Umgang mit Menschen mit Demenz, besonders herausforderndem
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Umgang mit Menschen mit Demenz, besonders herausforderndem
Umgang mit Menschen mit Demenz, besonders herausforderndem Verhalten (Vortrag von Saskia Brehm beim Pflegestammtisch am 26.02.2015 in Straubing) „Ich will, wie ich es bislang getan habe, die Schönheit dieser Welt in mich aufnehmen und die Zuneigung meiner Familie und Freunde spüren. Ich möchte all diese Dinge erleben, auch wenn die Erinnerung schnell verblasst. Wir genießen solche Momente ja, um ihrer selbst willen, nicht nur, um uns später daran erinnern zu können“ .(Boden, 1998, p. 145) Wir Menschen leben im Schutz, den wir einander bieten Dieses irische Sprichwort entspringt zweifellos der Erfahrung vieler Generationen, der Erfahrung eines Lebens in einer wunderbaren, jedoch oft unwirtlichen Gegend. Es erinnert uns daran, dass nur das Zusammensein mit anderen Menschen echten, wahren Schutz bieten kann. Ein Mensch der gegen die Attacken der Alzheimer-Krankheit oder einer anderen Demenz ankämpft, ist ganz besonders schutz- und unterstützungsbedürftig. Die Person muss in mitmenschliche Beziehungen eingebettet sein. „Etwas tun“, ein ur-menschliches Bedürfnis Menschen mit Demenz brauchen, wie gesunde auch, Aktivitäten, um ihr Dasein als sinnvoll zu empfinden. Auch sie wollen eingebunden sein ins bunte Netz des Lebens. Das Tun selbst trägt den Sinn in sich und befriedigt; nicht das Ergebnis zählt, nicht einmal die objektive, praktische Notwendigkeit für die Tätigkeit ist entscheidend. Der Sinn liegt in der persönlichen Befriedigung, die aus dem Tun erwächst, aus der vertrauten, gewohnten Beschäftigung der eigenen Hände. Wichtig: - Menschen mit Demenz brauchen zum Tätigsein Unterstützung Tätigsein reduziert gewisse Demenzsymptome. Manche lassen sich damit sogar behandeln Pflege, die den gewohnten Lebensstil unterstützt, ist die allerbeste Tätigsein verleiht der Gegenwart einen Sinn Die tätige Person in den Mittelpunkt stellen, nicht die Tätigkeit selbst Grundsätzliches zu schwierigen Verhaltensweisen = Herausforderndes Verhalten Das Verhalten ist herausfordernd (schwierig) nicht die Person Menschen mit Demenz bemühen sich nach Kräften, ihren Alltag zu bewältigen. Sie sind zuallererst Menschen, Persönlichkeiten mit vielen verschiedenen Fähigkeiten und Bedürfnissen. Jedes Verhalten hat eine Bedeutung - Verhaltensweisen (wenn auch seltsam) sind immer Versuche zu kommunizieren Oft drücken sie ein unbefriedigtes Bedürfnis aus Wie sind aufgefordert (herausgefordert), uns in die Welt der Demenz-Kranken hineinzuversetzen Der Betroffene will sein Würde bewahren, fühlt sich hilflos und kann das Problem selbst nicht lösen 1 Verhalten, das Pflegende stört, ist ein Symptom der Gehirnerkrankung - Die Person mit Demenz kann ihr Verhalten nicht willentlich kontrollieren Nichts passiert mutwillig Sie kämpfen gegen das Nachlassen ihrer geistigen und körperlichen Fähigkeiten Sie leben in einer Welt, die sie immer weniger verstehen Es sind spezifische Symptome der Erkrankung: Verkennung, Gedächtnisverlust Wenn sich die ersten Demenzsymptome zeigen, ist das Gehirn bereits zu 80% geschädigt Schlafen/ Nächtliches Umherwandern/ Schlaf-Wachumkehr/ Schlafstörungen Schlaf = Wichtig für das Wohlbefinden des Erkrankten, aber auch für den Betreuer Im Alter verändert sich erfahrungsgemäß das Schlafmuster. Alte Menschen schlafen nachts weniger, kompensieren den Schlafmangel jedoch oft tagsüber mit einem Nickerchen. Das Schlafstadium IV, der tiefste und erholsamste Schlaf ist, bes. bei Männern, unterbrochen. Oft sind beide Faktoren zusammen dafür verantwortlich, dass sich Hochbetagte weniger ausgeruht fühlen. Es gibt ferner Beweise, dass Schlafstörungen, etwa das Schlafapnoesyndrom bei alten Menschen seltener erkannt werden. Anpassungen: Raten Sie ihrem Schützling, öfter und kürzer zu schlafen. Es ist zwar naheliegend, früher zu Bett zu gehen, wenn man müde wird, bringt damit allerdings die Schlafperiodik noch mehr durcheinander. Probleme /Ursachen - Evtl. ist das Schlaf-Wach-Zentrum des Gehirns geschädigt, kann zu einer Umkehr des TagNacht-Rhythmus führen Verstehen die natürlichen Signale der Umgebung, dass es Nacht ist, nicht mehr Können ihre gewohnten Abendrituale nicht mehr selbständig durchführen Wenn sie nachts aufwachen und sich nicht auskennen, fürchten sie sich und sind desorientiert Medikamentennebenwirkung, paradoxe Wirkung Durst oder Hunger Niedriger oder hoher Blutdruck Unter- oder Überzucker Schmerzen durch falsches Lagern Unangenehmer Lichteinfall oder zu wenig Licht Muskelkrämpfe Atemwegserkrankungen und Schlafapnoe Schwer zuordenbare Wahrnehmungen (Bäume bewegen sich im Wind, werfen Schatten) Laute Geräusche oder ungewohnte Stille Harndrang Hilfen Vorbereitungen zum Schlafen gehen nicht verändern (Biographie!!!) - Feste Gewohnheiten beachten Rituale einhalten 2 - Schlafenszeiten beachten In Studien wurde festgestellt, dass der Schlaf, vor allem auch die Unruhe verbessert werden kann und die Aggressionsbereitschaft gesenkt wird, wenn die Kranken sich tagsüber in ausreichend hellen Räumen mit guter schattenfreier Beleuchtung (günstiger Effekt tägl. 500 Lux in Glühbirnen), nachts dagegen in Dunkelheit aufhalten Einschlafen helfen - - Tagsüber für reichlich Gelegenheit sich zu bewegen sorgen Anregende Aktivitäten sind zwei bis drei Stunden vor dem Schlafen gehen kontraproduktiv Besuche absprechen (Kinder, Enkelkinder), dass die Reizüberflutung nicht so groß ist Evtl. abends 1 Tasse Bohnenkaffe anbieten Warme Milch oder Milchprodukte Glas Bier oder Rotwein Kamillen oder Kräutertees, Baldrian, Hopfenzapfen, Melissen, Weißdorn, Orangenblüten Schlaffördernde Lebensmittel: Teigwaren, Süßigkeiten, Rindfleisch, Ananas, Birnen, Datteln Beruhigende Musik, Lieder gemeinsam singen Nestchen bauen- kann trösten und beruhigen Wärmflasche, Kirschkernkissen Warmes beruhigendes Fußbad, abends Vollbad mit ätherischen Ölen Aromapflege: Lavendel, Bergamot, Salbei, Geranie, Zitrone, Majoran Manchmal (wenn gewöhnt Ticken der Uhr) kann eine leichte Geräuschkulisse für bessere Nachtruhe sorgen Schatten im Zimmer führen zu Unruhezuständen Störungen in der Nacht vermeiden (z.B. Einlagenwechsel) Viele ältere Menschen haben ein geringeres nächtliches Schlafbedürfnis, was sie mit Nickerchen untertags kompensieren. Dagegen ist nichts einzuwenden, solange sie nicht allzu ausgedehnt sind und den Nachtschlafzyklus unterbrechen Bieten Sie ihr eine Rückenmassage oder eine andere entspannende Massage an Wandert sie Person umher, begleiten Sie sie zur Toilette, lenken Sie sie ab, leise Musik, Vorlesen, leichter Imbiß Beobachten Sie die Person, Mimik, Gestik, Schonhaltung, vielleicht hat sie Schmerzen z.B. wenn Sie sich ständig das Knie reibt (Arthrose) oder die Zehen tun weh (z.B. bei Diabetes), mit dem Arzt absprechen, ob für die Zeitspanne nachts (ca. 12 Std.) Schmerzmittel gegeben werden soll Sicherheitsvorkehrungen treffen - Bett an die Wand stellen oder z.B. Kommode ans Fußende stellen, um das Aufstehen zu erschweren - Sicherste Sturzprävention = Niedrigbett und Matratze auf den Boden Bei nächtlichem Umherwandern sollte der Mensch im Bett Schuhe tragen oder Socken mit Noppen Überwachungssysteme vorteilhaft – Bewegungsmelder im Raum oder Sensormatte (spielt z.B. eine Melodie, wenn sie betreten wird) - Keine Verwirrung stiften 3 - Kleidung für den nächsten Tag nicht schon am Vorabend zurecht legen Schlafzimmer ausschließlich für Ruhe, Entspannung und Schlaf reservieren Büro oder Wohnzimmer vermittelt Orte für Aktivitäten und erschwert das Einschlafen Alle mit Tagesaktivitäten verbundenen Dinge außer Sichtweite halten Wacht eine Person nachts auf, fragen ob sie sich wohlfühlt, ob sie zu fest oder zu leicht zugedeckt ist, Hände und Füße anfassen = erkennbar ob sie kalt sind Zieht sie es vor , auf einem bequemen Sessel oder Sofa zu schlafen, nichts dagegen unternehmen, sondern mit einer Decke warm halten Versichern Sie ihr, dass sie bei Bedarf sofort zur Stelle sind Hilfe durch Psychopharmaka - Der Nachtschlaf wird medikamentös initiert und künstlich verlängert Aufenthalt der Kranken im Bett dauert dadurch oft 12 Std. und länger, obwohl alte Menschen nicht mehr als 8 Stunden brauchen Wer vor 18.00 ins Bett gebracht wird und nach Mitternacht aufwacht, der hat in der Regel keine Schlafstörung, sondern wird um seine biologischen Bedürfnisse gebracht Es wird ihm ein Bedarf nach Schlafmittel unterstellt, den er nicht hat Die hohe Gabe von Sedativa (die Halbwertzeit vieler Benzodiazepine beträgt ca. 72 Stunden), ist medizinischer Unsinn und überdies rechtswidrig Mittel letzter Wahl: Schlafförderndes Antidepressivum, aber Vorsicht: Schlafmittel können noch morgens wirken und erhöhen die Sturzgefahr. Langsames Aufstehen und evtl. Sitzgymnastik. Auch sollten schlaffördernde Medikamente nicht mehr nach 23.00 Uhr gegeben werden. Unruhe und Hinlauftendenz Unruhe kann viele Ursachen haben, stellt für den Betroffenen einen erheblichen Leidensdruck dar. Für das helfende Umfeld ein sehr schwieriges Problem Ursachen - Alltägliche Handlungen werden aufgrund der Gedächtnisstörung ständig wiederholt (An- und Ausziehen von Kleidung, Suchen von Gegenständen, Essen) - Gedächtnisstörungen und Orientierungsstörungen erschweren die Anpassung an neue Situationen und einen Umgebungswechsel, die Menschen fühlen sich zutiefst verunsichert und wollen in ihre gewohnte Umgebung Körpersignale (Schmerz, Harndrang) werden nicht richtig interpretiert Der gewohnte Bewegungsdrang kann nicht ausagiert werden Eine sinnvolle Beschäftigung fehlt – allerdings reicht die „Event-Beschäftigung (Singgruppe, Spielegruppe) oftmals nicht aus, vielmehr muss Beschäftigung alltagsbezogen sein und den individuellen Bedürfnissen gerecht werden Aufgaben und Pflichten aus früheren Lebensphasen drängen sich ins Bewusstsein und stellen für die Betroffenen einen Handlungszwang dar (z.B. Kinder von der Schule abholen, sich um die pflegebedürftige Mutter kümmern, zur Arbeit gehen) - - 4 - Traumatische Erlebnisse aus der Vergangenheit (z.B. Kriegserlebnisse werden als real erlebt und vermischen sich mit der Gegenwart). Das kann sich durch panische Angst mit Unruhe und Agitiertheit äußern Hilfen - - - - - - Menschen mit Demenz nicht von vergleichsweise harmlosen Tätigkeiten, die lediglich Unordnung hervorbringen (wühlen in Schränken) abbringen Bei Erregung beruhigen, validierende Gespräche, ablenken Strukturierter Tagesablauf, Mahlzeiten und Tätigkeiten nach festem Zeitschema gestalten, Orientierungshilfen geben, regelmäßige Toilettengänge Bei notwendigem Umgebungswechsel möglichst viele vertraute Gegenstände mitnehmen ( Schlafanzug, Kopfkissen, Bilder, Wecker usw.) Dem Menschen tagsüber Gelegenheit zur körperlichen Betätigung und Bewegung geben, z.B. durch lange Spaziergänge. Nachhaltiger Effekt – zeigt sich aber erst nach Wochen Die Umgebung beruhigen und vertraut (biografiegerecht) gestalten, Geräusche und grelles Licht vermeiden Bei mobilen Patienten die Kontaktdaten in Form von Armband, eingenähten Hinweisen oder Anhänger bereitstellen. Wenn Sie diese Sachen als besondere Geschenke präsentieren, werden sie sicher lieber genutzt. Darüber hinaus ist es wichtig, das Umfeld zu informieren und um Mithilfe zu bitten Halten Sie ein aktuelles Foto der Person bereit, um im Notfall die Identifikation zu erleichtern. Stecken Sie ein paar getragene Kleidungsstücke ungewaschen in eine Plastiktüte und legen Sie diese in die Gefriertruhe, damit zur Personensuche eingesetzte Spürhunde den Geruch aufnehmen können. Einsatz einer Hundestaffel – Bundesverband Rettungshunde e.V. Diese Staffel kann von Institutionen aber auch von Angehörigen angerufen werden Der Einsatz ist kostenlos. Gehen Betroffene verloren, die Polizei informieren (es muss nicht erst 24 Stunden gewartet werden): die Polizei entscheidet im Einzelfall. Notieren Sie täglich, was die Person anhat. Bringen Sie Zusatzschlösser, Riegel oder Bolzen am oberen und unteren Rand der Tür an, sowie Sicherheitsschlösser und Schlüssellochabdeckungen, die sich unauffällig in die Umgebung einfügen, etwa durch entsprechende Farbgebung getarnt sind Verdecken Sie Türgriffe mit einer Kindersicherung (erhältlich in Spielwarenläden oder Kinderabteilungen großer Kaufhäuser) Tarnen Sie den ganzen Türdurchgang mit Stoffbahnen oder einer Dekoration. Sehr effektiv sind auch gemalte Wandbilder mit freundlichen Motiven (z.B. Blumengärten) , die zwar interessant sind, sich aber dennoch ganz klar von der Realität unterscheiden und sich über Tür, Türrahmen und angrenzende Wandflächen erstrecken. (Ein in der Wandfarbe gehaltener Türrahmen lässt die Tür fast verschwinden). Achten Sie gleichzeitig darauf, dass nichts den Gesamteindruck stört und die Aufmerksamkeit auf die Tür lenkt, etwa einzelne Bastelarbeiten, Vorhänge, Spiegel oder andere Dekorationen Eine einfache Vorrichtung kann Ihnen anzeigen, dass sich jemand am Ausgang zu schaffen macht: eine Glöckchenkette am Griff, eine kleine Glocke über der Tür oder eine Sensormatte, die ein Signal gibt, wenn sie betreten wird. Halten Sie Mäntel, Straßenschuhe, Autoschlüssel usw. außer Sichtweite, weil solche Gegenstände Aufforderungscharakter besitzen. 5 Ein weiteres Problem ist das Betreten häuslicher Gefahrenzonen oder anderer Bereiche, wo sie andere Familienmitglieder stören. Folgende Maßnahmen können hier Abhilfe schaffen: - - Bieten Sie einladende Sitzgelegenheiten oder stimulierende Beschäftigungen an, die zum Verweilen anregen – dieser Gedanke wurde am Anfang mit Fallbeispielen besprochen Verwenden Sie Halbtüren für Räume wie Küche und Schlafzimmer, damit Blickkontakt nach draußen möglich ist und andere Familienmitglieder gesehen werden können. Stellen Sie aus hellem Stoff „ Signale“ her, die sich bei Bedarf mit Klettverschlüssen quer in den Türrahmen spannen lassen(z.B. Verkehrszeichen – Durchgang verboten bzw. Durchfahrt verboten. Vielleicht genügt dieses Signal bereits, um die Person davon abzuhalten, ein bestimmtes Zimmer zu betreten oder veranlasst sie, in ihrem Schlafraum zu bleiben. Ein rotweißer Plastik-Markierungsstreifen kann den gleichen Dienst tun. Achtung: Schutzgitter für Kinder sind nicht geeignet, vielmehr besonders an Treppen gefährlich. Demenzkranke nehmen sie meist als ein unnatürliches Hindernis wahr, versuchen eventuell, darüber zu steigen und können dabei stürzen. Sichern Sie die gefährlichsten Bereiche mit einer der oben beschriebenen Schließ- und Tarntechniken. Das werden im Laufe der Zeit Keller, Dachboden, Werkstatt, Garagen und Wäscheraum sein. Hat sich die Person in Ihrer Obhut in gesunden Tagen bevorzugt an diesen Orten aufgehalten und beschäftigt, ist es wichtig, für sichere Alternativen zu sorgen (z.B. einen anderen Platz zum Wäsche falten). Sichere Wanderwege anbieten - - - Bieten Sie der demenzkranken Person im oder beim Haus einen sicheren Bereich an, in dem sie herumgehen und wandern kann. Der Grundriss mancher Häuser bietet sich für komplette Rundgänge geradezu an, weil man durch Küche, Flur und Wohnzimmer wieder zurück in die Küche gelangt. Ihr Schützling wird diesen Rundweg vielleicht ganz von alleine für sich entdecken. Treffen Sie die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen, weil z.B. lose Teppiche, Unebenheiten des Bodens, Unordnung, zu viele herumstehende Möbel oder instabile Einrichtungsgegenstände, die nicht zum Abstützen geeignet sind eine Gefahr darstellen . Den Weg entlang angebrachte Handläufe oder Griffe wirken einladend und erhöhen die Sicherheit. Der Weg soll einerseits nicht durch Hindernisse erschwert sein, andererseits an ungefährlichen interessanten Objekten vorbei führen, etwa an Bildern oder Andenken, die zum Verweilen und Betrachten anregen. Ein Stuhl an entsprechender Stelle kann die Person veranlassen, Platz zu nehmen und sich auszuruhen. Gibt es an diesem Ort außerdem Musik oder andere interessante Dinge (kleine Naschereien, Obst, Gemüse, Getränke), lädt er bestimmt zum Verweilen ein. Bitte versuchen Sie, frustrierende Sackgassen zu vermeiden (z.B. abgeschlossene Türen). Fühlpfade können dazu beitragen, dass die sicheren Wege tatsächlich benutzt werden. Die Wegführung im Außenbereich soll sich an den gleichen Grundsätzen orientieren: Rundwege verhindern Sackgassen, sie sollen glatte Oberflächen haben, keine störenden Hindernisse oder andere Gefahrenpunkte aufweisen – etwa stachelige oder giftige Pflanzen – sowie mit interessanten Objekten und Sitzgelegenheiten ausgestattet sein. Dazu eignen sich, wie schon genannt, Brunnen, Vogelhäuschen, Standbilder Gartendekorationen und Ruhebänke. Umgang mit „ Extremer Erregtheit“ 6 Unter Aggression wird ein Angriffsverhalten verstanden, welches sich gegen Dinge, Menschen oder gegen die eigene Person (Autoaggression) richtet. Aggressives Verhalten wird in den seltensten Fällen durch krankheitsbedingte Veränderungen im Gehirn verursacht.Siesind jedoch die Ausnahme, keinesfalls die Regel. Zumeist handelt es sich um eine Reaktion des Kranken auf seine erschwerten Lebensbedingungen und seine ohnmächtige Angst Hierbei ist es wieder wichtig, die Ursache für dieses Verhalten herauszufinden und wenn möglich zu eleminieren. Zeigen Menschen über die gesamte Lebensspanne hinweg aggressive Tendenzen, werden diese im Rahmen einer Demenz verstärkt bzw. können sie noch unvermittelter ausbrechen. Halten diese Verhaltensweisen länger ohne erkennbaren Grund an, wenden Sie sich an einschlägig erfahrene Fachkräfte, z.b. die lokale Kontaktstelle der Alzheimergesellschaft. Ursachen - Betroffene verstehen nicht, warum das Umfeld auf ständiges Fragen ungeduldig reagiert. Auf laute oder genervte Antworten reagieren sie aggressiv Sie verstehen nicht, warum sie sich in einer bestimmten Situation (Krankenhaus, Tagespflege befinden und diese auch nicht verlassen dürfen Sie verstehen nicht, warum sie bestimmte Handlungen (Auto fahren, kochen, zur Bank gehen) nicht mehr ausführen dürfen Sie empfinden medizinische oder pflegerische Handlungen als Angriff und wehren sich Ein Umgebungswechsel führt häufig zu einer tiefen Verunsicherung und aggressivem Abwehrverhalten Es fehlt eine sinnvolle Beschäftigung, der Betroffene langweilt sich Reizüberflutung (laute Geräusche, viele Menschen, auch viele Fragen die überfordern Sie haben Schmerzen, können dies aber nicht ausdrücken, z.b. bei Transfers Hilfen - - - Bleiben Sie ruhig Eine gute Möglichkeit einen wütenden Menschen zu beruhigen ist, seinen Ärger ernst zu nehmen und Verständnis zu zeigen Betroffenen mit Namen ansprechen, ggf. auch mit Titel Lenken Sie die Person ab, etwa mit einer kleinen Mahlzeit, einem Spaziergang oder einer anderen beliebten Beschäftigung. Aggressionen lassen sich besonders gut durch motorische Aktivitäten abbauen Nähern Sie sich Ihrem Schützling nie überraschend, fassen Sie ihn nie unvorbereitet an. Menschen mit Demenz zucken dabei womöglich reflexhaft zusammen, d.h. sie reagieren so, wie ein Säugling auf ein plötzliches Geräusch, eine plötzliche Berührung oder einen Lagewechsel reagiert Vermeidung von Konfrontationen, Diskussionen (ggf. Schuld auf sich nehmen) und Streit Vermeiden von Lachen oder Necken, Vorsicht bei direktem Blickkontakt Vermeiden Sie Auseinandersetzungen, außer bei Gefahr für Leib und Leben. Doch selbst in solchen Situationen ist es oft besser, nicht zu intervenieren Mehr zuhören als sprechen, langsam in normaler Lautstärke sprechen Gehen Sie auf die emotionalen Bedürfnisse ihres Schützlings ein, indem Sie ihn beruhigend und freundlich zusprechen Rufen Sie unbedingt Hilfe herbei, wenn Sie um Ihre eigene oder die Sicherheit anderer fürchten. Sie sollten für derartige Fälle einen Notfallplan parat haben (z.b. eine Person in der Nachbarschaft oder ein anderes Familienmitglied herbei rufen können) 7 - - Gehen Sie auf Abstand und geben Sie dem erregten Menschen den persönlichen Freiraum Reduzieren Sie die Stimulation in der Umgebung (Radio, Fernseher ausmachen) Bringen Sie alle potenziell gefährlichen Objekte außer Reichweite In manchen Fällen hilft Körperkontakt, nicht selten verstärkt er aber die Aggressionen (z.B. bei Abwehr der Körperpflege), deshalb ist es ratsam, sich selbst in Sicherheit zu bringen, auch auf Fluchtweg achten Darauf achten, dass er den Raum verlassen kann – geschlossene Türen können Ärger verstärken Keine Drohungen (z.B. „wenn du das nicht lässt, komme ich nicht wieder zurück“) oder Bestrafungen (Einsperren, Zuwendung verweigern) Körperpflege geschlechtsspezifisch durchführen lassen Für Ausgleich durch Bewegung und Sport sorgen, so kann Frustation abgebaut werden. Nehmen Sie als Pflegende Entlastungsmöglichkeiten in Anspruch - Rechtzeitige Hilfe suchen, Kontakt zu Selbsthilfegruppen, Pflegekurse, Pflegeberatung Für den eigenen Ausgleich sorgen, sich Freizeit verschaffen und diese nach den eigenen Bedürfnissen gestalten Stressabbau durch Sport und Entspannungsverfahren Aufrechterhalten von sozialen Kontakten Leben ist, was passiert, während wir mit anderen Plänen beschäftigt sind. Vielen Dank für Ihr Interesse! Wir hoffen, dass für Sie und Ihren Schützling (Bewohner) die eine oder andere brauchbare Lösung dabei war! Vortrag zum downloaden: Quellennachweis: Das Demenz-Buch/ Carol Bowlby Sifton Huber Verlag Praxishandbuch Demenz (Erkennen-Verstehen-Behandeln) /Elisabeth Stechl / Mabuse-Verlag 8