Ehrenbürger äer 81aät Ksrlrruhe.

Transcription

Ehrenbürger äer 81aät Ksrlrruhe.
Nach P r o t e s t s k a r p a r M tte r p>,ot. A . K u n t-e x iiille r, ö acle».
?aul von hinäenburg, Lenerälfelämarrchall,
Ehrenbürger äer 81aät Ksrlrruhe.
Chronik
d e rH a u p t-u n d
R e s id e n z s ta d t
Karlsruhe
für das Jahr
1915
X X X I. J a h r g a n g
Im Auftrag der
städtischen Archivkommission beardeitet
Karlsruhe
Verlag der Macklot'schen Buchhandlung
und B
il
rke
d
ch
u
.
M T5LLT
A r c h iv , B üchereie n un d Sammlungen»
da r S ta d t K a r ls u he
Inhalt
75— 1 9 1 5 .....................................................
1
I. Schicksale des G ro ß he rzog lich en
II. E n tw ic k lu n g der G em einde a ls
l
K a u fe s .
.........................................
12
solcher;G e m e in d e v e rw a ltu n g .
18
III. B a u lic h e E n tw ic k lu n g der S t a d t .................................................................... 34
IV . K irche, Schule und K u ils t
V.
V I.
.................................................................
49
Politisches, in d u s trie lle s u n d V e r e in s le b e n ................................
Teistungen des G e m e in s in n s ; A rm e n - u n d K ra n k e n p fle g e
.
-
88
.
178
.
202°
V II. V ersa m m lu n g e n , Feierlichkeiten und Festlichkeiten, A lls s te llu n g e n
und S e h e n s w ü rd ig k e ite n ...................................................................V III. V erkehrsw esen
....................................................................................240
IX . Übersicht üb er die W itte ru n g s v e rh ä ltn is s e
.
.
.
.
.
.
.
.
248
X . B e v ö lk e ru n g s v o rg ä n g e , S terb lich keit, T o te n s c h a u ....................................251
X I.
V ersch ie den es........................................................................................ ,
X II.
V o rträ g e
2.
.
....................................
276
285
M e rk e K a r ls r u h e r S c h r i f t s t e l l e r ...........................
297
Anhang.
Chronologische
Übersicht
der
hauptsächlichsten
E reignisse
J a h re s 1 9 1 5 ..............................................................................
.
des
.
299
Beilagen.
I. S chülerzahl K a r ls r u h e r S c h u l e n ....................................
317
II. S ta tis tik des B e v ö lk e ru llg s v o rg a n g e s 1 9 1 5 ............................................... 520
Verzeichnis der Abbildungen.
T ite lb ild .
Paul
von
H in d e n b u rg ,
G e n e ra lfe id in a rsch a ll,
E h re n b ü rg e r
der
S ta d t K a rls ru h e .
S.
24 /25. O tto H elck, S ta d tb a u ra t.
S.
4 6 /4 7. Städtische A u s s te llu n g s h a lle .
S.
52/53. D r. Franz Böhm, K ultu s- undUnterrichtsminister.
S.
8 8 /8 9 . E ric h K ö h le r,
Kom m andant
des K le in e n K re u z e rs „K a r ls r u h e " ,
E h re n b ü rg e r unserer S ta d t.
S . 1481 4 9 . D r. L u d w ig F ra n k , M itg lie d der Z w e ite n badischen K a m m e r fü r
K a rls ru h e - O s t.
S . 226/22 7. Städtisches K o u z e rth a u s .
S . 2 5 4/255. K a r l D iebe r, S ta d tra t.
S . 258/25Y. D r. F rie d ric h O s te n d o rf, O b e rb a u ra t, Professor au der Technischen
H ochschule.
S . 272/273. A d o lf M eeß, A lts ta d tra t.
S.
276/27 7. K a r l S ie g ris t, O b e rb ü rg e rm e is te r.
1718— 1915.
w ir unter den Segnungen friedlicher Tage über das
19 l5 berichtet hätten, würde die C hronik von
zahlreichen Festlichkeiten und anderen feierlichen Veranstal­
tungen erzählt haben, die die Stadt in Erinnerung an ihre E n t­
stehung vor 200 fa h re n geplant hatte. E in Festspiel sollte die
Bedeutung des fürstlichen Gründers für die badische Residenz und
das IVirken anderer Persönlichkeiten, die in die Entwicklung A a rls ruhes erfolgreich eingegriffen haben, im Zauberglanz der Dichtung
dem gegenwärtigen Geschlecht vor Augen führen; sie sollten von
ihren eigenen Erlebnissen und von den wechselnden Schicksalen
unserer Stadt Runde geben. Eine Ausstellung wurde vorbereitet,
um dem Beschauer zu zeigen, welche Bedeutung Industrie und
Handwerk durch die Betriebsamkeit des badischen Volkes unter der
weisen Fürsorge unseres Fürstenhauses und der Förderung der
Regierung gewonnen haben. Eine besondere Abteilung w ar dabei
der Runst eingeräumt und zwar zunächst der badischen und der
deutschen, in gewissem Sinne auch der ausländischen Runst. Die
Arbeiten an dein Bau der Ausstellungshalle und des Ronzerthauses, deren Errichtung schon früher beschlossen worden war,
wurden beschleunigt, uni der Stadt für das Iu b ilä u m s ja h r und
dann dauernd für die Erzeugnisse der Aunst und für musikalische
und theatralische Aufführungen würdige Räume zu schaffen. Ver­
schiedene N)anderversammlungen hatten für 19 t5 wegen des
Iubiläum sjahres ihre Tagung in K arlsruhe angesagt.
Doch
„was sind Hoffnungen, was sind Entwürfe, die der Mensch, der
vergängliche, b a u t? " Der Arieg brach aus und bereitete allen
diesen P länen ein vorzeitiges Ende. Von Iubiläumsfesten einer
einzigen Stadt konnte in der ernsten und schweren Zeit, in der
.1
/
das ganze deutsche Volk gegen eine M elt von Feinden um seine
Selbständigkeit und um seine Unabhängigkeit, um sein nationales
Dasein ringt, keine Rede mehr sein. A u f Krieg und Sieg war
unser Denken, unser Mollen gestellt. Die Hallen für die Zudustrieund Gewerbeausstellung, m it deren Errichtung man bereits
begonnen hatte, wurden nicht vollendet und später wieder abge­
tragen. Das Kunstausstellungsgebäude wird vorerst für militärische
Zwecke verwendet. Die Einweihung^) des Konzerthauses hat in
schlichter Meise nachträglich stattgefunden. So mußte man sich am
Zubiläum stag auf Morte der Erinnerung beschränken.
Die
hiesigen Zeitungen erzählten am s7. J u n i in zuin Teil ausführ­
lichen Artikeln von der Gründung und Entwicklung der Stadt.
Vereinzelt war schon in der Neujahrsnummer ld sö auf das
Z ubiläum sjahr hingewiesen worden. Einen größeren Aufsatz, den
Oberbürgermeister Siegrist zum s7. J u n i in der hiesigen jlckch'e
veröffentlichte, geben w ir hier im M o rtla u t wieder:
„A m s7. Z um s7s5 legte der M arkgraf K a rl M ilhelm von
Baden-Durlach in Gegenwart seines gesamten Hofes eigenhändig
unter großer Feierlichkeit den Grundstein seiner neuen Residenz
„K a rls-R u h e ".
A m s7. Z um O lo sind also seit diesem denkwürdigen E r ­
eignis zweihundert Zahre umlaufen. Die Karlsruher Bürgerschaft
w ar entschlossen, diesen seltenen Gedenktag festlich zu begehen und
seit langem in emsigen Vorbereitungen für die Feier des „Zubeljahrss" ihrer Stadt begriffen. M ie aber die erste Hundertjahrfeier
der Stadtgründung beiseite geschoben wurde durch den Völkerkampf
gegen den französischen Tyrannen, der am s8. Zum s8s5 bei Materloo
den Schlägen Blüchers endgültig erlag, so muß nun auch im
Zahre
aller Festjubel vor dem Donner der Kanonen des
Weltkrieges so lange verstummen, bis unsere siegreichen Heere allen
Feinden Deutschlands und seiner Verbündeten einen glücklichen
Frieden abgerungen haben werden.
M o h l aber darf heute an dieser Stelle m it einigen Morten
auf den Geburtstag der Badischen Residenz hingewiesen werden,
* ) M i r w e rd e n ü b e r den E in rv e ih u n g s a k t u n te n bei den: A bschn itt V II, 2
berichten.
—
3
—
ist doch ihre Entstehung verknüpft m it den seit Jahrhunderten sich
wiederholenden raubgierigen Angriffen der Franzosen auf ihr
deutsches Nachbarland, die soeben wieder durch einen empörenden
Akt grausamer Zerstörungswut den Beweis erbracht haben, daß
der Geist Melacs und seiner Mordbrenner auch heute noch in
ihnen fortlebt.
Leit (565 war die Residenz der Ernestinischen Linie der
Badischen Markgrafen von Pforzheim (wo sie sich seit (533
befunden hatte) nach Durlach verlegt worden. Uber die Gründe,
die den Markgrafen A a rl M ilhelm (geb. (679, Aegent (709
(738) bestimmten, etwa 5 llm westlich der alten Residenz, der
Durlacher „A a rls b u rg " (erbaut (567 ff.), einen neuen Uerrschersitz
zu erbauen, sind w ir nicht genau unterrichtet. Teils sollen Zerwürfnisse
mit der Durlacher Bürgerschaft, teils der M angel an M itte ln für
den Wiederaufbau des von den Franzosen (689 zerstörten Durlacher
Schlosses, teils gar Familienverhältnisse und der Wunsch nach
größerer Ungebundenheit den Anlaß zu diesem bedeutenden Unter­
nehmen geboten haben. Faßt man aber die Persönlichkeit A a rl
Wilhelms ins Auge und vergegenwärtigt man sich die Zeitumstände
wie die örtlichen Verhältnisse, unter denen er seine T a t vollbrachte,
so kann inan sich der Schlußfolgerung nicht entziehen, daß die
Stadtgründung doch tieferen Beweggründen und ernsteren Erwägungen
ihren Ursprung verdankt.
A a rl W ilhelm w ar nach allem, was w ir von ihm wissen,
keineswegs ein leichtlebiger, launischer Aavalier, wie er zuweilen
geschildert wird, sondern ein militärisch und politisch bedeutender
M ann und Fürst. A ls Anabe hatte er die furchtbaren Leiden,
welche die Franzosen im sogenannten Orleansschen Ariege den
Badischen und Pfälzer Landen zufügten, die Zerstörung der heimischen
Residenz Durlach und aller übrigen bedeutenderen Mrte seines Landes
in den wiederholten Raubzügen von (689 bis (697 miterlebt.
Aaum w ar ein T e il der „A a rls b u rg " wieder aufgebaut, als der
Spanische Erbfolgekrieg ( (7 0 (— (7(H) abermals (2 lange Jahre
hindurch die Badischen Stammlande schwer heimsuchte. A n diesem
Ariege nahin A a rl W ilhelm nach mehrjährigen Studien im Auslande
bis zum Tode seines Vaters ((709) hervorragenden Anteil. Vielfach
siegreich führte er kaiserliche Truppen gegen die Franzosen. Mehrfach
t*
§
-
verwundet, rückte er zum Generalfeldmarschall auf. Nachdem endlich
der Friede von Baden (Aargau) im Jahre
Aussicht auf
eine ruhigere Gestaltung der Zukunft eröffnet hatte, — tatsächlich
währte es fast 20 Jahre bis zum nächsten E in fa ll der Franzosen
in die Badischen Lande (s733 im polnischen Erbfolgekrieg) — sah
sich der M a rkg ra f vor die Entscheidung gestellt, ob er den schon
begonnenen Neubau der Karlsburg in Durlach fertigstellen oder
sich eine neue Residenz schaffen sollte. Wenn K a rl W ilhelm den
letzteren Weg wählte, so verdient heute die Kühnheit eines solchen
Entschlusses nicht minder Bewunderung als die Tatkraft, dis
Sicherheit und Geschicklichkeit, m it der der M arkgraf diese schwierige
Aufgabe, insbesondere die W ahl des Platzes zu lösen wußte.
A n einer fast völlig unbesiedelten Stelle eine neue Landes­
hauptstadt zu gründen, würde in unserer so unternehmungslustigen
Zeit wohl kaum mehr jemand wagen. K a rl W ilhelm, der Fürst
eines Landes von weit weniger Einwohnern als heute die Stadt
Karlsruhe zählt, wagte dies in einer Zeit, da Jahrzehnte lang
grausame Kriege sein Land verwüstet und verarmt hatten. Die
Entwicklung aber hat bewiesen, daß sein Entschluß durchaus der
richtige war. Wie würden sich denn die Dinge gestaltet haben,
wenn statt der Gründung von Karlsruhe die Karlsburg in Durlach
ausgebaut worden wäre? M a n vergleiche die Lage des heute
noch vorhandenen Teils des Durlacher Schlosses und seine Nachbar­
schaft m it der Anlage des Karlsruher Residenzschlosses und seiner
Umgebung, und man w ird finden, daß eine künstlerisch so hervor­
ragende und zugleich eine so fürstlich weiträumige Gestaltung der
Residenz durch Wiederherstellung der Karlsburg in Durlach niemals
sich hätte verwirklichen lassen. Denn die Karlsburg war zwischen
die engen Gassen Durlachs und den Turinberg eingekeilt, und auch
fü r die Ausdehnung der Stadt Durlach lagen die Verhältnisse
ungünstig. Westlich und nördlich war dem Weichbild von Durlach
das tiefliegende Bruchland m it seinem schlechten Baugrund vorge­
lagert. Die Entwicklung der Stadt Durlach wendet sich daher
auch heute zumeist nach Osten und Süden, ist aber auch dort durch
die gebirgige Bodengestaltung erschwert und begrenzt. Dagegen
bot die höherliegende, meilenweit in der Rheinebene sich aus­
dehnende Fläche der Hardt m it ihrem vorzüglichen sandigen B au­
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- -
grund für die Anlage einer neuen Residenz alle Freiheit der
künstlerischen Gestaltung und genügend Raum für eine fast
unbegrenzte Ausdehnung. E s mutet an, als wäre der M a rkg ra f
von sicherer Ahnung des in den nächsten Jahrhunderten kommenden
Aufstiegs seines Hauses und Landes erfüllt gewesen, wenn man
von diesen Gesichtspunkten aus seinen Entschluß zur Gründung
einer neuen Residenz und die W ahl ihrer Lage beurteilt. In d e m
er „A arlsru he " etwa 5 km westlich der A arlsburg und 3 km
östlich von M ühlburg (woselbst früher gleichfalls ein markgräfliches
Schloß stand), und 2 Km nordwestlich des alten Schlößchens (frü ­
heren Alosters) Gottesaue gründete, rückte er die junge Stadt aller­
dings vom Gebirge ab, auch von der Schiffahrtstraße des Rheins
blieb sie in beträchtlicher Entfernung.
Lange Zeit war man geneigt, diese Tatsachen als Fehler in
der Anlage der Stadt Aarlsruhe anzusehen. Heute hat die E n t­
wicklung der Stadt diesem Tadel den Boden entzogen.
Der
Anschluß an den Rhein ist in glücklichster Weise gefunden. Denn
das Tiefgestade konnte zu Hafenanlagen ausgenützt werden, die
größter Ausdehnung fähig sind, während die Stadtsiedelung selbst
sich schon heute bis zum Rande des Hochgestades ausgebreitet hat.
Der Anschluß an das nahe Gebirge aber ist durch die Benutzung
der von der Technik dargebotenen bequemen Verkehrsmittel gleich­
falls längst erreicht. Die bauliche Entwicklung der Stadt in dieser
Richtung w ird allerdings wohl immer eine Lücke aufweisen, wegen
des bereits erwähnten schlechten Baugrundes in dein zwischen der
Stadt und der Bergwand liegenden Bruchland.
Endlich hat A a rl W ilhelm auch in der künstlerischen Gestal­
tung der Residenz eine für alle Zeiten ruhmvolle T a t vollbracht.
Geradezu staunenerregend ist die Alarheit und Einheit des ursprüng­
lichen Stadtplans, ganz besonders aber imponieren die ihm zu
Grunde gelegten großen und schönen Maßverhältnisse.
Der
Grundriß der ursprünglichen Anlage geht bekanntlich aus von
einem Areise, in dessen M ittelpunkt der Schloßturm steht. Dieser
Areis m it einem Durchmesser von 850 m umfaßt das Schloß­
gebiet (Schloßgarten und Schloßplatz m it den dazu gehörigen
Bauten) und bedeckt allein schon eine größere Fläche als die ganze
Durlacher Altstadt, deren längere Achse nur etwa 600 m mißt.
—
6
A n ein Radiensystem dieses Areises schließt sich der Grundriß
der baulichen Anlagen des Schloßgebiets und der Stadt an, indem
32 Radien im Winkelabstand von l l — l l h '2 " die Richtung von
ebenso viel Straßen bestimmen. Zwei dieser Radien, die in einem
nach Süden geöffneten rechten Winkel zu einander stehen, bestimmen
innerhalb des Areises die Richtung der Flügel des Schlosses und
seiner Nebengebäude, und ihre Verlängerung außerhalb des Schloßkreises umschließt zugleich die Fläche, die für die „S ta d t" bestimmt
war. Diese Fläche wird geteilt durch weitere 7 Radien und nach
der dritten Seite hin begrenzt durch eine Gerade, in der die
Lange-Straße, die heutige Aaiser-Straße, liegt. So entsteht ein recht­
winkliges gleichschenkliges Dreieck, dessen Aatheten etwa 670 m und
dessen Hypotenuse etwa stOO m messen, das also eine Fläche von
225 000 <^m darstellt. W ar dies ursprüngliche Stadtgebiet auch
nach heutigen Begriffen sehr beschränkt, so bot doch die weite
freie Umgebung Raum genug zur Ausdehnung, und die strahlen­
förm ig auseinander strebenden Straßen deuteten aufs Alarste an,
daß der Gründer eine spätere Erweiterung erwartete und ermög­
lichen wollte. Heute bildet denn auch in der T a t der bei der
Gründung der Stadt aufgestellte Stadtplan nur einen kleinen Bruch­
teil des gesamten Stadtgebiets von ^5 000 000 cM.
E s ist nicht möglich, hier auch die Entwicklung der Stadt
Aarlsruhe zu schildern. Aber es darf nnd muß betont werden,
daß heute noch die ursprüngliche Anlage der Stadt Aarlsruhe als
ein städtebauliches Meisterwerk allgemein anerkannt ist. Dieses ist
in hervorragender Weise ergänzt worden durch die erste große von
Großherzog A a rl Friedrich geplante und von seinen Nachfolgern
A a rl und Ludwig durchgeführte Stadterweiterung, die vor etwa
lOO Jahren die Anlage des Marktplatzes und des Rondellplatzes
brachte. Von den neueren Stadtteilen kann sich aber wohl keiner
an künstlerischer Bedeutung m it den großen einheitlichen Schöpfungen
der ursprünglichen Anlage und dieser ersten Erweiterung messen.
Die badische Residenz muß sich darüber m it anderen Städten trösten.
Z n der Zeit der innerpolitischen Aämpfe und später wieder in
der Überraschung durch das ungeahnte rapide Wachstum der
Städte w ar eine Zeit lang die Empfindung für die großen ästheti­
schen Aufgaben des Städtebaus in den Hintergrund gedrängt. Sie
ist aber seit Jahren aufs Neue zu um so kräftigerem Leben erwacht.
Ein Gedenktag, wie der der Aarlsruher Stadtgründung, ist ganz
besonders berufen, auf diese verantwortungsschwere Seite der Stadt­
verwaltung hinzuweisen.
Mie aber in diesen Zeilen schon angedeutet ist, darf die
Gründung der Residenz Aarlsruhe nicht nur vom künstlerisch­
ästhetischen Interesse aus als eine bedeutende Herrschertat gepriesen
werden. Sie muß vielmehr auch vom allgemeinen vaterländischen
und politischen Standpunkt aus als eine weise und glückliche Hand­
lung des tatkräftigen Markgrafen A a rl M ilhelm anerkannt und
gewürdigt werden. Menu es auch im Verlauf ihrer ersten J a h r­
zehnte manchmal zweifelhaft erscheinen mochte, ob die neugegründete Residenzstadt sich neben den alten Schwesterstädten werde halten
und durchsetzen können, so sind alle solche Zweifel seit langen
Jahren verstummt angesichts der in mancher Beziehung über­
raschend schnellen Entwicklung der jungen Stadt Aarlsruhe. Sie
verdankt diese zwar vor allem der liebevollen Fürsorge der badischen
Fürsten, die namentlich auch durch die Gründung hervorragender
Institute der Auust und der Missenschaft in ihren M auern das
Ansehen und Gedeihen der Residenz zu heben und zu fördern
wußten. Sie verdankt sie ferner ihrer glücklichen geographischen
Lage, die freilich erst im Zeitalter der Eisenbahnen und der Rhein­
großschiffahrt völlig zur Geltung kam. Nicht zum mindesten aber
ist es die Tatkraft und Unternehmungslust ihrer Bürgerschaft, die
Aarlsruhe in die stolze Reihe der deutschen Großstädte als deren
jugendlichste hat aufsteigen lassen. Freudig dürfen darum Badens
Fürst und Volk, besonders freudig müssen vor allem A a rls ruhes Bürger am s7. J u n i
der Gründung der badischen
Residenz und insbesondere ihres fürstlichen Gründers, des tatkräf­
tigen und hochsinnigen Markgrafen A a rl M ilhelm von Baden,
gedenken.
Möge der Munsch und die Hoffnung sich erfüllen, daß bald
die Glocken der Stadt Deutschlands endgültigen Sieg und einen
glücklichen Frieden verkünden! Dann w ird für die Aarlsruher
Bürgerschaft die Zeit gekommen sein, m it verdoppelter Freude, m it
um so lauterem Jubel und uni so größerem Stolze die zweite
Jahrhundertfeier ihrer Stadt Zu begehen!"
I n der Stadtratssitzung vom s7. J u n i wies der Ober­
bürgermeister vor E in tritt in die Tagesordnung darauf hin, daß
200 Jahre seit der Gründung der Residenz Karlsruhe umflossen
seien. Die Stadt sei angesichts ihrer schönen Entwicklung und
Blüte wohl berechtigt, diesen T ag als einen freudigen Festtag zu
begehen. Habe aber schon die Entfesselung des Weltkrieges gegen
unser deutsches Vaterland und der dadurch geschaffene Ernst der
Zeit den Entschluß gezeitigt, heute von jeder Feier abzusehen und
solche auf die Tage des wiedergewonnenen Friedens zu verschieben,
so seien nun durch den mörderischen Überfall feindlicher Flieger
auf unsere unbewehrte Stadt und die ihrer Bürgerschaft dadurch
auferlegten schweren Opfer an Leben, Gesundheit und Vermögen
die Iubiläum stage in Tage tiefster Trauer verwandelt. Sodann
verlas der Oberbürgermeister folgendes Telegramm des Großherzogs
aus dem Felde:
„Z u m heutigen 200jährigen Bestehen beglückwünsche ich meine
liebe Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe herzlichst. Macht auch
der Ernst der gegenwärtigen Kriegszeit und das erschütternde
vorgestrige Ereignis eine Feier des Tages unmöglich, so besteht
doch bei uns allen die feste Zuversicht, die festliche Begehung später
stattfinden lassen zu können, wenn erst ein siegreicher Friede unserem
Vaterland geschenkt sein wird. Der Rückblick auf die 200jährige
schöne Entwicklung meiner Vaterstadt ist geeignet, reiche Befriedigung
Zu erwecken. Möchte ihre Zukunft unter Gottes Schutz eine gesegnete
sein. Meiner wärmsten Fürsorge ist sie auch fernerhin sicher."
E in bei dein Oberbürgermeister eingetroffenes Schreiben des
Oberhofmeisters der Großherzogin lautete:
„E u e r Hochwohlgeboren habe ich im Höchsten Aufträge Ih re r
Königlichen Hoheit der Großherzogin die Ehre, zu versichern, daß
Höchstdieselbe den heutigen T ag in Gedanken m it der Bürgerschaft
Karlsruhe begeht. Der Ernst der Zeit läßt keine Festesstimmung
aufkommen, dafür vereinigt sich alles Empfinden Ih re r Königlichen
Hoheit in dem Wunsche, .daß nach baldiger siegreicher Beendigung
des Feldzuges, wie unser großes Vaterland, so auch Badens
Haupt- und Residenzstadt, in frischer K ra ft und Schönheit erblühen
und dergestalt noch manche Jahrhundertfeier erleben möchte."
E in Schreiben der Großherzogin Luise hatte folgenden In h a lt:
-
9
„Die zur Feier der vor 200 Jahren erfolgten Gründung der
Haupt- und Residenzstadt Aarlsruhe beabsichtigten Festlichkeiten sind
dem Ernst der Zeit entsprechend nicht zur Ausführung gekommen.
Der heutige Tag soll in der Stille begangen werden, der sonst
gewiß uns Allen eine erhebende Feier gebracht hätte. Doch bleibt
die Bedeutung des Tages die gleiche, und ich möchte es m ir nicht
versagen, Ihnen und durch Sie unserer lieben Stadt Aarlsruhe
auszusprechen, wie treu die Segenswünsche sind, die gerade bei
diesem Anlaß mein Herz bewegen, in tiefer Dankbarkeit für die
Vergangenheit und in festem Gottvertrauen für die Z ukunft." '
Auch die Aönigin von Schweden hat durch ein Schreiben des
diensttuenden Aainmerherrn an den Oberbürgermeister der Stadt
Aarlsruhe die allerherzlichsten Glück- und Segenswünsche übermitteln
lassen und darin ausgesprochen, wie sehr sie sich auf die persön­
liche Teilnahme an den geplanten Festlichkeiten, insbesondere die
Enthüllung des Denkmals Großherzog Friedrichs I., gefreut habe.
Der Stadtrat nahm von diesen Aundgebungen des Fürsten­
hauses an dein Geschicke der Residenz m it aufrichtiger Dankbarkeit
Aenntnis und bekundete dieses, indem er sich von den Sitzen erhob.
Auch der Präsident des Staatsministeriums, F rh r. von Dusch,
hat zugleich namens des Aollegiums schriftlich und Minister F rhr.
von Bodman persönlich der Stadt warme Glückwünsche ausge­
sprochen. Außerdem übermittelten ihre Glückwünsche der preußische
Gesandte von Eisendecher, der Stadtrat von Mannheim, das
Offizierkorps des s. Bad. Leibgrenadier-Regiments N r. isOs-, die
Aommandeure des l- Bad. Leibdragoner-Regiments N r. 20 und des
Feldartillerie-Regiments N r.
Minister a. D. F rhr. von Marschall
in Freiburg und der Amtsvorstand Geh. Regierungsrat Or.
Seidenadel.
Oberbürgermeister Haberniehl in Pforzheim hat namens der
Städte der Städteordnung dem Stadtrat folgendes Schreiben zugehen
lassen:
„E in e Jubelfeier sollte der s7. J u n i für die badische Residenz
bringen, und ein Trauertag ist gekommen, ein Trauertag in doppelter
A rt, da schrecklicher Arieg seit Monaten das Land überzogen halt
und fast gerade der Iubeltag durch Frevelmut zum Unglückstag
gestempelt worden ist. Is t der Stadtverwaltung damit die M öglich­
-
(0
—
keit genommen, sich in Fest- und Zubeltagen des bedeutsamen
Ereignisses zu freuen, fehlt den Schwesterstädten die Gelegenheit,
der J u b ila rin in feierlicher Form ihre Glück- und Segenswünsche
zu entbieten, so möchten die Städte der Städteordnung doch diesen
für das heutige Karlsruhe hochwichtigen und hochbedeutsamen Tag
nicht vorübergehen lassen, ohne der Bürgerschaft und Verwaltung
der Residenz zu sagen, wie aufrichtig sich die Schwesterstädte über
das Blühen und Gedeihen der Stadt Karlsruhe freuen und wie
herzlich die guten Wünsche sind, die sie für die J u b ila rin hegen!
Fürstliche Huld hat dis kleine Gemeinde zur Mittelstadt werden
lassen, jahrzehntelange Friedenszeit m it ungeahntem wirtschaftlichem
Aufschwung, den verständige und weitschauende Verwaltung zu
nutzen verstand, hat sie zur Großstadt emporgebracht zur Ehre
ihrer Bürgerschaft, zu Nutz und Frommen des engeren und weiteren
Vaterlandes.
Kein heißerer Wunsch kann heute der Feststadt, der der Ernst
der Zeit das Anlegen des Festkleides verbietet, dargcbracht werden
als der, daß die schwere j)rüfungszeit, die Alldeutschland auferlegt
ist, durch festlegenden ehrenvollen Frieden eine Läuterung für uns
alle werde und damit den Grund lege zu neuem, noch schönerem
Aufblühen unseres geeinten deutschen Vaterlandes, unserer geliebten
badischen Heimat und in ihr unserer allezeit geschätzten Haupt- und
Residenzstadt Karlsruhe! V ivat, tloreat, crescat!"
Von verschiedenen anderen Seiten sind dem Oberbürgermeister
Kundgebungen aus Anlaß des Stadtjubiläums zugegangen. Von
besonderer Anhänglichkeit an seine Vaterstadt zeugt ein an stadt­
geschichtlichen Erinnerungen reicher B rie f des M a jo rs a. D. Du Zarrys
F rhr. von La Roche in Berlin, Znvalidenhaus, wohin er sich nach
dem Kriege s870/7 l infolge einer schweren Verwundung zurück­
ziehen mußte. F ü r alle diese Kundgebungen hat der Stadtrat aufs
herzlichste gedankt. Endlich wurde am 23. J u n i mitgeteilt, daß
dem Oberbürgermeister folgendes Telegramm zugegangen sei:
„D er Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe sende ich als deren
Ehrenbürger zwar verspätete, aber deshalb nicht minder herzliche
Glückwünsche gelegentlich ihres 20vjährigen Bestehens, gleichzeitig dem
treuen Mitempfinden über die schmerzlichen Verluste beim neulichen
Fliegerangriff Ausdruck gebend. Möge der schönen Stadt, in der
ich so gern geweilt, nach ehrenvollem Frieden unter der segensreichen
Regierung ihres erhabenen Herrschers weiteres Blühen und Gedeihen
beschieden sein l
Feldmarschall von Hindenburg."
Der Oberbürgermeister hat dem Feldmarschall telegraphisch
gedankt.
Z u r Erinnerung an den f7. J u n i, den Gedenktag des
200jährigen Bestehens der Stadt, wurde am westlichen Ende der
Tiergarten-Straße eine junge Eiche gepflanzt.
Von den geplanten Veranstaltungen für das Jub iläum ist nur
die Stadtgeschichte zustande gekommen. Sie wurde im A uftrag
des Stadtrates verfaßt und konnte, wenn auch infolge der Zeitverhältnisfe etwas verspätet, doch noch im Jahre
erscheinen.
Die Geschichte behandelt auf 500 Seiten in sechs Kapiteln die
Gründung und die Schicksale der Stadt, die Verwaltung der Gemeinde,
die Kirche, die Schule, die Kunst und das wirtschaftliche Leben
in Karlsruhe.
57 Abbildungen und jAäne sind dein Bande
beigegeben. Den Abschnitt über die Attlsik hat Hofrat Heinrich
Ordenstein, den über die bildende Kunst Professor K a rl M dm er,
alle übrigen Teile Studienrat v r . Robert Goldschnitt bearbeitet.
A m 27. J u n i empfingen der Großherzog und die Großherzogin
eine Abordnung des Stadtrats, bestehend aus dem Oberbürgermeister
und den Stadträten Hamburger und Käppele. Die Abordnung
sprach für das Gedenken der Herrschaften am Tage des 200jährigen
Bestehens der Residenz und für die Teilnahme an dem über
Aarlsruhe durch den Fliegerangriff gebrachten Unglück im Namen
der Stadt den Dank aus.
Nach dieser kurzen Einleitung, die dem Gedenktag Karlsruhes
gewidmet war, bringen w ir nach der in der Ehronik bisher üblichen
Einteilung der einzelnen Abschnitte den Bericht über die Erlebnisse
und die Entwicklung unserer Stadt im Jahre f9 lö .
I.
Schicksale des G roßherzoglichen Hauses.
7. Ja n u a r trat der Großhcrzog eine Reise nach dem
I westlichen Ariegsschauplatz an. E r begab sich zunächst in
das Große Hauptquartier zum Besuch des Aaisers. I n
den folgenden Tagen besuchte der Großherzog das X IV . Armee­
korps, das X IV . Reserve-Armeekorps, das X X V I. Reserve-Armee­
korps und weitere in Nordfrankreich und Belgien stehende badische
Truppenteile. A u f dem Rückweg begab sich der Großherzog nach
Brüssel, reiste von da nach Luxemburg, wo er m it der Groß­
herzogin zusammentraf. Beide Herrschaften kehrten am 2 s. Januar
hierher zurück.
A m 18. J a nu ar erhielt Großherzogin Luise aus den« Großen
Hauptquartier folgendes Telegramm des Aaisers:
„Vielen Dank fü r Deinen Gruß am heutigen Gedenktage des großen
historischen Vorganges in Versailles unter Führung des hochseligen Mnkels.
Sein nationales A raftgefühl gab der welthistorischen Fürstenversammlung
den Im p u ls zu der begeisterten Huldigung des ersten deutschen Aaisers, dessen
Macht und Würde jetzt gegen eine W elt von Feinden zu verteidigen meine
Aufgabe ist! Aber an der Spitze des geeinte» Vaterlandes, getragen von
der opferfreudigen Begeisterung der festgeschlossenen deutschen Nation, werde
ich diese vaterländische Aufgabe siegreich durchführen. Das walte G o tt!
W ilhelm ."
A m 26. M ä rz traf der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin
und Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg zum Besuch des
Großherzoglichen Hofes hier ein. Die Mecklenburgischen Herr­
schaften reisten am 27. wieder ab.
A m 12. A p ril tra f die Aönigin von Schweden m it ihrem
Enkel, dem Herzog von Smaland, hier ein. Z um Empfang am
Bahnhof waren die Großherzoginnen Hilda und Luise, Prinz
M ax und Prinzessin Charlotte von Luxemburg erschienen. Der
Großherzog war durch eine leichte Erkältung verhindert, an der
Begrüßung am Bahnhof teilzunehmen.
Die Königin verweilte
mit ihrem Enkel bis zum 23. J u n i hier.
A m 23. A p ril kam die Herzogin von Sachsen-Meiningen
zum Besuch der Großherzoglichen Herrschaften hier an. Zwei
stunden später traf die Kaiserin hier ein. Sie wurde am Bahnhof
vom Großherzogspaar und Grsßherzogin Luise erwartet.
Die
Kaiserin reiste nach H Khr, die Herzogin von Meiningen gegen
6 Uhr wieder ab.
A m (0. Zum besuchte Großherzogin Luise m it der Königin
von Schweden den Stadtgarten und besichtigte besonders die in
Blüte stehenden Rosenanlagen. A m ( ( . stattete das Großherzogs­
paar dem Stadtgarten einen nahezu dreistündigen Besuch ab.
Unter Führung des Oberbürgermeisters, des Stadtrats B los und
des Stadtgartendirektors Ries besichtigten die Herrschaften ebenfalls
die Rosenanlagen, dann die neuen Errungenschaften des Stadt­
gartens und die neugeschaffene Brunnenstube (Einrichtung der
Mineralbrunnenkuren).
Am 7. Z u li traf der Großherzog von seiner Reise zu den
Truppen wieder hier ein. Der Großherzog hatte in der voran­
gegangenen U)oche die im Bereich des General-Gouvernements
Belgien stehenden badischen Landsturm-Bataillone, sowie am 7. Z u li
sein bayerisches achtes Znfanterie-Regiment an der Front besucht.
A u f der Rückreise stattete der Großherzog den Luxemburgischen
Herrschaften auf Schloß Berg einen kurzen Besuch ab. A m Abend
des 6. begaben sich der Großherzog und die Großherzogin zu
mehrtägigem Aufenthalt nach Schloß Eberstein.
Am Geburtstag des Großherzogs erklang in der Frühe des
9. J u li Geläute sämtlicher Kirchenglocken. Die Stadt w ar festlich
beflaggt. Z n den Schulen war bereits am 8. des Tages in
einfacher Meise gedacht worden. Die in der Garnison anwesenden
Truppen hatten in den Bormittagsstunden des 9- Kirchgang.
Nach demselben fand Gottesdienst für die Zivilbevölkerung statt.
Die meisten hiesigen Zeitungen brachten Begrüßungen in j)rosa
und in gebundener Rede. Die in Feindesland erscheinende „L ille r
Kriegszeitung" hatte anläßlich des Geburtstags des Großherzogs
—
(4
eine Festnummer herausgegeben, die fast ganz von Baden, den
Badenern und vor allem den Taten der tapferen badifchen Regimenter
im Felde handelt.
Die Festnummcr wurde dem Großherzog am
8 . J u li durch den technischen Leiter des Betriebs, Gefreiten Bommer,
im A uftrag der Schriftleitung der „L ille r Kriegszeitung" hier im
A alais überreicht. Die Zeitung enthielt in der Beilage auch ein B ild
des Großherzogs. Die „Gletzkoer Zeitung" der Stadt M arggrabowa,
in der badische Truppenteile lagen, brachte am Geburtstage des
Großherzogs ebenfalls eine illustrierte Festnummer. I m Hoftheater
fand am 8 . auf Befehl des Großherzogs eine Aufführung von Lessings
„ M in n a von Barnhelm " für Verwundete der Karlsruher Lazarette
statt. A m Nachmittag des 9 . wurde im Stadtgarten eine Feier abge­
halten, die sehr zahlreich besucht war. M a n schätzte die Anwesenden
auf H bis 5000 Aersonen. Der Reinertrag w ar für Beschaffung von
Liebesgaben für badische Truppen bestimmt. Für die musikalischen
Darbietungen stellte das Ersatz-Bataillon Landwehr-ZnfanterieRegiment N r. (09 die Kapelle. E in Mädchenchor der vereinigten
Gberklassen der Leffing- und Fichteschule trug die Badische Hymne
von Felix M o ttl vor (Text von Frau von Freydorf). Kriegs­
verwundete hatten einen Mohltätigkeitsakt zugunsten der Kriegs­
invaliden veranstaltet. Eine Eichentafel, die als Erinnerung der
Großherzogin Luise vom Reservelazarett 3 und 5 überreicht werden
soll, w ar zur Nagelung im Stadtgarten in der Nähe des kleinen
Festhallesaales aufgestellt. Die auf der Tafel angebrachte Zeichnung
(eisernes Kreuz und Eichenkranz) wurde m it eisernen Nägeln ausgefüllt.
Zeder Nagel kostete eine M a rk. Z n kurzer Zeit waren die Nägel
aufgebraucht. — Die Großherzogin erfreute zur Feier des Tages
die Verwundeten und Kranken sämtlicher hiesiger Lazarette durch
eine Bierspende. A n die Kranken, denen der Biergenuß untersagt
war, ließ die Großherzogin Kuchen, Zigaretten oder Blumen
verteilen. — Z m Hoftheater fand am Abend zur Feier des Geburts­
festes des Großherzogs bei festlich beleuchtetem Haufe ein Festkonzert
statt. V o r Beginn des Konzertes brachte Hoffinanzrat Ruppert
ein Hoch auf den Großherzog aus, worauf das Grchester die
Badische Hymne spielte, die von den Besuchern stehend angehört
wurde. An der Spitze der Vortragsfolge standen zwei neue Merke
heimischer Komponisten: „Loblied ( 9 (5 " Thoral von Ahilipp
15
-
W olfruin von Heidelberg und Ouvertüre über das Thema „H eil
dir im Siegerkranz" von Hofkirchenmusikdirektor W ax Brauer.
Dann folgten Kompositionen von W ozart, Schubert, WendelssohnBarthold-f, Beethoven und Richard Wagner. — A n bedürftige
Beteranen von s870/7l wurden auf Beschluß des Stadtrates wieder
wie im vorigen Jahre am 9 . Z u li Ehrengaben im Gesamtbetrag
von 10000 M k. aus Gemeindemitteln verteilt. A u f das vom
Stadtrat an den Großherzog abgesandte Glückwunschtelegramm
traf aus Schloß Eberstein folgende A ntw ort ein: „W einer lieben
Haupt- und Residenzstadt danke ich herzlichst für die m ir zum
Geburtstag dargebrachten warmen Glück- und Segenswünsche, die
m ir in dieser gemeinsam durchlebten ernsten Zeit doppelt willkommen
sind. I ch erwidere sie m it dein Wunsche, daß nach siegreichem
Frieden der Stadt eine glückliche Entwicklung im begonnenen dritten
Jahrhundert ihres Bestehens beschieden sein möge.
Friedrich,
Großherzog."
Der Oberbürgermeister hat der K ö n i g i n v o n Sc hweden
die Glück- und Segenswünsche der Residenz zum G e b u r t s feste
— 7. August — ausgesprochen. D arauf ist ihm folgende A ntw ort
zngegangen:
„M einer lieben Vaterstadt wärmsten Dank snr ihre S egenswünsche, die
ich in Treue erwidere.
Viktoria, K önigin."
Anfang September stattete der Großherzog dem General­
feldmarschall von Hindenburg einen Besuch ab und begrüßte
verschiedene badische Truppenteile in Rußland und Ostpreußen.
Am 7. September besichtigte der Großherzog die kurz zuvor einge­
nommene Festung Grodno, insbesondere die Forts und Stadtteile,
wo badische Truppen gekämpft und sich ausgezeichnet hatten.
A uf der Rückreise stattete der Großherzog der Aaiserin in Berlin
einen Besuch ab und begab sich von da am sO. zu kurzem Besuch
nach Schloß Aönigstein.
Am 27. September besuchte das Großherzogspaar und
Großherzogin Luise von Schloß W ainau aus die in der Aetershausener Aaserne in K onstanz untergebrachten Austauschverwundeten
und begrüßten in Aonstanz einen neuen Transport von 78 A us­
tauschverwundeten bei deren Ankunft.
A m 28. September, dem Todestag Großherzog Friedrichs I.,
-
-
wohnten die Herrschaften in Schloß M ainau einem Gedächtnis­
gottesdienst bei, der von P rä la t Schmitthenner abgehalten wurde.
Hier legte eine Abordnung des Stadtrates, bestehend aus dem
Oberbürgermeister und den Stadträten Vr. Binz und Aäppele, arn
Borm ittag des 28. einen Lorbeerkranz am Zarge des entschlafenen
Fürsten nieder.
A m 2. November hat Großherzogin Luise folgende Aundgebung an den Borstand des Badischen Frauenvereins gesandt:
gedenke herzlich am Allerseelentage aller Trauernden, die in unserer
badischen Heimat die Gräber ihrer Angehörigen besuchen, welche auf dem
Felde der Ehre fü r das Vaterland gefallen sind. Ich gedenke aber auch in
derselben tiefen Teilnahme derjenigen, denen dieser Trost versagt ist und
deren Angehörige nach ihrem Heldentod fern von der Heimat auf fremdem
Boden ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. G ott stärke die schmerzerfüllten
Herzen m it seinem Frieden!
Großherzogin Luise von Baden."
A m 5. November habeu der Großherzog und die Großherzogin
anläßlich des Geburtsfestes der Großherzogin zur Linderung der
N ot in den durch die französischen Fliegerangriffe betroffenen
Familien den Betrag von 2000 M k . zur Verfügung gestellt und
zwar fOOO M k . für Karlsruhe und fOOO M k. für Freiburg. —
Das Hoftheater gab zur Feier des Geburtstages der Großherzogin
bei festlich beleuchtetem Hause ein Festkonzert, dein die Großherzoglichen
Herrschaften und Prinzessin M a x bis zu Ende anwohnten. Hof­
finanzrat Ruppert brachte ein Hoch auf die Großherzogin aus,
dann wurde die badische Hymne angestimmt. E s folgte die
Serenade in I)-6 u r von M ozart. Frau Lauer-Aottlar sang drei
weltgeistliche Lieder von H. M . von Maltershausen (Uraufführung):
„ I c h sehe dich in tausend B ildern" (Novalis). „G in neues Pilger­
lied" (aus „Des Knaben Munderhorn"). „ M a r ia auf dem Berge"
(Dichter unbekannt). Nach einer Pause wurde Beethovens dritte
Symphonie in Ks-6ur (Eroica) gespielt.
A m lch» November begab sich der Großherzog zur Besichtigung
verschiedener an der Mestfront stehender badischer Truppenteile ins
Feld. Der Großherzog tra f am (7. wieder hier ein.
Bom Präsidium der Ersten Kammer wurde am 2H. November
an den in Stockholm weilenden Prinzen M a x nachstehendes Tele­
gramm abgesandt:
-
l?
—
„P rinz Max von Baden, Schloß Stockholm.
Die zur Eröffnung des Landtags in K arlsruhe versammelten M itglieder
der Ersten Kammer entbieten ihrem Durchlauchtigsten Präsidenten ehrerbietigen
Gruß und wissen sich in Erinnerung an seine Ansprache vom H. Februar mit
ihm eins in dem alles überwindenden Glauben an die Z ukunft des Deutschen
Volkes.
B ü rklin . Laroche."
A u f dieses Telegramm ist folgende Drahtantwort eingslaufen:
„Exzellenz B ürklin, Karlsruhe, Baden.
Allen M itgliedern der Ersten Kammer danke ich aus das herzlichste fü r
den mich hocherfreuenden Gruß, den ich m it wärmstem Gedenken Ih re s
Zusammentrittes erwidere. I n unerschüttertem Glauben an Deutschlands
Zukunft wird die Erste Kammer, ich weiß es, ihre A rbeit zum Segen unseres
Heimatlandes erfüllen.
Prinz M ax."
Die
ruhe ein
Am
Stunden
Königin von Schweden traf am 28. November in K a rls ­
und verweilte hier bis zum s7. Dezember.
20. Dezember w ar die Königin von Württemberg einige
hier zum Besuch der Großherzoglichen Herrschaften.
n.
Entwicklung derx Grmeiude als solche^;
Gemeindeverwaltung.
1. Entwicklung der Gemeinde.
E i n w o h n e r z a h l der Stadt Aarlsruhe betrug nach
1 der Berechnung des Statistischen Am ts auf Ende Dezember
des Berichtsjahres l^ 9 l^ ö ( l 9 l ^ i l^5 839), d . i . eine
Zunahme von 2,27
Zur Vorjahre betrug die Zunahme
l,86o/o, j ^ I Z : 3,^2 v/g. An Lebendgeborcnen, auf das Zahr
berechnet, kamen im Berichtsjahre auf fOOO Einwohner f6,79
(20,50), an Sterbefällen (ohne die gefallenen oder gestorbenen
Ariegsteilnehmer) l3 ,9 l (l2,55). Säuglinge (Ainder bis unter
l J a h r) starben 3-^5 (572), d. i. von 1,000 Lebendgcborenen
s2,77 (l2 ,8 ^). Der Geburtenüberschuß auf fOOO Einwohner und
aufs J a h r berechnet betrug 2,88 (7,93); er war niedriger als in
sämtlichen Jahren seit f872. UX'iter zurück als bis zu dem letzt­
genannten Jahre reicht die Beobachtung nicht. — Bei der oben
angegebenen Einwohnerzahl des Berichtsjahres sind die abwesenden
hiesigen Ariegsteilnehmer nicht berücksichtigt.
Uber die Belegung der Stadt m it Truppen liegen folgende
Angaben v o r :
^
.
.
.
.
.
.
2
1
33
11
3
QL
127
90
87
45
65
44
auf Tage
^8
^ Gemeine
übrigen
Offiziere
General
im M onat
J a n u a r.
Februar
I
^
a. Z n B ü r g e r q u a r t i e r e n w a r e n 1 9 l 3 e i n q u a r t i e r t : .
141
150
490
959
1
—
17 682
19 723
(9
—
8
2
2
3
4
2
2
2
2
2
b. I n
8
2
5
3
3
9
12
4
3
3
39
- 24
43
43
26
69
147
20
12
23
.^8
42
31
19
34
40
41
26
12
8
13
16
14
10
21
22
16
10
2
—
1
ZG
Gemeine
März
. . . .
A p ril
. . . .
M a i .....................
J u n i.....................
J u l i .....................
August . . . .
September. . .
Oktober
. . .
Novem ber. . .
Dezember . . .
mG
übrigen
(Offiziere
im M onat
General
^
^
—
135
106
96
177
188
165
128
144
75
89
539
471
508
1153
1155
666
428
372
251
205
k-
—
—
—
—
—
—
- -
—
—
12 963
11 496
11957
21 872
20 950
14 872
11 244
6 595
5 622
5 497
Blassen q u a r t i e r e n :
im M onat
Januar ....................................
Februar . ...............................
M ä r z ..........................................
A p ril . .....................................
M a i ..........................................
I n u i ..........................................
J u l i ..........................................
A u g u s t ....................................
S e p te m b e r...............................
O k to b e r....................................
N o v e m b e r ...............................
Dezember. . . . . . . .
Feldwebel
Dizefeld- Unter
webel Offiziere
1
—
—
1
1 <
1
—
3
1
2
4
1
199
182
217
340
460
303
301
314
406
271
306
231
—
—
—
—
1
—
3
4
2
—
13
Ge­
meine
^auf
Taae
8864
7272
7892
7421
9076
6876
6992
6411
7386
5860
5805
5323
240 482
223 153
200 540
201 070
215 843
206 936
194 910
191 306
200 965
171 486
172 353
181169
Über die F i n a n z l a g e der Stadt entnehmen w ir dem
städtischen Jahresbericht folgende Angaben: Die U ) i r t s c h a f t s e in n a h m en für das J a h r 1915 wurden im Voranschlag
vom Bürgerausschuß in der Sitzung vom 20. A pxil 1915
a u f .....................................
7515254 Blk.
und der durch Umlagen aufzubringende Gemeinde­
aufwand auf
......................................................
5 167 785 „
zusammen
.
.
.
12 483 059 Blk.
2*
—
20
—
festgesetzt, welcher Summe die Wirtschaftsausgaben in gleichem
Betrage gegenüberstanden.
Das m it den Sätzen des Voranschlags zu vergleichende Rech­
nungsergebnis gestaltete sich jedoch nach Abschluß der Stadthauptkasse-Rechnung für , 9 l 5 folgendermaßen: Es betragen im „H a t"
die E i n n a h m e n aus früheren Jahren nach Abzug
Wk.
des Betriebsfonds
..........................
s ^87 702.76
die laufenden ordentlichen Wirtschaftseinnahmen ein­
schließlich U m la g e n ...................................................,2 3 ,3 65 s.95
Die Lumme der Einnahmen beläuft sich daher auf t5 80t 55^.69
Diesen stehen gegenüber:
w k.
A u s g a b e n aus früheren Jahren
8 t ^36.0 t
Laufende ordentliche Wirkschaftsausgaben
262 063.^0
Die Beiträge der W irtschaft:
a) Ersatz der Wirtschaft für das
Grundstocksguthaben . . .
526 6 3 t.0 t
b) Z u r Schuldentilgung . . . t 230 353.—
o) Z u r Verstärkung städtischer
Fonds
................................
—
6) Außerordentliche Zuführung
zum Grundstock auf Grund
besonderer Beschlüsse . . .
—
G esam tausgaben........................s2 900^83.^2
Sonnt hat die Wirtschaft des Jahres ,9 ,5 einen Uberschuß der
Einnahmen über die Ausgaben ergeben von
900 87 t Wik. 27 P f.
oder, wenn dieser Rechnung das „S o ll" der
Rechnung zu Grunde gelegt w ird, von . , 3 3 5 ^ 5 9 „
73 „
Gegenüber dem Abschluß des Rechnungsjahres ,9,H
eine Vermehrung des Wirtschaftsüberschusses ein nach dem „H a t"
um .
2 727 w k . 20 P f.
oder nach dem „S o ll" v o n .....................
H7 0H5
53 „
Dieser Überschuß ist im wesentlichsten auf die Wehrablieferungen
des Wasserwerks, Elektrizitätswerks, der Rasse für das Bestattungswesen und auf Wehreinnahmen aus Umlagenachträgen sowie an
Zinsen aus vorübergehend angelegten Anlehenskapitalien zurück­
—
—
zuführen. Ferner wurden die für den Rheinhafen und den Schlachtund Viehhof vorgesehenen Zuschüsse nicht benötigt.
Außerdem
konnten bei der Volksschule, den Fachschulen und den Mittelschulen,
sowie bei den Ausgaben für öffentliche Brunnen und Springbrunnen,
aus Wege, Plätze, Straßenkanäle sowie aus öffentliche Beleuchtung,
für Arbeitslosenfürsorge, für die Einschätzung zur GebäudeVersicherung, für bauliche Unterhaltung der Verwaltungsgebäude,
für Bekanntmachungen in Zeitungen, sowie für Papier, Drucksachen
und Vordrucke zum Teil ganz wesentliche Ersparnisse erzielt werden.
Die Ausgaben für Beamtengehalte blieben hinter dem vorgesehenen
Betrage zurück, während die Verbrauchssteuern von Wein, die
Warenhaussteuer und die Wertzuwachssteuer Mehreinnahmen er­
brachten.
Ungünstig auf den Wirtschastsüberschuß wirkten die Wenigerablieserung des Gaswerks, der Mehrzuschuß zur Straßenbahn,
die Mehrausgaben für Aushilfe während des Arieges, für Anlehens­
kapitalien sowie für Umlagerückoergütungen, unbeibringliche und
nachgelassene Umlagen. Die Verbrauchssteuern für B ier erreichten
den vorgesehenen Betrag nicht; außerdem ist ein Rückgang der
Gebühren für die Tätigkeit der Gemeindebeamtungen zu verzeichnen.
Auch im Jahre l 9 l 5 war trotz des immer noch andauernden
Arieges eine fortdauernd, den Verhältnissen entsprechend günstige
Finanzlage zu beobachten.
Als Deckungsnüttel wurden von dem Uberschuß der Wirtschaft
in den Voranschlag von l9b6 7ss05Z M k . eingestellt, sHlZ von
dein Überschuß von l9sch 820 209 M k., somit für l 9s6 weniger
s09 s56 M k.
Von den Einnahmen des Jahres s9l 5 im Gesamtbeträge
von sä 80s 3 5 ^ W k . entfielen aus:
.
.
. 5545
.
204
Die Verkehrs-, W ertzu­
wachs- und tvarenhaussteuer . . . . . . .
l 46
Die Gebäude, Grundstücke
usw. ..................................... 4 459
Das Gaswerk . . . .
652
Die Straßenbahn . . . 678
z.
4.
s.
6,
Übertrag
.
502 Mk. — 39,90 ^/o gegen 41,92
^944
„ —
„
4,46 „
4,83 „
470
450
„
0,84
962
„
„
8,40 „
687
875
„
. » 32-4946 Mk.
4 ,^3 „
II
.
I
U Die Umlagen .
2. Die Verbrauchssteuern.
"
0,95 „
„
8,36 .,
„
8,73 „
6,05 „
„
Ü b e rtra g
7. D ie L o k a lb a h n
8.
.
D a s W asserwerk
.
.
.
.
. 8 324 9 4 s M k .
15 1-15
.
„
—
.
.
80Z 356
„
9- D a s E le k tr iz itä ts w e r k .
10. D en R h e in h a fe n
. .
.
608 560
„
.
Z58 205
„
11- D e n Schlacht- u n d V ie h h o f
12. D ie G e b ü h re n f ü r V e rric h ­
tu n g e n
der
G e m e in d e b e a m t u n g e n ........................
,6 2 4 9 4
„
52 225
„
,6 8 045
„
3 308 402
„
13. D ie G e b ü h re n vo n W ege n,
K a n ä le n u. A n la g e n , sowie
f ü r U n te rh a ltu n g der frü h e ­
re n Landstraßenstrecken
14- D ie sonstigen
sätze
-
—
^
o , i i °/o gegen —
o/» 1914
5,82 „
,
5,89 „
4,41
2,60 „
,,
,,
2,52 „
3,65 „
1,18 „
1,52
0,58 „
0,89 „
1,^-2 ,,
0,7 1 „
„
--
E in n a h m e —
23 ,Y7 „
,.
15,91
13 801 354 M k.,
an w elch' letzterer S u m m e der W irts c h a fts ü b e l schuß m it 820 209 M k . — 5,94 °/o
b e te ilig t ist.
im Gesamtbeträge von
Von den Ausgaben des Jahres '
sZHOOWo Akk. sind verwendet word en auf:
i. D ie S c h u ld e n tilg u n g un d
3 450 572 U lk. ^
V e rz in s u n g
. . . . .
° 2- D ie M it t e l- un d V o lk s ­
2 153 261
schulen . . . . . . .
26,7 5 cho gegen .32,57 cho 1914
16,69 „
„
19,06 „
3., D ie A rm e n - und K ra n k e n ­
pflege
.............................. ..... 1 1 2 2 275
„
—
8,70 „
U n te rh a ltu n g
der
4-, D ie
B r u n n e n , W e g e , P lätze,
Gewässer un d dergl. . .
982 076
„
—
7 ,6 , „
,,
8, <a „
„
5.> D ie K re is u m la g e un d die
P o l i z e i ....................................
518 4 0 ,
„
4,02 „
„
4,55 „
„
6 . D ie G esu ndheitspflege, e in ­
schließlich
S tra ß e n re in i­
g u n g und K e h ric h ta b fu h r
387 7 ,8
„
3,01
„
2,67 „
„
„
10,89 „
„
12,19 „
. D ie
V e rw a ltu n g s g e b ä u d e
u n d die G e m e in d e v e rw a l­
tu n g .......................................... 1 2 , 5 , 7 6
8 . D ie ü b rig e n Ausgabensätze 3 o? i 004
„
—
—
9,42 „
23,80 „
9,54 „
„
,2 900 485 M k .
I m Jahre
hat die Atadtgemeinde Grundstücke im
Flächeninhalt von 57 777 czm zum Press von s7^ 666 Akk.
angekauft und Hch606 X M zum Preis von ÖS4 782 Akk. verkauft.
Ferner wurden die Anwesen der Schwarzwälderschen Akühle in
Rüppurr, Aäühlwiesenweg 5' und Rastalter Atraße s6 mit einer
—
23
Gesamtfläche von l st24 ^
jDreis von s70 000 A lk. erworben.
A lit der Generaldirektion der Staatseisenbahnen fand ein Gelände­
tausch statt, bei welchem Aufgeld bezahlt werden mußte.
Die Anlehensschulden betragen :
S ta n d a u f
1. J a n u a r
1915
Bezeichnung der A n le h e n
T ilg u n g
im J a h r e
1915
./e
L
cks
G egen A u s g a b e v o n S chuld­
verschreibungen.
0 Lprozentiges A n le h e n v on 1886
2. 3
„ 1889
3. 0
„
„ 18^6
„
1- 2
5. 2
6.
7. 2 '/8. 4
9.
S ta n d a u f
1- J a n u a r
1916
„ ,
„1897
„
»
1900
„
1902
1902
„
„
„
„
„
„
„ 1907
»1913
4
4 296 800
2 069 400
1 379 400
2 945 500
5 250 100
4 030 800
9 089 600
4 896 200
7 000 000
339 300
106 500
44 500
91 800
90 000
70 500
149 300
48 200
3 957 500
1 962 900
1 334 900
2 853 700
5 160 100
3 960 300
8 940 300
4 848 000
7 000 000
639 000
25 000
614 090
b. Sonstige A n le h e n .
1,0.
z^/sprozent. A n le h e n v on 1892
bei
der
D ersichernngsanstalt
B a d e n ................................................
11- 4prozentiges D a rle h e n des A llg e in eiiien Deutschen Dersicheru n g s v e re in s A .- G . in S t u t t ­
g a rt v o it t 9 l O ..............................
12.
-tprozentiges
D a rle h e n
der
K a rls ru h e r Lebensversicherung
von i n i o ..........................................
D esgl. von
1 9 1 2 ........................
14- -ck/gprozeutiges D a rle h e n
der
G o th a e r Lebensversicherungsbank a u f G egenseitigkeit, G o th a
c. Schwebende Schtüden
S um m e
V.
1 000 000
1 000 000
4 000 000
3 000 000
—
4 000 000
3 000 000
1 951 200
25 900
1 925 300
.
.
11 170 000
800 000
10 370 000
.
.
62 718 000
1 791 000
60 927 000
Da die LDirtschaft die nach den Tilgungsplänen aufzuwendenden
Summen dem Grundstock jeweils abliefert, so hat dieser die noch
im Aest stehenden, gekündigten, aber nicht eingelösten Schuldverschrei­
bungen m it 83 600 Alk. aus eigenen M itte ln zu bestreiten. Die
24
-
von der Wirtschaft zur Schuldentilgung noch aufzubringende Summe
stellt sich daher am s. Ja n u a r
auf 60 843 400 Blk.
Das Gesamtvermögen der Stadt
b e trä g t......................................................
78 684 562 R7k. 86 jDf.
die darauf ruhenden Schulden belaufen
sich a u f...................................................... 6 3 3 § 5 5 8 l
„
92 „
E s ergibt sich somit ein Reinvermögen von
s5 358 980
LNk. 94 j^s.
Unter dem berechneten Gemeindevermögen in: Betrage von
78 684 562 W k. 86 sind enthalten:
I. E r t r a g b a r e s V e r m ö g e n :
1. Das Gaswerk, Erstellungskosten . . .
Das Wasserwerk, Lrstellungskosten . .
3. Das Elektrizitätswerk, Erstellungskosten.
H. Die Straßenbahn, Erstellungskosten . .
5. Die Lokalbahnen, Lrstellungskosten . >
6. Der Schlacht- und viehhos, Erstellungskosten
7. Der Rheinhafen, Gebäude im Feuerver­
sicherungsanschlag von 1 237 600 N k . und
Gelände im Steueranschlag von 3§8 2 8 o !N k .,
sowie die Fahrnisse und. maschinellen A n ­
lagen m it 1 738 7 2§ Mk...........................
2.
8.
9.
10.
11.
Die Badeanstalt, Fenerversicherungsanschlag
Die Festhalle m it Nebengebäuden
. . .
Das R o n z e rth a u s ..........................................
Die Ausstellungshalle.....................................
12. D a s
R a th a u s
m it
den
G eb äud en
7 §72 681 Mk. 02 Pf.
§ §22 066
03
§ 916 538
3§
9 095 §08
58
1 §21 675
3 22§ 827
35
3 32§60§
537 000
852 500
1079 000
588 000
„
„
„
„
„
R a r l-
F rie d ric h -S tra ß e N r . 8 und Z ä h rin g e r- S tr a ß e
N r . 96/ 100, Feuerversicherungsanschläge
.
1 218 200 „
D ie G eschäfts- n. W o h n h ä u s e r R a is e r-S tra ß e
§26 700 „
N r . i§ 3 n n d i§ 5 , Feuerversicherungsanschläge
D ie sonstigen G ebäude, welche zu G enreind e­
zwecken dienen oder a ls W o h n u n g e n v e rm ie te t
sind, im G esam tversicherungsanschlag v o n .
15. Die Waldungen im Steueranschlag von.
.
16 . Die Äcker, wiesen, Lagerplätze usw., welche
größtenteils verpachtet oder im Ligenbetrieb
sind, im Steueranschlag v o n .....................
17. Die verzinslichen Forderungen, Wertpapiere
und die Rassenvorräte im Betrage v o n . .
Summe I
.
1 691 800 „
607 7§7 „
— „
— „
9 063 2§7 „
— „
5 167 8§9 „
82 „
. 55 1§98§6 w k. 1§ P f.
WMN
Otto Wck, 5tää1baura1.
—
II.
25
—
w e r t e , die ke i n e n f i n a n z i e l l e n E r t r a g
abwerfen:
(. Di e E innahm erückstände im B e tra g e v o n .
2 8 6 t 5 4 8 M k . 65 P f.
2. G ebäude, die zn S chul-, K ra n k e n -, A rm e n un d sonstigen Zw ecken dienen, im Fener-versichernngs- bezw. S teneranschlag v on
. (4 52(000
„
—
Sum m e n
.
.
1 ? 3 8 2 ZH8 A lk . 65 P f.
IH . V o r r ä t e a n N a t u r a l i e n , M a t e r i a l i e n
und Gerätschaften,
sow eit nicht u n te r I
a u fg e fü h rt, iin w e rtb e tr a g v o n
N un
d ü rfe n
aber
in
d ie
nach
H
3s)
6 152 368
der
„
07
„
S tä d te re c h n u n g s ­
a n w e is u n g g e fe r tig te V e r m ö g e n s s t a n d s - D a r s t e llu n g d ie G e b ä u d e n u r
m i t ih r e m B r a n d v e r s ic h e r u n g s a n s c h la g , d ie G ru n d s tü c k e n u r m i t i h r e m
S t e u e r w e r t u n d d ie g e w e r b lic h e n E i n r i c h t u n g e n n u r m i t d e n A n l a g e ­
kosten, s o n a c h n ic h t m i t i h r e m
w e rd e n .
W ä re
le tz te re s
G ru n d s tü c k e m i t ih r e m
lic h e n
A n la g e n
w e rd e n ,
9H
P f.
fo lg t,
so
auf
m it
w ü rd e
w ir k lic h e n V e r k e h r s w e r t a u s g e n o m m e n
g e s ta tte t,
d.
H. d ü r s te n
d ie
G ebäude
und
m u t m a ß lic h e n V e r k e h r s w e r t u n d d ie g e w e r b ­
ih r e m
sich
83 3 (7 99 6
das
M k.
E r t r a g s w e r t in
R e in v e r m ö g e n
(2
p>s.
B e re c h n u n g
von
e rh ö h e n .
gezogen
s5 3 3 8 9 8 0
D ie s e s
N lk .
w ir d ,
w ie
n a c h g e w ie s e n :
1. D ie G ebäude uud G rundstücke
sind nach dem in
dem Lie g e n sch a ftsin ve n ta r f ü r ( 9 ( 5 beigesetzten
m utm aß lich en v e rk e h rs w e rt a u f ( . J a n u a r ( 9 ( 6
geschätzt a u f .......................................................................
I n den V erm ögensstand sind sie ausgenom m en m it
Dem nach M e h rw e r t derselben
. . . . . .
2. D e r nach dem d re ijä h rig e n D urchschnitt des E r tr a g s
bemessene 4 prozentige W erta nschlag b e trä g t:
a) fü r das G a s w e r k . .
2 t 5 ( 9 2 4 5 M k . 5 0 P f.
d) f ü r das W asserwerk .
(8 874 6 8 2 „
50 „
c) f ü r das E le k triz itä ts ­
w erk ..............................(5 562 200
„
50 „
ä) fü r den Schlacht- und
V i e h h o f ................................3 9 O8 6 OO „
— „
e) f ü r die S tra ß e n b a h n .
(5 745 575 „
— „
t) f ü r die L o k a lb a h n ( E r ­
tra g ( 9 ( 5 ) . . . .
( 4 5 ( 675 „
— „
ß) fü r den R h e in h a fe n .
6420475 „
—
83 4 9 ( 45 ( M k .
E in gestellt
sind fü r
diese U n te rn e h m u n g e n in
den Verm ögensstand
. .
M k.
„
— P f.
— »
(8 4 0 5 366 M k .
— P f.
50576440
32 ( 7 ( 0 7 4
50 P f.
33 9 (7 8 0 2 M k . 32 P f.
S o m it M e h r w e r t
. . 49 573 6 4 9
H ie rzu das R e in v e rm ö g e n m i t .............................. ( 5
338 980
S u m m e des w irk lic h e n re in e n V e rm ö g e n s der
S ta d tg e m e in d e ......................................................
83 3 (7 9 9 6
„
„
(8
94
M k. (2
„
„
P f.
—
26
—
Neben diesem Vermögen der Stadtgemeinde besitzen noch an
Aktivvermögen:
t-
D ie
S p a r- und Pfandleihkasse
K a rls ru h e
2.
O ie
w e ltlic h e n G rts s tiftn n g e il
.
.
.
.
.
.
t
736 432IN
2
384 8^8 «22
4 t 2 l 250
Mk.
68 Pf .
Außerdem besitzt die Stadt H8 Denkmäler. Zierbrunnen und
öffentlich aufgestellte Figuren imAnfchaffungswert von s 0 9 l 73f Alk.
Aber die Bewegung der zur G e m e i n de u m l äge p f l i c h ­
t i g e n S t e u e r k a p i t a l i e n gibt folgende Tabelle Aufschluß:
G e g e n ü b e r 1914
G a ttu n g der S te u e rk a p ita lie n
lS tö
M k.
A. Liegenschaftsverm ögen
.
d. B e trie b s v e rm ö g e n .
.
.
c. K a p ita lv e rm ö g e n
.
,
<1 Linko inm e nsteu ersätze.
.
.
453
240
543
2
1914
IN k.
Zugang
Abgang
M k.
IN k.
725 000 440 226 750 13 498 250
767 200 232 004 300 8 762 900
647 400 520 467 400 23 180 000
979 479 3 081 520
—
—
—
102 041
Der Amlagefuß w ar wie im Vorjahre für die Gesamtstadt
vom Steuerwert des Liegenschafts- und Betriebsvermögens auf
37 P f. von fyO Alk. Steuerkapital, beim Aapitalvermögen auf
s6 P f. und auf 59,2 P f. auf f Akk. der staatlichen Norm alGinkommensteueranschläge festgesetzt. Doch sind auf Grund der
Vereinbarung bei der Eingemeindung von Grünwinkel die Steuer­
kapitalien dieses Stadtteils nur zu einem Teile m it dem allgemeinen
Amlagefuß zur Umlage beizuziehen. Soweit sie zu einem ermäßigten
Umlagefuß herangezogen werden, betrug der Ansatz bei Liegen­
schafts- und Betriebsvermögen 20 P f., bei Kapitalvermögen sO Pf.
und der Anschlag bei der Einkommensteuer 32 P f. Du: Voran­
schlag von zßsä ist der E rtrag der U m lage'in der Gesamkstadt
aus den Steuerkapitalien nach dem allgemeinen Umlagefuß auf
3 l 2 ^ 8 9 l Akk. berechnet, hierzu der E rtrag nach dem ermäßigten
Umlagefuß in Grünwinkel m it H2 8HH Alk., somit der Gesamt­
betrag der Umlage 5s67 783 Akk.
—
27
—
I n den städtischen G a s w e r k e n wurden im Berichtsjahre
s7 328 H00 bbm Gas erzeugt ( l 9 l ^ ' H6 9H9 600 lcbm). Abge­
geben wurden für öffentliche Beleuchtung s sOl 876 ledm (s 283 69 l),
für private, Behörden und Stadt sH5Hs67H bdm (sHl H2 289).
Gasmesser waren am 3s. Dezember s9l 5 aufgestellt für Zeucht-,
Aoch- und Heizgas l 9 ^ 8 3 Stück P8 829), Münzgasmesser
sOOOO Stück (8286). Öffentliche Laternen brannten Ende Dezember
276s Stück (2753). Die ersten Münzgasmesser waren im A p ril
l898 aufgestellt worden.
A m s. J a n u a r l906 betrug deren
Z ahl 2226 Stück, so daß also innerhalb der letzten sO Jahre
zusammen 777H Stück zur Ausstellung gelangten.
Vom E l e k t r i z i t ä t s w e r k
wurden im Berichtsjahre
8 5s8 579 Awst. Strom abgegeben ( l 9 l H : 7 300 slH lOv^t.),
Anschlüsse waren Ende Dezember l 9s5 2872 Stück (2555) m it
5236 Abnehmern (HH2H) vorhanden. Ausgestellt waren Ende
Dezember s2H667 Glühlampen i l 02 200), 836 Bogenlampen (82H)
und 207 s Motoren P906) m it 6959 . sO ?S. (6325,53).
A m 26. M ä rz genehmigte der Bürgerausschuß folgenden
Antrag des Stadtrates auf E r h ö h u n g d e r G a s - u n d
S t r 0 m p r e i s e für die Zeit vom s. M a i f9 l5 bis 30. A p ril l 9 s 6 :
Für s bbm Leucht-, Aoch- und Heizgas H6 P f. statt bisher
lH PH, für Gas, das mittelst besonderer Leitung für Gasmotoren
verwendet wird, lH P f. der bdm statt bisher l 2. Der Preis von
H5 Pf. für s kdm des durch Alünzgasnresser abgegebenen Gases
wurde nicht erhöht. Dementsprechend wurden auch die Preise für
Gas bei Großverbrauchern erhöht und zwar bei Gas Zu Leucht­
zwecken bei einem Jahresverbrauch von 200 000 bbm und mehr
von s3 auf f5 P f., bei 250000 lcbm und mehr von s2 aus
lH Pf. und für Gas zu Aoch- und Heizzwecken bei einein Jahres­
verbrauch von 20 000 ledm von l2 aus lH Pf- — F ür Strom
zu Beleuchtungszwecken w ird die A^vstz. statt wie bisher m it HO P f.,
m it 50 P f. und der Strom für A ra ft- und sonstige Zwecke statt
m it 20 mit 25 P f. die Avvst. berechnet. I n den Aabattbewrlligungen bei Anlagen m it langer Benützungsdauer traten folgende
Änderungen ein: F ür die innerhalb der ersten 600 Betriebsstunden
verbrauchten Kavst. w ird der Strom m it 50 P f. statt wie vbisher
m it HO Pf., für die innerhalb der nächsten 200 Betriebsstunden
—
28
—
verbrauchten Xvest. m it ^0 P f. statt 30 P f. und für die innerhalb
der weiteren Betriebsstunden m it 30 statt 20 P f. berechnet.
Bei dem W a s s e r w e r k betrug l 9 l 5 der Gesamtwasser­
verbrauch 7 2680H6 kbm ( l 9 l ^ - 6 907 522 lcdm). Die stärkste
Tagesabgabe betrug 30 62 l ledrri (29 833), die schwächste s3 086 ledm
( s 2 N 6 ) . Für Straßengießen, Springbrunnen usw. wurden abge­
geben 598 6^6 1<dm (679 238). Öffentliche Laternen waren 8H
Stück (8^) vorhanden, Feuerhahnen sös l Stück (l^6 0) und Spring­
brunnen s6 (s7).
2. Gemeindeverwultung.
Der S t a d t r a t hielt l9 l5 53 Sitzungen ab ( l 9 l ^ - 56), in
denen 3s52 (396 ^) Gegenstände der Beschlußfassung unterlagen.
— A n Stelle des verstorbenen Stadtrates A a rl Dieber wurde, wie
in der Sitzung vorn sH. Jan u a r mitgeteilt wurde, Privatmann
A u g u s t G a n z als nächster der gleichen Wahlvorschlagsliste
angehörender Bewerber der Fortschrittlichen Volkspartei zum Stadtrat
m it Amtsdauer bis zu den Grneuerungswahlen l 9 l ? berufen.
Bon den s t ä d t i s c h e n A o m M i s s i o n e n hatte die B atlkommission 53 (s9l H: 52) Sitzungen, die Aommission für Armenund Jugendfürsorge — Armenrat — 20, dieselbe Aommission
— Iugendarnt — 9 zusammen 29 (2 s), der Verwaltungsrat der
Spar- und Pfandleihkasse 8 (ss), je 2 die Bekleidungskommission (^),
die Friedhofkommission (2), die Gas- und Wasserwerkskommission (2),
die Arankenhauskommissiou (2), die Rheinhafenkommission (H, die
Schlacht- und Viehhofkommission (H), die Stadtgartenkommission (2),
die Schulkommission (^), der Beirat der höheren Lehranstalten für
Wädchen (2), der Beirat der Goetheschule (3), der Beirat der
Humboldtschule (2), der Beirat der Realschulanstalten (2) und der
Gewerbeschulrat (2), ferner s der Handelsschulrat (2).
Der B ü r g e r a u s s ch u ß hielt im Berichtsjahre 5 Sitzungen
(im Vorjahre sH ab, in denen 39 Gegenstände (W9) verbeschieden
wurden. G r bewilligte die Verwendung von Anlehensmitteln für
nachstehende Zwecke^):
* ) D ie
B e w illig u n g
unberücksichtigt.
k leine r
B e trä g e
u n te r
m ono
tM .
ble ib t
Iper
I.
29
F ü r Grundstücke:
s. Erwerbung von Gelände zu Anlugen im Gewann Unter­
wiesen. Aufwand 175 212 Ulk.
2 . Erwerbung von Gelände im Gewann Schweihof. A u f­
wand: 17 982 Ulk.
3. Geländeerwerb aus Anlaß der Verlegung der Albtalbahn.
Aufw and: 22 760 Ulk.
H. Ankauf des Hauses Zirkel 18. A ufw and: 29 100 Ulk.
II. F ü r S o n s t i g e s .
I. Pflasterung der Schiller-Straße zwischen Sophien- und
Kriegs-Straße. Aufwand 41 120 Ulk.
2. Herstellung des Tulla-Platzes. Aufwand 26 000 Ulk.
3. Herstellung von Kanälen im Bannwaldgebiet. Aufwand
69 470 Ulk.
4 . Versorgung der Gemeinde Knielingen m it elektrischer K ra ft.
Aufwand 120 000 Ulk.
III. w e i t e r e B e s c h l ü s s e des B ü r g e r a u s s c h u s s e s
betrafen:
s. Aufnah,ne eines Darlehens von der städtischen Spar- und
Pfandleihkasse bis zur Höhe von 3 000 000 Ulk. zur Bestreitung
des Aufwandes für die Unterstützung von Fam ilien der zum
Heeresdienst einberufenen Ulannschaften sowie zur teilweisen Deckung
des sonstigen außerordentlichen Aufwandes im Zahre 1915.
2 . Aufnahme eines Darlehens bei der Großherzoglichen
Amortisationskasse und Weitergabe an die Gartenstadt Karlsruhe.
Aufwand 50 000 Ulk.
3. Beratung des städtischen Voranschlags für das J a h r 1915.
4 . Außerordentlichen Aufwand und Aufrechterhaltung von
Kreditresten.
5. Entlohnung der städtischen Arbeiter und Angestellten während
des Krieges (Teuerungszulage).
6 . Neues Drtsstatut über die Gewährung von Tagegeldern
und Reisekosten an Beamte und Bedienstete.
7. Errichtung von 17 weiteren Hauptlehrerstellen und 4
weiteren Stellen für technische Hauptlehrerinnen.
—
50
—
8 . Bestrafung der Schulversäumnisse (Mahnungen durch den
Schulleiter anstelle von Geldstrafen).
9 . Abänderung des Gas- und Strompreises.
( 0 . Erlassung einer ortsstatuarischen Bestimmung über die
Arankenversicherung der Hausgewerbetreibenden.
( ( . Erlassung eines neuen E rtsstatutg über das Armenwesen.
( 2 . Vergütung an die Herren Architekten C urj el 8c Moser
für architektonische Vorarbeiten zu einem Theater nebst Aonzertsaal.
Aufwand (6 7H5 M k.
so. Aiesgewinnung in den Stadtwaldungen Rappenwörth
und Großgrund.
(H . Verleihung
des Ehrenbürgerrechts an den General­
feldmarschall von Hindenburg und an den Aommandanten S. M . S.
„ K arlsruhe" Fregattenkapitän Erich Aöhler.
(5. Beitrag in der Höhe von (5 000 M k. zur „HindenburgSpende deutscher Städte für das Gstheer".
( 6. Anlage eines Arieger- Ehrenfriedhofs. Aufwand H5 500 M k.
(7. Beschaffung von Lebensmitteln und sonstigen Verbrauchs­
gegenständen durch die Stadtgemeinde. Aufwand bis zum Höchst­
betrag von ( 000 000 M k.
( 8 . Errichtung einer Milchzentrale im Anwesen AähringerStraße N r. H5/H7. Gesaintaufwand ((7 000 M k.
( 9 . Errichtung einer städtischen Schweinezucht- und M ast­
anstalt im Anwesen der ehemaligen chemischen Fabrik bei Rüppurr.
Gesamtaufwand 63 200 M k.
Beim Bürgermeisteramt als G e m e i n d e g e r i ch t wurden
im Jahre ( 9( 5 erwirkt: ( 6 ( ( Zahlungsbefehle s(9(H: 255H)
und 5 5 l (((3 0 ) Vollstreckungsbefehle; 369 (^62) Zahlungsbefehlen
wurde widersprochen. Zivilprozesse waren anhängig (H72 (23(2).
Hiervon wurden erledigt: (02 ((H9) durch abweisende und 7H2
( ( 298 ) durch verurteilende Erkenntnisse, 200 (265) durch Vergleich,
323 (292 ) durch Beruhenlassen, 9 H (H) durch Zurücknahme, ( (
(33) wurden in das Z a h r ( 9 (6 übernommen. Berufungen gegen
ergangene Erkenntnisse fanden statt: in ( 2 ( (205) Fällen, in 23
29 ) Fällen wurde das ergangene Erkenntnis bestätigt, in (6 (6)
abgeändert, in H2 (-(8) durch Vergleich, Beruhenlassen, Zurücknahme
oder außergerichtlich erledigt, in HO ((32) Fällen das Ergebnis
—
3(
—
dem Bürgermeisteramt nicht mitgeteilt. Arrests und einstweilige
Verfügungen wurden 20 (^() erlassen. Sühneversuche fanden statt
60 ( (536), hiervon gelangen (9^ ((96), mißlangen ^07 (3^0).
Über die Z ah l der st ädt i sc h e n B e a m t e n liegen folgende
Angaben vor : Etatmäßige Stellen in den Tarifabteilungen 7^. bis
m it V waren zusammen 793 vorhanden ( ( 9( Hr 270), nichtetatmäßige 220 (230), vertragsmäßige Stellen H6 (^().
Die Zahl- der in den Lohntarif eingereihten A r b e i t e r
betrug nach dem Stand vom s. Zanuar (028 ( ( 9( H: (008), der
nicht eingereihten 960 (38H), in: ganzen somit 2008 ((392). Der
hohe Arbeiterstand auf (. Ja nu a r ( 9( 3 ist darauf zurückzuführen, daß unter den 2008 U lann auch die infolge der E in ­
berufung vieler städtischer Arbeiter notwendig gewordenen A u sh ilfs­
arbeiter enthalten sind. Z u der Gesamtzahl kommen noch 6 H von
der Süddeutscheit Eisenbahngesellschaft übernommene Arbeiter der
Aarlsrnher Lokalbahnen.
Das G e w e r b e g er i ch t erledigte im Berichtsjahre in
52 Sitzungen ( ( 9 ( ^ : 35)
322(^95) Streitsachen
undzwar (38
(2(7) durch Urteil, 9( ((30)
durch Vergleich, 22 (37) durch
Zurücknahme der A lag e ; beruhen blieben 7( (l0 8 ) Sachen. Von
den (38 durch Urteil entschiedenen Rechtsstreitigkeiten wurden 57
ganz nach den: Antrag der Ulage entschieden; bei 5H wurde die
Alage ganz und bei ^7 teilweise abgewiesen. Z n den (38 Fällen
waren (( Arbeitgeber und (27 Arbeitnehmer als Uläger aus­
getreten. Von den (( Ulagen der Arbeitgeber wurden 5 ganz
nach dem Antrag der Ulage entschieden, 2 wurden ganz und H.
teilweise abgewiesen. Von den (27 Ulagen der Arbeitnehmer
lauten die betreffenden Zahlen 52, 52, H3. Z n den ( 8 ^ nicht
durch Urteil erledigten Streitigkeiten waren 22 Arbeitgeber und
(62 Arbeitnehmer als Aläger aufgetreten. — A ls Einigungsamt
oder als begutachtende und antragstellende Behörde ist das Gewerbe­
gericht nicht in Tätigkeit getreten.
Das A a u f m a n n s g e r i ch t erledigte im Berichtsjahre in
20 Sitzungen ( ( 9 (^(: 2 H) 55 ( (( 5) Streitsachen und zwar durch
Urteil (7 (-((), durch Vergleich 26 (H(), durch Zurücknahme der
—
32
Alage 6 ((4), beruhen blieben 6 (s8). I n den s7 durch Urteil
entschiedenen Rechtsstreitigkeiten waren nur Handlungsgehilfen als
Aläger aufgetreten; die Urteile lauteten in 5 Fällen ganz nach
dem Antrage der Alage, in y Fällen wurde die Alage ganz und
in 3 teilweise abgewiesen. I n den 38 nicht durch Urteil erledigten
Rechtsstreitigkeiten waren 6 Aaufleute und 32 Handlungsgehilfen
als Aläger aufgetreten. — Auch das Aaufmannsgericht ist im
Berichtsjahre weder als Einigungsamt, noch als begutachtende
oder antragstellende Behörde in Tätigkeit getreten.
Bei dem s t ä d t i s c h e n A r b e i t s a m t meldeten sich im
Berichtsjahre 52023 ( l 9 l ^ - ^2 s^6) Arbeitsuchende, darunter
s7 289 (2 9 5 (2 ) männliche und G 73H ((2 63H weibliche. Offene
Stellen wurden 28 026 (5 s 866) gemeldet, darunter (H052 ((8 054)
fü r männliche und (5 9 7 4 ((5 8(2) für weibliche Personen. Besetzt
wurden (2 007 ((5 599) Stellen für männliche und (0 650 (9592)
für weibliche Personen, zusammen 22 857 (25 G l ) Stellen. Von
der gesamten Aarlsruher Stellenvermittlung (städt. Arbeitsamt,
gewerbsmäßige und nichtgewerbsmäßige Stellenvermittlung) betrugen
die Vermittlungszahlen 42 588 (58 993) Arbeitsuchende, 37 405
(46 0(3 ) offene Stellen und 27 943 (52 73s) Einstellungen. Eine
Arbeitslosenzählung fand ( 9( 5 nicht statt, dagegen wurden vom
Arbeitsam t seit Ariegsausbruch in bestimmten Zeitabschnitten
Zählungen der beim Arbeitsam t vorsprechenden Arbeitsuchenden
vorgenommen. Durch die zahlreichen Einberufungen zum M ilitä r
ging die zu Ariegsbeginn stärkere Nachfrage nach Arbeit bald sehrerheblich zurück. Notstandsarbeiten wurden vom Tiefbauamt nicht
ausgeführt.
Beim Mohnungsnachweis des Arbeitsamts wurden im Berichts­
jahre 256 (687) Schlafstellen, möblierte und unmöblierte Zim m er
zur Vermietung angemeldet.
Die Nachfrage erging nach (66
(252) solcher wohnräume.
Der Abschluß eines Mietvertrags
wurde dem Arbeitsam t in ( ( 0 ((59) Fällen bekannt.
I n der Rechtsauskunftsstelle des Arbeitsamts wurden im
Berichtsjahre 2822 (4440 ) Auskünfte erteilt*).
* ) D ie G e s a m tz a h l der im J a h r e
( 9 ( 5 vo n dem G roßherzoglichen B e ­
z i r k s a m t be hand elten A n z e ig e n w egen in n e rh a lb des S ta d tb e zirks begangener
—
33
Ü b e rtre tu n g e n b e lie f sich a u f 82H7 (1 91H : 12 278) gegen 82 59 ( i ? 5 3 i ) A n g e ­
zeigte.
E rle d ig t w u rd e n
die A n ze ig e n
bei
3H06 P ersonen durch E in s te llu n g
des V e rfa h re n s , bei H767 durch polizeiliche S tra fv e rfü g u n g ,
scheidung
der
höheren P o lize ib e h ö rd e
(8
bestraft,
gerichtliches U rte il (32 bestraft, 1 l s tra ffre i).
in
523 p a fts tra fe n
un d
gegen 3H A ngezeigte.
unterscheiden sich w ie
gerichtlich v e r u rte ilte
zeilich
B e stra fte
H32,
U n e rle d ig t
7,
blieb en
I. G rd n u n g s p o liz e i: p o liz e ilic h
gerichtlich
2H A nze ig e n
gerichtlich
V e ru rte ilte
7,
gerichtlich v e r u r te ilte
1.
B e s tra fte 1723
II. S itte n p o liz e i: p o l i ­
freigosxrochen 5.
gerichtlich
III. G e s u n d h e its p o liz e i: p o liz e ilic h B e s tra fte 110.
B e stra fte
HZ durch
erle digte n A nzeige n gegen die einzelnen P ersonen
f o lg t :
12,
bei
D ie zue rka n n te n S tra fe n bestanden
H282 G e ld s tra fe n .
D ie
bei 9 durch E n t ­
1 s tra ffre i),
freigesprochen
V . W asser- un d S tra ß e n p o liz e i:
B e s tra fte 183,
p o li­
VI. P a n d e ls ­
zeilich B e s tra fte 2225, gerichtlich v e r u r te ilte 7, freigesprochen 3.
und G e w e rb e p o liz e i: p o liz e ilic h
2.
IV. B a u p o liz e i: p o liz e ilic h
gerichtlich V e ru rte ilte H, fr e i­
VII. F e ld - un d G e m a rk n n g s x o liz e i: p o liz e ilic h B e s tra fte 2 2 .
V III. J a g d - und Fisch ereip olizei: P o liz e ilic h B e s tra fte 6. IX . S c h iffa h rts - und
gesprochen
t-
E is e n b a h n x o liz e i:
v e r u r te ilte
P o liz e ilic h
B e s tra fte
12.
X.
L ig e n tu m s fr e v e l:
p o liz e ilic h
X I. S onstige Ü b e rtre tu n g e n : p o liz e ilic h B e s tra fte 50, gerichtlich
B e stra fte 5.
s.
D ie Z a h l
der vo m
G roß he rzog lich en
Amtsgericht
im
J a h re
1915
erlassenen Z a h lu n g s b e fe h le b e tru g H26H (1 9 1 H : 65 90), die der vo llstre cku n g s­
befehle iHOH (2677), die der vorgeno m m e nen F a h rn is p fä n d u n g e n 2 9 0 H (3 632),
die
der
vollzogenen
K onkurse 16 ( 18),
F a h rn is v o lls tre c k u n g e n
die
15H
(22p ,
die
der au fgen om m e nen Wechselproteste
der
1666
erosfneten
(H 7 8 p
und
B e ric h ts ja h re
168
die der aufgen om m e nen Scheckproteste 3 (3).
Bei
(1 9 1 H :
und
13
dem
166)
zw ar
F ä lle n
G ro ß he rzog lich en
Notariat
Z w a n g s v o lls tre c k u n g e n
26
(37)
(83)
durch
w u rd e
a n h ä n g ig .
V e rste igeru ng,
das
19
w a re n
im
E r le d ig t
(3 6 )
durch
V e rs te ig e ru n g s v e rfa h re n
w u rd e n
HS ( 119)
V e rw a ltu n g .
au fgehoben
13 F ä lle n (H6) durchge füh rt.
3
un d
In
in
m.
Bauliche Entwicklung der Stadt.
^ ^
städtische Gemarkung hat sich im Berichtsjahr nicht
erweitert; die Gemarkungsgrenzen bleiben unverändert.
Die allgemeine Bautätigkeit war durch die Fortdauer des
Arieges erheblich beeinträchtigt. Diese Beeinträchtigung machte sich
naturgemäß auch bei der Erweiterung des Straßennetzes geltend.
A n der im B orjahr bei Ausbruch des Arieges im Hinblick aus
die allgemeine IVirtschaftslage und den herrschenden Arbeiter­
mangel beschlossenen Einschränkung der Straßen- und Aanalbauten
auf das unumgänglich notwendige B la ß wurde festgehalten.
Im m e rh in konnten von den in früheren fa h re n und dein
B orja hr begonnenen Bauten die nachstehenden fertiggestellt werden:
Der Umbau der Aarl-Straße durch die Fertigstellung der
Areuzung Blathy-Straße, die M athy-Straße selbst zwischen A a rl­
und Ritter-Straße, ebenso die Ritter-Straße zwischen Garten-Straße
und Beiertheimer Allee, endlich mit der Verlegung des A lbtalbahnhofs die Blarie-Alexandra-Straße östlich und westlich der
Schwarzwald-Straße und diese selbst.
Begonnen und vollendet
wurde
nur eine vorläufige Herrichtung des Tulla-H>latzes.
I n A n g riff genommen wurden im Berichtsjahr folgende
Straßenbauten, deren Bollendung, abgesehen von der Entwässerung,
sich jedoch über das Jahresende hinzog:
l> Straßen in den bveiheräckern,
2 . Aarl-Straße zwischen Schnetzler-- und Hohenzollern- bezie­
hungsweise Narie-Alexandra-Straße,
3. Reichs-Straße zwischen Beiertheimer Allee und Aarl-Straße,
Hohenzollern-Straße zwischen Salier- und Gebhard-Straße,
—
35
5. Garten-Straße zwischen Kriegs- und Fröbel-Straße samt
Pflasterung der Strecke westlich Z o lly - bis Devrient-Straße,
6. Die IDngestaltung des Haydnplatzes.
An größeren Unternehmungen wäre noch die Aufnahme der
Arbeiten für die Herstellung der Albuferanlagen zwischen Berschubbahnhof und Rüppurr und die begonnene Neuerstellung weiterer
Kleingärten in den Zolleräckern zu nennen.
M it Rücksicht auf die gespannte Finanzlage wurde von der
Erneuerung alter pflasterdecken trotz der Dringlichkeit des Bedürf­
nisses abgesehen und auch die Neueindeckung von Schotterstraßen
erheblich eingeschränkt.
An selbständigen Kanalbauten ist Ausbesserung des Floß­
grabenkanals in der Rüppurrer Straße und verschiedener Kanäle
im Bannwaldgebier, vor allein aber die durch den Anschluß des
östlichen Entlastungskanals an den Landgraben bei der GeorgFriedrich-Straße nunmehr endgültig erfolgte Fertigstellung der
Arbeiten für die Einführung der Schwemmkanalisation m it A us­
nahme des westlichen Entlastungskanals hervorzuheben.
Die nachstehenden Zusammenstellungen geben in übersichtlicher
Form ein B ild des Standes der verschiedenen Straßen- und K anal­
bauten und der entsprechenden Aufwendungen im Laufe des
Berichtsjahres.
Baugegenstand
Bo in
B ürger­
ausschuß
bewilligt
am
B e w il­
ligter
A u f­
wand
^
I^
A u f­
wand im
Jahre
1915
F
> >7
I n früheren Jahren begonnene und
Bauten.
I.
p Umgestaltung der
Straßen und des
Festplatzes bei dem
neuen
Aonzertgebände und der
Ausstellungshalle
Des Baues
Beginn
nseh nieht vollendete
S t r a ß e n b a n t e u.
24. III. 14 202 580
Vollendung
00 110 763 51 1. V II. 14
i
36
Dom
B ürger­
ausschuß
bewilligt
am
Baugegenstand
Übertrag
.
.
Zusammen
.
B e w il­
A nfligter
' wand im
Jahre
A u f­
1915
wand
^
! .7/
air
I
Des Baues
Vollendung
202 580 00 110 763 51
.
2. Bahnhofsplatz
und einmündende
Straßen
. . .
3. Straßen im Stadt­
teil Daxlanden:
Schiffer-Straße .
Salmen-Straße .
H. RüppurrerStraße,
Umbau . . . .
5. A a rl-W ilhe lm Straße . . . .
—
29. V II. 12 532 600 00
27 899 66 6. X ll. 12
—
— 13.VII. 14
— I.V Ill. 14
—
—
28. IV. 14
6 112 10
8 063 60
—
26. IX . 13 369 248 00
8 780 23 28. V. 14
7. V II. 14 255 400 00
51 256 70 23. IX . 14
—
1374003 70 198 700 10
.
II. I I a n a lb a n t e i>.
l. Straßen in den
W eiberäckern. .
28. IV. 14 116 700 00
Dom
Be­
Bürger'
w illigter
ausschuß
bewilligt Aufwand
am
Baugegenstand
40 161 82 12. V III. bl
Des Baues
Gesamt­
aufwand
4«
L. I n früheren Jahren begonnene und fylS vollendete Bauten.
I. S t r a ß e n b a n t e n.
Aarl-Straße, Umbau .
2. lNarie-AlexandraStraße östlich Schwarz­
wald-Straße . . . .
3. Ukarie-AlexandraStraße westlich Schwarzwald-Straße . . . .
Übertrag
.
.
.
00 226
8. III, 12 227
227300
300,00
226878
87814
14 k. V.
12 I. X . 15
400 00 66
25. V II. 13 49
4940000
66470
47056
56 11. VI. 1325. IX . 15
470 00 10
86 26. I.
25. V II. 13 13
1347000
10783
78386
290 170 00 304 132 56
I l 1. X. 15
vom
Be
Bürgerw illig te r
ausschuß
bewilligt Aufwand
am
06
Baugegenstand
Übertrag
.
.
Zusammen
.
.
06
Beginn
!O
290 170 00 304 132 56
.
Schmarzrvald-Straße .
s. Ritter-Straße zwischen
Garten - Straße
und
Beiertheimer A lle e . .
6. Mathy-Straße zwischen
K a rl- und Ritter-Straße
7. Verlegung der A lb ta lbahn
. .....................
Des Baues
Gesamt­
aufwand
25. V II. 12
13 600 00
15 354 93 2«. I. 14 1. X I. 15
25. II. 14
26 040 00
24 142 78 21. IX . 14 21. V II. 15
28. IV. 14
27 545 00
26 036 02 21. IX . 14 21. V II. 15
z«. v i. u
13 365 80
14 125 30 1. X. 14 I.V.III. 15
370 720 80' 383 791 59
.
II. R a n a l b a n t e u.
0 Umgestaltung der S tra ­
ßen und des Festplatzes
bei dem neuen Ronzertgebäude und der Ausstel­
lungshalle .....................
2. Ausbesserung Floßgrabeukanal
Rüppurrer
Straße ..........................
z. Rußmaul.Straße. . .
Garten-Straße zwischen
Rriegs- und DevrientStraße . . . . . .
24. III. 14
30 800 00
311. IX . 14
25. IX . 14
8 000 00
11 900 00
22 691 76
Zusammen
.
.
.
91 700 00
45 300 00
L. I. 15
7161 78 I6.X II. 14 1. V. 15
7 812 40 IS.VIII.14 2. I. 15
/ l . VII. 1t
^ 63 420 00 46 527
<z«.xi. ii
661 100 00 621 594
s. Ihauptsammelkanal . .
1865000 00 1815390
(Östl. Lntlastungskanal
Albregulierung und
178 000 00 143 614
offener R a n a l. . .
>23. V. IS
Rlärwerk mit Dienst­
739 200 00 257 000
wohngebäude . . .
Bauleitung dieser B a u ­
ten ..........................
6. Hohenzollern-Straße . l. III. 13
V. 14
89 S. VI. 14 2. I. >5
27 I. X I. 1V 22. V. 15
13 S. X II. 1« 22. V. 15
47
00
51 255 31
32 395 33 2«. IX . 14 ». I. 15
3694420 00 3005443 34
—
Vom
BeBnrgerw illiater
ansschuß
bewillig! Aufwand
am
Bangegeustaud
6 . In» J a h r
t. Tulla-Platz
.
.
38
I>es B^iues
Gesamt­
aufwand
begonnene und vollendete Bauten.
I. S t r a ß e u b a u t e n.
. ^8. VI.
1 700 0 ^
.
977 ^50^3o.VIII.l5 1. X I. 15
II. K a n a l b a u t e u.
I. Schuetzler-Straße zw i­
schen K a rl- und. Geb­
hard-Straße . . . .
7 200 00
M. V II. 11
3 974
2. G ebhard-Straße. . . M. V II. II 10 700 00 9 245
z. Bannwaldgebiet:
G rünwiukler-Straße
f 62 699 50
^65 400
Lager - St r aße. . . .
j2v.III.15
s>-3 000 00
I^ork-Straße . . . .
I
5 800 00 5 231
Tulla-jdlatz
. . . .
8. VI. 15
s. Beiertheimer Allee zw i­
schen K a rl - Friedrich1 560 00
2 023
uud Garten-Straße
8». VI. II
Zusammen
.
.
.
I>. In» Jahve
31. V. 15 3«. X II. 15
00 1V.VIII.15 18. X II. >5
21. XI . 15 3V.XII.15
07 23. VI. 15 31. VII. 15
73 3V. IX . 15 15. X. 15
90 659 50 85 875 57
Vom Bürgeransschnß
bewilligt am
Bangegenstand
91 1. I. 15 1. II. 15
86 8. I. 15 18. II. 15
B e­
w illigter
A u f­
wand
Answand im
Jahre
1915
Baubeginn
ani
bego»»nene und nicht »»»ehr vollendete Bauten.
I. 5 t r aß e n b a n t e n.
t. Straßen in deu IVeiherä c k e r u ...........................
2. Ka r l - St r a ß e zwischen
Schnetzler- und Hohenzolleru- bezw. Illa rie Alexaudra-Straße . .
Übertrag
.
.
.
28. IV. 14
30. V II. 14
89 494 00
24 917 00
114 411 00
5 556 03
4. I. 15
10 782 27 1.. IX . 15
16 338 30
Baugegenstand
Übertrag
.
Bew illig te r
A u f­
wand
vom B ürger­
ausschuß
bewilligt am
.
114 411 00
.
3. Reichs-Straße zwischen
zwischen Beiertheimer
30. VII. 14
Allee und Karl-Straße
H. Hohenzollern-Straße
zwischen Salier- und
30. IX . 15
G ebhard-Straße. . .
5. Garten-Straße zwischen
Kriegs-- und Fröbel7. V II. 14
Straße . . . . . .
Garten-Straße zwischen
Fröbel- und Devrient7. VII. 14
S tr a ß e ..........................
6 . Garten-Straße westlich
Io lly - bis Devrient30. VI. 14
S tra ß e ..........................
4. XI . 12
7. Haydn-Platz . . . .
8. Albuferanlagen zwisch.
Verschubbahnhos
und
R ü p p u rr:
Straßen im Meiher- 1
äcker- llnd Dammer- I
^11. VII. 16
stockgebiet . . .
Straße links der Alb I
Zusammen
.
.
A u f­
wand im
Jahre
1915
Baubeginn
am
16 338 30
20 630 00
3 009 99 1. IX . 15
6152 00
3 766 92 1. X II. 15
82 500 00
33 788 17 6. IV. 15
34 300 00
82 480 00
3 800 00
113 800 00
7 011 58
1. V. 15
47 752 56 22. IV. 15
3 807 99 1. IV. 15
17 847 23
17. V. 15
17. V. 15
458 073 00 133 322 74
.
II. K a n a l b a u t e n.
Erstellung eines vierten
Beckens des städtischen
Rheinhafens . . . .
251 600 00
4. XI . 12
52 568 88 12. V II. 15
III. K I c i u g ä r t e 11.
I. Jin G e w a nn Jolleräcker > 29. X. 15
I
4 900 00!
1350 40 15.
X I.
15
—
HO
—
Das Darniederliegen der Bautätigkeit kommt naturgemäß
auch in dem verhältnismäßig geringen Umfang der festgestellten
Baufluchten und vollzogenen beziehungsweise bearbeiteten U m ­
legungen zum Ausdruck.
Feststellung v o n B a u f l u c h t e n ,
s. Änderung der Höhenlage der Rastatter- und Achill-Straße.
2 . Änderung der B au- M d Straßenflucht Ecke Reichs- und
Karl-Straße.
V o l l z u g s r e i f e r k l ä r t e B a u platz u m l e g u n g e n .
f. Baublock zwischen Reichs- und Marie-Alexandra-Slraße
einerseits und Bahnhof-Hllatz und Schwarzwald-Straße
anderseits;
22 Grundstücke f Im 07 u 78
Es wurde kein
Straßengelände abgetreten.
2 . Gebiet zwischen Kastenwörth- und Kirsch-Straße einerseits
und Turner-Straße und Hammweg anderseits;
65 Grundstücke 8 Im 9 l u 70
23,^2 o^.
3. Gelände an der Hirsch-Straße zwischen Reichs- und SchnetzlerStraße;
2 l Grundstücke s lm 66 a 75
3H,790 /0 .
Die beiden ersteren Umlegungen erfolgten freiw illig, während
die letztere zwangsweise durchgeführt wurde.
I n Vorbereitung waren 2 Umlegungen m it f67 Grundstücken
und einem Flächeninhalt von l 8 lm 69 a 99
A u f Antrag der Gartenstadt Karlsruhe wurde am 22. A p ril
dem Eingangsplatz zur Siedlung der Genossenschaft der Name
„ C) st e n d 0 rf - j? l a tz" beigelegt.
Der Besitzer der Kaiser-Wilhelm-Passage beabsichtigt, diese
künftig „ A a i s e r - N ) i l h e l m - H a l l e " zu benennen. Der Stadtrat
stimmte diesem Vorschlag des Eigentümers in der Sitzung vom
f9 . August zu.
Die von der Karl-Straße an der Südseite der Goetheschule
entlang bis zur Ritter-Straße ziehende Straße (bisher Kepler-Straße)
-
Hl
hat zu Ehren des Kommerzienrats und Altstadtrats August D ürr,
des Ehrenbürgers der Stadt, anläßlich der Vollendung seines 80.
Lebensjahres am 29 . J u n i den Namen „ A u g u s t - D ü r r - S t r a ß e "
erhalten. Die südlich davon geplante, von der Renck-Straße zur
Ritter-Straße ziehende Straße w ird den Namen „Kepler-Straße"
führen.
Z u r Verwendung des Geländes der künftigen Albuferanlagen
im Weiheräcker- und Dammerstockgebiet südlich des Verschubbahnhofs
für die Lagerung von M ü ll war es erforderlich, den guten Boden
abzuheben und beiseite zu setzen, die Erde auf eine gewisse Tiefe
auszuschachten und in die künftigen Straßen zunächst im Weiher­
äckergebiet zu befördern. Z u r Ausführung dieser dringlichen Arbeiten
fehlte es an den nötigen Arbeitskräften. A m 2. Oktober wies
jedoch hierfür die Militärbehörde auf Ersuchen der Stadtverwaltung
l5 g e f a n g e n e R u s s e n zu gegen eine Vergütung von 50 j) f.
für einen Gefangenen und Arbeitstag. Die Abfindung der Gefangenen,
d. i. der Teil der Arbeitsvergütung, den die Gefangenen in Form
von Scheckmarken wöchentlich erhielten, betrug 30 A f. für einen
M ann und Arbeitstag. Für die Gestellung der Strohsäcke, Decken,
Eß- und Waschgeschirre seitens der M ilitä rve rw a ltu n g w ar eine
monatliche Vergütung von HO j) f. für jeden Gefangenen an die
Inspektion der Gefangenenlager zu tragen. Die Verköstigung der
Gefangenen und der beiden Wachleute war Sache der Stadtgemeinde.
Sie erhielt für die Verpflegung eine Rückvergütung von f M k. 20.
für einen Wachmann und Tag und 75 j) f. fü r einen Gefangenen
und Tag. Unter Berücksichtigung aller Kosten stellte sich t 9 f 5
der Tagelohn eines Gefangenen auf rund 2 M k . 50. In fo lg e
der Steigerung der Lebensmittelpreise betrug er m it allen Neben­
kosten schließlich 5 M k . 50. Die Gefangenen waren samt Wach­
mannschaften im alten Schulhaus in Rüppurr untergebracht. Ih r e
Verpflegung hatte die Stadtgemeinde an einen W irt in Rüppurr
und einen solchen in Beiertheim übertragen. A m lä . M ä rz
wurden die Russen zurückgezogen, weil sie zu landwirtschaftlichen
Arbeiten verwendet wurden und am 22. durch w gefangene
Franzosen ersetzt. Das Tiefbauamt bezeichnte die Arbeitsleistungen
der Gefangenen als zufriedenstellend, die der Franzosen feien besser
gewesen, als die der Russen.
In fo lg e M angels an männlichen Arbeitskräften wurden im
Berichtsjahre im Betrieb des Tiefbauamts F r a u e n eingestellt und
zwar bei der Straßenunterhaltung durchschnittlich ^ 0 , bei der Straßen­
reinigung durchschnittlich 2 0 . Die Frauen^erhielten einen Stundenlohn von 35 A f. Wenn auch die weiblichen Hilfskräfte die männ­
lichen Arbeitskräfte nicht ganz zu ersetzen vermochten und ihre
Leistungen auch nicht immer voll befriedigend waren, so wäre doch
ohne diese, wie das Tiefbauamt mitteilt, die Erledigung der umfang­
reichen Betriebsarbeiten in Frage gestellt gewesen.
I m Berichtsjahre kamen durch das städtische H o c h b a u a m t
folgende Bauten zur Ausführung:
Der erste Bauabschnitt der F e st h a l l e e r w e i t e r u n g auf
der Ostseite wurde fertiggestellt. A u f der Südseite des Anbaues
fä llt vor allein der neuangelegte, m it breiten Schiebefenstern versehene
Gartensaal in die Augen, entsprechend auf der Nordseite ist eine
Kleiderablage angeordnet, ein Empfangszimmer für den Hof und
ein Sanitätszimmer, außerdem sind reichlich die entsprechenden
Bedürfnisanstalten vorgesehen. Den größten Raum nehmen die
Betriebsräume für den W irt ein. I n dem von einem Lichtschacht
umzogenen Keller sind K ühl- und Borratsräume, ein Gemüseputzund Kartoffelschälraum, die Zentralheizung, Holz- und Kohlenkeller,
sowie ein M agazin für Gartenmöbel untergebracht. Auch Kleider­
ablagen und Bäder fü r Kellner und Kellnerinnen, sowie eins
Bedürfnisanstalt für Gartenbesuchsr wurden hier eingerichtet. I m
Erdgeschoß liegen um den zentralen Abgaberaum gruppiert der
Hauptausschank, die kalte Küche, warme Küche, Kaffeeküche und
die Spülknche. Anschließend daran eine Konditorei, Buchhaltung
und H>rivatbüro für den W irt, sowie ein Aufenthalts- und Eßraum
fü r das Personal. E in T e il dieser Küchenräume ist zweistöckig
überbaut worden. I m ersten (Obergeschoß wurden ein Ausschank
für den kleinen Saal, zwei Solistenzimmer und Schlafräume für
weibliches Dienstpersonal untergebracht, im zweiten Obergeschoß
—
^3
—
befinden sich Schlafräume für das männliche Personal des W irts.
Der gesamte Neubau konnte seiner eigentlichen Bestimmung noch
nicht übergeben werden, da er zunächst Ariegszwecken dienstbar
gemacht wurde. Der Gartensaal dient genesenden Verwundeten
als Tagesaufenthalt (Verwundetenheim), die Aüchenräume werden
zur Bereitung der Ariegsspeisung benützt.
Z u r besseren Milchversorgung der Stadt w ird das ehemalige
Anwesen des Lebensbedürfnisvereins, Zähringer-Straße N r. H5/H7,
zu einer M i l c h z e n t r a l e umgebaut. A n: 6 . Dezember t 9 l 5
wurde m it den Abbrucharbeiten begonnen und bis Ende des Zahres
kam ein kleiner Teil der Vorarbeiten zum Abschluß.
Der S ch u l h a u s n e u b a u a m T u l l a - p l a t z erhielt zum
größten Teile seinen inneren Ausbau. A m 2 H. M ä rz l 9 l 5 wurde
m it dein Bau des zweistöckigen Dienerwohnhauses begonnen und
der Rohbau desselben bis zum Zahresschluß sertiggestellt.
Das S c h w i m m - un d S o n n e n b a d konnte am H. Zum s9l 5
der Benützung übergeben werden. Z m Z u li und August wurden noch
W weitere Auskleidezellen auf der Männerseite erstellt. M ir unter­
scheiden bei der Anlage das Schwimmbad und das Sonnenbad.
Das Schwimmbad beansprucht eine Fläche von 2500 c^m. L s
erhielt offene und geschlossene Auskleidehallen, Brausen und Aborte,
außerdem einen für das M ilitä r vorbehaltenen kleinen Bau. Das
aus Eisenbeton gebaute Schwimmbecken hat eine Wasserfläche von
l 5 X 50 — 750 c^m bei Wassertiefen von 0,80— 2,80 m. Z u r
Speisung des Beckens dient das auf etwa 20 o L erwärmte A ühlwasser aus dem nahegelegenen städt. Elektrizitätswerk. Das aus
Schwimmbecken und Fußbadrinneu abfließende Wasser w ird
unmittelbar der neben dem Bad vorbeifließenden A lb zugeführt.
Nur das Schwimmbecken in möglichst kurzer Zeit entleeren zu
können, hat es eine Abflußleitung aus Zementrohren von 60 om
Durchmesser m it entsprechendem Absperrschieber erhalten. Die
Abwasser der Aborte, Brausen und Waschbecken sind an das
städtische Aanalnetz angeschlossen, da sie ungereinigt der A lb nicht
übergeben werden durften. Sämtliche Brausen und Wasserzapfstellen
zu Trink- und Reinigungszwecken, zum Begießen des Rasens und
zum Feuerschutz sind an die städtische Wasserleitung angeschlossen.
—
H6
—
I n dem durch die Architekten T u rje l L Moser erbauten
K o n z e r t h a u s konnte am ss. Dezember die Eröffnungsfeier
stattfinden. Der auf dem Platz der alten Ausstellungshalle errichtete
B au liegt m it der Giebelfront an der Garten-Straße.
Seine
Außenmaße betragen in der Breite rund 35 m und in der
Länge 86,50 m. Die Grundrißanlage des Gebäudes zerfällt in
zwei Teile.
Der eine Teil uni faßt den Hauptsaal m it allen Neben- und
Zugangsräumen (Kassenhalle, Wandelhalle, Kleiderablage, Gglerietreppcn, kleiner Saal). Der andere T eil enthält das Bühnenhaus
m it zugehörigen Nebenräumen und gesonderten Treppen. An der
Hauptfront befinden sich 5 Zugänge, von denen 3 in die Kassenhalle, 2 zu den Galerietreppen führen. An den Längsseiten find
die Anfahrten und 2 Nebenausgänge angeordnet. Nach dem
Durchschreiten der Vorhalle gelangen die Besucher des Parketts in
die Kassenhalle s3/sl m und von da in die Wandelhalle
H0,50/ls,30 m. Breite Treppenaufgänge vermitteln den Zugang
zu den Kleiderablagen für das Parkett. Von hier führen beider­
seits je 5 Türen in den Saal. Die Abmessungen des Saales sind
in dem Parkett l?/27 m, auf Galeriehöhe ungefähr 20/55 m. Die
durchschnittliche Höhe beträgt s3 m. I m Parkett sind in 32 Reihen
8 H8 numerierte Sitze vorhanden. Von der Vorhalle direkt oder
von der Kassenhalle aus werden die sehr geräumigen Treppen­
häuser betreten, welche zur Galerie führen. Diese Treppen münden
in Vorräume, an denen beiderseits die Kleiderablagen für die
Galerie sich befinden. Von den Vorräumen aus begeht man auch
den kleinen Saal. A u f den Seitengalerien befinden sich
auf
der Mittelgalerie 33 l numerierte Sitze. Wie im Parkett find auch
auf der Galerie eine große Anzahl von Türen vorhanden, um
einen raschen und leichten Verkehr zu ermöglichen.
Der zweite Teil des Baues umfaßt das Bühnenhaus m it
der Bühne von s7/l5 m in der M itte . Während das Gebäude
in erster Linie zu musikalischen Darbietungen dient, sollen zeitweise,
vor allein während der Sommerferien des Hoftheaters, auch
Theatervorstellungen darin gegeben werden. I m Konzertsaal sind
zur Erzielung einer guten Akustik alle Wände in Holz getäfelt.
Der vertiefte Raum für das Orchester kann nach Bedarf in den
r
Ztäätische Ausstellungshalle.
—
V
Abmessungen verändert werden.
Bei Musikdarbietungen auf
Bühnenhöhe w ird der Orchesterraum überbaut und nach Bedarf
eine sogenannte Grchestermujchel aufgestellt.
Eine Konzertorgel
mit Fernspieltisch ist über der Bühnenöffnung hinter einem G itter­
werk eingebaut.
Bei der Durchführung des Baues fanden in erster Linie die
Karlsruher Handwerker Gelegenheit, Proben ihrer Tüchtigkeit
abzulegen. N u r wenige auswärtige Firmen mußten insbesondere
für Spezialitäten zugezogen werden. Bon den einschlägigen Neue­
rungen auf technischen: Gebiet ist reichlich Gebrauch gemacht
worden.
Unter schwierigen Verhältnissen m it immer kleiner
werdender Arbeiterzahl mußte der Bau zu Ende geführt werden.
I n schwerer Zeit errrichtet, mag er für alle Zeiten ein Beweis
des unerschütterlichen Vertrauens in den Sieg Deutschlands sein,
das allein den Akut geben konnte, die Bauarbeiten fortzuführen,
im festen Glauben an die große Zukunft unseres Vaterlandes und
damit auch der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe.
Das der Festhalle gegenüberliegende A u s s t e l l u n g s g e b ä u d e
wurde nach Fertigstellung des nötigsten inneren Ausbaues von der
M ilitärverw altung in Anspruch genommen.
Seine endgültige
Vollendung wird deshalb erst nach Beendigung des Krieges
möglich sein. Auch der letzte Teil der S t a d t g a r t e n b a u t e n ,
die Tiergarten-Wirtschaft, konnte am l5 . M a i
eröffnet
werden. Die Baugruppe bildet die Platzwand der nordöstlichen
Seite des neuen Bahnhofplaöes und schließt den Stadtgarten gegen
diesen Platz ab in einer Länge von rund f35 m. Sie gliedert
sich zur Hauptsache in zwei zweieinhalbstöckige Pavillon-Bauten,
verbunden durch einen niedrigen 55 m langen einstöckigen M itte l­
bau mit den: Zugangs-Portal zun: Stadtgarten und ferner in
einen einstöckigen westlich anschließenden HO m langen Flügelbau,
der die platzwand an dieser Seite schließt und durch zahlreiche
Bogenöffnungen den Einblick in den Stadtgarten gestattet. A n ­
schließend an diese Bauten setzt die neue monumental gehaltene
Stadtgarten-Einfriedigung beiderseits an.
Der rechtsseitige Flügelbau enthält Mietwohnungen, der links­
seitige die Tiergarten-Wirtschaft. Von: Bahnhofsplatz aus gelangt
man in: Erdgeschoß in ein einfacher gehaltenes Bierlokal, daran
—
§8
—
anschließend und gegen den Garten gelegen in den sogenannten
Gartensaal, der m it Tierbildern, sowie Blumen- und Fruchtstücken
durch Karlsruher Künstler ausgeschmückt wurde. I m Zwischen­
geschoß ist die Hauptküche m it Spülräumen, Magazinen und dem
K ühlraum eingeordnet. Das Obergeschoß umfaßt zwei größere
Säle und ein Teezimmer nebst Nebenräumen.
Oer Kaffeesaal
erhielt seinen Schmuck in Erinnerung an das 200 jährige Bestehen
der Stadt Karlsruhe
l9 l5 ) . Die Bildnisse der badischen
Herrscher dieser Periode, Kopien nach berühmten Meistern von
den hiesigen jüngeren Kunstmalern, sowie ein großes Ö lbild des
Residenzschlosses zieren die Wände. Der zweite Saal m it anschlie­
ßender Saalterrasse (der Terrassensaal) ist m it M otiven aus
Karlsruhes Landschaft ausgestattet. I m Dachgeschoß liegt die
Wohnung des Wirtes, sowie getrennte Wohnungen für das männ­
liche und weibliche Personal desselben.
I m Derbindungsbau, sowie im Erdgeschoß des rechten
Flügelbaues sind mietweise abzugebende Geschäftsräume unter­
gebracht. I n M itte dieses Zwischenbaues liegt das groß gehaltene
E ingangs-Portal für den Staötgarten m it anschließendem pförtner­
zimmer. I n künstlerische Beziehung zu diesem Stadtgarten-Ein­
gang ist auch die Eingangspartie des Stadtgartens m it Brüstungen
und Treppenanlagen, großem Blumenparterre und Pergola am
Stadtgartensee gebracht.
Die nach Entwürfen des Architekten
W . B itta li ausgeführten Bauten einschließlich der StadtgartenEinfriedigung erforderten einen Aufwand von 585 000 M k.
,
IV.
Kirche, Schule und Kunst.
1. K irche.
'M ^^astor Modersohn aus Bad Blankenburg hielt vom 27. bis
^
I einschließlich 5s. J a n u a r im kleinen Festhallesaal K r i e g s E v a n g e l i s a t i o n ab jeweils um ^ U hr nachmittags
und 8^4 U hr abends und zwar in den Abendstunden am 27. über
das Thema: „D er Segen des Kriegs", am 26. „Stellvertretendes
Blutvergießen", am 2 Y. „D as Z a h r der Entscheidung", am 30.
„Feste Herzen" und am 5s. über „H eim atlos", an den 5 Tagen
in den Nachmittagsstunden über: „Gottes Urteil über uns und
unsere Z e it" (Offb. 3, sH— 22).
A m s s. Februar ernannte der Großherzog den Landgerichts­
präsidenten Or. E d u a r d U i b e l in Freiburg zum Präsidenten
des Evangelischen Oberkirchenrates. A m 23. Februar übernahm
der Ernannte die präsidialgeschäfte des Oberkirchenrates.
Nom 6 . bis einschließlich s2 . M ä rz fanden in der evan­
gelischen Stadtkirche E v a n g e l i s a 1 i o n s - N o r t r ä g e durch
Pastor S. Keller aus Freiburg statt und zwar an: 8 . M ä rz
3 Uhr nachmittags über: „D ie große Entscheidung", 8 ^/z U hr
abends „D er Krieg als Erzieher", am 9 . nachmittags über „D ie
Wirkungen des Lebens" und abends über „D er Krieg und die
Bibel", am sO. nachmittags: „Segen des Leidens", abends: „Zst
Gott neutral?", am ss. nachmittags: „Neues Leben", abends:
„D er Krieg und die Sünde" und am s2 . nachmittags: „D ie
wahre Freiheit" und abends: „D ie Fürbitte und der K rieg".
A m 7. A p ril wurde die M i s s i 0 n s k 0 n fe r e n z , die
Jahresversammlung der in Baden organisierten Freunde der
4
—
50
—
Baseler evangelischen Bussion, hier abgehalten. Pfarrer I 0 r. M enton-Ettlingen führte den Borsitz. Inspektor Dipper berichtete über den
Stand des Baseler Missionswerkes und die Einwirkungen des Krieges
auf dasselbe. I n Kamerun wurden bei Ausbruch der Feindselig­
keiten die Missionsangehörigen abgeführt. I m ganzen sind der
Baseler Mission in Kamerun (3 Stationen verloren gegangen, nur
im In n e rn von Kamerun sind noch Stationen vorhanden. I n Togo
sind die Missionare gefangen. Die an der Goldküste sind in ihrer
Tätigkeit beschränkt. I n Indien wurden die Internierungen durch­
geführt. (25 Missionszöglinge dienen teils m it der Masse, teils
als Sanitätssoldaten. 7 Zöglinge sind bereits gefallen, 5 sind als
vermißt gemeldet. — I n der Diskussion teilte der Kassierer für
Baden, Oberlehrer Lukas Jäger von hier, mit, daß die E in ­
nahmen der Mission in Baden in diesem Jahre 5^553 M k.
(bisherige Höchstgrenze 55 000 M k.) betragen haben. — Km 8 K hr
abends hielt Missionsinspektor Dipper in der Stadtkirche einen
B ortrag über das Them a: „D er deutsche Krieg und die deutsche
M ission".
A m (5. und ( 6 . A p ril hielt Frau Frieda Kfer-Held aus Farmen
E v a n g e l i s a t i o n s - V o r t r ä g e für Frauen und Jungfrauen,
an beiden Tagen nachmittags H K hr und abends 8 Khr.
A m 20. A p ril fand in der allkatholischen Gemeinde die
N e u w a h l des Kirchenvorstandes und der Kirchengemeindevertre­
tung statt. Z u Mitgliedern des Vorstandes für 6sährige A m ts­
dauer wurden gew ählt: Joseph Heck, Privatm ann, Franz Kelterer,
Glasermeister, M alther Schwarzmann, Gberbaurat, Gustav Macker,
Geh. postrat.
Die Miederherstellung der S t. S te p h a n s k i r ch e wurde
am (3. J u n i durch Festgottesdienst m it Festpredigt in einer Meise
gefeiert, die dem Ernst der Zeit angemessen war. A m 9 . J u n i
war die Kirche unter Führung des Erzbischöflichen Bauinspektors
Johannes Schroth einer Besichtigung unterzogen worden, an der
sich staatliche, militärische und gemeindliche Behörden beteiligten.
E in Kmbau der Innenräume war (879 i" A ngriff genommen
worden. Seit Anfang dieses Jahrhunderts aber gebot der Zustand
des Gebäudes eine neue Instandsetzung. ( 9 (0 begann man
damit. Die Kosten für alle seit ( 9 (0 aufgewendeten Ausführungen
—
5(
beliefen sich im ganzen auf etwa 250 000 M k . Die Oberleitung
der Arbeiten lag in den Händen des Bauinspektors Schroth.
A m ( ( . J u li tra f
der
E r z b i s c h o f v o n F r ei b ü r g hier
ein.
E r spendete am (2. und den nächstfolgenden Tagen das
Sakrament der Firm ung. A m so. wurde der Erzbischof vom
Großherzogspaar und der Großherzogin §uise in Audienz
empfangen; er reiste am Nachmittag des (5. nach Freiburg zurück.
Mährend der Firmungswoche wurden hier gefirmt aus der Pfarrei
St. Stephan 520, aus der jDfarrei N. L. Frau 77 (, aus St. (Deter
und (Oaul 557, aus St. Bernhard 77 s, aus St. B onifatius 395,
aus St. Joseph (Grünwinkel) ( ( 2, aus St. Michael (Beiertheim)
(60, aus St. Valentin (Daxlanden) Z ^ , aus Lt. Nikolaus (Rüp­
purr) 8 s, Bulach (79 und Durlach 282.
A m 20. Z u li fand in der Kleinen Kirche eine öffentliche
K i r ch e n g e m e i n d e v e r s a m m l u n g unter dem Vorsitze von
Hofprediger Fischer statt, v o r E in tritt in die Tagesordnung
gedachte der Vorsitzende der acht seit der letzten Tagung verstorbenen
Mitglieder. Unter den verstorbenen befanden sich auch Opfer des
Fliegerangriffs. Sodann wurde über den Bescheid zur Rechnung
für die Jahre ( 9( 2 und ( 9( 3 und über die Überschreitung des
Voranschlags der evangelischen Ortskirchenkasse ( 9( 2/ ( 5 berichtet.
Von der für außerordentliche T ilgung vorgesehenen Summe wurden
20 000 M k. zur Beteiligung an der ersten Kriegsanleihe verwendet.
Die Überschreitung und die Beteiligung an der Kriegsanleihe
wurden genehmigt. Ebenso wurde der Voranschlag für die O rtskirchenfteusr der Jahre ( 9( 5 und ( 9( 6 genehmigt. Die Ausgaben
betragen für jedes der beiden Jahre (66 336 M k . D afür sind
6(88 M k. an Deckungsmitteln vorhanden, sodaß ( 6 0 ( ^ 8 M k.
durch Kirchensteuer aufzubringen sind. Davon haben zu zahlen
die Kirchspieleinwohner von je (00 M k . Gemeindevermögens­
steuerwert 2,5 j) f. und die nach H (5 Z iff. ( — 3 Pflichtigen
rund 2 As.
Vom 26. September bis einschließlich 3. Oktober fand
K r i e g s - E v a n g e l i f a t i o n durch Evangelist Z . Vetter aus
Riehen und Prediger O tto Me^er aus Kassel statt und zwar an
den beiden Sonntagen nachmittags 3 U hr und abends 8 Uhr,
an den Wochentagen jeweils abends 8^/s Uhr. Nachmittags 31/2
*
-
52
—
wurden an diesen Wochentagen (27. Leptember bis 2. Oktober)
Glaubensversammlungen abgehalten.
A m 2 9 . Leptember hielt die evangelische D i ö z e s e K a r l s r u h e - L t a d t unter Vorsitz des Dekans Ebert ihre Lynode ab.
Der Vorsitzende eröffnete dieselbe m it einer Ansprache über
Psalm 87,3. Nach einem der Andacht folgenden Gebet widmete
Dekan Ebert dem verstorbenen Präsidenten V . Helbing Worte
dankender Erinnerung. Nach Erledigung geschäftlicher Angelegen­
heiten hielt Herr P farrer Werner aus Bruchsal einen Vortrag
über: „Welche Aufgaben erwachsen aus dem 'Kriege für unser
kirchliches Gemeindeleben? "
A m 2. und 5. November hielt Prediger Edel aus Brieg
G l a u b e n s v e r s a m m l u n g e n ab, au beiden Tagen nach­
mittags und abends. Them a: „Durchhalten bis zum Lieg".
Nach dem Bericht des Diözesanausschusses der D i ö z e s e
K a r l s r u h e - L t a d t erfolgten im Jahre O lch in der Gemeinde
32 Austritte aus der Landeskirche P 9 l ^ !
f5 Akänner P6)
und f7 Frauen P 6). Von diesen 32 Personen wurden H römischkatholisch, 7 traten keiner Kirche bei, 5 wurden apostolisch, t trat
zur Evangelischen Gemeinde, s zu den Akethodisten, fO zur Kirche
Jesu Christi, 3 zu den Adventisten und l wurde israelitisch.
E intritte in die Landeskirche erfolgten sö (3 p , sO Akänner ( f3)
und 8 Frauen (f8). Von den s8 Personen kamen
aus der
römisch-katholischen Kirche, 3 aus der altkatholischen und f hatte
keiner Kirche augehört. — Die örtliche Kirchensteuer hatte
l3 3 536 Akk. betragen P 53 596 Akk.).
An Bauschulden, die
Ende
noch 533 7^7 Akk. betragen hatkni, wurden 33 738 kkkk.
abbezahlt, sodaß am Ende des Wahres l 9 l ^ noch eine Lchuld
von ^98 009 Akk. verblieben ist. — Von den Hinterbliebenen des
Präsidenten O. Helbing sind der Kirchengemeinde 2000 Akk. über­
wiesen worden, aus deren Zinsen Konfirmanden der Ostpfarrei
unterstützt werden sollen; ferner ist ein Vermächtnis des K auf­
manns E m il Böß in Wiesbaden m it rund f 9 0 0 0 Akk. ausbezahlt worden, dessen Zinsen zur Abhaltung eines geistlichen
Konzerts und zur Ausschmückung der Ltadtkirche bestimmt sind. —
Nach der Volkszählung von l 9 W betrug die Z ahl der der Landes­
kirche angehörigen Evangelischen in der Altstadt Karlsruhe m it
—
53
—
Beiertheim, der Hardtwaldgemarkung und Bulach 55 960 , darunter
2 (2 2 M ilitä r, in M ühlb urg 56 l 3, in Daxlanden 3H(, in Grün-wiukel 5^-l, dazu M ilitä r 585, in Rinthein: (852, in Rüppurr
mit Scheibenhardt 2307. Die Gesamtstadt zählte demnach ohne
das M ilitä r 6 H ^92 Angehörige der Landeskirche.
Die Z a h l d e r K a t h o l i k e n in der Gesamtstadt K a rlsruhe einschließlich Bulach betrug nach der Volkszählung von ( 9 (0
62 092 . — Der Steuerfuß für die Grtskirchensteuer der Katholiken
in der Altstadt für ( 9( 5 beträgt 5,5 As. von (00 M k . des Liegenschasts- und Betriebsvermögens, (,75 As. von (0 0 M k. des
Kapitalvermögens und 5,^ As- von ( Akk. des Einkommensteuer­
satzes. Der Steuerfuß für die Landeskirchensteuer ist m it ( A f.
von (00 M k. Vermögenssteuerauschlag und m it 7 A f. von ( M k.
des Einkonnneusteuersatzes berechnet. — I n : Jahre ( 9( 5 sind in
der Gesamtstadt Karlsruhe 65 Aersonen zur katholischen Kirche
übergetreten, aus der Kirche ausgetreten sind 30.
2. Schulen.
Der s t ä d t i s c h e A u f w a n d f ü r d i e S c h u l e n ohne den
für die Gewerbe- und die Handelsschule betrug in: Berichtsjahre
2 ( 5326( Mk. ( ( 9 (H: 2 ( 7 3 8 ( 8 M k.). I n dieser Summe sind
6 (4 6 ^ M k. für M ietw ert der städtischen Schulgebäude inbegriffen;
sie erscheinen als die Zinsen der für die Errichtung der Gebäude
verwendeten Kapitalien. Nach Abzug dieser Summe betrug der
Barzuschuß für die Volksschule ( 408 4^9
(( 507 669 Akk.),
für die Realgymnasien 40 030 M k . (82 (33 M k.), für die Realschulanstalten 32 (02 M k. (62 (85 M k.) und für die höheren
Mädchenschulen 5 6 ( 4 2 M k. ( ( ( 8 565 M k.). Der Barzuschuß
an die Gewerbeschule betrug 55 303 M k . ((0 2 0 4 ( M k.) und der
aufgerechnete Mietzins 82 (09 M k. ((9 778 M k . und ( 9 (4 M k.
für Bureaubedürfnisse der Bauleitung des Neubaues). Der B a r­
zuschuß an die Handelsschule betrug 36 (55 M k . (59^87 M k.),
der aufgerechnete Mietzins (0 204 M k . ((0 956 M k.). Außerdem
wurden für Knterrichtszwecke Zuschüsse an verschiedene Anstalten
und Einrichtungen gegeben und zwar an das Konservatorium für
Musik 6000 Alk., an die Malerinnenschule 500 M k. Jahresbeitrag
und (26 M k. Anteil an den Unterhaltungskosten des Ateliergebäudes,
—
5H
—-
an den Botanischen Garten der Technischen Hochschule 500 Blk.,
an den Arbeiterbildungsverein für Unterricht ^00 Ulk., für dis
Abendkochkurse des Frauenvereins 36^ Ulk., für die Frauenarbeits­
schule 600 lllk ., für die Flickschulen 70 Ulk., an die Bildungs­
anstalten für Kindergärtnerinnen 3000 Ulk. und für die Kochgehilfinnenschule 2600 lllk .
Die Schwierigkeiten, die bei Ausbruch des Krieges, wie in der
Thronik
mitgeteilt wurde, infolge zahlreicher Einberufungen
der Lehrer zum Heeresdienst und durch anderweitige Verwendung
der Schulräume entstanden waren, wirkten zum großen Teil auch
l 9s5 auf den Schulbetrieb hemmend ein. Während am 5 s. J u li
außer den 6 H Handarbeitslehrerinnen
Lehrkräfte zur
Verfügung standen, waren am U Dezember
neben 58
Handarbeitslehrerinnen 268 vorhanden und am f. Dezember f 9 s5
2H7 und 59 Handarbeitslehrerinnen. Z w a r in den Vororten außer
lllü h lb u rg wurde der Unterricht auch im Berichtsjahre in vollein
Umfange erteilt, da sämtliche Schulräume benützt werden konnten.
Z n Daxlanden wurden sogar, da der Anbau am neuen Schulhaus
bei dem Kirchenplatz am W. U la i l 9 lä bezogen werden konnte,
neue Räume gewonnen. Aber anders w ar es m it den Schulräumen
in der Altstadt bestellt. Außer den noch s9l ^ von der U lilitä rbehorde wieder freigegebenen Schulen, wurden im A p ril l 9 lä die
K arl-W ilh elm - und die Schillerschule vom U lilitä r geräumt, W itte
September die Leopoldschule, Ende dieses Ulonats die Lidell- und
jDestalozzischule, U litte November die beiden Ulühlburger und
Anfang Dezember die beiden Uhlandschulen. Dagegen sind die
beiden Nebeniusschulen, die Gartenstraßschule, die beiden Gutenbergund die beiden Südendschulen noch immer im Besitze der W ilitä rbehörde. Die in der Friedenszeit in diesen Schulen untergebrachten
Klassen sind auf Schulen der Ulittelstadt und im Seminar I verteilt,
einige haben in der Dberrealschule und in dem evangelischen Gemeinde­
haus der Weststadt Unterkunft gefunden. Die durch die Zunahme
der Schüler bedingte Vermehrung der Klassen konnte unter diesen
Verhältnissen natürlich nicht durchgeführt werden. Während Ende
Z u li l 9 l H außer der Hilfsschule H3H Klassen bestanden, waren
Msteru l 9 lö trotz der Zunahme nur ^22 gebildet worden. Da
auch bei Verringerung der Klassenzahl weder die Lehrkräfte noch
—
53
—
die Räume für einen vollen Betrieb ausreichten und ständig durch
neu erfolgende Einberufungen von Heerespflichtigen Verschiebungen
und Aürzungen vorgenommen werden mußten, konnte selbst die
während des Arieges beschränkte Unterrichtszeit nicht einheitlich
durchgeführt werden.
I m A a m p f e f ü r d a s V a t e r l a n d sind ( 9 ^ ^ Lehrer
und l 9 f 5 8 g e f a l l e n . Unter diesen j2 Gefallenen waren drei
Hauptlehrer und neun Unterlehrer.
Uber die Z a h l d e r S c h ü l e r in den einzelnen Abteilungen
der Volksschule vergleiche man Beilage 1^').
Der w a h l f r e i e U n t e r r i c h t in verschiedenen Fächern
mußte infolge des Arieges entweder ganz aufgehoben oder wesentlich
beschränkt werden. A m wahlfreien Z e i c h n e n nahmen s 9 l ^ / l 5
29 l Schüler teil. N o t Ausbruch des Arieges wurde der Unterricht
in diesein Fache eingestellt, auch konnte das Zeichnen, soweit es
Pflichtfach ist, nicht wieder ausgenommen werden. Ebenso mußten
die I u g e n d s p i e l e , der T u r n u n t e r r i c h t , auch soweit er
Pflichtfach ist, und die in der Fortbildungsschule für freiwillige
Teilnehmer und Teilnehmerinnen eingeführten Turnübungen einge­
stellt werden. N u r der unentgeltliche S c h w i m m u n t e r r i c h t
konnte auch während des Arieges fortgesetzt werden.
^9^/l5
nahinen daran HH6 Anaben ( ( 9l 2/ l H H55) und 292 2Uädchen
P30) teil. S c h u l b ä d e r wurden f 9 ^ / s 5 72322 ( l 9 j 3 / l q
225 756) abgegeben, Badekarten s2 f27 (2 0 ^(8 ). Der bedeutende
Rückgang ist darauf zurückzuführen, daß die Bäder infolge der
Belegung der Schulhäuser m it N A litä r nicht alle benützt werden
konnten.
A n w a r m e m F r ü h s t ü c k wurden l9 l4 / l5 in 6 Schulen
d 5 2 5 Portionen verabreicht (l 9l 3/ sH in !(3 Schulen 68 76H) m it
einem Aufwand von H0H7 N A . (5636 NA.). Zeitweise mußte
die Verabreichung von Frühstück ganz eingestellt werden. A ls sie
wieder ausgenommen wurde, stieg am Ende des Jahres l 9 l 5 die
Z a h l der Teilnehmer auf täglich 530. B is Dezember l 9 ^ bestand
*) Die Angaben über die Schülerzahl und über die Benützung einzelner
Einrichtungen der Schule werden nach dem Schuljahr gemacht, das sich mit
dem Berichtsjahr nicht deckt. Die übrigen Angaben über die Schule beziehen
sich wie alle anderen M itteilungen der Lhronik auf das Berichtsjahr.
56
—
das Frühstück aus ^5 Liter M ilch m it B ro t; von da an trat
an stelle der M ilch Haferkakao. — Bei der 5 ch ü l er s p e i s u ng
(Verabreichung von Mittagessen) wurden im Berichtsjahre sOOHOH
Portionen abgegeben ( l 9 l 3 : H5009; ! 9 l ^ : H7 758) niit einem
Aufwand von lch l95 M k. (76^0 M k . : 7 ^ 2 Mk.).
F r e i e L e r n m i t t e l wurden l 9 l 4 / l 5 an 5 l d Rinder
abgegeben ( l 9 l 3 / l ^ 2856) m it einem Aufwand von
M k.
( s ^ 3 5 l M k.).
Die Beschaffung von Handarbeitsmaterial für
bedürftige Schülerinnen kostete l 9 l^ / lö s075 M k. (8H5 M k.).
Die Z a h l der H o r t e betrug l 9 l ^ / l 5 wie im Vorjahre ( 5. .
Außerdem wurde am s5. November f 9 l 5 in der Turnhalle der
Schillerschule ein Tageshort eröffnet, in dem sich die Schüler, soweit
sie nicht im Unterricht waren, von morgens */? 7 bis abends 7 Uhr
aufhalten konnten.
Ausgenommen wurden nur solche Schüler,
deren Vater einberufen oder gestorben ist und deren M utter den
ganzen Tag außerhalb des Hauses dem Erwerb nachgehen mußte.
Anfangs zählte dieser Hort t jO Rinder, 58 Mädchen und 52 Rnaben.
Doch steigerte sich die Z a h l rasch auf
und mehr. Die Rinder
erhielten in diesem Tageshort ein Frühstück und um W und 5 Uhr
ein Vesperbrot. Z um Mittagessen gingen sie nach dem in der
Nähe liegenden Gasthaus zum Grünen Baum , in dem auch die
Schülerspeisung stattfand, so lange das nächste Schulhaus vom
M ilitä r belegt war.
I n der S c h u l z a h n k l i n i k wurden l 9 l ^ / i ö 6896 zahn­
ärztliche Behandlungen vorgenommen ( l 9l 3/ f H lö 2 8 H .
F ü r den Sp r a c h h e i l u n t e r r i c h t fehlte es mit Beginn des
Schuljahres l 9 l ^ / l 5 infolge der Belegung der meisten Schulhäuser
durch das M ilitä r an den nötigen Räumen, bei dem beschränkten
Betrieb auch an der nötigen Zeit. N u r für die Abteilung der
schwerhörigen Rinder gelang es vom 7. November l 9l H an den
Unterricht wieder aufzunehmen. Erst am l- Oktober l 9 l ö konnte
der gesamte Sprachheilunterricht in der früheren Weise wieder
erteilt werden.
Die Behandlung k ö p f u n r e i n e r R i n d e r nahm auch
während der Rriegsjahre ihren ungestörten Fortgang. Neben den
täglichen Untersuchungen in den einzelnen Schulhäusern mußte die
—
57
—
Krankenschwester jährlich 250 bis 300 Einzelbehandlungen vornehnien.
Die s c h u l ä r z t l i c h e T ä t i g k e i t hat durch den Krieg
mannigfache Störung erfahren. Erst feit
Oktober l9 l5 konnte
die Tätigkeit fast wieder wie im Frieden ausgenommen werden.
Z n der H i l fs s ch u l e f ü r s ch w a ch b e f ä h i g t e K i n d e r
betrug die Schülerzahl l9 l4 Z 5 25^, die Z a h l der Klassen s3.
2luch hier erfuhr der Unterrichtsbetrieb infolge des Krieges eine
tiefe Störung. Die Z a h l der Unterrichtsstunden mußte erheblich
herabgesetzt werden.
Für den K n a b e n h a n d a r b e i t s u n t e r r i ch t bestanden
l9 l4 /l5 9ö Abteilungen (s9s3/lH 85) m it s820 Schülern am
3s. Z u li l9 lH , davon s577 Volksschüler ((253). Bei Beginn
des Krieges mußte dieser Unterricht aus M angel an Merkstätten
eingestellt werden; nur in den Vororten Rüppurr und Daxlanden
konnte die Unterweisung mit ^ Abteilungen und 72 Schülern im
Modellieren und Hobeln weitergeführt werden.
Z u der K n a b e n f o r t b i l d u n g s sch ul e bestanden (9 (4/ (5
27 Klassen ( l 9l o/ l H 26) m it 608 (670) Schülern. Der Unterricht
wurde nur bis Ende Z u li (9(H erteilt, nach den Ferien konnte
er aus M angel an Lehrkräften und Räumen nicht wieder ausge­
nommen werden. Auch waren die Lehrlinge in den verschiedenen
Geschäften so dringend nötig, daß sie nur schwer freie Zeit erhielten.
Die M ä d ch e n f 0 r t b i l d u n g s s ch u l e umfaßte ( 9( 4/ ( 5
30 Klassen (( 9( 3/ ( 4 2() m it 735 (727) Schülerinnen am Schluß
des Schuljahres. Da m it Ausbruch des Krieges nicht alle Schul­
küchen zur Verfügung standen, wurde der hauswirtschaftliche Unter­
richt zunächst nur theoretisch erteilt. Von November ( 9( 4 konnte
wieder zur praktischen Unterweisung übergegangen werden. Der
Küchenzettel wurde der Kriegskost entsprechend eingerichtet, um an
M ehl, Fett, Eiern, Fleisch usw. zu sparen. Große Freude bereitete
den Schülerinnen die Erlaubnis, an Stelle des sonst üblichen
Meihnachtsgebäcks Kriegskuchen für die Soldaten backen zu dürfen.
Die S e l e k t a d e r T ö c h t e r s c h u l e umfaßte wie im V or­
jahre 2 Klassen, die S o p h i e n s c h u l e ( ( Klassen, 6 für die
ersten und 5 für die zweiten Kurse, ebenfalls wie im Vorjahre.
58
—
I n der L e h r e r b i b l i o t h e k ist auf Grund des Schulgesetzes
von l9 M auch hier seit ( 9 l 5 eins Änderung eingetreten. Die
Büchereien, für die bisher die Lehrer zu Beiträgen verpflichtet
waren, werden nunmehr vom Staat unterhalten und am Sitze des
Areisschulamts vereinigt. Den Städten der Städteordnung steht
es frei, ihre Lehrerbibtiotheken selbständig zu verwalten. Unsere
Stadt erklärte sich bereit, auch weiterhin Beiträge zu leisten. Sie
hat ( 9( 3 für die Bibliothek (000 Akk., (9(H und (9(5 je ( ( 00 M .
bewilligt, außerdem ( 9( 3 für einen neuen Aatalog 600 Ulk. Auch
die Lehrer zahlen weiter Beiträge, nunmehr aber fre iw illig ; es
trat somit anstelle der bisherigen Zwangsorganisation eine freiwillige
Bibliothekgesellschaft. Diese zählte ( 9( 3 H58 Mitglieder, (9(H H?2
und ( 9( 5 372. Die Einnahmen betrugen in den drei Jahren
9 (6 Alk., 9H0 Alk., 6HH
^ ,i dem Rückgang der M itgliederzahl und der Mitgliederbeiträge zeigte sich der Einfluß des Arieges.
Die Einnahmen sind stärker zurückgegangen, als die Mitgliederzahl,
da den vielen Ariegsteilnehmern die Beiträge erlassen wurden. Die
Bibliothek besteht seit der Neuordnung aus zwei getrennten Abtei­
lungen, der städtischen und der privaten der Lehrer; beide sind in
einem Raum vereinigt.
Die Abteilung „Städtische Bibliothek"
enthält wissenschaftliche Merke und ist Eigentum der Stadt; die
zweite Abteilung ist Eigentum der Bibliotheksgesellschaft uud
umfaßt im allgemeinen Merke und Zeitschriften der schönen Literatur.
Nach Ausscheidung veralteter Merke betrug der Bestand bei Neu­
gestaltung der Bibliothek im Jahre ( 9( 3 32( 6 Bände. Neuan­
schaffungen kamen in den drei Jahren hinzu, so daß die Bibliothek
Ende ( 9( 5 39( 8 Bände aufwies. Entliehen wurden (9(3 von
372 Benützern 80H0 Bände, (9(H von 357 8H03 und ( 9( 5 von
2( 7 H7O.
Die S ch ü l e r b i b l i 0 t h e k zählte (9(H/(5 in 25 Büchereien
(7 95( Bände (( 9( 3/ ( H (7 303). Die Z ahl der Benutzer betrug
7H2H (8987). Der Iahresaufw and belief sich auf H308 M k. (H l85).
Die S ch ü l e r k a p el l e zählte am Schluffe des Schuljahres
( 9(H/(5 im Zusammenspiel (22 ((9(3/(H l35) Teilnehmer.
Davon waren 58 (77) Bolksschüler, 5 (5) Schüler höherer Lehr­
anstalten und 59 (53) nicht mehr schulpflichtig. F ür M itw irkung
im Grchester erhielten (5 Teilnehmer das silberne Ehrenzeichen
—
59
—
nach 5jähriger und 5 das goldene Ehrenzeichen nach fOjähriger
Zugehörigkeit. Mahrend des Arieges haben sich über 20 Zöglinge
freiw illig zum Heeresdienst gestellt; viele dienen als Musiker. Vier
sind gefallen. F ür die Schülerkapelle waren in den Voranschlag
sflsä wie im Vorjahre 3872 M k. eingestellt und zwar 2572 M k.
für den persönlichen Aufwand und s300 M k . für sachliche Unkosten.
Von dem Ausschuß für F e r i e n k o l o n i e n sind im Berichts­
jahre erstmals s3 Aolonien ausgesandt worden P 9 l ^ : l 0 m it
297 Rindern, und zwar 5 Aolonien m it
Anaben, 6 Aolonien
mit f32 Mädchen, jede m it 2Htägiger Verpflegung, dazu 2 A us­
lesekolonien, l für Anaben und l für Mädchen m it 30tägiger
Verpflegung. Meitere 229 Ainder, 9 ? Anaben und s32 Mädchen
wurden den 5 Maidkolonien zugewiesen. Die Einnahmen und
Ausgaben des Ausschusses schlossen gleichlautend m it 27 395 M k.
57 Pf.
Die Schenkungen und Beiträge betrugen s9389 Mk.
38 Pf. (s^036 M k. s9 Pf.). Der darin enthaltene Beitrag der
Stadtgemeinde Aarlsruhe, der s9lH von 3000 auf ^000 M k. erhöht
worden war, wurde im Berichtsjahre auf lOOOO M k. erhöht.
Die G o e t h e s c h u l s (Realgymnasium m it Gymnasialabtei­
lung) zählte im Schuljahre s9( 4/ l 5 s8 Alassen gegen s9 im
Vorjahre, da mangels weiterer Schulräume nur 2 Abteilungen
der Sexta gebildet werden konnten. Die in der Ehronik des
Jahres
bereits erwähnte Benützung des Schulgebäudes durch
die Militärbehörde dauerte während des ganzen Schuljahres an.
Der Unterricht wurde, wie l9sH ebenfalls erwähnt, im Hinter­
gebäude des Seminars I erteilt. Ebenso blieb es bei der Aürzung
der Stundenzahl einzelner Fächer. Der wahlfreie Unterricht fiel
m it Ausnahme des Hebräischen ganz aus. — Außer den bei
Ausbruch des Arieges in das Heer eingetretenen sH Lehrern der
Anstalt sind im Laufe des Schuljahres weitere 5 eingezogen worden.
Auch die beiden auf s2. September l9sH ernannten Professoren
standen im Heere und haben ihren Dienst an der Goetheschule
—
60
—
nicht antreten können. Einer der Lehrer ist gefallen, ein weiterer
schwer verwundet worden, er ist als nicht inehr dienstfähig zurück­
gekehrt. Von den Schülern sind außer den 8H, die zu Ariegsbeginn eintraten, weitere 10 eingerufen worden. 6 dieser Schüler
sind gefallen, 1 ist an einer Araukheit gestorben, 1 als krank ent­
lassen worden, sodaß gegen Schluß des Schuljahres noch 86 im
Heere standen. Von
Schülern der Anstalt stand gegen Ende
des Schuljahres der Vater im Felde.
Die H u m b o l d t s ch u l e (Realgymnasium) zählte 1914/15
sä Massen wie im Vorjahre. In fo lg e der .Einberufungen und
der Benützung des Schulhauses durch die Militärbehörde wurde
die Z a h l der Unterrichtsfächer und der Unterrichtsstunden gekürzt.
Die physikalischen und chemischen Übungen, Zeichnen, Turnen und
Stenographie fielen ganz weg, Singen für dis Massen außer V I
und V , auch das Orchester. Seit Anfang Februar sys5 wurde
wieder wöchentlich eine Stunde Stenographie erteilt und seit
19. A p ril erhielten V I —O II wöchentlich je eine Zeichenstunde.
Mahlfreien Unterricht im Griechischen wurde in zwei Abteilungen
gegeben. Der Unterricht selbst wurde, wie 1914 bereits erwähnt,
zum größten Teile in den zur Verfügung gestellten Räumen der
Technischen Hochschule erteilt. Z u den 9 am ersten Ulobilmachungstage einberufenen Lehrern der Humboldtschule wurden im Laufe
des Jahres 5 weitere eingezogen. 2 Lehrer sind gefallen, von den
5 f eingetretenen Schülern 5.
Die O b e r r e a l s ch u l e zählte 1914/15 14 Massen gegen 15
im Vorjahre. Der Unterricht wurde, wie 1914 bereits mitgeteilt,
in 2 Schichten erteilt. 5 Zim m er standen im Gymnasium zur
Verfügung, 3 konnte die Anstalt im eigenen Gebäude benützen.
Außer den 9 Lehrern, die bei Ariegsbeginn in das Heer eintraten,
sind im Laufe des Schuljahres 3 weitere einberufen worden. Von
den Schülern der Anstalt sind 1914/15 5 gefallen.
Die R e a l s c h u l e zählte 1914/15 wie im Vorjahre 13 Massen.
Der Unterricht fand während des Schuljahres zum größten Teile
im Aulabau der Technischen Hochschule statt. I n diese Räume
mußte sich die Realschule m it der Humboldtschule teilen.
Die
Unterrichtszeit wurde zwischen beiden Anstalten abwechselnd auf
V orm ittag und Nachmittag verteilt. Außer den 8 Lehrern dieser
O
—
Anstalt, die bei Beginn des Schuljahres einberufen waren, wurden
im Laufe desselben 3 weitere eingezogen.
Die L e s s i n g s c h u l e (Höhere Mädchenschule m it Mädchen­
gymnasium) umfaßte l 9 l ^ / l 5 wie im Vorjahre 23 Massen und
zwar ^ Vorschulklassen, f2 Massen und l Oberklasse der Höheren
Mädchenschule und 6 Massen des Mädchengymnasiums. Der
Fortbildungskurs II fiel aus.
Da sich die Schule in die vor­
handenen Räume m it der Fichteschule teilen mußte und infolge
der Einberufungen M angel an Lehrkräften eintrat, ist die Stunden­
zahl in fast allen Lehrfächern in der in der Chronik für t 9 l ^
angeführten A rt für das ganze Schuljahr herabgesetzt geblieben.
Der wahlfreie Unterricht fiel aus.
Die F i c h t e s c h u l e (Höhere Mädchenschule) umfaßte
7 Massen der Vorschule und O der Höheren Mädchenschule. Auch
hier fand eine Einschränkung der Unterrichtsstunden auf allen
Stufen statt, der wahlfreie Unterricht fiel ganz aus. 7 Lehrer
traten in den ersten Mobilmachungstagen in das Heer ein, 2 wei­
tere folgten im Oktober l 9 l ^ .
l Lehrer ist gefallen.
Z n der G e w e r b e s c h u l e mußte der Unterricht im Schul­
jahr l 9 l ^ / l ä wegen des Mieges ausfallen. E r ist am t l - O k­
tober l 9 l ö in beschränkten: Umfange — Real- und Zeichenunter­
richt — m it wöchentlich 5 statt 9 bezw. sO Stunden teils in
städtischen, teils in j)rivatgebäuden, wieder ausgenommen worden.
Auch in der H a n d e l s s c h u l e w ar der Unterricht l 9 l ^ / j 5
eingestellt.
Das G y m n a s i u m zählte l 9 l ^ / l 5 l ? Massen gegen
im Vorjahre, w ahlfreier Unterricht wurde in: Englischen, Hebräischen,
in der Stenographie, im Freihandzeichnen und in: geometrischen
Zeichnen erteilt. Der wahlfreie Handfertigkeitsunterricht fiel aus.
Außer den zwei Lehrern, die, wie in der vorjährigen Chronik
bemerkt wurde, in: Mrmpfe für das Vaterland gefallen sind, sind
in: Laufe des Schuljahres zwei andere gefallen, ebenso haben
außer den s9l ^ bereits genannten drei Schüler sechs andere den
Tod auf den: Schlachtfelde erlitten oder sind ihren in: Mrmpfe
erhaltenen Wunden erlegen.
Das Znternatsgebäude des L e h r e r s e m i n a r s I wurde
bereits in: August O jH öer M ilitä rve rw a ltun g zur Einrichtung
—
62
eines Reservelazaretts überlassen. Das In te rn a t war damit für
die Dauer des Krieges aufgehoben. Das Lehrgebäude des Seminars
wurde m it Beginn des Schuljahres l 9 l ^ / l ö der Goetheschule zur
Verfügung gestellt. Die Seminaristen erhielten Unterricht im Lehr­
gebäude des Seminars II, m it dem sie sich in die Schulräume
teilen mußten. Kost und Wohnung mußten die Schüler in der
Stadt beziehen. Die Ubungsschule fand im Gymnasium Unterkunft.
Der Direktor und acht weitere Lehrer traten bei Ausbruch des
Krieges unter die Waffen oder wurden im Laufe des Schuljahres
zum Heeresdienst eingezogen.
Zwei Lehrer sind gefallen. Von
den f77 Schülern, die beim Beginn des Schuljahres anwesend
waren, traten während des Jahres W6 als Kriegsfreiwillige ein.
Neun sind gefallen, v o n den an Ostern f 9 t ä als Kandidaten
entlassenen t5 Schülern sind die meisten im Laufe des Jahres
eingezogen worden.
v o m L e h r e r s e m i n a r II wurden zwei Professoren und
zwei Unterlehrer eingezogen, ebenso der Hausmeister und der Heizer,
v o n den H67 Schülern traten fZ7 bei Ausbruch oder in den
ersten Wochen des Arieges ein. Anfangs Dezember mußten sich
zwei weitere Schüler stellen. Acht Schüler sind gefallen.
v o rn L e h r er i n n e n s e m i n a r (Prinzessin-Wilhelm-Stift)
traten bei Ausbruch des Arieges zwei Lehrer in den Heeresdienst.
Die Unterrichtsstunden beider Herren wurden teils durch freiwillige
Hilfe, teils durch Verteilung unter das Kollegium aufrecht erhalten.
N u r der Unterricht im Gesang und im Turnen mußte ausfallen,
da mehrere Schulräume für einzelne Klassen der Töchterschule und
für solche der Fichteschule zur Verfügung gestellt wurden. — Der
Zeichenunterricht wurde durch E rlaß des Ministeriums nunmehr
auch für die obere Klasse m it einer Wochenstunde verbindlich
gemacht. — Die Schülerinnen, die am Schluß des abgelaufenen
Schuljahres an der höheren Lehrerinnenprüfung teilgenommen und
diese bestanden hatten, wurden infolge des Kriegsausbruchs sofort
in den Dienst gestellt, sodaß die weitere Ausbildung während des
praktischen Halbjahres für diesmal aussiel. Dagegen verordnete
das M inisterium , daß im laufenden Schuljahre die Schülerinnen
der obersten Klasse von Februar O fS ab an einigen Wochenstundsn in die Praxis der Unterrichtserteilung eingewiesen würden.
—
65
—
I n der B a u g e w e r k e s ch u l e fiel der Untericht inr W inter­
semester
und im Somniersemester l 9 l 5 ganz aus, da dis
Räumlichkeiten für Zwecke des M ilitärs« in Anspruch genommen
wurden, lck Lehrer traten im Laufe des Jahres l 9l c hl 5 unter
die Mahnen, auch der zweite Kanzleigehilfe der Anstalt trat ein.
Über die 79 Absolventen der letzten drei Jahre liegen Erhebungen
vor. Darnach stehen 6 j im Heeresdienst, 9 fiud gefallen; H siud
als unabkömmlich in Betrieben bezeichnet.
Auch in der K u n s t g e w e r b e s c h u l e fiel der Unterricht
l 9l chl 5 aus, da die Räume dieser Anstalt ebenfalls militärischen
Zwecken dienten.
I n der V i k t o r i a - p r i v a t s ch u l e erschien am Schluß
des Schuljahres l 9l c hl 5 kein Jahresbericht.
An dessen Stelle
erhielten die Schülerinneil, Lehrkräfte und Freunde der Anstalt das
Schriftchen „Unsere Kinder und der K rieg". Das Lehrerkollegium
dieser Schule erfuhr mehrfache Veränderungen, hauptsächlich
dadurch, daß mehrere Herren anderer Anstalten, die auch an der
Viktoria-Privatschule Unterrichtsstunden übernommen hatten, in
den Heeresdienst traten und durch andere Lehrkräfte ersetzt werden
mußten.
I m K o n s e r v a t o r i u m w ar bei Beginn des Schuljahres
Z9l ^/ l 5 eine Anzahl der männlichen Zöglinge in das Heer ein­
getreten, viele Schülerinnen hatten sich dem Roten Kreuz zur Ver­
fügung gestellt. Die Vorträge über Literaturgeschichte fanden in
diesem Schuljahr nicht statt. Auch die Übungen der Grchesterklasse unterblieben. Die Vpernfchule konnte wegen M angels an
männlichen Teilnehmern größere Aufgaben nicht in A n g riff nehmen.
Sonst wurde der Unterricht in der gewohnten Weise weitergeführt.
Von privater Seite erhielt die Bibliothek des Konservatoriums
eine Reihe sehr wertvoller Bücher und Musikalien, darunter
mehrere Seltenheiten, zum Geschenk. Einem langjährigen Schüler
der Anstalt, dem Pianisten und Organisten Ludwig Kühn in Pforz­
heim, wurde das Stipendium aus der Viktor von Scheffel-Stiftung
(2000 M k.) verliehen. Die diesjährigen öffentlichen Vorträge des
Direktors der Anstalt über Musikgeschichte behandelten: „D ie
deutsche Musik im j8 . und l9- Jahrhundert".
—
—
A n der T e c h n i s c h e n H o c h s c h u l e „ F r i d e r i c i a n a "
wurde an Stelle des in den Ruhestand getretenen Professors der
Zoologie Geh. Hofrats Or. B ü ß lin der ordentliche Professor der
Zoologie an der Forstakademie Tharandt Or. A a rl Escherich
berufen. G r folgte bereits im Wintersemester (9(H/(5 einem Rufe
nach München. Für ihn wurde der Privatdozcnt an der Universität
Gießen I)r. Reinhard Demoll zum ordentlichen Professor der Zoo­
logie an der Fridericiana ernannt. A m H. August (9(H starb
der außerordentliche Professor Or. Hermann Sieveking, I. Assistent
am physikalischen In s titu t, am 26. M a i der außerordentliche
Professor der Chemie Or. Hermann Aast. H Herren erlangten
im Studienjahr (9(H/ (5 die venia 1e§en6i. Wirklicher Geh. Rat
Or. Lewald erhielt Lehrauftrag für deutsches Verfassungs- und
Verwaltungsrecht, Or. W illy Andreas, bisher Privatdozent der
Geschichte an der Universität M a rb u rg , erhielt Lehrauftrag für
Geschichte an der Technischen Hochschule hier.
Die Würde
eines Doktor-Ingenieurs ehrenhalber wurde an Professor Fritz
Rausenberger (Aktiengesellschaft Friedrich Arupp) verliehen „in
Anerkennung seiner hervorragenden technisch-wissenschaftlichen Ver­
dienste um die Aonstruktion der neueren großen Geschütze, ins­
besondere der H2 cm -M örser", und an Rudolf Hartwig „in
Anerkennung seiner hervorragenden technischen-wissenschaftlichen
Verdienste als Leiter der Geschützwerkstätte der F irm a A rupp",
außerdem an Ingenieur A a rl Benz in Ladenburg „in Anerkennung
seiner hervorragenden Verdienste um die Entwicklung der Ver­
brennungskraftmaschinen und seiner bahnbrechenden Erfindertätigkeit
auf dem Gebiete des Automobilbaues". A u f Grund einer P rü ­
fung erwarben 23 Herren den Grad eines Doktor-Ingenieurs.
Diplome auf Grund einer Prüfung wurden 5( Aandidaten
zuerkannt. Z u r Erinnerung an den (00. Geburtstag des Fürsten
Bismarck fand auf Anregung der hiesigen Hochschule am (. A p ril
( 9( 5 in Friedrichsruh eine Gedächtnisfeier sämtlicher deutscher
technischer Hochschulen statt. Prorektor M ohrm ann von der
Technischen Hochschule Hannover hielt die Ansprache. Die aus
gleichem Anlaß hier am 2 (. J u li abgehaltene Feier ist an anderer
Stelle der Chronik erwähnt.
—
65
—
3. Kunst.
Vom G r o ß h e r z o g l i c h e n H o f t h e a t e r wurden im Jahre
l 9 l 5 in Karlsruhe 273 Vorstellungen gegeben ( l 9 l ^ : 2^3;
l 9 l 3 : 278); in Baden 29 I 9 ^ : 35; l 9 l 3 : ^3). Von den
Autoren waren in Karlsruhe und Baden zusammen m it mindestens
5 Aufführungen vertreten und zwar im Schauspiel: Schiller m it s5,
Grillparzer m it sO, Laufs m it 9 , Goethe m it 7, Freitag m it 6
und Fulda, Hebbel, Lutz und Sloboda m it je 5 ; in der O per:
Richard Wagner m it 2H, w o z a rt m it lH, Lortzing m it f3, Verdi
m it s s, Jarno m it 8, Nedbal m it 7, Flotow und Waltershausen
m it je 6 Aufführungen.
Erstaufführungen fanden im Schauspiel s3 und in der Oper 6
statt. Unter jenen befanden sich „Andreas Hofer" von WalterLutz, „D ie Osterlinge" von O tto von der jDfordten, „Libussa" von
Grillparzer, „F lo ria n Geyer" von Hauptmann, „B ra n d " von
Ibsen und „K a rin ta von Orrelanden" von Franz Dülberg. Die
Erstaufführungen der Gper waren „F in a le ", dramatische Dichtung
von Albert Geiger, Wusik von Alfred Lorentz, die Operette „D as
wusikantenmädel" von Georg Ja rn o , die komische Gper „D a s
Hexlein" von J u liu s Wachsmann, die Operette „G asparons" von
willöcker, die romantische Oper „R ichardis" von Waltershausen
nnd die Operette „Leichte Kavallerie" von Suppe. Neu einstudiert
waren im Schauspiel s2 Aufführungen, darunter Goethes „Iphigenie
auf T a u ris ", „D er Verschwender" von Raimund, „D er Fremde"
von Lienhard und „D a s goldene V lies" von G rillparzer. I n der
Oper waren 6 Aufführungen neu einstudiert, darunter „Romeo
und J u lia " von Gounod, „D ie beiden Schützen" von Lortzing und
„Die weiße Dame" von Boieldieu. Von den Tänzen wurden
„w iener Tänze" dreimal, „Sonne und E rde" zweimal aufgeführt.
I m Schauspiel traten ^ Gäste auf, in der Oper 22. I n Heidel­
berg gab das Schauspielpersonal am 26. Dezember „D ie erste
Geige" von Wied und j)etersen.
A u f Befehl des Großherzogs wurden gegeben: A m 26. Ia n u a r
„Grüne Ostern" von Lee für verwundete Krieger, am sO. W ärz
„Kolberg" von Heyse, für die auf Ostern entlassenen Volksschüler,
an demselben Tage in der Festhalle ein Konzert für die Austausch­
verwundeten und am 6. J u li Lessings „M in n a von Barnhelm"
für verwundete Krieger. Nach Wiedereröffnung der Spielzeit
erhielten die Verwundeten Freivorstellungen am H. November
(„Der Waffenschmied" von Lortzing) und am 5. Dezember („Undine"
von Lortzing). Ferner wurden an Verwundete (Offiziere und M a n n ­
schaften) Freikarten zu einzelnen Vorstellungen abgegeben.
Z u r Einführung in die Dichtung fanden Vorträge statt: A m
1H. November vor der Uraufführung von Waltershausens „ Richardis",
am 18. November vor der Erstaufführung von Dülbergs „K a rin ta
von Drrelanden" und am (2. Dezember zur Aufführung von
Hebbels „Herodes und M ariam ne ".
Zn den Verband des Hoftheaters sind im Berichtsjahre neu
eingetreten der Dram aturg und Spielleiter Z . E . poritzky, die
Schauspieler P aul Essek, P aul M ü lle r und Hans Kraus, die
Schauspielerin Eleonore Dröscher, Kapellmeister W ilhelm Schweppe
und Solorepetitor Bernhard Seidmann. Z n den Ruhestand traten
Kammermusiker P aul Klupp und Schauspieler Zoseph M ark. Die
Totenliste verzeichnet das Ableben von drei Personen, unter ihnen
Hofschauspieler a. D. A dolf Hallego, der am 8. Dezember in
Hannover gestorben ist.
Z m K o l o s s e u m gab während des M onats Oktober Zoseph
M eths bayerisches Bauerntheater Volksstücke, Possen m it Gesang
u. dgl. — Vom (6. bis 30. November fand daselbst ein Gesamt­
gastspiel des „Deutschen Theaters" aus Köln statt. Schwänke und
Lustspiele wurden aufgeführt. — Während des M onats Dezember
gab das Berliner Apollotheater unter Direktion von Alfred Dedak
Operetten — Possen im Kolosseum.
Von anderen t h e a t r a l i s c h e n A u f f ü h r u n g e n werden
hier folgende erwähnt: A m 13. und (6. M a i wurde im St. AnnaHaus als Wohltätigkeitsaufführung „ M a r ia V irg o ", Geistliches
Schauspiel m it Gesang von M . Fels gegeben. — Zm Gesellen­
haus gab man das soziale Schauspiel „Mädchenschutz" von
M . Rein. — A m (3. und 20. Zum wurde in der ZungfrauenKongregation als Wohltätigkeitsaufführung zugunsten der im Felde
stehenden Krieger das Lustspiel aus dein Kriegsjahre 191^/15
„G eheilt" von Z . Hartmann gegeben. — Z m katholischen Gesellen-
67
—
verein fand am sO. und s7. Oktober eine Wohltätigkeitsaufführung
statt: „Die Brüder", Kriegsdraina in vier Aufzügen von Helene
Tullius. — Am sc. und 2H. Oktober wurden im katholischen
Iugendverein der Oststadt zugunsten der im Felds stehenden Krieger
zwei Stücke gegeben: „A n den Masurischen Leen", Tragödie aus
dem Völkerkrieg sHsH von Friedrich Schare, und „ E in Pagenstreich",
Lustspiel von Georg Niedennayer. — A m 7., sH. und 2 s.
November gaben die Schülerinnen des St. Iosephshauses zugunsten
armer Kinder der Kinderschulen das Schauspiel „D ie Hl. Elisabeth,
Landgräfin von Thüringen". — I n der Weihnachtswoche wurde
im katholischen Iugendverein der Südstadt das Volksbild aus den
Tiroler Freiheitskämpfen „Peter M a y r, der W irt an der M a h r"
gegeben. — I m katholischen Gesellenverein wurde „D er Stern von
Betlehem", Krippenspiel in H Aufzügen, aufgeführt.
Das H o f o r c h e s t e r gab im Berichtsjahre folgende Konzerte.
A m 3. Februar Vaterländisches Konzert zum Besten des Roten
Kreuzes und der Kriegsnotleidendeu unter Leitung des General­
musikdirektors P rof. P hilip p W olfrum aus Heidelberg und des
Hofkapellmeisters Alfred Lorentz. Solisten: Amelie Klose (Klavier),
Hans Siewert. T h o r: M itglieder der „Liederhalle", des Lehrer­
gesangvereins, eingeladene Damen und Knaben. s. Friedrich Alose:
Festzug für großes Orchester. 2. J u liu s Weißmann: K lavierkonzert in L-O ur. 3. Felix Weingartner: A us ernster Zeit,
Ouvertüre. H. Alfred Lorentz: Kriegslieder für Tenor m it Klavierbegleitung: u. Den gefallenen Ariegern ( w . Hauff), b. Jungfer
Lüttich (P. Ansgar pöllmann), c. Der Sieger von Longwy
(L. Ganghofer), 6. Ostpreußisch (Rudolf Herzog). 5. P hilipp
W o lfrum : Kriegerische Marschrhythmen sHlH m it volkstümlichem
Schlußgesang „A n den Kaiser" (Ludwig Rittenberg). Vom Rein­
erlös mit 250 M k . wurde den bedürftigen Kriegerfamilien s50 M k.
und dem Roten Kreuz sOO M k . überwiesen. A m 5. M ä rz
Konzert für die aus Feindesland zurückgekehrten, in der Festhalle
untergebrachten Verwundeten. A m 2 s. A p ril Vaterländisches
Konzert zum Besten des Roten Kreuzes und der Kriegsnot­
leidenden. Solisten: M e litta Heim von Frankfurt a. M ., Hof­
musiker E m il weimershaus (Violine).
s. K a rl Goldmark:
Ouvertüre zu „Sakuntala". Z um Gedächtnis des- Komponisten,
5*
—
68
—
gest. 3. J a n u a r (9(2. 2. M o z a rt: Arie aus „D ie Entführung
aus dem S erail", „M a rte rn aller Arten".
3. CH. Sinding:
Violinkonzert in ^ -O u r (zum erstenmal). H. Lieder m it Drchesterbegleitung: u. E . d'A lbert: Wiegenlied, d. G. M a h le r: Wer
hat dies Liedlein erdacht? o. Lch pfitzner: Verrat. 5. B rahm s:
Zweite Sinfonie in O-Our. — A n: 5. November Festkonzert zur
Feier des Geburtsfestes der Großherzogin, f. M o za rt: Serenade
in O-Our.
2. H. W . von Waltershausen: Drei weltgeistliche
Lieder für hohen Sopran und kleines Orchester. Uraufführung,
a. Ic h sehe dich in tausend Bildern (Novalis), b. E in neues
Pilgerlied (aus „Des Anaben Wunderhorn"), c. M a ria auf dein
Berge (Dichter unbekannt). Frau Beatrice Lauer-Aottlar. 3. Beet­
hoven: Dritte Sinfonie in Ts-Our (Eroica). — Am (. Dezember
Sinfonie-Aonzert. Leitung: Generalmusikdirektor Fritz Steinbach.
(. Beethoven: Sinfonie N r. 8 T-Our. 2. Io h . Sebastian Bach:
Brandenburger Aonzert N r. 3 O-Our für 3 Violinen, 3 Violen,
2 Eelli und Bässe in voller Streicherbesetznng.
3. B rahm s:
Sinfonie N r. ( O-NoU.
Von k i r c h e n m u s i k a l i s c h e n D a r b i e t u n g e n sind folgende
zu nennen: A m 3. Ja n u a r veranstaltete Aonzertsängerin Elisabeth
Gutzmann in der Lutherkirche eine kirchenmusikalische Andacht.
Die Gesangsoli trug F rl. Gutzmann vor.
Die Orgelvorträge
spielte Theodor Barner. Stadtpfarrer Weidemeier sprach die
Schriftlesungen. A m Schluß der Andacht wurden zugunsten der im
Felde stehenden Arieger Gaben gesammelt. A m 7. M ärz veran­
staltete F rl. Gutzmann in der Schloßkirche zugunsten des Roten
Areuzes eine musikalische Andacht.
P rogram m : Passionsmusik
von Bach, M ozart und ein neues Werk von Rohrich. Mitwirkende:
Elisabeth Gutzmann, Theodor Barner, E lly Aron (Mezzo),
Eugenie Albner (Violine) und ein Frauenterzett. — Am 2H. Februar
fand in der Schloßkirche eine musikalische Andacht statt, zu der
auf Veranlassung der Großherzogin Luise sämtliche hier befindlichen
verwundeten Offiziere und Mannschaften, soweit sie ausgehfähig
waren, eingeladen worden waren. Das Programm bestand in
Orgelspiel (A a rl He-fse) und Gesangsvorträgen von F rl. Zohanna
Hillitzer und Anton Aohmann, beide aus Frankfurt a. M . — Am
28. M ä rz (Palmsonntag) gab der Verein für evangelische Airchen-
- -
69
—
musik in der Stadtkirche unter der Leitung des Lhormeisters M a x
Thiede ein Passionskonzert. Eröffnet wurde m it dem Bachschen
Präludium und Fuge O -N oll, die Organist K a rl Rinderknecht
vortrug. Der T hor sang „Selig sind des Himmels Erben" von
Rinckh, ferner die Passionskantate „Christus ward gehorsam bis
zum T o d " von Großjohann, endlich der T hor der Friedensboten
aus Handels „P a u lu s " und den Psalm f03 „Lobe den Herrn
meine Seele" von Rudnick. Frau Lina Dietrich (Sopran) sang
außer dem Solo in der Passionskantate Stücke von Hollaender,
Ferdinand Hummel und die Hymne von Henschel „H err, laß uns
kämpfen, laß uns siegen".
Hofopernsänger M a rtin M ilhelm
(Tenor) trug Lieder von Beethoven, Mermann und Kienzl vor.
Die Begleitung der Tollsten und der Thöre hatte Theodor Barner
inne. Dem zahlreich besuchten Konzerte wohnte auch der Großherzog
an. — A m 3 s. M ä rz veranstaltete Elisabeth Gutzmann auf
Mansch der Großherzogin Luise in der Schloßkirche ein Passions­
konzert, zu dem die verwundeten Krieger sämtlicher hiesiger Lazarette
eingeladen waren. Großherzogin Luise wohnte dem Aonzerte an,
auch die Damen des Frauenvereins, vom „Roten Areuz" und
viele Pflegerinnen und Schwestern hatten sich eingefunden. Das
Programm bestand in Orgelspiel von Theodor Barner, Gesangs­
vorträgen von F rl. Gutzmann, wobei Kammermusiker P aul
Kämpfe die Oboe spielte, und einein Violinsolo von F rl. Margarete
Schweikert. — A m 2. A p ril (Karfreitag) gab der T hor der
Thristuskirche ein Kirchenkonzert. Theodor Barner spielte das
Regersche Thoralvorspiel: „ O M elt, ich muß dich lassen", worauf
der Thor die Kantate von Vincenz Lachner „M a s ist der Mensch
auf Erden?" sang. Der musikalische Leiter des Thors w ar Hans
Vogel.
Das O ratorium „D er Jüngling zu N a in " von R.
Schwalm schloß das Konzert. Solisten: Frau Hildegard GroßkopfSchumacher, Liesl Pfeifer, H. Hertenstein und Eduard Meier. —
Ebenfalls am Karfreitag fand in der evangelischen Kirche des
Stadtteils Rintheim ein vom dortigen Kirchenchor veranstaltetes
Mohltätigkeitskonzert zugunsten der Kriegswohlfahrt statt. M usik­
lehrer Friedrich Merz hatte die Drgelpartie übernommen. Konzert­
sänger Eugen I l g (Baß) trug eine Arie aus dem Mendelssohnschen
O ratorium „P a u lu s " vor, sowie drei geistliche Lieder. Lazarett­
—
70
—
inspektor M a x Goldstein (Violine) bot den Vortrag von Handels
„L a rg o " und eines „^.mäanke reli^io so" von Rossini. Der Krrchenchor sang unter Leitung von Hauptlehrer Friedrich Brüstle inehrere geist­
liche Lieder. Der Reinertrag m it sHO M k. stel hälftig dem Roten Kreuz
und der Kriegsunterstützungskommission der Stadt zu. — A m 9 . M a i
veranstaltete der Verein für evangelische Kirchenmusik in der Stadtkirche eine musikalische Andacht. M it einem „?r.n6 aMe reli^ioso"
für Streichorchester und O rgel von Kühnel wurde begonnen. Der
Frauenchor des Vereins sang zuerst Schuberts „Heilig, heilig ist
der Herr", sodann eine neue Komposition von M a x Thiede
„Mache mich selig, 0 Jesu" und später von Kühnhold „N u n aber
bleibet Glaube, Liebe, Hoffen". F rl. Hermine Weber (Sopran)
sang das „Gebet des Herrn" von Hollaender, später ein Gebet
von Hiller und eine Hymne von Henschel. M a x Thiede spielte
ein „A d a g io " für Violine von Grabner. Vorgetragen wurden noch
zwei lyrische Stücke für D rgel und Streichinstrumente von Kistner
und Händels „L a rg o ". Die Andacht, die von Gemeindegesang
und Schriftlesung des Geistlichen umrahmt war, schloß m it dem
Segen. Tine zweite musikalische Andacht desselben Vereins fand
mn s3. Oktober in der Stadtkirchs statt. Organist K a rl Rinder­
knecht leitete m it dem Präludium in K -N o ll von Bach die Andacht
ein. Nach einem Gemeindegesang trug der Frauenchor des Vereins
eine neue Komposition des Vereinschormeisters „W ie groß dein
Leid auch sei" vor und sang später, „Laßt die Hügel uns umwandern"
von Neukomm, zum Schluß das eben erwähnte von Kühnfeld
„N u n bleibet" usw. F rl. Berta Schumacher (Sopran) sang das
„V a ter unser" von Krebs, ferner zwei geistliche Lieder von Schubert
und Thiede. Franz Ja hn bot den Vortrag des „L a rg o " für Piston.
Stadtpfarrer Kühlewein sprach die Schriftlesung. Bei beiden
Veranstaltungen wurden beim Ausgang aus der Kirche freiwillige
Spenden für die Kriegshilfe erhoben. — Am 2 s. November (Bußund Bettag) veranstaltete der Verein für evangelische Kirchenmusik
in der Stadtkirche ein Kirchenkonzert. Mitwirkende Solisten: Frau
Tläre von Tonta-Gräbener (Sopran), Tugen I l g (Baß), Hans
Heiligenthal (Harfe), Oskar Hornruth (Flöte), Theodor Barner
(Orgel). Musikalische Leitung M a x Thiede. Dem Konzert wohnte
das Großherzogspaar und Großherzogin Luise an. Der Reinertrag
—
7(
—
aus den Eintrittsgeldern und der am Ausgang der Kirche erhobenen
freiwilligen spenden wurde der Kriegshilfe überwiesen. — Ebenfalls
am 2(. November veranstaltete der Ehor der Ehristuskirche ein
Konzert unter M itw irku n g von F rl. Elisabeth Gutzmann (Sopran),
F rl. Margarete Schweikert (Violine) und Hans Vogel (Orgel).
Aus der Tätigkeit d e r m u s i k a l i s c h e n V e r e i n e ist
folgendes zu berichten: Der B a c h v e r e i n veranstaltete am
20. Janua r in der evangelischen Stadtkirche unter der Leitung von
M a x Brauer ein Aonzert zugunsten des Roten Areuzes und der
Familien der Kriegsteilnehmer. P rogram m : Phantasie m it Fuge
aus op. s67 für die Orgel von Franz Lachner; „ E s gibt so lange
Zeiten", Gedicht von N ovalis, Gesang für Ehor m it Orchester­
begleitung von Friedrich K ie l; E in deutsches Requiem, op. H5,
von Brahm s. Ausführende: Kammersängerin Beatrice LauerK ottlar (Sopran), Kammersänger M a x Büttner (Baß), Theodor
Barner (Orgel). Der Ehor des Bachvereins. Das Hoforchester.
Der Reinertrag ergab H60 M k. Z u demselben Mohltätigkeitszweck
wurde ein zweites Konzert am sH. A p ril in der evangelischen
Stadtkirche abgehalten. Z u m V ortrag kam Passionsmusik nach
dem Evangelisten Johannes von Io h . Seb. Bach. Aus führende:
Konzertsängerin Frau Hildegard Großkopf-Schuhmacher (Sopran)
von hier, Konzertsängerin Margarete Gaede von Freiburg (A lt),
Hofopernsänger Hans Siewert (Tenor. Evangelist), Kammersänger
Büttner (Ehristus), Konzertsänger Eduard M eier aus B erlin
(Baß. Pilatus, Petrus usw.), Theodor Barner (Orgel). Der Ehor
des Vereins. Das Hoforchester. E in drittes Konzert des Vereins
wieder zu dem gleichen Mohltätigkeitszweck fand am 8. Dezember
im großen Saal der Eintracht statt. Vorgetragen wurde Zosua,
O ratorium von Georg Friedrich Händel. Ausführende: Hofopern­
sängerin Therese Müller-Reichel (Sopran), Hofopernsängerin M a r ­
garete Bruntsch (A lt), Hans Siewert, M a x Büttner, Theodor
Barner (Klavierbegleitung der Rezitation). Der Ehor des Vereins.
Das Hoforchester. Dem Konzert wohnte der Großherzog an. —
Die ordentliche Mitgliederversammlung des Bachvereins fand am
30. September statt. Der Vorsitzende gedachte zunächst der im
Felde gefallenen H M itglieder des Vereins, sodann teilte er mit,
daß der Verein aus den 3 Mohltätigkeitskonzerten ,(2(0 M k.
—
72
—
abgeliefert habe. Die satzungsgemäß ausscheidenden Vorstands­
mitglieder wurden wiedergewählt. A n stelle des gefallenen Ober­
revisors Ludwig Seltsam wurde Obersteuerinspektor O r. Gustav
Aaiser zum Schriftführer gewählt.
Der Gesangverein „ B a d e n i a " hielt am 7. Februar einen
vaterländischen Familienabend ab.
A u t dem DeutschmeisterMarsch von Iu re k wurde begonnen, es folgte die Ouvertüre aus
„ M a r th a " . Daran reihten sich einige Männerchöre. M itgeteilt
wurde, daß f50 M itglieder unter der Fahne stünden. Eine
Sammlung von Spenden zur Beschaffung von Liebesgaben ergab
den Betrag von 56 M k . 50 P f.
Die „ C o n c o r d i a " veranstaltete am 12. M a i anläßlich
ihres HO. Stiftungstages einen vaterländischen Abend.
Ehöre,
darunter „Christenglaube", „Steh' fest, du deutscher Eichenwald",
„Nachtlied der Arieger" wurden vorgetragen. Das M itglied Ade
trug B aß-S oli vor, darunter „D ie beiden Grenadiere", „ O Is is
und O siris" und „ I n diesen heil'gen Hallen". M itgeteilt wurde,
daß über sOO Vereinsmitglieder zum Heere einberufen worden seien.
Der I n st r u m e n t a l v e r e i n gab am 23. Februar ein
Aonzert (E rtra g der Eintrittskarten für Nichtmitglieder zugunsten
des Roten Areuzes). M itwirkende: F rl. Liesl Pfeifer (Gesang),
F rl. Sophie Schradi (Alavier). Das Vereinsorchester. Musikalische
Leitung: Musikdirektor Theodor M unz. Vortragsfolge: l- Con­
certo grosso in A -V ur op. 6 von Händel. 2. Arie der Penelope
aus „Odysseus" von M a x Bruch. 3. Septett in O -N oll für Alavier,
Flöte, Oboe, Horn, Viola, Cello und Baß von I . Nep. Hummel.
H. Lieder von Brahm s. 5. Haffner-Hochzeit, Serenade in I)-V u r
von M ozart.
E in zweites Aonzert des Vereins zu demselben
Wohltätigkeitszweck fand am 23. M ärz statt. Vortragsfolge:
V I. Symphonie in C -Vur von Schubert, V iolin-S oli von d'Ambrosio,
Areisler, Händel, M ozart und Reger. Brautlieder von Hermann
Anierer. Ouvertüre zu Ruy B las op. 95 von Mendelssohn.
M itw irkends: Frau Else Direnberger (Violine), F rl. Anna Heil­
mann (Gesang). Das Vereinsorchester. Leitung Theodor Munz.
E in drittes Aonzert hielt der Verein am 30. Oktober ab. Begonnen
wurde m it der C horal-V ariation aus der Bachschen Aantate
N r. 1H0 „wachet auf, ru ft uns die Stimm e". Sodann folgte
—
73
—
ein Präludium, Arie und Fuge von Z . Aaspar Ferdinand Fischer
(bad. Hofkapelbneister in Rastatt f695— f7^0) in der Streich­
orchester-Bearbeitung von Hugo Rahner, der selbst den A lavierteil in feldgrauer Uniform ausführte. Außerdem wurde vorge­
tragen „E ine kleine Nachtmusik" von M ozart. A ls Solistin sang
F rl. Aaercher (Sopran) ein Arioso von Gluck sowie Lieder von
Bach und von Luise Reichardt.
Der Gesangverein „ L a s s a l l i a " hielt am 26. Dezember eine
Elbendunterhaltung ab, die erste Veranstaltung seit Ausbruch des
Arieges. Geboten wurden Männerchöre, die dem Ernste der Zeit
entsprechend ausgewählt waren, und Grammophon-Soli. M itglied
Schwall hielt eine Ansprache. Aus den: Verein sind, wie der
Vorsitzende Robert Airtschnick berichtete, insgesamt 203 Mitglieder,
davon 87 aktive, zur Fahne einberufen,
sind gefallen.
Vom L e h r e r g e s a n g v e r e i n liegen für das Berichtsjahr
nur Ariegsmitteilungen vor.
B is zum s. Gktober waren
Mitglieder des Vereins zun: Heeresdienst eingerufen; davon
standen s2H an der Front, sH sind gefallen. Verwundet wurden
ebenfalls ss), 5 gerieten in französische Gefangenschaft. Der Verein
schickt jeden Samstag an seine Feldzugsteilnehmer Liebespakete ab.
M ehr als sOOO solcher Päckchen sind bis s. Gktober versandt
worden.
Die „ L i e d e r h a l l e" veranstaltete an: 9- M ä rz in der Fest­
halle, in der ein großer Teil der aus Feindesland zurückgekehrten
Ariegsin validen, unter ihnen sO blinde, untergebracht waren, zur
Begrüßung ein Aonzert. A m 20. M ä rz gab die Liederhalle in:
großen Saale der Festhalle ein vaterländisches Aonzert. F rl. E lly
Schmidt trug einen das deutsche Lied feiernden Vorspruch von
Ferdinand Dietz vor, worauf der Verein verschiedene Ehöre sang,
darunter den von August Hecht gedichteten, von Ludwig Aeller
vertonten Hymnus „Zeppelin", dann „Deutsches Ariegslied" von
N). Bernhagen. Aammersänger Zan van Gorkom trug Ariegs-lieder vor, darunter von Alfred Lorentz „D er Sieger von Longwy",
sodann Löwesche Balladen und Lieder von Thuille, Trunk und
Hugo Mols. Professor Anton Aarle begleitete auf den: Alavier.
Pianistin F rl. M athilde Roth spielte das L-Our-Andante m it V a ria ­
tionen von Schubert, die Große Polonaise op>. 22 von Chopin
-
—
und das „Schlummerlied" des gleichen Komponisten.
Am
s6. Dezember feierte der Verein sein 74 . Stiftungsfest m it einem
Konzert in, neuen städtischen Konzsrthaus. A u f den, Programm
standen die Männerchöre: „D a s Kirchlein" von L. Becker „ Ave
M a r ia " von Robert Franz, „Kechbergscher Reiter" von Fran
Zureich, „Schlachtlied der Assassinen" von Ludwig Baumann,
„Kam erad, komm" von Klughardt, „M innelied" von Adam dez
la Haie, „Altniederländisches Lied" von Eduard Kremser und
„H e il dir, heil, mein Vaterland" von W ilhelm Speidel. Konzert­
sängerin M a ria M o ra von Goetz aus Berlin sang das Wiegenlied
der Hirten an der Krippe von G . Reinrann, „Zuneigung" von
Richard Strauß, sowie Lieder von Brahm s. Geigsnkünstler Duci
von Kerekjarto aus Budapest spielte Kompositionen von Mendels­
sohn, Sarasate und Hubay.
Klavierbegleitung von v r . Gtto
Neitzel aus Köln. Dem Konzert wohnte das Großherzogspaar
und die Großherzogin von Luxemburg an. A ls Ausklang des
Stiftungsfestes fand an, sH. in, Vereinssaal ein Familienabend
statt m it Ansprache und verschiedenen musikalischen Darbietungen.
Z m Verlaufe des Abends war auch der s. Präsident, Rechts­
anwalt Joseph Hug, erschienen, der eine Schilderung aus der
Westfront entwarf. — Die ordentliche Mitgliederversammlung des
Vereins wurde an,
M a i abgehalten.
Der 2. Präsident,
K a rl Münchbach, erstattete den Jahresbericht, gedachte der zahl­
reichen im Felde stehenden M itglieder und der im Kampfe Ge­
fallenen. Lhormeister Ludwig Baumann wurde anläßlich seiner
zehnjährigen Tätigkeit eine besondere Ehrung zuteil. Die darauf
folgende Neuwahl des Vorstandes ergab die einmütige Wiederwahl
der Vereinsleitung.
Der „ L i e.d e r k r a n z" veranstaltete am 24 . A p ril im kleinen
Saal der Festhalle ein Konzert.
Der Abend wurde durch eine
Huldigung an Bismarck eingeleitet.
Die Verse des Gesanges
stammten von den, Thormeister Heinrich Lassin,ir. Dann folgten
Volkslieder, Gesänge nach Dichtungen Goethes, das Grenadierlied
von Heinrich Tassimir und vaterländische Dichtungen. F rl. Hedwig
W irthw ein von hier (Sopran) trug verschiedene L o li vor. Pianist
Hermann Drews spielte zwei Klavierwerke eigener Kon,Position.
Das Konzert wurde zugunsten der städtischen Kriegshilfe am
—
75
—
f. M a i wiederholt. Am 28. November gab der Verein zugunsten
der Ariegsinvaliden-Fürsorge in der evangelischen Stadtkirche ein
Aonzert. Arno Landmann von M annheim spielte die O -N ollj)hantasie von Bach und andere Orgelpartien. Sopranistin Adele
j)a u l vom Hoftheater sang neben anderen: das Händelsche „ O hält'
ich Iu b a ls Harfe" und „A n die M usik" von Schubert. Theodor
Röhmeyer begleitete die Gesänge auf der Orgel. Der Männerchor
des Vereins trug das Mendelssohnsche „H e rr! Du bist G o tt" vor,
sodann Lieder von Brahm s, Schubert und zun: Schluß „G o tt
ist inein Lied" von Beethoven. — A n: 2. M a i hielt der Verein
Mitgliederversammlung ab. I n den: Geschäftsbericht über das
Vereinsjahr (s- ^ Im z
— l9s5) wurde mitgeteilt, daß der
Verein außer den erwähnten Aonzerten fO verschiedene in Lazaretten
gab, zun: Teil unter M itw irku n g von Solisten. Die Neuwahl
des Vorstandes ergab einmütige Miederwahl.
Der Sängerbund „ V o r w ä r t s " hielt an: 27. Februar
Generalversammlung. Aus den: Berichte ging hervor, daß bis
dahin gegen 200 Mitglieder in: Felde standen. Sie wurden öfter
m it Liebesgaben bedacht. Gefallen sind O Mitglieder.
In :
Anschluß an die Versammlung hielt A a rl Bönning einen Vortrag
über das Thema: „ M i t den: badischen Meihnachts-Liebesgabenzug
nach der Mestfront".
Außer den genannten Darbietungen fanden, soweit sie öffentlich
bekannt gegeben wurden, folgende A o n z e r t e statt, die meisten zu
wohltätigen Zwecken: An: s. Ja n u a r veranstaltete der V e r e i n
f ü r e v a n g e l i s c h e A i r c h e n m u s i k in: Lazarett der B a u ­
gewerkeschule eine musikalische Aufführung. Eröffnet wurde m it
den: Liede „ M i r glauben all an einen G o tt". E s folgten Frauen­
chöre und genaschter Thorgesang. Frau Lina Dietrich trug mehrere
Soli vor, darunter „Landsturmmanns Abschied" und „D er deutsche
G ruß" von M a x Thiede, sowie „M ein : die Landwehr kommt"
von F r. Artiger. Dann hielt der Vereinspräsident, Hofgarten­
direktor Gräbener, eine Ansprache, die m it einen: Hurra auf Aaiser
und Großherzog ausklang. Den Schluß bildete der gemeinsame
Gesang „Deutschland, Deutschland über alles". — Zugunsten des
Roten Areuzes fand in: M u s e u m an: 6. Jan u a r ein Aonzert
statt. Mitwirkende: Frau Helene Siegfried-M artini von Berlin
—
76
—
(Gesang), F rl. Alice Krieger (Klavier), Kammerrnusiker Heinrich
M ü lle r (I. Violine), Hofmusiker W illy Glagow (II. Violine), Hof­
musiker G ttom ar Voigt (I. Bratsche), Hofmusiker Bruno Voigt
(II. Bratsche) und Hofmusiker Ernst Meyer (Eello). Vorgetragen
wurden Werke deutscher Meister 163^— 1856. — A m 16. Januar
gab die Pianistin B e r t h a W e i l l zugunsten des Roten Kreuzes
ein Konzert im Vereine m it Hofopernsängerin Therese M üllerReichel, Hofkapellmeister Alfred Lorentz und den Hofmusikern E m il
Weimershaus (Violine) und Joseph Keilberth (Eello). A m Klavier
Professor Anton Karle.
P rogram m : Kammermusikwerke von
Schumann und Haydn. Lieder von Schubert und Lorentz. Klavier-,
Violine- und Cello-Soli. — Von den sechs Aufführungen
Beethovenscher Kammermusikwerke, die Hofrat H e i n r i c h G r d e n ­
stein im Saale des Konservatoriums zugunsten des Roten Areuzes
und der Fam ilie Einberufener veranstaltet hatte, fanden zwei im
vergangenen Jahre statt, wie in der Chronik von 191H erwähnt
ist, die vier übrigen im Berichtsjahre und zwar am 18. Januar,
17. Februar, 13. M ä rz und 28. A p ril. A m ersten wirkten m it
F rl. Elisabeth Gutzmann (Gesang), sowie Aammervirtuos Heinrich
M ü lle r (Violine) und Aammermusiker P aul Trautvetter (V iolincello), am zweiten Therese Müller-Reichel, sowie die Kammer­
virtuosen Heinrich M ü lle r und Z u liu s Schwanzara (Violincello),
am dritten Aonzertsängerin M a ria M o ra von Götz aus Berlin
und die beiden Kammervirtuosen und am vierten Kammersänger
M a x Büttner, Heinrich M ü lle r, Hofmusiker Ludwig pagels (Viola)
und P aul Trautvetter. Vorgetragen wurden in den vier Konzerten
Werke von Beethoven, Dvorak, Brahm s, Schubert, Richard Strauß,
Reger, Hermann und Löwe. Endlich veranstaltete Hofrat Grdenstein
am 13. Dezember für Zwecke der Kriegsfürsorge eine KammermusikAufführung. M itwirkende: M a ria M o ra von Götz, Heinrich M ü lle r
und J u liu s Schwanzara. P rogram m : Violincellsonat 8 -Vur op. H3
von Mendelssohn, T rio Ks-Our op. WO von Schubert und Gesangs­
vorträge. — A m 10. Februar veranstaltete Violinist G t t o m a r
V o i g t ein Konzert zum Besten des Roten Kreuzes und des Roten
Halbmondes unter M itw irku n g von Kammersänger J a n van Gorkom
(Gesang), F rl. Alice Krieger (Klavier) und Musikdirektor Georg
Hofmann (Klavier). P rogram m : Werke von M ozart, Schumann und
—
?7
—
Richard Strauß. — A m ( 8 . Februar gab Flötenvirtuos Konzertmeister R u d o l f T h i e s ein patriotisches Konzert unter M itw irku n g
von Hofopernsängerin Grete Finger, Hofschauspielerin M a ria
Geuter und Hofkapellmeister K a rl Walther. Gin Teil des E rtrags
war für arme Hinterbliebene gefallener Krieger bestimmt. -— A m
20 . Februar gab Professor W i l l y B u r m e s t e r ein Konzert,
dessen E rträgnis Zum Besten eines Zigarren- und Zigaretten-Fonds
für Soldaten im Felde bestimmt war. P rogram m : ^.-Our-Sonate
von Brahm s. O-iVloll Konzert von Bruch. Kleine Stücke von
M ozart, Beethoven, Brahm s, Hummel und Gossec in Burmesters
Bearbeitung. Z um Schluß paganinis „Hexentanz". Die Begleitung
führte Emeric A ris aus Wien durch, der in Bachs Präludium
und Mrgelfuge auch als Solist auftrat. A m 9 . November gab
Professor Burmester ein zweites Aonzert. P rogram m : Sonate
OIVloll für Violine und Klavier. von Grieg. Aonzert T^-Noll für
Violine von Raff. Kleinere Stücke alter Meister in Burmesters
Bearbeitung. Am Klavier W . Alasen. — A m 2 . M ärz ver­
anstaltete der Pianist L u d w i g K ü h n ein Wohltätigkeitskonzert.
E r spielte Werke von Bach, Schubert, Beethoven und Ehopin. —
A m H. M ä rz gab Kammersänger H e i n r i c h H e n s e l einen
volkstümlichen Richard-Wagner-Abend. E in T eil des Reinertrags
floß der städtischen Kriegshilfe zu. — Einen zweiten Wagnerabend
veranstaltete Heinrich Hensel in Verbindung m it Hofrat Or.
Alexander D illm aun am 29 . November. — A m 8 . M ä rz ver­
anstalteten F rl. E l i s a b e t h M o r i t z (Klavier) und F rl. P a u l a
I m l e (Violine) unter M itw irku n g von J u liu s Schwanzara
(Violineello) einen T rio - und Sonaten-Abend zeitgenössischer K o m ­
ponisten zugunsten der Hinterbliebenen im Kriege Gefallener. V o r­
getragen wurden Werke von Erich Korngold, Reger und P aul
In o n . — Am 30. M ärz fand im Museum ein populärer KlavierAbend des hessischen Kammervirtuosen W i l h e l m B a c k h a u s statt.
P rogram m : Bach: Italienisches Konzert. Beethoven: Sonate
Lis-N oll (Mondscheinsonate). Schumann: Papillons. Mendels­
sohn: Frühlingslied, Spinnerlied, Konäo oapricioso
Thopin:
Etüden aus op. 25 und op. ( 0 , Berceuse, prelude Ks-Our, Ballade
^s-O ur. Schubert: Im p ro m p tu Z-Our. Schubert-Tausig: M ilitä r ­
marsch. Am ( 6 . Oktober gab W ilhelm Backhaus einen zweiten
78
Klavier-Abend. Progranrnn Schubert: Wanderer-Phantasie. Chopin:
K-Noll-Sonate.Schumann: „D erLlbend",„2lufschw ung",„W arunr",
„T raum es W irren". W eber-Brahm s: kerpetuum mobile. Liszt:
„Liebestraum" und „Tam panella". — W itte A p ril fand im
R e s e r v e - L a z a r e t t d e r K u n st ge w e r b e s ch u l e ein musi­
kalischer Abend m it V io lin -, Gesangs- und Klaviervorträgen
statt. F rl. von Scheffel sang einige Lieder. Zwei Damen des
Pflegepersonals boten einen V iolinvortrag. Der Verfasser des
„Landsknechtliedes", Zntendanturrat Ahlemann, rezitierte einen
Teil seiner Gedichte.
Frau Ahlemann trug ein Melodrama
ihres Gatten „Kriegerglaube" vor. — A n : 17. A p ril veran­
stalteten Hofrat Or. A l e x a n d e r D i l l m a n n (Klavier) und
M a x K r a u ß (B ariton) einen Richard-W agner-Abend. —
A m 23. A p ril veranstaltete die M u se u m s g e s e l l s ch a f t
zugunsten des Roten Kreuzes ein Konzert. Violinist Fritz H irt
und Pianist G tto Voß, beide von Heidelberg, trugen Werke von
Beethoven, Bach, Brahm s und Schubert vor. — A m 3. M a i
fand ein Konzert der Kammersängerin H e r m i n e B o s e t t i von
München (Sopran) und des Violinisten J o s e p h S z i g e t t i statt
unter M itw irku n g von Wolsgang Ruoff (Klavier). — A m l 6 . M a i
wurde im Museum ein W o h l t ä t i g k e i t s k o n z e r t der K i n d e r
zum Besten der Kriegsinvaliden und der Krüppelfürsorge veran­
staltet. Gm von Frau von Freydorf gedichteter Prolog wurde
vorgetragen, dann folgten Lieder, Tänze und Reigen der Kindre
und von Schülerinnen der Kahnschen Musikschule. Den Schluß
bildete die Huldigung vor der Büste der Großherzogin Luise.
Das Konzert wurde am
wiederholt. Der Reinertrag
beider belief sich auf l 696 M k. Hiervon wurden 600 M k. der
Großherzogin Luise für die Stiftung Witwentrost überreicht, je
5 -8 M k . fielen den genannten Wohltätigkeitsanstalten zu. —
M a r g a r e t e S c h w e i k e r t (Violine) gab am f 8 . M a i ein
Konzert zugunsten der Hilfsstelle für heimkehrende Ausländsdeutsche
unter M itw irk u n g von M a rtin W ilhelm (Gesang) und Hugo
Rahner (Klavier). Zwischen einer Violinsonate von Zoh. Seb.
Bach und einer solchen von M a x Reger wurde eine Liederfolge,
Komposition von F rl. Schweikert, vorgetragen. — A m 7. J u n i
veranstaltete der hiesige K r i e g s h i l f e a u s s c h u ß des ö f t e r r . -
-
<9
u i i g a r . H i l f s V e r e i n s unter dem Protektorat des öslerr.-ungar.
Gesandten Thaddäus Grafen Bolesta Kozinbrodzki ein Konzert
zugunsten bedürftiger Angehöriger der Ulonarchie, deren Ernährer
im Felde stehen. Ausführende: Kammersängerin Beatrice LauerKottlar, Klaviervirtuosin Amelie Klose, Hofopernsänger Joseph
Schöffel, Hofschauspieler Reinhold Lütjohann, das Karlsruher
Streichquartett. A m K lavier K a rl W alther und Hans Schwanzara.
Nach einem von Franz Karrer gedichteten und von Reinhold
Lütjohann vorgetragenen Prolog sang Frau Lauer-Kottlar 5 Lieder
von Hans Schwanzara. F rl. Klose spielte Schuberts L -N o ll-Z m promptu und Liszts X V . Rhapsodie. Joseph Schöffel trug Hentschels „NIorgenhymne", Hugo W olfs „Heim weh" und Wagners
„Lohengrins Abschied" vor. Das Streichquartett (Deman, w e i­
mershaus, Lüthje und J u liu s Schwanzara) machte den Schluß
m it den Variationen aus dem Haydnscheu Kaiserquartett. — Die
öffentlichen Prüfungs- Vorspiele des P o st - K o n s e r v a t o r i u m s
fanden zum Besten der Kriegsnotleidenden der Stadt Karlsruhe
am 8 ., lO. und ( 3 . J u li jeweils Hh'2 U hr nachmittags und
8^/2 Uhr abends statt. A m 27. Oktober veranstalteten H e r m a n n
Post (Violine) und T h e o d o r R o h m e y e r (Klavier) unter
Rlitwirkung von Kammersänger J a n van Gorkom ein Konzert
zugunsten der deutschen Gefangenen in Rußland.
P rogram m :
Sonate für Violine und Klavier (XIVIoll von Beethoven. Sursum
Torda für Violine von Utax Post.
Sonate fü r Violine und
Klavier op. (8 Ks-Our von Richard Strauß. Lieder von Schubert
und W olf. — A m ( 6 ., 20 ., 23. und 27. September fanden im
Utuseumssaal vier B r a h m s - A u f f ü h r u n g e n statt. A u s­
führende: E lly Ney (Klavier), W illy van Hoogstraten (Violine),
Fritz Reiß (Tello). Z um Vortrag gelangten sämtliche Sonaten
für Klavier, Violine und Violincello. Alle T rios. Stücke für
Klavier aus op. ( ( 6 , ((7, ( ( 3, ((9- — Um 7. Oktober
gaben Frau S ie w e r t und Herr Z ö r n i t z im Verein m it
Kammersänger G u r a einen Balladen- und Liederabend. Herr
G ura sang Lieder von Löwe und Schubert, Frau Siewert hatte
sich die Brautlieder von Cornelius und einige Gesänge von Hugo
W olf ausgewählt, Herr Zörnitz trug Lieder des Karlsruher
Komponisten Hans Keller vor. — Ende Oktober veranstalteten
—
80
—
die vereinigten Mannerchöre „ L i ed er k r a n z", „ A I ä n n e r g e s a n g v e r e i i l " und „ F r e u n d s c h a f t "
des Stadtteils Rüppurr ein
Wohltätigkeitskonzert. Musikdirektor M unz spielte Orgelstücke von
Bach und Beethoven. F rl. Frida Lange (Sopran) und Konzertsänger Behle trugen Lieder vor. R. Gerber spielte Violine. Die ver­
einigten Männerchöre sangen der Zeit entsprechende Chöre. — Anläß­
lich des Geburtsfestes der Großherzogin fanden einige L a z a r e t t ­
f e i e r n statt. I m Reserve.Lazarett 6 trugen am 5. November
Musikdirektor Franz Zureich und Kammersänger Bussard mehrere
Lieder vor. Seminardirektor Joseph Henkes hielt eine Ansprache.
Hofschauspielerin M a ria Genter brachte eine Ausw ahl ernster
und heiterer Gedichte zum Vortrag. I m Lazarett der Luisenschuls
spielte ein Soldat, der dort seit mehreren Monaten als Patient
weilte, auf der Geige einen M ilitärm arsch. Darauf sprach Herr
Deininger, ebenfalls ein Verwundeter, einige Begrüßungsworte, an
die sich ein von F rl. E rica N icolai verfaßter und vorgetragener
Prolog anschloß. F rl. Gretel Nebe sang 3 heitere Lieder, später
Lieder von Brahm s, W o lf und Reger. Herr Deininger trug
Gedichte von Liliencron und zur Laute bayerische Dialektlieder vor.
Die Feier klang m it einem Geigensolo, dem „Niederländischen
Dankgebet" aus, w orauf alle Anwesenden die deutsche National­
hymne anstimmten.
Großherzogin Luise wohnte der Feier au.
I m Reserve-Lazarett Abt. II fand die Feier am 6 . November statt.
E in von Soldaten gesungener Ehor „Des Reiters Abschied" leitete
die Feier ein, worauf F rl. N icolai ihren Prolog vortrug. Es
folgte ein Beethovensches T rio von F rl. A nita I o lly (Klavier),
Or. Bauer (Geige) und V r. Kränke (Cello). Nach einer Ansprache
von Professor O tto Linde trug Hofschauspieler Lütjohann Gedichte
von Wildenbruch, W olf, Storm und Heine vor. F rl. Hannah
Lepper sang Lieder von Beines, M ozart, Cornelius und W olf.
E s folgte ein T rio von Brahm s m it gleicher Besetzung wie das
Beethovensche. — Das K a r l s r u h e r
Streichquartett
(Deman, weimershaus, Lüthje, Schpianzara) veranstaltete drei
Konzerte. Das erste am s3. Oktober fand unter M itw irkung
von Frau Lütjohann (Mezzosopran) und F rl. Amelie Klose
(Klavier) statt. P rogram m : Streichquartett R-Vur op. f35 von
Beethoven, Frau Lütjohann sang Lieder von Liszt, Rob. Franz,
—
81
—
Grieg, Hugo W o lf und Alfred Lorentz. T rio 6-lVloll op. 13 für
Klavier, Violine und Violincello von Smetana. Am 18. November
wirkten Kammersängerin Lauer-Kottlar, Hofkapellmeister Tortolezis
und Hofmusiker A. Spranger m it. P rogram m : Klavierquintett
op. 113 von Brahm s. Frau Lauer-Kottlar sang Lieder von
Waltershausen (erste A ufführung): T in Liederkreis op. 12. W id­
mung; Sehnsucht; Süßer Schlaf; Laß mich allein; W illst Du,
daß ich dich als Schwester hege; Erinnerung; So fern und so
entlegen; Ausgang. Streichquartett in ^,-O ur von.M ozart, ^ m
dritten Konzert am 20. Dezember wirkte die Pianistin Frau Frieda
Kwast-Hodapp aus Berlin mit. P ro g ra m m : Streichquartett in
O -N oll (Der Tod und das Mädchen) von Schubert. Kreuzersonate
für Pianoforte und Violine von Beethoven. Klavierquintett
Ks-Vur op.
von Schumann. — Am W. November veran­
staltete F r a n z D a n n e h l unter M itw irkun g von Therese M ü lle rReichel und J a n van Gorkom ein Konzert, in dem Gesänge,
Balladen und Lieder im Volkston und Kinderlieder, im ganzen
18 Kompositionen Dannehls, zum Vortrag kamen. Der K om ­
ponist hatte die Klavierbegleitung übernommen. Der Reinertrag
floß dem Landesverein vom Roten Kreuz zu. — A m 27. N o ­
vember fand in der Festhalle eine Wohltätigkeitsveranstaltung des
1. E r s a t z - B a t a i l l o n s
des L e i b g r en a d i e r - R e g i m e n t s 1 0 9 statt. M itw irkende: Hofopernsängerin Grete Finger,
Hofopernfänger
Schöffel, Hofschauspieler Lütjohann, der
Männerchor der „Liederhalle", dis Kapelle und ein Streichquartett
des Ersatz-Bataillons. Aus dem reichhaltigen Program m führen
w ir an: Rezitationen von Hofschauspieler Lütsohann: Deutschland
und die Welt (Wildenbruch), Glanzvoller T ag (Ballade von
Dehmel), Was w ill Majestät m it dem Jungen? (G tto Anthes).
Von F rl. Grete F in ge r: Ballade der Senta (Flieg. Holländer von
Wagner), Die Georgine (Richard Strauß), Der Engel (Wagner).
Volkslieder der Liederhalle. Nach einer Pause folgten u. a. Licht­
bildervorführungen aus dem Kampfgebiet der Lorettohöhe. Streich­
quartett der Kapelle. Hofopernsänger Schöffel: Heimweh (Wolf),
Liebeslied aus Walküre (Wagner). Volkslieder der Liederhalle.
Dem Konzert wohnte der Großherzog an. Außerdem waren
zugegen der stellvertretende kommandierende General F rhr. von
6
—-
82
—
Manteuffel m it vielen Mitgliedern des Gffizierkorps, der preußische
Gesandte von Eisenbecher, die Minister, andere Staats- und Hof­
beamte, M itglieder der Stadtvertretung und Damen und Herren
aus allen Kreisen der Bürgerschaft. Der Reinertrag des Konzerts
wurde zur Beschaffung von Meihnachtsgaben an die Front und
zugunsten der Hinterbliebenen der Badischen Leibgrenadiere ver­
wendet. — A m 28. November hatte die Kriegshilfe der B e a m ­
t i n n e n der Rei chspost und T e l e g r a p h e n v e r w a l t u n g
(Bezirksverein Karlsruhe) die Verwundeten zu einer musikalischen
Kaffeetafel eingeladen. E in Prolog eröffnete, ihm schloß sich ein
dreistimmiger Frauenchor an. T s folgten V iolin-S oli, ein T rio für
K lavier, Violine und Tello, Tellosoli, Gesänge und die Deklamation
ernster und heiterer Dichtungen. — Ebenfalls am 28. November
fand die Veranstaltung von L i e s e l o t t e und K o n r a d B e r n e r
statt. P rog ra m m : Lieder zur Laute, Violine und V iola d'Amour.
E in T e il des E rtrags w ar für hilfsbedürftige Musiker bestimmt. —
E in Symphonie-Konzert des H o f o r c h e s t e r s fand am s. De­
zember statt. Leitung: Generalmusikdirektor Fritz Steinbach. V or­
tragsfolge: Beethoven: Symphonie N r. 8 , b'-Vur. Bach: B ra n ­
denburger Konzert O-Our für Streichorchester. B rahm s: Sym ­
phonie N r. l O N o ll. — Anläßlich des Geburtsfestes der Groß­
herzogin Luise fanden am 3. Dezember einige L a z a r e t t f e i e r n
statt. I m Reserve.Lazarett II (Baugewerkeschule) wurde m it einem
Prolog begonnen, dann hielt Oberstabsarzt Prof. Or. Determann
eine Ansprache. I m eigentlichen Festkonzert wurden verschiedene
Lieder vorgetragen. Kammersänger Büttner bot Lieder von M ild ,
Hermann und Löwe, Frau Müller-Reichel solche von Schumann,
B rahm s und Löwe. Hofschauspieler Lütjohann trug einige Dich­
tungen von Rudolf Herzog vor. Bei der Feier im Lazarett Luisen­
haus trug der Gesangverein „T oncordia" verschiedene Thöre vor.
Stadtpfarrer Hindenlang hielt ein Ansprache. I m Vereins-Lazarett
„Israelitisches Krankenhaus" wurde die badische Hymne, sodann
mehrere Lieder zur Laute vorgetragen. G. Rendel brachte einige
selbstverfaße Gedichte aus dem Schützengraben. M it einem heiteren
Couplet: „Stillgestanden! Megtreten!" schloß die Feier. — Am
lO. Dezember veranstaltete Frau H e l e n e J u n k e r einen Lieder­
abend. A m Klavier V r. Hermann Junker. Lieder von Schubert,
—
85
-
Brahms und Hugo W o lf kamen zum Vortrag. — E in W o h l t ä t i g k e i t s - A o n z e r t zur Verwendung zu Weihnachtsgaben
für Verwundete hiesiger Lazarette wurde am (7. Dezember abge­
halten. M itwirkende: Beatrice Lauer-Aottlar Sopran), Aammersänger Heinrich Speniann (Tenor), Aonzertmeister Rudolf Deman
(Violine), Hofmusiker Anton Schimek (Harfe), Fritz Romeo (Vor­
träge in Aarlsruher M undart). A m A lavier die Musikdirektoren
Georg Hofmann und M a rtin Alassert.
A n den beiden Weihnachtstagen fanden in der Festhalle Aonzerte größeren Stiles statt. Die Stadtgartenkommission hatte dazu
Gastspiele auswärtiger Aünstler veranstaltet. A m 25. wirkten m it
Robert von Scheidt von Frankfurt a. M . (Bariton), F rl. M a ria
M atthäus von Heilbronn (Sopran), F rl. Annie Betzack von
Frankfurt (Violinistin), Theo Baden von Frankfurt (Baß), F rl.
T illy de Groote und F rl. A n ni Herrmann von Hanau (Duett
zur Laute) und M alter Z o llin von Wiesbaden (Rezitation). A m
Flügel T . F . Metzger von Frankfurt. Bei dem Aonzert am 26.
standen die Darbietungen der Aapelle des Ersatz-Bataillons Landwehr-Infanterie-Regiments ( 09 , Gesangsvorträge des Baritonisten
Vaterhaus aus Frankfurt und Rezitationen von Ernst Pröckl aus
Frankfurt auf dem Program m .
Das M u n z s c h e K 0 n s er v a t 0 r i u m wurde im Schuljahr
(9(H /(5 von HH2 Schülern besucht. H Stipendien wurden von
der Stadtverwaltung gegeben, die Anstalt selbst gewährte H F rei­
stellen und 2 ( Preisermäßigungen. I m Laufe des Unterrichts­
jahres fanden (3 Vortragsübungen im Saale der Anstalt, ( musi­
kalische Andacht in der Thristuskirche, 6 Prüfungskonzerte im
großen Saale der Eintracht und ( Airchenkonzert in der evan­
gelischen Stadtkirche statt. A ls E rtra g der musikalischen Andacht
wurden (20 M k . an das Rote Areuz abgeliefert, als E rtra g der
Schlußprüfungen und des Airchenkonzerts an die städtische W ohltätigkeitskasse 8 H M k. 62 P f. und an das Rote Areuz (37 M k.
3 ( P f.
A m 3. M a i veranstaltete der F r a u e n v e r e i n fü r die
Stiftung „W itwentrost" (zugunsten der Hinterbliebenen gefallener
Arieger) einen Vortrags-Abend. W ilhelm Wassermann, Ehrenmit6 *
glied des Hoftheaters, trug vaterländische Dichtungen aus der Zeit
vom siebenjährigen Kriegs bis l 9 lo vor. P rogram m : E infüh­
rende Worte. Der siebenjährige Krieg: Friedrich der Große,
Gleim. ^8( 3: Kleist, Körner, A rndt, Schenkendorf. Vorahnung:
Heine, Herwegh. ^870: Bismarck (Die Emser Depesche nach den
Gedanken und Erinnerungen), Treitschke („D er schwarze Adler"), Freiligrath, Liliencron.
Dehmel, Unruh, Löns, Heymann, Albert
Herzog, Fulda, Ludwig Thom a, M a x Bernstein, Hochstetter, Fler,
R udolf Herzog, Rohrscheid, Eäsar Fleischlen. Dem Abend wohnten
die Großherzoginnen Hilda und Luise und die Prinzessin Charlotte
von Luxemburg an.
A m 27. Februar veranstaltete Professor M a r c e l S a l z e r
einen vaterländischen Abend. E r trug zeitgemäße ernste und heitere
Dichtungen vor.
A m 28. Februar wurden in der Festhalle „ D i e M ä r c h e n
v o n d e r G e i g e " , ein Spiel für jung und alt, vorgetragen.
Geigerin: Leina Andersen. Der Märchenerzähler: Albert M aurer.
A m F lügel: Albert Mischel. Streich-Orchester: Feuerwehr- und
Bürgerkapelle.
A m l 8 . A p ril fand in der Festhalle ein volkstümlicher
K ü n st l e r - A b e n d statt.
Ernste und heitere gesangliche und
deklamatorische Vorträge. M itwirkende: Schauspielsängerin M illie
Waiden aus Berlin, Lotte Wunder (Gesang) aus Frankfurt a. M .,
M a x Beyerhammer, Schauspieler aus Frankfurt, Joses Garnis
(Sänger zur Laute) aus Frankfurt. Die türkischen Zauberkünstler:
Mohamed Zaki und Fatim a aus Konstantinopel. Am Flügel
Kapellmeister: E . F. Metzger.
Der Karlsruher H i l s s a u s s c h u ß f ü r b i l d e n d e K ü n s t l e r
bat im Frühjahr l 9s5 die Stadtverwaltung, hiesigen Künstlern,
die infolge des Krieges eines ausreichenden Einkommens entbehren,
durch Erteilung städtischer Aufträge beizuspringen. Der Stadtrat
veranstaltete hieraus am 6 . J u li einen Wettbewerb zu Entwürfen
von (2 Künstlerpostkarten m it Ansichten der Stadt unter den hier
wohnhaften oder beheimateten Künstlern, sowie einen engeren
—
85
—
Skizzenwettbewerb zu einend E n tw u rf für eine Ehrenurkunde an
städtische Beamte (aus Anlaß zurückgelegter 25jähriger tadelfreier
Dienstzeit) unter 5 hiesigen Künstlern. F ür die Künstlerpostkarten
wurden 32 Entwürfe eingeliefert. Das Preisgericht hat die aus­
gesetzten Preise folgenden Entwürfen zuerkannt: Den s. Preis
(200 M k.) den: E n tw u rf „ Aufsteigendes G ewitter" von Wilhelm Kemp­
fing; je einen 2 . Preis ((0 0 M k.) den Entwürfen „Wochenmarkt"
von Hempfing und „ I n letzter Stunde" von Ferdinand Grether; je
einen 3. Preis (50 M k) den Entwürfen „K arlsruher Münze"
von Kempfing, „Schloßanlagen" und „Botanischer G arten" von
A dolf Hans M ü lle r und „Abendsonne" von W ilhelm Vetter.
Außerdem hat das Preisgericht 5 Entwürfe zum Ankauf empfohlen.
Sämtliche Entwürfe waren vom 2 . Oktober an während einer
Woche im Kunstverein zur Besichtigung ausgestellt. — F ür den
engeren Skizzenwettbewerb zu einer Ehrenurkunde für städtische
Beamte kam das Preisgericht zu dem einstimmigen Entschluß,
daß keiner zur Ausführung derselben empfohlen werden könne.
Nach Beschluß des Stadtrates vom 23. September wurde
eine Reihe — (2 Stück — K ü n s t l e r p o s t k a r t e n m it Ansichten
aus dem Stadtgarten hergestellt. Kunstmaler Professor Hermann
Göhler hatte zu diesem Zweck eine Anzahl Aquarellbilder aus
dem Stadtgarten zur Verfügung gestellt.
Die Ausführung der
Karten hatte die Kuustdruckerei Künstlerbund Karlsruhe über­
nommen. Der Künstler hat aus deu älteren und den neuen Teilen
des Stadtgarteus Szenerien herausgeholt. Die Karten gelangten
an den beiden Eingängen des Stadtgartens und in den einschlä­
gigen hiesigen Geschäften zum Verkauf und zwar das Einzelstück
zu (0 P f., alle zusammen in einem Umschlag zu ( M k.
Ebenfalls am 6 . J u li, wie bei dem obenerwähnten Wettbewerb
für Künstlerpostkarten, hat der Stadtrat beschlossen, zur Gewin­
nung von Entwürfen für die Herstellung je eines S t r a ß e n - u n d
A u s h a n g p l a k a t e s für den Stadtgarten und das Vierordtbad
einen Wettbewerb unter den im Großherzogtum Baden ansässigen
Künstlern zu veranstalten. Eingelaufen sind 29 Entwürfe für den
Stadtgarten und (5 für das Vierordtbad. Das Preisgericht beschloß:
(. Für die Entwürfe zum Stadtgartenplakat den ersten Preis
(300 M k.) dem E n tw u rf „Sonntag" von W ilhelm Schnarrenberger
—
86
—
in Freiburg zuzuerkennen, den zweiten Preis (200 M k.) dem E ntw urf
„Schwanenteich" von W ilhelm Hempfing hier und den dritten Preis
(s 00 M k.) dem E n tw u rf „H Farben" von w . M orano in M a n n ­
heim. Z u m Ankauf wurden empfohlen der E n tw u rf „Spiegelung"
von Hempfing und der E n tw u rf „ A d d i" von Alfred Kusche hier.
2 . F ür die Entwürfe zum Vierordtplakat den ersten Preis (500 Mk.)
dem E n tw u rf „G rü n -W e iß " von M orano in Mannheim, den
zweiten Preis (200 M k.) dein E n tw u rf „b ; 2 0 " von Alfred Bold
hier, den dritten Preis (fOO M k.) dem E n tw u rf „C h a rita s " von
Hempfing. Die vom Preisgericht ausgezeichneten Plakate waren
vom H. Oktober auf die Dauer von zwei Wochen im Kunstgewerbe­
museum ausgestellt. A m 2 s. Oktober beschloß der Stadtrat, die
genannten Entwürfe „S onntag" und „G rün-W eiß " ausführen zu
lassen, die Entwürfe „Spiegelung" und „A d d i" anzukaufen.
Das Preisgericht zum Wettbewerbe zur Erlangung von
G e d e n k t a f e l n f ü r K r i e g e r g r ä b e r trat Ende J u n i unter
dem Vorsitze des Ingenieurs Bucerius vom Landesgewerbeamt
zusammen. E s waren im ganzen 53 Arbeiten eingegangen; von
diesen mußten ^5 ausgeschieden werden, weil sie gegen die Bestim­
mungen des Preisgerichts verstießen. Von den übrigen HO konnten
l3 m it Preisen bedacht werden. Unter den Preisträgern befanden
sich folgende Karlsruher Herren: Bildhauer August Meyerhuber
(erster Preis), Bildhauer K a rl Meyerhuber in Verbindung mit der
Kunstkeramischen M anufaktur weinschenk hier (dritter Preis).
Z u r Fassung der Tafel wurden aus Karlsruhe zugezogen K a rl
Meyerhuber und Schlossermeister K a rl Stroh. Verschiedene Arbeiten
wurden m it lobender Anerkennung bedacht.
Z u m W e t t b e w e r b f ü r K r i e g e r g r a b m ä l e r , der zur
Erlangung vorbildlicher Entwürfe einfacher Einzelgräber für
Krieger m it Unterstützung des M inisteriums vom Badischen
Architekten- und Ingenieurverein, vom Kunstgewerbeverein, dem
Künstlerverband badischer Bildhauer und der Vereinigung für ange­
wandte Kunst ausgeschrieben worden war, waren 5?9 Entwürfe
eingelaufen, dargestellt auf 537 Zeichnungen und durch 83 Modelle.
Hiervon hat das Preisgericht 2 H Arbeiten zu je 50 M k., 8 zu je
—
87
—
75 Wk. und 6 zu je (00 Abk. angekauft. Von letzteren wurden
6 außerdem noch m it Ehrenpreisen ausgezeichnet. Unter den
Preisträgern befanden sich folgende Karlsruher Herren: städtischer
Hochbauinspektor Robert Amann (erster Preis m it 300 Akk.),
E n tw u rf mit dem Kennwort „Heldenmal", Bildhauer Alfred
Zaubert (zweiter Preis m it 200 Wk.), E n tw u rf m it dem Kennwort
„ A n der Abauer", Architekt E. Schloz (dritter Preis m it (00 Akk.),
E ntw urf m it dem Kennwort „A u s Eichenholz", Professor W ilhelm
Lochstempfer (fünfter Preis m it 50 M k.), E n tw u rf m it dem Kenn­
wort „Achilleus" und E . Schloz (sechster Preis m it 50 Akk.),
E ntw urf m it dein Kennwort „Heldengrab".
Der Z i e r b r u n n e n , der in der Rosenanlage in der westlichen
Erweiterung des Stadtgartens aufgestellt ist, wurde am 2 9 . Vktober
von der zuständigen Kommission übernommen. Der Schöpfer
des Brunnens ist Bildhauer G tto Feist, Fachlehrer an der hiesigen
Kunstgewerbeschule. Der Künstler hat in der F igu r des Brunnen­
reliefs jene Szene aus dem Rosengartenlied der Dietrichsage dargestellt,
in der Ehriemhild im Rosengarten in W orm s die Krönung
Dietrichs von Bern nach seinen: Siege über Siegfried vornim m t.
Dieser Sieg wird auch durch die auf der großen Brunnenschale
angebrachte Inschrift verkündet: „ A u f setzte sie dem Berner ein
Rosenkränzelein — E in Halsen und ein Küssen — Akußt auch
bereit ihm sein". Der Relieffries selbst zeigt neben der Königstochter
Ehriemhild, dem Sieger Dietrich und den: unterlegenen Siegfried
einige weitere Frauenfiguren. Der ganze Brunnen ist aus weißgrauen: Ereuchtlinger Abarnwr gearbeitet. A us einem achteckigen
Wasserbehälter steigt ein architektonisch schön geformter Sockel,
auf den: eine große runde Brunnenschale m it sechs in Rosen
versteckten Abflußröhren ruht. Von dieser Schale erhebt sich eine
Säule m it dem erwähnte:: Relieffries. Nach oben ist das Kunstwerk
durch einen helmartigen Aufbau abgeschlossen, der das aus seinem
Scheitelpunkte rieselnde Wasser in eine kleinere Schale m it ebenfalls
sechs Abflußröhren abgibt. Die Aufstellung des Brunnens wurde
von der hiesigen B aufirm a Friedrich Kirchenbauer besorgt.
V.
Politisches, industrielles und Vereinsleben.
1. Politisches Leben.
D er Krieg.
ging während des Jahres O O weiter und forderte
1 im Osten und W esten seine blutigen Opfer. Neue 'Kriegs­
schauplätze kamen zu den früheren hinzu. Denn zwei anfangs
unbeteiligte Staaten nahinen am Kampfe teil, Ita lie n und Bulgarien.
Ita lie n hatte bei Ausbruch des Krieges Deutschland und ÖsterreichUngarn, m it denen es seit s882 im Bundesverhältnis stand, im
Stich gelassen und sich, unbekümmert um die nach dem Bundes­
vertrag ihm obliegenden Verpflichtungen, neutral erklärt. A ls es
sich durch fortgesetzte Rüstungen stark genug glaubte, eingreifen zu
können, vollendete es seinen schamlosen Treubruch und begann am
23. M a i O O den Krieg gegen Österreich-Ungarn. Deutschland
brach darauf sofort die diplomatischen Beziehungen zur römischen
Regierung ab, zu einem förmlichen Kriegszustände zwischen beiden
Staaten ist es O l 5 nicht gekommen. Dagegen erklärte Ita lie n
am 20. August an die Türkei den Krieg. A u f der anderen Seite
schloß sich Bulgarien den Mittelmächten und der Türkei an und
trat m it dem A n g riff auf Serbien am s2. Oktober in den Krieg
ein. Eine gedrängte Übersicht über die Kämpfe auf allen Kriegs­
schauplätzen während des Berichtsjahres ist im Anhang enthalten,
in dem die Thronik in jedem Jahre bedeutsame geschichtliche
Vorgänge kurz erwähnt.
Hier in diesem Zusammenhang soll
jedoch ausführlich berichtet werden, inwieweit die kriegerischen E r­
eignisse die Stadt Karlsruhe unmittelbar berührten und welche
krich Köhler,
kommanäant äe§ Kleinen kreurierz „kärlsrnhe",
kkrenbürger unseres 8<aäl.
M«? Uusi, Nie Krlegslahrlen S. IN. S. „Karlsruhe": Karlsruhe, 6. öraun.
—
89
—
Maßnahmen der Fürsorge und Wohlfahrtspflege infolge des Krieges
im Berichtsjahre ausgebaut oder neu ergriffen worden sind.
A m ich. Februar richtete der Oberbefehlshaber der A r m e e a bt e i l un g Gaede folgendes Telegramm an den Oberbürgermeister:
„E s ist m ir eine Freude, Ih n e n nntteilen zu können, daß ich heute hei
Gelegenheit der Aushändigung Eiserner Kreuze Gelegenheit gehabt habe, das
Erste Laudsturm -Iiifauterie-Butciillou K arlsruhe in Paradeaufstellung zu sehen,
welches trotz anstrengenden Dienstes in den Schützengräben in vorzüglicher
Verfassung und voll des besten Geistes w a r".
Daraufhin erwiderte der Oberbürgermeister telegraphisch:
„Armeeoberbefehlshaber General Gaede.
Euer Exzellenz danke ich verbindlichst fü r Ih r e gütige M itteilun g über
die vorzügliche Verfassung des von so trefflichem Geiste erfüllten Ersten Landsturin-Jufailterie-Bataillons Karlsruhe. Diese Nachricht hat hier große Freude
hervorgerufeu. G ott sei weiter m it Ih n e n und Ih re n tapferen Truppen, beson­
ders unseren braven Laudftürinern."
Dem Landsturm-Bataillon wurde vom Stadtrat am H8. Februar
eine Anzahl Geschenke zur Verteilung an die Mannschaften über­
mittelt.
A u f Anregung des Großherzogs hat der Oberkirchenrat
angeordnet, daß am 2 s. Februar in allen Gottesdiensten in predigt
und Gebet der B e f r e i u n g O s t p r e u ß e n s von den Feinden
gedacht werde. Ähnlicher Dankgottesdienst fand in den katholischen
und altkatholischen Kirchen statt.
Am 2ö. Februar beschloß der Stadtrat „in dankbarer Würdigung
der unvergleichlichen Verdienste, die sich der Oberbefehlshaber des
Ostheeres, G e n e r a l f e l d m a r s ch a l l v o n b l i n d e n b ü r g ,
durch seine bewunderungswürdigen kriegerischen Leistungen um das
deutsche Volk und Vaterland erworben hat", beim Bürgerausschuß
zu beantragen, daß dein Generalfeldmarschall — zugleich zur
Ehrung seines tapferen Heeres — das Ehrenbürgerrecht der Stadt
Karlsruhe verliehen werde. Außerdem soll eine Straße nach dem
Feldherrn benannt werden, deren W ahl einstweilen Vorbehalten
blieb.
Die Verleihung des Ehrenbürgerrechts an den F r e g a t t e n ­
k a p i t ä n E r i c h K ö h l e r , den Kommandanten des Kreuzers
„K arlsruhe", des j)Gmschiffes unserer Stadt, hatte der Stadtrat
bereits am 28. Dezember
beschlossen.
—
90
—
Der Bürgerausschuß hat beide Anträge des Stadtrats am
26. M ä rz einstimmig genehmigt. Bei der mündlichen Begründung
derselben betonte der Oberbürgermeister, daß man durch Über­
reichung der Bürgerkrone an Hindenburg und Köhler gleichzeitig
die Absicht erfülle, damit auch dem gesamten Heere und der
gesamten deutschen M a rin e in hoher Anerkennung zu gedeuken.
Vom Generalfeldinarschall von Hindenburg hat der Ober­
bürgermeister folgendes Dankschreiben erhalten:
„Hauptquartier-Vst, den 16. A p ril 1915.
Hochverehrter Herr Oberbürgermeister!
Ih n e n und dem Bürgerausschnß danke ich herzlich fü r die Verleihung
des Ehrenbürgerrechts. Ic h bin unendlich erfreut, mich zu Ih re n Bürgern
zählen zu dürfen, umsomehr als ich Dank der großen Gnade des Herrscher­
hauses und der Freundlichkeit der Bewohner Karlsruhes mich oft, gern und
dankbar der schönen in dieser Residenz verlebten 2*/r Jahre erinnern darf.
Möge nach ehrenvollein Frieden I h r e r Haupt- und Residenzstadt weiteres
B lühen und Gedeihen beschieden fein. Das ist inein aufrichtiger Wunsch!
Allen M itbürgern herzlichen Gruß.
M it vorzüglicher Hochachtung Euer Hochwohlgeboren sehr ergebener
gez. von Hindenburg, Generalfeldmarschall
und Oberbefehlshaber der gesamten deutschen Streitkräfte iin Osten."
Die Ernennung Köhlers zum Ehrenbürger teilte der Stadtrat
dem Reichsmarineamt m it dem Ersuchen mit, dem Kommandanten
und der Besatzung des Schiffes, wenn möglich, hiervon Kenntnis
zu geben. D arauf ist,
wie in der Sitzung des Stadtrates vom
22. A p ril berichtet wurde, folgendes Schreiben vom Staatssekretär
des Reichsmarineamts eingekommen:
„F ü r den von dem Bürgerausschuß der badischen Haupt- und Residenz­
stadt Karlsruhe gefaßten, den Kommandanten und die Besatzung S. M . Schiff
„K arlsruhe " ehrenden Beschluß gestatte ich m ir den wärmsten Dank der Kaiserlichen
M arine auszusprechen. Zurzeit ist es leider nicht möglich, dem Kommandanten
und der Besatzung von der
AuszeichnungKenntnis zu geben."
E in tragisches Geschick hat es gefügt, daß unser pateuschiff
an dem Tage, an dem der Stadtrat die Erteilung des Ehreubürgerrechts beschlossen
hatte, m it seinem Kommandanten und
einem großen Teile seiner Besatzung bereits über sieben Wochen
auf dem Meeresgründe lag. Eine kurze, aber ruhmvolle Lauf­
bahn w ar dem Schiffe beschieden. A m s2. November l 9s2 hatte
Oberbürgermeister Siegrist auf der Germaniawerft die Taufe des
-
9^
—
Areuzers vollzogen. A in 5. J a n u a r l 9 l ^ wurde die „A a rlsru h e "
in Dienst gestellt. Unsere Stadt hat ihr Patenkind vor dessen
Abfahrt mit Ehrengeschenken*) ausgestattet. A m
J u n i l9 lH
verließ das Schiff die Heimat m it der Bestimmung, die „Dresden",
die bis dahin in den mexikanischen Gewässern gewesen war, abzu­
lösen. Erich Aöhler, Aommandant der „Dresden", sollte die
„A arlsruhe " übernehmen. A m 26. J u li l 9 l ^ fand vor P ort
au prince (Haiti) der Aommandantenwechsel statt.
M it einer
Ansprache an die Besatzung und nach einem Hurra auf den Aaiser
trat Aöhler den Befehl an. Spärlich trafen die Nachrichten aus
-er Heimat ein. Aber so viel erfuhr man, daß dis Lage in
Europa auf das äußerste gespannt sei. Unser Areuzer verließ
Port au prince, lief zunächst Havanna an und fuhr von da am
30. J u li in westlichem Aurse weiter,
^ n der Nacht des
H. August erhielt das Schiff bei den B aham a-Inseln die kurze
M itteilung des Admiralstabs, daß England den Arieg an Deutsch­
land erklärt hatte. F ür einen solchen F a ll hatte der Aommandant
seine geheime schriftliche Dienstanweisung. E s war, wie uns einer
der Geretteten erzählt, ein feierlicher Augenblick, als Aöhler in
Gegenwart der Offiziere das geheimnisvolle rote Siegel erbrach.
Die Spannung der letzten Tage w ar gelöst. M a n wußte, woran
man war. Aurz schilderte der Aommandant der versammelten
Mannschaft die Einkreisungspolitik Englands in den letzten Jahren.
„A b e r", so rief er am Schluß seiner Ansprache „V ie l Feind, viel
E hr', Aameraden. Vergeßt nicht, daß ih r deutsche Seeleute seid!"
Mächtig hallten die drei Hurras auf den obersten Ariegsherrn und
das deutsche Vaterland. Uber das Weltmeer hin erklangen die Töne,
mit denen begeisterte deutsche M änner, tausende von Meilen von
der Heimat entfernt, „D ie w acht am Rhein" und „Deutschland,
Deutschland, über alles" anstimmten.
Nach der Dienstanweisung hatte das Schiff die Aufgabe, den
Areuzerkrieg zu führen. Die Verantwortung im einzelnen blieb
*) Über die Patengeschenke der Stadtgemeinde und über die Gaben
einiger hiesiger Geschäftsleute an die Mannschaft vergl. man Chronik
Seite 258.
-
92
-
dem Kommandanten überlassen. Oberbürgermeister Siegrist hatte
bei der Taufe den: patenkinde die Abschiedsworte zugerufen:
„H a lt' aus in Sturm und Wogennot,
Geh' als ein Held in Kam pf und T o d !"
Schneller als damals jemand ahnen konnte, schlug die Stunde,
in der das Schiff sich in Sturm und Wogennot bewähren und
heldenhaft in K am pf und Tod gehen sollte. Die Jagd nach dem
Feinde begann.
Dampfer hat der Kreuzer „K arlsruhe" in
wenigen Monaten unschädlich gemacht. E r wurde den „Herren
des Meeres" ein Schrecken. Sie haben ihn nicht bezwungen. Ehe
er zu weiteren Taten ausholen konnte, erlag er einem Anglücksfall.
E r befand sich auf der Fahrt nach den westindischen Snseln
( l so
nördlicher Breite und 35" 2(b westlicher Länge), als die
Explosion erfolgte, die das Schiff in zwei Teile zerriß und vernichtete.
E s w ar der H. November l9 l^ , abends 6 U hr 30. Das Vorschiff
sank schnell. Der Kommandant Köhler, Oberleutnant zur See
Freiherr von Althans, sowie 239 Unteroffiziere und Mannschaften
haben M e n Tod gefunden. Das Hinterschiff hielt sich noch etwa
20 M inuten über Wasser. Diesem Umstande verdankten die Über­
lebenden in erster Linie ihre Rettung. Die beiden Begleitschiffe,
das deutsche Schiff „R io Negro" und das auf der Kreuzerjagd
von den Engländern erbeutete Schiff „ In d r a n i" , nahten. Sie setzten
alle Boote aus, Schwimmende zu retten. Auch den beiden seetüchtigen
„K arlsruhe"-K uttern gelang es, mehrere solcher, die in brennenden
Oltümpeln auf den Wogen trieben, aufzunehmen. A m nächsten
M orgen mußte die Suche nach Überresten des gesunkenen Schiffes
als aussichtslos aufgegeben werden. Der dienstälteste Seeoffizier,
Kapitänleutnant Studt, übernahm den Befehl. M it ihm versammelte
sich auf dem Begleitschiff „R io Negro" eine kleine Gemeinde,
„heimatlose Schiffbrüchige", wie er selbst erzählt. M a n entschloß
sich, auf gut Glück die Fahrt nach Deutschland anzutreten. Die
Gefahr, von den Engländern abgefangen zu werden, lag freilich
vor. Aber man mußte den Versuch wagen. Den Fang beider
Schiffe jedoch gönnte man ihnen nicht. Auch wollte man den
Untergang der „K a rlsru h e " so lange als möglich verschweigen.
Das wäre aber kaum möglich gewesen, wenn die „In d r a n i" ,
wieder in die Gewalt des Feindes gefallen wäre. Studt ließ daher
-
95
-
alle Überlebenden auf die „R io Negro" bringen und die „ In d r a n i"
versenken. I n der T a t wurde das Geheimnis noch mehrere
Monate gewahrt. Die „K a rlsru he " blieb auch im Tode gefürchtet.
Die durch ihre Tätigkeit geschaffene Beunruhigung des englischen
Handels dauerte noch lange fort, erst am fö. M ä rz l 9 l 5 veröffent­
lichte ein feindlicher Bericht, daß das Schiff vernichtet sei.
Die Musterung der Überlebenden ergab die Anwesenheit von
l? Offizieren, l? Deckoffizieren, ss2 Unteroffizieren und M a n n ­
schaften. Die Rückfahrt wurde angetreten. Wunderbar, daß sie
gelang. Ohne Waffen, ohne richtige Seekarten legte das Schiff
die 5000 Seemeilen zurück. M it den nördlicheren Breiten machte sich
der Mangel an Kleidungsstücken immer unangenehmer bemerkbar.
Die Leute nähten sich Kleider aus altem Segeltuch und Wolldecken.
Sie sahen, wie erzählt wird, malerisch aus, froren aber darum
nicht weniger. Indessen man entkam, erreichte am 29 . November
einen norwegischen Hafen, und am 5. Dezember l 9 l ^ fuhr die
„R io Negro" in heimische Gewässer ein.
Durch Vermittlung der Schweiz wurde eine Anzahl i n v a l i d e r
d e u t s c h e r K r i e g s g e f a n g e n e r gegen französische Invaliden
aus deutscher Gefangenschaft ausgetauscht. Die erste Abteilung
dieser deutschen Austauschgesangenen tra f ans heimatlichem Boden
am 5. M ä rz in Konstanz ein. M i t Sonderzug, dessen Wagen
mit frischem Tannenreis und m it Fähnchen in deutsHen, badischen,
sächsischen und österreichischen Landessarben geschmückt waren,
kamen 227 M a n n am H. M ä rz morgens gegen 5 U hr am alten
Bahnhof hier an. T in großer T e il derselben wurde m it der
Straßenbahn zunächst nach dem Vierordtbad verbracht, wo sie
auch neu cingekleidet wurden. D arauf erhielten sie Unterkunft in
der Festhalle. Andere, die noch in ärztlicher Behandlung standen,
kamen in das Krankenhaus, in das Reservelazarett I oder in das
Lazarett V II. . T in weiterer Z ug m it Austauschgefangenen folgte.
I n der Sitzung des Roten Kreuzes vom 8. M ä rz wurde mitgeteilt,
daß mit den beiden ersten Zügen H37 Verwundete, darunter 2
Offiziere, in Karlsruhe eingetroffen seien. I n derselben Sitzung
sprach Großherzogin Luise von den Eindrücken, die sie von den
angekommenen Invaliden erhalten hätte. Sie seien in Feindesland
nicht überall gut behandelt worden; aber die Freude, wieder in
—
der Heimat zu sein, mache das Erlebte vergessen. A m
und
lH. J u li liefen wieder zwei Züge m it Austauschgefangenen im
alten Bahnhof hier ein. Die Verwundeten trugen meistens Fähnchen
und Blumen in den Händen. Die am schwersten verletzten M a n n ­
schaften, darunter besonders Leute m it Gesichtsschüssen oder Blinde,
hat man in das Garnisonlazarett verbracht. Aber trotz der schweren
Prüfungen waren alle gefaßt, aus den blassen Gesichtern leuchtete
die Freude, wieder in der Heimat zu sein. Die minder schwer
Verletzten wurden nach dem Vierordtbad und von da nach der
Festhalle gebracht. Das Großherzogspaar hat seinen Aufenthalt
auf Schloß Eberstein unterbrochen und die Tapferen nach ihrer
Ankunft besucht. Großherzogin Luise widmete ihnen fast täglich
einen Besuch, übermittelte ihnen den herzlichen Willkommgruß des
Kaisers und beschenkte sie m it Liebesgaben und Blumen. Z u r
Unterhaltung der Verwundeten spielten vielfach in den M itta g s ­
stunden M ilitärkapellen in der Festhalle. Die „Liederhalle" und
der „Liederkranz" veranstalteten daselbst Konzerte. Den Angehörigen
und nächsten Bekannten der zurückgekehrten Invaliden gestattete
die M.litärbehörde den Z u tritt zu der Festhalle. Von dieser E rla u bn s wurde bereits Sonntag den l9. J u li ausgiebig Gebrauch
gemacht. Da w ar großer Besuchstag. Von überall her kamen
Verwandte und Freunde, um die so lange in Feindeshand gewesenen
Soldaten in der Heimat zu begrüßen. Die Festhalle samt Hofraum
w ar von den etwa 500 In va lid e n und ihren Besuchern dicht
besetzt. Die Kapelle des Landwehr-Ersatz-Bataillons N r. sOH
spielte. I n den nächsten Tagen wurden die Austauschgefangenen
über ihre Behandlung in den Gefangenenlagern von einer militärischen
Kommission eidlich vernommen, sowie von: Roten Kreuz über
vermißte und verschollene Krieger befragt. Nach der Vernehmung
wurden diejenigen, deren Gesundheitszustand keine dauernde ärztliche
Hilfe erforderte, in ihre Heimatsorte entlassen, während die der
pflege Bedürftigen den Lazaretten der einzelnen Korpsbezirke zugeteilt
wurden. I n der Sitzung des Roten Kreuzes vom s5. M ärz
wurde erwähnt, daß ein ganzer Stoß von Postkarten eingetroffen
sei, durch die Austauschverwundete der Stadt Karlsruhe für die
Aufnahme in der Festhalle ihre Dankbarkeit ausdrückten.
Die Zeitverhältnisfeerforderten eine N e u re g e lu n g der P o liz e i-
—
HZ
—
stunde. Das Ministerium des In n e rn setzte durch Verordnung
am 5. M ärz m it M irkung vom sO. die nächtliche Polizeistunde
in Städten m it über sOOOO Einwohnern auf s2 Uhr, in den
Amtsstädten und in den Städten m it über HOOO Einwohnern auf
l l Uhr und in allen übrigen Gemeinden auf sO U hr fest.
A us Anlaß des S i e g e s i n G a l i z i e n a m D u n a j e c
wurden am H. M a i vormittags zwischen s f und s2 U hr die
Glocken aller Airchen geläutet. Die Stadt hatte bereits am 3.,
als der Tagesbericht m it der Siegesnieldung eintraf, Flaggenschmuck
angelegt.
Z u r M a r n u n g d e r B e v ö l k e r u n g hatte die Polizei­
direktion am 27. A p ril bekannt gegeben, daß bei Annäherung
feindlicher Flieger Alarmzeichen durch je eine auf dem Dach der
Massen- und Munitionsfabriken und des Rathauses angebrachte
Motorsirene, sowie durch zwei Dreiklangpfeifen im Gaswerk II
und im städtischen Elektrizitätswerk abgegeben würden. Außerdem
werde die Gesellschaft Sinner die Marnungszeichen der Sirenen
durch die Dampfpfeifen in ihrer Fabrik in Grünwinkel aufnehmen
lassen. Die Alarmsignale würden solange dauern, b's die Flieger­
gefahr beseitigt sei. Der Bekanntmachung hatte die M)lizeidirektion
den dringenden Rat beigegeben, die Bevölkerung mochte, sobald
die Alarmzeichen ertönten, die Straßen und öffentlichen Plätze
räumen und sich in die nächsten Häuser begeben.
Das städtische Bahnam t hatte ebenfalls längere Zeit vor dem
Fliegerüberfall in allen Straßenbahnwagen ein Plakat aufgehängt,
in den: den Fahrgästen empfohlen wurde, bei Fliegergefahr die
Magen zu verlassen und in den nächsten Häusern Schutz zu suchen.
Nach Beendigung der Gefahr könne die Fahrt fortgesetzt werden.
Auch war Vorsorge getroffen, durch Abstellen der Speisekabel das
Fahrleitungsnetz in der Stadt stromlos zu machen. Das Mieder­
einschalten fand erst statt, wenn durch Benachrichtigung vom
Bezirksamt die Gefahr als abgewendet gelten konnte.
Die Maßnahmen und die Marnungen waren geboten. Der
jetzige Meltkrieg unterscheidet sich eben von Aämpfen früherer Zeiten
nicht bloß durch das Aufgebot der gewaltigen Massenheere, nicht
bloß durch seine ungeheure räumliche Ausdehnung, sondern auch
dadurch, daß er unter dem Masser und in der Luft geführt wird.
—
H6
—
Feindliche Flugzeuge haben wiederholt unbefestigte deutsche Städte
angegriffen. A m l 5. J u n i sHlo erfolgte ein F l i e g e r a n g r i f f
auf Karlsruhe. Gegen halb 7 Uhr morgens erschien von Westen
der erste feindliche Flieger, andere kamen nach. Alarmzeichen
ertönten. Knatternde Maschinengewehre und Abwehrkanonen sandten
dem Feinde ihre Schüsse in die Höhe. E tw a eine stunde hindurch
kreuzten die Flugzeuge über der Stadt und warfen Bomben nieder.
l9 Personen wurden sofort getötet, 6 starben im Laufe des Tages
oder der folgenden Nacht an den erlittenen Wunden, 2 am l6 J u n i.
60 inehr oder minder schwer Verletzte wurden gezählt., Bon diesen
erlag außer den am s5. oder l6. Gestorbenen, die eben erwähnt
wurden, einer am H. J u li und ein anderer am 25. J u li, so daß
im ganzen der Verlust von 29 Menschenleben zu beklagen war.
Der amtliche französische Bericht meldete, daß 25 Flugzeuge in
Karlsruhe die ihnen angegebenen Zielpunkte, besonders das Schloß,
die Waffensabrik und den Bahnhof m it s50 Neunzig-Millimeter
und Hundertfünfzig-Millimeter-Geschossen belegt hätten. Eine große
Z a h l von Bränden sei ausgebrochen, am Bahnhof eine Panik
festgestellt worden. Von dem letzten Satz ist kein W ort wahr, w ir
haben hier weder eii^n Brand, noch auch nur die geringste Panik
bemerkt. Demnach werden w ir den ganzen Bericht nur m it Vorsicht
aufnehmen können. Nach deutschem amtlichen Bericht ist kein
militärischer Schaden angerichtet worden. „D er einzige Verlust",
heißt es in der M itteilung, „den der A ngriff unserer Kriegsmacht
zugefügt hat, besteht in der Verwundung dreier in Lazarettpslege'
befindlicher Soldaten. Die M unitionsfabrik hat bis aus Beschädi­
gung eines Baugerüstes nicht gelitten". Von einem unserer Flug­
zeuge wurde ein feindliches herausgeholt, die Insassen waren tot. E in
anderes feindliches Flugzeug wurde bei Schirmeck zum Landen gezwun­
gen. Daß zwei Flugzeuge nicht zurückkehrten, mußte auch der franzö­
sische Bericht zugeben. Wenn nun auch kein militärischer Schaden
geschah, so war doch der andere Sachschaden bedeutend genug.
M a n hat hier sestgestellt, daß über 70 Bomben geworfen wurden,
durch die l l l Gebäude beschädigt wurden, manche erheblich. Vor­
dem Schlosse siel eine Bombe nieder, durch die eine sehr große
Z a h l Fensterscheiben zertrümmert wurde, einige in den in jenen
Tagen von der Königin von Schweden bewohnten Bäumen. I n
97
—
ein Zimmer drang ein Bombensplitter. A m Sockel des A a rlFriedrich-Denkmals wurden einige Ecken des Granitsteines a b ­
geschlagen, auch an zwei Stellen die Aettenreihe am Schloßplatz
auseinandergesprengt. Eine Bombe fiel in den Garten des G roß­
herzoglichen P alais und platzte in der Nähe des Aüchenbaues,
Mehrere Fenster wurden an diesein zertrümmert, einem Bediensteten
fuhr ein Splitter durch die Mütze. E in anderes Geschoß fiel auf
das P alais des Prinzen M a x und durchschlug an einer Stelle
das Dach; einzelne Teile blieben in der Decke zwischen dem Boden­
raum und einem bewohnten Zim m er stecken. E in Blindgänger
fiel auf das Dach der badischen Abteilung der Hof- und Landes­
bibliothek, eine Bombe platzte im Garten vor dem Gebäude, doch
wurden nur zahlreiche Fensterscheiben beschädigt. Aurz hintereinander
fielen zwei Boniben, von denen die eine das Dach des rechten
Flügels der Hauptpost traf, so daß zahlreiche Ziegel heräbgeschlagen wurden. Die andere tra f das Haus Aaiser-Straßs 2s l,
woselbst vom Giebel des Daches ein Steinblock auf die Straße
geschleudert wurde. I m Hinterhaus der Wald-Straße 29 durch­
schlug eine Bombe das Dach und drang bis in das zweite Stock­
werk, wobei die Zimmereinrichtung stark beschädigt wurde. E in
anderes Geschoß fiel in den Fahrweg der Wald-Straße gegen die
Erbprinzen-Straße hin, ohne zu platzen. A m Aaiserplatz richtete
eine Bombe am Gasthaus zur „Rose" und an dem Nachbarhaus
(Amalien-Straße 9s) erheblichen Schaden an, eine andere AmalienStraße H6. A m W irtshaus zum „Weißen B erg" (ErbprinzenStraße 3H und gegenüber an dem Hause N r. 3 s wurden die
Wände getroffen und Scheiben zertrümmert.
Außerdem wurde
den Häusern in der Erbprinzen-Straße 2 3 , 2 ^ , 23 und der
ganzen Reihe 28— 36 beträchtlicher Schaden zugefügt. E in Geschoß
richtete mm Ständehaus Schaden an, ein anderes am Pfarrhaus
der Stephanskirche. Getroffen wurde auch das Unterosfizierkasino
in der Dragonerkaserne. I n der Ritter-Straße wurde eine Frau,
die in der Rüche ihrer Wohnung den Aasfee zubereitete, von den
Sprengstücken einer im Hofe niederfallenden Bombe so schwer verletzt,
daß sie sofort tot war. I m Hause Zirkel (9 durchschlug eine Bombe
die beiden oberen Stockwerke und beschädigte die Inneneinrichtung.
E in M ann, der sich in einem von der Bombe getroffenen Zim m er
7
98
befand, blieb glücklicherweise unverletzt. Überhaupt haben vielfach
Zufälligkeiten gewaltet und Gefährdete gerettet, andererseits
erfolgten Todesfälle oder Verletzungen ebenfalls durch Zufällige
Umstände. Spuren des Bombenwurfs wurden am Markgräflichen
P alais, an der Fassade, einzelnen Fenstern und im In n e rn des R at­
hauses, stärkere an der Technischen Hochschule bemerkt. I n dem
Hause Aaiser-Straße 30 riß eine Bombe den größten Teil des
Balkons ab. Schädigungen zeigten sich an dem Hause AronenStraße 2H, ebenso Ecke der Markgrafen- und Areuz-Straße und HebelStraße H. Fast sämtliche Fensterscheiben der Markgrafen-Schule w ur­
den zertrümmert und im Lazarett der neuen Gewerbeschule jene
im amtlichen Bericht erwähnten Soldaten verletzt. Das Haus SteinStraße 29 wurde beschädigt, am Lidell-Platz ein Baum umgerissen.
A m Hause der Gerwig-Straße 39 traf eine Bombe ein junges
Mädchen, das in seine Mohnung zurückkehren wollte, so schwer
durch Sprengstücke, daß es nach einigen Stunden den Verletzungen
erlag. A u f die Anwesen 2 ( und 3^ der Gerwig-Straße, sowie
an der Ecke der Ludwig-M ilhelm -Straße sielen rasch hintereinander
drei Bomben nieder und richteten an den Vorderseiten der Häuser
und in den Treppenbauten schwere Verwüstungen an. Beschädigt
wurde das Haus Ettlinger Straße s. I m Gasthause zum „A uer­
hahn" (Schützen-Straße 38) wurde der Saalbau zertrümmert. Vor­
dem Vierordtbad fiel eine Bombe nieder, schlug mehrere Scheiben
ein und beschädigte den Alofe-Brunnen an einigen Stellen. Außer­
dem platzten Bomben vor dem Seminar in der Rüppurrer Straße
und im Sallenwäldchen. Einige Geschosse sielen hinter dem A lbtalbahnhof nieder. Sämtliche Anglücksstätten bildeten während des
Tages, an dem der Fliegerangriff stattgefunden hatte, bis in die
Abendstunden das Ziel von taufenden Beschauern.
Von der elektrischen Straßenbahn wurde der Triebwagen
N r. 8 l der Linie 2 in Fahrrichtung Hauptbahnhof— Schlachthof
von lo Sprengstücken einer Bombe getroffen und schwer beschädigt.
Dabei wurde auf dem Hinterperron ein mitfahrendcs Mädchen
durch Splitter getötet. Ähnliche Verwüstungen des Magens trafen
den Triebwagen N r. (0 der Linie ( Richtung Durlacher T or.
Der Magen wurde in der Nähe der Technischen Hochschule von
vier Sprengstücken getroffen. Beschädigt wurde auch der Anhänge­
-
99
-
wagen ^36 der Linie 1 der Richtung Rheiuhafen. Das Oberleitungsnetz wurde sechsmal durch Bombensplitter getroffen; der
Fahrdraht von 70 c^mm Rupferquerschnitt (Profil) wurde in der
Ettlinger-Straße zweimal in einer Entfernung von 25 m glatt
durchschlagen und einmal durch einen Splitter gestreift. A m Aaiserplatz wurde der Fahrdraht ebenfalls zerrissen. Dasselbe geschah
m it einem ^verdraht in der Aarl-Friedrich-Straße, der in der
Nähe des Stahlrohrmastes durchschlagen wurde. Dieser Splitter
hat auch den Rohrmast und das Gasrohr für die Notbeleuchtung
am Mast durchschlagen und das Gas entzündet, sodaß der M ast
längere Zeit hell brannte. Der gesamte Straßenbahnverkehr war
etwa 2 Stunden stillgelegt.
Der Sachschaden der Straßenbahn
belief sich auf rund 2000 M k . Der Gesamtschaden betrug rund
158 000 M k., der der Stadt erwachsene Schaden rund 9600 M k.
Das herbe Geschick der Familien, die plötzlich in so schweres
Leid' versetzt wurden, erweckte allerseits tiefes M itgefühl. Z n der
Schloßkirche fand anläßlich des traurigen Ereignisses um 8 Uhr
ein Abendgottesdienst statt.
Das Hoftheater sagte die für den
Abend angesetzte Vorstellung ab.
A m 15. J u n i veröffentlichte der Oberbürgermeister, daß
Großherzogin Hilda ihm durch ein Schreiben des Vberhofmeisters
ihre herzliche Anteilnahme an dem schweren Unglück, das die
Haupt- und Residenzstadt durch den empörenden Fliegerangriff
betroffen habe, m it der Bitte habe aussprechen lassen, dieselbe der
Bürgerschaft zu übermitteln. Die Großherzogin habe dabei m it
aufrichtigstem Beileid aller Familien gedacht, die den Tod oder
die Verletzung eines ihrer Angehörigen zu beklagen hätten, sowie
auch aller derer, die durch die Bombenwerfung anderweitig zu
Schaden gekommen wären.
Großherzogin Luise fuhr m it der
Aönigin von Schweden um die Mittagsstunde des Unglückstages
zur Besichtigung der Schäden durch die Stadt. A m Abend richtete
Großherzogin Luise an den Oberbürgermeister folgendes Schreiben:
. „A m Schluß dieses sehr ernsten Tages möchte ich Ih n e n aussprechen,
mit welch' tiefem Miterleben ich denselben, der sc» viele schweren Prüfungen
über unsere liebe Stadt Karlsruhe gebracht hat, begleitet habe. E r hat uns
den ganzen Ernst dieses gewaltigen Krieges sehr nahe geführt, schwere G pfer
sind gefallen. Nach den erschütternden Stunden der Morgenfrühe ist es erst
nach und nach möglich geworden, den ganzen Umfang und die ganze Trag7*
(00
—
weite dieser O pfer zu beinessen. Gottes Gnade hat sichtlich gewaltet und
uns vor noch größeren Verlusten bewahrt. I h m danken w ir dafür aus
bewegten: Herze::. Seine Majestät der Kaiser hat m ir seine sehr aufrichtige
Teilnahme an dein opfervollen Ereignis ausgesprochen, was ich gern hier
zun Ausdruck bringen möchte.
G ott walte ferner m it Seiner Gnade über unserer Stadt und ihren E in ­
wohnern, von denen nun so viele in neue Trauer versetzt worden sind."
Der Großherzog hat vom Kriegsschauplatz au den Ober­
bürgermeister folgendes Telegramm gerichtet:
„A n diesen: fü r meine arme Haupt- und Residenzstadt so schmerzlichen
Tage sind meine Gedanke!: m it wärmster Teilnahme bei Ih n e n allen.
G ott tröste die schwer geprüften Fam ilien und gebe den verwundeten baldige
Genesung."
Eine zweite Depesche des Großherzogs an den Oberbürger­
meister lautet:
„Seine Majestät der Kaiser telegraphiert m ir seine tiefe Empörung
über den: ruchlosen A n g riff auf das liebe Karlsruhe. Die armen unschuldigen
O p fer der Bürgerschaft, m it der er sich in Freud und Leid verbunden fühle,
haben ihn sehr betrübt. Ich freue mich, Ih n e n diese warn: empfundene
Teilnahme unseres Kaisers mitzuteilen."
Ferner hat die Königin von Schweden dem Oberbürgermeister
ihre innigste Anteilnahme anläßlich der schweren Heimsuchung, die
die Stadt Karlsruhe durch den Fliegerangriff betroffen hat, mit
dem Wunsche aussprechen lassen, daß die Stadt von weiteren A n ­
griffen verschont bleiben möge.
Dem König von Schweden hat der Oberbürgermeister tele­
graphisch namens der Residenzstadt die Glückwünsche zum Geburts­
feste übermittelt und zugleich den Gefühlen des Dankes gegen Gott
für Bewahrung der Königin in der Gefahr des feindlichen Über­
falles Ausdruck gegeben. D arauf ist von: König folgende Depesche
an den Oberbürgermeister eingegangen:
„Ic h spreche der Residenzstadt meinen herzlichsten Dank fü r freundliche
Glückwünsche aus. Sehr betrübt, daß Ih r e Stadt durch Luftangriff gelitten,
hoffe aber, Schaden nicht zu groß. Gottlob, daß Schloß unberührt wurde."
Prinz M a x telegraphierte, aus Berlin an den Oberbürger­
meister:
„Leider-abwesend erfahre ich den Ernst gestriger Lage unserer lieben
Heimatstadt. Ich bedauere tief den Tod und die Verwundung so vieler
unschuldiger, harmloser Menschen und nehme den innigsten A nteil an ihren:
und ihrer Anverwandten Schicksal."
-
Ml
-
Der Oberbürgermeister hat fü r diese „wohltuenden Beweise so
wann empfundenen M itgefühls" den herzlichsten Dank namens der
Bürgerschaft zum Ausdruck gebracht. Dem Großherzog hat er
außerdem die Bitte ausgesprochen, dem Kaiser den Dank der K a rls ­
ruher Bürgerschaft für die innige Anteilnahme übermitteln zu wollen.
Außer diesen Beweisen inniger Anteilnahine der fürstlichen
Persönlichkeiten sind der Stadtverwaltung Beileidsbezeugungen vom
preußischen Gesandten von Eisendecher, vorn M inister F rhr. von
Bodman, vom österreichisch-ungarischen Gesandten in Stuttgart,
Grafen Koziebrodski, vom bayerischen Gesandten in Stuttgart,
Grafen M o y, vom Oberbürgermeister Habermehl in Pforzheim
namens der Städte der Städteordnung, vom Landesverband der
badischen Gewerbe- und Handwerkervereinigungen in Rastatt, von
Minister a. D. F rhr. von Marschall in Freiburg, von Karlsruher
im Felde stehenden Bürgern, sowie von verschiedenen anderen
hiesigen und auswärtigen Personen. U. a. sprach auch Fabrikant
Gustav Adolf Helmle in ckvien, ein Enkel des einstigen Karlsruher
Bürgermeisters gleichen Namens, sein herzlichstes Bedauern über
den feindlichen Überfall aus.
Die Stadtgemeinde übernahm die Bestattung der beklagens­
werten Opfer. A m Freitag den s8. J u n i, als
der Getöteten
gemeinsam zu Grabe geleitet wurden, veranstaltete der Stadtrat
eine Trauerfeicr. Die übrigen wurden am Nachmittag oder aus­
wärts bestattet. Der Friedhof war abgesperrt, nur die Angehörigen
der Toten und andere Personen, die Eintrittskarten von: Stadtrat
erhalten hatten, fanden Einlaß. Die Feier begann um 9 ^ h ^
vormittags.
A u f dem Friedhof erschienen sämtliche Minister,
der preußische Gesandte, der stellvertretende Kommandierende General
von Manteuffel m it Generalleutnant F rhr. Rink von Baldenstein,
der Oberbürgermeister m it den Bürgerineistern, zahlreichen Stadt­
räten und Stadtverordneten, außer den amtierenden Pfarrern fünf
evangelische und fünf katholische Geistliche, die M ilitärvereine m it
ihren Fahnen, die Sugendwehr und verschiedene andere Personen.
Kurz vor Abgang des Zuges von der Friedhofkapelle, vor der
sich die Trauergäste versammelt hatten, trafen die Großherzoginnen
Hilda und Luise, Prinzessin M a x, sowie die Königin von Schweden
ein und fuhren unmittelbar zu der Grabstätte.
—
102
—
Die Ruhestätte der Opfer befindet sich im neuen Teil des
Friedhofs, in nächster Nähe der Kriegergräber, südlich vom Kre­
matorium. Die Anlage hat die Form eines spitzen Dreiecks. Alle
Gräber tragen schwarze Kreuze m it weißer Aufschrift und als
Schmuck Kränze aus Tannenreis und Eichenlaub m it Schleifen in
badischen Farben und ausgeprägtem Stadtwappen.
N or den offenen Gräbern, in die die Särge m it den Leichen
bei Beginn der Feier bereits versenkt waren, häufte sich eine große
Anzahl prachtvoller Aränze, die Freundeshand gewidmet hatte.'
Auch die M itglieder unseres Fürstenhauses und die Königin von
Schweden bekundeten durch Kranzspenden ihre innige Teilnahme.
Die Angehörigen der Dahingegangenen nahmen dicht vor den
Gräbern Aufstellung, während die übrigen Teilnehmer sich hinter
den Angehörigen sammelten.
I n : In n e rn des durch die zwei
Gräberreihen gebildeten Winkels stand die Geistlichkeit, ferner die
Sänger des „Liederkranzes", eine Bläser-Abteilung des Hoforchesters
und die Waffenvereine m it ihren Fahnen. Die Trauerfeier selbst
wurde durch das von dem „Liederkranz" gesungene Sanktus aus
der deutschen Messe von Schubert eingeleitet. I m Anschluß daran
spielte die Bläser-Abteilung das Lied „ E s ist bestimmt in Gottes
R a t" von Mendelssohn. Nach, der Einsegnung der Leichen durch
die Geistlichen sprach für die Evangelischen Hofprediger Fischer,
für die Katholiken Stadtpfarrer Stum pf und für die Altkatholiken
Geistl. Rat Stadtpfarrer Bodenstein. Dann sang der „Liederkranz"
den Männerchor von Beethoven: „F a h r wohl, du goldne Sonne".
Den Schluß der Feier bildete der von einer Abteilung des Hof­
orchesters vorgetragene Trauerchoral: „W ie sie so sanft ruhn".
A m Abend fand in der evangelischen Iohanneskirche und Samstag
vorm ittag in der katholischen Stephanskirche ein Trauergottesdienst
statt.
Um den vielfachen Gerüchten über mangelhaften A larm bei
dem Fliegerangriff entgegenzutreten, wurde am s7. J u n i von
militärischer Seite eine aufklärende M itteilung veröffentlicht, in der
u. a. folgende Angaben standen: „D ie zuständige Militärstelle ist
erst kurz vor dem Eintreffen der m it äußerster Geschwindigkeit
fahrenden Flieger von ihren: Herannahen in der Richtung K a rls­
ruhe von auswärts telephonisch verständigt worden, da sie zunächst
ihre wahre Richtung durch eine Schwenkung verdeckt hatten. Das
Abwehrkommando trat sofort in Bereitschaft, setzte unmittelbar in
dem Augenblicke, als feindliche Flieger erkannt wurden, seine Sirenen
in Tätigkeit und begann noch vor dein ersten Bombenwurf m it
den Abwehrschüssen. Der versuch, auch sofort die zuständige
Zivilstelle wegen der Sirene auf dem Rathaus und der übrigen
städtischen w arnungsm ittel zu verständigen, mißlang jedoch tiefbedauerlicherweise, da für längere Zeit eine Störung des Telephon­
betriebs eintrat. T s ist Vorsorge getroffen, daß künftighin die
ungehinderte Verständigung der Abwehr- und warnungsstellen
nach menschlicher Berechnung nicht durch Hindernisse gestört werden
kann". T s wurde dann in der M itteilu n g darauf hingewiesen,
daß niemand mehr über den Charakter der Flieger im Zweifel
sein konnte, als die ersten Alarmschüsse fielen und die ersten
Bomben platzten. Aber trotz dieser Warnungen durch die Schüsse
und Bomben, die eindringlicher gesprochen hätten, als
alles
Sirenengeheuls, sei die Gefahr von vielen völlig verkannt worden,
und so seien erst im weiteren Verlauf des A ngriffs die zahlreichen
Menschen den Bomben zum Opfer gefallen. A ls nach dem ersten
Teil des Angriffs die Flieger eine weite Schleife gezogen hätten,
habe auch das fortdauernde Sirenengeheul nicht verhindert, daß
sich die Straßen dich m it Menschen füllten, so daß nach der plötz­
lichen Rückkehr der Flieger die Bomben eine reiche Todesernte
gehalten hätten, w örtlich ist in der M itte ilun g dann zu lesen:
„Natürlich soll hier nicht alle Schuld den tiefbeklagenswerten Opfern
des Angriffs selbst zugemessen werden, viele haben sich in der
Trfüllung ihrer Arbeitspflicht auf der Straße befunden, manche
haben sich durch eine mangelhafte Vorstellung von der Größe der
Gefahr verleiten lassen, ihren sicheren Zufluchtsort aufzugeben oder
aber ihren Zufluchtsort für sicherer zu halten, als er war, manche
waren bei der unerhört wilden Gewalt des A ngriffs auf keinen
F a ll vor dem U nfall zu bewahren. Aber sicher steht, daß die
Z a h l der Opfer klein wäre im Verhältnis zu der jetzigen Zahl,
wenn von allen Tinwohnern sofort nach der ersten Detonation
alle Selbstschutzmaßregeln ergriffen worden wären".
Am
J u n i erging folgende Bekanntmachung der Aolizeidirektion: „Nachdem beim letzten Fliegerangriff die Türen der
—
10^
—
Häuser teilweise verschlossen waren und so den Passanten die
Möglichkeit genommen war, in die Häuser zu flüchten, wird auf
Grund des H 29 A .S tr.G .B . angeordnet: „Sobald das Erscheinen
feindlicher Flieger durch die Marnungssignale angezeigt wird, sind
Hauseigentümer oder deren Stellvertreter verpflichtet, die verschlossenen
Haustüren aufzuschließen. Zuwiderhandlungen werden m it Geld­
strafe oder Haft bestraft".
A m 25. Zum , als die Runde vom Falle der Stadt L e m b e r g
eintraf, legte Rarlsruhe reichen Flaggeuschmuck an. Die Glocken
aller Rirchen wurden geläutet, die Schulen geschlossen.
Das stellvertretende Generalkommando des X IV . Armeekorps
ordnete auf Grund der Raiserlichen Verordnung vom 28. M a i
an, daß alle u n a u s g e b i l d e t e n L a n d st u r m p f l i ch t i g e n ,
die in der Zeit vom s. August 191^ bis zum 15. J u n i 1915 das
17. Lebensjahr vollendeten, sich in der Zeit vom 1. bis 3. J u li 1915
zur Landsturmrolle beim Bürgermeisteramt ihres Aufenthaltsortes
anzumelden haben.
A m 17. J u li abends, als die Runde von den S i e g e n i n
A o l e n eintraf (Durchbrechung der Narewsperre durch General
von Gallwitz, Erstürmung von jDrzasnysz), wurde die Stadt beflaggt.
Gegen 7 U hr verkündete Glockengeläute den Sieg.
A m 51- J u li ordnete das Generalkommando die Beschlag­
nahme von fertigen, gebrauchten und ungebrauchten Gegenständen
aus R u p f e r , M e s s i n g und R e i n n i c k e l an. Die beschlag­
nahmten Gegenstände blieben vorerst in den Händen des bisherigen
Besitzers. Doch wurde im vaterländischen Interesse eine alsbaldige
freiwillige Ablieferung gewünscht. Die Frist für dieselbe ging am
25. September 1915 zu Ende. Das Bürgermeisteramt richtete für
die freiwillige Ablieferung Zähringer Straße ^5/^7 eine Annahme­
stelle ein. A ltm aterial, das bereits an Händler, Handlungen usw.
abgegeben war, wurde nicht angenommen, da es schon nach Verfü­
gung vom 1. A p ril beschlagnahint war.
Z um Jahrestag der Rriegserklärung erging aus dem Großen
Hauptquartier am 3s. J u li folgende Ru n d g e b u n g des Rai ser s:
„A n das Deutsche Volk!
L in J a h r ist verflossen, seitdem ich das deutsche Volk zu den Waffen
rufen mußte. Line unerhört blutige Z e it kam über Luroxa und die Welt.
s05
—
v o r G ott und der Geschichte ist mein Gewissen rein. Ic h habe den Krieg
nicht gewollt. Nach Vorbereitungen eines ganzen Jahrzehnts glaubte der
verband der Machte, denen Deutschlandzu groß geworden war, den Augen­
blick gekommen, uni das in gerechter Sache treu zu seinem österreichischungarischen Bundesgenossen stehende Reich zu demütigen, oder in einen: über­
mächtigen Ringen zu erdrücken.
Nicht Eroberungslust hat uns, wie Ic h schon vor einem Jahre verkündet,
in den Krieg getrieben. A ls in den Augusttagen alle waffenfähigen zu den
Fahnen eilten und die Truppen hinauszogen in den Verteidigungskampf,
fühlte jeder Deutsche auf dein Erdball nach dein einmütigen Beispiel des
Reichstages, daß fü r die höchsten G üter der Nation, ih r Leben und ihre
Freiheit, gefochten werden mußte, w a s uns beoorstand, wein: es fremder
Gewalt gelang, das Geschick unseres Volkes und Europas zu bestimmen, das
habei: die Drangsale M einer lieber: Provinz Ostpreußen gezeigt. Durch das
Bewußtsein des aufgedrungenen Kampfes w ar das Wunder vollbracht: Der
politische Meinungsstreit verstummte; alte Gegner fingen an, sich zu verstehen
und zu achten. Der Geist treuer Gemeinschaft erfüllt alle Volksgenossen.
v o ll Dank dürfen w ir heute sagen: G ott w a r mit un s! Die feindlichen
peere, die sich vermaßen, in weniger: Monaten ir: B e rlin einzuziehen, sind
m it wuchtiger: Schläger: im Wester: und Oster: weit zurückgetrieben. Zahllose
Schlachtfelder in den verschiedensten Teiler: Europas, Seegefechte an naher:
und fernster: Gestaden bezeugen, was deutscher In g rim m in der Notw ehr
und deutsche Kriegskunst vermögen. Keine Vergewaltigung völkerrechtlicher
Satzungen durch unsere Feinde w ar imstande, die wirtschaftlicher: Grundlagen
unserer K rie g fü h ru n g zu erschüttern. Staat und Gemeinde, Landwirtschaft,
Gewerbesleiß und Pandel, Wissenschaft und Technik wetteiferten, die Kriegs­
nöte zu lindern. Verständnisvoll für notwendige Eingriffe in der: freier:
warenvcrkehr, ganz hingegeben der Sorge fü r die Brüder im Felde, spannte
die Bevölkerung daheim alle ihre Kräfte an, zur Abwehr der gemeinsamen
Gefahr.
M it tiefer Dankbarkeit gederrkt heute und immerdar das Vaterland
seiner Kämpfer, derer, die todesmutig den: Feind die S tirr: bieterr, derer, die
wund oder krank znrückkehrten, derer vor allen, die in fremder Erde oder
auf den: Grund des Meeres von: Kam pf ausruhcn. M it den M üttern und
Vätern, den W itwen und Waisen empfinde Ic h den Schinerz um die Liebei:,
die fürs Vaterland starben.
Inn ere Stärke und einheitlicher nationaler W ille im Geiste der Schöpfer
des Reiches verbürgen dei: Sieg. Die Deiche, die sie in der Voraussicht
errichteten, daß w ir noch einmal zn verteidigen hätten, was w ir ;870 errangen,
haben der größte!: Sturm flut der Weltgeschichte getrotzt. Nach den beispiel­
lose!: Beweisen von persönlicher Tüchtigkeit und nationaler Lebenskraft hege
Ic h die frohe Zuversicht, daß das deutsche Volk die in: Krieg erlebten Läute­
rungen treu bewahren, auf erprobten alten und auf vertrauensvoll betretene!:
neue:: Bahnen weiter ii: Bildung und Gesittung rüstig vorw ärts schreiten
^06
w ird. Großes Erleben macht ehrfürchtig und im Herzen fest. I n heroischen
Taten und Leiden harren w ir ohne Wanken aus, bis der Friede kommt, ein
Friede, der uns die notwendigen militärischen, politischen und wirtschaftlichen
Sicherheiten fü r die Zukunft bietet und die Bedingungen erfüllt zur ringehemmten Entfaltung unserer schaffenden K räfte in der Heimat und auf den
freien Meeren. So werden w ir den großen Kam pf fü r deutsches Recht und
Freiheit, wie lange er auch dauern mag, in Ehren bestehen und vor Gott,
der unsere W affen weiter segnen wolle, des Sieges würdig sein".
Der Großherzog und Großherzogin Luise haben zum Jahres­
tag des Ariegsbeginns an das badische Leib-Grenadier-Regiment
N r. 109 telegraphische Gedenkworte gerichtet. Das Telegramm
des Großherzogs lautete.
„Meinem lieben Regiment danke ich herzlich fü r den freundlichen Gruß
anläßlich des Jahrestags des m ir unvergeßlichen Ausmarsches. Ehre dein
Airdenken all der Tapferen, die ihre Treue m it dem Tod besiegelten. M it
Ih n e n allen eint mich die feste Zuversicht auf einen durch entscheidenden
Sieg zu erringenden Frieden. Freue mich aufs nahe Wiedersehen.
Friedrich, Großherzog."
Großherzogin Luise telegraphierte:
„Heute vor einein J a h r holte die Fahnenkompagnie im Schlosse K a rls ­
ruhe aus den Gemächern unseres teueren, in G ott ruhenden Großherzogs
die Fahnen ab, um sie m it dem Regiment zu Kam pf und Sieg zu führen.
Dieser Augenblick wird m ir fü r immer unvergeßlich bleiben, und ich möchte
diesem Gedenken hier Ausdruck geben iir dankbarem Rückblick auf das, was
unser tapferes Regiment in unvergleichlichem Heldenmut und opfervoller
Durchführung der schwersten Aufgaben in diesem gewaltig ernsten Kriegsjahr
geleistet hat. Diele fehlen, die damals ausgezogen; sie ruhen ans dem Felde
der E hre ; Dankbarkeit folgt ihnen nach; unser tapferes Leib-GrcnadierRegiment aber begleiten treue, tiefempfundene wünsche auch in dieses neue,
ernste Kriegsjahr, G ott um seinen ferneren Segen bittend. G ott mit uns!
Großherzogin Luise von Baden."
Anläßlich des Jahrestags des Ariegsbeginns hat der Evangelische
Gberkirchenrat eine Ansprache ausgearbeitet, die am Sonntag den
s. August im Hauptgottesdienst vor der predigt verlesen wurde.
Ebenso hat der Erzbischof angeordnet, daß am s. August in
allen katholischen Airchen das Hochamt vor ausgestelltem Allerheiligsten gehalten und am Schluß vor dem Segen das Friedensgebet des Papstes gebetet werde.
Der Jahrestag des Ariegsbeginns machte sich durch den starken
Besuch aller Airchen beim Hauptgottesdienst bemerklich.
—
f07
-
I m Stadtgarten hat die Bürger- und Feuerwehrkapelle am
Vorm ittag und am Nachmittag dem Charakter des Gedenktages
angepaßte Stücke gespielt. Die hiesigen Zeitungen hatten bereits
am Vorabend (Samstag 3 s. J u li) in größeren Aufsätzen des
Jahrestages gedacht, einzelne auch dichterische Ergüsse beigegeben.
Dis Aufsätze enthielten eine Übersicht über den Verlauf der Kämpfe
während des Jahres, den Ausdruck des Dankes für die unver­
gleichlichen Heldentaten unserer Truppen und Morte der festen
Zuversicht auf den endgültigen Sieg.
Die Kunde von der Einnahme von M a r s c h a u u n d I w a n g o r o d führte am Abend des 5. August zu begeisterten patriotischen
'Kundgebungen. Zufolge des Falles von Marschau spielte abends
zwischen halb sieben und halb acht Uhr die Kapelle des LandsturmErsatz-Bataillons 109 auf dem Marktplatze vaterländische Meisen.
Die zusammengeskrömte Menschenmenge fiel in die Klänge der
Musik ein und sang die Lieder mit. M itte n in diese Kundgebung
kam die Nachricht von der Einnahme der Festung Iw angorod ,
wodurch sich die Begeisterung noch steigerte. A m Samstag den
7. August war anläßlich der Siege im Osten der Stadtgartensee
festlich beleuchtet.
Die Feuerwehr-- und Bürgerkapelle und die
Aapelle des 3. Landstu rm -In fa nte rie -E rsa tz-B a taillons spielten
vaterländische Meisen.
A u f die Aunde von der Einnahme von B r e s t - L i t o w s k
fanden, ähnlich wie am s8. August bei der Einnahme von Aowno,
wovon in anderem Zusammenhang der Chronik berichtet ist,
Freudenkundgebungen am 26. statt: Beflaggung der Häuser, Glocken­
geläute, Umzug der Jugend durch die Straßen m it Gesang und
abends 6 Uhr vaterländisches Aonzert auf dein Aaiserplatz. A m
27. vormittags ss Uhr wurden auf Befehl des Großherzogs
20 Siegesschüsse auf den: kleinen Exerzierplatz abgegeben.
Die Zeichnungen für die d r i t t e K r i e g s a n l e i h e ' ^ ) betrugen
in Karlsruhe nach der M itteilung der hiesigen Reichsbankstelle
*) I m ganzen waren auf die erste Kriegsanleihe in Deutschland rund
4^60 M illionen M ark gezeichnet worden, auf die zweite rund 906O M illionen
und auf die dritte rund t2 40^ M illionen.
—
O8
vom 23. September rund hundert M illionen M a rk ; bei der Zweiten
Kriegsanleihe waren hier rund
M illionen M a rk gezeichnet
worden und bei der ersten rund 40 M illionen.
Z u r Ausschmückung des K r i e g e r f r i e d h o f s unweit der
Stadt Lens, in der viele Helden, namentlich des badischen Landes,
ihre Ruhestätte gefunden haben, sandte der Stadtrat auf Ansuchen
des Generalkommandos des X IV . Armeekorps im Oktober eins
größere Anzahl Pflanzen.
Eine S ch ü tz e n g r a b e n a n l a g e, die ganz der vom LeibGrenadier-Regiment im Felde geschaffenen Anlage entsprach, wurde
vom Rekrutendepot des s. Ersatz-Bataillons des Regiments O 9
M itte Oktober hinter der Grenadierkaserne am Ende der FreydorffStraße geinacht. Die Anlage w ar mehrere Mochen hindurch gegen
ein Entgelt von 20 P f. zugunsten des Hinterbliebenenfonds des LeibGrenadier-Regiments M ittwochs und Samstags von s A hr bis
zur Dunkelheit, an Sonntagen von fO A h r vormittags bis abends
zugänglich. Samstag und Sonntag fand jeweils nachmittags
Konzert der Kapelle des Ersatz-Bataillons daselbst statt. Die
Z a h l der Besucher am Sonntag den s7. Oktober wurde auf
3500 angegeben. — Feldmäßige Artilleriestellung w ar seit Anfang
November auf dem Rennbuckel in der Nähe der Telegraphenkaserne
angelegt. Die Feuerstellung, die die Ersatzabteilung des 5. Bad.
Feldartillerie-Regiments N r. 50 ausgehoben hatte, zeigte den
Beschauern die Unterschiede, die zwischen einer solchen Stellung
und der Schützengrabenanlage der Infanterie bestehen. Eine
Kanone aus Holz war bei der Stellung zur Nagelung angebracht.
Das E rträgnis daraus, wie das Eintrittsgeld von 20 P f. kam den
bedürftigen Hinterbliebenen gefallener Regimentsangehöriger zugute.
— I n der Sitzung des Roten Kreuzes vom s3. September führte
M a jo r M alther Schmidt zahlreiche Schützengraben-Arbeiten aus
Ehampagnekreide vor, die von den bei Reims liegenden badischen
Soldaten ausgesührt waren.
Z u r Anlage und Unterhaltung eines K r i e g e r - E h r e n ­
f r i e d h o f s bewilligte der Vürgerausschuß am 2 9 . Oktober
einstimmig auf Antrag des Stadtrates ^5 500 M k. Gberbaurat
Professor M a x Läuger hatte für eine künstlerische Gestaltung der
-
109
—
Kriegergräber-Anlage einen Plan aufgestellt, der in allen Teilen
die Zustimmung des Stadtrates erhielt.
Die Anlage soll m it
einer starken 3 m hohen Hecke aus Hainbuchen eingefriedigt
werden, die die gesamte Grabstätte als besonderen Ehrenfriedhof
von dem übrigen Teile des Friedhofes abschließt. Der Haupt­
zugang öffnet sich von der Seite aus, auf der das Krematorium
steht. Zn der Nutte der Gesamt-Anlage ist ein großer, zur Veran­
staltung von Feierlichkeiten bestimmter Platz gedacht, auf dessen
nördlichem Teile, der m it Eichenpflanzungen eingefaßt wird, späterhin
ein Denkmal errichtet werden soll. Beiderseits des Platzes werden
die Reiheugräber der Soldaten angelegt; außen herum, an der
inneren Seite der Umfassungshecke, die durch Nischen gegliedert
wird, werden die vorzugsweise für Offiziere bestimmten Grabstätten
angeordnet.
Die gesamte Anlage soll von der Stadlgemeinde
einheitlich gärtnerisch gebildet und unterhalten werden.
Die am Allerheiligenfeste übliche Sc h mü c k u n g der G r ä b e r
mit brennenden Kerzen wurde von der Ntilitärbehörde verboten.
Z u Ehren der bei N t o o r s l e d e ( B e l g i e n ) b e s t a t t e t e n
G e f a l l e n e n des Reserve-Zufauterie-Regiments Karlsruhe N r. 238
hatte die Stadtverwaltung einen Eichenkranz m it Schleife in den
Stadtfarben und entsprechender U)idmung behufs Niederlegung an
deren Gräbern auf Allerheiligen dorthin übersandt. Der Regiments­
kommandeur hat darauf folgendes Dankschreiben an den Stadtrat
gerichtet:
1
„D as Regiment dankt herzlich fü r das Gedenken an die Kameraden,
die vor Jahresfrist in den ersten schweren Rümpfen des Regiments gefallen
nnd in und bei Moorslede begraben sind.
.
'1
Den prachtvollen Kranz hat eine Abordnung des Regiments auf dein
F r i e d h o f i n Reerselaerehoek bei Aloorslede niedergelegt. Hierbei, und auch bei
der Gedenkfeier am Jahrestage der Feuertaufe des Regiments, hat es sich
gern daran erinnert, wieviele liebe und tapfere Kameraden Baden und seine
Residenzstadt ihn: gegeben haben.
Das Regiment übersendet der Stadt Karlsruhe die besten wünsche und
Grüße."
Großherzogin Luise hatte, wie die „K a rlsru h e r Zeitung" vom
6. Dezember berichtete, dem Kaiser eiu Exemplar einer K ü n s t l e r ­
st ei n z e i ch n u n g gesandt, die auf die Großherzogin einen tiefen
UO
—
Eindruck als herrliche Darstellung dessen gemacht habe, was die
d e u t s c h e F r a u während des Arieges zu Hause leistete. Darauf
erwiderte der Aaiser telegraphisch:
„Großherzogin Luise von Baden, Karlsruhe.
Soeben ist Deine sinnige Gabe „S tilles Heldentum" eingetroffen, fü r
die ich von Herzen danke. Die Deutsche Frau hat sich in dieser schweren
Z e it auf der Höhe ihrer Aufgabe gezeigt und glaubensvoll, glaubenstärkend,
in fester Zuversicht auf allen Gebieten zugegriffen und sich betätigt, den hohen
Beispielen folgend, die Deutschlands treffliche Fürstinnen ih r gaben. G ott
segne ih r M e rk !
M i l h e l m."
Dm die E r n ä h r u n g d er B e v ö l k e r u n g während des
Arieges sicher zu stellen, sind auch im Berichtsjahre, sowohl vom
M inisterium wie vom Stadtrat, Anordnungen teils in Ausführung
von Beschlüssen des Bundesrates, teils selbständig, in großer Z ahl
erlassen worden. Die Regelung des Verkaufs und des Verbrauchs
wichtiger Lebensmittel w ar
weit notwendiger geworden als
in den Ariegsmonaten lßlsH, weil die Restbestände aus früheren
Jahren nunmehr nahezu aufgebraucht waren und sich die Folgen
der fast völligen Unterbindung der E in fuh r zur See, wie der außer­
ordentlichen Erschwerung des Verkehrs m it den europäischen
Neutralen in steigendem Maße fühlbar machten. Die in Deutschland
selbst erzeugten Nahrungsmittel, auf die man nun beinahe aus­
schließlich angewiesen war, konnten aber für die Bedürfnisse der
Bevölkerung nur gerade ausreichen, wenn sich jedermann eine
gewisse Beschränkung im Verbrauch auferlegte. Auch konnten sich
alle Areise nur dann die notwendigen Lebensmittel beschaffen, wenn
Maßregeln gegen ungerechtfertigte Preissteigerungen getroffen wurden.
Die wichtigsten Verfügungen über Sicherung der Ernährung,
soweit sie für unsere Stadt von Bedeutung sind, sollen hier angeführt
werden, ebenso die damit in Verbindung stehenden freiwilligen
Bemühungen.
A m 30. Z anuar erließ der A o m m u n a l v e r b an d
Aarlsruhe Stadt*) (Ausschuß für die Regelung des Verkehrs
*) Das Ministerium des In n e rn bezeichnete als Kommunalverbände im
Sinne der Bnndesratsverordnung die Städte m it mindestens §0 ooo Einwohnern
und im übrigen die Amtsbezirke.
-
UI
—
zunächst mit Brotgetreide und M ehl) auf Grund des Bundesrats­
beschlusses vom 25. J an ua r und der Verfügung des Ministerium s
ab s. Februar fü r die Ltadk Aarlsruhe folgende Verordnung:
„E s dürfen nur noch zwei Lorten R o g g e n b r o t gebacken und
verkauft werden, eine m it HO "/g und eine m it inehr als sO o/g Aartoffel­
zusatz („X " ) und zwar nur Laibe von 750 §r. Der Höchst­
preis dafür ist auf 30 P f. festgesetzt. A ls W e i z e n b r o t dürfen
nur noch Wasserweck und Zwieback und zwar höchstens einmal
täglich nachmittags, in der bisherigen Form gebacken werden.
Das Gewicht des Doppelwasserwecks muß mindestens 90
betragen; sein Preis ist auf 6 P f. festgestellt. Die Herstellung von
Laugenbrezeln ist nicht zulässig". Wer vom s. Februar an B ro t
zu beziehen wünscht, hat sich bei einen: hiesigen Bäckermeister
einzuzeichnen und dabei seinen Namen, Wohnung, Ltand und die
Z a h l der zu verpflegenden Aöpfe anzugeben. Die M itglieder des
Lebensbedürfnisvereins können sich bei einer Filiale des Vereins
einschreiben. Wer die Meldung unterläßt, ist vom Brotbezug
ausgeschlossen. Niemand darf sich bei inehr als einen: Bäcker
einzeichnen." — „ B is auf weiteres darf M e h l von den zur Abgabe
berechtigten Geschäften nur noch an die hiesige Einwohnerschaft
und zwar nur in Mengen von höchstens einen: Pfund für die
Woche und Haushaltung abgegeben werden. Zuwiderhandlungen
gegen diese Anordnungen waren gemäß der Bekanntmachung des
Bundesrats m it Gefängnis bis zu 6 Mouaten oder m it Geldstrafe
bis zu H500 M k. bedroht." — A m l. Februar wurden bei der
gesamten Einwohnerschaft die vorhandenen Vorräte an Weizen,
Roggen und Hafer, sowie die Vorräte an Weizen-, Roggen-,
Hafer- und Gerstenmehl ermittelt. Eine ähnliche Erhebung fand
über die in der Nacht vom 8. zum 9 . ^Uai vorhandenen Vorräte
an Getreide und M ehl statt. — Die obenerwähnte Verordnung
des Bundesrats hat den Bäckereien und Aonditoreien auch alle
Nachtarbeit (von 7 Uhr abends bis 7 U hr morgens) verboten.
A u f Grund derselben Verordnung wurde den Bäckern und Aonditoren
mitgeteilt, daß ihre Mehlvorräte zugunsten der Ltadt beschlag­
nahmt seien.
A m l9> Februar wurde m it W irkung vom 22. der Verkauf
von B ro t und M ehl auf den: hiesigen W ochen m a r k t untersagt.
-
U2
-
A m 26. Februar gab der Nommunalverband bekannt: „Nach
der Bundesratsverordnung vom 6. Februar I,9 i 6 ist der zulässige
tägliche H o ch st v e r b r a u ch a n M e h l für eine jDerson auf 225 §r
festgesetzt. Diese Mehlinsnge entspricht verarbeitet einer Gewichts­
menge von 300 §r B ro t oder von 270 §r Wasserweck oder von
500 § r Zwieback.
N u r die genannten drei Gebäcksorten dürfen
als Roggen- und Weizenbrot in hiesiger Stadt hsrgestellt werden."
A»n
M ä rz wurde der Höchstverbrauch an M ehl auf 200 §r
für eine jDerson herabgesetzt, am s. September aber wieder auf
223 §r erhöht. Vo:n s. M ärz ab war B ro t und M ehl innerhalb
der Stadt einschließlich der Vororte nur gegen Abgabe von B r o t und M e hl schei nen erhältlich.
Die Scheine, wie sie damals
ausgegeben wurden, waren s2 cm lang und 5 cm breit und in
ganzen, halben oder hg Stücken abtrennbar, je nachdem man
sie für M ehl (225 §r nach der ursprünglichen Bestimmung) oder
fü r B ro t (300 §r, bezw. zweimal s50 §r) oder für Wasserweck
(6 mal 45
benützen wollte. Sie waren für einen Zeitraum
von vier Wochen zu kleinen Heften von
Äück vereinigt. Bei
der erstmaligen Ausgabe waren die vom s. bis l4 . M ärz geltenden
Scheine in weißer Farbe und die vom H5. bis 28. M ärz geltenden
in roter Farbe hergestellt. Aranken- und Erziehungsanstalten,
Heime, Speisehäuser, Gast- und Schankwirtschaften, sowie Z iv il­
kantinen durften B ro t und M e hl gleichfalls nur gegen Scheine
äbgeben. Dabei wurde bestimmt, daß der Verbrauch an B rot
und M e h l in Wirtschaften und Zivilkantinen in zwei Wochen
höchstens drei Viertel des Verbrauchs von: s. bis lö. Januar
betragen dürfe, daß W irte besondere Bücher behufs einer ständigen
Kontrolle zu führen hätten, daß B ro t den Gästen besonders zu
berechnen sei und zu jeder Mahlzeit höchstens 7 §r B ro t zum
fdreis von 5 j)f. verabfolgt werden dürfe und daß der Verkauf
von B ro t über die Straße verboten sei. A m
M ärz wurde
bekannt gegeben, daß auch Mazzen nur gegen Scheine erhältlich
seien. Für das Zehnpfundpaket Mazzen waren 30 Mehlscheine
zu je 200 gr einzuliefern.
Anfang M ärz hat der Aommunalverband Aarlsruhe-Stadt
die Verteilung von M e h l an Bäcker, Uonditoren und sonstige
gewerbsmäßige Mehlbezieher fü r die Dauer des Arieges an neun
-
U3 -
seitherige hiesige Lieferanten übertragen, die sich auf Grund des
ß 705 ff. B .G .B . zn einer Gesellschaft unter der F irm a „ M e h l ­
v e r s o r g u n g ' K a r l s r u h e " zusammenschlossen. Die Gesell­
schaft hatte ihre Geschäftsstelle Kaiser-Straße s8 s. Sie befaßte
sich ausschließlich m it dein Vertrieb des ih r vom Kom m unal­
verband zugewiesenen Mehles. Der Preis desselben wurde jeweils
vom Kommunalverband festgesetzt.
Durch Verordnung des Bundesrates wurde das Backen von
K u c h e n , die Roggen- oder Weizenmehl enthielten, verboten. Der
Kommunalverband konnte gewisse Ausnahmen zulassen. Demgemäß
wurde hier das Bereiten von Obstkuchen unter gewissen Beschrän­
kungen der Wehlverwendung gestattet.
A m 3. J u li verordnete das M inisterium , daß zur Regelung
der B ro t- und Mehlversorgung des Fremdenverkehrs L a n d e s ­
b r o t k a r t e n ausgegeben würden. A m 6 . September wurde m it
Bayern und Württemberg die gegenseitige Benützung der Landes­
brotkarten vereinbart. Die Abmachung wurde später auch m it
anderen Bundesstaaten getroffen.
A m s6 . November wurden hier auf Grund der Bundesrats­
verordnung die V o r r ä t e a n G e t r e i d e u n d M e h l bei sämt­
lichen landwirtschaftlichen Betrieben, den Bäckern, Konditoren und
Händlern ermittelt. Die Erhebung fand im ganzen Reiche statt,
um für die Versorgung der Bevölkerung m it B ro t und M e h l und
für die Verteilung der Futtermittel bis zur Ernte des Jahres
eine sichere Grundlage der Berechnung zu gewinnen.
Beim Herannahen des w e i h n a c h t s f est es wurde die
Bevölkerung darauf aufmerksam gemacht, daß die Herstellung von
Weihnachtsgebäck, das inländisches Weizen- oder Roggenmehl
enthalte, abgesehen von Blätterteig, untersagt sei.
Über das A u s m a h l e n v o n B r o t g e t r e i d e hatte der
Bundesrat bereits am 28. Oktober 1 9 l^ eine Verordnung erlassen.
Sie wurde am 5. Februar s9i.5 wesentlich verschärft. Beim Roggen­
mehl wurde statt der Durchmahlung von mindestens bis zu 72 o/o
eine solche bis zu 82 o/g und beim Weizenmehl statt bis zu 75 o/o
bis zu 80 o/o vorgeschrieben.
Die zahlreichen Verordnungen bereiteten begreiflicherweise den
Bäckereien ungewohnte Schwierigkeiten. Eine V e r s a m m l u n g
8
—
—
der Bäckermeister von Karlsruhe und Umgebung zur Besprechung
der durch die Verordnungen geschaffenen Lage fand am s6 . J u n i
statt. A n den Beratungen nahmen auch Bäckermeister aus mehreren
anderen badischen Städten und aus Stuttgart, sowie Vertreter des
M inisterium s teil.
Beklagt wurde insbesondere, daß vor dem
E rla ß verschiedener Verordnungen nicht mehr Fachleute gehört
worden seien, sowie daß man vielfach zu schnell gegen Übertretungen
gerichtliche Alage erhoben habe. Die Regierungsvertreter ergriffen
mehrfach das M ort, betonten die Notwendigkeit der erlassenen
Verordnungen, stellten aber den vorgetragenen Mäuschen gegenüberweitgehendes Entgegenkommen in Aussicht.
Die M a ß r e g e l n , die im Berichtsjahre in Ernährungsfragen
ergriffen wurden, blieben nicht auf B ro t und M ehl beschränkt,
sie erstreckten sich auch auf a n d e r e L e b e n s m i t t e l .
A uf
Grund einer Bekanntmachung des Reichskanzlers untersagte der
Aommunalverband am 2 l. A p ril die Abgabe von A a r t o f f e l n
aus dem Bezirk der Stadt Aarlsruhe. Am 9 . August wurde das
Verbot wieder aufgehoben.
Z m F rühjahr bezog die Stadtgemeinde aus Nor ddeut schl and
eine größere Menge A a r t o f f e l n . Von diesen wurden, und zwar
an die einzelnen Haushaltungen, nicht weniger als ein und nicht
mehr als drei Zentner in der Zeit vom 8 . A p ril bis sö. M a i
um den Preis von H M k . 80 der Zentner abgegeben. Eine zweite
Sendung wurde in derselben Meise vom ^3. M a i bis 9- Duni
verkauft.
Am
M a i ließ der Aommunalverband laut Anordnung
des Reichskanzlers die an diesein Tage in allen hiesigen Haushaltungen
vorhandenen V o r r ä t e a n A a r t o f f e l n teils durch ehrenamtliche
Zähler, teils durch die Schutzmannschaft ermitteln. Die Erhebung,
die am
Dezember vorgenommen wurde, bezog sich nur. auf
die in landwirtschaftlichen Betrieben vorhandenen Vorräte.
Z n der Zeit vom f. bis H. Z u li ließ der Stadtrat die vom
Bundesrat angeordnete Erhebung über die m it Getreide und
Aartoffeln b e b a u t e n F l ä c h e n vornehmen. Der Anbau, der
in Hausgärten betrieben wurde, blieb dabei außer Betracht; dagegen
fielen die Flächen, die auf ehemaligen Bauplätzen, auf Dienstland,
-
U5
-
in Schrebergärten u. dgl. angepflanzt worden waren, unter die
Erhebung.
Anfang November erließ das M inisterium des In n e rn eine
Verordnung, nach der die Versorgung der Bevölkerung m it B u t t e r
auf die Rommunalbezirke nach einheitlichen Grundsätzen zu erfolgen
hat. Die Verteilung wurde der Landesvermittlungsstelle bei dem
Statistischen Landesamt übertragen. Über die Menge der hergestellten
oder eingeführten Butter, über Bezugs- und Absatzverhältnisse,
über die vorhandenen Bestände w ar Auskunft zu erteilen. Der
Absatz der Butter blieb dem freien Verkehr überlassen, soweit
dieses m it der Verteilung derselben auf die Rommunalbezirke ver­
einbar war.
Am 28. J u li fand im Ministerium des In n e rn eine Besprechung
über den M i l c h p r e i s statt, an der Vertreter der Landwirtschaft,
des Milchhandels und der Verbraucher teilnahmen. A ls Ergebnis
der mehrstündigen Beratung wurde festgestellt, daß zunächst bis
zum V Eeptember keine weitere Erhöhung des Milchpreises eintreten solle. Nirgends solle die M ilch mehr kosten als 26 P f.
im freien Verbrauch. A m f. November wurden in Karlsruhe
bis auf weiteres folgende Milchpreise festgesetzt: Handelsvollmilch
ab Rampe Rarlsruhe 22 P f. der Liter, in öffentlichen Verkaufsstellen
oder aus Zapfwagen 26 P f., frei ins Haus geliefert 27 P f. Für
Milchwirtschaften, die schon in Friedenszeiten Vorzugsmilch zu
erheblich höheren Preisen als die übliche Handelsmilch abgesetzt
hatten, konnte das Bezirksamt nach P rüfung den Preis dieser
M ilch bestimmen.
Am 26. November veröffentlichte der Stadtrat über die V e r ­
t e i l u n g d e r M i l c h folgende Anordnung des Reichskanzlers:
„Rinder bis zum vollendeten 2 . Lebensjahre, soweit sie nicht
gestillt werden, und stillende Frauen sind m it e i n e m Liter täglich,
ältere Rinder bis zum vollendeten fH. Lebensjahr m it einem halben
Liter täglich, Rranke m it der nach ärztlicher Bescheinigung erforderlichen,
jedoch in der Regel einen Liter nicht übersteigenden Menge zu
berücksichtigen".
Der Stadtrat fügte dieser Anordnung folgende
Bemerkung hinzu: „V e n n die vorzugsberechtigten Personen die
ihnen nach diesem Maßstab zukommende Menge M ilch erhalten
sollen, bleibt für die übrigen Personen von der fü r die hiesige
7*
—
US
-
Gesamtbevölkerung derzeit vorhandenen Milchmenge nur höchstens
1/4 Liter täglich für den Aopf verfügbar." Die Haushaltungen
wurden demgemäß aufgefordert, ihren Milchverbrauch freiwillig
möglichst einzuschränken, damit nicht zur zwangsweisen M ilchverteilung geschritten werden müßte. Die Verwendung der M ilch
zur Herstellung von Lahne, bei der Brotbereitung und bei Z u ­
bereitung von Farben, sowie die Verfütterung der M ilch an Rälber
und Schweine, die älter als 6 Wochen sind, war schon vorher
verboten worden.
Z u r Sicherung der F l e i s c h v e r s o r g u n g hat das Ministerium
des In n e rn Anfang Februar das Schlachten von Aälbern, sowie
den Verkauf von trächtigen Mutterschweinen zum Zweck der
Schlachtung und das Schlachten derselben verboten.
I n den letzten Monaten des Jahres sHU waren bei den
damals herrschenden verhältnismäßig niedrigen Preisen, besonders
für Schweine, im städtischen Schlachthof namhafte Vorräte an
D a u e r w a r e n (G efrier-, Rauch- und pökelwaren) hergestellt
worden. Vom 2. M ä rz an ließ die Stadtverwaltung, da die
Preise für Schweinefleisch unterdessen erheblich gestiegen waren,
aus jenem in der Gefrierhalle des Schlachthofes eingelagerten
Bestand an eingefrorenen Schweinen für die minderbemittelte Be­
völkerung verkaufen. Der Preis stellte sich auf 90 P f. das Pfund.
A n einen Abnehmer wurden an demselben Tage nicht mehr als
3 Pfund abgegeben. Neben den: Gefrierfleisch kam auch Speck
und Rauchfleisch zum Verkauf. Tine andere Anordnung wurde
im Sommer getroffen. Von: 3. J u n i an fand jeden Samstag
der Verkauf von Schweinefleisch aus der Gefrieranlage des
Schlachthofs in den jeweils bekannt gegebenen Verkaufsstellen statt
und zwar ebenfalls nur in Mengen bis zu 3 Pfund an den ein­
zelnen Abnehmer. A n solchen Tagen durfte kein anderes Schweine­
fleisch in den Verkaufsstellen abgegeben werden. Der Preis für
das Gefrierfleisch betrug nunmehr, zugerichtet für alle Stücke,
^ M k . sO P f. das Pfund, m it Schwarte und Beilage, wie
gewachsen, l M k.
Verkaufsstellen befanden sich bei Metzger­
meistern in allen Stadtteilen einschließlich der Vororte. M itte J u li
gingen die Vorräte in der Gefrierhalle zu Tnde.
Vom f. November ab waren auf Grund der Bundesratsverord­
nung in jeder Woche Dienstag und Freitag zu f l e i s c h l o s e n
T a g e n erklärt. A n diesen war die gewerbsmäßige Verabfolgung
von Fleisch oder Fleischwaren verboten. Ferner durften an zwei
weiteren Wochentagen in den Wirtschaften weder m it Fett gebra­
tenes, gesottenes oder geschmortes Fleisch, noch andere gebratene
Speisen, zu deren Herstellung Fett benötigt ist, abgegeben werden.
A m 3. Dezember setzte der Stadtrat auf Grund der Bundesratsverordnung Hö c h s t p r e i s e f ü r S c h w e i n e f l e i s c h fest.
Darnach durste bis auf weiteres ein Pfund frisches Fleisch, wie
gewachsen mit Schwarte und Beilage, höchstens k 2Nk. H6 P f.
kosten, zugerichtetes Fleisch für sämtliche Stücke l 2Nk. 50 P f.,
Schinken (frisch oder gekocht) im ganzen höchstens 2 2Nk. 20 P f.
das Pfund, im Aufschnitt 3 2Nk.
Die ü b r i g e n 2N a ß n a h m e n der Stadtverwaltung in
E r n ä h r u n g s f r a g e n sollen hier zusammengefaßt angegeben
werden, wobei auch der ergänzenden Tätigkeit von anderer Seite
und der staatlichen Anordnungen wieder kurz Erwähnung geschieht.
A ü ch e n a b f ä l l e , die zur Fütterung von Schweinen im
städtischen Viehhof dienen, waren erstmals am 22. November f 9k^
abgeholt worden. I n : Interesse der Ersparnis an Abfuhrkosten
erfolgte die Abholung nur in der Weststadt zwischen NIoltke- und
Südend-Straßs einerseits und westend- und Aarl-Straße anderer­
seits. Anfangs Ja n u a r richtete der Stadtrat den dringenden Wunsch
an die Bevölkerung, es möchten sich nunmehr alle größeren Haus­
haltungen an dieser Einrichtung beteiligen. Der Versuch habe
gezeigt, wie viel brauchbare Futterstoffe sich auf diese weise gewinnen
ließen, die andernfalls der Ernährung verloren gingen. Vom
25.
Januar an wurden die Aüchenabfälle dreimal wöchentlich
im ganzen Stadtgebiet abgeholt.
2km f f . B lärz ordnete das
Bezirksamt auf Antrag des Stadtrates die Bereitstellung der Aüchenabfälle für alle Haushaltungen an. Die Sammlung der Abfälle
hatte
folgendes Ergebnis: A n 280 Abholungstagen rund
898 800 le«; ^ rund ^8 000 2 ; an einem Abholungstag durchschnitt­
lich rund 5200
— rund 65 2, auf den A opf und T ag 2 H §.
E s war f 9 f 5 möglich, m it diesem Futter etwa 700 Schweine zu
halten. Für den nunmehrigen Bestand von rund (OOO Schweinen
—
U8
—
reichte das Futter jedoch nicht mehr aus.
daher weiter ausgedehnt werden.
Die Sammlung sollte
A in 22. J a n u a r forderte das Bürgermeisteramt die Besitzer
l a n d w i r t s c h a f t l i c h v e r w e r t b a r e r G r u n d s t ü c k e * ) , die
bisher brach gelegen hatten, auf mitzuteilen, unter welchen Bedin­
gungen diese innerhalb der Karlsruher Gemarkung befindlichen
Grundstücke der Stadtgemeinde zum Anbau überlassen würden, um
sie in eigener Verwaltung zu bewirtschaften oder durch Abgabe an
private Liebhaber anpflanzen zu lassen. I n einer Versammlung
des Gartenbauvereins am s3. Januar, die die Frage der Ernäh­
rung der Bevölkerung während des Krieges nach verschiedenen
Seiten erörterte, war auch der Anbau von Grundstücken genannter
A r t empfohlen worden. An den Verhandlungen des Vereins an
jenem Abend hatten sich u. a. auch RKnister von Bodman und
Bürgermeister Or. Horstmann beteiligt. Die Empfehlungen des
Gartenbauvereins und die Aufforderung der Stadtverwaltung hatten
zur Folge, daß eine große Anzahl landwirtschaftlich bis dahin
nicht ausgenützter Flächen angebaut wurden. Rings um die Stadt
entstand ein Kranz solcher m it Kartoffeln, Bohnen, Weiß- und
Rotkraut, Wirsing, Gurken u. a. angepflanzten Grundstücke. I m
Berichtsjahre begann man auch m it der Anpflanzung von Sonnen­
blumen, deren Kern zu O l gepreßt wurde. Die dabei bleibenden
Areßrückstände fanden als Kraftfutterm ittel Verwendung.
K l e i n g ä r t e n waren schon vor Ausbruch des Krieges
durch die Stadtverwaltung errichtet und verpachtet worden. I m
Gewann „Zolleräcker" und im „Dammerstock" bestanden im Berichts­
jahre zusammen 3H0 solcher Gemüsegärten. A m 29 . Oktober
l9 s 5 bewilligte der Bürgerausschuß 7200 RIk. zur Erweiterung
der Kleingärten im Gewann „Zolleräcker", wodurch 85 neue
Anlagen gewonnen werden können.
Die im Interesse der Allgemeinheit notwendige Einschränkung
im Verbrauch der Nahrungsmittel ließ eine planmäßige A u f ­
k l ä r u n g i n d e r E r n ä h r u n g s f r a g e erwünscht erscheinen.
*) F ü r
Gesetz
das
erlassen,
ganze
das
die
Land
w u rd e
E n tz ie h u n g
am
der
M ä rz
N u tz u n g
^1^5
solcher
A n p fla n z u n g v o n N a h r u n g s - un d F u tte r m itte ln erm öglichte.
ein
provisorisches
Grundstücke
zu r
-
U9
-
Durch Vermittelung der Regierung haben an den: Lehrkurse über
Volksernährung, der von: preußischen M inisterium in der Zeit
vom 3. bis 6. Februar 19(3 in B erlin veranstaltet worden war,
2( badische Landesangehörige (Geistliche, Lehrer, Vertreter von
Handwerkerorganisationen und Arbeiter-Vertreter) teilgenommen.
Nach ihrer Rückkehr veranstaltete das M inisterium des In n e rn
hier am (3. Februar m it ihnen eine Besprechung über die A rt
der Aufklärung der Bevölkerung. M a n einigte sich dahin, daß
in erster Reihe die Teilnehmer an den Kursen in den ihnen nahe­
stehenden Kreisen aufklärend wirken sollen. Ferner seien größere
allgemeine Versammlungen abzuhalten.
Der Ausschuß, den die Ltadtgemeinde zur Aufklärung der
Bevölkerung über die Ernährungsfragen eingesetzt hatte, veranstal­
tete mehrere Vorträge. Der erste m it dem Them a: „Unser Haus­
halt im Kriege" fand an: (6. M ä rz statt. Andere Vorträge
folgten, deren Thema unter X II., ( der Chronik angegeben ist.
Außerdem errichtete der Ausschuß im Rathaus eine A u s k u n f t s st el l e, um den Frauen Gelegenheit zu geben, sich über ihre A u f­
gaben innerhalb des Haushaltes während der Kriegszeit zu unter­
richten.
I n : Einverständnis und m it Beihilfe der Regierung veran­
staltete der Badische Frauenverein in den Räumen der hiesigen
Haushaltungsschule an: 22. und 23. Februar einen K r i e g s - k o c h k u r s für Haushaltungslehrerinnen.
A n diesen: Kurse
nahmen in: Aufträge des Unterrichtsministeriums 2( Haushal­
tungslehrerinnen und zwar je eine aus den einzelnen Echulkreisen
und je eine aus den größten Städten des Landes teil. Vorträge
wurden gehalten über die wirtschaftliche Lage Deutschlands, über
die Verwendung der einzelnen Nahrungsnüttel in der Küche, über
die in der Kriegszeit ergangenen Vorschriften über M ehl- und
Brotverbrauch u. a., sowie über M itte l und Mege der Aufklärung
der Hausfrauen. An die Vorträge schloß sich ein praktisches V o r­
kochen an, ferner die Besprechung zeitgemäßer Rezepte an der
Hand eines von: Frauenverein herausgegebenen „Badischen Koch­
büchleins". I n : Lande suchten dann die Teilnehmerinnen an
den Kochkursen ihre Kolleginnen in geeigneter Meise zu belehren
und, wie oben bemerkt, in weiteren Kreisen durch Vorträge in
öffentlichen Versammlungen belehrend über Ernahrungsfragen zu
wirken.
A m 2 s. Februar veranstaltete das c hr i s t l i c h e G e w e r k ­
s c h a f t s k a r t e l l eine Versammlung, in der das Thema V o l k s er N a h r u n g u n d K r i e g behandelt wurde. Nach der E röff­
nung durch Stadtverordneten Anton Kappes sprach zunächst
Gewerkschaftssekretär August Kuhn. E r erinnerte daran, daß unsere
Feinde neben dem militärischen Kampfe, in dem sie über Deutsch­
land nicht Herr werden können, einen Finanzkampf, einen Gewerbe­
kampf und nun auch einen Ernährungskampf führten. E r wies
sodann auf die vom Reich, dein Staat und den Genieinden
erlassenen Maßregeln über Ernährungsfragen hin und erklärte
deren Notwendigkeit. Die gesamte Bevölkerung müsse aber sparen.
Wie in den letzten Jahrzehnten könnten w ir nicht leben, dazu
reichten, da die Z u fu h r unterbunden sei, die Erzeugnisse der
heimischen Landwirtschaft nicht aus. Wenn aber alle sich der
Sparsamkeit befleißigten, kamen w ir aus. W ir brauchten nicht
zu hungern, sondern nur zu sparen, und Englands vernichtungs­
plan würde zu Schanden. I n demselben Sinne sprach Frau
K la ra Siebert.
Bei der anschließenden Erörterung wurde auf
einige Fehler hingewiesen, die bei Ansehung der Höchstpreise und
in der Kartoffelversorgung gemacht worden seien.
A m 2. M ärz hielt Frau K la ra sAM pp aus jD^rzheim im
„Katholischen Frauenbund" einen V ortrag über: „D ie deutsche
Hausfrau im Kampfe m it der englischen Aushungerungspolitik".
I n einem zweiten Bericht erläuterte Frau K lara Siebert die zur
Sicherung der Volksernährung erlassenen gesetzlichen Verordnungen
und Maßnahmen.
A m 8. M ä rz sprach Frau K la ra Siebert im „Katholischen
M ütterverein" über die Notwendigkeit einer sparsamen Lebens­
weise. F rl. Schmidt gab die nötigen praktischen Anweisungen
für die Küche, F rl. Guggenbühler zeigte die Einrichtung der
Kochkiste.
A m 23. November veranstaltete der Frauenverein, der K a rls ­
ruher Hausfrauenbund und der Katholische Frauenbund eine
K o ch v o r fü h r u n g , wobei ebenfalls möglichste Sparsamkeit im
Kochen empfohlen, auf die Vorteile der Kochkiste und des Koch­
beutels aufmerksanl gemacht und auf den Ersatz fehlender N ah­
rungsmittel hingewiesen wurde, insbesondere aus Klippfische, die
wegen ihres hohen Eiweißgehaltes geeignet seien, das Fleisch teil­
weise zu ersetzen. Der erwähnte Karlsruher Hausfrauenbund w ar
hier am 12. Oktober gegründet worden.
Z u r P r ü f u n g de r Le b en s m i t te l p re i s e hat in den
letzten Zunitageu eine Kommission, bestehend aus dem Oberbürger­
meister und mehreren Stadträten, von morgens früh 6 A hr an auf
verschiedenen Marktplätzen der Stadt Umschau gehalten. Ferner
besuchte die Kommission vor Beginn des Marktes einige Auslade­
stellen am Bahnhof zur Feststellung der verlangten Preise.
Ein städtisches N a h r u n g s m i t t e l a m t wurde zur Prüfung
aller die Nahrungsmiltelversorgung berührenden Fragen und zur
Ergreifung geeigneter Maßnahmen aus diesem Gebiete errichtet.
Dem A m t stand ein aus Mitgliedern des Stadtrates und aus
Sachverständigen bestehender Ausschuß zur Seite.
A m s5. J u li waren die Vorräte an F e t t e n u n d O l e n
dein Statistischeil Landesamt anzugeben.
Ende J u li ordnete eine ortspolizeiliche Vorschrift an, daß im
Kleinhandel die V e r k a u f s p r e i s e für Gegenstände des täglichen
Verbrauchs im Kauflokal sowie bei dem Handel im Wochenmarktverkehr durch Anschlag zur Kenntnis des Publikums zu bringen
seien. Der Zwischenhandel auf dem Wochenmarkt und den öffent­
lichen Straßen wurde verboten.
Eine Verordnung des M inisterium s von Anfang September
bestimmte, daß zur Ü b e r w a c h u n g d e r P r e i s e für Gegen­
stände des täglichen Gebrauchs ein Ausschuß zu bilden sei. Zn
den Städten m it mindestens 10 000 Einwohnern wurde der A us­
schuß vom Stadtrat ernannt. Der Vorsitz stand dem Oberbürger­
meister oder seinem Stellvertreter zu. Der Ausschuß hatte ins­
besondere die Berechtigung der Preise zu prüfen und in geeigneten
Fällen die Einleitung des Enteignungs- oder Strafverfahrens
anzuregen. Z u r Überwachung der Preise im Großherzogtum im
allgemeinen wurde ein Landespreisamt beim Statistischen Landes­
amt errichtet.
A m 1. Dezember fand auf Anordnung des Ministeriums des
In n e rn eine A u f n a h m e v o n a u s l ä n d i s c h e m R o t w e i n
122
—
statt. Auch Privatpersonen, die Vorräte von 10 Litern oder inehr
besaßen, hatten diese anzumelden.
Außer den oben bereits erwähnten Verkäufen von Aartoffeln
und Gefrierfleisch hat die Stadtverwaltung im Laufe des Jahres
andere L e b e n s m i t t e l , wie Gemüse, Mbst, Gries, Teigwaren
u. a. zuin V e r k a u f gestellt. Dann wurde am 30.
in den
Geschäftsräumen des Hauses Aaiser-Straße 175 eine s t ä n d i g e
s t ädt i s c he V e r k a u f s s t e l l e für Lebensrnittel eröffnet. Durch
den großen Andrang zu den bisherigen städtischen Verkaufsstellen,
die nur an bestimmten Stunden des Tages zugänglich waren, sah
sich die Stadtverwaltung genötigt, diese ständige Verkaufsstelle zu
errichten, in der zu allen Tagesstunden gekauft werden konnte. Die
Errichtung weiterer Stellen in verschiedenen Stadtteilen wurde in
Aussicht genommen. So wurde auch eine solche au der alten
Eilguthalle in der Ariegs-Straße hergestellt, um größere Mengen
an Aartoffeln und A ra u t von den dort eingelaufenen Wagen­
sendungen unmittelbar abgeben zu können. Die Verkaufsstellen sollten
nicht in den Wettbewerb m it den privaten Geschäftsleuten eintreten,
sondern lediglich die Preise der Lebensmittel regelnd beeinflussen,
unberechtigte Preissteigerungen unterbinden und etwaigen Wucher
m it Lebensmitteln verhindern. A m 11. August genehmigte der
Bürgerausschuß nach dem Antrag des Stadtrates einstimmig
M itte l bis zum Höchstbetrag von einer M illio n M ark, damit die
Stadtgemeinde, wie in der Vorlage bemerkt ist, im Falle des
Bedürfnisses, vorerst während des Arieges, in noch größeren:
Umfang als bisher die im Haushalt massenhaft gebrauchten
Lebensmittel, Aohlen und sonstige Verbrauchsgegenstände beschaffen
und in möglichst regelmäßiger Weise an die hiesige Bevölkerung
verkaufen könne. Auch hier wurde wieder betont, daß die Stadt­
gemeinde durch ihr Vorgehen den lauteren Handel nicht unterbinden
dürfe. Sie sei noch immer auf die tatkräftige Arbeit des berufs­
mäßigen Handels angewiesen. Dieser würde durch systematisches
Unterbieten der berechtigten Aleinhaudelspreise lahmgelegt werden.
Dadurch schädige man die Versorgung der Bevölkerung viel mehr,
als die städtischen Maßnahmen ihr nützen könnten, ganz abgesehen
davon, daß auf diese Weise ein großer T eil der Aarlsruher
Bürgerschaft sich ernstlich in seiner Existenz bedroht sehen müßte.
(23
—
Außerdem sei daran festzuhalten, daß die Stadtgemeinde bei ihren:
Verkaufsgeschäft zum mindesten auf ihre Kosten komme.
Im
ganzen hat die Stadt im Jahre ( 9( 5 für Beschaffung von N ah­
rungsmitteln, die sie zun: Verkauf stellte, ohne den Verwaltungs­
aufwand von gegen 70 000 M k. 5 523 72 s M k. ausgegeben,
außerdem für Kohlen für Minderbemittelte 2 6 ^ ( 0 M k. — Die
Gründung der Gesellschaft m. b. H. „ E i n k a u f S ü d w e s t ­
d eu t s c h e r S t ä d t e " , die bei einer Konferenz badischer Gberbürgermeister in Heidelberg beschlossen worden war, ist an:
30. August hier vollzogen worden. Die Gesellschaft ist ein gemein­
nütziges Unternehmen zum Zweck der Erwerbung von Lebens­
mitteln und Gegenständen des täglichen Verbrauchs für die Bevöl­
kerung der die Gesellschaft bildenden Gemeinden.
Eine große
Anzahl mittel und unterbadischer sowie rheinpfälzischer Gemeinden
sind der Gesellschaft beigetreten. Sitz derselben ist Mannhein:.
Verschiedene oberbadische Städte haben sich zu einer Einkaufs­
zentrale mit dem Sitz in Singen zusammengeschlossen. Die Zentrale
ist den: Einkauf Südwestdeutscher Städte als M itglied beigetreten.
An: die M itte des Jahres befanden sich etwa ^ 0 0 Sc h we i n e
i n d er M ä s t e r e i des Viehhofes und etwa ebensoviele in den:
städtischen Anwesen der ehemaligen chemischen Fabrik in Rüppurr.
Die Stadtverwaltung hatte übrigens schon früher beabsichtigt, eine
größere Mastanstalt zu schaffen.
Die vor Jahren eingeleiteten
Verhandlungen m it den Nachbarstädten über die Gründung einer
Gesellschaft zu gemeinsamen: Betrieb des geplanten Unternehmens
halte zu keinem Ergebnis geführt. Unter dem Einfluß der Ver­
hältnisse, die der Kriegszustand geschaffen hat, kan: die Stadt­
verwaltung auf das Projekt zurück. Doch konnte jetzt nur ein
von der Stadtverwaltung selbst betriebenes Unternehmen in Frage
kommen, da zu Verhandlungen über Errichtung einer Gesellschaft
keine Zeit mehr war. Demgemäß bewilligte der Bürgerausschuß
auf Antrag des Stadtrates ebenfalls an: ( ( . August einstimmig
50 000 M k. zur Errichtung einer Schweinezucht- und Mastanstalt
in den: städtischen Anwesen in Rüppurr.
Gleichzeitig wurden
3250 M k. zur Anschaffung von zwei j)a a r Zugochsen behufs
ordnungsgemäßer Bestellung der zu den: Anwesen gehörenden Felder
und (5 200 M k. Zun: Ankauf von (5 Milchkühen bewilligt.
f2§
-
-
Schließlich sei noch erwähnt, daß die Stadtverwaltung Ende
Jan u a r zur Belehrung der Bevölkerung über die zweckmäßige
A rt der Ernährung in den oberen Schulklassen ein M e r k b l a t t
hatte verteilen lassen. Dasselbe wurde auch in den Räumen der
städtischen Ämter und Betriebe, die vom Publikum häusig besucht
werden, angeschlagen. Auch die hiesigen Z e i t u n g e n brachten
außer den amtlichen Anordnungen des Staates und der Gemeinde
über die Ernährungsfragen teils kleine Notizen, teils größere
ausführliche Artikel, die zu Sparsamkeit, besonders im B rot- und
Aartoffelverbrauch anregen sollten. I n den kleineren Notizen wurde
u. a. wiederholt empfohlen, die Aartoffeln m it der Schale zu kochen;
außerdem wurde die Jugend in geeigneter Weise ermahnt, m it B rot
sparsam umzugehen, kein Stückchen B ro t wegzuwerfen u. a.
I m August hat der Ariegausschuß für A o n s u m e n t e n i n t e r e s s e n (Bezirk Aarlsruhe) nach einem Bortrage seines B or­
standes, des Oberpostsekretärs Hermann Manz, einstimmig eine
Entschließung angenommen, die dein Reichstag bei dessen Zusammen­
tritt am sH. August zuging. W ir führen die Forderungen, so wie
sie gestellt waren, hier a n :
„Festsetzung v on Höchstpreisen fü r B u tte r un d Käse, v e r b o t
tu n g und des V e rk a u fs von S chlagfahn e.
der B e re i­
E rla ß von E in ka u fs-- und V e rk a u fs -
Höchstpreisen f ü r säm tliches V ie h bezw. Fleisch und von Höchstpreisen fü r Leder.
Höchstpreise fü r säm tliche F u tte r - und D ü n g e m itte l, auch
W e ite rv e ra rb e itu n g
G erstenp rod ukte.
zu
Lebens-
und
G e n u ß m itte ln
f ü r Gerste,
bestim m t
ist,
m cngen.
fü r
Höchstpreise f ü r H ü lse u frn ch te und S a a tg u t, E in w irk u n g a u f
die S tä d te z u r E in ric h tu n g vo n G e m ü fe v e rk ä u fc n und H e rste llu n g
gemüsen.
die zur
sowie
von D ö rr -
S icherstellung der f ü r die menschliche E rn ä h ru n g n ö tig e n K a rto ffe lD urchschnittliche E rh ö h u n g der A o p fm e n g e u von M e h l und Zuschläge
f ü r die schw erarbeitenden B cvölkernngsklassen und solche, die zu N achtdienstleistuugen
und A rb e ite n au ß e rh a lb
ih re s W ohnsitzes verp flich te t s in d ; E rla ß
v on Höchstpreisen fü r M e h lp ro d u k te un d T e ig w a re n fü r G ro ß - und K le in h a n d e l
und endlich fü r säm tliche B r e n n m a te ria lie n " .
Der Ariegsausschuß für Aonsumenteninteressen war nach dem
Borbilde des in B erlin geschaffenen Ausschusses hier am 2s). A p ril
gebildet worden.
Gemäß einer Verordnung des Bundesrats wurden vom
Februar an die vorhandenen Vorräte an H a f e r und vom
s2. M ä rz alt die Borräte an Ge r s t e für das Reich beschlagnahmt.
(25
—
A m 26. M ärz setzte das Generalkommando für das
X IV . Armeekorps Hö c h s t p r e i s e f ü r H e u fest und zwar 5 M k .
75 Pf. für loses und H M k. für gepreßtes Heu an. Zugleich
wurde die Ausfuhr von Heu aus dem Aorpsbezirk verboten.
A m 27. M ärz erfolgte auf Anordnung des Reichsamts des
Innern im ganzen Reiche die Aufnahme der Vorräte an 271 a lz
u n d 217 a l z k e i m e n .
Am 29 . 2I7ärz fand auf Anordnung des M inisterium s des
In nern eine Erhebung der Vorräte an A a r t 0 f f e l s c h n i t z e l n ,
Aartoffelflocken, Aartoffelwalzmehl, Aartoffelstärkemehl, trockener
und feuchter Aartoffelstärke, Stärkesirup, Stärkezucker und Dextrin
statt.
Am 6. August erfolgte zur Ausführung der der Landes­
vermittlungsstelle beim Statistischen Landesamt obliegenden Ver­
teilung der F u t t e r m i t t e l im Großherzogtum die Gründung
einer Gesellschaft der „ B a d i s c h e n F u t t s r v e r m i t t l u n g",
G. m. b. H. Unter den sieben an der Gründung beteiligten Ge­
sellschaften befand sich die Stadtgemeinde Aarlsruhe in Vertretung
der Städte der Städteordnung.
A m 23. August machte das Bürgermeisteramt bekannt, daß
es im Interesse der Heeresverpflegung höchst wünschenswert sei,
daß die Besitzer von H a f e r ihre Vorräte bald a u s d r e s c h e n
und dem hiesigen Proviantam t zum Ankauf anbieten bei einem
Höchstpreis von (5 2I7k. für den Zentner Hafer.
Die F ü r s 0 r g e t ä t i gk e i t f ü r d ie A r i e g e r f a m i l i e n
durch die Stadtgemeinde und die ü b r i g e n 217 a ß n a h m e n d e r
W o h l t ä t i g k e i t , die die Stadt, das Rote Areuz und andere
Verbände getroffen haben und die w ir nach ihrer Organisation
und nach ihren Ergebnissen während der ersten fünf Ariegsmonate
in der vorjährigen Chronik erwähnten, gingen im Berichtsjahre
weiter, wie sich auch ( 9( ö die Opferwilligkeit einzelner Personen
wieder betätigte. Die in der Chronik (9(H erwähnten Aufrufe
zu Sammlungen von Geldbeiträgen zugunsten bedürftiger Ariegerfamilien, für das Rote Areuz und für den Roten Halbmond der
Türken wurden im Berichtsjahre von Zeit zu Zeit wieder ver­
öffentlicht. Anfang Februar wiederholte man den A u fru f zum
E in tritt in die Bürgerwehr. I w Laufe des Jahres waren in
derselben durch Einberufungen und aus anderen Gründen Lücken
entstanden. M i t der Aufforderung wurde bekannt gegeben, daß
die Bürgerwehr die Bewachung des Lauterbergs, der Elektrizitäts­
werke und beider Gaswerke übernommen habe, während das
Wasserwerk im Durlacher W ald und die Getreidespeicher militärisch
bewacht würden. Auch Zum E in tritt in den Flottenbund deutscher
Frauen wurde wiederholt aufgefordert. Ebenso wurde die Samm­
lung fü r die Geschädigten in Ostpreußen fortgesetzt.
Die Z a h l der im Genuß der,r e i ch s g e s e tz l i ch e n U n t e r ­
s t üt z ung befindlichen Fam ilien in hiesiger Stadt ist im Berichts­
jahre erheblich gewachsen.
Während am s. November OsH
H300 Fam ilien diese Unterstützung bezogen, waren es am s. Februar
s9s5 5200 und am s. August 6900 . Der Aufwand der Stadt
hierfür betrug im Berichtsjahre 2 992 320 M k.
Davon ersetzt
das Reich s 80s 98s N7k. als Zuschüsse zu den Mindestsätzen und
308 69 s M k . für weitere Zwecke der Ariegswohlsahrkspslege. I m
ganzen kommen sonnt 2 s s 0 672 M k . zum Ersatz, sodaß der
Stadtgemeinde 88 s 6H8 M k . endgültig zur Last bleiben. Ferner
wurden von der Stadt im J a h r s9s5 ausgewendet:
für
„
„
„
„
„
„
„
M ie tb e ih ils e .....................................................5s7 759 M k.
Anschaffung von Lebensmitteln. . . . 260 800 „
S p e is u n g e n .................................................
33977 „
A in d e rfü rs o rg e ...........................................
26 370 „
ärztliche Behandlung und Heilmittel . .
H0 08H „
Anschaffung von A ohlen............................3 s
63H „
W e ihn a ch tsg ab en ...................................... 3 s
708 „
sonstige Zwecke......................' . . . .
5 252 „
9^7 58-s M k.
Diesen Ausgaben standen folgende Einnahmen gegenüber:
E rtra g der öffentlichen Sammlungen . . . 280 622 M k.
Monatliche Spenden von Firmen und privaten
72 3s6 „
Freiwillige Abzüge an Gehältern der Beamten s2H s5s „
Ergebnis der Borratssammlung und sonstige
derartige Einnahm en. . . . . . .
3s 23s „
508 320 M k .
—
(27
—
D a r l e h e n s k a s s e n , die auf Grund des Reichsgesetzes vom
August
errichtet worden waren, bestanden im Großherzog­
tum in Wannheini, A a r l s r u h e und Freiburg.
Sie waren
dazu bestimmt zur Abhilfe des Areditbedürfmisses, vorzüglich zur
Beförderung des Handels und Gewerbebetriebs, gegen Sicherheit
Darlehen zu geben. Z u Reichsbevollmächtigten bei diesen Aassen
wurden die Landeskommissäre und als deren Stellvertreter die
Amtsvorständs am Sitze der Darlehenskassen ernannt.
E i n i g u n g s ä m t e r zum Ausgleich eines gespannten Ver­
hältnisses zwischen wietern und Vermietern und zwischen Hypo­
thekenschuldnern und Hypothekengläubigern wurden auf Grund der
Bundesratsverordnung vom sä. Dezember f 9 l ^ in mehreren
badischen Städten errichtet. Bei dem K a r l s r u h e r Einigungs­
amt waren vom Tage seiner Errichtung — Anfang Februar
l9 l5 — bis zum Anfang Oktober 2 sä Sachen anhängig. Davon
betrafen 2s3 wietstreitigkeiten und 2 Hypothekenangelegenheiten.
Von den 2 f3 Streitigkeiten wurden 39 durch Vergleich erledigt,
79 durch empfehlende Vorlage an das Kriegsunterstützungsamt,
86 wurden für beruhend erklärt und H auf andere weise erledigt.
Die Vorschriften der Reichsversichsrungsordnung über die
h a u s g e w e r b l i ch e K r a n k e n v e r s i c h e r u n g sind durch
Reichsgesetz vom H. August l 9f H fü r die Dauer des Krieges
außer K ra ft^ gesetzt worden. Doch kann nach demselben Gesetz
das Gberversicherungsamt auf übereinstimmenden Antrag der
beteiligten Genieinden und des Vorstandes der Krankenkasse geneh­
migen, daß die hausgewerblichs Krankenversicherung durch statu­
arische Bestimmung geregelt wird. Von dieser Befugnis wurde
hier Gebrauch gemacht.
Der Bürgerausschuß stimmte am
20. A p ril tz9l5 einer darauf bezüglichen Vorlage zu. Der In h a lt
der statutarischen Bestimmung entspricht im wesentlichen den ein­
schlägigen Vorschriften der Reichsversicherungsordnung. Hervor­
gehoben wurde, daß auf Grund der Bundesratsverordnung vom
28. Januar l 9 l o nach Inkrafttreten der statutarischen Bestimmung
die Wohltat der Krankenversicherung der großen Anzahl der Frauen
zuteil wird, die seit Beginn des Krieges für die vom Roten Kreuz
eingerichteten Beschäftigungsstellen und für die sonstigen dem
gleichen Zwecke dienenden Veranstaltungen der Stadtverwaltung
—
128 —
und der Vereinswohltätigkeit m it Arbeiten aller A rt als Haus­
gewerbetreibende beschäftigt sind.
Die L a n d e s v e r s i ch er u n g s a n st a l t gewährt auf Grund
des A s27H der R .V .O . Familienkrankenbeihilfe, wenn in der
Fam ilie eines abwesenden, der Invalidenversicherung ungehörigen
Ariegsteilnehmers durch Arankheit m it Arbeitsunfähigkeit der Frau
oder der Ainder N ot eintritt. Arbeitslosenunterstützung w ird eben­
falls gewährt. Endlich gibt die Anstalt als einmalige Unterstützung
neben der gesetzlichen Hinterbliebenenversorgung für einen im
Ariegsdienst gefallenen oder erkrankten und dann verstorbenen
Versicherten eine Beihilfe an die Witwe und an jede Waise.
Einige Schülerinnen der V I^. Alasse der H e b e l - S c h u l e
hatten zu Weihnachten
Liebesgaben ins Feld geschickt, für
deren Beschaffung sie monatelang arbeiteten. I n einem beigelegten
Briefe wurde gebeten, die Gaben an einen armen, elternlosen
tapferen Soldaten zu verabfolgen. D arauf ist Ansang Januar
1915 folgender B rie f eingegangen:
„N o rd w e s tfra n k re ic h , 19. ^2 .
h a b t m ir
I h r lieben, b ra ve n K a r ls r u h e r Mädchen
m it E u re m s in n ig e n Geschenk f ü r den a rm e n elternlosen S o ld a te n
eine w a h re H erze nsfre ude gemacht.
W e n n w i r h ie r drauß en im K rie g e im m e r
w ie d e r von neuem e rfa h re n , w ie groß die Liebe im v a te rla n d e f ü r u n s S oldaten
ist, d a n n k äm pfen w i r noch e in m a l so ta p fe r, und w erd en es nie dulden, daß
ein Franzose oder g a r E n g lä n d e r a ls S ie g e r nach Deutschland k o m m t! E u re n
liebe n B r ie f,
au s
dem eine so echt deutsche vaterländische G e sin n u n g spricht,
w ir d sich das R e g im e n t f ü r im m e r ausheben zum A nde nken an
die Z e it des
großen K rie g e s u n d die liebe n K a r ls r u h e r M ädchen der Klasse V V der H ebelS chule zu K a rls ru h e .
G o tt schütze nnser V a te r la n d !
v o n B e c zw a rzo w sky,
O be rst u n d K o m m a n d e u r der Badischen L e ib -G re n a d ie re ."
A m H. Januar hielt Professor v r . von Biesalski aus Berlin
einen Vortrag über A r ü p p e l fü r s 0 r g e. I m Anschluß an den
Vortrag fand im M inisterium des In n e rn unter dem Vorsitz des
Ministers eine Besprechung statt, an der Vertreter der wissenschaft­
lichen und sonstigen Sachverständigen, der wohlfahrtsvereine, des
Eharitas-Verbandes, der Landwirtschafts- und der Handwerks­
kammer sowie des Arbeiterstandes teilnahmen. Die Besprechung
-
s2Y
-
drehte sich hauptsächlich um zwei Grundfragen: Verhütung des
Arüppeltums und Fürsorge. Ende Ja n u a r wurde dann über die
Organisation der Fürsorge für Ariegsinvaliden unter dem Vorsitz
des Amtsvorstandes V r. Seidenadel eine Beratung abgehalten, an
der außer de» eben genannten Vertretern auch solche der Stadt­
verwaltung, des Boten Areuzes, des städtischen Arbeitsamtes, des
Gewerbevereins und der Geistlichkeit teilnahmen. M itgeteilt wurde,
daß die M ilitärverw altung in weitgehendem Maße Einrichtungen
treffe, damit den Ariegsinvaliden die neuesten Errungenschaften der
Chirurgie und Orthopädie zuteil würden und so in den meisten
Fällen die Möglichkeit geboten sei, trotz Verlust und Verstümmel­
ung von Gliedmaßen wieder arbeits- und erwerbsfähig zu werden.
E in Ortsausschuß dieser Fürsorge wurde hier gebildet m it der
Aufgabe, m it den In v alid en möglichst bald nach ihrer Einliefe­
rung in die Lazarette der Heimat durch Vertrauenspersonen in
Verbindung zu treten, sie im Benehmen m it dem behandelnden
Arzte zu beraten und nach beendetein Heil- und Ausbildungs­
verfahren tunlichst in ihrer früheren oder einer anderen geeigneten
Arbeitsstelle unterzubringen. I m Anschluß an den Ortsausschuß
bildete sich hier ein Arbeitsausschuß. Den Vorsitz führte M in i­
sterialrat Or. Bitter. Außerdem gehörten dem Ausschuß an Geh.
Oberreg.-Rat Schwörer, Bürgermeister V r. Horstmann, prakt. Arzt
V r. Sternberg, Stadtverordneter Sauer, Vorsitzender der Zahlstelle
des Metallarbeiter-Verbands, Hofblechnermeister Anselment, V o r­
sitzender des Gewerbevereins, und als Geschäftsführer Rechtsanwalt
Händel. A uf Einladung des Arbeitsausschusses hielt Oberstabs­
arzt Professor Vulpius aus Heidelberg am 25. M ä rz einen Vortrag
über Ariegsinvalidenfürsorge.
Auch er betonte, daß das Ziel
derselben sei, den Ariegsbeschädigten die Arbeitsfähigkeit und
Arbeitsmöglichkeit wiederzugeben. I n einer Reihe von Lichtbildern
zeigte er nicht nur die verschiedenen fertigen künstlichen Gliedmaßen,
sondern auch ihre Anwendung.
M itte November wurde hier
Zähringer-Straße fOO eine Beratungsstelle für Ariegsinvaliden
geschaffen. An der Spitze des hierfür gebildeten Ausschusses stand
Stadtrat Aäppele.
Z u r einheitlichen Durchführung der Ariegsinvalidenfürsorge
wurde eine Zentralstelle gegründet — der Landesausschuß für
9
Ariegsinvalidenfürsorge, dem je ein Vertreter des Landesvereins
vom Roten Kreuz, des Badischen Fürsorgevereins für bildungs­
fähige Krüppel, des Sanitätsamts des X IV . Armeekorps und des
Ministeriums des In n e rn angehörte. Der Landesausschuß stellte
die Richtlinien für die Ariegsinvalidenfürsorge auf. Auch wurde
durch ein Abkommen des Ausschusses m it dem Landesverband der
badischen Arbeitsnachweise die Arbeitsvermittlung geregelt, hier in
Karlsruhe ein Landesarbeitsnachweis eingerichtet. A m 19- N o ­
vember fand hier eine Sitzung des Landesausschusses statt. Am
vo rm itta g wurde das orthopädisch-chirurgische Reserve-Lazarett
Ettlingen besichtigt. I n der Ätzung selbst gedachte der Vorsitzende
des Ausschusses, Geh. Oberreg.-Rat I)r. Becker vou Freiburg, all
der Zweige, die die Ariegsinvalidenfürsorge unterstützen. E r erwähnte
dabei besonders die staatlichen und die privatindustriellen Betriebe,
die sich der In va lid e n annehmen, die Arbeitsnachweise, die sozialen
Verbände, die Landssversicherungsanstalt, die Berufsgenossenschaften.
E r dankte ihnen allen wie auch dein Roten Kreuz, der Presse aller
Parteien, die m it Kirche und Schule dazu beigetragen habe, der
Invalidenfürsorge die Mege zu ebnen. Sodann hielt der Geschäfts­
führer des Landesausschusses Or. Ritter einen Vortrag über dis
gesamte Organisation der Ariegsinvalidenfürsorge. Hierauf schil­
derte Generalmajor z. D. Limberger die M itw irku n g des Roten
Kreuzes bei der Invalidenfürsorge. E r wies auch darauf hin,
daß 1870 in Baden niemand künstliche Gliedmaßen habe Herstellen
können. Die invaliden Soldaten mußten nach Basel befördert und
dort m it den künstlichen Gliedmaßen versehen werden. Heute
seien w ir vom Auslande frei. Der Besuch in Ettlingen habe
gezeigt, was w ir leisten können. Bach einem Vortrag von Ober­
stabsarzt V r . M ilm anns von Heidelberg über die Organisation
der Lazarette in Badeil verbreitete sich Minister von Bodman über
die Regelung der Hinterbliebenenfürsorge. Neben den Leistungen,
die von seiten des Reiches in Aussicht genommen seien, bleibe
immer noch Raum für die freie Liebestätigkeit. Da wolle die
Nationalstiftung eintreten und an der Sorge für die M itwen und
lvaifen der Krieger Mitwirken. Der Vorschlag des Ministers, für
die Kriegshinterbliebenenfürsorge einen besonderen Ausschuß zu
schaffen, der m it dein Landesausschuß für Invalidenfürsorge einen
—
fof
-
Gesamtausschuß bilden solle, wurde bei der Aussprache von den
meisten Rednern gebilligt.
Die unter dein Ehrenpräsidium des Reichskanzlers und des
Staatssekretärs des In n e rn stehende oben erwähnte N a t i o n a l ­
s t i f t u n g für die Hinterbliebenen gefallener Krieger bat in einem
A ufruf um Spenden.
Dem Ausschuß dieser Stiftung gehören
s2 Herren aus Baden an, darunter 6 aus Karlsruhe.
Karlsruher Vertrauensmänner des Deutschen Vereins für
S a n i t ä t s h u n d e eröffneten hier ebenfalls eine Sammlung.
Z u r „H i n d en b u r g - S p e n d e für das Mstheer" stiftete
die Stadtgemeiude einen Beitrag von söOOO A lk. Dem Stadtrat
ging hierauf am sZ. J an u ar vorn Generalfeldmarschall von
Hindenburg folgendes Schreiben zu:
„ M i t b e w u n d e ru n g s w ü rd ig e r F re ig e b ig k e it h a t
deutscher S tä d te
heute
durch
die
H e rre n
B e u tle r, G e h e im ra t O b e rb ü rg e rm e is te r O r.
L u th e r die S u m m e
von
zw ei M illio n e n
m ir
G e h e im ra t
w ilm s
M a rk
eine große
A nzahl
(O berbürgerm eister V r .
D.
V r.
a ls „H in d e n b u rg -S p e n d e
un d
S ta d tra t
a.
fü r
das V s th e e r" z u r V e rfü g u n g gestellt, u m die m ir a n v e rtra u te n T ru p p e n durch
B eschaffung vo n p e lz e n gegen die M itte ru n g s e in flü s s e des M in t e r s zu schützen.
H ie ra n ist auch in h e rv o rra g e n d e r M e is e die d o rtig e G em e in d e b e te ilig t.
N e h m e n S ie
da her
m einen
und
m e in e r
diese w a h r h a ft patriotische T a t entgegen.
A rm e e n
tie fg e fü h lte ste n
D ank
fü r
M i t S to lz , F reud e un d D a n k b a rk e it
e r fü llt un s, die w ir f ü r den h e im atliche n H erd käm pfen , das B e w u ß ts e in , daß
die Zurückg eblieb enen
unserer
in
so lie b e v o lle r M e is e gedenken u n d
bem üht
sind, die E n tb e h ru n g e n des Feldzuges zu v e rrin g e rn .
M it
G o tte s
H ilfe
w erd en
A rie g siegreich zu E u d e fü h re n .
G em einw esen w e ite re s B lü h e n
geliebten V a te rla n d e s .
w ir
den
uns
fre v e n tlic h
au fg e zw u n g e n e n
M ö g e d a n n der goldene F rie d e auch I h r e m
und
G e d eihen
b rin g e n
zum
Besten
unseres
D a s ist m e in a u fric h tig e r M u n s c h !"
Voit dem K r i e g s a u s s c h u ß f ü r w a r m e U n t e r k l e i d e r
in Berlin wurde für die Zeit vom f8. bis 2H. Ja n u a r eine
R e ic h s w o l l w o c h e veranstaltet. Die in den Familien vorhan­
denen entbehrlichen warmen Sachen, wollene, baumwollene und
Tuchsachen sowie getragene Kleidungsstücke sollten gesammelt und
sodann zu Decken und Unterkleidern für die Truppen im Felde
verarbeitet werden. Die Sammlung ist hier an den genannten
Tagen in der Altstadt und in den Vororten durchgeführt worden.
Die Flickstelle im Grünen Hof, die am 2 s. Ja n u a r den Betrieb
ausgenommen hatte, konnte am 22. Februar 8^60 große U )oll-
9
*
-
s32
—
decken, die sie gesichtet, für die Abnahme an die Militärbehörde
bereit machen. Von diesen 8 s60 Decken hat die Flickstelle selbst
etwa s800 Stück hergestellt, die anderen sind von auswärts zuge­
gangen. Nach Erledigung dieser Arbeiten ging die stelle zum
Flicken von M ilitär-U nifo rm e n über.
A m 28. J a n u a r veranstaltete der N a t i o n a l e F r a u e n ­
di ens t einen Teenachmittag. Die Vorsitzende Frau Anna Richter
erörterte die Gründe, die die dem Bunde deutscher Frauen angehörigen hiesigen Vereine zu einem Zusammenschluß im Nationalen
Frauendienst veranlaßt haben. M a n habe einer Zersplitterung
der Aräfte Vorbeugen wollen. Die einzelnen Vorstandsmitglieder
erstatteten sodann Bericht über die Arbeit in den ins Leben
gerufenen Einrichtungen: Ariegskinderheim, Auskunftsstelle für
Verwundete und Vermißte, Mülterabende, Nähschule im Gebäude
des Evangelischen Oberkirchenrats und den dazu gehörigen Verkauf
in der städtischen Brockensammlung.
A m 2 s. Februar fand ein T a b a k t a g statt.
An allen
verkehrsreichen Plätzen und Straßenecken wurden Behälter auf­
gestellt, in die Zigarren, Zigaretten, Tabakpakete, kurze Tabaks­
pfeifen u. dgl. für die Truppen im Felde eingelegt werden konnten.
Auch Geldspenden wurden entgegengenommen. Eingegangen sind
25 703 Zigarren, s^ 9 2 0 Zigaretten, 2262 Pakete Rauchtabak,
einige andere Zuwendungen und ^ 3 s M k. 62 P f. in barem
Geld.
A m 25. Februar überwies die „ L i e d e r h a l l e " den Reinertrag
ihrer in Verbindung m it dem Lehrergesangverein am s2 . und
26. Dezember sHsH abgehaltenen Aonzerte m it s5H7 M k. 3 Pf.
zu 2/3 bedürftigen Ariegerfamilien und ha dem Roten Areuz.
A m s. M ärz überwies der Staatsminister dem Roten Areuz
eine S p e n d e von 3s35 M k., die aus Anlaß des ausgefallenen
Festessens an Aaisers Geburtstag zusammengekommen war.
Seit Anfang M ä rz trafen hier an mehreren Tagen Züge
m it F l ü c h t l i n g e n aus Nordfrankreich ein, die nach der Schweiz
und von dort nach Südfrankreich gebracht wurden. Die Züge
faßten in der Regel 500 Personen, die am Bahnhof verpflegt
wurden.
—
133
-
Die Fürsorge für bedürftige F l ü c h t l i n g e b a d i s c h e r
S t a a t s a n g e h ö r i g k e i t ans dem feindlichen Ausland war
zunächst der freien Liebestätigkeit Vorbehalten, wobei insbesondere
die O r ts g r u p p e Aarlsruhe des Vereins für das Deutschtum im
Ausland und andere Ortsgruppen durch Gewährung von Aleidung, Unterkunft, Verpflegung und Barzuwendungen eine weit­
gehende Tätigkeit entfaltet hatten. Um eine einheitliche und plan­
mäßige Regelung dieser Fürsorge zu gewährleisten, wurde die
Ortsgruppe Aarlsruhe des genannten Vereins vom M inisterium
beauftragt, diese Aufgabe m it Unterstützung der übrigen O rts ­
gruppen durchzuführen. Dem Verein wurde hierzu ein Staats­
zuschuß von 200 Ulk. monatlich zu dem ihm bereits vom Landes­
verein vom Roten Areuz bewilligten monatlichen Beitrag in gleicher
Höhe bewilligt.
A m f6. M ärz ging von hier an die badischen Truppen die
O s t e r s e n d u n g ab, die das Rote Areuz im Lande gesammelt
hatte. Die Sendung umfaßte 356 Aisten und 8H Ballen. Jedes
Bataillon erhielt wieder ungefähr für 1600 M k. Liebesgaben.
I m ganzen wurden m it Einschluß der Gaben des Großherzog­
lichen Hauses für 177 000 M k. Gegenstände verschickt, was etwa
die Hälfte des Betrages der letzten Meihnachtsgaben ausmachte.
Am 30. M ärz trafen hier zwölf S c h w e i z e r M i l i t ä r ­
ä r z t e ein. Sie besuchten die Aarlsruher, Heidelberger und
Mannheimer Lazarette. I n ihrem Dankschreiben an den Landes­
verein des Roten Areuzes betonten sie, daß sie durch die Besuche
sehr viel gelernt und den Eindruck gewonnen hätten, daß in Baden
und wohl auch im ganzen Deutschen Reiche von Staat und
privaten, Hoch und Niedrig in erhebender Eintracht gearbeitet
werde, um das Los der Verwundeten und Aranken von Feind
und Freund zu bessern.
Am 5. A p ril veröffentlichte der Oberbürgermeister, daß Herr
und Frau G e n e r a l m a j o r v o n Beck in Neubreisach ihm
zum Andenken an ihren im Osten gefallenen Sohn 1000 M k. für
die Familieufürsorge übermittelt haben.
I n der dritten Aprilwoche fand eine G e l d f a m m l u n g
v o n H a u s zu H a u s statt zugunsten der hiesigen bedürftigen
Familien unserer Arieger und zur Beschaffung von Liebesgaben
^
—
für die badischen Truppen. Veranstalter der Sammlung waren
die Kriegsunterstützungskommission und der Liebesgabenausschuß
der Stadt Karlsruhe, in dem die Stadtverwaltung und das Rote
Kreuz zu gemeinsamer Arbeit vereinigt sind. Bereits am 27. M ärz
hatte der Stadtrat Damen und Herren zur freiwilligen M itw irkung
bei der Sammlung aufgefordert. Eine große Anzahl von Samm­
lern und Sammlerinnen aus allen Kreisen der Einwohnerschaft
stellten sich darauf dem Stadtrat zur Verfügung. Die Sammlung
ergab die Summe von rund 66 000 M k. Hiervon entfielen auf
die Sammlung zur Unterstützung bedürftiger Kriegerfamilien rund
H7 000 M k . und für jene zur Beschaffung von Liebesgaben rund
l 9 0 0 0 M k.
I n der Sitzung des Roten Kreuzes vom sH- A p ril übergab
Königin Viktoria namens der Gemeinde R i p s a in Schweden
eine Sp e n d e v o n sOO K r o n e n I 2 Z M k.), die diese Gemeinde
fü r eine durch den Krieg schwer heimgesuchte Familie in Baden
gesammelt hatte. — A m Schluß derselben Sitzung hielt Or. meä.
B e r n h a r d A r n s p e r g e r einen V ortrag über seine achtmonat­
lichen Erlebnisse während der Kriegszeit auf dem Meere, in Las
Halmas und über seine gefährliche, aber vom Gluck begünstigte
Überfahrt.
I n der nächsten Sitzung am 26. A p ril überreichte Hofuhr­
macher Pecher dem Roten Kreuz von „ U n g e n a n n t " eine
weitere G a b e von sOOO M k .
Einen hocherfreulichen E rfolg
hatte, wie in derselben Sitzung mitgeteilt wurde, die Bekannt­
machung in den hiesigen Zeitungen, daß das Rote Kreuz im
Besitze von s700 Adressen solcher Soldaten sei, die keine Ange­
hörigen mehr hätten und deshalb keine Liebesgaben von zu Hause
empfängen. A u f diese einmalige Veröffentlichung in der Presse
erfolgte ein solcher Andrang aus sämtlichen Gesellschafts- und
Berufskreisen, daß es nicht möglich war, jedem einzelnen der sich
Meldenden, meistens Frauen und junge Mädchen, die Adresse
eines Soldaten anzugeben. Viele ließen sich vormerken, falls
wieder Namen von Soldaten bekannt wurden, denen man etwas
schenken könne.
I n der Sitzung des Roten Kreuzes vom 3. M a i wurde das
Ergebnis der M e t a l l w o c h e (Sammlung von Altmetall in
—
135
--
Baden) mitgeteilt. Darnach waren bis zu dem genannten Tag
133 000 1<§ M etall bei der Hauptsammelstelle in Aarlsruhe ein­
getroffen. Der Ertrag der Sammlung wurde bei einem Durch­
schnittspreis von 80 j) f. für das A ilo A ltm etall auf 123 000 Alk.
berechnet.
A m 22. M a i ließ Frau G eh. A o m m e r z i e n r a t L o r e n z
dein Oberbürgermeister eine weitere Spende von 1000 M k. für
bedürftige Aarlsruher Ariegerfamilien zugehen.
Anfang J u n i wurde im Stadtgarten ein N a c h m i t t a g s ­
h e i m f ü r V e r w u n d e t e eröffnet. Der Stadtrat stellte dazu
den östlichen neuen Festhallenanbau und einen T eil des Stadt­
gartens zur Verfügung.
Die Soldaten erhielten in dem Heim
unentgeltlich Aaffee und Zigarren, sie konnten Zeitungen lesen,
Briefe schreiben, auch Spiele waren zu ihrer Unterhaltung da. Das
Nachrichtenbureau für das neutrale Ausland verlegte seine früher
eingerichtete Lesegelegenheit in das Heim und überließ demselben seine
sämtlichen Zeitungen — etwa 130 aus allen Gegenden Deutsch­
lands — unentgeltlich für mehrere Stunden des Tages. Die Z ei­
tungen, die die Verleger dem Bureau zum größten Teil ebenfalls
kostenfrei liefern, wurden am M orgen abgeholt und nachmittags
in das Bureau zurückgebracht, damit sie womöglich noch an dem­
selben Tag in das neutrale Ausland verschickt werden konnten.
Für die H u l d i g u n g s s p e n d e d e u t s c h e r F r a u e n f ü r
den A a i s e r bildete sich im J u n i in Baden, wie in anderen
deutschen Bundesstaaten, ein Landesausschuß. Eine Sammlung
wurde veranstaltet und die dabei aufgebrachten Geldmittel dem
Aaiser am 2. August für vaterländische Zwecke zur freien Ver­
fügung gestellt. Die Geschäftsstelle für Baden befand sich hier
Akademie-Straße 1.
Die G r o ß h e r z o g s - G e b u r t s t a g s - S en d u n g des
Landcsvereins vom Aoten Areuz für die badischen Truppen im
Felde enthielt s)37 Aisten des Landesvereins, ferner 228 Aisten,
l?akete usw., die von den Großherzoglichen Herrschaften, von
Ortsgruppen des Aoten Areuzes oder von anderen Aörperschaften
gespendet waren.
Der Sendung waren beigegeben: Mäsche,
Zigarren, Zigaretten, Zitronensäure, Briefpapier, Bilder des
Großherzogs, weltliche und religiöse Literatur. Letztere war von
—
(36
--
der „T h a rita s " in Freiburg und von dem Ariegsausschuß für
Schriftenverbrsitung in Karlsruhe gestiftet worden.
Die deut sche A o l o n i e i n G ö t e b o r g wendete anfangs
Z u li aus ihrer Sammlung für Unterstützung deutscher Truppen
im Felde den: badischen Roten Areuz (300 Ulk. zu.
Dem Stadtrat wurde, wie der Sitzungsbericht vom 22. J u li
mitteilte, von einer ungenannten S p e n d e r i n die Summe von
3000 Ulk. geschenkt m it der Bestimmung, daß die Zinsen hieraus
alljährlich an einen oder zwei hier wohnhafte Ariegsinvaliden und
zwar in erster Linie an erblindete Arieger (gewesene Aaufleute),
wenn solche nicht inehr zu ermitteln sind, an andere Ariegsinvaliden,
wenn auch solche nicht mehr vorhanden sind, an eine erblindete Frau
oder an eine verschämte arme Witwe zur Auszahlung gelangen sollen.
Der Aommandeur des Reserve-Znfanterie-Regiments N r. (Os),
O b e r s t l e u t n a n t v o n B a u m b a c h , sprach, wie in der
Stadtratssitzung vom 29 . J u li berichtet wurde, der Stadtverwal­
tung und der Bevölkerung den wärmsten Dank aus für die dem
Regiment zugewandten nützlichen und wertvollen Geschenke (Fern­
gläser, Signaltrompeten), sowie für die wiederholten reichen Liebes­
gabensendungen.
Z n der Sitzung des Roten Areuzes vorn 2. August gedachte
der Vorsitzende, Generalmajor z. D. Limberger, des J a h r e s ­
t a g s des A r i e g s b e g i n n s und w arf dabei einen Rückblick
auf die Tätigkeit des Roten Areuzes während der vergangenen
zwölf M onate. E r betonte u. a., daß in
diesem Ariege das
Sanitätswesen auf einer Höhe stände, wie nie
zuvor. Das Gleiche
gelte von der freiwilligen Araukenpflege. Besonderer Dank müsse
der Großherzogin Luise für ihre unentwegte Anteilnahme und
M ita rb e it ausgesprochen werden. Die Großherzogin erwiderte,
wenn jemand von Dank spreche, sokomme das ihr zu, denn sie
habe während der zwölf Monate in den Areisen des Roten
Areuzes soviel Anregung und Unterstützung gefunden, daß es ihr
nicht möglich gewesen wäre, ohne diese M ith ilfe das Werk der
Nächstenliebe auszuüben. Der Vorsitzende verlas sodann ein Tele­
gramm, in den: Großherzogin Hilda bedauerte, gerade an diesem
Zahrestag der Sitzung nicht anwohnen zu können; sie sei durch
Besuche auswärtiger Lazarette am Erscheinen verhindert. Hierauf
—
(37
—
beleuchtete der stellvertretende kommandierende General von Man-teuffel in einer kurzen Ansprache das Verhältnis zwischen M ilitä r
und Rotem Kreuz. I n : weiteren Verlauf der Sitzung sprach
Geheimrat P ari sch aus Freiburg über die bisher geleistete Arbeit
der badischen Gefangenensürsorge und des Vermißtendienstes.
Geheimrat Glöckner gab einen Aberblick über die Tätigkeit der
Depotabteilung. Geheimrat M ü lle r dankte namens der Lazarettabteilung den Ärzten, allen Helfern und Helferinnen, für ihre treue
M itarbeit. Der Bericht, den Landgerichtsdirektor V r. Dölter über
die Karlsruher Transportabteilung und Erfrischungsstation erstat­
tete, enthielt u. a. folgende Angaben: Vom sH. August OsH bis
50. J u li s9s5 wurden am alten Bahnhof in ss3 Zügen 23 20s
M ann befördert, auch größtenteils erfrischt und verpflegt. Über­
nachtet haben im alten Bahnhof vom 2^. November OsH ^is
50. J u li s9s5 2989 M a nn . Vorn Hauptbahnhos sind bis
50. J u li s9s5 abgefahren 5073 M a n n , übernachtet haben vorn
2H. November s9s^s bis 50. J u li s9s5 OsO M ann. — Der
Sitzung vom 25. August lag der Bericht des Rechtsanwalts
Or. Tantor vor über die von ihm geleitete Rechtsauskunftsstelle
für Lazaretlinsasssn. Mährend des ersten Kriegssahres wurde
auf den mannigfachsten Rechtsgebieten Auskunft erteilt und, wo
nötig, haben Rechtsanwälte an auswärtigen Plätzen die Vertretung
unentgeltlich übernommen.
Anfangs August stiftete K ö n i g i n V i k t o r i a anläßlich
ihrer Ernennung zum Ehrenmitglied des badischen Roten Kreuzes
demselben sOOO M k.
Im
August überreichte Fabrikant A dolf Schnurmann in
Ettlingen im Namen der H i n t e r b l i e b e n e n des kurz zuvor
verstorbenen S a m u e l S c h n u r m a n n von hier den: Oberbürger­
meister so 000 M k. m it der Bestimmung, davon zur Unterstützung
bedürftiger Kriegerfamilien 7500 M k., für das Rote Kreuz, O rts ­
verein Karlsruhe, sOOO M k., für den Roten Halbmond 500 Akk.
und für den städtischen Mohltätigkeitsfonds zur Unterstützung ver­
schämter Annen sOOO M k. zu verwenden. Ferner haben die Erben
des Verstorbenen für wohltätige israelitische Anstalten, Verbände
und Vereine den Gesamtbetrag von sOOOO M k . und außerdem
für das Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheini eine Schuld-
verschrelbung der israelitischen Religionsgemeinschaft über 1(000 M k.
zur Verfügung gestellt.
A m 23. August fand im Stadtgarten ein V a t e r l ä n d i s c h e r
A b e n d zugunsten der Fürsorge für bedürftige Kriegerfamilien
statt. Das Orchester stellte der Musikverein „Harm onie", M itglieder des Instrumentalvereins und der Kapellen der Garnisonen
Karlsruhe und Durlach, den Gesang der Gesangverein „Eoneordia".
Der Stadtgartensee wurde beleuchtet. Der Reinertrag belief sich
auf ( ( 0 0 Akk.
A m ( 9 . und 20 . Septe:nber fand im ganzen Lande ein
G p f e r t a g zugunsten des Roten Kreuzes statt. I n den V o r­
mittagsstunden des l H. (Sonntag) begannen viele mit Schärpen in
den Farben des Reiches und Badens geschmückte Schülerinnen
Bilder der Mitglieder unseres Fürstenhauses und die Abzeichen des
Opfertages: „D re i Eichenkränze m it einem fliegende Bande" in
den Straßen zu verkaufen. Eine der ertragreichsten Sammelstellen
bildete der Stadtgarten. A m Vorm ittag spielte dort die Schüler­
kapelle und lockte zahlreiche Besucher an. Noch stärker war der
Zudrang am Nachmittag zu der vaterländischen Musikaufführung,
die die Stadlgarten-Kommission als eine A rt Herbstfeier veranstaltet
hatte. E in Doppelkonzert wurde von der Feuerwehr- und Bürger­
kapelle und der Kapelle des 3. Landsturm-Infanterie-Ersatz-Bataillons Karlsruhe ausgeführt. A m 20 . wurde die Sammlung fort­
gesetzt. Das Großherzogspaar hatte zu dem Opfertag 3000 M k.,
Großherzogin Luise H000 M k . und die Königin von Schweden
(00 0 M k . gestiftet. M i t diesen Spenden der Herrschaften ergab
die Sammlung in Karlsruhe 5 ( (0 0 M k . Auch das Reinerträgnis
vom Musikeintrittsgeld m it 335 M k. wurde der Sammlung über­
wiesen, ebenso haben die beiden Kapellen ihre Reineinnahine mit
2H5 M k. dem Opfertag zur Verfügung gestellt. Der Stadtrat
hat den städtischen Beamten, Lehrern, Lehrerinnen und den Schü­
lerinnen für ihre bereitwillige Beteiligung am Opfertag seinen
Dank ausgesprochen. Auch der Landesverein des Roten Kreuzes
ließ durch Vermittlung des Stadtrates sämtlichen: Beteiligten für
ihre M itw irkun g am Opfertag seinen wärmsten Dank ausdrücken.
Zugleich überwies er der städtischen „Kriegsfürsorge" Karlsruhes
(0 0 0 0 M k. aus allgemeinen M ittel::.
-
f39
A m 27. September legte G e h e i m r a t O r. G l ö c k n e r aus
Gesundheitsrücksichten sein A m t als Vorsitzender der Depotabteilung
des Roten Kreuzes nieder.
Geh. Oberreg.-Rat Beck, V o r­
sitzender der Landesversicherungs-Anstalt Baden, wurde sein Nach­
folger.
Am 25. Oktober hielt der Gesamtvorstand des
L andesvereins
v o m R o t e n K re uz hier eine Sitzung ab. I h r wohnten die
Großherzoginnen Hilda und Luise, Prinz und Prinzessin M a x
an, sowie Vertreter des Vereins aus dem ganzen Lande.
Der
Generalmajor z. D. Limberger sprach nach den Begrüßungsworten
über die Aufgaben des Landesvereins.
E r erörterte u. a. die
Kriegskrankenpflege, die Ausbildung und Ausrüstung des Personals.
E r konnte darauf Hinweisen, daß auch diese Mobilmachung
geklappt habe. Geh. Oberreg.-Rat Beck verbreitete sich über das
Sammelwesen des Roten Kreuzes. E r berechnete, daß der O rts ­
ausschuß Karlsruhe für die Landesaufgaben bereits 603 500 M k .
aufgebracht habe. Eine Aussprache schloß sich an diese Darlegung.
I n der Nachmittagssitzung fand ein Antrag auf Erweiterung des
Gesamtvorstandes während des Krieges und auf Regelung der
Beitragspflicht der Bezirksvereine einstimmige Annahme. Sodann
sprach Professor I)r. partsch aus Freiburg über die Weiterentwicklung
der badischen Gefangenenfürsorge.
Reichsgerichtsrat T h . Meyer in Leipzig hat,
wie in der
Stadtratssitzung vom 28. Oktober berichtet wurde, in Vollzug
eines Vermächtnisses des verstorbenen M a x M e y e r aus Edenkobeu im Namen der Erben der Stadtgemeinde Karlsruhe, wo der
Verstorbene oft weilte und seine letzte Ruhe gefunden hat, 3000 M k .
in 5 obiger deutscher Reichsanleihe m it der Bestimmung gestiftet,
daß die Zinsen hieraus jedes J a h r am Geburtstag des Erblassers
IO . Oktober) für bedürftige erblindete Kriegsteilnehmer verwendet
werden sollen.
Der Nationale Frauendienst veranstaltete am 28. Oktober
einen T e e n a c h m i t t a g . Die Arbeiten für den bevorstehenden
W inter wurden besprochen.
Vorträge sollen gehalten und in
Mütterabenden besonders den arbeitenden Frauen Gelegenheit zur
Erholung und freien Aussprache gegeben werden; ein großer Teil
der Arbeiten sei der Hinlerbliebeuenfürsorge zu widmen.
Frau
—
^0
—
Else Unittel berichtete über die Tagung süddeutscher Frauen in
München. F rl. I)r. Bäumer hielt zum Schluß eine Ansprache
an die weibliche Jugend.
Nach dem E in tritt B u l g a r i e n s in den Urieg bildete
sich ein deutscher Hilfsausschuß für das dortige Rote Ureuz.
E in Uarlsruher Ortsausschuß ans zahlreichen den verschiedenen
Gesellschaftskreiseil angehörenden Persönlichkeiten bat im Anschluß
an den Ausruf des deutschen Hilfsausschusses um Spenden für
das Rote Ureuz in Bulgarien. Der Bürgerausschuß bewilligte
für dasselbe am 2 9 . Oktober 2000 Akk., gleichzeitig erhöhte er­
den früher beschlossenen Beitrag für den Roten Halbmond der
Türken von 500 Alk. auf 2000 M k.
Anläßlich des G e b u r t s t a g e s der G r o ß H e r z o g i n
am 5. November stiftete Uaufmann U a rl Roth hier s200 Akk.
für das Rote Ureuz.
Die Zentrale der Tabaksabrikanten in
M annheim stiftete 20 000 Stück Zigarren für die Uarlsruher
Lazarette.
Bon Ungenannt wurden sOOO M k. und von dem
Verein von deutschen Freunden in Göteborg ebenfalls sOOO Akk.
gespendet.
Der G r 0 ß h e r z 0 g u n d di e G r 0 ß h e r z 0 g i n überwiesen
aus demselben Anlaß dem Oberbürgermeister sOOO Akk., die zur
Linderung der N ot der durch den Fliegerangriff hier betroffenen
Familien Verwendung finden sollen.
Zahnarzt A d o l f M ü n z e s h e i m e r hier spendete zum
Andenken an seinen in Flandern gefallenen Sohn M ilhelm , (.'ancl.
mecl. 6eM.. Leutn. d. Res., 500 M k. für die Hinterbliebenen
bedürftiger Uriegerfamilien.
Z n der Sitzung des Roten Ureuzes vom 8. November erstattete
Uonsul Bielefeld von hier Bericht über die L i e b e s g a b e n s e n d u n g
an die Uriegsgefangenen in Rußland.
E r hatte die Sendung in
Saßnitz übernommen und nach Stockholm geführt.
Bon dort
ging der Zug am 50. Oktober unter Begleitung von fünf Herren
und einer Dame des schwedischen Roten Ureuzes nach den Gefangenen­
lagern in Rußland weiter, zum Teil bis nach Sibirien. Es handelte
sich dabei aus Baden um die Versendung von 3000 Paketen, von
denen Uarlsruhs 2300 übernommen hatte.
Der Stadtrat in
Uarlsruhe hatte zugunsten dieser gefangenen Uämpser des Ostheeres
-
m
-
3000 R K . bewilligt.
Nach Abschluß der Sammlungen für diese
Sendung veröffentlichte Prinz R ia r in der „K arlsruher Zeitung"
folgende Kundgebung:
„ I c h ha lte es f ü r m eine f f lic h t , a lle n Z e ic h n e rn der von m ir durch die
freundliche U nterstützung von V e rtra u e n s m ä n n e rn v e ransta lteten p M v a ts a m m ln n g fü r die gefangenen Deutschen in R u ß la n d m itz u te ile n , daß diese S a m m ­
lu n g den hohen B e tra g von ru n d 200 000 M k . ergeben ha t.
Es
w ir
steht m ir
em pfinden
in
nicht zu,
den
dieser Sache
G e b e rn
nur
w a s einer d rin gen den N o t en tspra ng.
danken, das m ir v o n v ie le n in
sie un verzüg lich
un d
das
f ü r ih re G a b e n zu danken,
eine,
daß
W o h l aber d a rf ich f ü r das v e r tra u e n
so herzlicher W e ife
o p fe rfre u d ig
denn
w i r e tw a s tu n m ußten,
m einem
A u fru f
bewiesen
w u rd e ,
entsprochen
inde m
haben.
D ie s
v e rtra u e n h a t m ir eine große un d dankbare F re u d e verursacht.
Da
nach Deckung
nach R u ß la n d
noch
die
der
e in m a lig e n
bedeutende
A usgaben
Sum m e
v on
der
Liebesgabensendung
üb e r
to o 000
M k.
ü b rig
geblieben ist, un d ich das G e fü h l habe, daß die fre u n d lic h e n G e b e r e in Recht
haben zu wissen,
bekannt
Rest
der
R u ß la n d
geben,
w ozu ih re S tiftu n g e n v e rw e n d e t w erd en
daß
S um m e
und
das badische R o te K re u z
a llm ä h lic h
fü r
m it
U nterstützungen
unserer in F ra n kre ich gefangenen
m ir
sollen,
d a rin
deutscher
möchte
e in ig
ist,
G e fa n g e n e r
ich
den
in
badischen L a n d s le u te a u fzn -
brauche».
D ie A u fg a b e e rfo rd e rt
deutlich em pfinden w ird ,
sehr große
M itte l,
sie g e h ö rt
aber,
w ie
Jeder
zu den no tw endig sten un d segensreichsten, die dieser
K rie g u n s a b fe rle g t h a t."
A m s2. November richtete der Landesverein vom Roten
Kreuz eilten A u fru f an die Bevölkerung Badens in Stadt und
Land m it der Bitte um Gaben für die N) e i h n a ch t s s p e n d e
an die badischen Truppen im Felde. Abweichend von deni im
Jahre
eingehaltenen Verfahren wurden im Berichtsjahre
keine Geldmittel gesammelt, sondert: an alle Bezirke des Landes
mit künstlerischem Schmuck versehene Pappschachteln versandt, die
dort durch die Bezirks- und Ortsausschüsse des Roten Kreuzes an
alle Gemeinden, an die Wohltätigkeitsvereine und alle, die sich
beteiligen wollten, weitergegeben wurden. Jedes Paket sollte m it
einem In h a lt im Werte von mindestens 3 und höchstens 5 R K.
gefüllt werden. I n den Schachteln w ar durch Aufschrift angegeben,
was zur Füllung erwünscht war.
RKtte Dezember waren die
Sendungen vollständig hinausgegangen. Insgesamt waren s20 000
Pakete an die verschiedenen Fronten geschickt worden; W — so 000
wurden hier noch zurückbehalten, sie waren für jene badischen
-
^2
-
Truppenteile bestimmt, die sich in Verbänden außerbadischer
Truppen befanden. — I n Aarlsruhe hatte die Paketwoche am
l6. November begonnen. An diesem Tage fand die Abgabe der
Schachteln statt. Die Spender wurden gebeten, einen m it ihrem
Namen und ihrer Adresse versehenen G ruß in die Schachtel ein­
zulegen. A m 3. Dezember schloß die Paketwoche. — Zahlreiche
Danksagungen für die Spenden sind von verschiedenen Fronten
bei dem Noten Areuz eingelaufen.
Einige Soldaten im Osten
haben als Beweis ihrer Dankbarkeit eine von ihnen gebaute
Brücke „A a rlsru h e " genannt.
A m 3. Dezember fand in Anwesenheit der Großherzoginnen
Hilda und Luise, der Großherzogin von Mecklenburg und der
Prinzessin O lga von Tumbsrland eine L a n d e s a u s s c h u ß s i t z u n g
d e r U n t e r st ü tz u n g s a b t e i l u n g des R o t e n A r e uzes
statt. Professor Dr. Ubbelohde von hier, der Vorsitzende dieser
Abteilung, gab eine Übersicht über die Tätigkeit derselben. E r
führte u. a. folgendes aus: Nm den durch den Arieg geschädigten
und unterstützungsbedürftigen Frauen durch gut bezahlte Arbeit zu
helfen, wurden schon im vorigen W inter überNOOO Betriebsstellen
im Lande gegründet, in denen augenblicklich über 30 000 Arbei­
terinnen m it Heimarbeit beschäftigt werden. Für Aarlsruhe und
Umgebung sind außer Wollabgabestellen die Nähstellen in der
Engler-Straße, im Ständehaus und in der alten Bahnpost ein­
gerichtet.
I n diesen und den übrigen Arbeitsstellen im Lande
wurden bisher über H M illio ne n Gegenstände (Sandsäcke nicht
mitgezählt) und zwar hauptsächlich Socken, Hemden, Hosen, Jacken,
Leibbinden u. a. angefertigt. Die einzelnen Arbeitsstellen werden
durch freiwillige M itglieder des Frauenvereins und Dainen anderer
Vereinigungen verwaltet, auch die Stadt- und Armenverwaltungen,
die Bürgermeisterämter, die P farräm ter sind dabei tätig.
Anläßlich des G e b u r t s se st e s d e r G r o ß h e r z o g i n
L u i s e gingen den Aarlsruher Lazaretten zahlreiche Spenden zu.
Großherzogin Luise stellte dein Roten Areuz Wein für die Lazarette
zur Verfügung. Die Tabakszentrale stiftete s00 000 Stück Zigarren,
eine Aarlsruher Zigarettenfabrik sOOOO Stück Zigaretten. Diese
Tabaksgaben, die etwas später eingetroffen sind, wurden zu Weih­
nachten in den Lazaretten verteilt. 33 Soldaten badischer Staats­
-
angehörigkeit in einein Truppenlager im Elsaß haben „a ls A us­
druck ihrer Verehrung für Großherzogin Luise" 63 A lk. 70 P f.
gesammelt und dem Roten Rreuz zugesandt. Das gesamte Unterpersonal der Heil- und Pflegeanstalt Pforzheim hat zugunsten des
Roten Rreuzes auf eine Nleihnachtsspende verzichtet. Aus den
Gemeinden Zaisenhausen und Leopoldshafen gingen den: Roten
Are uz wertvolle Naturalgaben zu.
Am
und 5. Dezember fand im A uftrag der Rriegs-Unterstützungskommission eine N) e i h n a ch t s s a m in l u n g zugunsten
bedürftiger hiesiger Rriegerfamilien statt. Sammlerinnen von Haus
zu Haus und auf den Straßen waren junge Mädchen, schulpflich­
tige und schulentlassene. Die Sammlung ergab rund sOOOO A lk.
Ebenfalls am H. und 5. Dezember wurde ein V e r k a u f
v o n R i n d e r a r b e i t e n sowie von selbstgefertigten Arbeiten der
hiesigen R a d e t t e n im Aluseum abgehalten. Der E rtrag wurde
der Großherzogin Luise zum Besten der Rinder «unberufener
Mannschaften übergeben.
Dem Roten Rreuz stellte, wie in der Sitzung vom s3. Dezember
mitgeteilt wurde, ein H e r r i n S c h w e d e n , der nicht genannt
sein wollte, durch Vermittlung der Rönigin Viktoria sOOOO A lk.
zur Verfügung.
Die Großherzoglichen Herrschaften haben, wie zum Teil schon
angegeben ist, anläßlich der G e b u r t s f e st e der Großherzoginnen
Hilda und Luise und des w e i h n a c h t s f e s t e s verschiedene
Schenkungen aus eigenen und zur Verfügung gestellten M itte ln zu
Rriegswohlfahrtszwecken bewilligt. Die Spenden wurden für die
Gpfer der Fliegerangriffe hier und in Freiburg verwendet, außer­
dem waren sie bestimmt für Ausstattung von Soldatenheimen, für
Liebesgaben an die badischen Truppen, darunter s sOO dem Roten
Rreuz zur Verfügung gestellte Schachteln, für Unterstützung von
deutschen Flüchtlingen aus dem Ausland, für den M ilitä rh ilfs ­
verein des X IV . Armeekorps, für die deutschen Gefangenen in
Rußland und die badischen in Frankreich und England, fü r Be­
scherung der Rinder im Heeresdienst stehender Badener und endlich
für die im Felde stehenden badischen Eisenbahnbeamten.
A m s0. Dezember übergab Bahnhofsw irt R a r l
Stelzer
—
—
dem Oberbürgermeister 500 M k . zur Verteilung au die hiesigen
Lazarette zu Weihnachten.
A m 2 s. Dezember übergaben die W irte des Schloßhotels
D i p p e u n d W i e l a n d dem Oberbürgermeister 500 Abk. mit
der Bestimmung, sie für Zwecke der Kriegsfürsorge zu verwenden.
A m 27. Dezember übermittelte Nervenarzt Dr. M a x Neu­
mann als Vormund der Fräulein E l e o n o r e u n d A n n e l i e s e
S c h n u r m a n n hier dein Oberbürgermeister die Summe von
6000 M k . für die Sammlung zur Unterstützung bedürftiger Kriegerfamilien. I m Namen derselben Töchter des verstorbenen F abri­
kanten Jakob Schnurmann wurden am 28. dem Minister des
In n e rn 6000 M k . als Spende an die Nationalstiftung für die
Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen übergeben.
Das N a ch r i ch t e n b u r e a u für das neutrale Ausland hat
seine Tätigkeit in steigendem Maße und m it E rfolg fortgesetzt.
A us dem vom Bureau über die Arbeit in zwei Kriegsfahren
veröffentlichten Überblick geben w ir hier folgende Angaben wieder,
die zum T eil über unser Berichtsjahr hinausreichen: Über 250 000
Aufklärungsschriften und Zeitungen wurden regelmäßig nach dem
neutralen Ausland versandt, gegen 500 000 Zeitungen dem Heere
geschickt. A n sOOOO Auskünfte wurden an Rat und Hilfe suchende
Personen erteilt. Sie erstreckten sich in der Hauptsache auf: post­
verkehr m it den neutralen Staaten, Sequestration deutschen Eigen­
tums in Feindesland, Mietentschädigung und Umzugskosten wäh­
rend des Krieges, Schadenersatzansprüche wegen Gewalttätigkeiten
in Feindesland, Verm ittlung von Guthaben auf belgische Banken
an belgische Flüchtlinge in Deutschland, Auskünfte über Kriegs­
unterstützung. Gesuche um Austausch bezw. Internierung in der
Schweiz sind zum Teil von E rfo lg gewesen, wie auch Auffindung
von Gräbern in Feindesland meistens das gewünschte Ergebnis
hatten. Z u r Übermittlung von Geldbeträgen an deutsche und
österreichische Kriegsgefangene sind bis p Oktober f 9s6 sHOO E in ­
zahlungen im Betrag von 35 7H6 M k. 35 P f. geleistet worden.
Seit dem l. A p ril f 9 f 5 ist dem Bureau eine Kriegsschreib- und
Packstube angegliedert, um dem minderbemittelten Publikum in der
Adressierung und Verpackung von Feldpost- und Kriegsgefangenen­
sendungen hilfreich an die Hand zu gehen. Die Stube wurde in
—
s45
—
Übereinstimmung m it der Gberpostdirektion, sowie m it finanzieller
Unterstützung des Landesverbandes vorn Roten Areuz errichtet.
B is sö. September t 9 l 6 wurde sie von etwa 5000 Personen
besucht. Uber die vom Bureau vermittelte Lesegelegenheit im Ver­
wundetenheim der Festhalle haben w ir oben berichtet. A m s5. J u n i
übergab das Bureau die Nachforschung nach vermißten Ariegsteilnehmern dein Nationalen Frauendienst, während die Nach­
forschung nach vermißten Zivilgefangenen vom Bureau beibehalten
wurde. — In fo lg e der sich täglich mehrenden Arbeit wurden
weitere freiwillige Hilfskräfte eingestellt, so daß nunmehr
Per­
sonen ehrenamtlich im Bureau tätig find. Finanziell wird das
Bureau vom Roten Areuz und von verschiedenen Aarlsruher
Persönlichkeiten unterstützt. Der Bericht verzeichnet eine größere
Anzahl monatlich
sichwiederholender und einmaliger Spenden,
sowie Naturalabgaben. Die Stadt stellt wie bisher die Bureau­
räume zur Verfügung.
L. p o l i t i s c h e
Vereine
u. a.
Die Tätigkeit der politischen Vereine w ar während des
Berichtsjahres sehr gering. Da der Parteikampf in der Presse,
der mit Ausbruch des Arieges eingestellt wurde, auch s9s5 ruhte
und der Friede zwischen den politischen Parteien im großen und
ganzen beobachtet wurde, so konnte in den Vereinen von einem
regen Leben keine Rede sein. Vorstandssitzungen und Besprechungen
anderer A rt sind von den Parteien und politischen Vereinen
zweifellos abgehaltsn worden, aber es ist darüber begreiflicherweise
nichts veröffentlicht worden. Uber die wenigen Mitteilungen, die
über eine Vereinstätigkeit bekannt gegeben wurden, wird hier
berichtet.
A m s7. Ja n u a r fand hier eine Aonferenz der s o z i a l ­
d e m o k r a t i s c h e n P a r t e i Badens statt. Parteisekretär Strobel
berichtete über die Hilfsmaßnahmen während des Arieges. Darnach
wurden Forderungen grundsätzlicher A rt ausgestellt, die die Partei
und die freien Gewerkschaften über diese Maßnahinen an die
Regierung und an die Landstände richten werden. Sekretär Hahn
vorn Landesvorstand berichtete über die Lage der Partei. Die
daran anschließende Aussprache habe, wie mitgeteilt wurde, vollto
146
—
ständige Übereinstimmung in allen grundlegenden und taktischen
Fragen ergeben. — A m 3. Februar wurde eine Versammlung
des Sozialdemokratischen Vereins Karlsruhe abgehallcn. Aber
den Stand der Kasse und die Z a hl der Mitglieder wurde berichtet.
Rechtsanwalt V r. Kullm ann hielt sodann einen Vortrag über
„E ngland und Deutschland". I n der Aussprache hob V r. Dietz
hervor, daß das Grundprinzip der Internationalität, das heute
vernichtet erscheine, unter allen Umständen von der Sozialdemo­
kratie hochgehalten werden müsse. — A m
Februar fand eine
Konferenz der sozialdemokratischen Partei des O . Mahlkreises hier
statt. Von der Mitgliederbewegung des Kreises wurde gesagt,
daß, wenn man auch die Einberufung von 900 Mitgliedern berück­
sichtige, das B ild kein erfreuliches sei. Einer großen Anzahl hätten
wegen Arbeitslosigkeit die Beiträge erlassen werden müssen. M it
allen M itte ln sei aber darauf hinzuwirken, daß die Organisationen
gehalten würden. Die Werbearbeit für den „Volksfreund" lasse
zu wünschen übrig. E in Antrag, ein Flugblatt im Kreise zu
verbreiten, wurde angenommen. Sodann berichtete Verwaltungs­
direktor Sigmund über die Fürsorgetätigkeit der Gemeinden im
Krieg.
E s müsse insbesondere dafür gesorgt werden, daß die
Kriegerfamilien ausreichende Unterstützung erhielten, daß Mochenhilfe gewährt werde, und daß allen, die durch Arbeitslosigkeit oder
sonstige Anlässe in N ot gerieten, Unterstützung zuteil werde. — M it
der Volksernährung im Kriege befaßten sich am 2H. Februar zwei
von der sozialdemokratischen Partei und den freien Gewerkschaften
berufene Versammlungen.
I n der im Saal 3 der Brauerei
Schrempp (Mald-Straße
j6 /l8 )
abgehaltenen Versammlung
berichtete Geschäftsführer Leopold Rückert: Deutschland habe bis
jetzt an Nahrungsmitteln 8 88^000 Tonnen eingeführt, dazu eine
Menge Futtermittel. Diese fehlten uns jetzt. Aber w ir könnten
durchhalten, wenn die Maßnahmen der Behörden verständnisvolle
Beachtung fänden. Verschiedene Maßnahmen hätten ihre Mängel.
Z u m Beispiel fehlte bei dem geplanten Anbau der brachliegenden
Grundstücke dis Drohung des Zwangsanbaues auch gegen den
M illen der Besitzer. Auch hinsichtlich der Regelung des M ehlund Brotverbrauchs sei die Regierung reichlich zu spät gekommen.
Die Maßnahmen der Beschlagnahme der M ehl- und Getreide-
Vorräte sei ein sozialistisches Experiment ersten Ranges.
Die
Partei müßte diese Maßregel unterstützen. E tw as Besseres gebe
es nicht.
Die badische Regierung sei in allen einschlägigen
Fragen mahnend voransgegangen. I m zweiten T e il seines V ortrags behandelte der Redner die notwendigen Maßnahmen im
Haushalt und richtete am Schlüsse seiner Ausführungen eine ein­
dringliche M ahnung an die Anwesenden in dieser schweren Zeit
durchzuhalten. M ir hätten dafür zu sorgen, daß w ir keinen
Frieden schließen müßten, den uns der Hunger diktiere, sondern
den w ir diktieren. I n der Aussprache stieß Parteisekretär ^Höhn
mit einem Teil seiner Ausführungen auf Widerspruch. E r meinte
z. B ., daß es Naturverschändelung sei, wenn man Odländereien
m it Aartoffeln anpflanze. Auch der Gaumenkitzel sei ein Luxus,
Aartoffel und B ro t genügten. I n anderem fand er Zustimmung,
nämlich daß die Verbraucher an den preisschraubereien für
Lebensmittel selbst schuld seien, weil sie sich in ihrer Mehrzahl bis
jetzt noch nicht entschließen könnten, sich genossenschaftlich zu organi­
sieren. I n der zweiten Versammlung im „Rheinkanal" in M ü h l­
burg (Rhein-Straße H2) berichtete Arbeitersekretär Hipp. Seine
Ausführungen deckten sich im wesentlichen m it denen des Redners
in der anderen Versammlung. — Die Generalversammlung des
Sozialdemokratischen Vereins fand am (2. M a i statt. Von den
Mitgliedern des Mrtsvereins seien 723 zum Heeresdienst eingezogen,
so daß noch etwa l.300 M itglieder vorhanden seien. Der Bericht­
erstatter führte aus, daß hier eine gewisse Lauheit in der Partei
herrsche. Diese trete insbesondere in der Werbung für die Presse
hervor. Die Proletariermassen hätten alle Veranlassung, m it inehr
Energie ihre politischen und sozialen Forderungen zu vertreten.
Die Partei erfülle auch in der Ariegszeit ihre Aufgabe, was ins­
besondere darin zum Ausdruck komme, daß ihre besten Aräfte in
den verschiedenen staatlichen und städtischen Ariegskommissionen
zur Linderung der wirtschaftlichen N ot fleißig mitarbeiteten. I n
dem Aassenbericht wurde mitgeteilt, daß das letzte Geschäftsjahr
m it einein Überschuß von 2300 M k . abgeschlossen habe, während
in diesem Jahre nur 2085 M k. 28 P f. auf neue Rechnung kämen.
Zwei notwendige Ersatzwahlen wurden vorgenommen, die übrigen
Vorstandsmitglieder ohne Gegenvorschlag wiedergewählt.
Dis F o r t s ch r i t t l i che V o l k s p a r t e i hielt am s- Februar
zu Ehren des aus dem Felde zur Kriegstagung des Landtages
eingetrosfsnen Abg. D r. Gönner einen Familienabend ab. Stadtrat D r. W eill kennzeichnete
die Kriegslage und insbesondere das
Verhalten unserer Feinde und der Neutralen gegen uns. Sodann
gab er einen Überblick über die Tätigkeit des Vereins in Karlsruhe
in den 25 Jahren seines Bestehens. E r schloß m it einem Hoch
auf das deutsche Vaterland. D r. Gönner schilderte die aufopfernde
Tätigkeit unserer Soldaten im Felde und die der Arzte.
A ls
Aufgabe unseres Kampfes
bezeichnte er die Feruhaltung des
russischen Knutenregiments, des englischen Krämergeistes und des
Chauvinismus. Verschiedene Sologesänge und Gedichte wurden
vorgetragen.
Eine Sammlung zur Beschaffung von Liebesgaben
an die im Felde stehenden M itglieder wurde veranstaltet und eine
Anzahl Postkartengrüße an die unter den Waffen stehenden F o rt­
schrittler abgesandt. — Der Landesausschuß -er Volkspartei hat
hier in einer Sitzung vom 2 s. November im wesentlichen folgende
Beschlüsse gefaßt: Die Fürsorge von Staat und Gemeinden für
die Kriegerfamilien bedarf des weiteren Ausbaues. Die Regelung
der Hinterbliebenenversorgung ist zu beschleunigen. Den Invaliden
solle auf Wunsch ein Teil der ihnen zustehenden Rente kapitalisiert
zum Beginn eines gewerblichen Berufs oder zum Erwerb einer
Landstelle zur Verfügung gestellt werden.
Die Befugnisse der
Behörden zur Versorgung der Bevölkerung m it Lebensrnitteln sind
zu erweitern. Kriegsgewinne sollen besteuert werden. An dem
Burgfrieden unter den Parteien ist festzuhalten. Öffentliche E rö r­
terungen über die innere P olitik sollen sich innerhalb der durch
die Rücksicht auf ihre W irkung im Ausland gezogenen Grenzen
halten. Unnötige Härten in den Kriegsgesetzen und Verordnungen
sind zu beseitigen.
Eine Konferenz von Vertretern der badischen Z e n t r u m s ­
p a r t e i hat am 22. November unter dem Vorsitz des Geistl.
Rates Wacker hier stattgefunden. Reichs- und Laudtagsabg.
D r. Zehnter erstattete Bericht über die Lebensmittelversorgung.
E r erläuterte die ergangenen Verfügungen unter gleichzeitiger
Hervorhebung der damit gemachten Erfahrungen. Die Besprechung
bot den Vertretern Gelegenheit zu vernehmen, wo Änderungen
PI>o>. 6 . ci>!m .i,»i-M a>ler.
vr. Ludwig ?rank, Mitglied der Zweiten badischen Kammer
für Karisnche-Ost.
—
^9
-
wünschenswert und angebracht und welche Erweiterungen behörd­
licher Anordnungen notwendig erscheinen, insbesondere auch um
Lebensmittel und andere Dinge zu erschwinglichen Preisen zu
erhalten. Reichstagsabg. Fehrenbach erstattete Bericht über die
politische Lage im Reiche. Landtagsabg. A op f erörterte eingehend
die Stellung des Zentrums im Areise der übrigen Parteien unter
Berücksichtigung des Einflusses, den der Arieg auf das parteileben
ausüben könne. Das Zentrum könne die Dinge an sich heran­
kommen lassen. Grundsätzlich habe sich sein Program m bewährt.
Die Einrichtungen der Partei (Organisation, Presse usw.) seien
unversehrt zu halten. Die Besprechung dauerte von vormittags
1/4 f f Uhr bis abends ^46 Uhr. Sie wurde nur durch eine kurze
Pause zur Einnahme des gemeinschaftlichen M ittagsm ahles unter­
brochen.
Eine außerordentliche Tagung des L a n d t a g s fand am
H. Februar statt. Sie wurde nach Erledigung ihrer Arbeiten an
demselben Tage wieder geschlossen.
Der Statthalter von Elsaß-Lothringen, v o n D a l l w i t z ,
traf am f6. M ä rz hier ein und hat auf Einladung des G roß­
herzogs im Schlosse Wohnung genommen. E r wurde am
vom Großherzog empfangen.
A m f7. A p ril empfing der Großherzog den Staatssekretär
des ReichsschatzamtsS t a a ts m i n i ste r I ) r . H e l f f e r i c h .
A m 30. J u n i trat der L a n d st ä n d i s ch e A u s s c h u ß
unter dem Borsitz des Prinzen M a x zur Prüfung der Rechnung
der Amortisationskasse, des Domänengrundstocks und der Eisenbahnschnldentilgungskasse zusammen. Die Regierung w ar durch Staats­
minister Frhr. von Dusch und Finanzminister Or. Rheinboldt
vertreten. Der letztere hielt einen längeren Bortrag über den
Abschluß des Staatshaushalts im Zahre tfllH und die dermalige
Finanzlage.
A m 22. J u li ernannte der Großherzog den Ministerialdirektor
V r. W i l h e l m Hü b s c h zum M inister des A ultus und Unter­
richts. Der Oberbürgermeister hat dem Minister zu seiner Ernen­
—
f30
—
nung die Glückwünsche des Stadtrats übermittelt, worauf Or. Hübsch
in einem Schreiben seinen Dank zum Ausdruck brachte.
Der L a n d t a g wurde auf den 23. NoverNber zur ordent­
lichen Tagung einberufen. Z u in Präsidenten der Ersten Aammer
ernannte der Großherzog wieder den Prinzen M ax, zu Vizepräsidenten
Geh. Rat O r. Bürklin und Or. F rhr. von La Roche-Starkenfels.
Z u den neu ernannten M itgliedern gehören aus Aarlsruhe Steuerdirektor Geh. Rat E m il Seubert und v r . Adalbert Düringer, p rä sidentz des Gberlandesgerichts. Die Tagung wurde von Staats­
minister F rh r. von Dusch im A uftrag des Großherzogs eröffnet.
Z n der Zweiten Aammer wurde am 2H. November auf Grund
einer Vereinbarung der Parteien der bisherige Vorstand durch
Z u ru f wiedergewählt.
2. Handel, Gewerbe und Industrie.
I m städtischen Schlachthof wurde an G r o ß v i e h geschlachtet:
Gchsen
also
t9 t4 t9 ts :9 t5 .
-
.
'
-
.
2 957
2 895
- ^2
An he
3 -400
^9 ^3
-st t 5H5
2 960
5 662
-st 702
Zusammen
Stück
t2 M3
t8 -^5^
s t 6 55t-
H k - ln ,
Achtem
Znsnmn,-,,
Stuck
Rinder
2 806
6 954
-st 4 t-48
Farreu
A n A l e i n v i e h wurde geschlachtet:
Schweine
'
«älber
u. Ziegen
tdtH .
-
-
36 833
^5922
2 057
2 HN
77 205
.
.
.
Zt 679
Z9 9?5
t 809
t 252
5^9t3
— 2^95- ^
ch -^ 05t
somi t t 9 t ä . . .
— 228
—
t t 59
—
22 2Y0 .
Dem städtischen Viehhof wurden im Berichtsjahre im ganzen
62 922 ( 9l 38s ) Tiere zugeführt und zwar t? 686 Z 2 300) Stück
Großvieh, fHH2 Pferde und H3 79H (79 08 s) Stück Aleinvieh.
Pferde wurden 669 (HH9) geschlachtet.
Das aus dem In la n d und zur Beschau gestellte Fleisch belief
sich auf 32 s 572 l<A (5H3H23,5).
I m Berichtsjahre fanden HO (60) Hauptfischmärkte und 3H (Hs)
Filialm ärkte statt. I m ganzen wurden HO 373
(7007H) Fische
verkauft.
Der Jahresdurchschnitt der Fl ei sch pr ei se betrug für 300 §r
in Pfennig:
—
« K
-
4
,51
—
« m a is c h
« ° ,b s t° i,c h
1914
.
.
96
72
94
98
87
103
1913
.
.
115
86
114
113
141
133
Die B r o t p r e i s e waren folgende (in Pfennig):
Ifa lb w e iß b ro t
19«4:
1 . 1 — 30. X l.
460
(D urchschn ittspre is)
S chw arzb ro t I
700
19
')
700
D ezem ber^)
20,4
40,5
20,4
K o ru b ro t I
1400 g r
25
K o rn b ro t
II
7 0 0 Z r Z4 0 0 ^rch 7 0 0 Z r Z4 0 0 Zr'ch
23
S c h w a rz b ro t m it 20 "/o
K a rto ffe lm o h lzu sa tz
19>4:
S chw arzb ro t I I
450
so
16
50
16
40,5
K o rn b ro t I I
700 8r
1 4 « " Zr
24
48
24
48
1913:
I.. I- — 14. I.
25
K rie g s b ro t
750 ß r ' 1500 x r
15. I
.
28. I I .
R o g g e n b ro t
750 8 r
1300 8r
30
60
30
60
—
—
51
61
I. III. °)— 3 ,. X II.
(D u rc h s c h n itts p re is )
Der Liter V o l l m i l c h kostete im Durchschnitt der M onate
Januar bis Oktober 25,72 P f. nach den Angaben der M i lchzentrale des landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbandes.
Für die Alonate Novernber und Dezember waren für den
Liter Vollmilch folgende, vom Großh. Bezirksamt festgesetzten
Preise maßgebend:
(. Ab Rampe 'Karlsruhe 22 P f. (Häudlerpreis).
2. I n öffentlichen Verkaufsstellen oder aus Zapfwagen ent­
nommen 26 P f.
ö. Frei ins Haus geliefert 27 P f.
D e r große L a ib (1 400 8r)
kostete doppelt so v ie l w ie der zu 700 ^r-
2) D e r große L a ib (1400 gr), der in der R ege l doppelt soviel
kostete w ie
der kleine (700 xr), ist seit 7. A u g u s t v e rh ä ltn is m ä ß ig e tw a s b illig e r ge w o rde n.
D er
einschließlich
D urch schnittsp reis bezieht sich n u r a u f die Z e it vo n J a n u a r b is
6. A ugu st, da
seit
K rie g s b e g in n
diese S o rte
B ro t
nicht m e h r
gebacken w ird .
M it Beginn des M onats Dezember ist infolge des Krieges
Änderung in den einzelnen Brotforten eingetreten.
5) V om
15. J a n u a r ab
ist eine
w e ite re
Ä n d e ru n g
in
eine
deneinzelnen
B ro ts o rte n eingetreten.
6) V o m
w erden.
1. M ä rz ab d u rfte n u r noch e i n e S o rte (R o g g e n b ro t) hergestellt
—
152
—
I m Durchschnitt des Jahres 191^ stellte sich der Preis für
1 1 Vollm ilch auf 22,67 P f. nach den Angaben der Milchzentrale
des landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbandes. Die Preise im
Jahre 191-1 bewegten sich zwischen 22 P f. „ab Milchzentrale"
und 26 P f. „fre i ins H aus".
Der Jahresdurchschnitt der A a r t o f f e l p r e i s e beim Vorrats­
einkauf für Haushaltungen betrug 1915 für 100 1c§ 11,10 M k.
gegen 7,56 M k. im Vorjahre.
A m 11. August bewilligte der Bürgerausschuß 50 000 M k.
aus Anlehensmitteln zur Errichtung einer S c h w e i n e z u c h t - u n d
M a s t a n s t a l t in den: Anwesen der ehemaligen Chemischen Fabrik
bei Rüppurr. Die Stadtverwaltung hatte sich seit Jahren m it
der Frage der Ertragsfähigkeit einer solchen Anstalt beschäftigt und
1906 den Versuch m it einer Mastanlage gemacht. Innerhalb der
folgenden sechs Jahre wurden im ganzen 1055 Schweine gemästet
und hierbei ein Reingewinn von 6955 M k. erzielt. Z u r Fütterung
der Tiere waren neben Gerstenschrot die Abfälle vom Schlachthof
und vom Fischmarkt, hauptsächlich aber die Aüchenabfälle aus
den städtischen Anstalten verwendet worden. Das finanzielle E r ­
gebnis wurde wesentlich beeinträchtigt durch die wiederholten E in ­
schleppungen der Schweineseuche und Schweinepest. I m Jahre 1911
wurde wegen anderweitiger Benötigung der benützten Räumlich­
keiten im städtischen Viehhof und wegen der großen Gefahr infolge
der Verbreitung der M a u l- und Klauenseuche die Schweinemästerei
im Viehhof aufgegeben. Veranlaßt durch den hohen Stand der
Preise des Schweinefleisches, wodurch der Fleischversorgung der
Bevölkerung in steigendein Maße Schwierigkeiten erwuchsen, kam
die Stadtverwaltung auf den nie ganz aufgegebenen Plan zurück,
zumal da man überdies in dem erworbenen Anwesen der ehe­
maligen Fabrik nunmehr geeignete Räume für die Schweinemästerei
erhalten hatte. Die Schlachthofdirektion arbeitete im A uftrag des
Stadtrats ein ausführliches Projekt über Anlage und Betrieb des
Unternehmens aus und empfahl auch, dasselbe nicht als rein
städtisches zu betreiben, sondern eine Gesellschaft zu bilden. Aber
die eingeleiteten Verhandlungen m it den Nachbarstädten über die
Gründung einer Gesellschaft zu gemeinsamem Betrieb des Unter­
nehmens, wie die Versuche, sonstige Interessenten zur Mitbeteiligung
—
^53
—
zu gewinnen, blieben ohne E rfolg. Das Projekt wurde daher
zurückgestellt. Erst als unter dein E influß des Arieges eine
beständige Steigerung der Preise für Großvieh und Schweine eintrat, wurde das Projekt wieder ausgenommen. Z u Verhandlungen
über Errichtung einer Gesellschaft blieb keine Zeit, das Unter­
nehmen wurde ein rein städtisches. Unter Verwendung der im
Voranschlag vorgesehenen A litte ln wurden zunächst 200 Schweine
angekaust und im alten Häutemagazin eingestellt, weitere 200 Stück
dann in dem dafür erstellten Erweiterungsbau des Häutemagazins
untergebracht. I m Rüppurrer Anwesen wurde der Betrieb im
A la i eröffnet.
Für Vergrößerung des Betriebs, Herstellung
der erforderlichen Bäume und Erwerb der Einrichtungsgegen­
stände wurde daun die oben angeführte Summe bewilligt. Gleich­
zeitig wurden zur Anschaffung von 2 p a a r Zugochsen 3230 Ulk.
und zum Ankauf von f5 Alilchkühen s3 200 A lk. aus WirtschaftsMitteln genehmigt.
Die Z ah l der L i e g e nsch a f t s u m s ä tz e durch R auf betrug
im Berichtsjahre 2s3 ( l 9 l ^ - 537; l 9 ( 3 : 6s5) m it einem Gesamt­
werte von 57 s 3 8 0 2 Alk. ( 7 2 9 3 ^ 5 A lk .; 9 7 9 s 63s Alk.),
darunter 35 (s06; s26) bebaute Liegenschaften im werte von
s 989 232 A lk. ( 5 0 l 8 9 s 7 A lk .; 59797sO Alk.), unbebaute s77
(H05; ^7-H im Werte von s 77^ 370 A lk. P 9^6 U 9 A lk .;
3 685 s72 Alk.) und bebaute m it unbebauten l (26; s3) inr Werte
von l 950 000 A lk. (328 379 ^U k.; s26 769 ^Uk.).
H y p o t h e k e n wurden im Berichtsjahre 378 ( l 9 l ^ : s028;
l 9 l 3 : N i ? ) neu bestellt m it einem Betrage von 5 7 l0 22s A lk.
( sl Os^ s73 A lk .; l 9 8 l 9 f 3 - i M . ) , gelöscht 5s9 (sOfZ; U 87)
m it einem Betrage von 5 5f 2 5 0 3 A lk. ( ^ 7 ( 6 0 ^ 6 w k . ;
67^809 Alk.). Von den neubestellten Hypotheken entfielen auf
bisher freie Grundstücke ^0 (238; i9 3) im Betrage von 92 H 282 Alk.
(2 ^62 032 A lk .; 2 76s 933 W k.). Zwangshypotheken wurden 72
(38; 33) bestellt im Betrage von 89 280 lllk . (56 379 W k .;
98 703 Alk.).
Aber die hiesigen G e l d - u n d A r e d i t a n st a l t e n ist
folgendes zu berichten:
Bei der S t ä d t i s c h e n S p a r k a s s e hielt der im vorigen
Zahre bemerkte reichliche Zufluß an Einlagen im Berichtsjahre
—
t5§
-
unvermindert an. Die Einlagen erreichten die für die hiesigen
Verhältnisse noch nie dagewesene Höhe von 20 382 t20 M k. 5t Ps.
gegen ! 6 352 380 M k. 58 P f. im Vorjahre und t ^ U 2 9 8 M k.
32 P f. im Jahre t9 l3 . Bon den Einlegern der Sparkasse wurden
zur 2. Rriegsanleihe 6 9 7 2 tOO Alk. und zur 3. 8 to t 900 M k.
gezeichnet, zusammen somit tch tO^t 000 M k . Davon vermittelte
die Sparkasse t3 589 800 M k. in 885^ Posten, während der Rest
auf Zeichnungen bei Banken und sonstigen Geldinstituten entfiel.
Einschließlich der t- Kriegsanleihe vom Jahre t 9 t ^ hat die Spar­
kasse rund s8 t 00 000 M k . für die Zwecke des Reiches aufgebracht.
Dm den Einlegern die Beteiligung an der Zeichnung zu ermög­
lichen, wurde auf die satzungsmäßige Aündigungsfrist, soweit
nötig, verzichtet. Die Folge der starken Beteiligung der Zeichner
an den Ariegsanleihen war , daß die Rückzahlungen das ge­
wöhnliche M a ß weit überschritten und die ansehnliche Summe
von 23 55t 877 M k . 86 P f. erreichten.
Da die Einlagen
20 382 t 20 M k. 3 l Ps. betrugen, überwogen die Rückzahlungen
um 3 s69 757 M k . 55 P f. Hiervon konnten t 8 3 t 502 M k.
77 Ps. durch die gutgeschriebenen Zinsen für t 9 t 5 ausgeglichen
werden, so daß eine Abnahme des Einlagebestandes von
t 558 25^ M k . 78 ps. zu verzeichnen ist. Letzterer betrug auf
5 t. Dezember t9t"t 50 2H5 786 Akk. 67 P f., aus 5 t. Dezember
t 9 t 5 H8 905 55 t Blk. 89 P f. Von den erwähnten Einlagen von
20 582 t20 M k . 3 s ps. entfielen auf die Annahmestelle Rüppurr
H6 877 R A . t t P f. ( t 9 t ^ : 36 7 B M k. t t P f.), von den Rück­
zahlungen t t 7^2 M k . tO P f. (t7 79t M k . 95 Pf.). Die postenzahl der Einlagen und Rückzahlungen einschl. der reinen Z in s ­
zahlungen stieg von t65 860 auf t 88 575 d. H. um 22 7s5 — t^t o/o.
Die Z a h l der Einleger stieg von 52 038 zu Beginn des Zahres
aus 56 876 am 3 t. Dezember, d. H. um H788 — 9,2 "/o. Das
durchschnittliche Guthaben eines Einlegers auf Schluß des Jahres
betrug 877 M k . 60 P f. gegen 96^t M k. 59 Pf. am Schluß des
Vorjahres.
Z m Verkehr m it Heimsparbüchsen und Sparmarken ist auch
t 9 t 5 ein Rückgang zu verzeichnen, was wohl ausschließlich als
W irkung des Arieges zu betrachten ist. Der Verwaltungsbericht
der Sparkasse bemerkt hierzu, daß gerade die an diesen» Verkehr
—
155 —
beteiligten ärmeren Bevölkerungsschichten durch die Lebensmittel­
teuerung am härtesten getroffen würden. Entleert wurden 3055
(3407) Heimsparbüchsen m it l 4 l 52s lllk . 3s P f. (s47 2 s6 B lk.7 7 As.).
Sparmarken wurden 2360 (37ZO) abgesetzt.
Die Überweisung an Gehalten und Gehaltsteilen beliefen sich
auf s 3 6 9 9 s7 M k. s6 P f. (s 203 973 Blk.) bei einer Beteiligung
von 538 (479) Beamten.
Die Z ahl der hinterlegten Sparbücher stieg von s85s auf
23 s7 .
An Hinterlegungsgebühren gingen s26s B lk. 75 P f.
(s032 Akk.) ein.
Z n der P f a n d l e i h ka s se wurden s9 0 4 s Fahrnispfänder
(s9s4: 20779;
2 s 494 ) eingesetzt m it s ^ 0 9 f 8 Blk.
(s 8 9 9 0 s B lk .; 2 2 s 093 Blk.), erneuert 6763 (7026; 6878) m it
s23 990 Blk. (s 24 730 B lk .; s30 2 s2 B lk.), eingelöst s8 489
( s8330; l9 2 3 2 ) m it s4 62 29 Blk. (s74 399 B lk .; 225700 Blk.)
und versteigert 2088 (2603; 2 4 6 s) m it s8 570 B lk. (25 253 B lk .;
22 745 Blk.). Der gesamte Pfänderverkehr umfaßte somit 46 386
Stück (43 738; 50 065) m it 429 707 Blk. (5 s4 283 B lk .; 599 ?20 Blk.).
Die Nachfrage nach Hypotheken bei der Spar- und Pfandleih­
kasse war fortgesetzt sehr stark. Trotz der Inanspruchnahme durch
die Kriegsanleihen gelang es, wenigstens 2 000 000 ltlk . zur
Anlage in Hypotheken flüssig zu machen. Der bisherige Zinsfuß
von 4 H2 "/o wurde belassen, es wurde lediglich als eine A rt Risiko­
entschädigung und zur W ahrung der Interessen der Einleger eine
Vergütung von s ')/<, ausbedungen.
A ls Rechnungsergebnisss der Spar- und Pfandleihkasse sind
zu verzeichnen: Die Einnahmen beliefen sich auf 2 464 076 B lk. 83 Pf.
(2 22 s 865 Blk. 83 Pf.), die Ausgaben auf 2 s7s 594 Blk. 92 P f.
( 2 0 s2 793 Blk. 92 Pf.), somit Überschuß 292 6 8 s B lk. 9 s P f.
(209 07s lllk . 94 PH). Bei Berücksichtigung der Aurszunahme
der Wertpapiere m it s2 834 Blk. 9 P f. und der Zunahme des
Inventakwerts mit s830 lllk . ergibt sich eine Vermögenszunahme
Das reine vermögen
von 307 346 Blk. (2 s9 020 B lk. 43 Pf.).
betrug auf 3s. Dezember des Berichtsjahres s 736 432 B lk. 66 P f.
(s 429086 Blk. 66 Pf.). Nach H 7 der Satzungen muß der
Reservefonds mindestens 5 0/0 des Gesamtguthabens der Einleger
betragen. Für Spar-, .Pfandleih- und Schulsparkasse berechnet er
—
(56
—
sich für 3s. Dezember ( 9( 5 auf 2H56 069 M k. 62 Pf. An
Vermögen sind aber, wie erwähnt, nur ( 736 H32 M k. 66 Pf.
vorhanden, es fehlen somit bis zur gesetzlichen Höhe des Reservefonds
7(9 636 M k. 96 P f. I m Vorjahre belief sich dieser Fehlbetrag
auf ( 0 ^ 3 5 8 M k.
I m Verwaltungsrat der Spar- und Pfandleihkasse wurde fin­
den verstorbenen Stadlrat A a rl Dieber, der seit (905 stellvertretendes
M itglied war, Stadtverordneter Fabrikant Oskar Edelmann gewählt.
F ür den verstorbenen Altstadtrat A do lf Mees, der über (5 Jahre
dem Verwaltungsrat angehört hatte und dessen zweitältestes M itglied
gewesen war, w ar bei Abfassung des Verwaltungsberichts noch
kein Nachfolger bestimmt. Den beiden verstorbenen Mitgliedern
widmet der Verwaltungsbericht folgende Morte des Nachrufs:
„Beide Herren haben ihre reichen Erfahrungen im Grundstücks­
markt und insbesondere ihre genauen Kenntnisse der hiesigen Ver­
hältnisse jederzeit gerne in den Dienst der Rasse gestellt und dadurch
eine weitherzige und entgegenkommende Behandlung der Hypothekeugesuche ermöglicht."
Bei der S ch u l s p a r k a s s e hat sich im Berichtsjahre kein
Ausgleich für die zahreichen Zeichnungen zu den Kriegsanleihen
ergeben, so daß ein nicht unwesentlicher Rückgang im Einlage­
bestand zu verzeichnen ist. Auch die Z ahl der Einleger ging
etwas zurück. Z u r Deckung der Mehrrückzahlungen mußte von
der allgemeinen Sparkasse ein Darlehen von (0 000 M k. aus­
genommen werden.
Eingelegt wurden im Berichtsjahre 76ß0
Posten ((9(H>: ( 0 ( 3 ^ ) im Betrage von 2 0 8 ( 5 M k. 85 Pf.
(22 9( 3 M k . 60 P f.), rückerhoben 629 Posten (6^3) m it 37 (8( M k.
^5 P f. (28 H52 M k. (0 P f.). Bei Berechnung der Mehrrück­
zahlungen m it (6 368 M k . 60 P f. und der gutgeschriebenen
Zinsen m it 7(22 M k . 55 P f. ergibt sich eine Abnahme des E in ­
lagebestandes von 92^6 M k . 5 P f., der sich dadurch von 225 (06 M k.
60 P f. am 3 (. Dezember (9(H auf 2( 5 660 M k. 55 Pf. am
Z(. Dezember ( 9( 5 verminderte. I m Vorjahre war eine Ver­
mehrung von (903 M k. zu verzeichnen. Die Z a h l der Einleger
betrug am Schluß des Berichtsjahres 8398 gegen 8^70 zu Beginn
des Jahres. Der Reservefonds der Schulsparkasse ist, wie oben
bemerkt, unter dein der Spar- und Pfandleihkasse enthalten.
—
(57
—
I m Bezirk der R e i ch s b a n kst e l l e K a r l s r u h e wickelten
sich im Berichtsjahre folgende Geschäfte ab: Gesamter wechselund Scheckaukauf 5585s Stück ( ( 9 ( ^ : ((955^() nrit 8275(00 0 Blk.
((6<( (58 900 Blk.), eingezogene Wechsel und Schecks <(5 978 Stück
((07820) m it (0 ( 659000 Blk. ( 2( 80( 6^ ( 00 lllk .), Giroverkehr
in Einnahme und 2lusgabe 8<(90 85<(500 B lk. (5 ((7 65( <(00 M k.),
Einzahlungen von Nichtkonten - Inhabern 280 5-(7 900 Blk.
( ( ( 0 9( 0 600 Blk.).
Dem Geschäftsbericht der B a d i s c h e n B a n k entnehmen
w ir folgende Angaben: Wechselverkehr im Eingang 98502908 Blk.
B Pf- ( ( 9 N : (<(( 7 ( 5 0 6 ( Blk.), im Ausgang 9 8350 520 Blk.
9 Pf. ((ch6 597 579 Blk.). Diskontoertrag 727 737 Blk. 60 P f.
(307 5(5 B lk .), Lombardverkehr, ausgeliehen 77 3(7 575 Blk.
50 P f. (72 95( 505 Blk.), Zurückbezahlt 70 725 593 B lk. 50 P f.
(65 627 680 Blk.).
Effektenverkehr, angekauft 96 (6 ( 28( B lk.
37 Pf., begeben, sowie an Zinsen verbucht 96 2 ( 6 8 6 ( B lk. 6( P f.
Scheckverkehr, eingezahlt 5( 6 6 7 ( 5 7 5 Blk. 6 P f. (253 7595( 0 M k.),
Zurückbezahlt 507 (6 ( 807 Blk. 50 P f. (226 7 5 ( 2 ( 0 Blk.), an
Zinsen verausgabt 3 ( ( 700 B lk. 80 P f. (350 223 Blk.).
Die
Dividende betrug 6^2 ^ ( ( 9 ( ( : 6 <>/<,; ( 9 ( 3 : 3 0 /0).
Der Umsatz der Karlsruher F iliale der R h e i n i s c h e n
K r e d i t b a n k betrug im Berichtsjahre ( 960 522 072 Blk.
59 P f. ( ( 0 ( ( : ( 979 0 ( 6 6 9 6 B lk. <(5 P f.).
Die Bilanz der S ü d d e u t s c h e n D i s k o n t o - G e s e l l ­
s c h a f t ergab im Berichtsjahre in Aktiven und passiven
(99 <(80 970 B lk. 65 P f. ( ( 9 ( ( : (82 3 (0 933 M k. 7 P f.). Die
Dividende betrug 5 o/§ wie im Borjahre.
Der B e r e i n s b a n k K a r l s r u h e gehörten am Schluß des
Berichtsjahres 5007 ( ( 9( H: 5205) Blitgliedec an. Der Rein­
gewinn betrug 2 (<( 857 Blk. 82 P f. (505 209 Blk.). Die D iv i­
dende 6 o/„ wie ( 9 ( ( . Der Gesamtumsatz hatte 558 585 996 B lk.
85 Pf. betragen. Bei der im Laufe des Jahres erfolgten A us­
gabe der 2. und 5. Kriegsanleihe konnte die Bereinsbauk Zeich­
nungen von rund 5'/2 B lill. M k. anmelden, darunter (,2 M ill. Blk.
für eigene Rechnung.
Die G e w e r b e - u n d B o r s c h u ß b a n k K a r l s r u h e
hatte ( 9( 5 eine Bilanz in Aktiven und passiven von 632 999 M k.
- ^ 5 8
—
25 Pf. (191H: 661591 TM . Hi P f.). Der Reingewinn betrug
11105 TM. 28 P f. (15 127 TM. 82 Pf.), die Dividende wie im
Vorjahre 50 /0 .
Die P r i v a t - L p a r g e s e l l s c h a f t in Karlsruhe zählte
im Berichtsjahre 10198 M itglieder (1911: 10130). Der A ktiv­
stand ist m it 15 575 632 TM. 12 P f. (15 591317 TM. 88 Pf.),
der Passivstand m it 11 878 218 TM. 1 P f. (11911162 TM.
53 Pf.) berechnet. Das reine Geschäftsvermögen beträgt demnach
695 581 TM. 8 P f. (653 185 TM. 35 Pf.). Der darin enthaltene
Reservefonds betrug Ende 1915 689 000 TM. (6-18 000 TM.).
A n Zinsen wurden 511191 TM. 1 P f. (511515 TM. 93 Pf.),
an Dividenden 12 310 TM. 1 P f. (127 113 TM. 15 Pf.) gutgeschrieben.
Die M ü h l b u r g e r K r e d i t b a n k hatte im Berichtsjahre
einen Umsatz von 15 800 000 TM.
Die K a r l s r u h e r L e b e n s v e r s i c h e r u n g a u f G e g e n ­
s e i t i g k e i t (vormals Allgemeine Versorgungsanstal!) zählte am
Lchluß des Berichtsjahres 159975 Versicherungen (191-1: 163691)
über 810 015 6 S2 TM. (822 321 221 TM.). Der erzielte Überschuß
stellte sich auf 12067071 TM. 6 P f. (10875 126 TM.). An
Dividenden wurden 7 710 156 TM. (7 386 555 TM .) ausbezahlt.
Das Gesamtvermögen der Anstalt stieg von 317 516 507 TM.
auf 327 519 271 TM . I m Jahre 1915 find durch Todesfall
15 987 291 TM . (11 856 811 TM.), durch Erleben des Auszahlnngstermins 8 523 181 TM. (7 780 219 TM.) fällig geworden.
Von den Todesfällen entfielen auf Kriegssterbefälle 8 595 900 TM.
(6 939 500 TM.). Die Anstalt hat aus die bis zur Ausgabe des
Jahresberichts herausgekommenen 1 Kriegsanleihen 63 M illionen
M a rk Zeichnungen beigebracht, wovon 35 M illionen auf eigene,
28 M illio ne n auf fremde Rechnungen entfielen. — Die Z ahl der
zum Heeresdienst einberufenen Beamten hat sich wieder vermehrt,
sie betrug bei Abfassung des Berichts über zwei Drittel der bei
Kriegsbeginn vorhandenen Beamten in wehrpflichtigem Alter. Die
Z a h l der im Kriege gefallenen Beamten der Anstalt hat sich auf
16 erhöht. E in weiteres Opfer des Krieges ist der Kassendiener
geworden, der bei dein Fliegerangriff auf Karlsruhe am 15. J u n i
1915 auf seinem Dienstgange von einer Bombe getroffen wurde.
Bei der G r o ß h . B a d i s c h e n G e b ä u d e v e r s i c h e r u u g s a n s t a l t betrug die Gesanltversicherungssumnie der Gebäude auf
3s. Dezember des Berichtsjahres §835 6 6 s s 00 U lk., wovon
§ 829 55§075 Blk. umlagepflichtig sind. Durch Umlage zu decken
sind 5073§85 Ulk. §5 Pf. Danach würde sich die Umlage von
sOO Ulk. Versicherungssumme aus 7 P f. (s 9 s^r sH P^-) berechnen.
U lit Zustinnnung des erweiterten Verwaltungsrats der Anstalt
wurde die Umlage zur Verstärkung des Betriebs- und Ausgleichs­
fonds auf 9 Pf. (sä pfg.) festgesetzt.
Bei der B a d i s c h e n F e u e r v e r s i ch e r u n g s b a n k in
Karlsruhe betrug im Berichtsjahre die Versicherungssumme in der
Feuerversicherung s2s§72975s M k. (s 9§§: s 2s0338 790 Ulk.), in
der Eiubruchdiebstahlversicherung §9602327 Ulk. ( 56s8s690 U lk.);
die Schäden beliefen sich bei der ersieren auf s 825 32 s Ulk. 8 § Pf.
ss 885§56 Ulk. 50 Pf.), bei der letzteren auf s2 576 U lk s2 Pf.
j ss0§3 Ulk. 5§ P f ) . Die Gewinn- und Verlustrechnung weist
einen Gewinn von 7 s §22 Ulk. auf.
Bei der L a n d e s v e r s i ch e r u 11 g s a n st a l t B a d e n be­
trugen im Berichtsjahre die Einnahmen aus Beiträgen 7 s00 807 Ulk.
92 P f. (s9s§: 8 73^ 299 Ulk. 7§ Pf.), aus Zinsen 2 7s s 669 M k.
25 Pf. s2§76 0s9 Ulk. 3s P f.), der w e rt der Nutzungen wurde
m it ss6 908 Ulk. s3 Pf. (ss7 967 Ulk. s3 Pf.) berechnet. Die
Ausgaben für Versicherte betrugen an Renten § 693 s9§ Ulk. 86 P f.
(§586 062 Ulk. 95 Pf.), flür einmalige Leistungen 32 50 s Ulk.
36 Pf. (9089 Ulk. 79 Pf.), au Heilverfahren einschließlich Fam ilien­
unterstützung s§30§7§ Ulk. 9 s P f. (s 200 7§s U lk. 9 s P f.). im
ganzen somit 6 s6097s Ulk. s5 Pf. (57st59s§ Ulk. 65 P f) .
Das Gesamtvermögen der Anstalt ist auf 76 §33 895 Ulk. 20 P f.
(73 56§§79 Ulk. 58 P f.) berechnet. Von dem Gesamtvermögen
gehören dem Gemeinvermögeu (der deutschen Anstalten) 8 s§§ 039 2M.
56 Pf. (7 §88 s9§ Ulk. 26 Pf.), dem Eondervermögen 68 289 855 Ulk.
6§ Pf. (66 076 285 Ulk. 32 Pf.). I m Jahre s9s5 kamen 6232
(s0 6§5) Anträge auf Heilverfahren bei der Anstalt ein. Davon
wurden §983 Gesuche — 79,96 o/o (9s36 — 86 ,2 9 0 /0) bewilligt,
nur vorbeobachtet und daun abgelehnt 282 — §>,52 0/0 (387 —
3,64 0/0), Heilverfahren abgelehnt 967 --- s5,52 «/»(s027 — s0,7 °/o).
Der Gesamtaufwand des Heilverfahrens betrug s 909 §62 I M
—
160
—
77 P f. (1 595 658 M k.), darunter für die Ariegsfürsorge 909 27H M k.
8 P f. Die Landesversicherungsanstalt hat im Berichtsjahre für
Kriegsbeteiligte an Witwengeldern 83 629 M k. 80 Pf., an Waisen­
aussteuer HO M k. HO Pf., an Witwenrenten 2505 M k. 60 Pf.,
an Waisenrenten 155 713 M k. 80 P f., an Witwenkrankenrenten
525 Blk. 20 Pf., anInvalidenrenten
56 888 Blk. HO Pf. und
an Krankenrenten 35 2H7 B lk. 60 P f. verwilligt. — Die Z ahl
der Anstaltsbeamten betrug 97 wie im Vorjahre. Von diesen
befanden sich am Iahresschluß 1915 noch 32 im Kriegsdienst.
I m Kampfe gefallen find 2 Beamte 191H und 2 1915. Der
Geschäftsbericht der Anstalt macht darauf aufmerksam, daß m it
dem Jahre 1915 das Gesetz über In v a lid itä ts - und Altersver­
sicherung volle 25 Jahre in Wirksamkeit ist. Der Bericht über
die Arbeit und Leistungen der Landesversicherungsanstalten für das
J a h r 1915 sollte eine Festschrift werden. Die Kriegszeit jedoch
schien nicht geeignet, um, wie der Bericht» sagt, die Ruhe zur
Sammlung der Unterlagen und zu einer erschöpfenden vollständigen
Zusammenstellung zu lassen. Daher beschränkte inan sich daraus,
in der Vorbemerkung zu dein Bericht in großen Zügen ein B ild
der Entwicklung der badischen Anstalt zu entwerfen.
Der G e w e r b e v e r e i n bemühte sich auch im Berichtsjahre
den Gewerbetreibenden in ihrer durch den Krieg erschwerten Lage
innerhalb seines Wirkungskreises helfend zur Seite zu stehen, ins­
besondere seinen M itgliedern, sowie den Handwerksmeistern und
Gewerbetreibenden des Gaues Blittelbaden Heereslieserungen zu
verschaffen und dadurch lohnenden Verdienst zu sichern. Durch
Übernahme von Proviantwagenlieferungen konnte ungefähr 50
Handwerksmeistern im Wagner-, Schreiner-, Schlosser-, Schmiede-,
Sattler- und Malergewerbe entsprechende Arbeit gegeben werden. Durch
eine vom Verein errichtete Verteilungsstelle erhielt eine große Anzahl
Schneidermeister Zuschnitte zur Herstellung von Uniformen. Das
Landesgewerbeamt hat auf Anregung des Vereins zwei Übungs­
kurse im Herstellen von Waffenröcken veranstaltet. Die Übernahme
von Heereslieferungen hat im Handwerk den Anstoß zur Gründung
von Lieferungsgenoffenschaften und damit zur Gründung von
Genossenschaften überhaupt gegeben. Einen breiten Raum -er­
weiteren Tätigkeit des Vereins nahm die Besprechung der Frage
-
(6;
—
über die Areditbeschassung für Angehörige des selbständigen M itte l­
standes, die durch den Arieg in eine schwierige Lage geraten sind,
in Anspruch. I n den Monatsversammlungen wurden hauptsächlich
zeitgemäße Vorträge gehalten, so über die Ariegsgesetze und Ariegsverordnungen des Bundesrates, ferner das badische Handwerkergenossenschastswesen, insbesondere wurden Liessrungsgenossenschaften
und Lieferungsverbände behandelt. Außerdem fand ein Lichtbilder­
vortrag über die Entwicklung der deutschen Flotte und das Leben
und Treiben an Bord der Aricgsschisfe, sowie ein solcher über
Aunst und Schund im Ariege statt. — I m Berichtsjahre" wurden
9 Vorstandssitzungcn, 5 Monatsversammlungen, H Bezirksversamm­
lungen und 7 sonstige Sitzungen abgehalten, dazu kamen 2 Landes­
ausschußsitzungen in Rastatt. Der Verein zählte am s. M ä rz s9s6
53H Mitglieder (s9sö: 5Hs), darunter, wie im Vorjahre, H Ehren­
mitglieder.
I m R a b a t t - S p a r v e r e i n A a r l r u he fanden im Be­
richtsjahre außer der ordentlichen Generalversammlung 8 Sitzungen
des Gesamtvorstandes und st Ätzungen des engeren Vorstandes
statt. Der Verein zählte am s. J a n u a r des Berichtsjahres
5H7 Mitglieder, 5 M itglieder sind im Lause des Jahres neu ein­
getreten, abgegangen 37, somit Stand am 3s. Dezember 3 so.
Markenblocks wurden l 9 l 5 im ganzen 30 88s im Rabattwert
von 308 8 sO M k. verkauft. An das jDublikum wurden 3 0 3 s M k.
ausbezahlt. Die Bilanz des Vereins ergab aus 3 s. Dezember s9s5
aus beiden Seiten 20^597 M k .
j)f.
Die Vollversarnmlung der H a n d w e r k s k a m m e r A a r l s r u h e fand am s^s. Dezember statt. Der Vorsitzende, Stadtrat
Isenmann-Bruchsal, berichtete über die Tätigkeit und Ariegsmaßnahmen der Aammer seit der letzten Vollsitzung. Der Arieg habe
den Handwerkskammern außerordentlich große Arbeit gebracht.
Insbesondere sei sehr wesentliche M ehrarbeit auf dem Gebiete des
Lehrlingswesens zu verzeichnen. Auch das zwischen der Handels­
kammer und der Handwerkskammer errichtete Einigungsam t habe
bedeutende Arbeit gebracht; ferner die an die Aämmer heran­
tretenden Fragen betreffend Heereslieferungen, Ariegsversicherung,
Vorarbeiten für die Zeit nach dem Ariege, Ariegsinvalidensürsorge
u. a. Vertreter der Aammer haben am Schneider-Verbandstag
N
16 2
—
in Baden, am Bäcker-Verbandstag in Rastalt, an: 8. Verbandstag
badischer Handwerkergenossenschaften in Karlsruhe und an einer
in Rastatt abgehaltenen Konferenz zwecks Beschaffung von Kredit
fü r die Aufrechterhaltung der Betriebe Kriegsbeschädigter teil­
genommen. Blechnermeister Anselment berichtete über die T ä tig ­
keit und die Aufgaben des Landesverbandes für die Kriegsfürsorge.
Der Vertreter des Landesgewerbeamtes, Ingenieur Bucerius, hob
hervor, daß der Krieg der Kammer Aufgaben gebracht habe, die
eigentlich völlig außerhalb ihres Tätigkeitsbereiches lägen. Dazu
gehöre vor allem die Übernahme von Kriegslieferungen.
Die
Gründung wirtschaftlicher Organisationen werde sich mehr und
mehr als notwendig erweisen, man möge aber darüber die
Berufsorganisationen nicht vergessen. Eine Besprechung schloß
sich an diese Ausführungen. Sodann berichtete Kammermitglied
Wagner über „Lieferungsgenossenschaften und Verbände". Auch
hierauf folgte eine Besprechung. Stadtrat Isenmann machte M it ­
teilung über die Konferenzen der badischen und anderen süddeutschen
Handwerkskammern. Die Iahresrechnung 1915/16 wurde hierauf
erstattet, auch angegeben, daß die Handwerkskammer dem Verein
„Vstpreußenhilfe" m it einem Beitrage von jährlich 150 M k. bei­
getreten sei.
Den: Jahresbericht der B a d i s c h e n L a n d w i r t s c h a f t s ­
k a m m e r entnehmen w ir folgende Angaben: Der Geschäftsverkehr
der Kammer weist im Berichtsjahre H2 760 Tagebuchnummern
ans (1 9 1H: 26 152). Der Vorstand hat 6 Ätzungen, die verschiedenen
Ausschüsse 7 Sitzungen abgehalten. Ferner haben stattgefunden
am 13. M a i in Offenburg eine ordentliche Vertreterversammlung
der an die Landwirtschaftskammer angeschlossenen Obstbauvereine
und am 10. Oktober in Karlsruhe eine Besprechung der süddeutschen
landwirtschaftlichen Körperschaften. Die Kammer hatte in weit
größerem M aße als in anderen Jahren Veranlassung, Anträge
und gutachtliche Äußerungen an die zuständigen Stellen zu richten.
Neben den gewöhnlichen Unternehmungen wie die Herausgabe des
Badischen Landwirtschaftlichen Wochenblattes und die Heraus­
gabe einer Zeitungskorrespondenz wurde eine Schrift „Bauberatung
der Badischen Landwirtschaftskammer" herausgegeben. Des weiteren
gibt der Bericht Auskunft über die Haftpflichtversicherungs-Anstalt,
die Sterbekaffe, den Arbeitsnachweis und andere Anstalten der
Aammer, ebenso über die vor Jahren geschaffenen Organisationen
der Viehverwertung und über die Verm ittlung von anderen land­
wirtschaftlichen Erzeugnissen für die Heeresverpflegung. Die Aammer
war außerdem tätig bei Versorgung der Landwirtschaft m it Arbeits­
kräften, insbesondere bei der Verteilung von Ariegsgefangenen.
Endlich hat das Ariegsjahr die Aammer gezwungen, gewissermaßen
selbst praktische Landwirtschaft Zu treiben. E in T e il des Forchheimer
Exerzierplatzes (25 kn) wurde m it Aartoffeln angepflanzt ft auch
der von der M ilitärverw altung nicht in Anspruch genommene, in
der Nähe von Aarlsruhe gelegene T e il des Neureuter Exerzierplatzes
wurde zur Hervorbringung landwirtschaftlicher Erzeugnisse benutzt.
— Die 9 . ordentliche Vollversammlung der Aammer tagte hier
am 29 . Januar. Der Vorsitzende, Prinz Alfred zu Löwenstein,
eröffnete die Beratung. E r wies auf die schwere Zeit hin, in
der die Tagung stattflnde. M it Dank und m it vollem Vertrauen
müsse man auf unsere Armeen blicken, die eine erfolgreiche Tätigkeit
nach zgiei Fronten leisteten, ebenso m it Dank auf unsere M arine
sehen. Z n der Heimat sei alles zu tun, damit der dritte Feind,
der Hunger, nicht über unser Volk komme. Dazu sei ganz besonders
die deutsche Landwirtschaft berufen.
Dank einer großzügigen
Organisation und unserer bVirtschaftspolitik sei hier schon Großes
geleistet. Der Prinz teilte sodann mit, daß aus der Landwirtschafts­
kammer sO M itglieder und fO Beamte im Felde stünden. Namens
der Regierung begrüßte Minister Freiherr von Bodman die
Aammer. E r betonte, daß die Landwirtschaft die große Aufgabe
habe, den p la n unserer Gegner, uns auszuhungern, zu vereiteln.
Z u seiner Freude könne er aussprechen, daß die P olitik unserer
verbündeten Regierungen in dieser schweren Zeit ihre Feuerprobe
bestanden habe, die Politik, die deutsche Landwirtschaft auf eigene
Füße zu stellen. A n dieser P olitik würden die verbündeten Regie­
rungen festhalten, und er glaube, daß dies ihnen leichter gemacht
würde als bisher. Nach diesen Ansprachen wurde in die Tages­
ordnung' eingetreten.
Okonomierat Sänger-Diersheim berichtete
über die Tätigkeit der Landwirtschaftskammer im abgelaufenen
Geschäftsjahr, Okonomierat Or. M üller-A arlsruhe über die Ariegsmaßnahmen der Aammer und zwar über ihre aufklärende Tätig-
keil bei Ausbruch des Krieges, über ihre Bemühungen, Ersatz für
die Unberufenen Arbeitskräfte der Landwirtschaft zu schaffen, über
die Verwertung der reichen Obsternte, über die Vermittlung der
Kammer beim Ankauf landwirtschaftlicher Erzeugnisse durch die
Heeresverwaltung, endlich über die Besorgung von Pferden für
die Landwirte, denen durch die Pferdeaushebung zahlreiche Pferde
entzogen worden waren. Die Versammlung erklärte sich sodann
m it den bereits getroffenen Kriegsmaßnah.men der Kammer ein­
verstanden. Der Regierung sprach sie den Dank für die ^Maßnahmen
zur Kriegsfürsorge aus.
Nach Erledigung mehrerer anderer
geschäftlicher Angelegenheiten w ird in Anbetracht der andauernden
Kriegslage beschlossen, den Voranschlag für l9sH auch für s9l 5
zu belassen. Nach einer Ansprache des Vorsitzenden wird die
Tagung m it einem Hurra auf Kaiser und Großherzog geschlossen.
Die Generalversammlung des G e w e r k s c h a f t s k a r t e l l s
fand am H. w ä rz statt.
Arbeitersekretär p ru ll erstattete den
Bericht über die Rechnung des abgelaufenen Jahres. Die Kasse
hatte eine Einnahme von s0 7H2 NIk. 99 Pf. und eine Ausgabe
von 6 ^ 7 M k. 70 P f. Den Geschäftsbericht erstattete Arbeitersekretär Hipp. Die Erledigung der Arbeiten des Kartells erfolgte
in 6 Kartellsitzungen und in so Sitzungen der Kartellkommission.
Bei den Wahlen zum Versicherungsamt erhielt das Kartell 5, die"
Gegner l Vertreter, bei den Vorstandswahlen zur Ortskranken­
kasse erhielt das K artell 7, das christliche Kartell l Vertreter und
bei den Wahlen der Beisitzer zum Kaufmannsgericht entfiel auf
die Liste des Kartells erstmals ein Vertreter. Am 3s. Dezember
Zählte das Gewerkschaftskartell nach Abzug der 6 ^ 0 ^ zum
Heere Eingerückten noch 8370 Mitglieder.
A n Unterstützungen
ihrer M itglieder haben die Gewerkschaften 259033 w k . 33 Pf.,
davon 5 l 320 R7k. l P f. an die Kriegsteilnehmer und deren
Fam ilien ausbezahlt.
Das A r b e i t e r s e k r e t a r i a t wurde im ^ a h r l 9s5 von
3663 Auskunftsuchenden ( l 9 s 3 : 5800, l 9 l ^ :
in Anspruch
genominen, die sich aus 3380 Arbeitnehmern und deren Angehö­
rigen P 962 männlichen und s398 weiblichen), 2^9 sonstigen Per­
sonen PHO männlichen und W9 weiblichen) und 3H Vereinen und
Körperschaften zusammensetzten.
Personen — ^5,2 0/0 waren
gewerkschaftlich organisiert.
Die Z a h l der erteilten Auskünfte
betrug H576, die der angefertigten Schriftsätze s3 5 l. persönliche
Oertretungen erfolgten in 77 Fällen für 8 s Personen.
Zwecks Gründung eines Ausschusses für deut s c he A I o d e ­
i n du st r i e in Karlsruhe hatte die hiesige Handelskammer die in
Betracht kommenden Gruppen am s3. J u n i zu einer konstituie­
renden Versammlung eingeladen. Handelskammermitglied A dolf
Stein leitete die Verhandlungen. G r betonte in seiner Ansprache,
daß auch die Handelskammer Karlsruhe den allerorts im Deutschen
Reiche entstandenen Bestrebungen m it dem Ziele, eine deutsche
Alode ins Leben zu rufen, m it warmer Anteilnahme gegenüber­
stehe. Gerade in der jetzigen Zeit sei es angebracht, auch in
dieser Hinsicht dem Deutschtum zum Siege über Fremdtümelei zu
verhelfen. Alsdann gab Frau Zippelius-Horn eine kurze E in ­
führung über Gründe und Ziele einer deutschen AIode vom Ge­
sichtspunkte der Frau aus. I n Ergänzung dieser Ausführungen
teilte Frau Eugenie Kaufmann aus Mannheim mit, welche Schritte
seit Ausbruch des Krieges aus Kreisen des Handels und der
* Industrie, aus Künstler- und Gesellschaftskreisen zur Verwirklichung
der Anabhängigmachung der Alodeindustrie Deutschlands vom A us­
lande getan worden seien. Aach einer eingehenden Aussprache
erfolgte die W ahl der M itglieder des Arbeitsausschusses.
Anter dem Namen „ V e r b a n d d e r K ü r s ch n e r m e i st e r
S ü d w e st - D e u t s ch l a n d s" e. V. wurde im J u n i eine Ver­
einigung der Kürschnermeister aus Baden, Elsaß-Lothringen und
der Pfalz gegründet. Die erste Mitgliederversammlung fand Ende
August l 9sö hier statt. Die Geschäftsstelle des Verbandes befindet
sich hier, Kaiser-Straße s9l-
3. Vereinsleben.
a. V e r e i n e
für
künstlerische und
Betätigung.
wissenschaftliche
Der B a d i s c h e K u n s t v e r e i n zählte in: Berichtsjahre
s098 Mitglieder (lsNH: N 58) und
( l s 8 p Anteilscheine.
Die Z a h l der Besucher der Ausstellungen m it Eintrittskarten zu
30 P f. betrug s763 (2396), m it Eintrittskarten zu sO P f. 33
—
s 66
—
(s25), m it Schülerkarten zu 2 M k. 25 (H6). Die Z a h l der aus­
gestellten Aunstwerke auswärtiger Aünstler betrug s259 (s255),
die hiesiger Aünstler sOOs (972). Verkäufe fanden iin Mertbetrag
von 29 lZZ M k . (26 26^ D A.) statt. Die Generalversammlung
beschloß, in diesem Zahre von der jährlichen Verlosung von
Anteilscheinen und der Verteilung einer Vereinsgabe an die M it ­
glieder abzusehen und den sonst hierfür aufgewendeten Geld­
betrag zum Ankauf von Merken durch den Arieg in Mitleiden­
schaft gezogener badischer Aünstler zu verwenden. Solche Merke
sollten alsdann in der üblichen Meise unter den Mitgliedern
verlost werden, v o n den zu diesem Zweck in großer Z a h l ein­
gesandten Aunstwerken hat der Verein 62 zur Verlosung angekauft,
wofür im ganzen 9890 M k. an die Einsender ausgezahlt wurden.
Außerdem haben Privatpersonen anläßlich der Ausstellung der
eingesandten Arbeiten im Aunstverein für weitere 7000 M k. ange­
kauft. v o n den Ausstellungen des Jahres s9s5 erwähnt der
Jahresbericht des Vereins außer der eben genannten die Ausstellung
von Merken des Professors von Ravenstein anläßlich dessen
60. Geburtstages, die im vorjährigen Bericht erwähnte Ariegsgabe der badischen Aünstlerschaft, die Ausstellung des Deutschen
Frauenkunstverbandes, die Nachlaßausstellungen Neuenborn und
Hasemann, die Ausstellung von Merken von P aul Segisser und
P aul Bürk sowie der Professoren L . Ritter und M . Trübner
und die im Herbst veranstaltete große Nachlaßausstellung von
Arbeiten des verstorbenen Professors Carlos Grethe.
Die im
Frühjahr s9s5 vorgeuommene Verlosung der von der badischen
Aünstlerschaft gestifteten Merke ergab einen Reinerlös von über
25 000 M k., wovon bestimmungsgemäß die eine Hälfte dem Roten
Areuz, die andere der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der
im Ariege Gefallenen überwiesen wurde.
Dis Nationalstiftung
hat aus Anregung des Vereins zugesagt, den ganzen ihr über­
gebenen Betrag den Hinterbliebenen gefallener bildender Aünstler
sowie durch den Arieg in N ot geratenen Aünstlern und ihren
Angehörigen zukommen zu lassen. Das Rote Areuz hat für einen
erheblichen Teil der ihm überwiesenen Lumme die gleiche Ver­
sicherung erteilt. — Die Einnahmen des Vereins beliefen sich im
Berichtsjahre auf 26 s69 M k. W P f. (29 05s M k. 5s Pf.), die
^
s67
—
Ausgaben betrugen 29 2 l 4 M . s l
(29 l 2 s ^ k . 4 P f.).
Unter den Einnahinen befinden sich wie früher der Staatsbeitrag
m it 5500 Utk. und der Beitrag der Stadt Aarlsruhe m it
2000 M k.
Der B a d i s c h e A u n s t g e w e r b e v e r e i n zählte im Be­
richtsjahre 428 M itglieder ( l 9 l 4 : 4^4), 223 ( 242 ) in Aarlsruhe
und 205 ( 222 ) auswärts. Die Haupttätigkeit des Vereins bestand
in der Durchführung des Wettbewerbs für Ariegergräber, über
den an anderer stelle der Chronik berichtet wurde. Die preis­
gekrönten Entwürfe sind in einem Sonderhefte der „Badischen Hei­
m at" veröffentlicht worden, das durch die Verm ittlung der Gewerbe­
vereine und der Bezirksämter im ganzen Lande verbreitet wurde.
Der Ba d i s c h e A r c h i t e k t e n - u n d I n g e n i e u r - V e r e i n
hatte am 2H J u li seine M itglieder und eine Anzahl geladener
Gäste zu einer Sitzung versammelt. B au ra t Schönfelder hielt einen
Vortrag über „Ostpreußens Niederbruch". Reg.-Rat Sänger machte
Mitteilungen über die Organisation des geplanten Wiederaufbaues.
d. V a t e r l ä n d i s c h e , l a n d s m a n n s c h a f t l i c h e , H a u s ­
besitzer-, S t a d t t e i l - und S t a n d e s v e r e i n e .
Der Verein für das D e u t s c h t u m i m A u s l a n d ver­
anstaltete am l4. Februar einen „Auslanddeutschen-Abend", dem
das Großherzogspaar und Großherzogin Luise anwohnten.
I)r. meä. Bannw arth aus A airo schilderte seine Erlebnisse in
Ägypten. Dabei berichtete der Redner auch über die Umstände,
unter denen es ihm gelang, m it seiner Frau auf ein nach Ita lie n
fahrendes Schiff zu kommen. Da der zweite Redner des Abends,
Ingenieur Leuser aus Aleppo in Syrien, am Erscheinen verhindert
war, las der Vorsitzende der Aarlsruher Ortsgruppe des Vereins,
Professor Dr. Längin, dessen M anuskript vor. Auch in diesen:
wurde geschildert, wie die im O rient weilenden Deutschen beim
Ausbruch des Arieges in die Heimat eilten, um in die Reihen
der Aämpfer einzutreten. Ingenieur Leuser selbst gelangte nach
Überwindung mannigfacher Schwierigkeiten nach Aonstantinopel,
von wo er sich über Bukarest hierher begab und seiner M ilitä r ­
pflicht nachkam. Des weiteren erzählte F rl. Wallich, wie es ihr
in Südfrankreich im Gefangenenlager in Rodez erging, bis sie
—
^68
—
über Lausanne nach Deutschland zurückkehren durfte. — I n der
Frauengruppe des Vereins fand am 2 H. A p ril ein Teenachmittag
statt. - Die Vorsitzende der Gruppe, Frau Geh. Hofrat Alein,
erstattete einen kurzen Bericht über die Tätigkeit der Hilfsstelle, wo
die Flüchtlinge m it Geld und Aleidern unterstützt werden. Den
M ittelpunkt des Abends bildete ein Vortrag des Herrn Sexauer
über „Deutsche Z ukunft". Nicht daraus komme es an, so führte
der Redner aus, daß Deutschland durch Ländererwerb reicher werde,
sondern daß es innerlich größer werde. Nach dein Vortrag trug
F rl, Anittel einige Lieder vor, — T in zweiter Teenachmittag der
Frauengruppe fand am 30. Oktober statt. Frau Geh. Hofrat
Alein erstattete Bericht über die Tagung in München. Die Z u ­
hörer gewannen Einblick in die Arbeit und Ziele des Vereins.
Frau D r . Fuchs trug am Schluß einige Lieder vor.
Der 5 chw a r z w a l d v e r e i n zählte am l- Januar l9 i3
l 698 M itglieder. Zugegangen sind im Laufe des Jahres 26,
abgegangen 78, so daß am 5t.. Dezember l M 6 vorhanden waren.
Die Einnahmen des Vereins betrugen 85 l 9 M k. H5 j)f., die
Ausgaben 6903 M k . 5 l A f. Durch den sich ergebenden Aber­
schuß von
M k. 9 H j)f. erhöhte sich das Vermögen, das sich
am l- Ja n u a r auf
M k . 90 j)f. belief, auf 306 s M k.
8 H j) f. Dem verstorbenen Ehrenvorsitzenden des Vereins, Geh.
Rat Hildebrandt, dessen M itw e dem Verein 500 M k. überwiesen
hat, wurde am M ahlbergturm eine Gedenktafel errichtet.
Der M i l i t ä r v e r e i n zählte l 9l H 32 Ehrenmitglieder,
D 22 ordentliche und H außerordentliche Mitglieder. Zugegangen
sind im Berichtsjahre 7 ordentliche Mitglieder, abgegangen sind -^6
ordentliche und 2 Ehrenmitglieder. Von den ordentlichen Mitgliedern
sind 9 im Aampfe gefallen. Ende l 9 l 3 ergibt sich somit ein
Stand von 30 Ehrenmitgliedern, l033 ordentlichen und ^ außer­
ordentlichen M itgliedern. Die Einnahinen der Hauptkasse betrugen
5635 M k . l 8 A f., die Ausgaben 6305 M k. 35 j)f. Die Unterstützungskasse verzeichnet an Einnahmen und Ausgaben 3HH2 Alk.
Das Vermögen betrug am 3 l. Dezember f 9 l 5 ^3 7^6 M k. ^ Of.
gegen 16 569 M k . 32 j)f. am Schluß des Vorjahres.
Die
Vereinsgeschäfte des Jahres wurden in einer ordentlichen General­
versammlung und neun Verwaltungsratssitzungen erledigt. Außer-
—
(69
—
dein fanden besondere Zitzungen der Unterstützungskommission statt
sowie des für die Liebesgabensenöungen ernannten Ausschusses. F ür
Liebesgaben wurden 600 M k . verausgabt. Besondere Veranstal­
tungen fanden vier statt. A m 30. Ja n u a r wurde m it der M o n a ts­
versammlung eine Raiserfeier verbunden, bei der Rechtsanwalt
Otto Heinsheimer einen Lichtbildervortrag über Belgien hielt. Am
2 H. A p ril wurde die Generalversammlung abgehalten, bei der
General von Röder eine Zchilderung seiner Reise nach Nordfrank­
reich sowie in die Rarpathen gab. A m 5 (. Oktober beteiligte
sich der Verein an der Gedächtnisfeier für die Gefallenen und am
( 9 . Dezember fand eine Meihnachtsbescherung für die Rinder der
Mitglieder statt. Gegen 700 Rindern wurde beschert. Dabei hielt
Verwaltungsratsmitglied Rsmm einen Lichtbildervortrag. F ür
25jährige Zugehörigkeit zum Verein wurden m it der von: Verein
gestifteten silbernen Medaille 5H M itglieder ausgezeichnet. Das
Verbandsabzeichen für HOjährige Zugehörigkeit erhielten 6 Mitglieder.
A m ( 6 . Ja nu ar hielt der L s i b g r e n a d i e r - V e r e i n
Generalversammlung ab. M itgeteilt wurde, daß zurzeit 300 M i t ­
glieder im Felde stehen. Der Verein hat bis dahin den Verlust von
(0 Ehrenmitgliedern und (H ordentlichen M itgliedern zu beklagenAm (8. Dezember beteiligte sich der Verein an der Nuitsfeier.
Die Generalversammlung des G r u n d - u n d H a u s b e s i t z e r ­
v e r e i n s fand am 23. M ä rz statt. Aus dem Jahresbericht ergibt
sich, daß die Z a h l der M itglieder des Vereins (9(H von 20H3
auf 2052 gewachsen ist. Die Einnahmen betrugen (5 33( M k,,
die Ausgaben (H693 M k. Das Vermögen hat sich von ( 9679 M k.
auf 20 5( 2 M k. erhöht. Für Rriegsunterstützung hat der Verein
(000 M k. gespendet. A n Ztelle des znrückgetretenen langjährigen
Vorsitzenden wurde Rechtsanwalt TVilhelm Frey zum ersten V o r­
sitzenden gewählt. Nach Erledigung der geschäftlichen Angelegen­
heiten wurde über den Ztand der zu gründenden Gemeinnützigen
Hypotheken Zicherungs-Genossenschaft berichtet. Betont wurde, daß
die Hausbesitzer nicht säumen sollten, die Gründung nach M ö g ­
lichkeit zu unterstützen.
Die Jahresversammlung des Bürgervereins der Z ü d w e s t st a d 1 wurde am 30. M ärz abgehalten.
Bei Erörterung der
^Verhältnisse des Ztadtteils wurde hervorgehoben, daß die Züdwest-
—
f 70
—
stadt der Anlage des neuen Hauptbahnhofes ein kräftiges A u f­
blühen verdanke. Der Kassenbericht wurde sodann erstattet. Die
bisherigen Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt. Die Z ahl
der Vereinsmitglieder hat zugenommen.
Der K a u f m ä n n i s c h e V e r e i n hielt am 2 l. A p ril seine
Jahresversammlung ab. A us dem Geschäftsbericht ging hervor,
daß die einzelnen Veranstaltungen, insbesondere die öffentlichen
Vorträge, trotz des Krieges sich lebhafter Teilnahme erfreuten.
Die Handelshochschulkurse wurden im Wintersemester ausgesetzt,
weil von den hiefür in Betracht kommenden M itgliedern viele im
Felde stehen. Der Verein hat bisher f357 M k. 20 Pf. dem Roten
Kreuz und der Hinterbliebenenfürsorge übergeben. Von Vereins­
wegen wurden 5000 M k. in Kriegsanleihe angelegt. Die Wahlen
ergaben einstimmige Wiederwahl des bisherigen Vorstandes.
Die Monatsversammlung des W e r k m e i s t e r - B e z i r k s ­
v e r e i n s am 6. Februar beschäftigte sich vornehmlich m it der
Finanzgebahrung im verflossenen Jahre. Die Einnahmen betrugen
U 665 M k. 8 f P f., die Ausgaben U l36 M k. 5 Pf. Der
Kriegshilfefonds weist eine monatliche Ausgabe von nahezu 300 M k.
auf. Dem Witwen-- und Waisenfonds gingen Zuwendungen hiesiger
Firnien im Betrage von 5^0 M k . zu. A n die Versammlung
schloß sich die Generalversammlung der Kranken-Zuschußkasse.
Die Einnahmen betrugen 2982 M k. 50 P f., die Ausgaben 287H M k.
52 P f., der Vermögensstand ^ 0 0 M k . — Z n einer Versamm­
lung des Vereins Anfang Dezember wurde der Geschäftsbericht
des laufenden Zahres erstattet. E s fanden f2 ordentliche und
f außerordentliche Vorstandssitzung, sowie l2 Monatsversamm­
lungen statt. A n Unterstützungen wurden ausgegeben: Für Stellen­
lose f f8 M k., Znvalidengelder ^69 M k., Witwengelder f595 M k.,
Kriegsunterstützungen 95 f M k ., Sterbegelder 2200 M k. Die lokale
Kriegsunterstützungskasse zahlte an hiesige Kriegerfrauen und Kinder
57^0 M k., welche Summe durch eine monatliche Kriegssteuer von
2 M k . aufgebracht wurde. F ür Liebespakete an die im Felde
stehenden M itglieder zu Weihnachten bewilligte der Verein 250 Mk.
Der Verein zählt zurzeit 239 ordentliche und 6 außerordentliche M i t ­
glieder, .sowie 55 W itwen. Eingezogen sind über 60 Mitglieder.
Der W i r t e v e r e i n hielt am 5. Februar und M itte August
—
Versammlungen ab. Beide beschäftigten sich m it der Lage des
Wirtsgewerbes während des Arieges. Die Hauptversammlung des
Vereins fand Ende Oktober statt. Der Jahresbericht wurde erstattet.
Besonders lebhaft war die Aussprache über die in das W irtsgewerbe einschneidenden wirtschaftlichen Fragen, wie die Brotfrage,
Wurstpreisfrage und über die angeordneten zwei fleischlosen Tage.
Frau Wagner sprach in längerer Ausführung über die großen
Schwierigkeiten, m it denen die Frau des im Felde stehenden
Wannes zur Aufrechterhaltung und Fortführung des Betriebs zu
kämpfen habe.
Die Ortsgruppe des Verbands badischer L o k o m o t i v f ü h r e r
hielt W itte Februar ihre Generalversammlung ab. Die Gruppe
beschloß, 200 INk. dem Roten Halbmond zu überweisen und das
gesamte Vermögen, soweit es nicht zur Weiterführung der Geschäfte
gebraucht werde, im Betrage vou etwa ^500 W k. ratenweise zur
Ariegsfürsorge zu verwenden. Außer den Abzügen, die sich das
Lokomotivpersonal monatlich von seinem Gehalt zugunsten des
Roten Areuzes und der Rriegsfürsorge machen läßt, wurden im
Dezember
256 M k. für Liebesgaben an Soldaten des
X IV . Armeekorps gesammelt.
c. k o n f e s s i o n e l l e
Vereine.
A m 2 l. Februar fand im großen Saale der Festhalle eine
„ V a t e r l ä n d i s c h e F e i e r " statt, die der Ortsverein des
Evangelischen
Bundes
und
die E v a n g e l i s c h e n
V e r e i n e der verschiedenen Stadtteile veranstaltet hatten. Den
musikalischen T e il der Feier bestritt der evangelische Aircheuchor
der Südstadt. E r leitete den Abend durch den vierstimmigen Thor
„Gebet" von Hans Vogel ein. Nach der Begrüßung durch
Stadtpfarrer Weidemeier hielt Hstarrer V . Waitz aus Darmstadt
die Festansprache über das Them a: „D er Arieg als Erzieher".
Sodann trug Hofschauspieler W ilhelm Wassermann das Gedicht
„V u ro r teutouicus" von Joseph von Laust und das Gedicht „ Ic h
habe schwer m it G ott gerungen" von O ttom ar Enking vor.
Darauf sang der Airchenchor das „Dankgebet" aus den nieder­
ländischen Volksliedern m it neuem Texte, w orauf die Veranstaltung
m it dem allgenreinen Gesang „Deutschland über alles" schloß.
-
172
—
Bei einem Familie,labend des Evangel. Bundes an, 5. Oktober
regte nach dem an anderer Stelle genannten Bortrage Stadtpfarrer
Hindenlang eine Sammlung für Ostpreußen an, die über IM Blk.
ergab. M it dem Liede: „ E in ' feste B u rg " schloß der Abend.
I m August wurde mitgeteilt, daß der Evangelische Verein
in Karlsruhe und die Evangelische Stadtmission zum „ E v a n ­
g e l i s c h e n V e r e i n f ü r S t a d t m i s s i o n " verschmolzen worden
seien. Die Vorstände der beiden alten Vereine bilden den Gesamt­
vorstand des neuen Vereins, der aus seinen Reihen Stadtpfarrer
Kühlewein zum Vorsitzenden, Direktor Koch zum Kassierer und
Betriebsinspektor Dorner zum Schriftführer wählte. I n den ersten
Tagen des M o na ts Dezember hielt der Verein einen Verkauf der
vorn Jungfrauen- und Nähverein und anderen gefertigter« und
geschenkten Kleidungsstücke ab. Z u r Erfrischung wurde während
des Verkaufs eine Tasse Tee m it Gebäck geboten.
Der K a t h o l i s c h e A r b e i t e r v e r e i n hielt am 7. M ärz
Generalversammlung ab. M itgeteilt wurde, daß 39 Mitglieder
eingerückt sind.
3H davon stehen an der Front. Liebesgaben
wurden für die draußen stehenden Mitglieder, sowie für arme
Kinder der Krieger gesammelt.
Außerdem hat der Verein
für sämtliche 39 M itglieder unter den Massen die Kriegs­
versicherung abgeschlossen. Nach den« Rechenschaftsbericht zählt
der Verein zurzeit 625 Mitglieder.
Die Kasse schließt mit
P 5 9 M k . 73 P f. Einnah,neu und einen, Kassenrest von
698 M k. p P f. nach Bestreitung der Ausgaben ab. Das Ge­
samtvermögen beläuft sich auf H567 M k. 72 P f. gegen P 2 s M k.
32 P f. im Vorjahre. Die Sparkasse des Vereins weist bei
59 Einlegern ein Gesamtguthaben von 22 000 M k. auf, der
Reservefonds 1385 M k . 66 P f. Die Kasse zahlt p /4 0/0 Zinsen
für eingelegte Gelder. Der bisherige Vorstand wurde einstimmig
wiedergewählt. I n der Versammlung vom 18. Dezember wurde
mitgeteilt, daß nun,„ehr 57 Mitglieder in, Felde stehen. Das
Vereinsorgan „D er Arbeiter" wurde wöchentlich an die M it ­
glieder im Felde versandt, außerdem Liebesgaben in, Merte von
P 5 M k. abgeschickt. F ür Kriegsversicherung wurden 225 M k.
ausgegeben.
Z m A a t h o l i s c h e n J u g e n d v e r e i n d e r West s t a d t
fand am 25. A p ril ein Familienabend statt. Oberrevisor Johannes
Beuttel sprach über das Thema: „Deutschlands Jünglinge in der
großen Z eit". Sodann kamen Gedichte und vaterländische Lieder
zum Dortrag, ein Theaterstück wurde gespielt. M itgeteilt wurde,
daß über HO Dereinsmitglieder eingerückt sind.
Aus der Tätigkeit der A a t h o l i s c h e n M ä n n e r v e r e i n e
während des Arieges w ird folgendes mitgeteilt: Der Männerverein
„Aonstantia" hat von 205 Mitgliedern 28 im Felde stehen.
Der Derein sandte nahezu jeden M o n a t Liebesgaben ab m it
einem Aufwand von nahezu 500 M k . im ersten Ariegsjahre.
Die Fam ilie eines Einberufenen erhielt eine Unterstützung von
20 Ulk. — Dom Männerverein „S t. Stephan" stehen bei einem
Mitgliederstand von Hs2 insgesamt 59 M itglieder und 57 Söhne
solcher im Felde. Liebesgaben wurden im ersten Ariegsjahre im
Werte von 560 M k. abgesandt. F ür das Rote Areuz wurden
im vorigen Zahre 290 Weihnachtspakete im Gesamtwerte von
etwa f500 M k. aufgebracht — Der Männerverein der Altstadt
hatte bei einem Mitgliederstand von 6H7 im ersten Ariegsjahre
s08 im Felde stehen, in Garnisondienst 70, in Gefangenschaft 5.
Für
Liebesgaben wurden HHs M k.
verwendet.
Dein Roten
Areuz hat der Derein im vorigen Jahre Gaben im Werte von
ungefähr 2000 M k . abgeliefert.
A n der ersten Ariegsanleihe
beteiligte er sich m it 400 M k.
Der W itwe eines Gefallenen
wurden 20 M k . und s25 Aindern von Einberufenen Weih­
nachtsgeschenke im Werte von 2H5 M k . zugewendet. — Dom
Männerverein der Südstadt stehen bei einem Mitgliederstand
von 568 insgesamt 57 im Feld,.
Die im Felde oder in der
Gefahrzone stehenden M itglieder wurden m it einem Aufwand
voll 550 M k. in die Badische Ariegsversicherung ausgenommen.
Für
Liebesgaben wandte der Dereinungefähr 3H0 M k. auf.
An
Weihnachten s9 sH gab er an 32 Ariegerfamilien Geld­
geschenke im Gesamtbeträge von 276 M k. Daneben erhielten sO
Ariegerfamilien Unterstützungen (Beiträge zur Bezahlung der Miete
und Lebensmittel) im Gesamtbeträge von 5H9
A n das Rote
Areuz wurden 50 Ulk. in bar und eine größere Anzahl warmer
Unterkleider und sonstiger Gebrauchsgegenstände für die Truppen
-
174
-
abgeliefert. — Vom Männerverein der Weststadt stehen von 3Y0
M itgliedern ^5 in^ Felde. Alle H bis 5 Wochen gingen j)akete
m it Liebesgaben hinaus, die bisher einen Aufwand von s2 H6 M k.
verursachten. Das Ergebnis einer Lamm lung unter den M it ­
gliedern von Wollsachen, Eßwaren u. a. nebst eineni Geldbetrag
von 238 M k. wurde an das Rote Kreuz abgeliefert. — Der
Männerverein „B adenia" in M ühlb urg zählt unter 200 M itg lie ­
dern 50 im Felde. Der Aufwand fü r Liebesgaben betrug etwa
200 M k . Dem Roten Kreuz wurden sOO M k. überwiesen. —
Der Männerverein in Beiertheim hat von 88 Mitgliedern
s2 im Felde stehen, s befindet sich in Gefangenschaft, ss
tun Garnisonsdienst. Liebesgaben im Werte von über sOO M k.
wurden abgesandt.
Von allen bisher genannten M änner­
vereinen wurde täglich der „B a d . Beobachter" an die im Felde
stehenden M itglieder geschickt. — Der Volksverein in Rüppurr
hat bei einer Mitgliederzahl von s25 insgesamt s5 Krieger im
Felde. M onatlich werden Lebens- und Genußmittel an die M i t ­
glieder im Felde geschickt, bisher im Werte von 80 M k. I m
ersten Kriegsjahr wurden an Kriegerfamilien kleine Unterstützungen
im Betrage von s6 M k . gewährt. An das Rote Areuz wurden
Liebesgaben im Werte von 200 M k . abgeliefert.
Der M ä n n e r - V i n c e n t i u s - V e r e i n hielt am s. Dezember
Generalversammlung ab.
Der Gesamt-Verein zählt 5H tätige
M itglieder und 752 Teilnehmer. Die Gesamtsumme der E in ­
nahmen betrug 590H M k . 6 j)f., die der Ausgaben 5703 M k.
5 j) f. Insgesamt wurden s02 Familien m it H2s Personen unter­
stützt. Der Verein hat 8 Knaben in Anstalten untergebracht. Nach
Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten hielt Kaplan Heil­
mann einen Vortrag über „Gpfersinn im Kriege". — I m FrauenVincentius-Verein fand der jährliche Verkauf von Heimarbeit
(Wäsche, schürzen, Kinderkleider u. dgl.) am 5. und 6 . Dezember statt.
6. L p o r t -
u nd sonstige V er e i n e .
Der M ä n n er t u r n v e r e i n hielt am sO. A p ril seine Haupt­
versammlung ab. M itgeteilt wurde, daß seit Ausbruch des Krieges
das Turnen monatelang still gelegen habe und daß rund 200 M it ­
glieder ins Feld gerückt seien. Rund s500 M k. habe der Verein
—
175
—
bis jetzt für Liebesgaben verwendet. E in Antrag, den ehemaligen
Direktor der Turnlehrcrbildungsanstalt, Professor v r . Rösch, „in
Anbetracht seiner Verdienste um den Männerturnverein", zum Ehren­
mitglied zu ernennen, wurde angenommen. — A m s2. Dezember
veranstaltete der Verein eine Vorführung seiner Frauenabteilung.
Ungefähr 50 Turnerinnen begannen m it Laufübungen, zeigten
dann Übungen an den Schaukelringen, am Pferd, Barren, Laufbalken und schlossen m it Keulenübungen ab.
Die K a r l s r u h e r T u r n g e m e i n d e s 8 H6 hielt Anfang
M ärz ihre Generalversammlung ab. A us dem Geschäftsbericht
ging hervor, daß bis dahin 265 Turner der Turngemeinde
unter den Waffen stehen. Durch den ins Leben gerufenen Unter­
stützungsfonds konnten die im Felde stehenden M itglieder m it
Liebesgaben bedacht und einige Familienunterstützungen gewährt
werden. A m 7. M ä rz fand ein zahlreich besuchter „Vaterländischer
Familienabend" statt.
Die F r e i e T u r n e r s c h a f t
Karlsruhe
hatte am
6. November Generalversammlung.
M itgeteilt wurde, daß
280 Turner unter den Waffen stehen, 5 sind in Gefangenschaft,
einer wird vermißt. Liebesgaben konnten ins Feld geschickt werden.
Veranstaltet wurden eine kleine Weihnachtsfeier, zwei Rekruten­
abschiede, einige Turnfahrten, zahlreiche Versammlungen.
E in
M itteilungsblatt größeren Umfangs wurde herausgegeben. Stadtrat
V r. Dietz hielt in der Generalversammlung einen Vortrag über
„Jugendbewegung und Turnen."
Der Schwimmverein „ P o s e i d o n " veranstaltete am 3. Gktober
ein Wohltätigkeitsschauschwimmen. Z u der Veranstaltung hatten
die Karlsruher Schwimmvereine und die mehrerer badischer und
außerbadischer Nachbarstädte Teilnehmer entsandt.
Z n einer
Ansprache teilte der Vorsitzende E m il W arth mit, daß zurzeit
lH8 Mitglieder des „Poseidon" im Felde stehen.
Zwischen
den Veranstaltungen hielt Geh. Hofrat Rebmann eine A n ­
sprache, worauf die Anwesenden unter Musikbegleitung „Deutsch­
land, Deutschland über alles" sangen. Zur ganzen fanden s6
Schwimmwettkämpfe statt. — Das Wohltätigkeitsschwimmen in
Heidelberg am 7. November wurde m it Unterstützung der Herren-
—
^76
—
und Damenriege des Schwimmvereins „Poseidon" K arlsruhe ver­
anstaltet.
Die S c h ü t z e n g e s e l l s c h a f t K a r l s r u h e hielt am 3. M ärz
ihre Jahresversammlung ab. 98 M itglieder stehen zurzeit unter den
W affen; ein M itglied ist im Lazarett seinen Wunden erlegen. Bei Be­
ginn des Vereinsjahres betrug die Mitgliederzahl 526, davon sind 22
ausgeschieden, 55 neu eingetreten. Das Gesamtvermogen beträgt
196 798 M k., wovon 9 ^ 7 6 M k. Reinvermögen verbleiben. An
die im Felde stehenden M itglieder wurden wiederholt Liebesgaben
gesandt. A m 2. Dezember veranstaltete die Gesellschaft zu Ehren
ihres für die Dauer der Landtagssession aus dem Felde zurück­
gekehrten Oberschützenmeisters Professor Hermann Hummel einen
Begrüßungsabend.
Der Touristenverein „ D i e N a t u r f r e u n d e " , Ortsgruppe
Karlsruhe, verband am 1. Oktober m it der regelmäßigen M onats­
versammlung eine kleine Jubiläum sfeier des 20jährigen Bestehens
des Gesamtvereins, dessen erste Ortsgruppe am 16. September 1695
in Wien gegründet worden war. Die hiesige Ortsgruppe entstand
am 11. M a i 1909 . Musikstücke wurden bei der Feier vorgeträgen
und eine Ansprache gehalten.
Der G a r t e n b a u v e r e i n behandelte in mehreren M o nats­
versammlungen die Wichtigkeit des Kleingartenbaus für die Volks­
ernährung während der Kriegszeit. Erörtert wurden die getroffenen
Maßnahmen und die verschiedenen bei dem Anbau geinachten E rfa h ­
rungen. Auch wurden praktische Anleitungen gegeben, wie Gelände,
das längere Zeit brach gelegen hat, umzugraben und für den
Anbau zu bearbeiten ist, und jeweils Mitteilungen gemacht, welche
Arbeiten vorzugsweise in den betreffenden Frühjahrsmonaten vor­
zunehmen sind. Nach der Sommerpause berichtete Gartendirektor
Ries am 8. Oktober über die im Laufe des Sommers geleisteten
Arbeiten, w orauf Augenarzt O r. Spuler einen Vortrag über „Die
Ernährungsfrage" hielt.
Der T i e r sch u tz v e r e i n hielt am 10. M ä rz seine Jahres­
versammlung ab. Das durch das Entgegenkommen des Stadtrats
im Beiertheimer Wäldchen eingerichtete Vogelschutzgehölz wurde in
zweckentsprechender Weise angelegt und in Stand gehalten. Für
!s77
—
Winterfütterung der Vögel und für Mutterhäuser wurden 7s5 M k.
verausgabt. Unter einer großen Anzahl von Geschenken und Ver­
mächtnissen erwähnte der Bericht folgende: Vom Großherzog
sOO M k., vom Prinzen M a x sO M k., Frau Speer und F rl.
G rim m je sO Alk., fi Frau von Ulüber 500 M k., fi Frau Chr.
Steinmetz sOO Alk. Tierschutzkalender wurden 3s 979 Stück ab­
gesetzt.
s06 Tiermißhandlungen gelangten zur Anzeige.
Den
Schutzleuten und Gendarmen wurden wiederum Geldbelohnungen
zugewiesen. Dem Roten Kreuz übergab der Verein 500 AU. zur
freien Verfügung und 200 AU. für warme Unterkleider für badische
Krieger. Dem Deutschen Verein für Sanitäkshunde in Urefeld
wies der Verein sOO A U . zu. Die AUtgliederzahl des Vereins
betrug am s. Jan u a r des Berichtsjahrs 6^9> — A n Stelle des
verstorbenen Gberkanzleirats Franz Käflein wurde Friedrich N)orret,
Lehrer am Konservatorium für Musik, zum s. Vorstand gewählt.
I m Hause Sophien-Straße sö wurde ein Geschäftszimmer des
Tierschutzvereins eingerichtet.
Daselbst werden M ittwochs und
Samstags von s2 bis ^2 s Uhr, sowie jeden zweiten Sonntag von
sO bis s s U hr Sprechstunden abgehalten.
I n diesen können
Wünsche und Vorschläge sauch Allzeigen über tierquälerische Hand­
lungen) vorgebracht werden. I n den: Hause ist auch die Bibliothek
des Vereins untergebracht. A m dritten Dienstag jeden M onats,
abends ^ 9 Uhr, findet im Nebenzimmer der „V ie r Jahreszeiten",
Hebel-Straße 2 s, eine Zusammenkunft der M itglieder des Vereins
statt, um Tierschutzfragen und -Angelegenheiten zu besprechen.
Zugleich ist dort eine Anzahl Zeitungen und Schriften über T ie r­
schutz aufgelegt.
t2
Leistungen des Gemrinstnns.
Krankenpflege.
Armen- und
1. Leistungen des GemeinsinnZ.
,n Jahre ( 9( 5 wurden iin städtischen V i e r o r d t b a d insgesamt 2ög255 Bäder ( ( 9 l ^ ' 255 0^7) abgegeben, darunter
Schwimmbäder (78 690 ((5^H 87)H , Heißluft- und Dam pf­
bäder 9 ( ( ( ((2 005), Mannenbäder 6 ^8 9 9 (59522) und A u rbäder 6555 (7255). Bon den 259255 (255 0^7) Bädern wurden
zu ermäßigten Preisen (Volksbäder) iin ganzen abgegeben 57 972
(56 520) und zwar 56 965 (25 25s) Schwimmbäder und 987
((289) Heißluft- und Dampfbäder.
A u f (00 Einwohner von
A lt-A arlsrnhe kamen im Berichtsjahre 205,9 Bäder ((85,5), in
der Gesamtstadt (79,9 (l6 (,7 ). Volksbäder (Brausebäder, i n '6
Volksschulgebäuden eingerichtet) kamen auf (00 Einwohner in
A lt-A arlsruhe ( 9( 4/ ( 5 (6,^5 ((9(5/ (H 28,66), in der Gesamt­
stadt (H,H9 (25,56). Schnlbäder (Brausebäder, in (H Volksschul­
gebäuden'^') eingerichtet) kamen auf (00 Volksschüler (9(H /(5 H(6
((9 (3 /P ( (527).
V
Das neue städtische S c h w i m m - u n d 2 0 n n e n b a d wurde
am 2 9 . M a i vom Stadtrat, Stadtverordneten und anderen ein­
geladenen Personen besichtigt.
Das Bad wurde am H. J u n i
eröffnet, am 50. September geschlossen. Zn dieser Zeit wurden
im ganzen 57 ^ 7 Bäder abgegeben. Davon entfielen auf Männer
*) Diese Badabteilung w ar im M onat Jan ua r
an 7 Tagen geschlossen.
Die Schulbäder in der Gberrealschule und in der Realschule konnten
nicht benützt werden, da die genannten Lehranstalten m it M ilitä r belegt waren.
-
(79
und Knaben 27 9 6 ( (darunter 6950 Volksbäder), auf Frauen und
Mädchen 9486 (darunter (403 Volksbäder). A m 27. M a i hatte
der Stadtrat die versuchsweise Einführung gemeinsamer Karten
für die Benutzung der Straßenbahn und des städtischen Schwimmund Bonnenbades beschlossen und zwar „Einzelkarten" zum Preis
von 45 Pf. für einmalige Benutzung des Bades einschießlich Hinund Rückfahrt m it der Straßenbahn von einem beliebigen Punkt
der Stadt aus, sowie „Zehnerkarten" zum Preis von 3 M k .
50 P f.
I m S t a d t g a r t e n wurden im Jahre ( 9( 5 insgesamt
258 780 Einzelkarten ( ( 9 ( 4 : 232 650) verkauft und zwar an
Erwachsene ( ( 0 843 zu 23 556 M k . 50 P f., an Kinder (9 950
zu 2992 M k. 50 P f., an Sonntagvormittagen an Erwachsene
( 25( 76 zu ( 2 5( 7 M k. 60 P f. und an Kinder 28 ( ( zu (4 0 M k.
55 P f.
Im
ganzen wurden sonnt 39 207 M k. (5 P f.
(54 9 (2 M k . 80 P f.) für diese Einzelkarten eingenommen. Karten­
hefte wurden 2754 zu 2 M k. (2672) und (99 zu ( M k. ( ( 84 )
abgegeben. Jahresabonnements wurden im ganzen 6309 (85(3)
Stück zu 23 9 4 ( M k . (28 953 M k. 50 P f.) abgegeben und zwar
Hauptkarten 2203 (2549), Beikarten, Wärterinnen-, Schüler- und
Studentenkarten 46 O6 (5964).
Konzerlkarten wurden (24 562
( ( ( 4 472) zu 42 (97 M k . 95 P f. (50 605 M k.) verkauft. (Die
Konzerte werden von der Stadt auf eigene Rechnung veranstaltet.
Die Rapellen erhalten feste Vergütungen.)
Außerdem wurden
694 Stück Ronzertabonnements ( ( ( 99) Zu (359 M k. (2550 M k.)
abgegeben. Bootskarten wurden und zwar Einzelkarten 93 546
(72 8(0) zu 9554 M k. 60 P f. (728 ( M k.) und Abonnements­
karten 659 (?37) zu 659
(757 M k.) verkauft. Eiskarten — ,
dumera obsoura — .
Konzerte fanden im Stadtgarten und in der Festhalle im
ganzen 69 statt, und zwar gab die Rapelle des Ersatz-Bataillons
Landwehr-Infanterie-Regiments (09 ( ( Ronzsrte, die des 3. Landsturm-Infanterie-Ersatz Bataillons Karlsruhe (3, die Feuerwehr­
und Bürgerkapelle 44 und eine auswärtige Kapelle ( Konzert.
Am 5 (. Dezember ( 9( 5 ergab sich im Stadtgarten folgender
Tierbestand:
^2 *
(30
Stuck
Raubtiere . . . . .
A e r fjä g e r .....................
N a g e tie re .....................
Wildschweine . . . .
Beuteltiere
. . . .
Huftiere
. . . . .
A f f e n ..........................
R aubvögel.....................
Sittiche und Papageien
S i n g - und
2
83
2
5l
l<)
3I
35
Ziervögel.
a. Uörnerfresser .
b. Insektenfresser
. ' . .
. . .
Stück
28
67
20
H ü hn er. .
W aldhühner
Scharrhühner
Fasanen
Pfauen
Strauße
Tauben
Gänse . .
Schwäne .
Enten . .
Sumpfvögel
Reptilien .
Fische . .
Seetiere
t 20
2
2
33
l
Ul
l2
5
lU
lö
3
lZ2
4
I n der B r o cke n s a m m l u n g betrugen (91,5 die E in ­
nahmen 7H65 M k. ( ( 9( H: 628 ( Alk.), die Ausgaben einschließlich
der Miete für die Räumlichkeiten 8 ^ 8 M k. (5560). Es war
somit ein Zuschuß von 985 M k. erforderlich, während das V or­
ja h r einen Überschuß von 72 ( M k. ergab.
Der Verein zur E r h a l t u n g des D e u t s c h t u m s i m
A u s l a u de erhielt auch im Jahre ( 9( 5 von der Stadtgemeinde
einen Zuschuß von 500 M k. Außerdem gab die Stadtgemeinde
fü r gemeinnützige Zwecke verschiedene Z u s c h ü s s e , die hier
erwähnt werden, soweit sie oben noch nicht genannt sind oder
unten im Anschluß an andere Mitteilungen angegeben werden.
E s erhielten: der Bachverein (000 M k., der Verband der Aunstfreunde in den Landern am Rhein (00 M k., die Dichtergedächtnis­
stiftung (00 M k., der Altertumsverein (00 M k., das Germanische
Museum in Nürnberg (00 M k., das Römisch-Germanische Mussum
in M ainz 50 M k , der Zentralverein für deutsche Binnenschiffahrt
50 M k., der Verein zur Währung der Rheinschiffahrtsinteressen
in Duisburg 50 M k., der Rheinschiffahrksverband in Aonstanz
50 M k., der Deutsche Frachttarifausschuß für das Rheingebiet
250 M k., die Zentralstelle für Volkswohlfahrt 50 M k., die Luisen­
schule 600 M k ., das Geschäftsgehilfinnenheim 300 M k., die
Mädchenfürsorge (00 M k., das Aindersolbad Dürrheim 2000 M k.,
das Wöchnerinnenheim (000 M k., die freiwillige Sanitätskolonne
des Männerhilfsvereins Aarlsruhe 600 M k., die Sanitätskolonne
M ü h lb u rg 200 M k., der Bezirksverein für Iugendschutz und
Gefangenenfürsorge (500 M k., die Aaiser-W ilhelm-Stiftung für
-
(3s
-
deutsche Invaliden 300 R K., die Gesellschaft Seemannshaus Berlin
30 RK., der Verein zur Rettung sittlich verwahrloster Kinder
s50 Blk., die Kranken- und Schulschwestern in Beiertheim
300 RK., die Kleinkinderbewahranstalt Karlsruhe
RK., die
Kleinkinder Schule in Rintheini s60 R K ., die Kleinkinder-Schule
in Rüppurr 25 RK., das Archiv deutscher Berufsvormünder
25 RK., der Badische Landesausschuß für Sänglingsfürsorge 50 R7k.,
der Badische Fürsorgeverein für bildungsfähige Krüppel 200 W k.,
der Verein für badische Blinde 50 M k., die Karlsruher Blindenvereinigung I 8 0 RK., der Interkonfessionelle Verband für F ü r­
sorgeheime sOOO RK., der Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs
für Karlsruhe und Umgebung sOOO R K., der Badische Landes­
verband zur Hebung des Fremdenverkehrs 50 R K., der Badische
Schwarzwaldverein, Sektion Karlsruhe, H30 R K., die Vereinigung
zur Bekämpfung der Schnakenplage sOO RK., der Rheinische Ver­
kehrsverein 200 RK., der Deutsche Luftfahrerverband WO RK.,
der Verein gegen Rußbrauch geistiger Getränks HO RK., der
deutsche Städtetag (Icch^bbeitrag)
K o lo n ia lw irt­
schaftliche Komitee Berlin WO RK., der Badische Landeswohnungs­
verein 50 R K., der Zentralausschuß für Volks- und Iugendspiele
Leipzig 50 RK., die Beratungsstelle für Alkoholkranke HOO RK.
Verschiedene kleinere und nicht vorherzusehende Beiträge beliefen
sich auf 3s5 R K.
I m A r b e i t e r b i l d u n g s v e r e i n haben im Berichtsjahre
die üblichen Vorträge und Rezitationen, sowie Turnübungen,
Familienspaziergänge und Wanderungen, musikalische Abende, Weih­
nachtsfeiern für die Jugend und für Erwachsene stattgefunden.
2 l Rotglieder oder Söhne von Rotgliedern des Vereins sind im
Kampfe für das Vaterland gefallen.
A m 29 . Vtober genehmigte der Bürgerausschuß eine Vorlage
des Stadtrates, nach der dem „ A rb e i te r sekr e t a r i a t " des
G e we r k s ch a f t s k a r t e l l s K a r l s r u h e
der Betrag von
800 RK. und dem „ V o l k s b u r e a u für Karlsruhe und U m ­
gebung" des c h r i s t l i c h e n G e w e r ks ch a f t s k a r te l l s der
Betrag von HOO R K. als einmalige Zuschüsse zur Aufrechterhaltung
ihrer gemeinnützigen Rechtsauskunftstellen während des Krieges
aus städtischen RKtteln gewährt wurde.
—
1,82
—
In
der unentgeltlichen R e c h t s a u s k u n f t s s t e l l e f ü r
F r a u e n betrug im Geschäftsjahre 1914/15 (1- A p ril 1914 bis
31. M ä rz 1913) die Z a h l der neuen Fälle 275, die der Wieder­
holungsfälle sd. H. Besuche in der gleichen Angelegenheit) 107, die
Gesamtzahl somit 582 (1913/14 592). 64 (49) Briefe wurden
abgesandt, 19 (13) Eingaben wurden abgefertigt, 10 (8) Fälle an
einen Rechtsanwalt überwiesen, bei 2 (6) eine auswärtige Rechts­
auskunftsstelle in Anspruch genommen und in 5 (6) wurde die
Karlsruher Rechtsauskunftsstelle von auswärtigen in Anspruch
genommen. Der Jahresbericht bemerkt, daß der Krieg eine Ver­
schiebung der Rechtsfragen m it sich gebracht habe, während
Ehescheidung und Ehestreitigkeiten, sowie Alimentationsfälle in den
Hintergrund getreten seien, hätten Fälle des Mietrechts und Dienst­
vertrags in gleichem Verhältnis zugenommen, da viele Leute der
Ansicht gewesen, der Krieg löse alle Verpflichtungen. Nach und
nach sei auch immer häufiger Auskunft über Kriegs- und Hinter­
bliebenenfürsorge erbeten.worden, damit habe sich der Rechtsaus­
kunftsstelle ein neues Arbeitsgebiet erschlossen.
I n der A l l g e m e i n e n V o l k s b i b l i o t h e k des K a rls ­
ruher Männerhilfsvereins vom Roten Kreuz betrug die Z ahl des
Besucher, unter denen sich 1914 und 1915 zahlreiche Verwundete
und sonstige Kriegsbeschädigte befanden, im Berichtsjahre 2857
(1914: 2905), die bei 24 520 (26620) Besuchen .3 1 800 (34815)
Bände entliehen. Neu zugegangen sind 662 (522) Personen und
zwar 345 (306) männliche und 5(7 (216) weibliche. Die E in ­
nahmen betrugen 5660 M k . 20 Vf« (^§19 Dkk. 57 Vf ) , die
Ausgaben 3546 M k . 70 Vf- (5428 M k. 67 s)f.)> Unter den
Einnahmen befinden sich 1500 M k. der Stadt. Das Vermögen
belief sich am 3 (. Dezember auf 17 013 M k. 50 j)f. (15 595 M k.
30
die darauf haftenden Schulden auf 1827 M k. 45 PH
(328 M k. 98
Das Reinvermögen betrug somit 15 186 M k.
7 V f- (15 066 M k. 32 Vf-)- Die Schulden auf 51. Dezember 1915
stellen ein unverzinsliches Anlehen vom Männerhilfsverein dar,
das zur Zeichnung von 50 /oiger Kriegsanleihe ausgenommen wurde.
Die K a r l - F r i e d r i c h - , L e o p o l d - u n d S o p h i e n S t i f t u n g (Vfründnerhaus) zählte im Berichtsjahre 64 (1914: 67)
Vfründner erster und 53 (52) Vfu'indner zweiter Klasse. Die
laufenden Einnahmen betrugen 9H 320 M k . (9 3 6H0 A lk. H8 Pf.),
die Grundstocks-Einnahmen (Schenkungen, Vcr,nächtnisse, E in ­
kaufsgelder u. dgl.) 3700 Alk. (H (H 50 Alk.).
Die Ausgaben
beliefen sich auf (0 ( H80 Alk. 98 P f. (87 7 6 l A lk. HO Pf.).
Der V e r e i n z u r B e l o h n u n g t r e u e r D i e n s t b o t e n
hielt am 2 s. A la i die jährliche Preisverteilung ab. Von den von
der Großherzogin Luise gestifteten Ehrenkreuzen erhielten 7 Dienst­
boten das silberne Kreuz für eine Dienstzeit von 25 Jahren und
3 das silbervergoldete Areuz für eine Dienstzeit von HO fa h re n .
Vom Verein erhielten 5 l Dienstboten eine Belobung nach mindestens
3jähriger Dienstzeit. Preise wurden im ganzen an 72 Dienstboten
für mindestens 6- bis zu 36jähriger Dienstzeit gegeben. Von diesen
m it Preisen bedachten Dienstboten erhielten im ganzen (H eine beson­
dere Zulage aus der Heinrich-Vierordt-Stiftung von je 5 A lk.
wegen langjähriger Dienstzeit und H eine Zulage von je 5 A lk. wegen
aufopfernder pflege bei langwieriger Krankheit, außerdem wurde
an sl Dienstboten eine besondere Anerkennung wegen Kranken­
pflege erteilt. — Der Verein zählte H75 M itglieder ( ( 9( H: ^ 9 0 ).
Die Einnahmen und Ausgaben des Vereins betrugen H280 Alk.
5H P f. (6302 A lk. 6 ( P f.). Das Vermögen besteht aus 33539 Alk.
6 P f. (32 696 Alk. 67 Pf.).
Die Alitgliederzahl der G a r t e n s t a d t K a r l s r u h e e. G. m.
b. H. betrug am s. Januar des Berichtsjahres 52H m it 909 Anteilen.
Eingetreten sind im Laufe des Jahres 3H Mitglieder m it 39 A n ­
teilen, ausgeschieden 37 Mitglieder m it 58 Anteilen, somit Stand
am 5 (. Dezember
52 ( M itglieder m it 89 0 Anteilen.
Die H aft­
summe betrug am (. Zanuar (8s 600 Alk., am Schluß des Be­
richtsjahres (89600 Alk.
Der M i e t e r - u n d B a u v e r e i n e. G . m. b. H. zählte
am (. Januar des Berichtsjahres (H 69 M itglieder m it (65(
Anteilen. Beigetreten sind im Laufe des Jahres H3 M itglieder
mit H3 Anteilen, ausgeschieden 50 m it 57 Anteilen, somit Stand
am 3 (. Dezember (H62 M itglieder mit (637 Anteilen.. Vermögen
und Schulden betragen 3 (2 ( 586 A lk. 5H P f. Das Geschäfts­
guthaben der M itglieder hat sich (9 (5 um H 9(2 M k. vermehrt.
Die Gesamthaftsumme betrug am (. J an ua r 350 200 Alk., am
Schluß des Zahres 338 800 M k.
-
184
-
Der L e b e n s b e d ü r f n i s v e r e i n e. G. m. b. H. zählte
am 1. Ja n u a r des Berichtsjahres 13 070 Mitglieder. Eingetreten
sind im Laufe des Jahres 450, ausgeschieden 605, sonnt Ltand
am 31. Dezember 12 917. Aktive und Massive des Vereins sind
m it 2 144 606 M k. 16 P f. berechnet. Das Geschäftsguthaben der
M itglieder betrug am 31. Dezember 640 195 M k. 89 P f. gegen­
über 610 016 M k . 94 P f. am 31. Dezember des Vorjahres. Die
Haftsumme sämtlicher M itglieder beträgt 805 400 M k. Der Rein­
gewinn des Jahres 1915 belief sich auf 372 125 M k. 9 Pf.
Die Volksbibliothek des B 0 r r 0 m ä u s - V e r e i n s hatte
im J a h r 1915 3117 M k . 45 P f. Einnahmen (1914: 5580 M k.)
und 5030 M k. 32 P f. (3466 M k.) Ausgaben. Die Teilnehmer
erhielten neben freier Benützung der Bücherei Büchergaben im M ert
von 2652 M k . (2622 M k. 30 Pf.). Für die Ausleihestunden
standen 10 370 Bände (9310) zur Verfügung; ausgeliehen wurden
16 551 Bände (18 305). Der zur Vermehrung der Bücherbestände
bestimmte Betrag m it annähernd 650 Akk. wurde für Anschaffung
guter Bücher für Loldaten im Felde und in Lazaretten verwendet.
Bei der vom B a d i s c h e n F r a u e n v e r e i n u n t e r ­
h a l t e n e n V o l k s b i b l i o t h e k war infolge des Arieges die
Nachfrage nach Büchersendungen für die Landorte gering, so daß
nur 14 Bücherkisten m it zusammen 550 Bänden verschickt wurden.
Außerdem erhielt das Rote Areuz in Badenweiler eine Lendung
von 250 Bänden zur Ausgabe in den dortigen Lazaretten. Die
Benutzung der Lichtbilder belief sich in 5 Gemeinden auf 8 Bildcrserien. I n der Aarlsruher Ausgabestelle beschränkte sich die Z ahl
der ausgegebenen Lesekarten auf 51. Außerdem wurden an einige
Lazarette Bücher ausgeliehen.
Die Einnahmen der Bibliothek
beliefen sich auf 6260 M k ., die Ausgaben auf 54 O6 M k. Das
Kapitalvermögen beträgt 10 853 M k. gegen 10 543 M k. im
Vorjahre.
I n der L ä u g l i n g s f ü r s o r g e des Frauenvereins betrug
die Z a h l der überwachten Ainder in der Gesamtstadt 1831 (1914:
1300); hiervon waren eheliche 1265 (911), uneheliche 546 (589).
Von diesen sind im Laufe des ersten Lebensjahres gestorben 114
(67) oder 6,2 o/y (5,1 o^) und zwar von den ehelichen 82 (52)
6,5 o/g (5,4 0^ ), von den unehelichenn 32 (15) — 5,4 "/(, (5,8 °/o).
—
(85
—
Unter den (587 Fürsorgekindern der Innenstadt waren 7H0 oder
d o/o Flaschenkinder und 797 oder 5( o/o Brustkinder, und ferner
H88 oder 50,7 Ariegerkinder. Unter den letzteren verhielt sich das
Verhältnis der Brustkinder zu den Flaschenkindern wie 2(2 zu 276
oder wie <(5,H
zu 56,5 o/o; die Sterblichkeit der Brustkinder
unter diesen betrug 5,3 o/g, die der Flaschenkinder 6,5 o/o. Die
Säuglingssterblichkeit in der Gesamtstadt belief sich auf I 5 , 8 H 0/<,
und zwar in den Vororten allein auf 22,7 o/o, in der Altstadt auf
(5,27 o/o.
I n der IN ä d ch e n f ü r s o r g e des Frauenvereins wurden
Ostern ( 9( 5 208 Mädchen ( ( 9 ( ^ : 230) zur Aufnahme gemeldet;
von diesen blieben während des Jahres (98 in Vereinspflege.
Von diesen wurden 9 bei Näherinnen und in Putzgeschäften unter­
gebracht, 30 wurden der Sophienschule zugewiesen, 52 besuchten
die Nachmittagsnähschulen, (0 traten in die Handelsschule ein,
3( suchten Verdienst in Geschäften und Fabriken, (5 nahmen Stellen
als Dienstboten an, 36 verblieben zur M ith ilfe in ihrer Fam ilie
und (5 wurden in das Fürsorgeheim Scheibenhardt ausgenommen.
Die Einnahmen der Mädchenfürsorge beliefen sich auf (H55 M k.
((706 M k.), die Ausgaben auf 867 M k . ((23H M b ) . — Die
Rochschule der Mädchenfürsorge wurde im Berichtsjahre von 5(
Mädchen besucht, von denen 28 das Abgangszeugnis erwarben.
Alle diese Mädchen fanden, soweit sie nicht in eigenen: Haushalt
verbleiben mußten, alsbald gute und lohnende Stellung. An den:
m it der Aochschule verbundenen Rosttisch betrug die Z a h l der
regelmäßigen Abonnenten über 50. Von Oktober ab war auch
für (5 Schülerinnen der Rinderkrippe das Mittagessen zu bereiten,
weil die Volksküche im Luisenhaus wegen der Verwendung als
Lazarett geschlossen war. Die Einnahmen der Rochschule betrugen
2( 557 M k. 33 P f., die Ausgaben 25 058 M k. 89 P f.
Die R l e i n k i n d e r b e w a h r a n st a l t e n (Rleinkinderschulen)
wurden am (. Dezember ( 9( 5 von 795 Rindern ( ( 9( H: 822)
besucht und zwar von ^(32 Rnaben (39^) und 563 Mädchen (H28).
Von den 795 Rindern waren 70 in der Schule im M utterhaus
für Rinderschwestern untergebracht, (25 in der Schule in: Hilda»
Haus, 322 in der in: Gemeindehaus der Südstadt, (58 in der in
der Rudolf-Straße, 76 in der in der Belfort-Straße und
in
—
s86
—
der in der Akademie-Ltraße. Die Lumme aller Einnahmen des
Mutterhauses betrug im „H a t" 27 037 M k. 26 Pf., die der A u s­
gaben 23 686 M k . Hs P f.
I m L t . E l i s a b e t h e n h a u s übernachteten im Berichts­
jahre 58 s Dienstmädchen I 9 lH : 7H6) m it 3H86 (387 p Über­
nachtungen. Die Z a h l der ständigen Pensionärinnen betrug ss8
(s l6 ), die der vorübergehenden 235 (HOs). 60 (82) Zöglinge be­
suchten die Nähschule. 2(5H (2093) Dienstmädchen suchten Ltellen,
(578 (2396) Herrschaften suchten Dienstboten. 820 ( ( 0 ( 9 ) Ltellen
wurden vermittelt.
I m L t . F r a n z i s k u s h a u s übernachteten im Berichts­
jahre (0 Dienstmädchen ( ( 9( H: l^4 ) m it 76 (596 ) Übernachtungen.
(H( (2H8) Ltellen wurden vermittelt. 358 (H7H) Dienstmädchen
suchten Ltellen, 2H9 (527) Herrschaften suchten Dienstboten. Die
Z a h l der Pensionärinnen im Damenheim betrug 29 (3s).
Das L t . I o s e p h s h a u s beherbergte im Berichtsjahre 260
Dienstmädchen ( ( 9 (H: 238) m it 3623 (2038) Übernachtungen.
87 (99 ) Ltellen wurden vermittelt. Ltellensuchende Dienstmädchen
waren es 3flH (58H), Dienstboten suchende Herrschaften 238 (3H8).
(50 ((60) Lchülerinnen besuchten die Nähschule des JosephsHauses. Das Heim für ältere Leute zählte 26 ( 2 H) ständige Pen­
sionärinnen und 25 ( ( ( ) vorübergehende.
Das M a r 1h a h a u s beherbergte im Berichtsjahre ( 2( 7 Dienst­
mädchen ( ( 9( H: ^2 ( 6 ) m it ( ( ( ( 8 (8592) Übernachtungen. Dazu
kamen 25 ( 20 ) Pensionärinnen m it H9 0 ( ( 0690 ) Verpflegungs­
tagen. 3007 (2879) Dienstmädchen suchten Ltellen, ( 7( 2 (2796)
Herrschaften suchten Dienstboten.
608 (639) Mädchen haben
Ltellen gefunden.
Für die F r e i w i l l i g e F e u e r w e h r betrug der Aufwand
der Ltadtgsmeinde im Berichtsjahre 75679 M k. ( ( 9 (H: 73363 M k,).
Die Verleihung der Auszeichnungen an die Vereinigten Freiwilligen
Feuerwehren anläßlich des Gründungstages der hiesigen Feuer­
wehr fand am 8. M ä rz statt. Ltadtrat M öloth leitete den Akt
m it einer Ansprache ein. E r betonte dabei, daß die Feuerwehr
sich nicht nur gegen das Feuer wende, sondern sich überall da,
wo es gelte, Merke der Nächstenliebe zu vollbringen, selbstlos in
den Dienst der Allgemeinheit stelle. Für HOjährige Dienstzeit bei
s87
—
der Feuerwehr der Altstadt erhielten die Gedächtnismedaille Schuhmachermeister Anton Groeninger und Blechnermeister A a rl Herr­
mann, bei der Feuerwehr in Darlanden Bildhauer Leopold Weber.
Für 20jährige Dienstzeit erhielten die Medaille 6 M itglieder der
Feuerwehr der Altstadt und s M itglied der Bahnhoffeuerwehr,
H Mitglieder der Feuerwehr in M ühlburg, s M itglied der in
Beiertheim, je 7 der in Rüppurr und der in Grünwinkel und 3
der in Daxlanden. — Eine Hauptübung der Feuerwehr fand am
30. August am Hoftheater statt. Die Aommandanten Heußer
und Stolz leiteten die Übung. Eine andere Übung, an der sich
auch die Feuerwehr des Artillerie-Regiments beteiligte, wurde in
der Aaserne in Gottesaue am (0. November abgehalten. Der
Übung lag der j)la n zu Grunde: I m 3. Stock der Aaserne sei
Feuer ausgebrochen, das erst durch starke Rauchentwicklung entdeckt
worden sei. Z u der Übung war Stadtkommandant Generalleutnant
Frhr. Rink von Baldenstein und mehrere andere Offiziere erschienen;
ferner waren anwesend Bürgermeister Or. Horstmann, Direktor
Giehne, Ingenieur Seitz, Hochbaurat Amersbach und seitens der
Generaldirektion Oberbetriebsinspektor Bertram . Außerdem w a r
der Areisvorsitzende des 8. Feuerwehrkreises, Aommandant AreißDurlach, sowie verschiedene Vertreter benachbarter Feuerwehren
erschienen. Auch die freiwillige Sanitätskolonne des M ännerhilfs­
vereins hatte eine Abteilung zur Verfügung gestellt.
A n die
Übung schloß sich eine kameradschaftliche Vereinigung.
I n der
Feuerwehr M ühlburg wurde am sO. Ja n u a r für den zurück­
getretenen ersten Aommandanten, W ilhelm Weiß, Maurermeister
Ferdinand Doldt zum ersten Aommandanten gewählt.
Am
2 s. Januar bestätigte der Stadtrat die W ahl. Am (8. September
hielt die M ühlburger Feuerwehr am Steighause ihre Schlußübung
ab. Auch hier fand nach der Übung ein kameradschaftliches
Beisammensein statt.
Vom Badischen Landssverein der A a i s e r - W i l h e lm S t i f t u n g für deutsche In va lid e n aus dem Feldzug s870/7 (
(Sitz Aarlsruhe) erhielten im Jahre s^l ^/ sö 822 Invaliden
und 6^7 Hinterbliebene Unterstützungen im Gesamtbeträge von
—
f86
—
5 f f66 M k . V oll dieser Lumme haben die Bezirksvereine zusam­
men 36 H86 M k. und der Zentralfouds des Landesvereins
680 M k . aufgebracht. Leit dem Bestehen des Landesvereins,
d. i. dem Jahre f 87f , wurden Unterstützungen im Gesamtbeträge
von 2 3Z2 066 Blk. ausgeteilt.
Die G e n e r a l - I n t e n d a n z d e r Z i v i l l i st e hat, wie
in der Ltadtratssitzung vom f f . Februar mitgeteilt wurde, den
Reinerlös aus den im Jahre f 9 l ^ Zum Besuche des Großh.
W ildparks ausgestellten Eintrittskarten im Betrage von 52 f M k.
50 Pf., wie seither, dem Wohltätigkeitsfonds zur Verfügung
gestellt.
P rivatier J u l i u s A u e r b a c h , gestorben am 5 f. Dezember
!9 lH iu Frankfurt a. W . hat, wie in der Ltadtratssitzung vom
H. M ä rz mitgeteilt wurde, durch letztwillige Verfügung dem Armen­
rat seiner Geburtsstadt Karlsruhe den Betrag von 500 M k. zur
Verteilung an würdige jüdische und christliche Arme vermacht,
welche Lumme dem Oberbürgermeister von der Nichte des Ver­
storbenen, F rl. E m ilie Auerbach hier, übergeben wurde.
A m 50. M ärz veröffentlichte der Oberbürgermeister, daß ihm
Geh. Kommerzienrat F r i e d r i c h W o l s f sen. auch in diesem
Jahre in Erinnerung an seine Frau anläßlich der Wiederkehr
ihres Todestages fOOO M k. zugunsten des Kinderheims über­
sandt habe.
I n der Litzung des Ltadtrats vom s. J u li wurde mitgeteilt,
daß ein h i e s i g e r B ü r g e r , der schon öfters größere Lummen
für öffentliche Zwecke gespendet hat, m it Namen aber nicht öffent­
lich genannt sein möchte, der Ltadtgemeinde die Lumme von
f 00 000 M k . m it der Bestimmung geschenkt habe, sie zu wohl­
tätigen und gemeinnützigen Zwecken zu verwenden. Der Ltadtrat
behielt sich die Beschlußfassung über die nähere Zweckbestimmung
der Lchcnkung vor.
A ls Vermächtnis des Geheimrats und Professors a. D.
O r. J o s e p h H a r t erhielt die Kommission für Armenwesen und
Jugendfürsorge für verschämte Arme 2000 M k., das städtische
Altersheim 200 M k., das Waisenhaus 300 M k., der Verein für
badische Taubstumme 300 M k.
139
-
Der in Würzburg verstorbene Bniversitätsprofessor, Geh. Hofrat
Or. Knauß, hat, wie in der Ztadtralssitzung vom 30. Dezernber
mitgeteilt wurde, die Blarmorbüste seiner aus Karlsruhe stamnienden verstorbenen G attin durch letztwillige Verfügung den Samm­
lungen der Etadt Karlsruhe zugewendet.
Die Büste ist eine
Schöpfung von Professor Heer.
G e o r g F. Bl . 5 t r e i b in Pittsburgh (Nordamerika) hat
dein Waisenhaus 500 Blk. 5 obiger deutscher Kriegsanleihe zu­
gewendet „in dankbarer Erinnerung an die Wohltaten, die er der­
einst als Zögling des Karlsruher Waisenhauses empfangen hat."
Der G r o ß H e r z o g hat dem Waisenhaus eine Weihnachts­
gabe von 320 Blk. bewilligt, wovon WO B lk. wie alljährlich
zur Beschaffung von Anzügen für die Zöglinge bestimmt find.
Dein Verwaltungsrat der Kinderpflege hat der Großherzog auf
Weihnachten ein Geschenk von WO B lk. gemacht. Der Evange­
lischen Diakonissenanstalt hat das Großherzogspaar eine gemein­
same Weihnachtsgabe von 200 B lk. bewilligt.
Außerdem find dem Oberbürgermeister beim Herannahen des
Weihnachtsfestes folgende Gaben zur Verteilung an verschiedene
näher bezeichnet Wohltätigkeitsanstalten zugegangen: Von der
Drogerie K a r l R o t h WOO Blk., von der Gesellschaft für Brauerei,
Zpiritus- und Preßhefe-Fabrikation, vormals G . i n n e r , 1600 Blk.,
von der Karlsruher Brauereigesellschaft, vorm als K . 5 c h r e mp p ,
1300 Blk., von der Brauereigesellschaft, vorm als 5 . B lo n in g e r ,
1200 Blk., von der Bierbrauerei A. p r i n t z 700 lllk ., von B ie r­
brauereibesitzer Kommerzienrat F r i e d r i c h H o e p f n e r 5W Blk.,
von der R h e i n i s c h e n K r e d i t b a n k , F iliale Karlsruhe,
1500 B lk. Für die Armen hat Freifrau B a b e t t e v o n Z m h o f f Wwe. dem Oberbürgermeister am 28. Dezember WO Blk.
überreicht.
- 2. Armenweftn.
Der städtische Aufwand für die A r m e n p f l e g e
betrug in:
schuß der Stadthauptkaffe 6 1 2 6 W Mk . ( W W : 605787 Blk.).
Z n der offenen Armenpflege wurden verausgabt: 2H6 2W Blk.
-
190 -
(19(H: 203 6^6 Ulk.), in der geschlossenen 353 385 M k. (365 629 Utk.)
und für die Rinder- und Jugendpflege 125 586 Ulk. (108931 lllk .).
Der Verwaltungsaufwand betrug 66 962 Utk. (57 010 lllk .).
Z n der W o h l t ä t i g k e i t s k a s s e wurden vereinnahmt für
die Enthebung von Neujahrsbesuchen und Absendung von Rarten
1028 M k. (191^: 1087 w k.).
A us Geschenken und Vermächtnissen flössen der Rasse zu
16 533 Ulk. (19119 Ulk.).
Die Rasse verausgabte für Unterstützungen 30 555 Ulk.
(20 567 Ulk.), für Rleidung armer Konfirmanden 73 Ulk. (3^0 Ulk.),
fü r die Säuglingsfürsorge 1700 Ulk. (1700 lllk .) und für die
Schülerspeisung 9 ^ 1 Ulk. ( ^ 1 6 Ulk.).
Der Zuschuß der Stadthauptkasse an die Armenkasse betrug
im Berichtsjahre ^ Ulk. 15 P f. (^ Ulk. 20 P f.) auf den Ropf
der Bevölkerung. — Die Gesamtzahl der Geschäftseinläufe betrug
55 8^8 (60 885), die Z a h l der den Armenkontrolleuren erteilten
Aufträge 6^15 (6651).
Der Gesamtaufwand für das städtische Altersheim belief sich
im Berichtsjahre auf 29 366 lllk . (H0 93H Ulk.), die Gesamtzahl
der Verpflegungstage betrug 23 166 (17 566). Der durchschnitt­
liche Gesamtaufwand für einen Verpflegungstag berechnet sich auf
1 U lk. 26 P f. (1 Ulk. 65 P f.), für einen Znsassen im Zahr
beträgt er H66 Ulk. (600 Ulk.).
Der Gesamtaufwand für das städtische Rinderheim betrug im
Berichtsjahre 75 750 Ulk. (56 7 12 Ulk.), der durchschnittliche A u f­
wand für einen verpflegungstag 1 Ulk. 55 P f. (1 Ulk. H5 Pf.),
für ein Rind im Z a h r 560 U lk. (550 Ulk.). Die durchschnitt­
liche Belegung ergibt folgende Zahlen: Z n der Säuglingsabtei­
lung befanden sich 33 Rinder, in der Abteilung für 2 - bis 5jährige
29 und in der Abteilung für Schulkinder 7 tz. Zn Familienpflege
auf dem Lande befanden sich 4 H8 Rinder (317), in Waisenhäusern
und anderen Anstalten 70 (83). Z n Haushaltungsschulen waren
29 Ulädchen (25) untergebracht. Der Gesamtaufwand für Ver­
pflegung, Erziehung und Erwerbsbefähigung der Rinder belief
sich auf 125 060 Ulk. (103 930 Ulk.).
Die Z a h l der Zwangszöglinge belief sich im Berichtsjahre
auf 88 Rnaben (95) und 71 Ulädchen (75). Der dem Armen­
-
(9 (
verband Karlsruhe zur Last bleibende Aufwand an den Kosten der
Zwangserziehung betrug 357H8 A K . (^2 22^ A K .). Nichtvollsinnige
Kinder (blinde, taubstunirne oder schwachsinnige) waren durch den
Armenverband 36 (37) nntergebracht und zwar (9 Knaben (22)
und (7 Mädchen ((3). Der dadurch entstandene Aufwand betrug
Z( ( 2 AK . (6945 AK.).
Z n der ^e il- und Pflegeanstalt für
krüppelhafte Kinder waren H Kinder (5) untergebracht. Der A u f­
wand belief sich auf 3(7 M k . (5(0 AK .).
Das durch Grtsstatut vom 20. A p r il (9(5 errichtete
J u g e n d a m t nahm am (. M a i seine Tätigkeit auf. E s über­
nahm an diesem Tage vom Bezirksamt Karlsruhe die Über­
wachung des pflegckinderwefens, die seither nach den Grundsätzen
der ortspolizeilichen Vorschrift vom 2H. M ä rz (9(5 ausgeübt wird.
Zm Laufe des Zahres wurde dem Jugendamt weiterhin die V o r­
bereitung der Gsmeindewaisenamtsgefchäfte und Zwangserziehungs­
angelegenheiten und die Überwachung der Landpflegestellen über­
tragen. Auch gingen die bisher bei der Btadt geführten General­
und Bammelvormundschaften, die durch das oben erwähnte G rts ­
statut in dis Berufsvormundschaft übergeleitet wurden, auf den
Vorstand des städtischen Jugendamts über.
Eine beim Zugendamt gebildete neungliedrige Kommission
bearbeitet seit (. August (9(5 die Zugendfürsorge-Angelegenheiten
gutachtlich anstelle des bisherigen Fürsorge-Ausschusses für die
gefährdete weibliche Zugend. Zn den 9 Bitzungen dieser K om ­
mission waren (7 Zwangserziehungssachen, 8 Fälle des H (666
B .G .B ., (( Bchutzaufsichtsfälle, 9 Lehrverträge und 20 sonstige
Angelegenheiten Gegenstand der Erörterung. Außerdem wurden
durch die Kommission allgemeine Grundsätze für den Umfang
und die A rt der Ausführung des Überwachungswesens ausgear­
beitet und die Grenzen der Arbeit städtischer Grgane auf diesem
Gebiet gegenüber privater und Vereinstatigkeit festgesetzt.
Zn Fragen des Zwangserziehungsverfahrens hat das Zugendamt im Berichtsjahr für 78, in Fragen der Entziehung des F ü r­
sorgerechts gegenüber den Eltern für ((7 M inderjährige Tätigkeit
entwickelt. A u f dem Gebiet des Überwachungswesens gingen 509
An- und Abmeldungen von Pflegefällen ein. Die unmittelbare
Überwachung von pflsgestellen noch nicht schulpflichtiger Kinder
192
-
wurde im Laufe des Jahres vollständig von städtischen Organen
übernommen. N u r die Vororte werden noch von Kriegsfürsorgeschwestern besucht.
Die Z a h l der gesamten geführten Vormundschaften und pflegeschaften erhöhte sich durch Einführung der gesetzlichen Berufsvor­
mundschaft und Übernahme der Generalvormundschaften gegenüber
3^3 -s- 297 — 6^2 des Vorjahres im Berichtsjahr auf 8 H2 .
Hiervon erledigten sich
V durch Tod der Mündel
u) hier in V e rw a n d te n p fle g e .............
28
in fremder p f le g e ............................
N
in Krankenhaus und Anstalten. . .
9
Zusammen . . . .
3H
d) a u s w ä rts .............................................................
ss
2 . durch Legitimation des Mündels infolge von Ehe­
schließung der E lt e r n ............................. ......
7H
(es handelt sich meist um Kriegstrauung);
3. durch Abgabe
u) wegen Wegzugs der M u tter von Karlsruhe
oder dauernder auswärtiger Unterbringung des
K in d e s........................................................
Iso
d) wegen Aussichtslosigkeit weiterer Verfolgung
des Vaters bei geordneten Verhältnissen der
M u tter, die eine Übertragung der Vormund­
6
schaft auf sie zuließen.........................................
c) wegen Sicherstellungdes Unterhalts . . . .
l
Zusammen. . . .
A m Zahresschluß bestanden sonach noch 68 ^ Vormundschaften.
Untergebracht waren die M ündel folgendermaßen: Bei der
unverehelichten M u tte r ^32, bei M u tte r und Großeltern 26H, bei
den
Großeltern allein 27, bei sonstigen Verwandten 36, beim
Stiefvater 6 , bei den beiden Eltern 8 , in der Familie des außer­
ehelichen Vaters 20 , in fremden pflegestellen hier
in solchen
auswärts j33, in Lehrstellen 29 , in Dienststellen Iso, in hiesigen
Anstalten und zwar im Waisenhaus 5, im Kinderheim 22 , im
Zufluchts- und Antoniusheim u. dergl. ^2 , in Anstalten auswärts
l 2 , Soldaten sind 3.
193 —
Von den Vätern der Kinder standen bei Iahresschluß H59
im Kriegsdienst. Die meisten Kinder beziehen die reichsgesetzliche
Familienunterstützung. Vom Jugendamt wurde dieselbe in 187
Fällen neu vermittelt, in 2 l Fällen haben die M ü tte r die Unter­
stützung direkt eingeholt. I m Berichtsjahr sind 26 Väter von
bevormundeten Kindern gefallen, 10 als vermißt gemeldet worden.
Z u r Sicherstellung des Unterhalts der Mündel wurde folgende
Tätigkeit entwickelt: Vollstreckbare Urteile wurden 11?, formlose
und standesamtliche Anerkennungen 75 erwirkt, 12 Abfindungs­
verträge wurden geschlossen, an Klagen wurden neu erhoben beim
Amtsgericht 56, beim Landgericht 2 , Berufungen wurden 3 durch­
geführt, an Urteilen wurden erwirkt H Anerkenntnisurteile, 11 Ver­
säumnisurteile und 10 kontradiktorische Endurteile, einstweilige Ver­
fügungen wurden 5 herbeigeführt, Klageabweisung erging in
2 Fällen, gegen Kriegsteilnehmer wurde in 11 Fällen das Ver­
fahren ausgesetzt. Fahrnispfändungen wurden beantragt m it E r ­
folg 5 und ohne E rfo lg 3, Lohnpfändungen wurden erwirkt m it
Erfolg 15, und ohne E rfo lg so, Vollstreckungen in Grundstücken
wurden 2 eingeleitet, zum Gffenbarungseid wurde eine Ladung
durchgeführt. I n 9 Fällen war Vollstreckung wegen Nichtauffindung
des Vaters, Aufenthalts desselben im Ausland u. dergl. unmöglich.
I n d Fällen w ar ein Vater überhaupt nicht festzustellen. Bei den
zahlreichen Einberufungen und den vielfachen Versetzungen nach
anderen Truppenteilen war die Auffindung der Kindesväter meist
sehr mühevoll, ebenso die Herbeiführung von Kindesanerkennungen
durch an der Front stehende Väter.
Naturgeinäß können die
meisten der einberufenen Väter nicht mehr zahlen; deren Kinder
sind auf die gesetzliche Familienunterstützung angewiesen. Im m e r­
hin konnte in 81 Vormundschaftsfällen regelmäßige, in 13 un­
regelmäßige, in 11 Fällen bei Androhung des Zwangsvorgehens
Zahlung festgestellt werden. I n 28 Fällen waren alle Bemühungen
fruchtlos.
Bei der Stadthauptkasse K gingen im Berichtsjahr 189?H M k.
66 j)f. an Unterhaltsgeldern ein, 1? 667 M k. 63 Vs. wieder aus.
Hiervon wurden 753H M k. i V f. auf Sparbücher eingelegt, weitere
1512 M k. 69 Vf- wurden auf angelegtem Sparbuch übergeben.
Für ein Kriegsjahr muß dieses Ergebnis als sehr gut bezeichnet
werden.
nötig.
Armenunterstützungen wurden für Alündel in ss2 hätten
Tätigkeit in Vollmacht von anderen Vormündern wurde in
5H Fällen entwickelt.
Über die von der Abteilung II des Bad. Frauenvereins ( K i n d e r ­
p f l e g e ) unterhaltenen K r i p p e n ist folgendes zu bemerken: An
Stelle dsk während des Krieges geschlossenen Luisenkrippe wurde
am 20. September s9s5 im Einverständnis und durch das E n t­
gegenkommen der Stadtverwaltung eine Kriegskrippe, BaumeisterStraße 5, eingerichtet. Die nachstehende Angabe über diese beziehen
sich auf die Zeit vom 20. September bis 5s. Dezember s9s5.
Stand der Pfleglinge bei Eröffnung der Kriegskrippe
neu
ausgenommen 66, nämlich 38 Knaben und 28 Alädchen. 37 Kinder
waren evangelisch, 29 katholisch. Ausgetreten sind von zusammen
ssO Kindern 39, sodaß Ende Dezember 7 s Pfleglinge eingewiesen
waren, von denen jedoch ein großer Teil die Krippe nur unregel­
mäßig besuchte. Z a h l der Verpflegungstage s899. Der Gesamt­
aufwand betrug 6590 A K . An Pflegegeldern gingen ein 5s8 Alk.,
Aückersatz für Kostgeld der Schülerinnen der Anstalt 730 lllk ., an
Geschenken und sonstigen Einnahmen 877 Alk., sodaß neben dem
Beitrag der Stadt m it anteiligen 58s Alk., ein Zuschuß aus der
Abteilungskasse m it H08H 2Nk. erforderlich war. Zn die Krippe
im btzldahaus waren zu Anfang des Berichtsjahres 3s Kinder
eingewiesen, wozu im Laufe des Zahres 6^ neu ausgenommen
wurden.
Zusammen 95- Von den neuzugegangsnsn Kindern
waren 33 Knaben und 5s Alädchen; 23 evangelisch und 59 katho­
lisch. Abgegangen sind im Laufe des Jahres 38, sodaß am
Zahresschluß noch 37 Pfleglinge eingewiesen waren. Auch hier
w ar der Besuch teilweise sehr unregelmäßig. Zahl der Verpfle­
gungstage 8572 (s9iH: 609s).
Der Gesamtaufwand betrug
s2 508 A lk. (s3ss8 Alk.). An Pflegegeldern gingen ein 26s8 Alk.,
Geschenke und sonstige Einnahmen 919 Alk., sodaß neben dem
Beitrag der Stadt m it 2325 Alk. ein Zuschuß aus der Abteilungs­
kasse von 6HH6 lllk . (55s6 Alk.) erforderlich war. E in Kind
erfordert einen täglichen Aufwand von s,H7 Alk. s2,s5 Alk.).
Die Überwachung der L) a l t e k i n d e r , die der Frauenverein
seit Jahrzehnten betrieben hat, ist auf das städtische Jugendamt
übertragen.
I n der Abteilung IV des Frauenvereins ( A r m e n p f l e g e
u n d W o h l t ä t i g k e i t ) hat
der S o p h i e n - F r a u e n v e r e i n im Berichtsjahre an Lebensmitteln und Aohlen Unter­
stützungen im Gesamtbeträge von H3(0 M k . (19(H: 5128 M k.)
gegeben. Solbadkuren hat der Sophien-Frauenverein an (HH Ainder
(67 Anaben und 77 Mädchen) gewährt. Der Aufwand für die
Badekuren belief sich auf (1563 Ulk. Die Stadtgemeinde hat zur
Deckung 2000 Ulk. gegeben. Da das Aindersolbad Dürrheim seit
Ariegsbeginn als Lazarett diente, wurde ein T eil der Ainder in
das neu errichtete Aindersolbad des Frauenvereins Badisch Rheinfelden (36 Anaben und 28 Mädchen) und in das Aindersolbad
Rappenau (8 Anaben und (2 Mädchen) verbracht. Don Gewäh­
rung von Solbädern im Vierordtbad sowie von einer Fürsorge­
tätigkeit im Nymphengarten wurde im Berichtsjahre abgesehen,
da die m it der Leitung dieser Tätigkeit betrauten Damen seit
Ariegsbeginn anderweitig in Anspruch genommen waren.
L. Don dem E l i s a b e t h e n v e r e i n wurden im Berichts­
jahre ail arme Aranke und Wöchnerinnen Unterstützungen im
Gesamtbeträge von 359H ^llk. (19(H: 56(7 M k.) gewährt. Die
Einnahmen des Vereins betrugen 7695 M k. (10227 M k.), die
Ausgaben 8276 Utk. (95H9 Ulk.).
I m Jahre 19(5 waren folgende A üchen in T ätigkeit: (. Volks­
küche am alten Bahnhofe (auf Ariegsdauer an Stelle der Volks­
küche /V im Luisenhaus).
2. Volksküche U (Ritter-Straße 7).
3. Volksküche (2 im Hildahaus (Scheffel-Straße 37). H. Dazu
kam Ende November als neue Volksküche O die Ariegsspeisehalle
am Durlacher T o r (Aaiser-Straße 3), deren Räume die Stadtgemeinde auf ihre Aosten mietete. E in volles Mittagessen kostete
im Berichtsjahre anfangs 35 As., seit (. J u li HO P f., Suppe
und Fleisch 50 Pf., Abendessen m it Suppe, Fleisch und Gemüse
50 P f., ohne Fleisch 25 P f. Suppe für sich allein (0 bezw. (2 P f.,
Aaffee, M ilch, Tee, Limonade 7, bezw. 9, bezw. (0 P f. Aus
der Volksküche am alten Bahnhof wurden auf besondere Bestel­
lung zeitweise verstärkte ( p / 2) M itta g - und Abendessen zu 60 und
50 P f. für russische Gefangene geliefert. I m ganzen wurden
-
(96
abgegeben
ain alten Bahnlof 202 7^5, L. in der Ritter-Straße
(5^798, 0. im Hildahaus 505 8 9 ( und O. in der Kriegsspeisehalle
(8 29^, zusammen 679 726 Portionen Essen, dazu B ro t zu 3— 5 Pf.
59560, R. H6H05, L. 98 077, I). 8 ( 6 , zusammen 20^656
Portionen B rot. A n Essen verzeichnete das J a h r (9(5 H72 8 H8
und das Z ah r (9(H ^5(78^ Portionen, das volle Kriegsjahr (9(5
zeigt m it 679 726 Portionen eine gewaltige Steigerung der Massen­
speisung. Z n den vier Küchen zusammen wurden an selbstzahlende
Gäste 5036(9 Mittagessen ((9(§g (9 (^5 H , 58 059 (50 928 ) Abend­
essen, 50 ( 2 H (25 698 ) Suppe allein und (85 925 ((65 292) M ilch,
Tee, Kaffee, Limonade abgegeben. A u f Anweisung von Behörden
oder Vereinen, die dann auch die Zahlung leisteten, wurden abge­
geben und zwar auf Anweisungen vom Roten Kreuz oder Kriegs­
unterstützungsamt H6 792 (5((0), von der Stadt zur Schülerspeisung
H(575 (2(872), vom Arm enrat oder von Armenveremen (59(2
((95^0) Portionen. Die Einnahmen der vier Küchen betrugen
2( ( ( H7 M k ., die Ausgaben 220 060 M k.
Die K o c h s c h u l e des Frauenvereins blieb im Berichtsjahre
geschlossen, weil das Luisenhaus, wie öfter erwähnt, als Lazarett
verwendet ist und sonstige Räume nicht zur Verfügung standen.
Die Tätigkeit der F l i c k s c h u l e konnte in beschränktem
Umfange im zweiten Kriegsjahr wieder ausgenommen werden.
Wöchentlich versammelten sich statt 500. bis 600 in früheren Jahren
250 Schülerinnen zur Flickarbeit.
Die Flickschule dauerte von
November (9(5 bis Dstern ( 9 ( 6 . Die Einnahinen betrugen
869 M k., die Ausgaben 533 M k . — Die Flickabende des Flick­
vereins wurden von 5H Frauen besucht.
Verarbeitet wurden
250 m Stoff. Die Ausgaben betrugen ^07 M k., die aus dem
Kassenvorrat und einem Zuschuß der Abteilung bestritten werden
konnten.
Z m B e s ch ä f t i g n n g s v e r e i n des Frauenvereins wurden
zu Beginn des Berichtsjahres H00 Frauen beschäftigt; am
5 (. Dezember (9(5 waren es 680 Nähfrauen und 385 Strick­
frauen, zusammen (065. Die Arbeiten wurden größtenteils für
das Kriegsbekleidungsamt angefertigt, das auch zum Teil die
erforderlichen Stoffe lieferte.
Die Ausgaben an Arbeitslöhnen
-
19? —
für Nähen und Stricken betrugen (37 490 lllk ., die Ausgaben für
Stoffe (04296 Alk. und der sonstige Aufw and 2332 A lk. zusammen
264 ((8 Alk. Die Einnahmen beliefen sich auf nur 262 ((2 Alk.,
weil am Iahresschluß noch unverkaufte Vorräte vorhanden waren.
3. Rrankenwesen.
I m s t ä d t i s c h e n A r a n ke n h a u s e , das 682 Araukenbetten enthält, wurden im Berichtsjahre 340( Aranke ((9l4'» 6093)
an zusammen (80 03( ((39 460) Tagen verpflegt. Durchschnittlich
waren täglich 433 (442) Aranke im krause. I n den einzelnen
lllonaten bewegte sich der Arankenstand zwischen folgenden
Zahlen:
J a n u a r.
Februar.
Alärz
A p ril
A la i. .
J u n i. .
.
,
.
.
478— 329 Aranke
482— 350
4"0— 33 s
4^2— 5 U
44o— 303
437— 509
//
//
//
//
//
J u li. .
August .
SeptemberOktober .
November
Dezenrber
.
.
487— 330 Aranke
48O— 324
„
.
.
46 (— 30 (
43 (— 303
468— 3( 2
463—308
„
„
-„
„
Der Arankenstand war am höchsten anr (0. A lärz m it
35( Personen gegen 498
(5. Septeinber (9l4lln te r den
Aranken befanden sich (033 kranke und verwundete Soldaten und
Offiziere, die an zusammen 63 398 Tagen im Arankenhause ver­
pflegt wurden. Gegen Ende des Jahres wurde das Arankenhaus
wieder stärker von der Zivilbevölkerung aufgesucht. Es konnten
deshalb nicht mehr so viele kranke und verwundete Soldaten und
Offiziere Aufnahme finden. A u f Iahresschluß waren noch 4 O ffi­
ziere und 99 Soldaten im Hause.
Die
laufenden
Einnahmen
des
Arankenhauses
betrugen
1 076 (77 M k. (963 3(9 lllk .), die laufenden Ausgaben ( 074 793 M k.
(929447 Alk.). Die Stadthauptkasse hatte zu den Betriebskosten
227 84 ( Alk. ((90 474 Alk.), das sind für jeden Verpflegungstag
( lllk . 27 Pf. (l lllk . (9 Pf.) Zuschuß zu leisten. I m ganzen
hatte die Stadthauptkasse für das Arankenhaus einschließlich des
Aufwandes für Verzinsung und Tilgung der Anlagekosten einen
Zuschuß von 43s 69 s lllk . (4(4324 lllk .) oder 2 A lk. 3( Pf(2 Alk. 60 Pf.) für den Verpflegnngstag zu leisten.
Von den hauptsächlichsten Ausgaben betrugen:
1. M ietzins an die Stadt­
hauptkasse
223 850 M k,
2. Bauunterhaltung, Heizung,
Beleuchtung,
Reinigung,
Wasserverbrauch . . . . 111 59? M k. ( 98 859
5. Gehalte und Löhne. . . 2 2 9 9 6 6 „
(226 739
H. Hauseinrichtungsgegenstände, Instrumente, Appa­
rate usw..............................
98 5^0
„
( 589^ 6
5. Arzneien, Verbandstoffe usw.
75 500
„ ( 65 622
6. Speisungskosten . . . .
313 707
„
(259628
^ ik .)
„ )
„
„
„
)
)
)
Das E r h o l u n g s h e i m der Stadt Karlsruhe wurde am
s. M a i wieder eröffnet und am 5. November für den Winter
geschlossen.
191^ erfolgte der Schluß infolge des Kriegsausbruchs
bereits am 7. August, I m Berichtsjahre haben 305 Personen
Aufnahme nachgesucht, die an 5676 Tagen verpflegt wurden. Die
laufenden Einnahmen betrugen 16 267 M k., die laufenden A us­
gaben 1H501 M k.
F ür die s t ä d t i s che D e s i n fe k t i 0 n s a n st a l t lagen 1 197
Aufträge vor, die wegen nachverzeichneter Anlässe erfolgten:
Arterienverkalkung . . .
1 K euchhusten......................2
B lutvergiftung . . . .
1 M ilz b ra n d ................. ..........
3
B ro n c h itis
1 Puerperalfieber . . . .
so
Tholeraverdacht . . . .
9 Rheumatismus . . . .
1
D iph th erie
282 Ruhr
............................
1
G e n ic k s ta rre
2 R e inigun g.....................
. 235
H alsentzündung
2 S ch a rla ch ......................... 127
Herzleiden
5 Spinale Kinderlähmung
.
1
Influenza . . . . . .
2 Sepcis .
s
Krätze .
8s T u b e rk u lo s e ................... 381
K re b s
s? T y p h u s ..........................51
F ür das Krankenhaus selbst wurden außer den in den Appa­
raten desinfizierten Betten und Kleidungsstücken 91 (68), Zimmer
und Säle m it 7611,37 lebm (14 126 bbm) In h a lt desinfiziert.
Die Ausgaben der Anstalt betrugen 8599 M k. (6692 Alk.), dabei
-
199 -
sind aber die Ausgaben für die Verzinsung, Beleuchtung und
Wasser nicht berücksichtigt. A n Gebühren gingen 7989 lllk .
(73(1 Alk.) ein, von denen die Stadt 5840 Alk. (45(8 A lk.)
übernahm.
I n : ^ u d w i g - W i l h e lm - A r a n k e n h e i m wurden 1915
in der Augenklinik 309 Personen (1914: 441) :uit 73(5 Verpflegungstagen (7502) verpflegt, in der Frauenklinik 801 Personen
(704) mit 13 677 (12 209 ) Verpflegungstagen, im Wöchnerinnenheim 146 m it 2057 Verpflegungstagen, im WöchnerinnenasFl 729
mit 6668 Verpflegungstagen (in beiden zusammen 875 Frauen
gegen 996 im Vorjahre).
I m Vereinslazarett V waren 432
Personen m it 24 762 Verpflegungstagen ausgenommen. — Z u
dem für die Neu- und Umbauten im Tudwig-Wilhelm-Arankenheim entstandenen Alehraufwand von 2 7 (0 0 0 lllk . wurde dem
Badischen Frauenverein ein weiterer städtischer Beitrag in der
Höhe von (5 000 A lk. bewilligt. Dieser Beitrag wurde auf die
Jahre 19(5, 19(6 und 19(7 verteilt, er erscheint somit in den
städtischen Aechnungen des Berichtsjahres m it 5000 lklk.
I n der E v a n g e l i s c h e n D i a ko n i s se n - A n sta l t w u r­
den im Berichtsjahre (0 (3 Zivilpersonen (1914: 1591) m it
27 321 (36 518) Verpflegnngstagen und 347 ( 290) Alilitärpersonen
m it 22 622 (9573) Verpflegungstagen verpflegt.
I m Al t e n St. V i n z e n t i n s h a u s wurden im Berichtsjahre
1102 Zivilpersonen (1914: (206) m it (2 73 2 (14 686) Verpfle­
gungstagen und 656 Alilitärpersonen m it 2 ( 36 8 Verpflegungs­
tagen verpflegt. I m Neuen St. Vinzentiushaus waren es (624
Zivilpersonen (2061) m it 4^ 996 (5( 564) Verpflegungstagen und
705 Alilitärpersonen m it 37 399 Verpflegungstagen.
I m I s r a e l i t i s c h e n A r a n k e n h a u s wurden im Be­
richtsjahre 56 Alilitärpersonen (1914: 26) m it 3257 (89?) Vervflegungstaaen verpflegt. Zivilpersonen waren (915 keine in
diesem Arankenhaus.
Eine A l i n e r a l b r u n n e n k u r wurde im Berichtsjahre im
Stadtgarten eingerichtet. Die Eröffnung fand am (7. A la i statt.
Die Trinkhalle oder Brunnenstube befand sich beim Eingang in
den Stadtgarten gegenüber dem neuen Bahnhof neben der neuen
Stadtgartenwirtschaft.
Sämtliche Brunnenwasser, soweit sie zur
-
200
—
Zeit zu beschaffen waren, wurden daselbst ausgeschenkt. Der
Bezug und die Abgabe der Brunnen w ar der Firm a Erich
Brückner, v r . Kux 6c Finner Nachfolger, übertragen. A ls Z u r­
zeit waren die Vormittagsstunden von ^ 7 bis i/s9 U hr angesetzt.
Z u m Spaziergang während der K u r diente der Stadtgarten. Die
Einrichtung erfreute sich eines ziemlich bedeutenden Zuspruchs.
Ende J u li wurde die Brunnenkur geschlossen.
Die Generalversammlung der K a r l s r u h e r F a m i l i e n k r a n k e n k a s s e fand am 6. M ä rz statt. Die Gesamteinnahmen
betrugen nach dem Jahresbericht 28 656 M k. 25 P f., die Gesamt­
ausgaben 27 28H U lk. 59 P f. Die Kasse hat für ärztliche Be­
handlung der M itglieder 9790 M k. 22 P f., für Apotheken, Bäder
und sonstige Heilmittel Hl?? 2Uk. s7 Ps- und für Vergütung an
M itglieder, die sich in Krankenhäusern befanden, HHH M k. ver­
ausgabt. Der Mitgliederstand betrug am Schluß des abgelaufeneu
Zahres 6H8 Fam ilien m it l 7 l 9 Versicherten. Das Vermögen der
Kasse belief sich am s. J a n ua r s9s5 auf 6s55 U7k. 6H Pf.
A u f die beiden Kriegsanleihen wurden je sOOO M k. gezeichnet.
Der seitherige Gesamtvorstand wurde einstimmig wiedergewählt.
Der Stadtverwaltung und dem Kriegsunterstützungsamt wurde der
Dank ausgesprochen für die Übernahme der Kassenbeiträge von
Fam ilien der Kriegsteilnehmer.
Die Ausschußsitzung der A llg e m e in e n Gr t skr ankenkasse
K a r l s r u h e wurde am s7. -V a i abgehalten. Die Kasse ist die
einzige der dein Krankenkassenverband angeschlossenen 5 Grtskrankenkassen, die alle Mehrleistungen der Kasse, die vor den, Krieg bestanden,
wieder einführte, m it Ausnahme der Bezahlung des Krankengeldes
an Sonntagen sowie der Nachbezahlung der 2 Karenztage nach
vierwöchentlicher Erkrankung. Auch hat die Kasse keinen Gebrauch
von der Bestimmung des Notgesetzes gemacht, daß die Beiträge
allgemein auf H*/s 0/0 festgesetzt werden sollten, sondern sie blieb
bei H°/o. Trotzdem dieAusgaben in allen Abteilungen stiegen,
wuchs das Vermögen der Kasse uni s25 208 M k. 76 Pf., es
betrug am Zahresschluß 655 686 M k. 95 Pf. Für Kranken­
behandlung und Geburtshilfe wurden sHs0H7 M k. 57 Pf., für
Behandlung durch Zahnärzte so 700 M k. 96 Pf., für Arzneien
und sonstige Heilmittel 88 602 M k . 8 P f., für Krankenhauspflege
—
20s
—
f 2s803 M . 36 P f., für Krankengeld 339 44 s Alk. 2 s P f., für
Wochen- und Sterbegeld 23 699 2Uk. 4 s P f., für Hausgeld
l6 039 2Nk. 22 Pf., für Sterbegelder für M itglieder f f 735 M k.
70 Pf. und für Sterbegelder für Familienangehörige von M i t ­
gliedern 5835 M k. ausgegeben. Der Mitgliederstand betrug am
Anfang des abgelaufenen Jahres s8 465, am Schluß s5 464 .
Die jährliche Vereinigung der B l i n d e n v e r e i n i g u n g von
Karlsruhe und Umgebung fand an: s2. J a n u a r statt. T ä tig ­
keit^ und Kassenbericht ergaben, daß in der ersten Hälfte des ver­
gangenen Wahres der Geschäftsstand günstig war, dann aber durch
den Krieg gelitten hat. Trotzdem w ar der Jahresumsatz an
Blindenarbeiten größer als s9s3. Großherzogin Luise und der
Stadtgemeinde wurde der Dank für die Unterstützung der Vereini­
gung ausgesprochen. Das A m t des ersten Vorsitzenden wurde
wieder W ilhelm Boos übertragen.
Das T u b e r k u l o s e - M u s e n m war im Lokale der „Lieder­
halle" (Kaiser-Wilhelm-Halle) im M o n a t Februar auf einige Zeit
ausgestellt. E in tritt frei.
Der F e u c r b e st a t t u ng s v e r e i n hielt seine Jahresver­
sammlung am 9- A p ril ab. In fo lg e der günstigen Finanzlage
hat der Verein der Armenkasse einen Beitrag von 500 M k. für
bedürftige Kriegerfamilien übergeben. Die Einnahmen des Vereins
betrugen 5883 M k. s5 P f., die Ausgaben 3744 M k. 88 P f.
Das Kapitalvermögen betrug 5302 M k. s9 P f., hiezu ein In ve n ta rwert von 582 M k. 40 P f., sonnt Gesamtvermögen 6522 M k.
59 Pf. Die Vermögensvermehrung ohne den Inventarw ert beläuft
sich gegenüber s9s5 auf 86s M k. 32 P f. Der Mitgliederstand
betrug am f. Jan ua r s944r 725; zugegangen sind 2s2, abgegangen
63, somit Stand am Schlüsse desselben Jahres 874 . Insgesamt
fanden im Jahre s9s4 hier 207 Einäscherungen statt ( l 9s 3: s65),
und zwar von s40 männlichen, 67 weiblichen Personen. K on­
fessionell verteilt ergeben sich folgende Zahlen: s6s evangelische,
20 katholische, 9 altkatholischs, sO israelitische und 7 andere Per­
sonen. Bei der Vorstandswahl wurden die bisherigen M itglieder
wieder gewählt.
VII.
Versammlungen» Feierlichkeiten und Festlich­
keiten» Ausstellungen und Sehenswürdigkeiten.
1. Versammlungen.
^ m 3. M ä rz fand hier eine Versammlung der W i r t e statt,
, P i die sich m it der vom Mittelbaüischen Brauerei-Verband
beschlossenen B i e r p r e i s e r h ö h u n g beschäftigte. Ver­
bandsvorsitzender Fecht eröffnete die Versammlung mit dem H in­
weis auf die großen Gpser, die Industrie und Gewerbe in der
schweren Kriegszeit zu tragen hätten. M it an, schwersten sei das
Wirtsgewerbe getroffen, das nun durch die Bierpreiserhöhung in
noch schlimmere Lage gekommen sei. Diese Preiserhöhung sei
nicht nötig, denn die Brauereien führten keinen Existenzkamps;
es handele sich durchweg um Aktiengesellschaften, die auch einmal
ein mageres J a h r in K a u f nehmen könnten. Der Vorstand des
Karlsruher Wirtevereins, Anton Knopf, gab sodann namens der
beiden hiesigen Wirtevereinigungen ein B ild der Verhandlungen
zwischen dem Mittelbadischen Brauereiverband und den W irte­
vereinigungen.
D arauf sprach Abg. Kolb über die Lage des
Wirtsgewerbes. Dieses zähle zu den Erwerbszweigen, die durch
den Krieg m it am meisten getroffen seien. Außerdem sei der
Bierverbrauch infolge der Antialkoholbewegung in den letzten
Jahren ständig zurückgegangen. Die Großbrauereien hätten jahre­
lang glänzende Geschäfte gemacht. Sie müßten sich einmal
m it einer geringeren Dividende begnügen. Es gebe noch einen
anderen Ausweg,
w i r hätten Kriegsbrot, warum sollen w ir
nicht auch Kriegsbier brauen können? Das Publikum würde sich
auch an obergäriges Bier gewöhnen. Einen Bierkrieg könne inan
205
jetzt nicht verkünden, eine Verständigung der Brauereien m it den
Wirten sei zu wünschen. Darum solle man neue Verhandlungen
anknüpfen. Nach längerer Aussprache wurde eine Entschließung
einstimmig angenommen, die die Bierpreiserhöhung verurteilte.
Der Schluß der Entschließung lautete: „D ie Versammlung fordert
den AKttelbadischen Brauereiverband auf, die Bicrpreiserhöhung
rückgängig zu machen und erwartet in Bälde eine dahingehende
Bekanntmachung. Auch ru ft sie die Regierung im Staats- und
Volkswirtschaftsinteresse um ihre Hilfe an und erwartet, daß die
Staatsbrauerei die Preiserhöhung nicht mitmacht.
A m 7. A p ril hielt die E v a n g e l i s c h e K o n f e r e n z , die
Organisation der kirchlich-positiven Kreise Badens, unter dem
Vorsitz von Stadtpfarrer W ürth-Bretten ihre übliche F rühjahrs­
versammlung hier ab. I n der Beratung wurde hauptsächlich auf
die Seelsorge an den im Felde stehenden Gemeindemitgliedern hin­
gewiesen und die Schriftverbreitung an Soldaten empfohlen. Hffarrer
Herrmann-Wilferdingen besprach die Agendenfrage.
A m so. A p ril fand die ß- ordentliche Alitgliederversammlung des Bezirksvereins Karlsruhe des Verbandes S ü d wes t ­
d e u t s c h e r I n d u s t r i e l l e r hier statt. Vertreter des M iniste­
riums, der Oberpostdirektion, der K arlsruher Handelskammer und
der Technischen Hochschule waren zugegen. F ür die Stadtgemeinde
war Oberbürgermeister Siegrist erschienen. Der Vorsitzende des
Bezirksvereins, Kommerzienrat K a rl M on ing er, eröffnete die
Beratung. E r erwähnte dabei zunächst die durch den Ausbruch
des Krieges geschaffene veränderte Lage und sprach Dank und
Anerkennung all denen aus, die zu den Fahnen geeilt und im Felde
Heldentaten bewundernswerter A rt vollbracht hätten. Nkit tiefer
Wehmut gedachte er der Gefallenen. Aber nicht nur Worte wolle
man sprechen, sondern auch tatkräftig helfend der N ot steuern und
die Hinterbliebenen der Sorge um die Zukunft soweit möglich ent­
heben. Dankbar erinnerte er weiter an das tatkräftige Eintreten
der Regierung für das Weiterarbeiten in den einzelnen Nnternehmungen bei Beginn des Krieges. Die Opfer, die von der
Industrie gebracht worden wären, seien Fundamentsteine für unser
wirtschaftliches Leben geworden und hätten es ermöglicht, daß den
noch nicht zu den Waffen gerufenen Wännern Arbeitsgelegenheit
—
äo^
—
geschaffen worden sei. Nach Erledigung der notwendig gewordenen
Ergänzungswahlen fü r das Direktorium des Verbandes berichtete
Verbandssyndikus O r. A . Mieck aus Mannheim über die wich­
tigsten die südwestdeutsche Industrie berührenden Tagesfragen unterbesonderer Berücksichtigung der Kriegslage. Der Redner kam dabei
auf das Zusammenwirken von Industrie, Wissenschaft und Technik
in Deutschland zu sprechen, die es vermocht habe, daß die Industrie
in der Lage sei, den gesamten Bedarf für Deutschlands Heer und
Flotte selbst herzustellen. Sodann sprach I)r. Mieck über die
Tätigkeit des Verbandes in den letzten Monaten vor Ausbruch
des Krieges und über die Angelegenheiten, die zufolge der Kriegs­
zeit zu erledigen waren. A. a. berichtete er über die Tätigkeit des
Verbandes auf dem Gebiete des Einfuhrhandels aus dem neutralen
Ausland und den Deutschland verbündeten Staaten, auf dem
Gebiete der Amorganisation der A usfuhr während des Krieges,
über Einziehung von Forderungen in den von Deutschland besetzten
Gebieten, über den Verkehr m it Belgien, v r . Mieck teilte weiter
mit, daß der Verband seinen sämtlichen s600 Mitgliederfirmen die
weitgehendste Fürsorge für die Kriegskrüppel und deren Wieder­
beschäftigung empfehle. D arauf hielt D ip lo m -In g e n ie u r K a rl
Flügel von hier einen Vortrag über den gegenwärtigen Stand der
Kraftversorgung der badischen Industrie. Endlich verhandelte die
Versammlung über die Frage der Sicherung von deutschem P riva t­
eigentum und deutschen Forderungen im feindlichen Ausland und
über die Frage der Abhaltung der Badischen Iubiläums-Ausstellung.
A n Stelle des fälligen Gauturntages fand am 27. A p ril
eine Versammlung der G a u v e r e i n s v o r st ä n d e und des
G a u t u r n r a t s hier statt. Aus der Berichterstattung sei folgen­
des hervorgehoben: Die für
vorgesehen gewesenen turnerischen
Veranstaltungen des Turngaues Karlsruhe wurden durch den
Ausbruch des Krieges teilweise hinfällig; auch wurde der Turnbetrieb zunächst völlig lahnigelegt. E in großer Teil der G au­
angehörigen wurde zu den Waffen gerufen; zurzeit dürften ungefähr
t)0 o/g eingezogen sein. Erst allmählich konnten die Tn ruh allen
wieder benutzt werden.
An einzelnen Grten wurden Rekrutennnd Landsturmriegen gebildet.
Die Z ahl der Gauangehörigsn
betrug auf
J an u ar
-W70. Die Gausteuer für sysä
--
203
wurde auf f5 P f. die Person ermäßigt und ist nur für die nicht
zum Heeresdienst eingezogenen M itglieder zu entrichten.
A m 28. A p ril fand die A r e i s v e r s a m m l u n g des Areises
Aarlsruhe statt. Areishauptmann Geh. Regierungsrat V r. Leiden­
adel eröffnete die Tagung m it Worten der Begrüßung. Z um
Borsitzenden wurde Oberbürgermeister Liegrist bestimmt, zum stell­
vertretenden Vorsitzenden Oberbürgermeister Habermehl von Pforz­
heim. Der Voranschlag für f 9 f 5 schließt ab in Einnahme m it
360 73^ M k. und in Ausgabe m it 962 277 M k . Z u r Deckung
wurde die Erhebung einer Umlage von f7,5 P f. von fOOO M k.
Lteuerkapital nötig. Nach dem Rechenschaftsbericht der Ltadtgemeinde hatte Aarlsruhe 255 763 M k . von der Areisumlage
aufzubringen. — An Ltelle des verstorbenen Bürgermeisters
V r. Reichardt von Durlach war, wie in der Ltadtratssitzung vom
f8. M ärz mitgeteilt wurde, Rechtsanwalt und Ltadtrat Frey von
hier zum Vorsitzenden des Areisausschusses gewählt worden.
Ebenfalls am 28. wurde die Landesversammlung der k ir c h ­
l i c h - l i b e r a l e n V e r e i n i g u n g hier abgehalten. Den Vorsitz
führte Pfarrer Nutzingec aus Efringen. E r erstattete den Bericht
des Vorstandes und gedachte dabei des Verlustes, den die Vereini­
gung durch den Tod des Präsidenten Helbing und des Professors
Albrecht Thoma erlitten habe.
Die Versammlung ehrte das
Andenken der beiden Verstorbenen durch Erheben von den Litzen.
Pfarrer M a a s von Lausten berichtete alsdann über die „Lüddeutschen B lä tte r".
Dann hielt. Pfarrer M auz von Frankfurt
a. M . einen Vortrag über das T h em a: „D er Arieg und die
evangelische Airche".
Nach einer eingehenden Aussprache über
den Vortrag wurde die Versammlung geschlossen. — Eine zweite
Versammlung, die Herbsttagung, fand am f7. November hier
statt. Hierzu waren zahlreiche M itglieder und Gäste erschienen,
darunter der Präsident des Oberkirchenrates, Geh. Rat V r. Uibel.
Pfarrer Nutzinger sprach über die Zukunft der Airche nach dem Ariege.
Leine Zukunftsforderungen faßte er in folgende Lätze zusammen:
t. Unsere Gottesdienste müssen sich mehr als bisher nach Form und
In h a lt den Zeitereignissen anpassen.
2. Die Airche soll eine Volkskirche bleiben. Dies ist nur möglich aus
der breiten Bekenntnisgrundlage, bei großer gegenseitiger Duldung.
^
206
—
Z. I m
Religionsunterrichte wird mehr gelernt werden müssen.
Dex
Stoff, der in weiser A usw ahl zu treffen ist, muß auch wirklich gelernt
werden. Das „Jahrhundert des Rindes" w ar eine Verirrung.
4. Die kirchliche Verfassung muß im Sinne der Volkskirche ausgebaut
werden. Die Rirche soll sich mehr als bisher mit Liebestätigkeit
befassen, m it der Jugendpflege, m it der Mission usw.
Der Redner schloß m it der Hoffnung, daß die evangelische
Kirche eine Zukunft hat und daß diese größer sein wird, als die
Vergangenheit war.
A n den V ortrag schloß sich eine kurze Aussprache.
Sodann
sprach Lic. Witte aus B erlin über die Folgen des Weltkrieges für
die Mission. Schaden habe die Erschütterung der Autorität der
Weißen gebracht. Die Frage, wie sich die Missionen zum Is la m
zu stellen hätten, sei noch nicht geklärt. Die Stellung der Missionen
Japan gegenüber sei durch den Krieg nicht geändert worden, das­
selbe gelte auch von Ehina. Bedauerlich sei die verhetzende Sprache
der englischen und amerikanischen Missionspresse gegen die Deutschen.
A m s. M a i hielt der V e r b a n d b a d i s c h e r A r b e i t s ­
n a c h w e i s e hier seine s7. Verbandsversammlung ab. Die Re­
gierung war durch M inister Frhrn. von Bodman, Landeskommissär
Fladt und Geh. Gberregierungsrat I)r. Schneider vertreten. Ferner
waren vertreten der badische Landesausschuß für Kriegsinvalidenfürsorge, das Statistische Landesamt, das Bezirksamt, die Handels­
kammern von Karlsruhe und Pforzheim, die Handelskammern
von Karlsruhe und Freiburg und verschiedene Arbeitsnachweis­
verbände. Bürgermeister Or. Horstmann gab einen Rückblick über
die Entwicklung der Vermittlungstätigkeit der badischen Arbeits­
ämter im Jahre
Die Z a h l der Arbeitsuchenden betrug
2 7 2 6ss und die Z a h l der offenen Stellen s76 357, davon wurden
s35 705 besetzt. Die Zunahme in den Vermittlungszahlen der
männlichen Arbeitskräfte betrug in der Zeit vom s. Januar bis
5s. J u li
3687 Arbeitsuchende, 865H offene Stellen und
5620 Besetzungen, bei den weiblichen Arbeitskräften 6s55 Arbeit­
suchende.
offene Stellen und 7H20 Besetzungen. I n den
Kriegsmonaten August bis Dezember sank die Z a h l der männlichen
Arbeitsuchenden um s7 sHO, dis Z a h l der offenen Stellen stieg um
3032 und die der Vermittlungen uni 2658. I n den weiblichen
berufen sank in der gleichen Zeit die Z ahl der Arbeitsuchenden
um s202, die Z ahl der offenen Stellen um 6575 und die Z a h l
der Vermittlungen um 4206. Der Vorsitzende wies ferner darauf
hin, daß die öffentlichen Arbeitsnachweise schon während des
Arieges, vor allem aber nach dem Ariege, wichtige Aufgaben zu
erfüllen hätten:
Die Arbeitsvermittlung fü r die heimkehrenden
Arieger und die Unterbringung der Kriegsbeschädigten in geeignete
Lehr- und Arbeitsstellen. Der Verband der badischen Arbeits­
nachweise habe zur Vorbereitung der Lösung dieser Aufgabe bereits
ein Abkommen m it dem Landesausschuß für die Ariegsinvalidenfürsorge abgeschlossen.
Das Abkommen wurde hierauf beraten
und gutgeheißen. Gkonomierat Or. R lüller, Direktor der badischen
Landwirtschaftskammer, berichtete hierauf über Vermittlung von
Arbeitskräften für die Landwirtschaft.
A u f die Anfrage des
Rliuisters wurde festgestellt, daß der IVanderverkehr in Baden und
die Inanspruchnahme der Verpflegungsstationen und Herbergen
sehr stark nachgelassen habe.
Schließlich wurde für die Rech­
nung
Entlastung erteilt und der Voranschlag für sHsö
genehmigt.
Am sO. R la i begannen hier die Hauptversammlungen der
badi schen l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n Ge n o s s e n s c h a f t e n .
Die Z e n t r a l k a s s e der badi s c hen l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n
Einu n d Ve r k a u f s g e n o s s e n s ch a s t e n in Karlsruhe
eröffnete die Reihe m it ihrer s6. Generalversammlung. Okonomierat Sänger-Viersheim führte den Vorsitz. Verbandsdirektor P hilipp
Riehm von hier erstattete den Jahresbericht. Die Rlitgliederzahl
ist von 555 auf 5H0 gestiegen. Die Gesamthaftsumme betrug
bei Iahresschluß sHsüOOO RIk. A n den Zeichnungen für Kriegsanleihcn beteiligte sich die Zentralkasse m it 600 000 RIk. Der
Umsatz betrug rund 60 000 000 RIk. gegen 55 000 000 R I. im
Vorjahre.
Der Reingewinn belief sich auf 25 607 R I. gegen
s5 5 9l RIk. im Vorjahre. Die neue Satzung, durch die die Ge­
schäftsanteile von sOO RIk. auf 200 RIk. erhöht wurden, wurde
einstimmig angenommen. Der Versammlung hatte als Vertreter
der preußischen Aentralgenossenschaftskasse in B erlin Geh. Dbersinanzrat I)r. Heiligenstadt angewohnt.— Um sOZ4 U hr vor­
mittags trat sodann der G e n o s s e n s c h a f t s v e r b a n d b a d i ­
208
-
scher l a n d w i r t s ch a f t l i ch e r V e r e i n i g u n g e n zu seinem
32. Verbandstage ebenfalls unter dem Vorsitz von Gkonomierat
Länger zusammen. A ls Vertreter waren anwesend Minister Frhr.
von Bodman, Bürgermeister D r. Horstmann, D r. Heiligenstadt
u. a. Nach der Begrüßung des Vorsitzenden ergriff der Minister
das M o rt. E r führte u. a. aus: Die Arbeit der Landwirtschaft
ist ebenso notwendig, wie die Arbeit der Brüder draußen, denn
die Landwirtschaft muß die Nahrungsmittel für das ganze Volk
und zum großen T eil auch für die kämpfenden Brüder beschaffen.
Darum schulde ihr das deutsche Volk großen Dank. Ganz beson­
deren Dank möchte ich, fuhr der Redner fort, auch an dieser
Stelle den Frauen der Landwirte für ihre segensreiche Arbeit
abstatten.
Der genossenschaftliche Gedanke erfüllt unser ganzes
Volk: w ir alle müssen Zusammenhalten. M ir halten zusammen,
die Regierung, das Volk, die Landwirtschaft. Die Industrie und
alle Stände arbeiten für das eine Z ie l: unser Vaterland zum
Siege zu führen, uni nach einem glücklichen, erfolgreichen Ariege
einen segensreichen Frieden zu erleben. ' Verbandsdirektor Riehm
erstattete hierauf den Jahresbericht.
Von den Angestellten des
Verbandes stehen 3 s im Felde. Dem Verbände sind 16 Genossen­
schaften beigetreten, so daß ihm nunmehr 901 Vereinigungen (893
im Vorjahre) angehören. Der Gesamtwert der bezogenen Maren
einschließlich des verkauften Getreides der M itglieder betrug
9312 000 M k . Die eigenen Betriebsmittel des Verbandes beliefen
sich auf rund 200 000 M k . Die Genossenschaften beteiligten sich
an der Sammlung für das Rote Areuz, für Ostpreußen und für
Elsaß-Lothringen m it dem Gesamtbetrag von 5300 Alk. Zur
Berichtsjahr wurden 715 Rechtsfälle erledigt. - - A m Vorm ittag
des 11. M a i folgte der 21. Verbandstag d e r l a n d w i r t ­
s c h a f t l i c h e n A r e d i t g e n o s s e n s c h ä f t e n i n B a d e n . Den
Vorsitz führte der Direktor des Verbandes, Gkonomierat Häcker
von Freiburg. A us dem Bericht geht hervor, daß der Verband
Ende 191H H65 Vereine (1912: H6s) m it 699^7 Mitgliedern (63 112)
zählte. Die Gesamteinnahmen betrugen rund H7 365 000 M k.,
die Gesamtausgaben rund H5 635 000 M k., der Gesamtumsatz
rund 93 000 000 M k . (102 000 000), der Gesamtgewinn rund
626 976 M k.
^
209
M itte M a i fand hier die Verbandsvorstandssitzung des b a d i ­
schen G a s t w i r t e v e r b a n d e s statt, die an die Stelle des in
diesem Jahre ausfallenden Verbandstages trat. Verbandspräsident
Fecht gedachte zunächst der im Felde gefallenen M itglieder. So­
dann schilderte er die schwierige Lage des Gastwirtegewerbes und
erstattete Bericht über die Tätigkeit der Verbandsleitung. Eine
lebhafte und eingehende Aussprache rief die Frage der Bierpreis­
erhöhung und die Brotfrage hervor. Die Versammlung erkannte
einmütig die in der Eingabe des Verbandes an das M inisterium
verlangte Festsetzung der Polizeistunde auf sf U hr in den Grten
unter HOOO Einwohnern statt ( 0 U hr als durchaus berechtigt an.
Das Verbandsorgan „D er badische G astw irt" erscheint seit dem
f. A p ril während des Krieges nur noch fHtägig.
A m 50. M a i wurde hier die f8. Mitgliederversammlung des
V e r b a n d e s b a d i s c h e r T i e r s c h u t z v e r e i n e abgehalten.
Bankdirektor Tescher-Mannheim führte den Vorsitz und erstattete
den Jahresbericht. Der Verband hat ein Vermögen von rund
HOOO M k. Die M itglieder des Vorstandes wurden durch Z u ru f
gewählt. Vorsitzender wurde wieder Direktor Tescher, die übrigen
Vorstandsmitglieder, Musiklehrer Friedrich N)orret als stellver­
tretender Vorsitzender, Gberrevisor Meiß als Schriftführer und
Stadtrechnungsrat Adolf Frank als Rechner, sind sämtlich aus
Karlsruhe.
E in Antrag, dein Vorstande 200 M k. zur Ver­
fügung zu stellen, damit davon Zuwendungen für Sanitätshunde
im Sinne der Bestrebungen des Verbandes gemacht werden könnten,
fand Annahme.
Am 7. Zum fand hier der H7. Verbandstag des V e r ­
b a n d e s der u n t e r b a d i s c h e n K r e d i t g e n o s s e n s c h a f t e n
statt. Der Verbandsdirektor Adolf W ilser-Karlsruhe führte den
Vorsitz. A ls Vertreter der Regierung w ar Geh. Regierungsrat
I)r. Schneider, als Vertreter der Stadt Bürgermeister I)r. P aul
erschienen. Aus dem Jahresbericht geht hervor, daß die Z a h l
der M itglieder 5 5 8 f 7 beträgt und um H( 0, wohl unter dem
Einfluß des Krieges, zurückgegangen ist. Das Vermögen der
Genossenschaften beträgt f58,H M illio ne n gegen 1(39,5 M illionen
im Zahre (9^3. Nach Erstattung des Berichtes hielt der A nw alt
des Allgemeinen Genossenschaftsverbandes, Professor v r . Trüger,
einen.. Vortrag über das - Genossenschaftswesen -im Uriege. Nach
einer Aussprache über den Vortrag und nach Erledigung der
Vorstandswahlen wurde der Verbandstag m it einen: Hoch auf den
Kaiser, den Großherzog und unsere Truppen zu Wasser und zu
Tande geschlossen.
A n: f5. J u n i tagte hier der Südwestdeutsche Gauverband
des Verbandes K a t h o l i s c h e r K a u f m ä n n i s c h e r V e r e i n i ­
g u n g e n . Der Verband zählt zurzeit rund 36 000 Mitglieder.
I h m ist auch die Karlsruher Fidelitas, Verein katholischer Kaufleute
und Beamten, angeschlossen. Der Gauverbandsvorsitzende StephanW annheim erstattete den Bericht. E r bezog sich hauptsächlich auf
die Tätigkeit der Vereine während des Krieges. W ittel wurden
von den einzelnen Vereinen für Tiebesgabensendungen an die in:
Felde stehenden Witglieder, sowie, soweit es nötig war, für Unter­
stützung der Zurückgebliebenen aufgebracht.
Der V e r e i n d e u t s c h e r B o s e n f r e u n d e hielt am l9.
und 20. J u n i seinen 50. Kongreß hier ab. Ich:: Taufe des
besichtigten die Teilnehmer den Stadtgarten und besonders die
neue Bosenanlage und die Schuittrosenausstellung. Abends fand
auf Einladung der Stadtverwaltung in: Terrasfensaal der T ie r­
gartenwirtschaft eine gemütliche Zusammenkunft statt, an der sich
der Oberbürgermeister und die Stadtgartenkommission beteiligten.
Oberbürgermeister Siegrist begrüßte die von auswärts gekommenen
Rosenfreunde und dankte den Herren, daß sie sich trotz des vor
wenigen Tagen auf Karlsruhe erfolgten feindlichen Fliegerangriffs
nicht hätten abhalten lassen, hier zu erscheinen. Die Stadtverwal­
tung sei ihnen dafür zu besonderem Dank verpflichtet. Es sei
erfreulich, daß, weil wegen der Zeitverhältnisse eine Reihe der für
das Stadtjubiläum angesetzten Veranstaltungen wegfallen mußten,
wenigstens die Rosenausstellung zustande gekommen sei.
Der
Oberbürgermeister schloß seine Ansprache mit einem Hoch aus den
Verein der Deutschen Rosenfreunde. Rosenzüchter Böhm aus
Oberkassel-Bonn dankte namens der Gäste für die herzliche Be­
grüßung. E r feierte Karlsruhe als die Stadt, in der der Rosen­
zucht ein besonderes Interesse entgegeugebracht werde. I n : Stadt­
garten m it seinen beiden Rosarien habe Karlsruhe eine einzigartige,
seltene Sehenswürdigkeit. Der Redner weihte sein G las der Stadt
und der Stadtverwaltung. , Aohlmannslehner aus Berlin-Britz
brachte den Stiftern der zahlreichen Ehrengaben ein Hoch. — Der
geschäftliche T eil der Versammlung nahm den Vorm ittag des 20.
in Anspruch. Stadtgartendirektor Ries erstattete den Jahresbericht.
Der Verein zählt über 2000 M itglieder. E r verfügt über ein
Vermögen von rund (0^30 M k. Dem Roten Kreuz sind (000 M k.
gespendet worden. Verschiedene geschäftliche Angelegenheiten wurden
sodann erledigt. Eingehend befaßte sich die Versammlung m it der
Frage der E in fuh r ausländischer abgeschnittener Rosen. Große
Summen gingen durch die bedeutende Blumeneinfuhr ins Ausland.
Der Wunsch nach Zöllen auf Schnittblumen wurde geäußert und
unterstützt. Das Publikum und die Blumenverkäufer könnten viel
dazu beitragen, die allzugroße E in fu h r zu verhindern. Der neuen
Rosenanlage im Stadtgarten wurde von fachmännischer Seite ein
großes uneingeschränktes Lob gezollt. E s wurde gesagt, daß der
Rosengarten in seiner Gliederung ein Meisterstück darstelle. Garten­
direktor Ries wurde hierbei ein besonderes W ort der Anerkennung
gewidmet. Nach Erledigung der Tagesordnung beschloß der
Kongreß, eine Ergebenheitsdepesche an die Kaiserin, die Schutz­
herrin des Vereins, zu senden. Die Teilnehmer der Versammlung
unternahmen hierauf nochmals einen Rundgang durch den Stadtgarteu. A m Nachmittag wurde auch die Rofenanlage im städ­
tischen Krankenhaus besichtigt. — Die neue Rosenanlage, die im
Stadtgarten anläßlich des Kongresses des Vereins der Rosenfreunde
geschaffen wurde, umfaßt ein Gebiet von H000 c^m. Dieser Raum,
der vor Jahresfrist noch brach lag, ist nunmehr von 20000 Rosen-stämmen und -Büschen bedeckt. Uber die einzigartige Anlage ist
oben schon kurz berichtet worden. E rw ähnt sei hier noch, daß
neben der Neuanlage auch das bisherige Rosarium des Stadtgartens
beachtenswert und sehenswert bleibt. Hier standen in der Zeit,
von der berichtet wird, besonders die Schlingrosen, die in der
Neuanlage noch nicht in ausgewachsenem Zustande angetroffen
wurden, in reicher Blütenfülle. Die Rosenausstellung des Vereins
Deutscher Rosenfreunde erfuhr dazu noch eine Erweiterung durch
eine Schnittrosenschau. I m Neubau der Festhalle (Gartensaal)
waren diese Schnittrosen, die ebenfalls aus allen Gauen Deutsch-i
lands eingeschickt wurden, ausgestellt. Sie konnten von den Be-
suchern des Stadlgartens am t9. und 20, Zum ohne Bezahlung eines
besonderen Eintrittsgeldes besichtigt werden. Auch für diese A b ­
teilung war für die Rosen an Stamm und Stock eine Prämiierung
vorgesehen. Ehrenpreise standen vom Großherzog, von Prinzessin
M a x , von der Stadt Karlsruhe und von einer größeren Anzahl
hiesiger Einwohner zur Verfügung, im ganzen über HO Einzelpreise.
A m 2H. J u n i fand hier die von ^56 Vertretern aus allen
Teilen des Deutschen Reiches besuchte Genossenschaftsversammlung
der B r a u e r e i - u n d M ä l z e re i - B e r u f s ge n o s s e n s ch a f t
statt. Der Vorsitzende teilte mit, daß die Genossenschaft Ende
(9 lH 57H6 ( ( 9 ( 5 : 5900) Brauereien und 75 ( (766) Mälzereien
umfaßte. Die Z a h l der entschädigungspflichtig gewordenen Anfälle
ist von (033 auf 98H zurückgegangen, ebenso ist die Summe der
Entschädigungen auf 2 6 76H 3( M k. herabgegangen. Die Bilanz
schließt m it (8 6 H 6 2 5 ( M k . ab. Die Rücklagen betragen (H (5 3 5 5 ( M k.
Rechnungsprüfung, Stellvertreterwahl, Voranschlag für ( 9( 6 im
Betrage von 3 (9 300 M k. wurden genehmigt. Die Versammlung
stimmte dann einer Verfügung des Reichsversicherungsamtes über
eine Vereinfachung der Mahlen zu und nahm eine Bekanntgabe
über die Anstellung von infolge Dienstbeschädigungen im Kriege
verabschiedeten (Offizieren im Zivildienst entgegen. E in Antrag
über eine Beitragserlassung wurde abgelehnt, ebenso ein Antrag
über die Gewährung von Tagegeldern für die Vertreter der
Genossenschaftsversammlung.
A m 26. Z um tagte hier die Jahresversammlung des
B a d i s c h e n L a n d e s w o h n u n g s v e r e i n s. Aus dem Bericht
ging hervor, daß sich der Verein bis zum Ausbruch des Krieges
gut entwickelt hat. Das Archiv und die Bibliothek waren weiter
ausgebaut, die Wanderausstellung von einer größeren Anzahl von
Städten in Anspruch genommen worden. Für die Beteiligung an
der Jubiläumsausstellung in Karlsruhe waren umfassende V or­
bereitungen getroffen und ein K a pita l von H5 000 M k. gesichert.
Die Z a h l der gemeinnützigen Bauvereinigungen ist seit Bestehen
des Vereins zu Beginn des Jahres ( 9 ( ( von 23 auf HO gestiegen.
Die Bemühungen um die Förderung des Kleingartenbaues hat der
Verein im Kriegsjahr fortgesetzt.
Auch die Fürsorge für die
Kriegsinvaliden und Hinterbliebenen hat sich der Verein zur Aufgabe
213
—
gemacht, soweit es sich dabei um die Verbesserung der Wohnungsverhaltnisse dieser Kreise handelte; auf seine Anregung hin sind
zwei Unternehmungen der Kriegshinterbliebenenfürsorge in Singen
und in Karlsruhe entstanden. Geschäfts- und Kassenbericht wurden
genehmigt. Bei der Eröffnung der Versammlung hatte der stell­
vertretende Vorsitzende, B aurat August Stürzenacker von hier, dem
verstorbenen Vorsitzenden, Oberbürgermeister Dr. Minierer von
Freiburg, einen Nachruf gewidmet und mitgeteilt, daß in der
vorausgegangenen Vorstandssitzung Exe. D r. Ferdinand Lewald in
Karlsruhe einstimmig zuin ersten Vorsitzenden des Vereins gewählt
worden sei.
A m 28. Bum trat unter dem Vorsitze des Geh. Oberregierungsrates K a rl Salzer von hier der Landesausschuß des Ba d i s c h e n
L a n d w i r t s c h a f t l i c h e n V e r e i n s zu seiner ordentlichen
Jahresversammlung zusammen. F ür das Ministerium des In n e rn
war Geheimrat Alexander Wiener, für die Landwirtschaftskammer
Gkonomierat D r. K a rl M ü lle r erschienen. Der Geschäftsbericht
für 1 9 wurde genehmigt, ebenso der Voranschlag für 1915.
''Danach betragen Einnahmen und Ausgaben 19680 M k. Der
Reingewinn des Jahres 191H belief sich auf 9 l9 9
53 j?f.
Das Präsidium wurde ermächtigt, nach Maßgabe der Anforderungen
des Krieges die Geschäfte während der Kriegszeit fortzuführen.
A m 22. J u li fand unter dein Vorsitze von Frau Ju lie
Bassermann aus M annheim hier eine Konferenz des B a d i s c h e n
V e r b a n d s f ü r F r a u e n b e s t r e b u n g e n statt. Die Berichte
behandelten „die soziale Fürsorge für Krieger-Witwen und -Waisen
in Verbindung m it Berufsberatung", „Hausfrauenorganisation",
den „sozialen Ausbau der Reichswochenhilfe", „die Obstverwertung"
und die „Kriegsspende Frauendank 1915". Alle Berichte gaben
Anlaß zu einer Aussprache.
A m 25. August fand eine außerordentliche Generalversamm­
lung der B a d i s c h e n B r a u e r e i - E i n k a u f s g e n o s s e n ­
s c h af t hier statt.
A ls einziger Aunkt stand auf der Tages­
ordnung die Beschlußfassung über die Beteiligung der Genossen­
schaft am Gersteneinkauf durch die Gerstsnverwertungsgesellschaft
in Berlin. Der Geschäftsführer der Genossenschaft, Dr. Hermann
Karlowa-Karlsruhe, erstattete den Bericht. Seine Ausführungen
—
endigten m it dem Hinweis darauf, daß die Schwierigkeiten, die bei
Brauereien m it einem Gerstenbedarf von weniger als I O OOO A ilo
entstehen, nur durch die Bildung von Einkaufsgenossenschaften
oder durch den Ausbau bestehender zu beheben seien. Die Ver­
sammlung beschloß, daß die Genossenschaft die Vermittlung des
Gerstenbezugs für die M itglieder des Badischen Brauerbundes der
Aleinbrauer von der Gerstenverwertungsgesellschaft übernehmen
solle. A ls Gegenleistung verlange sie nur die Unterstützung durch
B e itritt zu der Genossenschaft. Eine größere Anzahl von Bei­
tritten erfolgte sofort.
A m 9 . September wurde unter dem Vorsitz von Fabrikant
Alexander Gütermann aus Gutach die 2 s. ordentliche Vollver­
sammlung des D i r e k t o r i u m s des V e r b a n d e s S ü d wes t ­
de ut s c h er I n d u s t r i e l l e r hier abgehalten. Nach Vornahme
verschiedener Wahlen berichtete Verbandssyndikus I)r. Ulieek über
Abgabe von Kriegsgefangenen an die Industrie. Das Direktorium
beschloß, die Verhandlungen darüber einem hiefür eingesetzten A us­
schuß zu übertragen, w eiter wurde über die Frage der Sicherung
von deutschem Privateigentum im feindlichen Ausland beraten.'
Sodann fanden vertrauliche Verhandlungen über Ausfuhr- und
Zahlungsverbote statt.
A m l9 . September versammelten sich hier die Vertreter der
dem p f ä l z i s c h - b a d i s c h e n V e r b a n d angeschlossenen Ge­
meinden, um zur rechtlichen Lage der f r e i r e l i g i ö s e n B e ­
w e g u n g in Baden und Bayern Stellung zu nehmen. Anträge
über die staatliche Gleichberechtigung der freireligiösen M inder­
heiten sollen den Landtagen Bayerns und Badens nach dem Ariege
unterbreitet werden.
A m 22. September hielt der badische Z w e i g v e r e i n des
E v a n g e l i s c h e n B u n d e s an Stelle der üblichen Landes­
versammlung hier einen Abgeordnetentag ab. E r begann mit
einer Gedächtnisfeier für den Mitbegründer und langjährigen
Landesvorsitzenden v . Albrecht Thoma. Hierauf gab der Ver­
treter des Zentralvorstandes, Lic. V . Everling aus Berlin, ein­
gehenden Aufschluß über die umfassende Liebestätigkeit des Zentral­
vorstandes und dessen Ariegstätigkeit. Stadtpfarrer Hindenlang
von hier berichtete über die evangelische Bewegung in Österreich.
—
2( 5
—
Schließlich wurde der Kassenbericht erstattet und die Mahlen für
den Landesvorstand vorgenommen. Unter den neu gewählten M i t ­
gliedern befindet sich aus Karlsruhe Dberrechnungsrat Aimmermann. — Abends schloß sich die Versammlung des Freiburger
Diakonissenhausvereins an. Aus dem Jahresbericht geht hervor,
daß der größte Teil des Hauses zur Aufnahme von Verwundeten
zur Verfügung gestellt wurde, daß 7H Schwestern im Dienst des
Roten Kreuzes stehen, 5 s in Lazaretten, ^8 im M utterhaus und
66 auf auswärtigen Stationen tätig sind.
Am 2H. Oktober fand die Kriegstagung des O b e r r h e i n i ­
schen ^ ü n g l i n g s b u n d e s hier statt. Nach gemeinsamem
Gesänge und dem Gingangsgebete widmete der Vorsitzende, Dekan
Hermann von Gölshausen, den Gefallenen des Bundes Morte des
Gedächtnisses. Dann hielt P farrer Diemer einen Vortrag über
„Die militärische Dugendvorbereitung und unsere Vereinsarbeit."
Der Redner forderte, daß bei dieser Vorbereitung die Sonntage
möglichst frei bleiben sollen und daß der Staat die ganze V o r­
bereitungsarbeit in die Hand nehme. Die Versammlung stimmte
diesen Forderungen zu. Uber „die Sittlichkeitsfrage im Schlag­
lichte des Krieges und w ir" berichtete P farrer a. D. Eduard
Strauß von hier. A m Abend fand ein von dem Karlsruher
Christlichen Verein junger M änner veranstalteter HindenburgAbend statt.
Ebenfalls am
Oktober fand hier der 8. B a d i s c h e
H a n d w e r k e r ge n o s s e n s ch a f t s t a g statt. A ls Vertreter der
Regierung war Geh. Oberregierungsrat V r. Schneider, als Ver­
treter der Stadt Stadtrat Ostertag erschienen. Außerdem hatte
das Landesgewerbeamt, der Verband der unterbadischen Kredit­
genossenschaften, die badischen Handwerkskammern und die K a rls ­
ruher Kreditgenossenschaften Vertreter entsandt. Der Verbands­
vorsitzende K a rl Lacroir von hier teilte m it, daß der Verband 70
Genossenschaften zähle; 2 seien während des Krieges eingegangen.
Von den 70 könne weitaus der größte Teil den Betrieb in vollem
Umfange aufrecht erhalten. Verbandssekretär Hermann Lohr von
hier hielt einen Vortrag über das gewerbliche Genossenschaftswesen
in der Kriegszeit. E r erwähnte u. a., daß die deutsche Genossen­
schaft während der Kriegszeit über ein Betriebskapital von 772,3
2s6
—
M illionen M a rk verfüge, ferner über 53^6,2 M illionen eigene
M itte l, und daß die in Deutschland bestehenden 36 000 Genossen­
schaften 33 M illia rd e n M a rk in dieser Zeit umgesetzt hätten.
Sodann teilte der Redner m it, daß 62 Genossenschaften des badi­
schen Verbandes im abgelaufenen Jahre ihre Berichte eingesandt
hätten. Sie schließen in Aktiven und passiven m it ^,7 M illionen
ab. Die Einnahmen aus dem Warenverkauf betrugen 6,7 M illionen
gegen s2,5 im Vorjahre. Der Reingewinn belief sich auf 265 377 M k.
gegen 259502 M k . im Vorjahre. Die Versammlung nahm so­
dann Vorträge über Wahrnehmungen bei Revisionen und über die
Buchführungshilfe für Genossenschaften entgegen. Nach Genehmi­
gung des Voranschlags für t 9s5/s6 wurde von den Bericht­
erstattern der einzelnen Bandwerks- und Genossenschaftsarten über
die Einwirkung des Krieges auf die Genossenschaften berichtet.
E s folgten die Vorstandswahlen und der Beschluß, den 9- Ver­
bandstag im nächsten Jahre in Konstanz abzuhalten. M it einem
Hoch auf den Kaiser und das Heer wurde die Tagung geschlossen.
A m sH. November wurde die Versammlung der badi schen
B l i n d e n hier abgehalten. Z u Punkt l der Tagesordnung:
„W ie kann das Tos der badischen Blinden verbessert werden?"
stellte Blindenlehrer Hammel aus Freiburg eine Anzahl Leitsätze
für die Vereinstätigkeit auf. Die Sätze bezogen sich auf die För­
derung der Selbständigkeit der arbeitsfreudigen Blinden, Verw illigung von Arbeit, auch an die Blinden vom Tande, Einrichtung
von Werkstätten in der Stadt und Vertrieb der fertigen Arbeiten.
Außerdem empfahl der Redner für alle Blinden Erlernen der
Punktschrift sowie Bedienung der Schreibmaschine. Besondere F ü r­
sorge bedürfe es für die z. T . sehr tüchtigen Musiker. Die Krankenund Invalidenversicherung wurde ebenfalls als Vereinsaufgabe
bezeichnet, ebenso die Verhütung der Blindheit. Nnter 72 E rb lin ­
dungsfällen seien s2 als „vermeidbar" von Ärzten bezeichnet
worden. Allen Vereinsaufgaben gerecht zu werden, bedürfe es der
Gründung von Ortsgruppen, der M ith ilfe Sehender und der A u f­
stellung von blinden und sehenden Vertrauensmännern. Punkt 2
betraf die Aussprache über den Vortrag. Bei Punkt 3 der Tages­
ordnung berichtete Steinmüller-Mannheim über Organisations­
und Verwaltungssragen.
Sodann wurde ein Telegramm an
—
2s7
—
Großherzogin Luise, die Beschützerin der Blinden, und an den
Rektor der Blindenanstalt Ilvesheim beschlossen. Z um Schluß
sang die Aarlsruher Ortsgruppe eines der Ariegslieder des jungen
blinden hier wohnenden Komponisten Reinhold Schaad, w orauf die
Versammlung „Deutschland, Deutschland über alles" anstimmte.
Die zweite Versammlung s üd w e st d e u t s ch e r B ü h n e n ­
l e i t e r , die unter dem Vorsitze des General-Intendanten des
Hoftheaters Or. Bassermann am sH. November hier tagte, behan­
delte die wirtschaftliche Lage der Theater, die zumal durch die
noch immer andauernden Einberufungen erschwert würde, und dis
vor allem hinsichtlich des Mangels an geschultem technischen Per­
sonal an die Theaterleiter die schwersten Anforderungen stelle.
Außer dieser wirtschaftlichen Frage standen in der vertraulichen
Sitzung u. a. noch Fragen der Zensur auf der Tagesordnung.
A m 5. Dezember hielten die A l i Ich H ä n d l e r Sü d d e u t s c h l a n d s hier einen Städtetag ab, der sich in der Hauptsache m it
der Frage der Milchverteilung in den Städten befaßte. M a n
war allgemein der Ansicht, daß die Verteilung der M ilch am
besten durch die seitherigen Lieferanten an die Verbraucher geschehen
könne.
Eine sehr lebhafte Aussprache entspann sich über die
Höchstpreise. Zum Schluß wurde eine Entschließung angenommen,
in der zum Ausdruck kam, die Regierung möge diejenigen Orte,
die bis dahin die M ilch noch zurückhielten und dem Vieh verfüttert
hätten, zur Milchlieferung heranzuziehen. Einer Festsetzung von
Höchstpreisen, die die Interessen von Erzeugern und Händlern
nicht schädigten, könne man nicht entgegentreten. — A lls anwesenden
Vertreter waren der Ansicht, daß noch reichlich M ilch vorhanden
sein müsse.
Am
Dezember hielt der B u n d deut scher A r c h i t e k t e n
unter der Leitung des Vorstandes Geh. Baurats Prof. Frentzen
aus Aachen seine diesjährige Hauptversammlung hier ab, in der
Ortsgruppen des Bundes vertreten waren. I n dem Bericht
wurde mitgeteilt, daß eine Eingabe des Bundes an den General­
gouverneur von Belgien empfohlen habe, der deutschen Verwaltung
in Brüssel einen periodisch zu versammelnden künstlerische!! Beirat
sür die Lösung der Fragen des Miederaufbaues in Belgien zuzuteilen. Hierauf sei eine zusagende A ntw ort erteilt worden. M it
der Zentralvereinigung der Architekten der im Reichsrate vertre­
tenen Rönigreiche und Länder in M e n habe der Bund die A b ­
haltung wechselseitiger Austauschvorträge über künstlerische und
Standesfragen vereinbart. Eine ausführliche Erörterung erfolgte
über die Frage der künstlerischen Gestaltung der Gräber unserer
gefallenen Helden.
Geh. B au ra t Roch aus Hannover hielt
während der Versammlung einen Vortrag über sachgemäßere
Behandlung der deutschen Runstfragen und über die Stellung der
Architekten zu denselben.
2. Feierlichkeiten und Festlichkeiten.
Nachträglich veranstaltete der N ä n n e r v e r e i n der D s t s t adt am f. J a n u a r eine Weihnachtsfeier, zu der die kleine Welt
eingeladen war. Die Z a h l der im Saale des Annahauses ver­
sammelten Rinder w ird auf über 500 angegeben. Die beiden
Weihnachtsspiele „D a s Christkind kommt" und „D er Lebensquell
in Nixenheim" wurden aufgeführt.
Landtagsabg. Röhler hielt
die Festrede. Die Feier endigte m it der Bescherung der Rinder,
deren Väter sich im Felde befinden.
Die ganze Veranstaltung
wurde am Sonntag den 3. Zanuar wiederholt.
Der G e b u r t s t a g des R a i s e r s wurde in der üblichen
Weise gefeiert.
Die Stadt w ar am 27. geflaggt, die meisten
Zeitungen der Residenz brachten festliche Geburtstagsartikel, manche
auch Festgrüße an den Raiser in gebundener Rede. Z u dein
Festakt im großen Saale der Festhalle am Abend des 26. hatte
der Stadtrat die Einwohnerschaft zu zahlreicher Beteiligung ein­
geladen. Eintrittskarten wurden nicht ausgegeben, Eintrittsgeld
nicht erhoben.
Sowohl in den Saal als auch auf die obere
Galerie hatten Herren und Damen Z u tritt. Die Festhalle war
m it frischem Grün und den überlebensgroßen Büsten des Raisers
und des Großherzogspaares geschmückt. Saal und Galerien waren
dicht besetzt. Z n den ersten Reihen befanden sich u. a. die vier
Winister, der preußische Gesandte von Eisendecher, die Generale
von Nkanteuffel, von Rrossigk, Rink von Baldenstein, Roedsr von
Diersburg und Fritsch, Großhofmeister von Brauer, Oberbürger­
meister Siegrist, die Bürgermeister v r . j)a u l und I0r. Horstmann,
der Landeskommissär L)r. Flad, der Amtsvorstand Geh. Rat
--
2(9
—
Seidenadel, ferner Zahlreiche andere Beamte und Offiziere, die
Mehrzahl der M itglieder des Stadtrates und der Stadtverordneten.
Um halb neun Uhr trafen das Großherzogspaar und Großher­
zogin Luise ein, worauf alsbald die Feier begann. Das Hof­
orchester spielte unter der Leitung von Hofkapellmeister Lorentz
die Ouvertüre zu „Leonore" N r. I I I von Beethoven, es folgten
die Mannerchöre „M e in Lieben" von R a rl Türk, „Segenswunsch"
von M a x von Weinzierl, vorgetragen von der Rarlsruher Sänger­
vereinigung unter Leitung von Seminarmusiklehrer Rahner. Geh.
Hofrat Rebmann hielt die Festrede. An diese schloß sich allge­
meiner Gesang m it Orchesterbegleitung: „Raiserhymne". Sodann
wurden von der Sangervereinigung die Mannerchöre vorgetragen:
„Der brave Reitersmann" bearbeitet von Friedrich Silcher und
„Soldatenlied" von Im a n u e l Faißt.
M i t dem Vortrag des
„Raisermarsches" m it Schlußchor von Richard Wagner durch die
Sängeroereinigung und das Hoforchester wurde die Feier beendigt.
Im
Hoftheater wurde als Festvorstellung Richard Wagners
„Tannhäuser" gegeben. B or Beginn der Vorstellung brachte
Hoffinanzrat Ruppert das Raiserhoch aus, an das sich die Raiserhymne anschloß. — Religiöse Feiern wurden anläßlich des kaiser­
lichen Geburtsfestes ebenfalls abgehalten. W ir erwähnen die Fest­
gottesdienste am 27. in der evangelischen Stadtkirche und der katho­
lischen Stephanskirche. Dem Militärgottesdienst in der Stadtkirche
wohnten auch das Großherzogspaar, Großherzogin Luise und
Prinz M a x m it Rindern an, Rirchenrat Schlömann hielt die Fest­
predigt, Bei dein Gottesdienst für die Zivilgemeinde waren die
staatlichen und städtischeil Behörden zahlreich vertreten.
Eine
Empore war von den Iugendvereinen vollständig besetzt. Stadt­
pfarrer Rapp hielt die Festpredigt. Nach derselben trug der
Verein für evangelische Rirchenmusik den Lützotvschen Thor „Segne
den Raiser" vor. I n der katholischen Rirche fand M ilitärgottes­
dienst m it predigt und Hochamt statt.
M ilitäroberpfarrer
O r . Holtzmann leitete die Feier.
Daran schloß sich ein feierlich
levitiertes Hochamt -für die Zivilbevölkerung, dem die M inister
von Bodman und V r. Rheinboldt und zahlreiche andere Persön­
lichkeiten anwohnten. Die Iugendwehr war m it 200 Personen
vertreten. Der Rirchenchor sang die Ni^.-a solemnis von Franz
—
220
—
picke und das Bulvum Iiac Imperutorem von palestrina. Geist­
licher R at und Ehrendomherr Knorzer zelebrierte das Hochanü.
I n den beiden Vinzentiushäusern fand Festgottssdienst und eine
weltliche Feier statt. Von den Feierlichkeiten in den Lazaretten
sind uns folgende bekannt geworden: I m Vereinslazarett Luisen­
haus wurden am 26. deklamatorische, gesangliche und musikalische
Vorträge abgehalten.
Rechnungsrat M ilhelm Hambrecht hielt
eine Ansprache. Der Feier am 27. wohnte Großherzogin Luise
an. Der katholische Anstaltsgeistliche, Kaplan Klemens Irio n ,
hielt eine Ansprache, vor und nach derselben sang der Mädchenchor
der Hebelschule. Dann ergriff M irk l. Rat von Thelius das M o rt
zu einer Ansprache. M it dem von Verwundeten vorgetragensn
Schlußgesang aus Richard Magners Kaisermarsch endigte die
Feier. I m 2. Reserve-Lazarett (in der Baugewerkschule) wurde
ebenfalls eine Vorfeier am 26. und die Hauptfeier am 27. abge­
halten. A n beiden Tagen wurde m it M ozarts Don Iua n -O u ve rtüre begonnen, dann folgte am 26. ein Prolog, verschiedene musi­
kalische Vorträge und die Darstellung des dramatischen Scherzes
„Kurm ärker und pikarde" durch F rl. Susi Ettlinger und Zeichen­
lehrer Steinel. Z u der Veranstaltung am 27. war Großherzogin
Luise sowie Oberbürgermeister Siegrist, Generalmajor Limberger
u. a. erschienen. Nach dem Vortrag des Prologs hielt der Chef­
arzt des Lazaretts, M edizinalrat Or. Bongartz, die Festrede. Es
folgten „Lebende B ild e r" und deklamatorische und musikalische
Vorträge.
Der Feier im Lazarett III (Gewerbeschule) wohnte
ebenfalls Großherzogin Luise an. Die Feier wurde durch einen
Prolog eingeleitet, den Fritz Römhild (Romeo) zu dieser Veran­
staltung gedichtet hatte und selbst vortrug. Geh. Oberreg.-Rat Lange
hielt sine Ansprache. Musikalische Vorträge schlossen sich an. I m
Privat-Lazarett Herz Iesu -S tift fand am 26. eine schlichte Feier statt.
Nach einer Ansprache des leitenden Arztes Or. Alfons Fischer hielt
p ro f.O r. Richard Lossen einen V ortrag über „Einigkeit und Zerrissen­
heit". Einige patriotische Lieder wurden vorgetragen. Z u r Erinne­
rung an den Tag ließ Großherzogin Luise den Verwundeten ein Büch­
lein betitelt „ Z u Kaisers Geburtstag O f S " überreichen. I m Lazarett
Städtisches Krankenhaus hielt der Direktor Professor V r. von Beck
die Festrede. E s folgten einige Musikstücke; dann einige Männer­
221
chöre des Gesangvereins „Liederkranz". E in allgemeiner Gesang
schloß die Veranstaltung. I m Reserve-Lazarett V II (BismarckStraße ( 0 ) veranstaltete die Feuerwehr- und Bürgerkapelle eine
musikalische Aufführung. Endlich hielt die zurzeit hier anwesende
freiwillige Eanitätsmannschaft des Roten Areuzes eine der Zeit
entsprechende Aaiserfeier. Privatm ann Dr. Friedrich Etröbe hielt
die Aaiserrede.
A m 19. M ä rz beging M b e r i n AI . T h e o l a vom HerzIesu-Etist iin Stadtteil M ü hlb urg das silberne profeßjubiläunn
Am Vorabend überbrachte Etadtpfarrer Isemann in it dem E tiftungsrat von Et. Peter und P aul der J u b ila rin die Glückwünsche
und überreichte ihr als Geschenk ein Muttergottesbild. A m 19.
selbst versammelte sich im Stift, das, wie an anderer Stelle erwähnt
ist, zur Zeit als Ariegslazarett dient, Vertreter des Landesvereins
vom Roten Areuz und des Generaloberarztes, der katholische Stadtpfarrer Isemann, der evangelische Dekan Ebert, Arzte, die Ver­
wundeten und andere Damen und Herren. E in Mädchen sprach
einen Prolog. D r. meä. A lfons Fischer würdigte die aufopfernde
Tätigkeit der J u b ila rin . Dekan Ebert überreichte ihr im A uftrag
der Großherzogiu für den Badischen Frauenverein als Zeichen der
Anerkennung das allgemeine Silberkreuz im Rahmen. Dann sprach
Stadtpfarrer Isemann namens der pfarrgemeinde von Et. Peter
und Paul, D r. Etröbe namens des Landesvereins vom Roten
Areuz. Lehrer IVehenkel überreichte der J u b ila rin eine kleine
Aassette m it den schriftlichen Glückwünschen der Verwundeten des
Lazaretts, von denen jeder auf einer von Aunstmaler Viktor Hauck
entworfenen Aarte seine Gedanken niedergeschrieben, zum Teil im
Schützengraben, ein Einarm iger in sauberer Linkshandschrift. Aunst­
maler Hauck überreichte namens der Freunde des E tifts eine Uhr.
Harmoniumspiel und zwei Eoli einer Schwester schlossen die Feier.
Der ( 0 0 . G e b u r t s t a g des F ü r s t e n B i s m a r c k fand
auch hier eine der Zeit ensprechende ernste Feier. Hätte man den
f. A p ril (9 (5 im Frieden begehen können, dann wäre die Feier
in Aarlsruhe, im ganzen Reiche und überall, wo Deutsche wohnen,
zu einer machtvollen nationalen Aundgebung des Gedenkens an
deu großen Kanzler geworden. Die hiesige Gedächtnisfeier fand
am Abend des 3s. M ärz in i großen Saal der Festhalle statt. Der
222
—
Stadtrat lud dazu die Einwohnerschaft ein. Eintrittskarten wurden
nicht auSgegelren, Eintrittsgeld nicht erhoben. Über den Saal
hin schaute hochragend aus Lorbeergrün die Rolossalbüste B is ­
marcks. Das Großherzogspaar und Großherzogin Luise hatten
Vertreter entsandt. Ferner waren anwesend die vier Minister, der
preußische Gesandte, der stellvertretende kommandierende General
F rh r. von M anteuffel, Generalleutnant Rink von Baldenstein,
Großhofmeister von Brauer, Oberbürgermeister Siegrist, die drei
Bürgermeister, M itglieder des Stadtrats und Stadtverordnete und
andere Personen, M änner und Frauen, in so großer Zahl, daß
Saal und Galerien der flutenden Menge kaum Platz boten und
mancher, der sich verspätet hatte, wieder umkehren mußte. Die
Feier wurde m it der Ouvertüre zu „Rienzi" eingeleitet, vorgetragen
von: Hoforchester unter Leitung des Hofkapellmeisters Lorentz. Dann
folgte der Männerchor „Deutscher G ru ß " von A a rl Zsenmann,
gesungen von der Aarlsruher Sängervereinigung unter Leitung des
Seminarmusiklehrers Rahner. Direktor Metzger von der Fichte­
schule hielt die Gedächtnisrede. E r kennzeichnete Bismarck als
den Schmied der deutschen Einheit und als den getreuen Eckardt
des deutschen Volkes. Zn Bismarck verkörpten sich die Grundzüge
des deutschen Wesens: Tapferkeit, Treue und Wahrhaftigkeit,
Gemütstiefe und gesunde Lebensfreude. Bismarcks Werk werde
nicht untergehen, so lange Bismarcks Geist in uns lebe, der Geist
der unbedingten Liebe und Hingabe an das Vaterland, der Geist
und der W ille zu opferfreudiger T a t im Dienste für Aaiser und
Reich. A n die Rede schloß sich der Männerchor mit Orchester:
„Siegesgesang der Deutschen nach der Hermanns-Schlacht" von
Franz Abt. Der „Huldigungsmarsch" von Richard Wagner bildete
den Schluß. — Der Betrag von 26 s M k . 50 Pf., der an den
Saaleingängen bei den programmabgabestellen einging, wurde
hälftig dem Roten Areuz und der Sammlung zur Unterstützung
bedürftiger Ariegerfamilien überwiesen. — Zn den Schulen wurden
ebenfalls Erinnerungsfeiern abgehalten. — A m 3. M a i ver­
anstaltete die Freiwillige Bürgerwehr im kleinen Festhallesaal zum
Gedenken Bismarcks einen Festabend. Die Schülerkapelle unter
Leitung des Hauptlehrers w ölfle leitete den Abend m it einem
Marsch ein, Finanzrat Zim m erm ann begrüßte die Erschienenen.
—
22Z
—
Sodann trug F rl. Paula Allegri einen von Albert Serauer gedich­
teten Prolog vor, worauf Geh. Studienrat Boesser die Festrede
hielt. Daran schloß sich der allgemeine Gesang: „Deutschland,
Deutschland über alles." Es folgten gesangliche Vorträge des Lieder­
kranzes, weitere Darbietungen der Schülerkapelle und Kriegslieder zur
Laute von Joseph Derichs. A u t der Darstellung von Lichtbildern
aus Bismarcks Leben und dem Schlußmarsch „D er gute Karnerad",
von der Schülerkapelle vorgetragen, ging die Feier zu Ende. —A n Stelle der herkömmlichen Feier, die die Studentenschaft „Fridericiana" in Friedenszeiten am 2 s. Z um bei der Bismarcksäule in
Ettlingen zu begehen pflegt, fand in diesem Zahre
2 H. J u n i
in der Aula der Technischen Hochschule eine schlichte Feier statt,
zu der sich die Freunde der Anstalt in großer Z a h l eingefunden
hatten. Professor Or. Böhtlingk hielt die Festrede.
Am lO. M a i veranstaltete der „Liederkranz" die jährliche
Gedächtnisfeier für J o h a n n P e t e r H e b e l . Der Verein begann
mit dem Vortrag des Liedes der „Deutschen in Lyon" von Mendels­
sohn. Nach dein daran anschließenden Hebellied „Looset, was i
Euch w ill sage" von Spohn hielt Stadtpsarrer Hindenlang die
Gedächtnisrede. E r wies insbesondere aus die treu-deutsche Ge­
sinnung und die Vaterlandsliebe Hebels hin, aus dessen Merken
auch das heutige Geschlecht K ra ft schöpfen könne. Dann sang der
Thor das „Grenadierlied" von Tassimir und eine Tondichtung
von Munz „D ie Drossel im M a id ".
M it dem gemeinsamen
Gesang „Deutschland, Deutschland über alles" wurde die Feier
am kranzgeschmückten Hebeldenkmal im Schloßgarten geschlossen.
Am 6. J u n i fand ein V a t e r l ä n d i s c h e r S o m m e r t a g
der Karlsruher Zugend im Stadtgarten statt.
Knaben und
Mädchen — die Z ahl der teilnehmenden Schulkinder wird aus
2000 angegeben — zogen m it ihren Fahnen und Fähnchen unter den
Klängen zweier Abteilungen der Schülerkapelle in langem Zuge
durch den Garten. Die am Ausgang zum kleinen Festhallesaal
ausgestellten Kolossalbüsten des Kaisers und des Großherzogs
wurden von der Zugend beim Vorbeizug m it stürmischen Hochs
und Hurras begrüßt. Am See stimmten die Kinder „D ie Macht
am Rhein", „Deutschland, Deutschland über alles" und anders
vaterländische Lieder an. Verschönert wurde die Veranstaltung des
—
224
Somniertags durch die M itw irku ng der Kapelle des LandwehrErsatz-Bataillons sOZ.
Der Reinertrag des Sommertags wurde
der städtischen Sammlung zur Unterstützung bedürftiger Kriegerfamilien und dem Landesverein vom Roten Kreuz zu je s050 M k.
überwiesen. — A m 23. August wurde im Stadtgarten ein Vater­
ländischer Abend zugunsten der Fürsorge bedürftiger Kriegerfamilien
abgehalten. M itwirkende: Der Musikverein „Harm onie", Mitglieder
des ^nstrumentalvereins und der Militärkapellen der Garnisonen
Karlsruhe und Durlach und des Gesangvereins „Konkordia".
Den Schluß der Veranstaltung bildete Kremsers „Altniederländisches
Dankgebet", bei dessen Vortrag Chor und Orchester Zusammen­
wirkten. Der Stadtgarteusee war beleuchtet. Der Reinertrag belief
sich auf U 0 0 M k.
Anläßlich des 85. G e b u r t s t a g e s des K a i s e r s F r a n z
J o s e p h fand am s8. August vormittags halb sO U hr in der
Stephanskirche ein Hochamt statt, dem der Großherzog, der stell­
vertretende kommandierende General des lH. Armeekorps Freiherr
von Manteuffel, die M inister F rhr. von Bodmann und Vr. Hübsch,
der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats v r. Uibel und
zahlreiche sonstige hohe Offiziere und Beamte, Vertreter der Stadt­
verwaltung und M itglieder der hiesigen österreichisch-ungarischen
Kolonie anwohnten. Die Stadt trug am frühen Morgen reichen
Flaggenschmuek, der noch bedeutend größer wurde, als gegen f l Dhr
vormittags die Besetzung der russischen Festung Kowno durch
unsere Truppen bekannt wurde. Von l — V2 - U hr spielte aus
diesem Anlaß auf dem Marktplatze eine M ilitärkapelle vaterländische
Lieder, während von den Türmen Glockengeläute ertönte. Um
5 U hr wurden auf Befehl des Großherzogs auf dem kleinen
Exerzierplatz von einer Abteilung des Feld-Artillerie-Regiments
N r. lH Ehrenschüsse abgegeben. A m Abend fand im Stadtgarten
ein österreichisch-ungarischer Konzertabend statt. Die Klänge der
österreichischen Kaiserhymne am Schluß eines kriegerischen T on­
gemäldes von Theimer wurden vom Publikum stehend angehört.
Am
Oktober veranstaltete anläßlich des 50. Geburtstages
des elsässischen Dichters F r i e d r i c h L i e n h a r d der KarlsruherVerband vaterländischer Vereine im großen Rathaussaal einen
Festabend. Stadtpfarrer Hindenlang eröffnete mit einem Vorspruch,
225
—
der in: Geiste der Dichtungen Lienhards gehalten war. Dann
sprach j)rofessor Christian Schmitt aus Straßburg über seinen
elsässischen Landsmann und Freund. E r bot eine W ürdigung
Lienhards nach dessen Lebenswert und dessen Stellung im deutschen
Geistesleben. Hofschauspieler Felix Baumbach trug mehrere Gedichte
und Orosastücke Lienhards v o r/
F rl. Eisengrein sang Lieder
Lienhards, die F rl. A la ra Faißt vertont hatte. Z um Schluß des
Abends sprach Hofschauspieler Baumbach einen von F rl. Ziska
Luise Schember verfaßten Spruch auf Deutschland.
A m 3 s. Oktober vormittags halb 12 U hr veranstalteten die
hiesigen militärischen Vereine an den Kriegergräbern auf dem
Hauptfriedhof eine G e d ä c h t n i s - F e i e r Zu E h r e n d e r i m
A a m p f e f ü r d a s V a t e r l a n d G e f a l l e n e n u n d Gestorbenen.
Die Vereine traten in der R a rl Wilhelm-Straße an und zogen
unter Vorantritt der Bürger- und Feuerwehrkapelle und einer A b ­
teilung der Aarlsruher Schützengesellschaft zu den beim Arematorium
gelegenen Ariegergräbern.
Die Ruhestätten der Arieger, deren
Z ahl schon auf über 250 angewachsen ist, waren wieder wie im letzten
Jahre von der Stadtverwaltung geschmückt worden. In m itte n
der beiden Felder war je ein hochragendes Areuz, umhüllt von
Lorbeer, errichtet worden. Jedes einzelne Grabkreuz trug einen
Aranz, und die kleinen Hügel selbst waren m it blühenden Astern
geziert, deren verschiedene Farben gelb, blaßrot und weiß gleich­
mäßig auf die einzelnen Reihen verteilt waren. Z u der Gedächtnis­
feier war der Großherzog erschienen, Großherzogin Luise hatte
einen Vertreter entsandt.
Außerdem bemerkte man unter den
Anwesenden den kommandierenden General Frhrn. von Manteuffel,
Minister von Bodman, Oberbürgermeister Siegrist, Bürgermeister
Or. Horstmann, Generalleutnant Rink von Baldenstein, General­
major z. D. Limberger, General Fritsch als Vertreter des badischen
Militärvereinsverbandes, Oberst von Brunquell, Aommandeur
des Landwehrbezirks, sowie zahlreiche sonstige Offiziere, Stadträte
und Hinterbliebene gefallener Arieger.
Die Feier wurde m it dem
C horal: „ E s ist bestimmt in Gottes R a t" eingeleitet. D arauf
hielt Geh. Rat M a jo r Aopp die Gedächtnisrede.
Leise setzte
sodann die Aapelle m it dem Choral „Jesus, meine Zuversicht"
ein: Dann legte der Großherzog zwei m it Schleifen in den badischen
Landesfarben geschmückte Kränze an den Gräbern nieder. Trom m el­
schlag folgte, worauf der stellvertretende Vorsitzende des Karlsruher
M ilitärvereins, Gberrevisor Steiner, eine Ansprache hielt. Eine
dreifache Salve der Schützenkompagnie hallte über die Gräber, die
Kapelle spielte das Lied: „ M e sie so sanft ruhen", worauf sich
die Versammlung auflöste. — V or der Feier, vormittags ^2 l t Uhr,
wurden auf dem alten Friedhof an den Gräbern der Gefallenen
von l 870/7 l namens des Militärvereinsverbandes und namens
der Karlsruher militärischen Vereine ebenfalls Kränze niedergelegt.
Am
November veranstaltete der Grtsverein des E van­
gelischen Bundes eine A l b r e ch 1 - T h 0 m a - G e d ä ch tu i s f e i er. E in langjähriger M itarbeiter Thoma's, Seminarprofessor
R u d olf Schäfer, schilderte den Verstorbenen als Lehrer und
Erzieher; als Menschen und Christen schilderte ihn Stadtpfarrer
Rapp.
Der letztere verglich ihn in seinem Trotz und seinen:
Kampfesmut m it M a rtin Luther.
Thoma habe sein ganzes
Können und seine ganze Arbeitskraft in den Dienst der evangelischen
Kirche gestellt. Stadtpfarrer Hindenlang sprach über die Verdienste
des Heimgegangenen um die Entwicklung des Landesverbandes
des Evangelischen Bundes und um die Ausbreitung desselben in
Baden. Abwechselnd fanden Vorträge des Kirchenchores der Süd­
stadt und des Chores der Seminaristen statt. Die Feier endigte
m it einem Schlußwort des Stadtpfarrers Meidemeier.
Die Einweihung des K 0 n z e r t h a u s e s m it einem größeren
Konzert fand, wie oben bereits kurz angedeutet, an: f f . Dezember
statt. Drei Tage vorher, am Abend des 8. Dezember, wurde
das Haus in einfacher, den: Ernste der Zeit entsprechender Meise
seiner Bestimmung übergeben. Der feierlichen Übergabe wohnten
das Großherzogspaar, Großherzogin Luise, die Königin von
Schweden. Arinz und Prinzessin M a x, sowie die Prinzessin G lga
von Cumberland an. Ferner hatten der Einladung des Stadt­
rates Folge''geleistet dis Minister Frhr. von Dusch, Frhr. von
Bodman und Or. Rheinboldt, der stellvertretende kommandierende
General F rh r. von Manteuffel, der Vizepräsident der Ersten
Kammer, Geh. Rat V r. Bürklin, nebst einer größeren Anzahl
Abgeordneter beider Kammern, die M itglieder der städtischen
Behörden, Vertreter staatlicher Behörden und Körperschaften sowie
Ztäätisches Konrerlkaus.
227
-
zahlreiche andere Persönlichkeiten.
—
Die Eingeladenen versammelten
sich zunächst im kleinen Aonzertsaal.
h ie r hielt Gberburgetmeister
Äegrist folgende Ansprache:
„ E u r e n K ö n ig lic h e n H o h e ite n ,
E u re r M a je s tä t und
E u re r G roßherzoglichen H o h e it
b itte ich, na m ens des S ta d tra te s ,
den e h rfu rch tsvo llste n un d
w ä rm ste n
D ank
da rb rin g e n zu d ü rfe n f ü r die u n s bereitete hohe E h re u n d große F re u d e des
he utigen Besuchs in diesem neuen Hause.
w ir
erkennen
d a rin
einen neuen
hochcrfreulichen B e w e is der h u ld v o lle n un d tre u e n G e s in n u n g , m it der unser
hohes F ü rsten hau s in Freude un d in Leid a n den Geschicken der Residenzstadt
le iln im m t und die es a ll ih re n U n te rn e h m u n g e n zuw en det.
ü b rig e n w e rte n G ästen, I h n e n
die
S ic
die
G ü te
h a tte n ,
A b e r auch unseren
alle n , m e in e n v e re h rte n D a m e n u n d H e rre n ,
unserer A u ffo rd e ru n g
F o lg e
zu
leisten,
sage ich
fü r das unserem neuen W erke d a m it erzeigte In te re s s e w ä rm s te n D a n k .
D a s neue K o n z e rlh a u s der S ta d t K a r ls r u h e sollte nach unseren P lä n e n
iin J u n i ds. I s . seine w e ih e e rh a lte n durch die 2 o o jä h rig e
S ta d tg rü n d u n g .
G e d e n kfe ie r der
D a s Geschick des deutschen V olkes h a t es an ders
bestim m t.
M itte n aus seiner emsigen, frie d lic h e n A r b e it m u ß te unser V o lk im
l9 N
Zn den W a ffe n
e ilen ,
um
im
m örderischen
K a m p fe
seine
Som m er
he im atliche
E rd e gegen den tückischen Ü b e rfa ll unserer fe in dselige n N a c h b a rn zu schirm en.
Auch die meisten der B a u le u te haben H a m m e r u n d
K e lle
m it
G e w e h r un d
S äbe l vertauscht. W o h l m ancher vo n ih n e n h a t den H elde ntod fü r s V a te rla n d
gefunden
—
u n te r
ih n e n
A rch ite kt und L e u tn a n t
der U n te rn e h m e r
Leox.
S chm idt.
der
H eute
E rd -
und
M a u re ra rb e ite n ,
gedenken w i r
auch
ih r e r in
E h re n und D a n k b a rk e it.
F ü r die J u b e lfe ie r w a r in
solcher Z e it
S ta d t am G ed ä ch tn ista g der G rü n d u n g , am
kein
R aum ,
w ar
doch unsere
J u n i, in tiefste T r a u e r g e h ü llt
um die unglücklichen O p fe r des fu rc h tb a re »
A n g r if fs
unsere uN bew ehrte S ta d t.
fe in d lic h e r .F lie g e r
auf
-
>
I h r e A rb e ite n aber h a t die S ta d tv e rw a ltu n g un ablässig w e ite r g e fü h rt
und so auch diesen B a n — w ie a lle bei K rie g s a u s b ru c h begonnenen B a u te n —
trotzdem
keinen
A uge nblick
unterbrochen,
ge le itet
von
dem
B estreben,
ih r
möglichstes zu r A u fre c h te rh a ltu n g der V o lk s w irts c h a ft, durch B e s c h ä ftig u n g der
U n te rn e h m e r un d A rb e ite r, b e izu trag en,
w i r kon nten das tu n im V o llg e fü h le
des unerschütterlichen V e rtra u e n s a u f die e n d g ü ltig e , siegreiche
a lle r
unserer
Feinde.
So
ist
es
ge lu nge n,
das
M o n a te nach dem d a fü r bestim m ten Z e itp u n k t, b is
der G rg e l fertigzuste lle n,
dank der
T a tk r a f t u n d
Ü b e rw in d u n g
K o n z e rth a u s
n u n m e h r,
6
a u f den elektrischen T e il
dem
B e a m te n , A rchitekten, In d u s trie lle n , H a n d w e rk e r u n d
F le iß
der b e te ilig te n
A rb e ite r.
G e w iß
eine
erfreuliche Tatsache, durchaus geeignet, die im m e r w iederkehrende B e h a u p tu n g
v on der v ö llig e n w irtscha ftlichen E rschö pfun g D eutschlands L ü g e n zu strafen.
A b e r festlichem J u b e l d a rü b e r w o lle n u n d d ü rfe n w i r
uns
auch
Z5*
heute
nicht
—
chingeben..
im
228
N och im m e r stehen M illio n e n .u n s e re r B rü d e r un d S öhn e draußen
schweren
K a m p fe
T o d e s g e fa h r.
ta p fe re n
So
fü r
stolz
ih r
w ir
Bundesgenossen
V a te rla n d » -tä g lic h
sein
d ü rfe n
e rstritten en
einen
großen
Z ie le
bedroht v o n
a lle
g e w a ltig e n
La nde, so sehr g ilt es doch auch heute
un d dem
auf
im
S iege
zu
z u z n w e n d e n r a u s z u h a rre n
in d e m
es
unseren
zu
anzuspannen
und
du rchznhaltcn
Ü berm acht.
auch dies neue H a u s seine w e ih e em p fa n g e n dadurch,
gemacht w ird ,
m it
W asser und
noch, alle unsere K r ä ft e
b is z u r e n d g ü ltig e n Z e rsch m e tte ru n g der fein dlichen
A u fg a b e dienstbar
tausendfacher
V e re in
D a ru m
soll
daß es dieser großen
seine P fo rte n
zum
ersten M a l
denen ö ffn e t, die g e w illt sind, ih r S c h e rfle in z u r L in d e ru n g d e r Last und N o t
des K rie g e s un d z u r B e re itu n g
e in e r W e ih n a c h ts fre u d e f ü r
die
be d ü rftig e n
F a m ilie n unserer käm pfenden B rü d e r beiznsteuern.
Z u v o r aber g la u b te der S ta d tra t, heute nicht n u r den städtischen K o llegie n,
.sondern auch w e ite re n K re is e n einen E in b lic k in die E in ric h tu n g des G ebäudes
gestatten zu sollen, u m ih n e n ein U r te il üb er das fe rtig e W e rk zu erm öglichen.
D ie A n re g u n g zu dieser N eusch öpfn ng ist,
vergeßlichen
A m ts - V o r g ä n g e r ,
w ie so viele
O b e rb ü rg e rm e is te r
andere,
Schnetzler,
m einem
zu
M a n ka n n sie a ls seine letzten schöpferischen G ed anke n bezeichnen.
' der V e rh a n d lu n g e n ü b e r ih re V e rw irk lic h u n g w u rd e er durch
und
den
Tod
beschloß am
seinen:
t3 -
schöpferischen
O k to b e r
tstOs
W irk e n
der
' an die In b ilä u m s k u n s ta u s s te llu n g v o n
m it
der
G ro ß he rzog lich en
R e g ie ru n g
K n u s ta usstellu ngsge bän des
m it
entrissen.
S ta d tra t
seinen
nachdem
t 9 0 2 sich a n knüpfcnde
über
die
E rs te llu n g
S ta a ts u n te rs tü tz u n g
I n m it t e n
schwere Leiden
Auf
e in stim m ig ,
un­
verdanken.
A n tra g
längere,
V e rh a n d lu n g e n
eines
dauernden
sich aussichtslos
gestaltet
c h a tte n , a n S te lle der a lte n ,
u n z u lä n g lic h e n un d b a u fä llig e n A u s s te llu n g s h a lle
einen N e u b a u zu errichten.
Diese w a r nicht n u r f ü r Ausstcllnngszw ecke e in ­
gerichtet,
sondern
w u rd e
auch
a ls
S o m m e rth e a te r
benützt.
D er
Lrsatzbau
- sollte n u n aber außerdem auch einen K o n z e rtsa a l f ü r fe in e re M u s ik a n ffü h ru n g e n
e n th a lte n .-
D ie A u fs te llu n g eines V o rp ro je k te s w u rd e den schon d a m a ls w e it
ü b e r unsere S ta d t h in a u s g e rü h m te n A rch ite kte n E u r je l k
M o ser üb ertragen ,
in d e m m a n nicht m e h r einen bloßen Zw eckbau, sondern ein auch baukünstlerisch
im Ä u ß e rn un d I n n e r n
dem
auch
b e friedig end es B a u w e rk zu e rla n g e n wünschte. N ach­
der B ürg erau sschutz
diesen
ko n n te n ihm -schon im F r ü h ja h r t y v s
V orschlag
die
e in stim m ig
V o rp ro je kte
der
g e b illig t
H e rre n
hatte,
E u rje l
L
M o s e r m it dem A n trä g e u n te rb re ite t w erd en, diese H e rre n a u f G ru n d derselben
m it dev A u s a rb e itu n g e n d g ü ltig e r P lä n e
zu
be tra u e n .
a lle rd in g s v o n d e m u rs p rü n g lic h e n G ed anke n dadurch
Ih r
V o rp ro je k t w a r
wesentlich
- daß es die Zu sam m enfa ssung des ganzen P ro g ra m m s -in
ein
abgewichen,
G ebäude, das
zudem noch M it de r Festhalte z u r E rm ö g lic h u n g gem einsam er B en ü tzu n g v e r­
bu nden
w erd en
sollte,
besonderes G ebäude,
7 s tiM m tv
im
M ai
fü r
u n tu n lic h
e rklä rte
ge genüber der Festhatte,
jg o s ,
nachdem
und
fü r
vorsah.
sachverständige
die
A u sste llu n g
e in
D e r B ürgerausschuß
A u to r itä te n
die
P rojekte,
s o w o h l des A u s s te lln n g s - w ie des K o uze rtge bäu des, durchau s g e b illig t Hatten,
r.auch'diesem Vorschläge zu, d e r ü b rig e n s die A u s s ta ttu n g des K onzertgebäudes
m it zw e i üb erein a n d crlie g e n d e n S ä le n : einem
T h e a te ra u ffü h ru n g e n
M e rk .
vorsah.
Nun
fü r
die
K o n z e rte
un d
A rc h ite k te n
e in e m
e ifr ig
fü r
a n ,', d a L
S e in e r V e rw irk lic h u n g stellten sich aber jetzt äußere S ch w ie rig ke ite n in
den M e g , die erst nach 6 J a h r e n
vo r
g ing en
a lle in
in
dem
Um stande,
ü b e rw u n d e n
daß
w e rd e n
die B a u p lä tz e
konnten.
fü r
die
S ie
großen T e ile im E ig e n tu m des S ta a te s standen un d zunächst v o n
noch e rw o rbe n w erd en m u ßten,
zum
ä n d e rn
aber
lage n
lage n
N e u b a u te n
sie in
zum
der S ta d t,
den
großen
städtebaulichen U m w ä lz u n g e n begründet, welche die V e rle g u n g des B a h n h o fs
gerade in der U m ge bun g der g e p la n te n B a u te n m it sich b rin g e n m ußte.
kann h ie r den V e r la u f dieser verw icke lten un d la n g w ie rig e n ,
noch nicht abgeschlossenen V e rh a n d lu n g e n nic h t im
G e lä n d e fra g e w u rd e schließlich dadurch geregelt,
gesamte
staatliche
A re a l
zum T e il
einze lnen
daß
zwischen L t t lin g e r S tra ß e
Ic h
heute
v e rfo lg e n .
die S ta d tg e m e in d e
und
S ie
das
B e ie rth e im e r A lle e
nö rdlich und westlich des S ta d tg a rte n s im W ege des Tausches gegen das sür
den B a h n h o fb a u
erforderliche
städtische G e lä n d e
an
sich brachte.,
Ans
der
aber heute noch fo rm e ll nicht entschiedenen F ra g e der städtebaulichen B e h a n d lu n g
des G e b ie ts nördlich des S ta d tg a rte n s m ußte die E ntscheidung A ber S te llu n g
des K onze rtha uses und des A u s s te llu u g s g c b ä u d e s ausgeschieden w erd en, w e n n
nicht der P la n ,
diese G ebäude
w enigstens
zustellen, aufgegeben w erden sollte.
G ebäude
Theod.
in A n le h n u n g
bis
zum
I u b ila u m s ja h r
fe r tig ­
I m m e r h in w u rd e bei der S te llu n g dieser
an einen V orschlag des bekannten A rc h ite kte n P r o f.
Fischer in M ü n c h e n alle mögliche Rücksicht d a ra u f ge nom in en, daß sie
sich m it jede r f ü r die G e s ta ltu n g der A m g e b u n g sich ergebenden Lösung v e re in ­
baren lä ß t.
B e u te lä ß t sich, erkennen,
w in k lig
E ttlin g e r S tra ß e
zur
daß diese G eb äud e p a ra lle l u n d recht­
o r ie n tie rt sind,
E s fe h lt ih n e n aber noch der
Anschluß und die U m ra h m u n g der p ro je k tie rte n N achbargebäude (des L a n d e s­
g ew erbeam ts zwischen E ttlin g e r S tra ß e u n d A nsstellun gsge bäu de, der B a u te n
südlich des L tt lin g e r T o rs un d an der L e ie rth e im e r A lle e , westlich des K o n z e rtHauses).
Im m e r h in
lä ß t ih r A n b lic k v o n O sten un d W esten schon heute ein
befriedigendes S tä d te b ild m it S icherh eit e rw a rte g .
W a h re n d
stattung,
schon
das
im
A usstellun gsge bäu de, u n te r W eglassung der I n n e n a u s ­
S om m er
d. I .
m ilitä ris c h e n Zw ecken
z u g e fü h rt
w e rd e n
konnte, ist das K o n z e rth a u s in der v o m B ü rg e ra u s s c h u ß u n te rm N o ve m b e r tgZ Z
e n d g ü ltig
genehm igten
G e s ta lt
in
knapp
2 J a h re n
fe rtig g e s te llt
w orden,,
obgleich sich bei beiden große G rü n d u n g s s c h w ie rig k e ite n ergeben h a tte n ..
Vorschlag,
D er
wonach cs zw ei besondere S ä le f ü r K o n z e rt u n d T h e a te r e rh a lte n
to llte , kam aber nic h t z u r A u s fü h ru n g .
D a s G eb äud e e n th ä lt danach seinem
N a m e n entsprechend n u r einen S a a l, einen K o n z c rts a a l m it gegen z w o S itz-,
platzen a u f ansteigendem P a rk e tt und e ine r S e ite n - und M itte lg a le r ie .
zugleich
w u rd e
einen
cs
Ersatz
nicht n u r
fü r
m it
das
einem
abgebrochene
nach
B e d a rf
a lte
A m aber
S o m m e rth e a te r zu
bieten,
v e rände rlichen Orchester-' und
K o nZ ertp odim tt, sondern auch m it einem B ü h n e n ra u m versehen, der zu K o n ze rt?
zwecken ganz oder teilw eise m itb e n u tz t w e rd e n kan n.
"
v - :.
D a m it endlich der S a a l auch fü r belehrende V o rträ g e
. . . -
, -
a lle r A r t dienen
—
kann —
h o ffe n tlic h w ir d
das
2Z0
—
die A kustik gestatten — sind V o rric h tu n g e n f ü r
L ic h tb ild e r angebracht.
D ie
w ü rd ig
A rc h ite k tu r
und
G änge,
festlich
im
In n e rn
ge h a lte n .
W a n d e lh a lle n
un d
und
Ä u ß e rn
Reichlich
sind
K le id e ra b la g e n
und
ru h ig , aber
die N e b e n rä u m e ,
ist einfach
R a ffe n h a lle ,
bemessen.
Zum
Schutz
gegen
F e u e rg e fa h r u n d P a n ik sind a lle m öglichen V orsichtsm aß rege ln a n gew an dt.
D ie B auko sten
w e rd e n ,
w ie
w ir
hoffen,
die
b is h e r b e w illig te S um m e
v on t l? s ooo M k . nicht überschreiten.
D ie B esich tig u n g w ir d , w ie ich zuversichtlich e rw a rte , ergeben,
das neue
Haus
nach a lle n R ic h tu n g e n
der K a r ls r u h e r B a u k u n s t,
rü h m e n
denen,
d ü rfe n .
die
an
In
sowie
dieser
a ls
ein
deutscher Technik
G e w iß h e it
möchte
un d
ich
deutschen H a n d w e rks
nicht
unterlassen,
so größ e rer G e n u g tu u n g ,
geleistet ist,
m ir
Erzeugnisse
es soll dies
ab er heute neben
an
a ls
w e ita u s
das
meiste
Ic h
von
a lle B e te ilig te n
an d e re r
S te lle
in
tue
das m it
dem, w a s
unseres ortsansässigen G ew e rbefle iß es
le id e r nicht m öglich,
z äh le n,
a llen
seiner V e rw irk lic h u n g g e arbe itet haben, den herzlichsten D a n k
u n d die A n e rk e n n u n g der S ta d tv e rw a ltu n g auszusprechen.
um
daß w ir
w o h lg e lu n g e n e s M e isterw erk
sind.
diesem Z u sa m m e n h a n g
geschehen.
den H e rre n A rchikte kten E u r je l L
Zu
e rw ä h n e n
h ie r
Ls
ist
a u fzu -
habe ich
M o se r selbst, die
d a m it
a u fs neue ih re h e rv o rra g e n d e n künstlerischen un d technischen F ä h ig k e ite n erprob t
haben,
und
ih re r
M ita rb e ite r,
den
u n e rm ü dlichen
örtlich en
B a u le ite r,
der
ih n e n eine n großen T e il der V e ra n tw o rtu n g abgenom m en h a t, H e rrn A rchite kt
B a u d re x e l.
A uch der städtischen technischen Ä m te r, die bei der E rs te llu n g der
zahlreichen technischen E in ric h tu n g e n m itg e w irk t haben,
M itg lie d e r
der städtischen B auk o m m is s io n ,
die
und
seit J a h r e n
nickt zuletzt der
in
jeder S itzung
sich in zahlreichen schw ierigen F ra g e n m it diesem B a u w e rk zu befassen hatten,
sei d a n k b a r gedacht.
M i t der Ü bergab e dieses H auses an seine B e s tim m u n g t r i t t in K a rls ru h e
das erste, der re in e n K u n s t dienende städtische U n te rn e h m e n in s Leben,
w enn
die S ta d t K a r ls r u h e z w e i J a h rh u n d e rte hin d u rch davon absehen konnte,
e igener K r a f t
R u fs
e in städtisches K u n s tin s titu t zu schaffen, trotzdem
e ine r angesehenen K u n ststa d t e rfreu en
und rü h m e n
aus
aber sich des
d u rfte ,
so ha t
sie
dieses ausschließlich dem hohen un d ta tk rä ftig e n K unstsinne ih re s Fürstenhauses
zu danken,
dessen M itg lie d e r
Tag
es stets
und
von
a ls
seit G rü n d u n g der S ta d t b is aus den heutigen
ih re vo rn e h m e
S ta a ts w e g e n
w ie
fürstliche P flic h t
K irc h e u n d
erachtet haben, persönlich
Schule, Wissenschaft un d
m a te rie lle
V o lk s w o h lfa h rt, so auch den schönen K ü n s te n ih re reiche F ö rd e ru n g angedeihen
zu lassen u n d
sie durch S c haffung e ine r R eihe
vo n bedeutenden K unststätten
zu schönster E n tfa lt u n g zu b rin g e n .
Es
w ä re
je m a ls vergessen,
lich
schnöder U n d a n k,
w o llte
dessen die K a r ls r u h e r B ü rg e rsch a ft
w o ab er n u n die S ta d t selbst cin g e g riffe n hat, w a r tatsäch­
eine Lücke v o rh a n d e n .
Denn
die
Orchester-- und
E h orm usik
entbehrte
b is jetzt in unserer S ta d t eines eigenen w ü rd ig e n H e im s : sie mußte zu Gäste
sein, te ils im T h e a te r und in K irc h e n , te ils in B a n k e tt- und B aU sälen.
A nd
sicherlich sind a u f diesen M a n g e l die berechtigten K la g e n
welche H o fr a t G rd e n ste iu
in
fe in e m tre fflic h e n
A ufsatz
m it zurückzufü hren ,
üb er das M u sikle ben
der S ta d t in deren Festschrift a n stim m t.
w e n n aber die S ta d tv e rw a ltu n g solchergestalt
an der öffentlichen K u n s tp fle g e teilzu n e h m e n ,
n u n sich entschlossen
so m u ß u n d w ir d
der V e ra n tw o rtu n g be w n ß t sein müssen, die d a ra u f ru h t.
K u n s t un d
ih re r öffentlichen
P fle g e
auf
die
S c h ille r,
P a tr io t,
er
hat
sie nicht
überschätzt,
w enn
D ie B e d e u tu n g der
gesamte K u l t u r
unseres V olkes w ir d vielfach unterschätzt.
den
h a t,
sie sich auch
un d G e s ittu n g
unser großer D ich te r
K ü n s tle rn
die
und
m ahnen den
W o rte z n r u ft:
D e r M enschheit w ü r d e ist in eure H a n d gegeben!
B e w a h re t sie!
Sie sinkt m it euch;
M i t euch w ir d sie sich he ben!
D e r M enschheit w ü r d e ! w o h in h a t sie sich geflüchtet v o r der beschämenden
Tatsache, daß L ü ge und V e rle u m d u n g , w o r t - und T ceubruch, schamlose R echts­
verletzung
und
U nm enschlichkeit
gerade
bei
den
V ö lk e rn
die gebräuchlichsten
W erkzeuge ih re r S ta a ts - un d K rie g s k u n s t ge w o rde n sind, die sich ih re r ü b e r­
legenen
viele
K u lt u r
nicht genug rü h m e n können,
und
von u n s be w u n d e rn d g la u b te n aufschauen
im m e r der M enschheit w ü r d e
Hastigkeit und F rö m m ig k e it,
zu
zu
deren K u n s t b is h e r
s o lle n ?
A b e r m ögen
in S ta u b und Schmutz tre te n :
deutscher E d e lm u t
un d
deutsche w a h r -
deutsche T re u e
w ü r d e der M enschheit e rh a lte n und v o rm U n te rg a n g b e w a h re n .
K ü n s tle r
aber
sind
be rufen,
in
der W e lt
ih re r a lle in w ü rd ig e n B a h n e n zu weisen.
gefunden zu w erden.
beschritten:
B e n u tzu n g
v ie le n
sie
des Schönen
so
sie
w ir d die
D eutschlands
der M e nschhe it die
Diese B a h n e n brauchen
nich t erst
Unsere großen deutschen M e is te r haben n ie m a ls andere
haben
die
A u fg a b e
der
K unst
nicht
d a rin
erblickt,
durch
der niederen T rie b e und R e iz u n g der G enußsucht den B e if a ll der
zu g e w in n e n .
S ie
haben
durch D a rs te llu n g
des
Schönen
die S in n e
vom G e m e in e n ab- und a u f das E rh a b e n e , das E d le und G ö ttlic h e h in g e le u k t.
Solche, aber n u r solche K u n s t v e rd ie n t alle F ö rd e ru n g un d p fle g e auch durch
die Ö ffe n tlic h k e it und A llg e m e in h e it.
M ö g e der G eist
in
die R ä u m e
seine w e ih e
sein
h a t.
von
geben.
dein
Dann
solcher K u n s t,
der
G eist
dieses neuen K u n s tte m p e ls
M ögen
a lle ,
die
der großen deutschen M e iste r,
seinen E in z u g
h a lte n
h ie r ih re K u n s t au süben ,
u ird
ih n e n
stets e r fü llt
hohen B e r u f ih re s K ü n s tle ra m tc s , w ie S c h ille r ih n gezeichnet
w ir d
dies
neue K a r ls r u h e r
der großen und schweren Z e it
der B ü rg e rs c h a ft
es geschaffen
sein
un d
K u n s th a u s
un d bleiben,
der
P flege
in
e in
w ü rd ig e s
D e n km a l
der die M p fe rfre u d ig k c it
des Schönen
und E d e ln
in
ih re r M itte ge w id m et h a t" .
Nach der Ansprache wurde der Neubau einer eingehenden
Besichtigung unterzogen. — Das ilonzeet am ss. fand zstgunften
der Aarläruher Hnegchürsorge stall.
Aiilwirkeude ' waren Dos»
opernsängerin Frau Palm-Cordes, die Hofkapellmeister Cortolezis
und Lorentz, Hoforganist Barunann, Kapellmeister Cassiniir, Hofkonzertineister Deman, Kammervirtuos M ü lle r, das Hoforchester
und die Karlsruher Sängervereinigung. Werke von Gluck, Mozart,
Schubert, Beethoven und Richard Wagner wurden vorgetragen.
Auch dein Konzert wohnte das Großherzogspaar, Prinz und
Prinzessin M a x sowie Prinzessin O lga von Cumberland an,
außerdem eine Reihe anderer Persönlichkeiten, die bei der Besichti­
gung zugegen waren. Das Haus w ar ausverkauft. Die E in ­
nahmen des Wohltätigkeitskonzerts m it rund 3000 Ulk. wurden
im vollen Betrage der städtischen Kriegsfürsorge überwiesen und
die für die Veranstaltung erwachsenen Kosten auf die Stadthaupt­
kasse übernommen.
A m Vorm ittag des s2. Dezember fand zum Gedächtnis
F r i e d r i c h H e b b e l s (gestorben am s3. Dezember td63) im
Hoftheater eine literarische Feierlichkeit statt. Spielleiter poritzky
hielt zu der am Abend in Szene gehenden Tragödie Hebbels
„Herodes und M a ria m ne " einen einleitenden Vortrag, in dein er
nicht nur dieses Werk besprach, sondern eine eingehende Würdigung
von Hebbels Wesen und dichterischem Schaffen gab. Melanie
E rm arth und W ilhelm Wassermann trugen verschiedene Dichtungen
Hebbels vor. Herr Wassermann ließ seine Deklamation mit dem
Gedichte Hebbels an König W ilhelm von Preußen' ausklingen,
m it dem der Dichter im Sommer s86s vorahnend auf einen
Krieg m it Frankreich und Rußland hinwies.
A m s8. Dezember wurde des T a g e s v o n N u i t s in
verschiedenen Feierlichkeiten gedacht. Vormittags l s Uhr legte
eine Abordnung des Gffizierkorps des Regiments bezw. des ErsatzBataillons des Leib-Grenadier-Regiments 109 am Sarge des
Prinzen W ilhelm im Mausoleum einen Lorbeerkranz nieder. Um
h'2 l 2 U hr fand vor dem Denkmal des verewigten Prinzen in der
Hans-Thoma-Straße eine schlichte Gedächtnisfeier statt, bei der
Feldwebelleutnant Grammelspacher eine Ansprache hielt.' E in
Lorbeerkranz wurde am Denkmal niedergelegt. Z u derselben
Stunde wurde eine Gedenkfeier am Grenadier-Denkmal bei der
Kaserne veranstaltet. Sie wurde durch Choralmusik der Kapelle
des Ersatz-Bataillons eingeleitet, worauf Christian Seyffarth,
2ZZ
zweiter Vorstand des Leibgrenadier-Vereins, eine Ansprache hielt.
Auch hier wurde ein Lorbeerzweig dein Gedächtnis der Gefallenen
gewidmet. Abermalige Alänge der Musik bildeten den Schluß
dieser Feier. Hieran reihte sich ein kameradschaftliches Zusammen­
sein der M itglieder des Leibgrenadier-Vereins im Vereinslokal.
A m l9- Dezember wurde die S t. M i c h a e l s k i r c h e im
Stadtteil Beiertheim eingeweiht. Die am Nachmittag stattfindende
Beisetzung des frühe verstorbenen ersten pfarrkuraten von St. Michael,
von der an anderer Stelle der Chronik berichtet wird, verlieh
der ganzen Feier ein ernstes Trauergepräge. Stadtpfarrer Zsemann
nahm unter Assistenz der Aapläne Fleig und Fischer dis Bene­
diktion der Airche vor und hielt sodann die Feftpredigt. A n diese
schloß sich das feierliche levitierte Hochamt, das ebenfalls von
Stadtpfarrer Isemann zelebriert wurde. Bei dem Hochamt sang
der Airchenchor eine Messe m it Einlagen für Solo.
Aus dem Berichtsjahre sind uns folgende W e i h n a c h t s ­
f e i e r n bekannt geworden. A m s8. Dezember fand in dem von
Verwundeten dicht besetzten kleinen Festhallesaal eine Weihnachts­
feier des Verwundeten-Heims statt, zu der das Großherzogspaar,
Großherzogin Luise, Prinzessin M a x m it ihren beiden Aindern
und die Großherzogin von Luxemburg erschienen waren. Nach
einer Ansprache von Geh. Hofrat Professor Or. Alein wurde das
im Auftrag der Großherzogin Luise aufgestellte große Weihnachts-transparent von Hans Thom a unter dem Gesang eines Mädchen­
chores enthüllt und blieb während der ganzen Feier im halb­
verdunkelten Saale sichtbar. D arauf setzte zunächst der Vortrag
des A ve -M a ria von Bach Gounod ein, sodann folgten zwei
Mannerchöre, die von Verwundeten des Lazaretts V I I I (Lehrer­
seminar 2) gesungen wurden. Der allgemeine Gesang „G roßer
Gott, w ir loben Dich" bildete den Schluß. Den Verwundeten
wurde beim Verlassen des Saals eine kleine Erinnerungsgabe
überreicht. - A m
wurde die. Feier für diejenigen Verwun­
deten, die am Tage zuvor wegen Platzmangels nicht kommen
konnten, ferner für das Pflegepersonal der Lazarette und der dem
Frauenverein angegliederten Schulen wiederholt. Auch bei dieser
zweiten Feier war Großherzogin Luise zugegen. Nach Schluß der
Feier, sowie von ö bis v Ahr abends an den beidennächsten Tagen
25§
—
durften die Fam ilien der im Felde stehende,: Krieger das Trans­
parent besichtigen. A n : 22. Dezember von 5 bis 8 A hr abends
war das Transparent gegen Zahlung von 20 P f. zugunsten des
Nerwundetenheims allgemein zugänglich. — An: l<p Dezember
fand eine Weihnachtsfeier für die Arbeiter-Jugend statt. Rechts­
anwalt b)r. Dietz hielt die Festrede, die Gesangvereine „E intracht"
und „B ruderbund" trugen Lieder vor. E in Freund der Jugend
ermöglichte es, den kleinen und den größeren Jugendlichen durch
Aberreichung von Weihnachtsgebäck eine Überraschung zu bereiten.
— Ebenfalls am l9- hielt der M ilitärverein eine Weihnachts­
feier ab, die vorzugsweise für die Rinder der M itglieder zugeschnitten
war. A u f einige einleitende Musikstücke seitens einer Abteilung
der Feuerwehr- und Bürgerkapelle folgte die Ansprache von Hofvikar W alter Brandt, in der er den Ursprung des Christentums
und seine Bedeutung für jeden Deutschen den Anwesenden in einer
Erzählung vor Augen führte. Nach den: gemeinsamen Gesang
„S tille Nacht, heilige Nacht" richteten zwei junge Damen, die eine
als Engel, die andere als Christkind verkleidet, poetische Worte
an die Rinder. Hierauf wurden Weihnachtsbilder und solche von:
westlichen Kriegsschauplatz vorgeführt. A n das letzte B ild „Unser
Kaiser" schloß sich „Deutschland, Deutschland über alles" an.
Alsdann fand Gabenverteilung an die Rinder statt. M it einigen
Musikeinlagen seitens der Rapelle schloß die Feier. — An;
20. Dezember wurde für den Fröbelschen Kindergarten in der
W ilhelm-Straße eins Weihnachtsfeier abgehalten, m it der eine
Ausstellung von Handarbeiten, sowohl der zu Kindergärtnerinnen
ausgebildeten jungen Mädchen, als auch der noch nicht schulpflich­
tigen Rinder, verbunden war. Die Rinder trugen bei der Feier
Liedchen und Gedichte vor und erfreuten sich an Spielen und Reigen.
— A m 25. Dezember versammelte die Zugendabteilung des
Katholischen Frauenbundes eine Anzahl Rinder zu einer Weih­
nachtsfeier.. Nach einer Ansprache der Borsitzenden folgten musi­
kalische Darbietungen der M itglieder und Nortrag von Gedichten
aus den Rechen der Kleinen. Z n : M ittelpunkt des Programms
stand ein lebendes B ild , Friedensgedanken verkörpernd: „Der
Weihnachtsengel m it kleinen Trabanten". Das gestellte - B ild
wurde, durch entsprechende Poesie und e:u Terzett unterstützt. Daran
-
235
—
schloß sich ein Friedensgebet. Nach den gemeinschaftlich gesungenen
Weihnachtsliedern folgte die Gabenverteilung.
F ür 75 Kinder
war ein Gabentisch gedeckt. G r enthielt Wäschestücke, Kleidchen
und 5pielsachen. -— Ebenfalls am 23. fand die Weihnachtsfeier
beim Landsturm-Infanterie-Grsatz-Bataillon statt.
Ansprachen,
musikalische Darbietungen, Deklamationen und ein Dortrag über
die Bedeutung des diesjährigen weihnachtsfestes wechselten. — A n
demselben Tage wurde eine Weihnachtsfeier im .Reserve-Lazarett 2
(Baugewerkeschule) und im Lazarett 5 t. Franziskushaus abgehalten.
Beiden Feiern wohnte Großherzogin Luise an. I m ReserveLazarett 2 wechselten Ansprache, deklamatorische und musikalische
Darbietungen, im 5t. Franziskushaus kamen noch szenische A u f­
führungen und Kiuderdeklamationen hinzu. — A m 2H. Dezember
wurden Weihnachtsfeiern bei den Leib-Grenadieren und im VereinsLazarett Herz-Iesu-5tift abgehalten.
Bei den Leib-Grenadieren
wurden Gaben verteilt, dann 5chnadahüpfel, humoristische K lavierstücke u. a. vorgetragen. I m Vereins-Lazarett fand nach einem
Harmoniumvorspiel und einer Ansprache ebenfalls eine Gaben­
verteilung statt. Der T hor der verwundeten und kranken 5oldaten
sang ein Weihnachtslied, ein 5opransolo folgte, worauf der evan­
gelische 5tadtpfarrer Dekan Ebert eine weihnachtsrede hielt. —
A m ersten weihnachtstage selbst wurden Feiern vom Gesang­
verein „Toneordia", vom Arbeiterbildungsverein, von der K a rls ­
ruher Hilfsstelle für Auslanddeutsche und im Waisenhaus abge­
halten. Der Gesangverein bot nach einer Begrüßung eine Reihe
von Thören. A ls 5olistin sang F rl. Berta 5chumacher Weih­
nachtslieder von Tornelius und Reimann, sowie Lieder von
5chubert, Humperdinck und d'Albert. Thefredakteur Albert Herzog
hielt die weihnachtsrede. M it einer Kinderaufführung, die ein
zeitgemäßes wärchenspiel „Kriegsweihnachten bei den Zwergen"
darstellte, klang die Feier aus. Z u r Feier im Arbeiterbildungs-verein hatten sich auch viele Feldgraue, die von der Front oder
aus Garnisonen hier weilten, eingefunden. 5tadtpfarrer Rapp
hielt die Festansprache. F rl. Else Rothenberger (Gpernsängerin)
sang die 5usannen-Arie aus dem „F ig a ro ", sowie Lieder von
5chubert und wohlgemuth. Direktor W alter Förster hielt einen
Lichtbilder-Vortrag: „A m Weihnachtsabend". Die Gesangsabtei-
—
236
—
lung des Vereins beteiligte sich m it ihren musikalischen Darbietungen
an der Feier. Der s. Vorsitzende überbrachte die Grüße von Hun­
derten treuer M itglieder, die Feldpostbriefe gesandt hatten. Am
l9 . hatte der Verein den Rindern seiner Mitglieder durch
Theater-Aufführung der Verems-Iugendbühne, musikalische D ar­
bietungen und Gabenverteilung eine Weihnachtsfeier bereitet. Die
Feier in der Hilfsstelle für Ausländsdeutsche w ar von der Frauen­
gruppe des Vereins für das Deutschtum im Ausland veranstaltet.
Die Mädchengruppe stellte unter M itw irkung des Malerinnen­
vereins ein lebendes B ild (Engel und Thristuskind), die Megerinnen
des Rinderheinis trugen Thöre vor, der j)elzuickel verteilte den
Rindern Gaben. Flüchtlinge aus England, Belgien, Frankreich,
Ita lie n , Egypten und Rußland, Heimgekehrte aus der Schweiz
und aus Amerika hatten sich eingefunden. Großherzogin Luise
wohnte der Feier an. I m Waisenhaus erstattete der Vorsitzende
des Verwaltungsrates, Stadtrat v r . Binz, zunächst den Jahres­
bericht. Die Z a h l der Zöglinge ist von 5 l zu Beginn des Jahres
l9 l5 auf 68 gestiegen. E in früherer Zögling, Georg Streib in
Vittsburgh (Nordamerika) hat dem Waisenhaus eine Gabe von
300 A lk. überwiesen. Z u den Einnahmen aus vorhandenen S tif­
tungen ist die Iahreskollekte m it 2 5 t
7 s V f. getreten. Schen­
kungen und Vermächtnisse sind dem Waisenhaus im Laufe des
Berichtsjahres im Gesamtbetrag von 3800 M k. zugeflossen.
Außerdem hat der Großherzog dem Waisenhaus wie alljährlich
für die Weihnachtsfeier 520 M k . überwiesen. Bei der Feier hielt
Stadtpfarrer Rapp die Ansprache, in der er auf die Bedeutung
des Weihnachtsfestes im Rriegsjahre insbesondere hinwies. Dann
folgte die Bescherung und durch die Rinder der Vortrag einiger
Thöre. Der Feier hatte Großherzogin Hilda angewohnt, G roß­
herzogin Luise hatte einen Vertreter entsandt. Außerdeni waren
die M itglieder des Verwaltungsrates und als Vertreter der evan­
gelischen Rirchengelueinde M üh lb urg Dekan Eberl erschienen.
A m 26.' Dezember. veranstaltete der Ratholische Dienstbotenverein
eine Weihnachtsfeier, m it der eine V'^isverteilung verbunden
wurde. . Der Feier wohnte Großherzogin Luise an. Z u Beginn
wurde das Weihnachtslied „S tille Nacht" gesungen. Dann hielt
Stadtpfarrer Stum pf eine Ansprache. D arauf berichtete er über
die Kriegsarbeit der Mitglieder. 600 p a a r wollene Socken sind
von Mitgliedern fürs Feld gestrickt worden.
Der Verein hat
dem Roten Kreuz eine namhafte Spende gegeben/ A u s den Spargeldern der M itglieder find 3H000 M k . zur Kriegsanleihe gezeichnet
worden. Der Verein zählt gegen 500 Mitglieder. E r hat in den
20 Jahren seines Bestehens 630 M itglieder für langjährige treue
Dienste belohnt.
Nach diesem Bericht wurden an 50 M itglieder
die Preise für längere Dienstzeit verteilt.
3. Ausstellungen.
A m 20. M a i wurde im Kunstgewerbemuseum eine A u s­
stellung von V e r w u n d e t en - A r b e i t e n in feierlicher Meise
eröffnet. Anwesend waren das Großherzogspaar, Großherzogin
Luise, Prinzessin M a x und die Königin von Schweden. Außer­
dem waren erschienen die M inister v r . Freiherr von Bodman,
Stadtkommandant Freiherr Rink von Baldenstein, Oberbürger­
meister Siegrist, Generalmajor z. D. Limberger, Präsident des
Landesvereins vom Roten Kreuz, Geh. Rat M ü lle r, General­
sekretär des badischen Frauenvereins, die Vorstände der einzelnen
Lazarette, sowie Damen und Herren des Roten Kreuzes. Beim
Erscheinen des Hofes erklang ein M ilitärm arsch, w orauf ein aus
Verwundeten gebildeter Chor „Deutschland, Deutschland über alles"
sang. Nach einem von Fritz Röm hildt (Romeo) vorgetragenen
Eingangsspruch begrüßte Architekt Professor Eugen Beck die
Anwesenden und zeichnete den Charakter und Zweck der Ausstellung,
die zeigen solle, in wie nützlicher Meise sich die Verwundeten in
ihrer Genesungszeit in den: ihnen erteilten Handfertigkeitsunterricht
beschäftigten. Hierauf erklärte Geh. Rat M ü lle r m it einem drei­
fachen Hurra auf den Kaiser die Ausstellung für- eröffnet. Der
Verwundetenchor sang unter Musikbegleitung „H eil D ir im Sieger­
kranz". Ausgestellt waren Schnitzereien, Flechtereien, Papparbeiteil,
Strickarbeiten, Körbchen, m it Schnitzereien ausgestattete Photographie­
rahmen, bemalte Kästchen, Vasen u. dergl.
I m M o n a t J u li waren die Ergebnisse der beiden M ett­
bewerbe für G e d e n k t a f e l n und G r a b m ä l e r ausgestellt.
Der eine Mettbewerb ging vom Landesgewerbeamt aus und hatte
die Erlangung einfacher Gedenktafeln zum Zweck. Die Ergebnisse
258
—
waren vom l9 . bis 25. J u li im Landesgewerbeamt zu sehen.
Die Preisträger waren Bildhauer Meyerhuber von hier und G la s­
maler Friede! von M annheim . Bei dem zweiten Preisausschreiben,
bei dem es sich uni Entwürfe von Einzel-Ariegergräber handelte,
konnten durch Unterstützung des M inisterium s, durch Beiträge des
Badischen Architekten- und Ingenieurvereins, des Aunstgewerbevereins, des Aünstlerverbandes badischer Bildhauer und der Ber­
einigung für angewandte Aunst 5200 B lk. für Preise und A n ­
käufe ausgesetzt werden. Den Preisrichtern lagen 557 Zeichnungen
und 85 Modelle zur Beurteilung vor. Diese Entwürfe waren im
J u li im Aunstgewerbemuseum ausgestellt. Den ersten Preis erhielt
Robert Am ann, städtischer Hochbauinspektor, den zweiten Bildhauer
Leubert, den dritten und sechsten Architekt A a rl Schloz, den fünften
Professor M ilhelm Lochstampfer, sämtliche von Aarlsruhe. Der
vierte Preis fiel Architekt O . H. Gerlach und Bildhauer Joseph
M alz zu, beide von M annheim .
A m 5 l. Mktober und 2. November waren in der Glasmalerei­
anstalt von H a n s D r i n n e b e r g (Schützen-Straße 7) G l a s ­
g e m ä l d e ausgestellt. E in auswärtiger Aunstfreund halte Drinneberg den A uftrag gegeben, l7 Gemälde von Hans Thom a aus
der Rotunde im Thomamuseum der Aunsthalle in Glasmalereien
umzuwandeln.
Professor W ilhelm Süs von hier, ein früherer
Schüler Thom a's, fertigte die Skizzen und Aartons an, Drinneberg
führte die Glasmalerei aus. Die Glasfenster zeigen die Flucht
nach Ägypten, die Bergpredigt, die Areuzigung, die Hölle, die
Erlösten und die zwölf M onatsbilder.
Born 3. bis I 5 . November waren mehrere fertige und an­
gefangene Arbeiten verschiedenster T e c h n i k e n i n a l t e n u n d
m 0 d e r n e n S t i l a r 1 e n , gefertigt von Schülerinnen der Aunststickereischule, ausgestellt.
Vom l5 . bis s6. November fand im kleinen Saal des Museums
eine Ausstellung und Verkauf von A r b e i t e n V e r w u n d e t e r
statt. Auch Figuren Hindenburgs waren dort zum Benageln aufgestellt. Sie sollten später auf den Tischen in privaten Räumen
Platz finden. Der Eröffnung der Ausstellung wohnten Großherzogin
Luise und Prinzessin M a x an. I m ersten Raume befand sich ein
in Thampagnekreide modellierter Schützengraben, dazu Beschwerer-,
2Z9
Gefäße u. dgl. iin gleichen M a te ria l. Diese Arbeiten sind in
einem wirklichen Schützengraben östlich von Reims hergeftellt.
Außerdem haben die einzelnen Lazarette, je nachdem ihnen Werk­
zeugs zur Verfügung standen, beigesteuert: Holzarbeiten, Klebarbeiteu, Knüpfarbeiten, Flechtarbeiten, Intarsienarbeiten.
Der
Erlös aus dem Verkauf w ar für den badischen Frauenverein und
das Rote Kreuz bestimmt.
I m ' K u n s t g e w e r b e m u s e u m waren M itte November
Schwarzwälder Holzschnitzereien aus der Meisterwerkstätte von
I . Furtwängler in Triberg und Ende Dezeiuber Abbildungen von
Holzschnitzereien zum Gedächtnis gefallener Krieger aus der Holzschnitzereischule in W arm brunn (Schlesien) ausgestellt.
Die G r o ß h e r z o g l i c h e M a j o l i k a m a n u s a k t u r hat
im November ihre bisher in der Hoss-Straße 7 unterhaltene ständige
Ausstellung in das von ihr aus dem eigenen Fabrikgebäude am
Hardtwald errichtete neue Kontor- und Ausstellungsgebäude verlegt.
M it der Eröffnung der neuen Räume war eine Weihnachtsausstellung
verbunden. Der Reinertrag des Verkaufes war für Zwecke des
Roten Kreuzes bestimmt. Die Ausstellung wurde am 26. November
von dem Großherzogspaar und von Großherzogin Luise besichtigt.
Vom 29 . an war die Ausstellung für das Publikum geöffnet.
V Ill.
Verkehrswesen.
> ^ o s t- und Te l e g r a p h e n v e r k e h r
Jahre f 9 f 5 :
L in s c h re ib b rie fs e n d n n g e n (o hne P o s ta u ftra g s b rie fe )
P akete ohne W e rta n g a b e
von
.
.
ab
.
E inschreibpaketc
Pakete, B r ie fe un d Rästchen m it W e rta n g a b e
. . .
Aarlsruhe
im
2 t 9 232 Stück
an
278
ab
t 0759^2
„
„
an
to o 5 9 U
„
ab
t 2 927
„
an
t5 ^ 9 ^ t
„
ab
an
H0 6 H0
3 ^ 633
„
N achnahm esendungen
an
t3 6
556
„
P o s ta u fträ g e
ab
to
330
„
P o s ta n w e is u n g e n
............................................................ .
.
an
8 56H
„
ab
^25 6 0 2
„
505 HOO
„
an
B e tra g der P o s t a n w e is u n g e n ............................ ab
25 9 tH 8 H t !llk .
a n 28 5 3 t 93 t
A ufge geb ene Z a h l k a r t e n ......................... , .....................................ab
B e tr a g der
Z a h l k a r t e n ........................................
L in g e g a n g e n e Z a h lu n g s a n w e is u n g e n
B e tra g der
t 6 t 320 35-t M k .
an
Z a h lu n g s a n w e is u n g e n ......................
37^
an
der Gespräche im O r t s v e r k e h r
Zahl
der Gespräche im F e r n v e r k e h r
der m it
Fernsprecher ü b e rm itte lte n
79 7 Stück
t 52 Stück
3 3 ^ 370
9 828 t9 9
Z a h l der Gespräche im V o r o r ts - u n d N a c h b a ro rts v e rk e h r
Zahl
2 t7
t5 6^8 977 M k .
T e l e g r a m m e ............................................. ...................................... ab
Zahl
2 7 t 398
2 288 052
T e le g ra m m e
un d sonstiger N a c h r ic h t e n ................................................
„
H05 t7 2 Stück
t6 6 -v
„
2^ .
-
Zur Vergleich m it dem Verkehr von-49 l 4 zeigen die abgegan­
genen und angekommenen Pakete ohne Wertangabe, ebenso die E in schreibepakete, der Betrag der abgegangenen Postanweisungen, die aus­
gegebenen Zahlkarten und ih r Betrag, die eingegangenen Zahlungs­
anweisungen und ihr Betrag, die abgegängenen und angekommenen
Telegramme, die Gespräche im V ororts- und Fernverkehr und
die m it Fernsprecher übermittelten Telegramme' eine Zunahme,
die übrigen Sätze eine Abnahme. Die Z ä h l der gewöhnlichen
Briefsendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Geschäftspapiere
und Warenproben) wurde wegen des Arieges wie ( 9 l 4 auch
l 9 l 5 nicht ermittelt. Bemerkt sei noch, daß die Sätze, bei denen
im Vergleich mit ;9 l4 eine Zunahme zu verzeichnen ist, auch im
Vergleich zu l9 l3 , dem vollen Friedenssahre, m it Ausnahme des
Betrages der Postanweisungen, sämtlich eine Zunahme zeigen.-' ^
Von dem Umfang des weihnachts- u n d ' Ueujahrsverkehrs
bei den Postanstalten der Stadt geben folgende Zahlen ein M ild .
Zn der Zeit vom s6. bis einschl. 24 . Dezember wurden 46 700
Paketsendungen eingeliefert ( l 9l H- 39 N 8 ). Ferner gingen in der
Zeit v o m: ; 9 - bis einschl. 25. Dezember 27 85s Stück (28 920 )
zur Bestellung und Abholung ein. Vom 27. Dezember mittags
bis einschl. 5l> Dezember wurden 655 2 sO (569524) Stück Frei­
marken, Postkarten und Aartenbriefe verkauft, darunter 2(4 988
( 24( 6( 4) Freimarken zu 3 P f., 247 5 (0 (182 797 ) Freimarken ZN
5 Pf., (07 925 (85 920 ) Freimarken zu (0 P f., 27 938 (35 808-)
Postkarten zu 5 P f. und 262 (99 ) Rartenbriefe. A u f die Zeit vom
30. Dezember mittags bis 3 s. Dezember abends entfielen von der
angegebenen Gesamtstückzahl 250 297 (30 s 85 s) Stück.
-4
A u f der S t ä d t i s c h e n S t r a ß e n b a h n betrugen (915 öie
Einnahmen aus der Personenbeförderung 2 059 7(7
4 P f.
ss9l 4 : l 945 050 Ulk. 50 P f.), die Einnahmen ans Postgut­
beförderung 7578 Ulk. (72>4 -Ulk.). Die Gesamteinnahmen
einschl. Nebeneinnahmen (Stromlieferung an Dritte, E rlös aus Alt^
material, Ueklamevermietung u. ä.) beliefen sich auf 24 78 588 Ulk.
(2 055 957 ?Ulk.). Die Gesamtausgaben" .betrugen 2 374454 Ulk.
( P f. (s 9 4 2 6 4 6 U lk. 63 Pf.). Der Bstriebskoeffizient stellte sich auf
8 s ,9 Ojo (65,7
- lhauplsächlich nnlitärrsche Einberufungen V er­
ursachten einen starken Wechsel ?deS Personals^ I 828 Personal16
—
2§2
—
einstellungen standen 635 Dienstaustritte gegenüber.
Weibliches
Personal wurde für den Schaffner- und Führerdienst eingestellt;
am Schluß des Jahres standen (26 Schaffnerinnen und (^ Füh­
rerinnen im Dienst. Insgesamt waren am Iahresschluß im
Betrieb der Straßenbahn 588 Personen beschäftigt gegen 5 (0 im
Jahre ( 9( H; H79 (H(H) Beamte und Betriebsarbeiter des Stamm­
personals standen in Kriegsdiensten. An diese wurden Gehälter
und Löhne m it H65 557 A lk. ( ( 2 2 H68 lllk .) weitergezahlt. Für E r ­
satzleute der im Felde stehenden (Fahrpersonal und Betriebsanleiter)
waren an Gehältern und Löhnen 675 H6 ( Illk . aufzubringen.
Auch die Fahroergünstigungen für das Rote Kreuz, Soldaten und
Verwundete verursachten große Betriebsausgaben; u. a. wurden
(65 ( ( ( 8 ) Straßenbahn-Lazarettzüge m it 6 (6 9 (5850) Leicht- und
Schwerverwundeten unentgeltlich befördert. Aus diesen Gründen,
ebenso auch durch die gewaltig gestiegenen Preise für Betriebs­
materialien aller A rt gingen, wie oben angegeben, die Ausgaben
im Vergleich zu ( 9 (H außerordentlich in die Höhe. Infolge davon
w ar seit ( 9 ( ( Zum erstenmal wieder ein Zuschuß der Stadthaupt­
kasse erforderlich und zwar im Betrage von 289^38 2Nk., während
im Vorjahre eine Barablieferung von (O9 6 H6 Blk. an die Stadt­
hauptkasse stattfand. A m Iahresschluß ( 9( 5 war nach Abzug
der Tilgungsbeträge für die Straßenbahn insgesamt ein K apital
von 7 ^08 33 ( B K . (6 832 723 Blk.) festgelegt. Der gesamte
Anlehensaufwand der Stadt für die Straßenbahn hat auf
genannten Zeitpunkt 9588 8^9 ^ k . (9 0( 3 2 ^ ( Blk.) betragen.
F ür Verzinsung und T ilgung der in der Straßenbahn angelegten
Anlehensmittel, sowie zur verstärkten Tilgung wurden insgesamt
678 875 M . (63H29( Blk.) an die Stadtkasse abgeliefert.
Personen wurden im Berichtsjahre 2 H 6^5 738 befördert
(22 362 436) ^ einer Zunahme von ( 0,2 ( ''/o (2^
Die Be­
triebslänge der Bahn (20 , (H km) veränderte sich nicht. Trieb­
wagenkilometer wurden 3 550 292 geleistet (3 823^92) — einer
Abnahme von 7 , 690/0 ((6 v/<, Zunahme). Die Z ahl der gefah­
renen Anhängewagenkilometer betrug ( 6 H ( ( ( 7 ( ( 3 ^ 3 ( 3 5 ) —
einer Zunahme von 22,26 "/<> (78 0/0). Die Anzahl der für den
Personenverkehr zur Verfügung stehenden Wagen blieb die gleiche
wie ( 9 (H (87 Trieb- und 52 Anhängewagen). Der im Vorjahre
bestellte Schienenreinigungswagen wurde geliefert. Die Salzwagen
wußten fünfmal, die kfflfsgerätewagen dreimal in Tätigkeit treten.
Für den Bahnbetrieb wurden einschließlich der Abgabe an Dritte
5 7H5 053 l<vv3t ( 5^76 579) Strom erzeugt, hiervon durch das
Bahnkraftwerk Tulla-Straße l 200 (95
(( 358 9(9) und
durch das Unterwerk am Aheinhafen 2 5 ^ ^8 6 0 1<vvst (( 637 660).
A n neuen Gleisen wurden Teilstrecken der dreischienigen E>stIBeststrecke Beiertheimer Allee, Alathy-Straße, Garten-Straße und
K arl-A )ilhelin-S tra ß e gelegt. Ferner erhielten neuen Gberbau
die normalspurigen Strecken Karl-Friedrich-Straße, Durlacher Allee
(zwischen Durlacher T o r und Bernhard-Straße) und Dürlacher
Landstraße (zwischen Schlachthof und A)aaghäuschen). Über die
Störung des Betriebs infolge des Fliegerangriffs ist im Zusammen­
hang m it der Schilderung desselben oben berichtet.
An die Haftpflicht-Bersicherungs-Gesellschaft wurde für (9(H
eine Prämie von (9 257 A lk. bezahlt; die von der Gesellschaft im
Jahre ( 9( 5 für Schäden geleisteten Beträge beliefen sich insgesamt
auf 203H A lk. gegen ( ( ^ 5 0 Alk. im Borjahre.
Bon den im Felde stehenden Beamten und Arbeitern der
Straßenbahn sind 5( gefallen, 6 gelten als vermißt, 8 gerieten in
Gefangenschaft. — A m 6. Februar abeuds gegen 7 A h r stieß
an der Kreuzung der Schiller- m it der Goethe-Straße ein aus der
letzteren kommender Flaschenbierwagen m it der Straßenbahn zu­
sammen. Der Fuhr,nanu kam m it dem Schrecken davon, aber
der Gehilfe des Flaschenbiergeschäftes wurde so schwer verletzt,
daß er gleich nach der Einlieferung in das Krankenhaus starb.
Der Ankauf der K a r l s r u h e r L o k a l b a h n e n , den der
Bürgerausschuß am (0. J u n i (9(H beschlossen hatte, wurde am
f. Zanuar ( 9( 5 vollzogen. Bon diesem Tage an wurde der
Betrieb vom städtischen Bahnam t Karlsruhe geführt. A lit dem
Aukauf der Bahnen sind auch sämtliche Beamten und Arbeiter von
der Stadtgemeinde übernommen worden. Der Kaufpreis für die
Karlsruher Lokalbahnen betrug ( 925 399 21lk. Davon wurden
aus Anlehensmitteln 6H( (35 M k . bezahlt, während der Rest von
( 282 266 Alk. gestundet ist und m it H
verzinst w ird. Die
Bahnen haben eine Betriebslänge von 32,85 I<m. Die Eigen­
—
-
tumslänge beträgt 37,(5 km, wovon auf Hauptgleise A3 km und
aus Nebengleise H,(5 km entfallen.
Von dem Personal der Lokalbahnen waren ini Berichtsjahre
32 A lan n zu Ariegsdiensten einberufen. Arn Zahresschluß waren
insgesamt 39 Beamte und 67 Arbeiter beschäftigt. Den im Felde
stehenden Angestellten wurden wie bei der Straßenbahn die Gehälter
und Löhne weiterbezahlt, wodurch besondere Betriebsausgaben von
20 607 M . entstanden.
Die Gesamteinnahmen betrugen im vollen Berichtsjahre
299 H6H Alk. 29 Pf- (l 9( H vom (. A p ril bis 3(. Dezember
225 806 A lk .), die Gesamtausgaben 2 ^ 9 ( 5 Alk. 62 Pf.
( ( 7 9 ( 5 3 Alk.), es bleibt m ithin ein Überschuß von 5H5H8 Alk.
67 P f. Nach Abrechnung der Rücklage für den Erneuerungssonds u. a. und nach Hinzunahme einer unter anderein Titel verrechneten Summe ergibt sich ein Uberschuß von 5H (8H Alk. (6 Pf.
Da die Verzinsung des Aaufpreises 79 636 Alk. ( ( P f. erfordert,
w ar fü r ( 9( 5 ein Zuschuß der Stadtkasse von 25H5l Alk. 65 Pf.
zu leisten. Die Einnahmen aus den, Personen- und Gepäckverkehr betrugen 27H 620 2llk. ((9(H in den erwähnten neun Alonaten
203 (00 Alk.), die aus dem Güterverkehr ( 883( lllk . (>5599 Alk.),
sonstige Einnahnien beliefen sich aus 60(3 Alk. (7(07 Alk.).
Personen wurden im Berichtsjahre 2 382 993 befördert, (7 073
Gepäckkarten ausgegeben und 5H6 Hunde befördert. Abgefahren
wurden 268 H68 Lokomotivkilometer (2(2 232) und 3 560 89^
Wagenachskilometer (2 773 (8H).
Bei der A l b t a l b a h n betrug die Länge am Ende des
Berichtsjahres 57,39 k m ; sie hat sich durch die endgültige Ver­
legung des Endbahnhofes Aarlsruhe an die Südseite der ReichsStraße um (, (5 km verkürzt. Der neue Endbahnhof wurde am
22. A lärz ( 9( 5 in Betrieb genommen. Nachdem am Abend
vorher ( ( U hr 35 der letzte Zug nach Ettlingen abgegangen war,
wurde sofort m it der Einlegung der Weiche zum neuen Endbahnhos
begonnen. Die Arbeiten wurden in der Nacht derart beschleunigt,
daß der erste fahrplanmäßige Zug 5 U hr 3( morgens am 22,
in den neuen Bahnhof einfahren konnte. Nunmehr wurden du
bisherigen provisorischen Stationen, die Endstation an der Neuen
Bahnhof-Straße und die Haltestelle, an der südlichen Hauptbahnhof-
—
2§5
—
Unterführung,- aufgegeben. Unm ittelbar, beim Sahnhofsausgang
an der Reichs-Straße befindet sich dis Haltestelle der Straßenbahn.
— A u f der Albtalbahn wurden im Berichtsjahre 2 726 9^9 ^ r - sonen befördert ( l 9 ( H: 2 696 53^-), die geringste Z a h l seit l905.
Die Einnahmen ans dem Personen- und Gepäckverkehr be­
trugen
M k . ^ 8 9 Z 0 f M k.). l5 6 365 t Güter ( l 97 72S)
wurden befördert. Die Einnahmen aus dom Güter-, Vieh- und
sonstigem Verkehr betrugen 235 (6 ( Ulk. (278 0 (2 2.Rk), die
Gesamteinnahmen somit 680 (75 Ulk. (767 5 (2 lllk .). DieGesanttausgaben einschließlich Rücklagen in die Erneuerungs- und ReserveFonds beliefen sich auf 585 6^7 Ulk. (583 533 Ulk.), ohne die
Rücklagen von 557 527 Ulk. — 8(,9Ho/o der Betriebseinnahmen.
Zm Zum wurde dein F i n a n z m i n i s t e r Vr . R h e i n b o l d t
in seiner Eigenschaft als E i s e n b a h n m i n i s t e r vom Uaiser
das Eiserne Ureuz 2. U l. am weiß-schwarzen Bande verliehen.
Der Ulinister hat den Generaldirektor der Badischen Staatseisenbahnen,
Staatsrat Roth, von der Auszeichnung unterrichtet und dabei betont,
daß er darin eine ehrenvolle Anerkennung der Leistungen der
badischen Eisenbahnen zu Beginn und während der bisherigen
Dauer des Urieges sowohl in persönlicher, wie in technischer Hinsicht
erblicke. B u r in: Sinne einer Ehrung der gesamten badischen
Eisenbahnverwaltung, d. H. aller ihrer Angehörigen vom letzten
Arbeiter bis zum obersten Beamten, die zu der vorzüglichen tech­
nischen Beschaffenheit und Leistungsfähigkeit unserer Eisenbahn­
anlagen und zur glatten Bewältigung der an den Betrieb gestellten
gesteigerten Anforderungen des Urieges in unermüdlichen: Aflichtbewußtsein ihr bestes beigetragen haben, habe der Finanzminister
diese Auszeichnung entgegengenommen.
Zm Uarlsruher R h e i n H a f e n kamen im Berichtsjahre
( 29 ? beladene Schiffe an ( ( 9( H: (H22), leere Schiffe (90 (205),
beladene Uies- und Steinnachen f^2 (540).
Abgegangen sind
566 (7 2 l) beladene, 907 (396) leere Schiffe und (^ 2 (5^0) leere
Uies- und Steinnachen.
Angekommen sind 94? 9bo t Güter
(983 02 ( t), abgegangen 2 5 6 '^ 8 t (238 990 t), im ganzen somit
s20§§ss t ( s222 0ss t).
M it städtischen Aranen und dem
Elevator wurden 260 920 t (§0§507 t) gehoben. Gegenüber den
Ergebnissen von s9s4 hat der Hafenverkehr um s,§§o/o, gegen­
über jenen von ( 9( 3 um ( 8 , 30/0 abgenommen. Vom gesamten
Hafenverkehr entfallen auf Steinkohlen, Aoks und Briketts rund
72 o/<, auf Holz rund (7
auf Getreide, Glsaaten und Ölfrüchte
0,7 o/g. Die Z u fu h r an Brennmaterial (Aohlen, Aoks, Stein und Braunkohlenbriketten) w ar ( 9( 3 rund (60 000 t größer als
( 9( §, in welchem Jahre die Schiffahrt hierher durch Frost und des
Arieges wegen fast zwei Monate ruhte, und sogar noch beinahe
(0 000 t größer als im Jahre (9 (3 , das bis jetzt den stärksten
Verkehr gebracht hat. Der Jahresbericht des Hafenamts schließt
daraus auf einen erfreulich guten Beschäftigungsstand eines großen
Teils der Industrie im Verkehrsgebiet des hiesigen Hafens. —
I m J a h r ( 9( 5 hat erstmals ein Schiff von über 3000 t, Lade­
fähigkeit den hiesigen Hafen angelaufen.
Nach einer Zusammenstellung der W ochenschrift „Der Rhein"
steht Aarlsruhe durch seinen Hafenverkehr unter (3 wichtigeren
Binnenhäfen ((2 Rheinhäfen und Frankfurt a. M .) an 5. Stelle,
( 9( 5 und ( 9( § an 9 . Stelle.
Der Wasserstand des Rheins war im Berichtsjahre nur an
30 Tagen niedriger als 3,3 m, ( 9 (§ an §5 Tagen.
Beim Betrieb des Getreidespeichers betrugen die Einnahmen
§3 §87 M k . ( ( 0 § 000 M k.), die Ausgaben 27 §77 M k. (5§ 603 Mk.).
Der Überschuß von (6 0 ( 0 M k. ergibt nur eine (,7 "/o Verzinsung
des Anlagekapitals von 929 000 M k., während der vorjährige
Überschuß im Betrag von §9 327 M k. zur Verzinsung und Tilgung
des Anlagekapitals genügte.
I m Jahre ( 9( 5 hat die Stadt an drei Firmen 7( 00 cpn
Hafengelände vermietet und an drei Firmen §98§3
Hafen­
gelände verkauft und über 6§2 000 M k. für verkauftes Hafengeländtz eingenommen.
Im
ganzen waren im Berichtsjahre
282 (58 epn (288 8 9 s cp") vermietet und ( 0 2 §(§
(52 37s c^m)
wurden verkauft.
Von der Staatsbahnstation Aarlsruhe-Hafen sind abgefertigt
worden im Versand ( 000 (70 t (963 §37 t), i,n Elnpfang 372 980 t
--
2H7
—
( 29 ^ 9^2 y , zusammen 1 373 150 t (1 258 349 y , somit mehr
11^801 t — rund 90 /y.
A n l Ende des Berichtsjahres hatte die Ltadtgemeinde für den
Rheinhafen 6 6H0 263 M k . aufgewendet. Die Betriebseinnahmen
beliefen sich auf B 2 909 -Hk. 58 P f. (569008 M k . 61 Pf.), die
Ausgaben auf 27 s 680 M . 71 P f. (3(8 §79 M k . 96 Pf.). Die
Betriebseinnahmen haben um 16 099 A lk. ^ 5 0 /0 , die Ausgaben
um §6 799 M k. — 1§ "/§ abgenommen. Zuschuß der Etadtkasse
136 974 M k . (51 796 M k.).
Das M otorboot war im ganzen Jahre 1915 gegen eine M iete
von 5952 M k. von der M ilitärbehörde in Anspruch genommen.
Die Umlagen, die die Hafenfirmen 19(5 bezahlt haben, be­
trugen rund 60 8§0 M k. und sind gegen 191§ um 53( 2 M k. —
9,5 "/o gewachsen.
Die Fortzahlung der Gehälter und Löhne für die zu den
Fahnen einberufenen 67 Beamten und Arbeiter des Hafenamts
erforderten im Berichtsjahre einen Aufwand von rund 78 000 M k.
- 4 ^ , ' . . -
I X.
Übersicht über vre W itterungsverhältniffe.
Ziffernmäßige Darstellung dev. wichtigsten klimatischen
i
7
Elemente. . 7.
-
'
Luftdruck
in mm 7
1915'
Monats­
Höchste
Niedrigste
chung»)
0°
Mi)
Ab-
mittel
6« ^ Dat.
0»
Dat.
UV-
4
wei-
Lufttemperatur in O .
mittel
4
4,
§
2)
e)
14
15
10
3
—
—
—
—
—
8
—
1
—
Ja n u a r
.
Februar .
M ärz . .
A p ril . .
M a i. . .
Juni . .
Iu li
.
.
A u g u st. .
September
Gktober .
November.
Dezember .
.
.
.
.
.
.
.
.
743,0 — 10,8
746,6 - 5 , 3
749,2 — 0.3
750,9 -j-1 ,8
749,9 - 0 , 1
750,6 — 0,3
750,7 — 0,6
0,0
751,5
751,7 — 0,9
. 751,8 4 -0 ,8
. 749,4 - 2 , 4
. 746,9 - 4 , 9
2,3
3.2
4,5
8,9
15,4
19,9
18,6
17,3
13,4
8,0
3,2
6,5
—
—
—
—
2 —
11 3
8 —
Jahr
. 749,3 — 1,9
10,1 -j-0,4!>30,2 8. VI .I - 1 1 ,3 21. I. 37
62 12
,
.
-1-2,0 11,7
4 -1 ,4 11,5
— 0,7 18,8
— 0,8 22,5
-k 1.5 26,4
4 -2 ,3 30,2
— 0.3 29,3
— 0,9 27,8
- 1 , 1 24,0
- 1 , 7 17,5
— 1,8 15,5
-f- 4,9 19,2
7.
18.
24.
27.
22.
8.
?.
28.
24.
13.
12.
11.
— 11,3 21.
— 4,0 1. 27.
— 8,1 10.
- 2,4
2.
4,0 16.
7.5 21.
9,0 31.
10,0 31.
4,7 21.
— 1,2 27.
-1 0 ,8 28. 29.
-5 ,7
20.
—
—
—
2
18
8
9
—
—
—
—
H B ei der Rubrik Abweichung bedeutet - j- zu große, — zu kleine Iverte
gegenüber den durchschnittlichen.
Die M ittelwerte des Luftdruckes und der
Lufttemperatur beziehen sich auf den Z eitraum (686— (y(0, jene der L u ft­
feuchtigkeit und der Bewölkung auf (87( — (yoo, jene der NiederschlÄgo auf
( 887— 1907.
2) Sommertage sind solche, an denen das Thermometer mindestens 25 0°
erreicht hat, Frofttage solche, an denen es auf oder unter den Gefrierpunkt
gefallen ist und N)inter-(Eis-)tage solche, an denen es auch untertags nicht
mehr darüber gestiegen ist.
Absolute Relative
B ew öl­
Fcuchtig. Feuchtigkung
keit
keit
1914
Ab­ Sa.
wei­ mm
>
-/»
chung i)
chungi)
chuug >)
Ab-
__
Januar
Februar .
März . .
A p ril , .
M ai
Juni . .
J u li
. .
A ug ust. .
September.
Oktober .
November.
Dezember .
Jah r
.
.
Niederschlag
in mm
Ab-
4 7 -s-0,5 83
4ch > 0 , 3 83
5,1
0,0 77
6,1 - 0,1 74
9,0 > 0,8 72
10,8
0,0 62
10,7 - 1 , 4 68
11,5 — 0,2 79
9,1 — 1,0 78
6,9 - 0 , 7 85
5,0 - 0,8 82
6,6 > 2,1 87
—
-s4
-s-
2
2
2
4
> 2
— 9
— 6
>
—
4.
—
^
2
1
3
0
87
69
79
58
49
49
61
64
57
75
81
84
Größte in
L H
2» Stunden ü
L
Z
§
mm Dat. Z Z
Z
Ab­
wei­
chung
> 12 77,9 > 24,5
— 1 29,8 — 15,4
> 18 69,2 > 10,6
2 34,9 — 18,1
— 12 83,5 -s-26,3
- 12 15.8 — 62,2
> 2 60,3 - 2 4 , 0
> 1 3 115,1 > 4 9 ,6
> 6 32,6 - 2 8 , 4
-s- 6 41,9 - 32,1
-l- 10 29,7 - 1 8 , 9
> 6 161,0 4 - 1'>>
«1 68 >
7,5 — 1,0 78
Anzahl der
Tage m it
13,0
5,3
14,0
9,2
33,9
4,8
14,4
23,4
9,4
20,8
5,3
36,2
3 751,7 > 19,7 36,2
8.
14.
26.
8.
20.
11.
18.
30.
28.
13.
13.
3.
23
16
18
16
16
5
15
17
10
11
17
22
18
14
15
16
16
5
8
6
5
—
—
—
—
—
—
—
—
3
2
6
5
7
1
15
17
10
—
11
12 6 —
20 2 1
3. 186 M 27 25
X II.
-
S o n u e it s ch e i n d a u e r.
Stunden
der möglichen
Jair.
23,1
9
Feb.
70,2
26
M ärz
73,1
20
A p ril
167,4
41
M ai
243,9
51
Juni
301,3
62
Stunden '
"/» der möglichen
Aug.
188,3
42
Sept.
177,6
47
Okt.
85,2
26
Nov.
43,3
16
Dez.
30,7
12
Jah r.
1655,5
37
>
J u li
251,4
52
Letzter Frost: t s. A p ril..
Erster Frost: 27. Oktober.
Längste Regenzeit: 4. bis ig. Jan ua r
(ttz Tage, jeden Tag Regen).
Letzter Schnee: 20. März.
Erster Schnee: so. November.
Längste Trockenzeit: 12. b is .25. J u n i
(14 Tage).
9 Bei der Rubrik Abweichung bedeutet > zu große, — zu kleine Merte
gegenüber den durchschnittlichen. Die M ittelw erte des Luftdruckes und der
Lusttemperatur beziehen sich auf den Z eitraum l 88ü— 1910, jene der L u ft­
feuchtigkeit, und der Bewölkung auf s»??— >90», jene der Niederschläge auf
s8Ü7— s')07.
—
250
—
L. Schilderung des IViitrrungsverlaufs.
Die ersten s0 Tage des J a n u a r waren regnerisch und mild,
dann aber stellte sich winterliches Wetter, das aber keinen strengeren
Frost brachte, ein. Dom 7. Februar an herrschte wieder milde
W itterung m it Regengüssen, an: 2 t- traten aber Schneefälle, denen
Frost folgte, ein. Der Schluß des M onats war wieder warm
und regnerisch. Lehr unbeständig und im allgemeinen zu kühl, zu
trüb und zu naß w ar der M ärz, den gleichen Witterungscharakter
hatte auch fast der ganze A p ril, der in der ersten Hälfte zu naß,
in der zweiten vorwiegend trocken war. Diesem unfreundlichen
V orfrühling, der ein sehr spätes Erwachen der Manzenwelt zur
Folge hatte, folgte ein sehr warmer M a i m it viel Gewittern und
viel Sonnenschein.
Ganz ungewöhnlich waren die WitterungsVerhältnisse im J u n i; bei beständig sehr hohen Temperaturen
herrschte in Aarlsruhe und Umgebung nahezu eine Dürre. Glück­
licherweise kam anderen Candesteilen durch häufige Gewitterregen
die nötige Anfeuchtung zu. Der J u li w ar am Anfang noch sehr
warm , dann kühlte es ab, und vom zweiten Drittel an war es
vorwiegend regnerisch. August und September waren ebenfalls zu
kühl; der erstere M o n a t war dabei völlig regnerisch, der September
brachte zwar nochmals ergiebige Regengüsse, doch hat er mehr
den Eindruck des trockenen hinterlassen. I m Oktober sind die
normalerweise auftretenden stärkeren Uberregnungen völlig aus­
geblieben, er war vielmehr viel zu trocken, dabei trüb und kühl.
Die ersten so Tage des November waren trüb, mild und regne­
risch, dann trat kälteres Wetter ein, und am Monatsschluß stellte
sich für die Jahreszeit ungewöhnlich strenger Frost ein. Der ganze
Dezember brachte dagegen bei nieist ergiebigen Regenfällen eine
Warme, wie sie nur selten zu beobachten ist. An nicht weniger
als 5 Tagen ist der bisher als höchster bekannte Thermo,neter­
stand überschritten worden, einmal sogar um volle 9».
Das J a h r t 9 l 5 ist als Ganzes genommen etwas zu warn,
und bei nahezu normaler Niederschlagssumme um 70 Stunden zu
reich an Sonnenschein gewesen.
X.
Bevölkerungsvorgänge, Sterblichkeit,
Totenschau.
l. Vev ölkerungsvo rgänge.
m Jahre s9sö betrug die Z a h l der L e b e n d g e b o r e n e n
2^77 ( s9s4: 2 9 2 6 ; s9so: 2882). Die höchste Z a h l der
Lebendgeborenen wies der Jan u ar auf m it 28 s (s9s4 Z u li
m it 292 ), die niedrigste Z a h l der September m it s59 ( s9l 4 Dezenlber 205). Totgeborene wurden 66 gemeldet ( ss2; 97 ). A u f
je sOOO Einwohner und auf das J a h r berechnet kamen s6,79
Lebendgeborene (20,50; 20,6s).
V
Die Z a h l der T o d e s f ä l l e * ) betrug im Berichtsjahre 2052
(s9s4- s780; s9s5: s877). Die ineisten Todesfälle erfolgten im
Januar, nämlich 209 (s9I4 im August s72), die wenigsten im
September, nämlich s^9 (s9sH irn Januar ss9). Der Überschuß
der Geborenen über die Gestorbenen betrug 425 (ssH6), wobei
zu bemerken ist, daß der U lonat Oktober einen Überschuß an
Gestorbenen m it so und der November m it 8 aufwies. Unter
N r. II der diesjährigen Thronik ist bereits mitgeteilt, daß der
Geburtenüberschuß auf sOOO Einwohner und auf das J a h r
berechnet m it 2,88 niedriger ist, als in sämtlichen Zahren seit
s872, wovon erstmals eine Beobachtung vorlag.
A u f die einzelnen Stadtteile verteilen sich die Lebendgeborenen
und Gestorbenen wie fo lg t:
*) Näheres über die Todesursachen vergl. Beilage II.
—
252
—
Lcbendgeborcne
Gestorbene
Stadtbezirk
In n e re M s t s t a d t .....................................
Inn ere lv e s ts t a d t .....................................
A lter Hardtwaldstadtteil ...........................
Äußere G ststadt..........................................
S ü d s la d t .....................................................
S ta d tg a rte n v ie rte l.....................................
Südweststadt . . .....................................
Neuer H a rd tw a ld s ta d tte il.....................
M ühlburg .....................................................
B e i e r t h e im ...............................................
R in t h e im .....................................................
Rüppurr . . . . . . . . . .
.
G rünw inkel . . . . . . . . . .
D a x la n d e n ................................................
t915
1914
1915
1914
317
384
208
17
343
509
13
461
174
341
74
65
103
54
180
296
305
48
208
346
14
328
229
243
50
188
300
221
17
297
439
8
379
151
318
59
45
76
41
109
40
246
35
26
62
14
84
6
313
30
220
41
28
38
20
74
E h e s c h l i e ß u n g e n fanden im Berichtsjahre 8(9 P 9 l 4 :
(272; ( 9 ( 5 : . (050) statt — 5,55 (8,82; 7,5() ans (000 E in ­
wohner und auf das J a h r berechnet. Ehescheidungen einschließlich
der für nichtig erklärten Ehen kamen 55 (55; 65) vor — 0,24
(0,58; 0,45) auf (000 Einwohner, Ehelösungen durch den Tod
704 ( 6( 4; 625) ^
4,77 (4,26; 4,47) auf (000 Einwohner,
gelöste Ehen demnach überhaupt 759 (669; 6B8) — 5,0( (4,64;
4 ,92 ) auf (000 Einwohner. B7ehr Eheschließungen als Ehe­
lösungen waren es 80 (605; 562) — 0,05 (4,(8; 2,59).
2. Totenschau.
,
Or. G t t o N ü ß l i n , Geh. L)ofrat, geboren (350 in K a rls ­
ruhe, gestorben am 2. Januar in Baden. E r wurde nach A b ­
schluß seiner Studien im J a h r (874 unter die Z a h l der Forst­
praktikanten ausgenommen und w ar kürzere Zeit im Forstamts­
dienste praktisch tätig, worauf er sich in Tübingen und an der zoologi­
schen Station zu Neapel weiteren Spezialstudien in der Zoologie wid­
mete. (879 ließ sich O r. N üßlin als Privatdozent am Polytechnikum
in Karlsruhe nieder, wurde (880 zum außerordentlichen und (686
zum ordentlichen Professor ernannt und hatte sodann den Lehrstuhl
für Zoologie an der hiesigen Technischen pochschule bis zum
Spätjahr l 9 l ö inne, in dem er ' i n den Ruhestand trat.- 1899
mar er auch Vorstand des Naturalienkabinetts. Seinem Werdegang entsprechend, machte der Verstorbene gerade solche Tiere zum
Gegenstand seiner biologischen Forschungen, die auch im Leben
und Haushalte des badischen Waldes eine bedeutsame Rolle spielen
(Borkenkäfer, Rüsselkäfer, Vflmizenläuse). E r widmete sich außer­
dem eingehenden Studien über unsere Bodenseefische (Felchenarten)
und den Fischereibetrieb daselbst. E in Nachruf in der „K a r ls ­
ruher Zeitung" bemerkt u. a.: Nüßlins „v o r sO Jahren erschie­
nener Leitfaden der Forstinsektenkunde, der bereits eine neue Auflage
erlebte, bildet einen wertvollen Bestandteil des Bücherbestandes
der Forstämter, aus dem jeder Forstmann sich sachkundigen Rat
holen kann, wenn schädliche Insekten seine Forste befallen". Die
Feuerbestattung des Verstorbenen fand am H. J a n u a r statt.
A n t o n v o n W e r n e r , geboren am 9in
Frankfurt a. G ., gestorben in B erlin am H. Ja n u a r. E r studierte
auf der Berliner Akademie, dann hier in Karlsruhe bei K a rl
Friedrich Lessing und Adolf Schrödter.
Hier hat Werner den
Grund zu seiner späteren Berühmtheit gelegt. M it Scheffel und
anderen Karlsruher Familien trat er in freundschaftliche Beziehungen,
die dauernden Bestand hatten. Scheffels Werke begeisterten ihn
zu jenen köstlichen Illustrationen unseres heimischen Dichters. s86^
erschienen seine Illustrationen zu „F ra u Aöentiure", s866 die zu
„Iu n ip e ru s ", l867 die zu „Gaudeam us", s668 die zu den Berg­
psalmen, H369 die zum „Trompeter von Säckingen". Studien­
reisen führten ihn dann nach A a ris und nach Ita lie n .
Nach
Ausbruch des deutsch-französischen Krieges ermöglichte ihm die
Fürsprache Großherzog Friedrichs I., im Hauptquartier der dritten
Armee den Krieg mitzumachen. Hier schuf er in raschem Wurfe
jene Skizzen und Studien, die er für seine weltberühmten großen
Werke verwertete. Die Kunst seiner M alerei hat die wichtigsten
Momente des unvergleichlichen Siegeszuges im Bilde der Nachwelt
überliefert. Den Höhepunkt seines Schaffens in dieser Zeit bildet
das Gemälde der Kaiserproklamation in Versailles. I m Frieden
entfaltete Anton von Werner eine eifrige Lehrtätigkeit. Seit s875
war er Direktor der Akademie der bildenden Künste in Berlin.
Aus der späteren Zeit seines Wirkens stammt das B ild des Ber
- -
25H
liner Aongresses im Jahre (878 und die Eröffnung des ersten
Reichstages durch Aaiser W ilhelm ll.
A a r l D i e b e r , geboren am 2^. September (853 in WestRhauderfehn (Provinz Hannover), gestorben ani 8. Januar. Der
Verstorbene hat hier lange Jahre hindurch ein Walergeschäft be­
trieben, sich aber auch und insbesondere, als er sich von seinem
Berufe zurückzog, eifrig am öffentlichen Leben beteiligt. Von l 8<)0
bis (902 war er Stadtverordneter, 1899
(902 war er W itglied des geschäftsleitenden Vorstandes der Stadtverordneten. I m
Jahre (902 wurde er zum Stadtrat gewühlt und blieb Stadtrat
bis zu seinem Tod. I n einer größeren Anzahl städtischer AoinMissionen entfaltete er eine erfolgreiche Tätigkeit. Neben diesen
Ehrenämtern der Gemeinde bekleidete er das A m t des I. V or­
sitzenden des I. Aarlsruher Bicycle-Alubs von (882, sowie des
I. Vorsitzenden des Gaues V des deutschen Radfahrerbundes. E r
w ar II. Vorsitzender des freisinnigen Vereins Aarlsruhe und M it ­
glied des Laudesausschusses der Freisinnigen Partei in Baden
(Fortschrittlichen Volkspartei). Z u r Trauerversammlung bei der
Beerdigung des Verstorbenen fanden sich Oberbürgermeister Siegrist,
die Bürgermeister v r . P aul und i)r. Horstmann ein, sowie zahl­
reiche Stadträts, Stadtverordnete, städtische Beamte und andere
Persönlichkeiten. Der evangelische Stadtpfarrer Schilling leitete die
Trauerfeierlichkeiten. Die Stadt Aarlsruhe hatte an der Bahre
des Entschlafenen einen Lorbeerkranz mit Schleife in den Stadtfarben niederlegen lassen. Eine Abordnung des Vereins städtischer
Beamter widmete ebenfalls eine Aranzspende. Namens der fo rt­
schrittlichen Bürgerausschußfraktion legte Stadtrat I)r. Friedrich
W eill einen Aranz an der Bahre nieder, namens, des Vereins der
Fortschrittlichen Volkspartei Professor Reinhold Helbing. Auch
die zurzeit hier anwesenden Wessebesucher ließen am Sarge des
langjährigen Wesseinspektors einen Aranz niederlegen. Namens
der Loge „Leopold zur Treue" widmete Bibliothekar Hermann
Lohr dem Verstorbenen Worte der Erinnerung. I n der nächsten
Stadtratssitzung am (H. J an ua r gedachte Oberbürgermeister Siegrist
des Entschlafenen, der nahezu ein Viertel Jahrhundert hindurch
den städtischen Aollegien angehört habe. Während dieser langen
Reihe von. Jahren habe er dank seines auf geschäftsmännischer
?ko>. A . Qlger.
^a rl vieber, Zlaättak.
—
255
—
Tüchtigkeit und reicher Lebenserfahrung beruhenden reifen und
sicheren Urteils auf den verschiedensten Gebieten der Gemeinde­
verwaltung Ausgezeichnetes geleistet. D afür gebühre ihm m it Recht
der Dank der gesamten Bürgerschaft.
Das Stadtratskollegium
aber verliere in dem Heimgegangen nicht nur eines seiner tätigsten
Mitglieder, sondern auch einen ob seiner trefflichen
Charaktereigen­
schaften und seines schlichten, geraden und freundlichen Wesens
hochgeschätzten Kollegen. Z um ehrendenAndenken an den Geschie­
denen erheben sich die Mitglieder von ihren Ätzen.
A l b e r t G e i g e r , geboren am
September ^666 zu
Bühlertal, gestorben am f5. Januar. Der Entschlafene hatte das
Karlsruher Gymnasium besucht, in Freiburg, Heidelberg, B erlin
und Straßburg Philologie und Philosophie studiert. s90l nahm
er seinen Wohnsitz in Karlsruhe. Z n den letzten Jahren seines
Lebens begab er sich nach Berlin, kehrte aber kurz vor seinem
Tode wieder hierher zurück. Geiger war ein Dichter m it viel­
seitigem Talent. Seine tiefste Begabung lag auf dem Gebiete der
Lyrik. M it den Gedichtbüchern „ I m Wandern und Stehenbleiben"
und „D u ft, Farbe und T o n " trat er, der 27jährige, erstmals m it
größeren poetischen Schöpfungen vor die Öffentlichkeit. Doch
fruchtbarer als auf dem ihn: eigenen Schaffensgebiete war er in
der epischen und dramatischen Dichtung. Z m Roman „Werners
Zugend" knüpfte er an seine Kindheitserlebnisse an. M ittelalter­
lichen Stoff behandelte er in der Novelle „D ie Legende von der
Frau W elt", in dem Roman „Passiflora". F ür seine Dramen
schöpfte er aus der Tristanüberlieferung. Z m „W eib des N ria "
und in dein Einakter „D ie Heimkehr des Gdysseus" hat er auch
andere Stoffe dramatisch behandelt. Während nicht wenige der
Erzählungen und Romane Geigers einen größeren Leserkreis
hatten, haben seine dramatischen Dichtungen fast nur auf der
Karlsruher Bühne Eingang gefunden. Z n früheren Zahren hat
sich Geiger hier durch einige literarhistorische Vorträge Anerkennung
gewonnen. Besonderes Verdienst erwarb er sich durch die G rün­
dung des „Vereins für heimatliche Kunstpflege".
Z u r Feuer­
bestattung hatten sich neben persönlichen Freunden und Bekannten
des Verstorbenen Vertreter der verschiedenen Künste, zahlreiche
M itglieder des obengenannten Vereins und eine Abordnung des
—
LZ6
--
Vereins Karlsruher Presse in der Kapelle des Areinatoriums ein­
gefunden. Hofprediger Fischer erinnerte in dein Lebensbilds, das
er von dem Entschlafenen entwarf, wie fest G eiger'in der badi­
schen Heimat wurzelte und wie er seine Dichtergabe zu Lobgesängen auf seine Heimat benützt habe. Ernst und heilig habe
er es m it seiner Kunst genommen. Nach den Ausführungen des
Geistlichen sprachen Professor Behringer aus Mannheim und
I)r. Oeftering von hier, die die Verdienste Geigers um die heimat­
liche Kunstpflege hervorhoben; ferner Chefredakteur Albert Herzog,
der namens des Vereins Karlsruher Presse einen Lorbeerkrauz niederlegte und in einem Gedicht, der Trauer um den Verlust des
entschlafeneu Dichters Ausdruck gab.
J u l i u s H a m m , geboren 18H2 in Oschelbronn, gestorben
am 17. Januar. Der Entschlafene w ar nach Vollendung/ seiner
Studien 186H Forstpraktikant geworden, 1871 Bezirksförster in
Stockach, 188H Oberförster in Kenzingen und I 892 in Karlsruhe.
1899 erhielt er den T itel Forstmeister und bei seiner Zuruhe­
setzung den T ite l Forstrat. Der Verstorbene hat sich als Anhänger
der Nationalliberalen Partei eifrig am öffentlichen Leben beteiligt,
und durch Rat und Gutachten der Gemeindeverwaltung vielfach
Dienste geleistet. Die überaus zahlreiche Trauerversammlung,
die sich zur Feuerbestattung eingefunden hatte, legte von der
großen Beliebtheit, der sich der Verstorbene in weiten Kreisen der
Bevölkerung erfreute, Zeugnis ab. Nach der Ansprache des
Geistlichen widmete Bibliothekar Lohr namens der Loge „Leopold
zur Treue" dem Andenken des Entschlafenen einen Kranz.
A d o l f B e c h e r e r , Staatsrat, geboren 1838 in Büßlingen,
gestorben am 23. Februar. Der Verstorbene war 1663 als
Kameralpraktikant in den badischen Staatsdienst eingetreten. E r
wurde 1872 Sekretär beim Oberschulrat und 1676 beim M in i­
sterium des Znnern. 1877 wurde er zum Oberschulrat ernar .
188H zum außerordentlichen M itglied des Ministeriums der 3
des K ultus und Unterrichts, 1690 zum M inisterialrat in dM inisterium und 19O6 zum Ministerialdirektor. 1909 trat
den Ruhestand. Dis Beerdigung des Entschlafenen fand in
Stille statt.
K a r l E n g e l h o r n , Oberbaurat, geboren am 1. Februar
257
s858 in Mannheim, gestorben am 25. Februar. Der Entschlafene
hatte dis technischen Hochschulen in Karlsruhe und Stuttgart be­
sucht. Nach einer längeren Studienreise in Ita lie n w ar er im
Baufach in verschiedenen badischen Städten tätig , wurde f889
zum Baumeister ernannt und f 89^ als Bezirksbauinspektor nach
Konstanz berufen. f H l l übernahm er das Lehrgebiet der Archi­
tektur an der hiesigen Technischen Hochschule. Z u r Feuerbestattung
des Dahingeschiedenen war der Rektor der Hochschule m it dem
Arofessorenkollegium erschienen, außerdem die Minister O r. Böhm
und IDr. Freiherr von Bodman, sowie eine große Z a h l anderer
Persönlichkeiten. Die Gedächtnisrede hielt der Schwager des Dahingeschiedcnen, der evangelische Hffarrer W aag aus Salem.
Er
schilderte den Entschlafenen als Menschen und Künstler, der die
lichtvolle Schönheitssreude, wie er sie einst in Ita lie n geschaut, m it
deutschem Schaffensernst verbunden habe. Nach der Ansprache
des Geistlichen legte Geh. Hofrat Or. Krazer, Rektor der Hoch­
schule, namens derselben eine Kranzspende nieder. Geheimrat
Durm widmete als ehemaliger Lehrer und späterer Kollege des
Heimgegangenen ihm einen Aalmengruß. Der Sprecher der „A le ­
mannia", der der Verstorbene während seiner Karlsruher Studien­
zeit angehört hatte, weihte ihm die letzten Abschiedsworte.
W i l h e l m F i n c k h , geboren f8Z9 in Stuttgart, gestorben
am s. M ärz.
Der Verstorbene hatte das Gymnasium seiner
Vaterstadt besucht, dort auch seine kaufmännische Lehrzeit durch­
gemacht.
s86H gründete er hier ein Kurz- und Modewaren­
geschäft, das er bis s8 8 2 in Händen hatte. Von diesem Jahre
an führte er Vertretungen und eine Generalagentur, wurde Direktor
des Lebensbedürfnisvereins und Verbandsdirektor der unterbadischen
Kreditgenossenschaften. f906 zog er sich in den Arivatstand zurück.
H876 bis l906 w ar er Stadtverordneter, ferner w ar er M itglied
der Kirchengemeindeversammlung, gehörte dem Verwaltungsrat der
Bibelgesellschaft, des Vereins für verwahrloste Kinder, des Vereins
für entlassene Strafgefangene, des Vereins Fürsorge und Iugendschutz, des Karlsruher Waisenhauses und des Afründnerhauscs an.
Z u r Trauerfeier in der Friedhofkapelle hatte sich eine außerordent­
lich zahlreiche Versammlung eingefunden. Nach einen: T hor der
„Liederhalle" entwarf Stadlpfarrer Rohde in der Ansprache ein
t?
258
B ild von der Wirksamkeit des Entschlafenen. A m Grabe legte
ein Vertreter des Mannergesangvereins „Silcherbund" dem ver­
storbenen Ehrenvorsitzenden einen Kranz nieder, Direktor Peter
widmete einen Aranz für den Verband der unterbadischen Kreditgenossenschaften und für die Karlsruher Vereinsbank, Rechtsanwalt
Hug für die „Liederhalle", Architekt T rie r für die Loge „Leopold
zur Treue". Friedrich Aammerer aus Pforzheim für die dortige
Loge „Reuchlin" und für den pforzheimer Mannergesangverein.
A l b r e c h t T h o m a , geboren am 2. Dezember (8HH zu
Dertingen ( Amt Wertheim), gestorben am (5. M ärz. I n Jena
und Heidelberg hatte der Verstorbene seine theologischen Studien
zurückgelegt. (869 wurde er Vikar in Bremen, später in Lörrach,
Durlach und M annheim . (880 wurde er als Professor an das
hiesige Lehrerseminar I berufen, an dem er den Unterricht in Reli­
gion, Geschichte und deutscher Sprache bis zu seinem Tode erteilte.
Eine vielseitige Tätigkeit entfaltete Albrecht Thoma als Schrift­
steller. E r hat pädagogische Werke veröffentlicht, eine Auswahl
aus deutschen Klassikern für den Schulgebrauch herausgegeben.
Von seinen historischen Schriften hat insbesondere sein Werk über
Katharina von Bora großen Leserkreis gefunden. Auch verschie­
dene dramatische Festspiele hat er gedichtet. Die Stoffe für die
letzteren sind vielfach den kirchlichen Kämpfen des (6. bis l8. J a h r­
hunderts entnommen, so das Totta-Spiel, das Melanchthon-, das
Gustav-Adolf-, das Iunker-Iörg-Festspiel „D ie Salzburger". „Die
Lützowerin" behandelt einen Ausschnitt aus den Befreiungskriegen.
Von seinen Erzählungen nennen w ir : „Gutteuberg", „Konrad
wiederholt, der Kommandant von Hohentwiel", „Bernhard von
W eim ar". Seiner Bemühung ist die Gründung des Diakonissen­
hauses in Freiburg zu verdanken. Der „Evangelische B und" in
Baden ist sein Werk. E r war M itglied der GeneraljFnode und
der Kirchengemeindeversammlung. (893 ernannte ihn die theolo­
gische Fakultät der Universität Jena zum 1). tlreol. b. c. Der
Großherzog ernannte ihn ( 9 l ^ zum Studienrat.
Bein: Tode
Thom a's ließ der Großherzog den Hinterbliebenen durch das Geheime
Kabinett seine Teilnahme aussprechen. — Die Trauerfeier in der
Friedhofkapelle wurde durch einen Thorgesang der Zöglinge des
Seminars I eröffnet, w orauf Stadtpfarrer Rapp die Gedächtnis-
vr. ^rieörich Ostencior!, Oberbaural, Professor
Hochschule.
311
äer technischen
—
259
—
rede hielt. E r schilderte den Entschlafenen als Redner und volks­
tümlichen Schriftsteller und als einen Protestanten, der an allem
lebhaften Anteil genommen habe, was die evangelische Kirche
bewege. A n die Rede schloß sich ein Ehorlied der Seminaristen
an. Dann legte Professor Rudolf Schäfer namens des Lehrer­
kollegiums des Seminars einen Kranz am Sarge nieder, ebenso
ein Seminarist für die Zöglinge der Anstalt.
Stadtpfarrer
Hindenlang widmete dem Verewigten Morte des Dankes fü r seine
Verdienste um den Landesverein des Evangelischen Bundes.
Schuldirektor Dr. M osap-Stuttgart sprach für den württeMbergischen Landesverein und für das Präsidium des Evangelischen
Bundes in Berlin, P farrer Hesselbacher für den Karlsruher O rts verein des Bundes und Pfarrer Klaussing-Freiburg im Namen
des dortigen Diakonissenhauses.
I d a M e i l l , geborene Henle, gestorben am s5. M ä rz im
Alter von 8s Jahren. Sie w ar die letzte Lebende der Damen,
die m it der Großherzogiü Luise im Jahre t859 den Badischen
Frauenverein gegründet haben.
Der Frauenverein widmete der
Entschlafenen im Jahresbericht folgende E rinnerung: „ B is in die
letzten Jahre ihres hohen Alters hat sie im Sophien-Frauenverein
eifrig sich betätigt und auch, als ihr dies nicht mehr möglich war,
im Geiste echter Barmherzigkeit und Nächstenliebe in aller Stille
viel Gutes gewirkt. I h r Andenken w ird als ein gesegnetes in
hiesiger Stadt und besonders in unserem Verein erhalten bleiben".
Dr. F r i e d r i c h O s t e n d o r f , Dberbaurat, geboren t8 N
in Düsseldorf, gefallen am s7./l8. M ärz bei dem Sturm auf die
Loretto-Höhen. Nach Beendigung seiner Studien und größeren
Reisen war Friedrich Ostendorf als Regierungsbaumeister in
M arburg, Köln, T rier, Paderborn und Münster. Von t 900 bis
1903 war er zum Studium der kulturhistorischen Baukunst wieder
auf Reisen im Ausland.
Nachdem er dann einige Zeit als
Privatarchitekt in Düsseldorf tätig gewesen war, erhielt er einen
R uf in das preußische M inisterium der öffentlichen Arbeiten.
t 90 H wurde er Professor an der Hochschule in Danzig und s907
an der hiesigen Technischen Hochschule. Seit t903 w ar er auch
M itglied der Ministerialkommission des Bauwesens. — Die B ei­
setzung des Entschlafenen auf dem Karlsruher Friedhof fand am
I? *
—
29 . M ä rz statt.
260
-
Z u r Trauerversammlung hatte der Großherzog
einen Vertreter entsandt. Ferner waren erschienen die Minister
V r. F rh r. von Bodman, V r. Böhm und O r. Rheinboldt, der
Rektor der Hochschule, Geh. Hofrat Prof. Or. Arazer nüt dem
Lehrerkollegium, Oberbürgermeister Liegrist und die Bürgermeister
O r. P aul und I)r. Aleinfchniidt, Generalleutnant Frhr. Rink von B aldenstein m it zahlreichen anderen Offizieren, Vertreter von Behörden
und ^Körperschaften, ehemalige Schüler des Verstorbenen und viele
Studierende der Technischen Hochschule. A n dem Large hielten
acht Unteroffiziere des Leib-Grenadier-Regiments die Ehrenwache,
während vor der Aapelle eine Ehrenkompagnie Grenadiere m it
der M ilitärkapelle aufgestellt war.
Die kirchlichen Handlungen
nahm Stadtpfarrer Rohde vor. E r legte seiner Gedächtnisrede
den Text Daniel H2, I zugrunde: „Treue Lehrer leuchten wie des
Himmels G lanz" und schilderte den Verewigten als Freund und
V orbild seiner Lchüler. I h m seien sie wie einem voranleuchtenden
Führer gefolgt, zunächst im Frieden und dann auch hinaus ins
Feld. Nach der Ansprache des Geistlichen legte V r. Böhm im
Namen des Ltaatsministeriums m it warmen Morten der Aner­
kennung für den Dahingeschiedenen einen Lorbeerkranz nieder. I m
Namen der Hochschule sprach der Rektor, für die Bauabteilung
derselben Professor B illin g und im Namen der Offiziere des
Leib-Grenadier-Regiments und des Ersatz-Regiments N r. O 9
M a jo r G ra f Lpreti. Ferner legten Aränze nieder Ltadtrat
v r . Dietz im A uftrag der Gartenstadt, ein Vertreter der Burschen­
schaft „G h ib e llin ia " und ein Vertreter der Architekten-Verbindung
„V itru v ia " .
Auch die im Felde stehenden Lchüler Ostendorfs
hatten einen Aranz gespendet. Namens der Stadtverwaltung hatte
Oberbürgermeister Liegrist der Fam ilie des Entschlafenen sowie
dem Rektor der Technischen Hochschule die Teilnahme ausgesprochen
und einen Aranz an der Bahre niederlegen lassen. Zum Schluß
der Trauerfeier stimmte die Musikkapelle einen T horal an, und die
Ehrenwache präsentierte. Sodann bewegte sich unter V orantritt
der Musik und der Ehrenkompagnie der Zug zum Grabe, wo nach
dem Gebete des Geistlichen und einer dreifachen Salve der Gefallene
zur Ruhe gebettet wurde.
O t t o Hel c k, Stadtbaurat, geboren in Aehl am 28. August
—
261.
—-
1366, gestorben am 27. M ärz. E r widmete sich dem Maschinen­
baufach und genoß seine Vorbildung an der hiesigen Hochschule,
an der er nach vollendetem Studium noch 2^/Z Jahre als Assistent
tätig war. I m Jahre 1892 trat er als Ingenieur beim städti­
schen Gaswerk ein, woselbst er 1897 zum Betriebsinspektor und
1900 zum Betriebsdirektor der Gasanstalt I I ernannt wurde.
1905 übertrug ihm der Stadtrat die Borstandsstelle beim Maschinen­
bauamt unter Ernennung zum Stadtbaurat. 1910 erfolgte seine
Ernennung zum Direktor der Gas-, Wasser- und Elektrizitäts­
werke unserer Stadt. I n der Stadtratssitzung vom 31. M ä rz
widmete der Oberbürgermeister vor E in tritt in die Tagesordnung
dein Dahingeschiedenen Worte ehrenden Andenkens. Seit seiner
Berufung in den städtischen Dienst habe der Verewigte dank seiner
auf einer ausgezeichneten wissenschaftlichen Grundlage beruhenden
ungewöhnlichen praktischen Leistungsfähigkeit der Stadt auf den
verschiedensten technischen Gebieten hervorragende Dienste geleistet.
Namentlich als Leiter der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke
habe er Außerordentliches zu deren Entwicklung beigetragen, aber
auch als Vorstand des 1903 neu errichteten Maschinenbauamts
auf dem Gebiete des städtischen Maschinenbauwesens Vorbildliches
geschaffen. Der Oberbürgermeister erinnerte an die mustergültigen
maschinellen Anlagen des städtischen Rheinhafens, die Ausstattung
der Feuerwehr und des Schlachthauses, die Verbesserung der
öffentlichen Beleuchtung u. a. F ür dies schulde die Stadtverwal­
tung und die Bürgerschaft dein Entschlafenen bleibenden Dank
und Anerkennung. Z u m Zeichen dessen und zu Ehren des Ver­
ewigten erhoben sich die M itglieder des Stadtrates von ihren
Sitzen. A ls äußeres Zeichen der Ehrung wurde ein Kranz an
der Bahre des Dahingeschiedenen niedergelegt, und der Stadtrat
entsandte zur Bestattungsfeier eine Abordnung. Z u r Beisetzung
am 30. M ä rz hatten sich der Oberbürgermeister und die drei
Bürgermeister eingefunden, ferner viele M itglieder der städtischen
Kollegien, dis oberen Beamten der einzelnen Zweige der Stadt­
verwaltung, das Kommando der Feuerwehr, Abordnungen der tech­
nischen Vereine, denen Stadtbaurat Helck angehört hatte, und zahl­
reiche andere Persönlichkeiten.
Orgelspiel und Klängen eines
vom Silcherbunde gesungenen Thorals hielt Stadtpfarrer Rohde
—
262
—
die Gedächtnisrede. Der Geistliche schilderte die starke männliche
Persönlichkeit des Entschlafenen, seine Arbeitskraft, Schaffens­
freudigkeit und pflichttreue. A m Grabe sprachen unter Nieder­
legung von Kränzen Betriebsdirektor Giehne namens der Beamten
der Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke, Betriebsdirektor Geppert
namens der Beamten des Maschinenbauamts, Kommandant
Heußer namens der Freiwilligen Feuerwehr, Oberstadtrechnungsrat
Weiler namens der städtischen Beamtenschaft, Direktor Or. Döderlem immens der Bereinigung technischer Vereins, Zivilingenieur
T rap p namens des Bezirksvereins Karlsruhe des Vereins Deutscher
Ingenieure, Generalsekretär v r . Bunte namens des Deutschen
Vereins von Gas- und Wasserfachmännern und des W ittel­
rheinischen Gas- und Wasserfachmänner-Vereins, Verwalter Hoffmann namens der Wirtschaftlichen Vereinigung deutscher G as­
werke, Direktor Pichler-Mannheim namens der Berufsgenossen­
schaft der Gas- und Wasserwerke, Lektion 8 und Bahnmeister
Bertram s namens des Lilcherbundes. Ferner sprachen Vertreter
der Arbeiterschaft der städtischen Gas-, Wasser- und Elektrizitäts­
werke, der Installationsarbeiter des Gaswerks I und der Akademi­
schen Maschineningenieur-Verbindung „M ä rk a ria ", deren M it ­
begründer der Verstorbene war.
K a r l v o n P f e i l , M itglied der Handelskammer, gefallen
am 22. A p ril als Oberleutnant und Regimentsadjutant bei einem
L tu rm a n g riff vor Ppern. Die Beisetzung auf dem hiesigen Friedhof
fand am 9 . J u n i statt. Z u der Trauerfeier, bei der sich der
Großherzog hatte vertreten lassen, waren Vertreter des Offizierkorps
erschienen, sämtliche Angestellte der F irm a Leipheimer äc Mende,
deren M itinhaber der Verstorbene war, ferner Vertreter der hiesigen
Kaufmannschaft, Oberbürgermeister Liegrist, Vertreter der Handels­
kammer und der hiesigen kaufmännischen Vereinigungen und der
große Freundeskreis des Entschlafenen. A m Large hatten die
Vertreter des Vereins ehemaliger f f Zer und des LeibgrenadierVereins m it Fahnen Aufstellung genommen. Ltadtpfarrer Rapp
erinnerte in seiner Gedächtnisrede, daß der Dahingeschiedene, wie
einst sein Vater, auf dem Lchlachtfeld sein Leben geopfert habe.
E r schilderte ihn als tüchtigen und befähigten Arbeiter in seinem
kaufmännischen Berufe, als sorgenden Gatten und Vater und als
—
263
—
treuen Patrioten, der beim Erschallen des Kriegsrufes sofort
hinausgezogen sei, für Deutschlands Ehre zu kämpfen. Nach der
Ansprache des Geistlichen wurde der Sarg unter den Trauerklängen
der Landsturm-Kapelle zur letzten Ruhestätte getragen.
Dort
widmete J u liu s Trück seinem Geschäftsteilhaber warme Worte
des Abschieds unter Niederlegung -einer Kranzspende; mach ihn:
sprachen Vertreter des Personals der F irm a, der Handelskammer,
des Detaillistenvereins und des Rabattsparvereins. F ü r das Regi­
ment 238 sprach Oberst von Brunnquell. Nachdem noch die Ver­
treter der beiden militärischen Vereine dem Verstorbenen einen
kurzen Nachruf gewidmet, schlossen drei Ehrensalven die Feier.
V r. S a l l y M a a s , geboren (858 in M annheim , gestorben
am 6. M a i. E r wurde (879 Rechtspraktikant, (683 Referendär,
(885 Amtsrichter in Eberbach, (888 in M annheim , (8 9 0 Ober­
amtsrichter, (89( Landgerichtsrat daselbst, (894 in Konstanz.
Seit ( 9 0 ( w ar er in Karlsruhe, zuerst als Vorsitzender einer
Kammer für Handelssachen und seit (909 als Oberlandesgerichtsrat.
Die Feuerbestattung des Verstorbenen fand in aller Stille statt.
J u l i u s v o n S t a b e l , Exz., geboren ( 839 in M annheini,
gestorben am (5. M a i. Der Entschlafene w ar (859 als Leut­
nant in das Leib-Grenadier-Regiment eingetreten, er wurde (664
Ordonnanzoffizier des Großherzogs, (866 Oberleutnant, (87 (
Hauptmann und Kompagniechef im preußischen Infanterie-R egi­
ment N r. (5 (2. Wests.). I m Jahre (873 nahm er den A b ­
schied aus dein aktiven Dienst und trat (875 zum Gendarmerie­
korps über, wo er (880 zum M a jo r und (889 zum Oberstleut­
nant befördert wurde. (895 trat er in den Ruhestand, wurde
(695 Kammerherr, (902 Schloßhauptmann und (908 Vberhofmeister der Großherzogin, welches A m t er bis ( 9( 4 innehatte.
I n t J a h r (900 übernahm der Verstorbene den Vorsitz im B a d i­
schen Landesverband des Deutschen Flottenvereins. A ls er nach
achtjähriger Tätigkeit das A m t (908 niederlsgte, wählte ihn die
Hauptversammlung des Landesverbandes zum Ehrenvorsitzenden.
Der Vorstand -es Landesverbands widmete ihm folgenden Nach­
r uf : „D er Badische Landesverband sowie der Gesamtverein ver­
lieren in dem Dahingeschiedenen eines der ausgezeichnetsten und
verdienstvollsten Mitglieder.
Dem auch persönlich allenthalben
—
26H
—
hochgeschätzten und verehrten M anne wird der Deutsche Flotten­
verein, ganz besonders aber der Badische Landesverband, stets ein
ehrendes und dankbares Andenken bewahren". Z u der Trauer­
feier bei der Bestattung des Entschlafenen waren der Großherzog,
die Großherzogin und Großherzogin Luise erschienen; ferner waren
anwesend , die vier Minister, der preußische Gesandte von Eisen­
decher, der Vizepräsident der Ersten Kammer, Geh. Rat Or. Bürklin,
Generalmajor Anheuser an der Spitze des Gendarmeriekorps des
3. Distrikts, Offiziere des Leib-Grenadier-Regiments und eine Ab­
ordnung des Leibgrenadier-Vereins m it der Fahne, sowie zahlreiche
andere Personen aus Hof-, Staats- und Militärkreisen. Die Feier
wurde m it Thoralspiel eingeleitet, worauf Hofprediger Fischer die
Gedächtnisrede hielt. Dann sprachen Geh. Kabinettsrat von Thelius
namens der Alten Herren vorn Korps Suevia-Heidelberg, dem
der Verstorbene angehört hatte, Geh. Rat Elbs für den Verband
Alter Korpsstudenten, von Tancrin namens des Flottenvereins,
Generalmajor von Anheuser für das Gendarmeriekorps, Haupt­
mann Schaible für das Gffizierkorps des Grenadier-Regiments,
Oberrevisor Steiner für den Grenadier-Verein. Hierauf wurde nach
abermaligem Thoralspiel der Sarg Zu Grabe getragen, wobei der
Großherzog m it den Angehörigen des Verstorbenen hinter dem
Sarge ging.
K a r l M o s e r , gestorben am 27. M a i im Alter von
59 Jahren. Der Verstorbene w ar Friseurmeister und seit 25 Jahren
Obermeister der Friseur- und Perückenmacher-Innung. Von 19OH
bis 191H gehörte er der Karlsruher Handwerkskammer an, deren
langjähriger Präsident er gewesen ist.
V r. F r i e d r i c h F r h r . v o n N e u b r o n n , geboren in
Lahr am 8 . August 1839, gestorben in Freiburg am 13. J u n i.
E r wurde 1862 Rechtspraktikant und Hofjunker, 186H Referendar,
1865 Sekretär beim Justizministerium, 1866 Staatsanwalt in
M annheim , 1867 Kammerjunker und Stellvertreter des Ober­
staatsanwalts beim Dberhofgericht, 187H dem Justizministerium
als Kollegialmitglied beigsgeben, 1875 M inisterialrat und Kammer­
herr, 1879 Oberstaatsanwalt beim Oberlandesgericht und in dem­
selben Jahre Oberlandesgerichtsrat. 1679/81 war er auch M it ­
glied des Kompetenzgerichtshofes. 1881 wurden ihm als Ober­
—
265
—
staatsanwalt gleichzeitig die Funktionen eines Ratsmitglieds im
Justizministerium übertragen und l893 die eines M inisterial­
direktors. s899 wurde F rh r. von Neubronn Präsident des Oberlandesgerichts und Geh. Rat I. Klasse. I m September ^909
trat er in den Ruhestand und nahm seinen Mohnsitz in Freiburg.
s88l — s888 vertrat der Verstorbene den l9- Wahlbezirk (Em m en­
dingen) in der Zweiten Kammer, in der er sich der national­
liberalen Fraktion anschloß. I n der Session l 9 0 l /2 war er durch
Berufung des Großherzogs M itglied der Ersten Kammer. Bei
der Bestattung des Entschlafenen in Freiburg würdigte Oberstaats­
anwalt Duffner im Namen des Justizministeriums unter Nieder­
legung eines Kranzes die Verdienste, die sich F rhr. von Neubronn
als Leiter der badischen Staatsanwaltschaft erworben hatte, wobei
er dessen „hohe Verstandesschärfe, Geistesklarheit und glänzende
Rednergabe, aber auch die hervorragenden Charaktereigenschaften,
seine unbedingte Zuverlässigkeit und Offenheit, seinen unerschütter­
lichen, jedem unberechtigten Einfluß unzugänglichen Gerechtigkeits­
sinn und sein tiefausgeprägtes Rechtsgefühl" hervorhob. Namens
des Oberlandesgerichts gedachte dessen früheres M itglied, Land­
gerichtsdirektor O tto Hink in Freiburg, der Tätigkeit des Verstor­
benen als Richter. Die alten Herren des Korps „S uevia" in
Heidelberg widmeten ihren: Korpsbruder und Ehrenmitglieds des
Korps eine Kranzspende.
v r . F r a n z B ö h m , geboren am 25. Dezember l86s in
Mannheim, gestorben am 30. J u n i. E r besuchte das Gymnasium
seiner Vaterstadt und studierte in Heidelberg und B erlin Rechts­
wissenschaft. s885 wurde er Rechtspraktikant, s888 Referendär,
l890 Sekretär im Justizministerium, s89l Amtsrichter in M a n n ­
heim, l.892 Staatsanwalt in Mosbach und s89H in Konstanz.
s899 erfolgte seine Berufung als M inisterialrat in das M in i­
sterium der Justiz, des K ultus und Unterrichts und l9 lO zum
Ministerialdirektor, s9l l wurde er zum Minister des neu errich­
teten Ministeriums des K ultus und Unterrichts ernannt. I n dem­
selben Jahre übertrug ihm, der die juristische Doktorwürde bereits
besaß, die Technische Hochschule in Karlsruhe die Würde eines
v r . mZ. b. c. A m Tage nach seinem Heinigang berichtete die
„K arlsruher Z e itun g": „D er Großherzog erhielt am M ittw och
—
266
—
auf der Reise zu den Truppen die Nachricht von dem Hinscheiden
des M inisters V r. Böhm. Zeine Königliche Hoheit ist tief
erschüttert und schmerzlich bewegt durch den Heimgang dieses aus­
gezeichneten Staatsmannes, der sich hervorragende Verdienste um
das Land erworben hat, und der dem Großherzog in vertrauens­
vollen Beziehungen auch persönlich nahe stand". I n der Stadtratssitzung vom s. J u li widmete der Oberbürgermeister vor E in ­
tritt in die Tagesordnung dem unerwartet dahingeschiedenen
Minister einen warmen Nachruf, in dem er insbesondere hervor­
hob, „daß das badische Land in dem Verewigten einen hervor­
ragenden Staatsmann, auf dessen tatkräftiges und schöpferisches
Wirken noch große Hoffnungen gesetzt waren, und die Stadt K a rls ­
ruhe einen ihrer hervorragendsten Bürger, einen treuen Freund und
stets hilfsbereiten Förderer ihrer Bestrebungen und Interessen, ins­
besondere auf wissenschaftlichem und künstlerischem Gebiete, verliere,
dem allezeit ein ehrenvolles, dankbares Andenken gesichert bleibe".
Z u m Zeichen der Zustimmung erhoben sich die M itglieder des
Kollegiums von ihren Sitzen. Der Stadtrat beschloß, „zum
äußeren Zeichen der innigen M ittra u e r der Stadt Karlsruhe und
ihrer Bürgerschaft um den Heimgegangenen und zum Ausdruck
ihrer unauslöschlichen Dankbarkeit für sein verdienstvolles Wirken
und Schaffen einen Lorbeerkranz an der Bahre niederzulegen und
eine Abordnung zur Beisetzungsfeier zu entsenden". Dem Staats­
ministerium sowie der Fam ilie des Entschlafenen hat der Ober­
bürgermeister namens des Stadtrates und der gesamten Bürger­
schaft aufrichtig empfundene Teilnahme ausgedrückt. — Die Be­
stattung des Entschlafenen am 2. J u li gestaltete sich, wie die
„K arlsru he r Zeitung" mitteilte, zu einer eindrucksvollen, unvergeß­
lichen Trauerkundgebung. Der Großhsrzog und die Großherzogin
hatten Vertreter entsandt.
Großherzogin Luise und j?rinz und
Prinzessin M a x erschienen persönlich. Ferner waren anwesend die
M inister F rhr. von Dusch, F rhr. von Bodman und V r. Rheinboldt, der preußische Gesandte von Eisendecher, der stellvertretende
kommandierende General von Manteuffel, Großhofmeister von
Brauer, der Vizepräsident der Ersten und der
Präsident der
Zweiten Kammer, Oberbürgermeister Siegrist m it den Bürger­
meistern Or.j)a u l und v r . Kleinschmidt, der
Präsident des
—
267
—
Evangelischen Gberkirchenrates Or. Uibel, Vertretungen der Städte
Mannheim und Pforzheim, Vertretungen der drei Hochschulen des
Landes, fast sämtliche hiesige höhere Beamte, Schulvertretungen
von hier und auswärts und die Vertretungen der Studentenschaft
der drei Hochschulen. Die letzteren nahmen m it ihren Fahnen zu
beiden Seiten des Sarges Aufstellung. V or Beginn der Feier
legte Prinz M a x als Präsident der Ersten Rammer für diese
einen Kranz an der Bahre nieder. Die Trauerfeier begann m it
dem Grgelspiel: „ G Jesus, all mein Leben bist D u ", worauf ein
Doppelquartett das Lied „Selig sind die Toten, die in dem Herrn
sterben" vortrug. Geistl. Rat Ehrendomherr Anörzer, der unter
Assistenz von Zwei Raplänen die geistlichen Funktionen ausübte,
bemerkte nach der Einsegnung und den Gebeten, daß auf Wunsch
der Angehörigen des Verstorbenen von einer Grabrede Umgang
genommen werden solle. E r schilderte daher nur den Lebensgang
desselben. Abermals folgten Gebet und der Gesang des Liedes:
„Süß und ruhig ist Dein Schlummer", dann wurde die sterbliche
Hülle des Toten bei den Klängen des T h o ra ls: „ Ic h w ill dich
lieben, meine Stärke" unter Begleitung der Trauergemeinde zu
Grabe getragen. Hinter dem Sarge schritt der Sohn des Ver­
storbenen in feldgrauer Leutnantsuniform, neben ihm Prinz M ax.
Nach den Gebeten des Geistlichen widmete F rh r. von Dusch dem
Verstorbenen namens des Staatsministeriums unter Niederlegung
eines Kranzes einen Nachruf. E r hob u. a. hervor, daß reiche
Begabung, rastloser Fleiß und organisatorische Befähigung den
Heimgegangenen zu leitender Stellung im Staatswesen geführt
habe, in dem er sich unvergängliche Verdienste uni das gesamte
Bildungswesen des Landes erworben habe. I m Namen des
Ministeriums des K ultus und Unterrichts sprach Ministerialdirektor
Geh. Rat Schmidt, namens der Zweiten Kammer der Präsident
derselben, Stadtschulrat Rohrhurst von Heidelberg, für die drei
Hochschulen des Landes der Rektor der Technischen Hochschule,
Geh. Hofrat V r. Krazer. Ferner sprach unter Niederlegung von
Kränzen Geh. Rat Bütschli namens der Heidelberger Akademie
der Wissenschaften, Geh. Rat Gothein namens der Badischen
Historischen Rommission, Direktor Professor Bergmann namens
des Lehrerkollegiums der Akademie der bildenden Künste, Professor
—
268
—
Altm ann namens der Handelshochschule in Mannheim, Direktor
Arm bruster-Ettlingen namens des Badischen Philologenvereins
und der badischen höheren Lehrerschaft, Geh. Oberreg.-Rat
V r. M ayer namens des Vberrats der Israeliten, Direktor Metzger
namens des Landesvereins für das höhere Mädchenschulwesen,
Professor Uhde als Vertreter der Künstlerschaft Badens, Hofrat
Ordenstein namens des Konservatoriums, Geh. Kommerzienrat
Koelle namens der Handelskammer, F rhr. von Kageneck namens
des Ausschusses der badischen Iugendwehren, Kreisschulrat SägerBruchsal namens der badischen Kreisschulräte, Oberlehrer RödelM annheim namens der badischen Volksschullehrer und Geh. Hofrat
Professor V r. Lehmann namens des Naturwissenschaftlichen Vereins
Karlsruhe. Ferner legten noch Kränze nieder die Vertreter der
Studentenschaften der badischen Hochschulen und ein Soldat im
Namen der Verwundeten des Reserve-Lazaretts 8.
L u d w i g M ö r y , geboren (8^5 in Tortaillod (schweizeri­
scher Kanton Neuenburg), gestorben am 2s. J u li.
Der E n t­
schlafene wurde s872 vom Großherzog hierher berufen und über­
nahm an der damaligen Friedrichsschule den französischen Unter­
richt. D am it wurde er der Lehrer Großherzog Friedrichs II. und
des verstorbenen Prinzen Ludwig Wilhelm. Auch Prinzessin Vik­
toria, der jetzigen Königin von Schweden, erteilte er Unterricht in
der französischen Sprache. s83s erhielt er den T itel Professor
und wurde 1383 an das hiesige Gymnasium versetzt. I m Neben­
amt gab er auch zeitweise Unterricht an der Viktoriaschule. Am
Gymnasium wirkte er, bis ihn seine Erkrankung im Laufe des
Schuljahres 1 9 l^ /l5 nötigte, seinen Dienst auszusetzen. Einem
schweren Herzleiden ist er erlegen. Das Lehrerkollegium und die
Schüler des Gymnasiums, sowie Vertreter des Unterrichtsministe­
rium s, zahlreiche Freunde und ehemalige Schüler gaben ihm das
Geleite zur letzten Ruhestätte.
Der Direktor des Gymnasiums,
Geh. H ofrat V r. Häußncr, widmete ihm am Grabe unter Nieder­
legung eines Kranzes einen warmen Nachruf.
V r. K a r l B r o d m a n n , geboren am (2. August s86H in
Halberstadt, gestorben am 8. August. E r studierte in Freiburg,
Berlin, Straßburg und Göttingen zunächst Medizin, später M athe­
matik und Physik. 1889 bestand er das Staatsexamen und war
—
269 ^
einige Zeit Assistent an der Technischen Hochschule in Darmstadt,
dann am physikalischen In stitu t der Universität Göttingen. Hier­
auf widmete er sich dem Studium der Bibliothekswissenschaften
und trat als Volontär bei der Universitäts-Bibliothek in B erlin
ein. E r bestand das (896 erstmals in Deutschland abgehaltene
Bibliotheksexamen. A m s. M a i t906 erhielt er seine Berufung
an die Bibliothek der hiesigen Technischen Hochschule; l9 N wurde
ihm der Titel Direktor verliehen.
J o s e p h H a r t , geboren (832 in M annheim , gestorben am
9 . September. E r trat (855 als Konstrukteur und Lehrer in die
polytechnische Schule in Karlsruhe (jetzige Technische Hochschule) ein,
wurde (863 ordentlicher Professor an derselben und wirkte an der
Hochschule bis ( 900 . I n diesem Jahre trat er unter Belastung
als M itglied der Abteilung für Maschinenwesen und des Großen
Rats in den Ruhestand, ( 897/98 w ar er Rektor der Hochschule.
Bei seiner Zuruhesetzung ernannte ihn der Großherzog zum Geh.
R at, die Technische Hochschule erteilte ihm die Mürde eines
Or. in§. b. c.
C h r i s t i a n W i l h e l m A l l e r s , geboren am 6 . August
(857 in Hamburg, gestorben am ( 9 . Oktober. Seine zeichnerische
Begabung führte ihn auf die Gewerbeschule, dann in eine Lithographie-Merkstätte. (878 kam er an die Karlsruher Kunstschule,
an der er bis (883 als Schüler von Riefstahl, Gude und Ferdi­
nand Keller seine Studien machte. I n den nächsten Jahren be­
reiste er Holland, England, Schweden, auch Ita lie n und andere
Mittelmeerländer. Überall fand er Stoff für seine Skizzenbücher.
E r siedelte zunächst nach Hamburg über. Anfangs blieben seine
Zeichnungen wenig beachtet, bis (888 die 30 Blätter „K lu b E in ­
tracht", die Typen aus der Hamburger Gesellschaft darstellten,
seinen Namen überall bekannt machten. Die Berliner Galerie
kaufte die O riginale an. Nun folgten verschiedene andere Blätter
aus der Theaterwelt, dem Zirkusleben, „D ie silberne Hochzeit",
„Berliner Pflaster", „Unsere M a rin e ". Das berühmteste Merk,
das Allers geschaffen, wurden seine Bismarckbilder. I m Früh­
jahr ( 9 (5 gab er im hiesigen Kunstverein Proben seiner Kunst.
J o h a n n e s K r ä m e r , geboren am 2 . J u li l833 in A ls ­
heim (Rheinpfalz), gestorben in Überlingen am 20. Oktober. Nach
—
270
Besuch der Volksschule erhielt er mehrjährigen Privatunterricht in
allen Gymnasialfächern. I n Mannheim und Karlsruhe w ar er
kaufmännisch tätig. s859 gründete er dann hier eine Großhand­
lung in Drogen u. ä., der er bis s884 Vorstand. E r bekleidete
hier eine Reihe hervorragender Ehrenstellen. ^866— f879 war er
M itglied der Handelskammer, l872— ?9 Präsident derselben.
l8 7 0 — 72 gehörte er dem Gemeinderat an. s872— l684 war er
Stadtverordneter, als welcher er (1874— 84) dem geschäftsleitenden
Vorstande angehörte und zwar l 6 8 l — 84 als stellvertretender V b mann. s877— 79 w ar er einer der drei Karlsruher Abgeordneten
in der Zweiten Kammer, in der er sich der national-liberalen
Fraktion auschloß. l884 wurde er zum 2. Beigeordneten (2. Bürger­
meister) gewählt, f892 zum l- Bürgermeister. I n diesem A m t
verblieb er bis zu den Neuwahlen l 9 0 l, nach denen ihm m it seinem
Einverständnis die Stelle eines 2. Bürgermeisters übertragen wurde.
A m p M a i 1(905 trat er in den Ruhestand. Am 26. bereitete
ihm der Stabtrat eine Abschiedsfeier, bei der wegen der Erkrankung
des Oberbürgermeisters Schnetzler von einer größeren Veranstal­
tung abgesehen wurde. A ls Ehrengabe des Stadtrates wurde dem
Scheidenden ein kunstvoll gearbeiteter silberner Tafelaufsatz über­
reicht. Kräm er verlebte die Tage seines Ruhestandes in Über­
lingen. I n der Stadtratssitzung vom 2s. Oktober ( 9 l 5 widmete
Oberbürgermeister Sicgrist vor E in tritt in die Tagesordnung dem
Dahingeschiedenen einen Nachruf, in dem er u. a. folgendes aus­
führte: Vier Jahrzehnte hindurch habe der Entschlafene im öffent­
lichen Leben unserer Stadt eine vielseitige ersprießliche Wirksamkeit
entfaltet. Besonders hervorgehoben zu werden verdiene aber seine
langjährige Zugehörigkeit zur Gemeindeverwaltung. Während
seiner über 20jährigen Wirksamkeit als Bürgermeister habe ihm
hauptsächlich die Verwaltung des Armeuwesens, der Standesbeamtung und des Gemeindegerichts obgelegen. Aber auch in der
allgemeinen Verwaltung habe er wichtige Aufgaben zu erfüllen
gehabt, so als Vorsitzender der Schlacht- und Viehhofkommission,
der Rheinbahnkommission, der Friedhofkommission und verschiede­
ner anderer wichtiger Kommissionen. A u f Grund einer reichen
Lebenserfahrung und einer festgegründeten Weltanschauung habe er
auf all diesen Gebieten verdienstvolle Arbeit zum Besten unseres
Gemeinwesens geliefert. D afür gebühre ihm bleibender Dank
unserer Bürgerschaft, in der er auch um seines einfachen und
liebenswürdigen Mesens willen in freundlicher Erinnerung stehe.
Zum ehrenden, treuen und dankbaren Gedenken an den Dahin­
geschiedenen erheben sich die M itglieder von ihren Litzen. Der
Ltadtrat beschloß, den Hinterbliebenen seine herzliche Teilnahme
zum Ausdruck zu bringen, einen Lorbeerkranz an der Bahre des
Verewigten niederzulegen und sich vollzählig an der Beisetzungsfeier
zu beteiligen. Die Beerdigung des Entschlafenen fand auf dem
hiesigen Friedhof am 23. Oktober statt. Unter der zahlreichen
Trauergemeinde befanden sich die Bürgermeister I)r. Paul und
Or. Horstmann, die Ltadträte, Minister F rh r. von Bodman, Geistl.
Rat Knörzer und mehrere andere Persönlichkeiten. Ltadtpfarrer
Rohde nahm die kirchlichen Amtshandlungen vor. Zahlreiche
Kränze waren zur G ru ft entsandt worden, darunter neben dem
im Auftrag des Ltadlrates niedergelegten Kranze eine Blum en­
spende vom Verein städtischer Beamten in Karlsruhe, von der
Handelskammer und von den Oberbürgermeistern der Ltädte der
Ltädteordnung. Großherzogin Luise hatte durch ein Telegramm
und durch Übersendung eines Kranzes ihrer Teilnahme Ausdruck
verliehen. Der Großherzog und die Großherzogin Hilda hatten
durch das Geh. Kabinett ebenfalls ein Beileidsschreiben gesandt.
J o h a n n F r i e d r i c h H e ß , geboren am
A p ril in
Durlach, gestorben am 6. November. Der Entschlafene besuchte
das Lyceum in Freiburg, hörte l8H7— s 8 d den Postkurs am
Karlsruher Polytechnikum und trat l830 als Postaspirant in
Kehl in den badischen Dienst. l853 wurde er in die Direktion
der Posten und Eisenbahnen hierher berufen und ^866 zum Post­
inspektor ernannt. Nach dem Übergang der badischen Post in
die Reichspost kam Heß nach B erlin als ständiger Hilfsarbeiter in
das General-Postamt, wie das jetzige Reichspostamt damals hieß, und
wurde daselbst l872 Vortragender Rat. ^878 erhielt er die Leitung
der Oberpostdirektion in Karlsruhe, welches A m t er 22 Jahre
bekleidete. Z u Anfang des Jahres sHOO beging Oberpostdirektor
Heß sein ZOjähriges Dienstjubiläum. A us diesem Anlaß hat ihm
damals der Ltadtrat durch Oberbürgermeister Lchnetzler eine Glück­
wunschadresse überreichen lassen. I m J u li sHOO, kurz vor Über-
—
272
—
fiedlung der Dberpostdirektion in das neue Gebäude, trat Heß in
den Ruhestand. Bei der Eröffnungsfeier des Hauses erschien eine
Festschrift, die im ersten Teil von dem Entschlafenen verfaßt ist
und der die Entwicklung des Postwesens in unserer Stadt seit
l 7sö schildert. Z um 80. Geburtstag des Verewigten verlieh ihm
der Kaiser den Tharakter als Wirklicher Geheimer Oberpostrat
m it dem Range eines 'Rates I. Klasse. — Z u r Feier in der
Friedhofkapelle bei der Bestattung des Verstorbenen hatte sich eine
große Trauergemeinde eingefunden, darunter Oberbürgermeister
Siegrist, Dberpostdirektor Oster, Generaldirektor Staatsrat Roth
und zahlreiche höhere Beamte der Post. der Verwaltung der Staats­
eisenbahnen und der Ministerien. Der Thor der „Liederhalle"
sang das Lied: „S üß und ruhig ist der Schlummer". Hofprediger
Fischer hielt dis Gedächtnisrede. Nach dem Gebet und dem Segen
sang der T ho r der „Liederhalle" das Lied: „Leise, leise rauscht
die Welle". Dann legte Oberrevisor K a rl Münchbach, der zweite
Vorsitzende der „Liederhalle", deren Ehrenpräsident der Verstorbene
gewesen war, einen Kranz an der Bahre nieder. E r erwähnte
dabei, daß der Entschlafene ein halbes Jahrhundert ein treuer
Freund des Vereins und ein begeisterter Förderer des deutschen
Liedes gewesen sei. Geh. Rat v r . Baumeister überbrachte für die
Evangelische Diakonissen-Anstalt in Karlsruhe einen Palmenzweig.
E r teilte dabei m it, daß Vberpostrat Heß dieser Anstalt 27 Zahre
als M itg lied des Verwaltungsrates angehört und auch hier, wie
sonst im Leben, sein A m t m it treuer Pflichterfüllung ausgeübt
habe. F ü r die Vberpostdirektion und ihre Beamten spendete
Oberpostdirektor Oster einen Aranz und gedachte der Verdienste des
Verewigten um die Ausgestaltung des Postwesens in Baden und im
Deutschen Reiche. Zn der Stadtratssitzung vom fs . November
widmete der Oberbürgermeister dem Verstorbenen ehrende Worte.
Z n seinem hohen Amte habe Dberpostdirektor Heß hervorragendes
für die Entwicklung des badischen Postwesens geleistet. Dabei habe er
aber auch die Geschicke unserer Stadt stets m it lebhaftem Znteresse
verfolgt und allen bedeutenderen Vorgängen in ihrer Vorwärtsent­
wicklung seine wärmste Aufmerksamkeit zugewendet. Den Hinterblie­
benen wurde die Anteilnahme der Stadtverwaltung ausgesprochen.
A d o l f M e e ß , geboren in Karlsruhe am Is6. November
?kot. I . wünireer.
Meeh, Mstaclttat.
—
275
—
s8HH, gestorben am 8. November. Der Verstorbene betrieb früher
ein Zimmergeschäft. Besondere Aufmerksamkeit widmete er auch
nach Aufgabe seines Geschäfts den Interessen des Gewerbe- und
Handwerkerstandes. Lange Jahre war er M itglied des Aufsichts­
rates der Aarlsruher Vereinsbank, auch M itglied der Verwaltung
des Waisenhauses und des Schatzungsrates. Der Oberbürger­
meister widmete ihm in der Stadtratssitzung warme M orte ehrender
und dankbarer Anerkennung. Aber ein Menschenalter hindurch
habe der Verstorbene den städtischen Aollegien angehört, von
s88H bis
als Stadtverordneter und von da an bis sHlH
als Stadtrat. Aber nicht nur in diesen Aollegien, sondern auch
als M itglied der verschiedenen Aommissionen habe er während
langer Jahre der Stadtverwaltung treffliche Dienste geleistet.
Besonders als M itglied der Baukommission und Grundstücks­
schätzungskommission habe er vermöge seines auf gediegenen Fach­
kenntnissen und reichen Erfahrungen in: Baugewerbe beruhenden
sicheren und praktischen Urteils eine wertvolle Tätigkeit zum Besten
der Stadt und ihrer Bevölkerung entfaltet. Aber auch auf anderen
Gebieten sei sein Rat stets geschätzt gewesen, umsomehr, als er
von einen: M anne kam, der bei aller persönlichen Bescheidenheit
und Zurückhaltung doch jederzeit mannhaft seiner einmal gewonnenen
und festgegründeten Überzeugung Ausdruck gegeben habe. Das
allgemeine Ansehen, das er unter der Bürgerschaft genossen habe,
sei auch dadurch zun: Ausdruck gekommen, daß er in den Bezirks­
rat und die Areisversammlung berufen worden sei. Die A a rls ruher Bürgerschaft schulde dem Heimgegangenen fü r sein lang­
jähriges, unermüdliches und erfolgreiches Wirken zum Wohle des
Gemeinwesens bleibenden Dank und Anerkennung. Der Stadtrat
aber werde sich des langjährigen, ob seines einfachen, liebens­
würdigen Wesens hochgeschätzten Aollegen stets gerne erinnern. I n
Ehrung des Entschlafenen erhoben sich die Anwesenden von ihren
Sitzen. Der Stadtrat hat an der Bahre desselben als äußeres
Zeichen der Verehrung und Dankbarkeit einen Lorbeerkranz nieder­
legen lassen und den Hinterbliebenen seine Teilnahme ausgedrückt.
Der ausdrücklichen Bestimmung des Verstorbenen gemäß ist die
Feuerbestattung in aller Stille vorgenommen und die Todesanzeige
erst nach der Bestattung veröffentlicht worden.
:8
27H
-
Andreas
Sc h e n k , geboren 1856 in Poppenhausen,
gestorben am 22. November. Der Entschlafene trat 1.879 in den
badischen Staatsdienst.
Nach seiner Rechtspraktikanten- und
Referendarzeit wurde er 1866 Amtsrichter in Breiten, 1890 in
Aarlsruhe, 1891 Oberamtsrichter, 1893 Landgerichtsrat in Offen­
burg, 1897 in Aarlsruhe. Hier war er bis I 699 Untersuchungs­
richter. 1902 wurde er zum Vorsitzenden der Aammer für Handels­
sachen und 19 OH zum Oberlandesgerichtsrat ernannt. E r war
in den letzten Jahren auch M itg lie d des Aompeteuzgerichtshofes
und stellvertretendes M itglied des Disziplinarhofes sür nichtrichter­
liche Beamte.
C h r i s t i a n G o c k e l , geboren am 13. M ä rz 1836 in
M annheim , gestorben am 25. November. Der Dahingeschiedcne
widmete sich dem Gffiziersberuf.
E r besuchte zunächst das
Aadettenhaus in Aarlsruhe, trat am H. A p ril 1653 als PortepeeFähnrich in das badische Artillerie-Regiment ein und wurde in
demselben Jahre zum Leutnant befördert. 1856 erfolgte Gockels
E in tritt in das 3. Bad. Dragoner-Regiment „P rin z A a rl" N r. 22,
bei dem er nun 2H Jahre verblieb. 1660 wurde er Oberleutnant,
1867 Rittmeister und Eskadronschef und 1877 M a jo r. 1880
wurde er als etatsmäßiger Stabsoffizier zum Dragoner-Regiment
N r. 6 versetzt. Z u Anfang des Jahres 1685 erfolgte seine E r­
nennung zum Aommandeur des T ra in -B a ta illo n s N r. 1H. Am
1H. Februar 1885 nahm er seinen Abschied als Oberstleutnant m it
der Berechtigung zum Tragen der U niform des 3. Bad. DragonerRegiments. A n diesem Regiment, als dessen Adjutant er den
Feldzug von 1866 mitgemacht, dessen fünfte Eskadron er im
Feldzug 1870/71 geführt hatte, hing sein Herz, wie er auch zu
dem Verein der ehemaligen P rin z -A a rl-D ra g o n e r, der ihn zu
seinem Ehrenvorsitzenden ernannt hatte, stets die herzlichsten Be­
ziehungen unterhielt.
Eine große Z ahl, namentlich der älteren
Offiziere der Residenz, gab dein Entschlafenen das letzte Ehrengeleit.
Der Großherzog ließ sich durch seinen Flügeladjutanten vertreten.
Ferner waren anwesend General der Infanterie Dürr, Oberhof­
marschall von Freystedt, Generalleutnant Frhr. Rink von Baldenstein, Generalleutnant a. D. von Boeckmann, zahlreiche weitere
höhere Offiziere, Vertretungen des Dffizierkorps des Dragoner-
275
—
Regiments N r. 22 und des T ra in -B a ta illo n s N r. tH, sowie des
hiesigen Vereins ehemaliger j)rinz-K arl-D ragoner. Nach der Gedächtsnisrede des Hofpredigers Fischer in der Friedhofkapelle und
nach der Einsegnung der G ru ft durch den Geistlichen erfolgten
seitens des Prinz-Karl-Dragoner-Vereins, des Gsfizierkorps des
Dragoner-Regiments N r. 22 und des T ra in -B a ta illo n s Kranz­
niederlegungen m it herzlichen Gedenkworten an den Entschlafenen.
J o h a n n e s R o h r w a s s e r , A farrkurat an 5t. Michael
in Karlsruhe-Beiertheim, gestorben am s7. Dezember im A lter
von 55 Jahren. Die Traueransprache in der Kirche hielt Stadt­
pfarrer Zsemann. E r schilderte den Lebensgang des Heimgegan­
genen, seine Wirksamkeit in der Schule, im städtischen Kranken­
haus, auf sozialem Gebiet in der Fürsorge für die Arbeiter und
Dienstboten, seine vorbildliche Vereinstätigkeit, vor allem wurden
seine Verdienste um den Kirchenbau im Stadtteil Beiertheim
gewürdigt. Eine außerordentlich große Trauergemeinde folgte dem
Leichenzug nach den, Beiertheimer Friedhof. Sieben Vereinsfahnen
befanden sich in, Zuge. Fast alle katholischen Geistlichen der Stadt,
Oberbürgermeister Siegrist und mehrere Stadträte sowie zahlreiche
andere Personen aus Beiertheini und der Altstadt nahmen an den
Trauerfeierlichkeiten teil. Viele Häuser längs der Straße, durch
die sich der Zug bewegte, hatten m it Trauerflor Halbmast geflaggt.
Der Kirchenchor sang vor und nach den kirchlichen Begräbniszere­
monien Trauerchöre. Das Andenken des Entschlafenen feierten
m it bewegten Worten, meist unter Kranzniederlegung, Vertreter des
Stiftungsrates von St. Michael, des Eäcilien-Vereins, dessen Gründer
j)farrkurat Rohrwasser gewesen war, des katholischen M änner­
vereins in Beiertheim, des Zugendvereins, des katholischen Arbeiter­
vereins, dessen Präses und Ehrenpräses der Verstorbene gewesen
war, des Bürgervereins und der Abteilung Beiertheim der Kriegs­
unterstützungskommission. Auch die evangelische Gemeinde des
Stadtteils hatte einen Kranz gespendet. Nachrufe widmeten dem
Entschlafenen außerdem die ehemaligen Studiengenossen und der
Vorstand des katholischen Männervereins der Weststadt.
(8 *
Verschiedenes.
"H ^^ o n der H o f - u n d L a n d e s b i b l i o t h e k liegen uns folgende
- / Angaben v o r: Die Büchersammlung hat sich im Jahre
nur 3280 Bände P9bH: ^^96) vermehrt und umfaßte
am Zahresschluß einen Bestand von 228 67^ s225 39H Bänden
Druckschriften, Karten, Wusikstücken und Blindendrucken nebst einer
Ariegssammlung. Die Abteilung „Badische Literatur" zählte allein
37 s82 Bände (36 2ss), darunter 8557 Bände Zeitungen; ihr
Zuwachs 9 ? l Z 296 ), darunter 6 ^ l Bände Zeitungen. Ausge­
liehen wurden s8 557 Bände (2H 898), davon in der Stadt
Karlsruhe s2 867 Z 6 ^ 6 3 ), nach auswärts 5690 (8H35); unter
den letzteren innerhalb Badens kostenlos 55 sO s800^) Bände.
Der Lesesaal w ar au 335 (33^) Tagen geöffnet und von l ^ 5 5 l
Z 8 6s6) Personen besucht, darunter von 635 (50s) weiblichen.
Z n der Z a hl der Offnungstage steht die Anstalt dauernd an
zweiter Stelle unter allen öffentlichen Staatsbüchereieu im Reiche.
Während auch im Frieden keine dieser Anstalten ein Zugangs­
verzeichnis druckte, hat die Hof- und Landesbibliothek auch im
Berichtsjahre, obwohl der Krieg s9s5 Beschränkungen der W ittel
und Arbeitskräfte brachte, ihr Jahresverzeichnis m it einigen
Kürzungen erscheinen lassen und dessen kostenlos erhältliche „F reiAusgabe" beibehalten. Das Verzeichnis erscheint nämlich in zwei
Ausgaben: s. in der erwähnten „F rei - Ausgabe" ohne Sach­
verzeichnis. Erwachsene Landes-Einwohner erhalten diese von der
Bibliothek kostenlos und portofrei und 2. in einer „Ausgabe mit
Sachverzeichnis". Diese ist im Buchhandel zu 50 P f. erhältlich.
Dem G e n e r a l l a n d e s a r c h i v sind im Berichtsjahre 36
Nummern Z 9 l ^ : 96) durch Einlieferung, Ankauf, photographische
p k o l. g ebrücler fiir r c h .
Karl Ziegrkt, Oderbürgermeistes.
—
277
—
Reproduktion und Schenkung neu zugegangen.
Die Benützung
des Archivs gestaltete sich folgendermaßen: a) zu geschäftlichen
Zwecken 25 (HO) Hof-, Staats-, W ilitä r-, Kirchen- und Gemeinde­
behörden, sowie H (3) Privatpersonen in H9 (87) Fällen; b) zu
wissenschaftlichen Zwecken ^56 (360) Personen in 3H0 (7s3) Fällen.
I m ganzen betrug somit die Z a h l der Benutzer l8 5 (H03), die
der Benützungen 389 (800). A n der Benützung zu geschäftlichen
Zwecken waren 28 badische und l außerbadischer Benützer beteiligt.
Bei der Benützung zu wissenschaftlichen Zwecken entfielen 77 Benützer
auf Baden, die übrigen aus andere deutsche Bundesstaaten und
auf das Ausland. — I m Berichtsjahre ist infolge weiterer Einbe­
rufungen die Z a h l der verfügbaren Beamten von (3 auf H gesunken,
doch war es trotz persouenmangel nicht nötig, den Betrieb wie in
anderen Archiven einzuschränken; er konnte in einem den gestellten
Anforderungen entsprechenden Umfange aufrecht erhalten werden.
Bemerkt sei, daß bei obigen Zahlenangaben die das ganze J a h r
hindurch dauernden Benützungen der in Karlsruhe noch anwesenden
Archivbeamten und Hilfsarbeiter der Badischen Historischen K om ­
mission nicht m it eingerechnet sind.
Die zahlreichen Erwerbungen, die im Berichtsjahre von den
G r o ß h er z ogl i c h e n S a m m l u n g e n (Gemäldegalerie, Kupferstichkabinett, Sammlung vaterländischer Altertümer, Sammlung für
Völkerkunde, Kunstgewerbemuseuni) gemacht wurden, sind in der
„Karlsruher Zeitung" N r. 37 am 7. Februar s9( 6 im einzelnen
ausgeführt.
Am s2. Dezember waren 25 Zahre vergangen seit dem Tage,
an dem O b e r b ü r g e r m e i s t e r S i e g r i s t in die Gemeinde­
verwaltung Karlsruhes eintrat. Der Ernst der Zeit verbot es,
das Dienstjubiläum des Stadtoberhauptes m it einer würdigen,
größeren Feier zu begehen. Unter anderen Verhältnissen würde
die Bevölkerung ihrem Oberbürgermeister für das umsichtige Wirken
und unermüdliche Schaffen in seinem verantwortungsvollen Amte
ihre dankbare Gesinnung in festlicher Weise bekundet haben. Z a h l­
reiche Glückwünsche jedoch sind ihn: zugegangen. Die Großherzog­
lichen Herrschaften haben ihm solche am Abend -es
bei der
—
278
—
Eröffnung des Konzerthauses ausgesprochen. Der Stadtrat ließ
ihm seine Glückwünsche schriftlich übergeben, da Oberbürgermeister
Liegrist m it Rücksicht auf den Geburtstag seines auf dem Felde
der Ehre gefallenen Lohnes am ss. Dezember keine Abordnung
empfangen wollte. Von den Beamten und Arbeitern der Stadtgemeinde wurde ihm eine von Professor Göhler kunstvoll ausgear­
beitete Adresse übergeben. Dis in Karlsruhe erscheinenden Z ei­
tungen brachten am Lamstag den N . Hinweise auf das Dienst­
jubiläum , mehrere würdigten in ausführlichen Aufsätzen das Wirken
des Oberbürgermeisters in der Stadtverwaltung.
K a rl Liegrist stand bei seinem 25jährigen Jubiläum im Alter
von 53 Jahren. E r ist am 8. November s862 in Läckingen geboren.
A m f2. Dezember ^8^0 wurde er als rechtskundiger Sekretär bei der
Stadtverwaltung angestellt. A m s7. M a i s892 wurde er zweiter
und am j2 . M ärz syOl erster Bürgermeister. Nach Lchnetzlers
Tod wählte ihn der Bürgerausschuß am 22. Dezember sHOS zum
Oberbürgermeister.
Von a n d e r e n D i e n s t j u b i l ä e n führen w ir an: Der
Ltadtrat beschloß am 8. A p ril den Hauptlehrer Jakob M a n g o l d ,
der am f2. M a i 50 Jahre im badischen Schuldienst, darunter
351/2 Zahre im Volksschuldienst .der Stadt Karlsruhe zugebracht
hat, zu diesem seltenen Feste zu beglückwünschen und ihm „in dank­
barer Anerkennung seiner segensreichen Wirksamkeit" ein Ehren­
geschenk zu überreichen.
Durch Beschluß des Stadtrates vom
30. September erhielt Anton p f e r r e r , Installateur beim Gas­
werk, der seit 50 Zahren im städtischen Dienste stand, „in dank­
barer Würdigung seiner pflichtgetreuen A rbeit" eine Ehrengabe
von 300 M k . — A m 8. A p r il sprach der Stadtrat dem RektorK a rl S t e h l i n und dem Oberlehrer A dolf B r ä u n i n g e r , die
um diese Zeit auf eine HOjährige Tätigkeit im Volksschuldienst
der Stadt Karlsruhe und im badischen Schuldienst zurückblicken
konnten, „herzlichen Glückwunsch und aufrichtigen Dank für ihre
bisherige segensvolle Arbeit aus", ebenso am l5- A p ril dem Ober­
lehrer W ilhelm F e r t i g und dem Hauptlehrer Jakob D o l l .
Der Gasmesserauffüller beim Gaswerk, M arkus D o l l , der eben­
falls seit HO Jahren im städtischen Dienst stand, erhielt durch
Beschluß des Stadtrates vom s3. November „in dankbarer W ürdi­
gung seiner pflichtgetreuen A rb e it" eine Ehrengabe. — I m Berichts­
jahre erhielten durch Beschluß des Stadtrates „ in Anerkennung
25jähriger tadelloser Dienstzeit" das Ehrendiplom der Stadtgemeinde: Sckretariatsassistent Iu lin s Scho der , Kassier A lfons
K ö n i g , Straßenmeister Friedrich S t ö h r , Kanalmeister Johann
Friedrich D i e m , Schuldiener N Iathias L ö h l e , Buchhalter Gustav
B r e i n i n g , Stadtsekretär O tto L i n k , Kanzleisekretär Nkax
L o r e n z , Hallenrneister Friedrich G a i d e und Aufseher Anton
pferrer.
Durch Beschluß des Stadtrates vom 2Z. A p ril werden auf
ihr Ansuchen aus Gesundheitsrücksichten in den Ruhestand versetzt
Stadtgartendirektor F r i e d r i c h R i e s „unter dankbarer Anerken­
nung seiner ausgezeichneten Leistungen und seiner stets bewiesenen
hingebenden pflichttreue" auf p Oktober l 9s5 und Stadtsekretär
E d u a r d G u m p r i c h „unter Anerkennung seiner langjährigen
treu geleisteten Dienste" auf l- J u n i
I n der Stadtratssitzung vom 2ö. Februar gedachte der Ober­
bürgermeister in ehrender: Worten des am 22. Februar unerwartet
aus dem Leben geschiedenen Bürgermeisters Or. P h i l i p p
Rei c h a r d t in Durlach. „ I m Hinblick auf die vielfachen Be­
ziehungen, die die beiden Nachbarstädte m it einander verbinden,
hat der Stadtrat der Stadtgemeinde Durlach sein Beileid zu dem
schweren Verluste ausgesprochen, den sie durch den Heimgang ihres
trefflichen und um die Entwicklung Durlachs so sehr verdienten
Mberhauptes erlitten hat". Bei der Bestattung des Verstorbenen
war der Stadtrat durch eine Abordnung vertreten und hat durch
Oberbürgermeister Siegrist einen Lorbeerkranz an der Bahre des
Verewigten niederlegen lassen.
Anläßlich des in der Nacht zum 27. Februar erfolgten Hin­
scheidens des Oberbürgermeisters a. D. V r. O t t o W i n t e r e r
in Freiburg hat Oberbürgermeister Siegrist namens der Stadt
Karlsruhe in einem Schreiben an den Stadtrat in Frsiburg und
in einein solchen an die Witwe des Verstorbenen „der Teilnahme
—
280
—
der Stadt Aarlsruhe an dem schweren Verluste Ausdruck gegeben,
welcher durch den Tod dieses bedeutenden und ausgezeichneten
Mannes seiner Familie, der Stadt Freiburg und den badischen
Schwesterstädten zugefügt worden ist".
Bei der Bestattungsfeier
w ar der Stadtrat durch eine Abordnung, bestehend aus Ober­
bürgermeister Siegrist und d'em s. Bürgermeister I)r. Paul, ver­
treten.
Anläßlich des am s8. M ä rz erfolgten Hinscheidens des
Bürgermeisters W i l h e l m Z i e g l e r in Ettlingen hat der Stadt­
rat dem Gemeinderat daselbst seine Teilnahme an dem Verlust
ausgesprochen, den die Stadt Ettlingen durch den Tod ihres jungen
Stadtoberhauptes erlitten hat. Außerdem war der Stadtrat bei
der Bestattungsfeier durch eine Abordnung vertreten.
Die evangelisch-theologische Fakultät der Universität Heidel­
berg hat den Prälaten L u d w i g S c h m i t t h e n n e r am Ober­
kirchenrat im M o n a t J u n i durch Verleihung des theologischen
Ehrendoktors ausgezeichnet.
Dem Aommerzienrat A u g u s t D ü r r sind aus Anlaß der
Vollendung seines 80. Lebensjahres am 29 . Z um zahlreiche münd­
liche, schriftliche und telegraphische Glückwünsche übermittelt worden.
E in Handschreiben des Großherzogs sprach ihm die Glückwünsche
aus. Eine Abordnung des Stadtrates, bestehend aus dem Ober­
bürgermeister, dem ersten und zweiten Bürgermeister und drei
Stadträten, erschien in der Wohnung des Ju b ila rs, um ihm unter
Überreichung eines goldgeschmückten Lorbeerbaumes die Glück­
wünsche der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft zu dem seltenen
Feste darzubringen. Z n seiner Ansprache hat der Oberbürger­
meister dem Z u b ila r auch die an anderer Stelle der Chronik m it­
geteilte Umnennung der Aepler-Straße in August-Dürr-Straße
kundgegeben. Der Evangelische Gberkirchenrat ließ durch Dekan
Edert, der sich m it den M itgliedern des Diözesanausschusses in
der Wohnung des Z u b ila rs eingefunden hatte, ein Glückwunsch­
schreiben überreichen. E in solches hatte auch die Nationalliberale
Partei übersandt.
—
28 (
—
A m 28. J u li hat der Großherzog den Präsidenten des Ober­
landesgerichts, wirklichen Geh. Rat v r . E m i l D o r n e r , „unter
besonderer Anerkennung seiner langjährigen, ausgezeichneten und
erfolgreichen Dienste" seinem Ansuchen entsprechend auf s. Oktober
( 9( 5 in den Ruhestand versetzt und an seiner Stelle den Reichs­
gerichtsrat Or. A d a l b e r t D ü r i n g e r zum Präsidenten des O ber­
landesgerichts ernannt. — Der Stadtrat hat Geh. Rat v r . Dorner
in einem Schreiben Worte der Anerkennung für dessen „langjährige,
hervorragende und verdienstvolle Wirksamkeit auf dem Gebiete der
Rechtspflege" und die besten wünsche für einen schönen Lebensabend
zum. Ausdruck gebracht.
Bürgermeister V r. K l e i n sch m i d t , in seinem militärischen
Verhältnis Oberleutnant d. L., wurde zum Gouvernement A n t­
werpen kommandiert, wohin er sich Anfang August begab.
Dem Schriftsteller H e i n r i c h V i e r o r d t sprach der Ober­
bürgermeister namens des Stadtrates zum 60. Geburtstage am
(. Oktober die besten Glückwünsche aus. Einige Herren in
Feldgrau brachten in der Frühe des Tages Hofrat Vierordt ein
Ständchen.
Der Stadtrat sandte dem G en e r a lf e ld m a r s ch a l l v o n
H in den b ü r g zum Geburtstage am 2. Oktober folgendes Glück­
wunschtelegramm: „Ih re m großen Ehrenbürger sendet in unbe­
grenzter Dankbarkeit und Verehrung innigste Glück- und Segens­
wünsche die Residenzstadt Karlsruhe". Hierauf ist dem Stadtrat
folgende Drahtantwort zugegangen: „D er Residenzstadt Karlsruhe
danke ich herzlich für freundliches Gedenken meines Geburtstages.
Allen M itbürgern herzlichen Gruß. Feldmarschall von Hindenburg".
F r a n z S a l e s M e y e r , Professor an der hiesigen Kunst­
gewerbeschule, ist, wie am (8. Oktober mitgeteilt wurde, „in
Anbetracht seiner großen Verdienste um die Stadt M eersburg" zum
Ehrenbürger dieser Stadt ernannt worden.
Dem Geheimrat Professor V r. R i c h a r d w i l l s t ä l t e r in
Berlin-Dahlem, der (672 in Karlsruhe geboren wurde, ist von
der Schwedischen Akademie der Wissenschaften der Nobel-Preis für
Chemie für ( 9( 5 zuerkannt worden. Der Stadtrat sprach am
(8. November „dem hervorragenden Forscher und Gelehrten die
—
282
—
herzlichsten Glückwünsche zu diesem ruhmreichen Erfolge aus, der
ihm selbst und der deutschen Wissenschaft zu hoher Ehre" gereiche.
Den Senatspräsidenten a. D. He r m a n n B u c h ernannte die
juristische Fakultät der Universität Heidelberg, wie am 25. November
mitgeteilt wurde, wegen seiner Verdienste um die badische Gesetz­
gebung, die Rechtspflege und das badische Prüfungswesen zum
Or. juris k. c. Herr Buch w ar hier von l9 w bis zu seiner
Zuruhesetzung im September l9 lä Senatspräsident am Ober­
landesgericht.
I m Gegensatz zu früheren Jahren ist die N e u j a h r s n a c h t
ruhig und still verlaufen. N u r ganz selten wurde das Anallen
eines vereinzelten Feuerwerkskörpers vernommen, ganz schüchtern
leuchtete da oder dort bengalisches Licht auf. Die Straßen blieben
fast leer. Aus Anlaß der ernsten Ariegszeit kam auch die sonst
übliche Ehoralmusik vom Turm e der Stadtkirche in Wegfall, ebenso
der militärische Weckruf am Neujahrsmorgen. I n den Gottes­
häusern, die am Silvesterabend und am Neujahrstage stark besucht
waren, nahmen die Geistlichen Bezug auf die Lage und gaben
der Hoffnung auf baldigen Friedensschluß Ausdruck. Leider ist
dieser Wunsch selbst in dem Augenblick, in dem diese Zeilen nieder­
geschrieben werden, Dezember l9 l6 , noch nicht in Erfüllung
gegangen.
Auch die F a s t n a c h t s t a g e ,
bis l6 . Februar, verliefen
der schweren Zeit entsprechend ruhig. Schwerlich hat jemand in
diesen Tagen die Aarnevalszüge und anderes tolles Treiben auf
den Straßen vermißt. Die staatlichen und städtischen Geschäfts­
räume, die früher an Fastnacht Dienstag nachmittags geschlossen
hatten, blieben offen. Eine hiesige Zeitung hat nicht übel bemerkt,
daß für den M angel an Faschingszeitungcn die Siegesmeldungen
von Reuter und Havas genügenden Ersatz böten.
A m 25. M a i abends kurz vor fO U hr lief der Sonderzug
m it dem F ü r s t e n B ü l o w u n d G e m a h l i n , dem Personal
und den Damen der deutschen Botschaft in Rom im hiesigen Haupt­
bahnhof ein. Z u r Begrüßung hatten sich der preußische Gesandte
von Eisendecher m it Gemahlin und Gberhofmarschall G ra f Andlaw
—
283
--
eingefunden. Der Fürst und die Fürstin entstiegen dem Zuge und
unterhielten sich m it den Anwesenden während des etwa eine viertel
Stunde dauernden Aufenthaltes.
E in ziemlich heftiges E r d b e b e n verzeichnete der Seismo­
graph der Technischen Hochschule in der Nacht zum 2. J u n i 3 U hr
35 M in . H2 Sek. mitteleuropäischer Zeit. Der Herd lag in einer
Entfernung von höchstens 200 bin. Die Bewegung erlosch gegen
3 U hr
M in . Auch hier wurde das Beben von einigen Per­
sonen deutlich wahrgenommen.
Besonders bemerkt wurde der
Erdstoß in der Südstadt, am genauesten in den höheren Stock­
werken. Stellenweise klirrten die Fenster, Gegenstände gerieten in
leichtes Zittern. E in schwächeres Nachbeben erfolgte in der Frühe
6 Uhr 2H M in . 36 Sek. Die Erschütternng in der Nacht wurde
auch in anderen badischen Städten und Gemeinden, ebenso an ver­
schiedenen Stellen im Elsaß, in Württemberg und in München
wahrgenommen.
A m 22. J u li fand auf dem Hofe der Grenadierkaserne die
V e r e i d i g u n g v o n E r s a t z t r u p p e n statt. Z u der feier­
lichen Handlung waren auch der Großherzog und die G roß­
herzoginnen Hilda und Luise erschienen. M ilitä ro be rpfarrer Airchenrat Schloemann (ev.) und Divisionspfarrer v r . Holtzmann (kath.)
hielten Ansprachen. Dann richtete der Großherzog Worte an die
Truppen und schloß m it einem H urra auf den Aaiser. Der stell­
vertretende kommandierende General des (H. Armeekorps F rh r. von
Manteuffel brachte ein dreifaches Hurra auf den Großherzog aus.
Alsdann marschierten die Truppen an den Großh. Herrschaften
vorüber. A ls die Fahnenkompagnie die Feldzeichen unter klingen­
dem Spiel in das Schloß zurückbrachte, w ar Großherzogin Luise
am Hauptportal erschienen und begrüßte die Aompagnie auf neue.
A m 29 . J u li früh zwischen 5 und Hs 6 U hr brach in der
Wolfartsweierer Straße in der Nähe des Güterbahnhofs ein
F e u e r aus, das in den dort untergebrachten G l- und sonstigen
leicht brennbaren Vorräten Nahrung fand. Die gesamte Feuer­
wehr rückte aus. Da verschiedene Olfässer sich entluden und in
die Luft flogen, so entstand der Eindruck eines weit größeren
Brandes, als er in Wirklichkeit der F a ll war. Der Feuerwehr ge­
lang es, den größten Teil der Vorräte zu bergen und eine weitere
—
28h
—
Ausdehnung des Feuers zu verhüten. Von den Behörden trafen
auf der Brandstätte alsbald ein der stellvertretende kommandierende
General, der Stadtkommandant Generalleutnant F rhr. Rink von
Baldenstein, Oberbürgermeister Liegrist und die Bürgermeister
Or. P aul und j)i-. Forstmann, der Amtsvorstand Or. Leidenadel,
Polizeidirektor Weitzel u. a.
A m s. November wurde am hiesigen L a n d g e r i c h t eine
Neuordnung durchgeführt. Von den vier bisher bestehenden Ltrafkammern wurde die dritte aufgelöst und ihre Geschäfte unter die
drei übrigen Kammern verteilt. Aber die Ltraffälle aus K a rls ­
ruhe (Altstadt) entscheidet nach der neuen Einteilung die erste
Kammer, ihr Vorsitzender ist Landgerichtsdirektor Or. Dölter.
Über die Tätigkeit der W a c h - u n d L c h l i e ß g e s e l l s c h a f t
im Berichtsjahre liegen folgende Angaben vo r: Offen gefunden
wurden d 609 Haustüren, s3 Fabriken, sO Bureaus, 22 K auf­
läden, s2 Wirtschaften, Hs8 Fenster im Erdgeschoß und 8 Wasser­
hahnen. 9^9 nutzlos brennende Lichter wurden festgestellt, H30
Personen wurden geweckt, 906 in ihre Wohnungen eingelassen.
Der Polizei wurde einmal, Verunglückten sechsmal Hilfe geleistet.
Gefunden wurden s27 Hausschlüssel und 25 andere Gegenstände.
Lechsmal wurde Feuer entdeckt und gelöscht. 69mal wurden Pferde
aus gefährlicher Lage befreit bezw. angebunden.
I m Berichtsjahre gelangten B e s c h ä d i g u n g e n v o n s t ä d t i ­
schem E i g e n t u m im Gesamtbetrag von 3Hs5 M k. 89 Pf. zur
Kenntnis der Stadtverwaltung; in 78 Fällen wurde der Täter
entdeckt und angezeigt und in 65 Fällen der Schaden m it insgesamt
s t97 M k. 32 P f. ersetzt. Der hiesigen Lchutzmannschaft bewilligte
der Ltadtrat für ihre M itw irku n g bei der Entdeckung und Fest­
stellung der Urheber von Beschädigungen und Entwendungen städti­
schen Eigentums im Jahre l 9s5 eine Belohnung von 200 M k.
XU.
1. Vorträge.
m Zahre ( 9 l 5 fanden hier, soweit uns bekannt wurde, im
ganzen 2 23 *) V o r t r ä g e und R e z i t a t i o n e n statt
( l 9 l 3 : 330, i 9 ^ ^ 303).
Die größte Z a h l wies der
November auf m it 3 f.
E s folgten Februar m it 30, R7ärz
m it 26, J an ua r m it 23, Oktober m it 23, A p ril m it 2 (, J u n i
m it (8, Dezember m it (7, J u li m it 7, September m it 6 und
August m it H Vorträgen oder Rezitationen.
Von den Vortragenden waren (09 aus Karlsruhe, 28 gehörten
dem übrigen Baden und 52 sonstigen deutschen Bundesstaaten an,
sO waren Ausländer. Bei 23 Vorträgen waren die Redner nicht
genannt.
V
N )ir lassen ein Verzeichnis der Vorträge hier folgen:
Januar
„V o m französisch-belgischen K rie g s s c h a u p la tz ".
M i t L ic h tb ild e rn .
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
6.
W ilh e lm
B ö ttc h e r.
„
6
.
Wassermann:
R e z ita tio n .
„ V a te r la n d " ,
Schauspiel
von
M.
(K a u fm ä n n is c h e r V e re in .)
B e trie b s in g e n ie u r K a r l D i n e s s e n :
„ D ie E n tw ic k lu n g unserer
M a r in e und das Leben un d T re ib e n a n B o r d unserer K r ie g s ­
schiffe".
„
M i t L ic h tb ild e rn .
7 . F r a u S usanne E g e l :
(G e w e rb e v e re in .)
„Deutsche K le id u n g " .
(M ü tte ra b e u d des
n a tio n a le n F raue ndien stes.)
„
8 . G e h . H o fr a t P r o f. V r. K l e i n :
in der H e im a t" .
M it
„ K rie g s a rb e it und K rie g s h ilfe
L ic h tb ild e rn .
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g zum
Besten des R o te n K reu zes.)
„
9 . S ta d tra t K a r l B ö n n i n g :
nach der W e s tfro n t".
„ M i t dem W eih n a ch tslie b e sg a b e n zu g
(S ozialdem okratischer V e re in .)
" ) D abei sind n u r die u n te r X I I
t
verzeichneten,
nicht die an a n dere r
S te lle der C h ro n ik in V e rb in d u n g m it sonstigen A n g a b e ir e rw ä h n te n V o rträ g e
gezählt.
—
J a n u a r ^o. P f a r r e r M a a s
266
—
von L a u fe n : „ w a s e rrin g e n w ir in dem gegen­
w ä rtig e n K rie g e f ü r u n s ,
f ü r unser deutsches V o lk ? "
(P ro te ­
s tan tenve rein .)
„
t-Z- O b s tb a u le h re r T h i e m
rend des K rie g e s " .
v o n A u g uste n b e r g :
xz. L a n d ta g s a b g e o rd n e te r H e in ric h
fra n k re ic h ".
„
„G e m ü se b a u w ä h ­
(G a rte n b a u v e re in .)
Köhler:
„ B ild e r
aus N o rd ­
(K a th o lis c h e r N ä n n e rv e re in der G ststadt.)
P rä fe k t S c h ö n i n g
au s T o g o :
M is s io n in T o g o ".
„ D ie T ä tig k e it der katholischen
(K a th o lis c h e r N ä n n e rv e re in
t? . D r. K a r l W e i ß au s H e id e lb e rg :
der Weststadt.)
„H e ld e n tu m und H e ld e n to d ".
(F re ire lig iö s e G e m e in d e .)
„
t 8. „v o m
östlichen K rie g s s c h a u p la tz ".
M i t L ic h tb ild e rn .
(A rb e ite r­
b ild u n g s v e re in .)
„
19 - F in a n z a m tm a n n D r. A d o lf F l ü g l e r : „V o lk s - und fin a n z w irt­
schaftliche
K rie g s r ü ftu n g e n ".
(K a th o lisch e r
M ä n n e rv e re in
S t.
S te p h a n .)
„
G e h e im ra t
v r. K a rl
E n g l er:
„ D ie
E xplosivstoffe".
(V e re in
V o lk s b ild u n g .)
„
2 2 . P rofessor v r . P a u l A s k e n a s y :
„ D ie S tickstoffrage ".
(N a tu r­
wissenschaftlicher V e re in .)
„
2 2 . G e h . H o s ra t
D ire k to r
N a tio n a ls ta a t" .
„
v r.
2 2 . M is s io n s in s p e k to r K n o d t :
lische M is s io n
Jose ph
Häußner:
„ N a t io n
und
(K a u fm ä n n is c h e r V e re in .)
in C h in a " .
„ D e r K rie g un d die deutsch-evange­
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g
um 6 U h r in
der K le in e n K irc h e , u m 8 U h r in der Io h a n n is k irc h e .)
„
2 H. P fa r r e r
M a n z aus
F r a n k fu r t
deutsche F r ö m m ig k e it".
,,
„
a. M . :
„D e r
K rie g
und
die
(E v an gelische r B u n d .)
25. Privatdozent
Dr. M a rtin H e n g l e i n :
„Die Petroleumlager­
stätten der W e lt". M it Lichtbildern. (Arbeiterbildungsverein.)
26. V. K e l l e r : „E in e Neckarf ahrt von der Q uelle bis zur M ü n ­
dung". (Pfälzerwald-Verein.)
„
30. R e c h ts a n w a lt O tto H e i n s h e i in e r : „ F la n d e rn und der west­
„
30. P rofessor V r . A lb re c h t M e n d e l s s o h n - B a r t h o l d y :
liche K rie g s s c h a u p la tz ".
M i t L ic h tb ild e rn .
lische P o litik e r v o n h e u te ".
( N ilitä r v e r e in .)
„E n g ­
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g zugunsten des
R o te n K re u z e s .)
„
3 v L a n d ta g s a b g e o rd n e te r H e in ric h K ö h l e r :
sra n k re ic h ".
„
3 1 V r. Johannes M ü l l e r
au s S chliersee:
la n d un d die H in te rb lie b e n e n ".
„
3v
„ B ild e r
au s N o rd ­
(K a th o lis c h e r M ä n n e rv e re in S t. S te p h a n .)
„ D e r T o d fü r s V a te r­
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
p r ä s e k t S c h ö n in g au s T o g o : „L a n d u n d Leute der M is sio n s tä tig keit in T o g o ". (K ath olischer V o lk s v e re in des S ta d tte ils R ü p p u rr.)
Februar
„D er Suezkanal und Ägypten".
bildungsverein.)
M it
Lichtbildern.
(Arbeiter­
—
Februar
28?
—
(. S ta d tr a t K a r l B ö n n i n g : F r o n t" .
H.
„ M i t dem Liebesgabenzug an .die
(F re ie T u rn e rs c h a ft.)
v r. K a rl M ü l l e r ,
D ire k to r der L a n d w irts c h a fts k a m m e r: „ E in e
Reise
un d N o rd fra n k re ic h
nach B e lg ie n
z e it".
5. D ire k to r G ö r k e
p re u ß e n ".
7. E r t l
w ä h re n d
der K r ie g s ­
(S c h w a rz w a ld v e re in .)
ans B e r l i n : „ A u f den S chlachtfelde rn in O s t­
M i t L ic h tb ild e rn .
aus M ü n c h e n :
v e rb a n d ",
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g .)
„ D e r E in flu ß
(v e rb a n d
des K rie g e s
der B ra u e re i-
und
a u f unseren
M ü h la rb e ite r ,
V e r­
w a ltu n g s s te lle K a rls ru h e .)
7. v r . Johannes M ü l l e r
giöses E r le b n is " .
a u s S chliersee:
„ D e r K rie g
a ls
r e li­
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g .)
7. R e c h n u n g s ra t W ilh e lm F r i e d e r i c h :
„ D e r W e ltk rie g " . ( K a th o ­
lischer J u g e n d v e re in im S ta d tte il B e ie rth e im .)
8 . P fa r r e r
K rie g
F rie d ric h
un d
sein
f ü r unser V o lk ".
S t o b er
au s
D ü rrn :
p o litis c h -n a tio n a le r
und
„D e r
g e g e n w ä rtig e
m oralischer
G e w in n
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
8. v r. G . V ö h r i n g e r :
„M e in e E rlebnisse w ä h re n d des K rie g e s
in K a m e ru n un d in der englischen G e fa n g e n s c h a ft".
(Deutsche
K o lo n ia lg e se llsch a ft, A b te ilu n g K a rls ru h e .)
9 . G e h e im ra t v r . K a r l E n g l e r :
„ D ie
E x p lo s ivsto ffe ".
(V e re in
V o lk s b ild u n g .)
9. v r.
B ru n o
W ille
ge bliebcne".
au s
(T rö s tu n g e n
B e r lin :
der
„F e ld x re d ig t
P h ilo s o p h ie
in
fü r
D a h e im -
schwerer
Z e it.)
(K a u fm ä n n is c h e r V e re in .)
0.
K a p la n I .
Merk:
„ w ie
E n g la n d G ro ß m a c h t w u rd e " .
(K a th o ­
lischer A rb e ite rv e re in , K a rls ru h e -S ü d s ta d t.)
(. F r ä u le in
M a r th a
Schmidt:
„E rz ie h u n g
in
K rie g s z e ite n ".
(M ü tte ra b e n d des n a tio n a le n F raue ndien stes.)
(. „K ä m p fe
im
O sten
un d
auf
dem M e e r" .
M it
L ic h tb ild e rn .
(K a th olischer J u g e n d v e re in , O ststadt.)
2.
G e h . H o fr a t Professor V r . L u d w ig K l e i n :
K rie g s h ilfe
in
der H e im a t" .
M it
„K rie g s a rb e it und
L ic h tb ild e rn .
(Ö ffe n tlic h e r
V o rtra g zugunsten des R o te n K reu zes.)
-4. K a p la n L ö r h u z :
„D ie Ursachen des K rie g e s ".
(K a th o lisch e r
A rb e ite rv e re in , O fts ta d t.)
H.
v r. K a rl w e i ß
k e it".
aus H e id e lb e rg :
„ D e r K rie g und die S ittlic h ­
(F re ire lig iö s e G em einde.)
6. Professor V r. Leo U b b e l o h d e :
stoffe in
„ D ie A n w e n d u n g der E xp lo siv­
der m odernen K r ie g fü h r u n g " .
8 . Postassistent H a n s E n g e l
aus
(V e re in V o lk s b ild u n g .)
D o r tm u n d :
„ D ie Feldpost im
g e g e n w ä rtig e n W e ltk rie g ". M i t L ic h tb ild e rn . (Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g
zugunsten der K rie g s fü rs o rg e .)
Februar
19 . E m il P e t e r s
a u s B e r l i n : „ D ie völkische und sittliche W ie d e r­
g e b u rt D eutschlands
durch
den
K r ie g " .
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g
zugunsten der H in te rb lie b e n e n fü rs o rg e .)
19. P fa r r e r S c h e e l a u s B rö tz in g e n :
e in e r
K a is e rs tü h le r
„F rie d lic h e K rie g s b ild e r aus
D o rfg e m e in d e ".
(K irc h lic h - positive
V e r­
„ D e r neue S ta n d der F u n k e n te le g ra p h ie ".
M it
e in ig u n g .)
19- B . T h i e m e :
L ic h tb ild e rn .
(N a tu rw isse n sch a ftlich e r V e re in .)
2 1 . N o rb e rt J a c q u e s :
„ P a r is u n d L o n d o n w ä h re n d der K rie g s ­
zeit im Dezem ber 1 9 1 ^ " .
M i t L ic h tb ild e rn .
2 2 . F r ä u le in V r. R . L a u e r
F ra u
im
Kam pf
m it
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
an s F r a n k fu r t a. M . :
der
englischen
„ D ie deutsche
A u s h u n g e ru n g s x o litik ".
(K a th o lis c h e r F ra u e n b u n d , O rts g ru p p e .)
2 2 . R e c h ts a n w a lt
Ju n g e n ".
O tto
H e i n s h e i m er:
M i t L ic h tb ild e rn .
2 2 . D ip lo m - I n g e n ie u r M e d e r l e
un d
P riv a ta n g e s te llte ".
„ N it
unseren
blau en
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
au s
(B u n d
B e r lin :
der
„V o lk s e rn ä h ru n g
technisch-industriellen B e ­
a m ten, O rts g ru p p e .)
2 2 . G ew erkschaftssekretär A u g u s t K u h n :
lische A rb e ite rv e r e in ".
„ D e r K rie g und der katho­
(K a th o lisch e r A rb e ite rv e re in der Weststadt.)
2 Z. G e h . H o fr a t P rofessor V r. H a n s B u n t e :
L h e m ie " .
27. O b e rle h re r H e in ric h H e c k m a n n :
der K r ie g " .
„ D ie
V o lk s e rn ä h ru n g
und
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g .)
28. G ew e rkschaftssekre tär
w ä h re n d
„D e r K rie g und die
(V e re in V o lk s b ild u n g .)
A ugust
des K r ie g s " .
Kuhn:
(K a th o lisch e r
„O ie
V o lk s e rn ä h ru n g
V o lk s v e re in
K a rls ru h e -
R ü p p u rr .)
M a rz
1 . P rofessor V r . v o n D ü r i n g
T ü r k e i" .
1.
au s B a d e n : „D eu tschlan d und die
Rückblick und A u s b lic k .
F r a u O t t ilie S t e i n :
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
„ D a s V o lk s lie d in K r ie g un d F rie d e n ".
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in )
1. G e h .
S tu d ie n ra t
v r.
E rn s t
Boesser:
„In
großer
Z e it" .
( F r e iw illig e B ü rg e rw e h r.)
2 . M is s io n a r
e in e r
P fa r r e r
10 jä h r ig e n
Richter:
„E rle b n isse
M is s io n s tä tig k e it
u n te r
un d
den
E rfa h ru n g e n
A u ftra ln e g e rn ".
(Ö ffe n tlic h e r gottesdienstlicher V o rtra g .)
3. A m ts g e ric h ts ra t O r. E ric h w u l f f e n
lo g ie
der W eltgeschichte
un d
des
an s Z w ic k a u :
K rie g e s ".
„Psycho­
(K a u fm ä n n is c h e r
V e re in zum Besten des R o te n K re u ze s und der K rie g s fü rs o rg e .)
3.
O b e rk irc h e n ra t F rie d ric h
M ayer:
„ D ie
D urchkreuzung
des
englischen A u s h u n g e ru n g s p la n e s nicht n u r ein G e b o t der Selbst­
e r h a ltu n g ,
sondern
auch
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
eine
P flic h t
gegenüber
dem
H e e r".
3.
K a p la n M e r k :
„ K r ie g und C h ris te n tu m ". (K a th o lisch e r A rb e ite r­
verein. S üdsta dt.)
O b e rle h re r H e in ric h H e c k n r a n n :
e ru ä h ru n g in diesem K r ie g " .
P ro k u ris t
H e n ry
„ D ie S ich e ru n g
der V o lk s -
(S c h w a rz w a ld v e re in .)
W itt mann:
„D e r
große
K r ie g
(y (^ /t5 ".
(K ath olischer M ä u n e rv e re in K a rls ru h e - B e ie rth e im .)
5. G e h . H o fr a t Professor v r . L e h m a n n :
v o n w . L . R ö n tg e n :
bie t der R ö n tg e n s tra h le n ".
5. v r . B r a n d e s :
Zum
70. G e b u rts ta g
„D ie neuesten F o rts c h ritte a u f dem G e ­
„ E in e
(N a tu rw is s e n s c h a ftlic h e r V e re in .)
a n d e rw e itig e
te ilu n g in K a r ls r u h e " .
R e g e lu n g
der B r o tv e r ­
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
6. J u c h tiu s p e k to r a. D . H i n k au s G u n d e lfin g e n : „S o z ia le s p flic h t­
b e w u ß te m in : K rie g und F rie d e n ".
7. F r ä u le in G u id a D i e h l :
„ w ie
(F o rtsch rittlich e V o lk s p a rte i.)
kann
ich h e lfe n zum S ie g ? "
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g f ü r F ra u e n und T ö chter.)
8. „ v o m
Reich
und
deutschem
K a is e rtu m " .
M it
L ic h tb ild e rn .
„ K r ie g
und E rn ä h ­
(A rb e ite rb ild u n g s o e re in .)
y. W a lte r
von G i z y c k i ,
ru n g s fr a g e n " .
V o lk s h y g ie n ik e r:
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g .)
to . Professor R i e g e l s b e r g e r au s H e id e lb e rg : „ J a p a n " . ( Ö f fe n t­
licher V o rtr a g .)
to . S ta d tv e ro rd n e te r
G e g e n w a r t" .
W ilh e lm
Hof:
„S o z ia le
M aßnahm en
der
(S ozialdem okratischer V e re in , F ra u e n a b te ilu n g .)
t t - F r ä u le in V r. mecl. F r e u n d
sundheitspflege
in
aus K o n s ta n z : „ K in d e r - u n d G e ­
K rie g s z e ite n " .
(N a tio n a le r
F ra u e n d ie n st,
M ü tte ra b e n d .)
t t - S ta d tp fa r re r A u g u s t S t u m p f :
b ild e rn .
t2 . u. tst. H e in r ic h B i n d e r :
M it
„U nse re W o h n u n g " .
M i t L ic h t­
(K a th olischer J u g e n d v e re in , O ststadt.)
L ic h tb ild e rn .
„ M i t dem H a u p tq u a rtie r nach W e ste n ".
(Ö ffe n tlic h e
V o rträ g e
abends;
n a c h m itta g s
f ü r S chüler.)
tZ . G a u le ite r S t u m p f
rungenschaften
aus N a u n h e im :
der K rie g s z e it",
„ D ie
(v e rb a n d
sozialistischen E r ­
der Gem einde-- un d
S ta a ts a rb e ite r, F ilia le K a rls ru h e .)
tH. G e h e im ra t Professor V r. P e n c k
britischen
Reiche
w ä h re n d
des
au s B e r l i n :
K rie g e s ".
(V e re in f ü r das D eutschtum im A u s la n d ,
„ E in e Reise im
M it
L ic h tb ild e rn .
zum B esten der n o t-
leidenden A usländ sdeu tschen .)
tS. „S o ld a te n le b e n
in
K rie g
und
F rie d e n ".
( M it
L ic h tb ild e rn .)
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
t6 . F r a u
K la r a
Siebert
u n d F r ä u le in P a u la H o r n ,
„U n se r H a u s h a lt im K rie g e " .
schusses
zur
K rie g s z e it.)
A u fk lä r u n g
üb e r
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g
V o lk s e rn ä h ru n g
L e h re r in :
des A u s ­
w ä h re n d
der
290
—
M a rz
—
17 . R e c h ts a n w a lt L u d w ig M a r u m :
„S ta a ts m o n o p o le ".
(S o z ia l­
demokratischer V e re in .)
„
2 3 . B ib lio th e k a r O e rm a n n L o h r
u n d F r ä u le in P a u la H o r n :
„O e r
englische A u s h u n g e ru n g s p la n und die deutsche H a u s w irts c h a ft".
(Ö ffe n tlic h e r
V o rtr a g
des
Ausschusses
zur
A u s k lä ru n g
über
V o lk s e rn ä h ru n g .)
„
25. F o rs tra t J o h a n n B a p tis t J ä g e r :
N a c h tig a ll" .
„
„Ü b e r das V orkom m en der
(S c h w a rz w a ld v e re in .)
25. O b e rs ta b s a rz t Professor D r. D u l p i u s
h e lfe n
w ir
unseren
au s H e id e lb e rg :
K r ie g s in v a lid e n ? "
(Ö ffe n tlic h e r
„ w ie
V o rtra g
zugunsten der K rie g s in v a lid e n fü rs o rg e .)
27. A l i
Alm as
L ic h tb ild e rn .
au s
S m y rn a :
„H a lb m o n d
und
A d le r " .
M it
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g zugunsten des R o te n H a lb ­
m o nds.)
A p r il
„
3. A l i A l m a s :
W ie d e rh o lu n g des V o rtr a g s vo m 27. M ä rz .
8 . K a p la n F rie d ric h H e u s l e r :
„T h e o d o r K ö r n e r " .
M i t Licht-
b ild e rn . .(K a th o lis c h e r J u g e n d v e re in , O ststadt.)
„
N - I n g e n ie u r L . H u r t i g
S e e m in e n ".
„
au s B e r l i n :
M i t Lic h tb ild e rn '.
12 . „ A n s den K riegsschauplätzen
„U nterseeboote, To rpe dos,
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
des
W esten s".
M it
Lichtbildern.
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
„
P rofessor v r . F . w . F ö r s t e r aus M ü n c h e n : „ w i e m a n u n te r
der Heranwachsenden J u g e n d Lebens- u n d Gewissenssragen be­
sprechen k a n n ".
„
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
(H. G e h e im e r H o fr a t Professor V r. B e h a g h e l
au s G ie ß e n : „ v e r ­
gehen und w e rd e n im Leben der deutschen S p ra ch e ". (Deutscher
S p ra c h v e re in , Z w e ig v e re in K a rls ru h e .)
„
iH . G e h e im e r H o s ra t Professor v r . L u d w ig K l e i n :
u n d K r ie g s h ilfe in der H e im a t".
„
1 5 . R e c h ts a n w a lt
J u n g e n ".
„
O tto
H e i n s h e i m er:
M i t L ic h tb ild e rn .
„K rie g s a rb e it
(G a rte n b a u v e re in .)
„ M it
unseren
blauen
(S c h w a rz w a ld v e re in .)
15. H ofschausxieler M a x S c h n e i d e r :
„U nsere S pechte".
(V e re in
v o n v o g e lfre u n d e n .)
„
is . P fa r r e r H i n d e n l a n g
vo n R n ß h e im : „R e lig io n s lo s e M o r a l" .
(K irc h lic h -p o s itiv e V e re in ig u n g .)
„
19. v r .
Hans
K a m p f f meyer:
„ K r ie g
und
W o h n u n g s w e s e n ".
(A rb e ite r-A b s tin e n te n b u n d .)
„
19 . A rb e ite rs e k re tä r A u g u s t H i p p :
H a u s fr a u " .
(Ausschuß z u r
„K rie g s le is tu n g
A u fk lä r u n g
üb e r
der
deutschen
V o lk s e rn ä h ru n g
w ä h re n d der K rie g s z e it".)
„
19 . F r ä u le in P a u la
Horn:
„ N ä h r u n g s w e r t der einzelnen Lebens­
m itte l" . (Ausschuß z u r A u fk lä r u n g ü b e r V o lk s e rn ä h ru n g u. s. f.)
„
19 . G y m n a s ia lle h re r A . S t o b e r
im K rie g e " .
a u s P fo rz h e im : „Ju n g d e ü tsch la n d
M i t L ic h tb ild e rn .
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
A p r il 19 - v r .
Q uedtenfeldt
K a m p fs tä tte n ".
au s
B e r lin :
N i t L ic h tb ild e rn .
„ D ie
Vogesen
und
ih re
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g .)
„
20. Vr. N a x M o s e r aus Freiburg: „Aushungerungspläne und
gärungslose Früchteverwertung". (Verein abstinenter Katholiken,
Ortsgruppe.)
„
2 2 . F r a u K la r a S a n d e r
M o d e ".
„
an s K ö l n :
„ D ie deutsche F r a u un d die
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
2 ^. Leopold R ü c k e r t :
„D ie w ä h r u n g s fr a g e " . (S ozialdem okratische
P a rte i.)
„
2 ^. B u c h h ä n d le r
H e rm a n n
p ro v in z e n ".
„
H elbing:
„ D ie
deutschen
Ostsee­
(F ortsch rittliche V o lk s p a rte i.)
28. K a p la n N e r k :
„D ie
T ü rk e i
in
§
Geschichte u n d G e g e n w a r t" .
(K a th o lis c h e r A rb e ite rv e re in , S üdsta dt.)
„
2 9 . D ip lo m in g e n ie u r G ü t s c h o w :
„E rle b n is s e w ä h re n d des K rie g e s
in A rg e n tin ie n u n d a ls K rie g s g e fa n g e n e r in G ib r a lt a r " . (S c h w a rz ­
w a ld v e re in .)
M ai
3. B e trie b s in g e n ie u r K a r l D i n e s s e n : „U nsere F lo tte " . N i t L ic h t­
b ild e rn .
„
k rie g ".
„
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
5 . Professor D r. R ic h a rd
Lossen:
T ü rk e i
und
der W e lt­
5 . Dr. H ans K a m p f f m e y e r , Landeswohnungsiusxektor: „Städte­
bau und Kleingartenbau".
„
„ D ie
(K a th o lis c h e r M ä n u e rv e e e in der O ststadt.)
6. Professor D r. E d u a rd
deutschen
Geistes
(Gartenbauverein.)
Engel
durch
den
au s B e r l i n :
K r ie g " .
„ D e r W a n d e l des
(A llg e m e in e r
deutscher
S p ra ch ve re in .)
„
9 . G r a f G eza Z i c h y :
„ E r fa h r u n g e n
a ls
E in a r m ig e r " .
(O rts ­
ausschuß f ü r K rie g s in v a lid e n fü rs o rg e .)
to . Diözesanpräses
religiöse
v e re in e ? "
„
z z. Professor
IK .
Jauch:
E rh e b u n g
des
„w e lc h e
F o rd e ru n g e n
deutschen V olkes
an
stellt die
unsere
Jugend­
(L e z irk s v e rb a n d der katholischen J u g e n d v e re in e .)
v r.
p ro v in z e n ".
A rth u r
B öhtlingk:
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g
„ D ie
deutschen
zugunsten
der
Ostsee­
A n g e h ö rig e n
der K rie g s te iln e h m e r.)
„
B e trie b s in g e u ie u r
L ic h tb ild e rn .
„
K a rl
Dinessen:
„U nsere
F lo tte " .
N it
(N aturw issen schaftliche r V e re in .)
16 . R e c h n u n g s ra t W ilh e lm F r i e d e r i c h : „Geschichte und B e d e u tu n g
der D a rd a n e lle n ,
G e g e n w a rt".
ein historischer Ü berblick der K ä m p fe b is z u r
(K a th o lis c h e r
M ä n n e rv e re in
B a d e n ia ,
S ta d tte il
M ü h lb u r g .)
„
p?. „Ernste und heitere B ilde r aus dem N arineleben".
bildern. (Arbeiterbildungsverein.)
„
t? . M is s io n a r Z i m m e r :
M it Licht­
„D eutsche S c h u la rb e it in E h in a " . (Deutsch-
christliche S tu d e n te n v e re in ig u n g .) .
M a i t? . F r ä u le in P a u la H o r n :
z e it" ,
„
—
292
—
„V o lk s e rn ä h ru n g w ä h re n d der K rie g s -
((ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
t9 . C h e fre d a k te u r T h e o d o r M e y e r :
„ K u lt u r - und Z e itfra g e n im
Lichte des K rie g e s ". (K a th o lisch e r M ä n n e rv e re in der Südstadt.)
„
2 6 . D erselbe:
„G e is te s fra g e n
im
K r ie g " .
(K a th olischer M ä n n e r­
v e re in der O ststadt.)
„
26. v r . M a x M o s e r au s F r e ib u r g : „D e r englische A n s h u n g e rn n g s x la n
und
die
g ä rung slose
F r iic h te v e rw e rtu n g ".
(Ö ffe n tlic h e r
V o rtr a g .)
Juni
2 . H a u p tle h re r
K a rl
B räuninger:
K le in g a rte n b a u " .
„
s. P rofessor V r . v o n
D üring:
„D eutschland
(F ra u e n g ru p p e des V e re in s f ü r
„
7. „v o m
„ E rfa h ru n g e n
aus
dem
(G a rte n b a u v e re in .)
K riegsschauplatz
in
das
und
die
Deutschtum im
R ussisch-P olen".
M it
T ü rk e i".
A u s la n d .)
L ic h tb ild e rn .
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
„
7. D r. med. A lfo n s F i s c h e r : „S ta a tlic h e M ü tte rfü rs o rg e und der
„
8. und 2 2 . Professor
K r ie g " .
(S itz u n g des N o te n K reu zes.)
Lugen
die D a rd a n e lle n ".
„
8. L . B e r n h a r d :
B o u g i n é:
M i t L ic h tb ild e rn .
„K o n s ta u tin o p e l
und
( N a tio n a llib e ra le r v e re in .)
„ W i r leben nach dem Tode w e ite r ". (Ö ffe n t­
licher V o rtr a g .)
„
9 . C h e fre d a k te u r T h e o d o r
K rie g s a b erg la u b e ".
„
Meyer:
„K rie g s x ro x h e z e iu n g e n
und
(K a th o lisch e r M ä n u e rv e re in der Weststadt.)
9 . P fa r r e r L . B l o c h e r
aus
Z ü r ic h :
K r a f t der deutschen S p ra ch e ".
„ D ie
gemeinschaftbildende
(V e re in f ü r das D eutschtum im
A u s la n d .)
„
t l . D r. M a x M o s e r :
„
t2 . R u d o lf S i g m u n d :
W ie d e rh o lu n g des V o rtr a g s vo m 2 8 . M a i,
„ D ie S te llu n g der A rb e ite r in Ser W e lt­
w irts c h a ft un d im W e ltk rie g " .
„
to . K a p la n
Merk:
„ It a lie n " .
(S ozialdem okratische P a rte i.)
(K a th olischer
A rb e ite rv e re in
der
S üdsta dt.)
„
O b e rs tle u tn a n t
v r.
vo n
M a rval
au s
der
S chw eiz:
„D ie
G e fa n g e n e n la g e r in F ra n k re ich . K o rsika , A lg ie r, T u n is , M arokko,
und der S a h a r a " .
„
(R o te s K re u z .)
t6 . Professor D r. R ic h a rd L o s s e n :
k rie g ".
„
„ D ie
T ü rk e i
und
der W e lt­
(K a th o lis c h e r A rb e ite rv e re in der M itte ls ta d t.)
t 2. P rä fe k t S c h ö n i g
au s
M is s io n a re in A f r ik a " .
Togo:
„L e b e n
und
A rb e ite n
unserer
(K a th o lisch e r M ä n n e rv e re in im S ta d tte il
B e ie rth e im .)
^
„
2 t- R e c h ts a n w a lt O tto
W e ltk rie g " .
-. s,
23. R e c h ts a n w a lt
Heinsheimer:
M it- L ic h tb ild e rn .
Dr
K o lo n ia lp o litik " .
Leo
„D ie
deutsche F lo tte
im
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
K ullm ann:
„W e ltw irts c h a ft
(S ozialdem okratische P a rte i.)
und
J u n i 30. K a p la n F rie d ric h H e u s l e r : „R u ß la n d und der K r ie g " .
(K a th o -
lischer M ä n n e rv e re in der O ststadt.)
J u li
7. O bstb auleh rer T h i e im v o n A u g u s te n b e rg : „ D ie A u fb e w a h ru n g
der G em üse f ü r den H a u s h a lt" .
„
t2 . „E rn s te s
und
b ild e rn .
„
H e ite re s
h in te r
(G a rte n b a u v e re in .)
der
K a m p ffr o n t" .
M it
L ic h t­
(A rb e ite rb ild u n g s o e re in .)
13. C h e fre d a k te u r T h eod or M e y e r :
„ D u n k le M ä chte im K r ie g e " .
(K a th olischer M ä n n e rv e re in S t. S te p h a n .)
„
1H. F r ä u le in E lly M . S c h m i d t :
„ W ie
w ir d
in diesem J a h r das
O bst am billig s te n un d a m besten f ü r den H a u s h a lt v e rw e n d e t? "
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g .)
„
18 . R eda kteur F ra n z W a h l :
„ D ie
E rn ä h ru n g s fra g e
im
K rie g e " .
(K a th o lis c h e r A rb e ite rv e re in .)
„
23. F r a u P fa r r e r
Haarbeck
o rg a n is a tio n ".
„
26. „V o m
au s
T h a llic h te n b e rg :
„ H a u s fr a u e n ­
(N a tio n a le r F ra u e n d ie n st.)
K riegsschauplatz
in
den
V ogesen".
M it
L ic h tb ild e rn .
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
A ugu st
2. H e in ric h
Sauer:
„D ie
g e g e n w ä rtig e
T e u e ru n g " .
(S o z ia l­
demokratische P a rte i.)
„
9. „v o m
K riegsschauplatz in
den K a rp a th e n " .
M i t L ic h tb ild e rn .
i§ . „D ie K rie g s v e rs tü m m e lte n un d die A r b e ite r " .
M i t L ic h tb ild e rn .
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
„
(Deutscher H o lz a rb e ite rv e rb a n d .)
„
2 5 . „ I m Schützengraben un d U n te rs ta n d ". M i t L ic h tb ild e rn . (A rb e ite r­
b ild u n g s v e re in .)
S eptem ber
1. R u d o lf
Sigmund:
Interesse
am
„H a b e n
glücklichen
die
A rb e ite r
A usgang
des
ein
w irtsch a ftlich e s
K r ie g e s ? "
(S o z ia l­
demokratischer V e re in .)
„
6 . „ v o m K riegsschauplatz in N o rd -F ra n k re ic h .
L ic h tb ild e rn .
„
15 . R eichsta gsab geo rdne ter
W ilh e lm
Blos
S o z ialde m okratie und der K r ie g " .
„
26. K a p la n
O tto
E ig e n a rt" .
„
M it
Heilmann:
aus
S tu ttg a rt:
„D ie
(S ozialdem okratischer V e re in .)
„D a s
deutsche
V o lk
in
fe in e r
(K a th o lis c h e r A rb e ite rv e re in der O ststadt.)
27. „D ie T ü rk e n a u f ih re m V orm arsch nach dem S u e z -K a n a l".
L ic h tb ild e rn .
„
L ille - V e rd u n " .
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
2 9 . F r a u K la r a
M it
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in ).
S i ebert:
„F ra u e n s in n und V a te r la n d " .
(K a th o ­
lischer F ra u e n b u n d .)
O kto b e r
3. S ta d tp fa rre r K a r l H a u n g s :
ersten K rie g s ja h r"..
„
„ D ie s ittlich-religiöse n K r ä fte
(K a th o lis c h e r M ä n n e r v e re in
im
der S üdstadt.)
3. K u r a t D r. A lb e rt R ü d e : „ D ie Lage des P a p s ttu m s ".
(K a th o ­
lischer M ä n n e rv e re in im S ta d tte il R ü p p u rr .)
„
H. „V o m
b ild e rn .
österreichisch-italienischen
K rie g s s c h a u p la tz".
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
M it
Licht­
O k to b e r
294
s. P fa r r e r M o e r i n g
G e fa n g e n s c h a ft".
„
-
au s B r e s la u : „E rleb nisse
in der russischen
(E va n g e lisch e r B u n d , O rts v e re iu .)
6. O b e rle u tn a n t W a lte r G e r t e l :
„ Z w ö l f M o n a te a n der F r o n t
a ls K rie g s b e ric h te rs ta tte r der F r a n k fu rte r Z e itu n g " .
b ild e rn .
„
M i t Licht­
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
6. A u g e n a rz t
D r.
R u d o lf
Spuler:
„D ie
L r n ä h r u n g s fra g e " .
(G a rte n b a u v e re in .)
„
8. P fa r r e r D i e m e r
au s
N ö ttin g e n :
unserer K irc h e nach dem K r ie g " .
„
i ( . „D eu tschlan ds Unterseeboote
und
M i t L ic h tb ild e rn .
1914
5
/1
„A u ssich te n
und
A u fg a b e n
(K irch lich -p o sitive V e re in ig u n g .)
ih re T ä tig k e it im
W e ltkrie g e
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
„
13. S c h rifts te lle r K a r l H e c k e l v o n M a n n h e im : „D ie deutsche K u lt u r
„
i? . A frik a - M is s io n a r
v o n gestern u n d m o rg e n ".
O s ta frik a " .
„
I.
„M is s io n s a rb e it
in
Deutsch-
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g .)
17. P fa r r e r N ü ß l e :
F ü rso rg e
(K a u fm ä n n is c h e r V ere in .)
P erss o n :
fü r
„ D ie Ü b e rw in d u n g des K rü p p e ltu m s und die
die K rie g s k rü p p e l".
(K a th o lisch e r M ä n n e rv e re in
B a d e n ia , S ta d tte il N ü h lb u r g .)
„
16. „ v o m K riegsschauplatz a n den D a rd a n e lle n ".
N i t L ich tb ild e rn .
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
„
2 1 . G e h e im ra t P r o f. D r. E ric h M a r c k s
lis m u s u n d W e ltk rie g ".
„
aus M ü n c h e n : „ I m p e r a -
(K a u fm ä n n is c h e r V e re in .)
2 1 . G e h e im ra t D r. E m il G s t e r :
„S o m m e rfrisch e 1915 h a rt an der
G re n z e des T ir o le r K rie g s g e b ie ts ".
„
22. P a u l
Lindenberg,
K rie g s x re s s e q n a rtie r:
„Im
nisse a n der S ü d fr o n t" .
„
2^. W a g n e r :
„D e r
seine A u fg a b e n
(S c h w a rz w a ld v e re in .)
K rie g sb e rich te rsta tte r
bei dein k. und k.
K a m p f gegen I t a li e n ,
K rie g s e rle b ­
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
fü r
K onsum enteninteressen,
u n d seine L e is tu n g e n ".
K riegsa usschu ß
(K ath olischer A rb e ite r­
v e re in der O ststadt.)
„
2 6 . A age
N adelung,
b la t ts :
K rie g s b e rich te rsta tte r
des B e r lin e r
„ D e r K a rp a th e n k a m p f in G a liz ie n " .
Tag­
M i t Lich tb ild e rn .
(Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g .)
,,
27. E m il B r i n n e l :
schaft".
„
„M e in e Erlebnisse in französischer G e fa n g e n ­
(K a th o lisch e r N ä n n e rv e re in der G ststadt.)
28. D r. E . H e r w a r t v o n B i t t e n f e l d :
te ilu n g
seiner
Geschichte",
„B e lg ie n und die B e u r ­
(v e rb a n d
der
D eutschtum svereine
zum Besten der H ilfs s te lle f ü r he im kehren de A u s landsdeutsche.)
„
2 8 . F r a u E ls a K n i t t e l :
dienstes".
,,
. 26. F ra u
K la r a
Philipp
z w e ite n K r ie g s ja h r " .
„
26. G e h e im ra t
„N e u e A u fg a b e n des N a tio n a le n F ra u e n ­
( N a tio n a le r F raue ndien st.)
aus
D r. E m il O s t e r :
dem S tilfs e rjo c h ".
P fo rz h e im :
„L e b e n s fü h ru n g
im
(K ath olischer F ra u e n b u n d .)
„D a s
T ir o le r
(S c h w a rz w a ld v e re in .)
K rie g sg e b ie t
auf
295
—
O k to b e r 2 9 . M is s io n a r
und
n e u re u t:
—
de rzeitige r P fa r r v e r w a lte r S t o l z , von Teutsch-
„In
englischer K rie g s g e fa n g e n s c h a ft".
(K irchlich -posi­
tiv e V e re in ig u n g .)
N o ve m b e r z. L iz e n tia t D r. T r a u b
au s D o r tm u n d :
dem ersten K r ie g s ja h r ? "
„
z. G e h .
H o fr a t
Professor
W asserpflanzen m it
U m g e b u n g ".
„
2. K a p la n
„M a s
le rn e n
m ir
aus
(K a u fm ä n n is c h e r V e re in .)
v r.
L u d w ig
Klein:
S u m p f-
un d
besonderer B erücksichtigung der K a r ls r u h e r
M i t L ic h tb ild e rn .
B ehringer:
(G a rte n b a u y e re in .)
„ P o le n " .
(K ath olischer
A rb e ite rv e re in
der S üdsta dt.)
„
q. R .
W inkler:
„ D ie
G e s a n g s to u re n
des
K a n a rie n v o g e ls ".
(V e re in vo n V o g e lfre u n d e n .)
„
q. F r l. S p e c k : w i e e rh a lte n w i r unsere W in te r v o r r ä te ? "
(H a u s -
fra u e n b u n d .)
„
4. C o n r a d
to w s k ".
„
au s
B e r lin :
„v o n
M i t L ic h tb ild e rn .
5 . R e c h n u n g s ra t W ilh e lm
- im K r ie g " .
den K a rp a th e n
b is
B re s t— L i-
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
Friederich:
„ D ie glückliche W e n d u n g
(K a th olischer M ä n n e rv e re in S t. S te p h a n .)
„
s. G a u v o rs te h e r G o t t f r i e d au s S t u t t g a r t : „ T a r if f r a g e n " . (D e u t­
„
9 . F ra u A n n a B l o s
scher H o lz a rb e ite rv e rb a n d , Z a h ls te lle K a rls ru h e .)
H a n d w e rk ".
„
11 . S ta d tp fa r re r
A ugust
I. K indesse ele".
„
11 . A l i A l m a s
15. Professor
F ra u
in
F a b rik
und
S tum pf:
„A u s
unserem
G eistesleben.
(K a th o lis c h e r F ra u e n b u n d .)
M i t L ic h tb ild e rn .
R u d o lf
L ic h tb ild e rn .
„
„ D ie
au s S m y r n a : „ D ie Z u k u n ft der deutsch-türkischen
F re u n d s c h a ft".
„
au s S t u t t g a r t :
( N a tio n a le r F ra u e n d ie n st.)
Schäfer:
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
„5 0 0 J a h r e H o h e n z o lle rn ".
M it
(A rb e ite rb ild u n g s v e re in .)
1 6. M is s io n s d ire k to r L iz e n tia t D r. W i t t e
au s B e r l i n : „ A u s T s in g ­
ta u s schweren T a g e n , der H e ld e n k a m p f der 5 0 0 " .
(Ö ffe n tlic h e r
V o rtr a g in der evangelischen S tadtkirche.)
„
17, P a u l R o h r b a c h
reiches".
„
aus B e r l i n : „ D ie Z u k u n ft unseres K o lo n ia l­
(K a u fm ä n n is c h e r V e re in .)
17 . S ta d tp fa r re r
A ugust
I I. K ünstle rseele ".
„
1?. K a p la n O tto
letzten
„
Heilm ann:
25 J a h re n " .
18 . O b e rle h re r
Stumpf:
„A u s
unserem
Geistesleben.
(K a th olischer F ra u e n b u n d .)
O tto
„D ie
a u s w ä rtig e
P o litik
in
den
(K a th o lis c h e r M ä n n e rv e re in der O ststadt.)
F r itz :
„w a s
sollen
unsere K in d e r le s e n ? "
(N a tio n a le r F raue ndien st, M ü tte ra b e n d .)
„
2 1 . S ta d tp fa rre r
K a rl
A rb e ite rs c h a ft".
„
22. „v o m
Haungs:
„D e r
östlichen K rie g ssch a u p la tz".
b ild u n g s v e re in .)
K r ie g
un d
die
deutsche
(K a th o lis c h e r A rb e ite rv e re in .)
M i t L ic h tb ild e rn .
(A rb e ite r-
296
N o v e m b e r 2 2 . F r a u M a r ie
von
B ülow :
—
„A u s
H a n s von B ü lo w s Le b e n ".
(M u s e u m .)
„
23. R eichsta gsab geo rdne ter
S ie g e s h o ffn u n g ".
„
D r.
Pieper:
„ D ie
2^. P rofessor D r. P a z a u r e k au s S t u t t g a r t :
im K rie g e " .
„
M i t L ic h tb ild e rn .
„
„K u n s t un d Schund
. E lp i d i u s :
K a is e r? "
III.
„Deutsches V o lk , w a s e rw a rte t von
A ugust S t u m p f :
H eldenseele".
dein
„A u s
u n serem -G eiste slebe n.
(K a th o lis c h e r F ra u e n b u n d .)
27. B r ö d r i c h - K u r m e h l e n ( K u r la n d ) :
p ro v in z e n
d ir
(V e re in abstinenter K a th o lik e n , O rts g ru p p e .)
25. S ta d tp fa r re r
„
„Goethes Religion".
(K a u fm ä n n is c h e r V e re in .)
2^. P
„
unserer
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
2^. P farrer N i t h a c k - S t a h n aus B e rlin :
'
G rü n d e
(K a th o lisch e r N ä n n e rv e re in der G ststadt.)
und ih re
B e d e u tu n g ",
„ D ie deutschen Gstsee-
(v e rb a n d
der D eutschtum s­
ve re in e .)
„
28. D e rs e lb e :
„ D ie L a n d e
der deutschen
B a lte n " ,
(v e rb a n d
der
D eutschtum svereine.)
„
, 28. L a n d ta g s a b g e o rd n e te rH e in ric h K ö h l e r . : „ B e lg ie n " . (K ath olischer
„
28. F r a u Luise K a u t z : „D eutscher W a ld u n d seine E r n te " . ( Ö ffe n t­
„
2y. P f a r r e r F r . S t o b e r au s D ü r r n : „W e ltk r ie g un d W e is s a g u n g ".
„
30. S ta d tp fa r re r
M ä n n e rv e re in der G ststadt.)
licher V o rtra g .)
(Arbeiterbildungsverein.)
IV .
Dezem ber
August
H eilig e n s e e le ".
S t u m p f : . „A u s
unserem
Geisteslebeu.
(K a th o lisch e r F ra u e n b u n d .)
l- » A u s der Geschichte des T ü rk e n re ic h s ".
(K ath olischer A rb e ite r­
v e re in der S üdstadt.)
„
„W a n d e ru n g e n in der H e im a t" . M it- L ic h tb ild e r n .
(G a rte n b a u
v e re in .)
„
2 . 'F r ä u le in B r ig it t e W e i ß e :
M i t L ic h tb ild e rn .
„
2 . P rofessor R ic h a rd M a s s i n g e r :
b ild e rn .
„
„N aturerzeug nisse und H a u s h a lt" .
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
„ D a s P f in z t a ls
M i t Licht­
(S c h w a rz w a ld v e re in .)
Z. A l i A l m a s
L ic h tb ild e rn .
au s S m y r n a :
„ B e r l i n — B e lg ra d — B a g d a d ".
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
M it
-
„
5. S ta d tx fa rr e r L iz e n tia t K a r l K ü h n e r au s w a ld k ir c h : „Deutsches
„
7. V r . B a r a c s - D e l t o u r : „E rleb nisse in französischer G e fa n g e n ­
„
8 . P fa r r e r K ö h l e r
C h ris te n tu m in K rie g und F rie d e n ".
schaft".
(P ro te sta n te n ve re in .)
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
au s S t u ttg a r t:
„In
den S old a te n h e im e n der
W e s tfro n t". (Ö ffe n tlic h e r V o rtr a g in der evangelischen S tadtkirche.)
„
g. P a u l S c h i r r m e i s t e r
V o lk s g e s u n d h e it".
aus
B e r lin :
„K rie g e rh e im s tä tte n
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
und
—
Dezem ber ^o. F r ä u le in D r. M a r ie
in
geistigen
—
2Z7
Bernays
B e ru fe n
und
in
au s M a n n h e im :
der
„ D ie
K u ltu r a r b e it" .
F ra u
(N a tio n a le r
Fraue ndien st.)
„
tv . P fa r r e r L iz e n tia t G r e i n e r
u n d G o tte s re ic h ".
„
au s F r a n k fu r t a. M . :
„W e ltre ic h
(K irc h lic h -p o s itiv e V e re in ig u n g .)
tZ- G e n e ra ls e k re tä r A . G e i s e r au s B e r lin : „ D ie A usländsdeutschen
un d
der K r ie g " .
(V e re in
fü r
das
D eutschtum
im
A u s la n d ,
F ra u e n g ru p p e .)
„
„U n s e r K a is e r im K r ie g " .
M i t L ic h tb ild e rn .
(A rb e ite rb ild u n g s ­
v e re in .)
„
t
B a u r a t G e r s t n e r a u s F r a n k fu r t a. M . : „ M o r itz v o n S chw ind
un d A n s e lm Fe uerbach".
M i t L ic h tb ild e rn .
(V e re in bild e n d e r
K ü n s tle r.)
„
tö . F r a u L u itg a rd H i m m e I h e b e r :
2.
„
K r ie g s ja h r " .
„ A lle rh a n d F ra u e n fra g e n im
( N a tio n a le r F ra u e n d ie n st.)
t5 . P fa r r k u r a t H e u ß l e r au s O fte r s h e im :
„D e r
deutsche K a th o ­
liz is m u s in den letzten 25 J a h r e n " . (K a th o lisch e r M ä n n e rv e re in
der O ststadt.)
„
t6 . G e h e im e r
K r is ta lle " .
H o fr a t
Professor
D r.
O tto
Lehmann:
„F lü ssig e
(Ö ffe n tlic h e r V o rtra g .)
2. Werke Karlsruher Schriftsteller.
W ir teilen hier die im Berichtsjahre von K a r l s r u h e r
V e r f a s s e r n geschaffenen l i t e r a r i s c h e n A r b e i t e n
mit,
soweit uns solche bekannt geworden sind.
a. Kriegsliteratur
Böhtlingk,
V ö lk e r
D r.
und
A r th u r ,
das
Professor
M eer
im
an
der
Lauf
der
Technischen
Hochschule.
J a h rta u s e n d e .
D ie
(Z e its p ie g e l
H e ft 2.)
H ä u ß n e r , D r. Joseph, G y m n a s iu m s d ire k to r.
D e r W e ltk rie g und die höheren
S chulen B a d e n s im S c h u lja h r l 9 N / l 5 .
Herzog,
A lb e rt, C h efreda kteu r.
K riegsschauplatz.
Hesselbacher,
Erlebnisse
K a r l,
v on
An
der
W e s tfro n t,
eine
F a h rt
nach
dem
S onderabdruck aus der B adischen Presse.
S ta d tp fa rre r.
Im
K rie g s te iln e h m e rn ,
F la m m e n g la n z
t-
B ändchen.
der großen
H era usgegeben
Z e it.
von
K a r l Hesselbacher.
Hindenlang,
F rie d ric h , S ta d tp fa r re r.
D e r h e ilig e F r ü h lin g .
2 . F o lg e der
Zeitgedichte.
K a t z , R u d o lf.
Kolb,
D ie A uslanddeutschen u n d ih r V a te rla n d .
W ilh e lm , R edakteur.
K rutina,
E d w in .
D ie S o zia ld e m o k ra tie a m Scheidewege.
D e r F lie g e r.
D ram atische s G edicht.
296
—
E r ist unser F rie d e .
—
G edichte und Sprüche zum T ro st f ü r W itw e n un d W aisen
zusam m engestellt
un d
m it
V o rw o rt
versehen
von
Großherzogin
Lui se.
N o é,
R ichard.
D er
K u ltu r z ie l.
V ö lk e r
B e s tim m u n g
G ech e l h a e u s e r , D r. A d o lf
K rie g un d K u n s t.
R o h de,
un d
Schicksal.
L in
erhabenes
F e ld p o stb rie f.
F ra n z ,
von ,
P rofessor
au
der Technischen Hochschule.
K rie g s v o rtra g .
S ta d tx fa rr e r.
K re u z
und
K rie g .
z.
F o lg e
der
K rie g s -
p re d ig te n .
Sexau,
R ic h a rd .
S ie g oder T o d .
N e u e K rie g s b ild e r.
d. A ndere l i t erarische Erzeugnisse.
Heidelberger,
Herzog,
V r. L m il .
D a s K a r ls r u h e r B au g e w e rb e .
A lb e rt, C h e fre d a k te u r.
zum
200. J a h re s ta g
der
L in
M u s e n h o f im a lte n K a rls ru h e .
G rü n d u n g
K a rls ru h e s .
Skizze
S onderabdruck
aus
der Badischen Presse.
K l e i n , V r . L u d w ig , P rofessor an der Technischen Hochschule.
Krieger,
V r . A lb e rt, G e h . A rc h iv ra t.
un d H ochberg.
O bser,
v r.
K a r l,
^ 050—
D ire k to r
I V. B a n d .
des
R öm hildt,
Siebert,
F ritz , (R om eo).
K la r a .
V aldenaire,
^ 5 3 — ^75.
G e n e ra lla n d e s a rc h iv s .
spondenz K a r l F rie d ric h s v on B a d e n .
Unsere U n krä u te r.
Regesten der M a rk g ra fe n vo n B a d e n
P olitische
K o rre ­
V I. (L rg ä n z u n g s -)b a n d ( 7 8 3 — ( 806.
S orgenbrecher.
Gedichte.
M a r ie E lle n rie d e r a ls K ü n s tle rin und F ra u .
A r th u r .
F rie d ric h W e in b re n n e r, seine künstlerische E rz ie h u n g
un d der B a u K a rls ru h e s .
K a r ls r u h e r D isserta tion ( A ( K
Anhang.
Chronologische Ü bersi cht der hauptsächlichsten
Ereignisse des Jahres 1915.
Ereignisse des K rieges.
Januar
8 . ff. E rfo lg re ic h e K ä m p fe der Deutschen nordöstlich un d östlich vo n
S oissons;
am
w e rd e n die H öhe n v o n D e rg n y bei Soissons
u n te r den A u g e n des K a is e rs v on unseren T ru p p e n im S tu r m
genom m en
und
am
m ehrere
O rts c h a fte n
bei
Soissons
erstürm t.
„
ls - Die Türken erobern Täbris.
„
t8 . ff- D ie Russen in P o le n v o n den Deutschen zurückgew o rfen .
„
l°>/2 0 .
In
der
N acht
M a rin e lu fts c h iffe
vo m
auf
N a rm o u th ,
den
20. b e w e rfe n
S a n d rin g h a m u n d
deutsche
dre i
andere
befestigte P lätze a n der Ostküste E n g la n d s m it B o m b e n .
.
ff. E rfo lg re ic h e K ä m p fe deutscher T ru p p e n im O berelsaß .
„
22. ff. Ö sterreicher e rrin g e n in der B u k o w in a un d in den K a rp a th e n
„
24. I n
E rfo lg e .
der
zwischen
M o ltk e ,
N o rd s e e ,
den
w estnordw estlich
deutschen
B lü c h e r,
v ie r
von
P a n ze rkre u ze rn
kleinen
K re u z e rn ,
H e lg o la n d ,
S eydlitz,
G efecht
D e rflin g e r,
zw ei T o rp e d o ffo tille n
gegen f ü n f englische Schlachtkreuzer, m e hrere kleine K re u z e r und
26
Torpedobootszerstörer.
B lü c h e r,
ein Schlachtkreuzer gesunken.
und
a u f englischer
S eite
D ie E n g lä n d e r brechen nach drei
S tu n d e n das G efecht ab.
2 5 . Badische T ru p p e n nehm en südlich vo m C a n a l L a Basses englische
S te llu n g e n im S tu rm e .
„
26. Sächsische T ru p p e n
erstürm en
H öhe n v on L ra o n n e .
französische S tützp unkte
a u f den
—
Januar
29 . I n
300
—
den K a rp a th e n haben die österreichisch-ungarischen T ru p p e n
bei W ie d e re ro b e ru n g der p a ß h ö h e n in eine r W oche 1 0 0 0 0 G e ­
fa n g e n e gemacht.
zo. Deutsche Unterseeboote erscheinen in der Iris c h e n See.
L . Sonstige Ereignisse.
Januar
11- I n
K onstanz
s tirb t
L a n d g e ric h tsp rä sid e n t F rie d ric h
im A lte r von 74 J a h re n .
vo n
B e rg
D e r V erstorbene w a r 1887 b is 1895
h ie r V b e rla n d e s g e ric h ts ra t,
1892
b is I 895
auch M itg lie d
des
K om p eten zgerich tshofes.
13.
R ü c k tritt des
österreichisch-ungarischen
M in is te rs
des Ä uß e ren ,
G r a fe n B e rc h to ld ; sein N a c h fo lg e r w ir d B a r o n B u r ia n .
13 ff. S chw ere Erdstöße in M itte lit a lie n .
D e r V e rlu st an Menschen
w ir d a u f 4-1 000 angegeben.
16. S ta a ts s e k re tä r
K ühn
vo m
Reichsschatzamt
tr itt
zurück;
N a c h fo lg e r w ir d L e g a tio n s ra t Professor V r. H e lffe rich ,
sein
D ire k to r
der Deutschen B a n k .
21.
G e n e ra lm a jo r
w ild
von
H o h e n b o rn
w ir d
zum
preußischen
K rie g s m in is te r e rn a n n t.
Ereignisse des K rie g s .
F e b ru a r
H.
D ie deutsche R e g ie ru n g
e rk lä rt die Gewässer um E n g la n d
fü r
K rie g s g e b ie t u n d k ü n d ig t f ü r den 18. F e b ru a r den U nterseebootK rie g an .
H. D ie
letzten
T ru p p e n
der „E m d e n "
lan d e n
m it
der „A y e s h a "
bei H ode ida in A ra b ie n .
5. D e r K a is e r b e g ib t sich a u f den östlichen K riegsschauplatz.
6. Rückzug der Russen au s der B u k o w in a .
16. B ekan ntge geb en
w ird ,
daß
die
10. russische A rm e e,
die zum
m indesten au s 11 In fa n te rie d iv is io n e n u n d m e hreren K a v a lle r ie ­
d iv is io n e n besteht, nach n e n n tä g ig e r w in te rs c k la c h t,.a u s ih re r verschanzten S te llu n g östlich der masurischen Seen vertriebe n, über
die G re nze g e w o rfe n u n d vernichtend geschlagen ist.
w o h n te
den entscheidenden K ä m p fe n
bei.
D ie
D e r K a ise r
Zahl
der G e ­
fan g e n e n , die a n fa n g s a u f 6 0 0 0 0 geschätzt w u rd e , b e trug schließ­
lich ü b e r 1 0 0 0 0 0 . — M itte F e b ru a r B e g in n der w in te rs c h la c h t
in der C h a m p a g n e .
19.
D ie äußeren F o r ts der. D a rd a n e lle n durch englische un d fra n z ö ­
sische K riegssch iffe .e rfo lg lo s
25.
beschossen.
D ie
Beschießung
am
w ie d e rh o lt.
2 1 . E in Z e x x e lin w i r f t in der N a c h t vom 2 1 . zum 22. B o m b e n a u f
C a la is .
2H. P ra s z n y s z
von
ostpreußischen
R e se rve tru p xe n
g e n o m m e n ; üb er 1 0 0 0 0 G efa n g e n e .
im
S tu rm e
30(
—
F e b ru a r 27. E rfo lg e
der
deutschen
—
T ru p p e n
nordw estlich
von
G ro d n o ;
1800 G efa n g e n e .
Sonstige Ereignisse.
L.
F e b ru a r
7. D e r frü h e re M in is te rp rä s id e n t K ö rb e r w ir d
an S te lle B ilin s k is
zum österreichisch-ungarischen R e ic h s fin a n z m in is te r e rn a n n t.
„
8. E rö ffn u n g des preußischen L a n d ta g s .
„
z ;. D e r P o le k . Ledochowsky w ir d
„
20. D e r Erzbischof v o n P osen-G nesen, v r . v on L ik o w s k i, in Posen
zum
Ie s n ite n g e n e ra l
e rw ä h lt.
„
22. I n
gestorben.
D u rla c h
s tirb t
B ü rg e rm e is te r
v r.
P h ilip p
R e ich a rd t
zur
ö ffentliche n
im
2 llte r vo n 55 J a h re n .
„
2^. D ie
zw eite
deutsche K rie g s a n le ih e
Z e ic h n u n g
a u fgeleg t.
„
26. I n F re ib u rg s tirb t der d o rtig e frü h e re O b e rb ü rg e rm e is te r v r . O tto
W in te r e r, M itg lie d der E rsten K a m m e r, im A lte r v o n 69 J a h r e n .
Ereignisse des K rieges.
M ä rz
t- Französische A n g r iffe in der C h a m p a g n e
und
in
den
Vogesen
zurückgewiesen.
„
q. E r fo lg
der
deutschen T ru p p e n
bei A r r a s ,
in
der C h a m p a g n e
un d östlich v o n den A rg o n n e n .
„
9 . M itte ilu n g der obersten H e e re s le itu n g ü b e r die dreiw öchentliche,
v on
G en era lo berst v o n
und
Fleck
geleitete
E in e in
und
W in tc rs c h la c h t
den G e n e ra le n
in
der
R ie m a n n
C ham pagne.
D ie
F r o n t v o n 8 k m Lä n g e v o n z w e i schwachen deutschen D iv is io n e n
und
e inig en herangezogenen B a ta illo n e n
gegen eine zehnfache
Ü berm acht ge h a lte n .
„
to . A n g r iffe der E n g lä n d e r bei N e u v e L h a p e lle ;
der E n g lä n d e r
au s
dem
D ie versuche der w ie d e re in n a h m e
lischer Ü berle g e n h e it am
„
so. I n
am
Vorstöße
v on ih n e n besetzten N e u v e C ha p e lle .
w e rd e n
w egen
starker eng­
; 2 . aufgegeben.
P o le n die Russen nö rdlich v o m A u g u s to w e rW a ld geschlagen;
4000 G e fa n g e n e .
R ückzug a u f G ro d n o .
w e ite r e A n g r iffe a u f
P ra s z n y s z , G e sa m tergeb nis 7H20 G e fa n g e n e .
„
>2. D e r
deutsche
H ilfs k re u z e r
„ P r in z
E ite l
F rie d ric h "
lä u ft
zur
Ausbesserung in den am erikanischen H a fe n N e w p o rt N e w s ein,
nachdem er acht Schiffe in den G ru n d g e bohrt h a tte .
„
; 7. E in b ru c h russischer R e ic h s w e h rh a u fe n in den B ezirk, v o n M e m e l;
D ö rfe r
un d
S tä d te
in
B ra n d
Russen die S ta d t M e m e l.
v e rtrie b e n
b e fre it.
un d
am
Am
gesteckt.
Am
zg.
besetzen
die
2 tz w e rd e n sie v o n d o rt w ie d e r
22. 3000 v on ih n e n verschleppte Deutsche
.
302
M ä rz
„
—
18. N ie d e rla g e der englisch-französischen F lo tte v o r den D a rd a n e lle n .
2 2 . D ie Russen erobern die Festung P rze m ysl un d
d rin g e n
in
die
K a rp a th e n ein.
„
26. „ 0
„
28. G e n era lo berst v o n K lu c k leicht v e rw u n d e t.
2 9 " m it der ganzen B esatzung un terg ega ngen .
„
2 9 . Schw ere V erluste der Russen
bei K ra s n o p o l,
2000 Tote,
3000
G e fa n g e n e .
„
31. D a s
deutsche
G sth eer
h a t im M o n a t M ä rz im ganzen 55 800
Russen ge fang en, die Ö ste rreich er 39 9 ^ 2 .
L.
M ä rz
5. I n
Sonstige Ereignisse.
H a n n o v e r s tirb t G e n e ra lfe ld m a rs c h a ll v o n Bock und P olach
im A lte r v o n 73 J a h r e n .
„
s. D a s M in is te riu m V eniselos t r i t t zurück, w e il K ö n ig K o n s ta n tin
in der N e u t r a litä t
b e h a rre n
w ill.
Am
10.
e rk lä rt das
neue
M in is te riu m u n te r G u n a r is , daß es an der N e u t r a litä t festhalte.
„
10. W ie d e re rö ffn u n g des R eichstages.
F in a n z - und B udg etre de des
neuen Reichsschatzsekretärs v r . H elffe rich.
der R eichsta g b is zum 18. M a i.
A m 2 0 . v e rta g t sich
D a s B u d g e t w ird
m it
a lle n
gegen zw ei sozialdemokratische S tim m e n a n g e n o m m e n ; 30 S o z ia l­
dem okraten h a tte n sich v o r der A b s tim m u n g e n tfe rn t, die ü b rig e n
stim m ten f ü r das B u d g e t.
„
20. I n
R o m s tirb t im A lte r vo n 82 J a h r e n K a r d in a l A g lia rd i.
Ereignisse des K rieges.
A x r il
1. D ie Z a h l der in D eutschland befindlichen G e fa n g e n e n w ird a u f
812 8 Y8 angegeben.
„
s. B e g in n
„
s. A u f
der D urchbruchsschlacht zwischen M a a s und M osel.
den
Höhen
östlich
des
L a b o rc z a ta ls
vo n
deutschen
und
österreichischen T ru p p e n 7520 Russen gefangen.
„
7. E rfo lg lo s e A n g r iffe
der Franzosen zwischen
außerordentlich große V erluste des F e indes.
M a a s und M o s e l;
A m 8. gesteigerte
H e ftig k e it der K ä m p fe zwischen beiden Flüssen.
N ie d e rla g e der Franzosen
höhen.
Am
12. erneute
A m 9 . schwere
Zwischen der G rn e un d
K ä m p fe
zwischen M a a s
den M a a s ­
und
M osel
m it gesteigerter H e ftig k e it.
„
7. D e r E r fo lg der Gsterschlacht in den K a rp a th e n nach österreichischer
.M e ld u n g : 1 0 0 0 0 G e fa n g e n e und zahlreiches K rie g s m a te ria l. —
D ie deutsche H e e re s le itu n g te ilt m it, daß von deutschen T ru p p e n
seit K rie g s b e g in n 5510 Geschütze erbeutet w o rd e n sind.
„
9 . D ie Russen bei K a lw a r ja u n te r schweren V e rlu ste n zurückgeschlagen.
—
303
—
A p r il 12. D ie österreichisch-ungarische H e e re s le itu n g te ilt m i t , , daß die seit
u n g e fä h r 2 0 . M ä rz .a n d a u e rn d e
russische A n g riffs b e m e g u n g
in
den K a rp a th e n zum S tehen gekom m en ist. — A ls G eg enm aß rege l
gegen die B e h a n d lu n g der deutschen U nte rseeb oots-M an nscha ften
in E n g la n d w erd en a u f
deutscher S e ite
39
englische
O ffiz ie re
in M ilitä ra rre s ta n s ta lte n ü b e rfü h rt.
„
13. U ber F re ib u rg w i r f t ein fe in dlicher F lie g e r f ü n f B o m b e n .
„
15. K ä m p fe bei S t. E lo i und bei der Lo retto h ö h e . — B e i K a lw a r ja
„
16. E in deutscher F lie g e r ü b e r G re e n w ic h . Deutsche M a rin e lu fts c h iffe
10-10 Russen gefangen.
b e w e rfen in der N a c h t vo m
P lätze
an
der
südlichen
15. zum
Ostküste
16.. m e hrere
E n g la n d s
v e rte id ig te
erfolgreich
m it
Bom ben.
„
17. E in
englisches
U nterseeboot
Deutsch - O s ta frik a
N ie d e rla g e
der
tr iff t
in
die
E n g lä n d e r
der
N ordsee
N a c h ric h t
bei J a fs in i
von
versenkt.
e ine r
am
18.
und
O b e rb e fe h ls h a b e r
der
1.
Aus
schweren
19. J a ­
n u a r ein.
„
19. F r e ih e rr
von
der
G o ltz
türkischen
A rm e e.
„
2 0 . E in
fe in d lic h e r
F lie g e r
über
L ö rrach .
N on
deutscher
S eite
B ia ly s to k m it 150 B o m b e n belegt.
„
22. Ü b e rg a n g üb er den H p e rn k a n a l bei S teen straa te un d H e t S a s .
1600 Franzosen uu d E n g lä n d e r ge fa n g e n . S ta a tsse kre tä r B r y a n
e rk lä rt,
daß
ein w a ffe n a u s fu h r v e rb o t
seitens
der
v e r e in ig te n
S ta a te n eine V e rle tzu n g der N e u t r a litä t w ä re .
„
23. Lizerne westlich des H p e rn k a n a ls v o n den deutschen T ru p p e n
erstürm t.
D e r A d m ira ls ta b der deutschen M a r in e stellt fest, daß
bei K re u z fa h rte n der deutsche Hochseeflotte in der N ordsee u n te r
V orstoß
bis
in
die
englischen
G ewässer
keine englischen See­
stre itkräfte a n g e tro ffe n w u rd e n .
„
. 2 -1. w e ite r e
E rfo lg e
bei
H p e rn .
N ie d e rla g e
der
Franzosen
bei
L o m b re s .
26.
„
D a s französische P anze rschiff „L e o n G a m b e tta " versenkt.
26. I n
F la n d e rn n ö rdlich und nordöstlich v on H p e rn ein englischer
A n g r if f
„
u n te r
27. B e i S u w a lk i
E in
schweren fe in d lic h e n
russische S te llu n g e n
französischer Doppeldecker
V e rlusten
zurückgeschlagen.
in B e ite v o n 20 k m erobert.
w ir ft B om ben
ü b e r O b e rn d o rf
a b ; 6 P ersonen getötet, 7 verletzt.
„
28. E in
fe in d lic h e r F lie g e r
w ir ft
6 Bom ben
a b ; unbedeutender Sachschaden. — I n
üb er F rie d ric h s h a fe n
den D a rd a n e lle n erneute
französisch-englische A n g r iffe zurückgewiesen.
„
2 9 . D ünkirchen
durch
deutsche A r t ille r ie
beschossen.
Deutsche V o r ­
tru p p e n erreichen die B a h n lin ie D ü n a b u r g — L ib a u .
S zaw le.
G efecht bei
30H
—
A p r il so. vergeblich e A n g r iffe des G e g n e rs am P p e rn k a n a l.
der
Beschießung
D ü nkirchen s.
an der englischen Gstküste
b e w o rfe n . —
p o li
das
An
D ie
durch
einen Z e p p e lin
den D a rd a n e lle n
Fortsetzung
K üstenbefestigung H a rw ic h
m it B o in b e n
bei K a b a Tepe und G a lli-
englisch-französische L a n d u n g s k o rp s u n te r Ungeheuern
V e rlu ste n zurückgeschlagen;
S a ro s v ö llig gescheitert.
der La ndungsversuch
am G o lf von
Vorstoß der Deutschen in K u rla n d .
M ai
2. I n
W e s tg a liz ie n w ir d die russische F r o n t durchbrochen.
„
3. D ie
deutschen T ru p p e n rücken n ä h e r a n kapern he ran.
„
3. L i n
deutsches M a rin e lu fts c h iff vernichtet ein
englisches
U n te r­
seeboot.
„
4. I t a lie n
k ü n d ig t Ö s te rre ic h -U n g a rn das B ü n d n is .
3. F o rtsch ritte
g a liz ie n ;
am
der V e rb ü n d e te n
am
s.
w ir d
7. überschreitet
auf
T a ru o w
die
der
vo n
A rm e e
ganzen
F r o n t in
den V e rb ü n d e te n
Mackensen
W e ftbesetzt;
den W is lo c k ;
am
to . w ir d die russische 8 . A rm e e in die N ie d e rla g e verw ickelt.
„
?. Deutsche T ru p p e n besetzen L ib a u .
7. L i n
deutsches U nterseeboot to rp e d ie rt a n der irischen K üste den
m it M u n it io n beladenen R ie s e n d a m p fe r „ L n s it a n ia " ; eine große
Anzahl
Passagiere
trotz W a rn u n g
e rtrin k e n ,
d a ru n te r
viele
A m e rik a n e r,
die
durch den deutschen B otscha fter in W a s h in g to n
die Ü b e rfa h rt a u f diesem D a m p fe r w a g te n .
„
8. K a is e r W ilh e lm
„
9. B e g in n der französisch-englischen A n g r iffe südwestlich von L ille ;
die
A n g r iffe
a u f dem galizischen K riegsschauplatz.
w e rd e n
von
den Deutschen zurückgew iesen;
die
K a m p fe gehen am tO. w e ite r.
„
; ; . v e rg e b lic h e englische u n d französische Vorstöße nö rdlich von A rra s .
„
t l - D er
versuch
der
F ranzosen,
den
L s a rtm a n n s w e ile r
Kopf
zu
erobern, scheitert.
„
„
„
1 t- D ie V e rb ü n d e te n T ru p p e n überschreiten den S a n .
D ie V o rtru p p e n der A rm e e Mackensens v o r P rz e m y s l.
s5. E nglische
A n g r iffe
südwestlich
von
L ille
abgeschlagen,
ebenso
französische a n der Lo re tto h ö h e , bei Souchez un d N e u v ille .
„
i;8 . D e r R eichska nzler g ib t im R eichstage die Zugeständnisse Ö sterreichU n g a rn s
e in ig e r
an
T e ile
I t a lie n
von
b e kannt
I s t r ie n ) ;
(A b tre tu n g
am
28. Rede
des
T r e n tin o
und
des R eichskanzlers
üb e r den T re u b ru c h I t a li e n s .
„
2 0 . D ie italienische K a m m e r ü b e rträ g t m it H07 gegen
der R e g ie ru n g au ß erordentliche B efugnisse
am nächsten T a g e
tr itt
S tim m e n
f ü r den K rie g s fa ll,
der S e n a t dem Beschluß
bei ; am 23.
e rfo lg t die K rie g s e rk lä ru n g I t a li e n s an Ö ste rre ich -U n g a rn .
M in is te riu m S a la n d ra -S o n n in o
gesuch eingereicht,
der K ö n ig
die E ntla s s u n g nicht annehm e.
ha tte am
D as
;s . sein L n tla ssu n g s-
aber am s6 . entschieden,
daß er
—
M ai
305
—
2-s. E rfo lg re ic h e A n g r iffe Mackensens nö rdlich v o n p r z e m y s l; starke
V erluste der Russen.
D ie Deutschen machen 2 s 000 G e fa n g e n e .
„
25. L i n
neuer schwerer A n g r if f der Franzosen zwischen L ie v in und
„
27. Achtzehn feindliche F lie g e r w e rfe n B o m b e n üb er L u d w ig s h a fe n
„
27. I n
L o re tto h ö h e gescheitert.
a.
R h .; sieben T o te nnd m ehrere verle tzte.
den D a rd a n e lle n das englische Schlachtschiff „ M a je s tie " vo n
einem
deutschen
U nterseeboot to rp e d ie rt,
ebenso das
englische
Schlachtschiff „ T r iu m p h " versenkt.
„
3s. Z e p p e lin e
belegen
die W e rfte n
und
Docks
von
London
m it
Bom ben.
„
3s. D ie
F o rts
auf
der
N o r d fr o n t
von
p rz e m y s l
durch
deutsche
T ru p p e n erstürm t.
Ereignisse des Krieges.
Juni
2. I m
N o rd e n
von
ssrzem ysl
d rin g e n
deutsche, im
S üden
und
W esten österreichisch-ungarische T ru p p e n in die S ta d t ein.
„
H. L i n russischer M a rin e k re u z e r bei B a ltis c h p o rt v o n einem deutschen
U nterseeboot versenkt.
„
Deutsche
M a rin e lu fts c h iffe
g re ife n
in
der
N acht
zum
5.
die
befestigte H u m b e rm ü n d u n g un d den H a fe n v o n H a rw ic h an.
„
s. Französische A n g r iffe a u f den G s ta b h a n g der L o retto höh e u n te r
schweren V erlusten
der
F lu g h a fe n
bei
des Fe indes
L iin e v ille
znrückgeschlagen.
von
deutschen
C a la is
un d
F lu g ze u g e n
m it
B o m b e n belegt.
„
s. D e r versuch
der I t a lie n e r ,
bei S a g ra d o
den Is o n z o
zu
ü b e r­
schreiten, w ir d b lu tig abgewiesen.
„
6. Unsere T ru p p e n überschreiten den D n je s tr bei Z u ro w n o .
„
6. I n
der N a ch t a u f den 7. g re ife n deutsche M a rin e lu s ts c h iffe die
Docks v on K in g s to n und G rim s b y am H u m b e r an.
„
8. Unsere T ru p p e n besetzen S ta n is la u .
9.
Fortsetzung
der R ü m p fe bei Sonchez
u n d N e u v ille . —
In
der
B u k o w in a w ir d der ssrnth üb erschritten.
„
so. A n der D a rd a n e lle n fro n t ein A n g r if f gegen den rechten türkischen
„
so. A n g r iffe der I t a lie n e r aus a lle n F ro n te n zurückgewiesen.
F lü g e l abgewiesen.
„
ss. D ie Russen ziehen sich über die R eichsgrenze zurück.
„
sZ. Schwere französische N ie d e rla g e bei Lo re tto h ö h e un d N e u v ille —
„
s3. D ie
R o c lin c o u rt.
russische F r o n t östlich
un d
südöstlich vo n I a r o s l a w
durch­
brochen; ss ooo G e fa n g e n e .
„
s6. D ie Russen w erd en zum Rückzug a u f T a rn o g ro d ge zw u nge n. —
In
der N a ch t a u f den
s6. A n g r iffe
deutscher M a rin e lu fts c h iffe
a u f die Nordostküste E n g la n d s .
20
—
Juni
306
—
^8. Ö sterreichisch-ungarische K riegssch iffe beschießen m ehrere P u n kte
der italien ischen K üste.
„
20. D e r
englische P a nze rkreu zer „R o s e b u rg h "
in
der N ordsee
von
einem deutschen U nterseeboot to rp e d ie rt.
„
2 2 . D ü n k irc h e n v o n der deutschen A r tille r ie u n te r Fe uer genom m en.
„
25. Ö sterreichisch-ungarische
— Le m berg w ir d zurückerobert.
und
P r u th
e rz w in g e n
überlegene
T ru p p e n
russische
schlagen
zwischen
S tre itk rä fte
zurück:
D n je str
am
27.
deutsche T ru p p e n u n te r G e n e ra l von Liu sin g e n den
Ü b e rg a n g ü b e r den D n je s tr.
„
26. I n
„
27. V erg ebliche r F lie g e ra n g r iff
der A d r ia ein italienisches Torpe dobo ot versenkt.
der Franzosen
a u f F rie d rich sh a se n ;
ein französischer F lie g e r m u ß a u f S chw eizer B o d e n land en und
w ir d festgenom m en.
„
27. D ie M o n te n e g rin e r besetzen S k u ta ri, die S erben T ire n a .
„
50. D ie I u n ib e u t e der deutschen T ru p p e n a u f dem östlichen K rie g s ­
schauplatz
25 700,
G esa m tbe ute
auf
dem
südöstlichen
000
G e fa n g e n e ;
im J u n i im G sten üb er 2 2 0 0 0 0 G efange ne und
zahlreiches K rie g s m a te r ia l.
L.
Juni
Sonstige Ereignisse.
5 . K ö n ig K o n s ta n tin v o n G rie c h e n la n d u n te rz ie h t sich eine r lebens­
g e fährlich en O p e ra tio n .
„
7. A n lä ß lic h
der
der V e rs a m m lu n g
K ö n ig
fo lg e n d e s :
von
B a y e rn
E in e
des K a n a lv e re in s
bei
S tä rk u n g
der
des
F e sttafe l
Deutschen
in F ü rth
u.
a.
sagte
u n g e fä h r
Reiches
und
eine
A u s d e h n u n g ü b e r seine G re n z e n h in a u s , sow eit dieses n o tw e n d ig
ist, d a m it w ir gesichert sind
gegen
k ü n ftig e A n g riffe ,
die F ru c h t dieses K rie g e s fe in . . . .
das
soll
Jetzt w erd en w ir endlich
einen direkten A u s g a n g vom R h e in zum M e ere bekommen.
„
9 . R ü c k tritt des
am erikanischen S ta a tsse kre tä rs B r y a n ;
sein b is ­
h e rig e r S te llv e rtre te r L a n s in g w ird S taatssekretär.
„
22. G eh.
R at
G ra fe n
v r.
N ie se r
B erckh eim
w ird
zum
an
S te lle
des
B adischen G esa ndte n
zurückgetretenen
am
preußischen
un d sächsischen Lsofe e rn a n n t.
24.
S chluß des preußischen L a n d ta g s .
Ereignisse des Krieges.
J u li
4. I n
den A rg o n n e n w e rd e n französische G rä b e n und S tützpunkte
in e ine r B re ite v on 3 llm und in einer T ie fe von 200— Zoo m
erstürm t. —
Im
O ste n d rä n g t die A rm e e Mackensen die Russen
üb e r den L a d n n k a - und P a ra -A b s c h n itt zurück.
der starken L ip a -S te llu n g
S ie w erden aus
g e w o rfe n un d 7765 M a n n gefangen.
2. N ie d e rla g e der I t a lie n e r a n der küfteuläudischen F r o n t u n d am
G ö rz e r B rücke nkopf.
2 . D a s deutsche M in e n s c h iff ,,A lb a tr o s " , v on v ie r russischen P a n z e r*
kreuzern
beschossen, la u f t
bei
der schwedischen
I n s e l G o tla n d
a u f S tra n d .
-h. D ie
österreichisch.ungarische
A rm e e
w ir ft
nach
D urchbrechung
der russischen K a m p ffr o n t bei K r a s n ik die Bussen in nö rd lich e r
R ic h tu n g
zurück.
—
An
der
D a rd a n e lle n fro n t
versenkt
ein
deutsches U nterseeboot einen französischen T ra u s p o rtd a m x fe r.
5. D ie
Russen
üb er
weichen
T a rm a g o ra
vor
der
zurück. —
österreichisch.ungarischen
Bei
G ö rz
w ir d
die
A rm e e
angreisende
italienische A rm e e v ö llig zurückgeschlagen.
6. Beschießung v o n A r r a s ;
die K a th e d ra le f ä l l t
der F e u e rs b ru n s t
zum G p fe r.
7. E rfo lg lo s e r A n g r if f
—
B ei Kow no
italienische
der F ranzosen
ein
bei Souchez un d A p re m o n t.
russischer A n g r if f
P anze rkreu zer
„ A m a lf i"
zurückgeschlagen. —
von
einem
D er
österreichisch-
ungarischen Unterseeboot versenkt.
t t - Südöstlich
v on P p e rn
w ir d
e in T e il der englischen S te llu n g e n
in die L u ft gesprengt.
t2 . D e r kleine K re u z e r „ K ö n ig s b e r g " v o n den E n g lä n d e rn zerstört.
tH. S ie g des deutschen K ro n p rin z e n in den A rg o n n e n .
D ie S ta d t
p rz a s n itz w ir d besetzt.
t>5. D ie W in d a u
w ir d
überschritten.
Am
t6 -
B e lo w jense its der W in d a u w e ite r fo r t.
A rm e e G a llw itz ,
von
schreitet die A rm e e
2H50 G e fa n g e n e .
D ie
der A rm e e Scholz unterstützt, durchbricht
die russischen L in ie n und n im m t t ? 5 0 0 Russen ge fang en.
Z a h l­
reiche K rie g s b e u te .
t8 . U ufe re T ru p p e n erreichen südwestlich v o n D s tro le n k a die N a r e w L iu ie .
Russische A n g r iffe in M s tg a liz ie n brechen zusam m en. —
D e r italienische K re u z e r „G iu s e p p e G a r ib a ld i" versenkt.
Z w e ite
O ffe n s iv e der I t a lie n e r am Is o n z o .
Ist. D ie russische S te llu n g
fan gen e.
an
der
Ils e n k a
ge nom m en,
soo o
G e­
R a d o m besetzt, 6500 M a n n ge fang en.
20. A n der Dubissa die russischen L in ie n durchbrochen.
2 t- D ie
23.
Deutschen nehm en bei S chaw le H t s o M a n n ge fang en.
Am
w ir d
un d
die do rt
zersprengt.
S e it
stehende3.
IH. J u l i
russische A rm e e
27000
reiches K rie g s m a te r ia l erbeutet.
seit
J u li
50 00 0.
Am
Hi 000
M ann
geschlagen
gefang en
und
za h l­
Z w ische n N ie m e u u n d W eichsel
G e fa n g e n e ,
zwischen
P ilic a
und
Bug
2H. die Festungen R o z a n u n d P u ltu s k am N a re w
erobert.
25.
D ie A rm e e
vo n
B e lo w
erreicht
P a s w o l und P o u je w itz .
nödlich
des N ie m e u
die
G egend
—
J u l i 27. D ie
zw eite
O ffe n s iv e
308
—
v ö llig e r
M iß e rfo lg
der
I t a li e n e r ;
ih re
G e sa in tve rln ste a u f ;o o ooo M a n n geschätzt.
„
2 9 . D ie A rm e e Mackensen durchbricht die russische S te llu n g westlich
„
30. D ie A r,ne e w o y rs c h d r in g t rechts der W eichsel w e ite r nach O sten vo r.
„
5s. Fortsetzung
des w ie p r z .
V ie le T ausend G efange ne.
des R ückzugs
der
Russen
auf
R ü g ; C h o lin in der V e rfo lg u n g d u rch ritte n .
beiden
S eiten
des
Iu lib e n te im Osten
170 7H2 G e fa n g e n e .
„
z ; . Sechs fein dliche
Z iv ilis t getötet,
F lie g e r
w e rfe n B o m b e n
m ehrere
v e rw u n d e t.
üb er F re ib u rg .
L i n F lu gzeug
L in
bei M u n ­
zingen hernntergeschosseiz.
K. Sonstige Ereignisse.
J u li
2. I n
„
P a r is s tirb t p o rs irio D ia z , der frü h e re P rä sid e n t von M exiko.
4 . K ö n ig L u d w ig v o n B a y e rn
preußischer F e ld m a rs c h a ll;
am 2 ;.
der K a is e r bayerischer F e ldm arschall.
„
23. D e r B u n d e s ra t
Gerste f ü r
setzt Höchstpreise f ü r B ro tg e tre id e ,
das kom mende W irts c h a fts ja h r fest.
H a fe r
und
L r e rlä ß t eine
V e ro rd n u n g gegen ü b e rtrie b e n e P re isste ig e ru n g e n bei dem H and el
m it L e b e n s m itte ln u n d beschließt die E rric h tu n g
einer R eichs­
fu tte rm itte ls te lle .
„
23. B e i L h ie a g o der am erikanische V e rg n ü g u n g s d a m p fe r „L a s tla n d "
u n te rg e g a n g e n ; ; 8 ;o F a hrgäste e rtru n ke n .
Ereignisse des Kriegs.
A ugust
M it a u erobert.
„
4. Iw a n g o r o d v o n österreichisch-ungarischen T ru p p e n besetzt.
„
5. W arschau v o n deutschen T ru p p e n besetzt, am 8. p r a g a .
G e n e ra l-
fe ld m arsch all P r in z Leopold von B a y e rn zieht in W arschau ein.
„
„
6 . V erstä rkte englisch-französische A n g r iffe a u f die D a rd a n e lle n .
-
7. Französische A n g r iffe
bei Sonchez
un d
in
den w e sta rg o n n e n
7.
8 . vernichtet das
zurückgewiesen.
„
8. I n
der
N acht
„M e te o r "
den
vo m
auf
den
britischen H ilfs k re u z e r „ T h e R am se y"
H ilfssch iff
südöstlich
der O rk n e y in s e ln .
9.
L i n französisches Fliegergeschw ader
w ir ft B om ben
üb er S a a r­
brücken; 9 B ü r g e r getötet, 26 schwer verletzt.„
9 . D ie
Festung
Lo m za
ge nom m en. —
D as
türkische
„B a rb a ro s s a " ( „ K u r fü r s t F rie d rich W ilh e lm " )
L inie nschiff
vo n einem fe in d ­
lichen U nterseeboot versenkt.
„
;o . I n
der N a c h t
vom 9. a u f
den ;o . A n g r iffe
deutscher M a r in e ­
luftsch iffe
a u f befestigte K üsten - u n d H afenplätze der englischen
Ostküste.
In
der N a c h t vo m
12. a u f den ;3 . erneuter A n g r if f
a u f die m ilitä ris c h e n A n la g e n vo n H a rw ic h .
—
A ugu st
309
Sieg des G e n e ra ls v o n B e lo w bei K upischki. — I m
M eer
ein englischer T ra n s p o rtd a m p fe r
m it
ein deutsches Unterseeboot v e rs e n k t; am
englischen
T ra n s p o rts c h iffe s
m it
Ägäischen
3000 M a n n
durch
; 5. T o rp e d ie ru n g eines
kanadischen T ru p p e n
bei
den
in
der
S c illy in s e ln .
„
D r itte r
L u fta n g r iff
N o rd se e :
fü n f
aus
London.
deutsche
—
T in
Torpedoboote
m odernen kleinen K re u z e r u n d
Seegefecht
gegen
einen
englischen
acht Torpedobootzerstörer.
D er
K re u z e r und ein Z e rs tö re r versenkt.
„
;7 . K o m u o m it a lle n F o rts u n te r F ü h ru n g des G e n e ra ls vo n Litz-
„
; 9 . N o w o -G e o rg ie w s k
m a n n besetzt; 2-40 Geschütze, ü b e r ^5 0 0 G e fa n g e n e erbeutet.
g e fa lle n ;
6
G e n e ra le ,
über
8 5 000
M ann
und 700 Geschütze erbeutet.
„
T i n englisches Unterseeboot
am S ü d a u s g a n g
senkt. — D e r englische D a m p fe r „ A r a b ic "
des S und es
auf
v e r­
dem kveg nach
A m e rik a versenkt.
„
20. B ie ls k genom m en. — Seegefecht im R igaischen M eerbu sen.
russisches T o rpe dobo ot
deutsche
F lo tte
Torpedoboote
d r in g t
irr
den
und
zw ei K a n o n e n b o o te versenkt.
durch
M in e n
M eerbu sen
beschädigt.
e in. —
D ie
I t a lie n
T in
D re i
deutsche
e rk lä rt
der
T ü rk e i den K rie g .
23.
E in fe in d lic h e r F lie g e r b e w ir ft M ssenburg m it B o m b e n ;
P ersonen zum T e il
schwer verletzt.
aus U rla u b befindlicher In f a n te r is t,
w undung.
Am
25.
w e rfe n
T in e r
e rla g
der V erletzten,
am
25.
z w ö lf
ein
seiner V e r­
zw ei fein dliche Fluggeschw ader im
S a a r ta l ober- un d u n te rh a lb v o n S a a r lo u is B o m b e n . M e h re re
P ersonen v e rw u n d e t oder getötet.
„
2 -4. D e r obere N a re w von den A rm e e n Scholtz u n d G a llw itz ü b e r­
schritten.
„
26. B re s t-L ito w s k g e fa lle n .
„
27. A n
V lit a
genom m en.
der Z lo ta - L ip a D urchbrechung
der russischen F r o n t,
soo o
G efange ne.
„
27. I n
M ü llh e im
w e rd e n
drei Z iv ilp e rs o n e n
durch F lie g e rb o m b e n
getötet.
„
28. A n der D a rd a n e lle n fro n t in der G egend v o n A n a s o rta die eng­
lischen
T ru p p e n
von den T ü rk e n u n te r ungeheueren V erlusten
zurückgeschlagen.
„
29. D ie T ru p p e n
stadt.
„
z ; . D ie
des G e n e ra ls
v on B e lo w
südlich von F rie d ric h ­
L ip s k am B o b r erstürm t.
Festung
Luzk
erstürm t. — I m
östlichen u n d
von
den
A u g u st v on
österreichisch-ungarischen
den
südöstlichen K riegsschauplatz
2 6 I 839 M a n n gefangen,
2000
O ffiz ie re
ü b e r 2200 Geschütze und
560 M a schinengew ehre erbeutet»
T ru p p e n
deutschen T ru p p e n a u f dem
und
w e it üb e r
Sonstige Ereignisse.
L.
A u g u st
N D e r große
K a is e rs
K re u z e r
den
„E rs a tz
N am en
H e rth a "
e rh ä lt
auf
B e fe h l
F ra u
von
H in d e n b u rg
„H in d e n b u rg " .
des
v o llz ie h t die T a u fe .
„
;
De r R echtshistoriker G e h . R a t Professor O r. H e in rich B r u n n e r in
im A lte r v o n 75 J a h r e n in K issingen gestorben.
„
>6. D e r frü h e re
ungarische
M in is te rp rä s id e n t
K o lo m a u
S zell
iin
A lte r v o n 72 J a h r e n gestorben.
„
s6. D a s griechische
M in is te riu m
G u .n a ris
tr itt
zurück.
Veniselos
t r i t t a n die Spitze des neuen K a b in e tts .
„
^9 . K a r d in a l S e ra fin o V a n u te lli gestorben, 8 t J a h r e a lt.
„
F ü n fte K rie g s ta g u n g
H e lffe rich s.
des R eichsta gs.
R eden B e th m a u n s und
A m 2 0 . b e w illig t der R eichsta g w e ite re ;o M illia r d e n
m it a lle n gegen eine S tim m e .
.
„
20. I n
H o m b u rg
s tirb t
G eh.
R a t Professor O r. P a u l E h rlic h
im
A lte r v o n 6 t J a h re n .
7I.
S epte m be r t- I m
Ereignisse des Krieges.
O sten w ir d
der S ty r überschritten.
D ie S ta d t B ro d y w ird
besetzt.
„
2 . D e r englische T ra n s p o rtd a m p fe r „ S a w s la n d " von einem deutschen
„
2. E in n a h m e
U nterseebot im Ägäischen M e e r to rp e d ie rt und versenkt.
der
S ta d t
G ro d n o .
S e re th m ü n d u n g ; sie w e rd e n
Rückzug
östlich
der
vo n
Russen
B ro d y
an
der
über die
oft-
galizische G re n z e g e w o rfe n .
„
z. E rs tü rm u n g des B rücke nkopfes vo n F riedrich stadt.
K ä m p fe
in
u n d u m G ro d n o ; die Festung m it säm tlichen F o rts in deutschem
B e sitz; 2700 G e fa n g e n e . — B ulgarisch-tü rkisches Abkom m en.
„
7. E rg e b n is lo s e r F lie g e ra n g r iff a u f F re ib u rg .
„
s. D urchbrechung der russischen F r o n t nö rdlich von D ly k a ; D ubu o
genom m en.
Der
Zar
russischen S tre itk rä fte .
fü rs t
N ik o la i
N ik o la je w its c h ,
K a u k a s n s a rm e e
Docks
v on
ü b e rn im m t
und
London,
den
O b e rb e fe h l
über
D e r b is h e rig e O b e rb e fe h lsh a b e r,
w ird
zum
O b e rb e fe h ls h a b e r
O izekönig des K a u ka su s
sowie
die
G ro ß ­
der
e rn a n n t. — D ie
sonstige H a fe u a n la g e n
w erden
von
deutschen L u ftschiffe n m it B o m b e n belegt.
Auch am 9 . gre ife n
deutsche M a rin e lu fts c h iffe
westlichen
m it
E r fo lg
den
T e il
der
E ity von L o n d o n und F a b rik a n la g e n bei N o rw ic h und M id d le s bo roug h a n .
In
der N a c h t vo m
;o .
auf
den
w erd en die
Docks vo n L o n d o n w ie d e ru m m it B o m b e n b e w o rfen .
„
„
10. D u b u o besetzt.
^
D ie
B a h n lin ie
W iln a — D ü n a b u rg — S t.
P e te rs b u rg
den deutschen T ru p p e n au m ehreren S te lle n erreicht.
w ird
von
-
3U
-
September sZ- Feindliche Flieger über Trier, Mörchingen, Lhateau-Salins und
Donaueschingen. — Die Ita lie n e r bei jdlawa zurückgeschlagen.
„
Luftschiffangriff in der Nacht vom t3- auf den tH- auf die
englische Ostküste.
„
„
t6. j)insk genommen.
l«. Voller Erfolg der deutschen Angriffe auf W iln a. Der linke
Flügel der Heeresgruppe Hindenburg erreicht Molodetschno,
Smargon und w o rn ja n y. W iln a wird besetzt. Das endgültige
Ergebnis der Beute von Nowo-Georgsewsk: t 6H0 Geschütze,
25 2 ty Gewehre,
^03 Maschinengewehre,
t60 00v Schuß
Artilleriem unition, 7 098 ooo G ewehrpatronen; K ow no: lZOl
Geschütze. — Erfolglose Angriffe der Ita lie n e r gegen den
Raum von Flitsch. — I n der Nähe von Kreta w ird ein eng­
lischer Transportdampfer von ^8 000 Tonnen von einem deutschen
Unterseeboot torpediert.
„
(9. Deutsche A rtillerie eröffnet den Kamps gegen
Stellungen bei Semendria.
„
22. I n Litauen durchbrochen österreichisch-ungarische Streitkräste die
russische Stellung in: Raume Nowoje— Mysk. — Allgemeine
Mobilisierung in Bulgarien.
„
„
22. Fliegerangriff auf Stuttgart, 7 Tote.
2H. Nach teilweise 7dstündiger Artillerievorbereitung an der ganzen
Westfront Beginn der englisch-französischen Offensive. — Unter­
zeichnung des türkisch-bulgarischen Abkommens, nach dem B u l­
garien einen Gebietszuwachs bis gegen Adrianopel von etwa
50 Ouadratmeilen erhält.
„
25. Bei dem A n g riff im Westen Mißerfolge feindlicher Schiffe an
der flandrischen Küste, Verluste der Engländer bei Hpern. B ei
Loos wird eine deutsche Division in die zweite Verteidigungs­
stellung zurückgedrängt, ebenso muß eine deutsche Division nördlich
von Perthes ihre vorderste Stellung räumen. I m übrigen alle
feindlichen Durchbruchsversuche gescheitert. — Mobilmachung
Griechenlands.
„
26. Die feindliche Offensive südwestlich von Lille zum Stehen gebracht.
Englische Angriffe südlich von Loos zusammengebrochen.
27. B ei Loos erfolgreiche deutsche Gegenoffensive. Die französischen
Angriffe bei Souchez, Angres, Roelincourt, und auf der ggnzen
Front bis zu den Argonnen völlig abgewiesen. — Ergebnis
der Schlacht von W iln a : 70 Offiziere, 2^908 M ann gefangen.
„
„
die serbischen
28. Nördlich von Loos ein T eil des von den deutschen Truppen
aufgegebenen Geländes wiedergewonnen. Französische Angriffe
zwischen Souchez und Neuville zurückgewiesen.
Erfolglose
französische Durchbruchsversuche in der Champagne.
—
5s2
September29. A n der Straße M en in—Ppern eine englische Stellung in die Luft
gesprengt. Fortschritte der deutschen Angriffe nördlich von Loos.
Eine französische Brigade südlich von St. M arie ä p y vernichtet.
„
30. Erneute französische Angriffe bei Souchez und nördlich von
Neuville mißlingen. I n der Champagne w ird ein feindlicher
A n g riff östlich von Auberive abgeschlagen. Erfolglose französische
Angriffe nordwestlich von Massiges. I n der Champagne in
diesen Tagen 70ig M ann und 40-4 Offiziere gefangen genommen.
„
zo. I m M onat September von den deutschen Truppen -424 Offiziere,
95
M an n gefangen genommen und 37 Geschütze, 298
Maschinengewehre, 4 Flugzeug erbeutet.
L. Sonstige Ereignisse.
Septem bers. I n Posen Konsekration des neuen Erzbischofs Dalbor.
„
22. Zusammenkunft des Raffers m it dem König von Bayern in
Nürnberg.
Ereignisse des Krieges.
Oktober
„
„
„
„
„
„
„
„
„
„
2. Das französische Luftschiff „Alsac^" in der Gegend von Rethel
zur Landung gezwungen.
-4. Russisches Ultim atum an Bulgarien. — E in englisch-franzö­
sisches Korps landet in Saloniki.
6. Sechs Massenangriffe der Franzosen nordwestlich von Souain
Zusammengebrochen.
6. Ästerrcichisch-ungarische und deutsche Truppen erzwingen an
verschiedenen Punkten den Übergang über die Save- und
Donaulinie.
8. Vergeblicher englischer A n g riff nordöstlich von Vermelles. —
Der größte Teil der Stadt Belgrad in den pändeu der Ver­
bündeten; am 9. die Stadt ganz erobert.
40. Russische Angriffe vor Dünaburg abgeschlagen. Am 44. werden
auf der Westfront von Dünaburg die russischen Stellungen
westlich von I llu x t erstürmt.
44. Der französische Truxpendampfer „S am blin pa vre" bei M alta
von einem deutschen Unterseeboot torpediert.
44. Semendria von deutschen Truppen erobert. — Englische Unter­
seeboote in der Ostsee.
42. B ulgarien tr itt in den Krieg ein. Die Bulgaren überschreiten
am 4-4. die Dstgrenze von Serbien und am 46. den Timok.
43. I n der Champagne brechen fün f französische Angriffe an der
Straße Tahure— Souain zusammen.
43- I n der Nacht vom 43. auf den 4». London und Umgebung,
sowie die Batterien von Ppswich von deutschen M arineluft­
schiffen erfolgreich beschossen.
3s3
—
Oktober ;s. 2lmerikanische Zeugen bekunden eidlich die Ermordung von elf
deutschen Unterseebootsleuten auf Befehl des K apitäns des
englischen Kriegsschiffes „B ara lo ug".
„
;8. Russische Stellungen südlich von Riga gestürmt. — Vsterreichischungarische Truppen nehmen die serbische Stadt Gbrenovae.
„
20. B ei Lzartorysk muß eine deutsche Division vor russischer
Übermacht zurückgehen; sechs Geschütze werden dabei verloren.
— Abweisung italienischer Angriffe auf der Hochfläche von
vilgereuth und den Dolomiten.
„
2t- Allgemeiner A n g riff der Ita lie n e r im Kärnterland. Alle A n ­
griffe werden abgewiesen, ebenso am 22. Am 23. brechen die
A llgriffe am Isonzo unter furchtbaren Verlusten der Ita lie n e r
zusammen, wiederholte versuche auch am 2H. abgeschlagen.
„
23. I llu x t von den deutschen Truppen gestürmt. — Der deutsche
große Kreuzer „P rin z Adalbert" bei Liebau durch ein englisches
Unterseeboot versenkt. — Die Bulgaren besetzen v ra n ja und Uesküb.
„
2H. Österreichisch-ungarische Reiterabteilungen rücken in Valjevo ein.
Deutsche. Truppen nehmen petrovae im Mlavatak.
„
26. Die Verbindung der verbündeten Truppen m it den Bulgaren
hergestellt: Deutsche und bulgarische Vorposten treffen sich bei
Ljubicevae.
„
27. Die Bulgaren nehmen die Festung p iro t.
„
28. Die Österreicher schlagen montenegrinische Truppen östlich von
Visegrad.
„
3 0 . Die Butte de Tahnre von den deutschen Truppen erstürmt.
„
Sl- Erfolgreiche Luftgefechte bei Velfort. — Erlahmen der dritten
Isonzoschlacht. — Kragujevac in deutschen Händen. - - Die
deutsche Oktoberbeute im Osten 2HH Offiziere, HO 9H9 M ann
gefangen, 23 Geschütze und 80 Maschinengewehre erbeutet.
L.
Oktober
5.
„
;3.
„
„
2 t22.
„
25.
„
29.
Sonstige Ereignisse.
I n Griechenland Rücktritt des Ministers Veniselos. Am 7.
bildet Zaim is ein neues Kabinett.
I>r Leipzig stirbt der Vorsitzende der deutschen Turnerschaft,
Geheimer R at v r . Ferdinand Goetz, im A lter von 89 Jahren.
Feier des Hohenzollernjubiläums.
I n Heidelberg stirbt Geheimer R at v r. W ilhelm Windelband,
Professor der Philosophie an der Universität, im Alter von 67
Jahren.
I n Konstantinopel stirbt der deutsche Botschafter Freiherr von
Wangenheim im A lter von 56 Jahren.
Das französische M inisterium V io ia ni tritt zurück; B ria nd wird
Ministerpräsident.
Delcassv, der Minister des Äußern, w ar
bereits am ; 3. Oktober zurückgetreten.
—
2^
—
Lreigniffr des Krieges/
November
„
„
„
„
„
„
„
„
„
„
„
„
Die Ita lie n e r im Görzischen überall zurückgeschlagen; auch am
2. bleiben ihre Angriffe auf Görz erfolglos.
H. Die Russen aus Siemikowce völlig vertrieben, ebenso vom
westlichen Strypaufer. — Die Bulgaren nehmen die vorgeschobenen
Stellungen der Nord- und Ostfront von Nisch.
5. Russische Durchbruchsversuche bei Dünaburg und Angriffe gegen
die S trypafront scheitern. Die Russen auf das Gstufer der
Strypa zurückgeworfen. — Die Gesechtsverbindung m it den
bulgarischen Hauptkrästen hergestellt. Die Bulgaren erobern
Nisch.
Englisch-französische Truppen werden bei Strumitza
zurückgeschlagen.
s, Russische Angriffe bei Riga, Tzartorysk und an der Strypa
abgeschlagen.
7. Der kleine Kreuzer „Andine" wird an der Südküste von Schweden
durch ein englisches Unterseeboot versenkt.
8. Der italienische Überseedampfer „Ancona" von einem öster­
reichischen Unterseeboot versenkt.
9- Die Bulgaren dringen auf das linke Ufer der südlichen Morawa
vor. — L in Zeppelin in Sofia.
. 1 s. Die neue Offensive der Ita lie n e r am Isonzo ebenso erfolglos
wie die früheren.
t2. I n Serbien die Höhen zwischen Ib a r - und M oraw atal genommen.
ZH. Die Russen über den Styr zurückgeworfen; das ganze Westufer
von ihnen gesäubert.
Z8. Deutsche und bulgarische Truppen rücken gegen das Becken von
Hristina vor, sooo Gefangene. Österreichisch-ungarische Truppen
ziehen in Sandschak ein. Am 20. besetzen sie Novibazar. —
Die Ita lie n e r beschießen Görz. Schärfste Beschießung der Stadt
am 22. Auch an den meisten folgenden Tagen wird die Be­
schießung fortgesetzt, die Kam pflinie aber von den Österreichern
behauptet.
zy. Das letzte Stück von Altserbien erobert.
22. B ei dem allgemeinen Vordringen in Serbien 9500 Gefangene
gemacht, dazu 7000 von den Bulgaren bei G ilia n i.
Öster­
reichisch.ungarische Truppen rücken in Poisepolje ein.
22. Der österreichisch-ungarische Generalstab teilt m it, daß die
gegenüber Ita lie n selbstgewählte Verteidigungsfront allenthalb
siegreich behauptet worden ist. Die italienischen Verluste an
Toten und verwundeten werden aus eine halbe M illio n Mann
angegeben.
23. M itrovica und pristina genommen.
2q>. B ei Riga ist Bersemünde fest in deutscher Hand. — I n Serbien
t7H00 Gefangene und 25 Geschütze erbeutet.
—
5 (5
November2H. Niederlage der Engländer bei Klesiphon, so km südlich von
Bagdad; 2000 Engländer tot oder verwundet.
„
29. Die Bulgaren nehmen prizren. ;.7 000 Gefangene, so Geschütze
und reiches Kriegsm aterial erbeutet.
„
30. Die unter österreichisch-ungarischem Oberbefehl stehenden ver­
bündeten Truppen gegen Rußland brachten im November ein:
78 Offiziere, ;2 000 M ann und 32 Maschinengewehre, von der
Armee Koeweß wurden im November 40 800 serbische Soldaten
und 36 000 Wehrfähige gefangen genommen,
Geschütze
und
Maschinengewehre erbeutet.
L. Sonstige Ereignisse.
November 4. Das griechische Ministerium Z aim is tr itt zurück; am 7. bildet
Skuludis ein neues Kabinett.
„
;s. Der englische M inister Churchill tr itt zurück.
„
20. I n Rostock stirbt im A lter von 77 Jahren der Dichter Johannes
Trojan, bekannt durch seine langjährige Tätigkeit am Kladde­
radatsch.
„
24. I n München stirbt der M aler Professor G abriel von Max,
74 Jahre alt.
„
30. Beginn der sechsten Kriegstagung des Reichstages.
rI. Ereignisse des Krieges.
Dezember
„
„
„
„
„
2. Monastir von deutschen und bulgarischen Truppen besetzt. —
Italienische Angriffe am Monte San Michele abgewiesen.
3. Ein englisches Kanonenboot von einem deutschen Unterseeboot
im Mittelmeer versenkt.
s. E in französisches Unterseeboot bei S. G iovanni di Medua von
einem österreichischen Kriegsschiff vernichtet. I m Hafen daselbst
5 Dainpfer, 5 große und viele kleine Segelschiffe durch Geschütz­
feuer vernichtet, v o r valona ein italienischer Kreuzer durch
ein österreichisches Unterseeboot versenkt.
8. Große Erfolge der Bulgaren am w a rd a r. — vergebliche Angriffe
der Ita lie n e r im Gebiete von Görz.
>;. L in englischer A ng riff bei Neuville abgewiesen. — Die Feinde
werden in Serbien am
und den folgenden Tagen über die
Grenze getrieben. Mazedonien ist befreit.
;z. Erstürmung der montenegrinischen Stellungen südlich von
plevtje. — Z w ei englische Hilfskreuzer sinken bei Mytilene.
French, der englische Oberbefehlshaber an der Westfront, tritt
zurück; sein Nachfolger Douglas Haig. — I n der vierten Isonzoschlacht
November bis Anfang Dezember) 7 0 0 0 0 Tote und
verwundete aus italienischer Seite.
—
Dezember
„
„
„
„
„
3s6
Der deutsche M eine Rrenzer „B renien" und ein Torpedoboot
in der Ostsee durch A ng riff eines feindlichen Unterseebootes zum
Sinken gebracht.
Englische und französische Truppen auf G allipoli räumen ihre
Stellungen bei A naforta und der Suvlabai.
2 ;. Die Ruppe des Hartmannsweiler Ropfes und kleine Grabenstücke
ain Hilseufirst von den Franzosen gewonnen; am nächsten Tage
w ird die Ruppe zurückerobert und dabei ; 55Z Franzosen gefangen;
am 29. erobern unsere Truppen die Grabenstücke zurück. — I m
östlichen Mittelmeer w ird der japanische Dampfer „Lusaka M aru "
durch ein Unterseeboot versenkt.
27. wiederholte Angriffe starker russischer Rräfte an der beffarabischen
Front und am Dnjestr abgewiesen.
29. Englischer Vorstoß bei Lille mißglückt. — Starke russische Angriffe
an der Str^pa. Die Rümpfe in Ostgalizien dauern auch in
den folgenden Tagen fort.
30. Der englische Postdampfer „Persta" bei Rreta torpediert.
Z. Sonstige Ereignisse.
Dezember
„
„
„
„
„
6./?. I m Budgetausschuß der Zweiten Rammer erklärt Staats­
minister von Dusch, dein Wunsch nach Zulassung einiger M änner­
klöster entsprechen zu können unter der Voraussetzung einer
Änderung in der Vorbildung der Vrdensmänner. Des weitern
erklärt der Minister, daß wegen der Zugehörigkeit zur sozial­
demokratischen P artei allein eine ungleiche staatsbürgerliche
Behandlung nicht stattfinden solle, daß dagegen ein Beamter
eine antimonarchische Gesinnung nicht bekunden dürfe.
9. Der Reichskanzler spricht im Reichstag über die militärische
Lage und Deutschlands Bereitschaft zum Frieden,
lo . Raiser W ilhelm besucht die deutschen Truppen an der Strypa.
2 ;. Der Reichstag bew illigt weitere zo M illiarden mit allen gegen
20 Stimmen.
22. General von Lmmich. der Eroberer von Lüttich, stirbt in
Hannover im A lter von 67 Jahren.
29. Die englische Regierung beschließt die allgemeine Wehrpflicht
zunächst fü r die Unverheirateten.
Zo. Feierliche Einweihung der Eisenbahnbrücke von Semlin nach
Belgrad.
B
e
ila
g
eI.
Schülerzahl Karlsruher Schulen.
Schuljahr
I.
Städtische Schulen.
1913/14H
Goetheschule..........................................................
623
1914/15 H
618
2. H um boldtschule....................................
955
347
3. G b e rre a lsch u le ....................................................
412
384
373
Realschule.........................................
392
5. Lessingschule....................................
576
616^)
6. F ich te sch u le ..........................................................
816
847
7. Dem Rektorat unterstellte Schulen:
A.
d.
c.
ä.
0.
k.
Z.
b.
1.
k.
Erweiterte Knabenschule................................
6 247
Erweiterte M äd che nschu le ..........................
7 092
Hilfsschule fü r K n a b e n
125
Hilfsschule fü r M ä d ch e n
114
Knabenvorschule
1106
Bürgerschule . . . . . . . . . . .
727
Töchterschule.......................................................
1469^)
Knabenfortbildungsschule.
670
M ädchenfortbildungsschule..........................
727
Sophienschule
133
Zusammen a.— k.
.
. 18 410
6 351
7 263
132
120
1141
756
1 544H
608
735
224
18 874
1) Die Zahlen beziehen stch. wenn nichts anderes bemerkt ist. auf den Stand an, Schluffe
des Schuljahres.
2) Davon besuchten das Mädchengrninasiuin hvst
2) Davon besuchten die Seiekta 57 (lN Z /lH : 55).
tl? ) .
3(6
—
Schuljahr
1913/14 1914/15
II. Staatliche Schulen.
8. ^lkademie der bildenden K ü n s t e .........................
102*)
43*)
9. G y m n a s iu m
569
10. Lehrerseminar I
208
178
11. Lehrerseminar I I
208
142
.
154
129
.
151
132
101
87
1 240 ft
1 320 ft
12. Übungsschule des Lehrerseminars I .
.
.
13. Übnngsschnle des Lehrerseminars I I . . .
14.
L e h re rin n e n s e m in a r
.
466
III. Schulen des Badischen Frauenvereins.
15. Fraucnarbeitsschule
. . . .
16. Haushaltungsschule des Friedrichsstiftes
.
.
24
17. Haushaltungsschule (Herren-Straße 59) .
.
.
30ft
24
6 6 ")
18. Industriekurse zur Ausbildung von Handarbeits­
lehrerinnen :
a. an Volksschulen
b. an höheren Mädchenschulen, . . . .
127
32
125
11
19- Schule fü r Kunststickerei
29
21
20. Seminar zur Ausbildung von Haushaltnngsle h r e r in n e n
38
24
21. Handelsschule..........................................................
28
30
IV . Arivatschulen.
22. Konservatorium fü r M u s i k
901
23. M a le rin n e n s c h u le
27
24. Vorbereitungsschule von A. F e c h t
25. Pädagogium (Schmidt und W iehl)
26. Viktoriaschule.
. . . .
678 ft
14
79
88
105
86
...............................................
197
211
27. v ik to ria p e n s io u a t...............................................
63
42
ft Darunter Alaffenschüler 25 (19(3/(H: 62), Atelierschülsr 16 (38), Gäste 2 (2).
ft Am (. März M H bezw. (9(5.
ft Darunter (91H/(6 669 eigentliche Schüler, 89 Gäste und 2V Ainder.
Bemerkt sei außerdem, daß die Gewerbeschule, die Handelsschule, die Bangewerkeschule,
des Schuljahres (914/(5 geschloffen waren.
—
3(9
V. Übersicht über den Besuch der Technischen Hochschule im
Studienjahr
Sommersemester
Wintersemester
1914/15
1915
GrV rdentl. o^dentl.
dontl.
ganzen Studie­
Studierende
Abteilung
gemein
Abteilung
Abteilung
Abteilung
Abteilung
Abteilung
Abteilung
fü r Mathematik und a ll­
bildende Fächer . . . .
fü r Architektur . . . .
fü r Iugenieurw esen. . .
fü r Maschinenwesen. . .
fü r Elektrotechnik
. . .
fü r Lhem ie..........................
fü r Forstwesen
. . . .
11
107
194
216
99
131
4
762
Gäste ..........................................
—
l
23
8
36
12
6
1
12
130
202
252
111.
137
5
87
849h 704
78
247h
—
—
16
94
179
199
90
121
5
ganzen
—
1
22
8
30
8
8
1
17
116
187
229
98
129
6
782h
9H
791
1096
i) darunter 3 Frauen.
2) darunter 223 Frauen.
2) darunter y Frauen.
-i
Bon
den Studierenden standen im
Felde:
Wintersemester
l9sH /l5 593, Sommersemester s 9 ^ >
W ith in haben an den Borlesungen teilgenommen: W inter­
seinester 256, Sommersemester 202.
320
—
Brilagtz II.
Statistik der Brvötkerungsvorgänge 1916.
L s starben in den einzelnen Monaten
Todesursachen
2 L
v
S
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
Angeborene Lebensschwäche
Altersschwäche.....................
Kindbettfieber . . . . .
Andere Folgen der Gebnrt
und Schwangerschaft . .
Scharlach................................
Masern und Röteln . . .
Diphtherie und Krupp . .
Keuchhusten..................... .....
Typhus (ausschließlich j)a ra t y p h u s ) ..........................
Akuter Gelenkrheumatismus
Übertragbare Tierkrankheit.
R o s e .....................................
S ta rrkra m p f..........................
B lu tv e rg iftu n g .....................
Tuberkulose der Lungen
Tuberkulose anderer Organe
(auch Skrofulöse) . . .
Akute allgem. M iliartuber»
k u lo s e ................................
Lungenentzündung
. . .
I n f l u e n z a ..........................
venerische Krankheiten . .
Andere übertragbare K rank­
heiten . ...........................
Zuckerkrankheit (ansschließlich Diabetes insipiäus) .
A lk o h o lls m n s .....................
Entzündungen und Katarrhe
des Kehlkopfes, der L u ft­
röhre und der Bronchien
Sonstige Krankheiten der
At mungsor gane. . . .
Organische Herzleiden . .
Herzschlag,
Herzlähmung
(ohne nähere Angabe des
Grundleidens) . . . .
11
11
1
5 10
4 10
1 2
5
2
1
77
62
9
1 1 —
2 — — — —
1 1 —
—
1 — — — —
2
1 1 — — — —
4 —
1 — — —
1 — — —
2 1
5 6 3 3 4 —
2 1 5 3 6 5
5 6 4 2 3 1
3
4 1
6
5
9
43
29
7
1
9
4
1
6
4
2
6
6
7
5
4
2
5
4
1 — — — 3 2 2
1
— —
1 — — —
1
— — —
2 — —
1
1
1 1 1 — — —
1 2 2 2
25 25 20 28 22 l? 22 21 20 18
— — —
—
— — —
—
1 —
1
4
6
—
2 1
23 27 15
4 2 4
1
5
8
4
5
1 1 —
7 11 9
—
—
—
1
2 —.
6 15
—
2
5
—
2
2
6
6
5
1
—
1
1 1
1 —
—
2
9
3
3
6
1
— 2
12
14 21 253
1
3
1 2 3 —
13
7 11 12 16 159
—
1 1 12
1 1 1 2
11
1
1
3
3
3
4
1
2
4
6
7
5
5
3
5
5 4
15 13
7
4
2
9
1
7
3
7
3
4
6
8
6
7
7
3
,
8
Aric
2
1
1
50
2
2
3
1
3
1
2
32
6
4
5
7
5
52
1
6
1 5
8 13
6
9
4 42
6 101
7
7 11 13
8
91
Es starben in den einzelnen Monaten*)
L
Ä.«
Todesursachen
8
2
^7-
28 Arterienverkalkung
. . .
29 Sonstige Herz- und B lu tgefäßkraukheiten
. . .
;o G e h irn s c h la g .....................
11 Geisteskrankheit . . . .
12 Krämpfe (ausschließlich
Zahnkrämpfe nsiv.) . .
13 Sonstige Krankheiten des
Nervensystems . . . .
)4 Atrophie der Kinder . . .
;5 B rech du rchfall.....................
;6 Magen- und Darmkatarrh,
Durchf., Cholera nostras
;? Blinddarmentzündung . .
;8 Krankheiten der Leber und
G a lle n b la s e .....................
;9 Sonstige Krankheiten der
Verdauungsorgane . . .
10 Ni erenentzündung. . . .
11 Sonstige Krankheiten der
Harn-u n. Geschlechtsorg.
12 Krebs .....................................
13 Sonstige Neubildungen . .
14 Krankheiten der äußeren
Bedeckungen.....................
15 Krankheiten der Bewegungs­
organe ...............................
16 S e lb stm o rd ..........................
17 Mord und Totschlag, sowie
H in ric h tu n g .....................
.8 Verunglückung uni) andere
gewaltsame Einwirkungen
.9 Andere benannte Todesurs.
>0 Todesursache nicht augegeb.
s.
Z
2.
m
2
0
2
1
1
3 2
8
6 8
! — —
4
7
1
4 3 4
8 10 13
1 1 1
1
9
9
4
3
4
2
5
50
3 2 2 4 7 1 5
—
1 1 3 2 —
3
— — — — — — —
7
4
1 1 4
4
1 5 1
2
1 — — —
41
23
1
7
7
8
1
3
2 2
8 10
1
—
5
5
8
2
I
5 19 27
1 3 —
7
1
5
1
2
1
3
6
1 —
3 —
5
8
3
5
4
4
7
5
6
5
5
1
§
8
7
1
I
1
1
24
4
4
4
2
2 2
ND L
2
ä
8 41
7 101
—
6
8 14
2 3
6
1
6 112
2 18
3
2
4
2
3
1
28
9
2
6
4
4
2
9
8
8 10
4 4
79
58
1 2 25
5
1 2
I
4 2 2 3 2 —
11 14 17 14 12 10 13 15 10 14 16 13 159
1 4 27
2 2 5
1 —
4 2 2 4 —
1 —
—
— —
3 2
—
1.
2 — —
3 4
1
--
6
5
—
1 —
1 —
6 3
I
4
7
4
2
Zusammen: Gestorbene ausschließl. der Totgeborenen 209 137 169 167
darunter gestorben im Alter
bis unter t J a h r . . . 34 33 31 31
281 234 255 257
Lebendgeborene
. . . .
9 9 4 5
Totgeborene.................... .....
Geburtenüberschuß
. . . 72 47 86 90
—
—
1 — — —
I
2 3
3
2
4
2 5 ,)30 -)7
1
3 2 3 1
- — — — — —
1
—
—
2
1
2
2
—
2
5
4
2
-
5
1
4
32
1
8
7
3
2
78
27
8
151 168 162 171 149 178 168 173 2052
25 16 41 37 24 25 28 20 345
196 189 206 184 159 165 160 191 2477
7 3 5 66
6 4 3 6 5
45 21 44 13 10 -13 > 8 °)18 425
' ) Ob»o die gefallene» oder gestorbene» Uricger.
1) Davon 26 durch Fliegerangriff getötet; «) Desgleichen 2.
») Uberschuß an Gestorbenen.
2l