Rundbrief des FA 5.2 Informationssystem-Architekturen
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Rundbrief des FA 5.2 Informationssystem-Architekturen
Informationssystem Architekturen 10. Jahrgang, Heft 2, Dezember 2003 Wirtschaftsinformatik Rundbrief der GI-Fachgruppe WI-MobIS Inhalt Editorial .........................................................................3 Beiträge des Arbeitskreises WI-DWH: Modellierung und Nutzung von Data-Warehouse-Systemen ..................5 Vorträge des 7. Workshops „Modellierung und Nutzung von Data-Warehouse-Systemen“ auf der MobIS 2003 am 10. Oktober 2003 in Bamberg..................................................... 7 H.-J. Schwab, T. Schröer (SAP AG): Grundzüge des Datenschutzes und ihre Umsetzung in Standard-Anwendungen .................................................9 R. Coloru (Loyalty Partner GmbH): Anwendung des Datenschutzes im Data-Warehouse-System des Bonusprogrammes PAYBACK .......................27 T. Priebe, Prof. Dr. G. Pernul (Universität Regensburg): Sicherheit in Data-Warehouse- und OLAP-Systemen........................................................45 Fachbeitrag ..................................................................................... 65 Dr. M. Böhnlein, Dr. A. Bauer (T-Systems Nova GmbH): Todsünden des Data Warehousing ...................................................................67 Beiträge des Arbeitskreises WI-EPK: Geschäftsrozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten .....83 Bericht des Arbeitskreises WI-EPK................................................... 85 Fachbeitrag ..................................................................................... 87 J. Mendling, Dr. Markus Nüttgens: Konzeption eines XML-basierten Austauschformates für Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK)..........................89 1 Beiträge des Arbeitskreises WI-KobAs: Komponentenorientierte betriebliche Anwendungssysteme ............. 105 Vorträge des 4. Workshops „Modellierung und Spezifikation von Fachkomponenten“ auf der MobIS 2003 am 10. Oktober 2003 in Bamberg ................................................ 107 H. Wegener (Swiss Re), Dr. G. Auth (DaimlerChrysler TSS GmbH): Spezifikation von Fachkomponenten mit der Swiss Re Data Language...........109 P. Fettke, Prof. Dr. P. Loos (Universität Mainz): Entwicklung eines Metamodells für die „Vereinheitlichte Spezifikation von Fachkomponenten“ .................................................................................121 J. Ackermann (Universität Augsburg): Spezifikation von Fachkomponenten mit der UML 2.0 ........................................................131 A. Schmietendorf (Universität Magdeburg, T-Systems Nova), R. Dumke (Universität Magdeburg), D. Reitz (Universität Magdeburg, T-Systems Nova): Erfahrungen mit der Spezifikation von Web Services..........139 Einladung und Programm zur 12. GI-Fachtagung MobIS 2004 ............................151 2 Editorial Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitglieder der Fachgruppe WI-MobIS, der eigentlich für Ende 2003 geplante Rundbrief ist in das neue Jahr gerutscht. Er fällt dadurch aber umfangreicher und informativer als ursprünglich geplant aus und berichtet ausführlich zu den Aktivitäten der Arbeitskreise der Fachgruppe WI-MobIS: • Die Beiträge des Arbeitskreises WI-DWH umfassen die Vorträge zum 7. Workshop im Rahmen der MobIS 2003 sowie einen Fachbeitrag von M. Böhnlein und A. Bauer zu den Todsünden des Data-Warehousing. • Aus dem Arbeitskreis WI-EPK liegen ein Bericht sowie ein Fachbeitrag von J. Mendling und M. Nüttgens zur Konzeption eines XML-basierten Austauschformats für Ereignisgesteuererte Prozessketten (EPK) vor. • Der Arbeitskreis WI-KobAs steuert die Vorträge zum 4. Workshop im Rahmen der MobIS 2003 bei. Bei dieser Gelegenheit darf ich Sie bereits herzlich zur Teilnahme an der Multikonferenz Wirtschaftsinformatik 2004 einladen, die von 9.−11. März 2004 in Essen stattfinden wird (http://kom.wi-inf.uni-essen.de/mkwi04/default.htm). Die Multikonferenz umfasst 18 Teilkonferenzen, für den MobIS-Track zeichnet M. Rebstock verantwortlich. Im Rahmen der Mitgliederversammlung in Essen steht die Neuwahl des Leitungsgremiums der Fachgruppe gemäß Abschnitt 8 der Fachgruppenordnung an (siehe http://www.seda.wiai.uni-bamberg.de/fg510/index.html). Eine gesonderte Einladung hierzu mit einer vorläufigen Liste der zur Wahl stehenden Kandidatinnen und Kandidaten erhalten Sie in Kürze. Die Liste kann bis zur Wahlversammlung sowie innerhalb der Wahlversammlung durch weitere Vorschläge ergänzt werden. Ermuntern möchte ich Sie auch zur Teilnahme an der Modellierung 2004 von 24.−26. März 2004 in Marburg sowie zur Einreichung von Beiträgen für die DW2004, die am 4. und 5. November 2004 in Friedrichshafen stattfinden wird. Außerdem wirft die WI2005, die im zweijährigen Turnus stattfindende große Wirtschaftsinformatik-Tagung, ihre Schatten voraus (http://www.wi2005.de/). Die WI2005 wird von 23.−25. Februar 2005 in Bamberg stattfinden. Ich wünsche Ihnen noch nachträglich ein erfolgreiches und gesundes Jahr 2004. Mit herzlichen Grüßen Ihr Elmar Sinz 3 4 Beiträge des Arbeitskreises WIWI-DWH: Modellierung und Nutzung von Data-Warehouse-Systemen 5 6 Vorträge des 7. Workshops „Modellierung und Nutzung von DataData-WarehouseWarehouse-Systemen“ auf der MobIS 2003 am 10. Oktober 2003 in Bamberg 7 8 Grundzüge des Datenschutzes und ihre Umsetzung in StandardAnwendungen Hermann-Josef Schwab stellv. Datenschutzbeauftragter, SAP AG Tom Schröer Produkt Management Security, SAP AG Agenda Datenschutzgesetze weltweit Grundsätze der EU-Richtlinie 95/46/EG Umsetzung im Bundesdatenschutzgesetz Gesetzliche Grundlagen in Deutschland Beteiligte Anforderungen an Anwendungen Vorgehen Entwicklungsvorgaben Grundsätzliche Anforderungen Durchführung Datenschutz in Deutschland (Datenschutzbeauftragter, Strafen, Aufsichtsbehörde) EU USA Zusammenfassung, Weitere Informationen SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 2 1 Datenschutzgesetze weltweit Quelle: http://www.privacyinternational.org/survey/ SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 3 Weltweit unterschiedliche Vorschriften Datenschutz wird weltweit sehr unterschiedlich gehandhabt „Adäquates Datenschutzniveau“ von der EU anerkannt EU-Richtlinie streng reglementiert Ungarn F I USA EWR EU-Richtlinie D Selbstreguliert, einzelne Vorschriften Save Harbor Kanada ... BDSG COPPA Argentinien HIPPA TKG TDDSG Mehrere hundert weitere Vorschriften! Guernsey FERPA SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 4 2 Agenda Datenschutzgesetze weltweit Grundsätze der EU-Richtlinie 95/46/EG Umsetzung im Bundesdatenschutzgesetz Gesetzliche Grundlagen in Deutschland Beteiligte Anforderungen an Anwendungen Vorgehen Entwicklungsvorgaben Grundsätzliche Anforderungen Durchführung Datenschutz in Deutschland (Datenschutzbeauftragter, Strafen, Aufsichtsbehörde) EU USA Zusammenfassung, Weitere Informationen SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 5 Grundsätze der EU Richtlinie 95/46/EG I Datenschutzgesetze der EU-Länder EU-Datenschutzrichtlinie SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 6 3 zeitlich beschränkt sachlich richtig nicht exzessiv Zweck entsprechend eindeutiger Zweck Rechtmäßigkeit Datenschutz in der EU Grundsätze der EU Richtlinie 95/46/EG II ja Zustimmung des Betroffenen? nein ja Vertrag mit dem Betroffenen? nein ja Gesetzliche Vorschrift? nein ja Spezielle Regelungen? ! nein Verarbeitung zulässig Nicht zulässig ! SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 7 Grundsätze der EU Richtlinie 95/46/EG III Besondere Arten von personenbezogenen Daten (nach Art.8): n rassische und ethnische Herkunft n politische Meinungen,religiöse oder philosophische Überzeugungen, Gewerkschaftszugehörigkeit n Daten über Gesundheit und Sexualleben Diese „sensiblen“ Daten dürfen nur unter sehr restriktiven Bedingungen verarbeitet werden: n n n n n Vorschriften des Arbeitsrechts bei angemessenen Garantien Lebenswichtige Interessen der betroffenen Person oder Dritter Mitglieder und Interessenten entsprechender Organisationen Zustimmung der betroffenen Person Die Daten wurden durch die betroffene Person selbst veröffentlicht Ausnahmen: n Gesundheitswesen, wenn die Verarbeitung durch Personen mit Schweigepflicht erfolgt SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 8 4 Agenda Datenschutzgesetze weltweit Grundsätze der EU-Richtlinie 95/46/EG Umsetzung im Bundesdatenschutzgesetz Gesetzliche Grundlagen in Deutschland Beteiligte Anforderungen an Anwendungen Vorgehen Entwicklungsvorgaben Grundsätzliche Anforderungen Durchführung Datenschutz in Deutschland (Datenschutzbeauftragter, Strafen, Aufsichtsbehörde) EU USA Zusammenfassung, Weitere Informationen SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 9 Gesetzliche Grundlagen in Deutschland I Bundesdatenschutzgesetz BDSG Zweck des BDSG : den Einzelnen davor zu schützen, dass er durch den Umgang mit seinen personenbezogenen Daten in seinem Persönlichkeitsrecht beeinträchtigt wird (dies gilt unabhängig von Staatsangehörigkeit, Wohn- oder Aufenthaltsort des Betroffenen) Begriffsbestimmung: Personenbezogene Daten sind Einzelangaben über persönliche oder sachliche Verhältnisse einer bestimmten oder bestimmbaren natürlichen Person (Betroffener) Beispiele: Adresse, Telefonnummer, Kreditkartennummer, Gehalt, Erkrankung SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 10 5 Gesetzliche Grundlagen in Deutschland II Nicht durch das BDSG geschützt sind: n anonymisierte Daten n Daten von juristischen Personen (Firmen, Vereine, Körperschaften) n Sachdaten Aber: n es gibt mehrere Hundert(!) Gesetze und Rechtsvorschriften außer dem BDSG, die ebenfalls personenbezogene Daten schützen (z.B. Sozialgesetzbuch, Telekommunikationsgesetz) und dem BDSG teilweise vorgehen n vertrauliche Daten eines Unternehmens, Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse werden z.B. durch Strafgesetzbuch, Urheberrechtsgesetz, Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, Wertpapierhandelsgesetz etc. geschützt SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 11 Beteiligte an der Datenverarbeitung Verantwortliche Stelle (Unternehmensleitung, durch Delegation auch einzelne Mitarbeiter) • • • Erheben Verarbeiten Nutzen „Erheben“ StandardSoftware Betroffene: „Übermitteln“ Dritte Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter, ... Verarbeiten, Nutzen SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 12 6 Agenda Datenschutzgesetze weltweit Grundsätze der EU-Richtlinie 95/46/EG Umsetzung im Bundesdatenschutzgesetz Gesetzliche Grundlagen in Deutschland Beteiligte Anforderungen an Anwendungen Vorgehen Entwicklungsvorgaben Grundsätzliche Anforderungen Durchführung Datenschutz in Deutschland (Datenschutzbeauftragter, Strafen, Aufsichtsbehörde) EU USA Zusammenfassung, Weitere Informationen SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 13 Datenschutz im Programm? Mindestanforderung: n Der Anwender muss in der Lage sein, mit Standard-Software seinen gesetzlichen Anforderungen zu genügen n Zugangs- und Zugriffsschutz müssen programmtechnisch realisiert sein Besser: Standard-Software n ist datenschutzgerecht vorkonfiguriert n unterstützt den Kunden, seine Geschäftsprozesse datenschutzgerecht zu definieren n Bietet Funktionen für: u Protokollierung der Zustimmung / anderer Rechtsgrundlagen u Auskunft, Sperren, Löschen u Protokollierung der Übermittlung u ... SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 14 7 Wie erfährt der Entwickler von Datenschutzanforderungen? Problem: § Gesetze, Vorschriften, Richtlinien aus vielen Staaten, Regionen Transfer der Anforderungen Entwickler § SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 15 Entwicklungsvorgaben (1) Unterstützung durch zentrale Spezialisten Eigenleistung der Entwicklungsgruppen Definition des Vorgehens § Gesetze § Frag‘ deine Kunden in den allen/wichtigen Zielländern, welche Datenschutzvorgaben sie einhalten müssen Überlege, welche Anforderungen daraus erwachsen Kombiniere die Anforderungen verschiedener Länder Überlege, wie die Anforderungen umsetzbar sind SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 16 8 Entwickler Entwicklungsvorgaben (2) Unterstützung durch zentrale Spezialisten § Eigenleistung der Entwicklungsgruppen Zentrale Übersicht: es gibt in folgenden Ländern folgende Vorschriften Überlege, welche Anforderungen daraus erwachsen Gesetze § Entwickler Kombiniere die Anforderungen verschiedener Länder Überlege, wie die Anforderungen umsetzbar sind SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 17 Entwicklungsvorgaben (3) Unterstützung durch zentrale Spezialisten § Gesetze Eigenleistung der Entwicklungsgruppen Zentrale Übersicht: es gibt in folgenden Ländern folgende Vorschriften Übersicht der Anforderungen der verschiedenen Vorschriften § Kombiniere die Anforderungen verschiedener Länder Überlege, wie die Anforderungen umsetzbar sind SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 18 9 Entwickler Entwicklungsvorgaben (4) Unterstützung durch zentrale Spezialisten § Gesetze § Eigenleistung der Entwicklungsgruppen Zentrale Übersicht: es gibt in folgenden Ländern folgende Vorschriften Übersicht der Anforderungen der verschiedenen Vorschriften Entwickler Anforderungsprofil, dass die Anforderungen der wichtigsten Vorschriften/Staaten kombiniert Überlege, wie die Anforderungen umsetzbar sind SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 19 Entwicklungsvorgaben (5) Unterstützung durch zentrale Spezialisten § Gesetze § Eigenleistung der Entwicklungsgruppen Zentrale Übersicht: es gibt in folgenden Ländern folgende Vorschriften Übersicht der Anforderungen der verschiedenen Vorschriften Anforderungsprofil, dass die Anforderungen der wichtigsten Vorschriften/Staaten kombiniert Umsetzungsvorschläge für die Anforderungen (Algorithmen, zentral nutzbare Funktionen,...) SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 20 10 Entwickler Zustimmung und Datenvermeidung im Programm Verbot mit Erlaubnisvorbehalt Anwendung: Ablage der Rechtsgrundlage der Verarbeitung • Gesetz • Vertrag • Zustimmung des Betroffenen: Datum, Uhrzeit, Version,auch Widerruf vorsehen Datenvermeidung und Datensparsamkeit Anwendung: • Wenig Muss-Felder • Zuschalt- bzw. abschaltbare Felder, Feldgruppen, ... • Löschkonzept, - fristen, -programme SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 21 Datensparsamkeit (§3a) im Programm Datenvermeidung durch Verzicht auf Personenbezug Pseudonymisierung n Benutzung eines Pseudonyms, Personenbezug in Einzelfall rekonstruierbar n Z. B. Newsletter, Internetangebote Anonymisierung n wo nicht zwingend ein Personenbezug notwendig n Testdaten n Auswertungen (Data Warehouse, …) n Personenbezug darf nicht rekonstruierbar sein SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 22 11 Rechte der Betroffenen im Programm Verantwortliche Stelle: Betroffene Person: Pflichten Rechte Benachrichtigung Auskunft Berichtigung Löschung Sperrung Anwendung: • Kennzeichnung ‚Benachrichtigung erfolgt‘ mit Datum • Zusammenstellung aller Daten zu einer Person in einem Report • Korrektur (z.B. als Selfservice bei Internetanwendungen) • Einbau echter Löschfunktionen (nicht nur Archivierung) • Sperrkennzeichen, Grund der Sperrung SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 23 Die 8 Gebote des Datenschutzes: §9 BDSG + Anhang 8 Gebote „Normale“ Sicherheitsanforderungen Umsetzung (u.a.) Zutrittskontrolle Gebäudeschutz Zugangskontrolle Authentifizierung Zugriffskontrolle Berechtigungskonzept Weitergabekontrolle Dokumentation Übermittlungswege Eingabekontrolle Protokollierung Auftragskontrolle Vertrag Verfügbarkeitskontrolle Hochverfügbarkeit, Backup Trennungskontrolle Mandanten SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 24 12 Programm? ü ü ü ü ü Agenda Datenschutzgesetze weltweit Grundsätze der EU-Richtlinie 95/46/EG Umsetzung im Bundesdatenschutzgesetz Gesetzliche Grundlagen in Deutschland Beteiligte Anforderungen an Anwendungen Vorgehen Entwicklungsvorgaben Grundsätzliche Anforderungen Durchführung Datenschutz in Deutschland (Datenschutzbeauftragter, Strafen, Aufsichtsbehörde) EU USA Zusammenfassung, Weitere Informationen SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 25 Deutschland: Datenschutzbeauftragter Auftrag (nach § 4 f u. g BDSG) Der Beauftragte für den Datenschutz § § § § § wirkt auf die Einhaltung dieses Gesetzes und anderer Vorschriften über den Datenschutz hin überwacht die ordnungsgemäße Anwendung der Programme macht die mit der Verarbeitung personenbezogener Daten beschäftigten Personen mit den Vorschriften und Erfordernissen des Datenschutzes vertraut ist direkt der Unternehmensleitung unterstellt er ist in Ausübung seiner Fachkunde auf dem Gebiet des Datenschutzes weisungsfrei Er hat keine Weisungsbefugnis! SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 26 13 BDSG: Aufsichtsbehörden im nichtöffentlichen Bereich n Die Aufsichtsbehörde wird bei Verdachtsfällen, z.B. aufgrund einer Beschwerde tätig. Sie kann aber auch anlass-unabhängige Kontrollen durchführen. n sie prüft die „verantwortlichen Stellen“, verhängt Bußgelder oder stellt Strafanzeigen n sie kann den Einsatz einzelner Verfahren untersagen, wenn schwerwiegende Mängel vorhanden sind und trotz Anordnung der Behörde nicht beseitigt werden n sie kann die Abberufung des Beauftragten für den Datenschutz verlangen, wenn dieser nicht die erforderliche Fachkunde und Zuverlässigkeit besitzt. Die Aufsichtsbehörden werden von den Landesregierungen bestimmt Baden-Württemberg: Innenministerium Bayern: Regierung von Mittelfranken, Aufsichtsbehörde für den Datenschutz in Ansbach SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 27 BDSG Straf- und Bußgeldvorschriften § 43 Bußgeldvorschriften (3)Die Ordnungswidrigkeit kann im Falle des Absatzes 1 mit einer Geldbuße bis zu fünfundzwanzigtausend Euro, in den Fällen des Absatzes 2 mit einer Geldbuße bis zu zweihundertfünfzigtausend Euro geahndet werden. § 44 Strafvorschriften (1) Wer eine in § 43 Abs. 2 bezeichnete vorsätzliche Handlung gegen Entgelt oder in der Absicht, sich oder einen anderen zu bereichern oder einen anderen zu schädigen, begeht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. (2) Die Tat wird nur auf Antrag verfolgt. Antragsberechtigt sind der Betroffene, die verantwortliche Stelle, der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Aufsichtsbehörde. SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 28 14 Spezielle Datenschutzverfahren EU n Übermittlung in Drittstaaten nur bei adäquatem Schutzniveau, länderbezogene Feststellung durch die EU-Kommission, Ausnahme: „Save Harbor“ Regelung in den USA n Verfahrensverzeichnis: Deutschland EU-Staaten Datenschutzbeauftragter zentral bei den Aufsichtsbehörden mit Meldepflicht n Deutschland: Mitbestimmung durch Betriebsräte n kann Einführung von IT-Systemen in Unternehmen verhindern n besonderes Augenmerk auf Leistungskontrolle/Überwachung von Mitarbeitern SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 29 Beispiele Schutzvorschriften USA In USA kein generelles Datenschutzgesetz, aber einzelne geregelte Inseln: USA n Family Education Rights and Privacy Act (FERPA) COPPA n Health Insurance Portability and Accountability Act (HIPAA) HIPPA VPPA n Children's Online Privacy Protection Act (COPPA) n Fair Credit Reporting Act (FCRA) FERPA n Cable Communications Policy Act n Telecommunication Act FCRA n Video Privacy Protection Act (VPPA) SB1386 n SB1386 (Kalifornien) n … SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 30 15 Datenschutz in US: Selbstregulierung n Problem bei Selbstregulierung: Kann jederzeit geändert werden, kann schlecht kontrolliert werden, keine Sanktionen n Unterschiede im Verhältnis Betroffener <-> Unternehmen und Betroffener <-> Staat n „Privacy“ bezieht sich nur auf das „Privatleben“, Arbeitnehmerdaten genießen keinen Schutz, „Dataprotection“ wird nicht im Sinne der EU-Richtlinie verstanden n Staat hat Zugriff auf alle Daten (Patriots Act) n z.B. auch auf weltweit alle personenbezogenen Daten von internationalen Anbietern (z.B. alle Käufe/Verkäufe von Amazon, Ebay seit 1995) n Personenbezogene Daten von allen Fluggästen, die in USA einreisen, mit Zustimmung der EU SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 31 Agenda Datenschutzgesetze weltweit Grundsätze der EU-Richtlinie 95/46/EG Umsetzung im Bundesdatenschutzgesetz Gesetzliche Grundlagen in Deutschland Beteiligte Anforderungen an Anwendungen Vorgehen Entwicklungsvorgaben Grundsätzliche Anforderungen Durchführung Datenschutz in Deutschland (Datenschutzbeauftragter, Strafen, Aufsichtsbehörde) EU USA Zusammenfassung, Weitere Informationen SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 32 16 Zusammenfassung Folgende Punkte sollen bei der Entwicklung berücksichtigt werden: n technisch-organisatorische Maßnahmen nach §9 BDSG (Zugangs-, Zugriffskontrolle) n Protokollierung der Zustimmung n Auskunft vorsehen (z.B. Reports) n Sperren, Löschen, Widerruf in Geschäftsprozessen vorsehen n Protokollierung der Übermittlung n Löschfristen und Löschprogramme vorsehen n Pseudonymisierung/Anonymisierung ermöglichen (wo sinnvoll/möglich) n Datenschutzgerechte Vorkonfiguration n Wenige Muss-Felder, kritische Funktionen/Felder nur per Administration aktivierbar n Protokollierung von Schreibzugriffen, evtl. auch Lesezugriffen n Dokumentation von Datenschutz-gerechtem Einsatz SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 33 Weiterführende Informationen n Datenschutz (Produkte) Datenschutzleitfaden R/3 www.sap.de/revis Hinweis: 30724 „Datenschutz und Sicherheit in SAP Systemen” (nur bei Zugang zum SAP Service Marketplace) DSAG-Arbeitsgruppe Datenschutz www.dsag.de SAP Security Product Management ([email protected]) n Datenschutz im Internet (mit weiterführenden Links): www.bfd.bund.de www.datenschutz.de Bundesbeauftragter für den Datenschutz Virtuelles Datenschutzbüro www.europa.eu.int/comm/internal_market SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 34 17 Europäische Union Thank You For Your Attention! Contact persons: Tom Schröer PM Security [email protected] SAP Security Competence Team E-Mail: [email protected] H.-J. Schwab stellv. Datenschutzbeauftragter [email protected] SAP AG Datenschutz SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 35 Copyright 2003 SAP AG. Alle Rechte vorbehalten n Weitergabe und Vervielfältigung dieser Publikation oder von Teilen daraus sind, zu welchem Zweck und in welcher Form auch immer, ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung durch SAP AG nicht gestattet. In dieser Publikation enthaltene Informationen können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. n Die von SAP AG oder deren Vertriebsfirmen angebotenen Softwareprodukte können Softwarekomponenten auch anderer Softwarehersteller enthalten. n Microsoft®, WINDOWS ®, NT®, EXCEL®, Word ®, PowerPoint® und SQL Server® sind eingetragene Marken der Microsoft Corporation. n IBM ®, DB2®, DB2 Universal Database, OS/2®, Parallel Sysplex®, MVS/ESA, AIX®, S/390 ®, AS/400®, OS/390®, OS/400®, iSeries, pSeries, xSeries, zSeries, z/OS, AFP, Intelligent Miner, WebSphere ®, Netfinity®, Tivoli ®, Informix und Informix® Dynamic ServerT M sind Marken der IBM Corporation in den USA und/oder anderen Ländern. n ORACLE® ist eine eingetragene Marke der ORACLE Corporation. n UNIX®, X/Open ®, OSF/1® und Motif® sind eingetragene Marken der Open Group. n Citrix®, das Citrix-Logo, ICA ®, Program Neighborhood ®, MetaFrame®, WinFrame®, VideoFrame ®, MultiWin ® und andere hier erwähnte Namen von Citrix-Produkten sind Marken von Citrix Systems, Inc. n HTML, DHTML, XML, XHTML sind Marken oder eingetragene Marken des W3C®, World Wide Web Consortium, Massachusetts Institute of Technology. n JAVA® ist eine eingetragene Marke der Sun Microsystems, Inc. n JAVASCRIPT ® ist eine eingetragene Marke der Sun Microsystems, Inc., verwendet unter der Lizenz der von Netscape entwickelten und implementierten Technologie. n MarketSet und Enterprise Buyer sind gemeinsame Marken von SAP AG und Commerce One. n SAP, R/3, mySAP, mySAP.com, xApps, xApp und weitere im Text erwähnte SAP-Produkte und –Dienstleistungen sowie die entsprechenden Logos sind Marken oder eingetragene Marken der SAP AG in Deutschland und anderen Ländern weltweit. Alle anderen Namen von Produkten und Dienstleistungen sind Marken der jeweiligen Firmen. SAP AG 2003, Grundzüge des Datenschutzes, H.-J. Schwab, T. Schröer 36 18 MobIS 2003 Anwendung des Datenschutzes im Data Warehouse System des Bonusprogrammes PAYBACK Bamberg, 10. Oktober 2003 MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 1 Die Inhalte des Workshops A Kurzvorstellung PAYBACK B Rechtliche Rahmenbedingungen f r PAYBACK C Anwendung des Datenschutzrechts bei PAYBACK MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 2 A Kurzvorstellung PAYBACK MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 3 PAYBACK ist das Nr. 1 Bonusprogramm in Deutschland 23 Mio. eingesetzte Karten Mit 66% bekannter als jedes andere Programm (gest tzte Markenbekanntheit) Mehr als 200 Mio. EUR einl sef higes, gesammeltes Pr mienvolumen Durchschnittlicher Karteneinsatz 4 x pro Monat Die 3. wichtigste Karte im Geldbeutel (nach Krankenkassenkarte und EC Karte) Erfolgreichstes VISA Programm in Deutschland in 2002 (130.000 ausgegebene Karten) MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 4 PAYBACK verf gt ber eine starke Online Pr senz Unter den TOP 10 E-Commerce Websites www.payback.de (Quelle: Nielsen Netratings) > 2 Mio. unique Visitors pro Monat Integrierter Online Shopping Guide MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 5 100 Mio. qualifizierte Kundenkontakte ber verschieden Kan le erm glichen einzigartige Direktmarketing-Effekte Kommunikationskanal (Auflagen: 2003) Mailing 44 Mio. Mailings SMS 8 Mio. SMS Email 13 Mio. PAYBACK Bestandskunden mit Adresse u. qualifizierenden Daten 34 Mio. Newsletter Internet 24 Mio. Visits POS 150 Terminals MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 6 Leistungsstarke Data Mining und Kampagnen Management Funktionalit ten lassen Datensch tzer aufmerksam werden Response Analyse & Report DATABASE KundenDatenbank 5 Response Tracking 4 Customer Service Center 1 Kampagnenplanung 6 Kundensegmentierung, Scoring, Selektion 2 Data Mining/ Mining/ KampagnenKampagnenMgmt. Mgmt. KampagnenDesign Durchf hrung 3 Outbound eMail Outbound SMS Outbound Mail ProgrammKunde Homepage www.payback.de Response Monitoring MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen B 7 Rechtliche Rahmenbedingungen f r PAYBACK MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 8 Unternehmen m ssen beim Ringen um die Gunst des Kunden vielf ltige Gesetze und Regelungen beachten Wettbewerbsrecht Datenschutzrecht Verbraucherschutzgesetze Preisangabe/ -bindung Kartellrecht MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 9 Unternehmen m ssen beim Ringen um die Gunst des Kunden vielf ltige Gesetze und Regelungen beachten Wettbewerbsrecht Datenschutzrecht Preisangabe/bindung Verbraucherschutzgesetze Kartellrecht MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 10 C Anwendung des Datenschutzrechts bei PAYBACK 1 - Ziel des Datenschutzes 2 - Rechtliche Vorgaben 3 - Umsetzung bei PAYBACK C MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 11 MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 12 Datenschutzrecht 1 - Ziel des Datenschutzes Ziel des Datenschutzes • Die Bedeutung von Informationstechnologien w chst stetig; die Menge und Qualit t der Datengewinnung- und auswertung nimmt zu. • Jede Verarbeitung personenbezogener Daten tangiert Pers nlichkeitsrechte des Betroffenen • Gefahr der Kollision mit dem verfassungsrechtlich verb rgten Recht auf informationelle Selbstbestimmung (Volksz hlungsurteil) Grundsatz: „Verbot mit Erlaubnisvorbehalt“ (§ 4 Bundesdatenschutzgesetz, BDSG) C MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 13 MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 14 Datenschutzrecht 2 - Rechtliche Vorgaben Das Bundesdatenschutzgesetz ist die zentrale Norm Anwendungsbereich des BDSG bei privaten Stellen (nat. und jur. Personen) personenbezogene Daten = Einzelangaben ber pers nliche und sachliche Verh ltnisse einer bestimmten oder bestimmbaren nat rlichen Person (z.B. Kundendaten, Mitarbeiterdaten, etc.) ja nicht ausschlie lich f r pers nliche & famili re Zwecke ja Automatisierte Datenverarbeitung ja BDSG MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 15 Adressaten datenschutzrechtlicher Verpflichtungen sind die Mitarbeiter und kontrollierende Beauftragte Datenschutzbeauftragte, § 4f Mitarbeiter, § 5 BDSG „Den mit der Datenverarbeitung besch ftigten Personen ist untersagt, personenbefugte Daten unbefugt zu erheben, zu verarbeiten oder zu nutzen (Datengeheimnis). Diese Personen sind, soweit sie bei nicht ffentlichen Stellen besch ftigt werden, bei der Aufnahme ihrer T tigkeit auf das Datengeheimnis zu verpflichten. Das Datengeheimnis besteht auch nach Beendigung ihrer T tigkeit fort“ Verpflichtung aller Loyalty PartnerMitarbeiter bei Besch ftigungsbeginn • berwachung der Anwendung der Datenverarbeitung (auch „Vorabkontrolle“) • Datenschutzschulung Regierung von Mittelfranken Betrieblicher Datenschutzbeauftragter bei Loyalty Partner ist der Konzerndatenschutzbeauftragte der Deutschen Lufthansa AG Anchormen bei Loyalty Partner sind zwei Mitarbeiter aus der Rechts- und Operationsabteilung MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 16 Zul ssigkeit der Erhebung, Verarbeitung und Nutzung werden direkt und indirekt geregelt Einwilligung, § 4a BDSG „Die Einwilligung ist nur wirksam, wenn Sie auf der freien Entscheidung des Betroffenen beruht. Es ist auf den vorgesehenen Zweck der Erhebung, Verarbeitung oder Nutzung (...) hinzuweisen. Die Einwilligung bedarf der Schriftform, soweit nicht wegen besonderer Umst nde eine andere Form angemessen ist. Soll die Einwilligung zusammen mit anderen Erkl rungen schriftlich erteilt werden, ist sie besonders hervorzuheben. Eigene Zwecke, § 28 BDSG „Das Erheben, Speichern, Ver ndern oder bermitteln personenbezogener Daten oder ihre Nutzung als Mittel f r die Erf llung eigener Gesch ftszwecke ist zul ssig: 1. Wenn es der Zweckbestimmung eines Vertragsverh ltnisses oder vertrags hnlichen Vertrauensverh ltnisses mit dem Betroffenen dient 2. Soweit es zur Wahrung berechtigter Interessen der verantwortlichen Stelle erforderlich ist und kein Grund zu der Annahme besteht, dass das schutzw rdige Interesse des Betroffenen an dem Ausschluss der Verarbeitung oder Nutzung berwiegt, (...) Bei der Erhebung personenbezogener Daten sind die Zwecke f r die die Daten verarbeitet oder genutzt werden sollen, konkret festzulegen. MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen C 17 Datenschutzrecht 3 - Umsetzung bei PAYBACK MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 18 Der Umgang mit personenbezogenen Daten betrifft jeden Schritt im Data Warehouse Prozess Erhebung Verarbeitung - speichern - ver ndern - bermitteln - sperren - l schen Nutzung Reporting Stammdaten Datenanalysen Transaktionsdaten Data Warehouse Call Center Bewegungsdaten Lettershop MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 19 PAYBACK st tzt die Datenverarbeitung und -nutzung auf mehrere rechtliche Grundlagen: das Gesetz... § 28 I S. Nr. 1 BDSG „im Rahmen der Zweckbestimmung eines Vertragsverh ltnisses“ Ø Verarbeitung und Nutzung der Daten der PAYBACK Kunden zur technischen Abwicklung des Programms (Rabattgew hrung) § 28 I S. 1 Nr. 2 BDSG „zur Wahrung berechtigter Interessen“ Ø Verarbeitung und Nutzung der Daten der PAYBACK Kunden zu Werbe- und Marktforschungszwecken MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 20 ...sowie auch auf die Einwilligung des Kunden MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 21 Die PAYBACK Datenschutzhinweise konkretisieren die Zwecke der Datenverarbeitung und- nutzung ... Wenn Sie am PAYBACK Programm teilnehmen, wird Ihr voller Name, Ihr Geburtsdatum und Ihre vollst ndige Anschrift ben tigt (Basisdaten). Die ber das Anmeldeformular insgesamt mitgeteilten Daten werden durch die Firma Loyalty Partner GmbH, Postfach 232103, 85330 M nchenFlughafen zur Abwicklung des PAYBACK Programms erhoben, gespeichert und genutzt. Die Basisdaten, freiwilligen Angaben und ggf. deren nderungen, bermittelt Loyalty Partner an das Partnerunternehmen, ber welches Sie Ihre PAYBACK Karte erhalten haben. Sollten Sie Ihre PAYBACK Karte direkt von PAYBACK erhalten haben, erfolgt eine solche bermittlung nicht. Eine bermittlung an die brigen Partnerunternehmen oder au erhalb des Programms stehende Dritte ist in jedem Fall ausgeschlossen. Setzen Sie Ihre PAYBACK Karte bei einem Partnerunternehmen ein, so meldet dieses die Rabattdaten (Waren/Dienstleistungen, Preis, Rabattbetrag, Ort und Datum des Vorgangs) an Loyalty Partner zur Gutschrift, Abrechnung gegen ber den Partnerunternehmen, Verwaltung und Auszahlung der Rabatte. Eine bermittlung von Rabattdaten an die brigen Partnerunternehmen sowie an au erhalb des Programms stehende Dritte ist ausgeschlossen. Haben Sie zur Auszahlung der Rabatte Ihre Bankverbindung angegeben, so wird diese nur durch Loyalty Partner erhoben, gespeichert und zur Auszahlung genutzt. Auf Anforderung teilt Ihnen Loyalty Partner mit, ob und welche pers nlichen Daten ber Sie gespeichert sind. MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 22 Die PAYBACK Datenschutzhinweise konkretisieren die Zwecke der Datenverarbeitung und- nutzung ... Wenn Sie am PAYBACK Programm teilnehmen, wird Ihr voller Name, Ihr Geburtsdatum und Ihre vollst ndige Anschrift ben tigt (Basisdaten). Die ber das Anmeldeformular insgesamt mitgeteilten Daten werden durch die Firma Loyalty Partner GmbH, Postfach 232103, 85330 M nchenFlughafen zur Abwicklung des PAYBACK Programms erhoben, gespeichert und genutzt. Die Basisdaten, freiwilligen Angaben und ggf. deren nderungen, bermittelt Loyalty Partner an das Partnerunternehmen, ber welches Sie Ihre PAYBACK Karte erhalten haben. Sollten Sie Ihre PAYBACK Karte direkt von PAYBACK erhalten haben, erfolgt eine solche bermittlung nicht. Eine bermittlung an die brigen Partnerunternehmen oder au erhalb des Programms stehende Dritte ist in jedem Fall ausgeschlossen. Setzen Sie Ihre PAYBACK Karte bei einem Partnerunternehmen ein, so meldet dieses die Rabattdaten (Waren/Dienstleistungen, Preis, Rabattbetrag, Ort und Datum des Vorgangs) an Loyalty Partner zur Gutschrift, Abrechnung gegen ber den Partnerunternehmen, Verwaltung und Auszahlung der Rabatte. Eine bermittlung von Rabattdaten an die brigen Partnerunternehmen sowie an au erhalb des Programms stehende Dritte ist ausgeschlossen. Haben Sie zur Auszahlung der Rabatte Ihre Bankverbindung angegeben, so wird diese nur durch Loyalty Partner erhoben, gespeichert und zur Auszahlung genutzt. Auf Anforderung teilt Ihnen Loyalty Partner mit, ob und welche pers nlichen Daten ber Sie gespeichert sind. MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 23 ... und schaffen Transparenz ! Nur wenn Sie bei der Anmeldung Ihre diesbez gliche Einwilligung erteilt haben, nutzt Loyalty Partner die Basisdaten, freiwilligen Angaben und Rabattdaten zu Zwecken der Marktforschung sowie zur individuellen Erstellung und Versendung ausgew hlter Informationen per Post, des PAYBACK E-Mail Newsletters sowie von SMS (Werbung). Daneben kann das Partnerunternehmen, von dem Sie Ihre PAYBACK Karte erhalten haben, Ihre Basis- und dort anfallenden Rabattdaten sowie Ihre freiwilligen Angaben zu eigenen Zwecken der Marktforschung und der Versendung von Informationen per Post nutzen. Ihre diesbez gliche Einwilligung k nnen Sie jederzeit gegen ber dem PAYBACK Service Center, Postfach 232102, 85330 M nchen-Flughafen oder der Loyalty Partner GmbH, Postfach 232103, 85330 M nchenFlughafen, widerrufen. Das ggf. betroffene Partnerunternehmen wird von Loyalty Partner ber Ihren Widerruf informiert. Haben Sie Ihre Einwilligung nicht erkl rt oder widerrufen Sie diese, findet eine Datennutzung nach vorstehendem Absatz nicht statt. Selbstverst ndlich k nnen Sie aber am PAYBACK Programm teilnehmen bzw. weiterhin teilnehmen. Sie erhalten dann lediglich die zur Abwicklung des Programms notwendigen Informationen (z.B. Punktestandsmitteilungen). Zur Versendung von Informationen per Post, des PAYBACK E-Mail Newsletters sowie von SMS werden die notwendigen Basisdaten fallweise durch beauftragte Dienstleistungsunternehmen verarbeitet (Auftragsdatenverarbeiter). Unmittelbar nach Durchf hrung der Aktion werden Ihre Daten dort gel scht. Jede M glichkeit einer Identifizierung Ihrer Person durch Partnerunternehmen oder Dritte ist ausgeschlossen. MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 24 ... und schaffen Transparenz ! Nur wenn Sie bei der Anmeldung Ihre diesbez gliche Einwilligung erteilt haben, nutzt Loyalty Partner die Basisdaten, freiwilligen Angaben und Rabattdaten zu Zwecken der Marktforschung sowie zur individuellen Erstellung und Versendung ausgew hlter Informationen per Post, des PAYBACK E-Mail Newsletters sowie von SMS (Werbung). Daneben kann das Partnerunternehmen, von dem Sie Ihre PAYBACK Karte erhalten haben, Ihre Basis- und dort anfallenden Rabattdaten sowie Ihre freiwilligen Angaben zu eigenen Zwecken der Marktforschung und der Versendung von Informationen per Post nutzen. Ihre diesbez gliche Einwilligung k nnen Sie jederzeit gegen ber dem PAYBACK Service Center, Postfach 232102, 85330 M nchen-Flughafen oder der Loyalty Partner GmbH, Postfach 232103, 85330 M nchenFlughafen, widerrufen. Das ggf. betroffene Partnerunternehmen wird von Loyalty Partner ber Ihren Widerruf informiert. Haben Sie Ihre Einwilligung nicht erkl rt oder widerrufen Sie diese, findet eine Datennutzung nach vorstehendem Absatz nicht statt. Selbstverst ndlich k nnen Sie aber am PAYBACK Programm teilnehmen bzw. weiterhin teilnehmen. Sie erhalten dann lediglich die zur Abwicklung des Programms notwendigen Informationen (z.B. Punktestandsmitteilungen). Zur Versendung von Informationen per Post, des PAYBACK E-Mail Newsletters sowie von SMS werden die notwendigen Basisdaten fallweise durch beauftragte Dienstleistungsunternehmen verarbeitet (Auftragsdatenverarbeiter). Unmittelbar nach Durchf hrung der Aktion werden Ihre Daten dort gel scht. Jede M glichkeit einer Identifizierung Ihrer Person durch Partnerunternehmen oder Dritte ist ausgeschlossen. MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 25 Warum st tzt sich PAYBACK sowohl auf das Gesetz als auch auf eine Einwilligung ? • Deckt der § 28 I S.1 Nr.2 das gesamte Spektrum der Datenverarbeitung ab, z.B. die Selektion von Daten nach bestimmten Kriterien? • Wie kann eine Einzelfallabw gung von Interessen im Massengesch ft funktionieren? flie ende Grenzen f rdern den Ruf nach einer Reform MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 26 Auch mit einer Einwilligung verbleiben offene Punkte • Einwilligung nur als klassisches "opt in"? • Wie konkret muss die Zweckangabe sein? • Ist nun jegliches Spektrum von Datenverarbeitung abgedeckt? • Ist die Einwilligung nach BDSG auch konform mit dem Recht der AGB? 100% Rechtssicherheit ist nicht zu erreichen MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 27 Jedoch: die Unsicherheit ist kein reines PAYBACK Problem ! • betroffen sind alle Branchen, die mit Kundendaten arbeiten und CRM betreiben • Direktmarketingbranche • Banken und Versicherungen • Handelskonzerne und Versandh user • und und und ... MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 28 Verst e gegen das BDSG k nnen vielf ltige Sanktionen ausl sen M gliche Folgen: Unterrichtung der Gewerbeaufsicht, §38 I S. 4 BDSG Entzug der Gewerbeerlaubnis droht (bei schwerwiegenden Verst en) Zwangsgeld, § 38 V S. 1,2 Bu geld, § 43 BDSG Zur Durchsetzung von angeordn. Ma nahmen zur M ngelbeseitigung beim technisch-organisatorischen Datenschutz bei: - rechtswidriger bermittlung / Nutzung von Daten -falscher Belehrung Strafe, § 44 BDSG Haft oder Freiheitsstrafe, wenn ein Versto mit Vorsatz und in der Absicht, sich zu bereichern oder jmd. zu sch digen Den Aufsichtsbeh rden stehen scharfe Sanktionsmittel zur Verf gung MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 29 Weitere Ma nahmen unterst tzen den sorgf ltigen Umgang mit den Kundendaten Mitarbeiter Partner Nutzung der Kundendaten Dienstleister BDSG MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 30 Nicht alle PAYBACK Mitarbeiter k nnen alles sehen Mitarbeitergruppe Marketing, Partneraccount Welche Daten sind sichtbar? • Keine Individualdaten sichtbar • Finance berweisungsdaten • Nur anonymisierte Testdaten IT Development • Kontaktdaten incl. Historie Call Center Database Marketing Online Marketing Business Intelligence • Pseudonymisierte Daten aus Data Warehouse • Keine Individualdaten sichtbar • Alles MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 31 Die Datenfl sse zwischen Dienstleister, Partnern und Loyalty Partner unterliegen definierten Regeln Payment/ Zahlungsfunktion PunchOffice + weitere Partner Transaktionen Formularverarbeitung Abwicklung von Zahlungstransaktionen Web Call Center / IVR LMS Mailings, Newsletter, SMS Kartenproduktion Data Warehouse Letter Shop, eMailVersender, SMS-Provider MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 32 Alle Datenstr me zwischen den beteiligten Unternehmen laufen ber Loyalty Partner oder werden durch Loyalty Partner koordiniert Partner Lettershop • Eigenakquirierte Daten • Personalisierungsinformationen • Datenaktualisierungen • Adressinformationen • Content f r Partner Mailing • Transaktionsdaten Kartenproduzent E-Mail / SMS Versender • Adressinformationen • Adressinformationen • Kartennummer • Auswertung von Reportings bzgl. – Mafo – Call Center etc. MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 33 Zusammenfassend die Ma nahmen zum Datenschutz, die bei Loyalty Partner im Betrieb des Kundenbindungsprogrammes PAYBACK gelebt werden • Verpflichtung und Schulung der Mitarbeiter zum Datenschutz • Review und Kontrolle der Aktivit ten innerhalb des PAYBACK Programms durch den Datenschutzbeauftragten des Lufthansa Konzerns • Konsequente Offenlegung der Datenverarbeitungsabsicht gegen ber dem Kunden • Ausschlie liche Verwendung von Opt-In zur Erlangung der Zustimmung zur Datennutzung • M glichkeit der Dateneinsichtnahme durch den Kunden • Granulares Berechtigungskonzept in der IT Infrastruktur zur Datenverwendung • Pseudonymisierung der Daten im Data Warehouse • Nicht alle Daten sind zielf hrend (WWW) Grunds tzlich: Das Vertrauen des Kunden ist durch nichts zu ersetzen! MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 34 F r weitere Fragen stehen ich gerne zur Verf gung Ansprechpartner bei Loyalty Partner Raimondo Coloru Business Intelligence Tel.: Mobil: Fax: E-Mail: +49 (0)89 – 99 741-626 +49 (0)173 – 5 720 719 +49 (0)89 – 99 741-627 [email protected] Copyright © 2003 by Loyalty Partner GmbH No part of this publication may be reproduced by any means (photocopying, microfilm, recording or otherwise) or stored, processed, duplicated or distributed by electronic means without the prior written permission of Loyalty Partner GmbH MobIS 2003 - Workshop Datenschutz und Datensicherheit von Data-Warehouse-Systemen 35 SICHERHEIT IN DATA-WAREHOUSE- UND OLAP-SYSTEMEN Torsten Priebe, Günther Pernul Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik I – Informationssysteme Universität Regensburg, D-93040 Regensburg {torsten.priebe, guenther.pernul}@wiwi.uni-regensburg.de http://www-ifs.uni-regensburg.de Data Warehouses erzeugen naturgemäß einen Sicherheitskonflikt. Grundidee des Data Warehousing ist die Vereinfachung des Datenzugriffs zur Entscheidungsunterstützung. Allerdings werden in Data Warehouses hochsensible Daten gespeichert, die zur strategischen Entscheidungsfindung verwendet werden und somit vor unberechtigtem Zugriff geschützt werden müssen. Dieser Beitrag stellt eine umfassenden Analyse der Sicherheitsproblematik in Data-Warehouse-Systemen dar. Es werden zwei Forschungsansätze identifiziert: der BottomUp-Ansatz zur Ableitung von Zugriffsrechten für das Data Warehouse von den Datenquellen und der Top-Down-Ansatz zum expliziten Entwurf von OLAP-Zugriffsrechten. Zu enge Sicherheitsrestriktionen können Analysen behindern oder sogar Abfrageergebnisse verfälschen, und damit zu falschen Entscheidungen führen, weshalb beim Entwurf von OLAPSicherheit äußerste Sorgfalt angesagt ist. Hierzu wird eine im Rahmen des EUForschungsprojektes GOAL entwickelte Methodik vorgestellt. 1. Einleitung Eines der Hauptprobleme analytischer Informationssystemen ist die Heterogenität der operativen Systeme. Vor diesem Hintergrund ist das Data-Warehouse-Konzept als Integrationsbasis entstanden. Data-Warehouse-Technologien wurden in vielen Branchen erfolgreich eingeführt: z.B. Produktion (Versand und Kundenbetreuung), Retail (Inventarmanagement), Finanzen (Risikoanalyse), Transport (Flottenmanagement), Telekommunikation, Energie (Verbrauchsanalyse) und Gesundheitswesen [1]. Neben diesen klassischen Anwendungen werden Data Warehouses inzwischen vermehrt auch zum Kundenbeziehungsmanagement, speziell im e-Business, eingesetzt (vgl. z.B. [12]). Dieser Beitrag beschäftigt sich mit Sicherheitsstrategien für Data-Warehouse-Systeme. Sicherheit im Data Warehouse ist eine komplexe Problematik. Kimball [9] schreibt: „Ein Data Warehouse erzeugt naturgemäß einen Sicherheitskonflikt.“ Grundidee des Data 45 Warehousing ist die Vereinfachung des Datenzugriffs zur Entscheidungsunterstützung. Demgegenüber steht die Tatsache, dass in Data Warehouses hochsensible Daten (z.B. Finanzdaten) gespeichert sind, die zur strategischen Entscheidungsfindung verwendet werden und somit vor unberechtigtem Zugriff geschützt werden müssen. Zu enge Sicherheitsrestriktionen können Analysen jedoch behindern oder sogar Abfrageergebnisse verfälschen, und damit zu faschen Entscheidungen führen. Zur weiteren Berarbeitung der Thematik sollen zunächst einige Begrifflichkeiten geklärt werden. Inmon [6] definiert ein Data Warehouse als „themenorientierte, integrierte, nichtflüchtige, zeitvariante Datensammlung zur Management-Unterstützung“. Data Warehousing ist also als Technik zur Integration und Historisierung von Daten zu Analysezwecken zu sehen. Kernidee ist die physische Trennung der operativen (transaktionsorientierten) und dispositiven (analyseorientierten) Datenhaltung. Aufgrund der Historisierung können dabei immense Datenmengen, bis in den Terabyte-Bereich, entstehen. Als Hauptanwendung zum Zugriff auf Data-Warehouse-Daten hat sich die multidimensionale Analyse mit Hilfe von OLAP-Werkzeugen (Online Analytical Processing) durchgesetzt, eine explorative, interaktive Analysetechnik, bei der die zu analysierenden Kennzahlen anhand von Dimensionen organisiert sind. Die Dimensionen sind meist hierarchisch aufgebaut, d.h. sie beinhalten verschiedene Aggregierungsstufen. Eine wichtige, sich schon aus der Historisierung der Daten ergebende Dimension ist die Zeit. Die Navigation in OLAP-Anwendungen erfolgt mit sog. Slice/Dice- und Drilldown/Rollup-Operationen. Obwohl beide Begriffe in der Literatur oft vermischt werden, ist die Abgrenzung von Data Warehousing als Integrationsansatz auf der einen und OLAP als multidimensionale Analyseanwendung auf der anderen Seite von großer Bedeutung. Dies führt auch zu unterschiedlichen Datenmodellen, da DWH-Datenmodelle aufgrund der historischen Datenhaltung über Jahre stabil sein sollten, während sich (OLAP-) Analyseanforderungen ändern können. Außerdem sollte ein Data Warehouse für Data Mining nutzbar sein, also auch bisher unerkannte Analyseanforderungen unterstützen. Dieser Ansatz wird beispielsweise von NCR Teradata1 und IBM propagiert und ist inzwischen allgemein anerkannt. Demnach wird ein Data Warehouse mit klassischen ER-Methoden modelliert und relational gespeichert. Es sei erwähnt, dass die saubere konzeptuelle Modellierung, besonders mit Blick auf die Anwendungsunabhängigkeit, als extrem wichtig und alles andere als trivial anzusehen ist. Der Einsatz von branchenspezifischen Referenzmodellen und die Abbildung der Zeit sind nur zwei Punkte, die weitere Untersuchung in der Forschung finden sollten. 1 Siehe auch unter http://www.teradata.com 46 Zur Unterstützung von OLAP-Anwendungen werden sog. OLAP Data Marts auf ein zentrales Enterprise Data Warehouse aufgesetzt, die multidimensional modelliert und als Star- oder Snowflake-Schemata durch physische Kopie oder SQL Views realisiert werden. Hier können auch proprietäre multidimensionale Datenbanken (MOLAP Cubes) zum Einsatz kommen. Abbildung 1 zeigt die beschriebene Architektur schematisch (angelehnt an [19]). Statistics Data Mining Web Browser Spreadsheet Reporting Web Server OLAP Engine Metadata Repository OLAP Data Mart Enterprise Data Warehouse Integrator (ETL) IMS RDBMS ... Others Abbildung 1: Architektur eines Data-Warehouse-Systems Der Rest dieses Beitrages gliedert sich wie folgt: Abschnitt 2 motiviert die Sicherheitsproblematik in Data-Warehouse-Systemen und identifiziert zu adressierende Sicherheitsaspekte. In Abschnitt 3 wird dann der Hauptaspekt, die Autorisierung und Zugriffskontrolle, herausgegriffen und relevante Forschungsarbeiten in diesem Bereich vorgestellt. Auch hierbei ist die angesprochene Trennung von Data Warehousing und OLAP von Bedeutung, denn so lassen sich die Ansätze nach ihrer Sichtweise (Bottom-Up vs. TopDown) klassifizieren. In Abschnitt 4 schließlich wird eine im Rahmen des EUForschungsprojektes GOAL entwickelte Vorgehensweise zum Entwurf von OLAPSicherheitssemantiken vorgestellt. Abschnitt 5 schließt den Beitrag mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick ab. 47 2. Sicherheitsaspekte in Data-Warehouse-Systemen Bereits in der Einleitung wurde der durch ein Data Warehouse aufgeworfenen Sicherheitskonflikt angesprochen. Einerseits ist es das Ziel, die Daten so einfach wie möglich zugreifbar zu machen, andererseits handelt es sich um hochsensible Daten, die zur Entscheidungsunterstützung eingesetzt werden. Oft wird argumentiert, da es sich nur um high-level Benutzer des Top-Managements handele, könne Sicherheit vernachlässigt werden. Dies ist jedoch schon deswegen falsch, weil Data Warehouses inzwischen immer mehr auch für untere Managementebenen und sogar für externe Benutzer (Kunden, Partner) mit Zugriff über Portale und Intra-/Internet-Lösungen geöffnet werden. Eine kritische Betrachtung der Sicherheitsproblematik ist also unabdingbar. Die klassischen Anforderungen an die Sicherheit eines Informationssystems sind Vertraulichkeit, Integrität, Verfügbarkeit. Wir konzentrieren uns hier auf die Vertraulichkeit, d.h. den Schutz vor unberechtigtem Datenzugriff bzw. dem Ausspähen sensibler Daten. Hierbei betrachten wir Aspekte der technischen Infrastruktur, der Datensammlung und des Anwendungsdesigns, die zusammen die drei Säulen einer DWH-Sicherheitsstrategie darstellen. Dies ist in Abbildung 2 schematisiert. Anwendungsdesign Authentifizierung, Zugriffskontrolle, Auditing Datensammlung Privacy, Datenschutz Technische Infrastruktur Firewalls, Verschlüsselung Sicherheits- strategie Abbildung 2: Drei Säulen einer DWH-Sicherheitsstrategie Unter der Sicherheitsaspekten der technischen Infrastruktur verstehen wir speziell Fragen der Netzwerksicherheit. Betrachtet man die in Abbildung 1 dargestellte Architektur, so fällt auf den ersten Blick ins Auge, dass in einer Data-Warehouse-Umgebung enorm viel Kommunikation stattfindet, sowohl die Quellen, als auch die Benutzer können auf verschiedene Standorte verteilt sein. Die Nutzung unsicherer Netze (wie z.B. das Internet) birgt dabei, wie in anderen verteilten Systemen auch, naturgemäß eine Reihe von 48 Sicherheitsrisiken. Es besteht die Gefahr von „Denial of Service“-Angriffen, der man mit Firewalls begegnen kann. Vertraulichkeit lässt sich durch Verschlüsselung (z.B. durch Virtual Private Networks) erreichen. Dieser wichtige Bereich ist also nicht zu vernachlässigen, es herrscht aber kein (DWH-spezifischer) Forschungsbedarf. Bei der Datensammlung sind speziell rechtlichen Fragestellungen, insbesondere der Datenschutz zu nennen. Besonders in kundenzentrischen Data Warehouses mit dem Ziel des Customer Relationship Managements [12], aber auch in anderen Bereichen, in denen personenbezogene Daten analysiert werden, müssen Datenschutzbestimmungen beachtet werden. Ein Grundproblem ist die in nationalen Datenschutzgesetzen und übergeordneten EU-Regelungen festgeschriebene Zweckbindung: Daten dürfen eigentlich nur zu dem Zweck verwendet werden, zu dem sie erhoben wurden. Das widerspricht dem Data-WarehouseGedanken, Daten zunächst einmal zu sammeln (Stichwort „Data Asset“), um dann später zu sehen, welche Informationen man, beispielsweise mit Hilfe von Data Mining, aus ihnen gewinnen kann. Der Datenschutzproblematik kann man z.T. durch Anonymisierung der Daten begegnen. Eine umfassende Betrachtung dieser Thematik würde jedoch den Rahmen dieses Beitrages sprengen. Unter dem letzten Punkt des Anwendungsdesigns siedeln wir schließlich Problemstellungen an, die die Anwendungen (d.h. den Zugriff) der Endbenutzer betreffen. Hier sind speziell Benutzeridentifikation und -authentifizierung, Autorisierung und Zugriffskontrolle, sowie Auditing zur Kontrolle und Überwachung der ersteren beiden zu nennen. Auch die Benutzerauthentifizierung unterscheidet sich nicht von anderen Informationssystemen. Unser Hauptaugenmerk legen wir auf Autorisierung und Zugriffskontrolle. Aufgrund der breiten, heterogenen Benutzerstruktur ist es notwendig dedizierte Zugriffsrechte für unterschiedliche Benutzergruppen definieren zu können. Wir konzentrieren uns hierbei auf den Zugriff durch Endbenutzer. Die Administratorenzugriffe im Back-End-Bereich bedürfen natürlich ebenfalls einer Kontrolle, diese ist aufgrund der überschaubaren Benutzerzahl jedoch meist weniger problematisch. 3. Konzepte für Autorisierung und Zugriffskontrolle Die Zugriffskontrolle gehört zu den Grundfunktionen, die vertrauenswürdige IT-Systeme anbieten müssen, um Vertraulichkeit und Integrität von Informationen zu sichern. Betrachtet wird einer Menge von: − Objekten (z.B. Daten und Dokumente), − Subjekten (z.B. Benutzer und Anwendungen), sowie 49 − möglichen Operationen (z.B. Lesen, Schreiben und Ausführen). Während sich die Autorisierung mit der Verwaltung der Zugriffsrechte beschäftigt, die definieren, welche Operationen ein bestimmtes Subjekt mit den zu schützenden Objekten ausführen darf, dient die Zugriffskontrolle der Überprüfung dieser Berechtigungen zur Laufzeit. Die Zugriffskontrolle baut demnach auf der Autorisierung auf. Wie in Abbildung 3 dargestellt, werden Berechtigungen von einer Autorisierungsinstanz vergeben bzw. entzogen. Beim Versuch, auf ein geschütztes Objekt zuzugreifen, werden diese Rechte durch die Zugriffskontrollfunktion geprüft. Autorisierungsinstanz besitzt/ kontrolliert vergibt Berechtigungen Subjekt Operation Zugriffskontrollfunktion Zugriff erlaubt Objekt Zugriff verweigert Abbildung 3: Grundprinzip der Autorisierung und Zugriffskontrolle Der Autorisierung und Zugriffskontrolle kommt gerade in Data-Warehouse-Systemen eine besondere Bedeutung zu. Zum einen sind, insbesondere in verteilten Umgebungen, Datenlieferanten (z.B. autonome Fachabteilungen, Niederlassungen eines Unternehmens) nur bereit, ihre Daten zur Speicherung in einem Data Warehouse zur Verfügung zu stellen, wenn sie überblicken können, wer welchen Zugriff auf ihre Daten erhält. Zum anderen können Anforderungen aber auch zentral bestimmt sein. Sie können sogar von den Benutzern selbst stammen, denn bei der vorhandenen Datenflut wünschen Benutzer oft einen gefilterten Zugang, der nur die für sie relevanten Daten enthält. Die Anforderungen an eine Sicherheitspolitik für ein Data Warehouse können also von den unterschiedlichsten Seiten kommen. Dementsprechend finden sich auch in der Forschung unterschiedliche Ansätze für OLAP- und Data-Warehouse-Sicherheit. Prinzipiell lassen sich zwei Sichtweisen unterscheiden: 50 − Der Bottom-Up-Ansatz sieht ein Data Warehouse als föderierte Datenbank. Es wird versucht nicht nur die Daten durch Integrationsmechanismen zusammenzuführen, sondern auch die Zugriffsrechte auf diese Daten von den Quellen her zu übernehmen. − Der Top-Down-Ansatz geht den umgekehrten Weg. Er betrachtet in erster Linie die (OLAP-) Anwendungen der Endbenutzer und entscheidet auf dieser Ebene wer welchen Zugriff bekommen soll. Es erfolgt also ein expliziter Entwurf von Zugriffsrechten. Beide Ansätze haben ihre Daseinsberechtigung und sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden. Prinzipiell ist dabei ein grundsätzliches Problem analyseorientierter Systeme zu beachten: die Abfragen und damit die Sensibilität der Abfrageergebnisse sind im Voraus oft unbekannt. In operativ eingesetzten Transaktionssystemen sind die Datenbankanfragen durch die Anwendung vorgegeben und wohlstrukturiert. OLAP-Systeme hingegen leben von Adhoc-Analysen und explorativer Navigation durch die Daten. Während man dort aber wenigstens noch Standard-Berichte als Einstiegspunkte und übliche Navigationspfade erkennen kann, ist die Einschätzung der Sensibilität der Ergebnisse bei Data Mining, wo es ja gerade um die Suche nach neuen unbekannten Mustern in den Daten geht, praktisch unmöglich. 3.1. Bottom-Up-Ansatz: Ableitung von Zugriffsrechten Ableitung von Zugriffsrechten Wie bereits erwähnt, verfolgt der Bottom-Up Ansatz das Ziel der Ableitung der Zugriffsrechte von den Datenquellen, also eine Integration nicht nur der Daten selbst, sondern auch der Sicherheitspolitiken (s. Abbildung 4). Enterprise Data Warehouse Integrator (ETL) IMS RDBMS ... Others Abbildung 4: Vorgehensweise beim Bottom-Up-Ansatz 51 In diese Richtung gehen auch Arbeiten zu Sicherheit in Datenbankföderationen (z.B. [7], [3]). Es gilt, die auf den Datenquellen definierten Zugriffsrechte zu integrieren und auf Ebene des Data Warehouse zu implementieren. Da die Mechanismen relationaler Datenbanken beschränkt sind und vor allem keine Ableitungsregeln vorsehen, werden Erweiterungen der SQL-Sicherheitsmechanismen vorgeschlagen (siehe dazu [17] und [18]). Vertreter dieser Richtung fordern eine Entkopplung von der physischen Ebene. Autorisierungen sollen sich auf den Informationsgehalt und nicht auf physische Tabellen oder andere Speicherstrukturen beziehen. Neben technischen Schwierigkeiten gibt es jedoch auch prinzipielle Probleme mit dem Bottom-Up-Ansatz. Die Benutzer im analytischen Bereich sind i.d.R. nicht die gleichen, wie im operativen Umfeld (Entscheider, „Knowledge Worker“ vs. Sachbearbeiter). Die Administratoren der Quellen müssten also die Rollen/Benutzer des Data Warehouse kennen und explizit berücksichtigen. Desweiteren geht der Ansatz von einer dezentralen Entscheidung über die DWH-Zugriffsrechte aus. Diese Annahme ist in einigen Fällen mit autonomen Datenlieferanten möglicherweise korrekt (man denke beispielsweise an Firmen die Ihre Daten zu Marktforschungszwecken zur Verfügung stellen, oder an öffentliche Einrichtungen), im Regelfall wird jedoch die Unternehmensleitung zentral über den Zugriff auf die Unternehmensdaten zu entscheiden haben. 3.2. Top-Down-Ansatz: Entwurf von Zugriffsrechten Letztlich geht es bei Autorisierung und Zugriffskontrolle doch um die Frage, welche Anfragen den Endbenutzern schließlich gestattet werden. Diese Frage lässt sich bei einem Bottom-Up-Ansatz jedoch zum Teil nur schwer beantworten, da sich die Autorisierungen auf den (physischen, relationalen) Datenspeicher beziehen und von einer multidimensionalen OLAP-Anwendung zu weit entfernt sind. Dies ist besonders problematisch, da Zugriffseinschränkungen Abfrageergebnisse verfälschen und so zu falschen Entscheidungen führen können. Daher werden die Anforderung an eine Zugriffskontrolle oft aus Anwendungs- (OLAP-) Sicht definiert. 52 Web Browser Spreadsheet Reporting OLAP Engine Entwurf von Zugriffsrechten Web Server OLAP Data Mart Abbildung 5: Vorgehensweise beim Top-Down-Ansatz Betrachtet man die Sicherheitsproblematik also aus Sicht der Anwendungen, ergibt sich ein Top-Down-Ansatz, bei dem explizit OLAP-Zugriffsrechte (Benutzersichten) unter Verwendung multidimensionaler Konstrukte definiert werden (s. Abbildung 5). So lässt sich beispielsweise auch der Zugriff auf unterschiedliche Aggregationsebenen regeln. Eine frühe Arbeit, die sich mit Autorisierung auf OLAP-Ebene beschäftigt ist [10]. Dort wird ein auf AMAC (Adapted Mandatory Access Controls) basierender Ansatz vorgestellt. Ein späterer Beitrag der gleichen Arbeitsgruppe [8] schlägt die Verwendung von Metadaten zur Beschreibung der Autorisierungen vor. Dieser Vorschlag wird in [4] wieder aufgegriffen und konkretisiert. Während die Notwendigkeit der Formulierung von Zugriffseinschränkungen anfangs von Herstellern noch in Frage gestellt, oder die Umsetzung auf die zur Speicherung der Daten verwendete relationale Datenbank „abgeschoben“ wurde, bieten kommerzielle Produkte heute recht ausgereifte Zugriffskontrollmechanismen auf OLAP-Ebene an. Die Produkte verwenden jedoch sehr proprietäre Verfahren zur Implementierung der Zugriffseinschränkungen, die zu Entwurfs- und Dokumentationszwecken eher ungeeignet sind. Eine Übersicht findet sich in [14]. Aufgrund der Sensibilität der Daten und der Gefahr der Ergebnisverfälschung durch zu restriktive Autorisierungen ist jedoch bei dem Entwurf solcher Zugriffsrechte besondere Sorgfalt angesagt. Hierzu haben wir eine Vorgehensweise entwickelt, die im folgenden Abschnitt näher erläutert werden soll. 4. Ein Ansatz zum Entwurf von OLAP-Sicherheit Die im Folgenden vorgestellte Vorgehensweise zum Entwurf von OLAPSicherheitssemantiken entstand im Rahmen des Forschungsprojektes GOAL (Geographic 53 Information Online Analysis)2, das sich die Integration von geographischen Informationssystemen (GIS) und Data-Warehouse-Techniken zum Ziel gesetzt hat. Zwei Pilotanwendungen (A1 und A2) wurden für das Projekt definiert. Anwendung A1 untersucht Ticket-Verkäufe in Schlössern und anderen Denkmälern der Tschechischen Region Südböhmen (vgl. [11]). Anwendung A2 beschäftigt sich mit Trinkwasserversorgung und verbrauch in einer westböhmischen Region nahe der Stadt Sokolov, CZ. Im weiteren Verlauf dieses Beitrages wird Anwendung A1 als Fallstudie verwendet. 4.1. OLAP-Entwurf mit ADAPTed UML Da, wie bereits erwähnt, bei einem Top-Down-Ansatz Zugriffsrechte auf OLAP-Ebene definiert werden, muss der Entwurf mit dem OLAP-Anwendungsentwurf Hand in Hand gehen. Im Rahmen des Entwurfes einer multidimensionalen OLAP-Anwendung gilt es, die Fakten/Kennzahlen und Dimensionen mit ihren Hierarchien (sprich Navigationspfade) zu modellieren. Dabei gibt es in Bezug auf multidimensionale Modelle und grafische Entwurfsnotationen viele Vorschläge (z.B. M/ER [21] oder DFM [5]), es ist aber kein Standard in Sicht. ADAPTed UML kombiniert daher verschiedene Ansätze: sie ist UMLbasiert und profitiert damit von breiter Unterstützung durch Entwurfswerkzeuge wie z.B. Rational Rose3, verwendet zur intuitiveren Darstellung aber statt textueller Stereotypen Symbole aus ADAPT4. Die Verwendung von UML hat weiterhin den Vorteil, dass alle in UML vorhandenen Erweiterungsmöglichkeiten verwendet werden können, z.B. UML Constraints zur Unterbringung zusätzlicher Semantik (z.B. Aggregatfunktionen der Kennzahlen, oder eben für Sicheheitssemantiken, wie im nächsten Abschnitt dargestellt). ADAPTed UML ist durch ein Metamodell definiert, welches zum einen das multidimensionale Modell und zum anderen dessen graphische Repräsentation beschreibt. Auf eine ausführliche Darstellung wird im Rahmen dieses Beitrages verzichtet, hierzu sei auf [15] verwiesen. Abbildung 6 zeigt beispielhaft ein OLAP-Datenmodell aus dem genannten GOAL-Projekt. Es geht um die Analyse von Besucherzahlen und Ticketverkäufen in Schlössern in Südböhmen (Tschechische Republik). Es existieren zwei separate Würfel mit unterschiedlichen Kennzahlen. Der People-Würfel speichert Besucherzahlen und -umsätze, der Services-Würfel 2 Das Projekt GOAL wurde in einer internationalen Arbeitsgruppe im Rahmen des INCO-COPERNICUSProgramms der Europäischen Union unter Projektnr. 977091 durchgeführt. Die beteiligten Partner sind Technische Universtät Wien (A), Czech Technical University in Prag (CZ), Universität Essen (D), Technical University Košice (SK), CertiCon a.s. (CZ) und ASP Systems s.r.o. (CZ). 3 Siehe unter http://www.rational.com/products/rose/ 4 ADAPT ist ein Warenzeichen der Symmetry Corp., San Rafael, CA, USA, siehe unter http://www.symcorp.com 54 beinhaltet Daten über von den Besuchern erworbene Dienstleistungen (z.B. eine Erlaubnis, Fotos zu machen). Dabei existieren die Fakten des People-Würfels in der Granularität Tour, während die Fakten des Services-Würfel weniger detailliert (auf Objekt-Ebene) vorliegen. { } Year { } { } Service group { } Week Day of week { } Month { } Service { } Payment type { } Day Services Count Revenue { } { } Region { } Part of day Object { } People Tour Count Revenue Waiting Capacity { } Category { } Language { } Group type { } Payment type Abbildung 6: Beispielmodell in ADAPTed-UML-Notation In relationalen Datenbanken kennt man zwei Abstraktionsebenen: die Schemaebene und die Instanzebene. Diese gibt es auch im OLAP-Umfeld. Zur Schemaebene (z.T. auch MetadatenEbene genannt) gehören die oben genannten Konstrukte wie Würfel, Kennzahl und Hierarchieebene. Im Gegensatz zum relationalen Fall ist es bei OLAP jedoch sinnvoll, die Instanzebene noch einmal zu trennen. Man unterscheidet hier die Instanzen der Dimensionen und die Fakten, die eigentlich zu analysierenden Kennzahlen. Diese Unterscheidung wird auch im nächsten Abschnitt noch einmal aufgegriffen. Aus Modellierungssicht ist es sinnvoll, die Instanzen weitestgehend statischer Dimensionen bereits zur Entwurfszeit zu betrachten, hierzu wurde ADAPTed UML um den Diagrammtyp „Dimensionsbaum“ erweitert. 55 { } All { } { } Region 1: Region { } { } Cervena Lhota: Object { } Okruh 1: Tour Capacity = 28 Region 2: Region { } Hluboka: Object { } Bazilika sv. J.: Tour Capacity = 50 { } Trasa 1: Tour Capacity = 50 { } Hor. Tyn: Object { } Trasa 2: Tour Capacity = 50 { } Hrad: Tour Capacity = 10 Rozmberk: Object { } Kuchyne: Tour Capacity = 10 { } Vecerni okruh: Tour Capacity = 30 Abbildung 7: Dimensionsbaum der Geographiedimension Abbildung 7 zeigt die Instanzen der Geographiedimension, zur Vereinfachung und aus Platzgründen ist nur ein Ausschnitt dargestellt. Obwohl es sich um Instanz- (nicht Schema-) Informationen handelt, macht eine Betrachtung zur Entwurfszeit Sinn. Die Daten dienen in der OLAP-Anwendung wie das Schema der Navigation und sind im Vergleich zu den zu analysierenden Fakten/Kennzahlen relativ statisch. 4.2. OLAP-Sicherheit und MDSCL Im GOAL-Projekt wurden durch die Anwenderpartner verschiedene mögliche Benutzergruppen mit eingeschränkten Sichten auf das o.a. Datenmodell identifiziert. In der ersten Phase entstanden beispielsweise die folgenden Beschreibungen: − „Ein Object Manager kann beliebige Informationen seines Objektes abfragen, für andere Objekte gilt ein eingeschränkter Zugriff.“ − „Das Regional Institute hat ähnlichen Zugriff wie ein Object Manager, allerdings alle untergeordneten Objekte betreffend.“ − „Service Provider erhalten einen eingeschränkten, vertraglich vereinbarten Zugriff.“ − ... Aber was bedeuten diese Aussagen letztlich für die OLAP-Anwendung? Aus den Zitaten wird schnell klar, dass ohne ein semantisches OLAP-Modell und eine klare Sprache zur Beschreibung der Autorisierungen unterschiedliche Benutzergruppen nur schwer eindeutig definiert werden können. Es besteht also die Notwendigkeit zum Entwurf bzw. zur Modellierung der Zugriffsrechte. Ein früher Ansatz zur Modellierung von Sicherheitssemantiken findet sich in [13]. 56 Die drei Abstraktionsebenen im OLAP-Bereich (Metadaten/Schema, Dimensionselemente, Fakten/Zellen) wurden bereits genannt. Auch Autorisierungen lassen sich auf diesen drei Ebenen unterscheiden. Dimensionselemente stellen die Instanzdaten der Dimensionen dar, dienen aber auch der Navigation und sind relativ statisch. Autorisierungen auf Schema- und Dimensionselementebene lassen sich durch Einschränkung der Navigation umsetzen, d.h. unerlaubte Abfragen werden vermieden. Komplexe Autorisierungen (auf Fakt-/Zellebene) führen zu zurückgewiesenen Abfragen oder unvollständigen Abfrageergebnissen. Diese Einteilung ist in Abbildung 8 dargestellt. Autorisierungen auf Fakt-/Zellebene Autorisierungen auf Dimensionselementebene Autorisierungen auf Metadaten-/ Schemaebene Abbildung 8: OLAP-Autorisierungen auf drei Abstraktionsebenen Zur Beschreibung der Autorisierungen haben wir eine Sprache, die sog. MDSCL (Multidimensional Security Constraint Language) entwickelt. Die Syntax ist angelehnt an MDX (Multidimensional Expressions)5 jedoch prinzipiell unabhängig von bestimmten OLAP-Produkten. Eine Übersetzung der Autorisierungen in unterschiedliche Zielsysteme ist möglich, konkret haben wir ausführliche Experimente mit Microsoft Analysis Services und MicroStrategy6 gemacht. Unser Sicherheitsmodell basiert auf der Annahme einer zentralen Sicherheitspolitik (TopDown-Ansatz). Die Zugriffseinschränkungen werden als Autorisierungsconstraints definiert, diese können prinzipiell positiv (explizite Erlaubnisse) oder negativ (explizite Verbote) sein. Unser Modell basiert auf einer offenen Sicherheitspolitik (d.h. Zugriff wird gewährt, soweit 5 Verwendung in den Analysis Services des Microsoft SQL Server und bei OLE DB for OLAP, einer Schnittstelle zwischen OLAP Server und Client 6 Siehe unter http://www.microsoft.com/sql/ bzw. http://www.microstrategy.com 57 nicht explizit verboten, man spricht auch von „Open World Policy“) mit negativen Autorisierungen. Dies entspricht der offenen Natur von OLAP-Systemen und den Sicherheitsmechanismen der meisten betrachteten OLAP-Produkte. Durch die negativen Autorisierungen wäre die Semantik der Vererbung in Rollenhierarchien unklar. Daher verzichten wir in unserem Modell darauf und gehen von einfachen (nicht-hierarchischen) Rollen [20] als Sicherheitssubjekte aus. Außerdem berücksichtigen wir nur Lesezugriff, schreibender Zugriff (z.B. zur Speicherung von Plandaten oder für „What-If“-Analysen) ist in Mehrbenutzerumgebungen unüblich. Die negativen Autorisierungen werden in MDSCL, in Anlehnung an das „CREATE CUBE“Kommando von MDX, durch „HIDE“-Kommandos ausgedrückt. Für eine detaillierte Beschreibung von MDSCL sei auf [16] verwiesen, hier soll eine beispielhafte Betrachtung genügen. So wurde beispielsweise die Benutzersicht der bereits erwähnten Rolle der Service Provider durch folgende MDSCL-Ausdrücke konkretisiert: HIDE CUBE People FOR ROLE [Service Provider] HIDE MEASURE Services.Revenue FOR ROLE [Service Provider] In diesem Fall liegen ausschließlich Autorisierungen auf Metadaten-/Schemaebene vor. Als eingeschränkte Benutzersicht ergibt sich das in Abbildung 9 dargestellte ADAPTed-UMLDiagramm. Die Autorisierungen resultieren in einer eingeschränkten Navigation: es wird nur der Services-Würfel und darin nur die Count-Kennzahl angeboten. 58 { } Year { } { } Service group { } Week { } Day of week Month { } Service { } Payment type { } Day Services Count { } { } Region { } Part of day Object Abbildung 9: Eingeschränkte Benutzersicht der Rolle Service Provider Während hier, wie erwähnt, ausschließlich Autorisierungen auf Schema-/Metadatenebene vorliegen, wird bei der folgenden Spezifikation der Rolle Hluboka Manager auch eine Filterung der Dimensionselemente vorgenommen: HIDE SLICE WHERE Object != "Hluboka" FOR ROLE [Hluboka Manager] HIDE LEVEL Region FOR ROLE [Hluboka Manager] Durch die vorgenommene Einschränkung schrumpft die Geographiedimension auf den in Abbildung 10 dargestellten Teil zusammen. Dies führt dazu, dass Benutzer mit dieser Rolle ausschließlich zum Objekt Hluboka und den zugehörigen Touren navigieren können. Nicht autorisierte Abfragen werden somit ebenfalls vermieden. { } Hluboka: Object { } Bazilika sv. J.: Tour Capacity = 50 { } Trasa 1: Tour Capacity = 50 { } Trasa 2: Tour Capacity = 50 Abbildung 10: Eingeschränkte Geographiedimension der Rolle Hluboka Manager 59 Schließlich soll noch beispielhaft eine Rolle mit Autorisierungen auf Fakt-/Zellebene betrachtet werden: HIDE LEVEL [Part of day] WHERE Object != "Hrobka" FOR ROLE [Hrobka Manager] HIDE LEVEL Day WHERE Object != "Hrobka" FOR ROLE [Hrobka Manager] HIDE LEVEL Month WHERE Object != "Hrobka" FOR ROLE [Hrobka Manager] Eine komplexe Rollendefinition wie hier (der Manager von Hrobka soll für sein Schloss Detaildaten, für die anderen nur Aggregate auf Jahresebene sehen können) lässt sich graphisch nicht mehr durch Ausblenden von Schema- oder Dimensionselementen darstellen. Eine solche Zugriffsbeschränkung lässt sich auch nicht mehr durch eingeschränkte Navigation erreichen. Hier werden Abfragen u.U. zurückgewiesen oder unvollständige Abfrageergebnisse ausgegeben. Letzteres ist natürlich problematisch, da es zu Fehlinterpretationen der Nullwerte kommen kann. { } Year { } { } Service group { } Week Day of week { } Month { } Service { } Payment type { } Day Services Count Revenue { HIDE MEASURE Services.Revenue FOR ROLE [Service Provider] } { HIDE LEVEL Region FOR ROLE [Hluboka Manager] } { HIDE CUBE People FOR ROLE [Service Provider] } { } { } Region { } Part of day Object { } People Tour Count Revenue Waiting Capacity { HIDE SLICE WHERE Object != "Hluboka" FOR ROLE [Hluboka Manager] } { } Category { } Language Abbildung 11: OLAP-Modell mit MDSCL-Constraints 60 { } Group type { } Payment type Wie bereits erwähnt können MDSCL-Ausdrücke auch mit Hilfe von UML-Constraints in das ADAPTed-UML-Modell eingebracht werden, um die Sicherheitspolitik zu dokumentieren. Abbildung 11 zeigt die dargestellten Autorisierungen der Rollen Service Provider und Hluboka Manager. 5. Zusammenfassung und Ausblick Dieser Beitrag stellt eine Analyse der Sicherheitsproblematik in Data-Warehouse-Systemen dar. Nach einer Motivation und Fokussierung auf den Bereich der Autorisierung und Zugriffskontrolle haben wir zwei unterschiedliche Forschungsansätze vorgestellt, mit denen Fragen der Data-Warehouse-Sicherheit bearbeitet werden können: den Bottom-Up-Ansatz zur Ableitung von Zugriffsrechten für das Data Warehouse von den Datenquellen und den TopDown-Ansatz zum expliziten Entwurf von OLAP-Zugriffsrechten. Zu letzterem haben wir eine auf ADAPTed UML und MDSCL basierende Methodik vorgestellt. Beide Ansätze haben ihre Einschränkungen und Probleme. Ein Top-Down-Ansatz kann sich beispielsweise nur auf einzelne OLAP-Anwendungen beziehen. Ein Integration von BottomUp- und Top-Down-Ansatz könnte also Sinn machen, ist aber nicht einfach, da unterschiedliche Datenmodelle (relational vs. multidimensional) und Sicherheitspolitiken (offen vs. geschlossen) zum Einsatz kommen. Hier könnten Arbeiten im Bereich konzeptueller DWH-Modellierung als Bindeglied helfen. Da sowohl die relationale Umsetzung eines Data Warehouse, als auch OLAP-Anwendungen darauf beruhen. Nicht näher betrachtet haben wir außerdem die Kontrolle statistischer Inferenzen. Die Inferenzproblematik bezieht sich auf indirekten Datenzugriff und kann beispielsweise entstehen, wenn neben den normalen Navigationspfaden eine parallele Klassifikationsmöglichkeit der Fakten existiert [22], oder wenn Zugriff auf aggregierte Daten erlaubt wird, nicht aber auf Detaildatensätze. Durch geschickte Kombination mehrerer Aggregatabfragen kann dann u.U. auf Detaildaten geschlossen werden, die direkt nicht zugreifbar wären. Man spricht von sog. Tracker-Angriffen [2]. Ein möglicher Ansatz wäre eine Analyse der Audit-Logs um potentielle Angriffe zu erkennen (vgl. Intrusion-Detection-Systeme), ggf. in Echtzeit. Der dafür nötige Aufwand ist jedoch sicherlich nur für Projekte im Hochsicherheitsbereich gerechtfertigt. 61 LITERATUR [1] CHAUDHURI, S., DAYAL, U.: An Overview of Data Warehousing and OLAP Technology. ACM SIGMOD Record, Volume 26, Issue 1, März 1997. [2] DENNING, D.E., SCHLÖRER, J.: A Fast Procedure for Finding a Tracker in a Statistical Database. ACM Transactions on Database Systems (TODS), Volume 5, Number 1, March 1980. [3] ESSMAYR, W., KASTNER, F., PERNUL, G., PREISHUBER, S., TJOA, A M. Authorization and Access Control in IRO-DB. Proc. Int. Conf. on Data Engineering (ICDE'96), New Orleans, LA, February 1996. [4] ESSMAYR, W., WEIPPL, E., WINIWARTER, W., MANGISENGI, W., LICHTENBERGER, F., An Authorization Model for Data Warehouses and OLAP. Workshop On Security In Distirbuted Data Warehousing, in conjunction with 20th IEEE Symposium on Reliable Distributed Systems (SRDS'2001), October 28-29, 2001, New Orleans, USA. [5] GOLFARELLI, M., MAIO, D., RIZZI, S.: The Dimensional Fact Model: A Conceptual Model for Data Warehouses. International Journal of Cooperative Information Systems (IJCIS) Volume 7, Numbers 2-3, June & September 1998. [6] INMON, W.H.: Building the Data Warehouse. Wiley & Sons, New York et al., 1996. [7] JONSCHER, D., DITTRICH, K.R.: An Approach for Building Secure Database Federations. Proc. 20th Int. Conf. on Very Large Databases (VLDB), Santiago, Chile, 1994. [8] KATIC, N., QUIRCHMAYR, G., SCHIEFER, J., STOLBA, M., TJOA, A.M.: A Prototype Model for Data Warehouse Security Based on Metadata. In Proc. DEXA 98, Ninth International Workshop on DEXA, Vienna, Austria, August 26-28, 1998. [9] KIMBALL, R.: Hackers, Crackers, and Spooks – Ensuring that your data warehouse is secure. In DBMS Magazine, April 1997. [10] KIRKGÖZE, R., KATIC, N., STOLDA, M., TJOA, A.M.: A Security Concept for OLAP. Proc. of the 8th International Workshop on Database and Expert Systems Applications (DEXA '97), Toulouse, France, September 1-2, 1997. [11] KOUBA, Z., MIKSOVSKY, P., MATOUSEK, K., ZACH, P.: Application A1 Specification. GOAL Technical Report TR8, INCO-COPERNICUS Project No. 977091, March 1999. [12] KURZ, A.: Data Warehousing – Enabling Technology. MITP-Verlag, Bonn, 1999. [13] PERNUL, G., WINIWARTER, W., TJOA A.M.: The Entity-Relationship Model for Multilevel Security. In Proc. 12th International Conference on the Entity-Relationship Approach (ER'93), Arlington, Texas, USA, Dezember 15-17, 1993. [14] PRIEBE, T., PERNUL, G.: Towards OLAP Security Design – Survey and Research Issues. Proc. Third ACM International Workshop on Data Warehousing and OLAP (DOLAP 2000), McLean, VA, USA, November 2000. [15] PRIEBE, T., PERNUL, G.: Metadaten-gestützer Data-Warehouse-Entwurf mit ADAPTed UML. Proc. 5. Internationale Tagung Wirtschaftsinformatik (WI 2001), Augsburg, September 2001. [16] PRIEBE, T., PERNUL, G.: A Pragmatic Approach to Conceptual Modeling of OLAP Security. Proc. 20th International Conference on Conceptual Modeling (ER 2001), Yokohama, Japan, November 2001. [17] ROSENTHAL, A., SCIORE, E., DOSHI, V.: Security Administration for Federations, Warehouses, and other Derived Data. In Proc. IFIP WG 11.3 Working Conference on Database Security, Seattle, WA, USA. 62 [18] ROSENTHAL, A., SCIORE, E.: View Security as the Basis for Data Warehouse Security. Proceedings of the International Workshop on Design and Management of Data Warehouse (DMDW’2000), Sweden, June 2000. [19] SAMTANI, S., MOHANIA, M., KUMAR, V., KAMBAYASHI, Y.: Recent Advances and Research Problems in Data Warehousing. Proc. of the International Workshop on Data Warehousing & Data Mining, Mobile Data Access, and New Database Technologies for Collaborative Work Support & Spatio-Temporal Data Management, Singapore, November 19-20, 1998. [20] SANDHU, R.S., COYNE, E. J., FEINSTEIN, H.L., YOUMAN, C.E.: Role-Based Access Control Models. IEEE Computer, Vol. 29, Number 2; February 1996. [21] SAPIA, C., BLASCHKA, M., HÖFLING, G., DINTER, B.: Extending the E/R Model for the Multidimensional Paradigm. In Kambayashi, Y. et. al. (Hrsg.), Advances in Database Technologies, LNCS Vol. 1552, Springer, 1999. [22] STEGER, J., GÜNZEL, H.: Identifying Security Holes in OLAP Applications. To appear in Proc. Fourteenth Annual IFIP WG 11.3 Working Conference on Database Security, Schoorl, Netherlands, August 2123, 2000. Torsten Priebe studierte an der Universität Essen Wirtschaftsinformatik und erlangte 2000 den Abschluss als Diplom-Wirtschaftsinformatiker. Er arbeitete seit 1999 (seit 2000 als wissenschaftlicher Mitarbeiter) am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Informationssysteme an der Universität Essen und war an diversen internationalen Forschungsprojekten der Arbeitsgruppe beteiligt. Zusammen mit Prof. Günther Pernul wechselte er im Oktober 2002 an die Universität Regensburg. Seine Forschungsinteressen liegen hauptsächlich in den Bereichen Data Warehousing und OLAP, Wissensmanagement, Semantic Web und Informationssicherheit. In diesen Bereichen hat er Publikationen in internationalen Konferenzreihen und war an einem Lehrbuch zu Data Warehousing beteiligt. Desweiteren arbeitet Torsten Priebe als selbständiger IT-Berater, hauptsächlich im Datenbankbereich, und besitzt verschiedene Industriezertifikate. Günther Pernul studierte an der Universität Wien Wirtschaftsinformatik, Promotion 1989 mit einer Arbeit über Entwurfsstrategien für relationale Datenbanken. Nach einem längereren Forschungsaufenthalt in den USA, zuerst am Database Systems Research and Development Center der University of Florida und später dann am College of Computing des Georgia Institute of Technology in Atlanta erfolgte Ende 1993 seine Habilitation am Institut für Angewandte Informatik und Informationssysteme der Universität Wien mit einer Arbeit zu Fragestellungen der Datenbanksicherheit. Kurz danach erreichten ihn Rufe an die BTU Cottbus, die Universität Magdeburg und die Universität Essen. Von 1995-2002 war er Universitätsprofessor für Wirtschaftsinformatik an der Universität Essen, an der er auch als Dekan der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften wirkte. Seit Oktober 2002 hat Günther Pernul den Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik I an der Universität Regensburg inne. Günther Pernul ist Autor bzw. Herausgeber von fünf Büchern und hat zahlreiche wissenschaftliche Publikationen in internationalen Journalen und Konferenzbänden verfasst. Prof. Pernul ist ständiges Mitglied im Programmkomitee mehrerer internationaler wissenschaftlicher Konferenzreihen, Mitherausgeber einer Buchreihe „Electronic Commerce“ und Mitglied im Steering Board der Communications and Multimedia Security Konferenzreihe. 63 64 Fachbeitrag 65 66 Todsünden des Data Warehousing Das Data-Warehouse-Konzept hat sich als unverzichtbarer Bestandteil moderner Systeme zur Entscheidungsunterstützung am Markt etabliert. Der Synergieeffekt eines Data Warehouse als einheitlicher und integrierter Datenpool für fortschrittliche Data-Mining-Applikationen, CRM-Systeme, OLAP-Analysen oder auch klassische Berichtswerkzeuge ist unumstritten. Im vorliegenden Artikel werden als Ergebnis mehrjähriger Projekterfahrung wesentliche Fallstricke („Todsünden“) bei der Entwicklung eines DataWarehouse-Systems skizziert, um Projektbeteiligten wie auch Entscheidern ein kompaktes Hilfsmittel an die Hand zu geben, Rahmenbedingungen für ein erfolgreiches Data-Warehouse-Vorhaben abzustecken. Dr. Michael Böhnlein, Dr. Andreas Bauer T-Systems Nova GmbH 1 Einführung Um den unternehmerischen Erfolg und damit den Bestand einer Unternehmung auf Dauer zu sichern, spielen nicht nur kurzfristige Lenkungsaktivitäten innerhalb des Unternehmens, sondern vor allem auch Gestaltungsaktivitäten mit häufig mittel- bis langfristiger Wirkung eine zunehmend wichtige Rolle. Die hierzu notwendigen Entscheidungen setzen eine adäquate Informationsgrundlage voraus, um rechtzeitig und flexibel auf Veränderungen und sich daraus ergebenden zukünftigen Chancen bzw. Bedrohungen in der Wettbewerbsumwelt reagieren zu können. Ein derzeit viel diskutierter Ansatz zur Verbesserung der unternehmensweiten Informationsversorgung stellt das Data-Warehouse-Konzept dar. Ein Data Warehouse erhebt den Anspruch, eine unternehmensweite, integrierte und konsistente Datenbasis getrennt von den Datenbeständen operativer Systeme des jeweiligen Tagesgeschäfts zu schaffen. Laut Aussagen der Meta Group führen jedoch nur 30 Prozent aller DataWarehouse-Projekte zum Erfolg, während 50 Prozent die gestellten Erwartungen nur zum Teil erfüllen. Die verbleibenden 20 Prozent hingegen scheitern völlig. Diese unbefriedigende Situation wird dahingehend weiter verschärft, dass DataWarehouse-Vorhaben i.d.R. sehr kostenintensiv sind. Einer Umfrage des Data Warehousing Institute (TDWI) zufolge sind Durchschnittskosten in Höhe von ca. 1,2 Millionen Dollar für das erste Projektjahr aufzuwenden. Ziel des vorliegenden Artikels ist es, Problembewusstsein für mögliche Bedrohungen im Rahmen eines DataWarehouse-Projektes zu wecken. Diese „Todsünden“ im Sinne von Projektrisiken sollten bereits im Vorfeld eines Data-Warehouse-Vorhabens, soweit möglich, eingehend beleuchtet und reflektiert werden. Abbildung 1 vermittelt einen Überblick über die sieben zentralen Themenbereiche für Todsünden, die uns in unserer langjährigen Projekterfahrung im DataWarehouse-Umfeld immer wieder begegnet sind. Diese Problembereiche werden in der betrieblichen Praxis leider häufig zu Unrecht stark unterschätzt. Streng genommen kann man anstelle von Todsünden auch von „Unterlassungssünden“ sprechen. Wie Abbildung 1 zeigt, überwiegen sog. „weiche Faktoren“ bei den Problembereichen, wie z.B. das Projektteam oder die Informationsbedarfs- analyse. Technologische Probleme sind meist leichter beherrschbar. Ziel des Artikels ist es nicht, allgemeingültige Lösungsvorschläge für die Todsünden innerhalb der jeweiligen Problembereiche zu skizzieren. Vielmehr soll Grundwissen zur Schärfung des eigenen Problembewusstseins vermittelt werden, um die vorgestellten Bereiche bereits selbst kompetent und frühzeitig in die eigenen Überlegungen einbeziehen zu können. Darauf aufbauend werden Lösungsstrategien vorgeschlagen, um die Chancen für ein erfolgreiches Data-Warehouse-Vorhaben zu erhöhen. Im folgenden werden die einzelnen Themenbereiche und die mit ihnen verbundenen Todsünden detailliert betrachtet. Abbildung 1: Todsünden des Data Warehousing • Aus Unsicherheit, welche konkreten Ziele im Fokus des Projekts stehen sollen, wird der große „Wurf“ versucht, der alle Probleme der Unternehmung auf einmal löst. Diese „Big Bang“ Herangehensweise führt in der Regel zu einer enormen Komplexität, die das Projektteam gänzlich überfordert. Eine Unternehmung sollte darüber hinaus nicht der Illusion unterliegen, ihr Data-WarehouseVorhaben auf der „grünen Wiese“ durchführen zu können. Vielmehr muss das Data Warehouse in die bestehende Anwendungssystemlandschaft des Unternehmens integriert werden. Entscheidend beim Aufbau einer umfassenden Data-Warehouse-Lösung ist eine ganzheitliche Konzeption unter Berücksichtigung einer langfristigen Perspektive. Hierbei ist das viel zitierte Motto „think big, start small“ zu berücksichtigen. Vertikale Integration Entscheidungs- unterstützungssysteme Administrations- u. Dispositionssysteme e he m l i c st e eb s y tri ns Be atio m or Inf • Um schnelle Erfolge zu realisieren werden sukzessive Entscheidungs-„Inseln“ in Form von voneinander isolierten Data Marts aufgebaut. Um Inselübergreifende Auswertungen zu ermöglichen, werden ggf. mehr- • stufig Daten zwischen diesen Lösungen ausgetauscht. Inmon, der Schöpfer des „Data-Warehouse“Gedankens, spricht in diesem Zusammenhang von „Spinnennetzen“, deren gegenseitige Abhängigkeiten kaum mehr entflochten werden können. Management- unterstützungssysteme e • e ch t em tis ys al y ss An tion ma or Inf Die Vernachlässigung einer ganzheitlichen Betrachtungsweise mit einem mittleren bis langfristigen Fokus bei der Konzeption ihrer DataWarehouse-Vorhaben führt bei vielen Organisationen zu Fehlentwicklungen in ihrer EntscheidungsunterstützungsLandschaft. Diese „Second Best“Lösungen sind oft nur durch einen verhältnismässig hohen Kosten- und Zeitaufwand nachträglich zu korrigieren. Vor allem drei Arten von unzureichenden Herangehensweisen sind besonders oft zu beobachten: Informationsverdichtung 2.1 Ganzheitliche Betrachtungsweise transaktionsorientierte Systeme Geschäftsprozesse Horizontale Integration Abbildung 2: Informationssystemarchitektur einer Unternehmung Think big: Bei der Planung des Data-Warehouse-Vorhabens ist die Informationssystemarchitektur des Unternehmens einzubeziehen (vgl. Abbildung 2). Zur Unterstützung der Geschäftsprozesse eines Unternehmens existieren etablierte, meist heterogene betriebliche Informationssysteme. Zur Unterstützung des täglichen Geschäftsablaufs kommen transaktionsorientierte Systeme zum Einsatz. Diese werden durch Administrations- und Dispositionssysteme unmittelbar gesteuert. Im Data-Warehouse-Umfeld spricht man bei diesen betrieblichen Informationssystemen von operativen Systemen. Die horizontale Integration der Geschäftsprozesse vieler Unternehmungen ist durch eine Vielzahl von Projekten unter dem Schlagwort „Business Process Reengineering“ weit fortgeschritten. Das Data-Warehouse-Konzept kann in Ergänzung hierzu einen wesentlichen Beitrag zur vertikalen Integration der Informationen in einer Unternehmung leisten. Eine ganzheitliche Konzeption auf der Grundlage einer zentralen DataWarehouse-Datenbasis ist ein elementarer Bestandteil eines jeden fortschrittlichen analytischen Informationssystem mit dem Ziel der Management- bzw. Entscheidungsunterstützung. Abbildung 3 vermittelt einen ersten Eindruck einer einfachen Data-WarehouseArchitektur. Das Data Warehouse bildet das Fundament für OLAPTechnologien und „State of the Art“ Business IntelligenceFrontends. Die Data-WarehouseArchitektur muss sich zu einem integralen Bestandteil der gesamten Informationssystemarchitektur entfalten. • Start small: Der Aufbau eines umfassenden Data Warehouse wird aufgrund von Kosten-, Zeitund Risikoaspekten typischerweise nicht als ein Projekt, sondern als Sequenz von mehreren (Teil)Projekten gestaltet. Ein langfristiger Horizont ist dabei unabdingbar. Besser (zügig) mit einer 80-prozentigen Lösung beginnen als nach einer 100-ProzentLösung zu streben, die nie erreicht wird. Bei der ganzheitlichen Konzeption einer Data-Warehouse-Lösung ist eine Reihe von zentralen Erfolgsfaktoren zu berücksichtigen: • Zweck: Im Mittelpunkt einer jeden Data-Warehouse-Konzeption steht der Zweck und die mit diesem verbundenen Ziele. Der idealtypische Zweck eines Data Warehouse ist es, grundsätzlich alle Auswertungen (auch noch nicht bekannte) zu ermöglichen. Bei der Festlegung des Zwecks sollte beachtet werden, dass ein Data • Warehouse sicherlich nicht das Allheilmittel für alle betrieblichen wie organisatorischen Probleme in einem Unternehmen ist. Vielmehr ist eine realistische Erwartungshaltung gefordert. • Data-Warehouse-Prozess: „Data-Warehousing ist kein Produkt, sondern der Prozess der Zusammenführung und des Managements von Daten aus verschiedenen Quellen mit dem Zweck, eine einheitliche, detaillierte Sicht auf einen einzelnen Geschäftsbereich oder das gesamte Unternehmen zu erhalten.“ (Gardner, 1998). Data-Warehouse-Werkzeuge sollten nach dem “Best of Breed”Ansatz entsprechend der spezifischen Anforderungen ausgewählt werden. Bei einer Unterstützung durch externe Berater sollte vor allem auf Herstellerunabhängigkeit und Systemintegrationsfähigkeiten geachtet werden. • Unternehmensspezifische, differenzierte Gestaltung: Das „One Size Fits All“-Konzept erscheint problematisch, da eine Vielzahl von unternehmensindividuellen Faktoren zu berücksichtigen sind. Dazu gehören u.a. die historische Informationssystemlandschaft sowie rechtliche oder ökonomische Rahmenbedingun- OLAP Data Warehouse o Verbesserung der Informationsqualität zur Entscheidungsunterstützung o Erhöhung der Effektivität der Informationsversorgung für dispositive, entscheidungsunterstützende Aufgaben o Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit o Erhalt bestehender bzw. Erwerb neuer Marktanteile o Schaffung oder Erschließung neuer Märkte o Erhöhung Kundenzufriedenheit der o Verbesserung der Produktoder Dienstleistungsqualität Die Betrachtung einer ganzheitlichen Konzeption mit einer langfristigen Perspektive unter Beachtung der genannten Erfolgsfaktoren ist essentiell für erfolgreiche Data-WarehouseVorhaben. Da Data-Warehouse-Vorhaben grundsätzlich projektorientiert durchgeführt werden, wird als nächstes der TheBei der Wirtschaftlichkeitsanaly- menbereich Projektmanagement bese sollten strategische Leistungs- trachtet. und Nutzenpotentiale als qualitative Faktoren neben quantitativen 2.2 Projektmanagement und Messgrößen Berücksichtigung Vorgehensmodelle finden. Diese lassen sich auch als Die mit Data-Warehouse-Vorhaben verbundenen Aufgaben sind sowohl im Bezug auf die beanspruchten Ressourcen als auch hinsichtlich der Inhalte umfangreich und komplex und erfordern ein hohes Maß an Koordinations- und Steuerungsaktivitäten, um eine termin-, inhalts- und kostengerechte Zielerreichung zu gewährleisten. Somit liegen die besten Voraussetzungen vor, diese Aufgaben in ein klar definiertes Projekt zu überführen und strukturiert abzuarbeiten. Projekte zeichnen sich durch die Merkmale Neuartigkeit, d.h. es kann nur bedingt auf vorhandenes unternehmensinternes Know-how oder vorGeschäftsprozesse liegende Planungen zurückgegriffen werden, zeitliche Begrenztheit, KomHorizontale Integration plexität und Beteiligung mehrerer Argumente für die Rechtferti- Stellen aus. Die Planung, Steuerung und Kontrolle, das sog. Projektmanagement, begleitet den gesamten EntAbbildung 3: Einfache Data-Warehouse-Architektur wicklungsprozess, der in ein im VorAdministrations- und Dispositionssysteme + transaktionsorientierte Systeme und externe Daten gen. gung eines Data-WarehouseProjektes einsetzen: Informationsverdichtung Vertikale Integration Business IntelligenceFrontends Wirtschaftlichkeitsanalyse: Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse bildet die Grundlage zur Beurteilung und Einschätzung der Vorteilhaftigkeit eines DataWarehouse-Projektes unter Anwendung geeigneter Methoden der Investitionsrechnung. Im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsanalysen wird der Versuch unternommen, den Nutzen mit monetären Größen zu bewerten. Grundsätzlich sollte mit dem Teilprojekt mit dem größten messbaren (quantifizierbaren) bzw. zumindest identifizierbaren Nutzen begonnen werden. Typischerweise ist das ein bereichsspezifischer Data Mart mit begrenzter Entwicklungsdauer und Kosten. Wichtig ist es hierbei die Gesamtkonzeption, z.B. eines zentralen Data Warehouse, zu berücksichtigen und schrittweise parallel weiter auszubauen. Somit kann eine kurzfristige Realisierung eines Nutzens nachgewiesen werden, die häufig entscheidend für eine Genehmigung weiterer Mittel im Rahmen des gesamten Data-Warehouse-Vorhabens ist. aus definiertes, klar abgegrenztes Ergebnis mündet. Dieses kann im DataWarehouse-Kontext beispielsweise eine Data-Mart-Entwicklung sein. Der Projektleiter kann mit weiteren Aufgaben, wie z.B. Entscheiden, Delegieren, Koordinieren und Organisieren konfrontiert sein. Entscheidend für die erfolgreiche Durchführung eines Data-Warehouse-Projektes im Kontext des Projektmanagements sind vor allem zwei Faktoren: genieurmäßigen“ Vorgehens fest. Klassische Projektmodelle, wie z.B. das Wasserfallmodell, weisen bei einer Anwendung im Data-WarehouseKontext eine Vielzahl von Defiziten auf, da die Entwicklung von Data Warehouses in der Regel von ganz anderen Anforderungen an die Projektdurchführung geprägt ist. Folgende für Data-Warehouse-Projekte zentrale Anforderungen sind im Vorgehensmodell besonders zu berücksichtigen: • Projektleiter: Erfolgskritisch ist • die Auswahl eines erfahrenen und qualifizierten Projektleiters, der alle Aufgaben im Rahmen des Projektmanagements konsequent wahrnehmen kann. • Vorgehensmodell: Neben der Person des Projektleiters ist zu beachten, dass ein auf DataWarehouse-Vorhaben abge- • stimmtes Vorgehensmodel für die effiziente Unterstützung des Projektmanagements zum Einsatz kommt. Um Softwareprojekte besser plan- • und kontrollierbar zu machen, strebte man nach einer Strukturierung des Ablaufs von Softwareprojekten, worunter man die Aufteilung des Projektes in wohldefinierte Teilaktivitäten • versteht. Diese Vorgehensmodelle legen einen Rahmen für die Softwareentwicklung mit dem Ziel eines „in- • Rücksprünge in frühere Phasen und Schleifen (Iterationen) sind notwendig. Die Softwareindustrie hat eine Vielzahl von Vorgehensmodellen hervorgebracht. Jedes Vorgehensmodell hat besondere Vorzüge, aber auch Schwachstellen. Beim Data Warehousing bietet sich eine Kombination von neuartigen Vorgehensweisen an, um möglichst viele dieser Vorzüge zu nutzen. Im Folgenden werden vor allem die Merkmale aufgezeigt, die ein Vorgehensmodell im DataWarehouse-Kontext aufweisen sollte. Zunächst wird jedoch ein dazu passendes exemplarischen Vorgehensmodell (vgl. Abbildung 4) beschrieben. Der Auftraggeber und die Endbenutzer sind oft nicht in der Lage ihre Anforderungen an das neue System in den frühen Projektphasen explizit und/oder vollständig zu formulieren. Dabei ist das Motto „I can’t tell you what I want, but I’ll know it when I see Jedes Vorgehensmodell/Projektmodell besteht aus dem Durchlaufen it” häufig anzutreffen. Laufende Anpassung bzw. Ände- mehrerer Phasen, wobei Phasen ggf. rung von Anforderungen nach wiederum in Teilphasen oder Aktividem Motto „der Appetit kommt täten weiter untergliedert werden. Am beim Verzehr“ sind zu berück- Ende ausgewählter Phasen existieren sog. Phasenlinien bzw. Meilensteine, sichtigen. die im Projektverlauf definierte ZwiIm Projekt müssen Projektrisiken schenergebnisse liefern. frühzeitig erkannt und anschlieDie Kernphasen des Projektes werden ßend ausgeschaltet oder überdurch vor- und nachgelagerte Phasen wacht werden. eingeschlossen. In der InitialisieEin linearer, streng sequentieller rungsphase sind grundsätzliche RahProjektablauf ist eine ideale An- menbedingungen, wie z.B. Anwennahme, die in realen Projekten dungszweck, Data-Warehousemeist nicht erfüllbar ist. Architektur oder Toolauswahl zu klä- Initialisierungs- - Initialisierung - Bestimmung des Anwendungszwecks - Grobe Anforderungsspezifikation - Analyse der IT-Landschaft - Def. d. DWH-Architektur - Erstellen eines Kriterienkatalogs f. DWH-Werkzeuge - Evaluation u. Empfehlung d. Werkzeuge - Konfiguration und Einrichtung d. ausgew. Werkzeuge abschließende Inkrementelle und iterative Phasen phase Phase Planung nächste Iteration Schulung der Anwender Inbetriebnahme Ziele, Alternativen Ziele, Alternativen RisikoRisikoanalyse RisikoRisikoanalyse Analyse/Design/ Implementierung ... Analyse/Design/ Implementierung Analyse, Design und Implementierung Sicherheits- und Berechtigungskonzept, Metadatenmanagementkonzept Projektmanagement Qualitätssicherung und Konfigurationsmanagement Data-Warehouse- Gesamtkonzeption Abbildung 4: Exemplarisches Data-Warehouse-Vorgehensmodell & Dirty-Realisierung für DataWarehouse-Vorhaben nicht geeignet ist, erlaubt das sog. evolutionäre Prototyping eine Softwareentwicklung, die über eine Folge von Prototypen im produktiven Programmsystem gipfelt. ren während sich die abschließende Phase mit Aktivitäten wie Schulung oder Inbetriebnahme beschäftigt. Die Aufgabe der Kernphasen, die sog. iterativen und inkrementellen Phasen besteht in der Entwicklung bzw. Integration des Data Warehouse in einzelnen kleinen und überschaubaren Schritten von ca. 3 bis 6 Monaten Dauer. Häufig entspricht eine Einheit einer Data-Mart-Entwicklung. Neben der Analyse (Informationsbedarfsanalyse, Quelldatenanalyse), dem Design (Fachkonzeptentwurf, Datenmodellentwurf/-modifikation spielt hierbei vor allem die Implementierung eine wichtige Rolle. Zwei Zitate unterstreichen die hohe Das Prototyping bringt vor allem Relevanz der Erhebung von Informationen und Wissen im Rahmen der Infolgende Vorteile mit sich: anschau• Identifikation von weiteren formationsbedarfsanalyse lich: fachlichen Anforderungen • Diese Phasen der Softwareentwicklung werden ergänzt durch eine Reihe von projektbegleitenden Aktivitäten, wie z.B. Projektmanagement, Qualitätssicherung und Konfigurationsmanagement. Sie finden parallel zum übrigen Projektablauf statt. Eine besonders wichtige projektbegleitende Aktivität ist die Weiterfortführung der Data-Warehouse-Gesamtkonzeption, durch die die langfristige Perspektive des Data-Warehouse-Vorhabens im• mer im Fokus bleibt. Das exemplarisch vorgestellte Vorgehensmodell weist folgende Merkmale auf, die für ein erfolgreiches DataWarehouse-Vorhaben essentiell sind: • Iterativ: Die einzelnen Phasen laufen nicht streng sequentiell ab, sondern können sich bei Bedarf auch wiederholen. Die dabei vorgesehene Möglichkeit der Rückkopplung erlaubt auch Abläufe, die nicht streng „wasserfallartig“ verlaufen, sondern Schleifen enthalten. Im Rahmen der Rückkopplung sollte die bisherige Sammlung der Anforderungen ggf. modifiziert werden kann. • Inkrementell: Die Entwicklung erfolgt in kleinen überschaubaren Einheiten. Die Inkremente werden normalerweise im Rahmen der jeweiligen Iteration erstellt. • Prototyping: Die Entwicklung von Prototypen trägt zur besseren Kommunikation der fachlichen Anforderungen mit dem Auftraggeber bei. Es werden unterschiedliche Arten von Prototypen unterschieden. Während der Wegwerfprototyp im Rahmen einer Quick für die darauf aufbauenden Designund Implementierungsschritte. Dem hohen Stellenwert der Informationsbedarfsanalyse wird dadurch Rechnung getragen, dass sie hier noch einmal explizit hervorgehoben wird. • nach dem WYSIWIGPrinzip (what you see is what you get). “Knowledge is the only meaningful economic resource” (Drucker, 1995) Risikominimierung bezüglich der fachlichen Anforderungen. “In an economy where the only certainty is uncertainty, the one sure source of lasting competitive advantage is knowledge” (Nonaka, 1991) Verbesserung der Anforderungsanalyse und -definition hinsichtlich ihrer Konsistenz Mit der Informationsbedarfsanalyse und ihrer Detaillierungstiefe. werden die Informationsbedürfnisse des Managements und der jeweiligen • Da man in kürzeren Abstän- Fachbereiche ermittelt. den fertige Teilergebnisse mit dem Auftraggeber ab- Spätere Phasen in der Entwicklung stimmen kann, erhöht sich des Data-Warehouse-Systems bauen im Allgemeinen auch die auf den Ergebnissen der Informationsbedarfsanalyse auf. Somit sind Akzeptanz des Systems. Fehler und Unzulänglichkeiten in darRisikogesteuert: Es bietet sich auf folgenden Entwicklungsphasen an, eine Risikoanalyse vorzu- nur mit großem Aufwand korrigierschalten (Auflösung der aktuell bar. sichtbaren Projektrisiken). Bevor der Begriff Informationsbedarf Data Warehousing ist kein einmaliges eingehend betrachtet und darauf aufVorhaben mit klar definiertem Ab- bauend ein Lösungsansatz vermittelt schluss. Sowohl die Informationsbe- wird, werden im Folgenden eine Reidürfnisse der Endbenutzer wie auch he von Problemen, die bei der Erhedie operativen Applikationen als Da- bung des Informationsbedarf auftreten tenquellen sind vielen Änderungen können, skizziert: unterworfen, die sich permanent auf ein Data Warehouse auswirken. Viel- • Die Phantasie der zukünftigen Anwender reicht in der Praxis in mehr führen diese zu weiteren kleineder Regel nicht aus, den wirkliren Teilprojekten. Deshalb sind die chen Informationsbedarf zu Begenannten Merkmale besonders wichginn eines Projekts überhaupt und tig. abschließend zu definieren. Dies liegt teilweise daran, dass der 2.3 InformationsbedarfsanaFachbereich bzw. das Management seinen jeweiligen Informalyse tionsbedarf selbst nicht gut genug Der Aktivität Informationsbedarfsanakennt. lyse ist im Rahmen von DataWarehouse-Vorhaben ein sehr hoher • Der Informationsbedarf ist in vielen Fällen nur vage bestimmbar Stellenwert beizumessen, da der Geund hängt vor allem von der winnung von Informationen und Wiszugrunde liegenden Aufgabensen als Grundlage für die Entscheistellung, den angestrebten Zielen dungsfindung eine zentrale Bedeutung und den psychologischen Eigenzukommt. schaften der Entscheidungsträger Innerhalb eines Vorgehensmodells ab. (vgl. Abbildung 4) ist sie der Analyse zuzuordnen und somit das Fundament • • Zudem sind sich die Anwender oft nicht bewusst, welche neuartigen Informationen mit dem zu entwickelnden Data-WarehouseSystem bereitgestellt werden • können. Häufig sind falsche Erwartungen des Managements bzw. der Endanwender im Hinblick auf den gewünschten Informationsbedarf • anzutreffen. Dies kann ein weitreichendes Projektrisiko sein. Abbildung 5 zeigt den Zusammenhang zwischen den wesentlichen Begrifflichkeiten bei der Informationsbedarfsanalyse. Das Verständnis von Informationsangebot, -nachfrage, subjektiven vs. objektiven Informationsbedarf erlaubt es, die genannten Prob- • leme besser einzuordnen: • Informationsraum: Die den ein- onsbedarf beinhaltet jene Infor- • mationen, die für den Entscheidungsträger zur Erfüllung seiner Aufgaben relevant sind. Subjektiver Informationsbedarf: Der subjektive Informationsbedarf umfasst jene Informationen, die dem Entscheidungsträger als relevant erscheinen. Informationsnachfrage: In der Regel artikulieren Entscheidungsträger nur einen Teil ihres subjektiven Informationsbedarfs. Deshalb wird die Informationsnachfrage, d.h. die konkret nachgefragte Informationsmenge, als Teilmenge des subjektiven Informationsbedarfs beschrieben. Informationsstand: Der Teil der Informationsversorgung, der durch den objektiven Informationsbedarf geprägt ist, ist der Informationsstand. Der Informationsstand ist die für die Aufgabe des Entscheiders relevante Informationsmenge, die letztendlich für eine Entscheidung sinnvoll verwertet werden kann. Ein Königsweg für die Informationsbedarfsanalyse gibt es nicht. Beispielsweise können Eigenschaften der Vorgehensmodelle, wie Prototyping sowie inkrementelle und iterative Phasen helfen, da die späteren Anwender unmittelbar und frühzeitig eingebunden werden. Entscheidend ist eine umfassende Interaktion mit dem Informationsangebot: Das In- betroffenen Personenkreis (Fachleuformationsangebot wird definiert ten bzw. Entscheidern). Das System als die Gesamtheit der Informati- soll Teil der Tagesarbeit dieser Mitarbeiter werden, von diesen akzeptiert und ständig genutzt werden. Wichtig ist die Kommunikation, d.h. zum Beispiel sind die Mitarbeiter des Unternehmens frühzeitig über das Projekt, dessen Intention, Inhalt und interne Organisation zu informieren. Damit die Anwenderwünsche erkannt und erfasst werden können, werden im Folgenden mehrere Teilschritte als Lösungsansatz für die Informationsbedarfsanalyse vorgestellt: • Abbildung 5: Informationsangebot, -nachfrage u. -bedarf zelnen Begriffen jeweils zugeordneten Informationsmengen sind Bestandteil eines umfassenden Informationsraums und werden hier anschaulich durch unter- • schiedlich große sich teilweise überlappende Kreise symbolisiert. • Objektiver Informationsbedarf: Der objektive Informati- onen, die einem Nachfrager zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort zur Verfügung stehen. Informationsversorgung: Die Schnittmenge zwischen Nachfrage und Informationsangebot wird als Informationsversorgung bezeichnet. Identifikation von Informationsbedarfen: Data Warehousing soll durch die Mitarbeiter „gelebt“ und als dynamischer Prozess verstanden werden. Dafür ist es jedoch zwingend erforderlich, die Mitarbeiter mit den Methoden der Informationsbedarfsanalyse vertraut zu machen, um die erforderlichen Ergebnisse zu erzielen. Viele Methoden der Informationsbedarfsanalyse aus der klassischen Softwareentwicklung lassen sich problemlos im DataWarehouse-Umfeld anwenden: (1) Deduktive Methoden: Zu den deduktiven Methoden zählen vor allem die Modellanalyse, die Analyse relevanter Gesetzestexte oder von Literaturquellen, die Anwendung von Kreativitätstechniken, wie z.B. Brainstorming sowie die Aufgabenanalyse. (2) Induktive Methoden: Induktive Methoden sind z.B. die Dokumentenanalyse, datentechni- sche Analysen, Organisationsanalyse sowie Befragungen durch Interviews oder Fragebögen. Diese Methoden sollten als • Grundlage für die Strukturierung von Anwenderwünschen eingesetzt werden. Wichtig ist eine im Hinblick auf eine spätere In- Projektteams sind besonders folgende tegration in die Data-Warehouse- Problembereiche zu beachten: Umgebung zu bewerten. • Rollen der Mitarbeiter bei der Zusammensetzung des ProjektPriorisierung zusätzlicher Informationsbedarfe: Die durch teams das Data-Warehouse-System be- • Auswahl des Projektteams reitzustellenden Informationen • Einbettung der Projektorganisation in die Unternehmensorganisation • Identifikation von Informationsbedarfen Abbildung 6: Methoden der Informationsbedarfsanalyse standardisierte, flächendeckende Erhebung, sowie eine systematische Auswertung. Im Data-Warehouse-Umfeld bietet sich vor allem eine Kombination induktiver und deduktiver Elemente an (vgl. Abbildung 6). • • Synchronisation von Informationsbedarf und -angebot: Der ermittelte Informationsbedarf ist mit dem vorhandenen Informationsangebot abzustimmen. Dies erfolgt in den meisten Fällen über eine Quelldatenanalyse, in der die Wünsche der Anwender mit den Daten in den operativen Systemen abgeglichen werden. Ein großer Teil der Bedürfnisse nach strategischen Managementinformationen kann jedoch häufig nicht unmittelbar befriedigt werden, da die notwendigen Daten nicht vorhanden sind. Hier gilt es abzuschätzen, ob eine Integration externer Datenquellen den zu erwartenden Nutzen rechtfertigt. Allenfalls gilt es die Erwartungen bzw. die Informationsbedürfnisse zu korrigieren. Bewertung von Informationslücken: Es ist ein Vergleich des IstZustands der Informationsversorgung mit einem möglichen zukünftigen Soll-Zustand der Informationsversorgung durchzuführen. Informationslücken sind Rollen: Die mit der Entwicklung eines Data Warehouse verbundene Komplexität erfordert das Einbinden einer Vielzahl spezialisierter Fähigkeiten. Diese Fähigkeiten lassen sich wiederum zu Rollen zusammenfassen. Neben Rollen, die im Rahmen der klassischen Softwareentwicklung weitgehend bekannt sind, sind im Data-Warehouse-Umfeld auch neuartige Rollen, wie z.B. die des ETL- oder OLAP-Spezialist zu besetzen. Im Folgenden wird eine mögliche Spannbreite der benötigter Rollen aufgezeigt, die im Projekt als Checkliste herangezogen werden kann. müssen aufgrund von beispielsweise zeitlichen oder finanziellen Restriktionen und ihrer Wichtigkeit für die betriebliche Aufgabenerfüllung beurteilt und priorisiert werden. Dies kann in • Workshops erfolgen, in denen eine Rückkopplung zum späteren Endanwender stattfindet. Als Ergebnis der Informationsbedarfsanalyse sollte zumindest ein konzeptuelles, semantisches Datenmodell, das die Anwenderwünsche erfasst, eine Menge möglicher Abfragen/Berichte sowie eine Auswahl der hierzu notwendigen Datenquellen. Es ist grundsätzlich illusorisch zu glauben, dass die Anforderungen der Nutzer vollständig erfasst werden können. Eine laufende Abstimmung mit allen Beteiligten fördert die Akzeptanz und hilft die Anforderungen ggf. anzupassen bzw. zu erweitern. Sponsoring durch das Management • 2.4 Projektteam Neben eher formalen Faktoren, wie Vorgehensmodell, Informationsbedarfsanalyse und Konzeption spielt im Projektalltag der menschliche Faktor • eine nicht zu unterschätzende Rolle. Vor allem das Projektteam und seine Einbettung in das betriebliche Umfeld bestimmen maßgeblich den Erfolg eines Data-Warehouse-Vorhabens. Bei der Gestaltung eines schlagkräftigen Projektleiter/Teamleiter: Dies ist die zentrale Schlüsselrolle für das Projekt. Der Projektleiter ist einerseits für Projektplanung, steuerung und -kontrolle und andererseits für die Kommunikation und das Projektmarketing im Sinne einer gezielt durchgeführten Werbekampagne für das Vorhaben zuständig. Dies setzt neben Führungsqualitäten ein weitreichendes Verständnis der betrieblichen Zusammenhänge voraus. Der Projektleiter sollte eine starke Persönlichkeit sein, die eine straffe Planung und eine konsequente Anpassung an Abweichungen vornimmt. Data-Warehouse-Architekt: Die zentrale Aufgabe des DataWarehouse-Architekts ist die Konzeption einer ganzheitlichen Data-Warehouse-Architektur losgelöst von den operativen Systemen. Datenbank-Administrator: Umfassende Kenntnisse der zugrunde liegenden Datenbank sind für ein Data-Warehouse-Vorhaben genauso essentiell wie bei der klassischen Softwareentwicklung. Neue Schwerpunkte sind dabei z.B. Aggregationsbildung und die Beachtung von Zeitfenstern beim Datenladen. • • Spezialist für Datenmigration/ETL-Spezialist: Die Extraktion, die Datentransformation und das Datenladen unter Beachtung der Datenqualität und unter Performanzgesichtspunkten stellt eine wesentliche Aufgabe dar. Spezialist für Altanwendungen (Legacy Data): Da die für das Data Warehouse bestimmten Daten oftmals aus einer Vielzahl von heterogenen Altanwendungen extrahiert werden, sind fundierte Kenntnisse dieser Systeme entscheidend. und den Fachabteilungen gefunden werden. Die Einbindung der Fachbereiche in die Entwicklungsteams ist hier von besonderer Bedeutung, da nur auf diese Weise zu gewährleisten ist, dass das Data Warehouse später auch den Anforderungen der Benutzer entspricht. Hierbei sind die verschiedenen späteren Nutzertypen, wie z.B. Power User und Standard User, zu berücksichtigen. Die Zusammenarbeit mit den Fachanwendern bringt verstärkt fachliche Kompetenz in das Projekt ein. Diese Personen können im Rahmen der Einführung zur Information der übrigen Anwender bzw. als Multiplikatoren eingesetzt werden. • Spezialist für Qualitätssiche- • rung: Im Rahmen des DataWarehouse-Vorhabens ist ebenfalls für eine qualitätsgesicherte Entwicklung Sorge zu tragen. • Tester: Alle Entwicklungsschritte sind vor Überführung in den Wirkbetrieb analog zur klassischen Softwareentwickung intensiv zu testen. • Sponsor: Der „Schirmherr“, der das Data-Warehouse-Vorhaben Data-Mart-Entwickler/OLAPüberwacht. Auf diese Rolle wird Spezialist: Neben der Dataspäter im Abschnitt noch detailWarehouse-Datenbasis sind vor lierter eingegangen. allem bereichs- bzw. abteilungsspezifische Sichten, die sog. Data Eine konkrete Projektsituation kann Marts, von besonderer Bedeu- die Zuordnung einer Rolle zu mehretung. Die diesen zugrunde lie- ren Mitarbeiter genauso wie eine gende Verarbeitungsform wird Zuordnung mehrerer Rollen zu einem als Online Analytical Processing Mitarbeiter erfordern. Bei der Beset(OLAP) bezeichnet. Sie bilden zung des Data-Warehouse-Teams die Basis für das neu zu gestal- sollte vor allem auch auf eine angetende Data-Warehouse-Berichts- messene Teamgröße und eine Mitarwesen. beiterkonstanz im Projektverlauf besonderes Augenmerk gelegt Infrastrukturspeziawerden. Häufig ist es sinnvoll ein sog. list/Systemadministrator: Da Kernprojektteam zu bilden, das Data-Warehouse-Projekte immer abhängig vom Projektverlauf durch in die bestehende Landschaft des Unternehmens zu integrieren Teilprojektteams jeweils ergänzt wird. sind, ist die Rolle eines Infra- Teamauswahl: Bei der Zusammenstrukturspezialisten wichtig. Die- stellung des Projektteams können ser wird ergänzt durch System- Engpässe offensichtlich werden: administratoren für die bestehen• Ist genügend Personal für die erden Systeme sowie für das neu zu forderliche Aufgabe vorhanden? konzipierende Data-Warehouse• Sind die benötigten Fähigkeiten System. innerhalb der Organisation verPower User und Standard Ufügbar? ser: Für den gesamten DataWarehouse-Entwicklungsprozess Data Warehousing stellt spezifische muss eine geeignete Kooperati- Anforderungen an die einzusetzende onsform zwischen IT-Abteilung Methodik und Systematik. Das dafür • • • benötigte Wissen ist in den Unternehmen in aller Regel nicht oder nicht ausreichend vorhanden. Häufig besitzt das erste Data-Warehouse-Vorhaben in einer Unternehmung eine Pionierfunktion. Dies führt zunächst zu einer Makeoder Buy-Entscheidung. Diese beiden Extrempole, die vollständige Eigenrealisierung bzw. das komplette Outsourcing der Entwicklung kommen in den seltensten Fällen in ihrer Reinform zur Anwendung. Dazwischen existiert eine Vielzahl von sinnvollen Möglichkeiten, die abhängig von den unternehmerischen Rahmenbedingungen gestaltet werden sollte. Objektivität, Wissenstransfer und Ausnutzung des vorhandenen Erfahrungsschatzes sind oft die zentralen Gründe, sich externe Unterstützung in Form von Beratungsleistungen zuzukaufen. Folgende Formen der externen Unterstützung finden in den meisten Fällen Anwendung: Verantwortlicher für Public Relations: Er vermittelt den Nutzen des Data Warehouse und „verkauft“ das Projekt nach „oben“. Insbesondere bei großen Data-Warehouse-Vorhaben wird hierfür eine eigenständige Rolle • losgelöst von den Aufgaben des Projektleiters benötigt. Coaching Modell: Der Berater stellt sein methodisches und fachliches Wissen im Rahmen der einzelnen Arbeitsschritte zur Verfügung und führt durch die Einzelphasen ohne an der inhaltlichen Erarbeitung der Informationen unmittelbar beteiligt zu sein. • Begleitende Funktion: Der Berater erhebt gemeinsam mit den Mitarbeitern des Unternehmens die benötigten Informationen und wirkt aktiv in den Teilschritten mit. • Wissenserweiterung: Schulung, Seminare, Vorträge bieten weitere Möglichkeiten, fehlendes Know-How aufzubauen. Bei der Auswahl und Einbindung externer Berater sollte vor allem auf folgende Faktoren geachtet werden: • Die externen Berater sind in das Projektteam geeignet zu integrieren, damit sie nicht als Eindringlinge wahrgenommen werden. • Bei der Auswahl der Berater sollte insbesondere auf ausreichende Erfahrung im Aufbau und der Integration von Data-WarehouseSystemen geachtet werden. Dies lässt sich häufig durch entsprechende Referenzprojekte in der jeweiligen Branche überprüfen. • mehreren Merkmalen vorgeschlagen, die eine weitreichende Analyse des vorliegenden Datenbestands ermöglichen. Während die innere Datenqualität die Qualität der Daten an sich zu bewerten hilft, stellt die kontextabhängige Datenqualität die Daten in einen Interpretationszusammenhang. Die Betrachtung der Darstellungsqualität und die Qualität des Zugangs Folgende Aussagen belegen die Be- runden die beiden anderen ab. deutung einer angemessenen Daten- Um die vorgestellten Dimensionen besser verstehen zu können, ist es qualität anschaulich: nützlich, die Ausprägungen zu ken“A smaller warehouse with cleaner data nen, anhand derer die Dimensionen can be better than a large warehouse with beurteilt werden können: bad data.” Externe Berater sollten möglichst Data Warehouse in Frage. Nach dem frühzeitig in das Projekt einge- Leitspruch „Garbage in, garbage out” stoßen mangelhafte Daten auf Akzepbunden werden. Projektorganisation: Obwohl das tanzprobleme beim EntscheidungsträData Warehouse längerfristig zu ei- ger. Dessen einmal erworbenes genem permanenten Bestandteil der täg- sundes Misstrauen gegenüber der belichen Arbeit der Betroffenen wird, ist reitgestellten Datengrundlage verureine Integration der Projektarbeit in teilt so manches Data-Warehousedas operative Tagesgeschäft in der Projekt nachhaltig zum Scheitern, da Regel zum Scheitern verurteilt. Der niemand die enthaltenen Daten nutzt. „Vorrang des Tagesgeschäfts“ stempelt das Data-Warehouse-Projekt zu einer unwichtigen Nebentätigkeit ab. Daher sollte eine eigenständige Projektorganisation etabliert werden, wobei deren Mitglieder von der klassischen Linienorganisation während der Projektlaufzeit weitgehend abgetrennt werden müssen. Ob hierbei eine permanente oder eine temporäre Projektorganisation gewählt wird, ist nicht entscheidend. Wichtig ist es jedoch, die Mitglieder dieser Projektorganisation funktions- bzw. bereichsübergreifend zu besetzen, um möglichst viele Facetten ausleuchten zu können. Sponsoring: Jedes Data-WarehouseProjekt ist Chefsache und sollte von einer einflussreichen Persönlichkeit aus einer höheren Managementebene begleitet werden. Dieser Mentor, häufig aus der Unternehmensleitung, ist verantwortlich für das Vorhandensein des Data-Warehouse-Projektes, ermöglicht den initialen Startschuss und fördert das Projekt während der Laufzeit. Idealerweise ist das Commitment aller verantwortlichen Führungskräfte zu sichern und auf eine hierarchieübergreifende Projektunterstützung vom Top Management bis zu den jeweiligen Process Ownern hinzuarbeiten. Ohne zumindest einen mächtigen Mentor wird das Projekt bei den ersten auftretenden Problemen häufig bereits in Frage gestellt. Da bei einer ganzheitlichen Data-WarehouseKonzeption in den meisten Fällen Personen aus den unterschiedlichsten Unternehmensbereichen mit häufig unterschiedlichsten „subjektiven Mikrointeressen“ beteiligt sind, ist eine einflussreiche „Entscheidungsinstanz bzw. Mentor“ zwingend erforderlich. „Nothing is more likely to undermine the performance and business value of a data warehouse than inappropriate, misunderstood, or ignored data quality.“ • Werden Probleme der Datenqualität zu Beginn eines Projektes als trivial betrachtet oder schlicht ignoriert, so rächt sich dies im weiteren Projektverlauf. • Um eine besseres Verständnis für die Probleme und Auswirkungen unzureichender Datenqualität zu vermitteln, werden zwei Definitionen vorgestellt, • die die wesentlichen Facetten ausleuchten: • • Nach der Norm DIN ISO 8402 ist Qualität durch die „Gesamtheit von Merkmalen einer Einheit bezüglich ihrer Eignung, festgelegte und vorausgesetzte Erfordernisse zu erfüllen“ definiert. Diese eher technische Festlegung stellt die Übereinstimmung der Eigenschaften der „Daten“ mit vorher festgelegten Anforderungen in den Vordergrund. • Innere Datenqualität: Genauigkeit, Objektivität, Glaubwürdigkeit, Vertrauenswürdigkeit. Diese Ausprägungen manifestieren sich häufig in inkorrekten Werten, syntaktischen Fehlern, Schlüsselanomalien und dem Auftreten von Duplikaten. Kontextabhängige Datenqualität: Unvollständigkeit, Nichtrelevanz, Nichtaktualität (zeitlicher Bezug) und Anwendungsbezug. Darstellungsqualität: ungenügende Dateninterpretationen, wie z.B. nicht interpretierbare Schlüsselsysteme oder frei verwendete Textfelder, Widerspruchsfreiheit, knappe Darstellung, Verständlichkeit. Zugangsqualität: Schutzverletzungen, fehlende Zugriffsmöglichkeiten. Bei der Analyse der Datenqualität anhand der vorgestellten Qualitätsdimensionen zeigt sich, dass vor allem folgende drei Problemfelder entFür L. English sind aber vor al- scheidend für Data-Warehouselem die Anforderungen der End- Systeme sind: anwender entscheidend. Deshalb • Nicht korrekte Daten: 1-5% aller versteht er unter Datenqualität: Datenfelder sind fehlerbehaftet. „Consistently meeting all knowledge worker and end-customer • Inkonsistenzen zwischen Daten in unterschiedlichen Datenbanken. expectations“. Diese anwenderbezogene Sichtweise im Sinne von „fitness for purpose“ bzw. „fitness for use“ zeigt, dass die Datenqualitätsanforderungen grundsätzlich immer abhängig vom jeweiligen Kontext festzulegen sind. • Nicht verfügbare Daten sind notwendig für Entscheidungen. Diese Datenqualitätsprobleme führen neben unmittelbaren Auswirkungen auf der operativen Ebene auch zu mit2.5 Datenqualität telbaren Auswirkungen auf der Ebene der Entscheidungsunterstützung Die Beurteilung der Datenqualität Eine unzureichende Qualität der Daten stellt häufig alle noch so intensi- kann anhand von Dimensionen vor- (dispositive Ebene). ven Bemühungen zum Aufbau eines genommen werden. Huang et al. 1999 haben vier Kategorien mit jeweils Bezogen auf die operative Ebene sind dies vor allem folgende Auswirkungen: • • Unkorrekte Daten führen zur • Verärgerung der betroffenen Kunden und damit zu einer geringeren Kundenzufriedenheit. Auch die Mitarbeiter des Unternehmens verspüren durch die damit verbundenen Konflikte • häufig eine geringere Arbeitszufriedenheit. Die Kosten für schlechte Datenqualität sind für Unternehmen sehr hoch. Nach Schätzungen liegen sie bei 8 bis 12 % des Umsatzes. Diese Kosten entstehen, weil falsche und fehlende Daten zu einem Mehraufwand führen, der ansonsten vermieden werden könnte. Die Korrektur qualitativ unzureichender Daten ist im Vergleich zu qualitätssichernden Maßnahmen bei der Datenerfassung um den Faktor 5 bis 10 teurer. Die aufgezeigten Folgen werden auf der dispositiven Ebene durch weitere Auswirkungen verstärkt: • Daten bilden die Basis für Analysen und Auswertungen eines jeden Data-Warehouse. Qualitativ hochwertige und somit geeignete Auswertungen sind nur auf Grundlage korrekter und den Anforderungen entsprechender Daten zu erreichen. Eine unzureichende Datenqualität führt zu Das Falschbeurteilungen und in letzter Konsequenz auch zu schlechteren Entscheidungen. zations have to distinguish between what is vital and what is merely desirable.” Diese Wirkung wird verstärkt • durch massive Akzeptanzprobleme bei den Entscheidungsträgern, die sich im fehlenden oder unzureichenden Vertrauen in die Daten widerspiegeln. Datenqualitätsbestimmung: Es ist zunächst ein Bewusstsein über den aktuellen Stand der Datenqualität im Unternehmen zu schaffen. “This understanding is mandatory in data warehousing environments characterized by multiple users with different needs for data quality.” Wird die Korrektur der Daten nicht bereits weitgehend auf der Ebene der operativen Systeme vorgenommen, führt dies zu er- • heblichen Kosten für das nachträgliche Bereinigen der Daten beim Laden in die DataWarehouse-Landschaft. Der Zusammenhang zwischen Zeit, Kosten und Qualität lässt sich darüber hinaus anschaulich im sog. „Teufelsdreieck“ oder auch „magischen Dreieck“ veranschaulichen (vgl. Abbildung 7). Das Dilemma besteht darin, dass eine Verbesserung des Qualitätsaspekts zu einer Erhöhung der Kosten und Zeitaufwände und umgekehrt führt. Umso wichtiger ist es, sich bereits frühzeitig im DataWarehouse-Prozess mit möglichen Problemen der Datenqualität auseinanderzusetzen. English (English, 1999) schlägt folgende Schritte vor, um sich Problemen in der Datenqualität zu nähern: • • Auf Basis eines Soll-/IstAbgleichs mit den Ergebnissen der beiden ersten Schritte ist eine Kostenbewertung für nicht qualitativ geeignete Daten aufzustellen. Auf einer auf Schritt drei aufzusetzenden Priorisierung ist eine Datenbereinigung und Datenumstrukturierung anzustoßen. Für die Sicherung der Datenqualität lässt sich eine Vielzahl von Maßnahmen, Konzepten, Abläufen und Methoden heranziehen. Im DataWarehouse-Umfeld ist als Schwerpunkt die Auswahl geeigneter Werkzeuge für den ETL-Prozess zu berücksichtigen. Nicht zuletzt wegen der komplexen Bereinigungsprozesse gehen Schätzungen davon aus, dass der Aufwand für den ETL-Prozess bis 80 Prozent der gesamten DataWarehouse-Projektdauer betragen kann. Definition und Festlegung von Datenqualitätsanforderungen aus Nutzersicht für die Entschei- Viele der am Markt verfügbaren ETLdungsunterstützung. ,,... organi- Werkzeuge besitzen bereits umfangreiche Möglichkeiten zur Bereinigung der Datenqualität. Darüber hinaus hamagische Dreieck ben sich spezialisierte Werkzeuge für m a x im a l den Bereinigungsprozess etabliert. Die folgenden Kategorien zeigen die Q u a lit ä t mögliche Bandbreite von Unterstützungsmöglichkeiten auf: • Data Migration Tools: Diese Werkzeuge unterstützen die Extraktion, den Transport und die Transformation von Daten auf ihrem Weg in das Data-Warehouse. Vor allem die Transformationsregeln, Filtereinstellungen, Vorgaben für Wertebereiche in der Transformationsphase verbessern Plausibilitäts- und Konsistenzprüfungen • Data Scrubbing/Profiling Software: Diese Werkzeuge analysieren und lesen die Daten ein. Sie Z e it K o s te n m in im a l m in im a l Abbildung 7: Das magische Dreieck entdecken Zusammenhänge auf Basis von Regeln, neuronalen Netzen oder durch Fuzzy Logik. konsistenzen des Data- meist eine Veränderung in den Daten, Warehouse-Prozesses im Vorder- Strukturen und Prozessen der DataWarehouse-Umgebung. grund. Data Auditing/Profiling Tools: • Nutzen aus Entwicklersicht: Aus Entwicklersicht sollen mit Diese Werkzeuge entdecken die Metadaten die Zusammenhänge Datenregeln durch die Datenanades Administrationsprozesses aulyse selbst. Sie stellen darüber hinaus Analysen auf Basis statistomatisiert werden. tischer Stichproben zur Verfü- Generell gilt es anzumerken, dass die gung. Menge aller Daten, die man unter dem Das Aufdecken von Fehlern und Un- Begriff Metadaten kategorisiert, sehr gereimtheiten in den geladenen Daten vielschichtig und umfangreich sein führt häufig auch zum Aufspüren von kann. Metadaten werden als Daten Mängeln in der operativen Vorsyste- über Daten definiert. Sie beschreiben men. Diese Mängel sollten, wenn den inhaltlichen und strukturellen möglich, immer auch am Ort ihrer Aufbau und die Bedeutung von Daten. „Metadata is like the roadmap to Entstehung beseitigt werden. Nach einem weiter gefassten Be- data.” Genauso wie ein Katalog einer griffsverständnis lässt sich auch der Bibliothek sowohl den Inhalt als auch Total Quality Management (TQM)- den Bücherstandort beschreibt, ebenGedanke aus der Produktion auf As- so zeigen Metadaten auf den Ort und pekte der Datenqualität übertragen. In die Bedeutung der verschiedensten Inin einer Datadiesem Zusammenhang kann von ei- formationen Warehouse-Umgebung. „Metadata nem Total Data Quality Management (TDQM) gesprochen werden. Dieser can be described as a description of rundet die vorgestellten Aspekte der what you wish were in your data Datenqualität durch eine Übertragung fields.“ • der Sicherstellung der Datenqualität in allen Data-Warehouse-Phasen – von der Planung über die Implementierung bis zur Wartung – ab. 2.6 Metadatenmanagement In nahezu allen Bereichen einer DataWarehouse-Architektur entstehen Metadaten bzw. werden Metadaten benötigt. Durch Metadaten soll die Komplexität des Data Warehouse beherrschbar gemacht werden. Folgende Aussage belegt die hohe Relevanz von Metadaten anschaulich: „Metadata is the data warehouse’s Gordian knot, and Alexander and his sword are nowhere in sight.“ (Kimball et al. 1998) Der Nutzen von Metadaten im DataWarehouse-Umfeld ist vielfältig: • Allgemeiner Nutzen: Metadaten sollen ein Verständnis der Zusammenhänge im Data Warehouse für Anwender wie auch Entwickler vermitteln. • Nutzen aus Anwendersicht: Aus Anwendersicht steht der Aufbau eines einheitlichen Begriffs- und Definitionssystems, die Transparenz und Nachvollziehbarkeit sowie die Vermeidung von In- Die Metadatenhaltung in heutigen Data-Warehouse-Umgebungen ist durch eine Vielzahl von Problembereichen gekennzeichnet, deren Verständnis für die darauf aufbauenden Lösungsansätze essentiell sind: • Analog zu den Problemen der Datenintegration existieren vergleichbare Probleme bei der Metadatenintegration. Beim Aufbau eines umfassenden Metadatensystems sind Vagheiten, Synonyme, Homonyme anzutreffen, die den Entwicklungsprozess behindern. • Im Rahmen des Data-Warehouse Prozesses sind häufig viele spezialisierte Werkzeuge mit separater Metadatenhaltung, die als Standardsoftware angeboten werden nach dem Best of Breed-Ansatz zu integrieren. • Die Verwendung von verschiedenen produktspezifischen, proprietären Speicherungsformaten oder der Einsatz proprietärer Application Programming Interfaces (APIs) bei der Metadatenhaltung erschwert die Integration. • Weiterhin stellen die große Anzahl von Komponenten, aus denen ein Data-Warehouse bestehen kann, und die Tatsache, dass diese Komponenten u.U. von unterschiedlichen Herstellern stammen, hohe Anforderungen an die Metadateninteroperabilität. Folgende zwei Beispiele veranschaulichen den Zusammenhang zwischen Daten und Metadaten: Daten: 26.10.01 IC 253 Metadaten: Datum im Format TT.MM.JJ Zugnummer oder Elektrisches Bauteil Metadaten lassen sich grundsätzlich in fachliche und technische Metadaten differenzieren. Während technische Metadaten der Entwicklung und dem Betrieb des Data Warehouse, und damit den Entwicklern zugeordnet werden, unterstützen die fachlichen Metadaten die Nutzung des Data Warehouse durch die Endanwender. Ein umfassendes zentrales Metadatenmanagement in einem Data Warehouse ist heutzutage noch nicht durch ein entsprechendes Werkzeug vollständig abgedeckt. Vielmehr ist ein Darüber hinaus lässt sich eine aktive dezentraler Ansatz vorherrschend, der und passive Metadatenhaltung unter- die Berücksichtigung folgender Probscheiden. Eine passive Metadatenhal- lembereiche mit sich bringt: tung dient ausschließlich der Beschreibung der Daten (Dokumentati- • Die Gewährleistung des Austausches zwischen den verschiedeon), Strukturen und Prozesse einer nen Herstellerwelten bzw. die InData-Warehouse-Umgebung. Als aktegration in ein einheitliches Motiv wird eine Metadatenhaltung bedell ist zu beachten. zeichnet, die es nicht nur erlaubt Beschreibungen zu speichern, zu verän- • Zudem sind begleitende organisadern und auszugeben, sondern darüber torische Maßnahmen aufzusetzen, hinaus aus den gespeicherten Metadadie eine kontinuierliche Pflege ten Aktionen in Form einer Steuerung der Metadaten fördern. des Data-Warehouse-Prozesses abzu- Um eine integrative Sichtweise auf leiten. Aktive Metadaten bewirken die Metadaten zu fördern, sollten die ausgewählten Werkzeuge einem einheitlichen „Metadaten“-Standard genügen. In den letzten Jahren haben sich zwei Ansätze zur Standardisierung herausgebildet: • sam genutzten Metadaten für Data-Warehouse-Umgebungen. Es ist zukunftssicher und offen durch Verwendung von objektorientierten • Schlüssel- und Internettechnologien. Das Open Information Model CWM integriert drei Schlüsseltechno(OIM) der Meta Data Coalition logien und Industriestandards: (MDC) • XML — die eXtensible Markup schreibung von Tätigkeiten, die im Rahmen von Analysen durchgeführt werden. Management: Der ManagementBereich umfasst Metamodelle, die zur Beschreibung der Prozesse innerhalb eines Data Warehouse genutzt werden. Der Einsatz von Werkzeugen auf der Basis eines weithin akzeptierten Standards im Metadatenumfelds garantiert weitgehend Investitionssicherheit in die Zukunft. 2.7 Datenschutz Abbildung 8: Architektur des Common Warehouse Metamodel • Deshalb sind die den Datenschutz betreffende Fragestellungen zwingend UML — Unified Modeling Lan- im Vorfeld zu klären und daraus reguage, ein OMG-Standard sultierende Einschränkungen ggf. zu • MOF — Meta Object Facility, berücksichtigen: ein OMG-Standard • Was soll, was darf gespeichert werden? Die CWM-Architektur (vgl. Abbildung 8) besteht aus den Schich- • Für welchen Zeitraum dürfen Daten Management, Analysis, Resource, ten gehalten werden? Foundation sowie Object Model und deckt damit alle Bereiche eines Data • Ist der Wahrheitsgehalt der Daten sichergestellt? Warehouse ab. Für das Data Warehousing stellen die einzelnen Ebenen • Werden gespeicherte Daten richaufeinander aufbauende, aber voneintig interpretiert? ander logisch abgrenzbare Bereiche • Ist der Zugang zu den Daten abdar. gesichert? • Foundation: Der FoundationBereich enthält grundlegende • Wann verletzt die Datenanalyse die Privatsphäre des Kunden? Metamodelle, wie zum Beispiel Datentypen, die als Basis anderer Der Datenschutz beschäftigt sich mit den rechtlichen Regelungen zum Bereiche dienen. Schutz von Persönlichkeit, Privat• Resource: Im Resource-Bereich sphäre und der informationellen finden sich Metamodelle zur BeSelbstbestimmung. schreibung von Quell- und Zieldatenstrukturen, wie z.B. relatio- Wer Datenschutz betreibt, will somit nalen Datenbanken oder XML- in erster Linie nicht Daten schützen, sondern die Privatsphäre von PersoDateien. nen. Aufgabe des Datenschutzes ist es • Analysis: Der Analysis-Bereich daher, das Recht des Einzelnen zu beinhaltet Metamodelle zur Beschützen, grundsätzlich selbst über die Common Warehouse Metamodel (CWM) der Object Management • Group (OMG) Die MDC hat sich mittlerweile aufgelöst und arbeitet in der OMG am CWM weiter. Der OIM-Ansatz ist somit gescheitert. Damit hat sich CWM als der industrieweite de facto Standard für den Austausch von Metadaten im Data-Warehouse-Umfeld etabliert. Das CWM definiert einen Metadatenstandard für alle wichtigen Anwendungsbereiche eines Data Warehouse, so dass es einen Grundstein für die Operabilität von Metadaten in Data Warehouses legt. Durch die Unterstützung seitens vieler namhafter Hersteller ist zu erwarten, dass das CWM sich zukünftig als das Austauschformat in der Praxis durchsetzen wird. Die OMG wurde 1989 von 11 Unternehmen gegründet und umfasst mittlerweile 800 Unternehmen, Forschungsinstitute und Organisationen. Das CWM umfasst eine komplette Spezifikation der Syntax und Semantik zum Im- und Export von gemein- Schlagworte, wie analytisches Customer Relationship Management (aCRM), kundenzentrisches Data Warehouse und Informationsflut führen zu einem „Warnsignal“ beim Datenschutzbeauftragten (Möller 1998). Das Data-Warehouse-Konzept bewegt sich im Spannungsfeld zwischen der gewinnbringenden Nutzung von Kundendaten einerseits und der Angst des individuellen Anwenders andererseits, als „gläserner“ Kunde ausgebeutet zu werden. Language, ein W3C-Standard Preisgabe und Verwendung seiner • Daten zu bestimmen. In Abgrenzung dazu befasst sich Datensicherheit mit dem Schutz der gespeicherten Daten vor unbefugtem Zugriff. Die gesetzlichen Regelungen für den Datenschutz sind national und regional äußerst unterschiedlich ausgeprägt. Während in Deutschland auf Landessowie auf Bundesebene (Bundesdatenschutzgesetz, BDSG) detaillierte Vorschriften existieren, gibt es z.B. in den USA kein allgemeines Datenschutzgesetz. Für spezielle Ausprägungen, wie z.B. dem Telekommunikationsbereich sind in Deutschland weitere Sonderregelungen vorhanden. Verstöße gegen das Bundesdatenschutzgesetz können zu Straf- und Bußgeldverfahren mit bis zu einem Jahr Gefängnis und ca. 25.000 Euro Geldbuße führen. Wesentlich für den Datenschutz ist es, ob es sich bei den gespeicherten Daten um „Personendaten“, d.h. von eindeutig identifizierten und somit bestimmbaren Personen, handelt, denn nur sie sind vom Datenschutz erfasst. • Bestimmbarkeit ist gegeben, wenn die Daten mittels zusätzlicher Informationen einer bestimmten Person zugeordnet werden können. Die Verarbeitung personenbezogener Daten in einem Data Warehouse ist mit einer Vielzahl von Problemen verbunden: • Eine Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten ist demnach nur zulässig, wenn sie durch das BDSG oder eine andere Rechtsvorschrift erlaubt oder die betroffene Person eingewilligt hat. Sie unterliegt demnach grundsätzlich einem Verbot mit Erlaubnisvorbehalt. Die Wah- • rung des Rechts auf informationelle Selbstbestimmung überlässt dem einzelnen Menschen grundsätzlich die Entscheidung, ob und wie seine Person betreffende Daten verarbeitet werden (Einwilligung). Für den Betroffenen muss jederzeit transparent sein, welche Daten über ihn gespeichert sind, d.h. er kann z.B. eine Auskunft bzw. Bestätigung über seine gespeicherten Daten einfordern. Die personenbezogenen Daten können grundsätzlich nur für einen zuvor vereinbarten Zweck genutzt werden. Dieser Zweck ist meist mit einem konkreten Vertrag verknüpft. Diese Form der Zweckbestimmung ist jedoch im Data-Warehouse-Umfeld problematisch. Durch die natürliche Evolution eines Data Warehouse werden die Daten häufig später anders genutzt als zu Anfang festgelegt. Dies liegt an den zu Beginn noch nicht vorgesehenen Benutzern mit zum Teil nicht klar festgelegten Zielen. Diese Loslösung vom ursprünglichen Verwendungszweck bedarf wiederum der Einwilligung der Betroffenen. Beispielsweise müssten eine Klassifikation von unterschiedlichen Kundentypen und darauf aufbauende gezielte Marketing- und Werbemaßnahmen im Hinblick auf CRMAktivitäten als Zweck formuliert sein. Analog ist das Aufspüren von Zusammenhängen mittels Data-Mining-Aktivitäten zu betrachten. Einwilligung der Betroffenen gebunden. • Trotz des Weglassens der identifizierenden Merkmale und des Namens kann der Personenbezug in der Regel trotzdem mit vertretbarem Aufwand an Zeit, Kosten und Arbeitskraft wiederhergestellt werden und somit liegen keine anonymisierten, sondern wiederum personenbezogene Daten vor. Aufgrund der dargestellten Probleme ist streng genommen zu argumentieren, dass für das Betreiben eines Data Warehouse mit personenbezogenen Daten derzeit keine Rechtsgrundlage existiert. Somit besteht das latente Risiko einer Stillegung des gesamten Data-Warehouse-Prozesses auf zunächst unbestimmte Zeit, wenn personenbezogene Daten in größerem Umfang gespeichert werden. Eine Verarbeitung personenbezogener Daten im Data Warehouse und deren Verwendung zum Data Mining ist deshalb nur eingeschränkt möglich. Folgende Lösungsansätze sind im Rahmen des Datenschutzes zu beachGrundsätzlich unterscheidet sich ten, um die dargestellte Problematik der Zweck im Data-Warehouse- abzumildern: Umfeld klar von der Datenerhe- • Da ein Data Warehouse zur Entbung in den operativen Systemen. scheidungsunterstützung und Der Zweck „Data Warehousing“ nicht zur operativen Steuerung ist zu pauschal und nicht konkret eingesetzt wird, ist die Speichegenug. Der Zweck kann zudem rung von personenbezogenen Daauch nicht „Vertrag“ sein. Erten nur eingeschränkt oder überschwerend kommt hinzu, dass die haupt nicht nötig. Hier bietet sich Navigationsmöglichkeiten durch das Konzept der Anonymisierung OLAP-Analysen ein nahezu bean. Sie dient der Veränderung liebiges in Beziehung setzen von personenbezogener Daten derart, Merkmalen ermöglichen. Es werdass die Einzelangaben über perden gerichtete Analysen auf unsönliche oder sachliche Verhältterschiedlichen Navigationspfanisse nicht mehr oder nur mit eiden im Sinne von „Surfen“ in den nem unverhältnismäßig großen Datenbeständen erlaubt. Aufwand an Zeit, Kosten und Arbeitskraft einer bestimmten In Konzernen besteht großes Inteoder bestimmbaren Person zugeresse daran, Data-Warehouseordnet werden können. Kein unSysteme konzernweit einzusetverhältnismäßig großer Aufwand zen. Ein Konzern stellt jedoch liegt z.B. vor, wenn eine Rekeine einheitliche datenverarbeiIdentifizierung über Kundentende Stelle dar. Vielmehr ist jenummern vorgenommen werden des juristisch selbständige Tochkann. Der Aufwand für die Entterunternehmen eine solche Stelschlüsselung muss im Bezug auf le. Daher ist jede Datenweitergaden Wert der Information als sehr be an bzw. der Datenabruf durch hoch einzustufen sein (unverhältandere Tochterunternehmen des nismäßiger Aufwand). In diesem Konzerns bzw. an die KonzernZusammenhang spricht man von mutter eine Übermittlung an Dritte und somit wiederum an die • proaches to Prototyping, Springer, faktischer Anonymisierung bzw. Projekten zunächst immer geprüft Berlin, 1992. werden sollte, ob die Verarbeitung von Pseudoanynomisierung. personenbezogener Daten wirkliche [Balz98] Balzert, H.: Lehrbuch der SoftSind nicht anonyme Daten zwinware-Technik – Softwaregend nötig, ist eine Einwilligung notwendig ist, oder ob die VerarbeiManagement, Softwaredes Kunden mit einem klar defi- tung von anonymen Daten ausreicht. nierten Zweck nötig. Hierbei ist zu beachten, dass der Betroffene über die Bedeutung seiner Einwilligung aufgeklärt werden muss, um rechtskonform in die Datenverarbeitung einwilligen zu können. Hierzu gehört die Information des Betroffenen über den Zweck der Verarbeitung. Allgemein gehaltene Erläuterungen, wie solche, dass die Daten zu Werbezwecken verarbeitet werden, sind insoweit unzureichend. • Um den Kunden zu einer Einwilligung zu bewegen, können Grundprinzipien des Permission Marketings eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang sind vor allem folgende Prinzipien zu respektieren: o Kundennutzen o Qualität: Die Daten sind immer richtig und auf dem neusten Stand. o Konsens: Die Daten werden nur zu den Zwecken eingesetzt, denen der Kunden zugestimmt hat. Qualitätssicherung, UnternehmensAls Konsequenz sollte weiterhin der modellierung, Springer, Berlin, 1998. Datenschutz nicht mehr nur als notwendiges Übel verstanden werden, Informationsbedarfsanalyse: sondern als wichtiges und unverzichtbares Merkmal der Vertrauensbildung [BoUT99] Böhnlein, M., Ulbrich-vom Ende, A., Tropp, G.: CEUS- Entwickund Differenzierung gegenüber den lung eines Data Warehouse-Systems Kunden und Konkurrenten. 3. Zusammenfassung und Ausblick Die vorgestellten Themenbereiche und die damit verbundenen Todsünden sind nach unserem Ermessen die häufigsten Ursachen für Probleme bei der Abwicklung von DataWarehouse-Vorhaben, die sogar zu einem Scheitern des gesamten Projektes führen können. Wir hoffen, dass wir durch die Problembeschreibungen sowie die Skizzierung von Lösungsansätzen einen Denkanstoss bei der Beurteilung des eigenen DataWarehouse-Vorhabens geliefert haben. Zur Vertiefung der Problemstellung sind im Folgenden, gegliedert nach den Themenbereiche, weiterführende Literaturquellen genannt. o Transparenz: Der Kunde 4. Literatur weiß, was mit seinen Daten Ganzheitliche Konzeption: geschieht. o Sicherheit: Mit den Daten wird sorgfältig und vertrauensvoll umgegangen. o Weitergabe: Eine Weitergabe der Daten findet ohne Einwilligung des Kunden nicht statt. o Zugriff: Der Kunde hat die Option, seine Daten einzusehen und zu verändern, ggf. auch zu löschen. • für die bayerischen Hochschulen, 1. Workshop des GI-Arbeitskreises Modellierung und Nutzung von Data Warehouse-Systemen auf der MobIS'1999, Bamberg, 1999. [Druc95] Drucker, P.F.: Managing in a Time of Great Change, Truman Talley Books, New York, 1995. [Nona91] Nonaka, I.: The KnowledgeCreating Company, in: Harvard Business Review, 69. Jg., Nr. 6, November-Dezember 1991, S. 96-104. [Schi01] Schirp, G.: Anforderungsanalyse im Data-Warehouse-Projekt: Ein Erfahrungsbericht aus der Praxis, HMD, Heft 22, 2001. Projektteam: [DeLi99] DeMarco, T., Lister, T.: Wien wartet auf DICH – Der Faktor Mensch im DV-Management, 2. Aufl., Hanser, München, 1999. [CoAb96] Corey, M.J., Abbey, M.: Oracle Data Warehousing, Oracle Press, Berkeley, 1996. Datenqualität: [Gard98] Gardner, S. R.: Building the Data Warehouse, in: Communications [Engl99] English, L.: Improving Data Warehouse and Business Information of the ACM, 41. Jg., Nr. 9, 1998, S. 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Um sich bereits frühzeitig im Data-Warehouse-Prozess abzustimmen und späteren Problemen aus dem Weg zu gehen, ist sowohl Projektmgt und Vorgehensmodelle: die Einbindung des Betriebsrats als auch die Hinzuziehung des [Boe88] Boehm, B.W.: A Spiral Model of Software Development and Enhancejeweiligen Datenschutzbeauftragment, in: IEEE Computer, 21. Jg., Nr. ten anzuraten. 5, 1988, S. 61-72. [HuLW99] Huang, J., Lee, Y.W.,, Wang, R.Y.: Quality Information and Knowledge, Prentice Hall, Upper Saddle River, 1999. Zusammenfassend lässt sich festhal- [BKKZ92] Budde, R., Kuhlenkamp, K., Metadatenmanagement: ten, dass bei der Planung von DataMathiessen, L., Züllighoven, H.: ApWarehousing- und Data-Mining- [DSMR00] Do, H.; Stöhr, T.; Müller, R.; Rahm, E.: Metadaten-Management im Data Warehouse-Bereich, 2. Workshop des GI-Arbeitskreises Modellierung und Nutzung von Data Warehouse-Systemen, Freiburg, 2000. 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(0911) 5195-308, E-Mail: [email protected] Dr. Andreas Bauer, T-Systems Nova GmbH, Merianstr. 32, D-90409 Nürnberg, Tel. (0911) 5195-247, E-Mail: [email protected] 82 Beiträge des Arbeitskreises WIWI-EPK: Geschäftsprozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten 83 84 GI-Arbeitskreis & Workshop-Bericht EPK 2003 - Geschäftsprozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten (http://www.epk-community.de) GI-Arbeitskreis WI-EPK Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) haben sich in der Praxis als Beschreibungsmittel für betriebliche Abläufe etabliert. Im Jahre 1997 wurde mit dem Aufbau der Arbeitsgruppe "Formalisierung und Analyse Ereignisgesteuerter Prozessketten (EPK)" ein erster Schritt unternommen, einen organisatorischen Rahmen für Interessenten und Autoren wesentlicher Forschungsarbeiten zu schaffen und regelmäßige Arbeitstreffen durchzuführen (Initiatoren: M. Nüttgens, A. Oberweis, F. J. Rump). Im Jahr 2002 wurden die Arbeiten der "informellen“ Arbeitsgruppe in den GI-Arbeitskreis "Geschäftsprozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten (WI-EPK)" der GI-Fachgruppe WI-MobIS (FB-WI) in Kopperation mit der GIFachgruppe EMISA (FB-DBIS) und der GI-Fachgruppe Petrinetze (FB-GInf) überführt und inhaltlich erweitert. Themenschwerpunkte des GI-Arbeitskreises sind u.a.: • EPK-Basiskonzepte (Syntax und Semantik) • EPK-Verifikationskonzepte (Anforderungsdefinition und -analyse) • EPK-Modellierungskonzepte (Metamodelle, Vorgehensmodelle etc.) • EPK-Anwendungskonzepte (Simulation, Prozesskostenrechnung, Prozessanalyse, Referenzmodellierung, Re-(Dokumentation), Qualitätsmangement, Riskmanagement, Workflowmanagement, Wissensmanagement etc.) • EPK-Transformationskonzepte (UML-Diagramme, Petri-Netze, Zustandsautomaten, Netzplantechnik etc.) • EPK-Schnittstellenkonzepte (XML/XMI, etc.) • EPK-Werkzeugkonzepte (Prototypen und Produkte) Workshops des GI Arbeitskreises (Stand Oktober 2003): • 1. Workshop „EPK 2002 - Geschäftsprozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten“, 21.-22. November 2002, Trier • 2. Workshop „EPK 2003 - Geschäftsprozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten“, 08. Oktober 2003, Bamberg Die Aktivitäten des Arbeitskreises werden unter der Internetadresse http://www.epkcommunity.de dokumentiert (aktuell: 120 Mitglieder). Der Arbeitskreis soll Praktikern und Wissenschaftlern als Forum zur Kontaktaufnahme, zur Diskussion und zum Informationsaustausch dienen. Insbesondere Praktiker aus dem Bereich des Geschäftsprozessmanagements mit Ereignisgesteuerten Prozessketten sind herzlich zur Mitarbeit eingeladen. Die Bereitstellung von Informationen und die unverbindliche und kostenfreie Mitgliedschaft im Arbeitskreis erfolgt durch Eintragung in ein Web-Formular unter http://www.epk-community.de. Dr. Markus Nüttgens (Sprecher) E-mail:[email protected] Prof. Dr. Frank J. Rump (Stellv. Sprecher) E-mail:[email protected] 85 GI-Workshop EPK 2003 Am 08. Oktober 2003 wurde an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg im Vorfeld der MobIS 2003 der 2. GI-Workshop „EPK 2002 - "Geschäftsprozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten“ in Kooperation mit der GI-Fachgruppe EMISA (FB-DBIS) und der GI-Fachgruppe Petrinetze (FB-GInf) durchgeführt. Mit einem Einladungsvortrag, fünf Fachvorträgen und zwei Diskussionsbeiträgen und ca. 25 Teilnehmern aus dem Hochschulumfeld und der Praxis wurde ein ansprechendes Diskussionsforum geschaffen. In seinem Einladungsvortrag „Wertorientierte Geschäftsprozessgestaltung - Erfahrungsbericht aus dem Bankensektor“ konnte Herr Dr. Gerhard Keller einen weiten Bogen von der Entstehung bis zu aktuellen Problemstellungen der Verwendung von EPKs in der Praxis spannen. Anhand eines Fallbeispiels aus der Praxis wurde die Definition einer Prozessarchitektur, die Ableitung und Wiederverwendung von Prozessbausteinen und die Prozessoptimierung mit Dokumenten thematisiert. Der Vortrag schloss mit einer kritischen Würdigung von Trends in der Prozessoptimierung und einem Plädoyer für schlanke und pragmatische Bewertungskonzepte. Der elektronische Tagungsband zum Workshops kann unter http://www.epk-community.de abgerufen werden: Fachbeitäge • Ekkart Kindler (Uni Paderborn): On the semantics of EPCs: A framework for resolving the vicious circle • Jan Mendling (Uni Trier), Markus Nüttgens (Uni des Saarlandes): EPC Syntax Validation with XML Schema Languages • Jörg Becker, Lars Algermissen, Björn Niehaves (Uni Münster): Prozessmodellierung in eGovernment-Projekten mit der eEPK • Jörg Becker, Patrick Delfmann, Thorsten Falk, Ralf Knackstedt (Uni Münster): Multiperspektivische ereignisgesteuerte Prozessketten • Peter Fettke, Peter Loos (Uni Ereignisgesteuerten Prozessketten Mainz): Ontologische Evaluierung von Diskussionsbeiträge • Heinrich Seidlmeier (FH Rosenheim): Dokumentenmanagement-Prozesse Modellierung der "versteckten" Prozesse mit ARIS-eEPK • Kristof Schneider, Oliver Thomas ((IWi/DFKI Saarbrücken): Kundenorientierte Dienstleistungsmodellierung mit Ereignisgesteuerten Prozessketten - Auch das abendliche Treffen in der Bamberger Altstadt (Weltkulturerbe) und der obligatorischen Besuch des Brauereiausschank Schlenkerla mit seinem „Aecht Schlenkerla Rauchbier“ bleiben sicherlich in guter Erinnerung. Ein Dank insbesondere den AutorInnen, den Mitgliedern des Programmkomitees und dem lokalen Organisationsteam der MobIS 2003 für die Beträge zur Realisierung des Workshops. 86 Fachbeitrag 87 88 Konzeption eines XML-basierten Austauschformates für Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) Jan Mendling Markus Nüttgens Wirtschaftsuniversität Wien [email protected] Universität des Saarlandes [email protected] Zusammenfassung: Der Erfolg und die schnelle Verbreitung des XML-Konzeptes haben dazu geführt, dass die Hersteller von Werkzeugen zur Geschäftsprozessmodellierung zunehmend XML Import- und Export-Schnittstellen anbieten. Die Existenz produktspezifischer Schnittstellen ist aber keine hinreichende Bedingung für einen XML-basierten Modelldatenaustausch über Produktgrenzen hinweg. Ein wesentlicher Lösungsansatz besteht in der Entwicklung und Unterstützung von XMLbasierten Austauschformaten. Dieser Beitrag befasst sich mit dem Konzept einer EPK Markup Language (EPML) als XML-basiertes Austauschformat für Ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK). 1 XML-basierter Modelldatenaustausch Seit den 1990er Jahren haben sich Werkzeuge zur Modellierung von Geschäftsprozessen (Business Process Modelling) zu einem eigenständigen Marktsegment entwickelt. Eine Studie von Gartner Research aus dem Jahr 2002 bezieht sich auf 35 größere WerkzeugHersteller und prognostiziert, dass sich diese Zahl in den nächsten Jahren tendenziell halbieren wird [Ga02]. Interoperabilität und die Unterstützung von Standards wird hierbei als ein wichtiges Selektionskriterium genannt. Die Unterstützung von XML-basierten Import- und Export-Schnittstellen wird auch von den Werkzeugherstellern selbst zunehmend als geschäftskritische Produkteigenschaft angeführt [MN03b]. Dabei sind zwei Stufen von Standardunterstützung zu unterscheiden. Auf der einen Seite wird XML als standardisiertes Repräsentationsformat für die Definition von Austauschformaten benutzt, was wir als schwache Standardunterstützung bezeichnen. Andererseits können standardisierte Inhaltsformate unterstützt werden, welches wir als starke Standardunterstützung bezeichnen. Schwache Standardunterstützung beschreibt eine Strategie eines Werkzeugherstellers, ein produktabhängiges und damit proprietäres XML Schema bereitzustellen. In einem Umfeld heterogener Werkzeuge, die schwache Standardunterstützung bieten, benötigt man Transformationsprogramme, um ein Modell von Tool A nach Tool B zu übertragen. Ein wesentlicher Vorteil des XML-Einsatzes in diesem Szenario ist die Verfügbarkeit spezieller Anwendungen. Mit Hilfe von XSLT [Cl99] existiert beispielsweise eine Skript-Sprache für die Transformation von XML-Daten, die dem Programmierer das 89 „Parsen“ des Eingabe-Dokumentes, die Definition von Transformationsregeln und die Generierung des Outputs erheblich vereinfachen. Das grundlegende Problem der Heterogenität der produktspezifischen XML-Daten ist damit allerdings nicht gelöst. Die starke Standardunterstützung setzt die Existenz anerkannter XML-Austauschformate und eine Unterstützung durch die Werkzeughersteller voraus. Für den Anwender ist dies ein effizienteres Szenario. Spezialisierte Werkzeuge können für unterschiedliche Aufgaben genutzt werden, wobei das standardisierte Austauschformat die Heterogenität überbrückt. Derartige Standards haben sich bereits erfolgreich für eine Reihe von Modellierungskonzepten etabliert. Für die Unified Modeling Language (UML) [OMG03a] wurde XML Metadata Interchange (XMI) [OMG03b] und für Petri Netze eine Petri Net Markup Language (PNML) spezifiziert [Bi03]. Für die Geschäftsprozessmodellierung mit Ereignisgesteuerten Prozessketten (EPK) [KNS92] befindet sich derzeit eine vergleichbare Spezifikation einer EPK Markup Language (EPML) in der Entwicklung [MN02, Me03, MN03b, MN03c]. Die Etablierung eines XML-Standardformates für EPK-Modelle hat aufgrund der zunehmenden Verbreitung und Akzeptanz des EPK-Konzeptes ein hohes Anwendungspotenzial. Der Austausch von Geschäftsprozessmodellen kann dabei unter zwei Dimensionen erfolgen: Der horizontale Modelldatenaustausch hat die Integration von Modellierungswerkzeugen zum Gegenstand, wohingegen ein vertikaler Modelldatenaustausch auf die Integration von Modellierungswerkzeugen mit Ausführungswerkzeugen wie z.B. Simulationswerkzeugen, Workflow-Engines oder Monitoring-Diensten abzielt [Wf02]. Damit kann ein wesentlicher Beitrag zur Integration des Entwicklungszyklus von Prozessmodellierung und –implementierung geleistet werden. Bislang ist der Markt für Modellierungswerkzeuge durch eine Strategie der schwachen Standardunterstützung mit proprietären XML-Schnittstellen gekennzeichnet. Die Entwicklung von XML-Austauschformaten wie EPML sollte mittelfristig ein Umschwenken in Richtung einer starken Standardunterstützung begünstigen. Ein Zwischenschritt kann auch in der Nutzung von XML-Austauschformaten als intermediäres Format liegen. Bei einer größeren Anzahl von Werkzeugen kann ein gemeinsames intermediäres Format die Anzahl der Transformationsprogramme maßgeblich verringern [WHB02]. Der Beitrag diskutiert, wie solch ein Austauschformat für EPKs entworfen werden kann. Im zweiten Kapitel werden allgemeine XML-Designprinzipien und Entwurfsprinzipien für EPML besprochen. Kapitel 3 behandelt Prozess- und Graphrepräsentation in XML. Hier werden verschiedene Darstellungsmöglichkeiten anhand vorhandener Spezifikationen erläutert. In Kapitel 4 werden die syntaktischen Elemente eines EPK-Prozesses dargestellt. Dies umfasst auch Aspekte der Verwaltung von Modellhierarchien. Kapitel 5 bietet einen Überblick über die graphische Repräsentation wie etwa Koordinatensystem, Positionsangaben und Layout-Informationen. In Kapitel 6 wird eine Übersicht über Sichten auf Prozesse gegeben. Das siebte Kapitel schließt mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick. 90 2 EPML Design Prinzipien Das Ziel von EPML ist es, ein werkzeug- und plattformunabhängiges Austauschformat für EPKs zur Verfügung zu stellen. Daraus ergeben sich drei Fragen. Zum ersten stellt sich die Frage, was genau im Detail modelliert werden soll. Zum zweiten impliziert dies die Frage nach den übergeordneten Richtlinien, wie Sachverhalte in XML ausgedrückt werden sollen. Zum dritten steht die Frage im Raum, welche generellen Prinzipien die Modellierung leiten sollen. Wir werden diese Fragen der Reihe nach aufgreifen, beginnend mit der dritten, gefolgt von der zweiten, die beide in diesem Kapitel angesprochen werden. 2.1 Allgemeine EPML Design-Prinzipien Einige der veröffentlichten XML Spezifikationen beschreiben explizit ihre DesignPrinzipien wie z.B. das ASC X12 Reference Model for XML Design (X12) [AN02]. Dieses beschreibt ein siebenschichtiges Model für die Spezifikation von Geschäftsdokumenten. Die Definition von X12 wurde von vier abstrakten Design-Prinzipien geleitet: Ausrichtung an anderen Standards, Einfachheit, Vordefiniertheit und begrenzte Freiräume. Ausrichtung an anderen Standards (Alignment) bezieht sich auf die spezifische Domäne der Geschäftsdokumente, zu der auch andere Organisationen wie OASIS und UN/CEFACT, das World Wide Web Consortium und OASIS UBL Beiträge leisten. Einfachheit (Simplicity) ist ein domänenunabhängiges Kriterium. Es verlangt, dass spezifische Aspekte und Wahlmöglichkeiten auf ein Minimum reduziert werden. Vordefiniertheit (Prescriptiveness) bezieht sich wiederum auf Geschäftsdokumente. Dieses Prinzip empfiehlt es, eher mehr präzise und spezifische Dokumente zu definieren als wenige allgemeine. Begrenzte Freiräume (Limit Randomness) bezieht sich auf den Gebrauch gewisser Konstrukte von XML Schema Sprachen, insbesondere Operatoren, die verschiedene Wahlmöglichkeiten in der Syntax eröffnen. Der Einsatz solcher Konstrukte sollte auf ein Minimum reduziert werden. Dieser Aspekt bezieht sich auf den Entwurf von XML Vokabularien im Allgemeinen. Der PNML-Ansatz wird von den Prinzipien Flexibilität, Eindeutigkeit und Kompatibilität geleitet [Bi03]. Flexibilität (Flexibility) ist ein wichtiger Aspekt für Petri-Netze, da jegliche Arten von heute diskutierten als auch zukünftigen Klassen von Petri Netzen abbildbar sein sollen. Dies wird über Labels erreicht, die zur Annotation von Kanten und Knoten benutzt werden können. Eindeutigkeit (No Ambiguity) bezieht sich auf das Problem der Standardisierung dieser Labels. Dafür werden Petri Net Type Definitions eingesetzt, um erlaubte Labels eines speziellen Netztypes zu beschreiben. Kompatibilität (Compatibility) beschreibt Probleme, die sich durch semantisch äquivalente Labels ergeben, die in verschiedenen Petri-Netztypen benutzt werden. Diese überlappenden Labels sollten beim Austausch zwischen verschiedenen Netztypen erhalten bleiben. Der EPML-Ansatz reflektiert diese verschiedenen Design-Prinzipien. Er wird von den Prinzipien Lesbarkeit, Erweiterbarkeit, Tool-Orientierung und syntaktische Richtigkeit geleitet [MN03b]. Lesbarkeit fordert, dass EPML-Elemente und –Attribute intuitive und sprechende Namen haben. Dies ist wichtig, da EPML-Dokumente nicht nur von Anwen- 91 dungen benutzt werden, sondern auch von Anwendern, die beispielsweise XSLT-Skripte zur Konvertierung zwischen EPML und anderen XML Vokabularien schreiben. Lesbarkeit steht teilweise in Bezug zu den Prinzipien Einfachheit und begrenzte Freiräume des X12-Ansatzes. Erweiterbarkeit betrachtet ein Problem, das in gewisser Weise analog zu der Darstellung verschiedener Petri-Netz-Typen ist. Ein wichtiger Aspekt der EPKModellierung ist die Bereitstellung verschiedener Sichten auf ein Prozessmodell. EPML soll in der Lage sein, jegliche Arten von Sichten abbilden zu können anstatt sich auf eine vorgegebene Menge zu beschränken. Tool-Orientierung zielt hauptsächlich auf die graphische Repräsentation von EPK-Modellen. Dies ist eine zentrale Eigenschaft, da Modellierungswerkzeuge eine graphische Benutzerschnitte zur Definition von Prozessen bereitstellen. EPML soll in der Lage sein, verschiedene Layout- Positionsangaben von EPK-Elementen abspeichern zu können. Diese Aspekte werden in Kapitel 6 detailliert aufgegriffen. Syntaktische Richtigkeit befasst sich mit den Elementen der EPK-Syntax und deren Beziehungen zueinander. Dieser Punkt wird in Kapitel 3 und Kapitel 4 behandelt. Der folgende Abschnitt umfasst allgemeine Richtlinien für das Design von XML Vokabularien. 2.2 Richtlinien für XML Design Grundsätzlich können zwei Ansätze zur Begründung von XML Design Richtlinien unterschieden werden: Ein theoretischer, der sich auf Normalformen und informationstheoretische Maßzahlen wie Entropie stützt, und ein pragmatischer, der Empfehlungen bereitstellt, wann und wie welche XML-Sprachkonzepte eingesetzt werden sollen und wie die Benennung von Elementen und Attributen vorgenommen werden soll. Der theoretische Ansatz gründet sich auf Erkenntnisse der Datenbank-Theorie. Für relationale Datenbankmodelle wurden Funktionale Abhängigkeit (FD), Mehrwertige Abhängigkeiten (MVD) und Join Abhängigkeit (JD) konzipiert [Bi95]. Um Schemata mit formal guten Eigenschaften abzuleiten, gibt es Dekompositionsalgorithmen, um verschiedene Stufen von Normalformen zu erreichen. Diese Normalformen beseitigen Redundanzen und Anomalien durch Operationen auf relationalen Daten. Analog hierzu sind Normalformen für XML (XNF) entwickelt worden [EM01, AL02]. In [AL03] wird ein informationstheoretischer Ansatz vorgestellt, der die konzeptionelle Lücke zwischen relationaler und XML-Repräsentation überbrücken kann. Aufbauend auf EntropieMaßen wird ein konzeptunabhängiges Verständnis zwischen Redundanzen und Normalformen erarbeitet. Ein Schema wird als well-designed bezeichnet, wenn es keine Instanzdaten enthalten kann, die weniger als das Maximum an Information bezüglich der bedingten Entropie tragen [AL03]. Darauf basierend kann gezeigt werden, dass ein Schema mit lediglich FDs und weder MVDs noch JDs well-designed ist, wenn und nur wenn es in Boyce-Codd-Normalform ist. FDs für XML-Daten treten dann auf, wenn Pfade von der Wurzel zu Knoten von anderen Pfaden abhängen. Dementsprechend wird definiert, dass ein XML Schema bezüglich einer Menge von FDs well-designed ist, wenn und nur wenn es in XNF ist [AL03]. Eine Verletzung dieser Forderung bedeutet, dass Redundanzen in der Art vorliegen, dass Pfade zu verschiedenen Knoten führen, die jedoch denselben Wert haben. Hier hilft ein Normalisierungsalgorithmus, der die Position von Attributen verändert und neue Elemente erzeugt bis XNF erfüllt ist [AL03]. Für 92 den Entwurf von XML Vokabularien bedeutet dies, dass es keine XPath [CD99] Anweisungen geben darf, die eine Knotenmenge mit jeweils demselben Wert zurückgeben. In diesem Fall ist XNF erfüllt und das Schema ist well-designed. Pragmatische Ansätze zielen hauptsächlich auf die Erweiterbarkeit und mögliche Freiräume bei der Definition von XML Vokabularien ab. Dokumente von ISO [ISO01], SWIFT [SW01], MISMO [MIS02] und X12 [AN02] begründen eine Reihe von Regeln, um Mehrdeutigkeiten in XML Schemata zu minimieren. Diese XML Entwurfsrichtlinien umfassen Konventionen für Namen, für die Wahl zwischen Attributen und Elementen, für den Einsatz von speziellen Operatoren von XML Schema-Sprachen und für den Einsatz von Namespaces. Namenskonventionen beziehen sich auf die Bezeichnung von Elementen und Attributen. ISO, SWIFT, MISMO, und X12 fordern übereinstimmend den Gebrauch von ausschließlich englischen Wörtern. Namen können aus mehreren Wörtern bestehen, die gemäß des so genannten Upper Camel Case abgetrennt werden sollen (keine trennenden Leerzeichen, sondern jedes einzelne Wort beginnend mit einem Großbuchstaben). Abkürzungen und Akronyme sollen auf ein Minimum reduziert werden. Stilkonventionen leiten die Entscheidung zwischen Elementen und Attributen. X12 empfiehlt die Benutzung von Attributen für Metadaten und Elemente für Anwendungsdaten [AN02]. In diesem Zusammenhang sollte man identifizierte Schlüsselattribute als Metadaten auffassen und in Attribute setzen. Dies ermöglicht den DTD-konformen Gebrauch von ID, IDREF und IDREFS Datentypen und entsprechende key- und keyrefDeklarationen in W3C XML Schema [Be01, BM01]. Des Weiteren wird angemerkt, dass Attribute zu einer besseren Lesbarkeit des Inhaltes beitragen [Me01, AN02]. Deshalb sollten Daten, die nie erweitert werden können, in Attribute gepackt werden. Schemakonventionen empfehlen bewusst, nur einen Teil der Ausdrucksstärke einer XML Schema-Sprache einzusetzen. X12 rät beispielsweise, gemischte Inhaltstypen, Substitutionsgruppen und Gruppen-Redefinitionen zu vermeiden. Es sollten u.a. nur benannte Inhaltstypen und vordefinierte einfache Datentypen benutzt werden. Eine tiefergehende Diskussion findet sich in [AN02]. Namespace-Konventionen verweisen auf den Gebrauch von Namespaces in Dokumenten. X12 empfiehlt, explizite NamespaceReferenzen nur für die Wurzel zu benutzen. Die theoretischen und pragmatischen Ansätze liefern komplementäre Richtlinien für die Definition „guter“ XML Schemata. Die aufgeführten Richtlinien sind in den EPMLVorschlag eingeflossen. Das folgende Kapitel über Prozessgraph-Repräsentation in XML beginnt die Reihe der Kapitel, die einzelne Design-Aspekte von EPML vorstellen. 3 Prozessgraph-Repräsentation Ein Graph ist ein Paar von Knoten V und Kanten E, wobei E eine Untermenge des kartesischen Produktes über V ist. In der Informatik spielen Graphen in den verschiedensten Bereichen eine Rolle. Zum Beispiel werden Entity-Relationship-Modelle zum konzeptionellen Entwurf von relationalen Datenbanken eingesetzt [Ch76]. Entitäten können dabei als spezielle Art von Knoten betrachtet werden und Relationships als spezielle Sorte von Kanten. Ein anderes Beispiel ist die objekt-orientierte Software-Entwicklung. Die Unified Modeling Language (UML) [OMG03a] erlaubt die Modellierung von Be- 93 ziehungen und Vererbungshierarchien, die ebenfalls als Graphen betrachtet werden können. Graphstrukturen von Software-Programmen werden im Bereich Software Reengineering eingesetzt [FGW03]. Da auch Geschäftsprozessmodelle formal auf gerichteten Graphen basieren, sollte ein Ansatz zur Repräsentation von EPK-Modellen Erfahrungen aus diesen Bereichen einbeziehen. In der Informatik werden verschiedene Datenstrukturen für Graphen diskutiert, hauptsächlich mit Fokus auf die effiziente Ausführung von Graph-Algorithmen. Die drei grundlegenden Darstellungsformen sind Adjazenzmatrizen, Adjazenzlisten und Kantenlisten [Eb87]. Eine Adjanzenzmatrix repräsentiert einen gerichteten Graphen mit n Knoten mit Hilfe einer n × n Matrix, wobei der Eintrag an der Stelle (i,j) 1 ist, wenn eine Kante von Knoten i zu Knoten j verläuft, andernfalls ist der Eintrag 0 [Bl03]. Im Gegensatz dazu beschreibt die Adjazenzliste einen gerichteten Graph mit n Knoten als einen Array von n Knotenlisten. Ein Knoten j ist in der Liste i enthalten, wenn es eine Kante von Knoten i zu Knoten j gibt. Kantenlisten kommen der Mengendefinition von Graphen am nächsten. Eine Kante von einem Knoten i zu einem Knoten j wird als ein Paar (i,j) gespeichert. Wenn solch eine generische Graph-Datenstruktur in XML ausgedrückt werden soll, müssen Anpassungen vorgenommen werden, um der Baumstruktur von XML Rechnung zu tragen. Das bedeutet, dass ID, IDREF, IDREFS Datentypen der Document Type Definition (DTD) [Br00] oder xs:key, xs:keyref Bedingungen von XML Schema [Be01, BM01] eingesetzt werden müssen, um beliebige Kanten zu beschreiben. Um Best Practices in der Beschreibung von Graphen mit XML zu identifizieren, wurden eine Reihe von graphbasierten Konzepten mit einer XML Syntax untersucht, darunter sowohl akademische Vorschläge als auch Industriestandards und werkzeugspezifische Formate. Deren Graph-Repräsentationen lassen sich in drei Kategorien aufteilen: block-orientierte Repräsentation, Adjazenz-Subelement-Listen und Kanten-Element-Listen. Die Block-orientierte Repräsentation wird von den Notationen im Bereich Web Services wie BPML [Ar02] oder BPEL4WS [An03] genutzt. Dieses Paradigma ist inspiriert von Prozessalgebren wie dem Pi-Calculus [Mi99], die ihnen als theoretischer Rahmen dienen. Block-orientierte Sprachen bieten eine Menge von einfachen (simple in BPML oder basic in BPEL4WS) und komplexen (complex in BPML oder structured in BPEL4WS) Operationen, die den Kontrollfluss repräsentieren. Dabei gibt es einige Unterschiede in der Benennung zwischen BPML und BPEL4WS, die Konzepte sind jedoch sehr ähnlich [MM03]. Komplexe Operationen ermöglichen die Definition paralleler Ausführung, Sequenz, Verzweifungen und Schleifen. Sie können ineinander geschachtelt sein. Die reine Blockstruktur ist jedoch nicht im Stande, beliebige Kontrollflüsse auszudrücken. Daher besitzen BPML und BPEL4WS zusätzlich Links, die solche Kontrollflussbeschreibungen ermöglichen. Ein Vorteil der Block-Orientierung liegt darin, dass Code (wenn nicht zu tief geschachtelt) dank seiner sequentiellen Darstellung gut lesbar ist und mit wenigen Befehlen recht komplexe Sachverhalte ausgedrückt werden können. Der Nachteil besteht darin, dass Block-Orientierung mit anderen Konzepten wie Links gemischt werden muss, um bestimmtes Verhalten abbilden zu können und somit für eine graphische Aufbereitung schlecht geeignet ist. Es sind komplexe Abbildungen zwischen Modellierungswerkzeugen und block-orientierter Darstellung erforderlich, wie sie beispielsweise im Rahmen der Business Process Modelling Notation (BPMN) [Wh03] 94 diskutiert werden. EPML ist jedoch auch mit dem Fokus auf graphische Modellierungswerkzeuge konzipiert. Somit ist eine block-orientierte Repräsentation weniger geeignet. Adjazenz-Subelement-Listen beschreiben einen Prozessgraphen mit Hilfe einer ungeordneten Liste von Knoten, die über ein ID-Attribut identifiziert werden. Eine Kante wird als Subelement ihres Ausgangsknotens abgespeichert. Die Kante besitzt ein Attribut, das eine ID-Referenz auf den Zielknoten enthält. Diese Repräsentation wird beispielsweise vom XML Import- und Exportformat der ARIS-Werkzeugfamilie benutzt [IDS01, IDS03a]. Sein Vorteil liegt darin, dass man einen schnellen Überblick über die von einem Knoten ausgehenden Kanten hat. Jedoch reduziert die Benutzung von IDReferenzen die Lesbarkeit. Ein weiterer Nachteil gründet sich auf die konzeptionellen Implikationen dieses Darstellungsstils: Es können keine Kanten gespeichert werden, die nicht zumindest einen Ausgangsknoten haben. Im Rahmen der Geschäftsprozessmodellierung kann es jedoch durchaus sinnvoll sein, Prozessmodelle auszutauschen, die noch nicht fertig gestellt sind bzw. Kanten enthalten, die keinen Start- und nur einen Endknoten haben. Eine Adjazenz-Subelement-List kann solche Informationen nicht abbilden. Kanten-Element-Listen stehen in enger Beziehung zu einer mengenorientierten Definition von Graphen. Kanten werden als first-class Objects behandelt und enthalten Felder für ID-Referenzen auf den Ausgangs- und den Zielknoten. Spezifikationen wie GXL [WKR02] und PNML [WK02] unterstreichen dies, indem sie Kanten genau wie Knoten ein ID-Attribut zuteilen. Die Kanten-Element-Listen-Repräsentation ist weit verbreitet. Sie wird von GXL, PNML, Visio’s VDX [Mi03], XMI [OMG03b] und vom XPDLFormat der Workflow Management Coaltion [Wf02] unterstützt. Ein Vorteil dieser Darstellung ist ihre Flexibilität. Beliebige Graphen können mit ihr beschrieben werden und es können Kanten ohne Anfangs- und Endknoten gespeichert werden. Ein Nachteil besteht durch den Einsatz von IDs und IDREFs, die die Lesbarkeit des Formates beeinträchtigen. Die Paradigmen zur Prozessrepräsentation betreffen die EPML Design-Prinzipien Lesbarkeit und Tool-Orientierung. Lesbarkeit wird am besten von der block-orientierten Repräsentation unterstützt, da bis auf Links keine IDs und ID-Referenzen benutzt werden. Jedoch müsste eine graphische Darstellung komplexe Abbildungsregeln definieren, was der Tool-Orientierung widerspricht. Kanten-Element-Listen sind zwar weniger leicht lesbar, dafür jedoch sehr flexibel. Da sie auch von anderen Spezifikationen genutzt werden, erleichtert dies werkzeug- und methodenbezogene Transformationen. Daher werden EPK-Prozessgraphen in EPML mit Hilfe von Kanten-Element-Listen beschrieben. 4 Prozessgraph-Elemente und deren Beziehungen In diesem Kapitel wird das EPML-Verständnis eines EPK-Kontrollflusses dargestellt. Sichten auf den Kontrollfluss werden in Kapitel 6 besprochen. Da EPML auf dem Konzept einer EPK-Schemamenge aufbaut [NR02], ist es möglich, mehrere EPK-Modelle in einem EPML-File abzuspeichern. Zuerst wird eine Übersicht über die Organisation mehrerer EPK-Modelle und deren modellübergreifende Beziehungen in einem EPML-File 95 behandelt. Danach werden die einzelnen Elemente eines EPK-Modells in ihrer EPMLSyntax vorgestellt. 4.1 Hierarchien von EPK-Modellen <epml> ist das Wurzelelement eines EPML-Files. Wie alle anderen Elemente kann es <documentation> und <toolInfo> Kindelemente enthalten. Diese können zusätzliche Daten enthalten wie etwa Kommentare und werkzeugspezifische Informationen. Es wird jedoch empfohlen, lediglich standardisierte Dublin Core Metadata Elemente [DC03] für die Dokumentation eines EPML-Files zu benutzen und nur solche anwendungsspezifischen Daten beizufügen, die sich auf die interne Speicherung von Modellen in spezifischen Tools beziehen, aber nicht die graphische Präsentation der Modelle beeinflussen. Allgemeine Graphik-Einstellungen könnten mit Hilfe des <graphicsDefault> Elementes vorgenommen werden (siehe Kapitel 5). Das <coordinates> Element dient der genauen Angabe der Ausrichtung des Koordinatensystems und damit der Interpretation der Positionsangaben der graphischen EPML-Elemente. Das @xOrigin Attribut kann die Werte“leftToRight” oder “rightToLeft” annehmen und das @yOrigin Attribut “topToBottom” oder “bottomToTop”. Es wird empfohlen, stets die Ausrichtung “leftToRight” und “topToBottom” zu benutzen. Dies ist allgemein üblich. Dennoch gibt es Ausnahmen wie zum Beispiel MS Visio, dessen Y-Achse von unten nach oben verläuft. Es wird empfohlen, solche Koordinaten zu transformieren, bevor das Modell in EPML angelegt wird. In [NR02] wird eine EPK-Schemamenge als eine Menge hierarchischer EPK-Schemata definiert. Ein einzelnes EPK-Schema besteht aus einem flachen EPK-Schema, dessen Funktionen und Prozess-Schnittstellen Hierarchierelationen besitzen können. Eine detaillierte Betrachtung von flachen EPK-Schemata und deren Syntax-Elementen wird im folgenden Abschnitt vorgenommen. Syntaktisch stellt eine Hierarchierelation ein Paar von einer Funktion oder einer Prozess-Schnittstelle einerseits und einem EPK-Modell andererseits dar. Semantisch ist dies als ein Aufruf eines Sub-Prozesses zu verstehen. <epml> hat außerdem <definitions> Kindelemente, die im Zusammenhang mit <directory> Elementen erklärt werden. Das <view> Element wird in Kapitel 6 vorgestellt. In EPML wird eine Hierarchie von Prozessen mit Hilfe von Verzeichnissen organisiert. Ein <directory> beinhaltet ein @name Attribut, andere Verzeichnisse und/oder EPK-Modelle. Jede <epc> wird über ein @epcId Attribut identifiziert und hat zudem ein @name Attribut. Die @epcId kann von Hierarchierelationen in Funktionen und Prozess-Schnittstellen aus referenziert werden. In einer Hierarchie von EPK-Modellen können Redundanzen auftreten, wenn eine Funktion oder ein anderes Prozess-Element in zwei oder mehr Prozessen benutzt wird. In diesem Fall benötigt man eine Stelle, an der man solche Informationen ablegen kann, um dann im konkreten Prozess darauf zu referenzieren. Dies ist die Funktion des <definitions> Elements. Dieses dient als Container für Kontrollfluss-Elemente, die mehrmals in der Modellhierarchie benutzt werden. 96 4.2 EPK-Modelle in EPML-Syntax Eine formale Spezifikation der EPK-Syntax und –Semantik geben [NR02] und [Ki03]. In [KNS92] wird das EPK-Konzept eingeführt, um die zeitlichen und logischen Abhängigkeiten in Geschäftsprozessmodellen abzubilden. Elemente der EPK können vom Typ Funktion (aktive Elemente) symbolisiert durch <function>, vom Typ Ereignis (passive Elemente) repräsentiert von <event> oder vom Konnektor-Typ AND, OR, oder XOR sein, wobei die Konnektoren entweder Split- oder Join-Operatoren sein müssen. Sie werden mit den EPML-Elementen <and>, <or> und <xor> beschrieben. Diese Objekte sind über <arc> Elemente verbunden und stellen den Kontrollfluss dar. Im Zusammenhang mit den Einsatzerfahrungen mit dem SAP Referenzmodell wurden zusätzlich Prozess-Schnittstellen und hierarchische Funktionen eingeführt [KM94]. Das <processInterface> wird dazu benutzt, um vom Ende eines Prozesses auf einen Folgeprozess zu verweisen. Eine hierarchische <function> ermöglicht es, MakroProzesse zu definieren, die auf Subprozesse verweisen. Beide Arten von Relationen werden mit Hilfe des <toProcess> Elements beschrieben, dessen @linkToEpcId eine Relation mit einem anderen EPK-Prozess repräsentiert. Ereignisse, Funktionen, Prozess-Schnittstellen, Konnektoren und Kontrollflusskanten sind die syntaktischen Elemente einer flachen EPK-Schemamenge [NR02]. Sie alle besitzen ein @id Attribut, ein <name> Element, ein <description> Element, ein <graphics> Element (beschrieben in Kapitel 5) und ein <syntaxInfo> Element, das zusätzliche Informationen bezüglich des impliziten Elementtyps enthalten kann. Syntaxinformation dient dem Design-Prinzip der syntaktischen Richtigkeit und erlaubt eine leichtere Verifikation von EPK-Syntaxeigenschaften. Für eine Darstellung von impliziten Elementtypen und EPKSyntaxeigenschaften sei auf [MN03a, MN03c] verwiesen. Manche Kontrollflusselemente haben spezielle Elemente. Möglicherweise werden dieselben Ereignisse, Funktionen und Prozess-Schnittstellen mehrmals in einer Hierarchie von EPKs verwendet. Um daraus resultierende Redundanzen zu vermeiden, kann das <reference> Element anstelle des <name> und <description> Elementes benutzt werden. Es referenziert die Definition eines Ereignisses, einer Funktion oder einer Prozess-Schnittstelle, die zentral den Namen und die Beschreibung abspeichert. Funktionen können zudem eine <unitReference> besitzen. Sie stellt den Verweis auf eine Sicht dar und wird in Kapitel 6 beschrieben. Kanten müssen in der Lage sein, zwei andere Knontrollflusselemente zu verbinden. Dazu dient das Element <flow>. Es enthält zwei Attribute, die jeweils auf ein id-Attribut verweisen: @source und @target. 5 Grafik-Information Graphische Information bezieht sich auf die Präsentation von EPK-Modellen in graphischen Modellierungswerkzeugen. Im Rahmen der Petri Net Markup Language (PNML) existiert hierzu ein umfassender Vorschlag, welcher weitgehend auch für EPML übernommen werden kann. Ähnlich wie das <graphics> Element der Kontrollflusselemente kann das Toplevel-Element <graphicsDefault> sowohl <fill>, <line> und <font> Standardeinstellungen definieren, jedoch kein <position> Element. 97 Alle vier Attribute des <position> Elements beziehen sich auf das kleinste Rechteck, das parallel zu den Achsen um das polygone Symbol eines Objektes herum gezeichnet werden kann. Die @x und @y Attribute beschreiben den Abstand jener Ecke des Symbols vom Ursprung des Koordinatensystems, der am nächsten am Ursprung ist. @width und @height beschreiben die Länge der Kanten des einschließenden Rechteckes. In PNML wird ein separates Dimension-Element für die Repräsentation dieser Aspekte benutzt. Kanten können mehrere Positions-Elemente besitzen, die Ankerpunkte des Kantenverlaufes beschreiben, sie haben keine width- und height-Attribute. Das <fill> Element definiert die Füllfarbe des Innenraums eines Objektes. Kanten haben keine fill-Elemente. Das @color Attribut muss einen RGB-Wert oder eine vordefinierte Farbe gemäß Cascading Stylesheets 2 (CSS2) [Bo98] enthalten. Um eine kontinuierliche Variation der Füllfarbe darzustellen, kann eine optionale @gradientcolor definiert werden. Die @gradient-rotation setzt die Orientierung des Gradienten auf entweder vertikal, horizontal oder diagonal. Falls eine URI im @image Attribut aufgeführt wird, werden die anderen Attribute ignoriert. Das <line> Element definiert die Außenlinie des Objektes. Das @shape Attribut verweist darauf, wie Kanten dargestellt werden: der Wert „line” repräsentiert eine lineare Verbindung der Ankerpunkte in Form eines Polygons; der Wert „curve” steht für eine quadratische BezierKurve. Das <font> Element umfasst @family, @style, @weight, @size und @decoration Attribute, wie mit CSS2 conform sind. Zusätzlich zu PNML kann eine Schriftfarbe angegeben werden. @verticalAlign und @horizontalAlign spezifizieren die Ausrichtung des Textes. In PNML entspricht das align-Attribut dem horizontalAlign-Attribut von EPML, und das verticalAlign-Attribut ist über das PNML offsetElement abgedeckt. @rotation bezeichnet die Rotation des Textes im Uhrzeigersinn des Textes genau wie in PNML auch. 6 Sichten auf Prozesse Sichtenbildung spielt eine wichtige Rolle für die Analyse und Konzeption von Prozessmodellen [Fr94]. Perspektiven im Allgemeinen haben sich als wertvoll für die Untergliederung der Spezifikation eines komplexen Systems erwiesen [Fi92]. Dieser Ansatz wurde für EPKs erweitert, um eine personalisierte Präsentation von Prozessmodellen zu ermöglichen [Be03]. Es gibt eine ganze Reihe von Vorschlägen an relevanten Perspektiven und Sichten für die Modellierung von Geschäftsprozessen. Die Architektur Integrierter Informationssysteme (ARIS) erweitert die EPK mit einer daten-, funktions-, organisations- und leistungsorientierten Sicht [Sc00]. Das PROMET-Konzept differenziert zwischen Geschäftsdimensionen, wobei explizit Organisation, Daten, Funktionen und Personal genannt werden [Ös95]. Eine tiefgehende Übersicht über die Definitionsmöglichkeiten von Organisationseinheiten in Workflow-Systemen findet sich in [RM98]. Die Beziehung zwischen rollenbasierter Zugriffskontrolle (RBAC) und Geschäftsszenarien wird in [NS02] analysiert und dient der Entwicklung einer Methode zur Ableitung von Rollenhierarchien. Mit speziellem Fokus auf Delegation wird in [AKV03] die Organisations- 98 perspektive in Workflow-Systemen strukturiert, welches in einem Metamodell mit Ressourcen, Organisationseinheiten, Benutzern und Rollen mündet. In [Wh03] und [BAN03] werden „swim lanes“ und „pools“ als Metapher zur graphischen Strukturierung von mehreren Parteien in einem Geschäftsprozess empfohlen. Neuerdings spielen WSDL-Beschreibungen [Ch01] von Web Services eine Rolle in Sprachen wie BPEL4WS als eine neue Kategorie von Ressourcen. Jenseits von Ressourcen wurden weitere Sichten wie etwa Risiko [BO02] oder Performance-Maßzahlen [IDS03b] vorgeschlagen, um nur einige zu nennen. Die DAML-S Initiative hat sich das Ziel gesetzt, eine standardisierte GeschäftsprozessOntologie für Web Services zu entwickeln [DA03]. Dies ist eine schwierige Aufgabe, wenn man sich die Vielfalt der möglichen Perspektiven vor Augen führt. Es gibt Zweifel, ob eine standardisierte Ontologie überhaupt wünschenswert ist, da verschiedene Domänen und Geschäftssektoren maßgeschneiderte Metamodelle brauchen, die ihrem Geschäftsmodell am besten entsprechen [KK02]. Diese Argumente haben dazu geführt, dass EPML von dem Prinzip der Erweiterbarkeit geleitet wird und folglich keine standardisierten Sichten vordefiniert. Das <view> Element dient als Container für Einheiten einer speziellen Sicht und deren Beziehungen. Das <unit> Element beschreibt eine Einheit innerhalb einer Sicht mit Hilfe einer @unitId und eines @name Attributes. Die <unitRelation> drückt eine hierarchische Beziehung mit einem @unitRef Attribut und einem @subUnitRef Attribut aus. Die @annotation kann für eine detaillierte Bezeichnung der Relation genutzt werden. Es gibt zudem eine @relationId, um logisch zwischen verschiedenen Beziehungen zwischen zwei gleichen Elementen zu unterscheiden. Funktionselemente des Kontrollflusses können eine <unitReference> enthalten. Das @role und das @value Attribut ermöglichen die Spezifikation von zusätzlichen Informationen bezüglich der Beziehung zwischen einer Funktion und einer Unit. 7 Ausblick In diesem Beitrag wurde ein Konzept für eine EPK Markup Language (EPML) vorgestellt. Dieser Ansatz dient dazu, ein Austauschformat für EPK-Modelle bereitzustellen. Es ist von den Prinzipien Lesbarkeit, Erweiterbarkeit, Tool-Orientierung und Syntaktische Richtigkeit geleitet. In den vorangegangenen Kapiteln wurden auch Best-Practices anderer graphenorientierten Spezifikationen betrachtet und die Entwurfsentscheidungen transparent gemacht. Dies beinhaltet eine detaillierte Diskussion der Prozessrepräsentation, der EPK-Prozesselemente und ihren Beziehungen untereinander, graphische Informationen sowie die Betrachtung von Sichten auf ein Geschäftsprozessmodell. Das EPML-Konzept ist offen für Diskussionen und Anregungen, um innerhalb der EPKCommunity einen Konsens bezüglich der Repräsentation von EPKs in EPML zu erreichen und EPML-Anwendungen zu fördern. Es gibt eine Reihe von Themen, die in der Zukunft in Angriff genommen werden. Zum ersten werden Transformationsskripte entwickelt werden, die die Nutzung von EPML als Austauschformat ermöglichen werden. Als zweites wird eine Transformation von EPML nach Scalable Vector Graphics (SVG) 99 [Fe03] die optische Erscheinung von EPML-Modellen standardisieren. Zum dritten werden XSLT-Skripte [Cl99] eine XML-basierte Syntax-Validierung von EPKModellen ermöglichen [MN03c]. Und zuletzt bedarf es weiterer Forschung im Bereich Sichten. Methodisch werden hierfür Techniken der Metamodellierung und des Semantic Web Berücksichtigung finden. Zudem bedarf es weitergehender Untersuchungen, um spezifische Sichten formal zu spezifizieren. Die Administration von dezentralen, lose verbundenen Modellen wird dabei ebenfalls eine Rolle spielen. In diesem Zusammenhang kann die Entwicklung von EPML – jenseits ihrer kurzfristigen Ausrichtung als Austauschformat – als Katalysator für all diese Themen dienen. Literaturverzeichnis [AKV03] van der Aalst, W.M.P.; Kumar, A.; Verbeek, H.M.W.: Organizational Modeling in UML and XML in the Context of Workflow Systems. In: Proceedings of the 2003 ACM Symposium on Applied Computing (SAC), March 9-12, 2003, Melbourne, Florida, USA, S. 603-608. [AL02] Arenas, M.; Libkin, L.: A normal form for XML documents. 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Unsere Erfahrungen mit dem nun produktiven Release 4 zeigen, dass ein auf formaler Spezifikation basierender Ansatz schnell auf praktische Grenzen trifft. Zudem muss die Ambiguität von Spezifikationen nach unserer Erfahrung immer im Verwendungskontext betrachtet werden. Daher schlagen wir vor, Wiederverwendung von zwischen Fachkomponenten ausgetauschten Daten nicht nur über technische, sondern zusätzlich über eine Kombination ablauf- und aufbauorganisatorischer Mittel zu verfolgen. Schlüsselwörter: Referenzdaten, Attributtyp, Temporale Datenbank, Konfigurationsmanagement. 1 Einleitung Ein wesentliches Problem beim Entwurf von Spezifikationssprachen ist die Balance zwischen der Beschreibungsfähigkeit auf der einen und Verständlichkeit für den Menschen auf der anderen Seite: üblicherweise sind in Grossunternehmen Menschen am Entwurf von Softwaresystemen beteiligt, die keine oder nur geringe Ausbildung im Bereich formaler Sprachen aufweisen. Dennoch sind sie mehr und mehr gezwungen, diese in ihrer Arbeit zu verwenden. Die Gebrauchstauglichkeit solcher Mittel wird dadurch zum Erfolgskriterium. Wir berichten von den Erfahrungen, die wir im Rahmen eines jetzt abgeschlossenen Projekts mit dem Entwurf einer Spezifikationssprache für Referenzdaten gemacht haben. Ziel ist darzustellen, welche Techniken aus dem formalen Bereich durch welche informellen ergänzt werden können, so dass die resultierende Sprache die erforderliche Präzision nicht verliert. Der Beitrag gliedert sich wie folgt: Zur Schaffung einer einheitlichen begrifflichen Grundlage werden in Abschnitt 2 zunächst die SDL und ihre Grammatik kurz vorgestellt. Die besondere Bedeutung des Change Managements und der organisatorischen Einbettung wird in Abschnitt 3 herausgestellt. Anschliessend beschreibt Abschnitt 4 die Anwendung der SDL im Rahmen der Spezifikation von Fachkomponenten. Einen zentralen Bestandteil des Beitrags bildet die Darstellung der bisher gemachten Erfahrungen in Abschnitt 5. Der Beitrag endet mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick auf die zukünftige Entwicklung. 2 Die Grammatik der SDL Die Swiss Re verfolgt einen strukturierten Ansatz zum Management ihrer Informationsarchitektur, der in [Mart2003] ausführlicher beschrieben ist. Als Grundlage für das Referenzdatenmanagement wurde die Swiss Re Data Language (SDL) zur einheitlichen Spezifikation von Daten und Datenschnittstellen entworfen. Innerhalb des Informationsmanagements ist die SDL das zentrale Mittel zur Beschreibung von applikationsübergreifenden Referenzdaten. Die Bezeichnung „Data Language“ deutet bereits 109 auf den angestrebten Zweck hin, Syntax und Semantik von Begriffen zu definieren, die bei der Datenverarbeitung und insbesondere dem Berichtswesen der Swiss Re eine Relevanz haben. Die SDL wird hier eingesetzt zur Spezifikation von Datenschnittstellen zwischen Fachapplikationen, genauer: von Attributen in (Kontext-)Entitätstypen. Die Entwicklung und Betreuung der SDL ist organisatorisch im Referenzdatenmanagement der Swiss Re angesiedelt. In einem ersten Projekt zur Umsetzung des SDL-Konzepts wurde damit begonnen, die bisher getrennten Begriffsysteme der Bereiche Finance (FSA-DL) und Reinsurance (RSA-DL) in der SDL zusammenzuführen. Im Zuge der Integration wurden die ebenfalls getrennten Applikationen zur Verwaltung von FSA-DL und RSA-DL von einer neuen SDL-Applikation abgelöst. Die wichtigsten Bestandteile der technischen Lösung sind ein Repository zur Verwaltung von Glossaren und Taxonomien, sowie eine webbasierte Administrationskomponente und ein Frontend für die Suche nach Datenstandards. Im folgenden wird die Grammatik der SDL anhand lexikalischer, syntaktischer und semantischer Aspekte kurz beschrieben. 2.1 Lexikalische Aspekte Die Festlegung lexikalischer Aspekte ist in einem global agierenden Unternehmen durchaus von Wichtigkeit. Da immer noch viele (so auch unsere) Betriebs- und Datenbanksysteme auf 8-Bit-Zeichensätzen beruhen, muss man exakt spezifizieren, wie Sonderzeichen (Umlaute und Akzentzeichen, Formelzeichen wie Indexierung und Exponentiation, Anführungsstriche) behandelt werden. Dies betrifft insbesondere Freitext in Begriffsbeschreibungen. Sprachelemente der SDL basieren auf einer durch die Implementation bedingten Teilmenge des Zeichensatzes ISO 8859-1. Offizielle Sprache der Swiss Re ist Englisch, wodurch nur wenige Sonderzeichen unterstützt werden müssen. Für bestimmte Zeichen, die nicht Bestandteil der ISO 8859-1 sind, wurde spezifiziert, wie dorthin transformiert werden; z.B. werden die in Microsoft-Word-Dokumenten häufig auftretenden Anführungsstriche „“ nach "" umgewandelt. 2.2 Syntaktische Aspekte In der SDL modellieren wir die Terminologie und Taxonomie unserer fachlichen Welt. Begriffe repräsentieren atomare fachliche Abstraktionen. Homonyme sind möglich. Begriffe teilen sich auf Repräsentanten fachlicher Wertmengen (Attribute) und die Werte selbst. Beziehungen etablieren höherwertige Abstraktionen auf Basis von Begriffen, wobei folgende Beziehungstypen unterstützt werden: • Begriffsverwandschaft: wird zwischen zwei Begriffen etabliert, wenn diese miteinander fachlich verwandt sind (z.B. „Currency“ und “Currency Block“). Die Beziehung ist ungerichtet und wird zum besseren Verständnis des Vokabulars eingesetzt. • Wertehierarchie: wird zwischen mehreren Werten etabliert und drückt eine Organisation der Begriffswelt in Unter- und Oberbegriffe aus (z.B. „All Values of Line of Business“ wird aufgeteilt in „Life“ und „Non-Life“, wobei „Non-Life“ Oberbegriff für „Property“, „Marine“, „Liability“ und andere ist). Über Hierarchien werden insbesondere Aufzählungstypen (RDBMS, ROLAP) und Dimensionen (MOLAP) modelliert. • Attributhierarchie: wird aus Attributen gebildet, um ein hierarchisches Datenmodell aufzubauen, wie es in der Finanzwelt auftaucht („General Ledger“). Zwei ausgewiesene Dimensionen, der Kontenplan und die so genannten Sichten ([Kontenplan-]Varianten) stellen die Grundstruktur her. Aus diesen wird in Form von Tripelgruppen für jede 110 auftretende Konto-Sicht-Kombination modelliert, welche finanziellen Fakten für eine Sicht (z.B. Halbjahresbericht, Abschlussbericht) zu berichten sind. Die durch Werthierarchien hergestellten Artefakte werden von uns aufgrund ihrer Bedeutung für Referenzdaten als Referenzbäume bezeichnet. Attributhierarchien werden wegen ihrer spezialisierten Verwendung Kundenbäume genannt. Die SDL beschreibt anhand von Begriffen Eigenschaften der Schnittstellenebene. Im Datenaustausch zwischen Applikationen werden Repräsentationen, so genannte Codes für die Konstituenten eines Fakts verwendet. Kontexte werden verwendet, um Begriffe zu ihren Codes zuzuordnen. Zum Beispiel ist in unserem Währungs- und Deviseninformationssystem der Begriff „Swiss Franc“ durch die Zahl „1000“ repräsentiert, während die ISO-4217 die Zeichenkette „CHF“ wählt. Kontexte werden auch für die Definition von Synonymen verwendet. Für jeden Begriff kann in einem Kontext ein so genannter Alias vergeben werden, z.B. „Branche“ für „Line of Business“. Bei der Suche im SDL Tool wird, wenn ein Kontext selektiert wurde (vgl. Bild 1), zusätzlich zum eigentlichen Begriffsnamen auch der Alias zur Trefferermittlung beigezogen. Die syntaktischen Einschränkungen wollen wir hier nicht in ihrer Gesamtheit aufführen, sondern nur die wichtigsten nennen: • Repräsentant eines Referenzbaums ist ein Attribut, alle Knoten inklusive der Wurzel sind Werte. • Ein Attribut ist maximal einem Referenzbaum zugehörig, Werte können in mehreren Referenzbäumen auftreten. • Der gleiche Begriff darf nur einmal in einem Referenzbaum auftreten. • Referenz- und Kundenbäume sind zyklenfrei. • Innerhalb eines Kontexts sind die Codes der Begriffe in Bezug auf die sie enthaltenden Referenzbäume eindeutig. • Ein Kundenbaum darf nur Referenzbäume enthalten, in denen sämtliche Begriffe im Kontext, mit dem der Kundenbaum assoziiert ist, codiert sind. Wir unterscheiden zwischen harten („Fehler“) und weichen („Warnung“) Einschränkungen. Letztere können vom Administrator überschrieben werden. 2.3 Semantische Aspekte Die Definition legt die dem Begriff zu Grunde liegende Semantik fest, die Beschreibung fügt informelle Erläuterungen an, wie etwa Einsatzbeispiele. Die Semantik des Begriffs ist dadurch aber noch nicht unbedingt kontextinsensitiv festlegbar. Beispielsweise ist die Interpretation der Definition eines Kontos abhängig von den verwendeten Rechnungslegungsgrundsätzen (z.B. Swiss GAAP und US GAAP). Hier helfen Kommentare, welche die kontextsensitiven Bestandteile der fachlichen Interpretation eines Begriffs enthalten, während die Definition allgemeingültig formuliert ist. Kommentartypen, denen ein Kommentar immer eindeutig zugeordnet ist, identifizieren den Interpretationskontext. Werden Werte zusammengefasst, so beschreibt diese Menge eine fachlich bedingte Gruppe, die in der Realität auftritt. Es handelt sich um Aufzählungstypen, deren Handhabung durch die Form des Referenzbaums bestimmt wird. Die natürliche Ordnung orientiert sich an der Hierarchie des Baums. Die Interpretation in analytischen Systemen, insbesondere multidimensionalen Datenbanken, folgt dieser (Dimensions-)Hierarchie. Durch die Struktur 111 des Baums wird ausgedrückt, welche Fakten wie aggregiert werden. Fakten eines Unterbegriffs werden entlang der Relation aggregiert und so mit dem Oberbegriff assoziiert. 3 Change-Management und die SDL Im Entwurf von SDL R4 spielte das Change-Management eine zentrale Rolle. Jedes Objekt in unserem Repository („SDL Tool“) erhält eine global eindeutige Identifikationsnummer (SDLID), die sich während des gesamten Lebenszyklus’ nicht ändert. Sowohl Fachapplikationen als auch Menschen greifen auf das Repository zu (vgl. Bild 1), aber die SDL-ID ist (wegen ihrer Eindeutigkeit) vor allem für die Applikationen von Bedeutung. Bild 1: Der Inhalt des SDL Repositories ist im wesentlichen über zwei Modelle zugänglich; temporale Selektion (hier unter „Validity“ angegeben) wird vor allem von Fachbereichsvertretern genutzt; Applikationen nutzen sie ebenfalls, greifen aber zuweilen auch (über die nicht dargestellten Systemschnittstellen) auf die an Schnappschüssen orientierte Selektion zurück. 3.1 Objektgültigkeit und Objektversion bei Konfigurationsverzweigung Das Versionenmodell verdient eine Erläuterung; es ist eine Mischung aus temporaler und schnappschussbasierter Handhabung. Die Gültigkeitsperiode eines Objekts wird neben der Versionsnummer zur Ermittlung der aktuell gültigen Version eines Objekts hinzugezogen, weil aufgrund von Korrekturen, Vorausarbeit etc. das Objekt mit der höchsten 112 Versionsnummer nicht automatisch das aktuell gültige ist (vgl. Abschnitt 3). Die aktuell gültige Objektversion ist: • publiziert, • hat ihren Gültigkeitsbeginn heute oder in der Vergangenheit und • wenn es mehrere davon gibt, die höchste Versionsnummer, aber • wenn ihr Gültigkeitsende in der Vergangenheit liegt, gibt es keine gültige Version. Diese scheinbar umständliche Logik erklärt sich aus den konfligierenden Bedürfnissen von Fachbereich und IT. Aus Sicht der Fachabteilungen ist Zeit das wesentliche Kriterium für Selektion von Begriffs- und Baumversionen, da sich die geschäftlichen Abläufe − für ein Finanzserviceunternehmen nicht weiter verwunderlich − vor allem nach den Zeitpunkten von Transaktionen ausrichten. Das hat allerdings den unangenehmen Seiteneffekt, dass die Selektionsergebnisse zeitlich variieren. Um das im Umgang mit Referenzdaten zu vermeiden, bevorzugt die IT die schnappschussbasierte Variante. Ein Konflikt tritt auf, wenn konsekutive Versionen von Repositoryobjekten nicht konsekutiv in der Zeit geordnet sind. Dies passiert relativ häufig beim Kontenplan (vgl. Bild 2). Konten wie „Accrued interest and rent“ oder „Real estate held for sale“ sind im Referenzbaum „Account“ enthalten. Versionen von Referenzbäumen und Begriffen können unabhängig voneinander publiziert werden. Gängige Praxis ist z.B., dass neue Konten geöffnet und alte geschlossen oder in der Semantik verändert werden (vgl. die sich ständig verändernden Rechnungslegungsgrundsätze). Dadurch wird nicht nur das Modell der gedachten Zukunft verändert (d.h. zukünftig gültige Versionen publiziert), sondern durchaus auch die Gegenwart (d.h. existierende gültige Versionen durch Publikation einer neuen überschrieben). Es kann also durchaus vorkommen, dass Version 1 und 3 heute gültig wären, Version 2 und 4 aber erst nächstes Jahr. Version V4 V3 Published On Valid To Valid From V2 V1 Indefinitely Time V1 V1 V3 Bild 2: Veranschaulichung der Definition von „gültige Objektversion“. Zu den vier dargestellten Zeitpunkten ist die jeweils am unteren Rand bezeichnete Version gültig. Zum letzten Zeitpunkt ist keine Version gültig, weil Version 4 Version 1 maskiert; sie ist nicht mehr gültig, war aber in der Vergangenheit gültig. 113 Offensichtlich werden durch diese Modellierung implizit mehrere Konfigurationszweige verwaltet, weil das Werkzeug dazu keine entsprechende Abstraktion anbietet (zu den Gründen, warum das nicht so ist siehe Abschnitt 3.1). Ein Ausweg ist, Zeit und Version in der Bewertung der Gültigkeitsfrage zusammenzulegen, weil Zeit auch bei der Selektion eine dominante Rolle spielt. Ein Konfigurationszweig umfasst die Summe aller während einer gewählten Periode gültigen Repositoryobjekte. 3.2 Konsistenzsicherung im Rahmen des Change-Management Das SDL Tool unterstützt zur Konsistenzsicherung bei Veränderungen einen bestimmten Workflow. Jede neue Version eines Objekts wird zunächst modelliert und dann zur fachlichen Prüfung eingereicht. Vor der Prüfung nimmt das Repository eine Konsistenzanalyse vor, die syntaktische Fehler und Warnungen (vgl. Abschnitt 2.2) erfasst. Nachdem diese bereinigt bzw. explizit überstimmt worden sind, prüft ein anderer Administrator („Vier-AugenPrinzip“) die Änderung semantisch, d.h. nach fachlichen Kriterien. Hier werden insbesondere Doppelspurigkeiten und Widersprüchlichkeiten abgefangen, die sich einer technischen Analyse entziehen, und es kann noch einmal geprüft werden, ob die überstimmten Repositorywarnungen tatsächlich fachlicher Notwendigkeit entsprechen (sie werden vor der Publikation erneut angezeigt). Diese doppelte Konsistenzsicherung hat einerseits den Zweck, die Definition der SDL zu entlasten (weniger Abstraktionen und Konsistenzregeln). Andererseits soll die Syntax nicht ohne weiteres so weit „abgeschwächt“ werden, dass jeder Administrator modellieren kann, was ihm bzw. ihr beliebt. Tatsächlich gibt es z.B. Unterschiede in der Behandlung ungültig gewordener Begriffe. Während die Finanzabteilung (aus Gründen der Darstellung des Geschichtsverlaufs) selbige im Referenzbaum belässt, ist es im Bereich Reinsurance üblich, eine neue Baumversion anzulegen, in welcher der ungültige Begriff nicht mehr auftaucht. Da sich beide Bereiche gewisse Attribute (d.h. Referenzbäume) teilen, ist es unabdingbar, dass die Abstimmung im Rahmen eines Geschäftsprozesses abläuft, weil Technik diese Komplexität nur zu sehr hohen Kosten abzubilden vermag. 4 Spezifikation von Fachkomponenten mit der SDL Folgende Aspekte der (Daten-)Schnittstelle einer Fachkomponente können durch einfachen Verweis auf die SDL hinreichend festgelegt werden: • Fachliche Bedeutung: durch die Definition, Beschreibung und Kommentare eines Begriffs wird die fachliche Semantik eines Werts (zum Teil kontextsensitiv) angegeben. Unsere Finanzabteilung publiziert bereits seit längerem ein Glossar auf Basis der SDL, das weltweit als fachliche Grundlage für Daten liefernde Systeme dient. • Validierungsregeln: durch den Aufbau eines Attributs bzw. eines Referenzbaums wird implizit formuliert, welche Werte eine Datenschnittstelle ablehnen kann bzw. annehmen muss. Der Operational Data Store im Geschäftsbereich Property & Casualty arbeitet bereits heute nach diesem Prinzip. Weiterhin wird über die Gültigkeitsperiode ersichtlich, welche Fakten zu welchem Zeitpunkt geladen werden können bzw. als ungültig abgelehnt werden müssen. So ist es beispielsweise nicht mehr möglich, Neugeschäft in der Währung „German Mark“ zu buchen, wohl aber Altgeschäft. 114 • Aggregationsregeln: alle Applikationen, die als „SDL-compliant“ bezeichnet werden, aggregieren Dimensionsdaten in gleichförmiger Weise, nämlich entlang der Taxonomie des Referenzbaums. • Repräsentation: mittels Kontexten entkoppelt man die fachliche Ebene (den Begriff) von der technischen (dem Code). Der Kontextcode eines Werts kann eindeutig mit selbigem assoziiert werden, wenn bekannt ist, welches Codesystem die liefernde Komponente verwendet. • Change-Management: durch Angabe der Wahl des Selektionsmechanismus’ für Objektversionen wird auch der Umgang mit Veränderungen vollständig oder teilweise festgelegt. Wiederverwendung von Datenstandards wird mit der SDL also auf verschiedenen Ebenen ermöglicht bzw. vereinfacht (vgl. [Krue1992]): • Abstraktion: die auf fachsprachlicher Ebene vorhandene Assoziation von Attributen mit Wertmengen wird mit Referenzbäumen formalisiert und damit technisch handhabbar gemacht. Über Kontexte wird die technische Repräsentation von der fachsprachlichen Seite der Begriffe entkoppelt. • Selektion: das SDL Tool ermöglicht die flexible und effiziente Suche nach vorhandenen Daten(typ)standards und ein präzises Verständnis ihrer fachlichen Bedeutung. • Integration: die Bereitstellung temporaler und schnappschussbasierter Behandlung von Objektversionen ermöglicht es Eigentümern von Komponenten, sich schnell und eindeutig auf die Modalitäten des Umgangs mit Veränderungen an der Datenschnittstelle zu einigen. • Spezialisierung: geschieht im Bereich der Werte durch Aufbau von Taxonomien. Die SDL deckt selbstverständlich nur Attributtypen ab, wenn man von den Kundenbäumen absieht; Entitätstypen hingegen stehen nicht im Fokus. Wiederverwendung ist hier Gegenstand anderer, semiformeller Massnahmen, vgl. Abschnitt 6. In der Swiss Re sind zurzeit Untersuchungen im Gange sind, um die Möglichkeit der Spezifikation weiterer Abbildungsregeln im Rahmen des Datenaustauschs zu klären. Da die Abtrennung zur Funktionalität klassischer ETL-Tools allerdings schwierig ist, haben wir noch keinen Entwurfsentscheid getroffen. Zur Veranschaulichung werden im folgenden zwei kurze Beispiele für die Spezifikation von Datenschnittstellen mit der SDL beschrieben 4.1 Beispiele Die Analyseapplikation „Group Performance Management“ hat eine Datenschnittstelle beschrieben, die eine (aus etwa 20 Entitätstypen gebildete) Kollektion von 12 Dimensionen und einer Masszahl (sowie zwei Hilfsattributen) umfasst. Diese können grundsätzlich ohne Angabe ihrer konkreten Werte genannt werden. Allerdings sind bei dieser Applikation alle Werte unterhalb „Life“ aus dem Referenzbaum „Line of Business“ ausgeschlossen, genauso wie bestimmte Werte im Bereich „Non-Life“. Diese müssen nur aufgezählt werden. Die Analyseapplikation „Technical Steering Values“ hat eine Datenschnittstelle beschrieben, die 12 Attribute, 3 Masszahlen und 2 Daten umfasst. Als Repräsentation werden die Codes der RSA-DL gewählt. Auch hier wird durch den Verweis auf definierte Datenstandards und Repräsentationsformen der Aufwand für die Spezifikation signifikant reduziert. 115 Beide Applikationen basieren auf Schnappschüssen der Referenzdaten; Daten liefernde Applikationen müssen sich entweder auf diese einstellen oder ihre Daten vorher entsprechend transformieren. 5 Erfahrungen Die hier beschriebenen Erfahrungen beziehen sich auf die Periode von Februar 2002 bis September 2003. Während dieses Zeitraums wurde in der Swiss Re bereits das bestehende Werkzeug SDL R3 betrieben und als Grundlage für den Entwurf von SDL R4 genutzt. Letzteres ist seit Juni 2003 im produktiven Einsatz und wird global genutzt. Insgesamt drei Administratoren in den Vereinigten Staaten und sechs in der Schweiz verwalten Daten für das Corporate Center und den Geschäftsbereich Property & Casualty. 5.1 Zur Homonymproblematik: Kontextsensitivität der Begriffsintension Das Auftreten von Homonymen wurde von uns in früheren Entwürfen von SDL R4 verboten [Wege2003]. Um verschiedenen Vokabularen Rechnung zu tragen, wurden sie in disjunkte Namensräume unterteilt. Dies stellte sich als nicht machbar heraus. So treten im Kontenplan äusserst häufig Namensdubletten (wie etwa „Other Assets“) auf. Die Semantik eines jeden solchen Begriffs ergibt sich erst aus seiner Position in der Hierarchie. Auf die Vergegenständlichung dieses Zusammenhangs in der Grammatik der SDL wurde aus Komplexitätsgründen verzichtet, gleichfalls kam eine Umbenennung („Other Assets 1..n“) nicht in Frage. Zudem werden Konten mit hierarchisch aufgebauten Codes versehen, wodurch für den Menschen wieder akzeptable Eindeutigkeit hergestellt wird. Diese Erfahrung wirft die Frage auf, was ausser dem Namen eines Fachbegriffs als Merkmal für die eindeutige Bestimmung der Intension angegeben werden muss und welche Mittel akzeptabel sind. Üblicherweise geht eine formale Spezifikation davon aus, dass das darin verwendete Glossar homonymfrei ist. Falls das nicht so ist, muss noch der Zusammenhang angegeben werden, um Eindeutigkeit herzustellen. Bei uns wird die Intension über mehrere Aspekte näher bestimmt, nämlich die Definition, die Beschreibung, die Lage des Begriffs im Referenzbaum sowie allfällig vorhandene Kommentare. (Man beachte, dass ein Begriff auch in mehreren Referenzbäumen auftreten kann.) Die fachsprachliche Realität stellt sich also als relativ komplex dar (vgl. Bild 3). Eine grosse Herausforderung bei der Bereitstellung von Modellierungsmitteln zur formalen Spezifikation von Komponenten ist die Identifikation der angemessen Zahl und Granularität. Eine zu nahe an der fachsprachlichen Realität orientierte Welt wird wegen ihrer Komplexität wenig oder keine Benutzerakzeptanz finden, während eine zu realitätsfremde Welt vielleicht noch verwendet werden wird, aber keine Aussagen von Interesse zu treffen vermag. Nach unserer Erfahrung sind bei der Güterabwägung vor allem folgende (bei uns beobachtbare) Effekte nutzbar: 1. Es ist zumeist klar, in welchem Fachgebiet man sich bewegt. Je kleiner die fachlichen Überschneidungen zwischen den Gebieten, desto geringer ist die Bedeutung von Homonymen. 2. Innerhalb eines Verwendungskontexts treten Homonyme seltener bei Attributen als bei Werten auf. Von 81 Attributen tritt bei uns nur ein einziges doppelt auf (1.2%), und das nur auf Grund eines Missverständnisses während der Datenmigration. Von 4089 Werten sind allerdings 357 Dubletten bzw. Tripletts zu vermelden (8.7%). 116 3. Innerhalb eines Fachgebiets ist so viel (teilweise redundante) Information vorhanden, dass Homonyme keine grossen Ambiguitäten erzeugen. Diese Effekte erlauben es uns, bei den Abstraktionen der SDL auf einen Teil der formalsprachlichen Präzision zu verzichten, ohne dass dadurch die Fähigkeit zum Verstehen der fachlichen Bedeutung signifikant leidet. Bild 3: Die kontextsensitiven Aspekte von Fachbegriffen werden in der SDL über die hier abgebildete Sicht angezeigt: Definition, Beschreibung (bei diesem Begriff nicht vorhanden), Kommentare, Verortung in der bzw. den Referenzstruktur(en) und den aus Platzgründen nicht gezeigten Kundenstruktur(en). 117 5.2 Temporale und versionenbasierte Welt Die Modellierung eines leistungsfähigen, aber verständlichen Versionskonzepts erwies sich als enorm schwierig. Die Tatsache, dass sich verschiedene Artefakte (Begriffe, Bäume, Kontexte) unabhängig voneinander ändern können und zudem noch die Gültigkeitszeiträume zur Berechnung der aktuell zu verwendenden Version hinzugezogen werden müssen, stellt grosse Anforderungen an die Fachvertreter. Wir mussten diverse Vereinfachungen vornehmen, die im Interesse der Allgemeingültigkeit des Konzepts als bedauernswert zu beurteilen sind. Wir mussten feststellen, dass die Einfachheit des Entwurfs eine wesentliche Rolle für die Kundenakzeptanz spielt, auch wenn die formale Eindeutigkeit darunter leidet. Heute wird die implizite Erstellung von Konfigurationen (A bezieht sich auf die aktuell gültige Version von B) der expliziten (A bezieht sich auf Version 17 von B) vorgezogen. Seiteneffekte sind so schlechter zu erkennen; gleichfalls leidet die Fähigkeit zur Konsistenzanalyse. Diverse Gespräche mit Applikationsvertretern zeigten uns, dass zeitlich äquidistante (z.B. quartalsweise) Publikation von Artefakten den Change-Prozess in der IT vereinfacht, aber in den Fachgebieten trotzdem nicht zu Konflikten führt. Teilweise ist es dort (z.B. im Finanzbereich) ohnehin schon aus anderen Gründen gängige Praxis. Diese idiomatische Lösung funktioniert relativ zuverlässig, ohne dass der Sachverhalt vergegenständlicht werden müsste. Es wurde von uns erwogen, den Entwurf der SDL radikal zu vereinfachen, um die Verständlichkeit zu erhöhen, aus Akzeptanzgründen aber nicht umgesetzt. Gleichfalls wurde erwogen, Verzweigungen der Versionshistorie anzubieten, um von der etwas eigenartigen Modellierung von Varianten in Kundenbäumen wegzukommen. Ebenfalls dachten wir über ein bitemporales Datenmodell nach [Snod1999]. Dies wurde aber sowohl von den Fachabteilungen (aus Komplexitätsgründen) als auch von den Geldgebern (wegen des Projektrisikos) abgelehnt. 6 Zusammenfassung und Ausblick Schon die verhältnismässig einfache SDL entwickelte zusammen mit dem Versionskonzept eine beachtliche Komplexität und wir gelangten an die Grenzen des Akzeptablen. Die Modellierung einer Fachsprache mit wenigen Ausdrucksmitteln gestaltete sich als der zu erwartende Kompromiss. Wir glauben, dass er uns gut gelungen ist. Insbesondere nutzen wir die menschliche Fähigkeit zum intelligenten Umgang mit Homonymen und erzielen so eine Entlastung der Konzeptwelt der SDL, ohne zu stark an Klarheit einzubüssen. Unsere Erfahrung zeigt auch, dass temporalen Aspekten von Fachbegriffen – vielleicht auch bedingt durch unsere Betonung der ökonomisch-analytischen Welt – grosse praktische Relevanz zukommt. Als Diskussionsbeitrag stellen wir die Frage, wie weit die “vollständige, widerspruchsfreie und eindeutige Beschreibung“ [Turo2002] von Fachkomponenten auf Basis von Fachterminologie praktisch beherrschbar ist, und inwieweit kontextinsensitive Eindeutigkeit überhaupt nötig ist. Da im Memorandum des GI AK 5.10.3 (unter anderem) auf Wiederverwendung abgezielt wird, möchten wir die Frage aufwerfen, ob allein technische Mittel zur Realisierung von Wiederverwendungspotenzial hinreichend bzw. nötig sind. Insbesondere stellen wir diese Frage, weil 1. es beinahe unmöglich ist, sich Kosten- und Zeitdruck zu entziehen und Altlasten selten zu eliminieren sind, 118 2. allerhöchste formelle Genauigkeit in einer mit vielen Ambiguitäten behafteten Fach(sprach)welt nicht der entscheidende Erfolgsfaktor (sondern manchmal sogar hinderlich) ist und 3. unsere Erfahrungen mit einer repositorybasierten Lösung die praktischen Verständlichkeits- bzw. Komplexitätsgrenzen deutlich aufzeigen. Bei Swiss Re konzentrieren wir uns daher insbesondere bei der Wiederverwendung von Entitätstypen verstärkt auf (semiformelle) Ansätze im methodischen Bereich und verwenden dazu (vgl. [Mart2003]): 1. ein architekturelles Rahmenwerk als Richtschnur zur Datenmodellierung, 2. ein enges organisatorisches Netz als Projekthilfe und -korrektiv und 3. technische Massnahmen zur Abbildung existierender Lösungen auf die SDL (vgl. Abschnitt 4). Wir stehen dabei erst am Anfang, können aber sagen, dass durch die höhere Flexibilität die Akzeptanz trotz geringerer formaler Strenge höher ist; damit, so hoffen wir, wird der Wiederverwendungsgedanke auf fruchtbaren Boden fallen. 7 Literatur [Turo2002] Turowski, K.: Vereinheitlichte Spezifikation von Fachkomponenten. http://www.fachkomponenten.de, Abruf am 2003-05-15. [Krue1992] Krueger, C. W.: In: Software Reuse. ACM Computing Surveys, 24 (1992), S. 132-183. 1992 [Mart2003] Marti, R.: Information Integration in a Global Enterprise. Some Experiences from a Financial Services Company. In: Weikum, G., Schöning, H., Rahm, E. (Hrsg.): Tagungsband der BTW 2003, http://www.btw2003.de, Abruf am 2003-05-15. [Wege2002] Wegener, H., Auth, G.: Die Swiss Re Data Language – Erfahrungen mit Terminologiemanagement im Rahmen des Data Warehousing. In: von Maur, E., Winter, R. (Hrsg.): Tagungsband der DW 2002, Heidelberg 2002. [Snod1999] Snodgrass, R.: Developing Time-Oriented Database Applications in SQL. San Francisco 1999. 119 120 Entwicklung eines Metamodells für die „Vereinheitlichte Spezifikation von Fachkomponenten“ Peter Fettke, Peter Loos Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und BWL, ISYM - Information Systems & Management, D-55099 Mainz, Germany, Tel.: +49 6131 39-22018, Fax: -22185, E-Mail: {fettke|loos}@isym.bwl.uni-mainz.de, WWW: http://www.isym.bwl.uni-mainz.de Zusammenfassung. Metamodelle sind allgemein bekannte Instrumente zur Systemgestaltung. In diesem Beitrag wird ein Metamodell für die „Vereinheitlichte Spezifikation von Fachkomponenten“ der Arbeitsgruppe 5.10.3 „Komponentenorientierte betriebliche Anwendungssysteme“ der Gesellschaft für Informatik (Memorandum) entwickelt. Das mit Hilfe des Entity-RelationshipModells formulierte Metamodell enthält weit mehr als 50 Konstrukte (Entitäts- und Beziehungstypen). Im Metamodell können verschiedene Beziehungen zwischen den Spezifikationsebenen des Memorandums aufgezeigt werden. Ebenso ist die Identifikation von Interpretationsspielräumen möglich. In künftigen Arbeiten können das vorgestellte Metamodell verfeinert sowie die unterbreiteten Gestaltungsspielräume zur Weiterentwicklung des Memorandums aufgegriffen werden. Schlüsselworte: Komponenten, Metaisierung, Komponenten-Repositorium, Lehre, Modellierung 1 Ausgangssituation und Motivation Die komponentenbasierte Softwareentwicklung verspricht die Effektivität und Effizienz der Systementwicklung zu verbessern [Same97; Szyp02; Grif98; Turo01]. Während notwendige Technologien für eine komponentenbasierte Entwicklung weitgehend verfügbar sind, bspw. Enterprise Java Beans von Sun oder .NET von Microsoft, besteht ein Entwicklungsbedarf bei der Spezifikation von Fachkomponenten. Einen Beitrag zur Überwindung dieser Problematik leistet das von der Arbeitsgruppe 5.10.3 „Komponentenorientierte betriebliche Anwendungssysteme“ der Gesellschaft für Informatik entwickelte Memorandum „Vereinheitlichte Spezifikation von Fachkomponenten“ [Acke+02] (siehe Abschnitt 2.1, das Wort „Memorandum“ bezeichnet im Folgenden diesen Spezifikationsvorschlag). Das Memorandum schlägt eine Spezifikation von Fachkomponenten auf unterschiedlichen Spezifikationsebenen vor, wobei unterschiedliche Notationen für die einzelnen Spezifikationsebenen eingeführt werden (bspw. Interface Definition Language (IDL) der Object Management Group (OMG), Object Constraint Language (OCL), Tabellenform). Auf den ersten Blick lässt die gewählte aspektorientierte Spezifikation einer Fachkomponente vermuten, dass die einzelnen Spezifikationsebenen unabhängig voneinander sind. Indes zeigt eine detailliertere Analyse, dass zwischen den einzelnen Konstrukten unterschiedlicher Spezifikationsebenen Abhängigkeiten bestehen können. Beispiele für Abhängigkeiten sind: 1. Auf der Verhaltensebene können nur diejenigen Dienste spezifiziert werden, die auf der Schnittstellenebene bereits definiert worden sind. 2. Die Dienste, die auf der Schnittstellenebene eingeführt worden sind, werden Aufgaben zugeordnet, die auf der Aufgabenebene definiert werden. 3. Gene- rell sollen auf der Terminologieebene sämtliche Begriffe definiert werden, die auf den anderen Spezifikationsebenen verwendet werden. Die genannten Beispiele zeigen, dass die vom Memorandum eingeführten Spezifikationsebenen einer Fachkomponente nicht vollständig unabhängig voneinander sind, sondern gegenseitige Abhängigkeiten untereinander aufweisen. Aus Sicht der Autoren leidet hierdurch einerseits die Verständlichkeit für die einzelnen Spezifikationsebenen einer Fachkomponente. Andererseits, kann dies dazu führen, dass die Spezifikation einer Fachkomponente Inkonsistenzen, Redundanzen bzw. Unvollständigkeiten aufweist, die bei separater Betrachtung einzelner Spezifikationsebenen nicht ersichtlich werden, sondern erst bei einer ebenenübergreifenden Analyse aufgedeckt werden können. Um Klarheit über diese Sachverhalte zu schaffen, halten die Autoren es für sinnvoll, ein einheitliches und integriertes Metamodell für die im Memorandum vorgeschlagenen Notationen zu entwickeln (vgl. die Argumentation von [SüEb97, 1f.] im Kontext der Booch-Methode). In einem Metamodell können die einzelnen Konstrukte der verwendeten Notationen und deren Zusammenhang verdeutlicht werden. Die verschiedenen Notationen sollten in einem Metamodell integriert werden, sodass vorhandene Abhängigkeiten und Beziehungen zwischen den Konstrukten der verschiedenen Notationen expliziert werden. 1. Besseres Verständnis seitens der Benutzer 2. Überprüfung der Konstrukte Metamodell der "Vereinheitlichten Spezifikation von Fachkomponenten" 4. Grundlage für Implementierung eines Werkzeuges zur Verwaltung von Spezifikationen 3. Ausgangspunkt für Vergleich alternativer Ansätze zur Spezifikation von (Fach-)Komponenten Bild 1: Nutzenpotenziale des Metamodells Aus einer allgemeinen Perspektive eröffnet ein integriertes Metamodell für die einzelnen Notationen des Memorandums verschiedene Nutzenpotenziale (vgl. Bild 1): 1. Besseres Verständnis für die verschiedenen Konstrukte der Notationen des Memorandums: Ein Metamodell kann die Kommunikation zwischen Nutzern des Memorandums unterstützen, indem sämtliche Konstrukte der Spezifikationsrahmens und ihrer Beziehungen expliziert werden. Hierdurch kann ebenso die Lehrbarkeit des Spezifikationsansatzes in Theorie und Praxis erleichtert werden. Durch Verweis auf bestimmte Konstrukte des Metamodells, kann ferner die Weiterentwicklung des Memorandums und seiner Spezifikationsaspekte systematisch unterstützt werden. 2. Überprüfung der Konstrukte der Notationen des Memorandums: Durch die Erstellung eines Metamodells können Zusammenhänge zwischen verschiedenen Konstrukten der verschiedenen Notationen aufgedeckt werden. Hierdurch wird es möglich, Konsistenz und Widerspruchsfreiheit zu überprüfen. Ebenso können Abhängigkeiten und Zusammenhänge zwischen Konstrukten verschiedener Ebenen aufgedeckt werden. 3. Ausgangspunkt für Vergleich alternativer Ansätze zur Spezifikation von (Fach-)Komponenten: Neben dem Memorandum existieren alternative Ansätze zur Spezifikation von (Fach-)Komponenten [DSWi98; BJPW99; Fisc00; Han99]. Auf der Grundlage der Metamodelle der verschiedenen Ansätze wird es möglich, Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten zwischen den Ansätzen systematisch darzustellen und zu untersuchen. 4. Grundlage für die Implementierung eines Werkzeuges zur Verwaltung von Spezifikationen: Ein Metamodell der Notationen des Memorandums kann als ein Ausgangspunkt für die Entwicklung eines Fachkonzeptes eines Werkzeuges zur Verwaltung von Komponentenspezifikationen verwendet werden. Ziel des Beitrages ist es, ein Metamodell für die im Memorandum definierten Notationen zu entwickeln. Der Beitrag ist folgendermaßen aufgebaut: Nach dieser Einleitung werden im nächsten Abschnitt das Memorandum, der Begriff des Metamodells und verwandte Forschungsarbeiten knapp rekapituliert. Abschnitt 3 stellt das entwickelte Metamodell vor. Im abschließenden vierten Abschnitt werden verschiedene Schlussfolgerungen gezogen und ein Ausblick auf weitere Fragestellungen gegeben. Zu Spezifizierende Sachverhalte Vermarktungsebene ! Betriebswirtschaftlich-organisatorische Merkmale ! Technische Randbedingungen Tabellenform Aufgabenebene ! Durch die Komponente automatisierte betriebliche Aufgaben, Zweck Rekonstruierte Fachsprache ! Begriffe der betrieblichen Anwendungsdomäne Rekonstruierte Fachsprache ! Eigenschaften, Qualitätsmerkmale ! Messgrößen und -verfahren ! Service-Level Primär formelbasierte Schreibweise ! Reihenfolgebeziehungen zwischen Diensten verschiedener Komponenten ! Reihenfolgebeziehungen zwischen Diensten einer Komponente Erweiterung der OCL um temporale Operatoren ! Bedingungen (Invarianten, Vorund Nachbedingungen) Object Constraint Language (OCL) ! Bezeichner für Fachkomponenten, Dienste, Parameter, Datentypen und Fehler ! Signaturen von Diensten ! Zuordnung zu betrieblichen Aufgaben Interface Definition Language (IDL) Terminologieebene Fachkomponente verwendete Notationen Qualitätsebene Abstimmungsebene Verhaltensebene Bedarf einer Spezifikation auf Schnittstellenebene Bild 2: Spezifikationsebenen und –aspekte sowie verwendete Notationen [Acke+02] 2 Theoretischer Hintergrund 2.1 Vereinheitlichte Spezifikation von Fachkomponenten Das Memorandum verwendet sieben Ebenen zur Spezifikation (Bild 2) [Acke+02]. Jede Ebene fokussiert einen bestimmten Aspekt der Spezifikation einer Fachkomponente und berücksichtigt die Anforderungen einer Rolle im Entwicklungsprozess. Auf den einzelnen Ebenen werden z T. unterschiedliche Notationen verwendet (OCL, OMG IDL etc.). Für eine ausführliche Diskussion der verschiedenen Spezifikationsaspekte sowie der verwendeten Notationen sei auf die zitierte Literatur verwiesen. 2.2 Metamodelle Der Begriff Metamodell wird in der Literatur nicht einheitlich verwendet. Allgemein kann ein Metamodell als ein Modell eines Modells verstanden werden. Aus Sicht des Metamodells wird das beschriebene Modell Objektmodell genannt. Bei der Metamodellbildung können zwei Metaisierungsprinzipien unterschieden werden [Stra96, S. 17-28]: - Ein sprachbasiertes Metamodell repräsentiert die bei der Konstruktion des Objektmodells verwendete Modellierungssprache. - Ein prozessbasiertes Metamodell repräsentiert die bei der Konstruktion des Objektmodells durchgeführten Modellierungsschritte. Für den hier verfolgten Zweck sind ausschließlich sprachbasierte Metamodelle von Relevanz, sodass das Wort „Metamodell“ ausschließlich in diesem Sinne im Folgenden verwendet wird. Demnach stellt ein Metamodell die in einem Modell verwendeten Konstrukte und deren Beziehungen dar. Diese Beziehungen definieren, welche Konstrukte in welchen Zusammenhängen erlaubt sind. Ein sprachbasiertes Metamodell ist vergleichbar mit der Grammatikdefinition einer Programmiersprache. 2.3 Verwandte Forschungsarbeiten Allgemein werden Metamodelle in unterschiedlichen Forschungsbereichen verwendet. Anwendungsbeispiele finden sich bei der Evaluierung von objektorientierten Analysemethoden [Stra96], der Modell Driven Architecture [KlWB03], der Auswahl von Workflowmanagementsystemen [Mühl99] oder der Darstellung und dem Vergleich von Ontologien [DGR02]. Ein spezielles Metamodell für das Memorandum ist den Autoren nicht bekannt, obgleich für einzelne Sichten bereits syntaktische Regelwerke existieren, die als Metamodelle verstanden werden können (Bild 3). Indes sind vorhandene Arbeiten bisher nicht in einem Gesamtmodell integriert dargestellt. In der Arbeit von [Turo01] wird auf allgemeiner Ebene der Zusammenhang zwischen den Begriffen Fachkomponente, Dienst, Schnittstelle, betriebliche Aufgabe, betriebliches Anwendungssystem, Implementierung und Eigenschaft mit Hilfe eines UMLKlassendiagramms geklärt. Dieses Modell kann als ein grobes Metamodell verstanden werden, das als Ausgangspunkt für ein detailliertes Metamodell dienen kann. Spezifikationsebene Quellen Vermarktungsebene [FeLo01] Aufgabenebene [Ortn97] Terminologieebene [Ortn97] Qualitätsebene Abstimmungsebene [CoTu00] Verhaltensebene [OMG01b] Schnittstellenebene [OMG01a] alle Ebenen [Acke+02] Bild 3: Ausgangspunkte für die Erstellung eines integrierten Metamodells 3 Entwicklung des Metamodells In diesem Abschnitt wird das Metamodell für das Memorandum entwickelt (Bild 4). Als Modellierungssprache zur Repräsentation des Metamodells wird das Entity-Relationship-Model (ERM) verwendet. Die Auswahl kann dahingehend begründet werden, dass diese Modellierungssprache relativ weit verbreitet und verständlich ist. Es werden im Folgenden die einzelnen Spezifikationsebenen betrachtet, wobei mit der Schnittstellenebene begonnen wird. Die Schnittstellenebene besteht aus zwei „Interface“-Spezifikationen: Die eine Spezifikation beschreibt die Dienste, die von der Komponente angeboten werden, die andere Spezifikation (interface extern) die Dienste, die von der Komponente nachgefragt werden. Eine „Interface“Spezifikation wiederum enthält einfache sowie strukturierte Datentypen, Ausnahmezustände sowie verschiedene Dienste. Die Dienste der Schnittstellenebene können einzelnen Aufgaben der Aufgabenebene zugeordnet werden bzw. Datentypen sind mit Begriffen auf der Terminologieebene zu assoziieren. Auf der Verhaltensebene werden Bedingungen definiert, die das Verhalten einzelner Dienste festlegen. Auf der Ebene können eine Reihe von Bedingungen spezifiziert werden, wobei jede einzelne Bedingung eindeutig einer Komponente zuzuordnen ist. Der Kontext einer Bedingung kann durch die Angabe eines Dienstes präzisiert werden, auf den sich die Bedingung bezieht. Zur Formulierung der Bedingungen können die auf der Schnittstellenebene verwendeten Datentypen verwendet werden. Die angeführten Beziehungen zu Diensten und Datentypen der Schnittstellenebene dürfen sich nur auf die eigene und nicht auf die externe Schnittstelle beziehen. Diese Bedingung ist nicht explizit im Metamodell formuliert. Die Abstimmungsebene besteht aus einer Reihe von Bedingungen, die sich zwingend auf einen Dienst der Schnittstellenebene beziehen. Neben der Kontextdefinition einer Bedingung, kann eine Bedingung weiterhin Notwendigkeiten zur Abstimmung zu anderen Diensten der Komponente definieren (Intra-Abstimmungsbedingung). Andererseits können Abstimmungen zu Diensten anderer Komponenten beschrieben werden (Inter-Abstimmungsbedingung). Während die Beziehungen „Kontext“ und „Intra-Abstimmung“ zwingend auf Dienste der eigenen Schnittstelle verweisen, bezieht sich die Beziehung „Inter-Abstimmung“ zwingend auf Dienste der externen Schnittstelle (diese Bedingung ist nicht im Metamodell formuliert). 1,1 extern 1,1 0,1 0,n 0,n 1,1 Ausnahmezustand 0,n Verhaltensbedingung 1, 1 0,n Verhaltensebene 1,1 0,n Verwendung 0,1 0,1 0,1 1,1 1,1 0,n Kontext Abstimmungsbedingung 1, 1 0,n Abstimmungsebene 1,1 1,1 0,n 0,n strukturierte Typen einfache Typen Dienst 0,n Kontext Intraabstimmung Interabstimmung Qualitätseigenschaft 1, 1 0,n Qualitätsebene 1,1 1,1 0,n 0,n Verwendung 0,n 1,1 0,n Aufgabe 1,1 0,n Aufgabenebene Bild 4: Metamodell für die Notationen des Memorandums Datentyp 1,1 0,n InterfaceSpezifikation 1,1 eigene 1,1 Schnittstellenebene 1,1 1,1 Spezifikation 1,1 einer 1,1 Fachkomponente 1,1 1,1 0,n 0,n 0,n Beziehung 0,n 0,1 Begriff 1,1 0,n Terminologieebene 1,1 0,n 0,n 0,n Beziehung 0,n 1,1 1,1 0,1 0,n 0,n 0,n 0,n 1,1 0,n 0,n 1,1 1,1 0,1 0,1 0,1 0,n 0,n 1,n 0,n 0,n 0,1 1,1 Vermarktungsebene 1,1 Freitext Konditionen Kontakt Hersteller Anforderung Technologie Artefakt Domäne Wirtschaftszweig Kennung Name Die zur Zeit im Memorandum beschriebene Verfahrensweise zur Spezifikation der Qualitätsebene enthält nur wenige Hinweise auf erlaubte Spezifikationskonstrukte. Wird einer relativ allgemeinen Auffassung gefolgt, kann die Qualitätsebene als eine Menge von Qualitätseigenschaften verstanden werden. Einzelne Qualitätseigenschaften können hierbei speziellen Diensten einer Komponente zugeordnet werden, die sowohl durch die eigene als auch die externe Schnittstelle definiert werden. Auf diese Weise ist es auch möglich zu spezifizieren, dass die Dienste, die von einer Komponente nachgefragt werden, bestimmten Qualitätseigenschaften zu genügen haben. Die Metamodellteilbereiche für die Aufgaben- und Terminologieebene sind analog aufgebaut. Es wird jeweils auf eine explizite Darstellung von Satzbauplänen etc. verzichtet, um das entwickelte Metamodell überschaubar zu halten. Während auf der Aufgabenebene eine Reihe von Aufgaben zuzüglich Beziehungen zwischen den Aufgaben definiert werden, sind auf der Terminologieebene Begriffe und Begriffsbeziehungen zu beschreiben. Mögliche Beziehungen zwischen Aufgaben sind bspw. „ist alternative Aufgabe“ oder „ist vorgelagert“. Beziehungen zwischen Begriffen können bspw. sein „ist synonym“, „ist teil-synonym“ und „ist Beispiel für“. Die einzelnen Spezifikationsattribute der Vermarktungsebene können intuitiv sowohl als ERM-Attribute einer Komponente (bspw. Name, Kennung) als auch als eigenständige Entitätstypen (bspw. Hersteller, Ansprechpartner) verstanden werden. Um eine einheitliche Übersetzung des Memorandums in das Metamodell vorzunehmen und eine – aus Sicht der Autoren – wenig zielführende Diskussion zu vermeiden, ob bestimmte Informationen als „Entitäten“ oder als „Attribute“ von Entitäten zu verstehen sind, wurden sämtliche Spezifikationsattribute dieser Ebene als Entitätstypen im Metamodell repräsentiert. Durch die Festlegung unterschiedlicher Kardinalitäten wird ausgedrückt, ob es sich um optionale oder verpflichtende Angaben handelt bzw. ob einzelne Informationen für verschiedene Komponenten mehrfach verwendet werden können. 4 Schlussfolgerungen und Ausblick In diesem Beitrag wurde ein relativ grobes Metamodell des Memorandums vorgestellt, das trotzdem mehr als 50 Konstrukte (Entitäts- und Beziehungstypen) enthält. Aus dem Metamodell wird ersichtlich, dass einzelne Konstrukte einer Komponentenspezifikation eine zentrale Bedeutung besitzen. Beispielsweise werden Dienste der Schnittstellenebene auf der Verhaltens-, Abstimmungs-, Aufgaben- und evtl. der Qualitätsebene – zum Teil sogar mehrfach – referenziert. Anderen Konstrukten kommt dagegen nur eine geringere Bedeutung zu. Im Memorandum wird bspw. ausgeführt, dass auf der Terminologieebene die Bedeutung von Begriffen zu klären ist, die auf sämtlichen Ebenen verwendet werden. Allerdings ist aus dem Metamodell ersichtlich, dass nur explizite Beziehungen zwischen Datentypen und Begriffen bestehen. Folglich gibt das Memorandum nur wenige Gestaltungsrestriktionen bzw. -hinweise, welche Begriffe auf der Terminologieebene zwingend zu erläutern sind. Im Rahmen der Untersuchung sind verschiedene Grenzen deutlich geworden, die im Folgenden angesprochen werden: - Subjektivität der Metamodellbildung: Das Bilden von Metamodellkonstrukten ist nicht immer eindeutig. Bestimmte Sachverhalte können aus unterschiedlichen Perspektiven unterschiedlich dargestellt werden. Beispielsweise ist aus dem Memorandum nicht ersichtlich, ob zu einer Aufgabe auf der Aufgabenebene zwingend ein Dienst auf der Spezifikationsebene angegeben werden muss oder ob dieser optional ist. Dieser Sachverhalte sollte in einer künftigen Memorandumsversion geklärt werden. - Detaillierung der Abbildung: Es ist nicht immer offensichtlich, wie detailliert das Metamodell zu erstellen ist. Beispielweise wurde im vorgestellten Metamodell ein Dienst auf der Schnittstellenebene durch jeweils ein Entitätstyp repräsentiert. Ebenso wäre es denkbar, das Metamodell weiter zu detaillieren, indem darüber hinaus die Signaturen eines Dienstes im Metamodell repräsentiert werden. - Verwendete Metamodellierungssprachen: Als Metamodellierungssprache wird das ERM verwendet. Es stellt sich die Frage, ob die Verwendung anderer Metamodellierungssprachen zu Vorteilen führt, da diese evtl. eine höhere Ausdrucksmächtigkeit besitzen. Beispielsweise konnten in der verwendeten Modellierungssprache einzelne Randbedingungen nicht im Metamodell, sondern nur natürlichsprachlich formuliert. - Im vorgestellten Metamodell wurde ausschließlich die primäre Notation berücksichtigt, ohne auf Eigenarten der sekundären Notation einzugehen. Es ist zu überlegen, inwieweit die sekundäre Notation Erweiterungen und Ergänzungen am vorgestellten Metamodell notwendig werden lässt. Beispielsweise wäre es denkbar, für sämtliche Wörter einer natürlichsprachlichen Spezifikation – wie sie bspw. für die Abstimmungsebene vorgeschlagen wird – zu fordern, dass sie ebenso auf der Terminologieebene definiert werden. Andererseits kann der Standpunkt vertreten werden, dass bei Verwendung der sekundären Notation generell nicht auf eine hohe Konsistenz zwischen den Abstimmungsebenen zu achten ist und daher sekundäre Notationen prinzipiell nicht im Metamodell zu berücksichtigen sind. Die Autoren schlagen einerseits vor, die bei der Untersuchung aufgedeckten Probleme bei der Überarbeitung und Weiterentwicklung des Memorandums zu berücksichtigen. Anderseits kann das hier eingeführte Metamodell weiter gepflegt und Bestandteil einer künftigen Memorandumsversion werden, sodass die einleitend angeführten Nutzenpotenziale weitgehend realisiert werden können. 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Danach wird diskutiert, welche Auswirkungen sich daraus auf das Memorandum „Vereinheitlichte Spezifikation von Fachkomponenten“ ergeben und wie das Memorandum entsprechend weiterentwickelt werden könnte. Schlüsselworte: Fachkomponente; (Software-)Komponente; Formale Spezifikation; UML 2.0 Die präzise und geeignete Spezifikation von Fachkomponenten ist eine wesentliche Voraussetzung, damit sich der Bau von Anwendungssystemen aus am Markt gehandelten Softwarekomponenten etablieren kann. Wichtig ist dabei vor allem die Standardisierung der Komponentenspezifikationen, damit diese von allen beteiligten Parteien richtig verstanden werden. Die Arbeitsgruppe 5.10.3. der Gesellschaft für Informatik hat einen Vorschlag erstellt, wie Aufbau und Inhalt einer Spezifikation aussehen sollten. Für weitere Details siehe das Memorandum „Vereinheitlichte Spezifikation von Fachkomponenten“ [Turo2002]. Das Memorandum verwendet auf der Verhaltens- und der Abstimmungsebene Elemente der Unified Modeling Language (UML), insbesondere die Object Constraint Language (OCL). Grundlage für das Memorandum war die damals verfügbare Version UML 1.4 [OMG2001]. Mittlerweile wurde die Version UML 2.0 [OMG2003] entwickelt, die kurz vor der Verabschiedung steht. UML 2.0 bietet deutlich bessere Möglichkeiten zur Modellierung und Spezifikation von Komponenten. Diese werden in diesem Beitrag vorgestellt und es wird diskutiert, welche Möglichkeiten sich daraus für das Memorandum ergeben. Im Kapitel 1 werden die Komponentenbegriffe in der UML und im Memorandum vorgestellt und miteinander verglichen. Im Kapitel 2 werden die für Komponenten relevanten Konzepte von UML 2.0 vorgestellt. Im Kapitel 3 wird diskutiert, wie die UML 2.0 in einer weiterentwickelten Fassung des Memorandums berücksichtigt werden könnte. Abschließend stellt das Kapitel 4 noch zwei Neuerungen in der OCL vor und zeigt, wie diese die Spezifikation von Fachkomponenten vereinfachen. 1 Komponentenbegriffe in der UML und im Memorandum In diesem Abschnitt wollen wir zunächst die Komponentenbegriffe in der UML und im Memorandum vorstellen und diskutieren. In der UML 2.0 wird eine Komponente folgendermaßen definiert [OMG2003, S. G-574]: A component is a “modular part of a system that encapsulates its contents and whose 131 manifestation is replaceable within its environment. A component defines its behavior in terms of provided and required interfaces. …” Im Vergleich dazu betrachten wir die Definition aus dem Memorandum [Turo2002, S. 1]: „Eine Komponente besteht aus verschiedenartigen (Software-) Artefakten. Sie ist wiederverwendbar, abgeschlossen und vermarktbar, stellt Dienste über wohldefinierte Schnittstellen zur Verfügung, verbirgt ihre Realisierung und kann in Kombination mit anderen Komponenten eingesetzt werden, die zur Zeit der Entwicklung nicht unbedingt vorhersehbar ist.“ Wir stellen dabei fest, dass beide Definitionen in wesentlichen Punkten übereinstimmen: Abgeschlossenheit (in UML bezeichnet als „modular part“), Kapselung (im Memorandum bezeichnet als „verbirgt ihre Realisierung“), Verwendung wohldefinierter Schnittstellen. Die Unterschiede in den Definitionen ergeben sich (nach Meinung des Autors) vor allem aus der unterschiedlichen Sichtweise: UML betrachtet Komponenten als Teile von Systemen und definiert daher Komponenten in Bezug auf Systeme (Teil eines Systems, austauschbar). Das Memorandum fokussiert mehr auf die Komponenten an sich (wiederverwendbar, kombinierbar) und bringt zusätzlich betriebswirtschaftliche Aspekte (vermarktbar) ein. Da beide Definitionen auf technischer Ebene weitgehend übereinstimmen, können nach Meinung des Autors UML-Komponenten zur Modellierung und Spezifikation von Komponenten gemäß des Memorandums eingesetzt werden. Bei der Modellierung von Komponenten ist es sinnvoll, semantisch zwischen drei verschiedenen Arten von Modellen zu unterscheiden: (software-unabhängige) konzeptionelle Modelle, Spezifikationsmodelle und Implementierungsmodelle (vergleiche [Fowl1999]). Diese Modellarten fokussieren auf unterschiedlichen Aspekten bei der Beschreibung einer Komponente und ihres Umfelds. Die UML unterscheidet zwischen logischen Komponenten (z.B. Businesskomponenten, Prozesskomponenten) und physischen Komponenten (z.B. EJB-Komponente, CORBAKomponente, COM+-Komponente, .NET-Komponente). Leider wird diese Unterscheidung nicht näher erläutert. Aber anhand der angegebenen Beispiele kann man davon ausgehen, dass in konzeptionellen Modellen und in Spezifikationsmodellen logische Komponenten verwendet werden, während physische Komponenten in Implementierungsmodellen zu finden sind. Im Memorandum erfolgt explizit keine weitere Unterscheidung von Komponenten wie in UML. Bei der Spezifikation von Fachkomponenten steht allerdings die Außensicht der Komponente und nicht ihre Implementierung im Vordergrund. Beim Einsatz von Modellen im Memorandum sollte es sich daher um Spezifikationsmodelle handeln und es sollten logische Komponenten verwendet werden. 2 Komponenten in der UML 2.0 Schon die UML 1.4 enthielt das Modellierungskonstrukt Komponente. Dieses war jedoch nur 132 für die Modellierung von physischen Komponenten vorgesehen. Für die Modellierung von logischen Komponenten enthielt die UML 1.4 keine explizite Unterstützung, weshalb verschiedene Autoren unterschiedliche Modellierungskonstrukte zur Beschreibung logischer Komponenten heranzogen. So wurden z.B. Subsysteme [Andr2003, S. 27] oder Klassen mit dem Stereotyp «comp spec» [ChDa2001] verwendet. Die bedeutendste Änderung in der UML 2.0 besteht darin, dass auch logische Komponenten mit dem Konstrukt Komponente modelliert werden können. Dadurch ergeben sich deutlich bessere Möglichkeiten zur verständlichen und konsistenten Spezifikation von Komponenten. Die wichtigsten Konstrukte und deren Verwendung werden nachfolgend dargestellt: Eine Komponente wird als ein Rechteck mit dem Schlüsselwort «component» dargestellt. Eine Komponente ist im UML Metamodell ein Subtyp von Klasse. Eine Komponente kann daher Attribute und Methoden haben. Außerdem kann eine Komponente optional eine interne Struktur haben und eine Menge von Ports zur Verfügung stellen. «component» Auftragsabwicklung IKundenauftrag IBestand Bild 1: Komponente mit Schnittstellen Die externe Sicht einer Komponente (Black-Box-Sicht) besteht aus der Komponente und ihren Schnittstellen. Im Bild 1 sieht man die Darstellung einer Komponente Auftragsabwicklung mit den Schnittstellen IKundenauftrag und IBestand. Eine Komponente kann mehrere Schnittstellen haben. Dabei wird zwischen bereitgestellten und benötigten Schnittstellen unterschieden. Im Bild 1 werden exemplarisch eine bereitgestellte (IKundenauftrag) und eine benötigte Schnittstelle (IBestand) dargestellt. «interface» IKundenauftrag Anlegen() Annehmen() Stornieren() RechnungDrucken() «component» Auftragsabwicklung «interface» IBestand Buche() Reserviere() BerechneBestandZum() Bild 2: Detaillierte Darstellung der Komponenten-Schnittstellen Sollen die Schnittstellen detaillierter dargestellt werden, kann man dafür das Konstrukt Schnittstelle («interface») verwenden. Die Schnittstelle kann inklusive ihrer Operationen 133 (mit Parametern) und eventuell vorhandener Attribute modelliert werden. So sieht man im Bild 2, dass die Schnittstelle IKundenauftrag die Operationen Anlegen, Annehmen, Stornieren und RechnungDrucken zur Verfügung stellt (auf die Angabe der Parameter wurde an dieser Stelle verzichtet). Optional kann eine Komponente mit Ports versehen werden. Ein Port ist eine Schnittstelle mit eigenem Bezeichner. Mit Ports kann man z.B. verschiedene Zugangspunkte zu einer Komponente unterscheiden, die technisch dieselbe Schnittstelle verwenden. Optional kann ein Zustandsdiagramm mit einer Schnittstelle (oder einem Port) verbunden werden, welches dynamische Bedingungen (Aufrufreihenfolge von Operationen) expliziert. Von der internen Sicht einer Komponente (White-Box-Sicht) wird gesprochen, wenn die interne Struktur und die Realisierung einer Komponente dargestellt werden. 3 Erweiterungsvorschläge für das Memorandum Um die Spezifikation von Fachkomponenten anhand des Memorandums einem möglichst breiten Personenkreis zugänglich zu machen, werden im Memorandum bewusst allgemein bekannte Notationstechniken vorgeschlagen. Deshalb werden im Memorandum auf der Verhaltens- und der Abstimmungsebene Elemente der UML verwendet. Die Spezifikation und Modellierung von Komponenten ist derzeit ein wichtiges Forschungsthema und wird daher von vielen Autoren untersucht. Entsprechend gab es in den letzten 2-3 Jahren einiges an neuen Entwicklungen und Erkenntnissen. Eines der Standardwerke zur Modellierung von Komponenten mit UML ist [ChDa2001]. Viele Ansätze daraus sind in die Version UML 2.0 eingeflossen. Das Memorandum sollte die UML-Version 2.0 berücksichtigen und Gebrauch von ihren Erweiterungen machen. Der Hauptgrund für diesen Vorschlag liegt darin, dass das Memorandum nur so weiterhin seinem Anspruch gerecht werden kann, weit verbreitete und bekannte Notationstechniken zu verwenden. Daneben ergeben sich auch einige Verbesserungen und Vereinfachungen bei der Spezifikation von Fachkomponenten. Auf dieser Zielsetzung aufbauend unterbreiten wir die folgenden Vorschläge zur Weiterentwicklung des Memorandum. Alle beziehen sich jeweils auf die primäre Notationstechnik. 1. Allgemein: Eine Komponenten-Spezifikation sollte ein Diagramm enthalten, welches die externe Sicht der Komponente darstellt. Dieses zeigt neben der Komponente auch die bereitgestellten und benötigten Schnittstellen. Vergleiche dazu Bild 1. Dieses Diagramm gilt für die gesamte Spezifikation und wird keiner Ebene zugeordnet. Dienste, welche die Komponente von anderen Komponenten benötigt, werden als benötigte Schnittstellen modelliert. Die Bezeichnung und die Spezifikation solcher benötigter Schnittstellen erfolgt aus Sicht der Komponente selbst. (Man beachte, dass verschiedene andere Komponenten die benötigten Dienste zur Verfügung stellen können. Außerdem wird zum Zeitpunkt der Spezifikation im allgemeinen nicht bekannt 134 sein, welche konkrete Komponente dies überhaupt sein wird. Damit ist es nicht sinnvoll, bei den benötigten Diensten auf konkrete Schnittstellen konkreter Komponenten zu verweisen.) Anhand des Diagramms kann man erkennen, welche Interfaces eine Komponente zur Verfügung stellt und welche von ihr benötigt werden. Daher kann auf die Namenskonvention Extern verzichtet werden, die im Memorandum bisher als Workaround verwendet wurde. Eine Komponente kann in UML mehrere Interfaces haben. Daher sollte sich nicht, wie im Memorandum als Beispiel zur Schnittstellenebene angegeben, der Name der Fachkomponente aus dem Namen eines Interfaces ergeben. 2. Schnittstellenebene: Hier sollte ebenfalls die UML zum Einsatz kommen. In einem speziellen Diagramm (vergleiche Bild 2 für eine verkürzte Darstellung) werden die Schnittstellen der Komponente detailliert beschrieben. Das Diagramm enthält für alle Schnittstellen die zugehörigen Dienste (Operationen) mit ihren Parametern und Ausnahmen. Bisher gab es durch die Verwendung der OMG IDL auf der Schnittstellenebene und der UML OCL auf der Verhaltensebene einen Methodenbruch [Acke2001], der u.a. dazu führte, dass die Spezifikationsobjekte der verschiedenen Ebenen nicht eindeutig einander zugeordnet werden konnten. Dieses Problem wurde bisher durch Namenskonventionen umgangen. Durch die Verwendung der UML auf der Schnittstellenebene würde dieses Problem behoben. Außerdem könnte auf eine Notationstechnik verzichtet werden. Falls weiterhin eine Schnittstellenbeschreibung mit der OMG IDL benötigt wird, sollte untersucht werden, ob diese aus der UML-Schnittstellenbeschreibung abgeleitet werden kann. Dann könnte man, wenn benötigt, die Beschreibung in OMG IDL automatisch generieren. Durch diesen Vorschlag würde auf der Schnittstellen-, der Verhaltens- und der Abstimmungsebene einheitlich die UML (zusammen mit der OCL) verwendet. Dies passt auch sehr gut zum Vorschlag von Overhage, einen thematischen Bereich Technik mit diesen drei Ebenen zu bilden. [Over2002] 3. Verhaltensebene Manche Komponenten verwalten Geschäftsdaten, die im Zusammenhang mit der Funktionalität und den Diensten der Komponente stehen. So könnte z.B. eine Komponente Auftragsabwicklung alle bisher erfassten Kundenaufträge speichern und verwalten. Die Gesamtheit der verwalteten Daten zu einem Zeitpunkt wird oft auch als interner State der Komponente bezeichnet. Siehe dazu z.B. [ChDa2001, S. 123ff.]. Verwaltet die Komponente Geschäftsdaten, so muss auf der Verhaltensebene die Abhängigkeit der Dienste vom internen State (und umgekehrt) spezifiziert werden. So kann ein Dienst IKundenauftrag.Stornieren nur Aufträge stornieren, die der Komponente bekannt sind. Oder ein Dienst IKundenauftrag.Anlegen wird, wenn erfolgreich ausgeführt, einen neuen Auftrag in der Komponente anlegen. In der Fallstudie [Acke2001] wurde vorgeschlagen, ein UML-Klassendiagramm zur konzeptionellen Beschreibung des internen States zu verwenden. Dies wurde im Memorandum aufgegriffen, in dem es optional ein UML-Klassendiagramm als 135 konzeptionelles Schema vorsieht, welches u.a. zur Abbildung des internen States der Komponente verwendet werden kann. Mit der UML 2.0 kann das konzeptionelle Schema passender als interne Sicht der Komponente modelliert werden. Die zur Beschreibung des States notwendigen Entitäten werden als Klassen mit dem Standard-Stereotyp «type» dargestellt. Dieses Modell dient als eine Art Interface Information Model (vergleiche z.B. [ChDa2001]) und dient als Grundlage, um Zusicherungen mit der OCL zu formulieren. Im Bild 3 ist ein konzeptionelles Schema für die Komponente Auftragsabwicklung abgebildet. Dieses enthält die Entitäten Kundenauftrag und Kunde, deren Eigenschaften (Attribute und Assoziationen) in OCL-Ausdrücken verwendet werden können. «component specification» Auftragsabwicklung «type» Kundenauftrag * 1 Auftragsnummer Rechnungsbetrag Rabatt Ausgeliefert «type» Kunde Kundennummer Name Adresse Bild 3: Komponente mit spezifikationsrelevanten internen Typen 4. Abstimmungsebene Die UML schlägt vor, Zustandsmaschinen als Standard zu verwenden, um Sachverhalte auf der Abstimmungsebene zu beschreiben. Demgegenüber stehen die vom Memorandum vorgeschlagenen temporalen Operatoren. Es wird vorgeschlagen, beide Varianten als Alternativen in das Memorandum aufzunehmen, da beide ihre spezifischen Vorteile haben. Dadurch wird die Konformität zur UML gewahrt, ohne die Ausdrucksmächtigkeit zu verringern. Durch die unterbreiteten Vorschläge ergeben sich die folgenden Vorteile: Schnittstellen-, Verhaltens- und Abstimmungsebene verwenden mit der UML eine einheitliche Notationstechnik. Die Spezifikation auf diesen Ebenen Ausdrucksmöglichkeiten von UML 2.0. profitiert von den erweiterten Die Spezifikation bleibt konform zum Modellierungsstandard UML. Auf einige der bisher notwendigen Workarounds (gedachte Komponente Extern, Namenskonventionen zur Verbindung von Schnittstellen und Verhaltensebene) kann verzichtet werden. Mit diesen Vorschlägen wird also dafür plädiert, die UML konsequent auf den Ebenen einzusetzen, wo sie die Spezifikation verbessern kann und wo sie international als 136 Modellierungsstandard anerkannt ist. Das sind derzeit die Schnittstellen-, Verhaltens- und (mit Einschränkungen) die Abstimmungsebene. Das Memorandum leistet über diese Ebenen hinaus einen wichtigen Beitrag, in dem es alle spezifikationsrelevanten Objekte identifiziert und den Spezifikationsebenen zuordnet. Das Memorandum betrachtet dabei auch Objekte (z.B. Terminologie und betriebliche Aufgaben), die von der UML nicht abgedeckt werden. 4 Verbesserungen bei der OCL 2.0 In den Fallstudien [Acke2001] und [Acke2003] sind in einigen Details Probleme bei der Verwendung der Object Constraint Language (OCL) aufgetreten. Die Version UML 2.0 enthält einige Erweiterungen, die für die Spezifikation von Fachkomponenten relevant sind und zwei der identifizierten Probleme beheben. Es soll spezifiziert werden, dass während der Abarbeitung eines Dienstes ein anderer Dienst aufgerufen wird, bei dem es sich um eine Nicht-Query-Methode handelt. Dies war bisher mit OCL nicht möglich. Im Memorandum wurden solche Bedingungen auf der Abstimmungsebene formuliert und für die Abstimmungsebene wurde (genau wegen dieses Problems) postuliert, dass (im Gegensatz zum OCL-Standard) auch Nicht-Query-Methoden in OCL-Ausdrücken verwendet werden können. Vergleiche dazu [Acke2001, S. 55]. Die OCL 2.0 bietet nun einen Operator hasSent (‘^’), mit welchem genau dieser Sachverhalt ausgedrückt werden kann. Außerdem ist es mit OCL 2.0 möglich, auf die Exportparameter eines Dienstes auch im Kontext eines anderen Dienstes zuzugreifen. Dazu wurde der übliche Zugriff auf Eigenschaften (durch Verwendung von ‘.’) auch auf die Exportparameter einer Methode erweitert. Da ein solcher Zugriff in den Fallstudien notwendig war, wurde diese Möglichkeit dort einfach vorweggenommen (allerdings durch Verwendung von ‘::’). Vergleiche dazu [Acke2001, S. 39]. Die neuen Möglichkeiten mit der OCL sollen nun an einem Beispiel demonstriert werden. Betrachten wir eine Beispielkomponente Auftragsverwaltung. Diese hat zwei Interfaces: das bereitgestellte Interface IKundenauftrag (u.a. mit der Methode Annehmen) und das benötigte Interface IBestand (u.a. mit der Methode Buche). Vergleiche dazu auch Bild 2. Der Dienst Annehmen soll folgende Aufgaben ausführen: Überprüfen, ob die Auftragsdaten konsistent sind und ob der Auftrag ausgeführt werden kann, Ermitteln, ob die erforderlichen Materialien verfügbar sind (bei einer anderen Komponente über die Methode IBestand.BerechneBestandZum), Buchen der erforderlichen Materialien (bei einer anderen Komponente über die Methode IBestand.Buche), Zurückmelden, ob der Auftrag angenommen werden kann. Der Kundenauftrag kann nicht angenommen werden, wenn die erforderlichen Materialien nicht verfügbar sind. Dies wird in der Nachbedingung in Bild 4 ausgedrückt. Der verfügbare Bestand wird über die Methode IBestand.BerechneBestandZum() ermittelt und von dieser Methode im Exportparameter Bestand zurückgegeben. In der dritten Zeile von Bild 4 sieht man, wie mit Hilfe des OCL-Ausdrucks BerechneBestandZum().Bestand auf den Exportparameter Bestand zugegriffen werden kann, um die Werte danach mit dem benötigten 137 Bestand vergleichen zu können. Auftragsabwicklung::IKundenauftrag::Annehmen(in at: Auftrag): boolean post: let benötigterBestand = ... in let verfügbarerBestand = IBestand.BerechneBestandZum(...).Bestand in if benötigtesMaterial > verfügbaresMaterial then result = false endif Bild 4: OCL-Bedingung mit Zugriff auf einen Exportparameter Ist das benötigte Material vorhanden, wird von der Methode Annehmen die Methode Buche von IBestand gerufen. Dieser Sachverhalt wird in der Nachbedingung im Bild 5 mit Hilfe des OCL-Ausdrucks IBestand^Buche(...) ausgedrückt. Auftragsabwicklung::IKundenauftrag::Annehmen(in at: Auftrag): boolean post: if benötigtesMaterial <= verfügbaresMaterial then IBestand^Buche(...) endif Bild 5: OCL-Bedingung mit dem Operator hasSent (‘^’) Literatur [Acke2001] Ackermann, J.: Fallstudie zur Spezifikation von Fachkomponenten. In: K. Turowski (Hrsg.): 2. Workshop Modellierung und Spezifikation von Fachkomponenten., Bamberg 2001, S. 1 – 66. [Acke2003] Ackermann, J.: Zur Spezifikation der Parameter von Fachkomponenten. In: K. Turowski (Hrsg.): 5. Workshop Komponentenorientierte betriebliche Anwendungssysteme (WKBA 5). Augsburg 2003, S. 47 – 154. [Andr2003] Andresen, A.: Komponentenbasierte Softwareentwicklung mit MDA, UML und XML. Hanser Verlag, München 2003. [ChDa2001] Cheesman, J.; Daniels, J.: UML Components. Addison-Wesley, Boston 2001. [Fowl2000] Fowler, M.: UML Distilled – A Brief Guide to the Standard Object Modeling Language. AddisonWesley, 2000. [OMG2001] OMG (Hrsg.): OMG Unified Modeling Language Specification, Version 1.4, September 2001. Needham 2001. [OMG2003] OMG (Hrsg.): Unified Modeling Language: Superstructure, Version 2.0, Stand 10.04.2003. URL: http://www.omg.org/uml, Abruf am 2003-06-10. [Over2002] Overhage, S.: Die Spezifikation – kritischer Erfolgsfaktor der Komponentenorientierung. In: K. Turowski (Hrsg.): 4. Workshop Komponentenorientierte betriebliche Anwendungssysteme (WKBA 4). Augsburg 2002, S. 1 – 17. [Turo2002] Turowski, K. (Hrsg.).: Vereinheitlichte Spezifikation von Fachkomponenten. Memorandum des Arbeitskreises 5.10.3 der Gesellschaft für Informatik. Augsburg 2002. 138 Erfahrungen im Umgang mit der Spezifikation von Web Services Andreas Schmietendorf*#, Reiner Dumke*, Daniel Reitz*# * Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Fakultät Informatik, IVS, Universitätsplatz 2, D39016 Magdeburg, Email: reitz|schmiete|[email protected] # T-Systems Nova, Entwicklungszentrum Berlin, E21/STE, Wittestr. 30H, D-13509 Berlin, Email: andreas.schmietendorf|[email protected] Zusammenfassung: Der vorliegende Artikel analysiert die derzeitige Vorgehensweise bei der Spezifikation von Web Services und vergleicht diese mit dem Vorschlag des GI-Arbeitskreises 5.10.3 in Bezug auf Fachkomponenten. Nach einer einführenden Darstellung der Web Service Technologie wird zuerst einmal auf potentielle Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten von Fachkomponenten und Web Services eingegangen. Unter Berücksichtigung dieses Vergleichs und des Memorandum „Vereinheitlichte Spezifikation von Fachkomponenten“ werden mehr als 120 im Internet verfügbare Web Services einer Bewertung hinsichtlich ihrer Spezifikation unterzogen. Ziel dieser empirischen Analyse ist es die derzeitige Reife der Spezifikationen von Web Services zu bewerten, zum anderen soll ein Diskussion angeregt werden, inwieweit das Memorandum auch auf den Bereich der Web Services übertragen werden kann. Schlüsselworte: Web Services, Fachkomponenten, Empirische Bewertung, Spezifikation, Spezifikationsebenen, Metriken 1 Einführung Noch existiert keine einheitliche Auffassung, was genau unter einem Web Service zu verstehen ist. Sehr allgemein kann von einem softwarebasierten Service gesprochen werden, der über das weltweit verfügbare Internet angeboten wird. Web Services kombinieren dabei die Vorteile der komponentenbasierten Entwicklung, der Internet-Technologie und im zunehmenden Maße auch der Agententechnologie, dabei werden folgenden Vorteile erwartet: • Hoher Grad an Standardisierung und breite Akzeptanz innerhalb der Industrie • Synchrones und asynchrones Kommunikationsmodell • Unterstützung des Komponenten- und Integrationsparadigma • Einfache Vorgehensweise zur Kommunikation durch Firewalls hindurch • Brücke zwischen heterogenen Technologieansätzen Bei Web Services handelt es sich um netzwerkbasierte Applikationen, die ihre im Internet angebotenen Funktionen mittels des WSDL-Protokolls (Web-Service Description Language) beschreiben, für den Informationsaustausch XML-Dokumente (eXtensible Markup Language) verwenden und für den Aufruf entfernter Methoden bzw. die Datenübertragung das SOAPProtokoll (Simple Object Access Protocol) nutzen. Typischerweise erfolgt die Übertragung der in XML-Dokumente verpackten Daten und Funktionsaufrufe auf der Basis des httpProtokolls, so dass auch durch Firewalls hindurch kommuniziert werden kann. Diese Eigen- 139 schaft bietet die Möglichkeit echte B2B1-Anwendungen zu entwickeln. Zur Lokalisierung im Internet verfügbarer Web Services werden UDDI-Verzeichnisdienste (Universal Description, Discovery and Integration) verwendet. 2 Vergleich von Fachkomponenten und Web Services Innerhalb dieses Abschnitts wollen wir Fachkomponenten und Web Services miteinander vergleichen. Im Gegensatz zu IV-technischen Komponenten bei deren Implementierung vielfältige technische Problemstellungen durch die Entwicklung zu lösen sind, handelt es sich bei Fachkomponenten um anwendungsnahe Komponenten die eine Konzentration der Entwicklung auf die fachliche Problemstellung erlauben sollen. In Anlehnung an [Memorandum 2002] und unter Berücksichtigung der in [Frank 2001] getätigten Aussagen, kann eine FK folgendermaßen charakterisiert werden: Eine Fachkomponente ist eine anwendungsnahe Komponente, die eine bestimmte Menge von Diensten einer betrieblichen Anwendungsdomäne über eine wohl definierte Schnittstellen anbietet und dabei das Kriterium der Abgeschlossenheit (d.h. Kapselung der internen Struktur) erfüllt. Demgegenüber kann ein Web Service in Anlehnung an [Gemeni 2002] folgendermaßen charakterisiert werden: Unter Verwendung der Extensible Markup Language (XML) bieten Web-Services eine standardisierte Vorgehensweise zur synchronen, als auch asynchronen Kommunikation zwischen im Internet verteilten Anwendungen. Während die bisherigen Middlewareansätze immer eine technologieabhängige Vorgehensweise implizierten, bieten WebSerives eine technologieunabhängige und damit lose Kopplung von Anwendungssystemen. Ein Web-Service kann dabei fachlich begründete Funktionen im Sinn einer Fachkomponente beschreiben, anbieten und zentral verfügbare Verzeichnisse registrieren. Der im Rahmen des GI-Arbeitskreises 5.10.3 entwickelte Vorschlag zur Vereinheitlichung der Spezifikation von Fachkomponenten kann aus Sicht der Autoren auch zur Spezifikation von Web Services herangezogen werden. Ziel dieses Vorschlags ist zum einem die Darstellung der benötigten Informationen um Fachkomponenten im Rahmen der eigenen Anwendung einsetzen zu können, zum anderen sollen mögliche Vorgehensweisen zur Beschreibung (Notationen und Modelle) des Komponentenverhalten aufgezeigt werden. An dieser Stelle wollen wir auf die detaillierte Darstellung der Spezifikationsebenen verzichten und verweisen auf das unter www.fachkomponenten.de erhältliche Memorandum. Die Spezifikationsebenen wurden primär zur Unterstützung einer auf der Basis von Komponenten durchzuführenden Entwicklung definiert. D.h. im Rahmen der Entwicklung einer neuen Anwendung soll die Verwendung am Markt gehandelter Komponenten (aus Black Box Sicht) unterstützt werden. Web Services implizieren ebenfalls diese Zielstellung, gehen aber noch einen deutlichen Schritt weiter. Während eingekaufte Fachkomponenten auch physisch im Rahmen der Entwicklung verwendet werden, residieren Web Services innerhalb des Internet und können bei Verwendung im Rahmen der eigenen Anwendung auch dort verbleiben. D.h. eine Anwendung kann auf der Basis im Netzwerk verteilter Fachkomponenten, diese 1 B2B Business to Business 140 basieren jetzt auf der Web Service-Technologie, realisiert werden. In diesem Sinne verändert sich die Anwendungsentwicklung von der Komposition lokal verfügbarer Fachkomponenten hin zur Integration im Netz verteilter Web Services. Im Bezug auf das Memorandum des GI-Arbeitskreises 5.10.3 berücksichtigen die aktuellen Kernstandards zu Web-Services im Rahmen der WSDL-Beschreibung lediglich die Schnittstellen- und zum Teil die Verhaltensebene. Die weiteren Ebenen, welche sich auf die Geschäftsprozessintergration (Abstimmungsebene), auf qualitative (Qualitätsebene), semantische (Terminologie- und Aufgabenebene) und wirtschaftliche (Vermarktungsebene) Aspekte beziehen, werden durch derzeitige Standardisierungsansätze noch nicht explizit erfaßt. 3 Bewertung der Spezifikation von Web Services Der erfolgreiche Einsatz eines konkreten Web Service innerhalb eines betrieblichen Anwendungssystems hängt maßgeblich von der Güte der angebotenen Spezifikation (Beschreibung) des Web Service ab. Diese Beschreibung muß zumindest Aussagen über die angebotene Funktionalität unter Berücksichtigung der wsdl-Spezifikation bereithalten und darüber hinaus den Ort (typischerweise die URL) wo der Web Service im Internet erreichbar ist wiedergeben. Um die derzeitige Vorgehensweise bei der Spezifikation von Web Service zu erfassen, wurden in Anlehnung an die Spezifikationsebenen des Memorandum, das folgende in der Abbildung 1 dargestellte Bewertungsmodell entwickelt. Genügend 90% Befriedigend 80% Sehr gut 85% Gut Bewertungskriterien Ungenügend 100% Bewertungsmodell Nur wsdl-Spezifikation und Access point – a Allgemeine textliche Beschreibung der möglichen Funktionen – b Abrufbare Unterstützungsleistungen im Fehlerfall – c Referenzen wo der Web Service bereits erfolgreich eingesetzt wurde – d Beispiele potentiell unterstützter GP und ausgewählte Fallbeispiele – e 75% Informationen zu möglichen Fehlerzuständen in Abhängigkeit der Parameterbelegung – f Erfüllungsgrad WEB SERVICE Spezifikations Bewertung Informationen zum Qualitätsverhalten und möglichen Grenzwerten – g Erläuterung semantischer Aspekte und verwendeter Fachtermini - h Abbildung 1: Modell zur Bewertung der Spezifikation von Web Services 141 Durch Anwendung der GQM-Methode (Goal – Question – Metric) entsprechend [Solingen 1999] wurden die folgenden „Top Level“ Bewertungskriterien identifiziert. Darüber hinaus erfolgte eine Zuordnung dieser Bewertungskriterien zu den Spezifikationsebenen des Komponentenmemorandum. − Spezifikation des Web Service enthält Aussagen zur wsdl-Beschreibung und den entsprechenden Zugriffspunkt im Internet – a. (vgl. Schnittstellenebene) − Spezifikation des Web Service enthält eine grundlegende Beschreibung der angebotenen Funktionen - b. (vgl. Aufgabenebene und Verhaltensebene) − Spezifikation des Web Service enthält Informationen zu ggf. notwendigen Unterstützungsleistungen im Fehlerfall. - c. (vgl. Vermarktungsebene) − Spezifikation des Web Service enthält Referenzen zu Anwendungen bei denen der Web Service bereits erfolgreich eingesetzt wird. - d. (vgl. Vermarktungsebene) − Spezifikation des Web Service enthält Informationen zu potentiell unterstützen Geschäftsprozessen und ausgewählten Fallbeispielen - e. (vgl. Abstimmungsebene) − Spezifikation des Web Service enthält Informationen zu möglichen Fehlerzuständen in Abhängigkeit der Parameterbelegung angebotener Methoden - f. (vgl. Verhaltensebene) − Spezifikation des Web Service enthält Informationen zum Qualitätsverhalten und ggf. möglichen Grenzwerten - g. (vgl. Qualitätsebene) − Spezifikation des Web Service enthält Informationen zu den genutzten Fachtermini - h. (vgl. Terminologieebene und Aufgabenebene) − Spezifikation des Web Service enthält Aussagen zum Lizenzmodell und die Vorgehensweise zur Verrechnung der Nutzung (vgl. Vermarktungsebene) - i. Zur Bewertung der Web Service Spezifikationen wurde ein einfaches, in Anlehnung an die Schulnoten entwickeltes Modell genutzt. Um eine möglichst genaue Ermittlung der Bewertung zu unterstützen, erfolgte eine Detaillierung der Bewertungskriterien durch Bilden von Subkriterien die erfüllt sein müssen um eine bestimmt Bewertung zu erreichen. − ungenügend – Die Spezifikation berücksichtigt nur die Aspekte a und b. Die Verwendung eines derart beschriebenen Web Service innerhalb industrieller Anwendungen ist nicht zu empfehlen. − genügend – Die Spezifikation berücksichtigt die Aspekte a, b und c. Die Verwendung eines derart beschriebenen Web Service innerhalb industrieller Anwendungen ist möglich, impliziert aber noch erhebliche Risiken. − befriedigend – Die Spezifikation berücksichtigt die Aspekte a, b, c und d. Die Verwendung eines derart beschriebenen Web Service innerhalb industrieller Anwendungen ist möglich und kann umfangreichen Tests unterzogen werden. 142 − gut – Die Spezifikation berücksichtigt die Aspekte a, b, c, d, e und f. Die Verwendung eines derart beschriebenen Web Service innerhalb industrieller Anwendungen kann empfohlen werden, da bereits umfangreiche Erfahrungen zum Verhalten vorliegen. − sehr gut – Die Spezifikation berücksichtigt alle Beschreibungsaspekte. Auf dieser Grundlage können genutzte Leistungen von Web Service verrechnet werden und sogenannte Service Level Agreements (SLA) abgeschlossen werden. Darüber hinaus wurde ein Erfüllungsgrad eingeführt, der die folgende Berechnung bei der Ermittlung einer konkreten Bewertung zugrunde legt: • genügend – 100% für a, b und 90% für c • befriedigend - 100% für a, b und 90% für c sowie 85% für d • gut - 100% für a, b, 90% für c und 85% für d sowie 80% für e • sehr gut - 100% für a, b, 90% für c, 85% für d und 80% für e sowie 75% für f, g, h 4 Anwendung des Bewertungsmodells Mittels des entwickelten Bewertungsmodells wurden bisher über 120 Web Services einer entsprechenden Analyse unterzogen. Die Auswahl der analysierten Web Services erfolgte nach dem Zufallsprinzip, wobei das Web Service Verzeichnis www.xmethods.com und die dort derzeit verzeichneten ca. 350 Web Services (Stand: Juli 2003) zugrunde gelegt wurden. Dabei ergab sich die in Abbildung 1 dargestellte prozentuale Verteilung über alle bewerteten Web Services hinweg. deficient sufficient 12% usable 0% good very good 7% 32% 49% Abbildung 2: Bewertung der Spezifikation von Web Service Das auch aus Sicht der Autoren überraschend positive Ergebnis hinsichtlich des Reifegrades heute verfügbarer Spezifikationen bzw. Beschreibungen zu Web Services bedarf noch einiger relativierender Aussagen. • Zumeist werden bei der Spezifikation keine formalen Notationen verwendet. 143 • Derzeit angebotene Web Service besitzen häufig nur geringen Funktionsumfang. • Explizite Darstellungen zur Terminologieebene finden sich nur selten. • Vermarktungs- und Aufgabenebene verschmelzen zumeist. • Abstimmungsebene wird zumeist nur implizit durch ein Anwendungsbeispiel erfaßt. • Web Service wurden explizit für die Wiederverwendung entwickelt. • Detailtiefe der Spezifikationsebenen wurde nur bedingt bewertet. • Viele Informationen sind im Internet durch Hyperlinks referenziert • Die angebotenen Web Services tragen nur teilweise einen kommerzielle Charakter • Einige Web Services sind mit verschiedenen Versionen abgelegt Darüber hinaus ist anzumerken, dass derzeit keine Aussage getroffen werden kann, inwieweit eine umfangreiche Spezifikation tatsächlich zum breiten Einsatz eines speziellen Web Service beiträgt. Hier sollte ein Web Service Verzeichnis auch eine Referenz zu Projekten enthalten wo der entsprechende Web Service bereits erfolgreich eingesetzt wird. Im Falle des hier verwendeten Web Service Verzeichnis findet sich ein solcher Hinweis nur zum Teil. 5 Schlußfolgerungen für das Memorandum Aus den durchgeführten Untersuchungen lassen sich einige Vorschläge für potentielle Verbesserungen des Memorandum ableiten. So zeigt sich bei Web Services das Vermarktungsund Aufgabenebene typischerweise nicht getrennt betrachtet werden. Ebenso wird die Abstimmungsebene durch konkrete Einsatzbeispiele unterstützt. Als aus Sicht der Autoren negativ zu bewerten ist die geringe Verwendung formaler Notationen, wie z.B. der Unified Modelling Language (kurz UML) im Rahmen der Spezifikation von Web Services. Ebenso kritisch ist die, je UDDI-Verzeichnisdienst, unterschiedliche Beschreibungsstruktur enthaltender Web Services anzumerken. Aus Sicht der Autoren kann zur Harmonisierung der unterschiedlichen Spezifikationsansätze das Memorandum (in einer überarbeiteten und auf den Bereich der Web Services erweiterten Version) sinnvoll eingesetzt werden. Die signifikanteste Veränderung aus Sicht der Autoren bezieht sich auf die Qualitätsebene. Bedingt durch die Ausführung des Web Service innerhalb des Internet bietet sich theoretisch die Möglichkeit einer Überwachung der Qualitätseigenschaften des Web Service durch einen unabhängigen Meßdienst an, wie unter konzeptionell [Schmietendorf 2003] dargestellt. Auf der Basis eines solchen unabhängigen Meßdienst (allg. wollen wir diesen als Measurement Service bezeichnen) lassen sich Aussagen/Erfahrungen zur Effizienz, Zuverlässigkeit und Wartbarkeit verhältnismäßig einfach gewinnen und im Rahmen der Spezifikation von Web Services ebenfalls webbasiert potentiellen Interessenten anbieten. Dabei können z.B. folgende Qualitätseigenschaften sukzessive erfaßt werden: • Betrachtung des Leistungsverhalten (Antwortzeit und Durchsatz) • Betrachtung der Verfügbarkeit der angebotenen Dienste • Änderungshäufigkeit der angebotenen Dienste. (z.B. neue Versionen) • Zeitliches Auslastungsverhalten (z.B. Wochenverlauf) 144 • Darstellung einer Prioritäten gesteuerten Performance-Verhalten Exemplarisch zeigt Tabelle 1 die erreichten Antwortzeiten des Web Services „CarRentalQuotesService“. Dieser Web Service dient zur Ermittlung der besten Angebote weltweit agierender Autovermietungen, eine umfassende Beschreibung zu diesem Web Service findet sich in der Anlage zu diesem Artikel. Die Ermittlung der Performance und Verfügbarkeitscharakteristik im Tagesverlauf und gleichzeitige Bereitstellung im Rahmen der Spezifikation des Web Service ermöglicht einem potentiellen Interessenten die Bemessung der eigenen Integrationsarchitektur bei Verwendung dieses Web Service. Insbesondere entfällt durch den Einsatz eines unabhängigen „Measurement Service“ das Problem der Referenzumgebung (vgl. [Memorandum 2002] S.13), da hier Software- und Runtime-Umgebung erfasst werden bzw. der Anbieter eines Web Service die Leistungseigenschaften sicherstellen muss (sofern entsprechende SLA’s festgelegt wurden). Tabelle 1: Performance und Verfügbarkeit „CarRentalQuotesService“ 1400 1200 1000 800 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 600 400 200 0 03. 07. 03 04. 07. 03 04. 07. 03 04. 07. 03 04. 07. 03 04. 07. 03 05. 07. 03 04. 07. 03 05. 07. 03 05. 07. 03 05. 07. 03 05. 07. 03 05. 07. 03 06. 07. 03 19: 12 00: 00 04: 48 09: 36 14: 24 19: 12 00: 00 19: 12 00: 00 04: 48 09: 36 14: 24 19: 12 00: 00 M e a sur e m e n t p oi nt s M e a sur e me nt p oi nt s Messungen am Freitag Messungen am Sonnabend 2000 4000 1500 3000 1000 2000 500 1000 0 0 05.07.03 19:12 06.07.03 00:00 06.07.03 04:48 06.07.03 09:36 06.07.03 14:24 06.07.03 19:12 07.07.03 00:00 06. 07. 03 07. 07. 03 07. 07. 03 07. 07. 03 07. 07. 03 07. 07. 03 08. 07. 03 19: 12 00: 00 04: 48 09: 36 14: 24 19: 12 00: 00 M e a sur e me nt p oi nt s M e a sur e m e n t p oi nt s Messungen am Sonntag Messungen am Montag Im speziellen Fall des „CarRentalQuotesService“ konnten z.B. die folgenden Erfahrungen über einen Zeitraum von 1 Woche gewonnen werden. • Antwortzeitverhalten schwankt zwischen minimal 0.3 Sek. bzw. maximal 3.75 Sek. • Die Verfügbarkeit im Verlauf der Woche lag bei 96,4% • Am Wochenende verbessert sich das Antwortzeitverhalten (0,4 bis 1,4 Sekunden) • Größte Last während der Zeit von 09:00 Uhr bis 14:00 Uhr entsprechend GMT • Vermessen wurden die komplexeste Funktion des Web Service • Web Service wird bisher eher im europäischen Raum genutzt 145 6 Zusammenfassung Die hier dargestellten Untersuchungen wurden insbesondere durch Erfahrungen bei der Anwendung des Memorandums im industriellen als auch akademischen Umfeld motiviert. Immer wieder wurde sowohl im Rahmen industrieller Projekte der Telekommunikationsbranche, als auch innerhalb der Ausbildung die Kritik eines zu umfassenden Spezfikationsansatzes geäußert. Die Schwerpunkte der Kritik lagen bei folgenden Punkten: • zu viele verwendete Notationen • nicht umsetzbar in der Praxis, da vom Aufwand her nicht zu vertreten • keine Entwicklungsumgebung die diesen Ansatz unterstützt • der Mehrwert einer entsprechenden Spezifikation kommt dem Entwickler nicht zugute • keine Möglichkeit die Güte der Spezifikation zu bewerten Für die Autoren dieses Beitrags lag hier der Ansatzpunkt bereits erfolgreich eingesetzte Beschreibungs- und Spezfikationsansätze im Umfeld von Web Services einer empirischen Analyse zu unterziehen. Ziel war es, im Sinne einer „best practice“ Empfehlung, aus diesen Ansätzen zu lernen und so zu einer Verbesserung des Spezifikationsansatzes für Fachkomponenten beizutragen. Im Rahmen dieser Untersuchungen können insbesondere die folgenden beiden Aspekte zur Optimierung des Momorandum vorgeschlagen werden: − Etablieren eine zum Memorandum korrespondierenden Bewertungsmodelle – im Sinne eine „Buisiness Component Maturity Model – BCMM“ − Konzeptionelle Entwicklung einer unabhängigen Instanz zur Zertifizierung der angebotenen Fachkomponenten durch einen unabhängigen „dritten“. (vgl. Trust Center) Für die weitere Vervollkommnung des Memorandum bedarf es aus Sicht der Autoren unbedingt einer Validierung des Spezifikationsansatzes im Sinne einer korrekten Identifizierung der tatsächlich benötigten Informationen für die erfolgreiche Integration Fachkomponenten bzw. Web Services. Der Schluss, dass eine Fachkomponente bzw. ein Web Services umso besser spezifiziert seien, je umfangreicher die dabei zur Verfügung gestellt Informationen sind, ist derzeit nicht bewiesen. 7 Quellenverzeichnis [Frank 2001] Frank, U.; Jung, J.: Prototypische Vorgehensweise für den Entwurf anwendungsnaher Komponenten S. 57-74, in Proc. zur Verbundtagung VertIS 2001, Universität Bamberg, 2001 [Gemeni 2002] Der Markt für Web-Services - Erwartungen, Treiber, Investitionsabsichten, Cap Gemeni Ernst & Young, Juni 2002 [Memorandum 2002] Ackermann, J.; Brinkop, F.; Conrad, S.; Fettke, P.; Frick, A.; Glistau, E.; Jaekel, H.; Klein, U.; Kotlar, O.; Loos, P.; Mrech, H.; Ortner, E.; Overhage, S.; Sahm, S.; Schmietendorf, A.; Teschke, T.; Turowski, T.: Vereinheitlichte Spezifikation 146 von Fachkomponenten. Memorandum des Arbeitskreises 5.10.3 - Komponentenorientierte betriebliche Anwendungssysteme, Februar 2002 [Schmietendorf 2001] Schmietendorf, A.; Dumke, R.: Spezifikation von Softwarekomponenten auf Qualitätsebene, in Turowski, K.: 2. Workshop Modellierung und Spezifikation von Fachkomponenten, Bamberg/Deutschland, Oktober 2001 [Schmietendorf 2003] Schmietendorf, A.; Dumke, R.; Wipprecht, M.: SLA Management Herausforderungen im Rahmen von Web Service basierten Infrastrukturen, in Proc. 16. cecmg-Jahrestagung & 6. EuroCMG Conference (only CD-ROM), Hannover/Deutschland, April 2003 [Solingen 1999] Solingen, v. R.; Berghout, E.: The Goal Question Metric (GQM) Method, McGraw Hill, 1999 147 Anlage – Beispiel der Spezifikation “CarRentalQuotesService” Im Folgenden soll die Orginal-Spezifikation des Web Service “CarRentalQuotesService” als ein ausgewähltes Beispiel wiedergegeben wurde. Diese wurde unverändert vom Web Service Verzeichnis www.xmethods.com übernommen. Bei diesem Web Service handelt es sich um einen Dienst der die Angebote verschiedener Autovermietungsfirmen miteinander vergleicht. Dafür werden die im Internet publizieren Angebote aktuell miteinander verglichen und so der aktuell günstigste Anbieter identifiziert. Leider bietet dieser Service nicht die Möglichkeit einer direkten Bestellung, dafür muss auf bewährte Systeme umgestiegen werden. Bewertete wurde dieser Web Service entsprechend des unter Abschnitt 3 eingeführten Bewertungsmodells mit „gut“. Dabei wurden allerdings nicht nur die im Folgenden dargestellten Informationen bewertet, sondern auch die unter http://www.dsdata.co.uk/WS/ verfügbaren Informationen bzw. das dort abrufbare Beispiel zum Einsatz des Web Service. Die im Rahmen des Artikels dargestellten Messungen zur Verfügbarkeit bzw. Performance beziehen sich ebenfalls auf diesen Web Service. Detailed Description This service takes the pain out of comparing car rental quotes from the major rental companies. You submit your criteria, such as dates/times and locations and the service locates the best current deals on the Internet returning a list of quotes ordered by price. The service actually visits each car rental site, in parallel, automatically to find the best deal at that moment. Note that this is different to most car rental search engines out there that rely on a database for quotes which may respond quickly but are often misleading and have out-of-date results. The user is provided with completely independent quotes and left to book the car rentals as he/she sees fit. Usage Notes The main interface is "getQuotes()" which gets the actual car rental quotes. To feed in the appropriate codes for countries, locations, results-currencies and car types you can optionally call getCountries(), getLocations(), getCurrencies() and getCarTypes(). These are handy for building a fully-functional client. More information, including a C# demonstration client is available for free download from http://www.dsdata.co.uk/WS/. To use the service from the web you can try http://www.searchbookgo.com/ which uses these web services at the back end as well. The service is totally independent and free to use. Please feedback or comments to [email protected]. RPC Profile for Service "Real Time Car Rental Quotes" As a convenience for those who need to manually configure basic SOAP RPC calls, we provide this page which summarizes all the necessary parameters need to configure a SOAP RPC call. This information is derived automatically from the service WSDL file. It is a subset of what can be found in the more comprehensive WSDL Analyzer available from the service detail page. 148 Method Name getQuotes Endpoint URL http://wavendon.dsdata.co.uk/axis/services/CarRentalQuotes SOAPAction Method Namespace URI urn:SBGCarRentalQuotes.sbg.travel.ws.dsdata.co.uk carType string country string currency string pickupDate dateTime pickupLocation string returnDate dateTime returnLocation string clientID string userEmail string Output Parameters getQuotesReturn ArrayOf_tns2_CarRentalQuoteResponse Method Name getCountries Endpoint URL http://wavendon.dsdata.co.uk/axis/services/CarRentalQuotes Input Parameters SOAPAction Method Namespace URI urn:SBGCarRentalQuotes.sbg.travel.ws.dsdata.co.uk Input Parameters ArrayOf_xsd_string Output Parameters getCountriesReturn Method Name getLocations Endpoint URL http://wavendon.dsdata.co.uk/axis/services/CarRentalQuotes SOAPAction Method Namespace URI urn:SBGCarRentalQuotes.sbg.travel.ws.dsdata.co.uk Input Parameters country string 149 ArrayOf_xsd_string Output Parameters getLocationsReturn Method Name getCurrencies Endpoint URL http://wavendon.dsdata.co.uk/axis/services/CarRentalQuotes SOAPAction Method Namespace URI urn:SBGCarRentalQuotes.sbg.travel.ws.dsdata.co.uk Input Parameters ArrayOf_xsd_string Output Parameters getCurrenciesReturn Method Name getCarTypes Endpoint URL http://wavendon.dsdata.co.uk/axis/services/CarRentalQuotes SOAPAction Method Namespace URI urn:SBGCarRentalQuotes.sbg.travel.ws.dsdata.co.uk Input Parameters Output Parameters 150 getCarTypesReturn ArrayOf_xsd_string http://www.seda.wiai.uni-bamberg.de/mkwi2004/index.htm Weitere aktuelle Informationen zur Teilkonferenz MobIS'04 finden sich im WWW unter: Weitere Informationen: http://www.mkwi04.de Die Anmeldung zur Teilkonferenz MobIS'04 erfolgt zentral über die Multikonferenz MKWI'04. Informationen zu den Tagungsbeiträgen sowie ein Anmeldeformular finden sich auf den Web-Seiten der Multikonferenz unter: Anmeldung: http://www.mkwi04.de Eine Wegbeschreibung sowie weitere Informationen zu Anreise und Unterkunft finden sich auf den WebSeiten der MKWI'04: Prof. Dr. M. Rebstock Fachhochschule Darmstadt Fachbereich Wirtschaft Haardtring 100 64295 Darmstadt E-Mail [email protected] Organisation: Prof. Dr. J. Becker (Uni Münster), Dr. M. Bertram (Commerzbank AG, Frankfurt), Prof. Dr. W. Esswein (TU Dresden), Prof. Dr. U. Frank (Uni Koblenz-Landau), Prof. Dr. G. Knolmayer (Uni Bern), K.-W. Müller (BearingPoint GmbH, München), Dr. M. Nüttgens (Uni des Saarlandes), Prof. Dr. A. Oberweis (Uni Frankfurt), Prof. Dr. M. Rebstock (FH Darmstadt), Prof. Dr. E. J. Sinz (Uni Bamberg), Prof. Dr. K. Turowski (Uni Augsburg) Universität Duisburg-Essen Standort Essen Universitätsstraße 2 45141 Essen Programmkomitee: Veranstaltungsort: Universität Duisburg-Essen, Standort Essen 10. März 2004 Multi-Konferenz Wirtschaftsinformatik (MKWI'04) im Rahmen der MobIS'04 12. GI-Fachtagung Einladung und Programm GI-Fachgruppe WI-MobIS InformationssystemArchitekturen: Modellierung betrieblicher Informationssysteme Im Anschluss an die Tagung lädt das Leitungsgremium der Fachgruppe zur Mitgliederversammlung der GI-Fachgruppe WI-MobIS ein. Alle vom Programmkomitee ausgewählten Beiträge wurden in einem doppelt-blinden Verfahren von jeweils zwei Gutachtern beurteilt. Die Beiträge werden ergänzt durch einen eingeladenen Vortrag und eine Abschlussdiskussion. Inhaltliche Schwerpunkte dieser Tagung bilden die Modellierung von Funktionen, Prozessen und Informationssystemen sowie die Metamodellierung von Werkzeugen und Sprachen. Neben praxisorientierten Aspekten werden dabei auch grundlegende Fragen der Modellierung behandelt. Ziel der Tagung ist es, aktuelle Fragen der Architektur und der Modellierung betrieblicher Informationssysteme (IS) auf breiter fachlicher Basis und in einem Dialog von Wissenschaft und Praxis zu diskutieren. Zielsetzung und Themen Kaffeepause 11:00 B. Brigl, A. Häber, T. Wendt, A. Winter (Uni Leipzig) Ein 3LGM2 Modell des Krankenhausinformationssystems des Universitätsklinikums Leipzig und seine Verwertbarkeit für das Informationsmanagement Mittagspause 12:15 13:00 14:00 K. Sarshar, P. Loos (Uni Mainz) Klassifikation von Sprachen zur Modellierung medizinischer Behandlungspfade Modellierung von Funktionen und Prozessen S. Overhage (Uni Augsburg) Zur Spezifikation von Komponenten der Informationssystementwicklung mit Softwareverträgen 11:30 Modellierung von Informationssystemen G. Keller (SAP AG) Wertorientierte Geschäftsprozessgestaltung - Erfahrungsbericht aus dem Bankensektor - 10:15 Eingeladener Vortrag Die Fachgruppe lädt herzlich ein zur 12. Fachtagung "Informationssystem-Architekturen und Modellierung betrieblicher Informationssysteme". Begrüßung M. Rebstock (FH Darmstadt) 10:00 GI-Fachgruppe WI-MobIS (Informationssystem-Architekturen: Modellierung betrieblicher Informationssysteme) Veranstalter Mittwoch, 10. März Kaffeepause 15:30 Abschlussdiskussion Moderation: M. Rebstock (FH Darmstadt) Mitgliederversammlung der GI-Fachgruppe WI-MobIS (inkl. Neuwahl des Leitungsgremiums) Moderation: E. J. Sinz (Uni Bamberg) 17:30 18:00 Sitzung des Leitungsgremiums der GIFachgruppe WI-MobIS am 10. März um 09.00 Uhr. Abendveranstaltung im Rahmen der MKWI'04 E. Heinemann, E. Ortner, J. Sternhuber (TU Darmstadt) Sprachbasierte Wissensrekonstruktion am Beispiel des Einkommensteuergesetzes 16:45 19:00 P. Fettke, P. Loos (Uni Mainz) GenGraph: A Multi-Grammar and MultiPerspective Business Modeling Tool – Overview of Conceptualization and Implementation 16:00 Metamodellierung von Werkzeugen und Sprachen R. Braun, W. Esswein, A. Gehlert (Uni Dresden) Berücksichtigung temporaler Aspekte bei der Geschäftsprozessmodellierung im eGovernment 14:45 Arbeitskreise der Fachgruppe WI-MobIS Arbeitskreis AK WI-ZobIS: Zeitorientierte betriebliche Informationssysteme (bisher AK 5.10.2) 2002 abgeschlossen Arbeitskreis AK WI-DWH: Modellierung und Nutzung von DataWarehouse-Systemen (bisher AK 5.10.4) Prof. Dr. Elmar J. Sinz Universität Bamberg Feldkirchenstr. 21 96045 Bamberg Tel.: 0951/863-2512 e-mail: [email protected] Prof. Dr. Gerhard Knolmayer Institut für Wirtschaftsinformatik Engehaldenstr. 8 CH 3012 Bern Tel.: 0041 31/631-3809 e-mail: [email protected] Arbeitskreis AK WI-KobAS: Komponentenorientierte betriebliche Anwendungssysteme (bisher AK 5.10.3) Arbeitskreis AK WI-EPK: Geschäftsprozessmanagement mit Ereignisgesteuerten Prozessketten Prof. Dr. Klaus Turowski Universität Augsburg Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik II Universitätsstr. 16 86159 Augsburg Tel.: 0821/598-4431 e-mail: [email protected] Dr. Markus Nüttgens Wirtschaftsinformatik II (Lehrstuhlvertretung) Universität Trier Postfach 3825 54286 Trier Tel.: 0651/201-2857 e-mail: [email protected] Fachexperten Prof. Dr. Manfred Esser Universität St. Petersburg Prof. Dr. Gerhard Knolmayer Institut für Wirtschaftsinformatik (Adresse siehe oben) Hinweise für Autoren Veröffentlichungssprachen sind entweder Deutsch oder Englisch. Der Umfang sollte sechs A4-Seiten (einschließlich Bildern) nicht überschreiten. Die Seitenbegrenzungen sollen von oben 2,5 cm von rechts, links und unten 2 cm betragen. Von der Benutzung von Seitennummern, Kopf- und Fußzeilen ist abzusehen. Die Nummerierung soll mit Bleistift auf der Rückseite erfolgen. Als Schriftart soll eine 12-Punkt Times-Roman benutzt werden. Dies gilt nicht für die Überschriften. Der Zeilenabstand beträgt 1,5 Zeilen. Der Text soll numerisch gegliedert sein. Das Instrumentarium der Mathematik soll soweit Verwendung finden, als es sich um formale Zusammenhänge handelt. Daneben ist jedoch eine verbale Kommentierung wichtiger Aussagen erwünscht. Bilder sollen nummeriert und mit Unterschriften versehen sein. Literaturhinweise werden im Text durch eine sechs- bis siebenstellige Kurzbezeichnung in eckigen Klammern gekennzeichnet und am Ende des Beitrags zusammengefasst. Die Kurzbezeichnung setzt sich aus den Zunamen der Autoren und dem Erscheinungsjahr zusammen. Zur Unterscheidung mehrerer gleicher Kurzbezeichnungen kann ein Kleinbuchstabe angehängt werden. Beispiel: [FeSi90] Ferstl, Otto K.; Sinz, Elmar J.: Ein Vorgehensmodell zur Objektmodellierung betrieblicher Informationssysteme im semantischen Objektmodell (SOM), In: Wirtschaftsinformatik, 33 (1991) 6, S. 477-491. Jedem Beitrag sollen vorangestellt sein: Titel (deutsch oder englisch), Autorennamen mit vollen Vornamen und akademischen Graden, Anschrift der Autoren zur Veröffentlichung (möglichst Firma/Institut), Zusammenfassung (eine halbe Seite, deutsch oder englisch).