FuE-Plattform „BtG“ Energetische Nutzung biogener Reststoffe mit
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FuE-Plattform „BtG“ Energetische Nutzung biogener Reststoffe mit
Verbundvorhaben FuE-Plattform „BtG“ Energetische Nutzung biogener Reststoffe mit AER-Technologie zur Poly-Generation von Strom, Wasserstoff, Erdgassubstitut und Wärme gefördert vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages im Rahmen des Förderprogramms Forschung und Entwicklung zur Optimierung der energetischen Biomassenutzung Teilbericht zum Forschungsvorhaben 03KB011C des Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik - IFK Universität Stuttgart Projektzeitraum 01.04.2009 - 31.12.2012 Februar 2013 Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor: Dipl.-Ing. N. Poboß, Dipl.-Ing. M. Zieba, Prof. Dr. techn. G. Scheffknecht Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Inhaltsverzeichnis Kurzfassung................................................................................................................ 4 1 Einleitung ............................................................................................................. 7 1.1 2 3 Stand der Wissenschaft und Technik ................................................................... 9 2.1 Allgemeine Hintergründe zur Biomassevergasung ........................................ 9 2.2 Entwicklungsstand DFB-Wirbelschichtvergaser .......................................... 10 2.3 Adsorptionsunterstützte-Biomassevergasung ............................................. 11 2.4 Ziel- und Bewertungsgrößen ....................................................................... 13 2.5 Einflussgrößen auf die AER-Vergasung ...................................................... 13 Experimentelle Untersuchungen im Verbundprojekt ...........................................14 3.1 Allg. Versuchsplanung und -durchführung................................................... 14 3.1.1 DFB- und Semi-batch-Versuchsbetrieb ................................................ 14 3.1.2 Eingesetztes Bettmaterial ..................................................................... 16 3.1.3 Allgemeine Versuchsdurchführung ....................................................... 17 3.2 Eingesetzte Versuchsanlagen ..................................................................... 17 3.2.1 Dual zirkulierende Wirbelschichtversuchsanlage (Technikum) ............. 17 3.2.2 Laborwirbelschichtanlage ..................................................................... 19 3.2.3 Dual zirkulierende Wirbelschichtversuchsanlage (Pilotanlage) ............. 20 3.3 4 Aufgabenstellung und Projektziel .................................................................. 7 Eingesetzte Messtechnik ............................................................................. 23 Untersuchungen zur Brennstoffflexibilisierung ....................................................24 4.1 Motivation und Zielsetzung .......................................................................... 24 4.2 Einfluss der Art und Zusammensetzung der Biomasse auf den AER-Prozess – Theoretischer Hintergrund .................................................................................. 25 4.3 Dokumentation der eingesetzten Biomasse ................................................ 27 4.4 Versuchsplanung und Durchführung ........................................................... 35 4.5 Evaluierung der Versuchsergebnisse .......................................................... 38 4.5.1 Versuchsphase 1: Vergasungsversuche ............................................... 38 4.5.2 Versuchsphase 2: Verbrennungs- Regenerationsversuche .................. 45 4.6 Zusammenfassung und Fazit der experimentellen Untersuchungen zur Brennstoffflexibilität ............................................................................................... 48 -1- Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 5 Untersuchung des Einflusses der AER-Vergasungstemperatur auf den AERProzess......................................................................................................................50 5.1 Motivation und Zielsetzung .......................................................................... 50 5.2 Einfluss der Vergasungstemperatur auf den AER-Prozess – Theoretischer Hintergrund ........................................................................................................... 50 5.3 Versuchsplanung und Durchführung ........................................................... 51 5.4 Evaluierung der Vergasungstemperatur-Versuchsergebnisse .................... 55 5.5 Zusammenfassung und Fazit der experimentellen Untersuchungen zur Vergasungstemperatur-Variation........................................................................... 59 6 Untersuchung des Einflusses des Wasserdampf/Kohlenstoff-Verhältnisses auf den AER-Prozess ......................................................................................................60 6.1 Motivation und Zielsetzung .......................................................................... 60 6.2 Einfluss des Wasserdampf/Kohlenstoff-Verhältnisses auf den AER-Prozess – Theoretischer Hintergrund .................................................................................. 61 6.3 Versuchsplanung und Durchführung ........................................................... 62 6.4 Evaluierung der S/C-Versuchsergebnisse ................................................... 64 6.5 Zusammenfassung und Fazit der experimentellen Untersuchungen zur S/CVariation ................................................................................................................ 69 7 Untersuchung des Einflusses des Biomassestrom/Bettmasse-Verhältnisses auf den AER-Prozess ......................................................................................................71 7.1 Motivation und Zielsetzung .......................................................................... 71 7.2 Einfluss des Biomassestrom/Bettmasse-Verhältnisses (WHSV) auf den AERProzess – Theoretischer Hintergrund .................................................................... 72 7.3 Versuchsplanung und Durchführung ........................................................... 73 7.4 Evaluierung der WHSV-Versuchsergebnisse .............................................. 76 7.5 Zusammenfassung und Fazit der der experimentellen Untersuchungen zur WHSV-Variation .................................................................................................... 80 8 Untersuchung des Einflusses der Bettumlaufrate auf den AER-Prozess ............81 8.1 Einfluss des Bettumlaufrate/Kohlenstoffstrom-Verhältnisses (CaO/C) – Theoretischer Hintergrund ..................................................................................... 81 8.2 9 Evaluierung der CaO/C-Versuchsergebnisse [8] ......................................... 82 Untersuchungen zum Biomasseumsatz und AER-Prozessmodellierung ............83 9.1 Motivation und Zielsetzung .......................................................................... 83 9.2 Vorgehensweise .......................................................................................... 83 9.3 Beschreibung des ASPEN PlusTM DFB-AER-Modells ................................. 83 9.4 Validierung der AER-Prozesssimulation ...................................................... 84 -2- Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 9.5 Vergleich Simulation und Experiment: Variation Vergasungstemperatur .... 86 9.6 Fazit und Zusammenfassung ...................................................................... 86 10 Zusammenfassung der Untersuchungen ............................................................89 -3- Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Kurzfassung Das Forschungsvorhaben für das Modul F1 unterteilt sich im Wesentlichen in drei miteinander verzahnte Arbeitspakete. Im ersten Teil der experimentellen Forschung werden, in Absprache mit den Projektpartnern und geplanten Anlagenbetreibern, verschiedenartige Biomassesorten ausgesucht. Bei der Wahl der zu untersuchenden Biomassesorten werden zwei Fraktionen fokussiert. Die „Wald“-Fraktion beinhaltet holzartige Waldresthölzer, Kronenholz mit erhöhtem Grünanteil sowie Rinde bzw. Rindenmulch. In der zweiten „Grüngutsammelplatz“-Fraktion werden biogene Reststoffe aus der Landschaftspflege und Kompostierungsanlagen auf ihre AERVergasbarkeit hin überprüft. Um einen Rückschluss aus der makromolekularen Zusammensetzung auf das Vergasungsverhalten zu ziehen, wird der Cellulose-, Hemicellulose- und Ligningehalt dieser Fraktionen bestimmt. Da der Fokus der Untersuchungen auf dem Einfluss des Brennstoffes liegt muss sichergestellt werden, dass die Einwirkung von weiteren Prozessparametern unterbunden wird. Um das zu gewährleisten finden die Untersuchungen unter definierten Semi-batch-Bedingungen statt. Da verschiedene Brennstoffeigenschaften nicht nur die Vergasbarkeit und den Betrieb des Vergaser beeinflussen können, sondern im kontinuierlichen AERProzess auch das Regeneratorverhalten bestimmen, werden im Rahmen der Brennstoffuntersuchungen die Bettmaterial-/Koksmischungen gesammelt analysiert und unter definierten Regeneratorbedingungen regeneriert bzw. verbrannt. Alle Brennstoffe konnten in einem stabilen AER-Anlagenbetrieb bei ca. 655 °C vergast werden. Es gab aufgrund der Brennstoffvorbehandlung weder Probleme mit der Dosierung noch mit dem Fluidisierungsverhalten. Weiterhin konnte keine Ascheaufschmelzung oder Agglomeration im Vergaser beobachtet werden. Alle untersuchten Brennstoffe weisen ein sehr ähnliches Ergebnis im Bereich der trockenen Produktgaszusammensetzung für die nichtkondensierbaren Gaskomponenten auf. Die Produktgasausbeute bezogen auf den wasser- und aschefreien Brennstoffeintrag ist für alle untersuchten Brennstoffe in einem sehr engen Bereich und liegt im Mittel bei 0,79 m³i.N./kgBr,waf ±5%. Innerhalb der getätigten Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass Brennstoffe mit einem höherem Cellulose- und Aschegehalt zu höheren H2-Konzentrationen und niedrigeren CO-, CH4-Konzetrationen sowie niedrigeren Teerausbeuten neigen. Der Einfluss der Brennstofffeuchte wurde für drei Brennstoffe untersucht. Auf die Konzentration der nichtkondensierbaren Gaskomponenten konnte kein Einfluss der Brennstofffeuchte erkannt werden. Bei allen Feuchte-Versuchen ist klar zu erkennen, dass mit abnehmender Brennstofffeuchte die gravimetrische Teerausbeute abnimmt. Die Ergebnisse der Verbrennungsversuche zeigen, dass bei einer Luftzahl von 1,3 < n < 1,5 mit einer CO-Konzentration von 30-60 ppmV gerechnet werden kann. Einen Einfluss der Regenerationstemperatur kann im untersuchten Temperaturbereich aus diesen Versuchsreihen nicht beobachtet werden. Eine Sie-4- Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) banalyse der Bettproben ergab nach der Verbrennung/Regeneration keine signifikante Veränderung der mittleren Partikelgröße für alle untersuchten Bettproben. Auch ein Ascheaufschmelzen bzw. eine Defluidisierung konnte während der Versuchsdurchführung, mit einer durchschnittlichen Versuchszeit von 30 min, nicht beobachtet werden. Im zweiten Teil der experimentellen Forschung wird eine umfangreiche Prozessparameterstudie durchgeführt. Hierfür werden die wichtigsten Prozessgrößen definiert variiert, wodurch deren Einfluss auf die AER-Vergasung gezeigt werden kann. Die Untersuchungen finden hierfür sowohl unter festgelegten Semi-batch- als auch unter kontinuierlichen Bedingungen statt. Um die Ergebnisse aus den Brennstoffuntersuchungen zu reproduzieren, werden für diese Untersuchungen die gleichen Brennstoffe eingesetzt wie in der ersten Versuchsphase. Parallel zu diesem Forschungsvorhaben finden am IFK im Rahmen des Aktionsbündnisses Energie [20], AER-Untersuchungen in einer 200 kWth AER-Pilotanlage statt. Die Versuchsplanung und die Durchführung für die AER-Untersuchungen im Pilotmaßstab stützen sich auf die gesammelten Erkenntnisse und Erfahrungen des Moduls F1: „BrennstoffFlexibilisierung“. Um die darin gewonnen Ergebnisse umfassend interpretieren bzw. sicher auf eine kommerzielle Anwendung übertragen zu können, werden daher in diesem Abschlussbericht auch die Resultate der Pilotanlage aufgeführt. Überdies hinaus wird die Parameterstudie abgerundet durch AER-Erkenntnisse aus früheren abgeschlossenen Projekten. Innerhalb des Forschungsvorhabens konnte der Einfluss der Vergasungstemperatur auf die Gaszusammensetzung, Gasausbeute sowie die Teerausbeute, in einem Temperaturbereich von 600 °C bis 850 °C gezeigt werden. Die Untersuchungen sind dabei sowohl unter definierten Semi-Batch-Bedingungen als auch im DFBTechnikumsmaßstab durchgeführt worden. Im Temperaturbereich von 650 °C konnten die höchsten Wasserstoffkonzentrationen gemessen werden. Soll das AERSynthesegas weiter zu Methan synthetisiert werden kann anhand der experimentellen Untersuchungen gezeigt werden, das ein AER-Vergasungstemperaturbereich von 690 °C < TAER-Vergasung < 710 °C die optimalsten Gaskomponentenverhältnisse bildet. Die Ergebnisse werden bestätigt durch die AER-Versuche an der 200 kWthPilotanlage. Weiterhin wurde im Kontext der Optimierungsversuche der Einfluss des Wasserdampfs als Vergasungs- und Fluidisierungsmittel sowohl unter definierten Semibatch-Bedingungen als auch unter realitätsnahen AER-Bedingungen im technisch relevanten AER-Bereich untersucht. Es konnte sowohl der Einfluss einer veränderten Dampfmenge auf die Gaszusammensetzung als auch die Gasausbeute für beide Versuchsmodi gezeigt werden. Überdies hinaus wird der Einfluss von S/CM* auf die Teerausbeute vorgestellt. Da im Bereich von 1,5 < S/CM* < 2,5 sowohl die größten Wasserstoffkonzentrationen gemessen wurden, als auch die höchsten Produktgas-5- Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) ausbeuten (Semi-batch-Betrieb) erzielt werden konnten, kann diese Betriebseinstellung als ein optimaler Bereich identifiziert werden. Auf Basis der Erkenntnisse aus den S/C-Variationsuntersuchungen kann sowohl eine sichere Betriebsführung stattfinden, als auch ein Vergasungsreaktor ausgelegt und gebaut werden. Der Einfluss des Brennstoff/Bettmasse-Verhältnises (WHSV) wurde unter definierten Semi-batch-Bedingungen und unter realitätsnahen AER-Bedingungen im technisch relevanten AER-Bereich untersucht. Im gesamten untersuchten WHSV-Bereich konnten für alle Gaskomponenten sowohl im Semi-Batch als auch im DFB-Betrieb die gleichen eindeutigen Tendenzen beobachtet werden: Eine niedrige WHSV erhöht die Konzentration an H2 während alle anderen nichtkondensierbaren Gaskonzentrationen abnehmen. Ebenfalls nimmt die Teerausbeute mit sinkender WHSV ab – sowohl gravimetrisch als auch GCMS (signifikant bis WHSV = 0,7). Die Gasausbeute nimmt mit sinkender WHSV zu. Auf die GCMS-Teerzusammensetzung kann für die WHSV-Semi-batch-Versuchsreihe ebenfalls ein klarer Einfluss im untersuchten Bereich erkannt werden. Mit zunehmender WHSV (abnehmender Bettmasse) steigt der relative Anteil an Teeren der Klasse zwei (Phenol) an während Toluol als Vertreter der dritten Teerklasse, sowie Naphthalin und Pyren (Teerklasse vier) abnehmen.D.h. ein hohes Bettinventar begünstigt die Reformierung der Teere. Zusammenfassend kann aus den Untersuchungen gedeutet werden, dass eine hohe Bettmasse (WHSV < 1) die AER-Vergasung positiv beeinflusst. Basierend auf den Ergebnissen aus dem ersten und zweiten Teil der experimentellen Untersuchungen wird im letzten Schritt ein Biomasseumsatzmodell erstellt und mit den Versuchsdaten validiert. Das Modell ist mit der Software Aspen PlusTM entwickelt worden, mit welchem für den AER-Prozess die Massenbilanz, speziell der Kohlenstoffumsatz, geschlossen werden kann. Darüber hinaus wird ein Ansatz für die Teerkonzentration formuliert und erfolgreich die Zuverlässigkeit der Resultate mit den Versuchsergebnissen bestimmt. Die Simulation bildet neben dem AER-Basisfall auch den Einfluss der Vergasungstemperatur ab wobei für die Validierung sowohl für die experimentellen Versuchsdaten aus der Technikumsanlage als auch die Messergebnisse aus der Demonstrationsanlage herangezogen werden. Die Ergebnisse der Validierung des AER-Basisfalls zeigen eine gute Übereinstimmung in der Produktgasausbeute, dem H2-Gehalt sowie der CH4- und CxHyKonzentration.Darauf aufbauend wird in der Simulation die Vergasungstemperatur variiert und mit den experimentellen Ergebnissen verglichen. Aus dem Vergleich hat sich gezeigt, dass das in diesem Forschungsvorhaben entwickelte AER-Modell eingesetzt werden kann um den Vergasungstemperaturbereich von 650 °C bis 725 °C realitätsnah abzubilden. Dementsprechend kann dieses Modell dann erweitert werden um verschiedene Nutzungspfade nach der AER-Vergasung zu simulieren und Prozessketten ganzheitliche zu erfassen. -6- Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 1 Einleitung Die Erzeugung hochwertiger Produktgase zur energetischen oder stofflichen Nutzung heimischer Brennstoffe befindet sich seit einigen Jahren im Aufwind. Gründe hierfür sind die steigenden Preise für fossile Energieträger, vor allem Erdöl und Erdgas, sowie die bestehenden Abhängigkeiten von politisch instabilen Exportländern. Um mittelfristig nicht nur ideelle sondern auch quantitativ relevante Mengen an Gasen und Kraftstoffen erzeugen zu können, ist die thermochemische Vergasung der vielversprechendste Weg [20]. Bei der adsorptionsunterstützten Reformierung (AER) kann feste Biomasse in ein Produktgas von über 75 Vol.-% Wasserstoff umgewandelt werden. Diese wasserstoffreiche Zusammensetzung bietet eine sehr günstige Ausgangssituation für verschiedenartige Nutzungsmöglichkeiten. So kann das Produktgas weiter veredelt bzw. gasmotorisch zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt werden. Aus dieser Motivation heraus sollte zum Zeitpunkt des Forschungsvorhabens von der TBM (Technologieplattform Bioenergie und Methan GmbH & Co. KG) eine 10 MWth AER-Demonstrationsanlage in Geislingen an der Steige in BadenWürttemberg gebaut und in Betrieb genommen werden. Daran angelehnt beinhaltet die FuE-Plattform die wissenschaftlicher Begleitung und Weiterentwicklung der AERVergasungstechnologie. 1.1 Aufgabenstellung und Projektziel Um den stark gestiegenen Preise und begrenzten Potenziale von hochwertigen Holzbrennstoffen entgegenzutreten soll innerhalb des Forschungsmodul F1: „Brennstoff-Flexibilisierung“ eine Potentialerschließung von Biomassesorten aus dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb erfolgen. Im Zuge dessen, sollen biogene Brennstoffe, die nicht unmittelbar in Konkurrenz zur Nahrungsmittel- und Wärmeerzeugung stehen, wie z.B. Landschaftspflegematerial, landwirtschaftliche Reststoffe usw. auf ihre Vergasbarkeit unter AER Bedingungen untersucht werden. Die Basis für eine wirtschaftlich erfolgreich arbeitende Vergasungsanlage liegt in der hocheffizienten, energetischen Ausnutzung der Einsatzstoffe. Dem verbunden ist ein weiteres Forschungsziel: Die Identifikation der wichtigsten Einflussgrößen auf den AER-Prozess und daraus abgeleitet die Verfahrensoptimierung der AERVergasung. Um diese Projektziele zu erreichen sollen in diesem Verbundvorhaben experimentelle Untersuchungen an AER-Versuchsanlagen durchgeführt werden. Basierend auf den Versuchsergebnissen soll ein theoretisches Modell zum Brennstoffumsatz entwickelt und validiert werden. Zusammengefasst umfasst die Aufgabenstellung und -7- Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Zielsetzung daher: (i) Die Experimentelle Ermittlung des Vergasungsverhaltens ausgewählter Holzersatzbrennstoffe aus dem Biosphärengebiet der Schwäbischen Alb unter AER-Prozess-Bedingungen; (ii) Die Identifikation der wichtigsten Einflussgrößen auf den AER-Prozess; (iii) Die Optimierung des Vergasungsverfahrens; (iv) Die Entwicklung eines Biomasseumsatzmodells; (v) Die Validierung des Umsatzmodells mithilfe der experimentellen Versuchsergebnissen. Zum Zeitpunkt des Projektbeginns sollten die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen direkt für einen sicheren und effizienten Betrieb einer bis dato geplanten 10 MWth AER-Demonstrationsanlage sorgen. Dementsprechend sind die Auswahl der zu untersuchenden Brennstoffsorten wie auch die Versuchsplanungen für die Optimierung des Prozesses im Kontext einer praxisnahen Anwendbarkeit geplant und durchgeführt. -8- Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 2 Stand der Wissenschaft und Technik Um die Motivation und Vorgehensweise bei der Versuchsplanung und Versuchsdurchführung nachvollziehbar zu machen, werden in diesem Kapitel einleitend die allgemeinen Hintergründe zur Biomassevergasung erläutert. Darauf aufbauend wird der Entwicklungstand für gekoppelte Wirbelschichtvergaser aufgeführt. Die Grundlagen zum AER-Prozess in einem gekoppelten Wirbelschichtvergaser und die wichtigsten Ziel- und Einflussgrößen leiten den Übergang zu den experimentellen Untersuchungen im nachfolgenden Kapitel ein. 2.1 Allgemeine Hintergründe zur Biomassevergasung Die allotherme thermochemische Vergasung mit Wasserdampf stellt die Grundlage der adsorptionsunterstützten Reformierung dar und wird daher kurz in diesem Kapitel eingeführt. Wasserdampf eignet sich besonders gut als Vergasungsmittel, um ein mittelkalorisches Synthesegas (12-14 MJ/m³i.N.) mit einem Wasserstoffgehalt von über 40 Vol.% zu erzeugen [1]-[4]. Die wesentlichen Hauptreaktionen der thermochemischen Biomassevergasung mit diesem Vergasungsmedium sind in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt. Tabelle 1: Hauptreaktionen der Biomasse-Wasserdampfvergasung [1], [2] Name der Reaktion Chemische Gleichung m + n H2 2 △ H0923 kJ/mol Gl. +dH (1) -36 (2) Biomass-DampfReformierung Wasser-Gas- Shift CO + H2 O ↔ CO2 + H2 Wasser-Gas (i) C + H2 O ↔ CO + H2 +136 (3) Wasser-Gas (ii) C + 2H2 O ↔ CO2 + 2H2 +100 (4) Boudouard C + CO2 ↔ 2CO +171 (5) Cn Hm + nH2 O → nCO + Da diese Vergasungsreaktionen im Wesentlichen endotherm sind, muss der Vergasungszone Energie zugeführt werden. Dies kann bei der allothermen Wasserdampfvergasung über folgende Schritte erfolgen: (i) Das bei der WasserdampfVergasung entstandene Koks wird zusammen mit einem Bettmaterial aus der Vergasungszone in eine räumlich getrennte Verbrennungszone transportiert; (ii) In dieser Verbrennungszone verbrennt der Koks wodurch sich das Bettmaterial auf ein Temperaturniveau über der Vergasungstemperatur aufheizt; (iii) Das heiße Bettmaterial wird wieder dem Vergaser zugeführt und kühlt sich durch die endothermen Reaktionen auf die Vergasungstemperatur ab [5]. -9- Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Dieses Vergasungsprinzip führt zu einer Vergasungsanlage, welche sich durch einen eigentlichen Vergaser, einer Koks-Brennkammer und einem Feststofftransportsystem zwischen den beiden Reaktoren zusammensetzt. Die Aufgaben des Feststofftransportsystems sind auf der einen Seite der Transport des Bettmaterials, als Wärmeträger in die Reaktoren, auf der anderen Seite muss ein gasseitiger Austausch zwischen den Reaktoren verhindert werden. Ein für dieses Vergasungsverfahren geeignetes Reaktorsystem ist eine gekoppelte Wirbelschichtanlage, wobei der Vergaser als stationäre und die Brennkammer als zirkulierende Wirbelschicht realisiert wird. Verbunden sind die beiden Reaktoren über ein Siphonsystem. Ein in der Literatur gängiges englisches Akronym für eine solche Reaktoranordnung ist DFB (Dual Fluidized Bed) [5]. Diese Bezeichnung wird auch in dieser Arbeit benutzt. 2.2 Entwicklungsstand DFB-Wirbelschichtvergaser Gekoppelte endotherme und exotherme Reaktorsysteme hatten ihre Anfänge im sogenannten Fluidized Catalytic Cracking (FCC) Prozess zur Umwandlung schwerer Erdölfraktionen in wertvolleres Benzin, olefinische Stoffe und andere Produkte vor mehr als 50 Jahren. Basierend auf diesem FCC-Reaktorsystem entwickelten sich vor ca. 30 Jahren die ersten Wirbelschichtvergasungsanlagen mit zirkulierendem Feststoff als wärmeübertragendes Medium und mit Luft und Wasserdampf als Vergasungsmittel zur Vergasung von Hausmüllreste [19]. Ende des letzten Jahrhunderts wurden die gekoppelten Vergaser in Form verschiedener Demonstrationsanlagen wieder aufgegriffen. Beispielsweise hat die Firma FERCO in Burlington Vermont eine Demonstrationsanlage zur Biomassevergasung Anfang der Neunziger Jahre aufgebaut [23]. Weiterhin hat Prof. Hofbauer Mitte der Neunziger Jahre mit seinem Forscherteam in Wien den Fast Internally Circulating Fluidized Bed (FICFB) Vergaser entwickelt, welcher auch die Basis für den derzeit erfolgreich kommerziell arbeitenden gekoppelten 8 MWth Wirbelschichtvergaser in Güssing mit Olivin als zirkulierendes Bettmaterial war [6]. Basierend auf diesem Konzept ging 2009 in Oberwarth eine 9 MWth DFB-Vergasungsanlage mit integriertem ORC-Prozess ans Netz [7]. Anlehnend an diese Technologie wird vorrausichtlich 2012 in Ulm (Baden-Württemberg) eine DFB-Vergasungsanlage mit einer elektrischen Leistung von ca. 5 MW und einer thermischen Leistung von ca. 6 MW ans Strom- und Fernwärmenetz gehen. - 10 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 2.3 Adsorptionsunterstützte-Biomassevergasung Das AER-Verfahren ist ein allothermes Vergasungsverfahren zur Erzeugung eines wasserstoffreichen Produktgases aus Biomasse, mit Wasserdampf als Vergasungsmedium. Im Gegensatz zur konventionellen Wasserdampfvergasung von Biomasse in einem Wirbelschichtreaktor mit inertem Bettmaterial, wird bei dem AER-Verfahren ein CO2-adsorptionsaktives Bettmaterial verwendet. Durch den Einsatz von gebranntem Kalk (CaO) als Adsorptionsmittel kommt es im Vergasungsreaktor bei einer Temperatur von etwa 650 °C bis 700 °C zur CO2-Einbindung nach Gl. (6) Dadurch wird in situ das chemische Gleichgewicht der Wassergas-Shift und Wassergas Reaktion (vgl. Gl. (2) und (4)) und dementsprechend alle mit daran verknüpften Reaktionen, auf die Wasserstoff-Produktseite verschoben. CO2 Adsorption CaO(s) + CO2,(g) ↔ CaCO3,(s) -170 kJ/mol|650°C (6) Hierdurch wird ein Produktgas mit einem geringen Anteil an Kohlenstoffmonoxid und –dioxid (< 10 Vol-%) und einer hohen Wasserstoffkonzentration von über 75 Vol.-% erzeugt. Aus Gl. (7) und Gl. (8) wird ersichtlich, dass hohe Wasserstoffkonzentrationen bzw. niedrige CO- und CO2-Konzentrationen im Vergasungsgas benötigt werden, um weitere Veredlungsschritte wie z.B. die SNG (Synthetic Natural Gas)-Synthese verwirklichen zu können. Das Produktgas der adsorptionsunterstützten Reformierung eignet sich daher aufgrund der sehr hohen Wasserstoffkonzentrationen und der niedrigen CO und CO2 Gehalte besonders gut zur Methansynthese. Dadurch wird eine der Vergasung nachgeschaltete kostenintensive Reformierungsstufe hinlänglich. CO Methanisierung CO2 Methanisierung CO + 3H2 ↔ CH4 + H2 O CO2 + 4H2 ↔ CH4 + 2H2 O (7) (8) Das chemische Gleichgewicht der CO2-Adsorption mit CaO als Adsorptionsmittel ist sehr stark von der Prozesstemperatur abhängig. Die CO2-Abscheidung findet dabei in einem Temperaturbereich zwischen 600 und 725 °C statt. Oberhalb einer Temperatur von 800 °C kommt es zur Rückreaktion wobei das CaCO3 das gebundene CO2 desorbiert. Dieser Vorgang wird auch als Kalzinierung bezeichnet [1], [12][15]. Die thermodynamischen Charakteristiken des CO2/CaO-Gleichgewichts führen daher zu einem Betriebsfenster für die Vergasung im Bereich von 650 °C bis 725 °C (vgl. Kapitel 5.2) [10], [4]. Die Eigenschaft, dass die Ad- und Desorption auf unterschiedlichem Temperaturniveau stattfindet wird in der kontinuierlich arbeitenden adsorptionsunterstützten Reformierung folgendermaßen ausgenutzt (vgl. Abbildung 1): (i) Die Wasserdampfvergasung findet in einem Temperaturbereich zwischen 650 und 725 °C in Anwe- 11 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) senheitt von CaO als Bettmaterial stattt; (ii) Das bei der Ve ergasung eentstehende Koks, das mitt CO2 bela adene Betttmaterial (C CaCO3) un nd das noc ch unverbrrauchte Ca aO werden in die Verbre ennungszo one transpo ortiert; (iii) In der Bre ennkammeer brennt der Koks Luftatmosp phäre ab. Die Brenn nkammerte emperatur liegt zwiscchen 850 °C und unter L 900 °C C, wodurch h das in der Vergas ung gebild dete CaCO O3 zu CaO O regeneriert wird (vgl. Gll. (6)); (iv) Das heiße e, regeneri erte CaO wird w zurüc ck in den V Vergaser trransportiert und steht dorrt wieder fü ür die in sittu CO2-Adsorption zu u Verfügunng. ätzlich zum m Wärmetransport a aus der Re egeneratio ons-/Verbreennungszo one mitZusä tels Ca aO, wird der d Energ giebedarf i m Vergas ser auch durch d die exotherme CO2Adsorp ption gedecckt. Abbild dung 1: Pro zessschem ma AER-Verfahren - 12 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 2.4 Ziel- und Bewertungsgrößen Es gibt verschiede Möglichkeiten einen Vergasungsprozess auf seine Effizienz hin zu bewerten. Eine in der Literatur häufige eingesetzte Bewertungsgröße ist der Kaltgaswirkungsgrad [18]. Dieser beschreibt das Verhältnis zwischen chemische gebundener Energie (Heizwert Hu) des Produktgases, zu chemisch gebundener Energie des eingesetzten Brennstoffes. Weiterhin kann der Vergasungsprozess durch die Produktgasausbeute, der Kohlenstoffumsatz, die Produktgaszusammensetzung und speziell für die Wasserstofferzeugung, die Wasserstoffkonzentration im Produktgas, bewertet werden. Darüberhinaus spielt die Konzentration von Störkomponenten wie Schwefel-, Ammoniak-, Chlor- und Teergehalt im Produktgas eine wichtige Rolle um einen Vergasungsprozess ganzheitlich beurteilen zu können. Innerhalb dieser Arbeit wir die adsorptionsunterstützte Reformierung experimentell untersucht. Dabei werden die Produktgaszusammensetzung und -ausbeute, wie auch die Teerkonzentrationen messtechnisch erfasst. Eine ganzheitliche energetische Betrachtung ist nicht möglich da in elektrisch beheizten Versuchsanlagen eine umfassende Energieblanz nur sehr beschränkt durchzuführen ist (vgl. Kap 3.1). 2.5 Einflussgrößen auf die AER-Vergasung Eine Vielzahl verschiedener Einflussgrößen kann die Produktgasqualität und die Effizienz eines Vergasungsprozesses beeinflussen [3]. Speziell bei der sorptionsunterstützten Reformierung in einer gekoppelten Wirbelschichtanlage mit Wasserdampf als Vergasungsmedium müssen Prozessparameter wie z.B. das WasserdampfBrennstoffverhältnis (S/C), die Zirkulationsrate des Adsorptionsmittels zwischen den Reaktoren, die Reaktorgeometrie, die Eigenschaften des Adsorptionsmittels, usw. untersucht werden, um den Prozess zu verstehen und zu optimieren. Innerhalb verschiedener abgeschlossener Forschungsprojekte am IFK und speziell im FuEModuls F1 wurden dementsprechend folgende Einflussgrößen untersucht: Art und Zusammensetzung der Biomasse Vergasungstemperatur Wasserdampf/Kohlenstoff-Verhältnis (Steam to Carbon) Biomassestrom/Bettmasse-Verhältnis (WHSV) Bettumlaufrate/Kohlenstoffstrom-Verhältnis (CaO/C) Es gibt noch eine Vielzahl weiterer Einflussgrößen, die zukünftig auch noch bestand der AER-Forschung am IFK sein werden aber nicht im Rahmen dieses Abschlussberichts erörtert werden. - 13 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 3 Experimentelle Untersuchungen im Verbundprojekt In diesem Kapitel werden die experimentellen Untersuchungen eingeleitet und allgemein die Versuchsplanung und Durchführung beschrieben. Weiterhin werden die hierfür eingesetzten Versuchsanlagen und Messtechniken detailliert vorgestellt. 3.1 Allg. Versuchsplanung und -durchführung 3.1.1 DFB- und Semi-batch-Versuchsbetrieb Das Übergeordnete Ziel des Verbundvorhabens ist es die gewonnen Erkenntnisse aus dem FuE-Modul direkt auf den Betrieb der geplanten Demonstrationsanlagen zu übertragen – was eine Untersuchung unter realitätsnahen Bedingungen erfordert. Dem gegenüber steht jedoch das Ziel des F1-Moduls, grundlegende Forschung zu betreiben um die Vorgänge im AER-Prozess umfassend zu ergründen und weiterzuentwickeln. Um diesen Grad zu beschreiten werden die experimentellen Untersuchungen unter Technikum- und Laborrahmenbedingungen durchgeführt und gemeinsam mit den Ergebnissen aus einer AER-Pilotanlage interpretiert. Selbst in einer Technikumsanlage kann jedoch aufgrund der hohen Komplexität des AER-Prozesses nur eingeschränkt ein Prozessparameter isoliert von einem anderen angefahren und betrachtet werden. So führt z.B. eine Veränderung der Zirkulationsrate direkt zu einer Veränderung der Bettaustauschzeit (vgl. Kap. 8.1.), eine Veränderung der Vergasertemperatur wird zu einer Veränderung der Fluidisierungsgeschwindigkeit und Stoffübergängen führen bzw. kommt es bei einer Schwankung in der Brennstoffdosierung zu einer gleichzeigen Kombination von verändernden Parametern wie z.B. S/C, WHSV, TR, CaO/C, welche eine Ergebnisableitung auf eine Prozessgröße sehr schwierig macht. Demzufolge wurden die Untersuchungen im Technikumsmaßstab unterteilt in kontinuierliche, d.h. DFB-Versuche und Semibatch-Versuche, was bedeutet, dass zu Beginn des Versuchs einmalig Bettmaterial in den Vergaser gegeben und über die Versuchszeit kontinuierlich Brennstoff in den Vergaser dosiert wird. Im Semi-batch-Betriebsmodus kann sichergestellt werden, dass die festgelegte Rahmenbedingungen von sich verändernden Prozessgrößen (z. B. Zirkulationsrate) unbeeinflusst bleiben. Da sich das Bettmaterial in dieser Betriebsführung jedoch mit der Zeit durch die stetige CO2-Beladung deaktiviert, müssen die Versuchsbedingungen so gewählt werden, das die Bettaktivität über einen ausreichend langen Versuchszeitraum konstant bleibt. Nachfolgende Abbildung zeigt exemplarisch die Produktgaszusammensetzung bei der Vergasung von Fichte Stammholz bei 650 °C. - 14 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Nach ca. 50 min konstantem Betrieb ist deutlich zu erkennen wie die CO2Konzentration ansteigt, gefolgt davon steigt die CO-Konzentration an und die H2Konzentration sinkt. Dementsprechend wird die gesamte Versuchszeit unterteilt in einen stationären Bereich, in welchem die Gaszusammensetzung konstant ist (ca. 50 min), und in einen instationären Bereich, in welchem das Bett stark deaktiviert ist und keine Kapazität zur CO2-Aufnahme besitzt. Für die Ergebnissinterpretation werden nur die Ergebnisse aus der stationären Phase herangezogen, in welcher auch die nasschemische Teermessung sowie die Produktgasvolumenstrommessung stattgefunden haben. In dieser Versuchsdurchführung wird für jeden angefahrenen Versuchspunkt ein Einzelversuch mit neuem Bettmaterial durchgeführt. Da bei den Semi-batchVersuchen keine Regeneration stattfindet, verbraucht sich das Bettmaterial mit der Zeit. Dementsprechend wurden die Rahmenbedingungen gegenüber den DFBVersuchen auch weniger hart gewählt (WHSV und TR niedriger, siehe Kapitel 7). Somit konnte sicher gestellt werden, dass innerhalb einer Versuchsphase von ca. 45–50 min konstante Gaszusammensetzungen erzeugt werden. 100 25 Anfahrphase stationäre Phase instationäre Phase 80 H2 20 60 15 CO2 40 10 5 0 0:00 20 CH4 0:15 CO 0:30 0:45 1:00 1:15 1:30 Versuchszeit [hh:mm] CxHy 1:45 0 2:00 Abbildung 2: Prinzip eines Semi-batch-Versuchs, Fichte Stammholz, 650°C - 15 - H2-Konzentration [Vol.%i.N.,t] Gaskonzentration [Vol.%i.N.,t] 30 Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 3.1.2 Eingesetztes Bettmaterial Für die aufgezeigten Untersuchungen in dieser Arbeit wurden unterschiedliche Kalksteine eingesetzt. Die Kalksteinzusammensetzung ist in der nachfolgenden Tabelle vorgestellt. Die mittlere Partikelgröße wurde aus fluidisierungstechnischen Aspekten bei allen eingesetzten Kalksteinen im ähnlichen Bereich gewählt. Vor dem eigentlichen Versuchsbeginn wurde der Kalkstein vollständig unter Semi-batchBedingungen bei 875 °C kalziniert. Die Zusammensetzungen aus Tabelle 2 stellen die Ergebnisse des gebrannten Kalks dar. Tabelle 2: Eigenschaften von Bettmaterial 1 und Bettmaterial 2 Bezeichnung Bettmaterial 1 Bettmaterial 2 Einheit Wert Wert Kalziumoxid (CaO) 96,2 89,5 Siliziumoxid (SiO2) 1,4 7,9 Magnesiumoxid (MgO) 1,0 0,8 Aluminiumoxid (Al2O3) 0,2 0,7 0,2 0,4 Kaliumoxid (K2O) 0,00 k.A. Natriumoxid (Na2O) 0,1 k.A. Phosphoroxid (P2O5) 0,3 k.A. Titanoxid (TiO2) 0,0 k.A Schwefeloxid (SO3) 0,6 k.A. 300-600 300-600 Eisenoxid (Fe2O3) Ave. Partikeldurchmesser mas.-% µm - 16 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 3.1.3 Allgemeine Versuchsdurchführung Die Versuchsdurchführung für die Versuche im kontinuierlichen als auch im Semibatch-Betrieb ist folgendermaßen abgelaufen: (i) Nach Kalzinierung des Bettmaterials wird der Vergaser auf die Vergasungstemperatur aufgeheizt und mit Bettmaterial beladen. Weiterhin werden die Siphone im Transportsystem mit Bettmaterial beladen; (ii) Nachdem die Anlage mit dem Vergasungsmedium bzw. der Verbrennungsluft (Regenerator) fluidisiert wird, werden die Reaktoren über das Spießventil bzw. LVentil gekoppelt (vgl. Kap. 3.2); (iii) Nach erfolgreichem Messen der Zirkulationsrate wird der Brennstoff in den Vergaser zugegeben; (iv) Vor dem Beginn und nach der Teermessung wird der Produktgasvolumenstrom und die Kohlenwasserstoffe mit dem GC ermittelt; (v) Nach dem Versuch bzw. während dem kontinuierlichem Versuch werden Feststoffproben aus dem gesamten System gesammelt, gewogen und analysiert. 3.2 Eingesetzte Versuchsanlagen Innerhalb des Verbundvorhabens BtG wurden am IFK umfangreiche experimentelle Untersuchungen an verschiedenen Versuchsanlagen durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Experimente sind in den folgenden Kapiteln detailliert aufgeführt und diskutiert. Zum Verständnis der Versuchsergebnisse werden in diesem Unterkapitel die Versuchsanlagen vorgestellt, in welchen diese Untersuchungen stattgefunden haben. Hierbei kamen für die Untersuchungen Versuchsanlagen vom Labormaßstab über dem Technikumsmaßstab bis hin zum Demonstrationsgröße zum Einsatz. 3.2.1 Dual zirkulierende Wirbelschichtversuchsanlage (Technikum) Die 20 kWth dual zirkulierende Wirbelschichtversuchsanlage am IFK besteht aus einem 12,4 m hohen Regenerator mit einem Innendurchmesser von 7 cm, ausgeführt als zirkulierende Wirbelschicht (ZWS), sowie einem 3,5 m hohen Vergaser mit einem Innendurchmesser von 11,4 cm, ausgeführt als stationäre Wirbelschicht (SWS). Beide Reaktoren sind mittels Siphonen miteinander gekoppelt, um einen kontinuierlichen AER-Betrieb zu ermöglichen. Die Reaktoren sowie die Siphone und Fallrohre sind elektrisch beheizt. Das Schema der Versuchsanlage ist nachfolgend in Abbildung 3 dargestellt. Ein wesentliches Merkmal der Anlage ist das im oberen Siphon integrierte Spießventil, mit dessen Hilfe die Umlaufraten zwischen den Reaktoren geregelt werden kann. Mittels einer Brennstoffdosiereinrichtung und einem Dampferzeuger werden Brennstoff und Dampf dem Vergaser zugeführt. Durch einen Überlauf in einer Höhe von 0,5 m oberhalb des Düsenbodens, wird die maximale Betthöhe im Vergaser bestimmt. Dadurch kann das Bettinventar und damit verbunden die WHSV (vgl. Kap. 7) während des Betriebs konstant gehalten werden. Am Überlauf verlässt das Gemisch aus CaO, CaCO3 und Koks den Ver- 17 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) gaser und gelangt über das untere Siphon zu dem Regenerator. Im Regenerator wird der Koks abgebrannt und das CO2-beladene Bettmaterial regeneriert. Mit Hilfe der nachgeschalteten Zyklone wird das Regeneratorabgas vom regenerierten Bettmaterial getrennt. Nach Feinreinigung des Abgases in einem Kerzenfilter wird das Abgas in den Kamin geführt. Das regenerierte CaO fällt nach dem Zyklon in das obere Siphon, das zwei Ausgänge besitzt. In Abhängigkeit von der Öffnung des Spießventils wird ein definierter CaO-Massenstrom dem Vergaser zugeführt, während das restliche CaO wieder in den Regenerator gelangt und im internen Kreislauf zirkuliert. Das wasserstoffreiche Produktgas des Vergasers wird nach dem Freeboard mittels zweier Zyklone und einem Kerzenfilter von Partikeln gereinigt und analysiert, bevor es einer Produktgasfackel zugeführt wird. Während diverser DFB-Versuchskampagnen hat sich gezeigt, dass verschiede Prozessgrößen nicht isoliert voneinander untersucht werden können, bzw. Prozessparameter nicht über den gesamten Versuchszeitraum absolut konstant gehalten werden können, woraufhin ein exakter Rückschluss der eintretenden Effekte auf eine Prozessgröße nicht sichergestellt werden kann (vgl. Kapitel 3.1.1). Um einerseits definierte Rahmenbedingungen zu schaffen, andererseits aber den Technikumsmaßstab nicht zu verlassen z.B. um ausreichende Gasmengen für die nasschemische Teermessung zu haben, wurde für diverse Versuchsreihen die Versuchsanlage im Semi-batch-Betrieb gefahren. Dafür werden das Spießventil und das Überlaufrohr vollständig geschlossen; Es findet somit keine kontinuierliche Regeneration statt woraufhin der Versuchsbetrieb unter sehr konstanten Rahmenbedingungen abläuft jedoch das Bettmaterial stetig verbraucht wird (vgl. Kap. 3.1.1). - 18 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) kont. Gasanalyse: O2, CO2, CO, CH4, H2, C xHy , N2 Zyklone Kamin Kerzenfilter kont. Gasanalyse: O2, CO2, CO, CH4, H2, C xHy , N2 ZWS Fackel Spießventil Syphon BrennstoffDosierung SWS Dampferzeuger Vorwärmer Abbildung 3: Schema der 20 kWth el. beheizten DFB-Versuchsanlage am IFK 3.2.2 Laborwirbelschichtanlage Um Grundlagenuntersuchungen unter sehr definierten Rahmenbedingungen flexibel durchführen zu können wurde am IFK ein Wirbelschichtreaktor im Labormaßstab aufgebaut. Die Ausführung der Wirbelschichtversuchsanlage im Labormaßstab bietet den Vorteil einer kurzen Aufheizzeit sowie kurzer Gaswege und räumlich nahe beieinanderliegenden Anlagenarmaturen. Dadurch ist es möglich innerhalb von kurzer Zeit verschiedene Versuchsbedingungen umfangreich zu variieren und anzufahren. Die nachfolgende Abbildung zeigt den Anlagenkörper. Im Wesentlichen besteht die Anlage aus fünf Komponenten: Der Dossiereinheit, dem eigentlichen Reaktor, einem Zyklon, einem Kerzenfilter und zwei Freeboards. Der Anlage vorgeschaltet ist ein Luftvorwärmer bzw. Dampferzeuger. Die Dosiereinheit dient zur Förderung des Brennstoffs. Aus platzgründen wurde oberhalb des Reaktors nur ein verkürztes Freeboard angebracht. Um ausreichende Verweilzeiten für die Gas-Gas-Reaktionen zu gewähren befindet sich das eigentliche Freeboard getrennt nach dem Zyklon. Alle Anlagenkomponenten sind mit elektrischen Heizungen versehen und die Temperaturen und Drücke werden über alle Teile der Anlage mit Hilfe eines Labview® Programms geregelt und erfasst. - 19 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Abbildung 4: 5 kWth e Laborwirbe elschicht am m IFK t stationäre 3.2.3 Dual zirk kulierend de Wirbe elschichttversuchsanlage (Pilotanlage) Para allel zur Fu uE-Plattform BtG bea arbeitete das d IFK im Rahmen des landesweiten Aktionssbündnisse es „Energie“, das Ve erbundprojjekt Brenn nstoffflexibiilisierung [20]. [ Innerhalb b dieses Landesproj L ekts wurde e eine 200 0 kWth-AER-Pilotanlaage aufgebaut, in welche er erfolgreicch Vergasu ungsversu che im Pilo otmaßstab b durchgefüührt werde en konnten. Be ei der Ausle egung der Reaktorge eometrie fü ür die Dem monstrationnsanlage so owie für die Pla anung und d Durchfüh hrung der Versuchsk kampagne en konntenn Kenntnis sse und Erfahru ungen aus den AER--Grundlage en- und Optimierung O gsuntersucchungen de es BtGProjektts aufgegriffen und verwendet w werden. Aufgrund A de essen wirdd innerhalb b dieses Abschlussberichtts die 200 kWth Pilota anlage kurrz vorgeste ellt und diee Ergebnis sse aus den AE ER-Versucchskampag gnen den V Versuchse ergebnissen aus dem m BtG-Pro ojekt ergänzen nd angefüg gt und verg glichen. Die Pilotanlage e ist multiffunktional a aufgebaut und kann mit nur weenigen Mo odifikationen fü ür verschie edene CO2-Abscheid dungsprozesse und für die Oxxyfuelverbrrennung angepa asst und ve erwendet werden. w Ne eben der CO C 2-Absch heidung auus konventionellen Kraftwe erksrauchg gasen ist die d Vergasu ung von Fe eststoffen mit dem A AER-Verfah hren ein Haupte einsatzgebiet der Pilo otanlage. Eine e 3D-CAD--Abbildung der Demo onstrations sanlage ist in diesem m Kapitel nach der Tabelle e zur Re eaktorgeom metrie auffgeführt. Die Anlag ge bestehht in derr AERKonfigu uration auss zwei Wirb belschichtrreaktoren, dem Vergaser und ddem Regenerator, wobei das Reakktorprinzip der gekop ppelten Wirbelschich W htanalage im Wesentlichen das gle eiche ist wie w in der Technikum T mversuchsa anlage (vgl. Kap. 3.22.1). Der Vergaser ist als sstationäre, der Regenerator alss zirkuliere ende Wirbe elschicht aausgelegt. Die Re- 20 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) gelung der Bettmassezirkulation zwischen den beiden Reaktoren findet dabei nicht mittels eines Spießventils statt, sondern durch ein steuerbares „L-Ventil“. Ein gravierender Unterschied zur Versuchsanlage im Technikumsmaßstab ist der Bettmasse/Koks-Austrag aus dem Vergaser. Das Bettmaterialgemisch verlässt den Vergaser nicht mehr durch einen Überlauf, sondern wird von unten aus dem Vergaser mit Hilfe eines Siphons abgezogen. Das führt zu einer verlängerten Brennstoffverweilzeit im Vergaser, was zu besseren Produktgasausbeuten führt. Weiterhin ist die Pilotanlage auch nicht extern beheizt. Die Energie für die Regeneration kommt aus dem Koksund Zusatzbrennstoffabbrand wodurch das Bettmaterial aufgeheizt wird und somit durch den Bettumlauf auch die Energie in der Vergasungszone bereitstellt. Die Eckdaten der Pilotanlage sind nachfolgend neben der Auslegungstemperatur und – gasgeschwindigkeit tabellarisch aufgelistet. Die erzeugten Gase werden nach beiden Reaktoren mit Hilfe von Zyklonen von den Feststoffen getrennt. Über eine Abgasfackel und einen Quench wird das Produktgas nach der Analyse zum Kamin geleitet. Das Regeneratorabgas wird über einen Gaskühler und einen Staubfilter geführt und ebenfalls in den Kamin geleitet. Tabelle 3: Eckdaten der AER-Pilotanlage, [20], [36], [37] Einheit Vergaser Regenerator Höhe m 6 10 Betriebstemperatur °C 600 - 750 850 - 950 Leistung kWth 170 - 230 150 - 330 Gasgeschwindigkeit m/s >0,5 4,5 - 6,0 - 21 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Abbildung 5: 200 kW k th DFB-Ve ersuchsanla age in der AER-Konfig A uration - 22 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 3.3 Eingesetzte Messtechnik Alle vorgestellten Versuchsanlagen sind umfassend mit Druck und Temperatursensoren ausgestattet um den Versuchsbetrieb zu überwachen und steuern. Die Messdaten werden protokolliert und stehen zur Auswertung am Ende des Versuchs zur Verfügung. Sowohl die Gehalte an CO, CO2 und O2 im Regeneratorabgas als auch die Gehalte an CO, CO2, CH4, H2 und O2 im Vergasungsproduktgas werden während der Versuche an den vorgestellten Anlagen kontinuierlich gemessen. Neben den nichtkondensierbaren Hauptkomponenten werden quasikontinuierlich die nichtkondensierbaren Kohlenwasserstoffe (CxHy) im Vergasungsgas mittels eines Mikrogaschromatograph (GC) erfasst. Die Bestimmung der Teergehalte im Produktgas erfolgt nasschemisch nach den Empfehlungen der europäischen Teer-Richtlinie [16]. Als Lösemittel für die Teere wird Isopropanol verwendet. Die durch das Quenchen gewonnenen Proben werden nach den Vergasungsversuchen vom Fraunhofer Institut UMSICHT mittels GC-MSAnalyse auf die einzelnen Teerbestandteile hin analysiert. Außerdem findet eine gravimetrische Teeranalyse mittels Rotationsverdampfer am IFK statt. Weiterhin wird ergänzend eine quasi-online Teermessmethode auf FID-Basis eingesetzt [38]. Zur Messung des gesamten, bei der Vergasung entstehenden Produktgasvolumenstroms wird das Produktgas über ein Kondensator und Filter zu einer Gasmessuhr geleitet werden, bevor es anschließend zur Fackel strömt. Der vorgeschaltete Kondensator ist ein wasserbetriebener Rohrbündelwärmeübertrager in dem das Wasser und die Teerverbindungen des durchströmenden Produktgases auskondensieren. Über einen Kugelhahn kann das Kondensat abgelassen werden und somit auch der Wassergehalt im Produktgas bestimmt werden. Daraufhin passiert der nahezu wasserfreie Produktgasstrom eine 3 schichtige Filtereinheit. Die erste Schicht besteht aus Kunststoff und dient der Partikelabscheidung. Die zweite Schicht besteht aus Aktivkohle um ebenfalls Partikel und Teere abzuscheiden. Die letzte Schicht besteht aus Silikagel um die letzte Feuchtigkeit aus dem Produktgasstrom zu absorbieren. Anschließend strömt der trockene Produktgasvolumenstrom durch die Gasmessuhr mit integrierter Druck und Temperaturanzeige. - 23 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 4 Untersuchungen zur Brennstoffflexibilisierung Dieser Abschnitt des Abschlussbericht stellt den ersten Teil der experimentellen Untersuchungen im Forschungsmodul F1: „Brennstoffflexibilisierung“ dar. Hierbei wird in Absprache mit den Projektpartnern und geplanten Anlagenbetreibern, verschiedenartige Biomassesorten ausgesucht und auf ihre AER-Vergasbarkeit hin überprüft. Die Ergebnisse der Untersuchungen sind nachfolgend detailliert aufgeführt. 4.1 Motivation und Zielsetzung Eine diverse Bandbreite an möglichen Einsatzstoffen für den AER Prozess verringert eine saisonalle Abhängigkeit und erhöht die Brennstoffverfügbarkeit. Dementsprechend löst eine hohe Brennstoffflexibilität die Abhängigkeit von einem Brennstofflieferanten und damit verbunden auch dem Brennstoffpreis. Dadurch motiviert soll innerhalb dieses Kapitels untersucht werden, inwiefern sich unterschiedliche Biomassearten für den Einsatz im AER-Prozess eignen. Neben dem AER-Vergasungsverhalten wird auch das Verbrennungsverhalten des bei der Vergasung zurückbleibenden Koks-Bettmaterialgemisches im AERRegenerator untersucht. Aufgrund von Ascheaufschmelzungen kann es zu einer Defluidisierung des Bettmaterials kommen und demzufolge zu einem Stillstand der gesamten DFB-Anlage. Das Ziel der Untersuchungen in diesem Kapitel ist: I. II. Experimentelle Untersuchung von verschiedenartigen Biomassesorten auf ihre AER-Vergasbarkeit hin. Experimentelle Untersuchung des Verbrennungs- und Regenerationsverhaltens von AER-Biomassekoksbettmaterialgemische. - 24 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 4.2 Einfluss der Art und Zusammensetzung der Biomasse auf den AER-Prozess – Theoretischer Hintergrund Die Art und Zusammensetzung der Biomasse kann einen Einfluss auf die Produktgasausbeute und -zusammensetzung ausüben. Dem verbunden kann dann ein niedriger Gesamtwirkungsgrad vorliegen bzw. eine vergrößerte Anforderungen an die Gasreinigung aufkommen. Weiterhin kann die Biomasse auch das Betriebsverhalten sowie die Standzeit der Anlage beeinflussen, was sich direkt auf die Wirtschaftlichkeit der Anlage auswirkt. Für herkömmliche Vergasungsprozesse (Wasserdampf- und Luftvergasung) wurden in der Vergangenheit zu dieser Fragestellung ausführliche Studien durchgeführt [1]-[3], [9], [25]. Speziell für den AER-Prozess lagen zum Zeitpunkt des Forschungsvorhabens jedoch noch keine umfassenden Daten vor. Die wichtigsten identifizierten Aspekte aus den oben aufgeführten Studien sind nachfolgend zusammengefasst und im AER-Kontext erörtert: (i) (ii) (iii) (iv) Der Alkaligehalt (K), hat einen starken Einfluss auf die Reaktivität der Biomasse und den Schmelzpunkt der Asche: Da die AER-Vergasung in einem Temperaturfenster von 650 °C bis 725 °C (vgl. Kap. 0 und 5.2) stattfindet ist ein Aufschmelzen der Asche in der Vergasungszone nicht zu erwartet. Jedoch wird im kontinuierlichen AER-Prozess die Asche zusammen mit dem Koks in die Regenerationszone transportiert, welche in einem Temperaturbereich oberhalb von 850 °C betrieben wird. Dort kann es evtl. zu einem Ascheschmelzen und zur Agglomeratbildung kommen. Diese würde dann zu einer Defluidisierung des Regenerators und damit zu einer Unterbrechung des DFBBetriebs führen. Neben den Alkali- Komponenten haben auch weitere Spurenelemente in der Asche einen Einfluss auf die Produktgaszusammensetzung z.B. wirkt Eisen katalytisch auf die Teerreformierung [3]. Brennstoffstickstoff, -Schwefel und -Chlor werden in der Vergasungszone zu NH3, H2S, COS bzw. HCl umgewandelt und führen in nachfolgenden Anlagenkomponenten zu Korrosion bzw. können Katalysatoren zerstören. Die flüchtigen Bestandteile und der fixe-Kohlenstoffgehalt: Beim kontinuierlichen AER-Prozess wird das regenerierte CaO aus der Regenrationszone stetig in den Vergaser transportiert (MCaO ). Im gleichen Maße verlässt das verbrauchte Bettmaterial zusammen mit dem Koks, der Asche und dem unverbrauchtem Bett die Vergasungszone. Aus dem zulaufenden Massenstrom MCaO [kg/h] und dem gesamten Bettinventar MBett [kg] lässt sich somit nach folgender Gleichung eine Bettaustauschzeit [h] formulieren. - 25 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) τBett = (v) (vi) (vii) Bettinventar CaO_Massenenstrom aus dem Regenerator kg kg/h (9) Eine hohe Zirkulationsrate zwischen den Reaktoren führt demzufolge zu einer kurzen Bettaustauschzeit respektive Brennstoff- und Koksverweilzeit. Bedingt durch die niedrige Vergasungstemperatur beim AER-Prozess, findet primär eine Entgasung und Dampfreformierung der flüchtigen Brennstoffbestandteile statt. Der zurückbleibende Koks bzw. die fixen Kohlenstoffbestandteile benötigen eine höhere Vergasungstemperatur oder lange Verweilzeiten in der Vergasungszone um vergast zu werden. Ein hoher Anteil an fixen Kohlenstoffbestanteilen und eine kurze Bettaustauschzeit führen demnach zu geringen Produktgasausbeuten bzw. zu einem niedrigen Kaltgaswirkungsgrad. Demgegenüber kann ein hoher Anteil an flüchtigen Bestandteilen zu hohen Produktgasausbeuten und hohen Kaltgaswirkungsraden führen. Verbunden mit der Brennstoffverweilzeit bzw. Bettaustauschzeit kann die Form und Größe des Brennstoffs beim Eintritt in die Vergasungszone ebenfalls einen signifikanten Einfluss auf die Produktgaszusammensetzung und Ausbeute haben [25]. Dabei beeinflusst die Form und Größe des Brennstoffs nicht nur das Vergasungsverhalten sondern sie hat auch bei einer Wirbelschichtvergasung einen wesentlichen Einfluss auf das Fluidisierungsverhalten. So kann es z.B. zu einer Wirbelbettsegregation durch Aufschwimmen des Brennstoffes kommen wodurch der Brennstoff an der Bettoberfläche vergast, was daraufhin zu einer schlechteren Gas-Feststoffdurchmischung und Gasverweilzeit führt und es speziell im AER-Prozess dann zu einer verminderten CO2-Adsorption kommt. Die Brennstofffeuchte ist eine bekannte Einflussgröße für die Vergasung: In [26] wird der Einfluss dieses Parameters auf die Gasausbeute und – zusammensetzung bei der Wasserdampfvergasung mit und ohne Kalziumbasierten CO2-Sorbentien simuliert und diskutiert. Die Brennstfofffeuchte ist rechnerisch direkt Verknüpft mit dem Wasserdampf zu Kohlenstoffverhältnis (S/C), (vgl. Kap. 6.2) und wird demzufolge auch in diesem Kontext untersucht. Darüber hinaus beeinflusst die Brennstofffeuchte auch die Aufheizrate des Brennstoffpartikels und dementsprechend auch die tatsächliche Verweilzeit unter der Vergasungstemperatur. Der Zusammenhang zwischen dem makromolekularer Aufbau des Brennstoffs (Lignin-, Cellulose- und Hemicellulosegehalt) und der Produktgasausbeute bzw. -zusammensetzung wurde für konventionelle Vergasungsprozesse im Flugstromreaktor in [25] untersucht. Hierbei zeigt sich, dass bei niedriger Vergasungstemperatur cellulosereiche Brennstoffe besser umgesetzt werden als ligninreiche. - 26 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 4.3 Dokumentation der eingesetzten Biomasse Innerhalb der Untersuchungen zur Brennstoffflexibilisierung wurden 8 verschiedenartige Brennstoffe eingesetzt und auf ihre AER-Vergasbarkeit hin untersucht. Die Auswahl der zu untersuchenden Brennstoffsorten, wie auch die Versuchsplanungen wurden im Kontext einer praxisnahen Anwendbarkeit geplant und durchgeführt. Dementsprechend wurden von der TBM zwei Biomassefraktionen zur Potentialerschließung aus dem PLENUM- und Biosphärengebiet Schwäbische Alb fokussiert: Fraktion 1: Die „Wald“-Fraktion beinhaltet holzartige Waldresthölzer (Fichte- und Esche-Stammholz), Kronenholz (Mix aus Esche und Ahorn) mit erhöhtem Grünanteil sowie Rinde (Rindenmulch). Fraktion 2: In der zweiten „Grüngutsammelplatz“-Fraktion werden biogene Reststoffe aus der Landschaftspflege (Ast- und Baumschnitt (Birke), Hecken- und Strauchschnitt) sowie Gartenabfälle aus Kompostierungsanlagen (Kompost frisch und Kompost verrottet) auf ihre AER-Vergasbarkeit hin überprüft. Die Biomasse wurde von der Firma Forstteam Halm aus Deggingen in sogenannten Big Packs zu je 50-150 kg geliefert und stammt aus dem Raum Göppingen (Biosphärengebiet Schwäbische Alb). Sämtliche Biomasse wurde nach der Anlieferung am IFK auf eine einheitliche Stückigkeit zerkleinert (Lochsiebmaschenweite 7 mm), um sie einerseits für die Dosiereinheit der Vergasungsanlage förderbar zu machen und andererseits die Einflussgröße der Stückigkeit der unterschiedlichen Brennstoffe im Vorfeld zu eliminieren. Fraktion 1: „Wald“ Die sogenannte Fraktion „Wald“ beinhaltet Stammholz vom Nadelbaum, Stammholz vom Laubbaum, Kronenholz und Rinde, um somit ein grobes Spektrum an Waldbestand einzugrenzen und zu unterscheiden. Als Vertreter für den Nadelbaum wurde ein Big Pack an gehäckselter Fichte (G30) geliefert. Das gelieferte Material besteht homogen aus Fichte, zum größten Teil bestehend aus Stammholz, mitunter aber auch Astholz mit Nadelanteil. Abbildung 6 zeigt den Brennstoff bei Lieferzustand und nach der Aufbereitung am IFK. - 27 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Abbildu ung 6: Stam mmholz Fic chte vor un nd nach de er Aufbereitung, Brennnstoffflexibilität Als V Vertreter für f den La aubbaum w wurde geh häckselte Esche (G330) geliefe ert. Das Materia al besteht aus in sic ch homoge enem Stam mmholz und enthält nur einen kleinen Anteil a an Rinde. Äste, Ä Zweige oder Bllätter sind nicht entha alten. Abb ildung 7 ze eigt den Brennsstoff vor un nd nach der Aufbereittung. Abbildu ung 7: Stam mmholz Es sche vor un nd nach de er Aufbereitung, Brennnstoffflexiibilität Das Kronenho olz stammtt von den Laubbäum men Esche e und Ahoorn. Es be einhaltet kein Sttammholz, sondern besteht b nurr aus Ästen n und Zwe eigen und w weist einen n hohen Feuchttigkeitsgehalt auf. Ab bbildung 8 zeigt den Brennstofff vor und nnach der Aufbereitung. - 28 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Abbildu ung 8: Kron nenholz Es sche/Ahorn n vor und nach n der Aufbereitun A ng, Brennsttoffflexibilitätt Die Unterkateg gorie Rinde wird durrch handelsüblichen, in 50 l Sääcke abgep packten Rinden nmulch verrtreten. Rin ndenmulch h ist kleing gehäckseltte Nadelhoolzrinde ve erschiedener N Nadelbäum me. Abbildu ung 9 zeigtt den Rindenmulch nach n der A Aufbereitung. Abbildu ung 9: Rind denmulch nach der A Aufbereitun ng, Brennstoffflexibilittät Fraktio on 2: „Grü üngutsamm melplatz“ Die sogenanntte Fraktion n 2 „Grüng gutsammelplatz“ bein nhaltet im A Allgemeine en Garten- un nd Parkab bfälle, Landschaftspfflegeabfälle und Strraßenbegleeitmaterial. Diese Fraktion soll säm mtliche, auß ßerhalb de es Waldes, aber in de er Natur voorkommen nde Biomasse charakterrisieren. Zu um einen hat die Firma Forsttteam Halm m hierfür HeckenH und Strrauchschnitt sowie Baumschni B itt von der Birke geliefert. Zum m anderen hat das IFK no och Kompo ostabfälle aus dem Biosphäre engebiet (Zell am A Aichelberg, Raum Göppin ngen) von einem e Kom mpostsamm melplatz be ezogen. Der Hecken- und u Strauc chschnitt be esteht aus s inhomoge enem Mateerial divers ser Ziersträuch her, weist einen hohen Feuchttigkeitsgeh halt auf und nur wennig festes StammS holz. A Abbildung 10 zeigt den Brennsto off vor und nach der Aufbereituung. - 29 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Abbildu ung 10: He ecken-/Stra auchschnittt vor und nach n der Aufbereitungg, Brennsttoffflexibilitätt nitt besteh ht aus hom mogenem Material vo von der Birrke und Der Ast- und Baumschn weist e einen hohe en Astanteil, aber a auch Stam mmholz au uf. Auffalleend ist ein n hoher Feuchttigkeitsgehalt. Abbild dung 11 ze eigt den Brennstoff B vor v und naach der AufbereiA tung. Abbildu ung 11: Ast- und Bau umschnitt vvor und nac ch der Auffbereitung , Brennsto offflexibilität Die Komposta abfälle stellen einen inhomogenen Bioma asse-Mix ddar und be estehen p Ga arten- und Grünabfällen des Landkreisess Göppingen. Der aus sämtlichen privaten Kompo ost wurde für die Ve ergasungsvversuche in zwei un nterschied lichen Zus ständen bescha afft. Zum einen e ist ganz g frisch her Kompo ost für die Versuchsrreihe vorg gesehen und zum anderen n älterer Ko ompost, de er schon unbestimmt u te Dauer aauf dem Ko ompostegt. Dieserr zeichnet sich durch h einen forrtgeschritte enen Zerseetzungspro ozesses platz lie aus. In n Abbildung 12 sind der neue//frische Ko ompost (lin nks) und dder alte/ve errottete Kompo ost (rechts)) nach der Aufbereitu ung darges stellt. - 30 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Abbildu ung 12: Ko ompost nac ch der Aufb bereitung, Brennstofffflexibilität Mit d der gesam mten Biomasse beid der Fraktionen wurde e vom Labbor des IF FK eine Brennsstoffanalyse e durchgeführt. Zusä ätzlich wurde die Biomasse nooch von der d Landesansstalt für Landwirtscha aftliche Ch hemie der Universitätt Hohenheeim im Zug ge einer makrom molekulare en Analyse e auf die B Bestandteile e Cellulose e, Hemice llulose und d Lignin untersu ucht. Vor dem Versu uchsbeginn zur Bren nnstoffflexibilität und zum Zeitppunkt der ProbenP nahme waren sä ämtliche Brrennstoffe über meh hrere Woch hen am IF FK auf eine e relativ einheitlliche Feucchte getroc cknet word den (Wassergehalt zwischen 1 0-20 mas.-% vgl. Abbildu ung 14). Um U den Ein nfluss der Brennstoffffeuchte auf a den Veergasungsp prozess zu unte ersuchen wurden w folg gende 3 Bi omasseso orten weiter herunter getrocknet. 1. Sttammholz Fichte: Verssuchstag 1: γH2O = 16 6,9 mas.-% % Verssuchstag 2: 2 γH2O = 9,6 9 mas.-% % 2. Asst- Baumscchnitt: Verssuchstag 1: γH2O = 14 4,0 mas.-% % Verssuchstag 2: 2 γH2O = 7,7 7 mas.-% % 3. Hecken-/Strrauchschnitt: Verssuchstag 1: γH2O = 16 6,8 mas.-% % Verssuchstag 2: 2 γH2O = 8,5 8 mas.-% % Die untersuchtten Brenns stoffe zeige en einheitllich einen für Biomassse typisch hen Aner Kohlens stoffgehalt auf (vgl. A Abbildung 13). 1 Die teil an fflüchtigen Bestanteilen und fixe Ascheg gehalte untterscheide en sich hing gegen erheblich von neinander. Speziell die kompostarttigen Biom massesorten und derr Rindenm mulch zeich hnen sich durch seh hr hohe Ascheg gehalte au us. In Abbildung 14 sind die WasserW un nd Ascheggehalte der untersuchten n Biomasssesorten au ufgeführt. - 31 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Abbildung 13: Fixe er C-Gehalt und flüchtig ge Bestante eile der eing gesetzten B Biomassen, Brennstoffflexxibilität Abbildung 14: Wassser und As schegehalt d der untersuchten Brenn nstoffe, Breennstoffflexibilität Im Z Zuge der Elementara E analyse we erden die Masseanteile der H Haupteleme ente (C, H, S, N N, O) der eingesetzte e en Biomassse bestimm mt. Die Ele ementaranaalyse dient traditionell vvor allem brennstofft b echnische n Berechn nungen (Lu uftbedarf, Rauchgas szusammensettzung) und d wird grundsätzlich im wasse er- und as schefreien Zustand angegea ben. W Wie allerdings aus Abbildung 15 5 ersichtlich h wird, ist die elemenntare Zusa ammensetzung g biogenerr Festbrennstoffe im Allgemein nen sehr äh hnlich. Lauut [39] besitzt Rin- 32 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) de versschiedenerr Holzarten n im Durch hschnitt einen etwas s höheren Kohlensto offgehalt als Holz, was auss den Unte ersuchung en des hie er eingesettzten Rindeenmulch bestätigt b wird. D Die komposstartigen Biomasseso B orten weis sen in der Elementarranalyse, vor v dem Hecken nschnitt, auch a die größten Sti ckstoffkonzentratione en auf (vggl. Abbildu ung 15). Aufgrun nd der seh hr ähnlichen elementa aren Zusammensetz zung könneen allein du urch die Betrach htungsweisse der Bre ennstoffana alyse nicht alle Phänomene, wiie sie bei der d Vergasung g von Biom masse aufttreten, erkllärt werden. Demzuffolge wurdden die ein ngesetzten Bio omassesorrten auch auf ihren makromollekularen Aufbau A hinn untersuc cht (vgl. Abbildu ung 16). Abbildung 15: Elem mentaranaly yse der unte ersuchten Brennstoffe, B Brennstofffflexibilität In der nachfollgenden Abbildung A ssind die die Ergebnisse der m makromole ekularen Analyse e im wassser- und as schefreien Zustand angegeben a n. Insgesa mt bilden die drei Anteile Cellulose, Hemicellulose und Lignin be ei beiden Fraktionen F zwischen 80 und 100% d der ascheffreien Pflanzentrocke enmasse. Den restlic chen Ante il bilden Substanzen wie e Harze, Fette, ätherische Öle und Proteine [40]. den die Werte Werd W der Laboranaly L yse für Fichte, Esche e und Birkee mit den Werten seitenss der Litera atur [40] verglichen, kann festgestellt we erden, dasss sich die e einzelnen We erte teilweise um bis s zu 10 Pro ozent vone einander unterscheidden. Zum einen e ist bei den n erfassten n Mittelwerten seiten ns der Lite eratur kein ne Standarrdabweichu ung bekannt u und zum anderen a istt das gelie eferte Mate erial nicht durchweg d homogen.. Wie in Abbildu ung 6 bei dem d Materrial der Ficchte zu erk kennen ist, liegt ein bbeachtliche er Anteil an Nad del- und Zweigmate Z erial vor. I nsgesamt machen die drei m makromole ekularen Haupta anteile (Cellulose, He emicellulosse und Lign nin) der Fic chte aus F Fraktion 1 ca. c 80% aus un nd liegt ca.. 15% hintter dem Errwartungsw wert der Literatur. D ie restliche en 20% - 33 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) aschefrreien Anteile der Tro ockenmassse sind som mit organis sche Verbi ndungen über ü die keine g genauen Angaben A vo orliegen. D Demgegenü über besitz zt die in di eser Arbeit untersuchte Esche mitt ca. 60 mas.-% eine en deutlich h höheren Celluloseggehalt als aus der ur erwartett. Ein weitter auffalle endes Analyseergebn nis liefern die beiden KomLiteratu postartten und de er Rindenmulch. De er Bestand dteil Hemic cellulose isst beim Kompost K nicht mehrr vorhande en und be eim Rinden nmulch nur noch zu geringem m Anteil. quasi n Dies ka ann durch den Rotteprozess a uf makrom molekularerr Ebene errklärt werden. Der organissche Besta andteil Hemicellulose e kann im m Gegensa atz zu Lignnin und Cellulose schneller abgeba aut und zu CO2 umge esetzt werrden [41]. Im Kapitel der Ergeb bnisanaerden die molekulare m en Zusamm mensetzun ngen der einzelnen B Brennstoffe e erneut lyse we zur gezzielten Ergebnisinterp pretation a aufgegriffen n und verglichen. Abbildung 16: Makkromolekula arer Brennsttoffaufbau, Brennstofffllexibilität Um etwaige Rückschlüs R sse aus de er Biomasseasche auf a gesam melte Ergebnisse schließ ßen zu kön nnen wurd den die Bio omasseaschen auf ihre Zusam mmensetzung hin überprü üft. Die Erg gebnisse der d Aschea analyse sind in Tabe elle 4 aufg eführt. Aufffällig in der Ta abelle ist der d niedrig ge Eisenge ehalt von der Astsch hnitt-Aschee gegenüb ber den restlich hen Aschen n. - 34 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Tabelle 4: Aschezusammensetzung der eingesetzten Brennstoffe, Brennstoffflexibilität Fichte Esche Stamm Stamm holz holz Kronenholz Rindenmulch Astschnitt Heckenschnitt Kompost frisch verrottet [mas.-%] Al2O3 0,790 0,712 0,142 2,65 0,128 0,380 6,69 8,85 CaO 33,9 37,9 38,6 5,46 46,9 25,2 17,7 16,5 Fe2O3 0,777 0,821 0,873 1,22 0,206 1,00 3,27 4,39 K2O 6,46 13,5 16,7 1,52 8,64 27,4 4,97 5,37 MgO 2,14 3,81 3,12 0,522 2,67 5,74 1,79 1,81 Na2O 0,415 0,799 0,227 0,320 0,189 0,397 0,356 0,324 P2O5 3,44 4,17 5,15 0,487 5,39 12,1 1,72 1,74 SiO2 25,0 6,12 1,01 62,9 2,33 4,37 43,0 49,2 TiO2 0,080 0,061 0,025 0,231 0,020 0,036 0,415 0,585 SO3 1,53 2,53 2,06 0,558 1,78 3,51 1,16 1,19 CO2 23,6 29,9 31,2 23,7 33,1 20,4 13,3 7,21 4.4 Versuchsplanung und Durchführung Um alle Brennstoffe unter AER-Bedingungen miteinander zu vergleichen ist es wichtig alle andere Einflussparameter auf den Vergasungsprozess konstant zu halten, um somit einheitliche Rahmenbedingungen für alle Versuche zu schaffen. Wie bereits in Kapitel 2.5 und 3.1 erwähnt gibt es eine Vielzahl von Einflussgrößen die den AER-Prozess beeinflussen könne. Speziell im DFB-Betrieb hat es sich herausgestellt, dass es sehr schwierig ist einen Prozessparameter isoliert anzufahren, bzw. über längere Versuchszeiten eine absolute konstante Betriebsführung zu garantieren. Die Vergasung im Semi-batch-Prinzip (vgl. Kap. 3.1.1) bietet für den Fall eines Brennstoffvergleichs unter einheitlichen Rahmenbedingungen einige Vorteile gegenüber der dualzirkulierenden Vergasung. Deshalb wurde für die im Folgenden aufgestellte Versuchsreihe eine Entscheidung für die Semi-batch-Vergasung der Brennstoffe gefällt. Basierend auf dieser Entscheidung unterteilen sich die experimentellen Untersuchungen zu Brennstoffflexibilität in zwei Versuchsphasen. - 35 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) I. II. Mit dem Ziel die Gaszusammensetzung und die Gasausbeute zu erfassen werden in der ersten Versuchsphase die vorgestellten Biomassesorten unter einheitlichen Semi-batch-Bedingungen im Vergasungsteil der 20 kWth DFB-Versuchsanlage (vgl. Kap. 3.2.1) vergast. Das dabei entstandene Bettmaterial-/Koksgemisch wird nach dem Versuch gesammelt. In der zweiten Versuchsphase wird das Bettmaterial-/Koksgemisch kontinuierlich in der Laborwirbelschichtversuchsanlage (vgl. Kap.3.2.2) verbrannt bzw. regeneriert. Das Ziel hierbei ist etwaiges Aufschmelzen der Aschen zu beobachten und verschiedene Verbrennungstemperaturen und Luftzahlen anzufahren um das Abbrennverhalten des Koks zu beurteilen. Bei den Brennstoffflexibilitäts-Vergasungsversuchen wurde Bettmaterial 1 mit der Zusammensetzung aus Tabelle 2 verwendet. Die Versuchsdurchführung wurde entsprechend der Erklärung für Semi-batch-Versuche unter Kap. 3.1 durchgeführt. Die Versuchsbedingungen bei der Versuchsdurchführung sind in der nachfolgenden Tabelle 5 aufgeführt. Um optimale Voraussetzungen für einen Ergebnisvergleich zu schaffen sind die Versuchsbedingungen zu Beginn des Versuchs so gewählt worden, dass die WHSV und der TR (beide bezogen auf den wasser- und aschefreien Brennstoffstrom) für alle Versuche einheitlich sind. Aufgrund der Brennstoffbeschaffenheit konnte beim Versuch mit dem Brennstoff Rindenmulch diese Zielsetzung nicht eingehalten werden. Der Brennstoffmassenstrom ist etwas geringer, was in einem niedrigerem Durchsatz (TR) und einer niedrigeren WHSV bzw. einem höheren S/CM* mündet. Der Einfluss dieser Parameter wird in Kap. 6 und Kap. 7 vorgestellt. - 36 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Tabelle 5: Versuchsbedingungen, Brennstoffflexibilität Versuchsphase 1 Fraktion 1: Wald Fraktion 2: Grüngutsammelplatz Stammholz Kronenholz (Esche/ Ahorn) Brennstoffversuch Fichte Rindenmulch Esche Astschnitt (Birke/ Esche) HeckenStrauchschnitt Kompost verrottet frisch *14% *7,7% *16,8%) *8,5% *16,8% *9,6% MBr [kgwaf./h] 2,25 2,29 2,04 2,33 1,70 2,08 2,10 2,20 2,50 2,00 2,34 MBr [kgi.r./h] 2,74 2,57 2,40 2,93 2,29 2,48 2,34 2,80 2,83 3,30 3,04 S/CM* [molH2O/molC] 2,88 2,62 2,87 2,71 3,36 2,98 2,84 2,69 2,34 2,90 2,54 S/B* [kgH2O/kgBr,waf] 2,13 1,94 2,26 2,10 2,70 2,25 2,15 2,13 1,85 2,30 1,96 TR [kgBr,wafh-1/ m²Vergaser] 220 225 200 228 167 203 206 220 245 197 230 WHSV [kgBr,wafh-1/kgBett] 0,58 0,62 0,56 0,65 0,47 0,57 0,58 0,63 0,73 0,60 0,66 654 654 654 653 653 654 653 655 654 653 656 Vergasungstemperatur [°C] *Wassergehalt am Versuchstag - 37 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) 4.5 E Evaluierrung der Versuchsergebnisse e 4.5.1 V Versuchsphase 1: Verga asungsve ersuche Alle Brennstofffe konnten n in einem m stabilen AER-Anla agenbetriebb bei ca. 655 °C vergastt werden. Es gab au ufgrund de r Brennsto offvorbehandlung weeder Proble eme mit der Dossierung (bis auf den Rindenmu ulch) noch mit dem Fluidisierunngsverhalte en. Weiterhin kkonnte kein ne Aschea aufschmelzzung oder Agglomera ation im Veergaser be eobachtet werd den Darü über hinaus weisen alle a unterssuchten Bre ennstoffe ein e sehr ähhnliches Ergebnis E im Bere eich der tro ockenen Produktgasz P zusammen nsetzung für die nichhtkondensie erbaren Gaskom mponenten n auf (vgl. Abbildung 17). Abbildung 17: Gaszusammensetzung, Brrennstoffflex xibilität In Tabelle 13 ist der Be ereich der Produktga aszusamme ensetzungg aller Bren nnstoffe eingegrenzt. Hierraus wird deutlich, d da ass sich allle untersuchten Brennnstoffe zu u hohen Wasserstoffkonze entrationen n (75 – 83% %) vergase en lassen. - 38 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Tabelle 6: Übersich ht Produktga aszusamme ensetzung, Brennstofffflexibilität P Produktgaszusammen nsetzung fürr alle unterrsuchten Brennstoffe H2 [V Vol-%tr] 75 - 83 CH4 [V Vol-%tr] 5-8 CO [V Vol-%tr] 2-4 CO2 [V Vol-%tr] 7-9 CxHy [V Vol-%tr] 1,2 1 - 3,6 Die Produktgasausbeute e bezogen auf den wasserw und d aschefre ien Brenns stoffeintrag istt für alle untersuchte u en Brennsttoffe in ein nem sehr engen Berreich und liegt im Mittel b bei 0,79 m³ m i.N./kgBr,waaf ±5%. Ei nzig die Produktgas P sausbeute des Stam mmholzEsche--Versuchs zeichnet sich s von de en anderen n Ergebniss sen ab (vggl. Abbildun ng 18). Abbildung 18: Gasausbeute und Gasheizzwert, Brennstoffflexibilität Das niedrige Stammholz S z-Esche-Errgebnis fürr die Teera ausbeute hhebt sich ebenfalls gegenü über den restlichen r Untersuch ungen ab (betrachte et werden nur die Teerausbeuten bei gleich her Brenns stofffeuchte e). Eine niedrige n Te eerausbeutte bedeute et, dass die enttstandenen n Teere wä ährend de er Vergasu ung zu Pro oduktgas reeformiert werden. w - 39 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Damit lässt sich auch die erhöhte P Produktgas sausbeute bei der S Stammholz--Eschegegenüberr steht die auffällig hohe h Teerrausbeute bei der Vergassung erklärren. Demg Vergassung von Astschnitt. A Eine Ursacche hierfürr könnte de er Eisengeehalt in der Asche sein, (ssiehe (ii) Kap. K 4.2) welcher w de eutlich nie edriger ist als bei deen anderen n untersuchten n Brennsto offen (vgl. Tabelle 4)). Die ande eren Teera ausbeuten liegen spe eziell für die gra avimetrisch hen Teerk konzentrattionen in einem se ehr ähnlichhen Bereich von 15,4 g//kgBr,waf ±4% %. Die GC CMS-Teere e liegen leicht unter den d gravim metrischen Teeren bei 13,6 6 g/kgBr,waff mit einer Schwanku S n Mittelwerrt von ca. 99%. ng um den Abbildung 19: Teerrausbeute, Brennstofffflexibilität Die GCMS-Te eerzusamm mensetzung g, dargesttellt in Abb bildung 200, zeigt, dass ca. 70% de er Teere aus der Tee erklasse 2 und 3 bes steht (heterozyklischee- und karrbozyklische A Aromate miit einem Ring: R Pyridiin, Phenol und Tuluo ol). Die resstlichen Te eerkomponentten stellen PAH der Teerklassse 4 dar (Naphthalin ( n, Phenannthren und d Inden) [42]. Aus der GC CMS-Teerz zusammen nsetzung wird w deutlic ch, dass siich der Ge ehalt an Brennsstoffsticksto off (vgl. Ab bbildung 15 5) direkt in n der Pyrid din-Konzenntration wiederfindet. So o kann der höchste Gehalt G diesses heterocyclischen n Aromatenn mit einem m Stickstoffato om beim ve errotteten Kompost K n nachgewies sen werde en, welcherr auch den n höchsten Sticckstoffgeha alt besitzt. - 40 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Abbildung 20: Zusa ammensetz zung der GC CMS-Teere, Brennstofffflexibilität Fazit a aus den Untersu uchungen n zu Vers suchsph hase I Sofe ern die Pro oduktgaszu usammenssetzung so owie die Te eerkonzenttration derr einzelnen Brrennstoffe genauer betrachtett werden lässt sich feststelleen, dass sich s die Brennsstoffe diesb bezüglich in zwei Grruppen ein nordnen lassen (siehhe Tabelle 7). Die Gruppe e A zeichn net sich ge egenüber d der Gruppe B durch die höchssten Wass serstoffwerte, die niedrigeren CH4-, CO-, C xHy-Konzentrationen und Teeerausbeute en aus. Darauss lässt sich h schließe en, dass s ich diese Brennstofffe besser vergasen lassen. Dass d dabei auch mehr Produktgas en ntstehen müsste m kan nn anhand der vorlie egenden Daten nicht bestätigt werden. Dies b begründet sich aber auch dariin, dass bei einer bessern Vergasung primär auch meh hr CO2 ents steht, welc ches aber ssofort wied der vom Bettma aterial eingebunden wird, w wodu urch eine nur n geringe e Veränderrung der ta atsächlichen P Produktgassausbeute erfolgt; Im m Rahmen der Messg genauigkeiit kann die e jedoch nicht m mehr differe enziert beo obachtet we erden. Um Ursachen und Indikatoren n der unterschied u dlichen P Produktgas szusammensettzung beid der Gruppe en zu iden ntifizieren, müssen zu unächst allle Einfluss sgrößen der Bio omasse au usfindig ge emacht we erden, welche den Vergasung V gsprozess aktiv in unterscchiedlicherr Weise be eeinflussen n können. Im Folgen nden solleen diese EinflussE größen n aufgezeig gt werden, um ansch hließend daraus d Zus sammenhäänge mit den Versuchse ergebnissen abzuleite en. In Tab belle 5 wurden die einheitliche e en Rahme enbedin- 41 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) gungen für den Brennstoffvergleich abgesteckt und erklärt. Somit kann ausgeschlossen werden, dass andere Einflussparameter, außer der Biomasse Einfluss auf den Vergasungsprozess nehmen können. Wie bereits in Kapitel 4.2 beschrieben wurde, birgt der Einflussparameter Biomasse an sich wieder unterschiedliche Einflussgrößen, die alle den Vergasungsprozess in unterschiedlicher Weise beeinflussen können. Allerdings konnten bereits im Vorfeld der Versuche einige Einflussgrößen ausgeschlossen und eliminiert werden. Zum einen konnte ausgeschlossen werden, dass die physikalischen Größen wie Stückigkeit und Feuchte den Vergasungsprozess in unterschiedlicher Weise beeinflussen. Denn alle Brennstoffe wurden auf eine einheitliche Größe gemahlen und über einen gleichen Zeitraum getrocknet. Es lag vor Versuchsbeginn eine relativ einheitliche Brennstofffeuchte vor. Die Ergebnisse der Brennstoffanalysen ergeben, dass sämtliche Brennstoffe im wasser- und aschefreien Zustand einen sehr ähnlichen Anteil flüchtiger Bestandteile und an Fix-Kohlenstoffgehalt im Brennstoff aufweisen. Auch die Elementare Zusammensetzung sämtlicher Brennstoffe ist sehr identisch. Aus diesem Grund ist die Einflussgröße der Brennstoffanalyse auf die Vergasungsversuche ebenfalls auszuschließen. Allerdings unterscheiden sich die Brennstoffe sowohl im Aschegehalt und Aschezusammensetzung, als auch im makromolekularen Aufbau (Hemicellulose, Cellulose und Lignin). Folglich sind es diese Einflussgrößen, die aktiv den Vergasungsprozess der Brennstoffe in unterschiedlicher Weise beeinflussen können. Werden innerhalb der getätigten Untersuchungen diese potentiellen Einflussgrößen der Brennstoffe aus Gruppe A und B untereinander verglichen, lässt sich feststellen, dass die Brennstoffe der Gruppe A durchschnittlich einen höheren Cellulose- und Aschegehalt aufweisen als die Brennstoffe der Gruppe B (wasser- und aschefreier Zustand). Die Brennstoffe der Gruppe A besitzen alle einen Cellulosegehalt zwischen 51% und 62%. Die Brennstoffe der Gruppe B hingegen besitzen einen Cellulosegehalt zwischen 41% und 46%. Bezüglich der Einflussgröße Asche weisen die Brennstoffe der Gruppe A mit 3 – 30% einen deutlich höheren Aschegehalt auf als die Brennstoffe der Gruppe B, mit einem Aschegehalt zwischen 1,5% und 4%. Vergasungsversuche von [25] zeigen, dass sich Cellulose in einem Flugstromtreaktor bei nahezu allen Temperaturen (650 – 750°C) und Luftzahlen vollständig umsetzen lässt. Im Gegensatz hierzu kann ein Lignin-Derivat unter den gleichen Bedingungen nur bis zu 44% umgesetzt werden. Nach [25] liegt dies an der feinen, ausgemahlenen Struktur von Cellulose. Es gibt kein faseriges, Lignin enthaltendes grobes Holzkorn, das auf dem kurzen Weg durch den Reaktor erst aufgebrochen werden muss. Es besteht bereits aus kürzeren und linear aufgebauten Molekülketten. Seitens der Literatur ist ebenfalls bekannt, dass Asche einen katalytischen Einfluss auf den Vergasungsprozess nehmen kann. In wie weit der Aschgehalt der Brennstoffe dieser Versuchsreihe den Vergasungsprozess allerdings aktiv unterstützt haben - 42 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) könnte, ist schwierig zu beurteilen, da sich bei den Brennstoffen der Gruppe A weitgehend ähnliche Produktgaszusammensetzungen bei unterschiedlichstem Ascheanteil ergeben. Das Spektrum des Aschegehaltes aller Brennstoffe ist mit 4-30% sehr weitläufig und uneinheitlich. Tabelle 7: Produktgaszusammensetzung Gruppe A und B Gruppe A Gruppe B Kompost (verrottet und frisch), Rindenmulch, Stammholz Esche Fichte(16,9%), Kronenholz, Ast – und Heckenschnitt (14,0% / 16,8%) H2 [Vol.-%tr] 79 - 83 75 - 79 CH4 [Vol.-%tr] 4-7 7-8 CO [Vol.-%tr] 2-3 3-4 CxHy [Vol.-%tr] 1,2 - 2,5 2,7 - 3,6 LHVGas [MJ/m³i.N..] 12 - 13 13 - 14 max. Teer [g/kgBr,waf] 33 - 40 35 - 56 grav. Teer [g/kgBr,waf] 5 - 16 15 - 23 Teer GCMS [g/kgBr,waf] 8 - 15 13 - 20 CelluloseGehalt [kg/kgBr,waf] 51 - 62 41 - 46 Aschegehalt [kg/kgBr,wf] 3 - 32 1,5 - 4 - 43 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Der Einfluss der Brennstofffeuchte Um den Einfluss der Brennstofffeuchte auf die Produktgaszusammensetzung, Gasausbeute sowie Teerausbeute zu untersuchen wurde, wie einleitend angesprochen, für drei Brennstoffe eine weitere Trocknung vorgenommen. Aus Abbildung 17 wird ersichtlich, dass die Brennstofffeuchte im untersuchten Bereich keinen wesentlichen Einfluss auf die nichtkondensierbaren Gaskomponenten ausübt. Auf die Gasausbeute kann jedoch ein Einfluss der Brennstofffeuchte beobachtet werden. So erhöht sich bei der Stammholz Fichte und beim Heckenschnitt die trockene Gasausbeute um durchschnittlich 5,7%, wenn der Brennstoff getrocknet wird. Beim Versuch mit dem Astschnitt konnte diese Tendenz jedoch nicht bestätigt werden, wobei in diesem Versuch die Gasausbeute sogar leicht abnimmt (ca. 2,6% (vgl. Abbildung 18)). Eindeutiger ist der Einfluss der Brennstofffeuchte auf die Teerausbeute. Bei allen Feuchte-Versuchen ist klar zu erkennen, dass mit abnehmender Brennstofffeuchte die gravimetrische Teerausbeute abnimmt (vgl. Abbildung 19). Wenn im feuchten Zustand die gravimetrische Teerausbeute noch über der GCMS-Teerausbeute liegt, ist sie nach der Trocknung unter der GCMS-Teerausbeute. Das bedeutet, dass eine hohe Brennstofffeuchte dazu führt, dass hochmolekulare Teerspezien der Klasse 1 entstehen. Nach [42] entstehen diese Teerkomponenten bei niedrigen Vergasungstemperaturen, was bedeutet, dass die Brennstofffeuchte einen starken Einfluss auf den Wärmehaushalt des Brennstoffkorns beim Aufheizen auf die Reaktortemperatur ausübt. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse aus Kapitel 6, in dem gezeigt wird, dass eine Erhöhung der Dampfrate bezogen auf den Brennstoffstrom die gravimetrische Teerausbeute reduzieren kann, muss daraus geschlossen werden, dass es einen signifikanten Unterschied macht ob der Dampf als Vergasungsmittel von außen an das Brennstoffpartikel angreift – das begünstigt die Teerreformierung, oder von innen durch die Brennstofffeuchte kommt – das erhöht die Teerausbeute beim AERProzess im untersuchten Temperaturbereich. - 44 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 4.5.2 Versuchsphase 2: Verbrennungs- Regenerationsversuche In der zweiten Versuchsphase wird das gesammelte Bettmaterial-/Koksgemisch aus Versuchsphase 1 in der unter Kapitel 3.2.2 vorgestellten stationären Laborwirbelschichtversuchsanlage unter Semi-batch-Bedingungen verbrannt bzw. regeneriert. Das Ziel hierbei ist etwaiges Aufschmelzen der Aschen zu beobachten und verschiedene Verbrennungstemperaturen und Luftzahlen anzufahren, um das Koksabbrennverhalten zu beurteilen. Als Kriterium für einen sauberen Abbrand wird die COKonzentration bezogen auf 5 Vol.-% Restsauerstoff herangezogen. Um Agglomerationsneigungen zu beurteilen wurde das Bettmaterial nach dem Verbrennungsversuch im Labor gesiebt und mit dem Rohmaterial verglichen. In der nachfolgenden Tabelle sind die Versuchsbedingungen für die Verbrennungsversuche aufgelistet. Neben der Verbrennungs-/Regenerationstemperatur wird auch die Luftzahl im Bereich stöchiometrisch bis weit überstöchiometrisch variiert. Die Regenerationstemperatur wurde in zwei Bereiche angefahren (870 °C < TReg,I < 890 °C, 910 °C < TReg,II < 930 °C ). In Abbildung 21 und Abbildung 22 sind die Ergebnisse der Verbrennungsversuche für verschiedene Luftzahlen und Verbrennungs-/Regenerationstemperaturen abgebildet. Um für die Interpretation der Versuchsergebnisse vergleichbare Rahmenbedingungen zu schaffen ist das bei der Kalzinierung zusätzlich frei werdende CO2 bereits aus den dargestellten CO-Konzentrationen herausgerechnet worden. Es wird für beide Temperaturbereiche klar ersichtlich, dass bei einer nahezu stöchiometrischen Luftzahl der Abrannt schlechter wird und die CO-Konzentration exponentiell ansteigt. In einem als zirkulierende Wirbelschicht ausgeführten AER-Regenerator, wird die Luftzahl normalerweise im Bereich 1,3 < n < 1,5 liegen. In diesem Bereich kann somit anhand der vorliegenden Versuchsergebnisse mit einer CO-Konzentration von 30-60 ppmV gerechnet werden. Einen Einfluss der Regenerationstemperatur kann in diesen Versuchsreihen nicht beobachtet werden. Ein Abbrand des zurückbleibenden Vergasungskoks bei parallel ablaufender Kalzinierung des Bettmaterials ist aus diesen Versuchen relativ problemlos zu bewerkstelligen. Eine Siebanalyse der Bettproben ergab nach der Verbrennung/Regeneration keine signifikante Veränderung der mittleren Partikelgröße für alle untersuchten Bettproben. Auch ein Ascheaufschmelzen bzw. eine Defluidisierung konnte während der Versuchsdurchführung, mit einer durchschnittlichen Versuchszeit von 30 min, nicht beobachtet werden. - 45 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Tabelle 8: Versuchsbedingungen, Brennstoffflexibilität, Versuchsphase 2 Luftzahl n Verbrennungs/Regenerationstemperatur Koks/Bettmassenstrom [] [°C] [kg/h] 2,11 887 0,99 2,10 915 0,94 1,58 916 1,32 2,86 917 1,77 2,48 930 1,37 2,38 930 1,37 Rindenmulch-/Koksbett_nmittel 1,54 930 1,37 Rindenmulch-/Koksbett_nklein 1,12 930 1,83 2,91 885 1,25 3,17 918 1,08 1,88 915 1,94 1,44 919 1,68 1,64 887 0,87 1,55 921 0,97 1,36 917 0,90 1,41 912 0,90 1,20 884 1,26 1,15 886 0,84 1,13 914 1,24 1,05 915 0,83 Astschnitt-/Koksbett _ngroß 2,01 880 1,47 Astschnitt-/Koksbett _nmittel 1,68 921 1,68 1,23 885 1,16 1,13 917 1,13 3,74 869 1,65 2,61 903 1,23 2,38 885 1,19 1,66 886 1,23 1,63 915 1,19 1,61 917 1,24 Versuchsbezeichnung Heckenschnitt-/Koksbett_ngroß Heckenschnitt-/Koksbett _nmittel Rindenmulch-/Koksbett_ngroß Kompost verrottet-/Koksbett_ngroß Kompost verrottet-/Koksbett_nmittel Stammholz Fichte-/Koksbett _nmittel Stammholz Fichte-/Koksbett _nklein Astschnitt-/Koksbett _nklein Kompost frischt-/Koksbett _ngroß Kompost frischt-/Koksbett _nklein - 46 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) CO-Konzentration [ppmv]5 Vol.%O2 600 500 400 300 200 100 0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 Luftzahl n [ ] Heckenschnitt-Koks/Bett Rindenmulch-Koks/Bett Kompost ver.-Koks/Bett St.-Fichte-Koks/Bett Astschnitt-Koks/Bett Kompost frisch-Koks/Bett Abbildung 21: Verbrennungsversuchsreiche I, 915 °C-Regeneratortemperatur CO-Konzentration [ppmv]5 Vol.%O2 100 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 Luftzahl n [ ] Heckenschnitt-Koks/Bett Kompost ver.-Koks/Bett Astschnitt-Koks/Bett Kompost frisch-Koks/Bett St.-Fichte-Koks/Bett Abbildung 22: Verbrennungsversuchsreiche II, 880 °C-Regeneratortemperatur - 47 - 3.0 Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 4.6 Zusammenfassung und Fazit der experimentellen Untersuchungen zur Brennstoffflexibilität Im Rahmen der Untersuchungen wurden verschiedenartige Brennstoffe auf ihre AER-Vergasbarkeit untersucht. Die Auswahl der zu untersuchenden Brennstoffsorten, wie auch die Versuchsplanungen wurden im Kontext einer praxisnahen Anwendbarkeit geplant und durchgeführt. Zusammengefasst konnten folgende Beobachtungen gemacht werden: I. II. III. IV. V. VI. Alle Brennstoffe konnten in einem stabilen AER-Anlagenbetrieb bei ca. 655 °C vergast werden. Es gab aufgrund der Brennstoffvorbehandlung weder Probleme mit der Dosierung (bis auf den Rindenmulch) noch mit dem Fluidisierungsverhalten. Weiterhin konnte keine Ascheaufschmelzung oder Agglomeration im Vergaser beobachtet werden. Alle untersuchten Brennstoffe weisen ein sehr ähnliches Ergebnis im Bereich der trockenen Produktgaszusammensetzung für die nichtkondensierbaren Gaskomponenten auf. Die Produktgasausbeute bezogen auf den wasser- und aschefreien Brennstoffeintrag ist für alle untersuchten Brennstoffe in einem sehr engen Bereich und liegt im Mittel bei 0,79 m³i.N./kgBr,waf ±5%. Einzig die Produktgasausbeute des Stammholz-Esche-Versuchs zeichnet sich von den anderen Ergebnissen ab. Das niedrige Stammholz-Esche-Ergebnis für die Teerausbeute hebt sich ebenfalls gegenüber den restlichen Untersuchungen ab. Demgegenüber steht die auffällig hohe Teerausbeute bei der Vergasung von Astschnitt. Die anderen Teerausbeuten liegen speziell für die gravimetrischen Teerkonzentrationen in einem sehr ähnlichen Bereich von 15,4 g/kgBr,waf ±4%. Die GCMS-Teere liegen leicht unter den gravimetrischen Teeren bei 13,6 g/kgBr,waf mit einer Schwankung um den Mittelwert von ca. 9%. Die GCMS-Teerzusammensetzung zeigt, dass ca. 70% der Teere aus der Teerklasse 2 und 3 besteht (heterozyklische- und karbozyklische Aromate mit einem Ring: Pyridin, Phenol und Tuluol). Die restlichen Teerkomponenten stellen PAH (polyzklische Aromate) der Teerklasse 4 dar (Naphthalin, Phenanthren und Inden) [42]. Aus der GCMS-Teerzusammensetzung wird deutlich, dass sich der Gehalt an Brennstoffstickstoff direkt in der PyridinKonzentration wiederfindet. Innerhalb der getätigten Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass Brennstoffe mit einem höherem Cellulose- und Aschegehalt zu höheren H2Konzentrationen und niedrigeren CO-, CH4-Konzetrationen sowie niedrigeren Teerausbeuten neigen. - 48 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) VII. VIII. IX. Der Einfluss der Brennstofffeuchte wurde für drei Brennstoffe untersucht. Auf die nichtkondensierbaren Gaskomponenten konnte kein Einfluss der Brennstofffeuchte erkannt werden. Auf die Gasausbeute kann jedoch ein Einfluss der Brennstofffeuchte beobachtet werden. Eindeutiger ist der Einfluss der Brennstofffeuchte auf die Teerausbeute. Bei allen FeuchteVersuchen ist klar zu erkennen, dass mit abnehmender Brennstofffeuchte die gravimetrische Teerausbeute abnimmt. Die Ergebnisse der Verbrennungsversuche zeigen, dass bei einer Luftzahl von 1,3 < n < 1,5 mit einer CO-Konzentration von 30-60 ppmV gerechnet werden kann. Einen Einfluss der Regenerationstemperatur kann im untersuchten Temperaturbereich aus diesen Versuchsreihen nicht beobachtet werden. Eine Siebanalyse der Bettproben ergab nach der Verbrennung/Regeneration keine signifikante Veränderung der mittleren Partikelgröße für alle untersuchten Bettproben. Auch ein Ascheaufschmelzen bzw. eine Defluidisierung konnte während der Versuchsdurchführung, mit einer durchschnittlichen Versuchszeit von 30 min, nicht beobachtet werden. - 49 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 5 Untersuchung des Einflusses der AERVergasungstemperatur auf den AER-Prozess Im zweiten Teil der experimentellen Untersuchungen sollen die wichtigsten Einflussfaktoren für den AER-Prozess untersucht werden und ein optimales AERBetriebsfenster geöffnet werden. Als erste wichtige Prozessgröße wird in diesem Kapitel der Einfluss der AER-Vergasungstemperatur erforscht und die Ergebnisse der Untersuchungen aufgeführt. 5.1 Motivation und Zielsetzung Da der AER -Prozess in einem relativ großen Betriebsfenster (600-725 °C) durchgeführt werden kann und dieser Betriebsparameter einen wesentlichen Einfluss auf den gesamten Prozess hat (vgl. Kap. 2.4) und auch nicht ohne Weiteres, Erkenntnisse aus anderen Vergasungsuntersuchungen auf den AER-Prozess übertragen werden können, wurde diese Prozessgröße im Rahmen dieses Verbundvorhabens umfassend untersucht. Durch diesen Ansatz motiviert ist das Ziel in diesem Forschungsvorhaben im Rahmen der AER-Optimierung den Einfluss der Vergasungstemperatur im Bereich von 600 °C bis 800 °C auf den AER-Prozess zu untersuchen. Hierbei soll der Zusammenhang zwischen Vergasungstemperatur und Gaszusammensetzung und Gasausbeute, sowie die Teerentwicklung untersucht werden. 5.2 Einfluss der Vergasungstemperatur auf den AERProzess – Theoretischer Hintergrund Die Vergasungstemperatur ist eine der wichtigsten Prozessgrößen der Biomassevergasung und ist daher auch in der Vergangenheit umfassend untersucht worden [1]-[3], [9]. Es konnte in verschiedenen Studien gezeigt werden, dass eine Erhöhung der Vergasungstemperatur den Biomasseumsatz verbessert und damit die Produktgasausbeute erhöht wird. Dieser Effekt begründet sich nach [1] darin: (i) Eine hohe Prozesstemperatur führt im Pyrolyseschritt, welcher die Vergasung einleitet, zu einer hohen Pyrolysegasausbeute [2]; (ii) Die langkettigen Kohlenwasserstoffe, gebildet in der Pyrolyse, werden daraufhin im eigentlichen Vergasungsschritt reformiert, bzw. weiter aufgespalten. Dementsprechend begünstigt eine hohe Vergasungstemperatur auch niedrige Teerkonzentrationen im Produktgas [3]; (iii) Weiterhin werden die endothermen Koksvergasungsreaktionen (vgl. Gl. (1), (3) - (5)) durch eine hohe Vergasungstemperatur begünstigt, was in hohen Gasausbeuten resultiert. - 50 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Neben den oben genannten Effekten führt eine hohe Prozesstemperatur auch zu einer schnellen Aufheizrate der Biomasse wodurch die Vergasungstemperatur schnell erreicht und dementsprechend lange Brennstoffverweilzeiten in der Vergasungszone unter eigentlichen Prozessbedingungen realisiert werden. Verschiedene Autoren haben den Einfluss der Vergasungstemperatur auf die Wasserstoffkonzentration und – ausbeute im Produktgas einer Wasserdampfvergasung untersucht und veröffentlicht, zusammenfassend dargestellt in [1]. Eine Schlussfolgerung aus diesen Arbeiten ist, dass eine Zunahme der Vergasungstemperatur in ein Maximum der Wasserstoffkonzentration mündet. Das Maximum variiert dabei in einem weiten Bereich zwischen 35 Vol.-% und 59 Vol.-% Ebenfalls variiert die maximale Vergasungstemperatur bei maximaler Wasserstoffkonzentration in einem weiten Bereich zwischen 700 °C und 850 °C. Die Spannweite der Ergebnisse lässt sich auf unterschiedliche Reaktorgeometrien, Reaktoranordnungen und Prozessführungen zurückführen. Um Wasserstoffkonzentrationen von über 75 Vol-% zu erzielen, müssen die thermodynamischen Rahmenbedingungen für die CO2/CaO-Gleichgewichtslage eingehalten werden. Das Betriebsfenster beschränkt sich daher auf eine Temperatur von 600 °C bis 725 °C. Dieser niedrige Temperaturbereich wurde speziell für die adsorptionsunterstützte Reformierung noch nicht untersucht und ist somit Bestandteil der Forschung in diesem Verbundvorhaben. 5.3 Versuchsplanung und Durchführung Innerhalb diesen Untersuchungen wurde die Vergasungstemperatur zwischen 600 °C und 850 °C variiert. Oberhalb von 750 °C ist zwar keine CO2-Abscheidung mehr zu erwarten, jedoch können gewonnene Erkenntnisse, zu Tendenzen, umfassender interpretiert werden. Einleitend wurde in diesem Tempertaturbereich als Referenzversuchsreihe eine Wasserdampfvergasung mit inaktivem Olivin Bettmaterial unter Semi-batch-Bedingungen durchgeführt. Darauffolgend wurde im ersten Schritt der AER-Untersuchungen im kontinuierlichen, DFB-Betrieb an der 20 kWth Technikumsanlage (siehe Kapitel 3.2.1) dieser Temperaturbereich durchgefahren, wobei für jeden Temperaturpunkt mindestens 12h stationärer Betrieb gehalten wurde. Da die Zirkulationsrate zwischen den Reaktoren und die Brennstoffdosierrate während des Versuchsablaufes nicht absolut konstant gehalten werden konnten, kommt es zu einer Veränderung der WHSV und des Durchsatzes TR sowie des S/CM*-Verhältnisses. Diese Prozessgrößen haben jedoch einen großen Einfluss auf den Prozess (gezeigt in Kapitel 6, 7 und 8,), woraufhin diese Untersuchungen im Semi-batch-Betrieb wiederholt wurden. Im semi-Batch Betriebsmodus kann sichergestellt werden, dass die festgelegten Rahmenbedingungen - 51 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) von sich verändernden Prozessgrößen (z.B. Zirkulationsrate) unbeeinflusst bleiben (vgl. Kapitel. 3.1.1). Im letzten Schritt der Untersuchungen wurde im Rahmen des Aktionsbündnisses Energie [20] die Vergasungstemperatur in der unter Kapitel 3.2.3. vorgestellten 200 kWth AER-DFB-Pilotanlage im Bereich von 609°C bis 756 °C variiert. Die Ergebnisse aus diesen Untersuchungen werden ergänzend zu den Ergebnissen aus diesem Forschungsprojekt dargestellt. Dadurch ist eine umfassende Ergebnisanalyse vom Technikumsmaßstab, unter definierten Bedingungen (Semi-batch), über DFBTechnikum bis zur AER-Pilotanlage gegeben. Für die Semi-batch-Referenzversuche wurde als Bettmaterial handelsübliches Olivin ohne Nickelzusätze verwendet. Das Olivin wurde vor den Versuchen auch nicht vorbehandelt. Für die Semi-batch-AER-Versuche wurde das Bettmaterial 1 aus Tabelle 2 verwendet. Für die 20 kWth- und 200 kWth-DFB-Versuche wurde das Bettmaterial 2 dessen Zusammensetzung ebenfalls in Tabelle 2 aufgeführt ist verwendet. Als Brennstoff wird für beide Semi-batch-Versuchsreihen Stammholz Fichte mit einer Brennstofffeuchte von 9,6 mas.-% eingesetzt. Für die DFB-Versuche wurden nach EN 14961-2, zertifiziert Holzpellets mit einer Brennstofffeuchte von 7,4 mas.-% bzw. 9,7 mas.-% (vgl. [36], [37]) benutzt. Die Versuchsdurchführung wurde entsprechend der Erklärung für Semi-batch-und DFB-Versuche unter Kap. 3.1 durchgeführt. Da die AER-Pilotanlage keine externen Heizungen besitzt wurde die Zirkulationsrate angepasst, um die gewünschte Vergasungstemperatur zu erreichen. Aus diesem Grund ist in der Versuchsreihe auch nur eine maximale Temperatur von 756 °C erreicht worden. Sowohl für die Semi-batch-Versuche als auch für die DFB-Versuchsreihen wurden nasschemische Teerproben genommen. Zum Zeitpunkt des Schlussberichtes standen jedoch für die 200 kWth noch keine GCMS-Analysewerte zur Verfügung. Weiterhin wurden während der Versuche in der Pilotanlage die Teerkonzentrationen quasionline nach [38] gemessen. Die Versuchsbedingungen für die Semi-batch-Versuchsreihen sind in Tabelle 9 und Tabelle 10 dargestellt. Für die DFB-Versuche sind die Versuchsbedingungen in Tabelle 11 (20 kWth) und Tabelle 12 (200 kWth) aufgeführt. Aus Tabelle 11 wird ersichtlich, dass sich während der Versuchsdurchführung die Versuchsbedingungen verändert haben. In der Pilotanlage konnten die Versuchsbedingungen über die gesamte Versuchsreihe konstant gehalten werden. - 52 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Tabelle 9: Versuchsbedingungen, Semi-batch-Versuch Olivin, Temperaturvariation Brennstoff: Stammholz Fichte (γH2O = 9,6 mas.-%) Olivin Ref.-Olivin Versuchsbezeichnung T1 T2 T3 T4 T5 T6 T7 T8 MBr [kgwaf,/h] 2,56 2,40 2,38 2,40 2,44 2,27 2,57 2,32 MBr S/CM*1 S/B*1 [kgi,r,/h] 2,81 2,64 2,61 2,63 2,68 2,49 2,82 2,55 [molH2O/molC] [kgH2O/kgBr,waf] [kgBr,wafh-1/ m²Vergaser] [kgBr,wafh-1/kgBett] 2,41 2,56 2,51 2,57 2,44 2,71 2,40 2,65 1,79 1,90 1,85 1,90 1,81 2,00 1,78 1,96 TR WHSV Vergasungs[°C] temperatur 251 236 233 235 233 222 252 228 0,57 0,53 0,53 0,53 0,54 0,50 0,57 0,52 602 655 645 700 748 798 798 848 1: inklusive Brennstofffeuchte Tabelle 10: Versuchsbedingungen, Semi-batch-Versuch Bettmaterial 1, Temperaturvariation Brennstoff: Stammholz Fichte (γH2O = 9,6 mas.-%) Bettmaterial 1 AER-B1 Versuchsbezeichnung T1 T2 T3 T4 T5 T6 MBr [kgwaf,/h] 2,24 2,29 2,29 2,30 2,32 2,35 MBr S/CM*1 S/B*1 TR WHSV Vergasungstemperatur [kgi,r,/h] 2,49 2,67 1,98 219 0,56 606 [molH2O/molC] [kgH2O/kgBr,waf] [kgBr,wafh-1/m²Vergaser] [kgBr,wafh-1/kgBett] [°C] 1: inklusive Brennstofffeuchte - 53 - 2,57 2,62 1,94 225 0,62 654 2,56 2,63 1,94 224 0,57 704 2,58 2,6 2,63 2,61 2,66 2,63 1,93 1,97 1,95 226 227 230 0,67 0,68 0,67 751 800 850 Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Tabelle 11: Versuchsbedingungen DFB 20 kWth-Versuch, Temperaturvariation Brennstoff: Zertifizierte Holzpellets nach EN 14961-2 Bettmaterial 2 Vergasungstemperatur MBr MBr S/CM*1 S/B*1 TR WHSV 1,30 ±0,3 [kgBr,wafh-1/ m²Vergaser] 292 ±76 [kgBr,wafh-1/ kgBett] 1,34 ±0,3 CaO/C (Looping-ratio) [MolCaO/ MolBr,C] 4,6 ±1 [°C] [kgwaf./h] [kgi.r./h] [molH2O/molC] [kgH2O/kgBr,waf] 600 2,99 ±0,8 3,11 ±0,8 1,73 ±0,4 655 2,70 ±0,6 2,81 ±0,6 1,96 ±0,5 1,47 ±0,4 265 ±55 1,18 ±0,2 5,5 ±3 704 3,21 ±0,2 3,34 ±0,2 1,51 ±0,1 1,47 ±0,4 265 ±55 1,51 ±0,1 4,0 ±0,3 753 3,59 ±0,1 3,74 ±0,1 1,35 ±0,1 1,01 ±0,1 352 ±11 2,00 ±0,2 3,6 ±0,1 800 3,68 ±0,2 3,83 ±0,2 1,33 ±0,1 0,99 ±0,1 360 ±16 2,26 ±0,2 3,5 ±0,2 848 3,82 3,97 1,28 0,96 374 2,3 3,4 TR WHSV [kgBr,wafh-1/ m²Vergaser] 312 ± 2,9 [kgBr,wafh-1/ kgBett] 0,71 ±0,1 1: inklusive Brennstofffeuchte Tabelle 12: Versuchsbedingungen DFB 200 kWth-Versuch, Temperaturvariation Brennstoff: Zertifizierte Holzpellets nach EN 14961-2 Bettmaterial 2 Vergasungstemperatur MBr MBr S/CM*1 S/B*1 [°C] [kgwaf./h] [kgi.r./h] [molH2O/molC] [kgH2O/kgBr,waf] 609-756 26,7 ±0,3 29,7 ±0,3 2,21 1,62 1: inklusive Brennstofffeuchte - 54 - CaO/C (Looping-ratio) [MolCaO/ MolBr,C] 6,2 ±4 Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 5.4 Evaluierung der VergasungstemperaturVersuchsergebnisse In Abbildung 23 bis Abbildung 27 sind die Ergebnisse des Temperatureinflusses für nichtkondensierbaren Gaskomponenten dargestellt: H2-, CO2- und CO- Konzentration, Abbildung 23 bis Abbildung 25: Für alle AER-Versuchsreihen kann sowohl im Semi-batch- als auch im DFB-Betrieb ein gleicher Verlauf über den gesamten untersuchten Temperaturbereich beobachtet werden. Die H2-Konzentration sinkt, mit steigender Temperatur ab, da die CO2Einbindung an CaO mit steigender Temperatur schlechter abläuft. Im Bereich um 650 °C konnte die maximale H2-Konzentration ermittelt werden. Die Versuche im Semi-Batch-Betrieb zeigen in diesem Temperaturbereich die höchsten H2Konzentrationen. Für den Referenzversuch mit Olivin kann ein gegenläufiger Trend beobachtet werden. Da hier keine CO2-Einbindung stattfindet ist die H2Konzentration durch den verbesserten Teer- und Brennstoffumsatz geprägt. CH4- und CxHy-Konzentration, Abbildung 26 und Abbildung 27: Mit zunehmender Vergasungstemperatur sinken die nichtkondensierbaren Kohlenwasserstoffe ab. Im Bereich von 650 °C konnten für alle Versuchsmodi bis auf den AERSemi-batch-Versuch sehr ähnliche CH4-Konzentrationen gemessen werden. Die CH4-Konzentration lag in diesem Betriebsmodus deutlich unter den anderen Werten. Ab einer Vergasungstemperatur von 800 °C stabilisieren sich die Methanwerte auf ein konstantes Niveau. Die Schwankungen im DFB-Betrieb an der Technikumsanlage zeichnen sich in den CH4-Konzentrationen ab. Der Wert schwankt bei 650 °C um den Mittelwert um bis zu 17%. Die CxHy-Konzentration des Referenzversuches hebt sich im gesamten untersuchten Temperaturbereich um den Faktor 2 von den andern Messwerten ab. Produktgasausbeute und -heizwert, Abbildung 28 und Abbildung 29: Da mit zunehmender Temperatur sowohl die Teerreformierung als auch der Brennstoffumsatz verbessert wird steigt die Produktgasausbeute für alle Versuchsmodi an. Für die AER-Semi-batch-Versuchsreihe konnten aufgrund der sehr langen Brennstoffverweilzeit die höchsten Ausbeuten gemessen werden. Aufgrund der Vergaserbauart ist die Brennstoffverweilzeit in der 20 kWth DFB-Versuchsanlage deutlich geringer. Der Produktgasheizwert sinkt für alle Versuchsreihen mit steigender Temperatur. - 55 - 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 H2-AER-Semi-batch H2-DFB 200kW H2-DFB 20kW H2-Olivin-Semi-batch 25 20 15 CO2-Olivin-S-batch 10 CO2-AER-S-batch 5 CO2-DFB 200kW CO2-DFB 20kW 0 900 550 600 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] Abbildung 23: H2, TVerg-Variation Abbildung 24: CO2, TVerg-Variation 50 20 CO-Olivin-S-batch CO-DFB 20kW 40 CO-DFB 200kW 30 CO-AER-S-batch 20 10 0 550 CxHY-Konzentration [Vol.-%tr] 600 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] CH4-Konzentration [Vol.-%tr] CO-Konzentration [Vol.-%tr] 550 CO2-Konzentration [Vol.-%tr] 30 600 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] CH4-DFB 200kW CH4-DFB 20kW CH4-AER-S-batch 10 5 0 550 600 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] Abbildung 25: CO, TVerg-Variation Abbildung 26: CH4, TVerg-Variation 10 16 CxHy-Olivin-S-batch CxHy-DFB 200kW 8 CxHy-DFB 20kW 6 CxHy-AER-S-batch 4 2 0 600 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] 12 LHV-Olivin-S-batch LHV-DFB 20kW 10 LHV-DFB 200kW LHV-AER-S-batch Abbildung 27: CxHy, TVerg-Variation 550 900 900 14 8 550 900 CH4-Olivin-S-batch 15 900 Gasheizwert [MJ/m³i.N.] H2-Konzentration [Vol.-%tr] Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 600 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] 900 Abbildung 28: Produktgasheizwert, TVergVariation - 56 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Teerausbeute, Abbildung 30 bis Abbildung 32: Für die Teerausbeute kann für die Semi-Batch-Versuche und für die Versuchsreihe an der 200 kWth Pilotanlage ein eindeutiger Trend beobachtet werden. Mit zunehmender Vergasungstemperatur sinkt die Teerausbeute. Die Teerausbeute bei der katalytisch-nicht-aktivenOlivin-Versuchsreihe liegt um bis zu 7 mal höher als bei den CaO-BettVersuchen. Hiermit kann deutlich gezeigt werden, dass CaO die Teerreformierung begünstigt. Aufgrund der großen Schwankungen im 20 kWth Versuchsbetrieb kommt es auch zu erheblichen Unterschiede in der Teerausbeute bei gleicher Vergasungstemperatur. Der Einfluss der Vergasungstemperatur konnte ebenfalls deutlich mit der quasi-online Teermesstechnik im Pilotbetrieb erfasst werden. 40 Y-AER-S-batch Teerausbeute [g/kgBr,waf] Gasausbeute [m³i.N./kgBr,waf] 2.0 Y-DFB 200kW 1.5 Y-Olivin-S-batch Y-DFB 20kW 1.0 0.5 0.0 grav.Teer-DFB 200kW 30 grav.Teer-AER-S-batch grav.Teer-Olivin-S-batch (x10) 20 10 0 550 600 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] 900 550 Abbildung 29: Produktgasausbeute, TVergVariation 60 GCMS Teer-AER-S-batch 50 GCMS Teer-Olivin-S-batch 40 online Teer-DFB 200kW 30 20 10 0 40 30 20 max. Teer-DFB 20kW max Teer-AER-S-batch max Teer-Olivin-S-batch 10 0 600 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] 900 50 GCMS Teer-DFB 20kW 550 600 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] Abbildung 30: Grav. Teerausbeute, TVergVariation Teerausbeute [g/kgBr,waf] 70 Teerausbeute [g/kgBr,waf] grav.Teer-DFB 20kW 900 Abbildung 31: GCMS Teerausbeute, TVergVariation 550 600 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] 900 Abbildung 32: Max. Teerausbeute, TVergVariation In Abbildung 33 und Abbildung 34 sind die Zusammensetzungen der GCMS-Teere für den AER-Semi-Batch- und den Olivin-Semi-Batch-Versuch aufgeführt. Für beide Versuchsreihen kann beobachtet werden, dass mit zunehmender Vergasungstemperatur der Phenolanteil abnimmt und Teere der Klasse 4 (Naphthalin, Inden und Phe- 57 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) nanthren) zunehmen. Phenol konnte im AER-Modus bei 850 °C nicht mehr in den GCMS-Teer gemessen werden. 100% Benzo(a)pyren GCMS-Teer relativer Massenanteil 90% Pyren 80% 70% Phenanthren 60% Fluoranthen 50% Naphthalin 40% Inden 30% Toluol 20% 10% Phenol 0% Pyridin 600 C 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] Abbildung 33: GCMS-Teerzusammensetzung, AER-Semi-batch, TVerg-Variation 100% Benzo(a)pyren GCMS-Teer relativer Massenanteil 90% Pyren 80% 70% Phenanthren 60% Fluoranthen 50% Naphthalin 40% Inden 30% Toluol 20% 10% Phenol 0% Pyridin 600 C 650 700 750 800 850 Vergasungstemperatur [oC] Abbildung 34: GCMS-Teerzusammensetzung, Semi-batch-Olivin, TVerg-Variation - 58 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 5.5 Zusammenfassung und Fazit der experimentellen Untersuchungen zur Vergasungstemperatur-Variation Innerhalb des Forschungsvorhabens konnte der Einfluss der Vergasungstemperatur auf die Gaszusammensetzung, Gasausbeute sowie die Teerausbeute, in einem Temperaturbereich von 600 °C bis 850 °C gezeigt werden. Die Untersuchungen sind dabei sowohl unter definierten Semi-batch-Bedingungen als auch im DFBTechnikumsmaßstab durchgeführt worden. Darüber hinaus werden die Ergebnisse mit AER-Vergasungstemperaturuntersuchungen aus anderen Projektarbeiten verglichen. Im Temperaturbereich von 650 °C konnten die höchsten Wasserstoffkonzentrationen gemessen werden. Nachfolgende Tabelle stellt für diesen Temperaturbereich die Ergebnisse für alle Versuchsmodi gegenüber. Soll das AER-Synthesegas weiter zu Methan synthetisiert werden vgl. Gl. (7) und Gl. (8) muss ein molare Verhältnis von H2:CO = 3 bzw. von H2:CO2 = 4 vorliegen. Anhand der experimentellen Untersuchungen kann gezeigt werden, dies bei einem AER-Vergasungstemperaturbereich von 690 °C < TAER-Vergasung < 710 °C der Fall ist. Wird Olivin als Bettmaterial verwendet kann dieses Verhältnis nicht erreicht werden Vergasungstemperatur 650 °C Tabelle 13: Zusammenfassung und Gegenüberstellung der Versuchsergebnisse bei 650 °C Semibatch Olivin Semibatch Bettm. 1 DFB 20 kWth Bettm. 2 DFB 200 kWth Bettm. 2 H2 [Vol.-%] 31,5 79,2 72,6 ±1,5 73,6 ±0,5 CO [Vol.-%] 26,9 3,8 8,8 ±2,0 7,8 ±0,2 CO2 [Vol.-%] 24,6 7,8 5,7 ±0,5 6,5 ±0,2 CH4 [Vol.-%] 10,7 7,0 10,4 ±0,9 10,5 ±0,4 CxHy [Vol.-%] 6,2 2,2 2,6 ±0,2 1,7 ±0,0 LHV [MJ/m³i.N.] 14,8 13,0 14,4 ±0,4 13,8 ±0,1 0,52 0,79 0,60 ±0,1 0,80 ±0,0 Gasausbeute [m³i.N./kgBr,waf] grav.-Teer [g/kgBr,waf] 84,2 8,6 22,4 ±3,9 32,9 ±1,4 GCMS-Teer [g/kgBr,waf] 29,6 12,8 9,7 ±3,2 - - 59 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 6 Untersuchung des Einflusses des Wasserdampf/Kohlenstoff-Verhältnisses auf den AERProzess Neben der Vergasungstemperatur stellt der Wasserdampf als Fluidisierungsmittel und Edukt für die Wasserdampfvergasung einen wichtigen Prozessparameter dar. Dementsprechend wird diese Einflussgröße im Zusammenhang mit der AEROptimierung in diesem Forschungsvorhaben experimentell erfasst und die Ergebnisse in diesem Kapitel vorgestellt. 6.1 Motivation und Zielsetzung Im Spannungsfeld der AER-Prozessparameter (siehe nachfolgende Abbildung) wird ersichtlich, dass der Wasserdampf einerseits als Vergasungsmedium direkt über das Wasserdampf-zu-Kohlenstoff(Brennstoff)-Verhältnis (S/C) (Definition siehe folgendes Kapitel) mit dem Brennstoff gekoppelt ist und dementsprechend auch die Vergasungsmechanismen direkt beeinflussen kann. Andererseits fungiert der Wasserdampf als Fluidisierungsmedium, womit über die Fluidisierungsgeschwindigkeit eine Proportionalität zur Reaktorgeometrie vorliegt. Überdies hinaus ist die Bereitstellung von Wasserdampf auch Energieintensiv, was sich negativ auf den Gesamtwirkungsgrad der Vergasungsanlage auswirken kann. Dem verbunden kommt hinzu, dass die fühlbare Wärme im Produktgas aufgrund der Teerbeladung nur begrenzt genutzt werden kann. Der Dampf wird dann im Niedertemperatur-Teerwäscher bzw. zuvor im Produktgasquench auskondensieren und muss für die Entsorgung entweder energetisch oder stofflich nachbehandelt werden. Durch diesen Ansatz motiviert ist das Ziel in diesem Forschungsvorhaben im Rahmen der Optimierung des AER-Versuchsprogrammes: I. Die Untersuchung des S/C-Einflusses auf die Vergasungsmechanismen. II. Die Identifikation des minimalen S/C-Verhältnisses für maximale Produktgasausbeuten, minimale Teerausbeuten und optimale Gaszusammensetzungen. - 60 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) A Abbildung 35: 3 Spannun ngsfeld der Prozesspa arameter beim AER-Veerfahren, S/C C 6.2 E Einfluss des Wa asserda ampf/Ko ohlenstoff-Verh hältniss ses a auf den AER-Pr A rozess – Theorretische er Hinte rgrund Der Quotient Wasserdam W mpf/Kohlen nstoff (eng gl.: Steam to Carbonn) beschre eibt das Verhälttnis von Oxidationsm O mittel zu R Reduktions smittel und ist somit eine wese entliche Prozesssgröße fürr die Wass serdampfve ergasung, speziell fü ür den AER R-Prozess [21]. In der Lite eratur ist auch a die Beziehung B g Wasserdampf zu Brennstoffs B strom üblic ch, verdeutlich ht aber nu ur begrenzt den Zusa nismen. ammenhang zu den Vergasunngsmechan Die dimensionslose Größ ße kann als Verhä ältnis von n Wasserddampfmole enstrom ennstoffkohlenstoffm molenstrom [molC,Br/h] nach Gl.. (10) angegeben [molH2O O/h] zu Bre werden n und wird im Rahme en dieser A Arbeit auch h so verwen ndet. S Da ampfmolen nstrominkll. Brennsto ffeuchte = C Brennsto offkohlensttoffmolensstrom molH2O/h / molc,Br⁄h (10) Bei e einer vollsständigen Oxidation O d des Kohlenstoffs durrch den W Wasserdampf nach Gl. (1)--(4) würde ein S/C-Ve erhältnis vvon 2 molH22O/molC benötigt werdden. Aufgrrund der niedrige en Vergassungstemperatur beim m AER-Pro ozess kann aber davvon ausge egangen werden n, dass inn nerhalb derr Brennsto offverweilze eit im Verg gaser kein vollständig ger Umsatz sta attfindet, wodurch w prinzipiell ein n kleineres s S/C ausre eichen könnnte. Jedoc ch kann nicht davon ausg gegangen werden, w da ass alle Wasserdam W mpfmolekülee ein Kohlenstoffül vorfinden n, zudem in einer sta ationären, blasenbildenden Wirrbelschichtt nur an molekü der Pha asengrenzze der Was sserdampfb blase ein stoffaustau s usch stattfinndet, wodu urch ein größere es Angebo ot and Wa asserdamp pf für den Wirbelsch hicht-Prozeess besse er wäre. Neben den allgem meinen Ve ergasungsrreaktionen Gl. (1)-(4)), (7), (8) w werden die bei der Vergassung bzw. im vorherigen Pyrolyyseschritt entstehend e den Teere ebenfalls Dampf- - 61 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) reformiert. Diese homogenen Reaktionen finden überwiegend im Freeboardbereich statt und werden durch ein hohes Dampfangebot auf der Eduktseite begünstigt. Ein hohes S/C bedeutet, dass viel Dampf erzeugt werden muss, was aus der Perspektive einer ganzheitlichen energetischen Betrachtung einen hohen Energieaufwand bzw. einen hohen technischen Aufwand zur Abwasseraufbereitung und dementsprechend hohen Kosten mit sich führt. Nach [3] und [22] werden in Wasserdampfvergasungsprozessen teilweise über 90% des eingesetzten Wasserdampfes nicht in H2 umgesetzt. Neben einer oberen Grenze besitzt die dimensionslose Prozessgröße auch eine Untergrenze. Diese darf zum einen nicht unterschritten werden, da sonst zu wenig Edukt angeboten wird, was in einer schlechten Gasausbeute und Gaszusammensetzung mündet. Zum anderen ist der Wasserdampf auch das Fluidisierungsmedium und demzufolge bildet sich beim Unterschreiten einer entsprechenden Gasgeschwindigkeit keine stabile Wirbelschicht mehr aus. 6.3 Versuchsplanung und Durchführung Motiviert durch diese Zusammenhänge soll innerhalb des Forschungsvorhabens ein optimaler Betriebszustand für das S/C-Verhältnis erfasst werden. Die Prozessgröße wird dabei sowohl im unterstöchiometrischen als auch im weit überstöchiometrischen Bereich angefahren und untersucht. Die Untersuchungen finden im ersten Schritt im Semi-batch-Betrieb statt, indem die Versuchsbedingungen sehr konstant gehalten werden können (vgl. Kapitel. 3.1). Im zweiten Schritt der Untersuchungen wurden, basierend auf diesen Grundlagenuntersuchungen, im Rahmen des Aktionsbündnisses Energie [20] die S/C-Versuche in der unter Kapitel 3.2.3. vorgestellten 200 kWth AER-DFB-Pilotanlage durchgeführt und den Ergebnissen aus den Semi-batch-Untersuchungen sowie AERLiteraturwerten [21] gegenübergestellt. Bei den S/C-Untersuchungen im Semi-batch-Betrieb wurde Bettmaterial 1 mit der Zusammensetzung aus Tabelle 2 verwendet. Die Versuchsdurchführung wurde entsprechend der Erklärung für Semi-batch-Versuche unter Kap. 3.1 durchgeführt. Für die Untersuchungen im Pilotmaßstab wurde das Bettmaterial 2 verwendet, dessen Zusammensetzung ebenfalls in Tabelle 2 aufgeführt ist. Als Brennstoff wird im Semi-batch-Betrieb Astschnitt (Birke/Esche) mit der unter Kapitel 4.3 vorgestellten Zusammensetzung verwendet. Die Brennstofffeuchte während der Versuchsreihe beträgt einheitlich 7,7 mas.-%. Für die DFB-Versuche wurden handelsübliche, nach EN 14961-2, zertifiziert Holzpellets eingesetzt. Die Brennstofffeuchte der Holzpellets beträgt in der Versuchsreihe 9,7 mas.-% (vgl. [36], [37]). - 62 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Die Versuchsbedingungen für die Semi-Batch-Versuchsreihe ist in der nachfolgenden Tabelle 14 aufgeführt. Tabelle 14: Versuchsbedingungen, Semi-batch-Versuch, S/C-Variation Brennstoff: Astschnitt (Birke/Esche) (γH2O,i.r. = 7,7 mas.-%) Bettmaterial 1 Versuchsbezeichnung S/CNr.1 S/CNr.2 S/CNr.3 S/CNr.4 MBr [kgwaf/h] 2,14 2,09 2,10 2,05 MBr [kgi.r./h] 2,39 2,33 2,34 2,28 S/CM*1 [molH2O/molC] 0,87 2,14 2,84 3,74 S/B*1 [kgH2O/kgBr,waf] 0,66 1,62 2,15 2,83 TR [kgBr,wafh-1/ m²Vergaser] 210 205 205 200 WHSV [kgBr,wafh-1/kgBett] 0,60 0,58 0,58 0,57 Vergasungstemperatur [°C] 655 653 655 654 1: inklusive Brennstofffeuchte Um optimale Voraussetzungen für einen Ergebnisvergleich zu schaffen sind die Versuchsbedingungen zu Beginn des Versuchs so gewählt worden, dass die WHSV und der TR für alle Versuche einheitlich sind. Das S/C-Verhältnis wurde durch den Dampfstrom reguliert. Der Brennstoffmassenstrom konnte daher für alle Untersuchungen auf relativ konstantem Niveau gehalten werden. Beim Versuch S/C-Nr.1 hat die Dampfmenge nicht mehr ausgereicht um das Bettmaterial zu fluidisieren, demensprechend wurde zusätzlich Stickstoff zugegeben um gleichbleibende Fluidisierungsbedingungen im Vergaser zu schaffen. Die Versuchsbedingungen für die DFB-Versuchsreihe sind in der nachfolgenden Tabelle 15 aufgeführt. Um den S/C-Parameter zu variieren wurde im kontinuierlichen Betrieb ebenfalls die Dampfmenge angepasst, wodurch die Brennstoffrate, und damit verbunden die WHSV, TR und die Looping-Ratio (CaO/C, siehe Kapitel 8.1) auf konstantem Niveau gehalten werden konnte. Die Versuchspunkte wurden im kontinuierlichen Betrieb mehrmals angefahren um die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse zu garantieren. Die Versuchszeit für einen Versuchspunkt variiert dabei zwischen 15 - 63 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Minuten und 3 Stunden (Langzeitversuch). Sowohl für die Semi-batch-Versuche als auch für die DFB-Versuchsreihe wurden nasschemische Teerproben genommen. In [21] wurde im Semi-batch-AER-Betrieb der Einfluss des S/C-Verhältnisses auf den AER-Prozess für S/CM*-Werte von 2-7 molH2O/molC untersucht. Jedoch wurde nicht untersucht wie sich kleinere S/CM*-Werte auf den AER-Prozess auswirken. Innerhalb dieser Arbeit wird zum einen der betriebstechnisch interessante Bereich von 0,9-2,8 molH2O/molC (Semi-batch) bzw. 1,5-1,7 molH2O/molC (DFB) untersucht, desweitern wurde ein relativ hoher S/C-Wert im Semi-batch-Modus angefahren um die Tendenzen mit [21] vergleichen zu können. 6.4 Evaluierung der S/C-Versuchsergebnisse In Abbildung 36 bis Abbildung 40 sind die Ergebnisse des S/C-Einflusses für nichtkondensierbaren Gaskomponenten dargestellt: H2-Konzentration, Abbildung 36: Im untersuchten S/CM*-Bereich werden für die Semi-batch-Versuchsreihe Wasserstoffkonzentrationen von 74 bis 79 Vol.-% gemessen. In der DFB-Versuchsreihe sind die Wasserstoffkonzentrationen im gesamten untersuchten S/CM*-Bereich niedriger (68-73 Vol.-%). Das kann auf die erhöhte Vergasungstemperatur zurückgeführt werden (vgl. Ergebnisse aus Kapitel 5). Dementsprechend ist die CO2- und CO-Konzentration höher (vgl. Abbildung 37 und Abbildung 38). In Abbildung 36 ist zu erkennen, dass im Semi-batchBetrieb die Wasserstoffkonzentration im Bereich von 0,9 < S/CM* < 2,8 ein lokales Maximum bei ca. S/CM* = 2 besitzt. Derselbe Verlauf kann für die DFBVersuchsreihe beobachtet werden. In der Semi-batch-Versuchsreihe steigt die Wasserstoffkonzentration oberhalb von S/CM* = 2,8 an und erreicht das globale Maximum. Dasselbe Phänomen wird bei [21] beobachtet. Im Bereich 2 < S/CM* < 3,9 liegt in lokales Minimum vor oberhalb von S/CM* = 3,9 sinkt der Wasserstoffwert wieder ab. Eine mögliche Erklärung dieses Phänomens kann im Bettfluidisierungsverhalten liegen. - 64 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Tabelle 15: Versuchsbedingungen DFB 200 kWth-Versuch, S/C-Variation Brennstoff: Zertifizierte Holzpellets nach EN 14961-2 Bettmaterial 2 Mittelwert MBr MBr S/CM*1 S/B*1 TR WHSV Vergasungs- über kon- temperatur stanten Bereich Versuchsbezeichnung [kgwaf/h] [kgi.r./h] [molH2O/molC] [kgH2O/ [kgBr,wafh-1/ [kgBr,wafh-1/ kgBr,waf] m²Vergaser] kgBett] [°C] [hh:min] CaO/C (Loopingratio) [MolCaO/ MolBr,C] S/C-Nr.1 26,1 29,0 1,61 1,18 305 0,70 679 00:15 5,4 S/C-Nr.2 26,1 29,0 1,64 1,20 305 0,71 675 01:52 5,1 S/C-Nr.3 26,4 29,3 1,92 1,40 308 0,62 673 00:15 4,9 S/C-Nr.4 26,6 29,6 2,22 1,62 312 0,67 683 03:09 5,6 S/C-Nr.5 26,2 29,2 2,25 1,65 307 0,57 678 00:32 5,2 S/C-Nr.6 26,4 29,3 2,55 1,87 308 0,58 676 00:23 5,1 S/C-Nr.7 26,8 29,8 2,80 2,05 314 0,73 675 00:15 4,9 S/C-Nr.8 26,9 29,9 2,78 2,03 314 0,76 672 00:59 4,7 S/C-Nr.9 26,5 29,5 2,83 2,07 310 0,60 670 00:15 4,6 1: inklusive Brennstofffeuchte - 65 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) CO2- und CO-Konzentration, Abbildung 37 und Abbildung 38: Beide Konzentrationsverläufe zeigen im Bereich 0,9 < S/CM*< 2,9 sowohl im Semi-batch- als auch im DFB-Betrieb ähnliche Verläufe. In der DFB-Versuchsreihe ist ein ausgeprägtes CO2-Minimum im Bereich 2,0 < S/CM*< 2,3 zu beobachten. Dies deckt sich mit den H2- und CO-Konzentrationen in diesem Bereich. Für den Semi-batchBetrieb ist das Minimum schon im Bereich um S/CM* = 1,5 zu beobachten. Das lässt sowohl auf einen besseren Brennstoffumsatz als auch auf eine bessere CO2-Einbindung zurückschließen. CH4- und CxHy-Konzentration Abbildung 39 und Abbildung 40 und Produktgasheizwert Abbildung 41: Für die CH4-Konzentration kann im Bereich 0,9 < S/CM*< 2,9 für die DFB- und Semi-batch-Versuchsreihe der gleiche Trend beobachtet werden. Ab S/CM* = 2 stabilisiert sich die CH4-Konzentration auf ein konstantes Niveau. Darüber hinaus sinkt im Semi-batch-Betrieb die Methankonzentration wieder ab. Im Allgemeinen liegt die CH4-Konzentration im DFB-Betrieb trotz höherer Temperatur über denen der Semi-batch-Versuchsreihe. Beim Verlauf der nicht kondensierbaren Kohlenwasserstoffe kann kein eindeutiger Trend für die DFB-Versuchsreihe identifiziert werden. Für die Semi-Batch-Versuche kann ein rapides Abnehmen der CxHy-Konzentration ab einem 3,0 < S/CM* beobachtet werden. Dem verbunden kann ein Trend für den Produktgasheizwert für beide Versuchsmodi erkannt werden. Mit steigenden S/CM* sinkt der Produktgasheizwert. Produktgasausbeute, Abbildung 42: Für die DFB-Versuchsreihe konnte ein klarer und signifikanter Trend beobachtet werden. Mit ansteigendem S/CM* steigt die Produktgasausbeute an. Die Produktgasausbeute liegt erst ab einem S/CM*Wert von 2 über dem der Semi-batch-Versuchsreihe, obwohl die Vergasungstemperatur um 25 K höher liegt. Das lässt sich darin begründen, dass beim Semibatch-Prinzip sehr lange Brennstoffverweilzeiten vorliegen, wodurch auch relativ hohe Produktgasausbeuten erzielt werden können. In der Semi-batchVersuchsreihe zeigt sich wieder ein lokales Maximum im Bereich von S/CM* = 2. Oberhalb von S/CM* = 3 wird dann in der Versuchsreihe ein globales Maximum erreicht. Teerausbeute, Abbildung 43 - Abbildung 45: Ab einem S/CM* > 1,5 kann sowohl im DFB- als auch im Semi-batch-Betrieb ein klarer Einfluss der Wasserdampfmenge auf die gravimetrische Teerausbeute beobachtet werden – wobei die gravimetrische Teerausbeute mit zunehmenden S/CM* stetig abnimmt. Für die GCMS-Teerausbeute kann im Semi-Batch-Betrieb kein deutlicher Trend erkannt werden – die GCMS-Analysen für die DFB-Versuchsreihe lagen zum Zeitpunkt der Berichterstattung noch nicht vor. Demzufolge ist in der Semi-batchVersuchsreihe der Verlauf der max. Teerausbeute auch vom Verlauf der gravimetrischen Teerausbeute bestimmt und liegt im Bereich von 28-35 g/kgBr,waf. - 66 - 75 70 H2-Semi Batch 650 C 65 H2-DFB 200kW 675 C 60 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 12 10 8 6 4 CO2-DFB 200kW 675 C 2 CO2-Semi Batch 650 C 0 0.0 4.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 S/CM [molH2O/molC,Br] S/CM [molH2O/molC,Br] Abbildung 36: H2, S/C-Variation Abbildung 37: CO2, S/C-Variation 14 CO-DFB 200kW 675 C 12 CO-Semi Batch 650 C 10 8 6 4 2 0 0.0 CxHy Konzentration [Vol.-%tr] 0.5 CH4 Konzentration [Vol.-%tr] CO Konzentration [Vol.-%tr] 0.0 CO2-Konzentration [Vol.-%tr] 80 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 10 9 8 7 6 CH4-DFB 200kW 675 C 5 CH4-Semi Batch 650 C 4 4.0 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 S/CM [molH2O/molC,Br] S/CM [molH2O/molC,Br] Abbildung 38: CO, S/C-Variation Abbildung 39: CH4, S/C-Variation 5 4.0 11 4.0 14.8 Gasheizwert [MJ/m³i.N.] H2-Konzentration [Vol.-%tr] Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 14.4 4 3 CxHy-Semi Batch 650 C 2 CxHy-DFB 200kW 675 C 14.0 Semi Batch 650 C 13.6 DFB 200kW 675 C 13.2 1 12.8 0 12.4 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 S/CM [molH2O/molC,Br] S/CM [molH2O/molC,Br] Abbildung 40: CxHy, S/C-Variation Abbildung 41: Produktgasheizwert, S/C-Variation - 67 - 1.2 20 DFB 200kW 675 C 1.0 Teerausbeute [g/kgBr,waf] Gasausbeute [m³i.N./kgBr,waf] Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Semi Batch 650 C 0.8 0.6 0.4 15 grav.Teer Semi-batch 10 grav.Teer DFB 200kW 5 0 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 0.0 0.5 S/CM [molH2O/molC,Br] 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 S/CM [molH2O/molC,Br] Abbildung 42: Produktgasausbeute, S/C-Variation Abbildung 43: Grav. Teerausbeute, S/C-Variation 50 Teerausbeute [g/kgBr,waf] 25 Teerausbeute [g/kgBr,waf] 1.0 20 15 GCMS Teer Semi-batch 10 5 0 40 30 max. Teer Semi-batch 20 10 0 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 S/CM [molH2O/molC,Br] 0.0 0.5 1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 S/CM [molH2O/molC,Br] Abbildung 44: GCMS Teerausbeute,, S/C-Variation Abbildung 45: Max. Teerausbeute, S/C-Variation Für die Semi-batch-Versuchsreihe kann kein Einfluss der S/CM* auf die GCMSTeerzusammensetzung im untersuchten S/CM*- und Temperaturbereich erkannt werden. Die Hauptteerkomponenten sind Teere der Klasse 2-3, bzw. mit Naphthalin Inden und Phenanthren Vertreter der Klasse 4 (vgl. Abbildung 46). - 68 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Ab bbildung 46: GCMS-Te eerzusammensetzung, S/C-Variatiion 6.5 Z Zusamm menfass sung und Fazit der exp perimen ntellen UnU te ersuchu ungen zur z S/C--Variatio on Inne erhalb des Forschungsvorhabe ens wurde der Einflu uss des W Wasserdam mpfs als Vergassungs- un nd Fluidis sierungsm ittel sowo ohl unterr definiert rten Semi-batchBedingungen als auch unte er realitäts nahen AER-Bedingu ungen im teechnisch relevanr ER-Bereich h untersuc cht. Es ko onnte sow wohl der Einfluss eeiner veränderten ten AE Dampfm menge au uf die Gaszusammen nsetzung als auch die d Gasauusbeute fü ür beide Versucchsmodi ge ezeigt werd den. Überd dies hinau us wird derr Einfluss vvon S/CM* auf die Teerau usbeute vo orgestellt. Da D im Berreich von 1,5 1 < S/CM* < 2,5 soowohl die größten g Wasserstoffkonze entrationen n gemesse en wurden n, als auch h die höchhsten Prod duktgasausbeu uten (Semii-batch-Betrieb) erzie elt werden konnten, kann diesse Betriebs seinstellung alss ein optim maler Bereich identifizziert werde en. Aus der Sicht der Teera ausbeute ssind jedoch höhere Dampfmenngen hilfre eich. Da jedoch aufgrund der hohen n Teergeh alte im Sy ynthesegas s davon a usgegange en werann, dass ein e Teerwä äscher na ch dem AER-Vergas A ser unumggänglich is st, spielt den ka es speziell aus der d gesamtenergetiscchen Sichtt eine unte ergeordnette Rolle wenn die * um ca. 5% % (Bereich 2,0 < S/C CM < 3,0) reduziert werden, w daa der EnergieaufTeere u wand zzu Bereitste ellung des Dampfes und zur Abwasserna A achbehanddlung den Gewinn der kleineren Tee erausbeute en deutlich schmälertt. - 69 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Unterhalb von S/CM* = 1,5 nehmen die Ausbeuten rapide ab und die Gaszusammensetzung verschlechtert sich zu niedrigeren H2-Konzentrationen. Weiterhin musste bei der Versuchsreihe im Semi-batch-Betrieb unter diesen Bedingungen zusätzliches Fluidisierungsmittel zugegen werden, da sich die stationäre Wirbelschicht nicht mehr ausgebildet hat. Ein Betrieb in diesem Bereich ist daher nicht zu empfehlen. Auf Basis der Erkenntnisse aus den S/C-Variationsuntersuchungen kann sowohl eine sichere Betriebsführung stattfinden, als auch ein Vergasungsreaktor ausgelegt und gebaut werden. - 70 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 7 Untersuchung des Einflusses des Biomassestrom/Bettmasse-Verhältnisses auf den AERProzess Die CO2-Adsorption an CaO, und damit verbunden das festgelegte AERTemperaturfenster, stellt den wesentlichsten Unterschied der AER-Vergasung zur konventionellen Wasserdampfvergasungsverfahren dar. Dementsprechend wichtig ist das im Vergaser genügend Sorbens im Verhältnis zum freigesetzten CO2 vorliegt. Im letzten Teil der AER-Optimierungsuntersuchungen wird der Einfluss dieses Verhältnisses experimentell untersucht und die Ergebnisse aus den Untersuchungen aufgeführt. 7.1 Motivation und Zielsetzung Um die Reaktorgeometrie eines Vergasers festlegen zu können muss das im Kapitel 6.1 vorgestellte Spannungsfeld der AER-Prozessparameter um eine wichtige Betriebsgröße erweitert werden (siehe Abbildung 47). Das Verhältnis zwischen Brennstoffstrom zu CO2-aktiven Bettmasse (WHSV), (Definition siehe folgendes Kapitel) ist eine wesentliche Größe wenn es darum geht CO2 an CaO abzuscheiden. Darüber hinaus fungiert das CaO auch als Katalysator für die Teerreformierung. Dementsprechend wichtig ist somit eine gesicherte Kenntnis über den Einfluss dieser Prozessgröße auf den AER-Prozess. Das Ziel in diesem Forschungsvorhaben ist somit im Rahmen der Optimierung des AER-Versuchsprogrammes: I. Die Untersuchung des WHSV-Einflusses auf die Vergasungsmechanismen. II. Die Identifikation des optimalen WHSV-Verhältnisses für maximale Produktgasausbeuten, minimale Teerausbeuten und optimale Gaszusammensetzungen. - 71 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Abbildu ung 47: Sp pannungsfe eld der Pro ozessparam meter beim m AER-Verf rfahren, WH HSV 7.2 E Einfluss des Biomasse estrom//Bettmasse-Verrhältnis sses (W WHSV) auf den n AER-P Prozess s – Theo oretisch her Hinterg grund Die Raumgescchwindigke eit WHSV (Weight Hourly Spac ce Velocityy) [1/h] bes schreibt die Bezziehung zw wischen de en in den V Vergaser geförderten g n Biomasssestrom [kg g/h] und dem festen Bettin nventar (Ca aO) [kg] de es Vergase ers nach fo olgender G Gleichung [3], [13]. Biomasssestromin ndenVerga aser WHSV = Betttmasseim mVergaserr kgBr,waaf /h kgCaaO (11) Anallog zur Raumgesch R hwindigkeiit (WHSV)) wird in der Forsschung zu ur CO2Absche eidung die e molare Active A Spa ace Time formuliert f [12], [14], [15], [27]]. Diese Kenngrröße stellt den Kehrw wehrt der R Raumgesc chwindigke eit dar und bezieht sich, vergleichb bar zur Loo oping-ratio (vgl. Kap. 8.1), auf den d in den n Karbonattor einström menden CO2-Molenstrom.. Diese Ke enngröße u und demzu ufolge auc ch die WHS SV konnte e für die CO2-Ab bscheidung g als eine wichtige P Prozessvarriable erkannt werdenn. Die Men nge des CaO im m Vergase er wurde durch experrimentelle Karbonisie erungsverssuche als Schlüsselpara ameter für die Beein nflussung d der Reaktiionsgeschw windigkeit und die KarboniK sierung gsrate und damit auc ch auf die C CO2-Absch heidugseffizienz iden tifiziert [12 2], [27]. Para allel zur Lo ooping-ratio lassen ssich die Relevanz de er Erkennttnisse aus diesen Grundla agenuntersuchungen n klar auf d die AER-V Vergasung ableiten (vvgl. Kap. 8.1) 8 Wie - 72 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) sich bei den Versuchen mit CO2-inaktives Bett (Olivin) und CO2-aktivem Bett gezeigt hatte (siehe Kapitel 5.5), wirkt frisch kalziniertes CaO in der Dampfreformierung als ein Katalysator zur Teerreformierung (allgemein beschrieben unter Kap. 8.1), was durch eine niedrige WHSV begünstigt wird [13]. Der Durchsatz beschreibt die Beziehung zwischen dem Biomassestrom [kg/h], der in den Vergaser geht, zur Querschnittsfläche des Vergasers [m²] und wird neben der WHSV in [3] und [13] als wichtige Prozessgröße spezielle um Versuchsergebnisse untereinander vergleichbar zu machen aufgeführt. Da in den experimentellen Untersuchungen die Reaktorgeometrie des Vergasers nicht permanent angepasst werden kann, muss in allen Versuchsreihen der Brennstoffstrom konstant und einheitlich gehalten werden um vergleichbare Durchsätze (TR) und demzufolge vergleichbare Rahmenbedingungen zu schaffen. TR = kgBr Biomassestrom indenVergaser Vergaserquerschnittsfläche h ∙ m2Vergaser (12) 7.3 Versuchsplanung und Durchführung Analog zu den experimentellen S/C-Untersuchungen finden die WHSVUntersuchungen im ersten Schritt unter definierten Semi-batch-Bedingungen statt. Im zweiten Schritt der Untersuchungen werden die WHSV-Versuche in der unter Kapitel 3.2.3. vorgestellten 200 kWth AER-DFB-Pilotanlage wiederholt und die daraus erfassten Ergebnisse den Semi-Batch-Daten gegenübergestellt. Bei den WHSV-Untersuchungen im Semi-batch-Betrieb wurde Bettmaterial 1 mit der Zusammensetzung aus Tabelle 2 verwendet. Die allgemeine Versuchsdurchführung wurde entsprechend der Erklärung für Semi-batch-Versuche unter Kap. 3.1 durchgeführt. Für die Untersuchungen im Pilotmaßstab wurde das Bettmaterial 2 verwendet, dessen Zusammensetzung ebenfalls in Tabelle 2 aufgeführt ist. Als Brennstoff wird im Semi-batch-Betrieb Heckenschnitt mit der unter Kapitel 4.3 vorgestellten Zusammensetzung verwendet. Die Brennstofffeuchte während der Versuchsreihe beträgt einheitlich 8,5 mas.-%. Für die DFB-Versuche wurden handelsübliche, nach EN 14961-2 zertifiziert Holzpellets eingesetzt. Die Brennstofffeuchte der Holzpellets beträgt in der Versuchsreihe 9,7 mas.-% (vgl. [36], [37]). Die Versuchsbedingungen für die Semi-Batch-Versuchsreihe sind in der nachfolgenden Tabelle 16 aufgeführt. - 73 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Tabelle 16: Versuchsbedingungen Semi-batch-Versuch, WHSV-Variation Brennstoff: Heckenschnitt (γH2O,i.r. = 8,5 mas.-%) Bettmaterial 1 WHSV- WHSV- WHSV- WHSVNr.1 Nr.2 Nr.3 Nr.4 Versuchsbezeichnung M [kgwaf/h] 2,51 2,57 2,50 2,56 M [kgi.r./h] 2,84 2,91 2,80 2,90 S/CM*1 [molH2O/molC] 2,33 2,28 2,34 2,29 S/B*1 [kgH2O/kgBr,waf] 1,85 1,80 1,85 1,81 TR [kgBr,wafh-1/m²Vergaser] 245 252 245 251 WHSV [kgBr,wafh-1/kgBett] 1,2 0,94 0,73 0,50 654 653 654 655 Vergasungstemperatur [°C] 1: inklusive Brennstofffeuchte Um optimale Voraussetzungen für einen Ergebnisvergleich zu schaffen sind die Versuchsbedingungen zu Beginn des Versuchs so gewählt worden, dass die S/CM*Verhältnisse für alle Versuche einheitlich sind. Da für hohe WHSV-Werte mehr Bettmaterial eingesetzt werden muss, wurde das S/CM* geringfügig höher gefahren als das Optimum aus Kapitel 6.4 gezeigt hat. Dadurch konnte eine sichere Fluidisierung des Bettmaterials gewährleistet werden. Die WHSV-Variation wurde im Semi-Batch-Betrieb durch unterschiedliches einwiegen der Bettmasse bewerkstelligt. Somit kann der Brennstoffstrom und damit verbunden der Durchsatz (TR) und das S/C-Verhältnis wie auch die Fluidisierungsbedingungen konstant gehalten werden. Die Versuchsbedingungen für die DFB-Versuchsreihe sind in der nachfolgenden Tabelle 17 aufgeführt. - 74 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Tabelle 17: Versuchsbedingungen DFB 200 kWth-Versuch, WHSV-Variation Brennstoff: Zertifizierte Holzpellets nach EN 14961-2 Bettmaterial 2 Mittelwert MBr MBr S/CM*1 S/B*1 TR WHSV Vergasungs- über kon- temperatur stanten Bereich Versuchs- [molH2O/ [kgH2O/ [kgBr,wafh-1/ [kgBr,wafh- 1 molC] kgBr,waf] m²Vergaser] /kgBett] [kgwaf/h] [kgi.r./h] WHSV-Nr.1 26,9 29,9 2,19 1,61 315 WHSV -Nr.2 26,9 29,8 2,20 1,61 WHSV -Nr.3 26,9 29,9 2,19 WHSV -Nr.4 26,6 29,6 WHSV -Nr.5 26,6 WHSV -Nr.6 WHSV -Nr.7 bezeichnung CaO/C (Loopingratio) [MolCaO/ [°C] [hh:min] 0,70 676 20 5,0 313 0,71 675 30 4,9 1,61 314 0,62 676 45 5,0 2,22 1,62 311 0,67 681 50 5,4 29,6 2,22 1,63 311 0,57 679 50 5,3 26,4 29,4 2,23 1,63 309 0,58 676 20 5,1 26,2 29,1 2,25 1,65 306 0,73 679 15 5,3 1: inklusive Brennstofffeuchte - 75 - MolBr,C] Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Um den WHSV-Parameter zu variieren wurden im kontinuierlichen Betrieb die Druckverhältnisse zwischen Regenerator und Vergaser durch Ent-/Drosselung des Regeneratorabgases angepasst. Dadurch wurde sichergestellt, dass andere Prozessparameter wie S/C, TR und Looping-ratio nicht beeinflusst werden. Da nur begrenzte Anlagendrücke im DFB-Betrieb gefahren werden können, konnte die WHSVVariation nicht im exakt selben Spektrum wie unter Semi-batch-Bedingungen untersucht werden (WHSV > 1). Die Versuchspunkte wurden im kontinuierlichen Betrieb mehrmals angefahren um die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse zu garantieren. Die Versuchszeit für einen Versuchspunkt variiert dabei zwischen 15 Minuten und 50 Minuten. Sowohl für die Semi-batch-Versuche als auch für die DFB-Versuchsreihe wurden nasschemische Teerproben genommen. Jedoch lagen zum Abschluss des Forschungsvorhabens noch keine Analysewerte für die Teermessung im DFB-Betrieb vor. 7.4 Evaluierung der WHSV-Versuchsergebnisse In Abbildung 48 bis Abbildung 52 bis sind die Ergebnisse des WHSV-Einflusses auf nichtkondensierbaren Gaskomponenten dargestellt. Im gesamten untersuchten WHSV-Bereich konnten für alle Gaskomponenten sowohl im Semi-batch, als auch im DFB-Betrieb die gleichen eindeutigen Tendenzen beobachtet werden: H2-, CO2- und CO-Konzentration Abbildung 48 bis Abbildung 50: Mit zunehmender Bettmasse (WHSV abnehmend) steigt die H2-Konzentration an, da die CO2-Einbindung besser abläuft und somit die Wasser-Gas-Shift-Reaktion Gl. (2) zur Produktseite hin begünstigt wird. Das bestätigt sich auch durch die geringeren CO-Konzentrationen. Der Unterschied in den Konzentrationen zwischen Semibatch- und DFB-Versuchsmodus lässt sich aus der unterschiedlichen Vergasungstemperatur erklären (vgl. Kapitel 5.4). CH4- und CxHy-Konzentration Abbildung 51 bis Abbildung 53: Ein klarer Trend kann ebenfalls für die nichtkondensierbaren Kohlenwasserstoffverbindungen ausgemacht werden. Eine hohe Bettmasse wirkt sich auf niedrigere CH4- und CxHy-Konzentrationen im Produktgas aus. Die nichtkondensierbaren Kohlenwasserstoffe können oft als Indikator für Teerkonzentrationen genutzt werden, was sich in dieser Versuchsreihe bestätigt (Teerausbeuten siehe unten). Stark von den Kohlenwasserstoffen beeinflusst sinkt somit der Produktgasheizwert mit sinkender WHSV. - 76 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 12 80 75 70 H2-Semi-batch 650 C 65 H2-DFB 200kW 675 C 60 0.0 0.5 1.0 WHSV [kgBr,waf/h / kgBett,Vergaser] CO2-Konzentration [Vol.-%tr] H2-Konzentration [Vol.-%tr] 85 10 8 6 4 CO2-DFB 200kW 675 C 2 CO2-Semi-batch 650 C 0 0.0 1.5 Abbildung 48: H2, WHSV-Variation 14 CO-DFB 200kW 675 C 12 CO-Semi-batch 650 C 10 8 6 4 2 0 0.0 0.5 1.0 WHSV [kgBr,waf/h / kgBett,Vergaser] 12 10 8 6 4 0.0 0.5 1.0 WHSV [kgBr,waf/h / kgBett,Vergaser] 1.5 Abbildung 51: CH4, WHSV-Variation 14.0 Semi-batch 650 C Gasheizwert [MJ/m³i.N.] CxHy Konzentration [Vol.-%tr] CH4-Semi-batch 650 C 0 1.5 CxHy-DFB 200kW 675 C 4 CH4-DFB 200kW 675 C 2 Abbildung 50: CO, WHSV-Variation 5 1.5 Abbildung 49: CO2, WHSV-Variation CH4 Konzentration [Vol.-%tr] CO Konzentration [Vol.-%tr] 14 0.5 1.0 WHSV [kgBr,waf/h / kgBett,Vergaser] CxHy-Semi-batch 650 C DFB 200kW 675 C 13.6 3 2 13.2 1 12.8 0 0.0 0.5 1.0 WHSV [kgBr,waf/h / kgBett,Vergaser] 1.5 0.0 0.5 1.0 1.5 WHSV [kgBr,waf./h / kgBett,Vergaser] Abbildung 52: CxHy, WHSV-Variation - 77 - Abbildung 53: Produktgasheizwert, WHSV-Variation Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Produktgasausbeute, Abbildung 54: Sowohl für die Semi-batch- als auch für die DFB-Versuche nimmt die Produktgasausbeute mit sinkender WHSV zu. Im Kontext mit der gemessenen CO2-Konzentration bedeutet das, dass nicht nur die CO2-Adsorption durch sinkende WHSV begünstigt wird, sondern, dass auch die Biomassevergasungsreaktionen bzw. Teerreformierung positiv beeinflusst werden. Trotz niedrigerer Vergasungstemperatur konnten im Semi-batch-Betrieb ähnlich hohe Produktgasausbeuten wie im DFB-Betrieb erzielt werden. Das begründet sich in der längeren Verweilzeit des Brennstoffes im Vergaser beim Semibatch-Betrieb. 30 1.2 DFB 200kW 675 C Teerausbeute [g/kgBr,waf] Gasausbeute [m³i.N./kgBr,waf] Semi-batch 650 C 1.0 0.8 0.6 0.4 0.0 0.5 1.0 WHSV [kgBr,waf/h / kgBett,Vergaser] 20 10 0 1.5 0.0 1.0 1.5 Abbildung 55: Grav. Teerausbeute, WHSV-Variation 20 40 Teerausbeute [g/kgBr,waf] Teerausbeute [g/kgBr,waf] 0.5 WHSV [kgBr,waf/h / kgBett,Vergaser] Abbildung 54: Produktgasausbeute, WHSV-Variation GCMS Teer Semi-batch 10 0 0.0 grav. Teer Semi-batch 0.5 1.0 1.5 30 20 max. Teer Semi-batch 10 0 0.0 0.5 1.0 1.5 WHSV [kgBr,waf/h / kgBett,Vergaser] WHSV [kgBr,waf/h / kgBett,Vergaser] Abbildung 56: GCMS Teerausbeute, WHSV-Variation Abbildung 57: Max. Teerausbeute, WHSV-Variation Teerausbeute, Abbildung 55 bis Abbildung 57: Der Trend der nichtkondensierbaren Kohlenwasserstoffe bestätigt die Vermutung von niedrigeren Teerausbeuten mit sinkender WHSV besonders für die gravimetrischen Teerausbeuten sowie für die GCMS-Teerausbeuten ab einer WHSV > 0,9. Demzufolge kann der- - 78 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) selbe Trend für die max. Teerausbeuten verzeichnet werden. Das bedeutet, dass eine hohe Bettmasse die Teerreformierung deutlich begünstigt. GCMS-Teer relativer Massenanteil Auf die GCMS-Teerzusammensetzung kann für die WHSV-Semi-batchVersuchsreihe ebenfalls ein klarer Einfluss im untersuchten Bereich erkannt werden. Die Hauptteerkomponenten sind Teere der Klasse 2-3, bzw. mit Naphthalin, Inden und Phenanthren Vertreter der Klasse 4. Mit zunehmender WHSV (abnehmender Bettmasse) steigt der relative Anteil an Teeren der Klasse zwei (Phenol) an während Toluol als Vertreter der dritten Teerklasse, sowie Naphthalin und Pyren (Teerklasse vier) abnehmen. Das bedeutet, dass die verlängerte Teer/Gas-Verweilzeit (kleines WHSV, hohe Bettmasse) die Reformierung der Primärteere begünstigt wodurch die Tertiärteere im relativen Massenanteil dominieren. Dieser Vorgang kann über den gesamten untersuchten Bereich nachvollzogen werden. Deutlich tritt dieses Phänomen jedoch oberhalb von WHSV = 0,7 auf, wo auch die Zunahme der GCMSTeerausbeute signifikant ansteigt (siehe Abbildung 56). 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Benzo(a)pyren Pyren Phenanthren Fluoranthen Naphthalin Inden Toluol Phenol Pyridin 0.5 0.7 0.9 1.2 WHSV [kgBr,waf/h / kgBett,Vergaser] Abbildung 58: GCMS-Teerzusammensetzung, WHSV-Variation - 79 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 7.5 Zusammenfassung und Fazit der experimentellen Untersuchungen zur WHSV-Variation Innerhalb des Forschungsvorhabens wurde der Einfluss der WHSV sowohl unter definierten Semi-batch-Bedingungen als auch unter realitätsnahen AERBedingungen im technisch relevanten AER-Bereich untersucht. Im gesamten untersuchten WHSV-Bereich konnten für alle Gaskomponenten sowohl im Semi-batch als auch im DFB-Betrieb die gleichen eindeutigen Tendenzen beobachtet werden: I. II. III. IV. Eine niedrige WHSV erhöht die Konzentration an H2 während alle anderen nichtkondensierbaren Gaskonzentrationen abnehmen. Ebenfalls nimmt die Teerausbeute mit sinkender WHSV ab – sowohl gravimetrisch als auch GCMS (signifikant bis WHSV = 0,7) Die Tendenzen zur Gasausbeute sind ebenfalls klar ersichtlich, wobei die Gasausbeute mit sinkender WHSV zunimmt. Auf die GCMS-Teerzusammensetzung kann für die WHSV-Semi-batchVersuchsreihe ebenfalls ein klarer Einfluss im untersuchten Bereich erkannt werden. Die Hauptteerkomponenten sind Teere der Klasse 2-3, bzw. mit Naphthalin, Inden und Phenanthren Vertreter der Klasse 4. Mit zunehmender WHSV (abnehmender Bettmasse) steigt der relative Anteil an Teeren der Klasse zwei (Phenol) an während Toluol als Vertreter der dritten Teerklasse, sowie Naphthalin und Pyren (Teerklasse vier) abnehmen. Zusammenfassend kann aus den Untersuchungen gedeutet werden, dass eine hohe Bettmasse (WHSV < 1) die AER-Vergasung positiv beeinflusst. Jedoch bedeutet eine hohe Bettmasse auch immer ein hoher Druckverlust über dem Vergaserbett. Dieser wirkt sich auf die gesamte Anlage aus und muss bei der Anlagenplanung und im Betrieb berücksichtigt werden. - 80 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 8 Untersuchung des Einflusses der Bettumlaufrate auf den AER-Prozess Die Bettumlaufrate ist in der DFB-Wirbelschichttechnik eine wesentliche Einflussgröße. Aufgrund der Temperaturdifferenz zwischen dem Regenerator und Vergaser beeinflusst die Sorbensumlaufrate nicht nur die Gaszusammensetzung sondern auch den Gesamtwirkungsgrad der AER-Anlage. Diese Prozessgröße wurde nicht in diesem Forschungsvorhaben untersucht sondern im Rahmen des EU-Projekts AERGAS II [35]. Dort ist der Einfluss dieses Parameters an der 20 kWth DFB-Anlage (siehe Kapitel 3.2.1) untersucht worden und die Ergebnisse wurden von Poboss in [8] vorgestellt. Um die DFB-Ergebnisse aus dieser Arbeit umfassend zu interpretieren werden die Kenntnisse aus den DFB-Umlaufratenversuche herangezogen. Aus diesem Grund werden die theoretischen Hintergründe sowie die Ergebnisse aus [8] zusammengefasst in diesem Kapitel aufgeführt. 8.1 Einfluss des Bettumlaufrate/KohlenstoffstromVerhältnisses (CaO/C) – Theoretischer Hintergrund Der Quotient Bettumlaufrate zu Brennstoffkohlenstoffstrom wird im Zusammenhang mit der CO2-Abscheidung an Ca-basierten Sorbentien in der Literatur als Calcium-looping-ratio bezeichnet [12], [14], [15]. Dort beschreibt der Quotient das Verhältnis zwischen dem CaO-Molenstrom [molCaO/h] welcher vom Regenerator in den Karbonator strömt zum CO2-Molenstrom [molCO2/h] aus dem Kraftwerksabgas. Übertragen auf die DFB-AER-Vergasung bezieht sich die Calcium-looping-ratio nicht auf die in den Karbonator einströmende CO2-Menge sondern auf den Kohlenstoffmolenstrom [molC/h], der über den Brennstoff in den Vergaser eingebracht wird. Dieser wird nach Gleichung Gl. (2)-(4) zu CO2 oxidiert und dementsprechend nach Gl. (6) vom Ca-Sorbens adsorbiert. Nachfolgende Gleichung beschreibt die dimensionslose Prozessgröße. Kalkmolenstromausdem Regenerator CaO = Brennstoffkohlenstoffmolenstrom in den Vergaser C molCaO /h molC ⁄h (13) Mit dem Ziel die Effizienz der CO2-Abscheidung aus Kraftwerksabgasen zu verbessern wurde an den DFB-Versuchsanlagen am IFK dieser Prozessparameter als wichtiger Einflussfaktor identifiziert und untersucht [12], [14], [15]. Demzufolge wird diese Größe auch einen wesentlichen Einfluss auf die Gaszusammensetzung, die Gasausbeute und speziell auf den Gesamtwirkungsgrad bei der AER-Vergasung - 81 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) ausüben. Darüber hinaus hat das CaO nach [13] auch einen katalytischen Einfluss auf die Teerreformierung, wobei die verschiedenen Teere unter Dampfatmosphäre mit Hilfe des CaO zu H2 und Koks reformiert werden (siehe Gl. (14)). Die Teerreformierung an CaO konnten im Rahmen der experimentellen Untersuchungen im Verbundprojekt FuE-Plattform bestätigt werden. Der Vergasungskoks bedeckt die Oberfläche des CaO, was zu einer Deaktivierung dieser für die Teerkatalyse führt und somit auch die CO2-Adsorption verhindert. tar + H2 O CaO (14) H2 + CO + coke(onCaO) Nach Gl. (9) ist die Zirkulationsrate direkt verbunden mit der Bettaustauschzeit. Das bedeutet, dass eine hohe Zirkulationsrate und demzufolge auch eine hohe Calcium-looping-ratio dazu führt, dass stets frisch kalziniertes Bettmaterial für die CO2Einbindung und Teerkatalyse zur Verfügung steht und dass das deaktivierte, an der Oberfläche verkokste CaO aus der Vergasungszone transportiert wird. Proportional zur einer steigenden Looping-ratio sinkt jedoch die Brennstoff-/Koksverweilzeit was zu einer verringerten Gasausbeuten führt. 8.2 Evaluierung der CaO/C-Versuchsergebnisse [8] Die experimentellen CaO/C-Untersuchungen wurden mit zwei Bettmaterialien durchgeführt, wobei für beide Bettmaterialien ein ähnlicher Verlauf der nichtkondensierbaren Gaskonzentrationen gezeigt werden konnte. Mit zunehmender Zirkulationsrate hat sich die H2-Konzentration erhöht, während die CO-Konzentration abgenommen hat. Ab einer Looping-ratio (CaO/C) von 7-8 stabilisieren sich die Konzentrationen auf einen festen Wert. Aufgrund des direkten Zusammenhanges zwischen der Umlaufrate und der Brennstoffverweilzeit im Vergaser Gl. (9), sinkt die Produktgasausbeute bei CaO/C ≥ 5 deutlich ab. Unterhalb diesem Bereichs (CaO/C < 5) kann ein starker Anstieg in der Teerausbeute beobachtet werden. Ein optimales Betriebsfenster für die DFB-AER-Vergasung liegt demzufolge im Bereich von 3 < CaO/C < 6. - 82 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 9 Untersuchungen zum Biomasseumsatz und AERProzessmodellierung Basierend auf den Ergebnissen aus dem ersten und zweiten Teil der experimentellen Untersuchungen wird im letzten Schritt ein Biomasseumsatzmodell erstellt und mit den Versuchsdaten validiert. 9.1 Motivation und Zielsetzung Eine AER-Prozesssimulation die auf experimentelle Daten gestützt und validiert wurde, ist ein wichtiges Werkzeug um das Potential verschiedener AERNutzungspfade wie z.B. die Methanisierung, die Fischer-Tropsch-Synthese, AERGas gekoppelt mit in einer Brennstoffzelle, usw. miteinander zu vergleichen, bzw. verschiedene Parameterstudien ganzheitlich zu untersuchen. Somit kann die gesamte Prozesskette abgebildet und mögliche Sackgassen vorzeitig vermieden werden. Das Ziel in dem Forschungsvorhaben ist es daher eine AER-Prozesssimulation basierend auf den zuvor gezeigten experimentellen Ergebnissen zu entwickeln. 9.2 Vorgehensweise Das Modell ist mit der Software Aspen PlusTM entwickelt worden, mit welchem für den AER-Prozess die Massenbilanz, speziell der Kohlenstoffumsatz, geschlossen werden kann. Darüber hinaus wird ein Ansatz für die Teerkonzentration formuliert und die Zuverlässigkeit der Resultate mit den Versuchsergebnissen bestimmt. Die Simulation bildet neben dem AER-Basisfall auch den Einfluss der Vergasungstemperatur ab, wobei für die Bewertung der Zuverlässigkeit des Modells sowohl die experimentellen Versuchsdaten aus der Technikumsanlage als auch die Messergebnisse aus der AER-Pilotanlage herangezogen werden. 9.3 Beschreibung des ASPEN PlusTM DFB-AER-Modells Aufbauend vom AER-Prinzip-Fließbild aus Abbildung 1 ist das ASPEN PlusTM DFB-AER-Prozessmodell aufgebaut und in der nachfolgenden Abbildung dargestellt. Um die Teerreformierung und Teerbildung ansatzweise abzubilden wurde der Vergaser unterteilt in eine Vergasungszone, in der auch die CO2-Einbindung stattfindet und einer Freeboardzone, in welcher die homogenen Gas-Gas-Teer-Reaktionen stattfinden. Die Reaktoren für die Vergasungszone sind RGibs-Gleichgewichtsmodelle. Basierend auf den gesammelten Erkenntnissen aus den experimentellen Untersuchungen wird in dem Modell davon ausgegangen, dass die Produktgase hauptsäch- 83 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) lich aus H2, CO, CO2, CH4, H2O und CxHy bestehen. Der allgemeine Begriff CxHy wird in dem Modell als C2H6 definiert, welches ein Hauptbestandteil der Kohlenwasserstoffverbindung während der experimentellen Untersuchung war. Koks welcher aus dem Vergaser abgegeben und im Regenerator verbrannt wird ist als 100% Kohlenstoff betrachtet. Es wird weiterhin angenommen, dass Zyklone einen Wirkungsgrad von 100% haben und es kein Kohlenstoffverlust in der Regeneratorasche gibt. Teere werden als ein Gemisch aus Benzol und Naphthalin definiert. Benzol ist nach der gängigen Teerdefinition, [25], [16] zwar kein Teer, wird jedoch als Vertreter der leichten Teere (Klasse 2-3) herangezogen; Naphthalin stellt ein Vertreter der polyaromatischen Verbindungen der Klasse 4 dar. Die Simulation wird nach dem AER-Basisfall ausgelegt, welcher auf den experimentellen Ergebnissen bei 650 °C festgelegt wurde. 9.4 Validierung der AER-Prozesssimulation Da die AER-Untersuchungen an der 200 kWth Pilotanalage der Realität am nächsten sind, wurde die AspenTM-Prozesssimulation mit den Ergebnissen aus den 650 °C Basisversuchen [15], [36], [37], validiert. Die Ergebnisse der Validierung sind nachfolgend aufgeführt. Tabelle 18: Vergleich der Simulationsergebnisse mit experimentellen Ergebnissen, Basisfall Basisfall: Vergasungstemperatur 650°C; 200 kWth DFB-AER AER-Simulation S/CM* = 2 molH2O/molC; CaO/C = 4 molCaO/molC Ergebnisse Ergebnisse CO2 Vol.-% 6,5 8,4 CO Vol.-% 7,8 5,8 H2 Vol.-% 73,6 73,1 CH4 Vol.-% 10,4 10,9 CxHy Vol.-% 1,7 1,8 Produktgasheizwert MJ/m³i.N. 13,8 13,4 Produktgasausbeute m³i.N./kgBr,waf 0,80 0,81 Max. Teerausbeute g/kgBr,waf - 84 - 33 67,3 Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Brennstoffeintrag DECOMP BIOMASS QDECOMP Vergaser Freeboard CHAR DECARBON INBURNER Produktgas GASMIX GASES H-SYNGAS SEP TO2ND AER-Vergaser TOMIX F-BOARD VM TAR GASOUT SOLIDSEP Dampferzeuger GASIFIER SOLIDMIX PUMP HP-WATER WATER SOLIDOUT STEAM H2OHEAT Feststofftransportsystem zwischen Vergaser und Regenerator CIR-CAO AIR COMP CIRSOLID SOLIDS COMBUST AIRHEAT ASHOUT CYCLONE COMP-AIR ASHSEP H-AIR COMBOUT CACO3 FLUEGAS Verbrennungsluft Regenerator Abbildung 59: ASPEN PLUSTM AER-DFB-Fließbild - 85 - Abgas Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Die Ergebnisse aus Tabelle 18 zeigen eine gute Übereinstimmung in der Produktgasausbeute, dem H2-Gehalt sowie der CH4- und CxHy-Konzentration. Desweiteren wird die Teerausbeute mit der Annahme, dass ca. die gleiche GCMS-Teerausbeute wie grav. Teerausbeute vorliegt in einer guten Annäherung wiedergegeben. Die CO2 Konzentration liegt etwas höher als im Experiment, welche auch unerwarteter Weise sehr niedrig sind. Die CO-Konzentration wird in der Simulation niedriger abgebildet als sie aus den experimentellen Untersuchungen gemessen wurde. Dementsprechend ist auch der Heizwert niedriger als der gemessene Wert. Zusammengefasst lässt sich eine gute Übereinstimmung formulieren. Darauf aufbauend wird im nachfolgenden Kapitel die Vergasungstemperatur variiert und mit den experimentellen Ergebnissen aus Kapitel 5.4 verglichen. 9.5 Vergleich Simulation und Experiment: Variation Vergasungstemperatur Nachfolgend sind die Ergebnisse für den Vergleich der Simulation mit den experimentellen Untersuchungen bei der Variation der Vergasungstemperatur aufgeführt. Aus Abbildung 60 bis Abbildung 62 wird ersichtlich, dass die Simulation im AERBereich von 650-725 °C für alle Gaskonzentrationen sehr gute Ergebnisse wiederspiegelt. Alle experimentell gemessene Trends können nachgefahren werden. Ebenso wird nicht nur der Trend der Produktgas- und Teerausbeute gut wiedergegeben, sondern auch die absoluten Werte, speziell für die Gasausbeute im relevanten AERTemperaturbereich. 9.6 Fazit und Zusammenfassung Das in diesem Forschungsvorhaben entwickelte AER-Modell kann eingesetzt werden um den Vergasungstemperaturbereich von 650 bis725 °C realitätsnah abzubilden. Dementsprechend kann dieses Modell dann erweitert werden um verschiedene Nutzungspfade nach der AER-Vergasung zu simulieren. Somit ist es möglich mit Hilfe dieses Modells Prozessketten ganzheitliche zu erfassen. - 86 - Verbund dprojekt FuE--Plattform „B BtG“, Schlusssbericht IFK (BMU ( – FKZ Z: 03KB011C C) Abbildung 60: Verg gleich Simulation und E Experiment, H2 und CO O2, Vergasu ngstempera atur CO (200kW)) C C CH4 (Simula ation) C CH4 (Semi-b batch) C CxHy (20kW W) CO (20kW) CH4 4 (200kW) CxH Hy (Simulation) CxH Hy (Semi-ba atch) 25 5 15 20 0 12 15 5 9 10 0 6 5 3 0 0 600 625 6 650 6 675 7 700 725 75 50 CH4- CxHy-Koncentration [Vol.-%] CO-Koncentration [Vol.-%] CO (Simu ulation) CO (Semii-batch) CH4 (20kW W) CxHy (200 0kW) 77 75 Vergasungstempe eratur [oC] Abbild dung 61: Ve ergleich Sim mulation und d Experimen nt CO, CH4, CxHy Vergaasungstemp peratur - 87 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Gasausbeute(200kW) Gasausbeute(Semi-batch) Teer Ausbeute (200kW) Teer Ausbeute (Semi-batch) 1.5 100 1.2 80 0.9 60 0.6 40 0.3 20 0.0 0 600 625 650 675 700 Vergasungstemperatur [oC] 725 750 Teerausbeute [g./kgBr,waf] Gasausbeute [m3i.N./kgBr,waf.] Gasausbeute(Simulation) Gasausbeute(20kW) Teer Ausbeute (Simulation) Teer Ausbeute (20kW) 775 Abbildung 62: Vergleich Simulation und Experiment Gas- u. Teerausbeute, Vergasungstemperatur - 88 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) 10 Zusammenfassung der Untersuchungen Im Rahmen der Untersuchungen wurden verschiedenartige Brennstoffe auf ihre AER-Vergasbarkeit untersucht. Die Auswahl der zu untersuchenden Brennstoffsorten, wie auch die Versuchsplanungen wurden im Kontext einer praxisnahen Anwendbarkeit geplant und durchgeführt. Alle Brennstoffe konnten in einem stabilen AER-Anlagenbetrieb bei ca. 655 °C vergast werden. Es gab aufgrund der Brennstoffvorbehandlung weder Probleme mit der Dosierung noch mit dem Fluidisierungsverhalten. Weiterhin konnte keine Ascheaufschmelzung oder Agglomeration im Vergaser beobachtet werden. Alle untersuchten Brennstoffe weisen ein sehr ähnliches Ergebnis im Bereich der trockenen Produktgaszusammensetzung für die nichtkondensierbaren Gaskomponenten auf. Die Produktgasausbeute bezogen auf den wasserund aschefreien Brennstoffeintrag ist für alle untersuchten Brennstoffe in einem sehr engen Bereich und liegt im Mittel bei 0,79 m³i.N./kgBr,waf ±5%. Innerhalb der getätigten Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass Brennstoffe mit einem höherem Cellulose- und Aschegehalt zu höheren H2-Konzentrationen und niedrigeren CO-, CH4-Konzentrationen sowie niedrigeren Teerausbeuten neigen. Der Einfluss der Brennstofffeuchte wurde für drei Brennstoffe untersucht. Auf die nichtkondensierbaren Gaskomponenten konnte kein Einfluss der Brennstofffeuchte erkannt werden. Bei allen Feuchte-Versuchen ist klar zu erkennen, dass mit abnehmender Brennstofffeuchte die gravimetrische Teerausbeute abnimmt. Die Ergebnisse der Verbrennungsversuche zeigen, dass bei einer Luftzahl von 1,3 < n < 1,5 mit einer COKonzentration von 30-60 ppmV gerechnet werden kann. Einen Einfluss der Regenerationstemperatur kann im untersuchten Temperaturbereich aus diesen Versuchsreihen nicht beobachtet werden. Eine Siebanalyse der Bettproben ergab nach der Verbrennung/Regeneration keine signifikante Veränderung der mittleren Partikelgröße für alle untersuchten Bettproben. Auch ein Ascheaufschmelzen bzw. eine Defluidisierung konnte während der Versuchsdurchführung, mit einer durchschnittlichen Versuchszeit von 30 min, nicht beobachtet werden. Im zweiten Teil der experimentellen Forschung wird eine umfangreiche Prozessparameterstudie durchgeführt. Hierfür werden die wichtigsten Prozessgrößen definiert variiert, wodurch deren Einfluss auf die AER-Vergasung gezeigt werden kann. Die Untersuchungen finden hierfür sowohl unter festgelegten Semi-batch- als auch unter kontinuierlichen DFB-Bedingungen statt. Parallel zu diesem Forschungsvorhaben finden am IFK im Rahmen des Aktionsbündnisses Energie [20], AERUntersuchungen in einer Pilotanlage statt. Die Versuchsplanung und die Durchführung für die AER-Untersuchungen im Pilotmaßstab stützen sich auf die gesammelten Erkenntnisse und Erfahrungen des Moduls F1: „Brennstoff-Flexibilisierung“. Um die - 89 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) darin gewonnen Ergebnisse umfassend interpretieren bzw. sicher auf eine kommerzielle Anwendung übertragen zu können, werden daher in diesem Abschlussbericht auch die Resultate der Pilotanlage aufgeführt. Überdies hinaus wird die Parameterstudie abgerundet durch AER-Erkenntnisse aus früheren abgeschlossenen Projekten. Innerhalb des Forschungsvorhabens konnte der Einfluss der Vergasungstemperatur auf die Gaszusammensetzung, Gasausbeute sowie die Teerausbeute, in einem Temperaturbereich von 600 °C bis 850 °C gezeigt werden. Die Untersuchungen sind dabei sowohl unter definierten Semi-batch-Bedingungen als auch im DFBTechnikumsmaßstab durchgeführt worden. Im Temperaturbereich von 650 °C konnten die höchsten Wasserstoffkonzentrationen gemessen werden. Soll das AERSynthesegas weiter zu Methan synthetisiert werden kann anhand der experimentellen Untersuchungen gezeigt werden, das ein AER-Vergasungstemperaturbereich von 690 °C < TAER-Vergasung < 710 °C die optimalsten Gaskomponentenverhältnisse bildet. Die Ergebnisse werden bestätigt durch die AER-Versuche an der 200 kWthPilotanlage. Weiterhin wurde im Kontext der Optimierungsversuche der Einfluss des Wasserdampfs als Vergasungs- und Fluidisierungsmittel sowohl unter definierten Semibatch-Bedingungen als auch unter realitätsnahen AER-Bedingungen im technisch relevanten AER-Bereich untersucht. Es konnte sowohl der Einfluss einer veränderten Dampfmenge auf die Gaszusammensetzung als auch die Gasausbeute für beide Versuchsmodi gezeigt werden. Überdies hinaus wird der Einfluss von S/CM* auf die Teerausbeute vorgestellt. Da im Bereich von 1,5 < S/CM* < 2,5 sowohl die größten Wasserstoffkonzentrationen gemessen wurden, als auch die höchsten Produktgasausbeuten (Semi-batch-Betrieb) erzielt werden konnten, kann diese Betriebseinstellung als ein optimaler Bereich identifiziert werden. Auf Basis der Erkenntnisse aus den S/C-Variationsuntersuchungen kann sowohl eine sichere Betriebsführung stattfinden, als auch ein Vergasungsreaktor ausgelegt und gebaut werden. Der Einfluss der WHSV wurde unter definierten Semi-batch-Bedingungen und unter realitätsnahen AER-Bedingungen im technisch relevanten AER-Bereich untersucht. Im gesamten untersuchten WHSV-Bereich konnten für alle Gaskomponenten sowohl im Semi-batch als auch im DFB-Betrieb die gleichen eindeutigen Tendenzen beobachtet werden: Eine niedrige WHSV erhöht die Konzentration an H2 während alle anderen nichtkondensierbaren Gaskonzentrationen abnehmen. Ebenfalls nimmt die Teerausbeute mit sinkender WHSV ab – sowohl gravimetrisch als auch GCMS (signifikant bis WHSV = 0,7). Die Gasausbeute nimmt mit sinkender WHSV zu. Auf die GCMS-Teerzusammensetzung kann für die WHSV-Semi-batch-Versuchsreihe - 90 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) ebenfalls ein klarer Einfluss im untersuchten Bereich erkannt werden. Mit zunehmender WHSV (abnehmender Bettmasse) steigt der relative Anteil an Teeren der Klasse zwei (Phenol) an während Toluol als Vertreter der dritten Teerklasse, sowie Naphthalin und Pyren (Teerklasse vier) abnehmen. Zusammenfassend kann aus den Untersuchungen gedeutet werden, dass eine hohe Bettmasse (WHSV < 1) die AERVergasung positiv beeinflusst. Basierend auf den Ergebnissen aus dem ersten und zweiten Teil der experimentellen Untersuchungen wird im letzten Schritt ein Biomasseumsatzmodell erstellt und mit den Versuchsdaten validiert. Das Modell ist mit der Software Aspen PlusTM entwickelt worden, mit welchem für den AER-Prozess die Massenbilanz, speziell der Kohlenstoffumsatz, geschlossen werden kann. Darüber hinaus wird ein Ansatz für die Teerkonzentration formuliert und erfolgreich die Zuverlässigkeit der Resultate mit den Versuchsergebnissen bestimmt. Die Simulation bildet neben dem AER-Basisfall auch den Einfluss der Vergasungstemperatur ab wobei für die Validierung sowohl für die experimentellen Versuchsdaten aus der Technikumsanlage als auch die Messergebnisse aus der Demonstrationsanlage herangezogen werden. Die Ergebnisse der Validierung des AER-Basisfalls zeigen eine gute Übereinstimmung in der Produktgasausbeute, dem H2-Gehalt sowie der CH4- und CxHyKonzentration. Zusammengefasst lässt sich eine gute Übereinstimmung formulieren. Darauf aufbauend wird in der Simulation die Vergasungstemperatur variiert und mit den experimentellen Ergebnissen verglichen. Aus dem Vergleich hat sich gezeigt, dass das in diesem Forschungsvorhaben entwickelte AER-Modell eingesetzt werden kann um den Vergasungstemperaturbereich von 650 °C bis 725 °C realitätsnah abzubilden. Dementsprechend kann dieses Modell dann erweitert werden um verschiedene Nutzungspfade nach der AER-Vergasung zu simulieren und Prozessketten ganzheitliche zu erfassen. - 91 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Anhang I - Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Prozessschema AER-Verfahren .......................................................... 12 Abbildung 2: Prinzip eines Semi-batch-Versuchs, Fichte Stammholz, 650°C .......... 15 Abbildung 3: Schema der 20 kWth el. beheizten DFB-Versuchsanlage am IFK ........ 19 Abbildung 4: 5 kWth stationäre Laborwirbelschicht am IFK ....................................... 20 Abbildung 5: 200 kWth DFB-Versuchsanlage in der AER-Konfiguration ................... 22 Abbildung 6: Stammholz Fichte vor und nach der Aufbereitung, Brennstoffflexibilität ................................................................................................................................. 28 Abbildung 7: Stammholz Esche vor und nach der Aufbereitung, Brennstoffflexibilität ................................................................................................................................. 28 Abbildung 8: Kronenholz Esche/Ahorn vor und nach der Aufbereitung, Brennstoffflexibilität .................................................................................................. 29 Abbildung 9: Rindenmulch nach der Aufbereitung, Brennstoffflexibilität ................... 29 Abbildung 10: Hecken-/Strauchschnitt vor und nach der Aufbereitung, Brennstoffflexibilität .................................................................................................. 30 Abbildung 11: Ast- und Baumschnitt vor und nach der Aufbereitung , Brennstoffflexibilität .................................................................................................. 30 Abbildung 12: Kompost nach der Aufbereitung, Brennstoffflexibilität ....................... 31 Abbildung 13: Fixer C-Gehalt und flüchtige Bestanteile der eingesetzten Biomassen, Brennstoffflexibilität .................................................................................................. 32 Abbildung 14: Wasser und Aschegehalt der untersuchten Brennstoffe, Brennstoffflexibilität .................................................................................................. 32 Abbildung 15: Elementaranalyse der untersuchten Brennstoffe, Brennstoffflexibilität ................................................................................................................................. 33 Abbildung 16: Makromolekularer Brennstoffaufbau, Brennstoffflexibilität ................. 34 Abbildung 17: Gaszusammensetzung, Brennstoffflexibilität ..................................... 38 Abbildung 18: Gasausbeute und Gasheizwert, Brennstoffflexibilität......................... 39 Abbildung 19: Teerausbeute, Brennstoffflexibilität.................................................... 40 Abbildung 20: Zusammensetzung der GCMS-Teere, Brennstoffflexibilität ............... 41 Abbildung 21: Verbrennungsversuchsreiche I, 915 °C-Regeneratortemperatur ....... 47 Abbildung 22: Verbrennungsversuchsreiche II, 880 °C-Regeneratortemperatur ...... 47 Abbildung 23: H2, TVerg-Variation .............................................................................. 56 Abbildung 24: CO2, TVerg-Variation ........................................................................... 56 Abbildung 25: CO, TVerg-Variation ............................................................................. 56 Abbildung 26: CH4, TVerg-Variation ............................................................................ 56 Abbildung 27: CxHy, TVerg-Variation........................................................................... 56 Abbildung 28: Produktgasheizwert, TVerg-Variation ................................................... 56 Abbildung 29: Produktgasausbeute, TVerg-Variation ................................................. 57 Abbildung 30: Grav. Teerausbeute, TVerg-Variation .................................................. 57 Abbildung 31: GCMS Teerausbeute, TVerg-Variation ................................................ 57 Abbildung 32: Max. Teerausbeute, TVerg-Variation ................................................... 57 - 92 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Abbildung 33: GCMS-Teerzusammensetzung, AER-Semi-Batch, TVerg-Variation .... 58 Abbildung 34: GCMS-Teerzusammensetzung, Semi-Batch-Olivin, TVerg-Variation .. 58 Abbildung 35: Spannungsfeld der Prozessparameter beim AER-Verfahren, S/C..... 61 Abbildung 36: H2, S/C-Variation ............................................................................... 67 Abbildung 37: CO2, S/C-Variation ............................................................................. 67 Abbildung 38: CO, S/C-Variation .............................................................................. 67 Abbildung 39: CH4, S/C-Variation ............................................................................. 67 Abbildung 40: CxHy, S/C-Variation ............................................................................ 67 Abbildung 41: Produktgasheizwert, S/C-Variation .................................................... 67 Abbildung 42: Produktgasausbeute, S/C-Variation................................................... 68 Abbildung 43: Grav. Teerausbeute, S/C-Variation.................................................... 68 Abbildung 44: GCMS Teerausbeute,, S/C-Variation ................................................. 68 Abbildung 45: Max. Teerausbeute, S/C-Variation..................................................... 68 Abbildung 46: GCMS-Teerzusammensetzung, S/C-Variation .................................. 69 Abbildung 47: Spannungsfeld der Prozessparameter beim AER-Verfahren, WHSV 72 Abbildung 48: H2, WHSV-Variation ........................................................................... 77 Abbildung 49: CO2, WHSV-Variation ........................................................................ 77 Abbildung 50: CO, WHSV-Variation ......................................................................... 77 Abbildung 51: CH4, WHSV-Variation ........................................................................ 77 Abbildung 52: CxHy, WHSV-Variation ....................................................................... 77 Abbildung 53: Produktgasheizwert, WHSV-Variation ............................................... 77 Abbildung 54: Produktgasausbeute, WHSV-Variation .............................................. 78 Abbildung 55: Grav. Teerausbeute, WHSV-Variation ............................................... 78 Abbildung 56: GCMS Teerausbeute, WHSV-Variation ............................................. 78 Abbildung 57: Max. Teerausbeute, WHSV-Variation ................................................ 78 Abbildung 58: GCMS-Teerzusammensetzung, WHSV-Variation ............................. 79 Abbildung 59: ASPEN PLUSTM AER-DFB-Fließbild ................................................. 85 Abbildung 60: Vergleich Simulation und Experiment, H2 und CO2, Vergasungstemperatur ............................................................................................. 87 Abbildung 61: Vergleich Simulation und Experiment CO, CH4, CxHy Vergasungstemperatur ............................................................................................. 87 Abbildung 62: Vergleich Simulation und Experiment Gas- u. Teerausbeute, Vergasungstemperatur ............................................................................................. 88 - 93 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Anhang II - Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Hauptreaktionen der Biomasse-Wasserdampfvergasung [1], [2] ............... 9 Tabelle 2: Eigenschaften von Bettmaterial 1 und Bettmaterial 2 .............................. 16 Tabelle 3: Eckdaten der AER-Pilotanlage, [20], [36], [37] ......................................... 21 Tabelle 4: Aschezusammensetzung der eingesetzten Brennstoffe, Brennstoffflexibilität .................................................................................................. 35 Tabelle 5: Versuchsbedingungen, Brennstoffflexibilität Versuchsphase 1 ................ 37 Tabelle 6: Übersicht Produktgaszusammensetzung, Brennstoffflexibilität ................ 39 Tabelle 7: Produktgaszusammensetzung Gruppe A und B ...................................... 43 Tabelle 8: Versuchsbedingungen, Brennstoffflexibilität, Versuchsphase 2 ............... 46 Tabelle 9: Versuchsbedingungen, Semi-batch-Versuch Olivin, Temperaturvariation 53 Tabelle 10: Versuchsbedingungen, Semi-batch-Versuch Bettmaterial 1, Temperaturvariation ................................................................................................. 53 Tabelle 11: Versuchsbedingungen DFB 20 kWth-Versuch, Temperaturvariation ...... 54 Tabelle 12: Versuchsbedingungen DFB 200 kWth-Versuch, Temperaturvariation .... 54 Tabelle 13: Zusammenfassung und Gegenüberstellung der Versuchsergebnisse bei 650 °C ...................................................................................................................... 59 Tabelle 14: Versuchsbedingungen, Semi-batch-Versuch, S/C-Variation .................. 63 Tabelle 15: Versuchsbedingungen DFB 200 kWth-Versuch, S/C-Variation .............. 65 Tabelle 16: Versuchsbedingungen Semi-batch-Versuch, WHSV-Variation .............. 74 Tabelle 17: Versuchsbedingungen DFB 200 kWth-Versuch, WHSV-Variation .......... 75 Tabelle 18: Vergleich der Simulationsergebnisse mit experimentellen Ergebnissen, Basisfall .................................................................................................................... 84 - 94 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Anhang III - Abkürzungsverzeichnis Abkürzungen Bedeutung AER Adsorption Enhanced Reforming IFK Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik ZSW Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung TBM Technologieplattform Bioenergie und Methan GmbH & Co. KG DFB Dual Fluidized Bed (gekoppelte Wirbelschichtanlage) ORC Organic-Rankine-Cycle SNG Synthetic Natural Gas LuVO Luftvorwärmer FID Flammenionisationsdetektor GCMS Teer Mit Gaschromatographie-Massenspektrometer bestimmter Teer grav. Teer Gravimetrisch bestimmter Teer max. Teer GCMS Teer + grav. Teer Indizes Bedeutung i.r., a.r. im Rohzustand wf wasserfrei waf wasser-und aschefrei tr trocken th thermisch i,k Komponente i und k Br Brennstoff i.N. im Normzustand Gas Produktgas M auf Mole bezogen - 95 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Formelzeichen Bedeutung Einheit MBr Brennstoffmassenstrom kg / s γi , xi Massenanteil der Komponente i kg / kg yi Volumenanteil der Komponente i m³ / m³ n Luftzahl - T Temperatur K p Druck Bar V Volumen m³ Formeln Bedeutung Einheit LHV unterer Produktgasheizwert MJ / m³ i.N. Y-Produktgas Produktgasausbeute m³i.N./kgBr,waf S/C engl. Steam to Carbon: Wasserdampf/KohlenstoffVerhältnis S/CM* (*inklusive Brennstofffeuchte) S Dampfmolenstrom inkl. Brennstoffeuchte = C Brennstoffkohlenstoffmolenstrom S/B* (*inklusive S Dampfmassenstrom inkl. Brennstoffeuchte Brennstoff= C Brennstoffmassenstrom feuchte) WHSV Biomassestrom/Bettmasse-Verhältnis: WHSV = TR Biomassestrom in den Vergaser Bettmasse im Vergaser Durchsatz: Biomassestrom in den Vergaser TR = Vergaserquerschnittsfläche CaO/C molH2O/molC kgH2O/kgBr,waf kgBr,wafh1 /kgBett kgBr,wafh1 /m²Vergaser Bettumlaufrate/Kohlenstoffstrom-Verhältnis: molCaO/molC CaO Kalkmolenstrom aus dem Regenerator = C Brennstoffkohlenstoffmolenstrom in Vergaser - 96 - Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Bettaustauschzeit: τBett τBett = Bettinventar CaO_Massenenstrom aus dem Regenerator - 97 - min Verbundprojekt FuE-Plattform „BtG“, Schlussbericht IFK (BMU – FKZ: 03KB011C) Anhang IV - Literaturverzeichnis [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] Florin, N. H., Harris, A. 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