fetteS brOt - INTRO — Das Magazin für Pop, Kultur, Life und Style

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fetteS brOt - INTRO — Das Magazin für Pop, Kultur, Life und Style
Prefab S prout  Danny Brown  F ettes Brot  Cut Copy  Kochen mit T omahawk
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# 217
NOVEMBER 2013
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Liebe Leserinnen & Leser,
»Fan zu sein bedarf es wenig, und wer Fan ist, ist ein König.«
Im Zuge von Social Media und dem Auf-den-Tisch-Legen all unserer Vorlieben hat der Begriff Fan, genau wie der Terminus Freundschaft, einige Kratzer
abgekriegt – und an Verbindlichkeit eingebüßt. Ständig möchte man sich und der
eigenen peer group neue Vorlieben bieten. Man klickt »Gefällt mir« bei diesem
und jenem. Kostet ja nichts. »XY hat dich eingeladen, die Seite ›Satan‹ mit ›Gefällt
mir‹ zu markieren«, wie es im Facebook-Amtsdeutsch heißt. Schwupps generiert
sich die Statusmeldung: »Intro-Redaktion ist jetzt Fan von Satan.«
Dafür haben wir als Teenies nicht stundenlang die Poster unserer Lieblingsstars
angeglotzt, haben nicht nächtelang über die Bedeutung eines einzelnen Songtextes diskutiert – und dafür haben wir einst als Fanzine-Macher auch nicht ewig in
der Kälte am Kopierer gestanden. Papierstau!
Daher machte sich Linus Volkmann für diese Ausgabe auf die Suche nach echten
Fans. Solchen, die ihren Künstlern hinterherreisen, ganze Touren begleiten und
sich nicht zufrieden geben mit dem, was in der Auslage bei Amazon liegt. Zu lesen
ab Seite 52.
Und schließlich sind wir selbst auch immer noch Fans. Als beispielsweise Daniel
Koch für die Titelstory Arcade Fire (ab Seite 42) sprechen konnte, tat er das natürlich im Vollbesitz seiner musikjournalistischen Kompetenz – aber eben doch auch
als echter Fan. Das liest man heraus, und das ist auch gut so.
In diesem Sinne: Bleibt fanatisch!
Illustration: Henrietta Harris
Bussis aus der Redaktion
003
004
MORGEN
GESTERN HEUTE
WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN
Was uns bewegt & WER DAFÜR STEHT
009CDU: Rentner-Wahlparty mit den Toten Hosen
021 Omar Souleyman: Syrien ist mehr als Krieg
010 Banksy: Massenplüschtierhaltung in New York
022 Wer zum Teufel ist eigentlich: Jonnie Schulz
012 Reeperbahn Festival: An den Landungsbrücken blau
024 Danny Brown: Im zweiten Anlauf
014 Rick Owens: Nieder mit Size Zero
026 Messer: Neue Bands fürs Jetzt
016 Statue of Liberty: Geschlossen
028 Introducing: Unsere Tour mit Pool, Main Fear Love und Torres
018 Mein Song und seine Geschichte: New Model Army »Vagabonds«
030 Auftakt mit Eminem-Bodycheck, Fettes Brot, The Naked And Famous,
Gesaffelstein, Machinedrum, Patrice, Rummelsnuff, Booka Shade,
Miriam Bryant und mehr
042 Titelgeschichte: Arcade Fire
048 Cover-Welten: Zombies
050 Pick A Piper: Anarchisch, komisch, gut
052 Reportage: Unterwegs mit hochtourigen Fans
058 Prefab Sprout: Robinson Crusoe mit 16-Spur-Studio
062 Elliott Smith-Spezial: 10 Jahre Trauer
068 Cut Copy: Kinder der Revolution
005 Impressum
070 Kochen mit Tomahawk: Blutwürste und Riesenzungen
006 Dein Intro
074 Modestrecke: Stürmt das Schloss
008 Intro empfiehlt / Aboseite
130 Katz & Goldt / Demnächst
MORGEN
005
Impressum
VerlaG
Intro GmbH & Co. KG, Venloer Str. 241—245, 50823 Köln
Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99
[email protected], [email protected], www.intro.de
HerausGeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann
Chefredakteur Thomas Venker (V.i.S.d.P.)
Stellv. Chefredakteur Linus Volkmann
Artdirector Holger Risse (und ich)
Textchef Felix Scharlau
Projektleitung Martin Lippert
Redaktion Wolfgang Frömberg, Felix Scharlau, Kristina Engel (Lektorat),
Alexandra Heckel (Mode), Frederike Wetzels (Foto)
Live-Redaktion Carsten Schumacher, Christian Steinbrink, Thomas Lorber,
Jenny Weser
Layout Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber
Online- & News-Redaktion([email protected]) Philip Fassing, Bastian
Küllenberg
Terminredaktion [email protected]
Texte Aida Baghernejad, Jan Bojaryn, Dana Bönisch, Andreas Brüning, Franz Joachim
Büchner, Christoph Büscher, Cay Clasen, Manuel Czauderna, Alexander Dahas, Doc Intro,
Henrik Drüner, Lars Fleischmann, Jens Friebe, Marco Fuchs, Frank Geber, Claudius Grigat,
Julian Gupta, Markus Hablizel, Karol Herrmann, Moritz Honert, Ulf Imwiehe, Sebastian
Ingenhoff, Thomas Klein, Felix Klopotek, Dennis Kogel, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger,
Astrid Kusser, Mario Lasar, Christian Meyer, Oliver Minck, Denise Oemcke, Katja Peglow,
Katharina Poblotzki, Verena Reygers, Martin Riemann, Andreas Schnell, Nina Scholz, David
Schumann, Frank Schuster, Inga Selck, Roman Sobota, Hanno Stecher, Gabriele Summen,
Christin Sydow, Klaas Tigchelaar, Nisaar Ulama, Benjamin Walter, Michael Weiland, Holger
Wendt, Christian Werthschulte, Anke van de Weyer, Gregor Wildermann, Sebastian Witte,
Peter Wittkamp, Fabian Wolff
MORGEN
Was uns erwartet & was es taugt
081 Cover der Ausgabe: Kevin Devine »Bubblegum«
082 Platten vor Gericht: Zehn Prominente & zehn Alben
085 Spalter: Eine Platte & zwei Meinungen
085 Charts: Unsere & eure Lieblinge
102 Neue Platten: Musik & Hörspiele
104 Heimspiel: Neue Demos & deine Band
106 Neue Filme: Im Kino & zu Hause
112 Neue Spiele: Video- & Brettspiele
116 Neue Produkte: Gadgets, Mode & Gewinne
118 Neue Tourdaten: Präsentationen & Termine
Fotos
Tim Bruening, Carmen Catuti, Christian Faustus, Jonathan Forsythe, Matze
Hielscher, Reilly Hodgson, Peter Kaaden, Bartosz Ludwinski, Florian Schüppel, Aaron Stern,
Jan Philip Welchering, Autumn de Wilde, corbis, Getty Images, dpa / picture alliance und
Pressebildfreigaben
CoverILLUSTRATION Henrietta Harris
Illustrationen Henrietta Harris
Personal & OrGanisation Rebecca Wast (Leitung), Christina Deutsch
PraktikantInnen Janna Fleddermann, Florian Genau, Joscha Kollascheck, Andreas
Kuznik, Philipp Maxrath, Nadja Neqqache, Dennis Oertel, Sven Riehle, Alexandra Ruppert
Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41), Christian Heidrich
Abo Eva Sieger, Florian Schuster ([email protected])
BrandmanaGement Eike Wohlgemuth
Public & Media Relation Claudia Trede (claudia.trede@gemeinsame-sache.
net), Michael Gwiozdzik
AnzeiGen & Administration Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12,
Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster
director MarketinG & Sales Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13)
MarketinG & Sales Marketing & Sales Martin Lippert (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken – Fon +49 221 94993-17), Peter Stark (Mode, Games,
Marken – Fon +49 221 94993-19), David Winter (Head of Digital Sales – Marken, Media –
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+49 30 6003460-11), Sonja Reitemeier, Sabrina Esser, Laura Heinrichs
Aktuelle AnzeiGenpreisliste Mediadaten 2013 (Nr. 23 aus 10/12)
BankverbindunG Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900
Termine für Nr. 218 / Dezember 2013 & Januar 2014. Redaktionsschluss: 31.10.2013;
Termin- & Anzeigenschluss: 08.11.2013; Druckunterlagenschluss: 12.11.2013; Erscheinungstermin: 25.11.2013
Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen
IVW-Geprüfte AuflaGe & VerbreitunG 2. Quartal 2013: Druckauflage:
124.815 / verbreitete Auflage: 123.244 (Durchschnittszahlen)
intro im netz
BezuGsQuellen
Zombie-Spezial: In der Intro-iPad-Ausgabe »Die Woche« vom 01.11.
Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind
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Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung
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Mittwoch ist Kolumnen-Tag: neu und exklusiv auf intro.de/kolumne
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Mitarbeiter des Monats
Daniel Koch
Einst waren wir dicken Intros auf der Abschiedsfeier von Daniel Koch. Muss man sich mal vorstellen! Der brillige Boy, für den der Begriff Musiknerd seinerzeit erfunden wurde, schied nach
etlichen Jahren aus seinen redaktionellen Rollen
bei Intro und Festivalguide aus – und beglückte
ab 2009 fortan die Kollegen vom Rolling Stone
mit seiner kenntnisreichen engagierten Schreibe. Letztes Jahr gelang uns allerdings ein großer
Transfercoup, und der gebürtige Venner (bei
Osnabrück) wurde Chefredakteur von Intros
Schwestermagazin Greatest. So haben wir ihn
denn auch hier wieder als Autor zurück – unter
anderem schrieb er die diesmonatige Titelstory
zu Arcade Fire. Glückwunsch (uns selbst).
Dein intro
Feedback
Betreff: Glasgow-Spezial #215
Hallo Intro-Redaktion, dass ihr bei eurem Glasgow-Special das stilprägende Label Postcard Records zu erwähnen vergessen habt, ist vielleicht
nur ein kleiner Fauxpas. Aber deren bekannteste Band Orange Juice
nicht aufzulisten (nur im Franz-Ferdinand-Interview zu erwähnen) und
Aztec Camera und Josef K zu übergehen ist bei einem »Special« doch
schon übel. Zumal ihr deren Platte »The Glasgow School« (sic!) in der
Ausgabe #130 vors Gericht gestellt habt. Das Album »Rip It Up« mit
der gleichnamigen Top-10-Single hätte auch gut in die Classics gepasst.
Gruß, Volker
Mein Star
Mein Tier
What the fuck – wann bringt Rockstah denn nun endlich
sein lang erwartetes Album raus? Der Typ scheint alle Zeit
der Welt zu haben und will wohl erst noch InstagramFollower-Millionär werden. Im real life followte ihm unlängst schon die schöne Kim!
Thomas von Intro wurde nicht wirklich wie in der Bibel
von einer Wölfin gesäugt, aber dennoch ersetzte ein Hund
ihm oft die Mutter. Dieser Dackel schmuste unter dem
Namen Polly lange Zeit in der Familie mit. Bis heute wird
seiner gedacht.
Mitmachen! Du hast auch ein poppiges Tier oder zuletzt einen Star belästigt? Schick das jpg an [email protected].
Bei Abdruck winkt das Intro-Hörbuch. Und Leserbriefe an [email protected]
Schlagzeilen des Monats +++ Arnold Schwarzenegger wird Gouverneur von Kalifornien +++ Martin Hohmann fliegt wegen antisemitischer Äußerungen (»Tätervolk«) aus der hessischen CDU +++ Atomausstieg: Abscha
006
Und wo warst du?
im NovemBER 2003
Intro #111
CoverGeschichte
Das
große Thema Emo begruben wir
endgültig mit dem Heulsusen-Rock
von Dashboard Confessional. Dazu
ein Schattenfoto und Frakturschrift. Mutet im Rückblick alles
eher seltsam an, genau wie das
Interview selbst, für das der Autor
innerhalb eines Tages nach London
und zurück jettete. Über 15 Stunden
unterwegs, CO2-Fußabdruck in der
Größe von Leverkusen – und das
alles für 30 Minuten Talk.
Storys
Kid Koala, Biz Markie,
Hell, Heiko Laux, Kelis, Basement
Jaxx, »28 Days Later«
WichtiGe Alben Die Ärzte
»Geräusch«, Bubba Sparxxx »Deliverance«, Eko »Ich bin jung und
brauche das Geld«, The Strokes
»Room On Fire«
Platten vor Gericht ­
Sieger: Iggy Pop »Skull Ring«;
Letzter: The Teenage Idols »The
Teenage Idols«
Besondere Vorkommnisse Im Vorwort findet sich
etwas verkündet, was im Laufe der Jahre immense Ausmaße
annehmen wird: die Errichtung
(damals noch gemeinsam mit unserem Schwester-Titel 11Freunde)
einer Berlin-Dependance von Intro. Heute (ohne 11Freunde, aber
mit Greatest, Melt! Booking und
vielen anderen) ist das HauptstadtOffice ein echtes Empire. Köln lässt
grüßen.
008
ABO
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RICKY GERVAIS, STEPHEN MERCHANT
»EXTRAS – DIE KOMPLETTE 2. STAFFEL«
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ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt
nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis zehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo.
GESTERN
009
GESTERN
Wo wir waren & was wir sahen
— CDU-Wahlparty, Berlin,
22. September 2013, 21:21 Uhr:
Früher, als Die Toten Hosen noch
»Ficken, bumsen, blasen / Alles auf
dem Rasen« sangen, musste man
ihre Musik als Teenager ängstlich vor
den Eltern verstecken. Heute singen
Merkel, Gröhe und Kauder »Tage wie
diese«, wenn sie eine Wahl gewinnen.
Eine Entwicklung, in der man nur
Verlierer sieht. Die mit Abstand
ärmste Sau dabei: der Zuschauer.
Foto: Rainer Jensen / dpa
010
GESTERN
— Banksy, New York,
14. Oktober 2013, 16:46 Uhr:
Der britische Street-Art-Künstler
Banksy bleibt das Genie der Rekontextualisierung. Den verdreckten
Tiertransporter, aus dem Plüschtiere
schauten, ließ er tagelang durch
Manhattan fahren. Viele Passanten
waren schockiert, auch weil sich die
Tiere bewegten und schrien. Ein vielleicht drastischeres Statement gegen
Massentierhaltung als fünf PETAAktionen. Foto: Andrew Gombert /
epa / picture alliance
GESTERN
011
012
GESTERN
GESTERN
— Reeperbahn Festival,
diverse Locations, Hamburg,
25.-28. September 2013: Die Stadt als Beute. Abseits aller
offenen Rechnungen zwischen Kunst,
Kiez, Kommerz und Gentrifikation
durfte mal wieder gefeiert werden.
Tagelang. Sicher nichts Neues auf
St. Pauli. Aber an diesem sehr langen
Wochenende ging die überregionale
Lokalrunde auf den Deckel der
internationalen Pop-Szene.
Diskussionen, Preisverleihungen, Bier
auf der Straße inklusive. Fotos: Tim
Bruening, Christian Faustus, Matze
Hielscher, Bartosz Ludwinski
13
014
GESTERN
— Rick Owens, Fashion Week, Paris,
26. September 2013, 15:31 Uhr: Mit seinem Beitrag zur Fashion Week
in Paris rüttelte der amerikanische
Modemacher Rick Owens die Branche
auf. Seine Kollektion für das kommende
Frühjahr wurde nicht nur größtenteils
von schwarzen Tänzerinnen
präsentiert, sie entsprachen zudem
nicht dem XXS-Dogma der Modewelt.
Na endlich. Foto: Miguel Medina /
AFP / Getty Images
GESTERN
015
016
GESTERN
— Government Shut-Down, New York,
1. Oktober 2013, 09:35 Uhr:
Der Government Shut-Down hatte
etwas von den autofreien Sonntagen
in den 1970ern. Im Streit um die Schuldenobergrenze der USA begegneten
sich Demokraten und Republikaner mit
derart verhärteten Fronten, dass zum 1.
Oktober viele Wahrzeichen wie hier die
Freiheitsstatue schließen mussten. Erst
am 16. Oktober gab es eine Einigung,
die die USA bis mindestens Februar
vorm Staatsbankrott bewahren könnte.
Foto: James Leynse / corbis
017
Fotos: Matze Hielscher
Gestern
Muso
Laing
Abby
Echter Sound, entwickelt von echten
Künstlern – MDR-10R KopfhörerSerie von Sony
Dagobert
Sechs Acts wurden von unserem Partner
Sony Deutschland geladen, der in
diesem Rahmen die neuen MDR-10R
Kopfhörer vorstellte.
Publikum bei OK KID
Intro Intim@SuperbuDe St. Pauli HamburG
Superintim
Powered by:
Stell dir vor, in deiner WG hat man Bretter über die Betten gelegt und die
entstandene Fläche zur Bühne erklärt. Stell dir weiter vor, daraufhin käme ein
Haufen fantastischer Künstler und ein Haufen netter Freunde rein ...
D
ie Superbude auf St. Pauli
ist ein äußerst gastfreundliches Hostel. Die Treppe
rauf gibt es ein SechserZimmer, neben dem weithin leuchtend »DC Rockstarsuite
by EMP« prangt (durchendorsed,
wie Rockstar-Leben eben sind). Und
genau dort stehen besagte Betten,
über denen sich bereitwillig biegende Planken eine Bühne bilden, die
nur durch zwei Stufen vom übrigen Raum abgeteilt ist. Ein perfekter
Ort, um superintim zu feiern.
Als Erste holen sich Abby das Bier
aus dem Kühlschrank. Die Bühne ist
übersät mit Effektpedalen und wirr
ineinander verschlungenen Kabeln,
doch aus dem vermeintlichen Chaos
wächst ein brillanter Sound, der das
gemütlich eintrudelnde Publikum
sofort in den Bann zieht. Band, Moderator und Publikum kommen auch
sofort ins Plaudern. Über Sound,
über das Reeperbahn Festival, über
den Umgang mit Newcomer-Bands.
Chimperator-Rapper Muso tritt
Ein Fest von:
als Nächster durch die Tür und
ist noch völlig fertig von der letzten Nacht, in der er einfach nicht
schlafen konnte. Zwischen all seinen
Songs entspinnt sich ein Dialog über
die Texte, die durchweg autobiografisch geprägt sind.
Laing tanzen all das weg – Grübchen-Power! Eigentlich weigert sich
Tänzerin Marisa Akeny zunächst,
auf diesen schwankenden Planken
zu tanzen, auf denen die anderen
mit ihren Pfennigabsätzen balancieren. Dafür macht dann einfach das
Publikum Platz – wir sind ja unter
uns. Entsprechend distanzlos auch
die Frage an den einzigen Mann auf
der Bühne, Drummer Friedemann
Pruß, wie das Touren mit so viel
hübschen Frauen wohl sei. Er wird
unvermittelt rot.
Für Pool ist es ein Heimspiel: Das
Hamburger Trio ist zwar jung, dafür aber keineswegs auf den Mund
gefallen. Das WG-Konzept finden
die drei »nice«, vielleicht auch, weil
sie zusammen wohnen. Intim dann
ihr Start: Bassist David Stoltzenberg
lädt dazu ein, man könne ihm auch
während der Songs Fragen stellen,
die er dann in diesen beantworten
würde. Eile ist während des Sets
keine geboten, denn der Nächste
auf der Bühne, der Schweizer Solokünstler Dagobert, steckt irgendwo
in einer Vollsperrung: Auf St. Pauli
gibt es wieder Krawall. Abgehetzt
trifft er auf sein entspanntes wie erwartungsvolles Publikum, gibt sich
zunächst einsilbig, erntet dann aber
(nicht zuletzt durch seine Liebeserklärung an die Scorpions) volle
Kanne Liebe.
Und um die geht es auch bei OK
KID. Oder doch nicht? Band und Publikum sind sich uneins: Die WahlKölner waren bislang der Meinung,
keine Liebeslieder zu schreiben, nur
um dann »Kaffee warm« gleich zwei
Mal spielen zu dürfen. Das Publikum
liebt nämlich auch unglückliche
Liebeslieder. Gut, dass wir drüber
geplaudert haben. Und nochmals
Danke an alle Künstler und Gäste!
Unterstützt durch:
Kompakt und heiSS
Unterstützt wurden unsere »Intro
Intim«-Gigs in der Superbude von
Sony Deutschland, die am Ende
jedes Tages sogar noch jeweils
elegante Headphones verloste.
Die neuen Kopfhörer MDR-10RC
und MDR-10RBT von Sony sind die
kleinen Brüder der Kopfhörer-Serie
MDR-1. Beide wurden mit HighResolution-Treibern ausgestattet,
die eine außergewöhnlich klare
Musikwiedergabe versprechen.
Präzise geformte Belüftungsschlitze maximieren den Luftdurchfluss,
sodass die Membran leichter atmen
und sofort auf kräftige tieffrequente Schwingungen reagieren kann.
Im Ergebnis verpassen beide Modelle Dubstep die benötigten Subbässe und Singer/Songwriter-Pop
brillante Eindringlichkeit.
Der kompakte, in Schwarz, Weiß
und Rot erhältliche MDR-10RC verbindet Qualität mit Tragekomfort.
Dank seines praktischen Klappdesigns passt er zudem in jede Tasche.
Für grenzenlosen Musikgenuss
ganz ohne Kabel sorgt der MDR10RBT: Er überträgt kristallklaren
Sound von NFC/Bluetooth®-fähigen
Smartphones, Tablets oder PCs.
Der Sound der neuen KopfhörerSerie von Sony wurde in kreativer
Zusammenarbeit mit der Band The
Script optimiert.
018
GESTERN
Mein SonG und seine Geschichte
New Model Army
»VaGabonds«
Was vergangen ist, interessiert Justin Sullivan heute nicht mehr. Für Intro kramt der Sänger von New
Model Army trotzdem in seiner Erinnerung nach der Entstehungsgeschichte des Hits »Vagabonds« – und
bringt dabei eine Geschichte zutage, in der ein entlegenes Studio in Cornwall und der Glaube an gute
Musik seine Band retteten.
Du kannst das Studio nicht
mit dem Auto, sondern nur mit
dem Boot erreichen. Es liegt an einer
ist:
Lagune, in die man sogar nur bei Hochwasser
hineinfahren kann. Ein wunderbarer Ort, von
dem sich auch einiges in ›Vagabonds‹ wiederfindet. Wir sind bei Nacht hingefahren, und in
der Nähe befindet sich ein Hafen, wo Schiffe
aus der ganzen Welt Ton abtransportieren.
Dieses Bild der beleuchteten Schiffe, die in die
weite Welt aufbrechen, findet sich in der letzten
Strophe des Songs wieder: ›The ships loading
cargo in the night / Their names all calling to
faraway places‹. In den Sawmills Studios ist
Robert auch die Idee gekommen, die Drums
eines Marschorchesters zu nehmen, was für den
Song essenziell ist. Und ich habe die Melodie
auf dem Keyboard geschrieben.
Für die finalen Aufnahmen sind wir in ein
teureres Studio nach Oxford gegangen. Aber
die Aufnahmen, die wir da zustande brachten,
haben uns nicht so recht überzeugt. Vor allem
das Keyboard in ›Vagabonds‹ störte uns mit der
Zeit. Also haben wir rumgefragt, ob irgendjemand einen Violinisten in Oxford kenne – und
so wurde uns schließlich Ed Alleyne-Johnson
vorgestellt. Mit Ed war es Liebe auf den ersten
Blick. Wir mochten ihn, und er mochte die Band.
Aber nach wie vor hatten wir in dem Studio
kein so gutes Gefühl wie bei den Demos. Also
sind wir einen Schritt zurückgegangen,
nach Cornwall. Nur diesmal mit Ed im
Gepäck, der an diesem großartigen Ort
das bekannte Intro für den Song eingespielt hat. Alles live und alles in einem
Take. Fantastisch!
›Vagabonds‹ kam ziemlich
gut an, woraufhin immer mehr
Bands mit Folk, Rock und Violine herumexperimentiert haben.
Als diese Welle aufkam, trafen
wir die Entscheidung, bei der
nächsten Platte wieder alles anders zu machen. Das hat manche
Fans gestört, aber so sind New Model Army nun mal: Wir machen
genau das Gegenteil von dem, was
man von uns erwartet. Wir spielen
›Vagabonds‹ auch nicht zwingend live,
selbst wenn unsere Zuschauer das verlangen. Das hat auch damit zu tun, dass
ich nicht viel auf die Vergangenheit
gebe. Ich will viel lieber frei sein in dem,
was ich tue. Und nach vorne blicken. Ich
will immer weiter weg.«
Aufgezeichnet von: Mark Heywinkel
— New Model Army »Between Dog And
Wolf« (Edel) — Am 21.12. in Köln
New Model Army
»Vagabonds«
We follow the taillights out of the city
Moving in a river of red
As the colours fade away from the dusky
sunset
We roll for the darkness ahead
We are old, we are young, we are in this
together
Vagabonds and children, prisoners forever
With pulses a-raging and eyes full of wonder
Kicking out behind us again
Night-time City Beat the radio is calling
The lost and lonely in vain
Out here we are running for the wide open
spaces
The road-smell after the rain
And watching as a boy alone at the quayside
The ships loading cargo in the night
Their names all calling to faraway places
The years go past, the miles go by
And still this childhood romance will not die
Foto: Erica Echenberg / Getty Images
»
Ich wollte immer weg. Schon als Kind
hatte ich enormes Fernweh. Ständig
habe ich meine Mutter dazu getrieben,
mit mir ins Auto zu steigen und loszufahren. Und wenn es nur zum Einkaufen
war, egal – ich wollte einfach aufbrechen. Raus.
Die Rastlosigkeit und das Wandern sind deshalb
Themen, die wir bei New Model Army immer
wieder aufgegriffen haben. Zuletzt auf unserer
neuen Platte mit ›Stormclouds‹, und wohl am
eindrücklichsten mit ›Vagabonds‹.
Robert [Robert Heaton war bis 1998 Drummer bei New Model Army, er verstarb 2004]
und ich haben den Song 1987 geschrieben – in
Rekordzeit. Für das ganze Album ›Thunder
And Consolation‹ haben wir nur drei Wochen
gebraucht. Das war eine produktive, aber auch
eine sehr aufreibende Zeit. Durchs Touren war
die Beziehung zwischen Robert und mir gestört
und sehr angespannt. Aber ›Vagabonds‹ hat uns
zusammengehalten, weil wir wussten, dass wir
da etwas richtig Gutes machten und das nur
zusammen hinbekommen konnten.
Für die ersten Demo-Aufnahmen sind wir
zu den Sawmills Studios nach Cornwall gefahren. Da wurde die Stimmung zwischen uns
wieder besser, weil das ein ganz besonderer Ort
2013
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Akustik-PoP im Abo
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HEUTE
021
H eute
Was uns bewegt & wer dafür steht
— Omar Souleyman
Syrien steht aus traurigem Anlass seit Monaten im internationalen
Fokus. Doch wer kennt sich eigentlich
mit ­syrischer Popmusik aus? Das
Londoner Indie-Label Domino nahm
nun Omar Souleyman aus Ra’s
al-Ayn unter Vertrag, der schon Björk
remixte. Sein neues Album »Wenu
Wenu« öffnet das Tor zur reizvollen
Welt des arabischen Kulturraums.
022
HEUTE
I
Wer zum Teufel ist eiGentlich …
Jonnie Schulz
Vor 13 Jahren gründete Jonnie Schulz in Hamburg St. Pauli mit drei Freunden aus der links-alternativen Szene die Butch Meier Band. Sie spielten
Country & Western, die seinerzeit uncoolste Musik der Welt. Nun hat
Schulz einen sehr lustigen Roman über die Misserfolgskarriere jener Band
geschrieben. Die Story von vier Freunden und der Frage, wie weit man eine
Schnapsidee treiben kann, wenn man nur ganz fest an sie glaubt.
hre Bühnenshows waren zerstörerisch, das
Outfit peinlich, die Klappe groß und die Musik meist Coverversionen bekannter Punkund Poplieder im Countrygewand. Das klingt
eigentlich wie die idealen Voraussetzungen,
um sich in den spaßverliebten Nullerjahren
schnell zur ironischen Kultband hochzuspielen.
Dennoch dümpelte die Butch Meier Band acht
Jahre lang lediglich als Geheimtipp im Hamburger Underground rum. Stets deplatziert,
in Westernkneipen genauso wie in besetzen
Häusern. Schulz erinnert sich: »Wir waren total
unprofessionell und hatten darüber hinaus auch
keinen Bock, uns mit Marketingstrategien zu
beschäftigen. Wir machten alles selbst, hatten
keine Plattenfirma oder Booking-Agentur. Wir
pressten Singles und verkauften sie auf Konzerten. Dazu gab es Merchandise wie Bohnen in
der Dose, Schnaps und Haargel.«
Zwischen rührender Naivität und nicht unsympathischem Größenwahn werkelten die Typen um Türsteher und Ex-Metzger Butch Meier
Kapitel für Kapitel an ihrer liebevoll kaputten
Version einer Countryband, welche verstören,
das Publikum aber dennoch mitreißen sollte.
Auch das eigene Scheitern wurde schnell Teil des
Bandkonzepts: »Wir haben uns bei jedem Konzert hemmungslos selbst beweihräuchert und
die ganz große Show gerissen. Big City Nights.
Wenn dann nur zehn Gäste vor der Bühne stehen, hat das einen viel geileren Effekt, als wenn
du im ausverkauften Stadion spielst. Du machst
dein Scheitern nämlich nicht nur sichtbar, du
schleuderst es den Leuten ins Gesicht.«
Größter Fan der Band bleibt Jonnies Oma Hilde, die sich freut, dass ihr musikalischer Enkel
mal etwas anderes als »Hartchor« macht. Schulz
beschreibt die holprige Geschichte der Band in
seinem Buch anhand vieler Auftritte vom kompletten Flop bis hin zur ganz großen Bühnengala
mit Grill und der legendären »Senfkanone« in
einem fast kindlichen, staunenden Tonfall. Der
steht dem Buch gut, denn es ist kein arroganter
Witz auf Kosten seiner Figuren und ihrer idiotischen Ideen. Viel eher die halbauthentische
Dokumentation einer Lebensphase Anfang bis
Mitte 20 im Mikrokosmos Bandfreundschaft.
Mit so intensiven Erfahrungen, wie man sie
eben nur einmal im Leben macht.
Text: Benjamin Walter / Foto: Florian Schüppel
— Jonnie Schulz »Kein Zutritt für Hinter­
wäldler – Die Geschichte der Butch Meier
Band« (Ventil / Audiolith)
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024
HEUTE
Im zweiten Anlauf
Danny Brown
Nicht nur wegen seines schiefen Lächelns, der Trademark-Zahnlücke und der seltsamen Frisur gehört
der Detroiter Rapper Danny Brown zu den schillerndsten Persönlichkeiten der mit charismatischen
Egozentrikern gespickten Ami-Rap-Szene. Als Bonus-Feature hat er auch noch eine Karriere als
Drogenhändler und -konsument hinter sich.
W
er Daniel Brown richtig verstehen will,
muss bei seiner Kindheit in Detroit beginnen. Hier finden sich die Wurzeln
seiner Rap-Karriere. Gesetzt durch seine Mutter,
die ihm die Gedichte des amerikanischen Autors
und Cartoonisten Theodor Seuss Geisel am Bett
vorgelesen hat. Angeregt durch dessen reimartigen Stil, beginnt der kleine Danny, die nächsten
Jahre nur noch in ebensolchen zu sprechen. Für
die Beats zu den Reimen zeichnete der Vater
verantwortlich: »Mein Dad war House-DJ«,
erzählt Danny Brown. »Er brachte mir immer
die Musik mit nach Hause, die ihm gerade am
besten gefiel. So kam ich neben House auch
früh mit dem HipHop von Wu-Tang Clan, LL
Cool J und A Tribe Called Quest in Berührung.«
Also der ideale Nährboden für eine Traumkarriere. Wäre da nicht das destruktive Potenzial des Künstlers. Im März 2010 hatte Brown
es geschafft, an die Wand zu fahren, was nach
einer hoffnungsvollen Rap-Laufbahn mit seiner
Band Rese’voir Dogs aussah: Er war nach einem
Gefängnis-Aufenthalt wegen Drogenhandels
wieder zu Hause bei Mutter und Vater gelandet. »Den Biggie-Spruch ›Don’t get high on
your own supply‹ habe ich nie berücksichtigt«,
kommentiert der heute 32-Jährige lakonisch
seine Gangstertage. Allerdings änderte die Zeit
hinter Gittern sein Verhältnis zu Musik: »Nach
der Zeit im Knast habe ich angefangen, das
Musikmachen wirklich ernst zu nehmen. Ich
dachte mir: jetzt oder nie!«
Im April 2010 veröffentlicht Danny sein Album »The Hybrid« mehr oder weniger in Eigenregie über das Web-Label Rapper’s I Know.
Der bekennende Rock-Fan verbindet darauf
HipHop-Traditionalismus mit Gitarrenrock und
UK-Grime. Inhaltlich überspitzt Danny Brown
dabei so gnadenlos, dass sich der Zuhörer häufig
in einer Rap-Version von Quentin Tarantinos
»Pulp Fiction« wähnt. Die charismatische Reibeisenstimme des bekennenden White-StripesFans tut ihr Übriges. Die Fans sind begeistert.
Danny geht Free-Download-Platin, mindestens.
Schließlich holt DJ A-Trak den Detroiter
Rapper auf sein Electro-Hop-Label Fool’s Gold
Records. Für andere ein großes Ereignis, für
Brown ein pragmatisches: »Ich mag die MusikIndustrie nicht, eigentlich wollte ich nie bei
einem Label unterschreiben«, gibt er zu verste-
hen. »Mein Plan war, Musik immer kostenlos
zu veröffentlichen und von den Konzerten zu
leben. Aber bei Fool’s Gold hatte ich das Gefühl,
dass sie nur die Musik veröffentlichen, auf die
sie Lust haben, und dass die Chemie zwischen
uns passt.«
Geschickt platzierten sie gemeinsam mit
»XXX« ein weiteres Gratis-Mix-Tape in der
HipHop-Community. Die Strategie geht auf:
Positionierte ihn sein Solodebüt noch in engen
Szenezusammenhängen, so rückt er nun neben
A$AP Rocky, Kendrick Lamar und ActionBronson, die anderen jungen Wilden des US-HipHop.
Mit »Old« steht nun der erste physische
Tonträger an. Danny Brown gibt sich drauf
stellenweise gereifter, sowohl was die Beats
als auch die Texte angeht. »Auf dem Album
habe ich meine musikalischen Einflüsse auf
einem neuen Level gebündelt«, kommentiert
er die Veränderungen. Was er nicht selbst sagt:
Musiker wie A-Trak, Purity Ring, Oh No und
Rustie haben ihm dabei geholfen. Da sollte nun
aber wirklich nichts mehr schiefgehen.
Text: Julian Gupta / Foto: Tim Bruening
— Danny Brown »Old« (Rykodisc / Warner)
Fotos: Bartosz Ludwinski
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Der Helga® Festival Award 2013
verliehen von Festivalguide und Reeperbahn Festival
Wir sagen Danke! an alle, die am 26. September im Imperial Theater auf St. Pauli mit uns waren und
an alle, die uns dabei unterstützt haben. Eins ist sicher: Helga® ist gekommen, um zu bleiben. Und die
Gewinner der ersten Verleihung des unabhängigen Festival Awards sind:
Haldern Pop (Feinstes Booking, Schönster Zeltplatz)
MS Dockville (Kreativstes Rahmenprogramm)
Melt! (Bestes Gewissen)
Macklemore & Ryan Lewis (Überraschendster Live-Auftritt)
Tomorrowland (Tollstes Festival International)
Nature One (Bestes Festival National – Publikums-Award)
Weitere Infos auf www.festivalguide.de/derhelga
Ein Award von:
Unterstützt von:
026
HEUTE
N
och ist »Die Unsichtbaren«, das zweite
Album der Band Messer, nicht offiziell erschienen. Doch der Ruf der aktuell besten
Post-Punk-Band Deutschlands eilt ihnen bereits
voraus. Das Album füllt eine Leerstelle aus.
Die Mitglieder von Messer, vier Mittelschichtjungs aus dem Großraum Münster, spielten
bisher vor allem in Hardcore-Bands. Über das
gemeinsame Plattenhören entwickelten sie
Vorlieben für Kraut, Synthesizer und die kalifornische Proto-Synthpunk-Band The Units.
Mit »Die Unsichtbaren« hat sich das Quartett
auf Basis seiner Geschichte nun neu erfunden.
»Wir merkten, was wir nicht können«, beginnt
Sänger Hendrik Otremba seine nicht unkokette
Begründung des Stilwechsels. »So kamen wir
wieder zu dem zurück, was wir ein bisschen
können«: dynamischen Post-Punk mit ausgefeilten Songstrukturen, der geprägt ist vom
Interesse für avancierte Gitarreneffekte und in
dessen Mittelpunkt der ausdrucksstarke Sänger
steht. Gerade bei Konzerten zeigt sich Otrembas
besondere Gabe, wenn er dramatisch über die
Bühne stolziert und Texte ins Mikrofon brüllt,
die weit weg sind von dem, was sonst in den letzten Jahren auf Deutsch getextet wurde. Wenn
überhaupt ähneln sie denen von Bands wie DAF
und Der Plan. Auf Malaria! verweisen sie in dem
Song »Tollwut (Mit Schaum vor dem Mund)«
sogar sehr bewusst. Ob sie die Referenzen zu
diesen Bands geplant setzen, ist unklar. Wahrscheinlich aber eher nicht. Im Gespräch lassen
sich Messer nicht in die Karten schauen. Die
Bandmitglieder wirken vorsichtig und bemüht,
es geht ihnen um Wahrheit, nicht darum, wie
sie ankommen. Otremba lässt reflektierende
Sätze fallen wie diesen: »Die Texte haben eine
bewusste Entwicklung erlebt. Es gibt jetzt eine
persönlichere Ebene, weil ich das Gefühl hatte,
mich mit dem Handwerkszeug, das ich mittlerweile beherrsche, auch mal ein bisschen mehr
an mich herantrauen zu können.«
Messer sind eine Band, die leidlich bemüht
ist, sich vom Popkulturbetrieb nicht überfordern
zu lassen, sondern bei sich zu bleiben – trotz
der großen Aufmerksamkeit, die auf sie hereinprasselt. Das war ein Grund, andere Angebote
auszuschlagen und bei der kleinen Münsteraner
Plattenfirma This Charming Man zu bleiben,
die auch schon das Debüt veröffentlichte. Für
die Produktion von »Die Unsichtbaren« zogen
sie den Produzenten Tobias Levin (siehe Intro
#216) hinzu. Ist dieser ansonsten Garant für eine
detailversessene, ausufernde Studioarbeit, so
entschied er sich bei Messer für eine Liveaufnahme, um die Kraft ihrer Konzerte einzufangen.
Das ist von einem, der im Fußballtrainer-Jargon
wohl als »Schleifer« beschrieben werden würde,
wahrscheinlich als Ritterschlag zu werten.
Text: Christian Steinbrink
Foto: Bartosz Ludwinski
— Messer »Die Unsichtbaren« (This Charming
Man / Cargo / VÖ 22.11.13) Am 07.12. in Karlsruhe
Neue Bands fürs Jetzt
Messer
Angefangen haben Messer 2011 als Band ehemaliger Hardcore-Musiker,
die sich für Krautrock und Synthesizer zu begeistern begannen. Das
erste Album »Im Schwindel« war deutlich von Diskurs-Rockbands wie
Brüllen oder den frühen Blumfeld beeinflusst. Mit dem zweiten Album
»Die Unsichtbaren« kommen Messer nun bei mit Gitarreneffekten
beladenem Post-Punk und in der Tradition des New Wave stehenden
Texten an. Wie passt denn das alles bitte zusammen?
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028
HEUTE
Unsere Gemeinsamen
NÄChte
Im November schicken wir wieder drei aufregende Bands auf
Tour durch Hamburg, Berlin, München, Köln und Frankfurt. Der
Sound reicht von Torres’ Singer/Songwriter-Tagträumen mit einem
Hauch von Punk über Pools Indie-Dance-Pop bis zu Main Fear
Loves Neo-Shoegazing. Wie immer gilt auch im November: auf
www.introducing.de registrieren und gratis dabei sein.
Am 10. November starten wir im Berliner Postbahnhof ein
Introducing Festival. Siehe Seite 121.
Mein Zuhause
Pool
INTRODUCING
MIT TORRES, POOL, MAIN FEAR LOVE
05.11.HAMBURG, KNUST
06.11.BERLIN, LIDO
08.11.MÜNCHEN, HANSA 39
09.11.KÖLN, GEBÄUDE 9
10.11. FRANKFURT, ZOOM
INTRODUCING on Tour
Gratis für die Gästeliste anmelden:
www.introducing.de
Die Schulfreunde Daniel Husten, Nils Hansen
und David Stoltenberg machen zusammen
Musik, seit sie 13 sind. Ihr Indie-Dance-Pop
beweist Eigenständigkeit – und muss sich vor
Digitalism oder Django Django nicht verstecken. Mit »Harm« schrieben sie die Hymne fürs
Berlin Festival 2013.
»Unser musikalisches Leben spielt sich fast
ausschließlich in unserer WG ab. Der kleine
Backsteinkasten am westlichen Rand von Hamburg, in dem wir drei und dazu zwei unserer
Uraltfreunde wohnen, ist also auch unser musikalisches Zuhause. Immer wieder finden sich
hier Freunde und Bekannte ein, die auch mit
Musik zu tun haben und vor sich hin basteln.
Dabei entsteht dann ohne Ende sinniges und
unsinniges Zeug. Es bleibt nicht aus, dass sich
aus all dem Material Tracks herauskristallisieren, die besonders schlecht, um nicht zu sagen
unaufhaltbar scheiße sind. So schlimm, dass
wir wiederum größten Gefallen daran finden.
So kam es, dass zwei unserer besten Freunde
auf die Idee kamen, die ›besten‹ dieser Songs
auf eine Kompilation zu packen, woraus sich
dann das ›Teppichmesser-Tape‹ entwickelte.
Dieses wird genau ein einziges Mal – live –
gemischt und auf Kassette gespielt. In einer
großen Gruppe vieler Beteiligter wird sich das
Tape ein Mal angehört, danach nie wieder. Es
wird nicht veröffentlicht und nicht kopiert. Es
gibt ein Unikat, das war’s.«
Drei Fakten über ...
Main Fear Love
Jared, Peter, Lorenz, Yo und Patrick sind
Main Fear Love. Die Berliner beackern seit
drei Jahren kühle Soundlandschaften zwischen Psychedelic, Shoegaze und 90er-Indie.
So entsteht eine Art skulpturaler Noise, der auf
ihren Touren mit Flashguns, Toy und Cloud
Control schon ein großes Publikum neugierig
gemacht hat. Für uns öffnen sie das schwarze
Nähkästchen ...
Nur um es wegen Copyright-Ansprüchen ebenjener Freundin nicht veröffentlichen zu dürfen.
Catwalk – Den schlechtesten Auftritt ihrer
Karriere legten Main Fear Love nach eigenem
Bekunden auf einem Laufsteg hin.
Gammelfleisch – Nachdem der Band in den
ersten Proberäumen das Equipment entweder
von einer Emo-Core-Band geklaut worden oder
wegen Feuchtigkeit verschimmelt war, probt
die Band nun in einem Keller. Leider gehört
Freundschaft – Ihr erstes Musikvideo hat die der allerdings zu einer Fleischerei, die dort ihre
Band selbst mühsam aus Aufnahmen einer Abfälle lagert.
befreundeten Künstlerin zusammengebastelt.
Drei FraGen an Deutschland
Torres
Hinter Torres verbirgt sich Mackenzie Scott
aus Nashville. Mit Country hat ihr introspektiv
anmutendes Songwriting weniger am Hut als
mit großen Rockgesten in Miniaturform. Jetzt
hat Torres das schlicht selbstbetitelte Debütalbum fertig – und außerdem drei Fragen an
Deutschland.
Träumt ihr eigentlich ununterbrochen vom
Leben in diesen Landhäusern, für die ihr so
bekannt seid?
Ein deutsches Fachwerkhaus, sagen wir mal
im Schwarzwald oder in der Eifel, kommt für
uns selbst träumend nicht in Frage. Der Trend
geht vielmehr zum Traum von der bezahlbaren
Zwei-Zimmer-Wohnung im Zentrum einer der
hiesigen Großstädte, die nicht Berlin heißen.
Ansonsten träumen wir oft schlecht – von Häusern aus amerikanischen Horrorfilmen.
Empfindet ihr Unmut gegenüber eurer Nation,
weil sie uns die Dauerwelle gebracht hat?
Na, mit diesem kulturellen Beitrag können wir
ganz gut leben. Wobei der Entwickler der Welle,
Karl Nessler, früh nach England emigriert und
in New Jersey gestorben ist. Wenn man seiner
Methode der Ondulation inzwischen auch kondolieren muss, weil sie doch leicht aus der Mode
geraten ist, hat Nessler einen ebenso wichtigen
Beitrag zu den 80er-Jahren geleistet wie Kraftwerk oder Ronald Reagan. Davon abgesehen:
Eine Dauerwelle sieht ja nicht bei jedem gleich
so scheiße aus wie bei Nickelbacks Chad Kröger.
Habt ihr jemals genug von Gummibärchen?
Niemals. Das gilt vor allem für Kinder und
Kiffer. Inzwischen gibt es sie ja sogar ohne
Gelatine, also müssen selbst Vegetarier zum
Gummibärchen-Essen nicht mehr in den Keller
gehen. Wir essen auch gerne Bärendreck, aber
das ist eine andere Geschichte.
MAIN fEAR
LOVE
pOOL
TORREs
ERLEBE ALLE
INTRODUCING KONZERTE
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030
HEUTE
Plattenhören mit …
Fettes Brot
Obwohl König Boris, Björn Beton und Dokter Renz alias Fettes Brot schon 20 Jahre im Game und
teilweise gestandene Familienväter sind, dreht sich ihre Kunst immer noch um Party, Reime und
Hamburg. Zum Erscheinen ihres siebten Albums »3 is ne Party« hat Henje Richter die Band mit neuen
und alten Songs sowie einigen Überraschungen konfrontiert. Foto: Jan Philip Welchering
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HEUTE
Modeselektor
feat. Thom Yorke
»Shipwreck«
König Boris: Eines meiner Lieblingsereignisse
bei der Produktion von
»Strom und Drang« war,
als Modeselektor endlich
den Beat für »Bettina« lieferten. Wir hatten immer
wieder nachgefragt, die Produktion näherte sich
dem Ende, der Schlussvorhang drohte bald zu
fallen. Aber als er dann kam, sind wir vor Freude
im Kreis gehüpft.
Björn Beton: Uns war damals gar nicht bewusst,
dass die schon so derbe Szenestars waren. So
eine Kollaboration mit Thom Yorke hat auch
nicht jeder im Portfolio!
DAF
»Der Räuber und der Prinz«
BB: Das DAF-Sample in
unserem »KussKussKuss«Remix haben wir mit der
Erlaubnis von Robert Görl
und Gabi Delgado-López
benutzen können, was
uns sehr gefreut hat. Ich
glaube, dass der Remix sehr gut geworden ist.
In bester Weise als Hommage zu verstehen.
A Tribe Called Quest
»Da Booty«
BB: Ich hatte über De La
Soul und Beastie Boys gerade angefangen, mich für
Rapmusik zu begeistern,
als 1989 dann dieses Überalbum »3 Feet High And
Rising« von De La Soul
erschien. Das war eine sehr, sehr coole Zeit für
HipHop. Da ist sehr viel losgetreten worden,
was heute nachwirkt.
Alfa Romeo
ANZ: Gitarre
Dokter Renz: Wenn man heute in Hamburg
auf HipHop-Partys geht, läuft da ganz viel von
dem alten Zeug wieder, und die jungen Kappen
flippen voll aus. Wenn ich dann meinen neumodischen Internetkram auflegen will, kommen
da wunderschöne junge Damen und wollen im
besten Falle noch irgendwelchen Gangsterrap
hören.
031
Kendrick Lamar
»SwimminG Pools (Drank)«
DR: Das geilste RapAlbum der letzten Jahre.
Unser Ansatz ist ja noch
ein bisschen besser, aber
die Beatles und Beach Boys
haben sich ja auch immer
abgewechselt. Lamar ist
das letzte Konzert, auf dem wir zu dritt waren.
KB: Das Publikum war toll. Das waren alles
Hardcore-Fans, die jede einzelne Zeile hingeDR: Das ist das, was die
bungsvoll mitgegrölt haben. Da habe ich eine
Katzen hören wollen!
Gänsehaut gekriegt.
BB: Da haben wir natürlich »Nordisch By Nature«
geklaut. Heute sollen Marmeladen danach benannt
werden, und die Grünen in
KB: »Ein drittel Heizöl,
Schleswig-Holstein wollten den Slogan sogar
zwei drittel Benzin« auf
im Wahlkampf verwenden – da gab es dann
unserem neuen Album
eine einstweilige Verfügung von uns(!), und
ist übrigens kein Casperdas, obwohl wir das auch nur geklaut hatten.
Zitat. Wir haben nur zuKB: Das ist immer noch der Kern von Fettes
fällig dasselbe Slime-Zitat
Brot: Party, Hamburg, ein bisschen unterschwelbenutzt! Und uns natürlige Gesellschaftskritik – und geil abliefern.
lich ein klein wenig geärgert, dass er früher
damit rausgekommen ist.
DR: Casper hatte damit in verschiedenen konservativen Gegenden Probleme, weil das ein
DR: Für uns war es ganz Aufruf zur Gewalt ist und der Text von Slime auf
erstaunlich zu sehen, dass dem Index steht. Das im Radio zu spielen ist für
es auch in Amerika Leute manche Menschen schon zu viel. Ist nicht meine
gibt, die total auf Doppelt-, Musik, da sind ein Tick zu viele Klischees drin.
Dreifach- und Vierfachrei- Es hat mich aber beeindruckt, wie viele Leute
me stehen. Also, dass sich bei Casper emotional mitgehen. Das hat einen
komplette Satzteile auf- Nerv getroffen, und ich wundere mich auch
einander reimen, und zwar jede einzelne Silbe. nicht, dass es viele Leute mitnimmt.
Da merkt man eine Seelenverwandtschaft. Viele — Fettes Brot »3 is ne Party« (Fettes Brot
Schallplatten / Groove Attack / VÖ 01.11.13)
Lieder von Eminem sind aber wahnsinnig un— Auf Tour vom 18.12. bis 07.02.
cool. Da ist so ein komischer Trash-Faktor drin.
BB: Eminem habe ich über Dendemann kennengelernt. Der hatte damals als Erster die
Slim-Shady-Geschichte verstanden und mir
netterweise erklärt. Er hat mir die Kunstform
der Charakter-Erschaffung nähergebracht.
NauGhty By Nature
»Hip Hop Hooray«
Casper
»Im AschereGen«
Eminem
»White America«
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032
HEUTE
Im Koffer von …
The Naked
And Famous
wichtig ist auch, sich wohlzufühlen. Dazu gehört es, im Flugzeug die Schuhe auszuziehen,
Filme zu schauen, genug Schlaf abzubekommen
oder auch mal an neuen Songs am Laptop zu arbeiten. Entspannungsübungen nicht vergessen.
Was das Packen angeht, sind wir Vertreter des
Minimalismus. Da ich meistens Schwarz trage,
ist es gar nicht so schwer, mit wenig Klamotten
auszukommen. Schwarz nutzt sich nur langsam
ab und verdeckt Flecken gut. Apropos Prakti-
KinderGarten, Aleph & KanYe West
Gesaffelstein
Mit Remixen für Justice, Lana Del Rey und Depeche
Mode hat sich der 28-jährige Mike Levy alias Gesaffelstein bis ins Telefonbuch von KanYe West gespielt.
Anlässlich des Debüts »Aleph« hat sich Henje Richter dem Franzosen in dreierlei Hinsicht genähert.
Gesaffelstein
Zeitgeist, Schadenfreude, Kindergarten: Es gibt ein paar Wörter aus
dem Deutschen, die im Ausland
gerne im Original benutzt werden,
weil sie so treffend sind. »Gesamtkunstwerk« ist auch so ein Wort.
Verknüpft mit dem Namen »Einstein«, baute Mike Levy daraus
seinen Künstlernamen »Gesaffelstein«. Dieser klingt fremd und
vertraut zugleich und passt somit
bestens zur Musik des 1985 in
Lyon geborenen Produzenten.
Sie verstört mit ihren harten,
dunklen Beats und dem hektischen Habitus, schafft es aber
dennoch, eingängig und tanzbar zu bleiben. »Es ist mir sehr
wichtig, meine Musik mit
anderen Kunstformen zusammenzubringen, mit Fotos, Bildern und Videos«,
betont der durchgängig
schwarz gekleidete und
Kette rauchende Levy.
kabilität: Ich sehe mich auch nicht in Stilettos
den Koffer tragen. Essenzielle Teile im Koffer
sind meine Lederstiefel, die Lederjacke, ein
Cardigan, ein Schal und mein Schmuck – und
meine aktuellen Lieblingsstiefel: goldfarbene
Budapester von Opening Ceremony.«
— The Naked And Famous »In Rolling Waves«
(Polydor / Universal)
— Auf Tour vom 05. bis 18.11.
— Auf intro.de: Galerie aller Koffer von TNAF!
Der Ursprung: »Aleph«
Das Debütalbum von Levy trägt
den hochtrabenden Namen
»Aleph«, nach dem ersten Buchstaben des hebräischen Alphabets.
»Es steckt aber kein intellektuelles Konzept dahinter«, wiegelt der
Musiker ab. »›Aleph‹ steht für Anfang. Das passt gut zum ersten Album.« Wobei das mit dem Anfang
so eine Sache ist, veröffentlicht
Levy doch bereits seit fünf Jahren
Maxis und Remixe
unter dem Namen
Gesaffelstein. Angefixt für Techno
hat ihn seine ältere Schwester. Der
Track, der
sein Leben
verändern
sollte, war
»Flash«
von
Green
Velvet.
Seinen Initialmoment als Produzent stellte dann ein Zusammentreffen mit The Hacker dar. Der
ehemalige Produzentenpartner
von Miss Kittin habe ihm gezeigt,
dass mit Ambition und Strukturierung des Lebens alles möglich sei.
KanYe West
West klopfte, angefixt von der Single »Viol«, höchstpersönlich bei
ihm an. »Wir kommen aus unterschiedlichen Welten, nicht nur deshalb war ich erstaunt, als er sich bei
mir meldete«, erinnert sich Levy.
»Ich meine, er ist einer der größten
Rapper der Welt! Ich dachte: Was
will der von mir?« Als ob das noch
nicht genug der Aufregung wäre,
fand Levy sich plötzlich an der Seite
von Daft Punk und Brodinski im
Studio wieder, um mit ihnen gemeinsam zwei Songs für Kanyes
Album »Yeezus« zu produzieren.
— Gesaffelstein »Aleph«
(Parlophone / Warner / VÖ 01.11.13)
Foto: Allyson Shiffman
»Im letzten Jahr waren wir gar nicht so viel
unterwegs, da wir in Los Angeles sehr konstant
an den Songs für das neue Album geschrieben
haben. Aber jetzt beginnt der Tour-Kreislauf
erneut. Zuletzt waren wir zwei Jahre nonstop
auf Reisen. Wie soll man sich da nur angemessen
vorbereiten? Ein Weg sind Rituale: Wir versuchen am Flughafen immer, möglichst in eine
Lounge reinzuschleichen. Ansonsten hilft viel
Wasser trinken, lesen und Musik hören. Ganz
Foto: Jonathan Forsythe
Nicht zuletzt dank der Mithilfe
der BBC, welche die Band auf
ihre »Sound of 2011«-Liste setzte,
gelang den Neuseeländern mit
»Passive Me, Aggressive You« ein
fulminanter Karrierestart. Nun
steht der Nachfolger an. Damit
nichts schiefgeht, geht das Quintett wieder auf Dauertour. Intro
durfte in den Koffer von Sängerin
Alisa Xayalith schauen.
TICKETS UNTER: FKPSCORPIO.COM & EVENTIM.DE
SERVICE-HOTLINE: 01806-853 653
0,20 €/Anruf aus dem Festnetz,
Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf
Vier mal Drei
Tristesse
Contemporaine
Drei Künstler aus unterschiedlichen Teilen der Welt treffen im guten
alten Melting Pot Paris aufeinander und machen verzauberte Musik an
der Schwelle zwischen Clubexplosion und Couchapokalypse.
Ihr tretet live gern mit Masken auf. Auf
welche drei Verkleidungen habt ihr schon
länger ein Auge geworfen?
01Donnie Darko
02Die aus dem Musical »Das Phantom im
Paradies«
03Jasons Hockeymaske aus »Freitag der 13.«
Nach Frankreich seid ihr drei ja von sonst
wo in der Welt gekommen. Was vermisst ihr
am meisten?
01Mike: »Ich komme aus England, mir fehlt
saufen und Drogen nehmen mit meinen
Freunden.«
02Narumi: »Und meine Heimat ist Tokio,
ich vermisse es, in meiner Muttersprache
zu diskutieren, die Lichter der Stadt und
das Essen!«
03Leo: »Aus Stockholm stamme ich, und mir
fehlt echt schwedisches Knäckebrot!«
Ihr wohnt mittlerweile alle in Paris. Drei
Dinge, die ihr an der Stadt liebt.
01Alles ist zu Fuß zu erreichen
02Der Charme der Arrondissements: Jedes
Viertel ist seine eigene Welt.
03Auf einer Terrasse sitzen und einen Drink
haben
Lieblingssongs auf dem neuen Album?
01Mike: »›Fire‹, es macht mich
einfach an, den live zu spielen.«
02Narumi: »›Pretend‹, denn der erinnert
mich an mein altes Apartment, wo wir die
ersten Demos aufgenommen haben.«
03Leo: »›Stay Golden‹, das war das allererste Stück, das wir aufgenommen haben,
und es hat uns den Weg für alles weitere
gewiesen.«
— Intro empfiehlt: Tristesse Contemporaine »Stay Golden«
(Record Makers / Al!ve)
acoustic
034
HEUTE
Bodycheck
Rick Rubin & Eminem
Der eine sieht aus wie Gott, und der andere könnte sein Sohn sein. Rick Rubin und Marshall Mathers
arbeiten endlich zusammen. Mit »Berzerk« will Eminem an die Nullerjahre anknüpfen, in denen er mehr als
100 Millionen Alben und 50 Millionen Singles verkaufte. Da ist die bärtige Produzentenlegende Rubin, der
als Pate des HipHop und des modernen Heavy Metal sowie Reanimator scheintoter Karrieren gilt, gerade der
richtige Partner. Martin Riemann hat sich die beiden Knaben mal angeschaut.
Rubin wusste kaum, wie ein
Mischpult funktioniert, als er zu
Beginn seiner Produzentenkarriere mit Künstlern wie LL Cool J,
Run DMC und den Beastie Boys
ins Studio ging.
Fliegt nicht gerne, da die erhöhte
Radioaktivität in der Höhe sein
Gehör beeinträchtigt.
Setzte schon als Schulkind nie
seine Sonnenbrille ab.
Der Veganer war noch nie in
seinem Leben betrunken und
hat auch sonst nie Drogen
genommen.
Nahm früher tatsächlich
regelmäßig an Treffen der
International Brotherhood of
Magicians teil.
Hallo Hipster: DAS ist ein
Vollbart!
Rubin hielt Mike D bei der ersten
Begegnung für ein arrogantes
Arschloch und hält den Erfolg
der Beastie Boys für allein seinen
eigenen Verdienst.
Er schneidet sich die Haare
prinzipiell selbst.
Es gibt viele Wege, ein guter
Rapper zu werden. Eminem
studierte einfach stundenlang
Wörterbücher.
Viele, die den Begriff »lyrisches
Ich« nicht kennen, hassen
ihn wegen seiner feindseligen
Aussagen. Sein Freund Elton John
sprach ihn aber beispielsweise
vom Vorwurf der Homophobie
frei.
Eminem wurde während der
Dreharbeiten zu »8 Mile«
schlafmittelabhängig.
Auf der Innenseite seines rechten
Handgelenks sind die Worte »slit
me« eintätowiert.
Lieferte sich jahrelang einen
öffentlichen Disput mit Mariah
Carey, indem er zum Schrecken
der Diva behauptete, mit ihr
intim gewesen zu sein.
Nannte sich ursprünglich M&M,
musste das aber wegen einer
Klage des Süßwarenherstellers
Mars Inc. ändern.
Die meisten Bands, die Rick
Rubin produziert, bekommen ihn
kaum zu sehen. Der Meister setzt
auf unkörperliche Präsenz.
— Eminem »The Marshall Mathers
LP 2« (Interscope / Universal / VÖ
05.11.13)
ELECTRONIC
B E AT S
KRATZEN & BEISSEN
Jens Friebe GeGen Das Gesetz Der Serie
Neue Staffeln »Breaking Bad«, »Game Of Thrones« schon durch?
»American Horrorstory« auf dem Schirm? Komm, fickt euch und
euren neuen Serienwahn, ruft uns Filmfreund Jens Friebe zu.
D
ie Drehbuch- und Regie-Intelligenz,
so verlautbaren es die Spatzen von
den Dächern, ist vom Film ins Serienwesen abgewandert. Ich denke, das
ist Mist. Also, ich denke nicht, dass es
nicht stimmt. Ich denke, dass es stimmt und
dass es Mist ist. Die sollen wieder zurückkommen und mir ein paar gute Filme
drehen, die Arschlöcher. Ich möchte
mir das Gefühl, vorne dran zu sein,
endlich wieder mit feierlichen Kinobesuchen besorgen können statt in
desolat durchgeglotzten Nächten. Und
egal, wie viel ich mir von Letzteren um
die Ohren schlage, es ist ja doch
nie genug! Immer noch krieg
ich die Blicke, die sagen:
»Hinter dem Mond welches entlegenen, tristen Planeten wohnst
du eigentlich, du
a r mer A mishKauz?« – »Was?
Du hast noch
nicht ›Sherlock‹
und ›Game Of
Thrones‹ und
die neue Staffel ›Homeland‹
gesehen?« Nein, aber ich
werde es selbstverständlich
sofort nachholen. Es sind ja nur etwa 20.000
Stunden meines Lebens. Und das Schlimmste
ist: Aus einer angefangenen Serie kommt
man, auch wenn sie schlecht ist, kaum mehr
raus. Erstens wird man trotzdem süchtig,
zweitens erzählt einem irgendwer: »Ja ja, die ersten drei Staffeln ziehen
sich noch etwas, aber
ab der vierten rockt’s.«
Hier wird der Grad
der Unterwerfung
deutlich, den einem
die schöne neue Welt
der Serienhegemonie
abnötigt. Es gilt als ohne
Weiteres zumutbar, Schrott
im zeitlichen Umfang von
Hitchcocks Gesamtwerk auszuhalten,
damit es dann
irgendwann
m a l zu so
was wie Unterhaltung
kommt.
Aber ohne
mich. Ich bin raus
und habe endlich
wieder Zeit für YouTube und Sudoku.
AUSLISTEN
Aufkleber, die man nicht so häufig auf CDs sieht
Vier Euro von jeder verkauften CD gehen direkt
an die Stiftung »Major-Labels«.
Enthält die gesamte Tonleiter!
Das
Hit-Album
aus Chile
Na ja ...
That was
acceptable
in the 80s!
Zwei
einstecken,
keins bezahlen
!
von Robbie Williams!
Nummereins-Hit!!!
Zusammengestellt von Peter Wittkamp
DOWNLOAD
YO U R E B A P Ps
NOW!
F O R F R E E !*
READ THE LATEST NEWS.
LISTEN TO EXCLUSIVE DJ MIXES.
WATCH SLICES FEATURES
AND LIVE CUTS.
Für ein
Debüt
geht’s!
(Leider kein)
Schlecht – aber immerhin
NEWS
RADIO &
VIDEO
Der Musiker hat sich stets bemüht.
Unser Label wünscht ihm viel Erfolg
auf seinem weiteren beruflichen Weg
und bedankt sich für die insgesamt
zufriedenstellende Zusammenarbeit.
* Available here: News App at
Windows Phone Store,
Radio App at Google play and
iTunes Store, Video App at
iTunes Store.
E L E C T R O N I C B E AT S . N E T
036
HEUTE
Schatzparade
DinGe, die dich
wollen
Intro sammelt jeden
Monat aus dem Internet und
der echten Welt nerdige Schätze an.
Für insgesamt unter 100 Euro.
Die internationale Terrorhysterie seit
9/11 ist ein Esel, der geritten werden will.
Kein Problem mit dem RegenschirmGewehr. Das sieht über der Schulter hängend aus wie eine eingewickelte Flinte.
Bei Regen drückt man den Abzug. Schon
hat man einen stabilen, großen Schirm,
unter den man gut zu zweit passt.
Saddam Hussein hätte ihn auf Facebook
gelikt! Für € 32,95 bei www.coolstuff.de
In den »Simpsons«-Folgen der 90er-Jahre
wurde das Wort »Nerd« noch konsequent und gnadenlos mit »Trottel« übersetzt. Mittlerweile wissen es alle besser,
und es läuft zehnmal täglich »The Big
Bang Theory«. Zudem haben die Nerds
nun ihre eigene trottelige Süßigkeit. Für
€ 1,69 bei www.worldofsweets.de
Summe
€
Hast du das perfekte Gadget für diese
Seite entdeckt? Dann schick uns den
Link zur Bezugsquelle. Die beste
Idee gewinnt etwas aus der aktuellen
Palette. So wie Maurice Haller, der
uns den Schrotflinten-Regenschirm
empfahl. Eure Mails und Ideen an:
­[email protected].
Was muss der Indie-Rocker noch alles
über sich ergehen lassen? HipHop ist in
den Charts längst an ihm vorbeigezogen,
und jetzt gibt es schon Merch zu seinen
Ehren, der wirkt, als wäre er ausschließlich zu seinem Hohn zusammengeklöppelt worden. Die Indie-Rocker-Perücke
ist da. Für € 17,00 bei www.amazon.com
Neue Heimat
MaChineDrum
Travis Stewart macht seit über
zehn Jahren unter dem Namen
Machinedrum innovative elektronische Musik. Ob Jungle, UK-Bass,
HipHop oder Drum’n’Bass, ob
allein oder im Duo als Sepalcure
und Jets: Er bewegt sich immer
an Grenzlinien der Genres. Vielleicht auch ein Grund, warum der
US-Amerikaner vor Kurzem von
New York in die Ex-Frontstadt des
Kalten Kriegs übergesiedelt ist.
Hallo Berlin!
Ist das überhaupt ein witziges, ironisches
Gadget? Vermutlich nicht. Aber gerade
deshalb wollten wir es haben. Allein der
Name macht auch ohne eingespielte Lacher viel Spaß: Gesäß Creme von Sixtus.
Nie wieder wunde Hintern beim Biken,
Reiten oder Rudern. Für € 8,95 beziehbar
über www.roseversand.de.
Warum bist du nach Berlin gezogen, wie gefällt
es dir hier?
Berlin ist alles, was ich erwartet hatte, und
mehr. Die Stadt wirkt entspannt im
Vergleich zu New York, und man
lebt recht günstig. Zudem ist meine Musik sehr europäisch, und
auch meine Fans kommen vor
allem aus Europa. Da machte es
Sinn, hierherzukommen.
Wie unterscheiden sich die Musikszenen in den beiden Städten?
In New York sind die
verschiedenen Szenen stark getrennt,
während sich in
Berlin alles mischt.
Ich sehe dieselben
Leute mal im Berghain stampfen und
dann wieder bei
64,09
Was? Das Soloalbum von Dirk von
Lowtzow verzögert sich um ungewisse
Zeit? Wie bitte, eine Minute warten
auf einen Kaffee? Uuuuuuargh! Fehlt
euch auch mal wieder die Geduld? Hier
kommt Hilfe. In Form von Seelenruhe
fördernden Geduldsfäden. Für € 3,50 bei
www.liebeskummerpillen.de
den Mindpirates experimentelle Musik lauschen. Musikern bietet die Stadt viele Chancen
– man muss nur aufpassen, nicht abzutauchen,
sondern motiviert und produktiv zu bleiben.
Dein neues Album »Vapor City« beschreibt eine imaginäre Stadt. Wie viel
Berlin steckt darin?
Zu Anfang erinnerte »Vapor City« in
meinem Kopf noch stark an New York.
Aber ich wurde immer besessener von
Berlin – das ist für New Yorker fast schon
wieder typisch –; und seit ich hier
wohne, wurde »Vapor City« immer grüner, weitläufiger und
historischer. Die Atmosphäre Berlins hat definitiv ihren
Weg in meine Träume und
auf das Album gefunden.
— Machinedrum
»Vapor City«
(Ninja Tune / Rough Trade)
KARSTEN
JAHNKE
KONZERTDIREKTION
GMBH
AUSTRA
23.1.13 DRESDEN Beatpol
28.1.13 BERLIN KAUFT!
AUSVER
Heimathafen
Neukölln
29.1.13 BERLIN KAUFT!
AUSVER
Heimathafen
Neukölln
3.1.13 LEIPZIG Werk II
2.11.13 MÜNCHEN T!
ERKAUF
AUSV
The
Atomic
Café
3.11.13 KÖLN
Club Bahnhof Ehrenfeld
LOve vs. Hate
Patrice
Der in Köln geborene Popsoul-Impresario Patrice
ist an vielen Stellen nicht so wie alle anderen. So
setzte er seine Gratiskonzerte unlängst auch nicht zu
beliebten Zeiten an, sondern scheuchte die Menschen
dafür um sechs Uhr morgens auf öffentliche Plätze.
Wir haben ihm noch weitere Spleens abseits des
Konsens’ entlockt.
Drei Dinge, die ich liebe, alle anderen aber hassen
01 Altes Equipment abseits neuester Trends
02Billige Kung-Fu-Filme, bei denen man noch
die Seile erkennt 03Den Ortsteil Brüggen in Kerpen
NEKO CASE
— Patrice »The Rising Of The Sun« (Supow / Groove Attack)
— Auf Tour vom 09. bis 22.12.
14.2.14 KÖLN Kulturkirche
15.2.14 BERLIN
Heimathafen Neukölln
16.2.14 MÜNCHEN Freiheiz
VOLCANO
CHOIR
14.11.13 BERLIN Huxleys Neue Welt
15.11.13 DÜSSELDORF Zakk
29.11.13 HAMBURG Mojo Club
1.12.13 BERLIN Roter Salon
2.12.13 MÜNCHEN Freiheiz
STRFKR
PATRICK
WOLF
5.11.13
1.12.13
2.12.13
3.12.13
Drei Dinge, die ich hasse, alle anderen aber lieben
01 DJs auf Festival-Hauptbühnen 02Radler, Inline-Skater, BMXer in den Skateparks
03Das deutsche Singer/Songwritertum
BILL
CALLAHAN
12.12.13 BERLIN Babylon
13.12.13 BOCHUM Christuskirche
MÜNSTER Gleis 22
DRESDEN Puschkin
BERLIN Comet Club
HAMBURG Molotow
KJ.DE
Tickets: 0180 6 62 62 80* (040) 413 22 60
*€ ,2 / Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. € ,6 / Anruf
038
HEUTE
Top
7
Captain, mein Captain!
Der Fetisch vom Kapitän ist fast so
alt wie das Meer. Außerdem sind
Anker der letzte Schrei – nicht
nur beim Tätowierer. Auch Bands
schmücken sich gern mit einem
Captain. Selbst wenn der dabei
längst nicht mehr aufs Wasser
verweisen muss.
Bitte bleiben
Sie
Mit
Gesund! Rummelsnuff
Was war deine schlimmste Blessur?
Die letzte gravierende Verletzung trug sich
vor knapp zwei Jahren bei der Theaterprobe
zum Kleist-Stück »Hermannsschlacht – The
Hermann Battle« zu. Ich als Cheruskerfürst
Hermann musste in mehreren Durchlaufproben
jeweils zehnmal die Drehbühne anschieben
und bewegen. Am Morgen der Generalprobe
passierte es dann: Die Achillessehne macht ein
beunruhigendes Geräusch! Kurzer Arztbesuch,
aber noch im Wartezimmer festgestellt, dass
Bewegung – wenn auch eingeschränkt und
unter Schmerzen – möglich ist. Auf und davon.
Uraufführung. Inzwischen verheilt, ein leichtes
Taubheitsgefühl in der Ferse blieb.
Wie hast du es behandelt?
Stabilisiert, Fußbäder und Salben, hochgelegt.
Welche Krankheit ist dagegen überschätzt?
Sogenannte Erkältungen. Viel Ruhe ersetzt so
manches Rezept, Erreger ausschwitzen. Die
Vitaminzufuhr aus natürlichen Quellen sollte
erhöht werden, Ernährung ist ohnehin wichtig.
Nicht nur für den Kraftsportler.
Was ist dein Lieblingsmedikament?
Knoblauch!
Wie kurierst du den berüchtigten, unvermeidlichen Tourschnupfen bei Konzertreisen in
Herbst und Winter?
Nie davon gehört. Vorbeugend: Eisschwimmen
und Sport sowie bestmögliche Ernährung –
auch unterwegs!
Sehr geehrter Herr Rummelsnuff,
schade, dass Sie es nur bis in mein mit ausgewählten meisterhaften Kunstdrucken dekoriertes Wartezimmer geschafft haben. Gerne
hätte ich mir in der körperlichen Untersuchung
selbst ein Bild Ihrer prachtvollen Muskeln gemacht. Stichwort Achillessehne also: Die Sehne
verbindet den zweiköpfigen Wadenmuskel mit
der Ferse und sorgt somit für eine Beugung des
Fußes. Diese Bewegung benötigen wir beim
Gehen, Tanzen oder so alltäglichen Dingen
wie Drehbühnen-Anschieben. Eine Sehne reißt
dabei tendenziell eher, wenn sie spröde ist.
Hätten Sie den Weg in mein mit ausgewählten Anatomiepostern dekoriertes Arztzimmer
geschafft, hätte ich Ihnen zwei Optionen geboten: Gips oder kleinere Operation, bei der die
getrennten Sehnenenden wieder verbunden
werden. In beiden Fällen ist eine Ruhigstellung
jedoch obligat. Ihre stabilisierenden Maßnahmen scheinen aber auch recht erfolgreich gewesen zu sein, sonst würden Sie heute mehr
Beschwerden plagen als ein kleines Taubheitsgefühl. Anfälliger ist Ihre Sehne nun aber mehr
denn je, also passen Sie bitte auf sich auf. Wir
sehen uns nächstes Jahr auf dem Melt! bei Ihrem
Nebenberuf als Türsteher im Backstage.
Ihr Docintro
— Rummelsnuff »Kraftgewinn mit RUmmelsnuff«
(Out Of Line / Rough Trade)
— Auf Tour vom 16.11. bis 13.12.
01Captain Capa
02 Captain Gips
03 Captain Jack
04 Captain Planet
05 Captain Beefheart
06 Captain Hollywood
07 Captain Sensible
IllustratOrin
des MOnats
Henrietta Harris
Am anderen Ende der Welt hat
Henrietta Harris die schönen
Künste studiert. Das ist nun schon
etliche Jahre her, und mittlerweile
ist die Neuseeländerin nicht nur in
ihrer Heimat eine gefragte Illustratorin, bei der Zeichnen und Malen
genauso in eins laufen kann wie
Realismus und Surrealismus. Spannungsreich, aber stets zart. Mehr
unter: http://henriettaharris.com
HEUTE
039
Wie hast du mich Genannt?
Booka Shade
Von Wikipedia als »Veteranen« beschimpft und gerade wieder mit neuem Album am Start. Das long running
Duo Walter Merziger und Arno Kammermeier wird auch in den Zehnern bestehen. Ihr House bleibt heimelig,
ist aber nie auf Besitzstandswahrung aus, sondern traut sich immer wieder auch auf Abwege. Doch was
kochen, kotzen und streicheln die beiden eigentlich, wenn die Technics aus sind?
Was sollte man besser nicht über euch wissen?
Arno: Ich bergwandere gerne, Walter arbeitet
gern im Garten. Das sollte man nicht wissen,
denn es würde niemanden interessieren.
Welches Gericht kocht ihr, wenn ihr ein Date
beim ersten Treffen beeindrucken wollt?
Ehrlich gesagt würde ich mit meinen Kochkünsten nicht mal einen Schiffbrüchigen beeindrucken, der die letzten fünf Jahre auf einer
Eisscholle gelebt hat. Bei den Rotweinen sieht
die Angelegenheit jedoch schon ganz anders aus!
Wofür in eurer Biografie schämt ihr euch?
Manche Phasen vor Booka Shade, als wir zum
Beispiel als Auftragsproduzenten angeheuert
wurden, waren bei allem einhergehenden Erfolg
aus künstlerischer Sicht nicht die wertvollsten.
Was habt ihr schon mal geklaut?
Worauf ich wirklich stehe, das sind die Hotelpantoffeln aus dem Grand Hotel Ibiza. Lasse
ich jedes Mal mitgehen. Nicht besonderes aber
schwarz. Ich stelle sie jedem gerne zur Schau,
der zu mir nach Hause kommt. Macht auch die
fehlenden Kochkünste beim ersten Date wett.
Welches popkulturelle Phänomen langweilt?
Der moderne Computerspiel-Wahnsinn,
»GTA« zum Beispiel.
In welchen Schauspieler wart ihr in der
Jugend mal bisschen verliebt?
SchauspielER? Wenn wir schon bei
den Männern suchen müssen – Bud
Spencer hatte schon Bärchenappeal. Für eine Nacht mit welchem Promi
würdet ihr eure jetzigen Beziehungen
aufgeben, wenn ihr müsstet?
King Julien aus dem Film »Madagascar«.
Meine Frau ist sich dessen bewusst und
weise genug, mich nicht vor die Wahl zu
stellen.
Wer ist der Bestangezogenste von euch –
und was trägt derjenige? Der Bestangezogenste ist zweifellos unser
langjähriger Tourmanager. Als er vermehrt
in Berlins heißesten Designerläden beim
Shoppen gesehen wurde, kam uns schon mal
der Verdacht, dass wir ihm eventuell etwas zu
viel zahlen. Andererseits ist er jeden Cent wert.
— Booka Shade »Eve« (EOM / Warner / VÖ 01.11.13)
— Am 13.12. in Bielefeld
040
HEUTE
Wer wir sind Satellite
Glasser
Stories
Miriam
Bryant
Genre Autorinnen-Electronica
Herkunft Los Angeles / New York
Mitglieder 1
Besondere Vorkommnisse Schon die Eltern
von Cameron Mesirow sind illustre Player: Dad
gehört zu den Gründern der Blue Man Group,
und Mom spielte in der New-Wave-Band Human Sexual Response.
Akt. Album »Interiors« (Beggars / Indigo)
Genre Indietronic
Herkunft FIN-Oulu
Mitglieder 4
Besondere Vorkommnisse Der Running Gag bei
den neuen Aufnahmen war, es solle klingen wie
»straight from 2014«, denn statt wie alle anderen
in die Vergangenheit zu schauen, fühlt sich das
Quartett der Zukunft verbunden.
Akt. Album »Pine Trails« (XYZ / Cargo)
Genre Edel-Pop
Herkunft S-Göteborg
Mitglieder 1
Besondere Vorkommnisse Seit ihrer ersten VÖ
verfolgt die 22-jährige der Vergleich mit der
britischen Soulsängerin Adele. Vermutlich, weil
er nicht komplett von der Hand zu weisen ist.
Akt. Album: »Raised In Rain« (Virgin / Universal / VÖ 08.11.13)
Spielt das neue Cover an auf Dalí oder doch
eher auf David Bowie in »Labyrinth«?
Über einen Dalí-Vergleich freue ich mich, außerdem ist »Labyrinth« einer meiner Lieblingsfilme! Doch es geht hierbei mein Verhältnis zur
Welt und wie man auf die Intensität des Lebens
zu reagieren versucht.
Das Vorgänger-Album »Ring« erschien schon
2010. Was hielt dich so lange auf für das Neue?
Ich arbeite relativ langsam und hatte mir keinen
Zeitdruck gesetzt. Und drei Jahre für ein Album
zu brauchen, ist ja gar nicht viel. Aber klar, in
Internet-Verhältnissen sind das Jahrzehnte.
Du bist unlängst von der West- an die Ostküste
gezogen, nach New York. Spiegelt sich das auch
in deinem Songwriting wider?
Die Umstände der neuen Stadt haben mich
schon inspiriert. Damit meine ich den Overload
an Informationen auf engstem Raum. Das ist
was, das findet sich in den Songs auch wieder.
Vor etlichen Jahren hatten wir ein FinnlandSpezial. Die Autoren sprachen danach schon
von vermehrtem Alkoholgenuss und einer düsteren Stimmung. Ist das wirklich so typisch?
Ach, das ist sicher nicht von der Hand zu weisen,
aber es ist auch ein ziemliches Stereotyp. Liegt
wohl einfach daran, dass es in unserer Region so
viel mehr Dunkelheit hat als anderswo. Unsere
Musik besitzt auch wolkige Momente, aber wir
verstehen unsere Melancholie schon als etwas
Schönes und nicht als pathologisch.
Wenn wir schon über Orte reden: Worum geht
es in eurem Stück »Australia«?
Jeden Sommer fliegen die heißen Girls unserer
Stadt nach Australien zum Abenteuerurlaub.
Und wenn sie zurückkommen, haben sie sich
verändert. Irgendwas haben sie in der Sonne
gelassen, vielleicht haben sie sich verliebt. Und
wir daheim gucken in die Röhre. Wir Finnen
sind halt keine Surfer-Dudes!
Wie erklärst du deinen Eltern, wie dein Beruf
funktioniert?
Die stellen mir viele Fragen. Wenn ich erzähle,
dass ich Interviews gegeben habe, fragen sie
gleich: »Was für Interviews? Fürs Radio? Oder
für ein Magazin?« Ich habe schon das Gefühl,
dass meine Eltern verstehen, was ich tue. Aber
sie halten alles für etwas aufregender, als es ist.
Ich gebe gern Interviews, aber sie denken, es sei
so richtig supercool.
Was hat der Titel »Raised In Rain« für dich zu
bedeuten? Da geht es nicht ums Wetter, oder?
Nein, es ist bloß eine Metapher! [lacht] Kindheit, Jugend, Teenager zu sein kann äußerst
schwierig sein. Was man da erlebt, prägt dich.
Der Titel ist wie ein Echo aus der Vergangenheit.
Jeder muss durch solche schwierigen Phasen im
Leben gehen, und diese machen uns zu dem,
was wir sind.
Captain Gips
Genre Deutschsprachiger Zeckenrap
Herkunft Hamburg
Mitglieder 1
Besondere Vorkommnisse Captain Gips mischt
schon seit 15 Jahren mit politischen wie unterhaltsamen Tracks den HipHop-Underground
auf. Zusammen mit dem Johnny Mauser und
der Marie Curry bildet er außerdem die linke
HipHop-Gruppe Neonschwarz.
Akt. Album »20.000 Meilen unter dem Yeah«
(Audiolith / Broken Silence / VÖ 22.11.13)
Ich habe einen extrem kleinen Penis und versuche das mit Rap zu kompensieren.
Was ist eigentlich Zeckenrap?
Ein Haufen Rap-besessener, linker Spinner, die
die Welt retten wollen. Wir sind die Alternative
für Menschen, denen Battle/Macker/GangstaRap zuwider oder zu langweilig ist.
Du veröffentlichst dein neues Album beim
Hamburger Label Audiolith. Warum?
Weil Lars Lewerenz mich im Suff dazu gezwungen hat, einen ganz miesen Knebelvertrag zu
unterschreiben, und weil auch sonst alle, die ich
Kool Savas fragt: »Warum rappst du?« Was bei Audiolith kennengelernt habe, sympathische
antwortest du?
Menschen sind. Bestes Label!
GEWINNE SPEZIAL
PROMOTION
DAS QUIZ
JEDEN MONAT NEU: UNSER QUIZ – TEILNAHME ONLINE UNTER INTRO.DE/QUIZ
DIE PREISE
LEGAL DIGITAL:
HOT FROM THE US
foxtv.de/hot-from-the-us
Abmahnung ade: Neue Staffeln von
u.a. »Homeland«, »Sons of Anarchy«
und »New Girl«, aber auch Neustarts
wie »Sleepy Hollow« gibt es jetzt bei
Maxdome, iTunes und Videoload.
Dazu spendiert Fox ganz oldschool die
ersten beiden »Homeland«-Staffeln
auf Blu-ray.
ROCKSMITH
rocksmith.ubi.com, rocksmith.com
Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig
immer auch Hauptthema unseres
monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht
sich alles um die um die kanadischen
Folkrocker Arcade Fire.
Los geht’s…
1
Das neue Album heißt
nochmal wie...?
2
Unter welchem Titel wird es
nun erscheinen?
M »Refrigerator«
E James Murphy
P »Regurgitator«
L Eddie Murphy
N »Reflektor«
O Spider Murphy
3
Was ist über Bowie als Gast
zu sagen?
4
Wer gilt als Geheimwaffe in
Sachen Virtuosität?
N Herrje, schon wieder?
N Owen Pallett
O Gott, riecht der gut!
G Lang Lang
K Jesus, der hat zwei
unterschiedliche Augen!
O Anne-Sophie Mutter
Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort,
das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an [email protected] schickt.
Bitte Wunschgewinn angeben!
Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 22. November.
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Ende Oktober erscheint die neue
Rocksmith 2014 Edition. Der neue Teil
bietet nicht nur eine neue Songliste:
Das Besondere: jammen lernen mit
einer virtuellen Band. Auf dem Weg
zum echten Musiker steht Euch nichts
mehr im Weg. Wir verlosen die
PC-Version mit Gitarren-Bundle.
RELENTLESS ENERGY DRINK
facebook.com/relentlessenergy
Gewinne einen Relentless Energy
Drink Kühlschrank und die nötige
Ration Energy gleich dazu. Die
Geschmäcker Apple&Kiwi, Orange,
Berry-Juiced, Sugarfree und Origin
warten auf Dich. Da ist für jeden
Geschmack etwas dabei. Keine
halben Sachen!
REPLAY
replay.it
Denim und Leder sind alte Weggefährten in Sachen Mode. In diesem Fall
handelt es sich beim Leder allerdings
um das Runde, das ins Eckige muss:
Replay entwirft als erste Denim-Marke
überhaupt eine innovative Kollektion
für den FC Barcelona und spendiert
aus diesem Anlass ein prall gefülltes
Goodiebag.
TIGER AND CHICKEN
tigerandchicken.net
Ein Huhn erobert das iPad: In seinem
bisher größten Abenteuer tritt das
Moorhuhn als wahrer Held in Erscheinung. Es bekämpft unzählige Gegner
und hat zahlreiche Abenteuer an
verschiedenen Orten zu bestehen.
Teste es doch gleich an – wir verlosen
dieses iPad Mini mit 16 GB Speicherplatz (Wert: ca. 330 Euro.)
042
HEUTE
HEUTE
Arcade Fire machen sich zur Veröffent­lichung ihres neuen Albums »Reflektor« rar. Sie sprechen
anscheinend weltweit mit gerade mal zwölf Journalisten – einer davon ist unser Autor Daniel Koch.
Er diskutiert mit William Butler über geheimnisvolle Werbekampagnen für das Album, ihren
energiegeladenen Auftritt in einer Salsa-Disco in Montreal und den guten Geruch von David Bowie.
Illustrationen: Henrietta Harris
043
044
HEUTE
Here Comes The
Night Time
Der 22-minütige Kurzfilm,
bei dem Francis Fords Sohn
Roman Coppola Regie
führte, wurde zuerst am
28. September auf NBC
ausgestrahlt, direkt nach
einer Folge der Show »Saturday Night Live«, bei der
Arcade Fire zu Gast waren.
Die Songs darin sind »Here
Comes The Night Time«,
»We Exist« und »Normal
Person« – sie stammen
allesamt von der ersten
Hälfte des Doppelalbums
»Reflektor«.
ir schreiben den 9. September 2013. Die Downtown von Montreal ist nicht gerade die gewohnte Gegend für ein Indie-Konzert. Hier
reiht sich eine Studentenbar an die andere, in
der man sich zum günstigen Vorsaufen trifft,
um dann in eine der zahlreichen cheesy Discos weiterzuziehen. Der Club La Salsathèque
ist da keine Ausnahme. Das Ambiente ist seit 30 Jahren
unverändert, setzt auf Neonlicht, Spiegel und Plastikpalmen. Irgendwann an diesem Montagmorgen hängt jemand
ein Poster auf: »The Reflektors« werden hier am heutigen
9. September um neun Uhr abends für neun Dollar Eintritt
spielen. Wer rein will, müsse den Dresscode wahren, und der
besagt: entweder verkleidet oder im feinen Zwirn auflaufen.
Es sollte nicht lange dauern, bis halb Montreal und das
Internet wussten, dass mit The Reflektors nur die Lokalhelden Arcade Fire gemeint sein können. Alexandre Lemieux
war für uns vor Ort. Der Kanadier ist selbst Teil der lokalen
Szene, war als Bandmanager aktiv und hat den Club Zoo­
bizarre betrieben. »Um zwei Uhr mittags hatten sich schon
die ersten Die-Hard-Fans versammelt – um fünf war es das
reinste Chaos«, schildert er die Umstände vor Ort. »Über
tausend Leute standen in der Schlange, einige schick in
ihren Abschlussballkleidern, andere als Teletubbies, Hot
Dogs oder Piraten kostümiert.« Alexandre war von seinem
Freund Owen Pallett eingeladen worden: »Owen schrieb
mir eine Mail, in der stand: Mal dir dein Gesicht an und
komm vorbei!«
Wie es in der Salsathèque ausgeschaut hat, kann man
nun in dem Kurzfilm »Here Comes The Night Time« sehen. Der wurde am 9. September und den zwei folgenden
Abenden dort gedreht. In ihm tauchen drei neue Songs auf
sowie Gaststars wie James Franco, Rainn Wilson, Bono,
Ben Stiller, Michael Cera, Bill Hader, Zach Galifianakis,
Eric Wareheim, Jason Schwartzman und Aziz Ansari. Vor
allem Cera als nörgelnder Barkeeper sorgt für Gefallen. Er
fragt sich, warum gerade diese Band dort spielen muss, wo
doch Michael Bublé und Mumford & Sons viel besser wären.
»Der Laden war gerammelt voll und der Vibe geradezu
magisch«, weiß Lemieux zu berichten. »Die Bandmitglieder
zogen mit riesigen Pappmaschee-Köpfen durch das Publikum – wenn sie denn überhaupt darunter steckten. Überall
waren Kameras. Dann ging das Licht aus, und die Band betrat
mit zwei Percussionisten aus Haiti die Bühne. Die Frauen
hatten dicke, schwarze, fast Goth-artige Eyeliner drauf. Die
Männer trugen Kriegsbemalung. Arcade Fire eröffneten
den Abend mit ›Reflektor‹, und Win stürmte sofort in die
Menge. Das Publikum ist völlig durchgedreht und war wie
wild am Pogen. Eine Wahnsinns-Energie. Nach 60 Minuten
war die Show vorbei. Es gab weder Zugaben noch alte Songs.
Aber Mitglieder der Band legten auf, plauderten mit dem
Publikum und gaben Autogramme. Ein denkwürdiger Abend
– und das, obwohl Secret-Gigs von Arcade Fire in Montreal
ebenso Tradition haben wie Räucherfleisch und Bagels.«
Montreal Calling
23. September. Diesmal befinden wir uns in Berlin, in einem
schmucklosen Konferenzraum im sechsten Stock eines
Bürokomplexes in der Pfuelstraße, nicht unweit der Haltestelle Schlesisches Tor, an der im August plötzlich seltsame
Kreide-Graffiti aufgetaucht waren. Die Buchstaben »R-E-FL-E-K-T-O-R«, verteilt auf neun Quadrate mit einem Kreis
drum herum. Ein Lebenszeichen von Arcade Fire, wie man
inzwischen weiß. Ein weiteres steht an: Das Telefon klingelt.
Die Band hat sich die wenigen Interviews, die sie gibt, fair
aufgeteilt. Win Butler telefoniert mit Zane Lowe von der
BBC, Richard Reed Parry mit dem NME, wir warten auf den
Anruf von William Butler, kurz Will – Bruder von Sänger
Win Butler und einer der vielen Multiinstrumentalisten
der Band. Er bedient wahlweise Synthesizer, Bass, Gitarre
oder stiehlt der Percussion-Fraktion die Show, wenn er mal
wieder durchdreht und mit der Trommel vorm Bauch das
HEUTE
045
A rcade F ire – D ie N ebenpro j ekte
Wild LiGht
Clues
AlvinO Rey
Tim Kyle, ein frühes
und nur kurzzeitiges
Bandmitglied von Arcade
Fire, gründete 2005 mit
seinem Kumpel Jordan
Alexander Wild Light.
Alexander wiederum war
einst Mitbewohner von
Win Butler. Obwohl das
letzte, sehr schöne Album
»Adult Nights« bereits
2009 erschienen ist, gilt
die Band noch als aktiv.
Eine der zahlreichen
Bands des Brendan
Reed – der ebenfalls nur
in den Anfangsjahren
Teil von Arcade Fire war.
Mittlerweile aufgelöst,
ist den Clues mit ihrem
selbstbetitelten Debüt ein
feines Album gelungen,
auf dem sie wie etwas
aufgeräumtere und ein
bisschen langweiligere
Guided By Voices klingen.
Kein Side-Project, aber auf
jeden Fall erwähnenswert:
Win und Will Butler sind
mütterlicherseits die
Enkel dieses Musikers, der
oft als »der Vater der Pedal
Steel Gitarre« genannt
wird. Als Gitarrist und
später als Bandleader hat
sein Name in Swing und
Jazz gleichermaßen einen
geschätzten Klang.
Dach der Festivalbühne erklimmt. Auf YouTube gibt es nicht
umsonst einen Zusammenschnitt von »Arcade Fire’s Will
Butler – Greatest Moments«. Der Quoten-Irre ist Will aber
mitnichten: Er hat am Weinberg College of Arts and Sciences
in Evanston, Illinois ein Lyrik- und Slawistik-Studium abgeschlossen. Dazu veröffentlichte er Gedichte und zeichnet
sich maßgeblich verantwortlich für das soziale Engagement
der Band. Aus seiner Studienzeit gibt es die schöne Anekdote, dass er seine Professorin für slawische Literatur, Clare
Cavanagh, einmal gefragt habe, ob sie ihn für die nächste
Vorlesung entschuldigen könne. Will sagte: »Ich spiele in
einer Band. Und wir müssen morgen zu Conan O’Brien.«
Will sitzt in einem Büro in Montreal, ist aber so gut wie
auf dem Sprung nach New York, wo sich auch der Firmensitz von »Arcade Fire Ltd.« befindet – standesgemäß am
Broadway. Wenn ich den Vertrag, den ich vor dem Hören
des Albums unterschreiben musste, richtig verstanden habe,
gehört mein Arsch genau dieser Firma, wenn ich zu früh
irgendwem erzähle, was ich da gehört habe. Will lacht, als
ich ihn auf die Sicherheitsvorkehrungen anspreche. Es ist ein
volles, herzliches Lachen, bei dessen Klang man noch mehr
bedauert, dass man ihm nicht persönlich gegenübersitzt.
Die spannende Frage, wie das neue Album denn nun klänge,
haben seine Kollegen schon auf ihre Weise beantwortet.
Sein Bruder Win deklarierte es zu einem »Mash-up aus
Studio 54 und weirder Voodoo-Musik«; Richard Parry sagte:
»Manchmal klingen wir auf ›Reflektor‹ wie eine bluesige
Bar-Combo. Manchmal wie eine Disco-Band in einem
schrägen, alten Nachtclub in einem Land, das keiner kennt.«
Ob Will das so unterschreiben würde? Wieder dieses Lachen.
Dann: »Das trifft die Sache schon mal ganz gut. Ich würde
noch The Cure einbringen – ein wenig aus ›Disintegration‹
und eine Prise ›Pornography‹. Nirvana stecken auch drin:
Ungefähr anderthalb Minuten auf ›Reflektor‹ könnten von
›In Utero‹ stammen.«
Später wird er noch ein wenig präziser. Erst einmal stellt
Will Butler jedoch klar, dass man mit der Geheimniskrämerei
keinesfalls Fans oder Musikjournalisten vergraulen wolle.
Eher im Gegenteil. »Das Bewerben neuer Alben ist oft so
langweilig. So formatiert. Wir waren immer neidisch auf
die Möglichkeiten, die man zum Beispiel im Filmgeschäft
hat. Da kannst du erst ein Poster rausbringen, dann ein
virales Video, dann einen Teaser, dann einen Trailer, dann
noch einen Trailer. Das macht doch viel mehr Spaß! Man
könnte also sagen: Unsere Aktionen sind der Versuch, unsere
eigenen Trailer zu machen.«
Das läuft genauso ab, wie man es sich bei einer Band wie
Arcade Fire vorstellt: »Wir sitzen zusammen in einem Raum
im Kreis – die Band, unser Team, unser Manager – und
spielen uns die Bälle zu. Wir spinnen herum, überlegen, was
cool und künstlerisch wertvoll zugleich wäre, was uns Spaß
macht und wie wir es umsetzen können. Meist gehen dann
noch einige Mails in die Runde, bis wir dann so etwas wie
einen Plan haben. Eine sehr schöne kollektive Erfahrung.«
Die nur aufgeht, wenn die Sicherheitsvorkehrungen greifen,
wie Will betont. »Deshalb der Vertrag, den du unterschreiben musstest. Denn natürlich ist man immer ein wenig
enttäuscht, wenn etwas nicht nach Plan läuft. Wir waren
sehr traurig, als ›Reflektor‹ frühzeitig ins Netz gestellt wurde.
Andererseits war das auch wieder eine tolle Geschichte: Einer
hat das Vinyl zu früh in seinen Laden gestellt, und jemand,
der uns nicht mal mag, hat die Platte aus Versehen gekauft.
Das ist doch großartig!«
Wills Bruder sprach im Telefoninterview mit Zane Lowe
von der BBC ebenfalls euphorisch über die Kampagne, die
er ein »verrücktes Kunstprojekt« nannte: »Wir sehen das
nicht als Promotion. Es sollte Spaß machen. Uns – und den
Fans. Denen vor allem. Ich weiß, wie sich das auf der anderen
Seite anfühlt. Ich werde nie vergessen, wie großartig es war,
als wir mit der ganzen Familie Michael Jacksons ›Thriller‹Premiere im Fernsehen gesehen haben. Wo gibt es das heute
noch?« Ihr eigenes »Thriller«-Video haben sie zwar nicht.
Aber immerhin ihr »Here Comes The Night Time«, das
zuerst im US-Fernsehen zu sehen war.
RicharD ReeD
Parry
Er war auf dem letzten
The-National-Album zu
Gast, spielte beim 2004erAlbum von Unicorns,
assistierte Little Scream
bei »The Golden Record«,
ist auf »Return To The
Sea« von Islands zu hören
und Mitglied bei Belle
Orchestre. Zudem veröffentlicht er ab und an sehr
schöne Solo-Aufnahmen
wie das Talk-Talk-Cover »I
Believe In You«.
046
HEUTE
A rcade F ire – D ie N ebenpro j ekte
Sarah NeufelD
The Luyas
Die Violinistin von Arcade
Fire ist umtriebig, widmete sich zuletzt ihrem noch
recht neuen Solodebüt
»Hero Brother«, das diesen August erschien und
verhallten Geigenwohlklang (manchmal) mit
gehauchtem Geistergesang vermählt. Passt gut
in den Herbst.
Pietro Amato ist TeilzeitMitglied von Arcade Fire,
Mitglied des Belle Orchestre und bei The Luyas
aktiv, die einen verspielten
Twee-Indie servieren, der
vor allem auf dem 2009erAlbum »Too Beautiful
To Work« sehr gelungen
klingt. Seit 2009 ist Sarah
Neufeld auch mit dabei.
Belle
Orchestre
Sarah Neufeld musiziert
an der Seite von Richard
Reed Parry auch bei dieser
Instrumentalband, die
bereits 2003 mit Arcade
Fire das Studio teilte und
die Band 2005 auf Tour
begleitete.
Jeremy Gara
Der Drummer der Band
war bereits Mitglied einer
Slowcore-Band (Kepler),
spielte Mathrock bei
Weights and Measures
und ist zum Beispiel auf
Owen Palletts Album
»Heartland« zu hören.
»Der Bass klopft und klopft ...«
James Murphy
Mit dem DFA-Labelbetreiber und LCD-SoundsystemMastermind habe man
schon immer zusammen
arbeiten wollen, sagte Win
Butler im BBC-Interview.
Murphy hat allerdings nur
ein paar Songs auf »Reflektor« (mit-)produziert – unter
anderem das Titelstück.
Butler: »Wenn du Murphy
dazu bringst, dass er den
Fuß wippt, weißt du, dass du
auf dem richtigen Weg bist.«
Monkey Island
Das mehrteilige
Point&Click-Adventure um
den Möchtegern-Piraten
Guybrush Threepwood
genießt Kultstatus. Wer die
Assoziation zu verwegen
findet, der erinnere sich bitte
an Win Butlers »Studio 54
meets Voodoo«-Zitat, höre
sich den Schlusspart von
»Here Comes The Night
Time« an und besuche dann
in »Monkey Island 2« auf
Scabb Island die Voodoo
Lady in ihrer Sumpfhütte.
20. September, Berliner Firmensitz von Universal. Der
Platten-Major übernimmt in Deutschland den Vertrieb
von »Reflektor«. In Amerika sind Arcade Fire noch auf dem
Indie-Label Merge Records. Die einzige »Reflektor«-CD,
die es bisher in Deutschland gibt, liegt in einem Player, der
vermutlich schon viel Elend schlucken musste. Der Raum,
der extra für Listening-Sessions gebaut zu sein scheint,
wirkt, als würden hier normalerweise Popsternchen jene
Songs vorgespielt bekommen, die sie bald singen müssen.
Aber der Bass der Anlage kann was! Und das ist bei Arcade
Fire anscheinend auf einmal wichtig. Das zeigte bereits
die Single »Reflektor« – einer jener Songs, die von James
­Murphy produziert wurden. Ich sollte eigentlich dankbar
zeigen, diese Musik so früh hören zu dürfen, und doch
bin ich vor allem überfordert. Dreizehn Songs, einige so
fintenreich, als habe man versucht, ebenso viele Stile darin
unterzubringen. Am Ende schwirren dem Hörer seltsame
Referenzen durch den Kopf, die von Peter Gabriel bis zum
Soundtrack von »Monkey Island« reichen. Ich habe mein
Notizbuch vollgeschrieben mit Quatsch wie diesem: »Der
Bass klopft und klopft an der Himmelstür, say heaven is a
place and you know where it is.« Oder: »Klingt nach Arcade
Fire as you’ve known them before, bis dann der Bass in den
Keller geht und die Kohlen anfeuert.«
Als ich Will Butler später ein paar dieser Notizen vorlese,
klingt sein Lachen noch ein wenig lauter. Dann erklärt er, was
für ihn die Essenz der Aufnahmen ausmache: »Wir haben
uns nie wirklich als Musiker verstanden. Bisher sahen wir
uns als Künstler, die ganz okay Musik machen können. Das
ist inzwischen anders. Wir haben viel dazugelernt. Was den
Sound angeht, ist es wohl wirklich so, dass unsere Zeit in
Haiti ihre Spuren hinterlassen hat. Unsere Konzerte dort
haben uns viel über Dynamik nachdenken lassen, weil
eine Crowd, die kaum mit Rock’n’Roll sozialisiert wurde,
ganz anders auf deine Musik reagiert. Außerdem haben
wir den Karneval dort kennengelernt – was sich ebenfalls
ausgewirkt hat.«
Wie das gemeint ist, sieht man sehr gut in besagtem Film,
vor allem, wenn der erste Song in der fünften Minute zu
einer wilden Tribal-Orgie abhebt. »Was die vielen Songideen
angeht: Wir haben Stücke immer schon eher durch JamSessions entwickelt. Denk nur an ›Rococo‹ oder ›Crown
Of Love‹. Diesmal ist vor allem ›Reflektor‹ so entstanden.
Wir waren dabei ein Dutzend Musiker im Studio. Darunter
zwei haitianische Drummer, zwei zusätzliche Saxofonisten, Owen Pallett am Klavier – es fühlte sich fast wie eine
Motown-Session an. Man arbeitet natürlich noch eine Weile
am Resultat, aber der Kern des Songs ist dort entstanden.«
Einen Gast hat Will dabei dezent unterschlagen: David Bowie
singt schließlich auch mit. Wie sich das so anfühlt, wenn
David Bowie im Studio vorbeischneit? »Ehrlich gesagt denk
ich immer das Gleiche und immer nur das eine, wenn David
Bowie irgendwo in meiner Nähe ist: ›Gott, riecht der gut!‹«
Quadratur des Kreises
23. September. Am Telefon noch immer Will Butler. Dieser
müsse jedoch in fünf Minuten auflegen, sagt die freundliche
Label-Dame aus dem Off. Schade, wo man doch gerade bei
einem interessanten Thema ist. Nämlich bei den Fragen,
die man selbst auch nicht beantworten kann: Wieso bildet
man sich ein, die Musik dieser Riesenband wäre etwas Intimes, etwas Persönliches, etwas, das man nicht nur in die
Klatschehände, sondern auch ins Herz lassen will? Und wie
will die Band dieses Gefühl bewahren, wo doch die Hallen,
in denen sie spielen, immer größer werden? »Das ist genau
die Herausforderung, der wir uns immer wieder stellen
müssen«, antwortet Will. »Es ist einfach, ein Fußballstadion ›Schiri raus!‹ brüllen zu lassen. Oder Zehntausende
stumpf mitklatschen zu lassen. Ehrlich gesagt ist es ziemlich
unheimlich, wie leicht so was geht. Wir wollen allerdings,
dass die Leute mitklatschen, sich dabei auf künstlerisch
wertvolle Weise bewegen, ihre Individualität bewahren, sich
lebendig fühlen und vielleicht noch einen tiefschürfenden
Gedanken haben. Wenn wir das schaffen, gehen wir danach
die Quadratur des Kreises an.«
Dann ist da wieder dieses Lachen, ein schöner Abschluss
für das Gespräch.
— Arcade Fire »Reflektor« (Vertigo / Universal)
HEUTE
047
Owen Pallett
... alias Final Fantasy ist
seit Jahren gern gesehener
Gast bei Arcade Fire und
dort zum Beispiel (auf
»Funeral« und »Neon
Bible«) für die OrchesterArrangements zuständig.
Auch bei den SecretShows stand er mit Arcade
Fire auf der Bühne.
DiskoGrafie
ArCade Fire EP (2003, Re-Release 2005)
Gab es eigentlich eine Zeit, in der
man sich von dieser Band nicht
Großes versprochen hatte? Wenn
überhaupt, dann vielleicht nur die
Zeitspanne zwischen Bandgründung und dem Erscheinungsjahr
dieser EP. Hier mag die bisweilen
maue Produktion noch ein wenig
auf Stimme und Stimmung drücken, aber Songs wie »I’m
Sleeping In A Submarine« und »Headlights Look Like Diamonds« zeigen bereits den Kontrast zwischen Experimentierfreude und dem Drang zur großen Melodie, den Arcade
Fire später immer weiter perfektioniert und zelebriert haben.
Interessant ist vor allem, dass sich eines der besten Stücke
ihres Albums »Neon Bible« bereits hier findet: »No Cars
Go«, zwar noch ein wenig mehr rumpelnd, aber schon als
Hinweis, wie groß die Band mal klingen will.
Funeral (2004)
Das Albumdebüt, das dank eines Lizenzierungs-Hickhacks hierzulande
offiziell erst 2005 erschien, hatte
schon ein gewisses Hype-Potenzial
im Rücken. Was zum einen an den
Berichten über die mitreißenden
Konzerte von Arcade Fire und zum
anderen an den Lobeshymnen der
US-Musikpresse lag. Christian Steinbrink sah darin in
Intro eine »unerhört feine Indie-Platte, die wirklich allen
vollmundigen Ankündigungen gerecht wird. Zwar dockt
hier wenig an die aktuellen musikalischen Moden an, allein
die Vielfalt der Songs auf diesem Debüt verdient an sich
schon das Prädikat ›zeitlos‹. Vieles wirkt hier spielerisch,
wie aus dem Ärmel geschüttelt, aber gerade deshalb wie
von außergewöhnlichem Talent gesegnet. ›Funeral‹ ist ein
Album, dessen Arrangements und Songstrukturen ähnlich outstandig wirken wie die auf der bemerkenswerten
Broken-Social-Scene-Platte, dabei aber nie elegisch sind,
sondern immer fluffig und leicht.« Ein Kunststück, wenn
man bedenkt, wie schwer die Themen, die darauf verhandelt werden (Tod! Tod! Tod!), wiegen. Die Einschätzung des
Kollegen kann man hier so stehen lassen – und er würde
es sicherlich begrüßen, dass wir sein Fazit, eine Bloc-PartyPlatte sei im direkten Vergleich mitreißender, hier (so gut
wie) unter den Tisch fallen lassen.
NeOn Bible (2007)
Diesmal durfte Kai Klintworth
mit einer Rezension ran. Auch er
thematisiert den nun noch heftiger erklingenden Rummel um die
Band und stellt fest: »In ein paar
Monaten zeigt sich dann, ob Arcade
Fire, die personifizierten FeuilletonDarlings, es genau wie Adam Green
über diesen Weg richtig hoch hinaus schaffen.« Adam wer?
Ach ja – damals machte der Vergleich durchaus Sinn. Klintworth erkennt zwar zu Recht, dass das Kommunenhafte,
das der Band nachgesagt wird, ein wenig nervt, stellt aber
ein positives Urteil aus: »Die Texte haben sich gemacht, es
geht nonchalant um singularisierte Identitäten in der globalisierten Welt. Um Intimes, vorgeführt in einem stets leicht
skurrilen Zirkuszelt. Und wenn sich das Songwriting ab dem
dritten Hören richtig entfaltet und festgesetzt hat, kommen
keine Zweifel mehr auf. Das Indie-Hippie-Kammerorchester
holt alle Herzen ab, die es 2005 entflammt hatte. Plus x.
Und jetzt ab ins Feuilleton, auf die Musik-Magazin-Cover
und die Bühne.« Im Rückblick kann und muss man heutzutage sagen, dass die ständige Hype-Erwähnung fast ein
wenig nervt – große Songs hatten sie schon zuvor, und die
Begeisterung der Fans haben sie sich mit tollen Live-Shows
erspielt. Punkt.
The Suburbs (2010)
Es gab wenige, die im dritten Album
von Arcade Fire nicht die Platte des
Jahres sahen – und trotzdem gab es
irgendwie Redebedarf, was allein 115
Kommentare auf intro.de unter der
Review von Christian Steinbrink belegen: »›The Suburbs‹ kommt weitgehend ohne offenbare Höhepunkte
aus, es ist ein Album, das die Melancholie des Heimkommens
in den Mittelpunkt und das Songwriting in den Dienst dessen
stellt. In diesem Sinne rennt die Band sehenden Auges in
die Fehlerstellung, die Rockfans seit Dekaden an Konzeptalben bemängeln. Das Album überzeugt aber dennoch,
und zwar durch wunderbare Kniffe wie die verschiedenen
Covermotive, die vor dem Heck eines Wagens den Blick auf
verhängnisvolle Orte der Adoleszenz lenken, oder durch
seine Texte, die sich oftmals wie Tagebucheinträge des
jungen Werther Win Butler lesen. ›Sometimes I can’t believe
it / I’m moving past the feeling‹, heißt es sehr exponiert im
Titelstück. Beachtet man solche Feinheiten nicht, könnte
›The Suburbs‹, das Album, etwas zu beiläufig wirken. Das
täuscht aber, denn dieses Album brennt.«
Man könnte auch sagen: Es wächst. Aber das wäre vielleicht zu profan, wenn auch nicht falsch. Tatsächlich zeigten
sich viele erst ein wenig genervt von der Kritiker-Lobhudelei
und ließen sich dann doch begeistern. Beim Autoren dieser
Story war es übrigens andersherum: Er gehörte zu den »Platte
des Jahres«-Lobhudelern und musste später eingestehen,
dass eigentlich nur eine Handvoll der Songs dauerhaft
hängen blieben, während er immer noch gerne in voller
Länge »Funeral« hört.
048
HEUTE
HEUTE
Cover-Welten
Höher als Angela Merkel steht in der Bevölkerung derzeit
wohl nur ein ebenfalls latent unangenehmes Phänomen im
Kurs: Zombies. Durch zahlreiche Kulturprodukte erfuhren
die schlurfenden Untoten in den letzten Jahren ein Revival,
größer als die Finanzkrise und Borussia Dortmund
zusammen. Zeit, dass die Zombies endlich auch unsere
Plattencover-Rubrik heimsuchen.
Gesammelt von: Felix Scharlau
049
050
HEUTE
Pick A Piper
Anarchisch,
kosmisch, Gut
Bands, die die Grenzen zwischen Clubtrack und
Popsong ausloten, gab es in den letzten Jahren viele.
Nur wenige schafften dabei den Spagat so elegant wie
Caribou. Deren Schlagzeuger Brad Weber setzt diesen
Weg nun als Solokünstler fort. Sebastian Ingenhoff
sprach mit dem Kanadier über Polyrhythmik und
Improvisation. Foto: Reilly Hodgson
B
rad Weber hat knapp fünf Jahre gebraucht, bis er das
Debütalbum seiner Band Pick A Piper im Kasten hatte.
Nicht weil er ein fauler Sack wäre, im Gegenteil: Der
Kanadier ist Schlagzeuger und Beat-Programmierer bei
Caribou, einem der Konsensacts der letzten Jahre, und
somit äußerst umtriebig.
Das Projekt Pick A Piper rief er mit seinen Kumpels Angus
Fraser und Dan Roberts 2008, also zwei Jahre vor »Swim«,
dem Caribou-Erfolgsalbum, ins Leben. Dann wurden Caribou aber erst mal um die Welt geschickt.
Mittlerweile hat sich der Trubel etwas gelegt. Derzeit
ist Caribou-Chef Dan Snaith vor allem als DJ (unter dem
Alias Daphni) unterwegs. Weber fand also endlich Zeit,
sich um die eigenen Songs zu kümmern. Da seine Fähigkeiten als Sänger limitiert seien, wie er es selbst ausdrückt,
wurden Gastsänger aus dem engeren Umfeld engagiert.
»Mir ging es darum, das Album möglichst heterogen zu
halten und mehrere Stimmen zu vereinen«, erläutert er.
»Ich wollte den Leuten den Freiraum geben, auch eigene
Ideen einzubringen.« Zu hören sind unter anderem Andy
Lloyd von den Born Ruffians, Raphaelle Standell-Preston
von Blue Hawaii und John Schmersal, der ebenfalls in der
HEUTE
Caribou-Tourband spielt. Dan Snaith dagegen hat sich
weitestgehend herausgehalten: »Er hat mir aber wahnsinnig viel geholfen, indem er sich die Sachen immer wieder
angehört und Tipps gegeben hat. Als Musiker wollte ich
ihn bewusst nicht einbinden, sonst wäre es irgendwie eine
Caribou-Platte geworden, nur mit anderem Songwriter«,
betont Weber. »Andererseits verstehe ich natürlich, dass
die Leute solche Kontexte brauchen. Wenn wir irgendwo
vorgestellt werden, heißt es immer: Das ist die Band von
dem Caribou-Drummer. Aber ich habe mich daran gewöhnt,
und so schlecht ist die Referenz nicht«, schmunzelt der aus
Toronto stammende Musiker.
Auch wenn es ihm natürlich um musikalische Eigenständigkeit geht, löst sich Weber nicht komplett von den
Wurzeln seiner Stammband: »Organische Dancemusik«
nennt er seinen Eigenentwurf, der sich zu gleichen Teilen
von akustischen und elektronischen Instrumenten speist.
Weber versucht mit verschiedenen Schlaginstrumenten,
Rhythmen übereinanderzuschichten, sodass in den Rezensionen oft von »Polyrhythmik« die Rede ist, ein Begriff,
den man eher aus der westafrikanischen Musik kennt.
Insofern wundert es nicht, dass er neben Can-Schlagzeuger
Jaki Liebezeit und Marshall Allen, dem Leiter
des Sun Ra Arkestra, auch den ehemaligen FelaKuti-Trommler Tony Allen zu seinen wichtigsten
Einflüssen zählt. Das Genre Afrobeat erlebte in
den letzten Jahren über Blogs wie Awesome Tapes
From Africa und zahlreiche Re-Releases bekanntermaßen ein ungeahntes Revival. Neben Afrobeat-, Krautrock- und Clubmusik-Referenzen
finden sich vereinzelt auch Jazz-Anleihen auf
dem Album, am offenkundigsten in dem Stück
»South To Polynesia«. Zunächst ein klassischer
Indierocksong, der von anarchischen Drums,
kosmischen Sun-Ra-Flöten, dröhnenden Feedbacks und einem kreischenden Saxofon zerfasert
wird, um schließlich untermalt von euphorischen
Synthie-Arpeggios sowie aufgelösten, gebrochenen Akkorden als fast lupenreiner Dance-Track
zu enden.
Wenn man Weber Böses wollte, könnte man
sagen, er hat ein geschmäcklerisches IndieDance-Album aufgenommen, das genau die
richtigen Referenzen bemüht, um in diesen
Tagen als der nächste Hipsterscheiß zu gelten.
Doch er setzt sich tatsächlich seit Jahren aktiv
und intensiv mit improvisierter Musik auseinander. Das erwähnte Saxofon-Solo stammt von
dem ebenfalls in Toronto beheimateten Improvund Experimentalmusiker Colin Fisher, einem
langjährigen Freund und musikalischen Wegbegleiter. Die Liebe zum Jazz teilt Weber auch mit
Caribou-Chef Dan Snaith, der ihn regelmäßig
mit alten und neuen Platten versorge. Eins der
Highlights seiner bisherigen Musikerkarriere war
so auch der gemeinsame Auftritt mit Marshall
Allen: 2009 spielten Caribou im Rahmen des von
den Flaming Lips kuratierten All Tomorrow’s
Parties Festivals eine exklusive Show mit dem
bald neunzigjährigen Jazz-Avantgardisten, ergänzt um befreundete Musiker wie Four Tet
oder Luke Lalonde von den Born Ruffians. Doch
bei aller Begeisterung für Rhythmus-basierte
und improvisierte Musik ginge es ihm immer
»Vom Format des
Songs kann und will ich mich einfach
nicht lösen. Ich versuche aber darauf zu achten, dass es viel Raum für
Improvisation gibt. Gerade mit Musikern aus der
noch um Songs, beteuert Weber.
Improv-Szene zusammen macht es ja besonders Spaß, das
Songformat an seine Grenzen zu treiben. Die Songskelette
sind größtenteils in Eigenarbeit beziehungsweise in meinem
Kopf entstanden, aber die Ausarbeitung erfolgte kollaborativ. Man könnte also von einem organischen Wachstum
der Songs sprechen.«
Zeit zu reifen hatten sie ja genug, die Songs. Und das
Album ist ein Grower, wie man so schön sagt. Man muss
sich erst daran gewöhnen, dass acht Songs von fünf verschiedenen Sängern gesungen werden, deren Stimmen einem in
ihrer Indie-Larmoyanz teilweise etwas sperrig vorkommen.
Aber man kann darüber hinwegsehen, weil die Songs gut
sind. Kleine Fehler machen Dinge bekanntlich schöner.
— Pick A Piper »Pick A Piper« (City Slang / Universal)
051
Sun Ra Arkestra
Auch nach dem Tod des
1993 verstorbenen Sun Ra
lebt das Arkestra unter
Leitung von Marshall Allen
weiter. Die Band tritt in exzentrischen, oft glitzernden
Kostümen auf. Sun Ra gilt
als Wegbereiter für unzählige Bands und Musiker aus
den Bereichen Free Jazz,
Psychedelic, experimentelle
Musik und Noise, aber auch
R’n’B und Techno. Er war
einer der ersten afroamerikanischen Musiker, der mit
Synthesizern experimentierte, und hat im Laufe seines
Lebens über hundert Alben
veröffentlicht.
Awesome Tapes
From Africa
Der von dem New Yorker
Brian Shimkovitz betriebene
Blog widmet sich, wie der
Name suggeriert, selten
gehörter Musik aus Afrika,
die auf zahlreichen Reisen
gefunden, gesammelt und
digitalisiert wurde.
Shimkovitz gilt als einer
der wichtigsten Archivare
afrikanischer Musik und ist
auch als DJ aktiv.
052
HEUTE
Per m an ente Autobah n
UnterweGs mit
hoChtouriGen Fans
Dass der Begriff Fan von Fanatiker kommt, spielt im hiesigen Popbetrieb zusehends eine
geringere Rolle. Zu groß die universelle Verfügbarkeit von Musik, zu entblößt wirken um
Aufmerksamkeit twitternde Künstler, als dass sich der Kunde noch fanatisch reinhängen
müsste. Kommt eh alles frei Haus. Linus Volkmann hatte Konsumkultur und Passivität satt
und besuchte vier Tourer, also leidenschaftliche Anhänger ihrer Lieblingsbands, deren zweite
Heimat die Live-Clubs im ganzen Land und die Autobahnen dorthin sind. Fotos: Thies
Hansen, Uwe Capelle, Eileen Neubert und Fabian Brüssow
HEUTE
053
Thies Hansen (links)
E
s ist Winter 2012, Bochumer Jahrhunderthalle, die
1Live-Moderatorin mit der schönen Zahnlücke,
Sabine Heinrich, verkündet den Sieger in der Kategorie »Bester Plan B Act«. Es wird eng zwischen
Kettcar, Der König Tanzt und Frittenbude. Letztere
liegen knapp vorne, gewonnen! Tusch, tatütata, die Band
springt auf, torkelt verwirrt und glücklich vor zur Bühne.
Allerdings ist das Trio zu viert. Da stimmt doch was nicht.
Wer ist das Kerlchen mit dem »Fuck Audiolith«-Shirt?
Sänger Strizi Streuner erklärt es in seiner Dankesrede: »Da
das ja ein Publikumspreis ist, haben wir unseren größten
Fan auf die Bühne eingeladen. Thies Hansen, der schon
auf zweitausend Konzerten von uns war, vielleicht waren
es sogar drei!«
»Sc h o n u nan g en eh m , i m m er
weg en Gästeli ste frag en zu
m üssen . Ab er man c h mal i st ’ s
allei n fi nanzi ell gar n i c ht zu
ver m ei d en .«
»Es war überhaupt nicht leicht, mich erst mal auf die Ränge
der ganzen Nominierten zu schmuggeln«, erzählt Thies,
»da waren quasi nur die Musiker. Artur Schock vom Label
von Frittenbude hat dann heimlich mit mir die Karte getauscht. Aber dass die dann auch noch gewinnen, das hatte
nun wirklich keiner vorhersehen können. Ich wusste nicht,
ob ich tatsächlich mit nach vorne sollte, aber die Band hat
mich einfach mitgezogen.«
Nicht schlecht. Die bis dato größte Ehrung der Band aus
Niederbayern, und was macht sie? Sie nutzt den illustren
Bahnhof, um selbst jemanden zu ehren. Dafür, dass er ihr
Fan ist ...
»2000 Konzerte waren es natürlich nicht!« ergänzt Thies,
offenbar für den Fall, dass die Ironie der Band nicht angekommen sei – und um nicht als Hochstapler entlarvt
zu werden. Die Bescheidenheit jenes »größten Fans« ist
allgegenwärtig. Er selbst wäre dabei am Tag des Interviews
am liebsten schon wieder in den Clubs, schließlich läuft
gerade das Reeperbahn Festival, die perfekte Möglichkeit,
Dutzende Livebands an einem einzigen langen Wochenende abzugreifen. Doch ist nicht. Thies nimmt Antibiotika
und liegt flach mit einer Mittelohrentzündung. Das heißt
dann auch: Ist nichts mit Hamburg. Der 22-Jährige sitzt
in seinem Heimatort fest, Borgdorf in Schleswig-Holstein
nahe Neumünster. Hallo Hinterland. Dort geht Thies auf
eine Schule für Heilerziehungspflege, Schwerpunkt: Behindertenarbeit. Zusätzlich arbeitet er noch aushilfsweise bei
Edeka. Muss sein, denn sein Hobby ist teuer: Thies’ Hobby
ist Fan-Sein. Wobei sich das Fanatische des Wortstamms
bei ihm vor allem in einer immensen Reiselust kanalisiert.
Er ist ein sogenannter Tourer. Die Lieblingsband zu sehen,
wenn sie endlich mal wieder in der nächstgelegenen Stadt
vorbeischaut, erscheint in diesen Kreisen einfach zu wenig.
Es gilt, hinterherzureisen, sonst wo auftauchen, unterwegs
sein. »Ja, ist schon schweineteuer, so eine Leidenschaft.
Allein das Benzin, Zugticket kann man sich eh kaum leisten.
Daher reise ich am liebsten mit einer Gruppe. Da gehen die
Kosten runter, übernachtet wird eigentlich immer privat.«
Die Frage, ob ein Tourer, der seiner Lieblingsband oder
-musik hinterherreist, was die befestigten Straßen, der
Geldbeutel und die Urlaubstage hergeben, ob ein Tourer
wirklich in jedem Hafen einen Pennplatz hat, erübrigt
Plan B
Hierbei handelt es sich um
das werktägliche Abendprogramm des Jugendsenders des Westdeutschen
Rundfunks 1Live. »Plan B«
hat den Fokus auf aktueller
respektive alternativer
Musik. Also alternativ
natürlich im Rahmen der
deutschen Radiolandschaft,
versteht sich.
Uwe Capelle (links)
sich fast. Ja, hat er. Beziehungsweise: Wenn nicht, wird
ihm das szeneeigene Netzwerk einen vermitteln. Bei Thies
sieht das so aus: »Ich will jetzt nach Greifswald, da spielen
Frittenbude und Feine Sahne Fischfilet zusammen. In der
Stadt kennen wir keinen, aber ein Freund hat via Facebook
sofort was zum Schlafen aufgetan.« Das Tourertum wirkt
dabei wie ein Utopia des Sozialstaats. Bedürftigen wird
geholfen, gefeiert wird zusammen. Die Musik und das Netz
liefern dabei den ästhetischen wie organisatorischen Kitt.
»In Borgdorf hat man natürlich weniger Übernachtungsgäste, als wenn man zum Beispiel in Hamburg wohnt. Aber
als Frittenbude im Norden auf Tour waren, habe ich eine
ganze Meute beherbergt zwischen den Dates in Bremen und
Kiel. Da lag ich auf halber Strecke. Zum Schlafen kommt
man bei so was natürlich nur bedingt. Aber die Party dann
war mir natürlich recht – denn sonst bin ich dauernd der,
der alle fragen muss: ›Kann ich wieder bei dir pennen? Ich
bring auch Bier mit!‹«
Dennoch erlauben es die finanziellen Ausbeulungen
dieses teuren Hobbys dem größten Fan von Frittenbude
und Audiolith nicht, seinen Faves ganze Deutschlandtouren
lang an den Rücklichtern zu kleben. Aber jemand, der so
verrückt ist, der sollte in dieser Szenerie doch zu finden sein.
Einige Anfragen, Gespräche weisen dann sehr deutlich und
vielarmig in eine Richtung. »Ihr seid auf der Suche nach
einem wirklich wahnsinnigen Fan? Schon mal mit Uwe
Capelle gesprochen?«
»Ic h hab’ mal d i e Exc el-Liste
m it m ei n en Ko nzertb esu c h en
m itg eb rac ht.«
Nach wenigen Worten zückt Uwe Capelle in der Hamburger Szenekneipe Mutter bereits ein Din-A4-Blatt. Hierbei
handelt es sich um weit mehr als nur ein Papier, es zeigt
vielmehr die ultimative Tourer-Visitenkarte. Auf der ausgedruckten Excel-Tabelle finden sich alle Informationen,
welche Acts er wie oft schon gesehen, welche deutschen
Städte er dafür bereits bereist hat. Auch wenn Uwe somit
der Prototyp des reisenden Fans zu sein scheint, trennt ihn
von den meisten anderen Überzeugten schon auf den ersten
Blick etwas: sein Alter. 45 Jahre ist Uwe alt, wenngleich er
in Habitus und Aussehen jünger wirkt.
»Ja, ich bin dahingehend ein Spätentwickler«, sagt der
Versicherungskaufmann und rechnet vor, dass er im Jahr
so auf 100 Konzerte kommt, »plus ungefähr fünf Festivals,
also damit meine ich nicht so Ein-Tages-Dinger, sondern
die größeren. Allerdings auch bitte nicht zu groß. Rock am
Ring, Hurricane – so was ist mir mittlerweile ein Graus.
Ich will lieber irgendwo stehen mit coolen Leuten und
mich von famosem Booking überraschen lassen. Wie in
Haldern, da gibt’s auch für mich jedes Mal noch neue
Perlen zu entdecken.«
Dass 100 Konzerte im Jahr nicht nur versehentliche, sondern auch sehr bewusste Dopplungen einschließt, gehört
zum Selbstverständnis des Tourers. »Klar, wenn Muff Potter
ihre letzten Konzerte spielen oder Ghost Of Tom Joad auf
Abschiedstour sind, dann nehme ich mir da auch frei, um
das noch mal zu begleiten.«
Das größte Engagement verwendet Uwe allerdings auf
Thees Uhlmann, einst mit Tomte, jetzt solo unterwegs.
»Tomte habe ich 19 Mal gesehen, Thees allein mit der Gitarre
sechs Mal, mit der Thees-Uhlmann-Band 38 Mal.« Und
für Ende 2013 – Thees Uhlmann hat gerade sein zweites
Soloalbum »#2« veröffentlicht – sind noch 13 offen auf der
HEUTE
Eileen Neubert (rechts)
kommenden Tour. Nachzulesen auf einem Post-it, den
Uwe ergänzend auf seinen Excel-Ausdruck geklebt hat.
Wie Thies’ Aktivitäten blieb auch Uwes ortsunabhängige
Dauerpräsenz dem Künstler selbst irgendwann nicht mehr
unbemerkt. »Als ich bei Thees’ Label Grand Hotel Van Cleef
wieder mal auf eine Facebook-Konzertankündigung mein
Kommen ankündigte und meiner Begeisterung für die
Band Ausdruck verlieh, schrieb Thees, dass es jetzt reiche
und dass ich nie wieder für ein Konzert von ihm oder des
Labels zahlen müsse.«
Permanente Gästeliste, nicht schlecht! Aber die Fanbindung
gehört für jedes Label, für jeden Künstler, der Emotionen
feilbietet, mit dazu. Wer den Fan nicht ehrt, kann einpacken.
Was die letzten Jahre im Zuge der Casting-Show-Wellen zu
einer fast schon unangenehmen Epidemie führte. Ständig
wird sich völlig hohl beim eigenen Fan bedankt. Möglicherweise für einen kostenpflichtigen Anruf oder einfach
nur für dessen blanke Existenz oder um dem Zufallshörer
überhaupt erst mal einzutrichtern, dass er bitte jetzt Fan
sei. Mitunter von jemand, von dem er kaum mehr als ein
paar Songs kennt – geschweige denn: für ihn brennt.
Der Fan als Fetisch des abgewerteten Künstlers. Diesem
Trend haben Uwe and friends Einsatz und Leidenschaft
abseits einer Gewinnspiel-SMS entgegenzusetzen. Und
überhaupt: Von wegen Fan! »Ich sehe mich eher als Supporter«, sagt Uwe und schwärmt von einer seiner vielen
Entdeckungen: »Stefan Honig ist mittlerweile Vorgruppe
bei Philipp Poisel, den habe ich zum ersten Mal im Museumskeller in Erfurt gesehen, da hat er für Tim Neuhaus
eröffnet. Da waren keine zwanzig Leute – und Stefan Honig
hat alles ausgestöpselt, sich in die Mitte gestellt und gesagt:
›Komm, dann spiele ich einfach so.‹ Das war so toll, da
habe ich mir gesagt: Den siehste jetzt öfter, da erzählste
anderen von.«
Der unterstützende Uwe hält noch ein flammendes Plädoyer für die Vorgruppe und gegen das gelangweilte Stehen
am Tresen, wenn die Show läuft. Wer solchen Support
genießt, dem braucht wirklich nicht bang zu sein.
»Egal , wo i c h h i n ko m m e, i c h
ken n ’ ü b erall i m m er Leute!«
In der zum Thema passenden Location des Berliner Ramones-Museums wartet bereits Eileen Neubert. Sie ist
tatsächlich eine echte Berlinerin, und an ihrem rosa gefärbten Haar kann man sie gut auch von Weitem erkennen.
So konnte man sie in den letzten Jahren immer wieder
aus den Crowds der unterschiedlichsten Konzerte an den
unterschiedlichsten Orten herausleuchten sehen. Wenn
sie nicht gerade kompletten Nagel-Touren hinterherreist
oder die Band Frau Potz feiert, ist sie überzeugter ÄrzteFan. Gerade mal als halb so alt wie Tourer-Alterspräsident
Uwe stellt sie sich heraus und versteht genau wie jener das
Fan-Sein nicht als passive Rolle, sondern engagiert sich mit
Freundinnen bei dem Musikblog www.lieblingstape.de.
Eileen wird, wie sollte es auch anders sein, in dem Museum für Ramones-Memorabilien mit Namen gekannt.
Wenn sie nicht gerade ihrem der Szene eigenen Deutschlandreisebock frönt, macht sie eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau. Als Berlinerin sitzt sie natürlich im
geografischen Zentrum der Tourer-Begierde, hier strömen
Fans und Bands gleichermaßen hin. »Ja, ist schon so, dass
ich oft Besuch habe. Aber es gibt natürlich auch in Berlin
noch mehr, die so drauf sind wie ich – und da verteilen sich
055
056
HEUTE
Fabian Brüssow (rechts)
Almost Famous
... ist die Verfilmung des
berüchtigten Buchs von
Lester Bangs, einem der
ersten Popjournalisten,
der Schreiben und Erleben
exzessiv zusammenbrachte. Die autobiografische
Story handelt davon, wie
großartig und gefährlich
es ist als Fan, seinen Idolen
plötzlich ganz nahe zu
sein. Leider hat der Film
so gut wie nichts mit dem
Originaltext zu tun. Statt
Drogen verherrlicht er zum
Beispiel die Familie.
Band Aid
In diesem Zusammenhang ist »Band Aid« ein
Wortspiel, da der Begriff
auf Englisch eigentlich
»Pflaster« meint. Wörtlich
übersetzt aber auch als
»Hilfe für die Band« zu
lesen ist.
dann auch die Übernachtungsgäste. Ich bin jetzt nicht die
Olle aus Berlin, die für alle ihr Sofa zur Verfügung stellt.«
Eileen grinst. Bitte keine Missverständnisse. Denn wo sich
die Boys auf ehrenwertes Supportertum berufen dürfen,
muss sich der weibliche Fan bezüglich dieses Hobbys oft
Unterstellungen anhören. »Bezeichnungen wie Groupie
lasse ich natürlich nicht auf mir sitzen – da erkläre ich
schon ganz genau, was ein Tourer ist.«
Solchen Klärungsbedarf kennt man auch von dem Fankult-Film überhaupt – von »Almost Famous«. Hauptfigur
Penny Lane, gespielt von Kate Hudson, postuliert darin:
»Wir sind keine Groupies. Groupies schlafen mit Rockstars,
weil sie jemand Berühmtem nahe sein wollen. Wir sind
dagegen hier wegen der Musik, wir inspirieren die Musiker.
Wir sind Band Aids.« So prätentiös geht es jenseits der im
Film dargestellten Siebziger und vor allem im Indiekosmos
dieser Tage (zum Glück) nicht zu. Die Tourer-Gemeinde
unterstützt einander und die Bands. Inspiration müssen
die Künstler dagegen in diese Zugewinngemeinschaft
schon selbst mitbringen.
verschwägert. Nicht mal in love. »Sie kommt mich besuchen – okay, sie guckt Turbostaat im Club Zentral, und
ich geh’ mit und biete ihr Unterkunft.« So geht das in
Tourer-Kreisen. Fabian war der erste Berührungspunkt
für diese Story. Die Begegnung fand auf einer Veranstaltung statt – selbstverständlich nicht in der Stadt, in der er
wohnt. Er war angereist. Unter der Woche, ohne Freunde,
nächster Tag Job. Egal. Fabian ist begeisterter Tourer – und
Schwabe. Weshalb er wohl auch trotz der Tatsache, dass er
gerade mal 20 geworden ist, schon Worte wie »verfügbares
Einkommen« benutzt. Auch er schwärmt für den offensichtlich modernen Klassiker der Indietravel-Szene Thees
Uhlmann – wenn man Die Toten Hosen, die eigentlichen
Stars der Autobahnfans, mal bewusst ausklammert. Aber
Fabian hat auch ganz bewusst jene Bands auf dem Schirm,
die (noch) nicht im breiten Konsens angekommen sind:
»Captain Planet, Messer, Pascow, Òlafur Arnalds – und
Stefan Honig [huch, der schon wieder!] habe ich bestimmt
zehnmal gesehen. Mir geht es einfach darum, dass Publikum und Band sich auf einer Ebene begegnen können,
also dass so was wie Starallüren gar nicht aufkommen. Mit
anonymen Massenveranstaltungen kann ich überhaupt
nichts anfangen.«
Fabian gesteht, dass man sich die Tage im Tourer-Netzwerk nicht komplett durchgejubelt vorstellen darf. Viel hat
auch mit Frieren, Fahren, Müdigkeit und Zeit-Totschlagen
in gar nicht so geilen Käffern zu tun. Aber ohne eine gewisse Fallhöhe könnte ja jeder Spaß einpacken. Und auch
wenn sich die Szene vornehmlich den einheimischen Acts
zugewandt hat, freut sich Fabian besonders an der AnekDemnächst besucht Eileen in Stuttgart Fabian. Fabian dote, wie ihn der Gitarrist der kanadischen Soulpopband
Brüssow ist Azubi zum Kaufmann der Marketingkom- Imaginary Cities bei einer Show im Publikum entdeckt und
munikation. Mit Eileen ist er nicht verwandt und nicht daraufhin gleich den 500 anderen Anwesenden vorgestellt
»I st b esti m mt so, dass 90
Prozent m ei n es ver fü g bar en
Ei n ko m m en s fü r M usi k
wegg eh en – Platten ,
Ko nzertkarten , R ei sen !«
RYAN
GOSLING
Fan- und
Reisekult
classic
Die
Deadheads
habe. Wobei die Band in Deutschland beim Uhlmann/Kettcar-Label
Grand Hotel Van Cleef erscheint,
womit sich auch hier der Kreis wieder schließt.
Bleiben nur noch zwei Dinge
zu klären
Deadheads lautet die
Selbstbezeichnung einer losen Gruppierung
aus Fans der Band The
Grateful Dead. Deadheads waren jene Fans,
die den Konzerten durch
ganz Amerika teils in
richtigen Trecks nachreisten. Warum gerade
jenem Act ein so treuer
Zuspruch zuteil wurde,
lässt sich einerseits auf
die Anfang der Siebziger
aufgekommene Hippieund Psychedelic-Bewegung zurückführen,
für die Grateful Dead
zu Ikonen wurden – andererseits improvisierte
und jammte die Band
ausgiebig bei ihren
Konzerten, sodass keine
Show der nächsten glich,
was neben dem aufkommenden Gemeinschaftsgefühl einen zusätzlich
Anreiz bot. 1995 lösten
sich The Grateful Dead
nach über dreißig Jahren
Bandhistorie auf – und
mit ihnen die fast ebenso
legendären Deadheads.
Erstens: Ist es nicht verdammt
noch mal langweilig, eine Band
mehrfach hintereinander zu sehen, da passiert doch immer das
Gleiche? Uwe Capelle kennt die
Antwort – und diese Frage sowieso: »Das ist der komplett
falsche Ansatz. Wenn mir jemand damit kommt, und
das ist tatsächlich oft, dann sage ich: ›Hörst du dir deine
Lieblingsplatten etwa auch nur einmal im Jahr an? Schaltest du deinen Lieblingsfilm ab, weil du ihn schon kennst?
Nein, natürlich nicht. Warum sollte es bei Konzerten von
Künstlern, die man verehrt, dann was anderes sein?‹«
Okay, und zweitens: Was wurde eigentlich aus der 1LiveKrone für Frittenbude, steht die jetzt etwa bei Thies auf
dem Kaminsims? »Nein, mit nach Hause nehmen durfte
er sie nicht«, gesteht Strizi Streuner von der Frittenbude.
Na, da schau an! Die Trophäe ist also doch nicht ins Publikum zurück vergeben. Vielleicht ein Anreiz, dass sich die
überzeugten Anhänger demnächst noch mehr reinhängen?
Nein, natürlich Quatsch, denn die größten Fans müssen
nicht mit schnödem Tand animiert werden, die bringen eine
Motivation mit, die keine tausend Mitmach-Kampagnen
und Street-Teams je werden aufrufen können. Also fick
dich doch, Emotionserzeugungsindustrie!
BRADLEY
COOPER
EVA
MENDES
UND
RAY
LIOTTA
IF YOU RIDE LIKE
LIGHTNING YOU´RE
GONNA CRASH LIKE
THUNDER.
VON DEREK CIANFRANCE DEM REGISSEUR VON
B L U E VA L E N T I N E
AB 7. NOVEMBER 2013
AUF DVD, BLU-RAY
UND ALS VOD
058
HEUTE
HEUTE
059
Prefab Sprout
Der sanftmütiGe
KöniG Des Pop
Paddy McAloon ist äußerst scheu. In den 26 Jahren, in denen es seine Band Prefab Sprout mittlerweile gibt,
hat er nur vereinzelt Journalisten empfangen. Bedingt durch ein schweres Augenleiden und einen hartnäckigen Tinnitus sind die Audienzen im letzten Jahrzehnt sogar noch rarer geworden. Anlässlich des neuen
Albums »Crimson/Red«, den ersten neuen Aufnahmen seit zwölf Jahren, stimmte er einem Treffen mit Alex
Mayor und Thomas Venker aber überraschend zu. In seiner nordenglischen Heimatstadt Durham sprachen
die drei über die Kunst des Songwritings, das Leben auf einer einsamen Insel und wie man bei einer so
schweren Erkrankung überhaupt noch Musik produzieren kann. Illustration: Henrietta Harris
Prefab Sprout
... wurde von Paddy Mc­
Aloon gemeinsam mit
seinem Bruder Martin
McAloon, Wendy Smith und
Daniel James 1977 in Newcastle, England gegründet.
Heute besteht die Band aus
ihm allein. Prefab Sprout
haben es in den letzten
26 Jahren auf neun Alben
gebracht: »Swoon«, »Steve
McQueen«, »From Langley
Park To Memphis«, »Protest
Songs«, »Jordan: The
Comeback«, »Andromeda
Heights«, »The Gunman
And Other Stories«, »Let’s
Change The World With
Music« und ganz aktuell
»Crimson/Red«.
Als ich ein Kind war, träumte ich immer von den Sternen,
der Unendlichkeit des Universums und all dem, was dies
für unsere eigene Existenz bedeutet. Ein Thema, das sich
auch durch dein Werk zieht.
Da ist was dran, man findet die Sterne in vielen meiner
Songs. Ich schreibe oft phonetisch, arbeite gerne mit schönen Vokalen. Die erste Zeile kann bei so einer Arbeitsweise
schon mal ein bisschen dümmlich sein, zum Beispiel »oh,
the stars«. Zunächst will ich es verwerfen, da ich es so oft
benutze, aber dann gebe ich doch dem Impuls nach und
schaue, wohin es mich führt.
Schon als Teenager las ich alles über die Musik von Pink
Floyd und Stockhausen, der ja Musik als eine Konstellation
von Sternen beschrieben hat. Dieses Bild von Stockhausen
hat sich in mir festgeschrieben. Die Sterne sind eng mit
unserem Schicksal verknüpft, zumindest wurde darüber viel
philosophiert, von den alten Griechen bis zu Shakespeare.
Die Sterne führen zu den beiden anderen großen Themenfeldern von Prefab Sprout: Religion und Liebe.
Richtig. Mein Dreh ist, das Einfache mit dem ganz Großen zu
verbinden. Wenn man also eine Referenz an das Universum
in seinem Song bringt, dann ist es reizvoll, sie in die eigene
Umgebung und das eigene Leben zu transformieren und so
einen Kontrast zu erschaffen. Das hat Tradition in der Poetik,
es ist das modernistische Experiment, alles auf ein kleines
Detail herunterzuholen, sagen wir auf eine Schuhsohle,
eine Zigarette oder einen Aschenbecher. Eben die Welt als
Mikrokosmos zu erschaffen. Es ist die Kunst, die quälenden
Dinge greifbar zu machen.
»Crimson/Red« ist nicht nur das erste Album mit neuen
Aufnahmen seit einem Jahrzehnt, es ist auch das erste Mal,
dass du ohne die anderen Bandmitglieder gearbeitet hast.
Wie fühlte sich das an?
Ich bin gut darin, den Eindruck zu erwecken, die Band sei
erledigt. Dem ist aber nicht so, die Ereignisse haben einfach
dahin geführt. Die anderen wurden von mir nicht verabschiedet, mein Bruder berät mich noch immer viel, und ich
habe ein schlechtes Gewissen, dass er nicht aktiv am Album
beteiligt ist. Aber da ich den Sound einer ganzen Band nicht
mehr verarbeiten kann, bastle ich ihn so zusammen. Da die
Musikindustrie nicht mehr dieselbe ist und wir nicht live
auftreten können, um das
Budget für die Aufnahmen
einzuspielen, war ich ehrlich
gesagt sehr froh, als Martin
und Wendy andere Jobs fanden. Die Konsequenz muss
ich tragen. Vielleicht muss
das Album ein paar Abzüge
in der B-Note akzeptieren,
aber so ist das eben, wenn ein
auf der Insel Gestrandeter
ein Studio für sich entdeckt.
Ich bin wie Robinson Crusoe,
der ein voll funktionstüchtiges 16-Spur-Studio entdeckt hat.
Alles selbst einzuspielen ist also der Weg?
Es ging darum, zu sehen, ob man eine Band faken kann, ohne
dabei nach Computer zu klingen. Meine Unzufriedenheit
resultiert dabei daraus, dass diese alten Maschinen und
Boxen immer die gleichen Sounds liefern. Da frage ich mich
schon, wie lange ich das den Hörern noch zumuten kann.
Aber andererseits: Geht es den Musikern nicht auch so?
Spielen sie nicht auch immer Ähnliches ein? Auf meiner Insel
ist es nun mal so, dass ich diese Limitierungen habe, diese
beschränkte Farbpalette, aber das muss nichts Schlechtes
sein. Wie wir alle wissen, führen Limitierungen zu Form.
»Ich bin wie
­Robinson ­Crusoe,
der ein voll
funktions­
tüchtiges
16-Spur-Studio
entdeckt hat.«
060
HEUTE
Klingt doch alles ganz gut, oder?
Die Ungeduld ist mein Problem. Ich habe zwar einen Laptop,
um die Dinge auch selbst machen zu können, aber ich kann
ihn nicht benutzen. Ich kann noch nicht einmal eine E-Mail
verschicken oder eine CD brennen. Aber dafür weiß ich, wie
ich alles ans Mischpult anschließen muss – und ab da kann
es mein Ingenieur in die Hand nehmen und ausbalanciert
abmischen. Ich muss mich, wie gesagt, nur leider auf die
Leute verlassen, die all die Preset-Sounds anlegen: Auf dass
sie wissen, was sie da tun. Vor fünfzehn Jahren wollte ich
ein neues System angehen, aber all diese Handbücher ... Und
dann war da noch diese Schere als Symbol, die ich hasste,
ich mag einfach keine intuitiven Dinge.
Das Album-Cover verweist in seinem minimalen Expressionismus auf die Textzeile
»See what the blind man
paints? Abstract expressionist saints« im Song »List
Of Impossible Things«. Ist
das für dich eine besonders
wichtige Textzeile?
Es ist eine dieser Textzeilen,
die einen großen Verweisraum aufmachen. Besonders,
wenn der Künstler, der sie
geschrieben hat, nicht sehen
kann, wie gut seine Arbeit ist.
Ich habe damit nicht direkt
auf meine Probleme anspielen
wollen, zumindest nicht nur.
Es geht um den mysteriösen Prozess, wie Dinge in die Welt
kommen. Als Künstler tut man Dinge, damit sie einen im
besten Fall überleben.
Am Anfang des Schreibens steht immer die Leere. Insofern
bin ich selbst überrascht, wenn etwas herauskommt, das zu
hören es wert ist. Ich bin kein Billy Bragg, der mit der Ungerechtigkeit der Welt hadert und darüber schreiben muss.
Bei mir entsteht alles aus dem Tag heraus – und aus einem
ersten gefundenen Bild, das alles Folgende ermöglicht. An
»List Of Impossible Things« habe ich lange geschrieben.
Nicht dass der Song so kompliziert wäre und dies ihn besser
machen würde, es war nur so, dass ich für jede Zeile ein
starkes Startbild suchte, das in der Summe zu dem führt,
was einen Menschen ausmacht. Zeilen wie »engage in a
new noble cause« ... Acht Jahre hat das gedauert. Fast gut
ist eben nicht gut – man muss den Nagel ganz reinschlagen.
Guter Punkt. Da passt die kokette Zeile aus dem Song
»Billy«: »I’ve got no gift for music ... tell me all your secrets.«
Dieser Song hingegen entstand sehr schnell. Er war sofort
zur Gänze in mir präsent, sodass ich ihn beim ersten Mal
gar nicht beendete, da ich wusste, ich könnte immer wieder
zurückkehren und ihn dann fertigstellen. Vielleicht handelt
der Song vom Songwriting – viele Songs thematisieren
diesen Prozess. Natürlich ist es lustig zu texten, man habe
kein Talent für Musik. Aber es gibt diese Tage wirklich, an
denen ich denke, niemand mag meine Musik. Und selbst
wenn dem so wäre, dann würde das noch lange nicht bedeuten, dass es so bliebe.
Deine Songs schienen schon immer in der Tradition von
Leuten wie George Gershwin und Irving Berlin zu stehen,
bei denen der Prozess des Schreibens die Hauptaktivität
war und es nicht unbedingt darum ging, wer wo später
mit ihnen leben würde.
Ach, beides stimmt irgendwie. Es ist jedenfalls kein gutes
Gefühl, auf Inspiration zu warten, denn so schreibt man
»Es geht um den
mysteriösen
Prozess, wie
Dinge in die Welt
kommen. Als
Künstler tut man
Dinge, damit sie
einen im besten
Fall überleben.«
Gesundheitliche
Probleme
Seit Mitte der Nullerjahre
leidet Paddy McAloon unter
Hör- und Seheinschränkungen. Neben einem ernsten
Tinnitus hat er mit einer
gerissenen Netzhaut zu
kämpfen, was ihn äußerst
lichtempfindlich werden
ließ. Liveauftritte sind
deshalb unmöglich.
einfach weniger Songs im Lauf der Zeit. Ich habe keine
Musiktheorie studiert, das hätte den Prozess für mich nur
länger und schmerzhafter gestaltet. Wenn ich auf die Songs
von einem Album wie »Swoon« zurückblicke, so wirken sie
heute seltsam auf mich: die Bilder, die Akkorde, aus einem
Nebel der völligen Ignoranz zu mir kommend. Aber mir
ging es immer auch darum, etwas Gutes zu machen. Mit der
Zeit lernt man, und das hat etwas von Berlin und Gershwin,
geschäftstüchtiger zu werden. Deadlines helfen. Selbst
wenn ich keine habe, sage ich manchmal zu mir, dass das
Stück bald für einen imaginierten Film fertig werden muss.
Du sagtest einmal, dass du es nicht magst, wenn Texte
Botschaften in sich tragen. Ist das nicht sehr gewagt für
einen Texter, der sich mit dem Universum, der Religion
und der Liebe beschäftigt?
Das war auf Propaganda-Songs bezogen. Das Genre kennt
zwar auch einige schöne Beispiele, aber da komme ich eben
nicht her. Ich musste glücklicherweise nie einen Song wie
»Strange Fruit« [Dead Kennedys] oder »What’s Goin’ On?«
[Marvin Gaye] schreiben, bei denen man sofort spürt, welch
schwere Aufgabe auf den Songwritern lag. Darin wäre ich
auch gar nicht gut. Bob Dylan hat es irgendwann gehasst,
dass er zum sozialen Gewissen Amerikas geworden war – er
hörte daraufhin auf, Songs mit erhobenem Zeigefinger zu
schreiben. Sonst betrachten dich die Leute als selbstgerechten Politiker.
Für mich ist ein Song eine Ansammlung von Bildern, die
in sich ein offenes Ende trägt. Nicht dass man die Dinge
obskur und unzugänglich machen muss, aber ein bisschen
Poetry darf es schon sein, das macht doch die Schönheit
des Songwritings aus.
»Adolescence« ist ein sehr persönlicher Song über die
Teenagerzeit. Geht es da um dich, oder hast du den Song
für deine Kinder geschrieben?
Beides. Für den Song habe ich bewusst mit sehr starken
Bildern gearbeitet, das geht nicht immer, aber hier passte
es: »Adolescence what’s it like, it’s a psychedelic motorbike.«
Wenn ich so lyrisch schreibe wie hier, dann geht es um den
richtigen Ton. Wenn man an die Pubertät denkt, dann kann
man alles sagen, es muss nur unangenehm sein – man sollte
dabei schwitzen und unglücklich sein, aber irgendwie auch
erregt. Darum geht es mir im Kern, weniger um meine eigene
Jugend, auch wenn das eine oder andere Bild im Songtext auf
mich zutrifft; übrigens nicht die, von denen man es denkt.
Wenn ich an meine Teenagerzeit denke, dann kommt mir
meine erste Zigarette in den Kopf – das war mit 15 im Kino
bei Franco Zeffirellis »Romeo und Julia«. Damals durfte man
noch im Kino rauchen! Was für eine Kombination: Teenager
sein, rauchen und einen Film über die Pubertät schauen –
kein Wunder, dass ich »Cigarette« mit »Juliet« in den Reim
schicken musste. Die Arbeit an dem Song begann vor neun
Jahren! Als ich ihn letztes Jahr wieder hervorholte, fand ich
einige Dinge nicht mehr so richtig gut, ergänzte den letzten
Vers um das Bild des Astronauten, der in eine purpurrote
Explosion hineingerät, jene Titel stiftende Farbe, die wir
alle aus den Teenagerjahren von unseren Wangen kennen.
Meine Kinder sind nicht so sehr an meiner Musik interessiert. Sie wissen, was ich tue, aber ich bin halt ihr Vater.
Wahrscheinlich interessieren sich ihre Lehrer mehr für mich.
Die fragen tatsächlich manchmal, was ich so treibe – und
meinen Kindern fällt dann erst auf, dass sie selbst schon
lange nicht mehr gefragt haben. Insofern stimmt es schon:
Der letzte Vers ist für sie geschrieben, eine Nachricht für
den nicht mehr weiten Tag, wenn sie alt genug sein werden.
Fühlst du denn noch das Wunder der Jugend in dir? Es
HEUTE
Icona Pop
Schwedisches Popduo,
bestehend aus Aino Jawo
and Caroline Hjelt, das
2012 mit dem Song »I Love
It« weltweit die Charts
hinaufkletterte. Der Song,
produziert und geschrieben
mithilfe von Charlotte
Aitchinson (Charli XCX),
erzählt von Teenager-Rebellion und zeigt dabei den
Eltern und allen anderen,
die ihnen im Weg stehen,
den Stinkefinger.
T-Rex
Die 1967 von Marc Bolan
und Steve Took gegründete englische Band, die
zuerst Tyrannosaurus Rex
hieß, bescherte der Welt
ein neues Genre namens
Glam Rock. Mit Hits wie
»Hot Love«, »Ride A White
Swan« und »Children Of
The Revolution« eroberten
sie das Teenager-Herz von
Paddy McAloon. Da Paddy
von Icona Pop und dem
Auto-gegen-die-WandFahren sprach: Marc Bolan
starb am 16. September 1977
in Barnes, London, als seine
Freundin Gloria Jones ihren
Mini Clubman 1275 GT
gegen eine Platane fuhr.
scheint, als schlenderte der blauäugige Junge noch immer
durch die Songs auf dem Album.
Dieser Zustand der Unschuld, auf den ihr anspielt, wo noch
kein Geld involviert war, es nur um Leidenschaft ging, der
ist immer das Ziel, auch wenn es einem nicht an jedem
Tag gelingt, die Welt so unverbraucht zu sehen. Aber man
muss immer versuchen, die Filter einzustellen, gerade mit
wachsendem Alter, sonst überrollt einen die Welt.
Spielen dir deine Kinder viel Musik vor?
Ich würde es so ausdrücken: Sie hören Musik, die ich dann
auch zu hören bekomme. Neulich war das ein Song, der
wohl ein Hit ist. Der Text ging so: »I crashed a car into a
bridge, and I love it.«
»I Love it«, die Single des schwedischen Electro-Pop-Duos
Icona Pop.
Das Motiv gefiel mir: ein Auto, das des reinen Spaßes wegen
zu Schrott gefahren wird. Das ist gut. Ein starkes Bild. Es
kommt öfter vor, dass sie etwas spielen, das eigentlich eine
Coverversion ist, sie das aber nicht wissen, da das Original
uralt ist. Wenn ich dann mitsinge, wundern sie sich, wieso
ich den Song bereits kenne. Dann erzähle ich ihnen eine
Geschichte aus alten Tagen. Würde ich einer meiner Töchter
von meinem Song »When Love Breaks Down« erzählen, es
würde sie relativ kalt lassen. Aber wenn ich sie nach Snow
Patrol frage, reagieren sie euphorisch – und wenn ich dann
erwähne, dass die mein Stück gecovert haben, dann ist
plötzlich alles sehr spannend. Aber so muss es auch sein.
Als ich 14 war, dachte meine Mutter, ich würde nie mehr
aufhören, »Ride A White Swan« von T-Rex zu hören. Meine
Ableitung: Ich kommentiere so was nicht.
Was denkst du, woher dein Sinn für Musik kommt?
Meine Eltern waren musikalisch, aber sie stammen aus einer
Zeit, als nicht viel Geld da war, um sich Musik zu kaufen.
Meine Mutter hätte die Beatles sicher schon gemocht, als
sie aufkamen; so entdeckte sie »Sergeant Pepper« erst fünf
Jahre nach Erscheinen.
Mir war früh bewusst, dass ich musikalisch bin. Niemand
sagte es zu mir, ich war auch nie im Schulchor oder so, sondern las stattdessen die Sportseiten der Zeitung. Trotzdem
fing ich irgendwann an, auf der Gitarre rumzuklimpern,
und andere Lads sangen dazu. Ich wollte damals auch schon
singen, wusste aber noch nicht wie. Alles war ein glücklicher
Verlauf: Ab 1970 öffnete sich die Welt für mich, plötzlich
waren all diese Leute mit Gitarren um mich und wurden
zu Vorbildern. Aus dem Radio kam all diese tolle Musik mit
Melodien, in der ich mich total verlor: The Beatles, Simon &
Garfunkel, T-Rex, Sly Stone, The Four Tops, Jimi Hendrix.
Dachtest du je, dass du es in diese Aufreihung von Künstlern
schaffen könntest?
Darauf kann man ja nur mit einem Witz antworten, oder?
Sonst kommt man wie der letzte selbstbesessene Typ rüber.
Ganz ehrlich, ich bin überrascht, wohin ich es geschafft
habe. Aber das ist die Magie von Platten: Du machst sie und
denkst nicht mehr daran – allein schon, da sie dir auch nicht
helfen, wenn es an die nächste geht.
Du hattest nie einen großen Hit, hast aber kontinuierlich
viele Platten verkauft. Es gibt Leute, die sagen, dass die
wirklich großen Karrieren dann zustande kommen, wenn
jemand immer warm bleibt, aber nie heiß läuft.
Da ist was dran. Erst neulich fand ich heraus, dass Prefab
Sprout Millionen an Platten verkauft haben. Keine 100 Millionen, aber eben auch nicht nur ein paar Hunderttausend.
Was mich dazu brachte, über all die Leute nachzudenken, die
sich enthusiastisch über meine Musik freuen, nicht zuletzt
dank des Internets. Das ist doch beachtlich, wir haben ja nie
061
in Amerika getourt, wir hatten außer »Steve McQueen« nie
das große Album, aber dein Status als Geheimtipp trägt
dich trotzdem irgendwohin. Gut, vielleicht ist Geheimtipp
bei mehreren Millionen Alben nicht der richtige Ausdruck,
ein Smash-Hit war man aber auch nie, wenn man keine
Nummer-eins-Singles im Katalog zu führen weiß. Es stimmt
also, wir sind in dieser seltsamen Zone des Populären gelandet, die nicht »Abba-populär« meint.
Fühlt sich der Mann, der einst »I had a dream that we were
rockstars ...« sang, betrogen um seine Rockstar-Momente?
Oh nein! Du spielst auf den Song »Electric Guitars« an. Das
ist ein Porträt der Beatles. Mein Bruder Martin sagt immer:
»Wenn es dir gelingt, eine Band zu haben, deren Name bekannter ist als dein Gesicht, so wird dein Alltagsleben sehr
viel angenehmer ausfallen.« Es ist deutlich besser, wenn
nur die Schönheit der Musik im Mittelpunkt steht. Auf der
Straße erkennt man mich zwar manchmal als den »King of
Rock’n’Roll«, aber den Namen dazu, meinen, den kennen
nur alte Leute oder der eine Radiojournalist, der hier lebt.
Du hast Zeit deines Lebens im Norden Englands gelebt.
Deine Songs sind aber reich an Referenzen an den Wilden
Westen, an Los Angeles, an Manhattan – wie kommt das?
Eine äußerst europäische Frage. Sie kommt öfter, ich selbst
stelle sie mir aber nicht. Diese Referenzen an »Jesse James«
oder »Hey Manhattan«, da geht es um eine imaginierte
Welt außerhalb meiner eigenen. Warum ich noch immer in
Durham lebe? Weil ich in meinem eigenen Kopf existiere.
Für mich spielt es keine Rolle, wo ich lebe. Ich bin hier, da
ich hier geboren bin und es hier liebe. Mein Songwriting
speist sich einzig und allein aus der herbeifantasierten Welt.
Heißt das auch, dass wenn der Teufel wie in dem Stück
»The Devil Came A-Calling« vorbeikäme, du nicht unterschreiben und mit ihm abhauen würdest?
Wer weiß das schon! Das ist ja die zentrale Zeile im Text:
»I’m sure that I declined ... but I’m not certain.« Ganz so final
weiß man es eben doch nie, ob man unterschreiben würde.
Eins noch: Ebenfalls in »The Devil Came A-Calling« gibt es
diese Stelle, an der die Frauen vor dem Protagonisten, der
deinen Namen trägt, auf die Knie fallen – eine in deinem
Werk sehr ungewöhnliche explizite Formulierung.
Als Autor muss man der
Geschichte immer treu bleiben. Die Stimme des Protagonisten gibt das Thema
und die Ausgestaltung vor.
In »Mysterious« geht es um
Bob Dylan, also stammen die
Bilder alle aus seinem Leben.
Bei »Devil Came A-Calling«
ist der Teufel ein verführerischer Charakter, das verlangt, dass er all die zügellosen
Dinge offeriert. Aber ihr fragt auch, da ich meinen eigenen
Namen in dem Stück verwende. Nun, ich dachte natürlich
daran, einen anderen zu verwenden. Aber das wär feige
gewesen. Es ist doch angebrachter, den eigenen Namen zu
verwenden, aus dem Spiegel hervorzutreten und sich der
Frage zu stellen, wo man selbst in dem faustischen Handel
steht. Ihr habt recht, in der Tat ungewöhnlich für mich, aber
ich benutze in »Best Jewel Thief In The World« ja auch das
Wort »assholes« und auf »Let’s Change The World With
Music« »that mother’cker miles« ...
Danke für deine Zeit.
Danke für euer Interesse an meiner Musik und mir.
»Warum ich noch
immer in Durham
lebe? Weil ich in
meinem eigenen
Kopf existiere.«
— Prefab Sprout »Crimson/Red«
(Embassy Of Music / Warner)
062
HEUTE
Elliott Smith
Zehn Jahre
danach
Am 21. Oktober 2003 starb mit Elliott Smith einer der besten Songwriter der
Generation X. Er wurde nur 34 Jahre alt. Seine Stücke sind fragile Mittler
zwischen Grunge und modernem Folk, zwischen Nirvana und Mumford &
Sons, Depressionsschüben und Lagerfeuer-Romantik. In der folgenden Strecke
zeichnen wir Smiths Leben anhand von Zeitzeugen und Fans nach und merken,
das vorweg, eines: Er fehlt immer noch. Fotos: Autumn de Wilde
HEUTE
E
063
Wer war Elliott Smith?
insam steht Elliott Smith am 24. Februar 1998 auf der
Bühne der 80. Academy-Awards-Verleihung und hält
sich an seiner Gitarre fest. 57.000.000 Augenpaare
verfolgen, wie er seinen für den Oscar nominierten
Song »Miss Misery« aus dem Soundtrack zu Gus van
Sants Film »Good Will Hunting« präsentiert: »I’ll fake it
through the day / With some help / From Johnny Walker
red / Send the poisoned rain down the drain / To put bad
thoughts in my head.« Für zwei Minuten reißt Smith die
Zuschauer im Saal und vor den Fernsehern mit seinem melancholischen Song über Schmerz, Trennung und Trauer aus
ihrer Feierlaune. Obwohl er in seiner Performance seltsam
abwesend wirkt und sein Blick den Kameras ausweicht, ist
dieser Auftritt wohl der Höhepunkt einer Karriere, die nur
fünf Jahre später ein jähes Ende findet.
Am 21. Oktober 2003 stirbt Elliott Smith in einem Krankenhaus in Los Angeles an zwei Stichwunden ins Herz.
Vermutlich Selbstmord (darum ranken sich bis heute Verschwörungstheorien), vermutlich nach einem Streit mit
seiner Lebensgefährtin Jennifer Chiba. Seine Abschiedsbotschaft auf einem Post-it lautet: »I’m so sorry – love, Elliott.
God forgive me.« Keine weiteren Erklärungen, mitten in der
Produktion eines neuen Albums und zu einem Zeitpunkt,
als sein Umfeld ihn nach Jahren der Drogen- und Alkoholexzesse als gefestigt wahrnimmt. Sein Tod bleibt das letzte
große Geheimnis des leisen Songwriters.
Elliott Smith singe wie jemand, der über Geheimnisse
nachdenke, schreibt sein Biograf Benjamin Nugent (»Elliott
Smith And The Big Nothing«). Ein Geheimnis jedoch waren
die Probleme des Musikers nicht: Wieder und wieder hat
er Selbstmordfantasien und -versuche, Drogen- und andere
Abstürze in seinen düsteren Texten thematisiert. Aber immer
wohnte ihnen auch eine melancholische Selbstironie inne.
Elliott Smith ging jedoch noch weiter, als die Erwartungen
an einen »authentischen« Rockstar zu erfüllen. Er legte alles
offen. Auch jene Bereiche seiner beschädigten Psyche, die
so gar nicht in die MTV- und Oscar-Welt passen wollten:
Paranoia und Depressionen, das zerrüttete Elternhaus und
der sexuelle Missbrauch durch seinen Stiefvater, was auch
die Gründung einer Stiftung für missbrauchte Kinder kurz
vor seinem Tod motivierte.
Aus dem christlich geprägten texanischen Haushalt seiner
Mutter war Elliott Smith mit 14 Jahren zu seinem Vater nach
Portland geflohen. Das liberale Klima der College-Stadt
prägte den jungen Musiker, doch die Einflüsse kamen von
überall: Er hörte die Beatles und Pink Floyd, bewunderte
Nico und Richard Hell, las Beckett und Kierkegaard, lernte
neben Gitarre und Piano auch Klarinette, Schlagzeug und
Mundharmonika und studierte schließlich Philosophie
und Politik. 1991 gründete Smith mit Neil Gust die Band
Heatmiser, die sich musikalisch im Trend der Zeit bewegte – irgendwo zwischen Alternative Rock und Grunge –,
jedoch mit ihren Texten über schwules Leben in Amerika
davon abhob. Schon hier ist der Wille Smiths zu erkennen,
als Musiker mit Erwartungen und Klischees zu brechen:
ein einsames Unterfangen.
Als sich Heatmiser 1996 auflösten, war klar, dass das
Versprechen, das Grunge einmal hätte sein können, niemals
eingelöst werden würde. Während etwa Kurt Cobain Grunge
als Bühne für ein neues Bild des Rockstars zu nutzen versucht
hatte und Selbstzweifel, gebrochene Männlichkeitsbilder,
Trauer artikulierte, wurden diese Ansätze nach seinem
Selbstmord von Alternative Rock und Crossover übertönt.
In Cobains Todesjahr 1994 erschien mit »Roman Candle«
das erste Soloalbum Smiths, das mit anderen musikalischen
Mitteln diese Ideen weiterführte: Gebrochenheit wird zur
Schau gestellt, Selbstzweifel formuliert, Schwäche gezeigt.
Nach innen gerichtete Songs erreichten ein immer größeres
Publikum, bis hin zu jenen 57.000.000 im Februar 1998.
Die Geheimnisse, die Elliott Smith mit der Welt teilte,
mit seiner wispernden Stimme vortrug, verbreiten sich auch
nach seinem Tod weiter. Immer dort, wo Bands versuchen,
den eigenen Zweifeln Gehör zu verschaffen, ohne daraus
eine Pose zu machen, wo (männliche) Bands versuchen, ihre
eigene Männlichkeit zu hinterfragen, finden sich Brüder
im Geiste Elliott Smiths, mögen sie nun Belle & Sebastian,
Conor Oberst oder Sigur Rós heißen.
Gewonnen hat den Oscar 1998 übrigens Céline Dions
»My Heart Will Go On«, der Titelsong aus »Titanic«. Dieser
Song läuft heute auf geschmacklosen »Best of 90s«-Partys,
während Elliott Smiths Herz in seiner zeitlosen Musik
unaufhörlich weiterschlägt.
Jonas Engelmann
1969-2003
06.08.1969
1978
1979
1981
EIN LEBEN
Elliott Smith
Elliott Smith wird als Steven
Paul Smith in Omaha, Nebraska geboren. Die Eltern
trennen sich. Im Alter von
sechs Monaten zieht seine
Mutter mit ihrem Sohn
nach Duncanville, Texas.
Mit neun Jahren beginnt
Smith Klavier zu spielen.
Sein Stiefvater Charlie
Welch verprügelt ihn regelmäßig. Auch einen Verdacht
auf sexuellen Missbrauch
wird Smith später in Interviews andeuten.
Smith gewinnt mit der
Klavier-Komposition »Fantasy« einen Preis bei einem
lokalen Musikwettbewerb.
Er trinkt ab jetzt bereits
sporadisch Alkohol. Zunächst wohl nur, um einem
älteren Nachbarsjungen zu
imponieren.
Smiths leiblicher Vater, ein
Psychiater, schenkt ihm
seine erste Gitarre.
064
HEUTE
I
Elliott Smiths Letzte Worte
m Januar 2003 gab Elliott Smith ein langes Interview,
das sein letztes werden sollte. Zuvor hatte er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und steckte
bis zum Hals in den Arbeiten an »From A Basement On
The Hill«, das erst 2004 posthum erschien. Gerüchte
über schweren Drogenmissbrauch, Selbstmordversuche
und Wahnvorstellungen kursierten. Doch Marcus Kagler
vom amerikanischen Musikmagazin Under The Radar
traf auf einen ausgeglichenen, fast glücklich wirkenden
Songwriter. Wir drucken das Interview in Auszügen ab.
Elliott, wie ist es dir in den letzten ein, zwei Jahren ergangen?
Elliott Smith: Nicht sehr gut. Vor einem halben Jahr wurde
es dann aber besser. Der Absturz hatte mit meinem Drogenkonsum zu tun, in dessen Sog ich vor zwei Jahren zunehmend geraten bin. Dann ließ ich mich in eine Institution
namens Neuromitter Restoration Center einweisen. Das ist
keine normale Suchtklinik. Stattdessen bekommst du dort
eine intravenöse Behandlung mit Aminosäuren und einer
Salzlösung. Das half, weil ich von einer Menge Psychopillen
runterkommen musste. Ich hatte sogar Medikamente gegen
Psychosen genommen, obwohl ich gar keine Psychosen
habe. Die Behandlung fiel mir sehr schwer. Normalerweise
dauert sie zehn Tage, bei mir aber viel länger. Jetzt bin ich
clean. Als ich noch in New York lebte, war ich schwerer
Alkoholiker. Heute fällt es mir schwer, den Abend über ein
einziges Bier zu schaffen.
Du gehst sehr offen mit dem Thema Drogen um.
Alleine darüber zu reden ist in dieser Gesellschaft immer
noch ein großes Tabu. Noch schwieriger wird es, wenn
man Musiker ist. Dann haftet dem Süchtigen automatisch
noch so etwas Melodramatisches an, das jemandem, der
keine Songs schreibt, nicht zwingend nachhängt. Ich hatte
mir daher eigentlich vorgenommen, das Gespräch über das
Thema zu meiden. Aber ich unterscheide mich nicht von
anderen Leuten mit Drogenproblemen. Wenn mir jemand
die Chance gibt zu reden, rede ich.
Einer der seltsamsten Momente deines Lebens war sicherlich der Auftritt bei der Oscar-Verleihung, wo du für den
Song »Miss Misery« aus »Good Will Hunting« von Gus Van
Sant nominiert warst. Woher kanntest du ihn eigentlich?
Die Läden, in denen ich früher in Portland gespielt habe, waren fast immer unscheinbare Punkschuppen. Aber Gus Van
Sant kam dort oft vorbei und sah meine Auftritte. Irgendwie
wurden wir dann Freunde. Ich bin mir nicht sicher, ob ich
damals viel über ihn wusste. Ich wusste, er dreht Filme, die
irgendwie »Indie« sein sollen. Bei uns hat es eher sofort Klick
gemacht, als klar wurde, dass er auch Musik aufnimmt. Wir
haben uns oft über Mikrofone unterhalten.
Du wolltest bei den Academy Awards zunächst gar nicht
auftreten, richtig?
Ja. Aber dann teilten sie mir mit, wenn ich es nicht täte, würden sie jemand anderen mein Lied spielen lassen. Die haben
für alle Songwriter, die nicht wollen, jemanden wie Richard
1983
1985
1987
1991
Steven Paul zieht zu seinem
Vater nach Portland, wo er
sowohl mit den Aufnahmen
auf einem geliehenen Vierspurgerät als auch mit
Drogen beginnt.
Der Song »The Machine«
ist wahrscheinlich die
älteste noch erhaltene
Aufnahme eines ElliottSmith-Stückes. Er stammt
von seiner Band Stranger
Than Fiction, die er
an der Lincoln
High School
von Portland
gründet.
Smith nennt
sich nach Ende
der Highschool plötzlich »Elliott«.
»Steven« klänge zu sehr
nach einem Footballspieler. Er nimmt ein CollegeStudium in Amherst, Massachussetts auf und gründet
die Band Murder Of Crows.
Na c h Ende
des Studiums
arbeitet Smith
in einer Bäckerei in Portland. Die
mit einem Kommilitonen zuvor gegründete Band Heatmiser
spielt erste Auftritte.
Das Debüt »Dead Air«
erscheint 1993.
1994
Smith wird von seiner Freundin dazu überredet,
Solo-Songskizzen, die er unter Verschluss hält,
an Cavity Search Records zu schicken.
Sie werden – zu seiner großen Verwunderung – umgehend als »Roman
Candle« veröffentlicht und in Indie-Medien
gefeiert. Smith spielt erste Solo-Konzerte und
geht mit Mary Lou Lord auf US-Tour.
HEUTE
Marx in der Hinterhand, der das dann übernimmt. Als sie
mir das mitteilten, merkte ich, dass sie ihre Hausaufgaben
in Bezug auf meine Person gut gemacht haben. Vielleicht
ist Richard Marx aber auch nur ihre Universalwaffe zur
Angsterzeugung. Ich spielte also doch, auch weil es meine Freunde glücklich zu machen schien. Alle waren total
aufgeregt – »Einer von uns ist auf dem Mond!«, sagten sie.
Wie hast du den Abend in Erinnerung?
Es war ziemlich schräg. Als ich auf die Bühne trat, sah ich,
dass Jack Nicholson keine drei Meter von mir weg saß.
Also habe ich den Bereich gemieden und stattdessen beim
Singen auf die Balkone ganz hinten gestarrt. Der Abend
verlief so surreal, dass es heute wirkt, als habe er gar nicht
stattgefunden. Dabei hatte er auch schöne Seiten: Céline
Dion war wirklich sehr nett zu mir, was es mir unmöglich
gemacht hat, ihre Musik weiter zu verachten. Sie fragte
mich, ob ich nervös sei, ich sagte: »klar« – und sie dann
so: »Das ist gut, weil es dein Adrenalin anregt und deinen
Song so besser macht. Es ist ein wundervolles Lied.« Dann
umarmte sie mich lange. Das war zu viel für mich. Es war zu
menschlich, als dass ich mich dem hätte entziehen können,
nur weil ich ihre Musik abgedroschen finde. Dennoch mag
ich es heute immer noch nicht so gerne, mit berühmten
Menschen zu tun zu haben. Ihr Leben ist im Arsch, weil sie
berühmt sind, wodurch Gespräche mit ihnen dazu neigen,
schnell sehr schräg zu werden. Ich weiß nicht, ob es einen
Weg geben kann, ständige Aufmerksamkeit für die eigene
1996
1995
1997
Heatmiser werden vom Label
Virgin gesignt,
doch noch vor
Veröffentlichung des Albums »Mic City Sons« löst
sich die Band auf. Ursache
für den Bruch sind Smiths
Solo-Erfolge und sein zunehmendes Desinteresse
am bandeigenen Rockstil.
Kill Rock Stars
veröffentlicht
d a s z weite
Smith-Album
»Elliott Smith«. Die zahlreichen Drogenreferenzen
zementieren Smiths Ruf
als dunkler, depressiver
Charakter.
»Either/Or« erscheint. Smith
kämpft mittlerweile schwer
mit seinem Alkoholismus.
Zudem nimmt er starke
Antidepressiva. Er zieht von
Portland nach New York.
065
Person zu erleben, ohne dass das Leben völlig bizarr wird.
An die Oscars denke ich heute nie, außer ich werde in Interviews danach gefragt.
Fällt es dir mittlerweile schwerer, live zu spielen? Du brichst
bei Auftritten immer häufiger Songs ab, heißt es.
Ich versuche immer, so gut zu spielen wie irgend möglich.
Immer. Aber ich zögere auch nicht, Songs wieder abzubrechen, wenn es nicht funktioniert. Ich schaue hin und wieder
auf die Setlist, fange an zu spielen, stelle dann aber fest, dass
ich nicht bei der Sache bin, an das Wetter denke oder mich
frage, ob ich falsch singe. Meine Lieblingsshows sind die,
wo sich jeder Song wie ein Stierkampf anfühlt. Nicht die,
in denen ich mich so durchmogle.
Stimmt es, dass du nie Artikel über dich liest?
Ja. Zum einen war ich dabei, als das Interview stattfand,
daher weiß ich schon, worüber geredet wurde. Zum anderen
ist das Ganze auch einfach eine total seltsame Situation. Es ist
so verdammt schwer, wenn man seinen eigenen Blickwinkel
verlassen möchte, aber egal, wie viel man in Interviews über
zum Beispiel Musik redet, die Fragen dann doch immer
wieder auf einen selbst bezogen werden. Ich glaube nicht,
dass es wichtig ist, wer ich bin. Mir gefällt es sehr, Musik zu
machen. Aber ich möchte wirklich niemand Besonderes sein.
Danke für das Gespräch.
Danke fürs Vorbeikommen. Weißt du, für ein paar Jahre
war ich draußen aus so ziemlich allem. Aber heute fühle ich
mich besser. Ich glaube, das wird eine gute Platte.
24.02.1998
Der Song »Miss Misery« für den Gus-VanSant-Film »Good Will Hunting« wird für
einen Oscar nominiert. Der Einladung, das
Stück bei den Academy Awards zu spielen,
kommt Elliott Smith erst nach, nachdem
ihm gedroht wird, es werde sonst ein anderer
Musiker tun. Als »surreal« bezeichnet Smith
später den Abend. »Ich würde nicht in dieser
Welt leben wollen.« Am Ende gewinnt Céline
Dion mit »My Heart Will Go On«, dem Lied
aus »Titanic«.
1998
Elliott Smith
wechselt zum
Label DreamWorks. Seine
Depressionen verschlimmern sich, er begeht mehrere Selbstmordversuche.
In North Carolina springt
er von einer Klippe. Ein
Ast mildert seinen Sturz.
Im August erscheint »XO«.
066
HEUTE
E
Elliott Smiths Gästeliste
lliott Smiths Songs strahlen eine Magie und Entrücktheit aus, die zahllose Indie-Musiker geprägt
oder zumindest nachhaltig beeindruckt haben. Wir
haben Wegbegleiter, Musiker-Fans und Journalisten
um Statements zum 2003 verstorbenen Musiker
gebeten. Alle Stimmen ausführlich auf intro.de.
»Ich traf Elliott Smith zum ersten Mal 1998 zu Beginn einer
gemeinsamen achttägigen Tour durch Frankreich. Er und
Quasi, die ihn live unterstützten, spielten vor uns, was wir
als völlig verkehrt empfanden. Ich
riesiger Fan. ›XO‹ war gerade
»Ich bin dankbar dafür, war
rausgekommen. Ich weiß noch,
dass es diese Musik gibt, wie ich mich ihm vor der ersten
die sich nicht einordnen Show vorstellte. Nervös versuchte
lässt und von der ich mich ich ganz bewusst, ihn nicht auch
nervös zu machen, indem
umso mehr verstanden noch
ich zu ungestüm mein Fan-Dasein
fühle, je weniger ich kundtat. Er verhielt sich zunächst
erklären kann, warum.« reserviert, aber sehr liebenswürdig.
Vera Kropf (Luise Pop)
Einmal hatten wir einen Off-Day
auf Tour und hingen in einer Bar
rum. Die Jukebox hatte eine Menge Kinks-Songs, die wir
irgendwann stundenlang gemeinsam sangen. Es war eine
sehr glückliche Nacht für uns alle. Elliott hatte ein ansteckendes Lachen.
Ein Jahr später besuchte ich eine Solo-Show von ihm in
New York. Die Luna Lounge war völlig überfüllt. Als wir
danach, als es ruhig war, ein Bier an der Bar tranken, fragte
er mich, ob ich auch alleine auftreten würde und ob ich nicht
Lust auf ein paar gemeinsame Shows hätte. Zunächst war
ich mir sicher, dass er nur höflich sein und Konversation
betreiben wollte. Erst später wurde mir klar, dass er das
ernst gemeint hatte. Er war so ein netter Typ.
Noch bemerkenswerter als die persönlichen Erlebnisse
mit ihm aber fand ich seine Shows. Ich sah viele, und jede
von ihnen war hervorragend. Dass Elliotts Musik so außergewöhnlich war, liegt sowohl an seinem Talent als auch
an seinem Charakter. Er entwickelte sich mit der Zeit zu
einem phänomenalen Gitarristen, der seine ganz eigene,
mühelos wirkende Technik besaß. Er verkörperte eindeutig
einen der besten und tüchtigsten Songwriter, die je gelebt
haben. Elliotts Art zu singen war einzigartig und berührend.
Hinzu kommt die ästhetische Seite sowohl seiner Platten als
auch seiner Klamotten. Alles wirkte so interessant und gut
ausgewählt. Sogar sein Tattoo von Ferdinand, dem Stier.«
Matthew Caws (Nada Surf)
»Alles, was ich an der Gitarre kann, habe ich von meinem Pastor, Neil Young, Co von den Boxhamsters, den Weakerthans
und Elliott Smith gelernt. Und nun, für die Aufnahmen zu
einer Soloplatte, befinde ich mich mit Tobias Kuhn auf dem
Weg zu einem recht kostspieligen Studio, auf dem Weg zu
›The Ship‹. Jener Elliott Smith hat hier zu Lebzeiten mehr als
gewirkt. 20° Celsius und ein blauer Himmel im Januar sind
ein gutes Gefühl. Das Ship ist beheimatet in einem einstöckigen Gebäudekomplex in Silverlake, in dem sich noch zwei
andere Studios befinden. Allein in Räumen zu sein, in denen
Smith Gitarre gespielt hat, gibt mir ein Gefühl von Demut
und ›daran werde ich mich noch in 30 Jahren erinnern‹. Ich
bin nicht der esoterischste Mensch der Welt, aber etwas ist
in diesen Räumen geblieben. Der
Kampf, das Genie, die Hoffnung, »Elliott Smith war das
die Brillanz und die tiefe, resignier- größte und gleichzeitig
te Dunkelheit, die Elliott Smith
zerbrechlichste
Zeit seiner Karriere auszeichnete,
stehen in diesen Räumen wie die musikalische Genie
Luft, die wir veratmen und durch seiner Zeit.«
die Röhren der Gitarrenverstärker Marcus Wiebusch (Kettcar)
erhitzen, da wir – aus Angst vor der
deutschen USA-Krankheit Nummer eins: AC Grippe – den
air conditioner nicht anmachen! Hauptmieter des ganzen
Komplexes ist Rob Schnapf, der mit Elliott Smith an diversen Platten gearbeitet hat. Wir
sind Fan-Boys. ›Rob, can you tell us
stories about Elliott Smith?‹ Eltern
werden wissen, wovon ich spreche,
wenn ich sage, dass Rob uns erzählt
hat, dass Smith ein Kindermagnet
war. Der nicht zu erklärende Fakt,
Thees mit Rob Schnapf
dass manche Menschen auf Kinder
1999
2000
2002
06.08.2003
21.10.2003 12:18 Uhr
Smith zieht
von Brooklyn
nach Los Angeles. Ein Jahr
später wird sein letztes zu
Lebzeiten fertiggestelltes
Album »Figure 8« veröffentlicht.
Die Arbeiten am Nachfolger gestalten sich
schwierig. Smith wird zunehmend paranoid,
gibt an, von einem weißen Lieferwagen
verfolgt zu werden. Nach einem Zerwürfnis mit Produzent Jon Brion verwirft
Smith alle bisherigen Aufnahmen. Mit
seinem Label gerät er in Streit. Mehrmals
droht er seinem Umfeld mit Selbstmord.
Mitte 2001 betragen die Ausgaben für
Heroin und Crack angeblich 1500 DolJon Brion
lar – pro Tag.
Endlich behandelt Elliott
Smith seine Drogensucht:
Er begibt sich
f ü r meh rere
Wochen ins
Neurotransmitter
Restoration Center,
Beverly
Hills.
An seinem 34. Geburtstag
schwört Smith dem Alkohol, Koffein und Psychopharmaka ab. Der letzte
Auftritt seines Lebens am
19.09. in Salt Lake City wird
zugleich der erste, bei dem
er nüchtern auf der Bühne
steht.
Smiths Freundin Jennifer
Chiba ruft einen Krankenwagen zu ihrer gemeinsamen Wohnung in 1857
Lemoyne Street, L.A. Elliott
Smith liegt mit mehreren
Stichwunden schwerverletzt im Haus.
HEUTE
eine magische Anziehungskraft ausüben, die irgendwas mit
Unschuld, richtiger Ansprache, Kindlichkeit in Erwachsenengröße zu tun hat, die zu Rocksaum-Zupfen, HandNehmen, Vollsabbeln und Fixierung auf diese Person führt.
Ein Engel der Kinder – bis die Abenddämmerung über
Los Angeles hereinbricht und Smith
den eigenen Dämonen kämpft.
»Niemand hat mich in mit
Die Drogen und Dealer, hingewieden letzten 20 Jahren so sen sei auf das unfassbare Stück
bewegt, so neidisch ge- ›Kings Crossing‹, die Kotze und die
macht und gleichzeitig den Sedierung.
es besser, wenn er einfach
unersättlichen Wunsch ge- anWäre
einer Tankstelle in Portland geschürt, immer mehr dieser arbeitet hätte, bis er 70 ist, oder ist
Songs zu besitzen.« es das wert, dass sich jemand ein
Ben Schadow (Solo-Künstler & bei Messer in sein Herz rammt und es
der Begemann-Band Die Befreiung) davor geschafft hat, uns die schönsten, dunkelsten, besten, grandios
getexteten Lieder zu schenken? Lieder, die Tausenden Menschen auf der ganzen Welt Kraft und Redemption geben?
Burn out oder fade away. Ich weiß keine Antwort. Ich weiß
nur: We miss you, Elliott. Du fehlst uns.«
Thees Uhlmann
»Elliott Smith war ein genialer Dilettant, der sich innerhalb
einer Szene mit festen Grenzen getraut hat, ein eingefleischtes Hardcore/Punk-Publikum mit einer völlig anderen Musik
zu konfrontieren. Es ist heute gar nicht mehr nachzuvollziehen, wie revolutionär das damals war. Würde Elliott Smith
noch leben, hätte er das heutige Singer/Songwriter-Klischee
definitiv noch ein paar Mal gebrochen und somit den Musikern von heute die Aufgabe gestellt, sich neu zu erfinden,
wenn sie nicht als Schnee von gestern gelten wollen.«
Sea + Air
»Zur letzten Muff-Potter-Platte haben wir diese PunkLayout-Fotomontagen-Postkarten aus aller Welt gemacht. Da
war das Foto von der ›Figure 8‹-Wand auf dem West Sunset
Boulevard in Hollywood natürlich ein schöner Hintergrund.
067
Wir waren da im April 2008. Mir war es
etwas unangenehm,
mich davor fotografieren zu lassen.
Zum Glück kamen
keine anderen, richtigen Fans vorbei.«
Nagel (Autor, ehemals Muff Potter)
»Ich traf Elliott Smith Ende Mai 1998 für ein kurzes Interview im Kölner Tingel Tangel Club. Wir sprachen über das
Musikerleben in Portland, seinen Umzug nach Brooklyn
und die Arbeit am neuen Album ›XO‹. Ich erinnere mich
vor allem an die Begeisterung, mit der er über seine neuen
Songs sprach. Fragen nach seinem damaligen Erfolg mit
›Good Will Hunting‹ beantwortete er dagegen schlicht
mit: ›Alles, was mich interessiert,
ist, Musik zu machen. Über alles »Er ist die düstere Rücken­
andere habe ich keine Kontrolle.‹« figur der Singer/Song­
Christoph Büscher (Autor der
writer-Posse, die Schönheit,
Smith-Story aus Intro #57)
Melancholie, Hass und die
Bitterkeit der Abgründe auf
eine Art zusammenführt,
die mit seinem Suizid eine
Trueness bekommt, die
einem beim Hören von
›Everything Means Nothing
To Me‹ die Tränen in die
Augen treibt.«
»Elliott Smiths ›Either/Or‹ bei
Nacht auf einem krächzenden alten Plattenspieler. Ist selbst ohne
Wein und anderes Ballerzeugs
immer wieder so, als wäre ich für
die Dauer von ›Between The Bars‹,
›Angeles‹ & Co. festgeschnallt am
Boden und gezwungen, auf ein
Neues die nicht greifbare Macht
von Musik zu erkennen, nur um sie Christin (Zucker)
dann trotzdem nicht zu verstehen.
Das erdet, spornt ungeheuer an und motiviert dazu, immer
weiter zu suchen, ohne zu finden. Ich hoffe, das bleibt für
immer genau so.«
Patrick Richardt
21.10.2003 13:36 Uhr
19.10.2004
2007
Smith wird im Krankenhaus für tot erklärt. Der AutopsieBericht kommt zu keinem eindeutigen Ergebnis. Allgemein wird von Selbstmord ausgegangen, auch wenn die Selbsttötung
durch ein Messer ausgesprochen selten ist und oft misslingt. Zwar findet
sich eine kurze Abschiedsnotiz, einige
Schnittwunden scheinen dem Bild einer
Selbsttötung jedoch zu widersprechen.
Elliott Smiths Tod gibt bis heute Anlass
für Verschwörungstheorien.
Ein Jahr nach
Smiths Tod erscheint »From
A Basement On
The Hill«, das fünfzehn
Stücke aus Smiths letzten
Sessions beinhaltet. Smiths
Familie engagiert für die
Fertigstellung seinen ExProduzenten Rob Schnapf.
Eine Sammlung
bisher unveröffentlichter
Songs aus den
1990ern wird unter dem
Titel »New Moon« auf den
Markt gebracht. Zusätzliche 100 Stücke sollen bisher
unveröffentlicht geblieben
sein.
Intro – Die Woche #84
Noch mehr Elliott Smith in
unserem iPad-Spezial
vom 18.10.2013
068
HEUTE
Cut Copy
Kinder der Revolution
In Australien scheint die Sonne meistens. Die ideale Voraussetzung für
eine Band wie Cut Copy, deren Schaffen gerne mit Begriffen wie Helligkeit,
Wärme und Lebensfreude beschrieben wird. Mit ihrem vierten Album
»Free Your Mind« will sie nun endgültig unser Bewusstsein verändern.
Glücklicherweise muss man dafür niemanden anbeten, wie Martin Riemann
im Interview mit Mitchell Scott erfuhr. Foto: Aaron Stern
I
Sekte
Den Eindruck, bei der Band
handle es sich um eine Sekte,
stützt das Video zu »Free
Your Mind«, in dem »True
Blood«-Vampir Alexander
Skarsgård den halbnackten
Guru einer ulkigen NewAge-Sekte spielt, dem seine
eigene Anbetungswürdigkeit
zunehmend unangenehm
wird.
rgendwo am Ende der Welt steht eine riesige Werbetafel.
Sie ist so hoch wie ein Mehrfamilienhaus und nur mittels
GPS-Daten auffindbar. Drei Worte sind darauf zu lesen:
»Free Your Mind«. Die billige Gestaltung des Schildes lässt
den Aufruf sehr zurückhaltend, fast hilflos wirken. Diese
Werbung versucht niemanden zu erreichen, sie hat sich
versteckt, man muss sie buchstäblich suchen. Ein Rätsel
mitten im Nichts.
Aufgestellt wurde es von Cut Copy, dem australischen
Electro-Quartett, das in seiner Heimat schon für außergewöhnliche Promo-Aktionen bekannt ist. Zur Veröffentlichung der neuen Single »Free Your Mind« ließ die Band
an fünf entlegenen Winkeln dieser Welt solche Werbetafeln
aufstellen. Unter anderem in Chile, Mexiko und in der
australischen Wüste. Eine seltsame Idee auch deswegen,
weil die vier Australier durchaus erfolgreich genug sind, um
sich eine ähnliche Werbung in dicht besiedelten Gebieten
leisten zu können.
In ihrer Heimat gehören Cut Copy zu den führenden
Electro-Acts und ziehen regelmäßig Zigtausende Fans auf
Festivals und zu Konzerten. 2001 gegründet, zählten sie zu
den ersten Bands, die in den Nullerjahren Indierock und
Post-Punk mit der Herangehensweise von Dance-Music neu
interpretierten. Mit ihren letzten beiden Alben »In Ghost
Colours« und »Zonoscope« schossen sie nicht nur in den
australischen Charts jeweils bis auf Platz 1, sondern auch in
den US-Charts auf einen respektablen 147. beziehungsweise
46. Platz. Ihr Erfolgsrezept sind sorgfältig durchdachte
Alben, die man dank ihrer emotionalen und tonalen Bandbreite allesamt zu jeder distinguierten Feier durchlaufen
lassen kann. Dazu ein Gespür für träumerisch-sonniges
Songwriting, das in Stil und Klang und vor allem durch
das sehnsuchtsvolle Timbre des Bandgründers
und Sängers Dan Whitford Erinnerungen an den
Synthie-Pop der 80er hervorruft.
Sekte ohne Gott
»Free Your Mind« empfängt den Hörer mit dem
leicht verstörenden Mantra des Albumtitels. Es
erweckt damit den Eindruck, Cut Copy wären in
Wirklichkeit eine verrückte Sekte auf Seelenfang.
Der Schlagzeuger von Cut Copy, Mitchell Scott,
findet diesen Vergleich komischerweise überhaupt nicht abwegig. Während sein Hund im Hintergrund unablässig bellt,
erklärt er mir via Skype, dass sich »der Anfang des Albums
tatsächlich auf religiöse Zeremonien bezieht. Allerdings
ohne Anbetung einer göttlichen Kraft.« Ihm gefällt die Idee,
dass der Hörer so in einen seltsamen Bewusstseinszustand
versetzt wird. »Sinn des Intros und Outros ist, darauf hinzuweisen, dass es eine einzigartige Erfahrung bedeuten kann,
sich das Album ganz entspannt und mit leicht verschobenem
Bewusstsein anzuhören.«
Es wird deutlich: Cut Copy haben hohe Ambitionen. Ihr
Ziel ist, den Hörer in einen hypnotischen Sog zu ziehen
und über die Länge eines ganzen Albums in Schwebezustand zu versetzen. Der Maßstab »stimmiges Album« ist
bei ihnen ausnahmsweise kein leeres Versprechen. »Wir
lieben es, Alben aufzunehmen, und unsere Musik ist darauf
ausgerichtet, dass man ihr sehr genau zuhört«, erläutert
Scott die Arbeitsweise seiner Band. »Das ist etwas, auf das
wir tatsächlich achten, wenn wir die Songabfolge eines
Albums festlegen. Zum Beispiel, wenn wir einige Songs
durch kurze Intermezzi miteinander verbinden. Es soll sich
HEUTE
Cut
Copy begreifen das Medium Album als
Kunstform, das in seiner Gesamtheit
an zusätzlicher Bedeutung gewinnt.
lohnen, wenn man das Album in einem durchhört.«
Haight-Ashbury House
Für »Free Your Mind« konnten Cut Copy auf eine für sie
ungewöhnlich hohe Zahl an Songs zurückgreifen. Zustande gekommen ist das umfangreiche Portfolio durch einen
Trick: An jedem Song durfte erstmals strikt nur einen Tag
lang gearbeitet werden. Die Auswahl wurde dann gemeinsam mit Dave Fridmann getroffen, wobei im Anschluss alle
Songs noch einmal sorgfältig überarbeitet wurden, sodass
sie sich nahtlos in den Dienst des Albums stellen ließen.
Auffällig ist hierbei vor allem, dass Cut Copy mittlerweile
auf Gitarren, bisher eines ihrer maßgeblichen Elemente,
fast vollständig verzichtet haben. Ein klarer Fortschritt. Der
Sound auf »Free Your Mind« ist inspiriert von den beiden
»Sommern der Liebe«. Cut Copy versuchen, auf dem Album
die psychedelische Musik der 60er mit dem Acid House und
Rave der späten 80er zu verbinden. Vor allem dank verspulter
Interludes und eines abwechslungsreichen Klangspektrums
gelingt das ziemlich gut. Natürlich erinnern die Australier
dabei zuweilen an Bands wie Tame Impala oder auch The
Rapture. Cut Copy sind aber mittlerweile versiert genug,
um solchen Vergleichen durch raffinierte Hakenschläge
und Wendungen in ihren Songs zu entkommen. Ohnehin
überrascht immer wieder der klangliche Ideenreichtum,
mit dem Cut Copy ihr Ziel des durchhörbaren Albums
konsequent verfolgen.
Da bleibt bei aller Perfektion nur noch die Frage, warum die Werbetafeln eigentlich so hässlich aussehen. Auch
dahinter steckt Methode, wie Scott verrät: »Wir haben
uns an Werbefirmen gewandt und sie gebeten, uns ihre
schlechtesten Entwürfe zu schicken, weil wir glaubten, die
wären genau das Richtige für uns.« Freiheit ist eben keine
Frage des Layouts.
— Intro empfiehlt: Cut Copy »Free Your Mind« (Modular /
Rough Trade) — Auf Tour vom 03. bis 04.12.
069
Dave Fridmann
New Yorker Produzent und
Bassist, der den Sound von
Bands wie Flaming Lips und
Mercury Rev mitgeprägt
hat und als Phil Spector der
Alternative-Rock-Ära gilt.
Die Sommer der Liebe
Der erste fand 1967 hauptsächlich in San Francisco
zum Höhepunkt der
Hippie-Bewegung mithilfe
gigantischer Mengen LSD
und Speed statt. Der zweite
dauerte genau genommen
zwei Sommer an (1988 und
1989) und bezieht sich auf
die britische Rave-Bewegung. Auch hier bekam die
allseitige Liebe Unterstützung von Substanzen wie
LSD und natürlich MDMA.
070
HEUTE
KoChen mit
Tomahawk
Nach vier Jahren Auszeit ist es so weit: Wir erlösen euch von den Untiefen der
Fernsehkoch-Unterhaltung zwischen Tim Mälzer, Steffen Henssler und Frank Rosin
und reaktivieren unser »Kochen mit«-Format. Dem Anlass gemäß luden wir die NoiseRocker Tomahawk ein, die wegen ihrer personellen Überschneidungen mit Faith No
More, Melvins, Helmet, Battles und The Jesus Lizard gerne als Super-Group tituliert
werden. Thomas Venker versuchte sich mit ihnen an gutbürgerlicher deutscher Küche.
Fotos: Jan Philip Welchering
HEUTE
071
D
uane Denison schaut skeptisch drein. Der Bandgründer von Tomahawk ist nicht gerade das, was
man medienfreundlich nennt. Ganz früher, Anfang
der 90er-Jahre, als er und seine damalige Hauptband The
Jesus Lizard es an der Seite von Nirvana fast auch auf MTVDauerrotation geschafft hätten, guckte er bei Interviews
und auf der Bühne oft so aggressiv, dass man ihm nicht
näher kommen wollte. Zumindest das hat sich mittlerweile geändert. Sehr höflich bedankt sich Denison für das
Glas Châteauneuf-du-Pape, mit dem er gefügig gemacht
werden soll.
Wir befinden uns in der hintersten Ecke der Großküche
des Berlin Festivals. Hier entsteht unter der entspannten
Leitung von Chefkoch Bill Scholz das Essen für die auf dem
Festival auftretenden Musiker. Freundlicherweise wird uns
trotz des offensichtlichen Stresses, den das Bekochen von
Künstlern wie Casper, Blur und Pet Shop Boys mit sich
bringt, nicht nur ein Tisch mit Herdplatte bereitgestellt,
sondern auch noch Hilfstätigkeiten wie das Schneiden der
Zwiebeln und des Knoblauchs abgenommen.
Während wir noch auf seine drei Bandkameraden Mike
Patton, John Stanier und Trevor Dunn warten, sprechen wir
mit Duane Denison über die ausgedehnten Touraktivitäten,
die das Quartett mit dem vierten Album »Oddfellows«
schon absolviert hat. Das Konzert beim Berlin Festival ist
der letzte von 42 Auftritten im Jahr 2013. Er habe genug und
sei sehr müde, gesteht Denison. Aber das solle man bitte
nicht falsch einordnen, es habe nichts mit den anderen zu
tun oder dass es ihm keinen Spaß mehr machen würde. Es
sei nur so, dass man es in den Vierzigern eben nicht mehr
so leicht wegstecke, an einem Tag in Schweden und am
nächsten schon in Indonesien auf der Bühne zu stehen.
Aber er wolle nicht jammern. Als er sich im Jahr 2000 mit
Mike Patton Tomahawk ausgedacht habe und sie zusammen
die anderen Bandmitglieder ausgesucht hätten, da wäre es
ihnen vermessen vorgekommen, auch nur daran zu denken,
dass aus dem Projekt eine derart konstante Band entstehen
könne. Zu gewichtig erschienen die anderen Bands der involvierten Personen. Heute ist Tomahawk aber keineswegs
mehr der kleine Stiefbruder von Battles, Fantômas und bei
was Mike Patton, John Stanier, Trevor Dunn und Duane
Denison derzeit noch so spielen.
Kaum sind die Namen seiner Bandkollegen gefallen, betreten mit John Stanier und Trevor Dunn auch schon zwei von
ihnen die Küche. An ihrer Seite Tim Moss, seit jeher Manager
von Faith No More und als solcher auch für alle weiteren
Projekte und Bands von Mike Patton verantwortlich. Moss
kündigt an, dass ebenjener sagenumwobene Patton auch
gleich kommen würde. Ein bisschen Sonderstatus muss
eben doch sein. Das kaum gesagt, checkt Moss als Erstes
Châteauneuf-du-Pape
Sehr renommiertes Weingebiet im Süden des RhôneTals, gelegen zwischen den
Orten Avignon und Orange,
das bekannt ist für seine
trockenen, charaktervollen
Rotweine. Das Klima in der
Region ist äußerst mild, was
der Konstanz der Traubenqualität zuträglich ist. Der
hohe Eigenfruchtzuckergehalt der Trauben macht
das nachträgliche Süßen des
Weins unnötig.
072
HEUTE
schüttelt nur den Kopf: So eine Zunge müsse schon ein paar
Stunden im Sud köcheln, und das ginge auf dem Festival
beim besten Willen nicht. Wir würden doch nicht wollen,
dass Damon Albarn nichts zu essen bekäme. Damon who?
Ach, egal: Hauptsache, die Zunge sieht gut aus.
Die Band hat merklich Hunger. Knapp zweieinhalb Stunden vor dem Auftritt würden sie eigentlich nicht so viel
essen, geben alle schmatzend zu Protokoll, aber das hier
sei ein guter Grund für eine Ausnahme. Der große Moment
von John Stanier ist gekommen: Während das Fett schon
aus der Pfanne spritzt, wirft er die Würste hinein, begleitet
vom Gegröle seiner Bandkollegen, die es kaum erwarten
können, die Lieblingswürste ihres Schlagzeugers, der die
halbe Tour von nichts anderem gesprochen hat, endlich zu
probieren. Der Konsens: super lecker und seinen Umzug
nach Berlin mehr als rechtfertigend.
Am Ende ihrer Touraktivitäten sind die vier froh, noch
mal ein kulinarisches Highlight zu erleben. In England
hingegen, wo in den Wochen zuvor diverse Festivals angestanden hatten, hätten sie nochmals die Abgründe auskosten dürfen: »Auf Festivals wie Leeds und Reading geht es
nicht um kulinarische Momente, sondern um das Füllen
der Leute«, gibt Mike Patton zu verstehen. Aber das sei
man gewohnt. »Heute kann man, wenn man etwas Geld
hat und recherchiert, wenigstens etwas hinbekommen.
Vor 25 Jahren gab es schlichtweg keine Optionen.« Das
Stichwort für Stanier, der einwirft, dass es vor 25 Jahren in
England noch nicht einmal Kaffee gegeben hätte. Dass es
Blutwurst
Die in Deutschland servierte
Blutwurst wird aus Schweineblut, Schwarte und Speck
unter Hinzufügung von
Salz, Pfeffer und Thymian,
manchmal auch Ingwer
und Majoran, hergestellt.
Im warmen Zustand ist die
Blutwurst zähflüssig, im
kalten schnittfähig. Blutwürste sind in vielen internationalen Küchen bekannt.
Beispielsweise in Portugal
als Morcela, in Spanien als
Morcilla de Burgos, in Irland
als Drisheen, in Finnland als
Mustamakkara.
Damon Albarn
1968 geborener Sänger der
Band Blur, der in den letzten
Jahren auch mit der ComicArt-Band Gorillaz und dem
All-Star-Projekt The Good,
The Bad & The Queen (an
der Seite von Tony Allen,
Paul Simonon und Simon
Tong) Erfolge feiern konnte.
Albarn ist Vegetarier und
gilt als schwierig.
den Wein, da Patton an diesen besonders hohe Ansprüche
stellen würde – und zeigt sich mehr als zufrieden, dass dem
auch seitens der Gastgeber so ist. Beim zweiten Anliegen
hingegen bleibt er sehr bestimmt: Nein, im Künstler-Catering-Bereich des Festivals könnten wir nicht essen. Denn
auch wenn das keiner glauben wolle, aber da habe Patton
leider keine Sekunde Ruhe. Die würden alle immer Bilder
mit ihm machen wollen oder, noch schlimmer, Small Talk.
Auch gut, dann bereiten wir die angedachten Blutwürste und
die Rinderzunge eben nicht nur in der Küche zu, sondern
essen sie auch noch in selbiger.
Womit der Zeitpunkt für den Auftritt von Mike Patton
gekommen ist. Leicht gestresst wirkt er. Wenn das Stalking
schon bei anderen Künstlern anfängt, dann ist das nicht
verwunderlich. Es sei aber alles nicht so dramatisch, gibt
er zu verstehen. »Auf Tour zu sein ist ein permanenter Prozess fehlender Privatsphäre. Da wird man leicht territorial
und baut ein Fort aus eigener Sprache, Insiderwitzen und
Abschottung um sich herum auf.«
Das gesagt, steckt er seine Finger bereits in die Entenleber- und Wildschweinpasteten, die es wie auch geräucherten Fisch und Kartoffelsalat als kalte Beilagen zu den
Blutwürsten und der Zunge geben soll. Verantwortlich für
dieses besondere Menü ist John Stanier, der sympathische
Schlagzeuger der Band, den man auch schon von Battles und
seiner früheren Band Helmet kennen könnte. Seit nunmehr
zwei Jahren lebt er mit seiner Partnerin in Berlin und hat ein
großes Faible für die traditionelle deutsche Küche entwickelt.
Gemeinsam waren wir am Vormittag in einem gutbürgerlichen Charlottenburger Delikatessen-Supermarkt einkaufen
gewesen. Neben dem urdeutschen Klassiker Blutwürste
hatte es ihm dabei vor allem die Rinderzunge in der Auslage
angetan. Wie ein Kind vor den Süßigkeiten wollte er nicht
weitergehen, bevor wir die bestimmt dreißig Zentimeter
lange und fünf Zentimeter breite Zunge eingekauft hatten.
In den Topf schafft sie es aber nicht. Küchenchef Bill Scholz
in Amerika damals nicht besser ausgesehen habe, wehrt er
mit dem Verweis auf Starbucks ab. Tomahawk, eine Band
aus Kaffeejunkies, bricht daraufhin geschlossen in einen
heftigen Lachanfall aus.
Aber wer reibt sich noch an England, wenn die eigene
Küche am Tourende eh so nah liegt. Bassist Trevor Dunn
erzählt, dass er immer am ersten Tag nach der Tour Sushi
essen gehe, ab dem zweiten Tag werden dann zu Hause
Steaks mit Gemüse selbst zubereitet. Auch Patton, der in San
Francisco lebt, zieht es erst mal nicht mehr in Restaurants.
»Meistens hole ich noch ein paar Tacos beim Mexikaner um
die Ecke«, erzählt er. »Dann schließe ich mich mit meiner
Frau zu Hause ein, und wir kochen viel. Sie hat mir einiges
beigebracht. Früher war ich ein schrecklicher Koch.« Wenn
er dann wieder sozial kompatibel sei, dann würde er schon
mal seinen Kumpel und Nachbarn Blixa Bargeld anrufen.
Beide hätten ein Faible für Sterne-Restaurants.
Dann ist auch schon Zeit, sich vor dem Auftritt noch ein
bisschen zurückzuziehen. Während John Stanier sich zum
Schluss zeigen lässt, wo im Tiefkühlhaus die Zunge liegt,
damit er sie später in seine Berliner Wohnung überführen
kann, um sie am nächsten Tag alleine zu brutzeln, nehmen
sich die anderen drei der Weinreste an. Versöhnt mit dem
Thema Touressen, verlassen sie die Großküche und schenken
uns aus dem Munde von Mike Patton noch warme Schlussworte: »Ihr habt euch einen Platz in unserer Welt verdient.
Für das Essen hier wasche ich euch in Zukunft die Wäsche.«
Später am Abend haben es Tomahawk nicht leicht: Zwar
sind die Pet-Shop-Boys-Fans nicht zwingend auch die ihren,
dennoch ist es nicht der beste Slot, den man haben kann –
gegen die beiden kultivierten Engländer und ihre SpektakelShow auf der anderen Bühne anspielen zu müssen. Die vier
lösen das Problem auf ihre Art: Sie spielen eine äußerst
dekonstruierte Version des Pet-Shop-Boys-Hits »West End
Girls«. Danach gehört ihnen die Nacht.
— Tomahawk »Oddfellows« (Ipecac / Soulfood / VÖ 01.02.13)
TZT
G E W INNE JE T S!
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ZECHE ZOLLVEREIN ESSEN
26. NOVEMBER 2013
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ISSUE #11 JETZT ERHÄLTLICH.
MORGEN
081
MORGEN
Was uns Erwartet & was es Taugt
— Cover des Monats
Kevin Devine »Bubblegum« –
Der ehemalige Sänger von Miracle
Of 86, den geilen Post-Emo-Jammerboys, hat nicht nur eine neue Soloplatte am Start, nein, es sind gleich
zwei geworden. Songästhetisch teilte
der New Yorker das Meer der Stücke
wie Moses. Hier auf »Bubblegum«
finden sich die melancholisch
­poppigen Rest-Punk-Hits – und
als Cover wählte er den grafischen
Untergang George Washingtons.
082
MORGEN
Platten
vor Gericht
Intro-Leserinnen und -Leser:
Johnny Borrell
Kapelle Petra
Rudimental
Ficken Schmidt, Der
tägliche Siepe, Opa (v. l.)
Leon (2. v. l.)
Ø 2,40
Ø 6,10
Ø 5 ,7 2
Ø 5, 3 0
–
8
5
4
Mittippen und via Facebook Juror werden
oder mitvoten auf der Intro-App!
01
Haim
»Days
Are Gone«
Vertigo / Universal
1
6
Tanzbarer Kack-Pop. Aber
werden bestimmt berühmt.
02
Chvrches
»The Bones Of What You
Believe«
Vertigo / Universal
1
7
FS: Ich finde das arschkuhl,
diesen 80er-Quatsch.
02
Paul Armfield
»Up-Here«
Artfullsounds / Cargo
8
04
MGMT
»MGMT«
Sony
8
I like it. The only thing is:
I just feel like I’ve heard all
these sounds before.
Nicht so cool wie die Erste.
Kapelle Petra nimmt zu wenig Drogen für MGMT.
04
Moby
»Innocents«
Embassy Of Music / Warner
1
06
Pins
»Girls
Like Us«
Bella Union / Rough Trade
1
07
The Weeknd
»Kiss
Land«
Republic / Universal
1
07
Drake
»Nothing
Was The Same«
Universal
1
He started from the bottom,
didn’t he? He says that he got
half a million for a show which
I’m really pleased about. Because
I think that’s really cool.
O: HipHop/R’n’B — auch
nicht ganz mein Ding. Aber
ja, kuhl gemacht.
09
Icona Pop
»This
Is...«
Atlantic / Warner
1
10
Nine Inch Nails
»Hesitation
Marks«
Polydor / Universal
1
All Time Faves
I think it’s a very strange
world where sounding like
early 90’s pop music like Wilson
Phillips and Shania Twain could
give you any kind of credibility
whatsoever.
I’m sure it’s great to somebody.
But I like music with instruments on it. So to me that’s not
even music.
I always think you can hear
when a band owns its own
space. They’re not renting it.
Cause everything else is just
copying a little bit of this and
copying a little bit of that.
If you got something to say
— just say it.
They just started the song
singing »oh oh oh«. Twice.
Three times. Four times.
Oh no. Oh no. Oh no, no,
no, no.
I think she is a misunderstood
poet of the age. Pretty much in
the same way as James Joyce. You
know, after finishing »Ulyssess«
he couldn’t have it published for
15 years.
It should make me feel uneasy.
It’s probably good in a way.
James Brown
»I Don’t Mind«
Howlin’ Wolf
»Smokestack Lightning«
Muddy Waters
»Got My Mojo Working«
From just hearing this instantly I love that sound.
I love that sort of oldschool
80’s vibe.
Eric Pfeil
Kann ich mich sehr gut mit
meiner Tochter drauf einigen. Ist das beunruhigend?
They sound very stubborn.
I think it could do very well
on the dance floor.
Sind bestimmt sympathisch,
aber die Musik bündelt so
ziemlich alles, was mir nicht
besonders gefällt. Dafür gibt es:
5
6,5
8
5
9
8
8
7
5
7
5
4
3
5
6
7
5
7
Total trauriger Cat Stevens
meets Nick Cave. Wir weinen
im Kollektiv.
Hübsche Stimmung mit
zwei, drei schönen Highlights.
O: Zu monoton. FS: Gute
Energie. Gut. Gute Platte.
DtS: Ich würde mir nach dem
Konzert wahrscheinlich die
Platte kaufen.
DtS: Absolut nicht mein
Ding. Ist mir auch zu langsam und auch zu traurig.
The vocals are distinctively amazing. I would
give his voice 8/10 but for the
production I would give a 4.
I could probably listen to
that the whole day. Big fan of
them. They always use so many
different sounds when they’re
producing.
Loving the long intros. I want
to listen to more of this. Who
are Moby? What is that? Is that
a band?
Let me google them. We did
Jools Holland with them.
The song he did with Drake is
pretty cool but this one I am
not really feeling.
Lot of people love or hate
Drake. I actually love him
for the production and the way
his beats sound.
Hatte schon vor Erfindung
des Bartes einen ebensolchen. Guter Mann. Buchhändlermusik. Soll für immer weitermachen.
Ich habe ja eine Schwäche für
Hippies. Sie werden jederzeit
Unterschlupf und eine warme
Mahlzeit bei mir finden. Am
Ende knöpfe ich ihnen dann im
Gegenzug ihre Drogen ab.
Uaaaaaargh. Moby. Uuuuuuuuuuuuarrrrrrrrrrrg. Moby.
!Ӥ$%&Ӥ$&%
5
Tja, solche Musik wird es vermutlich noch geben, wenn
Spotify usw. längst geschlossen
und das Internet wieder gelöscht
wurde. Was ich okay finde ... Primitiver Höhlenfrauen-Fuzz-Pop.
Mein Manager Dimitri, ein
strenger Zeitgenosse, rät mir
dazu, die Platte gut zu finden.
Sagen wir so: Ich anerkenne die
— verzeihen Sie die Formulierung — Kreativität.
Ist mir zu putzig teilweise.
Der offensichtliche Auto-Tune-Einsatz ist auch eher ungut.
Macht vielleicht ja tolle Videos.
FS: Erstes Lied an und tanzen, auch wenn’s ein bisschen ausgelutscht ist. Zweites
und drittes auch noch tanzen.
Viertes: Rücken. Hinsetzen und
Bier trinken.
6
I’d love to know what they
are really about. They got a
lot more in their locker.
2
6
3
3
Montreal
»Malen nach Zahlen«
The Black Keys
»El Camino«
Dire Straits
»Brothers In Arms«
Lauryn Hill »The
Miseducation Of …«
Dr. Dre
»2001«
Marvin Gaye
»What’s Going On«
Adriano Celentano »La
Robe Che Ha Detto …«
Gilbert Bécaud
»Greatest Hits«
Eric Pfeil »Ich hab mir
noch nie viel aus …«
Weniger als sechs Punkte
gehört sich nicht. Haben
wir doch schon mal irgendwo
gehört.
Not really digging it. Not a
kind of style I like to listen
to. Sorry.
Musik, um sie unter Werbefilmchen für wahlweise
Smartphones, Autos, nachhaltiges Einkaufen, jugendliche
Kontoführung oder Sitzkissen
zu packen.
Musik, zu der man einen im
Fetisch-Milieu angesiedelten
Film drehen müsste, um sie zu
ertragen. Mir fehlen hierfür Zeit
und Mittel.
MORGEN
Stepkids
Christian Steiffen
Washed Out
Ricardo Kölbach
Linus Volkmann
Leser
Intro
Durchschnitt
Ø 10, 0 0
Ø 6, 0 0
Ø 6, 4 0
Ø 5 ,7 0
Ø 6,10
Ø
10
5
7
8
9
Früher haben wir in unserer
Punkerclique viel Bananarama gehört und dann geheult. Es
ist so bescheuert, weil es wahr
ist. Und mit Haim wieder möglich.
6,75
10
6
8
9
10
Dass Pop per se links ist,
ist eine These, die längst
zum Anachronismus vergangen
ist. Doch bei Chvrches versteht
man noch mal, was gemeint war.
Hit und Befreiung!
6,67
10
8
5,5
6
3
Paul, die Angst greift nach
mir. Jetzt, wo deine Musik
nicht mehr wirkt. Ich fühlte
mich damals fast menschlich,
wie leicht man sich doch irrt ...
6,67
10
7
7
2
2
Die Übermelodie von »Kids«
— hey, dabei hätt’s doch bleiben können. Nein, aus dem Hit
leitet man ein Langzeit-Mandat
ab. Schwurbel-Progpop braucht
doch keine Sau.
6,44
10
9
6
9
3
Idee: Mach doch mal wieder
eine gute Platte, Moby!
6,44
10
6
6,5
7
9
Musikalisch sprödere Version von Sleater-Kinney mit
Anwandlungen Richtung Joy Division. Du nennst es Depression,
ich nenn es Party.
6,28
5
5,5
8
7
Wenn ich das höre, frage
ich mich, warum ich nie mit
Boy George geschlafen habe.
Ach, was mache ich mir vor,
damals im Bootshaus war die
Gelegenheit.
5,39
10
3
7,5
1
8
Das feiern jugendliche
­Intro-Player wie die Kollegen
Walter und Fassing. Vielleicht
sollte ich auch drauf abgehen,
allein schon, um es ihnen kaputt
zu machen.
5,39
10
4
6
2
9
Das ist eine Ansprache, die
ich verstehe. Wie Robyn
auf extrem gutem Koks und
nachdem sie eine Dose Faxe geschossen hat. Auch abseits der
Single: Epic!
5,22
10
7
5
5
Dieser Versuch, sich neu
zu erfinden, hat leider nur
bedingt funktioniert. Natürlich gibt es einzelne Songs, die
herausstechen, das Album als
Ganzes verflacht derweil etwas.
Boris Fust in seinem Verriss:
»Selbst Nullen wie Linus
Volk­
m ann könnten dieses
Album am Rechner basteln.«
Könnte ich, würde ich aber nie,
ich hab Ehre!
1
4,56
Oneohtrix Point Never
»R Plus 7«
George Michael
»Faith«
Rick James
»Fire It Up«
Christian Steiffen
»Arbeiter der Liebe«
Jacques Brel
»Olympia 1964«
Bob Dylan
»The Times They Are …«
DJ Shadow
»Endtroducing«
Caribou
»Up In Flames«
Panda Bear
»Person Pitch«
Enter Shikari
»Common Dreads«
Does It Offend You Yeah?
»Don’t Say We Didn’t …«
Arctic Monkeys
»Whatever People …«
Hüsker Dü
»Candy Apple Grey«
Robyn
»Body Talk«
Razzia
»Tag ohne Schatten«
They’re a trio just like us.
They all play and sing, like
us. Okay, yes, it is true, we all had
sex changes, made this album,
then got fixed up again back as
men for our German tour.
Wow, I am embarrassed
I listened to this just on
my laptop speakers, they do not
even tell you 1/2 of what’s going
on in a song. A 10, then, for my
own carelessness.
I cleared out all the furniture from this hotel that
could easily be broken and was
about to go H.A.M. up in here,
but then I heard some sitar with
spoken word and was confused.
So MGMT, you get a 10
from us. Remember that
favor though guys — can you link
us with Dave Fridmann? It would
be fun to geek out with him for a
few days in the studio.
What I love about this is
he is still staying true to
his sound and not just doing
certain electronic-music tricks
and turns because they are »of
the moment«.
If I were in the middle of
a real rock’n’roll crowd,
sweating, slightly beer-buzzed,
in a nightclub with just-decent
sound I would be rocking hard
to this.
10
What a singing voice!!!!!!!!!
I listen to »So Far Gone«
and »Take Care« so much
that I needed this. BAD. Drake is
a drug for me. Nobody like him.
This was food and I ate it.
It’s interesting how they
collab on this record, there are extra writers on a few of
the songs. I like that collectivist
mentality, in this case it makes
party music.
Ain’t nobody like Trent.
10’s across the board. Dude
has been ahead of his time for
so long.
Solide gemachter Pop, ist mir
stellenweise zu verspielt und
macht mich nicht an!
Laurens Stimme, besonders
ihr Akzent, macht mich angenehm heiß und lenkt wunderbar von der durchschnittlichen
Elektronik ab.
Episch, poetisch ... sehnsuchtsvoll: Aber warum
muss ich stellenweise sogar an
Neil Diamond denken? Wahrscheinlich, weil ich generell zu
viel an Neil Diamond denke.
Kann ich das noch mal hören
bitte ...
Der hat’s einfach drauf. Sehr
schöne Landschaften. Analog anmutende Klänge. Soul. Das
macht Freude ...
Und eigentlich hab ich Manchester doch so lieb, aber es
reicht nicht, einfach mal den
Gitarrensound hier und da auf
»Joy Division« zu stellen. Auch
die Lyrik hat Stellen ...
Sehr abwechslungsreich,
aber irgendwie zu klinisch.
Manchmal irgendwie Jackson,
manchmal irgendwie princig,
manchmal irgendwie ... Ist mir
zu unentschieden.
Von wem hab ich das schon
mal besser gehört? Ach ja,
KanYe West, und den hör ich
gar nicht.
Zu anstrengend — aus dem
Alter bin ich raus ... Ich stehe
doch mehr auf den »Ready from
the weekend«-Sound!
Ich habe großen Respekt vor
Herrn Raznor, ihn aber nie
weiter verfolgt. Ich werde es auch
jetzt nicht tun. Trotzdem oder
deshalb:
The production sounds really
great. I know that the same
guy who worked on it, worked
on the last Vampire Weekend
album, as well as a lot of other
stuff that I am fan of.
I really like them. I think the
songs are very well written
and the sound and the production remind me of a more modern version of some 80s synth
pop stuff that I really like.
It’s not really my cup
of tea. That’s definitely
what I describe as a singer/songwriter. He is probably a lyricist
first and then a musician. But
he is good in what he is doing.
I am a big MGMT fan and
I love the pop stuff and the
second record for entirelly different reasons. This new record
is definitely as strong as »Congratulations«.
I really like »Almost Home«.
Strangely enough it reminds
me of Bon Iver, it sounds like Bon
Iver singing. I never really got
into his stuff, but it definitely
sounds like Moby.
It reminds me of the
Dum Dum Girls. I can
imagine the live show being
good. But there wasn’t enough
of that kind of rock energy in
the recording.
In general I am definitely
a fan of that kind of R’n’B
stuff that has been released during the last couple of years; like
the big Frank Ocean album. But
this is not as good.
That’s one of my favourites! I am a big fan of this
album. We played it almost every
night after our shows during our
tour in the US.
It just sounds like what pop
radio is in the States right
now. It’s taking many ideas of
dance music, like techno and
house and stuff, but really making it shiny and bright.
A little bit dark for my taste,
like that kind of industrial
sound. It’s just not my thing.
Browsing through it there was
nothing that was super catchy.
It’s probably good but not for me.
Was klingt wie Daughter
mit einem Hauch 80s, macht
spätestens nach dem vierten Lied
großen Spaß. Das Album als
Ganzes bietet leider ein bisschen
wenig Abwechslung.
Super Instrumentale im Stile
von M83 und trotzdem ein
total abwechslungsreiches Album. Einziger Kritikpunkt geht
an die etwas gewöhnungsbedürftige Stimme der Frontfrau.
Kann man ganz gut mal nebenher laufen lassen. Mehr
halt leider auch nicht. Schöne
Stimme, schöne Riffs, insgesamt
aber doch eine Nummer zu ruhig
und eintönig.
Das erste Album fand ich
noch super, das zweite grenzwertig, aber was ist das hier denn
bitte? Kläglich gescheiterter Versuch, möglichst experimentelle
Musik zu machen..
Beginnt mit fantastischen
vier Songs und baut dann
leider minimal ab. Trotzdem:
superdeepes TripHop-Album
in guter alter Moby-Manier.
Geniale Stimme, ordentlich
rockig, bleibt trotzdem leider
kaum im Ohr. »Get With Me«
kann ich nur empfehlen.
Klasse Instrumentale, die
Stimmen erinnern mich
leider etwas an Jason Derulo
und Konsorten. Trotzdem ein
gutes, facettenreiches Album.
Es gibt schon guten HipHop,
das hier gehört definitiv nicht
dazu. Schwache Beats, schlechte
Raps, nicht mal das Feature mit
Jay-Z weiß zu überzeugen.
Den Song »I Love It« kannte
ich ja schon aus dem Radio
und muss sagen, da liefen schon
schlechtere Lieder. Leider klingt
der Rest des Albums ziemlich
gleich und langweilig.
083
BANKS
13.11. Köln, King Georg | 14.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich
20.11. Berlin, Berghain Kantine
!!! [ CHK CHK CHK ]
01.11. München, Hansa 39 | 02.11. Berlin, Gretchen
03.11. Hamburg, Knust | 08.11. Köln, Luxor
ALUNAGEORGE
06.11. Hamburg, Stage Club |14.11. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld
15.11. Berlin, Bi Nuu | 17.11. Frankfurt/M, Zoom |18.11. München, Strøm
BRAIDS
22.11. Hamburg, Aalhaus | 23.11. Berlin, Prince Charles
S O H N
06.11. Berlin, Berghain / Certain People | 07.11. Hamburg, Knust
S I R S LY
11.11. Berlin, Prince Charles
C E R TA I N P E O P L E
S O H N | ROOSE VE LT | CL E AN BAND I T
06.11. Berlin, Berghain
R O O S E V E LT
02.11. Düsseldorf, New Fall Festival | 06.11. Berlin, Berghain / Certain People
24.11. München, Kranhalle | 25.11. Frankfurt am Main, Nachtleben
26.11. Hamburg, Turmzimmer | 27.11. Köln, Gebäude 9
05.11.2013 HAMBURG, KNUST
06.11.2013 BERLIN, LIDO
08.11.2013 MÜNCHEN, HANSA 39
09.11.2013 FRANKFURT, ZOOM
10.11.2013 KÖLN, GEBÄUDE 9
T H E S E N E W P U R I TA N S
14.11. Berlin, Lido | 19.11. Frankfurt am Main, Mousonturm
JULIO BASHMORE
21.11. München, Bob Beaman | 22.11. Berlin, Prince Charles
23.11. Leipzig, Gewandhaus / AudioInvasion
LONDON GRAMMAR
05.11. Berlin, Grüner Salon sold out | 06.11. München, Atomic Café
WWW.IN
TR DU
CING.DE
DISCLOSURE
03.11. Berlin, Postbahnhof sold out | 04.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich
08.11. Köln, Gloria sold out | 13.03. Leipzig, Werk 2
THE 1975
14.11. Köln, Luxor | 15.11. Frankfurt, Zoom | 18.11. Berlin, Bi Nuu
19.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich
CUT COPY
03.12. Köln, Gebäude 9 | 04.12. Berlin, Prince Charles
C E R TA I N P E O P L E
G HOSTPOE T | FE NECH- SOL E R | V V BROWN
05.12. Berlin, Berghain
Z E B R A K AT Z
14.11. Berlin, Gretchen | 17.11. Hamburg, Turmzimmer | 18.11. Frankfurt am Main, Mousonturm
HUDSON MOHAWKE
23.11. Leipzig, Gewandhaus / AudioInvasion
MIGHTY OAKS
G
GÄSTREALTIS
WWW.IN
ISTE
TR
ODUCIN
G.DE
:
LIVE: THOMAS AZIER,
DAN CROLL, TUSQ, SLOW MAGIC,
SEAN NICHOLAS SAVAGE,
DIANA, KID KARATE, PAWWS,
SKIING, ALLIE
10.11.2013 BERLIN, POSTBAHNHOF
EINLASS: 16:00, BEGINN: 17:00 H ALLE INFOS: WWW.INTRODUCING.DE
01.11. Ulm / Dornstadt, Tanke Dornstadt | 02.11. Freiburg, White Rabbit
04.11. Stuttgart, Keller Klub | 05.11. Darmstadt, Schlosskeller | 06.11. Tübingen, Sudhaus
07.11. Haldern, Pop Bar | 08.11. Berlin, Berghain Kantine sold out
CHVRCHES
21.03. Frankfurt, Batschkapp | 24.03. München, Muffathalle | 25.03. Berlin, Astra Kulturhaus
M O D E R AT
30.01. Köln, E-Werk
THE VIRGINS
29.01. Berlin, Privatclub | 02.02. Hamburg, The Rock Cafe
MOGWAI
04.02. Frankfurt, Batschkapp | 05.02. München, Backstage / Werk | 06.02. Berlin, Tempodrom
ICONA POP
11.03. Köln, Luxor | 14.03. Berlin, Postbahnhof | 15.03. Hamburg, Mojo Club | 17.03. Frankfurt,
Batschkapp | 18.03. München, Muffathalle
14.1
1. Be
rli
Colu
mbia n,
halle
ALLE INFOS UNTER: WWW.MELTBOOKING.COM
MORGEN
085
Intros Liebste
Platten
Haim
»Days Are Gone«
Vertigo / Universal
Noch mehr battle unter:
www.intro.de/spezial/spalter
Spalter
Die Geschichte von drei putzigen Schwestern, die mit catchy Melodien und viel
Charme auszogen, das Gute im College-Radio zu retten. Doch reichen Liebreiz
und DNA-Überschneidungen wirklich, um das große Ding zu sein, als das die
Band aus L.A. gehandelt wird?
Unsere Sommerausgabe #215
Willkommen im Gruselschmückten die drei Schwestern aus
kabinett des Checker-KonLos Angeles. Wir konnten einfach
sens’. Haim haben es mit
»Days Are Gone« geschafft,
nicht mehr warten, auch wenn das
Album erst im Herbst, also jetzt, erscheinen ein Album aufzunehmen, das so langweilig
sollte. Die EPs und Singles im Vorlauf hatten uns ist, dass es niemand wirklich scheiße finden
mit ihrem entwaffnenden Pop-Entwurf bereits will oder darf. Einflüsse aus den 80er-Jahren
sturmreif geballert. »Days Are Gone« stellt und ab und zu eine Prise 90er-R’n’B à la TLC
so auch in keiner Weise eine Überraschung, scheinen offensichtlich über jeden Zweifel
sondern vielmehr nur die letztliche Erfüllung erhaben zu sein. Warum überhaupt? Dieser
dar. Ein Glück. So schön Teasen und Vorspiel Sound, den irgendwer mal geistesabwesend mit
auch sein mögen, irgendwann möchte man ja Folk-R’n’B betitelt hat, mag zwar bei der Single
doch die ganze Platte hören. Und die verknüpft »The Wire« noch halbwegs Spaß machen und
das Beste an Bananarama und den Bangles ist möglicherweise auch halbwegs tanzbar, aber
mit dem Songwriting einer Juliana Hatfield auf ein ganzes Album gestreckt ergibt sich nur
– trotz seiner klassischen Erscheinung wirkt ein höchst repetitiver Wust, der mindestens
das Ganze dabei an keiner Stelle wie nur ein genauso unspannend ist wie die Geschichte der
weiteres Retro-Phänomen. Haim verknoten drei Schwestern, die als Kinder zusammen mit
leicht funky 80er-Radiopop mit dem Wissen ihren Eltern auf Wohltätigkeitsveranstaltunund Sounds aus dem Hier und Jetzt. Charmant, gen aufgetreten sind und nun ihr eigenes Ding
pointiert und zwingend. Darauf einschlagen zu machen. Schnarch. Hätte man wenigstens den
wollen ist ja skandalös.
Motown, den man damals coverte, ein wenig
mit einfließen lassen, wäre das Album vielleicht
Linus Volkmann
noch interessant geworden. Stattdessen gibt es
leider nur Hipster-Pop für die Massen. Schade.
Florian Genau
Arcade Fire
01»Reflektor«
»Days Are Gone«
02Haim
Halo
»Chance Of Rain«
03Laurel
Drake »Nothing Was Same«
04The
Pop
»This Is ...«
05Icona
»Legacy«
06Eminem
Brot
»3 is ne Party«
07Fettes
Shade
»Eve«
08Booka
»Vapor City«
09Machinedrum
Chance
»Sadnecessary«
10Milky
Lesers Liebste
Platten
»Hinterland«
01 Casper
Uhlmann
»#2«
02Thees
Ferdinand
»Right Thoughts, …«
03Franz
»Settle«
04Disclosure
»Tales Of Us«
05Goldfrapp
»Friends And Enemies«
06Abby
Weekend
»Modern Vampires …«
07 Vampire
Sportfreunde »New York, …«
08Stiller
Naked And Famous »In Rolling …«
09The
Schneider
»Sommer, Sonne, …«
10Helge
Schickt eure Top 10 an
Intro, Venloer Str. 241245, 50823 Köln oder an
[email protected]. Verlo­
sungsgewinne winken!
086
MORGEN
65daysofstatic
»Wild Light«
Birth Control
»Two Eggs – Two Concerts«
Superball / Universal
mig / Sony
Sog / Wucht / Instrumental
Es ist kaum zu glauben,
aber der Tidenhub, den
65daysofstatic mit ihrem
so hochintensiven wie einzigartigen Stil nun auch
schon seit 2001 erzeugen,
nimmt mit jeder Veröffentlichung an Wucht zu. Auch auf ihrem sechsten
Album amalgamiert die Band aus Sheffield Postrock, Drone und Electronica zu einem an- und
abschwellenden, soghaften und hypnotischen
Instrumentalsound, der aufwühlt, ohne zu
brüllen, und dessen monumentale Erhabenheit
keinerlei Pomps bedarf. Brodelnd, schabend und
schleifend, bei allem Karst, bei aller elementaren
Macht seltsam fragil, finden sich auch hier die
typischen 65daysofstatic-Strukturen und -Intervalle, werden sämtliche Kennwerte bedient.
Trotzdem, und dies ist die wundersamste Leistung des Quartetts, klingt nichts vorhersehbar
oder gar routiniert. Gewiss, es gibt Musiker,
die ähnlich eindrucksvolle Geschichten ohne
Worte erzählen. Aber es gibt mit 65daysofstatic
nur eine Instrumentalband, die wirklich unverzichtbar ist und deren Verlust einer kulturellen
Katastrophe gleichkäme.
Ulf Imwiehe
Hardrock / Ewigkeit / Provinz
Es muss der Zeitgeist
nur noch einen winzigen Schluckauf tun, und
Hardrock ist wieder der
angemessene Sound der
Jetztzeit. Moderne Smartphones sind mittlerweile
so leistungsstark, dass sie beliebig lange Schlagzeugsoli speichern können, dank Telearbeit
haben die Menschen heute so viel Freizeit,
dass sie schon am frühen Nachmittag ein LiveDoppelalbum von Birth Control durchhören
können. In Berlin sind Clapton und Hendrix ja
gerade das neue Ding in der Schwabengastro.
Die Zeit ist nah. »Two Eggs« versammelt »Two
Concerts« mittelschwerer zeitgeschichtlicher
Bedeutsamkeit: 1977 feierte Bassist Horst Stachelhaus sein Debüt in der Stadthalle Korbach,
1983 spielten Birth Control in der Hamburger
Fabrik, ehe sie nach Iserlohn, Brohl und Bad
Zwischenahn weiterzogen. Das auf den damaligen Bühnen vorgenommene Geballer wirkt
aus heutiger Sicht omnipotent genug, um die
jammervollen Dekaden der Indie-Schwermut
und des Neofolk-Geschnarches für immer vergessen zu machen. Die nächsten Konzerte dieser
niemals endenden Tournee finden in Speyer,
Oldenburg und Bremen statt. Man wird noch
viel hören von dieser Band.
Boris Fust
Best Coast
»Fade Away«
Jewel City / K abel Label Services / Rough Trade
Noisy / Warmth / California
Bethany Cosentino, die
eine Hälfte des Duos Best
Coast, sang auf ihrem
ersten Album »Crazy For
You« so schön herzergreifend und leidend: »The
other girl is not me / She’s
prettier and skinnier / She has a college degree
/ I dropped out when I was 17« und gewann damit sofort das Herz der Hipster-Musik-Blogger
sowie die Aufmerksamkeit der Hipster-Kette
Urban Outfitters, für die sie eine eigene Kollektion entwarf. Zusammen mit Kollege Bobb
Bruno verfolgt Cosentino musikalisch weiterhin
das Thema Liebes- und Lebensleid, gekleidet in
eingängige Melodien und begleitet von lärmigen
und surfigen Countrypop-Klängen, die man
so ähnlich bereits von den Vivian Girls kennt.
Als Inspiration geben die Musiker nun weniger
niedliche Musiker wie die Country-Legende Patsy Cline an, die bei einem Flugzeugabsturz ums
Leben kam. Andere Referenzpfeile werfen sie
zudem auf My Bloody Valentines Lärmmelodien
und Mazzy Star, die mit ihrem melancholischen
Countrypop auch gerade ein Comeback-Album
herausgebracht haben.
Kerstin Kratochwill
Black Hearted Brother
»Stars Are Our Home«
Sonic Cathedral / Al!ve
Fuzz / Dunkel / Space-Shoegaze
Dass eine Band aus der
Erbmasse von Mojave 3
und Slowdive nicht nach
Ballermann klingt, überrascht nicht. Sollen andere
auf die Pauke hauen, Black
Hearted Brother finden
ihr Glück in der Finsternis. Mit somnambuler
Unaufgeregtheit und viel Fuzz und Hall evoziert die Band eine weite, leere Nacht, skizziert
Suchbewegungen und Rufe in ein Dunkel, von
dem man nie weiß, was darinnen wohnt und
vielleicht erwacht. Angst? Vielleicht. Doch egal,
was dort lauert, es kann nur besser sein als das
kalte, graue, sich ins Unendliche dehnende Jetzt,
solange es nur Farbe hat und Formenreichtum.
Zwischen Space Shoegaze und »Twin Peaks«Vibes singen Black Hearted Brother ein Klagelied auf die Gewöhnlichkeit, die uns in unseren
unbefriedigtsten Momenten gefangen nimmt,
von der wir uns jedoch zu gerne heimlich trösten
und domestizieren lassen. Wir müssen raus aus
diesem Ruheraum, aus der Stasis, aus dieser
elenden Schwere! Black Hearted Brother wei-
sen uns den Weg. Ins Dunkel, sicher. Aber wer
weiß, vielleicht gibt es dort nie zuvor gesehene
Gestirne.
Ulf Imwiehe
Bon Homme »A Life Less Fancy«
Motor / Edel
Electropop / Däne / Vernünftig
Elektronische Popmusik aus Dänemark hat
mittlerweile Tradition:
Trentemøller, When Saints
Go Machine, WhoMadeWho und der eine oder
andere Nachwuchs – das
ist schon eine sehr lebendige Musikszene. Andererseits ist vieles von dem, was diese Künstler zuletzt herausgebracht haben, leider im Mittelmaß
stecken geblieben. Und das zweite Soloalbum
von Tomas Høffding alias Bon Homme, sonst
Bassist von WhoMadeWho, macht da keine
Ausnahme. Das Album handelt vom Erwachsenwerden, davon, sein Ego zu überwinden
und Verantwortung zu übernehmen – und ist
darüber ganz schön langweilig geworden. Ein
wenig düster hier, ein wenig poppig dort, und
alles in Maßen und wohl geordnet. Dagegen
kann man eigentlich nichts sagen, schließlich
pegelt sich das Leben mit den Jahren so ein – der
Titel ist da Programm –, aber letztlich möchte
man das Album doch einmal kräftig schütteln,
alles ein wenig durcheinanderbringen und ein
paar Emotionen herauspurzeln sehen. Die Ideen
sind da, das Können auch, leider nur hat sich der
gute Mann offensichtlich allzu sehr in seinem
Leben eingerichtet. Schade eigentlich.
Henje Richter
Booka Shade »Eve«
Embassy Of Music / Warner / VÖ 01.11.13
House / Handwerk / Establishment
Funktionale Housemusik
ist etwas sehr Schönes.
Denn man kann dazu tanzen. Walter Merzinger und
Arno Kammermeier sind
als Booka Shade und als
Produzenten für andere
schon lange genug unterwegs, um zu wissen,
wie man die Beats richtig baut und Tracks
entwickelt und variiert. Zwar gab’s mit ihrem
fünften Album anfangs ein paar kreative Probleme, diese ließen sich aber in Manchester
lösen, nämlich in den Eve-Studios, daher auch
der Titel. Doch man hört die Mühe nicht, soll
man ja auch nicht, ist schließlich Unterhaltung.
Da sind wir dann auch schon am Knackpunkt,
denn die Innovationskraft und der künstlerische
Ausdruck halten sich doch arg in Grenzen. Aber
Booka Shade haben ja auch niemandem mehr
was zu beweisen. Schon länger im Establishment angekommen, wird letztlich eine weitere
überzeugende Platte mit lauter Kollaborationen
– Fritz Kalkbrenner, Azari & III und Andy Cato
MORGEN
Die Wahrheit #28
Nirgendwo wird die Wahrheit mehr zurecht­gebogen
als im Musikjournalismus.
Intro übersetzt typische
Phrasen ins wirklich
­Gemeinte.
gesagt
»Echt stark, dass auch eine
so coole und angesagte
Band dieses Jahr ein
Weihnachtsalbum vorlegt.«
gemeint
»Ex-cool und ehemals ange­
sagt ab jetzt, versteht sich …«
(Groove Armada) – abgeliert, die Beine zum
Tanzen und Köpfe zum Nicken bringen wird.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Henje Richter
Chase And Status
»Brand New Machine«
Virgin / Universal
Rave / Disco / Charts
Das letzte Album hatte in
puncto Sound und prominentem Featuring so einiges weggeblasen. Selbst
in Deutschland waren die
umtriebigen Engländer
zu hören, auch wenn der
Pogo-Electro-Pop-Rap hier sonst keine so große
Sache darstellt wie auf der feierwilligen Insel.
Dennoch spielte das Duo vor etlichen Jahren
beim Melt!-Sonntag auf einer Strandbühne
gegen den Headliner Pulp an. Und ohne auf
Jarvis Cockers Aura pissen zu wollen, Chase
And Status gelang es, die Britpop-Ikonen locker
in die Tasche zu stecken. Mehr Leute, mehr
Stimmung. Punkt. Nun also der Nachfolger des
Durchbruch-Albums, und man merkt sofort
eine neue Elder-Statesman-Attitüde. Anstelle
des fast schon punkig wahnsinnigen Stilmixes
des Vorgängers wusste man diesmal offenbar
genau, welchen Sound und welchen Style man
bedienen wollte: mehr Song, mehr R’n’B, mehr
chartstaugliche Nummer, weniger Gebollere.
Heraus kam so eine Mischung aus (britischem)
Rave, modernen Sounds und schwarzer Disco.
An einigen Stellen ist es vielleicht zu cheesy, zu
sehr Snap!s »The Power« – aber wer in die Breite
gehen will, darf da keine Berührungsängste
haben. Und solche sind den beiden einfach
komplett fremd.
Linus Volkmann
087
Cheatahs
»Extended Plays – EP Collection«
Hang zum Anachronistischen: die Liebe zum
düsteren Psychedelic Rock der 70er und zum
Noise-Rock/Pop der 90er. Das klingt erst mal
Wichita / Rough Trade
verspult, macht aber auf Albumlänge aufgrund
Multikulti / Noisy / Shoegaze
der mäßig eingestreuten kontrollierten SprenDas Release der ersten bei- gungen richtig Bock. Antesten! Lieb haben! den EPs von Cheatahs über Holger Wendt
Wichita Records dürfte
eine der ersten schönen
musikalischen Überraschungen des Frühjahrs
2013 sein. Die Band um Sunday Best / Pias / Rough Trade
den charismatischen Kanadier Nathan Hewitt Diskrepanz / Glitch / Grime
und den Dresdner Drummer Marc Raue kann
Während das britische
man ganz ungeniert als den hoffnungsvollsten
HipHop/Grime-Duo Dan
Vertreter des Indierock 2013 bezeichnen. Völlig
Le Sac vs. Scroobius Pip
losgelöst vom zeitgeistigen gefühlsduseligen
produktionstechnisch von
Befindlichkeitspop, der allenthalben immer
Anfang an seiner Zeit vonoch grassiert, besinnt sich das in London loraus war, krankte das Gegierende internationale Quartett (ein Kanasamtbild doch immer ein
dier, ein Amerikaner, ein Engländer und ein wenig an dem Potenzial von MC David Meads
Dresdner) auf die Wurzeln dessen, was in den alias Scroobius Pip. Denn wann immer Produfrühen 90ern druckvollen, von Grunge und zent Dan Le Sac an den Reglern recht versiert
Shoegaze beeinflussten Gitarrenrock ausmach- die Takte auseinandernahm und wieder zu
te – ohne dabei zu sehr in die Retro-Falle zu etwas zusammensteckte, was die meisten wohl
tappen. Swervedriver, The Posies oder auch Glitch-Hop nennen würden, hinkten Meads’
Dinosaur Jr lassen per Post zwar grüßen, doch eher schmalbrüstig vorgetragenen Zeilen trotz
selten hat eine Band so charmant und gekonnt einwandfreier Technik und inhaltlicher Raffiden Bogen von Nirvana zu My Bloody Valentine nesse stets ein wenig hinterher. Auch »Repent
geschlagen wie Cheatahs. Wem nach der ganzen Replenish Repeat« leidet an dieser Diskrepanz,
Weichspülung des Indiepop mal wieder nach die sich ein wenig anfühlt, als würde man auf
wirklich gutem noisy Gitarrenrock gelüstet, einem hochgerüsteten »Alienware«-PC (siehe
dürfte in den Cheatahs definitiv neue Helden Sheldon Coopers Ausstattung in »Big Bang
finden. »Extended Plays« ist dabei nur der Ap- Theory«) lediglich »Minesweeper« spielen. petizer, das von Gil Norton (Pixies, Radiohead, Philip Fassing
Foo Fighters) produzierte Debütalbum erscheint
in diesem Sommer.
Benedikt Ruess
Dan Le Sac vs. Scroobius Pip
»Repent Replenish Repeat«
Spektakel
Crystal Antlers
»Nothing Is Real«
Innovative Leisure / Al!ve
Anachronismus / Psych / Noise
Zugegeben: Die Beziehung
von Intro zu den TouchAnd-Go-Stylern Crystal
Antlers ist arg strapaziert.
Ihr Debüt wurde als Testosteron-unterfüttertes
»Schweiß- und Muskelmonstrum« abgestraft, das am besten im Bikertreff aufgehoben sei. Das war 2009. Seitdem
ist eine Menge Wasser den Rhein hinuntergeflossen. Will sagen: Die Jungs haben eine
zweite Chance verdient. Bereits 2011 befreiten
sie sich mit dem Longlayer »Two-Way Mirror«
aus der Muckerfalle. Die Pole kreisten stattdessen vielmehr um Psychedelic, Lo-Fi und Noise.
»Nothing Is Real« führt diesen Weg sukzessive
fort. Es scheint, als hätten die Wahlkalifornier
aufgehört, ihre durchaus hörenswerten Songs
für Classic-Rock- und Heimorgel-Liebhaber
zu komponieren. Vorbei ist die Tyrannei der
erbärmlichen Muckergesten. Was bleibt, ist der
Kevin Devine »Bulldozer«
& »Bubblegum«
Big Scary Monsters / Al!ve
Emo / Indie / Isobel
Die Älteren werden sich erinnern: Vor inzwischen fast 15 Jahren war Kevin Devine Sänger
und Mastermind der großartigen 90er-EmoBand Miracle Of 86. Es folgten diverse Soloalben und die Entwicklung hin zum folkigen
Singer/Songwriter, auch wenn Devine – im
Gegensatz zu anderen Vertretern des Genres –
seine musikalischen Wurzeln stets im hörbaren
088
MORGEN
Bereich ließ. Jetzt kommt er mit gleich zwei
parallel erscheinenden Alben zurück. Verdammt
eindrucksvoll: Auf »Bubblegum« – produziert
von niemand Geringerem als Brand News Jesse
Lacey – findet Devine den Weg zurück zum alten
Band-Sound, teilweise – für seine Verhältnisse
– hart, laut und direkt. Kein Wunder, setzen
sich seine Backgroundmusiker The Goddamn
Band doch aus alten Miracle-Of-86-Veteranen
zusammen. »Bulldozer«, Album Nummer zwei,
dagegen dürfte vor allem all denen gefallen,
die Kevin Devine in den letzten zehn Jahren
kennengelernt haben: Klassische Folksongs
halten sich die Waage mit catchy Popballaden,
die Isobel Campbell (Belle & Sebastian) mit
ihrer Nachtigallenstimme zusätzlich veredelt.
Finanziert wurde das Ganze übrigens durch die
Crowdfunding-Site Kickstarter. Ein Miracle of
2013 sozusagen.
David Schumann
Die Goldenen Zitronen
»Who’s Bad?«
Buback / Indigo / VÖ 27.09.13
Kritik / Haltung / Korrektiv
»Es ist einfacher, sich das
Ende der Welt vorzustellen
als das des Kapitalismus«,
schreibt der britische Kulturtheoretiker Mark Fisher in seinem Buch »Kapitalistischer Realismus«.
Doch solange Die Goldenen Zitronen noch
Musik machen, ist das gar nicht nötig, möchte
man entgegnen. Denn eine intelligentere und
treffendere Kritik an den Verhältnissen, wie
sie die seit fast 30 Jahren bestehende Band aus
Hamburg auch auf ihrem neuen Album »Who’s
Bad?« übt, ist selten. »Privates muss politisch
sein«, heißt es an einer Stelle und bringt den
Anspruch auf den Punkt: die vom System vorgegebene Alltagsrealität zu sezieren, um deren
unterdrückerische Elemente freizulegen. Beim
Song »Echohäuser«, der mit seinen Versatzstücken aus linken Parolen das Potenzial zur
Anti-Gentrifizierungs-Hymne hat, verzeiht
man den Zitronen auch die bisweilen holprigen
Bassläufe und pappigen Drums. Denn in einer
Zeit, in der man Gesellschaftskritik oft mit
zynischer Distanz begegnet, ist diese Band ein
notwendiges Korrektiv für eine entpolitisierte
Gesellschaft.
Philipp Rhensius
(und allerlei Liebschaften sowieso) thematisiert wird, steht Drake noch lange nicht über
dem System US-Rap, dessen Unterwanderung
ihm gerne zugeschrieben wird. Und doch ist
das Gesamtpaket, inklusive des exzellenten
instrumentalen Unterbaus, wieder dermaßen
stimmig ausgefallen, dass man »Nothing Was
The Same« auch einfach getrost als großes PopAlbum feiern darf.
Philip Fassing
Drake »Nothing Was The Same«
Merge / Cargo
Universal
Soft / Smart / R’n’Rap
Dem kanadischen Rapper
und Sänger Drake kommt
international vielleicht die
Bedeutung zu, die man
hier im kleineren Maßstab
einem Casper zuschreiben
würde. Will heißen: Jedes
neue Album eint bereits ungehört den großen
Konsens für sich, ruft ob seines umfassenden
Zuspruchs gleichzeitig aber mindestens genauso viele Hater auf den Plan. Wen wundert’s,
Angriffsfläche bieten die Inhalte des wahlweise reimenden, singenden oder gar beide Ausdrucksformen vermischenden Künstlers seit
jeher, etablierte dieser doch jene neue »Softness« im US-Rap, ohne die es Gleichgesinnte
wie The Weeknd oder Frank Ocean in dieser
Form heute vielleicht gar nicht gäbe. Dennoch
sollte man nicht der naiven Illusion erliegen,
hier ausschließlich einem der »Guten« zu lauschen. Denn bei aller vermeintlichen Ehrlichkeit, mittels der auch wieder auf »Nothing Was
The Same« das Hadern mit dem eigenen Fame
Future Bible Heroes
»Partygoing«
Champagner / Statt / Wasser
Partygoers dieser Welt! Euer
Leben ist vergänglich. Ihr
labt euch am Moment. Am
Rausch. An der Unwiederbringlichkeit der Jugend.
Seht eure Apostel. Seht die
Future Bible Heroes und
hört ihre Worte: »Children, drink nothing but
champagne. It makes life shorter than drinking
water.« Das Leben, das nach BAföG kommt, ist
geprägt von Schweiß und Verpflichtung. »Let’s
go to sleep and never come back.« Wenn es mal
so einfach wäre! Genug der Phrasen, das Prinzip
der Future Bible Heroes ist begriffen: Moral wird
pervertiert und auf links gedreht. Der Mann in
Robe ist ein Scharlatan und Misanthrop. Sein
Name: Stephin Merritt (The Magnetic Fields).
An seiner Seite: die herrlich morbide Claudia
Gonson. Vor ihnen steht ein Leierkasten, mit
dem sie die Partygoers zu verwirren versuchen.
Aus seinen Boxen dringt knatschiger Lo-FiSynthie-Pop in Dur und Moll. Nicht immer
genießbar, aber oftmals schwungvoll und völlig
mit Zuckerguss gesättigt.
Holger Wendt
MORGEN
Zauber / Pop / Stöhn
Ein bisschen schade wird
man es ja schon finden
dürfen, dass so großartige
deutschsprachige Acts aus
den Neunzigern wie zum
Beispiel die Lassie Singers
oder auch Guz’ Hauptband
Die Aeronauten es so gar nicht in einen größeren
Kanon außer dem der Spezialisten geschafft
haben. Schande über den Mainstream. Doch
dieses erneute Soloalbum ist zu schön, um
es über einen Mangel zu transportieren. Guz
konzentriert sich hier mehr auf die sanften
Momente, auf das leise Stöhnen – ohne aber
seine Pop-Brillanz daheim gelassen zu haben.
So reiht sich, man muss es einfach so sagen, Hit
an Hit. Und wenn er »Hey Jude« von den Beatles
zitiert, weiß die lichte Spezialistencrowd, dass Domino / GoodToGo
der freundliche Schweizer damit eigentlich Die Satan / Alterswerk / Hundegebell
Da ist man mal wieder auf
Aeronauten und deren Zitat des Songs zitiert.
Alles ein Traum. Wohl dem, der jenseits des
einem Konzert gelandet
Mainstreams schläft.
und fragt sich, was einen
Linus Volkmann
dazu gebracht hat – nein,
nicht als Kritik, sondern so
rein musikalisch gesehen.
Und ich muss spontan an
Hüsker Dü denken, was absurd ist, da ich an
Hyperdub / Cargo
die schon lange nicht mehr gedacht habe. Und
Ambient / Techno / Impro
dann fällt mir dieses eine schnarchlangweilige
Improvisation ist in Jazz Bob-Mould-Konzert ein, und dass Grant Hart
oder Klassik ein gängiges immer der Coolste der Band war. Die neue Platte
Format, in anderen Musik- bestätigt mich in diesem Eindruck. Themabereichen aber selbstver- tisch hat er sich darauf des viel beschworenen
ständlich auch vertreten. Gedichts von John Milton, »Paradise Lost«,
»Chance Of Rain«, das angenommen. Inspiriert von der melancholizweite Album, das die US- schen Stimmung, schrieb Hart ein Doppelal-
Grant Hart
»The Argument«
Laurel Halo
»Chance Of Rain«
MIRIAM BRYANT
14.11.13
15.11.13
17.11.13
18.11.13
20.11.13
21.11.13
22.11.13
23.11.13
STUTTGART
MÜNCHEN
BOCHUM
FRANKFURT
KÖLN
HAMBURG
DRESDEN
BERLIN
RADICAL FACE
19.11.13
20.11.13
21.11.13
23.11.13
24.11.13
25.11.13
KÖLN
BERLIN
HAMBURG
OFFENBACH
HEIDELBERG
MÜNCHEN
TICKETS UNTER 0 18 06 - 570 060
WOODKID
31.10.13
10.11.13
11.11.13
06.03.14
07.03.14
08.03.14
10.03.14
11.03.14
DÜSSELDORF
DRESDEN
BERLIN
HAMBURG
OBERHAUSEN
KÖLN
MAINZ
MÜNCHEN
ASGEIR
26.11.13
27.11.13
29.11.13
30.11.13
01.12.13
02.12.13
(0,20 €/Anruf, Mobilfunkpreise max. 0,60 €/Anruf)
AGNES OBEL
HAMBURG
MÜNSTER
BERLIN
DRESDEN
MÜNCHEN
KÖLN
18.10.13
31.10.13
04.11.13
07.11.13
08.11.13
12.11.13
13.11.13
14.11.13
12.12.13
03.01.14
OLDENBURG
FRANKFURT
FREIBURG
STUTTGART
HEIDELBERG
ERLANGEN
KÖLN
DORTMUND
HAMBURG
BERLIN
bum, das eindeutig sein Alterswerk einläutet.
Viel ist hier Altherren-Pop, zu dem man sich
aber gerne bekennen darf. Deepes Intro, danach
Americana, Alternative und auch mal kunstvoll
Singer/Songwriter (»The Argument«). Und trotz
der teilweise fast schon freundlichen Melodien
steht auf textlicher Ebene der Nihilismus wie
eine Wand: Kein Wille triumphiert!
Lars Fleischmann
Dave Hause
»Devour«
Rise / Cargo
Versuchen / Versagen / Verzweifeln
Es mag vielleicht daran
liegen, dass er seinen Teil
an Rotzigkeit schon zur
Genüge in Punkbands
wie The Loved Ones oder
Paint It Black ausgelebt
hat ... Wo sonst wäre der
Grund dafür zu suchen, dass Dave Hause bei
seinem zweiten Solowerk größtenteils auf alle
rauen Ecken und Kanten verzichtet, die man
erwartet hatte. Stattdessen findet sich auf »Devour« ein Sound, der sich manchmal einfach
nicht sicher ist, ob er lieber wie die Counting
Crows oder wie Billy Bragg klingen mag. Abgesehen davon zeigt sich auf »Devour« vor allem,
dass Dave Hause ein talentierter Songwriter ist.
Themen wie die generelle Verzweiflung, die einem im Leben so oft begegnet, oder der zerborstene amerikanische Traum werden mit dieser
unterschwelligen Bitterkeit beschrieben, die
so schön ist, dass man sich fragt, woher dieser
Mann mit 35 Jahren schon einen so abgeklärten
Blick aufs Leben hat. Kleine Ausrutscher wie
der grässlich schmierige Mitsing-Teil am Ende
von »The Shine« seien dafür locker verziehen.
Florian Genau
TINA DICO
30.10.14
31.10.14
01.11.14
03.11.14
04.11.14
05.11.14
06.11.14
08.11.14
09.11.14
10.11.14
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A DIVISION OF A.S.S. CONCERTS
Ritchie / Rookie / Cargo / VÖ 08.11.13
Elektronikkünstlerin Laurel Halo offiziell unter
ihrem eigenen Namen veröffentlicht, ist nun
eine Studie in Techno-Improvisation. Und wie
bei Improvisationen üblich, sind die von einem
Klavier-Intro wie -Outro eingerahmten sieben
Stücke definitiv etwas für Fortgeschrittene: Es
klackert hier, blubbert dort, dann taucht ein
Beat auf, nur um gleich darauf wieder unterzugehen. Man muss schon genau hinhören, um
Genuss an der Technik oder dem Spiel mit den
Detroit-Techno-Traditionen zu finden. Tanzbar
ist das natürlich nicht, letztlich aber leider auch
nicht interessant genug, um es konzentriert auf
dem Sofa anzuhören. Laurel Halo wird immer
mal mit Daniel Lopatin (Oneohtrix Point Never)
verglichen, zu dessen experimentellen Visionen
hier dann aber doch eine ganze Menge fehlt.
Henje Richter
SELECTIVE ARTISTS
Guz
»Der beste Freund des Menschen«
089
090
MORGEN
Spektakel
ein Produzent, der mit geringsten Mitteln und
reinen Ahnungen von Struktur eine unwahrscheinlich sinnliche Musik komponieren kann.
Der Songs schreiben und sie in ein anregendes
Ambient-Gewand stecken kann. Ergo: Wozu
ein Prince viel braucht, reicht Kwes. wenig.
»Ilp« unterstreicht sein Riesentalent, das ihn
eigentlich ganz an die Spitze führen müsste.
Vielleicht schon mit diesem Album.
Christian Steinbrink
Julia Holter »Loud City Song«
Domino / GoodToGo
Kwes.
»Ilp«
Warp / Rough Trade
Bastelei / Genie / Dubstep
Was für ein Musiker muss das sein, der schon
via Debütalbum seiner mit zwei EPs mühsam
aufgebauten Fanschar genussvoll vor den Kopf
stößt? Eigentlich kann das nur jemand sein,
den Eindeutigkeit schreckt, der gleichzeitig
selbstbewusst und getrieben ist und der keine Zeit verlieren will. Wir kennen den Briten
Kwes. nicht persönlich, deshalb ist diese Einschätzung weder wider- noch belegbar. Was wir
aber erkennen, ist, dass sein Albumdebüt »Ilp«
gleichzeitig eine große Enttäuschung und Offenbarung ist, denn jeder, der seine vorangegangenen EPs mochte, wird einen angemessenen
Anteil rhythmusgetriebener Stücke vermissen,
Songs, denen ein Beat ordentlich Fleisch auf die
Rippen gibt. Gleichzeitig sind unter den fragil
aufgebauten, von dubsteppigem Hall und einem
sehnsüchtigen Soulgesang bestimmten zehn
Liedern reihenweise Geniestreiche. Kwes. ist
Kammerspiel / Pop / Drama
Bereits bei den ersten
Klängen kommt einem ein
bestimmter Name in den
Sinn: Stina Nordenstam.
Genauso fragil und entrückt wie die mysteriöse
Schwedin klingt Julia Holter auf ihrem dritten Album »Loud City Song«.
Der Titel erschließt sich bei den zarten, experimentellen und filigranen Songgebilden nicht
auf Anhieb. Die Künstlerin selbst erklärt, dass er
auf Colettes Roman »Gigi« zurückzuführen sei.
Ihre Faszination für dieses JahrhundertwendeSternchen zwischen Einsamkeit und Gesellschaft war für Holter die Triebfeder. Im Grunde
besingt sie auf dem Album in jedem Lied die
schwierige Frage: Soll man sich zurückziehen
oder in die laute Welt stürzen? In ihrer Heimatstadt Los Angeles hat die 28-Jährige beides
zugleich, wie sie sagt, denn in der HollywoodStadt könne man einfach »unsichtbar« sein.
Im Prinzip wagt Holter auf »Loud City Songs«
genau dies: Sie selbst will nicht sichtbar werden,
die Musik soll für sich alleine sprechen. Song
für Song baut Holter ihren Kammerspiel-Pop
auf, der sich von anfänglicher Zartheit hin zu
Synthiegeschwängertem auswächst und mit
Cello, Saxofon und Chor-Gesang dramatisch
variiert wird. Auf »Horns Surrounding Me«
ist dieses wagemutige Experiment besonders
gelungen: Sakrale Klänge treffen auf moderne
Popmelodien.
Kerstin Kratochwill
Icona Pop
»This Is ...«
Atlantic / Warner / VÖ 08.11.13
Girlpower / Autoscooter / Wahn
Wie es klingt, wenn sich
zwei junge Schwedinnen
– die eine gerade vom
Freund verlassen, die andere nach misslungener
Bierpong-Trampolin-Aktion endlich wieder ohne
Gips – im Suff kennenlernen und beschließen,
gemeinsam Musik zu machen? Die Frage beantworteten Aino Jawo und Caroline Hjelt 2012 mit
»I don’t care / I love it«. Zeilen, die 90er-RevivalZeitgeist, Girlpower für die EDM-Generation
und Kirmes-Spirit gleichzeitig verkörpern. Bleiben wir bei diesem Szenario, sind Icona Pop
wohl die Dampfwalze unter den Autoscootern:
»I crashed my car into a bridge / I don’t care ...«
Der Song (geschrieben von Charlie XCX) birgt
für das Debütalbum »This Is ...« natürlich ein
gewisses Risiko, und es erfordert Mut (oder
ist es Trotz?), gerade diesen als Aufmacher zu
wählen. Tatsächlich gelingt es dem Duo aber,
abgesehen von ein paar Durchhängern, das Level an Endorphin-geschwängertem Wahnsinn
zu halten: Die reizvolle Grenze zwischen gutem
und schlechtem Geschmack wird waghalsig
ausgelotet, und Songs wie »All Night« oder
»Ready For The Weekend« besitzen ähnliches
MORGEN
Spektakel
Infamis »Im Westen der Himmel«
Hymnen-Potenzial. Im Gegensatz zu den elf
Tracks, die für Körper und Seele Stress pur dar- Wenders Music / Rough Trade
stellen, spürt man zwischen Aino und Caroline
Kino / Poncho / Banjo
Harmonie. Die beiden scheinen sich besonders
Selbst wenn Wim Wenin einem Punkt einig zu sein: nichts zu ernst
ders einen schlechten Film
nehmen – außer vielleicht das Spaßhaben.
dreht, beweist er immer
Jenny Weser
Geschmack für gute Musik. Sein überambitionierter Streifen »Bis ans Ende
der Welt« (1991) etwa kam
in Begleitung von einem schönen SoundtrackVertigo / Universal
Album mit Songs von Nick Cave, Crime And
Krätze / Bratzen / Schnappi
The City Solution und Can. Vor zwei Jahren
Alles klar, das sind doch nun gründete der Regisseur seine eigene Platdiese Mittelalter-Vögel, tenfirma, Wenders Music, um zunächst einmal
die wir dick bebrillten den Score seines jüngeren Werks »Pina« zu
Hipster hier sonst immer veröffentlichen. Irgendwo unterm Himmel über
belächeln. Doch in #216 Berlin muss er dann auf Infamis gestoßen sein;
tauchten sie bei Doc Intro die bereits 1987 gegründete Band hatte sich zwar
mit schwerer Tour-Krätze schon in Szene-Kreisen einen Namen gemacht,
auf und ließen sich behandeln. Sehr lustig, muss einem größeren Publikum war sie jedoch noch
man ihnen lassen. Insofern ... okay, dann doch nicht bekannt. Wenders fand Gefallen an deren
auch mal in dieses x-te Album hier reingehört. Musik, die sich zwischen Americana, SpaghettiUm dort Folgendem zu begegnen: Kinderlieder- Western-Soundtracks und Chanson bewegt.
Melodien, aufgedröhnt durch cleane, aber sehr »Großes Kino« heißt der Opener und ist es, in
bratzige Rammstein-Bratgitarre, und dazu im- Pop übertragen, auch tatsächlich. Mit einem
mer noch diese Trademark-Instrumente aus Kafka-Zitat (»im Kino gewesen, geweint«) hebt
dem Schokoladen- oder Hexenjagdmuseum. der Song an und bewegt sich dann über einem
Textlich erzeugt die Band aus Berlin die Illu- manischen Galopp-Beat und in einen fetten
sion oder besser die Schreibwerkstatt-Kulisse Soundponcho gehüllt nach vorne, bis vor dem
von schwerem Tiefgang. Das allgegenwärtige inneren Auge in Cinemascope-Breite »The End«
Pathos unterstreicht diesen Umstand, allerdings aufzieht. Etwas ruhiger beziehungsweise kamergänzen die Texte bei genauerem Hinhören merspielartiger kommen dagegen die Songs
einfach nur perfekt die Kinderlied-Melodien. »Verrat«, »Keith«, »Lied ohne Wert« und »Auf
Zwischen Rockbratzerei und markigem Gegrolle Grund« rüber, die textlich und musikalisch eine
in »Wege ohne Namen« verbirgt sich hier eins Nähe zu Franz Josef Degenhardt, Element Of
a »Schnappi, das kleine Krokodil«-Pop – bloß Crime und Nils Koppruch aufweisen. Nennen
eben als authentische Mittelalter-Travestie zu- wir es Bänkelsänger-Country-Chanson.
gekleistert.
Frank Schuster
Linus Volkmann
091
In Extremo
»Kunstraub«
King Khan & The Shrines
»Idle No More«
Merge / Cargo
Soul / Feuer / Darkness
Warum überhaupt noch andere Musik hören?
Eine berechtigte Frage, wenn man das neue
Album von King Khan & The Shrines auflegt und
die Anlage laut dreht. Dass die Wahlberliner und
ihr psychedelisch aufgeheizter Garagen-Soul
zu ausgelassener Freude taugen, war klar. Wie
leidenschaftlich und hitsicher sie dabei auch
vierzehn Jahre nach Gründung und zahlreichen ausverkauften Konzerten sind, verdient
Applaus. Hier ruht sich niemand auf dem Szeneheldenstatus aus. »Idle No More« überholt
das gängige Promogewäsch vom »besten Album,
das die Band jemals gemacht hat« mit einem
lässigen Hüftschwung und entflammten Tanzschuhen. Schweißporen auf, der Groove ist im
Haus. Die Bläsersektion jubiliert, während der
Bass bei ungehobeltem Uptempo-Soul wie »Bite
My Tongue« oder »Luckiest Man« den Tanzboden ausrollt. Und in der Mitte des Albums
PRÄSENTIERT VON
L ANDSTREICHER BOOKING & EINSPLUS
PRÄSENTIEREN
BIELEFELD
AUSVERKAUFT!
HE M M O O R
AUSVERKAUFT!
BERLIN
A L L I G ATOA H × S A M × V I E R KA N T T R E T L AG E R
R O B LY N CH × DAG O B E R T × T EE S Y
& WEI T E R E ACT S F O LG E N I N KÜ R Z E
W W W. Z U H A U S E F E S T I VA L .D E
S CHWÄ B I S CH G M ÜND
092
MORGEN
hat der König mit »Darkness« dann noch eine
Fallgrube aus Blues und Gospel installiert. Ein
Ausflug in höllische Tiefen, der nicht unberührt
lässt. Auch in deiner Seele herrscht Dunkelheit!
King Khan & The Shrines führen dich ans Licht!
Bastian Küllenberg
Kurve, schrammt am Last Exit Bombast vorbei,
schafft ein Doppelalbum, das trotz allem 70erJahre-Konzeptalbum-Geist und über 70 Minuten Spielzeit kaum Längen aufweist. Was auch
daran liegt, dass die Songs ein weites Spektrum
abdecken: Steel-Gitarren-Americana, BoogieGlam, düstere Psychedelia, schleppender Blues,
Früh-Pink-Floyd, schwitzender Funk. Ein Album voller Kunstwille, doch angenehmerweise
wenig prätentiös, eher offenherzig, persönlich,
intim. Feine kleine Wohnzimmeroper.
Frank Schuster
Cass McCombs
»Big Wheel And Others«
Domino / Indigo
Liebe / Tod / Teufel
»Satan Is My Toy«, »The
Burning Of The Temple, 2012«, »Sooner Cheat
Death Than Fool Love«
– Songtitel wie diese sagen schon alles über den
alttestamentarischen Größenwahn von Cass McCombs’ neuem Doppelalbum. Etwa zeitgleich mit seinen Singer/
Songwriter-Kollegen Grant Hart, der zuletzt
mit »The Argument« eine Bearbeitung von John
Miltons Vers-Epos »Paradise Lost« veröffentlichte, und Joseph Arthur, der die sich über zwei
CDs erstreckende »Ballad Of Boogie Christ«
sang, legt nun auch McCombs ein ambitioniertes Langwerk vor, das voller Religion steckt,
aber nicht religiös ist. Und auch er kratzt die
Spektakel
SIGUR ROS
GIRLS IN HAWAII
LESLIE CLIO
MUTINY ON THE BOUNTY
DEAR READER
SYNTHESIS
FYFE
PORN QUEEN
ALVIN AND LYLE
BENJAMIN CLEMENTINE
MIGHTY OAKS
Monika / Indigo
Melancho / Memoryloop / Munich
Nach »Baden-Baden« und »Los Angeles« folgt
mit »Monaco« nun also die dritte Station von
Michaela Meliáns musikalischer Reise. Ins­
trumentale und ambiente Stücke, die zum Teil
aus ihren künstlerischen Arbeiten stammen,
werfen einen düsteren Blick auf die Glitzerwelt
Monacos. Einzige gesangliche Ausnahme ist das
fast schon obligatorische Cover der Münchner
Künstlerin: Diesmal zerlegt sie David Bowies
»Scary Monsters« in ein Anti-Rock-Stück. Darauf singt sie stoisch und mit hartem Akzent wie
eine bayrische Version von Nico die berühmten
Zeilen »Scary monsters, super creeps / Keep me
running, running scared«, dass einem das Blut
in den Adern gefriert. Dennoch hüllen einen die
gewobenen Klangteppiche auf »Monaco« immer
wieder sanft ein, man fühlt sich jedoch nicht
geborgen, sondern (allein) gelassen mit sich und
seinen Gedanken. Harte Klavieranschläge treffen immer wieder auf charmante Dissonanzen
und schaffen so eine melancholische Grundstimmung. Die vielfältige Instrumentierung
der Tracks mit Violoncello, Synthesizer, Gitarre, Glockenspiel oder Zither – die Melián alle
HURTS
NONONO
OK KID
Michaela Melián
»Monaco«
FRIGHTENED RABBIT
LONDON GRAMMAR
OWLLE
ANTIMATTER PEOPLE
I BREAK HORSES
COLT SILVERS
NATAS LOVES YOU
BOTTLED IN ENGLAND
DIRTY CROWS
AND MANY MORE
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AUFGANG
WE ARE MATCH
DRENGE
ALVIN AND LYLE
MORGEN
selbst eingespielt hat – findet ihre Ergänzung
in einem Mellofon, gespielt von Gastmusiker
Ching Ying Hsieh. Ein weiterer Kollaborateur
ist der Drummer Carl Oesterhelt, der zusammen
mit Melián bei den Avantgarde-Göttern F.S.K.
spielt. Die Melián’sche Melancholie findet auf
»Monaco« zur Perfektion, die filmmusik­artigen
Sequenzen und Loops schaffen Schleifen von Erinnerungen und Interpretationen, die zuweilen
durch bedrohliche Lynch’eske Untertöne gestört
werden: Willkommen in einer nicht eindeutigen
Welt – und heißt München auf Italienisch nicht
eigentlich auch Monaco?
Kerstin Kratochwill
Midlake »Antiphon«
Bella Union / Pias / Rough Trade / VÖ 01.11.13
Plätschern / Verluste / Flüsse
Seit ihrem 2010er-Album
»The Courage Of Others«
hat sich bei Midlake viel
getan. Nach der Tour zur
Platte verschwanden sie
ins Studio, kamen aber
nicht wirklich auf einen
Nenner. Dann verließ Sänger Tim Smith Ende
2012 die Band, was dazu führte, alle neuen Songskizzen wieder über den Haufen zu werfen.
So entstand »Antiphon« innerhalb von sechs
Monaten mit Eric Pulido an den Leadvocals. Das
Ergebnis: Psychedelic statt Folk. Die Idee steht
Midlake durchaus, nur hapert es leider an der
Umsetzung. Große Teile der Platte plätschern
so durch, nerven nicht, bleiben aber eben auch
nicht im Ohr. Dass Midlake gute Songs schreiben können, zeigt sich an Stücken wie »The Old
And The Young«, wo alles im Fluss ist, statt
nur zu plätschern, und man an der Story dran
bleibt. Oder in »Corruption«, einem Song, in
dem all der Hall und Raum das Stück nicht
ausfransen, sondern genau richtig viele weiße
Flecken vorhanden sind. Bleibt zu hoffen, dass
die Band diesen Weg auf dem nächsten Album
konsequenter weitergeht.
Anke van de Weyer
drei Slash-Zeichen /// – aber hey, das nervt) sind
ein Mysterium und verdammt konsequente
(Nicht-)Selbstdarsteller. Die Musik soll für sich
sprechen. Alter Hut, den man sich immer wieder
gerne aufsetzt. Wir werden ihrem Wunsch nachkommen. Die Bio ist schnell zusammengefasst.
Geburt: 2011. Erste Single im Mai 2013 (»Hurtlove«, file under: James Blake meets Auto-Tune).
alt-J-Remix im Juli (»Breezleblocks«). Debütalbum im September (self-titled). Problem nur:
Bei all dem konzeptorientierten Minimalismus
im PR-Bereich ist irgendwo das Komponieren
für Albumlänge flöten gegangen. Ohne Scheiß:
Dieser Auto-Tune-meets-Chillwave-meets-­
Piano-Kram ist ja momentan unantastbar, aber
ein bisschen mehr Harmonieführung und ein
bisschen weniger Auto-Tune würden das Album
arg bereichern. Wenn die einzige gute Melodie
auf dem Album von einem Nicht-Bandmitglied
stammt (Joey Santiago von den Pixies spielt
Pias / Rough Trade
Gitarre bei »Heartbreaker«), dann sollte man
Anonym / Chillwave / Auto-Tune
sich Gedanken machen. Oder einfach – wie
Keine PR, keine Nachna- gelernt – den Mund halten.
men, keine Anekdoten, Holger Wendt
keine Historie, keine Gesten, kaum Videos, vereinzelte Konzerte, eine Handvoll Remixe. No Ceremony
(eigentlich geschrieben mit
No Ceremony »No Ceremony«
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Das langerwartete
DEBÜT-ALBUM von
Robert Pollard
»Honey Locust Honky Tonk«
Fire / Cargo
Unfrisiert / Indie / Bürgermeister
Es gibt ein paar Stellen auf
dem neuen Soloalbum von
Guided-By-Voices-Mastermind Robert Pollard, da
klingt er stimmlich haargenau wie David Gedge:
leidenschaftlich beiläufig
und leicht daneben. Und irgendwie passt das ja
auch. Achtung, steile These: GBV waren schon
immer die amerikanische Variante von The
Wedding Present: ein unfrisierter Frontmann,
der früher die Bandmitglieder wechselte wie die
Baumwollsocken, genreprägend und schon immer dabei – und so was von Indie-konservativ ...!
Im Falle von Robert Pollard wird das »immer so
weiter« untermauert durch einen wahnwitzigen
Output: In dem einen Jahr, seit der Bürgermeister von Dayton den Juli 2012 als »Guided By
Voices Month« ausgerufen hat, gab es allein zwei
GBV- und zwei Soloalben. Der Mann, der nach
eigenen Angaben über 4000 Songs geschrieben
hat (mehr als 1600 sind zumindest auf seinen
Namen bei den Rechteverwertern vom BMI
registriert), packt einfach genau eine Idee in
einen Song. Solange die aber so gut sind wie die
Mehrzahl der 17 neuen wieder, kann er ruhig
immer weitermachen.
Claudius Grigat
Inkl. der Hits
FINDERS KEEPERS,
PUSH PLAY und
RAISED IN RAIN
Ab jetzt!
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Sebadoh »Defend Yourself«
Domino / GoodToGo
Wurzel / Milde / Lo-Fi
Rockstars werden im Alter
gemeinhin weichgespült,
klebrig oder schmierig.
Nicht so Lou Barlow. Der
Mann, der genauer betrachtet nie wirklich ein
Rockstar war, steht seit geraumer Zeit wieder mit seinem wirr ins Gesicht
fallenden Haarschopf bei den Indie-Antistars
Dinosaur Jr am Bass und hat jetzt auch sein
erstes Seitenprojekt Sebadoh nach langer Pause
erneut angeschmissen. Stilistisch hat er für
dessen neues Album »Defend Yourself« nichts
geändert, klanglich aber schon: Das Album
klingt wieder so ungeschminkt und direkt wie
in der Frühphase der Band und besitzt dadurch
eine Frische, die Sebadoh vor ihrer Pause zwischenzeitlich abging. Die erste Hälfte des Albums ist geprägt von ungestümen Rockern, die
zweite von der Sorte Songs, die Barlow in den
Augen vieler seiner Fans sowieso immer schon
am besten konnte: Balladen, ruhige, gefühlvolle
Songs, die selbst jetzt nicht schmierig wirken,
sondern einen sehr dezenten und aufrichtigen
Ton treffen. »Defend Yourself« könnte musikalisch zweifelsfrei auch in der Hochphase
Sebadohs zwischen »Bubble & Scrape« und
»Harmacy« entstanden sein – und das ist als
Kompliment gemeint.
Christian Steinbrink
Pearl Jam »Lightning Bolt«
Sepalot »Black Sky«
Republic / Universal
Eskapaden / Soulfood
Wachsfiguren / Grunge / Eddie
Das wirkliche Aha-Erlebnis
bezüglich des mittlerweile
zehnten Albums der zum
Rockinventar gewordenen
Grunge-Legende Pearl Jam
betrifft eine ganz andere
Band. Und zwar The Killers. Der Opener »Getaway« legt los und endlich
kommt man drauf, wo jene Killers ihren vermeintlich so originellen Classic-Rock-Gestus
der letzten Platte (»Battle Born«) herhatten. Bei
den Posern aus Las Vegas ist dieser Sound allerdings Attitüde bei Vedder und seinen Rockisten
eher so Schicksal. Und ab »Mind Your Manners«
verwischt sich dann auch zusehends der Link
zu den Rockhipstern wieder, und Pearl Jam sind
das, was sie am besten können: Pearl Jam. Das
bedeutet Midtempo-Rock, prägnante Bassläufe
und viel gepresstes Pathos. Am meisten hat man
als Hörer davon, wenn die hochmotivierten,
betagten Darsteller einer Angry-Young-MenCombo ihrem Frontmann allen Raum lassen.
Denn der kann diesen immer noch ausfüllen.
Keiner kann die Vokale bei den Refrains in
so einem unverkennbaren Stil in die Länge
meckern. Grüße aus dem Seattle-Poesiealbum.
Sandra Brosi
Düster / Schmutzig / Aggressiv
Auch wenn der Blumentopf seit über einer Dekade
eine feste Konstante in der
deutschen Rap-Szene ist
und man gerne annimmt,
dass die vier Herren aus
München eigentlich nur
im Verbund »die Reime rauslassen«, gab es
auch immer Soloprojekte der Töpfe, die aber
zugegebenermaßen wenig beachtet wurden.
Vor allem beim DJ und Hauptproduzenten der
Gruppe, Sepalot, unterschieden sich die musikalischen Alleingänge signifikant von den Alben
der Band. Schlagworte wie »düster«, »schmutzig« und »aggressiv« würde man wohl kaum
mit einer Blumentopf-Platte in Verbindung
bringen. Sepalots fünftes Soloalbum »Black
Sky« geht aber genau in diese Richtung. Vom
ersten Song an fühlt man sich weniger an klassische HipHop-Produktionen erinnert, viel eher
drängt sich der Vergleich mit den Black Keys
und deren Blues-Rock-Entwurf auf. Wenn Sepalot zwischendurch den Mark Ronson gibt
und die hochtalentierte Ladi6 in bester AmyWinehouse-Manier betört, hat die Platte eine
Radiosingle, die trotzdem nicht nach Pop klingt
(»March On«). Kleine Randnotiz: Seine Band-
To u r d a t e s
Talbot
»Scaled«
Kollegen sind noch nie auf einer Sepalot-Soloplatte aufgetaucht. Andererseits lassen sich
die Sepalot-Soloprojekte gerne als Vorboten
in Sachen Soundästhetik eines neuen Topf- Devouter / Broken Silence / VÖ 22.11.13
Albums verstehen. Wenn das bei »Black Sky« (Post-)Doom / Monster / Massiv
auch einträfe, wäre das eine ziemlich gute Sache.
Ist das noch Doom oder
Julian Gupta
schon hypnagogische
Dienstleistung, was Talbot
auf ihrem zweiten Album
präsentieren? Nicht dass
die Musik des Duos aus
Lucky Number / Pias
der estnischen Hauptstadt
Trash / Hubba / Bubba
Tallinn übermäßig ereignisarm wäre oder gar
Na klar denkt man bei einschläfernd. Mit Bass, Drums, Synthesizern
den Sleigh Bells an all die und Wechselgesang zwischen harschem Geheul,
anderen Slacker-Paare: Stoner-Timbre und Krümelmonster-Growls
White Stripes, Kills und erschaffen die beiden Musiker einen massiv graso weiter. Ex-Poison-The- vitätischen wie psychedelischen Klangkosmos,
Well-Gitarrist Derek E. in dem sich zu verirren unmöglich ist, weist er
Miller und Sängerin Alexis doch sämtliche Genremerkmale auf. So kennt
Krauss sind allerdings eher so etwas wie die All- der Fan es. Da fühlt man sich zu Hause. Doch
American-Thrash-Variante der Noise-Duo-Idee. genau das ist das Problem dieses von vorne bis
Auf ihrem dritten Album setzen sie konsequent hinten gut gemachten und mit durchaus großden eingeschlagenen Weg fort: hässliche Gitar- artigen Momenten (Titelsong!) aufwartenden,
ren und Stars’n’Stripes beim Artwork und beim in der Summe jedoch leider harmlosen Albums.
Sound hässliche Gitarren zu 80er-Bombast- In einem Genre, in dem spätestens seit der bei
Sounds und Crunk-Beats mit Claps und Verzer- Neurosis eingesetzten Altersmilde und der Aufrung – also All und die Pet Shop Boys begleiten lösung von Isis alles gesagt scheint, begnügen
Lady Gaga auf einem miesen Wochenendtrip. sich also auch Talbot damit, altbekanntes VoIn der richtigen Lautstärke ist das arschcool kabular zu rezitieren. Das tun sie beflissen und
und macht mindestens so viel Spaß wie ein mustergültig. Aber die Vision, Mensch! Wo ist
Hubba-Bubba-Kaugummi. Vor drei Jahren, zu denn die Vision?
Zeiten ihres Debüts, war das auch ziemlich Ulf Imwiehe
neu und hip. Jetzt aber schickt es sich an, auch
noch richtig erfolgreich zu werden. Schließlich
hat man nicht nur in der iPhone-5C-Werbung
einen Song untergebracht, sondern auch im
OST von gleich zwei aktuellen Filmen: »The Saddle Creek / Cargo / VÖ 01.11.13
Bling Ring« und »Pain & Gain«. »It-Action«- Selig / Schön / Egal
Musik sozusagen.
Das fünfte Solowerk von
Maria Taylor beweist zuClaudius Grigat
allererst einmal, dass sie
offensichtlich angekommen ist. Wo genau? Nun,
auf jeden Fall an einem
Haldern Pop / Rough Trade
Ort, wo es schön ist. Wie
Glanz / Licht / Bart
durchströmt von höherem Wissen über SchlupfUm uns den Abschied etwas löcher im Chaos, tragen diese Lieder in ihrem
süßer zu machen, geht die countryschwangeren Dreampop eine selige
legendäre skandinavische Ausgeglichenheit in sich. Vergessen scheint all
Bartrockgruppe einfach der Zweifel- und Schwermutsfolk ihrer Vergannicht. Dieser begrüßens- genheit. Aber schließlich sind diese Songs nach
werte Ansatz findet sich eigener Aussage die ersten, die sie abseits eines
nun wieder in einem Gefühls von Traurigkeit komponieren konnte.
10-Inch-Album. Benannt nach dem letzten Song Und den Name Conor Oberst sucht man weit
der letzten Platte und angefallen seinerzeit im und breit vergebens ... Man freut sich für sie, keiRahmen jener Farewell-Albumproduktion. Der ne Frage, doch Folk lebt vielleicht, so schrecklich
Untertitel »There’s Another Day After Tomor- das klingen mag, vom Schmerz des Erzeugers.
row« macht jedenfalls berechtigte Hoffnung, Und so rauschen neun dieser zehn wunderbar
dass diese fünf nachgeschobenen Glanzlichter leichtfüßigen Lieder äußerst reibungsarm an der
ein Zeichen dafür sind, dass dieses Ende ein Einrichtung vorüber – bis das Herz des Hörers
durchlässiges ist. Weiter geht’s doch immer ganz plötzlich, mit den Schlussakkorden von
irgendwie. Mit dieser Band wäre es aber in jedem »A Lullaby For You«, in die Schwerelosigkeit
Fall schöner.
entfleucht. Aha, das meint sie also.
Ulrike Puth
Joscha Kollascheck
Sleigh Bells
»Bitter Rivals«
Maria Taylor
»Something About Knowing«
The Soundtrack Of Our Lives
»Shine On«
OFF THE CHAIN TOUR 2013
HIS STATUE FALLS
EIT
NEUEN BIEDERK
DIE KÄLTE DER
TOUR
31.10. DÜSSELDORF FFT
1.11. BREMEN TOWER
2.11. BIELEFELD FORUM
3.11. COTTBUS CLUB BEBEL
7.11. ESSEN WESTSTADTHALLE
8.11. KIEL SCHAUBUDE
15.11. HAMBURG MOLOTOW
21.11. LEIPZIG WERK 2
23.11. AACHEN MUSIKBUNKER
1.12. WIEN B72
11.12. OSNABRÜCK KL. FREIHEIT
12.12. DORTMUND FZW
13.12. MANNHEIM A. SEILEREI
14.12. AUGSBURG KANTINE
15.12. WIESBADEN SCHLACHTH.
16.12. FREIBURG WHITE RABBIT
18.12. MARBURG KFZ
19.12. STUTTGART LKA LONGH.
20.12. SAARBRÜCKEN KL. KLUB
21.12. DRESDEN BEATPOL
22.11.JUZUTOPIA
SAARLOUIS
2
3.11.NÜRNBERG
ZENTRALCAFÉ
2
9
.11.MUSIKBUNKER
AACHEN
3
0.11.DÜSSELDORF
THETUBECLUB
SPECIAL GUEST: EYE SEA I (EST)
GUEST EYE
SEA I (EST)
31.10.SPECIAL
NÜRNBERG
ROCKFABRIK
01.11. KÖLN UNDERGROUND
02.11. KOBLENZ DREAMS 08.11. WIESBADEN SCHLACHTHOF 09.11. HANNOVER
BÉI CHÉZ HEINZ 15.11. STUTTGART
ZWÖLFZEHN 16.11. WIEN ARENA
23.11. SAARBRÜCKEN JUZ FÖRSTER
14.12. ANRÖCHTE SHOUT ARENA FESTIVAL
WWW.HISSTATUEFALLS.COM
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W W W . S PA R T A - B O O K I N G . C O M
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22.11. DANGAST, KURHAUS
21.12. SALZWEDEL, SPEICHER
22.12. BERLIN, CASSIOPEIA
23.12. BREMEN, TOWER
WWW.JOHNCOFFEY.NL
TOUR VERSCHOBEN!
2014
31.10. Oberschwabenklub
TOUR
07.11. zakk Düsseldorf
08.11. La Parenthèse Nyon
09.11. Pontem Herisau (CH)
10.11. Introducing Berlin
(CH)
18.03.
04.04.
07.04.
09.04.
11.04.
12.04.
17.04.
24.04.
01.05.
Ravensburg
Schlachthof Wiesbaden
Kantine Augsburg
Béi Chéz Heinz Hannover
Kleiner Klub Saarbrücken
Weststadthalle Essen
MAU Rostock
Lindenpark Potsdam
Rockfabrik Nürnberg
Bebel Cottbus
BOTTLEDINENGLAND
31.10. MuK, Giessen
01.11. Hamburg, Nochtspeicher
02.11. Tower, Bremen
03.11. Nachtleben, Frankfurt am Main
07.11. zakk, Düsseldorf
08.11. Patronaat, Haarlem (NL)
09.11. Kleine Freiheit, Osnabrück
15.01. Lindenbrauerei, Unna
23.11. (LUX)ESCHALZETTE
SONICVISIONS
TOURDATES
FEIN BONSCHE TOUR
06.11. MÜNCHEN / MUFFATHALLE*
07.11. NÜRNBERG / HIRSCH*
08.11. STUTTGART / LKA LONGHORN*
09.11. WIESBADEN / SCHLACHTHOF*
10.11. DORTMUND / FZW*
13.11. HANNOVER / CAPITOL**
14.11. DRESDEN / ALTER SCHLACHTHOF**
15.11. BERLIN / HUXLEY‘S NEUE WELT**
16.11. SAARBRÜCKEN / GARAGE**
20.11. FREIBURG / JAZZHAUS**
21.11. BIELEFELD / RINGLOKSCHUPPEN**
22.11. HAMBURG / GROSSE FREIHEIT 36**
* W/ MONOSHOQUE
** W/ SEA + AIR
JAHRESABSCHLUSSKONZERTE
28.12. KÖLN / LIVE MUSIC HALL (AKUSTIK SHOW)
29.12. KÖLN / LIVE MUSIC HALL (ROCK SHOW)
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Sebastien Tellier
»Confection«
Record Makers / Al!ve / VÖ 08.11.13
PINE TRAILS
the new
album out
november 1st
Klavierism / Feelgood / No Sex
Für sein neuestes Werk
hat Tellier seine »La
Ritournelle«-Band wiedervereinigt, inklusive
Tony Allen, und doch ist
alles ganz anders. Vom
Popchanson hat sich der
Pariser Chefcrooner vorübergehend verabschiedet, das Album kommt fast ohne Gesang aus.
Nichts mehr übrig vom irren New-Age-Pop
von »My God Is Blue«, stattdessen werden
Orchester und Opernsängerinnen aufgefahren. »Confection« ist vollgepackt mit Zierrat,
Klavierismen und Streichern. Eine lupenreine
Easy-Listening-Feelgood-Platte für die segelnde
Schickeria, könnte man sagen, wenn man dem
Mann Böses wollte, aber das allein ist natürlich kein Argument. Es gibt schließlich sehr
gute Yacht- und Segelalben. Der Hauptgrund,
warum dieses Album nicht funktioniert, ist
tatsächlich der fehlende Gesang. Als Pariser
Chefcrooner, der er früher mal war, meldet sich
Tellier nur auf einem Stück zu Wort. Doch war
es ja gerade das exzentrische, überkandidelte,
pseudo-glamouröse Gebaren des bärtigen Erotomanen, das die Alben bei aller musikalischen
Glattheit zu skurrilen, fast campen Kleinoden
machte. Die Enteierung steht ihm einfach nicht.
Das ist doch kein echter Mann. Ich will wieder
Lieder über Sex.
Sebastian Ingenhoff
Trentemøller »Lost«
In My Room / Rough Trade / VÖ 20.09.13
Bekannt / Lecker / Beliebig
Anders Trentemøller legt
mit seinem dritten Langspieler »Lost« wieder die
gewohnte Mischung aus
Popstrukturen, elektronischen Arrangements und
klassischer Instrumentierung vor. Wie auf »Into The Great Wide Yonder«
von 2010 ist für Abwechslung auf jeden Fall
gesorgt, wenn er hier Amon-Tobin-Soundwände, dort Portishead-Percussions und anderswo
New-Order-Bassläufe auffährt. Hinzu kommen
nicht weniger als sieben GastsängerInnen: von
Low über Jonny Pierce (The Drums) bis hin
zu Kazu Makino (Blonde Redhead). Was das
Album zusammenhält, ist die dichte, basshaltige Atmosphäre, die mal laut, mal leise, aber
immer intensiv die einzelnen Songs bestimmt.
Nur klingen viele Melodien wie schon einmal
gehört, und die Stimmungswechsel machen es
schwierig, emotional am Ball zu bleiben. Eine
Platte wie eine Kiste verschiedener Schokoriegel
– alle für sich superlecker, aber nach der großen
Fressorgie bleibt doch Magengrummeln.
Henje Richter
UNS
»Gegengift«
Nois-o-lution / Indigo / VÖ 22.11.13
Falsett / Alarmekstase / Disco-Punk
Die emanzipatorische
Macht unkonventioneller
Gesangsleistungen lässt
sich ja kaum überschätzen.
Auch wenn es wehtut, man
kann gar nicht anders, als
aufzumerken, ja, berührt
zu sein, wenn der von unter anderem Kate
Mosh bekannte Sn Cleemann mittels Falsett
den Dringlichkeitsfaktor seines ohnehin nicht
eben zurückgenommenen Stimmeinsatzes in
Bereiche pusht, wo Kapriziosität und ironisierendes Pathos zu enthemmter Alarmekstase
verschmelzen. Das nervt mitunter, verleiht dem
Disco-Punk des Berliner Trios UNS allerdings
eine irisierende Verve irgendwo zwischen The
Darkness, D.C.-Hardcore und NDW. Zirpend
und knatternd schrillt sich die Band durch ein
Repertoire, das auf dem Indie-Dancefloor so gut
funktioniert wie im Pit, und hat sich bei aller
Exaltiertheit eine gesunde, Kraft spendende
Wut bewahrt. Kaputtschlagen und Aufrichten
meinen hier dasselbe. Ebenso wie Kreischen,
Lachen und Trost. Man muss es nur aushalten
wollen. Denn im Guten wie im Schlechten, die
Musik von UNS ist alles, nur nicht wirkungsarm
oder gar bequem.
Ulf Imwiehe
Barney: Zum Glück ist der Song endlich zu Ende.
Wovon zum Teufel hat die alte Dame da bloß gesungen?
Robin: Hey, Neil Young ist mein Lieblingsmusiker!
Barney: Ist das die Alte aus »Golden Girls«?
www.satellitestories.com
Schöne Zitate Teil IV.
Heute: In der fünften Staffel der Sitcom »How I Met Your Mother« brandet zwischen
Robin und Barney mal wieder ein Streit zum Thema Kanada auf. Leidtragender dabei vor
allem Neil Young.
RAUF
Ásgeir
»In The Silence«
Man stelle sich vor, dass
Bon Iver seine Stilistik
weiter ausbreitet und
mittlerweile auch für
Postal Service singt. So in etwa
klingt der junge Finne Ásgeir. Und
das ist ziemlich spektakulär.
den die Musik dann auch noch
weitertreiben möchte: blubbernder House, der zwar Minimal mitdenkt, sich aber eigentlich längst
in Soul, Cocktails, Samt und Barry White verguckt hat.
Matt Elliott
»Only Myocardial
Infarcation Can Break
Your Heart«
Im Vergleich zu den vorangegangenen Alben
ist das neue des ehemaBoardwalk
ligen Third-Eye-Foundation-Masterminds eher zwanglos
»Boardwalk«
Das Album mag nicht und frei geraten. Trotzdem bleibt
so hübsch verziert sein Matt Elliott der meistunterschätzwie viele aktuelle Chill- te Folk-Künstler der Gegenwart.
wave-Produktionen,
dafür beeindruckt es durch sinnli- Howe Gelb
che Leere und einen stimmungsvol- »The Coincidentalist«
len Horizont, der manchmal sogar
Howe Gelb, Masterdie Klasse von Mazzy Star erreicht.
mind von Giant Sand,
kloppt seit 1985 Album
Causa Sui
um Album raus. »The
Coincidentalist« ist dabei nicht
»Euporie Tide«
Die Dänen Causa Sui mehr, aber auch nicht weniger als
reichern Psych-Rock ein Howie-Gelb-Album für Fans
hier mit Sixties- und von Howie Gelb (und Giant Sand).
Kraut-Elementen an,
sodass man sich teilweise gar an Joanna Gruesome
Chicago-Postrock erinnert fühlt. »Weird Sister«
Rein instrumental, extrem stark.
Erstklassiger Bandname, erstklassige
The Darcys
Band. So einfach ist
das. Der fröhlich ver»Warring«
Vor zwei Jahren waren schrammelte Noisepop mit Sängesie als eher willenlo- rin ­A lanna am Mikrofon ist nicht
se Popband gestartet, breitschultrig produziert, walzt
nun überzeugen die an aber trotzdem lässig alles nieder.
Bloc Party und Foals angelehnten My Bloody Valentine in nett!
Sounds sowohl durch eine schneidende Dynamik als auch durch ein Tim Kasher
kraftvolles Gewand aus Synthies »Adult Film«
und effektbeladenen Gitarren.
Das ist doch der Eumel hinter Cursive
Douglas Dare
and The Good Life aus
»Seven Hours«
dem schönen Omaha.
Douglas Dare ist ein Dringlichkeit, Chaos, zarte Mojunger Brite und ver- mente, versteckte Popmelodien und
sierter Pianist. Er Texte, die man nur halb kapiert. So
singt zudem noch wie hat Musik gefälligst zu sein.
Patrick Wolf und unterlegt seine
Songs mit fragilen Beat-Gerüsten. Cate Le Bon
Diese Debüt-EP verspricht viel – »Mug Museum«
kein Scheiß, Mann!
Cate Le Bon ist eine walisische Singer/SongDrei Farben House
writerin mit mädchenhafter, aber gleichzeitig
»Choice Item«
Doppel-Vinyl-LP mit tiefer Gesangsstimme, die über eischönem Cover-Art- ner dünnen E-Gitarre und einem
work – hier wird der leicht verstolperten Schlagzeug beanaloge Kunde sofort ängstigende Texte singt. Fasziniesexuell erregt. Einen Zustand, rend, klug und ungelenk.
098
MORGEN
RAUF
Felix Kubin
»Zemsta Plutona«
Entmenschte Computermusik mit merkwürdigen Songtiteln
(»Der Kaiser ist gestorben«) und Kunstquatsch haben die
Deutschen einfach drauf. Felix Kubin zeigt Rocktrotteln echte Avantgarde. Platte ist so weit vorn, dass
sie es nicht mal nötig hat, gehört
zu werden.
Kid606 »Happiness«
Der Albumtitel »Happiness« ist hier zur Abwechslung mal nicht
ironisch gemeint. Clever zusammengestoppelte Electrosounds machen es sich mit leicht
schmierigem Schnöselpop aus den
80ern auf dem Sonnendeck gemütlich, dazu gibt’s Schaumwein. Wen Lily & Madeleine
das Album nicht glücklich macht, »Lily & Madeleine«
Was First Aid Kit für
der ist es schon.
Schweden waren, sind
Lily & Madeleine für
Mark Kozelek /
Desertshore
Indianapolis: ein junges, zartes Female-Folk-Duo mit
»Mark Kozelek And
Desertshore«
einer sehr dezenten und akzentuMark Kozeleks Ant- ierten Instrumentierung.
wort auf die Krise der
Musikindustrie: Er ver- Milky Chance
öffentlicht alle fünf, »Sadnecessary«
Sehr eigener Entwurf
sechs Monate ein neues Album.
eines außergewöhnHier mit völlig unverschlüsselten autobiografischen Songs. Der
lichen Projekts, komHerbst von seiner goldenen Seite.
men die beiden Ak-
teure doch aus dem – Verzeihung
– schnöden Kassel. Und siedeln sich
irgendwo an zwischen Fun Lovin’
Criminals, Abby, Inner Circle. Wilde Mischung, grooviges Ergebnis,
spannendes Album.
den großen Songwriter-Qualitäten
Hatfields endlich wieder ein zeitgemäßes Soundgewand zu verpassen.
Miraculous Mule
»Deep Friend«
Liebevoll auf alt getrimmte Mischung
aus Blues, Gospel,
Rock’n’Roll und Folk.
Die Band kommt zwar aus England, klingt aber, als sei sie direkt
aus amerikanischen Sümpfen herausgekrochen. Musik für die putzigen, fortschrittsfeindlichen Thirty-Swampthings unter den Lesern.
Mineral
»Plastic Ekphrastic«
Alan McGee hat wieder
ein Label – der Creation-Gründer hatte es
in den Nullern ja noch
mal mit Poptones versucht, nun
heißt das Baby 359Music und veröffentlicht unter anderem den euphorischen Entwurf von Mineral
aus Irland und Frankreich, der stark Lee Ranaldo And
an Pizzicato Five erinnert.
The Dust
»Last Night On Earth«
Minor Alps
Lee Ranaldo, einer der
»Get There«
drei sexy Opis von der
Die aktuelle Bandpauewigen Lieblingsband
se Nada Surfs hat deSonic Youth, hat mal
ren Sänger Matthew wieder ein richtig liebevolles, abCaws für ein gemein- gehangenes, klassisches Indierocksames Album mit der 1990er-In- Album gemacht. Was den guten
die-Ikone Juliana Hatfield genutzt. Mann natürlich noch cooler macht,
Und Caws schafft es tatsächlich, als er ohnehin schon ist.
15 - 18 januarY 2014
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EUROSONIC NOORDERSLAG IS ORGANIZED BY
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NOORDERSLAG
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Morgen
Pick A Piper
»Pick A Piper«
Brad Weber alias Pick
A Piper ist nicht nur
­C aribous Schlagzeuger, sondern auch ein
­B edroom-Produzent von polyrhythmisch poppenden HouseTracks. Mitsamt verschiedenen
Gastsängern auf seinem Album
klingt er beinah wie eine an Caribou angelehnte Fortsetzung des
Postal Service. Beschwingt und lebendig.
The Spook School
»Dress Up«
Ist das auf dem Foto
wirklich die Band?
Zum Knutschen! Ein
bärtiger Herr (Typ Fliesenleger mit Schnauzbart) und drei
zwei Köpfe kleinere Girls, die alle
aussehen wie das Boy-Girl George von den Fünf Freunden. Und
die Musik (Post-Punk-Pop) ist noch
besser.
John Talabot »DJ-Kicks«
Bekannte Reihe, guter
Typ, unter anderem
Stücke beziehungsweise Mixe von Maps, Harmonious Thelonious, North Lake
und sogar von den deutschen Abby
am Start. Läuft gut.
haben Tristesse Contemporaine
nichts von der mystisch-glamourösen Aura ihrer Musik eingebüßt.
»Stay Golden« schlängelt sich ebenfalls elegant zwischen Proto-House
und Disco, rhythmusbasiertem
Postpunk und den Talking Heads
durch.
Turin Brakes
»We Were Here«
Das Duo kann immer
noch hübsch Gitarre
und toll dazu singen.
Und wer denkt, dass
jetzt der Diss kommt, hat sich leider geirrt, denn durchgedrehte
Egospinner, die an irgendwelchen
Geräuschquellen herumfummeln
und sich aufführen, gibt es doch eigentlich schon genug. Jetzt sind mal
wieder die Normalen dran!
The Toxic Avenger
»Romance & Cigarettes«
Woher haben die französischen Electro-Produzenten eigentlich
immer diese übertrieben geilen Sounds? Steckt da deren
Regierung dahinter? Simon Dela- Tristesse
Dean Wareham
croix macht daraus düster-melan- Contemporaine
cholischen, aber gut tanzbaren Syn- »Stay Golden«
»Emancipated Hearts«
thie-Pop mit 80er-Anleihen. Hippe
Auch nach dem zum
Dean Wareham schrieb
Zukunftsmusik für Checker und
Überraschungserals Sänger von Galaxie
ganz normal Feierwütige gleicherfolg mutierten Debüt
500 einst schläfrig wirmaßen.
im vergangenen Jahr
kende Indie-Rockge-
# 0 1 .1 1 . 2 0 1 3
099
schichte, dann kam der Dreampop-Act Luna und später das Duo
Dean & Britta. Diese Solo-EP führt
ihn zurück zu seinen Anfängen: Die
brüchig-verhallten Git-Pop-Miniaturen klingen wie von einem Galaxie-500-Zwei-Zoll-Tonband 1988.
Jonathan Wilson
»Fanfare«
Dieser Mann ist eine
Wundertüte: Er kann
den bräsigen Schwitzrock der 1970er genauso wie den Psych- und Softrock dieser Dekade – und das farbenfroher,
eleganter und besser als einige der
Originale. Voll das Talent!
Seid
ihr Gut
drauf?
www.intro.de
RUNTER
Bloc Party Tapes
»Mixed By Kele«
Der Titel ist (bewusst)
etwas irreführend. Bloc
Party präsentieren hier
keine lost songs, herausgekramt von Sänger und Songschreiber Kele, nein, Letzterer hat
für diese !K7-Compilation-Reihe eigene Favs zusammengestellt. Ganz
nette bis egale VÖ mit unter anderem Junior Boys, Carl Craig, Larry
Heard. Wegen Etikettenschwindel
aber: runter damit!
Richard Buckner
»Surrounded«
Für seine lange Karriere
mit mehreren AlbumHöhepunkten verdient
Buckner Respekt. Auf
seinem neuen Album hat er neben
der Vertonung seiner Texte und diversem schönen Soundornament
aber die Sorgfalt beim Songwriting
vollkommen vergessen.
Drape
»Canilcular Days«
Junge Leute, glockenklare Stimmen, hymnisches Popmusizieren,
skandinavisches Melodieverständnis. Leider klingt alles
wie Begleitmusik zum nächsten
O2-Clip. Dreampop ist mittlerweile schlimmere Gebrauchsmusik als
Katzenfutter-Jingles ...
onale Folklore sie mit den eigenen
Soundscapes vermengten. Konsequent, aber nicht geil.
F.S.Blumm
»Up Up And Astray«
Man muss F.S.Blumm
hören: In den letzten
15 Jahren hat der Berliner der Welt so viele
tolle Platten in verschiedenen Zusammenhängen beschert. Diese
Fingerübung in frei assoziiertem
Easy Listening allerdings gehört
nicht unbedingt dazu.
The Fratellis
»We Need Medicine«
Nach drei Jahren Auszeit sind die schottischen Retro-Nervensägen mit dem doofen
Bandnamen wieder zurück. Und
bei aller Sympathie für britischen
Punk, Glamrock und meinetwegen
auch Led Zeppelin, in der Verwurstung dieser Zirkusclowns bekommt
man nicht gerade das Gefühl, dass
Musik früher besser war. Und heute schon mal gar nicht.
The Head And The Heart
»Let’s Be Still«
Würg. Tralala-Indiefolk des geringsten Widerstandes, in dem mal
wieder über den Sommer, die Liebe, Freundschaft und
dass das Leben gar nicht so einfach ist gesungen wird. Okay, die
Stücke an sich sind gar nicht übel,
aber warum kann es darin nicht
mal um Missverständnisse bei
Ef
Whatsapp oder das Verschwinden
des Trinkphänomens »Bubbletea«
»Ceremonies«
Das nennt man wohl gehen? Dann wäre es nicht so ver»Stagnation auf hohem dammt öde!
Niveau«: Ef sind an der
Kante zwischen Mog- I Am In Love
wai und Sigur Rós softer gewor- »Raw Heart«
den, haben aber ihre würdevolle
So ein schöner BandnaAura behalten. Trotzdem verharrt
me, und dann ist doch
ihr Postrock mittlerweile in allzu
nur wieder so ein dusseliges Dreieck auf dem
bekannten Posen.
Cover. Hypermoderner Pop im Stil
von M83, der auf verletzlich und
Esmerine
geheimnisvoll macht, mit einigen
»Dalmak«
Rockmusik ist mit dem guten Ideen und viel verhalltem
einstmals für Bands Standard. Kein wirklich schlechwie Godspeed You! tes Album, aber auch nicht wirkBlack Emperor gefeier- lich gut. Also schlecht.
ten Label Constellation wohl nicht
mehr zu machen. Jedenfalls haben Krohn Jestram Lippok
Esmerine in Istanbul eine Reihe »Dear Mister Singing
Musiker aufgegabelt, deren regi- Club«
Auf der einen Seite
zeigt das Album den
Geist von Tarwater in
alter Form, auf der anderen wirkt es wie einer weinseligen Schreibwerkstatt entsprungen.
Ungezwungen gebrummte halbgute Dichtungen treffen auf hochversierte Kraut-Electro-Tracks.
The Low Frequency In
Stereo
»Pop Obskura«
Gegen kühle Frauenstimmen und leicht
verhallte Soundästhetik ist nun überhaupt
nichts zu sagen, nur ist man sich im
Hause The Low Frequency In Stereo anscheinend zu fein, mal keinen Song zu schreiben, den man
während des Hörens bereits wieder vergessen hat.
Mariam The Believer
»Blood Donation«
Nach ihrer Zeit bei
Wildbirds And Peacedrums gibt sich Mariam Wallentin in ihrem Soloprojekt nahbarer. Dadurch
verliert sie streckenweise aber ihre
musikalische Eigenständigkeit.
Okay: Fans von Amanda Palmer
oder Kate Bush könnten es mögen.
Screw them!
Christian Steiffen
»Arbeiter der Liebe«
Mmmh, ob wohl auch
die restlichen elf Songs
so erbärmlich unwitzige Schlagerscheiße sind, dass man sich sogar noch
Dieter »Thomas« Kuhn zurückwünscht? Wir werden es nie erfahren, weil nach Stück drei ein
Kollege vor Ekel die Anlage kaputtgetreten hat ...
Traams
»Grin«
Ganz schön streng, wie
die aus der britischen
Provinz stammenden
Traams in ihr Debüt
starten. Ihren schneidend reduzierten Postpunk halten sie auf der langen Strecke dann aber doch nicht
durch und öffnen ihn für Shoegazer-Mittelmäßigkeit.
The Wave Pictures
»City Forgiveness«
Der freundliche Rumpel-Folk der fleißigen
Bienchen aus London
überrascht diesmal mit
einer Leadgitarre, die dazu Bluesrock spielt, und sonst mit eher gar
nichts. Ein Doppelalbum über
Tour- und Reiseerlebnisse, so langweilig wie ein Ausflug, ohne sich
dabei zu verirren.
Polvo
»Siberia«
Polvo sind eine Ikone
der 1990er-Touch-AndGo-Postcore-Szene.
Bleiben sie auch, obwohl ihr neues Album viel zu oft
in willenloses Gedaddel abrutscht
und von der Schärfe früherer Veröffentlichungen weit entfernt ist.
Kurzer
Prozess
»Warum Plattenreviews lesen, wenn man sie
auch glotzen kann?«
Dieser QR-Code führt zu der berüchtigten Videoblog-Rubrik »Kurzer Prozess«. Diesmal im
digitalen Hinterland of love, die aktuelle Platte
von Casper. Mehr Standgerichte unter
www.intro.de/spezial/kurzerprozess
QR-CODE SCANNEN &
TRAILER ANSCHAUEN!
www.polyband.de
102
Morgen
HÖRBUCH
Benni-Mama
»GroSSe Ärsche auf
kleinen Stühlen«
Stelle zugunsten von Dramaturgie und Knalleffekt die Rationalität aus den Augen zu verlieren. Am
Ende bekommt der Hörer fast ein
bisschen Angst vor der Antarktis.
»Terra X« trifft »Alien« trifft »Cabin Fever«. Wirklich hörenswert.
Felix Scharlau
Knyphausen mit »Der Froschkönig« etc.). Wer von ihnen, sei unter der Decke der Sympathie, die
Argon
dieses Projekt beschwert, geheim
Ein die konkrete Au- gehalten.
torinnenschaft verwi- Marco Fuchs
Helene Hegemann
schendes Pseudonym
»Jage zwei Tiger«
Hörbuch Hamburg / VÖ 13.09.13
ist selten ein gutes Zei- Kirsten Ellerbrake
chen. Es weist vielmehr auf »lusti- »Guten Morgen,
Keine Ahnung, wie die
gen« Auftragsdreck für eine öde Revolution – Du bist zu
Stimme von JungautoLifestyle-Nische hin. An dieser Stel- früh«
ren-Superschlau Helele greift dieser Diss aber zu kurz, R andom House
ne Hegemann in Wirkdenn die Beschreibungen aus dem
Gelesen von Katja Rie- lichkeit klingt, doch anhand des
Schlachtfeld Kinderbetreuung stelmann. Katja Riemann, fast bis zur Hälfte geschafften Delen zwar Brigitte-Leserinnen-Bubja, genau das divaeske bütromas »Axolotl Roadkill« habe
blegum dar, besitzen aber gleicherMonster des neuen ich eine konkrete Vorstellung: anmaßen Substanz und echten Witz. deutschen Films der Generation gepisst, aggro, kratzig, nervig. Und
Wer nach diesem Hörbuch noch »Der bewegte Mann«. Fluchtre- Glückwunsch, Birgit Minichmayr,
glaubt, sein Kind einfach beizeiten flexe! Doch man muss sie hierfür die Hegemanns Zweitling hier einin die KiTa seiner Wahl stecken zu dann doch feiern. Riemann er- gelesen präsentiert, erfüllt genau
können, muss verrückt sein. Struk- weckt die Ex-Anti-AKW-Aktivis- diese Assoziationen. Also in der
tureller und individueller Sexismus tin Nora amtlich zum Leben. Letz- Darreichung sehr authentisch,
werden hier pointiert, aber mes- tere hat ihren Protest mit dem Ende passt perfekt – bloß anhören, ja,
serscharf seziert. Und die humorig der 80er-Jahre eingestellt, sieht sich bloß anhören kann man sich das
hysterische Grundhaltung von Mir- aber plötzlich wieder damit kon- nicht. Denn jedem kantigen Satz
ja Boes als Sprecherin passt perfekt. frontiert, da die Tochter bei einer noch die Verachtung für alle ErLinus Volkmann
Castor-Blockade im Wendland fest- wähnten einzuätzen, das ist auf
genommen wird. Neuer und alter Strecke schlichtweg nicht zu erGrimm »Es war einmal
Widerstand gegen Atomstrom vor tragen. Der Text hinter der alles
und wenn sie nicht«
dem Hintergrund der Verbürger- niederpanzernden Attitüde von
Fressmann / Indigo
lichung im Alter und eines rühri- Schreib- und Lesestil wirkt dabei
Der Hamburger Song- gen Generations-Clashs. Das Fi- etwas erträglicher als bei »Axolotl«,
writer Wolfgang Mül- nale liefert zudem sehr zeitgemäß aber ob dieser Eindruck tatsächlich
ler hat dank Start- dann Fukushima. Eine harmlose, richtig ist ... Ich werde es nie erfahnext-Finanzierung den aber pointiert und gut gemeinte ren, denn ich habe meine Lebensvielleicht schönsten Beitrag zum wie gemachte Story und eine tol- zeit auch nicht gestohlen.
Grimm-Jahr 2013 auf den Markt- le Sprecherinnenleistung.
Linus Volkmann
platz geschoben. Ummantelt von Linus Volkmann
einem bezaubernden Artwork und
Tom König
unterbrochen von entrückten Im- Torsten Gellrich
»Kündige, wenn du es
schaffst / Gelesen von
provisationen des ehemaligen Fink- »Die Schläfer:
Gitarristen Dinesh Ketelsen, legen Unheimliches Erwachen Christoph Maria Herbst«
Audio Media Verlag
sich 17 Märchen zu einem ins Bett. in der Antarktis«
Vorgetragen werden sie von Singer/ Vitaphon
Der leidlich elaborierSongwritern, den Grimms nach150-Minuten-Hörte Wutbürger hat eine
folgenden Geschichtenerzählern.
spiel um die Forscher
weitere Abspielstation
Zum smarten Move, Tom Liwa
einer abgeschiedenen
für seinen gerechten
Antarktis-Station, die Zorn bekommen. Zehn Cent ins
(»Dornröschen«) beginnen zu
lassen, darf man gratulieren. Als durch Bohrungen ungewollt das Phrasenschwein, wenn das Wort
mehrfacher Vater ist er ein nicht Böse in die Welt entlassen. Lie- »Servicewüste« fällt, und man wäre
nur Studio-, sondern auch Kinder- bevoll gemachtes, zunächst be- hier ein gemachter Mann. Die fiktizimmer-gestählter Vorleser, dem dächtiges Werk, das Isolationsbe- onale Figur Tom König (wegen »Ködas Reüssieren auf fremdem Ter- klemmung und Figurenschicksale nig Kunde«, Schenkelklopfer!) aus
rain ein Leichtes ist. Dass der Weg ausrollt, bevor das Unerklärliche dem Spiegel-Empire durchlebt stellvom Song-Schreiben zum Mär- mit harter Terrorhand regiert – und vertretend für die breite Zielgrupchen-Erzählen ein holpriger sein innerhalb der mit wissenschaft- pe noch mal Warteschleifen und
kann, beweist hingegen der eine lichen Diskursen durchzogenen Abo-Fallen. Der schnippische, besoder andere der honorigen Protago- Geschichte sogar erschreckend serwisserische Tonfall der Glossen
nisten (Olli Schulz mit »Rapunzel«, plausibel hergeleitet wird. Gera- wird im Vortrag von Christoph MaThees Uhlmann mit »Der Wolf und de das macht die besondere Leis- ria Herbst so übererfüllt, dass man
die sieben Geißlein«, Gisbert zu tung des Hörspiels aus: an keiner fast schon auf Seiten der Telekom
und der Banken ist. Auf Seiten der
Telekom! Und der Banken! Muss
man sich mal vorstellen!
Linus Volkmann
Val McDermid
»Abgeblasen«
Lübbe Audio
In Deutschland wurde die schottische Autorin Val McDermid
spätestens mit ihrer
Tony-Hill-Krimireihe bekannt.
Hier kommt eine frühere Figur, die
Privatermittlerin Kate Brannigan,
zum Einsatz. In ihrem ersten Fall
(veröffentlicht 1991 als »Dead Beat«)
geht es durch Manchesters Popszene. Beleuchtet wird die Entourage
eines frustrierten Stars, dessen alte
Muse Brannigan in der Gosse aufstöbern soll. Das 4-CD-Hörbuch
unterhält mitunter, spätestens natürlich, wenn das Stichwort »Hacienda« fällt. Mord inklusive. Manche Dialoge wirken aber bisweilen
weit von dem besonderen Milieu
entfernt, das die Autorin hier unter
einem Brennglas abgebildet sieht.
Trotzdem: schönes Herbsthörbuch.
Felix Scharlau
Jonas Jonasson
»Der Hundertjährige,
der aus dem Fenster
stieg und verschwand«
hr1 / der Hörverlag / VÖ 10.06.13
Allan Karlsson wird
hundert. Auf die anstehende Party hat
der trinkfreudige
Greis allerdings keine Lust, weshalb er aus dem Altenheim türmt,
einen Koffer mit Drogengeld mopst
und die schwedische Presse und Polizei auf Trab hält. Das ist alles aber
nur halb so originell und lustig, wie
das Buhei um dieses Buch einen
glauben machen kann. Kostprobe:
Ein Elefant sitzt einen Rocker platt.
Ja, so crazy geht es hier zu ... Was
die Hörspielfassung rettet, ist die
abwechslungsreiche Inszenierung
durch Regisseur Leonhard Koppelmann, der die Rückblenden mit OTönen und Projektorrattern wie
alte Wochenschauen klingen lässt
und den Krimiteil mit Radionachrichten und Zeitungsschlagzeilen
garniert. Mehr als die gekonnte
Umsetzung eines maßlos überschätzten Unterhaltungsromans
kommt aber trotzdem nicht rum.
Moritz Honert
Morgen
WiederGänGer
Amen81
»X The Hit Pit X«
Damon
»Songs Of A Gypsy«
Twisted Chords / Broken Silence
Now Again / Groove Attack / VÖ 15.11.13
Endlich eine Neuauflage der legendären
Vinyl-only-Platte der
fränkischen Hard- bis
Crustcore-Kultband. Kaum ein Album prägte zum Jahrtausendwechsel so sehr die Szene der sogenannten Antideutschen. Ein Fanal in
kurzen restmelodiösen Knallern –
mit bis heute kontroversen Texten
gegen das Palituch und für »Bomber Harris«, der sinnbildlich für die
alliierte Bombardierung Dresdens
im Zweiten Weltkrieg steht. Wucht,
Hass und Energie – selten greifbarer als auf diesem Album.
Spekulationsobjekt
Platte. Bevor die digitale Verfügbarkeit das
Wertesystem der Musikindustrie auf den Kopf stellte,
war jedem klar: Wer die richtige
Originalpressung von anno dazumal hatte (am besten in Mint-Condition), der ist ein reicher Mann.
Diese Zuschreibung hat sich wegen schmalerem Markt und eben
MP3s gewandelt. So jemand ist
heute vornehmlich ein ziemlicher
Nerd. Denn nur ganz wenige Artist-Alben befinden sich wirklich
noch auf dem Niveau der Blauen
Mauritius. Dazu gehörte in jedem
Fall das Werk des geheimnisvollen
Künstlers Damon aus Denver in
Colorado, dessen wahre Identität
immer wieder auf den Musiker David DelConte verweist. Nun soll mit
Höchstbeträgen auf eBay, die für
»Songs Of A Gypsy« bereits gezahlt
wurden, Schluss sein. Die längst
fällige extended DoppelalbumNeuveröffentlichung des Kults
zwischen Weltmusik, Country und
Folk ist wieder verfügbar und stößt
darauf, dass hinter dem Sound eine
ähnlich spannende Story liegt wie
bei Sixto Rodriguez und dem Film
»Searching For Sugar Man«.
Cabaret Voltaire
»Red Mecca«
Mute / GoodToGo
Komplett remastered wird nun auch das
dritte Album der legendären Cabaret Voltaire
einer neuen Generation (beziehungsweise dem ergrauten Plattensammler) zur Verfügung gestellt.
Nervöse Rhythmen, industrielle
Sounds, giftige Texte gegen Thatcher und Co. – »Red Mecca« war
wohl das letzte große Album der
Band, bevor der Auflösungsprozess und Stilwechsel Einzug hielten.
Bright Eyes
»A Christmas Album«
Saddle Creek / Cargo / VÖ 15.11.13
Vorsicht Meinung:
Kaum etwas ist würdeloser als diese saisonalen Platten, mit denen Acts Zeit schinden wollen fürs
nächste reguläre Album und dabei
noch paar Euros abziehen. Ganz
schlimm: das Weihnachtsalbum.
Dennoch: Also hey, die Nummer
hier von Bright Eyes ist wirklich
ganz wertig. 2002 erschien es ursprünglich in limitierter Auflage
zugunsten eines Aids-Projekts. »Silent Night« aus dem Verstärker von
Conor Oberst? Überzeugend. Aber:
Bitte nicht nachmachen!
Grizzly Bear
»Shields Expanded«
Warp / Rough Trade / VÖ 08.11.13
Letztes Jahr erschien
das viel gefeierte Album »Shields« von
Grizzly Bear, nun folgt
bereits seine Wiederauferstehung
am Markt in Form einer RemixSammlung (Lindstrøm, Nicolas
Jaar, Liars und andere) inklusive
Bonus-Tracks.
Johnny Cash
»I Shall Not Be Moved«
103
kaum erschienen sein. Handelt es
sich bei den »raren« Songs doch
nur um verworfene Versionen des
Frühsechziger-Albums »Hymns
From The Heart«. Das kann man
nicht mal unter dem Deckmantel
der Nostalgie ertragen, das ist einfach Leichen fleddernder Quark.
Roky Erickson
»The Evil One«
& »Don’t Slander Me«
& »Gremlins Have
Pictures«
Light In The Attic / Cargo
Zum fragwürdigen Anekdotenruhm des genialen Texaners zählt
ja auch, dass seine diagnostizierte Schizophrenie in den
Sechzigerjahren noch mittels Elektroschocks »therapiert« wurde. Vermutlich hat dieser Umstand aber
nichts mit seinem weirden, psychedelischen Werk zu tun. Das hätte
er garantiert auch ohne diese Tortur aufgerufen. Hier nun finden
sich seine drei Achtzigerjahre-Alben neu aufgelegt – und im allgemeinen Psychedelic-Hype (Okta
Logue und Ähnliche) ist es ein Genuss, hier mal einen Pionier der verrückten Garage so markant in Erinnerung gerufen zu bekommen.
Lost K ash / Cargo
Zu Ehren des zehnten
Todestags des Mannes in Schwarz kann
dieses Album wohl
Mehr »Wiedergänger«
gibt es unter intro.de/
wiedergaenger oder
hinter diesem QR-Code
well,
come to the
next level
conference
HEIMSPIEL
K apitän Platte / Cargo
Alvin Zealot »Flux«
Golden / Broken Silence
kunst
+kultur
der
digitalen spiele
dortmunder U
6. / 7. 1 2 . 2 0 1 3
next-level.org
next
level
z wei tage festivalkonferenz .
vor träge, panels , per formances ,
workshops und ausstellungen zur
kunst , kultur und wir tschaft der
computerspiele
The Hirsch Effekt /
Zinnschauer »Split-LP«
Blutleer / Bombast / Psychrock
Was namentlich eigentlich auch ein spannender
neuer Sidekick im Badewannen-Epos »Spongebob Schwammkopf« sein
könnte, ist in Wahrheit
natürlich die Schweizer
Hoffnung auf eine Randnotiz im Pop-RockGemenge. Denn eine fette Produktion mit allen Spielarten der modernen Studiotechnik ist
heute beinahe in jeder WG- beziehungweise
Berg-Garage realisierbar, somit keine Hürde
zum Sprung über die Wahrnehmungsgrenze.
Aber das klassisch-rockig besetzte Quartett
macht auch aus den günstigen Rahmenbedingungen keinen Durchmarsch, verheddert
sich in bombastischen Halleffekten, pompösen
Schlagzeugkompressionen und anderem psychedelisch-technischen Firlefanz. Das hebt das
Material technisch zwar auf Weltniveau, bleibt
emotional jedoch genauso leer und vorhersehbar
wie das Debüt »Tears Of St. Lawrence«, wo aber
immerhin noch nicht jeder Ton im Roughmix
an exakt die richtige Stelle geschoben wurde.
Klaas Tigchelaar
Death / Folk / Prätentiös
Serielle Monogamie nennt
man es, wenn sich jemand
zwar immer im seriösen
Pärchenmodus befindet,
den Partner dabei aber
regelmäßig austauscht.
So ungefähr ist das Leben
von The Hirsch Effekt. Platten statt Atome
spalten, die ungekrönten Könige der kontemporären Split-Szene. Auf ihrer Seite ergeht sich
die Band aus Hannover wieder mit unrunden
Claims und einer Spannbreite, die von spröden
Akustik-Klagen bis hin zu Grummel-Death
reicht. Erinnert mitunter an die verblichenen
Hutpferdemänner, punktet mit ihrer Unvorhersagbarkeit, hat aber gerade bei den ruhigen
Stücken diesmal nicht nur Highlights aufzubieten. Zinnschauer ist ein bärtiger Junge voller
Wollen, Wirken und Pathos. Der in vier Teile
gesplittete (schon wieder dieses Wort!) Song »Ich
bin deine wachsenden Arme« fasst an – Höflichkeitsabstand wird aufgehoben, einfach Feelgood
oder Coolness ist das hier nicht. Letztlich eine
Split-Platte für Screamo-Folkrocker, poetische
Mathematikerinnen und Hesse-Leser.
Linus Volkmann
Baru »Sailors Of The City«
Schwule Nuttenbullen
»Schwule Nuttenbullen«
Kick The Flame / Broken Silence
www.schwulenuttenbullen.de
Glocken / Geschliffen / Pop
Die wollen es wissen: Die
»Mutti, wir spielen Melt!«Finalisten aus dem sächsischen Werdau hantieren
auf ihrem Debütalbum
mit dem ganz großen Besteck. Sogar Engelschöre,
Glocken und ein gläserner Flügel kommen zum
Einsatz (zumindest sieht man das so vor dem
geistigen Auge, wenn man sich von diesen zehn
Songs erschlagen lässt!). Tatsächlich aber ist hier
alles zu hören, was die Achtziger so klebrig und
schön gemacht hat: von den The-Edge-Gitarren
bis hin zur Morten-Harket-Kopfstimme. Da
ziehen die Cutting Crew und Ultravox noch
einmal mit den Simple Minds und Tears For
Fears um die Häuser und kehren schließlich
zusammen mit den Jungs von Alphaville und
Spandau Ballet in Feargal Sharkeys Eckkneipe
ein. Die amtliche Produktion erdet das Ganze
dann im Hier und Jetzt, und die teilweise grandiosen Melodien lassen die großen Gefühle in
Worten und Tönen zur Geltung kommen. Das
ist geschliffen, rund und eingängig. Und gerade
die fehlenden Ecken und Kanten sind es auch,
die verhindern könnten, dass hier wirklich etwas hängen bleibt.
Claudius Grigat
Defekt / BRD / Punkrock
Es ist gar nicht die Frage, ob Punk noch lebt.
Wer das fragt, ist für den
Punk sowieso schon längst
gestorben. Es ist vielmehr
die Frage, wer das noch
machen kann: Punkrock,
der griffig, gewitzt, originell und radikal gleichermaßen ist. Wer das kann, sind die Schwulen
Nuttenbullen. Eine Kölner Band aus vier Pseudonymen, die in gleicher Zusammensetzung eine
zweite Band betreiben. Während diese zweite
Band Punk den Lebensumständen ihrer Akteure
gemäß etwas nüchterner und ernster verfasst,
geben die SNB die Atzen von der Straße. Das,
was Oiro in Düsseldorf und Eisenpimmel in
Duisburg sind. Eine Inszenierung mit der wertkonservativen Haltung, die zwar niemandem
in die Fresse gebrüllt wird, ohne die Punk aber
nun wirklich nicht überleben kann: elf Songs
in 24 Minuten, einseitig bespielte LP, Schreibmaschine, kopiertes Textblatt. Und Songs, die
die Kraft haben, notwendige Kritik in knallhart
klischeebeladenen Formulierungen unterzubringen. Anders gesagt: Man kann sich auch
stilvoll und mit Klasse auskotzen. Die Schwulen
Nuttenbullen beweisen es.
Christian Steinbrink
Bombee
»Aurelia«
Snowhite
ist eine Zier, hier kommt sie wirklich gut zum Tragen. Hi!Spencer
würde man in jeder Schul-Aula anfeuern, weil sie – bei aller Unfertigkeit in Sound und Songwriting
– etwas zutiefst Positives und Sympathisches ausstrahlen.
Theatralischer Pop mit
so viel Geist und Sexiness, dass man sofort
denkt, man müsse sich
ausziehen und dabei einen fancy
Cocktail trinken. Die Attitüde des Meller & Royal Black
Trios wirkt zwar fast over the top, »Zwischen Städten &
aber hier geht es ganz sicher nicht Pyramiden«
um Cheesiness oder gar Glitter- www.ruhrpotthiphop.com
Trash. Das hier ist die Essenz aus
Zur Hochzeit von AgRoxy Music mit den Mitteln der
gro-Rap, also vor zehn
Jetztzeit. Kann man nicht genug
Jahren, hätte dieses
feiern!
nicht untighte Gebelle
mit den originellen Skits vielleicht
Diverse
richtig was gerissen. Aktuell wird’s
aber schwer für die zwei, zumal die
»Kapitän Platte ... und
der Rest findet sich«
misanthropen Mackerposen einK apitän Platte / Cargo
fach nicht genug durch den guten,
Indie-Aktivitäten aus aber zu spärlichen Humor abgefeOWL haben eine gro- dert werden. »Killer!«, »Nutten!«,
ße Tradition, die (nicht »Lynchen!« ... Nein danke.
nur) auf Fast Weltweit
zurückgeht. Das Nerd-Label Kapi- Pari Pari
tän Platte mit Schwerpunkt auf at- »La Grande Nation«
mosphärischer Gitarrenmusik un- www.monopolisten.org
terschiedlichster Härtegrade stellt
Beatmusik mit überhier seine Bands beziehungsweise
drehten französischen
Vocals – aus Kassel?
seinen erweiterten Kosmos drum
herum vor. Auscheck-Fun mit unter
Der Spaß an der muanderem Immanu El, Zinnschauer, sikalischen Travestie scheint hierEF, Instrument, Joasihno.
bei größer als der Bock auf Retro.
Das macht die Sache dann auch
Gelt Et Nelt
sympathisch und erinnert an die
famose Kölner Fake-Franzosen»Das Königsfeld der
Hirnmusik«
band La More.
&
Der Ringer
»Williams Christ
Superstar«
»Das Königreich liegt
www.geltetnelt.com
unter uns«
Rheinland-Pfalz strikes Euphorie / Hanseplatte / finetunes
again. Mundart-AvantHamburger Schnöselgarde zwischen Attpoprock von Boys mit
Frisuren und Kragenwenger, Rodgau Monotones und der gehemden. Für Fans von
schlossenen Anstalt 1000 Robota, Trümmer oder Ost(Letzteres ist keine zonensuppenwürfelmachenkrebs.
Band). Musikalisch ist Hektisch, aufgekratzte Bassfiguren,
diesmal sogar Dub aktiv, und man assoziative Slogan-Texte.
lernt Worte wie »Buseschmuse«
oder »Ne Beese Hänger«. Davor
ausspucken oder darauf durchdrehen.
Hi!Spencer
»Hi!Spencer«
facebook.de/hispencerhi
Diese Band aus dem
Osnabrücker Umland
steht noch ziemlich am
Anfang. Klingt dabei
wie Jupiter Jones, Klaus Lage und
irgendwie putzig. Bescheidenheit
Intro
bist
du!
Sendet Eure Musik an:
Intro (Redaktion Heimspiel)
Venloer Straße 241-245
50823 Köln
[email protected]
SA 23/11/2013
GewAndhAus zu LeipziG
einLAss: 21 uhr / Konzert: 22 uhr
Gewandhausorchester
Großes Concert
unter Leitung von Andrew Manze;
Benjamin Grosvenor, Klavier
Hudson Mohawke /
Oh Land /Julio Bashmore /
Kele Okereke / Roosevelt /
Versatile Noise Troopers –
Joakim, Gilb’R, I:Cube,
Etienne Jaumet / Andhim /
Abby / Karocel / Micronaut /
Lake People / Bender & Dahmar /
Filburt / Leibniz / Reznik
106
Morgen
Kino
FranÇois Ozon über »JunG und schön«
François Ozon ist einer der fleißigsten Filmemacher Frankreichs, und vielseitig ist er auch. Jetzt legt er seinen
ersten richtigen Skandalfilm vor: Ein bürgerliches Mädchen wird freiwillig Prostituierte. Beim Interview in
Paris versucht Ozon zu erklären, warum.
S
ie beginnen »Jung und schön« mit dem
Blick durch ein Fernglas. Welche Rolle
spielen die Blicke der anderen in ihrem
Porträt der jugendlichen Isabelle?
Die Jugend ist heute viel beachtet. Es gibt eine
gesellschaftliche Obsession für jugendliche
Schönheit. Die Mädchen auf den Titelseiten
der Zeitschriften sind meist 15, 16 Jahre alt.
Die Jugend ist sichtbar und erotisiert. Und hat
durch das Internet auf alles Zugriff. Isabelle
ist schön, reich und intelligent. Sie hat alles!
Und wenn man alles hat, kann man auf eine
beinahe masochistische Weise angezogen sein
von Formen der Gewalt, Macht oder Kontrolle.
Isabelle prostituiert sich. Es scheint ihr ein
Anliegen zu sein, ihre Sexualität zu planen,
ihr einen Rahmen zu geben, sie in Szene zu
setzen und zu kontrollieren. Ein Verhalten
wie im Management?
Absolut! Sie hat den Drang, sich einen persönlichen Freiraum zu schaffen, »a room of ones
own«, wie Virginia Woolf es formulierte. Isabelle möchte dem Kokon der Familie entkommen, aber sie ist gefangen in einem Zustand,
in dem Sexualität und Gefühle voneinander
getrennt sind. Sie glaubt, sie könne die Sexua-
lität auf eine mechanische Weise entdecken.
Das funktioniert natürlich nicht so einfach,
und Isabelle wird im Lauf der Geschichte auch
mit der Realität und der Bodenlosigkeit ihres
Verhaltens konfrontiert.
Isabelles ahnungslose Familie zeigt Interesse
und Verständnis für die ersten Liebesabenteuer
ihrer Tochter. Warum isoliert Isabelle sich
immer weiter?
Ich habe mit einem Psychoanalytiker gesprochen, der mir sagte: »Die Eltern machen immer
das Falsche. Man muss es akzeptieren. Man will
das Beste für sein Kind, aber das Kind will seine
eigene Welt und seinen eigenen Willen. Selbst
wenn es die Eltern gut machen sollten, so hält
es das Kind nicht davon ab, das Falsche zu tun.«
In »Jung und schön« gibt es keinen Abwärtsstrudel. Selbst in schwierigen Momenten lernt
Isabelle dazu, kümmert sich gut um ihr Geschäft, ist organisiert und methodisch.
Wir leben in einer liberalen Welt. Alles wird
geplant. Alles wird organisiert. Alles lässt sich
bezahlen. Alles muss bezahlt werden. Isabelle
ist in der Hinsicht wirklich ein Produkt des
aktuellen Lebens. Sie ist ein Mädchen von heute.
Wäre der Film weniger kontrovers aufgenom-
men worden – zum Beispiel wurde ihm »Voyeurismus« vorgeworfen –, wenn Isabelle tragische
Gründe gehabt hätte, sich zu prostituieren?
Wenn sie aus einem armen Umfeld käme, hätte
es wohl jeder akzeptiert. Aber es ist kein Film
über die Prostitution, sondern über das Erwachsenwerden. Isabelle prostituiert sich, sie
könnte aber auch Drogen nehmen, einen Selbstmordversuch unternehmen oder magersüchtig
werden. Ich möchte den Zuschauer mit Fragen
zurücklassen, die sich ihm über sein Verhältnis
zur Sexualität und zur Familie stellen.
Sie wollten kein umfassendes Porträt der
Probleme erstellen, die mit der Prostitution
einhergehen?
Ich möchte eine Geschichte erzählen, und es
kann sein, dass die sich mit einem gesellschaftlichen Phänomen überschneidet. Vieles von der
Kontroverse, die es um den Film gab, kam von
Leuten, die »Jung und schön« nicht gesehen
hatten. Sie wollten weniger über den Film, sondern vielmehr über das gesellschaftliche Thema
Prostitution diskutieren.
Interview: Jessika Jürgens
— »Jung und schön« (F 2013; R: François Ozon; D:
Marine Vacth, Geraldine Pailhas; start: 14.11.13)
Cine ColoGne / SoundTraCk_ColoGne 10
Kölns schönster Synergieeffekt:
Vom 15. bis 25. November finden
unter dem »Cine Cologne«-Dach
vier verschiedene Filmfestivals
statt. Eines für die Pänz, wie der
Kölner seine Kinder nennt, eines
für Kurzfilme und eines für erste
Filme. Zu Cinepänz, Unlimited #6
und Exposed No. 5 kommt noch
die zehnte Ausgabe von SoundTrack_Cologne. Das MusikfilmFestival »See The Sound« mit
angeschlossenem »Fachkongress
zu Musik und Ton in Film, Games
und Medien« legt sich zum runden
Jubiläum programmmäßig ganz
schön ins Zeug: mit einer JulienTemple-Retrospektive, in der unter
anderem seine Videoclips gezeigt
werden, also auch jener legendä-
re zu Tom Pettys »Into The Great
Wide Open« mit Johnny Depp.
Tipp: Temples Doku »Requiem
For Detroit«. Besonders sehenswert sicher auch »The Punk Singer:
A Film About Kathleen Hanna«
– Sini Andersons Doku über die
Riot-Grrrl-Aktivistin schöpft aus
20 Jahren Archivmaterial. Auch
den neuen Künsten wird gehuldigt, und zwar ausgerechnet mit
Bayreuths Evergreen: In der Fritz
Thyssen Stiftung wird »Wagner
– Die App« vorgestellt, ein crossmedialer Dokumentarfilm. Wird
spannend!
Paula Fuchs
THE RISING OF THE SON TOUR 2013
— Alle Zeiten und Infos:
www.cinecologne.de,
www.soundtrackcologne.de
3 IS NE PART Y in concert
»Sie ist nicht die, für die
sie alle halten. Sie will nur
ihre Haut retten.«
Am 21.11. startet endlich »Catching Fire«, die Fortsetzung der BestsellerVerfilmung »Die Tribute von Panem«. Die 17-jährige Katniss (Jennifer
Lawrence) hat zusammen mit Peeta die letzten »Hunger Games«, eine
brutale Tradition zur politischen Stabilisierung der Distrikte, gewonnen.
Sie wird zur Symbolfigur einer sich anbahnenden Revolution. Präsident
Snow (Donald Sutherland) beschließt, dass Katniss noch mal zu den
Hungerspielen antreten muss, und macht sie zur Symbolfigur seiner
Macht. Katniss, wir glauben an dich! Den nächsten »Hobbit« steckst
du locker in die Tasche!
28.12.13 KÖLN
30.12.13 HAMBURG
22.01.14 BIELEFELD
23.01.14 DRESDEN
24.01.14 (A)WIEN
26.01.14 (CH)ZÜRICH
27.01.14 MÜNCHEN
28.01.14 WIESBADEN
30.01.14 DORTMUND
31.01.14 HANNOVER
01.02.14 STUTTGART
02.02.14 LINGEN
04.02.14 BREMEN
05.02.14 FÜRTH
06.02.14 LEIPZIG
07.02.14 BERLIN
WWW.FETTESBROT.DE
16.19.13 KARLSRUHE
03.12.13 STUTTGART
04.12.13 ZÜRICH (CH)
07.12.13 KÖLN
09.12.13 WIESBADEN
10.12.13 LEIPZIG
11.12.13 HAMBURG
13.12.13 DORTMUND
14.12.13 BREMEN
15.12.13 BIELEFELD
16.12.13 BERLIN
17.12.13 MÜNCHEN
19.12.13 ERLANGEN
20.12.13 WIEN (A)
21.12.13 DORNBIRN (A)
22.12.13 MANNHEIM
WWW.PATRICE.NET
14.11.13
15.11.13
16.11.13
17.11.13
19.11.13
20.11.13
21.11.13
ROSTOCK
ERFURT
MANNHEIM
WIESBADEN
HANNOVER
DORTMUND
LEIPZIG
AUSVERKAUFT
22.11.13 AUGSBURG
23.11.13 STUTTGART
25.11.13 SAARBRÜCKEN
AUSVERKAUFT
26.11.13 DÜSSELDORF
28.11.13 HAMBURG
30.11.13 FLENSBURG
WWW.ROYALREPUBLIC.DE
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DEINE L AKAIEN · DJ EXEL.PAULY · DONOT S · OHRBOOTEN
TURBOSTAAT · WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER
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KK T GmbH WWW.KK TLIVE.DE
20.01.2014 BERLIN
22.01.2014 KÖLN
21.01.2014 NÜRNBERG 25.01.2014 MÜNCHEN
PHONE +49.30.695.80.880
PORTOKASSE@KK TLIVE.DE
108
Morgen
Kino
Emmanuelle SeiGner
über »Venus im Pelz«
Sie hat mit François Ozon und Dario Argento
gedreht und mit Bela B. gesungen. Im neuen
Film ihres Ehemanns Roman Polanski durchlebt
Emmanuelle Seigner die Probleme einer abgelehnten
Schauspielerin, die sie auch schon am eigenen Leib
erlebt hat.
»Venus im Pelz« erzählt vom schwierigen
Verhältnis zwischen Schauspielerinnen und
Regisseuren. Wie viel Autobiografisches steckt
in der Geschichte?
Ich versuche immer, Elemente meiner Persönlichkeit einzubringen. Was die Situation des
Vorsprechens angeht: Na klar, auch ich habe da
ein paar grauenvolle Erfahrungen gesammelt.
Und ich kenne auch dieses Gefühl, sich nicht
wertgeschätzt zu fühlen. Weder die Zuschauer
noch die Kritiker schienen mich zu mögen, als
damals Filme wie »Frantic« oder »Bitter Moon«
herauskamen. Aber letztlich ist das mit den
Rollen wie mit den Kleidern. Manchmal zieht
man für eine Party das falsche an, da kann man
dann nur hoffen, dass man beim nächsten Mal
ein besseres Händchen hat. »Venus im Pelz«
allerdings saß auf Anhieb wie angegossen.
Würden Sie die gleiche Parallele zwischen Sadomasochismus und Schauspielerei ziehen wie
Ihre Figur im Film?
Keine Frage! Als Schauspielerin sammelt man
viele Erfahrungen mit Demütigungen. Vor allem zu Beginn eines Projekts, wenn es um die
Besetzung geht. Man ist nun einmal den Wünschen und Vorstellungen anderer ausgeliefert.
Immer wieder ist man zu jung, zu alt, zu dick,
zu dünn, zu groß, zu klein. Dafür muss man
ziemlich stark sein. Denn so wunderbar dieser
Beruf auch ist: Mit diesen Erfahrungen der
Ablehnung muss man erst einmal klarkommen.
Vor allem, wenn man jung ist, nimmt man so
etwas immer persönlich.
Hilft es, wenn man mit dem eigenen Ehemann
zusammen arbeitet?
Ich hatte vor »Venus im Pelz« 14 Jahre lang
nicht mehr vor Romans Kamera gestanden.
Sowohl, weil wir beide fanden, ich müsse neue,
eigene Erfahrungen mit anderen Regisseuren
sammeln, als auch, weil wir auf ein geeignetes
Projekt warten wollten. Allerdings kann ich
nicht leugnen, dass sich die Arbeit mit ihm
tatsächlich außergewöhnlich gut anfühlt. Da
ist ganz viel Vertrauen, das nicht erst aufgebaut
werden muss, und ich weiß, dass er mich nicht
in ein schlechtes Licht rücken wird. Abgesehen davon ist er bekanntlich ein großartiger
Regisseur – und es ist immer angenehmer, mit
jemandem zu drehen, der auch wirklich Talent
hat und nicht bloß ein Idiot ist. Findet man vor
allem in Frankreich nicht allzu oft!
Interview: Patrick Heidmann
— »Venus im Pelz« (F/P 2013; R: Roman Polanski; D:
Emmanuelle Seigner; Kinostart: 21.11.13)
ChasinG Ice
Jeff Orlowski konfrontiert uns im
Dokumentarfilm »Chasing Ice«
mit Bildern von der weltweiten
Gletscherschmelze – und mit unserem gefährlichen Halbwissen.
Der Zuschauer folgt dem National-Geographic-Fotografen James
Balog, der den düsteren Apologeten der globalen Erderwärmung
zu Beginn seiner Mission eher
skeptisch gegenüberstand. 2007
stellte er dennoch überall in der
Arktis vollautomatische Kameras
auf, die über einen Zeitraum von
sechs Monaten jeweils ein Bild pro
Stunde schossen und so das rasante Schwinden der Eisberge dokumentieren sollten. Das Projekt EIS
(Extreme Ice Survey) war geboren.
Weder die eisige Kälte noch explodierende Kamerabatterien, auch
nicht Kabel durchbeißende Füchse
oder sein bereits mehrfach operiertes Knie konnten ihn und sein
Team aufhalten. Nach vier Jahren
ist es so weit: Balog hält etliche
Speicherkarten, die »die Erinnerung der Landschaft« beinhalten,
in seinen eisigen Händen, und man
wird Zeuge dieser unglaublichen
Horror-Zeitrafferfilme. Zum Beispiel gelingt es ihm, das »Kalben«
eines Gletschers zu dokumentieren: Gigantische Eismassen von
der Größe Lower Manhattans
stürzen innerhalb von 75 Stunden
unwiderruflich ins Meer. Einziger
Wermutstropfen: das recht pathetische, Oscar-nominierte Duett
von Scarlett Johansson und Joshua
Bell am Ende des Films sowie das
ausgewalzte persönliche Schicksal
des typisch amerikanisch heldenhaften Fotografen.
Gabriele Summen
— »Chasing Ice« (USA 2012; R: Jeff
Orlowski; Kinostart: 07.11.13)
Morgen
109
DVD
Bis
das
Blut
Gefriert
Die Mutter des modernen Spukhaus-Films erfuhr ein gespenstisch langweiliges Remake (»Das Geisterschloss«)
sowie zahlreiche Epigonen. Das Original ist bis heute unerreicht.
E
hrenamtliche Junior-Mitarbeiter der Polizeidirektion Rocky Beach, so wie ich es seit
den frühen 80er-Jahren bin, sind natürlich mit dem Treiben um und in Spukhäusern
und -schlössern bestens vertraut. Von alten
Schauspielern, die dort also möglicherweise
technisierten Gespenster-Schabernack treiben,
um ungebetene Besucher zu vertreiben, lassen
wir uns nicht ängstigen. Jedenfalls nicht zum
Einschlafen. Aber vielleicht verhält es sich mit
dem Hill House ja doch etwas anders? Es ist
ein böses altes Haus. Dunkel, geheimnisvoll
– wie ein unentdecktes Land, das darauf wartet, erforscht zu werden. 90 Jahre steht Hill
House, und vielleicht steht es noch weitere 90
Jahre? Unheimlich. Friedhofstill. Eine Stätte,
die manche Leute ein Gespensterhaus nennen.
Ein Haus, in dem es umgeht.
Bereits der Prolog zu Robert Wises Gruselklassiker »Bis das Blut gefriert« aus dem Jahr
1963 lässt ahnen, dass hier etwas nicht stimmt.
Affären, Mord, Wahnsinn und Selbstmord wa-
ren stetige Begleiter des im entlegenen Neuengland gebauten, von Tragik und Düsternis
umwitterten Anwesens. Grund genug für den
Parapsychologen Dr. John Markway (Richard
Johnson), die Erbin zu überzeugen, ihn dort ein
Experiment durchführen zu lassen, mit dem er
die Existenz des Übernatürlichen beweisen will.
Hierzu lädt er psychisch empfängliche Leute
ein, die dabei helfen sollen, nicht nur knarrende
Fußböden, sondern vielleicht den Schlüssel zu
einer anderen Welt zu finden. Darunter die
exzentrische Eleanor Lance (Julie Harris), die
sich nach dem Tod ihrer Mutter, für den sie
sich verantwortlich fühlt, endlich von ihrem
Schicksal emanzipieren will und deren innerer
Monolog den Film als gespenstischer Begleiter
aus dem Off untermalt.
Aus Gängen werden Labyrinthe, nächtliche
Klopfgeräusche hallen durch die Zimmer, und
die Wände scheinen Augen zu haben. Das Haus
selbst ist das Böse – ein Effekt, der durch ebenso
einfache wie effektive Mittel wie eine subjektivierte Kameraführung, häufige Perspektivenwechsel und eine ausgefeilte Tonkulisse erreicht
und getragen wird.
Cay Clasen
— Intro empfiehlt: »Bis das Blut gefriert«
(GB/USA 1963; R: Robert Wise; D: Richard Johnson,
Julie Harris, Lois Maxwell, Claire Bloom;
Warner Home Video)
110
Morgen
DVD
Tribute:
InGmar BerGman
Extras
Ricky Gervais’ und Stephen Merchants Serie »Extras« handelt von
namenlosen Nebendarstellern und von Stars, die auch keine großen
Leuchten sind. Jetzt gibt es alle Folgen in einer Box.
I
n jeder Folge der Comedy-Serie »Extras« wird
man als Zuschauer mitten in einen neuen
Film hineingeworfen. So unterschiedlich die
Sets dabei auch sein mögen, die Bemühungen
und das Scheitern der beiden Hauptakteure
bleiben stets gleich. Ob in einer Verfilmung eines
Shakespeare-Dramas oder in einem im Kosovo
spielenden Kriegsfilm: Die beiden Statisten
Andy Millmann und Maggie Jacobs haben ihre
Ziele fest im Visier. Er – ein erfolgloser Schauspieler, ihm zur Seite sein noch erfolgloserer
Agent – versucht um jeden Preis, eine Sprechrolle zu bekommen, während sie – ebenfalls
hartnäckig in ihren Bestrebungen – versucht,
einen Schauspieler abzuschleppen. Diesem Grundgerüst an die Seite gestellt wird
jeweils der Gastauftritt eines »echten« prominenten Schauspielers, der »sich selbst« spielt,
wie in der ersten Staffel etwa Samuel L. Jackson, Kate Winslet, Ben Stiller oder »Star Trek«Shakespearianer Patrick Stewart, in der zweiten
Season sind Orlando Bloom, David Bowie, Ian
»Gandalf« McKellen und andere dabei. Gewürzt
mit einer gehörigen Portion Selbstironie, weisen
diese Gastauftritte durchaus gewisse Parallelen
zu denen bei den »Simpsons« auf, wo übrigens
»Extras«-Mastermind und -Hauptdarsteller
Ricky Gervais seinerseits schon mit Homer
Simpson die Frau tauschen durfte.
»Extras« lief im deutschen Fernsehen unter
»ferner liefen«, so ist die gleichzeitige Veröffentlichung der separaten zweiten Staffel sowie der
Komplettbox zu begrüßen. Als »Anspieltipp« für
Zaudernde sei die Folge empfohlen, in der Maggie Samuel L. Jackson für seine tolle Leistung in
»Matrix« gratuliert, um sich dann beim Versuch
der Vermeidung von Missverständnissen und
Klarstellung ihrer Vorurteilslosigkeit bezüglich
»race issues« um Kopf und Kragen zu reden.
Kommunikation ist der Fettnapf, aus dem sich
die Welt schmiert.
Michael Schewetzky & Paula Fuchs
— »Extras – Die komplette zweite Staffel«
& »Extras – Die komplette Serie« (GB 20052007; R&D: Ricky Gervais, Stephen Merchant;
Turbine)
Man muss anderer Leute Geniestatus sicher nicht immer anstandslos abnicken, aber beim 2007 im
Alter von 89 Jahren verstorbenen
Ingmar Bergman stimmt die Einschätzung vom »größten Regisseur
aller Zeiten« vielleicht ja doch.
Der Schwede ist für seine strenge Formsprache, den filmischen
Symbolismus und seine philosophische Themenwahl legendär, dabei
sind Klassiker wie »Das siebente
Siegel«, »Die Jungfrauenquelle«
oder »Das Lächeln einer Sommernacht« überraschend zugänglich,
spannend und bis heute modern.
Die Blu-ray-Version der »Ingmar
Bergman Edition« (StudioCanal)
beinhaltet die drei genannten Filme
aus der künstlerischen Hochphase
seines Schaffens, dazu kommen
sein am euphorischsten rezipiertes
Werk »Wilde Erdbeeren« und der
Bonusfilm »... über Leben und Arbeit«. Die Kollektion deutet sowohl
auf den roten Faden in Bergmans
Output als auch auf die Vielseitigkeit des Regisseurs hin. Zwischen
existenzialistischem Horror und
psychologischer Introspektion gelangen Bergman viele Filmmomente echter menschlicher Wärme und
ausgesprochener Heiterkeit. Dass
Bergmans Vorstellungen schon
damals von kongenialen Kreativpartnern wie Kameramann Sven
Nykvist verwirklicht wurden, rückt
die Darsteller in ein gutes Licht,
zum Beispiel die wunderbare Bibi
Andersson. Aber auch als Zuschauer darf man sich zwischendurch auf
die Schulter klopfen, denn wer sich
diese Box einverleibt, zählt schon
als halber Filmkritiker und lernt
mit jeder Filmsekunde fürs Leben.
Alexander Dahas
Morgen
111
Paulette
Es gibt keine Krise, es gibt nur die
Chance, die sich aus ihr ergibt:
Im französischen »Breaking Bad«
entdeckt eine alte Dame, dass sich
mit Spacecakes Geld verdienen
lässt.
D
ie Krise macht auch vor dem Alter nicht
halt: Die 80-jährige Paulette wohnt allein in einem Vorort von Paris, einem
sogenannten sozialen Brennpunkt. Mit ihrer
grantigen Art hat sie längst ihre Tochter verjagt,
die nur hin und wieder den Enkel abliefert,
den Paulette wegen seiner dunklen Hautfarbe
wie Dreck behandelt. Um mit ihrer schmalen
Rente über die Runden zu kommen, muss die
Schreckschraube erfinderisch sein. Als sie ein
paar Jugendliche beim Verkauf von Haschisch
beobachtet, sieht sie die Lösung ihrer Geldsorgen gekommen. Mutig macht sie den Großdealer
131012 STC10 Intro v1
10/14/13
1:10 PM
der Gegend ausfindig und leiert ihm ein paar
Gramm für den Straßenverkauf ab. Schnell
steigt die Nachfrage. Da kommt die rüstige
Alte auf eine lukrative Idee: Warum nicht ihre
Leidenschaft fürs Backen mit dem Verkauf von
Drogen verbinden?
Mit den Spacecakes erobert sie nicht nur das
Viertel, sondern auch die Sympathie der Kinogänger. Schließlich macht das grüne Kraut auch
die Hasch-Oma milde. Regisseur Jérôme Enrico
erzählt auf märchenhafte Art eine charmante
Gute-Laune-Komödie mit einem gut aufgelegten Ensemble. In der Hauptrolle begeistert die
Nouvelle-Vague-Ikone, César-Preisträgerin,
Schauspiellegende und Muse Claude Chabrols:
Bernadette Lafont. Auch 13 Jahre nach »Grasgeflüster« funktioniert das Prinzip, das dieser
Komödie zugrunde liegt, prächtig, zumal Kiffen
ja bekanntlich auch vergesslich macht. Und Oma
backt einfach die besten Kekse.
Lars Tuncay
— »Paulette« (F 2013; R: Jérôme Enrico;
D: Bernadette Lafont, Carmen Maura,
Dominique Lavanant; Neue Visionen)
Seite 1
See the sound!
SoundTrack_Cologne
10
21.-27.11.2013
www.soundtrackcologne.de
112
Morgen
Spiele
Beyond: Two Souls
Es gibt nur wenige Computerspiel-Regisseure, deren Werke so polarisieren wie die des Franzosen David Cage.
Ist das aufwendige, dynamisch erzählte Epos »Beyond« nun ein geniales Unikat oder doch nur ein bemühtes
Blockbuster-Ungetüm? Die Wahrheit liegt auch beim »Heavy Rain«-Nachfolger irgendwo in der Mitte.
M
indestens zwei Spiele
bewiesen 2013 bereits,
dass sich die Historie
von Videospielen verändern kann und diese in
der Lage sind, Geschichten über
Figuren zu erzählen, die den Spieler emotional wirklich auch erreichen. Sowohl das fotorealistische
»The Last Of Us« als auch das via
Cell-Shading in einfachster FlashAnimation erzählte »The Walking
Dead« boten packende Storys. Die
Charaktere ließen Fernsehen oder
Kino vergessen.
Nun liegt »Beyond: Two Souls«,
der dritte Kandidat, im Laufwerk.
Regisseur David Cage ist es mit
seinem Team von Quantic Dream
gelungen, nahezu jeder Figur
eine wirkliche Seele in die Augen
zu legen. Endlich fühlt man sich
als Spieler direkt angesprochen.
Sprache und Bewegung der Figuren wirken wie eine Einheit.
Dabei mag es nicht unbedeutend
gewesen sein, dass Ellen Page als
Jodie Holmes und Willem Dafoe
als Nathan Dawkins die Hauptrollen in diesem Spiel übernommen
haben. Automatisch schenkt man
den von ihnen gespielten Figuren
Aufmerksamkeit und will wissen,
welche Geschichte sie erleben.
Jodie lebt seit Geburt mit der Anwesenheit einer übernatürlichen
Kraft namens Aiden, Nathan will
sie erforschen und nutzen. Wer
als Spieler die Bereitschaft mitbringt, die Kombination aus ungewöhnlicher Spielmechanik und
erzähltem Videospiel mit ständig
neuen Entscheidungsabfragen
auf sich wirken zu lassen, erlebt
tatsächlich ein Unikat, das es
so noch nicht gegeben hat.
An den Stellen, wo »Beyond:
Two Souls« jedoch ein ganz
normales Spiel mit Schießen, Fahren oder Laufen ist,
wirkt es latent unausgereift
und hölzern. Vielleicht hätte
Cage sich nicht zu jeder klassischen
Spielemechanik eine Alternative
ausdenken dürfen, denn die ständige Veränderung unterbricht auch
immer wieder die Konzentration
auf die Geschichte. Selbst die 28
verschiedenen Enden, die das Spiel
haben kann, sind wenig hilfreich,
wenn der erzählerische Weg zu
ihnen durch die Zeitensprünge
verwirrt.
Viele Filme von berühmten
Kino-Regisseuren wurden erst
durch den Schnitt einer ganz
anderen Person zu einem
Meisterwerk. Auch David
Cage bräuchte einen Gegenpart, der ihm manchmal
seine Spielzeuge wegnimmt.
Eines ist ihm aber auf jeden
Fall gelungen: Augen, die endlich nicht mehr wie Murmeln
aussehen.
Gregor Wildermann
— »Beyond: Two Souls« für PS3
(Quantic Dream / Sony)
Morgen
113
Rocksmith 2014
D
Drei FraGen
an Willem Dafoe
Sie verbrachten für »Beyond«
viele Wochen in einem MotionCapturing-Studio. Ist der Regisseur eines solchen Videospiels mit
einem Filmregisseur vergleichbar?
Willem Dafoe: Sein Job ist der
gleiche. Er sagt ähnliche Dinge,
er gibt ähnliche Anweisungen.
Aber sein Ansatz unterscheidet
sich, und die technische Weiterverarbeitung unserer Arbeit macht
einen großen Anteil des Projekts
aus. Als Schauspieler vergisst man
das nicht. Auf einer Theaterbühne
gibt es direkten Augenkontakt mit
dem Zuschauer. In diesem Spiel
verwandele ich mich in einen digitalen Charakter, der an einem
virtuellen Ort etwas erlebt. Ich
muss also nicht überlegen, ob ein
falscher Bart oder irgendein Hut
in dem bestimmten Moment eine
Wirkung entfalten.
Wie hat David Cage Sie von dem
Projekt überzeugt?
Es war ganz einfach. Er ist da eine
Art One-Man-Show. Es ist sein
persönliches Projekt, wo er Regisseur ist und er das Projekt leitet.
Es ist das, was man eine »labour
of love« nennt. Das Konzept wirkte
auf mich sehr speziell und neu. Das
hat mich gereizt. Zumal ich ehrlich
sagen kann, dass ich von Videospielen absolut keine Ahnung habe.
Was haben Sie aus dem Projekt als
Schauspieler gezogen?
Ich habe früher schon MotionCapturing-Aufnahmen gemacht.
Aber es gab noch nie ein Projekt,
wo ich über eine so lange Zeit ein
so langes Drehbuch, 2000 Seiten,
durchgespielt habe. Du spielst 50
bis 60 Seiten am Tag, häufst Material über Material an. Das ist sehr
interessant. Man wird von nichts
abgelenkt.
Interview: Gregor Wildermann
as Musikspiele-Revival der Nullerjahre
versetzte die Gaming-Branche vor circa
sieben Jahren in Wallung. In jedem zweiten
Wohnzimmer wurde mittels »SingStar« und
Co. Karaoke gesungen oder auf den bunten
Plastikgitarren oder Drum-Kits von »Guitar
Hero« und »Rock Band« herumgedrückt. Bis
der Markt völlig übersättigt war, weil Fans schon
alles hatten, was sie wollten.
Wer nur oberflächlich hinsieht, könnte das
Ubisoft-Projekt »Rocksmith«, bei dem via Kabel
eine echte Gitarre oder Bass an Konsole oder PC
gesteckt wird, unter diesen Trend subsumieren.
Die Darstellung der Griffbrett-Tabulatur wirkt
bekannt, und der Spielspaß speist sich aus dem
gleichen emotionalen Arsenal – man spielt seine
Lieblingssongs auf der Gitarre nach.
Doch gerade die Fortsetzung des 2012 erschienenen Games unterstreicht jetzt, wie ernst
sich das Spiel in dem Aspekt nimmt, für den
es eigentlich gemacht wurde: Es will einem
Gitarrespielen wirklich beibringen. Zu diesem
Zweck wurden zahllose Features überarbeitet
und erweitert. Die Latenz, also der zeitliche
Abstand zwischen dem Saiten-Anschlag und
Klang über den Fernseher, die beim Vorgänger
mitunter noch ein echtes Problem darstellte, ist
Geschichte. Dank des neuen, anpassbaren RiffFeatures lassen sich zudem einzelne Passagen
eines Songs nun individuell in Schwierigkeit
und Geschwindigkeit anpassen und so leichter lernen. Der Master-Mode wurde komplett
überarbeitet und das Auswendig-Lernen der 50
mitgelieferten Stücke (unter anderem mit Songs
von Ramones, Arctic Monkeys, Iron Maiden,
Jack White, Mastodon, Radiohead, Rise Against,
Slayer, The Shins, The Smashing Pumpkins und
Weezer) vereinfacht.
Fast schockierend realistisch gestaltet sich der
Session-Mode, in dem man auf Bass oder Gitarre
zur KI jammt. Dabei ist nicht nur der virtuelle
Schlagzeuger in der Lage, sich dem Spieler in
Bezug auf Geschwindigkeit, Rhythmus und
Lautstärke anzupassen, dasselbe gilt auch für 75
weitere Instrumente – vorausgesetzt, man hält
sich halbwegs an die eingeblendeten Töne einer
Tonart. Das Ergebnis rückt die Lernsimulation
»Rocksmith 2014« erschreckend nah an die
Proberaum-Wirklichkeit. Willkommen in der
Cyber-Band.
Jakob Schramma
— »Rocksmith 2014« für PC, Mac, Xbox 360 und PS3
(Ubisoft)
Next Level Conference 2013
Am 6. und 7. Dezember ist es wieder so weit: Mit
Vorträgen, Panels, Performances, Workshops
und Ausstellungen zur Kunst, Kultur und Wirtschaft der Videospiele findet die Next Level Conference erneut statt, diesmal im Dortmunder U,
dem Zentrum für Kunst und Kreativität. Noch
deutlich länger, bis zum 3. Januar 2014, ist die
Ausstellung »Computerspielen – Perspectives
Of Play« zu sehen, die sich unter anderem mit
den Wechselbeziehungen zwischen Computerspielen und der Gesellschaft auseinandersetzt.
Weitere Infos zu allen teilnehmenden Experten,
Künstlern und Referenten finden sich unter
www.next-level.org.
— 06.+07.12. Dortmund, U
114
Morgen
RotemitAuGen
Scharlau & Volkmann
»Zelda: Wind Waker« kehrt zurück, »FIFA« hätte besser noch mal gewartet, und Linus Volkmann
interpretiert die digitale Freiheit in »Grand Theft Auto« vor allem als Freibrief für Fahrerflucht und StripclubBesuch. Zu rein wissenschaftlichen Zwecken natürlich!
FIFA 14
Für diverse Konsolen (EA)
Linus: Willkommen in der Erkältungszeit. Da ist man ja viel drinnen und am Gamen, allein, um sich
vor Viren zu schützen. Felix: Ich
glaube, ich kriege gerade Fieber.
Vermutlich von dem toten Vogel,
mit dem ich auf dem Weg ins Büro gespielt habe.
L: Ohje, Virenmutation von Tier zu Mensch gilt
als Nummer-eins-Risiko für den Untergang der
Zivilisation. F: Ach, egal. Patient Alpha will die
Games-Welt rocken. L: Okay, wie wäre es mit
»FIFA 14«, du hast über die Serie doch deine
»Jugend« verpasst. Stimmt es, dass der neue
Teil so nieder ist? F: Sieht so aus. Nach jahrelanger Erfolgswelle ist die Prime-Time-Marke
diesmal komplett bei den Pros untergegangen.
L: Sehe ich gerade. Auf Amazon schreibt einer
von euch Nerds, äh, Pros, die 14er-Edition sei
der Grund dafür, dass er Jahre vor seiner Zeit
graue Haare bekäme. F: Die ganze Kritik geht
auch nicht voll daneben. Kaum Speed, es hängt
wieder oft gegen Ende eines Spiels, die Fußballer
sehen weniger nach sich aus als noch letztes Jahr.
Warum braucht es überhaupt jedes Jahr einen
neuen Teil? Neuer Kader als Update würde mir
reichen. L: Na, ist doch schön, wie du hier dein
Eintracht Frankfurt sein kannst. Aber musst du
wirklich gegen Kaiserslautern verlieren? Was
bist du denn für ein grauenhafter Fan?
The Legend Of Zelda:
The Wind Waker HD
Für WiiU (Nintendo)
F: Hast du bei »Namen« eben wirklich »schwul« eingetippt? L: Mann,
das ist halt auch ein Statement. Hör
lieber auf, dir mit der Regenbogenfahne die Nase zu putzen. F: Oje,
aber jetzt ist das Erste, was eine
Figur im Spiel ruft, »Schwul!!!«, so, als sei es ein
Schimpfwort. Du hast der Community wieder
nur geschadet. Mir gefällt die Grafik übrigens to-
tal gut. Sieht aus wie ein richtig schöner Cartoon
in Waldorf-Schulen-Farben. L: Dein Fernseher
wirkt auf mich plötzlich wie eine von diesen
antidepressiven Tageslichtlampen. F: Hier, was
dir eben nicht gelang, ich hab’s geschafft: Ich
habe das Schwein hochgehoben! L: Spitze, aber
hör bitte auf zu schnaufen, wenn dein Charakter mit einer attraktiven Frau spricht. Unsere
Figur ist doch »schwul«. F: Passend dazu habe
ich jetzt das hautenge Gay-Waldläufer-Dress
von Schinkenomi bekommen. Jetzt kann das
Abenteuer hier auf Präludien losgehen. L: Sehr
schön, ich mach dann mal aus, kenne das schon
von früher. F: Schade, schönes Ding!
Grand Theft Auto V
Für Xbox 360 und PS3 (Rockstar Games)
L: Jetzt kommt endlich der popkulturelle Instant-Classic – wir spielen eine Runde Strip-»GTA V«! F:
Nee, lass uns doch normal ohne
Kleiderpfänder spielen. Du weißt,
mein Schüttelfrost. L: Das sagst du
mir jetzt, wo ich im Adamskostüm von deiner
Katze angestarrt werde? Na, was soll’s? Lege
ich mir halt diese Hobo-Decke von dir über die
Scham, und los geht’s. F: »GTA« ist im Detail
echt noch mal faszinierender geworden. Die
grafischen Möglichkeiten der Konsole werden
voll ausgereizt. Und es gibt auch wieder Radiosender mit Hardcore in den geklauten Autos.
Und guck dir doch mal das Licht hier in der
Dämmerung an. L: Bist du wirklich sicher, dass
du nicht in was Bequemeres schlüpfen willst?
Du und das Spiel – get a room? F: Nein! Aber
sieh dir das Farbenspiel der hereinbrechenden
Dunkelheit an. L: Sonst ist dir Licht doch auch
egal. F: Mitnichten, meine Freunde kennen
mich als großen Licht-Fan! L: Na dann. Lass
mich mal die Abschleppmission spielen. F: Jetzt
hast du eine Passantin überfahren. L: Du hast
gesagt, das Spiel handle von Freiheit – das ist
meine! F: Gib mir wieder den Controller, ich
habe gerade noch ein Bier auf ex getrunken, ich
traue mir alles zu. [Wenige Augenblicke später:
»Mission gescheitert«] Ach, das ist mir alles
eine Nummer zu groß. Ich schaue lieber mal
in der Figur von Michael in meinem Anwesen
vorbei. L: »Drücke x, um an Jimmys Bong zu
ziehen.« Das finde ich jetzt aber echt gut. F: Na
ja, der eigene Sohn hat offensichtlich Drogen im
Haus versteckt. Das ist auch ein zweischneidiges
Schwert. L: Deiner Figur gefällt es immerhin:
»Ich glaube, mein Rückgrat schmilzt.« Allerdings, wann gehen wir denn jetzt endlich in
den Stripclub? Du hast es versprochen! F: Ich
hatte dir einen Exkurs darüber versprochen,
wie sexistisch das Spiel sich wieder generiert,
nicht zuletzt, weil es keine weibliche Hauptfigur
gibt. Das wäre so überfällig gewesen. In diese
Argumentation passt das mit dem Stripclub
nicht so ganz. L: Menno, okay, dann fahren
wir halt mit unserem Sohn am Strand Fahrrad.
F: Ist man zuletzt am Pier, bekommt unser fetter
Sohn einen neuen Flat-Screen, erreicht man vor
ihm das Ziel, macht er was aus seinem Leben.
L: Ach, und so etwas ist eine Mission hier? Da
hast du nicht zu viel versprochen, das ist echt
ganz anders als »Pacman«. F: Mein Game-Sohn
ist dennoch sehr aufmüpfig. L: Darauf können
wir keine Rücksicht nehmen, es hieß, wir sehen
jetzt digitale Brüste. F: Hattest du eigentlich eine
Lobotomie, seit wir uns das letzte Mal getroffen
haben? Wir sind doch gegen Sexismus. Wir sind
die Guten. L: Weiß ich, weiß ich, steht außer
Frage – aber jetzt gib trotzdem Gas! Der gute
Lini will seine Dollars in die Poritze Rodrigo
stecken. F: Ich sag’s aber gleich, der Club ist hetero. L: Och! F: Allerdings brauchen wir da auch
Geld. Ich werde mal alle meine Aktien-Depots
verkaufen. Das ist es mir wert. L: Oh, diese
exotische Tänzerin namens Chasity versucht
mit uns anzubändeln. Es ist so würdelos. Hast
du noch Taschentücher? F: Bricht bei dir jetzt
auch die Vogelgrippe aus? L: Nee, aber gib trotzdem. F: Oops, da sind wir auch schon aus dem
Club geflogen, weil wir uns danebenbenommen
haben. L: Besser so. Nicht dass wir uns hier noch
blamieren. F: Ich glaube, that ship has sailed ...
MAREK LIEBERBERG PRESENTS
CONCERT EXPERIENCE
28.01.
29.01.
04.02.
08.02.
1 1 . 03.
1 2 . 03.
30.03.
3 1 . 03.
KÖLN
OFFENBACH
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MÜNCHEN
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STUTTGART
DÜSSELDORF
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MÜNCHEN
NÜRNBERG
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KÖLN
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18.11. NEU-ISENBURG
19.11. MÜNCHEN
21.11. BERLIN
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11. 02. HANNOVER 19.02. MÜNCHEN
17. 02. KÖLN
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18.02. STUTTGART 22.02. HAMBURG
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GESTALTUNG: WWW.BUERO-SKODA.DE
SPRING TOUR 2014
06.03. KÖLN 07.03. BERLIN
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01.12. HAMBURG
TICKETS: VORVERKAUFSSTELLEN
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SPECIAL GUEST: SAINT RAYMOND
25.11. HAMBURG
26.11. KÖLN
25.11. FRANKFURT
26.11. HAMBURG
2 0.1 1.
2 1. 1 1.
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2 3.1 1.
2 5.1 1.
28.11. KÖLN
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30.11. BERLIN
KÖL N
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HAMBU RG
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31. 03.
01. 04.
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BERLIN
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PRESENTING ARTISTS OF THE WORLD SINCE 1969
W E I T E R E I N F O R M AT I O N E N U N T E R W W W.M L K.C O M
THE
116
MORGEN
STEIL
Cap: Fun Cap Jeanshemd: Topman Jacke: Topman Boxfresh x Stika
www.boxfresh.com
M.I.A. x Versus Versace
www.versusversace.com
Texte: Jenny Weser
Kopie von der Kopie: Für ihre Zusammenarbeit mit der Versace-Unterlinie Versus ließ sich
M.I.A. von Versace-Fälschungen inspirieren, wie
es sie auf Märkten ihrer alten Hood in Ostlondon zu kaufen gibt. Bei den schrillen Prints und
grellen Farben wird eines klar: Die Musikerin
und das Modehaus sind ein Match made in
Gianni Versace’s heaven.
Foto: Carmen Catuti
Für eine Limited-Edition-Kollektion schnappte
sich das britische Label Boxfresh den ebenfalls
britischen Graffiti-Künstler Stika. Die Kollabo
unter dem Namen »Fruit Cocktail« präsentiert als Ergebnis natürlich Graffiti-inspirierte,
aber auch mit ausgefeilten grafischen Mustern
bestückte Streetwear – vom Hoodie bis zum
Schuh.
Intro
Leser
Outfit
Hose: Cheap Monday Sneaker: Adidas Stefan, 25
magnet Club, berlin
Wie bereitest du dich Outfit-technisch auf den Winter vor?
Zum Winter habe ich mir bisher noch nicht so viele Gedanken gemacht, ich werde
mir erst mal eine Übergangsjacke holen und dann weitersehen.
Was sind deine derzeitigen Lieblingsteile?
Das Cap, das ich gerade trage, und Hemden an sich, weil sie sich bei dem
wechselhaften Wetter momentan gut bewähren.
Wo kaufst du gerne ein?
Aus Bequemlichkeitsgründen vor allem im Internet.
Oft bei Zalando und sonst auch gerne bei Topman.
A.P.C. x Carhartt WIP
Nudie Jeans
Philips
www.apc.fr; www.carhartt-wip.com
www.nudiejeans.com
www.philips.de
Minimalistische Ästhetik trifft auf Arbeiterkleidung entlehnte Qualität – zu Recht ist die Symbiose (wie das gemeinsame Logo schön zeigt) des
französischen Labels A.P.C. mit Carhartt WIP
so beliebt. Und doch wird die aktuelle Kollaboration vorerst leider die letzte sein. Ein Grund
mehr, sich auf die in Grau, Weiß und Schwarz
gehaltenen Basics und Accessoires zu freuen.
»We love Jeans« – regelmäßig offenbaren Nudie Jeans ihre Liebe für Denim. Zwar nicht
aus Denim, aber ebenfalls beste schwedische
Handarbeit: die Majorna Boots des Labels aus
Göteborg. Von der schwedischen Manufaktur
Kavat hergestellt, steckt in den Schuhen genauso
viel robuste Qualität und zeitloses Design wie
in den Nudie-Jeans.
Neue, modische Kopfhörer-Serie speziell für
Radfahrer. Das geschlossene Design sorgt für
eine gute Bass- und Geräusch-Isolierung, weiche OnEar-Polster bieten guten Tragekomfort. Zudem verhindert das abnehmbare Kabel
Verknoten und sorgt zusätzlich für Sicherheit.
Dank integriertem Mikrofon auch als HandyFreisprecheinrichtung nutzbar. Schickes Ding.
MORGEN
117
Paul Smith
www.paulsmith.co.uk
Als geeignetsten Ort für ein UnterwäscheShooting denkt man nicht unbedingt an die
französischen Alpen, oder? Das UK-Label Paul
Smith allerdings hat genau dort seine aktuelle
Unterwäsche-Linie inszeniert und uns damit
ein unfassbar cooles Video beschert – mit
den Boxers charmant in der Nebenrolle. Die
atemberaubenden Bilder in luftiger Höhe zu
Musik von Snakehips sind maßgeblich Regisseur
Sébastien Montaz-Rosset und den Bergsteigern/Slacklinern Antoine Moineville und
Tancrède Melet geschuldet. Wir wollen bitte nie
wieder eingeölte Models am Strand in WäscheKampagnen sehen!
TOP 5
HerbstspazierGanG
Der Herbst ist endlich da, vorbei die Zeit der Sonnenanbetung, jetzt wird
durchs Laub geraschelt. Zum ordentlichen Herbstspaziergang, ob vom
Konzert in den Club oder von der Afterhour nach Hause, gehört nun mal
die richtige Ausrüstung. Hier unsere Empfehlungen zur Jahreszeit.
H&M x Isabel Marant
www.hm.com
01 IRIEDAILY
02 NOWADAYS
04 CLEPTOMANICX
03 SOULLAND
05 DOC MARTENS
Die schwedische Modekette hat
sich in den vergangenen Jahren den
Ruf erarbeitet, immer wieder mal
die Spitzenriege an Designern für
eine Sonderkollektion zu verpflichten – wahnwitzige Warteschlangen
vor den Stores am Tag des Launches
inklusive. Kaum eine Kollabo wurde so heiß diskutiert wie die mit
der französischen Modeschöpferin Isabel Marant. Die für sie typische Mischung aus Boho-Chic
und Rock’n’Roll-Roughness zieht
sich auch durch die 126 für H&M
designten Teile (Damen, Männer,
Accessoires). Das i-Tüpfelchen wird
durch die Supermodels Alek Wek,
Milla Jovovich und Daria Werbowy
aufgesetzt, die das Lookbook und
die Kampagnenfotos zieren.
118
MORGEN
10 Jahre Sinnbus Crystal
Festival FiGhters
Sinnbus wird
zehn Jahre alt: Das
Berliner Labelkollektiv hat in der
letzten Dekade eine hochkarätige, stilistisch vielfältige ReleaseGeschichte hinter sich gebracht.
Mit Hundreds, Unmap, The/Das,
La Boum Fatale, Rue Royale, Jan
Roth, Miss Kenichi, Me And My
Drummer — 31.10. Hamburg — 01.11.
Jena — 02.11. Leipzig — 07.11. Berlin
Erst ein Studioalbum hat die spanischbritische Band veröffentlicht.
Doch dieses Album »Star Of Love«
reicht, um die Crystal Fighters
weit oben unter den von Folklore
beeinflussten Dance-Bands einzuordnen.
03.11. Hamburg — 04.11. Köln
— 05.11. Frankfurt — 08.11. Mün­
chen — 09.11. Berlin — 15.11. A-Wien
Gold Panda Jupiter Jones
Einst mit dem
Schlagwort »Chillwave«
assoziiert, haben sich die Koordinaten des Londoner Produzenten
mittlerweile souverän in Richtung
straff getaktete House-Musik mit
allerlei Ornamenten verschoben.
Die TänzerInnen werden es ihm
danken!
12.11. Berlin — 13.11. Frankfurt a. M.
OK KID
Vor zwei Jahren
hießen OK KID noch
Jona:S und wurden im IntroHeimspiel besprochen. Nach
­einem Besetzungs- und Namenswechsel winkt jetzt die große
HipHop-Karriere.
intro
präsentiert
Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir
jeweils 3x2 Tickets. Mail an [email protected]
Mehr Tour-Präsentationen
unter www.intro.de/live/empfehlungen
Phoenix mögen
sich 2013 spleeniger
denn je geben, dennoch ließen es
sich die Franzosen nicht nehmen,
auch mit ihrem jüngsten Album
astreinen elektrifizierten Pop abzuliefern.
Mit Haim — 18.11. Neu-Isenburg —
19.11. München — 21.11. Berlin —
22.11. Düsseldorf
TeGan And Sara Tempers
30.10. Hamburg — 31.10. München —
06.11. A-Wien
06.11. München — 07.11. Nürnberg —
08.11. Stuttgart — 09.11. Wiesbaden
— 10.11. Dortmund — 13.11. Hanno­
ver — 14.11. Dresden — 15.11. Berlin
— Geht weiter!
Phoenix
19.11. Potsdam — 20.11. Bielefeld —
21.11. Erfurt — 22.11. Osnabrück —
23.11. Braunschweig — Geht weiter!
Die superfeschen Zwillinge hatten
mit ihren letzten beiden Alben
nicht mehr viel Neues zu bieten.
Doch nun wendet sich das Blatt:
Tegan And Sara machen in Bubblegum und David Guetta. Das
verspricht auf jeden Fall ein höchst
unterhaltsames Live-Spektakel.
K aum wem
gönnt man den Erfolg
mehr als Jupiter Jones, haben die
Sympathieträger mit den Punkrock-Roots doch immer auffällig
Bodenhaftung gewahrt.
Ganz in der
Tradition geschmäcklerischer Shoegaze-Revivalisten
erweckt dieses Duo die klassische,
wenn auch eher morbide Variante der »wall of sound« zu neuem
Leben. Live dürfte das vor allem
eines werden: laut.
25.11. Köln — 26.11. Berlin — 28.11.
Hamburg — 29.11. München — 30.11.
Chemnitz — 01.12. Mannheim
Trentemøller Xul
Zolar
Auch mit seiner
dritten LP »Lost« legte
Trentemøller eine Mischung aus
Pop, Electro-Arrangements und
klassischer Instrumentierung vor.
Unterstützung erhielt der Produzent dabei von zahlreichen Gastsängerinnen und Gastsängern,
was live sehr viel hermacht.
12.11. Berlin — 14.11. Köln — 16.11.
Hamburg — 18.11. A-Wien
Die Band wird
in ihrer Heimat Köln
bereits als neuer, heißer Scheiß
gehandelt: Xul Zolar entwickeln
ihren sphärischen, rhythmisch
vertrackten Pop zwischen den Eckpfeilern Smiths-Melancholie und
Kölner Minimal-Sozialisation.
14.11. Würzburg — 15.11. Trier —
20.11. Hamburg — 21.11. Jena — 22.11.
Berlin — 23.11. Bayreuth
Ticketmaster.de
Präsentiert von Intro
!!!
01.11. München
02.11. Berlin
03.11. Hamburg
08.11. Köln
The 1975
14.11. Köln
15.11. Frankfurt a. M.
18.11. Berlin
19.11. Hamburg
Präsentiert von Intro
Adolar
30.10.Magdeburg
31.10. Düsseldorf
01.11. Bremen
02.11. Bielefeld
03.11. Cottbus
07.11. Essen
08.11. Kiel
15.11. Hamburg
21.11. Leipzig
23.11. Aachen
Geht weiter!
AlunaGeorge
06.11. Hamburg
14.11. Köln
15.11. Berlin
17.11. Frankfurt a. M.
18.11. München
Amanda Palmer & The
Grand Theft Orchestra
29.10. Hamburg
01.11. Köln
04.11.Berlin
12.11. München
Arctic Monkeys
mit The Strypes
04.11.Offenbach
05.11. Berlin
11.11. Düsseldorf
12.11. München
Braids
Dear Reader
22.11. Hamburg
23.11. Berlin
22.11. Oberhausen
24.11. Bielefeld
25.11. Kassel
30.11. Göfis
Geht weiter!
Captain Capa
31.10. München
01.11. Leipzig
02.11. Stralsund
14.11. Berlin
15.11. Halle
22.11. Bremen
23.11. Bielefeld
30.11. Hannover
Geht weiter!
Casper
28.10.Hamburg
29.10. Köln
30.10.Berlin
01.11. Dresden
03.11. München
05.11. Frankfurt a. M.
06.11. Karlsruhe
09.11. Stuttgart
Chokebore
07.11. Karlsruhe
08.11. Bielefeld
Geht weiter!
Christiane Rösinger
26.11. Rostock
29.11. Bayreuth
Geht weiter!
Chuckamuck
02.11. München
06.11. A-Wien
13.11. Augsburg
14.11. Nürnberg
15.11. Dresden
16.11. Leipzig
23.11. Berlin
Claire
28.–29.10. Berlin
30.10.Leipzig
02.11. München
03.11. Köln
08.11. Kempten
09.11. Stuttgart
10.11. Frankfurt a. M.
12.11. Berlin
13.11. Dortmund
14.11. Osnabrück
15.11. Köln
16.11. Dresden
18.11. Hamburg
21.11. Weinheim
22.11. Nürnberg
23.11. Augsburg
Banks
Crystal Stilts
13.11. Köln
14.11. Hamburg
20.11. Berlin
19.11. Hamburg
20.11. Berlin
21.11. Köln
Baths
DAF
06.11. Köln
07.11. Hamburg
15.11. Berlin
16.11. Dresden
Geht weiter!
Präsentiert von Intro
Austra
Bear‘s Den
10.11. Berlin
11.11. Hamburg
12.11. Köln
Dan Mangan
Biffy Clyro
03.11. Köln
07.11. Hamburg
11.11. Berlin
13.11. München
17.11. Offenbach
Blackmail
31.10. GieSSen
02.11. Bremen
03.11. Frankfurt a. M.
07.11. Düsseldorf
09.11. Osnabrück
17.11. Berlin
Daughter
Deafheaven
04.11.München
05.11. Leipzig
06.11. Schorndorf
Blouse
Dean Blunt
22.11. Hamburg
27.11. Berlin
28.11. Offenbach
20.11. Köln
22.11. Berlin
24.11. Hamburg
Justin Timberlake
20.04.2014 Köln
22.04.2014 Köln
24.04.2014 Berlin
04.05.2014 Hamburg
Dent May
07.11. Köln
08.11. Hamburg
09.11. Hannover
10.11. Berlin
11.11. Frankfurt a. M.
Depeche Mode
Deer Tick
21.11. Köln
23.11. Hannover
25.+27.11. Berlin
Geht weiter!
04.02.2014 Köln
05.02.2014 München
07.02.2014 Stuttgart
08.02.2014 Frankfurt a. M.
09.02.2014 Hamburg
Die Goldenen Zitronen
13.11. Bremen
14.11. Hannover
16.11. Frankfurt a. M.
18.11. Stuttgart
Disclosure
03.11. Berlin
04.11.Hamburg
08.11. Köln
Fenech-Soler
Drenge
20.11. München
21.11. Köln
22.11. Frankfurt a. M.
02.12.2013 Köln
03.12.2013 Frankfurt a. M.
04.12.2013 Stuttgart
06.12.2013 München
Editors
mit Balthazar
30.10.Leipzig
01.11. Wiesbaden
03.11. Köln
Emilíana Torrini
03.11. Berlin
05.11. Köln
09.11. München
Turin Brakes
Erdmöbel
28.10.Bochum
29.10. Münster
30.10.Frankfurt a. M.
31.10. Eisenach
01.11. Tübingen
02.11. Karlsruhe
07.11. Hannover
08.11. Krefeld
Deutschland-Tour
03.12.2013 ― 10.12.2013
Präsentiert von Intro
Foals
The Growlers
08.11.Köln
18.11.2013 Freiburg
19.11.2013 München
20.11.2013 Frankfurt a. M.
21.11.1013 Berlin
Präsentiert von Intro
Francis
International Airport
28.10.Hamburg
29.10. Berlin
30.10.Regensburg
Geht weiter!
Kids of Adelaide
Frightened Rabbit
22.11. Köln
29.11. Hamburg
Geht weiter!
30.11.2013 Hamburg
02.12.2013 Berlin
05.12.2013 Köln
Friska Viljor
29.10. Hamburg
30.10.Bielefeld
31.10. Düsseldorf
01.11. Mannheim
04.11.Konstanz
06.11. Kassel
Ticket-Hotline:
01806-999 00 00
0,20 €/Anruf aus dem dt. Festnetz/max. 0,60 €/Anruf aus dt. Mobilfunknetzen
120
MORGEN
Tourdaten
The Great Hans Unstern
Swindle
14.11. A-Wien
16.11. München
18.11. Reutlingen
19.11. Wetzlar
20.11. Frankfurt a. M.
21.11. Münster
22.11. Saarbrücken
23.11. Mülheim / Ruhr
24.11. Bremen
27.11. Hamburg
28.11. Berlin
Haim
25.11. Hamburg
26.11. Köln
Half Moon Run
28.10.Köln
29.10. Berlin
07.11. München
Präsentiert von Intro
Herren­
maGazin
29.10. Stuttgart
30.10.Frankfurt a. M.
31.10. Aachen
01.11. Hannover
02.11. Lingen
22.11. Aurich
Hurts
mit Glasvegas
10.11. Berlin
11.11. München
13.11. Düsseldorf
14.11. Frankfurt a. M.
15.11. Hamburg
17.11. A-Wien
ein fest von Intro
IntroducinG
mit Torres, Pool, Main
Fear Love
05.11. Hamburg
06.11. Berlin
08.11. München
09.11. Frankfurt a. M.
10.11. Köln
Jay-Z
28.10.Köln
ein fest von Intro
IntroducinG
Festival
mit Thomas Azier, Dan
Croll, Tusq, Slow Magic,
Diana, Kid Karate, Pawws, Skiing, Allie u.a.
Lee Ranaldo & The Dust
12.11. Berlin
13.11. Köln
Leslie Clio
28.10.Hamburg
29.10. Bremen
30.10.Hannover
01.–02.11. Berlin
Lil Wayne
mit Mac Miller
10.11. Berlin
28.10.Frankfurt a. M.
29.10. Hamburg
30.10.Berlin
Jacco Gardner
mit Zulu Pearls
Local Natives
mit Cloud Control
21.11. Wiesbaden
22.11. Dortmund
23.11. Münster
24.11. Köln
25.11. Hamburg
26.11. Berlin
01.11. Köln
06.11. Hamburg
08.11. A-Wien
Jake Bugg
LainG
mit Malky
Präsentiert von Intro
Mighty
Oaks
mit Jackson Dyer
Motörhead
Phosphorescent
26.11. Berlin
27.11. Frankfurt a. M.
29.11. Stuttgart
30.11. München
Geht weiter!
24.11. Münster
Mount Kimbie
26.11. Hamburg
27.11. Leipzig
28.11. Frankfurt a. M.
29.11. Berlin
Geht weiter!
MS MR
mit Outfit
09.11. Frankfurt a. M.
10.11. Köln
12.11. Hamburg
13.11. Berlin
14.11. München
The National
mit This Is The Kit
04.11.Berlin
05.11. Düsseldorf
Nick Cave & The Bad Seeds
10.11. Hamburg
12.11. Düsseldorf
13.11. Offenbach
21.11. München
24.11. A-Wien
Pixies
01.11. A-Wien
Placebo
15.11. Leipzig
16.11. Köln
19.11. München
21.11. A-Wien
27.11. Frankfurt a. M.
28.11. Berlin
Primal Scream
16.11. Köln
23.11. Hamburg
30.11. Berlin
Präsentiert von Intro
Prinz Pi
01.11. Berlin
08.11. Dortmund
09.11. Münster
10.11. Hannover
21.11. Stuttgart
22.11. Konstanz
28.11. A-Wien
Queens Of The Stone Age
mit Band Of Skulls
Matthew E. White
Mikrokosmos23
21.11. Berlin
22.11. Wangels
23.11. Frankfurt a. M.
24.11. Köln
25.11. München
16.11. Gera
19.11. Dresden
21.11. Leipzig
22.11. Berlin
23.11. Rostock
Nightmares On Wax
Präsentiert von Intro
Milky Chance
Oh Land
mit Ballet School
24.11. München
25.11. Frankfurt a. M.
26.11. Hamburg
27.11. Köln
16.11. Hamburg
18.11. Köln
19.11. Berlin
Russian Circles
mit Chelsea Wolfe
Maximilian
Hecker
29.10. Frankfurt a. M.
30.10.München
01.11. Leipzig
02.11. Chemnitz
03.11. Mannheim
05.11. Erlangen
07.11. Saarbrücken
10.11. A-Wien
13.11. Aschaffenburg
14.11. Jena
15.11. Cottbus
30.10.Hamburg
31.10. Lüneburg
15.11. Würzburg
21.11. Dresden
22.11. Berlin
Geht weiter!
Lali Puna
mit The Pastels
30.10.Berlin
09.11. Leipzig
10.11. Freiburg
11.11. Düsseldorf
12.11. München
21.11. Leipzig
22.11. Berlin
23.11. München
30.10.Berlin
Präsentiert von Intro
11.11. Köln
12.11. Hamburg
Präsentiert von Intro
Midlake
Mark Lanegan
05.11. Berlin
06.11. München
Jimmy Eat World
mit Rival Schools*
07.11. Köln
28.10.München
29.10. Köln
30.10.Dresden
31.10. Leipzig
01.11. Rostock
02.11. Berlin
09.11. Schorndorf
London Grammar
Low
Julia Holter
MC Fitti
28.10.Heidelberg
30.10.Augsburg
01.11. Dornstadt
02.11. Freiburg
04.11.Stuttgart
05.11. Darmstadt
06.11. Tübingen
07.11. Rees-Haldern
08.11. Berlin
19.11. Berlin
24.11. Köln
29.11. Hamburg
10.11. Saarbrücken
11.11. Wiesbaden*
12.11. Nürnberg*
13.11. Köln*
16.11. Hamburg*
Präsentiert von Intro
Präsentiert von Intro
30.10.Köln
31.10. Hannover
09.11. Hofgeismar
Miss Li
20.11. Darmstadt
23.11. Düsseldorf
24.11. Hamburg
26.11. Stuttgart
28.11. München
29.11. Dresden
30.11. Berlin
Mayer
Präsentiert von Intro
Hawthorne Morcheeba
28.10.München
29.10. Frankfurt a. M.
30.10.Berlin
01.11. Hamburg
02.11. Köln
28.10.Berlin
29.10. Hamburg
30.10.Köln
31.10. Heidelberg
04.11.Stuttgart*
05.11. München*
08.11. Düsseldorf*
28.11. Hamburg
Roosevelt
16.11. Hamburg
17.11. Berlin
18.11. Frankfurt a. M.
19.11. Köln
31.10. Karlsruhe
02.11. Köln
03.11. Hamburg
10.11. Berlin
11.11. Dresden
17.11. München
Ólafur Arnalds
Samy Deluxe
14.11. Leverkusen
23.11. Darmstadt
29.11. Dresden
Geht weiter!
12.11. Wiesbaden
15.11. Freiburg
16.11. Leutkirch
22.11. Krefeld
23.11. Kaiserslautern
27.11. Augsburg
28.11. Heidelberg
29.11. Münster
30.11. Kiel
Okkervil River
Philipp Poisel
03.11. Magdeburg
04.11.Halle
05.11. Leipzig
Da Gehen wir hin – Tipps der Redaktion
Eurosonic Noorderslag
Und wo geht ihr hin? — www.intro.de/forum/konzerte
Alle wichtigen europäischen Newcomer des Festivalsommers schon im Januar live sehen.
Kristina
EnGel
Philip
FassinG
HolGer
Risse
Woodkid
Birdy
Thees Uhlmann
Sophie Hunger
Jake Bugg
Baths
Julia Holter
Dean Blunt
AlunaGeorge
Crystal Stilts
Christian Steiffen
!!!
Jake Bugg
Roosevelt
Pachanga Boys
Jahr für Jahr treffen sich im niederländischen
Studentenstädtchen Groningen Musiker, Fans
und die gesamte Musikbranche, um vielversprechende Newcomer aus ganz Europa auf ihre
Livequalitäten abzuklopfen. Auf etwa 30 Bühnen
spielen 250 Acts, darunter verlässlich viele, die
im weiteren Verlauf des Jahres für Furore sorgen
werden. Vorhören ist also dringend angeraten!
Gastland ist 2014 Österreich, der Fokus liegt
also auf den Acts aus der Alpenrepublik. Die
ersten Künstler sind bereits bekannt gegeben, die Intro-Empfehlungen gibt es in aller
Ausführlichkeit in der nächsten Ausgabe.
15.-18.01. NL-Groningen — Bondax, Claire, Coely, Deaths, Emilie Nicolas,
Exclusive, Fauve, Ja, Panik, Jenny Wilson, K ate Boy, Kensington, Kostrok,
Luca Sapio, Mahagon, Mister And Mississippi, Say Yes Dog, Shiny Darkly,
Siluet, The Animen, The Strypes, The Vintage Caravan, Vismets u. v. a.
MORGEN
Savages
Suede
Tricky
20.11. Köln
21.11. Frankfurt a. M.
22.11. Berlin
23.11. Hamburg
25.11. München
15.11. A-Wien
18.11. Berlin
19.11. München
21.11. Köln
22.11. Wangels
28.11. Köln
Präsentiert von Intro
Swim Deep
Say Yes DoG
18.11. Landau
19.11. Mainz
21.11. Hamburg
22.11. Stuttgart
23.11. Geldern
26.11. Köln
27.11. Berlin
28.11. Chemnitz
30.11. Leipzig
Geht weiter!
Scott Matthew
01.11. A-Wien
07.11. Baienfurt
11.11. München
12.11. Berlin
26.11. Frankfurt a. M.
27.11. Köln
28.11. Duisburg
Geht weiter!
Scout Niblett
07.11. Marburg
08.11. Berlin
09.11. Leipzig
11.11. A-Wien
Geht weiter!
Seasick Steve
mit Gemma Ray
28.10.Köln
30.10.München
31.10. Darmstadt
04.11.Stuttgart
Sigur Rós
mit I Break Horses
24.11. Frankfurt a. M.
25.11. Düsseldorf
Skrillex
21.11. Berlin
Sophie Hunger
01.11. Lörrach
02.11. Reutlingen
07.11. Heidelberg
08.11. Augsburg
10.11. A-Wien
20.11. Worpswede
21.11. Osnabrück
22.11. Wangels
The Sounds
12.11. Münster
13.11. Hamburg
14.11. Leipzig
15.11. Hannover
17.11. Bochum
19.11. Stuttgart
26.11. München
27.11. Wiesbaden
28.11. Köln
29.11. Berlin
Steven Wilson
28.10.Hannover
30.10.Dresden
01.11. Leipzig
02.11. A-Wien
03.11. Erlangen
Sublime With Rome
mit Dirty Heads
07.11. Hamburg
15.11. Köln
11.11. Berlin
12.11. Köln
13.11. München
14.11. Hamburg
Ten Years From Now
mit Egotronic, Feine Sahne Fischfilet, Findus
15.11. Bremen
16.11. Köln
Geht weiter!
Thees Uhlmann & Band
30.10.Bremen
31.10. Bielefeld
01.11. Dortmund
03.11. München
04.11.Erlangen
06.11. Leipzig
07.11. Jena
08.11. Dresden
09.11. A-Wien
10.11. Stuttgart
11.11. Würzburg
12.11. Saarbrücken
13.11. Köln
14.11. Osnabrück
15.11. Wiesbaden
18.11. Mannheim
19.11. Hamburg
20.11. Hamburg
21.11. Hannover
22.11. Berlin
23.11. Wangels
Präsentiert von Intro
Turbostaat
30.10.Magdeburg
31.10. Erlangen
03.11. Konstanz
04.11.Freiburg
06.11. Heidelberg
07.11. Göttingen
08.11. Osnabrück
09.11. Düsseldorf
22.11. Hamburg
Villagers
25.11. Köln
26.11. Erlangen
27.11. Frankfurt a. M.
29.11. Berlin
Volcano Choir
14.11. Berlin
15.11. Düsseldorf
06.11. Berlin
Präsentiert von Intro
When Saints
Go Machine
28.10.Stuttgart
29.10. Wiesbaden
24.11. A-Wien
White Lies
mit In The Valley Below
14.11. Berlin
19.11. Frankfurt a. M.
Präsentiert von Intro
Präsentiert von Intro
Tiere
Streicheln
Menschen
06.11. Würzburg
07.11. Weinheim
08.11. Ulm
09.11. Stuttgart
14.11. Dresden
15.11. Halle
16.11. Leipzig
17.–19.11. Berlin
Geht weiter!
Tocotronic
01.11. Bielefeld
02.11. Düsseldorf
03.11. Karlsruhe
04.11.München
05.11. Leipzig
06.11. Berlin
Touché Amoré
16.11. Bochum
17.11. Köln
18.11. München
19.11. Wiesbaden
21.11. Hamburg
22.11. Berlin
27.11. A-Wien
29.11. Stuttgart
Gerade erst haben Biffy Clyro das
Stadionbad in Hannover gerockt,
schon steht etwas weiter westlich
der nächste außerordentliche Event
im Rahmen der »Telekom Street
Gigs«-Reihe an: Das britische Trio
Placebo präsentiert sein neues
­ lbum »Loud Like Love« auf der
A
Essener Zeche Zollverein, immerhin von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Wer schon mal
dort war, weiß um den einzigartigen Schwerindustrie-Charme des
ehemaligen Steinkohlebergwerks
und kann einschätzen, wie gut dies
zu den fantastischen Sound-Wällen
der Band um Brian Molko passen
dürfte.
Wie immer gibt es für das Konzert keine Tickets im regulären
Verkauf. Man kann sich nur für
die kostenlose Gästeliste bewerben, und zwar auf www.telekomstreetgigs.de. Glücklich ist, wer da
dabei sein kann.
26.11. Essen — Placebo
Warpaint
09.11. Köln
11.11. Frankfurt a. M.
12.11. München
13.11. A-Wien
21.11. Berlin
27.11. Hamburg
These New Puritans
Telekom Street GiGs
mit Placebo
121
Woodkid
31.10. Düsseldorf
10.11. Dresden
11.11. Berlin
ein handverlesenes Konzertprogramm aus Thomas Azier, Tusq,
Slow Magic, Dan Croll, Diana, Pawws, Skiing, Allie, Kid Karate und
Sean Nicholas Savage. Der eine oder
andere Act könnte noch dazukommen, es gibt also viel lohnenswerte
neue Musik zu entdecken.
Wie sonst auch gibt es für unser
Festival keine Tickets zu kaufen
– man kann sich schlicht und einfach auf www.introducing.de für
Zusätzlich zu unserer großen In- die kostenlose Gästeliste anmelden.
troducing Tour (siehe S. 28) wagen Wenn das keine Gelegenheit ist,
wir uns im November ans Indoor- wissen wir’s auch nicht!
Festival-Format! Und zwar aus
gutem Anlass: Der Berliner Post- 10.11. Berlin — Thomas Azier,
Dan Croll, Tusq, Slow Magic,
bahnhof feiert Geburtstag, und da Sean Nicholas Savage, Diana,
wollen wir mitfeiern. Mit dabei ist Kid K arate, Pawws, Skiing, Allie
IntroducinG
Festival
Youth Lagoon
15.11. Berlin
Yo La Tengo
05.11. München
10.11. Heidelberg
11.11. Dresden
12.11. Hamburg
Die kommen,
Die touren
Emsland Arena
Unter dem selbstironischen Motto
»Popkultur für die Provinz« eröffnet Ende November eine neue
Spielstätte im emsländischen
Lingen, die der Region Zugang zu
Konzerten geben will, die bislang
an ihr vorbeizogen.
Alien Coen Band
15.01.–16.02.
Angry Pop Fest
14.12.
Chilly Gonzales
28.12.
Die Höchste Eisenbahn
08.01.–16.02.
Ellie Goulding
28.01.–08.02.
Eurosonic Noorderslag
15.–18.01.
Fenech-Soler
02.–06.12.
Travis
Guz Die Aeronauten
22.11. Wangels
25.11. Berlin
Geht weiter!
Zurück zuhause Festivals
11.12.–02.05.
27.12.
Stefan Epping, du bist für das
Marketing der EmslandArena
zuständig. Gibt es bei der Programmplanung in einer Gegend
wie dem Emsland andere Aspekte
zu beachten als etwa in Hamburg?
Sechs Konzerte in einer Woche mögen in Hamburg vielleicht noch
funktionieren, im Emsland eher
weniger. Damit würden wir unsere
Region überfordern. Eine gewisse
Ausgewogenheit des Programms ist
daher von besonderer Bedeutung.
Das macht die Sache auch nicht
immer ganz einfach.
Gibt es weniger Bands als früher,
die neben den großen Städten auch
mal kleinere betouren?
Da hat sich in den letzten Jahren
einiges verändert. Die großen internationalen Namen kommen
nicht mehr für 20 Konzerte nach
Deutschland. Städte wie Berlin,
Hamburg und Köln sind im Tourplan gesetzt, mittelgroße Städte
müssen dagegen harte Überzeugungsarbeit für ihren Standort leisten. Auf der anderen Seite gibt es
aber auch Künstler, die den Reiz der
Provinz schätzen und gerne auch
in kleineren Städten haltmachen.
Text: Christian Steinbrink
30.11. Lingen — K atie Melua, Bosse
— Das ganze Interview auf intro.de
122
MORGEN
Festivals
Oh Land
Audio Invasion
»Prinzipiell ist erst mal alles möglich«, sagte Jonas Fröbel, Gitarrist
der Leipziger Electro-Band Toy!,
noch im letzten Jahr über das
Konzept des Audio Invasion Festivals. Dieses Credo beherzigen
die Veranstalter ganz offensichtlich weiterhin mit Freude. Dort,
wo normalerweise das Leipziger
Gewandhausorchester und andere
Kammermusikensembles ihre Konzerte geben, geht am 23. November
ein äußerst eklektisches und erlesenes Musikprogramm über die
Bühne. Die Macher des Festivals
haben auch dieses Jahr weit über
jeden Tellerrand hinausgeschaut
und dem nach guter Tradition sehr
offenherzig kollaborierenden Gewandhausorchester gitarrenlastige
Newcomer-Bands und Bass-MusikPioniere zur Seite gestellt.
So darf nach der Eröffnung im
großen Saal, bei der das Hausorchester unter der Leitung von
Andrew Manze Stücke des Komponisten Benjamin Britten zur
Aufführung bringt, im Mendelssohn-Foyer bis in die frühen
Morgenstunden getanzt werden.
Hinter den Plattenspielern findet man dabei illustre Gäste wie
Bloc-Party-Sänger Kele Okereke,
den UK-House-Shootingstar Julio
Bashmore oder auch KanYe-WestSchützling und Produzenten-Wunderkind Hudson Mohawke. Das
ergibt einen Twist, wie man ihn
hierzulande nur höchst selten zu
hören bekommt.
Text: Philip Fassing
23.11. Leipzig — Abby, Andhim, Bender
& Dahmar, Benjamin Grosvenor,
Gewandhausorchester, Hudson
Mohawke, Julio Bashmore,
K arocel, Kele Okereke, Lake
People, Oh Land, Reznik, Roosevelt,
Versatile Noise Troopers
Kraftklub
BerGFestival
Schnee und Festivals – spätestens, seitdem Wintertrendsportarten wie
Snowboarding oder Trickski ihre Wettbewerbe in Skiregionen dies- und
jenseits der Alpen austragen, ist diese Kombination keine Seltenheit
mehr. Das Bergfestival rückt den Fokus mehr in Richtung der Musik.
Rock- und Popkonzerte vor, während und
nach der Pistengaudi der Wintermonate sind
schon lange keine Ausnahme mehr. Ob nun
Hardcore oder HipHop, Punk oder Crossover
– viele bekannte Bands gaben sich schon in
bekannten Skiregionen die Ehre und sorgten
für eine bis dato unbekannte Konzertatmosphäre. Das Bergfestival treibt diese Entwicklung in diesem Jahr erstmals ein Stück weiter:
Im beschaulichen Saalbach-Hinterglemm in
Österreichs Kitzbüheler Alpen stellen die Veranstalter, die im Sommer für bekannte Open
Airs wie das Taubertal Festival oder Rocco del
Schlacko verantwortlich zeichnen, für zwei Tage
und elf Bands ihre Bühne auf. Die stilistische
Spannbreite reicht von Electro über Punk und
HipHop bis hin zu Indie und Rock – vielfältiger
geht es kaum. Erfahrene Skihasen wie die Donots oder Guano Apes stehen im Line-up neben
Bands, die man in diesem Kontext bisher noch
nicht erleben durfte, wie etwa die Monsters Of
Liedermaching.
Nach Ende des Tagesprogramms findet das
Festival in zwei Clubs seine Fortsetzung bis
tief in die Nacht hinein. Natürlich kann man,
wenn man schon mal vor Ort ist, die Pisten
rings herum für ganz ordinären Wintersport
nutzen. Nur aufs gewohnte Camping müssen
geneigte Festivalfans, und seien sie noch so
hart im Nehmen, dabei verzichten. Stattdessen
gibt es Unterbringungsmöglichkeiten für jeden
Anspruch und Geldbeutel. Auch für die Anreise
ist bereits gesorgt: Ein Busshuttle fährt aus
vielen Städten in Deutschland und Österreich
den Ort des Geschehens direkt an.
Text: Henrik Hamelmann
06.-08.12. A-Saalbach-Hinterglemm —
Blumentopf, Donots, Evil Jared, Frittenbude,
Guano Apes, Kontrust, Kraftklub,
LaBrassBanda, The Subways, Monsters Of
Liedermaching, Russkaja
MORGEN
123
Worldtronics
Immer intensiver setzt die elektronische Musikszene
auch abseits der westlichen Welt die Möglichkeiten
des World Wide Web als Multiplikator für ihre
Kunst ein. Die Worldtronics bieten Blicke über den
Tellerrand.
Noch nie waren die Regionen der
Welt so stark vernetzt, noch nie
war der Austausch von Daten, Informationen oder auch Musik so
einfach wie im WLAN-Zeitalter
mit seinen sozialen Netzwerken
und Plattformen wie Soundcloud.
Eigentlich erschreckend, wie sehr
der Einfluss westlicher Medien angesichts dieser nicht erst seit gestern bestehenden Möglichkeiten
dominiert. Das Festival Worldtronics hat sich genau dieses Themas
angenommen und sich zur Aufgabe
gemacht, die eindimensionale musikalische Sozialisierung der ersten
Welt aufzubrechen und die Vielfalt
elektronischer Musik darzustellen.
Das Festival im Haus der Kulturen
der Welt in Berlin lud seit seinem
Debüt 2007 unter anderem ElectroActs aus Chile, Israel, Japan, Kongo,
Mexiko, Neuseeland, Pakistan oder
Russland ein. Es gab Einblicke in
die Tecnobrega-Szene Nordbrasiliens oder klärte über die Hürden
der jungen Popmusik in China auf.
Das Thema der diesjährigen
Worldtronics-Ausgabe ist »Teams
& Tools«. Das Festival widmet sich
den Phänomenen, die durch digitale Optionen für die Musik weltweit geschaffen werden könnten.
Alternative Plattformen und kleine
Labels haben sich nicht nur in unseren Breiten als beliebte Netzwerke
etabliert, wie das Label 100 Copies
aus Kairo oder die Projekte Bordermovement und Soundcamp zeigen,
mit denen sich die Gründer Gerriet
Schulz und die Brüder Teichmann
in südasiatische DIY-Netzwerke
einklinken. DIY sind auch einige
der alternativen und experimentellen Tools, also Musikmaschinen,
von erfindungsreichen Konstrukteuren wie dem Franzosen Pierre
Bastien, der Katalanin Eli Gras oder
den Kairoern Sadat & Alaa Fifty.
Begleitend zum Worldtronics
findet jedes Jahr am Festivalsamstag auch der Elektro-Fachmarkt im
Haus der Kulturen der Welt statt,
der sich als Treffpunkt der Berliner Elektronikszene wachsender
Beliebtheit erfreut. Hier kann man
sich zwischen Labelmachern, Plattenhändlern, Clubbetreibern, Instrumentenbauern und Produzenten kleine Konzerte oder DJ-Sets
anschauen oder an den Ständen
von Musikstudios und Verlagen
stöbern.
Text: Jenny Weser
27.11.-01.12. Berlin — Bikya, Bosai­
na, Gebrüder Teichmann, Lafifa,
Mahmoud Refat, Monitor Lizards,
Shruti Sonic feat. Talvin Singh,
Sohrab, Solar Eyes, Wetrobots
Gebrüder
Teichmann
London Grammar
Sonic Visions
Luxemburg als Hotspot? Häufig hört man
diese Charakterisierung nicht, außer von
Bankiers oder Großherzögen im letzten
Großherzogtum der Welt. Oder man ist
Gast beim Sonic Visions.
In Luxemburgs zweitgrößter Stadt, Esch-sur-Alzette, liegt
die berühmt-berüchtigte Rockhal, für viele Musikfans auch
außerhalb des Großherzogtums die beste Konzert-Location
weit und breit. Der Straßenname der Rockhal ist schon so
klischeebeladen, dass es fast langweilig wäre, ihn zu thematisieren. Aber eben nur fast. Die »Avenue du Rock’n’Roll«
hält tatsächlich, was sie so vollmundig ankündigt. Andere
Städte könnten sich ein Beispiel an dem Konzept nehmen,
das hinter der Rockhal und den umliegenden Gebäuden
steht: Kostengünstige Proberäume, modernste Bühnentechnik und ein eigenes Studio unterstreichen, dass man sich
hier Gedanken gemacht hat, wie man die Rock/Pop-Kultur
sinnvoll fördern kann. In diesem übersichtlichen Städtchen
mit seinen gerade einmal 32.000 Einwohnern findet zum
sechsten Mal das Sonic Visions Festival statt.
Die Philosophie hinter dem Festival besteht darin, luxemburgischen Newcomerbands die Chance zu geben, sich
einer Öffentlichkeit zu präsentieren, die über die heimische
hinausgeht. Gemeinsam mit internationalen Gruppen wie
Sigur Rós und Hurts ergeben sich ein äußerst homogenes
Line-up und eine Veranstaltung, die als erfrischende Mischung aus Branchentreffen und Musikfestival beschrieben werden kann. Rund um das Sonic Visions findet eine
Konferenz statt, in der die Vermarktung von Bands und die
Durchführung von Veranstaltungen im Vordergrund stehen.
Zusätzlich werden Workshops zu aktuellen Themen der
Popkultur angeboten. So eine Zusammenstellung mag nicht
mehr völlig neu sein, sie bietet mit ihrer Ernsthaftigkeit und
Spannbreite aber genügend Substanz, um das Festival als
wichtigen Punkt im Jahreskalender zu markieren.
Text: Philipp Maxrath
22.-23.11. L-Esch-sur-Alzette — Alvin And Lyle, Antimatter
People, Aufgang, Bender & Schillinger, Benjamin Clemen­
tine, Bottled In England, Colt Silvers, Dear Reader, Dir­
ty Crows, Drenge, Frightened R abbit, Fyfe, Girls In Hawaii,
Hurts, I Break Horses, Leslie Clio, London Grammar, Lylac,
Mighty Oaks, Mr. Yaz, Mutiny On The Bounty, Natas Loves
You, Nonono, OK KID, Owlle, Porn Queen, Seed To Tree, Sigur
Rós, Synthesis, We Are Match
124
MORGEN
Festivals
Woodkid
Electronic Beats
Nach über das ganze Jahr verteilten
Stationen in Deutschland und dem
angrenzenden Ausland macht das
Electronic Beats in der dunkleren
Jahreshälfte halt in Dresden. Von
Beginn an bemühten sich die Macher, sich in ihrem Line-up am Puls
der Zeit der elektronischen Musik
zu bewegen. Folgerichtig wird auch
in Sachsens Landeshauptstadt mit
Woodkid einer der momentan heiß
gehandelten Künstler auftreten. In
früheren Tagen brillierte der Franzose als Videoregisseur für Moby
oder Lana Del Rey, mittlerweile hat
er sich auch als Musiker, zuletzt mit
seinem Debütalbum »The Golden
Age«, einen Namen gemacht. Das
Duo Mount Kimbie seinerseits hatte mit seinem Debüt »Crooks & Lovers« 2010 in fast allen Bestenlisten
einen Spitzenplatz inne. Mit dem
zweiten Album »Cold Spring Fault
Less« etablierten sich die Briten
dieses Jahr vollends. Die aktuelle
Platte erschien auf dem renommierten Label Warp und begeisterte mit einem avancierten Mix
aus Chillwave, Dub und Electro.
Sizarr überzeugten mit ihrem Indie/Electro-Sound schon Künstler
wie These New Puritans oder Kele
Okereke, die sie prompt als Vorgruppe anheuerten. Mit Albrecht
Wassersleben, einem der Gründer
des Dresdener Labels Uncanny, hat
sich das Electronic Beats zudem
einen Local Hero an Bord geholt.
Sein Mix aus House, Soul und folkloristischen Rhythmen macht das
facettenreich zusammengestellte
Line-up komplett.
Text: Philipp Maxrath
10.11. Dresden — Albrecht
Wassersleben, Mount Kimbie,
Sizarr, Woodkid
23.11. A-Wien — Giorgio Moroder,
Laurel Halo, Metro Area, When
Saints Go Machine, Wolfram
Pop.Notpop
HipHop Tunes
Stuttgart hat neben dem höchsten Fernsehturm
(Lüge) und den besten Brezeln (Wahrheit) im
November noch einen weiteren Superlativ zu
bieten: Das fantastische Pop.Notpop-Clubfestival nistet sich einen Samstag lang in fünf der
coolsten Clubs der Stadt ein. In den vergangenen
Jahren hatten Acts wie Bonaparte, Retro Stefson, Roosevelt oder Icona Pop schon die Klasse
des Clubfestivals als Sprungbrett für vielversprechende Newcomer unter Beweis gestellt.
Das unterstreicht den Nutzen einer solchen
Veranstaltung, was durchaus mal herausgestellt
werden darf, denn die Landeshauptstadt ist
nicht gerade bekannt dafür, es ihren Kreativen
leicht zu machen. Mit dem Pop.Notpop, deren
Organisatoren neben dem Festival auch regelmäßige Konzerte durchführen, ist die Region
nun allerdings schon seit vier Jahren um eine
schöne Veranstaltung reicher. Ausnahmsweise
findet diese nicht in Mannheim, der allgegenwärtigen Heimat der Popakademie, sondern
standesgemäß in der Landeshauptstadt statt.
Text: Jenny Weser
»What we’re gonna do right here
is go back, way back, back into
time.« Diesen Sample-Klassiker
von Jimmy Castor haben sich die
HipHop Tunes offenbar als Motto
auf die Fahne geschrieben, denn
eigentlich ist die Veranstaltung im
emsländischen Lingen eine Art Gegenentwurf zu all den sogenannten
Newcomer-Festivals. Zum einen,
weil mit DCS (ehemals Die Coolen
Säue) aus Köln, Perspektive Music
aus Osnabrück, den Münchener
Headlinern Blumentopf und den
Lingener Lokalmatadoren Moinsen
Mafia durchweg Bands vertreten
sind, die seit zehn Jahren und mehr
gemeinsam Musik machen. Zum
anderen, weil die HipHop Tunes
nach jahrelanger Pause ihr Comeback geben: Während das Festival
damals noch im Rahmen des jährlichen Altstadtfests am Alten Pferdemarkt open air stattfand, feiern die
HipHop Tunes 2013 mit dem Alten
Schlachthof Lingen als neue Location ihre Indoor-Premiere.
Text: Jenny Weser
09.11. Stuttgart — Bit Brothers, Charlie
Barnes, Children, Claire, Exclusive, Fantastic
Mr. Fox, Fuck Art, Let’s Dance!, Jung &
Glücklich, Kill All Hipsters DJ-Team, Kitjen
Special feat. Tipura, Konstantin Sibold feat.
Aristoteles & Leif Müller, Loveit feat. Rückli &
Nico Brun, Mathias Weck, Okta Logue, Sea + Air,
Yalta Club
15.11. Lingen — Blumentopf, DCS,
Moinsen Mafia, Perspektive Music
POp AbO DOrtmunD
»Hier bedeutet oftmals ein Weniger an
Lautstärke ein Mehr
an Atmosphäre. Wer
damit spielt, kann
hier wirklich ganz besondere Momente
entstehen lassen.«
Pop-Abo-Kurator Christian Lenzing schätzt das
Potenzial für außerordentliche Konzerte seiner
Reihe im Dortmunder Konzerthaus ganz richtig
ein. Die nächste Gelegenheit, das zu erleben,
bietet Agnes Obel.
14.11. Dortmund — Agnes Obel
Moinsen
Mafia
126
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Di. 05.11.2013 | Gloria, Köln
Mi. 20.11.2013 | Essigfabrik, Köln
Mi. 06.11.2013 | Live Music Hall, Köln
Crossfaith, Deadly Circus Fire
EMILIANA TORRINI SKINDRED
special guest:
THE CULT
Fr. 08.11.2013 | E-Werk, Köln
FOALS
special guest: Everything Everything
Fr. 08.11.2013 | Essigfabrik, Köln
BUCKCHERRY
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SUPERSTAR
special guest: Venrez
Do. 21.11.2013 | E-Werk, Köln
SUEDE
special guest: Teleman
Di. 26.11.2013 | E-Werk, Köln
(Verlegt von der Essigfabrik)
TOM ODELL
Mi. 27.11.2013 | E-Werk, Köln
PAPA ROACH
special guests:
Glamour Of The Kill, Middle Class Rut
Sa. 09.11.2013 | Live Music Hall, Köln
Mo. 02.12.2013 | Live Music Hall, Köln
So. 10.11.2013 | Live Music Hall, Köln
Sa. 07.12.2013 | E-Werk, Köln
Fr. 13.12.2013 | FZW, Dortmund
WHITE LIES
MS
MR
special guest: Outfit
TRAVIS
PATRICE
Mi. 13.11.2013 | E-Werk, Köln
Fr. 13.12.2013 | Essigfabrik, Köln
THEES UHLMANN SILVERSTEIN
special guest:
& BAND
Mi. 13.11.2013 | Live Music Hall, Köln
Dream On Dreamer, Palisades
27.01.2014 | Live Music Hall, Köln
JIMMY
EAT WORLD Mo.
BABYSHAMBLES
special guest: Rival Schools
Mo. 18.11.2013 | E-Werk, Köln
Mo. 27.01.2014 | Essigfabrik, Köln
Mo. 18.11.2013 | Live Music Hall, Köln
Do. 30.01.2014 | Live Music Hall, Köln
(Nachholtermin vom 21.09. / E-Werk)
LABRASSBANDA
THE NAKED
AND FAMOUS
MADCON
MODERAT
special guest: Anstam
So. 03.11.2013 | Lanxess Arena, Köln
Di. 05.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf
special guest: This Is The Kit
Mi. 13.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf
special guests: Glasvegas, Pegasus
Fr. 22.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf
special guest: HAIM
So. 08.12.2013 | Palladium, Köln
THE GROWLERS
support: Thao & The Get Down Stay Down
18.11. Freiburg Räng Teng Teng
Sa. 28.12.2013 | Lanxess Arena, Köln
Do. 30.01.2014 | Westfalenhalle 2, Dortmund
+ TOMORROW‘S TULIPS
19.11. München Atomic Café
20.11. Frankfurt Zoom
21.11. Berlin White Trash
special guests (Köln): MC Fitti, Ronny Trettmann
special guest (Dortmund): MC Fitti
Mi. 12.03.2014 | Palladium, Köln
So. 16.03.2014 | Palladium, Köln
Mi. 02.04.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf
So. 06.04.2014 | Halle Münsterland, Münster
2.12. Köln Luxor
3.12. Frankfurt Ponyhof
4.12. Stuttgart Schocken
5.12. Berlin Berghain
6.12. München Atomic Café
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www.prime-entertainment.de
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T
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DEEZ NUTS
Mit: OBEY THE BRAVE,
STRAY FROM THE PATH,
HEART IN HAND, RELENTLESS
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Reggae-Rock'n'Roll-Zirkus
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Golden Kanine
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04.2.2014 / Di
Che Sudaka
Rockiger Mestizo aus Barcelona
Wallbaumweg 108
44894 Bochum
Tel.: 0234 / 687 16 10
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SO 24
DO 28
Uzi and Ari
Yalta Club
The Low Frequency in
Stereo
Foam Lake, Platonick Dive
Jan Roth, Chasing Kurt
Sun of Moon
John Wizards
Electric Ocean People,
Midas Fall
Schwervon !, Mine
I Am in Love
Julie Dexter & Band
Desiree Klaeukens
Radical Face
Ernie Watts Quartet
Blouse
Mankind
Offenbach am Main
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bei uns im...
3.11. AMPARO SANCHEZ
Mit neuem Album
7.11. BLACKMAIL
support: TUSQ
9.11. TURBOSTAAT
"Eine Stadt Gibt Auf" - Tour
15.11. VOLCANO CHOIR
feat. Bon Iver - Sänger Justin
Vernon
23.11. MISS LI
Pop aus Schweden!
26.11. ROYAL REPULIC
Save The Nation - Tour 2013
29.11. BEN L'ONCLE SOUL
& MONOPHONICS
the French Maestro of Soul Music
2.12. GENETIKK
"D.N.A."- Tour 2013
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MORGEN
U
04.11. mousonturm /
studio 21.00
JosEph arThur
TERMINE
NOVEMBER 2013
Fr 01/11
Live
THEES UHLMANN
Sa 02/11
BLACK STAR RIDERS
So 03/11
MAYBEBOP
Di 05/11
crystal fighters
08.11. Zoom 20.00
diLaTEd pEopLEs +
broThEr aLi
the view
08.11. BrotfaBrik 20.00
hgichT
05.11.13 frankfurt, sankt peter
07.11.13 berlin, magnet club
08.11.13 hamburg, indra
09.11.13 köln, gebäude 9
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12.11.13 köln, studio 672
oddisee
RAF 3.0
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Fr 08/11
PRINZ PI
So 10/11
JUPITER JONES
Mi 13/11
CLAIRE
Do 14/11
GENTLEMAN
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So 17/11
19.11.13 heidelberg, karlstorbahnhof
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Mi 20/11
drenge
TONBANDGERÄT
ROYAL REPUBLIC
Do 21/11
NATE57 & TELLYTELLZ
Fr 22/11
JACCO GARDNER
Sa 23/11
ZSK
Fr 29/11
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21.11.13 köln, gebäude 9
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20.00
La brass banda
20.11. mousonturm 21.00
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05.12.13 hamburg, prinzenbar
Fr.01/11 BL Spiel: BvB vs. STUTTGART
Mi.06/11 CL Spiel: BvB vs. ARSENAL
Sa.09/11 BL Spiel: WOLFSBURG vs. BvB
Sa. 23/11 BL Spiel: BvB vs. BAYERN
Di. 26/11 CL Spiel: BvB vs. NEAPEL
Sa.30/11 BL Spiel: MAINZ vs. BvB
VORSCHAU
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05.12.13 berlin, berghain
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08.12. BrotfaBrik 20.00
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10.12. mousonturm 21.00
LiTTLE booTs
Mi. 20.11.2013 | Gebäude 9, Köln
Fr. 01.11.2013 | Luxor, Köln
Mi. 20.11.2013 | Luxor, Köln
THE
ANSWER
special guest: Tracer
Fr. 01.11.2013 | MTC, Köln
KIDS IN GLASS
HOUSES
support: Canterbury
So. 03.11.2013 | Luxor, Köln
19.01. BrotfaBrik 20.00
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04.02. Batschkapp 20.00
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wakEy! wakEy!
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TEL 069.405.895-20
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Weitere Veranstaltungen:
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SHOVELS & ROPE
Do. 21.11.2013 | Luxor, Köln
RED
plus special guest
So. 03.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln
Fr. 22.11.2013 | Gebäude 9, Köln
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VOODOO SIX BREED 77 SACRED MOTHER TONGUE
Mo. 04.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln
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Mi. 06.11.2013 | Luxor, Köln
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Do. 07.11.2013 | Kulturkirche, Köln
SEETHER
Do. 07.11.2013 | Blue Shell, Köln
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STAAT
special guest: SuperHardBoys
Fr. 08.11.2013 | Luxor, Köln
NIGHT BEDS
FRIGHTENED
RABBIT
So. 24.11.2013 | Gebäude 9, Köln
MATTHEW E.
WHITE
So. 24.11.2013 | Studio 672, Köln
JACCO GARDNER
Mo. 25.11.2013 | Blue Shell, Köln
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plus guests: Slingshot Dakota, Koji
Mo. 25.11.2013 | Luxor, Köln
VILLAGERS
Di. 26.11.2013 | Gloria, Köln
DAVE
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support: Northcode
Di. 26.11.2013 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln
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HAIM
special guest: Saint Raymond
Fr. 08.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln
Di. 26.11.2013 | Luxor, Köln
BLOOD ON THE
DANCE FLOOR
Mo. 11.11.2013 | Kulturkirche, Köln
MARK
LANEGAN
special guests: Duke Garwood, Lyenn
Di. 12.11.2013 | Stadtgarten, Köln
SWIM DEEP
Mi. 13.11.2013 | Blue Shell, Köln
WHITE
DENIM
special guest: Syd Arthur
Do. 14.11.2013 | Luxor, Köln
THE 1975
DEAP
VALLY
special guest: JjuuJjuu
Mi. 27.11.2013 | Gebäude 9, Köln
ROOSEVELT
Do. 28.11.2013 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln
THE
SOUNDS
special guest: Viktor & The Blood
Do. 28.11.2013 | Luxor, Köln
OHRBOOTEN
Do. 28.11.2013 | Gebäude 9, Köln
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Do. 28.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln
Do. 14.11.2013 | Gebäude 9, Köln
THE ECLECTIC
MONIKER
TRICKY
Do. 28.11.2013 | Blue Shell, Köln
WAMPIRE
Do. 14.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln
Mo. 02.12.2013 | Luxor, Köln
ALUNAGEORGE
FENECH-SOLER
Fr. 15.11.2013 | Luxor, Köln
Di. 03.12.2013 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln
(verlegt vom Luxor)
TONBANDGERÄT
Fr. 15.11.2013 | Gebäude 9, Köln
CLAIRE
ENNO
BUNGER
special guest: Woods of Birnam
Sa. 16.11.2013 | Die Kantine, Köln
PRIMAL SCREAM
Sa. 16.11.2013 | Luxor, Köln
MINDLESS SELF
INDULGENCE
special guest: The Red Paintings
SKILLET
So. 17.11.2013 | Luxor, Köln
THE LOVE BÜLOW
Mo. 18.11.2013 | Luxor, Köln
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special guest: Ballet School
Mo. 18.11.2013 | Blue Shell, Köln
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Di. 19.11.2013 | Luxor, Köln
21.03. Batschkapp 20.00
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Mi. 20.11.2013 | Blue Shell, Köln
Do. 21.11.2013 | Blue Shell, Köln
So. 17.11.2013 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln
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Fr. 15.11.2013 | Stadtgarten, Köln
15.12. mousonturm 21.00
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Di. 05.11.2013 | Studio 672, Köln
18.11. mousonturm 21.00
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Mi. 30.10.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln
Mo. 04.11.2013 | Luxor, Köln
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Do 07/11
11.11. mousonturm 21.00
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MISS LI
THE FRATELLIS
Mi. 04.12.2013 | Luxor, Köln
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special guest: Jacob & Phil Fill
Do. 05.12.2013 | Underground, Köln
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Fr. 06.12.2013 | Die Werkstatt, Köln
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Sa. 07.12.2013 | Luxor, Köln
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Mi. 11.12.2013 | Luxor, Köln
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Mi. 11.12.2013 | Gebäude 9, Köln
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Do. 12.12.2013 | Luxor, Köln
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Do. 12.12.2013 | Blue Shell, Köln
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Mo. 16.12.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln
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special guest: Jack Beauregard
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Di. 19.11.2013 | Gebäude 9, Köln
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ROYAL REPUBLIC &
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ACOUSTIC TOUR 2014
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www.prime-entertainment.de
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Demnächst
Demnächst // Intro No. 218 — 25.11.2013
Blood Orange, Opening Ceremony, CMJ Festival 2014, »Inside Llewyn Davis« (Coen Brothers),
London Grammar, »Only Lovers Left Alive« (Jim Jarmusch), Unbekannte Hits
LIVE
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KATIE MELUA
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SPECIAL GUEST:
BOSSE SOLO & AKUSTISCH
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