Link - Arnoldsche Art Publishers

Transcription

Link - Arnoldsche Art Publishers
ANTON CEPKA
JEWELRY AND OBJECTS
inhalt
CONTENTS
01 Anton Cepka in der Rolle des Initiators
ANTON CEPKA – THE key INITIATOR
09
Alena Krížová
ˇ
02 schmuck
Jewelry
17
Ágnes Schramm
03 OBJEKTe UND ARCHITEKTUR
objects and architecture
147
Sabina Jankovicová
ˇ
04 anton cepka und MÜNCHEN
Sprungbrett zum internationalen Erfolg
anton cepka and munich
Springboard to international success
193
Petra Hölscher
209
05 ANHANG | apPendix
Biografie & Auszeichnungen | Biography & Awards
Ausstellungen | Exhibitions
Symposien | Symposia
Architektur | Works in Architecture
Arbeiten in öffentlichen Sammlungen | Works in Museums' Collections
Auswahlbibliografie | Selected Bibliography
Impressum | Imprint
Die Goldschmiedeklassen befreiten sich von den handwerklichen Bindungen und die Schmuckformen veränderten
sich langsam im Einklang mit den modernen künstlerischen
Tendenzen, so dass zunehmend ein Gleichgewicht zwischen
der handwerklichen Vollkommenheit und der künstlerischen
Qualität des Schmucks gelang.
Die weltberühmten Schmuckschulen etwa in München,
Padua und Pforzheim schufen auf den traditionellen Grundlagen neue Konzeptionen und bewerteten das Erbe der
klassischen Goldschmiedekunst neu, so dass sie sich binnen
kürzester Zeit als maßgebend für die Grundtendenzen des
modernen europäischen Schmucks etablierten. Die erste internationale Schmuckausstellung, die 1961 im Londoner Victoria
& Albert Museum stattfindende „Exhibition of Modern Jewelry, 1890–1961“, deutete bereits die Anfänge dieser Tendenzen
an. Führt man sich gleichzeitig die Entwicklung in den skandinavischen Ländern vor Augen, stellt man fest, dass die schöpferische Erneuerung ein ungewöhnliches Ausmaß erreichte
und dass die neuen Ansätze auch innerhalb des tschechischen
Schmucks ihren Anklang fanden. In der Slowakei war Mitte der
60er-Jahre die Situation des modernen Schmucks allerdings
noch so, dass es weder eine Grundlage noch eine Möglichkeit
zum kontinuierlichen Aufbau gab: Im Unterschied zur tschechischen Gold- und Silberschmiedeszene war die Goldschmiedetradition in der Slowakei längst in Vergessenheit geraten,
man vernachlässigte die handwerkliche Ausbildung, die auch
der akademische Unterricht nicht einschloss. Und so hatte
auch die kommerzielle Produktion von Schmuck im nationalen
Betrieb Zlatokov in der Nähe von Bratislava keine künstlerischhandwerklichen Ambitionen.
Die Lage besserte sich erst, als mit einem besonderen
Engagement junger Künstler unter der Leitung von Ján Korkoš
an der Kunstgewerbeschule in Kremnica 1966 eine Klasse für
Gold- und Silberschmiede eingerichtet wurde. Mit der technischen Ausstattung der Abteilung wurde der Goldschmied
Peter Mišík beauftragt, der zuvor die Kunstgewerbeschule für
Edelsteinbearbeitung in Turnov absolviert hatte. Im selben
Jahr entstand an der späteren Hochschule für Bildende Künste
und Design in Bratislava (VŠUP) eine Klasse für Glas im Fachbereich Architektur unter der Leitung des tschechischen Glaskünstlers Václav Cigler. Zu seinen Prioritäten gehörte neben
der Glasplastik und Innenraumgestaltung auch Schmuck.
Nachdem Anton Cepka 1957 an der Kunstgewerbeschule
in Bratislava das Studium der Holzschnitzerei absolviert hatte,
bewarb er sich auf Anregung seiner Lehrer Anton Drexler und
Ludwik Korkoš um einen Studienplatz in Prag. Sein künstlerisches Talent hatte bereits sein Grundschullehrer Srdoš in seinem Heimatort Šulekovo (heute Teil von Hlohovec) entdeckt.
Der kleine Tono, der jüngste von sieben Geschwistern, in
bescheidenen Familienverhältnissen groß geworden, kam Anfang der 50er-Jahre nach Bratislava an die „šupka“ (Kunstgewerbeschule). Es waren starke Jahrgänge mit vielen begabten
Schülern, die sich nicht selten später zu namhaften künstlerischen Persönlichkeiten entwickelten. Darunter der Maler Peter
Bartoš, der Designer Ján Čalovka, die Bildhauer Milan Greguš
und Jozef Jankovič, der Filmregisseur Juraj Jakubisko und der
Pantomime Milan Sládek.
Ende der 50er-Jahre setzte Cepka sein Studium in Prag an
der Hochschule für Kunstgewerbe in der Klasse für Metallgestaltung bei den Professoren Bedřich Stefan und Jan Nušl fort.
Zu dieser Zeit arbeitete dort als Assistentin Alena Nováková,
später eine bekannte Schmuckkünstlerin und Restauratorin
von liturgischen Gegenständen aus Gold.
22
ANTON CEPKA
SCHMUCK
12
Brosche | Silber
Brooch | silver
1965, 50 x 70 mm
Foto | Photo: Pavel Janek
in craftwork was being neglected and art education did not
cover this field. And so, the commercial production of jewelry
at the Zlatokov national enterprise near Bratislava had no
ambitions in terms of arts and crafts.
The situation only improved with the establishment of a
goldsmithing and silversmithing class at the Secondary School
of Applied Arts in Kremnica in 1966 following the particular
engagement of young artists led by Ján Korkoš. Goldsmith
Peter Mišík, who had newly graduated from the Secondary
School of Applied Arts in Turnov, was entrusted with the task
of technically equipping the department. That same year a
glassmaking class was established in the faculty of Architecture at what would later become the Academy of Fine Arts
and Design in Bratislava (VŠUP). It was headed by Czech glass
artist Václav Cigler, who considered artistic jewelry one of his
priorities along with glass sculpture and interior design.
After completing his studies in woodcarving at the School
of Applied Arts in Bratislava in 1957, Anton Cepka, encouraged by his teachers Anton Drexler and Ludwik Korkoš,
submitted an application to study in Prague. His elementary
school teacher Mr. Srdoš had already discovered his artistic
talent in his hometown of Šulekovo (today part of Hlohovec).
Young Tono, the youngest of seven children from a modest
family background, attended the “šupka” (applied arts school)
in Bratislava in the early 1950s. These were strong years with
numerous talented students, many of whom would become
renowned artists. They included painter Peter Bartoš, designer
Ján Čalovka, sculptors Milan Greguš and Jozef Jankovič, film
director Juraj Jakubisko and mime artist Milan Sládek.
/
JEWELRY
13
Brosche | Silber
Brooch | silver
Diplomarbeit | diploma thesis
1963, 55 x 85 mm
Foto | Photo: Gabriel Urbánek
23
56
Haarnadel II | Silber, Aquamarin
Hair pin II | silver, aquamarine
1970, 150 x 75 mm
Slovak National Gallery, Bratislava
Foto | Photo: Matúš Cepka
57
Rückseite Abb. 56
Reverse fig. 56
Zeichnung Abb. 56
Drawing fig. 56
42
ANTON CEPKA
SCHMUCK
/
JEWELRY
Brosche | Silber, Farbe
Brooch | silver, paint
1970, 83 x 55 mm
Slovak National Gallery, Bratislava
Foto | Photo: Matúš Cepka
58
Brosche | Silber, optisches Glas
Brooch | silver, optical glass
1969, Ø 70 mm
Slovak National Gallery, Bratislava
Foto | Photo: Gabriel Urbánek
43
99
Brosche | Silber, Perlen, Knöpfe
Brooch | silver, pearls, studs
1976, 50 x 110 mm
Dallas Museum of Art, gift of Edward W. and Deedie Potter Rose, formerly Inge
Asenbaum collection, gallery am Graben in Vienna
Foto | Photo: Pavel Janek
100 Brosche | Stahl, PVC -Band, Farbe
Brooch | steel, PVC ribbon, paint
1976, 66 x 110 mm
Dallas Museum of Art, gift of Edward W. and Deedie Potter Rose, formerly Inge
Asenbaum collection, gallery am Graben in Vienna
Foto | Photo: Archive Anton Cepka
60
ANTON CEPKA
SCHMUCK
/
JEWELRY
Zeichnung Abb. 99
Drawing fig. 99
61
104 Brosche | Silber, Farbe
Brooch | silver, paint
1977
Slovak National Gallery, Bratislava
Foto | Photo: Matúš Cepka
105 Brosche | Silber, Schiefer
Brooch | silver, slate
1977, 70 x 135 mm
Museum of Glass and Jewellery in Jablonec nad Nisou
Foto | Photo: Pavel Janek
64
ANTON CEPKA
SCHMUCK
/
JEWELRY
106 Brosche | Silber, Türkis, Schiefer
Brooch | silver, turquoise, slate
1977, 66 x 129 mm
Slovak National Museum, Bratislava
Foto | Photo: Gabriel Urbánek
65
123
Zeichnung Abb. 123
Drawing fig. 123
82
ANTON CEPKA
Brosche – Ansicht von vorne
Brooch – View from the front
Zeichnung Abb. 123
Drawing fig. 123
SCHMUCK
/
JEWELRY
123 Brosche | Silber, Schiefer
Brooch | silver, slate
1981, 58 x 58 mm
Dallas Museum of Art, gift of Edward W. and Deedie Potter Rose, formerly Inge
Asenbaum collection, gallery am Graben in Vienna
Foto | Photo: Pavel Janek
83
197 Brosche | Silber, Acrylglas
Brooch | silver, acrylic glass
2004, 40 x 50 mm
Foto | Photo: Matúš Cepka
138 ANTON CEPKA
SCHMUCK
/
JEWELRY
198 Brosche | Silber, Acrylglas
Brooch | silver, acrylic glass
2004, Ø 55 mm
Foto | Photo: Matúš Cepka
199 Brosche | Silber, Acrylglas
Brooch | silver, acrylic glass
2005, Ø 55 mm
Foto | Photo: Matúš Cepka
200 Brosche | Silber, Acrylglas
Brooch | silver, acrylic glass
2005
Private Collection, Bratislava
Foto | Photo: Matúš Cepka
201 Brosche | Silber, Acrylglas
Brooch | silver, acrylic glass
2005
Private Collection, Padua
Foto | Photo: Matúš Cepka
139
204 Ring | Silber, Acrylglas
Ring | silver, acrylic glass
2005, 40 x 20 x 20 mm
Lucia Cepková
Foto | Photo: Matúš Cepka
142 ANTON CEPKA
SCHMUCK
/
JEWELRY
205 Ring | Silber
Ring | silver
2005, Ø 17 x 10 mm
Lucia Cepková
Foto | Photo: Matúš Cepka
Das weltweite Interesse am Schaffen von Anton Cepka
dauert auch im 21. Jahrhundert an.
Die Tatra-Galerie im slowakischen Poprad nahm 2003
die „Architektur auf der Nadel“ in ihr Ausstellungsprogramm.
Die Galerie Hnoss im schwedischen Göteborg veranstaltete
2003 eine Retrospektive, gefolgt von der Galerie Marzee im
niederländischen Nijmegen 2004 und der Villa Bengel in IdarOberstein und dem Deutschen Goldschmiedehaus in Hanau
2007 (beide Deutschland). Für diese Ausstellungen fertigte er
im Zeitraum von 2002 bis 2005 einige beeindruckende Stücke.
Es handelt sich um Broschen mit einer leichten, rechteckigen
oder runden Konstruktion – im Detail fein perforiert oder
mit einem reichen Gitterwerk aus Silber, zum Teil mit weißer,
gesudeter Oberfläche, die für die Handschrift des Künstlers so
typisch ist. Zwei Nadeln, in Cepkas Repertoire eher die Ausnahme, sind als runder Ausschnitt und als ein Dreieck mit einer
leichten Gitterfüllung ausgeführt (Abb. 194, 195) – einige wenige Ringe bestehen aus einem regelmäßig perforierten Band,
andere wiederum aus Gitterstrukturen (Abb. 120, 121, 203, 205).
Ongoing global interest in Anton Cepka’s work has persisted in the new millennium.
In 2003, the Gallery Tatranská in Poprad, Slovakia, included “Architecture on Pins” in its exhibition plan. Abroad,
a Czepka retrospective was organized in 2002 by the Gallery Hnoss in Goteborg (Sweden), followed by the Gallery
Marzee in Nijmegen (Netherlands, 2004) and Villa Bengel
in Idar-Oberstein in Germany in 2007. For these exhibitions,
he created several remarkable pieces in the period 2002-5.
Again, these are brooches with a light rectangular or circular construction, with fine perforations or rich grids made of
whitish silver material, so typical for him. Two pins, quite rare
in terms of typological repertoire, are composed as a circular
cut-outs, and a triangle with a slight filled grid (fig. 194 and
195). A very few rings have a regular perforated band, others
grid structures (fig. 120, 121, 203, 205).
143
Anton Cepka ist seit Mitte der 60er-Jahre bei den Veranstaltungen der großen Schmuckzentren – in München,
Pforzheim, Hanau, Düsseldorf, Barcelona, Florenz, Osaka,
Melbourne – vertreten. Regelmäßig wurde er dazu aufgefordert, auf internationalen Ausstellungen seine Arbeiten
zu zeigen, er nahm an künstlerischen Workshops teil und
wirkte als Mitglied vieler Auswahl- und Wettbewerbsjurierungen. Seine Werke sind in vielen internationalen Zeitungen, Magazinen als auch Publikationen zum modernen
Schmuck besprochen. Dank seiner Vermittlung bekamen
junge slowakische Künstler die Möglichkeit, an internationalen Ausstellungen und Wettbewerben teilzunehmen –
z. B. an „Tendenzen. Schmuck“ in Pforzheim oder an den
Schmuckschauen in München.
Anton Cepka widmet sich dem Autorenschmuck seit
mehr als fünf Jahrzehnten. Diese Periode deckt sich mit
dem Entstehen eines modernen, selbständigen slowakischen Schmuckwesens. Bis zu Cepkas Erscheinen stellte
Schmuck nur ein bildhauerisches Experiment dar. Sehr
schnell wurden seine besondere Begabung und sein
überraschend reifer und künstlerischer Ausdruck offensichtlich. Technische Elemente und geometrische Formen,
die unter seinen Händen zu Schmuckobjekten wurden,
zeugen zugleich von seinem Bezug zur Gegenwart. Seine
Projekte und Konzeptionen realisiert er nicht nur auf dem
Gebiet des Schmucks, hier zumeist als Brosche, sondern
auch in Gestalt von kinetischen Objekten und Reliefs. In der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Anton Cepka
zur führenden Persönlichkeit des slowakischen Autorenschmucks und zu einem seiner maßgeblichen Wegweiser
auf nationaler, europäischer und internationaler Bühne.
Cepkas zeitlose und einzigartigen Kunstwerke sind
dabei gleichsam Synonym für präzise technische Ausführung und absolute Kreativität. Ein künstlerisches Werk, das
auch zu Beginn des 21. Jahrhunderts als ein Symbol für die
Verbindung zwischen Kunst und Technik, Geistigem und
Materie, Gegenwart und Zukunft steht.
206 Brosche | Bronze, Acrylglas
Brooch | bronze, acrylic glass
2006, 50 x 50 mm
Private Collection
Foto | Photo: Matúš Cepka
Since the mid-1960s Anton Cepka has been attending
events held in the major jewelry centers, such as Pforzheim,
Munich, Hanau, Düsseldorf, Barcelona, Florence, Osaka, Melbourne etc. He is regularly invited to participate in significant
international exhibitions; he has taken part in creative symposia and been a member of selection panels and competition
juries. His works are reproduced in many foreign magazines
as well as in publications on modern jewelry. Thanks to his
efforts, young Slovak jewelry artists got the chance to participate in international exhibition forums and competitions (e.g.
Schmucktendenzen – Pforzheim, Schmuck – Munich).
Anton Cepka has been engaged in creating studio jewelry
for more than five decades. This period is also identical with
the existence of modern, independent Slovak jewelry, because at the time he entered the artistic scene, jewelry was
considered merely a sculptural experiment. Very quickly, his
remarkable talent emerged and his surprisingly mature and
artistic expressivity. The elements of technical and geometric
symbols and shapes that in his hands turned into jewelry attest to his links to the present. And not just in jewelry (usually
brooches) was he active, bringing his creativity to bear in the
form of kinetic sculptures and reliefs. In the second half of the
20th century, Anton Cepka became the leading personality in
Slovak studio jewelry and one of the top European and world
jewelers.
His timeless and unique artefacts are a synonym of precise
realization and complete creative freedom. Even at the beginning of the third millennium, his work remains the symbol
of interfacing arts and technology, the mind and matter, the
present and the future.
(Anmerkung: Die angeführten Objektnamen wurden
von Á. Schramm vergeben)
144 ANTON CEPKA
(Note: The titles of the objects are given by Á. Schramm)
SCHMUCK
/
JEWELRY
207 Brosche | Acrylglas
Brooch | acrylic glass
2006, 50 x 50 mm
Galerie Spektrum, Munich
Foto | Photo: Matúš Cepka
208 Ring | Silber, Acrylglas
Ring | silver, acrylic glass
2007, 40 x 20 x 20 mm
Foto | Photo: Matúš Cepka
145
3
Kinetische Skulptur für Kinderspielplatz, Bratislava-Prievoz | Stahl, Aluminium, Farbe
Kinetic sculpture for children’s playground, Bratislava-Prievoz | steel, aluminium, paint
1978
Foto | Photo: Pavel Janek
spricht von einem außerordentlichen, räumlichen Denkvermögen, von perfekter Beherrschung der Volumina, Dimensionen und Räumlichkeiten in durchdachten gegenseitigen
Beziehungen und Verhältnissen. Seine Ausdrucksweise ist so
stark und klar, dass sie sowohl im kleinen als auch im großen
Maßstab wirkt. Der Künstler entwarf seine überdimensionalen
Plastiken für ein architektonisches Umfeld. Für Fachleute als
auch Künstler rückte dieser gestalterische Bereich nach 1989
in den Hintergrund.
Nur noch das freie künstlerische Arbeiten wurde anerkannt und hervorgehoben. Die „Großplastiken“ und die architekturbezogenen Werke gerieten an den Rand des Interesses
und wurden bis vor kurzem oft negativ, d.h. als staatliche
Auftragsarbeiten bewertet, vereinfacht ausgedrückt als „so-
150 ANTON CEPKA
OBJEKTE UND ARCHITEKTUR
We cannot consider sculptural works as the expression of
a political stance, as it is part of a broader movement and the
result of the attention paid to public construction work post1945. Artistic endeavor in architecture in the second half of
the 20th century is influential not only here, but in other countries, too. Since the 1950s, the phenomenon of completing
works of architecture, buildings and housing developments by
including art has spread. Similar forms of expressions (murals, mosaics, graffiti, monumental reliefs and sculptures) are
to be encountered as of this time not just in the countries of
the former Warsaw Pact but also in France, Germany, Austria
and other countries in West Europe and America. It is therefore not justifiable to associate monumental works only with
expressions of an official doctrine, thus slighting their value
/
OBJECTS AND ARCHITECTURE
zialistische“, qualitativ minderwertige, dem Regime konforme
Werke verstanden, die weder Interesse noch Schutz verdienen.
In Extremfällen wurden sie sogar von den Experten gering
geschätzt, ohne dass ihre Qualität zuvor überprüft worden
wäre. Diese Haltung überwiegt bei der breiten Öffentlichkeit
bis heute. In den Künstlermonographien werden diese Werke
in trockener Auflistung am Ende genannt und nur selten abgebildet. In Gesamtübersichten über das Werk eines Künstlers
fehlen sie oft gänzlich. Bei vielen reduziert sich durch diese
Art der „Selektion“ das künstlerische Œuvre auf einige wenige
Werke, so etwa bei Erna Masarovičová, die neben Schmuck
auch größere Skulpturen im architektonischen Zusammenhang entwarf. Bei anderen, wie z.B. bei Anton Cepka, wäre
dadurch ein ganzer Schaffensbereich ausgeblendet.
Das bildhauerische Schaffen kann bei uns nicht als ein
Ausdruck einer politischen Haltung betrachtet werden,
sondern es ist Teil einer breiten Bewegung und Folge der
Aufmerksamkeit, die dem öffentlichen Bauen nach dem Zweiten Weltkrieg zuteil wird. Das künstlerische Schaffen in der
Architektur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat nicht
nur hierzulande eine Bedeutung, sondern auch in anderen
Ländern. Seit den 50er-Jahren bereichern Kunstwerke die Architektur – ihre Gebäude und Siedlungen. Ähnliche Ausdrucksformen – Wandmalereien, Mosaiken, Sgraffiti, überdimensionale Reliefs und Skulpturen – finden wir in derselben Zeit in
den Ländern der ehemaligen Warschauer Paktstaaten als auch
in Frankreich, Deutschland, Österreich und anderen Ländern
Westeuropas und Amerikas.
Es ist deshalb nicht gerechtfertigt, diese Arbeiten nur als
einen Ausdruck der offiziellen Kunst zu werten und sie damit
in ihrer Bedeutung zu mindern oder ihre Qualität gänzlich
in Frage zu stellen, wie es gegenwärtig oft der Fall ist. Diese
vereinfachte Sichtweise wirkt sehr kontraproduktiv. Daraus
resultiert eine falsche Einschätzung der tatsächlichen Situation
und ein Informationsverlust über die hochwertige Qualität der
im Laufe von wenigen Jahrzehnten ausgeführten Werke. Diese
Geringschätzung führt heute vielfach zu ihrer Zerstörung.
Vor 1989 ist das bildhauerische Schaffen geprägt durch die
politischen Verhältnisse – der künstlerische Ausdruck wurde kontrolliert und ideologisch interpretiert. So konnte es
passieren, dass großformatige Werke unterschwellig mit den
Kunsterzeugnissen der offiziellen Kunst und der Propaganda
zusammengebracht wurden.
In dieser Zeit widmeten sich viele der in der Slowakei
tätigen Künstler der Bildhauerei, die in der so genannten „Zeit
der Normalisierung“ – wir sprechen hier von den 70er- und
80er-Jahren – nur eingeschränkt ihre eigenen Werke präsentieren konnten. Aus diesem Grund entstanden viele Werke
unterschiedlicher Qualität in diversen Formen. Künstler, die
sich nicht mit dem Regime arrangieren wollten, entwarfen vor
allem Arbeiten für öffentliche Gebäude in weniger bekannten
Städten und bewegten sich so an der Peripherie jedweder
ideologischen Kontrolle. Künstlerische Aussagen wurden so in
den öffentlichen Raum getragen, die eine staatlich kontrollierte Galerie nicht akzeptiert hätte. Das bildhauerische Schaffen
spiegelt die Situation in der Kunstszene als auch die gesellschaftlich-politischen Verhältnisse wider. Die Aufstellung eines
Werks im öffentlichen Raum war abhängig von den jeweiligen
politischen Verhältnissen. Die Werke in der Architektur reflektieren dabei die Haupttendenzen der Kunst der 50er- und
60er-Jahre, das heißt die sukzessive Entspannung der Verhältnisse in Osteuropa, als der „Sozialistische Realismus“ durch
progressivere Kunstformen abgelöst wurde und sich mehr und
mehr die Abstraktion durchsetzen konnte.
4
Kinetische Skulptur für Kinderspielplatz, Bratislava-Prievoz
Stahl, Aluminium, Farbe
Kinetic sculpture for children’s playground, Bratislava-Prievoz
steel, aluminium, paint
1978
Foto | Photo: Pavel Janek
or questioning their quality, as is currently often the case, a
simplified view that is simply very counterproductive. It results
in ignorance of their actual status, and a loss of knowledge
about high-quality works created only a few decades ago.
This condemnation often leads to the works in question being
destroyed. Prior to 1989, this sculptural output was of course
shaped by political conditions for artistic expression was controlled and subject to ideological interpretation. Thus it was
that large-scale sculpture was covertly linked to expressions of
official art and propaganda.
At that time, many artists active in Slovakia who had limited opportunities to exhibit their work during the period of
normalization, namely the 1970s and 1980s, devoted themselves to sculpture. For this reason, many works arose, and
they differed strongly in quality and form. Artists not prepared
to tow the government line mostly devised works for public
buildings in lesser known towns, thus working on periphery of
ideological control. This meant that artistic expressions that
would not have been accepted by a state-controlled gallery
found their way into the public space. Sculpture thus reflected
not only the situation in the art scene but also socio-political
conditions. The erection of a piece in the public space depended on the actual political conditions of the day. The
works in architecture reflect the dominant tendencies in the
art of the 1950s and 1960s, i.e., the gradual easing of con-
151
21
Kinetische Skulptur für Agrokomplex, Nitra (Modell) | Stahl, Aluminium
Kinetic sculpture for Agrokomplex, Nitra (model) | steel, aluminium
1970, Ø 15 cm
Foto | Photo: Daniel Brunovský
162 ANTON CEPKA
OBJEKTE UND ARCHITEKTUR
/
OBJECTS AND ARCHITECTURE
22
Kinetische Skulptur für Agrokomplex, Nitra |
Stahl, Aluminium, Farbe
Kinetic sculpture for Agrokomplex, Nitra |
steel, aluminium, paint
1970, 500 x 300 cm
Foto | Photo: Archive Anton Cepka
23
Skulptur (Modell) | Stahl,
Aluminium, Holz
Sculpture (model) | steel,
aluminium, wood
1971
Foto | Photo: Pavel Janek
163
38
Inschrift und Nationalwappen für den Eingangsbereich der ehemaligen Tschechoslowakischen Staatsbank, Žilina | Messing, Edelstahl
Scripture and national emblem for the entrance area of the former State Bank of Czechoslovakia building, Žilina | brass, stainless steel
1980
Foto | Photo: Archive Anton Cepka
er eine freistehende Spiegelwand in eine Rundbogennische
hinter dem Altar (Abb. 53, 54). Darauf ist ein überdimensionales Kreuz aus Edelstahl angebracht, dessen Arme von einem
runden Gitter hinterfangen sind, das einen Heiligenschein evoziert. Der Minimalismus der Ausführung erweist sich als eine
geeignete Lösung für historisch sakrale Räume, weil er den
künstlerischen Eindruck des ursprünglichen Raums respektiert.
Im Jahre 1974 entwarf Cepka eine Trennwand für das
Kaufhaus Prior in Trenčín (Abb. 24). Sie besteht aus Aluminiumblech. Drei unregelmäßige Auswölbungen befinden sich
in der Mitte der Wand, die mit einem Muster von runden
Öffnungen durchzogen ist. Gemeinhin wurde die Leichtigkeit
der Trennwände oft durch eine Dominanz der Fläche erstickt.
Anton Cepka teilt den Raum mit seinem eleganten Entwurf
funktional, aber verschließt ihn nicht optisch. Die Leichtigkeit
der Trennwand von Trenčín entsteht durch einen Minimalismus, eine möglichst feine Blechplatte und eine Art von Perforierung. Auch wenn der Entwurf zeitlos wirkte, überlebte er die
Zeit der Veränderungen nicht.
In einer ähnlichen Art und Weise ist auch der Eingang der
Tschechoslowakischen Staatsbank in Žilina entworfen
174 ANTON CEPKA
OBJEKTE UND ARCHITEKTUR
bulges, perforated by a raster of circles. In dividing walls, there
was always the risk that the space be overwhelmed by the
dominant mass. In his elegant design, Anton Cepka divides the
space functionally, but does not seal it off visually. The lightness of the wall is the product of minimalism, sheet metal that
is as simple as possible, and perforation. While the design really did appear timeless, it did not survive an age of upheaval.
He opted for a similar approach when designing the entrance to the State Bank of Czechoslovakia in Žilina that same
year (figs. 38, 39). The door leaves are made of thin sheet
metal with regular perforated circles. In front of the glazed
center of the door he has placed the national coat-of-arms
and the bank’s name on a stone pylon. The stylization of the
coat-of-arms and the font chosen are typical Cepka. He opts
for geometrical simplification for both the shape of the Czech
lion and the font. The door design appears progressive to this
day thanks to the elegance of metal and glass.
A lattice destined to divide space was created for the
staircase of the Vinárské-závody wineries building in Modra
(fig. 28). It consists of a pattern of alternating empty and vertical arcs. In the stairwell, a lighting object was suspended from
/
OBJECTS AND ARCHITECTURE
39
Name und Nationalwappen für den Eingangsbereich der ehemaligen Tschechoslowakischen Staatsbank, Žilina | Messing, Edelstahl
Scripture and national emblem for the entrance area of the former State Bank of Czechoslovakia building, Žilina | brass, stainless steel
1980
Foto | Photo: Archive Anton Cepka
175
48
Kinetisches Objekt | Stahl, Messing
Kinetic object | steel, brass
1987
Foto | Photo: Matúš Cepka
182 ANTON CEPKA
OBJEKTE UND ARCHITEKTUR
/
OBJECTS AND ARCHITECTURE
49
Objekt | Silber
Object | silver
1988, 10 x 10 x 11 cm
Foto | Photo: Pavel Janek
Zeichnung
Drawing
183
53
Kapelle Erzengel St. Michael bei Medené Hámre nahe Bratislava
St. Michael Archangel Chapel at Medené Hámre near Bratislava
2003
Foto | Photo: Matúš Cepka
190 ANTON CEPKA
OBJEKTE UND ARCHITEKTUR
54
/
Altarwand der renovierten Kapelle Erzengel St. Michael bei
Medené Hámre nahe Bratislava | Edelstahl, Stahl, Glas
Altar wall of the renovated St. Michael Archangel Chapel at
Medené Hámre near Bratislava | stainless steel, steel, glas
2003
Foto | Photo: Matúš Cepka
OBJECTS AND ARCHITECTURE
Zwei unterschiedliche Leuchtobjekte wurden 1984 für einen Schmuckladen in der Klobučnícka-Straße in Bratislava entworfen (Abb. 44). Auch hier wurde das Gittermotiv angewandt,
dieses Mal vertikal von der Decke abgehängt. Die Lichtquelle
befand sich vor der Längsseite, wodurch sich der Schatten der
Gitterstruktur an der Decke abzeichnet. Das Gitter der zusammengepressten Ellipse ist zweischichtig und durch die Verdichtung und Lockerung der Struktur dynamisiert.
Das letzte Leuchtobjekt entwarf Anton Cepka für die
evangelische Kirche in Bratislava-Petržalka im Jahr 1995 (Abb.
50–52). Es handelt sich um eine mehrschichtige, dichte Gitterstruktur, deren Mitte in Form eines Kreuzes ausgespart bleibt.
Die komplizierte Struktur der feinen Linien ist dynamisch,
ihre optische Wirkung ändert sich im Zusammenhang mit der
Bewegung des Betrachters.
Anton Cepka bereichert die Architektur mit funktionalen
und künstlerisch interessanten Entwürfen. Er arbeitet mit Metall, dessen Eigenschaften er zum Erreichen voller Funktionalität und einer außerordentlichen Wirkung im architektonischen
Raum nutzt. Seine sensible Art im Umgang mit Proportionen
und sein minimalistischer Ansatz ermöglichen es ihm, Räume
jeglicher Art zu gestalten.
Er kann seine primären Ausdrucksmittel den funktionalen
Ansprüchen anpassen, ohne dass er seine charakteristische
Handschrift aufgibt. Innenraumgestaltung von Anton Cepka
wirkt zeitlos. Die Eleganz seiner Arbeiten hat nichts an Aktualität verloren – im Gegenteil: Seine Arbeiten wären in der
modernen Architektur von heute genauso eindrucksvoll wie er
auch ohne Probleme für historische Räume entwerfen konnte.
Das architektonische Werk von Anton Cepka gehört mit
Sicherheit zum Besten, was in diesem Bereich in der Slowakei
entstanden ist. Der Künstler betritt den öffentlichen Raum mit
seinen minimalistischen Konstruktionen der geometrischen
Abstraktion, die mit dem künstlerischen Raum eine Verbindung eingehen. Auf diese Art und Weise trägt er in der Tat
dazu bei, dass das Ideal der Zeit erreicht wird – eine neue
zeitgemäße künstlerische Sprache, die nicht nur die Ansprüche
der Funktionalität erfüllt, sondern die auch Architektur und die
bildenden Künste in einer Art Symbiose miteinander verbindet.
Die Verbindung von bildender Kunst und Architektur wurde
trotz der Rhetorik der Zeit nicht immer erreicht, nicht zuletzt
aufgrund der ideologischen Ansprüche an die Kunst. Heutzutage stehen diesem Ziel andere Hürden im Weg, vor allem ein
nicht vorhandenes Bau- oder Kunstprogramm von staatlicher
Seite wie auch eine größere gesellschaftliche Akzeptanz.
Anton Cepka enriches architecture with functionally viable and artistically interesting designs. He works with metal,
whose qualities he used to achieve full functionality and a
unique impact in the architectural space. His sensitive use of
volume and his minimalist approach enable him to create valid
designs for spaces of all kinds. He is able to adapt his primary
expressive tools to the functional requirements without giving
up his characteristic style. Anton Cepka’s interior designs seem
timeless. His elegance has not lost anything of its topicality – on the contrary, his works would be just as impressive in
contemporary architecture as they are in their original locations in historical spaces.
Anton Cepka’s architectural oeuvre is without doubt
among the best of its kind to be realized in Slovakia. The
artist enters public space with minimalist structures based on
geometric abstraction that enter into dialog with the ambient
space. In this way, he does in fact help realize the ideals of the
day – a new contemporary artistic idiom that not only meets
functional requirements but also blends the architecture and
the artistic in a kind of natural symbiosis. The combination of
fine arts and architecture was not always achieved for all the
rhetoric of the day, not least due to the ideological requirements imposed on art. Nowadays, there are different obstacles
to attaining this goal, for example the lack of a government
agenda supporting architecture and greater acceptance in
society of the issues involved.
Anton Cepka avoided any compromise and his works
in public space carry all the features of his free mind. His
expressivity is unique even with geometric abstraction. The
properties of metal and the potential for working it open up
new forms of artistic expression. He fully exploits the language
of geometric abstraction thanks to precise execution, a feel
for movement, not to mention his sophisticated playfulness
and the elegance of the shapes he created. Experimentation
in technology and with artistic means combine to foster the
timeless quality of Anton Cepka’s oeuvre.
Anton Cepka mied jegliche Kompromisse und seine
Werke im öffentlichen Raum tragen alle Zeichen seines freien
Denkens. Auch im Rahmen der geometrischen Abstraktion ist
sein Ausdruck einzigartig. Die Eigenschaften des Metalls und
die diversen Möglichkeiten seiner Bearbeitung öffnen neue
Arten des künstlerischen Ausdrucks. Der Künstler schöpft die
Möglichkeiten der geometrischen Abstraktion voll aus, dank
präziser Ausführungen und seinem Sinn für Bewegung, aber
auch dank raffinierter Verspieltheit und Eleganz der Formen.
Das Ausprobieren im technologischen Bereich und in den
künstlerischen Mitteln tragen zur zeitlosen Qualität des
Werkes von Anton Cepka bei.
191
10
Brosche | gesudetes Silber
Brooch | whitened silver
1968
Die Neue Sammlung – The International Design Museum Munich. Donation Peter Skubic.
Foto | Photo: A. Laurenzo
202 ANTON CEPKA
ANTON CEPKA UND MÜNCHEN
/
ANTON CEPKA AND MUNICH
allen wichtigen internationalen Ausstellungen vertreten. Will
man es mit einem Begriff aus dem Sport umschreiben, dann
bildet er gemeinsam mit dem Münchner Hermann Jünger eine
Art Doppelspitze – da der von der neuesten Technik faszinierte Künstler aus der Tschechoslowakei und dort der von den
jüngsten Bewegungen innerhalb der zeitgenössischen Kunst
inspirierte Künstler aus Deutschland. Sehr schnell wird erkannt,
welch wichtige Positionen diese beiden Protagonisten mit
ihren so unterschiedlichen Aussagen zum zeitgenössischen
Schmuck einnehmen. Internationale wie nationale Ausstellungsbeteiligungen sind die Folge: etwa 1967 auf der Weltausstellung in Montreal und 1968 in Jablonec nad Nisou. Beide
sind präsent in den Ausstellungen „Schmuck 67” bis „Schmuck
77” von Fritz Falk in Pforzheim und weiterhin in München auf
der IHM – um nur einige wenige Orte hier aufzuführen. Peter
Nickl, der langjährige Leiter der Münchner Galerie Handwerk,
wird dies zum Anlass nehmen, 1995 beide gemeinsam in der
Sonderschau zur IHM als „Klassiker der Moderne” zu ehren
(Abb. 3).
Ein erster persönlicher Kontakt zwischen Cepka und Jünger ergibt sich 1968 durch die gemeinsame Teilnahme an dem
1. Internationalen Symposium für Silberschmuck in Jablonec
nad Nisou. Seither verbindet beide eine von hohem Respekt
geprägte Freundschaft – „… aber so, wie sich Tono Cepka in
seiner Bescheidenheit, in seiner Menschlichkeit immer gleich
geblieben ist, so sind [seine] Schmuckstücke […] nach wie vor
voller Kraft und Poesie, voller Zartheit und Stärke.“14
Eine Vielzahl von Katalogen zu Ausstellungen in und
Künstlern aus der Tschechoslowakei finden sich im Nachlass
Hermann Jüngers. Sie sind ein kleiner Beleg dafür, wie sehr
Jünger spätestens seit Jablonec darum bemüht ist, den Kontakt zu seinen osteuropäischen Kollegen aufrecht zu halten.
Gleichzeitig trägt er das Wissen um die Schmuckentwicklungen
im östlichen Nachbarland nach Bayern und Deutschland.15 Ein
Wissen, das auch bei den mit Beginn der 90er-Jahre und unter
dem Direktorat von Florian Hufnagl einsetzenden Diskussionen
um die Initiierung einer Sammlung zeitgenössischen Schmucks
an der Neuen Sammlung in München sehr geschätzt wird.
Mit Einsetzen dieser Überlegungen, die schließlich 2004
zur Eröffnung der Danner-Rotunde in der Pinakothek der
Moderne führen, macht man in München die Bekanntschaft
mit einem weiteren, höchst engagierten Mentor des tschechoslowakischen Schmucks: den in Österreich lebenden und arbeitenden Schmuckkünstler Peter Skubic (geb. 1935). Er sieht
Arbeiten von Cepka erstmals auf der von Curt Heigl 1971 in
Nürnberg kuratierten Ausstellung „Gold + Silber. Schmuck +
Gerät. Von Albrecht Dürer bis zur Gegenwart“16. Sie wird heute
als einer der Wegbereiter für den neuen modernen Schmuck
angesehen. In der Folge kommt es 1974 zur Zusammenarbeit
anlässlich des von Skubic konzipierten internationalen Symposiums „Schmuck aus Stahl”. Neben Cepka sind 17 bzw. 18
weitere Schmuckkünstler aus sechs Nationen eingeladen.
Die entstehenden Arbeiten sind Anlass für die gleichnamige
Ausstellung, die Skubic auch an seine Galeristin in Wien, an
Inge Asenbaum und ihre Galerie am Graben vermittelt. An14. Hermann Jünger: Glückwunsch für Tono Cepka, in: Art Aurea.
Internationale Zeitschrift für Gestaltung, 2/1990, S. 50-51.
15. Teilbibliothek von Hermann Jünger/Archiv der Neuen Sammlung – The
International Design Museum Munich.
16. Ausst.-Kat. Gold + Silber. Schmuck + Gerät. Von Albrecht Dürer bis zur
Gegenwart, Nürnberg 1971.
rina Kissocy (toys) together with Stanislav Libenský/Jaroslava
Brychtová (glass). Even after the event they give an impressive
account of the high quality of the work shown.
Anton Cepka was awarded the Bavarian State Prize as early as 1964. After Hermann Jünger in 1962 and his compatriot
Josef Symon in 1963, Cepka was the third jewelry artist to be
awarded the prize. What an energetic start for contemporary
jewelry, with the additional support of the State of Bavaria!
Alongside Gerhard Bott’s exhibition Schmuck – Jewellery – Bijoux at Hessisches Landesmuseum Darmstadt in 1964, generally named as one of the first and most important events in
the German-speaking world in the early 1960s, Munich must
also be considered one of the launch pads of modern jewelry
making.
It was not until 1963 that Cepka graduated from the
Prague Academy of Arts, Aerchitecture and Design in the field
of metal design under professors Bedřich Stefan and Jan Nušl.
Nušl’s assistant, sculptor Alena Nováková, a jewelry artist herself and responsible for the jewelry art course material, seems
to have given him important impetus in his studies. Cepka
took his final project to the IHM in Munich, where it was
viewed favorably: “… these soldered works [may be …] seen as
structural studies. At the same time the object’s surface richness corresponds with its formal diversity.”12
Anton Cepka’s success in Munich catapulted him into
the still young world of international, modern, contemporary
jewelry, so-called studio jewelry. He became the rising star of
the nascent international jewelry scene with his extraordinary,
unique, delicate and at the same time visionary creations. They
are shaped by a fascination with space technology, a highly
topical and political subject in the 1950s and 1960s. Silver was
his chosen material, either because it was more affordable
than other materials in both the East and the West, or because
“silver and its excellent technological properties was the most
suitable material for [Cepka]. The wide-ranging processing
methods enable […] the expression of the visual idea – the
technique enables expression of the concept.”13
After his first appearance in Munich, Cepka was represented at all the major international exhibitions. To borrow a
sporting term, he and Hermann Jünger from Munich constituted a kind of dual leadership – the Czechoslovak artist fascinated by the latest technology and the German artist inspired
by the newest developments on the contemporary art scene.
It quickly became evident what important positions these two
protagonists assumed with their very different ideas on contemporary jewelry. International and national exhibition participations followed, for instance at the World’s Fair in Montreal
in 1967 and in Jablonec nad Nisou in 1968. Both were represented in the exhibitions “Schmuck 67” to “Schmuck 77” (Jewelry) organized by Fritz Falk in Pforzheim and participated as
before in the IHM in Munich – to name just a few. Peter Nickl,
longtime head of Galerie Handwerk in Munich, would take this
as reason to pay tribute to both artists in the special IHM show
as “Klassiker der Moderne” (Modern Age classics) in 1995 (fig. 3).
12. Exhib. cat. Anton Cepka, Bratislava, 1971, p. 18 (Inge Asenbaum family
archive).
13. Exhib. cat. Anton Cepka und Vratislav Novák, Vienna, 1989, unpaginated.
203
Anton Cepka, 1957
/ Schmuck von Anton Cepka – Vratislav Karel
Novák – Jaroslav Prášil. Galerie Louise Smit,
Amsterdam, Niederlande
1988 / Schmuck. Mährische Galerie Brünn; Museum
für Glas und Bijouterie, Jablonec nad Nisou;
Ostslowakische Galerie, Košice, ČSSR
1988–1989 / Anton Cepka – Vratislav Novák. Schmuckkunst
aus der Tschechoslowakei (Kataloglayout:
Manfred Nisslmüller). Schmuckmuseum
Pforzheim, Deutschland
/ Anton Cepka und Jana Cepková. Mit einer
Einführung von Karel und Lea Holešovský.
Galerie výtvarného umĕní [Slowakische
Galerie], Hodonín und Jablonec nad Nisou,
Stredoslovenská galérie [Zentrale Galerie],
Banská Bystrica, ČSSR
1989 / Anton Cepka – Vratislav Novák.
Schmuckkunst aus der Tschechoslowakei
(Kataloglayout: Manfred Nisslmüller) Deutsches
Goldschmiedehaus Hanau, Deutschland
/ Die Ehrenringpreisträger der Gesellschaft
1990 für Goldschmiedekunst, Deutsches
Goldschmiedehaus Hanau, Deutschland
/ Objektschmuck. Anton Cepka, Yasuki
1991 Hiramatsu, Bruno Martinazzi, Josef Symon.
Galerie Tiller, Wien, Österreich
/ Die kleine Dimension. Drei europäische
Bildhauer machen Schmuck – Anton Cepka.
Bruno Martinazzi. Vratislav Karel Novák. Galerie
Torsten Bröhan, Düsseldorf, Deutschland
1993 / 13 Goldschmiede. Eingeladen von Hermann
Jünger. Von Amsterdam bis Tokio. Bayerische
Akademie der Schönen Künste, München,
Deutschland
/ Schmuck. Galeria Contacto Directo, Lissabon,
1994 Portugal
/ Anton Cepka. Galerie Spektrum, München,
Deutschland
1987 212 ANTON CEPKA
ANHANG
1987 1988 1988–1989
1989 1990 1991 1993 1994 /
APPENDIX
/ Jewelry of Anton Cepka – Vratislav Karel Novák
– Jaroslav Prášil. Gallery Louise Smit, Amsterdam,
Netherlands
/ Jewelry. Moravská galerie v Brně [Moravian
Gallery, Brno]; Muzeum skla a bižuterie Jablonec
nad Nisou [Museum of Glass and Jewellery,
Jablonec]; Východoslovenská galéria [East Slovak
Gallery], Košice, ČSSR
/ Anton Cepka – Vratislav Novák. Jewelry of the
ČSSR (catalogue layout by Manfred Nisslmüller).
Schmuckmuseum Pforzheim, Germany
/ Anton Cepka and Jana Cepková. With an
introduction of Karel and Lea Holešovský.
Galerie výtvarného umĕní [Slovakian
Gallery], Hodonín and Jablonec nad Nisou;
Stredoslovenská galérie [Central Gallery], Banská
Bystrica, ČSSR
/ Anton Cepka – Vratislav Novák. Jewelry of
ČSSR (catalogue layout: Manfred Nisslmüller).
Deutsches Goldschmiedehaus Hanau, Germany
/ Laureates of the Golden Ring of Honor of
Deutsche Gesellschaft für Goldschmiedekunst
[Association for Goldsmiths‘ Art]. Deutsches
Goldschmiedehaus Hanau, Germany
/ Object Art. Anton Cepka, Yasuki Hiramatsu,
Bruno Martinazzi, Josef Symon. Gallery Tiller,
Vienna, Austria
/ The Small Dimension. Three European
sculptores making jewelry – Anton Cepka. Bruno
Martinazzi. Vratislav Karel Novák. Gallery Torsten
Bröhan, Düsseldorf, Germany
/ 13 goldsmiths. Invited by Hermann Jünger.
From Amsterdam to Tokyo. Bayerische
Akademie der Schönen Künste [Bavarian
Academy of Fine Arts], Munich, Germany
/ Jewelry. Gallery Contacto Directo, Lisbon, Portugal
/ Anton Cepka. Galerie Spektrum, Munich,
Germany
Jana Cepková, Anton Cepka, 1966
1996 1997 1998 2003 2004 2007
2010
2011
/ Anton Cepka. Schmuck und Objekt (Ausst.Layout von Karol Weisslechner). Slovenská
národná galéria [Slowakische Nationalgalerie],
Bratislava, Slowakische Republik und Museum
für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main,
Deutschland
/ Portrait der Meister. Bayerischer Staatspreis
1952–1996. Preisträger des gestaltenden und
technischen Handwerks. Sonderschau der
49. Internationalen Handwerksmesse München,
Deutschland
/ Anton Cepka und Hermann Jünger. Galerie
Herta Zaunschirm, Zollikon, Schweiz
/ Anton Cepka und Michael Becker. Galerie
Spektrum, München, Deutschland
/ Galerie Hnoss Göteborg, Schweden
/ Architektur an einer Nadel. Anton Cepka.
Retrospektive. Gallery Tatranska, Poprad,
Slowakische Republik
/ Galerie Marzee, Nijmegen, Niederlande
/ Anton Cepka. Schmuck 1968–2006. Villa
Bengel, Idar-Oberstein und Deutsches
Goldschmiedehaus Hanau, Deutschland
/ Anton Cepka. Slovenská národná galéria
[Slowakische Nationalgalerie], Bratislava,
Slowakische Republik
/ Galerie SAS – Galerie der Architektur der
slowakischen Architektengesellschaft, Bratislava,
Slowakische Republik
Ausstellungsbeteiligungen
1964–1971
1965 / Schmuckschau. Sonderschau Internationale
Handwerksmesse München, Deutschland
/ Medal Craft Exhibition, Arezzo, Italien
/ Tschechoslowakisches Kunstgewerbe, Berlin,
Deutschland
Erstes Internationales Symposium für Silberschmuck in Jablonec nad Nisou, ČSSR
First International Symposium of Silver Jewellery in Jablonec nad Nisou, ČSSR
1968
Foto | Photo: Archive Anton Cepka
1996 1997 1998
2003 2004 2007
2010
2011
/ Anton Cepka. Jewelry and Object (exhibition
layout Karol Weisslechner). Slovenská národná
galéria [Slovak National Gallery], Bratislava,
Slovak Republic and Museum für Angewandte
Kunst, Frankfurt am Main, Germany
/ Portrait of the masters. Bavarian State Award
1952–1996. Prize winners of the creating and
technical handicraft. Special exhibition of the
49. Internationale Handwerksmesse München,
Germany
/ Anton Cepka and Hermann Jünger. Gallery
Herta Zaunschirm, Zollikon, Switzerland
/ Anton Cepka and Michael Becker. Galerie
Spektrum, Munich, Germany
/ Gallery Hnoss, Gothenburg, Sweden
/ Architecture on a Pin. Anton Cepka.
Retrospective. Gallery Tatranska, Poprad,
Slovak Republic
/ Gallery Marzee, Nijmegen, The Netherlands
/ Anton Cepka. Jewelry 1968–2006. Villa
Bengel, Idar-Oberstein and Deutsches
Goldschmiedehaus Hanau, Germany
/ Anton Cepka. Slovenská národná galleria
[Slovak National Gallery], Bratislava, Slovak
Republic
/ Gallery SAS – Gallery of Architecture of the
Slovak Architects Society Bratislava, Bratislava,
Slovak Republic
Group Exhibitions
1964–1971
1965 / Schmuckschau. Special exhibition Internationale
Handwerksmesse München, Munich, Germany
/ Medal Craft Exhibition. Arezzo, Italy
/ Czechoslovak Applied Arts, Berlin, Germany
/ International Arts and Crafts Exhibition,
213
Porträt Anton Cepka
Portrait of Anton Cepka
Foto | Photo: Matúš Cepka
229