Der Einfluss exogener und endogener Parameter auf den
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Der Einfluss exogener und endogener Parameter auf den
Bezirksfischereiverband Bezirksfischereiverband Oberfranken V. Oberfranken e. e.V. Bezirk Oberfranken Fachberatung für Fischerei Landesfischereiverband Landesfischereiverband Bayern Bayern e. e.V.V. Der Einfluss exogener und endogener Parameter auf den Erbrütungserfolg bei Salmoniden Eine integrative Untersuchung von Problemen bei der Vermehrung von Bachforelle, Bachsaibling und Seesaibling Dr. Dennis M. Kallert gefördert aus Mitteln der Fischereiabgabe Mai 2009 Herausgeber Bezirk Oberfranken Fachberatung für Fischerei Ludwigstraße 20 95444 Bayreuth Telefon: (09 21) 60 4-14 69 Fax: (09 21) 60 4-1667 Email: [email protected] http://www.bezirk-oberfranken.de Fotos Titelfoto Manfred Popp, Fachberatung für Fischerei, Bezirk Oberfranken Unbefruchtete Eier Johannes Schnell, Landesfischereiverband Bayern alle übrigen Fotos Dr. Dennis M. Kallert, Verfasser Umschlaggestaltung Nicole Fleischer Bayreuth, Mai 2009 Bezirk Oberfranken, Fachberatung für Fischerei Abschlussbericht Projektbezeichnung: Einfluss exogener und endogener Parameter auf den Erbrütungserfolg bei Salmoniden Kurztitel „Fertilisationsproblematik bei Salmoniden“ Projektträger: Bezirk Oberfranken, vertreten durch Herrn Bezirkstagspräsidenten Dr. Günther Denzler, Bayreuth weitere Projektpartner: Landesfischereiverband Bayern, München Bezirksfischereiverband Oberfranken, Bayreuth Projektleitung: Dr. Robert Klupp, Ltd. Fischereidirektor, Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken, Bayreuth Auftragnehmer: Dr. Dennis M. Kallert, Zoologe, München Finanzierung: Landesfischereiverband Bayern, München Projektdauer: 01.09.2006 - 31.03.2009 Verfasser: Dr. Dennis M. Kallert, Zoologe, München Vorwort Eine funktionierende Fortpflanzung ist die wesentlichste Voraussetzung für den Erhalt der heimischen Fischbestände. Dies gilt sowohl für die Fischpopulationen in den freien Gewässern als auch für die Fischbestände in den Fischzuchtbetrieben. In den letzten Jahren haben die Fischarten in den freien Gewässern zum Teil erhebliche Einbrüche erlitten. Auch die heimischen Salmonidenzuchtbetriebe hatten Schwierigkeiten die benötigten Augenpunkteier bereitzustellen. Die Folge davon war bzw. ist, dass die Fischzuchtbetriebe die Haltung von Laichfischen aus wirtschaftlichen Gründen aufgaben und sich die benötigten Augenpunkteier aus dem Ausland beschafft haben. Dies kann im Interesse der Erhaltung der heimischen Fischbestände, die an die hiesigen Bedingungen sowohl genetisch als auch ökologisch angepasst sind, nicht auf Dauer hingenommen werden. Die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken hat sich zusammen mit dem Bezirksfischereiverband Oberfranken und dem Landesfischereiverbandes Bayern dieses Problems angenommen. Über den Bezirksfischereiverband Oberfranken wurden beim Landesfischereiverband Bayern Mittel aus der Fischereiabgabe zur Untersuchung der Einflüsse auf Eier und Sperma, sowie der Erbrütung von befruchteten Eiern beantragt. Die Untersuchungen wurden in der Lehranstalt für Fischerei Aufseß durchgeführt. Die vorliegende Arbeit ist als Grundlage zu sehen, wie zukünftig die Vermehrung von Salmoniden in den hiesigen Fischzuchtbetrieben wieder erfolgreich betrieben werden kann. Ich hoffe, dass die für Salmoniden aufgezeigte Vorgehensweise auch Hinweise für die Vermehrung von Rutte, Nase und anderen Arten liefert. Mein Dank gilt dem Landesfischereiverband Bayern für die finanzielle Unterstützung aus Mitteln der Fischereiabgabe. Danken möchte ich an dieser Stelle auch Herrn Dr. Dennis Kallert für die praxisorientierte und qualifizierte Durchführung der Untersuchung. Ich bin sicher, der Bezirk Oberfranken hat damit einen Beitrag geleistet, damit die Salmonidenzuchtbetriebe wieder in die Lage versetzt werden, geeignete Jungfische, sowohl für die freien Gewässer als auch für die Teichwirte zur Verfügung zu stellen. Bayreuth, im Mai 2009 Dr. Günther Denzler Präsident des Bezirkstages von Oberfranken Fertilisationserfolg bei Salmoniden -Inhaltsverzeichnis- Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS 1 ABKÜRZUNGEN 5 1 6 EINLEITUNG 1.1 Problematik 6 1.2 Gametenqualität und Fertilisationsparameter: Synopsis 9 1.3 Zielsetzung 15 2 17 MATERIAL & METHODEN 2.1 Verwendete Fische 17 2.1.1 Fischarten und Herkunft 17 2.1.2 Haltungsbedingungen 17 2.1.3 Fertilisation und Erbrütung 18 2.2 Genereller Versuchsaufbau 20 2.2.1 Gametengewinnung 20 2.2.2 Befruchtung 21 2.2.3 Erbrütung und Monitoring 21 2.3 Färbeversuche 23 2.4 Spermaqualität 24 2.4.1 Spermienkonzentration 24 2.4.2 Mikrofotographie 24 2.4.3 Motilitätsanalyse 25 Schwimmdauer 25 Anteil motiler Spermien 25 2.5 Eiqualität 26 2.5.1 Visuelle Beurteilung 26 2.5.2 Histologie 26 2.5.3 Befruchtungsraten und Eientwicklung 27 2.6 Befruchtungs- und Erbrütungsversuche 27 2.6.1 Befruchtungsmethode 27 1 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -Inhaltsverzeichnis- 2.6.2 Reproduzierbarkeit 28 2.6.3 Eigewichtszunahme 28 2.6.4 Selektion der Eier 28 2.6.5 Einfluss der Betäubung 29 2.6.6 Befruchtungstemperatur 29 2.6.7 Einzelpaarungen 30 2.6.8 Laichfischalter 31 2.6.9 Futter 31 Versuche mit Zebrabärblingen 31 Versuche mit Salmoniden 32 2.6.10 Spermienkonzentration 33 2.6.11 Spermienkonkurrenz 33 2.6.12 Haltungsbedingungen und Stress 33 2.6.13 Wasser 34 2.6.14 Kreuzungsversuche mit Bachforellen 34 2.7 Physikalische Messgrößen 35 2.7.1 Wasserparameter 35 Temperatur 35 Härtegrad 36 Leitfähigkeit 36 2.7.2 Ovarial- und Seminalplasma 36 Osmolalität 36 2.8 Biologische Analysen 37 2.8.1 Parasitologie 37 2.8.2 Bakteriologie/Virologie 37 2.8.3 Toxikologie 37 2.8.4 Genetische Untersuchung an Bachforellen 38 2.9 Chemikalien 38 2.10 38 3 Statistische Methoden ERGEBNISSE 40 3.1 Allgemeine Ergebnisse 40 3.1.1 Versuche und Analysen im normalen Brutbetrieb 40 3.1.2 Allgemeine Beobachtungen aus Versuchen 44 3.2 Spermaqualität 44 3.2.1 Spermienkonzentration 44 2 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -Inhaltsverzeichnis- Bachforellen (Herkunft A) 45 Bachforellen (Herkunft K) 45 Bachforellen (Herkunft S) 47 Bachsaiblinge 47 Seesaiblinge 48 3.2.2 Mikrofotographie 49 3.2.3 Schwimmdauer 50 3.2.4 Anteil motiler Spermien 52 3.2.5 Seminalplasma 55 3.3 Eiqualität 56 3.3.1 Ovarialplasma 56 3.3.2 Histologie 57 3.3.3 Eigewichtszunahme 57 3.3.4 Visuelle Beurteilungen 59 3.4 Färbeversuche 60 3.5 Befruchtungs- und Erbrütungsversuche 63 3.5.1 Befruchtungsmethode 63 Tests verschiedener Methoden 63 Reproduzierbarkeit 63 3.5.2 Befruchtungstemperatur 64 3.5.3 Selektion der Eier 64 3.5.4 Betäubung 65 3.5.5 Einzelpaarungen 65 3.5.6 Laichfischalter 68 3.5.7 Futterversuche 69 Zebrabärblinge 69 Salmoniden 69 3.5.8 Spermienkonzentration 71 3.5.9 Spermienkonkurrenz 71 3.5.10 Haltungsbedingungen und Stress 72 3.5.11 Wasser 73 3.5.12 Kreuzungsversuche mit Bachforellen 73 3.6 Wasserparameter 76 3.7 Biologische Untersuchungen 78 3.7.1 Parasitologie 78 3.7.2 Toxikologie 78 3.7.3 Bakteriologie/Virologie 79 3 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -Inhaltsverzeichnis- 3.7.4 Genetische Analyse von Bachforellen 4 79 DISKUSSION 82 4.1 Ergebnisdiskussion und Literaturvergleich 83 4.1.1 Fertilisationserfolg und Entwicklung 83 4.1.2 Fertilisationspraxis 87 4.1.3 Ermittlung der Befruchtungsrate 89 4.1.4 Gametenqualität 90 4.1.5 Ernährung 98 4.1.6 Wasser und Pathogene 100 4.1.7 Kreuzungsversuche und Genetik 104 4.2 Ursachenbewertung 111 5. Empfehlungen 115 5.1 Aquakultur von Salmoniden 115 5.2 Satzfischproduktion und ökologische Schlussfolgerung 118 6 ZUSAMMENFASSUNG 121 7 DANKSAGUNG 123 8 LITERATUR 125 9 APPENDIX 136 10 STELLUNGNAHME 144 4 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -Abkürzungen- Abkürzungen AMOVA Analysis of molecular variance ANOVA Varianzanalyse AP Augenpunkt (-stadium) BF Bachforelle BFA Bachforellen Herkunft Aufseß (Fischzucht) BFAw Bachforellen Herkunft Aufseß wild (Fluß) BFK Bachforellen Herkunft Keidel BFS Bachforellen Herkunft Salgen bp Basenpaar BR Befruchtungsrate BS Bachsaibling CASA Computer Assisted Sperm Analysis H&E Haematoxylin/Eosin Färbung HWE Hardy-Weinberg-Equilibrium IHN Infektiöse hämatopoetische Nekrose IPN Infektiöse Pankreasnekrose KW Kruskal-Wallis Test min Minute(n) MW Mittelwert MWU Mann-Whitney-U Test nt Nucleotid PBS Phosphatpuffer (Phosphate buffered saline) PCR Polymerase Kettenreaktion s Sekunde(n) SEM Standardfehler des Mittelwertes SR Schlupfrate SS Seesaibling VE Voll entionisiertes/destilliertes Wasser VHS Virale hämorrhagische Septikämie w/w Gewicht pro Gewicht 5 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -1. Einleitung- 1 Einleitung 1.1 Problematik Süßwasserfische aus Aquakultur gewinnen in der Ernährung stark an Bedeutung, ihre sozioökonomische Rolle steigt in Europa stetig. Die Fischerei in Bayern vertritt neben der Binnen- und Angelfischerei zum einen die extensive wie intensive Teichwirtschaft, hat jedoch auch die Aufgabe der Bestandserhaltung, Renaturierung und Pflege der Gewässer. Hierbei spielen Salmoniden, vor allem ursprünglich heimische Arten wie Bachforelle und Seesaibling, eine wichtige Rolle. Seit nahezu einem Jahrzehnt verzeichnen zahlreiche Betriebe und Institute in Bayern zunehmend Schwierigkeiten bei der künstlichen Vermehrung verschiedener Salmonidenarten und dabei speziell bei der erfolgreichen Befruchtung und Erbrütung der Eigelege. Auch bei der Aufzucht von Fischen für die Verwendung als Besatz für freie Gewässer durch die jeweiligen Fischereiberechtigten Entwicklung vom zeigten sich befruchteten Ei teils zum gravierende Embryo. Probleme Dies betraf während der verschiedene Salmonidenarten unterschiedlicher lokaler Herkunft. Die Problematik trat auf Nachforschungen hin seit längerem nicht nur in einigen kommerziellen Fischzuchten (z.T. Kleinbetrieben), sondern auch in Instituten (auch in anderen Bundesländern und im europäischen Ausland) wie auch im Betrieb der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß (Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken) auf. Innerhalb der vergangenen 12 Jahre verschlechterten sich die Erbrütungsergebnisse dort ebenfalls zunehmend. Zugrunde liegen dem entweder Befruchtungsprobleme oder Entwicklungsstörungen großer Teile der potentiellen Nachkommenschaft, wobei Verluste über 80% keine Seltenheit sind. Zahlreiche Eier scheinen dabei während der Entwicklung entweder abzusterben oder nach und nach zu desintegrieren. Das sogenannte „Weißwerden“ oder „Blindwerden“ (Abb. 1), mit dem die Koagulierung der innerhalb der Dottermembran lokalisierten Globuline gemeint ist, führt in Folge zu schweren Verpilzungen. Dieses Mykosenwachstum greift vor allem in Erbrütungseinrichtungen mit hohen Eidichten sehr schnell auf die umliegenden Eier über und beschädigt stets zahlreiche intakte Teile der Gelege. Die in der Lehranstalt beobachtete Mortalität zog sich über den gesamten Entwicklungszeitraum der Erbrütung hinweg, es waren auch hohe Verluste nach dem sog. Augenpunktstadium (AP, Beginn der retinalen Pigmentierung) zu verzeichnen. Es schienen auch befruchtete Eier betroffen zu sein, 6 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -1. Einleitung- da massive Embryonen- und Brütlingssterblichkeit auftrat. Derartige Beobachtungen wurden auch seitens anderer Fischzüchter bestätigt. Verschiedene Ursachen kommen für hohe Verluste an befruchteten Eiern in Frage: Virale, parasitäre und bakterielle Infektionen (der Adultfische und Gameten) Gametenqualität („Befruchtungsvermögen“ z.B. Mobilitätsrate der Spermien) Genetische Gründe (z.B. inkompatible Herkünfte, Inzuchtphänomene) Physiologische Dysfunktion der Laichfische (z.B. ernährungsbedingte Mängel) Alter der Laichfische, Reifegrad der Eier Wasserparameter während der Erbrütung (Verunreinigung, Temperatur) Stress der Laichfische (Massenhälterung) Falsches Handling der Gameten (Aktivierung, Befruchtungsmethodik) Abb. 1. Die Problematik: In Brutgläsern aufgelegter Rogen von Seesaibling (links) und Bachforellen (rechts) mit zahlreichen abgestorbenen Eiern (weiß). Die autarke Erhaltung der Bestandsdichte vieler Fischarten in den Flüssen und Seen Bayerns ist seit vielen Jahren nicht mehr gewährleistet. Beunruhigend ist vor allem die rückläufige eigenständige Vermehrung heimischer Salmoniden in den freien Gewässern. Autochthone Bestände sind zum Teil komplett verschwunden. Umfangreiche Besatzmaßnahmen gefährdeter einheimischer Arten vermochten die Bestandserhaltung der Tiere i.d.R. nicht auf Dauer sicherzustellen. Bislang ist unklar, welche biologischen Hintergründe für diese Beobachtungen verantwortlich sind. 7 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -1. Einleitung- Innerhalb der Fischerei gibt es daher zahlreiche Spekulationen um Futtermittel, Krankheiten, Wassergüte und mangelhafte genetische Disposition der Tiere, obgleich empirische Daten nur spärlich vorhanden sind. Eine fundierte biologische Untersuchung wurde und wird von Interessensverbänden oft zugunsten von Besatzmaßnahmen vernachlässigt. Viele Fischzüchter traten zudem an die Fachberatung mit der Bitte um Information zu derlei Problematiken heran. Zahlreiche Betriebe sind ob der immer wiederkehrenden Probleme nicht zuletzt wegen finanzieller Einbußen davon abgekommen, selbst Laichfische zu halten und eine eigene Zucht zu betreiben. Da der Zukauf von kommerziellem Eimaterial auf Dauer nicht nur unökonomisch ist, sondern auch das Aussterben von autochthonen Ökotypen und Zuchtlinien, die aus langjähriger Zuchtarbeit hervorgingen, begünstigt und Krankheiten Vorschub leistet, sollte eine Lösung dieser Probleme oberstes Ziel und im Interesse fischereilicher Institutionen sein. Es ist ein wichtiges Anliegen der Fachberatungen und der Teichgenossenschaften, die Zucht lokaler Herkünfte zu fördern und Teichwirte zu ermutigen, die Schwierigkeiten der Nachzucht auf sich zu nehmen, um auch in Zukunft geeignete Fische mit hoher ökologischer und genetischer Anpassungsfähigkeit und reproduktiver wie physiologischer Fitness unabhängig von Importen zu erzeugen. Dies betrifft letztlich auch die Satzfischzüchter, die hochwertigen Besatz für die freien Gewässer mit lokal gut angepassten Herkünften produzieren sollten. Die Optimierung der Reproduktionsleistungen einheimischer Zuchtfische ist dabei von höchstem fischereilichen Interesse. Die aus insuffizienter Reproduktion resultierenden ökologischen und ökonomischen Einbußen waren in den vergangenen Jahren bereits erheblich, weshalb es dringend einer umfassenden Untersuchung der aktuellen Problematik und verschiedener Zusammenhänge bei der Fertilisation und Erbrütung bedurfte. Angesichts der Relevanz dieser Thematik stellte sich der Bezirk Oberfranken zusammen mit dem Landesfischereiverband der Problematik und zeigte mit der Initiierung dieses Untersuchungsvorhabens Verantwortung für die Etablierung eines fachübergreifenden Kompetenztransfers zwischen Wissenschaft und Fischerei. 8 Fertilisationserfolg bei Salmoniden 1.2 -1. Einleitung- Gametenqualität und Fertilisationsparameter: Synopsis Die externe Befruchtung bei Fischen macht den Fertilisationserfolg weitgehend vom Paarungsverhalten und der Gametenqualität abhängig. In der Aquakultur kommt der praktische Umgang mit den Laichtieren und den Geschlechtsprodukten hinzu. Im Folgenden soll ein kurzer Überblick des derzeitigen Wissens über die Gameten von Salmoniden und die Befruchtungspraxis gegeben werden. Fischspermien sind von einfacherem Bau als Säugerspermien (kein Akrosom) und für gewöhnlich unbeweglich bis zur Abgabe im Wasser. Sie erhalten die Fähigkeit zur Aktivierung durch einen Anstieg an Bikarbonat und dem pH bei der Passage des Samenleiters (Morisawa & Morisawa, 1988). Ein entnommenes Ejakulat ist durch die niedrige Metabolismusrate bei bis zu 4°C mehrere Tage haltbar (Kime et al. 1996). Fischspermien verbrauchen auch im unbeweglichen Zustand große Mengen Sauerstoff, worauf auch bei kurzzeitiger Lagerung geachtet werden muss. Temperatur und Verdünnungsrate spielen eine wichtige Rolle bei der Bewegungsaktivierung von Salmonidenspermien (Alavi & Cosson 2006). KaliumIonen (als Inhibitor) sind zusammen mit einer Osmolalitäts- und pH-Änderung der Schlüssel zur Aktivierung von Salmonidenspermien (Alavi & Cosson, 2006). Hohe Osmolalitätswerte um 400 mosm/kg inhibieren die Spermienbewegung, ebenso wie das im Seminalplasma enthaltene Androgamon I (Friedrich 1984). Sie wird gestartet bei einer K+-Konzentrationen unter 5 mM (Cosson et al. 1995) vermittelt über intrazellulären Ca2+-Flux (Tanimoto et al. 1994). Na+-Ionen und Faktoren im Ovarialplasma (dem sog. „Fruchtwasser“ oder „Bauchhöhlenflüssigkeit“) fördern die Bewegung. Sie werden im Bereich der Micropyle durch stimulierende Signale zusätzlich gerichtet aktiviert (Yanagimachi et al. 1992). Bei Salmoniden beträgt die Bewegungsdauer i.d.R. < 30 s (Rurangwa et al. 2004, Perchec et al. 1996) bei einer Schwimmgeschwindigkeit von 100-120 µm/s (bei Regenbogenforellen, Lahnsteiner et al. 1998). Einmal aktivierte Spermien sind also nicht in der Lage, während der Dauer der Aktivität ein Ei mittlerer Größe auch nur halb zu umschwimmen. Dabei nimmt die Schlagfrequenz des Spermienflagellums stetig ab und kommt schließlich zum Erliegen. 9 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -1. Einleitung- Der letztendlich entscheidende Gradmesser der Spermaqualität ist ein hohes Befruchtungsvermögen. Ein Standard für die Qualitätsbestimmung von Spermien bei Fischen vor der Befruchtung ist aber nicht vorhanden (Fitzpatrick et al. 2005). Hierbei kann auch die Morphologie der Spermien über gewisse Eigenschaften der Spermien Aufschluss geben. Rurangwa et al. (2004) raten dazu, bei der Qualitätsbeurteilung nicht nur einen Parameter zu betrachten und nennen als nützliche Biomarker den Spermatokrit, die Konzentration im Ejakulat, Osmolalität und pH des Seminalplasmas, verschiedene Enzymaktivitäten, die ATP-Konzentration, Motilitätskriterien, Morphologie der Spermien, deren Ultrastruktur, und schließlich die Befruchtungsrate (BR). Faktoren im Seminalplasma, welche die Motilität einer Spermienprobe beeinflussen können, fassten Alavi & Cosson (2006) zusammen. Diese seien v.a. die Na+/K+-Konzentration, der osmotische Druck und der pH-Wert. Ein Seminalplasma pH-Wert unter 7,5 inhibiert laut Billard & Cosson (1992) die Befruchtung bei Regenbogenforelleneiern, als optimal gilt ein Wert von 8,2 (Baynes et al. 1981). Nach Billard (1988) ist die Motilität eines der besten Merkmale qualitativ guter Spermaproben. In speziellen Aktivierungslösungen konnten 20% der Spermien von Regenbogenforellen bis zu 30 min motil gehalten werden (Lahnsteiner et al. 1999a). Bei Regenbogenforellen wurden von Lahnsteiner et al. (1998) folgende korrelierende Biomarker bestimmt: pH-Wert, Lipidgehalt und ß-D-Glucuronidase-Aktivität des Seminalplasmas, Malat-Dehydrogenase-, Aspartat-Aminotransferase- und die Respirationsaktivität der Spermatozoen sowie der Anteil motiler Spermien und deren Schwimmgeschwindigkeit. In der Fischzucht-Praxis anwendbar sind der Anteil motiler Spermien (> 75%), Sicherstellung des optimalen pH-Wertes des Seminalplasmas (8,08,2), und evtl. die Messung der Respirationsaktivität der Spermien-Faktoren, welche laut den Autoren die hohe Varianz der BR meist erklären. Salmonideneier besitzen einen einfachen Aufbau, müssen aber dennoch alles Nötige für die erfolgreiche Entwicklung enthalten und Schutz vor den externen Bedingungen bieten. Die äußere Eischale (Chorion mit Zona pellucida) besteht aus Glykoprotein und einer aufliegenden Mucoidschicht. Sie ist porös und Wasser kann so in den perivitellinen Raum zwischen Chorion und Dottermembran eindringen. Die Mikropyle ist eine trichterförmige Öffnung für den Spermieneintritt welche sich nach kurzer Zeit in Wasser bereits verschließt. Eier von Salmoniden sind daher nach etwa 2 min in Wasser zu 100% nicht mehr befruchtbar (Greenberg, 1960). Die Keimscheibe sitzt der 10 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -1. Einleitung- empfindlichen proteinösen Dottermembran auf, Öltröpfchen am apikalen Pol unter der Dottermembran richten sie stets nach oben. Der Dotter besteht v.a. aus Lipiden und Globulinen mit Lipovitellinen (Lipoproteine), Phosphovitin und anderen Phosphoproteinen. Die Proteine im Dotter werden aus Vitellogenin synthetisiert. Große Teile der hormonellen Ausstattung sind ebenfalls im Ei enthalten, da der Embryo diese nicht synthetisieren kann. Dazu kommen noch maternale Ribosomen und Stoffe zur intensiven RNA-Synthese. Das Ovarialplasma enthält bei BS Proteasehemmer, die vermutlich dem Schutz der Eihülle dienen (Coffmann & Goetz 1998, Bobe & Goetz 2001). Wildfische verzeichnen oft eine bessere Eiqualität und niedrigere Verluste als solche aus Zuchtanlagen. Spekulationen laut Brooks et al. (1997) gehen dahin, dass Nahrung (v.a. deren Gehalt an freien Radikalfängern) und physiochemische Konditionen des Wassers (pH, Osmolalität, Leitfähigkeit, Temperatur) hierfür verantwortlich sind. Speziell die Ernährung der Laichfische ist nach Angaben einiger Autoren wichtig für Gametenqualität (z.B. Izquierdo et al. 2001). Andere behaupten dagegen, nur wenige Inhaltsstoffe hätten überhaupt einen Einfluss auf die Qualität bzw. Befruchtungs- und Entwicklungsfähigkeit (siehe Washburn et al. 1990, Watanabe 1991a, b, Harel et al. 1994). Tests auf den Einfluss verschiedener Lipide ergaben kontroverse Ergebnisse (zusammengefasst in Brooks et al. 1997). Demnach spielen z.B. Carotinoide nicht die ihnen oft nachgesagte große Rolle bei der Eiqualität (Craik 1985). Kohlenhydrat-freie Kost resultierte jedenfalls in reduzierten Schlupfraten (SR) (Washburn et al. 1990). Laut Brooks et al. (1997) sind folgende Faktoren wichtig für Eiqualität oder werden diskutiert: Der endokrine Status des Rogners während der Oogenese, der Reifegrad der Gameten, Stress durch Handling, Belastung durch Bakterienwachstum, die Nahrung, Menge und Art der Deposition von Stoffen im Ei, Wasserparameter und die Haltungsbedingungen der Laicher. Reduzierte Überlebensraten wegen Überreife des Rogens sind bei Zuchtfischen lange bekannt (Zusammenfassung siehe De Gaudemar & Beall 1998). Überreife der Eier kann zu starken Verlusten und schlechten BR bei Salmoniden führen (Nomura et al. 1974, Mansour et al. 2007, 2008, Aegerter & Jalabert 2004, Aegerter et al. 2005). Bei Regenbogenforellen besteht laut Bromage et al. (1994) ein Zeitfenster von einer Woche nach Ovulation für den Erhalt vitaler Eier. De Gaudemar & Beall (1998) stellten fest, dass bei Lachsen die Mortalität der Eier, Infertilität und Zahl der Missbildungen mit der Anzahl der Tage nach der Ovulation zunahm (Erhöhung der Mortalität um 11 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -1. Einleitung- 8,7% nach einer Woche). Regenbogenforellen-Gelege, die sich 14 und 16 Tage nach Ovulation noch im Coelom befanden zeigten eine SR von nur noch 36% (Azuma et al. 2003), nach anderen Autoren eine Überlebensrate von 37% (Bonnet et al. 2007). Es wurden in den Studien letztgenannter Autoren auch große Anteile deformierter Brütlinge (v.a. Zyklopie) gefunden. Veränderte mRNA-Transkription in Eiern verschiedenen Alters nach der Ovulation ist offensichtlich ein weiteres Anzeichen für die Entwicklungskompetenz der Eier eines Rogners (Aegerter et al. 2005). Aber auch „Unreife“ von Eiern als qualitätsmindernde Eigenschaft wäre möglich, da kurz nach der Ovulation die Meiose nicht vollständig abgeschlossen ist (Brooks et al. 1997). Für die Beurteilung „guter“ und „schlechter“ Eichargen vor der Befruchtung bestehen nur wenige Anhaltspunkte. Bromage et al. (1994) hält die Verteilung der Öltröpfchen und die Transparenz des Eis für wichtige Qualitätskriterien. Diskutiert wurden u.a. in diesem Zusammenhang die Form der Eier und die Struktur der Zona pellucida. Bei der Seeforelle wurden Verteilung der Lipidtröpfchen, Eigewichtszunahme, Transparenz der Eier und Ovarialplasma pH als Qualitätsparameter ermittelt (Lahnsteiner et al. 1999b). Die Zusammensetzung des Ovarialplasmas kann bei Salmoniden laut verschiedener Berichte die Qualitätseigenschaften der Eier widerspiegeln oder beeinflussen. Lahnsteiner et al (1999a) ermittelten als optimalen pH-Wert des Ovarialplasmas von Seeforellen Werte zwischen 8,44 und 8,57. Der Proteingehalt pro 100 ml Plasma sollte 235 mg nicht überschreiten, mit ihm hängt der pH-Wert direkt zusammen. Diese Faktoren zusammen mit verschiedenen Enzymaktivitäten, einigen metabolischen Parametern und dem Eigewicht waren signifikant korreliert mit einer Rate an Eiern im AP-Stadium von > 80%. Der geeignete pH-Bereich des Ovarialplasmas bei Coho-Lachsen lag zwischen 7 und 8,4 (Wilcox et al. 1984). Der Anteil motiler Spermien korreliert mit dem pH-Wert des Ovarialplasmas bei Regenbogenforellen, dabei sollte dieser höher als der des Seminalplasmas sein und stets über 8,2 liegen (Wojtczak et al. 2004). Diese Autoren fanden zudem, dass Eichargen mit geringer Fertilisierbarkeit Wassertrübung hervorrufen, während solche ohne diesen Effekt gute BR erzielten. Dies sei auf die Koagulierung von im Ovarialplasma enthaltenen Eiproteinen zurückzuführen, da in deren Ovarialplasma höhere Konzentrationen an Lipid und Protein zu finden waren. Beschädigte Eier verändern den pH-Wert des Ovarialplasmas, erzeugen Trübung desselben und vermindern die Spermienmotilität (Dietrich et al. 2007a). Gehalte an Eisen und Vitamin B2 korrelierten laut Hirao et al. (1954, 1955) mit der SR. Craik & Harvey (1984) 12 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -1. Einleitung- konnten eine Korrelation der SR mit den Parametern Eigewicht, Eihüllengewicht, Lipid- und Proteingehalt, sowie den Gehalten an Phosphor, Eisen und Calcium nicht bestätigen. Das Eigewicht war laut diesen Autoren aber zusammen mit einem geringeren Lipidgehalt und hohen Gehalten an o.g. Komponenten kennzeichnend für Eiproben mit einer SR > 50% beim Vergleich mit solchen, bei denen der Schlupf gänzlich ausblieb. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass das Nassgewicht der Eier und der Gehalt an Phosphoprotein die besten Determinanten für eine hohe Eiqualität wären. Einige Proteinlevel im Ei waren mit der Überlebensrate von Bachforellenembryonen signifikant korreliert (Lahnsteiner et al. 2007). Die Eihüllenstabilität stellt kein Qualitätskriterium dar, da diese selbst innerhalb eines Rogners stark variiert (Tombek, 1998). Lahnsteiner et al. (2001) maßen die BR von verschiedenen heimischen Cypriniden und fanden keine Korrelation mit dem Gehalt an bestimmten Proteinen, Peptiden, Zuckern, DNA/RNA und Fettsäuren. Positive Korrelation beobachteten die Autoren jedoch bei dem Ovarialplasma-pH, der Proteinkonzentration und bestimmten Enzymaktivitäten. Als unerheblich eingestuft wurde von Brooks et al. (1997) die Größe der Eier von Regenbogenforellen, während einige Autoren größeren Eiern bessere Befruchtungs- oder Überlebensraten zurechnen (Lahnsteiner et al. 1999b, 2001, Gall 1974). Kein signifikanter Zusammenhang zwischen Größe von Eiern und deren Überlebensraten wurde gefunden für SS (Jonsson et al. 2000), Regenbogenforellen (Bromage et al. 1992, Brooks et al. 1997) und BS (Reiter, 2006). Craik & Harvey (1984) fanden ebenfalls keine Korrelation von Trocken-/Nassgewicht von Eiern und der SR von Regenbogenforellen. Laut Mansour et al. (2008) besaßen besonders große und schwere Eier sogar eine eher schlechte Eiqualität. Auch Aegerter & Jalabert (2004) stellten fest, dass die Eigröße bei Belassen im Bauchraum mit der Zeit nach der Ovulation wuchs. Die Techniken bei der Vermehrung von Fischen in der Teichwirtschaft beruhen größtenteils auf alten Erfahrungswerten. Es gibt nur wenige Studien zu deren Optimierung und auch nur einige experimentelle Untersuchungen bezüglich der Parameter die hierfür von Bedeutung sind. Zuchtbetriebe geben ihr Wissen über die Zusammenhänge oftmals nicht preis. Daher existiert eine Vielzahl von Meinungen und anekdotischem Wissen bezüglich Praktiken, Handling und Zuchtparametern für verschiedene Salmonidenarten. Die Vermehrung von Salmoniden geschieht während der meist 6-8-wöchigen Laichzeit durch Abstreifen der Gameten und anschließende 13 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -1. Einleitung- Befruchtung. Allgemein wird empfohlen, die Rogner während der Laichperiode wöchentlich auf ihren Reifestatus zu überprüfen. Man ist sich dabei einig, dass kurz nach der Ovulation die Eientnahme stattfinden sollte. Die Eizahl der SalmonidenRogner (Fekundität) hängt gemeinhin von der Fütterung ab, die Eigröße wiederum von der des Rogners (Klupp, 1998). Die Verwendung von sogenannten Erstlaichern als Laichfischen wird meist vermieden, ältere Fische bringen zumeist Eier höherer Qualität und SR. Fallen Eier ohne viel Druck aus der Bauchhöhle und ist die Geschlechtspapille deutlich sichtbar, hat die Ovulation stattgefunden und der Fisch kann gestreift werden. Wood & Dunn (1948) und Greenberg (1960) sehen die Methode des „Streifens“ durch Druck skeptisch und plädieren dafür, nur die leicht aus der Bauchhöhle fallenden Eier zu verwenden. Hierdurch sei die Fertilisationsrate wesentlich höher (bis 98,5%). Rosenberg (1983) und Munkittrick et al. (1992) berichteten, das Salmonideneier in Salzlösung bei 0-4°C keinen Schaden nehmen. Es ist i.d.R. nicht zweckmäßig große Eimengen zu sammeln und auf einmal zu befruchten, da eine gute Durchmischung nicht mehr gewährleistet werden kann. Auch kann überreifes Material und Verunreinigung mit Blut oder Kot den Befruchtungserfolg beeinträchtigen. Als Richtwert galt bis dato, die Eier von 3-5 Rognern mit Spermien von 2-3 Milchnern zu befruchten (Schmidt, 1998). Die Befruchtung erfolgt stets durch schnelles Durchmischen der Gameten mit oder ohne Ovarialplasma unter Wasserzugabe. Wasser und Ovarialplasma werden bisweilen durch sog. Befruchtungslösungen ersetzt, meist gepufferte physiologische Kochsalzlösungen. Der pH-Wert verschiedener Aktivierungslösungen ist laut Krise et al. (1995) gleichgültig, wenn diese osmotisch richtig ausbalanciert ist. Zugabe von Bikarbonat unterstützt die Spermienaktivierung (Wennemuth 2004). Die angewandten Methoden in der Fertilisationsprozedur sind je nach Betrieb und Fischart sehr verschieden. Die „trockene“ Methode (Spermienzugabe zu Eiern ohne Ovarialplasma) hat sich in der Praxis jedoch größtenteils nicht durchgesetzt (Schmidt 1998). In Versuchen konnte nachgewiesen werden, dass bei Regenbogenforellen bereits nach 5 s BR von über 80% erreicht werden (Liley et al. 2002). Nach Wasserzugabe quellen die Eier, das Chorion verhärtet sich und sie erhalten so ihre feste Form. Die Größenzunahme durch die Quellung beträgt ca. 15-20% (Schmidt, 1998). Fertig gequollene Eier werden als „grüne“ Eier bezeichnet und sind nun für 24-36 h transportfähig (Hayes, 1949), danach sollte man sie ruhen lassen. Zur Erbrütung werden die befruchteten Gelege in 14 Fertilisationserfolg bei Salmoniden Zugergläser, Brutschränke oder -1. Einleitung- Unterstromkästen verbracht, in denen die Durchströmung der Gelege von unten gewährleistet ist. Vor dem Schlupf erfolgt die Sezernierung von choriolytischen Enzymen zum Aufbruch der Eischale. Das schlüpfende Jungtier verlässt für gewöhnlich mit dem Schwanz zuerst die Eihülle und verbringt die Zeit bis zum Aufbrauchen der Dottersackreserven zumeist am Boden liegend, bevor es dann aufschwimmt und aktiv Futter aufnimmt. Eine als gut zu beurteilende BR für Forellenartige liegt bei > 80% (Lahnsteiner et al. 1998). Verschiedene Befruchtungsmethoden und Handling der Laichfische resultierten in der Vergangenheit oft in unbefriedigenden BR. Ein eindeutiger Trend lässt sich hierbei jedoch nicht feststellen. Asynchrone Ovulation und Probleme der Eireifung können bei in Aquakultur gehaltenen Fischen aus fehlenden Signalen zur hormonellen Stimulation herrühren. Das Verbringen der Tiere in Innenanlagen vor der Ovulation kann ebenfalls heterogene Eiqualität bedingen (Jansen, 1993). Die maximale Mortalität erfolgt laut Greenberg (1960) zwischen dem 5. und 9. Tag der Erbrütung, Billard (1976) fand dem entgegen eine hohe Gefahr für Verluste bei unvorsichtigem Handling innerhalb von 30 min nach der Befruchtung. Laut Bailey und Evans (1971) existieren bei Salmonideneiern Perioden mit erhöhter Temperaturempfindlichkeit. Diese sind der Beginn der Erbrütung und die letzte Phase vor dem Schlupf und wurden von den Autoren auf die Beeinflussung genetischer Regulationsmechanismen zurückgeführt. Bakterielle Kolonisierung und Wasserverschmutzungen (Zusammenfassung siehe Brooks 1997), sowie kurz vor dem Schlupf auch Sauerstoffmangel (speziell bei höheren Temperaturen) können ebenfalls Verluste hervorrufen. Der Embryo wird beim Absterben des Eis zuerst opak, das Ei wird später oft komplett weiß, sobald die Dottermembran desintegriert und die enthaltenen Proteine koagulieren. 1.3 Zielsetzung Das Hauptaugenmerk dieser Studie lag auf der aktuell unzureichenden SR von Salmonideneiern in vielen Betrieben. Die daraus resultierenden ökonomischen Einbußen sind teils erheblich, weshalb es dringend einer Untersuchung der kritischen Bereiche und deren Verbesserung bedarf. Das Institut für Fischerei der Landesanstalt für Landwirtschaft und die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken stellten sich der Herausforderung und ergriffen 2004/2005 Maßnahmen in Form der 15 Fertilisationserfolg bei Salmoniden Beantragung eines ersten -1. Einleitung- Forschungsprojekts zu dieser Thematik. In Zusammenarbeit mit spezialisierten Wissenschaftlern wurden in der hier vorgestellten Studie anhand verschiedener Charakteristika von Laichfischen, Rogen und Sperma sowie praktischer Aspekte bei der Durchführung der künstlichen Befruchtung die Zusammenhänge mit der BR und der embryonalen Entwicklung untersucht. Ziel war die Bestimmung von Parametern, die die Entwicklungs- und Befruchtungsfähigkeit der Gameten von Salmoniden beeinflussen bzw. einschränken und die Ermittlung etwaiger Fehler bei dem Prozess der Vermehrung von Zucht- und Satzfischen. Die Erkenntnisse sollten auch wertvolle Informationen zu möglichen Problemen im natürlichen Habitat der Fische abseits der Aquakultur liefern. Die selbständige Vermehrung vieler Fischarten in Flüssen und Seen Bayerns bereitet oftmals Probleme. Die Fischereiberechtigten wie die Behörden versuchen dieser Situation durch Besatzmaßnahmen entgegen zu wirken. Aus fischereiökologischer Sicht gilt es jedoch darauf hinzuwirken, dass sich die Fischbestände in den freien Gewässern selbständig durch Eigenvermehrung erhalten. Die Fortpflanzungssituation der Fischarten in freien Gewässern hat große Bedeutung für die Erhaltung regionaler Genreserven. Es war daher im Rahmen dieses Projektes vorgesehen, Gründe für die hohen Eiverluste zu identifizieren und diese durch Veränderungen der Parameter bei der Vermehrung von Bachforelle, Bachsaibling und Seesaibling in der Zucht wie im Freiland zu reduzieren. Es wird davon ausgegangen, dass die erarbeiteten Ergebnisse im Wesentlichen auf andere Fischarten übertragen werden können. Die Erkenntnisse sollen dazu beitragen, die derzeit herrschenden Unklarheiten in der Praxis zu reduzieren und es sollte ein fundierter Wissensgewinn erbracht werden, um derartigen Problemen entgegenzuwirken. Es ist beabsichtigt, konkrete Vorschläge zur Problemlösung, dem Befruchtungsprozesses praktischen in Ablauf und der Salmonidenzuchtbetrieben zu Optimierung erstellen und des diese gesondert zu publizieren. Eine ökonomische und nachhaltige Bewirtschaftung seitens der bayerischen Teichwirtschaft kann von diesem Wissen und daraus resultierenden Lösungsansätzen profitieren. Regionale Züchter sollen hierdurch langfristig unabhängiger von Importen und Zukäufen werden und der Erhalt regionaler Genreserven sowohl in der Teichwirtschaft als auch in freien Gewässern sichergestellt werden. Darüber hinaus sollen auch Impulse zu Forschungsarbeiten gegeben werden. 16 neuen Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- 2 Material & Methoden 2.1 Verwendete Fische 2.1.1 Fischarten und Herkunft Die untersuchten Fischarten waren Bachsaiblinge Salvelinus fontinalis (BS), Seesaiblinge Salvelinus alpinus (SS) sowie Bachforellen Salmo trutta (forma fario) (BF). Hierbei handelte es sich um langjährige Zuchtlinien aus dem Zuchtbetrieb der Lehranstalt für Fischerei des Bezirks Oberfranken (91347 Aufseß). Der Bestand an Bachforellen stellte eine vornehmlich aus der Umgebung (Maineinzugsgebiet) stammende Mischpopulation von Tieren dar, die zur Weiterzucht verwendet wurden. Des Weiteren wurden Bachforellen als Vergleichstiere z.B. für Kreuzungsversuche aus anderen Betrieben oder dem Freiland (Elektrobefischung der Aufseß) herangezogen. Verwendet wurden Laichtiere aus der Fischzucht Keidel (Forellenzucht Lothar Keidel 35115 Ehrenberg-Wüstensachsen) und aus dem Schwäbischen Fischereihof des Bezirks Schwaben (87775 Salgen). Für die Eifärbeversuche wurden zum Teil Gelege von Salvelinus namaycush verwendet, welcher ebenfalls als Zuchtstamm im Aufsesser Betrieb existiert. Alle zur Gametengewinnung verwendeten Laichfische waren zwischen 3 und 6 Jahren alt sofern nicht anders vermerkt. Zebrabärblinge (Danio rerio), die für Futterexperimente verwendet wurden stammten aus dem Aquarienfachhandel. 2.1.2 Haltungsbedingungen Sofern nicht anders beschrieben, wurden die verwendeten Tiere gemischten Laichfischteichen (Größe 290 m3, Durchfluss 3-5 l/s Quellwasser) entnommen. Alle Laichfische erhielten, soweit nicht anders in der Versuchsbeschreibung vermerkt, handelsübliches Laichfischfutter der Marken BioMar, DanaFeed und Coppens. Die Tiere wurden zur betreffenden Zeit 1-2 Mal wöchentlich durch leichten Druck auf den Bauch auf die Eireife bzw. erfolgte Ovulation hin geprüft. Bald laichbereite Tiere wurden bis zum Abstreifen i.d.R. in separaten abgedeckten Becken gehältert. 17 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- 2.1.3 Fertilisation und Erbrütung In der Lehranstalt für Fischerei des Bezirks Oberfranken wurden zur Laichzeit alle Fischarten routinemäßig vermehrt. Es wurde nach folgender Methodik verfahren: Fische wurden narkotisiert (MS-222, Tricain-Methansulfonat, Konz. 0,1 g/l), nach der “trockenen” Methode (unter Abnahme und Verwerfen des Ovarialplasmas) gestreift und mit Sperma von 4-5 Milchnern direkt befruchtet. Die Eier wurden i.d.R. wenige Minuten danach mit Quellwasser gewaschen und Fremdstoffe entfernt. Daraufhin erfolgte das Quellen der Eier für 30 min bis 1 h, dann wurden sie mit Actomar K 30 (0,6%) desinfiziert und in Rinnen (Unterstrom-Kasteneinsätze) oder Brutgläsern aufgelegt (Abb. 2). Wöchentliche Behandlung des Wassers und der Erbrütungsgefäße mit Wasserstoffperoxid sollten Pilzwachstum unterbinden. Nach Erreichen des Augenpunktstadiums (AP) wurden die „weißen“ (koagulierten) Eier per Hand oder mit einer Eiauslesemaschine (Winsorter, Impex A.D. Winther, Type WB 8) aussortiert. In Unterstromkästen konnten diese bereits vorher abgelesen werden. Alle Eichargen wurden gewogen und der Verlust zum AP-Stadium und nach dem Schlupf ermittelt. 18 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- Abb. 2. Der Brutbetrieb in der Lehranstalt Aufseß. Streifen eines Bachsaiblings (oben links), Auflegen der Gelege in Rinnen mit Unterstromkästen (oben rechts), Zugergläser (unten). 19 Fertilisationserfolg bei Salmoniden 2.2 -2. Material & Methoden- Genereller Versuchsaufbau 2.2.1 Gametengewinnung Der Streifvorgang sollte unter größtmöglicher Stressvermeidung stattfinden, deshalb wurden die Tiere vor dem Abstreifen betäubt. Hierzu diente Tricain-Methansulfonat (MS-222, Konz. 0,1 g/l), welches bei den Tieren zur kurzzeitigen Sedierung hervorragend geeignet ist und Verletzungen an Tieren und Eiern vermeiden hilft. Die Tiere wurden in der Afterregion getrocknet und Rogen oder Sperma durch leichten lateralen Druck in separaten Behältern aufgefangen und sofort eisgekühlt. Verschmutzungen durch Urin und Darminhalt waren hierbei zu vermeiden, weshalb Spermienproben erst nach erstmaligem Druck und Säubern der Aftergegend gewonnen wurden. Die Eier wurden falls nötig auf Auffälligkeiten (siehe Punkt 2.5.1) hin untersucht, Chargen mit sichtbaren Beschädigungen oder Verunreinigungen wurden verworfen. Nach Abzählen der grünen Eier ohne Ovarialflüssigkeit in Plastikschälchen (6 x 10 x 4,7 cm, Bellaplast Polarcup, Art. 505) wurden diese bis zur Verwendung (max. 2 h) auf Eis gelagert. Es erfolgte eine kurze visuelle Überprüfung der Aktivierbarkeit der einzelnen Spermaproben mittels eisgekühlten Wassers unter dem Mikroskop. Die avisierte Spermienkonzentration pro Ei betrug soweit nicht anders vermerkt 600 000 pro Ei. Spermienkonzentrationen der Einzelmilchner wurden hierfür computergestützt mittels einer Zählkammer (Bürker) und einem digitalen Imaging-System (Motic B 3 Professional Stereomikroskop mit Moticam 2000 Digitalkamera und Analyse-Software) unter Phasenkontrast-Optik gemessen. Ausgewertet wurden pro Milchner 4 x 0,004 µl einer 1:500 Verdünnung des nativen Ejakulats. Zur Verdünnung wurde der entsprechende Teil des Ejakulats mit einer Inhibierungslösung (125 mmol/l NaCl, 2 mmol/l KCl, 1.5 mmol/l CaCl2, 0,8 mmol/l MgSO4, 20 mmol/l Tris, pH 7,8) versetzt. Soweit nicht anders angegeben wurden Spermienaliquots von je 3 Milchnern der gleichen Spermienanzahl vermischt und mit der oben beschriebenen Inhibierungslösung auf 500 µl aufgefüllt. 20 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- 2.2.2 Befruchtung Allgemein wurde die Befruchtung durch schnelle Addition von Ejakulat, Aktivierungslösung und Wasser herbeigeführt. Wenn nicht anders vermerkt wurden pro Paarung 100 Eier mit 10 µl Spermien-Mastermix (600 000 Spermien pro Ei) befruchtet. Die Befruchtung erfolgte in den Plastikschälchen während der Zugabe von 8 ml Aktivierungslösung (60 mmol/l NaHCO3, 50 mmol/l Tris, pH 8,5, 7,5°C, nach Lahnsteiner et al. (1999a)), um die Spermienbewegung zu starten. Gleich darauf wurden 10 ml gekühltes Quellwasser (7-8°C) hinzugegeben, um das Quellen und Aushärten der Eier zu ermöglichen. Die Gameten wurden sodann durch Schwenken der Behälter vermengt. 2.2.3 Erbrütung und Monitoring Nach der Befruchtung wurden die Gelege für ca. 1 h auf Eis gelagert bis der Quellvorgang abgeschlossen war. Die befruchteten Portionen wurden in speziell konstruierten Einzeleinheiten aus Plexiglas ohne Verbindung zueinander aufgelegt (Abb. 3). Alle Einheiten verfügten über eine separate Wasserzufuhr, Temperatur und Leitfähigkeit des Ablaufwassers wurden routinemäßig gemessen. Alternativ wurden bei zwei Versuchen abgeteilte Unterstromkästen (in Durchlaufrinnen mit Quellwasser, Temperatur Ø 8,5°C) verwendet. Koagulierte Eier in den Einheiten wurden mindestens 4-mal pro Woche abgelesen und deren Anzahl notiert. Teilweise wurden diese fixiert (Roti Histofix pH 7,5, Roth) oder nach Klärung mittels 0,9% NaCl-Lösung deren Befruchtungsgrad festgestellt. Bei Erreichen des Augenpunktstadiums wurden sich nicht entwickelnde bzw. unbefruchtete Eier gezählt und entfernt. Hauptzielgröße waren in den jeweiligen Versuchen entweder die BR oder die SR. Nach 13-20 Tagen erfolgte daher bei manchen Einheiten die Ermittlung der BR mittels Auswertung anhand sichtbarer embryonaler Entwicklungsstadien. Bei solchen Ansätzen, bei denen die Rate der gesamten Entwicklung von Interesse war, wurden die Gelege bis zum Schlupf in den Einheiten belassen und die Zahl der geschlüpften Brütlinge ausgezählt. Beim Schlupf verendete Brütlinge wurden als Verlust gewertet. 21 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- Abb. 3. Experimentelle Einzelerbrütung in Unterstromeinheiten. Konstruktion der Erbrütungseinheiten (Material Plexiglas). Eier liegen dem Lochgitter auf und werden von unten mit Wasser durchspült. Alle Größenangaben in mm. 22 Fertilisationserfolg bei Salmoniden 2.3 -2. Material & Methoden- Färbeversuche Um eine möglichst frühe und einfache Erfassung der BR innerhalb der ersten 10 Tage nach dem Streifen in der Praxis zu ermöglichen wäre es sinnvoll, möglichst frühe Entwicklungsstadien befruchteter Eier selektiv anzufärben, da diese durch die opake Eihülle und bedingt durch die Größe der Salmonideneier auf den Lipideinschlüssen nur sehr schwierig erkennbar sind. Daher erfolgten Tests mit verschiedenen Farbstoffen, bei denen Aussicht auf eine solche diskriminative Anfärbung bestand. Verwendet wurden die Farbstoffe (der Firmen Omikron, Roth und Sigma): Acridinorange (Fluoreszenzfarbstoff, färbt DNA und saure Kompartimente) Alcianblau AB-8 (kationischer Farbstoff für Zuckerstrukturen) Neutralrot (Phenazin-Farbstoff, der sich in Zellen anreichert) Methylgrün (DNA-Farbstoff, zytologisches Mittel zur Kernfärbung) Nilblau (Fluoreszenzfarbstoff, Farbumschlag in saurem Milieu) Patentblau V (Lebensmittelfarbstoff, färbt Kohlenhydrate) Cochenillerot A (E 124, synthetischer Lebensmittelfarbstoff) Hoechst 33342 (Bisbenzimide, Fluoreszenzfarbstoff, färbt DNA) Bouin`sche Lösung (Fixiergemisch mit Pikrinsäure, alkoholisch) Fluoreszenzfarbstoffe sollten auf einem breitbandig ausgelegten UV-Durchlichttisch (NU 72, Benda Wiesloch) oder einer gängigen UV-Handlampe (Camag Typ 29230) detektiert werden, da andere Fluoreszenzanwendungen in der Praxis einen zu hohen apparativen Aufwand bedeuten würden. Fluoreszenzgefärbte Eier wurden unter Vermeidung von Lichteinfluss gehandhabt, die Detektion bei den geforderten Wellenlängenbereichen wurde durch wechselnde Röhrenbestückung erreicht. Als Positivkontrollen zur Fluoreszenzfärbung dienten in Wasserproben vorhandene Kleinstorganismen. Des Weiteren wurde zur Klärung der Eihülle und Koagulierung sich entwickelnder Zellen bzw. des Integuments der Embryonen 8%ige Essigsäure als Indikator verwendet und bisweilen mit Farbstoffen kombiniert. Je nach Farbstoff wurden verschiedene Verdünnungen verwendet (10 µg/ml bis gesättigte Lösung) und unterschiedlich lange inkubiert (10 min bis 3 h). Gewaschen wurde jeweils 4 x 30 min bis übernacht mit Eipuffer (10x Stammlösung 137 mM NaCl, 2,7 mM KCl, 8 mM Na2HPO4(x2H2O), 1,7 mM KH2PO4) oder 0,9% NaCl (zur Vermeidung von 23 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- Präzipitation durch Phosphat) um unspezifische Färbung zu unterbinden. Falls für die einzelnen Farbstoffe nötig, wurde der pH-Wert mit 0,1 M HCl oder 0,01 M NaOH eingestellt. Als Proben wurden v.a. native, Essigsäure-behandelte (Inkubation in 8% Essigsäure für 10-20 min) und Formalin-fixierte S. namaycush- und S. fontinalis-Eier (4,5% in PBS, z.T. dechorionisiert) bis zu einem Zeitpunkt von 30 Tagen nach der Befruchtung verwendet. Ebenso wurden vorab koagulierte, mit 0,9% NaCl geklärte Eier untersucht, als Kontrollen fungierten unbefruchtete Chargen gleichen Alters. 2.4 Spermaqualität Die Spermaqualität ist sicher einer der am intuitiv wichtigsten Faktoren während des Befruchtungsgeschehens. Spermien wurden auch während des regulären (betrieblichen) Arbeitsablaufs beim Streifen zum Teil auf deren Aktivierbarkeit hin überprüft, da diese bei Milchnern außerhalb der Kernlaichzeit stark schwanken kann. Die Analyse des pH-Werts verschiedener Seminalplasma-Proben geschah wie unter 2.7.1 angegeben. 2.4.1 Spermienkonzentration Daten aus der unter 2.2.1 beschriebenen Messung der Spermienkonzentration wurden von Milchnern aller behandelten Spezies zusammengetragen, auf die Konzentration im nativen Ejakulat rückgerechnet, und deskriptiv analysiert. Die Entnahme erfolgte stets zur Hauptlaichzeit, die Ejakulate von Milchnern mit sehr geringer Menge oder sichtbar schwach konzentrierter Milch finden in der Regel keine Verwendung bei der künstlichen Befruchtung und wurden deshalb nicht miteinbezogen. 2.4.2 Mikrofotographie Spermaproben aller Arten wurden fixiert (Roti Histofix) und mikroskopisch auf eventuell auffällige morphologische Aberrationen hin untersucht. Für die digitalen Aufnahmen wurde sowohl Phasenkontrastoptik als auch Nomarski-Interferenz Filteroptik bei 1000-facher Vergrößerung unter Ölimmersion angewendet. 24 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- 2.4.3 Motilitätsanalyse Die Schwimmleistung von Salmonidenspermien ist angesichts der kurzen Aktivitätszeit einer der wichtigsten Faktoren bei der Qualitäts-Beurteilung von Spermienchargen. Die entscheidenden Parameter sind hierbei die Dauer der Bewegungen unter optimalen Bedingungen und die Anzahl aktivierbarer Spermien in dem betreffenden Ejakulat. Hierzu wurden Milchnern der untersuchten Arten Proben entnommen, welche nach entsprechender Verdünnung mit Inhibierungslösung für die Versuche zur Verfügung standen. Schwimmdauer Zur Ermittlung der Schwimmdauer dienten einerseits Filmaufnahmen (aufgenommen mit den unter 2.2.1 beschriebenen Geräten), zum anderen wurde die Zeit von der Aktivierung bis zum Abfall der Zahl schwimmender Individuen im Mikroskop direkt gemessen (3 x pro Milchner). Dabei wurden 0,6 µl Ejakulat auf einen Objektträger gegeben Durch einmaliges Auf- und Abpipettieren wurden 50 µl Aktivierungslösung mit den Spermien vermengt und die Probe mit einem Deckglas (24 x 24 mm) abgedeckt. Alle Lösungen und Proben waren eisgekühlt, die Messung fand bei einer Temperatur von 15-17°C statt. Die Filme (Format .avi, 640x480 dpi, Startpunkt zeitgleich mit der Aktivierung) wurden später ebenfalls visuell ausgewertet, indem das Zeitintervall von der Aktivierung bis zum Abfall der Aktivität unter 10% gemessen wurde. Anteil motiler Spermien Als Grundlage für die Messung des Anteils aktiver Spermien wurden zeitgleich mit der Aktivierung beginnende Filmsequenzen verwendet. Eisgekühlte Spermienproben (5 µl Ejakulat) wurden zu 750 µl Aktivierungslösung in ein 2 ml Zentrifugenröhrchen pipettiert (Zeitnahme), dieses 3 x geschüttelt, und danach in einer Makler SpermienZählkammer sofort wie bereits beschrieben gefilmt (Mikroskop Olympus BH-1, Vergrößerung 200x, ohne Verwendung von Phasenkontrastoptik). Sequenzen von 5 s bis 15 s nach der Aktivierung wurden angefertigt, binarisiert und dienten der 25 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- Auswertung durch das CASA Plugin der Software ImageJ (Java) nach Wilson-Leedy & Ingermann (2006) via eines Makros mit folgenden Grundparametern: run("CASA ", "a,=2 b,=40 c,=20 d,=2000 e,=5 f,=5 g,=5 h,=1 i,=99 j,=99 k,=2 l,=2 m,=80 n,=80.000000000 o,=50.000000000 p,=60.000000000 q,=6.8 r,=128 s,=0 t,=0"); Die Werte wurden falls nötig geringfügig angepasst um Hintergrund zu beseitigen oder Lichtverhältnisse auszugleichen. Pro Milchner erfolgten 3 Messungen, je 6 Milchner von BF (Herkunft Aufseß, A), BF (Herkunft Salgen, S) und BS wurden verwendet. Alle Vergleichsmessungen erfolgten am selben Tag unter gleichen Bedingungen. Reife Tiere der anderen Herkünfte standen zu diesem Zeitpunkt leider nicht zur Verfügung. 2.5 Eiqualität 2.5.1 Visuelle Beurteilung Eiproben aus den Versuchen (sowohl „weiße“, also koagulierte, als auch intakte) wurden während der Erbrütung entnommen und auf deren Befruchtungserfolg hin analysiert. Klärung des ausgefallenen Globulins wurde durch Verbringen in 0,9% NaCl für 30-45 min erreicht. Zur Klärung opaker Eihüllen und Kontrastierung von der Dottermembran aufsitzenden Entwicklungsstadien wurde 8%ige Essigsäure (in VEWasser) verwandt. Es erfolgte zudem die Formalinfixierung von Proben zum Zwecke der Aufbewahrung für spätere Analysen (Roti Histofix). 2.5.2 Histologie Stellvertretend für alle Arten wurden BS-Eier aus Bruteinheiten mit hohen und solchen mit niedrigen Verlusten (aus Versuch 2.6.7) nach 8 Tagen für die Histologie entnommen, um eventuelle ultrastrukturelle Unterschiede zu erkennen. Für die Histologie verwendet wurde ein Fixans aus 2% Paraformaldehyd und 1% Glutaraldehyd in Eipuffer. Die Proben wurden 48 h nach der Fixierung mit Eipuffer gewaschen, entwässert und in Paraffin eingebettet (Tissue-Tek VIP, Sakura Bayer 26 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- Diagnostics). Die Schnitte mit einer Dicke von 3-4 µm (1140 Autocut, Reichert-Jung) wurden mit Hämatoxylin und Eosin gefärbt. Für die Kunststoffeinbettung wurden die gewaschenen Proben mit 1%igem Osmiumtetroxid nachfixiert, erneut gewaschen und über eine aufsteigende Acetonreihe entwässert. Die Einbettung erfolgte in Epon-Harz. Semidünnschnitte wurden mit einem Reichert-Jung Ultracut Mikrotom geschnitten und mit Toluidinblau gefärbt. 2.5.3 Befruchtungsraten und Eientwicklung Generell wurde zu verschiedenen Zeitpunkten anhand von Proben aus den regulären Erbrütungschargen und den Versuchen unter 2.6.7 die BR der Eier festgestellt. Dies geschah durch Sortierung auf dem Durchlichttisch oder unter der Stereolupe frühestens um den Zeitpunkt der Gastrulation (vor Schluss des Blastoporus) ab dem 8. bis 10. Tag der Erbrütung (je nach Art und Temperatur). 2.6 Befruchtungs- und Erbrütungsversuche Sofern nicht anders vermerkt folgten alle Versuche dem unter 2.2 beschriebenen Protokoll zur Gametengewinnung, Befruchtung und Erbrütung. Angaben zum Vergleich von BR oder SR befinden sich im jeweiligen Ergebnisteil. 2.6.1 Befruchtungsmethode In diesem Versuch wurden mittels Gameten von SS verschiedene gebräuchliche Befruchtungstechniken verglichen. Verwendet wurden 6 SS-Rogner und je 20 µl Sperma-Mix von 3 Milchnern. Die Spermienmenge pro Ei wurde in diesem Fall nicht durch Abzählen vorher festgelegt, da dies mit nativem Ejakulat nicht möglich ist. Die im Nachhinein ermittelte Spermienkonzentration betrug 684 700 pro Ei. Die erste Methode (M1) war die unter 2.2.2 beschriebene („trockene“) Methode unter Verwendung von Aktivierungs- und Inaktivierungslösungen (mit angepassten Mengenverhältnissen), welche in diesem Projekt routinemäßig angewendet wurde. Die zweite Methode (M2) orientierte sich an derjenigen die im großen Maßstab im Betrieb angewendet wird. Das Sperma wurde als natives Ejakulat auf die Eier gegeben (ohne Ovarialflüssigkeit) und nach 5 s mit diesen vermengt. Daraufhin wurde 27 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- mit 18 ml Wasser aufgegossen und diese Mischung bis zum Quellen stehen gelassen. Bei Methode 3 (M3) wurden die Eier unter Ovarialplasma (8 ml Mix zu gleichen Teilen von den 6 Rognern) mit ebenfalls nativem Ejakulat befruchtet. Nach Spermienzugabe wurde die Mixtur durch Schwenken gut vermengt und nach 30 min mit 10 ml Wasser aufgefüllt. Danach wurden alle Ansätze behandelt wie bereits beschrieben. 2.6.2 Reproduzierbarkeit Um die in den folgenden Versuchen angewandte Befruchtungsmethode (siehe 2.2.2) auf ihre Reproduzierbarkeit und inerte Schwankungsbreite hin zu testen, wurde mit identischen Spermien- und Eialiquots in mehreren Versuchen nach der beschriebenen Methode wiederholt verfahren. Die Tests erfolgten mit Gameten von nur einem SSRogner und einem SS-Milchner (Alter 4 Jahre). 2.6.3 Eigewichtszunahme Einige Autoren beschrieben als ein signifikantes Qualitätsmerkmal von Salmonideneiern die Zunahme des Gewichts nach dem Quellen in Wasser (siehe Einleitung). Stärkere Gewichtszunahme korreliert laut deren Aussage mit der SR. Im Zuge des unter 2.6.11 beschriebenen Versuchs (Spermienkonkurrenz) wurden deshalb aus zur Befruchtung stehenden SS-Eichargen Proben (je 10 Stck. pro Rogner) genommen und auf einer Feinwaage gewogen, was 18 h nach der Befruchtung wiederholt wurde. 2.6.4 Selektion der Eier Die Frage ob die Befruchtungsfähigkeit frisch gestreifter Salmonideneier angesichts der Problematik selbst bei Einzelrognern schwankt, die Eier Auffälligkeiten aufweisen oder nach visuell erfassbaren Qualitätskriterien beurteilt werden können sollte im Rahmen des Projektes ebenfalls diskutiert werden. Nach Greenberg (1960) sollten z.B. nur die ersten, leicht entnehmbaren Eier zur Befruchtung verwendet werden. Nach der üblichen Methode wurden während des Streifens Eier von einzelnen BSRognern in zuerst und zuletzt entnommene aufgeteilt. Dies gibt Aufschluss darüber, ob die cranial in der Bauchhöhle gelegenen Gameten andere SR aufweisen als die 28 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- caudal gelegenen. Andere Tests wurden im Rahmen des regulären Brutbetriebs durchgeführt. Neben der unter 2.1.3 beschriebenen Methodik wurde während des Abstreifens dazu übergegangen, Eier von Rognern mit Anzeichen von Überreife rigoros auszusortieren. Gestreifter Rogen wurde auf dem Durchlichttisch auf kleinste Anzeichen für Überreife (granuläre Einschlüsse, inhomogene Verteilung der Proteinund Lipidvesikel), Verunreinigungen (Kot, Blut, Eischalen) und Beschädigungen (geplatzte Eier) hin überprüft. Dabei waren z.T. nur einige wenige solcher Eier in den betreffenden Gelegen enthalten. Die jeweils aussortierten Portionen wurden simultan mit denselben Spermien (-mengen) befruchtet und getrennt aufgelegt. Die so gewonnenen Beobachtungen entsprechen nicht wissenschaftlich auswertbaren Versuchen, sie dienten lediglich als Vorversuch bzw. der Überprüfung von praktischen Aspekten. 2.6.5 Einfluss der Betäubung Da sämtliche Laichfische routinemäßig kurz vor dem Streifen mit MS-222 betäubt wurden, einige Fischzüchter demgegenüber jedoch Vorbehalte haben, wurde der Einfluss der Betäubung auf den Befruchtungserfolg getestet. Von 2 Gruppen aus je 6 Rognern und 3 Milchnern (Spermamix) von BS wurde eine ohne Betäubung gestreift. Ansonsten wurde nach der üblichen Methode verfahren. 2.6.6 Befruchtungstemperatur Speziell SS zeigen was Ihre Reproduktion angeht am wenigsten Temperaturtoleranz (siehe Diskussion 4.1.6). Ein Versuch zur Erbrütung der Eier dieser Fischart wurde bereits an der Lehranstalt in Aufseß durchgeführt, zeigte jedoch bei niedrigeren Temperaturen keine signifikante Erhöhung der SR. Hier wurde geprüft, ob den schlechten BR evtl. durch die Temperatur bei der Befruchtung zu begegnen ist. Es wurden Eier von SS (Eimix aus 8 Rognern) bei einer der Jahreszeit entsprechenden Wassertemperatur von 8,4°C mit gleich temperiertem Wasser und zuvor kaltgestellte Eier (0,8°C) mit 3,6°C kühlem Wasser (anstatt Aktivierungslösung) befruchtet. Die Lufttemperatur betrug zur SS-Laichzeit 10°C. Befruchtet wurde mit einem Spermamix aus nativem Ejakulat von 5 Milchnern (Konzentration betrug 227 000 Spermien pro Ei), da hier nicht mit Inaktivierungslösungen bzw. Aktivierungslösungen 29 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- gearbeitet werden konnte. Die Spermienproben waren genauso temperiert wie die Eier. Alles Weitere entsprach der sonst angewendeten Methode. 2.6.7 Einzelpaarungen Um die Variationsbreite der Fertilität der untersuchten Fischpopulation näher zu beleuchten, ist es nötig die Reproduktionsleistung der Einzeltiere zu erfassen. Dies wurde mit zwei der beteiligten Fischarten durchgeführt. Der Ansatz sollte helfen, im direkten Vergleich die Unterschiede zwischen den einzelnen Laichfischen aufzuzeigen, und den Einfluss der maternalen und paternalen Seite auf die Fertilität zu messen. Zunächst wurden Eier von 10 BS-Rognern in der üblichen Weise mit einem Spermienmix (3 Milchner) befruchtet um die Variationsbreite bei den Versuchen einschätzen zu können und einen Vergleich zu den Zahlen aus den diversen Befruchtungsexperimenten zu erhalten. Zum einen wurde dann die BR der Eiproben von 12 verschiedenen SS-Rognern durch Befruchtung mit Spermien von nur einem Milchner gemessen. Des Weiteren wurde analog mit Eiproben von 13 BS verfahren, sowie umgekehrt Eier eines Rogners aufgeteilt und jeweils mit Milch von 16 verschiedenen Milchnern befruchtet. Die Ansätze des ersten Teils (verschiedene BSRogner) wurden jeweils in 3-facher Menge ausgeführt. Grund hierfür war einerseits die Ermittlung der BR durch Entnahme von 50 Eiern je Ansatz 13 Tage nach der Befruchtung, andererseits die Entnahme von Proben (20 Eier aus einigen Ansätzen) für die histologische Untersuchung (2.5.2). Daneben folgte eine Gruppe, bei der das durchschnittliche Ergebnis der verwendeten Gameten geprüft werden sollte. Dazu wurden 6 Ansätze mit je 10 Eiern aller verwendeten Rogner mit einem Spermienmix von 6 Milchnern befruchtet (Mengen wurden entsprechend angepasst). Außerdem wurden bei diesem Versuch Messungen sowohl von Seminalplasma als auch dem Ovarialplasma-pH und -Osmolalität der Einzeltiere vorgenommen. Ziel war hier, eventuell vorhandene Korrelationen dieser Parameter mit der SR aufzudecken. Letzteres könnte Rückschlüsse über verschiedene Reifegrade oder physiologischen Zustand der Laichtiere erlauben. 30 den Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- 2.6.8 Laichfischalter Seit langem ist bekannt, das Laichfische verschiedenen Alters z.T. sehr unterschiedliche Fertilität zeigen können. Im Allgemeinen wird davon ausgegangen, dass sog. Erstlaicher schlechtere Ergebnisse erzielen als ältere Laichfische. Um dies zu bestätigen, und das Vorhandensein wie den Grad einer solchen Fertilitätsreduktion in der vorliegenden Population zu analysieren, wurden die SR von 2 und 3 Jahre alten BS nach der Standardmethode miteinander verglichen. 2.6.9 Futter Es konnte in der Vergangenheit gezeigt werden, dass Regenbogenforellen unter Mangelernährung wesentliche Defizite bei der Bildung funktionierender Keimzellen aufweisen können (siehe Einleitung). Solche und ähnliche Defizite sollten durch kontrollierte Langzeitgabe verschiedener Nahrungsergänzungsstoffe an einem Teil der Laichfische zusätzlich überprüft werden. Generell sollte durch die Futterversuche in dieser Untersuchung geklärt werden, ob die Fütterung die Rate an sich entwickelnden Eiern beeinflusst. Versuche mit Zebrabärblingen Um schnellere Ergebnisse zu erhalten, als das mit Salmoniden möglich ist, wurden zunächst Versuche mit Zebrabärblingen durchgeführt. Diese legen täglich eine Vielzahl durchsichtiger Eier, welche sich zudem äußerst schnell entwickeln. Dies ermöglicht die Durchführung mehrerer Durchgänge in vergleichsweise kurzer Zeit und die Beobachtungen der im Ei stattfindenden Prozesse. Im ersten Versuchsdurchgang sollte der Einfluss der Fütterung von normalem Futter getestet werden, welches in der Forellenmast verwendet wird. Die Tiere wurden in 2 Gruppen von je 45 Fischen aufgeteilt und in innengefilterten Becken (30 l) bei 28°C unter 24 h-Lichtrhythmus gehalten. Die Becken wurden 2x pro Woche gereinigt unter Teilwasserwechsel mit 1/3 VE. Zusätzlich wurde ein mineralischer Ammoniakentferner (AquaClear 50 AM RID), sowie ein Huminsäurepräparat (Hobby) zur Stimulanz verwendet. Das Zierfisch-Flockenfutter TetraMin (Tetra) diente als Basis der Fische im 31 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- Kontrollbecken, zusätzlich wurden wöchentlich 2x gefrorene Drosophila verabreicht. Die Tiere im Testbecken erhielten nur das Testfutter (MF = Mastfutter, Zusammensetzung in Anhang A). Beide Gruppen wurden so 14 Tage gehalten, dann erfolgte die erste Eientnahme. Ein herausnehmbares Gitter am Boden sowie versenkte Laichkästen dienten dazu die Eier zu sammeln und vor Fraß zu schützen. Die Eier wurden aus den Laichkästen oder per Schlauch vom Boden gesammelt, je nach Menge wurden 45-80 Stück (pro Gruppe, stets gleiche Menge beider Gruppen) in eine Petrischale mit 45 ml Aquarienwasser verbracht und nach 24 h Erbrüten bei ca. 25°C ausgewertet. Es wurden abgestorbene und intakte Eier notiert. Nach Umstellung der Fütterung im Testbecken zurück auf normales Futter wurde ebenfalls getestet ob ein gefundener Effekt reversibel ist. Um zu überprüfen, ob im Futter wasserlösliche Stoffe enthalten sind, welche sich nachteilig auf die Eientwicklung auswirken, wurde 1 g des Futters zermahlen, in 100 ml Aquarienwasser gelöst und durch einen Papierfilter gegeben. Als Kontrolle wurde dieselbe Menge Flockenfutter ebenfalls in Wasser gelöst. In 4 Durchgängen wurden daraufhin Eier (ab dem 4-ZellStadium) in diesen Lösungen 24 h bebrütet. Im zweiten Versuchsdurchgang (neue Fischpopulation) wurde wie beschrieben verfahren, nur dass das Testfutter in diesem Fall aus modernem Laichfischfutter für Salmoniden bestand (LFF = Laichfischfutter, Zusammensetzung in Anhang B). Versuche mit Salmoniden Die Hypothese, dass die Fütterung auch den Fertilisationserfolg von Salmoniden beeinflusst, sollte anhand eines einfachen Experiments überprüft werden. Man geht hierbei davon aus, dass das Verabreichen künstlich hergestellten Extrudatfutters die Produktion qualitativ hochwertiger Gameten negativ beeinflussen könnte. Daher wurde in zwei benachbarten Alu-Tiefbecken (Tiefe 1,30 m, Volumen 4,68 m3) einem Teil einer Bachsaiblingspopulation (Alter 3 Jahre) natürliches Futter, einem zweiten handelsübliches Laichfischfutter (Inhaltsstoffe in Anhang A) 9 Monate bis zur Beginn der Laichperiode verabreicht. Eine dritte Gruppe erhielt eine 25:75 Mischung (Trockenfutter: Naturfutter, w/w) beider Futter. Das Naturfutter bestand aus einer Mischung aus 50% zerkleinertem Weißfisch (gefroren), 25% Schweine- und Rinderleber, 25% getrockneten Bachflohkrebsen, getrockneten Garnelen und Trockenfisch (Rebie). Die Mischung wurde frisch zubereitet und gut vermengt. 32 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- Gefüttert wurde ad libidum von Hand, ab August erfolgte nur noch Fütterung der halben Menge. 2.6.10 Spermienkonzentration Um den Effekt unterschiedlicher Spermienkonzentrationen auf den Befruchtungserfolg zu untersuchen, wurde ein Eimix von 20 BS-Rognern in Portionen zu 100 Stück aufgeteilt. Je 4 der Aliquots wurden mit 6000, 60 000, 600 000 Spermien (von 3 Milchnern) pro Ei, sowie mit einer hohen Überkonzentration (3 x 1 ml Ejakulat verdünnt in 15 ml Inaktivierungslösung, 200 µl pro Ansatz) befruchtet. Aufgelegt wurden diese Eier in einer Rinne in abgeteilten Unterstromkästen. 2.6.11 Spermienkonkurrenz Einige Autoren sind der Ansicht, dass bei Wirbeltieren möglicherweise nur wenige Spermien befruchtungsfähig sind (Baker & Bellis 1988, Parker 1990). Die Mehrzahl der Spermien soll demnach die Spermien anderer Individuen inaktivieren. Daher sollte aus praktischer Sicht überprüft werden, ob sich die Befruchtung einer Eicharge mit mehreren Milchnern nachteilig auf den Befruchtungserfolg auswirkt. Um solche Effekte zu überprüfen, und auch um individuelle Fertilitätsunterschiede zu untersuchen wurden die Eier mehrerer Rogner aufgeteilt und die einzelnen Stichproben mit Spermien einer verschiedenen Zahl an Milchnern besamt. Dazu wurden je 100 Eier von 6 SS-Rognern mit der gleichen Menge Spermien von 1, 3 und 6 Milchnern befruchtet, wobei die Gameten jedes zusätzlichen Milchners zu gleicher Zahl in den jeweiligen Spermienmix mit eingingen. Ausgewertet wurde hier die BR nach 13 Tagen Erbrütung. 2.6.12 Haltungsbedingungen und Stress Gestresste Laichfische liefern laut mancher Aussagen schlechtere Keimzellen (siehe Diskussion). Daher war vorgesehen, die SR von länger separat gehaltenen Laichfischen mit denen aus der normalen Haltung zu vergleichen. Die Versuchsgruppen wurden anstatt in den Laichfischteichen in Alu-Tiefbecken gehalten (siehe 2.6.9), wobei eines 3-4x pro Woche zu Reinigungszwecken abgelassen werden 33 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- musste. Die Fische (BS) waren während der Prozedur von ca. 6-7 min nur noch knapp mit Wasser bedeckt. Dadurch waren die Fische der Testgruppe Tiere über einen Zeitraum von 8 Monaten einem höheren Stress als die Kontrollgruppe ausgesetzt. Die Versuchsdurchführung war sonst analog der Standardmethode. 2.6.13 Wasser Es gab Spekulationen, ob sich im Quellwasser evtl. Substanzen befinden könnten, welche sich negativ auf die Eientwicklung auswirken könnten. Neben der toxikologischen Analyse von Eiproben (2.8.3) wurden deshalb Eier von einzelnen BSRognern nach der Befruchtung in 2 gleich große Portionen aufgeteilt und getrennt aufgelegt. Eine Gruppe wurde unter Quellwasser erbrütet, die andere unter Leitungswasser, da dies weitgehend frei von erhöhten Werten toxischer Substanzen sein sollte. Das Leitungswasser stammte aus kupferfreien Leitungen und wurde ähnlich dem Quellwasser über eine Sprinklerdüse und eine dahinter geschaltete Rieselanlage gut belüftet. 2.6.14 Kreuzungsversuche mit Bachforellen In Fischbeständen aus Aquakultur treten nicht selten durch unvermeidliche Inzucht Fruchtbarkeits- oder Entwicklungsprobleme auf. Um diesen Effekt im vorliegenden Fall zu erkennen, wurden sowohl BF-Rogner als auch BF-Milchner anderer Herkunft (siehe genetische Analyse unter 2.7.4) in den Versuchen verwendet, welche keine bekannten Probleme bei der Erbrütung aufwiesen. Diese Verfahren sollten, wenn Inzucht eine Rolle spielt, erheblich geringere Erbrütungsverluste durch Heterosiseffekte zur Folge haben. Die Aussage der Ergebnisse, namentlich der Bruterfolg (SR), hat demnach durchaus allgemeingültigen Charakter und kann m. E. auf die durch Satzfische geprägte Fauna freier Gewässer übertragen werden. In diesem Zusammenhang konnte zusätzlich wieder der maternale Einfluss auf den Befruchtungs- und Entwicklungserfolg mit beleuchtet werden, da Kreuzhybridisierungen stattfanden. BF der Fischzucht Keidel wurden kurz vor Beginn der Ovulationsphase nach Aufseß transportiert und dort in Hälterungsbecken verwahrt. In einem ersten Versuch wurden BF der Herkunft Aufseß (A) mit den BF der Fischzucht Keidel (K) gekreuzt, wobei 34 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- jeweils Spermien und Eier der anderen Herkunft verwendet wurden. Beide Herkünfte wurden auch untereinander gekreuzt, um etwaige Heterosiseffekte sichtbar zu machen. Alle Eiproben wurden am selben Tag nach der Standardmethode befruchtet. Leider konnten im Falle der A-Rogner nur 6, im Falle der K-Tiere nur 5 Paarungen durchgeführt werden, da gleichaltrige Fische verwendet werden mussten und nicht mehr geeignete Tiere zur Verfügung standen. Daraufhin wurde derselbe Versuch nochmals durchgeführt, wobei diesmal direkt in der benachbarten Aufseß gefangene Fische (Aw) verwendet wurden. Dort wird seit vielen Jahren mit dem A-Zuchtstamm besetzt und die Tiere wurden regelmäßig zum Zwecke der Vermehrung und Satzfischproduktion entnommen und eingekreuzt. Dabei wurde darauf geachtet, die Verwendung von Erstlaichern zu vermeiden. Als letztes wurden Fische der dritten Herkunft „Salgen“ (S) eingeführt und im selben Verfahren mit den Aw-Tieren gekreuzt. 2.7 Physikalische Messgrößen 2.7.1 Wasserparameter Die Messungen von Sauerstoffsättigung, SBV und pH und CO2 auf der Anlage zu 4 Terminen wurde von Herrn Kuhlen von der Fischereifachberatung Oberfranken mit den FFB-eigenen Geräten vorgenommen. Temperatur Zur Verwendung kam ein Feinthermometer (Typ Impac Tastotherm MP 2001), mit welchem während der gesamten Zeit der Erbrütung die Wassertemperatur der Bruteinheiten gemessen wurde. pH-Wert Der pH-Wert des Wassers spielt eine große Rolle bei der Befruchtung und Erbrütung. Zur Messung verwendet wurde eine Einstabmesskette (Ingold Elektrode, Knick Typ 511), die täglich geeicht wurde. Wasserproben wurden vor der Messung 15 min abstehen lassen (außer bei den Messungen im Teich). 35 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- Härtegrad Die Wasserhärte ist ein wichtiger Parameter für die physiologischen Bedingungen denen die Fische und Eier ausgesetzt sind. Die Messung der Karbonathärte wurde vorgenommen mit einem Kit der Fa. Merck. Die Gesamthärte konnte mit Schnellteststreifen (Aquadur) und dem Titrations-Messbesteck der Fa. Roth ermittelt werden. Der SBV-Wert (wie auch Sättigungswerte an O2 und CO2) wurde seitens der Fischereifachberatung Oberfranken elektrometrisch routinemäßig gemessen. Leitfähigkeit Werte für Leitfähigkeit wurden gemessen mit einem Hanna Instruments TDS DiST 5Handmessgerät nach 10-minütiger Temperaturanpassung an die jeweilige Lösung. Die Temperaturkompensation der Messung erfolgte automatisch. 2.7.2 Ovarial- und Seminalplasma pH-Wert PH-Werte von Ovarial- und Seminalplasmaproben wurden mit den unter 2.7.1 genannten Geräten ermittelt. Letztere wurden vor der Messung bei 2600g für 5 min bei RT abzentrifugiert, woraufhin sofort im Überstand gemessen wurde. Bei mehreren SS-Rognern wurde der pH im Ovarialplasma zur Ovulation gemessen und dies nach 17 Tagen wiederholt. Osmolalität Die Osmolalität von Ovarialplasma-Proben aus dem Versuch 2.6.7 wurde in Duplikaten mittels eines Gefrierpunkterniedrigungs-Osmometers am Institut für Entwicklungsbiologie der FAU Erlangen von Frau C. Loy ermittelt (Knauer Typ Halbmikroosmometer Digital). 36 Fertilisationserfolg bei Salmoniden 2.8 -2. Material & Methoden- Biologische Analysen 2.8.1 Parasitologie Zur Feststellung parasitärer Belastungen der Laichfische wurden in allen 3 Laichperioden des Projekts Proben von zu schlachtenden Laichfischen auf Ektoparasiten untersucht. Laichfische aus dem Brutbetrieb und einem Teich mit Verbindung zur Aufseß wurden nach Homogenisierung von Bindegewebe, Kiemen, Kopfknorpel und Niere auf Myxozoa-Infektionen untersucht. Ektoparasitäre Infektionen wurden durch Haut- und Kiemenabstriche mikroskopisch festgestellt und deren Schweregrad beurteilt. Bauchhöhle, Organe und Darm wurden nach Endoparasiten abgesucht. Vom Darm wurden zusätzlich Abstriche angefertigt. 2.8.2 Bakteriologie/Virologie Bakterielle Infektionen von Fischen stellen eine im aquatischen Milieu ubiquitäre Bedrohung dar. Bakteriosen und Viruserkrankungen könnten die Gametogenese der Fische negativ beeinflussen und Tiere in der Laichzeit stark schwächen oder töten. Da Viruserkrankungen von Salmoniden auch vertikal weitergegeben werden können, und hier eine potentielle Beeinträchtigung der Gelege bestand, wurden auch Eiproben auf das Vorhandensein von IHN, VHS und IPN untersucht. Virologische Untersuchungen wurden am Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit in Erlangen, sowie durch den Fischgesundheitsdienst Bayern e.V. durchgeführt. Bakteriologische Tests wurden von denselben Einrichtungen vorgenommen und zusätzlich wurden Organe von Laichfischen aus Versuchen an der Klinik für Fische und Reptilien der LMU München bakteriologisch getestet. 2.8.3 Toxikologie Toxische oder endokrin wirksame Substanzen aus dem Wasser reichern sich in Tieren v.a. in stark lipidhaltigen Geweben an, wozu bei Rognern auch die Eier zählen. Dies kann Schädigungen durch Vergiftung oder Entwicklungsstörungen zur Folge haben. Die Analyse lipophiler Rückstände anhand einer gemischten Eiprobe von Bachsaiblingen wurde am Amt für Wasserwirtschaft in München (von Herrn R. Gast) 37 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- durchgeführt. Hierzu wurden die Proben nach trockenem Verreiben mittels eines nHexan/Aceton-Gemisches und DIONEX ASE extrahiert. Die Analyse geschah per Gaschromatographie-Massenspektrometrie (Agilent Kapillar-GC-MS) unter Verwendung der NISTR 2005 Bibliothek und einer institutseigenen Datenbank für Umweltchemikalien. 2.8.4 Genetische Untersuchung an Bachforellen Die Analyse der genetischen Distanz diente der Veranschaulichung des Verwandtschaftsgrades der untersuchten BF-Herkünfte. Die deskriptive Analyse gibt auch Aufschluss über die Homogenität der Populationen, wobei für eine valide Analyse wesentlich mehr Stichproben notwendig wären. Die Ergebnisse sind jedoch wichtig, um die Resultate der Kreuzungsversuche besser interpretieren zu können. Die Berechnung von Inzuchtfaktoren und dem Heterozygotiegrad war ebenfalls möglich. Als Proben für die Mikrosatellitenanalyse dienten Finclips von je 12 Rognern der BF-Herkünfte A, K und S. Die Analyse wurde z.T. am Veterinary Medical Research Institute der Hungarian Academy of Sciences (Budapest, Ungarn) von Frau Dr. E. Eszterbauer als Auftragsarbeit durchgeführt. Die angewendete Methodik zur DNA-Extraktion und Mikrosatelliten-PCR Amplifikation ist dem Anhang (C, D) zu entnehmen. Als Analysewerkzeuge dienten die Software-Pakete Genepop v. 3.4 (Raymond & Rousset 1995), GenAlEx 6.2 und Arlequin 3.1. 2.9 Chemikalien Alle verwendeten Chemikalien (exklusive der Farbstoffe) stammten von den Firmen Sigma, Fluka und Roth. 2.10 Statistische Methoden Zur deskriptiven und analytischen statistischen Auswertung wurden die Programme SPSS (11.05), WinStat (2007.1) und GraphPad Prism (5.00) verwendet. Um die Genauigkeit der Messungen zu erfassen, sind z.T. zusätzliche Größen außer Standardfehler des Mittelwerts (SEM) oder SD (Standardabweichung) angegeben. Eine Zufallsvariable mit großem Mittelwert weist im Allgemeinen eine größere Varianz 38 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -2. Material & Methoden- auf als eine mit einem kleinen Mittelwert. Da die Varianz und damit die Wurzel daraus, die Standardabweichung, nicht normiert sind, kann im Allgemeinen nicht beurteilt werden, ob eine Varianz groß oder klein ist. Der bisweilen angegebene Variationskoeffizient ist die relative Standardabweichung. Da ein steigender Mittelwert oft Hand in Hand mit steigender Standardabweichung geht, erlaubt der relative Variationskoeffizient direkte Vergleichsmöglichkeiten. Der relative Variationskoeffizient wird als Prozent des maximal möglichen Wertes berechnet. In keinen Fällen bestand signifikante Abweichung von der Normalverteilung (Kolmogorov-Smirnov-Test, bei nicht kontinuierlichen Variablen der Chi-Quadrat-Test für diskrete Variable), wo diese gefordert war. Für multiple Vergleiche dienten multiple t-Tests (Tukey, LSD) nach Validierung durch einseitige Varianzanalyse (ANOVA) und Test auf Homogenität und Varianzgleichheit (Levene-Prozedur, Bartlett-Test). Bei Vergleichen von nur 2 Gruppen wurde Student`s t-Test gewählt. Als parameterfreier multipler Test diente der Mann-Whitney-U Test, in Einzelfällen der Dunn`s Test nach Kruskal-Wallis-Prozedur. Letzerer Rangmitteltest diente der Prüfung ob die Gruppen einer Grundgesamtheit entstammten, um einen Post-Hoc Vergleich rechtzufertigen. Gepaarte Stichproben wurden mit dem t-Test für verbundene Stichproben auf signifikante Unterschiede getestet. Standen multiple Datenreihen gepaarter Stichproben ohne Normalverteilung oder Varianzgleichheit zur Analyse wurde zusätzlich zu einzelnen „paired“ t-Tests der Friedman-Test ausgeführt. Zum Nachweis einer linearen Abhängigkeit wurde Pearson`s Korrelationskoeffizient berechnet. Die speziellen in der genetischen Analyse verwendeten Tests sind dem Abschnitt 3.7.4 zu entnehmen. 39 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- 3 Ergebnisse 3.1 Allgemeine Ergebnisse 3.1.1 Versuche und Analysen im normalen Brutbetrieb Auch im normalen Streif- und Brutgeschehen des Betriebs wurden verschiedene Untersuchungen durchgeführt, um die Problematik besser zu verstehen. Ein Versuch, die frisch befruchteten SS-Gelege statt nach 5 min erst nach einer Stunde zu waschen um die BR zu erhöhen brachte lediglich eine 5% höhere BR. Es wurden weiterhin regelmäßig Eichargen direkt aus dem Brutbetrieb auf ihre BR hin überprüft. Bei zahlreichen Untersuchungen der Gelege der 3 Arten konnten viele gemeinsame Auffälligkeiten festgestellt werden. Hierbei wurde v.a. darauf geachtet, ob die Entwicklung erkennbar zu einem früheren Zeitpunkt gestoppt hatte und die Eier daraufhin abstarben. Typische SR der untersuchten Arten waren z.B.: BF (Herkunft Aw): 39,7%, SS: 37,0%, BS: 29,8%. Massive Verluste (bis zu 98,3%) erlitten BF des Aufsesser Zuchtstamms aus dem Betrieb bereits während der Brutphase in den Jahren 2006 und 2007. BF der Herkunft K zeigten hingegen eine sehr niedrige Verlustrate von 14,5% (1,7% bis zum AP-Stadium). Von 118 untersuchten SS-Eiern (Befruchtung nach der üblichen „trockenen“ Betriebs-Methode) im AP-Stadium waren am 11.11.08 45,7% nicht befruchtet, 18,6% zeigten Augenpunkte und 35,6% waren weiß geworden und enthielten keine erkennbaren Embryonen. Im gleichen Jahr konnten bei einer Charge SS-Eier lediglich 18,4% befruchtete Eier gezählt werden (212 äußerlich intakte Eier ausgewertet). Dem gegenüber waren in manchen SS-Chargen über 80% der Eier befruchtet. Sehr auffällig war jedoch in 2 Laichperioden das massenhafte Absterben bereits sehr weit entwickelter, beäugter SS-Eier, wobei diese z. T. aufplatzten und eine typische „Kopfschlüpfer“-Problematik zeigten. Es gab auch vereinzelt Gelege von Rognern, die ausschließlich als „Kopfschlüpfer“ verendeten. Eine Analyse maschinenausgelesener, zuvor weiß gewordener Eier (Elsäßer Hybriden im APStadium) zeigte, dass in faktisch keinem dieser Eier erkennbare Anzeichen enthaltener Embryonen vorhanden waren. Im selben Stadium zeigten von 158 zuvor weiß gewordenen BS-Eiern gleichen Alters auch lediglich 5 enthaltene Embryonen, 40 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- von denen sich 2 erst in einem früheren Stadium befanden (ausgebildete Längsachse). Dies deutet darauf hin, dass die Embryonen bereits zu einem früheren Zeitpunkt abgestorben waren oder degenerierten. Eine weitere Auswertung von koagulierten BS-Eiern am 17.12.08 (zum Zeitpunkt des AP-Stadiums) erbrachte eine Rate von 4,7% an embryonierten Eiern (134 ausgewertet). Diese wenigen Befunde sind lediglich ein Auszug aus vielen weiteren Ermittlungen der BR bei koagulierten und intakten Gelegen aus dem regulären Brutbetrieb. Sie waren jedoch repräsentativ und zeichnen trotz teils starker Schwankungen ein schlechtes Bild der Befruchtungssituation. Augenscheinlich gab es aber neben dem Befruchtungsproblem große Defizite bei der Entwicklung der Embryonen aller untersuchten Arten, denn auch zu späteren Zeitpunkten waren starke Verluste in befruchteten Eiern offensichtlich (Abb. 4). Diese starben entweder ab (toter Embryo auf intaktem Dottersack), platzten auf (kein Schlupfversuch feststellbar wie bei den sog. „Kopfschlüpfern“siehe Abb. 5 A) oder wurden schlicht weiß, da die Dottermembran beschädigt war. In unterschiedlichem Maße wurden Missbildungen (bei BF vor allem Probleme bei Ausbildung der Längsachse, z.B. Duplikation cranialer wie abdominaler Bereiche oder Verkrümmungen, siehe Abb. 5 B) und extrem schwache Embryonen (teils lebend, teils bereits verendet) beobachtet (Abb. 5 D und C & E). Letzteres Phänomen war bei allen Arten ab dem Augenpunktstadium gut beobachtbar, bei Saiblingen jedoch am ausgeprägtesten. Die betroffenen Embryonen waren meist spärlich pigmentiert, hatten dünne Körper und schwach ausgebildete Augen. Sie zeigten oft anastomose Missbildungen der Blutgefäße und Verkrümmungen der Wirbelsäule. In einigen Fällen waren in geklärten koagulierten Eiern Embryonen erkennbar, die ebenfalls oft Missbildungen zeigten (Abb. 5 F). Der Anteil der Fehlentwicklungen am Gesamtverlust betrug nach verschiedenen Erhebungen zwischen 15 und 30%, ohne die Probleme beim Schlupf zu berücksichtigen. 41 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Abb. 4. A. Massives Absterben von Bachforellen-Gelegen nach Erreichen des Augenpunktstadiums. B. Bachforellen: Schlupfprobleme und Absterben bereits im Ei. C. Bachsaibling: Aufplatzen der Eier und Präzipitation der Proteine nach Beschädigung der Dottermembran. 42 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Abb. 5. Probleme bei der Erbrütung von Salmoniden in Aufseß. A. Seesaibling: Verkümmerter Schlüpfer (links) und “Kopfschlüpfer“ (rechts) B. Bachsaibling: Craniale Mutation im Ei C. & E: Bachsaibling: Normalentwickelte Augenpunktlarven im Ei (C), gleichalte verkümmerte Larven derselben Population (E). D. Bachsaibling: Direkter Vergleich schwacher (links) und normaler (rechts) Augenpunktlarven desselben Rogners. F. Bachforelle: Koagulierte abgestorbene Eier nach Klärung in Salzlösung. Unbefruchtetes Ei (links), befruchtetes Ei mit abgestorbenem Embryo (rechts); in beiden Fällen ist die Dottermembran kollabiert. 43 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- 3.1.2 Allgemeine Beobachtungen aus Versuchen Auch hier ist zunächst anzumerken, dass trotz Anwendung einer anderen Befruchtungsmethode als im normalen Brutbetrieb fehlende Befruchtung und Entwicklungsstörungen ursächlich für einen großen Teil der mitunter hohen Verluste zu sein schienen. Bei einem Vorabversuch zur Ermittlung der SR von BS-Paarungen unter den normalen Versuchsbedingungen (Spermienmix) zeigte sich beispielsweise eine unerwartet niedrige mittlere SR von lediglich 28,69% ± 4,64 (niedrigste SR 10,87%, höchste SR 49,50%, 10 Stichproben). Der Umstand, dass wie in diesem Ansatz auch in vielen weiteren Fällen nur SR von unter 50% erzielt werden konnten, verdeutlicht eindringlich die Problematik. Zudem spiegeln die Daten die hohe Variabilität des Reproduktionserfolgs zwischen den Tieren wider. Bei Untersuchungen der koagulierten Eier aus den Versuchen bis zum AP-Stadium waren zwischen 85 und 96% der abgestorbenen Eier ohne eindeutige Anzeichen für eine erfolgreiche Befruchtung. In einem Versuch wurden nach Auslese (15 Tage nach Befruchtung) der unbefruchteten Eier die verbliebenen Befruchteten nach deren Absterben und Koagulierung daraufhin untersucht, ob die erfolgte Befruchtung bzw. ein Embryo sichtbar war. Dies war zu 70% nicht der Fall, was bedeutet, dass viele der bis zum AP-Stadium koagulierten Eier nicht eindeutig als befruchtet oder unbefruchtet klassifiziert werden können. Daher müssen Daten zur BR von koagulierten Eiern zunächst als fragwürdig angesehen werden. 3.2 Spermaqualität 3.2.1 Spermienkonzentration Die Spermienkonzentration der behandelten Fischarten bzw. deren Herkünfte ist ein wichtiger Faktor für die Fekundität der betreffenden Milchner und spiegelt daher direkt die zu erwartende Befruchtungsleistung der Zuchttiere wider. Im Folgenden seien im Laufe des Projekts gemessene Spermiendichten von einzelnen Tieren gezeigt und einer vergleichenden Betrachtung unterzogen. Um die Genauigkeit der Messungen zu erfassen, sind hierbei zusätzliche Größen angegeben. Der Variationskoeffizient entspricht der relativen Standardabweichung. Da ein steigender Mittelwert oft Hand in Hand mit steigender Standardabweichung geht, erlaubt der Variationskoeffizient 44 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- bessere Vergleichsmöglichkeiten. Alle Daten waren normalverteilt, Unterschiede zwischen den Gruppen wurden hier jedoch aufgrund fehlender Varianzgleichheit über nichparametrische Verfahren ermittelt. Beim Vergleich aller Gruppen traten signifikante Unterschiede auf (P < 0,0001, KW). Bachforellen (Herkunft A) Die Spermienkonzentration von BF-Milchnern der Herkunft A ist in Tabelle 1 zusammengefasst. Die Mehrzahl der Milchner liegt demnach bei einem Mittelwert von gut über einer Mio. Spermien pro 0,1 µl, wobei sich dieser Wert bei Einzeltieren durchaus um eine Mio. nach oben und unten bewegt. Damit ergab sich eine enorme Schwankungsbreite (über 2 Mio.), was deutlich anhand der hohen SD des Mittelwerts ablesbar ist. Der relative Variationskoeffizient (%) der Messungen der Einzeltiere zeigte gute Genauigkeit der Einzelmessungen. Bachforellen (Herkunft K) Die durchweg hohen Spermienkonzentrationen dieser Herkunft unterschieden sich signifikant von denen der SS, sowie von denen der BS (P = < 0,001, MWU). Aber auch im Vergleich mit denen der BF der Herkunft A waren sie deutlich höher angesiedelt (P = 0,07, MWU). 45 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Tabelle 1. Absolute Spermienzahlen pro 0,1 µl nativem Ejakulat von einzelnen Bachforellen-Milchnern (Herkunft Aufseß, Alter 3-4 Jahre). Gezählt in Quadruplikaten unter 500-facher Verdünnung. SEM = Standardfehler des Mittelwertes, SD = Standardabweichung. Fisch Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Mittl. Anzahl 2.131.250 2.040.625 875.000 2.296.875 1.565.625 762.500 1.956.250 1.300.000 1.034.375 1.006.250 1.343.750 1.393.750 1.037.500 1.065.625 2.159.375 1.162.500 2.484.375 668.750 1.015.625 1.865.625 465.625 2.396.875 1.312.500 SEM 79.468 57.367 45.357 62.370 38.316 49.739 105.759 58.852 16.437 18.042 23.105 36.975 28.413 20.010 87.258 43.601 71.512 46.351 36.219 43.113 47.701 68.537 26.517 Analyse Rel. Var.-Koeff. % 3,73 2,81 5,18 2,72 2,45 6,52 5,41 4,53 1,59 1,79 1,72 2,65 2,74 1,88 4,04 3,75 2,88 6,93 3,57 2,31 10,24 2,86 2,02 Mittelwert 1.449.592 SEM (total) 124.472 SD 596.948 Var.-Koeffizient 0,41 Minimum 465.625 Maximum 2.484.375 Median 1.312.500 Tabelle 2. Absolute Spermienzahlen pro 0,1 µl nativem Ejakulat von Bachforellen-Milchnern (Herkunft Keidel, 3-4 Jahre). Gezählt in Quadruplikaten unter 500-facher Verdünnung. SEM = Standardfehler des Mittelwertes, SD = Standardabweichung. Fisch Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Mittl. Anzahl/µl 1.290.625 1.700.000 1.675.000 2.362.500 2.078.125 2.784.375 2.150.000 1.537.500 1.512.500 1.131.250 1.784.375 1.887.500 SEM 13.858 54.006 149.304 135.976 56.221 111.847 68.655 61.450 58.852 29.092 35.124 43.899 Analyse Rel. Var.-Koeff. % 1,07 3,18 8,91 5,76 2,71 4,02 3,19 4,00 3,89 2,57 1,97 2,33 Mittelwert 1.824.479 SEM (total) 309.326 SD 464.155 Var.-Koeffizient 0,25 Minimum 1.131.250 Maximum 2.784.375 Median 1.934.375 46 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Bachforellen (Herkunft S) Milchner dieser Herkunft zeigten im Durchschnitt ähnliche Werte wie die der Herkunft K, sie lieferten sogar die höchsten in dieser Untersuchung gemessenen Konzentrationswerte an Spermien (Tab. 3). Wie bei Herkunft K hatte kein Milchner weniger als 1,1 Mio. Spermien pro 100 nl nativem Ejakulat, und fast die Hälfte der Tiere lag bei Werten über 2 Mio. Dies unterscheidet diese Herkunft (wie auch die BF Herkunft K) von Milchnern der oberfränkischen Herkunft A, die einen niedrigeren Durchschnittswert aufweist, und bei der auch Tiere mit weit weniger als 1 Mio. Spermien/100nl zu finden waren. Tabelle 3. Absolute Spermienzahlen pro 0,1 µl nativem Ejakulat von Bachforellen-Milchnern (Herkunft Salgen, 3-4 Jahre). Gezählt in Quadruplikaten unter 500-facher Verdünnung. SEM = Standardfehler des Mittelwertes, SD = Standardabweichung. Fisch Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Mittl. Anzahl 1.887.500 1.150.000 2.093.750 2.406.250 1.415.625 1.484.375 1.937.500 2.012.500 1.556.250 2.162.500 2.246.875 2.256.250 1.553.125 2.393.750 1.931.250 1.678.125 SEM 43.899 20.412 47.462 94.855 105.743 69.480 95.743 36.443 24.206 61.450 44.305 39.693 31.198 82.680 59.183 31.198 Analyse Rel. Var.-Koeff. % 1,77 2,27 3,94 7,47 4,68 4,94 1,81 1,56 2,84 1,97 1,76 2,01 3,45 3,06 1,86 1,77 Mittelwert 1.885.352 SEM (total) 309.326 SD 376.218 Var.-Koeffizient 0,20 Minimum 1.150.000 Maximum 2.406.250 Median 1.934.375 Bachsaiblinge Hier schwankten die Werte zwischen den Einzeltieren stark (Tab. 4). Mit knapp 1,2 Mio. als Durchschnittswert blieben die BS hinter den BF zurück. Die Spermiendichte der Aufsesser BS war signifikant niedriger als die der BF-Herkünfte K und S (P < 47 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- 0,001, MWU), die Spannweite zeigte immense Unterschiede von bis zu 2,1 Mio. pro 100 nl Ejakulat. Tabelle 4. Absolute Spermienzahlen pro 0,1 µl nativem Ejakulat von Bachsaiblings-Milchnern (3 Jahre). Gezählt in Quadruplikaten unter 500-facher Verdünnung. SEM = Standardfehler des Mittelwertes, SD = Standardabweichung. Fisch Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 Mittl. Anzahl 1.256.250 853.125 1.937.500 756.250 1.234.375 1.303.125 862.500 1.109.375 1.531.250 1.359.375 975.000 1.121.875 1.371.875 634.375 828.125 1.050.000 1.303.125 575.000 1.728.125 806.250 946.875 946.875 668.750 1.234.375 2.200.000 1.409.375 2.693.750 SEM Analyse Rel. Var.-Koeff. % 42.543 21.271 43.601 49.608 36.219 41.575 55.199 42.197 62.187 46.875 34.233 47.701 82.186 21.875 86.659 26.517 80.262 18.400 61.104 54.127 10.674 64.625 29.092 55.287 13.502 104.00 156.99 3,39 2,49 2,25 6,56 2,93 3,19 6,40 3,80 4,06 3,45 3,51 4,25 5,99 3,45 10,46 2,53 6,16 3,20 3,54 6,71 1,13 0,61 7,38 5,83 6,83 4,35 4,48 Mittelwert 1.210.995 SEM (total) 94.122 SD 489.072 Var.-Koeffizient 0,40 Minimum 575.000 Maximum 2.693.750 Median 1.121.875 Seesaiblinge Von allen untersuchten Arten wiesen SS mit unter 1 Mio./100nl die geringste mittlere Spermienkonzentration auf (Tab. 5). Weniger als die Hälfte der Milchner hatte Werte über 1 Mio. Ein geradezu wässriges Erscheinungsbild des Ejakulats war auch während der Kernlaichzeit regelmäßig mit bloßem Auge erkennbar und auch die Menge war oft vergleichsweise niedrig. 48 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Tabelle 5. Absolute Spermienzahlen pro 0,1 µl nativem Ejakulat von Seesaiblings-Milchnern (3-5 Jahre). Gezählt in Quadruplikaten unter 500-facher Verdünnung. SEM = Standardfehler des Mittelwertes, SD = Standardabweichung. Fisch Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Mittl. Anzahl 1.078.125 1.031.250 1.190.625 518.750 821.875 1.306.250 1.250.000 1.059.375 846.875 800.000 825.000 953.125 412.500 SEM 78.789 18.750 51.885 41.615 26.208 67.796 47.048 46.034 28.584 7.217 86.150 11.831 29.315 Analyse Rel. Var.-Koeff. % 7,30 1,81 4,35 8,02 3,18 5,19 3,76 4,34 3,37 0,90 10,44 1,24 7,10 Mittelwert 930.288 SEM (total) 73.589 SD 265.331 Var.-Koeffizient 0,28 Minimum 412.500 Maximum 1.306.250 Median 953.125 3.2.2 Mikrofotographie Spermien der 3 untersuchten Fischarten wurden routinemäßig fixiert und auf etwaige morphologische Auffälligkeiten untersucht. Geachtet wurde insbesondere auf Form und Länge von Kopfstück und Flagellum. In mehreren Untersuchungen konnten keine abnormen Habitusveränderungen von Kopf und Flagellum beobachtet werden (Abb. 6). 49 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Abb. 6. Aufnahmen fixierter Spermien zur morphologischen Beurteilung. Nomarski-Interferenz-Optik. A. Seesaibling B. Bachsaibling C.& D. Bachforelle Herkunft A. Balken = .10.µm. 3.2.3 Schwimmdauer Die Dauer der Spermienbewegung ist ein weiteres wichtiges Qualitätskriterium für die Beurteilung der Befruchtungsfähigkeit des Ejakulats von Milchnern. Hier wurde die Aktivitätsdauer von mindestens 90% der Spermien von BS und BF visuell gemessen. BS zeigten dabei Motilitätsphasen von bis zu 50 s nach Aktivierung, kein Tier blieb dabei unter 30 s (Tab. 6). Die Werte waren beim jeweiligen Milchner in einem akzeptablen Rahmen reproduzierbar. 50 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Tabelle 6. Mikroskopisch ermittelte Aktivitätsdauer (Bewegung bis unter 10% in s) von BachsaiblingsMilchnern (3 Jahre) nach Aktivierung. Gezählt in Triplikaten. SEM = Standardfehler des Mittelwertes; SD = Standardabweichung. Fisch Nr. Mittl. Dauer (s) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 32,54 47,16 46,53 32,37 50,71 47,59 50,38 41,60 45,64 48,06 36,59 39,91 SEM 2,75 2,59 0,20 1,63 3,96 7,61 6,53 1,95 5,19 5,48 8,53 2,34 Rel. Var.-Koeff. (%) 6,38 4,12 0,34 3,81 5,90 12,77 10,08 4,00 9,03 8,55 17,77 5,04 Analyse Mittelwert SEM (total) SD Var.-Koeffizient Maximum Minimum Median 43,56 5,66 6,54 0,15 50,71 32,37 46,53 Milchner von BF wiesen eine viel deutlichere Variabilität als die BS auf, hatten aber z.T. auch sehr viel längere Aktivitätsphasen als diese. Dies galt auch für die Variabilität der Einzelmessungen am selben Tier, was eine genaue Messung erschwerte (Tab 7, siehe hohe Variationskoeffizienten). Daher erschien hier eine Angabe der einzelnen gemessenen Maximalwerte (in Klammern) sinnvoll. Deren Auswertung ergab einen MW von 62,30 s (± 10,05) mit einem Maximum von 142,85 s. Tabelle 7. Mikroskopisch ermittelte Aktivitätsdauer (Bewegung bis unter 10% in s; Maximalwerte in Klammern) von Bachforellen-Milchnern (Herkunft Aufseß, 3-4 Jahre) nach Aktivierung. Gezählt in Triplikaten. n.a. = nicht aktivierbar; SEM = Standardfehler des Mittelwertes; SD = Standardabweichung. Fisch Nr. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 Mittl. Dauer (s) 59,10 35,16 39,45 35,79 31,19 116,3 38,67 56,84 55,12 62,73 35,06 38,18 n.a. (60,50) (35,92) (45,82) (38,67) (34,45) (142,85) (42,89) (114,68) (76,67) (75,57) (36,84) (42,70) - SEM Rel. Var.-Koeff. (%) 0,74 0,39 3,38 1,53 1,64 14,15 2,11 28,93 10,91 7,31 1,73 2,29 - 1,25 1,11 8,56 4,26 5,27 12,17 5,46 50,89 19,79 11,65 4,93 6,00 - Analyse Mittelwert SEM (total) SD Var.-Koeffizient Maximum Minimum Median 50,30 6,79 23,53 0,47 116,31 31,19 39,05 51 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Bei einem Tier der Messreihe konnten nur einzelne Spermien überhaupt aktiviert werden, obwohl das Sperma ansonsten unauffällig war und eine Verunreinigung mit Wasser oder Urin ausgeschlossen werden konnte. 3.2.4 Anteil motiler Spermien Die Aktivierbarkeitsrate von Ejakulatproben von BF (Herkunft A), BF (Herkunft S) und BS wurde bei jeweils 6 Fischen in Triplikaten per Video aufgezeichnet und per CASA analysiert. Wegen des hohen experimentellen und analytischen Aufwands wurden lediglich 6 willkürlich gewählte Milchner pro Gruppe zur Analyse herangezogen. Dies ist ausreichend, um eine Beurteilung der Variabilität der Spermienmotilität innerhalb der jeweiligen Population zu ermöglichen. Die Analyse der Videosequenzen wurde anhand von Pfadaufzeichnungen der Spermien überprüft (Abb. 7). Es wurden je Milchner 3x zwischen 40 und 96 Spermien pro Replikat/Filmsequenz ausgewertet. Bei einigen Milchnern konnten deutlich geringere Aktivierbarkeitsraten festgestellt werden. Tabelle 8 zeigt die Anteile motiler Spermien von BF-Milchnern der Herkunft A. Reproduzierbar (P = 0,015, KW) hatten einzelne Milchner schlechtere Aktivierungsraten, andere lagen gut über 50% motiler Spermien. Die Gameten eines Milchners ließen sich jedoch gar nicht aktivieren. Tabelle 8. Mittlerer Anteil aktivierbarer Spermien von Bachforellen-Milchnern (Herkunft A). VCL = mittl. Geschwindigkeit (kurvilinear). SEM = Standardfehler des Mittelwerts; MW = Mittelwert; n.a. = nicht aktivierbar; No. SP = mittl. Anzahl analysierter Spermien pro Durchgang und Filmsequenz. Fisch No. motil (%) SEM (%) VCL (µm/s) 1 21,26 4,36 32,05 12,06 64,67 2 38,66 3,36 26,86 4,00 72,67 3 60,34 3,84 32,07 6,07 62,33 4 35,45 2,31 26,04 2,96 85,00 5 58,36 6,66 38,37 5,03 79,33 6 n.a. - - - - MW 42,81 4,11 31,08 6,03 72,8 SEM No. SP 52 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Abb. 7. Binäre Darstellung (8 bit) der aus Videoaufzeichnung analysierten Spemienbewegungs-Pfade von zwei Bachforellen-Milchnern (Herkunft A) während eines Intervalls von 5 s. Gepunktete Linien entsprechen Pfad eines Spermiums. A. Milchner mit geringem Anteil aktivierbarer Spermien B. Milchner mit hohem Anteil aktivierbarer Spermien 53 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- BF der S-Herkunft zeigten die besten Aktivierbarkeitsraten mit Werten bis über 70%. Hier wurde eine geringere Differenz zwischen Einzelindividuen deutlich (KWRangmitteltest P = 0,35), wobei die Anzahl aktivierter Spermien nur in einem Falle unter 30% lag (Tab. 9). Tabelle 9. Mittlerer Anteil aktivierbarer Spermien von Bachforellen-Milchnern (Herkunft S). VCL = mittl. Geschwindigkeit (kurvilinear). SEM = Standardfehler des Mittelwerts; MW = Mittelwert; n.a. = nicht aktivierbar; No. SP = mittl. Anzahl analysierter Spermien pro Durchgang und Filmsequenz. Fisch No. motil (%) SEM (%) VCL (µm/s) SEM No. SP 1 27,26 10,52 41,80 9,02 69,67 2 51,88 9,92 37,40 6,61 73,00 3 71,04 13,79 28,36 1,38 90,67 4 72,80 15,40 32,93 6,33 86,33 5 37,17 5,68 23,46 1,84 86,33 6 39,14 3,25 33,17 2,01 96,00 MW 49,88 0,10 32,86 4,53 83,67 BS zeigten mit einem um das 2,3-fache höheren Variationskoeffizient deutlich stärkere Fluktuation zwischen den einzelnen Milchnern (P = 0,010, KW) bezüglich des Anteils aktivierbarer Spermien als die beiden Vergleichsgruppen (Tab. 10). Die Hälfte der 6 Individuen zeigte eine desaströse Motilitätsrate von weit unter 10%. Die mittleren Geschwindigkeiten der Spermien entlang der Schwimmbahn waren bei den Gruppen in etwa gleich (P = 0,50, ANOVA), wobei auch hier die BS-Milchner deutliche Unterschiede untereinander aufwiesen (Tab. 10). Langsam schwimmende Spermien traten nicht nur bei den Milchnern mit geringen Motilitätsraten auf. Untereinander verglichen waren die Motilitätsraten aller drei Gruppen jedoch knapp nicht signifikant voneinander verschieden (P = 0,084, ANOVA). Dies lag einerseits an dem kleinen Stichprobenumfang, sowie an der allgemein großen Variabilität der Einzeltiere. 54 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Tabelle 10. Mittlerer Anteil aktivierbarer Spermien von Bachsaiblings-Milchnern. VCL = mittl. Geschwindigkeit (kurvilinear). SEM = Standardfehler des Mittelwerts; MW = Mittelwert; n.a. = nicht aktivierbar; No. SP = mittl. Anzahl analysierter Spermien pro Durchgang und Filmsequenz. Fisch No. VCL (µm/s) motil (%) SEM (%) SEM No. SP 1 6,19 0,25 11,11 2,56 40,67 2 52,25 2,17 34,26 6,65 41,00 3 6,44 0,57 14,98 3,87 64,00 4 47,36 2,85 39,21 7,55 41,67 5 24,29 4,32 28,21 4,37 54,33 6 5,48 0,67 35,08 1,28 48,33 MW 23,67 1,80 27,14 4,38 48,33 3.2.5 Seminalplasma Der pH im Überstand nach Abzentrifugieren der Spermatozyten wies im Vergleich aller behandelten Arten Unterschiede auf (Tab. 11). Er lag bei BF im Mittel um 8, bei Saiblingen etwas höher und konnte eine Spanne von 7,5 bis 8,6 einnehmen. Daher stellt sich die Frage, inwiefern sich diese Unterschiede in der Fertilität der Milchner niederschlagen (siehe 3.5.5, Einzelpaarungen). Tabelle 11 pH-Werte von Seminalplasmaproben der untersuchten Fischarten/-Herkünfte. SEM = Standardfehler des Mittelwerts. Probenumfang BFA BFK BS SS 9 6 39 22 Mittelwert 7,99 8,06 8,17 8,23 SEM 0,08 0,06 0,02 0,05 Minimum 7,49 7,91 7,81 7,82 Maximum 8,25 8,25 8,43 8,61 rel. Var.-koeffizient (%) 0,94 0,73 0,27 0,62 55 Fertilisationserfolg bei Salmoniden 3.3 -3. Ergebnisse- Eiqualität 3.3.1 Ovarialplasma Gehalte an organischen Substanzen und Elektrolyten im Ovarialplasma könnten ein Indikator für die Eiqualität (z.B. Überreife, physiologischer Status) der Gameten einzelner Rogner sein. Unter 3.5.5 wurden Analysen einer etwaigen Korrelation dieser Größen mit der BR und der SR durchgeführt. In Tabelle 12 findet sich eine Zusammenstellung der erhaltenen Messwerte von Ovarialplasma-pH von Rognern aller untersuchten Arten. BS und SS hatten mit 8,6 die höchsten Maximalwerte, BF der Herkunft K hatten mit einem Durchschnitt von 8,08 die geringsten Werte. Bei einer pH-Messung von Ovarialplasma dreier markierter SS-Rogner bei der Ovulation, sowie 17 Tage danach (Fische hatten bis dato nicht verlaicht), konnte beobachtet werden, dass dieser sich von jeweils über 8,6 auf 8,16-8,35 verändert hatte. Derartige Werte müssten also Überreife anzeigen. Demnach waren unter den Rognern aus Tabelle 12 trotz Prüfung auf Ovulation i.d.R. alle 5 Tage auch deutlich überreife Individuen vorhanden. Tabelle 12. pH-Werte von Ovarialplasmaproben der untersuchten Fischarten/-Herkünfte. SEM = Standardfehler des Mittelwerts. BFA BFS BFK BS SS 12 6 9 13 11 Mittelwert 8,25 8,29 8,08 8,41 8,46 SEM 0,04 0,02 0,05 0,04 0,05 Minimum 7,96 8,24 7,91 8,10 8,11 Maximum 8,45 8,35 8,30 8,60 8,61 rel. V.koeffizient(%) 0,47 0,20 0,59 0,43 0,59 Zahl Rogner 56 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- 3.3.2 Histologie Probleme hinsichtlich einer bereits kurz nach der Befruchtung erfolgenden Koagulierung problematischer Eier könnten aus Strukturanomalien wie z.B. einer schlecht ausgebildeten Dottermembran resultieren. Es wurden Proben von Eichargen mit auffällig hoher Verlustrate mit solchen ohne derartige Verluste verglichen, um etwaige Strukturauffälligkeiten zu erkennen. Beispiele für die histologischen Schnitte der bereits 8 Tage aufgelegten BS-Eier sind in Abb. 8 dargestellt. Gut ist die verdickte Dottermembran zu erkennen, welche unterhalb des Embryos die Keimscheibe formt. Sie war stark durchsetzt mit speziellen Versorgungseinschlüssen und in beiden Gruppen gut ausgeprägt. Die Dichte des Dotters und die Verteilung der Lipidtropfen waren in beiden Fällen homogen. Letztere waren bei allen untersuchten Eiern zahlreich vorhanden und wiesen keine Größenunterschiede zwischen den Eiern der verschiedenen Gruppen auf. In Anschnitten sichtbare Zellen des frühen Embryos ließen keinerlei Anomalitäten erkennen. 3.3.3 Eigewichtszunahme Die mittlere prozentuale Eigewichtszunahme der einzelnen SS-Rogner aus dem Spermienkonkurrenz-Versuch (2.6.11) betrug 15,89%, 16,16%, 18,19%, 16,48%, 22,69%, und 20,0%. Der erste Rogner mit nur knapp 16% Zunahme an Eigewicht zeigte die beste BR (bis 96%), Rogner Nr. 6 konnte trotz hoher Zunahme mit ca. 12% BR den schlechtesten Wert erzielen. Dies macht deutlich, dass dieser Parameter für eine Qualitätsbeurteilung eher fragwürdig ist. 57 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Abb. 8. Histologische Paraffin- und Epon Semi-Dünnschnitte durch die apikale Region von bebrüteten (dechorionisierten) Bachsaiblings-Eiern 8 Tage nach der Befruchtung (Färbung B: Toluidinblau, sonst H & E) a: Dotter b: Dottermembran (proteinös), c: Lipidtropfen, d: Lipid und Lipoprotein-Tropfen, e: Versorgungsvesikel, f: Embryonale Zellen g: äußere Hülle der Dottermembran. A. Übersicht der Keimscheibenregion mit der darunter liegenden lipidreichen Tröpfchenansammlung und innenliegenden Embryonalzellen. Balken: 400 µm. B. Region unterhalb der Keimscheibe mit zahlreichen Lipidtröpfchen. 58 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Balken: 400 µm C. Verdickte Region der Dottermembran lateral der Blastodisk mit vielen Versorgungseinschlüssen. Balken: 40 µm. D. Längsschnitt durch zelluläre Keimregion mit embryonalem Gewebe (Zellkerne dunkel). Balken: 40 µm. E. Übersicht zur Beurteilung der Größe und Verteilung der Lipidtröpfchen unterhalb der Keimscheibenregion. Zu erkennen die fibröse Struktur der proteinösen Hüllschicht. Balken: 400 µm. F. Grenzregion zum Rand des Dotterkörpers mit Anschnitt der Dottermembran. Balken: 200 µm. G. Flächiger Schnitt durch die verdickte Region der Dottermembran mit zahlreichen, speziellen Lipid- und Proteineinschlüssen. Balken: 40 µm. 3.3.4 Visuelle Beurteilungen Bei dem als „gut“ eingestuften, in Versuchen verwendeten frisch gewonnenem Rogen, konnte im Verlauf des Projekts bis auf farbliche Aspekte (Abhängig von Futtermittel und Art) und Größenverhältnisse bei Rognern gleicher Herkunft/gleichen Alters zunächst keine augenscheinlichen Auffälligkeiten in Merkmalen wie Verteilung der Lipideinschlüsse, Homogenität des Dotters oder Beschaffenheit der Eischale oder der Dottermembran ausgemacht werden (siehe auch 3.3.2, Histologie). Die Aufteilung der auf einem Durchlichttisch begutachteten Gelege (aller Arten) in qualitativ gute und solche mit Anzeichen für Beschädigungen oder Überreife gestaltet sich oft nicht ganz einfach, da solche Merkmale nicht nur sehr schwach ausgebildet sein können, sondern anfangs nur in einer geringen Zahl der Eier eines Rogners zu finden sind. So kamen auf mehrere hundert Eier zum Teil oft nur 5-8 mit derartigen Anzeichen. Untrügliches Anzeichen für Überreife bzw. schlechte Eiqualität waren kleine, flockenförmige Einschlüsse im Dotter, Trübung und stark inhomogene Lipidverteilung. Diese konnten oft nur auf dem Durchlichttisch einwandfrei erkannt werden. Viele Rogner zeigten auch andere Auffälligkeiten bezüglich ihrer Gameten wie blutiges Ovarialplasma, Eischalen degenerierter Eier aus dem Vorjahr, stark unterschiedliche Eigröße, einzelne bereits koagulierte Eier und solche umgeben mit Teilen der Versorgungsgefäße des Ovariums. Ergebnisse zur Selektion der Eier nach solchen Kriterien (Überreife etc.) und der resultierenden Befruchtungsergebnisse sind unter 3.5.3 zu finden. 59 Fertilisationserfolg bei Salmoniden 3.4 -3. Ergebnisse- Färbeversuche Eine Inkubation von aufgelegten Eiern mit dem kationischen Kohlenhydrat-Farbstoff Alcianblau zeigte nach 30 min nur eine leichte Färbung der Hülle, was sich auch nach Vorinkubation mit 8%iger Essigsäure nicht veränderte. Fixierte Proben waren nur schwach gefärbt. Dieser Farbstoff scheint das Chorion nur schlecht passieren zu können. Die Farbstoffe Patentblau und Nilblau färbten die gesamten Eibestandteile sehr kräftig, was eine Detektion von Zellen auf der Keimscheibe unmöglich machte. Auch langwieriges Waschen konnte diesen Umstand nicht aufheben. Anschließende Formalinfixierung und Dechorionisierung zeigte eine starke Färbung auch der Dottermembran. Eine Fluoreszenz von Nilblau im Bereich der embryonalen Keimscheibe war daher nicht sichtbar. Generell brachten alle Fluoreszenzfarbstoffe keine befriedigenden Ergebnisse. Die verwendeten UV/Weißlicht-Röhren lagen mit Ihren Wellenlängen-Maxima nicht exakt bei den Anregungswellenlängen der einzelnen Fluorochrome. Jedoch überlappen die jeweiligen Emissionsbereiche der Lichtquellen weitgehend mit den Absorptions- bzw. Anregungsbereichen der zu testenden Farbstoffe. Tests mit Kontrollorganismen konnten, vor allem bei Acridinorange, deutliche Fluoreszenz erkennen lassen. Obwohl Hoechst 33342 Membranen passieren kann, waren evtl. gefärbte (Nukleinsäure) Strukturen mit den beschriebenen Methoden nicht erkennbar. Methylgrün färbte ebenfalls die gesamten Mitochondrienfarbstoff Eibestandteile, verwendet wird. Eine obwohl dieses unkontrollierte als Kern-und Dissoziation der Methylgruppe könnte hierfür Ursache sein. Bouin`sche Lösung, eigentlich ein altbekanntes Fixans, färbt unspezifisch organische Strukturen in verschiedener Intensität. Auch hier war letztendlich die irreversible Färbung der Eihülle mit zusätzlicher Eintrübung problematisch, es konnte keine Aussage zum Befruchtungsstatus getroffen werden. Als einziger Farbstoff färbte Neutralrot in einer Konzentration zwischen 1 und 3mg/ml die Embryonalanlagen sichtbar stärker, und ließ sich zudem weitgehend aus den umliegenden Strukturen auswaschen (3-maliger Wechsel bei 4°C). Zelluläre Aggregate waren deutlich dunkler gefärbt als Membranen und Dotter (Abb. 9). Verstärkt werden konnte der Färbungseffekt durch eine 5-7 minütige Inkubation der Eier in 8%iger Essigsäure. Frühe Keimscheibenstadien waren dennoch nicht immer so 60 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- gut zu sehen wie in Abb. 9 A. Doch konnten die bereits nach 4-5 Tagen vergrößerten Keimscheiben gut von den zentral gelegenen Lipideinschlüssen am apikalen Pol differenziert werden (Abb.9 B), und die Eischale wurde klarer zu durchschauen. Eine Bestimmung der BR zu einem Zeitpunkt von ca. 5-6 Tagen nach der Befruchtung ist unter Verwendung schwacher optischer Vergrößerung auf dem Durchlichttisch möglich, obwohl die Umwachsung der Dottermembran (Epibolie) nicht vollständig eingeleitet ist und der Embryo noch sehr klein ist. Ab dem 9. bis 12. Tag nach der Befruchtung ist die Beurteilung durch das Längswachstum des Embryos auch für den Laien allein durch Verwendung der Essigsäure möglich (beschrieben auch in Greenberg 1960), da dieser nun weißlich erscheint (Blastoporenlippe ebenfalls gut sichtbar). Jedoch geling mit Neutralrot eine Verstärkung dieser sich im Laufe etwa 1 h durch Zerfall abschwächenden Reaktion (Abb. 9 C & D). Das Neutralrot macht in diesem Stadium den Embryo und den Rand des Blastoderms noch deutlicher sichtbar, so dass diese auch ohne Durchlichttisch sehr gut erkennbar sind. Die Färbung ist in der Praxis einfach durchzuführen und bringt innerhalb kurzer Zeit gute Ergebnisse bei der Analyse von ab 5 Tage alten Eiern. Als gut geeignet erwies sich die 10-minütige Inkubation in einer 6%igen Essigsäure-Lösung in 0,9% NaCl, gefolgt von Färbung durch eine Neutralrot-Lösung (1,5 mg/ml in 0,9% NaCl und 4% Essigsäure, Färbedauer ca. 40 min). Danach erfolgt das Waschen durch reichlich 0,9%ige Kochsalzlösung, welche 4 x im Abstand von 20 min zu wechseln ist. Diese Prozedur kann jedoch je nach Eireifegrad und Trübung der Eihülle beliebig vereinfacht werden. 61 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Abb. 9. Bachsaiblingseier verschiedenen Alters, gefärbt mit Neutralrot nach Essigsäure-Behandlung wie unter 5. Links jeweils unbefruchtete, rechts befruchtete Individuen. A. Frühes Keimscheibenstadium, 2 Tage. B. Keimscheibenstadium, Epibolie noch nicht eingeleitet, Präparat fixiert (Abhebung der Dottermembran sichtbar). 5½ Tage. C. Somitenstadium, beginnende Cephalisation, Blastoporus fast geschlossen, 11 Tage. D. Cepahlisation fortgeschritten, beginnende Ablösung der Schwanzes, 15 Tage. Angaben Tage nach Befruchtung. 62 Fertilisationserfolg bei Salmoniden 3.5 -3. Ergebnisse- Befruchtungs- und Erbrütungsversuche 3.5.1 Befruchtungsmethode Tests verschiedener Methoden Gemessen wurde in diesem Versuch die BR nach Verwendung unterschiedlicher Methoden zur Befruchtung. Die Methoden konnten leider nur die bei SS oft beobachteten, eher geringen BR erzielen. Zwischen den Gruppen waren die gemessenen Unterschiede knapp nicht signifikant (P = 0,09, ANOVA). Dennoch lieferte M3 ein um ca. 10% besseres Ergebnis als M1 (Tab. 13). Bei Auswertung als gepaarte Stichproben, wie sie in diesem Fall vorlagen, konnte ebenfalls ein knapp nicht signifikanter Unterschied gemessen werden (0,069, Friedman-Test). Die mittlere Verlustrate lag in diesem Versuch bei 30% ± 1,5% bei allen 3 Gruppen. Obwohl die bei Versuchen in diesem Projekt angewendete Methode (M1) damit die geringste BR lieferte, wurde diese aufgrund deren besserer Reproduzierbarkeit (siehe unten) und der geringsten Varianz (M1: 29,9, M2: 109,0, M3: 44,5) für die Versuche beibehalten. Tabelle 13. Mittlere Befruchtungsraten bei unterschiedlichen Befruchtungsmethoden von Seesaiblingseiern (Anzahl 100, 684 700 Spermien/Ei) (6 Replikate). Methode BR [%] Min/Max SEM M1 40,38 34,62/50,0 ±2,23 M2 43,46 23,47/51,51 ±4,26 M3 50,73 40,82/61,00 ±2,72 Reproduzierbarkeit Eine Methode zur Befruchtung mit geringer Schwankungsbreite bildete die Basis für die in diesem Projekt durchgeführten Experimente. Diese wurde anhand wiederholter Befruchtung eines SS-Pärchens untersucht. Im Ergebnis zeigte die Methode hervorragende Reproduzierbarkeit um den Mittelwert 66,88% mit einer Spannweite von nur 7% (Tab. 14) und geringer SD bei Wiederholung. Die Daten waren normalverteilt, die Varianz mit 4,7 sehr gering. Die Methode kann daher als gut reproduzierbar angesehen werden und sollte zuverlässige Ergebnisse liefern. 63 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Tabelle 14. Analyse der Befruchtungsrate nach replizierter Befruchtung der Gameten einer SS-Paarung nach standardisierter Methode (Anzahl Eier 100, 600 000 Spermien/Ei) (8 Replikate). Parameter Wert Mittelwert 66,88% SEM 0,77% Varianz 4,70 SD 2,17% Variationskoeffizient 0,03 rel. V.koeffizient (%) 1,15% Schiefe -1,88 Kurtosis 2,71 Minimum 62% Maximum 69% Spannweite 7% 95% Konfidenzintervall 1,81 Kolmogorov-Smirnov P 0,59 2 0,22 für diskrete Variable 3.5.2 Befruchtungstemperatur Die Befruchtung der SS-Eier bei unterschiedlichen Temperaturen ergab keinen signifikanten Unterschied (P = 0,5, t-Test, MW kalt befruchtet: 75,16% ± 4,46, MW warm befruchtet 78,38 % ± 1,49, 10 Replikate). Allerdings lag der relative Variationskoeffizient bei der kalten Methode mehr als dreimal so hoch wie der der Vergleichsgruppe. 3.5.3 Selektion der Eier Zunächst wurde überprüft, ob die nach der Ovulation cranial in der Bauchhöhle gelegenen Gameten von BS-Rognern andere SR aufweisen als die caudal gelegenen. Nach Befruchtung mit gleichen Spermienproben wurde deutlich, dass keine signifikanten Unterschiede bestanden (zuerst 40,63% ±8,56, zuletzt 49,74 ±3,89, 6 Fälle). Dies galt sowohl für die abhängige als auch für die unabhängige Analyse (P = 0,25 und 0,35 respektive, abhängiger/unabhängiger t-Test). 64 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- In einem anderen Ansatz wurden Eichargen während des normalen Brutbetriebs auf einem Durchlichttisch nach Anzeichen von Überreife aussortiert (siehe 3.3.4). Die jeweilig aussortierten Portionen wurden simultan mit denselben Spermien befruchtet und getrennt aufgelegt. Optisch als schlecht eingestufte Chargen zeigten allein bis zum AP-Stadium schon Ausfälle bis über 40%, bei einer BF-Charge waren diese zu fast 100% unbefruchtet. Verluste bis zum AP-Stadium beliefen sich bei allen Arten nach zusätzlicher Einführung rigoroser Auswahltechniken und Veränderung der Befruchtungsmethode 2008 (siehe Diskussion) zum Teil lediglich auf bis zu 27%. SS etwa, gestreift ohne Sortierung, waren praktisch ein Totalausfall, aber in Folge der Umstellung lag die BR und die SR bis zum AP-Stadium in manchen Chargen nun über 80%. 3.5.4 Betäubung Bei dem Vergleich der BR der vor dem Abstreifen betäubten und der nicht betäubten BS-Gruppen ergab sich kein signifikanter Unterschied (betäubt: 63,30% ± 5,3, nicht betäubt: 58,27% ± 5,51, P = 0,50, t-Test, 6 Stichproben). Im Gegensatz zur Erwartung war die BR damit bei betäubten Fischen sogar etwas besser. 3.5.5 Einzelpaarungen Die Reproduktionsleistungen einzelner Tiere im direkten Vergleich unter gleichen Bedingungen waren im Zuge dieser Untersuchung von besonderem Interesse. Bei den Einzelpaarungen von SS-Rognern mit Spermien von einem Milchner ergab sich eine mittlere SR von nur 31,0% (± 5,02) mit einem relativ hohen Variationskoeffizienten von 16,18 (SD 15,86). Dies lag u. a. auch an einem Rogner mit Totalausfall, wo fast alle Eier noch vor Beginn der Aussortierung unbefruchteter abgestorben waren. Andere Rogner erbrachten SR von 16,5 % bis 52,04%, in den Proben fanden sich bis zu 50% der unter 3.1.1 beschriebenen, nur schwach entwickelten Embryonen, welche bis zum Schlupftermin meist abstarben. Selbst die höchsten SR in diesem Versuch sind als nicht befriedigend zu beurteilen. Die große Spannweite in den Resultaten verschiedener Rogner legt die Vermutung nahe, dass hier maternale Effekte zugrunde liegen. 65 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Um diese Frage weiter zu klären, wurden diverse BS-Rogner einzeln mit Spermien nur eines Milchners befruchtet und um den paternalen Einfluss zu erkennen wurden Eier eines Rogners mit Spermien (gleiche Menge und Konzentration) verschiedener Milchner befruchtet. Die an 50 Eiern ermittelte BR der einzelnen BS-Rogner bei gleicher Befruchtung mit Spermien von nur einem Milchner waren deutlich verschieden (Tab. 15, relativer Variationskoeffizient 7,64%, SD 16,99). Die SR (relativer Variationskoeffizient 11,12%, SD 18,99) konnte diese Werte in zwei Fällen sogar knapp übertreffen, beide Größen (BR und SR) korrelierten erwartungsgemäß stark (Pearson K 0,63, P = 0,013). Die BR zeigten eine Spannweite von 58% bei einem Maximalwert von 96%, die SR variierte gar um 63,4% bei einem Maximalwert von 79,39% (interessanterweise nicht bei dem Rogner mit der höchsten BR). Überraschenderweise war auch bei Verwendung verschiedener Milchner zur Befruchtung identischer Eiproben eine enorme Variabilität offensichtlich (Tab. 16, relativer Variationskoeffizient 13,34%, SD 24,89). Die SR von Eiern eines BS-Rogners nach Verwendung gleicher Mengen an Spermien verschiedener Milchner zeigte eine Spannweite von 81% bei einem MW von 60,30%. Die Varianz war im Vergleich zu den Einzelrognern doppelt so hoch, durch die Eckwerte von 10% und 91% klar demonstriert. BR wurden hier nicht ermittelt. Ob bestimmte Milchner mit den Eiern genau dieses Rogners inkompatibel waren und mit Gelegen anderer Rogner gute Ergebnisse geliefert hätten muss hier offen bleiben. In der Eimix-Gruppe (6 x Mix aus Eiern aller Rogner, befruchtet mit Spermienmix von 6 Milchnern) konnte eine vergleichsweise hohe mittlere SR von 82,68% (± 1,63) erreicht werden. Die Spannweite der SR betrug lediglich 8,51%. Die Replikationen des Eimix-Ansatzes zeigte abermals die Reproduzierbarkeit der verwendeten Methode (SD 4,00, relativer Variationskoeffizient 1,98, siehe auch 3.5.1). 66 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Tabelle 15. Befruchtungs- und Schlupfraten von BS- Rognern bei Befruchtung mit gleichen Spermienproben von einem Milchner. Werte von Ovarial- und Seminalplasmaproben der betreffenden Einzeltiere nebenstehend. MW = Mittelwert ± SEM = Standardfehler des Mittelwerts. OP = Ovarialplasma, Osm = Osmolalität in mOsm/kg. Rogner BR [%] SR [%] pH OP Osm OP 1 64 57,21 8,31 334,5 2 38 31,60 8,54 335 3 56 44,17 8,32 333,5 4 42 47,39 8,31 333,5 5 82 50,00 8,36 327,5 6 76 77,24 8,55 314,5 7 60 29,87 8,44 328 8 54 16,02 8,49 324,5 9 76 57,85 8,39 335 10 74 79,39 8,4 329 11 96 63,11 8,45 339,5 12 54 38,02 8,11 335,5 MW 64,33 ± 4,90 49,32 ± 5,48 8,39 ± 0,03 330,83 ± 1,92 Tabelle 16. Schlupfraten von BS-Eiern eines Rogners bei Befruchtung mit gleichen Spermienmengen verschiedener Milchner. Werte von Seminalplasmaproben der betreffenden Einzeltiere nebenstehend. MW = Mittelwert ±SEM = Standardfehler des Mittelwerts. pH SP = pH des Seminalplasmas. Milchner SR [%] pH SP 1 44,21 8,24 2 44,68 8,28 3 57,29 8,26 4 86,84 8,23 5 54,26 8,09 6 91,92 8,05 7 10,87 8,17 8 73,33 8,35 9 79,55 7,95 10 89,58 8,22 11 36,11 7,94 12 55,00 7,81 MW 60,30 ± 7,13 8,13 ±0,05 67 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Mögliche Korrelationen von BR und SR mit pH sowie Osmolalität des Ovarialplasmas wurden anhand von 12 Fällen untersucht. Osmolalität und pH des Ovarialplasmas zeigten deutliche Korrelation zueinander (Pearson K -0,47, P = 0,06). Der pH-Wert des Ovarialplasmas zeigte nur sehr schwachen Bezug zur BR (nicht signifikant, Pearson K 0,15, P = 0,32). Die Reliabilität dieser Methode bei den untersuchten Populationen muss also zunächst offen bleiben (siehe Diskussion). Beim Test ob die zu erwartende BR anhand der Osmolalität des Ovarialplasmas ablesbar ist, konnte ebenfalls keine Korrelation nachgewiesen werden (Pearson K -0,086, einseitige Signifikanz P = 0,39). Die SR konnte auch nicht mit dem Seminalplasma-pH der einzelnen Milchner in Verbindung gebracht werden (Pearson K -0,049, P = 0,44). 3.5.6 Laichfischalter Die Reproduktionsfähigkeit von Laichfischen verschiedenen Alters selbst aus der gleichen Population kann sich stark unterscheiden. Verglichen wurden in diesem Versuch die SR von BS-Erstlaichern (Alter 2 Jahre) mit einer Gruppe BS, die schon eine Laichperiode hinter sich hatten (Alter 3 Jahre). Die Erstlaicher-Gruppe zeigte bereits während der Anfangsphase der Erbrütung massive Verluste (Präzipitation). Die Eier dieser Gruppe waren nicht nur kleiner (Ø 2-2,5 mm kleiner als die der Vergleichsgruppe), sondern auch heller gefärbt und mit einem wesentlich weniger opaken Chorion. Eine Untersuchung der koagulierten Eier ergab keinerlei Anzeichen auf eine erfolgte Befruchtung bzw. sichtbare Embryonenentwicklung (48 Eier untersucht). Die Vitellinmembran der Eier war bei den koagulierten Eiern in fast allen Fällen vollständig kollabiert. Die SR der Gruppen unterschieden sich im Mittel jedoch nicht signifikant (mittlere SR 2 Jahre: 20,92% ± 6,11, 3 Jahre: 25,83% ± 3,76, 12 Stichproben, P = 0,50, t-Test). Auffällig war aber eine sehr viel höhere Varianz bei den jungen Laichfischen im Vergleich zu den 3-jährigen Laichern (rel. Variationskoeffizient 2 Jahre: 29,23, 3Jahre: 14,56), was bei ersteren zu mehr Totalausfällen bis auf 0% SR führte (6 Paarungen mit SR < 7%). Bei der älteren Gruppe lag lediglich eine Paarung unter 15% SR. Die Spannweite war bei beiden Gruppen jedoch relativ hoch, was auf eine äußerst variable Eiqualität der einzelnen Rogner schließen lässt. Es muss erwähnt werden, dass alle in diesem Versuch verwendeten Fische kein spezielles Laichfischfutter erhielten, was evtl. die generell niedrigen Durchschnittswerte der SR erklärt. 68 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- 3.5.7 Futterversuche Die Wirkung der Fütterung moderner Industriefuttermittel auf den Fortpflanzungserfolg bzw. die Gametenqualität sollte anhand des Modellorganismus Zebrabärbling, sowie anhand der untersuchten Salmoniden selbst erörtert werden. Zebrabärblinge Im Test von Mastfutter (MF) gegen normales Zierfischfutter zeigte sich eine signifikant niedrigere Überlebensrate der Zebrabärblingseier (P = 0,0015, t-Test, 6 Replikate, 327 Eier ausgewertet pro Gruppe). Die durchschnittliche Überlebensrate betrug für MF nur 43,5% (± 7,0%), für normale Fütterung dagegen 77,2% (± 3,5%). Im Falle der Fütterung mit LFF konnte dieses negative Ergebnis nicht bestätigt werden. Hier trat nur ein geringer Unterschied zwischen den Futtergruppen zutage (LFF 70,1%, normale Fütterung 78,5%, P = 0,31, t-Test, 11 Replikate, 539 (LFF) und 564 (normale Fütterung) Eier ausgewertet). Salmoniden Die Temperatur in den Haltungseinheiten lag im Mittel bei 8,1°C, die Sauerstoffsättigung zum Zeitpunkt der Messungen am Ablauf bei ca. 90%. Die Fütterung mit Naturfutter war naturgemäß mit stärkerer Wasserverschmutzung verbunden. Während der gemessene Ammoniumwert mit 0,3-0,4 mg/l in der N und PGruppe gleich war, war der Nitratwert in der Naturfuttergruppe sogar niedriger (N: 0,10 mg/ml, P: 0,17 mg/ml, gemessen 2 h nach Fütterung). Milchner die mit Pelletfutter gefüttert wurden hatten gegenüber solchen denen Naturfutter verabreicht wurde keine signifikant unterschiedlichen Spermienkonzentrationen (Mittelwerte N 1.129.688/0,1 µl, P 1.191.319/0,1 µl, P = 0,67, t-Test). Auffällig war auch das signifikant stärkere Wachstum der Milchner der M-Gruppe im Gegensatz zu den beiden andern (Tab. 17, P < 0,05 bez. Länge und Gewicht der Milchner, ANOVA/LSD t-Test). Bei den Rognern waren die Tiere der P-Gruppe die schwersten (P < 0,05, P♀ vs. N♀, ANOVA/LSD tTest) und längsten (P < 0,05, P♀ vs. N♀, ANOVA/LSD t-Test). Ihr Gewicht lag signifikant über dem der Vergleichsgruppen (P < 0,05, ANOVA/LSD t-Test), erreichte 69 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- jedoch nicht das sehr viel höhere Gewicht der M-Milchner. Rogner der N-Gruppe produzierten im Mittel leichtere Eier als diejenigen der P-Gruppe (P: 4,30 g, N: 3,74 g pro 100 Eier). Tabelle 17. Mittlere Längen- und Gewichte der Fütterungsgruppen (± SEM, min 10 Individuen). Pelletfutter (P) Länge ♂ 34,81 cm ± 0,69 Länge ♀ 36,38 cm ± 1,22 Gewicht ♂ 507,85 g ± 30,00 Gewicht ♀ 527,25 g ± 23,89 Länge ♂ 38,67 cm ± 0,51 Länge ♀ 33,25 cm ± 3,45 Gewicht ♂ 709,33 g ± 33,95 Gewicht ♀ 402,50 g ± 36,56 Länge ♂ 34,52 cm ± 0,42 Länge ♀ 31,52 cm ± 0,60 Gewicht ♂ 474,10 g ± 21,30 Gewicht ♀ 325,78 g ± 20,20 Mischfutter (M) Naturfutter (N) Die mittleren SR der Gruppen P und N unterschieden sich bei Paarung untereinander nicht (N: 58,9% ± 8,74, P: 55,2%, ± 7,20, 10 Replikate, P = 0,74, t-Test). Die relativen Variationskoeffizienten der beiden Gruppen lagen mit 14,8 (N) und 13,1 (P) vergleichbar hoch. Die niedrigsten SR betrugen 16,8% (N) und 26% (P), die Maximalwerte waren 98,9% (N) und 96,9% (P). Dies verdeutlichte abermals die enormen Unterschiede zwischen den Einzeltieren, offenbar den verwendeten Rognern (da jeweils gleiche Spermienmixe pro Gruppe verwendet wurden). Paarungen der MGruppe konnten nicht ausgewertet werden, da die Anzahl der laichbereiten Rogner zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichte. 70 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- 3.5.8 Spermienkonzentration Die durchschnittliche Verlustrate bis zum Auszählen nach 13 Tagen war in diesem Versuch äußerst gering (1,29-2,59%). Außer den beiden höchsten Konzentrationen (600 000 und Überschuss) waren alle BR in diesem Versuch signifikant verschieden voneinander (Tab. 18, P < 0,05, ANOVA/Tukey t-Test). Dies bedeutet, dass erst ab einem Wert von etwa 600 000 Spermien pro Ei die befruchtungsfähigen Eier mit der verwendeten Methode größtenteils auch befruchtet werden können und dass die Spermienkonzentration je nach Methode entscheidend zur Befruchtungswahrscheinlichkeit beiträgt. Tabelle 18. Mittlere Befruchtungsraten von Bachsaiblingseiern (Anzahl 100, Mix aus 20 Rognern) bei Verwendung verschiedener Spermienkonzentrationen (4 Replikate). Spermienkonzentration pro Ei BR [%] SEM 6000 21,96 ±1,81 60 000 79,07 ±2,56 600 000 96,69 ±1,28 Überschuss 97,71 ±0,47 3.5.9 Spermienkonkurrenz Ob die Befruchtung durch mehrere Milchner abgesehen von einer höheren Spermienmenge Vorteile bringt, sollte durch diesen Versuch erörtert werden. Alle verwendeten Spermienproben zeigten in der mikroskopischen Kontrolle eine durchweg gute Aktivierbarkeitsrate von über 75%. Die BR der einzelnen Rogner waren sehr unterschiedlich. Zur Verdeutlichung sind in Tabelle 19 die jeweiligen BR der 6 Rogner aufgelistet. Anhand der Größenordnung der BR jedes Einzeltiers ist gut sichtbar, wie unterschiedlich die einzelnen Rogner hinsichtlich Befruchtungsfähigkeit ihrer Eier sind. 71 der Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Tabelle 19. Befruchtungsraten [%] von Eiproben einzelner Seesaiblinge (Anzahl 100, 600 000 Spermien pro Ei) bei Befruchtung mit Spermien von einem oder mehreren Milchnern. Gleiche Rogner nebeneinander. 1 Milchner 3 Milchner 6 Milchner 77,00 63,64 59,00 44,66 65,00 12,00 90,91 80,00 73,47 64,00 76,77 11,00 96,00 71,28 72,64 59,00 91,00 17,98 Die Werte ließen sich durch Verwendung mehrerer Milchner durchweg verbessern, wobei hierzu in der Hälfte der Fälle schon die Verwendung von 3 statt einem Milchner ausreichte. Dies bestätigen auch die Mittelwertsvergleiche (Tab. 20), da die BR beider Gruppen mit mehreren Milchnern gegenüber der mit nur einem signifikant verschieden ist (P < 0,01, paired t-Test). Mehrere Milchner gleichzeitig zu verwenden scheint daher von Vorteil zu sein. Tabelle 20. Mittlere Befruchtungsrate von Seesaiblingseiern (Anzahl 100, 600 000 Spermien pro Ei) bei Befruchtung mit Spermien von einem oder mehreren Milchnern (6 Stichproben). Spermienkonzentration pro Ei BR [%] SEM 1 Milchner 53,55 ±9,34 3 Milchner 66,02 ±11,57 6 Milchner 67,98 ±11,44 3.5.10 Haltungsbedingungen und Stress Die vergleichende Erbrütung der Nachkommen einer Gruppe von BS die während ihrer gesamten Gametogenese erhöhtem Stress ausgesetzt war mit einer Gruppe, die nur äußerst selten durch Handling beeinträchtigt wurde, zeigte bezüglich der SR keine nennenswerten Unterschiede (mittlere SR gestresst: 78,75% ± 4,85, nicht gestresst: 74,88% ± 3,79, 9 Stichproben, P = 0,54, t-Test). Beide Gruppen zeigten teils unerwartet hohe SR bis über 90%. Die Varianz beider Gruppen war dabei vergleichbar, die niedrigsten SR lagen bei knapp 58%. Die Milchner der stärker gestressten Gruppe hatten z.T. sogar höhere Spermienkonzentrationen als die der nicht gestressten Gruppe. 72 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- 3.5.11 Wasser Der Frage, ob etwaige Noxen im Quellwasser negativen Einfluss auf den Bruterfolg haben könnten, wurde in diesem Versuch nachgegangen. Die erhaltenen Daten waren im Hinblick auf einzelne Wasserparameter nicht vollkommen direkt vergleichbar. Leitungswasser hatte z.B. zur Zeit der Erbrütung im Durchschnitt niedrigere Temperaturen als das Quellwasser (LW: 7,4°C, QW: 8,5°C). Jedoch konnten ob der Tatsache, dass dieselben, bereits befruchteten Eichargen einzelner BS-Rogner bei beiden Bedingungen verglichen wurden, vergleichbare Resultate erwartet werden. Bei Erbrütung in Leitungswasser war keine Verbesserung der SR zu verzeichnen. Überraschenderweise wiesen die in Quellwasser erbrüteten Gelege signifikant höhere SR auf als die in Leitungswasser aufgelegten (LW: 46,65% ± 2,89, QW: 55,58% ± 3,53, P = 0,013, paired t-Test, 10 Fälle). 3.5.12 Kreuzungsversuche mit Bachforellen Im ersten Versuch der Kreuzung von A- und K-BF konnten leider keine statistisch allzu aussagekräftigen Zahlen für die Paarungen aufgebracht werden (siehe 2.6.14). Dennoch kam es zu einem klaren Ergebnis, da beide Gruppen, bei denen BF der Herkunft A als Rogner dienten (AA und AK), einen Totalausfall bei der SR verzeichneten. Lediglich bei je einem der 6 Fälle kamen einige wenige Eier zum Schlupf (Kreuzung A/K: 7/100, A/A: 5/100). Dabei konnte nicht festgestellt werden, ob es sich um ein Problem mit der Befruchtung oder der Entwicklung handelte, da ein großer Teil bereits früh während der Entwicklung abstarb (siehe Diskussion). Dagegen war die mittlere SR bei Benutzung des A-Spermas mit K-Rogen als normal zu bezeichnen. Sie bewegte sich in etwa in Höhe derer, die mit K-Spermien erreicht wurde. Demzufolge war die Milch von Laichern der Herkunft A nicht für die miserable Ausbeute der AA- und AK- Kreuzung verantwortlich. Die SR korrelierten in etwa zwischen den beiden Gruppen, was erneut die generelle Fertilitäts-Variabilität zwischen den Rognern widerspiegelt (siehe z.B. Rogner Nr. 1 und 3, Tab. 21). Die Varianz war dagegen augenfällig sehr hoch. Auch hier waren die Stichproben gepaart, d.h. gleiche Eiproben einzelner K-Rogner wurden sowohl mit Spermien des K- als 73 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- auch der A-Herkunft befruchtet. Es war kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Gruppen nachweisbar (P = 0,67, paired t-Test). Tabelle 21. Einzelne und mittlere Schlupfraten bei Kreuzung von Bachforellen-Rognern der Herkunft Keidel (K) mit Aufsesser Milchnern (A) und K-Milchnern (Anzahl Eier 100, 600 000 Spermien/Ei). Rogner No. SR KK [%] SR KA [%] 1 66,00 63,64 2 65,00 56,12 3 27,84 39,39 4 47,87 57,14 5 70,71 46,46 6 66,00 63,64 MW 55,48 52,55 SEM 7,92 4,28 Bei der zweiten Kreuzung von K-Laichern mit im Fluß gefangenen „Aufsesser“ BF (Aw) wurden Totalausfälle wie im ersten Versuch nicht beobachtet. Die Aw-Gruppe lieferte bis auf 2 Paarungen sehr gute SR, was deren Unterschied zur A-Herkunft verdeutlicht (Tab 22). Überraschenderweise lieferte die Befruchtung von K-Rognern mit A-Milch diesmal bessere SR als mit den eigenen Milchnern. Demzufolge konnte bei 6 K-Rognern ein leichter Heterosiseffekt bei Kreuzung mit Aw-Milchnern beobachtet werden (signifikant mit parameterfreiem Test). Bei Befruchtung von Eiern der A-Gruppe mit K-Milchnern war die SR bei 5 der 7 Paarungen niedriger als bei Verwendung des Spermas der eigenen Herkunft. Dies könnte daraus resultieren, dass Aw-Milchner bei gleichen Spermienzahlen bessere Spermaqualität (z.B. Motilitätsdauer oder Schwimmfähigkeit) besaßen. Obwohl die Varianzgleichheit in diesem Fall grenzwertig war (P = 0,091, Bartlett-Test), verlief die Varianzanalyse aller Gruppen eindeutig. Es war kein signifikanter Unterschied zwischen allen Gruppen vorhanden (P = 0,69, ANOVA), demnach wurde weder eine Depression der SR noch ein ausgewiesener Heterosis-Effekt statistisch bestätigt. Wieder zeigten die Paarungen die enorme Schwankungsbreite (rel. Variationskoeffizienten AA 18,64, AK 17,98, KA 11,20, KK 6,91), die aufgrund ähnlicher Werte bei der Kreuzung mit der jeweils anderen Gruppe und der Verwendung gleicher Spermienmixe innerhalb einer Gruppe eindeutig den Rognern zuzuschreiben waren. Auch waren seitens der K-Rogner diesmal 2 Ausreißer vorhanden, die extrem schlechte SR erbrachten und bei der Statistik hier 74 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- vernachlässigt wurden (KA 12,36 und 1,02 %, KK 7,78 und 0,00%, respektive). Ein Miteinbeziehen dieser beiden Tiere änderte die Irrtumswahrscheinlichkeit beim Vergleich aller Gruppen jedoch nicht (P = 0,62, ANOVA). Tabelle 22. Einzelne und mittlere (MW) Schlupfraten bei Kreuzung der Bachforellenherkünfte Aufseß wild (Aw) und Keidel (K) (Anzahl 100, 600 000 Spermien/Ei). Erster Buchstabe jeweils Rogner. Paarung No. SR AwAw (%) SR AwK (%) SR KAw (%) SR KK (%) 1 97,96 92,55 99,08 49,25 2 73,74 81,82 44,58 43,81 3 73,20 69,00 93,20 70,75 4 100,00 81,63 84,00 59,62 5 60,00 48,48 39,53 43,69 6 20,21 15,69 78,43 64,22 7 25,49 32,65 53,00 53,54 8 - - 77,00 71,00 MW 64,37 60,26 71,10 56,98 SEM 12,00 10,83 7,97 3,94 Im dritten Versuch wurden zu einer neuen Population Aw-Laicher anstatt Fischen der Herkunft K die der Salgener (S)-Herkunft eingekreuzt. Die mittleren SR waren in diesem Versuch hervorragend, etliche Tiere hatten SR weit über 90%, keine lag im gesamten Versuch unter 50% (Tab. 23). Die SR waren im Vergleich aller Gruppen nicht signifikant verschieden (P = 0,3, ANOVA), lediglich die Kreuzung SA zeigte gegenüber SS eine signifikant niedrigere Rate in der paarweisen Auswertung (P = 0,030, paired t-Test), wobei hier lediglich 5,5% Unterschied bestanden. 75 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Tabelle 23. Einzelne und mittlere (MW) Schlupfraten bei Kreuzung der Bachforellenherkünfte Aufseß wild (Aw) und Salgen (S) (Anzahl 100,600 000 Spermien/Ei). Erster Buchstabe jeweils Rogner. Paarung No. SR AwAw [%] SR AwS [%] SR SAw [%] SR SS [%] 1 62,50 63,37 89,80 95,92 2 85,00 94,95 95,92 96,00 3 59,80 74,76 67,00 78,79 4 72,45 92,08 95,96 93,00 5 96,97 96,00 91,00 96,00 6 97,00 98,97 95,88 99,00 7 96,81 98,99 50,00 91,00 8 93,94 98,00 65,00 80,00 9 79,57 81,19 80,81 95,96 10 85,86 93,94 85,00 91,00 11 82,00 71,00 - - 12 96,94 95,00 - - MW 84,07 88,19 87,67 93,21 SEM 3,87 3,56 5,02 2,19 3.6 Wasserparameter Salmoniden und deren Gelege besitzen physiologisch bedingte Optima bez. geeigneter Wasserparameter, die auch die Fortpflanzung beeinflussen können. In Tab. 24 sind die während der Erbrütungszeit gemessenen Werte aufgelistet. Sie dienen zur Orientierung und stellen keine exakten Durchschnittswerte da (Messungen erfolgten in der Peripherie der Anlage nicht regelmäßig). Es sei darauf hingewiesen, dass v.a. Regeneintrag diese Werte starken Schwankungen unterwerfen kann. 76 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Tabelle 24. Gemittelte Wasserwerte gemessen an verschiedenen Stellen. MW = Mittelwert, SEM = Standardfehler des Mittelwerts. Messstelle mg O2 %O2 T °C pH MW 10,3 88,25 8,35 7,10 Minimum 10,2 87 8,3 7,03 Maximum 10,5 90 8,5 7,15 SEM 0,07 0,64 0,05 0,03 MW 11,48 97,5 8,27 7,42 Minimum 11,4 96 7,4 7,05 Maximum 11,6 99 9,1 7,8 SEM 0,05 0,65 0,05 0,17 MW 9,59 80,44 8,30 7,61 Minimum 8,2 70 6,1 7,3 Maximum 10,9 89 9,6 7,83 SEM 0,28 1,96 0,24 0,16 Sedimentationsbecken* Bruthaus Versuchsrinne Teiche Außenanlage (Nr.5) *direkt gespeist über die Quelle Als weitere Werte wurden nur im zur experimentellen Erbrütung verwendeten Wasser (Bruthausleitung) ermittelt: SBV 6,76 mmol/l ± 0,09 mmol/l CO2 66,07 mg/l ± 6,0 mg/ml Leitfähigkeit 543 µS ± 12,46 µS Karbonathärte 20 °dH - Gesamthärte >26 °dH - 77 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Der SBV-Wert unterlag Schwankungen von bis zu 20 mmol/l. In den Aussenteichen lag er um 6,5. Die Entgasung des Quellwassers sorgte für massive Präzipitation von Karbonat und somit einer Verringerung des SBV. Die Titration mit den Messlösungen von Merck ergab eine Karbonathärte von 20 °dH, was einem SBV von 7,15 entspricht. Die Gesamthärte war mit dem zur Verfügung stehenden Titrierbesteck kaum noch messbar und muss als sehr hoch eingestuft werden. Die Werte für Leitfähigkeit erreichten Werte von 430 bis 596 µS (rel. Variationskoeffizient 2,3%). 3.7 Biologische Untersuchungen 3.7.1 Parasitologie Bei der Untersuchung auf Parasiten wurden bei den in der Anlage (in Quell/Rückführwasser) gehaltenen Laichfischen nur wenige Ektoparasiten detektiert. Vereinzelt wurde Trichodina gefunden, sowie einige kommensalisch lebende Ciliaten. Es wurde bei einigen Fischen (5 von 10) eine geringe bis mittlere Belastung mit Ichthyophtirius multifiliis festgestellt. Laichfische (BS, SS) die im sog Krebsteich (Verbindung mit der Aufseß) gehalten wurden zeigten zusätzlich geringen Befall mit Monogenea (Dactylogyrus), der Ichthyophtirius-Befall war etwas stärker ausgeprägt. Diese Tiere zeigten auch leichten Befall mit Myxobolus cerebralis und Henneguya nuesslini. Eine parasitologische Untersuchung der Fische aus dem Futterversuch die auch zur Virologie verwandt wurde ergab lediglich mittleren Befall mit Monogenea, sowie geringen Befall mit I. multifiliis. Darmparasiten waren gänzlich absent, Kiemenabstriche von Fischen aus der Anlage bis auf wenige Ausnahmen ohne besonderen Befund. Im Fazit ist zu sagen, dass die Tiere eher geringgradig mit potentiell gefährlichen Parasiten belastet sind. 3.7.2 Toxikologie Im GC-Massenspektrum konnten keine Hinweise auf Umweltchemikalien oder fischgiftige Verbindungen nachgewiesen werden. 78 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- 3.7.3 Bakteriologie/Virologie Eine chronische Aeromonas salmonicida-Infektion ist in der Anlage seit längerem latent vorhanden und führt bisweilen zu erhöhten Ausfällen bei Sömmerlingen wie vereinzelt bei Adulti („umkippen“ der Tiere, Exophthalmus, Formation großer Beulen mit Exudat). Der Erreger wurde sowohl 2006 als auch 2007 nachgewiesen, ein Resistenztest diente zur Planung der Bekämpfung mit Medizinalfutter. Im Zuge dieser Diagnosen wurden alle Fische mit Symptomen gekeult und wiederholt Proben durch die zuständigen Ämter Ende 2007 und 2008 durchgeführt. Diese verliefen in Bezug auf virale Erreger negativ. Ab 2008 wurden nur vereinzelt Tiere mit Anzeichen der Furunkulose beobachtet. BS aus dem Futterversuch (3 Rogner, 3 Milchner) wurden über das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit routinemäßig untersucht. Körper und Organe erwiesen sich als unauffällig, Leber und Niere waren frei von spezifischen Krankheitserregern. Kiemen und Darm zeigten Befall mit Aeromonas hydrophila und Vibrio alginolyticus. A. salmonicida wurde indes bei keinem der untersuchten Tiere aus den Futterversuchen nachgewiesen. Eine Probe von Leber und Niere zeigte das Vorhandensein von Vibrio metschnikovii. Desweiteren wurde eine Infektion mit IPN festgestellt, eine Viruserkrankung welche auch die Gameten infizierter Laichtiere betreffen kann. Auch in einer weiteren Untersuchung von Tieren aus der Anlage, die nicht für die hier beschriebenen Versuche verwendet wurden, konnte das Virus nachgewiesen werden. In Eiproben konnte das IPN-Virus dagegen nicht festgestellt werden. Es ist notwendig diese Problematik in Zukunft verstärkt zu beobachten. 3.7.4 Genetische Analyse von Bachforellen Die bearbeiteten Mikrosatelliten-Loci sind in separaten Linkage-Gruppen angesiedelt, was eine genetische Kopplung ausschließt (Gharbi et al. 2006, Str-543 war hier nicht aufgeführt). Die Allelfrequenzen der Loci pro Herkunft befinden sich in Anhang E, Genotyp-Daten der Einzeltiere in Anhang F. Betrachtet man die Genotypen an den 8 ausgewählten Loci, so ist zu beobachten, dass die 6 Tiere der Herkunft K jeweils an 4 Loci, 3, 1, 5, 2 und 4 Loci, die der Herkunft Aw an 2, 4, 3, 1, 1 und 4 und jene der Herkunft S an 4, 4, 3, 1, 4 und 4 Loci homozygot sind. Schon dies verdeutlicht, dass 79 Fertilisationserfolg bei Salmoniden zwischen den Tieren der -3. Ergebnisse- Einzelpopulationen sehr unterschiedlich hohe Heterozygotiegrade zu erwarten sind. Der F-Wert misst die genetische Struktur einer Population, Fis ist der Anteil der Varianz eines Individuums in einer Subpopulation. Hohe Fis-Werte (bis 1) stehen für eine Abweichung genotypischer Frequenzen von panmiktischen Gegebenheiten und bedeuten einen hohen Grad an Inzucht. Die erwarteten Homo- und Heterozygotiefrequenzen, sowie Fis (Inzuchtkoeffizient) wurden mittels der Methode von Weir & Cockerham (1984) (W&C) sowie bei Analyse über einzelne Loci nach Robertson & Hill (1984) (R&H), unter Verwendung der Levene-Korrektur, berechnet. Die wichtigsten Daten aus der Analyse der bearbeiteten Loci für die jeweiligen Herkünfte wurden zusammengefasst, die Markov-Chain Parameter betrugen jeweils: Dememorization: 1000, Batches: 100, Iterations per batch: 1000. Die Analyse der Fis-Werte für die einzelnen Loci der 3 Herkünfte sind im Folgenden dargestellt Homozygotie, HetExp (HomExp = = erwartete Homozygotie, HomObs = beobachtete HetObs = beobachtete Heterozygotie, Heterozygotie): Herkunft K Fis (total) Locus HomExp HomObs HetExp HetObs Str-15 2.1818 3 3.8182 3 +0.2308 +0.1873 Str-60 2.4545 3 3.5455 3 +0.1667 +0.1393 Str-543 1.0000 2 5.0000 4 +0.2157 +0.2833 SsoSL-417 0.3636 0 5.6364 6 -0.0714 -0.0571 SSoSL438 0.8182 3 5.1818 3 +0.4444 +0.5583 Ssa-85 2.2727 5 3.7273 1 +0.7500 +0.5400 Ssa-197 1.7273 1 4.2727 5 -0.1905 -0.1444 OKI-10 0.6364 2 5.3636 4 +0.2727 +0.1000 Herkunft Aw W&C R&H Fis (total) Locus HomExp HomObs HetExp HetObs W&C R&H Str-15 2.7273 4 3.2727 2 +0.4118 +0.4667 Str-60 2.8182 2 3.1818 4 -0.2903 -0.1750 Str-543 1.0000 1 5.0000 5 -0.0000 -0.0100 SsoSL-417 0.7273 3 5.2727 3 +0.4545 +0.4667 SSoSL438 1.4545 2 4.5455 4 +0.1304 +0.0725 Ssa-85 1.5455 2 4.4545 4 +0.1111 +0.0083 Ssa-197 0.3636 1 5.6364 5 +0.1228 +0.1000 OKI-10 0.3636 0 5.6364 6 -0.0714 -0.0375 80 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -3. Ergebnisse- Herkunft S Fis (total) Locus HomExp HomObs HetExp HetObs W&C R&H Str-15 1.7273 3 4.2727 3 +0.3182 +0.2650 Str-60 2.4545 2 3.5455 4 -0.1429 -0.1357 Str-543 1.0000 4 5.0000 2 +0.6226 +0.5583 SsoSL-417 3.3636 3 2.6364 3 -0.1538 -0.0833 SSoSL438 2.0000 2 4.0000 4 -0.0000 +0.0083 Ssa-85 2.4545 4 3.5455 2 +0.4595 +0.2964 Ssa-197 2.4545 2 3.5455 4 -0.1429 -0.1357 OKI-10 0.8182 0 5.1818 6 -0.1765 -0.0833 Aus den Daten ergeben sich folgende mittlere Inzuchtkoeffizienten (W & C): K: 0,2749 ± 0,0843 Aw: 0,1086 ± 0,0861 S: 0,0980 ± 0,1132 Die Fis-Werte der Herkunft S zeigten also im Mittel die schwächsten Abweichungen von der erwarteten Heterozygotie, die Gruppe K kann als die vermutlich am stärksten ingezüchtete Population betrachtet werden. Über alle Loci waren die Wahrscheinlichkeiten der genotypischen Differenzierung für Populationspaare für S und K sowie S und Aw hochsignifikant verschieden (P < 0,00001, Fisher´s Methode), waren für Aw und K dagegen nicht signifikant (P = 0,36). Die globale F-Statistik nach Weir & Cockerham (1984) ergab folgende Matrix für Analyse aller Loci: Aw & K 0,016, Aw & S 0,23 (P < 0,005), S & K 0,22 (P < 0,005). Dies deutet auf eine eher hohe genetische Distanz der Herkunft S zu beiden anderen Herkünften und eine relativ nahe Verwandtschaft der Herkünfte Aw und K hin. Die PhiPTDist-Werte aus einer weiteren Analyse mit der Software GenAlEx bestätigten das Ergebnis aus der Berechnung in Genepop. Keine Abweichung vom HWE wäre für die Berechnung der Fst-Werte zwar Voraussetzung, eine Berechnung wurde wegen der geringen Probenzahl aber nicht durchgeführt und hypothetisch angenommen. Die AMOVA nach Weir & Cockerham (1984), Excoffier et al. (1992) und Weir (1996) ergab, dass die genetische Variabilität zwischen den Herkünften 17,62 % und die innerhalb der Herkünfte 82,37 % an der insgesamt beobachteten genetischen Variabilität beträgt. Das bedeutet, dass der größte Anteil an genetischer Variabilität innerhalb der 3 Gruppen zu finden ist. 81 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- 4 Diskussion Im Rahmen des vorliegenden Projekts konnten zahlreiche Erkenntnisse gewonnen werden, die zur Klärung der konkreten Probleme bei der Erzeugung von Nachkommen der untersuchten Arten beitragen. Viele der Resultate haben darüber hinaus allgemeingültigen Charakter und sind zum Teil auf andere Salmonidenarten übertragbar. Dabei müssen jedoch lokale und herkunftspezifische Gegebenheiten mit berücksichtigt werden. Sicher können in einem solchen Rahmen nicht alle möglicherweise wirkenden Faktoren in ausreichender Weise beleuchtet werden, es wurde jedoch Wert auf eine möglichst umfassende Ausrichtung der Untersuchung gelegt, um die Problematik sicherer eingrenzen zu können. Bei den jeweiligen Experimenten wurde generell mit Fischen gearbeitet, welche die defizitären Reproduktionsphänomene zeigten. Dabei wurde zum Teil exemplarisch mit den 3 in Aufseß gehaltenen Salmonidenarten gearbeitet, wobei die für die jeweiligen Versuche geeignete Art nach praktischen Kriterien und der Aussagekraft der jeweils zu erwartenden Resultate ausgewählt wurde. So wurden für Kreuzungsversuche bewusst BF ausgewählt, um genetische Komponenten, die auch bei Wildfischen zum Tragen kommen (Personalbedarf, könnten, zu bearbeiten. Verfügbarkeit reifer Auch aus Laichfische, praktischen erforderlicher Gründen Platz in Erbrütungseinheiten) konnten nicht alle Untersuchungen mit allen Fischarten durchgeführt werden. Die zeitgleiche Erfassung von Motilitätsparametern von SS war z.B. nicht möglich. Daten von den verwendeten SS müssen in diesem Zusammenhang besonders kritisch betrachtet werden, da diese laut vorangegangener Untersuchungen im Auftrag der Fischereifachberatung Oberfranken keine reinerbigen SS darstellen, sondern einen geringen Anteil von BS-Erbanlagen tragen. In den Versuchen wurde Wert auf die Reproduzierbarkeit gelegt, die hierfür gesondert geprüft wurde. Daten zu Einzelrognern beispielsweise können so als gesichert gelten. Wichtig war die Verwendung einheitlicher Spermienkonzentrationen anstatt Volumina. In Versuchen zum Vergleich von Milchnern ist es wissenschaftlich nicht korrekt die gleichen Volumina an Ejakulat zu verwenden, da sich die Spermienkonzentrationen stark unterscheiden können (Rurangwa et al. 2004). Des Weiteren wurde durch eine Konzentrationsreihe Versuchsaufbau der getestet. Effekt In der Spermienkonzentration Experimenten war ein eher im verwendeten geringes, 82 eben Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- ausreichendes Spermien/Ei-Verhältnis zu verwenden, da Überkonzentration Effekte bei der Befruchtung verschleiern können (Suquet et al. 1995). Die bei Versuchen verwendete experimentelle Befruchtungsmethode war daher nicht darauf ausgelegt, maximale BR zu erzielen, was sich im direkten Vergleich bestätigte (3.5.1). Grund hierfür ist sicher die unmittelbar erfolgende, relativ hohe Verdünnung der Spermiensuspension bei der Zugabe zu den Eiern. Vielmehr ergab sie ähnliche BR beim Vergleich mit verschiedenen Methoden die in der Praxis verwendet werden, und lieferte im kleinen Maßstab deutlich besser reproduzierbare Werte. Angesichts der stark ausgeprägten Problematik mit teils hohen Verlustraten wurde generell davon ausgegangen, dass ein potentiell zu erzielender experimenteller Effekt deutlich sichtbar sein sollte. Die Versuche waren daher so angelegt, um eine biologische Wirksamkeit von mindestens Δ = 0,3-0,4 nachzuweisen. 4.1 Ergebnisdiskussion und Literaturvergleich 4.1.1 Fertilisationserfolg und Entwicklung Oft konnten im normalen Brutbetrieb nur in Ausnahmefällen SR von über 50% erzielt werden. Es ist dabei davon auszugehen, dass eine höhere BR i.d.R. auch eine höhere SR bedeutet. Überraschenderweise gab es gelegentlich auch ganze Chargen im Brutbetrieb (v.a. bei Elsäßer Hybriden und BF), die hervorragende BR und SR über 80% zeigten. Es ist zu vermuten, dass diese Ausnahmen zustande kamen, indem bestimmte Gruppen von Rognern, welche gleichzeitig ovulierten, aber zeitlich abgegrenzt von anderen Subpopulationen eine reproduktiv bessere Disposition boten als das Gros der Laichtiere. In Aufseß werden Laichfische verschiedenen Alters, Artzugehörigkeit und Herkunft zusammen gehalten, was bisweilen in der Laichperiode problematisch sein kann. Nach den Beobachtungen im Rahmen der Untersuchung koagulierten die bebrüteten Eier während der gesamten Entwicklungsdauer. Es waren zumindest bis zum APStadium keine Zeiträume vorhanden, in denen bei allen Eichargen sichtlich höhere Verluste auftraten als in anderen. Es war zunächst wichtig zu erfahren, ob die BR in etwa der Entwicklungsrate entspricht, da meist nicht klar erkennbar ist, ob koagulierte Eier bereits einen entwickelten Embryo enthalten (und damit befruchtet waren) oder unbefruchtet waren. In fast allen Versuchen wurde ein Großteil der abgesammelten 83 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- (koagulierten) Eier geklärt und untersucht. Die hieraus gewonnenen Resultate sind dem Bericht nicht nur aufgrund des Umfangs, sondern auch ob deren Aussagewert nicht beigefügt und seien im Folgenden nur kurz umrissen. Ähnlich wie bei den im Brutbetrieb analysierten koagulierten Eiern, waren hier nur bei wenigen sicher Reste von Zellwachstum detektierbar. In vielen Fällen traten hohe Verluste bereits in den ersten 10 Tagen der Entwicklung auf, Reste der Keimscheibe waren aufgrund nicht mehr löslicher Präzipitate kaum erkennbar, die innere Struktur der Eier war meist aufgrund von Ruptur der Dottermembran kollabiert. Auch verschiedene Färbeversuche brachten hier keinen Erfolg. Zudem war nicht ersichtlich, ob ein bereits teilweise zersetzter Embryo enthalten war, die Eier jedoch über Wochen nicht koaguliert waren. Versuche mit toten Eiern und sicher befruchteten zeigten, dass bis zu ca. 70% sicher befruchteter BS-Eier schon ca. 2 Tage nach deren Koagulierung bei Klärung des Präzipitats nicht mehr als solche erkennbar waren. Dies bedeutet, dass die Angaben über die BR bereits koagulierter Eier äußerst kritisch betrachtet werden müssen und evtl. doch mehr Eier befruchtet waren als zunächst vermutet. Erschwert wird die Analyse dadurch, dass geschädigte und tote Embryonen nicht immer als solche erkennbar sind. Eier werden nicht immer „weiß“ aufgrund eines Absterbens des Embryos, sie können sogar wochenlang keinerlei Anzeichen zeigen und dennoch bereits tot sein (Stoddard et al. 2005). Demnach war keine eindeutige Aussage zum Befruchtungsstatus bei der Mehrzahl der koagulierten und geklärten Eier aller untersuchten Arten möglich. Ab der gut sichtbaren Ausbildung der Längsachse und fortgeschrittener Cephalisation (Zeitpunkt abhängig von der Fischart und der Temperatur) können bessere Aussagen getroffen werden. Dies ist jedoch i.d.R. nutzlos, da zu diesem Zeitpunkt oft bereits ein großer Teil der Verluste stattgefunden hat. Eine große Zahl der aufgelegten Eier war demnach vermutlich nicht befruchtet und die Dottermembran wurde sodann durch biologische Desintegration oder physikalische Umstände zu einem beliebigen Zeitpunkt beschädigt. Des Weiteren sind Effekte von fortschreitender Verpilzung auch vitaler Eier von in Brutgläsern aufgelegten Chargen durch einzelne abgestorbene ungünstig für die Gesamtbilanz. Letzeres verdeutlicht die Notwendigkeit, eine möglichst frühzeitig anwendbare Methode zur Bestimmung der BR zur Hand zu haben. Ob unbefruchtete Eier überhaupt befruchtbar gewesen wären, könnte nur über Versuche mit hohem Spermien-Ei-Verhältnis an Einzeltieren überprüft werden. Möglicherweise kann der schlechten BR durch ein hohes Spermien84 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Ei-Verhältnis, sowie durch Entnahme von Milch vieler Milchner gegengesteuert werden (siehe Abschnitt 4.1.2). In einem Großteil der in diesem Bericht beschriebenen Experimente waren deutliche Unterschiede der einzelnen Paarungen/Stichproben festgestellt worden. Diese hohen Schwankungen können nicht durch methodische Ungenauigkeit erklärt werden, zumal die Reproduzierbarkeit der angewandten Fertilisationsmethode bei den Einzelproben stets gegeben war. Die Gameten der betroffenen Versuchstiere wiesen keinerlei Auffälligkeiten auf, welche die gefundenen Unterschiede erklären könnten. Auch ein Zusammenhang zwischen empirischen Parametern war nicht auszumachen. Wiederholt berichteten Autoren von stark variierenden Erbrütungserfolgen innerhalb einer Population von Fischen. Der Reproduktionserfolg schwankt dabei auch bei Salmoniden stark, ohne dass klare Gründe hierfür gefunden werden konnten (Bromage et al. 1992, Su et al. 1997). Manche Autoren sehen Salmoniden-Rogner mit weniger als 80% lebensfähigen Embryonen bereits als subfertil an (Stoddard et al. 2005). Bei vielen Fischarten produzieren manche Rogner nicht lebensfähige Eier (Craik & Harvey, 1984, Nagler et al. 1999), sogar innerhalb der Eicharge eines Tieres können bestimmte Anteile nicht befruchtbar sein (Bromage & Cumaranatunga 1988, Kjorsvik 1994, Trippel 1988, Nagler et al. 2000, Kjorsvik et al. 2003, Lahnsteiner & Patarnello 2004). Betrachtet man andere Arten, so schwankten beispielsweise BR der Äsche zwischen 30 und 80% (Plomann 1997), bei Lachsen erreichten Aas et al. (1991) BR von 67-87%. Bei marinen Fischen kann diese Zahl noch sehr viel niedriger liegen, wobei hier noch Forschungsbedarf besteht um die Parameter der angewandten Methoden zu verbessern. Saiblinge zeigten auch in Untersuchungen anderer Autoren schlechte Überlebensraten von um die 45- 60%, (Dumas et al. 1992, Reiter 2006). Bascinar & Okumus (2004) erhielten eine mittlere SR von 56,5% bei BS, die zwischen den individuellen Rognern ebenso stark schwankte. Die SR bei BF aus Aufseß variierten auch in der Vergangenheit bereits sehr stark (31-99%, Ø 82,9%, Tombek 1998), wobei die Produktion schlechter Eier von Einzeltieren durchaus von Jahr zu Jahr reproduzierbar war. Um die während diesen Untersuchungen des Öfteren festgestellte hohe Variabilität der Einzeltiere besser einschätzen zu können, wurden Einzelpaarungen durchgeführt. SS-Rogner, im Versuch mit sehr niedrigen SR von maximal 52%, zeigten eine Spannweite von 35% bei der SR, bei BS variierte diese 85 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- sogar um über 63%. Interessant war in diesem Zusammenhang, dass die Variabilität der Rogner von SS auch bei Verwendung unterschiedlich vieler Milchner (siehe 3.5.9) annähernd erkennbar blieb. Dies verdeutlicht den maternalen Einfluss auf den Reproduktionserfolg und kann bei ungünstiger Auswahl dramatische Verlustraten erzeugen, je nachdem, wieviele negativ behaftete Gameten in die jeweilige Charge eingebracht werden. Jedoch war auch der paternale Einfluss zumindest bei BS enorm mit einer Spannweite von 81% bei den SR. Beide Effekte können sowohl durch praktische bzw. beeinflussbare Gametenqualität (Reifegrad) oder durch genetische Prädisposition hervorgerufen werden. Es wurde demzufolge deutlich, dass die verwendeten Einzeltiere entscheidenden Einfluss auf den Bruterfolg innehaben. Milchner und Rogner für sich genommen liefern einheitliche Gameten mit in einem gewissen Rahmen reproduzierbaren Werten für SR und BR. Das Gesamtergebnis einer Befruchtung mit mehreren derart variablen Laichtieren beruht demnach zu großen Teilen auf zufälligen Paarungen „guter“ und „schlechter“ Einzeltiere, was die beobachtete Problematik in gewissen Teilen erklären könnte. Inkompatibilitäten zwischen den Einzeltieren aufgrund der Abstammungshistorie könnten den Zustand ebenfalls erklären. Eier im AP-Stadium haben normalerweise eine hohe Überlebenswahrscheinlichkeit (Springate et al. 1984). Letale Fehlentwicklungen oder die Ausbildung äußerst schwach entwickelter Larven (die im späteren Verlauf meist abstarben) waren aber bei allen Arten in wechselndem Maße beobachtet worden. Hohe Ausfälle waren v.a. bei SS zu verzeichnen, die oft auch sehr niedrige BR und SR zeigten. Anteile der befruchteten, aber nach dem AP-Stadium absterbenden Eier lagen zwischen 10 und 25%, in Ausnahmefällen (wie in der Saison 2008/2009) starben große Mengen an Brütlingen erst nach dem Schlupf. Dies stellt evtl. eine Verlagerung der Problematik wenig vitaler Nachkommen (evtl. aufgrund genetischer oder physiologischer Defizite) auf die Brütlingsphase dar. Schlupfprobleme bedeuten allerdings nicht zwingend Entwicklungsprobleme, sie könnten durch physikalische Faktoren bedingt sein. Dementsprechend ist die SR nicht mit einer erfolgreichen Entwicklung gleichzusetzen, die in solchem Falle höher wäre. In der Literatur wurde wiederholt die Sterblichkeit von Salmoniden während der Brutphase erörtert. Stoddard et al. (2005) stellten einen Großteil der Embryonensterblichkeit lediglich einen halben Tag nach Befruchtung fest. Sie bekamen ebenfalls sehr variable Ergebnisse, da bei manchen Paarungen die 86 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Überlebensrate der Embryonen bis auf 4% sank. Washburn et al. (1990) fanden reduzierte Überlebensraten bis zum Augenpunktstadium bei defizitärem Zuckerstoffwechsel. Entwicklungsprobleme könnten sich auch aus dem Reifegrad der verwendeten Eier ergeben. Zu früh gestreifte Eier könnten sich in schlechten Fertilisationsraten oder gestörter Entwicklung niederschlagen (Bromage et al. 1992). Die Entwicklung der Eier ist trotz dem Umstand, sie manuell aus der Bauchhöhle drücken zu können, u.U. noch nicht abgeschlossen, nach der Ovulation müssen noch die letzten Meiosephasen beendet werden. Bei Regenbogenforellen konnte ein durch die maternalen mRNA-Level bestimmter Stop der Entwicklung nachgewiesen werden (Aegerter et al. 2005). Hayes (1939) beobachtete 3 Wochen vor dem Schlupf eine hohe Mortalität der Embryonen, wobei diese teilweise opak wurden, jedoch z.T. verkümmerten, aber noch am Leben waren (Herzschlag). Diese Beobachtungen ähneln den im vorliegenden Projekt gefundenen unterentwickelten Embryonen, die bei einzelnen Paarungen aller Arten gefunden wurden. Ob dieses Phänomen genetische Gründe hat, ist unbekannt. Das sog. Kopfschlüpfer-Problem könnte durch Faktoren der Eischale bedingt sein, da diese u.U. aufgrund des pH-Wertes des Wassers nicht mehr vom Brütling angedaut werden kann (Kügel et al. 1990). In den respektiven Experimenten des Autors waren jedoch z.T. extreme pH-Werte von bis weit unter 6 verwendet worden. Dagegen spricht auch, dass solche Schlüpfer zumeist zeitlich vor allen anderen, normal schlüpfenden, und gehäuft bei Gelegen bestimmter Rogner auftreten (eigene Beobachtungen). 4.1.2 Fertilisationspraxis Die weitläufig angewandten Methoden zur Befruchtung bei Salmoniden sind zwar ähnlich, unterscheiden sich aber in gewissen Details. Die Befruchtung von Eiern mit Ovarialflüssigkeit war der trockenen Methode im direkten Vergleich überlegen (siehe 3.5.1). Wenn die Gametenkonzentration und die zeitlichen Parameter der Zugabe von Sperma optimiert sind, spielt jedoch die verwendete Methode eine untergeordnete Rolle (Seyfried, unveröffentlicht). Obgleich Liley et al. (2002) bereits 5 s nach Zugabe von Spermien über 80% BR erreichen konnten, zeigte in dieser Untersuchung das Waschen erst nach 1 h eine Steigerung der BR von 15%. Bei Mehrfachbefruchtungen stellte sich heraus, dass oft 1 Milchner unverhältnismäßig stark in die Nachkommenschaft eingeht. Campton (2004) schob dies auf die Vitalitäts- und 87 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Motilitätsunterschiede der Spermien der verschiedenen Milchner. Nach der KamikazeSpermien-Hypothese (Baker & Bellis 1988, Parker 1990) sind bei vielen Tieren auch nur bestimmte Spermien zur Befruchtung befähigt, während die restlichen als „Soldaten-Spermien“ solche anderer Milchner inaktivieren sollen. Dies sollte im Versuch zur Spermienkonkurrenz untersucht werden. Bei gleichen Spermienkonzentrationen war die BR von SS bei Verwendung mehrerer Milchner jedoch höher als bei Verwendung nur eines Milchners. Ein besserer Ansatz ist es also, gleichzeitig Spermien möglichst mehrerer Milchner zu verwenden. Hierbei können die negativen Eigenschaften des Ejakulats eines Milchners durch Milch von anderen wieder aufgehoben werden. SS zeigten bei allen Versuchen stark schwankende und meist auch generell niedrige BR. Die Befruchtungstemperatur könnte bei SS einen kritischen Faktor darstellen, der genaue Wert scheint aber für die BR in dem Bereich unter 8°C keine große Rolle zu spielen. Die Hypothese, dass evtl. die Befruchtung von SS-Eiern bei niedrigeren Temperaturoptima besser verlaufen müsste, erwies sich nach den Ergebnissen unter 3.5.2 als nicht haltbar. Auch das Laichfischalter kann die SR beeinflussen. Junge Tiere haben oft eine höhere Spermienkonzentration im Ejakulat, wobei die Motilitätscharakteristika ähnlich zu sein scheinen (Liley et al. 2002). Die Spermaqualität sinkt dabei nach Campton (2004) mit dem Alter der Laichfische. Dagegen waren die Überlebensraten von Gelegen zweijähriger Regenbogenforellen in einer Untersuchung von Bromage & Cumaratunga (1988) gegenüber jenen von dreijährigen Tieren jedoch um 17% erniedrigt, was auf einen positiven maternalen Effekt hindeutet. Dannewitz et al. (2004) berichteten von einer positiven Korrelation des Bruterfolgs mit der Größe von BF-Rognern. Ältere BF-Rogner produzieren außerdem größere Eier (Tombek 1998, Schubert 2001). Junge BS-Laicher zeigten in dem hier beschriebenen Versuch im Mittel zwar keine geringere SR als die ein Jahr älteren Tiere, ihre SR war jedoch von Tier zu Tier viel unterschiedlicher als dies bei älteren Laichern der Fall war. Der Grund hierfür kann hormoneller Natur sein, oder durch die Produktion von Eiern mit unzureichender Ausstattung zustande kommen. Stress reduziert die Fertilisationsrate bei verschiedenen Fischarten (u.a. Kjesbu 1989, Morgan et al. 1999). In unserem Versuch konnte keine stressbedingte Beeinträchtigung der SR von BS gefunden werden. Allerdings bleibt ein Vergleich von direkt vor der Laichzeit z.B. durch vermehrtes Handling, Verbringung in kleinere 88 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Innenbecken oder Betäubung mit in dieser Periode in Teichen verbliebenen Laichern offen. Wiederholter Stress über einen längeren Zeitraum wie im Versuch kann zu schneller Adaptation führen, was die Unterschiede wiederum minimiert haben könnte. Betäubung verkürzt die Motilitätsdauer von Regenbogenforellen-Spermien (Wagner 2002). Die Betäubung der zu streifenden Tiere hatte, nicht wie oft vermutet, keinen negativen Effekt auf die BR von BS. Der sogar besseren BR der betäubten Tiere könnte die leichtere Eientnahme unter Vermeidung zu starken Drucks zugrunde liegen. 4.1.3 Ermittlung der Befruchtungsrate Für den Züchter wäre das frühe Wissen um die BR seiner einzelnen Eichargen von enormem Vorteil, da hierdurch die maximale Ausbeute besser abzuschätzen ist und der Bedarf beurteilt werden kann, der für den Betrieb erforderlich ist. Auch ein Verwerfen einer nur schwach befruchteten Charge kann dem Personal viel Arbeit ersparen. Verschiedene Farbstoffe und Fluoreszenz-Chromophoren brachten bei Salmonideneiern aber keine praktikablen Erfolge, obwohl z.B. Acridinorange seit langem für Zell-Vitalitätstests verwendet wird (Hathaway et al. 1964). Um die BR zum Zwecke der Vorsortierung möglichst frühzeitig festzustellen, hat sich die unter 3.4 beschriebene Färbung mit Neutralrot bewährt. Omnes et al. (2000) hatten ebenso erfolgreich Neutralrot angewendet, nach deren Angaben vitale Zellen den Farbstoff aktiv in die Lysosomen aufnehmen. Der Nachteil vieler biologischer Farbstoffe sind ihre giftigen/carcinogenen Eigenschaften. Neutralrot ist auch in verdünnten Lösungen giftig und daher mit Vorsicht zu verwenden (Romeis, 1928). In diesem Zusammenhang sei auf das Buch von Keller & Chiego (1949) verwiesen, die z.B. erfolgreich Vitalfärbungen nach Ehrlich und Unna anwendeten. Befruchtete Eier ab dem 20. Tag der Erbrütung sind dagegen leicht nach Zugabe von Essigsäure (verschieden je nach Temperatur) identifizierbar. Es hat sich sehr bewährt, diese Beurteilung unter Zuhilfenahme eines Durchlichttisches durchzuführen. 89 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- 4.1.4 Gametenqualität Es existiert viel anekdotisches „Wissen“ aus Fallbeschreibungen zu diesem Thema, wissenschaftliche Beweise für viele Behauptungen waren in der Vergangenheit eher die Ausnahme (Brooks et al. 1997). Daher sind die meisten Faktoren, welche die Eiund Spermaqualität beeinflussen immer noch unbekannt. Dennoch gilt die Eiqualität als wichtigstes Kriterium für eine erfolgreiche Zucht. Lahnsteiner et al. (2001) fanden keine Korrelation der BR mit dem Gehalt an bestimmten Proteinen, Peptiden, Zuckern, Nuklein- und Fettsäuren bei Cypriniden. Positive Korrelation beobachteten die Autoren aber zwischen mit dem Ovarialplasma-pH, der Proteinkonzentration und bestimmten Enzymaktivitäten. Laut Gillet (1994) kann die Manipulation der Photoperiode durch Verzögerung der Ovulation bei SS Eier besserer Qualität hervorbringen. Fazit scheint zu sein, dass die biochemische Zusammensetzung der Eier eine untergeordnete Rolle spielt, zumal z.B. Energiereserven irrelevant für die BR sind, jedoch in der Entwicklung eine wichtige Rolle spielen könnten. Zudem ist anzumerken, dass die meisten mit minderer Eiqualität/BR/SR korrelierenden biochemischen Parameter des Ovarialplasmas eher als Ergebnis einer schlechten Eiqualität angesehen werden müssen, und nicht deren Ursache darstellen. Daher können Messungen einzelner Werte leicht zu falschen Aussagen führen. Eine sehr wichtige Rolle spielt der Status der Eireife, die bis heute einen der wenigen gesicherten Faktoren für unterschiedliche SR bei Salmoniden darstellt (Bromage et al. 1992). Zu früh gewonnene Eier sind möglicherweise nicht voll entwicklungsfähig. Bromage et al. (1992) fanden 4-10 Tage nach Ovulation gleichbleibend gute BR (bei 10°C) von Forelleneiern verschiedener Größe. Schon Nomura et al. (1974) beschrieben detailiert Probleme mit überreifen Eiern von Regenbogenforellen. Das Streifen von überreifen Eiern in einen Eipool kann den Befruchtungserfolg massiv beeinträchtigen, da die Milch teilweise koaguliert (Greenberg, 1960) und die Spermienbewegung inhibiert wird (Dietrich et al. 2007a). Homogene Lipidtröpfchenverteilung und einheitliche Größe können als Qualitätsparameter für SSEier verwendet werden (Mansour et al. 2008) und spiegeln wahrscheinlich den Eireifegrad wider. Koaleszierte Öltropfen stellen demnach ein schlechtes Qualitätsmerkmal dar, da selbst geringe Anzeichen derartiger Ansammlungen die BR um über 55% erniedrigten. Nach diesen Merkmalen als schlecht eingestufte SS-Eier 90 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- nzeigten eine BR gegen Null, was den in dieser Untersuchung gemachten Beobachtungen entspricht (3.5.3). Auch eine höhere Gewichtszunahme nach dem Aushärten und ein niedrigerer pH-Wert des Ovarialplasmas (unter pH 8,3 bis 7,6) unterschied laut den Autoren signifikant gute von schlechten SS-Gelegen (siehe weiter unten). Dieselben Erkenntnisse wurden von den Autoren bereits vorher für Gelege von BF beschrieben (Mansour et al. 2007), wobei auch Ausnahmen dieser Zusammenhänge eingeräumt wurden, da auch optisch gute Eichargen immer wieder sehr schlechte SR zeigten. Zwischen Eiern, die zuerst die Bauchhöhle verlassen, und solchen die zuletzt „ausgestreift“ werden, gab es bei BS keine Unterschiede in der SR. Die Qualität bzw. Reife der Eier von einzelnen Rognern wird demnach nicht durch die Lage im Bauchraum bestimmt, was bei der sich über viele Stunden bis Tage hinziehenden Ovulation durchaus möglich wäre. Histologische Untersuchungen von BS-Eiern demonstrierten die apikalen Strukturen in der Region der Keimscheibe. Die dünne Vitellinmembran (= „Dotterhaut“) umgibt den Dotter und ist am apikalen Pol verdickt (Gray 1932). Sie formt hierdurch die Keimscheibe und enthält spezielle Öltröpfchen und dient als trophische Zone zur nutriellen Versorgung des Embryos. Sie verhindert durch ihre Wasserundurchlässigkeit Exosmose und stabilisiert so die internen physiologischen Gegebenheiten im Ei. Anomalien der Dottermembran (Struktur, Dicke), welche ein leichtes Koagulieren der (Lipo-) Proteineinschlüsse erklären könnten waren in der histologischen Untersuchung nicht zu erkennen. Der histologische Vergleich von Eichargen mit hohen und solchen mit niedrigen Verlusten brachte keine Auffälligkeiten z.B. der Lipidtröpfchenverteilung oder Integrität der Dottermembran. Auch sonst waren zumindest beim BS zwischen Eichargen mit niedrigen und hohen Verlusten strukturell keine Auffälligkeiten erkennbar. Im Versuch zeigte sich auch die Eigewichtszunahme nicht als verwendbarer Qualitätsfaktor. Zur Ermittlung der Spermaqualität bei Salmoniden existieren zahlreiche Arbeiten mit unterschiedlichsten Ansätzen. Bei Saiblingen ist die Spermaqualität bei Arthybriden generell schlechter, die Überlebensrate nach dem AP-Stadium ist geringer als bei Reinzuchten oder Rückkreuzungen (Dumas et al. 1996). Die Spermienkonzentration könnte ein Anhaltspunkt für die Spermaqualität sein und Unterschiede in den Fertilisationserfolgen verschiedener Milchner erklären. Sie beträgt bei Salmoniden in etwa 10 Mrd./ml (Schmidt 1998). Krise et al. (1995) ermittelten Konzentrationen von 91 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- 105-106 Spermien/mm3 bei 2-jährigen Lachsen. Extreme Schwankungen der Spermienzahlen waren auffällig bei BF der Herkunft A, welche im Mittel vergleichsweise gute Spermienzahlen von 14,5 Mrd. Spermien pro ml Ejakulat zeigten. Die BF-Milchner der Herkunft K verzeichneten etwas höhere Durchschnittswerte (18,2 Mrd. pro ml) mit geringerer Schwankungsbreite, die der Herkunft S war sogar noch etwas höher. Die Spermienzahlen der BF entsprechen generell den Anforderungen an qualitativ gutes Sperma. Bei BS war die Spermakonzentration im Mittel geringer (12,1 Mrd. pro ml) und zeigte enorme Schwankungen zwischen einzelnen Milchnern von bis zu 21,2 Mrd. Spermien Differenz pro ml. Eine ähnliche Situation lag bei SS vor, die mit 0,9 Mrd. Spermien pro ml die geringsten Spermienzahlen zeigten. Inwiefern geringe Werte auch die Fertilität eines Milchners widerspiegeln ist noch ungeklärt, hierzu bedürfte es weiterer Versuchsreihen. In dem Versuch 3.5.5 zur Variabilität der BS-Milchner konnte ein solcher Zusammenhang zumindest nicht gefunden werden. Hoch konzentriertes Sperma bringt im Übrigen nach Erkenntnissen verschiedener Autoren nicht immer die besten BR (Geffen & Evans, 2000, Williot et al. 2000). Dass aber die Konzentration der Spermien gegenüber der Eizahl bei der Befruchtung einen profunden Einfluss auf die BR hat, konnte bestätigt werden. Mit der experimentellen Methode zur Befruchtung zeigte sich eine um 17% niedrigere BR bei Verwendung von nur 60 000 Spermien pro BS-Ei als mit 600 000. Bedacht werden müssen hier natürlich die Volumenverhältnisse zwischen Spermienlösung und Eimenge. Hier sollte ein im Einzelfall zu bestimmendes kritisches Verhältnis nicht unterschritten werden. Aber selbst Versuchstiere mit geringer Spermienkonzentration zeigten teils sehr gute BR, in den Versuchen wurde die Konzentration ohnehin immer gleich eingestellt und konnte hier keine Rolle spielen. Hieraus ergibt sich, abgesehen von einer gewissen natürlichen Schwankungsbreite und bisweilen niedrigerer Werte, kein problematischer Zustand. Sicher spielt in der Praxis nicht nur die Spermienkonzentration, sondern auch die Ejakulatmenge eine Rolle. Bei SS wurde meist eine wesentlich geringere Ejakulatmenge festgestellt. Manche Autoren postulierten morphologische Eigenschaften von Spermien wie deren Schwanzlänge als Gradmesser für deren Fitness unter bestimmten Bedingungen (Vladic et al. 2002). Morphologisch konnte bei den Spermien aller Arten in dieser Untersuchung keine aberranten Strukturveränderungen ausgemacht werden, soweit dies im Lichtmikroskop erkennbar ist. 92 Fertilisationserfolg bei Salmoniden Bewegungsparameter aktivierter -4. Diskussion- Spermien werden gemeinhin als geeignete Qualitätsfaktoren angesehen. Trotz hoher Motilität kann es sich bei einer Spermaprobe aber dennoch um Gameten ohne die Fähigkeit zur Fertilisation handeln (Liley et al. 2002). Dem entgegen stellen nach Aas et al. (1991) qualitativ stark variierende Gameten einzelner Milchner einen Hauptgrund für die Schwankung der Fertilisationsrate dar. Eine positive Korrelation zwischen hoher Motilität und BR bei Salmoniden fanden z.B. Lahnsteiner et al. (1998) und Gage et al. (2004), das Gegenteil resultierte aus Studien von Hoysack & Liley (2001) und Linhart et al. (2005). Dem entgegen steht die Aussage von Truscott & Idler (1969), dass sogar unbewegliche Spermien in der Lage sind, Eier zu befruchten. Nach einer weiteren Studie beeinflusst Betäubung mit Propiscin die Spermienbeweglichkeit nicht (Dietrich et al. 2005). Powell (2002) beurteilte Motilitätsraten von Fischspermien unter 80% bereits als schlecht. Lahnsteiner et al. (2005) maßen Motilitätsraten von lediglich ca. 66% für Spermien von Regenbogenforellen. Aas et al. (1991) fanden Motilitätsraten zwischen 35 und 95% bei Regenbogenforellen-Spermien, stellten also eine hohe Schwankungsbreite fest wie sie sich auch in der vorliegenden Untersuchung zeigte. Die Motilitätsrate lag aber trotz Maxima von 60 (BFA), 72 (BFS) und 52 (BS) % laut CASA teils unter den gängigen Literaturangaben. Bei allen 3 Gruppen waren auch mehrere Milchner mit signifikant niedrigeren Werten für den Anteil aktivierbarer Spermien gefunden worden (speziell bei BS), was für die Fertilisationsrate durchaus entscheidend sein könnte. Je nach Testdesign steht hier aber weniger ein absoluter als ein individueller Vergleich der Einzelmilchner im Vordergrund. Die eher geringen Motilitätsraten könnten durch die Gegebenheiten der Analyse in der Makler-Kammer und der im Versuch noch zu geringen Verdünnung des Ejakulats bedingt gewesen sein. Die Ergebnisse zeigen aber die Wichtigkeit einer Kontrolle der Spermienaktivierbarkeit einzelner Milchner vor deren Verwendung und lassen darauf schließen, dass gleiche Ejakulatmengen u.U. nicht gleiche Ergebnisse liefern. Letzteres impliziert die Verwendung eher hoher Spermienkonzentrationen, um eventuell auftretende Aktivierungsschwierigkeiten abzufedern. Die Motilitätsrate muss aber nicht zwangsläufig mit der Fertilität korrelieren, der zusätzlich vorhandene, starke maternale Einfluss kann hier falsche Rückschlüsse erzeugen. 93 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Nicht nur bezüglich der Ermittlung der Geschwindigkeit der Spermienbewegung ist die Auswertung durch CASA der subjektiven visuellen Auswertung überlegen (Kime et al. 2001). Mit steigender Temperatur nimmt die Schwimmgeschwindigkeit für gewöhnlich zu, die Dauer der Bewegung aber ab. Die Schwimmgeschwindigkeit von BFSpermien, ermittelt durch CASA von Dietrich et al. (2007b), betrug 141 µm/s bei einer Motilitätsrate von > 80%. Lahnsteiner et al. (1998) maßen als gut einzustufende Schwimmgeschwindigkeit von Spermien der Regenbogenforelle 100-120 µm/s, in einer späteren Arbeit betrug sie im Mittel 116,7 µm/s (Lahnsteiner et al. 1999a). Dagegen waren die in dieser Untersuchung ermittelten Werte deutlich geringer. Grund hierfür war wahrscheinlich die Tatsache, dass die Messung nicht zu Beginn der Aktivierung erfolgte, sondern 10 s danach. Spermien werden nach der Aktivierung stetig langsamer, der Verlauf ist dabei verschieden je nach Temperatur. Außerdem mittelt die Analysesoftware die Werte aller als motil eingestufter Spermien, weswegen es subjektiv festzulegen gilt, welche Spermien nun als aktiv eingestuft werden und welche nicht. Da sich in den Proben oft solche mit viel geringerer Bewegungsintensität und Schwimmgeschwindigkeit zeigten als andere könnte dies die Ursache für die geringen Werte sein. Dennoch erlaubt die Messung den direkten Vergleich von Milchnern auch aufgrund der Schwimmgeschwindigkeit der Spermien. Die Motilitätsdauer von Spermien erhöht nach Meinung einiger Autoren die BR (Cieresko & Dabrowski 1994, Lahnsteiner et al. 1998), andere behaupten schlicht, das Gegenteil sei der Fall (Hoysack & Liley 2000, Liley et al. 2002). Nach Rurangwa et al. (2004) beträgt die Bewegungsdauer von Salmonidenspermien < 30 s, für die amerikanische Cutthroat-Forelle maßen Wagner & Arndt (2003) bis zu 44 s, wobei eine hohe Variabilität unter den Milchnern festgestellt wurde. Es ist zu vermuten, dass die Verdünnung hier eine entscheidende Rolle spielt und bei höherer Verdünnung der Spermien hohe Motilität vorteilhaft ist. Die optimale Verdünnung des Ejakulats um möglichst viele Spermien zu aktivieren und eine genügend konzentrierte Lösung zu erhalten ist nach Powell (2002) 1:1000, wobei 1-3 ml Ejakulat pro Liter Eier ausreichen. Die Motilitätsdauer in größeren Volumina (500 µl) ist etwa 3x so lang wie in der vielfach verwendeten Makler-Kammer, und kann durch Gabe von Pyruvat und Coenzym A (Zugabe schon bei Aufbewahrung) noch deutlich erhöht werden (Lahnsteiner et al. 1999a). Nach diesen Aussagen war die in der Motilitätsanalyse dieser Untersuchung verwendete Verdünnung der Spermien vergleichsweise gering (150 x), was wiederum die Motilitätsdauer bzw. die bereits erwähnte 94 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Schwimmgeschwindigkeit beeinflusst haben könnte. Die Motilitätsanalyse ergab durchweg gute Werte für die Dauer der Spermienbewegung (nur BS und BF), die mitunter sogar höher als manche Literaturwerte ausfielen. Hier waren die BF-Milchner untereinander am verschiedensten, die Gameten eines Tieres waren nicht aktivierbar. Beides war auch bei der Messung der Motilitätsrate der Fall, die Schwimmgeschwindigkeit war jedoch relativ einheitlich. BF hatten aber, gemessen an den Maximalwerten, die weitaus am längsten aktiven Spermien von im Mittel über 1 min. Natürlich ist dies eine teils subjektive Bewertung, da die Zeit bis zum Abfall auf geschätzte 10% sich bewegender Spermien eine gewisse Ungenauigkeit mit sich bringt. Es existiert auch ein Zusammenhang zwischen der Motilitätsdauer der Spermien und der Zusammensetzung des Seminalplasmas (Alavi & Cosson 2006). Die Motilitätsraten von Regenbogenforellen korrelieren mit einem Ovarialplasma-pHWert, der höher als der des Seminalplasmas und stets über 8,2 liegt (Wojtczak et al. 2004). Unterschiede im pH des Seminalplasmas waren bei allen Arten apparent und zeigten Spannweiten von 7,49 bis 8,61. Bei BF der Herkunft K traten nur Werte von 7,9 bis 8,25 auf, bei denen der Herkunft A war der niedrigste Wert 7,49. Es konnte also vorkommen, dass der pH des Seminalplasmas über dem des Ovarialplasmas der Eier gelegen hat, was die Fertilisation erschwert haben könnte. Eine Korrelation des Befruchtungserfolgs mit dem pH-Wert des Seminalplasmas einzelner BS-Milchner war aus dem Versuch 3.5.5 aber nicht zu ersehen. Die Aktivierung der Spermienmotilität durch Ovarialplasma verglich Powell (2002) mit der „…Reaktion eines Feldarbeiters auf den Klang des Öffnens eines kalten Bieres“. Es herrscht Übereinstimmung in der Literatur, dass Ovarialplasma von Salmoniden die Geschwindigkeit, gerichtetes Schwimmen und die Dauer der Aktivität von Spermien begünstigt. Auch der Befruchtungserfolg und die Überlebensrate wird positiv beeinflusst (Hugunin et al. 2008). Die Spekulationen mancher Autoren gehen soweit, dass bestimmte Rogner in freier Wildbahn mittels des Ovarialplasmas ausgewählte Milchner stimulieren (Urbach 2005). Laut Lahnsteiner et al. (2002) kann die Verwendung von Ovarialplasma die Spermienmotilität sogar auf über 5 min und die Befruchtbarkeit von Eiern auf bis zu 10 min erhöhen. Es konnten dadurch signifikant höhere BR als bei Verwendung von Wasser erreicht werden. Dieser stabilisierende Effekt wurde in ähnlicher Weise auch mit physiologischen Elektrolytlösungen erzielt, wobei bereits eine 1:1 Verdünnung des Ovarialplasmas den Effekt deutlich 95 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- verringerte. Die Aktivierung mittels Ovarialplasma ist auch zur Überprüfung der Spermienmotilität von großem Nutzen. Unterschiede im pH-Wert des Ovarialplasmas sehen auch van Heerden et al. (1993) als Grund für die beobachteten Fertilitätsunterschiede bei Regenbogenforellen. Bei SS waren in den Eigenschaften des Ovarialplasmas große Unterschiede zwischen Rognern festgestellt worden (Wojtczak et al. 2007). Die pH-Werte schwankten hier zwischen 7,2 und 8,5. Diese Autoren fanden durch Messungen mittels CASA eine stark positive Korrelation von Geschwindigkeit und Anteil aktivierter Spermien mit dem pH-Wert des Ovarialplasmas (je alkalischer, desto höher die Stimulation). Die Reliabilität dieser Methode muss aber zunächst offen bleiben. Bei den pH-Messungen des Ovarialplasmas der verwendeten Arten (inklusive aller drei BF-Herkünfte) zum Zeitpunkt der Feststellung der Ovulation ergaben sich Werte zwischen 7,91 und 8,61. BF der Herkunft K hatten dabei den geringsten, SS den höchsten Durchschnittswert. Selten lagen die Werte unter 8, was darauf schließen lässt, dass eine etwaige Qualitätsunterscheidung pH-Werte zwischen 8 und ca. 8,5 beträfe. Überreife SS-Rogner zeigten dementsprechend auch einen Abfall von über 8,6 auf Werte unter 8,3. Trotzdem schien der pH-Wert des Ovarialplasmas laut den hier gewonnenen Ergebnissen keine bedeutende Rolle für die BR und SR von BS-Eiproben gespielt zu haben (siehe Versuch 3.5.5), es wurde nur ein geringgradiger Zusammenhang gefunden. Es kann also angenommen werden, dass die in diesem Versuch verwendeten Rogner bez. deren Ovarialplasmas noch nicht in kritischen pH-Bereichen waren (im Mittel bei 8,4, niedrigster Wert 8,1) und folglich die beobachtete Variabilität der SR anderen Ursprungs sein muss. Die beschriebenen Effekte des Ovarialplasma-pHs vieler Autoren könnte aber auch von dem Seminalplasma-pH abhängen, da ein möglichst hoher Unterschied während der Aktivierung entscheidend zu sein scheint (siehe oben). Ebenfalls keine Abhängigkeit der BR konnte mit der Osmolalität des Ovarialplasmas festgestellt werden, wie schon Mansour et al. (2008) bestätigten. In den vorliegenden Versuchen wurde aufgrund der Schwankungen der Zusammensetzung des Ovarialplasmas folglich auf dessen Verwendung zur Aktivierung verzichtet. Die Verwendung in der Praxis scheint jedoch sinnvoll. Visuelle Faktoren zur Ermittlung der Eiqualität sind in der Literatur äußerst divers (siehe 1.2). In der praktischen Zuchtarbeit ist man auf Anzeichen von Überreife, Farbe, Verteilung der Öltröpfchen und Verunreinigungen beschränkt. Generell zeigten 96 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- die begutachteten Eier während der Bearbeitung des Projektes wenige auffällige Merkmale, lediglich schwache bis deutliche Anzeichen von Überreife, sowie Blut und vergrößerte (fusionierte) Lipideinschlüsse wurden bei rigoroser Sortierung bestimmter Rogner gefunden. Auch geringe Mengen Blut können eine Spermienpenetration der Mikropyle und die Schwimmbewegungen behindern, was ein Größenvergleich deutlich macht (Abb. 10). Es wurde in Folge damit begonnen, Eichargen selbst mit einem geringen Prozentsatz an Eiern mit solchen negativen Merkmalen komplett auszusondern, was sich in guten Erfolgen bei der BR äußerte. Die ebenfalls befruchteten aussortierten Chargen zeigten deutlich schlechtere BR und SR bis hin zu Totalausfällen. Es war so nachvollziehbar, dass das Untermengen überreifer Gameten (und deren Ovarialflüssigkeit) in der Tat die BR der gesamten Charge negativ beeinflusst. Dies bedeutet, dass ein Teil der Problematik auf einer Beeinträchtigung der Fertilisierbarkeit aufgrund Überreife und/oder schlechter Eiqualität beruht. Trotz teils verbesserter BR wurde neben einer immer noch vorhandenen Schwankungsbreite im Bruterfolg so die Problematik bei der Entwicklung der Embryonen deutlicher sichtbar (siehe 4.1.1). Abb. 10. Größenvergleich von Erythrozyten und Spermien von Bachforellen. Phasenkontrast-Optik. 97 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- 4.1.5 Ernährung Alle großen Futtermittelfirmen in der Aquakultur bieten spezielle Laichfischfuttermittel an. Ob diese allerdings tatsächlich bessere BR und SR bedingen, wurde von unabhängiger Seite kaum untersucht. Im Gegenteil stand zu Projektbeginn die Vermutung im Raum, dass die aus hochtemperiertem Extrudat hergestellten Futtermittel evtl. schädigend für die Gametenqualität sein könnten. Exzessive Vitaminbeimischung zu Futtermitteln steht z.B. im Verdacht, zum sog. „rainbow trout fry syndrome“, eines plötzlich und ohne erkennbaren Grund auftretenden Verlustes von bis über 50% bei europäischer Forellenbrut beizutragen. Nachweise, dass die Fütterung Einfluss auf die Fertilität besitzt sind überraschend rar und angesichts der in einschlägigen Studien verwandten Messmethoden und Zeitpunkte oft als fraglich einzustufen. Izquierdo et al. (2001) halten die Zusammensetzung von Lipiden und Fettsäuren für den wichtigsten Faktor für den Reproduktionserfolg. Die Lipidzusammensetzung verändert z.B. die Eigenschaften der Plasmamembran von Salmonidenspermien (Labbé et al. 1995). Pickova & Brännes (2006) stellten große Unterschiede im Fettsäure-Spektrum der Nahrung und den Eiern von SS aus dem Freiland und der Zucht fest und führten hohe Verluste bei letzteren darauf zurück. Die Autoren sind der Ansicht, das SS aufgrund ihrer Physiologie ein anderes Fettsäurespektrum benötigen als andere Salmoniden. Sie empfahlen generell die Substitution essentieller Fettsäuren (v.a. der n-6 Typen) im Laichfischfutter um niedrige SR zu vermeiden. Dagegen ergaben andere Untersuchungen keinen Effekt von mehrfach ungesättigten Fettsäuren in der Nahrung auf das Befruchtungsvermögen von Regebogenforellen (Labbé et al. 1993). Essentielle Fettsäuren können im Übrigen von Fischen aus der Nahrung aufgenommen und gespeichert werden, weshalb der Bedarf relativ gering ist. Bei Guppys etwa spielen Carotinoide zumindest keine Rolle für die Spermaqualität (Skinner & Watt 2007), bei Salmoniden ist dies bisher wenig untersucht worden. Handelsübliches Futter für Salmoniden unterscheidet sich aber nicht nur im Fettsäurespektrum von Naturnahrung. Futter basierend auf marinen Lipid- und Proteinquellen und pflanzlicher Rohstoffe weist eine gänzlich andere Zusammensetzung vieler Komponenten auf. Im Focus stehen hierbei vor allem der Lipidanteil und dessen Zusammensetzung, sowie der Gehalt an Carotinoiden und 98 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Vitaminen. Bei Regenbogenforellen wirkte sich Vitamin-C Defizienz in der Ernährung negativ auf die Motilität und Spermienkonzentration aus (Cieresko & Dabrowski 1995). Auch ein Vitamin E-Defizit äußert sich laut den Autoren in schlechten SR, Vitamin A und E sind des Weiteren unerlässlich für die Embryonalentwicklung (Palace & Werner 2006), da die Tiere diese nicht selbst synthetisieren können. Experimente mit verschiedenen Proteingehalten ergaben bisweilen widersprüchliche Ergebnisse (Bromage et al. 1992). Die Verwendung pflanzlicher Substitute als Proteinquellen im Mastfutter hat sich teils als problematisch erwiesen. Mit ihnen einher gehen kann eine stark erhöhte Verschmutzung des Wassers durch unverdauliche Anteile. Bei Lachsen konnten entzündliche Reaktionen (Enteritis) durch in Sojamelasse enthaltene Saponine nachgewiesen werden (Knudsen et al. 2007). Auch die Reduktion der Fütterung vor der Laichperiode, oft noch während der Vitellogenese, ist umstritten. Eine Futterrestriktion, oft aus praktischen Gründen durchgeführt (Verhinderung von Verschmutzung der Gameten mit Kot), kann zur Verhinderung oder Verzögerung der Gonadenreife bei Lachsen und anderen Fischen führen (Berglund 1995). In den letzten Jahren nahm die Interaktion von Forschung an Zebrabärblingen und der Forschung in der Aquakultur stetig zu. Speziell die Gebiete Ernährung, Wachstumsfaktoren, Stress, Entwicklung und Krankheitsresistenz werden mittlerweile interagierend behandelt. In Versuchen mit Zebrabärblingen konnten keine negativen Effekte bei Fütterung hochwertigen Laichfischfutters gefunden werden. Mastfutter sorgte allerdings für eine deutlich verminderte Überlebensrate der Danio-Embryonen. Eine Inkubation der Eier in Filtrat aus gelöstem Futter hatte keinen Effekt auf die SR der Eier. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, in der Salmonidenzucht hochwertiges Laichfischfutter zu verwenden und deuten darauf hin, dass die Fütterung modernen Extrudatfutters keinen negativen Effekt auf die Fertilität der Zebrabärblinge mit sich bringt. Mastfutter ernährungsphysiologischen scheint Qualität oder demnach aber entweder aufgrund wegen der schädlicher oder minderwertiger Komponenten die Gameten der Tiere oder deren Entwicklung zu schädigen. Sicher sind diese Ergebnisse nur bedingt auf Salmoniden übertragbar, jedoch zeigt der Versuch zumindest, dass gutes Laichfischfutter trotz moderner Extrudierverfahren keine unmittelbar auf die Gameten von Zebrabärblingen wirkenden schädlichen Agenzien birgt. 99 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Da im Versuchsbetrieb alle Laichfische das gleiche Futter erhielten, ist die schlechte Fertilität eines Teils der Tiere mit hoher Sicherheit nicht auf das Futter zurückzuführen. Im Versuch mit BS brachte eine naturnahe Fütterung über den Zeitraum der Oogenese keinen höheren Bruterfolg als die Fütterung mit Laichfischfutter. Anhand der M-Gruppe hätte, abseits der bedarfsgerechten Ernährung, ein durch negativ wirkende Substanzen im Futter hervorgerufener Effekt verdeutlicht werden können, was angesichts des Ergebnisses aber ohnehin hinfällig war. Auffällig war eine deutlich geringere Tendenz der Tiere mit Naturfütterung zu Verpilzung während der Laichperiode, was allerdings nur auf Beobachtung beruht. Um jedoch Langzeiteffekte industrieller Futtermittel zu messen, müssten Laichfische von Anfang an mit natürlichem Futter gefüttert werden, da Lipideinlagerung und die Anlage der Keimbahn bereits in der Juvenilphase stattfinden. Bei derartigen Versuchen besteht stets die Gefahr der Krankheitseinschleppung, weshalb solche Versuche wohl geplant sein müssen um Vergleichbarkeit zu gewährleisten. 4.1.6 Wasser und Pathogene Fischeier sind durch ihr stabiles Chorion zwar vor allerlei Noxen des umgebenden Mediums gut geschützt. Fischeier und –larven werden aber nicht zuletzt aufgrund ihrer besonderen Empfindlichkeit für schädliche Einflüsse bei zahlreichen toxikologischen Tests eingesetzt. Viele Umweltchemikalien können Störungen der Entwicklung von Gameten und Embryonen von Fischen hervorrufen (siehe Einleitung). Abwässer beeinflussen Spermaqualität und BR bei Rotaugen negativ (Jobling et al. 2002). Endokrin wirksame Stoffe wie Alkylphenole können Sterilität hervorrufen oder Gameten schädigen (Lahnsteiner et al. 2005). Die Autoren fanden nach Exposition von Regenbogenforellen mit 4-Nonylphenol, einem beinahe ubiquitären Rückstand aus Reinigungsmitteln, niedrigere Spermienkonzentration, niedrigere SR und APRaten. Seit über 20 Dichlordiphenyltrichlorethan Jahren (DDT) ist bekannt, östrogene dass das Wirkungen Insektizid auf die Reproduktionsfähigkeit von Organismen haben kann (Rathner & Sonneborn 1979; McLachlan 1980, Fry & Toone 1981). Embryonen von BF zeigten hohe Mortalität und Entwicklungsretardierung in einem durch subletale Mengen Ammoniak, Nitrit und polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen verunreinigten Fließgewässer (Luckenbach et al. 1999). Einen Anstieg der Mortalität und Fehlbildungen bei 100 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Giftstoffbelastung im Wasser berichtete auch von Westernhagen (1988). Viele Umweltchemikalien sind lipophilen Charakters (Ungerer & Thomas 1995), wodurch während der Oogenese Akkumulation im Ei und Entwicklungsretardierung während der Erbrütung von Fischen stattfinden kann (Miller 1993). Es besteht die Möglichkeit, dass eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Umweltchemikalien nur zu bestimmten Zeitpunkten in der frühen Entwicklung wirksam wird. Endokrine Disruptoren (Xenobiotika) sind in der Lage, die Embryonalentwicklung empfindlich zu stören. Fehlentwicklungen wurden z.B. durch Insektizide (van Leeuwen 1986) oder Biphenyle (Smith & Cole 1973, Matsui et al. 1992) hervorgerufen. Belastung mit Schwermetallen kann auch die Spermienmorphologie verändern (z.B. Schwanzverkürzung von Spermien) (McAllister & Kime 2003). Atrazin ist ein Herbizid, das die Photosynthese unterbindet, durch Veränderung der Mikrofauna stark in Ökosysteme eingreift und bei Tieren zu vielen Organschädigungen führen kann. Der Grenzwert gemäß der Trinkwasserverordnung liegt bei 0,1 µg/l. Die Atrazin-Konzentrationen in Gewässern weltweit bewegten sich bis 1997 von 0,3-250 µg/l, der NOEC-Wert (höchste Konzentration ohne Effekt) liegt je nach System zwischen 5 und 40 µg/l (Fent 1998), bei 80 µg/l für Zebrabärblinge. Eine erhöhte Mortalität von frisch besamten Regenbogenforellen-Eiern ist ab 500 µg/l Atrazin zu beobachten, in der Schlupfphase tritt diese bereits ab 150 µg/l auf (Pluta 1989). Negele & Hoffmann (1991) ermittelten dagegen als niedrigsten wirksamen Atrazinwert nur 5 µg/l. Eldridge et al. (2008) stellten fest, dass Atrazin in hohen Konzentrationen ein schwacher Östrogen-Rezeptor Antagonist ist, was jedoch nach Aussagen der Autoren in der Umwelt keine Rolle spielen dürfte. Trotz neueren Befunden, dass Atrazin bei Junglachsen zu Störungen des endokrinen Systems, Wachstumsstörungen und ionoregulatorischen Problemen führt (Nieves-Puigdoller et al. 2007) gilt es als nicht stark akkumulierend im Ökosystem. Die Reproduktionsleistung von Elritzen war nach Atrazinexposition der Elterntiere mit bis zu 50 µg/l nicht signifikant schlechter (Bringolf et al. 2004), obwohl ein negativer Trend erkennbar gewesen sei. Nach heutigem Kenntnisstand ist die These, dass in der Umwelt auftretende Atrazinkonzentrationen die Reproduktion oder die Entwicklung von Amphibien, Reptilien und Fischen stören nicht haltbar, da hierfür bis dato keine gewichtigen Beweise vorliegen (Solomon et al. 2008). Das Vorkommen erhöhter Atrazinwerte in der Quelle des Betriebs und der Aufseß ist seit längerem bekannt. In den Jahren 1994 bis 2004 lagen die Werte unter 0,5 µg/l, für 101 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Desethylatrazin unter 0,6 µg/l (Messungen des Wasserwirtschaftsamts Bayreuth für die Aufseß oberhalb von Drosendorf). In der Quelle der Lehranstalt für Fischerei waren die Werte von 1994 bis 2005 etwas höher (bis zu 2,25 µg/l Atrazin und 2,0 µg/l Desethylatrazin im Jahr 1994 laut Negele & Schwaiger (1997)) mit rückläufigen Werten in den Jahren 2006 und 2007 (< 0,25 µg/l). Des Weiteren konnten zwischen 2003 und 2007 außer Atrazin keine erhöhten Werte an diversen Umweltchemikalien (Azine etc.) nachgewiesen werden. 2008 lag der Wert von Atrazin lediglich bei 0,22 µg/l, von Desethylatrazin bei 0,19 µg/l. Die Werte von Atrazin und dessen Abbauprodukt Desethylatrazin sind dabei jeweils in der Summe zu betrachten. Weder in der hier durchgeführten toxikologischen Analyse, noch beim Versuch der Erbrütung von Eiern in Trinkwasser gab es Anzeichen für eine Einwirkung von Umweltchemikalien. Dies schließt nicht aus, dass die Laichtiere aufgrund andauernder Exposition bereits Schädigungen der Keimbahn erfahren haben, was sich in schlechter Gametenqualität und Entwicklungsstörungen äußern könnte. Dies sollte aber bei allen Tieren der Fall sein und erklärt nicht die beobachtete Variabilität der Elterntiere. Die Temperatur kann während der Embryonalentwicklung profunden Einfluss auf genetische Expressionsmuster ausüben. Als optimale Erbrütungstemperatur für BS wurden 3-8°C (Marten 1992) bzw. 2-12°C (Butz 1985) genannt. SS bevorzugen deutlich kälteres Wasser als viele andere Salmoniden. Deren Gonadenreifung verläuft ideal bei 2-4°C (Mayer 2003), vor der Laichzeit sollte die Wassertemperatur nicht über 6°C betragen, da sonst schlechte Eiqualität zu erwarten ist (Jobling et al. 1995). Wasser über 5°C resultiert in starken Verlusten bei der Nachkommenschaft von SS (Critzava 2002). In Gefangenschaft aufgezogene SS besaßen laut einer weiteren Studie eine schlechtere Eiqualität als Wildfänge, was zunächst auf die unterschiedliche Ernährung zurückgeführt wurde. Die Eiqualität der in Gefangenschaft gehaltenen SS glich sich jedoch der der Wildfänge an, wurden sie bei Temperaturen unter 6°C gehalten. Pickova & Brännes (2006) dagegen sprechen von vielerorts festgestellten Verlusten bei der Zucht von SS, die keine Temperaturabhängigkeit zeigten. In der Anlage herrschten während der Laichzeit Wassertemperaturen von 7,48,27°C. So lag die Temperatur zumindest für SS über den angegebenen Optimalwerten. Auch hier gilt, dass dieser Parameter, falls er einen Einfluss auf das Brutgeschehen im Betrieb hat, alle Tiere betreffen sollte und eher eine generell verminderte SR erzeugen müsste. 102 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Verschiedene Wasserwerte können Einfluss auf die Physiologie von adulten Salmoniden und deren Nachwuchs haben. Das Spermienflagellum wird z.B. durch hohe Werte an Karbonat geschädigt, was charakteristische, schnell auftretende osmotische Aufblähung von Teilen der Geißel hervorruft (u.a. eigene Beobachtungen). Oberflächenwasser ist durch Verunreinigungen, Leitungswasser durch evtl. enthaltenes Chlor nicht zur Erbrütung geeignet. Die Wasserhärte und die gelösten Ionen wirken durch den osmotischen Druck direkt auf Funktionen der Zelle und damit auf die Physiologie von Fischen und deren Larven ein. Mineralreiches Wasser ist laut Klupp (1998) für die Erbrütung bis zum AP-Stadium ungünstig. Niedrige Eisen- und Manganwerte sind bei der Erbrütung ebenfalls wichtig (Schmidt 1998) (letzterer < 0,3 mg/l, siehe Bohl 1999). Weiter ist ein Sauerstoffgehalt von mindestens 6 mg/l ratsam, Bohl (1999) gab jedoch einen Wert von 9-11,5 mg/l an. Der pH-Wert spielt laut Schmidt (1998) eine untergeordnete Rolle, sollte jedoch nicht unter 6 fallen (in der Anlage 7-7,8), da sonst Schlupfprobleme auftreten (siehe Tombek 1998). Bei Regenbogenforellen aus Aufseß konnte in der Vergangenheit die sog. Weichschaligkeit festgestellt werden, wobei im Zuge einer Untersuchung die Beteiligung des dortigen Wassers ausgeschlossen werden konnte (Tombek 1998). Die gemessenen Wasserwerte in den verschiedenen Teilen der Anlage brachten keine Hinweise auf physikalische Beeinträchtigung der Laichfische und Eier. Die Leitfähigkeit gemessen in den Versuchseinheiten nahm Werte zwischen 430 und 596 µS an. Der Sauerstoffgehalt in den Erbrütungseinheiten lag bei > 97%, in den Teichen bei ca. 80%. Biologische Pathogene können das Immunsystem und die Gesamtkondition von Laichfischen schwächen und so Verluste verursachen. Parasiten konnten zunächst als Ursache für reduzierte Fitness ausgeschlossen werden, hier waren nur geringgradige Befallsraten beobachtet worden. Die Verpilzung abgestorbener Eier durch Saprolegnia spp. trägt zum Absterben intakter embryonierter Eier bei. Je nach dem Verhältnis befruchtet/unbefruchtet überlagert dieser Effekt zum Teil den eigentlichen Befruchtungsstatus bzw. eine möglicherweise höhere erzielbare SR. Die Infektion mit A. salmonicida war im Betrieb mitunter ein Problem. Speziell schnellwüchsige BSStämme sind empfindlich gegenüber Furunkulose (Chevassus 1979). Die Laichfische waren von diesem Erreger augenscheinlich kaum betroffen, möglicherweise bestand bei einem Großteil des Laichfischbestands bereits weitreichende Immunität. 103 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Eine Infektion mit IPN könnte den Fortpflanzungserfolg potentiell gefährden, ist diese Infektion doch meist inapparent und wird erst bei erhöhter Mortalität bemerkt. IPNViren sind beispielsweise in der Lage, sich an Spermienzellen von Regenbogenforellen zu heften (Rodriguez et al. 1993). Dieses Virus konnte in der Anlage in manchen Proben nachgewiesen werden, weshalb eine Schädigung der Reproduktionsleistung nicht kategorisch ausgeschlossen werden kann. Die Infektion ist von daher problematisch, weil sich die Nachkommen womöglich bereits im Elterntier infizieren. Es ist bekannt, dass Eier Virusträger sein können und große Brutverluste im Zuge einer Infektion auftreten (charakteristische Blutungen im Dottersack und Verkrüppelungen wurden häufig beobachtet). Eine Beeinträchtigung der Befruchtungsfähigkeit des Rogens ist nicht auszuschließen. Der genaue Effekt der Erkrankung auf die Fertilität ist indes unklar, sämtliche untersuchten Eiproben waren jedoch negativ. Die Bedeutung der IPN für die behandelte Problematik ist somit schwer abzuschätzen, zumal keine Behandlung möglich ist und viele ältere Tiere latent infiziert sind. Es gilt diesen Umstand im Auge zu behalten, und die Tiere sorgfältig zu kontrollieren, um evtl. eine Verbindung mit schlechterer Fertilität rechtzeitig zu bemerken. 4.1.7 Kreuzungsversuche und Genetik Unumstritten haben genetische Gegebenheiten großen Einfluss auf den Fortpflanzungserfolg von Salmoniden. Im Gegensatz zur Futterverwertung oder dem Wachstum von Zuchttieren ist die reproduktive Fitness in höchstem Maße von Inzuchtdepression betroffen. Eine kleine Populationsgröße birgt die Gefahr der Inzucht, was im Resultat eine reduzierte Fitness bedeutet (Hedrick & Kalinowski 2000). Inzucht resultiert in höheren Verlusten bei Eiern und Brütlingen (Aulstad & Kittelsen 1971), heterozygote Tiere sind stets vitaler als Inzuchttiere (Klupp 1998). Sie verursacht laut verschiedenen Autoren erhöhte Eisterblichkeit (Aulstad et al. 1972, Gjerde et al. 1983, Kincaid 1983), wohingegen Heterosiseffekte die SR begünstigen (Gall 1975). Gründe für auftretende Inzucht sind meist die Auswahl einiger weniger als geeignet erscheinender Individuen zur Vermehrung, die Auswahl von Laichfischen nur während kurzer Abschnitte der Laichperiode und der generelle Gebrauch weniger Laichtiere aufgrund genügend hoher Eimenge. Daher sollte ein Zuchtstamm aus mindestens 10 Familien bestehen (Gjedrem 1992). 104 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Hansen et al. (2001) konnten keinen genetischen Effekt durch Freiland-Besatz von BF feststellen, was auf einen schlechten Reproduktionserfolg der Zuchtfische schließen lässt. Eine Zunahme von Deformationen beim Nachwuchs von Regenbogenforellen ist bereits bei einem F-Wert von 0,25 beobachtbar (Aulstad & Kittelsen 1971). Die Eimortalität steigt laut diesen Autoren um 2,5% pro 10% Inzucht. Alm (1955) beschrieb schwere Verluste bei SS/BS Hybrid-Rückkreuzungen. Brooks et al. (1997) führen an, dass laut deren Beobachtungen einzelne Regenbogenforellen-Rogner in aufeinanderfolgenden Jahren Gameten mit ähnlichen Qualitätseigenschaften produzierten. Dies weist auf eine genetisch determinierte Komponente der Reproduktion hin, wofür die genauen Faktoren jedoch unbekannt sind. Die Autoren postulierten einen starken Einfluss genetischer Faktoren auf Fekundität und Eiqualität. DeMarch (1991) berichtete von starken maternalen Effekten beim Erbrütungserfolg von SS, ein solcher existiert wohl auch bei der Vermehrung der Äsche (Gum 2007). Eine ungleiche Befruchtungsfähigkeit von Teilen der Gameten bei Zuchtfischen kann so zur Anhäufung von unerwünschten Merkmalen in der Population führen. Natürliche Selektion bzw. der Tod ingezüchteter Nachkommen hilft natürlicherweise bei Begrenzung der Inzuchtdepression (Anderson & Woods, 1979). Die Fitness der Gesamtpopulation kann sich demnach durch Inzucht auch erhöhen, da die natürliche Selektion in diesem Falle stärker greift (Meuwissen & Woolliams 1994). Der beobachtete Heterozygotiegrad (Hobs) der Individuen einer Population kann als Maß der genetischen Diversität der Individuen betrachtet werden und zugleich auch Hinweise auf die Modalitäten der Reproduktion geben. Negative Effekte können jedoch auch durch Outbreeding auftreten, wenn Fische aus anderen Herkünften/Populationen eingekreuzt werden. Dies kann zur Folge haben, dass bestimmte lokale Anpassungen an die Umweltgegebenheiten oder genetische Mechanismen (positive Epistasis) gestört werden, was in niedrigerer Fitness der Nachkommen resultiert. Derartige Störungen können selbstverständlich auch in der Frühentwicklung auftreten, was allerdings erst nach einigen Tochtergenerationen zu Tage tritt. Eine durch einen Überschuss an heterozygoten Individuen verursachte Abweichung vom Hardy-Weinberg-Gleichgewicht tritt bei Zuchtherkünften sehr leicht auf. Die erhöhte Zahl heterozygoter Individuen kann auf die Anpaarung von Elterntieren mit unterschiedlichem genetischem Hintergrund zurückgeführt werden (offene Laichfischhaltung). Diese Kreuzungsmethode ist eine gängige Praxis in der Forellenzucht, da so versucht wird, Heterosiseffekte auszunutzen (siehe z.B. Dobosz 105 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- et al. 1992). Es sollte in diesem Zusammenhang bedacht werden, dass bei Salmonidenarten durchaus Variationen der Chromosomenzahlen auftreten können (Colihueque 2001), was bei Kreuzung von Tieren verschiedener Ploidie zu Problemen führen kann. Erwünschte morphologische Merkmale wie Wachstum und Fleischqualität stehen oft in züchterischem Widerspruch zu reproduktiven Eigenschaften, da erstere eher durch einen hohen Grad an Inzucht (Reinzucht) begünstigt werden. Kreuzungen zwischen verschiedenen Salmonidenarten bringen, wie im Fall des Elsäßer Saiblings, häufig bessere Wachstumseigenschaften, resultierten aber dafür in hoher Mortalität der Nachkommen mit Überlebensraten von teils weit unter 50% (Alm 1955). Dies betrifft nach einhelligen Berichten auch die Eier selbst in frühen Stadien, Rückkreuzungen können sogar noch höhere Verluste mit sich bringen. Ursache sind vermutlich Probleme der Chromosomenbalance in der Metaphase und eine Störung der Genregulation. Gjedrem (1992) steht der Kreuzung von Reinzuchtstämmen und ingezüchteten Linien von Regenbogenforellen skeptisch gegenüber und beurteilt dies als wenig erfolgversprechend. Er schlägt vor, nur bei hohen Heterosiswerten zu kreuzen, die jedoch vorab bekannt sein müssen. Nach anderen Berichten brachten Reinzuchten um 2,5% bessere SR als Kreuzungen (Hörstgen-Schwark et al. 1986). Um die Heritabilität von Merkmalen festzustellen zu können, müssten große Stückzahlen an Laichfischen gehalten werden, wodurch die gezielte Zucht unrentabel wird. Eigenschaften der Reproduktion zeigen aber im Allgemeinen eine eher niedrige Heritabilität (Klupp 1998), hier wären jedoch in der jeweiligen Population Selektionsexperimente erforderlich. BF zeigten in der Vergangenheit nicht nur im Betrieb der Lehranstalt besonders schlechte Reproduktionsraten. Die Art ist als heimischer Leitfisch der Forellenregion gefährdet und verzeichnet auch im Freiland geringe Nachkommenzahlen. In Kreuzungsversuchen sollte ermittelt werden, inwieweit sich Heterosiseffekte nach Paarung verschiedener BF-Herkünfte direkt auf die SR auswirken. Dies gäbe Hinweis auf durch einen genetischen Flaschenhals-Effekt hervorgerufene direkte Fertilitätsstörungen, da bei Zunahme der Heterozygotie theoretisch Zygoten höherer Fitness erzeugt werden müssten. Es wurden hierfür jeweils Spermien und Eier der jeweiligen BF-Vergleichsherkünfte verwendet. Obgleich Eier der Herkunft K bei Befruchtung mit Spermien der Herkunft A aus der Zuchtanlage vergleichbar hohe SR 106 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- wie bei Verwendung von K-Milchnern erzeugten, erbrachten alle Proben bei denen ARogen verwendet wurde äußerst schlechte SR oder sogar keine Nachkommen. Aber auch sich bereits entwickelnde Embryonen starben in vielen Fällen ab. Die Bedingungen bei Befruchtung und Aufzucht waren in jedem Fall identisch mit denen der Vergleichsgruppen aus K-Rognern, fertilisiert wurde jeweils an gleichen Tagen. Dies weißt auf eine durch den Rogen determinierte, äußerst schlechte Eiqualität hin. Es ist möglich, dass durch genetische Verarmung die Produktion qualitativ guter Gameten durch die BF bereits nicht mehr im vollen Maße gewährleistet ist. In diesem Fall könnten durch Kreuzungsversuche keine Verbesserungen bei der SR beobachtet werden, da das Ausgangsmaterial den Schlupferfolg bedingt. Auch OutbreedingEffekte könnten durch zu massives Einkreuzen über Jahre die beobachtete Variabilität der Fertilität und Entwicklung verursacht haben. Deutlich besser, obgleich wiederum variabel im Ergebnis der Einzelrogner (2 Tiere zeigten SR von unter 30%), waren die SR von den aus der Aufseß gefangenen Wildfischen (Aw). Aw-Milchner konnten bei Kreuzung mit K-Rognern sogar für einen leichten Heterosiseffekt bei der SR sorgen (14% höhere SR im Mittel), Aw-Rogen zeigte hingegen bei Verwendung von KSpermien geringfügig schlechtere SR als die Reinzucht. Dies galt auch für die Einkreuzung von BF aus Salgen, wo durchweg sehr gute SR erreicht werden konnten, und die sogar eine weniger ausgeprägte Variabilität als bei den zuvor getesteten AwTieren zeigten. Es ist in der Gesamtsicht offensichtlich, das selbst durch Einkreuzen anderer Stämme kaum bessere Ergebnisse möglich gewesen wären. Die hierbei verwendeten AwLaicher waren eine in der betreffenden Laichperiode neu durch Elektrobefischung erhaltene Gruppe, weshalb kein direkter Vergleich möglich ist. Alle wild gefangenen BF zeigten zum Zeitpunkt der Entnahme noch keine Zeichen für erfolgte Ovulation und wurden bis dahin in Quarantänebecken verbracht. Warum genau die Aw-Tiere bessere SR lieferten als ihre Abstammungslinie aus der betrieblichen Zucht ist nicht bekannt. Es besteht die Möglichkeit der zwischenzeitlichen Zuwanderung von Tieren anderer Herkunft von stromabwärts, da eine Durchgängigkeit durch Fischtreppen gegeben war. Zusätzlich wurden die Tiere für die Kreuzung mit BF der Herkunft S bereits ca. 3 Wochen früher gefangen als in der vorangegangenen Saison und diese wurden auch sehr viel früher laichreif. Da es sich hierbei um meist größere Exemplare handelte (das Abstreifen kleiner Tiere zu Versuchszwecken wurde wegen dem „Erstlaichereffekt“ vermieden), könnte es sich auch um eine quasi im Freiland 107 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- selektierte Auswahl von Tieren von höherer Fitness und Fekundität gehandelt haben. Es kann davon ausgegangen werden, dass in dem Befischungsgebiet so gut wie ausschließlich Tiere aus der Aufsesser Zucht zu finden sind, da kein Besatz anderer Herkunft stattfand. Es ist aber anzumerken, dass die betriebliche Zuchtlinie seit ca. 10 Jahren zur Erhaltung der genetischen Variabilität immer wieder mit Tieren verschiedener lokaler Herkunft vermengt wurde, so dass kein homogener Pool herkunftspezifischer Merkmale zu erwarten ist. Ein Großteil dieser Nachkommen aus Kreuzungen wurde jedoch nicht explizit als Laichfische herangezogen. So könnte sich durch Outbreeding, selektive Auswahl und natürliche Selektion eine ungünstige genetische Gesamtsituation ergeben haben, in welcher der Nettogehalt an stärker homozygoten Individuen stets stieg. Hierfür spricht die Beobachtung der sich stetig verschlechternden SR bei BF der letzten Jahre. Aufgrund der Daten aus den Kreuzungsversuchen konnte ein maternaler Effekt deshalb nicht wiederholt bestätigt werden. Allerdings lieferten die relativ hohen SR der Population Aw auch nicht die benötigte Grundlage für diesen Teil der Untersuchung. Nach Abschaffung des „alten“ Zuchtstammes BFA konnte mit diesem Modell leider nicht mehr gearbeitet werden um die Problematik der schlechten Fertilisationsergebnisse zu untersuchen. Da zudem wie beschrieben ein Mix von Tieren diverser Herkunft in der Anlage verwandt wird, ist die Schwankungsbreite stark gestiegen (was zunächst auch eine Verringerung der Problematik nach sich zieht), was ein experimentelles Arbeiten mit der Population erschwert. Fortführende Studien dieser Art wären somit angezeigt. Seit einiger Zeit ist man dazu übergegangen, auch in der Fischzucht molekulargenetische Methoden zu verwenden (Liu et al. 1998; Young et al. 1998). Trautner (2000) hat AFLP für die Genotypisierung von Regenbogenforellen optimiert und das analytische Potential erörtert. Stehen nur wenige Individuen zur Verfügung und sind keine Subpopulationen vorhanden, besitzt die AFLP-Analyse bei der Beschreibung von genetischer Diversität Vorteile gegenüber der Mikrosatellitenanalyse. Sogenannte "Marker Assisted Selection" wird bereits in der Fischzucht angewendet (Poopuang & Hallerman 1996). Hierbei wird versucht, mit Hilfe von molekulargenetischen Markern unterschiedliche Genotypen voneinander zu unterscheiden und speziell solche Marker zu finden, die eng an wirtschaftlich interessante Merkmale gekoppelt sind. 108 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurde versucht, anhand einiger Mikrosatellitenmarker eine genetische Beschreibung zumindest der vom diesem Standpunkt her am interessantesten erscheinenden BF-Populationen aus den Kreuzungsexperimenten durchzuführen. Die in der Anlage vorhandenen SS wurden bereits als keine reine Art (SS/BS Posthybriden) identifiziert (Unterlagen der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken). Die BS-Population aus Aufseß kann laut vorhandener Daten dagegen als reine Art gelten. BF aus Aufseß hatten laut vorangegangener Untersuchungen eine unterdurchschnittliche Allelanzahl und zeigten in ihrer Hobs Anzeichen für Auszucht. Die hier durchgeführte genotypische Analyse sollte als Test für die verwendete Methodik dienen, die in den Versuchen verwendeten BF-Populationen ansatzweise zu charakterisieren und erste Hinweise über zu erwartende Ergebnisse bei Fortführung genetischer Arbeiten mit den Laichgruppen geben. Für eine statistische Absicherung der Ergebnisse aus Mikrosatellitenanalysen sind freilich ausreichend hohe Probenzahlen erforderlich. Will man auch seltene Allele mit einer Häufigkeit < 5 % erfassen, so müssen pro Population mindestens 50 Individuen untersucht werden. Bei Zuchtpopulationen ist dagegen eine niedrigere Probenzahl möglich, da alle Tiere meist von einem sehr beschränkten Laicherstamm von um die 20-40 Tieren abstammten und damit die Zahl der Allele von vornherein nicht so hoch ist. Die im Freiland gefangene Aw-Population konnte mittels der vorliegenden Daten als wahrscheinlich von der K-Population genetisch nicht sehr different eingestuft werden und zeigte wie die anderen Zuchtherkünfte auch sehr heterogene Homozygotiegrade zwischen den Einzeltieren. Gruppe K war laut den vorliegenden Daten gegenüber Aw nicht deutlich genetisch differenziert, während S eine zu beiden Vergleichsgruppen deutlich differenzierte Population darstellt (Fst-Werte). Dies mag daran liegen, dass letztere nicht wie die Populationen Aw und K dem Maineinzugsgebiet, sondern dem Einzugsgebiet der Donau zuzurechnen sind. Die BF-Herkunft K war von den Gruppen S und Aw sehr verschieden was den beobachteten Inzuchtgrad über die noch sehr geringe Zahl von 6 Stichproben betrifft. Die beobachteten Inzuchtkoeffizienten zeigten bei den Herkünften S und Aw einen relativ geringen Wert um 0,1, Tiere der Gruppe K waren deutlich stärker ingezüchtet (0,27). Gruppe K zeigte insgesamt 19 homozygote Allele, Gruppe S 20 und Gruppe Aw hatte den geringsten Wert von nur 15 Homozygotien über alle Tiere und Marker. Dies ist im Einklang mit den Ergebnissen aus den Kreuzungsversuchen, wonach die letzte Aw-Gruppe (Kreuzung mit S) keine 109 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- schlechten SR zeigte. Obwohl die Gruppe K die höchste Inzuchtrate besaß, waren deren Bruterfolge eher hoch angesiedelt. Im Rückschluss würden also bei einer inzuchtbedingten Ursache der Problematik Inzuchtkoeffizienten bis 0,27 bei BF noch keine ausgeprägte Fertilitätsproblematik erklären. Die AMOVA für die Mikrosatelliten Daten zeigte eine Aufteilung der insgesamt beobachteten genetischen Variabilität in einen Anteil von 17,62% genetischer Variabilität zwischen den Gruppen und einen Anteil von 82,37% innerhalb der einzelnen Populationen. Somit wurde deutlich, dass der größte Anteil der Variabilität innerhalb der Populationen zu finden ist. Die Ergebnisse stimmen mit denen von Untersuchungen an Regenbogenforellen überein, welche besagen, dass die genetischen Unterschiede innerhalb von Populationen den größten Anteil an der genetischen Variabilität ausmachen, zumal der in der vorliegenden Untersuchung festgestellte Wert nahe dem von Allendorf & Phelps (1981) ermittelten Wert von 85 % liegt. Inwiefern diese Variabilität sich auch in der Fertilität niederschlägt, wäre zu erörtern. Die getesteten Herkünfte zeigten im Versuch insgesamt leider nicht die stark ausgeprägte Problematik schlechter SR wie der Zuchtherkunft A. Von hoher Variabilität der SR waren sie jedoch zum Teil durchaus betroffen. Einzelne Tiere wiesen höhere Heterozygotiewerte auf als andere, was die beobachtete Variabilität zwischen den Laichern zu erklären vermag. Wegen der vergleichsweise erfolgreichen Reproduktion in den Experimenten mit den Aw-Tieren konnten ob eines genetischen Faktors zur Determinierung der Fertilität keine gesicherten Aussagen gemacht werden. Auch aufgrund der sich nicht stark unterscheidenden Heterozygotieverteilung innerhalb der Herkünfte bleibt die Frage nach einer genetischen Komponente bei der Problematik zunächst unbeantwortet. Hier müssten ausgiebige Tests zur Evaluierung der selektiven Reproduktionsleistung von stark und weniger stark ingezüchteten Elterntieren erfolgen. Die Indizien sprechen aber dafür, dass selbst in BFPopulationen ohne problematische Verluste in der Erbrütungsphase die Genotypen der Einzeltiere sehr unterschiedlich sein können. Wichtig wäre zu wissen, wie solche Daten für Tiere mit stark verminderter Fertilität im Vergleich mit unproblematischen Individuen aussehen, was á priori hier beabsichtigt war. Dies konnte jedoch im Rahmen des Projektes in Bezug auf den Erbrütungserfolg des mangelhaften Aufsesser BF-Zuchtstamms (A) nicht mehr durchgeführt werden. Sinnvoll wäre es außerdem, trotz der teils guten Ergebnisse der im freien Gewässer gefangenen BF, 110 Fertilisationserfolg bei Salmoniden mittels optimierter Methoden -4. Diskussion- die Reproduktion wilder bzw. ausgewilderter Populationen in Bezug auf den Inzuchtgrad der Elterntiere zu untersuchen. Dies würde einen großen Zugewinn an grundsätzlicher Information bedeuten, inwieweit die Reproduktion solcher Tiere gewährleistet ist und ob dies an Faktoren der genetischen Diversität geknüpft ist. 4.2 Ursachenbewertung Nach Fazit des Auftragnehmers konnte die gestellte Aufgabe zur Untersuchung der auslösenden Faktoren der Problematik und die Bewertung genereller Zusammenhänge von oft diskutierten Parametern, die bei der Fertilisation der untersuchten Salmoniden eine Rolle spielen, im Rahmen des Vorhabens umfassend erörtert werden. Die Befruchtungsmethode ließ in einigen Details Verbesserungen zu, die durch entsprechende Experimente untermauert wurden. Die Befruchtungsmethode im Brutbetrieb wurde nun z.B. unter Verwendung des Ovarialplasmas durchgeführt, vorher wurde der Rogen in ein Sieb gestreift. Details hierzu sind auch Abschnitt 4.3 zu entnehmen. Die allgemeine Beurteilung der Gametenqualität ergab zum Teil Auffälligkeiten in den Eiproben einiger Rogner, die auf Überreife oder schlechte Qualität schließen ließen. Hier wurden unter den Einzeltieren zwar immer wieder Proben mit negativ zu bewertenden Kriterien ausgemacht, die aber die hohe Variabilität im Bruterfolg nicht erklären konnten. Die Variabilität konnte auch in qualitätsbezogenen Analysen des Ovarialplasmas bestätigt werden, Korrelationen zur BR/SR waren hierdurch jedoch nicht gegeben. Im Gesamtbild konnten an den für Versuche verwendeten Eiern kaum relevante Beeinträchtigungen der Qualität beobachtet werden, weswegen die Eiqualität als gut eingestuft werden kann. Insbesondere die Spermaqualität scheint ebenso, je nach verwendetem Milchner, starken Schwankungen zu unterliegen, die bei Spermien anhand besserer Qualitätsparameter einfacher zu beurteilen ist. Es zeigten sich bei verschiedenen Arten teils große Schwankungen in der Spermienkonzentration, pH des Seminalplasmas und den Motilitätsparametern. Diese Schwankungsbreite war sowohl bei Saiblingen wie bei Forellen augenscheinlich und 111 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- trägt möglicherweise zu einer erhöhten Variabilität im Fortpflanzungserfolg der Laichtiere bei. Die Ursachen für die beobachtete Variation der Spermaqualität sind dabei unklar. Ebenso wichtig wie die Ursachenforschung war in dieser Untersuchung der Ausschluss einiger vermuteter Zusammenhänge, die einen möglichen Einfluss auf den Reproduktionserfolg und die hohen Verluste haben konnten. Faktoren die sich bei der behandelten Problematik nach den neuen Erkenntnissen als nicht ausschlaggebend für niedrige BR oder SR der behandelten Populationen erwiesen, waren die Befruchtungstemperatur (bei SS), die Fütterung, Wasserparameter, Betäubung beim Streifvorgang mit MS-222 und Stress während der Oogenese. Die ausgeschlossenen Parameter gelten streng genommen nur für die im jeweiligen Versuch verwendeten Tiere. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, dass bei den untersuchten Arten verschiedene Ursachen für dieselbe Problematik vorliegen. Eher unwahrscheinlich nach Einschätzung der vorliegenden Ergebnisse (jedoch mit einer möglichen Einwirkung) sind Ursachen bedingt durch Krankheiten und Umweltchemikalien. Die IPN stellt dabei ein Risiko dar, obwohl die Erkrankung in den Populationen Substanzen nicht aus augenscheinlich der Landwirtschaft hervortrat. und Einwirkung Abwässern durch konnten chemische zwar durch Erbrütungsversuche und ein toxikologisches Gutachten von Eiproben nicht gefunden werden, eine Beteiligung des vor Ort erhöhten Gehalts an Atrazin kann jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Klare Ursache von Verlusten war zum einen die fehlende Befruchtung, zum anderen eine erhöhte Embryonensterblichkeit. Auschlaggebende Faktoren sind als Ergebnis dieser Untersuchung demnach eine unzureichende Kontrolle der Gameten vor deren Verwendung zur Befruchtung, eine stark ausgeprägte Variabilität in der Fertilisierbarkeit und Entwicklungsfähigkeit auch des ansonsten unauffälligen Rogens und ferner hohe Schwankungen in Qualitätsparametern der Spermien. Letztere äußert sich jedoch sicher nur in Abhängigkeit der verwendeten Menge pro Ei und den Umständen bei der Aktivierung sowie Lagerung, Anzahl der verwendeten Milchner, Verdünnung, Geschwindigkeit bei Zugabe und Vermengen, Vorhandensein und Zusammensetzung von Ovarialplasma etc. Zum Teil konnten diese Umstände durch 112 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Verbesserung der Selektionskriterien der verwendeten Gameten mittels geeigneter Kriterien, sowie der Vermeidung von Verunreinigungen durch Blut und Ovarialplasma schlechter Qualität verbessert werden. Tatsache ist, das in der untersuchten Population Laichtiere mit extrem variabler Fertilität zu sein scheinen, was einen nicht unerheblichen Teil der Problematik hervorruft. Als eine mögliche Ursache der starken Variabilität der funktionellen Gametenqualität ist die Verwendung junger Laichfische zu nennen, die zu frühen Verlusten führen kann. In den meisten Fällen wurden Erstlaicher im normalen Betrieb außen vor gelassen und die Zucht mehrheitlich mit 34-jährigen Tieren betrieben. All diese Beobachtungen zeichnen das Bild von einer sich in reproduktiven Charakteristika äußernden Variabilität der Fertilität der drei Arten, welche, in Summe mit unzureichender Selektivität bei Auswahl von Gameten, die beobachtete Fertilisationsproblematik hervorruft. Ein Effekt maternaler Parameter (wie durch genetic imprinting) ist nicht auszuschließen, in welcher der Rogen einen kritischen Faktor der Variabilität darstellt (siehe Kreuzungsversuch und Einzelpaarungen). Aber auch Milchner zeigten im direkten Vergleich extrem unterschiedliche Fortpflanzungserfolge, was auf einen genetischen Hintergrund hindeutet, der Teile der gesamten Populationen betrifft. Ungünstige Paarungen können so zufällig schlechte und gute Fortpflanzungserfolge erzielen, was die Ursachenforschung erschwert. Outbreeding-Effekte, speziell bei BF, könnten durch planloses Einkreuzen entstanden sein und für Probleme bei der Fertilität der Laicher und Entwicklung von Eiern hier in Frage kommen. Dagegen spricht, dass auch BS, bei denen dies nicht erfolgte, stark betroffen sind. Inzuchtdepression in Teilen der betroffenen Salmonidenpopulationen kann als wahrscheinlicher für die Schwierigkeiten bei der Vermehrung angesehen werden. Eine Verschlechterung Reaktionsmechanismen sowie der der Eiqualität, der Entwicklungsfähigkeit aufgrund Spermien-Eigenetischer Ursachen muss generell in Betracht gezogen werden, wobei dies dann unter allen in Aufseß gehaltenen Arten evtl. aber in unterschiedlicher Ausprägung der Fall sein müsste. Ein solcher Zusammenhang wird von vielen Fischereiexperten seit langem diskutiert und ist in der wissenschaftlichen Literatur oft belegt worden. Der zweifelsfreie Nachweis von durch Inzucht oder genetischer Inkompatibilität hervorgerufenen negativen Effekten auf die Gametenqualität bzw. Fertilität gestaltet sich jedoch sehr schwierig, da ohne molekularbiologische Analyse in Verbindung mit experimentellen 113 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -4. Diskussion- Ansätzen allenfalls Hinweise, jedoch keine kausalen Zusammenhänge nachgewiesen werden können. Die Theorie, dass eine Homozygotiezunahme Gametenqualität bzw. ähnliche Entwicklungsprobleme bei schlechtere BF oder anderen Salmoniden bedingt, wäre im vorliegenden Fall wie auch generell eingehend zu überprüfen. Um dem auf den Grund zu gehen, sollte der Inzuchtstatus der Tiere ausführlicher untersucht werden um zu sehen, ob sich deren Reproduktionsleistung durch genetische Gegebenheiten erklären ließe. In der Literatur existieren hierzu nur spärliche Informationen, da meist Fitnessparameter der Nachkommen lediglich unter Angabe evtl. schlechterer Eiqualität oder höheren Verlusten bei ingezüchteten Linien beschrieben wurden. Dies ist auch auf die nötigen umfangreichen Arbeiten sowie die diffizilen molekularbiologischen Methoden zurückzuführen. Das Wissen über die Auswirkungen auf die Produktion von BF als Besatz würde von derlei Information sicher stark profitieren. Ein Mangel an Reproduktionsfähigkeit hätte im Freiland sehr viel negativere Folgen als in der Zucht, da dort ohnehin nur ein Bruchteil der Jungtiere mit hoher Fitness überlebt. 114 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -5. Empfehlungen- 5. Empfehlungen 5.1 Aquakultur von Salmoniden Es konnten einige wichtige und allgemein zu beachtende Parameter zur Fertilisationspraxis von Salmoniden anhand der hier untersuchten Fischarten/Herkünfte eingegrenzt werden. Dies soll jedoch keinesfalls dazu veranlassen, den Einfluss weiterer, lokal vorhandener Faktoren bei der Zucht und Haltung verschiedener Salmoniden unterzubewerten. Um Probleme zu vermeiden oder zu erkennen, kann jeder Züchter praktische Leitlinien anwenden. Folgende Empfehlungen können in verschiedenen Bereichen der Fertilisationspraxis gegeben werden: Rogner erst ca. 2-3 Tage nach der Ovulation (weicher Bauch, hervortretende Geschlechtsöffnung) abstreifen, da die Eier u.U. noch nicht voll befruchtungsfähig sind. Zu frühes Abstreifen ist ebenfalls zu vermeiden, wenn Eier nicht leicht aus der Bauchhöhle fallen. Überreife unbedingt durch häufige Kontrolle vermeiden; ein Zeitfenster bis 1 Woche nach Ovulation sollte eingehalten werden (verschieden je nach Herkunft und Fischart). Begutachtung der Qualitätskontrolle, Eier v.a. jedes Rogners im Rahmen Kontrolle auf Einschlüsse und einer strikten inhomogene Lipidverteilung in den Eiern. Zugabe schlechter Eier gefährdet den Befruchtungserfolg. Bewährt hat sich die Verwendung eines Durchlichttisches. Vermengen von Eichargen verschiedener Populationen und Herkunft unterbinden. Erstlaicher nicht verwenden oder separat abstreifen. Fische ohne Fütterung mit Laichfischfutter nicht verwenden oder separat abstreifen. 115 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -5. Empfehlungen- Streifen und Befruchtung unter Verwendung von Ovarialplasma. Lagerung von Eiern in Ovarialplasma für einige Stunden (gekühlt) möglich. Ausreichende Sauerstoffzufuhr für Spermien bei der Lagerung. Vor Gebrauch Aktivierbarkeit von Spermien jedes Ejakulats kurz überprüfen (Zugabe von Wasser oder Ovarialplasma im Mikroskop). Milch möglichst vieler Milchner verwenden, um BR zu optimieren und genetische Vielfalt zu sichern. Spermienzugabe mehrerer Ejakulate möglichst gleichzeitig (Verwendung von Röhrchen etc.). Erhöhung des Spermien-Ei-Verhältnisses bei unzureichender BR. Alkalische Pufferung des Wassers bzw. der Befruchtungslösung (pH um 8,5) kann helfen, Variabilitäten der Ovarialplasmata auszugleichen und für eine gute und möglichst lang anhaltende Spermienaktivierung sorgen. Hierzu ist Natriumhydrogencarbonat (Soda, Natron) gut geeignet. Überprüfung der BR möglichst frühzeitig (10-15 Tage nach Befruchtung) zur besseren Planung (Durchlichttisch), evtl. Verwendung verdünnter Essigsäure oder einer geeigneten Färbung. Eingehende Dokumentation aller Daten der Befruchtungscharge (hierzu befindet sich der Entwurf eines Formblatts unter Anhang G) zur Erfolgsanalyse. Die meisten Betriebe verfolgen bei Haltung von Laichfischen und der Nachzucht unterschiedliche Strategien. Auch bei Anwendung strenger Zuchtrichtlinien liegt der Focus der Auslese aber nur selten auf der Selektion von Laichern mit hohen BR/SR bzw. maximaler Ausbeute an entwicklungsfähigen Eiern zugunsten von Merkmalen wie Habitus, Krankheitsresistenz und Wachstum. So wird heute in vielen Betrieben in hohem Maße abgestorbenes Eimaterial aussortiert, um aus der großen Menge anfänglich abgestreifter Salmonideneier genug Nachwuchs zu gewinnen. Oft kann die Ursache für aufkommende Verluste nicht erkannt werden. Hier sollen Züchtern einige Hinweise gegeben werden, die kondensiert aus dieser Studie und Recherche hervorgingen. 116 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -5. Empfehlungen- Folgende Empfehlungen können für die Haltung von Laichfischen gegeben werden: Temperaturoptima für Haltung und Erbrütung der jeweiligen Art und Herkunft beachten (Literatur, Züchter konsultieren). Laichfischfutter verwenden, mischen der Produkte verschiedener Hersteller und ggf. Zufüttern von Naturnahrung zur allgemeinen Steigerung der Fitness. Gefahr von krankheitsbedingter Immunsuppression und Schädigung von Gameten z.B. durch IPN stets eliminieren. Fische mit schlechter Eiqualität nach o.g. Kriterien markieren (Tätowieren, Flossenschnitte, Tags), und /oder im Folgejahr separat streifen, um schlechte Eiqualität aus dem Brutbetrieb zu eliminieren. Trennung von Kreuzungs- und Zuchttieren als oberstes Gebot (siehe Klupp 1998) – evtl. Markierung. Inzuchtvermeidung: Große willkürlich gepaarte Bestände verwenden und systematisch Kreuzungen nahe verwandter Tiere vermeiden (manche Züchter verwenden Laicher nur einmal, dann nie wieder (Greenberg 1960, Kincaid 1983)). Beim Einkreuzen vorher die Kompatibilität überprüfen durch Aufzucht von 1-2 Generationen um negative (Outbreeding-) Effekte zu vermeiden. Die im Zuge der Diskussion in dieser Studie aufgeworfenen Fragen sollten im Sinne fischereilichen Interesses in weiterführenden Studien aufgegriffen werden. Ergänzende Arbeiten sind nötig, um ein möglichst umfassendes Bild wichtiger reproduktiver Faktoren in der Salmonidenzucht zu erhalten. Stehen etwa genetische Ursachen einer reproduktiven Problematik zur Diskussion, so ist generell eine Option die, Laichfische und Eier von gleichen Rognern in einem Zuchtbetrieb ohne derartige Probleme zu halten bzw. zu Erbrüten (evtl. in Form eines Ringversuchs). Dadurch käme der genetische Anteil an der Problematik zum Vorschein, Haltungsbedingungen des Stammbetriebes weitgehend wegfallen. 117 da Fertilisationserfolg bei Salmoniden -5. Empfehlungen- Folgende Empfehlungen können des Weiteren für fortführende Untersuchungen gegeben werden: Untersuchung ernährungsbedingter Probleme im Langzeitversuch vom Juvenilstadium an bis zur wiederholten Laichreife. Fütterung jeweils mit kommerziellem Laichfischfutter und zum Vergleich mit natürlicher Nahrung unter sonst gleichen Gegebenheiten. Experimentelle Erfassung (chronischer) Pathogene Umweltchemikalien Reproduktionserfolg in der evtl. (nur Effekte und verschiedener bislang subletalen möglich wenig Konzentrationen unter verbreiteter erforschter auf Tierversuchs- den und Quarantänebedingungen). Untersuchung der Reinerbigkeit der betroffenen Populationen mit hoher Stichprobenzahl, Detektion von Problemen durch Posthybride und Analyse herkunftspezifischer Marker. Analyse der Populationsstruktur sowie Inzuchtkoeffizienten einer gegebenen Population mit variablen Reproduktionsergebnissen mittels Genotypisierung möglichst vieler Einzelindividuen und Vergleich des Reproduktionserfolgs der einzelnen Individuen, Gruppen und Kreuzungspaarungen. Zusätzlich ist die Verwendung einer möglichst ideal reproduzierenden Außengruppe ratsam. 5.2 Satzfischproduktion und ökologische Schlussfolgerung Zum Erhalt der Diversität unserer heimischen Fischarten ist ein breiteres Wissen nötig, da ohne dieses kein sinnvoller Artenschutz bei Fischen möglich ist. Die Vermehrung vieler Fischarten in Flüssen und Seen Bayerns ist in vielen Fällen nicht mehr zu einer autarken Bestandserhaltung in der Lage. Die Gründe hierfür sind weitgehend unbekannt. In der Diskussion sind hierfür viele Ursachen wie Gewässerbelastung und Veränderung des Lebensraums. Wehre und schlecht angelegte Fischtreppen können potentiell die Überreife der Gameten bei laichbereiten Wildfischen fördern (De Gaudemar & Beall 1998), was immense Auswirkungen auf die Fortpflanzungsrate mit sich bringt. Die Priorität sollte zwar primär auf der 118 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -5. Empfehlungen- Renaturierung und Unterstützung autochthoner Bestände liegen, ohne gezielte Besatzmaßnahmen wären jedoch viele Fischarten aus den Flüssen und Seen Bayerns heute verschwunden. Seitens der Fischereiorganisationen werden hohe Summen verwandt, dieser Situation durch solche Besatzmaßnahmen entgegen zu wirken. Dieser Entwicklung, die sich innerhalb der letzten Dekade mehr oder minder unbemerkt angebahnt haben könnte, gilt es durch die Fischereiverwaltung und von wissenschaftlicher Seite entschieden entgegenzutreten. Die Frage ob und wie gut sich Zuchtfische als Besatzfische für freie Gewässer eignen, beruht letztendlich auf der Wirkung auf die Gesamtpopulation der Zoonose und dem Reproduktionserfolg der besetzten Tiere (Dannewitz et al. 2004). Vermeidung von Inzucht durch nicht rein morphologische Auslese und planloses Einkreuzen ohne Prüfung der Kompatibilität (Fertilisationserfolg, Zeitpunkt der Laichperiode, Resistenz gegen lokale Erreger etc.) durch Testkreuzungen ist in der Satzfischzucht oberstes Gebot. Wichtig für die Satzfischzucht ist die Anpassungsfähigkeit und ein natürliches Verhalten des verwendeten Stammes (Klupp 1998). Dies ist in der Salmonidenzucht jedoch nur schwer zu erreichen. Eine wichtige Rolle hat die erfolgreiche Vermehrung, da durch sie schneller adaptierte Nachkommen mit hoher Fitness in der Biozönose entstehen. Es existieren jedoch Anzeichen dafür, dass Besatzfische aus einem teilweise degenerierten Genpool in Bayern Anteil an der mehr als mangelhaften autarken Vermehrung in den freien Gewässern haben könnten. Reproduktionsschwache Satzfische aus Zuchtbetrieben könnten im Feld, wo naturgemäß nur ein äußerst geringer Prozentsatz des Nachwuchses überlebt, aufgrund der genannten Zusammenhänge zu einer de facto Vermehrung jedoch nicht mehr fähig sein. Eine Unterstützung der Fischbestände gilt es mit lokal angepassten und hochfertilen Tieren durchzuführen. Welche Gametenqualität und Entwicklungsrate ingezüchtete Fische bestimmten Grades erbringen können ist bislang unklar und könnte nur in experimentellen Langzeitstudien erarbeitet werden. Eine Evaluierung von zu erwartenden Reproduktionsleistungen einer gegebenen Population mittels aktueller genetischer Methoden wäre somit vor allem für die Satzfischzucht ein innovativer Schritt zur besseren Bestandspflege. Hierzu sind wissenschaftliche Daten vonnöten, welche den Einfluss der genotypischen Charakteristika wie des Heterozygotiegrads einer Population mit der reproduktiven Leistung verknüpfen und so die Diskriminierung bestehender Herkünfte nach deren Eignung als Besatz sowie 119 Fertilisationserfolg bei Salmoniden eine reproduktiv ausgerichtete -5. Empfehlungen- Bestandsanalyse erlauben. Eine durchdachte Vorgehensweise bei der Erzeugung von Nachkommen für den Besatz ist als äusserst wichtig zu erachten. Empfohlen wird hierzu die Matrix-Vorgehensweise nach Compton (2004), bei der Eimixe verschiedener Rogner auf die Zahl an Milchnern aufgeteilt und dann einzeln von der Milch letzterer befruchtet werden. Hierdurch wird eine maximale Durchmischung des vorhandenen Genmaterials und damit die genetische Diversität der Nachkommen sichergestellt. 120 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -6. Zusammenfassung- 6 Zusammenfassung Aufgrund massiver Probleme bei der Befruchtung und Erbrütung von Salmoniden bei zahlreichen Betrieben in Bayern sollten im Rahmen dieser Studie zum einen experimentell der Einfluss verschiedener Faktoren auf den Reproduktionserfolg von Bachforellen, Bach- und Seesaiblingen gemessen, sowie durch analytische Methoden potentiell problematische Eigenschaften von Gameten und kritische Parameter für das Brutgeschehen benannt werden. Die Arbeit sollte so eine möglichst umfassende Beschreibung der Situation, Ursachenforschung zur Problematik und Übertragung der Ergebnisse auf reproduktive Leistungen heimischer Salmoniden im Freiland ergeben. Eier und Spermien wurden anhand verschiedener deskriptiver Qualitätsanalysen näher untersucht. Sie zeichneten sich durch hohe Variabilität in diversen Parametern aus, darunter Motilitätskriterien (bei Spermien) und Plasmaeigenschaften. Resultate aus Tests verschiedener Befruchtungsmethoden, Spermienkonzentrationen, Färbemethoden zur frühen Ermittlung der BR und Qualitätsselektion von Eichargen wurden exemplarisch gewonnen und dienten der Optimierung der Fertilisation. Es konnte festgestellt werden, dass ein Teil der Verluste dadurch begründet ist, dass Eier jeweils zu verschiedenen Anteilen unbefruchtet blieben. Neben teils niedriger Befruchtungsrate verzeichneten die Gelege verbreitet eine vom Elterntier abhängige Störung der Entwicklungsfähigkeit zum schlüpfenden Tier. Im Ergebnis konnte der Einfluss einiger fraglicher Faktoren auf Befruchtungs- und Schlupfrate experimentell als nicht ausschlaggebend eingestuft werden. So waren Stress, Fütterung, Betäubung und im Falle von Seesaiblingen die Befruchtungstemperatur ohne Einfluss auf die Reproduktionsleistung. Auch der Einfluss einiger Charakteristika der Gameten konnte nicht nachgewiesen werden. Unwahrscheinlich ist weiterhin nach eingehender Untersuchung eine Beteiligung von Umweltchemikalien, Pathogenen und Wasserparametern, wobei diese Faktoren nicht endgültig ausgeschlossen werden konnten. Es handelte sich hierbei somit um kein reines Befruchtungsproblem, wie auch kein reines Eiqualitätsproblem, welches allein durch einfach erfassbare Qualitätskriterien wie Eimorphologie, Überreife und Kontaminationen erklärbar war. Gründe der massiven Probleme sind nach Einschätzung der Resultate eine unzureichende Selektion der Gameten aufgrund verschiedener Qualitätscharakteristika und eine eventuell genetisch bedingte hohe Variabilität der Gametenqualität eines Teils der Populationen. Die Arbeit enthält eine 121 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -6. Zusammenfassung- kritische Diskussion und Vergleich von Ergebnissen und Literatur und gibt praktische Empfehlungen für Aquakultur, Satzfischzucht sowie einen Überblick über in diesem Zusammenhang weiterzuführende Untersuchungsansätze. 122 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -7. Danksagung- 7 Danksagung Der Verfasser bedankt sich bei Herrn Bezirkstagspräsidenten Dr. Günther Denzler für die Schaffung der notwendigen Voraussetzungen zur Durchführung der Untersuchung in der Lehranstalt für Fischerei Aufseß. Weiter danke ich dem Präsidenten des Landesfischereiverbandes Bayern, Herrn Eberhard Roese und dem Präsidenten des Bezirksfischereiverbandes Oberfranken, Herrn Friedrich Schmauser, für die Finanzierung des Vorhabens. Mein Dank gilt auch dem Ehrenpräsident der Bezirksfischereiverbandes Oberfranken Herrn Albert Schütze für die Unterstützung des Projektes. Die Realisierung des Vorhabens ist maßgeblich Herrn Dr. Robert Klupp und Herrn Manfred Popp, Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken, zuzuschreiben, ohne die diese Studie nicht stattgefunden hätte. Herr Kay Kuhlen half bei der Bestimmung von Wasserwerten und war immer zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Frau Heidemarie Miklis verlor nie den Überblick bei der oft komplizierten Abwicklung aller nötigen verwaltungstechnischen Aspekte. Mein besonderer Dank gilt Herrn Ronny Seyfried, dem örtlichen Leiter der Lehranstalt für Fischerei Aufseß, für die unkomplizierte Hilfe und Bereitstellung der kompletten Infrastruktur der Lehranstalt für Fischerei Aufseß. Auch seinen Mitarbeitern Herrn Günther Taschner und Herrn Friedhold Schürer sei an dieser Stelle für die Unterstützung gedankt. Sie erbrachten durch ihre äußerst kollegiale Zusammenarbeit einen großen Beitrag zum Gelingen der Arbeit. Dank auch an Herrn Dieter Gottschling für fruchtbare Diskussionen und praktische Hilfe bei der Versuchsdurchführung. Den Lehrlingen der Lehranstalt für Fischerei in Aufseß Herrn Simon Stäblein, Herrn Alexander Stenglein, Herrn Simon Abt, Herrn Julian Abt, Herrn Jonas Heinlein und Frau Daniela Gundelsheimer danke ich für ihre tatkräftige Unterstützung. Herrn Dr. Helmut Wedekind, Institut für Fischerei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, gilt mein Dank für die freundliche Unterstützung bei der Planung und Durchführung des Vorhabens. Herr Prof. Dr. Mansour El-Matbouli von der Klinik für Fische und Reptilien der Ludwig-Maximilian-Universität München ermöglichte es, dieses Projekt in dem gestellten zeitlichen Rahmen neben anderen Verpflichtungen durchzuführen. Herrn Prof. Dr. Wilfried Haas danke ich für die Beratung und Bereitstellung von Geräten. Frau Dr. Edit Eszterbauer vom Veterinary Medical Research Institute der Hungarian Academy of Sciences in Budapest konnte mit ihrer 123 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -7. Danksagung- molekularbiologischen Expertise die genetischen Aspekte der Studie zur vollen Zufriedenheit bearbeiten. Danken möchte ich Herrn Guido Neumann vom Schwäbischen Fischereihof Salgen des Bezirks Schwaben und Herrn Lothar Keidel, Fischzucht Keidel, Wüstensachsen, für die unkomplizierte Bereitstellung von Laichfischen. Herr Dipl. Biol. Daniel Grabner von der Klinik für Fische und Reptilien der Ludwig-Maximilian-Universität München gilt Dank für vielfältige technische Hilfe, Durchsicht des Manuskripts und Durchführung von histologischen Arbeiten. Frau Dipl. Biol. Suzanne van de Graaff und Herr Reinhard Gast sorgten unbürokratisch für die chemisch-toxikologische Analyse. Frau Christina Loy von der Sektion Entwicklungsbiologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg führte die Osmolalitätsmessungen durch und unterstützte die Arbeit mit praktischen Hinweisen. Dank gebührt auch Herrn Dr. Ralph Rübsam von der Sektion Entwicklungsbiologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg für Beratung, Mikroskopie und praktische Versuchstätigkeiten. Herr Dr. Gunnar Dembek von der Klinik für Fische und Reptilien der LudwigMaximilian-Universität München unterstütze die Arbeit in den Bereichen Histologie und Ultrastruktur. Nicht zuletzt danke ich der Firma Coppens für die Unterstützung bei futtermitteltechnischen Aspekten, sowie Herrn Günther Wuhrer für Informationen und Beschaffung von Futtermitteln. Lieber Dank gebührt nicht zuletzt meinen mich stets unterstützenden Eltern Suna und Siegfried Kallert, und meiner Verlobten Jacqueline Biermann v.a. für Geduld während Abwesenheit, Schreibarbeiten und Durchführung des Projektes. 124 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -8. Literatur- 8 Literatur Aas GH, RefstieT & Gjerde B (1991) Evaluation of milt quality of Atlantic salmon. Aquaculture 95: 125132. Aegerter S & Jalabert B (2004) Effects of post-ovulatory oocyte ageing and temperature on egg quality and on the occurrence of triploid fry in rainbow trout, Oncorhynchus mykiss. Aquaculture 231: 5971. Aegerter S, Jalabert B & Bobe J (2005) Large-scale real-time PCR analysis of mRNA abundance in rainbow trout eggs in relationship with egg quality and post-ovulatory ageing. Mol Reprod Dev 72: 377-385. Alavi SMH & Cosson J (2006) Sperm motility in fishes: I. Effects of ions and osmolality. Cell Biol Int 30: 1-14. 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Zusammensetzung der Futtermittel im Versuch mit Zebrabärblingen (Angaben laut Hersteller) MF: 40% Fischmehl, 38,6% Weizen, 20% Sojaschrot dampferhitzt, 1,4% Fischöl Inhaltsstoffe: (Angaben laut Hersteller) Rohprotein 45% Rohfett 7% Rohfaser 3% Rohasche 8% Phosphor 1,3% Vitamin A 16000 IU/kg Vitamin D3 800 IU/kg Vitamin E 160 mg/kg Antioxidant (Ethoxyquin) 100 mg/kg Bruttoenergie 4516 Kcal/kg 18, 9 Mj/kg LFF: Fischmehl, Sojaschrot dampferhitzt, Weizen, Maiskleber, Fischöl, Premix Inhaltsstoffe: (Angaben laut Hersteller) Rohprotein 48% Rohfett 10% Rohfaser 2,5% Rohasche 10% Phosphor 1,4% Vitamin A 27000 IU/kg Vitamin D3 3000 IU/kg Vitamin E 240 mg/kg Vitamin C 360 mg/kg Kupfer 5 mg/kg Astaxanthin 40 mg/kg Antioxidant E321 Farbstoffe E161J Spezielle Zusatzstoffe Immunstimulant 136 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -9. Appendix- B. Zusammensetzung des Futtermittels im Versuch mit Bachsaiblingen 42,65%Fischmehl, 23% Sojaschrot dampferhitzt, 12% Weizen, 9% Weizenkleber, 9,99% Fischöl, 2,34% Soja dampferhitzt, 1,11% Premix Inhaltsstoffe: (Angaben laut Hersteller) Rohprotein 49% Rohfett 15% Rohfaser 2,38% Rohasche 9,58% Phosphor 1,27% Vitamin A 1,2 IU/g Vitamin D3 0,18 IU/g Vitamin E 308 mg/kg Vitamin C 360 mg/kg Kupfer 8 mg/kg Astaxanthin 50 mg/kg Spezielle Zusatzstoffe BHT 122 mg/kg C. Primersequenzen zur Mikrosatellitenanalyse der Bachforellen-Herkünfte Str-15 (Estoup et al. 1993) Str15FAM 5'-TGCAGGCAGACGGATCAGGC-3 Str15R 5'-AATCCTCTACGTAAGGGATTTGC-3' Str-60 (Estoup et al. 1993) Str60FAM 5'-CGGTGTGCTTGTCAGGTTTC-3' Str60R 5'-GTCAAGTCAGCAAGCCTCAC-3' Str-543 (Presa & Guyomard 1996) Str543FAM 5'-ATTCTTCGGCTTTCTCTTGC-3' Str543R 5'-ATCTGGTCAGTTTCTTTATG-3' SsoSL-417 (Slettan et al. 1995) SsoSL417FAM 5'-TTGTTCAGTGTATATGTGTCCCAT-3' SsoSL417R 5'-GATCTTCACTGCCACCTTATGACC-3' SsoSL-438 (Slettan et al. 1995) SsoSL438FAM 5'-GACAACACACAACCAAGGCAC-3' SsoSL438R 5'-TTATGCTAGGTCTTTATGCATTGT-3' Ssa-85 (O'Reilly et al. 1996) Ssa85FAM Ssa85R 5'-AGGTGGGTCCTCCAAGCTAC-3' 5'-ACCCGCTCCTCACTTAATC-3' 137 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -9. Appendix- Ssa-197 (O'Reilly et al. 1996) Ssa197FAM 5'-GGGTTGAGTAGGGAGGCTTG-3' Ssa197R 5'-TGGCAGGGATTTGACATAAC-3' OKI-10 (Smith et al. 1998) forward 5'FAM Str15FAM TGCAGGCAGACGGATCAGGC Str60FAM CGGTGTGCTTGTCAGGTTTC Str543FAM ATTCTTCGGCTTTCTCTTGC SsoSL417FAM TTGTTCAGTGTATATGTGTCCCAT SsoSL438FAM GACAACACACAACCAAGGCAC Ssa85FAM AGGTGGGTCCTCCAAGCTAC Ssa197FAM GGGTTGAGTAGGGAGGCTTG reverse Str15R AATCCTCTACGTAAGGGATTTGC Str60R GTCAAGTCAGCAAGCCTCAC Str543R ATCTGGTCAGTTTCTTTATG SsoSL417R GATCTTCACTGCCACCTTATGACC SsoSL438R TTATGCTAGGTCTTTATGCATTGT Ssa85R Ssa197R ACCCGCTCCTCACTTAATC TGGCAGGGATTTGACATAAC D. Protokoll für Mikrosatelliten-Analyse DNA Extraktion Gewebe: 2 mm2 Flossenschnitt 500 µl 10% Chelex 100 Lösung (BioRad Chelex 100 Resin/100-200 mesh), vorgewärmt auf 60˚C unter Rühren. Zugabe von 15 µl Proteinase K (10 mg/ml stock) Inkubation 1-2 h bei 55˚C unter Schütteln 15 min bei 100˚C Aufbewahrung des Extrakts bei +4 oder -20˚C. Vor Gebrauch: Aufschütteln und für 10 s bei 10000 g zentrifugieren. 10% (w/v) Chelex Lösung: 10 g Biorad Chelex 100 Resin/100-200 mesh in 100 ml sterile Aqua dest. 138 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -9. Appendix- Mikrosatelliten PCR Fermentas Taq-Polymerase, 25 µl Endvolumen Vorwärts-Primer: FAM-markiertes 5’ Ende, Revers-Primer: unmarkiert (Stock: 100 µM, WS: 25 µM) PCR Mastermix: Str15; Ssa85; Str543; SsoSL417 Str60; Ssa197; OKI10;SsoSL438 DNA 0.5 0.5 10x Taq Puffer 2.5 2.5 MgCl2 (25 mM): 1.5 1.5 dNTP (10 mM): 0.5 0.5 Primer (25 µM): 0.5-0.5 0.25-0.25 Fermentas Taq (5u/µl): 0.25 0.25 ddH2O 18.75 19.25 25 25 Locus AnnealingT (˚C) Größenbereich Repeat (nt) Str-15 60 193-225 CT Str-60 60 87-111 GT Str-543 55 119-169 CT SsoSL-417 52 161-197 GT SsoSL-438 54 bis 48* 103-115 GT Ssa-85 60 104-120 GT Ssa-197 60 107-177 GTGA (+GT) OKI-10 55 100-170 (CTGT)29 SsoSL-311 ? ? ? *”Touchdown” PCR 5 x 54˚C bis 48˚C in 1˚C Intervallen PCR Programm: 3 min 94˚C 30 s 94˚C 30 s ˚C 35 Zyklen 30 s 72˚C 3 min 72˚C 139 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -9. Appendix- E. Allelfrequenzen Allelfrequenzen für Populationen Aw, K und S nach Loci Locus Str-15 Allel 1 2 3 4 5 7 K 0,083 0,250 0,583 0,083 0,000 0,000 Aw 0,500 0,000 0,500 0,000 0,000 0,000 S 0,250 0,000 0,000 0,000 0,417 0,333 Locus Str-60 Allel 1 2 3 4 5 6 K 0,333 0,083 0,583 0,000 0,000 0,000 Aw 0,667 0,000 0,250 0,000 0,000 0,083 S 0,000 0,000 0,583 0,083 0,333 0,000 Locus Str-543 Allel 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 K 0,000 0,083 0,167 0,250 0,000 0,000 0,000 0,167 0,333 0,000 0,000 Aw 0,083 0,083 0,083 0,000 0,167 0,000 0,083 0,083 0,417 0,000 0,000 S 0,000 0,000 0,167 0,000 0,000 0,167 0,000 0,083 0,000 0,250 0,333 Locus SsoSL-417 Allel 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 K 0,167 0,167 0,083 0,000 0,167 0,083 0,000 0,167 0,083 0,083 0,000 0,000 Aw 0,250 0,000 0,250 0,167 0,000 0,083 0,000 0,167 0,083 0,000 0,000 0,000 S 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,083 0,000 0,000 0,000 0,750 0,167 Locus SSoSL438 Allel 1 2 3 4 K 0,167 0,250 0,167 0,000 Aw 0,083 0,417 0,000 0,083 S 0,000 0,000 0,000 0,167 140 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -9. Appendix- 5 6 7 0,167 0,250 0,000 0,083 0,333 0,000 0,333 0,000 0,500 Locus Ssa-85 Allel 1 2 3 4 5 6 7 K 0,000 0,000 0,000 0,417 0,500 0,083 0,000 Aw 0,083 0,000 0,167 0,500 0,167 0,083 0,000 S 0,000 0,083 0,000 0,000 0,000 0,583 0,333 Locus Ssa-197 Allel 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 K 0,000 0,500 0,167 0,000 0,250 0,000 0,000 0,083 0,000 0,000 0,000 Aw 0,083 0,083 0,250 0,083 0,167 0,000 0,083 0,083 0,000 0,083 0,083 S 0,000 0,000 0,000 0,583 0,000 0,333 0,000 0,000 0,083 0,000 0,000 Locus OKI-10 Allel 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 K 0,000 0,333 0,083 0,083 0,000 0,083 0,083 0,000 0,000 0,167 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,083 0,083 0,000 0,000 Aw 0,083 0,083 0,000 0,000 0,083 0,083 0,167 0,000 0,083 0,000 0,083 0,250 0,083 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 S 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,333 0,083 0,000 0,000 0,000 0,000 0,000 0,083 0,083 0,083 0,000 0,083 0,250 141 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -9. Appendix- F. Genotyp-Daten (als Allelnummern) der Einzeltiere der Herkünfte K, Aw und S für die Msat-Loci Str-15, Str-60, Str-543, SsoSL-417, SSoSL438, Ssa-85, Ssa197, OKI-10 (v.l.n.r.). K1, 0303 0303 0303 0110 0106 0404 0305 0616 K2, 0203 0203 0404 0108 0206 0505 0205 0202 K3, 0304 0103 0409 0305 0106 0404 0205 0410 K4, 0303 0303 0809 0208 0202 0505 0202 0310 K5, 0103 0103 0209 0205 0303 0406 0203 0202 K6, 0202 0101 0809 0609 0505 0505 0208 0717 Aw1, 0103 0101 0709 0309 0106 0404 0110 0102 Aw2, 0103 0106 0809 0808 0606 0404 0505 0712 Aw3, 0101 0101 0103 0101 0206 0104 0311 1213 Aw4, 0303 0103 0205 0103 0204 0305 0403 0712 Aw5, 0303 0103 0509 0306 0205 0406 0308 0511 Aw6, 0101 0103 0909 0404 0202 0305 0207 0609 S1, 0106 0303 1010 1112 0407 0606 0404 0814 S2, 0106 0305 0606 1111 0707 0606 0406 0716 S3, 0505 0303 0310 1112 0507 0707 0406 1819 S4, 0606 0405 0308 0711 0407 0207 0609 0715 S5, 0505 0305 1111 1111 0507 0606 0406 0719 S6, 0105 0305 1111 1111 0505 0607 0404 0719 142 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -9. Appendix- G. Vorlage zur Dokumentation der Fertilisationsparameter Fachberatung für Fischerei - Lehranstalt für Fischerei Aufseß Dokumentation - Formblatt BefruchtungDatum……….......Streifender………………………….Protokolland………………… Fischart……………………….. Kreuzung…………………….x…………………….) Herkunft ♂………………..♀…………………Alter………….....Gewicht…………….. Zuletzt gecheckt am…………………..Ovulation am………………….……………. Anzeichen für Überreife O ja O nein Methode Betäubung O ja O nein O nass O feucht O trocken Beschreibung……………………………………………………………………………… …………………………………………………………………………………………………… …….…………………………………………………………………………………………… Gewaschen nach ……………min nach Befruchtung Quellzeit……..min Konzentrationen: ………….(g) Eier plus………..ml Sperma von ……..Milchnern Aufgelegt in O Brutglas O Einsatz (Rinne) Desinfiziert?....................... Beschriftung:………………………………………………………………………………. Notitzen/Bemerkungen:………………………………………………………………… …………………………………………………………………………………………………… …………………………………………………………………………………………………… …………………………………………………………………………………………………… …………………………………………………………………………………………………… Ergebnis der Erbrütung Datum…………………………….. Ausgelesen am…………………. Schlupfrate……………………….. AP-Stadium…………………………. Verluste bis AP-Stadium…………% Fazit:……………………………………………………………………………………….. © D. Kallert 2009 143 Fertilisationserfolg bei Salmoniden -10. Stellungnahme- 10 Stellungnahme Während dieser Arbeit wurden nur Tiere im Rahmen der betrieblichen Arbeiten verwendet. Keine Tiere wurden rein für Versuchszwecke entnommen, getötet oder denselben zusätzliche Leiden zugefügt. Brütlinge und bebrütete Eier wurden annähernd vollständig nach deren Beobachtung und Beurteilung dem üblichen Brutbetrieb wieder zugeführt. Alle Daten wurden selbstständig erhoben, nur die angegebenen Quellen fanden Verwendung in diesem Bericht. Der Inhalt dieses Berichtes ist in Auszügen zur zukünftigen Veröffentlichung bestimmt. Weitergabe sowie Kopie obliegt alleinig dem Auftraggeber in Absprache mit dem Verfasser. Der Inhalt ist bis zur endgültigen Veröffentlichung vertraulich zu behandeln. München, den 30.3.2009, Dr. D. M. Kallert 144