PDF 1. Quartal 2014

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PDF 1. Quartal 2014
ATV Österreich.Trend
ATV Österreich.Trend
21. Welle, März 2014
Dr. Peter Hajek
Mag. Alexandra Siegl, MSc.
Inhaltsverzeichnis
Beschreibung der Studie ........................................................................................................ 2
Wirtschaftslage ...................................................................................................................... 2
EU-Wahl ................................................................................................................................. 3
Politische Stimmung und Causa Hypo .................................................................................... 4
Sonntagsfrage und Kanzlerfrage ............................................................................................ 6
ATV Österreich.Trend
Beschreibung der Studie
Seit Anfang 2009 publizieren ATV und Peter Hajek gemeinsam den ATV Österreich.Trend, eine quartalsmäßige
Umfrage unter wahlberechtigten Österreicher/innen. Diese an den ARD-DeutschlandTrend angelehnte
Erhebung gibt ein Abbild der politischen Großwetterlage sowie aktueller Themen im Land.
Im Rahmen der 21. Welle des ATV Österreich.Trend wurden von 3. bis 12. März 2014 1.000 Österreicherinnen
und Österreicher repräsentativ für die Gesamtbevölkerung ab 16 Jahren zu ihren politischen Einstellungen
befragt. Die Schwankungsbreite der Ergebnisse beträgt maximal +/- 3,1 Prozent.
Wirtschaftslage
Mehrheit sieht Österreich in schlechter Wirtschaftslage
Finanzkrise, Eurokrise, für österreichische Verhältnisse eine hohe Arbeitslosigkeit und jetzt auch noch die HypoAlpe-Adria Bank: Vor diesem Hintergrund bewertet eine Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher die
wirtschaftliche Lage in Österreich negativ. Noch kritischer sind Wähler der FPÖ und niedrigere
Bildungsschichten.
Auch nach Ausbruch der Krise in den Jahren 2009 und Anfang 2010 bewerteten die Österreicherinnen und
Österreicher die Lage mehrheitlich negativ, in den Jahren danach war die Stimmung allerdings besser, hatte
man doch den Eindruck, Österreich sei relativ glimpflich durch die Krise gekommen. Für das neuerliche Kippen
in den negativen Bereich dürfte die Causa Kärntner Hypo-Bank hauptverantwortlich sein, die Österreichs
Schuldenstand über 80 Prozent schnellen lassen wird.
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ATV Österreich.Trend
Wirtschaftskrise noch nicht ausgestanden
Die Wirtschaftskrise ist aus Sicht der Bevölkerung noch nicht ausgestanden, ein knappes Drittel ist sogar der
Meinung, dass sich die Lage noch einmal verschlechtern, das „dicke Ende“ also noch kommen werde. Stärker
befürchten das niedrigere Bildungssegmente, mittlere Altersgruppen und der urbane Raum. FPÖ-Wähler sind
sogar mehrheitlich (51%) der Meinung, das „dicke Ende“ der Wirtschaftskrise käme noch.
Etwas optimistischer sind Wähler von SPÖ, Grünen und Neos, Unter-30-Jährige und höhere Bildungsschichten.
EU-Wahl
40% wollen an EU-Wahl teilnehmen
Derzeit wollen 40% der Österreicherinnen und Österreicher ihre Stimme bei der EU-Wahl im Mai abgeben,
damit liegt die Wahlbeteiligung auf einem ähnlichen Niveau wie im Jahr 2009. Aufgrund dessen, dass die Wahl
noch gute zwei Monate entfernt liegt, ist eine höhere Wahlbeteiligung durchaus möglich.
Stärker beteiligen möchten sich derzeit SPÖ- und NEOS-Wähler. Die FPÖ hat derzeit eine
Mobilisierungsschwäche, was aber durch einen intensiven Wahlkampf mit Fokus Innenpolitik versucht werden
wird zu beheben. Eher an den Wahlen teilnehmen möchten zudem ältere Menschen, höhere
Bildungsschichten, Männer sowie Personen, die die Wirtschaftslage positiver bewerten.
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ATV Österreich.Trend
Die Mittelparteien gleich auf, NEOS überholen erstmals Grüne
SPÖ und ÖVP liegen relativ gleichauf, die FPÖ gewinnt im Vergleich zur Wahl 2009 dazu, die NEOS überholen
die Grünen knapp und Hans-Peter Martin kann nicht an seine Erfolge aus dem Jahr 2009 anknüpfen: das ist die
Ausgangslage zehn Wochen vor der EU-Wahl.
Interessant ist ein Blick auf die Wählerwanderungen bei den Parteien mit Zuwächsen. Die NEOS gewinnen wie
auf Bundesebene vor allem von der ÖVP und den Grünen Stimmen. Die FPÖ gewinnt vor allem Stimmen aus
dem Nichtwählerlager sowie auf niedrigem Niveau von ÖVP, SPÖ und BZÖ dazu.
Ex-Wähler von Hans-Peter Martin sind derzeit stark unentschlossenen bzw. tendieren zum Nichtwählerlager.
Hans-Peter Martin ist aber nicht gänzlich abzuschreiben. Ein guter Intensivwahlkampf könnte ihm noch
Stimmen bringen, die den Einzug ins Parlament ermöglichen. Immerhin zählt er zu den bekanntesten
Spitzenkandidaten. Noch nicht klären lassen sich die Chancen für REKOS mit Ewald Stadler und dem BZÖ mit
Ulrike Haider. Aufgrund des kompetitiven Umfelds wird es aber schwer für die restlichen Parteien.
Politische Stimmung und Causa Hypo
Zufriedenheit mit Regierung gesunken
Die österreichische Bevölkerung ist mit ihrer Regierung mehrheitlich unzufrieden. Vor allem Menschen, die die
wirtschaftliche Lage kritisch sehen, sowie Wähler von FPÖ und NEOS stehen der Regierungsarbeit skeptisch
gegenüber. Positiver, aber nicht überschwänglich, bewerten die rot-schwarze Regierungskoalition
erwartungsgemäß Anhänger der Regierungsparteien.
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ATV Österreich.Trend
Im Zeitverlauf ist die Unzufriedenheit mit der Regierung gestiegen, höher war die Unzufriedenheit zuletzt im
Jahr 2011. Hintergründe der kritischen Beurteilung der Regierungsparteien dürften einerseits das vor kurzem
beschlossene Sparpaket und nicht umgesetzte Wahlversprechen sein. Darüber hinaus dürfte die Causa HypoAlpe-Adria Bank ein wichtiger Faktor für die hohe Unzufriedenheit sein.
Der Bundesregierung wird zwar nicht das Debakel angelastet, wie andere Umfragen zeigen, aber das
Krisenmanagement wird in der Öffentlichkeit kritisch betrachtet.
Kärnten soll Zukunftsfonds auszahlen
Wer für den durch die Hypo-Alpe-Adria Bank entstandenen Schaden bezahlen soll, ist mittlerweile ein mediales
Evergreen-Thema. Ein Streitpunkt dabei ist, ob Kärnten den sogenannten „Zukunftsfonds“ aus dem Verkauf der
Hypo-Bank nun für die Rettung bzw. das über Wasser-halten der Hypo auszahlen soll. Fast jeder Zweite ist
dafür, dass sich das Land auf diese Art an der Hypo-Rettung beteiligt. Im Süden findet dieser Vorschlag
erwartungsgemäß weniger Anschlag, Kärnten ist als einziges Bundesland mehrheitlich dagegen.
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ATV Österreich.Trend
Sonntagsfrage und Kanzlerfrage
FPÖ auf Platz 1, NEOS knapp vor den Grünen
Die FPÖ profitiert von der Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Sparpaket, Arbeitslosigkeit, Hypo & Co und
liegt mit 27% auf Platz 1 in der Sonntagsfrage. Die SPÖ stabilisiert sich bei 24%, die ÖVP bleibt – nicht zuletzt
nach wochenlangen öffentlich ausgetragenen Obmann-Debatten – auf ihrem Rekord-Tief von 20%. Die Partei
hat vor allem Stimmen an NEOS und die Gruppe der politisch Unentschlossenen verloren.
Die NEOS haben mit 13% einen neuen Höchststand erreicht und liegen damit etwa gleichauf mit den Grünen.
Die Partei kann in erster Linie ÖVP-Wähler, in zweiter Linie Grün-Wähler überzeugen. Stärker von den NEOS
angesprochen fühlen sich zudem jüngere Menschen, höhere Bildungssegmente, urbane Gebiete und
tendenziell Frauen.
Das Team Stronach schließlich ist kaum mehr wahrnehmbar. Jene Wähler, die der Partei noch im Herbst die
Stimme gegeben haben, sind nun im Groben entweder unentschlossen oder wandern zu FPÖ, SPÖ oder NEOS
ab.
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ATV Österreich.Trend
Bevölkerung mit den Politikern unzufrieden
In Zeiten stärkerer Politikverdrossenheit sind auch die Werte der Politikerinnen und Politiker schlechter. Das
zeigt sich im März bei der Kanzlerfrage. Kein einziger Kandidat schafft es, seine Werte im Vergleich zum
Dezember zu verbessern, gerade einmal Heinz-Christian Strache und Matthias Strolz können ihre Werte
halbwegs halten. Und ganze 32% würden keinen diese Kandidaten bzw. „jemand Anderen“ zum Kanzler bzw.
zur Kanzlerin wählen.
Den größten Absturz hat Michael Spindelegger zu verbuchen. Die wochenlangen internen Querelen haben
seine Autorität als Parteichef untergraben, zudem ist er als Finanzminister nahezu täglich mit der Hypo-Bank in
den Medien – und das eher als Überbringer schlechter Nachrichten statt als Problemlöser. Auch in der eigenen
Parteiwählerschaft könnte Spindelegger mehr Rückendeckung haben – lediglich 57% der ÖVP-Wähler würden
auch Spindelegger zum Kanzler wählen. Da schneiden Werner Faymann und Heinz-Christian Strache in ihren
Wählerschaften besser ab.
Auch SPÖ-Chef Faymann und die Grüne Frontfrau Glawischnig verschlechtern sich in der Kanzlerfrage etwas,
Frank Stronach schließlich verschwindet nach seinem Abgang aus dem Parlament in der politischen
Bedeutungslosigkeit.
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