TÜRKISCHE REPUBLIK ÇUKUROVA UNIVERSITÄT INSTITUT FÜR
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TÜRKISCHE REPUBLIK ÇUKUROVA UNIVERSITÄT INSTITUT FÜR SOZIALWİSSENSCHAFTEN ABTEILUNG FÜR DEUTSCHDIDAKTIK INTERMEDIALITÄT IM RAHMEN DER KOMPARATISTIK: DARGESTELLT AN DEN BEISPIELEN VON DEM WERK ‘DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS’ VON BERTOLT BRECHT UND DEM FILM ‘SELVI BOYLUM AL YAZMALIM’ VON ATIF YILMAZ Bahar KAHYA Betreuerin: Cavidan ÇÖLTÜ İMREN MASTERARBEIT ADANA 2013 TÜRKISCHE REPUBLIK ÇUKUROVA UNIVERSITÄT INSTITUT FÜR SOZIALWİSSENSCHAFTEN ABTEILUNG FÜR DEUTSCHDIDAKTIK INTERMEDIALITÄT IM RAHMEN DER KOMPARATISTIK: DARGESTELLT AN DEN BEISPIELEN VON DEM WERK ‘DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS’ VON BERTOLT BRECHT UND DEM FILM ‘SELVI BOYLUM AL YAZMALIM’ VON ATIF YILMAZ Bahar KAHYA Betreuerin: Dr. Phil. Cavidan ÇÖLTÜ İMREN MASTERARBEIT ADANA 2013 Çukurova Üniversitesi Sosyal Bilimler Enstitüsü Müdürlüğü’ne, Bu çalışma, jürimiz tarafından Alman Dili ve Eğitimi Anabilim Dalı’nda YÜKSEK LİSANS TEZİ olarak kabul edilmiştir. Başkan: Yrd. Doç. Dr. Cavidan ÇÖLTÜ İMREN (Danışman) Üye: Prof. Dr. Hatice SOFU Üye: Yrd. Doç. Dr. Yasemin DARANCIK ONAY Yukarıdaki imzaların adı geçen öğretim elemanlarına ait olduklarını onaylarım. 01 /03/ 2013 Prof. Dr. Azmi YALÇIN Müdür Not: Bu tezde kullanılan özgün ve başka kaynaktan yapılan bildirişlerin, tablo, çizelge, şekillerin, kaynak gösterilmeden kullanımı, 5846 Sayılı Fikir ve Sanat Eserleri Kanunu’ndaki hükümlere tabidir. iii ZUSAMMENFASSUNG INTERMEDIALITÄT IM RAHMEN DER KOMPARATISTIK: DARGESTELLT AN DEN BEISPIELEN DES WERKES ‘DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS’ VON BERTOLT BRECHT UND DEM FILM ‘SELVI BOYLUM AL YAZMALIM’ VON ATIF YILMAZ Bahar KAHYA Masterarbeit, Institut für Sozialwissenschaften, Abteilung für Deutschdidaktik Betreuerin: Dr. Phil. Cavidan ÇÖLTÜ İMREN März 2013, 146 Seiten Intermedialität und Intertextualität sind die Unterbegriffe der Komparatistik. In unserer Arbeit, laut unseren Forschungen stellten wir fest, dass es sehr wenige Arbeiten und Analysen gibt, die im Rahmen der Intermedialität geschrieben wurden. In diesem Zusammenhang haben wir in unserer Arbeit das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ von Bertolt Brecht und den Film ‘Selvi Boylum Al Yazmal ım’ von Atıf Yılmaz, der von dem kirgisischen Schriftsteller Cengiz Aytmatov als Buch geschrieben wurde, im Rahmen der Komparatistik und deren Arbeitsbereiche Intertextualität und Intermedialität untersucht, indem wir in beiden Werken die Begriffe ‘Mühe’und ‘Gerechtigkeit’ detailliert zur Hand genommen haben. Wie schon bewußt, ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ sind die Begriffe, die sowohl in literarischen Werken, als auch in wissenschaftlichen Arbeiten, als Themen behandelt wurden. Der Grund, warum sie häufig als Themen behandelt wurden, ist es, dass sie auch im Leben einen wichtigen Platz haben. Was bedeutet Liebe? Warum verdient jemand die Liebe oder geliebt werden, wenn man jemandem Mühe gibt? Und überschlägt die Liebe zu einem anderen? Wo die Mühe nicht belohnt wird, gibt es keine Gerechtigkeit und, wo es keine Gerechtigkeit gibt, gibt es keine Ordnung mehr. Wir haben in unserer Arbeit diese Begriffe im Buch ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ von Cengiz Aytmatov, das von Atıf Yılmaz im türkischen Kino als Film präsentiert wurde und im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ von Bertolt Brecht, das auf einer chinesischen Geschichte basiert, detailliert untersucht, weil mit dem Ziel einen großen Beitrag zu den Arbeiten im Rahmen der Intermedialität zu leisten und zu fördern. iv Da wir denken, dass die Lebenserfahrungen bei der Interkultureliät ähnlich sein könnten, hoffen wir, dass die Arbeiten sowohl theoretisch als auch didaktisch, im Rahmen der Intermedialität erweitert werden sollten. Da unsere Arbeit eine interkulturelle Forschung umfasst und seine eigene und fremde Kulturen umrahmt, hoffen wir darauf, dass unsere Arbeit die folgenden Arbeiten, die im Rahmen der Komparatistik geschrieben sind, zugleich auch fördern kann. Schlüsselwörter: Komparatistik, Intermedialität, Intertextualität, Mühe, Gerechtigkeit. v ÖZET BERTOLT BRECHT’İN ‘KAFKAS TEBEŞİR DAİRESİ’ ALI ESERİ İLE ATIF YILMAZ’IN ‘SELV İ BOYLUM AL YAZMALIM’ ADLI FİLMİNİN KARŞILAŞTIRMALI YAZINBİLİM ÇERÇEVESİNDE MEDYALARARASILIK/SANATLARARASILIK BAĞLAMINDA UYGULAYICI BİR ÇALIŞMA Bahar KAHYA Yüksek Lisans Tezi, Alman Dili Eğitimi Anabilim Dalı Danışman: Yrd. Doç. Dr. Cavidan ÇÖLTÜ İMREN Mart 2013, 146 sayfa Karşılaştırmalı medyalararasılıktır. yazınbilimin Çalışmamızda, bir alt alanı araştırmalarımız da metinlerarasılık neticesinde, ve karşılaştırmalı yazınbilim alanında, medyalararasılık çalışmaların ve analizlerin ne denli az olduğunu tespit etmiş olduk. Bu bağlamda Bertolt Brecht’in ‘Kafkas Tebe şir Dairesi’ adlı tiyatro eseri ile Cengiz Aytmatov’un Selvi Boylum Al Yazmalım’ adlı kitabını senaryolaştıran Atıf Yılmaz’ın aynı adlı filmini, karşılaştırmalı yazınbilim çerçevesinde, metinlerarasılık, medyalararasılık/sanatlararasılık çerçevesinde, ‘emek’ ve ‘adalet’ kavramlarıyla derinlemesine irdeledik. Bilindiği gibi, ‘emek’ ve ‘adalet’ kavramlar ı, gerek edebi eserlerde gerekse bilimsel çalışmalarda ele alınan bir konudur. Bu kadar sıkça konu edilmesinin sebebi ise, bu kavramların hayatta önemli bir yer tutmasıdır. Sevgi ne demektir? Emek gösteren neden sevgiyi hak eder? Ve emek sevgiyi yener mi? Emeğin ödüllendirilmediği yerde adalet yoktur, adaletin olmadığı yerde ise bir düzen yoktur. Çalışmamızda Cengiz Aytmatov’un eserini sinema filmi olarak bizlere sunan Atıf Yılmaz’ın ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ adlı filmi ile Bertolt Brecht’in, bir Çin öyküsünden esinlendiği ‘Kafkas Tebeşir Dairesi’ adlı eserindeki bu ana kavramlar derinlemesine irdelenmiş ve böylelikle bu medyalararasılık/sanatlararasılık alanında yapılacak olan çalışmalara katkı sağlanmak amaçlanmış, sonraki çalışmalar teşvik edilmek istenmiştir. vi Kültürlerarasılıkta yaşanmışlıkların benzerlikler gösterebileceğini düşündüğümüz için bu alana gerek kuramsal gerekse öğretbilimsel eğilimi artıracağı ümidiyle karşılaştırmalı yazınbilim çerçevesini genişletmeyi amaçlamaktayız. Çalışmamızın, kültürlerarası bir araştırmayı kapsadığından, öz ve yabancı kültürleri kucakladığından, karşılaştırmalı yazınbilim çerçevesinde yazılan diğer çalışmaları teşvik etmesini ummaktayız. Anahtar sözcükler: Karşılaştırmalı yazınbilim, medyalararasılık/sanatlararasılık, metinlerarasılık, emek, adalet. vii VORWORT Die Begriffe Mühe und Gerechtigkeit sind für Menschen immer schon wichtig gewesen; von ihnen hängt es unter anderem ab, ob man zufrieden oder sogar glücklich ist. Alle Menschen machen bewusst oder unbewusst das Gleiche, wenn ihnen Unrechtes begegnet. Sie fragen: ‘Gibt es auf dieser Welt keine Gerechtigkeit?’ oder auch ‘Werde ich für meine Mühen nicht belohnt?’ Mühe und Gerechtigkeit sind also Begriffe, im Zusammenleben in der Gesellschaft einen hohen Wert haben. Das Ziel dieser wissenschaftlichen Arbeit ist es, zwei Werke, einen literarischen Text und einen Film, analysierend zu vergleichen, indem wir die Begriffe Mühe und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellen. Zum einen geht es um das Theaterstück ‘Der kaukasiche Kreidekreis (1944-1945)’ des weltbekannten deutschen Autors Bertolt Brecht, der sich immer als ein Kämpfer der Gerechtigkeit aufgezeigt hat, zum anderen um das Werk ‘Selvi Boylum Al Yazmalım (Du meine Pappel im roten Kopftuch;1970) des kirgisischen Schriftstellers Cengiz Aytmatov; das von Atıf Yılmaz unter dem gleichen Namen verfilmt wurde. Indem diese wissenschaftliche Arbeit einen literarischen Text und einen Film miteinander thematisiert, leistet sie einen Beitrag um Vergleich von zwei Kunstarten, zum Problemfeld Intertextualität und zu intra- wie interkulturellen Fragestellungen. Danken möchte ich an dieser Stelle meiner Betreuerin Dr. Phil. Cavidan ÇÖLTÜ İMREN und meinem Flensburger Dozent Prof. Dr. Günter HELMES, der zu meiner Abschlussthese grosse Denkaustoße gegeben und mir in Flensburg grosse Hilfe geleistet hat. Ebenso danke ich Gabi und Kurt SCHWOHN, die mir in Flensburg zu meiner zweiten Familie geworden sind. Für Anregungen und für das Korrekturlesen den ersten Manuskripts danke ich zu dem Herrn Thomas E. Mein besonderer Dank gilt selbstverständlich meiner liebevollen Mutter Hülya KAHYA und meinen Helden, meinem Vater Caner KAHYA und meinem Bruder Coşkun KAHYA. Meine heimliche Heldin ist Bahar TANRIKULU, denn sie hat mich auf Schritt und Tritt immer während dieser Arbeit unterstützt. Und ich möchte gerne den Herrn Musa Osman KARATOSUN, Ahmet BEKEN und Cengiz DUMAN danken, die mir bei der Interpretation des Quranverses geholfen haben. Auch den Herrn Hüseyin İnan BİÇER und Muzaffer H. KIRIKKALP möchte ich gerne für die Bilder der Theaterstücke von Brecht danken. viii INHALTVERZEICHNIS Seiten ZUSAMMENFASSUNG .............................................................................................. iii ÖZET ............................................................................................................................. v VORWORT ................................................................................................................... vii ANHANGSLISTE......................................................................................................... xi I. TEIL EINLEITUNG 1.1. Ziele der Arbeit .......................................................................................................... 5 1.2. Zur Methodologie der Arbeit ..................................................................................... 6 1.2.1. Komparatistik .............................................................................................. 6 1.2.2. Imagologie ................................................................................................... 9 1.2.3. Intertextualität .................................................................................. 11 1.2.4. Intermedialität .................................................................................. 12 II. TEIL DIE ERZÄHLER BERTOLT BRECHT UND CENGIZ AYTMATOV UND DER REGISSEUR ATIF YILMAZ 2.1. Bertolt Brecht ........................................................................................................... 14 2.1.1. Episches Theater ............................................................................................ 18 2.1.2 Verfremdungseffekt (V-Effekt) ...................................................................... 18 2.1.3. Der kaukasische Kreidekreis ......................................................................... 20 2.2. Atıf Yılmaz .............................................................................................................. 22 2.2.1. Selvi Boylum Al Yazmalım ........................................................................... 24 2.3. Cengiz Aytmatov ..................................................................................................... 28 ix III. TEIL CENGIZ AYTMATOVS ROMAN ‘SELVI BOYLUM AL YAZMALIM’ (DU MEINE PAPPEL IM ROTEN KOPFTUCH) UND ATIF YILMAZS FILM ‘SELVI BOYLUM AL YAZMALIM’: EIN VERGLEICH 3.1. Der Begriff Intertextualität ...................................................................................... 30 3.2. Der Begriff Intermedialität ...................................................................................... 35 3.3. Die interdiziplinären Verflechtungen im Film: Intermedialität ............................... 38 3.4. Die interdiziplinären Verflechtungen im Theaterstück: Intertextualität .................. 50 3.5. Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der Film- und der Literatursprache ..... 57 IV. TEIL DIE BEGRIFFE ‘MÜHE’ UND ‘GERECHTIGKEIT’ IM THETERSTÜCK ‘DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS’ UND IM FILM ‘SELVI BOYLUM AL YAZMALIM’ 4.1. Die komparatistische Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ (Vergleichende Darstellung der ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’in der türkische und deutsche Wörterbüchern) ........................................................................................................ 65 4.2. Die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmal ım’: Das Muttermotiv, das Vatermotiv und das Kindsmotiv .......................................... 69 4.2.1. Das Muttermotiv ............................................................................................ 69 4.2.1.1. Die ledige Asya/Der Anfag der Liebe .............................................. 69 4.2.1.2. Die Mutter Asya ................................................................................ 70 4.2.1.3. Zusammentreffen mit Cemşit (Cemşit, ihr zukünftiger 2. Ehemann) ................................................................................................................................. 74 4.2.2. Das Vatermotiv .............................................................................................. 79 4.2.3. Kindmotiv ...................................................................................................... 85 4.3. Die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’: Das Muttermotiv, das Richtermotiv .................................................. 88 4.3.1. Das Muttermotiv ............................................................................................ 88 x 4.3.2. Richtermotiv .................................................................................................. 95 V. TEIL DER BEGRIFF ‘HERMENEUTIK’ IM THEATERSPIEL ‘DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS’ UND IM FILM ‘SELVI BOYLUM AL YAZMALIM’ 5.1. Der Begriff ‘Hermeneutik’ ...................................................................................... 99 5.2. Der Begriff ‘Hermeneutik’ im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmal ım’ ...................... 103 5.3. Der Begriff ‘Hermeneutik’ im Theaterspiel ‘Der kaukasische Kreidekreis’ ......... 109 VI. TEIL SCHLUSSBEMERKUNG QUELLENVERZEICHNIS ...................................................................................... 124 ANHANG .................................................................................................................... 127 LEBENSLAUF ........................................................................................................... 145 xi ANHANGSLISTE Anhang 1: Mine ........................................................................................................ 126 Anhang 2: Dul bir Kadın .......................................................................................... 128 Anhang 3: Adı Vasfiye ............................................................................................. 130 Anhang 4: Eğreti Gelin ............................................................................................. 132 Anhang 5: Dreigroschenroman ................................................................................ 136 Anhang 6: Leben des Galilei .................................................................................... 139 Anhang 7: Der gute Mensch von Sezuan ................................................................. 141 Anhang 8: Das chinesische Schauspiel Hui Lan Ji ................................................... 145 I. TEIL EINLEITUNG ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’, die wir im Leben immer brauchen und deren Abwesenheit uns verletzen, sind zwei abstrakte Begriffe. Um die Bedeutung der Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ zu fühlen, benötigen wir nicht immer ein besonderes Ereignis. Die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’, die sowohl individuell, als auch international sind, treffen wir überall an, unser ganzes Leben lang. Es ist nicht so schwer, das Verhältnis eines Mannes, der die Bäume in seinem Garten ordentlich angießt und dadurch eine emotionale Beziehung zu ihnen aufbaut, als Mühe zu nennen. Wenn die Bäume spüren, dass sich der Mann Mühe mit ihnen gibt, werden sie ihn mit frischen und reifen Früchten belohnen. Das nennen wir Gerechtigkeit. Ich denke, dass diese zwei Begriffe für die Weltordnung unverzichtbar sind. Wir Menschen geben uns gern Mühe, wenn wir etwas wichtig nehmen. Aber wir wollen dafür auf jeden Fall belohnt werden. Ich denke, es gibt niemanden auf der Welt, der glücklich ist, wenn er nicht für seine Mühen belohnt wird. In diesem Zusammenhang müssen wir feststellen, dass ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ in einer engen Beziehung stehen. Zu allererst ist es ein Bedürfnis, für seine Mühe belohnt zu werden. In unserer Arbeit untersuchen wir im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmal ım’ die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ im Rahmen der Komparatistik und deren Unterbegriffe Imagologie, Intermedialität, Intertextualität und Hermeneutik. Brecht, der Schriftsteller vom Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ ist einer der wichtigsten Schriftsteller, Kritiker, Streiter in der Welt. In diesem Theaterstück bearbeitet er die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ in einer Rahmenerzählung. Das Theaterstück von Brecht basiert auf eine chinesische Geschichte1 und/oder Salomons Urteil.2 Obwohl in der chinesischen Geschichte der Richter das Kind der 1 Das chinesische Schauspiel Hui Lan Ji (Die Geschichte vom Kreidekreis) wurde von Li Xingdao, einem chinesischen Dramatiker im 13. Jahrhundert während der Yuan-Dynastie, geschrieben. Laut Lu Gui Bu, einem annotierten Nachschalgwerk der Yuan-Dramen und ihrer Autoren, war Hui Lan Ji eines der mehr als 600 Schauspiele, die in der Yuan-Ziet geschieben und aufgeführt wurden. Diese Zeit wird daher als das goldene Zeitalter des traditionellen chinesischen Dramas betrachtet. (Vgl. Anhang 8) 2 leiblichen Mutter gibt, sehen wir das im Theaterstück von Brecht nicht, weil Brecht die Mühe belohnen will. Im Theaterstück von Brecht, der denkt, dass ‘Gerechtigkeit’ und ‘Mühe’ gewinnen muss, gibt der Richter am Ende des Theaterstücks das Kind nicht der leiblichen Mutter, sondern der Mutter, die sich um das Kind bemüht hat. In diesem Zusammenhang ist die Ähnlichkeit zwischen Brechts Theaterstück und Salomons Urteil deutlich zu sehen. Wie oben betont, belont zu werden ist sowohl ein Bedürfniss, als auch eine Notwendigkeit für die Gerechtigkeit. Das andere Werk, das wir in unserer Arbeit zur Hand nehmen, ist der Film von Atıf Yılmaz ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’, der eine Verfilmung des Buches von kirgisischem Schriftsteller Cengiz Aytmatov ist. Im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ heben wir die Beziehung zwischen ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ im Rahmen der Vaterschaft hervor. Yılmaz, der das Buch von Aytmatov verfilmt hat, hat sein Drehbuch gemäß dem kulturellen Leben der Türken umgeschrieben. In einer Reportage berichtet Yılmaz: ‘Selvi Boylum Al Yazmalım adlı eser Aytmatov’un bana söylediğine göre, Ruslar tarafından beş defa çekilmiş. Aytmatov içlerinde en çok bizim yaptığımızı beğendiğini söyledi.’ (Çetin, 1990, s. 86) ‘Wie auch Aytmatov mir berichtet hat, wurde das Werk ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ von den Russen fünf mal verfilmt, aber Aytmatov gefiel am meisten unsere Verfilmung.’3 Yılmaz berichtet in der gleichen Reportage über Aytmatovs Kritik: ‘Eserin orjinalindeİlyas, devletin arabasıyla Tien-Shan’ı tırmandığı, izinsiz köye gittiği için zor durumda kalıyor. Bizim filmde ise kamyon özel sektöre ait. Kamyon bir barajda çalışıyor. Aytmatov, bana, neden bu bölümü kitaptaki gibi olmadığını sordu. 2 Salomon, auf Türkisch Hz. Süleyman, dessen Vater David ein Prophet war, war laut dem Quran sowohl ein König als auch ein Prophet. Er war ein Prophet, der einige Fähigkeiten hatte, die andere nicht haben konnte. Bswp. Salomon konnte mit Tieren sprechen und sie verstehen, ausserdem war Salomon ein kluger und gerechter König. Hier können Sie eine der Geschichten von Salomon sehen, die auch im Quran geschrieben wurden: ‘78.Und David und Salomo richteten über den Acker, worin sich die Schafe eines Volkes zur Nachtzeit verliefen und weideten; und Wir waren Zeugen ihres Urteilspruches. 79.Wir gaben Salomo volle Einsicht in die Sache, und jedem (von ihnen) gaben Wir Weisheit und Wissen. Und Wir machten die Berge und die Vögel dienstbar, mit David zusammen (Allahs) Preis zu verkünden, und Wir konnten das tun. 80.Und Wir lehrten ihn das Verfertigen eurer Panzerhemden, auf daß sie euch in eurem Kampf schützen mögen. Wollt ihr denn nicht dankbar sein? 81.Und Salomo (machten Wir) den Wind (dienstbar), der in seinem Auftrage in das Land blies, das Wir gesegnet hatten. Und Wir besitzen Kenntnis von allen Dingen. 82.und von den Satanen, die für ihn tauchten und dazu noch andere Werke verrichteten; und Wir Selbst beaufsichtigten sie.’(Al-Anbiya, 78-82) 3 Übersetsetzt von Bahar Kahya. 3 Ben de Türkiye’de böyle bir düzenlemenin olmadığını, bu sebeple değiştirildiğini söyledim. İkna oldu.’ (Çetin, 1990, s. 86) ‘Da Ilyas im originallen Werk mit dem Auto des Staats durch den Tien-Shan Fluss und ohne Erlaubnis ins Dorf fuhr, war Ilyas in einer schweren Situation. Aber in unserem Film gehört der LKW zu einer privaten Firma. Der LKW arbeitet an einem Dammbau. Aytmatov fragte mich, warum dieser Teil im Film nicht, wie in seinem Buch war. Ich sagte ihm, dass es in der Türkei keinen solchen Fall geben würde und deswegen veränderte ich diesen Teil. Er war überzeugt von dieser Änderung.’4 Yılmaz berichtet weiter: ‘Filmde kullanılan kamyonun üzerinde “Aldırma gönül” şeklinde bir yazı vardı. Bu aynı adlı şarkının o yıllarda popüler olmasından kaynaklanıyor. Aynı zamanda bu söz kahramanımız İlyas’ın karakterine de uygundu. Bizim insanımızın makinayla ilişkisi, batılılarınki gibi değildir. Batılı kendi icadı olan bir makinanın bir süre sonra bir parçası gibi oluyor. Onun esiri oluyor. Bizim insanımızda ise durum tamamen farklı. Biz o alete hükmetmeye çalışıyoruz. Arabalarımıza, dolmuş ve taksilerimize yazdığımız yazılar bunun en büyük delilidir. İnsanımız makinayla organik bir bağ kurmaya çalışıyor. Onu yönetmenin, kontrol etmenin zevkini yaşıyor’ (Çetin, 1990, s. 87). ‘Im Film gab es am LKW einen Aufdruck, der ‘Ald ırma Gönül’ hieß.Er rührte von einem gleichnamigen Lied, das in dieser Zeit sehr populär war. Die Worte passten Ilyas gut. Die Beziehung unseres Volks ist nicht wie beim europäischen Volk. Die Europäer können ein Teil einer Maschine sein, die sie entdecken. Sie können Sklave der Maschine sein. Bei uns ist es komplett anders. Wir versuchen diese Maschiene zu kontrollieren. Die Aufdrücke, die wir an die Autos, Busse oder Taxi schreiben, sind die besten Beweise. Unsere Völker versuchen mit der Maschine eine organische Beziehung zu führen. Sie kosten aus, die Maschinen zu kontrollieren und zu beherrschen.’5 4 5 Übersetzt von Bahar Kahya. Übersetzt von Bahar Kahya 4 Die Differrenzen, die wir im Film antreffen, umfassen nicht nur visuelle Elemente, sondern auch die Eigenschaften der Protaganisten. Beispielsweise, obwohl die Protoganstin im Buch von Aytmatov arbeitet, arbeitet Asya am Anfang des Filmes nicht. Cemşit, der einer der Protaganisten ist, findet später für Asya einen Job. Aber man kann nicht feststellen, ob Asya langzeitig arbeitet, weil wir sie immer zu Hause, mit ihrem Kind Samet und Mann sehen. Ich denke, dass Yılmaz darauf hinweisen möchte, dass es in der Türkei Probleme mit den Rechten der Frauen gibt. Yılmaz, einer der wichtigsten Regisseuren des türkischen Kinos, drehte besonders in seiner letzten Periode viele Filme über die Fraunrechte in der Türkei. Er bearbeitet mutig sexuelle und kulturelle Probleme der Frauen in der Gesellschaft. ‘Dul Bir Kadın, Adı Vasfiye, Eğreti Gelin’ sind die Filme, in denen Yılmaz Identitätsprobleme der Frauen bearbeitet. Über diese Filme, in denen man die Herrschaft der Männer bemerkt, können wir nicht sagen, dass Yılmaz die Idee verteidigt, dass die Frauen die Sache der Männer sein müssen. Sondern Yılmaz kritisiert mutig die gesellschaftlichen Regeln, die sagt, dass eine Frau erst ihrer Familie, dann ihrem Mann gehört. Seiner Meinung nach müssen die Frauen nicht nur in ihren Häusern leben, sondern sie haben auch draussen ihre eigenes Leben, beispielsweise, sie müssen arbeiten gehen und produzieren. Aber dafür muss man sich erst von der Herrschaft der Männer befreien. In diesem Zusammenhang können wir sagen, dass Yılmaz einer der wichtigsten Fraunrechtler ist. In der Arbeit denken wir, dass es richtiger ist, die beiden Werke, das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und den Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’, welche die internationallen Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ behandeln, mit Hilfe der Komparatistik, Imagologie, Intertextualität, Intermedialität und Hermeneutik miteinander zu vergleichen. 1.1. Ziele der Arbeit Die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’, die sehr wichtig für die Weltordnung sind, sind häufig sowohl in literarischen Werken, als auch in wissenschaftlichen Arbeiten, als Thema behandelt worden. Die Ähnlichkeiten im Theaterstück von Brecht ‘Der kaukasische Kreidekreis’, und im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmal ım’ sind auffallend. Im Prinzip betonen diese zwei Werke die ‘Gerechtigkeit’ und ‘Mühe’. Brecht, der dieses Thema in seinem Theaterstück bearbeitet, schreibt sein Theaterstück in zwei unterschielidhen Geschichten. Eine solche Erzählung können wir im Film ‘Selvi 5 Boylum Al Yazmalım’ nicht sehen. Atıf Yılmaz, der der Regisseur des Filmes ist, hat das Buch vom kirgisischen Schriftsteller Cengiz Aytmatov, dessen Buch aus einer Geschichte besteht, verfilmt. Obwohl das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und der Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ strukturell einige Differenzen zeigen, können wir sagen, dass beide Werke das gleiche Thema behandeln. Für die beiden Werke, für deren Begriffe die ‘Gerechtigkeit’ und ‘Mühe’ im Mittelpunkt stehen, können wir sagen, dass sie zu einer der Hauptwerke im Bereich der Weltliteratur und der Reflexion geworden sind. Da wir verschiedene Kulturen im Bereich der Literatur zur Hand nehmen, wird Komparatistik zu unserem Haupthandlungsbereich. Es werden nicht nur zwei literarische Werke, sondern auch ein Film zum Vergleich gezogen. Deshalb müssen wir die Intermedialität betonen, worin wir unsere Hauptbegriffe ‘Gerechtigkeit’ und ‘Mühe’ analysieren. Da ein Film ein Drehbuch hat, können wir sagen, dass ein Film in einer engen Beziehung mit der Literatur steht. Diese Beziehung wurde im Rahmen der vergleichenden Literaturwissenschaft in der Arbeit detailiert untersucht. Das Ziel unserer Arbeit ist es, dass wir zwei verschiedene Werke im Rahmen der Intermedialität miteinander vergleichen. Im Unterschied zu den anderen Arbeiten, vergleichen wir ein in Dramenform geschriebenes Werk ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und einen mit Hilfe der Intermedialität inszenierten Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’. In diesem Zusammenhang möchten wir nicht nur geschriebene Werke, sondern auch im Rahmen der Intermedialität alle Werke miteinander vergleichen. Unserer Arbeit besteht aus nicht nur einer oberflächlichen Charakteranalyse, sondern wir möchten auch betonen, dass die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ im Leben des Menschen einen wichtigen Platzt haben. Erst möchten wir erklären, welche wissenschaftliche Begriffe wir in unserer Arbeit verwenden. 1.2. Zur Methodologie der Arbeit 1.2.1. Komparatistik Komparatistik, dessen Forschunsgebiet sehr breit ist, vergleicht zwei oder mehrere Werke, Themen, Gattungen, indem sie Unterschiede und Gemeinsamkeiten untersucht. Komparatistik beschäftigt sich nicht nur mit Werken seiner eigenen Kultur, 6 sondern sie macht auch einen internationalen Vergleich; bespielsweise vergleicht sie ein Thema in einer verschiedenen Kultur. Die Werke, die man miteinander vergleicht, sollten struktrell oder thematisch vergleichbar sein. Wenn wir die geschichtliche Entwicklung der Komparatistik untersuchen, sehen wir dass die Komparatistik schon in der Antike entstanden ist Denn in der Antike kennt man die anderen Kulturen und Werke aufgrund der Übersetzungen, mit denen man unterschiedliche Kulturen miteinander verglichen hat. In diesem Zusammenhang können wir behaupten, dass Goethe wie ein Friedensbotschafter zwischen den Kulturen, weil er sowohl westliche als auch östliche Literatur sehr gut kennt. Aytaç berichtet darüber: ‘Karşılaştırmalı edebiyat biliminin temelinde Goethe’nin ‘Weltliteratur’ dediği dünya edebiyatı düşüncesi yatar ki, bu da her şeyden önce farklı milletlerin birinci kalite, yani klasik eserlerinin, insanlığın ortak edebiyat hazinesini yaratmasıdır’ (Aytaç,1997, s.8). 7 Van Tieghem6, der Vertreter von ‘Ecole normale superieue’ und ein französischer Literaturwissenschaftler ist, untersucht, ob eine nationale Literatur von einer verschiedenen Literatur beeinflusst wird. Seiner Meinung nach kann eine nationale Literatur von einer anderen Literatur nicht beeinflusst werden. Jean-Marie Carre8, der ein anderer französischer Literaturwissenschaftler ist, denkt, dass Komparatistik der Unterbegriff der vergleichenden Literaturgeschichte ist. Er behauptet, dass man den Begriff Komparatistik noch mal bestimmen sollte. Nach Carre bedeutet die Komparatistik nicht zwei oder mehrere Werke miteinander zu vergleichen. In der nationalen Literatur sollte man Imagologien und Einwirkungen der anderen Länder 6 Van Tieghem ist ein französischer Literaturwissenschaftler. Er konkretisiert in seinem Werk ‘La Littérature Comparèe’ das Thema, die Grenze und das praktische Method der vergleichenden Literatur. (Vgl. Sakallı, 2012, s. 37) 7 Ecole normale superieue ist eine Richtung in der Literaturwissenschaft. Van Tieghem und Jean-Marie Carre sind die Vertreter von dieser Richtung. Ecole normale superieue vertritt die Meinung, dass es nationale Literaturen gibt und vergleichende Literaturwissenschaft nicht das Vergleichen der Literaturen ist. Sie untersucht die Entwicklung der Literatur in der nationalen Literatur, um eine allgemeine Literatur zu schaffen. (Vgl. Ebd., s.100) 8 Carre ist ein Literaturwissenschaftler, dessen Meinungen in der Wissenschaft Polemik schufen. Er denkt, dass der Begriff Komparatistik von den Menschen nicht richtig interpretiert wurden. (Vgl. Ebd., s.43-45) 7 untersuchen. Der amerikanische Komparatistiker Wellek9, behauptet das Gegenteil. Er glaubt, man muss die literarische Werke der verschiedenen Kulturen untersuchen. Tieghem bemerkt, dass man aufgrund der Sprachwissenschaft immer etwas Neues über die verschiedenen Kulturen lernt und behauptet, dass es für die Literaturwissenschaft auch gelten kann.(Sakallı, 2012, s.37-45) Remak10 und Levin11, die die Meinungen von Wellek unterstützen, untersuchen die Werke im Rahmen der gesellschaftlichen und geschichtlichen Ebene, indem sie verschiedene Medien benutzen. Man kann behaupten, dass Komparatistik nun in einer engen Beziehung mit Intermedialität ist. Wenn wir die Entwicklung der Komparatistik in Deutschland beobachten, sehen wir, dass Komparatistik sich besonders nach dem zweiten Weltkrieg entwickelt. Horst Rüdiger12 und Hugo Dysernick13, die wichtige Literaturwissenschaftler dieser Zeit sind, haben über Komparatistik wissenschaftliche Arbeiten geschrieben. Besonders vertritt Dysernick die Meinung, dass ‘Imagologie’ die ‘Komparatistik’ entwickeln kann. Komparatistik, die unterschiedliche Forschungsgebiete hat, beschäftigt sich mit verschiedenen Medien. Onur Bilge Kula, der die Komparatistik in der Türkei insbesonders hervorgehoben hat, hat eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben, in der er die Komparatistik detailiert definiert. Er berichtet in seinem Werk: ‘Karşılaştırmalı yazınbilimin araştırma evreni çok geniş. Herhangi bir (ulusal) yazının çeşitli dönemlerinin veya eğilimlerinin karşılaştırılması, ulusal boyutta açıklanamayan ve kavranamayan yazınsal bağıntılar, yazınlar arasındaki ilişki, yazın yoluyla gerçekleşen dil ve kültür çevreleri arasındaki 9 Réne Wellek ist ein amerikanischer Literaturwissenschaftler. Seiner Meinung nach muss man zwei Werke miteinander nicht vergleichen, wenn es zwischen zwei Werken oder Authoren keine geschichtliche Beziehung gibt. (Vgl. Ebd., s. 47) 10 Henry H. Lemak ist ein Literaturwissenschaftler. Mit seinem Artikel ‘Vergleichende Literaturwissenschaft am Scheideweg’ wollte er wie Levin die zwei Ideologie kombinieren. Er untersuchte wie Wellek die methodische Probleme der vergleichenden Literaturwissenschaft. (Vgl. Ebd., s. 52) 11 Henry Levin ist ein Literaturwissenschaftler, der die Meinungen von Ecole normale superieue und amerikanische Komparatistikern kombiniert. Seiner Meinung nach muss ein Literatureinterpret erst ein Kritiker. Sie müssen erst die ästhetischen und technischen Besonderheiten eines Werkes kritisieren, dann müssen die gesellschaftlichen und geschichtlichen Besonderheiten untersucht können werden. (Vgl. Ebd., s. 50) 12 Horst Rüdiger, ein Literaturwissenschaftler. Nach dem zweiten Weltkrieg schaff er in Deutschland die vergleichende Literaturissenschaft zu führen. Er teilt einige Meinungen von Wellek, dass die vergleichende Literaturwissenschaft, eine allgemeine Literatur ist. Aber er st nicht ein Formalist, wie Wellek. (Vgl. Ebd, s.87) 13 Hugo Dysernick, ein Literaturwissenschaftler. Seiner Meinung nach muss ein Werk ein supranationales Thema bearbeiten um ein vergleichende Literatur werden zu können (Vgl. Ebd, s.93) 8 düşünsel ilişkiler, çeşitli yazınlar arasındaki ayrılıklar ve benzerlikler ve bütün bunlara bakışı içeren yazın kuramı, karşılaştırmalı yazınbilimin başlıca konularıdır’ (Kula, 1992, s.13). Komparatistik, die sich mit dem Vergleich der Künste beschäftigt, vergleicht ein literarisches Werk auch mit einem anderen Medium, bzw. Malerei, Musik, Film. Das bedeutet, dass Komparatistik nicht nur niedergeschriebenes vergleicht, sondern im Rahmen der Intermedialität Texte mit einem anderen Medium zum Vergleich zieht. Da wir in unserer Arbeit ein Theaterstück und einen Film miteinander vergleichen, steht die Komparatistik im zentrallen Punkt. “Yazın ile ilgilenen her birey günün birinde kendini karşılaştırmalı yazınbilim alanında bulacaktır. Çünkü bir kitabı bile irdeler ve araştırırken başka kaynaklar önerilir ve bu bir yerde şu anlama gelir; her düşünür ve yazar elbette başka yazarların ve dönemlerin etkisi altında kalarak bu eser veya bireylerden destek alıp örneklerden yararlanacaktır” (İmren, 2001, s.5). ‘Jeder, der sich mit Literatur beschäftigt, findet sich irgenwann im Literaturbereich, weil wenn man ein Buch analysiert und erforscht, lernt man viele neue Quellenverzeichnisse kennen, d.h. auch, dass; jeder Denker und Autor unbedingt von anderen Autoren oder Epochen beeinflusst und von diesen Werken oder Personen inspiriert wird.’14 Somit verstehen wir, dass die literarischen Werke sich gegeneinander beeinflussen. Diese Wechselwirkung kann nicht nur thematisch, sondern auch struktrell sein. Komparatistik ist eine Wissenschaft, die mit anderen Forschungsgebieten Hand in Hand geht. Das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und der Film ‘Selvi Boylu Al Yazmalım’, die wir zum Vergleich ziehen, sind struktrell unterschiedliche Werke. Aber da die beiden Werke die gleichen Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ bearbeiten, können wir behaupten, dass die Werke im Rahmen der Komparatistik mit Hilfe der Intermedialität und Intertextualität analysieren können, doch vorerst möchten wir die 14 Übersetzt von Bahar Kahya. 9 Unterbegriffe ‘Intermedialität’ und ‘Intertextualität’, der Komparatistik und deren Definationenkritisch zur Hand nehmen. 1.2.2. Imagologie Imagologie, die eine Unterabteilung der Komparatistik ist, stellt eine Verbindung zwischen Sachen her. Der Begriff entwickelte sich besonders seit den 50er Jahren als eine unabhängige Forschungsdiziplin. ‘Der Versuch, die imagologischen Studien als eine unabhängige Forschungsdiziplin der vergleichenden Literaturwissenschaft zu betrachten, wurde in Deutschland erst um die Mitte der 60er Jahre unternommen’ (Dellal,1997, s.1). Imagologie, die andere Kultur durch Selbstanalyse untersucht, kann analysieren, was in beiden Kulturen vergleichbar ist. In diesem Zusammenhang können wir behaupten, dass Imagologie ein Forschungsgebiet ist, das die Beziehungen zwischen den Kulturen und Völkern beobachtet. Dellal berichtet in ihrer Arbeit: ‘Die Imagologie widmet sich vor allem den Forschungen, die sich auf die Herausarbeitungen des Bildes über ein Volk in den schriftlichen Dokumenten eines anderen Volkes konzentrieren’ (Dellal,1997, s.1). In dieser Arbeit hat Imagologie einen wichtigen Platz, weil wir die Vergleichungen im Rahmen der imagologischen Forschungen erforschen. Somit können wir auf die These der französischen Komparatisten zurückdenken. Beide unserer Werke basieren auf eine chinesische Geschichte oder Salomons Urteil. Brecht und Yılmaz haben diese Urgeschichte selbst reproduziert. Kula berichtet darüber: ‘İmgebilim, bu yönüyle kültürbilimsel bir yapı ve öz kazanır; çeşitli kültürlerde geçerli olan toplumsal ilişkileri düzenleyiş, insana bakış, sorunları algılayış, estetik beğeni, değerler dizgesi gibi alanları içerir. Bu alanlarda geliştirilmiş olan bilimsel bilgilerden yararlanır’ (Kula, 1992, s.14). 10 ‘Mit dieser Eigenschaft gewinnt Imagologie eine kulturwissenschaftliche Bedeutung; sie umfasst die Ordnung der gesellschaftlichen Beziehungen, Wahrnehmungen der Menschen, Wahrnehmungen der Probleme, ästhetischen Geschmack, Valenzsystem, die in vielen Kulturen gültig sind. Imagologie zieht von wissenschaftlichen Informationen, die sich in diesen Bereichen erweitert haben, nutzen.’15 Somit verstehen wir, dass die Imagologie interkulturelle Forschungen umfasst. Im Prinzip spielen die Meinungen des Anderen in imagologischen Arbeiten eine wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang schafft Imagologie die Probleme, das Lebenstil, die Weltbilder des Anderen zu verstehen. Als Grund, warum Imagologie in unserer Arbeit einen wichtigen Platz hat, können wir sagen, dass wir in unserer Arbeit ‘Literatur des Anderen’ untersuchen. 1.2.3. Intertextualität Intertextualität, die in die Wissenschaft von Julie Kristeva16 eingebracht worden ist, ist einer der wichtigsten Begriffe der Komparatistik. Intertextualität beschäftigt sich mit den Beziehungen zwischen Texten, d.h. jeder Text hat einige Spüre eines anderen Textes, deswegen kann man sagen dass, kein Text völlig original ist. So deutet auch Kula darüber: ‘[…] metinlerarasılık ise, çeşitli metinler arasında gerçekleşen geçişlerin yolaçtığı yeni metinsel niteliği veya yazınsal metinler arasındaki etkileşim sürecini ve bağıntıyı anlatır’ (Kula, 1992, s.16-17). ‘[…] Und Intertextualität dagegen, erzählt von den neuen textuellen Eigenschaften oder den Wechselwirkungsprozessen zwischen den 17 schriftlichen Texten, die Wechselwirkungen verursachen.’ 15 Übersetzt von Bahar Kahya. Julie Kristeva ist eine bulgarische Semiotikerin und Psychoanalytikerin. ‘Der Begriff der Intertextualität geht, we bereits erwähnt, auf die bulgarische Semiotikerin und Psychoanalytikerin Julia Kristeva zurück, die sich jedoch auf eine frühere Begriffsbildung von Michael Bachtin, nämlich die der Dialogizität bezieht.’ (zitiert nach: Becker, 2009, s.2) 17 Übersetzt von Bahar Kahya. 16 11 Wie im Zitat betont, hat jeder Text eine Beziehung miteinander. Die Ähnlichkeiten, die auch Kula betont, können nicht immer bewusst passieren. Kula schreibt darüber: ‘Her yazarın ürünü özgün ve tekil bir yaratım olmasına karşın, yazar toplumsal bütünlüğün belirlediği bir bireydir. O nedenle yazınsal ürünler ve yazarlar arasında koşutluk ve genel ilkelerde benzerlikler olması, ille de karşılıklı etkileşim olmasını gerektirmez. Yazınlararası koşutluklar, yazarın evrensele ulaşma yeteneği ile yakından ilgilidir. Evrenseli simgeleyen yazınsal yapıtlarda benzeşmeler olması olağandır’ (Kula, 1992. s.16). ‘Obwohl das Werk des Autors ein originelles und sein eigenes Werk ist, ist der Autor einer, der von der Gesellschaft geschaffen wurde. Deswegen bedeutet das nicht, dass es eine gegenseitige Wechselwirkung gibt, wenn es eine Ähnlichkeit zwischen den Werken und Parallellen zwischen Autoren gibt. Intertextueller Parellelismus bezieht sich mit der Fähigkeit des Autors, der die Universitalität sucht. Es ist ganz normal, wenn es Ähnlichkeiten zwischen Texten gibt, die die Universitalität symbolisieren.’18 Mit diesen Worten betont Kula eigintlich, dass die Ähnlichkeiten zwischen Werken nicht immer ein Zeichen einer offenen Beziehung ist. Wie wir vorher berichteten, es gibt keinen völlig originellen Text. Aber wenn zwei verschiedene Texte das gleiche Thema bearbeiten, bedeutet das nicht, dass ein Text den anderen Text bewusst verwendet. Manchmal gibt es unbewusst eine Beziehung zwischen Texten. 1.2.4. Intermedialität Intermedialität ist ein wissenschaftlicher Begriff, die von Higgins in die Wissenschaft eingebracht worden ist. 18 Übersetzt von Bahar Kahya. 12 ‘Die Konjuktur des Terminus ‘intermedia’ zur Bezeichnung dieser Kunstformen verdankte sich einem 1966 veröffentlichen, wegweisenden Manifest von Dick Higgins mit dem Titel ‘Intermedia’ […], in dem Higgins seiner Überzeugung Ausdruckt verleiht, daß ‘much of the best work being produced today seems to fall between media’ (Rajewsky, 2002, s.9). Intermedialität vergleicht Unterschiede und/oder Ähnlichkeiten zwischen zwei oder mehrere unterschiedlichen Medien. Sie muss mindestens zwei Medien umfassen, die miteinander in einer Beziehung sind. Bei der Intermedialität bezieht sich ein Medium auf ein anderes Medium. Besonders ist es in letzten Jahren sehr häufig gesehen, in einem Medium ein anderes Medium zu sehen. Man kann keinen Film ohne Musik oder technischen Medien denken. ‘Die Intermedialitätsforschung beschäftigt sich mit Mediengrenzen überschreitenden Phänomenen, die mindestens zwei konventionell als distinkt wahrgenommene Medien involvieren’ (Rajewsky, 2002, s.199). Wir wissen, dass der Begriff Intertextualität die Beziehung zwischen den Texten vergleicht. Im Unterschied zur Intertextualität untersucht Intermedialität die Beziehung der Medien im Rahmen der intermedialen Beziehung. In der Arbeit vergleichen wir nicht nur diese beiden Werke miteinander, sondern wir untersuchen die Werke auch einzeln, ob sie mit anderen Medien eine Beziehung haben. Besonders für den Film kann man sagen, dass der Film aus vielen Medien besteht. Musik, Malerei, Fotografie, visuelle und akustische Elemente stehen im Zentrum des Filmes. Für das Theaterstück können wir nicht sagen, dass visuelle Elemente im Zentrum des Buches sind. Im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’, in dem die Wörter im Zentrum der Erzählung sind, kann man besonders die Beziehung zwischen Prosa und Poesie sehen. 13 II. TEIL DIE ERZÄHLER BERTOLT BRECHT UND CENGIZ AYTMATOV UND DER REGISSEUR ATIF YILMAZ 2.1. Bertolt Brecht Bild 1. Bertolt Brecht Brecht, dessen bürgerlicher Name Eugen Berthold Friedlich Brecht ist, wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren. Brecht ist einer der wichtigsten Schriftsteller, Dichter, Kritiker, Streiter und Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Seine Werke wurden in viele Sprache übersetzt. Brecht ist der Begründer des epischen Theaters. 14 Brecht, der Kriegsgegner ist, zeigte seine erste wichtige Reaktion, als er im Gymnasium ein Schüler war. Er kritisierte gerne Horaz19, der in seinem Aufsatz ’süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben’ schrieb. Brecht, der diesen Aufruf von Horaz als ‚Zweckspropaganda’ nannte, verurteilte den Krieg sein Leben lang. Brecht wurde wegen dieser Meinung mit einem Schulverweis bestraft. Aber dank der Mühe seines Vaters und Religonslehrer blieb es nur eine mündliche Verwarnung. (Vgl.Völker, 1976, s.16) Brecht studierte von 1917 bis 1918 Medizin an der Ludwig-Maximilans Universität-München. Aber er musste sein Studium unterbrechen, weil er in Augsburger Rezervelazarett als Militärkrankerwärter eingesetzt wurde. In 1919 bekam er einen Antrag um an die Vorlesungen nicht teilzunehmen. Am 29. November wurde er immatrukiliert. In 1921-1922 war er an der Philosophischen Fakültät in Berlin eingeschrieben, aber er studierte nicht. In 1916 lernte er seine grosse Liebe Paula Bahnholzer‚ die er ‚Bi’ nannte, kennen. Brecht und Paula Bahnholzer hatten einen Sohn. Der Sohn von Brecht wurde im zweiten Weltkrieg im Osten verplichtet und am 13. November 1943 starb er bei einem Sprengstoffanschlag in Porchow. Im Jahre 1920 starb die Mutter von Brecht. Im gleichen Jahr lernte er einen Kaberettisten Karl Valentin kennen. Sie hatten enge Freundschaft und das beeinflusste ihn tief. Brecht, der sich immer mit der Literatur beschäftigen wollte, wusste, dass er mit Theaterspielern und Personen aus der literarischen Szene gute Beziehungen haben sollte. Deswegen lernte Brecht in folgenden Jahren wichtige Personen kennen. Arnolt Bronnen, mit dem er eine literarische Firma begründete und Carl Zuckmayer, mit dem Brecht in Berlin als Dramaturg arbeitete, sind nur zwei wichtige Personen von ihnen. In 20 1922 erhielt Brecht ‘Kleist-Preis’ für sein Theaterstück Trommeln in der Nacht. Neubauer berichtet es ‘als vierundzwanzigjähriger ird er mit dem Kleis-Preis ausgezeichnet, einem namhaften Förderpreis für junge Autorhen.’(Neubauer, 2006, s.20) und dann heiretete Brecht Scahuspielerin und Opersängerin Marianne Zoff. Ein Jahr später kam die Tochter von Brecht, die Hane hiess, zur Welt. Brecht ließ sich nach 19 Horaz ist ein römscher Dichter, der im Jahre 65 vor Chr. geboren ist. Er ist bekannt für seine Gedichte und Satiren. Brecht kritisierte gerne seinen Aussprung. 20 Kleist-Preis ist ein Literaturpreis in Deutschland, der den jungen Authoren auf den Namen Heinrich von Kleist verliehen wird. Kleist war einer der wichtigsten deutscher Dichter. Er starb als er 34 Jahre war. 15 drei Jahren von Marianne scheiden. Danach heiratete Brecht Helene Weigel. Brecht und Weigel hatten zwei Kinder, die Stefan und Barbara hießen. Wir möchten nochmal andeuten, dass Brecht nicht nur ein Author, sondern auch ein Dichter und Dramatiker war. Er verfasste Gedichte, Lieder, Kurzgeschichten, Romane, Erzählungen. Brecht wollte mit seinen Werken lediglich der Gesellschaft die Wahrheit vor Augen führen. Der junge Brecht, der in seinen Jahren am Gymnasium gegen die Aufsätze von Horaz protestierte, fürchtete sich nicht, die Wahrheit zu sagen. Diese Haltung hat Brecht sein Leben lang beibehalten. Er kritisierte mutig Hitler und die Menschen, die die Ideologie von Hitler teilten. In 1928 schrieb Brecht Dreigroschenoper21, der einen der grössten Theatererfolge der Weimarer Republik wurde. Im selben Jahr lernte Brecht Hans Eisler, der ein sehr wichtiger Komponist für seine Stücke war. Er hatte eine enge Freundschaft mit ihm und diese Freundschaft schaftte eine der wichtigsten Dichter-MusikerPartnerschaften des 20. Jahrhunderts. Brecht wurde sein Leben lang wegen seiner politischen Ideologie von vielen falsch verstanden. Sein Theaterstück ‘Die Maßname’ ist von der Polizei abgebrochen worden. Dies ist natürlich leicht verständlich, da ja Brecht ein Kriegsgegner war, dachte man, dass er nicht für sein Vaterland kämpfen wollte. In dieser Zeit war der Nationalsozialismus sehr populär unter den Völkern und Brecht, der keinen Krieg in der Welt wollte und an die Gleichheit der Völker glaubte und nazifeindliche Werke verfasste, ging für einige Zeit ins Exil. Am 28. Februar verließ Brecht Deutschland mit seiner Familie und Freunden und flüchtete ins Ausland. Er hat fünf Jahre lang in Dänemark gelebt. Er wollte eigentlich Deutschland nicht verlassen. Das kann man in seinen Gedichten leicht bemerken. Er schrieb: 21 Die Dreigrosschenoper ist ein Theaterstück, in dem Brecht die Beziehung zwischen dem Bettlerkönig Peachum und dem Verbrecher Mackie Messer erzählt. Mit desen Typen will Brecht eigentlich die Beziehungen zwischen den Bourgeoisen und der Mafia kritisieren. Peachum ist ein Mann, der die Betler zum betteln zwang um durch sie reich werden. Der Bettlerkönig verweist öfters auf die Bibel, weil er möchte, dass die Menschen mit ihm Mitleid fühlen. Aber dieser Werk wurde von vielen falsch aufgenommen Mit diesem Werk wollte Brecht eigentlich die Gesellschaft kritisieren, wurde aber selbst falsch verstanden. Brecht, der mit seinem Theaterstück ein Spiegel sein wollte, verstand, dass die Gesellschaft sein Theaterstück falsch interpretiert hat. Er wollte mit seinem Theaterstück der Gesellschaft zeigen, dass wir in einer solchen vergammelten System leben. 16 ‘Vertriebene sind wir, Verbrannte. Unruhig sitzen wir so, möglichst nahe den Grenzen Wartend des Tags der Rückkehr’ (Völker, 1976, s.190). Mit diesen Versen wollte Brecht erzählen, dass er sein Vaterland nicht mit freiem Entschluss verließ und irgendwann wieder nach Deutschland zurückkehren wird. 22 Brecht, der ins Exil ging, schrieb in Dänemark ‘Leben des Galilei’ , das ein Schauspiel ist. Brecht, der im Exil 15 Jahre verbracht, schrieb nicht nur Dramen, sondern er schrieb auch Beiträge für Emigrantenzeitschriften. In diesen 15 Jahren in anderen Ländern lebte Brecht in verschiedenen Ländern und er kerhte 1949 nach Berlin, nach dem zweiten Weltkrieg zurück. Aber Westdeutschland war für ihn noch verboten, weil Brecht nazifeindliche Ideologie hatte.23 Er begann sofort zu arbeiten. In Berlin hatte er enge Freundschaften mit Personen, die Künstler und Politiker waren, geführt. Er hat mit manchen Verlagen besprochen und dann hat seine Bücher ‘Versuche’ und ‘Gesammelte Werke’ herausbringen lassen. Aber für ihn war das Wichtigste im Theater zu arbeiten, seine Theaterstücke inzenisieren zu lassen. Als Erich Engel nach Berlin 24 kam, inszenisierte Brecht sein Werk ‘Mutter Courouge und ihre Kinder’ und mit diesem Theaterstück gewonnen Brecht, Engel und die Hauptcharakterin Weigel guten Erfolg. ‘Bertolt Brecht ist einer der enigen Schriftsteller der Weltliteratur, die in allen drei Großgattungen derDichtkunst Bedeutendes geleistet haben: in der Dramatik, Lyrik und Epik. Daneben verfasste er noch eine Reihe theoretischer Schriften, etwa zur Philosophie oder zur Gesellschaftspolitik’ (Neubauer, 2006, s.22.). 22 Vgl. Anhang 6. Es gab in Deutschland im Kalten Krieg eine Berliner Mauer, die das Land in zwei Teile teilte. Ostblock war unter Führung von Sowjetunion, Westblock war unter Führung von Vereinigten Staaten. Da Brecht ein sozialister Schriftsteller, Krtiker, Dramatiker, Streiter war, war Westdeutsch für ihn noch verboten. 24 Mutter Courage und ihre Kinder (1941) ist ein bekanntes Theaterstück von Brecht. Brecht erzählt in seinem Theaterstück eine Marketenderin, die Mutter Courage heißt und ihre drei Kinder. Ufgrund dem Krieg verdient Mutter Courage viel Geld, deswegen möchte sie, dass der Krieg nicht benden muss. Obwoh sie ihre Kinder wegen dem Krieg verliert, denkt Mutter Courage immer noch, dass der Krieg weitr gehen muss. Als Grund, warum Brecht ‘Mutter Courage’, eine unordentliche Frau, Mutter als Motiv auswählt, können wir sagen, dass Brecht uns erzählen, dass jeder Person im Krieg schuldig ist. 23 17 Brecht, dessen Werke immer noch von vielen Menschen gelesen und geliebt wurde, starb am 12. August 1956 an Herzanschlag. 2.1.1. Episches Theater Brecht ist der Gründer vom epischen Theater. Episches Theater ist ein Theater, das eine politische Idee, ein politisches Ziel hat. Das Ziel von Brecht war es, das Theater allen Menschen beliebt zu machen. Brecht denkt, dass das Theater nicht nur für die Bürger sondern auch für die Völker war. Seiner Meinung nach begannen die Menschen (nachdem sie seine Theaterstücke gesehen haben) über das System und andere Alternativen zu denken, weil die Zuschauer von epischem Theater die Möglichkeit dazu hatten kritisch zu denken. Brecht, der Begründer vom epischen Theater ist, kritisiert das aristotelische Theater. Seiner Meinung nach müssen die Zuschauer wie Beobachter sein. Beim epischen Theater können die Zuschauer, die die Ereignisse beobachten, mit ihren Entscheidungen immer aktiv sein. Brecht glaubt, dass episches Theater kein Mitfühl der Zuschauer benötigt, sondern ihre Vernunft ein wichtiger Komponent ist. ‘Aristoteles sah den Hauptzweck der Tragödie ‘Katharsis’, der Reinigung des Zusehers durch und von ‘Furcht’ und ‘Mitleid’. Dadurch ist es notwendig, dass sich der Zuschauer in die gezeigte Handlung einlebt. Brecht verlagert nun den Schwerpunkt vom ‘Theater der Einfühlung’ hin zu einem Theater, das nicht auf die Leidenschaften, sondern eher auf den Verstand des Zuschauers zielt. Es ist nicht mehr das Ziel des Dramatikers, beim Publikum Furcht und Mitleid zu bewirken; Brecht sieht diese beiden aristotelischen Begriffe lieber durch ‘Wissenbegierde’ und ‘Hilfsbereitschaft’ ersetz’ (Neubauer, 2006, s.32.). Brecht, der denkt, dass das Theaterstück politisch und gesellschaftlich sein muss, will die Wahrheit vor Augen führen, deswegen können wir behaupten, dass Brecht die Theaterstücke, die eigentlich die Gesellschaft nicht interessieren, ‘zeitlich’ oder ‘nicht sinnvoll’ sieht. 18 2.1.2 Verfremdungseffekt (V-Effekt) Verfremdungseffekt ist die wichtigste Besonderheit des epischen Theaters. Brecht, der den Zuschauer zum Betrachter machen will, will eigentlich ihre Entscheidungen wissen. D.h., dass Brecht eine denkende Gesellschaft sehen will. Als ein Schriftsteller, Dichter, Kritiker und Denker will er den Menschen mit dem epischen Theater erklären, dass sie immer ihr Vernunfte im Vordergrund halten und selbst entscheiden sollten. Um den Zuschauer zum Betrachter zu machen, denkt Brecht, dass die Zuschauer nicht im Theaterstück mittendrin stehen müssen. Hier müssen wir die Besonderheit des V-Effekt (Verfemdungseffekt) andeuten. V-Effekt ist ein literarisches Stillmittel, mit dem man den Zuschauer erklären kann, dass es nur ein Theaterspiel ist. Beim Spiel kann eine Handlung durch Kommentare oder Lieder unterbrochen werden. ‘Yabancılaşma Etmeni, teknik anlamda ‘uzaklık koyma’ yı içerir. Bu ‘uzaklık koyma’ dört düzlemde söz konusudur: 1. İzleyiciyi gözlemci kılacak biçimde, izleyici ile sahne arasında; 2.Oyuncunun sahneyi bir oyun yeri olduğunu belli edecek biçimde, sahne ile oyuncu arasında; 3. Gestus’u (toplumsal davranış biçimini) ortaya koyacak biçimde, oyuncu ile rol arasında; 4. Rol ile yer arasında’ (Çalışlar, 2004, s.213). ‘V-effekt umfasst im technischen Sinne ‘Distanz’. Diese ‘Distanz’ ist in vier Konstellationen möglich: 1.In der Art und Weise, die dem Zuschauer als Beobachter macht; zwischen dem Zuschauer und der Szene. 2.In der Art und Weise, in dem der Schauspieler zeigt, dass die Szene ein Ort ist, in dem gespielt wird; zwischen der Szene und dem Schauspieler. 3.In der Art und Weise, die den‘Gestus’ betont; zwischen dem Schauspieler und der Rolle. 4. Zwischen der Rolle und dem Ort.’25 Brecht, der den V-Effekt beim Theaterstück wichtig nannte, dachte, dass die Meinung ‘Kunst für Kunst’ nicht realistisch war. Da die Entwicklung der Gesellschaft für ihn unzweifelhaft wichtig war, können wir sagen, dass Brecht seine Theaterstücke für die Gesellschaft schrieb. Da seine Werke die Themen ‘Krieg, Mühe, Gerechtigkeit, 25 Übersetzt on Bahar Kahya. 19 soziale Ungerechtigkeit’ reflektieren, vertrat Brecht die Meinung, dass man die Gesellschaft mit Hilfe der Theaterstücke verändern konnte. Seine Meinung über das Drama vertritt Brecht in der Richtung, dass ‘[…] Und wenn man sieht, dass unsere heutige Welt nicht mehr ins Drama paßt, dann paßt das Drama eben nicht mehr in die Welt’ (Völker, 1976, s.123). Brecht, der stets die Hoffnung auf eine bessere und gerechtere Welt hatte und somit im Leben immer nach Gerechtigkeit, Changegleichkeit, Gedankenfreiheit verlaufte, betonte zugleich immer wieder die Unschätzbaren Wert der Mühe. 2.1.3. Der kaukasische Kreidekreis 26 Das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’, das von Brecht im Jahre 1944 geschrieben wurde, ist eins der bekanntesten Theaterstücke von Brecht. Das Theaterstück, das aus zwei unterschiedlichen Geschichten besteht, zentriert die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’. Das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ ist erstmal 1925 von Klabund, ein deutscher Schriftsteller, inszeniert. Als Brecht in USA war, hat er sich mit dem Theater beschäftigt. Im Jahre 1944 schrieb er das Theaterstück, in dem er die chinesische Geschichte und/oder Salomons Urteil verarbeitet. 26 Vgl. http://tiyatro.diyarbakir.bel.tr/tr/oyun/Kafkas_Tebe%C5%9Fir_Dairesi 20 Das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ besteht aus zwei Geschichten. Im ersten Teil des Theaterstücks liest man die Geschichte von zwei Gruppen, die das gleiche Feld haben wollen. Die erste Gruppe hat das Tal, in dem das Feld liegt, im Krieg verlassen, die zweite Gruppe hat sich dann um das Tal und um das Feld gekümmert. Brecht stellt sich eine Frage, wem das Feld gehört. Im zweiten Teil des Theaterstücks liest man eine andere Gechichte, die mit der ersten Geschichte eine enge Beziehung hat. Brecht, der die chinesiche Geschichte aus dem 13. Jahhundert kennt, will sie in seinem Theaterstück verarbeiten. Aber er stellt die Geschichte in seinem Theaterstück anders dar, weil er das für ungerecht hielt, das Kind der leiblichen Mutter zu geben. Im zweiten Teil treffen wir auf zwei Mütter, die das gleiche Kind haben wollen. Die Geschichte spielt in den Kriegsjahren im Kaukasus. Im Palast des Gouverneurs Georgie Abaschwili, an einem Sonntagmorgen zu Ostern, gibt es eine Revolte. Weil es Krieg gibt, möchten einige Fürsten, die Grossfürsten, den Gouverneur und seine Familie, besonders den Sohn des Gouverneurs, töten. Sie kommen zum Palast des Gouverneurs. Der Gouverneur Abaschvili und seine Frau Natella Abaschvili müssen sofort fliehen. Natella Abaschwili flieht aus dem Palast, ohne ihr Kind mitzunehmen. Die Kinderfrau gibt das Kind Grusche, die im Palast als Küchenmädchen arbeitet. Weil das Kind der Erbe und Thronfolger ist, wollen die Fürsten das Kind töten. Grusche ist jetzt wegen Michel in Gefahr. Grusche, die am Anfang das Kind verlassen will, kann es nicht machen. Mit der Zeit fühlt Grusche sich, dass sie die Mutter von Michel ist. Sie findet für ihn etwas Milch, sie schlägt einen Panzerreiter, sie flieht 22 Tage lang ohne Essen und heiratet einen Mann, den sie nicht liebt. Grusche macht ihr Leben wegen Michel kaputt. Und eines Tages, als der Krieg beendet, möchte die leibliche Mutter von Michel ihr Kind zurück. Man stellt sich hier eine Frage, wem das Kind gehört. Den Streit um das Kind Michel löst der Richter Azdak mit seiner Vernunft. Azdak, der als Richter die richtige Mutter von Michel finden muss, findet eine interessante Lösung. Er lässt auf den Boden einen Kreis ziehen und das Kind Michel hinein stellen. Er sagt den Müttern, dass sie das Kind aus dem Kreis ziehen sollten. Wer das schaffen kann, der ist die Mutter. Obwohl Natella Abaschwilli es schafft, gibt Azdak das Kind nicht ihr, weil er weiss, dass Michel für Grusche sehr wichtig ist. 21 2.2. Atıf Yılmaz Bild 2. Atıf Yılmaz Atıf Yılmaz, dessen bürgerlicher Name Atıf Yılmaz Beki ist, ist ein wichtiger Regisseur, Drehbuchauthor und Filmproduzent des türkischen Kinos. Er wurde 1925 in Mersin geboren und studierte Kunst an der İstanbul Universität. Er schrieb in der Zeitschrift ‘Beş Sanat’27 über das Kino und begann dann Entwürfe und Drehbücher für Filme zu schreiben. Seine Kino-Karriere begann mit Semih Evin28, mit dem er einige Zeit zusammen arbeitete. Im Jahr 1952 entstand sein filmischer Erstling ‘Kanlı Feryat’29. Zwischen 1953 und 1957 enstanden dann viele Unterhaltungsfilme, die ihn populär machten. Während in der Zeit die Oper viel mehr der Treffpunkt für die Reichen galt, war das Kino das einzige Vergnügen und der Luxus der Armen oder der unteren Schicht in der Gesellschaft. 27 Monatliches Literaturzeitschrit. Semih Evin ist ein Regisseur im türkischen Kino. At ıf Yılmazs Kariere beginnt mit Semih Evgin. 29 Kanlı Feryat ist der erste Film von Yılmaz, in dem er das Leben eines Junges, der von einer Frau eines Scheiches bezigtigt wurden, bearbeitet. Kanl ı Feryat ist ein Melodram. 28 22 Övünç Meriç stellt in seiner Magisterarbeit 30detailiert fest, dass Atıf Yılmaz als Regisseur drei unterschiedliche Perioden gehabt hat. Nach Övünç drehte Yılmaz in seiner ersten Periode Melodrame, die sehr beliebt waren. In seiner zweiten Periode machte er sozial engagierte Filme, die über das Leben in Dörfen erzählen. Mit diesen Filmen zeigte er den Menschen, wie schwer das Leben im Dorf war und welche Probleme die Menschen, die vom Dorf in die Stadt umgezogen sind, hatten. In seiner dritten Periode schuf er viele feministische Filme über das Schicksal der Frauen und über Frauenrechte. Mutig bearbeitete er die Identitätsprobleme, ökonomische Probleme, sexuelle Verbote und die Stellung der Frauen in der Gesellschaft. Das Kino ist ein Teil der Kultur und die Kultur wird von politischen und gesellschaftlichen Ereignissen beeinflusst. Besonders in seiner dritten Periode wurden viele Filme von Yılmaz durch sozial-kulturelle Ereignisse beeinflusst. Über das türkische Kino können wir sagen, dass es unterschiedliche Perioden hat. In den Komödien, in denen Kemal Sunal, Zeki Alaysa, Metin Akpınar und Şener Şen spielten, verfilmte Yılmaz ‘7 Kocalı Hürmüz, Dolandırıcılar Şahı, Güllü Geliyor Güllü, Köşeyi Dönen Adam, Kibar Feyzo’ und andere Komödien.Ich denke, dass die Filme, die in der Tradition des ‘Yeşilçam Kinos’31 standen, auch für Yılmaz in seiner Kino-Karriere sehr wichtig waren. In dieser Zeit, waren die Kinofilme für das türkische Volk, das einzige Vergnügen, weil viele Menschen keinen Fernseher zu Hause hatten. Wir können sagen, dass die Menschen aufgrund dieser Filme im Leben aktiv waren und eine besondere Kultur geschaffen worden war. Unter diesen Kinofilmen, die man mit seinen Familien und Freunden im Kino sehen konnten, wurden die Liebesgeschichten besonders sehr beliebt. In der Tradition des ‘Yeşilçam Kinos’ hatte Yılmaz einen wichtigen Platz. ‘Hıçkırık, Bir Şoförün Gizli Defteri, Selvi Boylum Al Yazmalım’ sind einige Filme, die von Yılmaz verfilmt wurden. Yılmaz, der drei Perioden in seiner Kino-Karriere hatte, verfilmte gerne Filme über Fraunrechte. Einige von denen sind: ‘Mine, Dul Bir Kadın, Eğreti Gelin, Adı Vasfiye’.32 Ich denke, dass Yılmaz wie Brecht die Meinung ‘Kunst für Kunst’ nicht richtig fand. Yılmaz dachte, dass die Frauenrechte in der Türkei verbessert werden müssen, drehte in seiner dritten Periode auch Filme über das Schicksal der Frauen in der Türkei. Mit seinen Filmen betonte Yılmaz, dass die Frauen durch Männer nicht wie ihre 30 Vgl. Ebd., s.75-76. Das traditionelle türkische Kino. 32 Vgl. Anhang 3 31 23 Eigentum behandelt werden können. Yılmaz wollte kritisieren, dass die Frauen nicht nur ‘Mütter und Hausfrauen’ sein sollten. In diesem Zusammenhang können wir sagen, dass Yılmaz einer der Regisseuren ist, der mit seinen Filmen die Menschen verändern wollte. 2.2.1. Selvi Boylum Al Yazmalım ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ (1977), ist die Verfilmung eines Buches des kirgisischen Regisseur Cengiz Aytmatov, ist einer der besten Filme von Atıf Yılmaz. Im Film geht es nicht nur um die Liebe zwischen einer Frau und einem Mann, sondern auch den Begriff “Mühe”. Asya ist eine Frau, die im Dorf lebt und immer vom Leben in der Stadt träumt. Ilyas ist ein LKW-Fahrer. Da man in diesem Dorf einen Damm bauen möchte, kommen die LKW-Fahrer oft ins Dorf. Die Mutter von Asya, die ihr Haus nicht aufgeben möchte für den Damm, verjagt immer die LKW-Fahrer. Eines Tages fährt Ilyas ins Dorf, aber sein Lastkraftwagen ist kaputt. Er möchte ihn reparieren, kann es aber nicht schaffen. Er liegt unter dem Wagen und bemerkt, dass jemand ihm zusieht. Die Kleidung der Frau ist schmutzig, weil das Wetter regnerisch ist. Er denkt, dass diese Frau eine alte Frau ist. Ilyas möchte nicht mit ihr sprechen und fragt sie unwillig, ob sie etwas möchte oder nicht. Als er hört, dass die Stimme einer jungen Frau gehört, möchte er sie sehen. Als Asya wegläuft, schreit er hinter ihr her, sie solle ihn nicht falsch verstehen. Als Ilyas und Asya sich zum ersten mal sehen, verlieben ineinander. Ilyas möchte Asya nach Hause bringen. Asya möchte das auch aber wegen der gesellschaftlichen Regeln und ihrer Mutter, beginnt sie darüber nachzudenken, ob sie in den LKW einsteigen sollte oder nicht. Ilyas lässt Asya in der Nähe ihres Hauses aussteigen. Aber er folgt ihr bis zum Haus. Dort sieht er auch ihre Mutter. Sie sagt Asya, dass die Familie ihres Verlobten bei ihnen sei. Nach diesem Satz fühlt Ilyas sich schlecht. Einen Tag später treffen sich Ilyas und Asya und Ilyas fragt Asya, ob sie ihren Verlobten heiraten möchte. Asya beantwortet sofort, sie sagt: “ich kenne ihn nicht. Ich möchte ihn nicht heiraten aber was kann ich tun? Unsere Familien möchten es.” Nach dieser Antwort fragt Ilyas sie, ob sie mit ihm irgendwohin fliehen möchte. Asya sagt nichts. 24 Die ganze Nacht denkt Ilyas an Asya. Als er aufsteht fährt er direkt zum Haus von Asya und holt sie in seinen LKW. Asya und Ilyas sind jetzt unterwegs und obdachlos. Sie möchten heiraten. Ilyas hat einen guten Bekannten, der am gleichen Arbeitplatz arbeitet, dessen Spitzname Hoca ist. Er bittet ihn um seine Hilfe. Hoca hilft ihnen bei ihrer Heirat. Die Heirat von Ilyas überrascht alle Menschen am Arbeitsplatz sehr. Besonders Dilek, die Chefin von Ilyas ist schokiert, weil sie die Freundin von Ilyas war. İlyas, der die echte Liebe bei Asya findet, ist sehr glücklich, weil Asya schwanger ist und er denkt, dass mit dem Kommen seines Kindes alles besser wird. Aber er weiss auch, dass er mehr arbeiten muss, um mehr Geld für ihr Kind zu gewinnen, deshalb ist er immer müde. Es gibt fast nichts zwischen diesem Ehepaar zu besprechen. Eines Nachts begegnet Ilyas auf der Strasse einigen Menschen, die seine Hilfe brauchen. Da ihr Wagen kaputt ist, fragt der Leiter der Gruppe Ilyas, ob er sie mit seinem LKW abschleppen kann. Am Anfang möchte er das nicht machen, weil er sofort nach Hause fahren möchte und weil es auch verboten ist, mit dem LKW anderen zu helfen. Aber als der Sprecher der ‘Gestrandeten’, zeigt, dass sie Familien haben und erneut um Hilfe bittet, entschließt sich İlyas ihnen zu helfen. Aber er konnte nicht damit 25 rechnen, dass ihn ein Feind bei seiner Rettungsaktion gesehen hat. Ilyas ist wegen seiner unerlaubten Handlung bestraft. Er ist nun nicht mehr Fahrer, sondern muss die LKW’s reparieren. Seine neue Arbeit macht ihm keinen Spass. Er hat keine Ruhe und kein Glück. Manchmal kommt er zu spät nach Hause und manchmal geht er erst gar nicht nach Hause. Für ihn ist sein LKW in Lebensinhalt. Man kann sogar sagen, dass er seinen LKW mehr als seine Frau liebt. Wenn Ilyas kündigen möchte, sagte Dilek ihm, dass er eine Familie habe und für sie arbeiten solle. Ilyas muss den ganzen Tag an diesen Satz denken; abends geht er zu Dilek, um seine Zeit mit ihr zu verbringen. Er bleibt tagelang bei ihr, ohne an Asya und seinen Sohn zu denken. Während Asya mit ihrem Sohn zu Hause auf ihn wartet, versucht er bei Dilek all seine Probleme zu vergessen. Asya hört einige Zeit später vom Feind von Ilyas, dass Ilyas bei Dilek ist. Asya glaubt ihm nicht und möchte sie selbst sehen. Wenn Asya Ilyas bei Dilek sieht, verlässt sie voller Ärger und Enttäuschung das Haus. 26 Ohne Ziel irrt Asya auf der Strasse herum. Sie möchte nur fort. Da sieht sie einen Kastenwagen. Der fragt sie, wohin sie gehe. Sie sagt, dass sie in ein Dorf gehe. Der Fahrer nimmt Asya mit. Sie muss sich hinten mit Cemşit hinsetzen. Während der Reise sprechen sie nicht viel, aber trotdem versteht Cemsit, dass Asya obdachlos ist. Als der Fahrer eine Pause macht, möchte Asya aus dem Kastenwagen aussteigen. Cemşit, der in der Pause in einem Cafe einen Tee trinkt, sieht noch mal Asya mit ihrem Kind ziellos auf der Strasse. Er möchte ihr und ihrem Sohn Samet helfen. Cemşit erlaubt ihnen in seinem Haus zu bleiben. Obwohl Asya Cemşit dankbar ist, möchte sie am nächsten Tag wieder nach Hause gehen. Aber weil ihr Sohn Samet schwer krank wird, bringt Cemşit aus der Stadt einen Arzt. Der Arzt sagt, dass das Kind eine Woche lang zu Hause bleiben soll. Eine Woche später kehrt Asya wieder nach Hause zurück. Sie möchte ihrem Mann verzeihen. Aber Ilyas ist immer noch nicht zu Hause. Sie erfährt von Hoca, dass Ilyas bei Dilek ist. Asya denkt, dass ihr Mann sie und Samet schon vergessen hat, deswegen verlässt sie wieder das Haus mit ihrem Kind Samet. Cemşit, der schon weiß, dass Ilyas nicht zu Hause ist, wartet am Anfang der Strasse auf Asya. Als er sie sieht, fragt er sie, ob sie bei ihm bleiben möchte? Asya akzeptiert seinen Vorschlag hilflos. Aber sie wartet noch immer auf ihren Mann. Sie schaut immer auf der Strasse immer nach den LKW’s, ob der Fahrer ihr Mann ist. Cemşit weiß, dass sie ihren Mann immer noch liebt. Aber trotzdem bemüht er sich sehr um die Tage in der Zukunft, z.B. Er baut im Garten eine Schaukel für Samet, damit er schaukeln kann, wenn er älter wird. Asya nimmt alles wahr; schließlich möchte sie Cemşit heiraten, obwohl sie ihn nicht liebt. Asya und Cemşit leben ruhig miteinander, bis Asya eines 27 Tages ihren Ex-Mann Ilyas wiedersieht, der in einen Unfall in der Nähe ihres Hauses verwickelt ist. Cemşit möchte sofort helfen. Er bringt den Fahrer nach Hause. Asya und Ilyas sehen einander, und obwohl sie nicht miteinander sprechen, versteht Cemşit sofort, dass dieser Mann Asyas Ex-Mann ist. Ilyas verlässt das Haus am nächsten Tag. Aber er kommt öfter wieder, um Asya und seinen Sohn Samet zu sehen. Einmal fährt er Samet mit seinem LKW im Kreis herum. Samet sagt im LKW, dass er bei seinem Vater und bei seiner Mutter sein sollte und er beginnt zu weinen. Dann stoppt Ilyas seinen LKW. Asya, die Samet im Garten nicht finden konnte und auf die Strasse gerannt ist, rennt sofort zu Ilyas. Auch Cemşit läuft zu ihnen. Asya nimmt ihren Sohn läuft zu Cemşit; Ilyas bleibt alleine zurück. Asya hat in Gedanken diese Frage: ‘Was bedeutet Liebe?’ Asya denkt, dass Liebe ‘Mühe’ bedeutet und hat sich damit zugunsten von Cemşit entschieden. 2.3. Cengiz Aytmatov Bild 3. Cengiz Aytmatov Cengiz Törenkulovic Aytmatov wurde am 12 Dezember 1928 in der Hauptstadt von Kirgisien geboren und starb am 10. Juni 2008 in Nürnberg. Aytmatovs Kindheit und Jugend waren hart. Als er 9 Jahre alt war, wurde sein Vater, der ein wichtiger Staatsmann war, verhaftet und 1935 hingerichtet. Seine Mutter, eine Schauspielerin, musste fortan ihn und seine Geschwister allein erziehen. 28 Als der zweite Welt Krieg ausbrach und viele in den Krieg zogen, wurden dringend Arbeitkräfte gebraucht; auch der junge Aytmatov musste arbeiten. Zunächst arbeitete er als Sekretär für landwirtschaftliche Maschinen. Zu dieser Zeit schrieb er seine erste Kurzgeschichte. Nach dem Krieg studierte er Tiermedizin, dann Landwirtschaft. Man kann in seinen Werken so viel von der Natur und von Tieren finden. Von 1956 bis 1958 besuchte er das Gorki-Literaturinstitut. Zur gleichen Zeit begann er an der Moskauer Universität Literatur zu studieren. Im Jahr 1963 gewann er den Lenin-Literatur Preis. Fast all seine Bücher wurden verfilmt. Seine Werke sind: Dshamilia (1958), Das Kamelauge (1961), Der erste Lehrer (1962), Der Weg des Schnitters/Goldspur der Garben (1963), Abschied von Gülsary/Wirf den Fesseln ab, Gülsary (1967), Der weiße Dampfer (1970), Die Klage des Zugvohels (1990), Die weiße Wolke des Tschingis Khan (1990), Die Träume der Wölfin (1996), Der Junge und das Meer (1977), Ein Tag länger als das Leben (1981), Der Schneeleopard (2006), Der Aufstieg auf den Fudschijama (1973), Du meine Papel im roten Kopftuch (1960). Aytmatov, der in seinen Werken die Menschen, die Natur und die Tiere sehr gut beschreiben konnte, beschrieb in seinem Werk ‘Du meine Pappel im roten Kopftuch’ (Selvi Boylum Al Yazmalım)’ eine von ihrem Mann betrogene aber starke Frau. Yılmaz, der in seiner dritten Periode über die Fraunrechte wichtige Filme verfilmte, wollte gerne dieses Werk als ein Film inszenisieren. 29 III. TEIL CENGIZ AYTMATOVS ROMAN ‘SELVI BOYLUM AL YAZMALIM’ (DU MEINE PAPPEL IM ROTEN KOPFTUCH) UND ATIF YILMAZS FILM ‘SELVI BOYLUM AL YAZMALIM’: EIN VERGLEICH 3.1. Der Begriff Intertextualität Intertextualität beschäftigt sich mit den Beziehungen zwischen Texten. Dieser Begriff ist von Julia Kristeva in die Wissenschaft eingebracht worden. Für Kristeva besteht jeder Text aus den Zitaten der anderen Texte. In diesem Zusammenhang können wir sagen, dass es überall verwendet können wird, weil jeder Text mit einem anderen intertextuelle Beziehungen hat. ‘Der Begriff Intertextualität wurde eigentlich ers in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts eingeführt, wobei schon seit der Antike verschiedene Termini zur Benennung von Intertextualitätsformen existieren, wie z.B. Parodie, Travestie und Zitat. Literatur war schließlich zu allen literaturgeschichtlichen Epochen intertextuell, wobei die Formen der Intertextualität von Epoche zu Epoche variierten. So forderte man in der Antike von Dichtern, dass sie sich an den grossen Vorbildern orientieren und diese nachahmen sollten. [...] mit der von der Literaturgeschichtsschreibung als Moderne deklarierten Epoche (Beginn etwa Anfang des 20. Jahrhunderts) setzt eine vom Umfang her bis dahin unbekannte Phase von intertextuellen Bezugnahmen ein. Diese Intensität von Text-Text-Bezügen setzt sich über die Postmoderne bis heute fort’(Zit. nach: Becker, 2009, s.2). Man kann sagen, dass jeder Text die partielle Spiegelung eines anderen Textes ist; deswegen haben Texte sowohl thematisch als auch strukturell Ähnlichkeit miteinander. In dieser wissenschaftlichen Arbeit werden die Methoden, die man verwendet, wenn man mit Hilfe der Intertextualität einen neuen Text schreiben möchte, sowie die Ähnlichkeiten zwischen den Texten erklärt. Nach Tevfik Ekiz, der über den Begriff 30 Intertextualität einen Aufsatz schrieb33, gibt es zwischen Texten offene und geschlossene Beziehungen. Bei der offenen Beziehung zitiert man wörtlich aus einem anderen Text und markiert auch das Zitat, wenn man diesen anderen Text für seinen eigenen Text benutzt. Damit stellt die offene Beziehung für den Leser kein Problem dar, weil der Autor ja ausdrücklich darauf hinweist, dass er zitiert. Bei der geschlossenen Beziehung hingegen weist der Autor nicht ausdrücklich in der Form eines Zitats auf die Beziehung zu einem anderen Text hin. Ich denke, dass hier der Leser gefordert wird, der aufgrund seines Wissens entscheiden muss, ob und wenn ja, mit welchem anderen Text der anstehende Text in Verbindung steht. Bei dieser geschlossenen Beziehung sind also die Vorkenntnisse der Lesers sehr wichtig. Hat der Leser grosse Vorkenntnisse, kann er differenziert, die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen den Texten herausarbeiten. Wir wissen, dass Brechts, ‘der kaukasiche Kreidekreis’ auf einer chinesischen Geschichte und/oder auf Salomons Urteil34 beruht. Kennt man diese chinesische Geschichte oder Salomons Urteil, kann man Brechts Theaterstück besser interpretieren. In der chinesichen Geschichte gibt der Richter das Kind seiner leiblichen Mutter. Weil Brecht es in seinem Theaterstück anders darstellen möchte, sehen wir die Liebe der nicht leiblichen Mutter in seinem Theaterstück, weil er betont, dass die Blutverwandschaft nicht das allerwichtigste in der Liebe ist. Ein solches Ende kann man in der Geschichte, die ‘Salomons Urteil’ heißt, auch nicht sehen.Hier müssen wir sagen, dass sowohl Salomon, als auch der Richter in der chinesischen Geschichte, das Kind der leiblichen Mutter gibt, weil sie für die Güte ihrer Kinder von ihnen verzichten. In diesen Geschichten lesen wir eigentlich, was eine leibliche und opferbereite Mutter für ihr Kind machen kann. Die Hauptsache der drei Geschichten ist, in denen die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ bearbeitet werden, wird dem Guten zu seinem Recht verholfen. Aber wenn man die originale, chinesische Geschichte nicht kennt, kann man das Theaterstück auch anders interpretieren. Wir wissen, dass auch der kirgisische Schriftsteller Cengiz Aytmatov die genannte chinesische Geschichte benutzt hat. In seiner Erzählung ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ (‘Du meine Pappel im roten Kopftuch’) setzt auch er sich mit den Begriffen ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ auseinander. Im Unterschied zu Brecht macht er aber nicht 33 Vgl. Tevfik Ekiz. (2007). ‘Alımlama Estetiği mi Metinlerarasılık mı?’. Ankara Üniversitesi Dil ve Tarih Coğrafya Fakültesi Dergisi.47,(2):119-127. 34 Vgl. s.5 31 darauf aufmerksam, dass seine Erzählung auf dem Salomons Urteil und/oder der chinesischen Geschichte beruhrt. Wie oben geschrieben, benötigt man ein Vorwissen, um diese thematischen Ähnlichkeit zwischen Werken, die als Thema ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ bearbeiten, zu bemerken. Von daher ist das Theaterstück von Brecht ein gutes Beispiel für die offene und die Erzählung von Aytmatov ein gutes Beispiel für die geschlossene Beziehung zwischen Texten. Der Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ des türkischen Regisseurs Atıf Yılmaz, vereinigt in sich beide Beziehungsformen, die Offene und die Geschlossene. Da der Film eine Verfilmung der Erzählung von Aytmatov ist, bearbeitet Yılmaz bewusst oder unbewusst, auch die der Erzählung zugrunde liegende Salomons Urteil und/oder chinesische Geschichte; deshalb ist der Film auch eine unausgesprochene Spiegelung des chinesischen Textes und steht zu dieser in der Form der geschlossenen Beziehung. Hinsichtlich der Erzählung von Cengiz Aytmatov hingegen hat der Film offene Beziehungseigenschaften, weil er als Verfilmung der Erzählung als Buch vielfach zitiert. Nach Gèrard Genette35, der ein französischer Literatuwissenschaftler ist, können wir dann von Hypertextualität sprechen, wenn es eine notwendige Beziehung zwischen einem Plan B (erster Text) und einem Plan A (zweiter Text) gibt. Genette behauptet, dass der Plan A (als späterer Text) aus zwei unterschiedlichen Umformungen des Plans B (früherer Text) besteht. Bei der sogenannten indirekten Umformung gibt es Veränderungen auf der inhaltlichen bzw. auf der thematischen Ebene; der Stil aber bzw. die Gattung bleibt gleich. Bei der sogenannten direkten oder auch einfachen Umformung gibt es keine wesentlichen Veränderungen auf der inhaltlichen bzw. auf der thematischen Ebene, der Stil aber bzw. die Gattung ist verschieden.36 Stilistische Umformungen ergeben sich bspw. bei Übersetzungen, beim Wechsel einer Gedichtoder Reimform oder bei einem Gattungswechsel; thematische Umformungen hingegen setzen Veränderungen bspw. hinsichtlich der Figuren, des Figurenensembles, der Handlungen oder der Themenstellung voraus. Michelle Becker, die über Intertextualität eine wissenschaftliche Arbeit schrieb, schrieb über Genette: 35 Gèrard Genette ist ein französischer Literaturwissenschaftler. Genette beschäftigt sich mit Textanalysen. Gèrard Genette entwickelt in seiner Monographie Palimpeste eine strukturalistisch anmutende Zusammenstellung von Intertextualitätstermini. (Vgl. Becker, 2009, s. 5) 36 Vgl. www.millifolklor.com/tr/sayfalar/83/01_.pdf - 32 ‘[…] er differenziert fünf verschiedene Formen der sogenannten Transtextualität, die er als das definiert, was einen Text in eine manifeste oder geheime Beziehung zu anderen Texten bringt.’ a) Unter Intertextualität versteht Genette im Unterschied zu den meisten anderen Intertextualitätstheoretikerin lediglich die effektive Präsens eines Textes in einem anderen, z.B. in Form des Zitates, der Anspielung etc. b) Paratextualität bedeutet für ihn die Beziehung eines Textes zu dem ihn einrahmenden Paratext, d.h. zu Titel, Untertitel, Nachwort etc. c) Metatextualität ist für ihn die als Kommentar bezeichnete Verbindung eines Textes zu einem anderen. d) Bei der Architextualität handelt es sich um die Bezugnahme eines Textes auf eine Gattung. e) Unter Hypertextualität, die im Folgenden im Fokus der Analyse stehen wird, versteht er jede Beziehung zwischen einem Text B (Hypertext) und einem Text A (Hypotext), ‘’wobei Text B Text A auf eine Art und Weise überlagert, die nicht die des Kommentars ist’’ ( Genette 2006:14f.). Ein Hypertext ist somit ein Text, der von einem früheren Text abgeleitet wird (Klassifizierung nach Genette 2006; s. 9-15). (Zit. nach: Becker, 2009, s.910) Hiernach wies auf Genette unterschiedliche Intertextualitätsformen. Man sollte wissen, mit welchem Text der erste Text in Verbindung steht und was für eine Verbindung es ist. Wenn man zwei Texte im Rahmen der Intertextualität erforschen will, mus man erst den Bezug von einem Text auf einem anderen Text nennen. Z.B. Obwohl es eine direkte Verbindung zwischen dem Theaterstück von Brecht und der chinesischen Geschichte und/oder der Geschichte ‘Salomons Urteil’ gibt, eine solche Verbindung können wir im Film von Yılmaz nicht sehen. Yılmaz, der in seinem Film die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ bearbeitete, inszenisierte seinen Film anders. Hier kann man von der Metatextualität sprechen. Da das Thema in den Werken ( ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ ) ähnlich ist, die Gattungen aber andere sind, ist hier von einer indirekten Umformung zu sprechen. Wie oben gesagt, sind diese Werke Spiegelungen der unsprünglichen chinesischen Geschichte und/oder Salomons Urteil. Das Thema ist 33 in allen Werken nahezu gleich: ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’. Dennoch unterscheiden sich die beiden Werke auch auf der inhaltichen Ebene, sind sie doch zu unterschiedlichen Zeiten und Orten geschrieben worden; darüber hinaus spielen sie auch an unterschiedlichen Zeiten und Orten und haben ein unterschiedliches Figurenensemble Brecht entwarf sein Theaterstück 1940 in New York unter dem Titel ‘Augsburger Kreidekreis’; da der zweite Weltkrieg ausgebrochen war, fügte er als Kriegsgegner und als Vertreter einer engagierten Literatur in sein Theaterstück als Folie das Thema 30-jähriger Krieg ein, und da er den Krieg zwischen der Nazi-Regierung und der Sowjietunion thematisieren wollte, siedelte er sein Stück in Kaukasien an. Der Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ von Atıf Yılmaz ist eine Inzenisierung der gleichnamigen Erzählung von Aytmatov. Mustafa Çetin, der über Aytmatov gearbeitet hat, weist darauf hin, dass die Erzählung, wie andere Bücher von Aytmatov auch von seinem eigenen Leben und seinen Erfahrungen, erzählt. Das ist häufig so. Obwohl das Thema in der Erzählung und im Film identisch ist, können die Zeit, der Ort und zeitgeschichtliche Umstände das Thema ein wenig variieren. Auf jeden Fall erlebt man aber ein ‘Deja-vu’, wenn man die Erzählung gelesen hat und dann den Film sieht. Das ‘Deja-vu’ geht immer mit thematischer Intertextualität einher. Das Wichtigste ist es deshalb, die Stile der thematisch verwandten oder identischen Werke zu beschreiben. Das gilt besonders dann, wenn wir wie bei der Erzählung und dem Film einen Medienwechsel vorliegen haben. Wir haben dann nicht nur eine stilistische Intertextualität bzw. eine einfache Umformung vorliegen, sondern auch das Phänomen der Intermedialität. Wenn wir dieses Theaterstück und diesen Film auf Intermedialität hin vergleichen möchten, müssen wir u.a. medienwissenschaftliche Methoden anwenden. Wir wissen, dass das Theaterstück von Brecht eine direkte Umformung der chinesischen Geschichte und/oder von Salomons Urteil und der Film von Atıf Yılmaz ein Repräsent eines anderen Mediums ist. 3.2. Der Begriff Intermedialität Intermedialität beschäftigt sich mindestens mit zwei Medien, indem sie die Beziehungen zwischen Medien untersucht. In unserer Zeit spielt ‘Intermedialität’ eine wichtige Rolle. Man kann an keinen Film ohne Musik denken, oder warum gibt es immer Musik in Fernsehshows? Da ein Medium ein anderes Medium braucht, 34 repräsentiert es. In der Intermedialität kann man viele verschiedene Medien in einem Medium sehen. Jens Schröter, der über Intermedialität eine wissenschaftliche Arbeit schriebt, schreibt in seinem Aufsatz darüber: ‘[…] Ein Gemälde in einem Film, ein Gebäude auf einem Photo, sind kein Gemälde oder Gebäude mehr, sondern integraler Teil des sie repräsentierenden Mediums- sie werden eben repräsentiert. Insofern wäre bspw. ein Photo eines geschriebenen Textes keine intermediale Beziehung, sondern eben ein Photo, das referentiell auf einen Text verweist. Das Photo wird Objekt der Darstellung.37 Man kann leicht bemerken, dass ein Medium ein anderes Medium verwendet. Intermedialität muss mindestenst zwei Medien umfassen. Wenn man z. B. ein Theaterstück sieht, kann man in diesem Theaterstück die Leute, die singen und tanzen, sehen. Da dieses Theaterstück mit anderen Medien (Musik und Tanz) in einer Beziehung ist, kann man drei unterschiedliche Medien gleichzeitig sehen, oder wenn man einen Film sieht, kann man die Titelmusik hören. In unserer Zeit, unterliegt die Beziehung zwischen den Medien nicht nur einer Veränderung, sondern stellt aufgrund der technischen Möglichkeiten auch ein Bedürfniss dar. Wenn wir über die Literaturverfilmungen sprechen möchten, können wir sagen, dass sie übertragene Kunstwerke sind. Literaturverfilmungen gibt es sehr häufig. Dafür gibt es viele Gründe. Einer besteht darin, dass es keine unendliche Anzahl an originellen Themen gibt. Wie oben schon gesagt: jeder Text ist eine Spiegelung eines anderen Textes, deswegen sind die Themen meist ähnlich. Aber eine Umarbeitung eines Textes in einem Film kann für einen Regisseur nützlich sein, weil die Menschen häufig auf die Verfilmungen von Büchern neugierig sind. Wenn sie die Bücher bereits gelesen haben, möchten sie gerne wissen, wie der Regisseur das Thema bearbeitet. Haben sie das Buch bereits noch nicht gelesen, möchten sie gerne wissen, was für ein Buch es ist. Hier kann man von zwei unterschiedlichen intermedialen Bezüge sprechen: Literatur und Kino. In dieser wissenschaftlichen Arbeit werden wir zwei unterschiedliche Medien vergleichen: ein Theaterstück und ein Kinofilm. Hier spielt das Thema eine wichtige 37 Vgl. http://www.theorie-der-medien.de/text_detail.php?nr=12 35 Rolle. Wir wissen, dass die beiden Werke (‘Der kaukasische Kreidekreis’ und ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’) auf eine chinesische Geschichte und/oder Salomons Urteil verweisen. Obwohl die Themen in zwei Werken nicht völlig gleich sind, bemühen sich die beiden doch, ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ herauszustellen. Deshalb kann man sagen, dass es eine Verschmelzung von zwei Medien gibt. Rajewski beschreibt drei Subkategorien des Intermedialen. Intermedialität Intermediale Bezüge Medienwechsel Medienkombination Schema 1. Intermedialität Rajeweski berichtet: ‘Medienkombinationen: punktuelle oder durchgehende Kombination mindestens zweier, konventionell als distinkt wahrgenommener Medien, die sämtlich im entstehenden Produkt materiell präsent sind, z.B. Photoroman, Klangkunst, Oper, Film. Medienwechsel: Transformation eines Medienspezifisch fixierten Produkts bzw. Produkt-Substrats in ein anderes, konventionell als distinkt wahrgenommenes Medium; nur letzteres ist materiell präsent. Z.B. Literaturverfilmung bzw.-adaption. Intermediale Bezüge: Verfahren der Bedeutungskonstitution eines medialen Produkts durch Bezugnahme auf ein Produkt (=Einzelreferenz) oder das semiotische System (=Systemreferenz) eines konventionell als distinkt wahrgenommenen Mediums mit den dem kontaktnehmenden Medium eigenen Mitteln; nur letzteres ist materiell präsent. Bezug genommen 36 werden kann auf das fremd mediale System als solches oder aber auf ein (oder mehrere) Subsystem(e) desselben, wobei letzteres per definitionem auch ersteres impliziert. Z.B. Bezüge eines literarischen Textes auf einen bestimmten Film, ein filmisches Genre oder auf den Film qua System; entsprechend Bezüge eines Films auf die Malere, eines Gemäldes auf die Literatur usw’ (Rajewski, 2002, s.19.). Diese Eigenschaften, die Rajewski betont, treffen wir in unserer Zeit fast in allen Werken. Wir wissen, dass kein Text völlig originell ist. Und da wir in jedem Medium, die Spüre der anderen Medien sehen, können wir sagen, dass jeder Medium ein anderes Medien benötigt. Wir schrieben im Teil ‘Intertetualität’, dass es unterschiedliche Beziehungen zwischen Texten gibt. Eine solche Beziehung gilt auch für unterschiedliche Medien. Literturverfilmungen sind unter den Menschen sehr beliebt. Wenn z.B. ein Regisseur ein historische Geschichte verfilmen will, muss er natürlich diese Geschichte richtig inzsenieren. Aber der Regisseur kann einige fiktive Elemente in den Film hinfügen. Hier sprechen wir von einem Medienwechsel. Der Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ von Yılmaz, der die Verfilmung eines Buches ist, hat auch einige inhaltliche Änderungen. Da Yılmaz im Film die türkische Kultur erzählt, fügt er einige kulturelle Elemente ein. Wie auch im Zitat angedeutet wird, gibt es unterschiedliche Arten der Intermedialität. ‘Der kaukasische Kreidekreis’ ist ein gutes Beispiel für die dritte Art, weil Brecht mit Hilfe eines Medium (chinesche Geschichte und/oder Salomons Urteil) ein neues Medium (ein Theaterstück) geschaffen hat. Hier spielt die Kreativität eine wichtige Rolle. Obwohl Brecht in seinem Theaterstück nicht völlig originell war, schuf er mit der bereits bekannten Geschichte ein neues Werk. Man kann sagen, dass er eine vorher bekannte Geschichte uns noch einmal, aber in einer anderen Medienform (im Theaterstück mit zwei Geschichten), präsentierte. Das Theaterstück, das als thematisch der ersten Geschichte gleich aber als strukturell verschieden ist, besteht aus zwei Geschichten, die voneinander abhängig sind. Am Ende des Werkes ist hervorzuheben, dass Mühe und Gerechtigkeit immer gewinnen sollen. Zum Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ können wir sagen, dass der Film ein übertragenes Kunstwerk mit Umarbeitungen ist, in diesem Zusammenhang ist der Film von Yılmaz eine Spiegelung des Buches von Aytmatov. Ich denke, dass die Werke von Brecht und von Atıf Yılmaz sowohl für Intermedialität, als auch für Intertextualität gute Beispiele sind. Da Brecht in seinem 37 Theaterstück auf eine chinesische Geschichte verweist, ist sein Werk eine Spiegelung eines anderen Textes; da kann man von Intertextualität sprechen. Wir wissen, dass ein völlig originelles Werk zu schaffen ist, faktisch unmöglich ist. Die Schriftsteller verweisen fast immer bewusst oder unbewusst auf andere Werke. Deshalb sind die neu geschriebenen Werke eigentlich im Prinzip die Nachnahmungen der Alten. 3.3. Die interdiziplinären Verflechtungen im Film: Intermedialität Das Thema Medien spielt im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ eine wichtige Rolle. Man kann leicht bemerken, dass bestimmte Medien im Zentrum des Filmes stehen. Im Film, dessen Musik von Cahit Berkay38 komponiert wurde, ist die Musik beim türkischen Volk beliebt geworden. Aber man kann sehen, dass auch Malerei und Fotografie einen wichtigen Platz finden. Bild 4. Die Noten der Filmmusik, die von Cahit Berkay komponiert wurde. Ina Bergler, die über eine wissenschaftliche Arbeit, die ‘Intermedialität von Film und Fotografie in Win Wenders ‘Alice in den Städten’ (so auch der Titel) arbeitete, verweist auf eine Definition von Werner Wolf: demnach ist Intermedialität das 38 Cahit Berkay ist ein türkischer Komponist und einer der Begründer der Gruppe ‘Moğollar’. Die Musik von vielen Filmen wurden in der Tradition des Ye şilçam Kinos von Berkay komponiert. 38 ‘innerhalb eines Kontaktaufnehmers faßliche Resultat einer Inszenisierung eines fremdmedialen Kontaktgebers (in Form von Imitation, Integration oder Kombination), wobei Kontaktgeber und -nehmer verschiedenen Medien in einem weiten Sinn zugehören, d. h. unterschiedlichen Kommunikationsmitteln, die sowohl durch technische und institutionelle Übertragungskanäle als auch duch bestimmte Zeichensysteme charakterisiert werden können.’ (Zit. nach: Bergler, 2008, s. 4) Hiernach bezieht sich jedes Medium auf ein anderes Medium. Die in ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ besonders gewichteten Medien sind: Musik, Malerei und Literatur. Es ist zu schwer, es zu bemerken. Wir berichteten schon, dass Aytmatov die Natur sehr gut beschreiben konnte. Ich denke, dass diese Eigenschaft uns zeigt, dass er ein guter Beobachter ist. Auch Yılmaz, der das Buch von Aytmatov als Film inzsenierte, nahm landschaftliche Schönheiten zur Hand, wie Aytmatov. Literatur ist das andere Medium, das im Film im Vordergrund steht. Wir wissen, dass Yılmaz nicht nur Filme für Kino inszenierte, sondern er auch viele Drehbücher schrieb. Deswegen ist es ganz normal, dass der Film mit der Literatur in einer engen Beziehung ist. Malerei, Literatur und andere Medien im Film versuchen wir in unserer Arbeit festzustellen. In den ersten Sekunden des Films fällt auf, dass Musik für den Film besonders wichtig ist. Man hört eine Begleitmusik. In diesem Moment sind der Film und Fotografie ineinander, d.h. der Regisseur verbindet die Musik mit dem Anblick des Ortes bzw. des LKW. ‘Manchmal sind Bilder das einzige Mittel, eine Botschaft rüberzubringen - sie zu sehen’39 sagt Wim Wenders und betont, dass man mit einem Bild viele Dinge erzählen kann. Der Film, der in einem Dorf spielte, hat einen besonderen Platz mit seinen visuellen Elementen. In ersten guten Minuten, ab [01.18] Minute sehen wir die Mutter von der Protagonisten Asya, die den LKW Fahrer anschreit. Das zeigt uns, dass der LKW im Film eine wichtige Rolle spielen wird. In der 57. Minute des Films hat Asya zwei Fotos in ihren Händen, als sie mit Cemşit, der ihr zweiter Mann ist, in seinem Haus ist. Während Asya diese Fotos in ihren Händen hält, beginnt Cemşit seine Geschichte zu erzählen. Cemşit, der seine Familie bei einem Erdbeben verlor, zeigt Asya seine Kinder. 39 Vgl. Ebd. s.11 39 Würden wir als Zuschauer die Fotos von den Kindern nicht sehen, würde uns das Schicksal der Kinder bzw. derjenigen von Cemsit nicht so tief beeinflussen. Aber da wir die Fotos sehen, beginnen wir so an diese beiden Kinder zu denken, als ob wir diese Geschichte, die im Film erzählt wird, real-visuell erleben würden. Spricht man über den Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’, ruft man sich ‘automatisch’ Cahit Berkay, den Komponisten ins Gedächtnis. Wie in vielen Filmen unserer Zeit, ist nämlich auch in ‘Selvi boylum Al Yazmalım’ die Filmmusik unverwechselbar mit der Bildebene und der Handlung verbunden. In [04.20], als Ilyas im Büro von Dilek ist, hören wir eine sentimentale Musik, die uns vermuten lässt, dass es zwischen Ilyas und Dilek irgendeine Art von näherer Beziehung gibt. Und wir liegen mit dieser Vermutung richtig. Die beiden haben ein Verhältnis miteinander. Aber während Dilek, die die Chefin von Ilyas ist, in dieser Beziehung, ist sie nicht die Frau fürs Leben, sondern bloß eine Äffäre. Als Can, der ein Feind von Ilyas ist, Dilek ruft, stoppt die Musik und die Gesichter von Ilyas und Dilek verhärten sich. Gerade wollten sie einander küssen, doch Cans Rufen macht alles kaputt. Die Romantik ist zerstört, deswegen endet auch die sentimentale Musik. 40 Ab [6.50] Minute Asya und Ilyas sehen einander zum ersten mal –wird wieder die gleiche sentimentale Musik gespielt. Würde in diesem Moment bspw. ein Leichenmarsch gespielt, würde man von diesem Zusammentreff eine ganz andere Bedeutung zumessen. Aber da die Musik sehr emotional ist, kann man dieses Treffen als erste Annäherung eines künftigen Liebespaares verstehen. In [23.10] will Ilyas, der vorher nichts lieber tat als LKW zu fahren, nicht mehr weiterhin fahren, da er Asya treffen und mehr mit ihr zusammen sein möchte. Als er mit Dilek spricht, sagt er das. Dilek aber will, dass Ilyas weiterhin fährt und sie sagt ihm das. Aber da Ilyas sowohl ein rebellischer als auch ein verliebter Mann ist, kümmert er sich nicht darum, selbst dann nicht, als ihm Dilek mit Kündigung droht. Man fühlt nun einen Unheil in der signalisierende Begleitmusik. Ilyas fährt sofort zu Asya, und als das Paar gegenüber sieht, hört man wieder eine romantische Musik. 41 Ähnliches lässt sich für [38.00] beobachten. Ilyas ist kein LKW-Fahrer mehr und deswegen immer traurig. (Wir haben ja zum Beginn des Films gesehen, dass der LKW für ihn eine besondere Bedeutung hat). Obwohl er seinen LKW fahren will, erlaubt ihm das sein Chef nicht, weil er bei regnerischem Wetter auf der Strasse Menschen, die eine Panne hatten, mit seinem LKW geholfen hat. Ilyas arbeitet nun im Reparierservice. Asya, die traurig ist, weil Ilyas am Arbeitsplatz diese Probleme hat, möchte mit seinem Chef sprechen. Als Ilyas von Dilek erfährt, dass seine Frau jetzt im Büro seines Chefs ist, rennt er zu seiner Frau und schlägt sie vor aller Augen. In diesem Moment hören wir eine Art Musik, die man besonders häufig in Horrorfilmen hört. Somit empfindet man es als realistisch oder diese dramatische Musik ist eigentlich das Signal für das Unerfreuliches, dass wir in den folgenden Minuten sehen werden. So ist es dann auch: Can, Ilyas Feind und er selbst beginnen zu sich gegenseitig zu prügeln. 42 Wenn wir diesen Moment, wo Ilyas von Dilek erfährt, dass Asya bei dem Chef ist, im Szenarium lesen, treffen wir solche Monologe im Szenerium auf der 57. Seite zwischen den Protagonisten an: ‘Dilek: Sen mi yolladın karını müdürün yanına? İlyas: Ne saçmalıyorsun sen? Dilek: İstanbullu, güzel karısını müdüre yollamış diyorlar. Ilyas, öfkeyle dikilir. Ilyas: Kim uydurdu? Can mı? Dilek: Karın müdürün yanındaymış.’40 ‘Dilek: Hast du deine Frau zum Chef geschickt? Ilyas: Was quatschst du hier? Dilek: Die Leute sagen, dass der Istanbuler seine schöne Frau zum Chef geschickt habe. Ilyas ist Nervös Ilyas: Wer hat das fingiert? Can? Dilek: Deine Frau sei bei dem Chef.’41 40 41 Zit. nach: http://www.aytmatov.org/tr/mustafa-cetin-yuksek-lisans-tezi Übersetzt von Bahar Kahya. 43 Ilyas, der denkt, dass er der Herr des Hauses sein muss, geht sofort zu dem Chef, um zu kontrollieren, ob seine Frau da ist. Und als er Asya am Arbeitplatz weinend sieht, denkt Ilyas, dass Asya ihn vor den anderen Menschen als ein schwacher Mann erscheinen lässt. Gemäß gesellschaftlichen Eindrücken muss Ilyas sich beweisen, dass er nicht schwach ist. Er glaubt, dass er keine andere Möglichkeit hat, als seine Frau zu schlagen. Diesen schrecklichen Moment lesen wir im Szenarium auf der 58. Seite so: ‘Asya, ürkek yaklaşan Ilyas’a bakar. Hoca Ali öne çıkar, Ilyas’ı durdurmak ister… Hoca: Ilyas… Ilyas, Hocayı bir kenara iter… Asya’nın karşısına dikilir… Karmaşık duygular içinde birbirlerine bakarlar… Ilyas, birden şiddetli bir tokat indirir Asya’nın suratına. Asya sendeler, merdivene çöker. Başını kaldırırken Dilek’i görür. Ilyas’a bakar. Hoca atılmış, Ilyas’ı yakalamıştır. Öfkeyle bağırır. Hoca: Ben getirdim. Benim yanımda vuramazsın ona… Ilyas: Benim işime karışmayın. Karışmayın…’42 ‘Asya ist schüchtern. Sie schaut den kommenden Ilyas an. Hoca Ali stellt sich vor sie. Er möchte Ilyas stoppen. Hoca: Ilyas… Ilyas schiebt Hoca zur Seite... Er steht Asya gegenüber… Sie schauen mit gemischten Gefühlen einander an. Ilyas schlägt plötlich Asya ins Gesicht… Asya schwankt und fällt auf die Treppe… Als Asya ihren Kopf hebt, sieht sie Dilek… Sie schaut Ilyas an… 42 Vgl. Ebd. 44 Hoca hat Ilyas schon festgehalten. Er schreit nervös Asya an Hoca: Ich habe sie gebracht. Du darfst sie bei mir nicht schlagen… Ilyas: Redet mir nicht rein… Nicht… 43 In unserer Zeit ist es fast unmöglich, ein Werk zu denken, das keine Beziehung mit einem anderen Medium hat. Da wir in diesem Moment eine ungute Musik hören, bemerken wir, dass wir in den folgenden Szenen etwas Schlechtes sehen. Ich denke, dass die Hilfsmedien, die wir im Film antreffen, spielt eine wichtige Rolle bei der Interpratation des Films. Eine andere Szene im Film, wo die Musik im zentrallen Punkt steht, sehen wir: wenn Samet, der Sohn von Asya und Ilyas, seinen leiblichen Vater trifft, beginnt er diese Fragen zu stellen, wer Ilyas ist. Das wirkt rührend und die Musik macht den Film noch sentimentaler. Gleichzeitig wird man persönlich vom Film ergriffen. Man fragt sich, was man selbst machen würde, wenn man eine solche Situation käme. 43 Übersetzt von Bahar Kahya. 45 Wir berichten, dass sowohl Fotografie als auch Malerei im Film eine wichtige Rolle spielen. Dank dieser Medien kann man die Wahrheit gleichzeitig sehen und hören. Da der Film in einem Dorf spielt, stehen Natur und landschaftliche Schönheiten im Vordergrund. Als Asya mit Ilyas in seinem LKW übernachten, weil sie kein Haus haben, können wir die landschaftlichen Schönheiten in der Umgebung des Dorfes sehen: Den Fluss, grüne Bäume, Vögel… Die Natur, die Zeugin für die Liebe dieses Paares im LKW ist, wirkt wie von einem Maler angefertigt. Und als sich Asya die Frage nach dem Glück stellt, werden wieder einige Naturbilder gezeigt. ‘Manchmal sind Bilder das einige Mittel eine Botschaft rüberzubringen-sie zu sehen’ (zit. nach: Bergler, 2008, s.11) Die Vorstellung davon, was Glück ist, ist natürlich für alle Menschen verschieden. In diesem Film möchte der Regisseur zeigen, dass insbesonders in der Natur die Quelle der Liebe oder einen Liebesverhältnissen zu finden ist. 46 Sprechen wir über die interdziplinäre Beziehungen, dürfen wir auch die Literatur nicht vergessen. Da der Film die Verfilmung eines Buches ist, spielt die Literatur eine wichtige Rolle. Die Protagonisten (Asya, Ilyas und Cemşit) sprechen ständig mit sich selbst. Die inneren Monologe kann man über den gesammten Film hin antreffen. Alles, was die Figuren sagen wollen aber nicht sagen können, erfahren wir aus diesen inneren Monologen. Aufgrund der inneren Monologe können wir die echten Gedanken der Protagonisten besser erfahren. Z.B. Obwohl Asya immer noch ihren ex-Mann liebt, kann sie Cemşit nicht verlassen, weil sie seine Mühen und seine Aufopferung wichtig nicht vergessen kann. 47 Am Ende des Films entführt eigentlich Ilyas seinen Sohn mit seinem LKW. Asya bemerkt, dass ihr Sohn nicht mehr auf dem Schaukel ist und wird schokiert. Ein bisschen weit entfernt, bemerkt sie den LKW und ihren Sohn mit Ilyas. Asya läuft wie verrückt hinter ihnen her, versucht über Hüpel zu klettern und einen kürzeren Weg zu finden. Sie schafft es sich vor dem LKW zu werfen und Ilyas muss halten. Auch in dem Moment war Cemsit nach Hause gekommen und war sich der Situation bewusst. Jetzt auf einmal kommt die Situation, wo es wie in unserem ‘Kaukasische Kreidekreis’ ist.Der Junge steht fest in der Mitte und läuft zuerst zur Mama, auf beiden Gegenseiten stehen Cemsit und Ilyas. Die Spannung ist auf dem Höhepunkt und der Zuschauer hält jetzt ihr Atem. Mama vermutet schon, dass der kleine Junge zu Cemsit laufen wird, obwohl Cemsit nichts sagt. Aber was wird jetzt Asya machen? Hier ist eigentlich Asya wie eine Richterin. Richterin der Liebe und Mühe. Die Musik und innere Monolog werden wieder eingesetzt. 48 Mit volles Trauer stellt sie sich und eigentlich dem Zuschauern diese Frage: ‘Was bedeutet die Liebe?’ Asya beantwortet selbst, dass die Liebe Mühe bedeutet. Asya spricht mit ihr selbst: ‘Wie kann ich ihn verlassen? Er hat uns viel Mühe gegeben.’ Von diesen inneren Monologen verstehen wir, dass Asya Cemşit dankbar ist und für sie die ‘Mühe’ wichtiger als die Liebe ist. In ihrer Funktion für die Zuschauer sind sie der Regieanweisung für die Leser ähnlich. Besonders in einem Theaterstück kann man solche Regieanweisungen finden. Dank der Regieanweisungen erfährt man mehr über die Handlungen oder die Figuren. Im Film gibt es viele Regieanweisungen, die uns über vieles unterrichten. Wir wissen, dass der LKW für Ilyas sehr wichtig ist. Ilyas tut so, als ob der LKW ein Mensch und sein bester Freund wäre. Auffallend ist es, dass Ilyas nicht ein scheuer Mann ist. Aber obwohl Ilyas immer soziabel ist, hat er nur einen guten Freund, mit dem er sprechen kann. Der Freund, der Ilyas immer hilft, ist älter als Ilyas und er ist verpflichtet Ilyas zu warnen, wenn er etwas Schlechtes macht. In diesem Zusammenhang denke ich, dass Hoca wie ein Bruder von Ilyas ist und Ilyas in der Tat keinen richtigen Freund hat. Ilyas, der alles seinem LKW erzählt, beschäftigt sich immer mit ihm. Die Verzierungen am LKW hat er selbst angefertigt und als er Asya heiratete, fuhr er seinen LKW als Brautswagen. Das nennt man ‘Personifikation’. 49 Personifikation wird besonders häufig in Fabeln verwendet. Wir können also behaupten, dass Yılmaz mit der Personifikation des LKWs eine zentrale Rolle im Film spielen ließ. 3.4. Die interdiziplinären Verflechtungen im Theaterstück: Intertextualität 44 Die Intertextualität beschäftigt sich mit den Beziehungen zwischen Texten. Da jeder Text eine Spiegelung eines anderen Textes ist, kann man ohne weiteres sagen, 44 Vgl. http://tiyatro.diyarbakir.bel.tr/tr/oyun/Kafkas_Tebe%C5%9Fir_Dairesi 50 dass das Theaterstück von Brecht auch eine Spiegelung eines anderen Textes, bzw. einer chinesischen Geschichte und/oder Salomons Urteil ist. Brecht wollte in seinem Theaterstück (‘Der kaukasische Kreidekreis’) die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ bearbeiten, indem er auf die chinesische Geschichte zurückgriff. Nachdem Julia Kristeva den Begriff ‘Intertextualität’ in die Wissenschaft einbracht hat, verwendet man diesen Begriff in unterschiedlichen Formen. Die wichtigste Bedeutung von ‘Intertextualität’ ist, dass im Prinzip kein Text originel ist. Brecht, der Schriftsteller des Theaterstücks ‘Der kaukasische Kreidekreis’, nutzte bewusst einen anderen Text in seinem Theaterstück. Wir berichteten in der Arbeit, dass es zwischen Texten offene und geschlossene Beziehungen gibt. Die offene Beziehung zwischen Texten stellt für den Leser kein Promlem dar, weil sie schon wissen, dass der Autor darauf hinweist, dass er zitiert. Bei der offenen Beziehung, wissen die Leser oder Zuschauer, dass das Werk eine Spiegelung des originallen Textes ist, deswegen können sie feststellen, ob das Werk gut repräsentiert wird. Man kann behaupten, dass die Leser oder Zuschauer der offenen Beziehung das repräsentierte Werk besser interpretieren können. Wenn wir das Theaterstück von Brecht mit der chinesichen Geschichte vergleichen, können wir die Kreativität bei der Unformung der echten Geschichte sehen. Aber wenn wir das Theaterstück ‘Der kaukasiche Kreidekreis’ mit ‘Salomons Urteil’ vergleichen, können wir sehen, dass die beiden ein ähnliches Ende haben, in dem der Berechtige gewinnt. Das Theaterstück hat von diese Geschichten profitiert. Die erste Geschichte, dass im alten Testament Platz hat, ist wie gefolgt: “Damals kamen zwei Dirnen und traten vor den König. Die eine sagte: „Bitte, Herr, ich und diese Frau wohnen im gleichen Haus, und ich habe dort in ihrem Beisein geboren. Am dritten Tag nach meiner Niederkunft gebar auch diese Frau. Wir waren beisammen; kein Fremder war bei uns im Haus, nur wir beide waren dort. Nun starb der Sohn dieser Frau während der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt. Sie stand mitten in der Nacht auf, nahm mir mein Kind weg, während deine Magd schlief, und legte es an ihre Seite. Ihr totes Kind aber legte sie an meine Seite. Als ich am Morgen aufstand, um mein Kind zu stillen, war es tot. Als ich es aber am Morgen genau ansah, war es nicht mein Kind, das ich geboren hatte.“ 51 Da rief die andere Frau: „Nein, mein Kind lebt, und dein Kind ist tot.“ Doch die erste entgegnete:„Nein, dein Kind ist tot, und mein Kind lebt.“ Man brachte es vor den König. So stritten sie vor dem König. Da begann der König: „Diese sagt: 'Mein Kind lebt, und dein Kind ist tot!' und jene sagt: 'Nein, dein Kind ist tot, und mein Kind lebt.'“ Und der König fuhr fort: „Holt mir ein Schwert!“ Nun entschied er: „Schneidet das lebende Kind entzwei, und gebt eine Hälfte der einen und eine Hälfte der anderen!“ Doch nun bat die Mutter des lebenden Kindes den König - es regte sich nämlich in ihr die mütterliche Liebe zu ihrem Kind: „Bitte, Herr, gebt ihr das lebende Kind, und tötet es nicht!“ Doch die andere rief: „Es soll weder mir noch dir gehören. Zerteilt es!“ Da befahl der König: „Gebt jener das lebende Kind, und tötet es nicht; denn sie ist seine Mutter“ (I. Kön, 3:16-28) . Obwohl diese Geschichte im Quran nicht geschrieben wurden, hat sie in der islamischen Kultur einen wichtigen Platz. Die Hauptsache, die in dieser Geschichte betont wird, dass Salomon ein gerechter und kluger König ist. Das Ziel der Geschichte von Salomon, die wir in heligen Büchern bespielweise im Quran und alten Testament antreffen, ist es uns zu zeigen, wie gut Salomon sein Land regiert hat. Die zweite Geschichte, de im Quran Platz hat, ist wie gefolgt: “78. Ve Davud ve Süleyman... Hani, halkın davarının yayıldığı ekinler hakkında hüküm veriyorlardı da biz hükümlerine tanıklar olmuştuk. 79. Onu Süleyman’a derhal kavrattık. Her birine hükümdarlık ve bilgi erdik. Davud’a dağları boyun eğdirdik. Kuşlarla beraber tesbih ediyorlardı. Yapmak isteyince yapanlarız biz! 80. Ona, sizi, sizin şiddetinizden koruyacak olan, zırh yapma sanatını öğrettik. Peki siz şükrediyor musunuz? 81. Ve Süleyman’a kasırgayı boyun eğdirdik. İçini bereketlerle doldurduğumuz toprağa doğru onun emriyle akıp giderdi. Her şeyi bilenleriz biz“ 52 82. Kendisi için dalgıçlık eden, daha başka iş de yapan bazı şeytanları da onun emrine verdik. Biz onları koruyup gözetiyorduk’ (Al-Anbiya, 25: 78-82). ‘78.Und David und Salomo richteten über den Acker, worin sich die Schafe eines Volkes zur Nachtzeitverliefen und weideten; und Wir waren Zeugen ihres Urteilspruches. 79.Wir gaben Salomo volle Einsicht in die Sache, und jedem (von ihnen) gaben Wir Weisheit und Wissen. Und Wir machten die Berge und die Vögel dienstbar, mit David zusammen (Allahs) Preis zu verkünden, und Wir konnten das tun. 80.Und Wir lehrten ihn das Verfertigen eurer Panzerhemden, auf daß sie euch in eurem Kampf schützen mögen. Wollt ihr denn nicht dankbar sein? 81.Und Salomo (machten Wir) den Wind (dienstbar), der in seinem Auftrage in das Land blies, das Wir gesegnet hatten. Und Wir besitzen Kenntnis von allen Dingen. 82.und von den Satanen, die für ihn tauchten und dazu noch andere Werke verrichteten; und Wir Selbst beaufsichtigten sie.’ (Al-Anbiya, 25: 78-82)45 Die Geschichte, die im heiligen Quran wie oben geschrieben wurde, ist von vielen Interpretern wie folgt interpretiert: ‘[…] Ayette geçen ‘hars’ ve ‘ganem’ kelimeleri, ‘ekin’ ve ‘sürü’ olarak çevrilmektedir. Bu çeviri, klasik tefsirlerdeki şu rivayetlerden de destek bulmaktadır: Rivayete göre ‘Bir koyun sürüsü, bir ekin tarlasına girmiş ve tarlayı tahrip etmiştir. Tarla sahibi sürü sahibinden şikayetçi olmuş ve bu şikayetini Hz. Dâvud’a arz etmiş. Hz. Dâvud, koyun sürüsünün tamamının tazminat olarak tarla sahibine verilmesine hükmetmiş; ancak oğlu Hz. Süleyman bu cezayı ağır bulmuş ve koyun sürüsünün sadece bir yıllık intifah (kullanım) hakkının tarla sahibine verilmesini uygun görmüştür. ‘Koyunları, ekin sahibine 45 ver. Onların sütlerinden, yavrularından Vgl. http:// www.islamisches-zentrum-muenchen.de/quran01.pdf ve yünlerinden 53 faydalansınlar. Ekin tarlasını da, koyun sahibine ver. Eski haline gelinceye kadar onu ıslah edip düzeltsin.’46 D.h. ‘[…] Die Wörter ‘hars’ und ‘ganem’, die in Koranversen gesehen werden, bedeuten ‘Feld’ und ‘Schar’. Diese Übersetzung/Interpretation findet Unterstützung von folgenden Sage: Laut den Interpreten: Die Schafe eines Mannes sind in ein fremdes Feld gegangen und haben dort alles kaputt gemacht. Der Besitzer des Feldes klägt zum Propheten David den Besitzer der Schafe. Der Prophet David beschloss, die Schafe, als Entschädigung dem Kläger zu geben, dessen Feld zerstört worden war. Aber der Prophet Salomon empfand diesen Urteil als viel zu streng, deshalb empfahl er die Schafe für ein Jahr dem Besitzer des Feldes zu geben. Er befahl: ‘Gib die Schafe dem Besitzer des Feldes, damit er die Milch, die Lämmer und die Wolle verwenden kann. Und gib das Feld dem Besitzer der Schafe! Er soll das Feld wieder in Ordnung bringen.’47 ‘22 Und jeder böse und nichtswürdige Mann von den Männern, die mit David gezogen waren, hob an und sprach: Darum daß sie nicht mit uns gezogen sind, wollen wir ihnen von der Beute, die wir entrissen haben, nichts geben, als nur einem jeden sein Weib und seine Kinder, daß sie sie wegführen und hingehen. 23 Aber David sprach: Tut nicht also, meine Brüder, mit dem was der HERR uns gegeben hat; und er hat uns behütet und die Schar, die über uns gekommen war, in unsere Hand gegeben. 24 Und wer wird in dieser Sache auf euch hören? Denn wie das Teil dessen, der in den Streit hinabzieht, so soll auch das Teil dessen sein, der bei dem Geräte bleibt: gemeinsam sollen sie teilen. 25 Und so geschah es von jenem Tage an und hinfort; und er machte es zur Satzung und zum Recht für Israel bis auf diesen Tag. 26 Und David kam nach Ziklag; und er sandte von der Beute den Ältesten Judas, seinen Freunden, und sprach: Siehe, da habt ihr ein Geschenk von der Beute der Feinde des HERRN’ (I. Samuel,30: 22-26) Somit verstehen wir, dass die Werke, die wir in unserer Arbeit zur Hand nehmen, in einer engen Beziehung mit der Geschichte ‘Salomons Urteil’ sind. Da die 46 Vgl. Ebu’l-Fida Ismail ibn Kesir, (ö.774/1373), Tefsiru’l-Kur’ani’l-Azim,I_XU, IX, cilt 9, s.471.;Celaleddin es-suyuti(ö991/1445), ed-durru’l-Mensur et tefsir bi’l Me’sur,I-XVII,cilt 10 ,s.318-321. 47 Übersetzt von Bahar Kahya. 54 Geschichte ‘SalomonsUrteil’ chronologisch von den anderen Werken ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und ‘die chinesische Geschichte’, geschrieben wurde, können wir sagen, dass die anderen Werke von dieser Geschichte beeinflusst wurden. In diesem Zusammenhang ist ‘Salomons Urteil’ die Urgeschichte, von der die anderen Werke inspiriert wurden. Cengiz Duman, der eine wissenschatliche Arbeit über die Geschichte in den heiligen Büchern schreibt, berichtet: ‘Dolayısı ile Kur'an'ı Kerim’in; Tevrat veİncil’de geçen bazı hususlardan bahsetmesi kadar doğal bir durum olamazdı. Çünkü Allah, Kur'an inmeden evvel yolladığı bu mukaddes kitaplarda da Kur'an'da olduğu gibi, kıssalara yer vererek o kitaplara muhatap toplumların da bu gibi örneklerden öğüt ve ibret almasını istemiştir.’48 ‘In diesem Zusammenhang ist es ganz normal, dass der Quran einige Geschichten, die sich sowohl im alten Testament als auch im neuen Testament befinden, erläutert. Bevor Gott uns den Quran geschickt hat, wollte er, dass wir, wie er es nacher auch im Quran schrieb, dass wir etwas aus den heiligen Büchern lernen sollten.’49 Salomon, von dem in den heiligen Büchern viel geschrieben wurde, und die Ähnlichkeit der Geschichten in den heiligen Büchern und die Chronologie der Geschichten zeigen uns, dass ‘Salomons Urteil’ die Urgeschichte ist, von der Brecht und chinesische Geschichte inspriert wurden. Wenn wir nun die Beziehung zwischen dem Theaterstück von Brecht und Salomons Urteil aufeinander beziehen, können wir sagen, dass es eine ‘offene Beziehung’ ohne Umarbeitung ist, weil Brecht wörtlich aus Salomons Urteil vom alten Testament inspiriert wird. Und wenn wir das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ mit der chinesischen Geschichte vergleichen, stellen wir fest, dass es mit der chinesischen Geschichte auch eine offene Beziehung hat. In diesem Zusammenhang bezieht sich die chinesische Geschichte auch mit dem ‘Salomons Urteil’. Hier kann man 48 Vgl. http://www.haksozhaber.net/kuran-kissalari-baska-kutsal-kitaplarda-da-yer-alabilir-mi 11062yy.htm. 49 Überssetzt von Bahar Kahya 55 von der Umarbeitung sprechen, weil das Ende der Geschichte unterschiedlich ist. Der Richter gibt in der originalen chinesichen Geschichte das Kind der leiblichen Mutter. Da Brecht der Ansicht war, dass das nicht Gerechtigkeit darstellt, das Kind der leiblichen Mutter zu geben, stellte er das in seinem Theaterstück anders dar. Aber wie oben bereits gesagt: es handelt sich um eine ‘offene Beziehung’ zwischen chinesischer Geschichte und Brechttext, weil Brecht direkt entnimt. Hier spielt die veränderte Aussage eine zentrale Rolle. In der chinesischen Geschichte gibt der Richter das Kind der leiblichen Mutter, weil sie ihr Kind aus dem Kreis nicht ziehen und das Kind nicht zerstören möchte. Man sieht die gleiche Geschichte in Brechts Theaterstück und in der Geschichte ‘Salomons Urteil’, dass auch diejenige, die sich um das Kind kümmert, belohnt wird. Als Unterschied zwischen drei Werken können wir die Verhältnisse der leiblichen Müttern zeigen. Obwohl im Salomons Urteil und in der chinesischen Geschichte die leiblichen Mütter von ihren Kinder verzichten, um das Kind nicht zu zerstören, stellt Brecht das in seinem Theaterstück anders dar. In seinem Theaterstück möchte die Stiefmutter das Kind nicht zerstören, deswegen verzichtet sie vom Kind. Der Konflikt in Brechts Theaterstück ist nicht derjenige zwischen zwei beliebigen Müttern, sondern es ist der Kampf zwischen Gut und Böse; und am Ende des Werkes gewinnt das Gute. Brechts Theaterstück ist eine ‘direkte Umformung’, weil das Thema gleich, aber die Gattung aber verschieden ist. Die erste (chinesiche) Geschichte besteht nur aus einer Geschichte und sie ist nicht in Dramenform geschrieben. In stilistischer Hinsicht sind beide Werke deutlich unterschiedlich. Brecht, der die überragende Bedeutung der ‘Mühe’ herausstellen mochte, schrieb sein Theaterstück unter Rückgriff auf einen anderen Text. Man kann leicht feststellen, dass Brecht eigentlich die chinesiche Geschichte kritisiert, indem er die Geschichte verändert. Da er Blutverwandschaft in der originalen chinesischen Geschichte nicht so wichtig fand, stellte er die Geschichte in seinem Theaterstück anders dar. Er hat die Geschichte re-produziert. Brecht hätte die chinesische Geschichte direkt, ohne stilistische Veränderungen bzw. ohne Gattungswechsel noch einmal schreiben können. Aber dann wäre sein Text eine bloße Wiederholung der chinesischen Geschichte gewesen. Stilistische Umformungen in seinem Theaterstück, z. B. eine Geschichte in einer Geschichte oder eine Geschichte in einem Theaterstück zu schreiben, unterscheidet sein Theaterstück von der chinesischen Geschichte. Die originale chinesische Geschichte ist eine schon seit langem bekannte und von Generation zu Generation erzählte Geschichte. Aber das 56 Theaterstück von Brecht ist ein als Drama geschriebenes und aus einer Rahmenhandlung bestehendes Werk. Obwohl die beiden Werke inhaltlich gleich erscheinen, sind ihre stilistische Umformungen unterschiedlich. Wir können sagen, dass diese Werke thematisch eine direkte, stilistisch aber eine indirekte Beziehung haben. Die Bearbeitungen der Geschichte sind unterschiedlich. Brecht sucht nach den Antworten auf die Fragen: ‘Wem gehört das Kind? Gehört das Kind der Mutter, die es verlassen hat oder gehört es der, die es gefunden und erzogen hat?’ Am Ende des Theaterstücks beantwortet er diese Frage mit seiner Entscheidung. Obwohl Azdak, der Richter im Theaterstück, weiß, dass das Kind nicht zu Grusche gehört, gibt er es ihr, weil sie sich immer um das Kind kümmerte. Mit diesem Urteil symbolisiert Azdak die Gerechtigkeit, wie Salomon. 3.5. Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen der Film- und der Literatursprache Die Frage, ob das Kino eine besondere Sprache hat, ist von vielen Wissenschaftlern untersucht worden. Nach dem Semiologen Metz50, hat das Kino eine Filmgrammatik. Metz schrieb in der Mitte der 1970er einen Artikel, der ‘Modern Cinema and Narrativity’ hieß, in dem er den Begriff ‘Filmsprache’ kritisierte. Seiner Meinung nach sind Filmsprache und Sprache unterschiedliche Begriffe, die eine Grammatik haben. Metz denkt, dass alle Regisseure diese Filmgrammatik verwenden sollten. Aber jeder Regisseur benutzt diese Grammatik anders. Für Metz haben die Code eine wichtige Rolle in einem Film. Der Regisseur verwendet die Code, um den Zuschauern seinen Text zu übermitteln. Manche Code sind die bestimmten Codes, die alle Zuschauer verstehen können. Z.B. Wenn wir den Feind von Ilyas im Film zum ersten mal sahen, spürten wir, dass Ilyas ihn nicht mochte, weil wir in diesem Moment eine Musik, die uns warnten, gehört. Da der Film seine eigene Sprache hat, bedeutet das nicht, dass jedes Code man in allen Filmen finden kann. Das Kino-Film ist ein Oberbegriff, die aus vielen Unterbegriffen besteht. Man kann ein Code, das man in einem Horror-Film verwendet, nicht in einer Komödie verwenden. Der Tod, egal wie alt ein Sterbender ist, ist immer ein trauriger Fall. Wenn der Regisseur in seinem Film eine Todeszene filmen will, sollte er in dieser Szene traurige 50 Christian Metz ist ein französischer Semiologe. Er vertritt, dass die Filme eine Grammatik haben. 57 Leute und elegische Musik verwenden. Es wäre in europäischen Gesellschaften bspw. (in der Regel) nicht realistisch, wenn der Regisseur in dieser Szene ein Bild von Glück und Wohlgefallen zeichnen würde. Aber wie oben gesagt, sind die Codes häufig unterschiedlich. Hier spielen kulturelle Eigentümlichkeiten eine wichtige Rolle. Wenn es irgendwo in der Welt Leute gibt, die das Sterben und den Tod (anderer) als Glück empfinden, müßten die Codes im Film anders sein. ‘Nicht, weil das Kino eine Sprache ist, kann es uns so schöne Geschichten erzählen, sondern weil es sie uns erzählt hat, ist es eine Sprache geworden’(Zit. nach: Paech, 1988, s.25). Wir können sagen, dass jeder Film eine Filmgrammatik hat, die sich wechselt. Diese Veränderungen sind nicht nur durch gesellschaftliche Regeln bedingt, sondern auch durch Genrekonventionen des Films. Man kann sagen, dass jeder Film ein Aufsatz, der seine eigene Grammatik, seine eigene Codes hat. In einem Cowboyfilm sehen wir oft Waffen. Weil wir in Cowboyfilmen Waffen sehen, bedeutet das nicht, dass wir bspw. in Liebesfilmen auch Waffen sehen sollten. Waffen gehören nicht zur Grammatik von Liebesfilmen, sondern zur Grammatik von Cowboyfilmen. Diese Grammatik kann uns über die Geschichte, die Gesellschaft und anderes, die im Film erzählt werden, aufklären. Solche Codes gelten nicht nur für das Kino, sondern auch für die Literatur. Wir wissen, dass auch die Literatur ihre eigene Sprache bzw. Grammatik hat. Wenn wir den Begriff ‘Literatur’ als Oberbegriff annehmen, können wir sehen, dass sie Unterbegriffe hat. Obwohl die Literatur eine gemeinsame Grammatik hat, hat jeder dieser Unterbegriff seine eigene Sprache. Während Wörter, Sätze und Satzzeichen die Grammatik der schriftlichen Literatur sind, haben die Unterbegriffe der Literatur eigene Codes. Wenn man einen Krimi schreiben will, sollte man spannende Elemente verwenden. Solche Elemente soll man jedoch in der Regel nicht in einer Liebesgeschichte verwenden. Man kann also festhalten, dass jede Art besondere Codes hat. Solche Codes treffen wir auch im Theaterstück von Brecht und im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ von Yilmaz an. Da ‘Der kaukasische Kreidekreis’ ein Theaterstück ist, ist es der Form nach als Drama geschrieben. Wir wissen, dass das Drama eine literarische Gattung mit eigenen Regeln ist, die sich von denjenigen der Epik und der Lyrik unterscheiden. Seine bezeichnende Besonderheit ist es, dass es in Dialog- oder Monologform geschrieben wird (inkl. Regieanweisungen) und das es inszenisiert werden kann. Dramen haben häufig Akte und Szenen. Wie auch Paech andeutet, bedeutet das Filmszenerium für ihn eine Art der literaturische Gattung. 58 ‘Das Filmszenarium ist heute eine literarische Gattung genauso wie Roman oder Drama, weil es mit Worten, in einer zeitlich ablaufenden Fabel Menschengestalten und Schicksale darstellt. Das Filmszenarium ist prinzipiell den klassischen Gattungen der Literatur ebenbürtig, selbst wenn es keine klassischen Meisterwerke hervorgebracht haben sollte’ (Zit. nach: Paech, 1988, s.111). Dass das Filmszenerium eine Art der Literatur ist, gilt es nicht nur fürs Filmszenarium, sondern auch für die Bühnenanweisung. Beide haben eine Grammatik. Wenn man ein Filmszenarium schreiben möchte, muss man sowohl über die Regeln der Sprache als auch über die aussersprachlichen Wirklichkeiten Bescheid wissen. Hier spielen Geräusche, Musik, Schauspielen etc. eine wichtige Rolle hinsichtlich der aussersprachlichen Wirklichkeiten der Sprache. Jedes Element hat eine eigene Bedeutung und diese Elemente haben immer unterschiedliche Bedeutungen in Filmen. Z. B. berichten in einem Horrorfilm bestimmte Geräusche über ein schreckliches Geschehen. Diese Geräusche können in einem Liebesfilm nicht zuimindest nicht ohne weiteres eingesetzt werden. Literatur und Kino gehen meist Hand in Hand, deshalb sind Filme mit ihren unterschiedlichen Codes und Grammatiken ein Teil der Literatur. ‘[…] Und daher meinte Enno Patalas mit seiner Frage ‘Kann man einen Film lesen? auch gar nicht mehr die Filme selbst, sondern Szenarien als die Präsenz von Filmen in ihrer literarischer Form; Voraussetzung ist, dass die Filme ihrerseits literaturfähig sind’ (Zit. nach: Paech, 1988, s.112). Einen Film zu lesen ist mit dem Szenarium möglich. Das Kino ist nicht nur visuelles, sondern auch schriftliches Medium, das eine enge Beziehung mit der Literatur hat, deshalb hat es eine Sprache oder Grammatik, wie Metz gesagt hat. Aber das bedeutet nicht, dass das Kino ohne Literatur nicht leben kann, weil die Stummfilme ein Teil des Kinos sind. ‘Als ich ‘Der lebende Leichnam’ geschrieben habe, habe ich mir die Haare gerauft und an den Nägeln gekaut, weil ich nicht genug Szenen, genug Bilder darstellen konnte, weil ich nicht schnell genug von einem Ereignis zum nächsten übergehen konnte […] Aber Filme! Sie sind wundervoll! 59 Drrrr! Und eine Szene ist fertig! Drrrr! Und da ist noch eine! Wir brauchen nur hinzusehen: Da ist die Küste, die Stadt, der Palast- und im Palast ereignet sich eine Tragödie [...]’ (Zit. nach: Paech, 1988, s.123), sagte der erfolgreiche Schriftsteller Tolstoi und betonte damit, dass man mit einem Film alles machen kann. Während man eine Situation in einem Buch manchmal über viele Seiten hinweg beschreiben muss, macht man das in einem Film mit nur einer Szene und manchmal sogar ganz ohne Worte. Das treffen wir auch im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ an. Wenn wir den Film anschauen, sehen wir, dass es im Film nicht so viele gegenseitige Dialogen gibt. Der Film, der viel mehr aus kurzen inneren Monologen besteht, spielen visuelle Elemente, Szenen eine wichtige Rolle. Wie Tolstoi auch sagte, sind die Bilder genug um das nicht gesagte darzustellen. Mit Hilfe der Bilder können wir Zuschauer den Film lesen. Für das Theaterstück von Brecht, das in Drama geschrieben wurden, ist es nicht von visuellen Elementen zu sprechen. Hier spielen die Beschriebungen eine wichtige Rolle. Brecht, der die Grammatik des Dramas sehr gut verwendete, beschrieb in seinem Theaterstück die Charaktere und Handlungen detailiert. Wie wir betrachten, ist es seit langem diskutiert, ob ein Film seine eigene Sprache/Grammatik hat. Über die Filme, die ihre eigene Grammatik haben, dachte Dziga Vertov, der Polnischer Dokumentarfilmregisseur und der Begründer des sogenannten Kino-Auges war, dass sie die Menschen beeinflussen konnten. Seiner Meinung nach waren die konventionellen Filme, diejenigen also, die mit den beschriebenen Codes und Grammatiken um der Wirklichkeitsillusion wegen arbeiten, als bloßer Oberflächenrealismus oder platte Mimesis gefährlich für die Menschen. Dziga Vertow sieht also in realistischen Filmen so etwas wie Drogen. Solche Filme zeigen nicht die Wahrheit, die hinter der Oberfläche des sinnlich Erfahrbaren steckt. Alle Codes in diesem Sinne sind fiktiv: Dekor, Ort, Schauspielen, Szenarium, Kamera. Das Szenarium ist ein geplanntes Mittel in einem Film und mit Hilfe der Kamera sieht man niemals die Wahrheit. Vertovs Meinung nach ist das Szenarium eine Fiktion eines Einzelnen oder einer Gruppe. Vertov protestert gegen den Mißbrauch des Films zum Zwecke der Wirklichkeitsillusion, deshalb begründet er seine eigene Filmwelt, indem er Dokumentarfilme konstruiert. Sein bekannter Film ‘Ein Mann mit der Kamera’ ist ein gutes Beispiel dafür. In diesem Film zeigt Vertov uns, was ein Mann, der auf der 60 Strasse ist, macht. In der Tat ist Vertov nicht gegen das Szenarium. Er findet aber Filme unsinnig, deren Szenarien nicht das montierte Ergebnis eines Erkenntnisaktes sind. ‘Ich bin Kinoglaz. Von einem nehme ich die stärkesten und geschicktesten Hände, von einem anderen die schlankesten Beine, von einem dritten den schönesten und ausdrucksvollsten Kopf und schaffe durch die Montage einen neuen volkommenden Menschen’ (Zitiert nach: http://cinetext.philo.at/magazine/schaefer/vertov.html). Seiner Meinung nach kann man nur mit den spezifischen Kinomitteln einen Film schaffen, das sind vor allem Kamera, Schnitt und Montage. Er betont eigentlich, dass man mit der Kamera die Welt anders sieht, mit seinen eigenen Augen sieht. Wenn die Kamera alles anders zeigt, können die Menschen die Wahrheit nicht sehen. Wie oben gesagt, hat der Film wie auch immer eigene Codes, Grammatiken und eine Sprache und die Kamera ist ein Instrument, das diesen dient. Es ist möglich, mit einer Kamera alles möglich zu machen. Besonders spielen die Aufnahme-Techniken im Film eine wichtige Rolle. Der Standpunkt der Kamera in einem Film erzäht uns viel. Im folgenden versuchen wir zu erklären, welche Aufnahme-Techniken man in einem Film verwenden kann. • ‘Weit (W): […] Ein ‘extreme long-shot’, so wird eine solche Einstellung im Amerikanischen genannt, wird eingesetzt, um weite Wüsten, Berge, grosse Ebenen aufzunehmen, oft von einem erhöhten Standpunkt aus, um dem Zuschauer einen Überblick zu verschaffen, in eine Stimmung zu versetzen, ihn auf etwas vorzubereiten. • Totale (T): […] Als ‘long shot’ im Amerikanischen bezeichnet, dient sie dazu, vor Beginn einer Aktion die Szenerie als deren Rahmen zu präsentieren. Der ‘long shot’ soll alle Elemente der Szene zeigen, die wir als Zuschauer/innen kennen und lokalisieren müssen, um der folgenden Aktion folgen zu können. • Halbtotele (HT): Hier ist die menschliche Figur von Kopf bis Fuss zu sehen. Diese Einstellung eignet sich für die Darstellung von Menschengruppen, sowie körperbetonter Aktionen. Im Amerikanischen sind auch diese Einstellungen ‘long shots’. 61 • Amerikanisch (A): Diese Einstellung hat sich aus dem Western heraus entwickelt und zeigt die Figuren so, dass man z. B. in einem Show down nicht nur das angespannte Gesicht sehen kann, sondern auch wie die Hand zum Revolver greift, um den entscheidenden Schuss abzugeben. Diese Kategorie wird nicht immer verwendet. • Halbnah (HN): Als Halbnah bezeichnen wir eine Einstellung, die den Menschen von der Hüfte an aufwärts zeigt. Sie ermöglicht noch eine Aussage über die unmittelbare Umgebung, stellt das Situative in den Vordergrund, zeigt vom Menschen zumeist den auf den Oberkörper und das Gesicht bezogenen Handlungsraum. Im Amerikanischen heisst sie ‘medium shot’. Sie wird häufig auch bei Figurenkonstellationen eingesetzt und deshalb noch einmal differenziert nach der Zahl der im Bild gezeigten Personen zwischen einem ‘two-shot’ und einem ‘three-shot’. Die ‘two shot’-Aufnahme zeigt zwei Personen, zumeist im Dialog miteinander, oft Auge in Auge, während die Kamera beide im Profil zeigt. Entsprechend zeigt die ‘three-shot’-Aufnahme drei Personen, weitere Formen sind: ‘single shot’ und ‘group shot’ • Nah (N): Der Mensch wrd vom Kopf bis zur Mitte des Oberkörpers gezeigt. Mimische und gestische Elemente stehen im Vordergrund. Solche Einstellungen werden vorzugsweise für das Zeigen von Diskussionen und Gespächen benutzt. ‘Medium close up’ oder auch ‘close shot’ heisst es im Amerikanischen, was schon den Übergang zur Grossaufnahme zeigt. • Gross (G): konzentriert den Blick des Zuschauers ganz auf den Kopf des Abgebildeten. Hier wird der mimische Ausdruck hervorgehoben. Damit werden auch intime Regungen der Figur gezeigt, die den Dargestellten charakterisieren und die oft auch die Identifikation des Zuschauers mit der Figur erhöhen sollen. ‘Close ups’ werden sie im Amerikanischen genannt, oder auch präzier ‘Head and shoulder close up’. • Ganz Gross oder Detail (D): Vom Gesicht ist nur noch ein Ausschnitt zu sehen. Alles konzentriert sich auf den Mund, die Augen, aber auch Gegenstände können auf diese Weise dem Betrachter nahe gebracht werden’ (Zit. nach: Hickethier, 2012, s. 55-56). 62 Wir wissen, dass Aufnahmewinkel ein Element eines Films sind. Aufgrund von unterschiedlichen Aufnahmewinkeln können wir verstehen, was der Film im Moment betonen will. Wir Zuschauer fühlen manchmal, wenn wir eine Weitaufnahme sehen, was wir in der folgenden Szene sehen werden. Das nennt man Sprache oder Grammatik des Films. Jedes Element ist wie ein Berichterstatter. Da die Kamera auch Sprach/Grammatik des Films ist, erzählt sie uns alles, das sie sieht. Die Kamera sieht alles und was sie sieht, präsentiert sie uns mit ihrer eigenen Sprache. Hier spielen Kameraperspektive und Kamerabewegungen eine wichtige Rolle. Wenn in einem Film ein Sache, z. B ein Bahnhof, in einer Grossaufnahme öfters gezeigt wird, bedeutet das in der Regel, dass dieser Bahnhof für den Film ein wichtiges Symbol ist. In der Arbeit berichteten wir, dass der LKW einen wichtigen Platz im Film hat, weil wir den LKW im Film öfters sahen. Er war nicht nur ein LKW, sondern auch ein Freund. Der Film hat nicht nur visuelle, sondern auch auditive Elemente. Geräusche und Musik spielen eine wichtige Rolle in einem Film. Die Geräusche beeinflussen uns, wenn wir einen Film sehen. Die Geräusche bedeuten nicht nur Lärme, sondern sie haben andere Bedeutungen und Aufgaben in einem Film. Wenn wir einen Horrorfilm sehen, beeindrucken uns die vom Wald her kommenden Geräuschen tief, so dass wir vermuten, dass diese Geräuschen real sind. Aber ähnlichen Geräuschen aus einem Wald sprechen wir eine andere Bedeutung zu, wenn sie in einem Liebesfilm verwendet werden. Das gilt auch für die Musik. Als Code hat Musik eine grosse Bedeutung im Film; sie ist so groß, dass manche Filme mehr durch ihre Titelmusik als durch ihre Bilder bekannt sind. Wie Geräusche, kann auch die Musik mit dem Thema des Films harmonisch einhergehen. Wenn wir über den Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ sprechen, können wir auf viele Szenen verweisen, in denen Musik und Sprache Hand in Hand gehen. Wenn Asya und Ilyas sich treffen, hört man emotionale Musik, wenn es einen Konflikt gibt, spielt häufig in diesem Moment eine harte Musik. Musik in einem Film zu hören hat nicht nur den Aspekt von Intermedialität, sondern Musik gehört selbst zur Filmsprache bzw. Filmgrammatik. In unserer Zeit ist es fast unmöglich einen Film ohne Musik zu machen. So wichtig ist Musik als ein Code des Films. Kino ist sowohl schriftliche als auch mündliche Kunst, deshalb spielt das Schauspielen auch eine so wichtige Rolle im Film. Ein Schauspieler soll nach realistischen Verständnis niemals zeigen, dass er nur eine Rolle spielt. Wenn der Zuschauer die Rolle im Film für reales Leben hält und nicht mehr zwischen Rolle und Schausspieler unterscheidet, bedeutet das, dass der Schauspieler seine Rolle gut gespielt 63 hat. Es stellt sich allerdings die Frage, ob ein Film so organisiert sein soll – man denke an die Theorie des epischen Theaters von Brecht oder an die Aussagen von Vertov. Nach Vertov bezaubern die Filme jedenfalls die Menschen, deswegen können sie nicht mehr an die Wahrheit denken, die hinter dem Gezeigten steht. Und Brecht vertritt die Meinung, dass es falsch ist, wenn die Zuschauer beim Theaterstück die Schauspieler einfühlen. Da das Kino eine eigene Art in der Kunst ist, muss es nicht nur aus Dokmentarfilmen bestehen, die nur die Wahrheit reflektieren, sondern es spielen in der Filmgrammatik auch die Kreativität und Einbildungskraft eine wichtige Rolle. Hier ist es wichtig, ob man zeigen kann, dass der Film realistisch aber nicht real ist. 64 IV. TEIL DIE BEGRIFFE ‘MÜHE’ UND ‘GERECHTIGKEIT’ IM THETERSTÜCK ‘DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS’ UND IM FILM ‘SELVI BOYLUM AL YAZMALIM’ 4.1. Die Komparatistik der Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ (Vergleichende Darstellung der ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ in der türkischen und deutschen Wörterbüchern) In diesem Teil der Arbeit nehmen wir erst die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ zur Hand, indem wir zuerst die Entsprechungen in Wörterbüchern reflektieren und dann untersuchen wir, die Rezepzion dieser zwei Begriffe bei Brecht und Yılmaz in ihren Werken. Im Wörterbuch von TDK beschreibt man den Begriff ‘Gerechtigkeit’ auf Türkisch ‘adalet’: 1. Hak ve hukuka uygunluk, hakkı gözetme, doğruluk, türe 2. Bu işi uygulayan, yerine getiren devlet kuruluşları 4. Herkese kendine uygun düşeni, kendi hakkı olanı verme (TDK, 1988, s.21). Im ottomanisch-türkischen Wörterbuch, das von Abdullah Yeğin geschrieben wurde, beschreibt man den Begriff ‘Gerechtigkeit’: Adalet: Zulüm etmemek. Hak sahibine hakkını vermek. Haksızları terbiye etmek. İnsaf, mâdelet, dâd. Cenab-ı Hakkın emrini emrettiği şekilde tatbik etmek. Suçluya Allah’ın emrini icra etmek. Adalet-i izafiye: f. İzafi adalet, ‘adalet-i nisbiye’ de denir. Küll’ün selameti için, cüz’ü feda eden adalet usulüdür. (Cemaat için ferdin hakk ını nazara almaz, ‘ehven-üş şer’diye bir nevi adalet-i izafiyeyi yapmağa çalışır. Fakat adalet-i mahza kabil-i tatbik iken ‘adalet-iizafiye’ ye gidilmez, gidilse zulümdür) (Yeğin, 1992, s. 5-6). Somit verstehen wir, dass das Glück/das Recht der Gesellschaft wichtiger als das Glück des Menschen ist. Man könnte für das Glück der Gesellschaft einen Menschen opfern. 65 Adalet-i mahza: f. Adaletin tam hakikisi, tam adalet. Adalet-i mahza ile adalet-i izafiyenin izahı şudur ki: (Sûre 5. Âyet: 32) ayetin mana-yı işaresi ile (Bir masumun hakkı, bütün halk için dahi iptal edilmez. Bir fert dahi umumun selameti için feda edilmez. Cenab-ı Hakkın nazar-ı merhametinde Hak, Haktır. Küçüğüne büyüğüne bakılmaz. Küçük büyük için iptal edilmez. Bir cemaatin selameti için bir ferdin rızası bulunmadan hayatı ve hakkı feda edilmez. Hamiyet namına rızası ile olsa o başka meseledir. (Mek.) (… Adalet-i İlahiyenin tam manası ile tecelli etmesi için haşir ve Mahkeme-i Kübra’ya lüzum vardır ki, suçlu cezasını, suçsuz mükafatını görsün…) (Ebd., s. 5-6). Somit verstehen wir, dass das Glück/das Recht eines Menschen sehr wichtig ist, so dass man für das Glück/das Recht der Gesellschaft nicht das Glück/der Recht des Einzelnen opfern sollte. Da das Wort ‘Gerechtigkeit’,‘adalet’ in türkischer Sprache ein mehrdeutiges Wort ist, wollen wir die Synonyme zu dem Wort erklären. Hakk: (Batılın zıddı) Doğru. Gerçek. Vacib ve lazım olan. Her sabit ve doğru olan şey. Adalet. Herkesin meşru olan salâhiyeti, iktidarı, bir şey üzerindeki mâlikiyeti. Dava ve iddia. Hakikate uygunluk. Geçmiş harcanmış emek. Pay hisse. Münasib. Din. İslamiyet. Kur’an. Vukuu vacib, geleceği şüphesiz olan kimse. Kıyamet. Haklamak. Hak saat, amel edene amelinin Hak olduğu gün. Mahz-ı Hakikat. Yapacağını yalansız yapan kimse. Musîbet. Hakkaniyet: Hakk’dan ve doğruluktan ayrılmamak. Adalet üzere bulunmak. Adalet ve insaf ile lazım olanı icra etmek (Ebd., s.188). Laut dem Wörterbuch von Duden lautet das Wort ‘Gerechtigkeit’ so: Gerechtigkeit: 1a) das Gerechtsein; Prinzip eines staatlichen od. gesellschaftlichen Verhaltens, das jedem gleichermaßen sein Recht gewährt: die soziale G. ; die G. Des Richters, eines Urteils; G. fordern üben; jmdm. G verschaffen, wiederfahren lassen; b) etw., was als gerecht (2) angesehen wird: die G. wird ihren Lauf nehmen (Duden, 1996, s.592). 66 Laut der Beschreibungen in Wörterbüchern können wir sagen, dass das Wort ‘Gerechtigkeit’ im engeren Sinne im Unterschied zum Begriff Subjektivität, das Richtige zu sagen oder zu tun, gerechter sein, bedeutet. Da auch der Begriff ‘Mühe’ im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ Leitmotiv ist, muss man erst wissen, was der Begriff ‘Mühe’ bedeutet. Laut dem Wörterbuch von TDK bedeutet der Begriff ‘Mühe’, ‘emek’ oder ‘çaba’: Emek: 1. Bir işin yapılması için harcanan beden ve kafa gücü 2. İnsanın bilinçli olarak belli bir amaca ulaşmak için giriştiği hem doğal ve toplumsal çerçevesini hem de kendisini değiştiren çalışma süreci, say 3. Uzun ve yorucu, özenli çalışma (TDK, 1988, s. 705). Çaba: Herhangi bir işi yapmak için ortaya konan güç, zorlu, sürekli çalışma, ceht. […] Çaba göstermek: Bir i şi başarmak için çalışmak, uğraşmak […] Çaba harcamak: Bir i şi yapabilmek için elden gelen bütün gücü kullanmak (TDK, 1988, s. 419). Laut dem Wörterbuch von Duden bedeutet der Begriff ‘Mühe’: Mühe: mit Schwierigkeiten, Belastungen verbundene Anstrengun; zeitraubender [Arbeits]aufwand: große, schwere, vergebliche –n; das ist verlorene M. ( das ist vergeblich, nützt nichts); die –n, des Tages; die kleine Mühe ist nicht umsonst gewesen; er hatte alle M. , die Sache wieder in Ordnung zu bringen; etw. Bereitet, kostet, verursacht M. ; er scheute keine M., sein Ziel zu erreichen; machen Sie sich bitte keine M. (Umstände) ! ; du hast dir damit viel M. gegeben, gemacht; die M. kannst du dir sparen (damit erreichst du doch nichts); die Schulden nur mit M. bezahlen können; sich (Dativ) M. geben (sich bemühen, anstrengen): ich gab mir M., laut zu sprechen; der 67 /(seltener:) die M. wert sein (sich lohnen); mit M. und Not (mit großen Schwierigkeiten; gerade noch) (Duden, 1996, s.1040). Wie die Beschreibungen betonen, bezieht sich der Begriff ‘Mühe’ mit der Arbeit und Bemühung. Was in Beschreibungen auffallend ist, dass die Mühe einige Zeit kostet und sogar ‘zeitraubend’ ist. Im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’, in denen diese Begriffe als Leitmotive behandelt wurden, kann man kulturelle Ähnlichkeiten und Unterschiede auf den ersten Blick bemerken. Diese Ähnlichkeiten und Unterschiede erforschen wir im folgenden Teil der Arbeit im Rahmen des Mutter-, Vater-, Kind- und Richtermotivs. 68 4.2. Die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmal ım’: Das Muttermotiv, das Vatermotiv und das Kindsmotiv 4.2.1. Das Muttermotiv Im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’, in dem die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ dargestellt werden, gibt es keinen Richter im Unterschied zu Brechts Theaterstück. Asya, die die Protagonistin im Film ist, zugleich Mutter und Richterin, muss über das Schicksal ihres Kindes entscheiden. In diesem Teil der Arbeit, in dem wir die Protoganisten zur Hand nehmen, bearbeiten wir ihre Rolle im Film in unterschiedlichen Unterbegriffen, weil wir bei ihnen mit der Zeit einige Veränderungen beobachtet haben. 4.2.1.1. Die ledige Asya/Der Anfag der Liebe Asya ist in einem Dorf aufgewachsen und hat keine Bildung genossen. Ihr Leben lang ist sie der Besitz ihrer Familie gewesen; später, wenn sie heiraten wird, wird sie ihrem Mann gehören. Und dann ist da noch die Gesellschaft, der sie sich ihr Leben lang unterwerfen muss. All dieses legt ihr viele Bürden auf. 69 Als Ilyas Asya zum ersten mal zufälligerweise sieht und sie überreden möchte, möchte sie gerne in seinen LKW einsteigen und mit ihm Kontakt aufnehmen. Aber die Regeln, die ihre Mutter ihr vorgegeben hat und der in ihr Leben eingebettetete gesellschaftliche Druck erlauben ihr das nicht. Asya versucht das innerlich zu ertragen. Aber dennoch kann man sagen, dass sie manchmal dickköpfig ist. Sie macht keineswegs all das, was ihre Familie von ihr verlangt. Beispielsweise heiratet sie Ilyas, obwohl ihre Familie diese Heirat nicht akzeptiert hatte. Als sie mit Ilyas im LKW ist, denkt Asya an die Worte ihrer Mutter. ‘Man hat mir beigebracht, mich vor Männern zu fürchten’, denkt sie. Aber weil Asya Ilyas liebt, hat sie keine Angst von ihm. Nach den gesellschaftlichen Regeln, die man sie gelehrt hat, ist der ‘Mann’ derjenige, vor dem eine Frau Respekt und Angst zu haben hat. Diese Rollen und Haltungen bestimmen die Aufgaben der Frauen und Männer in der türkischen Gesellschaft. Und alle Frauen sollten sich an diese gesellschaftlichen Regeln halten. 4.2.1.2. Die Mutter Asya Ilyas ist Asyas erster Ehemann. Beide lieben sich sehr. Da Asya eine Frau ist, die die Tradition respektiert, hat sie viel Respekt vor ihrem Mann. Ilyas steht immer im 70 Vordergrund für sie. Als sie z. B. schwanger ist, möchte sie für ihren Mann Ilyas einen Sohn zur Welt bringen. Ihrer Meinung nach wird Ilyas sie mehr lieben, wenn sie ihm einen Sohn schenkt. Eine der Aufgaben einer Frau ist es auch ihrer Meinung nach, ihren Mann glücklich zu machen. Wenn ihr Mann glücklich ist, ist auch die Frau glücklich! Als Asya bei der Geburt erfährt, dass sie einen Sohn hat, denkt sie sofort an ihren Mann Ilyas, indem sie “Ilyas wird glücklich” sagt. Die Gedanken und Gefühle ihres Mannes stehen immer im Vordergrund, sie sind sehr wertvoll. In der türkischen Familientradition ist der Sohn der Ehrerbieter und Stammenführer. Somit hat die Frau sofort einen sozialen hohen Status in der Familie und in der Gesellschaft, als eine Mutter, die einen Sohn hat. Und viele Frauen denken auch, dass das ihre Schuld oder Erfolg ist, wenn sie einen Sohn auf die Welt bringen oder nicht bringen, weil sie vielmehr von ihren Schwiegermuttern oder Männern beschuldigt werden, wenn sie eine Tochter auf die Welt bringen. Da die Tradition und der gesellschaftliche Druck auf die Mädchen insbesonders in den 70er und 80er Jahren vielmehr zu spüren, hoffte man immerwieder einen Sohn auf die Welt zu bringen und auch viel ‘leichter und problemlos’ das Leben weiterführen zu können. Leider herrscht diese absurde Idee immer noch in vielen Kulturen: ‘Ehre’. Als sie eine Mutter ist, lebt sie nun nicht mehr nur für ihren Mann Ilyas, sondern auch für ihr Kind Samet. Asya möchte für Ilyas eine gute Frau und für Samet eine gute Mutter sein, sie möchte nur das Glück ihrer Familie, mehr nicht. Hier möchten wir die Kultur zum Vordergrund bringen. Wir wissen, dass Yılmaz den Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ in den 1970er Jahre inszenierte. Yılmaz, der die Fraunrechte in seinen Filmen gerne bearbeitete, wollte eigentlich die Stellungen der Frauen in der Gesellschaft in Türkei kritisieren. Denn eine Frau sollte erst eine Tochter, dann eine Frau ihres Hauses sein. Es war nicht wert, was sie wollte. In diesem Zusammenhang kann man sagen, dass Asya in dem gesellschaftlichen Bild eine gute Frau und Mutter ist. Asya, die sowohl ihren Mann sehr liebt, als auch vor ihm viel Respekt hat, ist die Frau, die man heiraten kann. Wenn wir die Protoganistin Asya beschreiben wollen, deuten wir daraufhin, dass sie eine stolze Frau ist. Die gleiche Asya, die ihren Mann mehr als sich selbst liebt und immer sein Glück will, verzeiht ihrem Mann nicht, weil er sie betrogen hat. Wir wissen, dass der Höhepunkt des Filmes das ist, wo Ilyas auf der Strasse einigen Menschen hilft, die eine Autopanne haben. Sein Chef möchte ihn nicht mehr als LKW-Fahrer arbeiten lassen. Er arbeitet von nun an im Reperatur-Service und dieser Umstand gefällt ihm 71 ganz und gar nicht. Seine schlechte Stimmung hat auch zur Folge, dass er nicht mehr mit Asya sprechen möchte. Immer geht er erst spät oder gar nicht nach Hause. Nichts ist mehr wichtig für ihn. Asya und ein Freund von Ilyas, dessen Spitzname Hoca ist, machen sich Sorgen um Ilyas. Hoca rät Asya, mit dem Chef von Ilyas zu sprechen. Doch Asya fragt sich ob das richtig ist. ‘Mit dem Chef zu sprechen ist nicht die Aufgabe einer Frau. Ilyas würde mir böse sein’, sagt Asya. Wir sehen, dass Asya immer noch an ihren Mann Ilyas denkt. Asya, die zur Zeit alles machte, was ihr Mann wollte, beschuldigt sich selbst immer noch, weil ihr Mann unglücklich ist. ‘Eine Frau muss ihren Mann glücklich machen’ denkende Asya, spricht sie doch mit dem Chef ihres Mannes, da sie keine andere Möglichkeit sieht. Einer der wichtigsten Szenen des Films ist, wo Asya von ihren Mann vor aller Augen geschlagen wird, weil alle Mitarbeiter am Arbeitplatz verspotten Ilyas, dass er seinem Chef seine Frau geschickt hat, deshalb muss er allen beweisen, dass er der Herr seiner Frau ist. In diesem Moment sagt Asya nichts und beschuldigt sich selber denn sie sollte nicht so handeln. Asya geht nach Hause und wartet zu Hause auf ihren Mann. Obwohl Ilyas tagelang nicht nach Hause kommt, wartet Asya auf ihn. Weil sie eine Frau ist, muss sie immer geduldig und opferbereit sein. Sie handelt so nicht nur um ihrer Liebe zu Ilyas willen, sondern auch für ihr Kind Samet. Da sie eine Mutter ist, muss sie an die Zukunft ihres Kindes denken. Ihr Sohn Samet soll eine Familie haben, die glücklich ist. Asya ist nur eine Frau, die von ihrem Mann Angst hat und ihn immer glücklich machen muss. Aber als sie von Can, der Feind von Ilyas hört, dass Ilyas bei Dilek ist, will Asya erst ihm nicht glauben. Asya, die einen Sohn von Ilyas hat, denkt, dass Ilyas sie sehr liebt und nie betrügen wird. Obwohl Asya Can nicht glaubt, möchte sie trotzdem mit ihren eigenen Augen sehen, ob Ilyas bei Dilek ist. In diesem Moment, 72 wo Asya die beiden im Haus von Dilek zusammen sieht, wird ihr stolz größer als dass an die Zukunft ihres Kindes denkt. Sie glaubt, dass sie das Haus verlassen muss. Obwohl die Frauen, die einen Sohn auf die Welt bringen, einen sozialen hohen Status haben, können wir das bei der Beziehung zwischen Asya und Ilyas nicht sehen. Asya, die ihren Mann liebt und ‘für ihn’ einen Sohn auf die Welt brachte, denkt, dass Ilyas sie für immer lieben und bei ihr sein wird. Wir können nicht sagen, dass Ilyas Asya nicht liebt. Aber es gibt einen Unterschied zwischen der Liebe von Asya und Ilyas. Obwohl Ilyas in einer grossen Stadt, in Istanbul aufwucht, trägt er innerlich männliche Gedanken, die viele Männer in den 70er, 80er Jahren in der Türkei hatten. Laut diesen Gedanken kann ein Mann sich bei einer anderen Frau trösten, wenn er ein Problem mit seiner Frau hat. In diesem Fall muss die Frau geduldig auf ihren Mann warten. Asya, die am Anfang mit Geduld auf Ilyas wartet, verlässt das Haus, nachdem sie gesehen hat, dass Ilyas sie betrogen hat. In diesem Zusammenhang können wir behaupten, dass das Verlassen von Asya eine Rebellion einer Frau ist, die von ihrem Mann nur seine Liebe will. Asya, die ihrer Familie, ihrem Mann und der Gesellschaft gehört, macht mit ihrem Verlassen das Gegenteilige im Unterschied zu ihnen. Diese Szene bahauptet, dass die Frauen nicht immer geduldig und opferbereit sein müssen, sondern dass die Männer auch vor ihren Frauen Respekt haben sollen. Hier ist es interessant, dass Ilyas gegenüber seinem Sohn uninteressiert erscheint. Nachdem Asya das Haus verlassen hat, sucht er, als ein liebender Mann und Vater, Asya und seinen Sohn Samet. Aber wenn Ilyas Asya nicht zu Hause findet, tröstet er sich wieder bei Dilek, als hätte er keine Familie, statt um seine Familie und Liebe zu kämpfen. Wir können das im Rahmen des Vatermotivs und Mannmotiv in den 70er und 80er Jahren in der Türkei zur Hand nehmen. Da der Film in den 70er spielt, reflektiert Yılmaz uns diese Jahre. Die Beziehungen zwischen Frauen und Männern sowie zwischen Kindern und Vätern sind nicht mehr wie früher. Das früher akzeptierte Verständnis der Gesellschaft, dass der Mann oder der Vater Herr des Hauses ist, ist heute nicht mehr gültig. 73 4.2.1.3. Zusammentreffen mit Cemşit (Cemşit, ihr zukünftiger 2. Ehemann) Asya, die das Haus verlässt, ist immer noch die Mutter ihres Kindes, deswegen muss sie für ihr Kind Samet ein Unterkunft finden. Auf der Strasse ziellos laufende traurige Asya begegnet einem Mann, der Cemşit heißt. Cemşit fährt mit seinem Kollegen einen Kranker. Als der Fahrer Asya sieht, fragt er sie, wohin sie fährt. Auf diese unerwartete Frage kann Asya nicht beantworten, weil sie das nicht gedacht hat. Sie zeigt mit ihrer Hand das Ende des Wegs, dass sie dorthin fahren möchte. Wenn der Fahrer akzeptiert, das sie mitfahren darf, steigt Asya in den Kastenwagen ein. Sie sitzt mit Samet neben Cemşit. Obwohl sie mit Cemşit kein Wort spricht, versteht er, dass 74 Asya ein Problem hat. Bei der Fahrt ist Cemşit nett zu Asya, bespielsweise, wenn Samet sich wegen dem kalten Wetter friert, möchte er ihn in seinen Händen warm machen. Eines, was der gesellschaftliche Druck Asya beigebracht hat, ist es, dass Asya immer schüchtern sein soll. Obwohl sie mit Cemşit im Kastenwagen reist, spricht sie nicht mit ihm, weil Cemşit für sie ein fremder Mann ist. Als die Fahrt zu Ende geht, sagt Asya nur ‘Danke schön’.Sie ist wieder mit ihrem Sohn unterwegs, ohne die Zukunft zu wissen. Während Cemşit mit dem Fahrer und mit dem kranken Mann in der Pause in einem Cafe seinen Tee trinkt, sieht er zufälligerweise Asya und ihr Kind. In diesem Moment ist er sicher, dass Asya keine Unterkunft hat. Er will davon Asya überzeugen, dass sie mindestens heute bei ihm bleiben sollte. Da Asya keine Unterkunft hat, nimmt sie Cemşits Angebot an, bei ihm zu bleiben. Cemşit hilft ihr und ihrem Kind. Obwohl Asya der Meinung ist, dass Cemşit ein guter Mensch ist, macht sie sich trotzdem Vorwürfe, dass sie das Haus, das sie mit Ilyas bewohnt hat, verlassen hat. Sie stellt sich die zentrale Frage: ‘Ob mein Ilyas mir böse ist?’ Hier ist es auffallend, dass Asya immer noch eine liebende, naive Frau ist. Sie denkt, dass sie mit ihrem Verlassen nicht nur ihren Mann Ilyas, sondern auch ihren Sohn Samet bestraft. Als ein kleines Kind braucht Samet einen Vater, der ihn sehr liebt. Mit diesen Gedanken will Asya sofort nach Hause zurückkehren. Aber weil Samet krank ist, kann sie das nicht tun. Der Artz, den Cemşit nach Hause bringt, sagt Asya und Cemşit, dass das Kind eine Woche lang nicht draußen gehen sollte. Asya akzeptiert hilflos eine Woche lang bei Cemşit zu bleiben. In diesen sieben Tagen kümmert sich Cemşit sehr intensiv um Asya und Samet. Am Ende der sieben Tage findet Cemşit für Asya und Samet einen Wagen, mit dem sie nach Hause fahren können. Obwohl Asya Cemşit dankbar ist, muss sie nach Hause und zu Ilyas gehen. Sie hat ihren Mann sehr vermisst und denkt, dass sie einen grossen Fehler gemacht hat. Als Asya vor der Tür ihres Hauses steht, trifft sie auf den Freund von Ilyas. Der erzählt ihr, dass Ilyas in das Haus von Dilek umgezogen ist. Asya, die erfährt, dass Ilyas mit Dilek zusammen ist, verliert in diesem Moment alle ihre Hoffnungen auf eine gute Zukunft. Es bleibt ihr nichts anderes als wieder zu gehen. Aus ihrem Verhalten können wir ersehen, dass Asya, die trotz des gesellschaftlichen Druckes Ilyas geheiratet hat, will dieses mal nicht für ihre Liebe kämpfen. Als Grund können wir ihren Stolz nennen. Asya, die denkt, dass Ilyas sie nicht mehr in seinem Leben möchte, bevorzugt ihn zu verlassen statt für ihn zu kämpfen Wieder ist sie unterwegs mit ihrem Kind Samet, an den sie besonders viel denkt. Sie hat keine Verwandte oder Freunde und weiss einfach nicht, was sie machen soll. Als sie die 75 Straße entlang läuft, sieht sie wieder Cemşit. Cemşit, der zu Asya immer opferbereit, geduldig und respektvoll ist, wartet auf Asya auf der Straße, weil er schon voraussetzt, dass Ilyas kein guter Ehemann und Vater ist und er nicht auf den Asyas Rückkehr wartet. Er sagt Asya, dass sie zusammen mit Samet bei ihm bleiben könnte. Weil Asya keine Wahl hat, denkt sie, dass sie das annehmen muss. Wir treffen im Film zwei verschiedene Mannmodell an. Einer der Protoganisten, der Ilyas heißt, hat keine Ahnung, was Liebe, Familie und sogar Leben bedeuten. Sein Leben besteht aus seinen momentanen Gedanken. Er denkt nie daran, ob diese Gedanken sein Leben kaput machen. Obwohl er in einer Firma arbeitet und obwohl diese Firma einige Regeln hat, kann Ilyas diese Regeln ablehnen, wenn er nicht mag. Bespielsweise, er soll mit seinem LKW in das Dorf fahren. Aber er fährt nicht, oder ohne Erlaubnis geht er tagelang nicht in die Arbeit. Wenn jemand ihn warnt, beginnt Ilyas böse zu werden. Die gleiche Unverantwortlichkeit können wir auch in seinem Privatleben sehen. Ilyas, der attraktiv, hübsch und jung ist, glaubt, dass er alle Frauen beeinflussen kann. Während Ilyas noch mit Dilek flirtet, möchte er plötzlich Asya heiraten, weil er in sie auf den ersten Blick liebt. Er nennt Asya ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’51. Ilyas, der am Anfang Asya über alles liebt, bemerkt mit der Zeit, dass diese Liebe ihn nicht mehr glücklich macht. In seinen schlechten Zeiten tröstet sich Ilyas bei Dilek. In diesem Zusammenhang kann man sagen, dass für Ilyas sein eigenes Glück im Vordergrund ist. Er kann nicht bemerken, dass er die anderen Menschen unglücklich macht, indem er seine momentane Gedanken führt. 51 ‘Selvi Boylu’ ist eine Redewendung in türkischer Sprache, die man für lange Menschen verwendet. Und ‘Yazma’ ist ein traditionelles Kopftuch, dass die Frauen besonders in Dörfen tragen. ‘Al Yazma’ bedeutet rotes Kopftuch. 76 Der andere Protoganist im Film, der Cemşit heißt, ist im Unterschied zu Ilyas opferbereit, geduldig, verantwortlich und respektvoll. Wir wissen nicht, ob er studiert hat aber von seinen Gedanken und Verhalten kann man voraussetzen, dass er ein aufgeklärter Mensch ist. Und da er vorher bei einem Erdbeben all seine Familie verlor, weiß er schon, was eine Familie bedeutet. Obwohl er sehr fleißig und erfolgreich bei seiner Arbeit ist, steht trotzdem seine Familie immer im Vordergrund. Ich denke, dass es sehr ungerecht ist, die zwei mal von ihrem Mann betrogene Asya zu kritisieren. Obwohl der gesellschaftliche Druck ihr nicht erlaubt, dass sie ihr 77 Haus verlassen sollte, will Asya nun mehr für ihr Kind Samet mit Cemşit leben. Asya weiß, dass Cemşit sich um ihr Kind kümmert und viel Mühe gibt. Asya, die sich sicher bei Cemşit fühlt, bleibt bei Cemşit besonders um Samet willen. Man kann sagen, dass Asya zu keinem Augenblick an sich denkt. Ihre eigenen Gefühle spielen keine Rolle in ihrem Leben. Asya, die keinen Mann, keine Verwandte und kein Geld im Leben hat, kann bei Cemşit ihre und Samets Leben garantieren. Das ist nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Yılmaz betont in seinem Film, dass es schwierig ist, in den 70er als eine geschiedene Frau ihr Kind zu erziehen. Mit der finanziellen und emotionalen Hilfe von Cemşit schafft Asya für ihr Kind Samet ein schönes Leben. In diesem Zusammenhang können wir sagen, dass Asya eine glückliche Frau ist, weil sie einen guten Mensch wie Cemşit, der sich um Asya und ihr Kind Samet kümmert, antrifft. Wenn wir Asya als eine Mutter beurteilen wollen, können wir sagen, dass sie eine gute Mutter ist. Obwohl es für sie schwer ist, mit einem Mann zusammen zu sein, den sie nicht liebt, lebt sie mit diesem Mann zusammen, weil er sich sehr um ihr Kind bemüht. Bespielsweise, als Cemşit für Samet ein Schaukel baut, obwohl Samet sehr klein um zu schaukeln ist, stellt sich Asya eine Frage: ‘Was bedeutet eigentlich Liebe?’ Und ihre Antwort lautet: Liebe bedeutet Fürsorge. Während Ilyas, der leibliche Vater von Samet, mit einer anderen Frau zusammen ist, beschäftigt sich Cemşit mit dem Kind von Asya. Er ist immer für sie da. 78 Wir wissen, dass es im Film keinen Richter gibt. Die Protoganistin ist selbst das Entscheidungsmechanisma wie eine Richterin in eigener Sache. Sie bemerkt alles und hört auf ihr Gewissen. Obwohl ihr Herz immer noch für ihren ersten Mann Ilyas52 schlägt, heiratet sie Cemsit. Der Film ‘Selvi Bolum Al Yazmalım’ ist für das türkische Kino sehr wichtig, weil in ihm nicht die körperliche Liebe gewinnt, sondern die Fürsorge. Asya, die eine gute Richterin ist, wählt in der letzten Szene des Filmes Cemşit aus, weil er sich um sie und ihr Kind Samet bemüht. Man kann sagen, dass Asya ein gerechter Mensch ist. 4.2.2. Das Vatermotiv Das Vatermotiv im Film bezieht sich nicht nur auf den leiblichen Vater, sondern auch auf den ’Ersatzvater’. Ilyas, der leibliche Vater, kommt aus İstanbul und arbeitet in einer kleinen Stadt als LKW-Fahrer und der LKW ist sein Lebensinhalt. Er ist ein freier Mann und glaubt nicht an die Liebe, bis er Asya begegnet. Mit Asya erlebt er die Liebe auf den ersten Blick. Aber mit der Zeit findet er die gleiche Asya, die er über alles liebt, langweilig. Wenn wir Ilyas gut betrachten, können wir bemerken, dass Ilyas Asya im Unterschied zu Asya nur körperlich liebt. Ilyas, der mit Frauen gut kommunizieren kann, findet ihre Schönheit anders als die Frauen, die er vorher kennt. Mit dieser Eigenschaft symbolisiert Asya für ihn, eine Rose, die niemand riecht. Asya wird für Ilyas mit der Zeit eine Leidenschaft, die er immer bei ihm haben möchte. 52 Die Heirat zwischen Asya und Ilyas ist eine religiöse Heirat, die formalrechtlich nicht gültig ist. Wenn man mit jemandem religiös verheiratet ist, soll man sich nicht scheiden lassen. Derjenige, der religiöse Heirat macht, kann vom Erbestück nichts erhalten, deswegen ist es verboten, in der Türkei vor der stattlichen Heirat religiöse Heirat zu machen. 79 Ilyas ist ein Mann, der macht, was er will, ohne an die Folgen zu denken. Einmal, als seine Chefin Dilek ihm sagt, dass er nicht mehr in die Dörfer reisen soll, schreit er sie an, weil er Asya unbedingt sehen möchte. Trotz des Verbotes der Chefin fährt er zu Asya um sie mitbringen zu können. Ilyas, der vorher in seinem Leben nie die echte Liebe erlebt hat, gehorcht allein seinen Gefühlen. Ilyas hat zwei wichtige Aufgaben im Film: Mann und Vater sein. Über die Frage, ob er es geschafft hat, kann man diskutieren. Als der Mann von Asya, denkt Ilyas, dass er alles, was er will, machen kann. Obwohl Ilyas und Asya verschiedene Weltanschauungen haben, und obwohl Ilyas in einer grossen Stadt aufwucht, vertreten beide die Meinung über die Stellung der Frau in der Gesellschaft, so betont auch Yılmaz, dass es Frauenrechte Probleme in der Gescellschaft gibt. Ilyas ist ein Mann, der von den gesellschaftlichen Unterdrücken erzogen ist und dies gibt ihm da Recht, dass er der Herr des Hauses ist. Seine Frau muss ihn immer glücklich machen. Beispielsweise, wenn er von seiner Frau etwas möchte, muss seine Frau es erledigen. Ilyas denkt, dass eine Frau immer geduldig und opferbereit sein muss, versteht ganz zuletzt, dass er eigentlich alles verloren hat. Er hat nicht nur seine Frau, sondern auch sein Kind Samet verloren. Für Ilyas, können wir sagen, dass er mit seinem Kind nicht viel Zeit verbachte. Wir wissen, dass Ilyas nicht mehr als LKW Fahrer arbeitet darf, weil er einmal im Regen auf der Strasse ‘gestrandeten’ Menschen geholfen hat und dies war eigentlich gefährlich für seinen LKW. Ilyas, der keine LKWs reparieren will, möchte kündigen, 80 aber in diesem Moment errinnert er sich an seine Familie und glaubt, dass Asya und sein Sohn Samet sein Leben kaputt machen kann. In diesem Zusammenhang ist es nicht zu schwer festzustellen, dass Ilyas immer noch nur an seine Gedanken, Gefühle und Freiheit denkt. Er arbeitet an einer Stelle, dass er nicht mag und ertragen kann und denkt, dass Asya die einzige Schuldige ist. Wenn wir die Szene, wo Ilyas voller Wut seine Frau vor aller Augen ins Gesicht schlägt, aus der Perspektive Ilyas interpretieren, treffen wir wieder auf die bekannten gesellschaftlichen Zwänge. Ilyas, der denkt, dass er allen beweisen muss, dass er der Herr seiner Frau ist, ist ein Teil dieser Mentalität, die vor der Frauenrechte kein Respekt hat. Er weiß aber nicht, wie sehr er Asya in diesem Moment verletzt. Er will nicht mehr nach Hause gehen, obwohl er Asya immer noch liebt. Er sucht Trost bei Dilek und geht Monate lang nicht nach Hause; Asya, die in diesen Tagen auf seine Rückkehr wartet, interessiert ihn nicht mehr. Die Bezugsperson Cemşit ist jetzt viel wichtiger als der leibeigene Vater. Laut dem Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’, in dem man die Begrffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ im Rahmen der Vaterschaft bearbeitet, hat Asya Cem şit als den Vater ihres Kindes gewählt, weil er sich immer um das Kind Samet und Asya kümmert. Asya, die sowohl die Mutter, als auch die ‘Richterin’ im Film ist, macht eine Wahl zwischen zwei Männern. Bei dieser Wahl spielen ‘Mühe’ und ‘Verteilungen’ zwischen Cem şit und dem Kind eine wichtige Rolle. Wenn wir den Film gut beobachten, können wir 81 leicht sehen, dass Ilyas keine Errinnerungen zwischen seinem Kind hat und mit ihm nichts gemeinsam etwas unternommen hat. Eigentlich ist hier der Vater-Sohn Dialog gestört und dank Cemşit fällt es dem Jungen nicht schwer ohne leibeigenen Vater zu leben. Er war nicht bei seinem Kind Samet, wenn er Fieber hatte oder er kaufte keine Spielzeuge für Samet. Asya, die alles sehr gut beobachtete, urteilte gerechtig und sie wählte Cemşit als Vater, weil sie an ihr Kind Samet dachte. Wie auch Kant vor Jahhunderten gesagt hat: ‘Habe Mut, dich deinen eigenen Verstanden zu bedienen’. Da sie vielmehr ihr Verstand ins Vordergrund zog, traff sie eigentlich für ihren Sohn Samet die richtige Wahl. Da für sie ab nun das Vertrauen an einem Mann viel wichtiger ist als die körperliche Liebe. Eigentlich ist sie auch in Cemşit verliebt. Aber diese Liebe ist vielmehr die Achtung. In diesem Zusammenhang hat Asya zwei Perioden in ihrem Privatleben: Körperliche Liebe und menschliche Liebe. Es ist auffallend, dass Asya sich geändert hat, nachdem sie Cemşit kennengelernt hat. Sie begann sich Fragen zu stellen, was die Liebe bedeutet. Asya, die die Liebe nun anders interpretiert, findet all ihre Antworten bei Cemşit. Mit der Zeit bedeutet Liebe für Asya Cemşit, der ein guter Mensch, ein guter Freund ist. Asya, die Cemşit immer dankbar ist, fühlt sich bei ihm sicher und besser. Sie entscheidet sich, dass Cemşit der Vater von Samet ist. Wir wissen, dass Asya Cemşit, den zweiten ‘Vater’ von Samet, auf der Strasse kennenlernte, als er ihr und ihrem Sohn, die ohne Ziel unterwegs und die obdachlos sind, helfen will. Cemşit ist ein Mann, der seine Familie bei einem Erdbeben verloren hat. Seit diesem Unfall lebt er allein zu Hause. Am Anfang, als er seine Familie verlor, dachte er, dass er nicht mehr leben kann; aber mit der Zeit lernte er wieder zu leben und durch das Leiden wurde er kräftiger. Weil Cemsit seine Familie verlor, weiss er nur zu gut, was eine Familie bedeutet. Besonders sind Kinder sehr wichtig für ihn, deswegen bemüht er sich immer wieder um den Sohn von Asya. Als er krank ist, bringt er einen Arzt aus der Stadt mit. Er kauft viele Spielzeuge um Samet glücklich zu machen. Als Asya nach einer Woche zu ihm sagt, dass sie nun gehen müssen, bringt Cemşit sie nach Hause, obwohl er das nicht will. Er hat Achtung auf die Gefühle von Asya und präsentiert den starken Charakter im Werk. Er wartet auf Asya am Anfang der Strasse. Er denkt, dass der Mann von Asya nicht zurükkommt. Als Cemşit Asya dann wieder auf der Strasse sieht, weiß er, dass ihr Mann immer noch nicht zu Hause ist. Cemşit lädt Asya und ihren Sohn Samet ein, wieder zu ihm nach Hause zu kommen. Da Asya keine Chance hat, akzeptiert sie das. 82 Cemşit ist imagiert im Film den guten Vater und Mann, der bekümmert für seine Familie ist. Cemşit, der wie der zweite Vater von Samet ist, liebt Asya auf den ersten Blick. Aber das ist nicht der einzige Grund, warum er Asya und ihrem Kind hilft. Wir sehen Cemşit zum ersten mal im Film, in der Szene, wo er Ilyas um seine Hilfe bittet. Cemşit bittet Ilyas um die Hilfe besonders für die anderen Menschen, die im LKW sind. Als Asya bei Cemşit ist, denkt sie immer an ihren ersten Mann Ilyas. Sie denkt nicht nur an ihn, sondern sie wartet auch auf ihn. Obwohl Cemşit weiss, dass Asya immer noch ihren Mann liebt, wartet er darauf, dass Asya Liebe für ihn empfindet. Cemşit denkt, dass Asya und Samet sein Leben wieder schön gemacht haben, im Unterschied zu Ilyas. Im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ symbolisiert Cemşit nicht nur ‘Fürsorge’, sondern auch ‘Geduld’. Cem şit, der auf etwas geduldig wartet, ist derjenige, der endlich gewinnt. Als er ein Schaukel für Samet baut, fragt Asya ihn, für wen diese Schaukel ist. Cemşit antwortet, dass er diese Schaukel für Samet macht; daraufhin sagt Asya, dass Samet noch so klein ist um zu schaukeln. Cemşit sagt daraufhin, dass Samet schaukeln kann, wenn er größer ist. Das bedeutet, dass er geduldig warten wird, bis Samet gross ist. Cemşit will immer für Asya und Samet da sein, weil die beiden für ihn sehr wichtig sind. Und das Wichtigste ist, dass es keine Blutsverwandtschaft zwischen ihnen gibt. Der Film fragt, was Vaterschaft bedeutet. Obwohl Ilyas der leibliche Vater von Samet ist, denkt er, dass Asya und Samet sein Leben in Chaos gebracht haben. Cemşit hingegen empfindet Asya und Samet als Bereicherung und will das Leben für sie schön machen, obwohl er nicht der leibliche Vater ist. Asya, die das alles wahrnimmt, heiratet schließlich Cemşit. Ihr Leben ist sehr glücklich, bis Ilyas zurückkehrt. Im Film zeigt der Regisseur uns, dass Cemşit ein sehr guter, gewissenhafter Mensch ist. Als er hört, dass es einen Unfall im Dorf gegeben hat, will er den Leuten sofort helfen. Als sofort den LKW-Fahrer sieht, erkennt er ihn sofort, dass es Ilyas ist, der einmal im Regen Cemşits liegen gebliebenen Wagen mit seinem LKW abgeschleppt hat. Cemşit bringt Ilyas nach Hause, um ihn zu Hause pflegen zu können. Als Asya Ilyas zu Hause sieht, versteht Cemşit von der Aufregung von Asya (ihre Hände zitiert und sie lässt das Holz fallen), dass Ilyas ihr Ex-Mann ist. Sofort stellt er sich die Frage: ‘Hätte ich Ilyas auch geholfen und hergebracht, wenn ich gewusst hätte, dass er der Exmann von Asya ist?’ An seiner Antwort kann man ersehen, dass Cemşit allen Menschen gerne hilft: ‘Ich hätte ihn trotzdem hergebracht, er war verletzt’, sagt sich Cemşit und er verhält sich Ilyas gegenüber so, als ob er nichts wüßte. Seit 83 diesem Moment ist Cemşit sehr unsicher. Er hat immer Angst davor, von Asya verlassen zu werden, weil er Asya liebt. Aber andererseits denkt er, dass Asya gehen sollte, wenn sie das will. Cemşit, der für Asya und Samet viel Mühe gibt, wartet hilflos auf Asyas Entscheidung. Er sagte Asya niemals, dass sie Cemşit wählen oder bei ihm bleiben muss, weil er weiß, dass er Asya nicht zwingen kann. Obwohl Asya Cemşits Frau ist, denkt er, dass sie gehen darf, wenn sie das will. Mit dieser Eigenschaften symbolisiert Cemşit den Mann, der Respekt vor Frauen hat. Cemşit unterdückt seine Frau nicht, um ihn zu wählen. Hier sehen wir seinen Respekt vor seiner Frau und die Rechtgebe ihn zu verlassen oder mit ihm zu leben. Cemşit ist ein Mann, der seine Liebe frei lässt. Er weisst, dass Asya mit Cemşit bleiben wird, wenn sie ihn liebt. Das sollte das Symbol für alle Lieben sein, die die echte Liebe vertreten, was leider zur Zeit nicht sehr der Fall dies. Asya, deren Kind Samet Cemşit als Vater akzeptiert hat, denkt immer an die Tage, die sie mit Cemşit verbracht hat. Asya weiss, dass sie Cemşit vertrauen kann. Sie weiss auch, dass sie bei ihm Ruhe gefunden hat, und wenn sie daran denkt, was Cemşit für sie und Samet alles macht, glaubt sie, dass sie Cemşit nie verlassen darf. Als eine ‘Richterin’ und ‘Entscheidungstreffende Person’ stellt Asya sich häufig diese Fragen: ‘Was bedeutet die Liebe und wem gehört die Vaterschaft?’ Obwohl Asya sich entscheiden muss, kann sie das nicht alleine machen. Sie weiss nicht, ob sie auf ihr Gewissen oder auf ihr Herz hören soll; deswegen braucht sie die Hilfe ihres Sohnes Samet. Ganz zuletzt stehen beide Männer gegenüber und Samet läuft zu Cemşit, das zugleich das Resultat der Entschlussfessung betont. 84 4.2.3. Kindmotiv Samet, der von seinem leiblichen Vater als kleines Kind verlassen wurde, akzeptiert Cemşit als Vater. Als er Ilyas sieht, seinen leiblichen Vater, nennt er ihn Onkel53 Ilyas. Er glaubt, dass Ilyas ein Freund seines Vaters Cemşit ist. Da Ilyas Samet immer viele Spielzeuge mitbringt, mag er Ilyas. Aber am Ende des Films, als Samet mit seinem leiblichen Vater im LKW ist, sieht er seinen Vater Cemşit auf der Strasse und will zu ihm gehen. Ilyas, der Samet gerne sagen möchte, dass er selbst sein Vater ist, verzichtet aber darauf, weil er kein Störenfried das Glück seines Kindes und dieser Familie will. Als Samet aus dem LKW aussteigt, rennt er zu Cemşit und sagt ‘Papa’. Die Entscheidung von Samet macht klar, was Asya machen muss. Asya, die das Glück ihres Kindes will, denkt an die Fürsorge von Cemsit. Asya weiss, dass Samet viele Errinnerungen mit Cemşit verbindet. Samet ist im Film die erste Entscheidungsmechanismus seiner Mutter. Asya, die weiss, wie schwer es ist, ein Kind zu erziehen, ist Cemşit gegenüber dankbar. Als Samet krank war, hat Cemşit ihnen zur Seite gestanden. Als Asya und Samet kein Zuhause hatten, konnten sie bei Cemşit bleiben. Als sie niemanden hatten, half Cemşit ihnen wie selbstverständlich. Da er sich aufrichtig um sie bemühte, mochte Asya schließlich gerne ihr Leben mit Cemşit teilen. 53 In türkischer Sprache nennt man nicht nur die Brüder der Mütter und Väter Onkel, sondern auch die alten Männer, die man kennt oder nicht kennt. 85 Vergleichen wir den Film mit dem Theaterstück von Brecht, können wir sehen, dass es hinsichtlich des Kindmotivs einen Unterschied gibt. Im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ ist das Kindmotiv stärker ausgeprägt als im Theaterstück von Brecht. Das Kind im Film ist aufgrund seines Verhaltens und seiner Reaktionen wie ein Hilfsrichter, der seiner Mutter hilft, um sich entscheiden zu können. Samets Gefühle und Gedanken legen fest, zu wem er gehört. Weil er Cemşit auswählt, fühlt sich Asya, seine Mutter bei Cemşit zu bleiben, da sie Samet nicht bekümmern will. Das Kind ist das Entscheidungsmechanismus und zugleich der bestimmer der Zukunft von Asya und Ilyas. Eine solche Rolle hat das Kind im Theaterstück von Brecht nicht. In Brechts Werk entscheidet der Richter, wem das Kind gehört. Im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ hingegen weiss das Kind selbst schon, wohin es angesichts all der Zuwendungen Cemşits gehört. ‘Gerechtigkeit’ besteht darin, demjenigen alles zu geben, der es verdient. Wenn wir Asya im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ als Richterin vergleichen, dann können wir sagen, dass sie eine gerechte Entscheidung hat. Obwohl sie ihren Ex-Mann immer noch liebt, bleibt sie bei Cemşit, weil sie dessen mühevolles Kümmern als wichtig empfindet. Immer wieder sagt sie sich: “Wie kann ich ihn verlassen, der sich so sehr um uns viel bemüht hat!” Diese Sätze zeigen uns, dass Asya Cemşit gegenüber sehr dankbar ist und da sie eine gewissenhafte, verantwortungsvolle Frau ist, kann sie Cemşit nicht verlasen. Hier kann man selbstverständlich fragen, ob es richtig oder sozusagen moralisch ist, mit jemandem zu leben, ohne dass man ihn liebt, ja mit jemandem zu leben, wenn man insgeheim noch einen anderen liebt. Im Film sagt Asya Cemşit niemals, dass sie ihn liebt, und Cemşit weiss ganz genau, dass Asya ihren ExMann nicht vergessen hat. Die Gefühle von Asya für Cemsit lassen sich als mitmenschliche Liebe und als Dankbarkeit bezeichnen. Ihrer Meinung nach ist die sogenannte Liebe auf den ersten Blick eine zeitlich begrenzte Angelegenheit, auf der nur aufgebaut werden kann, wenn sich dann dauerhaftes Vertrauen einstellt. Eine warme und treue Hand, Aufmerksamkeit und Zuwendung, Sorgfalt und Vertrauen: das sind Dinge, die Asya mit ihrem Ex-Mann nicht erleben konnte; genau sie aber bedeuten für Asya Liebe. Weil sie diese Dinge bei Cemşit findet, können wir sagen, dass sie auch Cemşit liebt, allerdings in einem viel tieferen Sinne als dem der Liebe auf den ersten Blick. Asya ist eine starke Frau, obwohl sie im Dorf und unter den Zwängen ihrer Eltern aufwächst. Sie ist eine Frau, die sich entscheiden kann. Ihre erste Ehe, die sie ohne Erlaubnis ihrer Familie eingeht, ihre Entscheidungen, das Haus zu verlassen und mit 86 Cemşit ein neues Leben zu beginnen zeigen uns, dass sie eine sehr mutige Frau ist. Aber sie bemerkt erst spät, dass sie stark ist. Die wichtigste Eigenschaft von Asya ist, dass sie zuallererst für andere Menschen, vor allem für ihren Sohn und nicht für sich selber lebt. Wenn sie handelt, handelt sie nicht für sich, sondern für andere. Das bedeutet, dass sie sich selbst in den Hintergrund stellt. Als Ilyas das Haus verliess, blieb Asya zunächst zu Hause, weil Ilyas der Vater ihres Sohnes ist. Erst als sie sah, dass Ilyas mit einer anderen Frau lebt, verliess sie ihn. Aber dann dachte sie, dass sie nach Hause zurückkehren müsste, weil Samet seinen Vater brauchte. Als Samet krank war, war Asya mit ihrem Sohn bei Cemşit und sie dachte, dass sie falsch handelte. Sie wollte unbedingt wissen, ob Ilyas ihr böse sei. Normalerweise hätte sie an ihre eigenen Gefühle denken müssen, weil sie ja von ihrem Mann betrogen wurde. Doch wollte sie ihm verzeihen, deswegen kehrte sie nach Hause zurück. Verzeihen wollte sie Ilyas aber nicht nur, weil sie ihn liebte, sondern vor allem auch, weil sie an ihren Sohn Samet dachte. Samet, so ihre Überzeugung, muss eine Familie haben. In dem Moment, als sie fühlte, dass Samet und sie für Ilyas nicht mehr wichtig waren, verstand sie, dass die Liebe auf den ersten Blick zeitlich begrenzt ist. Liebe auf den ersten Blick bedeutet irgendwann, dass man etwas anderes bzw. einen anderen haben will. Ihrer Meinung nach aber muss Samet einen Vater haben, der sich wie Cemşit dauerhaft um ihn kümmern will und der nicht nur ab und zu mit Geschenken vorbeischauen will. Deshalb hat sie sich dafür entschieden mit Cemsit zusammen zu leben. Hier sehen wir, dass Asya mit ihren Gefühlen immer hin und her und in Dilemna ist. Obwohl Asyas Herz immer noch für Ilyas schlägt, dringt ihr Verstand sie bei Cemşit zu bleiben, in die Richtung von Cemşit zu gehen, weil für sie die Fürsorge ihres Kindes wichtiger ist, als ihre Leidenschaft gegenüber einem Mann. Auch Ilyas kann nichts für diesen Entschluss sagen, weil er fühlt, dass er nicht dafür das Recht hat. Man sieht, dass am Ende des Films Mühe und Gerechtigkeit triumphieren. 87 4.3. Die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’: Das Muttermotiv, das Richtermotiv 4.3.1. Das Muttermotiv 54 Das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’, das von Brecht im Jahre 1944 geschrieben wurde, bearbeitet die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’. In Brechts Theaterstück, das auf eine chinesische Geschichte und/oder Salomons Urteil beruht, gibt es zwei Geschichten, die miteinander verwoben sind, die aber nur eine Nachricht haben. Brecht betont in seinem Theaterstück, dass die ‘Mühe’ gewinnen soll und dass ‘Gerechtigkeit’ immer währen soll. Der erste Teil des Theaterstücks, die Hauptgeschichte, handelt von Leuten, die das gleiche Feld haben wollen. Die erste Gruppe hat das Tal, in dem das Feld liegt, im Krieg verlassen, die zweite Gruppe hat sich dann um das Tal und um das Feld gekümmert. Es stellt sich im Theaterstück nun die Frage, wem das Tal gehört. Um eine gute Lösung zu finden, muss man die zweite Geschichte, die ‘Der kaukasische Kreidekreis’ heisst, kennen. 54 Vgl. http://www.dresden-theater.de/inet/grafik/events/der_kaukasische_kreidekreis.jpg 88 55 Im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ steht das Muttermotiv im Vordergrund. Das gilt auch für das Buch. Weil es im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ keinen Richter gibt, ist die Protagonistin, die Mutter Asya, zugleich auch die Richterin; deshalb hat sie eine große Verantwortung. Aber in Brechts Theaterstück gibt es einen Richter, der sich entscheiden muss, wem das Kind gehören soll. Hier nun spielt das Kümmern der Mütter um das Kind eine wichtige Rolle. Während im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ die Vaterschaft im Vordergrund steht, soll im Theaterstück geklärt werden, was ‘Mutterschaft’ bedeutet. Wenn die Leute im ersten Teil des Theaterstücks das gleiche Tal haben möchten, erzählt der Sänger die zweite Geschichte, in der man etwas über die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ lernen kann. In der zweiten Geschichte des Theaterstücks treffen wir auf zwei Mütter, die das gleiche Kind haben möchten. Ob ‘Mutterschaft’ Blutverwandschaft oder Mühe bedeutet, entscheidet die Grechtigkeit, die der Richter zu finden hat! Die Geschichte spielt in den Kriegsjahren im Kaukasus. Im Palast des Gouverneurs Georgie Abaschwili, an einem Sonntagmorgen zu Ostern, gibt es eine Revolte. Weil es Krieg gibt, möchten einige Fürsten, die Grossfürsten, den Gouverneur und seine Familie, besonders den Sohn des Gouverneurs, töten. Sie kommen zum Palast des Gouverneurs. Der Gouverneur Abaschvili und seine Frau Natella Abaschvili müssen sofort fliehen. Normalerweise müsste man in dieser Situation an sein Kind denken, weil es in Gefahr ist und weil das Kind das Wichtigste im Leben ist, dass man 55 Vgl. http://tiyatro.diyarbakir.bel.tr/tr/oyun/Kafkas_Tebe%C5%9Fir_Dairesi 89 haben kann. Aber wir sehen, dass die Gouverneursfrau Natella Abaschwili vergisst, dass sie ein Kind hat, weil sie ausschließlich an ihre Sachen und Kostbarkeiten denkt: ‘Dann leg ihn für einen Augenblick hin und hol mir die Saffianstiefelchen aus dem Schlafkammer, ich brauche sie zu dem Grünen’(Brecht, 1962, s.29). ‘[…] Das Silberne muss ich haben, es hat 1000 Piaster gekostet. Und das da und alle Pelze, und wo ist das Weinfarbene?’(Vgl. Ebd., s.29). Solche Sätze spricht Natella Abaschwili, als sie in Gefahr sind und als ihr Mann sogar ermordet wird. Natella Abaschwili fragt zwar nach ihrem Kind, aber sie kümmert sich nicht wirklich um ihr Kind. Sie flieht aus dem Palast, ohne ihr Kind mitzunehmen. Die Kinderfrau gibt das Kind Grusche, die im Palast als Küchenmädchen arbeitet. Wenn Frau Abaschwili wegläuft, ist das Kind in den Händen von Grusche. Alle Frauen im Palast warnen Grusche davor, sich um das Kind zu kümmern: ‘Leg ihn besser weg. Ich möchte nicht daran denken, was einer passiert, die mit dem Kind angetroffen wird. Ich hol unsere Sachen, ihr wartet’ (Vgl. Ebd., s.31). ‘Er hat Recht. Wenn die anfangen, schlachten sie einander familienweise ab. Ich hole meine Siebensachen’ (Vgl. Ebd., s.31). ‘Hast du nicht gehört, du sollst ihn weglegen’ (Vgl. Ebd., s.31). Alle Leute denken, dass Grusche ohne das Kind weglaufen muss. Weil das Kind der Erbe und Thronfolger ist, wollen die Fürsten das Kind töten und weil Grusche mit dem Kind zusammen ist, ist auch ihr Leben in Gefahr. Erst lässt Grusche auch das Kind zurück, dann aber macht sie sich Sorgen und beschließt das Kind, das Mischel heißt, doch mitzunehmen. Sie tut das auch. Unterwegs muss sie für das Kind etwas Milch finden. Sie sieht eine Bauernhütte, in der sie für das Kind etwas Milch kaufen kann. Als Grusche an der Tür klopft, öffnet ein alter Mann die Tür und sie fragt ihn, ob er für das Kind etwas Milch hat. Am Anfang will der alte Mann keine Milch geben. Aber als er hört, dass Grusche für die Milch etwas bezahlen will, will er die Milch für drei Piaster verkaufen. Den Preis findet Grusche zu hoch, dafür will sie die Milch nicht kaufen. So gibt sie Michel schließlich ihre Brust, als ob sie seine Mutter wäre, um ihn zu beruhigen. Als sie aber merkt, dass Michel wirklich Hunger hat, versucht sie noch einmal mit dem alten Mann zu sprechen. Schließlich kauft sie die Milch zu einem Preis, der für sie einem halben Wochenlohn entspricht. Dann sieht sie einen Wagen mit reichen Flüchtlingen. Sie denkt, dass sie dort hingehen sollte und läuft mit Mischel dort hin. Die Damen sind vor einer Karawanserei und wollen hier übernachten. Der Wirt will 180 Piaster für einen Raum. Obwohl es für Grusche zu viel Geld ist, akzeptiert sie es 90 doch mit den zwei Damen aus dem Wagen in der Karawanserei zu übernachten. Am Anfang ist alles schön für Grusche und Mischel. Sie haben für heute ein Dach über dem Kopf. Aber als die anderen Damen herausfinden, dass Grusche nicht reich und von Adel ist, muss Grusche die Karawanserei verlassen. Sie trägt Mischel in den Händen und es ist für sie schwer mit dem Kind zu laufen. Grusche ist jetzt an dem Fluss Sirra angekommen; dort sieht sie einen Bauernhof, in dem eine Frau und ein Mann leben. Sie beschließt, das Kind dort zu lassen, obwohl der Mann im Unterschied zu seiner Frau das Kind nicht möchte. Als Grusche unterwegs ist, sieht sie die Panzerreiter. Sie fragen Grusche, woher sie komme. Aus ihren Fragen kann Grusche entnehmen, dass die Panzerreiter Mischel suchen. Sofort rennt sie zum Bauernhof, um das Kind zu retten. Sie spricht mit der Frau und sagt ihr, dass sie sagen soll, dass das Kind ihr gehört, falls die Panzerreiter kommen. Die Frau sagt das zu, aber als die Panzerreiter kommen, sagt sie das Gegenteil. Grusche ist wegen Mischel wieder in Gefahr, obwohl sie nicht seine leibliche Mutter ist. Als ein Gefreiter das Kind im Korb sieht, schlägt Grusche ihm von hinten über den Kopf und läuft sie mit dem Kind davon. Sie ist nunmehr seit 22 Tagen auf der Flucht. Als die Panzerreitern Grusche und Mischel verfolgten, kamen sie an den Gletschersteg. Die Leute, die vor dem Steg stehen, warnen Grusche vor dem Stegt, weil dieser Morsch ist und der Abgrund 2000 Fuss tief ist. Mit einem kleinen Kind es zu versuchen sei reiner Selbstmord. Doch Grusche glaubt, dass sie es schaffen kann. Sie denkt, dass die Panzerreiter eine größere Gefahrt darstellen als ein morscher Steg und als ein Abgrund von 2000 Fuss. Schafft sie es, über den Steg zu kommen, kann sie mit Mischel zu ihrem Bruder gehen. Dort kann niemand sie stören. Grusche hat es geschafft; sie ist endlich bei ihrem Bruder. Am Anfang ist auch alles sehr schön. Aber ihre Schwägerin bringt ihren Bruder dazu, für Grusche einen Mann zum Heiraten zu suchen, weil sie ja mit einem Kind unterwegs ist und nicht verheiratet ist und weil deshalb alle glauben, dass sie eine ehrlose Frau sei. Man kann leicht erkennen, dass Grusche um des Kindes willen zu allem bereit ist: Nicht nur alle möglichen körperlichen Entbehrungen und Bedrohungen hält sie aus, sondern auch gesellschaftliche Ausgrenzungen. 91 56 Obwohl Grusche eigentlich keinen anderen Mann als den von ihr geliebten Simon Chachava heiraten will, glaubt sie dennoch, dass sie nunmehr heiraten muss, um so das Kind schützen zu können. Dann nämlich käme niemand auf die Idee, dass Mischel das Kind von Georgi Abaschwili ist. Um Mischel zu retten, nimmt es Grusche auf sich, ihr eigenes Leben zu verpfuschen. Sie fühlt sich als die wahre Mutter von Mischel, weil sie sich so sehr um ihn gekümmert hat. Der Mann, den Grusches Bruder für sie gefunden hat, ist schwer krank und alle warten auf seinen Tod. Ihr Bruder und ihre Schwiegermutter haben alles für sie geplant. Der Mann von Grusche wird bald sterben, Grusche lebt bei ihrer Schwiegermutter und sie hilft ihr bei der Garten- und Hausarbeit. Alles ist schon so eingerichtet worden ohne dass Grusche gefragt worden wäre. Da Grusche Mischel sehr liebt und keine andere Change sieht, akzeptiert sie alles, was ihr Bruder von ihr möchte. Als der Mann von Grusche wider Erwarten gesund wird, wird die Situation für Grusche noch schwerer, weil ihr Mann von ihr allerlei verlangt. Grusche soll immer das machen, was ihr Mann will. Sie muss sich nun nicht nur um das Kind, das nicht ihr eigenes ist, kümmern, sondern auch noch um ihren Mann, den sie nicht liebt, sowie um ihre Schwiegermutter. Als dann Simon Chachava zurückkommt und erfährt, dass Grusche verheiratet ist und ein Kind hat, will Grusche ihm eigentlich alles erzählen. Aber sie bevorzugt es zu schweigen, weil Mischel für sie sehr wichtig ist und sie dessen Geheimnis nicht verraten will. 56 Vgl. Ebd. 92 Zwei Jahre später will Natella Abaschwili ihren Sohn Mischel zurück haben, doch Grusche will das Kind nicht zurück geben, weil sie in der Meinung ist, dass nunmehr sie die Mutter sei: ‘Es ist meins: ich hab’s aufgezogen’ (Vgl. Ebd., s.104). Vor Gericht muss sie nun beweisen, dass Mischel ihr Kind ist. Simon Chachava, den Grusche liebt, verspricht, dass er ihr vor Gericht helfen wird, obwohl er böse auf sie ist. Er weiß aber, dass das Kind nicht ihr leibliches Kind ist, weil ihm das die Köchin, die mit Grusche im Palast arbeitete, erzählt hat. Natella Abaschwili kommt mit zwei Anwälten zum Gericht. Der erste Anwalt macht die Blutverwandschaft stark. ‘Euer Gnaden. Hoher Gerichtshof! Die Bande des Blutes sind die stärksten aller Bande. Mutter und Kind, gibt es ein innigeres Verhältnis. Kann man einer Mutter ihr Kind entreißen? Hoher Gerichtshof! Sie hat empfangen in den heiligen Ekstasen der Liebe, sie trug es in ihrem Leibe, speiste es mit ihrem Blute, gebar es mit Schmerzen’ (Vgl. Ebd., s.110). Hier stellt sich die Frage, ob Mutterschaft wirklich so viel mit Blutverwandschaft zu tun hat. Grusche hat sich ja um das Kind gekümmert, während die Mutter es einfach zurückliess auf der Flucht, und sie hat sich so intensiv gekümmert, dass sie ihr komplettes Leben veränderte und viele physische und gesellschaftliche Entbehrungen auf sich genommen hat. Als der Richter Azdak Grusche fragt: ‘Und das Kind, behauptest du, kommt von der Hurerei? Ich stell dir eine Frage: Was für ein Kind ist es? So ein zerlumpter Strassenbankert oder ein feines, aus einer vermögenden Familie?’ (Vgl. Ebd., s.113). behauptet sie mit Nachdruck, dass Mischel ihr Kind sei und denkt nicht daran, was die Leute über ihre Ehre sagen. Sie hat sich sehr um Mischel bemüht und glaubt, dass der das auch verdient. Am Ende der Gerichtsverhandlung ruft Azdak Grusche zu sich und sagt ihr, dass er weiss, dass das Kind nicht Grusche gehört: 93 […] ‘Ich glaub dir nicht, dass es dein Kind ist, aber wenn es deines wär, Frau, würdest du da nicht wollen, es soll reich sein? Da müsstest du nur sagen, es ist nicht deins. Und sogleich hätte es einen Palast und hätte die vielen Pferde an seiner Krippe und die vielen Bettler an seiner Schwelle, die vielen Soldaten in seinem Dienst und die vielen Bittsteller in seinem Hofe, nicht? Was antwortest du mir? Willst du’s nicht reich haben?’ (Vgl. Ebd., s.116). Auf diese Frage antwortet Grusche: ‘Ich geb’s nicht mehr her. Ich hab’s aufgezogen, und es kennt mich’ (Vgl. Ebd., s.117). Man kann leicht bemerken, dass die beiden Mütter im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ und im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ für ihre Kinder alles machen. Aber es gibt einen Unterschied. Im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ gibt es nur eine Mutter, die auch die leibliche Mutter ist. Wenn man über die Bande des Blutes sprechen will, muss man bezüglich des Films erklären, was Vaterschaft bedeutet. Wir wissen, dass es im Film zwei Väter gibt, und nach derem Engagement für das Kind kann man sich entscheiden, was Vaterschaft bedeutet. Das gilt auch für das Theaterstück von Brecht, nur geht es hier darum zu klären, was Mutterschaft bedeutet. Als Azdak mit den beiden Müttern mittels eines Kreises ein Experiment machen will, um die echte Mutter festzustellen, will Grusche nicht mehr kämpfen. Dieser Teil ist einer der wichtigsten Teile im Theaterstück. Schawa, der ein Gehilfe von Azdak ist, zieht einen Kreis auf den Boden und stellt das Kind hinein. Wer das Kind aus dem Kreis ziehen kann, ist die richtige Mutter. Grusche will das aber nicht machen, weil sie denkt, dass es dem Kind weh tun wird; deshalb schafft es Natella Abaschwili, das Kind zu sich zu ziehen. Azdak hat bemerkt, dass Grusche nichts gemacht hat, deshalb will er die Frauen noch einmal kämpfen lassen. Doch wieder macht Grusche nichts. Auf Azdaks Nachfrage antwortet sie ihm, sie habe das Kind aufgezogen und könne es nicht zerreißen. Das veranlasst Azdak dazu, das Kind Mischel Grusche zu geben, weil auch er nun zu dem Schluss gekommen ist, dass Mutterschaft nicht zwangsläufig Blutverwandschaft bedeutet. Grusche, die immer dazu bereit gewesen ist, für Mischel alles zu opfern, wird endlich eine richtige Mutter. Hätte Mischel bei seiner leiblichen Mutter gelebt, wäre er materiell sehr reich gewesen. Aber auch menschlich? Grusche hat mit ihrem Handeln, mit ihren Gedanken und Gefühlen gezeigt, dass sie diejenige ist, die Mischel als Mutter verdient. 94 4.3.2. Richtermotiv 57 Azdak symbolisiert mit seinem Handeln den Begriff ‘Gerechtigkeit’. Er ist ein Richter, der unter den anfangs beschriebenen schlechten Umständen arbeiten muss, die von Krieg, Neid, Habsucht, Egoismus und vielen anderen negativen Dingen bestimmt sind. Azdak, der zunächst Dorfschreiber war, findet am Ostersonntag einen Flüchtling und hilft ihm, indem er ihn in seiner Hütte versteckt. Aber er weiss nicht, dass der Flüchtling eigentlich der Grossfürst ist. Als Azdak das erfährt, will er sich sofort selbst vor Gericht bringen und dort verurteilen lassen. Das zeigt uns, dass Azdak ein gerechter Mensch ist. Aber im Gericht gibt es keinen Richter mehr, der ist gehenkt worden. ‘Hier ist der Richter’ (Vgl. Ebd., s.82), sagt ein Panzerreiter. Weil der Richter gehängt worden ist, braucht die Stadt einen neuen Richter. Die Panzerreiter müssen einen neuen wählen. Der fette Fürst empfiehlt den Panzerreitern, seinen Neffen zum Richter zu wählen. Die Panzerreiter fragen Azdak, ob das möglich sei. Sie wollen zunächst mit Azdak ein wenig spielen, aber schließlich ist Azdak dann doch der neue Richter der Stadt. Brecht will betonen, dass die Gerechtigkeit in den Händen der Menschen zu einem Spielzeug wurde. Wenn wir über seine Richterschaft sprechen, können wir sagen, dass er seine Urteile nach eigenem Gutdünken fällt. Bei einem Fall, wo ein Invalide einen Arzt anklagt, verwundert er die Leute mit seinem Urteil. Der Invalide, der dem Arzt etwas 57 Vgl. http://data.heimat.de/pics/7/2/c/c/7/ec_72cc7cc0a6acf6dfafadceca9f932d97.jpg 95 Geld geliehen hat, damit dieser studieren konnte, ist ihm nun böse, weil er einen Patienten, der hinkt, kostenlos untersucht hat. Azdak befragt jetzt sowohl den Invalden als auch den Arzt und den Hinkenden. Am Ende sieht sein Urteil folgendermaßen aus: Der Invalide soll 1000 Piaster bezahlen und wenn er einen zweiten Schlaganfall erleiden sollte, muss ihn der Arzt gratis behandeln. Der Hinkende, dem das falsche Beine operiert worden ist, bekommnt eine Flasche Franzbranntwein als Entschädigung. Azdak sagt zu dem Arzt: ‘Und du, Arzt, wirst wegen unverzeihlichen Irrtums in deinem Fach freigesprochen’ (Vgl. Ebd., s.94). Der Irrtum, den Azdak meint, bezieht sich auf die kostenlose Untersuchung. Wir wissen, dass das Theaterstück von den schlechten Zeiten erzählt, in denen man nur an sich denken muss. Hilfsbereit zu sein bedeutet in solchen Zeiten ‘Irrtum’. Azdak, der eigentlich kein schlechter Mensch ist, urteilt meist nach seinen Wünschen. Als die Panzerreiter Azdak zum ersten mal zum Richter machten, wollten sie eigentlich mit den Gesetzen spielen. Sie wollten zu gerne wissen, was sie machen könnten, wenn sie einen Richter wie Azdak hätten. Aber nichts ging so, wie sie wünschten. Azdak, der Gerechtigkeit austeilen will, beginnt nach seinen Vorstellungen zu handeln. Als Azdak die Ansprüche von Grusche und Natella Abaschwilli zu verhandeln hat, muss er sich entscheiden, wem das Kind gehören soll. In diesem Teil des Theaterstücks kann man seine Klugheit, sein Gewissen und seine Gerechtigkeit sehen. Als Grusche mit der Köchin und mit Simon vor Gericht ist, sieht sie Natella Abaschwilli: ‘Die Gnädigste würde dir sogleich die Haare ausreißen, wenn sie nicht wüßte, dass der Azdak für die Niedrigen ist. Er geht nach dem Gesicht’, sagt die Köchin und bewahrheitet damit, dass Azdak ein gerechter Mensch ist. Als Grusche das auch denkt, kommt Azdak gerade mit den Panzerreitern ins Gericht. Einer von ihnen schlägt Azdak. Sie wollen Azdak stürzen und einen neuen Richter finden. Als die Panzerreiter ihn schlagen, kommt ein staubbedeckter Reiter, um eine Botschaft des Großfürsten zu verlesen. Nach dieser Botschaft ist Azdak der neue Richter, weil er damals das Leben des Großfürsten gerettet hat. Alle Zuschauer sind sehr verwundert. Als der Reiter die Botschaft des Großfürsten verliest, lassen die Panzerreiter Azdak sofort los, entschuldigen sich bei ihm und fragen ihn, ob er von ihnen etwas wünsche: ‘Nichts, meine Mithunde. Einen Stiefel zum Lecken gelegentlich.’ Mit diesem Worten betont Azdak, dass sie Wetterhähne sind. Das ist ein Warnung an all die Menschen, die sich immer auf die Seite der Herrschenden schlagen. Azdak will 96 eigentlich mit diesen Menschen nach seinen eigenen Regeln spielen. Auf Seite 113 des Theaterstücks sagt Azdak: ‘Ihr wollt eine Gerechtigkeit, aber wollt ihr zahlen? Wenn ihr zum Fleischer geht wisst ihr, dass ihr zahlen müsst, aber zum Richter geht ihr wie zum Leichenschmaus.’ Das ist ein Beispiel für die Beliebigkeit der Rechtsregeln. Der Glaube ‘Wer Geld hat, der wird gewinnen’ führt dazu den Gesetzen nicht zu vertrauen. Obwohl Azdak mit seinem Verhalten den Eindruck macht, als ob er diesen Glauben teile, handelt er doch entgegengesetzt. Er gibt das Kind nicht derjenigen, die ihm viel Geld gibt. Azdak denkt, dass Grusche diejenige ist, die im Leben immer Gerechtigkeit will. Als er Grusche testet, wird ihm klar, dass Grusche das Kind verdient. Normalerweise hätte Azdak das Kind Natella Abaschwilli geben müssen, weil auch er weiss, dass das Kind nicht Grusches Kind ist. Aber dieser Azdak, der ein Spiel als Beweismittel vor Gericht verwenden will, gibt Grusche das Kind, obwohl bzw. weil sie das Spiel nicht gewinnt. Azdak weiss, dass er sich zwischen seinem Wissen und seinem Gewissen entscheiden muss. Hier spielt seine emotionale Klugheit eine wichtige Rolle. Azdak, der weiss, dass die Menschen zu seiner Zeit alles haben wollen und von purem Egoismus geprägt sind, setzt voraus, warum Natella Abaschwili das Kind haben will. Sie ist nämlich eine in allem gierige Frau. Geld, Besitz, Berühmtsein und Ähnliches sind für sie sehr wichtig. Da Mischel der Erbe all dieser Sachen ist, denkt Azdak, dass Natella ihn deswegen wiederhaben will, und er entscheidet sich anders. Hat er sich aber richtig entschieden? Wenn er das Kind Natella Abaschwili gegeben hätte, könnte Mischel zusammen mit seiner leiblichen Mutter ein reiches Leben führen. Aber würde er dann mit einer Mutter im wahrsten Sinne des Wortes leben? Das glaubt Azdak nicht, und deshalb gibt er Mischel Grusche, die eine Mutter wie aus dem Buche ist. Unschwer ist es zu bemerken, dass der Richter im Theaterstück viel Macht hat. Wenn er will, kann er einen Menschen bestrafen oder einem Menschen verzeihen. Alles steht in seiner Macht. Azdak, der weiss, dass er viel Macht hat, will Grusche belohnen, weil sie sich so sehr um Mischel gekümmert hat. Darin besteht für ihn Gerechtigkeit. Er weiss, dass Grusche um Mischel willen alles verloren hat, deshalb denkt er, dass sie jemand belohnen muss. Und weil Natella Abaschwili eine unverantwortliche Mutter ist, denkt Azdak, dass sie weder Mischel noch Reichtum verdienen muss; deswegen bestraft er Natella Abaschwili. Dieser Bestrafung zufolge kann Natella Abaschwili Mischel nicht haben und all ihre Güte muss sie der Stadt verschenken, damit man einen Garten für die Kinder bauen kann. Normalerweise, da, wo es feste Gesetze gibt, dürfte ein 97 Richter so keinesfalls handeln, und wenn er es täte, würden wir das nicht als gerecht empfinden. Aber Azdak ist ein Richter in einer Gesellschaft ohne Regeln; deshalb muss er die Leute nach seinen eigenen Regeln behandeln und sie mit ihren eigenen Waffen schlagen. 98 V. TEIL DER BEGRIFF ‘HERMENEUTIK’ IM THEATERSPIEL ‘DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS’ UND IM FILM ‘SELVI BOYLUM AL YAZMALIM’ 5.1. Der Begriff ‘Hermeneutik’ In diesem Teil der Arbeit untersuchen wir die Protoganisten im Film und die Hauptcharaktere mit Hilfe der Hermeneutik zu verstehen. Aber erst wollen wir erklären, was der Begriff Hermeneutik bedeutet. Der Begriff Hermeneutik bedeutet ‘Verstehen/Interpretieren’. Hermes, der Götterbote in der Antike, hatte die Aufgabe, den Menschen den Willen der Götter mitzuteilen. Eigentlich hätte er alles wortwörtlich berichten müssen. Aber weil die Worte der Götter für die Menschen zu schwer zu verstehen waren, musste Hermes diese Worte interpretieren und mit anderen Wörtern zum Ausdruck bringen, die die Menschen verstehen. So konnte er den Menschen den Willen der Götter mitteilen. Man kann sagen, dass man von dieser Zeit bis heute Hermeneutik benötigt. Wenn wir mit unseren Familien, Freunden oder mit den Menschen sprechen, machen wir dieses Gespäch bewusst oder unbewusst mit Hilfe der Hermeneutik. Doğan Özlem berichtet, ‘Hermeneutik etkinliği daima bir başka ‘dünya’ ya ait bir anlam ba ğlamını o an içinde yaşanılan dünyaya aktarma/çevirme etkinliği olmuştur.’ ( Özlem, 2003, s. 13) In diesem Zusammanhang kann man behaupten, dass Hermeneutik eine Brücke zwischen zwei oder mehrere Kulturen, Verständnissen oder Menschen ist. Das Verstehen zwischen dem Sprecher und Hörer kann man aufgrund der Hermeneutik schaffen. Nach Alans Meinung hat der Begriff Hermeneutik drei unterschiedliche Bedeutungen. Sie berichtet in ihrer wissenschaftlichen Studie, dass die erste Bedeutung von Hermeneutik ‘auslegen’ oder ‘sagen’ ist. ‘Auslegen’ heißt aber nichts anderes als ‘interpretieren’ und ‘sagen’ meint ‘weitergeben’. Die zweite Bedeutung von Hermeneutik ist ‘erklären’. ‘Erklären’ ist eine Form der Interpratation; es geht nicht nur um das ‘Was’, sondern auch um das ‘Wie’ bzw. das ‘Warum’. Die dritte Bedeutung von Hermeneutik ist 58 ‘übersetzen’. Die Hermeneutik, die drei unterschiedliche Bedeutungen hat, verwendet man immer, wenn man etwas verstehen oder interpretieren 58 Zit. nach: http://www.belgeler.com/blg/22pe/bir-felsefi-yontem-olarak-hermeneutik-hermeneutic-as-a philosophical-method 99 möchte. Ich will besonders über die dritte Bedeutung sprechen. Alan berichtete, dass der Begriff Hermeneutik auch ‘übersetzen’ bedeutet. Wie schon angedeutet, war Hermes ein Botschafter zwischen den Göttern und Menschen. In diesem Zusammenhang, möchte ich gerne sagen, dass ich die Meinung von Alan teile. Hermes, der ein Botschafter ist, war auch ein Übersetzer, der die Willen der Götter deutlich machte. Hier kann man von zwei unterschiedlichen Sprachen (menschlich und göttlich) sprechen. Hermes, der ein Botschafter war, übersetzte die Willen der Götter von der göttlichen Sprache in die menschliche Sprache. Wir wissen, dass die Übersetzung nicht ‘die Wörter hintereinander setzen’ bedeutet.Es gibt immer aussersprachliche Wirklichkeiten, die man wissen muss. Hermes, der die beiden Sprachen und Welten gut kannte, machte alles verständlich. Es ist schon bewußt, dass Hermeneutik zum ersten mal in der griechischen Mythologie auftrat, um die Worte der Götter verstehen zu können. Obwohl Hermes selbst diese Worte bei seinen Übersetzungen interpretierte, waren diese Interpretationen manchmal nicht ausreichend; es war für die Menschen nicht eindeutig, was die Götter wollten. Deshalb haben die Menschen dann selbst noch einmal die Worte von Hermes interpretiert. So gewann Hermeneutik einen hohen Bedeutungswert. Mit der Zeit wurden dann auch Texte interpretiert, die von Menschen gemacht worden sind. Wir sprechen dann entweder von philologischer Hermeneutik (Literatur) oder von gesetzlicher Hermeneutik (Gesetzestexte). Im antiken Griechenland wollte man gerne die Werke von Homer interpretieren und verstehen: ‘Bestimmung des Wortsinns, diese Aufgabe stellte sich in Griechenland schon sehr früh bei der Homerlektüre. Homers Sprache war den Athenern der klassischen Zeit und den Alexandrinern kein unmittelbar verständliches Buch mehr’ (Zit. nach: Szondi, 1975, s. 15). Weil die Werke von Homer von den Menschen nicht verstanden worden sind, sind sie interpretiert worden. Die Hermeneutik ist, einer der wichtigsten Begriffe, die nicht nur für die Literatur gilt, sondern wir benötigen sie auch in unserem alltäglichen Leben. Beispielsweise der Lehrer, der in der Klasse unterrichtet, ist wie ein Botschafter, ein Übersetzer zwischen dem Buch und den Schülern, die über das Thema kein Vorwissen haben. Damit die Schüler das Thema besser verstehen können, übersetzt 100 bzw. übertragt der Lehrer seinen Schülern, was es im Buch geschrieben ist.Der Lehrer, der der Übersetzer des Buches ist, macht alles verständlich, indem er seine Sprachkenntnisse verwendet. Blicken wir wieder zurück in die Geschichte können wir sagen, dass im Mittelalter die Religion im Vordergrund des Lebens steht. Wie in der Antike, wollte man auch in dieser Periode die göttlichen Befehle richtig verstehen und aufnehmen. Ernst Fuchs, der über die Hermeneutik bzw. über biblische Hermeneutik ein Buch schrieb, berichtet uns in seinem Vorwort: ‘Hermeneutik ist im Bereich der Theologie Sprachlehre des Glaubens. Sie will zeigen, warum sich der christliche Glaube an Texte gebunden weiß, wie sie uns im Neuen Testament historisch faßbar vorliegen, und sie untersucht die Bedingungen, denen das Verständnis dieser Texte unterworfen ist’ (Fuchs, 1958, Vorwort) Wie oben gesagt, mussten die heiligen Schrifte interpretiert werden, weil sie für die Menschen schwer verständlich waren. Wir können behaupten, dass dank der Hermeneutik die Religionen eine wissenschaftliche Vision gewannen, über die man denken und sprechen kann. Sie sind nicht mehr im Sinne völlig eindeutiger Aussagen dogmatisch, es steht vielmehr um das Verstehen ‘offener’ Aussagen im Vordergrund . Die Menschen wollten gerne, was der Gott von ihnen will, deswegen dachten sie, dass sie die Gehemnisse, die aussersprachlichen Wirklichkeiten der Religion entdecken sollten. Hier spielt ‘Verstehen’ die wichtigste Rolle, weil die Menschen immer die Wahrheiten erlernen wollen. Im 17. Jahrhundert bewahrt Hermeneutik wegen der Entwicklungen im Renaissasse- und Reformzeitlalter ihre Wichtigkeit. Wenn wir über theologische Hermeneutik sprechen, dürfen wir Martin Luther, der der Begründer der Protestanismus ist, nicht vergessen. Er überstezte die Bibel ins Deutsche, damit die Menschen verstehen konnten, was die Bibel sagt. Luther, der gegen die katholische Kirche protestierte, behauptete, dass die Heilige Schrift noch einmal interpretiert werden musste. Wir können behaupten, dass es fast unmöglich ist, etwas zu übersetzen ohne zu interpretieren. Wir wissen, dass die Hermeneutik einige Perioden hat. Nach der theologischen Hermeneutik entstand die gesetzliche Hermeneutik. Die gesetzliche Hermeneutik 101 interpretiert, wie allgemeine Gesetzte zu verstehen sind. Die Bücher, die wir in unserer Zeit in Bibliotheken finden können, sind aufgrund der Hermeneutik geschrieben wurden, weil das Gesetz unter den Menschen immer noch schwer zu verstehen ist. Bis zu Schleiermacher hat die Hermeneutik drei Abteilungen: theolgogische Hermeneutik, philologische Hermeneutik und gesetzliche Hermeneutik. Mit Schleiermacher gewinnt Hermeneutik eine neue Ebene. Sie wird nunmehr international. Nach Özlem hat Schleiermacher zweierlei bewirkt: Seit Schleiermacher beschäftigt sich Hermeneutik nicht nur mit schriftlichen, sondern auch mit mündlichen Texten. Sie wird zudem philosophische Hermeneutik. In seiner Hermeneutik hat die Beziehung zwischen den Erzählern und Lesern einen wichtigen Platz. Um einen Text zu verstehen ist das Lesen nicht ausreichend. Man muss auch über die geschichtlichen Eigenschaften der Periode, in der der Erzähler lebt, bescheid wissen. Laut Topakkaya hat Hermeneutik in der Neuzeit kein philosophisches Ziel. ‘Nach G. Ebeling ist ein solches Ziel von W. Dilthey festgestellt worden.’59 Für Dilthey, der der Begründer der Geisteswissenschaft ist, unterscheiden sich Natur- und Geistenswissenschaften. Seiner Meinung nach gehört alles, um das die Menschen sich untereinander bemühen, ist den Bereich der Geisteswissenschaften. Z. B. Philosophie, Geschichte, Physchologie, Betriebswissenschaft usw. Naturwissenschaft hingegen bezieht sich auf die dingliche Welt. Nach Dilthey braucht man neben Kenntnissen über die geschichtlichen Hintergründe auch Einfühlungsvermögen, um andere besser verstehen und ihre Handlungen besser interpretieren zu können. 60 Gadamer, der einer der wichtigsten Hermeneuten ist, beschrieb Hermeneutik auf einer anderen Ebene. Roswitha Heinz-Prause und Thomas Heinze berichten in ihrer Arbeit: ‘[…] Gadamer kritisiert die psychologische Grundlage der idealistischen Hermeneutik (Schleiermacher/Dilthey) mit der Frage, ob sich der Sinn eines Textes wirklich in dem gemeinten Sinn erschöpft. Verstehen also nichts als die Reproduktion einer ursprünglichen Produktion ist. Demgegenüber weist er darauf hin, daß das Verstehen nicht als eine subjektive Angelegenheit zu denken sei, ,,sondern als Einrücken in ein Überlieferungsgeschehen, in dem 59 Zitiert nach: Topakkaya, Arslan. ‘Felsefi Hermeneutik’, Felsefe ve Sosyal Bilimler Dergisi, say ı 4, 2007, s.79. 60 Vgl. Ebd. s. 79-83. 102 sich Vergangenheit und Gegenwart beständig vermitteln’ (Zit. nach: Heinze-Prause&Heinze, 1992, s. 13). Gadamer, der die Allegorese im antiken Griechenland im Mittelpunkt sieht, denkt, dass es die Aufgabe der Hermeneutik ist, die Hauptbedeutungen in einem Text feststellen zu können. Die Hermeneutik, die unterschiedliche Perioden (theologisch, philologisch, gesetzlich und philosophisch) hat, wurde mit der Zeit für die Menschen ein Mittel, um die Wahrheit zu finden. Sie erklärt uns nicht, was das Verstehen oder Interpretieren bedeutet, sondern sie zeigt uns, dass es unterschiedliche Methoden gibt, wenn man verstehen oder interpretieren will. Deshalb wird die Hermeneutik in vielen Bereichen benutzt. In dieser Arbeit versuchen wir mit Hilfe der Hermeneutik, die Protoganisten im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ von Atıf Yılmaz und im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ von Brecht zu verstehen und zu interpretieren. 5.2. Der Begriff ‘Hermeneutik’ im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmal ım’ Der Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’, der wie die meisten Filme mehrere Semiosen enthält (Bild, Sprache, Musik, Geräusch), erzählt uns insbesondere vom Begriff ‘Mühe’, indem er die Beziehung zwischen einer Frau und zwei Männern analysiert. In diesem Teil der Arbeit untersuchen wir mit Hilfe der Hermeneutik, warum zwei der drei Protoganisten, die Eheleute nämlich, einander sich nicht verstehen können. Als sich Ilyas und Asya in der sechsten Minute des Filmes erstmals begegnen, erleben beide die Liebe auf den ersten Blick. Doch ist Asya ganz unruhig und unsicher. Um das zu verstehen muss man sich klar machen, in welcher gesellschaftlichen Umgebung sie lebt und welche Rolle, welche Rechte und welche Pflichten sie als junge Frau in dieser Gesellschaft hat. Wir müssen uns also bei unserer Interpretation ganz im Sinne Diltheys in Asyas Lebenswelt versetzen, um sie und damit auch den Film an dieser Satelle zu verstehen. Das ist hier besonders wichtig, da der Film in den 1970er Jahren spielt, wir aber gut 40 Jahre später und unter deutlich veränderten Umständen leben. Als eine ungebildete, unerfahrene und unter starker familiärer und gesellschaftlicher Kontrolle lebende Frau kann Asya einfach nicht wissen, was sie 103 machen kann, darf und soll, als sie Ilyas zum ersten mal sieht und gleich Liebe für ihn empfindet. Ilyas hingegen, der in einer grossen Stadt aufgewachsen ist, weiß es zwar, kann aber Asyas vom dörflichen Leben geprägtes Handeln nicht verstehen. In der Stadt sind die Beziehungen zwischen Mann und Frau schon damals eben nicht so schwierig wie im Dorf. Deshalb legt Ilyas Asyas Versuch, sofort wegzulaufen (weil die Gesellschaft ihr nicht erlaubt, ohne Heirat mit einem Mann zu sprechen oder spazieren zu gehen), als Zimperlichkeit aus. Ilyas kann sich nicht in Asya hineinversetzen, deshalb interpretiert er die Handlungen von Asya falsch. Ansatt sich in Asya einzufühlen, beurteilt er sie häufig. Beurteilen ist aber nicht die Aufgabe der Hermeneutik; ihre Aufgabe ist das Verstehen. Und wenn man die Geschichte eines anderen wirklich verstehen will, muss man sich in ihn einfühlen können. Das ist dann besonders wichtig, wenn die betreffenden Menschen keine ähnlichen Lebensweisen haben; denn sonst können sie sich nur schlecht verstehen. Nach Dilthey gibt es zwei Verstehensformen: elementares Verstehen und höheres Verstehen. Beim elementaren Verstehen ist das Verstehen besonders im alltäglichen Leben nötig. Wir Menschen müssen miteinander sprechen und einander verstehen. ‘Man muss wissen, was der andere will’(Vgl. Ebd., s. 98), sagt Dilthey und betont, dass man beim elementaren Verstehen kein tieferes Verständnis braucht. Elementares Verstehen, das man in seinem Alltag für seine Bedürfnisse verwendet, ist unbewusst und individuell. Dilthey, der für das elementare Verstehen die Mimik als Bespiel heranzieht, sagt, dass elementares Verstehen in kommunikativer Hinsicht einige Unvollkommenheiten hat. ‘Wenn ich jemanden sehe, während er lacht und wenn ich vermute, dass es dafür keinen Grund gibt oder wenn jemand sich an meinem unschuldigen Anblick stößt, dann kann ich all dieses nicht verstehen’ (Vgl. Ebd., s. 106). Das Zitat zeigt, dass man in solchen Situationen eine andere Verstehensform braucht. Beim höherem Verstehen, das auf dem elementaren Verstehen aufbaut, spielen die Hintergründe der Handlungen oder Worte eine wichtige Rolle. Wenn elementares Verstehen bei der Kommunikation nicht ausreichend ist, versucht man den anderen mit höherem Verstehen zu interpretieren. Aber dafür muss man die Geschichte des anderen gut kennen. Wir haben betont, dass die Mimik beim elementaren Verstehen wichtig ist, z. B. sind Türken, die ihre Augenbrauen anheben, wenn sie ‘nein’ sagen, sowohl für 104 elementares, als auch für höheres Verstehen ein gutes Beispiel. Wenn zwei Türken miteinander sprechen und wenn einer von ihnen seine Augenbrauen anhebt, versteht der andere, dass er ‘nein’ sagen will, weil er in der gleichen Kultur lebt. Bei dieser Kommunikation braucht man kein höheres Verstehen. Aber wenn ein Türke mit einem, der aus einer anderen Kultur kommt, spricht, kann dieser andere diese Mimik vielleicht nicht verstehen. Wir können sagen, dass man in dieser Situation höheres Verstehen braucht, weil das elementare Verstehen nicht ausreichend ist. Die Protagonisten im Film sind sowohl im elementaren als auch im höheren Verstehen nicht erfolgreich. Da sie unterschiedliche soziokulturelle Bedingungen haben, ist es ganz normal, wenn sie ihre Gestiken, Mimiken oder Handlungen nicht verstehen. Aber das bedeutet, dass sie die Ernsthaftigkeit und Durchdachtheit ihres jeweiligen Lebens nicht erkennen. Wenn bspw. die Protoganistin Asya Ilyas sagt, dass sie bald heiraten wird, ist Ilyas böse auf sie. Ilyas kann nicht verstehen, dass eine Frau einen unbekannten Mann heiratet. Umgekehrt kann aber auch Asya nicht verstehen, dass Ilyas sehr böse auf sie ist, und sie denkt, dass sie unschuldig ist. Wegen gesellschaftlichen Drücken darf sie den Mann, den sie heiraten wird, nicht auswählen. Asya und Ilyas, die beim elementaren Verstehen versagen, wollen ihre eigene Geschichte mit Hilfe des höheren Verstehen nicht erlernen; deswegen haben sie einschlägige Kommunikationsprobleme. Am Anfang, als sie ineinander verliebt sind, sind diese Probleme für sie nicht sichtbar. Aber als sie bemerken, dass Verliebtsein nicht ausreicht, um eine dauerhafte Beziehung zu führen, wollen sie nicht mehr zusammen sein. Asya, die in der Beziehung immer im Hintergrund bleiben will, hat nur das Glück ihres Mannes im Blick, weil ihr die Gesellschaft das so beigebracht hat. Sie ist immer zu Hause, kocht und putzt für ihren Mann. Wir können sagen, dass sich Asya ausschließlich als Hausfrau und Mutter versteht. Sie denkt, dass sie alles, was ihr Mann will, machen muss. Am Anfang empfindet Ilyas Asyas Haltung als sehr angenehm. Aber mit der Zeit denkt er, dass Asya zu ungebildet ist, um sich mit ihr unterhalten zu können. Er nennt sie ‘ein unwissendes Dorfmädchen’. Die Antwort auf die Frage, warum ihre Beziehung kaputt geht, finden wir in ihrer Geschichte. Ilyas ist ein passionierter LKW-Fahrer. Als er seinen LKW aufgrund einer unerlaubten Hilfeleistung verliert, hat er nur noch schlechte Laune. Er will nicht mehr arbeiten und weder sprechen noch essen. Er tut so, als ob er sein Ein und Alles verloren hätte. Zugleich denkt er, dass seine Frau Asya ihn nicht verstehen kann, weil 105 sie ungebildet ist. Asya, die auch in dieser Situation nur das Glück ihres Mannes will, kann sein Verhalten nicht verstehen, vor allem auch, weil Ilyas mit ihr nicht über seine Situation und seine Gefühle sprechen will. Schließlich will Asya mit dem Chef ihres Mannes sprechen, um ihm auf diese Weise zu helfen. Aber dieses Gespräch macht alles nur noch schlimmer. Ilyas schlägt seine Frau vor aller Augen, weil sie mit dem Chef sprach. Ilyas kann nicht verstehen, warum Asya mit dem Chef sprach und Asya kann nicht verstehen, warum Ilyas auf sie böse ist. Rückblickend auf die Geschichte der beiden kann man sagen: Asya ist eine Frau, die denkt, dass sie ihr Leben lang ihren Mann glücklich machen muss. Ilyas seinerseits ist ein Mann, der denkt, dass er der Herr des Hauses ist. Asya will eine Lösung finden, weil ihr Mann unglücklich ist. Ilyas will seine Probleme selbst lösen, weil er ein Mann ist. Würde er die Hilfe seiner Frau annehmen, so fürchtet er, würde ihn die Gesellschaft verspotten. Weil Ilyas glaubt, dass Asya nicht die Frau ist, die ihn verstehen kann, will er nunmehr wieder mit seiner Ex-Freundin Dilek zusammen sein. Als Asya das erfährt, will sie ihrerseits nicht mehr zu Hause bleiben. Den Betrug von Ilyas können wir unter zwei Blickwinkeln sehen. Nehmen wir die Perspektive der 70er Jahre ein, dann ist der Betrug eines Mannes für die Gesellschaft etwas ganz Normales. Ein Mann kann seine Frau betrügen. Die Aufgabe einer Frau ist es, zu Hause zu bleiben und auf ihren Mann zu warten. Aufgrund dieser gesellschaftlichen Regeln, mit denen Ilyas aufgewachsen ist, kann er nicht verstehen, warum seine Frau Asya ihn verlässt. Asya, die immer opferbereit ist, kann auch nicht verstehen, warum Ilyas sie betrügt, obwohl er sie doch liebt. Obwohl Asya und Ilyas aus unterschiedlichen soziokulturellen Milieus kommen, teilen sie dennoch manche gesellschaftlichen Regeln. Der Grund, warum sie einander nicht verstehen, kann der sein, dass diese gesellschaftlichen Regeln nicht von beiden in gleicher Weise angenommen wurden. Während Ilyas denkt, dass er trotz seiner Äffäre mit Dilek ‘später nach Hause zurückkommen’ kann – so leben Männer eben in den 70er Jahren -, ist das für Asya keinjeswegs selbstverständlich; sie verletzt die Bevorzugung von Dilek zutiefst, deshalb will sie Ilyas diese Äffäre auch niemals verzeihen. Es gibt viele Gründe, warum Asya und Ilyas einander nicht verstehen. Nach diesen Gründen wurde im Vorhergehenden gefragt. Fragen sollte man aber auch, warum sich andererseits Asya und Cemşit, der zweite Mann von Asya, sehr gut verstehen? Obwohl sich die beiden am Anfang ihrer Geschichte nicht gut kennen, können wir sagen, dass bei ihnen das elementare Verstehen trotzdem von Anfang klappt. Der 106 wichtigste Grund dafür ist, dass sie beiden ähnliche Geschichten haben. Asya und Cemşit wissen, was eine Familie bedeutet, weil sie beide ihre Familien verloren haben; deshalb können sie einander sehr gut verstehen und interpretieren – anstatt sich zu bzw. zu verurteilen. Asya und Cemşit verstehen sich aufgrund ihrer ähnlichen Erfahrungen, es gibt keine Missverständnisse zwischen ihnen. ‘[…] Zur Funktion der Sprache konstatiert Chomsky, dass Sprache vielerlei Funktionen habe und daß Kommunikation nicht die alleinige Funktion von Sprache sei. Vorrangige Funktion der Sprache sei vielmehr der Ausdruck von Gedanken’ (Heinze-Prause& Heinze, 1992, s.51) Asya und Cemşit, verstehen sich blind, müssen ihre Gedanken nicht erst aussprechen. Als Asya z. B. das Haus, in dem sie mit Ilyas wohnt, verlässt, trifft sie auf Cemşit, der sie nach Hause einlädt. Sie glaubt, dass sie zu einer Familie kommen wird. Als sie bemerkt, dass Cemşit alleine lebt, beginnt sie sich Sorgen zu machen. Sie fragt Cemşit, ob es niemanden zu Hause gebe. Cemşit, der versteht, dass Asya sich sorgt, sagt, dass er im Zimmer, das draußen ist, wohnen wird; sie solle keine Angst haben. Normalerweise ist das nicht die Antwort auf die gestellte Frage. Aber da Cemşit und Asya die gesellschaftlichen Regeln gut kennen, können sie einander sehr gut verstehen. Das tun sie auch, als Asya tagelang auf der Strasse den LKWs nachschaut. Cemşit versteht, dass Asya auf ihren Mann wartet. Hier spielt auch die Geschichte eine wichtige Rolle. Hätte Cemşit nicht um die Vergangenheit von Asya gewusst, hätte er sie nicht verstehen können. ‘Die hermeneutische Priorität des Fragens erstreckt sich auf zwischenmenschliche Kommunikation im unmittelbaren Dialog, wie in der Beziehung zwischen Gegenwart und Vergangenheit, aber auch auf das Vestehen menschlichen Handelns, das sich nicht sprachlich artikuliert. Im Gespräch erlauben Frage und Antwort, sich zu vergewissern, ob der andere mitgehend versteht, anders versteht oder gar mißversteht, und ermöglicht weiterhin das Erproben und Versuchen einer Meinung, die eigene Vormeinung einbegriffen, was ein Gespräch allererst dialektisch macht’ (Zit. nach: Jauß, 1991, s. 393) 107 Wie im Zitat gesagt, sind sprachlich Aussagen nützlicher als Gestiken oder Mimiken, um einander besser verstehen zu können. Aber man sieht, dass die Protoganisten im Film, abgesehen von Ilyas, nicht zu viel Fragen stellen. Asya und Cemşit bevorzugen es einander zuzuhören; statt ohne Ende selbst zu sprechen, wollen sich lieber selbst befragen. Die Protoganisten, die richtige Fragen stellen, versuchen einander zu verstehen. Ihre Vergangenheiten spielen hier eine wichtige Rolle. Wir wissen, dass Asya und Cemşit im Leben nur nach der richtigen Liebe suchen. Aufgrund ihrer ähnlichen Vergangenheiten denken sie auch ähnlich über die Liebe. Mühe ist der unverzichbarste Faktor der Liebe. Ein Kommunizieren nach den Prinzipien der Hermeneutik ermöglicht bei Asya und Cemşit, ein gut übereinkommendes Paar zu werden. Asya und Cemşit, deren Weltbilder, Lebensäußerungen und Träume ähnlich sind, sind sehr ruhig und gelassen, als sie zusammen sind. Da diese Art des Umgangs für sie Liebe ist, wollen sie diese nie wieder verlieren.‘Das hermeneutische Prinzip erklärt keineswegs das Verstehen selbst, sondern es sagt nur, wie der gewünschte Vorgang des Verstehens in Gang kommt.’(Fuchs, 1958, s.109) Wenn wir jemanden verstehen wollen, ist es einfacher, wenn wir einige Gemeinsamkeiten haben. Im Film kann man sehen, dass Asya und Cemşit ähnliche Leben haben, deswegen können sie einander gut verstehen und interpretieren. Für Asya, die keineswegs auf den ersten Blick in Cemşit verliebt war, können wir sagen, dass sie nunmehr aufgrund ihrer unglücklichen Geschichte anders über die Liebe denkt. Ihrer Meinung nach, ist die körperliche Liebe zeitlich, die man irgendwann vergessen kann. Aber Cemşit ist der Mann, mit dem Asya ihr Leben lang in Ruhe leben möchte. 5.3. Der Begriff ‘Hermeneutik’ im Theaterspiel ‘Der kaukasische Kreidekreis’ ‘Der kaukasische Kreidekreis’, der uns von Salomons Urteil und/oder einer chinesischen Geschichte erzählt, sucht die richtige Mutter des Kindes mit Hilfe der Mühe und Gerechtigkeit. Wir wissen, dass das Theaterspiel aus zwei unterschiedlichen Geschichten besteht. Im ersten Teil des Theaterstücks erfahren wir vom Streit zweier Gruppen über das Anrecht auf ein Tal. Das Tal gehört demjenigen, der es ausarbeitet. Am Ende des ersten Teil des Theaterspiels, wenn der Streit um das Tal fertig ist, will man das mit einem Theaterstück, das ‘Der kaukasische Kreidekreis’ heisst, feiern. In 108 dieser Arbeit versuchen wir mit Hilfe der Hermeneutik, Gedanken und Gefühle der Mütter zu interpretieren. Im zeiten Teil des Theaterstücks, wo die Mutterschaft bearbeitet ist, stellt man eine Frage, was die Mutterschaft bedeutet. Wer ist die richtige Mutter? Ist es ausreichend, wenn man eine biologische Mutter eines Kindes ist? Welche Rolle spielt Mühe bei der Mutterschaft? Diese Fragen, die auch im Theaterspiel gestellt sind, sind von uns allen gestellte Fragen. Um diese Fragen zu beantworten, sollten wir sowohl Grusche, als auch Natella Abaschwili gut verstehen und interpretieren. Wir wissen, dass Grusche im Palast von Georgi Abaschwili als Küchenmädchen arbeitete, bevor der Krieg nicht begann. An einem Ostersonntagmorgen, als die Fürsten gegen die Grossfürsten und Gouverneure rebellierten und Goergi Abaschwili töten, wollten alle Leute im Palast fliehen. In der Panik konnte Natela Abaschwili nicht an ihr Kind denken. Sie ist schon weg. Sie vergass ihr Kind Michel im Palast. Da das Kind Michel zu haben gefährlich war, wollten alle Leute im Palast von ihm weg sein, ausser Grusche. Sie rettete Michel von Fürsten und begann mit ihm zu fliehen. Am Anfang war ihr Ziel, eine Familie, die Michel beschützen kann, zu finden. Aber mit der Zeit gewöhnte sich an Michel und wollte ihn nie lassen. Wir sehen, dass Grusche wegen Michel vom Anfang des Theaterstücks in Gefahr ist. Als die Köchin im Palast Grusche einmal warnte, dass Michel der Erbe war, wusste Grusche auch, dass die Fürsten nach ihr verfolgen werden. Grusche, die nicht die Mutter von Michel ist, riskiert diese Gefahr trotzdem. Wir wissen, dass Hermeneutik nicht nur die Auslegung eines Textes, sondern auch aller Handlungen der Menschen bedeutet. Hier muss man verstehen, warum Grusche dem Kind Michel helfen will, obwohl alle Leute sie warnen und wenn die leibliche Mutter von Michel ihn verlässt. Am Anfang denkt Grusche, dass das kleines Kind Michel unschuldig ist. Deswegen will sie nur sein Leben retten. Um für ihn eine Familie zu finden, kidnappt Grusche Michel aus dem Palast. Unterwegs erleben sie viele Schwierigkeiten zusammen. Z.B. Wenn Michel Hunger hat, will Grushe für ihn Milch finden. Um etwas Milch zu bitten, läuft Grusche zu einer Bauernhütte. Obwohl die Milch zu teuer ist, kauft Grusche die Milch für ihn. Wenn Grusche bemerkt, dass Michel satt ist, denkt sie, dass sie einen Platz finden muss, in dem Michel und sie selbst bleiben können. Wenn Grusche allein gewesen wäre, hätte sie vielleicht draussen übernachten können. Als Grusche eine Karawansarei und reiche Damen vor dem Karawanserei sah, begann sie mit den Damen zu sprechen, damit sie mit Michel da 109 übernachten konnte. Aber als die Damen verstanden, dass Grusche eigentlich ein Küchenmädchen war, rufen die Damen den Hausknecht, damit er Grusche rauswerfen soll. Auch in diesem Moment denkt Grusche nicht an sich, sondern an Michel. Grusche, die denkt, dass sie ür Michel einen Unterkunft inden muss, will nur, dass Michel eine gute Zukunft haben sollte. Grushe, die Michel mitnimmt, verhält sich unbewusst, wie seine Mutter. Obwohl sie mit ihm nicht blutsverwandt ist, nimmt sie immer viel Verantwortlung an. Die Beziehung zwischen Grusche und Michel ist merkwürdig. Grusche, die Michel immer schützen will, macht eigentlich ihr Leben kaputt. Sie riskiert bewusst/unbewusst ihr eigenes Leben. Wenn wir die Handlungen von Grusche mit Hilfe der Hermeneutik, die nicht nur schriftliche Werke, sondern auch menschliche Akte umfasst, interpretieren wollen, können wir Grusche verstehen. Grusche muss das Kind Michel lassen bringen, weil ihr Leben wegen Michel schwerer ist. Sie will in diesen Kriegszeiten bei ihrem Bruder leben, und sie weiß, dass sie ihrem Bruder nichts erklären könnte, wenn er sie nach dem Kind fragen würde. Grusche ist eine ledige Frau und sie macht sich Sorgen um gesellschaftliche Vorurteile. Wir haben gesagt, dass das Leben von Grusche wegen Michel mehr schwerer wurde. Grusche macht für Michel alles, das niemand bis jetzt schaffen kann. Das wichtigste und schwereste, das Grusche für Michel machte, ist es, dass sie mit Michel über den gebrochen Pass nach der Ostseite gehst. Wir können sagen, dass Grusche mit der Zeit wegen ihrer Opferbereitschaften eine richtige Mutter wurde, so dass sie beginnt nur an Michel zu denken. ‘Jedes Verstehen ist auch ein falsches Verstehen’(Zit. nach: Özlem, 2003, s. 108). Solange Grusche Michel versteht, verstehen die Menschen Grusche nicht, warum sie so opferbereit ist. ‘In den blutigsten Zeiten Leben freundliche Menschen’ (Vgl. Ebd., s. 47). schreibt Brecht in seinem Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’. Man kann sagen, dass menschliche Gefühle von Grusche in diesen blutigsten Zeiten, manchmal der Grund sind, um zu verlieren, deswegen können die Menschen, die die Wahrheit wissen, dass Michel nicht Grusche gehört, sie nicht verstehen, warum Grusche das Kind haben will. Um das zu verstehen muss man erst Grusches Geschichte kennen. Bei der Interpretation spielt die Geschichte eine wichtige Rolle. Grusche, die im Kriegsjahre im 110 Palast als Küchenmädchen arbeitete, hat Michel von Fürsten gerettet und verbracht all ihre Ziet mit ihm. Wegen Michel verlor sie nicht nur ihr Geld und Liebe sondern sie erlebte auch viele Schwierigkeiten. Grusche, die für Michel immer das Beste wünscht, behauptet, dass sie die Mutter von Michel ist. Hier stellt man eine Frage, ob Grusche die richtige Mutter ist. Wenn wir die Geschichte von Grusche und Michel beobachten, können wir sagen, dass Grusche Michel schon verdient. Das Theaterspiel, in dem man betont, dass die Mutterschaft nicht nur gebären bedeutet, zeigt man uns, was eine richtige Mutter für ihr Kind machen kann. Auf der Seite 110 im Theaterspiel, wenn der erste Anwalt berichtet, was Mutterschaft bedeutet, sind seine Worte auffallend. ‘Die Bande des Blutes sind die stärksten aller Bande. Mutter und Kind, gibt es ein innigeres Verhältnis? Kann man einer Mutter ihr Kind entreissen? Sie hat es empfangen in den heiligen Ekstasen der Liebe, sie trug es in ihrem Leibe, speiste es mit ihrem Blute, gebar es mit Schmerzen’ (Vgl. Ebd., s. 110). Von der Natur erzählende Anwalt kann über den Begriff ‘Mühe’ Nichts sagen, weil die leibliche Mutter Natella Abaschwili keine Erinnerungen mit ihrem Kind Michel hat. Sie verbrachte ihre Zeiten nicht mit ihrem Kind. Wenn der Richter Azdak Grusche nach ihren Gedanken fragt, kann man bemerken, dass die Worte von Grusche empfindlich und beeindruckend sind. ‘Ich habe’s aufgezogen nach bestem Wissen und Gewissen, ihm immer etwas zum Essen gefunden. Es hat meistens ein Dach überm Kopf gehabt, und ich habe allerlei Ungemach auf mich genommen seinetwegen, mir auch Ausgaben gemacht. Ich habe nicht auf meine Bequemlichkeit geschaut. Das Kind habe ich angehalten zur Freundlichkeit gegen jedermann und von Anfang an zur Arbeit, so gut es gekonnt hat, es ist noch klein’ (Vgl. Ebd., s. 110). Wie im Zitat gesehen, will Grusche die richtigen Beziehungen zwischen einer Mutter und einem Kind betonen. Ein solches Gewissen kann man auch am Ende des Theaterspiels sehen. Wenn Schauwa einen Kreis auf den Boden zieht und das Kind hinein stellt, kann Grusche es nicht ziehen, weil sie das Kind nicht verletzen will. Obwohl Grusche nicht die leibliche Mutter von Michel ist, lernte sie troztdem durch ihre Erlebnisse, was eine Mutterschaft bedeutet. Wir wissen, dass die Erlebnisse bei der 111 Hermeneutik eine wichtige Rolle spielen. Wenn man die anderen verstehen will, muss man seine Geschichte kennen. ‘Der kaukasische Kreidekreis’, der als Thema die Geschichte von Salomon und/oder eine chinesiche Geschichte wählt, will gerne feststellen, wem das Kind gehört. Die Frage, die wir im Theaterspiel beobachten, ist es, dass Grusche mit der Zeit lernt, was die Mutterschaft bedeutet, obwohl Grusche keine leibliche Mutter von Michel ist. Mit Hilfe des gemeinsamen Leben zwischen Grusche und Michel kennen sie einander besser und wissen, was sie voneinander wollen. Wir wissen, dass dieses gemeinsame Leben ist wegen Grusches Mühe begründet wurden, deswegen können wir sagen, dass Grusche die Mutter von Michel ist, obwohl sie ihn nicht auf die Welt bracht. Bei der philologischen Hermeneutik ist die Frage, wovon der Text erzählt sehr wichtig. Wie gesagt, das Theaterspiel ‘Der kaukasische Kreidekreis’ hat als Thema Salomans Geschichte und/oder eine chinesische Geschichte wählt. Obwohl der Richter in der chinesichen Geschichte das Kind der leiblichen Frau gibt, macht Salomon das Gegenteilige. Als zwei Frauen sagten, dass das Kind ihnen gehören, wollte Salomon das Kind mit seinem Schwert in zwei Teilen zerteilen. Obwohl eine der beiden Frauen das akzeptiert, beschwor die andere Frau Salomon, es nicht zu tun. In diesem Moment verstand Salomon, dass die Frau, die ihn beschwor, die richtige Mutter war. Hier kann man von der Opferbereitschaft, Mühe und Liebe sprechen. Die gleichen Nachrichten gelten auch für das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’.Wenn wir fragen, welche Absichten das Theaterstück hat, können wir feststellen, dass das Theaterstück mit dem Leitmotiv Grusche, ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ sucht. Auf die Frage, ob das Theaterstück die Suche nach der Mühe und Gerechtigkeit gut darstellt, können wir sagen, dass am Ende des Theaterstücks, diejenige, die Recht hat, gewinnt. Aber das bedeutet nicht, dass das Theaterstückt betont, dass im Leben immer die Guten und Gerechten gewinnen. Brecht garantiert das in seinem Theaterstückt nicht, weil wir im Text, der Regierung, die sich immer veränderd und den Schleimer jeder neuen Regierung begegnen. 112 VI. TEIL SCHLUSSBEMERKUNG In dieser Arbeit versuchen wir Brechts Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’, Atıf Yılmaz’ Film ‘Selvi Boylum Al Yazmal ım’ (basiert auf dem Originawerk von Cengiz Aytmatov), die auf derselben heiligen Salomons Urteil und/oder chinesischen Vorlage basieren, mit Hilfe der Komparatistik, Imagologie, Intermedialität, Intertextualität und Hermeneutik zu vergleichen. Brecht, weltweit einer der wichtigsten deutschen Schriftsteller, Dichter und Kritiker, ist der Begründer des epischen Theaters. Seiner Meinung nach muss das Thema im epischen Theater ein gesellschaftliches Thema sein. ‘Mutter Courage und ihre Kinder (1939)’, ‘Der gute Mensch von Sezuan (1941)’ und ‘Der kaukaische Kreidekreis (1944)’ sind nur einige Beispiele davon. Laut Brecht, der betont, dass das Theater lehrhaft sein soll, kann das Theater die Menschen verändern. Brecht will keine Zuschauer, die vom Theaterstück hypnotisiert sind. Seiner Meinung nach können solche Zuschauer nicht bemerken, was das Theatersück tatsächlich betont. In dieser Arbeit behandeln wir was das Theaterstück ‘Der kaukasiche Kreidekreis’, das ein Beispiel des epischen Theaters ist, indem wir die Motive ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ zum Vordergrund gezogen haben.Über Brecht, der in diesem Theaterstück die Beziehung zwischen Mühe und Gerechtigkeit hinterfragt, haben wir nach unserem tiefen Bescheiden die Behauptung, dass er höchstwahrscheinlich von der chinesischen Geschichte oder von Salomons Urteil, der im Quran und alten Testament vorhanden ist, inspriert hat. Wie schon bewusst ist Salomon laut dem Quran ein Prophet und König. Salomon, der ein gerechter König ist, ist auch ein Prophet, der für die Güte seiner Völker kämpft. Seine Geschichte lautet im Quran so: ‘Und David und Salomo richteten über den Acker, worin sich die Schafe eines Volkes zur Nachtzeitverliefen und weideten; und Wir waren Zeugen ihres Urteilspruches.’(Al-Anbiya, 25:78) Hier erinnert man sich an die Geschichte von Völkern, deren Feld wegen den Schafen kaputt geworden sind. Die Kläger gingen zum David, der Vater von Salomon und erzählte, dass die Schafe eines Mannes alles im Feld gefressen und das Feld kaputt 113 gemacht haben. Obwohl David beschloss, die Schafe des Mannes dem Kläger zu geben, wollte Salomon, der in diesem Moment bei seinem Vater war, eine andere Lösung empfehlen. Laut dieser Lösung sollte der Kläger die Schafe bekommen, um die Milch, die Lämmer und die Wolle verwenden zu können. Aber er sollte das Feld dem Besitzer der Schafe geben, damit er das Feld wieder in Ordnung bringen konnte.61 Eine solche Geschichte liest man im Theaterstück von Brecht, als erste Geschichte oder Rahmenerzählung. Wir haben betont, dass Salomon und seine Geschichten nicht nur im Quran, sondern auch im alten Testament erzählt wurden. Da die Geschichte der zwei Müttern, die das gleiche Kind haben wollen, nicht im Quran beschrieben wurden, haben wir in unserer Arbeit diese Geschichte vom alten Testament zitiert. Salomon sollte in der Geschichte die richtige Mutter vom Kind finden. Laut der Geschichte wohnen zwei Dirnen im gleichen Haus. Die beiden Frauen bringen in drei Tagen zwie Kinder auf die Welt. Da das Kind einer von ihnen gestorben ist, will die Frau ihr Kind mit dem andren Kind austauschen. In der Nacht nimt sie das Kind der anderen Frau. Als die andere Frau aufsteht und bemerkt, dass das Kind nicht ihr gehört, will sie nun ihr Kind zurück. Die beiden Frauen behaupten, dass das Kind ihnen gehört. Salomon, der die Frauen anhört, findet eine kreative Lösung mit seinem Schwert. Er will das Kind mit dem Schwert schneiden und eine Hälfte der Frau und eine andere Hälfte der anderen Frau geben. Obwohl eine der Frauen diese Lösung annimmt, sagt die andere Frau, dass Salomon das Kind der anderen Frau geben sollte. In diesem Moment beurteilt Salomon, dass diese Frau die Mutter des Kindes ist.62 Diese Geschichte steht im Mittelpunkt im Theaterstück von Brecht, mit der Brecht die Blutverwandschaft hinterfragt. Das andere Werk, das wir in unserer Arbeit ins Vordergrund ziehen, ist eine Geschichte von der chinesischen Literatur. In der chinesischen Geschichte, die im 13. Jahrhundert von einem chinesischen Dramatiker Yuan Dynastie geschrieben wurden, liest man auch die Geschichte zwei Müttern, die das gleiche Kind haben wollen. Laut der Geschichte will Master Ma, der ein reicher Mann ist, seine Geliebte Haitang, die eine Prostituierte ist, heiraten, weil er keinen Sohn von seiner Frau hat. Nach der Heirat haben Master Ma und Haitang einen Sohn. Die erste Frau von Master Ma, die Frau Ma heißt neidisch auf die zweite Frau Haitang, deswegen will Frau Ma mit ihrem Liebhaber 61 Vgl. Ebu’l-Fida Ismail ibn Kesir, (ö.774/1373), Tefsiru’l-Kur’ani’l-Azim,I_XU, IX, cilt 9, s.471.;Celaleddin es-suyuti(ö991/1445), ed-durru’l-Mensur et tefsir bi’l Me’sur,I-XVII,cilt 10 ,s.318-321. 62 Vgl. Altes Testament, 1 Kön 3,16-28 114 Master Ma töten. Alles geht nach ihrem Wunsch. Wenn der Bruder von Haitang sie besucht, sagt Frau Ma Haitang, dass sie die Kleider von Herrn Ma ihm geben sollte. Wenn Herr Ma nach Hause kommt, bemerkt er, dass er nicht mehr die Kleider hat. Frau Ma hetzt Herr Ma gegen Haitang. Herr Ma, der unter dem Herzinfakt leidet, stirbt plötzlich. In diesem Moment vergiftet Frau Ma ihren Mann Herr Ma und sagt allen, dass Herr Ma von Haitang vergiftet wurden. Haitang, die verhaftet wurde, rettet von ihrem Bruder, der bei einem Richter arbeitet. Der Richter Bao Zeng, der denkt, dass Haitang noch mal verurteilen sollen wird, findet eine Lösung, die Kreidekreis heißt. Laut dieser Lösung zieht man einen Kreis auf dem Boden und die beiden Mütter sollten das Kind aus dem Kreis ziehen. Wer das schaffen kann, ist die Mutter. Haitang ill das nicht machen, weil sie das Kind nicht zerstören will. In diesem Moment glaubt der Richer, dass das Kind Haitang gehört.63 Wir wissen, dass man häufig betont, dass das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ auf die chinesische Geschichte basiert. Eins der Ziele unserer Arbeit ist festzustellen, dass unsere Meinung nach Salomons Urteil die Urgeschichte ist. Wir denken, dass es nicht so schwer ist, dass sowohl chinesische Geschichte, als auch das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ auf Salomons Urteil basieren, wenn man die drei Geschichten liest. Das andere Ziel der Arbeit ist zu erforschen, was für Beziehungen die Werke haben, die wir in unserer Arbeit bearbeiten. In diesem Zusammenhang stehen Intermedialität und Intertextualität im Vordergrund in der Arbeit. Brechts Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ basiert im Zirkel der Intertextualität. Wie schon bewußt, besteht das Theaterstück von Brecht aus zwei unterschiedlichen Geschichten. Im ersten Teil des Theaterstücks lesen wir die Geschichte der zwei Gruppen und deren Streit über das Tal. Hier stellt Brecht sich eine Frage, wem das Tal gehört Wir haben berichtet, dass es einige Ähnlichkeiten zwischen dieser Geschichte und Salomons Urteil, den wir im Quran lesen. Im zweiten Teil des Theaterstücks treffen wir die Geschichte der zwei Müttern an, die das gleiche Kind haben wollen. Die gleiche Frage stellt sich Brecht auch in diesem Teil. Wenn man das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ liest, fragt man unbewusst, wem das Kind gehört. Hier ist es auffallend, dass es einige Ähnlichkeiten zwischen Salomons Urteil im alten Testament und dem Theaterstück von Brecht gibt. Wir können diese Ähnlichkeiten im Rahmen der Intertextualität und Intermedialität betrachten. 63 Zitiert nach: http://yang.case.edu/german-drama/huilanji.html 115 Der Begriff ‘Intertextualität’ ist von Julia Kristeva in die Wissenschaft etabliert worden; Intertextualität beschäftigt sich mit den Beziehungen zwischen Texten. Demnach haben Texte thematisch und strukturell Ähnlichkeiten miteinander. In der Arbeit versuchen wir diese Ähnlichkeiten zwischen allen oben genannten Texten zu zeigen. In beiden Texten gibt es Menschen, die Recht suchen. Es gibt einen Richter und ein Ereignis, aufgrund dessen bestimmt wird, wer Recht hat. Diese Faktoren, die in jedem Text vorhanden sind, sind solche inhaltlicher oder thematischer Art. Wenn wir die drei Texte allerdings auf einer strukturellen Ebene betrachten wollen, können wir sehen, dass diese manche Unterschiede aufweisen. Im Theaterstück von Brecht gibt der Richter das Kind nicht der leiblichen Mutter, weil Brecht betonen will, dass der Begriff ‘Mühe’ im Leben eine wichtige Rolle spielt. Ein so geartetes Urteil sehen wir auch im Salomons Urteil und in der chinesischen Geschichte. In drei Texten betont man nicht die Blutsverwandschaft, sondern menschliche Gefühle und tatsächliche menschliche Leistungen stehen im Vordergrund. In der chinesischen Geschichte hingegen gibt der Richter das Kind der leiblichen Mutter, weil in der Geschichte die leibliche Mutter das Kind nicht aus dem Kreidekreis ziehen möchte, um das Kind nicht zu zerstören Das macht den Unterschied zwischen Brechts Text und dieser chinisischen Geschichte aus. Obwohl im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ die leibliche Mutter ihr Kind aus dem Kreidekreis ziehen möchte, sehen wir das in der chinesischen Geschichte nicht. Eine solche Situation treffen wir auch im Salomons Urteil. Wie schon bewußt, möchte die leibliche Mutter im Salomons Urteil ihr eigenes Kind nicht, als sie hört, dass Salomon das Kind mit seinem Schwert schneiden wird. In diesem Zusammenhang können wir behaupten, dass die Mütter in drei Werken gemeinsame Eigenschaften haben. Die Mütter, die ihre Kinder mehr als sich selbst lieben, möchten ihre Kinder nicht verletzen, weil sie auf ihre Kinder nicht verzichten können. Die Gegenstände, die in den Texten verwendet werden, sind auch unterschiedlich. Brecht, der Salomons Auffassung von Gerechtigkeit in seinem Theaterstück bestätigt, wählt am Ende des Theaterstücks als Objekt nicht wie Salomon ein Schwert, sondern wie in der chinesischen Geschichte einen Kreidekreis. Die drei Werke haben also auf inhaltlichthematischer und auf struktureller Ebene intertextuelle Eigenschaften. Es ist bemerkenswert, dass die Werken eine enge Beziehung miteinander haben. Wir glauben, dass die Werke eine offene Beziehung haben. Wir wissen, dass bei der offenen Beziehung, kann der Leser verstehen, dass das Werk eine Spiegelung eines anderen Textes ist. Wie wir schon betont haben, ist kein Text originell. Es gibt immer 116 thematisch oder strukturelle Beziehungen zwischen Texten. Diese Beziehung sollte nicht nur offene, sondern auch geschlossen sein. Obwohl bei der offenen Beziehung der Leser einfach bemerken oder verstehen kann, dass das Werk nicht originell ist, gilt das für die geschlossene Beziehung nicht. Der Leser kann einige Schwierigkeiten haben, um zu verstehen, dass das Werk von einem anderen Werk inspiriert, weil der Autor das Thema anders darstellen kann, oder ein verschiedenes Thema in ähnlichen Literaturarten präsentieren kann. In manchen Texten bearbeiten die Autoren die ähnliche Motive, bspw. Krieg, Armut, Arbeitslosigkeit, Hilfslosigkeit. Und in manchen Texten treffen wir die ähnliche Themen an, bspw. eine Frau, die beim Krieg ihren Mann verliert und ohne ihren Mann ihre Kinder erzieht. Ich denke, dass bei der Feststellung die Frage, ob Ihnn das Werk ein anderes Werk ins Gedächtnis ruft, sehr wichtig ist. Dank dieser Ähnlichkeiten kann man zwei oder mehrere Werke miteinander vergleichen. Da wir in unserer Arbeit zwei Werke, ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ (eine Verfilmung des Buches von Cengiz Aytmatov) im Rahmen der Urgeschichte miteinander vergleichen, stehen die Begriffe Intertextualität und Intermedialität im Vordergrund. Der Begriff Intermedialität zielt auf die Beziehungen zwischen zwei unterschiedlichen Medien. Da der Film eine Literaturverfilmung ist, sprechen wir von Intermedialität. Wir wissen, dass Rajewski drei Arten des Intermedialen unterscheidet. Eine nennt Rajewski Medienwechsel. Beim Medienwechsel spielen die Umarbeitungen von Kunstwerken eine wichtige Rolle. In einer solchen Situation überträgt man die Inhalte eines Mediums auf ein anderes Medium. In unserer Arbeit versuchen wir zu zeigen, dass der Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ diese Eigenschaften hat. Der Film ist eine Verfilmung eines Buches von Aytmatov, das ‘Du meine Pappel im roten Kopf’ heisst; At ıf Yılmaz hat die Geschichte des Buches in einem neuen Medium präsentiert. Außer einigen kleinen Unterschieden, können wir sagen, dass der türkische Regisseur Atıf Yılmaz dem Original treu geblieben ist. Wir stellen fest, dass Musik, Malerei und Fotografie im Film einen sehr wichtigen Platz haben. In der Arbeit erforschen wir nicht nur die Begriffe Intertextualität und Intermedialität, sondern auch den Begriff Hermeneutik. Wir versuchen zu erklären, was Hermeneutik bedeutet, welche geschichtlichen Entwicklungen und Fortschritte sie machte und was unterschiedliche Denker dazu beigetragen haben? Die Hermeneutik, der es um das Verstehen und Interpretieren geht, hat in der Arbeit einen wichtigen Platz. Hermeneutik, die verstehen und interpretieren bedeutet, spielt eine wichtige Rolle im 117 Leben der Protoganisten im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ und im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’, weil die Protagonisten im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ einander nicht richtig verstehen können; aufgrund von Missverständnissen müssen sie sich voneinander trennen. Wie schon bewußt, bearbeitet der Regisseur im Film den Begriff ‘Vaterschaft’ im Unterschied zum Theaterstük ‘Der kaukasische Kreidekreis’. Die Protoganistin Asya, die von ihrem Mann betrogen wurde, muss sich entscheiden, wem das Kind gehört. Als eine ungebildete Frau muss Asya immer vor den gesellschaftlichen Regeln Respekt haben. Aber obwohl diese Regeln ihr sagt, dass sie bei ihrem Mann bleiben sollte, macht Asya das Gegenteil. Asya, die einen Sohn von ihrem ersten Ehemann hat, stellt sich eine Frage, was die Liebe bedeutet. Sie denkt nun anders über die Liebe. Asya, die ihren ersten Ehemann sehr liebt, entscheidet sich mit Cemşit zu leben, weil Cemşit sich um Asya und ihr Kind Samet viel kümmert. Asya, die denkt, dass die Liebe Mühe bedeutet, glaubt, dass Cemşit der richtige Vater für ihr Kind Samet ist. Im Film gewinnt derjenige, der sich um das Kind bemüht, wie im Theaterstück. Als Unterschied können wir im Film das Kindmotiv zeigen, weil im Film das Kind kennzeichnend ist. Das Kind Samet hilft seiner Mutter unbewusst, mit seinen unschuldigen Gefühlen, um sie sich entscheiden zu können, wem es gehört. Ein solches Kindmotiv treffen wir im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ nicht an. Das Kind Michel im Theaterstück ist zu klein sich zu entscheiden, wer die richtige Mutter ist. Hier steht die Rolle von Azdak im Vordergrund als ein und einziger Rihter im Theaterspiel. Das Kind im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’, das seine Gedanken und Gefühle beschreiben kann, betont, dass die Liebe der Kinder erwartungsfrei und echt ist. Am Ende des Filmes sehen wir, dass Asya und Ilyas, die einander wiederfinden, aufgrund der Entscheidung von Samet, müssen nun feststellen, dass es zu spät ist sich zu entschuldigen. Da die Protoganisten im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ einander nicht richtig verstehen können und im Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ von den Leuten nicht verstanden wurden, wollen wir die Hermeneutik ins Vordergrund ziehen, indem wir die Geschichte von den Protoganisten untersuchen. Wir hoffen, dass diese Arbeit andere Arbeiten, die im Rahmen der Komparatistik mit Hilfe der Intertextualität und/oder Intermedialität geschrieben wurden, fordern kann, weil wir wissen, dass diese Begriffe nicht nur die Literaturen der Länder, sondern auch der Kulturen umfassen. Wir wollen mit dieser Arbeit zeigen, dass wir für fremde Kulturen offen sind. Bei der Feststellung der Werke, die wir in unserer Arbeit untersuchen, ist es auffallend, dass die Werke die gleichen Motive behandeln. Im 118 engeren Sinne besteht unser Vergleich aus zwei Werken; das Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und der Film ‘Selvi Boylum Al Yazmal ım’. Aber wenn wir detailiert forschten, haben wir die Urgeschichten, die diese Werke beeinflusst haben, erreicht. Bspw. Salomons Urteil, chinesische Geschichte aus dem 13. Jahrhundert und das Buch von kirgisischen Schriftsteller Cengiz Aytmatov, das ‘Du meine Pappel im roten Kopftuch’ heißt. Wenn man betrachtet, sieht man, dass unsere Arbeit eine multikulturelle Arbeit ist. Da man ein Märchen, eine Kurzgeschichte oder eine Legende irgendwo in der Welt nur mit einigen Unterschieden noch mal liest, denken wir, dass die Arbeiten, die im Rahmen der Komparatistik und mit Hilfe der Intertextualität und Intermedialität gemacht werden, sehr wichtig sind. Das Ausgangpunkt der Werke, die wir in unserer Arbeit zur Hand nehmen, ist nur die Frage, wem das Kind gehört. Hier haben wir verstanden, dass Salomon ein gerechter Prophet und König war, der mit seinen Urteilen immer das Richtige für seine Völker machte. Und wir haben auch wie Brecht eine Frage gestellt, ob die Blutverwandschaft wichtig ist, um eine Mutter/ein Vater werden zu können. Wir haben betont, dass dieses Thema für die Menschen lebensnotwendig ist. Brecht, der in seinem Theaterstück die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ bearbeitet und belohnt, schafft ein unvergessliches Werk, das für die Weltliteratur sehr wichtig ist. Den Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’, der in 1977 von Atıf Yılmaz verfilmt wurde, sehen wir immer noch mit gleichen Gefühlen. Die Entscheidung von Asya ist ein ausergewöhnliches Verhalten, das man in alten türkischen Filmen nicht antreffen kann. Mit diesem Film hat man bemerkt, dass de körperliche Liebe nicht genug ist, um eine gute Familie zu haben. Ich denke, dass der Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ für Yılmaz, der über die Fraunrechte und Identitätsprobleme der Frauen in der Gesellschaft viele Filme dreht, besonders wichtig ist. Mit diesem Film zeigte Yılmaz uns, dass die Frauen nicht die Sache der Gesellschaft und ihrer Männer sind. In diesem Zusammenhang möchte ich dem kirgisischen Schriftsteller Cengiz Aytmatov, der solch ein schönes Buch ‘Du meine Papel im roten Kopftuch’ schreibt, besonders danken. Wenn wir die Beziehung zwischen Werken, die wir in unserer Arbeit zur Hand nehmen, erklären, deutet es so an: 119 Salomons Urteil Chinesische Geschichte Der kaukasische Kreidekreis und Selvi Boylum Al Yazmalım Schema 2. Die Urgeschichte und die anderen. Im Schema sehen wir, dass Salomons Urteil die Urgeschichte ist. Salomons Urteil, den wir sowohl im Quran als auch im alten Testament gelesen haben, verändert sich als Formal mit der Zeit. Die Urgeschichte, die wir im Quran und alten Testament in Gedichtform mit Versen antreffen, wurde im 13. Jahhundert in der chinesischen Literatur als eine Kurzgeschichte repräsentiert. Brecht, der diese Geschichte seit 1920 kannte, wollte er sie noch mal, aber anders darstellen. Er schreibt ein Theaterstück, das aus zwei verschiedenen Geschichten besteht, die auf den Salomons Urteil basieren. Die chinesische Geschichte und das Theaterstück von Brecht sehen wir im zweiten und dritten Etappe der Pyramide. Die beiden Werke haben eine offene Beziehung zwischen Salomons Urteil. Und unter der Pyramide sehen wir sowohl das Buch von Aytmatov, als auch den Film von Yılmaz. Diese Werke haben auch eine Beziehung zwischen der Urgeschichte, die Salomons Urteil heißt. Aber man kann leicht feststellen, dass es bei der Beziehung einen Unterschied gibt. Im Buch von Aytmatov ‘Du meine Pappel im roten Kopftuch’ können wir keine direkte Inspritation sehen, deswegen gibt es eine geschlossene Beziehung zwischen dem Salomons Urteil und dem Buch von Aytmatov 120 ‘Du meine Papel im roten Kopftuch’, bzw. dem Film ‘Selvi Boylum Al Yazmal ım’, weil Yılmaz das Buch von Aytmatov direkt verfilmt hat. Auch Aytmatov und Yılmaz, die in ihren Werken die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ im Rahmen der Vaterschaft bearbeiten, stellen sich eine Frage, wem das Kind gehört, wie Salomon sich damals gestellt hat. Komparatistik Intertextualität Intermedialität Schema 3. Komparatistik, Intermedialitat und Intertextualitat. Im Schema sehen wir, dass die Begriffe Komparatistik, Intertextualität und Intermedialität, die wir in unserer Arbeit zur Hand nehmen, immer wie in einem Kreislauf Hand in Hand einhergehen. In dieser Beziehung verstärken die Begriffe einander, indem sie einander ergänzen. Wenn wir Komparatistik als Oberbegriff annehmen, können wir behaupten, dass sie ihre Unterbegriffe beeinflussen kann. Wie 121 schon bewusst, ist die Komparatistik das Ausgangspunkt unserer Arbeit. Somit verstehen wir, dass der Vergleich im Mittelpunkt stehen sollte. Da die Werke, die wir in unserer Arbeit zur Hand nehmen, unterschiedliche Dizipline vertreten, müssen wir in der Arbeit die Begriffe Intertextualität und Intermedialität, ausnutzen. Wir wissen, dass der Vergleich in beiden Diziplinen einen wichtigen Platz hat. Komparatistik, Intertextualität und Intermedialität erforschen nicht nur die Werke in einer Kultur, sondern aufgrund ihrer interkulturellen Einblicke eröffnen sie uns auch, was andere Kulturen darüber denken. Die zwei Geschichten (Salomons Urteil und chinesische Geschichte), Brechts Theaterstück ‘Der kaukasische Kreidekreis’ und auch das Buch von Aytmatov und der Film von Yılmaz, die die Begriffe ‘Mühe’ und ‘Gerechtigkeit’ bearbeiten, zeigen uns, wie sich die Wahrheit mit der Zeit und nach gesellschaftlichen Regeln verändern kann. Während Salomon z. B. in der Geschichte als Richter zur Lösung des Konflikts ein Schwert verwenden wollte, wollte der Richter in der chinesichen Geschichte ein Kreidekreis zeichnen. Bei Aytmatow und bei Yilmaz gibt es gar keinen Richter. Die Protagonistin wählt den ‘echten Vater’ mit Hilfe ihres Gewissen. 122 QUELLENVERZEICHNIS Akpınar Dellal, N. (1997). Das Türkenbild in Deutschsprachigen ‘Newen Zeitungen’ aus der ersten Hälfte des 16. Jahhunderts. Yayımlanmamış doktora tezi, Çukurova Üniversitesi Sosyal Bilimler Enstitüsü, Adana. Aytmatov, C. (2011). Selvi boylum al yazmalım. İstanbul: Elips Kitap. Aytaç, G. (2003). Karşılaştırmalı edebiyat bilimi. 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Im Film spielt Türkan Şoray als Protoganistin, die auch im Film ‘Selvi Boylum Al Yazmalım’ mit ihrem Mann Cihan Ünal. Mine ist die Protagonisten, die mit einem Mann, den sie nicht liebt, verheiratet ist. Sie lebt mit ihrem Mann in einer Kleinstadt. Da sie eine sehr schöne Frau ist, mögen sie alle Männer der Kleinstadt und möchten mit ihr schlafen. Da ihr Mann ein Tor ist, kann er nicht verstehen, dass die Männer seine Frau begehren. Eines Tages kommt ein Mann in die Kleinstadt, der der Bruder der Lehrerin ist. Er ist Schriftsteller und möchte ein neues Buch schreiben. Das Thema seines neuen Buches sind die Frauenrechte in der Gesellschaft. Mine spricht in der Kleinstadt nur mit der Lehrerin, weil sie die anderen Mitbewohner für grob und fromm hällt. Mit dem Kommen des Schriftstellers entwickelt sich eine enge Freundschaft zwischen Mine und ihm. Alle Menschen denken sofort, dass Mine ihren Mann betrügt. Die Menschen, besonders die Männer verhalten sich ihr gegenüber nicht gut, weil sie Mine und den Schriftsteller nicht verstehen können. Am Anfang ist die Beziehung zwischen Mine und dem Schriftsteller nicht durch Liebe geprägt. Mit diesem Film will uns Atıf Yılmaz auf die Stellung der Frauen in der Gesellschaft aufmerksam machen. Zum Beispiel möchten 126 die Lehrerin und Mine ein Eis essen. Aber sie wissen, dass die Frauen auf der Strasse nicht Eis essen dürfen. Wenn sie das machen würden, würden andere Menschen ihre Mißbilligung zum Ausdruck bringen. Da Mine gerne Bücher liest, spricht sie mit dem Schriftsteller über die Bücher und sie möchte auch gerne von ihm einige Bücher ausleihen. Aber die Gesellschaft erlaubt es einer Frau nicht, mit einem Mann allein zu sprechen oder mit ihm allein irgendwohin zu gehen. Als ihr Mann Mine fragt, ob sie mit dem Schriftsteller geschlafen habe oder nicht, antwortet sie, dass ihr Mann sie wie andere Männer auch immer nur als Brust und als Hüfte gesehen habe. Dieser Satz wurde zu einem Fanal für türkischen Frauen. Von nun an wagen sie öffentlich zu sagen, dass sie nicht das Eigentum der Männer und eine bloße Sache sind. 127 ANHANG 2: Dul Bir Kadın ‘Dul Bir Kadın’ wurde 1985 gedreht. Atıf Yılmaz war bei diesem Film nicht nur Regisseur, sondern auch Drehbuchautor. Der Film ist eine Verfilmung eines Buches von Necati Cumalı, der ein türkischer Schriftsteller ist. Er erzählt von der emotionallen und sexuellen Ausbeutung der Frauen in der Türkei. Im Film treffen wir Müjde Ar als Protoganistin an, die im türkischen Kino einen wichtigen Platz hat. Ich denke, dass Müjde Ar, eine der wichtigsten Protoganistin im türkischen Kino. Ar teilt die Rolle mit Nur Sürer und Yılmaz Zafer. Die Hauptcharakterin Suna ist eine Frau, die verwitwet ist. Sie hat eine Tochter und nachdem ihr Mann gestorben ist, lebt sie mit ihrer Tochter allein. Sie hat kein Privatleben, weil sie verwitwet ist. Gesellschaftliche Drücke kann man auch in diesem Film von Yılmaz sehen. Eines Tages lernt sie einen Mann kennen und es beginnt eine Beziehung zwischen ihnen. Sie kann von dieser Beziehung niemandem erzählen, ausser ihrer besten Freundin Ayla. Am Anfang freut sich Ayla darüber, dass Suna nun verliebt ist. Aber mit der Zeit beginnt Ayla auch den Freund von Suna zu lieben. Als Suna sieht, dass Ayla mit Sunas Freund im Bett ist, weißt sie nicht genau, was sie machen sollte. Ayla ist die beste Freundin von Suna und alle Menschen wissen, dass Suna und Ayla enge Freunde sind. Da die Beziehung, die Suna und Ayla mit gleichem Mann haben, eine verbotene Beziehung ist, können sie darüber mit niemandem sprechen. Obwohl Suna Ayla nicht verzeihen möchte, verändern sich mit der Zeit ihre Gedanke. 128 Mit diesem Film stellt Atıf Yılmaz die Wünsche der Frauen heraus, die sie unterdrücken müssen, weil die gesellschaft sie ihnen nicht erlaubt. 129 ANHANG 3: Adı Vasfiye Der Film ist ebenfalls eine Verfilmung eines Buches von Necati Cumalı, ‘Ay Büyürken Uyuyamam’, und das aus fünf Kurzgescichten besteht und als Protoganistin sehen wir wieder Müjde Ar. Der Film spielt im Jahr 1985. Im Film kennt man Vasfiye, die in einem Animierlokal arbeitet, aus den Erzählungen von vier Männern. Ein Drehbuchautor sucht für sein neues Buch ein gutes Thema. Aber er weißt nicht, worüber er schreiben will. Eines Tages sieht er auf der Strasse an der Wand das Bild einer Frau, die in einem Animierlokal arbeitet. Sie heisst Vasfiye. Als der Drehbuchautor das Bild anschaut, kommt ein Mann und sagt: ‘Ihr Name ist Vasfiye. Ich kenne sie. Was du über sie wissen möchtest, kann ich dir erzählen’ Sie beginnen dann über Vasfiye zu sprechen. Vasfiye ist eine Frau, die aus einem Dorf kommt. Und der Mann, der mit dem Drehbuchauthor spricht, ist ihr Ex-Mann; er heisst Emin. Bevor er seinen Militärdienst ableistete, heiratete er Vasfiye. Dann ging er zum Militär und Vasfiye blieb bei seiner Familie. Als ihr Schwager mit ihr schlafen wollte, verweigerte sie dies; daraufhin verleumdete sie ihr Schwager. Als die Wahrheit herauskommt, schlägt der vom Militär 130 zurück gekehrte Emin seinen Bruder vor aller Augen. Danach können sie nicht mehr im Dorf leben. Sie ziehen in eine grosse Stadt. Vasfiye ist eine sehr schöne Frau, deswegen belästigen manche Männer sie mit Worten und Bewegungen. Aber trotzdem sagt sie ihrem Mann nichts. Eines Tages sieht Vasfiye ihren Mann mit einer Frau in einem Cafe. Sie ist böse auf ihn und beginnt ihn vor aller Augen anzuschreien. Da er ein Mann ist, darf seine Frau ihn aber nicht anschreien, schon gar nicht in der Öffentlichkeit; deswegen schlägt Emin seine Frau zu Hause. Vasfiye geht in die Poliklinik, damit die Artztin ihre Wunden versorgt heilen. Der Sanitäter in der Poliklinik mag Vasfiye und möchte mit ihr eine Affäre beginnen. Vasfiye will das aber nicht. Da er ein Mann ist, ist sein Stolz das Wichtigste auf der Welt ist, sagt er trotzdem allen Menschen, dass er mit Vasfiye zusammen sei. Deshalb greift Emin den Sanitäter mit einem Messer an und er wird verhaftet. Vasfiye bleibt einige Zeit im Krankenhaus. In dieser Zeit lernt sie ihren zweiten Mann Rüstem kennen. Nachdem sie wieder gesund ist, zieht sie mit Rüstem in eine andere Kleinstadt ein. Sie beginnt dort zu arbeiten und einige Zeit später heirate sie Rüstem. Rüstem ist sehr glücklich, obwohl Vasfiye nicht glücklich ist. Als Emin, ihr erster Mann wieder aus dem Gefängnis kommt, findet er seine Ex-Frau. Er zieht in die gleiche Stadt, in der Vasfiye lebt. Und sie beginnen wieder ein Paar zu werden. Rüstem sieht sie einmal im Schlafzimmer. Vasfiye hat keine andere Möglichkeit als die Stadt zu verlassen. Sie zieht in eine andere Kleinstadt, in der sie einen Arzt mag. Sie hat mit diesem Arzt eine gute Beziehung, aber ihr erster Mann erlaubt ihr nicht diese Beziehung. Am Ende findet Vasfiye sich in einem Animierlokal. Der Drehbuchautor hört die Geschichte von Vasfiye nur von den Männern. Am Ende des Filmes trifft er Vasfiye und fragt sie, wer sie sei. ‘Sag mir Vasfiye, wer du bist. Ich möchte deine Geschichte jetzt von dir hören.’ Aber Vasfiye möchte nicht sprechen. Mit diesem Film mochte Atıf Yılmaz den Menschen zeigen, dass die Männer immer noch über die Leben der Frauen herrschen, und so deren Schicksal bestimmen. 131 ANHANG 4: Eğreti Gelin Der Film ‘Eğreti Gelin’ (2004), eine Verfilmung des Buches ‘E ğreti Gelinler’ von Şükran Kozalı, ist der letzte Film von Atıf Yılmaz. Im Film treffen Nurgül Yeşilçay, die eine Schauspielerin im türkischen Kino ist, als Eğreti Gelin an. Auch Müjde Ar spielt im letzten Film von Yılmaz mit ihren wunderschönen Kompetenz. Der Film ‘Eğreti Gelin’ hat auch einen wichtigen Platz, wie ‘Selvi Boylum Al Yazmal ım’ im türkischen Kino, weil sowohl die Schauspielern, als auch das Szenerium sehr erfolgreich sind. Şükran Kozalı erzählt in ihrem Buch von drei sogenannten Eğreti Gelin. Das Wort ‘Eğreti’ bedeutet ‘vorläufig, momentan, zeitlich’ und das Wort ‘Gelin’ bedeutet ‘Braut’. ğreti E Gelin zu sein ist eine Art Lebenstil. Der Sage und bestimmten Forschungen nach lebten vor langer Zeit in der Stadt Denizli etliche Eğreti Gelin. Ihre Aufgabe bestand darin junge Menschen, vor allem Männer, die bald heirateten wollten, zu unterweisen. Besonders reiche Familien engagierten für ihre Söhne diese Bräute auf Zeit, damit ihre Söhne vor der Heirat gut erzogen wurden. 132 Nach der Sage kam eine solche Eğreti Gelin in ein Haus und lebte dort mit ihrem Mann auf Zeit im gleichen Schlafzimmer. Sie erklärten dem Sohn, wie man sich seiner Frau gegenüber verhält wie man z.B mit ihr spricht. Ihre Eziehung umfasste nicht nur die Sexualität sondern auch die Emotonialität. Manche sagen, dass Eğreti Gelin nur gute Freunde und Lehrer waren; andere behaupten, sie seien Kurtisanen gewesen. Wir können nicht genau wissen, ob Eğreti Gelin damals wirklich lebten oder nicht. Aber wenn solche Frauen damals gelebt haben sollten, sind sie ein bedauerliches Beispiel für die Mißachtung von Fraunrechten gewesen. Mit Hilfe von Arbeit und Selbstausbeutung ein glückliches Leben für eine andere Frau zu schaffen und die Klassifizierung der Frauen nach solchen, die man heiraten kann und solchen, die der Erziehung und Amüsement dienen, ist unmenschlich. In diesem Film bearbeitete Atıf Yılmaz dieses Thema sehr intensiv. 133 Emine ist die Protagtonistin des Filmes; sie war früher selbst eine Eğreti Gelin. Sie möchte ihre Schwester erziehen lassen. Da die beiden keine Familie haben, muss Emine alles selbst bezahlen. Der Verlobter von Emine, mit Namen Hasan ist im Gefängnis, weil er einen Mann, der Emine angefasst hat, getötet hat. Emine hat kein Geld und keinen Job. Eines Tages sagt ihr Çeneto, die ihre Chefin gewesen ist, dass sie wieder als Eğreti Gelin arbeiten müsse. Sie sagt sofort ‘nein’, weil sie Angst vor Hasan hat. Aber schließlich muss sie annehmen. Sie geht ins Haus des Oberpräsidenten, weil dessen Sohn bald heiraten wird. Der Sohn des Oberpräsidents ist 18 Jahre alt und er hat eine Verlobte. Obwohl er verlobt ist, interesiert er sich nicht für seine Verlobte. Er sieht in ihr nicht mehr als eine gute Freundin oder Schwester. Und er weiss nicht, wie er sich ihr gegenüber verhalten soll. Deshalb glauben seine Eltern, dass er eine ‘Erzieherin’ braucht. Am Anfang möchte er diese Erzieherin nicht. Er möchte nicht mit ihr in einem Zimmer bleiben und mit ihr über die Heirat oder über Frauen sprechen. Aber dann beginnt er sie näher kennenzulernen und sie verlieben sich ineinander. Als der Verlobter der ‘Erzieherin’ aus dem Gefängnis kommt, sieht sie ihre Aufgabe der ‘Erziherin’ als beendet an. Sie 134 möchte gehen aber der Sohn des Oberpräsidenten erlaubt ihr das nicht. Er kämpft mit ihrem Verlobten. Es gibt keine Möglichkeit für sie ausser zu fliehen. Am Ende des Filmes, erlaubt Hasan Emine mit dem Jungen zu gehen, obwohl er sie sehr liebt, Atıf Yılmaz unterstreicht mit diesem Film die Herrschaft der Männer in der Gesellschaft. Sie klassifizieren die Frauen als Schwestern, Geliebte, Ehefrauen und Frauen auf Zeit. Sie sehen die Frauen nur als Fleisch an, die keine Gefühle haben. 135 ANHANG 5: Dreigroschenroman 64 ‘Die Dreigroschenoper’ schrieb Brecht 1934 im Exil. In seinem Roman ‘Dreigroschenroman’ sind die Hauptcharakteren gleich, nur sehen wir dieses mal nicht die Besonderheiten der Oper.65 J.J. Peachum, der Betler in London kontrolliert, möchte sein Geschäft vergrössern. Peachum hat immer neue Idee bei seiner Arbeit. Er zeigt den Bettlern, wie sie betteln sollten und beim Betteln verwendet er mutig den Krieg. Bspw. ziehen einige Bettler militarische Uniform an, um zu zeigen, dass sie beim Krieg ihre Hände oder Beine verloren haben. Brecht betont, dass die Menschen wegen nationalen Gefühlen ausgenutzt wurden. Peachum und seine Frau Emma möchten für ihre Töchter Polly das Beste machen. Sie wünschen Polly ein gutes Leben mit ihren Mann, der einen guten Job hat, indem sie andere Leute ausnutzen. Peachum, der Geschäftsmann! ist, möchte eines Tages mit einem anderen Geschäftsmann Coax beim Transport zusammen arbeiten. Sie 64 http://media.kika-dresden.de/filmbilder_gross/3875/Dreigroschenoper-3.jpg Vgl. Walter Benjamin, Überstzer: Haluk Barıçcan, Güven Işısağ, Brecht’i Anlamak, Metis Yayınları, 2007, s.48. 65 136 kaufen drei Schiffe, die ‘Schöne Anna’, ‘Junger Schiffersmann’ und ‘Optimist’ heisst. Laut dieser Arbeit können sie die Transporte der Schiffe, die Krieg verwendet werden, schaffen. Aber die Schiffe sind alt und nützslos, sie sind beim Transport versunken. Coax betrug Peachum und seine Partner. Sie sind nun schuldig und müssen viel Geld bezahlen. Peachum, der das Leben seiner Tochter schöner machen möchte, möchte Polly mit Coax verheiraten, um seine Hilfe zu bekomen aber er erfährt, dass Polly mit Mc Heath verheiratet ist. Polly, die nach ihrem Geburtstag zwei Herren kennenlernt, deren Name Smiles und Beckett sind, flirtet ein bisschen mit Hernn Smiles, der in einem Anwaltsbüro arbeitet. Von dieser Beziehung bekommen sie ein Kind. Obwohl Polly schwanger ist, möchte Smiles sie nicht heiraten, deswegen möchte Polly das Kind abtreiben. Polly bittet die Hilfe von Fewkoombey, der ein im Krieg seinen Bein verlierener Soldat ist, um für sie einen Artz zu finden. Fewkoombey findet für sie einen Artz aber da Polly nicht so viel Geld, muss sie den zweiten sehen. Polly geht mit Fewkoombey zu einer Engelmacherin. Da sie alles dort schmutzig findet, möchte Polly lieber Mc. Heath (Beckett), der Holzhändler ist, heiraten. Mc Heath (Beckett) ist ein Geschäftsmann! , dessen Vergangenheit dunkel ist. Er ist der Besitzer der B. Läden und nannte man ihn früher ‘Messer Mackie’, der Räuber war und von dem man Angst hatte. Da er für sich selbst ein sauberes Leben möchte, verändert er seinen Name. Als Beckett begründete er einen Holzhandlung und nacher verkaufte Beckett seinen Lager zu Mc Heath! Mc Heath, der vor kürzer Zeit Beckett war, begründete B.Läden, in denen man die Sache billig kaufen kann. Seine alte Freunde helfen Mc Heath, um die Sache, die er in seinen Läden verkauft, zu stehlen und einer der besten Freund von Mc Heath ist Brown, der ein Chefinspektor ist. Mc Heath vermietet seinen Bekannten seine Läden. Sie müssen nur die Vermiete bezahlen und seine Sache in Läden verkaufen. Eine der Besitzerin der Läden, Mary Sawyer, die finanzielle Probleme hat und möchte sich selbst töten. Nach dem Tod von Mary Swayer wird Mc Heath verhaftet als Verdächtiger, weil die Polizei bei Mary ein Zettel von Mc Heath, auf dem er das Treffpunkt schrieb, finden. Die Polizei denken, dass Mary, die E-Freundin von Mc Heath, sich mit Mc Heath getroffen hat und dann wurde sie von ihm getötet, weil sie vorher Mc Heat gedroht, dass sie seine Vergangenheit allen Menschen erzählen wird. Obwohl Mc Heath in dieser Zeit bei einer Sitzung war, sagte er das nicht, weil er einige Pläne fürseine Arbeit hat. Sein 137 Schwiegervater Peachum droht ihn, dass er sich von seiner Tochter schneiden lassen sollte, wenn er nicht im Gefängnis sitzen möchte. Aber Mc Heath will das nicht. Mc Heath wird im Gefängnis jeden Tag mehr stärker. Er organisiert seine Arbeite mit seiner Frau, obwohl er nicht draußen ist. Polly, die in diesen Zeiten bei ihren Eltern bleiben, ist für Peachum wieder eine Hoffnung. Peachum möchte sie mit Coax verheiraten. Er möchte von seiner Tochter, dass sie von Mc Heath schneiden lassen sollte. Peachum denkt, dass Coax nicht weißt, dass Polly mit Mc Heath verheiratet ist. Coax, der am Anfang eine Interesse an Polly hatte, möchte sie nicht mehr, weil sie einen anderen Mann auswählt. Peachum, der wegen Coax viel Schulde hat, möchte von Fewkoombey, dass er Coax töten sollte. Mit einem Messer verfolgt Fewkoombey nach Coax aber einige Zet später bemerkt er, dass zwei Männer nach Coax verfolgen und sie töten ihn. Nach dem Tod von Coax möchte Peachum nicht, dass Polly sich schneiden lassen sollte, weil Mc Heath ein Geschäfstmann! ist und weil Polly schwanger ist. Als Peachum zur Bank geht, um sein Geld abzuheben, erfährt, dass die Bank sein Gel ihm nicht geben kann, weil sein Schwiegersohn der neue Bankdirektor ist. Am Ende des Werkes werden die Schuldiger nicht bestraft. Mc Heath und Peachum finden Opfer, die Schulde übernehmen. Fewkoombey wird gehängt, weil er Mary Swayer getötet hat! O’Hara, der Mitarbeiter von Mc Heath ist, wird verhaftet, weil er für die B. Läden etwas gestolen hat. 138 ANHANG 6: Leben des Galilei 66 Brecht erzählt uns in seinem Theaterstück ‘Leben des Galilei’ von Galileo Galilei, der Italiener Pysiker, Matematiker und Astronom war. Galilei, der behauptete, dass die Erde nicht das Zentrum des Universium war, beobachtete die Sterne und den Mond mit seinem Fernrohr und er entdenkte viele neue Sterne. Aber da die Wissenschaft in den Händen der Kirche lag, durfte er nicht frei forschen. Brecht beschreibt uns, dass Galilei seine Forschungsarbeiten unter schweren Umständen beendete. Das Theaterstück spielt im 17. Jahrhundert. Galilei, der ein Matematikker an einer Universität in Italien ist, lebt mit seiner Tochter Virginia, mit seiner Haushälterin Frau Sarti und ihrem Sohn Andrea Sarti. Andrea ist sein Schüler und hat Interesse an die Wissenschaft. Galilei verbessert ein in Holland konstruiertes Fernrohr und verkauft es der Republik Venedig, um etwas Geld zu verdienen. Aber man bemerkt, dass das Ferhroh nicht das erste in der Welt ist. Galilei, die mit seinem Fernroh die Sterne beobachtet, behauptet im Unterschied zu anderen Lehren, dass die Erde nicht im Mittelpunkt des Universiums ist. Er denkt, dass die Sonne sich nicht um die Erde dreht, sondern die Erde um die Sonne. In diesem Moment, denkt er, dass Copernicus Recht hatte. Galilei will mutig es beweisen und die Weltbilder der Menschen ändern. Galilei, der einen Traum über die Neuzeit der Welt hat, wird von der Kirche verhaftet. Die Kirche fordert von ihm, dass er sagen soll, dass 66 Vgl. http://yavuzseker.com/GALILENIN-YASAMI-GALILEO-GALILEI-29-tiyatro_ayrinti.html 139 seine Forschungsergebnisse nicht richtig sind. Obwohl er denkt wie Copernicus, der sagt, dass die Welt und andere Planete sich um die Sonne drehen, und obwohl er am Anfang das Gegenteilige, was die Kirche behauptet, verleugnet Galilei endlich seine Meinungen im Inquisitionsprozess und sagt, dass die Kirche das Richtige behauptet. Da er seine eigene Überzeugung verleuget, lässt ihn die Kirche leben. Aber er hat Hausrest. Das Meinungsänderung, die Galilei beim Inquistionsprozess vollzieht, können seine Schüler nicht verstehen. Besonders Andrea Sarti. Er will mit ihm nicht sprechen. Aber am Ende des Theaterstücks besucht Andrea Galilei, um ihm zu sagen, dass er nicht mehr in Italien leben wird. Galilei, der in seinem Bestrafungsprozess zu Hause eine wissenschaftliche Arbeit schriebt, gibt die Arbeit zu Andrea, damit er sie publizieren kann. Galilei erzählt Andrea, dass er für seine Forschungen kurzsfristig seine Überzeugungen verleugnen musste. Wenn die Kirche ihn umbrächte, könnte er keine neue Forschungen betreiben. In diesem Zusammenhang können wir nicht sagen, dass Galilei sich vor dem Tod fürchtet. Er will nur seine Forchungen erweitern und verbessern. 140 ANHANG 7: Der gute Mensch von Sezuan 67 Der gute Mensch von Sezuan ist eins der wichtige Werke von Brecht, das er im Jahre 1938-1941 im Exil schrieb. Im Theaterstück sehen wir drei Götter, die auf die Welt kommen, um zu kontrollieren, ob es jemanden gibt, der gut ist und nach ihren Befehlungen lebt. Wang, der Wasserverkäufer ist, begrüßt die Götter, um in der Stadt für sie einen Platz, in dem sie übernachten können, zu finden. Wang, der denkt, dass das Kommen der Götter für Sezuan sehr gut ist, kann leider keinen ‘guten Mensch’ finden außer Shen Te, die eine Prostituierte ist. Die drei Götter, die einen Platz finden, denken, dass Shen Te ein guter Mensch ist. Am nächsten Tag bezahlen sie Shen Te 1000 Silberdollar für ihre Hilfe und bringen sie bei, dass sie tugendhaft leben sollte. Mit diesem Geld eröffnet Shen Te für sich einen Tabakladen. Sie möchte für sich ein neues Leben, in dem sie sich nicht mehr prostituert. Da die Götter ihr sagten, dass sie ein guter Mensch sein sollte, hilft Shen Te allen Menschen. 67 Vgl. http://www.istdt.gov.tr/turkce/oyunlar/sezuan.asp 141 68 Bspw. sie kann gerne der achtköpfigen Familie, die bei Shen Te wohnt, helfen oder die Hausbesitzerin Mi Tzü, die lernt, dass Shen Te in der Vergangenheit eine Prostituerte war, möchte für die Miete mehr Geld. Shen Te sagt ihr, dass der Laden ihrem Vetter gehört. Hier sehen wir Shen Te als Vetter, der Shui Ta heisst. Shui Ta ist ein harter Mann, der in schweren Situationen Shen Te rettet. Er sagt den Gästen, dass sie den Laden sofort verlassen sollten und ruft die Polizisten, die draußen sind. 69 68 69 Vgl. Ebd. Vgl. Ebd. 142 70 Shen Te sollte für sich selbst und den Laden einen Mann heiraten. Sie trifft sich im Park mit dem Mann, den sie heiraten wird. Aber auf dem Weg im Stadtpark sieht sie einen Mann, der sich aufhängen will. Shen Te möchte dem Mann helfen, sie rettet ihn und dann verliebt sie sich in den Mann, der arbeitslos ist und Yang Sun heißt. Mit der Zeit beginnt eine Beziehung zwischen Shen Te und Yang Su. Yang Su, der arbeitslos ist, möchte Flieger werden, deswegen kommt seine Mutter zum Laden und sagt Shen Te, dass Yang Sun 500 Silberdollar braucht. Shen Te bezahlt der Mutter von Yang Sun 200 Silberdollar, die sie von einer Nachbarin für ihre Miete bekommen hat. Shen Te lädt ein mal Yang Sun zum Laden ein, mit ihm zu sprechen. Aber sie ist nicht da, Yang Su muss mit ihrem Vetter sprechen. Von dem Gespäch erlernt Shui Ta, dass Yang Sun allein mit dem Geld nach Pekin gehen möchte. Shui Ta möchte Shen Te mit Shu Fu verheiraten, aber Shen te flieht mit ihrem Geliebt Yang Su. Yang Su denkt, dass er das Geld von Shen Te kriegen kann, wenn er sie heiratet. Bei der Hochzeit wartet Yang Su im Restaurant auf Shui Ta aber er kommt nicht, weil er weißt, dass Yang Su eigentlich auf das restliche 300 Silberdollar wartet. Shen Te, die traurig ist, möchte vom Laden umziehen. In diesem Moment dreht ihr sich im Kopf. Sie bemerkt, dass sie schwanger ist. Nach einem kurzen Glück, sieht sie ein Kind, das von Müllen etwas finden möchte. Shen Te möchte auf diese schlechte Welt kein Kind bringen. 70 Vgl. Ebd. 143 Während Shen Te all dies erlebt, träumt Wang, der Wasserverkäufer ist, von Göttern. Er spricht in seinen Träumen immer mit Göttern und möchte von ihnen, dass sie manche Regeln in der Welt verändern. 71 Shen Te, die schwanger ist, lebt als Shui Ta. Wang, der Shen Te seit langem nicht sieht, fragt im Laden Shui Ta, wo die schwangere Shen Te sei. Yang Sun, der auch im Laden ist und erfährt, dass Shen Te schwanger ist, denkt, dass Shui Ta sie hinten im Laden behaltet. Yang Sun kommt mit Polizisten. Shui Ta, der von Polizisten festgenommen wird, denkt, dass er alles vor Gericht erzählen muss. Die drei Götter sehen wir am Ende des Theaterstück als Richter, die Shen Te erlauben, dass sie ein mal im Monat Shui Ta werden darf. 71 Vgl. Ebd. 144 ANHANG 8: Das chinesische Schauspiel Hui Lan Ji (Die Geschichte vom Kreidekreis) ‘Das chinesische Schauspiel Hui Lan Ji (Die Geschichte vom Kreidekreis) wurde von Li Xingdao, einem chinesischen Dramatiker im 13. Jahrhundert während der Yuan-Dynastie, geschrieben. Laut Lu Gui Bu, einem annotierten Nachschalgwerk der Yuan-Dramen und ihrer Autoren, war Hui Lan Ji eines der mehr als 600 Schauspiele, die in der Yuan-Ziet geschieben und aufgeführt wurden. Diese Zeit wird daher als das goldene Zeitalter des traditionellen chinesischen Dramas betrachtet. Master Ma, ein reicher Mann, hat keinen Sohn von seiner Frau, Frau Ma. Er verliebt sich in Haitang, eine reformierte Prostituierte, bittet sie um die Hand und heiratet sie als seine zweite Frau. Aus ihrer glücklichen Heirat ergibt sich ein Sohn. Das macht die neidische erste Frau unglücklich, und sie bereitet sich vor, ihren Mann mit Hilfe ihres Liebhabers zu ermorden. Haitangs Bruder kommt ihr zu Besuch. Die erste Frau redet Haitang ein, ihre Kleider an den Bruder zu geben. Als Herr Ma nach Hause kommt, hetzt Frau Ma Ihren Mann gegen Haitang, indem sie ihm erzählt, daß Haitang ihrem Bruder Dinge ohne Erlaubnis von Herrn Ma gegeben hat. Herr Ma wird empört und leidet unter einem Herzinfarkt. Frau Ma nutzt diese Gelegenheit aus, um ihren Mann zu vergiften. Sobald Herr Mann gestorben ist, bezichtigt Frau Ma Haitang des Mordes. Der Richter ist ein korrupter und unkompetenter Beamter und ist in seiner Rechtssprechung völlig von seinem untergeordneten Beamten, der zufälligerweise der Liebhaber der Fran Ma ist, abhängig. Haitang wird sofort für schuldig erklärt und zum Tod verurteilt. Frau Ma und ihr Liebhaber veranlassen, Haitang auf dem Web ihres Transports nach Kaifeng, der damaligen Hauptstadt, zu töten. Haitang entkommt dem Mord durch einen Zufall: Haitang trifft mit ihrem Bruder zusammen, der inzwischen Begleiter des berühmten kaiserlichen Richters, legendären Bao Zeng geworden ist. Dieser Richter hält ein anderes Gericht und er durchschaut die tatsächlichen Mörder und ordnet den Kreidekreisprozeß an: Das Kind wird in den Kreidekreis gestellt und beide sollen das Kind aus dem Kreidekreis herausziehen. "Wer das Kind aus dem Kreis bekommt, 145 erhält das Kind", befiehlt er. Frau Ma, darauf gespannt, das Kind zu gewinnen, um ihren Eigentum zu gewährleisten, sieht es als eine gute Gelegenheit, diesen Fall zu gewinnen. Haitang erschreckt aber zu Tode, als sie dazu gezwungen wird. Sie verweigert es entschieden, das Kind zu sich zu ziehen. Nun ist der Richter ganz sicher über seine Weisheit. Er macht das Urteil rückgängig und erklärt Haitang für die Gewinnerin des Falls und spricht ihr das ganze Eigentum zu’ (Zit. nach:http://yang.case.edu/germandrama/huilanji.html). 146 LEBENSLAUF PERSÖNLICHE DATEN Vorname/Nachname : Bahar KAHYA Geburtsdatum : 15.03.1982 Geburtsort : Adana E-Mail Adresse : [email protected] AUSBILDUNG 2011-2012 : Studium an der Universität Flensburg (3 Semester) 2009-2013 : Master an der Çukurova Universität, Institut für Sozialwissenschaften 2001-2007 : Deutsch Lehramt an der Çukurova Üniversität 2001-1998 : Şehit Temel Cingöz Gymnasium 1998-1994 : Özel Yeni Lise Privatschule