fetteS brOt - INTRO — Das Magazin für Pop, Kultur, Life und Style
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fetteS brOt - INTRO — Das Magazin für Pop, Kultur, Life und Style
Prefab S prout Danny Brown F ettes Brot Cut Copy Kochen mit T omahawk S 10 pe z ial Ja : hr E r e O fehlt hn e E immer lli O tt noch Sm ith # 217 NOVEMBER 2013 Gratis www.intro.de 3 cities. 3 cONtiNeNts. 3 days. WIN YOUR TICKET AT: MINI.COM/NEWMINI THE NEW MINI. THE NEW ORIGINAL. JETZT Jetzt #217 Liebe Leserinnen & Leser, »Fan zu sein bedarf es wenig, und wer Fan ist, ist ein König.« Im Zuge von Social Media und dem Auf-den-Tisch-Legen all unserer Vorlieben hat der Begriff Fan, genau wie der Terminus Freundschaft, einige Kratzer abgekriegt – und an Verbindlichkeit eingebüßt. Ständig möchte man sich und der eigenen peer group neue Vorlieben bieten. Man klickt »Gefällt mir« bei diesem und jenem. Kostet ja nichts. »XY hat dich eingeladen, die Seite ›Satan‹ mit ›Gefällt mir‹ zu markieren«, wie es im Facebook-Amtsdeutsch heißt. Schwupps generiert sich die Statusmeldung: »Intro-Redaktion ist jetzt Fan von Satan.« Dafür haben wir als Teenies nicht stundenlang die Poster unserer Lieblingsstars angeglotzt, haben nicht nächtelang über die Bedeutung eines einzelnen Songtextes diskutiert – und dafür haben wir einst als Fanzine-Macher auch nicht ewig in der Kälte am Kopierer gestanden. Papierstau! Daher machte sich Linus Volkmann für diese Ausgabe auf die Suche nach echten Fans. Solchen, die ihren Künstlern hinterherreisen, ganze Touren begleiten und sich nicht zufrieden geben mit dem, was in der Auslage bei Amazon liegt. Zu lesen ab Seite 52. Und schließlich sind wir selbst auch immer noch Fans. Als beispielsweise Daniel Koch für die Titelstory Arcade Fire (ab Seite 42) sprechen konnte, tat er das natürlich im Vollbesitz seiner musikjournalistischen Kompetenz – aber eben doch auch als echter Fan. Das liest man heraus, und das ist auch gut so. In diesem Sinne: Bleibt fanatisch! Illustration: Henrietta Harris Bussis aus der Redaktion 003 004 MORGEN GESTERN HEUTE WO WIR WAREN & WAS WIR SAHEN Was uns bewegt & WER DAFÜR STEHT 009CDU: Rentner-Wahlparty mit den Toten Hosen 021 Omar Souleyman: Syrien ist mehr als Krieg 010 Banksy: Massenplüschtierhaltung in New York 022 Wer zum Teufel ist eigentlich: Jonnie Schulz 012 Reeperbahn Festival: An den Landungsbrücken blau 024 Danny Brown: Im zweiten Anlauf 014 Rick Owens: Nieder mit Size Zero 026 Messer: Neue Bands fürs Jetzt 016 Statue of Liberty: Geschlossen 028 Introducing: Unsere Tour mit Pool, Main Fear Love und Torres 018 Mein Song und seine Geschichte: New Model Army »Vagabonds« 030 Auftakt mit Eminem-Bodycheck, Fettes Brot, The Naked And Famous, Gesaffelstein, Machinedrum, Patrice, Rummelsnuff, Booka Shade, Miriam Bryant und mehr 042 Titelgeschichte: Arcade Fire 048 Cover-Welten: Zombies 050 Pick A Piper: Anarchisch, komisch, gut 052 Reportage: Unterwegs mit hochtourigen Fans 058 Prefab Sprout: Robinson Crusoe mit 16-Spur-Studio 062 Elliott Smith-Spezial: 10 Jahre Trauer 068 Cut Copy: Kinder der Revolution 005 Impressum 070 Kochen mit Tomahawk: Blutwürste und Riesenzungen 006 Dein Intro 074 Modestrecke: Stürmt das Schloss 008 Intro empfiehlt / Aboseite 130 Katz & Goldt / Demnächst MORGEN 005 Impressum VerlaG Intro GmbH & Co. KG, Venloer Str. 241—245, 50823 Köln Fon +49 221 94993-0, Fax +49 221 94993-99 [email protected], [email protected], www.intro.de HerausGeber & Geschäftsführer Matthias Hörstmann Chefredakteur Thomas Venker (V.i.S.d.P.) Stellv. Chefredakteur Linus Volkmann Artdirector Holger Risse (und ich) Textchef Felix Scharlau Projektleitung Martin Lippert Redaktion Wolfgang Frömberg, Felix Scharlau, Kristina Engel (Lektorat), Alexandra Heckel (Mode), Frederike Wetzels (Foto) Live-Redaktion Carsten Schumacher, Christian Steinbrink, Thomas Lorber, Jenny Weser Layout Jörn C. Osenberg (osi), Vanessa Weber Online- & News-Redaktion([email protected]) Philip Fassing, Bastian Küllenberg Terminredaktion [email protected] Texte Aida Baghernejad, Jan Bojaryn, Dana Bönisch, Andreas Brüning, Franz Joachim Büchner, Christoph Büscher, Cay Clasen, Manuel Czauderna, Alexander Dahas, Doc Intro, Henrik Drüner, Lars Fleischmann, Jens Friebe, Marco Fuchs, Frank Geber, Claudius Grigat, Julian Gupta, Markus Hablizel, Karol Herrmann, Moritz Honert, Ulf Imwiehe, Sebastian Ingenhoff, Thomas Klein, Felix Klopotek, Dennis Kogel, Kerstin Kratochwill, Katja Krüger, Astrid Kusser, Mario Lasar, Christian Meyer, Oliver Minck, Denise Oemcke, Katja Peglow, Katharina Poblotzki, Verena Reygers, Martin Riemann, Andreas Schnell, Nina Scholz, David Schumann, Frank Schuster, Inga Selck, Roman Sobota, Hanno Stecher, Gabriele Summen, Christin Sydow, Klaas Tigchelaar, Nisaar Ulama, Benjamin Walter, Michael Weiland, Holger Wendt, Christian Werthschulte, Anke van de Weyer, Gregor Wildermann, Sebastian Witte, Peter Wittkamp, Fabian Wolff MORGEN Was uns erwartet & was es taugt 081 Cover der Ausgabe: Kevin Devine »Bubblegum« 082 Platten vor Gericht: Zehn Prominente & zehn Alben 085 Spalter: Eine Platte & zwei Meinungen 085 Charts: Unsere & eure Lieblinge 102 Neue Platten: Musik & Hörspiele 104 Heimspiel: Neue Demos & deine Band 106 Neue Filme: Im Kino & zu Hause 112 Neue Spiele: Video- & Brettspiele 116 Neue Produkte: Gadgets, Mode & Gewinne 118 Neue Tourdaten: Präsentationen & Termine Fotos Tim Bruening, Carmen Catuti, Christian Faustus, Jonathan Forsythe, Matze Hielscher, Reilly Hodgson, Peter Kaaden, Bartosz Ludwinski, Florian Schüppel, Aaron Stern, Jan Philip Welchering, Autumn de Wilde, corbis, Getty Images, dpa / picture alliance und Pressebildfreigaben CoverILLUSTRATION Henrietta Harris Illustrationen Henrietta Harris Personal & OrGanisation Rebecca Wast (Leitung), Christina Deutsch PraktikantInnen Janna Fleddermann, Florian Genau, Joscha Kollascheck, Andreas Kuznik, Philipp Maxrath, Nadja Neqqache, Dennis Oertel, Sven Riehle, Alexandra Ruppert Vertrieb Dominik Raulf (Leitung – Fon +49 221 94993-41), Christian Heidrich Abo Eva Sieger, Florian Schuster ([email protected]) BrandmanaGement Eike Wohlgemuth Public & Media Relation Claudia Trede (claudia.trede@gemeinsame-sache. net), Michael Gwiozdzik AnzeiGen & Administration Eva Sieger (Leitung – Fon +49 221 94993-12, Fax +49 221 94993-88), Florian Schuster director MarketinG & Sales Oliver Bresch (Fon +49 221 94993-13) MarketinG & Sales Marketing & Sales Martin Lippert (Head of Sales Intro – Tonträger, Film, Kultur, Marken – Fon +49 221 94993-17), Peter Stark (Mode, Games, Marken – Fon +49 221 94993-19), David Winter (Head of Digital Sales – Marken, Media – Fon +49 221 94993-63), Sebastian Siegmund (Konzertagenturen & regionale Kunden – Fon +49 30 6003460-11), Sonja Reitemeier, Sabrina Esser, Laura Heinrichs Aktuelle AnzeiGenpreisliste Mediadaten 2013 (Nr. 23 aus 10/12) BankverbindunG Volksbank Borgloh e. G., BLZ: 26 5624 90, Nr.: 406490900 Termine für Nr. 218 / Dezember 2013 & Januar 2014. Redaktionsschluss: 31.10.2013; Termin- & Anzeigenschluss: 08.11.2013; Druckunterlagenschluss: 12.11.2013; Erscheinungstermin: 25.11.2013 Druck Konradin Druck GmbH, Leinfelden-Echterdingen IVW-Geprüfte AuflaGe & VerbreitunG 2. Quartal 2013: Druckauflage: 124.815 / verbreitete Auflage: 123.244 (Durchschnittszahlen) intro im netz BezuGsQuellen Zombie-Spezial: In der Intro-iPad-Ausgabe »Die Woche« vom 01.11. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier, 100% Altpapier. Alle Veranstaltungsdaten sind ohne Gewähr und Verlosungen vom Rechtsweg ausgeschlossen. Abdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages! Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Keine Haftung für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos! Mittwoch ist Kolumnen-Tag: neu und exklusiv auf intro.de/kolumne Charmant dilettantische Schnappschüsse aus dem Redaktionsalltag auf http://instagram.com/intromagazin Erhältlich an 1.502 Auslagestellen im gesamten Bundesgebiet sowie im Abonnement Proud Member of Hōrstmann Unternehmensgruppe (HUG). www.hoerstmann.de Mitarbeiter des Monats Daniel Koch Einst waren wir dicken Intros auf der Abschiedsfeier von Daniel Koch. Muss man sich mal vorstellen! Der brillige Boy, für den der Begriff Musiknerd seinerzeit erfunden wurde, schied nach etlichen Jahren aus seinen redaktionellen Rollen bei Intro und Festivalguide aus – und beglückte ab 2009 fortan die Kollegen vom Rolling Stone mit seiner kenntnisreichen engagierten Schreibe. Letztes Jahr gelang uns allerdings ein großer Transfercoup, und der gebürtige Venner (bei Osnabrück) wurde Chefredakteur von Intros Schwestermagazin Greatest. So haben wir ihn denn auch hier wieder als Autor zurück – unter anderem schrieb er die diesmonatige Titelstory zu Arcade Fire. Glückwunsch (uns selbst). Dein intro Feedback Betreff: Glasgow-Spezial #215 Hallo Intro-Redaktion, dass ihr bei eurem Glasgow-Special das stilprägende Label Postcard Records zu erwähnen vergessen habt, ist vielleicht nur ein kleiner Fauxpas. Aber deren bekannteste Band Orange Juice nicht aufzulisten (nur im Franz-Ferdinand-Interview zu erwähnen) und Aztec Camera und Josef K zu übergehen ist bei einem »Special« doch schon übel. Zumal ihr deren Platte »The Glasgow School« (sic!) in der Ausgabe #130 vors Gericht gestellt habt. Das Album »Rip It Up« mit der gleichnamigen Top-10-Single hätte auch gut in die Classics gepasst. Gruß, Volker Mein Star Mein Tier What the fuck – wann bringt Rockstah denn nun endlich sein lang erwartetes Album raus? Der Typ scheint alle Zeit der Welt zu haben und will wohl erst noch InstagramFollower-Millionär werden. Im real life followte ihm unlängst schon die schöne Kim! Thomas von Intro wurde nicht wirklich wie in der Bibel von einer Wölfin gesäugt, aber dennoch ersetzte ein Hund ihm oft die Mutter. Dieser Dackel schmuste unter dem Namen Polly lange Zeit in der Familie mit. Bis heute wird seiner gedacht. Mitmachen! Du hast auch ein poppiges Tier oder zuletzt einen Star belästigt? Schick das jpg an [email protected]. Bei Abdruck winkt das Intro-Hörbuch. Und Leserbriefe an [email protected] Schlagzeilen des Monats +++ Arnold Schwarzenegger wird Gouverneur von Kalifornien +++ Martin Hohmann fliegt wegen antisemitischer Äußerungen (»Tätervolk«) aus der hessischen CDU +++ Atomausstieg: Abscha 006 Und wo warst du? im NovemBER 2003 Intro #111 CoverGeschichte Das große Thema Emo begruben wir endgültig mit dem Heulsusen-Rock von Dashboard Confessional. Dazu ein Schattenfoto und Frakturschrift. Mutet im Rückblick alles eher seltsam an, genau wie das Interview selbst, für das der Autor innerhalb eines Tages nach London und zurück jettete. Über 15 Stunden unterwegs, CO2-Fußabdruck in der Größe von Leverkusen – und das alles für 30 Minuten Talk. Storys Kid Koala, Biz Markie, Hell, Heiko Laux, Kelis, Basement Jaxx, »28 Days Later« WichtiGe Alben Die Ärzte »Geräusch«, Bubba Sparxxx »Deliverance«, Eko »Ich bin jung und brauche das Geld«, The Strokes »Room On Fire« Platten vor Gericht Sieger: Iggy Pop »Skull Ring«; Letzter: The Teenage Idols »The Teenage Idols« Besondere Vorkommnisse Im Vorwort findet sich etwas verkündet, was im Laufe der Jahre immense Ausmaße annehmen wird: die Errichtung (damals noch gemeinsam mit unserem Schwester-Titel 11Freunde) einer Berlin-Dependance von Intro. Heute (ohne 11Freunde, aber mit Greatest, Melt! Booking und vielen anderen) ist das HauptstadtOffice ein echtes Empire. Köln lässt grüßen. 008 ABO WIR EMPFEHLEN ABONNIER UNS: INTRO.DE/ABO 10 AusGaben IntrO + 1 AusGabe FestivalGuide. Plus eine € 25,– dieser tOllen AbO-Prämien. NUR CUT COPY »FREE YOUR MIND« — CD – Modular / Rough Trade DAMON »SONG OF A GYPSY« — CD – Now Again / Rough Trade DEREK CIANFRANCE »THE PLACE BEYOND THE PINES« — DVD/BD – Studiocanal GESAFFELSTEIN »ALEPH« — CD – Parlophone / Warner MIRIAM BRYANT »RAISED IN RAIN« — CD – EMI / Universal RICKY GERVAIS, STEPHEN MERCHANT »EXTRAS – DIE KOMPLETTE 1. STAFFEL« — 2DVD – Turbine / Rough Trade RICKY GERVAIS, STEPHEN MERCHANT »EXTRAS – DIE KOMPLETTE 2. STAFFEL« — 2DVD – Turbine / Rough Trade ROBERT WISE »BIS DAS BLUT GEFRIERT« — BD – Warner TRISTESSE CONTEMPORAINE »STAY GOLDEN« — CD – Record Makers / Al!ve WAYNE BLAIR »THE SAPPHIRES« — DVD/BD – Senator NICOLAS WINDING REFN »ONLY GOD FORGIVES« — DVD/BD – Sunfilm QUENTIN DUPIEUX »WRONG« — DVD/BD – Sunfilm Alle Musik-Empfehlungen auch unter www.iTunes.de/Intro Das Kleingedruckte Abo-Preise: Inland € 25 (inkl. Prämie), Ausland € 30 (exkl. Prämie), Ausland € 37 (inkl. Prämie). Abo-Dauer: ein Jahr, keine automatische Verlängerung. Das Prämien-Kontingent ist begrenzt – keine garantierte Lieferung der Wunschprämie. Prämienversand erst nach VÖ-Termin der Prämie und Zahlungseingang. Vorzeitige Abo-Kündigung berechtigt nicht zur Erstattung etwaiger Restbeträge. Bestellwiderruf bis zehn Tage nach Bestelldatum möglich. Alle Details: siehe intro.de/abo. GESTERN 009 GESTERN Wo wir waren & was wir sahen — CDU-Wahlparty, Berlin, 22. September 2013, 21:21 Uhr: Früher, als Die Toten Hosen noch »Ficken, bumsen, blasen / Alles auf dem Rasen« sangen, musste man ihre Musik als Teenager ängstlich vor den Eltern verstecken. Heute singen Merkel, Gröhe und Kauder »Tage wie diese«, wenn sie eine Wahl gewinnen. Eine Entwicklung, in der man nur Verlierer sieht. Die mit Abstand ärmste Sau dabei: der Zuschauer. Foto: Rainer Jensen / dpa 010 GESTERN — Banksy, New York, 14. Oktober 2013, 16:46 Uhr: Der britische Street-Art-Künstler Banksy bleibt das Genie der Rekontextualisierung. Den verdreckten Tiertransporter, aus dem Plüschtiere schauten, ließ er tagelang durch Manhattan fahren. Viele Passanten waren schockiert, auch weil sich die Tiere bewegten und schrien. Ein vielleicht drastischeres Statement gegen Massentierhaltung als fünf PETAAktionen. Foto: Andrew Gombert / epa / picture alliance GESTERN 011 012 GESTERN GESTERN — Reeperbahn Festival, diverse Locations, Hamburg, 25.-28. September 2013: Die Stadt als Beute. Abseits aller offenen Rechnungen zwischen Kunst, Kiez, Kommerz und Gentrifikation durfte mal wieder gefeiert werden. Tagelang. Sicher nichts Neues auf St. Pauli. Aber an diesem sehr langen Wochenende ging die überregionale Lokalrunde auf den Deckel der internationalen Pop-Szene. Diskussionen, Preisverleihungen, Bier auf der Straße inklusive. Fotos: Tim Bruening, Christian Faustus, Matze Hielscher, Bartosz Ludwinski 13 014 GESTERN — Rick Owens, Fashion Week, Paris, 26. September 2013, 15:31 Uhr: Mit seinem Beitrag zur Fashion Week in Paris rüttelte der amerikanische Modemacher Rick Owens die Branche auf. Seine Kollektion für das kommende Frühjahr wurde nicht nur größtenteils von schwarzen Tänzerinnen präsentiert, sie entsprachen zudem nicht dem XXS-Dogma der Modewelt. Na endlich. Foto: Miguel Medina / AFP / Getty Images GESTERN 015 016 GESTERN — Government Shut-Down, New York, 1. Oktober 2013, 09:35 Uhr: Der Government Shut-Down hatte etwas von den autofreien Sonntagen in den 1970ern. Im Streit um die Schuldenobergrenze der USA begegneten sich Demokraten und Republikaner mit derart verhärteten Fronten, dass zum 1. Oktober viele Wahrzeichen wie hier die Freiheitsstatue schließen mussten. Erst am 16. Oktober gab es eine Einigung, die die USA bis mindestens Februar vorm Staatsbankrott bewahren könnte. Foto: James Leynse / corbis 017 Fotos: Matze Hielscher Gestern Muso Laing Abby Echter Sound, entwickelt von echten Künstlern – MDR-10R KopfhörerSerie von Sony Dagobert Sechs Acts wurden von unserem Partner Sony Deutschland geladen, der in diesem Rahmen die neuen MDR-10R Kopfhörer vorstellte. Publikum bei OK KID Intro Intim@SuperbuDe St. Pauli HamburG Superintim Powered by: Stell dir vor, in deiner WG hat man Bretter über die Betten gelegt und die entstandene Fläche zur Bühne erklärt. Stell dir weiter vor, daraufhin käme ein Haufen fantastischer Künstler und ein Haufen netter Freunde rein ... D ie Superbude auf St. Pauli ist ein äußerst gastfreundliches Hostel. Die Treppe rauf gibt es ein SechserZimmer, neben dem weithin leuchtend »DC Rockstarsuite by EMP« prangt (durchendorsed, wie Rockstar-Leben eben sind). Und genau dort stehen besagte Betten, über denen sich bereitwillig biegende Planken eine Bühne bilden, die nur durch zwei Stufen vom übrigen Raum abgeteilt ist. Ein perfekter Ort, um superintim zu feiern. Als Erste holen sich Abby das Bier aus dem Kühlschrank. Die Bühne ist übersät mit Effektpedalen und wirr ineinander verschlungenen Kabeln, doch aus dem vermeintlichen Chaos wächst ein brillanter Sound, der das gemütlich eintrudelnde Publikum sofort in den Bann zieht. Band, Moderator und Publikum kommen auch sofort ins Plaudern. Über Sound, über das Reeperbahn Festival, über den Umgang mit Newcomer-Bands. Chimperator-Rapper Muso tritt Ein Fest von: als Nächster durch die Tür und ist noch völlig fertig von der letzten Nacht, in der er einfach nicht schlafen konnte. Zwischen all seinen Songs entspinnt sich ein Dialog über die Texte, die durchweg autobiografisch geprägt sind. Laing tanzen all das weg – Grübchen-Power! Eigentlich weigert sich Tänzerin Marisa Akeny zunächst, auf diesen schwankenden Planken zu tanzen, auf denen die anderen mit ihren Pfennigabsätzen balancieren. Dafür macht dann einfach das Publikum Platz – wir sind ja unter uns. Entsprechend distanzlos auch die Frage an den einzigen Mann auf der Bühne, Drummer Friedemann Pruß, wie das Touren mit so viel hübschen Frauen wohl sei. Er wird unvermittelt rot. Für Pool ist es ein Heimspiel: Das Hamburger Trio ist zwar jung, dafür aber keineswegs auf den Mund gefallen. Das WG-Konzept finden die drei »nice«, vielleicht auch, weil sie zusammen wohnen. Intim dann ihr Start: Bassist David Stoltzenberg lädt dazu ein, man könne ihm auch während der Songs Fragen stellen, die er dann in diesen beantworten würde. Eile ist während des Sets keine geboten, denn der Nächste auf der Bühne, der Schweizer Solokünstler Dagobert, steckt irgendwo in einer Vollsperrung: Auf St. Pauli gibt es wieder Krawall. Abgehetzt trifft er auf sein entspanntes wie erwartungsvolles Publikum, gibt sich zunächst einsilbig, erntet dann aber (nicht zuletzt durch seine Liebeserklärung an die Scorpions) volle Kanne Liebe. Und um die geht es auch bei OK KID. Oder doch nicht? Band und Publikum sind sich uneins: Die WahlKölner waren bislang der Meinung, keine Liebeslieder zu schreiben, nur um dann »Kaffee warm« gleich zwei Mal spielen zu dürfen. Das Publikum liebt nämlich auch unglückliche Liebeslieder. Gut, dass wir drüber geplaudert haben. Und nochmals Danke an alle Künstler und Gäste! Unterstützt durch: Kompakt und heiSS Unterstützt wurden unsere »Intro Intim«-Gigs in der Superbude von Sony Deutschland, die am Ende jedes Tages sogar noch jeweils elegante Headphones verloste. Die neuen Kopfhörer MDR-10RC und MDR-10RBT von Sony sind die kleinen Brüder der Kopfhörer-Serie MDR-1. Beide wurden mit HighResolution-Treibern ausgestattet, die eine außergewöhnlich klare Musikwiedergabe versprechen. Präzise geformte Belüftungsschlitze maximieren den Luftdurchfluss, sodass die Membran leichter atmen und sofort auf kräftige tieffrequente Schwingungen reagieren kann. Im Ergebnis verpassen beide Modelle Dubstep die benötigten Subbässe und Singer/Songwriter-Pop brillante Eindringlichkeit. Der kompakte, in Schwarz, Weiß und Rot erhältliche MDR-10RC verbindet Qualität mit Tragekomfort. Dank seines praktischen Klappdesigns passt er zudem in jede Tasche. Für grenzenlosen Musikgenuss ganz ohne Kabel sorgt der MDR10RBT: Er überträgt kristallklaren Sound von NFC/Bluetooth®-fähigen Smartphones, Tablets oder PCs. Der Sound der neuen KopfhörerSerie von Sony wurde in kreativer Zusammenarbeit mit der Band The Script optimiert. 018 GESTERN Mein SonG und seine Geschichte New Model Army »VaGabonds« Was vergangen ist, interessiert Justin Sullivan heute nicht mehr. Für Intro kramt der Sänger von New Model Army trotzdem in seiner Erinnerung nach der Entstehungsgeschichte des Hits »Vagabonds« – und bringt dabei eine Geschichte zutage, in der ein entlegenes Studio in Cornwall und der Glaube an gute Musik seine Band retteten. Du kannst das Studio nicht mit dem Auto, sondern nur mit dem Boot erreichen. Es liegt an einer ist: Lagune, in die man sogar nur bei Hochwasser hineinfahren kann. Ein wunderbarer Ort, von dem sich auch einiges in ›Vagabonds‹ wiederfindet. Wir sind bei Nacht hingefahren, und in der Nähe befindet sich ein Hafen, wo Schiffe aus der ganzen Welt Ton abtransportieren. Dieses Bild der beleuchteten Schiffe, die in die weite Welt aufbrechen, findet sich in der letzten Strophe des Songs wieder: ›The ships loading cargo in the night / Their names all calling to faraway places‹. In den Sawmills Studios ist Robert auch die Idee gekommen, die Drums eines Marschorchesters zu nehmen, was für den Song essenziell ist. Und ich habe die Melodie auf dem Keyboard geschrieben. Für die finalen Aufnahmen sind wir in ein teureres Studio nach Oxford gegangen. Aber die Aufnahmen, die wir da zustande brachten, haben uns nicht so recht überzeugt. Vor allem das Keyboard in ›Vagabonds‹ störte uns mit der Zeit. Also haben wir rumgefragt, ob irgendjemand einen Violinisten in Oxford kenne – und so wurde uns schließlich Ed Alleyne-Johnson vorgestellt. Mit Ed war es Liebe auf den ersten Blick. Wir mochten ihn, und er mochte die Band. Aber nach wie vor hatten wir in dem Studio kein so gutes Gefühl wie bei den Demos. Also sind wir einen Schritt zurückgegangen, nach Cornwall. Nur diesmal mit Ed im Gepäck, der an diesem großartigen Ort das bekannte Intro für den Song eingespielt hat. Alles live und alles in einem Take. Fantastisch! ›Vagabonds‹ kam ziemlich gut an, woraufhin immer mehr Bands mit Folk, Rock und Violine herumexperimentiert haben. Als diese Welle aufkam, trafen wir die Entscheidung, bei der nächsten Platte wieder alles anders zu machen. Das hat manche Fans gestört, aber so sind New Model Army nun mal: Wir machen genau das Gegenteil von dem, was man von uns erwartet. Wir spielen ›Vagabonds‹ auch nicht zwingend live, selbst wenn unsere Zuschauer das verlangen. Das hat auch damit zu tun, dass ich nicht viel auf die Vergangenheit gebe. Ich will viel lieber frei sein in dem, was ich tue. Und nach vorne blicken. Ich will immer weiter weg.« Aufgezeichnet von: Mark Heywinkel — New Model Army »Between Dog And Wolf« (Edel) — Am 21.12. in Köln New Model Army »Vagabonds« We follow the taillights out of the city Moving in a river of red As the colours fade away from the dusky sunset We roll for the darkness ahead We are old, we are young, we are in this together Vagabonds and children, prisoners forever With pulses a-raging and eyes full of wonder Kicking out behind us again Night-time City Beat the radio is calling The lost and lonely in vain Out here we are running for the wide open spaces The road-smell after the rain And watching as a boy alone at the quayside The ships loading cargo in the night Their names all calling to faraway places The years go past, the miles go by And still this childhood romance will not die Foto: Erica Echenberg / Getty Images » Ich wollte immer weg. Schon als Kind hatte ich enormes Fernweh. Ständig habe ich meine Mutter dazu getrieben, mit mir ins Auto zu steigen und loszufahren. Und wenn es nur zum Einkaufen war, egal – ich wollte einfach aufbrechen. Raus. Die Rastlosigkeit und das Wandern sind deshalb Themen, die wir bei New Model Army immer wieder aufgegriffen haben. Zuletzt auf unserer neuen Platte mit ›Stormclouds‹, und wohl am eindrücklichsten mit ›Vagabonds‹. Robert [Robert Heaton war bis 1998 Drummer bei New Model Army, er verstarb 2004] und ich haben den Song 1987 geschrieben – in Rekordzeit. Für das ganze Album ›Thunder And Consolation‹ haben wir nur drei Wochen gebraucht. Das war eine produktive, aber auch eine sehr aufreibende Zeit. Durchs Touren war die Beziehung zwischen Robert und mir gestört und sehr angespannt. Aber ›Vagabonds‹ hat uns zusammengehalten, weil wir wussten, dass wir da etwas richtig Gutes machten und das nur zusammen hinbekommen konnten. Für die ersten Demo-Aufnahmen sind wir zu den Sawmills Studios nach Cornwall gefahren. Da wurde die Stimmung zwischen uns wieder besser, weil das ein ganz besonderer Ort 2013 bel ovember O s e .N Agn rstag, 14 t e n n o cen D Vin s e 14 w JAm OrrO bruar 20 e m F c 8. m s stag, AlD Sam Arn 2014 r U i F a ÓlA , 23. M ag r Freit e t e wei D n U Akustik-PoP im Abo www.pop-abo.de HEUTE 021 H eute Was uns bewegt & wer dafür steht — Omar Souleyman Syrien steht aus traurigem Anlass seit Monaten im internationalen Fokus. Doch wer kennt sich eigentlich mit syrischer Popmusik aus? Das Londoner Indie-Label Domino nahm nun Omar Souleyman aus Ra’s al-Ayn unter Vertrag, der schon Björk remixte. Sein neues Album »Wenu Wenu« öffnet das Tor zur reizvollen Welt des arabischen Kulturraums. 022 HEUTE I Wer zum Teufel ist eiGentlich … Jonnie Schulz Vor 13 Jahren gründete Jonnie Schulz in Hamburg St. Pauli mit drei Freunden aus der links-alternativen Szene die Butch Meier Band. Sie spielten Country & Western, die seinerzeit uncoolste Musik der Welt. Nun hat Schulz einen sehr lustigen Roman über die Misserfolgskarriere jener Band geschrieben. Die Story von vier Freunden und der Frage, wie weit man eine Schnapsidee treiben kann, wenn man nur ganz fest an sie glaubt. hre Bühnenshows waren zerstörerisch, das Outfit peinlich, die Klappe groß und die Musik meist Coverversionen bekannter Punkund Poplieder im Countrygewand. Das klingt eigentlich wie die idealen Voraussetzungen, um sich in den spaßverliebten Nullerjahren schnell zur ironischen Kultband hochzuspielen. Dennoch dümpelte die Butch Meier Band acht Jahre lang lediglich als Geheimtipp im Hamburger Underground rum. Stets deplatziert, in Westernkneipen genauso wie in besetzen Häusern. Schulz erinnert sich: »Wir waren total unprofessionell und hatten darüber hinaus auch keinen Bock, uns mit Marketingstrategien zu beschäftigen. Wir machten alles selbst, hatten keine Plattenfirma oder Booking-Agentur. Wir pressten Singles und verkauften sie auf Konzerten. Dazu gab es Merchandise wie Bohnen in der Dose, Schnaps und Haargel.« Zwischen rührender Naivität und nicht unsympathischem Größenwahn werkelten die Typen um Türsteher und Ex-Metzger Butch Meier Kapitel für Kapitel an ihrer liebevoll kaputten Version einer Countryband, welche verstören, das Publikum aber dennoch mitreißen sollte. Auch das eigene Scheitern wurde schnell Teil des Bandkonzepts: »Wir haben uns bei jedem Konzert hemmungslos selbst beweihräuchert und die ganz große Show gerissen. Big City Nights. Wenn dann nur zehn Gäste vor der Bühne stehen, hat das einen viel geileren Effekt, als wenn du im ausverkauften Stadion spielst. Du machst dein Scheitern nämlich nicht nur sichtbar, du schleuderst es den Leuten ins Gesicht.« Größter Fan der Band bleibt Jonnies Oma Hilde, die sich freut, dass ihr musikalischer Enkel mal etwas anderes als »Hartchor« macht. Schulz beschreibt die holprige Geschichte der Band in seinem Buch anhand vieler Auftritte vom kompletten Flop bis hin zur ganz großen Bühnengala mit Grill und der legendären »Senfkanone« in einem fast kindlichen, staunenden Tonfall. Der steht dem Buch gut, denn es ist kein arroganter Witz auf Kosten seiner Figuren und ihrer idiotischen Ideen. Viel eher die halbauthentische Dokumentation einer Lebensphase Anfang bis Mitte 20 im Mikrokosmos Bandfreundschaft. Mit so intensiven Erfahrungen, wie man sie eben nur einmal im Leben macht. Text: Benjamin Walter / Foto: Florian Schüppel — Jonnie Schulz »Kein Zutritt für Hinter wäldler – Die Geschichte der Butch Meier Band« (Ventil / Audiolith) — Auf Lesereise vom 14. bis 23.11. True sound created by real artists MDR-10 RBT Die neuen Sony MDR-10 Kopfhörer mit Hi-Resolution Audio – für kräftige Bässe und kristallklaren Klang. In Zusammenarbeit mit den Musikern von „The Script“ entwickelt. sony.de/mdr -10 024 HEUTE Im zweiten Anlauf Danny Brown Nicht nur wegen seines schiefen Lächelns, der Trademark-Zahnlücke und der seltsamen Frisur gehört der Detroiter Rapper Danny Brown zu den schillerndsten Persönlichkeiten der mit charismatischen Egozentrikern gespickten Ami-Rap-Szene. Als Bonus-Feature hat er auch noch eine Karriere als Drogenhändler und -konsument hinter sich. W er Daniel Brown richtig verstehen will, muss bei seiner Kindheit in Detroit beginnen. Hier finden sich die Wurzeln seiner Rap-Karriere. Gesetzt durch seine Mutter, die ihm die Gedichte des amerikanischen Autors und Cartoonisten Theodor Seuss Geisel am Bett vorgelesen hat. Angeregt durch dessen reimartigen Stil, beginnt der kleine Danny, die nächsten Jahre nur noch in ebensolchen zu sprechen. Für die Beats zu den Reimen zeichnete der Vater verantwortlich: »Mein Dad war House-DJ«, erzählt Danny Brown. »Er brachte mir immer die Musik mit nach Hause, die ihm gerade am besten gefiel. So kam ich neben House auch früh mit dem HipHop von Wu-Tang Clan, LL Cool J und A Tribe Called Quest in Berührung.« Also der ideale Nährboden für eine Traumkarriere. Wäre da nicht das destruktive Potenzial des Künstlers. Im März 2010 hatte Brown es geschafft, an die Wand zu fahren, was nach einer hoffnungsvollen Rap-Laufbahn mit seiner Band Rese’voir Dogs aussah: Er war nach einem Gefängnis-Aufenthalt wegen Drogenhandels wieder zu Hause bei Mutter und Vater gelandet. »Den Biggie-Spruch ›Don’t get high on your own supply‹ habe ich nie berücksichtigt«, kommentiert der heute 32-Jährige lakonisch seine Gangstertage. Allerdings änderte die Zeit hinter Gittern sein Verhältnis zu Musik: »Nach der Zeit im Knast habe ich angefangen, das Musikmachen wirklich ernst zu nehmen. Ich dachte mir: jetzt oder nie!« Im April 2010 veröffentlicht Danny sein Album »The Hybrid« mehr oder weniger in Eigenregie über das Web-Label Rapper’s I Know. Der bekennende Rock-Fan verbindet darauf HipHop-Traditionalismus mit Gitarrenrock und UK-Grime. Inhaltlich überspitzt Danny Brown dabei so gnadenlos, dass sich der Zuhörer häufig in einer Rap-Version von Quentin Tarantinos »Pulp Fiction« wähnt. Die charismatische Reibeisenstimme des bekennenden White-StripesFans tut ihr Übriges. Die Fans sind begeistert. Danny geht Free-Download-Platin, mindestens. Schließlich holt DJ A-Trak den Detroiter Rapper auf sein Electro-Hop-Label Fool’s Gold Records. Für andere ein großes Ereignis, für Brown ein pragmatisches: »Ich mag die MusikIndustrie nicht, eigentlich wollte ich nie bei einem Label unterschreiben«, gibt er zu verste- hen. »Mein Plan war, Musik immer kostenlos zu veröffentlichen und von den Konzerten zu leben. Aber bei Fool’s Gold hatte ich das Gefühl, dass sie nur die Musik veröffentlichen, auf die sie Lust haben, und dass die Chemie zwischen uns passt.« Geschickt platzierten sie gemeinsam mit »XXX« ein weiteres Gratis-Mix-Tape in der HipHop-Community. Die Strategie geht auf: Positionierte ihn sein Solodebüt noch in engen Szenezusammenhängen, so rückt er nun neben A$AP Rocky, Kendrick Lamar und ActionBronson, die anderen jungen Wilden des US-HipHop. Mit »Old« steht nun der erste physische Tonträger an. Danny Brown gibt sich drauf stellenweise gereifter, sowohl was die Beats als auch die Texte angeht. »Auf dem Album habe ich meine musikalischen Einflüsse auf einem neuen Level gebündelt«, kommentiert er die Veränderungen. Was er nicht selbst sagt: Musiker wie A-Trak, Purity Ring, Oh No und Rustie haben ihm dabei geholfen. Da sollte nun aber wirklich nichts mehr schiefgehen. Text: Julian Gupta / Foto: Tim Bruening — Danny Brown »Old« (Rykodisc / Warner) Fotos: Bartosz Ludwinski Presented by: Der Helga® Festival Award 2013 verliehen von Festivalguide und Reeperbahn Festival Wir sagen Danke! an alle, die am 26. September im Imperial Theater auf St. Pauli mit uns waren und an alle, die uns dabei unterstützt haben. Eins ist sicher: Helga® ist gekommen, um zu bleiben. Und die Gewinner der ersten Verleihung des unabhängigen Festival Awards sind: Haldern Pop (Feinstes Booking, Schönster Zeltplatz) MS Dockville (Kreativstes Rahmenprogramm) Melt! (Bestes Gewissen) Macklemore & Ryan Lewis (Überraschendster Live-Auftritt) Tomorrowland (Tollstes Festival International) Nature One (Bestes Festival National – Publikums-Award) Weitere Infos auf www.festivalguide.de/derhelga Ein Award von: Unterstützt von: 026 HEUTE N och ist »Die Unsichtbaren«, das zweite Album der Band Messer, nicht offiziell erschienen. Doch der Ruf der aktuell besten Post-Punk-Band Deutschlands eilt ihnen bereits voraus. Das Album füllt eine Leerstelle aus. Die Mitglieder von Messer, vier Mittelschichtjungs aus dem Großraum Münster, spielten bisher vor allem in Hardcore-Bands. Über das gemeinsame Plattenhören entwickelten sie Vorlieben für Kraut, Synthesizer und die kalifornische Proto-Synthpunk-Band The Units. Mit »Die Unsichtbaren« hat sich das Quartett auf Basis seiner Geschichte nun neu erfunden. »Wir merkten, was wir nicht können«, beginnt Sänger Hendrik Otremba seine nicht unkokette Begründung des Stilwechsels. »So kamen wir wieder zu dem zurück, was wir ein bisschen können«: dynamischen Post-Punk mit ausgefeilten Songstrukturen, der geprägt ist vom Interesse für avancierte Gitarreneffekte und in dessen Mittelpunkt der ausdrucksstarke Sänger steht. Gerade bei Konzerten zeigt sich Otrembas besondere Gabe, wenn er dramatisch über die Bühne stolziert und Texte ins Mikrofon brüllt, die weit weg sind von dem, was sonst in den letzten Jahren auf Deutsch getextet wurde. Wenn überhaupt ähneln sie denen von Bands wie DAF und Der Plan. Auf Malaria! verweisen sie in dem Song »Tollwut (Mit Schaum vor dem Mund)« sogar sehr bewusst. Ob sie die Referenzen zu diesen Bands geplant setzen, ist unklar. Wahrscheinlich aber eher nicht. Im Gespräch lassen sich Messer nicht in die Karten schauen. Die Bandmitglieder wirken vorsichtig und bemüht, es geht ihnen um Wahrheit, nicht darum, wie sie ankommen. Otremba lässt reflektierende Sätze fallen wie diesen: »Die Texte haben eine bewusste Entwicklung erlebt. Es gibt jetzt eine persönlichere Ebene, weil ich das Gefühl hatte, mich mit dem Handwerkszeug, das ich mittlerweile beherrsche, auch mal ein bisschen mehr an mich herantrauen zu können.« Messer sind eine Band, die leidlich bemüht ist, sich vom Popkulturbetrieb nicht überfordern zu lassen, sondern bei sich zu bleiben – trotz der großen Aufmerksamkeit, die auf sie hereinprasselt. Das war ein Grund, andere Angebote auszuschlagen und bei der kleinen Münsteraner Plattenfirma This Charming Man zu bleiben, die auch schon das Debüt veröffentlichte. Für die Produktion von »Die Unsichtbaren« zogen sie den Produzenten Tobias Levin (siehe Intro #216) hinzu. Ist dieser ansonsten Garant für eine detailversessene, ausufernde Studioarbeit, so entschied er sich bei Messer für eine Liveaufnahme, um die Kraft ihrer Konzerte einzufangen. Das ist von einem, der im Fußballtrainer-Jargon wohl als »Schleifer« beschrieben werden würde, wahrscheinlich als Ritterschlag zu werten. Text: Christian Steinbrink Foto: Bartosz Ludwinski — Messer »Die Unsichtbaren« (This Charming Man / Cargo / VÖ 22.11.13) Am 07.12. in Karlsruhe Neue Bands fürs Jetzt Messer Angefangen haben Messer 2011 als Band ehemaliger Hardcore-Musiker, die sich für Krautrock und Synthesizer zu begeistern begannen. Das erste Album »Im Schwindel« war deutlich von Diskurs-Rockbands wie Brüllen oder den frühen Blumfeld beeinflusst. Mit dem zweiten Album »Die Unsichtbaren« kommen Messer nun bei mit Gitarreneffekten beladenem Post-Punk und in der Tradition des New Wave stehenden Texten an. Wie passt denn das alles bitte zusammen? Alfa Romeo mit ALFA ROMEO MITO: FEEL THE ENERGY @INTRODUCING TOUR. OHNE HERZ WÄREN Kraftstoffverbrauch (l/100 km) nach RL 80/1268/EWG: kombiniert 6,0–3,5; CO2-Emission: kombiniert 139–90 g/km. WIR NUR MASCHINEN. alfaromeo.de 028 HEUTE Unsere Gemeinsamen NÄChte Im November schicken wir wieder drei aufregende Bands auf Tour durch Hamburg, Berlin, München, Köln und Frankfurt. Der Sound reicht von Torres’ Singer/Songwriter-Tagträumen mit einem Hauch von Punk über Pools Indie-Dance-Pop bis zu Main Fear Loves Neo-Shoegazing. Wie immer gilt auch im November: auf www.introducing.de registrieren und gratis dabei sein. Am 10. November starten wir im Berliner Postbahnhof ein Introducing Festival. Siehe Seite 121. Mein Zuhause Pool INTRODUCING MIT TORRES, POOL, MAIN FEAR LOVE 05.11.HAMBURG, KNUST 06.11.BERLIN, LIDO 08.11.MÜNCHEN, HANSA 39 09.11.KÖLN, GEBÄUDE 9 10.11. FRANKFURT, ZOOM INTRODUCING on Tour Gratis für die Gästeliste anmelden: www.introducing.de Die Schulfreunde Daniel Husten, Nils Hansen und David Stoltenberg machen zusammen Musik, seit sie 13 sind. Ihr Indie-Dance-Pop beweist Eigenständigkeit – und muss sich vor Digitalism oder Django Django nicht verstecken. Mit »Harm« schrieben sie die Hymne fürs Berlin Festival 2013. »Unser musikalisches Leben spielt sich fast ausschließlich in unserer WG ab. Der kleine Backsteinkasten am westlichen Rand von Hamburg, in dem wir drei und dazu zwei unserer Uraltfreunde wohnen, ist also auch unser musikalisches Zuhause. Immer wieder finden sich hier Freunde und Bekannte ein, die auch mit Musik zu tun haben und vor sich hin basteln. Dabei entsteht dann ohne Ende sinniges und unsinniges Zeug. Es bleibt nicht aus, dass sich aus all dem Material Tracks herauskristallisieren, die besonders schlecht, um nicht zu sagen unaufhaltbar scheiße sind. So schlimm, dass wir wiederum größten Gefallen daran finden. So kam es, dass zwei unserer besten Freunde auf die Idee kamen, die ›besten‹ dieser Songs auf eine Kompilation zu packen, woraus sich dann das ›Teppichmesser-Tape‹ entwickelte. Dieses wird genau ein einziges Mal – live – gemischt und auf Kassette gespielt. In einer großen Gruppe vieler Beteiligter wird sich das Tape ein Mal angehört, danach nie wieder. Es wird nicht veröffentlicht und nicht kopiert. Es gibt ein Unikat, das war’s.« Drei Fakten über ... Main Fear Love Jared, Peter, Lorenz, Yo und Patrick sind Main Fear Love. Die Berliner beackern seit drei Jahren kühle Soundlandschaften zwischen Psychedelic, Shoegaze und 90er-Indie. So entsteht eine Art skulpturaler Noise, der auf ihren Touren mit Flashguns, Toy und Cloud Control schon ein großes Publikum neugierig gemacht hat. Für uns öffnen sie das schwarze Nähkästchen ... Nur um es wegen Copyright-Ansprüchen ebenjener Freundin nicht veröffentlichen zu dürfen. Catwalk – Den schlechtesten Auftritt ihrer Karriere legten Main Fear Love nach eigenem Bekunden auf einem Laufsteg hin. Gammelfleisch – Nachdem der Band in den ersten Proberäumen das Equipment entweder von einer Emo-Core-Band geklaut worden oder wegen Feuchtigkeit verschimmelt war, probt die Band nun in einem Keller. Leider gehört Freundschaft – Ihr erstes Musikvideo hat die der allerdings zu einer Fleischerei, die dort ihre Band selbst mühsam aus Aufnahmen einer Abfälle lagert. befreundeten Künstlerin zusammengebastelt. Drei FraGen an Deutschland Torres Hinter Torres verbirgt sich Mackenzie Scott aus Nashville. Mit Country hat ihr introspektiv anmutendes Songwriting weniger am Hut als mit großen Rockgesten in Miniaturform. Jetzt hat Torres das schlicht selbstbetitelte Debütalbum fertig – und außerdem drei Fragen an Deutschland. Träumt ihr eigentlich ununterbrochen vom Leben in diesen Landhäusern, für die ihr so bekannt seid? Ein deutsches Fachwerkhaus, sagen wir mal im Schwarzwald oder in der Eifel, kommt für uns selbst träumend nicht in Frage. Der Trend geht vielmehr zum Traum von der bezahlbaren Zwei-Zimmer-Wohnung im Zentrum einer der hiesigen Großstädte, die nicht Berlin heißen. Ansonsten träumen wir oft schlecht – von Häusern aus amerikanischen Horrorfilmen. Empfindet ihr Unmut gegenüber eurer Nation, weil sie uns die Dauerwelle gebracht hat? Na, mit diesem kulturellen Beitrag können wir ganz gut leben. Wobei der Entwickler der Welle, Karl Nessler, früh nach England emigriert und in New Jersey gestorben ist. Wenn man seiner Methode der Ondulation inzwischen auch kondolieren muss, weil sie doch leicht aus der Mode geraten ist, hat Nessler einen ebenso wichtigen Beitrag zu den 80er-Jahren geleistet wie Kraftwerk oder Ronald Reagan. Davon abgesehen: Eine Dauerwelle sieht ja nicht bei jedem gleich so scheiße aus wie bei Nickelbacks Chad Kröger. Habt ihr jemals genug von Gummibärchen? Niemals. Das gilt vor allem für Kinder und Kiffer. Inzwischen gibt es sie ja sogar ohne Gelatine, also müssen selbst Vegetarier zum Gummibärchen-Essen nicht mehr in den Keller gehen. Wir essen auch gerne Bärendreck, aber das ist eine andere Geschichte. MAIN fEAR LOVE pOOL TORREs ERLEBE ALLE INTRODUCING KONZERTE NOCH EINMAL AUF ARTELIVEWEB.COM 030 HEUTE Plattenhören mit … Fettes Brot Obwohl König Boris, Björn Beton und Dokter Renz alias Fettes Brot schon 20 Jahre im Game und teilweise gestandene Familienväter sind, dreht sich ihre Kunst immer noch um Party, Reime und Hamburg. Zum Erscheinen ihres siebten Albums »3 is ne Party« hat Henje Richter die Band mit neuen und alten Songs sowie einigen Überraschungen konfrontiert. Foto: Jan Philip Welchering REFLECT WHAT YOU ARE. WÖCHENTLICH JEDEN FREITAG NEU! DIGITAL NOCH BESSER – INTRO LESEN, SEHEN UND HÖREN WWW.INTRO.DE/IPAD HEUTE Modeselektor feat. Thom Yorke »Shipwreck« König Boris: Eines meiner Lieblingsereignisse bei der Produktion von »Strom und Drang« war, als Modeselektor endlich den Beat für »Bettina« lieferten. Wir hatten immer wieder nachgefragt, die Produktion näherte sich dem Ende, der Schlussvorhang drohte bald zu fallen. Aber als er dann kam, sind wir vor Freude im Kreis gehüpft. Björn Beton: Uns war damals gar nicht bewusst, dass die schon so derbe Szenestars waren. So eine Kollaboration mit Thom Yorke hat auch nicht jeder im Portfolio! DAF »Der Räuber und der Prinz« BB: Das DAF-Sample in unserem »KussKussKuss«Remix haben wir mit der Erlaubnis von Robert Görl und Gabi Delgado-López benutzen können, was uns sehr gefreut hat. Ich glaube, dass der Remix sehr gut geworden ist. In bester Weise als Hommage zu verstehen. A Tribe Called Quest »Da Booty« BB: Ich hatte über De La Soul und Beastie Boys gerade angefangen, mich für Rapmusik zu begeistern, als 1989 dann dieses Überalbum »3 Feet High And Rising« von De La Soul erschien. Das war eine sehr, sehr coole Zeit für HipHop. Da ist sehr viel losgetreten worden, was heute nachwirkt. Alfa Romeo ANZ: Gitarre Dokter Renz: Wenn man heute in Hamburg auf HipHop-Partys geht, läuft da ganz viel von dem alten Zeug wieder, und die jungen Kappen flippen voll aus. Wenn ich dann meinen neumodischen Internetkram auflegen will, kommen da wunderschöne junge Damen und wollen im besten Falle noch irgendwelchen Gangsterrap hören. 031 Kendrick Lamar »SwimminG Pools (Drank)« DR: Das geilste RapAlbum der letzten Jahre. Unser Ansatz ist ja noch ein bisschen besser, aber die Beatles und Beach Boys haben sich ja auch immer abgewechselt. Lamar ist das letzte Konzert, auf dem wir zu dritt waren. KB: Das Publikum war toll. Das waren alles Hardcore-Fans, die jede einzelne Zeile hingeDR: Das ist das, was die bungsvoll mitgegrölt haben. Da habe ich eine Katzen hören wollen! Gänsehaut gekriegt. BB: Da haben wir natürlich »Nordisch By Nature« geklaut. Heute sollen Marmeladen danach benannt werden, und die Grünen in KB: »Ein drittel Heizöl, Schleswig-Holstein wollten den Slogan sogar zwei drittel Benzin« auf im Wahlkampf verwenden – da gab es dann unserem neuen Album eine einstweilige Verfügung von uns(!), und ist übrigens kein Casperdas, obwohl wir das auch nur geklaut hatten. Zitat. Wir haben nur zuKB: Das ist immer noch der Kern von Fettes fällig dasselbe Slime-Zitat Brot: Party, Hamburg, ein bisschen unterschwelbenutzt! Und uns natürlige Gesellschaftskritik – und geil abliefern. lich ein klein wenig geärgert, dass er früher damit rausgekommen ist. DR: Casper hatte damit in verschiedenen konservativen Gegenden Probleme, weil das ein DR: Für uns war es ganz Aufruf zur Gewalt ist und der Text von Slime auf erstaunlich zu sehen, dass dem Index steht. Das im Radio zu spielen ist für es auch in Amerika Leute manche Menschen schon zu viel. Ist nicht meine gibt, die total auf Doppelt-, Musik, da sind ein Tick zu viele Klischees drin. Dreifach- und Vierfachrei- Es hat mich aber beeindruckt, wie viele Leute me stehen. Also, dass sich bei Casper emotional mitgehen. Das hat einen komplette Satzteile auf- Nerv getroffen, und ich wundere mich auch einander reimen, und zwar jede einzelne Silbe. nicht, dass es viele Leute mitnimmt. Da merkt man eine Seelenverwandtschaft. Viele — Fettes Brot »3 is ne Party« (Fettes Brot Schallplatten / Groove Attack / VÖ 01.11.13) Lieder von Eminem sind aber wahnsinnig un— Auf Tour vom 18.12. bis 07.02. cool. Da ist so ein komischer Trash-Faktor drin. BB: Eminem habe ich über Dendemann kennengelernt. Der hatte damals als Erster die Slim-Shady-Geschichte verstanden und mir netterweise erklärt. Er hat mir die Kunstform der Charakter-Erschaffung nähergebracht. NauGhty By Nature »Hip Hop Hooray« Casper »Im AschereGen« Eminem »White America« TRÄGER: Intro FORMAT: 210x70+3 DU: 15.10.2013 ET: 28.10.2013 EIN ANGEBOT, DAS ROCKT: 0,– € ANZAHLUNG UND 0 % ZINSEN.1 DER ALFA ROMEO MITO FÜR STAGEDRIVER: JETZT AB 139,– € ERLEBEN 1. NUTZEN SIE UNSERE AKTUELLEN ANGEBOTE FÜR IHREN GEBRAUCHTWAGEN BEI TEILNEHMENDEN ALFA ROMEO PARTNERN. 4 JAHRE GARANTIE 2 OHNE KILOMETERBEGRENZUNG alfaromeo.de Kraftstoffverbrauch (l/100 km) nach RL 80/1268/EWG: kombiniert 6,0–3,5; CO2-Emission: kombiniert 139–90 g/km. Ein Finanzierungsangebot, vermittelt für die FGA Bank Germany GmbH, Salzstraße 138, 74076 Heilbronn, für den MiTo 1.4 8V mit 51 kW (70 PS). Effektiver Jahreszins 0 %, Sollzinssatz gebunden, p. a. 0 %, Bearbeitungsgebühr 0,– €, Nettodarlehensbetrag und Gesamtbetrag entsprechen einer UVP des Herstellers in Höhe von 14.100,– € zzgl. Überführungskosten, 47 Monatsraten à 139,– €, Schlussrate 7.568,– €. 2 2 Jahre Fahrzeuggarantie und 2 Jahre gleichwertige Alfa Romeo Neuwagenanschlussgarantie inkl. europaweiter Mobilitätsgarantie der Allianz Automotive Services GmbH gemäß ihren Bedingungen. Privatkundenangebot, gültig für nicht bereits zugelassene Neufahrzeuge. Nicht kombinierbar mit anderen Aktionen. Abb. zeigt Sonderausstattung. Gültig bis 30.11.2013. Nur bei teilnehmenden Alfa Romeo Partnern. 1 032 HEUTE Im Koffer von … The Naked And Famous wichtig ist auch, sich wohlzufühlen. Dazu gehört es, im Flugzeug die Schuhe auszuziehen, Filme zu schauen, genug Schlaf abzubekommen oder auch mal an neuen Songs am Laptop zu arbeiten. Entspannungsübungen nicht vergessen. Was das Packen angeht, sind wir Vertreter des Minimalismus. Da ich meistens Schwarz trage, ist es gar nicht so schwer, mit wenig Klamotten auszukommen. Schwarz nutzt sich nur langsam ab und verdeckt Flecken gut. Apropos Prakti- KinderGarten, Aleph & KanYe West Gesaffelstein Mit Remixen für Justice, Lana Del Rey und Depeche Mode hat sich der 28-jährige Mike Levy alias Gesaffelstein bis ins Telefonbuch von KanYe West gespielt. Anlässlich des Debüts »Aleph« hat sich Henje Richter dem Franzosen in dreierlei Hinsicht genähert. Gesaffelstein Zeitgeist, Schadenfreude, Kindergarten: Es gibt ein paar Wörter aus dem Deutschen, die im Ausland gerne im Original benutzt werden, weil sie so treffend sind. »Gesamtkunstwerk« ist auch so ein Wort. Verknüpft mit dem Namen »Einstein«, baute Mike Levy daraus seinen Künstlernamen »Gesaffelstein«. Dieser klingt fremd und vertraut zugleich und passt somit bestens zur Musik des 1985 in Lyon geborenen Produzenten. Sie verstört mit ihren harten, dunklen Beats und dem hektischen Habitus, schafft es aber dennoch, eingängig und tanzbar zu bleiben. »Es ist mir sehr wichtig, meine Musik mit anderen Kunstformen zusammenzubringen, mit Fotos, Bildern und Videos«, betont der durchgängig schwarz gekleidete und Kette rauchende Levy. kabilität: Ich sehe mich auch nicht in Stilettos den Koffer tragen. Essenzielle Teile im Koffer sind meine Lederstiefel, die Lederjacke, ein Cardigan, ein Schal und mein Schmuck – und meine aktuellen Lieblingsstiefel: goldfarbene Budapester von Opening Ceremony.« — The Naked And Famous »In Rolling Waves« (Polydor / Universal) — Auf Tour vom 05. bis 18.11. — Auf intro.de: Galerie aller Koffer von TNAF! Der Ursprung: »Aleph« Das Debütalbum von Levy trägt den hochtrabenden Namen »Aleph«, nach dem ersten Buchstaben des hebräischen Alphabets. »Es steckt aber kein intellektuelles Konzept dahinter«, wiegelt der Musiker ab. »›Aleph‹ steht für Anfang. Das passt gut zum ersten Album.« Wobei das mit dem Anfang so eine Sache ist, veröffentlicht Levy doch bereits seit fünf Jahren Maxis und Remixe unter dem Namen Gesaffelstein. Angefixt für Techno hat ihn seine ältere Schwester. Der Track, der sein Leben verändern sollte, war »Flash« von Green Velvet. Seinen Initialmoment als Produzent stellte dann ein Zusammentreffen mit The Hacker dar. Der ehemalige Produzentenpartner von Miss Kittin habe ihm gezeigt, dass mit Ambition und Strukturierung des Lebens alles möglich sei. KanYe West West klopfte, angefixt von der Single »Viol«, höchstpersönlich bei ihm an. »Wir kommen aus unterschiedlichen Welten, nicht nur deshalb war ich erstaunt, als er sich bei mir meldete«, erinnert sich Levy. »Ich meine, er ist einer der größten Rapper der Welt! Ich dachte: Was will der von mir?« Als ob das noch nicht genug der Aufregung wäre, fand Levy sich plötzlich an der Seite von Daft Punk und Brodinski im Studio wieder, um mit ihnen gemeinsam zwei Songs für Kanyes Album »Yeezus« zu produzieren. — Gesaffelstein »Aleph« (Parlophone / Warner / VÖ 01.11.13) Foto: Allyson Shiffman »Im letzten Jahr waren wir gar nicht so viel unterwegs, da wir in Los Angeles sehr konstant an den Songs für das neue Album geschrieben haben. Aber jetzt beginnt der Tour-Kreislauf erneut. Zuletzt waren wir zwei Jahre nonstop auf Reisen. Wie soll man sich da nur angemessen vorbereiten? Ein Weg sind Rituale: Wir versuchen am Flughafen immer, möglichst in eine Lounge reinzuschleichen. Ansonsten hilft viel Wasser trinken, lesen und Musik hören. Ganz Foto: Jonathan Forsythe Nicht zuletzt dank der Mithilfe der BBC, welche die Band auf ihre »Sound of 2011«-Liste setzte, gelang den Neuseeländern mit »Passive Me, Aggressive You« ein fulminanter Karrierestart. Nun steht der Nachfolger an. Damit nichts schiefgeht, geht das Quintett wieder auf Dauertour. Intro durfte in den Koffer von Sängerin Alisa Xayalith schauen. TICKETS UNTER: FKPSCORPIO.COM & EVENTIM.DE SERVICE-HOTLINE: 01806-853 653 0,20 €/Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,60 €/Anruf Vier mal Drei Tristesse Contemporaine Drei Künstler aus unterschiedlichen Teilen der Welt treffen im guten alten Melting Pot Paris aufeinander und machen verzauberte Musik an der Schwelle zwischen Clubexplosion und Couchapokalypse. Ihr tretet live gern mit Masken auf. Auf welche drei Verkleidungen habt ihr schon länger ein Auge geworfen? 01Donnie Darko 02Die aus dem Musical »Das Phantom im Paradies« 03Jasons Hockeymaske aus »Freitag der 13.« Nach Frankreich seid ihr drei ja von sonst wo in der Welt gekommen. Was vermisst ihr am meisten? 01Mike: »Ich komme aus England, mir fehlt saufen und Drogen nehmen mit meinen Freunden.« 02Narumi: »Und meine Heimat ist Tokio, ich vermisse es, in meiner Muttersprache zu diskutieren, die Lichter der Stadt und das Essen!« 03Leo: »Aus Stockholm stamme ich, und mir fehlt echt schwedisches Knäckebrot!« Ihr wohnt mittlerweile alle in Paris. Drei Dinge, die ihr an der Stadt liebt. 01Alles ist zu Fuß zu erreichen 02Der Charme der Arrondissements: Jedes Viertel ist seine eigene Welt. 03Auf einer Terrasse sitzen und einen Drink haben Lieblingssongs auf dem neuen Album? 01Mike: »›Fire‹, es macht mich einfach an, den live zu spielen.« 02Narumi: »›Pretend‹, denn der erinnert mich an mein altes Apartment, wo wir die ersten Demos aufgenommen haben.« 03Leo: »›Stay Golden‹, das war das allererste Stück, das wir aufgenommen haben, und es hat uns den Weg für alles weitere gewiesen.« — Intro empfiehlt: Tristesse Contemporaine »Stay Golden« (Record Makers / Al!ve) acoustic 034 HEUTE Bodycheck Rick Rubin & Eminem Der eine sieht aus wie Gott, und der andere könnte sein Sohn sein. Rick Rubin und Marshall Mathers arbeiten endlich zusammen. Mit »Berzerk« will Eminem an die Nullerjahre anknüpfen, in denen er mehr als 100 Millionen Alben und 50 Millionen Singles verkaufte. Da ist die bärtige Produzentenlegende Rubin, der als Pate des HipHop und des modernen Heavy Metal sowie Reanimator scheintoter Karrieren gilt, gerade der richtige Partner. Martin Riemann hat sich die beiden Knaben mal angeschaut. Rubin wusste kaum, wie ein Mischpult funktioniert, als er zu Beginn seiner Produzentenkarriere mit Künstlern wie LL Cool J, Run DMC und den Beastie Boys ins Studio ging. Fliegt nicht gerne, da die erhöhte Radioaktivität in der Höhe sein Gehör beeinträchtigt. Setzte schon als Schulkind nie seine Sonnenbrille ab. Der Veganer war noch nie in seinem Leben betrunken und hat auch sonst nie Drogen genommen. Nahm früher tatsächlich regelmäßig an Treffen der International Brotherhood of Magicians teil. Hallo Hipster: DAS ist ein Vollbart! Rubin hielt Mike D bei der ersten Begegnung für ein arrogantes Arschloch und hält den Erfolg der Beastie Boys für allein seinen eigenen Verdienst. Er schneidet sich die Haare prinzipiell selbst. Es gibt viele Wege, ein guter Rapper zu werden. Eminem studierte einfach stundenlang Wörterbücher. Viele, die den Begriff »lyrisches Ich« nicht kennen, hassen ihn wegen seiner feindseligen Aussagen. Sein Freund Elton John sprach ihn aber beispielsweise vom Vorwurf der Homophobie frei. Eminem wurde während der Dreharbeiten zu »8 Mile« schlafmittelabhängig. Auf der Innenseite seines rechten Handgelenks sind die Worte »slit me« eintätowiert. Lieferte sich jahrelang einen öffentlichen Disput mit Mariah Carey, indem er zum Schrecken der Diva behauptete, mit ihr intim gewesen zu sein. Nannte sich ursprünglich M&M, musste das aber wegen einer Klage des Süßwarenherstellers Mars Inc. ändern. Die meisten Bands, die Rick Rubin produziert, bekommen ihn kaum zu sehen. Der Meister setzt auf unkörperliche Präsenz. — Eminem »The Marshall Mathers LP 2« (Interscope / Universal / VÖ 05.11.13) ELECTRONIC B E AT S KRATZEN & BEISSEN Jens Friebe GeGen Das Gesetz Der Serie Neue Staffeln »Breaking Bad«, »Game Of Thrones« schon durch? »American Horrorstory« auf dem Schirm? Komm, fickt euch und euren neuen Serienwahn, ruft uns Filmfreund Jens Friebe zu. D ie Drehbuch- und Regie-Intelligenz, so verlautbaren es die Spatzen von den Dächern, ist vom Film ins Serienwesen abgewandert. Ich denke, das ist Mist. Also, ich denke nicht, dass es nicht stimmt. Ich denke, dass es stimmt und dass es Mist ist. Die sollen wieder zurückkommen und mir ein paar gute Filme drehen, die Arschlöcher. Ich möchte mir das Gefühl, vorne dran zu sein, endlich wieder mit feierlichen Kinobesuchen besorgen können statt in desolat durchgeglotzten Nächten. Und egal, wie viel ich mir von Letzteren um die Ohren schlage, es ist ja doch nie genug! Immer noch krieg ich die Blicke, die sagen: »Hinter dem Mond welches entlegenen, tristen Planeten wohnst du eigentlich, du a r mer A mishKauz?« – »Was? Du hast noch nicht ›Sherlock‹ und ›Game Of Thrones‹ und die neue Staffel ›Homeland‹ gesehen?« Nein, aber ich werde es selbstverständlich sofort nachholen. Es sind ja nur etwa 20.000 Stunden meines Lebens. Und das Schlimmste ist: Aus einer angefangenen Serie kommt man, auch wenn sie schlecht ist, kaum mehr raus. Erstens wird man trotzdem süchtig, zweitens erzählt einem irgendwer: »Ja ja, die ersten drei Staffeln ziehen sich noch etwas, aber ab der vierten rockt’s.« Hier wird der Grad der Unterwerfung deutlich, den einem die schöne neue Welt der Serienhegemonie abnötigt. Es gilt als ohne Weiteres zumutbar, Schrott im zeitlichen Umfang von Hitchcocks Gesamtwerk auszuhalten, damit es dann irgendwann m a l zu so was wie Unterhaltung kommt. Aber ohne mich. Ich bin raus und habe endlich wieder Zeit für YouTube und Sudoku. AUSLISTEN Aufkleber, die man nicht so häufig auf CDs sieht Vier Euro von jeder verkauften CD gehen direkt an die Stiftung »Major-Labels«. Enthält die gesamte Tonleiter! Das Hit-Album aus Chile Na ja ... That was acceptable in the 80s! Zwei einstecken, keins bezahlen ! von Robbie Williams! Nummereins-Hit!!! Zusammengestellt von Peter Wittkamp DOWNLOAD YO U R E B A P Ps NOW! F O R F R E E !* READ THE LATEST NEWS. LISTEN TO EXCLUSIVE DJ MIXES. WATCH SLICES FEATURES AND LIVE CUTS. Für ein Debüt geht’s! (Leider kein) Schlecht – aber immerhin NEWS RADIO & VIDEO Der Musiker hat sich stets bemüht. Unser Label wünscht ihm viel Erfolg auf seinem weiteren beruflichen Weg und bedankt sich für die insgesamt zufriedenstellende Zusammenarbeit. * Available here: News App at Windows Phone Store, Radio App at Google play and iTunes Store, Video App at iTunes Store. E L E C T R O N I C B E AT S . N E T 036 HEUTE Schatzparade DinGe, die dich wollen Intro sammelt jeden Monat aus dem Internet und der echten Welt nerdige Schätze an. Für insgesamt unter 100 Euro. Die internationale Terrorhysterie seit 9/11 ist ein Esel, der geritten werden will. Kein Problem mit dem RegenschirmGewehr. Das sieht über der Schulter hängend aus wie eine eingewickelte Flinte. Bei Regen drückt man den Abzug. Schon hat man einen stabilen, großen Schirm, unter den man gut zu zweit passt. Saddam Hussein hätte ihn auf Facebook gelikt! Für € 32,95 bei www.coolstuff.de In den »Simpsons«-Folgen der 90er-Jahre wurde das Wort »Nerd« noch konsequent und gnadenlos mit »Trottel« übersetzt. Mittlerweile wissen es alle besser, und es läuft zehnmal täglich »The Big Bang Theory«. Zudem haben die Nerds nun ihre eigene trottelige Süßigkeit. Für € 1,69 bei www.worldofsweets.de Summe € Hast du das perfekte Gadget für diese Seite entdeckt? Dann schick uns den Link zur Bezugsquelle. Die beste Idee gewinnt etwas aus der aktuellen Palette. So wie Maurice Haller, der uns den Schrotflinten-Regenschirm empfahl. Eure Mails und Ideen an: [email protected]. Was muss der Indie-Rocker noch alles über sich ergehen lassen? HipHop ist in den Charts längst an ihm vorbeigezogen, und jetzt gibt es schon Merch zu seinen Ehren, der wirkt, als wäre er ausschließlich zu seinem Hohn zusammengeklöppelt worden. Die Indie-Rocker-Perücke ist da. Für € 17,00 bei www.amazon.com Neue Heimat MaChineDrum Travis Stewart macht seit über zehn Jahren unter dem Namen Machinedrum innovative elektronische Musik. Ob Jungle, UK-Bass, HipHop oder Drum’n’Bass, ob allein oder im Duo als Sepalcure und Jets: Er bewegt sich immer an Grenzlinien der Genres. Vielleicht auch ein Grund, warum der US-Amerikaner vor Kurzem von New York in die Ex-Frontstadt des Kalten Kriegs übergesiedelt ist. Hallo Berlin! Ist das überhaupt ein witziges, ironisches Gadget? Vermutlich nicht. Aber gerade deshalb wollten wir es haben. Allein der Name macht auch ohne eingespielte Lacher viel Spaß: Gesäß Creme von Sixtus. Nie wieder wunde Hintern beim Biken, Reiten oder Rudern. Für € 8,95 beziehbar über www.roseversand.de. Warum bist du nach Berlin gezogen, wie gefällt es dir hier? Berlin ist alles, was ich erwartet hatte, und mehr. Die Stadt wirkt entspannt im Vergleich zu New York, und man lebt recht günstig. Zudem ist meine Musik sehr europäisch, und auch meine Fans kommen vor allem aus Europa. Da machte es Sinn, hierherzukommen. Wie unterscheiden sich die Musikszenen in den beiden Städten? In New York sind die verschiedenen Szenen stark getrennt, während sich in Berlin alles mischt. Ich sehe dieselben Leute mal im Berghain stampfen und dann wieder bei 64,09 Was? Das Soloalbum von Dirk von Lowtzow verzögert sich um ungewisse Zeit? Wie bitte, eine Minute warten auf einen Kaffee? Uuuuuuargh! Fehlt euch auch mal wieder die Geduld? Hier kommt Hilfe. In Form von Seelenruhe fördernden Geduldsfäden. Für € 3,50 bei www.liebeskummerpillen.de den Mindpirates experimentelle Musik lauschen. Musikern bietet die Stadt viele Chancen – man muss nur aufpassen, nicht abzutauchen, sondern motiviert und produktiv zu bleiben. Dein neues Album »Vapor City« beschreibt eine imaginäre Stadt. Wie viel Berlin steckt darin? Zu Anfang erinnerte »Vapor City« in meinem Kopf noch stark an New York. Aber ich wurde immer besessener von Berlin – das ist für New Yorker fast schon wieder typisch –; und seit ich hier wohne, wurde »Vapor City« immer grüner, weitläufiger und historischer. Die Atmosphäre Berlins hat definitiv ihren Weg in meine Träume und auf das Album gefunden. — Machinedrum »Vapor City« (Ninja Tune / Rough Trade) KARSTEN JAHNKE KONZERTDIREKTION GMBH AUSTRA 23.1.13 DRESDEN Beatpol 28.1.13 BERLIN KAUFT! AUSVER Heimathafen Neukölln 29.1.13 BERLIN KAUFT! AUSVER Heimathafen Neukölln 3.1.13 LEIPZIG Werk II 2.11.13 MÜNCHEN T! ERKAUF AUSV The Atomic Café 3.11.13 KÖLN Club Bahnhof Ehrenfeld LOve vs. Hate Patrice Der in Köln geborene Popsoul-Impresario Patrice ist an vielen Stellen nicht so wie alle anderen. So setzte er seine Gratiskonzerte unlängst auch nicht zu beliebten Zeiten an, sondern scheuchte die Menschen dafür um sechs Uhr morgens auf öffentliche Plätze. Wir haben ihm noch weitere Spleens abseits des Konsens’ entlockt. Drei Dinge, die ich liebe, alle anderen aber hassen 01 Altes Equipment abseits neuester Trends 02Billige Kung-Fu-Filme, bei denen man noch die Seile erkennt 03Den Ortsteil Brüggen in Kerpen NEKO CASE — Patrice »The Rising Of The Sun« (Supow / Groove Attack) — Auf Tour vom 09. bis 22.12. 14.2.14 KÖLN Kulturkirche 15.2.14 BERLIN Heimathafen Neukölln 16.2.14 MÜNCHEN Freiheiz VOLCANO CHOIR 14.11.13 BERLIN Huxleys Neue Welt 15.11.13 DÜSSELDORF Zakk 29.11.13 HAMBURG Mojo Club 1.12.13 BERLIN Roter Salon 2.12.13 MÜNCHEN Freiheiz STRFKR PATRICK WOLF 5.11.13 1.12.13 2.12.13 3.12.13 Drei Dinge, die ich hasse, alle anderen aber lieben 01 DJs auf Festival-Hauptbühnen 02Radler, Inline-Skater, BMXer in den Skateparks 03Das deutsche Singer/Songwritertum BILL CALLAHAN 12.12.13 BERLIN Babylon 13.12.13 BOCHUM Christuskirche MÜNSTER Gleis 22 DRESDEN Puschkin BERLIN Comet Club HAMBURG Molotow KJ.DE Tickets: 0180 6 62 62 80* (040) 413 22 60 *€ ,2 / Anruf aus dem Festnetz, Mobilfunk max. € ,6 / Anruf 038 HEUTE Top 7 Captain, mein Captain! Der Fetisch vom Kapitän ist fast so alt wie das Meer. Außerdem sind Anker der letzte Schrei – nicht nur beim Tätowierer. Auch Bands schmücken sich gern mit einem Captain. Selbst wenn der dabei längst nicht mehr aufs Wasser verweisen muss. Bitte bleiben Sie Mit Gesund! Rummelsnuff Was war deine schlimmste Blessur? Die letzte gravierende Verletzung trug sich vor knapp zwei Jahren bei der Theaterprobe zum Kleist-Stück »Hermannsschlacht – The Hermann Battle« zu. Ich als Cheruskerfürst Hermann musste in mehreren Durchlaufproben jeweils zehnmal die Drehbühne anschieben und bewegen. Am Morgen der Generalprobe passierte es dann: Die Achillessehne macht ein beunruhigendes Geräusch! Kurzer Arztbesuch, aber noch im Wartezimmer festgestellt, dass Bewegung – wenn auch eingeschränkt und unter Schmerzen – möglich ist. Auf und davon. Uraufführung. Inzwischen verheilt, ein leichtes Taubheitsgefühl in der Ferse blieb. Wie hast du es behandelt? Stabilisiert, Fußbäder und Salben, hochgelegt. Welche Krankheit ist dagegen überschätzt? Sogenannte Erkältungen. Viel Ruhe ersetzt so manches Rezept, Erreger ausschwitzen. Die Vitaminzufuhr aus natürlichen Quellen sollte erhöht werden, Ernährung ist ohnehin wichtig. Nicht nur für den Kraftsportler. Was ist dein Lieblingsmedikament? Knoblauch! Wie kurierst du den berüchtigten, unvermeidlichen Tourschnupfen bei Konzertreisen in Herbst und Winter? Nie davon gehört. Vorbeugend: Eisschwimmen und Sport sowie bestmögliche Ernährung – auch unterwegs! Sehr geehrter Herr Rummelsnuff, schade, dass Sie es nur bis in mein mit ausgewählten meisterhaften Kunstdrucken dekoriertes Wartezimmer geschafft haben. Gerne hätte ich mir in der körperlichen Untersuchung selbst ein Bild Ihrer prachtvollen Muskeln gemacht. Stichwort Achillessehne also: Die Sehne verbindet den zweiköpfigen Wadenmuskel mit der Ferse und sorgt somit für eine Beugung des Fußes. Diese Bewegung benötigen wir beim Gehen, Tanzen oder so alltäglichen Dingen wie Drehbühnen-Anschieben. Eine Sehne reißt dabei tendenziell eher, wenn sie spröde ist. Hätten Sie den Weg in mein mit ausgewählten Anatomiepostern dekoriertes Arztzimmer geschafft, hätte ich Ihnen zwei Optionen geboten: Gips oder kleinere Operation, bei der die getrennten Sehnenenden wieder verbunden werden. In beiden Fällen ist eine Ruhigstellung jedoch obligat. Ihre stabilisierenden Maßnahmen scheinen aber auch recht erfolgreich gewesen zu sein, sonst würden Sie heute mehr Beschwerden plagen als ein kleines Taubheitsgefühl. Anfälliger ist Ihre Sehne nun aber mehr denn je, also passen Sie bitte auf sich auf. Wir sehen uns nächstes Jahr auf dem Melt! bei Ihrem Nebenberuf als Türsteher im Backstage. Ihr Docintro — Rummelsnuff »Kraftgewinn mit RUmmelsnuff« (Out Of Line / Rough Trade) — Auf Tour vom 16.11. bis 13.12. 01Captain Capa 02 Captain Gips 03 Captain Jack 04 Captain Planet 05 Captain Beefheart 06 Captain Hollywood 07 Captain Sensible IllustratOrin des MOnats Henrietta Harris Am anderen Ende der Welt hat Henrietta Harris die schönen Künste studiert. Das ist nun schon etliche Jahre her, und mittlerweile ist die Neuseeländerin nicht nur in ihrer Heimat eine gefragte Illustratorin, bei der Zeichnen und Malen genauso in eins laufen kann wie Realismus und Surrealismus. Spannungsreich, aber stets zart. Mehr unter: http://henriettaharris.com HEUTE 039 Wie hast du mich Genannt? Booka Shade Von Wikipedia als »Veteranen« beschimpft und gerade wieder mit neuem Album am Start. Das long running Duo Walter Merziger und Arno Kammermeier wird auch in den Zehnern bestehen. Ihr House bleibt heimelig, ist aber nie auf Besitzstandswahrung aus, sondern traut sich immer wieder auch auf Abwege. Doch was kochen, kotzen und streicheln die beiden eigentlich, wenn die Technics aus sind? Was sollte man besser nicht über euch wissen? Arno: Ich bergwandere gerne, Walter arbeitet gern im Garten. Das sollte man nicht wissen, denn es würde niemanden interessieren. Welches Gericht kocht ihr, wenn ihr ein Date beim ersten Treffen beeindrucken wollt? Ehrlich gesagt würde ich mit meinen Kochkünsten nicht mal einen Schiffbrüchigen beeindrucken, der die letzten fünf Jahre auf einer Eisscholle gelebt hat. Bei den Rotweinen sieht die Angelegenheit jedoch schon ganz anders aus! Wofür in eurer Biografie schämt ihr euch? Manche Phasen vor Booka Shade, als wir zum Beispiel als Auftragsproduzenten angeheuert wurden, waren bei allem einhergehenden Erfolg aus künstlerischer Sicht nicht die wertvollsten. Was habt ihr schon mal geklaut? Worauf ich wirklich stehe, das sind die Hotelpantoffeln aus dem Grand Hotel Ibiza. Lasse ich jedes Mal mitgehen. Nicht besonderes aber schwarz. Ich stelle sie jedem gerne zur Schau, der zu mir nach Hause kommt. Macht auch die fehlenden Kochkünste beim ersten Date wett. Welches popkulturelle Phänomen langweilt? Der moderne Computerspiel-Wahnsinn, »GTA« zum Beispiel. In welchen Schauspieler wart ihr in der Jugend mal bisschen verliebt? SchauspielER? Wenn wir schon bei den Männern suchen müssen – Bud Spencer hatte schon Bärchenappeal. Für eine Nacht mit welchem Promi würdet ihr eure jetzigen Beziehungen aufgeben, wenn ihr müsstet? King Julien aus dem Film »Madagascar«. Meine Frau ist sich dessen bewusst und weise genug, mich nicht vor die Wahl zu stellen. Wer ist der Bestangezogenste von euch – und was trägt derjenige? Der Bestangezogenste ist zweifellos unser langjähriger Tourmanager. Als er vermehrt in Berlins heißesten Designerläden beim Shoppen gesehen wurde, kam uns schon mal der Verdacht, dass wir ihm eventuell etwas zu viel zahlen. Andererseits ist er jeden Cent wert. — Booka Shade »Eve« (EOM / Warner / VÖ 01.11.13) — Am 13.12. in Bielefeld 040 HEUTE Wer wir sind Satellite Glasser Stories Miriam Bryant Genre Autorinnen-Electronica Herkunft Los Angeles / New York Mitglieder 1 Besondere Vorkommnisse Schon die Eltern von Cameron Mesirow sind illustre Player: Dad gehört zu den Gründern der Blue Man Group, und Mom spielte in der New-Wave-Band Human Sexual Response. Akt. Album »Interiors« (Beggars / Indigo) Genre Indietronic Herkunft FIN-Oulu Mitglieder 4 Besondere Vorkommnisse Der Running Gag bei den neuen Aufnahmen war, es solle klingen wie »straight from 2014«, denn statt wie alle anderen in die Vergangenheit zu schauen, fühlt sich das Quartett der Zukunft verbunden. Akt. Album »Pine Trails« (XYZ / Cargo) Genre Edel-Pop Herkunft S-Göteborg Mitglieder 1 Besondere Vorkommnisse Seit ihrer ersten VÖ verfolgt die 22-jährige der Vergleich mit der britischen Soulsängerin Adele. Vermutlich, weil er nicht komplett von der Hand zu weisen ist. Akt. Album: »Raised In Rain« (Virgin / Universal / VÖ 08.11.13) Spielt das neue Cover an auf Dalí oder doch eher auf David Bowie in »Labyrinth«? Über einen Dalí-Vergleich freue ich mich, außerdem ist »Labyrinth« einer meiner Lieblingsfilme! Doch es geht hierbei mein Verhältnis zur Welt und wie man auf die Intensität des Lebens zu reagieren versucht. Das Vorgänger-Album »Ring« erschien schon 2010. Was hielt dich so lange auf für das Neue? Ich arbeite relativ langsam und hatte mir keinen Zeitdruck gesetzt. Und drei Jahre für ein Album zu brauchen, ist ja gar nicht viel. Aber klar, in Internet-Verhältnissen sind das Jahrzehnte. Du bist unlängst von der West- an die Ostküste gezogen, nach New York. Spiegelt sich das auch in deinem Songwriting wider? Die Umstände der neuen Stadt haben mich schon inspiriert. Damit meine ich den Overload an Informationen auf engstem Raum. Das ist was, das findet sich in den Songs auch wieder. Vor etlichen Jahren hatten wir ein FinnlandSpezial. Die Autoren sprachen danach schon von vermehrtem Alkoholgenuss und einer düsteren Stimmung. Ist das wirklich so typisch? Ach, das ist sicher nicht von der Hand zu weisen, aber es ist auch ein ziemliches Stereotyp. Liegt wohl einfach daran, dass es in unserer Region so viel mehr Dunkelheit hat als anderswo. Unsere Musik besitzt auch wolkige Momente, aber wir verstehen unsere Melancholie schon als etwas Schönes und nicht als pathologisch. Wenn wir schon über Orte reden: Worum geht es in eurem Stück »Australia«? Jeden Sommer fliegen die heißen Girls unserer Stadt nach Australien zum Abenteuerurlaub. Und wenn sie zurückkommen, haben sie sich verändert. Irgendwas haben sie in der Sonne gelassen, vielleicht haben sie sich verliebt. Und wir daheim gucken in die Röhre. Wir Finnen sind halt keine Surfer-Dudes! Wie erklärst du deinen Eltern, wie dein Beruf funktioniert? Die stellen mir viele Fragen. Wenn ich erzähle, dass ich Interviews gegeben habe, fragen sie gleich: »Was für Interviews? Fürs Radio? Oder für ein Magazin?« Ich habe schon das Gefühl, dass meine Eltern verstehen, was ich tue. Aber sie halten alles für etwas aufregender, als es ist. Ich gebe gern Interviews, aber sie denken, es sei so richtig supercool. Was hat der Titel »Raised In Rain« für dich zu bedeuten? Da geht es nicht ums Wetter, oder? Nein, es ist bloß eine Metapher! [lacht] Kindheit, Jugend, Teenager zu sein kann äußerst schwierig sein. Was man da erlebt, prägt dich. Der Titel ist wie ein Echo aus der Vergangenheit. Jeder muss durch solche schwierigen Phasen im Leben gehen, und diese machen uns zu dem, was wir sind. Captain Gips Genre Deutschsprachiger Zeckenrap Herkunft Hamburg Mitglieder 1 Besondere Vorkommnisse Captain Gips mischt schon seit 15 Jahren mit politischen wie unterhaltsamen Tracks den HipHop-Underground auf. Zusammen mit dem Johnny Mauser und der Marie Curry bildet er außerdem die linke HipHop-Gruppe Neonschwarz. Akt. Album »20.000 Meilen unter dem Yeah« (Audiolith / Broken Silence / VÖ 22.11.13) Ich habe einen extrem kleinen Penis und versuche das mit Rap zu kompensieren. Was ist eigentlich Zeckenrap? Ein Haufen Rap-besessener, linker Spinner, die die Welt retten wollen. Wir sind die Alternative für Menschen, denen Battle/Macker/GangstaRap zuwider oder zu langweilig ist. Du veröffentlichst dein neues Album beim Hamburger Label Audiolith. Warum? Weil Lars Lewerenz mich im Suff dazu gezwungen hat, einen ganz miesen Knebelvertrag zu unterschreiben, und weil auch sonst alle, die ich Kool Savas fragt: »Warum rappst du?« Was bei Audiolith kennengelernt habe, sympathische antwortest du? Menschen sind. Bestes Label! GEWINNE SPEZIAL PROMOTION DAS QUIZ JEDEN MONAT NEU: UNSER QUIZ – TEILNAHME ONLINE UNTER INTRO.DE/QUIZ DIE PREISE LEGAL DIGITAL: HOT FROM THE US foxtv.de/hot-from-the-us Abmahnung ade: Neue Staffeln von u.a. »Homeland«, »Sons of Anarchy« und »New Girl«, aber auch Neustarts wie »Sleepy Hollow« gibt es jetzt bei Maxdome, iTunes und Videoload. Dazu spendiert Fox ganz oldschool die ersten beiden »Homeland«-Staffeln auf Blu-ray. ROCKSMITH rocksmith.ubi.com, rocksmith.com Das Titelthema des Heftes ist gleichzeitig immer auch Hauptthema unseres monatlichen Quiz-Spaßes. Diesmal dreht sich alles um die um die kanadischen Folkrocker Arcade Fire. Los geht’s… 1 Das neue Album heißt nochmal wie...? 2 Unter welchem Titel wird es nun erscheinen? M »Refrigerator« E James Murphy P »Regurgitator« L Eddie Murphy N »Reflektor« O Spider Murphy 3 Was ist über Bowie als Gast zu sagen? 4 Wer gilt als Geheimwaffe in Sachen Virtuosität? N Herrje, schon wieder? N Owen Pallett O Gott, riecht der gut! G Lang Lang K Jesus, der hat zwei unterschiedliche Augen! O Anne-Sophie Mutter Die Buchstaben der richtigen Antworten ergeben das Lösungswort, das ihr bitte mit dem Betreff »Das Quiz« an [email protected] schickt. Bitte Wunschgewinn angeben! Teilnahme ab 18 Jahren, Einsendeschluss ist der 22. November. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Ende Oktober erscheint die neue Rocksmith 2014 Edition. Der neue Teil bietet nicht nur eine neue Songliste: Das Besondere: jammen lernen mit einer virtuellen Band. Auf dem Weg zum echten Musiker steht Euch nichts mehr im Weg. Wir verlosen die PC-Version mit Gitarren-Bundle. RELENTLESS ENERGY DRINK facebook.com/relentlessenergy Gewinne einen Relentless Energy Drink Kühlschrank und die nötige Ration Energy gleich dazu. Die Geschmäcker Apple&Kiwi, Orange, Berry-Juiced, Sugarfree und Origin warten auf Dich. Da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Keine halben Sachen! REPLAY replay.it Denim und Leder sind alte Weggefährten in Sachen Mode. In diesem Fall handelt es sich beim Leder allerdings um das Runde, das ins Eckige muss: Replay entwirft als erste Denim-Marke überhaupt eine innovative Kollektion für den FC Barcelona und spendiert aus diesem Anlass ein prall gefülltes Goodiebag. TIGER AND CHICKEN tigerandchicken.net Ein Huhn erobert das iPad: In seinem bisher größten Abenteuer tritt das Moorhuhn als wahrer Held in Erscheinung. Es bekämpft unzählige Gegner und hat zahlreiche Abenteuer an verschiedenen Orten zu bestehen. Teste es doch gleich an – wir verlosen dieses iPad Mini mit 16 GB Speicherplatz (Wert: ca. 330 Euro.) 042 HEUTE HEUTE Arcade Fire machen sich zur Veröffentlichung ihres neuen Albums »Reflektor« rar. Sie sprechen anscheinend weltweit mit gerade mal zwölf Journalisten – einer davon ist unser Autor Daniel Koch. Er diskutiert mit William Butler über geheimnisvolle Werbekampagnen für das Album, ihren energiegeladenen Auftritt in einer Salsa-Disco in Montreal und den guten Geruch von David Bowie. Illustrationen: Henrietta Harris 043 044 HEUTE Here Comes The Night Time Der 22-minütige Kurzfilm, bei dem Francis Fords Sohn Roman Coppola Regie führte, wurde zuerst am 28. September auf NBC ausgestrahlt, direkt nach einer Folge der Show »Saturday Night Live«, bei der Arcade Fire zu Gast waren. Die Songs darin sind »Here Comes The Night Time«, »We Exist« und »Normal Person« – sie stammen allesamt von der ersten Hälfte des Doppelalbums »Reflektor«. ir schreiben den 9. September 2013. Die Downtown von Montreal ist nicht gerade die gewohnte Gegend für ein Indie-Konzert. Hier reiht sich eine Studentenbar an die andere, in der man sich zum günstigen Vorsaufen trifft, um dann in eine der zahlreichen cheesy Discos weiterzuziehen. Der Club La Salsathèque ist da keine Ausnahme. Das Ambiente ist seit 30 Jahren unverändert, setzt auf Neonlicht, Spiegel und Plastikpalmen. Irgendwann an diesem Montagmorgen hängt jemand ein Poster auf: »The Reflektors« werden hier am heutigen 9. September um neun Uhr abends für neun Dollar Eintritt spielen. Wer rein will, müsse den Dresscode wahren, und der besagt: entweder verkleidet oder im feinen Zwirn auflaufen. Es sollte nicht lange dauern, bis halb Montreal und das Internet wussten, dass mit The Reflektors nur die Lokalhelden Arcade Fire gemeint sein können. Alexandre Lemieux war für uns vor Ort. Der Kanadier ist selbst Teil der lokalen Szene, war als Bandmanager aktiv und hat den Club Zoo bizarre betrieben. »Um zwei Uhr mittags hatten sich schon die ersten Die-Hard-Fans versammelt – um fünf war es das reinste Chaos«, schildert er die Umstände vor Ort. »Über tausend Leute standen in der Schlange, einige schick in ihren Abschlussballkleidern, andere als Teletubbies, Hot Dogs oder Piraten kostümiert.« Alexandre war von seinem Freund Owen Pallett eingeladen worden: »Owen schrieb mir eine Mail, in der stand: Mal dir dein Gesicht an und komm vorbei!« Wie es in der Salsathèque ausgeschaut hat, kann man nun in dem Kurzfilm »Here Comes The Night Time« sehen. Der wurde am 9. September und den zwei folgenden Abenden dort gedreht. In ihm tauchen drei neue Songs auf sowie Gaststars wie James Franco, Rainn Wilson, Bono, Ben Stiller, Michael Cera, Bill Hader, Zach Galifianakis, Eric Wareheim, Jason Schwartzman und Aziz Ansari. Vor allem Cera als nörgelnder Barkeeper sorgt für Gefallen. Er fragt sich, warum gerade diese Band dort spielen muss, wo doch Michael Bublé und Mumford & Sons viel besser wären. »Der Laden war gerammelt voll und der Vibe geradezu magisch«, weiß Lemieux zu berichten. »Die Bandmitglieder zogen mit riesigen Pappmaschee-Köpfen durch das Publikum – wenn sie denn überhaupt darunter steckten. Überall waren Kameras. Dann ging das Licht aus, und die Band betrat mit zwei Percussionisten aus Haiti die Bühne. Die Frauen hatten dicke, schwarze, fast Goth-artige Eyeliner drauf. Die Männer trugen Kriegsbemalung. Arcade Fire eröffneten den Abend mit ›Reflektor‹, und Win stürmte sofort in die Menge. Das Publikum ist völlig durchgedreht und war wie wild am Pogen. Eine Wahnsinns-Energie. Nach 60 Minuten war die Show vorbei. Es gab weder Zugaben noch alte Songs. Aber Mitglieder der Band legten auf, plauderten mit dem Publikum und gaben Autogramme. Ein denkwürdiger Abend – und das, obwohl Secret-Gigs von Arcade Fire in Montreal ebenso Tradition haben wie Räucherfleisch und Bagels.« Montreal Calling 23. September. Diesmal befinden wir uns in Berlin, in einem schmucklosen Konferenzraum im sechsten Stock eines Bürokomplexes in der Pfuelstraße, nicht unweit der Haltestelle Schlesisches Tor, an der im August plötzlich seltsame Kreide-Graffiti aufgetaucht waren. Die Buchstaben »R-E-FL-E-K-T-O-R«, verteilt auf neun Quadrate mit einem Kreis drum herum. Ein Lebenszeichen von Arcade Fire, wie man inzwischen weiß. Ein weiteres steht an: Das Telefon klingelt. Die Band hat sich die wenigen Interviews, die sie gibt, fair aufgeteilt. Win Butler telefoniert mit Zane Lowe von der BBC, Richard Reed Parry mit dem NME, wir warten auf den Anruf von William Butler, kurz Will – Bruder von Sänger Win Butler und einer der vielen Multiinstrumentalisten der Band. Er bedient wahlweise Synthesizer, Bass, Gitarre oder stiehlt der Percussion-Fraktion die Show, wenn er mal wieder durchdreht und mit der Trommel vorm Bauch das HEUTE 045 A rcade F ire – D ie N ebenpro j ekte Wild LiGht Clues AlvinO Rey Tim Kyle, ein frühes und nur kurzzeitiges Bandmitglied von Arcade Fire, gründete 2005 mit seinem Kumpel Jordan Alexander Wild Light. Alexander wiederum war einst Mitbewohner von Win Butler. Obwohl das letzte, sehr schöne Album »Adult Nights« bereits 2009 erschienen ist, gilt die Band noch als aktiv. Eine der zahlreichen Bands des Brendan Reed – der ebenfalls nur in den Anfangsjahren Teil von Arcade Fire war. Mittlerweile aufgelöst, ist den Clues mit ihrem selbstbetitelten Debüt ein feines Album gelungen, auf dem sie wie etwas aufgeräumtere und ein bisschen langweiligere Guided By Voices klingen. Kein Side-Project, aber auf jeden Fall erwähnenswert: Win und Will Butler sind mütterlicherseits die Enkel dieses Musikers, der oft als »der Vater der Pedal Steel Gitarre« genannt wird. Als Gitarrist und später als Bandleader hat sein Name in Swing und Jazz gleichermaßen einen geschätzten Klang. Dach der Festivalbühne erklimmt. Auf YouTube gibt es nicht umsonst einen Zusammenschnitt von »Arcade Fire’s Will Butler – Greatest Moments«. Der Quoten-Irre ist Will aber mitnichten: Er hat am Weinberg College of Arts and Sciences in Evanston, Illinois ein Lyrik- und Slawistik-Studium abgeschlossen. Dazu veröffentlichte er Gedichte und zeichnet sich maßgeblich verantwortlich für das soziale Engagement der Band. Aus seiner Studienzeit gibt es die schöne Anekdote, dass er seine Professorin für slawische Literatur, Clare Cavanagh, einmal gefragt habe, ob sie ihn für die nächste Vorlesung entschuldigen könne. Will sagte: »Ich spiele in einer Band. Und wir müssen morgen zu Conan O’Brien.« Will sitzt in einem Büro in Montreal, ist aber so gut wie auf dem Sprung nach New York, wo sich auch der Firmensitz von »Arcade Fire Ltd.« befindet – standesgemäß am Broadway. Wenn ich den Vertrag, den ich vor dem Hören des Albums unterschreiben musste, richtig verstanden habe, gehört mein Arsch genau dieser Firma, wenn ich zu früh irgendwem erzähle, was ich da gehört habe. Will lacht, als ich ihn auf die Sicherheitsvorkehrungen anspreche. Es ist ein volles, herzliches Lachen, bei dessen Klang man noch mehr bedauert, dass man ihm nicht persönlich gegenübersitzt. Die spannende Frage, wie das neue Album denn nun klänge, haben seine Kollegen schon auf ihre Weise beantwortet. Sein Bruder Win deklarierte es zu einem »Mash-up aus Studio 54 und weirder Voodoo-Musik«; Richard Parry sagte: »Manchmal klingen wir auf ›Reflektor‹ wie eine bluesige Bar-Combo. Manchmal wie eine Disco-Band in einem schrägen, alten Nachtclub in einem Land, das keiner kennt.« Ob Will das so unterschreiben würde? Wieder dieses Lachen. Dann: »Das trifft die Sache schon mal ganz gut. Ich würde noch The Cure einbringen – ein wenig aus ›Disintegration‹ und eine Prise ›Pornography‹. Nirvana stecken auch drin: Ungefähr anderthalb Minuten auf ›Reflektor‹ könnten von ›In Utero‹ stammen.« Später wird er noch ein wenig präziser. Erst einmal stellt Will Butler jedoch klar, dass man mit der Geheimniskrämerei keinesfalls Fans oder Musikjournalisten vergraulen wolle. Eher im Gegenteil. »Das Bewerben neuer Alben ist oft so langweilig. So formatiert. Wir waren immer neidisch auf die Möglichkeiten, die man zum Beispiel im Filmgeschäft hat. Da kannst du erst ein Poster rausbringen, dann ein virales Video, dann einen Teaser, dann einen Trailer, dann noch einen Trailer. Das macht doch viel mehr Spaß! Man könnte also sagen: Unsere Aktionen sind der Versuch, unsere eigenen Trailer zu machen.« Das läuft genauso ab, wie man es sich bei einer Band wie Arcade Fire vorstellt: »Wir sitzen zusammen in einem Raum im Kreis – die Band, unser Team, unser Manager – und spielen uns die Bälle zu. Wir spinnen herum, überlegen, was cool und künstlerisch wertvoll zugleich wäre, was uns Spaß macht und wie wir es umsetzen können. Meist gehen dann noch einige Mails in die Runde, bis wir dann so etwas wie einen Plan haben. Eine sehr schöne kollektive Erfahrung.« Die nur aufgeht, wenn die Sicherheitsvorkehrungen greifen, wie Will betont. »Deshalb der Vertrag, den du unterschreiben musstest. Denn natürlich ist man immer ein wenig enttäuscht, wenn etwas nicht nach Plan läuft. Wir waren sehr traurig, als ›Reflektor‹ frühzeitig ins Netz gestellt wurde. Andererseits war das auch wieder eine tolle Geschichte: Einer hat das Vinyl zu früh in seinen Laden gestellt, und jemand, der uns nicht mal mag, hat die Platte aus Versehen gekauft. Das ist doch großartig!« Wills Bruder sprach im Telefoninterview mit Zane Lowe von der BBC ebenfalls euphorisch über die Kampagne, die er ein »verrücktes Kunstprojekt« nannte: »Wir sehen das nicht als Promotion. Es sollte Spaß machen. Uns – und den Fans. Denen vor allem. Ich weiß, wie sich das auf der anderen Seite anfühlt. Ich werde nie vergessen, wie großartig es war, als wir mit der ganzen Familie Michael Jacksons ›Thriller‹Premiere im Fernsehen gesehen haben. Wo gibt es das heute noch?« Ihr eigenes »Thriller«-Video haben sie zwar nicht. Aber immerhin ihr »Here Comes The Night Time«, das zuerst im US-Fernsehen zu sehen war. RicharD ReeD Parry Er war auf dem letzten The-National-Album zu Gast, spielte beim 2004erAlbum von Unicorns, assistierte Little Scream bei »The Golden Record«, ist auf »Return To The Sea« von Islands zu hören und Mitglied bei Belle Orchestre. Zudem veröffentlicht er ab und an sehr schöne Solo-Aufnahmen wie das Talk-Talk-Cover »I Believe In You«. 046 HEUTE A rcade F ire – D ie N ebenpro j ekte Sarah NeufelD The Luyas Die Violinistin von Arcade Fire ist umtriebig, widmete sich zuletzt ihrem noch recht neuen Solodebüt »Hero Brother«, das diesen August erschien und verhallten Geigenwohlklang (manchmal) mit gehauchtem Geistergesang vermählt. Passt gut in den Herbst. Pietro Amato ist TeilzeitMitglied von Arcade Fire, Mitglied des Belle Orchestre und bei The Luyas aktiv, die einen verspielten Twee-Indie servieren, der vor allem auf dem 2009erAlbum »Too Beautiful To Work« sehr gelungen klingt. Seit 2009 ist Sarah Neufeld auch mit dabei. Belle Orchestre Sarah Neufeld musiziert an der Seite von Richard Reed Parry auch bei dieser Instrumentalband, die bereits 2003 mit Arcade Fire das Studio teilte und die Band 2005 auf Tour begleitete. Jeremy Gara Der Drummer der Band war bereits Mitglied einer Slowcore-Band (Kepler), spielte Mathrock bei Weights and Measures und ist zum Beispiel auf Owen Palletts Album »Heartland« zu hören. »Der Bass klopft und klopft ...« James Murphy Mit dem DFA-Labelbetreiber und LCD-SoundsystemMastermind habe man schon immer zusammen arbeiten wollen, sagte Win Butler im BBC-Interview. Murphy hat allerdings nur ein paar Songs auf »Reflektor« (mit-)produziert – unter anderem das Titelstück. Butler: »Wenn du Murphy dazu bringst, dass er den Fuß wippt, weißt du, dass du auf dem richtigen Weg bist.« Monkey Island Das mehrteilige Point&Click-Adventure um den Möchtegern-Piraten Guybrush Threepwood genießt Kultstatus. Wer die Assoziation zu verwegen findet, der erinnere sich bitte an Win Butlers »Studio 54 meets Voodoo«-Zitat, höre sich den Schlusspart von »Here Comes The Night Time« an und besuche dann in »Monkey Island 2« auf Scabb Island die Voodoo Lady in ihrer Sumpfhütte. 20. September, Berliner Firmensitz von Universal. Der Platten-Major übernimmt in Deutschland den Vertrieb von »Reflektor«. In Amerika sind Arcade Fire noch auf dem Indie-Label Merge Records. Die einzige »Reflektor«-CD, die es bisher in Deutschland gibt, liegt in einem Player, der vermutlich schon viel Elend schlucken musste. Der Raum, der extra für Listening-Sessions gebaut zu sein scheint, wirkt, als würden hier normalerweise Popsternchen jene Songs vorgespielt bekommen, die sie bald singen müssen. Aber der Bass der Anlage kann was! Und das ist bei Arcade Fire anscheinend auf einmal wichtig. Das zeigte bereits die Single »Reflektor« – einer jener Songs, die von James Murphy produziert wurden. Ich sollte eigentlich dankbar zeigen, diese Musik so früh hören zu dürfen, und doch bin ich vor allem überfordert. Dreizehn Songs, einige so fintenreich, als habe man versucht, ebenso viele Stile darin unterzubringen. Am Ende schwirren dem Hörer seltsame Referenzen durch den Kopf, die von Peter Gabriel bis zum Soundtrack von »Monkey Island« reichen. Ich habe mein Notizbuch vollgeschrieben mit Quatsch wie diesem: »Der Bass klopft und klopft an der Himmelstür, say heaven is a place and you know where it is.« Oder: »Klingt nach Arcade Fire as you’ve known them before, bis dann der Bass in den Keller geht und die Kohlen anfeuert.« Als ich Will Butler später ein paar dieser Notizen vorlese, klingt sein Lachen noch ein wenig lauter. Dann erklärt er, was für ihn die Essenz der Aufnahmen ausmache: »Wir haben uns nie wirklich als Musiker verstanden. Bisher sahen wir uns als Künstler, die ganz okay Musik machen können. Das ist inzwischen anders. Wir haben viel dazugelernt. Was den Sound angeht, ist es wohl wirklich so, dass unsere Zeit in Haiti ihre Spuren hinterlassen hat. Unsere Konzerte dort haben uns viel über Dynamik nachdenken lassen, weil eine Crowd, die kaum mit Rock’n’Roll sozialisiert wurde, ganz anders auf deine Musik reagiert. Außerdem haben wir den Karneval dort kennengelernt – was sich ebenfalls ausgewirkt hat.« Wie das gemeint ist, sieht man sehr gut in besagtem Film, vor allem, wenn der erste Song in der fünften Minute zu einer wilden Tribal-Orgie abhebt. »Was die vielen Songideen angeht: Wir haben Stücke immer schon eher durch JamSessions entwickelt. Denk nur an ›Rococo‹ oder ›Crown Of Love‹. Diesmal ist vor allem ›Reflektor‹ so entstanden. Wir waren dabei ein Dutzend Musiker im Studio. Darunter zwei haitianische Drummer, zwei zusätzliche Saxofonisten, Owen Pallett am Klavier – es fühlte sich fast wie eine Motown-Session an. Man arbeitet natürlich noch eine Weile am Resultat, aber der Kern des Songs ist dort entstanden.« Einen Gast hat Will dabei dezent unterschlagen: David Bowie singt schließlich auch mit. Wie sich das so anfühlt, wenn David Bowie im Studio vorbeischneit? »Ehrlich gesagt denk ich immer das Gleiche und immer nur das eine, wenn David Bowie irgendwo in meiner Nähe ist: ›Gott, riecht der gut!‹« Quadratur des Kreises 23. September. Am Telefon noch immer Will Butler. Dieser müsse jedoch in fünf Minuten auflegen, sagt die freundliche Label-Dame aus dem Off. Schade, wo man doch gerade bei einem interessanten Thema ist. Nämlich bei den Fragen, die man selbst auch nicht beantworten kann: Wieso bildet man sich ein, die Musik dieser Riesenband wäre etwas Intimes, etwas Persönliches, etwas, das man nicht nur in die Klatschehände, sondern auch ins Herz lassen will? Und wie will die Band dieses Gefühl bewahren, wo doch die Hallen, in denen sie spielen, immer größer werden? »Das ist genau die Herausforderung, der wir uns immer wieder stellen müssen«, antwortet Will. »Es ist einfach, ein Fußballstadion ›Schiri raus!‹ brüllen zu lassen. Oder Zehntausende stumpf mitklatschen zu lassen. Ehrlich gesagt ist es ziemlich unheimlich, wie leicht so was geht. Wir wollen allerdings, dass die Leute mitklatschen, sich dabei auf künstlerisch wertvolle Weise bewegen, ihre Individualität bewahren, sich lebendig fühlen und vielleicht noch einen tiefschürfenden Gedanken haben. Wenn wir das schaffen, gehen wir danach die Quadratur des Kreises an.« Dann ist da wieder dieses Lachen, ein schöner Abschluss für das Gespräch. — Arcade Fire »Reflektor« (Vertigo / Universal) HEUTE 047 Owen Pallett ... alias Final Fantasy ist seit Jahren gern gesehener Gast bei Arcade Fire und dort zum Beispiel (auf »Funeral« und »Neon Bible«) für die OrchesterArrangements zuständig. Auch bei den SecretShows stand er mit Arcade Fire auf der Bühne. DiskoGrafie ArCade Fire EP (2003, Re-Release 2005) Gab es eigentlich eine Zeit, in der man sich von dieser Band nicht Großes versprochen hatte? Wenn überhaupt, dann vielleicht nur die Zeitspanne zwischen Bandgründung und dem Erscheinungsjahr dieser EP. Hier mag die bisweilen maue Produktion noch ein wenig auf Stimme und Stimmung drücken, aber Songs wie »I’m Sleeping In A Submarine« und »Headlights Look Like Diamonds« zeigen bereits den Kontrast zwischen Experimentierfreude und dem Drang zur großen Melodie, den Arcade Fire später immer weiter perfektioniert und zelebriert haben. Interessant ist vor allem, dass sich eines der besten Stücke ihres Albums »Neon Bible« bereits hier findet: »No Cars Go«, zwar noch ein wenig mehr rumpelnd, aber schon als Hinweis, wie groß die Band mal klingen will. Funeral (2004) Das Albumdebüt, das dank eines Lizenzierungs-Hickhacks hierzulande offiziell erst 2005 erschien, hatte schon ein gewisses Hype-Potenzial im Rücken. Was zum einen an den Berichten über die mitreißenden Konzerte von Arcade Fire und zum anderen an den Lobeshymnen der US-Musikpresse lag. Christian Steinbrink sah darin in Intro eine »unerhört feine Indie-Platte, die wirklich allen vollmundigen Ankündigungen gerecht wird. Zwar dockt hier wenig an die aktuellen musikalischen Moden an, allein die Vielfalt der Songs auf diesem Debüt verdient an sich schon das Prädikat ›zeitlos‹. Vieles wirkt hier spielerisch, wie aus dem Ärmel geschüttelt, aber gerade deshalb wie von außergewöhnlichem Talent gesegnet. ›Funeral‹ ist ein Album, dessen Arrangements und Songstrukturen ähnlich outstandig wirken wie die auf der bemerkenswerten Broken-Social-Scene-Platte, dabei aber nie elegisch sind, sondern immer fluffig und leicht.« Ein Kunststück, wenn man bedenkt, wie schwer die Themen, die darauf verhandelt werden (Tod! Tod! Tod!), wiegen. Die Einschätzung des Kollegen kann man hier so stehen lassen – und er würde es sicherlich begrüßen, dass wir sein Fazit, eine Bloc-PartyPlatte sei im direkten Vergleich mitreißender, hier (so gut wie) unter den Tisch fallen lassen. NeOn Bible (2007) Diesmal durfte Kai Klintworth mit einer Rezension ran. Auch er thematisiert den nun noch heftiger erklingenden Rummel um die Band und stellt fest: »In ein paar Monaten zeigt sich dann, ob Arcade Fire, die personifizierten FeuilletonDarlings, es genau wie Adam Green über diesen Weg richtig hoch hinaus schaffen.« Adam wer? Ach ja – damals machte der Vergleich durchaus Sinn. Klintworth erkennt zwar zu Recht, dass das Kommunenhafte, das der Band nachgesagt wird, ein wenig nervt, stellt aber ein positives Urteil aus: »Die Texte haben sich gemacht, es geht nonchalant um singularisierte Identitäten in der globalisierten Welt. Um Intimes, vorgeführt in einem stets leicht skurrilen Zirkuszelt. Und wenn sich das Songwriting ab dem dritten Hören richtig entfaltet und festgesetzt hat, kommen keine Zweifel mehr auf. Das Indie-Hippie-Kammerorchester holt alle Herzen ab, die es 2005 entflammt hatte. Plus x. Und jetzt ab ins Feuilleton, auf die Musik-Magazin-Cover und die Bühne.« Im Rückblick kann und muss man heutzutage sagen, dass die ständige Hype-Erwähnung fast ein wenig nervt – große Songs hatten sie schon zuvor, und die Begeisterung der Fans haben sie sich mit tollen Live-Shows erspielt. Punkt. The Suburbs (2010) Es gab wenige, die im dritten Album von Arcade Fire nicht die Platte des Jahres sahen – und trotzdem gab es irgendwie Redebedarf, was allein 115 Kommentare auf intro.de unter der Review von Christian Steinbrink belegen: »›The Suburbs‹ kommt weitgehend ohne offenbare Höhepunkte aus, es ist ein Album, das die Melancholie des Heimkommens in den Mittelpunkt und das Songwriting in den Dienst dessen stellt. In diesem Sinne rennt die Band sehenden Auges in die Fehlerstellung, die Rockfans seit Dekaden an Konzeptalben bemängeln. Das Album überzeugt aber dennoch, und zwar durch wunderbare Kniffe wie die verschiedenen Covermotive, die vor dem Heck eines Wagens den Blick auf verhängnisvolle Orte der Adoleszenz lenken, oder durch seine Texte, die sich oftmals wie Tagebucheinträge des jungen Werther Win Butler lesen. ›Sometimes I can’t believe it / I’m moving past the feeling‹, heißt es sehr exponiert im Titelstück. Beachtet man solche Feinheiten nicht, könnte ›The Suburbs‹, das Album, etwas zu beiläufig wirken. Das täuscht aber, denn dieses Album brennt.« Man könnte auch sagen: Es wächst. Aber das wäre vielleicht zu profan, wenn auch nicht falsch. Tatsächlich zeigten sich viele erst ein wenig genervt von der Kritiker-Lobhudelei und ließen sich dann doch begeistern. Beim Autoren dieser Story war es übrigens andersherum: Er gehörte zu den »Platte des Jahres«-Lobhudelern und musste später eingestehen, dass eigentlich nur eine Handvoll der Songs dauerhaft hängen blieben, während er immer noch gerne in voller Länge »Funeral« hört. 048 HEUTE HEUTE Cover-Welten Höher als Angela Merkel steht in der Bevölkerung derzeit wohl nur ein ebenfalls latent unangenehmes Phänomen im Kurs: Zombies. Durch zahlreiche Kulturprodukte erfuhren die schlurfenden Untoten in den letzten Jahren ein Revival, größer als die Finanzkrise und Borussia Dortmund zusammen. Zeit, dass die Zombies endlich auch unsere Plattencover-Rubrik heimsuchen. Gesammelt von: Felix Scharlau 049 050 HEUTE Pick A Piper Anarchisch, kosmisch, Gut Bands, die die Grenzen zwischen Clubtrack und Popsong ausloten, gab es in den letzten Jahren viele. Nur wenige schafften dabei den Spagat so elegant wie Caribou. Deren Schlagzeuger Brad Weber setzt diesen Weg nun als Solokünstler fort. Sebastian Ingenhoff sprach mit dem Kanadier über Polyrhythmik und Improvisation. Foto: Reilly Hodgson B rad Weber hat knapp fünf Jahre gebraucht, bis er das Debütalbum seiner Band Pick A Piper im Kasten hatte. Nicht weil er ein fauler Sack wäre, im Gegenteil: Der Kanadier ist Schlagzeuger und Beat-Programmierer bei Caribou, einem der Konsensacts der letzten Jahre, und somit äußerst umtriebig. Das Projekt Pick A Piper rief er mit seinen Kumpels Angus Fraser und Dan Roberts 2008, also zwei Jahre vor »Swim«, dem Caribou-Erfolgsalbum, ins Leben. Dann wurden Caribou aber erst mal um die Welt geschickt. Mittlerweile hat sich der Trubel etwas gelegt. Derzeit ist Caribou-Chef Dan Snaith vor allem als DJ (unter dem Alias Daphni) unterwegs. Weber fand also endlich Zeit, sich um die eigenen Songs zu kümmern. Da seine Fähigkeiten als Sänger limitiert seien, wie er es selbst ausdrückt, wurden Gastsänger aus dem engeren Umfeld engagiert. »Mir ging es darum, das Album möglichst heterogen zu halten und mehrere Stimmen zu vereinen«, erläutert er. »Ich wollte den Leuten den Freiraum geben, auch eigene Ideen einzubringen.« Zu hören sind unter anderem Andy Lloyd von den Born Ruffians, Raphaelle Standell-Preston von Blue Hawaii und John Schmersal, der ebenfalls in der HEUTE Caribou-Tourband spielt. Dan Snaith dagegen hat sich weitestgehend herausgehalten: »Er hat mir aber wahnsinnig viel geholfen, indem er sich die Sachen immer wieder angehört und Tipps gegeben hat. Als Musiker wollte ich ihn bewusst nicht einbinden, sonst wäre es irgendwie eine Caribou-Platte geworden, nur mit anderem Songwriter«, betont Weber. »Andererseits verstehe ich natürlich, dass die Leute solche Kontexte brauchen. Wenn wir irgendwo vorgestellt werden, heißt es immer: Das ist die Band von dem Caribou-Drummer. Aber ich habe mich daran gewöhnt, und so schlecht ist die Referenz nicht«, schmunzelt der aus Toronto stammende Musiker. Auch wenn es ihm natürlich um musikalische Eigenständigkeit geht, löst sich Weber nicht komplett von den Wurzeln seiner Stammband: »Organische Dancemusik« nennt er seinen Eigenentwurf, der sich zu gleichen Teilen von akustischen und elektronischen Instrumenten speist. Weber versucht mit verschiedenen Schlaginstrumenten, Rhythmen übereinanderzuschichten, sodass in den Rezensionen oft von »Polyrhythmik« die Rede ist, ein Begriff, den man eher aus der westafrikanischen Musik kennt. Insofern wundert es nicht, dass er neben Can-Schlagzeuger Jaki Liebezeit und Marshall Allen, dem Leiter des Sun Ra Arkestra, auch den ehemaligen FelaKuti-Trommler Tony Allen zu seinen wichtigsten Einflüssen zählt. Das Genre Afrobeat erlebte in den letzten Jahren über Blogs wie Awesome Tapes From Africa und zahlreiche Re-Releases bekanntermaßen ein ungeahntes Revival. Neben Afrobeat-, Krautrock- und Clubmusik-Referenzen finden sich vereinzelt auch Jazz-Anleihen auf dem Album, am offenkundigsten in dem Stück »South To Polynesia«. Zunächst ein klassischer Indierocksong, der von anarchischen Drums, kosmischen Sun-Ra-Flöten, dröhnenden Feedbacks und einem kreischenden Saxofon zerfasert wird, um schließlich untermalt von euphorischen Synthie-Arpeggios sowie aufgelösten, gebrochenen Akkorden als fast lupenreiner Dance-Track zu enden. Wenn man Weber Böses wollte, könnte man sagen, er hat ein geschmäcklerisches IndieDance-Album aufgenommen, das genau die richtigen Referenzen bemüht, um in diesen Tagen als der nächste Hipsterscheiß zu gelten. Doch er setzt sich tatsächlich seit Jahren aktiv und intensiv mit improvisierter Musik auseinander. Das erwähnte Saxofon-Solo stammt von dem ebenfalls in Toronto beheimateten Improvund Experimentalmusiker Colin Fisher, einem langjährigen Freund und musikalischen Wegbegleiter. Die Liebe zum Jazz teilt Weber auch mit Caribou-Chef Dan Snaith, der ihn regelmäßig mit alten und neuen Platten versorge. Eins der Highlights seiner bisherigen Musikerkarriere war so auch der gemeinsame Auftritt mit Marshall Allen: 2009 spielten Caribou im Rahmen des von den Flaming Lips kuratierten All Tomorrow’s Parties Festivals eine exklusive Show mit dem bald neunzigjährigen Jazz-Avantgardisten, ergänzt um befreundete Musiker wie Four Tet oder Luke Lalonde von den Born Ruffians. Doch bei aller Begeisterung für Rhythmus-basierte und improvisierte Musik ginge es ihm immer »Vom Format des Songs kann und will ich mich einfach nicht lösen. Ich versuche aber darauf zu achten, dass es viel Raum für Improvisation gibt. Gerade mit Musikern aus der noch um Songs, beteuert Weber. Improv-Szene zusammen macht es ja besonders Spaß, das Songformat an seine Grenzen zu treiben. Die Songskelette sind größtenteils in Eigenarbeit beziehungsweise in meinem Kopf entstanden, aber die Ausarbeitung erfolgte kollaborativ. Man könnte also von einem organischen Wachstum der Songs sprechen.« Zeit zu reifen hatten sie ja genug, die Songs. Und das Album ist ein Grower, wie man so schön sagt. Man muss sich erst daran gewöhnen, dass acht Songs von fünf verschiedenen Sängern gesungen werden, deren Stimmen einem in ihrer Indie-Larmoyanz teilweise etwas sperrig vorkommen. Aber man kann darüber hinwegsehen, weil die Songs gut sind. Kleine Fehler machen Dinge bekanntlich schöner. — Pick A Piper »Pick A Piper« (City Slang / Universal) 051 Sun Ra Arkestra Auch nach dem Tod des 1993 verstorbenen Sun Ra lebt das Arkestra unter Leitung von Marshall Allen weiter. Die Band tritt in exzentrischen, oft glitzernden Kostümen auf. Sun Ra gilt als Wegbereiter für unzählige Bands und Musiker aus den Bereichen Free Jazz, Psychedelic, experimentelle Musik und Noise, aber auch R’n’B und Techno. Er war einer der ersten afroamerikanischen Musiker, der mit Synthesizern experimentierte, und hat im Laufe seines Lebens über hundert Alben veröffentlicht. Awesome Tapes From Africa Der von dem New Yorker Brian Shimkovitz betriebene Blog widmet sich, wie der Name suggeriert, selten gehörter Musik aus Afrika, die auf zahlreichen Reisen gefunden, gesammelt und digitalisiert wurde. Shimkovitz gilt als einer der wichtigsten Archivare afrikanischer Musik und ist auch als DJ aktiv. 052 HEUTE Per m an ente Autobah n UnterweGs mit hoChtouriGen Fans Dass der Begriff Fan von Fanatiker kommt, spielt im hiesigen Popbetrieb zusehends eine geringere Rolle. Zu groß die universelle Verfügbarkeit von Musik, zu entblößt wirken um Aufmerksamkeit twitternde Künstler, als dass sich der Kunde noch fanatisch reinhängen müsste. Kommt eh alles frei Haus. Linus Volkmann hatte Konsumkultur und Passivität satt und besuchte vier Tourer, also leidenschaftliche Anhänger ihrer Lieblingsbands, deren zweite Heimat die Live-Clubs im ganzen Land und die Autobahnen dorthin sind. Fotos: Thies Hansen, Uwe Capelle, Eileen Neubert und Fabian Brüssow HEUTE 053 Thies Hansen (links) E s ist Winter 2012, Bochumer Jahrhunderthalle, die 1Live-Moderatorin mit der schönen Zahnlücke, Sabine Heinrich, verkündet den Sieger in der Kategorie »Bester Plan B Act«. Es wird eng zwischen Kettcar, Der König Tanzt und Frittenbude. Letztere liegen knapp vorne, gewonnen! Tusch, tatütata, die Band springt auf, torkelt verwirrt und glücklich vor zur Bühne. Allerdings ist das Trio zu viert. Da stimmt doch was nicht. Wer ist das Kerlchen mit dem »Fuck Audiolith«-Shirt? Sänger Strizi Streuner erklärt es in seiner Dankesrede: »Da das ja ein Publikumspreis ist, haben wir unseren größten Fan auf die Bühne eingeladen. Thies Hansen, der schon auf zweitausend Konzerten von uns war, vielleicht waren es sogar drei!« »Sc h o n u nan g en eh m , i m m er weg en Gästeli ste frag en zu m üssen . Ab er man c h mal i st ’ s allei n fi nanzi ell gar n i c ht zu ver m ei d en .« »Es war überhaupt nicht leicht, mich erst mal auf die Ränge der ganzen Nominierten zu schmuggeln«, erzählt Thies, »da waren quasi nur die Musiker. Artur Schock vom Label von Frittenbude hat dann heimlich mit mir die Karte getauscht. Aber dass die dann auch noch gewinnen, das hatte nun wirklich keiner vorhersehen können. Ich wusste nicht, ob ich tatsächlich mit nach vorne sollte, aber die Band hat mich einfach mitgezogen.« Nicht schlecht. Die bis dato größte Ehrung der Band aus Niederbayern, und was macht sie? Sie nutzt den illustren Bahnhof, um selbst jemanden zu ehren. Dafür, dass er ihr Fan ist ... »2000 Konzerte waren es natürlich nicht!« ergänzt Thies, offenbar für den Fall, dass die Ironie der Band nicht angekommen sei – und um nicht als Hochstapler entlarvt zu werden. Die Bescheidenheit jenes »größten Fans« ist allgegenwärtig. Er selbst wäre dabei am Tag des Interviews am liebsten schon wieder in den Clubs, schließlich läuft gerade das Reeperbahn Festival, die perfekte Möglichkeit, Dutzende Livebands an einem einzigen langen Wochenende abzugreifen. Doch ist nicht. Thies nimmt Antibiotika und liegt flach mit einer Mittelohrentzündung. Das heißt dann auch: Ist nichts mit Hamburg. Der 22-Jährige sitzt in seinem Heimatort fest, Borgdorf in Schleswig-Holstein nahe Neumünster. Hallo Hinterland. Dort geht Thies auf eine Schule für Heilerziehungspflege, Schwerpunkt: Behindertenarbeit. Zusätzlich arbeitet er noch aushilfsweise bei Edeka. Muss sein, denn sein Hobby ist teuer: Thies’ Hobby ist Fan-Sein. Wobei sich das Fanatische des Wortstamms bei ihm vor allem in einer immensen Reiselust kanalisiert. Er ist ein sogenannter Tourer. Die Lieblingsband zu sehen, wenn sie endlich mal wieder in der nächstgelegenen Stadt vorbeischaut, erscheint in diesen Kreisen einfach zu wenig. Es gilt, hinterherzureisen, sonst wo auftauchen, unterwegs sein. »Ja, ist schon schweineteuer, so eine Leidenschaft. Allein das Benzin, Zugticket kann man sich eh kaum leisten. Daher reise ich am liebsten mit einer Gruppe. Da gehen die Kosten runter, übernachtet wird eigentlich immer privat.« Die Frage, ob ein Tourer, der seiner Lieblingsband oder -musik hinterherreist, was die befestigten Straßen, der Geldbeutel und die Urlaubstage hergeben, ob ein Tourer wirklich in jedem Hafen einen Pennplatz hat, erübrigt Plan B Hierbei handelt es sich um das werktägliche Abendprogramm des Jugendsenders des Westdeutschen Rundfunks 1Live. »Plan B« hat den Fokus auf aktueller respektive alternativer Musik. Also alternativ natürlich im Rahmen der deutschen Radiolandschaft, versteht sich. Uwe Capelle (links) sich fast. Ja, hat er. Beziehungsweise: Wenn nicht, wird ihm das szeneeigene Netzwerk einen vermitteln. Bei Thies sieht das so aus: »Ich will jetzt nach Greifswald, da spielen Frittenbude und Feine Sahne Fischfilet zusammen. In der Stadt kennen wir keinen, aber ein Freund hat via Facebook sofort was zum Schlafen aufgetan.« Das Tourertum wirkt dabei wie ein Utopia des Sozialstaats. Bedürftigen wird geholfen, gefeiert wird zusammen. Die Musik und das Netz liefern dabei den ästhetischen wie organisatorischen Kitt. »In Borgdorf hat man natürlich weniger Übernachtungsgäste, als wenn man zum Beispiel in Hamburg wohnt. Aber als Frittenbude im Norden auf Tour waren, habe ich eine ganze Meute beherbergt zwischen den Dates in Bremen und Kiel. Da lag ich auf halber Strecke. Zum Schlafen kommt man bei so was natürlich nur bedingt. Aber die Party dann war mir natürlich recht – denn sonst bin ich dauernd der, der alle fragen muss: ›Kann ich wieder bei dir pennen? Ich bring auch Bier mit!‹« Dennoch erlauben es die finanziellen Ausbeulungen dieses teuren Hobbys dem größten Fan von Frittenbude und Audiolith nicht, seinen Faves ganze Deutschlandtouren lang an den Rücklichtern zu kleben. Aber jemand, der so verrückt ist, der sollte in dieser Szenerie doch zu finden sein. Einige Anfragen, Gespräche weisen dann sehr deutlich und vielarmig in eine Richtung. »Ihr seid auf der Suche nach einem wirklich wahnsinnigen Fan? Schon mal mit Uwe Capelle gesprochen?« »Ic h hab’ mal d i e Exc el-Liste m it m ei n en Ko nzertb esu c h en m itg eb rac ht.« Nach wenigen Worten zückt Uwe Capelle in der Hamburger Szenekneipe Mutter bereits ein Din-A4-Blatt. Hierbei handelt es sich um weit mehr als nur ein Papier, es zeigt vielmehr die ultimative Tourer-Visitenkarte. Auf der ausgedruckten Excel-Tabelle finden sich alle Informationen, welche Acts er wie oft schon gesehen, welche deutschen Städte er dafür bereits bereist hat. Auch wenn Uwe somit der Prototyp des reisenden Fans zu sein scheint, trennt ihn von den meisten anderen Überzeugten schon auf den ersten Blick etwas: sein Alter. 45 Jahre ist Uwe alt, wenngleich er in Habitus und Aussehen jünger wirkt. »Ja, ich bin dahingehend ein Spätentwickler«, sagt der Versicherungskaufmann und rechnet vor, dass er im Jahr so auf 100 Konzerte kommt, »plus ungefähr fünf Festivals, also damit meine ich nicht so Ein-Tages-Dinger, sondern die größeren. Allerdings auch bitte nicht zu groß. Rock am Ring, Hurricane – so was ist mir mittlerweile ein Graus. Ich will lieber irgendwo stehen mit coolen Leuten und mich von famosem Booking überraschen lassen. Wie in Haldern, da gibt’s auch für mich jedes Mal noch neue Perlen zu entdecken.« Dass 100 Konzerte im Jahr nicht nur versehentliche, sondern auch sehr bewusste Dopplungen einschließt, gehört zum Selbstverständnis des Tourers. »Klar, wenn Muff Potter ihre letzten Konzerte spielen oder Ghost Of Tom Joad auf Abschiedstour sind, dann nehme ich mir da auch frei, um das noch mal zu begleiten.« Das größte Engagement verwendet Uwe allerdings auf Thees Uhlmann, einst mit Tomte, jetzt solo unterwegs. »Tomte habe ich 19 Mal gesehen, Thees allein mit der Gitarre sechs Mal, mit der Thees-Uhlmann-Band 38 Mal.« Und für Ende 2013 – Thees Uhlmann hat gerade sein zweites Soloalbum »#2« veröffentlicht – sind noch 13 offen auf der HEUTE Eileen Neubert (rechts) kommenden Tour. Nachzulesen auf einem Post-it, den Uwe ergänzend auf seinen Excel-Ausdruck geklebt hat. Wie Thies’ Aktivitäten blieb auch Uwes ortsunabhängige Dauerpräsenz dem Künstler selbst irgendwann nicht mehr unbemerkt. »Als ich bei Thees’ Label Grand Hotel Van Cleef wieder mal auf eine Facebook-Konzertankündigung mein Kommen ankündigte und meiner Begeisterung für die Band Ausdruck verlieh, schrieb Thees, dass es jetzt reiche und dass ich nie wieder für ein Konzert von ihm oder des Labels zahlen müsse.« Permanente Gästeliste, nicht schlecht! Aber die Fanbindung gehört für jedes Label, für jeden Künstler, der Emotionen feilbietet, mit dazu. Wer den Fan nicht ehrt, kann einpacken. Was die letzten Jahre im Zuge der Casting-Show-Wellen zu einer fast schon unangenehmen Epidemie führte. Ständig wird sich völlig hohl beim eigenen Fan bedankt. Möglicherweise für einen kostenpflichtigen Anruf oder einfach nur für dessen blanke Existenz oder um dem Zufallshörer überhaupt erst mal einzutrichtern, dass er bitte jetzt Fan sei. Mitunter von jemand, von dem er kaum mehr als ein paar Songs kennt – geschweige denn: für ihn brennt. Der Fan als Fetisch des abgewerteten Künstlers. Diesem Trend haben Uwe and friends Einsatz und Leidenschaft abseits einer Gewinnspiel-SMS entgegenzusetzen. Und überhaupt: Von wegen Fan! »Ich sehe mich eher als Supporter«, sagt Uwe und schwärmt von einer seiner vielen Entdeckungen: »Stefan Honig ist mittlerweile Vorgruppe bei Philipp Poisel, den habe ich zum ersten Mal im Museumskeller in Erfurt gesehen, da hat er für Tim Neuhaus eröffnet. Da waren keine zwanzig Leute – und Stefan Honig hat alles ausgestöpselt, sich in die Mitte gestellt und gesagt: ›Komm, dann spiele ich einfach so.‹ Das war so toll, da habe ich mir gesagt: Den siehste jetzt öfter, da erzählste anderen von.« Der unterstützende Uwe hält noch ein flammendes Plädoyer für die Vorgruppe und gegen das gelangweilte Stehen am Tresen, wenn die Show läuft. Wer solchen Support genießt, dem braucht wirklich nicht bang zu sein. »Egal , wo i c h h i n ko m m e, i c h ken n ’ ü b erall i m m er Leute!« In der zum Thema passenden Location des Berliner Ramones-Museums wartet bereits Eileen Neubert. Sie ist tatsächlich eine echte Berlinerin, und an ihrem rosa gefärbten Haar kann man sie gut auch von Weitem erkennen. So konnte man sie in den letzten Jahren immer wieder aus den Crowds der unterschiedlichsten Konzerte an den unterschiedlichsten Orten herausleuchten sehen. Wenn sie nicht gerade kompletten Nagel-Touren hinterherreist oder die Band Frau Potz feiert, ist sie überzeugter ÄrzteFan. Gerade mal als halb so alt wie Tourer-Alterspräsident Uwe stellt sie sich heraus und versteht genau wie jener das Fan-Sein nicht als passive Rolle, sondern engagiert sich mit Freundinnen bei dem Musikblog www.lieblingstape.de. Eileen wird, wie sollte es auch anders sein, in dem Museum für Ramones-Memorabilien mit Namen gekannt. Wenn sie nicht gerade ihrem der Szene eigenen Deutschlandreisebock frönt, macht sie eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau. Als Berlinerin sitzt sie natürlich im geografischen Zentrum der Tourer-Begierde, hier strömen Fans und Bands gleichermaßen hin. »Ja, ist schon so, dass ich oft Besuch habe. Aber es gibt natürlich auch in Berlin noch mehr, die so drauf sind wie ich – und da verteilen sich 055 056 HEUTE Fabian Brüssow (rechts) Almost Famous ... ist die Verfilmung des berüchtigten Buchs von Lester Bangs, einem der ersten Popjournalisten, der Schreiben und Erleben exzessiv zusammenbrachte. Die autobiografische Story handelt davon, wie großartig und gefährlich es ist als Fan, seinen Idolen plötzlich ganz nahe zu sein. Leider hat der Film so gut wie nichts mit dem Originaltext zu tun. Statt Drogen verherrlicht er zum Beispiel die Familie. Band Aid In diesem Zusammenhang ist »Band Aid« ein Wortspiel, da der Begriff auf Englisch eigentlich »Pflaster« meint. Wörtlich übersetzt aber auch als »Hilfe für die Band« zu lesen ist. dann auch die Übernachtungsgäste. Ich bin jetzt nicht die Olle aus Berlin, die für alle ihr Sofa zur Verfügung stellt.« Eileen grinst. Bitte keine Missverständnisse. Denn wo sich die Boys auf ehrenwertes Supportertum berufen dürfen, muss sich der weibliche Fan bezüglich dieses Hobbys oft Unterstellungen anhören. »Bezeichnungen wie Groupie lasse ich natürlich nicht auf mir sitzen – da erkläre ich schon ganz genau, was ein Tourer ist.« Solchen Klärungsbedarf kennt man auch von dem Fankult-Film überhaupt – von »Almost Famous«. Hauptfigur Penny Lane, gespielt von Kate Hudson, postuliert darin: »Wir sind keine Groupies. Groupies schlafen mit Rockstars, weil sie jemand Berühmtem nahe sein wollen. Wir sind dagegen hier wegen der Musik, wir inspirieren die Musiker. Wir sind Band Aids.« So prätentiös geht es jenseits der im Film dargestellten Siebziger und vor allem im Indiekosmos dieser Tage (zum Glück) nicht zu. Die Tourer-Gemeinde unterstützt einander und die Bands. Inspiration müssen die Künstler dagegen in diese Zugewinngemeinschaft schon selbst mitbringen. verschwägert. Nicht mal in love. »Sie kommt mich besuchen – okay, sie guckt Turbostaat im Club Zentral, und ich geh’ mit und biete ihr Unterkunft.« So geht das in Tourer-Kreisen. Fabian war der erste Berührungspunkt für diese Story. Die Begegnung fand auf einer Veranstaltung statt – selbstverständlich nicht in der Stadt, in der er wohnt. Er war angereist. Unter der Woche, ohne Freunde, nächster Tag Job. Egal. Fabian ist begeisterter Tourer – und Schwabe. Weshalb er wohl auch trotz der Tatsache, dass er gerade mal 20 geworden ist, schon Worte wie »verfügbares Einkommen« benutzt. Auch er schwärmt für den offensichtlich modernen Klassiker der Indietravel-Szene Thees Uhlmann – wenn man Die Toten Hosen, die eigentlichen Stars der Autobahnfans, mal bewusst ausklammert. Aber Fabian hat auch ganz bewusst jene Bands auf dem Schirm, die (noch) nicht im breiten Konsens angekommen sind: »Captain Planet, Messer, Pascow, Òlafur Arnalds – und Stefan Honig [huch, der schon wieder!] habe ich bestimmt zehnmal gesehen. Mir geht es einfach darum, dass Publikum und Band sich auf einer Ebene begegnen können, also dass so was wie Starallüren gar nicht aufkommen. Mit anonymen Massenveranstaltungen kann ich überhaupt nichts anfangen.« Fabian gesteht, dass man sich die Tage im Tourer-Netzwerk nicht komplett durchgejubelt vorstellen darf. Viel hat auch mit Frieren, Fahren, Müdigkeit und Zeit-Totschlagen in gar nicht so geilen Käffern zu tun. Aber ohne eine gewisse Fallhöhe könnte ja jeder Spaß einpacken. Und auch wenn sich die Szene vornehmlich den einheimischen Acts zugewandt hat, freut sich Fabian besonders an der AnekDemnächst besucht Eileen in Stuttgart Fabian. Fabian dote, wie ihn der Gitarrist der kanadischen Soulpopband Brüssow ist Azubi zum Kaufmann der Marketingkom- Imaginary Cities bei einer Show im Publikum entdeckt und munikation. Mit Eileen ist er nicht verwandt und nicht daraufhin gleich den 500 anderen Anwesenden vorgestellt »I st b esti m mt so, dass 90 Prozent m ei n es ver fü g bar en Ei n ko m m en s fü r M usi k wegg eh en – Platten , Ko nzertkarten , R ei sen !« RYAN GOSLING Fan- und Reisekult classic Die Deadheads habe. Wobei die Band in Deutschland beim Uhlmann/Kettcar-Label Grand Hotel Van Cleef erscheint, womit sich auch hier der Kreis wieder schließt. Bleiben nur noch zwei Dinge zu klären Deadheads lautet die Selbstbezeichnung einer losen Gruppierung aus Fans der Band The Grateful Dead. Deadheads waren jene Fans, die den Konzerten durch ganz Amerika teils in richtigen Trecks nachreisten. Warum gerade jenem Act ein so treuer Zuspruch zuteil wurde, lässt sich einerseits auf die Anfang der Siebziger aufgekommene Hippieund Psychedelic-Bewegung zurückführen, für die Grateful Dead zu Ikonen wurden – andererseits improvisierte und jammte die Band ausgiebig bei ihren Konzerten, sodass keine Show der nächsten glich, was neben dem aufkommenden Gemeinschaftsgefühl einen zusätzlich Anreiz bot. 1995 lösten sich The Grateful Dead nach über dreißig Jahren Bandhistorie auf – und mit ihnen die fast ebenso legendären Deadheads. Erstens: Ist es nicht verdammt noch mal langweilig, eine Band mehrfach hintereinander zu sehen, da passiert doch immer das Gleiche? Uwe Capelle kennt die Antwort – und diese Frage sowieso: »Das ist der komplett falsche Ansatz. Wenn mir jemand damit kommt, und das ist tatsächlich oft, dann sage ich: ›Hörst du dir deine Lieblingsplatten etwa auch nur einmal im Jahr an? Schaltest du deinen Lieblingsfilm ab, weil du ihn schon kennst? Nein, natürlich nicht. Warum sollte es bei Konzerten von Künstlern, die man verehrt, dann was anderes sein?‹« Okay, und zweitens: Was wurde eigentlich aus der 1LiveKrone für Frittenbude, steht die jetzt etwa bei Thies auf dem Kaminsims? »Nein, mit nach Hause nehmen durfte er sie nicht«, gesteht Strizi Streuner von der Frittenbude. Na, da schau an! Die Trophäe ist also doch nicht ins Publikum zurück vergeben. Vielleicht ein Anreiz, dass sich die überzeugten Anhänger demnächst noch mehr reinhängen? Nein, natürlich Quatsch, denn die größten Fans müssen nicht mit schnödem Tand animiert werden, die bringen eine Motivation mit, die keine tausend Mitmach-Kampagnen und Street-Teams je werden aufrufen können. Also fick dich doch, Emotionserzeugungsindustrie! BRADLEY COOPER EVA MENDES UND RAY LIOTTA IF YOU RIDE LIKE LIGHTNING YOU´RE GONNA CRASH LIKE THUNDER. VON DEREK CIANFRANCE DEM REGISSEUR VON B L U E VA L E N T I N E AB 7. NOVEMBER 2013 AUF DVD, BLU-RAY UND ALS VOD 058 HEUTE HEUTE 059 Prefab Sprout Der sanftmütiGe KöniG Des Pop Paddy McAloon ist äußerst scheu. In den 26 Jahren, in denen es seine Band Prefab Sprout mittlerweile gibt, hat er nur vereinzelt Journalisten empfangen. Bedingt durch ein schweres Augenleiden und einen hartnäckigen Tinnitus sind die Audienzen im letzten Jahrzehnt sogar noch rarer geworden. Anlässlich des neuen Albums »Crimson/Red«, den ersten neuen Aufnahmen seit zwölf Jahren, stimmte er einem Treffen mit Alex Mayor und Thomas Venker aber überraschend zu. In seiner nordenglischen Heimatstadt Durham sprachen die drei über die Kunst des Songwritings, das Leben auf einer einsamen Insel und wie man bei einer so schweren Erkrankung überhaupt noch Musik produzieren kann. Illustration: Henrietta Harris Prefab Sprout ... wurde von Paddy Mc Aloon gemeinsam mit seinem Bruder Martin McAloon, Wendy Smith und Daniel James 1977 in Newcastle, England gegründet. Heute besteht die Band aus ihm allein. Prefab Sprout haben es in den letzten 26 Jahren auf neun Alben gebracht: »Swoon«, »Steve McQueen«, »From Langley Park To Memphis«, »Protest Songs«, »Jordan: The Comeback«, »Andromeda Heights«, »The Gunman And Other Stories«, »Let’s Change The World With Music« und ganz aktuell »Crimson/Red«. Als ich ein Kind war, träumte ich immer von den Sternen, der Unendlichkeit des Universums und all dem, was dies für unsere eigene Existenz bedeutet. Ein Thema, das sich auch durch dein Werk zieht. Da ist was dran, man findet die Sterne in vielen meiner Songs. Ich schreibe oft phonetisch, arbeite gerne mit schönen Vokalen. Die erste Zeile kann bei so einer Arbeitsweise schon mal ein bisschen dümmlich sein, zum Beispiel »oh, the stars«. Zunächst will ich es verwerfen, da ich es so oft benutze, aber dann gebe ich doch dem Impuls nach und schaue, wohin es mich führt. Schon als Teenager las ich alles über die Musik von Pink Floyd und Stockhausen, der ja Musik als eine Konstellation von Sternen beschrieben hat. Dieses Bild von Stockhausen hat sich in mir festgeschrieben. Die Sterne sind eng mit unserem Schicksal verknüpft, zumindest wurde darüber viel philosophiert, von den alten Griechen bis zu Shakespeare. Die Sterne führen zu den beiden anderen großen Themenfeldern von Prefab Sprout: Religion und Liebe. Richtig. Mein Dreh ist, das Einfache mit dem ganz Großen zu verbinden. Wenn man also eine Referenz an das Universum in seinem Song bringt, dann ist es reizvoll, sie in die eigene Umgebung und das eigene Leben zu transformieren und so einen Kontrast zu erschaffen. Das hat Tradition in der Poetik, es ist das modernistische Experiment, alles auf ein kleines Detail herunterzuholen, sagen wir auf eine Schuhsohle, eine Zigarette oder einen Aschenbecher. Eben die Welt als Mikrokosmos zu erschaffen. Es ist die Kunst, die quälenden Dinge greifbar zu machen. »Crimson/Red« ist nicht nur das erste Album mit neuen Aufnahmen seit einem Jahrzehnt, es ist auch das erste Mal, dass du ohne die anderen Bandmitglieder gearbeitet hast. Wie fühlte sich das an? Ich bin gut darin, den Eindruck zu erwecken, die Band sei erledigt. Dem ist aber nicht so, die Ereignisse haben einfach dahin geführt. Die anderen wurden von mir nicht verabschiedet, mein Bruder berät mich noch immer viel, und ich habe ein schlechtes Gewissen, dass er nicht aktiv am Album beteiligt ist. Aber da ich den Sound einer ganzen Band nicht mehr verarbeiten kann, bastle ich ihn so zusammen. Da die Musikindustrie nicht mehr dieselbe ist und wir nicht live auftreten können, um das Budget für die Aufnahmen einzuspielen, war ich ehrlich gesagt sehr froh, als Martin und Wendy andere Jobs fanden. Die Konsequenz muss ich tragen. Vielleicht muss das Album ein paar Abzüge in der B-Note akzeptieren, aber so ist das eben, wenn ein auf der Insel Gestrandeter ein Studio für sich entdeckt. Ich bin wie Robinson Crusoe, der ein voll funktionstüchtiges 16-Spur-Studio entdeckt hat. Alles selbst einzuspielen ist also der Weg? Es ging darum, zu sehen, ob man eine Band faken kann, ohne dabei nach Computer zu klingen. Meine Unzufriedenheit resultiert dabei daraus, dass diese alten Maschinen und Boxen immer die gleichen Sounds liefern. Da frage ich mich schon, wie lange ich das den Hörern noch zumuten kann. Aber andererseits: Geht es den Musikern nicht auch so? Spielen sie nicht auch immer Ähnliches ein? Auf meiner Insel ist es nun mal so, dass ich diese Limitierungen habe, diese beschränkte Farbpalette, aber das muss nichts Schlechtes sein. Wie wir alle wissen, führen Limitierungen zu Form. »Ich bin wie Robinson Crusoe, der ein voll funktions tüchtiges 16-Spur-Studio entdeckt hat.« 060 HEUTE Klingt doch alles ganz gut, oder? Die Ungeduld ist mein Problem. Ich habe zwar einen Laptop, um die Dinge auch selbst machen zu können, aber ich kann ihn nicht benutzen. Ich kann noch nicht einmal eine E-Mail verschicken oder eine CD brennen. Aber dafür weiß ich, wie ich alles ans Mischpult anschließen muss – und ab da kann es mein Ingenieur in die Hand nehmen und ausbalanciert abmischen. Ich muss mich, wie gesagt, nur leider auf die Leute verlassen, die all die Preset-Sounds anlegen: Auf dass sie wissen, was sie da tun. Vor fünfzehn Jahren wollte ich ein neues System angehen, aber all diese Handbücher ... Und dann war da noch diese Schere als Symbol, die ich hasste, ich mag einfach keine intuitiven Dinge. Das Album-Cover verweist in seinem minimalen Expressionismus auf die Textzeile »See what the blind man paints? Abstract expressionist saints« im Song »List Of Impossible Things«. Ist das für dich eine besonders wichtige Textzeile? Es ist eine dieser Textzeilen, die einen großen Verweisraum aufmachen. Besonders, wenn der Künstler, der sie geschrieben hat, nicht sehen kann, wie gut seine Arbeit ist. Ich habe damit nicht direkt auf meine Probleme anspielen wollen, zumindest nicht nur. Es geht um den mysteriösen Prozess, wie Dinge in die Welt kommen. Als Künstler tut man Dinge, damit sie einen im besten Fall überleben. Am Anfang des Schreibens steht immer die Leere. Insofern bin ich selbst überrascht, wenn etwas herauskommt, das zu hören es wert ist. Ich bin kein Billy Bragg, der mit der Ungerechtigkeit der Welt hadert und darüber schreiben muss. Bei mir entsteht alles aus dem Tag heraus – und aus einem ersten gefundenen Bild, das alles Folgende ermöglicht. An »List Of Impossible Things« habe ich lange geschrieben. Nicht dass der Song so kompliziert wäre und dies ihn besser machen würde, es war nur so, dass ich für jede Zeile ein starkes Startbild suchte, das in der Summe zu dem führt, was einen Menschen ausmacht. Zeilen wie »engage in a new noble cause« ... Acht Jahre hat das gedauert. Fast gut ist eben nicht gut – man muss den Nagel ganz reinschlagen. Guter Punkt. Da passt die kokette Zeile aus dem Song »Billy«: »I’ve got no gift for music ... tell me all your secrets.« Dieser Song hingegen entstand sehr schnell. Er war sofort zur Gänze in mir präsent, sodass ich ihn beim ersten Mal gar nicht beendete, da ich wusste, ich könnte immer wieder zurückkehren und ihn dann fertigstellen. Vielleicht handelt der Song vom Songwriting – viele Songs thematisieren diesen Prozess. Natürlich ist es lustig zu texten, man habe kein Talent für Musik. Aber es gibt diese Tage wirklich, an denen ich denke, niemand mag meine Musik. Und selbst wenn dem so wäre, dann würde das noch lange nicht bedeuten, dass es so bliebe. Deine Songs schienen schon immer in der Tradition von Leuten wie George Gershwin und Irving Berlin zu stehen, bei denen der Prozess des Schreibens die Hauptaktivität war und es nicht unbedingt darum ging, wer wo später mit ihnen leben würde. Ach, beides stimmt irgendwie. Es ist jedenfalls kein gutes Gefühl, auf Inspiration zu warten, denn so schreibt man »Es geht um den mysteriösen Prozess, wie Dinge in die Welt kommen. Als Künstler tut man Dinge, damit sie einen im besten Fall überleben.« Gesundheitliche Probleme Seit Mitte der Nullerjahre leidet Paddy McAloon unter Hör- und Seheinschränkungen. Neben einem ernsten Tinnitus hat er mit einer gerissenen Netzhaut zu kämpfen, was ihn äußerst lichtempfindlich werden ließ. Liveauftritte sind deshalb unmöglich. einfach weniger Songs im Lauf der Zeit. Ich habe keine Musiktheorie studiert, das hätte den Prozess für mich nur länger und schmerzhafter gestaltet. Wenn ich auf die Songs von einem Album wie »Swoon« zurückblicke, so wirken sie heute seltsam auf mich: die Bilder, die Akkorde, aus einem Nebel der völligen Ignoranz zu mir kommend. Aber mir ging es immer auch darum, etwas Gutes zu machen. Mit der Zeit lernt man, und das hat etwas von Berlin und Gershwin, geschäftstüchtiger zu werden. Deadlines helfen. Selbst wenn ich keine habe, sage ich manchmal zu mir, dass das Stück bald für einen imaginierten Film fertig werden muss. Du sagtest einmal, dass du es nicht magst, wenn Texte Botschaften in sich tragen. Ist das nicht sehr gewagt für einen Texter, der sich mit dem Universum, der Religion und der Liebe beschäftigt? Das war auf Propaganda-Songs bezogen. Das Genre kennt zwar auch einige schöne Beispiele, aber da komme ich eben nicht her. Ich musste glücklicherweise nie einen Song wie »Strange Fruit« [Dead Kennedys] oder »What’s Goin’ On?« [Marvin Gaye] schreiben, bei denen man sofort spürt, welch schwere Aufgabe auf den Songwritern lag. Darin wäre ich auch gar nicht gut. Bob Dylan hat es irgendwann gehasst, dass er zum sozialen Gewissen Amerikas geworden war – er hörte daraufhin auf, Songs mit erhobenem Zeigefinger zu schreiben. Sonst betrachten dich die Leute als selbstgerechten Politiker. Für mich ist ein Song eine Ansammlung von Bildern, die in sich ein offenes Ende trägt. Nicht dass man die Dinge obskur und unzugänglich machen muss, aber ein bisschen Poetry darf es schon sein, das macht doch die Schönheit des Songwritings aus. »Adolescence« ist ein sehr persönlicher Song über die Teenagerzeit. Geht es da um dich, oder hast du den Song für deine Kinder geschrieben? Beides. Für den Song habe ich bewusst mit sehr starken Bildern gearbeitet, das geht nicht immer, aber hier passte es: »Adolescence what’s it like, it’s a psychedelic motorbike.« Wenn ich so lyrisch schreibe wie hier, dann geht es um den richtigen Ton. Wenn man an die Pubertät denkt, dann kann man alles sagen, es muss nur unangenehm sein – man sollte dabei schwitzen und unglücklich sein, aber irgendwie auch erregt. Darum geht es mir im Kern, weniger um meine eigene Jugend, auch wenn das eine oder andere Bild im Songtext auf mich zutrifft; übrigens nicht die, von denen man es denkt. Wenn ich an meine Teenagerzeit denke, dann kommt mir meine erste Zigarette in den Kopf – das war mit 15 im Kino bei Franco Zeffirellis »Romeo und Julia«. Damals durfte man noch im Kino rauchen! Was für eine Kombination: Teenager sein, rauchen und einen Film über die Pubertät schauen – kein Wunder, dass ich »Cigarette« mit »Juliet« in den Reim schicken musste. Die Arbeit an dem Song begann vor neun Jahren! Als ich ihn letztes Jahr wieder hervorholte, fand ich einige Dinge nicht mehr so richtig gut, ergänzte den letzten Vers um das Bild des Astronauten, der in eine purpurrote Explosion hineingerät, jene Titel stiftende Farbe, die wir alle aus den Teenagerjahren von unseren Wangen kennen. Meine Kinder sind nicht so sehr an meiner Musik interessiert. Sie wissen, was ich tue, aber ich bin halt ihr Vater. Wahrscheinlich interessieren sich ihre Lehrer mehr für mich. Die fragen tatsächlich manchmal, was ich so treibe – und meinen Kindern fällt dann erst auf, dass sie selbst schon lange nicht mehr gefragt haben. Insofern stimmt es schon: Der letzte Vers ist für sie geschrieben, eine Nachricht für den nicht mehr weiten Tag, wenn sie alt genug sein werden. Fühlst du denn noch das Wunder der Jugend in dir? Es HEUTE Icona Pop Schwedisches Popduo, bestehend aus Aino Jawo and Caroline Hjelt, das 2012 mit dem Song »I Love It« weltweit die Charts hinaufkletterte. Der Song, produziert und geschrieben mithilfe von Charlotte Aitchinson (Charli XCX), erzählt von Teenager-Rebellion und zeigt dabei den Eltern und allen anderen, die ihnen im Weg stehen, den Stinkefinger. T-Rex Die 1967 von Marc Bolan und Steve Took gegründete englische Band, die zuerst Tyrannosaurus Rex hieß, bescherte der Welt ein neues Genre namens Glam Rock. Mit Hits wie »Hot Love«, »Ride A White Swan« und »Children Of The Revolution« eroberten sie das Teenager-Herz von Paddy McAloon. Da Paddy von Icona Pop und dem Auto-gegen-die-WandFahren sprach: Marc Bolan starb am 16. September 1977 in Barnes, London, als seine Freundin Gloria Jones ihren Mini Clubman 1275 GT gegen eine Platane fuhr. scheint, als schlenderte der blauäugige Junge noch immer durch die Songs auf dem Album. Dieser Zustand der Unschuld, auf den ihr anspielt, wo noch kein Geld involviert war, es nur um Leidenschaft ging, der ist immer das Ziel, auch wenn es einem nicht an jedem Tag gelingt, die Welt so unverbraucht zu sehen. Aber man muss immer versuchen, die Filter einzustellen, gerade mit wachsendem Alter, sonst überrollt einen die Welt. Spielen dir deine Kinder viel Musik vor? Ich würde es so ausdrücken: Sie hören Musik, die ich dann auch zu hören bekomme. Neulich war das ein Song, der wohl ein Hit ist. Der Text ging so: »I crashed a car into a bridge, and I love it.« »I Love it«, die Single des schwedischen Electro-Pop-Duos Icona Pop. Das Motiv gefiel mir: ein Auto, das des reinen Spaßes wegen zu Schrott gefahren wird. Das ist gut. Ein starkes Bild. Es kommt öfter vor, dass sie etwas spielen, das eigentlich eine Coverversion ist, sie das aber nicht wissen, da das Original uralt ist. Wenn ich dann mitsinge, wundern sie sich, wieso ich den Song bereits kenne. Dann erzähle ich ihnen eine Geschichte aus alten Tagen. Würde ich einer meiner Töchter von meinem Song »When Love Breaks Down« erzählen, es würde sie relativ kalt lassen. Aber wenn ich sie nach Snow Patrol frage, reagieren sie euphorisch – und wenn ich dann erwähne, dass die mein Stück gecovert haben, dann ist plötzlich alles sehr spannend. Aber so muss es auch sein. Als ich 14 war, dachte meine Mutter, ich würde nie mehr aufhören, »Ride A White Swan« von T-Rex zu hören. Meine Ableitung: Ich kommentiere so was nicht. Was denkst du, woher dein Sinn für Musik kommt? Meine Eltern waren musikalisch, aber sie stammen aus einer Zeit, als nicht viel Geld da war, um sich Musik zu kaufen. Meine Mutter hätte die Beatles sicher schon gemocht, als sie aufkamen; so entdeckte sie »Sergeant Pepper« erst fünf Jahre nach Erscheinen. Mir war früh bewusst, dass ich musikalisch bin. Niemand sagte es zu mir, ich war auch nie im Schulchor oder so, sondern las stattdessen die Sportseiten der Zeitung. Trotzdem fing ich irgendwann an, auf der Gitarre rumzuklimpern, und andere Lads sangen dazu. Ich wollte damals auch schon singen, wusste aber noch nicht wie. Alles war ein glücklicher Verlauf: Ab 1970 öffnete sich die Welt für mich, plötzlich waren all diese Leute mit Gitarren um mich und wurden zu Vorbildern. Aus dem Radio kam all diese tolle Musik mit Melodien, in der ich mich total verlor: The Beatles, Simon & Garfunkel, T-Rex, Sly Stone, The Four Tops, Jimi Hendrix. Dachtest du je, dass du es in diese Aufreihung von Künstlern schaffen könntest? Darauf kann man ja nur mit einem Witz antworten, oder? Sonst kommt man wie der letzte selbstbesessene Typ rüber. Ganz ehrlich, ich bin überrascht, wohin ich es geschafft habe. Aber das ist die Magie von Platten: Du machst sie und denkst nicht mehr daran – allein schon, da sie dir auch nicht helfen, wenn es an die nächste geht. Du hattest nie einen großen Hit, hast aber kontinuierlich viele Platten verkauft. Es gibt Leute, die sagen, dass die wirklich großen Karrieren dann zustande kommen, wenn jemand immer warm bleibt, aber nie heiß läuft. Da ist was dran. Erst neulich fand ich heraus, dass Prefab Sprout Millionen an Platten verkauft haben. Keine 100 Millionen, aber eben auch nicht nur ein paar Hunderttausend. Was mich dazu brachte, über all die Leute nachzudenken, die sich enthusiastisch über meine Musik freuen, nicht zuletzt dank des Internets. Das ist doch beachtlich, wir haben ja nie 061 in Amerika getourt, wir hatten außer »Steve McQueen« nie das große Album, aber dein Status als Geheimtipp trägt dich trotzdem irgendwohin. Gut, vielleicht ist Geheimtipp bei mehreren Millionen Alben nicht der richtige Ausdruck, ein Smash-Hit war man aber auch nie, wenn man keine Nummer-eins-Singles im Katalog zu führen weiß. Es stimmt also, wir sind in dieser seltsamen Zone des Populären gelandet, die nicht »Abba-populär« meint. Fühlt sich der Mann, der einst »I had a dream that we were rockstars ...« sang, betrogen um seine Rockstar-Momente? Oh nein! Du spielst auf den Song »Electric Guitars« an. Das ist ein Porträt der Beatles. Mein Bruder Martin sagt immer: »Wenn es dir gelingt, eine Band zu haben, deren Name bekannter ist als dein Gesicht, so wird dein Alltagsleben sehr viel angenehmer ausfallen.« Es ist deutlich besser, wenn nur die Schönheit der Musik im Mittelpunkt steht. Auf der Straße erkennt man mich zwar manchmal als den »King of Rock’n’Roll«, aber den Namen dazu, meinen, den kennen nur alte Leute oder der eine Radiojournalist, der hier lebt. Du hast Zeit deines Lebens im Norden Englands gelebt. Deine Songs sind aber reich an Referenzen an den Wilden Westen, an Los Angeles, an Manhattan – wie kommt das? Eine äußerst europäische Frage. Sie kommt öfter, ich selbst stelle sie mir aber nicht. Diese Referenzen an »Jesse James« oder »Hey Manhattan«, da geht es um eine imaginierte Welt außerhalb meiner eigenen. Warum ich noch immer in Durham lebe? Weil ich in meinem eigenen Kopf existiere. Für mich spielt es keine Rolle, wo ich lebe. Ich bin hier, da ich hier geboren bin und es hier liebe. Mein Songwriting speist sich einzig und allein aus der herbeifantasierten Welt. Heißt das auch, dass wenn der Teufel wie in dem Stück »The Devil Came A-Calling« vorbeikäme, du nicht unterschreiben und mit ihm abhauen würdest? Wer weiß das schon! Das ist ja die zentrale Zeile im Text: »I’m sure that I declined ... but I’m not certain.« Ganz so final weiß man es eben doch nie, ob man unterschreiben würde. Eins noch: Ebenfalls in »The Devil Came A-Calling« gibt es diese Stelle, an der die Frauen vor dem Protagonisten, der deinen Namen trägt, auf die Knie fallen – eine in deinem Werk sehr ungewöhnliche explizite Formulierung. Als Autor muss man der Geschichte immer treu bleiben. Die Stimme des Protagonisten gibt das Thema und die Ausgestaltung vor. In »Mysterious« geht es um Bob Dylan, also stammen die Bilder alle aus seinem Leben. Bei »Devil Came A-Calling« ist der Teufel ein verführerischer Charakter, das verlangt, dass er all die zügellosen Dinge offeriert. Aber ihr fragt auch, da ich meinen eigenen Namen in dem Stück verwende. Nun, ich dachte natürlich daran, einen anderen zu verwenden. Aber das wär feige gewesen. Es ist doch angebrachter, den eigenen Namen zu verwenden, aus dem Spiegel hervorzutreten und sich der Frage zu stellen, wo man selbst in dem faustischen Handel steht. Ihr habt recht, in der Tat ungewöhnlich für mich, aber ich benutze in »Best Jewel Thief In The World« ja auch das Wort »assholes« und auf »Let’s Change The World With Music« »that mother’cker miles« ... Danke für deine Zeit. Danke für euer Interesse an meiner Musik und mir. »Warum ich noch immer in Durham lebe? Weil ich in meinem eigenen Kopf existiere.« — Prefab Sprout »Crimson/Red« (Embassy Of Music / Warner) 062 HEUTE Elliott Smith Zehn Jahre danach Am 21. Oktober 2003 starb mit Elliott Smith einer der besten Songwriter der Generation X. Er wurde nur 34 Jahre alt. Seine Stücke sind fragile Mittler zwischen Grunge und modernem Folk, zwischen Nirvana und Mumford & Sons, Depressionsschüben und Lagerfeuer-Romantik. In der folgenden Strecke zeichnen wir Smiths Leben anhand von Zeitzeugen und Fans nach und merken, das vorweg, eines: Er fehlt immer noch. Fotos: Autumn de Wilde HEUTE E 063 Wer war Elliott Smith? insam steht Elliott Smith am 24. Februar 1998 auf der Bühne der 80. Academy-Awards-Verleihung und hält sich an seiner Gitarre fest. 57.000.000 Augenpaare verfolgen, wie er seinen für den Oscar nominierten Song »Miss Misery« aus dem Soundtrack zu Gus van Sants Film »Good Will Hunting« präsentiert: »I’ll fake it through the day / With some help / From Johnny Walker red / Send the poisoned rain down the drain / To put bad thoughts in my head.« Für zwei Minuten reißt Smith die Zuschauer im Saal und vor den Fernsehern mit seinem melancholischen Song über Schmerz, Trennung und Trauer aus ihrer Feierlaune. Obwohl er in seiner Performance seltsam abwesend wirkt und sein Blick den Kameras ausweicht, ist dieser Auftritt wohl der Höhepunkt einer Karriere, die nur fünf Jahre später ein jähes Ende findet. Am 21. Oktober 2003 stirbt Elliott Smith in einem Krankenhaus in Los Angeles an zwei Stichwunden ins Herz. Vermutlich Selbstmord (darum ranken sich bis heute Verschwörungstheorien), vermutlich nach einem Streit mit seiner Lebensgefährtin Jennifer Chiba. Seine Abschiedsbotschaft auf einem Post-it lautet: »I’m so sorry – love, Elliott. God forgive me.« Keine weiteren Erklärungen, mitten in der Produktion eines neuen Albums und zu einem Zeitpunkt, als sein Umfeld ihn nach Jahren der Drogen- und Alkoholexzesse als gefestigt wahrnimmt. Sein Tod bleibt das letzte große Geheimnis des leisen Songwriters. Elliott Smith singe wie jemand, der über Geheimnisse nachdenke, schreibt sein Biograf Benjamin Nugent (»Elliott Smith And The Big Nothing«). Ein Geheimnis jedoch waren die Probleme des Musikers nicht: Wieder und wieder hat er Selbstmordfantasien und -versuche, Drogen- und andere Abstürze in seinen düsteren Texten thematisiert. Aber immer wohnte ihnen auch eine melancholische Selbstironie inne. Elliott Smith ging jedoch noch weiter, als die Erwartungen an einen »authentischen« Rockstar zu erfüllen. Er legte alles offen. Auch jene Bereiche seiner beschädigten Psyche, die so gar nicht in die MTV- und Oscar-Welt passen wollten: Paranoia und Depressionen, das zerrüttete Elternhaus und der sexuelle Missbrauch durch seinen Stiefvater, was auch die Gründung einer Stiftung für missbrauchte Kinder kurz vor seinem Tod motivierte. Aus dem christlich geprägten texanischen Haushalt seiner Mutter war Elliott Smith mit 14 Jahren zu seinem Vater nach Portland geflohen. Das liberale Klima der College-Stadt prägte den jungen Musiker, doch die Einflüsse kamen von überall: Er hörte die Beatles und Pink Floyd, bewunderte Nico und Richard Hell, las Beckett und Kierkegaard, lernte neben Gitarre und Piano auch Klarinette, Schlagzeug und Mundharmonika und studierte schließlich Philosophie und Politik. 1991 gründete Smith mit Neil Gust die Band Heatmiser, die sich musikalisch im Trend der Zeit bewegte – irgendwo zwischen Alternative Rock und Grunge –, jedoch mit ihren Texten über schwules Leben in Amerika davon abhob. Schon hier ist der Wille Smiths zu erkennen, als Musiker mit Erwartungen und Klischees zu brechen: ein einsames Unterfangen. Als sich Heatmiser 1996 auflösten, war klar, dass das Versprechen, das Grunge einmal hätte sein können, niemals eingelöst werden würde. Während etwa Kurt Cobain Grunge als Bühne für ein neues Bild des Rockstars zu nutzen versucht hatte und Selbstzweifel, gebrochene Männlichkeitsbilder, Trauer artikulierte, wurden diese Ansätze nach seinem Selbstmord von Alternative Rock und Crossover übertönt. In Cobains Todesjahr 1994 erschien mit »Roman Candle« das erste Soloalbum Smiths, das mit anderen musikalischen Mitteln diese Ideen weiterführte: Gebrochenheit wird zur Schau gestellt, Selbstzweifel formuliert, Schwäche gezeigt. Nach innen gerichtete Songs erreichten ein immer größeres Publikum, bis hin zu jenen 57.000.000 im Februar 1998. Die Geheimnisse, die Elliott Smith mit der Welt teilte, mit seiner wispernden Stimme vortrug, verbreiten sich auch nach seinem Tod weiter. Immer dort, wo Bands versuchen, den eigenen Zweifeln Gehör zu verschaffen, ohne daraus eine Pose zu machen, wo (männliche) Bands versuchen, ihre eigene Männlichkeit zu hinterfragen, finden sich Brüder im Geiste Elliott Smiths, mögen sie nun Belle & Sebastian, Conor Oberst oder Sigur Rós heißen. Gewonnen hat den Oscar 1998 übrigens Céline Dions »My Heart Will Go On«, der Titelsong aus »Titanic«. Dieser Song läuft heute auf geschmacklosen »Best of 90s«-Partys, während Elliott Smiths Herz in seiner zeitlosen Musik unaufhörlich weiterschlägt. Jonas Engelmann 1969-2003 06.08.1969 1978 1979 1981 EIN LEBEN Elliott Smith Elliott Smith wird als Steven Paul Smith in Omaha, Nebraska geboren. Die Eltern trennen sich. Im Alter von sechs Monaten zieht seine Mutter mit ihrem Sohn nach Duncanville, Texas. Mit neun Jahren beginnt Smith Klavier zu spielen. Sein Stiefvater Charlie Welch verprügelt ihn regelmäßig. Auch einen Verdacht auf sexuellen Missbrauch wird Smith später in Interviews andeuten. Smith gewinnt mit der Klavier-Komposition »Fantasy« einen Preis bei einem lokalen Musikwettbewerb. Er trinkt ab jetzt bereits sporadisch Alkohol. Zunächst wohl nur, um einem älteren Nachbarsjungen zu imponieren. Smiths leiblicher Vater, ein Psychiater, schenkt ihm seine erste Gitarre. 064 HEUTE I Elliott Smiths Letzte Worte m Januar 2003 gab Elliott Smith ein langes Interview, das sein letztes werden sollte. Zuvor hatte er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und steckte bis zum Hals in den Arbeiten an »From A Basement On The Hill«, das erst 2004 posthum erschien. Gerüchte über schweren Drogenmissbrauch, Selbstmordversuche und Wahnvorstellungen kursierten. Doch Marcus Kagler vom amerikanischen Musikmagazin Under The Radar traf auf einen ausgeglichenen, fast glücklich wirkenden Songwriter. Wir drucken das Interview in Auszügen ab. Elliott, wie ist es dir in den letzten ein, zwei Jahren ergangen? Elliott Smith: Nicht sehr gut. Vor einem halben Jahr wurde es dann aber besser. Der Absturz hatte mit meinem Drogenkonsum zu tun, in dessen Sog ich vor zwei Jahren zunehmend geraten bin. Dann ließ ich mich in eine Institution namens Neuromitter Restoration Center einweisen. Das ist keine normale Suchtklinik. Stattdessen bekommst du dort eine intravenöse Behandlung mit Aminosäuren und einer Salzlösung. Das half, weil ich von einer Menge Psychopillen runterkommen musste. Ich hatte sogar Medikamente gegen Psychosen genommen, obwohl ich gar keine Psychosen habe. Die Behandlung fiel mir sehr schwer. Normalerweise dauert sie zehn Tage, bei mir aber viel länger. Jetzt bin ich clean. Als ich noch in New York lebte, war ich schwerer Alkoholiker. Heute fällt es mir schwer, den Abend über ein einziges Bier zu schaffen. Du gehst sehr offen mit dem Thema Drogen um. Alleine darüber zu reden ist in dieser Gesellschaft immer noch ein großes Tabu. Noch schwieriger wird es, wenn man Musiker ist. Dann haftet dem Süchtigen automatisch noch so etwas Melodramatisches an, das jemandem, der keine Songs schreibt, nicht zwingend nachhängt. Ich hatte mir daher eigentlich vorgenommen, das Gespräch über das Thema zu meiden. Aber ich unterscheide mich nicht von anderen Leuten mit Drogenproblemen. Wenn mir jemand die Chance gibt zu reden, rede ich. Einer der seltsamsten Momente deines Lebens war sicherlich der Auftritt bei der Oscar-Verleihung, wo du für den Song »Miss Misery« aus »Good Will Hunting« von Gus Van Sant nominiert warst. Woher kanntest du ihn eigentlich? Die Läden, in denen ich früher in Portland gespielt habe, waren fast immer unscheinbare Punkschuppen. Aber Gus Van Sant kam dort oft vorbei und sah meine Auftritte. Irgendwie wurden wir dann Freunde. Ich bin mir nicht sicher, ob ich damals viel über ihn wusste. Ich wusste, er dreht Filme, die irgendwie »Indie« sein sollen. Bei uns hat es eher sofort Klick gemacht, als klar wurde, dass er auch Musik aufnimmt. Wir haben uns oft über Mikrofone unterhalten. Du wolltest bei den Academy Awards zunächst gar nicht auftreten, richtig? Ja. Aber dann teilten sie mir mit, wenn ich es nicht täte, würden sie jemand anderen mein Lied spielen lassen. Die haben für alle Songwriter, die nicht wollen, jemanden wie Richard 1983 1985 1987 1991 Steven Paul zieht zu seinem Vater nach Portland, wo er sowohl mit den Aufnahmen auf einem geliehenen Vierspurgerät als auch mit Drogen beginnt. Der Song »The Machine« ist wahrscheinlich die älteste noch erhaltene Aufnahme eines ElliottSmith-Stückes. Er stammt von seiner Band Stranger Than Fiction, die er an der Lincoln High School von Portland gründet. Smith nennt sich nach Ende der Highschool plötzlich »Elliott«. »Steven« klänge zu sehr nach einem Footballspieler. Er nimmt ein CollegeStudium in Amherst, Massachussetts auf und gründet die Band Murder Of Crows. Na c h Ende des Studiums arbeitet Smith in einer Bäckerei in Portland. Die mit einem Kommilitonen zuvor gegründete Band Heatmiser spielt erste Auftritte. Das Debüt »Dead Air« erscheint 1993. 1994 Smith wird von seiner Freundin dazu überredet, Solo-Songskizzen, die er unter Verschluss hält, an Cavity Search Records zu schicken. Sie werden – zu seiner großen Verwunderung – umgehend als »Roman Candle« veröffentlicht und in Indie-Medien gefeiert. Smith spielt erste Solo-Konzerte und geht mit Mary Lou Lord auf US-Tour. HEUTE Marx in der Hinterhand, der das dann übernimmt. Als sie mir das mitteilten, merkte ich, dass sie ihre Hausaufgaben in Bezug auf meine Person gut gemacht haben. Vielleicht ist Richard Marx aber auch nur ihre Universalwaffe zur Angsterzeugung. Ich spielte also doch, auch weil es meine Freunde glücklich zu machen schien. Alle waren total aufgeregt – »Einer von uns ist auf dem Mond!«, sagten sie. Wie hast du den Abend in Erinnerung? Es war ziemlich schräg. Als ich auf die Bühne trat, sah ich, dass Jack Nicholson keine drei Meter von mir weg saß. Also habe ich den Bereich gemieden und stattdessen beim Singen auf die Balkone ganz hinten gestarrt. Der Abend verlief so surreal, dass es heute wirkt, als habe er gar nicht stattgefunden. Dabei hatte er auch schöne Seiten: Céline Dion war wirklich sehr nett zu mir, was es mir unmöglich gemacht hat, ihre Musik weiter zu verachten. Sie fragte mich, ob ich nervös sei, ich sagte: »klar« – und sie dann so: »Das ist gut, weil es dein Adrenalin anregt und deinen Song so besser macht. Es ist ein wundervolles Lied.« Dann umarmte sie mich lange. Das war zu viel für mich. Es war zu menschlich, als dass ich mich dem hätte entziehen können, nur weil ich ihre Musik abgedroschen finde. Dennoch mag ich es heute immer noch nicht so gerne, mit berühmten Menschen zu tun zu haben. Ihr Leben ist im Arsch, weil sie berühmt sind, wodurch Gespräche mit ihnen dazu neigen, schnell sehr schräg zu werden. Ich weiß nicht, ob es einen Weg geben kann, ständige Aufmerksamkeit für die eigene 1996 1995 1997 Heatmiser werden vom Label Virgin gesignt, doch noch vor Veröffentlichung des Albums »Mic City Sons« löst sich die Band auf. Ursache für den Bruch sind Smiths Solo-Erfolge und sein zunehmendes Desinteresse am bandeigenen Rockstil. Kill Rock Stars veröffentlicht d a s z weite Smith-Album »Elliott Smith«. Die zahlreichen Drogenreferenzen zementieren Smiths Ruf als dunkler, depressiver Charakter. »Either/Or« erscheint. Smith kämpft mittlerweile schwer mit seinem Alkoholismus. Zudem nimmt er starke Antidepressiva. Er zieht von Portland nach New York. 065 Person zu erleben, ohne dass das Leben völlig bizarr wird. An die Oscars denke ich heute nie, außer ich werde in Interviews danach gefragt. Fällt es dir mittlerweile schwerer, live zu spielen? Du brichst bei Auftritten immer häufiger Songs ab, heißt es. Ich versuche immer, so gut zu spielen wie irgend möglich. Immer. Aber ich zögere auch nicht, Songs wieder abzubrechen, wenn es nicht funktioniert. Ich schaue hin und wieder auf die Setlist, fange an zu spielen, stelle dann aber fest, dass ich nicht bei der Sache bin, an das Wetter denke oder mich frage, ob ich falsch singe. Meine Lieblingsshows sind die, wo sich jeder Song wie ein Stierkampf anfühlt. Nicht die, in denen ich mich so durchmogle. Stimmt es, dass du nie Artikel über dich liest? Ja. Zum einen war ich dabei, als das Interview stattfand, daher weiß ich schon, worüber geredet wurde. Zum anderen ist das Ganze auch einfach eine total seltsame Situation. Es ist so verdammt schwer, wenn man seinen eigenen Blickwinkel verlassen möchte, aber egal, wie viel man in Interviews über zum Beispiel Musik redet, die Fragen dann doch immer wieder auf einen selbst bezogen werden. Ich glaube nicht, dass es wichtig ist, wer ich bin. Mir gefällt es sehr, Musik zu machen. Aber ich möchte wirklich niemand Besonderes sein. Danke für das Gespräch. Danke fürs Vorbeikommen. Weißt du, für ein paar Jahre war ich draußen aus so ziemlich allem. Aber heute fühle ich mich besser. Ich glaube, das wird eine gute Platte. 24.02.1998 Der Song »Miss Misery« für den Gus-VanSant-Film »Good Will Hunting« wird für einen Oscar nominiert. Der Einladung, das Stück bei den Academy Awards zu spielen, kommt Elliott Smith erst nach, nachdem ihm gedroht wird, es werde sonst ein anderer Musiker tun. Als »surreal« bezeichnet Smith später den Abend. »Ich würde nicht in dieser Welt leben wollen.« Am Ende gewinnt Céline Dion mit »My Heart Will Go On«, dem Lied aus »Titanic«. 1998 Elliott Smith wechselt zum Label DreamWorks. Seine Depressionen verschlimmern sich, er begeht mehrere Selbstmordversuche. In North Carolina springt er von einer Klippe. Ein Ast mildert seinen Sturz. Im August erscheint »XO«. 066 HEUTE E Elliott Smiths Gästeliste lliott Smiths Songs strahlen eine Magie und Entrücktheit aus, die zahllose Indie-Musiker geprägt oder zumindest nachhaltig beeindruckt haben. Wir haben Wegbegleiter, Musiker-Fans und Journalisten um Statements zum 2003 verstorbenen Musiker gebeten. Alle Stimmen ausführlich auf intro.de. »Ich traf Elliott Smith zum ersten Mal 1998 zu Beginn einer gemeinsamen achttägigen Tour durch Frankreich. Er und Quasi, die ihn live unterstützten, spielten vor uns, was wir als völlig verkehrt empfanden. Ich riesiger Fan. ›XO‹ war gerade »Ich bin dankbar dafür, war rausgekommen. Ich weiß noch, dass es diese Musik gibt, wie ich mich ihm vor der ersten die sich nicht einordnen Show vorstellte. Nervös versuchte lässt und von der ich mich ich ganz bewusst, ihn nicht auch nervös zu machen, indem umso mehr verstanden noch ich zu ungestüm mein Fan-Dasein fühle, je weniger ich kundtat. Er verhielt sich zunächst erklären kann, warum.« reserviert, aber sehr liebenswürdig. Vera Kropf (Luise Pop) Einmal hatten wir einen Off-Day auf Tour und hingen in einer Bar rum. Die Jukebox hatte eine Menge Kinks-Songs, die wir irgendwann stundenlang gemeinsam sangen. Es war eine sehr glückliche Nacht für uns alle. Elliott hatte ein ansteckendes Lachen. Ein Jahr später besuchte ich eine Solo-Show von ihm in New York. Die Luna Lounge war völlig überfüllt. Als wir danach, als es ruhig war, ein Bier an der Bar tranken, fragte er mich, ob ich auch alleine auftreten würde und ob ich nicht Lust auf ein paar gemeinsame Shows hätte. Zunächst war ich mir sicher, dass er nur höflich sein und Konversation betreiben wollte. Erst später wurde mir klar, dass er das ernst gemeint hatte. Er war so ein netter Typ. Noch bemerkenswerter als die persönlichen Erlebnisse mit ihm aber fand ich seine Shows. Ich sah viele, und jede von ihnen war hervorragend. Dass Elliotts Musik so außergewöhnlich war, liegt sowohl an seinem Talent als auch an seinem Charakter. Er entwickelte sich mit der Zeit zu einem phänomenalen Gitarristen, der seine ganz eigene, mühelos wirkende Technik besaß. Er verkörperte eindeutig einen der besten und tüchtigsten Songwriter, die je gelebt haben. Elliotts Art zu singen war einzigartig und berührend. Hinzu kommt die ästhetische Seite sowohl seiner Platten als auch seiner Klamotten. Alles wirkte so interessant und gut ausgewählt. Sogar sein Tattoo von Ferdinand, dem Stier.« Matthew Caws (Nada Surf) »Alles, was ich an der Gitarre kann, habe ich von meinem Pastor, Neil Young, Co von den Boxhamsters, den Weakerthans und Elliott Smith gelernt. Und nun, für die Aufnahmen zu einer Soloplatte, befinde ich mich mit Tobias Kuhn auf dem Weg zu einem recht kostspieligen Studio, auf dem Weg zu ›The Ship‹. Jener Elliott Smith hat hier zu Lebzeiten mehr als gewirkt. 20° Celsius und ein blauer Himmel im Januar sind ein gutes Gefühl. Das Ship ist beheimatet in einem einstöckigen Gebäudekomplex in Silverlake, in dem sich noch zwei andere Studios befinden. Allein in Räumen zu sein, in denen Smith Gitarre gespielt hat, gibt mir ein Gefühl von Demut und ›daran werde ich mich noch in 30 Jahren erinnern‹. Ich bin nicht der esoterischste Mensch der Welt, aber etwas ist in diesen Räumen geblieben. Der Kampf, das Genie, die Hoffnung, »Elliott Smith war das die Brillanz und die tiefe, resignier- größte und gleichzeitig te Dunkelheit, die Elliott Smith zerbrechlichste Zeit seiner Karriere auszeichnete, stehen in diesen Räumen wie die musikalische Genie Luft, die wir veratmen und durch seiner Zeit.« die Röhren der Gitarrenverstärker Marcus Wiebusch (Kettcar) erhitzen, da wir – aus Angst vor der deutschen USA-Krankheit Nummer eins: AC Grippe – den air conditioner nicht anmachen! Hauptmieter des ganzen Komplexes ist Rob Schnapf, der mit Elliott Smith an diversen Platten gearbeitet hat. Wir sind Fan-Boys. ›Rob, can you tell us stories about Elliott Smith?‹ Eltern werden wissen, wovon ich spreche, wenn ich sage, dass Rob uns erzählt hat, dass Smith ein Kindermagnet war. Der nicht zu erklärende Fakt, Thees mit Rob Schnapf dass manche Menschen auf Kinder 1999 2000 2002 06.08.2003 21.10.2003 12:18 Uhr Smith zieht von Brooklyn nach Los Angeles. Ein Jahr später wird sein letztes zu Lebzeiten fertiggestelltes Album »Figure 8« veröffentlicht. Die Arbeiten am Nachfolger gestalten sich schwierig. Smith wird zunehmend paranoid, gibt an, von einem weißen Lieferwagen verfolgt zu werden. Nach einem Zerwürfnis mit Produzent Jon Brion verwirft Smith alle bisherigen Aufnahmen. Mit seinem Label gerät er in Streit. Mehrmals droht er seinem Umfeld mit Selbstmord. Mitte 2001 betragen die Ausgaben für Heroin und Crack angeblich 1500 DolJon Brion lar – pro Tag. Endlich behandelt Elliott Smith seine Drogensucht: Er begibt sich f ü r meh rere Wochen ins Neurotransmitter Restoration Center, Beverly Hills. An seinem 34. Geburtstag schwört Smith dem Alkohol, Koffein und Psychopharmaka ab. Der letzte Auftritt seines Lebens am 19.09. in Salt Lake City wird zugleich der erste, bei dem er nüchtern auf der Bühne steht. Smiths Freundin Jennifer Chiba ruft einen Krankenwagen zu ihrer gemeinsamen Wohnung in 1857 Lemoyne Street, L.A. Elliott Smith liegt mit mehreren Stichwunden schwerverletzt im Haus. HEUTE eine magische Anziehungskraft ausüben, die irgendwas mit Unschuld, richtiger Ansprache, Kindlichkeit in Erwachsenengröße zu tun hat, die zu Rocksaum-Zupfen, HandNehmen, Vollsabbeln und Fixierung auf diese Person führt. Ein Engel der Kinder – bis die Abenddämmerung über Los Angeles hereinbricht und Smith den eigenen Dämonen kämpft. »Niemand hat mich in mit Die Drogen und Dealer, hingewieden letzten 20 Jahren so sen sei auf das unfassbare Stück bewegt, so neidisch ge- ›Kings Crossing‹, die Kotze und die macht und gleichzeitig den Sedierung. es besser, wenn er einfach unersättlichen Wunsch ge- anWäre einer Tankstelle in Portland geschürt, immer mehr dieser arbeitet hätte, bis er 70 ist, oder ist Songs zu besitzen.« es das wert, dass sich jemand ein Ben Schadow (Solo-Künstler & bei Messer in sein Herz rammt und es der Begemann-Band Die Befreiung) davor geschafft hat, uns die schönsten, dunkelsten, besten, grandios getexteten Lieder zu schenken? Lieder, die Tausenden Menschen auf der ganzen Welt Kraft und Redemption geben? Burn out oder fade away. Ich weiß keine Antwort. Ich weiß nur: We miss you, Elliott. Du fehlst uns.« Thees Uhlmann »Elliott Smith war ein genialer Dilettant, der sich innerhalb einer Szene mit festen Grenzen getraut hat, ein eingefleischtes Hardcore/Punk-Publikum mit einer völlig anderen Musik zu konfrontieren. Es ist heute gar nicht mehr nachzuvollziehen, wie revolutionär das damals war. Würde Elliott Smith noch leben, hätte er das heutige Singer/Songwriter-Klischee definitiv noch ein paar Mal gebrochen und somit den Musikern von heute die Aufgabe gestellt, sich neu zu erfinden, wenn sie nicht als Schnee von gestern gelten wollen.« Sea + Air »Zur letzten Muff-Potter-Platte haben wir diese PunkLayout-Fotomontagen-Postkarten aus aller Welt gemacht. Da war das Foto von der ›Figure 8‹-Wand auf dem West Sunset Boulevard in Hollywood natürlich ein schöner Hintergrund. 067 Wir waren da im April 2008. Mir war es etwas unangenehm, mich davor fotografieren zu lassen. Zum Glück kamen keine anderen, richtigen Fans vorbei.« Nagel (Autor, ehemals Muff Potter) »Ich traf Elliott Smith Ende Mai 1998 für ein kurzes Interview im Kölner Tingel Tangel Club. Wir sprachen über das Musikerleben in Portland, seinen Umzug nach Brooklyn und die Arbeit am neuen Album ›XO‹. Ich erinnere mich vor allem an die Begeisterung, mit der er über seine neuen Songs sprach. Fragen nach seinem damaligen Erfolg mit ›Good Will Hunting‹ beantwortete er dagegen schlicht mit: ›Alles, was mich interessiert, ist, Musik zu machen. Über alles »Er ist die düstere Rücken andere habe ich keine Kontrolle.‹« figur der Singer/Song Christoph Büscher (Autor der writer-Posse, die Schönheit, Smith-Story aus Intro #57) Melancholie, Hass und die Bitterkeit der Abgründe auf eine Art zusammenführt, die mit seinem Suizid eine Trueness bekommt, die einem beim Hören von ›Everything Means Nothing To Me‹ die Tränen in die Augen treibt.« »Elliott Smiths ›Either/Or‹ bei Nacht auf einem krächzenden alten Plattenspieler. Ist selbst ohne Wein und anderes Ballerzeugs immer wieder so, als wäre ich für die Dauer von ›Between The Bars‹, ›Angeles‹ & Co. festgeschnallt am Boden und gezwungen, auf ein Neues die nicht greifbare Macht von Musik zu erkennen, nur um sie Christin (Zucker) dann trotzdem nicht zu verstehen. Das erdet, spornt ungeheuer an und motiviert dazu, immer weiter zu suchen, ohne zu finden. Ich hoffe, das bleibt für immer genau so.« Patrick Richardt 21.10.2003 13:36 Uhr 19.10.2004 2007 Smith wird im Krankenhaus für tot erklärt. Der AutopsieBericht kommt zu keinem eindeutigen Ergebnis. Allgemein wird von Selbstmord ausgegangen, auch wenn die Selbsttötung durch ein Messer ausgesprochen selten ist und oft misslingt. Zwar findet sich eine kurze Abschiedsnotiz, einige Schnittwunden scheinen dem Bild einer Selbsttötung jedoch zu widersprechen. Elliott Smiths Tod gibt bis heute Anlass für Verschwörungstheorien. Ein Jahr nach Smiths Tod erscheint »From A Basement On The Hill«, das fünfzehn Stücke aus Smiths letzten Sessions beinhaltet. Smiths Familie engagiert für die Fertigstellung seinen ExProduzenten Rob Schnapf. Eine Sammlung bisher unveröffentlichter Songs aus den 1990ern wird unter dem Titel »New Moon« auf den Markt gebracht. Zusätzliche 100 Stücke sollen bisher unveröffentlicht geblieben sein. Intro – Die Woche #84 Noch mehr Elliott Smith in unserem iPad-Spezial vom 18.10.2013 068 HEUTE Cut Copy Kinder der Revolution In Australien scheint die Sonne meistens. Die ideale Voraussetzung für eine Band wie Cut Copy, deren Schaffen gerne mit Begriffen wie Helligkeit, Wärme und Lebensfreude beschrieben wird. Mit ihrem vierten Album »Free Your Mind« will sie nun endgültig unser Bewusstsein verändern. Glücklicherweise muss man dafür niemanden anbeten, wie Martin Riemann im Interview mit Mitchell Scott erfuhr. Foto: Aaron Stern I Sekte Den Eindruck, bei der Band handle es sich um eine Sekte, stützt das Video zu »Free Your Mind«, in dem »True Blood«-Vampir Alexander Skarsgård den halbnackten Guru einer ulkigen NewAge-Sekte spielt, dem seine eigene Anbetungswürdigkeit zunehmend unangenehm wird. rgendwo am Ende der Welt steht eine riesige Werbetafel. Sie ist so hoch wie ein Mehrfamilienhaus und nur mittels GPS-Daten auffindbar. Drei Worte sind darauf zu lesen: »Free Your Mind«. Die billige Gestaltung des Schildes lässt den Aufruf sehr zurückhaltend, fast hilflos wirken. Diese Werbung versucht niemanden zu erreichen, sie hat sich versteckt, man muss sie buchstäblich suchen. Ein Rätsel mitten im Nichts. Aufgestellt wurde es von Cut Copy, dem australischen Electro-Quartett, das in seiner Heimat schon für außergewöhnliche Promo-Aktionen bekannt ist. Zur Veröffentlichung der neuen Single »Free Your Mind« ließ die Band an fünf entlegenen Winkeln dieser Welt solche Werbetafeln aufstellen. Unter anderem in Chile, Mexiko und in der australischen Wüste. Eine seltsame Idee auch deswegen, weil die vier Australier durchaus erfolgreich genug sind, um sich eine ähnliche Werbung in dicht besiedelten Gebieten leisten zu können. In ihrer Heimat gehören Cut Copy zu den führenden Electro-Acts und ziehen regelmäßig Zigtausende Fans auf Festivals und zu Konzerten. 2001 gegründet, zählten sie zu den ersten Bands, die in den Nullerjahren Indierock und Post-Punk mit der Herangehensweise von Dance-Music neu interpretierten. Mit ihren letzten beiden Alben »In Ghost Colours« und »Zonoscope« schossen sie nicht nur in den australischen Charts jeweils bis auf Platz 1, sondern auch in den US-Charts auf einen respektablen 147. beziehungsweise 46. Platz. Ihr Erfolgsrezept sind sorgfältig durchdachte Alben, die man dank ihrer emotionalen und tonalen Bandbreite allesamt zu jeder distinguierten Feier durchlaufen lassen kann. Dazu ein Gespür für träumerisch-sonniges Songwriting, das in Stil und Klang und vor allem durch das sehnsuchtsvolle Timbre des Bandgründers und Sängers Dan Whitford Erinnerungen an den Synthie-Pop der 80er hervorruft. Sekte ohne Gott »Free Your Mind« empfängt den Hörer mit dem leicht verstörenden Mantra des Albumtitels. Es erweckt damit den Eindruck, Cut Copy wären in Wirklichkeit eine verrückte Sekte auf Seelenfang. Der Schlagzeuger von Cut Copy, Mitchell Scott, findet diesen Vergleich komischerweise überhaupt nicht abwegig. Während sein Hund im Hintergrund unablässig bellt, erklärt er mir via Skype, dass sich »der Anfang des Albums tatsächlich auf religiöse Zeremonien bezieht. Allerdings ohne Anbetung einer göttlichen Kraft.« Ihm gefällt die Idee, dass der Hörer so in einen seltsamen Bewusstseinszustand versetzt wird. »Sinn des Intros und Outros ist, darauf hinzuweisen, dass es eine einzigartige Erfahrung bedeuten kann, sich das Album ganz entspannt und mit leicht verschobenem Bewusstsein anzuhören.« Es wird deutlich: Cut Copy haben hohe Ambitionen. Ihr Ziel ist, den Hörer in einen hypnotischen Sog zu ziehen und über die Länge eines ganzen Albums in Schwebezustand zu versetzen. Der Maßstab »stimmiges Album« ist bei ihnen ausnahmsweise kein leeres Versprechen. »Wir lieben es, Alben aufzunehmen, und unsere Musik ist darauf ausgerichtet, dass man ihr sehr genau zuhört«, erläutert Scott die Arbeitsweise seiner Band. »Das ist etwas, auf das wir tatsächlich achten, wenn wir die Songabfolge eines Albums festlegen. Zum Beispiel, wenn wir einige Songs durch kurze Intermezzi miteinander verbinden. Es soll sich HEUTE Cut Copy begreifen das Medium Album als Kunstform, das in seiner Gesamtheit an zusätzlicher Bedeutung gewinnt. lohnen, wenn man das Album in einem durchhört.« Haight-Ashbury House Für »Free Your Mind« konnten Cut Copy auf eine für sie ungewöhnlich hohe Zahl an Songs zurückgreifen. Zustande gekommen ist das umfangreiche Portfolio durch einen Trick: An jedem Song durfte erstmals strikt nur einen Tag lang gearbeitet werden. Die Auswahl wurde dann gemeinsam mit Dave Fridmann getroffen, wobei im Anschluss alle Songs noch einmal sorgfältig überarbeitet wurden, sodass sie sich nahtlos in den Dienst des Albums stellen ließen. Auffällig ist hierbei vor allem, dass Cut Copy mittlerweile auf Gitarren, bisher eines ihrer maßgeblichen Elemente, fast vollständig verzichtet haben. Ein klarer Fortschritt. Der Sound auf »Free Your Mind« ist inspiriert von den beiden »Sommern der Liebe«. Cut Copy versuchen, auf dem Album die psychedelische Musik der 60er mit dem Acid House und Rave der späten 80er zu verbinden. Vor allem dank verspulter Interludes und eines abwechslungsreichen Klangspektrums gelingt das ziemlich gut. Natürlich erinnern die Australier dabei zuweilen an Bands wie Tame Impala oder auch The Rapture. Cut Copy sind aber mittlerweile versiert genug, um solchen Vergleichen durch raffinierte Hakenschläge und Wendungen in ihren Songs zu entkommen. Ohnehin überrascht immer wieder der klangliche Ideenreichtum, mit dem Cut Copy ihr Ziel des durchhörbaren Albums konsequent verfolgen. Da bleibt bei aller Perfektion nur noch die Frage, warum die Werbetafeln eigentlich so hässlich aussehen. Auch dahinter steckt Methode, wie Scott verrät: »Wir haben uns an Werbefirmen gewandt und sie gebeten, uns ihre schlechtesten Entwürfe zu schicken, weil wir glaubten, die wären genau das Richtige für uns.« Freiheit ist eben keine Frage des Layouts. — Intro empfiehlt: Cut Copy »Free Your Mind« (Modular / Rough Trade) — Auf Tour vom 03. bis 04.12. 069 Dave Fridmann New Yorker Produzent und Bassist, der den Sound von Bands wie Flaming Lips und Mercury Rev mitgeprägt hat und als Phil Spector der Alternative-Rock-Ära gilt. Die Sommer der Liebe Der erste fand 1967 hauptsächlich in San Francisco zum Höhepunkt der Hippie-Bewegung mithilfe gigantischer Mengen LSD und Speed statt. Der zweite dauerte genau genommen zwei Sommer an (1988 und 1989) und bezieht sich auf die britische Rave-Bewegung. Auch hier bekam die allseitige Liebe Unterstützung von Substanzen wie LSD und natürlich MDMA. 070 HEUTE KoChen mit Tomahawk Nach vier Jahren Auszeit ist es so weit: Wir erlösen euch von den Untiefen der Fernsehkoch-Unterhaltung zwischen Tim Mälzer, Steffen Henssler und Frank Rosin und reaktivieren unser »Kochen mit«-Format. Dem Anlass gemäß luden wir die NoiseRocker Tomahawk ein, die wegen ihrer personellen Überschneidungen mit Faith No More, Melvins, Helmet, Battles und The Jesus Lizard gerne als Super-Group tituliert werden. Thomas Venker versuchte sich mit ihnen an gutbürgerlicher deutscher Küche. Fotos: Jan Philip Welchering HEUTE 071 D uane Denison schaut skeptisch drein. Der Bandgründer von Tomahawk ist nicht gerade das, was man medienfreundlich nennt. Ganz früher, Anfang der 90er-Jahre, als er und seine damalige Hauptband The Jesus Lizard es an der Seite von Nirvana fast auch auf MTVDauerrotation geschafft hätten, guckte er bei Interviews und auf der Bühne oft so aggressiv, dass man ihm nicht näher kommen wollte. Zumindest das hat sich mittlerweile geändert. Sehr höflich bedankt sich Denison für das Glas Châteauneuf-du-Pape, mit dem er gefügig gemacht werden soll. Wir befinden uns in der hintersten Ecke der Großküche des Berlin Festivals. Hier entsteht unter der entspannten Leitung von Chefkoch Bill Scholz das Essen für die auf dem Festival auftretenden Musiker. Freundlicherweise wird uns trotz des offensichtlichen Stresses, den das Bekochen von Künstlern wie Casper, Blur und Pet Shop Boys mit sich bringt, nicht nur ein Tisch mit Herdplatte bereitgestellt, sondern auch noch Hilfstätigkeiten wie das Schneiden der Zwiebeln und des Knoblauchs abgenommen. Während wir noch auf seine drei Bandkameraden Mike Patton, John Stanier und Trevor Dunn warten, sprechen wir mit Duane Denison über die ausgedehnten Touraktivitäten, die das Quartett mit dem vierten Album »Oddfellows« schon absolviert hat. Das Konzert beim Berlin Festival ist der letzte von 42 Auftritten im Jahr 2013. Er habe genug und sei sehr müde, gesteht Denison. Aber das solle man bitte nicht falsch einordnen, es habe nichts mit den anderen zu tun oder dass es ihm keinen Spaß mehr machen würde. Es sei nur so, dass man es in den Vierzigern eben nicht mehr so leicht wegstecke, an einem Tag in Schweden und am nächsten schon in Indonesien auf der Bühne zu stehen. Aber er wolle nicht jammern. Als er sich im Jahr 2000 mit Mike Patton Tomahawk ausgedacht habe und sie zusammen die anderen Bandmitglieder ausgesucht hätten, da wäre es ihnen vermessen vorgekommen, auch nur daran zu denken, dass aus dem Projekt eine derart konstante Band entstehen könne. Zu gewichtig erschienen die anderen Bands der involvierten Personen. Heute ist Tomahawk aber keineswegs mehr der kleine Stiefbruder von Battles, Fantômas und bei was Mike Patton, John Stanier, Trevor Dunn und Duane Denison derzeit noch so spielen. Kaum sind die Namen seiner Bandkollegen gefallen, betreten mit John Stanier und Trevor Dunn auch schon zwei von ihnen die Küche. An ihrer Seite Tim Moss, seit jeher Manager von Faith No More und als solcher auch für alle weiteren Projekte und Bands von Mike Patton verantwortlich. Moss kündigt an, dass ebenjener sagenumwobene Patton auch gleich kommen würde. Ein bisschen Sonderstatus muss eben doch sein. Das kaum gesagt, checkt Moss als Erstes Châteauneuf-du-Pape Sehr renommiertes Weingebiet im Süden des RhôneTals, gelegen zwischen den Orten Avignon und Orange, das bekannt ist für seine trockenen, charaktervollen Rotweine. Das Klima in der Region ist äußerst mild, was der Konstanz der Traubenqualität zuträglich ist. Der hohe Eigenfruchtzuckergehalt der Trauben macht das nachträgliche Süßen des Weins unnötig. 072 HEUTE schüttelt nur den Kopf: So eine Zunge müsse schon ein paar Stunden im Sud köcheln, und das ginge auf dem Festival beim besten Willen nicht. Wir würden doch nicht wollen, dass Damon Albarn nichts zu essen bekäme. Damon who? Ach, egal: Hauptsache, die Zunge sieht gut aus. Die Band hat merklich Hunger. Knapp zweieinhalb Stunden vor dem Auftritt würden sie eigentlich nicht so viel essen, geben alle schmatzend zu Protokoll, aber das hier sei ein guter Grund für eine Ausnahme. Der große Moment von John Stanier ist gekommen: Während das Fett schon aus der Pfanne spritzt, wirft er die Würste hinein, begleitet vom Gegröle seiner Bandkollegen, die es kaum erwarten können, die Lieblingswürste ihres Schlagzeugers, der die halbe Tour von nichts anderem gesprochen hat, endlich zu probieren. Der Konsens: super lecker und seinen Umzug nach Berlin mehr als rechtfertigend. Am Ende ihrer Touraktivitäten sind die vier froh, noch mal ein kulinarisches Highlight zu erleben. In England hingegen, wo in den Wochen zuvor diverse Festivals angestanden hatten, hätten sie nochmals die Abgründe auskosten dürfen: »Auf Festivals wie Leeds und Reading geht es nicht um kulinarische Momente, sondern um das Füllen der Leute«, gibt Mike Patton zu verstehen. Aber das sei man gewohnt. »Heute kann man, wenn man etwas Geld hat und recherchiert, wenigstens etwas hinbekommen. Vor 25 Jahren gab es schlichtweg keine Optionen.« Das Stichwort für Stanier, der einwirft, dass es vor 25 Jahren in England noch nicht einmal Kaffee gegeben hätte. Dass es Blutwurst Die in Deutschland servierte Blutwurst wird aus Schweineblut, Schwarte und Speck unter Hinzufügung von Salz, Pfeffer und Thymian, manchmal auch Ingwer und Majoran, hergestellt. Im warmen Zustand ist die Blutwurst zähflüssig, im kalten schnittfähig. Blutwürste sind in vielen internationalen Küchen bekannt. Beispielsweise in Portugal als Morcela, in Spanien als Morcilla de Burgos, in Irland als Drisheen, in Finnland als Mustamakkara. Damon Albarn 1968 geborener Sänger der Band Blur, der in den letzten Jahren auch mit der ComicArt-Band Gorillaz und dem All-Star-Projekt The Good, The Bad & The Queen (an der Seite von Tony Allen, Paul Simonon und Simon Tong) Erfolge feiern konnte. Albarn ist Vegetarier und gilt als schwierig. den Wein, da Patton an diesen besonders hohe Ansprüche stellen würde – und zeigt sich mehr als zufrieden, dass dem auch seitens der Gastgeber so ist. Beim zweiten Anliegen hingegen bleibt er sehr bestimmt: Nein, im Künstler-Catering-Bereich des Festivals könnten wir nicht essen. Denn auch wenn das keiner glauben wolle, aber da habe Patton leider keine Sekunde Ruhe. Die würden alle immer Bilder mit ihm machen wollen oder, noch schlimmer, Small Talk. Auch gut, dann bereiten wir die angedachten Blutwürste und die Rinderzunge eben nicht nur in der Küche zu, sondern essen sie auch noch in selbiger. Womit der Zeitpunkt für den Auftritt von Mike Patton gekommen ist. Leicht gestresst wirkt er. Wenn das Stalking schon bei anderen Künstlern anfängt, dann ist das nicht verwunderlich. Es sei aber alles nicht so dramatisch, gibt er zu verstehen. »Auf Tour zu sein ist ein permanenter Prozess fehlender Privatsphäre. Da wird man leicht territorial und baut ein Fort aus eigener Sprache, Insiderwitzen und Abschottung um sich herum auf.« Das gesagt, steckt er seine Finger bereits in die Entenleber- und Wildschweinpasteten, die es wie auch geräucherten Fisch und Kartoffelsalat als kalte Beilagen zu den Blutwürsten und der Zunge geben soll. Verantwortlich für dieses besondere Menü ist John Stanier, der sympathische Schlagzeuger der Band, den man auch schon von Battles und seiner früheren Band Helmet kennen könnte. Seit nunmehr zwei Jahren lebt er mit seiner Partnerin in Berlin und hat ein großes Faible für die traditionelle deutsche Küche entwickelt. Gemeinsam waren wir am Vormittag in einem gutbürgerlichen Charlottenburger Delikatessen-Supermarkt einkaufen gewesen. Neben dem urdeutschen Klassiker Blutwürste hatte es ihm dabei vor allem die Rinderzunge in der Auslage angetan. Wie ein Kind vor den Süßigkeiten wollte er nicht weitergehen, bevor wir die bestimmt dreißig Zentimeter lange und fünf Zentimeter breite Zunge eingekauft hatten. In den Topf schafft sie es aber nicht. Küchenchef Bill Scholz in Amerika damals nicht besser ausgesehen habe, wehrt er mit dem Verweis auf Starbucks ab. Tomahawk, eine Band aus Kaffeejunkies, bricht daraufhin geschlossen in einen heftigen Lachanfall aus. Aber wer reibt sich noch an England, wenn die eigene Küche am Tourende eh so nah liegt. Bassist Trevor Dunn erzählt, dass er immer am ersten Tag nach der Tour Sushi essen gehe, ab dem zweiten Tag werden dann zu Hause Steaks mit Gemüse selbst zubereitet. Auch Patton, der in San Francisco lebt, zieht es erst mal nicht mehr in Restaurants. »Meistens hole ich noch ein paar Tacos beim Mexikaner um die Ecke«, erzählt er. »Dann schließe ich mich mit meiner Frau zu Hause ein, und wir kochen viel. Sie hat mir einiges beigebracht. Früher war ich ein schrecklicher Koch.« Wenn er dann wieder sozial kompatibel sei, dann würde er schon mal seinen Kumpel und Nachbarn Blixa Bargeld anrufen. Beide hätten ein Faible für Sterne-Restaurants. Dann ist auch schon Zeit, sich vor dem Auftritt noch ein bisschen zurückzuziehen. Während John Stanier sich zum Schluss zeigen lässt, wo im Tiefkühlhaus die Zunge liegt, damit er sie später in seine Berliner Wohnung überführen kann, um sie am nächsten Tag alleine zu brutzeln, nehmen sich die anderen drei der Weinreste an. Versöhnt mit dem Thema Touressen, verlassen sie die Großküche und schenken uns aus dem Munde von Mike Patton noch warme Schlussworte: »Ihr habt euch einen Platz in unserer Welt verdient. Für das Essen hier wasche ich euch in Zukunft die Wäsche.« Später am Abend haben es Tomahawk nicht leicht: Zwar sind die Pet-Shop-Boys-Fans nicht zwingend auch die ihren, dennoch ist es nicht der beste Slot, den man haben kann – gegen die beiden kultivierten Engländer und ihre SpektakelShow auf der anderen Bühne anspielen zu müssen. Die vier lösen das Problem auf ihre Art: Sie spielen eine äußerst dekonstruierte Version des Pet-Shop-Boys-Hits »West End Girls«. Danach gehört ihnen die Nacht. — Tomahawk »Oddfellows« (Ipecac / Soulfood / VÖ 01.02.13) TZT G E W INNE JE T S! E K D E INE T IC PLACEBO LIVE ZECHE ZOLLVEREIN ESSEN 26. NOVEMBER 2013 WWW.TELEKOM-STREETGIGS.DE powered by ISSUE #11 JETZT ERHÄLTLICH. MORGEN 081 MORGEN Was uns Erwartet & was es Taugt — Cover des Monats Kevin Devine »Bubblegum« – Der ehemalige Sänger von Miracle Of 86, den geilen Post-Emo-Jammerboys, hat nicht nur eine neue Soloplatte am Start, nein, es sind gleich zwei geworden. Songästhetisch teilte der New Yorker das Meer der Stücke wie Moses. Hier auf »Bubblegum« finden sich die melancholisch poppigen Rest-Punk-Hits – und als Cover wählte er den grafischen Untergang George Washingtons. 082 MORGEN Platten vor Gericht Intro-Leserinnen und -Leser: Johnny Borrell Kapelle Petra Rudimental Ficken Schmidt, Der tägliche Siepe, Opa (v. l.) Leon (2. v. l.) Ø 2,40 Ø 6,10 Ø 5 ,7 2 Ø 5, 3 0 – 8 5 4 Mittippen und via Facebook Juror werden oder mitvoten auf der Intro-App! 01 Haim »Days Are Gone« Vertigo / Universal 1 6 Tanzbarer Kack-Pop. Aber werden bestimmt berühmt. 02 Chvrches »The Bones Of What You Believe« Vertigo / Universal 1 7 FS: Ich finde das arschkuhl, diesen 80er-Quatsch. 02 Paul Armfield »Up-Here« Artfullsounds / Cargo 8 04 MGMT »MGMT« Sony 8 I like it. The only thing is: I just feel like I’ve heard all these sounds before. Nicht so cool wie die Erste. Kapelle Petra nimmt zu wenig Drogen für MGMT. 04 Moby »Innocents« Embassy Of Music / Warner 1 06 Pins »Girls Like Us« Bella Union / Rough Trade 1 07 The Weeknd »Kiss Land« Republic / Universal 1 07 Drake »Nothing Was The Same« Universal 1 He started from the bottom, didn’t he? He says that he got half a million for a show which I’m really pleased about. Because I think that’s really cool. O: HipHop/R’n’B — auch nicht ganz mein Ding. Aber ja, kuhl gemacht. 09 Icona Pop »This Is...« Atlantic / Warner 1 10 Nine Inch Nails »Hesitation Marks« Polydor / Universal 1 All Time Faves I think it’s a very strange world where sounding like early 90’s pop music like Wilson Phillips and Shania Twain could give you any kind of credibility whatsoever. I’m sure it’s great to somebody. But I like music with instruments on it. So to me that’s not even music. I always think you can hear when a band owns its own space. They’re not renting it. Cause everything else is just copying a little bit of this and copying a little bit of that. If you got something to say — just say it. They just started the song singing »oh oh oh«. Twice. Three times. Four times. Oh no. Oh no. Oh no, no, no, no. I think she is a misunderstood poet of the age. Pretty much in the same way as James Joyce. You know, after finishing »Ulyssess« he couldn’t have it published for 15 years. It should make me feel uneasy. It’s probably good in a way. James Brown »I Don’t Mind« Howlin’ Wolf »Smokestack Lightning« Muddy Waters »Got My Mojo Working« From just hearing this instantly I love that sound. I love that sort of oldschool 80’s vibe. Eric Pfeil Kann ich mich sehr gut mit meiner Tochter drauf einigen. Ist das beunruhigend? They sound very stubborn. I think it could do very well on the dance floor. Sind bestimmt sympathisch, aber die Musik bündelt so ziemlich alles, was mir nicht besonders gefällt. Dafür gibt es: 5 6,5 8 5 9 8 8 7 5 7 5 4 3 5 6 7 5 7 Total trauriger Cat Stevens meets Nick Cave. Wir weinen im Kollektiv. Hübsche Stimmung mit zwei, drei schönen Highlights. O: Zu monoton. FS: Gute Energie. Gut. Gute Platte. DtS: Ich würde mir nach dem Konzert wahrscheinlich die Platte kaufen. DtS: Absolut nicht mein Ding. Ist mir auch zu langsam und auch zu traurig. The vocals are distinctively amazing. I would give his voice 8/10 but for the production I would give a 4. I could probably listen to that the whole day. Big fan of them. They always use so many different sounds when they’re producing. Loving the long intros. I want to listen to more of this. Who are Moby? What is that? Is that a band? Let me google them. We did Jools Holland with them. The song he did with Drake is pretty cool but this one I am not really feeling. Lot of people love or hate Drake. I actually love him for the production and the way his beats sound. Hatte schon vor Erfindung des Bartes einen ebensolchen. Guter Mann. Buchhändlermusik. Soll für immer weitermachen. Ich habe ja eine Schwäche für Hippies. Sie werden jederzeit Unterschlupf und eine warme Mahlzeit bei mir finden. Am Ende knöpfe ich ihnen dann im Gegenzug ihre Drogen ab. Uaaaaaargh. Moby. Uuuuuuuuuuuuarrrrrrrrrrrg. Moby. !”§$%&”§$&% 5 Tja, solche Musik wird es vermutlich noch geben, wenn Spotify usw. längst geschlossen und das Internet wieder gelöscht wurde. Was ich okay finde ... Primitiver Höhlenfrauen-Fuzz-Pop. Mein Manager Dimitri, ein strenger Zeitgenosse, rät mir dazu, die Platte gut zu finden. Sagen wir so: Ich anerkenne die — verzeihen Sie die Formulierung — Kreativität. Ist mir zu putzig teilweise. Der offensichtliche Auto-Tune-Einsatz ist auch eher ungut. Macht vielleicht ja tolle Videos. FS: Erstes Lied an und tanzen, auch wenn’s ein bisschen ausgelutscht ist. Zweites und drittes auch noch tanzen. Viertes: Rücken. Hinsetzen und Bier trinken. 6 I’d love to know what they are really about. They got a lot more in their locker. 2 6 3 3 Montreal »Malen nach Zahlen« The Black Keys »El Camino« Dire Straits »Brothers In Arms« Lauryn Hill »The Miseducation Of …« Dr. Dre »2001« Marvin Gaye »What’s Going On« Adriano Celentano »La Robe Che Ha Detto …« Gilbert Bécaud »Greatest Hits« Eric Pfeil »Ich hab mir noch nie viel aus …« Weniger als sechs Punkte gehört sich nicht. Haben wir doch schon mal irgendwo gehört. Not really digging it. Not a kind of style I like to listen to. Sorry. Musik, um sie unter Werbefilmchen für wahlweise Smartphones, Autos, nachhaltiges Einkaufen, jugendliche Kontoführung oder Sitzkissen zu packen. Musik, zu der man einen im Fetisch-Milieu angesiedelten Film drehen müsste, um sie zu ertragen. Mir fehlen hierfür Zeit und Mittel. MORGEN Stepkids Christian Steiffen Washed Out Ricardo Kölbach Linus Volkmann Leser Intro Durchschnitt Ø 10, 0 0 Ø 6, 0 0 Ø 6, 4 0 Ø 5 ,7 0 Ø 6,10 Ø 10 5 7 8 9 Früher haben wir in unserer Punkerclique viel Bananarama gehört und dann geheult. Es ist so bescheuert, weil es wahr ist. Und mit Haim wieder möglich. 6,75 10 6 8 9 10 Dass Pop per se links ist, ist eine These, die längst zum Anachronismus vergangen ist. Doch bei Chvrches versteht man noch mal, was gemeint war. Hit und Befreiung! 6,67 10 8 5,5 6 3 Paul, die Angst greift nach mir. Jetzt, wo deine Musik nicht mehr wirkt. Ich fühlte mich damals fast menschlich, wie leicht man sich doch irrt ... 6,67 10 7 7 2 2 Die Übermelodie von »Kids« — hey, dabei hätt’s doch bleiben können. Nein, aus dem Hit leitet man ein Langzeit-Mandat ab. Schwurbel-Progpop braucht doch keine Sau. 6,44 10 9 6 9 3 Idee: Mach doch mal wieder eine gute Platte, Moby! 6,44 10 6 6,5 7 9 Musikalisch sprödere Version von Sleater-Kinney mit Anwandlungen Richtung Joy Division. Du nennst es Depression, ich nenn es Party. 6,28 5 5,5 8 7 Wenn ich das höre, frage ich mich, warum ich nie mit Boy George geschlafen habe. Ach, was mache ich mir vor, damals im Bootshaus war die Gelegenheit. 5,39 10 3 7,5 1 8 Das feiern jugendliche Intro-Player wie die Kollegen Walter und Fassing. Vielleicht sollte ich auch drauf abgehen, allein schon, um es ihnen kaputt zu machen. 5,39 10 4 6 2 9 Das ist eine Ansprache, die ich verstehe. Wie Robyn auf extrem gutem Koks und nachdem sie eine Dose Faxe geschossen hat. Auch abseits der Single: Epic! 5,22 10 7 5 5 Dieser Versuch, sich neu zu erfinden, hat leider nur bedingt funktioniert. Natürlich gibt es einzelne Songs, die herausstechen, das Album als Ganzes verflacht derweil etwas. Boris Fust in seinem Verriss: »Selbst Nullen wie Linus Volk m ann könnten dieses Album am Rechner basteln.« Könnte ich, würde ich aber nie, ich hab Ehre! 1 4,56 Oneohtrix Point Never »R Plus 7« George Michael »Faith« Rick James »Fire It Up« Christian Steiffen »Arbeiter der Liebe« Jacques Brel »Olympia 1964« Bob Dylan »The Times They Are …« DJ Shadow »Endtroducing« Caribou »Up In Flames« Panda Bear »Person Pitch« Enter Shikari »Common Dreads« Does It Offend You Yeah? »Don’t Say We Didn’t …« Arctic Monkeys »Whatever People …« Hüsker Dü »Candy Apple Grey« Robyn »Body Talk« Razzia »Tag ohne Schatten« They’re a trio just like us. They all play and sing, like us. Okay, yes, it is true, we all had sex changes, made this album, then got fixed up again back as men for our German tour. Wow, I am embarrassed I listened to this just on my laptop speakers, they do not even tell you 1/2 of what’s going on in a song. A 10, then, for my own carelessness. I cleared out all the furniture from this hotel that could easily be broken and was about to go H.A.M. up in here, but then I heard some sitar with spoken word and was confused. So MGMT, you get a 10 from us. Remember that favor though guys — can you link us with Dave Fridmann? It would be fun to geek out with him for a few days in the studio. What I love about this is he is still staying true to his sound and not just doing certain electronic-music tricks and turns because they are »of the moment«. If I were in the middle of a real rock’n’roll crowd, sweating, slightly beer-buzzed, in a nightclub with just-decent sound I would be rocking hard to this. 10 What a singing voice!!!!!!!!! I listen to »So Far Gone« and »Take Care« so much that I needed this. BAD. Drake is a drug for me. Nobody like him. This was food and I ate it. It’s interesting how they collab on this record, there are extra writers on a few of the songs. I like that collectivist mentality, in this case it makes party music. Ain’t nobody like Trent. 10’s across the board. Dude has been ahead of his time for so long. Solide gemachter Pop, ist mir stellenweise zu verspielt und macht mich nicht an! Laurens Stimme, besonders ihr Akzent, macht mich angenehm heiß und lenkt wunderbar von der durchschnittlichen Elektronik ab. Episch, poetisch ... sehnsuchtsvoll: Aber warum muss ich stellenweise sogar an Neil Diamond denken? Wahrscheinlich, weil ich generell zu viel an Neil Diamond denke. Kann ich das noch mal hören bitte ... Der hat’s einfach drauf. Sehr schöne Landschaften. Analog anmutende Klänge. Soul. Das macht Freude ... Und eigentlich hab ich Manchester doch so lieb, aber es reicht nicht, einfach mal den Gitarrensound hier und da auf »Joy Division« zu stellen. Auch die Lyrik hat Stellen ... Sehr abwechslungsreich, aber irgendwie zu klinisch. Manchmal irgendwie Jackson, manchmal irgendwie princig, manchmal irgendwie ... Ist mir zu unentschieden. Von wem hab ich das schon mal besser gehört? Ach ja, KanYe West, und den hör ich gar nicht. Zu anstrengend — aus dem Alter bin ich raus ... Ich stehe doch mehr auf den »Ready from the weekend«-Sound! Ich habe großen Respekt vor Herrn Raznor, ihn aber nie weiter verfolgt. Ich werde es auch jetzt nicht tun. Trotzdem oder deshalb: The production sounds really great. I know that the same guy who worked on it, worked on the last Vampire Weekend album, as well as a lot of other stuff that I am fan of. I really like them. I think the songs are very well written and the sound and the production remind me of a more modern version of some 80s synth pop stuff that I really like. It’s not really my cup of tea. That’s definitely what I describe as a singer/songwriter. He is probably a lyricist first and then a musician. But he is good in what he is doing. I am a big MGMT fan and I love the pop stuff and the second record for entirelly different reasons. This new record is definitely as strong as »Congratulations«. I really like »Almost Home«. Strangely enough it reminds me of Bon Iver, it sounds like Bon Iver singing. I never really got into his stuff, but it definitely sounds like Moby. It reminds me of the Dum Dum Girls. I can imagine the live show being good. But there wasn’t enough of that kind of rock energy in the recording. In general I am definitely a fan of that kind of R’n’B stuff that has been released during the last couple of years; like the big Frank Ocean album. But this is not as good. That’s one of my favourites! I am a big fan of this album. We played it almost every night after our shows during our tour in the US. It just sounds like what pop radio is in the States right now. It’s taking many ideas of dance music, like techno and house and stuff, but really making it shiny and bright. A little bit dark for my taste, like that kind of industrial sound. It’s just not my thing. Browsing through it there was nothing that was super catchy. It’s probably good but not for me. Was klingt wie Daughter mit einem Hauch 80s, macht spätestens nach dem vierten Lied großen Spaß. Das Album als Ganzes bietet leider ein bisschen wenig Abwechslung. Super Instrumentale im Stile von M83 und trotzdem ein total abwechslungsreiches Album. Einziger Kritikpunkt geht an die etwas gewöhnungsbedürftige Stimme der Frontfrau. Kann man ganz gut mal nebenher laufen lassen. Mehr halt leider auch nicht. Schöne Stimme, schöne Riffs, insgesamt aber doch eine Nummer zu ruhig und eintönig. Das erste Album fand ich noch super, das zweite grenzwertig, aber was ist das hier denn bitte? Kläglich gescheiterter Versuch, möglichst experimentelle Musik zu machen.. Beginnt mit fantastischen vier Songs und baut dann leider minimal ab. Trotzdem: superdeepes TripHop-Album in guter alter Moby-Manier. Geniale Stimme, ordentlich rockig, bleibt trotzdem leider kaum im Ohr. »Get With Me« kann ich nur empfehlen. Klasse Instrumentale, die Stimmen erinnern mich leider etwas an Jason Derulo und Konsorten. Trotzdem ein gutes, facettenreiches Album. Es gibt schon guten HipHop, das hier gehört definitiv nicht dazu. Schwache Beats, schlechte Raps, nicht mal das Feature mit Jay-Z weiß zu überzeugen. Den Song »I Love It« kannte ich ja schon aus dem Radio und muss sagen, da liefen schon schlechtere Lieder. Leider klingt der Rest des Albums ziemlich gleich und langweilig. 083 BANKS 13.11. Köln, King Georg | 14.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich 20.11. Berlin, Berghain Kantine !!! [ CHK CHK CHK ] 01.11. München, Hansa 39 | 02.11. Berlin, Gretchen 03.11. Hamburg, Knust | 08.11. Köln, Luxor ALUNAGEORGE 06.11. Hamburg, Stage Club |14.11. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld 15.11. Berlin, Bi Nuu | 17.11. Frankfurt/M, Zoom |18.11. München, Strøm BRAIDS 22.11. Hamburg, Aalhaus | 23.11. Berlin, Prince Charles S O H N 06.11. Berlin, Berghain / Certain People | 07.11. Hamburg, Knust S I R S LY 11.11. Berlin, Prince Charles C E R TA I N P E O P L E S O H N | ROOSE VE LT | CL E AN BAND I T 06.11. Berlin, Berghain R O O S E V E LT 02.11. Düsseldorf, New Fall Festival | 06.11. Berlin, Berghain / Certain People 24.11. München, Kranhalle | 25.11. Frankfurt am Main, Nachtleben 26.11. Hamburg, Turmzimmer | 27.11. Köln, Gebäude 9 05.11.2013 HAMBURG, KNUST 06.11.2013 BERLIN, LIDO 08.11.2013 MÜNCHEN, HANSA 39 09.11.2013 FRANKFURT, ZOOM 10.11.2013 KÖLN, GEBÄUDE 9 T H E S E N E W P U R I TA N S 14.11. Berlin, Lido | 19.11. Frankfurt am Main, Mousonturm JULIO BASHMORE 21.11. München, Bob Beaman | 22.11. Berlin, Prince Charles 23.11. Leipzig, Gewandhaus / AudioInvasion LONDON GRAMMAR 05.11. Berlin, Grüner Salon sold out | 06.11. München, Atomic Café WWW.IN TR DU CING.DE DISCLOSURE 03.11. Berlin, Postbahnhof sold out | 04.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich 08.11. Köln, Gloria sold out | 13.03. Leipzig, Werk 2 THE 1975 14.11. Köln, Luxor | 15.11. Frankfurt, Zoom | 18.11. Berlin, Bi Nuu 19.11. Hamburg, Uebel & Gefährlich CUT COPY 03.12. Köln, Gebäude 9 | 04.12. Berlin, Prince Charles C E R TA I N P E O P L E G HOSTPOE T | FE NECH- SOL E R | V V BROWN 05.12. Berlin, Berghain Z E B R A K AT Z 14.11. Berlin, Gretchen | 17.11. Hamburg, Turmzimmer | 18.11. Frankfurt am Main, Mousonturm HUDSON MOHAWKE 23.11. Leipzig, Gewandhaus / AudioInvasion MIGHTY OAKS G GÄSTREALTIS WWW.IN ISTE TR ODUCIN G.DE : LIVE: THOMAS AZIER, DAN CROLL, TUSQ, SLOW MAGIC, SEAN NICHOLAS SAVAGE, DIANA, KID KARATE, PAWWS, SKIING, ALLIE 10.11.2013 BERLIN, POSTBAHNHOF EINLASS: 16:00, BEGINN: 17:00 H ALLE INFOS: WWW.INTRODUCING.DE 01.11. Ulm / Dornstadt, Tanke Dornstadt | 02.11. Freiburg, White Rabbit 04.11. Stuttgart, Keller Klub | 05.11. Darmstadt, Schlosskeller | 06.11. Tübingen, Sudhaus 07.11. Haldern, Pop Bar | 08.11. Berlin, Berghain Kantine sold out CHVRCHES 21.03. Frankfurt, Batschkapp | 24.03. München, Muffathalle | 25.03. Berlin, Astra Kulturhaus M O D E R AT 30.01. Köln, E-Werk THE VIRGINS 29.01. Berlin, Privatclub | 02.02. Hamburg, The Rock Cafe MOGWAI 04.02. Frankfurt, Batschkapp | 05.02. München, Backstage / Werk | 06.02. Berlin, Tempodrom ICONA POP 11.03. Köln, Luxor | 14.03. Berlin, Postbahnhof | 15.03. Hamburg, Mojo Club | 17.03. Frankfurt, Batschkapp | 18.03. München, Muffathalle 14.1 1. Be rli Colu mbia n, halle ALLE INFOS UNTER: WWW.MELTBOOKING.COM MORGEN 085 Intros Liebste Platten Haim »Days Are Gone« Vertigo / Universal Noch mehr battle unter: www.intro.de/spezial/spalter Spalter Die Geschichte von drei putzigen Schwestern, die mit catchy Melodien und viel Charme auszogen, das Gute im College-Radio zu retten. Doch reichen Liebreiz und DNA-Überschneidungen wirklich, um das große Ding zu sein, als das die Band aus L.A. gehandelt wird? Unsere Sommerausgabe #215 Willkommen im Gruselschmückten die drei Schwestern aus kabinett des Checker-KonLos Angeles. Wir konnten einfach sens’. Haim haben es mit »Days Are Gone« geschafft, nicht mehr warten, auch wenn das Album erst im Herbst, also jetzt, erscheinen ein Album aufzunehmen, das so langweilig sollte. Die EPs und Singles im Vorlauf hatten uns ist, dass es niemand wirklich scheiße finden mit ihrem entwaffnenden Pop-Entwurf bereits will oder darf. Einflüsse aus den 80er-Jahren sturmreif geballert. »Days Are Gone« stellt und ab und zu eine Prise 90er-R’n’B à la TLC so auch in keiner Weise eine Überraschung, scheinen offensichtlich über jeden Zweifel sondern vielmehr nur die letztliche Erfüllung erhaben zu sein. Warum überhaupt? Dieser dar. Ein Glück. So schön Teasen und Vorspiel Sound, den irgendwer mal geistesabwesend mit auch sein mögen, irgendwann möchte man ja Folk-R’n’B betitelt hat, mag zwar bei der Single doch die ganze Platte hören. Und die verknüpft »The Wire« noch halbwegs Spaß machen und das Beste an Bananarama und den Bangles ist möglicherweise auch halbwegs tanzbar, aber mit dem Songwriting einer Juliana Hatfield auf ein ganzes Album gestreckt ergibt sich nur – trotz seiner klassischen Erscheinung wirkt ein höchst repetitiver Wust, der mindestens das Ganze dabei an keiner Stelle wie nur ein genauso unspannend ist wie die Geschichte der weiteres Retro-Phänomen. Haim verknoten drei Schwestern, die als Kinder zusammen mit leicht funky 80er-Radiopop mit dem Wissen ihren Eltern auf Wohltätigkeitsveranstaltunund Sounds aus dem Hier und Jetzt. Charmant, gen aufgetreten sind und nun ihr eigenes Ding pointiert und zwingend. Darauf einschlagen zu machen. Schnarch. Hätte man wenigstens den wollen ist ja skandalös. Motown, den man damals coverte, ein wenig mit einfließen lassen, wäre das Album vielleicht Linus Volkmann noch interessant geworden. Stattdessen gibt es leider nur Hipster-Pop für die Massen. Schade. Florian Genau Arcade Fire 01»Reflektor« »Days Are Gone« 02Haim Halo »Chance Of Rain« 03Laurel Drake »Nothing Was Same« 04The Pop »This Is ...« 05Icona »Legacy« 06Eminem Brot »3 is ne Party« 07Fettes Shade »Eve« 08Booka »Vapor City« 09Machinedrum Chance »Sadnecessary« 10Milky Lesers Liebste Platten »Hinterland« 01 Casper Uhlmann »#2« 02Thees Ferdinand »Right Thoughts, …« 03Franz »Settle« 04Disclosure »Tales Of Us« 05Goldfrapp »Friends And Enemies« 06Abby Weekend »Modern Vampires …« 07 Vampire Sportfreunde »New York, …« 08Stiller Naked And Famous »In Rolling …« 09The Schneider »Sommer, Sonne, …« 10Helge Schickt eure Top 10 an Intro, Venloer Str. 241245, 50823 Köln oder an [email protected]. Verlo sungsgewinne winken! 086 MORGEN 65daysofstatic »Wild Light« Birth Control »Two Eggs – Two Concerts« Superball / Universal mig / Sony Sog / Wucht / Instrumental Es ist kaum zu glauben, aber der Tidenhub, den 65daysofstatic mit ihrem so hochintensiven wie einzigartigen Stil nun auch schon seit 2001 erzeugen, nimmt mit jeder Veröffentlichung an Wucht zu. Auch auf ihrem sechsten Album amalgamiert die Band aus Sheffield Postrock, Drone und Electronica zu einem an- und abschwellenden, soghaften und hypnotischen Instrumentalsound, der aufwühlt, ohne zu brüllen, und dessen monumentale Erhabenheit keinerlei Pomps bedarf. Brodelnd, schabend und schleifend, bei allem Karst, bei aller elementaren Macht seltsam fragil, finden sich auch hier die typischen 65daysofstatic-Strukturen und -Intervalle, werden sämtliche Kennwerte bedient. Trotzdem, und dies ist die wundersamste Leistung des Quartetts, klingt nichts vorhersehbar oder gar routiniert. Gewiss, es gibt Musiker, die ähnlich eindrucksvolle Geschichten ohne Worte erzählen. Aber es gibt mit 65daysofstatic nur eine Instrumentalband, die wirklich unverzichtbar ist und deren Verlust einer kulturellen Katastrophe gleichkäme. Ulf Imwiehe Hardrock / Ewigkeit / Provinz Es muss der Zeitgeist nur noch einen winzigen Schluckauf tun, und Hardrock ist wieder der angemessene Sound der Jetztzeit. Moderne Smartphones sind mittlerweile so leistungsstark, dass sie beliebig lange Schlagzeugsoli speichern können, dank Telearbeit haben die Menschen heute so viel Freizeit, dass sie schon am frühen Nachmittag ein LiveDoppelalbum von Birth Control durchhören können. In Berlin sind Clapton und Hendrix ja gerade das neue Ding in der Schwabengastro. Die Zeit ist nah. »Two Eggs« versammelt »Two Concerts« mittelschwerer zeitgeschichtlicher Bedeutsamkeit: 1977 feierte Bassist Horst Stachelhaus sein Debüt in der Stadthalle Korbach, 1983 spielten Birth Control in der Hamburger Fabrik, ehe sie nach Iserlohn, Brohl und Bad Zwischenahn weiterzogen. Das auf den damaligen Bühnen vorgenommene Geballer wirkt aus heutiger Sicht omnipotent genug, um die jammervollen Dekaden der Indie-Schwermut und des Neofolk-Geschnarches für immer vergessen zu machen. Die nächsten Konzerte dieser niemals endenden Tournee finden in Speyer, Oldenburg und Bremen statt. Man wird noch viel hören von dieser Band. Boris Fust Best Coast »Fade Away« Jewel City / K abel Label Services / Rough Trade Noisy / Warmth / California Bethany Cosentino, die eine Hälfte des Duos Best Coast, sang auf ihrem ersten Album »Crazy For You« so schön herzergreifend und leidend: »The other girl is not me / She’s prettier and skinnier / She has a college degree / I dropped out when I was 17« und gewann damit sofort das Herz der Hipster-Musik-Blogger sowie die Aufmerksamkeit der Hipster-Kette Urban Outfitters, für die sie eine eigene Kollektion entwarf. Zusammen mit Kollege Bobb Bruno verfolgt Cosentino musikalisch weiterhin das Thema Liebes- und Lebensleid, gekleidet in eingängige Melodien und begleitet von lärmigen und surfigen Countrypop-Klängen, die man so ähnlich bereits von den Vivian Girls kennt. Als Inspiration geben die Musiker nun weniger niedliche Musiker wie die Country-Legende Patsy Cline an, die bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Andere Referenzpfeile werfen sie zudem auf My Bloody Valentines Lärmmelodien und Mazzy Star, die mit ihrem melancholischen Countrypop auch gerade ein Comeback-Album herausgebracht haben. Kerstin Kratochwill Black Hearted Brother »Stars Are Our Home« Sonic Cathedral / Al!ve Fuzz / Dunkel / Space-Shoegaze Dass eine Band aus der Erbmasse von Mojave 3 und Slowdive nicht nach Ballermann klingt, überrascht nicht. Sollen andere auf die Pauke hauen, Black Hearted Brother finden ihr Glück in der Finsternis. Mit somnambuler Unaufgeregtheit und viel Fuzz und Hall evoziert die Band eine weite, leere Nacht, skizziert Suchbewegungen und Rufe in ein Dunkel, von dem man nie weiß, was darinnen wohnt und vielleicht erwacht. Angst? Vielleicht. Doch egal, was dort lauert, es kann nur besser sein als das kalte, graue, sich ins Unendliche dehnende Jetzt, solange es nur Farbe hat und Formenreichtum. Zwischen Space Shoegaze und »Twin Peaks«Vibes singen Black Hearted Brother ein Klagelied auf die Gewöhnlichkeit, die uns in unseren unbefriedigtsten Momenten gefangen nimmt, von der wir uns jedoch zu gerne heimlich trösten und domestizieren lassen. Wir müssen raus aus diesem Ruheraum, aus der Stasis, aus dieser elenden Schwere! Black Hearted Brother wei- sen uns den Weg. Ins Dunkel, sicher. Aber wer weiß, vielleicht gibt es dort nie zuvor gesehene Gestirne. Ulf Imwiehe Bon Homme »A Life Less Fancy« Motor / Edel Electropop / Däne / Vernünftig Elektronische Popmusik aus Dänemark hat mittlerweile Tradition: Trentemøller, When Saints Go Machine, WhoMadeWho und der eine oder andere Nachwuchs – das ist schon eine sehr lebendige Musikszene. Andererseits ist vieles von dem, was diese Künstler zuletzt herausgebracht haben, leider im Mittelmaß stecken geblieben. Und das zweite Soloalbum von Tomas Høffding alias Bon Homme, sonst Bassist von WhoMadeWho, macht da keine Ausnahme. Das Album handelt vom Erwachsenwerden, davon, sein Ego zu überwinden und Verantwortung zu übernehmen – und ist darüber ganz schön langweilig geworden. Ein wenig düster hier, ein wenig poppig dort, und alles in Maßen und wohl geordnet. Dagegen kann man eigentlich nichts sagen, schließlich pegelt sich das Leben mit den Jahren so ein – der Titel ist da Programm –, aber letztlich möchte man das Album doch einmal kräftig schütteln, alles ein wenig durcheinanderbringen und ein paar Emotionen herauspurzeln sehen. Die Ideen sind da, das Können auch, leider nur hat sich der gute Mann offensichtlich allzu sehr in seinem Leben eingerichtet. Schade eigentlich. Henje Richter Booka Shade »Eve« Embassy Of Music / Warner / VÖ 01.11.13 House / Handwerk / Establishment Funktionale Housemusik ist etwas sehr Schönes. Denn man kann dazu tanzen. Walter Merzinger und Arno Kammermeier sind als Booka Shade und als Produzenten für andere schon lange genug unterwegs, um zu wissen, wie man die Beats richtig baut und Tracks entwickelt und variiert. Zwar gab’s mit ihrem fünften Album anfangs ein paar kreative Probleme, diese ließen sich aber in Manchester lösen, nämlich in den Eve-Studios, daher auch der Titel. Doch man hört die Mühe nicht, soll man ja auch nicht, ist schließlich Unterhaltung. Da sind wir dann auch schon am Knackpunkt, denn die Innovationskraft und der künstlerische Ausdruck halten sich doch arg in Grenzen. Aber Booka Shade haben ja auch niemandem mehr was zu beweisen. Schon länger im Establishment angekommen, wird letztlich eine weitere überzeugende Platte mit lauter Kollaborationen – Fritz Kalkbrenner, Azari & III und Andy Cato MORGEN Die Wahrheit #28 Nirgendwo wird die Wahrheit mehr zurechtgebogen als im Musikjournalismus. Intro übersetzt typische Phrasen ins wirklich Gemeinte. gesagt »Echt stark, dass auch eine so coole und angesagte Band dieses Jahr ein Weihnachtsalbum vorlegt.« gemeint »Ex-cool und ehemals ange sagt ab jetzt, versteht sich …« (Groove Armada) – abgeliert, die Beine zum Tanzen und Köpfe zum Nicken bringen wird. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Henje Richter Chase And Status »Brand New Machine« Virgin / Universal Rave / Disco / Charts Das letzte Album hatte in puncto Sound und prominentem Featuring so einiges weggeblasen. Selbst in Deutschland waren die umtriebigen Engländer zu hören, auch wenn der Pogo-Electro-Pop-Rap hier sonst keine so große Sache darstellt wie auf der feierwilligen Insel. Dennoch spielte das Duo vor etlichen Jahren beim Melt!-Sonntag auf einer Strandbühne gegen den Headliner Pulp an. Und ohne auf Jarvis Cockers Aura pissen zu wollen, Chase And Status gelang es, die Britpop-Ikonen locker in die Tasche zu stecken. Mehr Leute, mehr Stimmung. Punkt. Nun also der Nachfolger des Durchbruch-Albums, und man merkt sofort eine neue Elder-Statesman-Attitüde. Anstelle des fast schon punkig wahnsinnigen Stilmixes des Vorgängers wusste man diesmal offenbar genau, welchen Sound und welchen Style man bedienen wollte: mehr Song, mehr R’n’B, mehr chartstaugliche Nummer, weniger Gebollere. Heraus kam so eine Mischung aus (britischem) Rave, modernen Sounds und schwarzer Disco. An einigen Stellen ist es vielleicht zu cheesy, zu sehr Snap!s »The Power« – aber wer in die Breite gehen will, darf da keine Berührungsängste haben. Und solche sind den beiden einfach komplett fremd. Linus Volkmann 087 Cheatahs »Extended Plays – EP Collection« Hang zum Anachronistischen: die Liebe zum düsteren Psychedelic Rock der 70er und zum Noise-Rock/Pop der 90er. Das klingt erst mal Wichita / Rough Trade verspult, macht aber auf Albumlänge aufgrund Multikulti / Noisy / Shoegaze der mäßig eingestreuten kontrollierten SprenDas Release der ersten bei- gungen richtig Bock. Antesten! Lieb haben! den EPs von Cheatahs über Holger Wendt Wichita Records dürfte eine der ersten schönen musikalischen Überraschungen des Frühjahrs 2013 sein. Die Band um Sunday Best / Pias / Rough Trade den charismatischen Kanadier Nathan Hewitt Diskrepanz / Glitch / Grime und den Dresdner Drummer Marc Raue kann Während das britische man ganz ungeniert als den hoffnungsvollsten HipHop/Grime-Duo Dan Vertreter des Indierock 2013 bezeichnen. Völlig Le Sac vs. Scroobius Pip losgelöst vom zeitgeistigen gefühlsduseligen produktionstechnisch von Befindlichkeitspop, der allenthalben immer Anfang an seiner Zeit vonoch grassiert, besinnt sich das in London loraus war, krankte das Gegierende internationale Quartett (ein Kanasamtbild doch immer ein dier, ein Amerikaner, ein Engländer und ein wenig an dem Potenzial von MC David Meads Dresdner) auf die Wurzeln dessen, was in den alias Scroobius Pip. Denn wann immer Produfrühen 90ern druckvollen, von Grunge und zent Dan Le Sac an den Reglern recht versiert Shoegaze beeinflussten Gitarrenrock ausmach- die Takte auseinandernahm und wieder zu te – ohne dabei zu sehr in die Retro-Falle zu etwas zusammensteckte, was die meisten wohl tappen. Swervedriver, The Posies oder auch Glitch-Hop nennen würden, hinkten Meads’ Dinosaur Jr lassen per Post zwar grüßen, doch eher schmalbrüstig vorgetragenen Zeilen trotz selten hat eine Band so charmant und gekonnt einwandfreier Technik und inhaltlicher Raffiden Bogen von Nirvana zu My Bloody Valentine nesse stets ein wenig hinterher. Auch »Repent geschlagen wie Cheatahs. Wem nach der ganzen Replenish Repeat« leidet an dieser Diskrepanz, Weichspülung des Indiepop mal wieder nach die sich ein wenig anfühlt, als würde man auf wirklich gutem noisy Gitarrenrock gelüstet, einem hochgerüsteten »Alienware«-PC (siehe dürfte in den Cheatahs definitiv neue Helden Sheldon Coopers Ausstattung in »Big Bang finden. »Extended Plays« ist dabei nur der Ap- Theory«) lediglich »Minesweeper« spielen. petizer, das von Gil Norton (Pixies, Radiohead, Philip Fassing Foo Fighters) produzierte Debütalbum erscheint in diesem Sommer. Benedikt Ruess Dan Le Sac vs. Scroobius Pip »Repent Replenish Repeat« Spektakel Crystal Antlers »Nothing Is Real« Innovative Leisure / Al!ve Anachronismus / Psych / Noise Zugegeben: Die Beziehung von Intro zu den TouchAnd-Go-Stylern Crystal Antlers ist arg strapaziert. Ihr Debüt wurde als Testosteron-unterfüttertes »Schweiß- und Muskelmonstrum« abgestraft, das am besten im Bikertreff aufgehoben sei. Das war 2009. Seitdem ist eine Menge Wasser den Rhein hinuntergeflossen. Will sagen: Die Jungs haben eine zweite Chance verdient. Bereits 2011 befreiten sie sich mit dem Longlayer »Two-Way Mirror« aus der Muckerfalle. Die Pole kreisten stattdessen vielmehr um Psychedelic, Lo-Fi und Noise. »Nothing Is Real« führt diesen Weg sukzessive fort. Es scheint, als hätten die Wahlkalifornier aufgehört, ihre durchaus hörenswerten Songs für Classic-Rock- und Heimorgel-Liebhaber zu komponieren. Vorbei ist die Tyrannei der erbärmlichen Muckergesten. Was bleibt, ist der Kevin Devine »Bulldozer« & »Bubblegum« Big Scary Monsters / Al!ve Emo / Indie / Isobel Die Älteren werden sich erinnern: Vor inzwischen fast 15 Jahren war Kevin Devine Sänger und Mastermind der großartigen 90er-EmoBand Miracle Of 86. Es folgten diverse Soloalben und die Entwicklung hin zum folkigen Singer/Songwriter, auch wenn Devine – im Gegensatz zu anderen Vertretern des Genres – seine musikalischen Wurzeln stets im hörbaren 088 MORGEN Bereich ließ. Jetzt kommt er mit gleich zwei parallel erscheinenden Alben zurück. Verdammt eindrucksvoll: Auf »Bubblegum« – produziert von niemand Geringerem als Brand News Jesse Lacey – findet Devine den Weg zurück zum alten Band-Sound, teilweise – für seine Verhältnisse – hart, laut und direkt. Kein Wunder, setzen sich seine Backgroundmusiker The Goddamn Band doch aus alten Miracle-Of-86-Veteranen zusammen. »Bulldozer«, Album Nummer zwei, dagegen dürfte vor allem all denen gefallen, die Kevin Devine in den letzten zehn Jahren kennengelernt haben: Klassische Folksongs halten sich die Waage mit catchy Popballaden, die Isobel Campbell (Belle & Sebastian) mit ihrer Nachtigallenstimme zusätzlich veredelt. Finanziert wurde das Ganze übrigens durch die Crowdfunding-Site Kickstarter. Ein Miracle of 2013 sozusagen. David Schumann Die Goldenen Zitronen »Who’s Bad?« Buback / Indigo / VÖ 27.09.13 Kritik / Haltung / Korrektiv »Es ist einfacher, sich das Ende der Welt vorzustellen als das des Kapitalismus«, schreibt der britische Kulturtheoretiker Mark Fisher in seinem Buch »Kapitalistischer Realismus«. Doch solange Die Goldenen Zitronen noch Musik machen, ist das gar nicht nötig, möchte man entgegnen. Denn eine intelligentere und treffendere Kritik an den Verhältnissen, wie sie die seit fast 30 Jahren bestehende Band aus Hamburg auch auf ihrem neuen Album »Who’s Bad?« übt, ist selten. »Privates muss politisch sein«, heißt es an einer Stelle und bringt den Anspruch auf den Punkt: die vom System vorgegebene Alltagsrealität zu sezieren, um deren unterdrückerische Elemente freizulegen. Beim Song »Echohäuser«, der mit seinen Versatzstücken aus linken Parolen das Potenzial zur Anti-Gentrifizierungs-Hymne hat, verzeiht man den Zitronen auch die bisweilen holprigen Bassläufe und pappigen Drums. Denn in einer Zeit, in der man Gesellschaftskritik oft mit zynischer Distanz begegnet, ist diese Band ein notwendiges Korrektiv für eine entpolitisierte Gesellschaft. Philipp Rhensius (und allerlei Liebschaften sowieso) thematisiert wird, steht Drake noch lange nicht über dem System US-Rap, dessen Unterwanderung ihm gerne zugeschrieben wird. Und doch ist das Gesamtpaket, inklusive des exzellenten instrumentalen Unterbaus, wieder dermaßen stimmig ausgefallen, dass man »Nothing Was The Same« auch einfach getrost als großes PopAlbum feiern darf. Philip Fassing Drake »Nothing Was The Same« Merge / Cargo Universal Soft / Smart / R’n’Rap Dem kanadischen Rapper und Sänger Drake kommt international vielleicht die Bedeutung zu, die man hier im kleineren Maßstab einem Casper zuschreiben würde. Will heißen: Jedes neue Album eint bereits ungehört den großen Konsens für sich, ruft ob seines umfassenden Zuspruchs gleichzeitig aber mindestens genauso viele Hater auf den Plan. Wen wundert’s, Angriffsfläche bieten die Inhalte des wahlweise reimenden, singenden oder gar beide Ausdrucksformen vermischenden Künstlers seit jeher, etablierte dieser doch jene neue »Softness« im US-Rap, ohne die es Gleichgesinnte wie The Weeknd oder Frank Ocean in dieser Form heute vielleicht gar nicht gäbe. Dennoch sollte man nicht der naiven Illusion erliegen, hier ausschließlich einem der »Guten« zu lauschen. Denn bei aller vermeintlichen Ehrlichkeit, mittels der auch wieder auf »Nothing Was The Same« das Hadern mit dem eigenen Fame Future Bible Heroes »Partygoing« Champagner / Statt / Wasser Partygoers dieser Welt! Euer Leben ist vergänglich. Ihr labt euch am Moment. Am Rausch. An der Unwiederbringlichkeit der Jugend. Seht eure Apostel. Seht die Future Bible Heroes und hört ihre Worte: »Children, drink nothing but champagne. It makes life shorter than drinking water.« Das Leben, das nach BAföG kommt, ist geprägt von Schweiß und Verpflichtung. »Let’s go to sleep and never come back.« Wenn es mal so einfach wäre! Genug der Phrasen, das Prinzip der Future Bible Heroes ist begriffen: Moral wird pervertiert und auf links gedreht. Der Mann in Robe ist ein Scharlatan und Misanthrop. Sein Name: Stephin Merritt (The Magnetic Fields). An seiner Seite: die herrlich morbide Claudia Gonson. Vor ihnen steht ein Leierkasten, mit dem sie die Partygoers zu verwirren versuchen. Aus seinen Boxen dringt knatschiger Lo-FiSynthie-Pop in Dur und Moll. Nicht immer genießbar, aber oftmals schwungvoll und völlig mit Zuckerguss gesättigt. Holger Wendt MORGEN Zauber / Pop / Stöhn Ein bisschen schade wird man es ja schon finden dürfen, dass so großartige deutschsprachige Acts aus den Neunzigern wie zum Beispiel die Lassie Singers oder auch Guz’ Hauptband Die Aeronauten es so gar nicht in einen größeren Kanon außer dem der Spezialisten geschafft haben. Schande über den Mainstream. Doch dieses erneute Soloalbum ist zu schön, um es über einen Mangel zu transportieren. Guz konzentriert sich hier mehr auf die sanften Momente, auf das leise Stöhnen – ohne aber seine Pop-Brillanz daheim gelassen zu haben. So reiht sich, man muss es einfach so sagen, Hit an Hit. Und wenn er »Hey Jude« von den Beatles zitiert, weiß die lichte Spezialistencrowd, dass Domino / GoodToGo der freundliche Schweizer damit eigentlich Die Satan / Alterswerk / Hundegebell Da ist man mal wieder auf Aeronauten und deren Zitat des Songs zitiert. Alles ein Traum. Wohl dem, der jenseits des einem Konzert gelandet Mainstreams schläft. und fragt sich, was einen Linus Volkmann dazu gebracht hat – nein, nicht als Kritik, sondern so rein musikalisch gesehen. Und ich muss spontan an Hüsker Dü denken, was absurd ist, da ich an Hyperdub / Cargo die schon lange nicht mehr gedacht habe. Und Ambient / Techno / Impro dann fällt mir dieses eine schnarchlangweilige Improvisation ist in Jazz Bob-Mould-Konzert ein, und dass Grant Hart oder Klassik ein gängiges immer der Coolste der Band war. Die neue Platte Format, in anderen Musik- bestätigt mich in diesem Eindruck. Themabereichen aber selbstver- tisch hat er sich darauf des viel beschworenen ständlich auch vertreten. Gedichts von John Milton, »Paradise Lost«, »Chance Of Rain«, das angenommen. Inspiriert von der melancholizweite Album, das die US- schen Stimmung, schrieb Hart ein Doppelal- Grant Hart »The Argument« Laurel Halo »Chance Of Rain« MIRIAM BRYANT 14.11.13 15.11.13 17.11.13 18.11.13 20.11.13 21.11.13 22.11.13 23.11.13 STUTTGART MÜNCHEN BOCHUM FRANKFURT KÖLN HAMBURG DRESDEN BERLIN RADICAL FACE 19.11.13 20.11.13 21.11.13 23.11.13 24.11.13 25.11.13 KÖLN BERLIN HAMBURG OFFENBACH HEIDELBERG MÜNCHEN TICKETS UNTER 0 18 06 - 570 060 WOODKID 31.10.13 10.11.13 11.11.13 06.03.14 07.03.14 08.03.14 10.03.14 11.03.14 DÜSSELDORF DRESDEN BERLIN HAMBURG OBERHAUSEN KÖLN MAINZ MÜNCHEN ASGEIR 26.11.13 27.11.13 29.11.13 30.11.13 01.12.13 02.12.13 (0,20 €/Anruf, Mobilfunkpreise max. 0,60 €/Anruf) AGNES OBEL HAMBURG MÜNSTER BERLIN DRESDEN MÜNCHEN KÖLN 18.10.13 31.10.13 04.11.13 07.11.13 08.11.13 12.11.13 13.11.13 14.11.13 12.12.13 03.01.14 OLDENBURG FRANKFURT FREIBURG STUTTGART HEIDELBERG ERLANGEN KÖLN DORTMUND HAMBURG BERLIN bum, das eindeutig sein Alterswerk einläutet. Viel ist hier Altherren-Pop, zu dem man sich aber gerne bekennen darf. Deepes Intro, danach Americana, Alternative und auch mal kunstvoll Singer/Songwriter (»The Argument«). Und trotz der teilweise fast schon freundlichen Melodien steht auf textlicher Ebene der Nihilismus wie eine Wand: Kein Wille triumphiert! Lars Fleischmann Dave Hause »Devour« Rise / Cargo Versuchen / Versagen / Verzweifeln Es mag vielleicht daran liegen, dass er seinen Teil an Rotzigkeit schon zur Genüge in Punkbands wie The Loved Ones oder Paint It Black ausgelebt hat ... Wo sonst wäre der Grund dafür zu suchen, dass Dave Hause bei seinem zweiten Solowerk größtenteils auf alle rauen Ecken und Kanten verzichtet, die man erwartet hatte. Stattdessen findet sich auf »Devour« ein Sound, der sich manchmal einfach nicht sicher ist, ob er lieber wie die Counting Crows oder wie Billy Bragg klingen mag. Abgesehen davon zeigt sich auf »Devour« vor allem, dass Dave Hause ein talentierter Songwriter ist. Themen wie die generelle Verzweiflung, die einem im Leben so oft begegnet, oder der zerborstene amerikanische Traum werden mit dieser unterschwelligen Bitterkeit beschrieben, die so schön ist, dass man sich fragt, woher dieser Mann mit 35 Jahren schon einen so abgeklärten Blick aufs Leben hat. Kleine Ausrutscher wie der grässlich schmierige Mitsing-Teil am Ende von »The Shine« seien dafür locker verziehen. Florian Genau TINA DICO 30.10.14 31.10.14 01.11.14 03.11.14 04.11.14 05.11.14 06.11.14 08.11.14 09.11.14 10.11.14 WWW.SELECTIVEARTISTS.COM BERLIN FLENSBURG BREMEN HAMBURG KÖLN STUTTGART DORTMUND ZÜRICH (CH) MAINZ MÜNCHEN JAMES VINCENT MCMORROW 08.02.14 14.02.14 15.02.14 17.02.14 18.02.14 DORTMUND MÜNCHEN FRANKFURT BERLIN HAMBURG A DIVISION OF A.S.S. CONCERTS Ritchie / Rookie / Cargo / VÖ 08.11.13 Elektronikkünstlerin Laurel Halo offiziell unter ihrem eigenen Namen veröffentlicht, ist nun eine Studie in Techno-Improvisation. Und wie bei Improvisationen üblich, sind die von einem Klavier-Intro wie -Outro eingerahmten sieben Stücke definitiv etwas für Fortgeschrittene: Es klackert hier, blubbert dort, dann taucht ein Beat auf, nur um gleich darauf wieder unterzugehen. Man muss schon genau hinhören, um Genuss an der Technik oder dem Spiel mit den Detroit-Techno-Traditionen zu finden. Tanzbar ist das natürlich nicht, letztlich aber leider auch nicht interessant genug, um es konzentriert auf dem Sofa anzuhören. Laurel Halo wird immer mal mit Daniel Lopatin (Oneohtrix Point Never) verglichen, zu dessen experimentellen Visionen hier dann aber doch eine ganze Menge fehlt. Henje Richter SELECTIVE ARTISTS Guz »Der beste Freund des Menschen« 089 090 MORGEN Spektakel ein Produzent, der mit geringsten Mitteln und reinen Ahnungen von Struktur eine unwahrscheinlich sinnliche Musik komponieren kann. Der Songs schreiben und sie in ein anregendes Ambient-Gewand stecken kann. Ergo: Wozu ein Prince viel braucht, reicht Kwes. wenig. »Ilp« unterstreicht sein Riesentalent, das ihn eigentlich ganz an die Spitze führen müsste. Vielleicht schon mit diesem Album. Christian Steinbrink Julia Holter »Loud City Song« Domino / GoodToGo Kwes. »Ilp« Warp / Rough Trade Bastelei / Genie / Dubstep Was für ein Musiker muss das sein, der schon via Debütalbum seiner mit zwei EPs mühsam aufgebauten Fanschar genussvoll vor den Kopf stößt? Eigentlich kann das nur jemand sein, den Eindeutigkeit schreckt, der gleichzeitig selbstbewusst und getrieben ist und der keine Zeit verlieren will. Wir kennen den Briten Kwes. nicht persönlich, deshalb ist diese Einschätzung weder wider- noch belegbar. Was wir aber erkennen, ist, dass sein Albumdebüt »Ilp« gleichzeitig eine große Enttäuschung und Offenbarung ist, denn jeder, der seine vorangegangenen EPs mochte, wird einen angemessenen Anteil rhythmusgetriebener Stücke vermissen, Songs, denen ein Beat ordentlich Fleisch auf die Rippen gibt. Gleichzeitig sind unter den fragil aufgebauten, von dubsteppigem Hall und einem sehnsüchtigen Soulgesang bestimmten zehn Liedern reihenweise Geniestreiche. Kwes. ist Kammerspiel / Pop / Drama Bereits bei den ersten Klängen kommt einem ein bestimmter Name in den Sinn: Stina Nordenstam. Genauso fragil und entrückt wie die mysteriöse Schwedin klingt Julia Holter auf ihrem dritten Album »Loud City Song«. Der Titel erschließt sich bei den zarten, experimentellen und filigranen Songgebilden nicht auf Anhieb. Die Künstlerin selbst erklärt, dass er auf Colettes Roman »Gigi« zurückzuführen sei. Ihre Faszination für dieses JahrhundertwendeSternchen zwischen Einsamkeit und Gesellschaft war für Holter die Triebfeder. Im Grunde besingt sie auf dem Album in jedem Lied die schwierige Frage: Soll man sich zurückziehen oder in die laute Welt stürzen? In ihrer Heimatstadt Los Angeles hat die 28-Jährige beides zugleich, wie sie sagt, denn in der HollywoodStadt könne man einfach »unsichtbar« sein. Im Prinzip wagt Holter auf »Loud City Songs« genau dies: Sie selbst will nicht sichtbar werden, die Musik soll für sich alleine sprechen. Song für Song baut Holter ihren Kammerspiel-Pop auf, der sich von anfänglicher Zartheit hin zu Synthiegeschwängertem auswächst und mit Cello, Saxofon und Chor-Gesang dramatisch variiert wird. Auf »Horns Surrounding Me« ist dieses wagemutige Experiment besonders gelungen: Sakrale Klänge treffen auf moderne Popmelodien. Kerstin Kratochwill Icona Pop »This Is ...« Atlantic / Warner / VÖ 08.11.13 Girlpower / Autoscooter / Wahn Wie es klingt, wenn sich zwei junge Schwedinnen – die eine gerade vom Freund verlassen, die andere nach misslungener Bierpong-Trampolin-Aktion endlich wieder ohne Gips – im Suff kennenlernen und beschließen, gemeinsam Musik zu machen? Die Frage beantworteten Aino Jawo und Caroline Hjelt 2012 mit »I don’t care / I love it«. Zeilen, die 90er-RevivalZeitgeist, Girlpower für die EDM-Generation und Kirmes-Spirit gleichzeitig verkörpern. Bleiben wir bei diesem Szenario, sind Icona Pop wohl die Dampfwalze unter den Autoscootern: »I crashed my car into a bridge / I don’t care ...« Der Song (geschrieben von Charlie XCX) birgt für das Debütalbum »This Is ...« natürlich ein gewisses Risiko, und es erfordert Mut (oder ist es Trotz?), gerade diesen als Aufmacher zu wählen. Tatsächlich gelingt es dem Duo aber, abgesehen von ein paar Durchhängern, das Level an Endorphin-geschwängertem Wahnsinn zu halten: Die reizvolle Grenze zwischen gutem und schlechtem Geschmack wird waghalsig ausgelotet, und Songs wie »All Night« oder »Ready For The Weekend« besitzen ähnliches MORGEN Spektakel Infamis »Im Westen der Himmel« Hymnen-Potenzial. Im Gegensatz zu den elf Tracks, die für Körper und Seele Stress pur dar- Wenders Music / Rough Trade stellen, spürt man zwischen Aino und Caroline Kino / Poncho / Banjo Harmonie. Die beiden scheinen sich besonders Selbst wenn Wim Wenin einem Punkt einig zu sein: nichts zu ernst ders einen schlechten Film nehmen – außer vielleicht das Spaßhaben. dreht, beweist er immer Jenny Weser Geschmack für gute Musik. Sein überambitionierter Streifen »Bis ans Ende der Welt« (1991) etwa kam in Begleitung von einem schönen SoundtrackVertigo / Universal Album mit Songs von Nick Cave, Crime And Krätze / Bratzen / Schnappi The City Solution und Can. Vor zwei Jahren Alles klar, das sind doch nun gründete der Regisseur seine eigene Platdiese Mittelalter-Vögel, tenfirma, Wenders Music, um zunächst einmal die wir dick bebrillten den Score seines jüngeren Werks »Pina« zu Hipster hier sonst immer veröffentlichen. Irgendwo unterm Himmel über belächeln. Doch in #216 Berlin muss er dann auf Infamis gestoßen sein; tauchten sie bei Doc Intro die bereits 1987 gegründete Band hatte sich zwar mit schwerer Tour-Krätze schon in Szene-Kreisen einen Namen gemacht, auf und ließen sich behandeln. Sehr lustig, muss einem größeren Publikum war sie jedoch noch man ihnen lassen. Insofern ... okay, dann doch nicht bekannt. Wenders fand Gefallen an deren auch mal in dieses x-te Album hier reingehört. Musik, die sich zwischen Americana, SpaghettiUm dort Folgendem zu begegnen: Kinderlieder- Western-Soundtracks und Chanson bewegt. Melodien, aufgedröhnt durch cleane, aber sehr »Großes Kino« heißt der Opener und ist es, in bratzige Rammstein-Bratgitarre, und dazu im- Pop übertragen, auch tatsächlich. Mit einem mer noch diese Trademark-Instrumente aus Kafka-Zitat (»im Kino gewesen, geweint«) hebt dem Schokoladen- oder Hexenjagdmuseum. der Song an und bewegt sich dann über einem Textlich erzeugt die Band aus Berlin die Illu- manischen Galopp-Beat und in einen fetten sion oder besser die Schreibwerkstatt-Kulisse Soundponcho gehüllt nach vorne, bis vor dem von schwerem Tiefgang. Das allgegenwärtige inneren Auge in Cinemascope-Breite »The End« Pathos unterstreicht diesen Umstand, allerdings aufzieht. Etwas ruhiger beziehungsweise kamergänzen die Texte bei genauerem Hinhören merspielartiger kommen dagegen die Songs einfach nur perfekt die Kinderlied-Melodien. »Verrat«, »Keith«, »Lied ohne Wert« und »Auf Zwischen Rockbratzerei und markigem Gegrolle Grund« rüber, die textlich und musikalisch eine in »Wege ohne Namen« verbirgt sich hier eins Nähe zu Franz Josef Degenhardt, Element Of a »Schnappi, das kleine Krokodil«-Pop – bloß Crime und Nils Koppruch aufweisen. Nennen eben als authentische Mittelalter-Travestie zu- wir es Bänkelsänger-Country-Chanson. gekleistert. Frank Schuster Linus Volkmann 091 In Extremo »Kunstraub« King Khan & The Shrines »Idle No More« Merge / Cargo Soul / Feuer / Darkness Warum überhaupt noch andere Musik hören? Eine berechtigte Frage, wenn man das neue Album von King Khan & The Shrines auflegt und die Anlage laut dreht. Dass die Wahlberliner und ihr psychedelisch aufgeheizter Garagen-Soul zu ausgelassener Freude taugen, war klar. Wie leidenschaftlich und hitsicher sie dabei auch vierzehn Jahre nach Gründung und zahlreichen ausverkauften Konzerten sind, verdient Applaus. Hier ruht sich niemand auf dem Szeneheldenstatus aus. »Idle No More« überholt das gängige Promogewäsch vom »besten Album, das die Band jemals gemacht hat« mit einem lässigen Hüftschwung und entflammten Tanzschuhen. Schweißporen auf, der Groove ist im Haus. Die Bläsersektion jubiliert, während der Bass bei ungehobeltem Uptempo-Soul wie »Bite My Tongue« oder »Luckiest Man« den Tanzboden ausrollt. Und in der Mitte des Albums PRÄSENTIERT VON L ANDSTREICHER BOOKING & EINSPLUS PRÄSENTIEREN BIELEFELD AUSVERKAUFT! HE M M O O R AUSVERKAUFT! BERLIN A L L I G ATOA H × S A M × V I E R KA N T T R E T L AG E R R O B LY N CH × DAG O B E R T × T EE S Y & WEI T E R E ACT S F O LG E N I N KÜ R Z E W W W. Z U H A U S E F E S T I VA L .D E S CHWÄ B I S CH G M ÜND 092 MORGEN hat der König mit »Darkness« dann noch eine Fallgrube aus Blues und Gospel installiert. Ein Ausflug in höllische Tiefen, der nicht unberührt lässt. Auch in deiner Seele herrscht Dunkelheit! King Khan & The Shrines führen dich ans Licht! Bastian Küllenberg Kurve, schrammt am Last Exit Bombast vorbei, schafft ein Doppelalbum, das trotz allem 70erJahre-Konzeptalbum-Geist und über 70 Minuten Spielzeit kaum Längen aufweist. Was auch daran liegt, dass die Songs ein weites Spektrum abdecken: Steel-Gitarren-Americana, BoogieGlam, düstere Psychedelia, schleppender Blues, Früh-Pink-Floyd, schwitzender Funk. Ein Album voller Kunstwille, doch angenehmerweise wenig prätentiös, eher offenherzig, persönlich, intim. Feine kleine Wohnzimmeroper. Frank Schuster Cass McCombs »Big Wheel And Others« Domino / Indigo Liebe / Tod / Teufel »Satan Is My Toy«, »The Burning Of The Temple, 2012«, »Sooner Cheat Death Than Fool Love« – Songtitel wie diese sagen schon alles über den alttestamentarischen Größenwahn von Cass McCombs’ neuem Doppelalbum. Etwa zeitgleich mit seinen Singer/ Songwriter-Kollegen Grant Hart, der zuletzt mit »The Argument« eine Bearbeitung von John Miltons Vers-Epos »Paradise Lost« veröffentlichte, und Joseph Arthur, der die sich über zwei CDs erstreckende »Ballad Of Boogie Christ« sang, legt nun auch McCombs ein ambitioniertes Langwerk vor, das voller Religion steckt, aber nicht religiös ist. Und auch er kratzt die Spektakel SIGUR ROS GIRLS IN HAWAII LESLIE CLIO MUTINY ON THE BOUNTY DEAR READER SYNTHESIS FYFE PORN QUEEN ALVIN AND LYLE BENJAMIN CLEMENTINE MIGHTY OAKS Monika / Indigo Melancho / Memoryloop / Munich Nach »Baden-Baden« und »Los Angeles« folgt mit »Monaco« nun also die dritte Station von Michaela Meliáns musikalischer Reise. Ins trumentale und ambiente Stücke, die zum Teil aus ihren künstlerischen Arbeiten stammen, werfen einen düsteren Blick auf die Glitzerwelt Monacos. Einzige gesangliche Ausnahme ist das fast schon obligatorische Cover der Münchner Künstlerin: Diesmal zerlegt sie David Bowies »Scary Monsters« in ein Anti-Rock-Stück. Darauf singt sie stoisch und mit hartem Akzent wie eine bayrische Version von Nico die berühmten Zeilen »Scary monsters, super creeps / Keep me running, running scared«, dass einem das Blut in den Adern gefriert. Dennoch hüllen einen die gewobenen Klangteppiche auf »Monaco« immer wieder sanft ein, man fühlt sich jedoch nicht geborgen, sondern (allein) gelassen mit sich und seinen Gedanken. Harte Klavieranschläge treffen immer wieder auf charmante Dissonanzen und schaffen so eine melancholische Grundstimmung. Die vielfältige Instrumentierung der Tracks mit Violoncello, Synthesizer, Gitarre, Glockenspiel oder Zither – die Melián alle HURTS NONONO OK KID Michaela Melián »Monaco« FRIGHTENED RABBIT LONDON GRAMMAR OWLLE ANTIMATTER PEOPLE I BREAK HORSES COLT SILVERS NATAS LOVES YOU BOTTLED IN ENGLAND DIRTY CROWS AND MANY MORE www.sonicvisions.lu www.sonicvisions.lu AUFGANG WE ARE MATCH DRENGE ALVIN AND LYLE MORGEN selbst eingespielt hat – findet ihre Ergänzung in einem Mellofon, gespielt von Gastmusiker Ching Ying Hsieh. Ein weiterer Kollaborateur ist der Drummer Carl Oesterhelt, der zusammen mit Melián bei den Avantgarde-Göttern F.S.K. spielt. Die Melián’sche Melancholie findet auf »Monaco« zur Perfektion, die filmmusikartigen Sequenzen und Loops schaffen Schleifen von Erinnerungen und Interpretationen, die zuweilen durch bedrohliche Lynch’eske Untertöne gestört werden: Willkommen in einer nicht eindeutigen Welt – und heißt München auf Italienisch nicht eigentlich auch Monaco? Kerstin Kratochwill Midlake »Antiphon« Bella Union / Pias / Rough Trade / VÖ 01.11.13 Plätschern / Verluste / Flüsse Seit ihrem 2010er-Album »The Courage Of Others« hat sich bei Midlake viel getan. Nach der Tour zur Platte verschwanden sie ins Studio, kamen aber nicht wirklich auf einen Nenner. Dann verließ Sänger Tim Smith Ende 2012 die Band, was dazu führte, alle neuen Songskizzen wieder über den Haufen zu werfen. So entstand »Antiphon« innerhalb von sechs Monaten mit Eric Pulido an den Leadvocals. Das Ergebnis: Psychedelic statt Folk. Die Idee steht Midlake durchaus, nur hapert es leider an der Umsetzung. Große Teile der Platte plätschern so durch, nerven nicht, bleiben aber eben auch nicht im Ohr. Dass Midlake gute Songs schreiben können, zeigt sich an Stücken wie »The Old And The Young«, wo alles im Fluss ist, statt nur zu plätschern, und man an der Story dran bleibt. Oder in »Corruption«, einem Song, in dem all der Hall und Raum das Stück nicht ausfransen, sondern genau richtig viele weiße Flecken vorhanden sind. Bleibt zu hoffen, dass die Band diesen Weg auf dem nächsten Album konsequenter weitergeht. Anke van de Weyer drei Slash-Zeichen /// – aber hey, das nervt) sind ein Mysterium und verdammt konsequente (Nicht-)Selbstdarsteller. Die Musik soll für sich sprechen. Alter Hut, den man sich immer wieder gerne aufsetzt. Wir werden ihrem Wunsch nachkommen. Die Bio ist schnell zusammengefasst. Geburt: 2011. Erste Single im Mai 2013 (»Hurtlove«, file under: James Blake meets Auto-Tune). alt-J-Remix im Juli (»Breezleblocks«). Debütalbum im September (self-titled). Problem nur: Bei all dem konzeptorientierten Minimalismus im PR-Bereich ist irgendwo das Komponieren für Albumlänge flöten gegangen. Ohne Scheiß: Dieser Auto-Tune-meets-Chillwave-meets- Piano-Kram ist ja momentan unantastbar, aber ein bisschen mehr Harmonieführung und ein bisschen weniger Auto-Tune würden das Album arg bereichern. Wenn die einzige gute Melodie auf dem Album von einem Nicht-Bandmitglied stammt (Joey Santiago von den Pixies spielt Pias / Rough Trade Gitarre bei »Heartbreaker«), dann sollte man Anonym / Chillwave / Auto-Tune sich Gedanken machen. Oder einfach – wie Keine PR, keine Nachna- gelernt – den Mund halten. men, keine Anekdoten, Holger Wendt keine Historie, keine Gesten, kaum Videos, vereinzelte Konzerte, eine Handvoll Remixe. No Ceremony (eigentlich geschrieben mit No Ceremony »No Ceremony« VISIONARY COLLECTIVE PRESENTS VISIONARY COLLECTIVE PRESENTS 28.10. München Theaterfabrik 29.10. Frankfurt Gibson Club 30.10. Berlin t kauf sver AuC-Club 1.11. Hamburg n nspa ue m Gr gt vo Verle Docks 2.11. Köln Kantine VISIONARY COLLECTIVE PRESENTS 07.11. Ulm Roxy 08.11. Lörrach DAS NEUE ALBUM Altes Wasserwerk 19.11. Bonn Harmonie 20.11. Osnabrück Glanz & Gloria 21.11. Berlin Quasimodo „TATTOOS“ JETZT ÜBERALL ERHÄLTLICH! Infos & Tickets unter: www.ticketmaster.de / www.kb-k.com 131016-Anzeige-INTRO-Vis-November-89x122mm.indd 1 093 17.10.13 17:42 Das langerwartete DEBÜT-ALBUM von Robert Pollard »Honey Locust Honky Tonk« Fire / Cargo Unfrisiert / Indie / Bürgermeister Es gibt ein paar Stellen auf dem neuen Soloalbum von Guided-By-Voices-Mastermind Robert Pollard, da klingt er stimmlich haargenau wie David Gedge: leidenschaftlich beiläufig und leicht daneben. Und irgendwie passt das ja auch. Achtung, steile These: GBV waren schon immer die amerikanische Variante von The Wedding Present: ein unfrisierter Frontmann, der früher die Bandmitglieder wechselte wie die Baumwollsocken, genreprägend und schon immer dabei – und so was von Indie-konservativ ...! Im Falle von Robert Pollard wird das »immer so weiter« untermauert durch einen wahnwitzigen Output: In dem einen Jahr, seit der Bürgermeister von Dayton den Juli 2012 als »Guided By Voices Month« ausgerufen hat, gab es allein zwei GBV- und zwei Soloalben. Der Mann, der nach eigenen Angaben über 4000 Songs geschrieben hat (mehr als 1600 sind zumindest auf seinen Namen bei den Rechteverwertern vom BMI registriert), packt einfach genau eine Idee in einen Song. Solange die aber so gut sind wie die Mehrzahl der 17 neuen wieder, kann er ruhig immer weitermachen. Claudius Grigat Inkl. der Hits FINDERS KEEPERS, PUSH PLAY und RAISED IN RAIN Ab jetzt! www.universal-music.de Sebadoh »Defend Yourself« Domino / GoodToGo Wurzel / Milde / Lo-Fi Rockstars werden im Alter gemeinhin weichgespült, klebrig oder schmierig. Nicht so Lou Barlow. Der Mann, der genauer betrachtet nie wirklich ein Rockstar war, steht seit geraumer Zeit wieder mit seinem wirr ins Gesicht fallenden Haarschopf bei den Indie-Antistars Dinosaur Jr am Bass und hat jetzt auch sein erstes Seitenprojekt Sebadoh nach langer Pause erneut angeschmissen. Stilistisch hat er für dessen neues Album »Defend Yourself« nichts geändert, klanglich aber schon: Das Album klingt wieder so ungeschminkt und direkt wie in der Frühphase der Band und besitzt dadurch eine Frische, die Sebadoh vor ihrer Pause zwischenzeitlich abging. Die erste Hälfte des Albums ist geprägt von ungestümen Rockern, die zweite von der Sorte Songs, die Barlow in den Augen vieler seiner Fans sowieso immer schon am besten konnte: Balladen, ruhige, gefühlvolle Songs, die selbst jetzt nicht schmierig wirken, sondern einen sehr dezenten und aufrichtigen Ton treffen. »Defend Yourself« könnte musikalisch zweifelsfrei auch in der Hochphase Sebadohs zwischen »Bubble & Scrape« und »Harmacy« entstanden sein – und das ist als Kompliment gemeint. Christian Steinbrink Pearl Jam »Lightning Bolt« Sepalot »Black Sky« Republic / Universal Eskapaden / Soulfood Wachsfiguren / Grunge / Eddie Das wirkliche Aha-Erlebnis bezüglich des mittlerweile zehnten Albums der zum Rockinventar gewordenen Grunge-Legende Pearl Jam betrifft eine ganz andere Band. Und zwar The Killers. Der Opener »Getaway« legt los und endlich kommt man drauf, wo jene Killers ihren vermeintlich so originellen Classic-Rock-Gestus der letzten Platte (»Battle Born«) herhatten. Bei den Posern aus Las Vegas ist dieser Sound allerdings Attitüde bei Vedder und seinen Rockisten eher so Schicksal. Und ab »Mind Your Manners« verwischt sich dann auch zusehends der Link zu den Rockhipstern wieder, und Pearl Jam sind das, was sie am besten können: Pearl Jam. Das bedeutet Midtempo-Rock, prägnante Bassläufe und viel gepresstes Pathos. Am meisten hat man als Hörer davon, wenn die hochmotivierten, betagten Darsteller einer Angry-Young-MenCombo ihrem Frontmann allen Raum lassen. Denn der kann diesen immer noch ausfüllen. Keiner kann die Vokale bei den Refrains in so einem unverkennbaren Stil in die Länge meckern. Grüße aus dem Seattle-Poesiealbum. Sandra Brosi Düster / Schmutzig / Aggressiv Auch wenn der Blumentopf seit über einer Dekade eine feste Konstante in der deutschen Rap-Szene ist und man gerne annimmt, dass die vier Herren aus München eigentlich nur im Verbund »die Reime rauslassen«, gab es auch immer Soloprojekte der Töpfe, die aber zugegebenermaßen wenig beachtet wurden. Vor allem beim DJ und Hauptproduzenten der Gruppe, Sepalot, unterschieden sich die musikalischen Alleingänge signifikant von den Alben der Band. Schlagworte wie »düster«, »schmutzig« und »aggressiv« würde man wohl kaum mit einer Blumentopf-Platte in Verbindung bringen. Sepalots fünftes Soloalbum »Black Sky« geht aber genau in diese Richtung. Vom ersten Song an fühlt man sich weniger an klassische HipHop-Produktionen erinnert, viel eher drängt sich der Vergleich mit den Black Keys und deren Blues-Rock-Entwurf auf. Wenn Sepalot zwischendurch den Mark Ronson gibt und die hochtalentierte Ladi6 in bester AmyWinehouse-Manier betört, hat die Platte eine Radiosingle, die trotzdem nicht nach Pop klingt (»March On«). Kleine Randnotiz: Seine Band- To u r d a t e s Talbot »Scaled« Kollegen sind noch nie auf einer Sepalot-Soloplatte aufgetaucht. Andererseits lassen sich die Sepalot-Soloprojekte gerne als Vorboten in Sachen Soundästhetik eines neuen Topf- Devouter / Broken Silence / VÖ 22.11.13 Albums verstehen. Wenn das bei »Black Sky« (Post-)Doom / Monster / Massiv auch einträfe, wäre das eine ziemlich gute Sache. Ist das noch Doom oder Julian Gupta schon hypnagogische Dienstleistung, was Talbot auf ihrem zweiten Album präsentieren? Nicht dass die Musik des Duos aus Lucky Number / Pias der estnischen Hauptstadt Trash / Hubba / Bubba Tallinn übermäßig ereignisarm wäre oder gar Na klar denkt man bei einschläfernd. Mit Bass, Drums, Synthesizern den Sleigh Bells an all die und Wechselgesang zwischen harschem Geheul, anderen Slacker-Paare: Stoner-Timbre und Krümelmonster-Growls White Stripes, Kills und erschaffen die beiden Musiker einen massiv graso weiter. Ex-Poison-The- vitätischen wie psychedelischen Klangkosmos, Well-Gitarrist Derek E. in dem sich zu verirren unmöglich ist, weist er Miller und Sängerin Alexis doch sämtliche Genremerkmale auf. So kennt Krauss sind allerdings eher so etwas wie die All- der Fan es. Da fühlt man sich zu Hause. Doch American-Thrash-Variante der Noise-Duo-Idee. genau das ist das Problem dieses von vorne bis Auf ihrem dritten Album setzen sie konsequent hinten gut gemachten und mit durchaus großden eingeschlagenen Weg fort: hässliche Gitar- artigen Momenten (Titelsong!) aufwartenden, ren und Stars’n’Stripes beim Artwork und beim in der Summe jedoch leider harmlosen Albums. Sound hässliche Gitarren zu 80er-Bombast- In einem Genre, in dem spätestens seit der bei Sounds und Crunk-Beats mit Claps und Verzer- Neurosis eingesetzten Altersmilde und der Aufrung – also All und die Pet Shop Boys begleiten lösung von Isis alles gesagt scheint, begnügen Lady Gaga auf einem miesen Wochenendtrip. sich also auch Talbot damit, altbekanntes VoIn der richtigen Lautstärke ist das arschcool kabular zu rezitieren. Das tun sie beflissen und und macht mindestens so viel Spaß wie ein mustergültig. Aber die Vision, Mensch! Wo ist Hubba-Bubba-Kaugummi. Vor drei Jahren, zu denn die Vision? Zeiten ihres Debüts, war das auch ziemlich Ulf Imwiehe neu und hip. Jetzt aber schickt es sich an, auch noch richtig erfolgreich zu werden. Schließlich hat man nicht nur in der iPhone-5C-Werbung einen Song untergebracht, sondern auch im OST von gleich zwei aktuellen Filmen: »The Saddle Creek / Cargo / VÖ 01.11.13 Bling Ring« und »Pain & Gain«. »It-Action«- Selig / Schön / Egal Musik sozusagen. Das fünfte Solowerk von Maria Taylor beweist zuClaudius Grigat allererst einmal, dass sie offensichtlich angekommen ist. Wo genau? Nun, auf jeden Fall an einem Haldern Pop / Rough Trade Ort, wo es schön ist. Wie Glanz / Licht / Bart durchströmt von höherem Wissen über SchlupfUm uns den Abschied etwas löcher im Chaos, tragen diese Lieder in ihrem süßer zu machen, geht die countryschwangeren Dreampop eine selige legendäre skandinavische Ausgeglichenheit in sich. Vergessen scheint all Bartrockgruppe einfach der Zweifel- und Schwermutsfolk ihrer Vergannicht. Dieser begrüßens- genheit. Aber schließlich sind diese Songs nach werte Ansatz findet sich eigener Aussage die ersten, die sie abseits eines nun wieder in einem Gefühls von Traurigkeit komponieren konnte. 10-Inch-Album. Benannt nach dem letzten Song Und den Name Conor Oberst sucht man weit der letzten Platte und angefallen seinerzeit im und breit vergebens ... Man freut sich für sie, keiRahmen jener Farewell-Albumproduktion. Der ne Frage, doch Folk lebt vielleicht, so schrecklich Untertitel »There’s Another Day After Tomor- das klingen mag, vom Schmerz des Erzeugers. row« macht jedenfalls berechtigte Hoffnung, Und so rauschen neun dieser zehn wunderbar dass diese fünf nachgeschobenen Glanzlichter leichtfüßigen Lieder äußerst reibungsarm an der ein Zeichen dafür sind, dass dieses Ende ein Einrichtung vorüber – bis das Herz des Hörers durchlässiges ist. Weiter geht’s doch immer ganz plötzlich, mit den Schlussakkorden von irgendwie. Mit dieser Band wäre es aber in jedem »A Lullaby For You«, in die Schwerelosigkeit Fall schöner. entfleucht. Aha, das meint sie also. Ulrike Puth Joscha Kollascheck Sleigh Bells »Bitter Rivals« Maria Taylor »Something About Knowing« The Soundtrack Of Our Lives »Shine On« OFF THE CHAIN TOUR 2013 HIS STATUE FALLS EIT NEUEN BIEDERK DIE KÄLTE DER TOUR 31.10. DÜSSELDORF FFT 1.11. BREMEN TOWER 2.11. BIELEFELD FORUM 3.11. COTTBUS CLUB BEBEL 7.11. ESSEN WESTSTADTHALLE 8.11. KIEL SCHAUBUDE 15.11. HAMBURG MOLOTOW 21.11. LEIPZIG WERK 2 23.11. AACHEN MUSIKBUNKER 1.12. WIEN B72 11.12. OSNABRÜCK KL. FREIHEIT 12.12. DORTMUND FZW 13.12. MANNHEIM A. SEILEREI 14.12. AUGSBURG KANTINE 15.12. WIESBADEN SCHLACHTH. 16.12. FREIBURG WHITE RABBIT 18.12. MARBURG KFZ 19.12. STUTTGART LKA LONGH. 20.12. SAARBRÜCKEN KL. KLUB 21.12. DRESDEN BEATPOL 22.11.JUZUTOPIA SAARLOUIS 2 3.11.NÜRNBERG ZENTRALCAFÉ 2 9 .11.MUSIKBUNKER AACHEN 3 0.11.DÜSSELDORF THETUBECLUB SPECIAL GUEST: EYE SEA I (EST) GUEST EYE SEA I (EST) 31.10.SPECIAL NÜRNBERG ROCKFABRIK 01.11. KÖLN UNDERGROUND 02.11. KOBLENZ DREAMS 08.11. WIESBADEN SCHLACHTHOF 09.11. HANNOVER BÉI CHÉZ HEINZ 15.11. STUTTGART ZWÖLFZEHN 16.11. WIEN ARENA 23.11. SAARBRÜCKEN JUZ FÖRSTER 14.12. ANRÖCHTE SHOUT ARENA FESTIVAL WWW.HISSTATUEFALLS.COM WWW.REDFIELD-RECORDS.DE WWW.THEARTCORE.DE W W W . S PA R T A - B O O K I N G . C O M JETZT TICKET SICHERN! 22.11. DANGAST, KURHAUS 21.12. SALZWEDEL, SPEICHER 22.12. BERLIN, CASSIOPEIA 23.12. BREMEN, TOWER WWW.JOHNCOFFEY.NL TOUR VERSCHOBEN! 2014 31.10. Oberschwabenklub TOUR 07.11. zakk Düsseldorf 08.11. La Parenthèse Nyon 09.11. Pontem Herisau (CH) 10.11. Introducing Berlin (CH) 18.03. 04.04. 07.04. 09.04. 11.04. 12.04. 17.04. 24.04. 01.05. Ravensburg Schlachthof Wiesbaden Kantine Augsburg Béi Chéz Heinz Hannover Kleiner Klub Saarbrücken Weststadthalle Essen MAU Rostock Lindenpark Potsdam Rockfabrik Nürnberg Bebel Cottbus BOTTLEDINENGLAND 31.10. MuK, Giessen 01.11. Hamburg, Nochtspeicher 02.11. Tower, Bremen 03.11. Nachtleben, Frankfurt am Main 07.11. zakk, Düsseldorf 08.11. Patronaat, Haarlem (NL) 09.11. Kleine Freiheit, Osnabrück 15.01. Lindenbrauerei, Unna 23.11. (LUX)ESCHALZETTE SONICVISIONS TOURDATES FEIN BONSCHE TOUR 06.11. MÜNCHEN / MUFFATHALLE* 07.11. NÜRNBERG / HIRSCH* 08.11. STUTTGART / LKA LONGHORN* 09.11. WIESBADEN / SCHLACHTHOF* 10.11. DORTMUND / FZW* 13.11. HANNOVER / CAPITOL** 14.11. DRESDEN / ALTER SCHLACHTHOF** 15.11. BERLIN / HUXLEY‘S NEUE WELT** 16.11. SAARBRÜCKEN / GARAGE** 20.11. FREIBURG / JAZZHAUS** 21.11. BIELEFELD / RINGLOKSCHUPPEN** 22.11. HAMBURG / GROSSE FREIHEIT 36** * W/ MONOSHOQUE ** W/ SEA + AIR JAHRESABSCHLUSSKONZERTE 28.12. KÖLN / LIVE MUSIC HALL (AKUSTIK SHOW) 29.12. KÖLN / LIVE MUSIC HALL (ROCK SHOW) w w w.spar t a-booking.com w w w.fb.com/spar t a.booking Sebastien Tellier »Confection« Record Makers / Al!ve / VÖ 08.11.13 PINE TRAILS the new album out november 1st Klavierism / Feelgood / No Sex Für sein neuestes Werk hat Tellier seine »La Ritournelle«-Band wiedervereinigt, inklusive Tony Allen, und doch ist alles ganz anders. Vom Popchanson hat sich der Pariser Chefcrooner vorübergehend verabschiedet, das Album kommt fast ohne Gesang aus. Nichts mehr übrig vom irren New-Age-Pop von »My God Is Blue«, stattdessen werden Orchester und Opernsängerinnen aufgefahren. »Confection« ist vollgepackt mit Zierrat, Klavierismen und Streichern. Eine lupenreine Easy-Listening-Feelgood-Platte für die segelnde Schickeria, könnte man sagen, wenn man dem Mann Böses wollte, aber das allein ist natürlich kein Argument. Es gibt schließlich sehr gute Yacht- und Segelalben. Der Hauptgrund, warum dieses Album nicht funktioniert, ist tatsächlich der fehlende Gesang. Als Pariser Chefcrooner, der er früher mal war, meldet sich Tellier nur auf einem Stück zu Wort. Doch war es ja gerade das exzentrische, überkandidelte, pseudo-glamouröse Gebaren des bärtigen Erotomanen, das die Alben bei aller musikalischen Glattheit zu skurrilen, fast campen Kleinoden machte. Die Enteierung steht ihm einfach nicht. Das ist doch kein echter Mann. Ich will wieder Lieder über Sex. Sebastian Ingenhoff Trentemøller »Lost« In My Room / Rough Trade / VÖ 20.09.13 Bekannt / Lecker / Beliebig Anders Trentemøller legt mit seinem dritten Langspieler »Lost« wieder die gewohnte Mischung aus Popstrukturen, elektronischen Arrangements und klassischer Instrumentierung vor. Wie auf »Into The Great Wide Yonder« von 2010 ist für Abwechslung auf jeden Fall gesorgt, wenn er hier Amon-Tobin-Soundwände, dort Portishead-Percussions und anderswo New-Order-Bassläufe auffährt. Hinzu kommen nicht weniger als sieben GastsängerInnen: von Low über Jonny Pierce (The Drums) bis hin zu Kazu Makino (Blonde Redhead). Was das Album zusammenhält, ist die dichte, basshaltige Atmosphäre, die mal laut, mal leise, aber immer intensiv die einzelnen Songs bestimmt. Nur klingen viele Melodien wie schon einmal gehört, und die Stimmungswechsel machen es schwierig, emotional am Ball zu bleiben. Eine Platte wie eine Kiste verschiedener Schokoriegel – alle für sich superlecker, aber nach der großen Fressorgie bleibt doch Magengrummeln. Henje Richter UNS »Gegengift« Nois-o-lution / Indigo / VÖ 22.11.13 Falsett / Alarmekstase / Disco-Punk Die emanzipatorische Macht unkonventioneller Gesangsleistungen lässt sich ja kaum überschätzen. Auch wenn es wehtut, man kann gar nicht anders, als aufzumerken, ja, berührt zu sein, wenn der von unter anderem Kate Mosh bekannte Sn Cleemann mittels Falsett den Dringlichkeitsfaktor seines ohnehin nicht eben zurückgenommenen Stimmeinsatzes in Bereiche pusht, wo Kapriziosität und ironisierendes Pathos zu enthemmter Alarmekstase verschmelzen. Das nervt mitunter, verleiht dem Disco-Punk des Berliner Trios UNS allerdings eine irisierende Verve irgendwo zwischen The Darkness, D.C.-Hardcore und NDW. Zirpend und knatternd schrillt sich die Band durch ein Repertoire, das auf dem Indie-Dancefloor so gut funktioniert wie im Pit, und hat sich bei aller Exaltiertheit eine gesunde, Kraft spendende Wut bewahrt. Kaputtschlagen und Aufrichten meinen hier dasselbe. Ebenso wie Kreischen, Lachen und Trost. Man muss es nur aushalten wollen. Denn im Guten wie im Schlechten, die Musik von UNS ist alles, nur nicht wirkungsarm oder gar bequem. Ulf Imwiehe Barney: Zum Glück ist der Song endlich zu Ende. Wovon zum Teufel hat die alte Dame da bloß gesungen? Robin: Hey, Neil Young ist mein Lieblingsmusiker! Barney: Ist das die Alte aus »Golden Girls«? www.satellitestories.com Schöne Zitate Teil IV. Heute: In der fünften Staffel der Sitcom »How I Met Your Mother« brandet zwischen Robin und Barney mal wieder ein Streit zum Thema Kanada auf. Leidtragender dabei vor allem Neil Young. RAUF Ásgeir »In The Silence« Man stelle sich vor, dass Bon Iver seine Stilistik weiter ausbreitet und mittlerweile auch für Postal Service singt. So in etwa klingt der junge Finne Ásgeir. Und das ist ziemlich spektakulär. den die Musik dann auch noch weitertreiben möchte: blubbernder House, der zwar Minimal mitdenkt, sich aber eigentlich längst in Soul, Cocktails, Samt und Barry White verguckt hat. Matt Elliott »Only Myocardial Infarcation Can Break Your Heart« Im Vergleich zu den vorangegangenen Alben ist das neue des ehemaBoardwalk ligen Third-Eye-Foundation-Masterminds eher zwanglos »Boardwalk« Das Album mag nicht und frei geraten. Trotzdem bleibt so hübsch verziert sein Matt Elliott der meistunterschätzwie viele aktuelle Chill- te Folk-Künstler der Gegenwart. wave-Produktionen, dafür beeindruckt es durch sinnli- Howe Gelb che Leere und einen stimmungsvol- »The Coincidentalist« len Horizont, der manchmal sogar Howe Gelb, Masterdie Klasse von Mazzy Star erreicht. mind von Giant Sand, kloppt seit 1985 Album Causa Sui um Album raus. »The Coincidentalist« ist dabei nicht »Euporie Tide« Die Dänen Causa Sui mehr, aber auch nicht weniger als reichern Psych-Rock ein Howie-Gelb-Album für Fans hier mit Sixties- und von Howie Gelb (und Giant Sand). Kraut-Elementen an, sodass man sich teilweise gar an Joanna Gruesome Chicago-Postrock erinnert fühlt. »Weird Sister« Rein instrumental, extrem stark. Erstklassiger Bandname, erstklassige The Darcys Band. So einfach ist das. Der fröhlich ver»Warring« Vor zwei Jahren waren schrammelte Noisepop mit Sängesie als eher willenlo- rin A lanna am Mikrofon ist nicht se Popband gestartet, breitschultrig produziert, walzt nun überzeugen die an aber trotzdem lässig alles nieder. Bloc Party und Foals angelehnten My Bloody Valentine in nett! Sounds sowohl durch eine schneidende Dynamik als auch durch ein Tim Kasher kraftvolles Gewand aus Synthies »Adult Film« und effektbeladenen Gitarren. Das ist doch der Eumel hinter Cursive Douglas Dare and The Good Life aus »Seven Hours« dem schönen Omaha. Douglas Dare ist ein Dringlichkeit, Chaos, zarte Mojunger Brite und ver- mente, versteckte Popmelodien und sierter Pianist. Er Texte, die man nur halb kapiert. So singt zudem noch wie hat Musik gefälligst zu sein. Patrick Wolf und unterlegt seine Songs mit fragilen Beat-Gerüsten. Cate Le Bon Diese Debüt-EP verspricht viel – »Mug Museum« kein Scheiß, Mann! Cate Le Bon ist eine walisische Singer/SongDrei Farben House writerin mit mädchenhafter, aber gleichzeitig »Choice Item« Doppel-Vinyl-LP mit tiefer Gesangsstimme, die über eischönem Cover-Art- ner dünnen E-Gitarre und einem work – hier wird der leicht verstolperten Schlagzeug beanaloge Kunde sofort ängstigende Texte singt. Fasziniesexuell erregt. Einen Zustand, rend, klug und ungelenk. 098 MORGEN RAUF Felix Kubin »Zemsta Plutona« Entmenschte Computermusik mit merkwürdigen Songtiteln (»Der Kaiser ist gestorben«) und Kunstquatsch haben die Deutschen einfach drauf. Felix Kubin zeigt Rocktrotteln echte Avantgarde. Platte ist so weit vorn, dass sie es nicht mal nötig hat, gehört zu werden. Kid606 »Happiness« Der Albumtitel »Happiness« ist hier zur Abwechslung mal nicht ironisch gemeint. Clever zusammengestoppelte Electrosounds machen es sich mit leicht schmierigem Schnöselpop aus den 80ern auf dem Sonnendeck gemütlich, dazu gibt’s Schaumwein. Wen Lily & Madeleine das Album nicht glücklich macht, »Lily & Madeleine« Was First Aid Kit für der ist es schon. Schweden waren, sind Lily & Madeleine für Mark Kozelek / Desertshore Indianapolis: ein junges, zartes Female-Folk-Duo mit »Mark Kozelek And Desertshore« einer sehr dezenten und akzentuMark Kozeleks Ant- ierten Instrumentierung. wort auf die Krise der Musikindustrie: Er ver- Milky Chance öffentlicht alle fünf, »Sadnecessary« Sehr eigener Entwurf sechs Monate ein neues Album. eines außergewöhnHier mit völlig unverschlüsselten autobiografischen Songs. Der lichen Projekts, komHerbst von seiner goldenen Seite. men die beiden Ak- teure doch aus dem – Verzeihung – schnöden Kassel. Und siedeln sich irgendwo an zwischen Fun Lovin’ Criminals, Abby, Inner Circle. Wilde Mischung, grooviges Ergebnis, spannendes Album. den großen Songwriter-Qualitäten Hatfields endlich wieder ein zeitgemäßes Soundgewand zu verpassen. Miraculous Mule »Deep Friend« Liebevoll auf alt getrimmte Mischung aus Blues, Gospel, Rock’n’Roll und Folk. Die Band kommt zwar aus England, klingt aber, als sei sie direkt aus amerikanischen Sümpfen herausgekrochen. Musik für die putzigen, fortschrittsfeindlichen Thirty-Swampthings unter den Lesern. Mineral »Plastic Ekphrastic« Alan McGee hat wieder ein Label – der Creation-Gründer hatte es in den Nullern ja noch mal mit Poptones versucht, nun heißt das Baby 359Music und veröffentlicht unter anderem den euphorischen Entwurf von Mineral aus Irland und Frankreich, der stark Lee Ranaldo And an Pizzicato Five erinnert. The Dust »Last Night On Earth« Minor Alps Lee Ranaldo, einer der »Get There« drei sexy Opis von der Die aktuelle Bandpauewigen Lieblingsband se Nada Surfs hat deSonic Youth, hat mal ren Sänger Matthew wieder ein richtig liebevolles, abCaws für ein gemein- gehangenes, klassisches Indierocksames Album mit der 1990er-In- Album gemacht. Was den guten die-Ikone Juliana Hatfield genutzt. Mann natürlich noch cooler macht, Und Caws schafft es tatsächlich, als er ohnehin schon ist. 15 - 18 januarY 2014 groningen, nl Eurosonic Noorderslag is the key exchange and networking platform for European music, with a proven track record for helping new acts break into the international music scene. Selling out each year Eurosonic Noorderslag attracts over 3,200 delegates, including 400 international festivals. It presents showcases by more than 300 artists and a conference programme featuring 150 panels, keynote speakers, interviews, workshops, dinners, pitches, parties and meetings on the latest developments in the international music, media and interactive industry. Buy your conference registration now www.eurosonic-noorderslag.nl EUROSONIC NOORDERSLAG IS ORGANIZED BY STICHTING NOORDERSLAG IN COOPERATION WITH MAIN SPONSORS Morgen Pick A Piper »Pick A Piper« Brad Weber alias Pick A Piper ist nicht nur C aribous Schlagzeuger, sondern auch ein B edroom-Produzent von polyrhythmisch poppenden HouseTracks. Mitsamt verschiedenen Gastsängern auf seinem Album klingt er beinah wie eine an Caribou angelehnte Fortsetzung des Postal Service. Beschwingt und lebendig. The Spook School »Dress Up« Ist das auf dem Foto wirklich die Band? Zum Knutschen! Ein bärtiger Herr (Typ Fliesenleger mit Schnauzbart) und drei zwei Köpfe kleinere Girls, die alle aussehen wie das Boy-Girl George von den Fünf Freunden. Und die Musik (Post-Punk-Pop) ist noch besser. John Talabot »DJ-Kicks« Bekannte Reihe, guter Typ, unter anderem Stücke beziehungsweise Mixe von Maps, Harmonious Thelonious, North Lake und sogar von den deutschen Abby am Start. Läuft gut. haben Tristesse Contemporaine nichts von der mystisch-glamourösen Aura ihrer Musik eingebüßt. »Stay Golden« schlängelt sich ebenfalls elegant zwischen Proto-House und Disco, rhythmusbasiertem Postpunk und den Talking Heads durch. Turin Brakes »We Were Here« Das Duo kann immer noch hübsch Gitarre und toll dazu singen. Und wer denkt, dass jetzt der Diss kommt, hat sich leider geirrt, denn durchgedrehte Egospinner, die an irgendwelchen Geräuschquellen herumfummeln und sich aufführen, gibt es doch eigentlich schon genug. Jetzt sind mal wieder die Normalen dran! The Toxic Avenger »Romance & Cigarettes« Woher haben die französischen Electro-Produzenten eigentlich immer diese übertrieben geilen Sounds? Steckt da deren Regierung dahinter? Simon Dela- Tristesse Dean Wareham croix macht daraus düster-melan- Contemporaine cholischen, aber gut tanzbaren Syn- »Stay Golden« »Emancipated Hearts« thie-Pop mit 80er-Anleihen. Hippe Auch nach dem zum Dean Wareham schrieb Zukunftsmusik für Checker und Überraschungserals Sänger von Galaxie ganz normal Feierwütige gleicherfolg mutierten Debüt 500 einst schläfrig wirmaßen. im vergangenen Jahr kende Indie-Rockge- # 0 1 .1 1 . 2 0 1 3 099 schichte, dann kam der Dreampop-Act Luna und später das Duo Dean & Britta. Diese Solo-EP führt ihn zurück zu seinen Anfängen: Die brüchig-verhallten Git-Pop-Miniaturen klingen wie von einem Galaxie-500-Zwei-Zoll-Tonband 1988. Jonathan Wilson »Fanfare« Dieser Mann ist eine Wundertüte: Er kann den bräsigen Schwitzrock der 1970er genauso wie den Psych- und Softrock dieser Dekade – und das farbenfroher, eleganter und besser als einige der Originale. Voll das Talent! Seid ihr Gut drauf? www.intro.de RUNTER Bloc Party Tapes »Mixed By Kele« Der Titel ist (bewusst) etwas irreführend. Bloc Party präsentieren hier keine lost songs, herausgekramt von Sänger und Songschreiber Kele, nein, Letzterer hat für diese !K7-Compilation-Reihe eigene Favs zusammengestellt. Ganz nette bis egale VÖ mit unter anderem Junior Boys, Carl Craig, Larry Heard. Wegen Etikettenschwindel aber: runter damit! Richard Buckner »Surrounded« Für seine lange Karriere mit mehreren AlbumHöhepunkten verdient Buckner Respekt. Auf seinem neuen Album hat er neben der Vertonung seiner Texte und diversem schönen Soundornament aber die Sorgfalt beim Songwriting vollkommen vergessen. Drape »Canilcular Days« Junge Leute, glockenklare Stimmen, hymnisches Popmusizieren, skandinavisches Melodieverständnis. Leider klingt alles wie Begleitmusik zum nächsten O2-Clip. Dreampop ist mittlerweile schlimmere Gebrauchsmusik als Katzenfutter-Jingles ... onale Folklore sie mit den eigenen Soundscapes vermengten. Konsequent, aber nicht geil. F.S.Blumm »Up Up And Astray« Man muss F.S.Blumm hören: In den letzten 15 Jahren hat der Berliner der Welt so viele tolle Platten in verschiedenen Zusammenhängen beschert. Diese Fingerübung in frei assoziiertem Easy Listening allerdings gehört nicht unbedingt dazu. The Fratellis »We Need Medicine« Nach drei Jahren Auszeit sind die schottischen Retro-Nervensägen mit dem doofen Bandnamen wieder zurück. Und bei aller Sympathie für britischen Punk, Glamrock und meinetwegen auch Led Zeppelin, in der Verwurstung dieser Zirkusclowns bekommt man nicht gerade das Gefühl, dass Musik früher besser war. Und heute schon mal gar nicht. The Head And The Heart »Let’s Be Still« Würg. Tralala-Indiefolk des geringsten Widerstandes, in dem mal wieder über den Sommer, die Liebe, Freundschaft und dass das Leben gar nicht so einfach ist gesungen wird. Okay, die Stücke an sich sind gar nicht übel, aber warum kann es darin nicht mal um Missverständnisse bei Ef Whatsapp oder das Verschwinden des Trinkphänomens »Bubbletea« »Ceremonies« Das nennt man wohl gehen? Dann wäre es nicht so ver»Stagnation auf hohem dammt öde! Niveau«: Ef sind an der Kante zwischen Mog- I Am In Love wai und Sigur Rós softer gewor- »Raw Heart« den, haben aber ihre würdevolle So ein schöner BandnaAura behalten. Trotzdem verharrt me, und dann ist doch ihr Postrock mittlerweile in allzu nur wieder so ein dusseliges Dreieck auf dem bekannten Posen. Cover. Hypermoderner Pop im Stil von M83, der auf verletzlich und Esmerine geheimnisvoll macht, mit einigen »Dalmak« Rockmusik ist mit dem guten Ideen und viel verhalltem einstmals für Bands Standard. Kein wirklich schlechwie Godspeed You! tes Album, aber auch nicht wirkBlack Emperor gefeier- lich gut. Also schlecht. ten Label Constellation wohl nicht mehr zu machen. Jedenfalls haben Krohn Jestram Lippok Esmerine in Istanbul eine Reihe »Dear Mister Singing Musiker aufgegabelt, deren regi- Club« Auf der einen Seite zeigt das Album den Geist von Tarwater in alter Form, auf der anderen wirkt es wie einer weinseligen Schreibwerkstatt entsprungen. Ungezwungen gebrummte halbgute Dichtungen treffen auf hochversierte Kraut-Electro-Tracks. The Low Frequency In Stereo »Pop Obskura« Gegen kühle Frauenstimmen und leicht verhallte Soundästhetik ist nun überhaupt nichts zu sagen, nur ist man sich im Hause The Low Frequency In Stereo anscheinend zu fein, mal keinen Song zu schreiben, den man während des Hörens bereits wieder vergessen hat. Mariam The Believer »Blood Donation« Nach ihrer Zeit bei Wildbirds And Peacedrums gibt sich Mariam Wallentin in ihrem Soloprojekt nahbarer. Dadurch verliert sie streckenweise aber ihre musikalische Eigenständigkeit. Okay: Fans von Amanda Palmer oder Kate Bush könnten es mögen. Screw them! Christian Steiffen »Arbeiter der Liebe« Mmmh, ob wohl auch die restlichen elf Songs so erbärmlich unwitzige Schlagerscheiße sind, dass man sich sogar noch Dieter »Thomas« Kuhn zurückwünscht? Wir werden es nie erfahren, weil nach Stück drei ein Kollege vor Ekel die Anlage kaputtgetreten hat ... Traams »Grin« Ganz schön streng, wie die aus der britischen Provinz stammenden Traams in ihr Debüt starten. Ihren schneidend reduzierten Postpunk halten sie auf der langen Strecke dann aber doch nicht durch und öffnen ihn für Shoegazer-Mittelmäßigkeit. The Wave Pictures »City Forgiveness« Der freundliche Rumpel-Folk der fleißigen Bienchen aus London überrascht diesmal mit einer Leadgitarre, die dazu Bluesrock spielt, und sonst mit eher gar nichts. Ein Doppelalbum über Tour- und Reiseerlebnisse, so langweilig wie ein Ausflug, ohne sich dabei zu verirren. Polvo »Siberia« Polvo sind eine Ikone der 1990er-Touch-AndGo-Postcore-Szene. Bleiben sie auch, obwohl ihr neues Album viel zu oft in willenloses Gedaddel abrutscht und von der Schärfe früherer Veröffentlichungen weit entfernt ist. Kurzer Prozess »Warum Plattenreviews lesen, wenn man sie auch glotzen kann?« Dieser QR-Code führt zu der berüchtigten Videoblog-Rubrik »Kurzer Prozess«. Diesmal im digitalen Hinterland of love, die aktuelle Platte von Casper. Mehr Standgerichte unter www.intro.de/spezial/kurzerprozess QR-CODE SCANNEN & TRAILER ANSCHAUEN! www.polyband.de 102 Morgen HÖRBUCH Benni-Mama »GroSSe Ärsche auf kleinen Stühlen« Stelle zugunsten von Dramaturgie und Knalleffekt die Rationalität aus den Augen zu verlieren. Am Ende bekommt der Hörer fast ein bisschen Angst vor der Antarktis. »Terra X« trifft »Alien« trifft »Cabin Fever«. Wirklich hörenswert. Felix Scharlau Knyphausen mit »Der Froschkönig« etc.). Wer von ihnen, sei unter der Decke der Sympathie, die Argon dieses Projekt beschwert, geheim Ein die konkrete Au- gehalten. torinnenschaft verwi- Marco Fuchs Helene Hegemann schendes Pseudonym »Jage zwei Tiger« Hörbuch Hamburg / VÖ 13.09.13 ist selten ein gutes Zei- Kirsten Ellerbrake chen. Es weist vielmehr auf »lusti- »Guten Morgen, Keine Ahnung, wie die gen« Auftragsdreck für eine öde Revolution – Du bist zu Stimme von JungautoLifestyle-Nische hin. An dieser Stel- früh« ren-Superschlau Helele greift dieser Diss aber zu kurz, R andom House ne Hegemann in Wirkdenn die Beschreibungen aus dem Gelesen von Katja Rie- lichkeit klingt, doch anhand des Schlachtfeld Kinderbetreuung stelmann. Katja Riemann, fast bis zur Hälfte geschafften Delen zwar Brigitte-Leserinnen-Bubja, genau das divaeske bütromas »Axolotl Roadkill« habe blegum dar, besitzen aber gleicherMonster des neuen ich eine konkrete Vorstellung: anmaßen Substanz und echten Witz. deutschen Films der Generation gepisst, aggro, kratzig, nervig. Und Wer nach diesem Hörbuch noch »Der bewegte Mann«. Fluchtre- Glückwunsch, Birgit Minichmayr, glaubt, sein Kind einfach beizeiten flexe! Doch man muss sie hierfür die Hegemanns Zweitling hier einin die KiTa seiner Wahl stecken zu dann doch feiern. Riemann er- gelesen präsentiert, erfüllt genau können, muss verrückt sein. Struk- weckt die Ex-Anti-AKW-Aktivis- diese Assoziationen. Also in der tureller und individueller Sexismus tin Nora amtlich zum Leben. Letz- Darreichung sehr authentisch, werden hier pointiert, aber mes- tere hat ihren Protest mit dem Ende passt perfekt – bloß anhören, ja, serscharf seziert. Und die humorig der 80er-Jahre eingestellt, sieht sich bloß anhören kann man sich das hysterische Grundhaltung von Mir- aber plötzlich wieder damit kon- nicht. Denn jedem kantigen Satz ja Boes als Sprecherin passt perfekt. frontiert, da die Tochter bei einer noch die Verachtung für alle ErLinus Volkmann Castor-Blockade im Wendland fest- wähnten einzuätzen, das ist auf genommen wird. Neuer und alter Strecke schlichtweg nicht zu erGrimm »Es war einmal Widerstand gegen Atomstrom vor tragen. Der Text hinter der alles und wenn sie nicht« dem Hintergrund der Verbürger- niederpanzernden Attitüde von Fressmann / Indigo lichung im Alter und eines rühri- Schreib- und Lesestil wirkt dabei Der Hamburger Song- gen Generations-Clashs. Das Fi- etwas erträglicher als bei »Axolotl«, writer Wolfgang Mül- nale liefert zudem sehr zeitgemäß aber ob dieser Eindruck tatsächlich ler hat dank Start- dann Fukushima. Eine harmlose, richtig ist ... Ich werde es nie erfahnext-Finanzierung den aber pointiert und gut gemeinte ren, denn ich habe meine Lebensvielleicht schönsten Beitrag zum wie gemachte Story und eine tol- zeit auch nicht gestohlen. Grimm-Jahr 2013 auf den Markt- le Sprecherinnenleistung. Linus Volkmann platz geschoben. Ummantelt von Linus Volkmann einem bezaubernden Artwork und Tom König unterbrochen von entrückten Im- Torsten Gellrich »Kündige, wenn du es schaffst / Gelesen von provisationen des ehemaligen Fink- »Die Schläfer: Gitarristen Dinesh Ketelsen, legen Unheimliches Erwachen Christoph Maria Herbst« Audio Media Verlag sich 17 Märchen zu einem ins Bett. in der Antarktis« Vorgetragen werden sie von Singer/ Vitaphon Der leidlich elaborierSongwritern, den Grimms nach150-Minuten-Hörte Wutbürger hat eine folgenden Geschichtenerzählern. spiel um die Forscher weitere Abspielstation Zum smarten Move, Tom Liwa einer abgeschiedenen für seinen gerechten Antarktis-Station, die Zorn bekommen. Zehn Cent ins (»Dornröschen«) beginnen zu lassen, darf man gratulieren. Als durch Bohrungen ungewollt das Phrasenschwein, wenn das Wort mehrfacher Vater ist er ein nicht Böse in die Welt entlassen. Lie- »Servicewüste« fällt, und man wäre nur Studio-, sondern auch Kinder- bevoll gemachtes, zunächst be- hier ein gemachter Mann. Die fiktizimmer-gestählter Vorleser, dem dächtiges Werk, das Isolationsbe- onale Figur Tom König (wegen »Ködas Reüssieren auf fremdem Ter- klemmung und Figurenschicksale nig Kunde«, Schenkelklopfer!) aus rain ein Leichtes ist. Dass der Weg ausrollt, bevor das Unerklärliche dem Spiegel-Empire durchlebt stellvom Song-Schreiben zum Mär- mit harter Terrorhand regiert – und vertretend für die breite Zielgrupchen-Erzählen ein holpriger sein innerhalb der mit wissenschaft- pe noch mal Warteschleifen und kann, beweist hingegen der eine lichen Diskursen durchzogenen Abo-Fallen. Der schnippische, besoder andere der honorigen Protago- Geschichte sogar erschreckend serwisserische Tonfall der Glossen nisten (Olli Schulz mit »Rapunzel«, plausibel hergeleitet wird. Gera- wird im Vortrag von Christoph MaThees Uhlmann mit »Der Wolf und de das macht die besondere Leis- ria Herbst so übererfüllt, dass man die sieben Geißlein«, Gisbert zu tung des Hörspiels aus: an keiner fast schon auf Seiten der Telekom und der Banken ist. Auf Seiten der Telekom! Und der Banken! Muss man sich mal vorstellen! Linus Volkmann Val McDermid »Abgeblasen« Lübbe Audio In Deutschland wurde die schottische Autorin Val McDermid spätestens mit ihrer Tony-Hill-Krimireihe bekannt. Hier kommt eine frühere Figur, die Privatermittlerin Kate Brannigan, zum Einsatz. In ihrem ersten Fall (veröffentlicht 1991 als »Dead Beat«) geht es durch Manchesters Popszene. Beleuchtet wird die Entourage eines frustrierten Stars, dessen alte Muse Brannigan in der Gosse aufstöbern soll. Das 4-CD-Hörbuch unterhält mitunter, spätestens natürlich, wenn das Stichwort »Hacienda« fällt. Mord inklusive. Manche Dialoge wirken aber bisweilen weit von dem besonderen Milieu entfernt, das die Autorin hier unter einem Brennglas abgebildet sieht. Trotzdem: schönes Herbsthörbuch. Felix Scharlau Jonas Jonasson »Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand« hr1 / der Hörverlag / VÖ 10.06.13 Allan Karlsson wird hundert. Auf die anstehende Party hat der trinkfreudige Greis allerdings keine Lust, weshalb er aus dem Altenheim türmt, einen Koffer mit Drogengeld mopst und die schwedische Presse und Polizei auf Trab hält. Das ist alles aber nur halb so originell und lustig, wie das Buhei um dieses Buch einen glauben machen kann. Kostprobe: Ein Elefant sitzt einen Rocker platt. Ja, so crazy geht es hier zu ... Was die Hörspielfassung rettet, ist die abwechslungsreiche Inszenierung durch Regisseur Leonhard Koppelmann, der die Rückblenden mit OTönen und Projektorrattern wie alte Wochenschauen klingen lässt und den Krimiteil mit Radionachrichten und Zeitungsschlagzeilen garniert. Mehr als die gekonnte Umsetzung eines maßlos überschätzten Unterhaltungsromans kommt aber trotzdem nicht rum. Moritz Honert Morgen WiederGänGer Amen81 »X The Hit Pit X« Damon »Songs Of A Gypsy« Twisted Chords / Broken Silence Now Again / Groove Attack / VÖ 15.11.13 Endlich eine Neuauflage der legendären Vinyl-only-Platte der fränkischen Hard- bis Crustcore-Kultband. Kaum ein Album prägte zum Jahrtausendwechsel so sehr die Szene der sogenannten Antideutschen. Ein Fanal in kurzen restmelodiösen Knallern – mit bis heute kontroversen Texten gegen das Palituch und für »Bomber Harris«, der sinnbildlich für die alliierte Bombardierung Dresdens im Zweiten Weltkrieg steht. Wucht, Hass und Energie – selten greifbarer als auf diesem Album. Spekulationsobjekt Platte. Bevor die digitale Verfügbarkeit das Wertesystem der Musikindustrie auf den Kopf stellte, war jedem klar: Wer die richtige Originalpressung von anno dazumal hatte (am besten in Mint-Condition), der ist ein reicher Mann. Diese Zuschreibung hat sich wegen schmalerem Markt und eben MP3s gewandelt. So jemand ist heute vornehmlich ein ziemlicher Nerd. Denn nur ganz wenige Artist-Alben befinden sich wirklich noch auf dem Niveau der Blauen Mauritius. Dazu gehörte in jedem Fall das Werk des geheimnisvollen Künstlers Damon aus Denver in Colorado, dessen wahre Identität immer wieder auf den Musiker David DelConte verweist. Nun soll mit Höchstbeträgen auf eBay, die für »Songs Of A Gypsy« bereits gezahlt wurden, Schluss sein. Die längst fällige extended DoppelalbumNeuveröffentlichung des Kults zwischen Weltmusik, Country und Folk ist wieder verfügbar und stößt darauf, dass hinter dem Sound eine ähnlich spannende Story liegt wie bei Sixto Rodriguez und dem Film »Searching For Sugar Man«. Cabaret Voltaire »Red Mecca« Mute / GoodToGo Komplett remastered wird nun auch das dritte Album der legendären Cabaret Voltaire einer neuen Generation (beziehungsweise dem ergrauten Plattensammler) zur Verfügung gestellt. Nervöse Rhythmen, industrielle Sounds, giftige Texte gegen Thatcher und Co. – »Red Mecca« war wohl das letzte große Album der Band, bevor der Auflösungsprozess und Stilwechsel Einzug hielten. Bright Eyes »A Christmas Album« Saddle Creek / Cargo / VÖ 15.11.13 Vorsicht Meinung: Kaum etwas ist würdeloser als diese saisonalen Platten, mit denen Acts Zeit schinden wollen fürs nächste reguläre Album und dabei noch paar Euros abziehen. Ganz schlimm: das Weihnachtsalbum. Dennoch: Also hey, die Nummer hier von Bright Eyes ist wirklich ganz wertig. 2002 erschien es ursprünglich in limitierter Auflage zugunsten eines Aids-Projekts. »Silent Night« aus dem Verstärker von Conor Oberst? Überzeugend. Aber: Bitte nicht nachmachen! Grizzly Bear »Shields Expanded« Warp / Rough Trade / VÖ 08.11.13 Letztes Jahr erschien das viel gefeierte Album »Shields« von Grizzly Bear, nun folgt bereits seine Wiederauferstehung am Markt in Form einer RemixSammlung (Lindstrøm, Nicolas Jaar, Liars und andere) inklusive Bonus-Tracks. Johnny Cash »I Shall Not Be Moved« 103 kaum erschienen sein. Handelt es sich bei den »raren« Songs doch nur um verworfene Versionen des Frühsechziger-Albums »Hymns From The Heart«. Das kann man nicht mal unter dem Deckmantel der Nostalgie ertragen, das ist einfach Leichen fleddernder Quark. Roky Erickson »The Evil One« & »Don’t Slander Me« & »Gremlins Have Pictures« Light In The Attic / Cargo Zum fragwürdigen Anekdotenruhm des genialen Texaners zählt ja auch, dass seine diagnostizierte Schizophrenie in den Sechzigerjahren noch mittels Elektroschocks »therapiert« wurde. Vermutlich hat dieser Umstand aber nichts mit seinem weirden, psychedelischen Werk zu tun. Das hätte er garantiert auch ohne diese Tortur aufgerufen. Hier nun finden sich seine drei Achtzigerjahre-Alben neu aufgelegt – und im allgemeinen Psychedelic-Hype (Okta Logue und Ähnliche) ist es ein Genuss, hier mal einen Pionier der verrückten Garage so markant in Erinnerung gerufen zu bekommen. Lost K ash / Cargo Zu Ehren des zehnten Todestags des Mannes in Schwarz kann dieses Album wohl Mehr »Wiedergänger« gibt es unter intro.de/ wiedergaenger oder hinter diesem QR-Code well, come to the next level conference HEIMSPIEL K apitän Platte / Cargo Alvin Zealot »Flux« Golden / Broken Silence kunst +kultur der digitalen spiele dortmunder U 6. / 7. 1 2 . 2 0 1 3 next-level.org next level z wei tage festivalkonferenz . vor träge, panels , per formances , workshops und ausstellungen zur kunst , kultur und wir tschaft der computerspiele The Hirsch Effekt / Zinnschauer »Split-LP« Blutleer / Bombast / Psychrock Was namentlich eigentlich auch ein spannender neuer Sidekick im Badewannen-Epos »Spongebob Schwammkopf« sein könnte, ist in Wahrheit natürlich die Schweizer Hoffnung auf eine Randnotiz im Pop-RockGemenge. Denn eine fette Produktion mit allen Spielarten der modernen Studiotechnik ist heute beinahe in jeder WG- beziehungweise Berg-Garage realisierbar, somit keine Hürde zum Sprung über die Wahrnehmungsgrenze. Aber das klassisch-rockig besetzte Quartett macht auch aus den günstigen Rahmenbedingungen keinen Durchmarsch, verheddert sich in bombastischen Halleffekten, pompösen Schlagzeugkompressionen und anderem psychedelisch-technischen Firlefanz. Das hebt das Material technisch zwar auf Weltniveau, bleibt emotional jedoch genauso leer und vorhersehbar wie das Debüt »Tears Of St. Lawrence«, wo aber immerhin noch nicht jeder Ton im Roughmix an exakt die richtige Stelle geschoben wurde. Klaas Tigchelaar Death / Folk / Prätentiös Serielle Monogamie nennt man es, wenn sich jemand zwar immer im seriösen Pärchenmodus befindet, den Partner dabei aber regelmäßig austauscht. So ungefähr ist das Leben von The Hirsch Effekt. Platten statt Atome spalten, die ungekrönten Könige der kontemporären Split-Szene. Auf ihrer Seite ergeht sich die Band aus Hannover wieder mit unrunden Claims und einer Spannbreite, die von spröden Akustik-Klagen bis hin zu Grummel-Death reicht. Erinnert mitunter an die verblichenen Hutpferdemänner, punktet mit ihrer Unvorhersagbarkeit, hat aber gerade bei den ruhigen Stücken diesmal nicht nur Highlights aufzubieten. Zinnschauer ist ein bärtiger Junge voller Wollen, Wirken und Pathos. Der in vier Teile gesplittete (schon wieder dieses Wort!) Song »Ich bin deine wachsenden Arme« fasst an – Höflichkeitsabstand wird aufgehoben, einfach Feelgood oder Coolness ist das hier nicht. Letztlich eine Split-Platte für Screamo-Folkrocker, poetische Mathematikerinnen und Hesse-Leser. Linus Volkmann Baru »Sailors Of The City« Schwule Nuttenbullen »Schwule Nuttenbullen« Kick The Flame / Broken Silence www.schwulenuttenbullen.de Glocken / Geschliffen / Pop Die wollen es wissen: Die »Mutti, wir spielen Melt!«Finalisten aus dem sächsischen Werdau hantieren auf ihrem Debütalbum mit dem ganz großen Besteck. Sogar Engelschöre, Glocken und ein gläserner Flügel kommen zum Einsatz (zumindest sieht man das so vor dem geistigen Auge, wenn man sich von diesen zehn Songs erschlagen lässt!). Tatsächlich aber ist hier alles zu hören, was die Achtziger so klebrig und schön gemacht hat: von den The-Edge-Gitarren bis hin zur Morten-Harket-Kopfstimme. Da ziehen die Cutting Crew und Ultravox noch einmal mit den Simple Minds und Tears For Fears um die Häuser und kehren schließlich zusammen mit den Jungs von Alphaville und Spandau Ballet in Feargal Sharkeys Eckkneipe ein. Die amtliche Produktion erdet das Ganze dann im Hier und Jetzt, und die teilweise grandiosen Melodien lassen die großen Gefühle in Worten und Tönen zur Geltung kommen. Das ist geschliffen, rund und eingängig. Und gerade die fehlenden Ecken und Kanten sind es auch, die verhindern könnten, dass hier wirklich etwas hängen bleibt. Claudius Grigat Defekt / BRD / Punkrock Es ist gar nicht die Frage, ob Punk noch lebt. Wer das fragt, ist für den Punk sowieso schon längst gestorben. Es ist vielmehr die Frage, wer das noch machen kann: Punkrock, der griffig, gewitzt, originell und radikal gleichermaßen ist. Wer das kann, sind die Schwulen Nuttenbullen. Eine Kölner Band aus vier Pseudonymen, die in gleicher Zusammensetzung eine zweite Band betreiben. Während diese zweite Band Punk den Lebensumständen ihrer Akteure gemäß etwas nüchterner und ernster verfasst, geben die SNB die Atzen von der Straße. Das, was Oiro in Düsseldorf und Eisenpimmel in Duisburg sind. Eine Inszenierung mit der wertkonservativen Haltung, die zwar niemandem in die Fresse gebrüllt wird, ohne die Punk aber nun wirklich nicht überleben kann: elf Songs in 24 Minuten, einseitig bespielte LP, Schreibmaschine, kopiertes Textblatt. Und Songs, die die Kraft haben, notwendige Kritik in knallhart klischeebeladenen Formulierungen unterzubringen. Anders gesagt: Man kann sich auch stilvoll und mit Klasse auskotzen. Die Schwulen Nuttenbullen beweisen es. Christian Steinbrink Bombee »Aurelia« Snowhite ist eine Zier, hier kommt sie wirklich gut zum Tragen. Hi!Spencer würde man in jeder Schul-Aula anfeuern, weil sie – bei aller Unfertigkeit in Sound und Songwriting – etwas zutiefst Positives und Sympathisches ausstrahlen. Theatralischer Pop mit so viel Geist und Sexiness, dass man sofort denkt, man müsse sich ausziehen und dabei einen fancy Cocktail trinken. Die Attitüde des Meller & Royal Black Trios wirkt zwar fast over the top, »Zwischen Städten & aber hier geht es ganz sicher nicht Pyramiden« um Cheesiness oder gar Glitter- www.ruhrpotthiphop.com Trash. Das hier ist die Essenz aus Zur Hochzeit von AgRoxy Music mit den Mitteln der gro-Rap, also vor zehn Jetztzeit. Kann man nicht genug Jahren, hätte dieses feiern! nicht untighte Gebelle mit den originellen Skits vielleicht Diverse richtig was gerissen. Aktuell wird’s aber schwer für die zwei, zumal die »Kapitän Platte ... und der Rest findet sich« misanthropen Mackerposen einK apitän Platte / Cargo fach nicht genug durch den guten, Indie-Aktivitäten aus aber zu spärlichen Humor abgefeOWL haben eine gro- dert werden. »Killer!«, »Nutten!«, ße Tradition, die (nicht »Lynchen!« ... Nein danke. nur) auf Fast Weltweit zurückgeht. Das Nerd-Label Kapi- Pari Pari tän Platte mit Schwerpunkt auf at- »La Grande Nation« mosphärischer Gitarrenmusik un- www.monopolisten.org terschiedlichster Härtegrade stellt Beatmusik mit überhier seine Bands beziehungsweise drehten französischen Vocals – aus Kassel? seinen erweiterten Kosmos drum herum vor. Auscheck-Fun mit unter Der Spaß an der muanderem Immanu El, Zinnschauer, sikalischen Travestie scheint hierEF, Instrument, Joasihno. bei größer als der Bock auf Retro. Das macht die Sache dann auch Gelt Et Nelt sympathisch und erinnert an die famose Kölner Fake-Franzosen»Das Königsfeld der Hirnmusik« band La More. & Der Ringer »Williams Christ Superstar« »Das Königreich liegt www.geltetnelt.com unter uns« Rheinland-Pfalz strikes Euphorie / Hanseplatte / finetunes again. Mundart-AvantHamburger Schnöselgarde zwischen Attpoprock von Boys mit Frisuren und Kragenwenger, Rodgau Monotones und der gehemden. Für Fans von schlossenen Anstalt 1000 Robota, Trümmer oder Ost(Letzteres ist keine zonensuppenwürfelmachenkrebs. Band). Musikalisch ist Hektisch, aufgekratzte Bassfiguren, diesmal sogar Dub aktiv, und man assoziative Slogan-Texte. lernt Worte wie »Buseschmuse« oder »Ne Beese Hänger«. Davor ausspucken oder darauf durchdrehen. Hi!Spencer »Hi!Spencer« facebook.de/hispencerhi Diese Band aus dem Osnabrücker Umland steht noch ziemlich am Anfang. Klingt dabei wie Jupiter Jones, Klaus Lage und irgendwie putzig. Bescheidenheit Intro bist du! Sendet Eure Musik an: Intro (Redaktion Heimspiel) Venloer Straße 241-245 50823 Köln [email protected] SA 23/11/2013 GewAndhAus zu LeipziG einLAss: 21 uhr / Konzert: 22 uhr Gewandhausorchester Großes Concert unter Leitung von Andrew Manze; Benjamin Grosvenor, Klavier Hudson Mohawke / Oh Land /Julio Bashmore / Kele Okereke / Roosevelt / Versatile Noise Troopers – Joakim, Gilb’R, I:Cube, Etienne Jaumet / Andhim / Abby / Karocel / Micronaut / Lake People / Bender & Dahmar / Filburt / Leibniz / Reznik 106 Morgen Kino FranÇois Ozon über »JunG und schön« François Ozon ist einer der fleißigsten Filmemacher Frankreichs, und vielseitig ist er auch. Jetzt legt er seinen ersten richtigen Skandalfilm vor: Ein bürgerliches Mädchen wird freiwillig Prostituierte. Beim Interview in Paris versucht Ozon zu erklären, warum. S ie beginnen »Jung und schön« mit dem Blick durch ein Fernglas. Welche Rolle spielen die Blicke der anderen in ihrem Porträt der jugendlichen Isabelle? Die Jugend ist heute viel beachtet. Es gibt eine gesellschaftliche Obsession für jugendliche Schönheit. Die Mädchen auf den Titelseiten der Zeitschriften sind meist 15, 16 Jahre alt. Die Jugend ist sichtbar und erotisiert. Und hat durch das Internet auf alles Zugriff. Isabelle ist schön, reich und intelligent. Sie hat alles! Und wenn man alles hat, kann man auf eine beinahe masochistische Weise angezogen sein von Formen der Gewalt, Macht oder Kontrolle. Isabelle prostituiert sich. Es scheint ihr ein Anliegen zu sein, ihre Sexualität zu planen, ihr einen Rahmen zu geben, sie in Szene zu setzen und zu kontrollieren. Ein Verhalten wie im Management? Absolut! Sie hat den Drang, sich einen persönlichen Freiraum zu schaffen, »a room of ones own«, wie Virginia Woolf es formulierte. Isabelle möchte dem Kokon der Familie entkommen, aber sie ist gefangen in einem Zustand, in dem Sexualität und Gefühle voneinander getrennt sind. Sie glaubt, sie könne die Sexua- lität auf eine mechanische Weise entdecken. Das funktioniert natürlich nicht so einfach, und Isabelle wird im Lauf der Geschichte auch mit der Realität und der Bodenlosigkeit ihres Verhaltens konfrontiert. Isabelles ahnungslose Familie zeigt Interesse und Verständnis für die ersten Liebesabenteuer ihrer Tochter. Warum isoliert Isabelle sich immer weiter? Ich habe mit einem Psychoanalytiker gesprochen, der mir sagte: »Die Eltern machen immer das Falsche. Man muss es akzeptieren. Man will das Beste für sein Kind, aber das Kind will seine eigene Welt und seinen eigenen Willen. Selbst wenn es die Eltern gut machen sollten, so hält es das Kind nicht davon ab, das Falsche zu tun.« In »Jung und schön« gibt es keinen Abwärtsstrudel. Selbst in schwierigen Momenten lernt Isabelle dazu, kümmert sich gut um ihr Geschäft, ist organisiert und methodisch. Wir leben in einer liberalen Welt. Alles wird geplant. Alles wird organisiert. Alles lässt sich bezahlen. Alles muss bezahlt werden. Isabelle ist in der Hinsicht wirklich ein Produkt des aktuellen Lebens. Sie ist ein Mädchen von heute. Wäre der Film weniger kontrovers aufgenom- men worden – zum Beispiel wurde ihm »Voyeurismus« vorgeworfen –, wenn Isabelle tragische Gründe gehabt hätte, sich zu prostituieren? Wenn sie aus einem armen Umfeld käme, hätte es wohl jeder akzeptiert. Aber es ist kein Film über die Prostitution, sondern über das Erwachsenwerden. Isabelle prostituiert sich, sie könnte aber auch Drogen nehmen, einen Selbstmordversuch unternehmen oder magersüchtig werden. Ich möchte den Zuschauer mit Fragen zurücklassen, die sich ihm über sein Verhältnis zur Sexualität und zur Familie stellen. Sie wollten kein umfassendes Porträt der Probleme erstellen, die mit der Prostitution einhergehen? Ich möchte eine Geschichte erzählen, und es kann sein, dass die sich mit einem gesellschaftlichen Phänomen überschneidet. Vieles von der Kontroverse, die es um den Film gab, kam von Leuten, die »Jung und schön« nicht gesehen hatten. Sie wollten weniger über den Film, sondern vielmehr über das gesellschaftliche Thema Prostitution diskutieren. Interview: Jessika Jürgens — »Jung und schön« (F 2013; R: François Ozon; D: Marine Vacth, Geraldine Pailhas; start: 14.11.13) Cine ColoGne / SoundTraCk_ColoGne 10 Kölns schönster Synergieeffekt: Vom 15. bis 25. November finden unter dem »Cine Cologne«-Dach vier verschiedene Filmfestivals statt. Eines für die Pänz, wie der Kölner seine Kinder nennt, eines für Kurzfilme und eines für erste Filme. Zu Cinepänz, Unlimited #6 und Exposed No. 5 kommt noch die zehnte Ausgabe von SoundTrack_Cologne. Das MusikfilmFestival »See The Sound« mit angeschlossenem »Fachkongress zu Musik und Ton in Film, Games und Medien« legt sich zum runden Jubiläum programmmäßig ganz schön ins Zeug: mit einer JulienTemple-Retrospektive, in der unter anderem seine Videoclips gezeigt werden, also auch jener legendä- re zu Tom Pettys »Into The Great Wide Open« mit Johnny Depp. Tipp: Temples Doku »Requiem For Detroit«. Besonders sehenswert sicher auch »The Punk Singer: A Film About Kathleen Hanna« – Sini Andersons Doku über die Riot-Grrrl-Aktivistin schöpft aus 20 Jahren Archivmaterial. Auch den neuen Künsten wird gehuldigt, und zwar ausgerechnet mit Bayreuths Evergreen: In der Fritz Thyssen Stiftung wird »Wagner – Die App« vorgestellt, ein crossmedialer Dokumentarfilm. Wird spannend! Paula Fuchs THE RISING OF THE SON TOUR 2013 — Alle Zeiten und Infos: www.cinecologne.de, www.soundtrackcologne.de 3 IS NE PART Y in concert »Sie ist nicht die, für die sie alle halten. Sie will nur ihre Haut retten.« Am 21.11. startet endlich »Catching Fire«, die Fortsetzung der BestsellerVerfilmung »Die Tribute von Panem«. Die 17-jährige Katniss (Jennifer Lawrence) hat zusammen mit Peeta die letzten »Hunger Games«, eine brutale Tradition zur politischen Stabilisierung der Distrikte, gewonnen. Sie wird zur Symbolfigur einer sich anbahnenden Revolution. Präsident Snow (Donald Sutherland) beschließt, dass Katniss noch mal zu den Hungerspielen antreten muss, und macht sie zur Symbolfigur seiner Macht. Katniss, wir glauben an dich! Den nächsten »Hobbit« steckst du locker in die Tasche! 28.12.13 KÖLN 30.12.13 HAMBURG 22.01.14 BIELEFELD 23.01.14 DRESDEN 24.01.14 (A)WIEN 26.01.14 (CH)ZÜRICH 27.01.14 MÜNCHEN 28.01.14 WIESBADEN 30.01.14 DORTMUND 31.01.14 HANNOVER 01.02.14 STUTTGART 02.02.14 LINGEN 04.02.14 BREMEN 05.02.14 FÜRTH 06.02.14 LEIPZIG 07.02.14 BERLIN WWW.FETTESBROT.DE 16.19.13 KARLSRUHE 03.12.13 STUTTGART 04.12.13 ZÜRICH (CH) 07.12.13 KÖLN 09.12.13 WIESBADEN 10.12.13 LEIPZIG 11.12.13 HAMBURG 13.12.13 DORTMUND 14.12.13 BREMEN 15.12.13 BIELEFELD 16.12.13 BERLIN 17.12.13 MÜNCHEN 19.12.13 ERLANGEN 20.12.13 WIEN (A) 21.12.13 DORNBIRN (A) 22.12.13 MANNHEIM WWW.PATRICE.NET 14.11.13 15.11.13 16.11.13 17.11.13 19.11.13 20.11.13 21.11.13 ROSTOCK ERFURT MANNHEIM WIESBADEN HANNOVER DORTMUND LEIPZIG AUSVERKAUFT 22.11.13 AUGSBURG 23.11.13 STUTTGART 25.11.13 SAARBRÜCKEN AUSVERKAUFT 26.11.13 DÜSSELDORF 28.11.13 HAMBURG 30.11.13 FLENSBURG WWW.ROYALREPUBLIC.DE AUSSERDEM AUF TOUR DEINE FREUNDE DEINE L AKAIEN · DJ EXEL.PAULY · DONOT S · OHRBOOTEN TURBOSTAAT · WE BUTTER THE BREAD WITH BUTTER KIKIS KLEINER TOURNEESERVICE KK T GmbH WWW.KK TLIVE.DE 20.01.2014 BERLIN 22.01.2014 KÖLN 21.01.2014 NÜRNBERG 25.01.2014 MÜNCHEN PHONE +49.30.695.80.880 PORTOKASSE@KK TLIVE.DE 108 Morgen Kino Emmanuelle SeiGner über »Venus im Pelz« Sie hat mit François Ozon und Dario Argento gedreht und mit Bela B. gesungen. Im neuen Film ihres Ehemanns Roman Polanski durchlebt Emmanuelle Seigner die Probleme einer abgelehnten Schauspielerin, die sie auch schon am eigenen Leib erlebt hat. »Venus im Pelz« erzählt vom schwierigen Verhältnis zwischen Schauspielerinnen und Regisseuren. Wie viel Autobiografisches steckt in der Geschichte? Ich versuche immer, Elemente meiner Persönlichkeit einzubringen. Was die Situation des Vorsprechens angeht: Na klar, auch ich habe da ein paar grauenvolle Erfahrungen gesammelt. Und ich kenne auch dieses Gefühl, sich nicht wertgeschätzt zu fühlen. Weder die Zuschauer noch die Kritiker schienen mich zu mögen, als damals Filme wie »Frantic« oder »Bitter Moon« herauskamen. Aber letztlich ist das mit den Rollen wie mit den Kleidern. Manchmal zieht man für eine Party das falsche an, da kann man dann nur hoffen, dass man beim nächsten Mal ein besseres Händchen hat. »Venus im Pelz« allerdings saß auf Anhieb wie angegossen. Würden Sie die gleiche Parallele zwischen Sadomasochismus und Schauspielerei ziehen wie Ihre Figur im Film? Keine Frage! Als Schauspielerin sammelt man viele Erfahrungen mit Demütigungen. Vor allem zu Beginn eines Projekts, wenn es um die Besetzung geht. Man ist nun einmal den Wünschen und Vorstellungen anderer ausgeliefert. Immer wieder ist man zu jung, zu alt, zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein. Dafür muss man ziemlich stark sein. Denn so wunderbar dieser Beruf auch ist: Mit diesen Erfahrungen der Ablehnung muss man erst einmal klarkommen. Vor allem, wenn man jung ist, nimmt man so etwas immer persönlich. Hilft es, wenn man mit dem eigenen Ehemann zusammen arbeitet? Ich hatte vor »Venus im Pelz« 14 Jahre lang nicht mehr vor Romans Kamera gestanden. Sowohl, weil wir beide fanden, ich müsse neue, eigene Erfahrungen mit anderen Regisseuren sammeln, als auch, weil wir auf ein geeignetes Projekt warten wollten. Allerdings kann ich nicht leugnen, dass sich die Arbeit mit ihm tatsächlich außergewöhnlich gut anfühlt. Da ist ganz viel Vertrauen, das nicht erst aufgebaut werden muss, und ich weiß, dass er mich nicht in ein schlechtes Licht rücken wird. Abgesehen davon ist er bekanntlich ein großartiger Regisseur – und es ist immer angenehmer, mit jemandem zu drehen, der auch wirklich Talent hat und nicht bloß ein Idiot ist. Findet man vor allem in Frankreich nicht allzu oft! Interview: Patrick Heidmann — »Venus im Pelz« (F/P 2013; R: Roman Polanski; D: Emmanuelle Seigner; Kinostart: 21.11.13) ChasinG Ice Jeff Orlowski konfrontiert uns im Dokumentarfilm »Chasing Ice« mit Bildern von der weltweiten Gletscherschmelze – und mit unserem gefährlichen Halbwissen. Der Zuschauer folgt dem National-Geographic-Fotografen James Balog, der den düsteren Apologeten der globalen Erderwärmung zu Beginn seiner Mission eher skeptisch gegenüberstand. 2007 stellte er dennoch überall in der Arktis vollautomatische Kameras auf, die über einen Zeitraum von sechs Monaten jeweils ein Bild pro Stunde schossen und so das rasante Schwinden der Eisberge dokumentieren sollten. Das Projekt EIS (Extreme Ice Survey) war geboren. Weder die eisige Kälte noch explodierende Kamerabatterien, auch nicht Kabel durchbeißende Füchse oder sein bereits mehrfach operiertes Knie konnten ihn und sein Team aufhalten. Nach vier Jahren ist es so weit: Balog hält etliche Speicherkarten, die »die Erinnerung der Landschaft« beinhalten, in seinen eisigen Händen, und man wird Zeuge dieser unglaublichen Horror-Zeitrafferfilme. Zum Beispiel gelingt es ihm, das »Kalben« eines Gletschers zu dokumentieren: Gigantische Eismassen von der Größe Lower Manhattans stürzen innerhalb von 75 Stunden unwiderruflich ins Meer. Einziger Wermutstropfen: das recht pathetische, Oscar-nominierte Duett von Scarlett Johansson und Joshua Bell am Ende des Films sowie das ausgewalzte persönliche Schicksal des typisch amerikanisch heldenhaften Fotografen. Gabriele Summen — »Chasing Ice« (USA 2012; R: Jeff Orlowski; Kinostart: 07.11.13) Morgen 109 DVD Bis das Blut Gefriert Die Mutter des modernen Spukhaus-Films erfuhr ein gespenstisch langweiliges Remake (»Das Geisterschloss«) sowie zahlreiche Epigonen. Das Original ist bis heute unerreicht. E hrenamtliche Junior-Mitarbeiter der Polizeidirektion Rocky Beach, so wie ich es seit den frühen 80er-Jahren bin, sind natürlich mit dem Treiben um und in Spukhäusern und -schlössern bestens vertraut. Von alten Schauspielern, die dort also möglicherweise technisierten Gespenster-Schabernack treiben, um ungebetene Besucher zu vertreiben, lassen wir uns nicht ängstigen. Jedenfalls nicht zum Einschlafen. Aber vielleicht verhält es sich mit dem Hill House ja doch etwas anders? Es ist ein böses altes Haus. Dunkel, geheimnisvoll – wie ein unentdecktes Land, das darauf wartet, erforscht zu werden. 90 Jahre steht Hill House, und vielleicht steht es noch weitere 90 Jahre? Unheimlich. Friedhofstill. Eine Stätte, die manche Leute ein Gespensterhaus nennen. Ein Haus, in dem es umgeht. Bereits der Prolog zu Robert Wises Gruselklassiker »Bis das Blut gefriert« aus dem Jahr 1963 lässt ahnen, dass hier etwas nicht stimmt. Affären, Mord, Wahnsinn und Selbstmord wa- ren stetige Begleiter des im entlegenen Neuengland gebauten, von Tragik und Düsternis umwitterten Anwesens. Grund genug für den Parapsychologen Dr. John Markway (Richard Johnson), die Erbin zu überzeugen, ihn dort ein Experiment durchführen zu lassen, mit dem er die Existenz des Übernatürlichen beweisen will. Hierzu lädt er psychisch empfängliche Leute ein, die dabei helfen sollen, nicht nur knarrende Fußböden, sondern vielleicht den Schlüssel zu einer anderen Welt zu finden. Darunter die exzentrische Eleanor Lance (Julie Harris), die sich nach dem Tod ihrer Mutter, für den sie sich verantwortlich fühlt, endlich von ihrem Schicksal emanzipieren will und deren innerer Monolog den Film als gespenstischer Begleiter aus dem Off untermalt. Aus Gängen werden Labyrinthe, nächtliche Klopfgeräusche hallen durch die Zimmer, und die Wände scheinen Augen zu haben. Das Haus selbst ist das Böse – ein Effekt, der durch ebenso einfache wie effektive Mittel wie eine subjektivierte Kameraführung, häufige Perspektivenwechsel und eine ausgefeilte Tonkulisse erreicht und getragen wird. Cay Clasen — Intro empfiehlt: »Bis das Blut gefriert« (GB/USA 1963; R: Robert Wise; D: Richard Johnson, Julie Harris, Lois Maxwell, Claire Bloom; Warner Home Video) 110 Morgen DVD Tribute: InGmar BerGman Extras Ricky Gervais’ und Stephen Merchants Serie »Extras« handelt von namenlosen Nebendarstellern und von Stars, die auch keine großen Leuchten sind. Jetzt gibt es alle Folgen in einer Box. I n jeder Folge der Comedy-Serie »Extras« wird man als Zuschauer mitten in einen neuen Film hineingeworfen. So unterschiedlich die Sets dabei auch sein mögen, die Bemühungen und das Scheitern der beiden Hauptakteure bleiben stets gleich. Ob in einer Verfilmung eines Shakespeare-Dramas oder in einem im Kosovo spielenden Kriegsfilm: Die beiden Statisten Andy Millmann und Maggie Jacobs haben ihre Ziele fest im Visier. Er – ein erfolgloser Schauspieler, ihm zur Seite sein noch erfolgloserer Agent – versucht um jeden Preis, eine Sprechrolle zu bekommen, während sie – ebenfalls hartnäckig in ihren Bestrebungen – versucht, einen Schauspieler abzuschleppen. Diesem Grundgerüst an die Seite gestellt wird jeweils der Gastauftritt eines »echten« prominenten Schauspielers, der »sich selbst« spielt, wie in der ersten Staffel etwa Samuel L. Jackson, Kate Winslet, Ben Stiller oder »Star Trek«Shakespearianer Patrick Stewart, in der zweiten Season sind Orlando Bloom, David Bowie, Ian »Gandalf« McKellen und andere dabei. Gewürzt mit einer gehörigen Portion Selbstironie, weisen diese Gastauftritte durchaus gewisse Parallelen zu denen bei den »Simpsons« auf, wo übrigens »Extras«-Mastermind und -Hauptdarsteller Ricky Gervais seinerseits schon mit Homer Simpson die Frau tauschen durfte. »Extras« lief im deutschen Fernsehen unter »ferner liefen«, so ist die gleichzeitige Veröffentlichung der separaten zweiten Staffel sowie der Komplettbox zu begrüßen. Als »Anspieltipp« für Zaudernde sei die Folge empfohlen, in der Maggie Samuel L. Jackson für seine tolle Leistung in »Matrix« gratuliert, um sich dann beim Versuch der Vermeidung von Missverständnissen und Klarstellung ihrer Vorurteilslosigkeit bezüglich »race issues« um Kopf und Kragen zu reden. Kommunikation ist der Fettnapf, aus dem sich die Welt schmiert. Michael Schewetzky & Paula Fuchs — »Extras – Die komplette zweite Staffel« & »Extras – Die komplette Serie« (GB 20052007; R&D: Ricky Gervais, Stephen Merchant; Turbine) Man muss anderer Leute Geniestatus sicher nicht immer anstandslos abnicken, aber beim 2007 im Alter von 89 Jahren verstorbenen Ingmar Bergman stimmt die Einschätzung vom »größten Regisseur aller Zeiten« vielleicht ja doch. Der Schwede ist für seine strenge Formsprache, den filmischen Symbolismus und seine philosophische Themenwahl legendär, dabei sind Klassiker wie »Das siebente Siegel«, »Die Jungfrauenquelle« oder »Das Lächeln einer Sommernacht« überraschend zugänglich, spannend und bis heute modern. Die Blu-ray-Version der »Ingmar Bergman Edition« (StudioCanal) beinhaltet die drei genannten Filme aus der künstlerischen Hochphase seines Schaffens, dazu kommen sein am euphorischsten rezipiertes Werk »Wilde Erdbeeren« und der Bonusfilm »... über Leben und Arbeit«. Die Kollektion deutet sowohl auf den roten Faden in Bergmans Output als auch auf die Vielseitigkeit des Regisseurs hin. Zwischen existenzialistischem Horror und psychologischer Introspektion gelangen Bergman viele Filmmomente echter menschlicher Wärme und ausgesprochener Heiterkeit. Dass Bergmans Vorstellungen schon damals von kongenialen Kreativpartnern wie Kameramann Sven Nykvist verwirklicht wurden, rückt die Darsteller in ein gutes Licht, zum Beispiel die wunderbare Bibi Andersson. Aber auch als Zuschauer darf man sich zwischendurch auf die Schulter klopfen, denn wer sich diese Box einverleibt, zählt schon als halber Filmkritiker und lernt mit jeder Filmsekunde fürs Leben. Alexander Dahas Morgen 111 Paulette Es gibt keine Krise, es gibt nur die Chance, die sich aus ihr ergibt: Im französischen »Breaking Bad« entdeckt eine alte Dame, dass sich mit Spacecakes Geld verdienen lässt. D ie Krise macht auch vor dem Alter nicht halt: Die 80-jährige Paulette wohnt allein in einem Vorort von Paris, einem sogenannten sozialen Brennpunkt. Mit ihrer grantigen Art hat sie längst ihre Tochter verjagt, die nur hin und wieder den Enkel abliefert, den Paulette wegen seiner dunklen Hautfarbe wie Dreck behandelt. Um mit ihrer schmalen Rente über die Runden zu kommen, muss die Schreckschraube erfinderisch sein. Als sie ein paar Jugendliche beim Verkauf von Haschisch beobachtet, sieht sie die Lösung ihrer Geldsorgen gekommen. Mutig macht sie den Großdealer 131012 STC10 Intro v1 10/14/13 1:10 PM der Gegend ausfindig und leiert ihm ein paar Gramm für den Straßenverkauf ab. Schnell steigt die Nachfrage. Da kommt die rüstige Alte auf eine lukrative Idee: Warum nicht ihre Leidenschaft fürs Backen mit dem Verkauf von Drogen verbinden? Mit den Spacecakes erobert sie nicht nur das Viertel, sondern auch die Sympathie der Kinogänger. Schließlich macht das grüne Kraut auch die Hasch-Oma milde. Regisseur Jérôme Enrico erzählt auf märchenhafte Art eine charmante Gute-Laune-Komödie mit einem gut aufgelegten Ensemble. In der Hauptrolle begeistert die Nouvelle-Vague-Ikone, César-Preisträgerin, Schauspiellegende und Muse Claude Chabrols: Bernadette Lafont. Auch 13 Jahre nach »Grasgeflüster« funktioniert das Prinzip, das dieser Komödie zugrunde liegt, prächtig, zumal Kiffen ja bekanntlich auch vergesslich macht. Und Oma backt einfach die besten Kekse. Lars Tuncay — »Paulette« (F 2013; R: Jérôme Enrico; D: Bernadette Lafont, Carmen Maura, Dominique Lavanant; Neue Visionen) Seite 1 See the sound! SoundTrack_Cologne 10 21.-27.11.2013 www.soundtrackcologne.de 112 Morgen Spiele Beyond: Two Souls Es gibt nur wenige Computerspiel-Regisseure, deren Werke so polarisieren wie die des Franzosen David Cage. Ist das aufwendige, dynamisch erzählte Epos »Beyond« nun ein geniales Unikat oder doch nur ein bemühtes Blockbuster-Ungetüm? Die Wahrheit liegt auch beim »Heavy Rain«-Nachfolger irgendwo in der Mitte. M indestens zwei Spiele bewiesen 2013 bereits, dass sich die Historie von Videospielen verändern kann und diese in der Lage sind, Geschichten über Figuren zu erzählen, die den Spieler emotional wirklich auch erreichen. Sowohl das fotorealistische »The Last Of Us« als auch das via Cell-Shading in einfachster FlashAnimation erzählte »The Walking Dead« boten packende Storys. Die Charaktere ließen Fernsehen oder Kino vergessen. Nun liegt »Beyond: Two Souls«, der dritte Kandidat, im Laufwerk. Regisseur David Cage ist es mit seinem Team von Quantic Dream gelungen, nahezu jeder Figur eine wirkliche Seele in die Augen zu legen. Endlich fühlt man sich als Spieler direkt angesprochen. Sprache und Bewegung der Figuren wirken wie eine Einheit. Dabei mag es nicht unbedeutend gewesen sein, dass Ellen Page als Jodie Holmes und Willem Dafoe als Nathan Dawkins die Hauptrollen in diesem Spiel übernommen haben. Automatisch schenkt man den von ihnen gespielten Figuren Aufmerksamkeit und will wissen, welche Geschichte sie erleben. Jodie lebt seit Geburt mit der Anwesenheit einer übernatürlichen Kraft namens Aiden, Nathan will sie erforschen und nutzen. Wer als Spieler die Bereitschaft mitbringt, die Kombination aus ungewöhnlicher Spielmechanik und erzähltem Videospiel mit ständig neuen Entscheidungsabfragen auf sich wirken zu lassen, erlebt tatsächlich ein Unikat, das es so noch nicht gegeben hat. An den Stellen, wo »Beyond: Two Souls« jedoch ein ganz normales Spiel mit Schießen, Fahren oder Laufen ist, wirkt es latent unausgereift und hölzern. Vielleicht hätte Cage sich nicht zu jeder klassischen Spielemechanik eine Alternative ausdenken dürfen, denn die ständige Veränderung unterbricht auch immer wieder die Konzentration auf die Geschichte. Selbst die 28 verschiedenen Enden, die das Spiel haben kann, sind wenig hilfreich, wenn der erzählerische Weg zu ihnen durch die Zeitensprünge verwirrt. Viele Filme von berühmten Kino-Regisseuren wurden erst durch den Schnitt einer ganz anderen Person zu einem Meisterwerk. Auch David Cage bräuchte einen Gegenpart, der ihm manchmal seine Spielzeuge wegnimmt. Eines ist ihm aber auf jeden Fall gelungen: Augen, die endlich nicht mehr wie Murmeln aussehen. Gregor Wildermann — »Beyond: Two Souls« für PS3 (Quantic Dream / Sony) Morgen 113 Rocksmith 2014 D Drei FraGen an Willem Dafoe Sie verbrachten für »Beyond« viele Wochen in einem MotionCapturing-Studio. Ist der Regisseur eines solchen Videospiels mit einem Filmregisseur vergleichbar? Willem Dafoe: Sein Job ist der gleiche. Er sagt ähnliche Dinge, er gibt ähnliche Anweisungen. Aber sein Ansatz unterscheidet sich, und die technische Weiterverarbeitung unserer Arbeit macht einen großen Anteil des Projekts aus. Als Schauspieler vergisst man das nicht. Auf einer Theaterbühne gibt es direkten Augenkontakt mit dem Zuschauer. In diesem Spiel verwandele ich mich in einen digitalen Charakter, der an einem virtuellen Ort etwas erlebt. Ich muss also nicht überlegen, ob ein falscher Bart oder irgendein Hut in dem bestimmten Moment eine Wirkung entfalten. Wie hat David Cage Sie von dem Projekt überzeugt? Es war ganz einfach. Er ist da eine Art One-Man-Show. Es ist sein persönliches Projekt, wo er Regisseur ist und er das Projekt leitet. Es ist das, was man eine »labour of love« nennt. Das Konzept wirkte auf mich sehr speziell und neu. Das hat mich gereizt. Zumal ich ehrlich sagen kann, dass ich von Videospielen absolut keine Ahnung habe. Was haben Sie aus dem Projekt als Schauspieler gezogen? Ich habe früher schon MotionCapturing-Aufnahmen gemacht. Aber es gab noch nie ein Projekt, wo ich über eine so lange Zeit ein so langes Drehbuch, 2000 Seiten, durchgespielt habe. Du spielst 50 bis 60 Seiten am Tag, häufst Material über Material an. Das ist sehr interessant. Man wird von nichts abgelenkt. Interview: Gregor Wildermann as Musikspiele-Revival der Nullerjahre versetzte die Gaming-Branche vor circa sieben Jahren in Wallung. In jedem zweiten Wohnzimmer wurde mittels »SingStar« und Co. Karaoke gesungen oder auf den bunten Plastikgitarren oder Drum-Kits von »Guitar Hero« und »Rock Band« herumgedrückt. Bis der Markt völlig übersättigt war, weil Fans schon alles hatten, was sie wollten. Wer nur oberflächlich hinsieht, könnte das Ubisoft-Projekt »Rocksmith«, bei dem via Kabel eine echte Gitarre oder Bass an Konsole oder PC gesteckt wird, unter diesen Trend subsumieren. Die Darstellung der Griffbrett-Tabulatur wirkt bekannt, und der Spielspaß speist sich aus dem gleichen emotionalen Arsenal – man spielt seine Lieblingssongs auf der Gitarre nach. Doch gerade die Fortsetzung des 2012 erschienenen Games unterstreicht jetzt, wie ernst sich das Spiel in dem Aspekt nimmt, für den es eigentlich gemacht wurde: Es will einem Gitarrespielen wirklich beibringen. Zu diesem Zweck wurden zahllose Features überarbeitet und erweitert. Die Latenz, also der zeitliche Abstand zwischen dem Saiten-Anschlag und Klang über den Fernseher, die beim Vorgänger mitunter noch ein echtes Problem darstellte, ist Geschichte. Dank des neuen, anpassbaren RiffFeatures lassen sich zudem einzelne Passagen eines Songs nun individuell in Schwierigkeit und Geschwindigkeit anpassen und so leichter lernen. Der Master-Mode wurde komplett überarbeitet und das Auswendig-Lernen der 50 mitgelieferten Stücke (unter anderem mit Songs von Ramones, Arctic Monkeys, Iron Maiden, Jack White, Mastodon, Radiohead, Rise Against, Slayer, The Shins, The Smashing Pumpkins und Weezer) vereinfacht. Fast schockierend realistisch gestaltet sich der Session-Mode, in dem man auf Bass oder Gitarre zur KI jammt. Dabei ist nicht nur der virtuelle Schlagzeuger in der Lage, sich dem Spieler in Bezug auf Geschwindigkeit, Rhythmus und Lautstärke anzupassen, dasselbe gilt auch für 75 weitere Instrumente – vorausgesetzt, man hält sich halbwegs an die eingeblendeten Töne einer Tonart. Das Ergebnis rückt die Lernsimulation »Rocksmith 2014« erschreckend nah an die Proberaum-Wirklichkeit. Willkommen in der Cyber-Band. Jakob Schramma — »Rocksmith 2014« für PC, Mac, Xbox 360 und PS3 (Ubisoft) Next Level Conference 2013 Am 6. und 7. Dezember ist es wieder so weit: Mit Vorträgen, Panels, Performances, Workshops und Ausstellungen zur Kunst, Kultur und Wirtschaft der Videospiele findet die Next Level Conference erneut statt, diesmal im Dortmunder U, dem Zentrum für Kunst und Kreativität. Noch deutlich länger, bis zum 3. Januar 2014, ist die Ausstellung »Computerspielen – Perspectives Of Play« zu sehen, die sich unter anderem mit den Wechselbeziehungen zwischen Computerspielen und der Gesellschaft auseinandersetzt. Weitere Infos zu allen teilnehmenden Experten, Künstlern und Referenten finden sich unter www.next-level.org. — 06.+07.12. Dortmund, U 114 Morgen RotemitAuGen Scharlau & Volkmann »Zelda: Wind Waker« kehrt zurück, »FIFA« hätte besser noch mal gewartet, und Linus Volkmann interpretiert die digitale Freiheit in »Grand Theft Auto« vor allem als Freibrief für Fahrerflucht und StripclubBesuch. Zu rein wissenschaftlichen Zwecken natürlich! FIFA 14 Für diverse Konsolen (EA) Linus: Willkommen in der Erkältungszeit. Da ist man ja viel drinnen und am Gamen, allein, um sich vor Viren zu schützen. Felix: Ich glaube, ich kriege gerade Fieber. Vermutlich von dem toten Vogel, mit dem ich auf dem Weg ins Büro gespielt habe. L: Ohje, Virenmutation von Tier zu Mensch gilt als Nummer-eins-Risiko für den Untergang der Zivilisation. F: Ach, egal. Patient Alpha will die Games-Welt rocken. L: Okay, wie wäre es mit »FIFA 14«, du hast über die Serie doch deine »Jugend« verpasst. Stimmt es, dass der neue Teil so nieder ist? F: Sieht so aus. Nach jahrelanger Erfolgswelle ist die Prime-Time-Marke diesmal komplett bei den Pros untergegangen. L: Sehe ich gerade. Auf Amazon schreibt einer von euch Nerds, äh, Pros, die 14er-Edition sei der Grund dafür, dass er Jahre vor seiner Zeit graue Haare bekäme. F: Die ganze Kritik geht auch nicht voll daneben. Kaum Speed, es hängt wieder oft gegen Ende eines Spiels, die Fußballer sehen weniger nach sich aus als noch letztes Jahr. Warum braucht es überhaupt jedes Jahr einen neuen Teil? Neuer Kader als Update würde mir reichen. L: Na, ist doch schön, wie du hier dein Eintracht Frankfurt sein kannst. Aber musst du wirklich gegen Kaiserslautern verlieren? Was bist du denn für ein grauenhafter Fan? The Legend Of Zelda: The Wind Waker HD Für WiiU (Nintendo) F: Hast du bei »Namen« eben wirklich »schwul« eingetippt? L: Mann, das ist halt auch ein Statement. Hör lieber auf, dir mit der Regenbogenfahne die Nase zu putzen. F: Oje, aber jetzt ist das Erste, was eine Figur im Spiel ruft, »Schwul!!!«, so, als sei es ein Schimpfwort. Du hast der Community wieder nur geschadet. Mir gefällt die Grafik übrigens to- tal gut. Sieht aus wie ein richtig schöner Cartoon in Waldorf-Schulen-Farben. L: Dein Fernseher wirkt auf mich plötzlich wie eine von diesen antidepressiven Tageslichtlampen. F: Hier, was dir eben nicht gelang, ich hab’s geschafft: Ich habe das Schwein hochgehoben! L: Spitze, aber hör bitte auf zu schnaufen, wenn dein Charakter mit einer attraktiven Frau spricht. Unsere Figur ist doch »schwul«. F: Passend dazu habe ich jetzt das hautenge Gay-Waldläufer-Dress von Schinkenomi bekommen. Jetzt kann das Abenteuer hier auf Präludien losgehen. L: Sehr schön, ich mach dann mal aus, kenne das schon von früher. F: Schade, schönes Ding! Grand Theft Auto V Für Xbox 360 und PS3 (Rockstar Games) L: Jetzt kommt endlich der popkulturelle Instant-Classic – wir spielen eine Runde Strip-»GTA V«! F: Nee, lass uns doch normal ohne Kleiderpfänder spielen. Du weißt, mein Schüttelfrost. L: Das sagst du mir jetzt, wo ich im Adamskostüm von deiner Katze angestarrt werde? Na, was soll’s? Lege ich mir halt diese Hobo-Decke von dir über die Scham, und los geht’s. F: »GTA« ist im Detail echt noch mal faszinierender geworden. Die grafischen Möglichkeiten der Konsole werden voll ausgereizt. Und es gibt auch wieder Radiosender mit Hardcore in den geklauten Autos. Und guck dir doch mal das Licht hier in der Dämmerung an. L: Bist du wirklich sicher, dass du nicht in was Bequemeres schlüpfen willst? Du und das Spiel – get a room? F: Nein! Aber sieh dir das Farbenspiel der hereinbrechenden Dunkelheit an. L: Sonst ist dir Licht doch auch egal. F: Mitnichten, meine Freunde kennen mich als großen Licht-Fan! L: Na dann. Lass mich mal die Abschleppmission spielen. F: Jetzt hast du eine Passantin überfahren. L: Du hast gesagt, das Spiel handle von Freiheit – das ist meine! F: Gib mir wieder den Controller, ich habe gerade noch ein Bier auf ex getrunken, ich traue mir alles zu. [Wenige Augenblicke später: »Mission gescheitert«] Ach, das ist mir alles eine Nummer zu groß. Ich schaue lieber mal in der Figur von Michael in meinem Anwesen vorbei. L: »Drücke x, um an Jimmys Bong zu ziehen.« Das finde ich jetzt aber echt gut. F: Na ja, der eigene Sohn hat offensichtlich Drogen im Haus versteckt. Das ist auch ein zweischneidiges Schwert. L: Deiner Figur gefällt es immerhin: »Ich glaube, mein Rückgrat schmilzt.« Allerdings, wann gehen wir denn jetzt endlich in den Stripclub? Du hast es versprochen! F: Ich hatte dir einen Exkurs darüber versprochen, wie sexistisch das Spiel sich wieder generiert, nicht zuletzt, weil es keine weibliche Hauptfigur gibt. Das wäre so überfällig gewesen. In diese Argumentation passt das mit dem Stripclub nicht so ganz. L: Menno, okay, dann fahren wir halt mit unserem Sohn am Strand Fahrrad. F: Ist man zuletzt am Pier, bekommt unser fetter Sohn einen neuen Flat-Screen, erreicht man vor ihm das Ziel, macht er was aus seinem Leben. L: Ach, und so etwas ist eine Mission hier? Da hast du nicht zu viel versprochen, das ist echt ganz anders als »Pacman«. F: Mein Game-Sohn ist dennoch sehr aufmüpfig. L: Darauf können wir keine Rücksicht nehmen, es hieß, wir sehen jetzt digitale Brüste. F: Hattest du eigentlich eine Lobotomie, seit wir uns das letzte Mal getroffen haben? Wir sind doch gegen Sexismus. Wir sind die Guten. L: Weiß ich, weiß ich, steht außer Frage – aber jetzt gib trotzdem Gas! Der gute Lini will seine Dollars in die Poritze Rodrigo stecken. F: Ich sag’s aber gleich, der Club ist hetero. L: Och! F: Allerdings brauchen wir da auch Geld. Ich werde mal alle meine Aktien-Depots verkaufen. Das ist es mir wert. L: Oh, diese exotische Tänzerin namens Chasity versucht mit uns anzubändeln. Es ist so würdelos. Hast du noch Taschentücher? F: Bricht bei dir jetzt auch die Vogelgrippe aus? L: Nee, aber gib trotzdem. F: Oops, da sind wir auch schon aus dem Club geflogen, weil wir uns danebenbenommen haben. L: Besser so. Nicht dass wir uns hier noch blamieren. F: Ich glaube, that ship has sailed ... MAREK LIEBERBERG PRESENTS CONCERT EXPERIENCE 28.01. 29.01. 04.02. 08.02. 1 1 . 03. 1 2 . 03. 30.03. 3 1 . 03. KÖLN OFFENBACH HAMBURG MÜNCHEN KEMPTEN STUTTGART DÜSSELDORF HAMBURG FRANKFURT MÜNSTER MÜNCHEN NÜRNBERG HAMBURG KÖLN WIESBADEN MÜNCHEN 18.11. NEU-ISENBURG 19.11. MÜNCHEN 21.11. BERLIN HAIM 11. 02. HANNOVER 19.02. MÜNCHEN 17. 02. KÖLN 21.02. BERLIN 18.02. STUTTGART 22.02. HAMBURG 20.02. KÖLN 22.02. BERLIN GESTALTUNG: WWW.BUERO-SKODA.DE SPRING TOUR 2014 06.03. KÖLN 07.03. BERLIN 25.11. KÖLN 26.11. ERL ANGEN 27. 11. FRANKFURT 29.11. BERLIN 01.12. HAMBURG TICKETS: VORVERKAUFSSTELLEN 12.03. HANNOVER 27.01. KÖLN 13.03. WIESBADEN 28.01. BERLIN 29.01. HAMBURG 14.03. MÜNCHEN SPECIAL GUEST: SAINT RAYMOND 25.11. HAMBURG 26.11. KÖLN 25.11. FRANKFURT 26.11. HAMBURG 2 0.1 1. 2 1. 1 1. 2 2.1 1. 2 3.1 1. 2 5.1 1. 28.11. KÖLN 29.11. HAMBURG 30.11. BERLIN KÖL N FRANK F U RT BERL IN HAMBU RG M ÜNCHEN 02.03. HAMBURG 03.03. BERLIN 07.03. KÖLN 2 2.11. KÖLN 0 1. 12. DRESDEN 29.11. HAMBURG 02.12. MÜNCHEN 07.12. FR ANK FURT HOTLINE: 0 18 06 - 57 00 00* www.eventim.de *0,20 /ANRUF INKL. MWST. AUS DEM DT. FESTNETZ, MAX. 0,60 / ANRUF INKL. MWST. AUS DEM DT. MOBILFUNKNETZ FA C E B O O K.C O M / M A R E K L I E B E R B E R G 22.11. DÜSSELDORF WITH SPECIAL GUEST: T W I T T E R.C O M / M A R E K L I E B E R B E R G 31. 03. 01. 04. 02.04. 04.04. 05.04. 06.04. 08.04. 10. 04. BERLIN HAMBURG PRESENTING ARTISTS OF THE WORLD SINCE 1969 W E I T E R E I N F O R M AT I O N E N U N T E R W W W.M L K.C O M THE 116 MORGEN STEIL Cap: Fun Cap Jeanshemd: Topman Jacke: Topman Boxfresh x Stika www.boxfresh.com M.I.A. x Versus Versace www.versusversace.com Texte: Jenny Weser Kopie von der Kopie: Für ihre Zusammenarbeit mit der Versace-Unterlinie Versus ließ sich M.I.A. von Versace-Fälschungen inspirieren, wie es sie auf Märkten ihrer alten Hood in Ostlondon zu kaufen gibt. Bei den schrillen Prints und grellen Farben wird eines klar: Die Musikerin und das Modehaus sind ein Match made in Gianni Versace’s heaven. Foto: Carmen Catuti Für eine Limited-Edition-Kollektion schnappte sich das britische Label Boxfresh den ebenfalls britischen Graffiti-Künstler Stika. Die Kollabo unter dem Namen »Fruit Cocktail« präsentiert als Ergebnis natürlich Graffiti-inspirierte, aber auch mit ausgefeilten grafischen Mustern bestückte Streetwear – vom Hoodie bis zum Schuh. Intro Leser Outfit Hose: Cheap Monday Sneaker: Adidas Stefan, 25 magnet Club, berlin Wie bereitest du dich Outfit-technisch auf den Winter vor? Zum Winter habe ich mir bisher noch nicht so viele Gedanken gemacht, ich werde mir erst mal eine Übergangsjacke holen und dann weitersehen. Was sind deine derzeitigen Lieblingsteile? Das Cap, das ich gerade trage, und Hemden an sich, weil sie sich bei dem wechselhaften Wetter momentan gut bewähren. Wo kaufst du gerne ein? Aus Bequemlichkeitsgründen vor allem im Internet. Oft bei Zalando und sonst auch gerne bei Topman. A.P.C. x Carhartt WIP Nudie Jeans Philips www.apc.fr; www.carhartt-wip.com www.nudiejeans.com www.philips.de Minimalistische Ästhetik trifft auf Arbeiterkleidung entlehnte Qualität – zu Recht ist die Symbiose (wie das gemeinsame Logo schön zeigt) des französischen Labels A.P.C. mit Carhartt WIP so beliebt. Und doch wird die aktuelle Kollaboration vorerst leider die letzte sein. Ein Grund mehr, sich auf die in Grau, Weiß und Schwarz gehaltenen Basics und Accessoires zu freuen. »We love Jeans« – regelmäßig offenbaren Nudie Jeans ihre Liebe für Denim. Zwar nicht aus Denim, aber ebenfalls beste schwedische Handarbeit: die Majorna Boots des Labels aus Göteborg. Von der schwedischen Manufaktur Kavat hergestellt, steckt in den Schuhen genauso viel robuste Qualität und zeitloses Design wie in den Nudie-Jeans. Neue, modische Kopfhörer-Serie speziell für Radfahrer. Das geschlossene Design sorgt für eine gute Bass- und Geräusch-Isolierung, weiche OnEar-Polster bieten guten Tragekomfort. Zudem verhindert das abnehmbare Kabel Verknoten und sorgt zusätzlich für Sicherheit. Dank integriertem Mikrofon auch als HandyFreisprecheinrichtung nutzbar. Schickes Ding. MORGEN 117 Paul Smith www.paulsmith.co.uk Als geeignetsten Ort für ein UnterwäscheShooting denkt man nicht unbedingt an die französischen Alpen, oder? Das UK-Label Paul Smith allerdings hat genau dort seine aktuelle Unterwäsche-Linie inszeniert und uns damit ein unfassbar cooles Video beschert – mit den Boxers charmant in der Nebenrolle. Die atemberaubenden Bilder in luftiger Höhe zu Musik von Snakehips sind maßgeblich Regisseur Sébastien Montaz-Rosset und den Bergsteigern/Slacklinern Antoine Moineville und Tancrède Melet geschuldet. Wir wollen bitte nie wieder eingeölte Models am Strand in WäscheKampagnen sehen! TOP 5 HerbstspazierGanG Der Herbst ist endlich da, vorbei die Zeit der Sonnenanbetung, jetzt wird durchs Laub geraschelt. Zum ordentlichen Herbstspaziergang, ob vom Konzert in den Club oder von der Afterhour nach Hause, gehört nun mal die richtige Ausrüstung. Hier unsere Empfehlungen zur Jahreszeit. H&M x Isabel Marant www.hm.com 01 IRIEDAILY 02 NOWADAYS 04 CLEPTOMANICX 03 SOULLAND 05 DOC MARTENS Die schwedische Modekette hat sich in den vergangenen Jahren den Ruf erarbeitet, immer wieder mal die Spitzenriege an Designern für eine Sonderkollektion zu verpflichten – wahnwitzige Warteschlangen vor den Stores am Tag des Launches inklusive. Kaum eine Kollabo wurde so heiß diskutiert wie die mit der französischen Modeschöpferin Isabel Marant. Die für sie typische Mischung aus Boho-Chic und Rock’n’Roll-Roughness zieht sich auch durch die 126 für H&M designten Teile (Damen, Männer, Accessoires). Das i-Tüpfelchen wird durch die Supermodels Alek Wek, Milla Jovovich und Daria Werbowy aufgesetzt, die das Lookbook und die Kampagnenfotos zieren. 118 MORGEN 10 Jahre Sinnbus Crystal Festival FiGhters Sinnbus wird zehn Jahre alt: Das Berliner Labelkollektiv hat in der letzten Dekade eine hochkarätige, stilistisch vielfältige ReleaseGeschichte hinter sich gebracht. Mit Hundreds, Unmap, The/Das, La Boum Fatale, Rue Royale, Jan Roth, Miss Kenichi, Me And My Drummer — 31.10. Hamburg — 01.11. Jena — 02.11. Leipzig — 07.11. Berlin Erst ein Studioalbum hat die spanischbritische Band veröffentlicht. Doch dieses Album »Star Of Love« reicht, um die Crystal Fighters weit oben unter den von Folklore beeinflussten Dance-Bands einzuordnen. 03.11. Hamburg — 04.11. Köln — 05.11. Frankfurt — 08.11. Mün chen — 09.11. Berlin — 15.11. A-Wien Gold Panda Jupiter Jones Einst mit dem Schlagwort »Chillwave« assoziiert, haben sich die Koordinaten des Londoner Produzenten mittlerweile souverän in Richtung straff getaktete House-Musik mit allerlei Ornamenten verschoben. Die TänzerInnen werden es ihm danken! 12.11. Berlin — 13.11. Frankfurt a. M. OK KID Vor zwei Jahren hießen OK KID noch Jona:S und wurden im IntroHeimspiel besprochen. Nach einem Besetzungs- und Namenswechsel winkt jetzt die große HipHop-Karriere. intro präsentiert Für alle von uns präsentierten Touren verlosen wir jeweils 3x2 Tickets. Mail an [email protected] Mehr Tour-Präsentationen unter www.intro.de/live/empfehlungen Phoenix mögen sich 2013 spleeniger denn je geben, dennoch ließen es sich die Franzosen nicht nehmen, auch mit ihrem jüngsten Album astreinen elektrifizierten Pop abzuliefern. Mit Haim — 18.11. Neu-Isenburg — 19.11. München — 21.11. Berlin — 22.11. Düsseldorf TeGan And Sara Tempers 30.10. Hamburg — 31.10. München — 06.11. A-Wien 06.11. München — 07.11. Nürnberg — 08.11. Stuttgart — 09.11. Wiesbaden — 10.11. Dortmund — 13.11. Hanno ver — 14.11. Dresden — 15.11. Berlin — Geht weiter! Phoenix 19.11. Potsdam — 20.11. Bielefeld — 21.11. Erfurt — 22.11. Osnabrück — 23.11. Braunschweig — Geht weiter! Die superfeschen Zwillinge hatten mit ihren letzten beiden Alben nicht mehr viel Neues zu bieten. Doch nun wendet sich das Blatt: Tegan And Sara machen in Bubblegum und David Guetta. Das verspricht auf jeden Fall ein höchst unterhaltsames Live-Spektakel. K aum wem gönnt man den Erfolg mehr als Jupiter Jones, haben die Sympathieträger mit den Punkrock-Roots doch immer auffällig Bodenhaftung gewahrt. Ganz in der Tradition geschmäcklerischer Shoegaze-Revivalisten erweckt dieses Duo die klassische, wenn auch eher morbide Variante der »wall of sound« zu neuem Leben. Live dürfte das vor allem eines werden: laut. 25.11. Köln — 26.11. Berlin — 28.11. Hamburg — 29.11. München — 30.11. Chemnitz — 01.12. Mannheim Trentemøller Xul Zolar Auch mit seiner dritten LP »Lost« legte Trentemøller eine Mischung aus Pop, Electro-Arrangements und klassischer Instrumentierung vor. Unterstützung erhielt der Produzent dabei von zahlreichen Gastsängerinnen und Gastsängern, was live sehr viel hermacht. 12.11. Berlin — 14.11. Köln — 16.11. Hamburg — 18.11. A-Wien Die Band wird in ihrer Heimat Köln bereits als neuer, heißer Scheiß gehandelt: Xul Zolar entwickeln ihren sphärischen, rhythmisch vertrackten Pop zwischen den Eckpfeilern Smiths-Melancholie und Kölner Minimal-Sozialisation. 14.11. Würzburg — 15.11. Trier — 20.11. Hamburg — 21.11. Jena — 22.11. Berlin — 23.11. Bayreuth Ticketmaster.de Präsentiert von Intro !!! 01.11. München 02.11. Berlin 03.11. Hamburg 08.11. Köln The 1975 14.11. Köln 15.11. Frankfurt a. M. 18.11. Berlin 19.11. Hamburg Präsentiert von Intro Adolar 30.10.Magdeburg 31.10. Düsseldorf 01.11. Bremen 02.11. Bielefeld 03.11. Cottbus 07.11. Essen 08.11. Kiel 15.11. Hamburg 21.11. Leipzig 23.11. Aachen Geht weiter! AlunaGeorge 06.11. Hamburg 14.11. Köln 15.11. Berlin 17.11. Frankfurt a. M. 18.11. München Amanda Palmer & The Grand Theft Orchestra 29.10. Hamburg 01.11. Köln 04.11.Berlin 12.11. München Arctic Monkeys mit The Strypes 04.11.Offenbach 05.11. Berlin 11.11. Düsseldorf 12.11. München Braids Dear Reader 22.11. Hamburg 23.11. Berlin 22.11. Oberhausen 24.11. Bielefeld 25.11. Kassel 30.11. Göfis Geht weiter! Captain Capa 31.10. München 01.11. Leipzig 02.11. Stralsund 14.11. Berlin 15.11. Halle 22.11. Bremen 23.11. Bielefeld 30.11. Hannover Geht weiter! Casper 28.10.Hamburg 29.10. Köln 30.10.Berlin 01.11. Dresden 03.11. München 05.11. Frankfurt a. M. 06.11. Karlsruhe 09.11. Stuttgart Chokebore 07.11. Karlsruhe 08.11. Bielefeld Geht weiter! Christiane Rösinger 26.11. Rostock 29.11. Bayreuth Geht weiter! Chuckamuck 02.11. München 06.11. A-Wien 13.11. Augsburg 14.11. Nürnberg 15.11. Dresden 16.11. Leipzig 23.11. Berlin Claire 28.–29.10. Berlin 30.10.Leipzig 02.11. München 03.11. Köln 08.11. Kempten 09.11. Stuttgart 10.11. Frankfurt a. M. 12.11. Berlin 13.11. Dortmund 14.11. Osnabrück 15.11. Köln 16.11. Dresden 18.11. Hamburg 21.11. Weinheim 22.11. Nürnberg 23.11. Augsburg Banks Crystal Stilts 13.11. Köln 14.11. Hamburg 20.11. Berlin 19.11. Hamburg 20.11. Berlin 21.11. Köln Baths DAF 06.11. Köln 07.11. Hamburg 15.11. Berlin 16.11. Dresden Geht weiter! Präsentiert von Intro Austra Bear‘s Den 10.11. Berlin 11.11. Hamburg 12.11. Köln Dan Mangan Biffy Clyro 03.11. Köln 07.11. Hamburg 11.11. Berlin 13.11. München 17.11. Offenbach Blackmail 31.10. GieSSen 02.11. Bremen 03.11. Frankfurt a. M. 07.11. Düsseldorf 09.11. Osnabrück 17.11. Berlin Daughter Deafheaven 04.11.München 05.11. Leipzig 06.11. Schorndorf Blouse Dean Blunt 22.11. Hamburg 27.11. Berlin 28.11. Offenbach 20.11. Köln 22.11. Berlin 24.11. Hamburg Justin Timberlake 20.04.2014 Köln 22.04.2014 Köln 24.04.2014 Berlin 04.05.2014 Hamburg Dent May 07.11. Köln 08.11. Hamburg 09.11. Hannover 10.11. Berlin 11.11. Frankfurt a. M. Depeche Mode Deer Tick 21.11. Köln 23.11. Hannover 25.+27.11. Berlin Geht weiter! 04.02.2014 Köln 05.02.2014 München 07.02.2014 Stuttgart 08.02.2014 Frankfurt a. M. 09.02.2014 Hamburg Die Goldenen Zitronen 13.11. Bremen 14.11. Hannover 16.11. Frankfurt a. M. 18.11. Stuttgart Disclosure 03.11. Berlin 04.11.Hamburg 08.11. Köln Fenech-Soler Drenge 20.11. München 21.11. Köln 22.11. Frankfurt a. M. 02.12.2013 Köln 03.12.2013 Frankfurt a. M. 04.12.2013 Stuttgart 06.12.2013 München Editors mit Balthazar 30.10.Leipzig 01.11. Wiesbaden 03.11. Köln Emilíana Torrini 03.11. Berlin 05.11. Köln 09.11. München Turin Brakes Erdmöbel 28.10.Bochum 29.10. Münster 30.10.Frankfurt a. M. 31.10. Eisenach 01.11. Tübingen 02.11. Karlsruhe 07.11. Hannover 08.11. Krefeld Deutschland-Tour 03.12.2013 ― 10.12.2013 Präsentiert von Intro Foals The Growlers 08.11.Köln 18.11.2013 Freiburg 19.11.2013 München 20.11.2013 Frankfurt a. M. 21.11.1013 Berlin Präsentiert von Intro Francis International Airport 28.10.Hamburg 29.10. Berlin 30.10.Regensburg Geht weiter! Kids of Adelaide Frightened Rabbit 22.11. Köln 29.11. Hamburg Geht weiter! 30.11.2013 Hamburg 02.12.2013 Berlin 05.12.2013 Köln Friska Viljor 29.10. Hamburg 30.10.Bielefeld 31.10. Düsseldorf 01.11. Mannheim 04.11.Konstanz 06.11. Kassel Ticket-Hotline: 01806-999 00 00 0,20 €/Anruf aus dem dt. Festnetz/max. 0,60 €/Anruf aus dt. Mobilfunknetzen 120 MORGEN Tourdaten The Great Hans Unstern Swindle 14.11. A-Wien 16.11. München 18.11. Reutlingen 19.11. Wetzlar 20.11. Frankfurt a. M. 21.11. Münster 22.11. Saarbrücken 23.11. Mülheim / Ruhr 24.11. Bremen 27.11. Hamburg 28.11. Berlin Haim 25.11. Hamburg 26.11. Köln Half Moon Run 28.10.Köln 29.10. Berlin 07.11. München Präsentiert von Intro Herren maGazin 29.10. Stuttgart 30.10.Frankfurt a. M. 31.10. Aachen 01.11. Hannover 02.11. Lingen 22.11. Aurich Hurts mit Glasvegas 10.11. Berlin 11.11. München 13.11. Düsseldorf 14.11. Frankfurt a. M. 15.11. Hamburg 17.11. A-Wien ein fest von Intro IntroducinG mit Torres, Pool, Main Fear Love 05.11. Hamburg 06.11. Berlin 08.11. München 09.11. Frankfurt a. M. 10.11. Köln Jay-Z 28.10.Köln ein fest von Intro IntroducinG Festival mit Thomas Azier, Dan Croll, Tusq, Slow Magic, Diana, Kid Karate, Pawws, Skiing, Allie u.a. Lee Ranaldo & The Dust 12.11. Berlin 13.11. Köln Leslie Clio 28.10.Hamburg 29.10. Bremen 30.10.Hannover 01.–02.11. Berlin Lil Wayne mit Mac Miller 10.11. Berlin 28.10.Frankfurt a. M. 29.10. Hamburg 30.10.Berlin Jacco Gardner mit Zulu Pearls Local Natives mit Cloud Control 21.11. Wiesbaden 22.11. Dortmund 23.11. Münster 24.11. Köln 25.11. Hamburg 26.11. Berlin 01.11. Köln 06.11. Hamburg 08.11. A-Wien Jake Bugg LainG mit Malky Präsentiert von Intro Mighty Oaks mit Jackson Dyer Motörhead Phosphorescent 26.11. Berlin 27.11. Frankfurt a. M. 29.11. Stuttgart 30.11. München Geht weiter! 24.11. Münster Mount Kimbie 26.11. Hamburg 27.11. Leipzig 28.11. Frankfurt a. M. 29.11. Berlin Geht weiter! MS MR mit Outfit 09.11. Frankfurt a. M. 10.11. Köln 12.11. Hamburg 13.11. Berlin 14.11. München The National mit This Is The Kit 04.11.Berlin 05.11. Düsseldorf Nick Cave & The Bad Seeds 10.11. Hamburg 12.11. Düsseldorf 13.11. Offenbach 21.11. München 24.11. A-Wien Pixies 01.11. A-Wien Placebo 15.11. Leipzig 16.11. Köln 19.11. München 21.11. A-Wien 27.11. Frankfurt a. M. 28.11. Berlin Primal Scream 16.11. Köln 23.11. Hamburg 30.11. Berlin Präsentiert von Intro Prinz Pi 01.11. Berlin 08.11. Dortmund 09.11. Münster 10.11. Hannover 21.11. Stuttgart 22.11. Konstanz 28.11. A-Wien Queens Of The Stone Age mit Band Of Skulls Matthew E. White Mikrokosmos23 21.11. Berlin 22.11. Wangels 23.11. Frankfurt a. M. 24.11. Köln 25.11. München 16.11. Gera 19.11. Dresden 21.11. Leipzig 22.11. Berlin 23.11. Rostock Nightmares On Wax Präsentiert von Intro Milky Chance Oh Land mit Ballet School 24.11. München 25.11. Frankfurt a. M. 26.11. Hamburg 27.11. Köln 16.11. Hamburg 18.11. Köln 19.11. Berlin Russian Circles mit Chelsea Wolfe Maximilian Hecker 29.10. Frankfurt a. M. 30.10.München 01.11. Leipzig 02.11. Chemnitz 03.11. Mannheim 05.11. Erlangen 07.11. Saarbrücken 10.11. A-Wien 13.11. Aschaffenburg 14.11. Jena 15.11. Cottbus 30.10.Hamburg 31.10. Lüneburg 15.11. Würzburg 21.11. Dresden 22.11. Berlin Geht weiter! Lali Puna mit The Pastels 30.10.Berlin 09.11. Leipzig 10.11. Freiburg 11.11. Düsseldorf 12.11. München 21.11. Leipzig 22.11. Berlin 23.11. München 30.10.Berlin Präsentiert von Intro 11.11. Köln 12.11. Hamburg Präsentiert von Intro Midlake Mark Lanegan 05.11. Berlin 06.11. München Jimmy Eat World mit Rival Schools* 07.11. Köln 28.10.München 29.10. Köln 30.10.Dresden 31.10. Leipzig 01.11. Rostock 02.11. Berlin 09.11. Schorndorf London Grammar Low Julia Holter MC Fitti 28.10.Heidelberg 30.10.Augsburg 01.11. Dornstadt 02.11. Freiburg 04.11.Stuttgart 05.11. Darmstadt 06.11. Tübingen 07.11. Rees-Haldern 08.11. Berlin 19.11. Berlin 24.11. Köln 29.11. Hamburg 10.11. Saarbrücken 11.11. Wiesbaden* 12.11. Nürnberg* 13.11. Köln* 16.11. Hamburg* Präsentiert von Intro Präsentiert von Intro 30.10.Köln 31.10. Hannover 09.11. Hofgeismar Miss Li 20.11. Darmstadt 23.11. Düsseldorf 24.11. Hamburg 26.11. Stuttgart 28.11. München 29.11. Dresden 30.11. Berlin Mayer Präsentiert von Intro Hawthorne Morcheeba 28.10.München 29.10. Frankfurt a. M. 30.10.Berlin 01.11. Hamburg 02.11. Köln 28.10.Berlin 29.10. Hamburg 30.10.Köln 31.10. Heidelberg 04.11.Stuttgart* 05.11. München* 08.11. Düsseldorf* 28.11. Hamburg Roosevelt 16.11. Hamburg 17.11. Berlin 18.11. Frankfurt a. M. 19.11. Köln 31.10. Karlsruhe 02.11. Köln 03.11. Hamburg 10.11. Berlin 11.11. Dresden 17.11. München Ólafur Arnalds Samy Deluxe 14.11. Leverkusen 23.11. Darmstadt 29.11. Dresden Geht weiter! 12.11. Wiesbaden 15.11. Freiburg 16.11. Leutkirch 22.11. Krefeld 23.11. Kaiserslautern 27.11. Augsburg 28.11. Heidelberg 29.11. Münster 30.11. Kiel Okkervil River Philipp Poisel 03.11. Magdeburg 04.11.Halle 05.11. Leipzig Da Gehen wir hin – Tipps der Redaktion Eurosonic Noorderslag Und wo geht ihr hin? — www.intro.de/forum/konzerte Alle wichtigen europäischen Newcomer des Festivalsommers schon im Januar live sehen. Kristina EnGel Philip FassinG HolGer Risse Woodkid Birdy Thees Uhlmann Sophie Hunger Jake Bugg Baths Julia Holter Dean Blunt AlunaGeorge Crystal Stilts Christian Steiffen !!! Jake Bugg Roosevelt Pachanga Boys Jahr für Jahr treffen sich im niederländischen Studentenstädtchen Groningen Musiker, Fans und die gesamte Musikbranche, um vielversprechende Newcomer aus ganz Europa auf ihre Livequalitäten abzuklopfen. Auf etwa 30 Bühnen spielen 250 Acts, darunter verlässlich viele, die im weiteren Verlauf des Jahres für Furore sorgen werden. Vorhören ist also dringend angeraten! Gastland ist 2014 Österreich, der Fokus liegt also auf den Acts aus der Alpenrepublik. Die ersten Künstler sind bereits bekannt gegeben, die Intro-Empfehlungen gibt es in aller Ausführlichkeit in der nächsten Ausgabe. 15.-18.01. NL-Groningen — Bondax, Claire, Coely, Deaths, Emilie Nicolas, Exclusive, Fauve, Ja, Panik, Jenny Wilson, K ate Boy, Kensington, Kostrok, Luca Sapio, Mahagon, Mister And Mississippi, Say Yes Dog, Shiny Darkly, Siluet, The Animen, The Strypes, The Vintage Caravan, Vismets u. v. a. MORGEN Savages Suede Tricky 20.11. Köln 21.11. Frankfurt a. M. 22.11. Berlin 23.11. Hamburg 25.11. München 15.11. A-Wien 18.11. Berlin 19.11. München 21.11. Köln 22.11. Wangels 28.11. Köln Präsentiert von Intro Swim Deep Say Yes DoG 18.11. Landau 19.11. Mainz 21.11. Hamburg 22.11. Stuttgart 23.11. Geldern 26.11. Köln 27.11. Berlin 28.11. Chemnitz 30.11. Leipzig Geht weiter! Scott Matthew 01.11. A-Wien 07.11. Baienfurt 11.11. München 12.11. Berlin 26.11. Frankfurt a. M. 27.11. Köln 28.11. Duisburg Geht weiter! Scout Niblett 07.11. Marburg 08.11. Berlin 09.11. Leipzig 11.11. A-Wien Geht weiter! Seasick Steve mit Gemma Ray 28.10.Köln 30.10.München 31.10. Darmstadt 04.11.Stuttgart Sigur Rós mit I Break Horses 24.11. Frankfurt a. M. 25.11. Düsseldorf Skrillex 21.11. Berlin Sophie Hunger 01.11. Lörrach 02.11. Reutlingen 07.11. Heidelberg 08.11. Augsburg 10.11. A-Wien 20.11. Worpswede 21.11. Osnabrück 22.11. Wangels The Sounds 12.11. Münster 13.11. Hamburg 14.11. Leipzig 15.11. Hannover 17.11. Bochum 19.11. Stuttgart 26.11. München 27.11. Wiesbaden 28.11. Köln 29.11. Berlin Steven Wilson 28.10.Hannover 30.10.Dresden 01.11. Leipzig 02.11. A-Wien 03.11. Erlangen Sublime With Rome mit Dirty Heads 07.11. Hamburg 15.11. Köln 11.11. Berlin 12.11. Köln 13.11. München 14.11. Hamburg Ten Years From Now mit Egotronic, Feine Sahne Fischfilet, Findus 15.11. Bremen 16.11. Köln Geht weiter! Thees Uhlmann & Band 30.10.Bremen 31.10. Bielefeld 01.11. Dortmund 03.11. München 04.11.Erlangen 06.11. Leipzig 07.11. Jena 08.11. Dresden 09.11. A-Wien 10.11. Stuttgart 11.11. Würzburg 12.11. Saarbrücken 13.11. Köln 14.11. Osnabrück 15.11. Wiesbaden 18.11. Mannheim 19.11. Hamburg 20.11. Hamburg 21.11. Hannover 22.11. Berlin 23.11. Wangels Präsentiert von Intro Turbostaat 30.10.Magdeburg 31.10. Erlangen 03.11. Konstanz 04.11.Freiburg 06.11. Heidelberg 07.11. Göttingen 08.11. Osnabrück 09.11. Düsseldorf 22.11. Hamburg Villagers 25.11. Köln 26.11. Erlangen 27.11. Frankfurt a. M. 29.11. Berlin Volcano Choir 14.11. Berlin 15.11. Düsseldorf 06.11. Berlin Präsentiert von Intro When Saints Go Machine 28.10.Stuttgart 29.10. Wiesbaden 24.11. A-Wien White Lies mit In The Valley Below 14.11. Berlin 19.11. Frankfurt a. M. Präsentiert von Intro Präsentiert von Intro Tiere Streicheln Menschen 06.11. Würzburg 07.11. Weinheim 08.11. Ulm 09.11. Stuttgart 14.11. Dresden 15.11. Halle 16.11. Leipzig 17.–19.11. Berlin Geht weiter! Tocotronic 01.11. Bielefeld 02.11. Düsseldorf 03.11. Karlsruhe 04.11.München 05.11. Leipzig 06.11. Berlin Touché Amoré 16.11. Bochum 17.11. Köln 18.11. München 19.11. Wiesbaden 21.11. Hamburg 22.11. Berlin 27.11. A-Wien 29.11. Stuttgart Gerade erst haben Biffy Clyro das Stadionbad in Hannover gerockt, schon steht etwas weiter westlich der nächste außerordentliche Event im Rahmen der »Telekom Street Gigs«-Reihe an: Das britische Trio Placebo präsentiert sein neues lbum »Loud Like Love« auf der A Essener Zeche Zollverein, immerhin von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Wer schon mal dort war, weiß um den einzigartigen Schwerindustrie-Charme des ehemaligen Steinkohlebergwerks und kann einschätzen, wie gut dies zu den fantastischen Sound-Wällen der Band um Brian Molko passen dürfte. Wie immer gibt es für das Konzert keine Tickets im regulären Verkauf. Man kann sich nur für die kostenlose Gästeliste bewerben, und zwar auf www.telekomstreetgigs.de. Glücklich ist, wer da dabei sein kann. 26.11. Essen — Placebo Warpaint 09.11. Köln 11.11. Frankfurt a. M. 12.11. München 13.11. A-Wien 21.11. Berlin 27.11. Hamburg These New Puritans Telekom Street GiGs mit Placebo 121 Woodkid 31.10. Düsseldorf 10.11. Dresden 11.11. Berlin ein handverlesenes Konzertprogramm aus Thomas Azier, Tusq, Slow Magic, Dan Croll, Diana, Pawws, Skiing, Allie, Kid Karate und Sean Nicholas Savage. Der eine oder andere Act könnte noch dazukommen, es gibt also viel lohnenswerte neue Musik zu entdecken. Wie sonst auch gibt es für unser Festival keine Tickets zu kaufen – man kann sich schlicht und einfach auf www.introducing.de für Zusätzlich zu unserer großen In- die kostenlose Gästeliste anmelden. troducing Tour (siehe S. 28) wagen Wenn das keine Gelegenheit ist, wir uns im November ans Indoor- wissen wir’s auch nicht! Festival-Format! Und zwar aus gutem Anlass: Der Berliner Post- 10.11. Berlin — Thomas Azier, Dan Croll, Tusq, Slow Magic, bahnhof feiert Geburtstag, und da Sean Nicholas Savage, Diana, wollen wir mitfeiern. Mit dabei ist Kid K arate, Pawws, Skiing, Allie IntroducinG Festival Youth Lagoon 15.11. Berlin Yo La Tengo 05.11. München 10.11. Heidelberg 11.11. Dresden 12.11. Hamburg Die kommen, Die touren Emsland Arena Unter dem selbstironischen Motto »Popkultur für die Provinz« eröffnet Ende November eine neue Spielstätte im emsländischen Lingen, die der Region Zugang zu Konzerten geben will, die bislang an ihr vorbeizogen. Alien Coen Band 15.01.–16.02. Angry Pop Fest 14.12. Chilly Gonzales 28.12. Die Höchste Eisenbahn 08.01.–16.02. Ellie Goulding 28.01.–08.02. Eurosonic Noorderslag 15.–18.01. Fenech-Soler 02.–06.12. Travis Guz Die Aeronauten 22.11. Wangels 25.11. Berlin Geht weiter! Zurück zuhause Festivals 11.12.–02.05. 27.12. Stefan Epping, du bist für das Marketing der EmslandArena zuständig. Gibt es bei der Programmplanung in einer Gegend wie dem Emsland andere Aspekte zu beachten als etwa in Hamburg? Sechs Konzerte in einer Woche mögen in Hamburg vielleicht noch funktionieren, im Emsland eher weniger. Damit würden wir unsere Region überfordern. Eine gewisse Ausgewogenheit des Programms ist daher von besonderer Bedeutung. Das macht die Sache auch nicht immer ganz einfach. Gibt es weniger Bands als früher, die neben den großen Städten auch mal kleinere betouren? Da hat sich in den letzten Jahren einiges verändert. Die großen internationalen Namen kommen nicht mehr für 20 Konzerte nach Deutschland. Städte wie Berlin, Hamburg und Köln sind im Tourplan gesetzt, mittelgroße Städte müssen dagegen harte Überzeugungsarbeit für ihren Standort leisten. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Künstler, die den Reiz der Provinz schätzen und gerne auch in kleineren Städten haltmachen. Text: Christian Steinbrink 30.11. Lingen — K atie Melua, Bosse — Das ganze Interview auf intro.de 122 MORGEN Festivals Oh Land Audio Invasion »Prinzipiell ist erst mal alles möglich«, sagte Jonas Fröbel, Gitarrist der Leipziger Electro-Band Toy!, noch im letzten Jahr über das Konzept des Audio Invasion Festivals. Dieses Credo beherzigen die Veranstalter ganz offensichtlich weiterhin mit Freude. Dort, wo normalerweise das Leipziger Gewandhausorchester und andere Kammermusikensembles ihre Konzerte geben, geht am 23. November ein äußerst eklektisches und erlesenes Musikprogramm über die Bühne. Die Macher des Festivals haben auch dieses Jahr weit über jeden Tellerrand hinausgeschaut und dem nach guter Tradition sehr offenherzig kollaborierenden Gewandhausorchester gitarrenlastige Newcomer-Bands und Bass-MusikPioniere zur Seite gestellt. So darf nach der Eröffnung im großen Saal, bei der das Hausorchester unter der Leitung von Andrew Manze Stücke des Komponisten Benjamin Britten zur Aufführung bringt, im Mendelssohn-Foyer bis in die frühen Morgenstunden getanzt werden. Hinter den Plattenspielern findet man dabei illustre Gäste wie Bloc-Party-Sänger Kele Okereke, den UK-House-Shootingstar Julio Bashmore oder auch KanYe-WestSchützling und Produzenten-Wunderkind Hudson Mohawke. Das ergibt einen Twist, wie man ihn hierzulande nur höchst selten zu hören bekommt. Text: Philip Fassing 23.11. Leipzig — Abby, Andhim, Bender & Dahmar, Benjamin Grosvenor, Gewandhausorchester, Hudson Mohawke, Julio Bashmore, K arocel, Kele Okereke, Lake People, Oh Land, Reznik, Roosevelt, Versatile Noise Troopers Kraftklub BerGFestival Schnee und Festivals – spätestens, seitdem Wintertrendsportarten wie Snowboarding oder Trickski ihre Wettbewerbe in Skiregionen dies- und jenseits der Alpen austragen, ist diese Kombination keine Seltenheit mehr. Das Bergfestival rückt den Fokus mehr in Richtung der Musik. Rock- und Popkonzerte vor, während und nach der Pistengaudi der Wintermonate sind schon lange keine Ausnahme mehr. Ob nun Hardcore oder HipHop, Punk oder Crossover – viele bekannte Bands gaben sich schon in bekannten Skiregionen die Ehre und sorgten für eine bis dato unbekannte Konzertatmosphäre. Das Bergfestival treibt diese Entwicklung in diesem Jahr erstmals ein Stück weiter: Im beschaulichen Saalbach-Hinterglemm in Österreichs Kitzbüheler Alpen stellen die Veranstalter, die im Sommer für bekannte Open Airs wie das Taubertal Festival oder Rocco del Schlacko verantwortlich zeichnen, für zwei Tage und elf Bands ihre Bühne auf. Die stilistische Spannbreite reicht von Electro über Punk und HipHop bis hin zu Indie und Rock – vielfältiger geht es kaum. Erfahrene Skihasen wie die Donots oder Guano Apes stehen im Line-up neben Bands, die man in diesem Kontext bisher noch nicht erleben durfte, wie etwa die Monsters Of Liedermaching. Nach Ende des Tagesprogramms findet das Festival in zwei Clubs seine Fortsetzung bis tief in die Nacht hinein. Natürlich kann man, wenn man schon mal vor Ort ist, die Pisten rings herum für ganz ordinären Wintersport nutzen. Nur aufs gewohnte Camping müssen geneigte Festivalfans, und seien sie noch so hart im Nehmen, dabei verzichten. Stattdessen gibt es Unterbringungsmöglichkeiten für jeden Anspruch und Geldbeutel. Auch für die Anreise ist bereits gesorgt: Ein Busshuttle fährt aus vielen Städten in Deutschland und Österreich den Ort des Geschehens direkt an. Text: Henrik Hamelmann 06.-08.12. A-Saalbach-Hinterglemm — Blumentopf, Donots, Evil Jared, Frittenbude, Guano Apes, Kontrust, Kraftklub, LaBrassBanda, The Subways, Monsters Of Liedermaching, Russkaja MORGEN 123 Worldtronics Immer intensiver setzt die elektronische Musikszene auch abseits der westlichen Welt die Möglichkeiten des World Wide Web als Multiplikator für ihre Kunst ein. Die Worldtronics bieten Blicke über den Tellerrand. Noch nie waren die Regionen der Welt so stark vernetzt, noch nie war der Austausch von Daten, Informationen oder auch Musik so einfach wie im WLAN-Zeitalter mit seinen sozialen Netzwerken und Plattformen wie Soundcloud. Eigentlich erschreckend, wie sehr der Einfluss westlicher Medien angesichts dieser nicht erst seit gestern bestehenden Möglichkeiten dominiert. Das Festival Worldtronics hat sich genau dieses Themas angenommen und sich zur Aufgabe gemacht, die eindimensionale musikalische Sozialisierung der ersten Welt aufzubrechen und die Vielfalt elektronischer Musik darzustellen. Das Festival im Haus der Kulturen der Welt in Berlin lud seit seinem Debüt 2007 unter anderem ElectroActs aus Chile, Israel, Japan, Kongo, Mexiko, Neuseeland, Pakistan oder Russland ein. Es gab Einblicke in die Tecnobrega-Szene Nordbrasiliens oder klärte über die Hürden der jungen Popmusik in China auf. Das Thema der diesjährigen Worldtronics-Ausgabe ist »Teams & Tools«. Das Festival widmet sich den Phänomenen, die durch digitale Optionen für die Musik weltweit geschaffen werden könnten. Alternative Plattformen und kleine Labels haben sich nicht nur in unseren Breiten als beliebte Netzwerke etabliert, wie das Label 100 Copies aus Kairo oder die Projekte Bordermovement und Soundcamp zeigen, mit denen sich die Gründer Gerriet Schulz und die Brüder Teichmann in südasiatische DIY-Netzwerke einklinken. DIY sind auch einige der alternativen und experimentellen Tools, also Musikmaschinen, von erfindungsreichen Konstrukteuren wie dem Franzosen Pierre Bastien, der Katalanin Eli Gras oder den Kairoern Sadat & Alaa Fifty. Begleitend zum Worldtronics findet jedes Jahr am Festivalsamstag auch der Elektro-Fachmarkt im Haus der Kulturen der Welt statt, der sich als Treffpunkt der Berliner Elektronikszene wachsender Beliebtheit erfreut. Hier kann man sich zwischen Labelmachern, Plattenhändlern, Clubbetreibern, Instrumentenbauern und Produzenten kleine Konzerte oder DJ-Sets anschauen oder an den Ständen von Musikstudios und Verlagen stöbern. Text: Jenny Weser 27.11.-01.12. Berlin — Bikya, Bosai na, Gebrüder Teichmann, Lafifa, Mahmoud Refat, Monitor Lizards, Shruti Sonic feat. Talvin Singh, Sohrab, Solar Eyes, Wetrobots Gebrüder Teichmann London Grammar Sonic Visions Luxemburg als Hotspot? Häufig hört man diese Charakterisierung nicht, außer von Bankiers oder Großherzögen im letzten Großherzogtum der Welt. Oder man ist Gast beim Sonic Visions. In Luxemburgs zweitgrößter Stadt, Esch-sur-Alzette, liegt die berühmt-berüchtigte Rockhal, für viele Musikfans auch außerhalb des Großherzogtums die beste Konzert-Location weit und breit. Der Straßenname der Rockhal ist schon so klischeebeladen, dass es fast langweilig wäre, ihn zu thematisieren. Aber eben nur fast. Die »Avenue du Rock’n’Roll« hält tatsächlich, was sie so vollmundig ankündigt. Andere Städte könnten sich ein Beispiel an dem Konzept nehmen, das hinter der Rockhal und den umliegenden Gebäuden steht: Kostengünstige Proberäume, modernste Bühnentechnik und ein eigenes Studio unterstreichen, dass man sich hier Gedanken gemacht hat, wie man die Rock/Pop-Kultur sinnvoll fördern kann. In diesem übersichtlichen Städtchen mit seinen gerade einmal 32.000 Einwohnern findet zum sechsten Mal das Sonic Visions Festival statt. Die Philosophie hinter dem Festival besteht darin, luxemburgischen Newcomerbands die Chance zu geben, sich einer Öffentlichkeit zu präsentieren, die über die heimische hinausgeht. Gemeinsam mit internationalen Gruppen wie Sigur Rós und Hurts ergeben sich ein äußerst homogenes Line-up und eine Veranstaltung, die als erfrischende Mischung aus Branchentreffen und Musikfestival beschrieben werden kann. Rund um das Sonic Visions findet eine Konferenz statt, in der die Vermarktung von Bands und die Durchführung von Veranstaltungen im Vordergrund stehen. Zusätzlich werden Workshops zu aktuellen Themen der Popkultur angeboten. So eine Zusammenstellung mag nicht mehr völlig neu sein, sie bietet mit ihrer Ernsthaftigkeit und Spannbreite aber genügend Substanz, um das Festival als wichtigen Punkt im Jahreskalender zu markieren. Text: Philipp Maxrath 22.-23.11. L-Esch-sur-Alzette — Alvin And Lyle, Antimatter People, Aufgang, Bender & Schillinger, Benjamin Clemen tine, Bottled In England, Colt Silvers, Dear Reader, Dir ty Crows, Drenge, Frightened R abbit, Fyfe, Girls In Hawaii, Hurts, I Break Horses, Leslie Clio, London Grammar, Lylac, Mighty Oaks, Mr. Yaz, Mutiny On The Bounty, Natas Loves You, Nonono, OK KID, Owlle, Porn Queen, Seed To Tree, Sigur Rós, Synthesis, We Are Match 124 MORGEN Festivals Woodkid Electronic Beats Nach über das ganze Jahr verteilten Stationen in Deutschland und dem angrenzenden Ausland macht das Electronic Beats in der dunkleren Jahreshälfte halt in Dresden. Von Beginn an bemühten sich die Macher, sich in ihrem Line-up am Puls der Zeit der elektronischen Musik zu bewegen. Folgerichtig wird auch in Sachsens Landeshauptstadt mit Woodkid einer der momentan heiß gehandelten Künstler auftreten. In früheren Tagen brillierte der Franzose als Videoregisseur für Moby oder Lana Del Rey, mittlerweile hat er sich auch als Musiker, zuletzt mit seinem Debütalbum »The Golden Age«, einen Namen gemacht. Das Duo Mount Kimbie seinerseits hatte mit seinem Debüt »Crooks & Lovers« 2010 in fast allen Bestenlisten einen Spitzenplatz inne. Mit dem zweiten Album »Cold Spring Fault Less« etablierten sich die Briten dieses Jahr vollends. Die aktuelle Platte erschien auf dem renommierten Label Warp und begeisterte mit einem avancierten Mix aus Chillwave, Dub und Electro. Sizarr überzeugten mit ihrem Indie/Electro-Sound schon Künstler wie These New Puritans oder Kele Okereke, die sie prompt als Vorgruppe anheuerten. Mit Albrecht Wassersleben, einem der Gründer des Dresdener Labels Uncanny, hat sich das Electronic Beats zudem einen Local Hero an Bord geholt. Sein Mix aus House, Soul und folkloristischen Rhythmen macht das facettenreich zusammengestellte Line-up komplett. Text: Philipp Maxrath 10.11. Dresden — Albrecht Wassersleben, Mount Kimbie, Sizarr, Woodkid 23.11. A-Wien — Giorgio Moroder, Laurel Halo, Metro Area, When Saints Go Machine, Wolfram Pop.Notpop HipHop Tunes Stuttgart hat neben dem höchsten Fernsehturm (Lüge) und den besten Brezeln (Wahrheit) im November noch einen weiteren Superlativ zu bieten: Das fantastische Pop.Notpop-Clubfestival nistet sich einen Samstag lang in fünf der coolsten Clubs der Stadt ein. In den vergangenen Jahren hatten Acts wie Bonaparte, Retro Stefson, Roosevelt oder Icona Pop schon die Klasse des Clubfestivals als Sprungbrett für vielversprechende Newcomer unter Beweis gestellt. Das unterstreicht den Nutzen einer solchen Veranstaltung, was durchaus mal herausgestellt werden darf, denn die Landeshauptstadt ist nicht gerade bekannt dafür, es ihren Kreativen leicht zu machen. Mit dem Pop.Notpop, deren Organisatoren neben dem Festival auch regelmäßige Konzerte durchführen, ist die Region nun allerdings schon seit vier Jahren um eine schöne Veranstaltung reicher. Ausnahmsweise findet diese nicht in Mannheim, der allgegenwärtigen Heimat der Popakademie, sondern standesgemäß in der Landeshauptstadt statt. Text: Jenny Weser »What we’re gonna do right here is go back, way back, back into time.« Diesen Sample-Klassiker von Jimmy Castor haben sich die HipHop Tunes offenbar als Motto auf die Fahne geschrieben, denn eigentlich ist die Veranstaltung im emsländischen Lingen eine Art Gegenentwurf zu all den sogenannten Newcomer-Festivals. Zum einen, weil mit DCS (ehemals Die Coolen Säue) aus Köln, Perspektive Music aus Osnabrück, den Münchener Headlinern Blumentopf und den Lingener Lokalmatadoren Moinsen Mafia durchweg Bands vertreten sind, die seit zehn Jahren und mehr gemeinsam Musik machen. Zum anderen, weil die HipHop Tunes nach jahrelanger Pause ihr Comeback geben: Während das Festival damals noch im Rahmen des jährlichen Altstadtfests am Alten Pferdemarkt open air stattfand, feiern die HipHop Tunes 2013 mit dem Alten Schlachthof Lingen als neue Location ihre Indoor-Premiere. Text: Jenny Weser 09.11. Stuttgart — Bit Brothers, Charlie Barnes, Children, Claire, Exclusive, Fantastic Mr. Fox, Fuck Art, Let’s Dance!, Jung & Glücklich, Kill All Hipsters DJ-Team, Kitjen Special feat. Tipura, Konstantin Sibold feat. Aristoteles & Leif Müller, Loveit feat. Rückli & Nico Brun, Mathias Weck, Okta Logue, Sea + Air, Yalta Club 15.11. Lingen — Blumentopf, DCS, Moinsen Mafia, Perspektive Music POp AbO DOrtmunD »Hier bedeutet oftmals ein Weniger an Lautstärke ein Mehr an Atmosphäre. Wer damit spielt, kann hier wirklich ganz besondere Momente entstehen lassen.« Pop-Abo-Kurator Christian Lenzing schätzt das Potenzial für außerordentliche Konzerte seiner Reihe im Dortmunder Konzerthaus ganz richtig ein. Die nächste Gelegenheit, das zu erleben, bietet Agnes Obel. 14.11. Dortmund — Agnes Obel Moinsen Mafia 126 MORGEN JETZT NEU! »Mädchenworld« von FIL ISSUE #11 JETZT ERHÄLTLICH. AUCH FÜRʼS IPAD. IT NIMM MICH Mtlets Ich liege in 65 FIL’s neue, ganze geile Graphic Novel über das Mädchen Gemma und ihre atemberaubende Flucht vom Ponyhof in die Welt der Fantasie. 14,90 Euro Im Buchhandel oder versandkostenfrei bestellen unter shop.zitty.de, Tel.: (030) 290 21 – 529. 0 Ou NTER LAD MICH RU App auf Mich gibt’s als .de/ipad greatest-berlin KLICK MICH AN rlin.de st-be Ich bin greate MORGEN CAFE CENTRAL U WEINHEIM // WWW.CAFECENTRAL.DE FRISKA VILJOR // MARTINA LINN FEUERWACHE MA FR 01 11 CHRISTIAN STEIFFEN SA 02 11 THE ANSWER // TRACER SO 03 11 WEEKEND // PERSTEASY & FIST SO 03 11 LAING FEUERWACHE MA DO 07 11 SOPHIE HUNGER HALLE_02 HD DO 07 11 TIERE STREICHELN MENSCHEN SA 09 11 HELLSONGS SO 10 11 CÄTHE FR 15 11 RAKEDE SA 16 11 NGOBO NGOBO SA 16 11 GÖTZ WIDMANN HALLE_02 HD MI 20 11 THE GRANDMOTHERS OF INVENTION DO 21 11 CLAIRE FR 22 11 GUANA BATZ // KING MOROI // DJ SPY SA 23 11 BATTLEBOI BASTI DO 28 11 U.S. BOMBS // CHIP HANNA FR 29 11 DEMENTED ARE GO // COBRA EXPRESS SA 30 11 ARCHITEKT // LAAS UNLTD MO 02 12 OK KID MI 04 12 ACTION BEAT DO 05 12 LANCE BUTTERS SO 08 12 NATE 57 // TELLY TELLZ DO 12 12 DUB SPENCER & TRANCE HILL // EASE UP LTD FR 13 12 HAPPY DAY LIVE PODCAST SA 14 12 OKTA LOGUE // BOURBON SEAS FR 20 12 MY BABY WANTS TO EAT YOUR PUSSY SA 21 12 GÖTZ WIDMANN MI 25 12 WEINHEIM SKA REGGAE ALLSTARS FR 01 11 P D 127 A Di. 05.11.2013 | Gloria, Köln Mi. 20.11.2013 | Essigfabrik, Köln Mi. 06.11.2013 | Live Music Hall, Köln Crossfaith, Deadly Circus Fire EMILIANA TORRINI SKINDRED special guest: THE CULT Fr. 08.11.2013 | E-Werk, Köln FOALS special guest: Everything Everything Fr. 08.11.2013 | Essigfabrik, Köln BUCKCHERRY & HARDCORE SUPERSTAR special guest: Venrez Do. 21.11.2013 | E-Werk, Köln SUEDE special guest: Teleman Di. 26.11.2013 | E-Werk, Köln (Verlegt von der Essigfabrik) TOM ODELL Mi. 27.11.2013 | E-Werk, Köln PAPA ROACH special guests: Glamour Of The Kill, Middle Class Rut Sa. 09.11.2013 | Live Music Hall, Köln Mo. 02.12.2013 | Live Music Hall, Köln So. 10.11.2013 | Live Music Hall, Köln Sa. 07.12.2013 | E-Werk, Köln Fr. 13.12.2013 | FZW, Dortmund WHITE LIES MS MR special guest: Outfit TRAVIS PATRICE Mi. 13.11.2013 | E-Werk, Köln Fr. 13.12.2013 | Essigfabrik, Köln THEES UHLMANN SILVERSTEIN special guest: & BAND Mi. 13.11.2013 | Live Music Hall, Köln Dream On Dreamer, Palisades 27.01.2014 | Live Music Hall, Köln JIMMY EAT WORLD Mo. BABYSHAMBLES special guest: Rival Schools Mo. 18.11.2013 | E-Werk, Köln Mo. 27.01.2014 | Essigfabrik, Köln Mo. 18.11.2013 | Live Music Hall, Köln Do. 30.01.2014 | Live Music Hall, Köln (Nachholtermin vom 21.09. / E-Werk) LABRASSBANDA THE NAKED AND FAMOUS MADCON MODERAT special guest: Anstam So. 03.11.2013 | Lanxess Arena, Köln Di. 05.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf special guest: This Is The Kit Mi. 13.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf special guests: Glasvegas, Pegasus Fr. 22.11.2013 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf special guest: HAIM So. 08.12.2013 | Palladium, Köln THE GROWLERS support: Thao & The Get Down Stay Down 18.11. Freiburg Räng Teng Teng Sa. 28.12.2013 | Lanxess Arena, Köln Do. 30.01.2014 | Westfalenhalle 2, Dortmund + TOMORROW‘S TULIPS 19.11. München Atomic Café 20.11. Frankfurt Zoom 21.11. Berlin White Trash special guests (Köln): MC Fitti, Ronny Trettmann special guest (Dortmund): MC Fitti Mi. 12.03.2014 | Palladium, Köln So. 16.03.2014 | Palladium, Köln Mi. 02.04.2014 | Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf So. 06.04.2014 | Halle Münsterland, Münster 2.12. Köln Luxor 3.12. Frankfurt Ponyhof 4.12. Stuttgart Schocken 5.12. Berlin Berghain 6.12. München Atomic Café prime entertainment www.prime-entertainment.de www.target-concerts.de T E 128 MORGEN 1113 karlstorbahnhoF FR 01 SCHLACHTHOF WIESBADEN MURNAUSTR.1 65189 WIESBADEN SO 03 Di 05 FR 08 SA 09 03.11. SO KARNIVOOL / THE INTERSPHERE (KONZERT HALLE) 06.11. MI AIRBOURNE (KONZERT HALLE) 09.11. SA JUPITER JONES (KONZERT HALLE) 10.11. SO BRING ME THE HORIZON (KONZERT HALLE) 11.11. MO JIMMY EAT WORLD Agnes obel / RIVAL SCHOOLS Di 05.11.DilateD PeoPles Mi 06.11.turbostaat Do 07.11.blooDon theDance Floor Fr 08.11.agnesobel so 10.11.Yolatengo Di 12.11.baths Fr 14.11.11FreunDe Fussball- show Do 21.11.raF3.0 Do 28.11.saMYDeluxe Prêtàécouter Di 19.11.MoneY Fr 22.11.wax/watskY so 24.11.raDicalFace Di 26.11.nightbeDs Do 28.11.DeaPVallY Fr 29.11.oDDisee (KONZERT HALLE) 14.11. DO ENTER SHIKARI (KONZERT HALLE) 15.11. FR THEES UHLMANN & BAND / ROB LYNCH (KONZERT HALLE) 17.11. SO ROYAL REPUBLIC (KONZERT HALLE) 17.11. SO 19.11. DI BIFFY CLYRO 28.11. DO N O V– DE Z 20 13 GBH (UK) + Soul Invaders (D) Do. 21.11. Paper Beat Scissors (CAN) + Michael Feuerstack (CAN) Sa. 23.11. Jacco Gardner (NL) + Zulu Pearls (USA) So. 24.11. Phosphorescent (USA) + Caveman (USA) Mi. 27.11. Asgeir (ISL) + Farao (NOR) Sa. 07.12. Kadebostany (SUI) (KONZERT RÄUCHERKAMMER) Di. 17.12. TOCOTRONIC CASPER AUSVERKAUFT !! Fr. 08.11. 20:00 Uhr ENTER SHIKARI Special Guest: HACKTIVIST Fr. 15.11. 20:00 Uhr POTHEAD Do. 21.11. 19:00 Uhr f O T O: S C O T T M AT T HE w © MIC H A EL M A NN THOMAS DybDAHL 05.12. SANDRA KOLSTAD 07.12. SCOTT MATTHEw 08.12. AGNES ObEL 12.12. HALLO wERNER CLAN 13.12. HGICH.T 20.12. Di. 19.11. So. 15.12. Zucchini Sistaz @ Fachwerk Mi. 06.11. 18:30 Uhr 03.12. A US V ER K A Uf T ! SA 30 Moddi (NOR) + Sam Amidon (USA) @ Fachwerk THE BIANCA STORY So. 03.11. 19:00 Uhr VORSCHAU: PAT TI SMITH 11.02. DAMIEN jUR ADO 20.02. fOREST SwORDS 03.03. K AMPNAGEL HAMbURG TICKETS 040 270 949 49 fACEbOOK.COM /K AMPNAGELTUNES DEEZ NUTS Mit: OBEY THE BRAVE, STRAY FROM THE PATH, HEART IN HAND, RELENTLESS Fr. 22.11. 19:00 Uhr Dead Moon´s Fred & Toody Cole [unplugged] (USA) JEDEN 1. SAMSTAG: INFECTIOUS GROOVES www.infectious.de intro 11.13_Layout 1 17.10.13 14 05.11.2013 / DI David Lemaitre Songwriterkunst meets Querdenkertum 14.11.2013 / DO Jamaram Reggae-Rock'n'Roll-Zirkus 20.11.2013 / MI Golden Kanine Indie Folk Rock aus Schweden 26.11.2013 / DI Moop Mama Urban-Brass-Band-Spektakel 11.12.2013 / Mi Deluxe elektro swing MONSTERS OF LIEDERMACHING 18.12.2013 / Mi Do. 28.11. 19:00 Uhr 22.1.2013 / Mi DEATH ANGEL Mit: DEW-SCENTED & special guest Fr. 29.11. 19:30 Uhr ITCHY POOPZKID Mit: MEGA! MEGA!, BLACKOUT PROBLEM Fr. 13.12. 20:00 Uhr MOLLY HATCHET Support: KICKHUTER Alter Schlachthof 19 • 76131 Karlsruhe www.substage.de SA 16 SO 17 So. 17.11. Sa. 14.12. The Bollock Brothers (UK) + who´s Anna (D) FIDDLER’S GREEN FR 15 Wax (USA) + Watsky (USA) Sa. 02.11. 19:00 Uhr KA MP NA GE L.D E DO 14 Sa. 16.11. (KONZERT HALLE) Unser komplettes Programm findet ihr im Internet unter DI 12 SA 23 Fr. 06.12. Turbostaat (D) + Love A (D) @ Sputnikhalle THE SOUNDS / VIKTOR & THE BLOOD MO 11 Sa. 09.11. Joseph Arthur & Band (USA) + Rene Lopez (USA) GHOST / OATH schlachthof-wiesbaden.de RAMbO AMADEUS & bALKANIZER 01.11. THE NEw MASTERSOUNDS & KEb DARGE: CLUb TIKKA 02.11. LEE RANALDO AND THE DUST 11.11. MS MR 12.11. jOHN wIZARDS 13.11. DEAN bLUNT 24.11. wILLIAM fITZSIMMONS Fr. 08.11. The Metric Eyes (D) + C4Service (D) Do. 28.11. The Anna Thompsons (D) + Sick Hyenas (D) Heidelberg / Am Karlstor 1 Telefon 0 62 21 . 97 89 11 T U NE S Di. 05.11. STRFKR [Starfucker] (USA) + Them Cities (D) (KONZERT STADTHALLE OFFENBACH) (KONZERT HALLE) 27.11. MI SO 10 Sa. 02.11. 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BrotfaBrik 20.00 Thomas dybdahL 10.12. mousonturm 21.00 LiTTLE booTs Mi. 20.11.2013 | Gebäude 9, Köln Fr. 01.11.2013 | Luxor, Köln Mi. 20.11.2013 | Luxor, Köln THE ANSWER special guest: Tracer Fr. 01.11.2013 | MTC, Köln KIDS IN GLASS HOUSES support: Canterbury So. 03.11.2013 | Luxor, Köln 19.01. BrotfaBrik 20.00 dEar rEadEr 04.02. Batschkapp 20.00 mogwai 20.02. Batschkapp 20.00 ron popE & wakEy! wakEy! 17.03. Batschkapp 20.00 icona pop 26.03. sankt peter 20.00 anna caLvi tickets mousonturm: TEL 069.405.895-20 www.mousonTurm.dE infos BrotfaBrik: www.broTfabrik.info Weitere Veranstaltungen: www.markusgardian.dE SHOVELS & ROPE Do. 21.11.2013 | Luxor, Köln RED plus special guest So. 03.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln Fr. 22.11.2013 | Gebäude 9, Köln AUSTRA VOODOO SIX BREED 77 SACRED MOTHER TONGUE Mo. 04.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln THE HEAVY NADINE SHAH Mi. 06.11.2013 | Luxor, Köln WEDNESDAY 13 Do. 07.11.2013 | Kulturkirche, Köln SEETHER Do. 07.11.2013 | Blue Shell, Köln DE STAAT special guest: SuperHardBoys Fr. 08.11.2013 | Luxor, Köln NIGHT BEDS FRIGHTENED RABBIT So. 24.11.2013 | Gebäude 9, Köln MATTHEW E. WHITE So. 24.11.2013 | Studio 672, Köln JACCO GARDNER Mo. 25.11.2013 | Blue Shell, Köln INTO IT. 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(CHKCHKCHK) HAIM special guest: Saint Raymond Fr. 08.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln Di. 26.11.2013 | Luxor, Köln BLOOD ON THE DANCE FLOOR Mo. 11.11.2013 | Kulturkirche, Köln MARK LANEGAN special guests: Duke Garwood, Lyenn Di. 12.11.2013 | Stadtgarten, Köln SWIM DEEP Mi. 13.11.2013 | Blue Shell, Köln WHITE DENIM special guest: Syd Arthur Do. 14.11.2013 | Luxor, Köln THE 1975 DEAP VALLY special guest: JjuuJjuu Mi. 27.11.2013 | Gebäude 9, Köln ROOSEVELT Do. 28.11.2013 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln THE SOUNDS special guest: Viktor & The Blood Do. 28.11.2013 | Luxor, Köln OHRBOOTEN Do. 28.11.2013 | Gebäude 9, Köln HANNI EL KHATIB Do. 28.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln Do. 14.11.2013 | Gebäude 9, Köln THE ECLECTIC MONIKER TRICKY Do. 28.11.2013 | Blue Shell, Köln WAMPIRE Do. 14.11.2013 | Club Bahnhof Ehrenfeld, Köln Mo. 02.12.2013 | Luxor, Köln ALUNAGEORGE FENECH-SOLER Fr. 15.11.2013 | Luxor, Köln Di. 03.12.2013 | Bürgerhaus Stollwerck, Köln (verlegt vom Luxor) TONBANDGERÄT Fr. 15.11.2013 | Gebäude 9, Köln CLAIRE ENNO BUNGER special guest: Woods of Birnam Sa. 16.11.2013 | Die Kantine, Köln PRIMAL SCREAM Sa. 16.11.2013 | Luxor, Köln MINDLESS SELF INDULGENCE special guest: The Red Paintings SKILLET So. 17.11.2013 | Luxor, Köln THE LOVE BÜLOW Mo. 18.11.2013 | Luxor, Köln OH LAND special guest: Ballet School Mo. 18.11.2013 | Blue Shell, Köln YOUNG CHINESE DOGS Di. 19.11.2013 | Luxor, Köln 21.03. 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