JÄGER der VERLORENEN BALANCE JÄGER der VERLORENEN

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JÄGER der VERLORENEN BALANCE JÄGER der VERLORENEN
Spezialbeat
Der Remix-Profi-Guide: Technik, Tools, Tricks und Praxis-Tipps
JÄGER der
VERLORENEN BALANCE
Bei all der Mystik, die den Prozess des Masterings auch heute noch umweht, geht es in Wirklichkeit um die richtige Balance
im stetigen auf und ab von Frequenzen und Dynamik. Beat führt in die Grundlagen ein, stellt High-End-Equipment vor,
empfiehlt preiswerte Software-Lösungen und stellt die wichtigsten Online-Mastering-Dienste vor. Sechs Seiten Tiefe und
von Alexander Weber
Balance – wo gibt’s das sonst?
Neben einer guten Abhöre und
optimalen Studioakustik ist auch
ein guter A-D-/D-A-Wandler ein
wichtiger Erfolgsfaktor für ein
gelungenes Mastering.
Universal Audio 2192
www.uaudio.com, 3434 Euro
Lynx L22
www.dbsys.de, 699 Euro
Sonifex Redbox
www.sonifex.co.uk, 728 Euro
A
ls Mastering, das korrekterweise „Premastering“ heißen müsste, wird der finale
kreative Prozess in der Musikproduktion
bezeichnet. Denn eigentlich ist der Begriff
besetzt: Das Überspielen des fertigen Albums
auf einen zur industriellen Massenfertigung
geeigneten physikalischen Master, also beispielsweise die Produktion eines GlasMasters im CD-Presswerk, wird ebenfalls als
Mastering bezeichnet. Umgangssprachlich
hat sich der Ausdruck Mastering jedoch für
die technische und klangliche Nachbearbeitung des fertig gemischten Summensignals
durchgesetzt, weshalb wir diesen Begriff
übergreifend weiter benutzen wollen. Das
Endprodukt des Audio-Masterings ist also die
fertige Audio-CD als Positivvorlage zur Erstellung eines CD-Glas-Masters oder einer
Matrize für die Vinylproduktion.
Die Anfänge
Historisch gesehen hat das Mastering seinen Ursprung in der technischen Notwendigkeit, eine Aufnahme an das Trägermedium, früher also die Vinylschallplatte oder
Musikkassette, anzupassen. Aufgrund der
Eigenschaften beider Medien konnte Musik
nicht einfach auf den Master übertragen,
sondern musste klanglich angepasst werden, damit beim späteren Abspielen keine
Verschlechterung der Klangqualität auftrat.
Als Beispiel sei hier exemplarisch die Mono36 beat 12 | 2008
kompatibilität von Schallplatten, deren Überbetonung hoher Frequenzen oder das Vermeiden des Bandsättigungseffekts bei
hohen Pegeln auf Musikkassetten genannt.
Klar, dass man diesen notwendigen Schritt
auch gleich zur allgemeinen Verbesserung
der Aufnahme nutzte, was letztlich das kreative Mastering begründete.
Stem-Mastering
Anders als beim Summen-Mastering basiert
das „Stem-Mastering“ nicht auf einer Stereospur, sondern auf den Spuren einzelner
Instrumentengruppen, beispielsweise also
Schlagzeug, Gitarren, Bass, Gesang und Hintergrundgesang. Auf diese Weise lassen sich
problematische Stellen leichter korrigieren,
da man meist direkt auf diejenige Gruppe
zugreifen kann, in der Klang- oder Dynamikkorrekturen notwendig werden. Die möglicherweise negativen Einflüsse auf den
Gesamtmix werden damit deutlich reduziert, und der gesamte Mastering-Prozess
gestaltet sich flexibler. Im Gegensatz zur
weit verbreiteten Meinung über das StemMastering geht man dabei jedoch nicht zum
Mixdown der Einzelspuren zurück.
Technische Korrekturen
Der erste Schritt im Mastering-Prozess
umfasst die letzten technischen Feinarbeiten,
die gelegentlich auch als „Editing“ bezeichnet
werden. Dazu gehören das Sauberschneiden
von Anfang und Ende einer Aufnahme, das
Erstellen von Fade-in und -out sowie das Entfernen von Störgeräuschen wie Knacken,
Brummen, Rauschen oder Jitter. Gängige Praxis ist auch das Einfügen von 500 Millisekunden Stille am Songanfang, damit dieser nicht
versehentlich durch eine Mute-Schaltung
preiswerter CD-Player abgeschnitten wird.
Auch das Aufspüren und Beheben von Phasen- oder Dither-Fehlern auf dem Premaster
zählt zu den technischen Korrekturen im
Mastering.
Kreatives Mastering
Der künstlerische Teil des Masterings umfasst
alle Maßnahmen, die dazu dienen, das vorliegende Tonmaterial klanglich aufzuwerten.
Multibandkompressoren, hier der „MD3 Multiband
Dynamics“ aus dem System 6000 von t.c. electronic,
erlauben es, drei oder vier einzelne, sich überlappende
Frequenzbänder separat zu bearbeiten.
Spezialbeat
Der Remix-Profi-Guide: Technik, Tools, Tricks und Praxis-Tipps
Der VTC1 des Röhrenspezialisten Tegeler
Audio Manufaktur bietet trafosymmetrierte Ein- und Ausgänge, eine konsequente Class-A-Schaltung und einen
weichen Übergang zwischen linearer
Verstärkung und Kompression, wodurch
die klangliche Ausgewogenheit des
Signals erhalten bleibt. Die pure Analogtechnik ist im Stereomodus für das
Mastering, in Dualmono auch für Einzelsignale nutzbar.
www.synthax.de | 2490 Euro
Mit 144 passiven Einzelfiltern, also 72
pro Kanal, dürfte der SPL PassEQ zu
Recht als der mächtigste Equalizer aller
Zeiten gelten. Einzelkernspulenfilter
sorgen für minimalste Verzerrungen,
die bewährte 120-Volt-Mastering-Technik erlaubt eine Dynamik von 150 dB.
Die musikalische Arbeitsweise der Filtersektion wird beim Mastering auch
höchsten Anforderungen gerecht.
www.soundperformancelab.de | 3999 Euro
Analoge Equalizer gehören wegen ihres
musikalischen und offenen Klangs
schon lange zur ersten Wahl im Mastering. Der Klark Teknik DN410 ist ein
fünfbandiger vollparametrischer Equalizer mit einem Pegelhub von -25 bis +15
dB bei einer regelbaren Filtergüte von
einem Halbton bis zwei Oktaven.
Ebenso kann der DN410 als zehnbandiger Mono-EQ mit zusätzlichem Highund Lowpass-Filter betrieben werden.
www.klarkteknik.com | 1550 Euro
TL Audios EQ-2 ist ein vierbandiger, vollparametrischer Stereo-Röhren-Equalizer
mit einem Pegelhub von ±15 dB bei
einer Güte von 0,5 bis 5. Trotz Röhrentechnologie kann der Frequenzbereich
der Bänder stufenlos geregelt werden.
Durch seinen ausgewogenen und
lebendigen Klang eignet er sich sowohl
für den Einsatz im Kanalzug als auch
zur Veredelung der Summe.
www.tlaudio.co.uk | 1843 Euro
Dieses Filter hat Musikgeschichte
geschrieben: Der TG12345, besser
bekannt als Curve Bender, war in den
legendären Mischkonsolen der Plattenfirma EMI in deren „Abbey Road Studios“ verbaut und ist auf den letzten
Beatles- und frühen Pink-Floyd-Alben
zu hören. Die Frequenzbereiche der vier
Bänder sind in acht Stufen einstellbar,
der Pegelhub ist ebenfalls in 1-dBSchritten gerastert.
www.chandlerlimited.com | 4999 Euro
Der EX3200 Ultrafex Pro von Behringer
ist ein zweikanaliger Psychoakustikprozessor, der dem gesamten Mix durch
das Zufügen künstlicher Obertöne
beziehungsweise die Verstärkung der
vorhandenen zu mehr Frische und Klarheit verhelfen kann. Seine SurroundFunktion verbreitert die Stereobasis des
Signals, die Low-Mix-Option bewirkt
eine Bassanhebung und verleiht auch
den Tiefen den richtigen Schub.
www.behringer.de | 88 Euro
Der Aural Exciter 250 III von Aphex,
dem Erfinder der Psychoakustikprozessoren, erzeugt zusätzliche Obertöne
und verhilft dem Material zu mehr Klarheit, Transparenz und Brillanz. Ein intelligenter Algorithmus sorgt dabei für
eine natürliche Dynamik und die nötige
Musikalität. Anders als ein Equalizer
erweitert der Exciter das Frequenzspektrum und fügt dem Signal hörbar mehr
Frische zu.
www.aphex.com | 1049 Euro
Der Aphex Aural Exciter 204 Big Bottom erhöht die Präsenz und Klarheit
einer gesamten Aufnahme und verhilft
so dem Signal wieder zu den subtilen
Nuancen, die im Recording oft verloren
gehen. Er erzeugt einen natürlichen,
druckvollen Tiefbass und detailreiche,
transparente Mitten. Der intelligente
Enhancer passt den Effekt an das
Musikmaterial an und sorgt jederzeit
für die richtige Dosierung.
www.aphex.com | 359 Euro
Der SPL Charisma 2 ist ein zweikanaliger Röhrenprozessor, der neben Röhrenverzerrungen auch Limiting-Effekte
erzeugt, durch die der Headroom digitaler Recorder besser ausgenutzt und
somit Lautheit gewonnen werden
kann. Die Signale bekommen enormen
Druck und Punch und gewinnen an
Durchsetzungsvermögen und Präsenz.
Charisma ist das perfekte Werkzeug zur
Erzeugung nuancierter Verzerrungen.
www.soundperformancelab.de | 529 Euro
Der Vitalizer MK2-T von SPL ist die wärmer und lebendiger klingende Röhrenvariante des „Stereo Vitalizer MK2“. Seine
klassischen, passiven Bauteile sorgen für
einen edlen Vintage-Sound. Dieser Enhancer erzeugt keine neuen Obertöne, sondern arbeitet Brillanz und Druck des vorhandenen Signals deutlicher heraus. Er
verfügt über einen Basskompressor, eine
regelbare Mitten-, Hoch- und Obertonbearbeitung sowie einen Stereo-Expander.
www.soundperformancelab.de | 899 Euro
SPLs Transient Designer 2 bietet eine neuartige Technik, um Attack und Sustain
eines Signals zu gestalten. Er beeinflusst
dabei sehr subtil den dynamischen Verlauf, sodass sich perkussive Signale deutlicher herausarbeiten beziehungsweise
in den Hintergrund schieben lassen. Der
Effekt erweitert das Repertoire der kreativer Klangkorrektur ungemein. Seine
automatisierte Steuerung optimiert
dabei selbsttätig alle Einstellungen.
www.soundperformancelab.de | 539 Euro
Der Finalizer 96k von t.c. electronic ist ein
integriertes Mastering-Werkzeug und vereint in einem Gerät Sampleraten-Konvertierung, Analyzer, einen digitalen, fünfbandigen Stereo-Equalizer, Multibandkompressor, Dynamic-EQ, Stereo-Expander,
Limiter, Normalizer und Dithering-Funktionen. Fast schon legendär sind neben
dem herausragenden, neutralen Klang
seine hochwertigen A-D-/D-A-Wandler
sowie seine intuitive Bedienung.
www.tcelectronic.com | 3094 Euro
Der Waves Maxx BCL beinhaltet neben
dem bekannten L2-Limiter auch den
„Renaissance Compressor“ sowie
Waves MaxxBass. Der Kompressor kann
in den Modi Opto oder VCA betrieben
werden, was ihn deutlich musikalischer
macht. Die MaxxBass-Funktion sorgt
für eine subharmonische Abrundung
im Mastering.
www.waves.com | 2856 Euro
beat 12 | 2008 37
Equalizer
Der Multibandkompressor SMC-2B aus
dem Hause Tube-Tech ist vollständig in
Röhrentechnik aufgebaut, wodurch ein
Maximum an Klangtransparenz gewährleistet wird. Wie viele Mastering-Kompressoren besitzt auch der SMC-2B in
allen drei Bändern unabhängige optische
Stereokompressoren. Die M-Version
bringt gerasterte Potis mit, die ein
exaktes Einstellen möglich machen.
www.tube-tech.com | 3999 Euro
Enhancer
Der C1 aus TL Audios Classic-Serie ist
ein zweikanaliger Röhrenkompressor
mit ebenfalls sehr musikalischem
Klang. Dank Link-Schaltung kann er
bequem auf Summensignalen eingesetzt werden, eignet sich durch seine
Mikrofon- oder Instrumenteneingänge
aber ebenso für Einzelsignale und
erhöht Druck und Lautheit ohne
Neben­effekte.
www.tlaudio.co.uk | 1843 Euro
Enhancer/Limiter
Konsequent in Class-A-Technik aufgebaut, liefert der Avalon AD 2044 Dualkompressor einen transparenten, seidigen Klang, nur geringes Rauschen
und einen satten Headroom von +30
dB. Als Optokompressor ausgeführt,
bietet er ein weiches und musikalisches
Regelverhalten und maximale Klarheit.
Ursprünglich für die Subgruppe entwickelt, kann der Kompressor auch beim
Mastering überzeugen.
www.avalondesign.com | 2590 Euro
Dynamics
Beat-Empfehlungen für analoge Mastering-Hardware
Spezialbeat
Der Remix-Profi-Guide: Technik, Tools, Tricks und Praxis-Tipps
Durch den Einsatz eines „Transient-Designers“ eröffnen sich im
Mastering ganz neue Möglichkeiten der Dynamikbearbeitung.
Das neue Plug-in von SPL erlaubt
nun auch im virtuellen Studio das
gezielte Gestalten des Ein- und
Ausschwingverhaltens.
SPL Analog Code Transient Designer
www.soundperformancelab.de,
238 Euro
Neben einer Pegelanpassung, einem ausgewogenen Stereobild und der immer noch
wichtigen Monokompatibilität spielen auch
ein ausgeglichener Frequenzgang und die
Pausenharmonisierung eine große Rolle.
Durch den Einsatz von Filtern, Equalizern,
Kompressoren und psychoakustischen Geräten lässt sich das Klangbild einer Produktion
oftmals deutlich verbessern. Dabei geht es
nicht nur um das Auffrischen von Höhen, die
passende Bassbalance oder die maximale
Lautheit. Auch die Gesangsstimme genießt
größte Aufmerksamkeit und muss bei
modernen Popproduktionen klar und transparent hervorstechen.
Digital vs. analog
Die „Wahl der Waffen“ im Kampf mit der
Balance von Dynamik und Frequenzen bleibt
letztlich eine Frage des persönlichen
Geschmacks und der Arbeitsweise. Sowohl
Acon Acoustica 4
Acoustica 4 ist ein Spezialist für die
Audiobearbeitung und das Mastering von Aufnahmen, denn das Programmpaket vereint alle Funktionen,
die für die Analyse von Audiodaten,
für Dynamik- und Klangkorrektur, die
Erzeugung von Playlisten sowie das
anschließende Erstellen Red-Bookkompatibler CDs nötig ist. Acoustica
unterstützt Sampling-Raten bis 192
kHz bei 32 Bit und kann alle gängigen
Audioformate wie OGG, WAV, WMA,
MP3, AU und AIFF lesen und – bis auf
AIFF – auch wieder schreiben. Neu in
Version 4 sind neben der Integration
von DX- und VST-Effekten auch zahlreiche Echtzeit-Analyzer zur FFT-Analyse und ein Phasenkorrelationsmesser. Der Restaurationsassistent führt
durch sämtliche Schritte beim Digitalisieren von Kassetten oder Vinyl.
Den Abschluss bilden hochwertige
Effektalgorithmen, angefangen von
Echo, Flanger, Chorus oder Hall über
Limiter und weitere Dynamik- und
Klang-Plug-ins bis hin zu neu entwickelten Pitchshifting- und Timestretching-Funktionen.
www.acon-digital.de | ab 29 Euro
38 Bias Peak 6 LE
mit DSP-gestützten Plug-ins der beiden
großen Kartenhersteller Universal Audio
(UAD) und t.c. electronic (PowerCore) als
auch mit Software-Werkzeugen für die VST-,
AU- oder RTAS-Schnittstelle (exemplarisch
seien hier die Produkte von Waves, Flux, SPL
oder Sonalksis genannt) ist Mastering auf
hohem Niveau möglich. Gemeinhin sagt
man analogem Outboard-Equipment einen
wärmeren, kompakteren und transparenteren Klang nach. Aufgrund immer besserer Analogemulationen und der explosionsartig gestiegenen Rechenleistung aktueller
DSP-Karten der zweiten Generation sind die
Grenzen zwischen analog und digital mittlerweile objektiv betrachtet jedoch fließend.
Software
Zum Mastering lässt sich selbstverständlich
jeder gängige Audiosequenzer verwenden,
solange er – beim Einsatz von Outboard-
Nach wie vor gilt Bias Peak als die ultimative CD-Authoring- und MasteringLösung unter OS X, denn das Programm bietet nicht nur alle wichtigen
Bearbeitungs- und DSP-Werkzeuge,
sondern bringt auch einen paragraphischen Equalizer und das Echzeiteffekt-Plug-in „SFX Machine LT“ mit.
Hinzu kommt eine nützliche InternetIntegration durch Podcasting-Funktionen und der „WireTap Pro“ genannte
Mitschnitt von Internet- und SystemAudiostreams ohne zusätzliche Kabel.
Neu in der Version 6 sind neben der
grafisch optimierten Oberfläche auch
die Voiceover-Ducking-Funktion, die
Integration in iTunes, die gleichzeitige
Unterstützung von drei Echtzeit-AU-/
VST-Effekten oder -Instrumenten und
die Verarbeitung von Metadaten in
Audiodateien. Oben drauf gibt es
noch 32 VST-Effekte wie Delay, Limiter,
Vocoder, De-esser und die für Mastering-Zwecke sehr nützliche M-SMatrix von Maxim Digital Audio
sowie PowerFX-Loops, Sound-Effekte
von „Hollywood Edge“ plus AMGs
Sample-Player „One“.
www.bias-inc.de | 99 Euro
beat 12 | 2008
SF Audio Studio
Sonys Sound Forge zählt sicherlich zu
den bekanntesten Audio-Editoren auf
der Windows-Plattform. Mit „Sound
Forge Audio Studio“ präsentiert der Hersteller nun auch eine auf das Wesentliche reduzierte Einsteigerversion. Seine
übersichtliche Benutzeroberfläche verzichtet auf unnötigen grafischen
Schnickschnack und wird so zur intuitiv
bedienbaren Lösung für eine schnelle,
nicht-destruktive Echtzeitaudiobearbeitung. Das Programm arbeitet mit einer
Auflösung von 96 kHz in 24-Bit, besitzt
eine Disc-At-Once-CD-Brennfunktion,
unterstützt alle gängigen Audio- und
Videoformate, kann selbstverständlich
auch alte Vinyl- oder Kassettenaufnahmen restaurieren, Videos mit Audiotracks synchronisieren und bringt
zudem eine studiotaugliche Sammlung
an VST-Effekt-Plug-ins, darunter Stimmenentfernung, Equalizer, Distortion,
Chorus und Delay, mit. Natürlich sind
auch alle wichtigen Editierfunktionen
vorhanden, die Sound Forge Audio Studio zu einem leicht zu bedienenden,
übersichtlichen Mastering-Werkzeug
für den Einsteiger machen.
sonycreativesoftware.com | 59 Euro
Equipment – eine Stereospur abspielen und
gleichzeitig wieder aufnehmen kann. Sollen
auch Plug-ins genutzt werden, muss der
Sequenzer außerdem eine der üblichen Softwareschnittstellen wie VST, AU oder RTAS
unterstützen. Neben Logic und Cubase eignen sich daher auch spezialisierte Sampleoder Audioeditoren wie Acoustica, Sound
Forge, Magix Samplitude, Bias Peak oder
WaveLab für Mastering-Zwecke, da sie
zusätzlich nützliche Editierfunktionen oder
besondere Mastering-Algorithmen, beispielsweise für Rauschunterdrückung und
Dithering, sowie präzise Pegel- und Stereometer mitbringen. Ebenso sind Funktionen
für ein CD- oder DVD-Authoring und ein
Disc-At-Once-Brennmodus vorhanden.
Zielsetzung
Auf den ersten Blick scheinen die klanglichen
Gestaltungsmöglichkeiten beim Mastering
WaveLab 6 Essential
Auf Basis der „WaveLab Editing-Suite“
hat Steinberg bereits vor vielen Jahren
einen Industriestandard in puncto
Mastering und CD-/DVD-Authoring
geschaffen, der nun auch für den
budgetorientierten Anwender interessant wird. Mit WaveLab 6 Essentials
haben die Hamburger eine hochwertige Sammlung nützlicher Werkzeuge
für die Bearbeitung und das Mastering
von Audiomaterial am Start, die in der
Version 6.1 durch Podcasting-Funktionen und Internet-Publishing ergänzt
wird. Das Programm bietet Samplegenaues Editing bis 96 kHz und 32 Bit,
liest und schreibt natürlich alle gängigen Audioformate, brennt Red-Bookkompatible CDs inklusive CD-Text und
bringt zahlreiche nicht-destruktive
Bearbeitungsfunktionen, auch gruppiert über mehrere Spuren, mit. Obligatorisch sind auch die Unterstützung für
die VST-Schnittstelle sowie zahlreiche
gut klingende Echtzeiteffekte sowie
eine Video-Spur für ein schnelles und
präzises Anpassen von Bild und Ton.
Nach wie vor definiert Steinberg mit
WaveLab 6 Essentials die Referenzklasse, denn kein anderer Editor bietet
einen derart ausgereiften Funktionsumfang zu einem so moderaten Preis.
www.steinberg.de | 99 Euro
Spezialbeat
Der Remix-Profi-Guide: Technik, Tools, Tricks und Praxis-Tipps
Multi Dynamics 5 ist ein hochwertiger
paragraphischer Multibandkompressor
mit bis zu sechs individuell einstellbaren Frequenzbändern, Clean- oder
Vintage-Mode, Look-Ahead-Funktion
und einem Crossover-Filter mit 18 oder
30 dB Flankensteilheit.
www.wavearts.com | 200 US-Dollar
Abbey Roads TG Mastering Pak enthält
zwei authentische Emulationen der
Equalizer und Filter aus EMIs legendärer Konsole TG12410. Das von Chandler entwickelte Filter besitzt fünf feststehende Frequenzen in vier Bändern
mit einem Pegelhub von ±10 dB sowie
fünft Charakteristika.
abbeyroadplugins.com | 335 US-Dollar
Der Sonalksis DQ-1 ist ein vierbandiger
analog klingender Equalizer, der sich
sehr gut zur subtilen Formung des Frequenzspektrums eignet. Er kann wahlweise in einem statischen oder dynamischen Modus betrieben werden und
gleicht ein unausgewogenes Klangbild
durch eine intelligente Änderung der
Korrekturkurve aus.
www.sonalksis.com | 230 Euro
Der MagicEQ aus der Software-Schmiede
DUY verfolgt den Ansatz des adaptivautomatischen EQing. Das Plug-in analysiert im ersten Durchgang die Klangcharakteristik eines Songs und bietet dem
Toningenieur aussagekräftige Parameter
zur Veränderung der tonalen Struktur.
Das Einstellen der einzelnen Frequenzbänder erfolgt danach automatisch.
www.duystore.com | 159 Euro
Der bx_digital ist eine echte Geheimwaffe beim Mastering. Er bietet neben
5- und 7-Band-EQ auch noch De-Esser,
Mono-Maker sowie intelligente Bassund Presence-Shifter, offeriert einen
ausgeklügelten M-/S-Mastering-Modus
und emuliert damit alle Merkmale der
Brainworx-BX1-Hardware.
www.brainworx-music.de | 415 Euro
Im BBE Sonic Maximizer werkeln die
Algorithmen aus dem Hause Nomad
Factory, die schon bei vielen Pro-ToolsPlug-ins für Aufmerksamkeit gesorgt
haben. Der einfach zu bedienende Exciter frischt die Obertöne auf, ohne dabei
das Bassfundament zu verwischen. Über
eine Lo-Contour-Funktion lässt sich dieser Bereich separat nach vorn drücken.
www.bbesound.com | 129 US-Dollar
MaxxBass erlaubt nicht nur das
gezielte Anheben tiefer Frequenzen,
sondern ermöglicht auch das kreative
Modellieren eines facettenreichen
Bass-Sounds. Tiefe Signale und der Subbass erhalten deutlich mehr Druck,
ohne andere Instrumente oder den
Gesang im Mix zu beeinträchtigen.
www.waves.com | 200 US-Dollar
Dominion vereint die Funktionen eines
Transienten-Designers, einer analogen
Sättigungsstufe sowie eines Exciters. Es
arbeitet auch in der Summe Transienten
deutlicher heraus und verleiht ihnen
mehr Präsenz. Seine Sättigungsfunktion
sorgt für analoge Wärme, der Exciter für
glasklare, transparente Höhen.
www.digitalfishphones.com | kostenlos
Der S1 Stereo Imager erlaubt nicht nur
die Verbreiterung der Stereobasis eines
Signals, sondern ist auch zur Korrektur
fehlerhafter Stereobilder oder zur Wiederherstellung der Monokompatibilität
geeignet. Das Eingangssignal lässt sich
frei im Raum bewegen, erfährt aber dabei
dennoch keinerlei klangliche Verfärbung.
www.waves.com | 200 US-Dollar
Der legendäre Klang der EMI-Konsole
TG 12413 aus den „Abbey Road Studios“
ist noch heute auf zahlreichen Beatlesund Pink-Floyd-Alben gegenwärtig. Mit
dem Limiter TG 12413 ist dieser Sound
nun auch für das virtuelle Studio verfügbar. Klanglich orientiert sich das
Plug-in dabei so nah am Original wie
irgend möglich.
abbeyroadplugins.com | 335 US-Dollar
Kjærhus Audio präsentiert mit seinem
MPL-1 Pro SE einen flexiblen MasteringLimiter. Mittels hochauflösender PeakErkennung lassen sich auch kürzeste
Signalspitzen ohne das gefürchtete Clipping bearbeiten. Weitere Merkmale sind
eine Look-Ahead-Funktion, ein individuelles Stereo-Linking sowie das bewährte
TPDF-Dithering auf 8, 16 oder 24 Bit.
kjaerhusaudio.com | 148 US-Dollar
Maximus ist ein zuverlässiger klangneutraler Peak-Limiter und LoudnessMaximizer. Er stellt drei separat einstellbare Frequenzbänder sowie eine
Master-Kompression zur Verfügung
und besitzt vier frei definierbare Kompressionskurven. Zwei Sättigungmodi
sind einzeln zuschaltbar.
www.image-line.com | 189 US-Dollar
Fast schon ein Geheimtipp ist der Barricade Pro Limiter aus der Feder des Plugin-Spezialisten Jeroen Breebaart. Neben
den typischen Parametern Attack,
Release und Threshold bietet der
Limiter ein einstellbares Softclipping,
eine regelbare Cross-Korrelation, eine
Hüllkurven-Limiting sowie großzügige
Pegelmeter.
www.jeroenbreebaart.com | 10 Euro
beat 12 | 2008 39
Equalizer
Ozone 3 von iZotope ist eine vollständige, sehr leistungsfähige MasteringSuite, bestehend aus Multiband-Dynamics, Paragraphic-Equalizer, Multiband
Harmonic Exciter für nuancierte Eingriffe, Stereo Expander, MasteringReverb, Loudness-Maximizer und
Dither-Funktion.
www.izotope.com | 249 Euro
Enhancer
In vielen Plug-in-gestützten MasteringStudios ist Waves C4 der Multibandkompressor erster Wahl. Auch hier lassen sich vier Bänder flexibel einstellen.
Die „Auto Release Control“ (ARC) passt
die Reaktionszeit materialabhängig an
das Eingangssignal an. Klanglich verhält sich der C4 recht neutral.
www.waves.com | 400 US-Dollar
Limiter
Sonalksis CQ1 Multiband Compander
ist ein klanglich sehr flexibler Multibandkompressor mit vier separat einstellbaren Frequenzbändern. Das speziell entwickelte „State Space“-Modell
stellt einen authentischen analogen
Klang sicher. Mit dem Filter kann per
Sidechaining nahezu jeder Frequenzbereich als Trigger verwendet werden.
www.sonalksis.com | 230 Euro
Dynamics
Beat-Empfehlungen für Mastering-Plug-ins
Spezialbeat
Der Remix-Profi-Guide: Technik, Tools, Tricks und Praxis-Tipps
Mithilfe des kostenlosen „FLUX
Stereo Tool“ lässt sich ein Mix auf
seine Monokompatibilität hin
prüfen und auf Wunsch auch in
seinem Panorama und der Stereobreite beeinflussen.
www.fluxhome.com
recht begrenzt, schließlich ist der Mixdown
ja abgeschlossen, und auch das Stem-Mastering erlaubt nur den Zugriff auf Subgruppen.
Dennoch lässt sich mit Equalizern und Multibandkompressoren noch ordentlich am
Klang eines Stücks schrauben. Am Anfang
einer Mastering-Session muss man sich
daher definitiv über den Sound, den man
erreichen möchte, im Klaren sein. Wenn man
keine genaue Idee vom Ergebnis hat, kann
man das Mastering auch gleich in fremde
Hände legen. Dabei ist es oft sehr hilfreich,
wenn ein „unbeteiligter Dritter“ mit frischen
Ohren an das Material herangehen und
seine Meinung einbringen kann. Den Mastering-Prozess sollte man in jedem Fall als weiteren kreativen Schritt betrachten, der dem
Song nochmals eine ganz neue Richtung
geben kann.
Klangkorrektur
Werden Tracks, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten, in verschiedenen Studios oder mit
unterschiedlichem Equipment aufgenommen, meist auch von verschiedenen Leuten
gemischt wurden, auf einem Album kombiniert, wird beim Mastering eine Frequenzkorrektur nötig sein. Dabei geht es in erster
Linie darum, das Klangbild der verschiedenen Songs aneinander anzupassen, sodass
beim späteren Hören ein harmonischer
Gesamteindruck entsteht.
Darüber hinaus sind natürlich globale
Klangkorrekturen ratsam, wenn die Klangbalance im Mix zu kippen droht. Die oft
gewünschte Brillanz einer Aufnahme liegt
zwischen 8 und 20 kHz, wobei man die
beliebten „seidigen Höhen“ durch eine Anhebung ab etwa 12 bis 15 kHz erreicht. Der Tiefbass unterhalb von 40 Hz ist in der Regel
musikalisch nicht mehr relevant und wird
beim Mastering durch ein Lowcut-Filter
beschnitten. Der Bass bis etwa 200 Hz ist
wesentlich für die Wärme und den Druck im
Multibandkompressoren, im Beispiel ein Plug-in aus UADs Precision-Mastering-Serie, sind oft
der einzige Weg, in einem komplexen Mix Einfluss auf die Dynamik einzelner Frequenzbereich zu nehmen.
40 beat 12 | 2008
Mix verantwortlich, sollte aber dennoch eine
ausgeglichene Energie- und Panoramaverteilung aufweisen. Eine Überbetonung der
Bässe und Höhen geht meist auf Kosten des
Mittenbereichs, der die wichtigen Solo- und
Harmoniestimmen sowie die Gesangsstimme enthält. Hier liegt auch der Schlüssel
zur Sprachverständlichkeit, weshalb dieser
Bereich die meiste Aufmerksamkeit verlangt.
Trotz aller Eingriffsmöglichkeiten halten sich
die Korrekturen beim Mastering in Grenzen
und sollten einen Pegelhub von ±3 dB nie
übersteigen.
Lautheit
Wer zeitgemäße Musik produziert, kommt
am Thema Lautheit nicht mehr vorbei. Dabei
ist nicht der reale Maximalpegel gemeint,
der ja bekanntlich 0 dB FS nicht überschreiten darf, ohne unangenehme Übersteuerungen zu erzeugen. Vielmehr steht die subjektiv empfundene Lautheit im Vordergrund,
die sich am Durchschnittspegel orientiert.
Bestes Mittel zur Dynamikkorrektur im
Mastering-Prozess ist ein Multibandkompressor, der nicht alle Frequenzbänder
gleichzeitig regelt, sondern aus einer Kombination von meist drei oder vier Einzelkompressoren besteht, die für getrennte Frequenzbereiche wie Bass, untere und obere
Mitten und Höhen zuständig ist. Auf diese
Weise lassen sich beispielsweise die kritischen Mitten in den Vordergrund rücken,
ohne dass der Kompressor durch den hohen
Basspegel zu „pumpen“ beginnt. Ähnlich wie
bei der Klangkorrektur sind dem MasteringIngenieur auch bei der Arbeit mit dem Kompressor oft enge künstlerische Grenzen
gesteckt, sodass die Eingriffe selten über die
meist unhörbare Kompression von 1:1,5 bis
1:3 hinausgehen.
Psychoakustik
Klingt ein Mix dumpf, „muffig“ und glanzlos,
schlägt die Stunde so genannter psychoakustischer Prozessoren wie Enhancer oder
Exciter. Durch das gezielte Anheben oder
Ergänzen von Obertönen lassen sich alte
oder klanglich schwerfällige Aufnahmen
problemlos auffrischen. Während Enhancer
lediglich vorhandene Obertöne im Mix verstärken und dadurch zu einem lebendigeren
Höhenbild beitragen, nutzt man Exciter, um
eine neue Obertonstruktur zu „erfinden“ und
einen fetten Subbass hinzuzufügen. In beiden Fällen klingt der Mix danach frischer,
brillanter, offener und die Produktion wirkt
durchsichtiger und wird klanglich hörbar
aufgewertet. Aber Vorsicht: Das Ohr
gewöhnt sich schnell an diesen Effekt,
sodass man Gefahr läuft, während einer Ses-
Der Softwarespezialist FLUX hat eine Menge nützlicher
Mastering-Werkzeuge im Programm. Der kostenlose
Transient-Designer „BitterSweet II“ arbeitet mit einer
M-S-Matrix und gibt einen guten Einblick in die Klangqualität und Leistungsfähigkeit der Plug-ins.
www.fluxhome.com
sion immer mehr in die Zauberkiste zu greifen. Den Exciter mischt man erst am Ende
bei, und dann auch nur so viel, dass der
Unterschied im direkten A-B-Vergleich
gerade noch hörbar ist.
Viele Exciter und Enhancer, darunter auch
der „SPL Vitalizer“, besitzen darüber hinaus
Zusatzfunktionen zur Bearbeitung der Stereobasisbreite. Dabei werden dem jeweils
anderen Kanal die phasengedrehten OffCenter-Anteile einer Mischung zugeführt.
Das Stereobild scheint dabei über die Basisbreite der Abhöranlage hinauszuwachsen,
gleichzeitig verlieren jedoch mittige Signale
an Druck. Nach der Verwendung dieses
Effekts sollte man in jedem Fall durch einen
Korrelationsgradmesser, beispielsweise das
kostenlosen „FLUX Stereo Tool“, oder ein Stereosichtgerät das Signal auf seine Monokompatibilität hin überprüfen.
Limiting
Der letzte Schritt im Mastering-Prozess ist
das Signal-Limiting. Während die Stereospur
nach dem Mix in der Regel noch etwa 6 bis
10 dB Headroom aufweist, die der Mastering-Ingenieur zur Dynamikkorrektur verwenden kann, soll der finale Track natürlich
bis 0 dB FS ausgepegelt sein. Hier verrichten
Limiter ihre Arbeit, die mittels kurzer
Ansprechzeit (Attack) und hohem Kompressionsverhältnis dafür sorgen, dass keine
Signalspitze das gefürchtete Clipping verursacht. Wie stark man am Ende durch die Verwendung dieser Lautheitsmaximierer nochmals die subjektive Lautheit des Mixes
erhöhen möchte, bleibt letztlich dem guten
Geschmack überlassen. Elektronische Produktionen vertragen in der Regel mehr Limiting als akustische Aufnahmen, die ihre
Lebendigkeit aus einer gesunden Dynamik
beziehen.
Spezialbeat
Der Remix-Profi-Guide: Technik, Tools, Tricks und Praxis-Tipps
Gavin Lurssen: „Alles steht mit allem im Wettbewerb“
Beat im Gespräch mit Grammy-Gewinner Gavin Lurssen über sein Equipment, den aktuellen
Lautheitswahn, künstlerische Freiheit und den Sound der letzten zwanzig Jahre.
Beat / In den vergangenen 17 Jahren hast
du an unzähligen Soundtracks und Alben
gearbeitet. Welches hat den meisten Spaß
gemacht?
Gavin / Ich hatte das Glück, während meiner
Laufbahn mit Menschen arbeiten zu dürfen,
die wirklich ihre gesamte Energie in ein Projekt investierten. Da fällt es mir schwer, ein
einzelnes Album herauszugreifen. „O Brother, Where Art Thou?“ (Soundtrack zum Film
der Coen-Brüder, Red.) aber war aus verschiedenen Gründen ein wirklich besonderes
Album. Es war die Wiederentdeckung eines
Genres, das seinen Glanz schon verloren hatte, und „T Bone Burnett“ hat es wunderbar
für das Publikum neu zum Leben erweckt.
Es gibt für mich aber eine Menge Alben
und Soundtracks, die besonders waren – zu
viele, sie alle aufzuzählen. Vielleicht das
neue Album von Alison Krauss und Robert
Plant (Raising Sand, Red.), das ist unglaublich musikalisch. Ich höre die Musik sogar
nach der Arbeit.
Wenn ich an einem Album arbeite, geht
es nur um die Klangbalance, nicht darum,
ob ich die Musik mag oder nicht. Das
kommt erst, wenn wir mit dem Mastering
fertig sind.
Beat / Wie fühlt es sich an, so einen Grammy zu gewinnen?
Gavin / Ich habe schon mit vielen besonderen Künstler gearbeitet, und die Leute fragen
mich oft nach den großen Berühmtheiten.
Ich antworte immer, sie seien genau so, wie
man es sich vorstellen würde. Ein paar
Grammys zu gewinnen, oder – wie kürzlich
in San Francisco – zwei TEC-Awards, fühlt
sich exakt genauso an, wie man es erwarten
würde. Ich kann mich nicht beklagen.
Beat / Du hast sowohl an Kino- und Fernsehproduktionen als auch an Pop- oder
Rockalben mitgewirkt. Gibt es da Unterschiede, was das Mastering betrifft?
Gavin / Nein, es gibt keine Unterschiede.
Einer der Gründe, warum wir so viele TV-Produktionen inklusive dieser Fünf-SekundenJingles mastern, ist, dass die Produzenten
den gleichen Druck haben möchten, wie bei
Songs und Alben. Andererseits werden auch
so viele Songs unverändert in TV- und Kinoproduktionen eingesetzt, dass Filme da
klanglich mithalten müssen. In der Industrie
haben wir mittlerweile einen Standard, bei
dem klanglich alles mit allem im Wettbewerb steht. Der Anspruch aber ist überall der
gleiche: eine ausgewogene Klangbalance.
Beat / Wie hat sich ganz allgemein der
Sound in den letzten 20 Jahren verändert?
Gavin / Kompression und Lautheit sind ein
großes Thema geworden. Als die Leute
anfingen, Musik im Auto zu hören, musste
die sich gegen Umweltgeräusche mithilfe
einer extrem reduzierten Dynamik durchsetzen. Manche Künstler mögen das, andere
nicht. Für alle Beteiligten wird das mehr und
mehr zu einem großen Dilemma. Die
Mastering-Ingenieure jubeln, aber so langsam fangen die Fans an, sich gegen die lauten, dynamikarmen CDs aufzulehnen.
Beat / Welche Vorstellungen bringen
Künstler und Produzenten mit, und wie groß
ist dein kreativer Spielraum?
Gavin / Die Leute wählen mich natürlich
aus, um den Sound so zu bekommen, wie
ich ihn bekanntlich mache. Alle kennen sich
heutzutage ein wenig mit Mastering aus.
Aber die besten Ergebnisse bekommt man,
wenn man es jemanden so machen lässt,
wie er es eben macht. Mein Ruf ist, ein
besonders druckvolles, dabei aber ausgewogenes Mastering zu erstellen. Es ist laut,
wenn es laut sein muss, weist aber trotzdem noch genug Transparenz in der Tiefe
auf. Darum kommen die Leute zu mir.
Beat / Beim Mastering denkt man gleich
an teures Equipment. Welche Geräte setzt ihr
bei „Lurssen Mastering“ hauptsächlich ein?
Gavin / Alles analog. Teuer? Ja! Sehr viel Geld
steckt auch in der Zeit. Zeit, in der wir nur
verändern, probieren und hören, damit die
Hersteller ihre Geräte nach unseren Anforderungen bauen können. Aber du musst auch
wissen, damit umzugehen. Ohne Wissen
nützt das beste Equipment nichts.
Beat / Wie ist deine Einstellung zu digitalem Equipment, gar Plug-ins? Kann man
damit auch gute Ergebnisse erzielen?
Gavin / Ja, wir haben auch ein wenig digitales Equipment. Aber wir setzen es nur
ganz selten ein – vielleicht, um hier oder da
noch ein wenig am Sound zu drehen, aber
immer an bereits fertig gemasterten Songs.
Ich arbeite gerade mit einem Software-Hersteller zusammen, der einige Algorithmen
so kombinieren will, wie wir es hier mit Analog-Equipment machen. Auch für digitales
Equipment gibt es eine Berechtigung, aber
es ist keine Wunderwaffe. Für das analoge
Zeug gibt es einfach keinen Ersatz.
Beat / Kannst du preiswertes Equipment
für das Heimstudio empfehlen?
Gavin / Wenn, dann Plug-ins. Aber man
bekommt immer nur das, wofür man bezahlt.
Für ein gutes Mastering braucht man außerdem viel Wissen, jahrelanges Lernen und
praktische Erfahrung. Ich kann nicht empfehlen, das zuhause zu machen. Mastering bei
einem Profi ist schon lange bezahlbar geworden, und es ist das Geld absolut wert!
Beat / Wenn du dir einen Mixdown wünschen könntest, wie würde der klingen?
Gavin / Das werde ich andauernd gefragt!
Die Leute fragen mich, ob sie eine Summenkompression verwenden sollen, oder dies
und das. Ich rate immer das gleiche: Mach’
es so, dass es so gut wie möglich klingt –
egal, ob du dazu nun Plug-ins, Kompressoren oder was auch immer verwenden
musst. Dann bring’ es zu mir und lass’ mich
meine Arbeit machen. Wenn ich das Gefühl
habe, man müsste am Mix selbst nochmal
etwas korrigieren, ist es auch meine Aufgabe, das zu sagen. Ich scheue mich auch
nicht, das auszusprechen, und es wird dankbar angenommen – besonders in der heutigen Zeit, in der Alben oft unter schlechten
Bedingungen gemischt werden.
Beat / Welchen Tipp kannst du unseren
Lesern für ihr Mastering noch mit auf den
Weg geben?
Gavin / Du musst zuerst den gesamten
Mastering-Prozess verstehen und verinnerlichen. Es geht immer um die Klangbalance,
um Transparenz und Tiefe.
beat 12 | 2008 41
Gavin Lurssen, Absolvent des
„Berklee College of Music“ in
Boston und Mastering-Ingenieur
seit 1991, hat mit seinem Studio
„Lurssen Mastering“ an unzähligen Soundtracks für Kino- und
TV-Produktionen, darunter die
Serien „Dr. House“ und „CSI“, an
vielen Disney-Filmen wie „Cars“
und „Ratatouille“ und – an
Alben von Künstlern wie Sheryl
Crow, Matchbox Twenty, Lynyrd
Skynyrd, T Bone Burnett oder
Alice Cooper mitgewirkt. Für seine Arbeit an „O Brother, Where
Art Thou?“ und „Martin Scorsese
Presents The Blues“ wurde er in
den Jahren 2002 und 2004 mit
einem Grammy ausgezeichnet.
www.lurssenmastering.com
Spezialbeat
Der Remix-Profi-Guide: Technik, Tools, Tricks und Praxis-Tipps
Mastering im Internet: Sechs Dienstleister im Überblick
Bei der Wahl des Mastering-Studios ist man schon lange nicht mehr auf das lokale, oft spärliche Umfeld beschränkt. Viele professionelle Dienstleister bieten Mastering-Dienste im Internet an. Schnell, bequem und ohne Risiko?
>> Online-Mastering.com
>> Mastering-Online.com
>> Mastering-Online.eu
>> Patchmusic
>> Supreme Mastering
>> TCM Mastering
Online-Mastering.com ist sicherlich der bekannteste
deutsche Anbieter von professionellem Audio-Mastering, das die eigene Musikproduktion fit für das Presswerk und den Airplay macht. Der Service bietet CDund Vinyl-Mastering in hoher Qualität. Die erfahrenen
Tontechniker kombinieren High-End-Analogtechnik
und die neuesten und modernsten digitalen Mastering-Werkzeuge, um den Songs Ausgewogenheit und
optimale Dynamik zu verleihen. Als besonderes Plus
bietet Online-Mastering Neukunden ein kostenloses
Demo-Mastering mit Zufriedenheitsgarantie. So kann
sich jeder selbst ein Bild von den zu erwartenden Resultaten machen.Wie viele andere Wettbewerber arbeitet
das Team grundsätzlich zum Festpreis pro Track, der je
nach Auftragsvolumen zwischen 64 und 75 Euro liegt.
www.online-mastering.de
Bei Patchmusic hat sich der Inhaber Jürgen Pacher voll
und ganz der analogen Philosophie beim Mastern verschrieben. Getreu der Überzeugung, dass sich die einzigartige Magie der Musik nur durch eine analoge Aufnahme einfangen und ein analoges Mastering
bewahren lässt, setzt er konsequent auf eine Synthese
aus reinster, handgefertigter Analog- und edelster
Wandlertechnik. Neben dem in vielen Mastering-Studios beliebten Wandler von „Lavry Engineering“ kommen nur analoge Röhrentechnik von Fairman, Chandler,
GML und Dangerous in der Klangbearbeitung sowie
der Audioeditor Sequoia zum Einsatz. Patchmusic bietet sowohl unbesuchte Mastering-Sessions via FTPUpload als auch „reales Mastering“ in Anwesenheit des
Künstlers an. Abgerechnet wird eine Flatrate pro Track,
die derzeit zwischen 46 bis 58 Euro (Internet) beziehungsweise 53 bis 66 Euro (real) liegt.
www.patchmusic.de
42 beat 12 | 2008
Seit 1989 hat sich das Team um Stefan Noltemeyer als
renommiertes Mastering-Studio etabliert und dabei
mittlerweile tausende Master für Majorlabels erstellt.
Zwar sind in der modernen Musikproduktion Plug-ins
nicht mehr wegzudenken, dennoch setzt MasteringOnline auf eine Kombination aus hochwertiger Digitalund Analogtechnik. In den beiden Studios des Dienstleisters findet sich daher nur erlesenes Equipment von
Avalon, Jünger, Tube Tech, Klar Technik, Drawmer, Klein
& Hummel sowie die HD-Recording-Systeme Pro Tools,
Logic und Sadie. Alle Digitalprozessoren arbeiten mit
einer Rechentiefe von 64 Bit, was ein anspruchsvolles
Sounddesign und eine sehr präzise Bearbeitung
ermöglicht. Abgerechnet wird minutengenau. Die
Preise bewegen sich je nach Auftragsvolumen zwischen 5,80 und 15 Euro.
www.mastering-online.com
Das britische Internet-Mastering-Studio „Supreme
Mastering“ bietet professionelles Audio-Mastering für
Musiker und Bands rund um die Welt. Viel der hier tätigen Toningenieure haben schon mit namhaften Produzenten wie Mark Opitz (AC/DC, INXS, KISS) oder Jim
Bonnefond (Savage Garden, Kool And The Gang) gearbeitet. Klar, dass auch hier nur hochwertiges Equipment
wie der Neve 33609, Pultecs EQP-1A oder MEQ-5, der
Chandler TG1 oder der API 2500 Verwendung findet.
Über einen intuitiv zu bedienenden FTP-Client lädt man
die Tracks auf den Studio-Server hoch und kann sich
nach drei bis sieben Tagen (Single oder Album) das fertige Master herunterziehen. Abgerechnet wird nach
Anzahl der Tracks. Test-Mastering, Mix-/Stem-Mastering
sowie nötige Überarbeitungen sind im Preis inbegriffen.
Das Preisniveau liegt zwischen 51 und 60 Euro je Track.
www.suprememastering.com
Auch das Team von Mastering-Online.eu verspricht Fatness, Punch und kommerzielle Lautheit für die hochgeladenen Tracks, bekennen sich aber offen zu dem von
Mastering-Guru Bob Katz entwickelten K-System und
gesteht: „Wir genießen das volle Schallspektrum der
natürlichen Dynamik, nicht das der zusammengequetschten und übermäßig komprimierten Musik.“
Extreme Verdichtung und hohe RMS-Werte darf man
hier also nicht erwarten. Zum Einsatz kommen, neben
der Multiband-Hardware „dbx Quantum II“, ausschließlich Plug-ins auf Basis der UAD- und PowerCore-Karten.
Das Preisniveau des Dienstes liegt zwischen 20 und 30
Euro pro Track und bewegt sich somit an der Untergrenze. Wie bei den meisten Internet-Mastering-Studios
kann man auch hier vorab ein Demo des eigenen Tracks
herunterladen und muss erst nach Gefallen bezahlen.
www.mastering-online.eu
Bereits im Jahre 1993 gründete Ted Carfrae sein Studio in
der englischen Grafschaft Kent, arbeitete aber bis vor
wenigen Jahren als klassischer Dienstleister für EMI
Records, Sony, Warner und Universal. Unter der Marke
„TCM Mastering“ bietet er seine Dienste nun auch online
an. Seine Erfahrung, die er bei der Arbeit an Alben von
Africa Bombatta, UB40 oder Marc Almond sammeln
konnte, gibt er nun an Künstler auf der ganzen Welt weiter. Mit einem Upload-Formular lassen sich recht einfach
die eigenen Songs auf Teds Server hochladen. Abgerechnet wird auch hier auf Basis einer Flatrate von 25 britischen Pfund (etwa 32 Euro) pro Track , die man bequem
mittels PayPal bezahlen kann. A-B-Vergleiche stehen als
MP3-Hörbeispiele bereit. Darüber hinaus bietet das Studio auch die Restauration alter Audioaufnahmen, die
Plattenproduktion und einen Mixdown-Service an.
www.tcmmastering.com