Infoblatt Mikrofone - Musikschule MUSE Dortmund
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Infoblatt Mikrofone - Musikschule MUSE Dortmund
MUSE – Infoblatt – „Mikrofone“ In der heutigen Zeit kommt man nur noch selten ohne die Unterstützung von Mikrofonen aus. Egal ob im Tonstudio oder auf der Bühne. Stets werden Stimmen und Instrumente mit Hilfe von Mikrofonen verstärkt, um diese auch in größeren Räumen gut hören zu können. Insbesondere Sprecher und Sänger müssen in der Lage sein, Mikrofone richtig in ihren Auftritt einzubinden und mit diesen umzugehen. Deshalb möchten wir Ihnen mit diesem Infoblatt einige wertvolle Tipps auf den Weg gehen, die alle unserer langjährigen Tätigkeit als Live-Musiker und Tontechniker entstammen. Auf unserer MUSE – Taschenkarte „Umgang mit Mikrofonen“ finden Sie alle wichtigen Punkte komprimiert für die Hosentasche und können diese stets auf Veranstaltungen mit sich führen und schnell nachschlagen. Mikrofon ist nicht gleich Mikrofon… Sicher haben Sie schon bemerkt, dass zum Beispiel Mikrofone im Tonstudio völlig anders aussehen als die, die man auf der Bühne findet. Für Tonaufnahmen benötigt man Mikrofone, die viel empfindlicher reagieren. Auf der Bühne ist diese Eigenschaft in den meisten Fällen nachteilig, da es dadurch schneller zu Rückkopplungen kommt. Diese machen sich durch das unangenehme Pfeifen aus den Lautsprechern bemerkbar. Es gibt zahlreiche Arten von Mikrofonen. Für Sie auf der Bühne ist insbesondere die Unterscheidung zweiter Kategorien wichtig: 1. Kondensatormikrofone Diese Mikrofonart ist Standard in Tonstudios. Man unterteilt sie nochmals in Großmembran – und Kleinmembran – Kondensatormikrofone, die unterschiedliche Eigenschaften besitzen und so kreativ und gezielt bei Aufnahmen eingesetzt werden können. Kondensatormikrofone sind sehr empfindlich und benötigen eine zusätzliche Stromversorgung von +48V – die so genannte „Phantomspeisung“. Diese Extra – Energie kommt in der Regel aus Mischpulten oder anderen externen Geräten. Wichtig ist, dass bei Inbetriebnahme immer der Lautstärkeregler des betreffenden Kanals heruntergezogen ist. Ansonsten können Schäden z.B. an Lautsprechern entstehen. Die Firma „Neumann“, die für ihre legendären und hochwertigen Mikrofone bekannt ist, hat vor einigen Monaten das erste Bühnenmikrofon für Gesang mit Kondensatortechnik auf den Markt gebracht. Das Modell KMS 105 ist mit rund 500 Euro zwar nicht billig, hat aber so hervorragende Klangeigenschaften, dass es möglich ist, den Klang aus dem Tonstudio direkt auf die Bühne zu bringen. Aber auch zu anderen Zwecken werden Kondensatormikrofone mal auf Bühnen eingesetzt. Sehr viel häufiger anzutreffen sind hier aber die dynamischen Mikrofone. 2. Dynamische Mikrofone Das wohl bekanntesten dynamischen Mikrofon sind das Shure SM58 für Gesang und das SM57 für Gitarrenverstärker. Diese Mikrofone arbeiten mit einer anderen Technik und benötigen keine zusätzliche Spannung. Im Gegensatz zu den Kondensatormikrofonen sind sie deutlich unempfindlicher gegenüber Rückkopplungen. Es gibt sie als kabelgebundene oder kabellose Ausführungen. Wer sich viel auf der Bühne bewegen muss, sollte deshalb zu Funkmikrofonen greifen. Aus dem Musicalbereich, in dem man in der Regel beide Hände braucht oder viel tanzen muss, sind Headsets oder Lavallier - Mikrofone bekannt, die mehr oder weniger sichtbar direkt am Kopf befestigt werden. Spätestens dann sind aber Kompressoren im Mischpultkanal Pflicht, um die starken Pegelschwankungen auszugleichen. Welches Mikrofon ist für mich das Richtige? Das ist eine schwer zu beantwortende Frage. Welches Mikrofon für Ihre Zwecke geeignet ist richtet sich neben dem Signal, das verstärkt werden soll auch nach Ihrer sonstigen Ausrüstung, Ihren Professionalitätsstatus und nicht zuletzt nach dem Budget, das Sie dafür einplanen möchten. Es gibt gute Mikrofone schon ab 99 Euro. Es gibt aber auch solche für 7000 Euro. Ich rate Ihnen deshalb dringend, sich in einem Fachgeschäft für Tontechnik dahingehend beraten zu lassen und auch Testberichte zu den unterschiedlichen Modellen zu lesen. Abraten würde ich Ihnen grundsätzlich von No – Name – Produktion oder Billigfabrikaten von Firmen wie Behringer oder Mackie. Um Ihnen eine grobe Richtung zu geben, finden Sie auf der nächsten Seite eine kleine Liste mit Mikrofonen für verschiedene Anwendungsbereiche aus unterschiedlichen Preiskategorien, die häufig im Live-Bereich eingesetzt werden. Mikrofonliste für den Live-Bereich Name / Modell Mikrofontyp Anwendung Shure SM 58 Dynamisch, Gesang, Stimme, (Klassiker) kabelgebunden Percussion Shure SM 57 Dynamisch, Gitarrenverstärker, (Klassiker) kabelgebunden Snare Neumann KMS 105 Kondensator, Sprache, Gesang, (Profi – Mikrofon) kabelgebunden Akustikgitarre Kondensator, Overheads, Chöre, kabelgebunden Bläser, Orchester Sennheiser Freeport Funkmikrofon Gesang, Sprache 160 Euro Sennheiser E835 S Dynamisch, (Einsteigermikrofon) kabelgebunden Gesang, Sprache 80 Euro Gesang, Sprache 190 Euro Gesang, Sprache 90 Euro Gesang, Sprache 180 Euro Gesang, Sprache 430 Euro Gesang, Sprache 140 Euro AKG C1000 Sennheiser E945 AKG D-5-S Dynamisch, kabelgebunden Dynamisch, kabelgebunden Beyerdynamic Dynamisch, TG – X80 kabelgebunden Sennheiser MD431 Rode M1-S Sennheiser MD421 AKG D-7S Dynamisch, kabelgebunden Dynamisch, kabelgebunden Dynamisch, kabelgebunden Dynamisch, kabelgebunden Gitarrenverstärker, Sprache, Gesang Chor, Gitarren, Stereopaar kabelgebunden Gesang, Streicher kabelgebunden 110 Euro 500 Euro 140 Euro 370 Euro Toms, Bläser Kondensator, Kondensator, 99 Euro Gesang, Sprache, Neumann KM184 AKG Perception 170 Preis Gitarren, Percussion 199 Euro 1200 Euro 90 Euro Shure PG24 Funkmikrofon Gesang, Sprache 199 Euro Sennheiser EW135 Funkmikrofon Gesang, Sprache 580 Euro AKG PW45 Funkmikrofon Gesang, Sprache 199 Euro Shure PGX24E Funkmikrofon Gesang, Sprache ab 300 Euro Shure PG1288E Headset – Funk Gesang, Sprache 400 Euro Shure PGX14E Headset – Funk Gesang, Sprache 430 Euro Was muss ich beim Umgang mit Mikrofonen beachten? Trotz der umkomplizierten Benutzung von Mikrofonen sollten Sie einige Grundregeln beachten, um böse Überraschungen zu vermeiden und den gewünschten Klang zu erreichen. 1. Fassen Sie das Mikrofon nie direkt am Kopf an wie man es häufig sieht. Dies verändert die Richtcharakteristik, die bestimmt, von welchen Seiten das Mikrofon mit welcher Empfindlichkeit Signale aufnimmt. 2. Wenn Sie klatschen, tun Sie es gegen Ihren Unterarm, nicht gegen das Mikrofon in Ihrer Hand. Das ergibt unschöne Geräusche. 3. Versuchen Sie die Haltung Ihres Mikrofons an die Stimmung des Liedes und Ihre Performance anzupassen. Bei Balladen beispielsweise kann es sehr schön aussehen, wenn Sie das Mikrofon nur leicht zwischen den Fingern halten. Bei harten Rockstücken hingegen würde es seine Wirkung verfehlen. Wechseln Sie das Mikrofon zwischen den Händen nicht zu häufig und nicht zu schnell. Das wirkt unsicher und unruhig, außerdem nervt es nach einiger Zeit auch das Publikum. 4. Der Abstand zwischen Mund und Mikrofonkopf sollte nicht zu gering sein. Eine gute Ausgangsbasis ist die Distanz einer Hand mit gespreizten Fingern. Ein zu geringer Abstand führt zu einer Überbetonung der tiefen Frequenzen (Nahbesprechungseffekt). Diese Wirkung kann für bestimmte Songteile natürlich auch gezielt als Effekt angewendet werden. Hier sollten Sie jedoch bedenken, dass auch die geöffnete Mundhöhle Reflexionen erzeugt, die zu Rückkopplungen führen können (übrigens eine oft verkannte Gefahr im Live-Bereich). 5. Wenn Sie den Kopf bewegen sollte das Mikrofon diesen Bewegungen folgen. Ansonsten kommt es zu starken Pegelschwankungen. 6. Sollte es zu einem Feedback (Rückkopplung) in den Monitoren oder Frontlautsprechern kommen, decken Sie das Mikrofon nicht ab, sondern halten Sie es von den Lautsprechern weg. 7. Wenn Sie ein Kabelmikrofon verwenden und Sie sich auf der Bühne bewegen, halten Sie mit der anderen Hand das Kabel. So haben Sie Einfluss auf die Kabellage und vermeiden peinliche Stolperaktionen. 8. Sollten Sie trotz ausreichend großem Abstand zum Mund Pop-Geräusche hören (v.a. bei explosiven Lauten wie p,b usw.) können Sie versuchen, das Mikrofon etwas schräg vor den Mund zu halten. Dadurch trifft den Mikrofonkopf nur ein Teil der Energie. 9. Bei Verwendung von Mikrofonständern empfehlen wir stabile Ausführungen, idealerweise mit Einhand – Höhenverstellung. Dadurch haben Sie schnellen Einfluss auf die Mikrofonhöhe ohne an irgendwelchen Verschlüssen schrauben zu müssen und einen stabilen Stand (z.B. der 1919 von KMS – Preis ca. 30 Euro). Außerdem sollten Sie Klemmen zur Kabelführung und Zugentlastung verwenden. 10.Sollten Sie während des Auftritts vor den Frontboxen stehen (müssen), achten Sie darauf, dass Sie nicht direkt vor den Lautsprechern stehen und sich nach Möglichkeit diesen nicht direkt zuwenden. Ansonsten riskieren Sie je nach Lautstärke ein Feedback. 11.Zur Pflege genügt die Reinigung mit einem fusselfreien, trockenen Tuch. Schrauben Sie das Mikrofon niemals selbst auseinander, es sei denn, Sie wissen genau was Sie tun. Außerdem empfiehlt sich der Transport in einem erschütterungsfreien, gepolsterten Koffer oder einer Tasche. 12.Bei Funkmikrofonen entfernen Sie unbedingt nach jedem Auftritt die Batterien, damit diese nicht auslaufen. Durch wieder aufladbare AkkuBatterien können Sie außerdem eine Menge Geld sparen. 13.Bewahren Sie das Mikrofon am besten bei Zimmertemperatur auf. Nicht in feuchten kalten Garagen oder Lagerräumen. 14.Jedes Mikrofon ist anders. Deshalb ist es sinnvoll, immer sein eigenes Mikrofon auf Auftritten mitzunehmen und auf dessen Verwendung zu bestehen, denn Sie wissen, wie es in bestimmten Situationen reagiert und was Sie tun müssen, damit es entsprechend klingt. 15.Ziehen Sie das Kabel erst dann vom Mikrofon, wenn der Tontechniker es freigibt und der Lautstärkeregler am Mischpult unten ist. Sonst knallt es in den Lautsprechern. Das gleiche gilt für das Anschließen und das Einschalten der Phantomspeisung bei Kondensatormikrofonen. 16.Mikrofone halten nicht ewig. Je nach Belastung, Häufigkeit der Verwendung und Pflege variiert die Haltbarkeit sehr stark. Häufige Ursachen für Defekte sind Erschütterungen und Hinfallen. Aber auch der durch den Korb eindringenden Speichel beim Singen oder Sprechen ist ein Problem. Dieser setzt sich an die Bauteile und führt zu chemischen Reaktionen. Auch deshalb ist ein gewisser Abstand zum Mund gesund für das Mikrofon. Im Durchschnitt kann man erfahrungsgemäß bei semiprofessioneller Verwendung von einer Lebensdauer von ca. 5 Jahren ausgehen. Wir wünschen Ihnen viel Freude und Erfolg auf der Bühne. Bei Fragen zum Thema wenden Sie sich gerne an uns unter: [email protected] Ewa Anna und Sven Dannowski Schulleitung