Volk war er kein Tyrann, sondern ein Freiheitskämpfer, der sein
Leben gegeben hatte, um die Innere Sphäre von der blutigen Tyrannei des
Sternenbundes zu befreien. Die Verborgene Gesellschaft betrachte das Bild Stefan
Amaris’ als brutaler Diktator, der alles für sich selbst wollte, als falsch; sie
stilisierte ihn als Märtyrer, der ermordet wurde, weil er dem faschistischen
Sternenbund getrotzt hatte. Im Lauf der Zeit erhob man Stefan Amaris und seine
Tochter Anais in den Rang von Halbgöttern. Zum Lobpreis ihrer Leistungen
wurden Lieder und Gedichte geschaffen. Unter den Heloten entstanden religiöse
Bewegungen, die glaubten, Stefan Amaris werde von den Toten auferstehen und sie
triumphierend in die Innere Sphäre zurückführen. Im selben Maße wie sie Amaris’
Namen verehrten, haßten die Mitglieder der Verborgenen Gesellschaft die Großen
Häuser, war es doch ihre Gier und Verdorbenheit gewesen, die es den SBVS
erlaubt hatten, die Republik der Randwelten zu zerschlagen. Eine besondere
Feindseligkeit hegten sie gegen die Clans, die Nachkommen von General Kerensky
selbst, die alle zur Hölle fahren würden.
KRIEG DER ATTENTÄTER
Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht?
Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht?
Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht?
Und wenn ihr uns beleidigt, wollen wir uns nicht rächen?
- William Shakespeare, Der Kaufmann von Venedig
Der Tag der Abrechnung war nah. Wie sehr würden selbst die Mächtigsten zittern,
wenn sie erführen, daß wir nicht nur zurückgekehrt, sondern bereits mitten unter
ihnen waren?
- Aus Vicissitudes von Meridian
Trotz seiner vielen Erfolge wäre das Spionagenetzwerk der Inquisition innerhalb
ComStars 2901 beinahe aufgedeckt worden. In diesem Jahr kam der Erste Primus
ComStars bei einem HoverLimousinen-Unfall, bei dem sein Nachfolger, Dwight
Kurstin, möglicherweise die Hände im Spiel hatte, ums Leben. Während die
Inquisition angesichts des Verlustes ihres wichtigsten Agenten innerhalb ComStars
schwankte, versuchte Primus Kurstin, den Ersten Kreis aufzulösen und heuerte
Söldner an, um seine Mitglieder zur Strecke zu bringen. Nur seine rechzeitige
Ermordung durch einen Agenten der Inquisition bewahrte die Verborgene
Gesellschaft vor der Entdeckung durch die Innere Sphäre, denn Kurstin war es
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gelungen, eine weitreichende Verschwörung innerhalb ComStars aufzudecken und
er war kurz davor, damit an die Öffentlichkeit zu treten.
Zu einer weiteren Beinahe-Katastrophe kam es, als Primus York 2947 versuchte,
ROM aufzulösen und die Aufgaben des Geheimdienstes den ComGuards zu
übertragen. Wiederum verhinderte nur die Ausschaltung des Primus durch einen
anderen Inquisitor die Auflösung des Spionagenetzwerks der Verborgenen Gesellschaft. Außerdem gelang es der Inquisition, das neu gegründete Explorer Corps
zu infiltrieren und so ComStar an der Entdeckung der versteckten Stützpunkte in
den Chainelane Isles zu hindern . Indem sie das Explorer Corps beeinflußte, andere
Gebiete zu erforschen, gelang es der Verborgenen Gesellschaft, ihre Existenz
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weiter geheim zu halten. 3001 brachte die Inqusition den Ersten Kreis ComStars
dazu, Piratenbanden in der Peripherie finanziell zu unterstützen und zu bewaffnen.
Bald gewannen die „Banditenkönigreiche“ im Gebiet der ehemaligen Republik der
Randwelten an Stärke und überfielen nahegelegene Welten der Nachfolgerstaaten –
sehr zur Zufriedenheit der Verborgenen Gesellschaft.
Ein anderes Beispiel für ihre Manipulation der Gesellschaften der Inneren Sphäre
und der Clans ist die versteckte Weitergabe der DNA und biologischen Daten des
Aquasauriden, einem auf Apollo heimischen Meeresräuber, der als Vorlage für das
Symbol der Republik der Randwelten diente, an das Clan-PlauderNetz durch die
Schattenlords. Wissenschaftler von Clan Schneerabe benutzten die Informationen,
um eine überlegene Art von Hai zu schaffen, mit der ihr Khan den Seefuchs, das
Totemtier des gleichnamigen Clans, ausrotten wollte. Die Schattenlords, darauf
hoffend, daß die Seefüchse von den anderen Clans absorbiert würden, waren
schockiert, als Clan Seefuchs seinen Namen 2985 in Clan Diamanthai änderte. Als
Wolf’s Dragoner 3005 als Kundschafter der Clans in die IS kamen, erlitt die
Inquisition einen weiteren Rückschlag, da es ihre Agenten nicht schafften, die Einheit zu infiltrieren. Trotz vieler Versuche gelang es ihnen nicht, in die innere
Struktur und abgeschottete Organisation der Dragoner einzudringen. Verärgert
durch die wiederholten Fehlschläge bei der Infiltration der Claneinheit entschied
sich die Inqusition, ihren Schläfer Vesar Kristofur zu aktivieren und seinen Einfluß
über Anton Marik, den Bruder des Generalhauptmanns der Liga Freier Welten,
Janos Marik, zu benutzen, um eine Revolte zu beginnen und Wolf’s Dragoner als
Dreh- und Angelpunkt bei seinem Griff nach der Macht zu benutzen. Kristofur
dachte, die Dragoner würden zerschlagen werden und er würde die Wahrheit über
ihre Ursprünge enthüllen können. Die Dragoner jedoch gaben nicht nach, selbst als
die Revolte an Schwung verlor, und töteten Anton Marik, als er einige Angehörige
der Dragoner entführen und hinrichten ließ (darunter auch Oberst Wolfs Bruder
Joshua). Vesar Kristofur kam wegen seines Versagens in ein ComStar
Umerziehungslager, doch zur Erleichterung der Verborgenen Gesellschaft sprach er
niemals über seine wahre Herkunft.
Als sich die Clans 3049 anschickten, die Invasion der Inneren Sphäre zu beginnen,
war die Verborgene Gesellschaft dank der Inquisition bereits im Bilde über
„Operation Auferstehung“. Die Schattenlords entschieden, nicht einzugreifen und
die Geschehnisse lediglich über ihre Verbindungen zu ROM zu überwachen.
Während des Angriffs der Jadefalken auf Von Strang’s World an der Lyranischen
Grenze propagierte das Schattenkorps eine sofortige Intervention, was die
Schattenlords aber ablehnten. Obwohl es schmerzte, widerstand die Verborgene
Gesellschaft der Versuchung, ihren entfernten Brüdern, die immer noch loyal zu
Amaris standen, zu helfen; die Schattenlords erkannten, daß es zur Katastrophe
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kommen würden, sollten sie sich zu erkennen geben, während die Clans in die
Inneren Sphäre einfielen, und hielten sich aus dem Geschehen heraus.
Im Kampf um Tukayyid 3052 erlaubten sie der Inquisition, wichtige militärische
Informationen an ROM durchsickern zu lassen, um ComStar den Sieg zu
ermöglichen. Nach dem Schisma ComStars konzentrierte die Inquisition ihre
Ressourcen auf das neu entstandene Wort Blakes, nachdem sich ComStar zu einer
säkularen Einrichtung reformierte. Es ist höchst wahrscheinlich, daß Prima Myndo
Waterly Agentin der Inquisition war, da sie einen Plan umzusetzen schien, der
ComStar, durchdrungen von der Inquisition, die vollständige Kontrolle über die
Innere Sphäre gebracht hätte; allerdings wurde sie von ihrem Präzentor Martialum,
Anastasius Focht, aufgehalten. War Operation Skorpion ein Versuch der
Schattenlords, durch ComStar die Macht über die Innere Sphäre zu erlangen,
nachdem die Clans geschlagen waren? Basierend auf den vorhergehenden
Annahmen ist die Wahrscheinlichkeit dafür hoch.
Doch der größte Erfolg der Inquisition war es wahrscheinlich, einen Doppelgänger
einzusetzen, der zum Herrscher über die Liga Freier Welten wurde. 3035 tötete die
Bombe eines unbekannten Attentäters den damaligen Generalhauptmann der Liga,
Janos Marik. Obwohl angenommen wurde, sein Sohn Thomas sei ebenfalls ums
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Leben gekommen, tauchte er ein Jahr später wieder auf und übernahm das Amt des
Generalhauptmanns der Liga Freier Welten. Obwohl die Liga aufgrund ihrer
ständigen internen Querelen als eher schwach angesehen wurde, begann Thomas
sofort mit einer Reihe von Reformen und erreichte einen sowohl ökonomischen als
auch militärischen Wandel, der an ein Wunder grenzte. Während die Fabriken der
Liga in der Zeit der Claninvasion gewaltige Mengen an Kriegsmaterial für die
anderen Nachfolgerstaaten produzierten, zog Generalhauptmann Marik die
Reaktionäre vom Wort Blakes auf seine Seite, indem er ihnen das Gebiet der Liga
als Zufluchtsort vor ComStar anbot. So waren die Blakisten in der Lage, ihre Kräfte
zu festigen und 3058 Terra zu erobern, während ComStar mit der Clanbedrohung
beschäftigt war. Es stellen sich einige beunruhigende Fragen zur wahren Natur
Thomas Mariks: wenn der Herrscher über die Liga Freier Welten tatsächlich ein
Doppelgänger ist, was passierte dann mit dem echten Thomas Marik? War es ein
reaktionäres Element innerhalb ComStars, welches den Austausch der LigaFührung befürwortete, oder stecken die Schattenlords selbst dahinter? Und am
wichtigsten, was bezwecken die Verantwortlichen für den Austausch damit? Es ist
von äußerster Bedeutung, daß wir die wahre Absicht dahinter entdecken, bevor es
zu spät ist.
Im Juni 3055 forderte eine Bombenexplosion während einer Wohltätigkeitsveranstaltung auf Tharkad das Leben des geliebten Archons des Vereinigten
Commonwealth, Melissa Steiner Davion, und verletzte Großherzog Morgan Kell
schwer. Ein Jahr später wurde Ryan Steiner, Anführer der SkyeSeparatistenbewegung, von einem Unbekannten erschossen. Diese Morde markierten das Ende des einst so mächtigen Vereinigten Commonwealth, der Allianz
zwischen dem Lyranischem Commonwealth und den Vereinigten Sonnen. Einige
Zeit später spalteten sich die beiden Reiche und führten schließlich gegeneinander
Krieg, als Melissas Kinder Victor und Katrina um die Macht rangen. Die Drahtzieher hinter den Morden, die schließlich zum VerCom-Bürgerkrieg führten,
wurden nie entdeckt, und es gibt mehrere Verschwörungstheorien, die entweder die
verbannte Katrina Steiner-Davion oder ihren Bruder Victor als schuldig ansehen.
Jedoch erscheint es mit diesen neuen Erkenntnissen sehr gut möglich, daß die
Schattenlords bei diesen Geschehnissen eine Rolle spielten, da ein mächtiges Reich
wie das Vereinigte Commonwealth die Menschheit am Ende durch schiere Waffengewalt wiedervereint und unter den Einfluß der Familie Steiner-Davion gebracht
hätte, was die Verborgene Gesellschaft offensichtlich niemals zulassen würde.
Doch auch hier wird die Wahrheit durch den Mangel an Beweisen möglicherweise
niemals ans Licht kommen.
Obwohl sich die Verborgene Gesellschaft beim Einfall der Clans in die Innere
Sphäre heraushielt, erhöhten sie die Unterstützung der Banditenkaste, die weiterhin
Überfälle auf die Clan-Heimatwelten verübte. Viele Garnisonseinheiten der Clans
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waren geschockt, wenn sie von gut ausgerüsteten Einheiten der Banditenkaste
angegriffen wurden. Einer der Clans, Clan Felsengräber, wurde erfolgreich von
Doppelgängern der Inquisition unterwandert, so daß schließlich Clan Felsengräber
selbst die Banditenkaste in einem Versuch, sie als Handlanger zu benutzen, mit
Informationen über andere Clans und militärischer Ausrüstung versorgte. Ohne es
zu wissen spielten die Felsengräber damit den Schattenlords in die Hände, denn
Agenten der Inquisition ließen Informationen über ihre Kontakte mit der
Banditenkaste an die anderen Clans durchsickern, was schließlich 3059 zur
Absorption der Felsengräber durch Clan Sternennatter führte. Obwohl der Touman
der Felsengräber weitgehend intakt von den Sternennattern absorbiert wurde,
konnte die Inquisition heimlich große Teile der Arbeiter-, Wissenschaftler- und
Technikerkaste, die bei der Absorption übersehen worden waren, gefangen
nehmen. Zudem hatte das Schattenkorps selbst mehrere erfolgreiche Überfallaktionen durchgeführt, besonders gegen Clan Gletscherteufel (dabei gelang es
ihnen, Khan Stephen Tyler zu töten und saKhanin Danielle Lienet schwer zu
verletzen), was den Truppen enorme Kampferfahrung verlieh.
Obwohl diese Erfolge die verborgene Gesellschaft in ihrer „Euphorie“, die
überlegene Gesellschaftsform zu sein, bestärkte, waren die Schattenlords sehr verärgert über die Gründung des Zweiten Sternenbunds 3058. Unter all ihren Feinden
war der acht-zackige Cameron-Stern der verhaßteste. Zwar linderte die Feindseligkeit der Clans den Schmerz ein wenig, aber die Erinnerung an die vergangenen
Niederlagen Haus Amaris’ brachte ihr Blut zum Kochen. Es dürfte ziemlich offen-
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sichtlich sein, daß die Herrscher des neuen Haus Amaris in rasender Wut bereits
Pläne ersannen, um ihre Feinde so blutig wie möglich zur Strecke zu bringen.
DER UNSICHTBARE FEIND
Von all den Gefühlen, die einem am Büffet des Lebens dargereicht werden, ist
keines saftiger oder wohlschmeckender als die Rache. Ob sie eiskalt oder glühend
heiß serviert wird, die Befriedigung, seine Rache bekommen zu haben, ist von
exquisiter Köstlichkeit.
- Aus Vicissitudes von Meridian
Also muß der Schaden, den man
anderen zufügt, so groß sein, daß
man keine Rache zu fürchten
braucht.
-Niccolo Machiavelli, Der Fürst
Im Oktober 3067 wurde die
Jadefalken Garnison auf Winfield
von einer HPG-Nachricht in
Alarmbereitschaft
versetzt,
die
augenscheinlich von einer Einheit
der Wölfe kam und die die Falken zu
einem Besitztest um die Überreste
der ausgelöschten lyranischen Einheit Winfield’s Regiment forderte.
3050 hatten die Jadefalken Winfield
angegriffen und wären beinahe von
Leftenant Davis Winfield und seiner
Eliteeinheit besiegt worden. Nachdem sie den Clannern einen harten
Kampf geliefert hatten, zog sich
Winfield’s Regiment von Winfield
zurück, nur um in einem zweiten
Angriff einige Wochen später auf
Butler vernichtet zu werden. Die
meisten Mitglieder des Regiments
endeten als Leibeigene und wurden
zu Arbeitern, als der Planet Teil der
Jadefalkenbesatzungszone
wurde.
Nach
anfänglicher
Verwirrung
66
darüber, wie die Wölfe unentdeckt durch das planetare Frühwarnsystem gekommen
waren, reagierte der 8. Talon Cluster und bot einen Trinärstern gegen die Angreifer,
die man nahe der Falkenbasis in Empfang nehmen wollte. Die Falken warteten
mehrere Stunden auf ihren Gegner und verloren schnell den Kontakt mit ihrer
Luftunterstützung und der örtlichen HPG-Station. Da die Falken zögerten, wurde
einige Minuten später ihr Stützpunkt von unbekannten Jägern angegriffen. Noch
während man sich auf Luftabwehr vorbereitete, verging der Stützpunkt in einem
nuklearen Feuerball, der auch den Großteil des 8. Clusters und seine
Unterstützungseinheiten verschlang. Die verbliebenen Clanner wurden von einer
augenscheinlich neuen Generation von FLUMs mit Clantechnologie attackiert.
Innerhalb von Minuten war der Kampf vorbei und auch die restlichen Falken
getötet. Einige Tage später landeten Verstärkungen der Jadefalken und stellten
Untersuchungen an, bereit, einen Krieg gegen die Wölfe zu beginnen. Die
Nachforschungen ergaben jedoch, daß die Angreifer nicht aus den Reihen der
Wölfe stammen konnten. Die Jadefalken konnten keine Schiffe der Wölfe im
System entdecken, außerdem würden die Wölfe keine ehrlosen Atomwaffen
einsetzen. Aber was die Falken schließlich erkennen ließ, daß die Angreifer weder
aus der Inneren Sphäre noch von anderen Clans stammen konnten, war ihr Einsatz
von fortschrittlichen FLUMs einer Art, wie man sie bis dahin noch nicht kannte.
Man vertuschte den Vorfall, so gut es ging, und begann im Stillen, den 8. Talon
Cluster wieder aufzubauen und die Untersuchungen fortzusetzen. Bis jetzt ist
unbekannt, ob die Jadefalken Fortschritte dabei gemacht haben, die unbekannten
Angreifer zu identifizieren und/oder zu lokalisieren.
Winfield’s Regiment war der direkte Nachfolger einer Einheit der Republik der
Randwelten, den 23. Republic Light Lancers, die im Amaris Bürgerkrieg gekämpft
hatte. Die Lancers, auch „Stealths“ genannt, überlebten die Kämpfe um die
Terranische Hegemonie relativ unbeschadet und arbeiteten schließlich während der
Nachfolgekriege als Söldner für Haus Steiner. Dank ihrer großen Erfahrung im
Durchführen von „Hit & Run“-Angriffen waren die Stealths bei den Lyranern so
angesehen, daß sie schließlich in Ruhestand gingen; der Familie Winfield (der
Kommandeur der Einheit stammte traditionell aus dieser Familie) wurde ihr
eigener Planet als Lehen zugesprochen und zu ihren Ehren in „Winfield“
umbenannt. Nach diesem Zwischenfall war klar, daß die Überbleibsel von
Winfield’s Regiment evakuiert worden waren; ihr tatsächliches Schicksal bleibt
bis heute ein Rätsel. Anhand der vorliegenden Beweise kann man annehmen, daß
die Schattenlords offensichtlich einen Grund dafür hatten, die Überlebenden zu
bergen. Welchen, ist noch unbekannt.
Andere, beunruhigende Daten über diese Fraktion stammen aus einem kürzlich
freigegebenen Bericht des ExplorerCorps, der 3066 über versteckte Kanäle an das
WolfNetz weitergegeben wurde. 3064 stolperte die Star Seeker, ein Forschungs67
schiff der Magellan-Klasse, das die äußeren Grenzen der Chainelane Isles in der
tiefen Peripherie kartographierte, über eine gewaltige Flotte unbekannter Schiffe.
Als das ExplorerCorps-Schiff zu fliehen
versuchte, wurde es von unbekannten
Luft/Raumjägern sowie einer Kriegsschiffklasse, die seit dem AmarisBürgerkrieg nicht mehr gesehen worden
war, angegriffen. Innerhalb von
Minuten wurde die Star Seeker zerstört,
aber einem Landungsschiff gelang es,
sich kurz vor der Explosion des schwer
angeschlagenen Schiffes zu lösen und
sich in einem nahe gelegenen Asteroidenfeld zu verstecken. Nach einem
quälenden Leidensweg über mehrere
Monate wurden die Überlebenden von
einem Handelssprungschiff des RimKollektivs entdeckt und zurück in
lyranischen Raum gebracht.
Bei der folgenden Befragung sowohl
durch das lyranische Militär als auch
durch ComStar kam ein Schreckensszenario gigantischen Ausmaßes ans
Licht. Die fassungslosen Überlebenden
sprachen von fast 50 Kriegsschiffen,
begleitet von etwa 40 Sprungschiffen
und Hunderten von Jägern. Eine
Analyse der Schiffstypen, vorgenommen anhand der Aufzeichnungen,
die die Besatzung des entkommenen
Landungsschiffes aufgenommen hatte,
ergab eindeutig, daß die Kriegsschiffe mit Clanwaffen bestückt waren und im
Rumpfaufbau mit der berüchtigten Necronomicon-Klasse übereinstimmten, die
während des Amaris-Bürgerkriegs von der nicht mehr existenten Republik der
Randwelten eingesetzt worden war. Obwohl die Lyraner und ComStar versuchten,
diese Informationen zu vertuschen, gingen einige der Überlebenden mit ihren
Erfahrungen an die Öffentlichkeit. Bei der Suche nach diesen Individuen für eine
weitere Analyse einige Monate später kam heraus, daß inzwischen jeder
Überlebende der Expedition bei verschiedenen Unfällen ums Leben gekommen
war. Agenten des WolfNetzes versuchten Kopien der angeblich existierenden Aufzeichnungen dieser Phantomschiffe ausfindig zu machen, konnten sie aber in den
68
Archiven ComStars nicht entdecken. Wo sich diese Beweise jetzt finden, ist uns
vollständig unbekannt.
Von: General Maeve Wolf
An: Commander Jaime Wolf
Datum: 1. Dezember 3067
Dies ist die Zusammenfassung dessen, was wir über den historischen Hintergrund
dieser geheimen Gesellschaft wissen, basierend auf den spärlichen Informationen,
die wir erhalten haben. Der Rest dieses Berichtes dreht sich um neue militärische
Ausrüstung, deren Daten wir mit verschiedenen Quellen, wie ComStar oder den
Clans abgeglichen haben; weiterhin folgt eine Analyse der Organisationen
innerhalb dieser gefürchteten Fraktion. Aufgrund des Mangels an handfesten
Beweisen basiert ein Großteil dieser Informationen auf Theorien und Vermutungen
und mag deshalb ungenau, vielleicht sogar falsch sein. Der einzige Weg, wie wir
diese Behauptungen verifizieren könnten, wäre eine schwer bewaffnete Expedition,
die die Chainelane Isles nach dem angeblich dort versteckten Stützpunkt absucht.
Unglücklicherweise können wir jetzt, da sich der Sternenbund aufgelöst hat, keine
Unterstützung von den ehemaligen Mitgliedstaaten erwarten, und wir können auch
keine Kräfte aus den Chaosmarken abziehen, um dieser möglichen neuen
Bedrohung zu entgegnen. Das Wort Blakes behindert unsere Anstrengungen in
dieser Region, und wenn wir Aufklärungseinheiten von dort in die tiefe Peripherie
verlegen, würde unsere Front dort erheblich geschwächt. Eine beunruhigende
Schlußfolgerung dieses Berichts ist, daß diese sogenannte „Verborgene
Gesellschaft“ entweder mit den Blakisten im Bunde ist oder sie sogar kontrolliert,
was schlimme Aussichten für uns bedeutet. Wir haben bereits von einem geheimen
Projekt von Blakes Wort erfahren, Projekt „Erinyes“, an dem in der Nähe der
Chainelane Isles gearbeitet wird und das sich somit in der Nähe des angeblichen
Stützpunktes befindet; aber durch die gegenwärtige Situation sind wir nicht in der
Lage, uns damit zu befassen. Ich ersuche Sie hiermit nachdrücklich darum, ein
diesbezügliches Treffen auf höchster Ebene mit Präzentor Martialum Victor
Steiner-Davion abzuhalten. Ich habe das Gefühl, daß es vielleicht schon zu spät ist,
aber wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben.
69
70
Soziopolitische und militärische Strukturen
DIE HELOTEN
Ich fürchte mich – ich fasse Mut, ich sehe – ich träume, ich lerne – ich wachse, ich
fühle – ich handle, ich will – ich erschaffe.
- Aus einem Helotenbuch mit Kinderreimen
Den vorhergehenden Berichten zufolge könnte man denken, das Leben eines
Heloten bestünde aus nichts als jahrzehntelanger Plackerei im Dienste eines äußerst
unnachsichtigen Regimes, jedoch scheint es
persönlichen Angaben nach so, daß die meisten ihr
Leben mit stiller Zufriedenheit und einem
gewissen Zukunftsoptimismus sehen. Ein Teil
dieser Zufriedenheit mit ihrem sozialen Status
scheint von dem mystisch-religösen Glauben
herzurühren, daß alle Mitglieder der Verborgenen
Gesellschaft nach der triumphalen Wiederkehr
Haus Amaris’ und der Rückeroberung der früheren
Welten der Terranischen Hegemonie reich belohnt
werden. Ein weiterer Faktor, der die Heloten von
einer offenen Revolte abhält, ist die Chance selbst
für die niedrigsten Mitglieder der Verborgenen
Gesellschaft durch Eintritt in eine Gilde aufzusteigen. Es ist eine weit verbreitete Redensart unter
den Heloten, daß man sich, wenn man nicht
zufrieden mit einem Leben als Sklave ist, für die
große Prüfung vorbereiten muß, um von einer der
Gilden akzeptiert werden; versagt man und bleibt
Helot, ist es allein die eigene Schuld. Da jeder
Natural als Helot geboren wird, wird jeder von
ihnen als Gleicher unter Gleichen angesehen und
kann an sich arbeiten und sich verbessern – bis hin
zum Eintritt in eine Gilde. Heloteneltern, deren
Kind in eine der Gilden aufgenommen wird,
genießen großes Prestige unter ihresgleichen und
werden mit Stolz betrachtet.
Sobald ein Natural geboren wird, wird das Kind auf genetische Defekte untersucht.
Wird ein Defekt entdeckt, wird das Kind in aller Stille getötet und vergessen. Besteht es den Test, bekommt es einen Namen, zusammengesetzt aus Buchstaben und
71
Zahlen, und wird in die Familie aufgenommen. Eltern, die wollen, daß ihr Kind in
eine der Gilden aufgenommen wird, stellen oft Tutoren ein, um ihrem Sprößling
einen Vorteil beim großen Test zu verschaffen.
Sobald ein Helot ein gewisses Alter erreicht hat, erhält er den Titel eines „Ältesten“
und wird zu einem der Repräsentanten aller Heloten. Die Ältesten werden für
gewöhnlich von den Gilden beauftragt, die vielen Spezialisten unter den Heloten
bestimmten schweren Arbeiten zuzuweisen. Die Heloten regieren sich zum Großteil selbst, aber es ist ihnen verboten, eigenen Besitz zu haben; jeder Gegenstand
eines Helotenhaushalts gehört der Verborgenen Gesellschaft als Ganzes. Kleinere
Vergehen innerhalb der Helotengemeinschaft werden normalerweise von den
Ältesten verhandelt, die dann eine angemessene Strafe verhängen. Schwerere
Vergehen, wie Mord oder Volksverhetzung, fallen in den Zuständigkeitsbereich des
Schattenkorps oder der Inquisition, und das Urteil ist fast immer die Todesstrafe.
Bei Vergehen gegen die Heloten von Seiten der Gilden oder des Militärs wird für
gewöhnlich von Seiten der Helotenältesten vermittelt, die gelegentlich die
Schattenlords um Gerechtigkeit ersuchen. Obwohl keiner der Heloten jemals
behauptet hat, einen Schattenlord in Person gesehen zu haben, werden die
rätselhaften Herrscher der Verborgenen Gesellschaft von ihnen quasi als
Halbgötter verehrt. Regelmäßig werden Gebete an sie gerichtet, und jedes Jahr
werden mehrere Feste zum Gedenken an ihre Herrschaft gefeiert. Es grassieren
Gerüchte, daß die Schattenlords sich verkleiden und sich unter die Heloten
mischen. Helotenmütter erzählen ihren Kindern oft, daß unartige Kinder vom
gefürchteten Inquisitor für immer weggebracht, aber gute Kinder von einem
wohlwollenden Schattenlord gesegnet, möglicherweise sogar unsterblich gemacht
werden.
Es ist ziemlich merkwürdig, daß die Heloten die Anbetung der Schattenlords schon
beinahe zu einer Religion erhoben haben. Durch das Eugenikprogramm kann ein
Helot tatsächlich die Unsterblichkeit anstreben, und zwar durch einen Selektionsprozeß, da er nach der Aufnahme in eine der Gilden neue Fähigkeiten erlernt und
dann möglicherweise ins Militär oder zur Inquisition gelangt. Soldaten oder
Inquisitoren, die große Beiträge zum Wohlergehen der Verborgenen Gesellschaft
geleistet haben, können die ultimative Belohnung für ihre loyalen Dienste erhalten:
Replikation. Replikanten werden als unsterbliche Wesen mit der Fähigkeit,
unzählige Male wiedergeboren zu werden, verehrt; daher können sie ewig leben.
Naturals und Splicers streben danach, Replikanten zu werden, denn man glaubt,
daß diese exakten Klone fast immer Schattenlords werden.
72
DIE GILDEN
Dies ist Deine erste Lektion als Lehrling: das Wissen ist unendlich, doch Dein
Verstand ist begrenzt. Du mußt Deine eigenen Grenzen kennen, um zu wissen, wo
Deine wahre Stärke liegt. Arbeite an Deinen Schwächen, und Du wirst
vollkommen. Betrachte Niederlagen nicht als Versagen, sondern als Gelegenheit.
Konzentriere Deinen Willen, und kein Hindernis wird Dir im Weg stehen.
- Das Gilden-Handbuch
Die Gilden formen das Herzstück der Wirtschaft und Industrie der Verborgenen
Gesellschaft. Im Grunde Bibliotheken technischen und wissenschaftlichen Wissens,
stellen sie die Güter her, die die Verborgene Gesellschaft benötigt. Nachdem ein
Helot eine Reihe schwieriger Tests bestanden hat, wird er in Abhängigkeit von
seinen Fähigkeiten und Talenten einer
passenden Gilde zugeteilt. Neue
Rekruten erhalten den Rang eines
Lehrlings sowie die Erlaubnis, ihre
alte Identifikationsnummer abzulegen
und einen selbstgewählten Namen anzunehmen. Weiterhin dürfen sie von
nun an eigenen Besitz haben. Obwohl
Gildenmitglieder hohes Ansehen genießen, stehen sie unter konstantem
Druck und in ständigem Wettbewerb.
Zwar betrachtet sich jede Gilde als
gleichwertig den anderen gegenüber,
aber es gibt einige angesehene Gilden,
die mehr Macht als andere haben. Die
Wissenschaftsgilde
setzt
sich
gegenüber den vielen Subgilden/
Untergilden durch, hat sie doch
Einfluß
auf
Entdeckung
und
Weiterentwicklung neuer Technologien, insbesondere für das Militär.
Wissenschaftler der Verborgenen Gesellschaft sind Experten, was das
Nachbauen erbeuteter feindlicher
Technologien und die Gentechnik
angeht, daher spezialisieren sich die
meisten innerhalb dieser beiden Felder. Dennoch gibt es Hinweise auf Durchbrüche
im Bereich dunkler Materie und elektromagnetischer Energiefelder. Auch die
73
Technikergilde besitzt großen Einfluß, da sie eng mit der Wissenschaftlergilde
zusammenarbeitet, um den technischen Standard im Militär und der Verborgenen
Gesellschaft selbst aufrechtzuerhalten.
Trotz der Tatsache, daß die Verborgene Gesellschaft scheinbar auf alle
Technologien sowohl der Clans als auch der Inneren Sphäre Zugriff hat, sind ihre
Produktionskapazitäten begrenzt, wodurch sie sich auf einige Kernindustriezweige,
vor allem auf das Militär, beschränken muß, was erklären könnte, warum die
Streitkräfte Haus Amaris’ nur einige wenige Standard-Mechtypen einsetzt und sich
stark auf OmniMechs verläßt. Auch ihre Waffenproduktionstrassen scheinen
begrenzt zu sein, weisen ihre verschiedenen Mechs doch fast immer dieselbe
Waffenkombination auf. Deshalb sind ihre wenigen Typen von Kriegsmaschinen
auf maximale Flexibilität und Widerstandsfähigkeit ausgelegt; diese Designphilosophie gibt dem Militär der Verborgenen Gesellschaft einen tödlichen Vorteil im
Kampf.
Die Gilden produzieren sehr wenig an Konsumgütern und richten ihre begrenzte
Schwerindustrie lieber auf die Produktion von militärischen Komponenten aus. Die
wenigen zivilen Gebrauchsartikel, die sie herstellen, entfallen auf zum Überleben
notwendige Dinge wie Nahrung, Kleidung und Umweltanpassung. Deshalb bietet
die Verborgene Gesellschaft ihren Bürgern nur wenige Luxusgüter, und die
wenigen, die hergestellt werden, werden hochgeschätzt. Die Gilden versuchen
diesen Mangel zu beheben, indem sie einen Teil ihrer Hochtechnologie bei
ahnungslosen Peripheriemächten, vor allem dem Jarnfolk, gegen diese begehrten
Waren eintauschen.
74
DIE INQUISITION
Durch Täuschung sollst Du Krieg führen.
- Motto des israelischen Mossad, 20. Jahrhundert
Die Hauptaufgaben der
Inquisition sind abwechslungsreich und keinesfalls
einfach; es fällt in ihren
Aufgabenbereich,
die
Existenz der Verborgenen
Gesellschaft
vor
der
Menschheit
geheimzuhalten, Informationen über
die anderen Mächte der
Peripherie, der Clans und
der Inneren Sphäre zu
sammeln
und
alle
potentiellen Feinde durch
nichtkonventionelle Mittel
zu eliminieren. Sogar das
sonst
so
einflußreiche
Militär muß sich diesen
Aufgaben unterordnen und
die Inquisition hat in diesen
Bereichen Befehlspriorität.
Um diese Aufgaben zu
erfüllen hält sich die
Inquisition an einfache
Grundsätze:
Infiltration,
Desinformation
und
Attentate.
Wie das Militär rekrutiert
auch die Inquisition aus
allen
Subklassen
der
Verborgenen Gesellschaft, möglicherweise sogar unter den Schattenlords, was den
Agenten der Inquisition eine sehr große Flexibilität bei der Erfüllung ihrer
vorgegebenen Mission gibt. Aber der wahrscheinlich größte Vorteil der Inquisition
ist ihre Unbekanntheit: ihre Feinde können sich nicht gegen sie verteidigen, da sie
75
nichts von ihrer Existenz ahnen. Diese Tatsache, zusammen mit intensivem
Training, Erfahrung und Fanatismus, macht die Inquisition zu einer äußerst
effizienten und tödlichen Organisation, die Chaos in der gesamten inneren Sphäre
säen könnte. Doch auch dieser Vorteil hat seinen Preis: das Personal der Inquisition
ist begrenzt, so daß nur wenige feindliche Fraktionen gleichzeitig beeinflußt
werden können. Aus einer Analyse ihrer Geschichte geht hervor, daß sich die
Inquisition auf zwei Fraktionen konzentriert hat: ComStar und die Banditenkaste
der Clans. Seit dem Schisma innerhalb ComStars hat sie sich hauptsächlich darauf
verlegt, die Blakistenfraktion ROMs zu infiltrieren, während sie sich bei den
anderen großen Fraktionen auf ein Minimum an Einmischung beschränkt. Die
Anonymität der Inquisition ermöglicht ihr, ein großes Unterstützungsnetzwerk aus
bezahlten Informanten und unabhängigen Söldnern ohne Furcht vor Entdeckung
und darauffolgender Zerschlagung aufrechtzuerhalten. Es ist höchstwahrscheinlich,
daß Verbündete wie ROM vom Wort Blakes und angeheuerte Söldner keine
Ahnung haben, wer sie tatsächlich kontrolliert.
Infiltrationstechniken wie Supersedure und der Einsatz von Replikanten erlaubt der
Inquisition ihre Spione beliebig in jede feindliche Organisation einzuschleusen.
Besonders die Heloten leben in ständiger Angst und erzählen Geschichten von
Müttern, die den Tod fanden, nachdem ihre eigenen Kinder von jungen Agenten
der Inquisition ersetzt worden waren und sie schließlich an die Inquisition
verrieten. So sehr die Heloten die geheimnisvollen Schattenlords verehren, so sehr
fürchten sie den langen Arm der mächtigen Inquisition. Es gibt keine Aufzeichnungen über Abtrünnige, denen es gelang, aus der Verborgenen Gesellschaft
zu fliehen; alle nicht-loyalen Personen wurden offensichtlich getötet, bevor sie
entkommen konnten. Die Inquisition arbeitet in Angelegenheiten der inneren
Sicherheit eng mit dem Militär zusammen: alle Sprung- und Landungsschiffe der
Verborgenen Gesellschaft haben mindestens einen Inquisitor und ein kleines
Truppenkontingent an Bord, um sicherzustellen, daß es niemandem jemals gelingt,
zum Feind überzulaufen.
76
DAS SCHATTENKORPS
Die genaue Größe der Kriegsmaschinerie Haus Amaris’ ist unbekannt, aber anhand
der Gesamtbevölkerung läßt sich schätzen, dass sie glücklicherweise relativ klein
sein muß. Allerdings ist diese Armee dank ihrer fortgeschrittenen Technologie und
ihres Fanatismus trotz ihrer geringen Größe extrem tödlich.
Obwohl das Schattenkorps eine unverkennbare Rangordnung besitzt, kann sich
seine Organisation situationsabhängig ändern. Es heißt, die Soldaten des Schattenkorps könnten ihre militärischen Strukturen entweder dem fünfer-basierten System
der Clans, dem vier-drei-System der Inneren Sphäre oder sogar dem SechserSystem Comstars/WoBs anpassen. Dieser Faktor erlaubt ihnen unvergleichliche
Flexibilität, bedeutet aber auch eine Begrenzung des militärischen Personals durch
das notwendige intensive Training. Höchstwahrscheinlich hat das Schattenkorps
während der erfolgreichen Eroberung Terras durch das Wort Blakes 3058 die
Blake-Milizen darin ausgebildet, die 21. Centauri Lanciers zu imitieren und/oder
nahmen mit den Schattenlanciers an der Operation Odysseus teil.
77
Sollten sich diese Berichte als wahr herausstellen, könnte sich jeder in Zukunft der
erschreckenden Vorstellung gegenüber sehen, von Einheiten angegriffen zu
werden, die nicht das sind, was sie zu sein scheinen.
Allerdings hat das Schattenkorps auch eine eigene Organisationsstruktur, die
benutzt wird, wenn sich das Schattenkorps offen zeigen will. Die kleinste Einheit
ist eine Zelle, bestehend aus 3 oder 4 BattleMechs. 3 oder 4 Zellen bilden einen
Zirkel; es wurde berichtet, daß während des Talos-Feldzuges die Angreifer in
Gruppen von 12 Mechs, manchmal ergänzt durch einen dreizehnten, operierten.
Mehrere Zirkel formen einen Kabal, die genaue Größe ist zwar unbekannt, dürfte
sich aber an einem Regiment der Inneren Sphäre oder einer Clan-Galaxis
orientieren.
78
Noch beunruhigender ist die Größe der Kriegsschiffsflotte des Schattenkorps. Es
tauchen mehr und mehr unbestätigte Berichte über Sichtungen unbekannter
Kriegsschifftypen in der tiefen Peripherie auf. Sollte es tatsächlich eine Allianz
zwischen dieser Fraktion und den Blakisten geben, wäre ihre kombinierte
Streitmacht größer als die jeder anderen Fraktion der Inneren Sphäre oder der
Clans. Falls es die Verborgene Gesellschaft wirklich gibt, hätte sie über 200 Jahre
ununterbrochenen technologischen Fortschritts vorzuweisen; Produktion und
Aufbau dieser Einheiten wäre der nächste logische Schritt.
Auch die Gerüchte, Haus Amaris habe Zugriff auf moderne Gefechtsrüstungen
könnten sich als wahr erweisen, da die Agenten des Republikanischen Geheimdienstes während des Amaris Coup an die Pläne der Nighthawk-Gefechtsrüstung
des Ersten Sternebundes gelangten. Eine neu entwickelte Rüstung, basierend auf
der neuesten Clan-Technologie und Stealth-Technologie der Inneren Sphäre, stellt
eine beängstigende Möglichkeit dar.
79
UNBESTÄTIGTE MILITÄRISCHE AUSRÜSTUNG
Datum: 17. Oktober 3067
An: Präzentor Martialum Victor Steiner-Davion
Von: Adept Dennis Surban
Betreff: BattleMechs, Kriegsschiffe und Gefechtsrüstungen der neuen Fraktion
Basierend auf Berichten der vom Unglück verfolgten Talos-Expedition und
abgefangenen Übertragungen der Blakisten und der Clans haben wir ein kleines,
aber wichtiges Handbuch der militärischen Hardware der noch größtenteils
unbekannten, neuen Fraktion zusammengestellt. Zu meinem Bedauern muß ich
Ihnen mitteilen, daß wir aufgrund von Schwierigkeiten mit Blakes Wort bis
jetzt nicht in der Lage waren, die Existenz dieser Fraktion zu bestätigen oder zu
widerlegen. Ich schlage vor, diesen Bericht an unsere Verbündeten, besonders
das WolfNetz von Oberst Wolf weiterzuleiten; vielleicht finden sie einen Weg,
die Gerüchte zu untermauern. Nur durch die entschlossene Zusammenarbeit mit
unseren verbliebenen Verbündeten können wir uns dem heranziehenden Chaos,
welches uns möglicherweise alle verschlingen wird, entgegenstellen.
Ausgehend von der Vollkommenheit und Tödlichkeit der im Folgenden aufgeführten Maschinen können wir nur annehmen, daß diese Fraktion über
bedeutsame Produktionskapazitäten verfügt und Zugriff auf die fortschrittlichsten Technologien jeder bekannten Fraktion hat; wie sie dies erreichen
konnte, ist uns ein Rätsel. Am beunruhigendsten ist, daß diese unbekannte
Macht sowohl die Banditenkaste der Clans als auch die Reaktionäre vom Wort
Blakes in einem Maße mit Nachschub versorgt hat, daß diese zu einer akuten
Bedrohung werden konnten. Über ihre wahren Absichten wissen wir jedoch
überhaupt nichts.
Gravedigger OmniMech
65-Tons (Clan Technology)
Chassis: Unknown
Power Plant: Unknown 390 XL (Clan)
Cruising Speed: 64.5
Maximum Speed: 96.75
Jump Jets: none
Jump Capacity: none
Armor: Unknown
Armament: 8 ER Medium Lasers
Manufacturer: Unknown
Primary Factory: Unknown
Communications System: Unknown with Guardian ECM Suite
Targeting and Tracking System: Unknown with Beagle Active Probe, Special
Targeting Computer
80
Übersicht:
Wie sein Schwestermodell, der Inquisitor, erschien der Gravedigger erstmals in
den Berichten der IS-Geheimdienste nach der fehlgeschlagenen SBVSExpedition zur entfernten Peripheriewelt Talos gegen Ende 3066. Als zweithäufigster Mech in einigen neuen und mysteriösen Einheiten stellt der
Gravedigger ein ebenso großes Rätsel dar wie die Einheiten, zu denen er gehört.
Bis jetzt wurde kein intakter Gravedigger oder Inquisitor intakt erbeutet; beide
BattleMechs scheinen mit einer Art Selbstzerstörungsmechanismus ausgestattet
zu sein. Berichten zufolge erfolgte, kurz nachdem einer der Mechs ausgeschaltet
worden war (entweder durch Verlust eines Beines, Zerstörung des Cockpits oder
des Reaktors), eine katastrophale Implosion, die den Reaktorkern zerstörte und
eine kleine nukleare Schockwelle auslöste. Die Untersuchungen der Überreste
ergaben lediglich, daß diese Maschinen mit Clan-Technologie hergestellt
wurden; sonst konnte nichts von Bedeutung festgestellt werden. Wir wissen bis
heute nichts über die Organisation, die diese Mechs einsetzt, wo sie hergestellt
werden, wer sie steuert und welchen strategischen Zweck außer blanker
Zerstörung sie erfüllen.
Neuere Berichte der Clans bestätigen unsere Annahme, daß es eine Verbindung
zu einigen Einheiten der Banditenkaste gibt, die mit diesen Mechtypen
ausgestattet sind. Merkwürdig ist, daß die Angreifer, Angehörige dieser Kaste,
die mehrere Clan-Heimatwelten angegriffen haben, extrem gut ausgerüstet zu
sein scheinen; 3064 gelang es ihnen sogar, genetisches Material aus dem
Genarchiv auf Strana Mechty zu stehlen. Erst kürzlich freigegebenen Berichten
der Clans zufolge hatten die Angreifer nicht nur Luftunterstützung durch einen
bis dato unbekannten Omnijäger, der mit einer Clan-Version von Haus Liaos
Stealth-Panzerung ausgestattet war, sondern auch durch eine große Zahl an
Kriegsschiffen. Ein Clan-Kriegsschiff der McKenna-Klasse mußte sich aufgrund
schwerer Schäden aus dem Kampf zurückziehen. Es gibt zwei mögliche
Erklärungen: entweder ist die Dunkle Kaste nicht nur irgendwie an Kriegsschiffe gelangt, sondern hat auch an einem unbekannten Ort mit der Produktion
von OmniMechs begonnen, oder es existiert eine den Nachrichtendiensten der
Inneren Sphäre und der Clans unbekannte Macht, die anfängt, Ihre Präsenz
spüren zu lassen. Nur die Zeit wird zeigen, ob diese Gerüchte tatsächlich wahr
sind.
Mit einer hohen Geschwindigkeit für seine Gewichtsklasse bei gleichzeitig
vergleichsweise schwächerer Bewaffnung stellt der Gravedigger ein Rätsel für
uns dar. Die Primärvariante scheint mit ihren 8 mittelschweren ER-Lasern und
den für ihren Einsatz nötigen Wärmetauschern dem Black Hawk der Clans
nachempfunden zu sein. Sowohl die primäre als auch die A-Variante sind mit
einem Zielcomputer ausgestattet, der eine unvergleichliche Treffergenauigkeit
ermöglicht, wobei die A-Variante für Langstreckenunterstützung, die
Primärvariante dagegen für kurze bis mittlere Distanz konzipiert zu sein scheint.
81
Zudem besitzen beide Varianten verschiedene elektronische Systeme, was den
Schluß nahelegt, daß der Gravedigger als ScoutMech eingesetzt wird.
Mit ihren beiden ATM-Werfern ist die B-Variante auf Feuerunterstützung
ausgelegt, während die C-Variante akkurate Unterstützung im Kurz- und
Langstreckenbereich liefert. Einer Analyse der Clans zufolge, die vor kurzem in
die Hände ROMs gelangte, wird dieser Mech ausschließlich als Unterstützungseinheit eingesetzt. Einer anderen Theorie nach wurde der Gravedigger als Jäger
leichterer gegnerischer Mechs designt, während er größere Beute seinem
Schwestermodell überläßt. Auf jeden Fall wurden alle vier Konfigurationen in
jeder Einheit zusammen gesichtet, was nahelegt, daß die einzelnen Varianten
zusammen benutzt werden, um die jeweiligen Missionsparameter zu erfüllen.
82
Gravedigger Prime
65-Tons (Clan Technology)
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)
Equipment Mass
Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5
Engine: 390 XL (Clan) 23
Walking MP: 6
Running MP: 9
Jumping MP: 0
Heat Sinks: 18(36) - (C) Double 8
Gyro: 4
Cockpit: 3
Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11
Internal Armor
Structure Value
Head 3 9
Center Torso 21 32
Center Torso(rear) 10
R/L Torso 15 23
R/L Torso(rear) 7
R/L Arm 10 20
R/L Leg 15 30
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1
Targeting Computer RT 2 2
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1
(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1
(C) [Pod] Light TAG CT 1 0.5
(C) [Pod] Active Probe H 1 1
Gravedigger A
65-Tons
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)
Equipment Mass
Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5
Engine: 390 XL (Clan) 23
Walking MP: 6
Running MP: 9
83
Jumping MP: 0
Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7
Gyro: 4
Cockpit: 3
Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11
Internal Armor
Structure Value
Head 3 9
Center Torso 21 32
Center Torso(rear) 10
R/L Torso 15 23
R/L Torso(rear) 7
R/L Arm 10 20
R/L Leg 15 30
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage
(C) [Pod] ER Large Laser LA 1 4
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1
Targeting Computer RT 2 2
(C) [Pod] ER Large Laser RA 1 4
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1
(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1
(C) [Pod] Light Active Probe H 1 0.5
Gravedigger B
65-Tons
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)
Equipment Mass
Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5
Engine: 390 XL (Clan) 23
Walking MP: 6
Running MP: 9
Jumping MP: 0
Heat Sinks: 11(22) - (C) Double 1
Gyro: 4
Cockpit: 3
Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11
Internal Armor
Structure Value
Head 3 9
Center Torso 21 32
Center Torso(rear) 10
R/L Torso 15 23
R/L Torso(rear) 7
R/L Arm 10 20
R/L Leg 15 30
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage
84
(C) [Pod] ATM-9 LA 4 5
(C) [Pod] ER Medium Laser LA 1 1
(C) [Pod] ATM-9 ER Ammo LT 2 2
(C) [Pod] ATM-9 HE Ammo LT 1 1
(C) [Pod] ATM-9 ER Ammo RT 1 1
(C) [Pod] ATM-9 HE Ammo RT 2 2
(C) [Pod] ATM-9 RA 4 5
(C) [Pod] ER Medium Laser RA 1 1
(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1
(C) [Pod] Light TAG H 1 0.5
Gravedigger C
65-Tons
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)
Equipment Mass
Internal Structure: - (C) EndoSteel 3.5
Engine: 390 XL (Clan) 23
Walking MP: 6
Running MP: 9
Jumping MP: 0
Heat Sinks: 12(24) - (C) Double 2
Gyro: 4
Cockpit: 3
Armor Factor: 211 - (C) Ferro-Fibrous 11
Internal Armor
Structure Value
Head 3 9
Center Torso 21 32
Center Torso(rear) 10
R/L Torso 15 23
R/L Torso(rear) 7
R/L Arm 10 20
R/L Leg 15 30
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage
(C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6
Targeting Computer RT 3 3
(C) [Pod] Large Pulse Laser RA 2 6
(C) [Pod] ECM Suite CT 1 1
(C) [Pod] Medium Pulse Laser CT 1 2
(C) [Pod] Light Active Probe H 1 0.5
85
Inquisitor OmniMech
85-Ton OmniMech
Chassis: Unknown
Power Plant: Unknown 340 XL (Clan)
Cruising Speed: 43
Maximum Speed: 64.5
Jump Jets: none
Jump Capacity: none
Armor: Unknown with CASE
Armament:
2 ER PPCs
1 Gauss Rifle
2 ER Medium Lasers
2 Medium Pulse Lasers
Manufacturer: Unknown
Primary Factory: Unknown
Communications System: Unknown
Targeting and Tracking System: Unknown with Special Targeting Computer
Übersicht:
Ende 3066 wurde eine Einsatzgruppe bestehend aus der kürzlich gegründeten 3.
Royal Guards BattleMech Division der SBVS und Stilicho´s Stilettos, einer
Söldnereinheit aus der Peripherie, zu einem entfernten Planeten am äußeren
Rand der lyranischen Grenze entsandt, um merkwürdigen Ortungen auf der
Oberfläche und Berichten, daß dieser Planet als Operationsbasis für Überfälle
von unbekannter Seite diente, nachzugehen. Kurz nachdem der Großteil der
Einheit gelandet war, wurden ihre Luftunterstützung und Sprungschiffe augenscheinlich von Caspar-Drohnenschiffen angegriffen und vernichtet. Auch die
Bodeneinheiten sahen sich bald unbekannten Mechs verschiedener Bauart gegenüber, die sofort angriffen und die Einsatzgruppe auslöschten. Nur eine
Handvoll Überlebender konnte schließlich einige Wochen später gerettet
werden. Dies war der erste Zusammenstoß der Inneren Sphäre mit dem
Inquisitor.
Interessanterweise berichten Clan-Quellen von zahlreichen ähnlichen Zwischenfällen mit der Banditenkaste. Von den Clans gemieden, war die Banditenkaste in
der Lage, sich bei einigen Zusammenstößen in jüngster Zeit zu behaupten –
bedingt dadurch, daß diese Abtrünnigen der Clans von bis dato unbekannten,
mit Clan-Technologie ausgerüsteten Einheiten unterstützt wurden. Eine Reihe
weiterer Zwischenfälle mit diesen Einheiten, darunter die Gefangennahme einer
großen Anzahl Wissenschaftler der Nebelparder auf Diana nach der
Zerschlagung des Clans werfen mehr Fragen als Antworten auf.
86
Bekannt ist bis jetzt nur, daß diese neuen BattleMechs Clan-Technologie
einsetzen, aber es wurden vereinzelt auch neuere technische Innovationen der
Inneren Sphäre gesichtet wie etwa die vor kurzem entwickelte StealthPanzerung. Die einzige Schlußfolgerung, die unser Orden ziehen kann, ist, daß,
wer auch immer diese tödlichen neuen OmniMechs herstellt, sowohl Zugriff auf
Technologien der Clans als auch der Inneren Sphäre hat. Noch beunruhigender
ist, daß die unbekannten Einheiten, die diese OmniMechs einsetzen, das alte
Wappen der nicht mehr existenten Republik der Randwelten tragen. Wir
vermuten, daß sich entweder eine kleine, gut ausgerüstete Piratenbande mit
diesem Symbol einen kranken Scherz erlaubt oder aber Überreste der Republik
der Randwelten den Amaris-Bürgerkrieg überlebten und jetzt auf Rache aus
sind. Sollte sich das letztere bewahrheiten, stehen den Clans und den Großen
Häusern der Inneren Sphäre dunkle Zeiten bevor.
Die Kampfberichte zeigen, daß der hier beschriebene Mech, der Inquisitor, eine
furchterregende Maschine und gleichzeitig der am häufigsten vorkommende
Mechtyp der rätselhaften Einheiten ist. Bei seiner Entwicklung wurde offensichtlich darauf geachtet, ihm ein möglichst furchteinflößendes Äußeres zu verleihen. Mit einer für seine Gewichtsklasse hohen Geschwindigkeit und einem
beeindruckenden Waffenarsenal in Verbindung mit einem hochmodernen
Zielcomputer kann der Inquisitor jeden Gegner scheinbar mit Leichtigkeit
vernichten. Die A-Variante trägt eine angsteinjagende Nahkampfwaffe der
Inneren Sphäre: einen Streitkolben. Bei einigen Zusammenstößen wurden
gegnerische Mechs regelrecht zermalmt von diesen Maschinen, nachdem diese
sie ausmanövriert und eingekesselt hatten. Die B-Variante ist mit ATMs
ausgerüstet und dient wahrscheinlich als Feuerunterstützung für die Primär- als
auch die A-Variante.
87
Inquisitor Prime
85-Tons
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)
Equipment Mass
Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5
Engine: 340 XL (Clan) 13.5
Walking MP: 4
Running MP: 6
Jumping MP: 0
Heat Sinks: 18(36) - (C) Double 8
Gyro: 4
Cockpit: 3
Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14
Internal Armor
Structure Value
Head 3 9
Center Torso 27 41
Center Torso(rear) 13
R/L Torso 18 27
R/L Torso(rear) 9
R/L Arm 14 28
R/L Leg 18 36
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage
(C) [Pod] ER PPC LA 2 6
88
(C) [Pod] ER PPC LA 2 6
Targeting Computer LT 6 6
(C) [Pod] Medium Pulse Laser RT 1 2
(C) [Pod] Gauss Rifle RA 6 12
(C) [Pod] Gauss Rifle Ammo RA 2 2
(C) [Pod] ER Medium Laser CT 1 1
(C) [Pod] ER Medium Laser CT 1 1
(C) [Pod] Medium Pulse Laser H 1 2
Inquisitor A
85-Tons
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)
Equipment Mass
Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5
Engine: 340 XL (Clan) 13.5
Walking MP: 4
Running MP: 6
Jumping MP: 4
Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7
Gyro: 4
Cockpit: 3
Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14
Internal Armor
Structure Value
Head 3 9
Center Torso 27 41
Center Torso(rear) 13
R/L Torso 18 27
R/L Torso(rear) 9
R/L Arm 14 28
R/L Leg 18 36
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage
(C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6
(C) [Pod] Large Pulse Laser LA 2 6
(C) [Pod] Large Pulse Laser LT 2 6
Targeting Computer LT 5 5
Jump Jet LL 2 1
Jump Jet RL 2 1
(C) [Pod] Large Pulse Laser RT 2 6
Mace RA 6 6
Inquisitor B
85-Ton
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (OmniMech)
Equipment Mass
89
Internal Structure: - (C) EndoSteel 4.5
Engine: 340 XL (Clan) 13.5
Walking MP: 4
Running MP: 6
Jumping MP: 0
Heat Sinks: 17(34) - (C) Double 7
Gyro: 4
Cockpit: 3
Armor Factor: 263 - (C) Ferro-Fibrous 14
Internal Armor
Structure Value
Head 3 9
Center Torso 27 41
Center Torso(rear) 13
R/L Torso 18 27
R/L Torso(rear) 9
R/L Arm 14 28
R/L Leg 18 36
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage
(C) [Pod] ATM-12 LA 5 7
(C) [Pod] ER PPC LA 2 6
(C) [Pod] ATM-12 ER Ammo LT 3 3
(C) [Pod] ATM-12 HE Ammo LT 3 3
(C) [Pod] ATM-12 RT 5 7
(C) [Pod] ATM-12 RA 5 7
(C) [Pod] ER PPC RA 2 6
90
Nephilim LAM
55-Ton Land-Air ‘Mech
Chassis: Unknown
Power Plant: Unknown 275 XL (Clan)
Cruising Speed: 53.75
Maximum Speed: 86
Jump Jets: Unknown
Jump Capacity: 150 meters
Armor: Unknown
Armament:
2 ER Large Lasers
2 ER Medium Lasers
Manufacturer: Unknown
Primary Factory: Unknown
Communications System: Unknown with Guardian ECM Suite
Targeting and Tracking System: Unknown with Special Targeting Computer
Übersicht:
Dieser gefährliche neue FLUM ist augenscheinlich das Produkt einer
technologisch fortgeschrittenen Fraktion, die der Inneren Sphäre und den Clans
bis jetzt unbekannt war. Was wir bis jetzt wissen ist, daß die Macht, die diese
vielseitigen Maschinen einsetzt, über Technologien der Inneren Sphäre und der
Clans verfügt. FLUMs sind bis auf wenige, schlecht erhaltene Museumsstücke
von den Schlachtfeldern unserer Zeit verschwunden, aber mit dem Auftauchen
dieses neuen, schlagkräftigen FLUMs wurde die Kriegsführung erneut auf den
Kopf gestellt. Dank seines Waffenarsenals aus Clan-Energiewaffen ist der
Nephilim perfekt für Überfälle geeignet und seine Fähigkeit, sich in einen
Luft/Raumjäger zu verwandeln ermöglicht ihm, eventuelle schwerere Gegner
auszumanövrieren. Obwohl er weder als reiner BattleMech noch im Vergleich
mit Clan-Omnijägern herausragt, verleiht die Wandlungsfähigkeit des Nephilim
dem Kampf eine neue Dimension. Durch die Beweglichkeit eines FLUMs in
Kombination mit Stealth-Panzerung könnte der Nephilim unentdeckt in ein
System eindringen, maximalen Schaden anrichten und dann spurlos
verschwinden.
Da der Großteil des Militärs der Inneren Sphäre und beinahe jeder der Krieger
der Clans nur unzureichend darauf trainiert sind, den Angriff eines FLUMs
abzuwehren, der noch dazu mit der neuesten Technologie ausgerüstet ist, könnte
der Nephilim dank seiner bereits erwähnten Anpassungsfähigkeit eine ernsthafte
Bedrohung werden.
91
Nephilim LAM
55-Ton Land-Air ‘Mech
Technology Base: - Mixed (Clan Chassis) - Level 3 (Land-Air Mech)
Equipment Mass
Internal Structure: - (C) EndoSteel 3
Engine: 275 XL (Clan) 8
Walking MP: 5
Running MP: 8
Jumping MP: 5
Heat Sinks: 15(30) - (C) Double 5
Gyro: 3
Cockpit: 3
Armor Factor: 185 - Stealth 12
Internal Armor
Structure Value
Head 3 9
Center Torso 18 27
Center Torso(rear) 9
R/L Torso 13 20
R/L Torso(rear) 6
R/L Arm 9 18
R/L Leg 13 26
Weapons and Ammo Location Critical Tonnage
92
(C) ER Medium Laser LA 1 1
(C) ER Large Laser LT 1 4
Jump Jet LT 2 0.5
Targeting Computer LT 2 2
(C) ER Large Laser RT 1 4
Jump Jet RT 2 0.5
(C) ER Medium Laser RA 1 1
(C) ECM Suite CT 1 1
Jump Jet CT 1 0.5
93
Necronomicon-Class Pocket Battleship (RWR)
Tech: Inner Sphere / 2680
Vessel Type: WarShip
Rules: Level 2, Custom design
Rules Set: AeroTech2
Mass: 890,000 tons
K-F Drive System: (Unknown)
Power Plant: Standard
Safe Thrust: 4
Maximum Thrust: 6
Armor Type: Lamellor Ferro-carbide
Armament:
4 Killer Whale
80 Large Laser
12 NAC/30
4 Barracuda
12 NL45
16 AMS
16 NAC/25
4 NAC/35
Übersicht:
Als die SBVS der Republik der Randwelten im August 2767 den Krieg
erklärten, war die Generalität der SBVS der Ansicht, daß es dank zahlenmäßiger
Überlegenheit und Feuerkraft ein Leichtes sein würde, die Welten der Republik
einzunehmen. Zu Beginn der Invasion der Randwelten sahen sich die Flottenverbände der SBVS überraschend mit einer neuen Kriegsschiffklasse konfrontiert, die großen Schaden anrichtete und sogar einige wichtige Konvois, die
Unterstützung für die Invasion liefern sollten, zerstörte.
Die Panzerschiffe der Necronomicon-Klasse waren im Geheimen unter
Verletzung der damals gültigen Rüstungskontrollverträge gebaut worden und
unter Verwendung von gestohlenen Technologien des Sternenbundes speziell
darauf ausgelegt, der Stärke der gefürchteten Flotte der SBVS zu widerstehen.
Obwohl die SBVS während ihres Feldzuges nur auf weniger als ein Dutzend
dieser Kriegsschiffe traf, konnten die Panzerschiffe, egal gegen welchen Gegner,
eine beeindruckende Zahl an Abschüssen vorweisen – tatsächlich waren diese
Schiffe der Grund dafür, daß sich die Eroberung der Republik so lange hinzog.
Obwohl schwer gepanzert und dafür konstruiert, die gewaltigen Kriegsschiffe
der SBVS auszumanövrieren, waren sie allem, was kleiner war als sie, deutlich
an Feuerkraft überlegen. In den ersten paar Monaten des Feldzuges erlitten die
SBVS schreckliche Verluste und mußten sich auf riesige Konvois mit
Geleitschutz stützen, um ihre Nachschublinien zu erhalten. Analysten hatten
einen Zusammenbruch der Republik auf ihren Zentralwelten innerhalb von drei
Monaten vorhergesagt, aber dank der tödlichen Necronomicons dauerte die
94
Operation insgesamt drei Jahre. Letzten Endes wurden sie von der Übermacht
der SBVS überwältigt – das letzte Panzerschiff wurde 2770 beim letzten
Vorstoß auf die Hauptwelt der Republik der Randwelten, Apollo, zerstört.
Gerade als diese schlagkräftige Schiffsklasse im Nebel der Geschichte verschwunden zu sein schien, wurde diese Annahme 3064 durch einen Zwischenfall in der tiefen Peripherie widerlegt. Eine handvoll Überlebender (die einige
Monate später alle unter mysteriösen Umständen ums Leben kamen) berichtete
von einem Zusammenstoß mit einer Flotte unbekannter Kriegsschiffe mit einem
der Necronomicon-Klasse ähnlichen Rumpfaufbau, die ihr ExplorerCorps-Schiff
mit Leichtigkeit zerstörte. Die Überlebenden beharrten, es habe sich um
denselben Schiffstyp gehandelt, allerdings mit Clantechnologie ausgerüstet –
und es seien Dutzende gewesen. Aufgrund der von diesen Schiffen
ausgestrahlten IFF Signale nannten die Überlebenden diese neue Schiffsart
„Demonicon“. Obwohl unser Orden in den letzten Monaten nach Kopien ihrer
Berichte und Nachbesprechungen gesucht hat, scheinen unsere Archive
überraschenderweise leer zu sein. Möglicherweise haben WOB-Agenten innerhalb unserer Organisation die Vidbänder entweder gestohlen oder zerstört, und
da alle Augenzeugen mittlerweile verstorben sind, werden wir die ganze Wahrheit vielleicht nie erfahren. Dennoch wurde an alle Schiffe des ExplorerCorps
die Order ausgegeben, eventuell diesbezüglich auftauchende Spuren zu verfolgen.
95
Class/Model/Name: Necronomicon-Class Pocket Batleship(RWR)
Mass: 890,000 tons
Equipment: Mass
Power Plant, Drive & Control: 213,600.00
Thrust: Safe Thrust: 4
Maximum Thrust: 6
Kearny-Fuchida Hyperdrive: Compact (Integrity = 18) 402,725.00
Lithium Fusion Battery 8,900.00
Jump Sail (Detachable): (Integrity = 5) 74.00
Structural Integrity: 70 62,300.00
Total Heat Sinks: 2,328 Double 1,630.00
Fuel & Fuel Pumps: 5,100.00
Bridge, Controls, Radar, Computer & Attitude Thrusters: 2,225.00
Fire Control Computers: .00
Food & Water: (90 days supply) 171.50
Armor Type: Lamellor Ferro-carbide (1,288 total armor pts) 1,246.00
Capital Scale Armor Pts
Location: L / R
Fore: 239
Fore-Left/Right: 214/214
Aft-Left/Right: 214/214
Aft: 193
DropShip Capacity: 8 Docking Hardpoints 8,000.00
Grav Decks #1 - 2: (150-meter diameter) 200.00
Life Boats: 64 (7 tons each) 448.00
Crew and Passengers:
63 Officers (63 minimum) 630.00
250 Crew (160 minimum) 1,750.00
68 Gunners (68 minimum) 476.00
Weapons and Equipment Loc SRV MRV LRV ERV Heat Mass
-----------------------------------------------------------------------------4 Killer Whale(40 msls) Nose 16 16 16 16 80 2,600.00
10 Large Laser Nose 8(80) 8(80) -- -- 80 50.00
2 NAC/30(20 rounds) Nose 60 60 60 -- 200 7,016.00
2 NAC/30(20 rounds) Nose 60 60 60 -- 200 7,016.00
2 NAC/30(20 rounds) FL/R 60 60 60 -- 400 14,032.00
1 Barracuda(10 msls) FL/R 2 2 2 2 20 780.00
3 NL45 FL/R 14 14 14 14 420 5,400.00
10 Large Laser FL/R 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00
4 AMS(144 rounds) FL/R -- -- -- -- 8 28.00
2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00
2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00
2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00
2 NAC/25(20 rounds) L/RBS 50 50 50 -- 340 12,024.00
10 Large Laser L/RBS 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00
96
2 NAC/30(20 rounds) AL/R 60 60 60 -- 400 14,032.00
1 Barracuda(10 msls) AL/R 2 2 2 2 20 780.00
3 NL45 AL/R 14 14 14 14 420 5,400.00
10 Large Laser AL/R 8(80) 8(80) -- -- 160 100.00
4 AMS(144 rounds) AL/R -- -- -- -- 8 28.00
10 Large Laser Aft 8(80) 8(80) -- -- 80 50.00
2 NAC/35(20 rounds) Aft 70 70 -- -- 240 8,020.00
2 NAC/35(20 rounds) Aft 70 70 -- -- 240 8,020.00
1 Lot Spare Parts (5.00%) 44,500.00
-----------------------------------------------------------------------------TOTALS: Heat: 4,656 875,623.50
Tons Left: 14,376.50
Calculated Factors:
Total Cost: 24,960,230,000 C-Bills
Battle Value: 250,653
Cost per BV: 99,580.81
Weapon Value: 110,913 (Ratio = .44)
Damage Factors: SRV = 9,602; MRV = 9,434; LRV = 7,079; ERV = 2,358
Maintenance: Maintenance Point Value (MPV) = 591,453
(69,311 Structure, 272,922 Life Support, 249,220 Weapons)
Support Points (SP) = 434,859 (74% of MPV)
BattleForce2: Not applicable
97
MECHWARRIOR RPG
Das Haus Amaris Quellenbuch soll Spielern und Spielleitern eine Reihe neuer
Möglichkeiten im Classic Battletech Universum geben. Da dieses Quellenbuch
die Geschichte der Republik der Randwelten von ihrer Gründung bis zum Jihad
von Blakes Wort behandelt, können Rollenspieler einen beliebigen Aspekt der
Timeline auswählen, um unvergeßliche Abenteuer zu erleben. Da Informationen
über die Republik der Randwelten nur spärlich vorliegen, kann der Spielleiter
die fehlenden Informationen, die nicht in diesem Quellenbuch behandelt
wurden, beliebig ergänzen. Alternativ kann der Spielleiter das Quellenmaterial
nach dem Amaris-Bürgerkrieg ändern oder löschen, wenn er sich an den
geschichtlichen Kanon halten möchte. Ihr habt die Wahl!
98
MÖGLICHE KAMPAGNEN
HISTORISCHES SPIEL:
Das Haus Amaris Quellenbuch deckt den vollständigen Zeitraum der Existenz
der Republik der Randwelten von 2250 bis 2779 ab und gibt den Spielern fast
völlig freie Hand, was in dieser Periode angesiedelte Kampagnen betrifft. Durch
ihre mehr als 500 Jahre lange Geschichte können Spieler die Gründung der
Republik durch Hector Rowe und seiner Bande von Verrückten nachspielen
oder auf Seiten der SBVS die Welten der Terranischen Hegemonie aus den
Klauen von Amaris, dem Usurpator, befreien. Alternativ können die Spieler Teil
des Militärs von Haus Amaris sein und dabei helfen, die Republik gegen die
dauernden Piratenüberfälle während ihrer Gründerjahre zu verteidigen oder als
loyale Soldaten von Amaris versuchen, den Ansturm von Kerenskys Truppen
aufzuhalten und so die Geschichte zu verändern. Der Spielleiter kann die Spieler
als eine der Hauseinheiten, die an der Seite des Sternenbundes den brutalen
Vereinigungskrieg kämpften, agieren lassen – oder sie gegen den Sternenbund
antreten lassen! Da von dieser Zeit nur sehr wenig bekannt ist, kann der
Spielleiter lange verlorene Mechs, Fahrzeuge und Ausrüstung als Teil der
einstmals mächtigen Randwelten-Kriegsmaschinerie erschaffen. Obwohl
manche Spieler wahrscheinlich nicht die zum Scheitern verurteilten Soldaten der
Randwelten spielen wollen, hat das Spielen einer untergegangenen Fraktion
einen gewissen romantischen Reiz. Andererseits können die Spieler auch als
Teil der SBVS im Amaris Bürgerkrieg ihre Frustrationen an Stefan Amaris,
einer der am meisten gehaßtesten Persönlichkeiten im BattleTech-Universum,
auslassen.
In solchen High Power-Kampagnen muß der Spielleiter schon früh festlegen, ob
die Geschichte veränderbar ist: werden die Spieler, falls sie genug Einfluß
gewinnen, in der Lage sein, den Lauf der Geschichte zu ändern? Diese Art von
Kampagne erfordert einen Spielleiter, der sich mit den Schlüsselereignissen
dieser Zeit genau auskennt und sie auf Ebene der Spieler dramatisch
darzustellen weiß. Wichtig dabei ist, daß über die Geschehnisse, in die die
Spieler verwickelt werden, das große Ganze im Blick bleibt. Wenn sie gut
gespielt werden, können endlose Variationen dieser Kampagne gespielt werden
– jedesmal mit einem anderen Ausgang!
SPIELER ALS TEIL DER VERBORGENEN GESELLSCHAFT
Falls die Gruppe es möchte, können die Spieler sogar Teil des wiedergeborenen
Hauses Amaris sein und ihren Rachefeldzug gegen die Mächte der Inneren
Sphäre und die Clans beginnen. Diese Kampagne wäre hauptsächlich von
Ränkespielen geprägt – die Spieler könnten entweder Teil der düsteren
Inquisition oder des kleinen, aber tödlichen Schattenkorps sein und ihren
verschleierten Krieg gegen nahezu jede andere Fraktion führen. Es könnte den
Spielern gefallen, zu einer geheimen Gesellschaft zu gehören, von deren
99
Existenz niemand etwas ahnt bis es zu spät ist. Falls die Spieler die Rolle der
Schurken übernehmen wollen, wäre dies ein perfektes Kampagnensetting.
Dieses Setting benötigt einen vielseitigen Spielleiter, der es schafft, eine
fremde Kultur, die der aus Platos Der
Staat ähnelt, bildhaft darzustellen: ein
Klassensystem, bestehend aus der
herrschenden Intelligentia, Kriegern,
Bürgern und Sklaven. Werden die
Spieler loyale Mitglieder der Verborgenen Gesellschaft sein, die Verräter
und Abtrünnige ausschalten, während
sie auf ihrer Reise durch die Innere
Sphäre versuchen, ihre Anonymität zu
bewahren – oder werden sie Rebellen
sein, die hoffen, die Verborgene Gesellschaft zum Guten zu verändern?
SCHATTENLORDS ALS GEGENSPIELER
Wahrscheinlich eine der spannendsten
Kampagnen könnte die Spieler gegen
einen unbekannten und sehr mächtigen
Gegner antreten lassen; man stelle sich
ihre geschockten Gesichter vor, wenn
sich herausstellt, daß Haus Amaris
keineswegs ausgelöscht wurde, sondern überlebt hat und nun seine
schreckliche Rache gegen die Nachkommen seiner alten Feinde plant!
Dieses Quellenbuch ermöglicht es dem
Spielleiter, Haus Amaris als ultimativen Gegner im BattleTech-Universum
maßzuschneidern. Die Verborgene Gesellschaft könnte auch als Kunstgriff zur
Erklärung jeder Verschwörungstheorie eingesetzt werden, die im BattleTechUniversum nie aufgeklärt wurde – angefangen beim Schicksal von Clan
Vielfraß bis hin zur tatsächlichen Identität des Kopfgeldjägers. Die Spieler
könnten einer beliebigen Fraktion angehören, von einer Claneinheit, die das
Rätsel um die Banditenkaste lösen soll, über eine Einheit der Inneren Sphäre, die
den Mord an einem bedeutenden Adeligen aufklären soll bis hin zu einer
Söldnereinheit, die über eine gewaltige Verschwörung stolpert.
100
Da die Schattenlords bekannte Persönlichkeiten aus der gesamten Geschichte
klonen und als Attentäter einsetzen können, werden die Spieler stark unter
Druck sein, die Wahrheit herauszufinden, während ihr Leben ständig durch das
unbarmherzige Spionagenetzwerk der Inquisition bedroht wird. Eine solche
Kampagne würde eine akribische Planung von Seiten des Spielleiters erfordern,
da sie in gewisser Weise einer Zwiebel ähnelt: mit jeder Schicht, die die Spieler
durchdringen, würden mehr und mehr Geheimnisse aufgedeckt werden. Obwohl
es harte Arbeit für den Spielleiter darstellt, die Wahrheit über Haus Amaris
Stück für Stück zu enthüllen, dürften die Spieler sicherlich eine Überraschung
erleben, wenn am Höhepunkt der Kampagne die Identität ihres Gegners enthüllt
wird.
101