Bluetooth in a Nutshell - Institut für Pervasive Computing
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Bluetooth in a Nutshell - Institut für Pervasive Computing
UNIVERSITÄT LINZ Institut für Praktische Informatik Univ.Prof. Dr. Alois Ferscha Bluetooth in a Nutshell Context Framework for Mobile User Applications Strategic Alliance Siemens AG – JKU Linz Institut für Praktische Informatik – Universität Linz Univ.Prof. Dr. Alois Ferscha Kurzbeschreibung: In diesem Dokument werden Bluetooth-Grundlagen vermittelt, verwandte Technologien untersucht, eine Bluetooth-Marktstudie präsentiert, zukünftige Entwicklungen abgeschätzt und anhand praktischer Beispiele der Einsatz von Bluetooth demonstriert. Autor(en): Clemens Holzmann ([email protected]) Stefan Oppl ([email protected]) Daum: 2003.12.02 Status: Final Inhaltsverzeichnis 1 EINLEITUNG .......................................................................................4 1.1 Geschichte von Bluetooth................................................................................................... 4 1.2 Anwendungsszenarien........................................................................................................ 6 2 BLUETOOTH GRUNDLAGEN .......................................................... 21 2.1 Systembeschreibung ......................................................................................................... 21 2.2 Protokollstack Teil 1 – Bluetooth Modul ........................................................................ 27 2.3 Protokollstack Teil 2 – Bluetooth Host ........................................................................... 52 2.4 Schichtenübergreifende Funktionalitäten ...................................................................... 63 2.5 Bluetooth-Profile .............................................................................................................. 77 2.6 Bluetooth 1.2 ..................................................................................................................... 90 2.7 Performance ...................................................................................................................... 94 2.8 Bewertung ......................................................................................................................... 99 3 VERWANDTE TECHNOLOGIEN .................................................... 103 3.1 IrDA ................................................................................................................................. 103 3.2 WLAN (802.11x) ............................................................................................................. 103 3.3 DECT ............................................................................................................................... 105 3.4 HiperLAN2 ..................................................................................................................... 105 3.5 ZigBee .............................................................................................................................. 106 -2- 3.6 Bluetooth 2.0 ................................................................................................................... 108 3.7 Ultra Wideband .............................................................................................................. 109 3.8 WiMedia .......................................................................................................................... 110 3.9 Zusammenfassung .......................................................................................................... 111 4 BLUETOOTH DEVELOPMENT ...................................................... 113 4.1 Open Source-Protokollstacks ........................................................................................ 113 4.2 Bluetooth auf Betriebssystemen für mobile Geräte ..................................................... 119 4.3 Bluetooth für Java .......................................................................................................... 121 4.4 „Ping-Pong“ mit Java unter Symbian OS 7.0 .............................................................. 128 5 BLUETOOTH MARKT ..................................................................... 137 5.1 Bluetooth kommt langsam, aber stark ......................................................................... 137 5.2 Die kritische Masse ist erreicht ..................................................................................... 139 5.3 Bluetooth im Endgerätemarkt ....................................................................................... 140 6 BLUETOOTH – QUO VADIS? ........................................................ 144 7 LITERATURVERZEICHNIS ............................................................. 146 7.1 Bücher und Publikationen ............................................................................................. 146 7.2 Internet ............................................................................................................................ 149 8 ABBILDUNGSVERZEICHNIS ......................................................... 153 -3- 1 Einleitung 1.1 Geschichte von Bluetooth Die Geschichte von Bluetooth begann 1994, als die Firma Ericsson Mobile Communications mit einer Studie begann, welche die Möglichkeit untersuchen sollte, mittels eines kostengünstigen und energiesparenden Übertragungssystems Daten zwischen Mobiltelefonen und deren Zubehör auszutauschen. Ziel war es, durch Einbau eines Funkteils in ein Mobiltelefon und ein Notebook ohne lästige Kabel Daten austauschen zu können. Mit der Zeit erkannten die Entwickler, dass diese Funktechnologie auch als Schnittstelle zur Peripherie dienen kann bzw. die Vernetzung von verschiedenen Geräten außerhalb einer fest integrierten Netzwerkinfrastruktur ermöglicht. 1998 schlossen sich schließlich die Firmen IBM, Intel, Ericsson, Nokia und Toshiba als „Special Interest Group“ (SIG) [3] zusammen und entwickelten unter dem Namen Bluetooth eine Technologie für die drahtlose Funkübertragung von Sprache und Daten. Kurz darauf stießen auch noch die Firmen Microsoft, Agere Systems, 3COM und Motorola dazu, und bildeten zusammen die Gruppe der s.g. „Core Promoter“. Sie veröffentlichten 1999 die Version 1.0 der Bluetooth-Spezifikation. Neben der PromoterGruppe gibt es auch noch Associate-Firmen, die einen jährlichen Beitrag zahlen um dafür an neuen Bluetooth-Spezifikationen aktiv teilnehmen zu können, sowie Adopter-Firmen, deren Mitgliedschaft kostenlos ist und die diese Technologie verwenden wollen. Siemens AG [4] gehört neben rund 140 weiteren Firmen zur Gruppe der Associate-Members. Die Zahl der Adoper beläuft sich mittlerweile auf rund 2800 Mitglieder. Abbildung 1: Bluetooth-Logo [1] Ziel der SIG war es, eine preiswerte und energiesparende Funkverbindung zu schaffen, die Kabel auf kurze Distanz ersetzt und weltweit ein großes Angebot an untereinander kompatiblen Geräten entstehen lässt. [Merk02] Ein weiteres Designziel war die geringe physische Größe, die sich mittlerweile auf Münzgröße verringert hat. Als Beispiel kann an dieser Stelle das SieMos S50037-Bluetooth Modul -4- [5] von Siemens [4] angeführt werden (siehe Abbildung 3), das die komplette Bluetooth v1.1Funktionalität sowie eine UART und USB-Schnittstelle bietet. Abbildung 2: SieMos Bluetooth Modul [5] Bei Bluetooth handelt es sich um einen offenen Industriestandard, der kostenlos und ohne Anmeldung via Internet bezogen werden kann, wodurch die SIG eine weite Verbreitung der Technologie erreicht. Die Bluetooth-Spezifikation [2], die seit 22. Februar 2001 in der Version 1.1 vorliegt, besteht im Wesentlichen aus folgenden zwei Hauptdokumenten: Core Specification: Spezifikation des Bluetooth Protokollstacks (rund 1200 Seiten) + Addendum, zusätzlich gibt es ergänzende Korrekturdokumente. [BCOR01] Profiles Specification: Spezifikation der Bluetooth-Profile (rund 500 Seiten) [BPRO01] Da Version 1.1 ausschließlich die Profile umfasst, die im zweiten Hauptdokument genannt und spezifiziert sind, gibt es eine Reihe weiterer Dokumente, die neu hinzugekommene Profile – AVCTP, AVDTP, BNEP, A2DP, AVRCP, HFP, PAN, HID, SAP etc. – spezifizieren. [Kral03] Seit 5. November 2003 ist die Core Specification in Version 1.2 [BCOR03] verfügbar. IEEE hat mit dem Projekt 802.15 WPAN Task Group 1 (IEEE 802.15.1) aus den BluetoothSpezifikationen v1.1 einen Wireless Personal Area Standard abgeleitet und Bluetooth somit den Status eines IEEE-Standards zuerkannt. Geräte, die auf der Grundlage von 802.15.1-2002 (aktuelle Spezifikation vom 14. Juni 2002) entwickelt werden, sollen voll kompatibel zu jenen sein, die auf der aktuellen Bluetooth-Spezifikation 1.1 aufsetzen. [11] IEEE hat sich dabei aber traditionellerweise nur auf die Bitübertragungs- und Sicherungsschicht beschränkt, wohingegen Bluetooth auch die höheren Schichten, Anwendungsprofile, Dienstbeschreibungen etc. spezifiziert. Der Vollständigkeit wegen sei noch angemerkt, dass der Name Bluetooth (Blauzahn) von Ericsson in Erinnerung an den Wikingerkönig Harald Blåtand gewählt wurde, der von rund 1000 Jahren herrschte und diesen Beinamen nicht aufgrund seiner Vorliebe für Blaubeeren sondern aufgrund seines dunklen -5- Erscheinungsbildes trug (Blå war auch das Wort für „dunkel“ im Mittelalter). [Schi03] Wegen des durch ihn eingeleiteten erfolgreichen Zusammenschlusses einzelner Gebietsteile zu einem einheitlichen Königreich steht sein Name auch heute noch für fortschrittliches Denken auf Basis eines großen Grundgedankens; ähnlich ist es bei der nach ihm benannten Funktechnologie Bluetooth. [Merk02] 1.2 Anwendungsszenarien Für Bluetooth gibt es im Wesentlichen drei Anwendungsszenarien: Daten- und Sprach-Access Points: Sie stellen eine Brücke zwischen der drahtgebundenen und der drahtlosen Welt dar. Bildung von Ad-hoc Netzwerken: Unter Ad-hoc Netzwerken versteht man die spontane Vernetzung von Geräten ohne feste Infrastruktur. Daten können automatisch ausgetauscht, synchronisiert oder gezielt aktualisiert werden. Ersetzen von Kabelverbindungen: Dies ist eines der wichtigsten Argumente für die Bluetooth-Technologie; durch eine einheitliche Funkschnittstelle ist man unabhängig von proprietären Anschlusskabeln und Adaptern. Im Folgenden ist eine Vielzahl von Anwendungen angeführt, wobei man davon ausgehen kann, dass in Zukunft weitere Einsatzmöglichkeiten hinzukommen. Einige davon sind zwar noch nicht serienreif, sollten aber eine Abschätzung des Potenzials der Bluetooth-Technologie ermöglichen. [Merk02] 1.2.1 Verbindung von Notebook, PDA und Mobiltelefon Ein interessantes Anwendungsgebiet für Bluetooth ist die spontane drahtlose Vernetzung unterschiedlicher Geräte verschiedenster Hersteller. Dies ermöglicht einen schnellen temporären Verbindungsaufbau zwischen Geräten, um beispielsweise Dateien, Termine oder Kontakte auszutauschen, ohne auf lästige Kabel mit proprietären Schnittstellen angewiesen zu sein. Ein mögliches Szenario sind interaktive Konferenzräume, die es den Teilnehmern ermöglichen, während der Konferenz Daten auszutauschen. [Lule01] [Mill01] 1.2.2 Das drei-in-einem Telefon Ein nützliches Anwendungsmodell ist das „drei-in-einem“-Telefon. Viele Menschen benutzen heute drei verschiedene Telefone: Ein Geschäftstelefon im Büro, ein Telefon zuhause und ein -6- Mobiltelefon für unterwegs. [Merk02] Sie haben im Prinzip alle die gleiche Aufgabe, nämlich analoge Sprache zu digitalisieren und in das externe Telefonnetzwerk weiterzuleiten. [Lule01] Bluetooth ermöglicht hier die Vereinigung in ein Telefon. Unterwegs kann über das Mobilfunknetzwerk telefoniert werden und im Büro kann mit demselben Bluetooth-fähigen Telefon über Sprachzugangspunkte telefoniert werden. Vorteilhaft ist dabei nicht nur die Integration in ein einziges Gerät, sondern auch die Tatsache, dass sämtliche Telefonnummern nur in diesem einen Telefon gespeichert sind. Das Prinzip ist in Abbildung 3 veranschaulicht. Eine zusätzliche Funktionalität ergibt sich durch einen „Walkie-Talkie-Betrieb“, der eine direkte Kommunikation zwischen zwei Bluetooth-Mobiltelefonen ermöglicht. [Merk02] Einschränkend wirkt hier allein die begrenzte Reichweite, die aber in der Leistungsklasse 1 bei 100m liegt und somit auch sinnvolle Anwendungsszenarien ermöglicht. [Lule01] Abbildung 3: Telefonie über verschiedene Medien [Lule01] 1.2.3 Automatische Datensynchronisation Heute ist es üblich, mehrere Geräte – meist ein Notebook, ein Mobiltelefon und einen PDA (Personal Digital Assistant) – zu nutzen. Alle diese Geräte fungieren u.a. als Informationsträger, die gespeicherten Daten reichen von Telefonnummern bis hin zu täglichen Terminen. Unter einer Datensynchronisation versteht man in diesem Zusammenhang das Synchronisieren der verschiedenen Informationen auf allen Geräten. Besonders komfortabel gestaltet sich diese Synchronisation mit Bluetooth, da die einzelnen „Datenbanken“ automatisch synchronisiert werden können, ohne dass das mit Aufwand verbunden ist. [Merk02] Eine solche automatische Synchronisation fällt in den Bereich des „Hidden Computing“ oder „Invisible Computing“, worunter man im Hintergrund ablaufende, unbemerkte Informationsverarbeitung versteht. [Matt03] -7- Folgendes Beispiel soll dieses Szenario verdeutlichen: Jemand teilt einem unterwegs seine Telefonnummer mit, die man ins Mobiltelefon einträgt. Zuhause angekommen wird automatisch ein Adhoc Netzwerk mit dem Notebook und dem PDA gebildet und die Änderungen werden entsprechend synchronisiert. Da es aber immer mehr Bluetooth-fähige Geräte gibt, drängt sich die Frage auf, ob sich alle Geräte im selben Überdeckungsbereich automatisch synchronisieren sollten. Hierfür bietet Bluetooth aber entsprechende Konfigurationsmöglichkeiten, um diese unerwünschte Aktion zu verhindern. [Merk02] Ein innovatives Szenario stellt das am Institut für Praktische Informatik der Johannes Kepler Universität Linz entwickelte Konzept der Digitalen Aura dar, welches auf einen automatischen Informationsabgleich zwischen Geräten abzielt. So wäre es denkbar, dass zwei aneinander vorbeigehende Personen (Person to Person, P2P) Bluetooth-fähige Geräte eingesteckt haben, die ihre digitalen Auren im Umkreis von rund 10 m „abstrahlen“. Überdecken sich nun deren Funkbereiche, so können automatisch kontextbezogene Informationen ausgetauscht werden. Aber auch Person to Object (P2O) ist eine Möglichkeit: Man kann also an einem Plakat mit einer interessanten Konzertveranstaltung vorbeigehen, und der PDA vermerkt das Datum automatisch im Terminkalender. [12] 1.2.4 Drahtloses Headset, Audioübertragung Das wahrscheinlich häufigste Szenario für den Einsatz von Bluetooth-Headsets stellt das mobile Telefonieren eines Fahrzeugführers während der Fahrt dar. Dies ist zwar auch mit kabelgebundenen Headsets möglich, welche aber die Bewegungsfreiheit des Anwenders einschränken. Zuhause oder am Arbeitsplatz bieten drahtlose Headsets den Vorteil, dass man sich – beispielsweise bei Hausarbeiten – frei im Raum bewegen kann. Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass dasselbe Headset für verschiedene Geräte – unterschiedliche Mobiltelefone, Computer oder jeglicher anderer Sprachzugangspunkt – benutzt werden kann. [Merk02] Abbildung 4: Audio-Konfiguration mit Bluetooth [Lule01] -8- Auf Baustellen oder in Fabrikshallen ist auch die Verwendung eines Gehörschutzes mit integriertem Bluetooth-Headset denkbar. [Lule01] Im Heimbereich bietet sich eine drahtlose Verbindung zwischen HiFi-Anlage und Lautsprechern in Kombination mit einer Bluetooth-Fernbedienung an, wodurch eine HiFi-Anlage mehrere Räume mit Musik versorgen könnte und man sich die lästigen Kabel spart. 1.2.5 Zugang zum Internet via Bluetooth Internetzugang kann auf mehrere Arten erfolgen. Eine Möglichkeit besteht darin, mit Hilfe eines Bluetooth-fähigen Mobiltelefons einem Notebook, PC oder PDA den Zugang zum Internet zu ermöglichen. Das Mobiltelefon kann dabei z.B. in der Jackentasche verstaut bleiben, wodurch sich eine erhöhte Bewegungsfreiheit ergibt. Eine weitere Zugangsmöglichkeit besteht in der Verwendung von Bluetooth Access-Points, die ihrerseits beispielsweise mit dem firmeninternen LAN verbunden sind und somit PCs bzw. Notebooks Internetzugang bieten, wodurch nicht für jeden Arbeitsplatz Kabel verlegt und entsprechende Buchsen installiert werden müssen. [Lule01] Einen interessanten Verwendungsbedarf für Bluetooth hat das Computer Science Department der Universität von Kalifornien ausgemacht: Die Verknüpfung von UMTS mit Bluetooth. Man untersuchte das Verhalten hybrider IT-Strukturen, bestehend aus Bluetooth-Scatternetzen, die über s.g. Hybrid-Units jeweils mit einer UMTS-Basisstation verbunden sind. Die Untersuchung hat gezeigt, dass die Konstellation Bluetooth und UMTS den funktechnischen Begebenheiten – vor allem in Räumlichkeiten – sehr entgegenkommt. Weiters wird darauf hingewiesen, dass diese Kombination sogar kostengünstiger sein und mit Roaming sowie einer effizienten Verwendung von Bandbreite zusammen mit den Weitverkehrseigenschaften von UMTS gewisse Limitierungen von Bluetooth aufhebt. [Kral03] 1.2.6 PC-Peripherie Die Verbindung von PCs untereinander sowie die Verbindung eines PCs mit Peripheriegeräten wird heute noch hauptsächlich mit Kabeln hergestellt. Nachteilig an dieser Methode ist nicht nur die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, sondern auch die notwendige Menge an oftmals unterschiedlichen Kabeln. Weiters führen sie zu einer Vergrößerung der Geräte, die Platz für eine Vielzahl von Schnittstellen bereitstellen müssen. -9- Geht man davon aus, dass im PC sowie in allen Peripheriegeräten ein Bluetooth-Chip integriert ist, kann der Benutzer häufig benutzte Geräte im PC anmelden („paaren“), sodass diese Geräte automatisch verbunden werden sobald sie in Reichweite kommen (siehe Abbildung 5). [Lule01] Abbildung 5: PC-Peripherie per Bluetooth [Lule01] Problematisch ist allerdings die geringe Datenrate von Bluetooth, wodurch in der aktuellen Bluetooth-Spezifikation einige Szenarien – beispielsweise eine Bluetooth-fähige externe Festplatte – zumindest beim Einsatz mit einem Notebook fragwürdig sind, in Kombination mit einem PDA allerdings wieder Sinn machen. 1.2.7 Haushaltsgeräte In den letzten Jahren sind einige drahtgebundene, proprietäre Lösungen für die Vernetzung von Haushaltsgeräten auf den Markt gekommen (z.B. die Siemens InstaBus Technik, die eine zusätzliche Kabelinstallation im gesamten Wohngebäude erfordert und nur speziell ausgerüstete Siemens Geräte miteinander verbinden kann). Durch eine Bluetooth-Integration hingegen ist eine umfassendere Vernetzung möglich, mit den entsprechenden Anwendungen in den einzelnen Geräten entsteht ein drahtloses Haushaltsnetzwerk welches einfach erweiterbar und veränderbar ist. So könnte beispielsweise das Betreten des Hauses mit einem intern bekannten Bluetooth Gerät zur Folge haben, dass das Licht in bestimmten Räumen angeschaltet wird, die Heizung auf einen eingestellten Wert steigt und der Anrufbeantworter die neuen Nachrichten wiedergibt. Mit neueren Technologien wie Sprachein- und -ausgabe wäre auf der nächsten Stufe eine Sprachsteuerung aller Geräte auch aus entfernten Räumen möglich, da die im Haus installierten Bluetooth-Geräte Nachrichten untereinander weitergeben können. [Lule01] - 10 - Abbildung 6: Vernetzter Haushalt [Lule01] 1.2.8 Universalfernbedienung Mittlerweile existieren viele verschiedene Fernbedienungstypen, die meist auf Infrarot oder Funk beruhen und i.d.R. proprietäre Algorithmen verwenden. Es gibt zwar s.g. „Universalfernbedienungen“, die eine Vielzahl unterschiedlicher Fernbedienungen eines physikalischen Mediums (z.B. Infrarot) emulieren können, häufig aber nur mit eingeschränktem Funktionsumfang. Ein Problem fast aller Fernbedienungen ist aber die Einschränkung auf die bei der Planung bekannten Funktionen; eine Erweiterung der Fernsteuerung um neue Funktionen ist selten ohne ein manuelles Software-Update möglich. Mit Bluetooth steht erstmals ein – im Vergleich zu bisherigen Funklösungen – relativ günstiger Standard für die drahtlose Kommunikation zur Verfügung, der verschiedenste Geräte miteinander kommunizieren lässt. Jedes mit Fernbedienungssoftware ausgerüstete Gerät - z.B. ein Bluetooth-fähiges Mobiltelefon oder ein PDA – kann alle in Reichweite befindlichen Geräte fernsteuern, egal ob Videorecorder, Rollladenantrieb oder Heizung. Kommen neue Geräte oder funktionale Erweiterungen hinzu, so müssen diese lediglich den fernsteuernden Geräten bekannt gemacht werden. [Lule01] - 11 - Abbildung 7: Fernbedienung industrieller Geräte [Lule01] 1.2.9 Schlüssel für Zugang und Identifikation Schlüssel ermöglichen den Zugang zu kontrollierten Bereichen und existieren heute in den unterschiedlichsten Ausprägungen, vom metallischen Sicherheitsschloss über Karten mit Magnetstreifen bzw. Chips bis hin zum drahtlosen Schlüssel für Automobile. Den meisten Schlüsselsystemen ist gemeinsam, dass der Benutzer automatisch zum Zugangsberechtigten wird sobald er den Schlüssel besitzt, denn eine Identifikation des Benutzers gegenüber dem Schlüssel als autorisierter Besitzer ist meist nicht vorgesehen. Ein Bluetooth Gerät, welches zumindest mit einer Zehner-Tastatur oder einem biometrischen Sensor ausgestattet ist, kann als Universalschlüssel für Bluetooth Zugangskontrollsysteme dienen. Der Schlüssel kann ausgeschaltet werden und ist erst nach erfolgreicher Authentifizierung wieder benutzbar. Kommt der Benutzer in Reichweite einer Zugangskontrolle, so aktiviert er per Knopfdruck den Bluetooth-Schlüssel und nach einem kurzen Moment gewährt das System den Eintritt bzw. die Benutzung. Ein und derselbe Schlüssel kann für jedes Bluetooth- Zugangskontrollsystem qualifiziert werden, indem ein weiterer Schlüsselcode und/oder – für erhöhte Sicherheit – ein neuer Schlüsselwechselalgorithmus hinzugefügt wird. Dieses Szenario soll in Abbildung 8 verdeutlicht werden. Eine Variante mit geringerer Sicherheit besteht darin, die Verifikation des Schlüssels ohne Authentifizierung und nur aufgrund der Bluetooth-Geräteadresse vorzunehmen. [Lule01] Weitere Ausführungen über Sicherheit finden sich in Kapitel 2.4.1 (Sicherheit und Verschlüsselung). Eine weitere Anwendungsmöglichkeit für Bluetooth-basierte Identifikation ergibt sich bei Parkhäusern durch ein berührungsloses Öffnen des Schrankens bei entsprechender Berechtigung. Der Stromverbrauch stellt zwar einen Nachteil von Bluetooth-Schlüsseln dar, [Lule01] schätzt die Lebenszeit bei einer 600mAh-Batterien aber auf immerhin 8 Wochen. Der Stromverbrauch ist allerdings - 12 - kein Nachteil mehr, wenn die Schlüssel-Funktionalität in das Mobiltelefon integriert wird, das ohnehin regelmäßig geladen werden muss. Abbildung 8: Bluetooth als Schlüsselersatz [Lule01] 1.2.10 Bluetooth-Geldbörse Mit Hilfe von Bluetooth können Dinge wie Fahrzeugschlüssel, Mobiltelefon und Geldbörse in ein Gerät – einem s.g. Personal Trusted Device (PTD) – zusammengefasst werden, z.B. in Form eines erweiterten Mobiltelefons. Der Vorgang der Bezahlung soll im Folgenden kurz anhand eines Einkaufs bei einem Einzelhändler beschrieben werden: Nachdem der Kunde die gewünschten Waren ausgewählt hat, kommt er zur Kasse, wodurch die Bezahlung via Bluetooth initiiert wird. Der Kunde aktiviert daraufhin sein PTD und das Kassensystem übermittelt per Bluetooth den zu zahlenden Betrag, wo dieser als elektronische Rechnung auf dem Display angezeigt wird. Diese Rechnung unterschreibt er mit seiner digitalen Signatur, die in seinem PTD gespeichert und nur nach Eingabe einer PIN zugänglich ist. Die digital signierte Rechnung wird per Bluetooth zurück an das Kassensystem gesendet und von dort über ein externes Netz an den Kontoführer des Kunden, z.B. seine Bank oder sein Kreditkarteninstitut, weitergeleitet. Dort wird seine Liquidität geprüft und eine entsprechende Zahlungsgarantie zurück an das Kassensystem des Händlers gesendet. Das Kassensystem sendet dem PTD des Kunden per Bluetooth eine elektronische Quittung und der Kunde kann die ausgewählten Waren mitnehmen. Dieses Szenario setzt voraus, dass beide Geräte über eine spezielle Electronic Bill and Payment (EBPP)- Anwendung [12] miteinander kommunizieren, basierend auf den Sicherheitsfunktionen aus dem Wireless Application Environment (WAE). Für eine genauere Ausführung wird auf [Lule01] verwiesen. - 13 - Die Integration von Fahrzeugschlüssel, Geldbörse und Mobiltelefon in ein Gerät bringt aber auch einige Nachteile mit sich: Zum einen können die Einzelteile nicht mehr ohne weiteres an vertrauenswürdige Personen verliehen werden; wollte beispielsweise ein Vater seiner Tochter das Fahrzeug leihen, so muss diese manuell mit ihrem PTD am Fahrzeug registriert werden, eine einfache Übergabe der elektronischen Schlüssel ist nicht möglich. Nach der Fahrt kann mangels physikalisch getrenntem Schlüssel ein Zurücknehmen der Fahrerlaubnis nur durch manuelles Deaktivieren der Zugangserlaubnis für die Tochter direkt am Fahrzeug geschehen. Dieses Problem ließe sich aber durch einen separaten Bluetooth-Schlüssel für wechselnde Fahrer abschwächen. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass bei Verlust des PTD alle integrierten Funktionen auf einmal verloren sind. Andererseits bietet die elektronische Form der Aufbewahrung die Möglichkeit, in regelmäßigen Abständen die PIN des Besitzers abzufragen und das PTD somit automatisch zu sperren, falls es nicht mehr im rechtmäßigen Besitz ist; ein Mobiltelefon als PTD könnte auch die Möglichkeit der Fernsperrung bieten. [Lule01] 1.2.11 Infopunkt an Maschinen und Geräten Informationen über notwendige Wartungsarbeiten und Statistiken über Verbrauch von Ressourcen und Verschleiß bei Kraftfahrzeugen werden heute noch häufig manuell aufgenommen. Beispielsweise könnten Sensoren in rotierenden Teilen, zu denen kein Kabel gelegt werden kann (z.B. Autoreifen), per Bluetooth Informationen – z.B. „zu niedriger Reifendruck“ – an eine zentrale Datensammelstelle senden und so dem Benutzer des Fahrzeugs angezeigt werden. Zusammen mit weiteren Fahrzeug-Sensoren können alle Informationen von außen per Bluetooth abgefragt und gegebenenfalls Maßnahmen ergriffen werden. An Tankstellen installierte Bluetooth Info-Sammler können automatisch die Daten von tankenden Fahrzeugen aufnehmen und den Fahrer auf Möglichkeiten der Problembehebung aufmerksam machen. Für die Aufladung der für das Bluetooth-Modul notwendigen Batterie könnte im Autoreifen Szenario die kinetische Bewegungsenergie genützt werden. [Lule01] Aber auch in Aufzügen oder Maschinen ist eine bequeme Ferndiagnose möglich, die es Mitarbeitern des Wartungsdienstes erlaubt, das Störungsprotokoll der Maschine von außen zu lesen, um dann erst zu entscheiden, ob die Elektronikeinheit wirklich geöffnet werden muss. [Kral03] 1.2.12 BlueTags für Lokalisation Bei verlorenen Objekten ist die visuelle Suche häufig die einzige Möglichkeit für das Wiederfinden; Bluetooth-Technologie kann hier Abhilfe schaffen. - 14 - Mit Bluetooth ausgerüstete Anstecker in der Größe von Schlüsselanhängern können Kinder und Koffer bei entsprechender Bluetooth-Infrastruktur ortbar machen. Der Suchende muss die Bluetooth Geräteadresse des gesuchten Ansteckers einem zentralen Server melden, der mit den einzelnen Netzknoten verbunden ist und jeden Knoten nach dieser Geräteadresse abfragen kann. Der Ort kann dadurch mit einer Bluetooth-bedingten Genauigkeit zwischen 10 und 100 m bestimmt werden, je nach Reichweite der einzelnen Netzknoten und des Ansteckers. [Lule01] Eine genauere Lokalisation kann durch Einbeziehung mehrerer Bluetooth-Acces Points beispielsweise via Triangulation oder Trilateration erreicht werden. [Fers03b] Eine Beispielimplementierung gibt es vom Edelgepäckspezialisten Samsonite [50] und RFI Mobile Technologies AG [51] unter dem Begriff „Intelligent Baggage“: Der Schalenkoffer SamsoniteSerie 625 Hardlite“ schützt sich vor Verlorengehen durch eine „virtuelle Handfessel“, indem er via Bluetooth Kontakt zum Besitzer hält und bei Verbindungsabbruch PDA oder Mobiltelefon Alarm schlagen. Weiters wäre es denkbar, dass sich der Koffer bei Zoll- und Check-in-Schaltern selbst deklariert. [Kral03] 1.2.13 Infopad im Krankenhaus In Krankenhäusern sind bis heute praktisch alle Informationsverbindungen via Kabel realisiert. Ärzte bekommen die Informationen über Patienten heute häufig von zentral aufgestellten Rechnern oder sogar aus herkömmlichen Akten auf Papier-Basis. Für die Unterhaltung ist bislang der Fernseher immerhin zum Standard geworden, ein Internet-Anschluss ist allerdings noch die Ausnahme und bislang durch die nötige Verkabelung sehr umständlich zu handhaben. Ein mögliches Szenario wäre nun, dass das Krankenhaus-Personal eine kompakte, mobile Recheneinheit – beispielsweise einen PDA oder einen Tablet PC – mit sich führt, die mit Bluetooth LAN Access Points kommuniziert, welche sowohl in den Patienten-Zimmern in direkter Nachbarschaft zum Bett des Patienten als auch im Gebäude verteilt angebracht sind. Das Personal kann in Reichweite eines beliebigen Access Points auf die Ressourcen des Zentralrechners zugreifen und so Patientendaten abfragen, Röntgenaufnahmen ansehen oder Anweisungen zur Medikation auf dem jeweiligen Display angezeigt bekommen. Bei jeder Visite wird die Anwesenheit des Pflegepersonal automatisch registriert und der Datensatz des Patienten kann – falls notwendig – direkt vor Ort über die mobile Recheneinheit aktualisiert werden, so dass immer aktuelle Patienteninformationen zentral vorliegen, wodurch DoppelArbeiten oder falsche Anweisungen aufgrund veralteter Information verhindert werden. Das ohnehin zur Verfügung stehende Bluetooth-Netzwerk kann auch für Patienten zur Verfügung stehen, die mittels mobiler Recheneinheit drahtlos auf das Intranet (beispielsweise für Video-OnDemand-Angebote oder Netzwerkspiele) oder sogar Internet zugreifen können. Bluetooth-fähige - 15 - Sensoren können auch für die Überwachung von Körperfunktionen (z.B. Blutdruck oder Herzfrequenz) verwendet werden, welche die Daten permanent an Access Points in ihrer Umgebung weiterleiten und ggf. das Krankenhauspersonal alarmieren. [Lule01] 1.2.14 Data Access Points Heute werden Informationen meist auf Papier oder auf stationär angebrachten Monitoren und Anzeigetafeln angeboten – mit dem Nachteil, dass der Empfänger keine Interaktionsmöglichkeit mit dem Informationsmedium hat. Viele bereits lokal vorhandene Gegenstände können – wenn nötig besonders robust oder sogar wasserdicht – zum Bluetooth Access-Point erweitert werden, ohne dass es einer zusätzlichen Benutzeroberfläche oder eines Schutzes gegen Vandalismus bedarf. Lediglich das Gerät des Benutzers setzt die Limits für die Art der zu übertragenden Information. Im Folgenden sind einige Anwendungsszenarien für Bluetooth-Access Points aus [Lule01] angeführt, die alle auf dem LAN Access Point Profile (siehe Kapitel 2.5.17, LAN Profile) basieren: Internet-/Intranet-Zugang an Hot Spots: Überall, wo Menschenmassen auftreten – in Hotels, Messen, Bahnhöfen oder Flughäfen – macht es Sinn, via Access Points Dienste wie Internetzgang oder ein spezielles Informationsangebot eines angebundenen Intranets – anzubieten. Entertainment-while-you-wait-Point: Für einen Verkehrsknotenpunkt – beispielsweise ein Bahnhof oder Flughafen – kommen Entertainment-while-you-wait-Points in Frage, die dem Kunden bei Wartezeiten ein besonderes Informations- und Unterhaltungsangebot in multimedialer Form (Video, Audio, Text) bieten, ev. in Abhängigkeit der Kundenklasse . Denkbar ist z.B. ein Musikangebot für die Headsets der Kunden oder aktuelle VideoNews für Geräte mit Display und MPEG-Fähigkeiten. Bonusprogramme für Handel und Dienstleistung: Z.B. eine kostenlose MP3-Musikdatei eines aktuellen Interpreten oder Bluetooth LAN Access Points in Schaufenstern zur Versorgung mit zusätzlichen Informationen. Weiters ließe sich die Speisekarte eines Restaurants spontan mitnehmen oder ein nach Ladenschluss im Schaufenster entdecktes Produkt für den nächsten Tag reservieren oder einfach nur näher untersuchen. Virtueller Museumsguide: In Museen oder Galerien lassen sich Hot-Spots in der Nähe von Exponaten anbringen, die dem Besucher ausführliche Informationen liefern und sich im Verbund zur virtuellen Führung eignen. Straßenschilder und Werbeplakate mit Stadtinfos/Karten/Werbung: Durch die Kompaktheit eines Bluetooth Moduls lassen sie sich auch in Straßenschilder oder - 16 - Werbeplakathalter integrieren. Erstere könnten beispielsweise mit Informationen über die Gewerbe oder Veranstaltungstipps in näherer Umgebung dienen. Ein Bluetooth Modul hinter einem Werbeplakat hält zusätzliche Informationen über das beworbene Produkt bereit. Hotel-Check In, Flug-Check In: Als Variante des Anwendungsszenarios „Bluetooth Personal Trusted Device (PTD)“ (siehe 1.2.10, Bluetooth-Geldbörse) dient hier das eigene Bluetooth PTD Gerät als elektronisches Check-In Terminal am Flughafen oder zur Identifikation im Hotel. Message-Server, Warteschlangenserver: Ein Message-Server könnte beispielsweise auf einem Single-Event verwendet werden, um Nachrichten von Singles für Singles zu verwalten. Jeder Event-Besucher erhält dabei einen anonymisierten Benutzernamen sowie ein Kennwort und kann damit Nachrichten an andere Besucher versenden, die diese daraufhin auf ihr Bluetooth-Gerät bekommen. Der Message Server sorgt dabei für die Speicherung und richtige Zustellung der Nachrichten, wodurch die Besucher voneinander abgeschirmt werden, sodass keine persönlichen Daten bekannt gegeben werden müssen. Warteschlangen- und Parkschein-Server verteilen virtuelle, elektronische Tickets, indem sie die Bluetooth Geräteadresse des Benutzergerätes speichern und in eine interne Liste einordnen, die später der Auslösung von zeitabhängigen Maßnahmen dient. Im Fall des Warteschlangenservers ziehen z.B. Kunden einer Bank ein elektronisches Ticket und der Server ruft den jeweiligen Benutzer dann auf, wenn dieser an der Reihe ist. Das dahinter stehende Prinzip ist ein WAP- oder OBEX-Pushvorgang, der bei dem Event „Kunde X ist an der Reihe“ eine entsprechende Nachricht in den Posteingang des Benutzergeräts sendet. [Lule01] 1.2.15 Drahtlose Sensornetzwerke Sensornetzwerke sind ein aktuelles Forschungsgebiet mit z.T. noch schlecht untersuchten Teilbereichen, und sie ermöglichen viele neue Anwendungsgebiete. Ein drahtloses Sensornetzwerk ist ein Netz aus vielen s.g. Sensorknoten, die jeweils aus einem autonomen Minicomputer bestehen, einen oder mehrere Sensoren zur Messung von Luftdruck, Feuchtigkeit, Helligkeit, Beschleunigung, Magnetfeld, Chemikalien etc. „on board“ haben und drahtlos miteinander kommunizieren. Die drahtlose Kommunikation ermöglicht ein einfaches Verteilen der Sensoren ohne störende Kabel; so können beispielsweise Aktuatoren und Sensoren unabhängig vom Controller – etwa auf einem bewegten Objekt – platziert werden. Drahtlose Kommunikation bringt aber auch einige Probleme mit sich, so z.B. die gegenüber kabelgebundenen Lösungen deutliche höhere Bitfehlerrate sowie daraus resultierende unvorhersehbar lange Verzögerungen, die zu Instabilitäten des Systems führen können. - 17 - Diese Sensorknoten sind sehr klein, können in der Umgebung verteilt werden, vernetzen sich spontan (es ist also keine Infrastruktur nötig) und eignen sich beispielsweise zur Beobachtung von Umweltphänomenen (Tiere, Umweltverschmutzungen, seismische Aktivitäten, militärische Überwachung unzugänglicher Gebiete etc.). Beispiele für Prototypen solcher Sensorknoten sind der „Berkeley Mote“ oder das „Smart-It“ BTnode [16], der einen Mikrocontroller, diverse Sensorinterfaces sowie ein Bluetooth-Modul auf einer relativ kleinen Platine enthält (siehe Abbildung 9). Abbildung 9: Smart-It „BTNode“ [16] Der typische Ablauf gestaltet sich folgendermaßen: Installation des Sensornetzes (z.B. Abwurf einer Menge von Sensoren aus einem Flugzeug) Initialisierung (Kalibrierung der Sensoren, Vernetzung etc.) Aufgabenstellung (dem Sensornetzwerk eine Aufgabe, z.B. „Melde Fahrzeuge mit einer Geschwindigkeit > 50 km/h“, stellen) Ergebnisse generieren (Sensoren regelmäßig lesen, interessante Ergebnisse herausfiltern, Nachricht verschicken, Nachrichten verschiedener Sensorknoten auswerten und zusammenfügen) Zu den zentralen Herausforderungen bei Sensornetzen zählt neben Skalierbarkeit (tausende bis Millionen von Knoten), Robustheit (das Netz sollte trotz Ausfall einzelner Knoten noch funktionieren) und Selbst-Konfiguration (es ist keine manuelle Konfiguration einzelner Knoten möglich) die Energieeffizienz. Sensorknoten müssen sparsam mit Energie umgehen, da ein Batteriewechsel nicht oder nur schwer möglich ist. Insbesondere ist Kommunikation sehr „teuer“; die Übertragung eines Bits benötigt ungefähr soviel Energie wie 1000 Prozessorinstruktionen. Weiters muss ein Sensornetzwerk ohne Infrastruktur auskommen (Ad-hoc Vernetzung) und die Größe der Sensorknoten muss sich gegenüber den derzeit realisierten Prototypen noch drastisch reduzieren. - 18 - Bei dem Smart-Ist-Projekt [16] wurde Bluetooth u.a. aufgrund seiner hohen Interoperabilität mit einer Vielzahl von Geräten und der Tatsache, dass es eine Applikationsentwicklung über eine standardisierte Schnittstelle bietet, als Kommunikationstechnologie gewählt. Auch die vergleichsweise hohe Bandbreite sowie die umfassenden Features von Bluetooth – ACL/SCO, QoS, FEC, Verschlüsselung, FHSS etc. – waren ausschlaggebend. Negativ anzumerken ist aber der relativ hohe Energiebedarf, der deutlich über dem von speziell für drahtlose Sensornetze konzipierten Protokollen liegt. Weiters hat Bluetooth in der Leistungsklasse 3 (die einzige, die aus energiespartechnischen Gründen in Frage kommt) eine geringe Reichweite von nur rund 10 m und relativ lange Verbindungsaufbauzeiten. Aufgrund seiner geringen Leistungsaufnahme bei größerer Reichweite dürfte sich insbesondere IEEE 802.15.4 (siehe Kapitel 3.5, ZigBee) für drahtlose Sensornetzwerke gut eignen. [Beut04] [Eker01] [Matt03] [Schi03] [Schm03] 1.2.16 Pervasive Computing Pervasive bzw. Ubiquitous Computing [14] bezeichnet die Vision des allgegenwärtigen, verschwindenden Computers; immer mehr Objekte werden „smart“ (intelligente Objekte mit kontextsensitivem Verhalten) und sind mit dem Internet verbunden. Diese Vision wird sehr gut durch Mark Weiser’s (1952-1999, XEROX PARC) Zitat „The most profound technologies are those that disappear. They weave themselves into the fabric of everyday life until they are indistinguishable from it.” unterstrichen. Durch immer billigere ( weite Verbreitung) und kleinere ( Mobilität) Hardware sowie die immer kostengünstiger werdende drahtlose Kommunikation wird diese Vision nach und nach zur Realität, [Matt03] und bringt damit auch eine Unmenge potentieller Einsatzmöglichkeiten für die BluetoothTechnologie mit sich. Abbildung 10: The Disappearing Computer [Matt03] Teilbereiche von Pervasive Computing, in denen Bluetooth Anwendungsmöglichkeiten findet, sind [Matt03]: Embedded Systems: Eingebettete informationsverarbeitende Systeme sind Computer, die in Konsumgütern integriert sind und anwendungsspezifische Funktionen ausführen. - 19 - [Fers03a] Anwendungsbeispiele sind Bluetooth-Uhren mit integriertem Bluetooth-Chip [15] zur Synchronisation von Terminen und Kontakten mit dem PC oder zur Fernbedienung von Geräten, Barcode-Scanner mit integriertem Bluetooth-Chip etc. Wearable Computing: Darunter versteht man nach Notebooks und PDAs eine neue Generation portabler Rechner, die am Körper (am Handgelenk, am Gürtel, in einem Rucksack, in Kleidungsstücke integriert etc.) getragen werden und typischerweise aus mehreren Komponenten bestehen. Man erwartet sich davon eine Verbesserung mobiler Arbeitsprozesse und das Erschließen neuer Anwendungen. [Gell03] Im Bereich Wearable Computing (Wearables, Smart Clothing) finden WPANs (z.B. Bluetooth) intensive Verwendung, um in die Kleidung integrierte oder am Körper getragene Geräte zu verbinden, wobei aber der hohe Stromverbrauch von Bluetooth problematisch ist. Mehr zu Wearable Computing findet sich beispielsweise unter [19]. Wireless Sensor Networks: Siehe Kapitel 1.2.15 (Drahtlose Sensornetzwerke) 1.2.17 Weitere Szenarien Unzählige weitere Szenarien sind bereits realisiert oder zumindest vorstellbar, die aber Ähnlichkeiten zu den bisher vorgestellten haben und deshalb nicht näher ausgeführt werden: Mobiler Produktscanner für Kaufhaus oder Lager Scannerstift scannt Text aus Büchern oder auch Handschrift während des Schreibens ( Nokia Digital Pen) Personal-Agent-Gerät für das automatisierte Sammeln von Werbecoupons und Angeboten Ein Bestell-Assistent steht auf dem Tisch eines Restaurants und leitet Bestellwünsche direkt an die Küche weiter Fahrzeug-Identifikation an Schranken, Parkhäusern; Flottenmanagement Spielzeug mit Bluetooth ( Nokia NGage) DateMan als Talisman für Singles signalisiert andere Singles Die Bluetooth Armbanduhr ist ein Miniatur-Organizer mit automatischer Synchronisation (Samsung’s GPRS Wrist Watch Phone) Ein Silencer-Server schaltet Geräte beim Betreten beruhigter Zonen (Kirchen...) Bluetooth-Geräte automatisch auf lautlos. [Lule01] - 20 - 2 Bluetooth Grundlagen 2.1 Systembeschreibung Ziel dieses Kapitels ist es, die wichtigsten Eigenschaften von Bluetooth anzuführen und eine Übersicht über Bluetooth als Gesamtsystem zu liefern. 2.1.1 Bluetooth Features Da das Hauptaugenmerk bei der Entwicklung von Bluetooth auf dem weltweiten Einsatz lag, einigte man sich auf das ISM (Industrial, Scientific, Medical)- Band bei 2.4 GHz, welches für Geräte aus Industrie, Wissenschaft und Medizin benutzt wird, die darin mit begrenzter Sendeleistung gebührenfrei und unlizensiert übertragen dürfen. Dieses Frequenzband ist – abgesehen von gewissen Einschränkungen in Frankreich – weltweit verfügbar. [Merk02] An dieser Stelle sei noch angemerkt, dass durch Verwendung einer Funktechnologie vergleichen kommunizierenden Geräten bestehen muss. mit IrDA keine Sichtverbindung zwischen Aufgrund der freien Verfügbarkeit des ISM-Bandes musste man aber mit Störungen rechnen. So wird dieses Frequenzband u.a. auch von den WLAN-Technologien IEEE 802.11b und 802.11g [10] verwendet, aber auch Mikrowellenherde nutzen diesen Frequenzbereich. [Fers03b] Aus diesem Grund verwendet Bluetooth das s.g. Frequenzsprungverfahren (Frequency Hopping), wobei durch einen pseudozufälligen Frequenzwechsel von 1600 Mal pro Sekunde – das entspricht einem Intervall von 625µs – die Robustheit gegenüber den meist festfrequenten Störungen erhöht wird. Innerhalb der verfügbaren Bandbreite von 83,5 MHz sind 79 Kanäle mit einer Bandbreite von 1 MHz vorgesehen (Frankreich: 23 Kanäle). Bluetooth erreicht eine Datenübertragungsrate von 1MBit/s, wobei das Gaussian Frequency Shift Keying (GFSK)- Verfahren zum Einsatz kommt. Die maximale Reichweite bei einer Sendeleistung von 1 mW liegt bei 10 m, bei 100 mW beträgt sie rund 100 m. Aufgrund der Idee, Bluetooth vor allem in mobile Geräte zu integrieren, wurden verschiedene Stromsparzustände definiert, wodurch ein geringerer Stromverbrauch und somit eine längere Betriebszeit erreicht wird. - 21 - Im Gegensatz zu anderen Funkstandards eignet sich Bluetooth sowohl für Daten- als auch Sprachübertragung. Bluetooth ist somit die ideale Technologie für den Einsatz in Geräten, die Sprachund Datenübertragung benötigen – beispielsweise in Mobiltelefonen. Dementsprechend unterscheidet Bluetooth auch zwei Arten physikalischer Verbindungen (Links), die zwischen einem Master und einem Slave aufgebaut werden können [Merk02]: Synchronous Connection Oriented (SCO) Link: Hauptsächlich zur Sprachübertragung verwendet. Sie erlauben durch den Einsatz gleich großer Datenpakete in beide Richtungen und direkt aufeinander folgenden Zeitschlitzen Vollduplex-Verbindungen. Maximal drei solcher Verbindungen mit jeweils 64 kBit/s in beide Richtungen sind möglich. Asynchronous Connection Less (ACL) Link: Hauptsächlich zur Datenübertragung verwendet. ACLs erlauben es dem Master – jener Einheit, die den Verbindungsaufbau mit anderen Bluetooth-Geräten (den s.g. Slaves) initiiert hat – mehrere Slaves gleichzeitig zu erreichen. Zur Erhöhung der Datenrate kann ein Paket auch drei oder fünf Zeitschlitze umfassen, wobei zwischen den Zeitschlitzen die Frequenz nicht gewechselt wird. Bei dieser asymmetrischen Übertragung können maximal 723,2 kBit/s in die eine und 57,6 kBit/s in die andere Richtung erreicht werden. Symmetrisch liegt das Maximum bei 433,9 kBit/s in beide Richtungen. [Schi03] Bluetooth bietet zudem durch Authentifikation und Verschlüsselung sowie geringer Reichweite und dem Einsatz von Frequency Hopping Sicherheit vor dem Zugriff Dritter (siehe dazu auch Kapitel 2.4.1 (Sicherheit und Verschlüsselung), die Pakete selbst werden durch fehlererkennende und – korrigierende Codes gesichert. [Matt03] 2.1.2 Ad-hoc Netzwerke Eine weitere wichtige Eigenschaft von Bluetooth ist dessen Fähigkeit, spontan, selbstständig und ohne vorhandener Infrastruktur Netzwerke zu bilden; man spricht dabei von Ad-hoc Netzwerken. Treten mindestens zwei Bluetooth-Einheiten miteinander in Verbindung, so können sie ein Ad-hoc Netzwerk bilden, wobei per Definition jene Einheit, welche die Kommunikation initiiert hat, die Rolle des Masters übernimmt; die restlichen Einheiten im Netzwerk werden als Slaves bezeichnet. Der Master hat die Aufgabe, die Frequenzsprungfolge (Hopping Sequence) der Übertragung zu koordinieren und ist für die Synchronisation der verschiedenen Teilnehmer zuständig. Ein Master kann mit bis zu 7 aktiven und bis zu 255 geparkten Slaves kommunizieren. Ein solches Netzwerk wird bei Bluetooth als Piconetz bezeichnet (siehe Abbildung 11a und Abbildung 11b). In einem Piconetz gibt es genau einen Master; die Master-Slave-Beziehung ist auf Anwendungsebene aber meist irrelevant. - 22 - Abbildung 11: Piconetz mit einem Master und einem Slave (a), einem Master und mehreren Slaves (b) und ein Scatternetz bestehend aus drei Piconetzen [BCOR01] Die Bluetooth-Spezifikation unterscheidet verschiedene Zustände, in denen sich Bluetooth-Geräte befinden können. Im Wesentlichen werden folgende Hauptzustände unterschieden: Unconnected: Unterzustand Standby (Einheiten werden nicht zu Teilnehmern des Piconetzes gezählt) Connecting: Unterzustände Inquiry (Suche nach Bluetooth-Geräten, mit denen Verbindung hergestellt werden kann) und Page (Verbindungsaufbau zu bestimmtem Bluetooth-Gerät) Connected: Unterzustände Active (Slave wartet auf Übertragungen von Master), Sniff (Einheit wird nur periodisch aktiv und kann in dabei wie im Zustand Active arbeiten), Hold (Slave kann für eine einstellbare Zeit seine gesamte Übertragungstätigkeit einstellen) und Park (Slave hält Synchronisation mit Master aufrecht, ist aber nicht mehr als aktiv einzustufen) Die Zustände Sniff und Hold dienen der Reduktion der Stromaufnahme, der Zustand Park erlaubt es außerdem dem Master, die Anzahl der Teilnehmer in einem Piconetz zu erhöhen. Eine genauere Beschreibung der verschiedenen Zustände bzw. Zustandsübergänge sowie der Stromspar-Funktionen von Bluetooth findet sich in den Kapiteln 2.2.2 (Baseband) und 2.4.2 (Stromsparfunktionen). Möchten mehrere Gerätegruppen gleichzeitig aktiv sein, so kann jede dieser Gruppen ein eigenes Piconetz aufbauen. In einigen Fällen kann es nötig sein, dass Bluetooth-Geräte aus verschiedenen, sich überlappenden Piconetzen miteinander kommunizieren müssen. Hierfür wurde das s.g. Scatternetz definiert, welches eine Kommunikation zwischen Piconetzen erlaubt (siehe Abbildung 11c und Abbildung 12). - 23 - Abbildung 12: Scatternetz (M=Master, S=Slave, P=Parked, SB=Standby) [Schi03] Dabei ist es Bluetooth-Einheiten möglich, an verschiedenen Piconetzen, die mit ihren individuellen Frequenzsprungfolgen arbeiten, gleichzeitig teilzunehmen, wobei sie in einem Piconetz Master oder Slave und in allen anderen Slave sein können. Es ist aber nicht möglich, dass eine Einheit in mehreren Piconetzen die Rolle des Masters einnimmt. Scatternetze haben auch den Vorteil, dass der durchschnittliche Gesamtdurchsatz erhöht werden kann. [Merk02] 2.1.3 Der Bluetooth-Protokollstack Ein Kernpunkt der Bluetooth-Spezifikation besteht darin, unterschiedlichen Geräten unterschiedlicher Hersteller die Kommunikation zu ermöglichen. Erreicht wird dies durch die Spezifikation eines Software-Protokollstacks, der es den Applikationen ermöglicht, andere BluetoothGeräte und Services zu finden und zu benutzen. Hauptaugenmerk bei der Entwicklung lag bei einer weitestmöglichen Wiederverwendung bestehender Protokolle. - 24 - Anwendungen: Browser, Agenten, eMail, Adressbuch, Telefonie vCard/vCal WAE OBEX WAP TCP ATCommands TCS Bin SDP UDP IP Software PPP Serial Cable Emulation (RFCOMM) Audio Logical Link Control & Adaptation (L2CAP) Host Controller Interface paketorientiert Hardware Link Manager (LMP) leitungsorientiert Baseband & Link Control (BB, LC) Bluetooth Radio Abbildung 13: Bluetooth Protokoll Stack [Lule01] Abbildung 13 zeigt den Bluetooth Protokollstack, der folgende Elemente enthält: Buetooth Radio (Luftschnittstelle): Stellt alle notwendigen Funktionen für die physikalische Realisierung des Frequency Hoppings und des TDD (Time Division Duplex; abwechselndes Senden und Empfangen der Geräte im gleichen Frequenzband) bereit. [Merk02] Die genutzten Frequenzen, Modulationen und Sendeleistungen sind hier spezifiziert. [Schi03] Baseband (Basisband): Steuert den Radioteil und bereitet die Daten für die höheren Schichten auf. Es verwaltet die physischen Kanäle und Verbindungen und ist für Fehlerkorrektur und Festlegung der Sprungfolge des Piconetzes verantwortlich. [Merk02] Verbindungsaufbau und Paketformate sind in dieser Schicht spezifiziert. [Schi01] Link Manager Protocol, LMP (Verbindungsverwaltung): Zuständig für Verbindungsaufund -abbau sowie das Setzen der verschiedenen Stromsparmodi. Zudem übernimmt diese Schicht Sicherheitsfunktionen wie Schlüsselidentifikation, Schlüsselgenerierung und Schlüsseltausch. Wie in Abbildung 13 zu erkennen ist, teilt HCI (Host Controller Interface) den Protokollstack in zwei Hälften. Es ist ein Transport- und Kommunikationsprotokoll, welches die Schnittstelle zwischen Bluetooth Controller (Hardware) und Bluetooth Host bildet. [Merk02] Beide Teile kommunizieren über - 25 - die einheitliche HCI-Schnittstelle, die eine Grundmenge an Funktionen für die Steuerung des Controllers durch den Host bereitstellt. Der Bluetooth-Host umfasst nun folgende Protokolle: Logical Link Control and Adaption Protocol, L2CAP (Logische Verbindungssteuerung und Anpassung): Ist für Multiplexen der Protokolle der höheren Schichten auf eine asynchrone Verbindung (kein SCO erlaubt) zuständig. Es segmentiert und setzt die Datenpakete (bis zu 64 kByte) wieder zusammen. Service Discovery Protocol, SDP (Dienstfindung): Stellt einen Dienst zur Verfügung, mit dessen Hilfe angebotene Dienste der Gegenstelle ermittelt werden können. Radio Frequency Emulation of the Serial COM Ports, RFCOMM: Dies ist eine Befehlssteuerung, die das RS-232 Protokoll über einen L2CAP-Kanal emuliert und bis zu 60 simultane Verbindungen zwischen Bluetooth-Modulen erlaubt. RFCOMM liegt der ETSI-Standard TS 101.369 (GSM 07.10) [6] zugrunde, der bei GSM Verwendung findet. Audio: Stellt logische Kanäle für die Übertragung von Audio und Sprache bereit. Telephony Control Specification Binary, TCS BIN: Übernimmt telefonrelevante Signalisierungsfunktionen für einen Verbindungsaufbau für Sprache und Daten und basiert auf dem Standard ITU-T [7] Q.931 [8] für Signalisierung von Telefonverbindungen. TCS BIN enthält eine Reihe von Signalkommandos, von Gruppenmanagement und Signalisierung bis hin zu Verbindungsauf- und -abbau. AT Commands: Zur Signalisierung der Telefonsteuerung; sie basieren auf dem ETSIStandard 300.916 (GSM 07.07) [6] für Mobiltelefonie. [Merk02] Telefonanwendungen können die gewohnten AT-Kommandos wie bei einem herkömmlichen Modem einsetzen. [Schi03] Wireless Application Protocol, WAP: Ermöglicht den Mobilfunknetz-unabhängigen Zugriff auf Informationen und Dienste des Internet mittels Mobiltelefon. Wireless Application Environment, WAE: Stellt spezielle Umgebung für mobile Geräte bereit. UDP/TCP/IP/PPP: Diese Protokolle bilden die Grundlagen für die InternetKommunikation. [Merk02] Statt TCP/IP über PPP kann alternativ das effizientere Bluetooth Network Encapsulation Protocol (BNEP) benutzt werden. [Schi03] vCard/vCal: Stellen strukturierte Objekte in Form einer persönlichen Visitenkarte (vCard) oder eines persönlichen Kalenders (vCal) dar. OBject EXchange Protocol, OBEX: Ursprünglich von der Infrared Data Assicoation (IrDA) [9] entwickelt, dient dem Austausch von Objekten wie beispielsweise vCard oder vCal und unterstützt verschiedene Transportprotokolle und Medien. OBEX setzt vorerst auf RFCOMM auf, geplant ist aber TCP/IP als spätere Grundlage. [Kral03] [Merk02] - 26 - Eine genauere Beschreibung der Protokolle findet sich in Kapitel 2.2 (Protokollstack Teil 1 – Bluetooth Modul) und 2.3 (Protokollstack Teil 1 – Bluetooth Modul) 2.1.4 Bluetooth Profile Die Schichten im Protokollstack definieren die exakten technischen Spezifikationen der einzelnen Komponenten eines Bluetooth Moduls, eine darauf basierende Implementierung wird die grundsätzlichen technischen Eigenschaften erfüllen. Allerdings bleibt dadurch noch eine Reihe von Fragen zum Verhalten von Bluetooth-Geräten untereinander offen. So spezifiziert der Bluetooth-Stack beispielsweise nicht, wann und wie oft ein Gerät den Inquiry-Modus einnimmt, um selbst nach anderen Geräten zu suchen. Um nun solche Interoperabilitätsprobleme zwischen Geräten unterschiedlicher Hersteller zu minimieren, wurden zu grob umrissenen Anwendungsszenarien entsprechende Nutzungsanweisungen für die einzelnen Schichten in den s.g. Profilen beschrieben. [Lule01] Jedes der Profile legt die benötigten Protokolle für eine bestimmte Art von Anwendung fest [Merk02]; Profile sind gewissermaßen vertikale Schnitte durch den Bluetooth-Protokollstack. [Matt03] Diese Bildung von Profilen ist Teil des Interoperabilitäts-Pakets, das von der Bluetooth SIG geschnürt wurde, um möglichst große Interoperabilität zwischen den Geräten unterschiedlicher Hersteller weltweit sicherzustellen. Jedes Bluetooth-Gerät unterstützt eine Untermenge der mittlerweile 26 Profile. [Lule01] Die Struktur der Profile, ihre Abhängigkeiten untereinander sowie eine genaue Beschreibung der einzelnen Profile findet sich in Kapitel 2.5 (Bluetooth-Profile). 2.2 Protokollstack Teil 1 – Bluetooth Modul 2.2.1 Bluetooth Radio (Luftschnittstelle) Bluetooth Radio ist die unterste Schicht im Protokollstack und bezeichnet die Luftschnittstelle, welche alle notwendigen Funktionen für die physikalische Realisierung des Frequency Hoppings und des TDDs bereitstellt. Für den Frequenzbereich von Bluetooth ist das ISM-Band von 2,400 bis 2,4835 GHz vorgesehen, welches somit eine Bandbreite von 83.5 MHz umfasst. Die Bestimmungen für dieses Frequenzband sind im ETSI-Dokument ETS 300.328 festgehalten, und werden von Bluetooth besser erfüllt als verlangt. - 27 - Bluetooth verwendet 79 Trägerfrequenzen bzw. Kanäle, welche bei 2402 + k MHz liegen (k = 0 bis 78); der erste Kanal sendet also auf der Frequenz 2402 MHz, der nächste Kanal bei 2403 MHz usw. Um Interferenzen mit benachbarten Funksystemen zu vermeiden, ist sowohl ein unteres (2,400 bis 2,402 GHz) als auch ein oberes Schutzband (2,480 bis 2,4835 GHz) vorgesehen. Aus lizenzrechtlichen Gründen bildet Frankreich mit 23 Trägerfrequenzen eine Ausnahme, wo nur das ISM-Band von 2,4465 bis 2,4835 GHz verwendet werden kann, wobei das obere und untere Schutzband jeweils 7,5 MHz breit sind. Bluetooth-Geräte mit unterschiedlichen Hopping-Algorithmen (23 oder 79 Trägerfrequenzen) sind untereinander nicht kompatibel. Als Modulationsverfahren kommt GFSK (Gaussian Frequency Shift Keying) zum Einsatz. Dabei wird – im Gegensatz zum reinen FSK – das binäre (Rechteck)-Signal mittels Tiefpass-Filter mit gaußförmiger Filtercharakteristik gefiltert bevor es dem Frequenzmodulator zugeführt wird, was zu weichen Übergängen zwischen den Bits und somit zu einer Bandbreitenreduktion gegenüber FSK führt. Eine binäre „1“ wird durch eine positive, eine binäre „0“ durch eine negative Frequenzabweichung fd der Trägerfrequenz fT übertragen, wobei fd zwischen 140 kHz und 175 kHz liegen muss. [Merk02] Der wesentliche Vorteil, der sich aus der GFSK-Modulation ergibt, liegt vor allem darin, dass sie relativ unempfindlich gegenüber Rauscheinflüsse ist, da diese die Amplitude und nicht die Frequenz der elektromagnetischen Welle beeinflussen. [Rech02] Die Sende- und Empfängereigenschaften sind für die erzielbaren Reichweiten der BluetoothGeräte bei ausreichender Übertragungsqualität ausschlaggebend. Die Sendeleistung ist in folgende drei Klassen eingeteilt: Leistungsklasse 1: Max. Ausgangsleistung von 100 mW (20 dBm), max. Reichweite von 100 m Leistungsklasse 2: Max. Ausgangsleistung von 2,5 mW (4 dBm), max. Reichweite von 20 m Leistungsklasse 3: Max. Ausgangsleistung von 1 mW (0 dBm) , max. Reichweite von 10 m Die Leistung L in dBm errechnet sich mit L 10 log10 P 1mW , wobei P die Ausgangsleistung in mW ist. Die Sendeleistung ist zudem regelbar, um die Stromaufnahme zu reduzieren. Mehr dazu findet sich in Kapitel und 2.4.2 (Stromsparfunktionen). Die Empfänger-Empfindlichkeit gibt die Leistung des hochfrequenten Signals am Eingang des Empfängers an, die erforderlich ist, um an dessen Ausgang die Nachricht mit ausreichender Güte einer Senke zur Verfügung stellen zu können. Bei Bluetooth wird als Gütemaß die Bit Error Rate (BER) - 28 - herangezogen, wobei die Spezifikation für eine BER < 0,1% eine Empfänger-Empfindlichkeit von -70 dBm (das entspricht einem Eingangssignal mit 100 pW) erfordert. Bei Bluetooth wird ein Frequency Hopping Spread Spectrum (FHSS)-Verfahren verwendet, wobei das Nutzsignal über sich permanent abwechselnde Trägerfrequenzen übertragen wird. [Merk02] Es sind 5 verschiedene Sprungfolgen spezifiziert, wobei die ersten vier für Inquiry und Paging verwendet werden und aus fest vorgegebene Sequenzen aus jeweils 32 Frequenzen bestehen. Für die eigentliche Datenübertragung wird aus der Geräteadresse des Masters eine Sprungfolge aus allen 79 Frequenzen errechnet. Im normalen Betrieb wechselt die Kanalfrequenz 1600 mal pro Sekunde, im Suchbetrieb (Inquiry oder Paging) doppelt so schnell. Damit ist jeder Zeitabschnitt im normalen Betrieb 1 s 1600 hops/s 625 s lang, nach Ablauf dieser Zeit wechselt die Frequenz wieder. Die Frequenzfolge wiederholt sich im Datenübertragungsmodus alle 23.302 h von neuem. [Lule01] Diese Frequenzsprünge wirken wie eine Art Verschlüsselung, da sie das Abhören einer solchen Übertragung enorm erschweren. Vor allem aber erlaubt das FHSS-Verfahren den gleichzeitigen Betrieb mehrerer Piconetze im selben räumlichen Überdeckungsbereich; obwohl es zu einzelnen Kollisionen kommen wird (wenn mehrere Piconetze auf derselben Frequenz kommunizieren), erhöht sich der durchschnittliche Gesamtdurchsatz. Das FHSS-Verfahren erweist sich bei schmalbandigen Störungen auch als sehr robust, da der gestörte Frequenzbereich nur kurz benutzt wird (siehe dazu Abbildung 14). [Merk02] - 29 - 2480 MHz 2470 HomeRF-Paket: 50 Hops/sec. 2460 Frequenz 2450 2440 2430 2420 Bluetooth-Paket: 1600 Hops/sec. 2410 2400 0 2 4 Zeit 6 8 ms 10 Abbildung 14: Kollision zwischen Bluetooth und HomeRF [Lule01] Als Vielfachzugriffsverfahren findet bei Bluetooth das Time Division Duplex (TDD)- Verfahren Verwendung, was bedeutet, dass die Geräte abwechselnd senden und empfangen. Die Übertragung wird entsprechend der Hopping-Frequenz in Zeitschlitze zu je 625 µs unterteilt. [Merk02] Abbildung 15 veranschaulicht diesen Sachverhalt, wobei zu erkennen ist, dass Master und Slave mit jedem Zeitschlitz gemeinsam ihre Frequenz ändern. Abbildung 15: Einteilung der Zeitschlitze [BCOR01] - 30 - Die Spezifikation sieht aber auch s.g. Multislot-Pakete vor, die drei oder fünf Zeitschlitze in Anspruch nehmen. Während dieser Zeit erfolgt kein Frequenzsprung; anschließend wird auf diejenige Frequenz gesprungen, die aus zeitlicher Sicht folgt. Abbildung 16: Einteilung der Zeitschlitze bei Multislot-Paketen [BCOR01] An obigen Grafiken ist auch zu erkennen, dass die effektive Nutzdatenrate deutlich unter der Brutto-Datenrate von 1 MBit/s liegt, da zeitliche Puffer an den Frequenzübergängen notwendig sind, in denen keine Daten übertragen werden können, und zudem noch Verwaltungsdaten anfallen. [Lule01] Für eine bestmögliche Übertragung von Sprache und Daten definiert die Bluetooth-Spezifikation zwei Arten physikalischer Verbindungen: Synchronous Connection Oriented (SCO) Link Asynchronous Connection Less (ACL) Link Ein SCO-Link stellt eine synchrone verbindungsorientierte Verbindung dar, wobei zwischen Master und Slave in einer Punkt-zu-Punkt-Verbindung kommuniziert wird. Durch die vom Master exklusiv reservierten Zeitschlitze sind zeitkritische Übertragungen (meist Sprachübertragungen) möglich, ein wiederholtes Senden von SCO-Paketen ist nicht vorgesehen. Ein Slave kann maximal drei SCO-Links zu einem einzigen und zwei SCO-Links zu unterschiedlichen Mastern verwalten. Ein ACL-Link ist das Gegenstück zum SCO-Link und bietet daher eine asynchrone verbindungslose Verbindung, wobei zwischen dem Master und allen piconetzbildenden Slaves in einer Punkt-zu-Multipunkt-Verbindung kommuniziert wird. Dafür verwendet der Master die restlichen Zeitschlitze, die noch nicht für SCO-Links bestimmt sind. Der Master kann mittels ACL-Links beliebige, am Piconetz beteiligte Slaves ansprechen, zwischen einem Master und einem Slave kann jedoch nur ein - 31 - einziger ACL-Link existieren. Verlorengegangene Pakete werden im Gegensatz zu SCO-Links wiederholt gesendet. Ein einziger Master kann mehrere Verbindungen halten, die aus einer ACL- und SCOKombination bestehen. [Merk02] Abbildung 17 zeigt die eine Kombination von SCO- und ACL-Links in einem Piconetz. SCO ACL SCO ACL ACL SCO ACL SCO Master Slave 1 Slave 2 625 µs Zeit Slave 3 Abbildung 17: Datenübertragung in einem Piconetz [Lule01] 2.2.2 Baseband (Basisband) Diese Schicht steuert die Hardware und ist für die Weitergabe der Daten an höhere Systemkomponenten verantwortlich. Es setzt auf der Radio- Schicht auf und ist im Link Controller implementiert. Diese Schicht ist für die Steuerung der physikalischen Funkverbindung, das Packen und Entpacken der Datenpakete, Festlegen der Frequenzsprungfolge, Fehlerkorrektur, Datentransfer, Verwaltung der (logischen) Verbindungen, Adressierung sowie Authentisierung, Authorisation und Verschlüsselung (siehe dazu Kapitel 2.4.1, Sicherheit und Verschlüsselung) verantwortlich. 2.2.2.1 Paketaufbau und -arten Die Daten eines Piconetz-Kanals werden zerteilt und in Pakete verpackt, die in drei Bereiche unterteilt sind (siehe Abbildung 18). Die Bit-Reihenfolge richtet sich nach dem Little-Endian-Format, was bedeutet, dass das Least Significant Bit (LSB) zuerst gesendet wird. - 32 - Abbildung 18: Paket-Format [Schi03] Zugriffscode und Paketkopf haben feste Größen von 72 (bzw. 68) und 54 Bit, die Nutzlast kann in der Größe von 0 bis 2745 Bit variieren und somit auch entfallen. [Merk02] Zugriffscode (Access Code) Der Zugriffscode (Access Code) ist 72 Bit groß und dient zur Synchronisation und Gleichspannungskompensation, wird aber hauptsächlich zur Identifikation benutzt. Alle Pakete, die innerhalb eines Piconetzes gesendet werden, haben den gleichen Access Code; die teilnehmenden Bluetooth-Geräte überprüfen diesen und ignorieren den Rest des Paketes, falls er für das Gerät ungültig ist. Die Präambel besteht aus einer Sequenz von 4 alternierenden Bits und wird zur Gleichspannungskompensation benutzt. Das Sync-Word ist ein 64 Bit-Wort und wird vom 24 Bit großen niederwertigen Adressteil einer Bluetooth Device Address (LAP, siehe Kapitel 2.2.2.4) abgeleitet. Der Trailer besteht wie die Präambel auch aus alternierenden Nullen und Einsen und erfüllt denselben Nutzen. Ein Trailer wird nur dann angehängt, wenn nach dem Access Code ein Header folgt; ansonsten ist der Access Code nur 68 Bit groß. Es gibt verschiedene Arten von Access Codes: Channel Access Code (CAC): Identifiziert zugehöriges Piconetz Device Access Code (DAC): Für spezielle Signalisierungen Inquiry Access Code (IAC): Für die Erkennung von in Reichweite liegenden weiteren Geräten. Dieser Code splittet sich wiederum in den General Inquiry Access Code (GIAC), der zur Suche nach allen in Reichweite befindlichen Bluetooth-Geräte benutzt wird, und den Dedicated Inquiry Access Code (DIAC) auf, der nur für die Suche nach Geräten mit bestimmten Merkmalen verwendet wird. [Merk02] - 33 - Paketkopf (Header) Der Header enthält wichtige Steuerinformationen für eine Verbindung und hat zusammen mit der Fehlerkodierung (HEC) eine Größe von 18 Bit, welche aber durch die 1/3 Rate Forward Error Correction (FEC) auf 54 Bit verdreifacht wird. Der Header besteht aus folgenden Feldern: AM-Adresse: Sie ist 3 Bit groß und wird zur Identifikation und Unterscheidung zwischen den aktiven Slaves benutzt. Da die Adresse „000“ für Broadcasts verwendet wird, wird die Anzahl der aktiven Slaves auf 2³-1=7 reduziert. Typ: Durch dieses 4 Bit große Feld werden die 16 verschiedenen Paketarten unterschieden. Fluss: Wirkt als Flusssteuerungsbit bei ACL-Paketen. Der Empfänger signalisiert mit einem Flow-Bit von „0“, dass sein Empfangspuffer voll ist; nach dem Leeren des Puffers wird FLOW wieder auf „1“ gesetzt. ARQN: Dient zur Empfangsbestätigung (ARQN = „1“, wenn Paket erfolgreich empfangen wurde, „0“ sonst) SEQN: Liefert sequenzielles Nummernschema zur Ordnung der Daten im Datenstrom bzw. zur Erkennung verlorener Pakete. HEC: Jeder Header beinhaltet einen 8 Bit großen CRC-Code, den s.g. Header Error Check (HEC), womit der fehlerfreie Empfang des Headers festgestellt werden kann. [Merk02] Paketarten Folgende Kontrollpakete – sie belegen jeweils nur maximal einen Zeitschlitz zu 625 µs – werden unterschieden: Identifikationspaket (ID-Paket): Enthält nur den Device Access Code (DAC) oder den Inquiry Access Code (IAC). Das Paket wird in Paging-, Inquiry- und Response-Routinen benutzt. Seine Länge beträgt 68 Bit. Nullpaket (NULL Packet): Enthält den Access Code und einen Paketkopf, aber keine Nutzlast. Seine Länge beträgt 126 Bit und es dient der Übermittlung von Empfangsbestätigungen (ARQN) oder des Empfangspuffer-Status (FLOW). Nullpakete erfordern keine Empfangsbestätigung. Umfragepaket (POLL Packet): Entspricht dem NULL-Paket, erfordert aber eine Empfangsbestätigung. Es wird vom Master an die Slaves geschickt, um diese anzusprechen und ihnen die Möglichkeit zu geben, Daten zu versenden. - 34 - Frequency Hopping Sequence Paket (FHS Packet): Enthält alle Daten, die für einen Verbindungsaufbau mit dem Sender benötigt werden. Es wird zur Beantwortung von Page- oder Inquiry-Paketen, bei einem Master/Slave-Rollentausch sowie zur Synchronisation der Frequenzsprünge (bevor Piconetz aufgebaut wurde oder ein bestehendes in ein neues übergeht) verwendet. Paket für Daten mittlerer Geschwindigkeiten (DM1-Packet): Wird für Steuerinformationen verwendet, kann aber auch Nutzdaten enthalten. [Merk02] [Lule01] In SCO-Verbindungen gibt es nur Pakete die maximal einen Zeitschlitz belegen, der dafür fest reserviert ist ( synchrone Verbindung). [Lule01] Sie enthalten auch keinen CRC-Code; geht ein Paket verloren oder kommt es fehlerhaft beim Empfänger an, wird es auch nicht neu übertragen, da dies für Audioübertragung weniger wichtig ist. [Merk02] Von den vier definierten Pakettypen gibt es drei, die nur synchrone Daten enthalten (High Quality Voice, HV) und einen, der zu einem Drittel aus synchronen Voice-Daten und zwei Dritteln aus zeitlich flexiblen, aber fehlersensitiven asynchronen Daten besteht (Data Voice, DV). [Merk02] Abbildung 19 zeigt die vier Pakettypen: HV1-Paket: Ein HV1-Paket ist mit einem 1/3 FEC geschützt und überträgt 1,25 ms Sprache bei 64 kBit/s und wird in jedem zweiten Zeitschlitz übertragen. HV2-Paket: Ein solches Paket ist mit einem 2/3 FEC geschützt und überträgt 2,5 ms Sprache bei 64 kBit/s und wird in jedem vierten Zeitschlitz übertragen. HV3-Paket: HV3-Pakete sind durch keinen Code geschützt und können somit 240 Bit Nutzdaten übertragen. Ein HV3-Paket überträgt 3,75 ms an Sprache bei 64 kBit/s in jedem sechsten Zeitschlitz. DV-Paket: Dieses Paket ist eine Kombination aus Daten- (80 Bit) und Sprachpaket (bis zu 150 Bit). Der Audio-Teil wird mit einer Vorwärtsfehlerkorrektur (2/3 FEC) geschützt, der Daten-Anteil hingegen wird solange mit jedem neuen DV-Paket mitgeschickt, bis diese Daten vom Empfänger als fehlerfrei quittiert wurden. - 35 - Abbildung 19: SCO-Pakete [Schi03] Für die Übertragung auf einem asynchronen Link wurden sieben ACL-Pakete spezifiziert, wobei sechs davon eine CRC-Paritätsprüfung enthalten und bei nicht korrigierbaren Fehlern neu übertragen werden können. ACL-Pakete unterscheiden sich im Wesentlichen in der Stärke der Vorwärtsfehlerkorrektur sowie in der Anzahl der belegten Zeitabschnitte pro Paket. [Lule01] Abbildung 20 zeigt die verschiedenen Pakettypen: DM (Data-Medium Rate)-Pakete: DM-Pakete werden durch eine 2/3 FEC geschützt und können einen, drei oder fünf Zeitschlitze (DM1, DM3 oder DM5) belegen. Pakete über mehrere Zeitschlitze profitieren von den eingesparten Verwaltungsdaten (Paketkopf und Zugriffscode werden nur einmal übertragen) und dem fehlenden Overhead durch einen Frequenzwechsel, wobei die Frequenz über die volle Paketlänge konstant bleibt. DH (Data-High Rate)-Pakete: DH-Pakete (DH1, DH3 oder DH5) werden durch keine Vorwärtsfehlerkorrektur geschützt, können dafür aber in der gleichen Zeit entsprechend mehr Daten übertragen als DM-Pakete ( High Rate). AUX1-Paket: Ähnelt dem DH1-Paket, hat aber keinen CRC-Code. [Merk02] - 36 - Abbildung 20: ACL-Pakete [Schi03] 2.2.2.2 Logische Kanäle Der Bluetooth-Stack besteht aus unterschiedlichen Schichten, die miteinander kommunizieren. Damit beispielsweise der Link Manager eines Bluetooth-Gerätes mit dem eines anderen kommunizieren kann, bedarf es logischer Kanäle, die aber alle den einzig vorhandenen physischen Kanal als Träger nutzen. Abbildung 21 verdeutlicht dieses Prinzip. Folgende fünf logische Kanäle werden unterschieden: Link Control (LC) Steuerungskanal: Dient der Verbindungssteuerung, unter anderem der automatischen Paketwiederholung (ARQ), der Datenflusssteuerung (FLOW) und der Nutzlast-Charakterisierung (Payload Type). Übermittelt werden diese Daten im Paketkopf. Link Manager (LM) Steuerungskanal: Trägt Steuerungsinformationen zwischen den beteiligten Link Managern eines jeden Bluetooth-Gerätes und regelt den Verbindungsaufund -abbau sowie eine eventuelle Verschlüsselung. Übermittelt werden diese Daten i.d.R. in geschützten DM-Paketen. - 37 - User Asynchronous (UA) / User Isochronous (UI) Nutzdatenkanal: Transportiert asynchrone bzw. isochrone (zeitkritische) Nutzdaten, die von der höheren Protokollschicht L2CAP gesendet und empfangen werden. Da die von L2CAP kommenden Pakete größer sein können als der gerade benutzte Datenpaket-Typ, müssen die Pakete auf der Empfängerseite wieder zusammengesetzt werden. User Synchronous (US) Nutzdatenkanal: Trägt synchrone Datenpakete einer SCOVerbindung. [Merk02] Bluetooth Gerät 1 Bluetooth Gerät 2 L2CAP L2CAP Logischer Kanal (UA, UI oder US) Link Manager Logischer Kanal (LM) Link Manager Link Controller Logischer Kanal (LC) Link Controller Physikalischer Kanal Paketbestandteile Zugriffscode Paketkopf Nutzlast Abbildung 21: Logische (virtuelle) Kanäle zwischen Bluetooth-Geräten [Lule01] 2.2.2.3 Scrambling und Fehlerkorrektur Da Funkkanäle sehr störungsempfindlich sind, definiert die Bluetooth-Spezifikation folgende Fehlerkorrekturmechanismen, wobei nur der Paketkopf immer geschützt wird (HEC), da er wichtige Verbindungsinformationen mit sich führt. 1/3 Rate FEC (Forward Error Correction): Jedes gesendete Bit wird dreimal hintereinander wiederholt. 2/3 Rate FEC: Jeweils 10 Informationsbits werden mit 5 Bit Fehlerkorrekturcode zu einem 15 Bit Codewort erweitert, wobei sich eine Hamming-Distanz (minimaler paarweiser Bitunterschied zwischen allen Nutzworten eines Codes) von 4 ergibt. - 38 - ARQ-Schema für Daten: Sicherung, die für eine wiederholte Übertragung fehlerhafter oder nicht empfangener Pakete sorgt; die Pakete werden solange gesendet, bis der Sender eine positive Bestätigung vom Empfänger erhält. HEC (Header Error Control) / CRC (Cyclic Redundancy Check)- Codierung: In der Bluetooth-Spezifikation werden sowohl eine 8 Bit CRC (im Header, HEC) als auch eine 16 Bit CRC (für Nutzdaten, nach CRC-CCITT) genutzt. Da die spektrale Leistungsverteilung breitbandiger Datensignale von der Struktur der Daten abhängt und daher sehr unregelmäßig sein kann, kommen s.g. Scrambler (Verwürfler) zum Einsatz. Durch eine Modulo-2-Addition der Daten mit einem Pseudorauschcode werden eine Gleichspannungskompensation sowie eine einfache Verschlüsselung erreicht. Beim Descrambling (Wiederherstellung der Daten) auf der Empfängerseite werden die verwürfelten Daten erneut mit demselben Pseudorauschcode addiert. [Merk02] 2.2.2.4 Adressierung Jedes Bluetooth-Gerät besitzt eine weltweit eindeutige 48 Bit große Geräteadresse, die Bluetooth Device Address (BD_ADDR), die im ROM-Speicher des Bluetooth-Moduls gespeichert ist und auch als MAC-Adresse bezeichnet wird. Sie besteht aus einem 24 Bit großen unteren Adressteil (LAP, Lower Address Part), der eine herstellerspezifische Identifikationsnummer enthält, einem 8 Bit großen oberen Adressteil (UAP, Upper Address Part), der eine firmeninterne Nummer enthält sowie einem 16 Bit großen unbedeutenden Adressteil (NAP, Non-significant Address Part). [Merk02] Der LAP wird vom Bluetooth-Gerätehersteller vergeben, UAP und NAP bilden die Hersteller-Identifikation, die von der IEEE vergeben wird. [Hand03] Nicht-signifikanter Adressteil Oberer Adressteil Unterer Adressteil 16 Bit 8 Bit 24 Bit Abbildung 22: Bluetooth Geräteadresse (BD_ADDR) [Lule01] Jeder aktive Slave in einem Piconetz besitzt eine 3 Bit große Active Member Address (AM_ADDR), die er vom Master bei der Aktivierung zugeordnet bekommt; der Master selbst hat keine AM_ADDR. Ein Slave akzeptiert nur Pakete, die an seine AM_ADDR oder die vollständig aus Nullen bestehende Broadcast-AM_ADDR gesendet werden. - 39 - Ein Slave im Park-Zustand kann anhand seiner 8 Bit großen Parked Member Address (PM_ADDR) identifiziert werden. Wechselt er wieder in einen aktiven Zustand, so verliert er die PM_ADDR und es wird ihm eine AM_ADDR zugewiesen. Zusätzlich zur PM_ADDR wird einem Slave beim Übergang in den Park-Zustand die Access Request Address (AR_ADDR) zugewiesen, die aber für einen Slave nicht eindeutig sein muss. Sie wird benutzt, damit dieser den Zeitschlitz erkennen kann, in dem es ihm erlaubt ist, Access-RequestNachrichten zu senden. [Merk02] [BCOR01] 2.2.2.5 Funkkanal-Management Der Master, das ist jene Einheit welche die Verbindung zu einem oder mehreren Slaves initiiert, bestimmt die Frequenzsprungfolge und den Channel Access Code (CAC). Er hat immer die volle Kontrolle über das Piconetz, da Slaves Daten ausschließlich mit dem Master austauschen können. Da die Bluetooth-Einheiten identisch sind, kann jedes Gerät selbst ein Piconetz initialisieren; dieses Gerät ist dann selbst Master und kann die Slaves kontrollieren und die Timer synchronisieren. Abbildung 23: Slaves in Piconetz synchronisieren sich mit Uhr des Masters [Schi03] Um die Sprungfolge des Senders bestimmen zu können, hat jede Bluetooth-Einheit eine interne Systemzeit, die aber keinen Bezug zur Tageszeit hat. Baut ein Master eine Verbindung auf, so addieren diese einen Offset zu ihrer eigenen Systemzeit, um synchron mit dem Master zu laufen (siehe Abbildung 23). - 40 - Für Bluetooth-Geräte sind verschiedene Zustände definiert (siehe dazu auch Kapitel 2.1.2, Ad-hoc Netzwerke), wobei die Hauptzustände Standby und Connected sind. Die wichtigsten Zustände sind in Abbildung 24 zu sehen. Standby: Geräte, die an keinem Piconetz teilnehmen aber eingeschaltet sind, befinden sich im Bereitschaftszustand Standby. In diesem Zustand wird nur die interne Uhr weiter betrieben, weshalb die Stromaufnahme sehr gering ist. [Merk02] Es gibt zwei Gründe, den Parkzustand zu verlassen und in den Erkundigungszustand Inquiry überzugehen: Entweder das Gerät möchte selbst ein Piconetz gründen oder es möchte erkunden, ob bereits eine Kommunikation im Gange ist [Schi03] (dafür wird alle 1,28 sec nach ev. Netznachrichten gesucht). Inquiry: In diesem Zustand wird nach Bluetooth-Geräten gesucht, mit denen eine Verbindung hergestellt werden kann. Der Übergang vom Zustand Standby nach Inquiry dauert ungefähr 2 sec. Page: Hierbei wird versucht, eine Verbindung zu einem bereits erfassten Bluetooth-Gerät herzustellen. Connected: In diesen Zustand geht die Bluetooth-Einheit nach dem erfolgreichen Masterund Slave-seitigen Verbindungsaufbau über. [Merk02] Die Slaves sind an die Sprungfolge des Piconetzes angepasst [Schi03], überprüfen permanent den Funkkanal auf Pakete mit passender Zieladresse und antworten gegebenenfalls. Unterzustände sind die Stromspar-Modi Park, Hold Stromsparfunktionen). [Lule01] und Sniff (siehe dazu auch Kapitel 2.4.2, Park: Das Bluetooth-Gerät verliert seine AM_ADDR und bekommt statt dessen eine PM_ADDR. Es ist damit immer noch Mitglied des Piconetzes, macht aber Platz für ein anderes aktives Gerät; es kann maximal 7 aktive, aber bis zu 255 passive Mitglieder geben. Geparkte Geräte sind immer noch bzgl. der Sprungfolge synchronisiert. [Schi03] Ein geparkter Slave ist passiv, da er nur dem periodischen Funkfeuer des Masters zur Synchronisation lauscht, mangels eigener AM_ADDR aber nicht sofort an einer Kommunikation teilnehmen kann. Ein Slave kann sowohl durch den Master durch Zusenden einer gültigen AM_ADDR an seine PM_ADDR aktiviert werden, aber auch durch Senden einer Access Request-Nachricht zum Master eine Wiederaufnahme in den aktiven Zustand beantragen. [Lule01] [Merk02] Hold: In diesem Zustand behält das Bluetooth-Gerät die AM_ADDR, beendet jedoch ACL-Übertragungen; SCO-Pakete werden weiterhin übertragen. [Schi03] Nach Ablauf der Hold-Zeit synchronisiert sich der Slave automatisch wieder mit dem Netzverkehr und wartet auf an ihn adressierte Pakete des Masters. [Lule01] Der Hold-Modus kann vom Master erzwungen werden, der Slave kann den Master aber auch auffordern, ihn in diesen Zustand zu schalten. - 41 - Sniff: Im „Schnüffel“-Zustand hört das Gerät in frei wählbaren, periodischen Abständen in das Piconetz; auch hier läuft der Timer zur Synchronisation weiter. [Merk02] Abbildung 24: Bluetooth Basisband Zustände [Schi03] 2.2.2.6 Verbindungsaufbau Wird ein Bluetooth-Gerät eingeschaltet, befindet es sich im Bereitschaftszustand ( Standby) und hat damit noch keine Verbindung zu anderen Geräten. In einem ersten Schritt versucht es nun, andere Geräte in Kommunikationsreichweite zu finden, indem es für eine bestimmte Zeit auf verschiedenen Frequenzen den Datenverkehr abhört ( Inquiry Scan). Umgekehrt versendet jedes Gerät periodisch Inquiry-Pakete ( Inquiry), wodurch ein suchendes Gerät eine Liste von Geräteadressen der erreichbaren Geräte erhält. Für die eigentliche Kontaktaufnahme hört das Gerät wiederum auf verschiedenen Frequenzen den Datenverkehr ab ( Page Scan) und baut eine Verbindung auf, sobald es von einem anderen Gerät ein Page-Paket mit der eigenen Geräteadresse erhält ( Page); das Gerät, das die Nachricht erhält, wird Slave, das andere Gerät wird Master. Ab diesem Zeitpunkt geht die Initiative für weitere Verbindungsaufnahmen nur noch vom Master aus. Ist ein Gerät nun mit dem Piconetz verbunden, befindet es sich im aktiven Zustand Connected oder in einem der drei Stromsparzustände Sniff, Hold oder Park. [Roth02] Welches Gerät Inquiry und welches den komplementären Inquiry Scan durchführt, muss für jede Anwendung im jeweils verwendeten Profil geklärt werden. Häufig ist es sinnvoll, dass eher stationär - 42 - aufgestellte Geräte periodisch Inquiry Scan und Page Scan durchführen, während die mobilen Gegenstücke entweder manuell oder auch periodisch Inquiry- bzw. Page- Rufe aussenden, weil damit die Belastung der Funkschnittstelle mit unnötig vielen Suchsignalen reduziert wird; nachteilig ist aber der dadurch höhere Strombedarf der mobilen Geräte. [Lule01] Im Folgenden werden die Zustände Page, Page Scan, Inquiry und Inquiry Scan noch genauer betrachtet. Standby Master hat Geräte Adresse des Slave Page Master hat Slave Response erhalten Master sucht nach Slaves Slave horcht auf seine Geräte Adresse Page Scan Fehler Master Response Slave antwortet auf Page Fehler Slave horcht auf GIAC Inquiry Scan Slave hat Inquiry detektiert Slave Response Inquiry Slave hat auf Inquiry geantwortet Inquiry Response Verbindung hergestellt Connected Master sucht nach Slaves Abbildung 25: Link Controller Zustandsdiagramm [Lule01] Das ausgesendete Inquiry Signal besteht aus einem generischen ID-Paket, das den allgemeinen Zugriffscode (GIAC) enthält, der für alle Bluetooth-Geräte gleich ist; das ID-Paket enthält keinerlei Information über den Sender, der damit anonym bleibt. [Lule01] Dieser Zugriffscode wird nacheinander über 32 standardisierte Trägerfrequenzen (Wake-Up Carriers) ausgesendet. Anschließend horcht das suchende Gerät auf Antworten von in Reichweite befindlichen Geräten. Im Zustand Inquiry Scan wartet der Empfänger in einem bestimmten Zeitfenster auf ID-Pakete, die den passenden Zugriffscode enthalten. Wird ein Inquiry entdeckt, so kann – nach Verstreichen einer zufälligen Zeit, um zu vermeiden, dass viele Geräte gleichzeitig antworten – in den Unterzustand Inquiry - 43 - Response gewechselt und nach Erhalt eines weiteren ID-Pakets ein Frequency Hopping Sequence (FHS)Paket mit den eigenen Parametern zurückgeschickt werden. [Merk02] [Schi03]. Der Page-Ruf eines Gerätes dient der Initiierung einer Verbindung (dieses Gerät ist damit automatisch Master im Piconetz) und er besteht aus einem ID-Paket mit dem Geräte-Zugriffscode (DAC) der anderen Bluetooth-Einheit, welcher aus deren Geräteadresse berechnet wurde. [Lule01] Ein Gerät im Zustand Page Scan ( Slave) verhält sich ähnlich wie im Inquiry Scan, mit dem Unterschied, dass es auf ID-Pakete mit dem eigenen DAC wartet. Nach Erhalten eines solchen Pakets wird sofort in den Unterzustand Slave Response gewechselt und mit einem Acknowledge geantwortet. Der Master geht in den Zustand Master Response über und antwortet mit einem FHS-Paket mit allen für die Verbindung benötigten Daten (Bluetooth Clock, AM_ADDR etc.). Der Slave quittiert dieses Paket und kann nun die korrekte Sprungfolge ermitteln, weshalb beide Geräte in den Zustand Connected übergehen. Um sicher zu stellen, dass der Wechsel der Frequenzsprungfolge korrekt vollzogen wurde, schickt der Master ein POLL-Paket zum Slave, der darauf typischerweise mit einem NULL-Paket antwortet. Für das erstmalige Finden mittels Inquiry und Inquiry Scan müssen in der Praxis mehrere Sekunden (bis zu 10 sec) kalkuliert werden, weshalb der Geschwindigkeit bei der Kommunikation von aneinander vorbeibewegenden Geräten enge Grenzen gesetzt sind. Stehen die Parameter des gesuchten Gerätes schon fest, so kann durch Page und Page Scan eine deutlich kürzere Verbindungszeit von unter einer Sekunde erreicht werden. Bei der Beschreibung der Verbindungsaufbau-Prozeduren wird klar, dass ein Gerät seine eindeutige Bluetooth Geräteadresse auch ohne anschließende Verbindung im FHS-Paket preisgeben muss, diese Eigenschaft lässt sich für die Verfolgung von Spuren einzelner Geräte nutzen (siehe dazu Kapitel 2.4.1, Sicherheit und Verschlüsselung). [Merk02] 2.2.3 Link Manager (Verbindungsverwaltung) 2.2.3.1 Das Link Manager Protokoll Die beiden Schichten Radio und Baseband sind für die physische Übertragung der einzelnen Bits sowie das gesicherte Senden und Empfangen von Datenpaketen verantwortlich. Der Link Manager hat die Aufgabe, die Übertragung zwischen Bluetooth-Einheiten zu kontrollieren. Das dafür entwickelte Link Manager Protocol (LMP) – meist am Link Controller als Firmware implementiert – stellt eine Vielzahl von Befehlen zur Kommunikation zwischen den Link Managern verschiedener Einheiten zur Verfügung; - 44 - die dabei ausgetauschten Nachrichten werden Protocol Data Units (PDUs) genannt. Abhängig von Kontrolldaten, die das LMP von anderen Schichten bekommt, kommuniziert es entweder mit dem Link Manager einer anderen Bluetooth-Einheit oder es sendet Steuerdaten zu den darunter liegenden Schichten Baseband oder Radio (siehe Abbildung 26). Abbildung 26: Link-Manager-Kommunikation [BCOR01] PDUs werden in den Nutzdaten von ACL-Paketen übertragen, wobei ausschließlich DM1- und DV-Pakete verwendet werden. Sie haben eine sehr hohe Priorität und können ggf. sogar die für eine SCO-Verbindung reservierte Bandbreite benutzen. Schickt eine Einheit eine PDU an eine andere, so wird diese durch eine Antwortnachricht entweder akzeptiert, oder – z.B. im Falle einer nicht unterstützten Funktion – abgelehnt. Es besteht aber die Möglichkeit, dass der Link Manager des Masters eine PDU an den eines Slaves schickt, der diese nicht ablehnen darf. [Merk02] 2.2.3.2 LMP-Prozeduren für den Verbindungsaufbau Die wichtigste Funktion des Link Managers ist die des Verbindungsaufbaus, wofür aber auch Funktionen anderer Protokollschichten benötigt werden; so muss beispielsweise die Page-Prozedur, für die das Basisband verantwortlich ist, bereits durchgeführt worden sein. Anschließend können folgende LMP-Transaktionen zwischen den beiden Einheiten beginnen, um die Verbindung aufzubauen: 1. Clock Information Request: Der Clock-Offset ist die Differenz zwischen dem Masterund dem Slave-Clock, der bei jedem Empfang eines FHS-Pakets berechnet wird. Der Master kann den Clock-Offset mit dieser LMP-Prozedur noch vor Aufbau der Verbindung aus LMP-Sicht abfragen, um das Paging einer Einheit zu beschleunigen, wenn diese das Piconetz verlassen hat. - 45 - 2. LMP-Version Request: Vor einem Verbindungsaufbau wird die LMP-Version durch den Link-Manager abgefragt; dies ist notwendig, da zwischen den verschiedenen Versionen Unterschiede bestehen. 3. Features Request: Da eine Einheit nicht alle Eigenschaften der darunter liegenden Schichten Radio und Baseband unterstützen muss, kann man mit diesem Request herausfinden, mit welchen Einschränkungen – beispielsweise die fehlende Unterstützung von Multislot-Paketen oder den Stromsparzuständen – man zu rechnen hat. 4. Name Request: Jeder Bluetooth-Einheit wird ein benutzerfreundlicher Name (bis zu 248 Byte groß) zugewiesen, der mit diesem Request abgefragt werden kann. 5. Einleitung des Verbindungsaufbaus: Nachdem der Sender die angeforderten Informationen erhalten und ausgewertet hat (Schritt 1 bis 4), kann er den eigentlichen Verbindungsaufbau einleiten. Hierfür sendet er eine entsprechende Request-PDU an den Empfänger, der diesen akzeptiert oder ablehnt. 6. Prozeduren zur Aushandlung der Link-Parameter: Nach erfolgreicher Bestätigung der Aufforderung für einen Verbindungsaufbau können die Link Manager der beteiligten Einheiten die Link Parameter (Pairing, Authentifikation, Verschlüsselung und Quality of Service) aushandeln. Mehr dazu in Kapitel 2.4.1 (Sicherheit und Verschlüsselung) und 7. 2.4.3 (Quality of Service). Abschluss des Verbindungsaufbaus: Nachdem die Link Manager beider Einheiten die Verbindungsparameter fertig ausgetauscht haben, kann der Verbindungsaufbau abgeschlossen werden. Die entsprechende PDU wird von beiden Einheiten unabhängig 8. generiert, sobald sie mit dem Zustand der Verbindung „zufrieden“ sind. SCO-Verbindungsaufbau: Beim bisherigen Verbindungsaufbau handelt es sich um eine ACL-Verbindung, die immer zuerst aufgebaut wird. Anschließend können eine oder mehrere SCO-Verbindungen aufgebaut werden, wobei das Einleiten eines SCOVerbindungsaufbaus nicht nur dem Master vorbehalten ist. Hierfür sendet die entsprechende Einheit eine PDU mit den Parametern (SCO-Pakettyp, Audio-Codecs etc.) der gewünschten Verbindung. [Merk02] - 46 - Abbildung 27: LMP Verbindungsaufbau [BCOR01] 2.2.3.3 Weitere LMP-Prozeduren Zusätzlich zu den Prozeduren für den Verbindungsaufbau spezifiziert das LMP noch weitere: Einstellen der Multislot-Pakete: Durch die Verwendung von Multislot-Paketen kann eine höhere Datenrate erzielt werden. Die Aushandlung der Paketgröße kann zu jedem Zeitpunkt nach abgeschlossenem Verbindungsaufbau erfolgen. Stromsparzustände und Leistungsregelung: Um Einheiten in einen der Stromsparzustände Sniff, Hold oder Park zu versetzen oder dem Empfänger die Möglichkeit zu geben, eine Erhöhung oder Verringerung der Sendeleistung zu beantragen, stellt LMP spezielle PDUs zur Verfügung. Master/Slave-Rollentausch: Ein Master/Slave-Rollentausch wird beispielsweise dann benötigt, wenn eine Einheit in den Überdeckungsbereich eines Access Points kommt, mit dem bereits Slaves verbunden sind. Sie versucht sich beim Access Point anzumelden, initiiert den Verbindungsaufbau und ist damit Master. Der Access Point (im Moment Slave) kann aber mit einer entsprechenden PDU einen Rollentausch mit dem Master beantragen, bevor dieser den Verbindungsaufbau bestätigt. Die neue Einheit ist damit wieder Slave. Allgemeiner Verbindungsabbau: Will eine Einheit die Verbindung abbauen, so wird das von ihrem Link Manager durch eine entsprechende PDU veranlasst. Durch eine strenge - 47 - Abfolge des Verbindungsabbaus wird garantiert, dass nicht durch einen fehlerhaften Verbindungsabbau zwei Einheiten dieselbe AM_ADDR erhalten können. [Merk02] 2.2.4 Host Controller Interface Das Host Controller Interface ist die Schnittstelle zwischen Host-Software und der eigentlichen Bluetooth-Hardware und wird für Bluetooth-Systeme benötigt, bei denen die höheren Protokollschichten (über HCI) auf dem Host-Prozessor und die niedrigen Schichten auf einem physikalisch getrennten Bluetooth- Gerät laufen. Die Gründe für eine Verwendung des HCI sind vielfältig: Die i.A. performanteren Hosts können das Bluetooth-Modul entlasten, wodurch dieses weniger komplex und dadurch kostengünstiger ist und zudem einen geringeren Energieverbrauch aufweist Ein deaktiviertes Host-Gerät kann durch das Bluetooth-Modul bei eingehender Verbindung „aufgeweckt“ („wake on Bluetooth“) werden. Das HCI ermöglicht ein einfaches Testen von Bluetooth-Modulen Es wäre nicht möglich, den gesamten Stack auf den Host zu verlagern, da dieser die geforderten Antwortzeiten aufgrund anderer Tasks nicht garantieren könnte. [Bray02] Die Bluetooth-Module haben genau diese Schnittstelle, an der sie mit HCI-Kommandos – in der Bluetooth-Version 1.1 sind 95 definiert – angesprochen werden können. Die physikalische Kopplung der Host- und Bluetooth-Hardware wird über Universal Serial Bus (USB)-, PC-Card (PCMCIA)- und Universal Asynchronous Receiver Transmitter (UART)-Schnittstelle unterstützt (siehe Abbildung 28). Damit können nicht nur Bluetooth Controller Chips von beliebigen Herstellern in ein Gerät mit der gleichen Host Software integriert, sondern beide Teile auch räumlich voneinander getrennt werden. So kann z.B. eine Bluetooth PC Card für Notebooks lediglich den Bluetooth Controller enthalten, die Host Software hingegen läuft direkt auf dem Betriebssystem des Notebooks und beide kommunizieren über den PC Card Bus. - 48 - Abbildung 28: Protokoll-Implementierungen Modul und Host [BCOR01] Die HCI-Treiber und -Firmware kommunizieren über die darunter liegende Host ControllerTransportschicht, die einen transparenten Datenaustausch ermöglicht (siehe Abbildung 29). Die Kommunikation vom Host zum Controller erfolgt über HCI-Command-Pakete, die Steuerbefehle enthalten und vom Host genutzt werden, um dem Bluetooth-Controller Befehle zu senden. Diese Pakete bestehen aus einem 2 Byte großen Opcode (der eigentliche Befehl) und einer variablen Anzahl von Parametern. Nach erfolgreicher Ausführung des Befehls antwortet der Controller meist mit einem Command Complete Event. In die andere Richtung erfolgt eine Signalisierung von Ereignissen mit Hilfe von HCI-EventPaketen, die vom Host Controller an den Host geschickt werden sofern ein Ereignis auftritt. Diese Pakete bestehen aus einem Event Code, der das Ereignis identifiziert, und einer bestimmten Anzahl von Parametern. - 49 - Zum Austauschen von Daten für die Applikationen bzw. die höheren Schichten werden HCI-DataPakete verwendet, die sich für SCO- und ACL-Verbindungen kaum unterscheiden. [Merk02] Abbildung 29: Bluetooth-Übertragung zwischen zwei Host-Systemen [BCOR01] 2.2.5 Audio Der Bluetooth-Stack in Abbildung 13 zeigt zwar eine Audioschicht, die Bluetooth-Spezifikation definiert aber nur die möglichen Audioformate für die Umsetzung und Komprimierung der Audiodaten. Diese werden über SCO-Verbindungen mit einer Datenrate von 64 kBit/s übertragen, von denen gleichzeitig bis zu drei vollduplex zu einem Slave aufgebaut werden können. Wird mehr als nur ein Slave bedient, sind maximal zwei Audioverbindungen möglich. Vor dem Aufbau einer SCO-Verbindung ist allerdings eine ACL-Verbindung nötig, da der Link Manager Steuerinformationen für diese Verbindung überträgt. Für die Übertragung von Audio und Sprache werden zwei Verfahren benutzt: Lineare Continuous Variable Slope Delta (CVSD) Modulation: Hierbei findet die Quantisierung des Eingangssignals nicht in festen Abständen statt, sondern die Schrittgröße der Treppenfunktion wird variabel an die eingehende Wellenform angepasst. - 50 - Nicht die absolute Wellenhöhe wird festgehalten, sondern nur die Differenz zum Vorgängerwert. [Lule01] [BCOR03] Logarithmische 8 Bit Puls Code Modulation (PCM): Dieses Verfahren wurde auf der ITU-Empfehlung G.711 [22] standardisiert. Dabei werden bei einer Abtastfrequenz von 8 kHz die Abtastwerte über eine logarithmische Kennlinie – A-Law-Kennlinie mit 15 Segmenten oder µ-Law-Kennlinie mit 13 Segmenten – zu 8 Bit-Worten quantisiert, wodurch sich eine Übertragungsrate von 64 kBit/s ergibt. Durch die logarithmische Quantisierung wird ein konstanter relativer Quantisierungsfehler (s.g. Quantisierungsrauschen) und somit ein höherer Dynamikumfang erreicht, der sich gegenüber der linearen Quantisierung vor allem bei kleinen Signalwerten bemerkbar macht. [Merk02] [Stef02] Abbildung 30 zeigt das Prinzip der logarithmischen Quantisierung anhand der A-Law-Kennlinie. Es erfolgt eine Dynamikkompression des bereits mit 13 Bit linear quantisierten Eingangssignals x mit einem Wertebereich von [4096 .. 4096] anhand der A-Law-Kennlinie auf 8 Bit [-128 .. 128] [Merk02] Abbildung 30: A-Law-Kennlinie (positiver Quadrant) [Stef02] - 51 - 2.3 Protokollstack Teil 2 – Bluetooth Host 2.3.1 Logical Link Control and Adaption (Logische Verbindungssteuerung und Anpassung) Das Logical Link Control and Adaption Protocol (L2CAP) ist die erste Schicht des BluetoothStacks, die direkt am Host angesiedelt ist. Sie kommuniziert entweder direkt oder über HCI – falls implementiert – mit dem Baseband-Protokoll, wobei lediglich ACL-Pakete unterstützt werden. Daraus ist ersichtlich, dass das L2CAP ausschließlich für den (asynchronen) Datenaustausch und nicht für (synchrone) Audioübertragung genutzt wird. Das L2CAP-Protokoll erfüllt mehrere essentielle Aufgaben: Das Multiplexen von im Stack höher liegenden Protokollen Das Segmentieren und Reassemblieren von Datenpaketen Gruppenmanagement und eine Art „Multicast“-Unterstützung Quality of Service Management Abbildung 31: L2CAP im Bluetooth-Stack [BCOR01] Das Multiplexen von höher liegenden Protokollen ist notwendig, um diesen die Verwendung auf die unter dem HCI liegenden Schichten zu ermöglichen. Das Baseband-Protokoll unterstützt kein wie auch immer geartetes „Type“-Feld in seinem Paketheader, deshalb muss L2CAP diese Funktionalität implementieren um in weiterer Folge die empfangenen Daten wieder an die höher liegenden Protokolle wie SDP oder RFCOMM verteilen zu können. Zu diesem Zweck werden Channels verwendet, die durch eine im L2CAP-Header eingetragene Nummer eindeutig zugeordnet werden können. - 52 - Das Segmentieren und Reassemblieren ist wohl neben dem Multiplexing die wichtigste Funktionalität von L2CAP. Das Baseband-Protokoll unterstützt wie bereits erwähnt eine maximale Nutzdatenlänge von 341 Bytes (bei DH5-Paketen), unter Umständen kann auch nur eine Übertragung von lediglich 18 Byte möglich sein. Um den Protokollen der darüber liegenden Schichten eine höhere Paketgröße zu ermöglichen, unterstützt L2CAP die Segmentierung und Reassemblierung von Paketen mit einer maximalen Größe von 64 kByte. Via Gruppenmanagement können einzelne Geräte eines Netzwerkes zu Gruppen zusammengefasst und über einen verbindungslosen L2CAP Kanal mit Multicast Nachrichten versorgt werden (eigentlich gruppenweiter Broadcast). Diese werden allerdings vom Empfänger nicht bestätigt und sind damit nicht zuverlässig, durch den geringen Overhead aber für unkritische Informationen geeignet. Mit dem Quality of Service (QoS) Management können Kommunikationsparameter wie maximale Verzögerung oder minimale Datenrate in Form eines QoS-Vertrages ausgehandelt werden. Weitere Informationen finden sich in Kapitel 2.4.3 (Quality of Service). [17][Bray01][Lule01] 2.3.1.1 Das L2CAP-Channel-Konzept Wie bereits erwähnt, verwendet L2CAP zur Unterscheidung verschiedener Verbindungen von höherschichtigen Protokollen sogenannte Channels. Diesen ist jeweils eine eindeutige 4-Byte-ID zugeordnet, die weitgehend frei gewählt werden kann (ab 0x0040, darunter befinden sich reservierte Channels). L2CAP unterstützt zwei Arten von Channels. Verbindungsorientierte Channels tragen eine Channel-ID größer 0x0040, sind bidirektional und müssen explizit mittels dem in Kapitel 2.3.1.3 (L2CAP-Verbindungsaufbau für verbindungsorientierte Channels) beschriebenen Ablauf eingerichtet werden. Ein Spezialfall eines verbindungsorientierten Channels ist auch der Signalisierungskanal 0x0001, auf den in 2.3.1.2 (Die L2CAP-Signalisierung) genauer eingegangen wird. - 53 - Abbildung 32: L2CAP-Verbindungen [BCOR03] Die zweite Art von Channels ist verbindungslos. Diese Channels müssen nicht explizit eingerichtet und konfiguriert werden, können aber lediglich unidirektional verwendet werden. Der Empfängerendpunkt liegt immer auf Channel 0x0002, senderseitig kann die Channel-ID frei gewählt werden (wiederum >0x0040). Typischerweise könnte ein verbindungsloser Channel für Broadcast- oder Multicast-Nachrichten verwendet werden. Abhängig vom Channeltyp wird auch ein unterschiedliches Datenpaket (PDU)-Format verwendet. Während Pakete für verbindungsorientierte Channels als einzige Identifikation die Channel-ID mitführen, wird bei verbindungslosen Channels zusätzlich die PSM (Protocol/Service-Multiplexer) übermittelt, um den Empfänger auf den höheren Schichten zu kennzeichnen. Die PSM-Werte sind zum Teil standardisiert (1 für SDP, 3 für RFCOMM, 5 für TCS-BIN, …), Werte größer 4096 können dynamisch zugewiesen werden. [Schi03] Abbildung 33: Datenpaket-Formate [Schi03] - 54 - 2.3.1.2 Die L2CAP-Signalisierung Zwischen zwei Endgeräten besteht wie erwähnt immer genau ein speziell ausgezeichneter Channel, der als Signalisierungskanal bezeichnet wird. Er trägt die Channelnummer 0x0001, muss nicht explizit eingerichtet werden und dient im Wesentlichen dem Datenaustausch beim Einrichten, der Konfiguration und dem Abbau von verbindungsorientierten Channels über L2CAP. Zum Zwecke dieses Channel-Managements sind im L2CAP spezielle Signalisierungspakete definiert, die aus mehreren L2CAP-Befehlen bestehen können. Ein L2CAP-Befehl besteht aus einem OpCode, einem Identifier, einem Längenfeld und dem Befehlsparametern (Data). Abbildung 34: Signalisierungs-Datenpaket [Schi03] Beim Absetzen eines Signalisierungspaketes startet intern ein Timer, nach dessen Ablauf das Paket erneut übertragen wird, wenn die Antwort bis dahin nicht eingetroffen ist. Es wird jedoch das Identifier-Feld erhöht, was zur Folge hat, dass der Kommunikationspartner erkennen kann, ob der Befehl bereits ausgeführt wurde und lediglich die Antwort verloren gegangen ist. Ist dies der Fall, so wird lediglich die Antwort erneut übertragen, der Befehl jedoch ansonsten verworfen. Für Fehlerfälle, wie zum Beispiel zu lange Pakete oder ungültige Befehle, wurde ein speziellen Ablehnungspaket definiert, dass neben dem Ablehnungsgrund auch noch Platz für zusätzliche Informationen – wie z.B. jenen Befehl, der den Fehler verursacht hat – bietet. [Merk02] 2.3.1.3 L2CAP-Verbindungsaufbau für verbindungsorientierte Channels Der Verbindungsaufbau via L2CAP unterscheidet sich in Abhängigkeit davon, ob das HCI in der konkreten Implementierung existiert oder direkt mit dem Baseband kommuniziert wird. Der eigentliche Low-Level-Verbindungsaufbau der notwendigen ACL-Verbindung wird in beiden Fällen vom im Baseband angesiedelten Link Manager Protokoll übernommen, unterschiedlich ist nur das Ansprechen des Link Managers entweder direkt oder via HCI. - 55 - Steht die ACL-Verbindung, so läuft der L2CAP-Verbindungsaufbau bei beiden Arten (direkt oder über HCI) äquivalent ab. Der erste L2CAP-Befehl, der gesendet wird, ist L2CAP_ConnectReq, der einerseits die Channelnummer auf der Seite des Senders und andererseits den PSM-Wert (Protocol Service Multiplexer) des höherschichtigen Protokolls, das die Verbindung anfordert, beinhaltet. Die Gegenstelle antwortet mit einem L2CAP_ConnectRspPns-Paket, mit dem sie die anfordernde Einheit informiert, ob der Verbindungsaufbau akzeptiert wird oder nicht. Ein Result-Feld in diesem Paket gibt entweder Auskunft über den Erfolg oder den Ablehnungsgrund (Kapazitäts- oder Sicherheitsgründe, nicht unterstützte PSMs etc.). Weiters wird diejenige Channelnummer der Gegenstelle übertragen, welche die anfordernde Einheit in weiterer Folge zum Datenaustausch verwenden muss. Ein positives L2CAP_ConnectRspPns-Paket bedeutet jedoch noch nicht unbedingt einen erfolgreichen Verbindungsaufbau, da auch die höheren Schichten noch der Verbindung zustimmen müssen. Erst wenn diese eingetroffen sind, sendet L2CAP das endgültige L2CAP_ConnectRsp-Paket und erklärt die Verbindung für erfolgreich aufgebaut. [Merk02] 2.3.1.4 Die Konfiguration eines L2CAP-Channels Ist die Verbindung aufgebaut, muss im Anschluss der Channel entsprechend den Anforderungen konfiguriert werden. Im Wesentlichen stehen drei Parameter zur Verfügung: Maximum Transmission Unit (MTU) Flush-Timeout Quality of Service (QoS) Die MTU gibt die maximale Nutzdatenlänge des L2CAP-Paketes in Bytes an. Minimal muss die MTU 48 Bytes betragen, defaultmäßig sind 672 Bytes (2 DH5-Pakete minus diverse Header) eingetragen, die maximale Größe ist durch die Länge des MTU-Feldes festgelegt und beträgt 65535 Bytes. Die eingestellte MTU gilt jeweils nur für eine Kommunikationsrichtung, so dass beide Geräte verschiedene MTUs einstellen können. Das Flush-Timeout ist eine Zeitangabe in Millisekungen für die maximale Zeit, die L2CAP für die Übertragung eines Paketsegmentes benötigen darf. Wenn dieser Wert überschritten wird, wird das gesamte Paket verworfen. Diese Zeit legt also im Endeffekt fest, wie oft das Baseband die Übertragung wiederholen darf, bis ein Fehler gemeldet wird (Retransmit). Das Flush-Timeout ist deshalb auch ein Vielfaches von 1,25 ms (ein Zeitschlitzpaar des Basebands). Ist als Flush-Timeout 1 eingestellt, so wird kein Retransmit durch das Baseband erlaubt. Defaultmäßig ist 0xFFFF eingestellt, was bedeutet, dass das Paket so oft wiederholt werden kann, bis es entweder erfolgreich übertragen wurde oder die Verbindung abbricht. Dieser Wert wird durch die rufende Einheit vorgegeben und gilt für beide Geräte. - 56 - Die Einstellungen des QoS unterscheiden zwischen Best-Effort-Übertragungen oder solchen mit garantiertem QoS. Dazu können verschiedene Parameter eingestellt werden, die u.a. die maximal erlaubte Verzögerungszeit eines Bits zwischen Verlassen der L2CAP-Schicht und dem tatsächlichen physischen Senden oder die maximale Datenrate enthalten. Bei einer Funkübertragung kann natürlich nie eine 100% sichere Übertragung garantiert werden, daher muss auch der Begriff des QoS relativiert werden. Was im Bluetooth-Kontext unter QoS zu verstehen ist, ist genauer in Kapitel 2.4.3 (Quality of Service) nachzulesen. [Merk02] 2.3.2 Service Discovery Protocol (Dienstfindung) Das Service Discovery Protokoll (SDP) bietet die Möglichkeit, die angebotenen Dienste eines Gerätes abzufragen. Dazu werden in einer angeschlossenen Datenbank die verfügbaren Dienste des Bluetooth Geräts in s.g. Service Records gespeichert und anderen Geräten auf Anfrage mitgeteilt. Natürlich sind auch eigene Anfragen möglich, wobei die Kommunikation immer auf einer Client-ServerBeziehung zwischen Anfrager und Auskunftsgeber beruht. Das SDP setzt dabei auf L2CAP auf, basiert also auf dem verbindungslosen Austausch von ACL-Paketen. Eine Suche ist nach Dienstklasse und/oder Dienstattribut möglich; zusätzlich lassen sich Dienstbäume manuell durchsuchen, wozu die Service-Datenbank hierarchisch aufgebaut ist. Wichtig ist, dass sich Dienste erfragen lassen, ohne eine „vollständige“ Verbindung (z.B. via RFCOMM) aufbauen zu müssen, so dass erst dann eine Verbindung zu diesem Gerät aufgebaut werden muss, wenn der gewünschte Dienst gefunden ist. Vielmehr müssen lediglich einige wenige Pakete – die SDP Protocol Data Units (PDUs) – ausgetauscht werden, um eine Suche zu starten bzw. um die Antwort zu übermitteln. - 57 - Abbildung 35: SDP-Architektur [BCOR03] Dieses Protokoll ist für jedes Anwendungsszenario notwendig, denn es ermöglicht die Entdeckung von Diensten auf anderen Geräten, mit denen ein Szenario erst realisiert werden kann. Eine Aussage darüber, wie ein Dienst tatsächlich zu benutzen ist, macht dieses Protokoll nicht, aber es kann Hinweise darauf geben. Ausführlichere Informationen finden sich direkt im Service Discovery Application Profile (siehe Kapitel 2.5.3, Service Discovery Application Profile). [17][Bray01][Lule01] 2.3.2.1 Service Records Die Informationen über jedes Service sind – wie bereits erwähnt – in einem Service Record abgelegt, der durch einen Service Record Handle auf dem jeweiligen Host eindeutig identifiziert ist. Jeder Service Record enthält eine beliebige Anzahl von Service-Attributen, wobei zwischen drei Kategorien unterschieden werden muss: Standard Service Attribute Service Discovery Service-Klassen Attribute Browser Group Descriptor Service-Klassen Attribute Standard Service Attribute sind jene Attribute, deren Definition in allen Service Records die gleiche Bedeutung hat, wobei aber nicht jeder Record diese Attribute enthalten muss. Mit Service Discovery Service-Klasse Attributen können die Eigenschaften des SDP-Servers ausgelesen werden, sie beschreiben also den SDP-Server. - 58 - Die Browser Group Descriptor Service-Klassen Attribute dienen der Hierarchisierung der ServiceKlassen zum komfortableren Browsen der Services. Abbildung 36: Service Record [BCOR03] Ein Service-Attribut enthält immer eine 16-Bit-Attribut-ID und einen Attribut-Wert variabler Länge, die im Wesentlichen durch die ID festgelegt wird. Aus Gründen der Interoperabilität werden zum Austausch der Attribut-IDs und -Werte Datenelemente verwendet, deren Format festgelegt ist und in [Merk02] nachgelesen werden kann. Jedes Service gehört zu einer oder mehreren Kategorien, den s.g. Service-Klassen. Diese legen die Attribute der einzelnen Services fest, man könnte also sagen, dass jeder Service-Record eine Instanz einer oder mehrerer Service-Klassen ist. Jede Klasse ist durch einen 128-Bit-Wert weltweit eindeutig identifiziert (UUID nach ISO/IEC 11578:1996). Es existiert eine Vielzahl an vordefinierten Klassen, es steht aber auch jedem Hersteller frei, eigene Service-Klassen zu definieren, die auch von bestehenden Klassen abgeleitet sein können (z.B. könnte PostscriptPrinterService bereits existieren und ein Hersteller definiert darauf aufbauend eine Klasse ColorPostscriptPrinterService). Diese abgeleiteten Klassen besitzen dann zusätzlich zu den eigenen Attributen auch die Attribute der Superklassen. [Merk02] 2.3.2.2 Finden von Services Services können wie bereits oben erwähnt auf zwei Arten gefunden werden: Suchen von Services Browsen nach Services Beim Suchen nach Services muss die UUID der Service-Klasse, die gesucht wird, bekannt sein. Es kann dann eine entsprechende Anfrage an den SDP-Server der Gegenstelle gestellt werden, der dann zurückmeldet, ob ein passender Service-Record gefunden wurde, die Service-Klasse also unterstützt wird. - 59 - Beim Browsen nach Services müssen die Service-Klassen nicht bekannt sein, mit Hilfe der Service-Klasse BrowseGroupDescriptor und der oben vorgestellten Browser Group Descriptor Service-Klassen Attribute lässt sich unter einem generischen Public Browse Root-Eintrag eine Hierarchie der angebotenen Services aufbauen, die entsprechend durchsucht werden kann. [Merk02] 2.3.3 RFCOMM RFCOMM wurde von der Bluetooth SIG analog zum IrCOMM Protokoll der Infrared Data Association definiert und basiert ebenso auf der ETSI 07.10 Spezifikation. RFCOMM emuliert RS-232 Steuerungs- und Datensignale, so dass es als eine Art „Kabelersatz-Protokoll“ aufgefasst werden kann, denn höhere Protokollschichten „sehen“ nur eine normale serielle (9-polige) RS-232 Verbindung, als wären die beiden Geräte mit einem realen Kabel verbunden. Theoretisch können über eine einzige Bluetooth-Verbindung via Mulitplex-Sitzung bis zu 60 serielle Verbindungen emuliert werden, wenn man sich jeweils mit einer entsprechend geringen Datenrate zufrieden gibt. Jeder dieser Kanäle wird durch einen Data Link Connection Identifier (DLCI) identifiziert, wobei der DLCI 0 für die Übertragung von Kontrollnachrichten reserviert ist. Die Emulation einer RS232-Schnittstelle ermöglicht allen Applikationen, die eine serielle Verbindung zur Gegenstelle voraussetzen, die problemlose Benutzung einer Bluetooth Verbindung ohne weitere Modifikationen. Insbesondere die im Standard integrierten Protokolle OBEX, PPP sowie ATCommands machen von dieser Möglichkeit regen Gebrauch, andere für die serielle Verbindung geeignete Protokolle können aber ebenfalls benutzt werden; hier ist einiger Spielraum für Spezialanwendungen vorhanden. [Lule01] [Merk02] 2.3.3.1 Die RFCOMM-Verbindung Nach erfolgtem L2CAP-Verbindungsaufbau kann eine RFCOMM-Verbindung durch das Senden von speziellen Rahmen, die im ETSI-Standard definiert sind und auf die hier nicht näher eingegangen wird, aufgebaut werden. Steht die RFCOMM-Verbindung, so gilt aufgrund der Funktionalität von L2CAP der Kanal als zuverlässig; Daten werden nicht wiederholt gesendet. Trifft nach einer Minute keine Antwort auf einen gesendeten Rahmen ein, so wird die Verbindung unterbrochen. Die Datenübertragung wird dann wiederum von einem speziellen Rahmen übernommen, der neben den Nutzdaten auch noch die Statussignale der seriellen Schnittstelle enthält. - 60 - Eine Besonderheit, die nicht alle Bluetooth-Geräte unterstützen, ist die Fähigkeit, mehrere serielle Kanäle gleichzeitig zu unterschiedlichen Geräten offen zu halten. Dazu muss das Gerät mehrere Multiplex-Sitzungen nach ETSI 07.10 unterstützen, für jede einzelne Multiplex-Sitzung wird ein eigener L2CAP-Channel benötigt. [Merk02] 2.3.4 Auf RFCOMM aufbauende Protokolle Auf RFCOMM kann wie erwähnt jedes Protokoll aufbauen, dass ansonsten eine RS232Schnittstelle benötigt. Im Bluetooth-Stack ist eine Reihe von derartigen Protokollen inkludiert, die für verschiedene Anwendungsszenarien sinnvoll sein können: OBEX und darauf aufsetzend vCard/vCal PPP und darauf aufsetzend IP, UDP, TCP sowie WAP und WAE AT-Kommandos Das Object Exchange (OBEX)-Protokoll wurde im Zuge der IrDA-Standardisierung definiert und dient der Übertagung von strukturierten Objekten wie zum Beispiel Kalenderdaten (vCal) oder Visitenkarten (vCard). Nicht nur um eine Interoperabilität mit IrDA zu gewährleisten sondern auch weil sich OBEX heute weitgehend durchgesetzt hat und z.B. auch über TCP abgewickelt werden kann, wurde das Protokoll in den Bluetooth-Stack aufgenommen. [Merk02] OBEX wird von den Profilen Generic Object Exchange Profile, Object Push Profile, Synchronization Profile, File Transfer Profile, Basic Imaging Profile und Basic Printing Profile verwendet. Das OBEX-Protokoll beruht auf einer einfachen Client/Server-Architektur: OBEX Clients laden Objekte von einem OBEX Server herunter (get) und hinauf (put). Das OBEX-Protokoll kann in zwei Teile gegliedert werden: [Hopk03] Object Model: Definiert den Aufbau von OBEX-Objekten und wie diese zu transportieren sind. Session Protocol: Definiert das Handshaking zwischen Client und Server wenn Objekte ausgetauscht werden. Das Point-to-Point-Protocol (PPP) ist ein Standard für die Übertragung von IP-Paketen über serielle Verbindungen. In dieser Funktion wurde es auch in den Stack aufgenommen und eröffnet Bluetooth die Möglichkeit, das weite Feld der TCP/IP-basierten Anwendungen zu nutzen. Via UDPVerbindung kann auch noch das Wireless Application Protocol (WAP) verwendet werden, das vom Einsatz in Mobiltelefonen als Pedant zu HTTP hinlänglich bekannt sein dürfte. AT-Kommandos sind Modem-Steuerbefehle und werden von Anwendungen benutzt, die ursprünglich serielle Verbindungen verwendeten. Durch die Integration in den Bluetooth-Stack ist eine Portierung von derartigen Anwendungen leichter möglich. - 61 - Genauere Informationen über die auf RFCOMM aufsetzenden Protokolle können aus den entsprechenden RFCs [66] sowie den Büchern [Tane00] oder [Roth02] bezogen werden. 2.3.5 TCS-Binary (TCS BIN) Ein wesentlicher Aspekt von Bluetooth ist die Unterstützung von Sprachverbindungen. Die Tatsache, dass derartige Verbindungen unterstützt werden, impliziert jedoch noch nicht, dass auch „klassische“ Telefonverbindungen möglich sind, da ein wesentlicher Teil – die Signalisierung (z.B. Klingelfunktion) – vorerst außen vor bleibt. Genau diese Funktionalität leistet das Telephony Control Protocol (TCS-Binary), das auf der ITUT-Empfehlung Q.931 basiert und auch bei ISDN verwendet wird. Während die eigentliche Sprachübertragung über SCO-Verbindungen abgewickelt wird, basiert die Signalisierung durch TCS-Binary auf L2CAP und damit auf ACL-Paketen. Im Wesentlichen leistet TCS-Binary die telefonrelevanten Signalisierungen für Verbindungsauf- und -abbau. Die Funktionen lassen sich im Wesentlichen in drei Gruppen einteilen: Call Control Group Management Connectionless TCS Call Control ist dabei für die eigentliche Signalisierung bei Verbindungsauf- und -abbau zwischen Bluetooth-Geräten zuständig. Dabei arbeitet das Protokoll wie eine Zustandsmachine (State Machine), die zwischen den einzelnen Zuständen (States), die den wesentlichen Phasen eines Telefonats entsprechen, wechselt (genauere Aufschlüsselung siehe [BCOR01]). Group-Management sorgt für einen einfachen Zugriff auf Gruppen von Bluetooth-Geräten. Zugrunde liegt das Konzept der Wireless User Group, damit wird eine Gruppe von Geräten bezeichnet, die das TCS-Binary-Protokoll unterstützen. Diese Gruppe kann dann verschiedene definierte GruppenFunktionen nutzen, zum Beispiel ist es möglich, dass ein Gerät die Telefondienste eines anderen Geräts der Gruppe in Anspruch nimmt, aber auch nahe liegende Funktionen wie Konferenzschaltungen oder Rufweiterleitung sind hier definiert. Connectionless TCS sorgt für die Bereitstellung von Signalisierungsinformationen, welche nicht zur aktuellen Verbindung gehören. Diese Funktionalität wird besonders in Verbindung mit der Verwaltung von Wireless User Groups benötigt, damit einzelne Mitglieder untereinander Daten austauschen können, ohne eine Verbindung herzustellen. Dazu gehören unter anderem Mikrofon- und - 62 - Lautsprecherparameter sowie Hersteller-spezifische Angaben, i.A. all jene Informationen, die nicht standardisiert übertragen werden. TCS-Binary unterstützt einerseits Point-to-Point-Signalisierung, andererseits wird auch Point-toMultipoint-Signalisierung angeboten. Ersteres wird dann eingesetzt, wenn die Bluetooth-Gegenstelle bekannt ist (z.B. bei einer Headset-Mobiltelefon-Konstellation). Die zweite Signalisierungsvariante kommt dann zum Einsatz, wenn es mehrere mögliche Gegenstellen gibt. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn bei einer Basisstation ein Anruf eingeht und sich mehrere Bluetooth-Mobilteile in Reichweite befinden, die den Anruf entgegennehmen können. Dann wird allen Geräten ein Anruf signalisiert, bis der Erste diesen entgegen nimmt. TCS-Binary wird nicht nur zur Steuerung von Sprachanrufen sondern auch für Datenanrufe eingesetzt. Ein typisches Beispiel wäre der Einsatz des Dial-Up Networking Profile (siehe Kapitel 2.5.14). Nachdem mehrere SCO-Verbindungen gleichzeitig existieren können, müssen auch mehrere TCS-Binary-Instanzen gleichzeitig behandelt werden können. Dazu wird ggf. für jede Instanz ein eigener L2CAP-Channel geöffnet. [Merk02] 2.4 Schichtenübergreifende Funktionalitäten 2.4.1 Sicherheit und Verschlüsselung Bei Funktechnologien ist Sicherheit immer ein wichtiges Thema, da relativ leicht ein unautorisierter Zugriff auf die Luftschnittstelle erfolgen kann. [Schi03] Bluetooth zielt auf die Realisierung von Ad-hoc-Netzwerken ohne dedizierten, gesicherten Server ab, wobei aber gleichzeitig Sicherheit vor ungewünschten Zugriffen oder Abhörattacken gewährleistet werden soll. Gerade für die Realisierung von WPANs muss der Benutzer die Kommunikation der Geräte kontrollieren können; beispielsweise sollte ein Notebook nicht ein fremdes Mobiltelefon ohne ausdrückliche Einwilligung des Besitzers als Internet-Gateway benutzen können. [Lule01] Zudem werden bei vielen der anvisierten Anwendungsszenarien für Bluetooth persönliche oder firmenkritische Daten – z.B. Terminkalender oder Kontakte – ausgetauscht. [Schi03] Aus diesem Grund bietet Bluetooth eine Vielzahl von Sicherheitsmechanismen, die im Folgenden vorgestellt werden. Im Anschluss werden Sicherheitsrisiken und entsprechende Gegenmaßnahmen diskutiert. 2.4.1.1 Sicherheitsmechanismen - 63 - Die wesentlichen Sicherheitsmechanismen in Bluetooth sind eine initiale Paarbildung – auf deren Basis der Verbindungsschlüssel erzeugt wird – durch Eingabe eines PINs, ein Challenge-ResponseVerfahren für die Authentifizierung und eine Verschlüsselung für Datenströme; die einzelnen Schritte sind in Abbildung 37 zu sehen). Für jede Verbindung kann eine einfache (nur eine Richtung), zweifache (beide Richtungen) oder keine Authentifizierung mit Hilfe des Challenge-Response-Verfahrens angefordert werden. Da alles in einen Bluetooth-Chip integriert werden muss, werden kryptographisch stärkere und damit auch komplexere Verfahren höheren Schichten überlassen. Abbildung 37: Bluetooth Sicherheitsarchitektur und -protokolle [Schi03] Paarung (Pairing) und Verbindungsschlüssel Wollen zwei Bluetooth-Geräte kryptographische Sicherheitsmechanismen nutzen, müssen sie in einem ersten Schritt gepaart (pairing) werden; das ist immer dann notwendig, wenn zwei BluetoothGeräte noch nie zuvor miteinander kommuniziert haben. Dafür muss in beiden Geräten die gleiche geheime Kennung (PIN) eingegeben werden, die bis zu 16 Byte umfassen kann. Verfügt ein Gerät über eine feste PIN, so muss diese in das andere Gerät eingegeben werden; zwei Geräte mit festen PINs können nicht gepaart werden. [BSI03] [Schi03] Zusätzlich schreibt die Bluetooth-Spezifikation bei - 64 - Fehleingaben eine exponentiell steigende Wartezeit vor, was einen hohen Schutz gegen Brute-ForceAttacken bietet. [Merk02] Basierend auf dieser PIN, den Geräteadressen sowie zwei von je einem Gerät erzeugte Zufallszahlen wird i.d.R. ein 128 Bit langer Kombinationsschlüssel (Combination Key) erzeugt und in jedem Gerät für die zukünftige Nutzung als Verbindungsschlüssel (Link Key) gespeichert; dieser kann für eine Authentifizierung genutzt werden. Für die gesicherte Übertragung der Zufallszahlen wird ein Initialisierungsschlüssel (Initialization Key) verwendet, der sich aus einer weiteren (öffentlichen) Zufallszahl, einer Geräteadresse und einer PIN berechnet. [BSI03] [Schi03] Die Schlüssel werden typischerweise in einem persistenten Speicher (z.B. Flash ROM) abgelegt. Neben den Kombinationsschlüsseln, die von Applikationen mit hohen Sicherheitsanforderungen verwendet werden, gibt es noch weitere Möglichkeiten für Verbindungsschlüssel: Geräteschlüssel (Unit Key): Wird bei der erstmaligen Verwendung eines BluetoothGerätes erzeugt und normalerweise nicht mehr geändert. Für ein Bluetooth-Gerät ist er von einem Kombinationsschlüssel nicht zu unterscheiden, der Unterschied besteht lediglich in der Art der Generierung. Geräteschlüssel werden z.B. dann verwendet, wenn ein Gerät nicht mehr genügend Speicherplatz für weitere Schlüssel besitzt oder ein Gerät einer Gruppe von Nutzern zugänglich sein soll. Master-Schlüssel (Master Key): Er wird auch Temporärschlüssel bezeichnet und ersetzt den momentanen Verbindungsschlüssel, um dem Master beispielsweise die Möglichkeit zu geben, zwei Bluetooth-Geräte mit dem gleichen Verbindungsschlüssel zu erreichen. [BSI03] [Merk02] Authentifizierung Die Authentifizierzung ist ein Challenge-Response-Verfahren, das auf einem Verbindungsschlüssel, einer Zufallszahl und der Geräteadresse des Anspruchstellers (Claimant) beruht. [Schi03] Die Authentisierung ist einseitig; das bedeutet, dass sich der Claimant gegenüber einem anderen (Verifier) authentisiert. Wollen sich beide Geräte gegenseitig authentisieren, so wird die Authentisierung mit vertauschten Rollen wiederholt. Die Authentisierung läuft so ab, dass der Verifier eine Zufallszahl an den Claimant schickt. Dieser berechnet unter Benutzung des Verbindungsschlüssels aus der erhaltenen Zufallszahl und seiner eigenen Geräteadresse eine Antwort und sendet sie zum Verifier zurück. Damit beweist der Claimant, dass er das gemeinsame Geheimnis (den Verbindungsschlüssel) kennt und er wird vom Verifier authentifiziert. [BSI03] - 65 - Verschlüsselung Die Verschlüsselung ist optional, setzt aber voraus, dass sich mindestens eines der beiden kommunizierenden Geräte gegenüber dem anderen authentifiziert hat. Eine Verschlüsselung wird immer vom Master gestartet, kann aber auch vom Slave beantragt werden. [BSI03] Basierend auf dem Verbindungsschlüssel, während der Authentifizierung ausgehandelten Parametern sowie einer Zufallszahl wird ein Schlüssel zur Verschlüsselung (Chiffrierschlüssel) erzeugt, der eine maximale Länge von 128 Bit besitzt. Zur Verschlüsselung wird ein Stromchiffre verwendet, wobei für jedes Datenpaket ein neuer Nutzlastschlüssel für die eigentliche Chiffrierung erzeugt wird, der auf dem Chiffrierschlüssel sowie der Geräteadresse und dem aktuellen Zeittakt des Master berechnet wird. Die eigentliche Verschlüsselung ist dann eine einfache XOR-Operation der Nutzdaten mit dem Nutzdatenschlüssel. [Schi03] Ein Master kann aber auch einen von ihm erzeugten Verbindungsschlüssel (Master Key) an die Slaves im Piconetz verteilen und damit Broadcast-Pakete verschlüsseln. [Lule01] Sicherheitsbetriebsarten Security Mode 1 (non-secure): Das Bluetooth-Gerät unternimmt selbst keine Sicherheitsmaßnahmen, weshalb dieser Modus für sicherheitsrelevante Daten nicht zu empfehlen ist. Security Mode 2 (service level enforced): In diesem Modus werden erste Sicherheitsmaßnahmen erst nach erfolgreichem Verbindungsaufbau durchgeführt. Welche Schritte danach ergriffen werden hängt vom Bluetooth-Gerät („trusted“ oder „non-trusted“) und vom Dienst auf Anwendungsebene (hierfür können verschiedene Security-Levels definiert werden) ab. Security Mode 3 (link level enforced): Beim Verbindungsaufbau ist generell eine Verschlüsselung notwendig, die Verschlüsselung der übertragenen Daten ist aber optional. [BSI03] [Kral03] Eindeutige 48 Bit-Adresse pro Bluetooth-Gerät Jedes Bluetooth-Gerät ist eindeutig durch seine 48 Bit große Geräteadresse (BD_ADDR) identifizierbar, wodurch theoretisch über 281 Billionen Geräte auseinander gehalten werden können. Damit ist gewährleistet, dass sich alle Bluetooth-Geräte eindeutig ausweisen können. [Kral03] [Lule01] - 66 - Zufallszahlengenerator Für eine kryptographisch sichere Schlüsselverteilung besitzt jedes Bluetooth-Gerät einen „guten“ Zufallszahlengenerator. [Kral03] Weitere Sicherheitsmechanismen Frequency Hopping: Es erfolgt 1600 Mal pro Sekunde ein pseudozufälliger Wechsel zwischen den 79 Trägerfrequenzen, wodurch eine gewisse Sicherheit gegeben ist. Allerdings könnte ein Angreifer alle 79 Kanäle parallel abhören („sniffen“). Geringe Reichweite: Sie beträgt nur rund 10m (Leistungsklasse 3) und schränkt damit den Aktionsradius eines möglichen Angreifers stark ein. [Merk02] [Matt03] 2.4.1.2 Sicherheitsrisiken Bluetooth bietet eine deutlich höhere Sicherheit als der Wired Equivalent Privacy (WEP)-Standard in 802.11. Dennoch zeigen sich auch bei Bluetooth Schwächen, in im Folgenden untersucht werden. [Schi03] Schwächen im Sicherheitskonzept Verschlüsselung nicht grundsätzlich vorgeschrieben: Eine Verschlüsselung der übertragenen Daten ist unabhängig vom verwendeten Sicherheitsmodus optional und muss von den Anwendungen explizit gefordert werden. Unsichere Voreinstellungen nicht grundsätzlich ausgeschlossen: Herstellerseitig deaktivierte Sicherheitsfunktionen wie Authentisierung und Verschlüsselung oder auf „0000“ gesetzte PINs stellen das Sicherheitskonzept von Bluetooth in Frage. Bei Geräten wie beispielsweise Headsets, die über keine Eingabemöglichkeit verfügen, ist eine Änderung dieser Werte gar nicht oder nur schwer möglich. Schwache PINs können erraten werden: Werden bei der Gerätepaarung schwache PINs verwendet, können diese vom Angreifer erraten werden, der daraus den Verbindungsschlüssel berechnen kann. Als sicherheitskritisch ist hier anzumerken, dass PINs als einzige geheime Parameter bei der Erzeugung des Verbindungsschlüssels eingehen. Geräteschlüssel sind unsicher: Werden Geräteschlüssel als Verbindungsschlüssel verwendet, so wird bei jeder Verbindung mit diesem Gerät immer der gleiche Schlüssel verwendet. Gelingt es einem Angreifer, eine Verbindung mit diesem Gerät aufzubauen, - 67 - ist er ab sofort in der Lage, sich als diese Gerät auszugeben bzw. jede Kommunikation mit diesem Gerät abzuhören. Schwache Integritätssicherung: Der zur Integritätssicherung verwendete Cyclic Redundancy Check (CRC) bietet keinerlei Schutz gegenüber absichtlicher Manipulation von Datenpaketen. Qualität des Zufallszahlengenerators: Der Bluetooth-Standard macht keine Vorgaben bzgl. der Qualität des für den Verschlüsselungsprozess verwendeten Zufallszahlengenerators. [BSI03] [Schi03] Datenschutz-Risiko bei Bluetooth-Geräten: Die Geräte-Adresse ist durch eine einfache Inquiry-Operation öffentlich zugänglich, was zusammen mit ihrer Eindeutigkeit zu einem Datenschutzproblem führt. Denn wenn diese Adresse mit einer Person in Verbindung gebracht werden kann, besteht die Möglichkeit, ihre Aktivitäten mitzuverfolgen und sogar Bewegungsprofile zu erstellen. [Merk02] [Lule01] (z.B. könnten Kaufhäuser die Häufigkeit von Besuchen oder die Aufenthaltsdauer vor bestimmten Produkten eruieren) Sicherheits-Risiko bei SCO-Verbindungen: SCO-Verbindungen bieten keine Möglichkeit der Stromverschlüsselung und können damit prinzipiell abgehört werden. Durch die zuvor aufzubauende ACL-Verbindung kann zwar eine gesicherte Authentifizierung erfolgen, die übertragenen Audiodaten können aber – wenn auch mit großem Aufwand – abgehört werden. [Lule01] „Bluejacking“: Dieses Kunstwort setzt sich aus Bluetooth und Hijacked zusammen und bezeichnet eine Möglichkeit, via Bluetooth anonym und kostenlos im Radius von bis zu 10 m Nachrichten zu versenden. Dieser als eher harmlos einzustufende „Handy-Spam“ funktioniert so: Man legt einfach einen neuen Kontakt an, wobei man in das „Name“-Feld die gewünschte Nachricht (z.B. „Hallo, du wurdest bluejacked“) einträgt. Wählt man nun ein Mobiltelefon mit aktiviertem Bluetooth aus und sendet an dieses den Kontakt, so erscheint auf dessen Display „Hallo, du wurdest bluejacked“. Ermöglicht wird dieser Angriff dadurch, dass Bluetooth während der Paarung zweier Geräte den Namen des initiierenden Bluetooth- Gerätes, der bis zu 248 Zeichen lang sein kann, am Zielgerät anzeigt. [54] [Laur03] „Snarf-Attacke“: Damit soll es laut [Laur03] möglich sein, über Bluetooth Verbindungen zu anderen Mobiltelefonen aufzubauen, ohne dass das Gerät des Opfers etwas anzeigt; dies kann mit entsprechenden Tools sogar dann funktionieren, wenn der Discovery- oder Visible-Modus des Opfers ausgeschaltet ist. Anschließend könne man Zugriff auf Adressbuch, Kalender, Uhr etc. erhalten. Diese Attacke sei auf Schwächen in den Zugriffskontrollen der Mobiltelefone begründet, und wurde erfolgreich auf weit verbreiteten Modellen wie dem Sony Ericsson T68i und T610 sowie dem Nokia 6310i und 7650 durchgeführt. [Laur03] - 68 - „Backdoor-Attacke“: Hierbei ermögliche der Pairing-Mechanismus das Autorisieren bestimmter Bluetooth-Geräte auf Dauer, ohne dass dies beispielsweise am Nokia 6310i angezeigt wird. Dennoch kann eine Verbindung hergestellt und sogar die GPRSVerbindung des Opfers genutzt werden. Da eine solche permanente aber eine zumindest einmalig gewollte Autorisation des Opfers erfordert, ergibt sich hier eine zusätzliche Gefahr in Kombination mit Bluejacking: Durch eine verwirrende Anweisung als Gerätename könnte das Bluejacking-Opfer dazu verleitet werden, mit der erforderlichen Passwortbestätigung eine Verbindung zu autorisieren. [Laur03] Man-in-the-Middle-Angriffe Darunter versteht man, dass sich ein Angreifer, der (unberechtigt) Zugriff auf ein Bluetooth-Gerät erhalten hat, „mitten zwischen“ zwei berechtigte Geräte schieben kann. Diese beiden Geräte kommunizieren anschließend über den Angreifer miteinander, der die Datenpakete abhören und sogar manipulieren kann. Dafür muss der Angreifer den Slave zu einem Master/Slave-Rollentausch bringen, wodurch er mit beiden Bluetooth-Geräten, die nun Master sind, kommunizieren kann. Der Angreifer gibt dabei vor, das jeweils andere Gerät zu sein; Authentisierungsanfragen leitet er einfach an das andere Gerät weiter. Dies ist allerdings nur möglich, wenn er in Besitz des Verbindungsschlüssels ist, der sich aber bei „0000“-PINs oder Verwendung von Geräteschlüsseln relativ einfach ermitteln lässt. [BSI03] [Merk02] Probleme bei der Verschlüsselung Obwohl Schlüssellängen von bis zu 128 Bit verwendet werden, haben Fluhrer und Lucks in [Fluh01] gezeigt, dass die erreichbare Sicherheit je nach Stärke des Angriffs 73 bzw. 84 Bit nicht übersteigt. Weiters ist der Initialisierungsvektor nicht vom vollständigen Zeittakt des Masters abhängig; das höchstwertige Bit wird dabei nicht berücksichtigt. Verschlüsselte Daten sollen – z.B. bei einer Man-in-the-Middle-Attacke – selbst bei starker Verschlüsselung manipuliert werden können, wenn der verschlüsselte Klartext teilweise bekannt ist. Unkontrollierte Ausbreitung von Funkwellen Obwohl die Reichweite relativ begrenz ist, kann – bei Verwendung von Richtantennen – auch über größere Distanzen der Datenverkehr mitverfolgt werden. Bei SCO- oder nicht verschlüsselten ACLVerbindungen können mit Hilfe von Bluetooth-Protokollanalysatoren [32] übertragene Nutzdaten passiv mitgelesen und aufgezeichnet werden. [BSI03] [Lule01] - 69 - Verfügbarkeitsprobleme Die Verfügbarkeit kann beispielsweise durch Störungen anderer Nutzer im gleichen ISM-Band (z.B. 802.11b/g-Access Points), Störung durch gezielt eingesetzte Störsender oder Denial-of-ServiceAttacken (z.B. Angriff auf Energiereserven durch indem vermieden wird, dass ein Gerät in den Ruhezustand geht) eingeschränkt werden. Weitere Sicherheitsrisiken Weiters ist zu bedenken: Mobile Geräte sind gegenüber stationären einem höheren Diebstahlrisiko ausgesetzt Nur das Gerät muss sich beim Benutzer authentifizieren und nicht umgekehrt Bluetooth-Geräteadressen sind manipulierbar durch Überschreiben des Flash-Speichers leicht Auch in Ad-hoc-Netzwerken können sich Computerviren und Trojanische Pferde ausbreiten Das Abhören bzw. Aufzeichnen von Gesprächen unter Verwendung von handelsüblichen oder entsprechend manipulierten Bluetooth-Geräten ist nicht auszuschließen. [BSI03] 2.4.1.3 Schutzmaßnahmen Im Folgenden wird beschrieben, welche Maßnahmen zu einer möglichst sicheren BluetoothKommunikation ergriffen werden können und welche Restrisiken bestehen bleiben. Konfiguration von Bluetooth-Geräten Bei der Konfiguration von Bluetooth-Geräten sollte Folgendes berücksichtigt werden: Werden sicherheitsrelevante Daten übertragen, so ist es erforderlich, Kombinations- und keine Geräteschlüssel zu verwenden Nur die benötigten Dienste sollten aktiviert sein Connectability (Reaktion auf Paging-Anfragen), Discoverability (Reaktion auf Inquiry) und Pairability sollten soweit als möglich eingeschränkt werden Die Sendeleistung sollte so niedrig wie möglich gehalten werden Der Default-PIN sollte eine möglichst lange und zufällig gewählte PIN sein (mindestens 12 Stellen, Mischung von Groß- und Kleinbuchstaben sowie Zahlen) Geräte sollten so konfiguriert werden, dass sie nach erfolgter Authentifizierung Verschlüsselung verwenden - 70 - Die Schlüssellänge sollte mindestens 64 Bit betragen Absicherung mobiler Geräte Mobile Geräte sind gegenüber stationären besonderen Risiken ausgesetzt, weshalb folgende Maßnahmen ergriffen werden sollten: Die Paarung zweier fremder Geräte solle in einer abhörsicheren Umgebung durchgeführt werden Jedes Gerät, das mehrere Dienste mit unterschiedlichen Sicherheitsniveaus anbietet, sollte in Sicherheitsmodus 2 betrieben werden; dabei ist auch auf eine sorgfältige Auswahl der Sicherheitspolicies zu achten Geräte die nur einen Dienst oder mehrere Dienste mit unterschiedlichen Sicherheitsniveaus betreiben, sollten im Sicherheitsmodus 3 betrieben werden Falls möglich sollte die PIN nach erfolgter Initialisierung gelöscht werden Bei Verlust bzw. Diebstahl sollten alle Verbindungsschlüssel in den verbliebenen Geräten gelöscht werden Nicht benutzte Geräte sollten ausgeschaltet werden. Weitere Schutzmaßnahmen Soweit möglich sollten auf Bluetooth-Geräten weitere Sicherheitsmaßnahmen implementiert sein, wie beispielsweise Folgende: Schutz vor Zugriff auf das Gerät (Passworteingabe etc.) Benutzerauthentisierung beim Einloggen Virenschutz Aktive Firewall Eingeschränkte Datei- und Ressourcenfreigabe auf Betriebssystemebene [BSI03] Restrisiko Das Erstellen von Bewegungsprofilen kann nicht verhindert werden, ebenso wenig die Gefährdung der Verfügbarkeit. Man-in-the-Middle-Angriffe sind selbst bei optimal konfigurierten Geräten möglich, Abhilfe kann nur durch Verwendung zusätzlicher Maßnahmen – beispielsweise IPSec oder SSL – erreicht werden. [BSI03] 2.4.2 Stromsparfunktionen - 71 - Da der Hauptanwendungsbereich von Bluetooth bei mobilen Endgeräten liegt, sollte die Stromaufnahme so gering wie möglich sein. [Merk02] Für diesen Zweck ist es möglich, die Sende- und Empfangsbereitschaft teilweise einzustellen, indem das Gerät in den Zustand Hold, Park oder Sniff versetzt wird. Die Geräte bleiben trotz der geringeren Stromaufnahme im Piconetz synchronisiert und können bei Bedarf relativ schnell wieder an der Kommunikation teilnehmen. Im Zustand Hold wird für eine bestimmte Zeit die gesamte Übertragungstätigkeit einer Einheit eingestellt. Innerhalb dieser, dem Master und dem Slave bekannten Zeit, sendet der Master keine Pakete an den Slave, wodurch dieser seine Übertragung komplett einstellen und somit Strom sparen kann. Der Slave hat aber auch die Möglichkeit, aktiv an einer anderen Kommunikation (z.B. in einem anderen Piconetz) teilzunehmen; nach Verstreichen dieser Zeit nimmt der Slave wieder an der Kommunikation im (ursprünglichen) Piconetz teil. Die Reaktionszeit ist von der Hold-Zeit abhängig, und kann damit schlechter als im Zustand Sniff sein, dafür ist aber die durchschnittliche Stromaufnahme geringer. Abbildung 38: Übertragungstätigkeit im Zustand Hold [Merk02] Ein weiterer Stromspar-Zustand ist der s.g. Sniff-Zustand. Dabei bleibt der Slave weiterhin synchronisiert, wird aber nur periodisch sende- und empfangsbereit und kann während dieser Zeit mit dem Master kommunizieren. Der Master, der das Intervall der aktiven Phase kennt, wird nur während dieser Zeit den entsprechenden Slave ansprechen. Empfängt ein Slave nun am Anfang seiner aktiven Phase ein für ihn bestimmtes Paket, so kann er weiterhin aktiv bleiben, ansonsten kann er bis zum nächsten Intervall im Stromsparzustand verbleiben. Durch flexible Einstellung des Zeitverhältnisses zwischen „aktiv“ und „abgeschaltet“ kann die Stromaufnahme indirekt beeinflusst werden; eine - 72 - Verkürzung der aktiven Phase wirkt sich aber direkt durch eine Verschlechterung der Reaktionszeit der Bluetooth-Einheit aus. Abbildung 39: Übertragungstätigkeit im Zustand Sniff [Merk02] Die niedrigste Stromaufnahme nach dem Standby-Zustand erreicht man im Zustand Park. Im Gegensatz zu Sniff und Hold ist die Bluetooth-Einheit in diesem Zustand nicht mehr aktiv, die Synchronisation mit dem Master bleibt aber aufrecht. Dies wird durch ein s.g. Beacon-Verfahren erreicht, bei dem der Master in garantierten Beacon-Schlitzen Pakete an den Slave senden kann, der seinerseits kurz in „Empfangsbereitschaft“ wechselt. Diese Zeitschlitze können beispielsweise für eine Reaktivierung des Slaves oder zum Versenden von Broadcast-Nachrichten genutzt werden. Abbildung 40: Übertragungstätigkeit im Zustand Park [Merk02] Weiters sieht die Bluetooth-Spezifikation eine Leistungsregelung vor, mittels derer die durchschnittliche Stromaufnahme reduziert werden kann. Der Empfänger wertet zu diesem Zweck die Stärke des empfangenen Signals aus und sendet dementsprechend eine Anforderung zur Reduktion bzw. Erhöhung der Sendeleistung an den Sender. Vor allem wenn die kommunizierenden Einheiten nahe - 73 - beieinander sind, und eine hohe Sendeleistung die Stromaufnahme unnötig in die Höhe treiben würde, ist diese Regelung sinnvoll. Die Leistungsanpassung führt der Master außerdem für jeden Slave individuell durch, um unterschiedliche Entfernungen der Geräte berücksichtigen zu können. [Merk02] Geht man von einer 600mAh-Batterie aus, so reicht die Energieversorgung für ein BluetoothModul im Standby-Zustand 3 Monate, im aktiven Sprachmodus 60h, im aktiven Datenmodus 100h und im Hold- bzw. Park-Modus 1 Jahr aus. [Matt03] 2.4.3 Quality of Service Über mehrere Ebenen des Stacks verteilt bietet Bluetooth auch die Möglichkeit eines Quality-ofService-Managements. Die Konfiguration einer QoS-Vereinbarung wird via L2CAP vorgenommen, für die eigentliche Abwicklung des QoS-Managments ist jedoch der Link Manager zuständig. Genau in dieser Aufgabentrennung lag bis zur Spezifikation 1.1 auch das Problem des QoS-Management in Bluetooth, da es in der Spezifiktion Inkonsistenzen zwischen L2CAP- und LM-Handling von QoS gab. Ab der Spezifikation 1.2 sind diese Inkonsistenzen jedoch beseitigt. Folgende Parameter können zur Vereinbarung eines QoS eingestellt werden: Die grundsätzliche Art des QoS: Die Entscheidung, ob der Link ein gewisses QoS garantiert oder nur versucht dieses zu erreichen. Dritte Option: keine Unterstützung eines QoS. Token Rate: Die Datenrate, mit der auf einer Verbindung gesendet werden kann. Token Rate Bucket Size: Legt den Daten-Puffer im Stack fest. Dieser wird besonders bei Burst-artigem Verkehr groß zu wählen sein, um die anfallenden Daten zwischenspeichern zu können, während bei kontinuierlichem Datenfluss die Puffer-Größe eher klein gewählt werden kann. Peak Bandwidth: Die maximale Datenraten, mit der Pakete gesendet werden können. Latency: Die zulässige Verzögerung zwischen der Verfügbarkeit von zu sendenden Daten und dem eigentlichen Senden. Delay variation: Die maximal zulässige Änderung der Verzögerungen auf einem Link über die Zeit. Nachdem diese Parameter von L2CAP an den Link Manager übermittelt wurden, verhandelt dieser mit dem Link Manager der Gegenstelle über die Möglichkeit einer Verbindung mit den gewünschten QoS-Parametern. Stimmt die Gegenstelle zu, so gilt das QoS als vereinbart und das anfordernde L2CAP wird über den Erfolg informiert. Scheitern die Verhandlungen mit der Gegenstelle wird entsprechend wiederum L2CAP über das Scheitern informiert, dieses muss dann entscheiden, was weiter zu tun ist. - 74 - Der Link Manager hat nun mehrere Möglichkeiten, ein vereinbartes QoS zu erreichen bzw. zu halten. Um die vereinbarte Token Rate zu erreichen, garantiert der Link Manager ein polling interval, welches festlegt, wie lange die maximale Dauer zwischen zwei Übertragungen auf einer Verbindung ist. Dieses Intervall kann sich ändern, wenn sich der verwendete Paket-Typ und damit die Menge der übertragenen Daten pro Paket ändert. Da das verwendete polling interval aber auch Einfluss auf die vereinbarte Latency hat, kann es sein, das es sich auch bei verändertem Paket-Typ nicht ändert, wenn dies zu einer Verletzung der Latency führen würde. Der Link Manager kann aber auch das gesamte Systemverhalten beeinflussen, um die QoSVereinbarungen einhalten zu können. So kann er zum Beispiel Verbindungsanforderungen ablehnen, wenn durch ein vereinbartes QoS die Ressourcen schon vollkommen ausgeschöpft werden. Es ist dem Link Manager sogar möglich, die periodischen Page- und Inquiry-Scans abzuschalten, um die verfügbare Bandbreite zu maximieren (was sinnvoll sein kann, wenn aufgrund von Ressourcenmangel sowieso keine neuen Verbindungen angenommen werden können). - 75 - Abbildung 41: Ablauf einer QoS-Vereinbarung [Bray02] Das grundsätzliche Problem bei der Vereinbarung eines Quality of Service über eine Funkverbindung ist die Unzuverlässigkeit der Funkstrecke selbst. Bei drahtlosen Übertragungsmedien wird eine Garantie einer gewissen Bandbreite niemals möglich sein, da eine Störung der Funkverbindung die erreichbare Datenrate jederzeit unter das notwendige Limit drücken kann. Die einzige Möglichkeit, einem derartigen Fall zu begegnen, ist die Benachrichtigung der höherliegenden Schichten von der Verletzung der QoS-Vereinbarungen. In Bluetooth überwacht der Link Manager die Einhaltung der QoSVereinbarungen und sendet ggf. ein QoS-Violation-Event entweder direkt oder via HCI an L2CAP, - 76 - welches die Benachrichtigung [Bray02][BCOR01] 2.5 entsprechend an die höherliegenden Schichten weitergibt. Bluetooth-Profile In der Spezifikation des gerade beschriebenen Bluetooth-Protokollstacks wird lediglich auf die exakte technische Spezifikation der einzelnen Protokolle, deren Eigenschaften und deren Schnittstellen eingegangen. Die eigentliche Verwendung der Protokolle für einen konkreten Anwendungsfall bzw. das jeweilige Verhalten der beteiligten Geräte bleibt aber in der Core Specification außen vor. Genau diese „Unspezifiziertheit“ ist aber eine der größten Stärken der Bluetooth-Technologie, denn damit wird Raum für beliebig viele Anwendungsszenarien geschaffen, die auch erst in ferner Zukunft auftreten können. Um jedoch keinen Wildwuchs an proprietären Verwendungen des BluetoothStacks zuzulassen und Interoperabilität zwischen den Geräten verschiedener Hersteller zu garantieren, wurde von der Bluetooth SIG das Instrument der Profile geschaffen. Ein Profil legt fest, wie Bluetooth-Protokolle mit bestimmten Parametern genutzt werden, damit zwei Partner herstellerunabhängig kommunizieren können, und zum Beispiel eine InternetWählverbindung aufzubauen. An solchen Aktionen sind in der Regel mehrere Protokollschichten beteiligt; Nachrichtentechniker sehen die Profile deshalb auch als "vertikale Schnitte" durch den Bluetooth-Protokollstack. Profile sind i.A. nicht symmetrisch aufgebaut, das heißt, die Anforderungen des Profils an den einen Kommunikationspartner sind andere als jene an die Gegenstelle. Konkret wird zum Beispiel beim Cordless Telephony Profile die Basisstation andere Funktionalitäten zur Verfügung stellen müssen als das Mobilteil. - 77 - Abbildung 42: Vertikale Schnitte [Schi03] Begleitend zum ersten Release der Core Specification wurden 13 Profile veröffentlicht, später wurden weitere 13 hinzugefügt, so dass heute die unten dargestellten 26 Profile definiert sind. Es ist zu erwarten, dass sich die Anzahl der Profile in Zukunft mit der Entwicklung neuer Anwendungsszenarien weiter erhöhen wird. 2.5.1 Überblick Die bereits definierten Profile lassen sich in mehrere Kategorien einteilen (siehe Abbildung 43). Die Grafik ist so zu interpretieren, dass jedes Gerät, das eines der eingebetteten Profile unterstützt, auch die außen liegenden Profile unterstützen muss. Das Headset Profile muss so zum Beispiel auch das Serial Port Profile und das Generic Access Profile unterstützen. Sämtliche Profile bauen auf dem Generic Access Profile auf, das impliziert natürlich, dass alle Bluetooth-Geräte zumindest dieses Profil unterstützen müssen. Im weiteren Verlauf lassen sich noch weitere Gruppen von Profilen identifizieren. Die größten Einheiten sind einerseits jene Profile, die auf dem Serial Port Profile aufbauen und jene, die auf dem Generic Object Exchange Profile aufsetzen. Eine Sonderrolle nehmen jene beiden Profile ein, die dem TCS-BIN-Protokoll zuzuordnen sind und zur Daten- (bzw. Sprach-) Übertragung SCO-basierte Audioverbindungen verwenden. - 78 - Abbildung 43: Bluetooth Profile (es fehlt: HID Profile im GAP) [18] Zweifellos könnten die Profile noch viel ausführlicher behandelt werden, aufgrund des dann explodierenden Umfangs wurde jedoch nur jeweils eine kurze Darstellung der Funktion des Profils verfasst und auf eine tiefer gehende Betrachtung verzichtet. Die offiziellen Profil-Spezifikationen sind trotz ihres Umfangs gut lesbar und bieten bei Interesse in einem speziellen Gebiet eine gute Referenz und Möglichkeit zur Vertiefung. 2.5.2 Generic Access Profile Dieses Profil nimmt eine Sonderrolle ein, da hier kein spezielles Anwendungsszenario abgebildet wird, sondern allgemeingültige Grundsätze für die Kommunikation zwischen Bluetooth Geräten vereinbart werden. Es liefert Richtlinien unter anderem für das Verhalten von Geräten vor und während einer Verbindung, sowie für eine begrifflich einheitliche Benutzeroberfläche. - 79 - Es stellt sicher, dass Geräte jeglicher Klasse – ob Mobiltelefon oder Drucker – und beliebiger Hersteller unter allen Umständen zumindest eine simple physikalische Verbindung mit einem logischen Kanal aufbauen können, um wenigstens Name und andere Eigenschaften des jeweils anderen Geräts zu ermitteln. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Entdeckung von Geräten in Reichweite (Discovery), dem Verbindungsaufbau (Link Establishment) und den Sicherheitsfunktionen (Security Procedures), d.h. insgesamt vor allem auf den Parametern der unteren Protokollschichten Baseband und LMP. [Lule01] 2.5.3 Service Discovery Application Profile Auch das Service Discovery Application Profile nimmt eine Sonderrolle ein, da auch hier kein spezielles Szenario abgebildet wird, sondern die allgemeinen Verfahren zur Entdeckung von Diensten auf anderen Geräten spezifiziert werden. Zwar beschreibt das Service Discovery Protocol (SDP) die Kommunikation zwischen Geräten zur Entdeckung von Diensten, allerdings ohne genaue Festlegung der Anwendungsparameter (Einsatzzeitpunkt, Rollen, etc.). Die fehlende Information liefert dieses Profil, das letztlich nichts anderes ist als ein „Pflichtenheft für eine reale Applikation“ (Service Discovery Application), die das Service Discovery Protocol benutzt, um Dienste auf anderen Geräten zu finden. Insbesondere werden Regeln aufgestellt, wie der Benutzer eines Geräts die von anderen Bluetooth Geräten in Reichweite zur Verfügung gestellten Dienste sichtbar machen und aktiv nach speziellen Diensten suchen kann. Neben menschlichen Benutzern können aber auch laufende Applikationen diese Regeln benutzen und entsprechende Dienste finden. Wichtig zu bemerken ist in diesem Zusammenhang, dass dieses Profil keine Aussage darüber macht, wie ein Dienst letztendlich angesprochen und benutzt wird, sondern lediglich die Information über verfügbare Dienste in anderen Geräten an den Benutzer oder die laufende Applikation liefert. 2.5.4 Extended Service Discovery Profile Das Extended Service Discovery Profile (ESDP) hat das Ziel die UPnP-Technologie (Universal Plug’n’Play) auf der Bluetooth-Plattform anzubieten. Dazu werden zwei Ansätze zur Verfügung gestellt, um UPnP via Bluetooth zu implementieren. Der erste Ansatz setzt direkt auf L2CAP auf, der zweite verwendet eine IP-basierte Lösung, die auf dem LAN- oder dem PAN-Profil aufsetzt. Aus diesem Grund findet sich das ESDP auch an drei Stellen (basierend auf LANP, PANP oder GAP) in der Überblicksgrafik (siehe Abbildung 43). 2.5.5 Common ISDN Access Profile - 80 - Das Ziel des Common ISDN Access Profiles ist die Bereitstellung eines ISDN-Zugangs via Bluetooth. Dieser soll möglichst ohne Einschränkungen möglich sein und sicherstellen, dass native ISDN-Anwendungen ohne Modifikationen über Bluetooth arbeiten können. Das Common ISDN Access Profile basiert lediglich auf dem Generic Access Profile, es ist klar zum Dial-Up Networking Profile abgegrenzt, dass ja auf einer seriellen Verbindung basiert. [BCIA03] 2.5.6 PAN Profile Das Personal-Area-Network-Profile (PANP) ermöglicht es, mit Bluetooth ein PAN aufzubauen. Grundsätzlich unterscheidet das Profil zwei Arten von PANs, wobei die erste - „Network Access Points“ – ein ausgezeichnetes Gerät – den Network Access Point (NAP) – verwendet, das ein oder mehrere Bluetooth-Geräte enthält und als Bridge zwischen einem externen Netzwerk (Ethernet, GSM etc.) und den anderen Geräten im Piconetz (PAN Units) fungiert. Die zweite Art von PANs, die unterstützt wird, sind „Group Ad-Hoc Networks“, die einem Master – den Group Ad-Hoc-Network-Point – erlaubt, mit den anderen Bluetooth-Geräten im Piconet (PAN Units) zu kommunizieren. Für dieses Profil wurde ein eigenes Protokoll, das Bluetooth Network Encapsulation Protocol (BNEP) entwickelt, das es erlaubt Ethernet-Traffic in Bluetooth-Piconetze zu übertragen. [17] 2.5.7 Cordless Telephony Profile und Intercom Profile Ziel der beiden Profile Cordless Telephony und Intercom ist es, eine Audio-Verbindung zwischen Bluetooth Geräten zu ermöglichen. Folgende Anwendungsfälle sind damit vorgesehen: Verbindung einer an ein externes Telefonie-Netzwerk angeschlossenen Basisstation (Gateway) mit mehreren Endgeräten für die Schnurlos-Telefonie, wobei die Endgeräte nicht nur konventionelle Telefon-Hörer mit Funktechnik sein müssen, sondern auch Mobiltelefone oder Multimedia PCs mit Mikrofon und Lautsprecher durch eine Erweiterung mit Bluetooth zum Endgerät avancieren können. Funktional werden eingehende und ausgehende Anrufe sowie weitere Telefonie-Merkmale des externen Festnetzes (z.B. DTMF Signalisierung) unterstützt. Die Anbindung von bis zu sieben Endgeräten ist für dieses Profil verpflichtend, eine größere Anzahl ist optional. Direktverbindung zweier Endgeräte (Interkom-Funktion); die Interkom-Funktion gehört verbindlich zum Cordless Telephony Profile, sie kann allerdings auch einzeln in Geräten verwendet werden (z.B. als Walkie-Talkie). - 81 - Die beiden Profile Cordless Telephony und Intercom definieren die Rahmenbedingungen für den Anwendungsfall „3-in-1-Telefon“. Dieses Szenario stellt eine Zusammenfassung bisher einzelner Geräte in einem Kombinationsprodukt dar: Mobiltelefonie, Schnurlos-Telefonie und Telefon-Direktverbindung (Interkom-Verbindung) sind als Funktionen in einem Gerät vorhanden und können kontextabhängig benutzt werden. Außer Haus kann über Mobiltelefonie (z.B. GPRS) kommuniziert werden, innerhalb der Reichweite einer Bluetooth Basisstation kann ein daran angeschlossenes Festnetz genutzt werden und bei kurzen Verbindungen von Gerät zu Gerät (z.B. über zwei Etagen) kann die Interkom-Funktion völlig ohne Dritt-Netze eingesetzt werden. Natürlich können auch Untermengen dieser Funktionalität in einem Gerät integriert werden, z.B. ist ein Schnurlos-Telefon mit Interkom-Funktionalität denkbar. 2.5.8 Hardcopy Cable Replacement Profile Das Hardcopy Cable Replacement Profile definiert die Connectivity von Hardcopy-Geräten wie Druckern oder Scannern mit einer datenliefernden oder -empfangenden Gegenstelle via Bluetooth. Abbildung 44: Protokollstack HCRP [BHCR03] Obwohl auch andere Profile dieses Anwendungsszenario abdecken könnten, wurde das HCRProfile entwickelt, um eine sehr einfache Flusskontrolle für hohe Datenmengen, wie sie beim Drucken oder Scannen auftreten, anbieten zu können. Auch für dieses Profil wurde ein eigenes Protokoll entwickelt, das als Hardcopy Cable Replacement Protocol (HCRP) bezeichnet wird und direkt auf L2CAP aufsetzt. [BHCR03][17] - 82 - 2.5.9 Human Interface Device Profile Das Human Interface Device Profile (HID-Profile) basiert auf dem Generic Access Profile und legt die Verwendung von Human Interface Devices wie Maus, Tastatur oder Joystick aber auch Ausgabegeräten mit einem beliebigen Host via Bluetooth fest. Dazu wird eine USB-Schnittstelle via Bluetooth emuliert, die es erlaubt, sämtliche USB-Treiber für Geräte weiter zu verwenden. Ein weiterer Vorteil dieses Profils ist auch, dass es ausschließlich auf L2CAP basiert und keine höher liegenden Protokoll wie z.B. RFCOMM verwendet. Dies ermöglicht eine verhältnismäßig einfache Implementierung des Bluetooth-Stacks auf dem Human Interface Device (nämlich nur bis L2CAP). [17][BHID03] Abbildung 45: Bluetooth-Stack bei Verwendung von HIDP [BHID03] 2.5.10 Generic Audio/Video Distribution Profile Das Generic Audio/Video Distribution Profile definiert den generischen Teil der Übertragung von Audio- und/oder Video-Daten über ACL-Verbindungen. Insbesondere wird der Signalisierungsablauf beim Auf- und Abbau sowie beim Konfigurieren der Übertragungskanäle behandelt. Der konkrete Ablauf der Übertragung sowie Encoder- und Decoder-Funktionalität ist in den jeweiligen speziellen Profilen festgelegt. Von der Bluetooth Audio/Video Working Group wurde bei der Definition dieses und der aufbauenden Profile explizit darauf hingewiesen, dass Bluetooth in der Spezifikation 1.1 kein ausreichendes QoS-Management zur Verfügung stellt, um sicherstellen zu können, dass die jeweiligen - 83 - Kanäle die entsprechend benötigte Bandbreite erhalten. Daher wurde das Konsortium aufgefordert, in der nächsten Bluetooth Revision erweiterte QoS-Unterstützung anzubieten, was in der nun veröffentlichten Spezifikation 1.2 auch umgesetzt wurde. [BAVW03a] Abbildung 46: Audio/Video-Übertragungsprofile – Abhängigkeiten [BAVW03a] 2.5.11 Adv. Audio Distribution Profile und Video Distribution Profile Das Advanced Audio Distribution Profile hat das Ziel, Audio-Inhalte in hoher Qualität Mono oder Stereo über ACL-Verbindungen zu übertragen. Es muss daher klar vom herkömmlichen Bluetooth Audio, wie es im Cordless Telephony Profile oder im Intercom Profile verwendet wird, abgegrenzt werden, welches relativ schmalbandig Audio-Daten via SCO-Verbindungen überträgt. Ein typischer Anwendungsfall für dieses Profil ist die Übertragung von Musik von einem beliebigen Musikabspielgerät (üblicherweise in Stereo) zu Ausgabegeräten wie Kopfhörern oder Lautsprechern. Die Audio Daten werden dabei komprimiert, um die verfügbare Bandbreite besser ausnutzen zu können. Die Übertragung von Surround-Sound ist nicht vorgesehen. Während sich also das Advanced Audio Distribution Profile auf die Übertragung von Audiodaten konzentriert, behandelt das Video Distribution Profile die Übertragung von Video-Daten (ohne Audio). - 84 - Unterstützen Geräte beide Profile, so können (nach Maßgabe der verfügbaren Bandbreite) Audio- und Video-Daten in hoher Qualität übertragen werden, wobei das Zusammenspiel dieser beiden Medien im Video Distribution Profile beschrieben wird. Werden zusätzlich zur Übertragung von Audio- oder Video-Daten auch Fernsteuerungsfunktionen gewünscht, so reichen die beiden hier beschriebenen Profile nicht aus. Vielmehr ist für dieses Szenario das Audio/Video Remote Control Profile zuständig, das die entsprechenden Funktionalitäten zur Verfügung stellt. Während das Advanced Audio Distribution Profile bereits in der Version 1.0 vorliegt, befindet sich das Video Distribution Profile noch in Entwicklung, es existieren derzeit keinerlei öffentliche Dokumente für dieses Profil. [BAVW03b] 2.5.12 Audio/Video Remote Control Profile Das Audio/Video Remote Control Profile stellt Funktionalitäten zu Verfügung, die die Interoperabilität zwischen Bluetooth-Geräten mit Audio- und/oder Video-Fernsteuerungsfähigkeiten sicherstellt. Das Profil baut auf dem AV/C Digital Interface Command Set (definiert durch die 1394 Trade Association) auf und spezifiziert ein Format für die Übermittlung von Steuerungs- und KontrollNachrichten. Nicht festgelegt ist in diesem Profil jedoch die Art der Interaktion mit dem Benutzer. Es können zwar im einfachsten Falle jene Funktionen implementiert werden, die auch auf einer konventionellen IRFernbedienung zu finden sind, allgemein muss jedoch nur die Aktion des Benutzers (die zum Beispiel auch aus Gesten bestehen kann) in entsprechende A/V-Kontroll-Signale übersetzt werden. [BAVW03c] 2.5.13 Serial Port Profile Dieses Profil ermöglicht die Benutzung von Bluetooth-Verbindungen als Ersatz für serielle RS232-Verbindungen. Ziel dieses Spezifikationsteils ist die Möglichkeit, beliebigen – auch bereits bestehenden – Applikationen eine serielle Verbindung in Form von virtuellen, seriellen Ports anzubieten, also eine serielle Verbindung zu emulieren. Die genaue Implementierung der Ports ist betriebssystemabhängig, die Anbindung der Ports an Bluetooth dagegen Inhalt dieses Profils. Einerseits ist dieses Profil kurz gehalten, da viele Richtlinien des Generic Access Profile unverändert gelten, andererseits ist dieses Profil sehr allgemein gehalten, da es die - 85 - Basis für weitere Profile bildet, die bestimmte Anwendungsfälle konkreter spezifizieren (z.B. LAN Access Profile). 2.5.14 Dial up Networking Profile und FAX Profile Das Dial-up Networking Profile ermöglicht Datenendgeräten wie PCs oder Laptops die Benutzung von Modems oder Geräten mit integriertem Modem (z.B. entsprechend ausgerüstete Mobiltelefone) die folgenden Nutzungsszenarien, wobei je nach Netzwerk die Möglichkeit des Audio-Feedbacks beim Aufbau der Verbindung oder auch später besteht: Einwahlverbindung des Datenendgerätes über das Modem in ein externes Netzwerk (z.B. Internet) oder Nutzung anderer Einwahldienste per Datenanruf (Data Call). Empfang von Datenanrufen über das Modem. Das Fax Profile ist sehr ähnlich zu dem Dial-up Networking Profile und ermöglicht in der gleichen Gerätekonfiguration das Senden und Empfangen von Faxen. Es unterscheidet sich vor allem durch die zusätzlich notwendige Integration von Fax Diensten nach mindestens einem Standard aus Fax Class 1, Class 2.0 und Service Class 2, sowie der fehlenden Unterstützung für Datenanrufe nach dem Dial-up Networking Profile. 2.5.15 Headset Profile Das Headset Profile definiert Rahmenbedingungen für die Bluetooth Verbindung eines Headsets (Kopfhörer oder Ohrhörer mit Mikrofon) mit anderen elektronischen Geräten (PC, Mobiltelefon etc.) zur Übermittlung von Audio-Daten. Dabei können Audio-Daten bidirektional und im Vollduplex-Modus ausgetauscht werden, d.h. das Headset kann nahezu gleichzeitig (Vollduplex) Audiodaten senden und empfangen (bidirektional), wobei SCO-Verbindungen genutzt werden. 2.5.16 Hands-Free Profile Das Hands-Free Profile ist dem Headset Profile sehr ähnlich und basiert wie dieses auf dem Serial Port Profile. Es erlaubt ebenfalls eine bidirektionale Audio-Verbindung einer Freisprecheinrichtung (Hands-Free-Unit) mit einem Audio-Gateway (typischerweise also einem Mobiltelefon). Der Hauptunterschied liegt im Anwendungsszenario, da dieses Profil in erster Linie für Freisprecheinrichtungen in Fahrzeugen konzipiert ist, wo die Freisprecheinrichtung örtlich getrennt von Mobiltelefon fix im Fahrzeug eingebaut ist. 2.5.17 LAN Profile - 86 - Dieses Profil beschreibt verschiedene Möglichkeiten, wie verschiedene Geräte über das Point-toPoint-Protokoll (PPP) miteinander kommunizieren können: Ein einzelnes Datenendgerät (Laptops ...) verbindet sich mit einem LAN Access Point, um über diesen auf das angeschlossene LAN zugreifen zu können. Im verbundenen Zustand arbeitet das Datenendgerät mit den gleichen Möglichkeiten und kann alle Dienste des LAN benutzen, als wäre es über Dial-up Networking mit diesem Netzwerk verbunden. Wie zuvor, es nutzen jedoch mehrere Datenendgeräte einen LAN Access Point zur Verbindung mit einem LAN. Zusätzlich können die Datenendgeräte jetzt über den LAN Access Point miteinander kommunizieren. Die PC-PC-Direktverbindung schließlich ermöglicht den direkten Austausch von Daten zwischen zwei PCs ohne zusätzlichen LAN Access Point, indem ein PC die Rolle des LAN Access Point übernimmt. 2.5.18 SIM Access Profile Das SIM Access Profile definiert wie aus dem Namen ersichtlich jene Operationen, um via Bluetooth auf SIM-Karten in Mobiltelefonen zuzugreifen, arbeitet also als ein drahtlos zugreifbarer SIMKartenleser. Das Hauptszenario, das diesem Profil zugrunde liegt, ist die Konfiguration eines im Auto eingebetteten Mobiltelefons bzw. dessen SIM-Karte. Zum Beispiel könnte der Besitzer sein im Auto eingebautes Telefon via Bluetooth ohne physische Verbindung konfigurieren. [BSIM03] Abbildung 47: Anwendungsszenario SIM-Profile [17] 2.5.19 Generic Object Exchange Profile - 87 - Dieses Profil dient als generisches Basisprofil für alle Anwendungsfälle des OBEX Protokolls, es basiert auf dem Generic Access Profile und dem Serial Port Profile. Das Anwendungsszenario in diesem Profil ist daher der allgemeine Austausch von Objekten. Da OBEX ursprünglich für den Einsatz über die IrDA-Schnittstelle gedacht war, sind Modifikationen nötig, die in verschiedenen Teilen der Bluetooth Spezifikation zu finden sind: Die Bluetooth-IrDA Interoperability Specification definiert, wie Applikationen über Bluetooth und IrDA funktionieren, und beschreibt, wie OBEX über RFCOMM realisiert wird und erläutert schließlich Application Profiles für OBEX über Bluetooth. Das hier beschriebene Generic Object Exchange Profile definiert Anforderungen an die unteren Protokollschichten (Baseband, LMP...) im Zusammenhang mit OBEX. Fünf spezielle Profile definieren im Anschluss an diese Beschreibung jeweils ein allgemeines Application Profile für eine konkrete Anwendung: Object Push Profile (siehe Kapitel 2.5.20) File Transfer Profile (siehe Kapitel 2.5.21) Synchronization Profile (siehe Kapitel 2.5.22) Basic Imaging Profile (siehe Kapitel 2.5.23) Basic Printing Profile (siehe Kapitel 2.5.24) 2.5.20 Object Push Profile In diesem Profil werden Richtlinien für den Austausch von standardisierten Objekten zwischen zwei Bluetooth Geräten festgelegt, folgende Szenarien sind möglich: Benutzung eines beliebigen Geräts (z.B. Mobiltelefon), um ein Daten-Objekt in den Eingangsspeicher eines anderen Geräts (z.B. PDA) zu schieben (Push). Das Daten-Objekt kann eine Business Card (vCard) oder auch ein Termin (vCal) sein. Ein Gerät holt (Pull) eine Business Card (und nichts anderes) aus dem anderen Gerät. Zwei Geräte tauschen Business Cards (und nichts anderes) aus, indem zuerst ein Push und dann ein Pull ausgeführt wird. 2.5.21 File Transfer Profile Bei Verwendung von OBEX liegt der Austausch und die Manipulation der grundlegendsten Objekte eines Computersystems – den Files – natürlich nahe. Auf der Basis des GOEP sind folgende Szenarien durch das File Transfer Profile beschrieben: - 88 - Benutzung eines Bluetooth Geräts (z.B. Laptop), um das Dateisystem eines anderen Geräts zu durchblättern (browsing), indem Dateien und Ordner angezeigt werden und der Benutzer durch die Ordner-Hierarchie navigieren kann. Weiters können Objekte (Dateien und Ordner) zwischen zwei Geräten ausgetauscht werden, entweder durch Kopieren oder durch Verschieben von Objekten vom Quellgerät auf das Zielgerät. Schließlich ist es möglich, Objekte (Dateien und Ordner) im jeweils anderen Gerät zu manipulieren, inklusive dem Löschen von Objekten und der Erstellung neuer Ordner. 2.5.22 Synchronisation Profile Beim Einsatz dieses Profils, das auf dem Generic Object Exchange Profile basiert, benutzt ein Bluetooth Gerät (PC, Notebook) ein anderes Bluetooth Gerät (Mobile Phone, PDA), um zu synchronisierende PIM (Personal Information Management)-Daten per Pull-Befehl zu holen, diese mit den eigenen Daten zu synchronisieren und anschließend per Push-Befehl wieder zurück zu schreiben. [17] 2.5.23 Basic Imaging Profile Das Basic Imaging Profile basiert auf dem Generic Object Exchange Profile und wird eingesetzt, um die Übertragung von Bildinformationen zu optimieren. Die Kommunikationspartner sind der Image Initiator, üblicherweise ein PDA oder PC, und der Image Responder, etwa eine Digitalkamera. Der Image Initiator gibt die Operationen vor, der der Image Responder auszuführen hat. Typischerweise könnte dieses Profil eingesetzt werden, um Bilder von einer Digitalkamera (Responder) auf einen PC (Initiator) zu laden. [17] 2.5.24 Basic Printing Profile Das Basic Printing Profile basiert ebenfalls auf dem Generic Object Exchange Profile und wurde entwickelt, um drahtloses Drucken zu ermöglichen. Es steht damit in direkter Konkurrenz zu dem Hardcopy Cable Replacement Protocol, setzt allerdings eine Ebene höher an und ist einfacher aber nicht so vielseitig einsetzbar. Das Client-Device (Sender), zum Beispiel ein PC, ein PDA oder auch ein Mobiltelefon, sendet dabei das zu druckende Objekt an das Server-Device (Printer), wo es dann ausgedruckt wird. [17] - 89 - 2.6 Bluetooth 1.2 Am 5.11.2003 wurde von der Bluetooth SIG die Spezifikation 1.2 [BCOR03] verabschiedet. Diese ist abwärtskompatibel mit der Spezifikation 1.1, bringt aber folgende Veränderungen mit sich [32]: Faster Connections Adaptive Frequency Hopping Enhanced SCO L2CAP Error and Flow Control Enhanced Quality of Service LMP & HCI Improvements Zwei dieser Punkte, nämlich Faster Connections und Adaptive Frequency Hopping, sind verpflichtend für Geräte, die konform zur Spezifikation 1.2 sein sollen. Alle anderen Punkte sind optional und können bei Bedarf eingesetzt werden. Die Gartner Group erwartet, dass ab dem Quartal 1/2004 Geräte nach Spezifikation 1.2 auf den Markt kommen werden und sich in den nächsten 12-18 Monaten weitgehende durchsetzten werden können. [26] 2.6.1 Faster Connections Um die extrem hohen Verbindungszeiten von Bluetooth 1.1, die im schlechtesten Fall bis zu 10 Sekunden betragen können, zu verringern, wurden in Version 1.2 zwei grundlegende Veränderungen vollzogen. Zum einen wurde die Inquiry-Phase beschleunigt, indem nun das FHS-Paket bereits beim ersten Erkennen eines Inquiry-Paketes gesendet wird und nicht, wie bisher beim zweiten Mal. Alleine damit kann die durchschnittliche Antwortzeit um 50% verringert werden. Zum zweiten wurde sogennantes Interlaced Scanning eingeführt, dass in der Inquiry- und in der Paging-Phase zum Einsatz kommt und die Antwortzeit nochmals halbiert. Im Wesentlichen damit wurde die Möglichkeit geschaffen, die beteiligten Frequenzen schneller abzusuchen als in Bluetooth 1.1 (genauere Beschreibung siehe [32] und [BCOR03]). - 90 - Abbildung 48: Faster Connections [32] Bei allen Veränderungen ist die Faster Connection jedoch immer noch abwärtskompatibel zu den vorhergehenden Bluetooth-Varianten, wobei Geräte nach älterem Standard natürlich die verbesserten Verbindungszeiten nicht erreichen. 2.6.2 Adaptive Frequency Hopping Mit der wahrscheinlich größten Innovation, der Einführung von Adaptive Frequency Hopping, begegnet Bluetooth der Herausforderung, nicht nur selbst störsicher zu sein, sondern auch andere Technologien nicht über Gebühr zu stören. Insbesondere 802.11-WLANs wurden durch Bluetooth-Geräte in räumlicher Nähe bisher oft empfindlich gestört. Dazu wird die Hopping-Sequenz dynamisch verändert; es können Frequenzen, auf denen vermehrt Störungen aufgetreten sind oder die von anderen Technologien benutzt werden, aus der Hopping-Sequenz ausgeschlossen werden, wodurch diese von 79 auf bis zu 20 Hops reduziert werden kann. Außerdem antwortet der Slave dem Master nun immer auf jener Frequenz, auf der auch der Master gesendet hat, was das Erkennen von gestörten Kanälen erst möglich macht (ansonsten könnte die Hin- oder die RückFrequenz gestört sein). - 91 - Die aktuelle Hopping-Sequenz wird mittels LMP-Paketen, die jeweils eine Channel-Map enthalten, vom Master an die Slaves übermittelt. In diesen Maps sind alle jene Frequenzen maskiert, die nicht mehr benutzt werden dürfen. [32][26][BCOR03] Abbildung 49: Frequency-Maps [32] 2.6.3 Enhanced SCO SCO-Verbindungen wurden dahin gehend erweitert, als dass es nun möglich ist, auch SCO-Pakete erneut zu senden, wenn sie korrumpiert wurden. Dazu wurden drei neue Pakettypen eingeführt (EV3, EV4, EV5), die sich von den bekannten HVx-Paketen darin unterscheiden, dass sie zusätzlich ein CRCFeld enthalten, die Fehlererkennung und in weiterer Folge Neuübertragung erst ermöglicht. Damit ist es nun auch möglich, Daten über SCO-Verbindungen zu übertragen. [32] 2.6.4 L2CAP error and flow control L2CAP wurde ebenfalls hinsichtlich der Fehlersicherheit erweitert. Dazu wurden auch hier CRCFelder eingeführt, zusätzlich existieren Flow-Control-Bits, die zusammen mit den ebenfalls neuen Sequence- und Acknowledge-Numbers eine Neuübertragung von fehlerhaften Paketen nun auch auf Ebene - 92 - des L2CAP-Protokolls ermöglichen (bisher wurde von L2CAP die Verbindung unterbrochen, wenn es dem Baseband nicht möglich war, das Paket innerhalb einer vorgegebenen Zeit zu übertragen). [32][BCOR03] Abbildung 50: Die neue L2CAP-Architektur [BCOR03] 2.6.5 Enhanced Quality of Service Mit Enhanced Quality of Service ist es nun möglich, gewissen Verbindungen verbindlich höhere Prioritäten einzuräumen, um zum Beispiel in einem Piconetz unterbrechungsfrei Musik hören zu können, während gleichzeitig der Drucker oder die Maus bedient wird. Dies war bei Verwendung der Spezifikation 1.1 zwar ebenfalls möglich aber schwerer handlebar und unzuverlässiger, da zwischen den L2CAP und HCI-Definition von QoS Differenzen auftraten. Außerdem ist QoS nun auch bidirektional nutzbar (bisher galt das konfigurierte QoS nur jeweils unidirektional). [32][26] 2.6.6 LMP & HCI Improvements Das Link Manager Protocol wurde insofern verbessert, als dass durch die Erhöhung der OpCodeSize von 7 auf 15 Bit die Anzahl der möglichen Befehle erhöht wurde. Weiters wurde die Vorgehensweise beim Empfang eines ungültigen OpCodes spezifiziert. - 93 - Das Host Controller Interface kennt nun zwei neue Befehle, mit denen einerseits der LMP-Handle für SCO-Verbindungen abgefragt werden kann und anderseits die Bluetooth Clock eines Devices und deren Genauigkeit abgefragt werden können. 2.6.7 Verworfene Verbesserungen Bis kurz vor der Veröffentlichung der Spezifikation 1.2 waren noch zwei weitere Verbesserungen geplant, die aber auf Grund von mehreren ungeklärten technischen Fragen wieder verworfen wurden: Anonymity Mode Scatter Mode and Absence Masks Der Anonymity Mode hätte den Vorteil gebracht, dass Geräte, die sich in ein Piconetz einbinden, nicht von vorne hinein ihre Adresse preisgeben müssen. Der Verbindungsaufbau mit dem Master erfolgt mittels einer zufällig gewählten Adresse. Die realen Adressen werden erst ausgetauscht nachdem diese Verbindung gesichert ist. Die Verbindung wird dann wieder getrennt und mittels der realen Adressen wieder aufgebaut. Derzeit gibt ein Gerät schon mit der ersten Antwort auf ein Inquiry seine Adresse preis. Scatter Mode and Absence Masks bringen Vorteile im Management von Scatternets und erhöhen die Effizienz der Kommunikation in diesen. Der Scatter Mode definiert periodische Pakete, die vom Master zu Synchronisierungszwecken an die Slaves gesendet werden. Dies erlaubt es den Devices, die die Schnittstelle in Scatternets bilden, also in zwei Piconets enthalten sind, die Zeiten, in denen in einem Piconet gehorcht wird, zu optimieren. Mit Absence Masks können Zeitspannen festgelegt werden, in denen ein Device in einem Piconet nicht aktiv teilnimmt. Absence Masks können also von dem Scatternet-Device genutzt werden, um einem Master mitzuteilen, dass gerade mit dem anderen Master kommuniziert wird. [32] 2.7 Performance Für viele Anwendungsszenarien mit bewegten Bluetooth-Geräten spielt die Performance eine große Rolle, weshalb in diesem Kapitel auf entsprechende empirische Ergebnisse und Simulationsmöglichkeiten eingegangen wird. 2.7.1 Performance-Evaluation durch empirische Analyse Ein wesentlicher Punkt für den Einsatz von Bluetooth in mobilen Umgebungen ist die Dauer des Verbindungsaufbaus zwischen zwei bewegten Bluetooth-Geräten. Dauert dieser zu lange, kann es - 94 - passieren, dass kein Verbindungsaufbau zustande kommt oder nicht mehr genug Zeit bleibt die gewünschten Daten zu übertragen. Nach der Bluetooth-Spezifikation beträgt die maximale Zeit für den Verbindungsaufbau 10 sec. Experimente von [Murp02] mit fünf Bluetooth-Geräten – diese befanden sich in Sichtweite auf offenem Gelände ohne störende Interferenzen – haben nach über 500 Testläufen ergeben, dass der Median für den Verbindungsaufbau zwischen Master und einem der Slaves unter 2 sec liegt. Überraschende Ergebnisse zeigten sich auch bei der Reichweite. Laut Spezifikation liegt sie für Klasse 1-Geräte bei 100 m und für Klasse 2-Geräte bei 20 m. Die Experimente von [Murp02] haben allerdings ergeben, dass Klasse 1-Geräte eine Reichweite von bis zu 250 m und Klasse 2-Geräte von bis zu 122 m haben, wobei die Datenrate über die gesamte Reichweite nahezu konstant hoch bleibt (siehe Abbildung 51). [Murp02] Abbildung 51: Reichweite vs. Durchsatz [Murp02] 2.7.2 Performance-Evaluation durch Simulation Der BlueHoc-Simulator [65] – derzeit in Version 2.0 erhältlich – ist eine Erweiterung für den Netzwerksimulator ns-2 um Bluetooth-Netzwerke zu simulieren und steht unter der IBM Public License - 95 - (IPL) von IBM developerWorks zum Download bereit. BlueHoc simuliert die unteren Schichten Radio (GFSK-Modulation, Frequency Hopping, statistische Modelle für Paketverluste etc.) und Baseband (Unterstützung von Inquiry, Paging, Polling, ACL und ARQ, Zustandsmaschine für den Link Controller) des Bluetooth Protokollstacks sowie LMP und L2CAP (Simulation der Signalisierung für den Verbindungsaufbau, Unterstützung mehrerer gleichzeitiger L2CAP-Verbindungen, Segmentierung, Reassemblierung, Protokoll-Multiplexing etc.). BlueHoc versteht sich als Plattform, um die Leistung von Bluetooth-Systemen zu evaluieren und in weiterer Folge zu verbessern: Messung der Leistungsfähigkeit beim Device Discovery Nachvollziehen des Verbindungsauf- und -abbaus Betrachtung des Wirkens von QoS-Maßnahmen Performance von auf TCP/IP basierenden Anwendungen Erfassung von Daten bei verschiedenen Innenraumverhältnissen Der Netzwerksimulator ns-2 [64] ist ein objektorientierter diskreter Open Source-EreignisSimulator für die Netzwerkforschung und ist in diesem Bereich ein de-facto-Standard; ein anderer bekannter Simulator ist OpenNet. ns-2 unterstützt Simulationen von TCP, Routing und MulticastProtokollen über drahtgebundene sowie drahtlose Netzwerke, ist in C++ geschrieben und nutzt OTcl für graphische Oberflächen zur Erzeugung von Simulationsszenarien. Bzgl. der Verwendung von ns-2 ist allerdings negativ anzumerken, dass die Dokumentation relativ schlecht und ein hoher Einarbeitungsaufwand erforderlich ist. Zu ns-2 gibt es noch den Netzwerk-Animator NAM, der ein Visualisierungstool für ns-2 ist und verwendet werden kann, um die durch ns-2 erzeugten Simulationsergebnisse darzustellen. Auf die Installation von ns-2 und BlueHoc wird an dieser Stelle nicht eingegangen, entsprechende Installationsanleitungen finden sich unter [64] und [65]. Nach erfolgter Installation können Simulationsszenarien via Tcl textuell erstellt werden, BlueHoc bietet aber auch eine grafische Unterstützung (siehe Abbildung Abbildung 52). Das Setzen der einzelnen Bluetooth-Geräte erfolgt mit der rechten Maustaste, wobei beim ersten Mal der Master und anschließend die Slaves gesetzt werden. Durch einen Doppelklick können die Knoten konfiguriert werden: Konfiguration des Masters: Startzeit in Sekunden, Inquiry TimeOut, Anzahl der Antworten auf das Inquiry Konfiguration des Slaves: Startzeit in Sekunden (typischerweise nach dem Master), Startzeit des Inquiry Scans - 96 - Abbildung 52: Konfiguration des Masters [65] Bei der Konfiguration der Links kann man als Applikation zwischen FTP, Telnet und einer Sprachverbindung wählen. Die Simulation kann schließlich mit einem run-Kommando über die Konsole gestartet werden. Beginnend mit dem Master werden die Knoten durchnummeriert und man kann das Aussenden von Inquiry-Paketen erkennen; durch Farbe und Kennzeichnung kann man die Zustände (Standby, Inquiry, Parked), in denen sich die Geräte befinden, erkennen. Der Signalisierungsablauf kann auf der Konsolenausgabe verfolgt werden, die auch zusätzliche Informationen zur grafischen Ausgabe enthält. Am Ende befinden sich alle Geräte im Zustand Connection, und die eigentliche Übertragung, die an den visualisierten Paketen erkennbar ist, läuft. Abbildung 53 zeigt die Simulation eines Piconetzes mit einem Master und drei Slaves, die sich in unterschiedlichen Zuständen (Connected, Standby, Inquiry Scan und Page) befinden. [Merk02] [65] - 97 - Abbildung 53: Visualisierung einer Bluetooth-Simulation mit NAM [70] BlueWare 1.0 [71] ist eine Weiterentwicklung von BlueHoc zur Performance-Evaluation von Bluetooth Piconetzen und Scatternetzen, wobei ein Großteil des Codes von BlueHoc überarbeitet und um viele zusätzliche Funktionen erweitert wurde. Blueware implementiert die meisten Teile des Bluetooth Protokollstacks der Version 1.1 (siehe Abbildung 54). [Tan02] - 98 - Abbildung 54: Gegenüberstellung Bluetooth-Stack und Blueware-Module [Tan02] 2.8 Bewertung Betrachtet man den aktuellen Entwicklungsstand der Bluetooth-Technologie, so fällt zuerst auf, dass das Ziel, einen möglichst einfachen und klaren Standard zu definieren, klar verfehlt wurde. Die Bluetooth-Spezifikation 1.2 ist auf 1200 Seiten angewachsen, dazu kommen nochmals ca. 1000 Seiten an Profil-Spezifikationen. Diese Komplexität liegt aber vor allem in der ungeheuren Vielseitigkeit von Bluetooth begründet. Die Bluetooth-Technologie kann in Anbetracht der spezifizierten Profile und Einsatzszenarien in annähernd jedem Bereich der Short-Range-Daten- und Audio-Übertragung eingesetzt werden. In den jeweiligen Einzelbereichen mag es Technologien geben, die performanter als Bluetooth sind und besser geeignet erscheinen, hinsichtlich der Vielseitigkeit und der Kostengünstigkeit bleibt Bluetooth aber derzeit unerreicht. Im Bereich der Short-Range-Audio-Übertragung ist Bluetooth sogar die eindeutig beste Lösung, solange keine HiFi-Qualitätsansprüche gestellt werden (Headset-Szenario). Bluetooth war auch die erste Technologie, der von der IEEE – unter der Bezeichnung 802.15.1 – standardisiert wurde. Die Möglichkeit, einerseits synchrone aber unzuverlässige Datenübertragung und andererseits asynchrone aber verlässliche Datenübertragung „gleichzeitig über den gleichen Funkkanal“ (eigentlich - 99 - gemultiplext und unter Einsatz von Frequency Hopping) zu realisieren, ist ein einzigartiges Feature von Bluetooth und muss an dieser Stelle als großer Pluspunkt vermerkt werden. Bluetooth zeigt sich aufgrund des eingesetzten Frequenzsprungverfahrens äußerst robust gegenüber Störungen, so dass es auch im industriellen Umfeld eingesetzt werden kann. Die Ausnutzung des gesamten verfügbaren Spektrums verursacht aber immer wieder Störungen von anderen im 2,4-GHzBand funkenden Technologien wie 802.11b. Das mit Bluetooth 1.2 eingeführte Adaptive Frequency Hopping schafft hier Abhilfe und ermöglicht ein „friedliches“ Nebeneinander der verschiedenen Funktechnologien. Der Verbindungsaufbau von Bluetooth-Geräten dauert derzeit inakzeptabel lange: Es werden bis zu 10 Sekunden benötigt, bis neue Geräte gefunden werden. Die Spezifikation 1.2 schafft hier Abhilfe, die maximale Verzögerung wird auf 25 % Prozent – also 2,5 Sekunden – gesenkt. Je nach Anwendungsfall kann die hohe Verzögerung zwar unkritisch sein, betrachtet man aber zum Beispiel sich aneinander vorbeibewegende Geräte, so macht diese Schwäche eine Verbindungsaufnahme im Normalfall gänzlich unmöglich. Ein Bluetooth-Piconetz ist auf 8 aktive Geräte beschränkt. Für Standard-Anwendungen wird das ausreichen, ein komplexeres Sensornetzwerk wird damit aber nur schwer aufgebaut werden können (außerdem gibt es für diesem Bereich besser geeignete Technologien). Der Standard kennt auch Scatternetze, bei denen sich ein Gerät in zwei Piconetzen befindet und diese so verbindet. Uns sind derzeit jedoch keine Consumer-Geräte bekannt, die Scatternetze unterstützen; somit ist die Anwendung dieser Betriebsart im Moment eher schwierig. Die Anzahl der Geräte in einem Piconetz kann auch erhöht werden, indem diese passiv warten, bis sie vom Master wieder aktiviert werden. Zwar können bis zu 255 Geräte in diesem Modus verwaltet werden, die Aktivierungszeiten sind jedoch so hoch, das ein ständiges Switching zu erheblichen Leistungseinbußen führen würde. Die Quality-of-Service-Unterstützung ist bis Bluetooth 1.1 eher rudimentär und nicht verlässlich. Der Standard sieht verpflichtend lediglich eine Best-Effort-Unterstützung vor, alle darüber hinaus gehenden Modi sind optional. Ab Bluetooth 1.2 ist das Quality-of-Service-Management soweit verbessert, dass bei störungsfreier Funkverbindung die Datenrate einzelner Kanäle garantiert werden kann. Das Service-Management von Bluetooth bietet mit dem Service-Discovery-Protocol ein mächtiges Werkzeug zur Veröffentlichung und Suche von Diensten innerhalb eines Piconetzes. Die Verwendung von 128-bit-UDDIs zur Service-Identifikation stellt hinsichtlich der Erweiterbarkeit keinerlei Grenzen auf. Hervorzuheben ist auch die Möglichkeit, die Services eines Gerätes hierarchisch zu durchsuchen um so einen Überblick über dessen Fähigkeiten zu erhalten. - 100 - Eines der wichtigsten Features von Bluetooth ist die Fähigkeit, bestehende drahtgebundene Schnittstellen wie RS232, USB oder ISDN zu emulieren und so die Möglichkeit zur Wiederverwendung bestehender Software und Treiber zu ermöglichen. Insbesondere von der Möglichkeit der Emulation einer oder mehrerer RS232-Schnittstellen über RFCOMM wird schon im Standard selbst ausgiebig Gebrauch gemacht, setzt doch via PPP der gesamte Internet-Stack auf dieser emulierten seriellen Schnittstelle auf. Die schon erwähnte Vielseitigkeit von Bluetooth schlägt sich auch in der Spezifikation der Profile nieder. Während in der ersten Tranche die Anwendungsszenarien der dort spezifizierten Profile noch weitgehend disjunkt waren, zeigt sich seit der Veröffentlichung der neueren Profile im Mai 2003 ein gewisser Hang zur Redundanz, was die Anwendbarkeit bestimmter Szenarien betrifft. So unterscheiden sich die Profile „Headset“ und „Hands-Free“ nur in kleinen Details, Ethernet-Traffic kann jetzt nicht nur via RFCOMM und PPP sondern auch direkt mittels dem PAN-Profil und dem Bluetooth Network Encapsulation Protocol via L2CAP in ein Piconetz eingeschleust werden. Ob diese Vielseitigkeit jedoch ein Vorteil ist, darf bezweifelt werden, da nun die Interoperabilität von mehreren Geräten innerhalb eines Anwendungsszenarios nicht mehr gegeben ist. Ein nicht zu bestreitender Vorteil ist jedoch, dass die neuen Profile die Realisierung von Anwendungsszenarien auf einer niedrigeren Ebene im Protokollstack ermöglich, was eine Vereinfachung der Hardware besonders auf kleinen Endgeräten ermöglicht. So ist es zum Beispiel möglich, Eingabegeräte wie Mäuse nun via HID-Profil direkt auf L2CAP aufsetzen zu lassen, wo früher eine Implementierung des Serial Port Profiles mit RFCOMM notwendig war. Folgende Tabelle sollte noch einmal die Eigenschaften und Einschränkungen von Bluetooth zusammenfassen: - 101 - Tabelle 1: Bluetooth Eigenschaften und Einschränkungen [Bray02] Eigenschaften Beschränkungen Point to Point- und Point to Multipoint- Beschränkung Verbindungen Piconetz, beschränkte Erweiterung via Scatternetz Sprach- und Datenverbindungen Geringe Reichweite Kompakt und billig Kein Handover möglich Geringer Stromverbrauch Maximale Datenrate von 723,2 kBit/s Robustes Frequenzsprungverfahren, Verwendung des überfüllten ISM- Fehlerkorrektur Bandes Profile sichern Interoperabilität auf Langsamer Verbindungsaufbau auf 8 Geräte pro Anwendungsebene Hohe Sicherheit durch Frequenzsprungverfahren, Verschlüsselung und Authentifizierung Nutzung des lizenzfreien ISM-Bandes Viele der noch bestehenden Probleme sollen mit Versionsnummer 2.0, die aber nicht vor 2004 erwartet wird, behoben werden (siehe dazu auch Kapitel 3.6, Bluetooth 2.0). - 102 - 3 Verwandte Technologien 3.1 IrDA IrDA (Infra Red Data Association) [67] ist ein Standard zur drahtlosen Datenübertragung mittels Infrarot-Strahlung. IrDA ist seit 1994 verfügbar und wurde zur drahtlosen Kommunikation mit Peripheriegeräten und zur Short-Range-Datenübertragung konzipiert. Der Standard steht hinsichtlich seiner Einsatzgebiete also in direkter Konkurrenz mit Bluetooth. Es existieren zwei unterschiedliche Standards zur Abdeckung der verschiedenen Einsatzgebiete. IrDA-DATA wurde zur drahtlosen Übertragung von Daten zwischen zwei Endgeräten konzipiert und bietet einen maximalen Datendurchsatz von 1,152 MBit/s (SIR, Serial Infrared), 4 MBit/s bei einer maximalen Reichweite von 2 Metern (FIR, Fast Infrared) oder 16 MBit/s bis maximal 20 cm (VFIR, Very Fast Infrared). Durch den Einsatz von CRC wird eine fehlerfreie Datenübertragung gewährleistet, Verschlüsselungsmechanismen sind nicht vorgesehen. IrDA-CONTROL bietet Funktionalitäten zur drahtlosen Kommunikation mit Endgeräten wie Tastatur, Maus oder Drucker. Diese Spezifikation bietet einen maximalen Datendurchsatz von 75 kBit/sec bei einer Reichweite von mindestens 5 Metern. Dabei ist ein Multiplexing-Mode vorgesehen, der eine 1:n-Verbindung mit max. 8 Peripheriegeräten gleichzeitig erlaubt. IrDA war einige Jahre der Standard zur Lösung des „Last-Meter-Problems“ und steht damit in direkter Konkurrenz zu Bluetooth: Es bietet zwar höhere Datenraten, benötigt aber eine Sichtverbindung und hat eine geringere Reichweite als Bluetooth. Auch heute noch kommt fast jedes mobile Endgerät mit einer IrDA-Schnittstelle. In Bluetooth wurde der weiten Verbreitung von IrDA und der großen Anzahl von verfügbaren Anwendungen insofern Rechnung getragen, als dass das OBEX-Protokoll, dass aus der IrDA-Welt kommt, in den Protokollstack mit aufgenommen wurde, um eine reibungslose Transition zu ermöglichen. [Bray02] [Mobi03] 3.2 WLAN (802.11x) WLAN (wireless LAN) der IEEE 802.11x-Familie [10] ist eine drahtlose Netzwerkinfrastruktur, die sich heute weitgehend durchgesetzt hat. Es ist zur Erweiterung oder zum Ersatz von drahtgebundenen - 103 - Netzwerken konzipiert. Im Normalfall bestehen WLANs aus mindestens einem Accesspoint, der als Übersetzer vom drahtgebundene ins drahtlose Netzwerk fungiert, sowie einer Menge von Endgeräten. Es sind aber auch Peer-to-Peer-Vernetzungen ohne Accesspoint möglich. Abbildung 55 WLAN-Infrastruktur [Mobi03] Der aktuelle Standard, der in Europa derzeit zur Anwendung kommt, ist IEEE 802.11b, der eine Datenübertragung mit bis zu 11 MBit/sec erlaubt. Der kommende Standard IEEE 802.11g ermöglicht eine Datenrate von bis zu 54 Mit/sec; erste Adapterkarten und Access-Points für diese Technologie sind bereits verfügbar. WLAN erlaubt neben der Kommunikation über Access-Points, die untereinander drahtgebunden vernetzt sind, auch eine Peer2Peer-Vernetzung zum unmittelbaren Datenaustausch zwischen Endstationen. Optional ist eine Roaming-Funktionalität verfügbar, so dass eine Station, deren Verbindung schlecht ist, automatisch einen Accesspoint mit besserer Verbindung auffinden und sich mit diesem verbinden kann. Problematisch beim IEEE 802.11b-Standard ist die mangelhafte Sicherheit durch den Einsatz der relativ einfach zu knackenden Wireless Equivalent Privacy (WEP)-Verschlüsselung. Durch ein ausreichend langes Abhören des Netzwerkverkehres kann mit einfachsten (Software-)Mitteln Zugang zu einem WLAN erlangt werden. Dies ist umso sicherheitskritischer, als dass der Empfangs- & SendeBereich von WLANs nicht an Gebäudegrenzen endet sondern unter Umständen auch auf angrenzenden öffentlichen Straßen verfügbar ist. WLANs sind mittlerweile schon in vielen Unternehmen und Universitäten, aber auch an öffentlichen Plätzen wie Flughäfen und Bahnhöfen verfügbar. Problematisch ist im Moment noch die Zugangsregelung zu WLANs, es existiert kein Anbieter-übergreifendes Roaming wie bei GSM-Netzen. - 104 - Derzeit ist noch weitgehend eine Registrierung für jedes WLAN notwendig, mit steigender Verbreitung sollte sich aber auch in diesem Bereich eine Lösung abzeichnen. Technisch gesehen wird sich in den nächsten Jahren der Standard IEEE-802.11g durchsetzen. [Mobi03] Bluetooth und 802.11x sind nicht als Konkurrenz zueinander zu sehen, vielmehr ergänzen sie sich und decken verschiedene Bereiche des Anwendungsspektrums ab. 3.3 DECT DECT ist eine mittlerweile schon betagte Technologie, die mit niedrigen Kosten, hohem Datendurchsatz und besonderen technischen Eigenschaften eine interessante Technik für Sprach- und Daten-Kommunikation darstellt. Das Zugriffsverfahren TDMA (Time Division Multiple Access) erlaubt sehr viele gleichzeitige Nutzer in einer Zelle. Die Sprach-Codierung ADPCM (Adaptive Differential Pulse Code Modulation) sorgt für eine hohe Sprachqualität. Das Verfahren, das die Qualität der Funkkanäle kontrolliert und dafür sorgt, dass diese immer optimal ist, heißt DCS/DCA (Dynamic Channel Selection / Allocation). Weitere Features sind Verschlüsselung, intelligente Mechanismen, um die Akku-Lebensdauer mobiler Geräte zu maximieren und Übergänge zu wichtigen anderen Netzen wie ISDN und GSM. [30] DECT ist durchaus auch für WPANs zu verwenden, es bietet aber abgesehen von der großen Verbreitung und der hohen Anzahl verfügbarer Geräte keine Vorteile gegenüber Bluetooth, welches DECT in beinahe allen Bereichen an Leistung übertrifft. Deshalb ist nicht zu erwarten, dass sich DECT gegenüber Bluetooth erfolgreich positionieren kann. [DECT02] 3.4 HiperLAN2 HiperLAN2 ist ein 54 Megabit pro Sekunde schneller Standard für WLANs, steht also nicht in direkter Konkurrenz zu WPAN-Technologien wie Bluetooth oder ZigBee. HiperLAN2 nutzt das 5-GHzBand und wurde von dem ETSI (European Telecommunication Standards Institute) [6] und dem BRAN (Broadband Radio Access Network) entwickelt. Damit steht HiperLAN2 in direkter Konkurrenz zu IEEE 802.11g, dem Nachfolger des derzeitigen, 11 MBit/s schnellen Standards IEEE 802.11b ("Wi-Fi" [56]). Anders als z.B. in den USA ist das 5-GHz-Frequenzband in Europa nicht zur allgemeinen Nutzung freigegeben, sondern für spezielle Kommunikations-Anwendungen wie HiperLAN2 reserviert. Auf diese Weise kann ein relativ störungsfreier Betrieb gewährleistet werden, da keine anderen Geräte (wie Funkgeräte oder auch Mikrowellen-Öfen) das Signal stören können. [31] - 105 - Trotzdem ist eher nicht zu erwarten, dass sich HiperLAN2 durchsetzen wird, da Netzwerke nach 802.11x heute schon so weit verbreitet sind, dass der Umstieg auf eine vollkommen neue Technologie eher schwer durchzusetzen sein wird. 3.5 ZigBee Eine völlig neuartige Technologie zur drahtlosen Datenübertragung ist ZigBee [68]. Sie ist durch niedrige Übertragungsgeschwindigkeiten, geringe Kosten sowie einen beinahe vernachlässigbaren Stromverbrauch charakterisiert und eignet sich hauptsächlich für Telemetrie-Applikationen wie beispielsweise der Fernüberwachung durch automatische Übertragung von Messwerten bzw. Messdaten und zur Fernsteuerung. Die Entwicklung des Standards durch die ZigBee Alliance gemeinsam mit dem IEEE (im Rahmen von 802.15.4) soll noch 2003 abgeschlossen sein; ob dieses Ziel erreicht wird, ist jedoch fraglich. Mit der Verfügbarkeit des Final-Standards ist eher erst im Laufe des Jahres 2004 zu rechnen, erste Geräte werden mit Ende 2004 kommerziell erhältlich sein. Das ZigBee-Konzept wurde federführend von Philips, Motorola, Honeywell und Invensys entworfen. An der Definition des Standards arbeiten mehr als 20 Unternehmen mit, darunter vor allem Halbleiterhersteller und OEMs (Original Equipment Manufacturers). Das Netz wird in drei Frequenzbereichen arbeiten können: Im lizenzfreien 2,4 GHz ISM-Band (Industrial-Scientific-Medical), im europäischen 868 MHz-Band und im US-amerikanischen 915 MHz ISM. Die Übertragungsgeschwindigkeit erreicht bei 2,4 GHz 250 kBit/s (in den niedrigeren Frequenzbändern 20 bzw. 40 kBit/s), die Reichweite 10 bis maximal 75 Meter. Bemerkenswert ist der geringe Energieverbrauch. Bei überwiegendem Stand-by-Betrieb und jeweils nur kurzen Aktivierungszeiten kann ein ZigBee System mit zwei gewöhnlichen AA-Batterien bis zu zwei Jahre betrieben werden. Das mögliche Anwendungsfeld reicht von der Haustechnik mit Steuerung bzw. Regelung von Heizung / Klima / Lüftung, Beleuchtung und Jalousien, Rauchmeldern und Schadstoffdetektoren über Türöffner bis zu Alarmanlagen und Notrufsysteme für ältere oder behinderte Menschen. Auch UniversalFernbedienungen für TV-Geräte und HiFi-Anlagen können damit gesteuert werden. Bei entsprechender Ausstattung von „Weißer Ware“ werden sich auch Waschmaschinen oder Geschirrspüler mit ZigBee bedienen lassen. ZigBee kennt dabei zwei verschiedene Arten von Devices: Full Function Devices implementieren die gesamte ZigBee-Funktionalität, können als Coordinator fungieren und mit jeder der in Abbildung 56 gezeigten Topologien umgehen. - 106 - Reduced Function Devices haben eine extrem einfache Architektur und niedrigen Energiebedarf, können aber nur in Stern-Topologien eingesetzt werden und nur direkt mit dem Coordinator kommunizieren, der immer ein Full Function Device sein muss. Abbildung 56: Mögliche Netztopologien in ZigBee [27] Der niedrige Investitionsaufwand und die mögliche Größe der Netze werden nach den Prognosen der Initiatoren eine rasche Verbreitung fördern: Die Materialkosten für das Funkmodul werden zunächst bei 6 USD pro Stück liegen, aber schnell auf 2 bis 3 USD sinken – weniger als jeder andere Prozessor für Funksysteme kostet. Ein ZigBee Netz kann aus einem Master und bis zu 254 Clients bestehen; am gleichen Ort können bis zu 100 Netze eingerichtet werden. Die einzelnen Clients – die natürlich von verschiedenen Herstellern stammen können - lassen sich problemlos anbinden. Erste Prognosen gehen davon aus, dass in sechs bis sieben Jahren die Haustechnik mit einem Marktanteil von zwei Drittel das dominierende ZigBee Anwendungsfeld sein wird. Die Zahl der Clients in einem Haus könnte im Durchschnitt bei 50, nach optimistischen Schätzungen sogar dreimal so hoch liegen. Zum Schutz vor unbefugtem Zugriff auf Daten werden vom IEEE gegenwärtig geeignete Verschlüsselungsmethoden evaluiert, die – abhängig vom konkreten Bedarf – implementiert werden können. - 107 - Die gemeinsame Nutzung des 2,4 GHz Frequenzbandes durch Bluetooth und ZigBee dürfte keine Probleme verursachen: Da die Arbeitszyklen in ZigBee-Netzen seltener und kürzer sind, ist die Wahrscheinlichkeit von Störungen einer Bluetooth Übertragung gering. Sollte umgekehrt ein Bluetooth Datentransfer das konkurrierende ZigBee Netz beeinträchtigen, würden etwa zerstörte Datenpakete neuerlich gesendet. Funktechnisch unterscheidet sich ZigBee klar von Bluetooth. Ein Datenpaket ist bei ZigBee mit 28 kByte deutlich kleiner als bei Bluetooth (250 kByte) und die Übertragungsgeschwindigkeit mit 250 kBit/s gegenüber 1 Mbit/s deutlich niedriger. Hingegen ist ZigBee’s Vernetzungsfähigkeit von insgesamt 250 Geräten (gegenüber acht bei Bluetooth) und die Reichweite mit durchschnittlich 30 m (gegenüber etwa 10 m) höher. Bluetooth ist für die drahtlose Übertragung großer Datenmengen bestimmt, etwa zwischen Mobiltelefon und Headset. ZigBee kann seine Stärke beim Transport geringer Datenmengen – zum Beispiel für Steuersignale oder in Sensornetzwerken (Wireless Sensor Networks) – entfalten. In einem schmalen Segment stehen beide Technologien jedoch durchaus in Konkurrenz zueinander – etwa bei kabellosen Computertastaturen oder Funk-Mäusen. [FMK02] [27] 3.6 Bluetooth 2.0 Über die Bluetooth-Spezifikation 2.0 ist noch sehr wenig bekannt, es existiert lediglich eine kurze Stellungnahme des Ericsson-Chefentwicklers Jan Haartsen, die jedoch schon von Mitte 2003 datiert. Es ist davon auszugehen, dass der Standard zwar schon weitgehend ausgearbeitet ist, da ursprünglich eine Veröffentlichung schon für Ende 2003 kolportiert wurde; aus der Bluetooth SIG dringen hier jedoch keine Informationen nach außen. Durch die Veröffentlichung der Spezifikation 1.2 im November 2003 ist davon auszugehen, dass Bluetooth 2.0 noch einige Zeit auf sich warten lässt. Dennoch steht wohl schon fest, dass Bluetooth 2.0 mit Bruttotransferraten von 4, 8 und 12 MBit/s operieren soll. Die Reichweite bleibt jedoch auch weiterhin auf 10 Meter beschränkt. Die höheren Transferraten erzielt das Verfahren durch die Nutzung eines Schmalbandkanals unter Verzicht auf Bandspreizung sowie die Nutzung von verteilten MAC-Protokollen, erläuterte Haartsen. Die neuen Protokolle beseitigen das Master/Slave-Problem derzeitiger Piconets, die zusammenbrechen, sobald der Master das Netz verlässt. Bei Bluetooth 2.0 operiert jedes Device als "Supervisor" und erhält gegebenenfalls das Piconet aufrecht. Zudem implementieren die Bluetooth 2.0Protokolle die Fähigkeit zu Broad- und Multicasting. [28] - 108 - Die neuen Fähigkeiten sind allerdings mit einer gegenüber Bluetooth 1.0 verdoppelten Stromaufnahme zu bezahlen. Der Chipsatz-Preis soll sich gegenüber den jetzigen Varianten jedoch um maximal 20 Prozent erhöhen. [28] 3.7 Ultra Wideband Utra Wideband (UWB) [69] ist ein vollkommen neuer Ansatz für die Übertragung von Daten mit hoher Geschwindigkeit. Daten werden mittels einer Folge von extrem kurzen Pulsen übertragen, wobei eine extrem große Bandbreite verwendet wird. Die verwendete Sendeleistung kann dabei jedoch so gering gehalten werden, dass der Signalanteil auf einzelnen Frequenzen kleiner als das Rauschen in schmalbandigen Übertragungsverfahren ist und damit keine bestehenden Systeme beeinflussen sollte. In der Praxis ergeben sich mehr oder weniger große Störungen (je nach untersuchender Stelle). Abbildung 57: Frequenzspektrum bei Ultra Wideband [29] UWB wurde im Februar 2003 von der FCC (Federal Communications Commission, Fernmeldebehörde der USA) zur Verwendung zugelassen, eine weltweite Genehmigung durch die ITU steht noch aus, auch haben noch keine Staaten außer den USA UWB zur Verwendung freigegeben. UWB selbst legt nur das Konzept einer breitbandigen Datenübertragung fest, die konkrete Implementierung wie zum Beispiel auch das eingesetzte Modulationsverfahren bleiben den jeweiligen Herstellern überlassen. Es existieren jedoch bereits Standardisierungs-Initiativen wie zum Beispiel IEEE 802.15.3a [11], die den Einsatz von UWB für WPANs standardisieren sollen. Dieser Standard soll im 2. Halbjahr 2004 finalisiert werden. - 109 - Allen Varianten von UWB ist jedoch gemein, dass sie zur Übertragung extrem kurze Pulse (<1 ns) mit hohen Wiederholungsraten (>1 GHz) verwenden, wobei die Codierung von Binärinformationen je nach eingesetztem Verfahren in verschiedenen Parametern der Pulsfolge liegt. Theoretisch könnten mit der in den USA genehmigten UWB-Spezifikation bis zu 500 MBit/s auf eine Distanz von bis zu 100 Metern erreicht werden. Realistisch ist dieses Ziel jedoch mit der heute verfügbaren Technik noch nicht, es werden im Moment eher 100 MBit/s auf 10 Meter oder bis zu 450 MBit/s auf noch kürzere Distanzen angepeilt. 3.8 WiMedia WiMedia ist ein Standard, der auf dem IEEE 802.15.3 Standard [11] aufbaut und verwendet werden soll, um Multimedia-Daten im WPAN-Bereich zu übertragen. Das WiMedia-Konsortium unter der Mitwirkung von Kodak, HP, Motorola, Philips, Samsung, Sharp und anderen spezifiziert jedoch nicht die physikalische Übertragungsschicht sondern nur die darauf aufsetzenden Protokolle. Die Schnittstelle ist das in 802.15.3 spezifizierte MAC-Protokoll, das es in weiterer Folge auch erlauben wird, WiMedia über UWB nach 802.15.3a zu bertreiben. Im Moment ist jedoch nur die 802.15.3-Spezifikation verfügbar, die wie alle anderen 802.15-Technologien im 2.4 GHz-ISM-Band operiert und Datenraten von 11, 22, 33, 44 oder 55 MBit/s auf eine Entfernung von bis zu 100 Metern definiert. Dabei können bis zu 245 Devices in einem ad-hoc-Netzwerk verbunden werden. Abbildung 58: WiMedia Protokollstack [29] - 110 - WiMedia selbst definiert verschiedene Protokolle, die klar für die Übertragung von MultimediaDaten optimiert sind. Die verwendete Topologie ist zentral organisiert und verbindungsorientiert, wobei eine scheduling media-access TDMA-Technik zum Einsatz kommt, die eine ausgezeichnete Planbarkeit der zur Verfügung stehenden Ressourcen ermöglicht. 3.9 Zusammenfassung Zur Zeit konkurrieren mehrere Technologien um die Gunst der Kunden und der Industrie. Dabei sind die zwei großen Bereiche der WLANs und der WPANs zu unterscheiden, die jeweils verschiedene Zielsetzungen verfolgen. Lässt man im Folgenden die WLAN-Technologien 802.11x und HiperLAN2 und das betagte DECT außer Acht, so ergibt sich ein klares Bild der konkurrierenden Standards für drahtlose Datenübertragung über kürzere Distanzen. Eines scheint sicher zu sein: IrDA wird ob seiner beschränkten Fähigkeiten (max. zwei Geräte, Sichtverbindung notwendig) in absehbarer Zeit vom Markt verschwinden. Die restlichen drei betrachteten Technologien sind alle in der Standardisierungsinitiative IEEE 802.15 enthalten und haben durchaus verschiedene Zielsetzungen, wobei sich die Anwendungsbereiche zum Teil überlappen. Diese Überlappungen könnten vor allem für das in der „Mitte“ platzierte Bluetooth den Platz reichlich eng machen. Von „unten“ greift 802.15.4, also ZigBee die Domäne von Bluetooth an. Es bietet zwar weitaus geringere Datenraten aber auch einen signifikant geringeren Energieverbrauch, der es vor allem im Bereich der Haustechnik interessant macht. Aber auch zur kabellosen Anbindung von Peripheriegeräten an Rechner oder für Sensornetzwerke ist ZigBee wahrscheinlich die bessere Wahl. Aus der anderen Richtung macht 802.15.3 und das darauf aufsetzende WiMedia Bluetooth die Anwendungsbereiche streitig. Mit höheren Datenraten, besserem QoS-Management und für Multimedia optimierten Übertragungsverfahren ist WiMedia die Technik der Wahl, wenn es um die drahtlose Übertragung von Audio- und besonders Video-Daten geht. Für Bluetooth selbst bleibt nach dieser Betrachtung nur ein schmales Segment übrig, in dem es seine Stärken voll ausspielen kann. Doch Bluetooth ist jene Technologie, die am vielseitigsten einsetzbar ist, von der Mausanbindung bis zur Videoübertragung. Außerdem hat Bluetooth einen nicht zu vernachlässigenden Vorsprung, was die Markteinführung und die Akzeptanz betrifft. Es bemühen sich auch alle Konsortien zu betonen, dass die drei genannten Standards nicht in Konkurrenz zu einander stehen sondern als einander ergänzende Technologien zu sehen sind. - 111 - Welche Technologien sich letztendlich durchsetzen werden oder ob alle drei einen Platz auf dem Markt ergattern werden, ist aus heutiger Sicht schwer abzuschätzen. Der Vorsprung, den Bluetooth hat, wird jedoch kaum aufzuholen sein, sodass in den nächsten Jahren vieles für den Einsatz von Bluetooth spricht, auch wenn es für einzelne Bereiche besser geeignete Alternativen geben mag. In Tabelle 2 ist ein Vergleich der im PAN-Bereich konkurrierenden Technologien zu finden, wobei jeweils verschiedene Aspekte der Leistungsfähigkeit betrachtet wurden. Es zeigt sich auch in diesem Vergleich, dass es nicht „den Testsieger“ gibt, sondern dass je nach gewünschtem Einsatzgebiet verschiedene Technologien Stärken und Schwächen haben, wobei Blueooth als „Multi-Purpose-Lösung“ wohl ungeschlagen bleibt. Tabelle 2: Vergleich PAN-Technologien Bluetooth IrDA DECT 802.15.1 Technologie ZigBee WiMedia 802.15.4 802.15.3(a) FHSS Optisch DSSS DSSS ?* max. Reichweite 10/20/100 m 20 cm / 2 m 300 m 30 m 50 – 100 m * max. Datenrate 1 MBit/s 1-16 MBit/s 128 kBit/s 250 kBit/s - 55 MBit/s* max. Teilnehmer 8 aktive 2 8 250 245 Authentifizierung ja, gegenseitig nein ja, one-way ja, gegenseitig ja, gegenseitig Verschlüsselung bis 128 bit nein optional 64 bit 128 bit (AES) ja, Stärke unbekannt Energiebedarf eher niedrig eher niedrig relativ hoch sehr niedrig relativ hoch sehr gut sehr gut gut noch nicht noch nicht ja, irrelvant, da nein nein ja Industrieunterstützung QoS-Support nur 2 Geräte * Bei Einsatz von UWB bis zu 480 MBit/s bei Reichweiten von derzeit bis zu 10 m (theoretisch bis über 100 m bei noch höheren Datenraten) - 112 - 4 Bluetooth Development 4.1 Open Source-Protokollstacks 4.1.1 BlueZ BlueZ ist ein Open-Source-Bluetooth-Protokollstack für Linux, der mittlerweile auch in den Linux-Kernel integriert ist (seit Kernel 2.4.6). Die BlueZ-Distribution wird in mehreren Teilen als Source-Code ausgeliefert, der vor dem Einsatz auf der Zielplattform compiliert werden muss. Allerdings werden keine gesteigerten Ansprüche an installierte Bibliotheken gestellt, eine Standardinstallation inklusive Kernel- und glib-Soucen reicht aus, um das komplette Paket installieren zu können. BlueZ stellt den gesamten Bluetooth-Stack zur Verfügung, sofern die Protokolle nicht sowieso schon in Linux verfügbar sind (z.B. PPP, IP, TCP, …). Um die Bluetooth-Funktionalität nutzen zu können, müssen mehrere Module geladen werden. Im Einzelnen sind dies: hci_xxx: Die Host-Controller-Interface-Treiber für die Bluetooth-Hardware. Inkludiert sind: o hci_usb: Treiber für USB-Bluetooth-Geräte o hci_vhci: Treiber für virtuelle (emulierte) Bluetooth-Geräte o hci_uart: Treiber für serielle Bluetooth-Geräte bluez: Der BlueZ-Core und damit die Basis für alle weiteren Module, die Zugriff auf die höherschichtigen Bluetooth-Protokolle geben. l2cap: Stellt die Funktionalität des L2CAP-Protokolls zur Verfügung sco: Erlaubt den Aufbau von SCO-Verbindungen rfcomm: Stellt das RFCOMM-Protokoll und somit die Emulation von seriellen Schnittstellen zur Verfügung. - 113 - Abbildung 59: Aufbau von BlueZ [23] Bei der Installation können diese Module in /etc/module.conf eingetragen werden und damit bei jedem Systemstart geladen werden. Weiters muss bei der Installation einmalig ein beiliegendes Script aufgerufen werden, dass die notwendigen Devices unter /dev/ anlegt. Außerdem stellt BlueZ in den neueren Versionen auch das PAN-Profile und damit das BNEP (Bluetooth Network Encapsulation Protocol) zur Verfügung, mit dem Ethernet-Traffic direkt (ohne PPP) in ein Bluetooth-Piconet geroutet werden kann. Will man diese Funktionalität nutzen, so ist es notwendig, den PAN-Dämon (pand) zu starten. Bei jedem Systemstart muss auch der ebenfalls beiliegende HCI-Dämon (hcid) gestartet werden, der Zugriff auf die Bluetooth-Hardware erst ermöglicht. Ist das System soweit konfiguriert, kann mittels der enthaltenen Tools die Funktionsfähigkeit der Bluetooth-Geräte getestet werden. Das erste benötigte und auch wichtigste Tool ist hciconfig, dass entsprechend seinem Netzwerk-Pedant ifconfig für die Konfiguration sowie das Starten und Stoppen der Bluetooth-Geräte zuständig ist. - 114 - Abbildung 60: hciconfig Sämtliche Kommandos an ein Gerät können mittels hcidump angezeigt werden. Angezeigt werden auch sämtliche gekapselten Pakete (wie L2CAP oder auch RFCOMM). Abbildung 61: hcidump - 115 - Grundlegende Funktionen des Baseband-Protokolls können mittels hcitool getestet werden. Neben der Abfrage von diversen Geräteparametern kann auch ein Inquiry bzw. ein Scan gestartet werden oder eine Verbindung zu einem Remote-Geräte hergestellt werden. Abbildung 62: hcitool: Anzeige der Connections Abbildung 63: hcitool: Inquiry Die nächste zu testende Stufe stellt L2CAP dar, dass rudimentär mit l2ping abgedeckt werden kann, welches ein Ping auf ein anzugebendes Gerät durchführt dadurch die Latenzzeit ermittelt und wenn verfügbar auch die erreichte Datenrate ausgibt. - 116 - Abbildung 64: l2ping Auch das SDP kann über die Kommandozeile gesteuert werden, wobei im einfachsten Fall der Service-Tree eines Remote-Devices abgefragt und ausgegeben werden kann. Es ist jedoch auch möglich, selbst Services am lokalen Device zu veröffentlichen. - 117 - Abbildung 65: SDP Browsing Neben den gezeigten Kommandozeilen-Tools stellt BlueZ natürlich auch Libraries zum Zugriff auf den Bluetooth-Stack zur Verfügung, die jedoch nicht getestet wurden. Die zu verwendende Programmiersprache ist C bzw. C++, wobei der Zugriff auf die Bluetooth-Datenübertragung socketbasiert abgewickelt wird. Von BlueZ werden APIs zum Zugriff auf das HCI, auf L2CAP, auf RFCOMM sowie auf das SDP zur Verfügung gestellt, die eine Vielzahl von Konstanten und Bibliotheksfunktionen zum einfacheren und lesbaren Zugriff auf den Bluetooth-Stack bieten. [23] 4.1.2 JBlueZ JBlueZ ist ein Java-Package, dass mittels Java Native Interface (JNI) die Funktionalität der BlueZBibliotheken in Objekte kapselt und unter Java komfortabel zur Verfügung stellt. Leider ist die Implementierung bisher nur bis zur HCI-Ebene gediehen und daher nur sehr bedingt einsetzbar. Laut Auskunft der Entwickler sollte die Portierung der L2CAP-Bibliotheken in den nächsten Monaten verfügbar sein, doch scheint die Projektaktivität im Moment auf ein Minimum zurückgefahren zu sein. Selbst wenn L2CAP verfügbar wäre, ist es noch ein weiter Weg zur vollständigen Einsetzbarkeit und so bleibt ein Open-Source-Java-Bluetooth-Stack auf absehbare Zeit höchstwahrscheinlich noch ein Wunschtraum. [24] - 118 - 4.1.3 Weitere Protokollstacks Neben dem im Linux-Kernel integrierten BlueZ existiert noch eine Reihe weiterer BluetoothStacks für Linux, Windows und andere Plattformen, auf die jedoch nicht weiter eingegangen wird. Populäre Beispiele sind: AXIS OpenBT Stack [79]: Open Source Stack für Linux (GNU GPL) Affix Bluetooth Protocol Stack [80]: Open Source Stack für Linux (GNU GPL) Altinav Bluetooth Protocol Stack [76]: Kommerzieller Stack für Java ME/SE, Windows 9x, CE und 2K/XP/ME, Linux, ANSI C-API Rococo Impronto (siehe 4.3.3, Java-Simulator für die Anwendungsentwicklung) Microsoft Windows XP: Ab Service Pack 1 funktionsfähig, ab Service Pack 2 voraussichtlich integriert 4.2 Bluetooth auf Betriebssystemen für mobile Geräte 4.2.1 Symbian OS 7.0 Symbian OS ist ein Betriebssystem für mobile Endgeräte, das von führenden MobiltelefonHerstellern entwickelt wird und heute auf einer Vielzahl moderner Endgeräte eingesetzt wird. Symbian OS ist ein 32-bit-Multitasking-System und bietet in der neuesten Version 7.0 neben verbesserten Multimedia-Fähigkeiten auch Unterstützung für Bluetooth 1.1. Bis zu den Symbian-Versionen 6.x, die noch auf vielen Mobiltelefonen eingesetzt werden, war der Bluetooth-Stack kompatibel zur Version 1.0, seit Juni 2003 sind jedoch erste Geräte mit Symbian OS 7.0 verfügbar, dessen Stack wie erwähnt kompatibel zu Bluetooth 1.1 ist. Der Symbian-Bluetooth-Stack stellt das Generic Access Profile, das Serial Port Profile sowie das Generic Object Exchange Profile zur Verfügung. Die Stack-Implementierung besteht aus einem Protokoll-Modul, einem Security-Manager, einem Bluetooth Communication Server und einem SDPServer. Über insgesamt sechs Interfaces ist der Zugriff auf den Stack möglich: Direkt via HCI (lowest-level) Bluetooth-Socket-API: Erlaubt Zugriff auf L2CAP oder auf RFCOMM über das Standard-Socket-Interface des Betriebssystems, bevorzugte und flexibelste Schnittstelle für „General-Purpose-Verbindungen“ - 119 - Bluetooth-Serial-Communications-API: Stellt eine emulierte serielle Schnittstelle für ausgehende Verbindungen zur Verfügung, wird eher selten und nur für spezielle Anwendungen eingesetzt. Bluetooth-Manager: Wird eingesetzt, um die Sicherheits-Features von Bluetooth zu konfigurieren, wobei Security Access Policies eingesetzt werden, um die von diversen Services benötigten verschiedenen Sicherheitsstufen realisieren zu können. Bluetooth SDP API: Erlaubt Zugriff auf die Service-Registrierung sowie der ServiceAbfrage OBEX-API: Bietet Zugriff auf die OBEX-Transport-Layer-Funktionalitäten zum Austausch von Objekten (nicht nur über Bluetooth sonder auch über IrDA). Symbian stellt eine Java-Virtual-Machine mit MIDP 2.0 und CLDC zur Verfügung, die kompatibel zur in Kapitel 4.3.1 beschriebenen Bluetooth-API JSR-82 ist. Somit kann das BluetoothModul eines Symbian-OS-Smartphones aus MIDlets heraus verwendet werden, wobei die eingeschränkten Möglichkeiten der JSR-82 gelten. Der Bluetooth-Stack kann natürlich auch direkt nativ angesprochen werden, die Programmiersprache der Wahl ist unter Symbian OS grundsätzlich C++, wo verhältnismäßig komplexe aber auch mächtige socket-basierte Libraries zum Einsatz kommen. [77] 4.2.2 Microsoft Windows Mobile 2003 PDA-Hersteller wie HP, Fujitsu-Siemens oder Compaq liefern ihre Produkte mit der neuen Windows Mobile 2003 Software für Pocket PC (Pocket PC 2003) aus. Dieses Betriebssystem basiert auf dem Kernel von Windows CE.NET 4.2, das mit dem .NET Compact Framework viele neue Möglichkeiten bei der Programmierung bietet. Ein SDK kann auf der Microsoft-Website [63] heruntergeladen werden. Microsoft bietet einerseits Bluetooth-Support über das Socket-basierte WinSock-Interface an, das Zugriff auf RFCOMM erlaubt. Andererseits existiert die Möglichkeit, sogenannte „Stack Extension Layers“ auf der Basis des HCI zu erstellen, mit denen die Funktionalität der Basis-StackImplementierung erweitert werden kann. Zum Beispiel wäre es möglich, selbst SCO-Support für Windows Mobile 2003 zu implementieren. - 120 - Abbildung 66: Bluetooth-Stack in Windows CE 4.2 [78] Eine Programmierung ist wie bei Microsoft-APIs üblich grundsätzlich mit C bzw. C++ möglich, das .NET Compact Framework selbst bietet keinen nativen Bluetooth-Support. [78] Mit einer entsprechenden JVM wäre natürlich auch ein Bluetooth-Zugriff von Java aus möglich, unseres Wissens stellt jedoch weder Microsoft noch ein anderer Hersteller die dafür benötigt J2ME-Virtual Machine mit MIDP 2.0 für das aktuelle Windows CE.NET zur Verfügung. 4.3 Bluetooth für Java Dieses Kapitel soll einen Überblick über die Integration von Bluetooth in Java geben, wobei insbesondere die Java Bluetooth APIs (JSR-82) behandelt werden. Am Ende des Kapitels wird die Kombination von Jini und Bluetooth sowie der Einsatz von Bluetooth-Simulatoren bei der Anwendungsentwicklung diskutiert. - 121 - 4.3.1 Die Java Bluetooth APIs (JSR-82) Java Specification Request (JSR)-82 [74] ist der formale Java Community Process (JCP)-Name der Java APIs für Bluetooth. Die Spezifikation wurde von Motorola geleitet, die zusammen mit der JSR82 Expertengruppe – darunter IBM, Nokia, Sony Ericsson, Sun Microsystems und Symbian – die offiziellen Bluetooth APIs spezifizierten. Nach dem JCP ist der Leiter einer Spezifikation für die Entwicklung einer Reference Implementation (RI) verantwortlich, mit welcher der Nachweis geliefert wird, dass die Spezifikation implementiert werden kann, sowie eines Technology Compatibility Kits (TCK), das zur Überprüfung der Kompatibilität von JSR-82-Implementierungen anderer Hersteller verwendet wird. RI und TCK für die JSR-82 APIs können dementsprechend von der Motorola-Website [75] bezogen werden. Die JSR-82 Spezifikation besteht aus zwei Teilen, die unabhängig voneinander verwendet werden können, nämlich javax.bluetooth und javax.obex. javax.bluetooth Das Package javax.bluetooth wird für die für die drahtlose Kommunikation über das Bluetooth-Protokoll benötigt und enthält folgende 13 Klassen bzw. Interfaces: Interfaces im Package javax.bluetooth: o DiscoveryListener: Erlaubt einer Applikation, Device Discovery- und Service Discovery-Events zu empfangen o L2CAPConnection: Repräsentiert einen verbindungsorientierten L2CAPChannel o L2CAPConnectionNotifier: Wird serverseitig benötigt, um auf Clients warten zu können, die sich zu einem L2CAP-Service verbinden wollen o ServiceRecord: Beschreibt Eigenschaften eines Bluetooth Service o DataElement: Definiert verschiedene Datentypen für Service-Attribute Klassen im Package javax.bluetooth: o DeviceClass: Repräsentiert den Class of Device (CoD)-Record wie er in der Bluetooth-Spezifikation im Dokument Bluetooth Assigned Numbers definiert ist, und enthält Informationen über den Typ des Gerätes und der auf diesem Gerät verfügbaren Dienste. o DiscoveryAgent: Stellt Methoden für Device- und Service-Discovery zur Verfügung o LocalDevice: Repräsentiert das lokale Bluetooth-Gerät - 122 - o o RemoteDevice: Repräsentiert ein entferntes Bluetooth-Gerät UUID: Definiert 128 Bit große universally unique identifiers (UUIDs); eine Menge von UUIDs für Protokolle und Service-Klassen sind im Bluetooth Assigned Numbers-Dokument definiert. o BluetoothConnectionException: Diese Exception wird geworfen wenn eine Bluetooth-Verbindung (L2CAP, RFCOMM oder OBEX) nicht erfolgreich aufgebaut werden konnte o BluetoothStateException: Diese Exception wird geworfen wenn ein Request an ein Bluetooth-System von diesem im aktuellen Zustand nicht unterstützt wird o ServiceRegistrationException: Diese Exception wird geworfen wenn beim Hinzufügen eines Service Records zur lokalen Service Discovery Database (SDDB) oder beim Ändern eines Service Records ein Fehler aufgetreten ist. javax.obex Das Package javax.obex wird benötigt um – unabhängig von den darunter liegenden Transportmechanismen – Objekte zwischen Geräten zu versenden, und enthält folgenden 8 Klassen bzw. Interfaces: Interfaces im Package javax.obex: o Authentication: Wird benötigt um auf Authentication Challange- und Response-Headers reagieren zu können o ClientSession: Stellt Methoden für OBEX-Requests zur Verfügung o Operation: Ermöglicht die Manipulation von OBEX PUT- und GET- o HeaderSet: Definiert set- und get-Methoden für OBEX-Headers Operationen o SessionNotifier: Wird serverseitig benötigt um auf Client-Requests warten zu können Klassen im Package javax.obex: o PasswordAuthentication: Speichert Benutzername/Passwort- Kombinationen o ResponseCodes: Enthält eine Liste gültiger Response-Codes, die ein Server an einen Client schicken kann o ServerRequestHandler: Definiert einen Event-Listener für OBEXRequests an den Server - 123 - Anwendungsentwicklung Die Bluetooth-API der JSR-82 ist unabhängig vom darunterliegenden Bluetooth-Stack und der Hardware, wodurch man Anwendungen ohne Wissen darüber schreiben kann. Zudem ist sie die einzige standardisierte Bluetooth API, und sie spezifiziert die Schichten HCI, L2CAP, SDP und RFCOMM sowie die Profile Generic Access Profile, Service Discovery Application Profile, Serial Port Profile und Generic Object Exchange Profile. Um nun mit der Bluetooth API arbeiten zu können, benötigt man einen Bluetooth Stack (dieser muss eine Java-API haben; Stacks, die beispielsweise in C/C++ implementiert sind, müssen ein JavaInterface (JNI) haben) und die Java Bluetooth API (hierbei ist zu beachten, dass JSR-82 nur auf der J2ME-Plattform implementiert werden kann, da J2SE kein Generic Connection Framework unterstützt; das wird frühestens für JDK 1.5 erwartet). Es gibt viele Hersteller für JSR-82-kompatible Java Bluetooth SDKs, wobei nur Atinav [76] und Rococo [72] beide JSR-82-APIs (javax.bluetooth und javax.obex) sowohl für J2ME als auch für J2SE unterstützen. Die Stacks beider Hersteller laufen unter Win-32, Linux und Pocket PC; Rococo unterstützt zudem Palm OS. Eine Bluetooth-Applikation besteht aus folgenden Teilen: Stack Initialization: Der erste Schritt bei der Anwendungsentwicklung ist die Initialisierung des Stacks, um die Bluetooth-Geräte einsatzbereit zu machen. Die Initialisierung kann in Abhängigkeit vom darunter liegenden Betriebssystem und der Radio-Schicht stark variieren. Device Management: Das Gerätemanagement wird durch die Klassen LocalDevice, RemoteDevice und DeviceClass ermöglicht, mit deren Hilfe man Informationen über das eigene Gerät sowie entfernte Geräte abfragen kann. Device Discovery: Mit Hilfe der Klassen DiscoveryAgent und DiscoveryListener kann ermittelt werden, welche Bluetooth-Geräte sich in Reichweite befinden. Service Discovery: Nachdem die Geräte bekannt sind kann mit Hilfe der Klassen DiscoveryAgent, DiscoveryListener, ServiceRecord, DataElement und UUID ermittelt werden, welche Dienste diese anbieten. Die Service Discovery Data Base (SDBB) ist dabei ein zentrales Repository für alle Service Records auf einem Gerät. Service Registration: Bevor ein Client die von einem Server zur Verfügung gestellten Services finden kann, muss dieser seine Services lokal registrieren ( Service Registration). - 124 - Communication: Die Kommunikation via Bluetooth kann beispielsweise über RFCOMM (streambasiert), L2CAP (paketbasiert) und OBEX (objektbasiert) erfolgen. Diese Vorgehensweise wird in 4.4 („Ping-Pong“ mit Java unter Symbian OS 7.0) anhand eines praktischen Beispiels vertieft. [Hopk03] 4.3.2 Bluetooth und Jini Jini (Java Intelligent Network Infrastructure) [73] ist eine von Sun eingeführte, Java-basierte Technologie, die dem Benutzer die Möglichkeit geben soll, alle an ein Netzwerk angeschlossenen Dienste zu nutzen und mit anderen Diensten kombinieren zu können - unabhängig davon, um welche Art von Diensten es sich handelt und wo diese sich befinden. Dienste können dabei sowohl Software- wie auch Hardwarekomponenten sein, die über eine gewisse eigene Intelligenz verfügen, damit sie sich automatisch an einem Netzwerk anmelden (genauer bei einem Lookup Service (LUS) genannten Zentralregister) und ihre Fähigkeiten den anderen Teilnehmern sofort und ohne spezielle Treiberinstallation zur Verfügung stellen können. In der Welt von Jini werden Geräte nicht mehr als solche wahrgenommen. Vielmehr sind die Dienste die sie zur Verfügung stellen – beispielsweise das Drucken von Dokumenten – von Bedeutung, die dann in einem Verbund (Föderation) von Jini-Diensten von jedem anderen Dienst genutzt werden können. Dazu lädt der Benutzer eines Dienstes einen entsprechenden Proxy auf seine JVM und führt den Code dort aus. Proxy und Dienst kommunizieren dann mittels dem von Java zur Verfügung gestellten RMI (Remote Method Invocation). Knoten in einem Jini-Verband verfügen über folgende Mechanismen: Lookup: Ermöglicht Client das Finden und Aufrufen eines Dienstes Discovery: Finden eines passenden Lookup Service in einem Jini-Verband Join: Eintragen eines bereitgestellten Dienstes im Lookup Service Leasing: Ermöglicht zeitlich begrenzte Allokation und Freigabe von Ressourcen Transactions: Ermöglicht die Gruppierung von Diensten in Transaktionen Events: Erweiterung des Event-Modells der JavaBeans-Komponenten [Fers03a] - 125 - Abbildung 67: Bluetooth und Jini im ISO/OSI Referenzmodell [Wang00] Im Gegensatz zu Bluetooth, das zwar ein komplettes Kommunikationssystem mit Hard- und Software spezifiziert aber dennoch auf die unteren Schichten des ISO/OSI-Referenzmodells fokussiert ist, ist Jini auf den höheren Schichten angesiedelt (siehe Abbildung 67). Jini und Bluetooth sind komplementäre Technologien; Bluetooth ermöglich die spontane, drahtlose Vernetzung unterschiedlichster Geräte, sobald sich diese in räumlicher Nähe zueinander befinden. Jini bietet auf der anderen Seite Mechanismen, um eine verteilte Umgebung als einfach zu administrierenden Pool von Diensten (Hardware und/oder Software) zu betrachten, die durch Clients genutzt werden können. [Fers03a] [Wang00] Die Kombination von Bluetooth und Jini erlaubt damit die Realisierung intelligenter Netzwerke, in denen die Geräte flexibler zusammenarbeiten können, ohne durch die verfügbaren Profile eingeschränkt zu werden. Zudem erlaubt Jini durch Events, Transaktionen und Leasings die Entwicklung robusterer und fehlertoleranterer Applikationen. [Hopk03] 4.3.3 Java-Simulator für die Anwendungsentwicklung Bluetooth-Simulatoren abstrahieren von der darunter liegenden Hardware und deren Komplexität, wodurch sich der Entwickler von Client/Server-Anwendungen nicht um das Konfigurieren und Administrieren von Bluetooth-Hardware kümmern muss sondern schnell und einfach Algorithmen und Anwendungen testen kann. In größeren Entwicklungsteams kann ein Simulator aber auch die Kosten reduzieren, da er die Anschaffung von Bluetooth-Geräten in großen Stückzahlen überflüssig macht. Ein Bluetooth-Simulator ist aber kein Ersatz für das Testen von Applikationen mit realer Hardware von verschiedenen Herstellern. Auch reale Umgebungsbedingungen wie Interferenzen mit IEEE 802.11b/g-Geräten können i.d.R. nicht erfasst werden. - 126 - Ein bekannter Simulator ist Impronto von der Firma Rococo [72], der sowohl unter J2SE als auch unter J2ME läuft. Impronto ist eine 100%ige Java-Anwendung, die es Entwicklern erlaubt, JSR-82kompatiblen Code zu entwickeln, der auf virtuellen Bluetooth-Geräten ausgeführt und die Interaktion dieser Geräte beobachtet werden kann. Rococo Impronto bietet: Volle Unterstützung für L2CAP, RFCOMM, OBEX, SDP und HCI Eine Management-Konsole um das Laufzeitverhalten der simulierten Geräte zu beobachten (siehe Abbildung 68) Das Ausführen von JSR-82 Code auf simulierten Bluetooth-Geräten Umfassende Logging-Funktionalität für Ereignisse Abbildung 68: Rococo Impronto [72] Nachdem die Impronto-Umgebung installiert und virtuelle Bluetooth-Geräte („foo“ und „bar“ in Abbildung 68) erzeugt wurden, kann mit dem - 127 - Kommandozeilen-Befehl java – Dimprontolocaldevice.friendlyname=<name of the virtual device> <name of the application> die Java-Applikation mit dem angegebenen virtuellen Gerät (z.B. „foo“) verknüpft werden. [Hopk03] 4.4 „Ping-Pong“ mit Java unter Symbian OS 7.0 In Symbian OS 7.0 ist wie bereits erwähnt das JSR-82-Bluetooth-API integriert (javax.bluetooth). Dieses API wurde eingesetzt, um eine einfache Beispiel-Applikation zu erstellen, die über einen L2CAP-Channel Nachrichten austauscht. Im Folgenden wird der Programmcode erläutert und der Verbindungsablauf anhand von Screenshots erläutert. 4.4.1 Grundlegendes Die Applikation teilt sich grundsätzlich in einen Client und eine Server auf. Der Verbindungsaufbau in JSR-82 ist Service-orientiert, d.h. der Client sucht den entsprechenden ServiceRecord am Server, den dieser zuvor veröffentlicht haben muss und erhält von diesem einen ConnectionString, der in Folge zum Verbindungsaufbau verwendet werden kann. JSR-82 baut wie in Kapitel 4.3 (Bluetooth für Java) erwähnt auf dem Generic Connection Framework der JME auf und verwendet dieses zum Senden und Empfangen von Daten. Es können grundsätzlich nur Arrays vom Typ byte ausgetauscht werden. Um die JSR-82-API nutzen zu können, muss zumindest das Package javax.bluetooth eingebunden werden. Sollen Verbindungen aufgebaut werden, ist noch das Package javax.microedition.io, welches das Generic Connection Framework enthält, notwendig. Für OBEX-Operationen muss das javax.obex-Package verwendet werden, das zwar von der JSR-82-API stammt, aber nicht unbedingt Bluetooth-spezifisch eingesetzt werden muss. 4.4.2 Vorbereiten des Servers Die Server-Applikation führt direkt nach dem Starten diverse Initialisierungen durch und verharrt dann in einem Zustand in dem der Server auf einen Verbindungsrequest des Clients wartet. Der erste Schritt, um den Bluetooth-Stack eines Gerätes unter Java nutzen zu können, ist das Erstellen eines LocalDevice-Objektes, das eine Java-API für die grundlegenden Funktionalitäten zur Konfiguration des Stacks anbietet: - 128 - […] private LocalDevice myDevice; […] try { myDevice = LocalDevice.getLocalDevice(); } catch (BluetoothStateException e) { System.out.println(e) } […] Nach dem Holen dieses Objektes kann mit den Vorbereitungen zum Verbindungsaufbau begonnen werden. Um möglichen Clients das Verbinden zu ermöglichen, muss das Gerät sichtbar gemacht werden. Dies geschieht durch Setzten eines Geräteflags bzw. durch Aufruf der entsprechenden Methode. Der Discovery-Mode GIAC (General Inquiry Access Code) legt dabei fest, dass das Gerät für alle anderen Geräte sichtbar sein soll. […] try { myDevice.setDiscoverable(DiscoveryAgent.GIAC); } catch (BluetoothStateException e) { System.out.println(e) } […] Nachdem das Gerät sichtbar ist, muss in weiterer Folge ein L2CAPConnectionNotifier erstellt werden, mit dem es möglich ist, auf eingehende Verbindungsanforderungen via L2CAP zu warten. Dieser L2CAPConnectionNotifier wird von der statischen Methode Connector.open des Generic Connection Framework erstellt, wozu dieser ein Connection-URL übergeben werden muss. Der Connection-URL spezifiziert das Service, das der Server dem Client anbietet. Mit dem JSR-82-API kann keine Connection „direkt“ aufgebaut werden (z.B. Verbindung via L2CAP), es muss vielmehr ein Service definiert werden, das die angebotene Verbindung spezifiziert. Im konkreten Fall ist das verhältnismäßig einfach, es muss lediglich das verwendete Protokoll (hier: btl2cap) sowie die gewünschte Service-ID (128 bit) angegeben werden. Diese kann im Wesentlichen frei gewählt werden (bis auf einige reservierte Ausnahmen; 00112233445566778899AABBCCDDEEFF hier wird die Service-ID gewählt). Um festzulegen, dass die erstellte Verbindung serverseitig genutzt werden soll, muss im Connection-URL außerdem noch localhost enthalten sein. : […] try { list.append("establishing...",null); L2CAPConnectionNotifier server = (L2CAPConnectionNotifier) Connector.open - 129 - ("btl2cap://localhost:00112233445566778899AABBCCDDEEFF"); } catch (IOException e) { System.out.println(e) } […] Ist der L2CAPConnectionNotifier erfolgreich erstellt, so kann mittels der Methode acceptAndOpen der Klasse L2CAPConnectionNotifier, die von der Klasse Connection des Generic Connection Framework abgeleitet ist, auf eine Verbindungsanforderung gewartet werden. Diese Methode ist von der JSR-82-API überschrieben, so dass das spezifizierte Service in die ServiceDatenbank des Geräts eingetragen wird und so via SDP gefunden werden kann. […] try { list.append("listening...",null); L2CAPConnection con = server.acceptAndOpen(); } catch (IOException e) { System.out.println(e) } […] Der Server verharrt nun solange in der Methode acceptAndOpen, bis das ein Verbindungsversuch eines Clients stattfindet. In der Beispielapplikation zeigt sich zu diesem Zeitpunkt der in Abbildung 69 dargestellte Screen. Abbildung 69: Server erstellt das Service und wartet auf Verbindung via L2CAP - 130 - 4.4.3 Gerätesuche durch den Client Die erste Aufgabe des Clients ist es, die verfügbaren Geräte in seiner Umgebung via Inquiry zu finden. Dazu muss die gleiche Initialisierung wie beim Server durchlaufen werden, bevor ein Inquiry gestartet werden kann. Dazu ist außerdem ein DiscoveryAgent notwendig, der vom LocalDevice-Objekt angefordert wird. […] private LocalDevice myDevice; private DiscoveryAgent discoveryAgent; […] try { myDevice = LocalDevice.getLocalDevice(); discoveryAgent = myDevice.getDiscoveryAgent(); } catch (BluetoothStateException e) { System.out.println(e) } […] Das Inquiry wird nun durch das DiscoveryAgent-Objekt gestartet. Der Client wird mittels Callback-Methode vom Auffinden eines oder mehrer Geräte in Kenntnis gesetzt. Dazu ist es notwendig, dass der Client das Interface DiscoveryListener implementiert. Dieser Listener (der Client) wird dem DiscoveryAgent beim Starten des Inquiry übergeben. Außerdem muss noch festgelegt werden, ob alle Geräte in Reichweite (GIAC) oder nur jene mit einem speziellen Access-Code gefunden werden sollen. […] try { discoveryAgent.startInquiry(DiscoveryAgent.GIAC, this); } catch (Exception e) { System.out.println(e); } […] Wird ein Gerät gefunden, so wird die Callback-Methode deviceDiscovered aufgerufen, die im konkreten Fall lediglich die Geräte-Adresse in eine Liste am Display einträgt. Ist das Inquiry abgeschlossen, so wird die Methode inquiryCompleted aufgerufen, die „done“ auf dem Display ausgibt. […] public void deviceDiscovered(RemoteDevice remoteDevice, DeviceClass deviceClass) { list.append(remoteDevice.getBluetoothAddress(),null); } - 131 - […] public void inquiryCompleted(int int0) { list.append("done",null); } […] Nach Abschluss des Inquirys ergibt sich das in Abbildung 70 gezeigte Displaybild, aus dem nun ein konkretes Gerät, auf dem nun das entsprechende Service gesucht werden soll. Dies ist mittels eines CommandListeners implementiert, der auf die Auswahl eines Listenelementes reagiert. Die konkrete Implementierung ist an dieser Stelle irrelevant. Abbildung 70: Abgeschlossenes Inquiry auf dem Client 4.4.4 Servicesuche durch den Client Der Client führt nun auf dem ausgewählten Gerät eine Suche nach dem Service mit der ServiceID 00112233445566778899AABBCCDDEEF durch. Dazu wird wiederum der schon zuvor eingesetzte DiscoveryAgent verwendet, auch für das Service Discovery gibt es im DiscoveryListenerInterface entsprechende Methoden. Für die Service-Suche werden neben der Service-ID auch noch das RemoteDevice-Objekt des zu durchsuchenden Gerätes sowie das Callback-Objekt (in konkreten Fall der Client selbst) benötigt: […] UUID[] uuid = new UUID[1]; uuid[0] = new UUID("00112233445566778899AABBCCDDEEFF",false); RemoteDevice remote = discoveryAgent.retrieveDevices (DiscoveryAgent.CACHED)[list.getSelectedIndex()]; try { - 132 - discoveryAgent.searchServices(null, uuid, remote, this); } catch (BluetoothStateException e) { System.out.println(e); } […] Wird das Service gefunden, so wird die Callback-Methode servicesDiscovered aufgerufen, der auch der entsprechende Service-Record als Parameter übergeben wird. Aus diesem Service-Record wird später der Connection-URL extrahiert, mit dessen Hilfe die Verbindung zum Server aufgebaut werden kann. In der konkreten Implementierung wird der Connection-URL beim Aufruf der CallbackMethode abgespeichert, um dann nach Ende der Service-Suche, der durch die Callback-Methode serviceSearchCompleted signalisiert wird, den Verbindungsaufbau zu ermöglichen. […] private String connectionURL = null; […] public void servicesDiscovered(int int0, ServiceRecord[] serviceRecordArray) { connectionURL = serviceRecordArray[0].getConnectionURL (ServiceRecord.NOAUTHENTICATE_NOENCRYPT, false); } […] 4.4.5 Verbindungsaufbau, Datenaustausch und Verbindungsabbau Nach Beendigung der Service-Suche stellt der Client – falls das entsprechende Service gefunden wurde – die Verbindung mit dem Server her, indem mit dem gefundenen Connection-URL eine L2CAPConnection vom Generic Connection Framework angefordert wird. […] try { list.append("trying to connect...",null); L2CAPConnection con = (L2CAPConnection) Connector.open(connectionURL); } catch (IOException e) { System.out.println(e) } […] Das Betriebssystem fragt nun – wie in Abbildung 71 zu sehen – beim Benutzer nach, ob der Anwendung ein Verbindungsaufbau erlaubt werden soll. - 133 - Abbildung 71: Verbindungsaufbau (Client) Wird der Verbindungsaufbau zugelassen, so versucht der Client, eine Verbindung mit dem Server herzustellen. Serverseitig wird der Benutzer jedoch ebenfalls vom Betriebssystem gefragt, ob er einen Aufbau der Verbindung wünscht, wie in Abbildung 72 zu sehen ist. Abbildung 72: Verbindungsaufbau (Server) - 134 - Nachdem die Verbindungsanforderung auch serverseitig quittiert ist, wird die Verbindung aufgebaut und der Datenaustausch kann beginnen. Die Verbindung selbst ist bidirektional und kann über die Connection-Objekte des Generic Connection Framework (hier durch die Objekte der von Connection abgeleitete Klasse L2CAPConnection) benutzt werden. Zur Demonstration der Funktion wurde hier ein trivialer Datenaustausch realisiert, der Server sendet den String „Ping“ worauf der Client mit dem String „Pong“ antwortet. Nach dem Datenaustausch wird die Verbindung wieder geschlssen bzw. abgebaut. Datenaustausch-Code Server: […] try { // send a few bytes ("Ping") list.append("connected...",null); con.send(s.getBytes()); list.append("sending "+s,null); // receive a few bytes ("Pong"). con.receive(byteArray); list.append("received "+new String(byteArray),null); con.close(); list.append("connection closed",null); } catch (IOException e) { System.out.println(e) } […] Datenaustausch-Code Client: […] try { // receive a few bytes ("Ping"). con.receive(byteArray); list.append("received "+new String(byteArray),null); // send a few bytes ("Pong") list.append("connected...",null); con.send(s.getBytes()); list.append("sending "+s,null); con.close(); list.append("connection closed",null); } catch (IOException e) { System.out.println(e) } […] Nach erfolgreicher Kommunikation zeigen die Displays beider Telefone folgendes Bild: - 135 - Abbildung 73: Ping-Pong Wichtig ist an dieser Stelle zu bemerken, dass lediglich byte-Arrays übertragen werden können, was eine Serialisierung der zu übertragenden Daten notwendig macht. Außerdem ist es beim Empfangen notwendig, die Größe des byte-Arrays im Vorhinein zu kennen, da bei zu kleinem Array eine Exception auftritt. Zur Übertragung von Objekten wäre das OBEX-Protokoll, das ebenfalls unterstützt wird, besser geeignet. - 136 - 5 Bluetooth Markt Dieses Kapitel hat zum Ziel, die aktuelle Bluetooth-Martksituation zu untersuchen. Hierfür sind eine Siemens-Studie [Ande03], diverse Bücher [Bray02] [Kral03] [Merk02] [Schi03] sowie eine Vielzahl von Nachrichtenartikeln [34] - [47], die z.T. auf aktuellen Forrester-, Frost & Sullivan- und GartnerStudien basieren, eingeflossen. Mitte 1999 waren erstmals Bluetooth-Chips der Version 1.0 in größeren Stückzahlen verfügbar. Diese hatten aber noch viele Bugs, weshalb ein verbesserter Standard mit der Bezeichnung 1.0b entwickelt wurde. Seit Februar 2001 ist mit Version 1.1 erstmals ein Bluetooth-Standard verfügbar, der sogar von der IEEE als gut empfunden wurde, allerdings zu den vorhergegangenen inkompatibel ist; mit unterschiedlichen Bluetooth-Standards ausgerüstete Geräte sind also nicht in der Lage, miteinander zu kommunizieren. Daraus resultierte eine vornehme Zurückhaltung potentieller Hersteller Bluetoothkompatibler Geräte, lediglich eine Handvoll davon – vor allem Mobiltelefone und Headsets – war verfügbar. Das Anfang 2003 nach wie vor eher spärliche Angebot Bluetooth-fähiger Geräte und die Kompatibilitätsprobleme, die diese Geräte z.T. miteinander haben, veranlasste Branchenbeobachter schon zu Spekulationen darüber, dass die Technologie keine große Verbreitung finden würde. Unterstützt wurden diese Befürchtungen dadurch, dass Anbieter von WLAN-Produkten mit ihren Lösungen wesentliche schneller auf den Markt gekommen sind und Händler aufgrund der geringen Nachfrage kaum Bluetooth-Produkte angeboten haben. Lange wurde auch über die Konkurrenz von Bluetooth und WLAN (IEEE 802.11) diskutiert, ein aktueller Report von Forrester Research [48] kommt aber zu dem Schluss, dass sich beide Verfahren ohne Marktrivalität etablieren werden, was nicht zuletzt daran liegt, dass Bluetooth bei seiner Einführung als Industriestandard im Jahr 1998 als Kabelersatz für die Verbindung unterschiedlicher Geräte und nicht als Netzwerktechnologie konzipiert wurde. Mehr zur Bluetooth versus WLAN findet sich in Kapitel 3 (Verwandte Technologien). 5.1 Bluetooth kommt langsam, aber stark Mittlerweile hat sich Bluetooth aber weit von seiner ursprünglichen Funktion entfernt, und der Markt hat ein beträchtliches Volumen erreicht. Lars Godell von Forrester Research ist sogar der - 137 - Auffassung, dass es im Jahr 2006 rund 235 Millionen Bluetooth-Geräte geben wird, im Vergleich zu etwa 22 Millionen WLAN-Produkten. Auch die internationale Unternehmensberatung Frost & Sullivan [38], welche 1961 gegründet wurde und seit nunmehr über 40 Jahren verlässliche Marktdaten und Prognosen liefert, sieht in einer aktuellen Studie vom Oktober 2003, die sich auf der Befragung von über 100 Führungskräften in acht europäischen Ländern stützt, in Bluetooth einen milliardenschweren Markt für Mobilfunkbetreiber, Gerätehersteller und Dienstanbieter. Der Studie zufolge hat der Bekanntheitsgrad drahtloser Technologien zugenommen, und Bluetooth erfreut sich vor allem auf Mobiltelefonen zunehmender Verbreitung, gefolgt von Computern und Peripheriegeräten. Als Schlüsselanwendung gilt die Verbindung vom Notebook zum Handy, die den Internetzugang über das Mobilfunknetz ermöglicht. Noch in diesem Jahr erwartet Forst & Sullivan, dass die Anzahl der produzierten Bluetooth-Chips die 70-MillionenMarke überschreiten wird, 2004 soll sich der Absatz mit 120 Millionen verdoppeln. Frost & Sullivan sieht ein erhebliches Potenzial vor allem bei Mobiltelefonen und PC-basierten Anwendungen, Fortschritte bei Sicherheit, Kosten und der Bereitstellung sinnvoller Anwendungen vorausgesetzt. Zudem werden neue Bereiche wie Industrie- und Automobilanwendungen mit der Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnen (siehe unten) und im Bereich Personal Area Networking (PAN) gibt es derzeit keine wirkliche Konkurrenz, die Bluetooth in Bezug auf Reichweite und Marktreife das Wasser reichen könnte. Frost & Sullivan betont auch, dass sich selbst Kritiker schwer tun würden, eine andere drahtlose Kommunikationstechnologie zu nennen, aus der in nur sechs Jahren eine derartige Vielfalt von Anwendungen hervorgegangen ist. Die Nachfrage nach Bluetooth-Geräten im Unternehmensbereich ist allerdings noch ziemlich niedrig, nur neun Prozent der befragten Unternehmen verwenden es bereits, weitere 22 planen eine Nutzung in nächster Zeit. Seit der ersten Anwenderanalyse 2001 haben aber der Bekanntheitsgrad und das Verständnis der Technologie stark zugenommen und immerhin 64 Prozent aller befragten Unternehmen gaben an, dass drahtlose Datendienste spürbare wirtschaftliche Vorteile bringen. Das Beratungsunternehmen Gartner [55] sieht für Bluetooth auch die besten Chancen, in Mobiltelefonen eine Technologie für den Massenmarkt zu werden, rät aber Unternehmen, mit dem Einsatz von Bluetooth noch abzuwarten, bis de-facto-Standards wie „Wi-Fi“ [56] auftauchen welche die Interoperabilität zwischen Geräten unterschiedlicher Hersteller sichern. - 138 - 5.2 Die kritische Masse ist erreicht Viele Gründe sprechen dafür, dass die kritische Masse für Bluetooth nun erreicht ist. Nach Angaben der Bluetooth SIG wurde im dritten Quartal 2003 ein Meilenstein gesetzt: Erstmals wurden pro Woche mehr als eine Million Bluetooth-fähiger Produkte verkauft. Für die SIG ist damit die Marktreife erreicht, obwohl dieser Erfolg überraschend kommt, zumal die Konsumenten dieser Technologie nach wie vor eher unbeteiligt gegenüber stehen. [3] Die Verabschiedung der Bluetooth-Spezifikation v1.1 im März 2001 war eine wesentliche Voraussetzung für Interoperabilität und Funktionsumfang, um eine breite Akzeptanz bei den Konsumenten zu schaffen. Die Übernahme des Bluetooth-Standards v1.1 als IEEE-Norm 802.15.1 im Jänner 2002 dokumentiert den Reifegrad dieser Spezifikation und setzt damit auch ein klares Marktsignal. Die Bluetooth-Spezifikation v1.2 vom November 2003 bringt kürzere Verbindungszeiten, eine höhere Störungssicherheit durch ein adaptives Frequenzsprungverfahren, eine höhere Fehlersicherheit sowie ein verbessertes Quality of Service (siehe dazu Kapitel 2.6, Bluetooth 1.2 und Kapitel 2.4.3, Quality of Service) bei gleichzeitiger Kompatibilität zu Version 1.1. Erste Serienprodukte werden für Mitte 2004 erwartet. Es existieren bereits Single-Chip-Lösungen, welche die Voraussetzung für ein platzsparendes Design schaffen. So beispielsweise der „BlueCore2“ genannte Chip der Firma Cambridge Silicon Radio (CSR) [61], welcher in 0,18 µm Technik gefertigt wird, Außenmaße von 6 x 6 mm hat und beispielsweise in Fujitsu-Siemens’ PDA Pocket Loox eingebaut ist; CSR erwartet einen Stückpreis von 6,30 USD bei einer Abnahme von 1 Million Stück. Ein weiteres Beispiel ist der BlueMoon Single PMB8760 von Infineon [62], der in 0,13 µm-Technik gefertigt ist, einen ARM7-Controller für die Verwaltung höherer Bluetooth-Protokollschichten, Schnittstellen wie USB und UART sowie einen Flash-Speicher bereits integriert hat. Der Preis sollte in „hohen Stückzahlen“ unter 4 Euro liegen. [Kral03] Die Verfügbarkeit von Bluetooth-Betriebssystemtreibern für MacOS-X, Linux und Windows XP (mit Service Pack 1 und einer Bluetooth-Erweiterung von Microsoft oder Service Pack 2, das im ersten Halbjahr 2004 erscheinen sollte) als auch Windows CE.NET [57] und SymbianOS 7.0 [58] ist für die Akzeptanz von Bluetooth von nicht zu unterschätzender Bedeutung. - 139 - Der angestrebte Preisindex von unter 5 USD für die Bluetooth-Integration für den Hersteller kommt in Reichweite. Rob Hoeben, Bluetooth Product Manager von Philips Semiconductors, erwartet langfristig eine Senkung auf rund 3 USD. [Hoeb03] 2001 wurden bereits mehr Bluetooth- als WLAN-Chipsätze verkauft, 2003 wurde die „Schallmauer“ von einer Million erzeugter Bluetooth-Chips pro Woche durchbrochen. Im Moment haben unzählige Bluetooth-Geräte ihren Markteintritt, immer mehr Geräte sind verfügbar. (siehe Kapitel 5.3, Bluetooth im Endgerätemarkt). Die Entwicklung hocheffizienter SMD-Antennen vermindert zusätzlich den Platzbedarf bei der Bluetooth-Integration. So bietet beispielsweise Phycomp eine 7,3 x 5,5 x 1,4 mm große Antenne mit einem Gewicht von nur 0,16 g. „Bluetooth“ ist zu einem gut bekannten Markennamen geworden, der mit der drahtlosen Verbindung von Geräten assoziiert wird. Die Allgegenwärtigkeit des Markenzeichens und die Tatsache, dass nur Geräte die den Standard ordnungsgemäß implementieren damit gekennzeichnet werden dürfen, verstärkt bei den Konsumenten das Verständnis dass Bluetooth kein proprietärer Standard ist sondern eine Menge von Firmen Geräte erzeugt, die untereinander kompatibel sind. Dies ist auch für Herstellerfirmen von Bedeutung, da das Bluetooth-Markenzeichen andeutet, dass das entsprechende Produkt einen Mehrwert bietet und mit anderen Bluetooth-Produkten zusammenarbeitet. [Bray02] 5.3 Bluetooth im Endgerätemarkt Anders als WLAN, das speziell für die Funkvernetzung entwickelt wurde, oder DECT, das hauptsächlich für Schnurlostelefone genutzt wird, eignet sich Bluetooth mit seiner leicht erweiterbaren Spezifikation für viele Anwendungen. Derzeit gibt es allein auf dem deutschen Markt hunderte und weltweit insgesamt über 1200 zertifizierte Bluetooth-Geräte, und die Vielfalt an Produkten ist mittlerweile kaum mehr zu überblicken. Bluetooth verbindet Mobiltelefone mit Headsets, PDAs und Freisprecheinrichtungen in Kraftfahrzeugen, Notebooks mit DSL-Modems oder Tastaturen, Mäuse und Digitalkameras mit dem PC, der mit relativ preiswerten USB-Adaptern Bluetooth-fähig wird. Ericsson erwartet beispielsweise, dass bereits im kommenden Jahr kaum mehr ein Bluetooth-loses Mobiltelefon verkauft wird. Es ist aber auch zu erwarten, dass sich aufgrund der Vielseitigkeit von Bluetooth langfristig zahlreiche neue Anwendungsbereiche ergeben werden. - 140 - Gegenüber proprietären Funktechnologien (z.B. Logitech’s „Cordless Desktop“, der eine drahtlose Verbindung von Tastatur und Maus mit einem PC ermöglicht) kann Bluetooth mit Verschlüsselung, höherer Reichweite und störungsfreier Kommunikation – auch beim Betrieb mehrer solcher Geräte im selben Raum – punkten. Eine Datenbank mit allen derzeit zertifizierten Bluetooth-Produkten ist auf der SIG-Website [60] zu finden. Auch das Computermagazin c’t [53] hat eine Datenbank [59] gestartet, die sämtliche im deutschsprachigen Raum erhältlichen Bluetooth-Geräte enthält. Im Folgenden sind einige aktuelle Produkte mit integriertem Bluetooth-Modul aufgelistet, welche die zunehmende Verbreitung von Bluetooth untermauern sollen: Nokia 6600: Tri-Band-Handy, SymbianOS 7.0, Unterstützung der Bluetooth Java API JSR-82, Videoaufnahmen mit Sound Nokia 610: Kfz-Einbausatz, der das Bluetooth SIM Access Profile (siehe Kapitel 2.5.18, SIM Access Profile) unterstützt und damit auf die SIM-Karte eines gekoppelten Mobiltelefons zugreift, mit dessen Nummer es sich im Mobilfunknetz identifiziert; die Verbindung wird durch Tastendruck oder das Verlassen des Autos gekappt. Siemens SX1: Tri-Band-Handy, Symbian OS 7.0, Java J2ME kompatibel Siemens U10: Dual-Mode GSM/UMTS-Handy, Videostreaming Nokia NGage: Kombination von Tri-Band-Handy, Spielkonsole und UKW-Radio; Java J2ME kompatibel Nokia Digital Pen: Sendet handgeschriebene Nachrichten an ein gepaartes Mobiltelefon, um sie zu speichern oder per MMS zu verschicken. HP Deskjet 450WBT: Ermöglicht das Drucken digitaler Fotos, Dokumente, Telefonbucheinträge, Termine, SMS-Nachrichten etc. via PC, PDA oder Handy. Nokia stellt für die Smartphones 7650 und 3650 entsprechende Druck-Software zum Download bereit, die Geschwindigkeit liegt aber mit maximal 723 kBit/s deutlich unter der einer USB-Verbindung. Siemens Pocket LOOX 610 / HP iPAQ Pocket-PC H5550: Intel XScale 400MHz Prozessor, integriertes IEEE 802.11b WLAN, Fast IrDa und USB, Windows Mobile 2003 - 141 - Fujitsu-Siemens Connect2Air Bluetooth USB Dongle: Sehr kleiner USB Dongle, der zur Connect2Air-Familie diverser Drahtlosprodukte gehört. IBM ThinkPad T40p: High-End-Notebook mit integriertem WLAN, Windows XP Professional Bluetooth Headset BT2000: 29g leichtes Headset, das sich dank einer speziellen Basisstation mit einem beliebigen kabelgebundenen Telefon benutzen lässt. Grundsätzlich eignen sich Headsets auch, um den PC via IP-Telefonie zum Telefonieren zu benutzen. Stereo-Headsets sind angekündigt, aber noch nicht verfügbar. AVM BlueFRITZ! AP-DSL: Ermöglicht kabellosen Zugang zu ISDN bzw. DSL via Bluetooth und eignet sich für die Verwendung mit PC, Scanner, Drucker, BluetoothSchnurlostelefon etc.; alle Geräte haben gemeinsamen Zugriff auf die im Piconetz freigegebenen Ressourcen. Logitech diNovo Media Desktop: Kabellose Tastatur, Maus und Multifunktionsblock; das Ladegerät kann als Bluetooth-Hub verwendet werden. Allgemein kann man sagen, dass es kaum mehr einen Notebook-, PDA- bzw. Handy-Hersteller, der kein Modell mit integriertem Bluetooth-Chip anbietet, aber auch im Bereich der PC-Peripherie nimmt das Angebot an Bluetooth-fähigen Produkten kontinuierlich zu. Weiters fällt auf, dass bei Notebooks und PDAs Microsoft, bei Smartphones hingegen Symbian die Betriebssystem-Marktführung hat. Aber auch im industriellen Bereich findet Bluetooth zunehmende Verbreitung. So rüsten derzeit Firmen wie UPS oder Bofrost ihre Lieferfahrzeuge insofern um, dass die Daten, welche der Fahrer nach Auslieferung der Ware in seinem mobilen Terminal gespeichert hat, automatisch via Bluetooth und Mobilfunk an die Zentrale weitergeleitet werden. DaimlerChrysler baut Fahrzeuge, deren Diagnosesysteme via Bluetooth und Mobilfunk mit dem Service in Verbindung treten, und BMW hat eine Variante seines Z4 vorgestellt, bei dem es möglich ist, viele Konsolenfunktionen des Autos über ein Bluetooth-Headset zu steuern, ohne dabei die Hände vom Lenkrad nehmen zu müssen. Auch im Bereich der Vernetzung von Sensoren, Aktuatoren und Controllern in drahtlosen Netzwerken sowie der drahtlosen Bedienung und Wartung verteilter Steuerungen sind viele Anwendungsszenarien denkbar. Für Entwickler hat der zunehmende Erfolg von Bluetooth aber auch die Kehrseite, dass der Wettbewerb zunimmt, und man für einen längerfristigen Erfolg mittlerweile einen gut durchdachten Business-Plan braucht. Da die Konsumenten immer besser mit der Technologie zurecht kommen, ist auch zu erwarten, dass der Kundensupport in den Hintergrund tritt und der Preis wettbewerbsentscheidend wird. Nach Ansicht von Frost & Sullivan werden sich in den nächsten Jahren die Bluetooth- 142 - Komponenten immer stärker angleichen, Wachstumschancen sieht man vor allem in der Erschließung neuer Anwendungsbereiche. Der langfristige Erfolg der Unternehmen wird nach Frost & Sullivan davon abhängen, ob es gelingt, aus den verschiedenen neuen Anwendungsbereichen genau die richtigen zu identifizieren, um das Interesse der Kunden zu wecken und einen Kundenstamm aufzubauen. - 143 - 6 Bluetooth – quo vadis? Bluetooth-Module, die neben Steuerung und Verschlüsselung auch die komplette Sende- und Empfangseinheit beinhalten, haben mittlerweile nur noch die Größe einer Zwei-Euro-Münze. In Serie produziert liegen die Kosten mittlerweile unter 10 Euro, bei der prognostizieren Verbreitung wird der Preis aber deutlich unter die Fünf-Euro-Marke fallen. Nach den Vorstellungen der SIG wird Bluetooth zuerst andere schnurlose Techniken im Nahbereich – allen voran IrDA und DECT – ergänzen, um sie dann mittelfristig abzulösen. [Kral03] Momentan kämpft Bluetooth aber noch mit einigen Problemen, wobei mit Version 1.2 des BluetoothStandards viele Verbesserungen – vor allem die verbesserte Störungsunempfindlichkeit gegenüber IEEE 802.11b/g – erreicht wurden. Die Entwicklung des Bluetooth-Standards zeigt mit jeder Version signifikante Verbesserungen, wodurch seit Version 1.1 Marktreife erreicht ist und sich Bluetooth nun auch am Massenmarkt explosionsartig verbreitet (siehe Kapitel 5, Bluetooth Markt). Die seit November 2003 veröffentlichte Version 1.2 schaffte mit durch Verbesserungen bzgl. Störsicherheit und Verbindungsaufbau die Voraussetzungen für noch breitere Akzeptanz und eine Stärkung der Marktposition. Eine Herausforderung, der sich die Gerätehersteller und die SIG noch stellen müssen, ist die mangelhafte Interoperabilität, die darauf zurückzuführen ist, dass die Bluetooth-Spezifikation in den höheren Schichten des Protokollstack zu viele Implementierungsfreiheiten lässt. Unterstützung bietet hier beispielsweise die vom Computermagazin c’t betriebene Datenbank [59], die es Käufern ermöglicht, alle unterstützten Profile eines Bluetooth-Gerätes und dazu kompatible Geräte anzuzeigen. In diese Datenbank fließen Informationen ein, welche die c’t-Redaktion in ihren Tests sammelt, aber auch Anwender können ihre Erfahrungen eintragen. Ein Problem stellen nicht zertifizierte Bluetooth-Artikel dar, vor denen TDK Systems [52] in einem Presseartikel vom 23. September 2003 warnt. Derzeit würden laut TDK rund 50 Prozent des Zubehörs entweder den öffentlichen Qualifikations-Prozess nicht durchlaufen oder gegen WarenzeichenVorschriften verstoßen. Das Problem dabei sei, dass diese Produkte oft die Standards für Interoperabilität und Support nicht erfüllen, was Kunden davor abschrecken könnte, weiterhin Bluetooth-Geräte zu nutzen. Damit die Benutzer aber Vertrauen in die Technologie fassen, sei es wichtig, dass nur dort Bluetooth draufsteht, wo wirklich zertifiziertes Bluetooth drin ist. Die Bluetooth SIG hat in diesem Zusammenhang alle Mitglieds-Unternehmen gebeten, nach gesetzeswidrigen Produkten Ausschau zu halten. - 144 - Auch im Bereich Sicherheit (vor allem in Bezug auf unsichere Konfigurationen und dem fehlenden Risikobewusstsein der Anwender) sowie den verfügbaren Anwendungen (es gibt noch kaum überzeugende Anwendungen abseits von Gerätesynchronisation und Internetverbindung via Bluetoothfähige Mobiltelefone) sieht Gartner noch erhebliches Verbesserungspotenzial. Wichtig für den künftigen Erfolg von Bluetooth wird auch die einfache Bedienung sein, d.h. dass man kein Handbuch für dessen Verwendung benötigen sollte. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung tätigte die Bluetooth SIG vergangenen Dezember mit dem „Five Minute Ready“- Programm, das eine Herausforderung für alle Hersteller sein soll, Bluetooth- Produkte zu entwickeln, die innerhalb kürzester Zeit genutzt werden können. Gartner kritisiert auch die nach wie vor schlechten Benutzerschnittstellen für Verbindungsaufbau und Sicherheitseinstellungen. Zudem seien sich die meisten Benutzer über die Möglichkeiten von Bluetooth noch nicht bewusst; nur ein geringer Prozentsatz davon nutzt derzeit die Bluetooth-Fähigkeiten der gekauften Geräte. Bluetooth wird in Zukunft mit mehreren Technologien im WPAN-Bereich konkurrieren müssen, von denen die Wichtigsten voraussichtlich WiMedia und ZigBee sein werden (siehe Kapitel 3, Verwandte Technologien). Ob Bluetooth den vorhandenen Marktvorsprung wird nutzen können oder ob sie sich nebeneinander etablieren werden, ist aus heutiger Sicht schwer abzusehen. Aber was auch immer passiert, eines ist für [Bray02] klar: Bluetooth wird auf jeden Fall sehr groß werden – entweder als Verbraucher-Flop, oder aber als enormer Erfolg; wir wollen letzteres hoffen - 145 - 7 Literaturverzeichnis Alle Links funktionierten am 2. 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151 - [59] heise - Bluetooth Datenbank: http://www.heise.de/mobil/bluetooth/db/ [60] Bluetooth SIG Product Database: http://www.bluetooth.com/tech/products.asp [61] Cambridge Silicon Radio (CSR): http://www.csr.com/ [62] Infineon Technologies AG: http://www.infineon.com/ [63] MS Windows Embedded: http://www.microsoft.com/windows/embedded/ [64] Netzwerk-Simulator ns-2: http://www.isi.edu/nsnam/ns/ [65] BlueHoc – Bluetooth Performance Evaluation Tool: http://oss.software.ibm.com/bluehoc/ [66] Internet Engineering Task Force (IETF) - RFC Page: http://www.ietf.org/rfc.html [67] Infrared Data Association: http://www.irda.org/ [68] ZigBee Alliance: http://www.zigbee.org/ [69] Ultra Wideband Working Group: http://www.uwb.org/ [70] Bluetooth Simulation Project: http://tochna.technion.ac.il/project/bt_sim/html/bt_sim.html [71] BlueWare – Support for Self-organizing Scatternets: http://nms.lcs.mit.edu/projects/blueware/ [72] Firma Rococo: http://www.rococosoft.com/ [73] The Community Resource for Jini Technology: http://www.jini.org/ [74] The Java Community Process Program – JSR 82: http://www.jcp.org/en/jsr/detail?id=82 [75] Reference Implementation (RI) and Technology Compatibility Kit (TCK) for JSR-82: http://www.motorola.com/java [76] Atinav Inc. – aveLink Bluetooth: http://www.atinav.com/bluetooth/ [77] Symbian OS: http://www.symbian.com/ [78] MSDN: http://msdn.microsoft.com/ [79] AXIS OpenBT Stack: http://sourceforge.net/projects/openbt/ [80] Affix Bluetooth Protocol Stack: http://affix.sourceforge.net/ - 152 - 8 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Bluetooth-Logo [1]................................................................................................................. 4 Abbildung 2: SieMos Bluetooth Modul [5].................................................................................................. 5 Abbildung 3: Telefonie über verschiedene Medien [Lule01]....................................................................... 7 Abbildung 4: Audio-Konfiguration mit Bluetooth [Lule01] ........................................................................ 8 Abbildung 5: PC-Peripherie per Bluetooth [Lule01] ................................................................................. 10 Abbildung 6: Vernetzter Haushalt [Lule01] ............................................................................................... 11 Abbildung 7: Fernbedienung industrieller Geräte [Lule01] ....................................................................... 12 Abbildung 8: Bluetooth als Schlüsselersatz [Lule01] ................................................................................ 13 Abbildung 9: Smart-It „BTNode“ [16] ...................................................................................................... 18 Abbildung 10: The Disappearing Computer [Matt03] ............................................................................... 19 Abbildung 11: Piconetz mit einem Master und einem Slave (a), einem Master und mehreren Slaves (b) und ein Scatternetz bestehend aus drei Piconetzen [BCOR01] .......................................................... 23 Abbildung 12: Scatternetz (M=Master, S=Slave, P=Parked, SB=Standby) [Schi03] ................................ 24 Abbildung 13: Bluetooth Protokoll Stack [Lule01] ................................................................................... 25 Abbildung 14: Kollision zwischen Bluetooth und HomeRF [Lule01] ....................................................... 30 Abbildung 15: Einteilung der Zeitschlitze [BCOR01] ............................................................................... 30 Abbildung 16: Einteilung der Zeitschlitze bei Multislot-Paketen [BCOR01] ............................................ 31 Abbildung 17: Datenübertragung in einem Piconetz [Lule01]................................................................... 32 Abbildung 18: Paket-Format [Schi03] ....................................................................................................... 33 Abbildung 19: SCO-Pakete [Schi03] ......................................................................................................... 36 Abbildung 20: ACL-Pakete [Schi03] ......................................................................................................... 37 Abbildung 21: Logische (virtuelle) Kanäle zwischen Bluetooth-Geräten [Lule01] ................................... 38 - 153 - Abbildung 22: Bluetooth Geräteadresse (BD_ADDR) [Lule01] ............................................................... 39 Abbildung 23: Slaves in Piconetz synchronisieren sich mit Uhr des Masters [Schi03] ............................. 40 Abbildung 24: Bluetooth Basisband Zustände [Schi03] ............................................................................ 42 Abbildung 25: Link Controller Zustandsdiagramm [Lule01] .................................................................... 43 Abbildung 26: Link-Manager-Kommunikation [BCOR01] ....................................................................... 45 Abbildung 27: LMP Verbindungsaufbau [BCOR01] ................................................................................. 47 Abbildung 28: Protokoll-Implementierungen Modul und Host [BCOR01] ............................................... 49 Abbildung 29: Bluetooth-Übertragung zwischen zwei Host-Systemen [BCOR01].................................. 50 Abbildung 30: A-Law-Kennlinie (positiver Quadrant) [Stef02] ................................................................ 51 Abbildung 31: L2CAP im Bluetooth-Stack [BCOR01] ............................................................................. 52 Abbildung 32: L2CAP-Verbindungen [BCOR03] ..................................................................................... 54 Abbildung 33: Datenpaket-Formate [Schi03] ............................................................................................ 54 Abbildung 34: Signalisierungs-Datenpaket [Schi03] ................................................................................. 55 Abbildung 35: SDP-Architektur [BCOR03] .............................................................................................. 58 Abbildung 36: Service Record [BCOR03] ................................................................................................. 59 Abbildung 37: Bluetooth Sicherheitsarchitektur und -protokolle [Schi03] ................................................ 64 Abbildung 38: Übertragungstätigkeit im Zustand Hold [Merk02] ............................................................. 72 Abbildung 39: Übertragungstätigkeit im Zustand Sniff [Merk02] ............................................................. 73 Abbildung 40: Übertragungstätigkeit im Zustand Park [Merk02] ............................................................. 73 Abbildung 41: Ablauf einer QoS-Vereinbarung [Bray02] ......................................................................... 76 Abbildung 42: Vertikale Schnitte [Schi03] ................................................................................................ 78 Abbildung 43: Bluetooth Profile (es fehlt: HID Profile im GAP) [18] ...................................................... 79 Abbildung 44: Protokollstack HCRP [BHCR03] ....................................................................................... 82 Abbildung 45: Bluetooth-Stack bei Verwendung von HIDP [BHID03] .................................................... 83 - 154 - Abbildung 46: Audio/Video-Übertragungsprofile – Abhängigkeiten [BAVW03a] .................................. 84 Abbildung 47: Anwendungsszenario SIM-Profile [17].............................................................................. 87 Abbildung 48: Faster Connections [32] ..................................................................................................... 91 Abbildung 49: Frequency-Maps [32] ......................................................................................................... 92 Abbildung 50: Die neue L2CAP-Architektur [BCOR03] .......................................................................... 93 Abbildung 51: Reichweite vs. Durchsatz [Murp02] ................................................................................... 95 Abbildung 52: Konfiguration des Masters [65].......................................................................................... 97 Abbildung 53: Visualisierung einer Bluetooth-Simulation mit NAM [70] ............................................... 98 Abbildung 54: Gegenüberstellung Bluetooth-Stack und Blueware-Module [Tan02] ................................ 99 Abbildung 55 WLAN-Infrastruktur [Mobi03] ......................................................................................... 104 Abbildung 56: Mögliche Netztopologien in ZigBee [27] ........................................................................ 107 Abbildung 57: Frequenzspektrum bei Ultra Wideband [29] .................................................................... 109 Abbildung 58: WiMedia Protokollstack [29] ........................................................................................... 110 Abbildung 59: Aufbau von BlueZ [23] .................................................................................................... 114 Abbildung 60: hciconfig........................................................................................................................... 115 Abbildung 61: hcidump ............................................................................................................................ 115 Abbildung 62: hcitool: Anzeige der Connections .................................................................................... 116 Abbildung 63: hcitool: Inquiry ................................................................................................................. 116 Abbildung 64: l2ping ............................................................................................................................... 117 Abbildung 65: SDP Browsing .................................................................................................................. 118 Abbildung 66: Bluetooth-Stack in Windows CE 4.2 [78] ........................................................................ 121 Abbildung 67: Bluetooth und Jini im ISO/OSI Referenzmodell [Wang00] ............................................. 126 Abbildung 68: Rococo Impronto [72] ...................................................................................................... 127 Abbildung 69: Server erstellt das Service und wartet auf Verbindung via L2CAP ................................. 130 - 155 - Abbildung 70: Abgeschlossenes Inquiry auf dem Client ......................................................................... 132 Abbildung 71: Verbindungsaufbau (Client) ............................................................................................. 134 Abbildung 72: Verbindungsaufbau (Server) ............................................................................................ 134 Abbildung 73: Ping-Pong ......................................................................................................................... 136 - 156 -