Liechtensteinisches Urkundenbuch I. Teil

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Liechtensteinisches Urkundenbuch I. Teil
Liechtensteinisches Urkundenbuch
I. Teil
Ton den A n f ä n g e n bis zum Tod Bischof
Hartiiinims von Werdenberg-Sargans-Vaduz
1416
2. B a n d
Aus den Archiven zu St. Gallen
Bearbeitet
von Lic. jur. Franz
Perret
Im Selbstverlag des historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein
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Einleitung.
Das liechtensteinische Urkundenbuch ist auf zwei Teile geplant.
Der I. Teil wird die Urkunden von den A n f ä n g e n bis zum T o d e
d e s C h u r e r B i s c h o f s H a r t m a n n von Werdenberg-Sargans, 1416, enthalten, der II. Teil die späteren Urkunden. Schon
P. Kaiser, Geschichte des Fürstentums Liechtenstein nebst Schilderungen aus Ghur-Rätien's Vorzeit, 1847, S. 210 und J . iB. B ü c h e l ,
Peter Kaisers Geschichte des Fürtentums Liechtenstein, 1923, S. 268
haben diesen Zeitpunkt als Beginn eines neuen Abschnittes der
Liechtensteinischen Geschichte markiert. Dort endet die Herrschaft
der Grafen von Werdenberg, welche von den Montfortern, den Pfalzgrafen vonTiibingen und den Grafen von Bregenz her -das Erbe der
Grafschaft Unterrätien w e i t e r f ü h r t e n . Dort beginnt die W e i t e r f ü h rung dieses Erbes durch die Freiherren von Brandis, denen dann die
von Sulz, die von Hohenems und die von Liechtenstein folgen, werden.
Durch alle Geschiohtsabschnitte hindurch zieht sich aber eine einzige
grosse Linie: Das F ü r s t e n t u m Liechtenstein ist der letzte Rest der
alten rätischen Grafschaften, die ihrerseits aus der römischen provincia Raetia hervorgegangen sind. Der durchlauchte Fürst von Liechtenstein ist der Nachfolger des inluster praeses Raetiae primae.—
Aber nicht nur sachlich-inhaltlich, sondern auch methodisch-formell
ist es begründet, dass wir 1416 einen Einschnitt machen. Das 15.
Jahrhundert ist nämlich die Zeit, in welcher der Urkundenstoff
allmählich bis ans neuzeitliche Ausmass hinanzuwachsen beginnt.
Es muss dort also eine etwas kürzer gefasste Behandlung des Stoffes
einsetzen. Auoh wird einerseits die Rechtschreibung der Urkunden
immer schwulstiger, deren Sprache aber anderseits immer moderner,
so dass sich einenteils eine gewisse Normalisierung der Texte aufdrängt, die Uebersetzungen aber andernteils bei dieser Normalisierung allmählich überflüssig werden, was zur k ü r z e r e n Stoffbehandlung gerade wesentlich beitragen wird.
Vom I. Teil ist bis jetzt der 1. Band erschienen und zwar als
Anhang zum Jahrbuch des Historischen Vereins für 'das F ü r s t e n t u m
Liechtenstein 1942 — 1947. E r enthält die Urkunden der grösseren
Stifte des alten Bistums C h u r, nämlich: 1. des b i s c h ö f l i c h e n Archi-
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vcs zu Chur, das auch die Archive des alten Domkapitels Chur
und der Prämonstratenser Stifte St. Luzi und Churwalden einschliesst (beigegeben sind einige Stücke aus dem Stadt-Archiv Chur),
2. des Archives des ehemaligen Benediktiner Klosters Pfävers, welches Archiv heute* dem Kanton St. Gallen gehört, aber im St. Galler
Stifts-Archiv verwahrt wird. So führen uns diese letzteren Urkunden
hin zu denen, die in der Gallus-Stadt überhaupt verwahrt werden.
S t. G a 11 e n ist aber der Ort, der wegen seines Reichtums an alten
Schriften geradezu europäischen Ruf geniesst. Wiewohl er ausserhalb Churrätien, also ausser unserer eigenen geschichtlichen Zone
liegt, beherbergt er doch sehr viele Dokumente zur liechtensteinischen Geschichte, und zwar vornehmlich im Stifts-Archiv, dann
aber auch in der Stifts-Bibliothek, im Staats-Archiv, im Stadt-Archiv
und Weniges auch im bischöflichen Arohiv. Die in letzterem liegenden Urkunden wurden im 19. Jahrhundert teils aus dem bischöflichen Archiv Ghur extradiert. Das Stifts-Archiv umfasst auch das
Archiv des ehemaligen Klosters St. Johann im Thurtal, das in Vaduz
und Schaan Besitzungen hatte. Das Kloster St. Gallen selbst besass
solche am Esohnerberg. Das Klosterarchiv enthält aber auch
Urkunden zwischen Privaten unseres Landes über Liegenschaften,
die einmal ans Kloster St. Gallen kamen. Bei der Uebertragung des
Besitzers und Eigentums wurden nämlich jeweils auch die Urkunden
ausgehändigt. Andere Urkunden waren aus gegenseitigen Gesohäftsbeziehungen heraus von Anfang an in St. Gallen. Mit diesen St.
Galler Urkunden e r ö f f n e t nun das Jahrbuch 1948 den 2. Band des
I. Teiles des vorliegenden Werkes.
Am Anfang stehen 14 wertvolle Urkunden über die Zeit von
791 — 933. Sie sind die einzigen diplomatischen Zeugnisse über unsere r ä t o r o m a n i s c h e V e r g a n g e n h e i t . Aus ihrer Form
lassen sie aber viel weiter zurück reichende Schlüsse zu und gemahnen durchaus an die frühchristliche Zeit. Zur Erschliessung dieser
Dinge mussten aber möglichst viele dieser Stücke vollinhaltlich
wiedergegeben werden. Ausser dem churrätischen Reiohsurbar von
ca. 850, das wir im 1. Band (Nr. 1) auszugsweise v e r ö f f e n t l i c h t haben,
besitzen wir über diese Zeitspanne sonst nichts. Der altehrwürdige
Charakter dieser Urkunden rechtfertigte auch ein eingehenderes
Studium derselben, besonders in verfassungs-, rechts- und ortsgeschichtlicher Hinsicht. Kaiser und Büchel haben jene Frühzeit mehr
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vom allgemein äussern churrätischen und vom Reichsstandpunkt aus
behandelt. Hier soll nun ein Eingehen auf das näher Lokale versucht werden, da mit der Zeit eine eigentliche innere Landesgeschichte auch für die Frühzeit doch erwünscht ist. Diese Geschichte
müsste durch Philologie und Grabungen gestützt und vervollständigt
werden. Bei der L ü c k e n h a f t i g k e i t ider Ueberlieferung, die gar viele
Probleme offen lässt, konnte schon im Nachstehenden von einigen
grösseren Erörterungen nicht abgesehen werden. Man kann das
Studium dieser alten Quellen, die auf dem Schriftbeweis (ähnlich
wie die Notariatsinstrumente) beruhen, nicht genug empfehlen, denn
auf sie und auf die viel späteren Quellen, die auf Zeugenbeweis und
Beglaubigung durch Siegel beruhen, muss die Geschichte von 933 —
1045 erschliessend abstellen, denn für diese Zeitspanne gebricht es
uns an Urkunden gänzlich, sind die Nummern 2 und 3 zu angeblich
1021 und 1030 des 1. Bandes ja nur Fälschungen. Nach Nr. 4 zu 1045
kommt wieder, nichts bis zu Nr. 6 zu 1149 (Nr.5 zu 1126 ist eine
Fälschung). Erst, von da an erfolgt einigermassen regelmässig Kunde
aus der Vergangenheit. Hier setzt auch der Stoff im St. Galler StiftsArchiv mit den Urkunden zu 1167 (Nr. 15 unten) und 1236 (Nr. 16)
wieder ein, zu welcher Zeit wir aus Churrätien 25 S t ü c k e haben.
Dann aber beginnt auch in St. Gallen der Stoff reichlicher zu werden. Das alemannische St. Gallen hat unter der Missachtung der
Urkunde vom 10. — 12. Jahrhundert viel mehr gelitten als das
lateinische Churrätien!
Sachlich ist zu sagen, dass von 791 — 933 bei uns die Privaturkunden vorherrschen. Von 933 — 1045 haben wir, wie gesagt,
nichts. Von da an dominieren als Aussteller Papst, Kaiser, Bischof,
Domkapitel und Klöster, als E m p f ä n g e r aber die letzteren drei, von
diesen aber bei weitem die Klöster. Das erhärtet sich nur noch
durch die Urkunden von St. Gallen. Im Gebiet des heutigen Fürstentums Liechtenstein spielten eine Rolle der Bischof von Chur, das
Domkapitel und die Klöster St. Luzi, Churwalden, P f ä v e r s , St. Gallen, Schänis, Weingarten und St. Johann im Thurtal. Dies ist die
eigentliche k i r c h l i c h e Z e it unserer Geschichte. Seit ca. 1230
treten dabei aber auch die Feudalherren mehr und mehr hervor. Es
folgt die k i r c h l i c h - f e u d a l e , aber immer feudalere Zeit. Stärker bleibt naturgemäss in den St. Galler Urkunden noch das klösterliche Element, das hier im 13. Jahrhundert in der eigensten Färbung
1 »
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—
im Hinblick auf das opus dei licrvortritt, Aspekt der im churrätischen Material demgegenüber zurücktritt. Im 14. Jahrhundert stehen
unsere St. Galler Urkunden dann aber fast ganz im Zeichen des
niederen und n i e d e r s t e n A d e l s , was f ü r unseren Geschichtsahlauf hei der Einseitigkeit dieses Materials aber keine verallgemeinernden Schlüsse zulässt. .Nach 1300 stechen nach dem viel mannigfacheren rhurrätischen Stoffe nämlich auch die Grafen von Montfort
und von Werdenberg nun deutlich hervor und es beginnt vom Hcrrschaftsslandpunkt aus •betrachtet die eigentliche
gräfliche
Z e i t , die wie gesagt 1416 ihren Abscliluss findet. Seit dem zweiten
Drittel des 14. Jahrhunderts taucht aber noch ein neues Element an
die Oberfläche, nämlich das der g e w ö h n l i c h e n Leute, woraus eine
langsame teilweise Entfeudalisierung des Lebens erfolgen wird, die
erst in'der Neuzeit ihre volle Bedeutung gewinnen wird. Es beginnt
die b ü r g e r l i c h e Z e i t . Natürlich überschneiden sich durchs
ganze später' Mittelalter alle diese Elemente, nur je nach den abgelaufenen Generationen in' verschiedener Stärkemischling und in
verschiedenem Grade.
Wir haben im 1. Bande S. 13 verlauten lassen, dass die einschlägigen Churer Urkunden im neuen Bündner Urkundenbuche d i p 1 omalisch
u n d s c h r i f t k r i t i s c h behandelt werden. Das
erste Faszikel dieses Werkes ist nun 1947 erschienen. Die P f ä v e r s e r
Urkunden werden die gleiche Behandlung erfahren im geplanten
l rkiuidcnhueh der südlichen Teile des Kantons St. Gallen. Von
beiden Archiven haben wir in der Einleitung zum 1. Bande S. 13
20 auch wenigstens einen lieherblick gegeben. Schlimmer steht e.s
nmi mit den äbtisch — st. gallischen Urkunden. Wenn man nämlich'
nur die Liechtenstein berührenden Urkunden herausgreift, bekommt
man kein Bild von den verschiedenen Schreibern und ihren diplomatischen Gepflogenheiten. Zudem sind die St. Galler Urkunden
nach sachlichen Standpunkten in verschiedene Kisten und Mappen
eingeordnet, und wenn man ihnen eine Urkunde entnimmt, so sieht
man ihren Sehrif t-Zusammenhang mit den andern Urkunden
der betreffenden Zeit noch umso weniger, ohne man würde -durch
Auslegen und v o r ü b e r g e h e n d e s Umordnen eine gewaltige Zeit verschwenden. Vom heutigen Standpunkt aus hätte das Wartmann bei
der Bearbeitung des Urkundenbuches der Abtei St. Gallen allerdings tun sollen. E r bat die Krinning der Schreiber, den kritischen
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7
—
Vergleich und die diplomatische Bewertung aber leider unterlassen.
So weiss man oft nicht, wie die Beurkundung vor sich gegangen ist,
z. B. ob es sich um Empfänger- oder Ausstellerfertigungen- handle,
ob es sich um kanzleimässige Urkunden handle oder nicht, ob gewisse Unregelmässigkeiten vorgekommen seien oder nicht etc. Auch
manche kulturgeschichtliche Frage bleibt ungelöst. Gerade f ü r St.
Gallen ist dies schade. Selbstverständlich k ö n n e n diese Studien nur
bei Gesamtbearbeitung eines Archive« vorgenommen werden. Dieser Aufwand rechtfertigt sich für ein liechtensteinisches Urkundenhuch aber durchaus nicht. Einzig für Fragen, die sich aus den
einzelnen Urkunden lösen lassen und für die karolingischen Urkunden mussten wir eine Ausnahme machen, da letztere auf dem
Schriftbeweis beruhen, weshalb sie auch stets eine Schreiber-Postscriptio aufweisen. Die Schrift des unterschreibenden Amtsschreibers (cancellarius) bürgt für die Echtheit, wie es für die spätmittelalterlichen Urkunden das Siegel tut. Im weiteren vgl. Helbok,
Die rätoromanische Urkunde des 8. 9. und 10. Jahrhunderts,
Exkurs I, in Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein (1920) S. 1
— 61 und demnächst F r l . Dr. Erika Kunz, in den Mitteilungen zur
vaterländischen Geschichte (St. Gallen).
Wir haben im vorliegenden Bande nach dem Vorbild anderer
moderner U r k u n d e n b ü c h e r zwei Neuerungen durchgeführt.
1.
2.
Scheiden wir den Text von der Bearbeitung durch verschiedenen
Druck klar ab. Der Text steht nämlich in Normal-, die Bearbeitung in Schrägdruck, ähnlich wie in der offiziellen Ausgabe des
Missale Romanum der Text schwarz und die Rubriken rot gedruckt sind. Schon das Mittelalter kannte dieses Verfahren.
Scheiden wir nach demselben Vorbilde die textkritischen Anmerkungen von den Sachanmerkungen. Erstere sind unter a, b.
c, etc., letztere unter 1, 2, 3 etc. gegeben.
Endlich ist es unsere Pflicht unseren aufrichtigsten Dank zu
äussern an Hochw. Herrn Dr. Paul Stärkle, Stiftsarohivar, Hoehw.
Herrn Dr. Johannes Duft, Stiftsbibliothekar, Herrn Dr. Karl
Schönenberger, Staatsarchivar und Kantonsbibliothekar, und Herrn
Dr. Schmid, Stadtarchivar, alle zu St. Gallen.
Urkunden
1.
(Ca. 791
Costan« ms und Maxemus vergleichen sicli nach einem
Gerichtsurteil
durch I ermittlung
Vigelius über 'in strittiges
+
ihrer I erwandtschuft
—
806)
ergebnislosen
mit Edalecus und
Grundstück:
In xpi° nomine seeundum iudicium domni r e m e d i ' & teil-
(iones iudices & u i g e I i i iudices & a u r e l i a n i scultaizi" uen&''
ms
tan< i u s
r
& maxemus
& amallauerunt e d a l e c u
seu u i g e l i u de terra^ deueri* «Sc sie iudicauerunt iudices
c
11
& fratre
que' eda-
l e c u s & u ige Ii us iurarent debuernnt iurare & non iurarunt &
postia' apacluarunt parentes
que de ipsu
A
runt dederunt' terria porcione
m
agru
y
que* illi quesi-
in pacalia 4* Signum t e u d o n e s
iudices testes" 4* signum u i e l i " iudices
testes 4" Signum a u r e l i -
a n i scultaizi testes 4* signum a in a 1 o n e s testes 4" signum s o 1 u a n i
festes 4< signum i m m o n e s
testes 4" signum c o s t a n . ti qui anc''
iudicatum fieri roganit testes Ego p r i l i e c t u s
presbiter de iusso
t e u d o n e s iudices iudicatu scripsi & teste me suscripsi
Übe rsetz
u n g.
+ In Christi ISamen. Nach dem Gerichte des Herrn Remedius
und der Richter Teudo und Vigelius, sowie des Sehultheissen ~ Aurelian
kamen Constaneius und Maxemus lind luden Edalecus und seinen Bruder \ igelius wegen geschuldeten Landes vor Gericht. Die Richter erkannten, dass Edalecus und Vigelius schwören müssten. Sie sollten
schwören, schworen aber nicht. Die Verwandten verglichen sich nachher dahin, dass sie vom Acker, den jene herausverlangten, den dritten
Teil zum Ausgleiche gäben. 4< Zeichen des Teudo, Richter und Zeuge.
+ Zeichen des Vieli, Richter und Zeuge. 4* Zeichen des Aurelianus,
Schultheiss und Zeuge. 4< Zeichen des Amalo, Zeuge. 4 Zeichen des
Solvanus, Zeuge. <$< Zeichen des Immo, Zeuge. 4* Zeichen des Costantius, welcher diese Gerichtsnotiz machen Hess, Zeuge. Ich Priliectus,
Priester, habe auf Befehl des Richters Teudo diese Gerichtsnotiz geschrieben und als Zeuge unterschrieben.
1
1
—
12 —
Original
im Stifts-Archiv
St. Gallen III, 218; Pergament
32, 6 (unten)
130,7 X 4,5 14,8 cm. Von Prihectus ( — Projectus)
in
churrätisch-frühkarolingischer Minuskel
in altertümlich
rätischem
Stil nach Formular
der
rätischen
Gerichtsnotiz
(noticia de iudicato) verfasst und geschrieben.
Die signa (Handzeichen)
der Richter
und Zeugen sind vom Schreiber
der Notiz
hingesetzt.
Worttrennung
nicht immer durchgeführt.
Zeilenführung
nicht gerade.
Keine
Vorlinierung
und kein Rand. A tergo neuzeitlich
von einem St. Galler
Mönch:
Criiuald. Ahb., später: H. 61. / Cl. 3. eist. 1. area M. In der Mitte eine alleinstehende 9. — Hinten am linken Rand Leimspur. — & — .et.
Druck:
Codex traditionum
monasterii S. Galli, S. 254 (nicht 264 nie bei
Wartmann
und den Späteren
zitiert
wird) n. 434, resp. LXI. —
Wartmann*
Urkundcnbuch
der Abtei St. Gallen 1 (1863) n. 354. — Planta, das alte
Rätien
(1872) S. 317 Anm. 2.— Perret, Fontes ad historiam regionis in Planis, S. 1118.—
Perret, Ein Rechtsstreit
zur Zeit des Fürstbischofs
Remedius,
in
Heimatblätter
aus dem Sarganserland
1938, S. 9 f f . — Meyer-Marthaler
u. Perret,
Bündner
Urkundenbuch,
1, n. 34.
Regesten:
Hidber, Schweiz. Urkundenregister
für Schweiz. Geschichte
7 (1851) S. 221.
Helbok,
und Liechtenstein
(t920) n. 5 (s. auch S. 45).
1 (1863) n. 314. Archiv
Regesten
von
Vorarlberg
S c h r i f t p r o b e : R. Durrer, Ein F und von rätischen Privaturkunden
Karolingischer
Zeit, in Festgabe für Meyer von Knonau (1913), Tafel 3.
Literatur:
Rob. v. Planta, Die Sprache der rätoromanischen
des 8 — 10 Jht., bei Helbok, Regesten, IL Exkurs, S. 85 und 102 f .
aus
Urkunden
Das
Datum
wurde immer früher angesetzt:
Cod. trad. zu 841 —872,
Wartmann
zu ca. 835, Hidber zu 820, Helbok, Reg 7 Anm. 1 zu 800 — 806.
Siehe zuletzt das Bündner Urkundenbuch
zu ca. 791 — 806.
Ortsbestimmung:
Nach Helbok, Reg. 5 Anm. passt das Formular
nicht recht nach Rankweil.
Nach Wartmann
und nach R. v. Planta ist unsere
Gerichtsnotiz
verwandt mit einer Urkunde vom 6. Jan. 835 (Wartmann
I n. 353)
aus Garns, nach Durrer S. 29 hingegen nach der Schrift mit dem heute im Kloster Müstair-Muster
liegenden
Churer Stücken
von ca. 800 (siehe Bündner Urkundenbuch
n. 24 — 29). Dies leuchtet
ein, wenn man Chur als rätischen
Gerichtsort
in Betracht zieht (vgl. die hier nächstfolgende
n. 2,
Verfassungsgeschichtliches),
auch selbst wenn die Parteien von auswärts waren. Die Kläger
Costanrius et Maxemus weisen im Vergleich zum Liber viventium
Fabariensis
(im Stiftsurchiv
Pfävers
zu St. Gallen)
nämlich
ins Ministerium in Planis,
wie der Amtsdistrikt,
der heute die Herrschaft
Maienfeld,
das
Sarganserland,
den Bezirk Werdenberg
und das Liechtensteiner
Oberland umschreibt,
damals
hiess. Es stehen in diesem Buche in einem Eintrage von ca. 845 auf S. 124 (Mon.
Germ. Hist., Libri confrat. III, 120, 26 — 27) Constantius, Maxancius nämlich
nebeneinander
unter der Rubrik: Hec SUNT NOMINA VIVORUM veL deFUNCTOHUM BENEFACTORVM De pLaNO fHec mit e-caudata). Die Urkunde
musste
—
13
—
hier r//s«* sicherheitshalber
vollinhaltlich
gegeben werden. Allerdings,
wenn man
in der Betrachtung
des Liber vivvntium
sich noch etwas weiter riskiert und e*
mit dem rätischen Reichsurbar
von ca. 850 vergleicht,
kann man in den Klägern nach enger gezogener
Hypothese
Sarganserländer
vermuten.
In Sargans
nohnte eine Possessoren-Familie,
die von Generation
zu Generation
den Namen
Cnnstantiu? fährte. Fin Constantius
erscheint 765 im Tellotestarnent
als curialis.
Ein Constantius
von Sargans hatte lt. Reichsurbar
um 850 u. a. Besitz im
Sarganserland
und Lugnez, wo auch ein Constantius
die Leutkirche
inne
hatte.
Neben ihm hat da ein Maxantius Besitz. Auch im Lib. viv (MG., Lib. c f . III140, 13 — 14) stehen in der Gruob wieder nebeneinander
Constantius, Maxantius. Auch Italiens, resp. Kdalicus. ist im Lib. viv. (III. 126. 24. 130. 17, 132.
11) fürs Planenland
mehrmals
bezeugt.
Die Verbindung
mit Uipelius dürfte
nach Maienfeld
weisen (Reichsurbar,
Wartmann
III, n. 814 v. 974/5 und S. 823
n. 86), wonach St. Gallen im 12. Jht. da auch Besitz hatte. Sucht man die Beklagten unserer Urkunde
in Maien feld und die Kläger in Sargans, so erklärt
es sich somit, ivarum die Urkunde
nach St. Gallen kam (darüber
Perret,
Heimatblätter
a. a. 0). Die Urkunde
hat für uns aber noch eine
Bedeutung
für die
Verfassungsgeschichte.
Siehe
darüber
die folgende
Nummer.
Zur
Rechtsgeschichte.
Dank des frühmittelalterlichen
Prinzips
des persönlichen
Rechtes lebte im lateinischen
Rätien, also auch im Gebiete des
heutigen Fürstentums
Liechtenstein
das römische Recht weiter. Das zeigt sich
deutlich aus unseren Urkunden.
Es kommen zum Vergleiche für uns zur HauptsmUe zwei Gesetzesquellen
in Betracht: 1. die Juliani epitome latina
novellarum
Justiniani
(Jul. ep.) von- etivas nach 550 (ed. Haenel, Leipzig 1873: vgl. Perret,
Fontes ad historiam regionis in Planis n. 141 — 148). Diese Epitome kommt in
rütischen und nachbarlichen
Handschriften
vor, z. B.: Univ. Bibl. Leipzig. Cod.
3499 vom 9 l 10. Jht., im 2. Teil die Lex. Rom. Cur. enthaltend;
kirchenrechtlicher Auszug in Cod. St. Gall. 722 vom 8. oder eher 9. Jht., ab fol. 10 die Lex
Rom. Cur. enthaltend.
Man brauchte in St. Gallen diese Gesetze für die Rotiutnen auf den Besitzungen
im Vorarlberger
Oberland
und
angrenzenden
Liechtentein.
II. Die Lex Romano Curiensis (L R C), d. h. das
römisch-cliurrätische Gesetzbuch,
das um 750/ 760 entstand.
Es ist unsere Hauptquelle.
Wir
zitieren sie nach der Handschrift
des Pfäverser Kloster-Archives,
Cod. Fab. XXX
(nach allen drei Codices hg. v. Zeumcr, Lex Romana Raetica Curiensis, in MG,
Leges V. p. 289 f f ; nach Cod. St. Gall. Planta, Das alte Rätien, S. 442 f f . ; nach
Cod. Fab. XXX Perret, Fontes S. 677 — 968).
Unsere Urkunde hat folgende Reminiszenzen:
Zu domni Remedi vgl. LRC.
II. 1. 6: Moiores vero eausas inter alias persenas qui per scripta in causaeione
vrnitint ante seniores prineipes diffiniantnr. Die Lex Romana Wisigotorum
sagt
statt seniores prineipes: rectorem vero provineiae. — Zu amallaverunt vgl.
LRC. IL 1. 2, IL 5. 4, IV. 16. — Zu debuenmt iurare vgl. iurare deltut in LRC.
XL 13. — Zum ursprünglichen
Sinn der Kreuze vgl. Jul. ep., cap 236: Si inst rinnen tum lilterarum imperitus eompotiere maluerit, necessarius erit talni-
—
14
—
larius, si in illo loco tabularii sunt, sed et testes non minus quinque scientes
euni imperitum litterarum et ad eo cogniti, et postquam imperitus vel sanctam
cruccin fecerit, vel paucas litteras, unus ex hisdem quinque 'testibus pro eo
subscibat; omnes autem quinque testes subscribere debent, quod et praesentibus
eis et cognoscentibus imperitum, omnia processerunt. LRC. XVII. 9 sagt zum
Testament:
Quicumque homo de testamento (über o: vmj facere voluerit, oportet
ei ut Septem personas eum subcribere debeant, ut ipge qui illum testamentum
facit, si literas seit, octavum se suberibat, et si literas nescit roget alium qui
pro se subscribat et ipse signum
faciat. Die LRC. braucht das Wort
Testament
aber oft im Sinne von Urkunde.
—Zu Ego Prihectus . . . me suscripsi vgl. Jul. ep.
c. 232: Instrumenta quoque, quae apud tabellionera componuntur, subscriptione testium, sicut dictum est, muniri praeeipimus, ante completionem scilicet
a tabellione insertam.
a mit Kürznngsstrich
6 statt
über p = Christi.
venit
c deutlich so geschrieben.
Cod. trad: venetcos Tancius; Wartmann
irrtümlich: Venet cos Tancius. Seit Helbok zu Costancius (~
Constantius)
berichtigt.
d nicht
Edalecus wie im Bündner
e statt
suo
f nicht
terre wie im Bündner
g statt
debere
h statt
quod
i statt
postea
/ statt
de ipso agro
Urkundenbuch;
bedeutet
Italicus.
Urkundenbuch.
k statt quem
/ statt
dederint oder darent
m statt
terciam porcionem
n tes mit Kürzungsstrich,
aufzulösen
iudices und Bündner Urkundenbuch
0 nicht
Violi wie R. v. Planta,
in testes; vgl. das
I n. 24 Anm. 1.
S. 102 a. a. 0; bedeutet
ausgeschriebene
Vigilius.
p statt hoc
1 über Bischof Remedius von Chur vgl. Durrer a. a. 0 , S.32 und
Mayer, Geschichte des Bistums Chur I (1901) S. 86 — 93.
%
früher
2 vgl. Capitula Remedii (Mohr, Cod. dipl. I n. 192, 1); darüber
Planta,
Das alte Rätien (1872) S. 312 f . und E. Mayer, Zur rätischen
Verfassungsgeschichte,
in Zeitschrift
f . Schweiz. Geschichte
1928, S. 464 f f .
2.
Rankweil.
Vor Hunfrid,
807 Februar 7
Graf von Rätien, erhalten Hrothelmus und Flavinus
durch Spruch des öffentlichen
(unterrätischen)
ihnen widerrechtlich entzogenes Grundstück
Gerichtes zu Rankweil ein
zurück.
In dei nomine cum resederet U n f r e d u s
r e c i a r u m comis
2
In curte ad c a m p o s
3
1
Uir Inluster
In mallo pu-
blico' ad uniuersorum / causas audiendas uel recta Iudicia
1
terminanda jbique ueniens liomo aljquus nomine h r o t h e l mus proclamauit eo quod / In contra drictum suummaNsum
ej tollatum fuiss& quod ej aduenit a parte" uxoris sue simul
& f l a u i n o & propre sum
6
fuiss& / et legibus suum esse
f _
deber& quia Iam de tradauio' uxoris sue fuiss& idcirco
T
suum esse deber&. Tunc praedictus comjs conuocatjs / illa
V
testimonia qui de
"
ipsam fidem & sacramento qua nostro domno datam ha-
c
ipso pago erant interrogauit eos per
d
d
berent quicquid ex/inde scirent uerjtatem dicerent. At illj
dixerunt. per ipsum sacramentum quod domno nostro dat u m habemus. scimus quia fuit homo / quidam nomine
d
c
mado. qui i b i habuit suum solum
c
d e
proprium ** cuius con-
finium nos scimus qui adiac& & confinat ad ipso manso
d
unde / iste proclamat in quo" illj arboredus est' & de uno
5
c
latus aqua cingit & inter eos terminum ** est in p&ris & In arbores' ;
c
ipse est dominus / nam sicut; illa edificia desursum coniungunt istorum
hominum proprium est & illorum legibus
6
esse deb& de parte auii
illorum q u i n t j . / Tunc praedictus comis iussit ut ipsa testimonia su7
prairent & ipsos terminos ostenderent quod dicebant quod jta & fecerunt
/ & ipsos terminos firmauerunt qui Inter illa dua mansa cernebant, sed
& plurimi ibidem adfuerunt nobiles quos ipse comes cum ejs / direxerat,
quod & omnia pleniter factum fuit, ut autem haec finita sunt Interroc
gauit ipse comes illos scabinios
g8
quid / Uli de hac causa Iudicare
uoluissent at illj dixerunt. secundum istorum hominum testimonio &
h
—
16
—
secundum uestra Inquisicione' iudi/camus ut sicut diuisum & finitum
est & terminis positis inter ipsos inansos. ut isti homines illorum proprium habeant / absque ullius contradictjone in perpetuum . & quod in
c
dominico" dictum & terminis diuisum coram testjbus fuit receptum sit
ad / parte domni nostri. propterea oportunum fuit h r o t h e l m o &
f 1 a u i n o cum heredibus eorum ut exlnde ab ipso comite uel scabinis /
c
tale scriptum acciperent qualiter In postmodum ipso manso absque
ulljus contrari&ate omni tempore' / ualeant possedere. actum curte
ad C a m p o s
3
mallo publice anno vii Imperi* C a r o l j augustj &
xxxviii. regnj / ejus In f r a n c i a . & xxxiiii In i t a l i a datum vii id.
febr. sub U m f r e d o Comite feljeiter amen.
Haec' nomina testium. U a l e r i a n o ' b u r g u l f o u r s o n e Stefano
majorino
fontejano
ualerjo
florencio
lioncio
sipfone
/
uictore
maurettone
ualenciano
quintello
s t r a d a r j o . & hec°* nomina scabiniorum. f l a u i n o o r s i c i n o odc
m a r o a l e x a n d r o e u s e b i o m a t i r e n c i o quam" &iam & aliis
plurjmis /
t Ego Jtaque b a u c o
~>
"rogitus 'scripsi
r
&sub
'scripsi ^— ^_ :
Original:
im Slijts-Archiv
St. Gallen, Bremer Schachtel
n. 18. Die
Urkunde wurde von Goldast, der 1599 und 1603 — 1605 in St. Gallen
iveille,
von da verschleppt,
kam nach seinein Tod, 1635, in die Stadt-Bibliothek
Bremen, und 1948 von da wieder nach St. Gallen. Ziemlich
starkes Pergament, zu
28,5 (oben) I 25,5 X 19 (links) I 18,7 cm; seitlich schief geschnitten.
Von Baiuo
in spaterer chtirratischer
Minuskel
mit karolingischen
Einflüssen
und mit rätischem Sprachcharakter
in der Fassung der rätischen Gerichtsnotiz
(vgl. Wartmann, Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen III. n. 779 vom 8. März 920) verjagst
und geschrieben.
Goldast liest Vauco statt Bauco. In der Tat erzählt
Sprecher
in seiner Rätischen Chronik (1676) S. 65 z. J. 807 von einem Vauoo, der Kanzler
Humfrids war und eine Chronik schrieb. Brcsslau in Forschungen
zur
deutschen
Geschichte
26 (1886) S. 42 sieht ihn als cancellarius an (vgl. Helbok,
Regesten
von Vorarlberg und Liechtenstein,
Exkurs I und n. 7, Anm.). —
Worttrennnng
nicht immer durchgeführt.
Einige Korrekturen.
Die '/.eugenreihe ist im übrig
gebliebenen
Räume in kleinerer
Schrift vielleicht
nachträglich
eingetragen.
Die
Postscriptio
des Schreibers
(Schreiberzeile)
hat verlängerte
Schrift. — Vorbeiänderung
und Vorlinierung
fehlen. Die Linienführung
ist nur in den ersten
Zeilen einigetmassen
gerade und in der untern Hälfte geradezu
unregelmässig
und nach rechts höher steigend. — A tergo in karolingischer
Minuskel: JUd
(blasser:) de illo (3 cm leerer, Raum) manso hrothel/mi -cum (?) flauino,, in späterer karolingischer
Minuskel:
Rhodhelmi / de uinonna., neuzeitlich:
Sententia
iudicialis. / Processus iuris. — & — et.
Druck:
Goldast,
Alamannicarum
rerum scriptores
II (1606) S. 81,
n. 99.
Wartmann, Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen I (1863) n. 187 zu 806
(807) Feb. 7. — Planta, Das alte Rätien (1872) S. 354 Anm. 1 zu 806 —808
(aus Wartmann).
— Meyer-Marthaler
und Perret, Bündner
Urkundenbuch
I
(1947) n. 35 (aus
Wartmann).
Regesten:
Hidber, Schweiz. Urkundenregister
I (1863) S. 42, n. 225
zu £06 (807. Ü08 ) Feb. — Hübner, Gerichtsurkunden
der fränk. Zeit I, Anh.
z. Z. der Savignystiftung
für Rechtsgesch.
Germ. Abt. 12 (1891) S. 29. — Helbok.
Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein
(1920) n. 7 (mit vielen
Literaturangaben; vgl. auch S. 45).
Zur
Literatur
Liechtenstein
(1923)
Zum
Datum
vgl. noch Kaiser-Büchel,
S. 45 f f . und 117.
vgl. Bündner
Urkundenbuch
Geschichte
des
Fürstentums
a. a. 0.
*
Ortsbestimmung:
Der Wohnort
unserer Prozessparteien
ist nicht
angegeben.
Wenn im zwar noch karolingischen
aber viel späteren
Rückvermerk
Rhodheluii / de uinonna (= Rankweil)
steht, so erscheint letzteres
lediglich
vom Gerichtssitz
ad campos abgeleitet.
Unsere Urkunde gehört also sowohl in
ein Bündnerisches,
St. Gallisches,
Vorarlbergisches
als auch
Liechtensteinisches
Urkundenbuch.
Doch mag sich bei solchem Sachverhalt
eine Uebersetzung
erübrigen. Für den Inhalt siehe Planta S. 362 f., Helbok, n. 7 und
Kaiser-Büchel
a. a. O.
Verfassungsgeschichtliches:
Seit der römischen
Zeit
unterstand die provincia Raetia prima einem praeses provinciae (Bündner
Urkundenbuch I, n. 1). Unter den Bischöfen Constantius (ab. ca. 772 / 4: vgl. ebd. n, 19)
und Remedius wurde die Provinz von den Bischöfen
von Chur verwaltet,
wovon
die hier vorangehende
Urkunde zeugt. 806/7
trennte Karl d. Gr. die
weltliche
Gewalt von der geistlichen
und schuf das Herzogtum
Rätien, das die Grafschaften
Ober- und Unterrätien
in sich begriff. Erstere hiess später eomitatus
Curiensis, letztere eomitatus Retie Curiensis (darüber Perret, Die
sprachgeschichtliche Lage des Sarganserlandes
1938, S. 13 f f . ) . Das Gericht der ersteren war ziveifelsohne in Chur, das der letzteren,
das die ministeria (Amtsdistrikte)
in Planis
und vallis Drusianae aufwies (vgl. Teil / , Bd. 1, n. 1 dieses Werkes), aber wie
unsere Urkunde
dartut zu ad Campos-Vinomna-i?ani;M>ei7 (vgl. Helbok,
n. 7,
Anm. 2 mit Literaturangaben).
Hunfrid war Graf in beiden Grafschaften,
weshalb es hier heisst, er sei reciarum coims. Von Rankweil
heisst es aber am
4. Juni (823) insbesondere:
Venomnia in villa Unfredi comitis (Bündner
Urkundenbuch I n. 44). Das unterrätische
Gericht in Rankweil
ist auch erwähnt in
Balthers
Vita S. Fridolini
(Mone, Quellensammlung
der badischen
Landesge-
—
18
—
schichte 1. 1848, S. 4 — 17, 99 — III; Mon. Germ. Hist., Script, rer. Merov. HL
S. 367 f.): Die Brüder Urso und Landolfus, zwei Glarner, schenkten
darnach
angeblich das Tal Glarus dem hl. Fridolin zu Händen des Klosters
Säckingen.
Nach des Urso Tod behielt Landolf das Tal aber für sich, so dass
Fridolin
gegen ihn prozessieren
musste. . . Venit beatus Fridolinus in Claronam, et stans
supra sepulcrum Ursonis . . . ipsum . . . suscitavit . . . duxit eum inde ad sex
miiiaria in villam que dicitur Ranwilre (Ranckwüre) ubi predictum lantgravi um iudicio presidentem .
invenit. Fridolin zog also angeblich den Landolf
ans unterratische
Grafschaftsgericht
in Rankweil. So müsste er auch das heutige
Liechtenstein
durchwandert
haben. Es lebte aber St. Fridolin schon um 500,
Balther aber erst im späten 10. und beginnenden
11.. Jht. Schon der
überhaupt
nicht ganz glaubwürdige
Balther konnte
die Sache also nicht mehr
wissen.
Zudem ist die obzitierte
Stelle bloss interpoliert
und deshalb eine spätere Fälschung. Es ergibt sich daraus, dass das Gericht Rankweil
nicht schon um 500
Instand.
Sicher aber ist, dass der Fälscher einfach die Zustände
einer ihm
unmittelbarer
vorangehenden
Zeit schildert,
wie sie eben erst seit 806 / 7 bestanden haben. Die Vita Fridolini erwähnt das unterräiische
Gericht, nicht das
spätmittelalterliche
Landgericht,
das ja nur bis zum Wallensee zuständig
war,
also nicht mehr für Glarus. Der Fälscher konnte also nicht dieses spätere
Gericht
gemeint haben. Glarus gehörte darnach vor 1000 noch zu Rätien, aber noch nicht
zum Kloster Säckingen.
Von Vinouina in mallo publico haben wir endlich
noch
eine noticia de iudicado vom 8. März 920 über einen Prozess zwischem
dem
Bischof von Chur und dem Kloster St. Gallen um das Kloster Pfävers
(Wartmann, III n. 779).
Zur
Rechtsgeschichte.
Zu resederet vgl. LRC. I. 7: De officio
iudicum civilium: . . . resedeat . . . Zu in mallo publico vgl. LRC. I. 6. 2:
Quicumque iudex sciat se dum rausas iudieaverit. non se abscondat in remoto
loco neque ipse sölus iudicium donet sed cum bonos homines et in aperto domo,
ut quicumque tntrare voluerit licenciam babcat et ante plures homines sua iudic;a
donet et quod rectum est iudicet. — Zu de tradavio vgl. das
Intestat-Erbrecht
der LRC. Vi-— 4. — Zu per ipsum sacramentum quod domno nostro datum
hebemus vgl. LRC. IL 8. 1: Uli qui sacramenta dant per nomina dominorum suoruin, wofür in der Lex Rom. Wisigot. steht: qui dominorum nomina pläcitis
inserentes . . . Eidbrüchigkeit
bringt hier Infamie und Bestrafung.
Vgl. ferner
LRC. XL 13: Quincumque homines ad sacramenta danda ante iudicem venerint
äntequam de ipsa causa interrogentur iurati dicant, ut nulla falsitatem non
iurent, sed quod rectum sciunt dicant. Sic postea iudex quem honestiorcs ei
meliores et plus iustas personas viderit, nisi si minor numerus sit, ipsa pars iurare
debet. Nam si unius hominis sacramentum, quam vis alta persona sit, non ei
credatur. Ferner LRC. XXIV.
1: De qualecumque causa aut de qualecumque
rem unde inter duos homines intencio fuerit et in iudicio ante iudicem venerint ambe partes in placito iuratores presentare debent et qui meliores aut
plus iustas personas habuerint ipsi iurent. Der Grundsatz
testis unus, testis
nullus, die Tatache, dass der Eid nicht bloss auf «/a» oder «nein» geht und dass
der eigentliche Beweis in der Aussage liegt, ist alles römisch (Vgl. Perret,
Fontes,
19 —
—
S. 854 f.).
— iiiqui>icione vgl. LRC. IL 16. 1: De iudieiis: . . . Si qualescum-
que homines qui inter se causa» huhuerint si ante iudicem venerint, per singulas
causas eos iudex discutcre et com in causa s inquire dehet, ne forte talis causa
inter illos rnnaneat, ut poslca ille iudex exinde conrumpencia non habeat, quod
si ipsa causa liene non exqui^iset. et postea quomodo ipsorum causas bene habet
exquisitas, sie suo iudicio inter eos donet . . . IV. 14. 1.: De senteneiis et periculis recitandis: . . .
Omnes iudices specialiter sciant, ut sie inter duos causa-
tores ipsorum causas inquirere debeant, ut ipsi causatores totam suara causam
per ordinen dicant, et postea iudex sie inter eos rectum iudicium det.
IV.
19. 5. Zum Inqu'nilionsver
stnvie
Capitula
rechtlicher
Remedii
fahren
im Strafprozess
n. 3. und 12.
Ausdruck;
Aehnlich
vgl. IX. 43 und XI. 61,
— Sicut . . . finitum est ist ein
römisch-
vgl. z. B. LRC. II. 5. 2: causa non definiat; / / . 13. 1 :
causas inter se finitas.
— Zu proprium habeant absque ullins contradictione in
perpetuum . . . absque ullius eontrarietate omni tempore valeant possidere vgl.
LRC.
IV. 14. 1 in fine:
PoMea vero quiequid de ipsa causa inter eos per legem
fuerit iiidicatum secundum legem nullus de ipsos se exinde mutare non polest.
a a parte zusammen
b propresum stait
geschrieben.
proprium suum; Goldast
c diese
zwei
Wöricr
d nicht
ohne Schluss-
zusammen
in wie bei Wartmann
e vor proprium noch
/
ein getilgtes
arboredusest zusammen
i
inquisitionem
schreiben
sind
wollte,
noch
es scheint
h und der hohe
arbore durem
dass
Schaft
Urkundenbuch.
und
nicht
inqui-
Urkundenbuch.
Andreas
zuerst
des dritten
habeant
Buchstabens
haee wie bei Goldast,
n nicht
qua wie bei Wartmann
0 3.4 cm leerer
Raum.
Raum
t
Raum.
8 mm leerer
Humfried
uhd im Bündner
und im Bündner
Zeile
der Postscriptio
Urkundenbuch.
Urkundenbuch.
Urkundenbuch.
des Schreibers
sind
so
füllen.
s. Bündner
Urkundenbuch
Erwähnung
eines
rätischen
und Grafschaft
Chur
806 / 7.
3 Rankweil;vgl.
und im Bündner
Raum
r 2,6 cm leerer
2 erstmalige
Wartmann
Die Worte
dass sie die ganze
p 4 cm leerer
Wartmann
Buchstabe.
m nicht
Bistum
liest:
sichtbar,
I H als verstärkter
1 Zu Graf
Goldast,
und im Bündner
h nicht imperii wie bei Goldast,
verteilt,
bei
Buchstaben;
denn
Goldast
und im Bündner
wie
sitione wie bei Wartmann
j lern auf getilgten
Urkundenbuch.
Schrift.
ille wie bei Wartmann
nicht
und im Bündner
p.
geschrieben;
g os scabinios auf getilgter
h nicht
liest: proprie suum.
geschrieben.
Urk. v. 8. März
Mai 1092 (Helbok,
Grafen
n. 35 Anm.
nach
I.
der Trennung
von
920 (Wartmann
I I I , n. 779) und vom
Reg. n. 195). Bei der Stelle
Sancti Petri ad Campos
—
20
—
i. Feldchirirha in rätischen Reichsurbiir
von ca. 850 erweist
als spätere Interpolation
resp. falsche Erklärung,
vielleicht
4 vgl. Helbok
5
n. 7 Anm. 2
Baumgarten.
6 Lex Romana
Curiensis.
7 Quintus und Flavinus zeigen, dass die Familie romanisch
hier u. a. einen Beleg, dass man aus deutschen Namen,
nicht auf deutsche Nationalität
schliessen
darf, denn
schen Herrschaft
kamen solche Namen auch bei den
brauch. Wohl aber soll man aus lateinischen
Namen
Nationalität
schliessen. Darüber Pult, Raetia prima im
8 vgl. Bündner Urkundenbuch
S. 363 und Durrer, Festgabe
3.
sich somit
Tschudis.
Auszug
war: wir haben
wie Hrothelmus.
wegen der deutRomanen
in Geauf
romanische
Mittelalter.
n. 7 in fine; dazu Planta, Das alte
Rätien
f . Meyer v. Knonuu (1913) S. 23 und 55.
Rankweil
(Uinorana, 820), Mai 7o
Bona schenkt dem Folquino zivei Acker unter der via Barharesea"
1
2
. . . facta carta . . . . sub presencia bonorum uirorum testium
3
1
qui ab ea rogiti uenerunt uel signa fecerunt. . . . . signum onorat i prepositi tes;
. . . .
Original
im Stifts-Archiv
St. Gallen II. 38. Pergament 23,7 X 15,3 cm.
Fleckig. In subjektiver
Fassung der rätoromanischen
Schenkungsurkunde
von
Andreas verfasst, in grober frühkarolingischer
Minuskel von Valerius mit Korrekturen resp. Rasuren von seiner Hand ingrossiert (beide im Walgau; x^gl. Wartmann. Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen I (1863) S. 214 f.; Bressluu in Forsch,
z. dt. Gesch. 26 (1886) S. 58; Helbok, Regesten von Vorarlberg und
Liechtenstein
(1920) Exkurs S. 39, 45). — A tergo von Andreas:
donacio de l'onanes. In
späterer karol. Minuskel: de vinunna. Hinten am rechten Rande
Leimspur.
Druck:
Codex Traditionum
a. a. O. n. 253 n. Or.
mosast.
S. Galli
147 n. 245. —
Wartmann
Auszug:
Hidber, Schweiz.
Urkundenregister
I (1863) n. 303. — Rechenschaftsbericht
des Landesmuseumsvercins
für Vorarlberg 39 (1900) S. 78. —
Helbok a. a. 0. n. 21.
Anm.
Zum
1.
Datum:
Wartmann
a. a. O. S. 214/215;
Helbok
a. a. O. n. 13
—
21
—
Zur
Verfassung
s geschickte.
Eine Betrachtung
zur
Verfassungsgeschichte scheint an Hand des oberwähnten
prepositus hier angezeigt, da eine
solche bis jetzt noch zu wenig angestrengt
wurde. Es handelt sich nicht um die
Zuweisung des Landes bei Reichsteilungen
(vgl. Helbok op. cit. n. 1, 6, 47, 51, 53,
57, 72), das kann ein so regionales Urkundenbuch
wie das Unsrige nicht
interessieren; es handelt sich auch weniger um die Zugehörigkeit
zu den einzelnen
rätischen Ministeria oder Gaue (s. L Teil, Bd. 1 n. 1. 49, 64, 126, 127 und oben n. 2),
sondern vielmehr um deren U nterteilungen,
also um die nächsten lokalen
Kreise,
welche selbstverständlich
ein lokales Urkundenbuch
unmittelbar
angehen,
weshalb ivir die Sache schon im I. Teil, Bd. 1, S. 20 —27 kurz erwähnt haben, die
hier aber einer Vertiefung
bedarf.
Nach G. Meyer v. Knonau, Mitteilungen
zur vaterländ.
Geschichte,
NF. 3
(1872) S. 79 f f . glauben K. H. Ganahl, Forschungen
zur Geschichte
Vorarlbergs
und Liechtensteins
VI (1931) S. 71 und Helbok a. a. 0. n. 15 u. 21, es handle
sich beim prepositus um einen St. Gallischen klösterlichen
Regionalpropst,
also
um einen St. Gallischen
Verwaltungsbeamten
aus geistlichem
Stande.
Allein
schon Meyer von Knonau a. a. 0. S. 80 bringt dazu folgende Reserve an: «Im
Rheintale bildete Rankweil jedenfalls
das Centrum einer ökonomischen
Gruppe,
und wir finden in dessen Nähe, auch wirklich 820 in Nr. 247, 248 u. 261, und
Anhang Nr. 4 bis 6 (bei Wartmann,
Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen),
einen
Kstradarius oder Stradarius zu Schlins, Nüziders, Pürs als Propst genannt,
ebenso 820 in Nr. 253 zu Rankweil
selbst einen Propst Onoratiis, allein nur
in
nicht
auf St. Gallen
bezüglichen
Stücke
n.» In Rätien
finden
wir tatsächlich
Verhältnisse,
die aus der eigenen Umwelt erklärt werden
müssen.
Ernst Mayer von Würzburg
hat sie in seiner Abhandlung
«Zur rütischen
Verfassungsgeschichte»
(Zeitschrift
für Schweiz.
Geschichte
1928) dargelegt.
Er
sagt auf S. 480 f f . : «In den niederrätischen
Urkunden
des 9. Jahrhunderts
erscheint wiederholt
als Urkundsperson
ein Laie, der sich als der Leiter
einer
amtlichen Beurkundung
erweist. Einmal kommt in dieser Stellung ein präpositus
Kstradarius vor, der in Nüziders (Wartm.
I. n. 247), Schlins (I. 261; II. Anh.
4 — 6), Bürs (L 248), also im Gebiet der späteren Grafschaft
Jagdberg und
Sonnenberg
fungiert . . . Es ist nun sehr interessant,
dass in Rankweil
ein anderer präpositus
— Honoratus — in der gleichen Funktion
erscheint (L 251).
Dieser Honoratus tritt in anderen Urkunden
ohne Amtstitel,
aber als angesehener Mann auf, sodass das Amt anscheinend
noch nicht lebenslänglich
besetzt
ist (I. 235, 255, 259, 264, 289, 293, 391, 415, 501). — Keiner dieser beiden präpositi hat irgend etwas mit Kirchengut,
etwa mit Sanctgallischem
Kirchengut
zu
tun, sondern beurkundet
lediglich
Vergabungen
unter Laien. Es ist also keine
Rede davon, dass diese führenden
Leute als Sanctgallische
Pröpste
aufzufassen
wären . . .Andere Male nimmt die gleiche Stellung ein maior ein. »Es« betrachten die rätischen capitula (Remedii)
den maior als den Unterrichter
nach dem
Schultheiss
(Mohr, Cod. dipl. I. 192 c. 1). Noch vor 800 erscheint nun in derselben Funktion,
wie sie in den Urkunden
von Sonnenberg
und Rankweil der präpositus hatte, für Chur — als leitende
Urkundsperson
vor dem seavenzius —
ein maior (Durrer in Festgabe Meyer von Knonau, S. 23).» Noch weiter
rückwärts
2 *
—
22
—
blickend
knüpft Mayer S. 486 f . bei den curiales an. die im Testament
Tellos
von 765 zu Chur, im Schanfigg und zu Sargans erscheinen.
Das Schanfigg war
spater der Dingstuhl
eines Hochgerichtsverbandes
und auch Sargans
bildete
schliesslich
eine eigene Herrschaf t (vgl. I. Teil, Bd. 1, S. 25). Ueber diese curiales
weiter zurückblickend
könnte man auch bei LRC. XII. 2. I De susccptores,
prepositis et arcariis anknüpfen,
die dort alle den curiales zugerechnet
iverden.
Anderseits
sollte man auch die vicarii der Jul. ep., die sich gegen diese noch
zurückhaltend
verhält,
abklären.
Vorwärtsblickend
sagt Mayer auf S. 482
— «begegnet
Anfang
des 10. Jahrhunderts
in Buchs
wieder
als bei
einem
Geschäft
zwischen
Laien
führend
ein
vicarius,
der
dem
Schreiber, dem cancellarius. befiehlt (Wartmann
III. 789 a. 931; vgl. I. Teil, Bd. 1.
S. 23, unten n. 13 und 14) . . . Nachher (1105) kommt in gleicher Stellung wie
jene weltlichen
dirigierenden
Urkundspersonen
vor dem Schreiber
ein, Olricus
testis et vicarius in Maienfeld
vor (Mohr I. n. 105) und kurz danach in Chur
ein solcher aus vornehmem
Geschlecht stammender
vicarius. der ivieder vor dem
Schreiber steht (a. 1139: Arnoldus de Ruzunne testis et vicarius; Mohr I n. 118,
119). Noch später heisst der maior von Ragaz auch vicarius.» S. 430 Anm. 15:
«Der iudex, der unter dem Vogt, d. h. dem Träger der
Hochgerichtsbarkeit
steht und nichts anderes wie der maior (villicus) sein kann, hält für das ganze
Jahr Gericht»,
während beim placitum maii der advocatus amtet. Die ganze
Stelle (s. Gmür, Urbare u. Rödel des Klosters Pfiivers, S. 26/27)
lautet: Aliis
autem temporibus et diebus per tocius anni rirculum, quibus iudex seu vicarius
ab abbate substitutus, ut iuris est, iudicio debet presidere. Dass der villicus
von Ragaz als vicarius und unterer iudex amtet ergibt sich auch aus der Stelle
(Gmür S. 13 zu 1220), die lautet: Hec sunt iura que pertinent ad officium villici
de Ragaz. Cum Favariensis abhas tenet placitum generale in Regaz, villicus
debet sciseitari ab hnminibus ecclesie, si conolatus agrorum, si colonatus vinearum et curtes et opiliouatus sint in bono et debito statu. Unter der Hofgerichts
barkeit des Meiers von Ragaz standen auch die pfäverserischen
Hofleute auf
heute liechtensteinischem
Gebiete. Mayer sagt aber weiter auf S. 484: «GeVtf
das Amt des praepositns, maior, vicarius auf dem untern
Hochgerichtsverbsnd
und t r i f f t damit später der Bereich des Amtmanns,
minister, maior
zusammen,
so folgen dann unter diesen Bezirken die Ortsverbände».
Der praepositus findet
sich aber als öffentlichrechtliche
Amtsperson
nicht nur in Unterrütien,
sondern
auch im Unterengadin
und im Vinstgau, ivo er beim Beurkundungsgeschäft
als
die Person erscheint
qui pennam levavit, also den Beurkundungsbefehl
erteilt
(vgl. Goswin, Chronik von Marienberg,
Ausgabe Basilius Schwitzer,
u. Mayer
a. a. 0. S. 438 — 445). Mayer verweist auf S. 443 auch auf die späteren
Steuergenossenschaftsbezirke,
wie Vaduz, Werdenberg,
Wartau (auch
Sarganserland!).
Vertiefen
wir nun aus eigenen Ueberlegungen
die Sache noch etwas! Onoratüs praepositus kommt in unserer Urkunde zum ersten Male mit seinem
Titel
bezeichnet
vor. Doch begegnen wir ihm schon am 4. Juni 818 (Wartmann
n. 235),
wo er als 1., und am 30. April 819 (n. 243), wo er als 2. Zeuge zu Rankweil
auftritt. Ihm zuvor begegnen
wir da am 20. Mai 817 (n. 224) dem
Propst
Kstradarius, doch ohne Titel. Estradarius wurde dann aber in den obern
Walgau
-
23
—
versetzt, denn am 28. März 820 sehen wir ihn ausdrucklich
als praepositus zu
Nüziders (n. 247) und Bürs (n. 248; vgl. zu Beiden die spätere Herrschaft
Sonnenberg), dann am 7. März 821 (n. 265, 266), am 15. Juli 821 (n. 270), zwischen
817 -821 (n. 261, Helbok n. 34) und 826 (W. 2. Anh. 4, 56, H. 44, 45, 46) zu
Schlins (vgl. die spätere Herrschaft Jagdberg). Fortab begegnen wir in Rankweil
nur noch dem Onoratiis, und zwar bis 864 (vgl. W. 250, 254, 255, 259, 262, 264,
289, 293, 391, 415, 501; H. 22, 24, 25, 26, 33, 39, 41, 42, 58, 59, 71). Damit ist
innerhalb
des ministerium vallis Drusianae, von dem Rankweil
der
Hauptort
war, auch der Unteramtsbezirk
Rankiveil
gesichert, zu dem auch das liechtensteiner Unterland
gehörte, was wir bei späteren Urkunden
noch sehen
werden.
(Vgl. 1. Teil, Bd. 1, n. 126 u. 127) — Die Stelle des Onoratus nimmt nach 864
ein Valerius ein. Am 13. Sept. 881 (W. 72, H. 85) und am 14. Mai 882 (W. 165.
H. 86) figuriert er noch an 4., am 22. und 23. Februar 883 (W. 173, H. 89 und
W. 174, H. 90) aber bereits an 1. Stelle der Zeugenliste,
ganz wie oben auch
Onoratus und Estradarius immer an 1. Stelle erschienen,
auch wenn ihr Amt
nicht angegeben wurde. Wir glauben also entgegen Mayer a. a. 0., S. 481, dass
diese Männer auch hier als Amtsleute
fungieren
und ihre Stelle wohl
lebenslänglich war. Das Setzen oder Unterlassen
des Titels wird wohl nur auf das
Konto des Schreibers zu buchen
sein.
In einer Urkunde vom 23. Juli 896, wo der Priester Valerius an St. Gallen
20 Juchart gegen die Kirche St. Victor zu St. Victorsberg vertauscht,
erscheinen
als erste zwei Zeugen wiederum
Amtsleute,
nämlich
der sonstige
Urkundenschreiber
Priester
Orsicinus und Valerius, dieser wieder ohne Titel. Er tritt
hier wohl nicht stärker hervor, da er vielleicht
mit dem Priester Valerius verwandt, offensichtlich
aber da es sich um eine St. Galler Urkunde handelt,
heisst
es unmittelbar
vor der Zeugenliste
ja: Signum Engilberti degani et Domnici
vocati. Schon im Text heisst es: Ego Hengilbertus deganus cum vocato nostro
Domnico vel per consensum fratrum nostrorum concedimus illi incontra ipsum
proprium, wie es schon im Kontext vom 6. Januar 835 aus Garns (W. 353, unten
n. 7) hiess: Oc investierunt Domnicu advocatu saneti Galli. Es sei
zwischenhinein bemerkt, dass wir einen solchen St. Gallischen Klostergutsbereich
später
auch am Eschnerberge
finden werden (n. 17). Der St. Gallische
Klosterbeamte
figuriert in oberwähnten
Urkunden
also nicht in der Zeugenliste,
wie der rätische
praepositus. In der Zeugenliste
steht auch in letzterwähnter
Urkunde im Gegensatz zum St. Gallischen
Klosterbeamten:
Testes: Jordaimes, Selbo prepositus.
Wir haben also entgegen
Meyer von Knonau (loc. cit. p. 80) auch hier den
rätischen Amtsmann,
und nicht den St. Gallischen
Verwaltungsmann
vor uns.
Selbo, nicht Onoratus amtet hier, weil Garns am Ausgangspunkt
der späteren
Herrschaft
Sax, nicht Feldkirch,
liegt, wovon in n. 7. Die St.
Gallischen
Klosterbeamten
erscheinen
also im Urkundentext,
oder in der
Parteien-Unterfertigung, oder schliesslich noch in der postscriptio
des Schreibers, da St. Gallen
viele Urkunden
selber schrieb, nicht aber in der Zeugenliste,
wie die rätischen
praepositi; sie sind an der Handlung der Vertragsparteien
beteiligt,
nicht aber
als öffentliche
Amtspersonen
im Beurkundungsbefehl.
Der rätische
Amtspropst
-
24
—
und der St. Gallische Klosterpropst
sind also nitht identisch. Das ergibt sith auch
aus einer St. Galler Urkunde von 890 aus Rötis (W. 681). Dort heisst es am
Schlüsse nach der Zeugenliste:
Ego itaque Engilliertus indignus monachus et
suhdiaconus in vicem Winiberti prepositi scripsi ei subscribsi. ganz nie auch
in den nicht rätischen St. Galler Urkunden die Klösterschreiber
an Stelle, in viccder St. Gallischen
Pröpste,
nicht- aber auf deren Öffentlich-rechtlichen
Beurkundungsbefehl
schreiben
(Meyer v. Knonau a. a. 0., S. 79 f f . ) . Die letzterwähnte Urkunde
ist auch nicht eine rätische Cancellariats-,
sondern eine St.
Galler Urkunde;
sie weist nicht das rätische. Urkunden fortnular, sondern
eine
St.. Gallisches auf. In ihr erscheint auf rätischem Boden zum einzigen Male ein
St. Gallischer Propst (Meyer v. Knonau, S. 80) und unter ihm ein Dekan (vgl.
$96). Für die weltliche Vertretung,
ah weltlicher Arm. hatten diese
Geistlichen
einen advocatus, einen Regionalvogt
zur Seite, oben also den Domnicus. Dieser
begegnet uns auch am 6. Juli 884 (W. 180, II. 91), am 7. Okt. 896 (W. 707, II.
112), am 30. August 890 (W. 680) und am 8. März 920 (W. III n. 779). und
zwar die letzten Male klosteramtlich.
Er fungiert so für Rankweil,
St. Victorsberg, Ruggell, Sax und Salez. Sein Amtskreis
— und somit wohl audi der des
klösterlichen
Propstes — umfasst also den ganzen Drusustalgau,
während
jener
des öffentlich-rechtlichen
praepositus nur eine engere Gebietsunterteilung
umschliesst. Das erklärt sich am besten durch die kleinere oder grössere
Frequenz
der Geschäfte beider Instanzen.
Der rätische praepositus endlich führt, wie wir
oben gesehen haben, nicht zur Vogtei hinüber, sondern zum vicarius (Buchs a.
931 u. 933, W. 789, 791, unten n. 13. und 14), zum gräflichen
Untt
rbeamten,
und weiter zum Landammannamt.
Beide Propsteien
sind also scharf
auseinander zu halten.
Damit kommen wir auf die Einleitung
zum 1. Teil. Bd. 1, S. 20 f f . dieses
Urkundenbuches
zurück,
wo wir bereits vermerkt
hatten, wie schon in den
karolingischen
Verhältnissen,
die späteren Herrschaftsbereiche
Nüziders-Sonnenberg, Schlins-Jagdberg
(Estradarius), Rankweil-Feldkirch
(Onoratus, Valerius).
Buchs-Werdenberg
(Austus), Gams-Sax
(Selbo), Sargans (Constantius). Maienfeld (Olricus). als Propsteien,
Unteramtsdistrikte
und gräfliche
Vikarivn
sich
abzuzeichnen
begannen. Diese Bereiche bilden die Vorgeschichte
zu den späteren
feudalen
Herrschaften
und Grafschaften.
Inmitten
dieser Bezirke
erscheint
das Gebiet des heutigen
Fürstentums
Liechtenstein
überuus günstig als Standort für eine allgemeine
Umsicht
auf Unterrätien.
Das Unterland
erscheint
zunächst bei Rankweil, zum Teil, wie wir sehen werden aber auch bei Gams-Sax
(Camprin). Dieses Gebiet wird sich dann abschälen zur Herrschaft
Schellenbvrg
Das Oberland mit Vaduz hingegen erscheint bei Buchs-Werdenberg.
Durch die
Teilungen
im Hause Montfort
setzen sich hier dann Grafeti an. und bei den
Teilungen im Hause Werdenberg
zwischen Werdenberg
und Sargans kam Vaduz
zu Sargans, von dem es sich dann aber wieder als eigene Grafschaft
abspaltete.
Balzers endlich erscheint ca. 850 bei Maienfeld,
im 13. Jht. unter dem Kloster
Churwalden
und denen von Frauenberg
und über diese schliesslich
auch bei
denen von Werdenberg
(Vgl. Nr. 9 Anm. zur Sache).
—
25
a teils auf Rasur und nachträglich
eingetragen:
1 Im Gegensalz zum gerinan. Refill ist die Frau in Rätien
handlungs/ähig.
sie braucht weder Vogt noch Konsens;
vgl. LRC. III. 17. 3, III. 18.
XVII. 5, XXIII.
4. 3 und XXIII.
6. 2. Anders wird es erst seit dem
13. Jht; vgl. Perret, Fontes, S. 729 Anm. 37.
2 Strasse, welche zu den Barbaren, d. h. nach Alemanien
gend um Rankiveil war damals noch
romanisch.
3 rartam facere ist ein technischer
XXIII. 12.
Ausdruck
führt.
Die Ge-
der LRC; vgl. XVIII.
6.
4 die l>oni viri sind eine aus dem Fränkischen
und spätrömischen
übernommene rätische Einrichtung:
Lex Roni'jn:i Curiensis lib. I. 4. 1, 1. 5.
1, 1. 6. 2, II. 9. 1, III. 7. 3, III. 19. 4, IV. H. 1, VIII. 5. 1,
XII 1. 5, XVI. 1. 4 (MG. LL. 5 (1875) S. 307, 310, 317, 340,
345. 362, 388); ferner P. C. Planta, Das alle Rätien (1872) S. 340 f f ;
Gian Luca V.anetti. La Legge Romana Retica-Coirese
o Udinese
(1900)
S. 109 f f ; Sickel, Schöffengericht,
in Savigny-Zeilschr.
6 (1885) germ. Abt.
S. 1 f f : Durrer, in Festgabe für Meyer von Knonau (1913) S. 28, Anm. 1;
Helbok, Reg. n. 19 Anm. 8.
4.
Rankweil,
820 Juni
Latinus verkauft dem Folcuino einen Acker zu Reuti (Rugpell?)
schenkt ihm ebendort einen
5.
und
anderen.
4< In xpi ° nomine anno nii Imperii domni nostrj 1 u d u i g i scripsi
b
ego a n d r e a s / presbiter unc strumentum rogitus ad' l a t i n u m
c
constat eum ,' uindere Ita & uindedit f o l c u i n o
2
1
agrum a r e u t i
onora. ' III &' alium agrum Ibidem onora. III. quod'' propter bana'
merjta sua / & ' donaui & de .uno quod uindedi reeepit l a t i n u s terram'bi ualiente lxxxx ü b * ier
e
& agros tradedit emtorj ad po/sedendo
c
ut ab ac die abeat potestatem faciendi que uo/luerjt & si aliquis
aliquando de nos uel de eredibus nostrjs aut su'posita persona qui
contra anc cartam donacionis uel uindicionis ten/tare aut Inrumpere
uoluerjt soluat dubia terra* cui ' commutare uoluit & iudici aurmn
Hb' cum stibulacione'
3
sub'nexa qui omnium cartarum acoinmodat
firmitatem facta carta In ui/co u i n o m n a
1
nonas iun ° notaui die &
—
26
-
regnum signum I a t i n i uinditorjs uel donatorjs testes' h o n o r a t u s .
4
lubus'
aimo
5
1
-fstarculfus
S t e f a n u s. m a d o r n i n u s .
uigilius.
gaio;
Übe
rsetzung.
•$< In Christi Namen. Im 7. Jahre des Kaisertums unseres Herrn
Ludwig habe ich Priester Andreas dieses Rechtsinstrument auf Verlangen des Latinus geschrieben. Es steht fest, dass er einen Verkauf
1
gestätigt hat. E r verkaufte also dem Folcuin zu Reute
2
(Ruggell?(
einen Acker von 3 Bürden und schenkte ihm ebendort einen anderen
Acker wegen seiner grossen Verdienste. Für den Acker, den er verkaufte, erhielt Latinus Land im Werte von gut 90 Pfund Eisen. Beide
Aecker überträgt er in des Käufers Besitz, damit dieser von diesem
Tage an die Gewalt habe damit zu tun, was er wolle. Und wenn jemals
Irgendjemand von uns, von unseren Erben oder etwa eine vorgeschobene Person diese Schenkungs- und Verkaufsurkunde zu brechen
versuchte, so hat sie dem, welchem sie den Besitz ändern wollte,
doppelt soviel Land zu zahlen und dem Richter ein Pfund Gold, gemäss der beigefügten Stipulation , die allen Urkunden Festigkeit ver3
leiht. Die Urkunde wurde gemacht im'Dorfe Rankweil, am 5. Juni.
Tag und Herrschaftsjahr habe ich vermerkt. Zeichen des Verkäufers
und Schenkers Latinus. Zeugen: Honoratus , Lubus , 'h Starculfus,
4
5
Stefanus, Madorninus, Vigilius, A i m o , Gajus.
8
Original
im Stifts-Archiv
St. Gallen II. 42. Pergament
14 X 15/16 cm
(carta transversa).
Linke Hälfte fleckig. Unten als Abschluss von einem
Rande
zum andern 2 Striche, wovon der obere von Schecre oder Messer geschont, der
untere, aber haarscharf berührt wurde. Das Pergament wurde also erst nach der
Niederschrift
der Urkunde
so geschnitten,
wie es heute vorliegt. Wie äussere
Auffälligkeiten
zeigen, stammen von demselben
Pergamente
noch die
Urkunden
Wartmann 250, 256 und 254 oder Helbok 22 — 24, die alle am gleichen Tage zu
Rankweil ausgestellt worden sind und zwar möglicherweise
während der Rechtshandlung, wie Spielereien
bei den Querstrichen
der letzteren Urkunden
vermuten
lassen (vgl. Helbok, Reg., Exkurs S. 51). — Wie die in den Walgau
gehörenden
Nummern
15, 17, 19 — 34, 30 — 42 bei Helbok ist das Stück von Andreas
nur verfasst. aber von seinem Schüler Vigilius, der zu Rankweil
schreibt
(vgl.
Helbok. Reg., Exkurs S. 39) in knappem, präzisem Stil in der objektiven
Fassung
—
27
-
der rätoromanischen
Verkaufsurkunde
(vgl. Helbok,
Reg., Exkurs,
S. 7—19)
wohl nach mindestens
teils eigenem Entwürfe geschrieben (Helbok, Reg. 13 gegen
Wartmann,
Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen 1, n. 214). Die Schrift ist eine
schlanke, gleichförmige
aber doch bewegliche
späte churrätische
Minuskel. Die
Zeilen laufen nicht ganz gerade und gehen bis zu alleräusserst
an den Rand
hinaus. — Rückseits steht von moderner St. Galler Mönchs-Hand:
An. VII. Lu(Inuuiri Imp. / Fnlquino al>l> (letzteres
gestrichen)
I quaranta. / I. 8.; dann bloss:
i\o 47; endlich: K. 47. / Cl. 3 eist. i. arra M. Hinter dem rechten Rand entlang
eine
Leimspur.
Druck:
Codex traditionum
S. 149 n. 249 nach Gr.; Wartmann,
n. 255 n. Or.
S. Galli (Traditiones
monasterii
S. Galli)
Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen 1 (1863)
Regesten:
Hidber, Schweiz. Urkundenregister
l (1863) n. 305; Rechenschaftsbericht
des Landesmuseumsvercins
für Vorarlberg 39 (1900) S. 79; Helbok,
Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein
(1920) n. 25.
Zur
Ortskunde.
Wartmann
vermutet
Reute zu Rüti im
Rheintal.
Wiewohl dieses eine Filiale von Rankweil war, möchte es Helbok (n. 24 Anm. 4)
gleich dem Reute im Laternsertal,
das ja auch Rankweil
unterstand,
wegen zu
grosser Entfernung
ablehnen.
Tatsächlich
dürften
bei solcher Entfernug
über
den Rhein hin noch andere Zeugen zu erwarten sein, also gerade solche, wie sie
in den sonstigen
Rankweiler
Urkunden
üblich sind. Helbok weist dann nach
Sulz, wo heute gegen die Frutz ein Rüti vorkommt.
Es ist aber kaum
glaublich,
dass alle diese Namen «Rüti» bis zum Jahre 820 zurückreichen
in einer
Gegend,
die damals noch romanisch war. Wir stehen hier viemehr einmal zu Stephan
Müller, Schriften
des Vereins für Geschichte des Bodensees, Heft 60 (193213) S. 81,
der sagt: «Die Autorität
des Käufers, des Schultheissen
Folkwin mag den romanischen Schreiber bewogen haben, das deutsche Reute statt des des romanischen
Roneale zu gebrauchen.
Nun kommt aber auch das Letztere in einer
Urkunde
aus dem Jahre 896 vor (s. n. 11 unten) . . . . Nun sind ja die Namen Reute
— Rüti und mit — runc — zusammen gesetzt e, romanische
Flurnamen
heute
gewiss sehr häufig; aber wir dürfen auch nicht vergessen, dass zu ihrer
Entstehung über tausend Jahre Zeit zur Verfügung
standen; sie müssen also um so
seltener werden, je älter sie sind. Jedenfalls
wusste man in Rankweil ganz genau,
was man unter Reute oder Roneale zu verstehen hatte, sonst hätte eine
genauere
Ortsbestimmung
nicht gefehlt und zudem sind die beiden Namen Reute-Roncale
die einzigen derartigen,
die uns aus der Karolingerzeit
bekannt geworden
sind.
Es ist also von Haus aus sehr wahrscheinlich,
dass das Reute von 820 und das
Roneale von 896 identisch
sind, wenn auch diese Siedlung
in der Nähe von
Rankweil liegt-». — £ 5 geht aber einfach nicht an, alle Namen zusammen
einfach
auf Rankweil
zu häufen,
wie es S. Müller und einige andere tun, nämlich
Vinomna, S. Petrus ad Campos, Ranguila, Roncalepedru und Reute, als ob der
alte Name Vinomna einfach nichts gewesen sei und als ob Rankweil nicht eine
alte Siedlung, nicht ein frühes Zentrum, sondern schon im nächsten
Bannkreise
bloss eine Reute gewesen wäre. Gerade die alte Bedeutung
von Rankweil
lehrt.
—
28 —
dass die grossen Rodungsgebiete
doch schon weiter weg gelegen haben
müssen.
Roneale war damals nicht nach S. Müller, wie Rankweil
oder Altenstadt
eine
grössere Siedlung, denn solche waren alt, sondern ein grösseres
Rodungsgebiet.
Das zeigt auch, dass der Name übersetzt werden konnte, also noch nitht so starr
fixiert
war, wie ein Dorfname.
(Jebersetzung
lag aber nahe, wenn der Name
irgendwie
aus der Aktualität
noch verständlich
war. — Für das weitere zur
eigentlichen
Lokalisierung
verweisen wir auf die Anmerkung
zur Ortskunde bei
der Urkunde vom 7. Oktober 896 (unten n. 11 ), wo wir westlich von RankweilAltenstadt
ein Rodungsgebiet
längs des Nordfusses
des Schellenberges
umschreiben, aus dem der Neubruch Novels hervorging und an dessen westlichster
Spitze
der Name Roneale, also die romanische
Form unseres
Reute, in Ruggell
schliesslich
bis heute erhalten
blieb. Nach dem Eschnerberg
weist auch, dass
die Äcker nach onera, Bürden, gemessen werden, wie für Bergwiesen,
wo man
die Ernte nicht fahren konnte, sondern tragen musste. Carrata ist das Mass für
Tal wiesen (vgl. P. C. Planta. Das alte Rätien (1872) S. 298; Durrer,
Festgabe
für Meyer von Knonau (1913) S. 46; Helbok, Reg. n. 13 Anm. 5). Dass über
auch dieses ganze Gebiet einst Rankweil
unterstand,
zeigt, dass später die
Montforter
am Eschnerberg
ein Besitztum
von derselben Grösse wie der Settellenberger
Bereich
hatten
(s. Ulmer, Burgen und Edels'ttze
Vorarlbergs und
Liechtensteins
S. 934).
Zur
R e c h t s g c s c h i c h t e . Zu anno uii imperii dommi nostri Luduigi vgl. Jul. ep. c. 173: De praefatione instrunientomni: . . . haee oninia
huiusmodi initium totius scripturae suac habeant: «Imperante illo domino Augusto, imperii anno illo . . . » —Striimentum auch so geschrieben
in Jul. Ep.
Cod. St. Galt. 722 IV; LRC. III. 2; VIII. 8. 1; XL 12. — Zu agrum vgl. LRC.
XXVII.
13. 2: Si qui> hoino pr r qnaltcumque debil um alirui cuiicionim
(~ Urkunde) fecerit, in ipsa caucionc scribere debet, si aut cainpum aut pratrum
aut easam aut peculiuin dat . . . Zu tradetit emtori vgl. LRC. XXIII. 18: De vendieione. Quicumque ad alterum ho min c m legilimam vendieionc m fecerit et
precium aeeiperit et ipsam 'rem (rädere nolurrit, iudex (um imudutii ipsani r< in
tradere faciat. — abeat protestatem faciendi que uoluerit ist eine Wendung von
LRC. II. 8, III. 1. 6 u. V. 1. 6: potcslalem habeat faeere que volueril. — Zu
soluat dubia terra vgl. Jul. ep. c. 121: Si quis prolatam manuin suam negaverit
et dixerit talem scripturam suam non esse, ut postca actor probationibus vexetur
et aliis difficultatibus, vel ' si litteris quidem suas agnoverit,
dixerit autem pecuniam sibi im ine rat am a credilore non esse: in utroque easn
convictus in duplo debitam quantitalem actori praestat; LRC. IV. 15. 1: Si aliquis honio res alienas malo ordine possidere aut iniuste invaserit, si exinde in
iudicio convictus fuerit, tarn res quod iniuste tenuit tarn et fruetum de ipsas
res per singulos annos in quantum tempus eas tenuit et usque quo in iudicio convictus fuerit in duhtum reddat . . ; L R C IV. 19. 3: Quicumque homo aut fiscale aut
privata rem malo ordine invaserit, si exinde in iudicio convictus fuerit,
ipsam rem quem male invasit et aliud tantuni ad eum cuius ipsas res esse dehn
erant, reddat . . . ; LRC. XXIII.
25 (De negacione dchiti). Quicumque homo
alteri debitor fuerit et ipsum debitum negare voluerit et postea exinde con-
29
-
-
virliit fuerit. ipsum (lehilum in duplo solvat. Similiter et ille quicumque homo
qui rem suam vendiderit et exinde cartam fecerit, si minus dederit quam in
ipsa carta scriptum fuerit in quantum exinde minus invenitur in duplo solvat;
LRC. XXIV.
28. 6: . . . Conccpti vero furtum in dubio solvat . . . 10: Qui
alterius cartam involaverit quantum in ipsa carta contenH per furtum tenebitur.
— Zu iudict aurum lib. vgl. LRC. II. 8: et penam quam in ipso pacto posuit
solvat. — Zu notaui die & regnum vgl. LRC. I. 1: diem et consules —Zur
Verkäuferunterschrift,
den sieben Zeugen und dem >J< vgl. oben n. 1 Rechtsgesch. Jul. ep. c. 236, LRC. XVII. 9. Hier kommt dazu noch LRC. III. 1. 2:
. . . Nam quineumque homo in qualecumque loco terram conpare voluerit, vicinos
loci Ulius in suo teslimonio roget esse, ne alterius postetatem aut terram conparet. Ls sind das die boni vicini von LRC. III. 7. 3, auch boni viri, angesehene Gutsbesitzer
genannt. lul. ep. sagt zu diesen in c. 324 De testibus. Nullius
reeipiatur
testiinonium
nisi
eins.
qui
sit
bonae
opinionis, quam vel dignitas common dat vel militia vel vitae honestas vel artis
laudabilis titulus vel etiam alioruin testium vox de bona vita eius consentiens.
a mit
Kürzungsstrich
b an mit Kürzung
falls
keine
strich.
vulgäre
An. Cod. trad. Mit Warim inn in anno
Form
in Frage
aufzulösen,
kommt,
c sie.
d quod fehlt
e so statt
heisst
Wartmann.
bona, wie in Cod. trad. und bei Wartmann;
ct. nicht
ei
wie bei
das 3. folgende
Wort
Wartmann,
f tra mit Kürzungsstrich
über a, also wohl mit Cod. trad. in terram und
nicht mit Wartmann in terra aufzulösen,
da unter Anm. h. dieses tra mit
Kürzungsstrich
g mit
über t geschrieben
Kürzungsstrich,
Cod. trad.
aufgelöst,
h tra mit Kürzungsstrich
i mit Kürzungsstrich
j stihula mit längcrem
/ tes mit
Wartmann
libras ferri
über t.
durch
b; lib. Cod. trad.;
Kürzungsstrich
k uinoua mit Kürzungsstrich
wäre aber höchstens
wird,
lib. fer., bei
über
durch
Übra bei
Wartmann,
1.
o; Cod. trad.
liest
Vinnona.
zulässig
noch Vinonna.
Kürzungsstrich
m >$< vom Schreiber
eingesetzt.
1 Latinus kommt auch in andern Rankweiler
Urkunden
vor. Wenn aber
S. Müller a. a. O., S. 81 sagt, er sei auch in Bredens begütert
gewesen,
so ist das ein
Missverslündnis.
2 am 20. Mai 817 (Wartmann
1. n. 224, Helbok, Reg. n. 13) das einzige
Mal als Schultheiss
bezeichnet.
Ist er ein öffentlich-rätischer
Schultheis»,
einer des Bischofs von Chur oder des Klosters St. Gallen? Siehe
darüber
mit Literaturangaben
Helbok,
Reg. n. 13 Anm. 3. In den St. Galler
Verbrüderungsbüchern
steht er nach dem rütischen Grafen
Hunfrid.
3 die ganze. Formel
Arraciani
lautet:
legis
30
et carlola *;sta »hltneat firmi latent Aquiliani
M ipulat ionis.
firniitatem (vgl. unten
8 von 744 und Helbok,
-
quia
nninitiiii
Reg., Exkurs
5 bedeutet
Lupus.
Urkunde
von Rankweil:
vom 5. Juni 820; vgl. oben zum
5 . Auszug
Vierteil
drei lierteile
eines
In xpi (nomine, ego ita)que
q u i n o agrum ad f r ( u ) g ( a l a )
suos fratres cf.
onoratus .
2
Ackers
dem Sulvano und dessen
e
lubus.
bauco
A
1
i
821 März
7
zu Frugala dem Folquino
Brüdern.
donatus
do & dono tibi f o l -
/ iii. pa(rtes et)
b
bonane
a
vgl.
Original.
Rankweil,
Donatus schenkt
und einen
l. n.
S. 15 f., 22).
als erster - als praepositus vom Gebiete
n. 3 vom 15. Mai 820.
einer
ad com modal
und Wartmunn
4. zeichnet
hierüber
6 Aussteller
cum
earlarmn
n. 9 zur. Hechtsgeschirhte
c
quarta** S u l u a n o
& terra dominica-^/
ego itaque
8
. . . . testes
andreas
pres-
biter anc cartam scripsi
Original:
Stiftsbibliothek
St. Gallen Cod. 1394 XI p. 131. Pergament
15.5 X 32,5 cm;
unsere
Urkunden
15,5 X 9 cm.
Der
Codex
enthält auf Papier aufgeklebt
eine Sammlung
alter Manuskripte.
Unser Pergament wurde von v. Arx (Stiftsarchivar
1796, f 1833) von einem
Buctideckel
abgelöst und ist deshalb in bösem Zustand. Bei der Loslösung
wurde
unsere
Urkunde
am Rande beschädigt.
Die Buchstaben
sind durch Anwendung
von
Wasser teils vcrblasst. Noch mehr lädiert wurden sie durch Reagenzien
(blaue
Flecken).
Zum Glück hatte v. Arx den Text nebenan noch rechtzeitig
transskribiert.
— Unsere Urkunde steht als erste mit noch dreien auf einem
Blatt.
Sie sind von Valerius (I.) (vgl. n. 3) in Form der subjektiven
rätoromanischen
Schenkungsurkunde
verfasst und nach der Schule des Andreas (vgl. n. 3 — 6)
modernisierend
geschrieben.
Andreas presbiter ist bloss nomineller
Schreiber
und deshalb wohl cancellarius. Alles ist in einem Zuge geschrieben.
Das angekündigte
signum unseres Ausstellers
ist nicht
eingezeichnet.
Druck:
Ficklcr,
Quellen und Forschungen
zur Geschichte
und der Ostschweiz
(1859) S. 3. I. A. — Wartmann,
Urkundenbuch
St. Gallen I (1863) n. 264. '
Schwabens
der Abtei
31
Regesten:
chenschaftsbericht
Helbok, Regesten
-
Hidber. Schtveiz. -Urkundenregister
(1863) n. 317. — Redes Landesmuseumsvereins
für Vorarlberg (1900) S. 79. —
für Vorarlberg und Liechtenstein
(1920) n. 26.
Literatur:
Kaiser, Geschichte
des Fürstentums
Liechtenstein
S. 40 (irrig zu 858). — Helbok, Reg., Exkurs 1, S. 37, 49, 50; Rob. v.
ebd. S. 104 oben.
(1847)
Planta,
Ortsbestim
m.u n g : Für Frugala nimmt Kaiser Ruggell an. Wartmann
setzt im Register S. 480: «Frugala (?) Ruggel (?)», nährend
er sich beim Abdruck jeden Kommentars
enthält.
Hidber setzt nur ein leeres
Fragezeichen.
Helbok weist auf Fruzola bei Feldkirch
und auf die Frugäcker
in
Altenstadt
(Anm.
4). Gegen die Frugäcker
spricht
indes das Fehlen des Suffixes
auf
1 und Fruzola dünkt uns auch nicht wahrscheinlich.
R. v. Planta sagt: <Statt
Frugala ist Frugalia [von fruetus] zu lesen . . . An Ruggell . . . könnte
allenfalls unter, Voraussetzung
[späterer] Abtrennung
des F (uf Frugell zu uf Rugell)
gedacht werden, wobei e Umlaut aus a wie in Rungella = Runcalia wäre . .
An Ruggell ist aber trotzdem nicht festzuhalten,
da der Ursprung dieses
Namens
von Roneale, ad Röncalein, a Roneale zu sehr belegt ist (vgl. n. 4, 11, 14). Noch
1347 (I. Teil, 1. Bd. n. 107) heisst es Runggaelle und noch nach 1395 (L 1 n.
151, S. 352 oben) Runggel, also mit n. Der Name stammt also aus dem Wortstamm runeus ~ Reute. Damit ist Frugala für Ruggell ausgeschlossen.
Schlussendlich
ist die Liegenschaft
noch gar nicht
lokalsierbar;
doch weist die
Angrenzerin
Bona nach Rankweil
(vgl. n. 3). Immerhin
sei
sicherheitshalber,
nicht für Ruggell, aber für das damals nach Rankiveil
schauende
Unterland
wenigstens
ein Auszug
gegeben.
a xpi = Christi; dann
Randlücke
von 2,1 cm, nach v. Arx
ergänzt.
b Reagenzfleck,
von um in agrum an schwach, von, r in fr(u)g(ala) an
stärker,
von u an ganz stark. Der Hohe Oberschaft
des
zweitletzten
Buchstabens
dieses Wortes schaut oben zürn Fleck heraus. Das eingeklammerte
nicht mehr zu lesen und nach v. Arx ergänzt.
c 1,5 cm Randlücke,
mann
ergänzt.
v. Arx hat dafür
nur zwei
confinit aufgelöst
werden,
Strichlcin.
Nach
Wart-
d barta bei v. Arx.
e kann
confinat oder
f nane & terra dorn in
g folgen
Tradiüons-
Zeugenformel,
h kann
Reagenzfleck.
und Besitzformel,
Datum
abbreviativum,
auch bauto gelesen
werden,
Sanctio,
Ausstellungsformel,
«Signum»
wie bei
Wartmann.
1 vgl. n. 3.
2 praepositus; vgl. n. 3 zur
3 vgl. n. 2.
des Ausstellers,
Verfassungsgeschichte.
Datum,
Zeugen,
—
32
6.
—
Rankweil,
(817—821)
Dezember 21
Baldila, Folheriguer und Honilenda verkaufen dem Folhuino einen
Acker ad Postes, der an die Guter des Maio und des Constantius
Niger
grenzt.
In xpi ° nomine dulcissime mihi adque amatissime & unica adfliccione
6
colenda ego ilaque a n d r e a s presbiter' escrjp/si rogitus
ad b a l d i l a n e f o l b e r j g u e r . . . . n i l e n d a ' ' anc cartula constat
eos uindere & uirididerunt tibi f o l , h u i n o agrum ad p o s t e s modiorum: iii. conf" da una parte m a i o n e & da alia parte terra de Consta n t i n i . g r j precium placitum' adque finitum ualiente in ferro
liberas. L X X . quos precium uinditor ab emtore de presente / accepit
S
& ipsum agrum tradedit emtorj ad posidendum ut ab ac die abeas*
teneas posedeas tuo iure uin/dicis adque defendas & queque exinde
facere uoluerjs habeas potestatem & si quis quod fierj non credimus
si aliquis aliquan'do contra anc uindicionem ire temtare uel inrumpere uoluerjt soluat iudici publico dublam terram & car/tula ista
firma permaneat legis stibulacio ne' subnixa qui omni um cartarum
adcommodat fir mitatem facta cartula' uindicionis in uico u i n o n na* . xii kl" ianuarjas sub regnum. im/peratores l o d u i g i ' su presencia plurjmorum testium qui ab eos rogki uenerunt™ uel signa fecerunt
nota'ui die & regnum signum b a l d i l a n e s & f o l h e r j c i & h o n i l e n d a s " uintores qui anc cartulam fi erj rogauerunt signum f l a uini . honorati . suluanus scianus estarculfus. berarius
1
2
uuihramnus /
(Ego itaque A n d r e a s uocatus presbiter anc uendicionem . . .)"
scripsi.
Original
Urkunde
wurde
im Stifts-Archiv
von Goldast,
von da verschleppt,
kam nach seinem
und 1948 von da iviedcr
an den unteren
Ecken
St. Gallen,
Bremer
Schachtel
n. 20. Die
der 1599 und 1603 — 1605 zu St. Gallen
Tod, 1635, in die Stadt-Bibliothek
nach St. Gallen.
vor der Beschriftung
\
Pergament
29 X 12 cm, etwas
abgeschrägt,
letzte
weilte,
Bremen,
fleckig,
Zeile nachher
ab-
—
33
—
geschnitten.
In objektiver
Frissung der rätoromanischen
Verkaufsurkunde,
jedoch
ohne Anfangsdatum
und mit salutalio von Andreas verfasst und in früher
karolingischcr
Reform-Minuskel
mit vielen Korrekturen
geschrieben.
Worttrennung
oft nicht durchgeführt.
Keine Vorlinierung.
Zeilenführung
besonders
in der
untern Hälfte rehr unrcgclmüssig.
Rand knapp 1 cm. — A tergo
gleichzeitig:
carta de haldilancs. in späterer karolingischer
Minuskel: folchvuin de rangvuila,
neuzeitlich:
stipulitio legis und Formula venditionis.
Druck:
M. Goldast, Alamannicarum
rerum scriptores (Frankfurt
1606),
Dd. IL. p. 46 — 47. XXX. — Codex traditionum
monasterii
S. Galli, p. 144, n.
237, resp. XXXV. — Wartmann,
Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen, I (1863)
n. 262 (zu 820).
Regesten:
Hidber, Schweiz. Urkundenregister
1 (1863) n. 312 (fälschlich zu Dez. II). — Rechenschaftsbericht
des Landesmuseumsvereins
für Vorarlberg 39 (1900) S. 7'J. — Helbok, Regesten
von Vorarlberg
und
Liechtenstein
(1920) n. 33.
Zum
D a t u m : s. Helbok
a. a. 0. n. 13, Anm. I.
() r t s k u n d l i c h e s : Oechsli im Anzeiger
für Schweiz.
Geschichte
10
(1908) S. 266 und Helbok, Reg. 33 Anm. 6 weisen für den Anstösser
Constintius
Niger auf den Constantius Faber zu Mals
im rätischen Reichsurbar
hin (Vgl.
1. Teil, 1. Bd. S. 42, 43 und 45 Anm. 7 und Rob. v. Planta, bei Helbok,
Reg.,
Exkurs II, S. 100). Die Verkäufer
und das ad Postes gelegene
Verkaufsobjekt
sind nicht lokalisierbar,
wie gern man für letzteres an die ehemalige
römische
Poststation
auf der St. Luzistcig denken möchte. Die pluralische
Form
spricht
aber dagegen (vgl. Pfosten).
Doch sei die Urkunde hier sicherheitshalber
ganz
wiedergegeben.
Da sie in Rankweil
ausgestellt
ist, dürfte es sich vielleicht
um
eine nördlich
Schaan in ministerium vallis Drusianae gelegene
Liegenschaft
handeln, wohin auch der Käufer Folhvin und einige Zeugen weisen. Eine Ucberse.tzung darf deshalb eher den Vorarlbergern
überlassen
bleiben.
Zur
Rechtsgeschichte:.
Zu dulcissiine vgl. LRC. XXVI.
1. 3:
impetro vos, mei dulcissimi. —Cartula auch in Jul. ep. 175, 177 und in LRC.
IV. 4. 3. — Precium placitum adque finitum tont eigenartig,
finitum recht
römisch. 744 (Wart. I, n. 8) heisst es nach rätischem Verkaufsformular:
precium
placedum adque fenidum (vgl. auch
Helbok,
Reg., Exkurs
I, S. 11).
Die Preisangabe
ist ivichtig.
da die LRC. darauf
auch sehr bedacht
ist;
vgl. III. 1. 1 u. 4. — abeas, teneas, posedeas = haben, halten, festhalten;
materiell halten, behalten wollen, behalten können sind Stärkegrade
im Besitz; vgl.
Perret, Fontes S. 724 Anm. 24. — Zu tuo iure vindicis vgl. für die
Terminologie
LRC. II. 9. 2: suis iuribus vindicat. Der Ausdruck
iveist in Rom auf das
dominium ex iure quiritum oder ex iure optimo, im Mittelalter
auf
Allodialgut
über das man suo iure verfügen
konnte.
Vgl. Perret, Fontes S. 724 Anm. 24.
— Die Wendung habeas potestatem auch in LRC. IL 8. — Zur Wendung firma
permaneat vgl. Jul. Ep. c. 235: maneat in eadem firmitate.
3
34
—
a mit Kürzungsstrich;
b so statt
—
~ Christi, resp. kalendas.
adfectione, affectione.
c pri> mit Kürzungsstrich
und auf Rasur; dem ursprünglichen
Worte war
auch noch etwas
übergeschrieben.
d zwischen
diesen beiden
Worten
ist stark korrigiert.
Es heisst
aber
deutlich folherjguer und nicht Folherig ver (= vir) wie Rob. v. Planta
lt. Helbok n. 33 Anm. 3 mit diesem will, denn in der Silbe guer ist u
mit dem vorangehenden
g legiert. Das r hingegen ist erst
nachträglich
nach Abblassung des ebenda beginnenden
darunter noch
durchscheinenden
& ho dem e etwas tiefer liegend angeschlossen
worden. Auf dieses
folgen
weiter auf die abgeblasste Stelle (zwischen
deren & und h)
geschrieben
drei nicht blasse Schäfte,
die wie in anzusehen
sind, aber mit einem
Strich über den zwei letzten Schäften, worauf an Stelle des abgeblassten
h ein nicht blasses b folgt, das das blasse o berührt, lieber der Zeile
zwischen o und n in honilenda sind noch zivei unverständliche
Zeichen.
Würde man den nicht blassen Strich über dem ebensolchen
in, der ins
blasse ursprüngliche
h hineinragt
als Streichung
dieses letzteren
betrachten, so könnte man das ursprüngliche
ad baldilane folheriguer et
honilenda als zu ad baldilane (et) folheriguer in bonilenda
betrachten.
Doch was wäre bonilenda für eine Ortschaft?
Auch wäre et
zwischen
baldilane und folheriguer entweder vergessen oder der Schreiber hätte es
um zwei volle Worte zu spät eingesetzt,
will man die besagten zwei unverständlichen
Zeichen etwa als et auffassen.
Oder soll die
Korrektur
heissen Folheriguerici et 'honilenda in Anlehnung
an Folherici in der
Signum-Zeile,
wobei der Schreiber iguer zu tilgen vergessen hätte.
Statt
bonilenda könnte man dann honilenda gelten lassen und das
vermeintliche b als unglückliche
Auffrischung
des abgeblassten
h auffassen,
oder
auch als dem Rätoromanischen
entsprechende
Streichung
des h und
Retouchierung
des linken o-Halbkreisleins.
So gelänge man zur Lesung
folheriguerici et onilenda. Doch hält es schwer an die drei Schäfte mit
Kürzungsstrich
als iei zu deuten. Auch kommt man mit der
Kasus-Lehre
in Konflikt.
Liest man folheriguer item et honilenda (resp. onilendaj,
so fehlt ein Schaft, indem item als im mit übergesetztem
Strich
gekürzt
wird. Auch kommt honilenda hier zum ersten Mal vor und ist item also
überflüssig.
Doch bietet dieser Vorschlag noch am wenigsten
Schwierig. keiten.
e mit Kürzungsstrich;
kann nach dem rätischen
als auch confinat aufgelöst werden; vgl. Durrer,
Privaturkunden
aus karolingischer
Zeit.
f nicht
placitu wie bei
g Es wurde
vorher
h nicht
nachträglich
gestanden
i zwischen
conßnit
rätischen
Wartmann
auf Tilgung
eine grössere
haben mag; vgl. Helbok,
habeas wie bei
Latein sowohl
Ein Fund von
Exkurs
Summe
eingesetzt,
zu den Regesten,
als
S. 53.
Wartmann.
o und n ein unter
die Zeile
reichendes
Zeichen
getilgt.
—
j hievor
steht
35
—
noch ein teils getilgtes
carta
k nicht Vinnona wie bei Goldast, im Cod. trad. und bei Wartmann.
I kann loduigi oder Itidnigi gelesen werden; alle Drucke entschieden
bis jetzt
für
m nach dem ersten
n hienach
sich
erstcres.
u noch ein getilgtes
ein getilgtes
q, da Andreas
u.
verfrüht
qui schreiben
0 letzte Zeile achtlos abgeschnitten.
Sie ist hier
händigen Postscrptiones
des Andreas ergänzt.
wollte.
nach den andern
eigen-
1 vgl. n. 2 vom 7. Feb. 807
2 vgl. n. 3, wo es heisst Onorati prepositi. In unserer Urkunde mag er erst
an zweiter Stelle stehen wegen eines alten Würdevorranges
des Flavinus,
der 807 unter den nomina scabionorum (Schöffen)
erscheint.
7-
Auszug.
Garns, 835 Januar
Berengarius
und Kirche
. . . .
und seine
im Gamser
Gattin
Grunde
Imma
übertragen
ihren
Besitz
(in fundo campesias) an St.
mit Hof
Gallen.
oc inuestierunt. d o m n i c u . aduocatu. saneti g a l l i
fac ta tradicione curte. c a m p e s i a s .
anno. I L * reg
c
dom
rf
nru* I u / d u i c
scripsi. notaui die & r e g . sig
d
d
e
6
1
. . .
VIII. idus. ianuri .
fl
flu presencia testium. super-
b e r e n g a r i & i m / m a n es qui hanc
cartam fieri rogauerunt tes . I o r d a i m e s . s e l b o . prepositus. u i d
gilius-^.
/ victor.
fonteianus
1
drusio.
gaio
tanco
otmares
agustus.
l u b u c i o , p r e s t a n c i u s ^ / u i u e n c i u s . [ualencia-
nus. u i g i l i u s
adalcianus ]
A
ego p r i e c t u s * cancellarius. hanc cartam. scripsi. rogitus. ad
berengarium. & immane
Original:
im Stifts-Archiv
St. Gallen II. 122. Pergament
27/28,7
X
14,5 I 16 cm. Unregelmässig
geschnitten,
braunfleckig,
Zeilenführung
nicht regelmässig und links bis auf 1 cm, rechts ganz bis an den Rand beschrieben,
in
grober und grosser karolingischer
Minuskel. Die Urkunde ercheint bis zum Ende
der zweitletzten
Zeile in einem Zuge geschrieben,
aber mit einzelnen
Korrekturen von des Schreibers
Hand. Eine Unregelmässigkeit
besteht indes
einmal
!
-
36
—
darin, dass in dvr zweit untersten '/.eile die Zeugennamen
Yalencianus. A igilius
und Adalciantis getilgt sind. Die Urkunde
wurde also vor der
Rechtshandlung
aufgesetzt (was durchaus nicht bei allen niederrätischen
Urkunden der Fall ist),
und da dann nicht alle Zeugen zu dieser erschienen,
wurden ihre Namen
wieder
weggetvischt. Im Gegensatz zum Vorangehenden
erscheint die letzte Zeile
flüchtiger und von anderer Feder, aber von gleicher Hand geschrieben.
Sie wurde
nicht zum Voraus in der Ruhe der Kanzlei hingesetzt,
sondern bei der Handlung, steht in der Urkunde ja su presencia testium superscripsi. Die Kanzleiunterschrift
erfolgte
also erst bei der Rechtshandlung.
In der letzten
Zeile
steht der Kanzlername
Prieclus aber uuf einer Rasur, die über riecl reicht, in
der aus i und t noch Buchstaben-Oberschafte
hervorschauen.
Ueber dem Wort ist
auch ein radierter Kürzungsstrich.
Dass Prieclus caucellarius selbst sich zuerst
nicht an seinen eigenen Namen erinnerte und einen anderen eingetragen
hätte,
ist ausgeschlossen.
Oben in n. 4 vom 5. Juni 820 hat aber auch Andreas, die
von seinem Schüler Vigilius geschriebene
Urkunde durch die Hand dieses letzteren
unterschrieben.
Dasselbe
sehen
wir auch noch
in andern
niederrätischen
Urkunden
(s. Tabelle
v. Helbok.
Reg., Exkurs,
S. 37
38).
Es ist also
auch
hier
so, dass
Prieclus enn cell ar ins die
Urkunde
nicht
selbst
geschrieben
hatte,
sondern
dass das ein ihm
untergeordneter Schreiber besorgte, der zuerst aus Versehen seinen eigenen Namen
hinsetzte. Er hat dann die Urkunde
noch einmal durchgelesen
und an
mehreren
Orten korrigiert,
so z. B. das Herrscherjahr.
Er sah dann auch, vielleicht auf
Bemerkung
seines Vorgesetzten
hin, dass er den Namen des Amtsschreibers
oder
cancellarius einsetzen
musste statt des Seinigen,
hat seinen Namen mit dem
Messer radiert und selber vorschriftsgemäss
Priectus eingesetzt.
Damit sind für
die Amtsstelle
Garns zumal drei Angestellte
gesichert:
Kanzler Prieclus. sein
Sekretär und ihr Amtsvorgesetzter
Sellin prepositus. — Auf der Rückseite
der
Urkunde
steht von moderner
Hand, aber noch aus der Klosterzeit
17) und
\:. 129. / rl .*?. cisl. 1 / arca .M. Hinten am Rande eine
Leimspur.
Druck:
Codex traditi»nttin
S. Galli, S. 194 n. 249; Wartmann.
buch der Abtei St. Gallen I (1863) n. 353, beide nach Or.
Regesten:
Hidber.
Geschichte
des Fürstentums
S. 60.
Urkunden-
Schweiz. Urkundenregister
I (1863) n. 412;
Liechtenstein
(1847) S. 40, Kaiser-Büchel
Kaiser,
(1923/
Zur
Ortsu n d V e r f a s s u n g s g e s c h i c h t e : Zu dem, was wir
im I. Teil, Bd. 1, S. 24 / 25 und oben n. 3 v. 15. Mai 820 zur
Verfassungsgeschichte
geäussert haben, fügen wir hier folgendes
bei: Trotzdem
Garns mit
dem Gebiet der späteren
Herrschaft
Sax ursprünglich
zum minister in in vallis
Drnsianae gehörte, machen sich in unserer Ui künde doch auch Zeichen
einer
eigenen Entwicklung
geltend. Es fungieren
weder ein Schreiber, von
Rankweil,
noch der dortige Regional-Propst
Onoratus. sondern ein nur hier
vorkommender
Prieclus cancellarius, sein 1 ngrossator und Selbo prepositus (vgl. oben S. 18 f.).
Es gab hier also eine Amtstelle
mit Vorgesetzten
und Schreibpersonal.
Aus dem
entsprechenden
regionalen Atutskre.is entivickelte
sielt dann die Herrschaft
Sax.
—
37
—
Diese hatte
aber einen
Brückenkopf
ins
L i e ch t e n s t e i n i s ch e
Unterland
hinüber.
Am 15. Nov. 1235 (1. Teil, Bd. 1 n. 31) verzichten
nämlich Viridis de Camperins und Sühne zu Gunsten des Klosters St. Lttzi auf Avcker
zu Biihele am Eschnerberg,
und zwar mit Einwilligung
ihres Herrn
Heinrich
von Sax und dessen gleichnamigen
Enkels (cum manu domini Hainrici de Sax
et Hainrici filii sui), die auch als erste Zeugen aufgeführt
werden, also an der
gleichen Stelle, wie früher der praepositus. Es bekräftigt
Hainricus de Sax die
Urkunde auch durch alleinige Besiegelung,
und zivar nicht etwa auf Bitte hin,
sondern als Herr. Die von Garn pr in waren also offenbar Ministerialen
derer
derer von Sax (darüber
Ulmer, Burgen und Edelsitze
Vorarlbergs
und Liechtensteins
(1925 S. 981). An den Aufgang derer Bereich ist .also die hier registrierte Urkunde zu stellen.
Zum
Kanzleramt.
In der vorliegenden
Urkunde
kommt
der Titel
cancellarius erstmals ausdrücklich
vor. Das Amt bestand aber schon vorher,
denn
in n. 3 vom 15. Mai 820 signierte der Schreiber und Priester Andreas unter der
Aufsicht des Onorati prepositi. Noch bis gegen Ende des 9. Jht. sind die Schreiber dann presbiter vel cancellarius. Seit dem 10. Jht. haben wir
Laienkanzler.
Die behördliche
Beurkundung
ist in Rätien aber viel älter, (vgl. oben n. 2). In
Rom wurden Urkunden
von talielliones hergestellt
(Jul. ep.) und mussten in
die gesta municipalia insinuirt
werden. Solche öffentliche
Urkunden-Register
fehlen uns zwar aus Rätien. Doch LRC. X1L 1. 7. (SG.) sagt: Gesta hoc est omnes
carta sie firma esse potest si cum alüs testes iii curiales eo firmaverint. Die Urkunden müssen also von mindestens
drei Personen amtlichen Charakters
gezeichnet sein, ivas im Testament
des Bischofs Tello von Chur von 765 auch der Fall
ist. Und wenn alle Urkunden
einfach als gesta bezeichnet
werden, so will das
doch sagen, dass sie behördlich
sein müssen (die LRC. sagt auch gestas ligare.
Vgl. Perret, Fontes S. 862. 927 f.). Das waren sie aber in Rätien
vorzüglich
durch ihre Erstellung
durch den öffentlichen
Schreiber,
dessen
Amtscharakter
sich aus LRC. VIII. 1. 1 ergibt, wo die tahularii den iudices puhlicos beigerechnet
werden. Die Bestimmung
lautet: De tahulariis lococyrographis censualihus id
est scrihis: . . . Tarn in provincia quam et per singulas civitates tahularii vel
alios iudices puhlicos ad omnes vel causas puhlicas tractandes non colonos nec
servos sed igenuos et cum bona fide secundum legem coustituant, qui hoc agerc
debeant. Nam quod si colonus aut servos elegerint qui ipsum actum faciant et
domini eorum hoc consenserint, in quantum ipse colonus vel servus deeepta
fecerit aut alicui sine causa damnum intulerint omnia domini eorum de sno
proprio conponant, et ipsi coloni vel servi flagellati ad fiscum pervenient. Nach
dem- Titel dieser Bestimmung
scheint es, dass die Ortsschreiber
auch als Steuerorgane benutzt wurden. Nach LRC. I. 11. 2 stehen sie auch neben den Beiräten
und Hofbeamten
der Richter. Es heisst: De assessorihus et domesticus vel cancelariis: . . . Omnes iudices sciant ut de alia regione nec domesticum nec consiliarium nec cancellarium peculiare sine consensu de suos patrianos reeipere
debeat . . Ueber das rätische
Kanzellariat
s. Voltelini,
MIOeG.
1901, VI.
Ergbd.
S. 160 f f . ; Helbok,
Reg., I. Exkurs
S. 36 f f . Kap. 2;
Perret
Fontes,
Einleitung
zu Heft XII. Zum fränkischen
Aspekt
der
öffentlichen
3 *
—
38
—
Schreiber,
die seit der ersten Hälfte des 7. Jht. eine allgemeinere
Geltung getvannen und von Karl d. Gr. einer Reform unterzogen
wurden s, O. Redlich,
Die. Privalurkunden
des Mittelalters
(1911) S. 63 f f .
a So statt
b durch
c
ianuarii oder ianuarias.
Tilgung
korr. aus IUI.
mit Kürzungsstrich;
Cod. trad.:
«die Abkürzung
reg. ist vielleicht
d beide
mit Kürzungsstrich,
reg.; Wartmann:
auch mit regni
Cod. trad. und Wartmann:
e Wartmann:'
Ludvicum. Vielleicht
nostru luduicu
aufzulösen.
f uig auf Rasur;
g cius unter
durch igi
der
ist das Ganze
Anm.:
domnum nostrum.
in
regnanle
doiunu
Streichung
Zeile.
h die letzten
3 Namen
i auf Rasur;
kann
k
regnante mit
aufzulösen».
getilgt.
auch priettus gelesen
werden.
Vgl. oben zum
Original,
verschmiert.
1 Vgl. oben n. 3, S. 18 f .
8.
Rankweil,
852 (8o9) Dezember 30
Vigilius schenkt seinem Sohn Johannes allen seinen Besitz samt Zubehör u. a. Gross- und Kleinvieh im Sinne des Gesetzes, ausgenommen
Anteilviertel
und unter Vorbehalt des Fruchtfzenusses auf
das
Lebenszeit.
In xpi ° nomine Ego itaque u i g i I i u s do & dono & donatum
que* esse u o l o tibi filio meo i o a n n i . omnes facultates meas tarn
mobile quam; immobile agra prada orta. casas. accessionibus alpibus''
c
iuris pascu;is. peculium. maiore & minore omnia ex omnibus' sicut
lex continet exeptu' fal/sicia . anteposita. hoc est quarta. por' aliut
s
omnia trado in filii. mei. i o h a n n i s * potesta/tem a die presente. dum
uiuo ego u i g i l i u s usufruetum* mihi reseruo post obitum meum ; in
filii mei i o h a n n i s ' permaneat potestatem. & si quis aliquando de
nos uel de heredibus / qui' contra hanc cartam ire uoluerit. soluat dubia
d o n a c i o & iudici auri. lib. ii. cum stipulacione". / subnixa. facta
—
39
—
carta in uico u i n n o n a " . iii. kal. ianu. annu. xx 'regnante lup
d o u u i c u / notaui diem & regnum super scripsi. signum u i g i 1 i u m
r
qui hanc cartam fieri. rogauit testes . ; sig l u p u s . a d a l g i s u s . r i n J
co. s o l u a n u s .
r
u e d a l i n u s ' . i a c o b [ p a u l i n u s ) . " u i c / t o r . item
r e n c o . p r i e c t u s . m a r t i n u s . ego itaque. o r s i c i n u s . presbiter /
hanc cartam" scripsi.
Original
im Stifts-Archiv
St. Gallen, Bremer Schachtel n. 32 (vgl. oben
n. 2 und 5). Pergament 20 X 11 cm; rechts oben zwei Löcher, auf welche die
Schrift Rücksicht
nimmt; rechts unten vor der Beschriftung
abgeschrägt;
Oberfläche teils verwischt
und schmutzig.
Die Buchstaben
sind oft blass oder nur
noch in Spuren erhalten. Wartmann
glaubt, das Pergament
sei durch Oel oder
Aehnliches
so zugerichtet
worden. Die Urkunde ist von Orsicinus in der subjektiven Fassung der rätoromanischen
Schenkung
verfasst und in nicht eben sorgfältiger karolingischer
Minuskel und mit einzelnen
Korrekturen
geschrieben.
Dieser
Orsicinus ist aber nicht identisch mit jenem, der das Pfäverser Exemplar der Lex
Romana
Curiensis
schrieb.
Die angekündigten
signa (Handzeichen)
fehlen.
Worttrennung
nicht
immer
durchgeführt.
Kein
Rand,
keine
Vorlinierung,
Zeilenführung
nicht ganz gerade. — A tergo in gleichzeitiger
karolingischer
Minuskel:
donacio ioannentes presbiteri de patris sui., neuzeitlich:
Donatio
causa mortis, An. xxii. reg. Hludouuici und Falcidia.
Druck
; Wartmann,
Urkundenbuch
der Abtei
St. Gallen II (1866)
n. 421.
Regesten:
Hidber,
Schweiz.
Urkundenregister
I (1863) n. 521. —
Rechenschaftsbericht
des Landesmuseumsvereins
für Vorarlberg 39 (1900) S. 80.
— Helbok, Regesten
von Vorarlberg
und Liechtenstein
(1920) n. 60 mit Literaturangaben.
Datum
nach Wartmann
und
Helbok.
Die
Ortsbestimmung
der Parteien
und Objekte
fehlt. Der Vorgesetzte fpraeposltusj Onoratus, der in den andern Rankweiler
Urkunden
der
Zeit vorkommt
(Wartmann
IL n. 391 a. 844/8;
I n. 501 nach Helbok n. 71
a. 864), fehlt. Da die Urkunde aber doch in Rankweil ausgestellt
ist, käme für
uns höchstens
eventuell
das Unterland
in Betracht.
Aus den blossen
Zeugennamen ist nichts zu entnehmen,
da diese zurzeit
von Urkunde
zu
Urkünde
schwanken.
Sie kommen in den zitierten
Rankweiler
Urkunden
allerdings
nicht
vor. Auch bietet die Urkunde für uns ein gewisses rechtshistorisches
Interesse,
ist ja auf die Lex Romana Curiensis und auf die in dieser enthaltene
römische
Lex Falcidia
verwiesen.
Zur
Rechtsgeschichte.
Unsere Urkunde
entspricht
bis Jn alle
Einzelheiten
den Vorschriften
der LRC. VIII. 5. I De donacionibus. Dies ergibt
sich aus folgender
Gegenüberstllung,
wobei das Eingeklammerte
nur leicht
umstellt
ist:
—
In
omnes donaciones
primus Do-
40
—
Ego itaque Vigilius
men donatoris scribat
sie poslea ipsius eui donat, postea
vero ipsain farultatem quam donat,
sive in lerris vel domo sive in mancipiis qui immovilia sunt
(si Falsicia, hoc est quarta parte,
donator non reservaverit . . . )
et gestis ligare debet et de ipsa
rem trad irr in nein faeiat (de prcscnte
(radatur)
(tibi filio inco loanni)
do et dono et donatumque esse voln
omnes facuJtates meas
tarn mobile quam immobile, agra.
prada, orta. casus, accessionibus. alpihus, iuris, pascuis, peculiuin maiore
et minore omnia ex oiiiuihus sicut
lex cuntinent
exeptu Falsicia anteposita. hoc est
quarta porcionc
aliitt omnia trado in filii mei Iohannis
potestalcm
a
die
presentc.
Dum vivo ego \ igilius usumfriirtum
mihi rcservo. post obitum meiim in
filii mei Iohannis permaneat potestatem.
(si nsumfrnrlnm reservaverit
si estipulacio inserta non fuerit, pro
tradiecione teneatnr)
(Poenklausel)
cione subnixa
non ahsconse,
homines
bonos
(testes: sig. Lupus. Adalgisus. Kineo
etc.)
et ipsa donaeionem aut in tabuin
aut in cartas scribal
Facta carta in vieo \ innona III.
kal. ianuarias annu \ \ regnante Ludouuicu
et . . . presente plurimos homines
roget. qui pro eo susrribat.
Ego itaque Orsicinus presbiter haue
cartam scripsi.
sed presente
cum stipula-
'/.uv Pertinenzformel
vgl. mich üben n. 4 zu LRC. XXVII.
13. 2. /.um
Ganzen Perret, Fontes S. 795 f . — Der für Hie Verwandten
zu
reservierende
Pflieh Heil oder quarta pars Faleitüae hat den Namen daher, dass er mu h zur
Zeit der römischen
Republik
erstmals durch eine Lex Falcidia fexiert
wurde.
Im Codex Theodosianus
(438) betrug er ' / J der Erbmasse, tvie es in der LRC.
der Fall ist. Er figurierte
da in den Bestimmungen
II. 18. 1, VIII. 5. 1, XVII.
11, XXIII.
12, XXVI. 5 und XXVI.
7. 1 und kommt
in rütischen
Urkunden
oft vor. Vgl. Brunner, Zur Rechtsgesch.
d. röm. u. germ. Urkunde (1880) S. 247
Ahm.
7; derselbe,
RechtsgeschichteI (1906)
S. 518: Yolfelini.
MIOeG.
Ergbd. 6 (1901) S. 168; Perret, Fontes S. 689 f .
a mit Kürzungsstrich
b so statt
=
Christi,
donatumque
c. accessionib; so verwischt,
einzigen Strich zu sehen
dass man für den Strichpunkt
glaubt.
nur noch
einen
d nicht
41
aiins wie bei Wartmann.
S. 105 vermutete
e nicht
exreptu. exeepta.
g so statt
Falcidia.
h SO mit Kürzungsstrich
deutet
vertraut
noch
u für Schluss-m;
I q mit Strich
Wartmann
darunter
auf einen
zlingssystem
Hob. v. Planta,
der späteren
xx stand
Exkurs
liest
und mit
Iieredibusque.
IL p. 105 heredib(ns)
und entspricht
auch dem Kür-
Minuskel.
über la.
über dem ersten
über nu; Wartmann
noch ii, wurde
r «ig mit Kürzungsstrich
über
\es mit Kürzungsstrich.
n; es ist also nicht
\ inoiima
und Helbok
dann
lösen januarias auf.
aber schwach
getilgt,
JE,
Vor diesem
t dieser Name hat nichts
R ort ein Punkt
mit Edalicus (
vermutet,
Italicus.
=
sondern
zu
denken,
wie oben
bedeutet
in Urk. n. 1)
\ italinus,
Koseform
\ italis.
u dieser
c
richtig
abbreviaturarum,
Letzterer
bei Helbok
auf dem
Wartmann.
es tut.
zuerst
zu tun. wie Wartinann
Kürzungsstrich
über na.
o uimma mit Kürzungsstrich
p mit Kürzungsstrich
Lexikon
churrälischen
n slipla. mit Kürzungsstrich
wie Wartmann
ehem.
in que aufzulösen.
m dona. mit Kürzungsstrich
von
man den Schrei-
usufructu wie bei
nach CapelU,
qui vor. Dies ist grammatikalisch
q hinler
II,
hält,
also nicht
ist allerdings
Dagegen schlägt
zu lesen,
Exkurs
Kürzungsstrich.
k ein Schimmer
letzten
bei Helbok,
alpili:
für porrioue- porcio. je nachdem
ber als mit der Casus-Lehre
iohs mit
alpis. Es heisst
Wartmann,
f so statt
i
Hob v. Planta,
aqnis oder
ofmjnilius wie bei
—
Name ist
ausradiert,
zerkratzt.
1>.
Grabs.
Valerius
und Silvana
von Schaan
bezeugt,
dass
dem Anderamno zu Grabs
Petrus
einen
858 • 865 Februar
und seine Kinder
Hof
12.
Valerius
verkaufen.
In xpi" nomine anno xxu'pos'' regnum domni nistri'' l o d o i e i
regis in
baria
e
scripsi Ego c i a n u s
uice
Iratres^sui pe t r on os
nane
s
ff
rogitus a b a s i l i u m qui a
uel de suos infantes u a l e r i u et s i l u a -
cartam' ad manu' suseepit ad scribendum ipsos presente mihi
1
, que dictante & manus suas proprias sid)ter firmantes constat eum
—
42
—
uendere & uendiderunt sup legitimum iure strument o r u m
Ego
p e t r u s — tibi a u d e r a m n o cortinum
2
fundo q u a r a u e d e s
3
que
;
uendo
1
mihi aduenit in
que ocupatur iu so / auicu(m?) confinit' in
4
a u d e r a m n i & de alia parte in b a s e l i terra ex an
m
& de pommifera"
tercia parte precium in contra ipsu' cor / tinum selique ° xx quod precium uendi tores
1
ap emtore coram testibus*' de. presente acciperunt
& ipsum cortinum tradimus sine quarta &
4
proprietatem ad possidendum & ap om ne
si quis contra hanc cartam
h
recausare
que in carta contin & & iudici
h
mus per maneat
quarauedes
num
1
9
/ censo perpetualiter in
omine' defendendum &
r
uoluerit soluat dub blas'res
5
puulico " aur 1b i
v
& Strumen tus * fir-
aquiliani argliana lege supnixa. facta carta in uilla
1
w
die quod est pridi k l
5
A
a
frebr* notauimus die & reg/
super scripsi sig* p e t r o n e & suos infantes u a l e r i u s i l u a 7
nane qui h&
a
tagio b a s i l i u s
de e s i a n e
6
4* E g o
e
car
c
A
fieri rogaui 4< sig tes
6
prestan/cius
iogosus. f o l c a r i n u s ' u u i h e r a m n u s ^
ualerius fronto
uuido
d
item
ioannes /
cianuS ScripSI
Original
im Stifts-Archiv
St. Gallen III. 245. Pergament
25,7 X
9,2 cm. Das Blatt ist unten unregelmässig
abgeschnitten,
da der
Zuschneider
nach scripsi für das folgende Blatt Pergament
sparen wollte. Er fuhr mit der
Scheere oder dem Messer von
Ego waagrecht bis nach scripsi, dann, weil von
hier an die Zeile frei war, 6 mm. schrägvertikal
aufwärts, dann wieder
wagrecht
bis ans Ende. Diese Sparmassnahme
ivar auch im nahen Walgau damals
häufig,
denn Pergament
war für unsere Leute kostbar. Der Schriftspiegel
hat keinen
Rand, keine Vorlinierung
und die Zeilen laufen ziemlich
unregelmässig.
Das
Stück ist die einzige von Cianits erhaltene
Urkunde.
Sie ist geschrieben
in
archaistischer
karolingischer
Minuskel (vgl. Helbok, Reg. Exkurs S. 46) mit auffallenden
lokal gefärbten
Ausdrücken
und vielen
Kürzungen.
Spazien und
Schrift werden gegen unten etwas grösser. Besonders
gross ist die
Postscriptio
des Schreibers.
Es ist gerade deshalb nicht daran zu denken,
dass Giamis
das Stück von einem andern ingrossieren Hess und als Amtsmann
nur selbst die
Unterschrift
setzte (vgl. Helbok, Reg., Exkurs S. 41) Die Signa-Kreuze
sind vom
Ingrossatoren
selbst eingesetzt.
Einzelne Stellen wurden von H. Wartmann vor
1860 mit Reagenzien
bearbeitet;
sie stechen heute blau von der übrigen
braunen
Schrift ab. — Rückseits sind sechs heute durch besagte Reagenzien
blau gewordene teils nicht zu deutende. Federproben,
so: 1. (qu)idem sum pauli ego autem
apollo . . (I. Corinth. L 12), 2. cum dcietr'3. npn rei, 4. . . . e, 5. . . . au (mit
—
43
—
Kürzungsstrich),
6. . . e, 7. rar (?). Diese Federproben
standen bevor das Pergament für unsere Urkunde zugeschnitten
ivurde, denn 1,3,4 und 5 sind vorn (vom
Standpunkt
der Urkunde unten) abgeschnitten.
Von neuzeitlicher
Hand
steht:
C.rimald. Ahl). H . 89./ rl. 3. eist. 1. arra M. dann: P. 7., endlich
durchstrichen:
69. —
Leimspur.
buch
Druck:
Codex traditionum
S. Galli S. 268 n. 462; Wartmann,
der Abtei St. Gallen II (1866) n. 458.
Regesten:
Hidber,
Helbok, Reg. n. 67 (nach
Schweiz. Urkundenregister
Original).
I (1863)
n. 539
Urkunden(Auszug);
Literatur:
P. C. Planta, Das alte Rätien (1872) S. 370 (betr. lex
AqtiiliaJ; Baumann,
Die Gaugrafschaften
im Wirt. Schwaben
(1879) S. 44;
Brunner, Zur Rechtsgeschichte
der röm. u. gerin. Urkunde (1880) S. 246.
Zum
Datum
s. Wartmann
Helbok, Reg. n. 67 Anm. 1.
a. a. O., II n. 401 Anm., n. 459 Anm. und
Zum
Formular
sagt Helbok a. a. 0., es sei «nach einem in Rankweil
nicht ganz so gebräuchlichen»
Stil geschrieben
und von eigenartiger
Fassung. Es
beginnt mit der Datierung und Praescriptio
f scripsi ego Cianus rogitus a . . .)
sowie der objektiven
Fassung der rätoromanischen
Verkauf Urkunde, fällt
dann
plötzlich im selben Satz ohne Sinn für die alte Formel in subjektiven
Ton und
beruft sich trotzdem
auf die lex Aquilia et Arcadia (vgl. auch Helbok,
Reg.,
Exkurs S. 9 und 10).
Zur
Ortskunde:
Wegen des starken örtlichen Charakters
geben wir
diese Urkunde, wiewohl nur ein Zeuge ausdrücklich
aus unserem Gebiet ist, vollinhaltlich, dass man sich vom damaligen noch stark römisch gefärbten
Urkundenwesen in unserer Gegend ein Bild machen kann. Allerdings
lÜsst die Lücke
zwischen
dem
und dem folgenden
item de Esiane vermuten,
dass noch
mindestens
ein anderer Zeuge aus Schaan sein könnte,
ivas überhaupt
die
Präsumption
auf rechtsrheinische
Personen in unserer Urkunde wachsen lässt, ist
darin ja gar nicht gesagt, dass der dem Schaaner Zeugen gleichnamige
Aussteller Valerius aus Grabs war. Er verkaufte
dort nur einen Hof. Es ist auch
nicht gesagt, wo er nach diesem Verkauf etwa Fuss fasste. Wahrscheinlich
ist
item aber als Einleitung
zu einem neuen Absatz zu verstehen und die Urkunde
zu fassen:
Item de Esiane: Ualerius, Fronto, Joannes, sodass also
zumindest
alle diese Drei aus Schaan wären. Eine vollinhaltliche
Wiedergabe
drängt sich für diese urkundenarme
Zeit also auf.
Im I. Teil,
Bd. 1 n. 1 erschien
schon
um 850 Schaan
fScanaJ
beim
ministerium in Planis, also beim
Gebiete,
das später
den Ar cht diakonat
Unter der Landquart
umfasste,
und nicht beim ministerium vallis
Drusianae. Es erschien nicht unter Rankweil
( c f . Mohr, cod. dipl. I. n. 193,
S. 283), sondern eng verknüpft
mit Rävis, Grabs, Buchs und Raus (I. Teil, Bd.
1, S. 45 Anm. 7; Mohr, cod. dipl. I. n. 193, S. 289), während es darin von
Balzers eher scheinen möchte,' dass es nach St. Luzisteig, Fläsch und
Maienfeld
t
—
44
—
orientiert
tvar. steht es ja später unter dem Kloster Churwalden
(I. Teil, Bd. 1
n. 18 zu 1208, n. 24 zu 1222, n. 81 zu 1305 etc.) und denen von
Frauenberg
und mag es gerade über diese an die von Werdenberg
gelangt sein (1.1 n. 84 zu
zu 1314). In unserer Urkunde aber erhärtet sich, dass Schaan, und folglich
auch
das Gebiet von Vaduz, nach Grabs, resp. Buchs-Werdenberg
schaute. Zu Grabs
holte man Zeugen aus Schaan, nicht zu Rankiveil. Schon im 9. Jahrhundert
wur
also
Schaan
dem engern
Kreise
Grabs-Buchs-W erdenberg
angeschlossen,
wobei ivir für das Weitere zu dem bei der oben aufgeführten
Urkunde
n.
3 von 820 zur lokalen Verfassungsgeschichte
Gesagten verweisen,
wo wir von
den engeren karolingischen
Verwaltungsbezirken
innerhalb der Gaue in Planis
und vallis Drusianae und der Ausbildung
engerer gräflicher Vikariate
gehandelt
haben. Hier sei noch vermerkt,
dass in Grabs schon am 2. Januar
847/854
(Wartmann,
Urk. d. Abtei St. Gallen II, n. 401) von Laveso presltiter eine
Urkunde
geschrieben
wurde, worin die Kinder
des Pociarius, nämlich
Vigilius, Orsicinus, Valerius und Autropia an Alderamno. also dem gleichen
Empfänger wie in unserer Urkunde, zu Salez (Salectum) ein Grundstück
mit
Gebäuden
(cum casas) zu Grabs verkauft
hatten. Das Formular
sticht ähnlich wie das*
Unsrige von jenem von Rank weil ab und iveder Laveso noch Cianus schreiben
je zu Rankweil. Eine Spezialität
der Grabser Schreiber ist z. B. die Zitierung der
Aqulia Archadia legis stihuiatio (n. 401), die in Rankweil
nie vorkommt.
Es
gab also bereits in den Jahren 847/854 und 858/865 bei Grabs eine
Beurkundungsstelle.
Im April 931 und 933 (Wartmann
a. a. 0. III, n. 789, 791) erscheint
dann zu Buchs (in vico Pugo) der gräfliche Unterbeamte
Austus vicarius (vgl.
I. Teil Bd. 1, S. 22 — 24 zu Werdenberg
und unten n. 13 und 14).
1
Was die Namensformen
Scana und Esiane betrifft,
bemerken
wir, dass
Scana von einem Deutschen, Esianae aber von einem Romanen geschrieben
wurde,
und wir verweisen für das Romanische auf die Vorsetzung
eines e t>or s + Konsonant
fEsrliene für Schlins,
escripsi für scripsi, estihulacio für stipulation auf die Verschleifung
von sc (Scandium = Schänis, seahini — echevins)
und auf die Diphtongbildung
bei a vor n. Allerdings
ist die Sache
philologisch
damit noch nicht abgeklärt.
Auch müssen graphische
Gepflogenheiten
eines
Schreibens
veranschlagt
werden. Esianae für Eschen ist indes abzulehnen,
du
dieses nicht nach Grabs-Buchs-Werdenberg
und damit nicht zum
Planenland,
sondern
nach Rank weil und damit zum Walgau orientiert
tvar. Dies
gegen
Kaiser-Büchel,
Geschichte
des Fürstentums
Liechtenstein
(1923) S. 60. Im
weiteren Bereiche von Grabs oder im Umkreis der späteren Grafschaft
Werdenberg aber gibt es keinen anderen Ort als Schaan, der auf Esiane passen
kann.
Es bleibt also nichts anderes übrig, als an Schaan festzuhalten.
So hat sogar der
sieh für den Walgau bemühende
Helbok das von Wartmann
(Urk. d. Abtei St.
Gull. 11. n. 458 Anm. 2) vermutete
Schaan in seinen Regesten (n. 67 Anm. 3
und S. 246) als sicher
aufgeführt.
Endlich ist die Bezeichnung
de Esiane — .so fährt Helbok weiter — «.vielleicht Beweis von Ansätzen zur Bildung erblicher Familiennamen
wie sie Durrer
in Festgabe für Meyer von Knonau (1913) S. 51 konstantiert,
aber
jedenfalls
ist hier jedoch Vorsicht zu üben». Doch möchten
wir vermerken,
dass am 22.
—
45
—
Februar 1227 tatsächlich
erstmals ein milcs de Schan auftaucht
(1. Teil, Bd. 1,
n. 20: über die Ritter v. Schaan s. A. Ulmer, Die Burgen u. Edelsitze
Vorarlbergs
u. Liechtensteins
(1925) S. 969 — 971 wo auch bereits ein römisches Kastell und
ein harol. Konigshof
vermerkt
werden).
Zur
Rechtsgeschichtc.
. . . a vice fratres sui Petronos vel de
snos infantes Valeriu et Silvanane . . . Hier sind die Kinder nebst Vater
Petrus
selbst als Verkäufer
aufgeführt
wohl aus Vorsicht gegenüber
LRC. VIII. 9. 1:
Patres qui res filiorum suorum iussi sunt gubernare in quantum melius podunt
sie eas gubernant; nam nec vendere nec donare alteri bomini licenciam non
babeat, quod si fecerit videat ille cui vendiderit aut donaverit, non filiorum res
aeeepissent aut scientes aut nescientes. sed interrogent patrem et filios, si filiorum res in sua reteneant potestatem. ut probet suum esse quod tradidit. et (satt
ut) postea filü exinde suspicione non habeant; et a patre fidiiusorem {SG) venditorem pereipiant, et (statt u\) patre vivo damnum emptori non faciant. Quia
si hoc non fecerit, mortuo patre licet filiis re suas de qualecumque homine.
si venditas aut donatas a patre fuerint, ipsis filiis in suo dorn in io
recovare. — sine . . . censo — zinsfrei,
zu freiem
Eigen.
— Zu
recausare vgl. LRC. IX.
15. 2 (SG):
si postea
revenire volueril
ad iudicem et causa, que dixit, recausare voluerit . . . und IX. 29. 1 (SG):
Calumniatores sunt, qui cum iusto iudicio de quacumque causa ante iudicc
convictus fuerit et ipsam causam iterum recausare temptaverint; calumniatores
sunt, quod ad illos non pertinet et petunt. — Die volle Formel zu Aquiliani
Arglia lege lautet: (Et donaeio ista firma permanealj et quod repetit nihil valeat vindicare Aquilia Arehadia legis stibulationis subnixa, pue omnium cartarum
adeommodat firmitatem (Wartm. n. 401 a. 847 I 54, Grabs). Sie schwächt
sich
dann ab bis zur einfachen
Stipulations-Formel.
Sie entspricht
LRC. II. 8: De
paclis et transaeeionibus imperalor Arcadius, dat. V. id. och., Interpretatio: Minoribus (statt maiuribusj ctatibus post X \ Y annos qualeeumq-.e carta ad convenrioneni firmaverint, si postea se exinde inmutare voluerit uullam exinde habeal potestatem et de qualecumque causam qui fecit et contra suam conveniene.iam agere voluerit, infamia deputetur et ipsa causa agendi inantea non haheat
potestam et penam quam in ipso paeto posuit solvat . . . Man frägt
sich,
warum auch auf eine Aquilia verwiesen
werde? Im Codex Theodosianus
(IL
9. 3 - Cod. Just. II. 4. 41) finden wir nämlich beim Titel De pactis et transaetiouibus vorangestellt:
Ubi pactum vel transactio scripta est, atque Aqmlianae
stipulationis et aeeeptilationis vineulis firmitas iuris innexa est: aut subsecutis
seeun<lum leges aeeommodandus est eonsensus aut poena mta cum bis quae data,
prohantur, ante cognitionem causae inserenda est. Diese Bestimmung
fehlt der
Lex Rom. Wisigot. und der LRC. Die rätichen
Urkunden
zeigen also
ihnen
gegenüber auch eine eigene theodosianische
Rechtstradition.
Wieso hat sich aber
diese Aquiliana stipulatio von der Akzeptilation
auf alle Verträge
übertragen
lassen? Die Lex 'Rom. Wisigot. bezeichnet
bei Pauli Sententiae
I. 1. 3 neben
dem poenam subiungere die liberatorische
Aquiliana stipulatio als Mittel,
einem
pactum eonventum die volle Rechtskraft
beizulegen:
Pacto convento Aquiliana
stipulatio subiiei solet: sed Consulting est, huie poenam quoque subiungere, quia
:
46
—
—
rescisso quoque modo paclo poeiia ex stipulatu repeti potest (vgl. Cod. Just. II.
4. 15). Neben dieser Stipulation
gab es im röm. Recht aber auch noch eine Lex
Aquilia, durch die man gerne das duplum zu erreichen suchte. Zur lex Arcadia
v. 395 und zur Aquiliana stipulatio s. Savigny, Gesch. des röm. Rechtes 2 (1834)
121; Pardessus,
Bibliothequc
de Vecole des chartes, Bd. 2 S. 425;
Bluhme,
Jahrbuch des gem. deutschen
Rechtes III, 207 f f . ; Del Vecchio, Studi in onore
di F. Schupf er II, 176; Giry, Manuel de diplomatique
(1894) S. 553 f f . u. bes.
573: Redlich, Die Privaturkunden
des Mittelalters
III (1911) S. 34; Kariowa,
Röm. Rechtsgeschichte
Bd. 1; Helbok, Reg., Exkurs S. 16 und 22; Perret,
Fontes
5. 685 Anm. 26 und Heft XII, Einleitung S. 3 f .
a
mit
Kürzungsstrich.
b Cod. trad. irrtümlich
c So statt
X M L statt X X V .
post, wie in Cod. trad.
d domni nostri lösen Cod. trad. und Wartmann
über d und niN mit Strich
die Kürzung
e. so auch in Cod. trad. für Ba(va)ria, wie Wartmann
f fres mit Kürzungsstrich
g n-Deklnination;
h ear mit
i
dorn mit
über iN oder niri mit Strich
statt
Strich
über iri auf.
auflöst,
fratris.
vgl. R. v. Planta
bei Helbok,
Reg., Exkurs
S. 93
Kürzungsstrich,
sie.
j q; ist mit Wartm:inn
entgegen
Cod. trad. nicht
mit quod zu
geben.
k iu so auicu(m ?). durch Reagenzien
blau, undeutlich
und nicht ganz zu
sichern. Cod. trad. liest: que ocupatur Iustain cum confi. in Auderamni.
Wartmann sagt: «Ich glaubte zuerst die halberloschenen
Zeichen als jure
avito lesen zu dürfen.
Die Anwendung
von Reagenzien
brachte
aber
juso deutlich zum Vorschein;
während leider die folgenden
Schriftzüge,
nicht in gleicher
Weise reagierten.
Möglicherweise
ist ocupatur für
noneupatur verschrieben
und in den nicht zu deutenden
Worten
ein
Eigenname
enthalten.»
Wir möchten
in so a uicu von lat. in supra ab
vico = ob dem Dorf in Erwägung bringen oder Iuso a uico.
/ con fi* könnte nach andern rätischen Urkunden auch confinat
werden (vgl. Durrer, Festgabe f . Meyer v. Knonau
(1913).
m an blau, darüber
ex anno.
n pomifera mit
über mi
brauner
schwachem,
Kürzungsstrich;
vielleicht
Cod. trad.:
als getilgt
exan;
aufgelöst
Wartmann:
zu geltendem
o seliq mit Strich über seli und unter liq in Cod. trad. seliqui, bei
mann seliquae = siliquae
aufgelöst,
p tes mit
Kürzungsstrich.
q ta & blau; Cod. trad: quartum; Wartmann
r so für et ap orane, ap — ab.
quarta et.
Strich
Wart-
47
—
—
s uoluerit blau und ganz am Rande
t
iiidic mit Kürzungsstrich
u statt
durch
begonnen,
d. ic ist
blau,
publico.
v aur mit langem vertikalem
Strich durch den Schulterstrich
des r und
lb mit Kürzungsstrich;
in Cod. trad. auri lib. I., bei Wartmann
aur um
liberam I.
w aqliani arglia blau, in aqliani je ein Strich durch q und 1, in arglia
Strich durch 1; in Cod. trad. irrtümlich
Alamanglia. Richtig würde man
erwarten:
Aquiliana Arcadiana.
x sie mit Kürzungsstrich
y num super s
durch
b.
blau.
z mit Kürzungsstrich;
bei Wartmann:
(T Cod. trad: hanc; Wartmann:
fc* mit je einem
mann:
Kürzungsstrich
sig. test.; sinngemäss
signum.
hec.
über sig tes; in Cod. trad. und bei
wäre die Auflösung:
Wart-
signa testium: . . .
c eins uuido tagio b blau.
aV Lücke
1 cm.
e* Ego
blau.
1 da ausser Rätien andere Belegstücke
schwer zu finden sind, ist hier an
die Lex Romana Curiensis
zu denken.
Dieser ist, im Gegensatz
zur
Lex Alamannorum,
das Urkundenrecht
geläufig, so in Art. (MG. Leges V);
I, 3, I I ; I I , 8, 9', 12, 13, 17, 18, 2225,
27; III 1 , 2, 5 V , , 7\
9, 13 , 19 ; IV, 4 — , 7, 18 ; V 2, 3; VIII, 1 6, 8; IX, 15, 24, 26,
27, 33; XI, 4, 11, 12, 14; XII, 1 , \ 2 '; XVI, 2 '; XVII, 7, 9; XVIII,
3,
4, 6, 9; XIX. 4; XXII, 1, 2, 7, 9, 10, 11; XXIII, 1, 2, 3, 5-, 8 *, 12, 13,
17,
18,
25;
XXIV,
16 ,
20 ,
21
28 ;
XXV,
3' — ,
4 — , 6, 7, 9 — ; XXVI,
1 — 9, 11
XXVII,
2 , 7, 9, 12 \ 13-.
2
2
4
2
4
1
7
8
2
s
6
2
1
9
1
7
2
6
10
3
;
2 vgl. romanisch
3
«curtin».
Grabs
4 vgl. oben n. 8 zur Rechtgeschichte,
5
Grabs.
6 Schaan;
s. oben zur
Sache.
am
s
S
Ende.
10.
Rankweil, 881 September 13.
Abraham .schenkt .seinen ganzen
Besitz zu seinem und seiner Ellern
Seelenheil dem Kloster St. Gallea.
n ° x p i nomine ego Itaque H a b r a a m ' : Cogitaui casum humane
6
fragilitatis mee uel eterne retributionis hubi'' sola
pi&as &
misericordia resistunt supplitiis. propterea talis" mihi, decreuit
uoluntas dare atque donare omnem ,' propri&atem que mihi
(contingit)-^ iure parentorum iheorum uel undequumque hoc
ff
est agra prada* solaorta'' alpes iuris
accessionibus uiis introi-
tibus & exitis cultum & incultum' hec omnia Concedo admonasterium s a n c t i g a l l i siue adillam congrega tionem fidelium
hominum monachorum *; pro remedium anime me? uel parentorum meorum & propter nutrimentum diebus ; uite mee. quod si
aliquis aliquando aut ego ipse aut ullus de eredibus* meis aut quilib&
slipposita persona qui contra
uel
hanc cartam factum meum Inqui&are
inrumpere uoluerit uoluerit sit culpabilis iuditi' publico auri
liberas V. / & in die iuditii"" rationem reddeat de peccatis meis &
quod rep&it non ualeat uindicare; facta carta" uel tra ditione in
uieo u i n o in n a". idus septembrs'' anno. VI. to regnante domno nostro
k r o l o ' . super scripsi Notaui die <& reg* sig* . H a b r a m ' qui hanc
cartam fieri rogaui tes' u i g i l i u s a l d o agustus* u a l e r i u s soluanus m a r t i n u s honoratus
prieclus',
ego e b e r u l f u s diaconus uel cancellarius scripsi
Original
im Sifls-Archiv
St. Gallen, I. 59. Pergament
24,8/23
X
18 I 17 cm. Seitlich ca. l,.oben und unten 1,5 cm Rund. Zeilen nicht
vorliniert
und nicht ganz gel ade; sie stehen 12—15 mm voneinander
ab. Karolingische
Minuskel des ausgehenden
9. Jahrhunderts,
die an die diplomatische
Minuskel erinnert, mit langen Ober- und Unterschaften,
mit geschlossenen
a und
deutlicher
aber nicht immer durchgeführter
Worltrennung.
Sprache Räto-Lateinisch,
Formular im grossen und Ganzen aber St. Gallisch. Nach Helbok,
Reg. 85 von
Kanzler Eberulf
verfasst und geschrieben.
RUckscits von Hand des 17. Jht.:
Anno VI. Caroli regis, dazu Notanda / v disen beeden / pro nomine Calwi (oder
—
49
—
ludwk'i '{) I leseiin, sowie die Signaturen:
n. 48 (durchstrichen).
B. 52/ Cl. 3. eist.
1. / arca M., endlich ungefähr in der Mitte ein 4. Hinten läuft ca. 6 mm vom
rechten Rande eine
Leimspur.
Zum
Datum.
Dieses Stück gehört mit 6 anderen zur Eberulj-Serie,
von
denen eines X. kal. aug., a. Villi regnante domno nostro Arnolfo, also vom
23. Juli 896 (Wartmann
II. n. 705 Helbok Reg. n. 110 datiert ist. Auch
Schrift
Zeugen und handelnde Personen (vgl- Helbok n. 86 Anm. 1) dieser Stücke
gehören ins Ende des 9. Jht. Unsere Urkunde ist also nicht nach Karl dem Grossen,
sondern nach Karl dem Dicken datiert (ab 28. Aug. 876). Die Datierung
Wartmanns auf 774, seine Annahme es gebe zwei Kanzler Eberulf (774 gab es noch
gar keine ausdrücklich
genannten
Kanzler l), und die Erklärung,
die
Urkunden
des angeblichen
älteren Eberulf seien nur in Kopien überliefert,
werden
völlig
überflüssig
(Näheres bei Helbok, Reg. n. 85, Anm. 1).
buch
Druck:
Codex traditionum
S. Galli S. 42 f., n. 73; Wartmann,
der Abtei St. Gallen I (1863) n. 72.
Urkunden-
Regesten:
Hidber, Schweiz. Urkundenregister
I (1863) n. 95; Rechenschaftsbericht
des Landesmuseums
für Vorarlberg 39 (1900) S. 77; Helbok, Reg.
n. 85 (mit
Literaturangaben).
Zur
S a c h e : St. Gallen hat später (1167) Besitz am Eschnerberg.
Wie
es dazu kam, sagt keine Urkunde. Es ist also anzunehmen,
dass von den nicht
lokalisierbaren
zu Rank weil ausgestellten
Stücken, möglicherweise
auch etwas das
liechtensteinische
Unterland
betrifft,
da dieses Rankweil
unterstand,
da für
dieses
882 — 896 ebenfalls
Eberulf
schreibt
(n. 12) und da um 900
der St. Galler Gebietszuwachs
soviel wie als abgeschlossen
betrachtet
werden
muss (Näheres bei n. 15 zu 1167). Allerdings
können auch die hier
folgenden
Urkunden
n. 11 und 12 über Reute-Roncale für den unterländischen
St. Galler Besitz angezogen werden. Eine UÜbersetzung erübrigt sich hier also.
Zur
Diplomat
ik und
Rechtsgeschi.chte.
Schon in spätrömischer Zeit strebte die Kirche danach sich von den Formalitäten
des Weltlichen Rechtes loszumachen.
(O. Redlich, Privaturkunden
S. 7). Das ersieht man
dann auch in LRC. XIX. 4 wonach Kleriker
und Ordensleute
per qiiacnmque
scripturas für die Kirche verfügen konnten. Es zeigen auch die von Durrer (vgl.
Festschrift
für Meyer von Knonau S. 16 f f . ) entdeckten
Urkunden
von ca 800
von Laien für die Kirche St. Hilarius zu Chur gegenüber
den
kanzleimässigen
rätischen Urkunden gewisse Abweichungen,
wie z. B. die Androhung
kirchlicher
Strafen und die Weglassung der Strafe des Duplums, wie dies auch in unserer
Urkunde vorkommt.
Und wie unsere Urkunde, so wies schon das Testament
des
Bischofs Tello von Chur von 765 (Bündner
Urkundenbuch
n. 17 * ) fürs
Kloster
Disentis Formeln auf, wie sie sonst in St. Gallen vorkommen.
So durfte
sich
Eberulf also wohl trauen unsere Urkunde
nach einem St. Galler Formular zu
schreiben. Hier auf kirchlichem
Boden gab es in Rätien eine anomale
Urkunde
und stand also für das Eindringen
fremder
Gepflogenheiten
und
schliesslich
dann auch fremden Rechtes ein Tor offen. Unsere Urkunde entspricht aber noch
nicht Lex Alamannorum
I. 1, wo es für Uebertragung
an die Kirche
heisst:
4
50
-
—
et coram sacerdote, qui ad ecclesiam deserviat, super altare ponat. Von einer
Niederlegung
der Urkunde
auf den Altar und vom Beisein eines St. Galler
Priesters oder auch nur Amtsmannes
oder Vogts ist in ihr keineswegs die Rede.
Sic ist im Gegenteil vom rätischen Kanzler ausgestellt
und war damit nach den
Erfordernissen
des rätischen
Rechtes gültig. Einen Schritt weiter gingen
dann
jene Urkunden,
in denen ein St. Gallischer geistlicher
Propst vorkommt
(Vgl.
n. 3, Zur Verfassungsgeschichte).
Von einem fühlbaren Vordringen
alemannischen
Rechtes kann aber erst seit der nachfolgenden
urkundenarmen
Zeit, die für uns
nach ca 933 anhebt, die Rede sein. Die letzte noch erhaltene rätische
Urkunde
aus Rankweil datiert vom Februar 1127 (Flelbok, Reg. n. 210). Sonst aber gibt es
noch rätische Urkunden
bis in die 80er Jahre des 12. Jht. (vgl. Helbok,
Reg.
Exkurs l S. 5 — 6).
a Das Chrismon
(verflochtenes
CP) und das J des Wortes
Jn sind
hier zu einem einzigen
Initial-Zeichen
verbunden,
das bis in- die 3.
Zeile hinabreicht.
CPJ, d. h. griechisch
XPI = lateinisch
CHRI sind
die Anfangsbuchstaben
des Wortes Christus.
b mit Kürzungsstrich,
c Romanismus,
h im
und Ausfall
des
Ueberkompensation.
e talis auf radiertem
Wort
Kleks.
ist von einem
g vor parentorum Ansatz
h
— Christi.
als Ueberkompensation
Wortinnern.
d h als
f Dieses
am Anfang
mit H am Anfang
braunen
eines
Flecken
ausgelöschten,
ganz
ausgelöscht.
verunglückten
p.
Romanismus.
i ucult auf radiertem
Kleks.
k 2 mm über dem c 3 mm langer
Strich.
I so für iudici wie in Cod. trad..
m so für iudicii; in Cod. trad.:
iudicij.
n facta earta ist ein rätischer
publice.
Formclteil
o uino mit Kürzungsstrich
q Cod. trad.
des St. Gallischen
über o, Cod. trad. hat irrtümlich
p septehrs, mit alleinigem
Kürzungsstrich
Septemb.; Wartmann
septembris.
r So wird
deutigen
statt
über dem zweiten
actum
vinus.
e; Cod. trad.
Karolo.
zu lesen sein, obwohl die letzte Silbe bloss durch einen
vielStrich ausgedrückt
wird; Cod. trad. und Wartmann:
Priectus.
—
51
—
11.
896 Oktober 7
Merah'ild schenkt an die Kirche St. Salvators ad Roncalem den Zehn-
ten von seinem Besitze Airumne.
In xpi" nomine ego ilaque m e r o h a l d u s bono animo & sa(na)'
1
men le dono decimas de proprio / meo que nunc cupatur a i r u m n e
ad eclesia
sancti
rf
0 1
s a l u a t o r i s . ad r o n c a l e m . tarn de grano quam
2
de / bouibus. siue de omnibus unde decimas. deo dari deben(tur tra) do' eis pro retnedium anime meae / ad eclesia' sancti s a l u a t o r i s &
sancti z e n o n i s . in perpetuo ad p(ossi)dendum & quando missus
2
b
sacer/dotis. pergerit ad a i r u m n e
ad recipiendas daecimas. siue
cum caballa-'. siue cum boue. dentur / eis pabule sufficienter & si
atiquis aliquando aut ego ipse aut heredes mei uel quilibet (op-)/posita persona que contra hanc cartam donationis temptare uoluerit
s
conponat dublum (quantum)* / carta. ista continet & iudici auri. 1' . &
carta ista firma permaneat. facta carta in uico
/ n o . annu.
;
i. imperante a r n o l f u . nonas octobris sub presentia tesstium. signum
m er oh a I d i q (ui) * / hanc cartam fieri rogauit
cus
3
test ° . sig ° . d o m n i-
l i d o r i u s roto estarcolfus p r e s a n t i / u s uigiliusltem
d om n icu s
' testes
Ego itaque i o h a n n e s presbiter rogitus scripsi co
Übersetzung
In Christi Namen. Ich Merohald schenke wohlbeseelt und gesunden Sinnes die Zehnten aus meinem Eigen, das Airume genannt wird,
1
an die Kirche St. Salvator „ad R o n c a l e m " , sowohl vom Korn, als
2
vom Rindvieh oder aus allem, von dem man Gott Zehnten zu geben
schuldet. Ich übertrage sie ihnen (den Priestern)
zum Heile meiner
Seele für die Kirche St. Salvator und St. Zeno auf ewige Zeiten zum
2
Besitz. Und wenn der Sendbote des Priesters zu Pferd oder mit dem
Ochsen nach Airumne verreist um die Zehnten in Empfang zu nehmen,
so soll ihnen genügend Futter gegeben werden. Und wenn jemals
Irgendjemand, sei es ich selbst oder meine Erben, oder sei es eine
beliebige opponierende Person, gegen diese Schenkungsurkunde vor-
—
52
—
zugehen versuchen wollte, so soll er doppelt so viel zahlen, als diese
Urkunde enthält, und dem Richter ein Pfund Silbers, und diese Urkunde soll fest bestehen bleiben. Die Urkunde wurde gemacht im
Dorfe . . . . n o , im 1. Kaiserjahre Arnulfs, am 7. Oktober, in Gegen7
wart von Zeugen. Zeichen des Merohald, der verlangte, dass diese Urkunde gemacht werde. Zeichen des Domnicus , Lidorius, Roto, Estai3
colfus, Prestantius, Vigilius, nochmals Domnicus
Zeugen.
Und so habe ich Johannes, Priester, auf Geheiss geschrieben.
Original
Stifts-Archiv
St. Gallen IV. 395. Vorn kalziniertes
Pergament
28 I 26,5 X 9,7 f 9,2 cm. Unregelmässig
geschnitten,
fleckig, unten am rechten
Rande abgerissen
und mit Papier verklebt.
Vorlinierung
nicht
ersichtlich.
Zeilenführung
nicht ganz gerade, kein Rand. Von Priester Johannes nach der
Art der subjektiven
rätoromanischen
Schenkungsurkunde
in runder
karolingischer
Minuskel
räto-romanischer
Art verfasst und geschrieben.
— Rückseits
rechts
stehen quer 8 ausgelöschte Zeilen, ebenfalls in karolingischer
Minuskel, die bei der
Zuschneidung
unserer Urkunde vorn teils abgeschnitten
wurden. Von moderner
Hand steht: K. 30 / Cl. 3. eist. 1 dann arca M. ferner B 9. und suh Arnulpho.
Druck:
Traditiones
monasterii
S. Galli (s. 17) S. 376 n. 648 (zu 888):
Wartmann, Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen II (1866) n. 707 (zu 896).
Regesten:
Hidber, Schweiz.
Urkundenregister
I (1863) n. 889; Rechenschaftsbericht
des Landesmuseumsvereins
für Vorarlberg
39 (1900) S. 82;
Helbok,
Regesten
von Vorarlberg
und Liechtenstein
(1920) n. 112 (zu 896);
Kaiser-Büchel,
Geschichte des Fürstentums
Liechtenstein
(1923) S. 60.
Zur
Ortskunde:
Die ecelesia sancti Saluatoris et sancti Zenonis ad
Roncalem suchte Bergmann, Beiträge zu einer kritischen
Geschichte
Vorarlbergs
(1853) 160 zu Rungüll bei Schlins. Wartmann
a. a. O. Anm. 2 deutet
nebst
Rungeh bei Göfis aber auch schon auf Ruggell. Andere zitieren noch Raggal und
Runggelin bei Bludenz, die aber schon von S. Müller, Schriften
des Vereins für
Geschichte
des Bodensees
60 (1932/3) S. 81 zurückgewiesen
wurden. Es sind
hier n. 4 von 820 und n. 12 von ca 882 — 896 beizuziehen.
Verschiedene
Priester
beurkunden in n. 12, dass sie geben ad eeclesiam sancti Saluatoris alpe rjue uocatur
in eampo Mauri. Dieses in eampo Mauri hat man nach Baumann, Geschichte des
Allgäus I (1881) S. 339 mit Campemaur = Morein im Vintschgau
verglichen,
wo es viele St. Zeno Kirchen gebe (Helbok,
Reg. 113 Anm. 3). Dagegen
spricht
aber
ganz
entschieden
das Vorkommen
des hiesigen
Kanzlers
Eberulf
(vgl. n. 10). Kaiser-Büchel,
S. 60 vermutet
den Kamor. Auch Robert von
Planta denkt einmal an die Alp Kamor. Doch weisen die Zusammenhänge
eindeutig auf Ruggell und Mauren. R. v. Planta sagt bei Helbok, Reg., Exkurs p.
107 anlässlich dieser Urkunde selbst: «Der Ort Roneale, wo die Kirche S. Salvator und Zeno lag, mag am ehesten = Ruggell westlich Feldkirch
am Rhein
—
53
—
sein (aus Plural Roncalia mit Umlanl des a) . . . » Zösmair schrieb am 6. Juni
1896 an H. Wartmann:
«Die ecclesia Sancti Salvatoris (et Sancti Zenonis) ad
Roncalem ist die heutige pfarrkirche
von Altenslat
zwischen Feldkirch und
Rankwil, jetzt noch mit den patronen Pankraz (hauptpalron)
und Zeno. Des
letztem
bild ist auf einem seitenaltar;
das hauplaltarbild
stellt die Verklärung
Christi, also S. Salvator, dar. In einer Urkunde von 1425 wird Sant CenenkircKe
in einer andern von 1431 S. Zeno-gut in Altenslat erwänt. Roneale ist der älteste
name von Altenslat, wo heute noch eine grosse jlur «Rüeggele» heisst. Die alpe
in Campo Mauri (ein Maurus zu Rankweil im, Jahr 825; Wartmann n. 259) ist,
dem worle eampus zufolge, jedenfalls
nicht in grosser höhe und
entfernung
von Altenstat
zu suchen. Auf dem Schellenberg,
wo die gemeinden
Altenslat
und Mauren an einander grenzen, gibt es heute noch einen wisgrund «in der
Alpe» genannt; in Gövis, der nachbargemeinde
von Altenslat,
wird 1393 die
flur ze Mnrs erwänt. Obgenannter
wisgrund «in der Alpe» gehört der gleichfalls
Altenstat benachbarten
gemeinde Ruggell» (Wartmann,
IIb. IV. Anh. n. 3 Anm.).
Demgegenüber
wird man aber gerade wegen Roncale-ÄuggeM für in campo
Mauri nicht an Murs zu Göfis, sondern an Mauren denken. Auch ist der älteste
Name von Altenstat
nicht Roneale sondern das ursprünglich
zu Rankweil gehörige S. Petrus ad Carnpos (cf. Mohr, Cod. dipl. 1 p. 283; Rapp,
General
vikariat Vorarlberg
; Helbok, Reg. n. 7 Anm. 2), ganz abgesehen
davon,
dass eine Reute (Roneale), entgegen S. Müller S. 81 n. 84 f., nicht gerade eine
alte Stadt darstellt. Will man an beiden Namen festhalten, so muss jedenfalls ad
Roncalem ein weiterer Begriff sein als S. Petrus ad Campos oder Altenstädt.
Die
Reute mag hier einst ihren Anfang genommen und sich über das Gebiet
zwischen
dem Eschner-Berg und dem einstigen lllsee bis an den Rhein erstreckt
haben,
wo heute Ruggell liegt, das den Namen Roneale nach Entstehung des zwischen
i
*
54
—
ihm
und
Altenstädt
schliesslich
zeigt
liegenden
trennenden
— etwa abgesehen
auch die Tatsache,
genügte
Dazu vertveiscn
dass die Reute
man wieder
vgl. Reich
nicht
1884 ein Münzfund
Novels»
stützt
aber unsere
Rheni
i\eubruch)
sondern
Der Name
Ronmehr.
ad Campos gerade
auf in
Rin, Gamprin).
Ruggell
Damit
Reg. 112 Anm. 3:
eher an Ruggell
stammen
Dies
S. Petrus ad
aslo nicht
(camp
S. 6. Zwischen
Die Münzen
vgl. Vor. Mus. Bez. 23 (1883)
musste.
zu sein wie Helbok,
zu denken,
9 (1913)
gemacht.
werden
pluralischen
ganz so exklusiv
im Archiv
dem alten
zu Roneale = Ruggell
und auf das campus
nicht
«Doch ist an Altenstädt
stein;
um Altenstadt,
wir zum eben genannten
—
(Novale
— ganz für sich absorbierte.
bestimmt
hier im Gegensatz
eampo Mauri (Mauren)
braucht
Novels
von Rüeggele
Campos 1127 als Roncalepedru näher
eale allein
—
in
Liechten-
und Nofels
wurde
aus dem 4. Jht. n. Chr.,
S. 29.» Gerade der Fundort
«Zwischen
Ruggell
und
Darstellung.
Schlussendlich
dürfte man sagen, dass
der ganze
n OT d l i c h e
Teil
des
Eschnerberges
einst
als
Reute
Roneale
bezeichnet
werden
mochte,
wovon
der heutige
Name
Ruggell
geblieben i s t , der südliche hingegen als in eampo Mauri (ähnlich
wie «in campo
Rheni», Gamprin),
wovon das heutige Mauren kommt, während der Berg selbst
über Mauren noch gealpnet wurde. Dieser
ganze
Bereich
war
aber
nicht
nach
Ruggell
p f a r r g e n ö s s i g , wo erst
spät
eine
Kirche
entstand,
sondern
nach
der alten
Kirche
St. Salv a t o r und S t . Z e n o zu
Altenstadt.
a mit
Kürzungsstrich,
b brauner
Fleck.
c airune mit Kürzungsstrich
d cela mit Kürzungstrich
e
/
über u.
über ei.
eelea mit Kürzungsstrich
über
eaha mit Kürzungsstrich
Regesten
g am Rande
h am Rande
ele..
über h; nach R. v. Planta,
Exkurs
S. 107, Anm. I, nicht in eab(al)a aufzulösen,
abgerissen;
abgerissen;
i bei Wartmann
nach Traditiones
vielleicht
in lihram
monasterii
quod zu
wie bei
S. Galli
zu
Hetboks
Wartmann,
ergänzt,
ergänzen,
aufgelöst.
j am Rande abgerissen.
Die. Ergänzung
Roberts
v. Planta,
Exkurs
zu
Helboks Regesten S. 107, (Vi)no = Vinomna, ist abzulehnen, da das Wort
tatsächlich
mit einem unter die Zeile reichenden
Buchstaben
begonnen
hat. Helbok, Reg. 112 ergänzt (Plndo)no. Doch das findet Planta a. a. 0.
wieder verdächtig,
da das 1. o nicht zu Plutines, Plutenes im rütischen
Reichsgutsurbar
passt.
k am Rande
I offen
abgerissen,
gelassene
Lücke
nach
trad.
mon. S. Galli
von 5 cm für ca. 2 weitere
ergänzt.
Namen.
-
55
-
2 rom. air — ager. Seit dem 13. Jht. findet sich nach Helbok (Reg. 112
Anm. 4) in Urkunden an Stelle des heutigen Loriins bei Bludcnz A T I I H S .
1456 Naruns, 1531 Aruns, Nach Planta ist der Name nicht
identifizierbar, doch sei Loräns, Aruns, Naruns philologisch
möglich: «Auf jeden
Fall liegt Airumne örtlich weil von Roneale ab, da eine eigene
Bestimmung über genügendes Futter für das Pferd oder den Ochsen, mit dem
der Priester zum Einzug der Zehnten die Reise nach Airumne macht, in
den Vertrag aufgenommen
ist». S. Müller a. a. 0. S. 84 schlägt nicht zu
Unrecht Rons vor.
2 vgl.' oben zur
Ortskunde.
3 vielleicht der derzeitige St. Gallische
zur
Verfassungsgeschichte.
Klostervogt
im Walgau;
12.
vgl. n.
3
(882 — 896)
Die Priester Victor, Eberulf, Florentius,
Valerius und Orsicinus, ferner
Gajo, Tiberius mit seinen Eltern, Antejanus,
AnAreas,
Passivus,
Mart ianus de Fruncia . . . übertrogen
Valerius,
Wancio,
zu ihrem Seelenheile an
die Kirche St. Salvator (ad Roncalem)' ihre Anteile an der alpe in campo
Mauri.
IN N O M I N E DOMINI INCIPIT DONA/CIO SANCTI SALUATORIS U E L C E T E R U M " S A N C T O R V M /
In
6
xpi
c
nomine quod do & dono. ego u i c t o r presbiter. / ad
ecclesia s c i . s a l u a t o r i s . alpe que uoeatur i n / c a m p o m a u r i .
c
1
1
quantum mihi pertin& cum finibus suis. & pro / remedium anime
mee.
[Census 9 c i
c
L e o n a r d i . L. l b .xii. s . / Ixxxvii mod* tritici. xxv. maltra
c
c
auene] I
d
In* xpi" nomine, quod dono. ego. e b e r u l f u s . presbiter uel
2
cancella/rius, ad. ecclesiam s e i
0
s a l u a t o r i s . alpe que uoeatur. in
c a m / p o m a u r i . que. mihi pertin&. pro remedium anime mee /
In'xpi
11
nomine quod. dono ego f l o r e n t i u s presbiter ad / e-
clesiam sei", s a l u a t o r i s . & pro remedium anime mee;. j alpe que
—
56 —
uoeatur in c a m p » , m a u r i i ; quantum mihi pernet." ' (Portaria reddit in
nummis. xvi. lb xii. s. et vii. d'. In tritico. cxxxv. mod\ Item siligi/nis fabe et
c
c
ordei x. mod\ In auena et spelta. xxx. maltra et iii. mod\ In sale. v. mod'J f
d
In* x p i nomine, ego itaque u a l e r i u s presbiter. trado porcione
r
3
mea / de alpe. que. uoeatur in campo m a u r i . ad eclesia s c i s a l
c
uatoris. & pro remedium. anime mee.
f
(In xpi
6
c
nomine, ego itaque o r s i c i n u s . presbiter trado por-
cione' mea de alpe que / uoeatur in campo m a u r i ad eclesiam sei
saluatoris. pro remedium anime mee'
In
6
x p i nomine, ego itaqua gaio. Sanus & sanus & sana mente
c
y
bono / animo & bona uoluntate quod do & donatnmque esse uolo
porcione'
anime
mea de alpe que uoeatur in campo m a u r i . pro remedium
mee ad ecclesia. s c i ° s a l u a t o r i s ;
Similiter & ego t i b e r i u s . cum parentes
meos trado porcione*
mea ad eclesiam s c i . s a l u a t o r i s . pro remedium anime
r
mee'
Et ego anteianus trado porcione mea pro remedium anime
1
nie',
& ego
passiniis trado porcione. mea ad eclesiam"
loris. de alpe que uoeatur
mee
sci saluar
in campo m a u r i pro remedium anime
& ego ualr*riu>. porcione'' nie a trado ad ei-l^-iam
m
s c i saluar
lori.-. pro remedium anime ;ne .
;
& ego unan ein trado porcione mea de alpe pro remedium anime
& egi>
andreas »rado porcione* mea de alpe que uoeatur in
campo mauri
pro remedium anime mee ad eclesiam ™ s c i
c
salua-
toris.
El ego in arcia nu -
de f ram- i a " trado p n | r c | i o n e ° m^a in cam-
po mauri pro remedi um' anime mee'
1
|Et ego)'
'trado porcione mea ' de alpe |que| uo1
• atur in campo m a u r i pro''[rejmedium anime"
Et ego
|alpe
]' eri -'
animeI* mee
|mee
* trado porcione mea de °
—
57
—
& ego . . . merulfo
saluato)ris
[porcione mea ad eclesia sancti
pro remedium anime me** .
c
'
trado^" ad eclesiam™ s c i
|*
. . ..
saluato*' [ris
pro remedium'
'•. porcione]' mea de*
in campo m a u r i
c
(anime mee
/ (alpe que uoeatur
1'')'
Übersetzung
Im Namen des Herrn beginnt die Schenkung an St. Salvator und
die übrigen Heiligen.
In Christi Namen. Ich Priester Victor gebe und schenke der
Kirche St. Salvator die Alp, die in campo M a u r i
1
1
genannt wird, so
weit sie mir zugehört mit ihren Grenzen und zum Heile meiner Seele
[Zins des hl. Leonhard : SO Pfund, 12 Schilling, 87 Scheffel Weizens, 25 Malter Hafer]. •*
In Christi Namen. Ich Priester und Kanzler Eberulf schenke der
2
Kirche St. Salvator die Alp, die in campo Mauri genannt wird und die
mir zugehört zum Heile meiner Seele.
In Christi Namen. Ich Priester Florentius schenke der Kirche
St. Salvator zum Heile meiner Seele die Alp, die in campo Mauri
genannt wird, soweit sie mir zugehört. [Das Pförtneramt trägt ein in Geld
16 Plunti. 12 Schilling und 7 Pfennig: in Weizen 135 Scheffel: in Roggen, HülsenIriii hten. Bohnen und Gerste 10 Scheffel; in Hafer und Spelt 30 Malter und 3 Scheffel;
in Salz 5 MiittJ.
rf
In Christi Namen. Und so übertrage ich Priester Valerius mei3
nen Anteil an der Alp, die in campo Mauri genannt wird, der Kirche
St. Salvator zum Heile meiner Seele.
e
(In Christi Namen. Und so übertrage ich Priester Orsicinus
meineir Anteil an der Alp, die in campo Mauri genannt wird, der
Kirche St. Salvator zum Heile meiner Seele.
In Christi Namen. Und so gebe ich Gajus bei gesundem Leib und
Sinn, aus guter Seele und bei gutem Mute meinen Anteil an der Alp,
die in campo Mauri genannt wird, zum Heile meiner Seele der Kirche
St. Salvator, und will, dass es ihr geschenkt sei.
—
58
—
Ähnlich übertrage ich Tiherius mit meinen Eitern meinen Anteil
an die Kirche St Salvator zum Heile meiner Seele.
Auch ich Antejanus übertrage meinen Anteil zum Heile meiner
Seele
Auch ich Passivus übertrage meinen Anteil an der Alp, die in
campo Mauri genannt wird, der Kirche St. Salvator zum Heile meiner
Seele.
Auch ich Valerius übertrage meinen Anteil der Kirche St. Salvator zum Heile meiner Seele.
Auch ich Wancio übertrage meinen Alpanteil zum Heile meiner
Seele.
Auch' ich Andreas übertrage meinen Anteil an der Alp, die in
campo Mauri genannt wird, zum Heile meiner Seele der Kirche St.
Salvator.
Auch ich Marcianus von Frankreich (?) übertrage meinen Anteil
zu campo Mauri zum Heile meiner Seele.
(Auch ich!'
* übertrage meinen Anteil an der
Alp, die in campo Mauri genannt wird, zum Heile [meiner] Seele.
(Auch ich
] *eri
r
2
Anteil an [der Alp
übertrage meinen
] *'
Auch ich . . '. . merulfo (übertrage meinen Anteil der Kirche
St. Salvator] zum Heile meiner Seele.
(Auch ich
' ] übertrage der Kirche St. Salvato/[r
]*' zum Heile / [meiner Seele . .
. .
den Teil)' von mir / [an der Alp, die in
campo Mauri genannt wird
]' )
e
0 r i g i n a l-Auf Zeichnung im Stifls-Archiv
St. Gallen F. F. 4. B. 25. Pergament.Rolle
zu 14 X 41,1 cm. Von der 3. Zeile nach de francia an ist die
linke untere Hälfte von Mäusen abgefressen und quer hindurch bis rechts zum
Ende der letzten Zeile stellenweise
durchnagt. Die schadhafte
Ecke ist heute
mit durchsichtigem
Papier verklebt. — Der Anfang in Kapitale ist nur lieberschrift. Das Stück ist bis zur Schenkungsformel
des Orsicinus jedenfalls
von
F.bcrulfup in karolingischer
Buchschrift geschrieben (Hd. 1), der hier als zweiter
Schenker auftritt, aber auch in andern Urkunden vorkommt (vgl. zum Dalum).
—
59
—
Von der Schenkung
des Orsicinus an begegnet uns eine kleinere Schrift,
möglicherweise
von anderer
Hand
(Hd. 2, in ( ) wiedergegeben).
Diese
Schrift
wird
..gegen
unten
immer
blasser
und
gegen
das
Ende
geradezu
unleserlich.
Von der Zeile de fruncia an, erscheint
sie von spaterer moderner Hand (Hd. 4) nachgezogen,
resp. aufgefrischt.
Die
interlinearen
Absätze (Hd. 3) census . . . und portaria . . . gehören inhaltlich
zur
Rückseite
mit den Einkünften
des St. Galler Portneramtes
vom 8. Juni 1265, die in gotischer Buchschrift
also-anheben:
Census portarie notati anno domini. M c c 1 x v.
vj. idus iunii. sul> domino Ber(toldo). dei / gracia al>l>ale sancli Galli anno sue
abbatie. xx i. Domino Alberto abbate augiensi portariam / ipsam tenente. et anno
ipsus abbatie. v i j . . . . (Druck bei Wartmann,
Urkundenbuch
der Abtei St.
Gallen Hl., Anh. n. 71 nach Cod. Trad S. Galli S. 493 n. 851). Helbok meint es
handle sich bei oberwähntem
Interlineartext
auch um Einkünfte
St.
Salvators
und zwar dank späterer Zuwendung
an St. Gallen (?). S. Müller, Schriften
des
Vereins für Geschichte
des Bodensees 60 (1932 / 3) S. 84 meint ganz
abwegig
St. Leonhard bei Feldkirch
zinse an St. Salvator, während doch St. Leonhard
zu St. Gallen dem dortigen Kloster zinst. — Unten auf der Vorderseite
steht in
Schrift des spätem
13. Jht: Census port(aric
) / Et donac (
).
oben neuzeitlich:
Bertholdo Abb. 1265 / cl. 3 eist. 1. B No. 25 area M (M
durchstrichen)
F F 4. / supplem II.
Druck:
Cod. trad. S. Galli n. 854 S. 494 / 5; Mitteil. z. vaterl.
Gesch.
St. Call. XIII, N F 3 (1871) S. 254 (aus Cod. trad.); Wartmann,
Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen III Anh. n. 10 (aus Cod. trad), IV Anh. n. 3 (nach Or).
Regest:
Helbok,
Regesten
von Vorarlberg
und Liechtenstein
n. 113; Kaiser-Büchel,
Geschichte des Fürstentums
Liechtenstein
(1923)
(1920)
S. 60 f .
Das
Formular
entspricht
nicht dem üblichen
der rütischen
kungsurkunde,
da jeder Schenker
seine Formel mit einer Invocatio
Helbok Reg. n. 113 verweist aber auf die Vielseitigkeit
des Kanzlers
Schenbeginnt.
Eberulf.
Zum
Datum
früher Wartmann
a. a. O. III, Anh. 10, Anm. (zu 890 —
900); jetzt Helbok Reg. Exkurs S. 38, 40, 46, Reg. 85 Anm., 113 Anm. L nach
dem Vorkommen
des Rankweiler
Kanzlers Eberulf (882 — 896).
Zur
Sache:
Helbok,
Reg. 113, sagt: «Auffallend
ist, dass so viele
Priester an einem Besitze Anteile haben und diese alle in derselben
Richtung
vergaben; man könnte fast an Auflösung
einer Bruderschaft
denken».
Neben
5 Priestern erscheinen
aber 8 Laien ausdrücklich;
dazu kommen
aber noch die
Eltern des Tiberius, sowie 5 Laien, deren Namen nicht mehr gelesen
werden
können. Es stehen also den 5 Priestern 15 Laien gegenüber. An eine
Bruderschaft
ist nicht zu denken,
wohl aber an eine Alpgenossenschaft,
sind
Alpgenossen
und Alpanteile
ja ausdrücklich
erwähnt
(alpe . . . quantum mihi ptrtinet;
porcione mea de alpe^. Es handelt sich dabei um eine
Privat-Alpgenossenschaft,
denn von vicini oder von einem Herrn ist nirgends die Rede. Wir haben
hier
die erste urkundliche
Bezeugung
einer liechtensteinischen,
ja einer
rätischen
Alpgenossenschaft
überhaupt.
60
—
a statt
—
CETERORVM.
b als bescheidene
Initiale, ähnlich tvie J.
c mit Kürzungsstrich,
für Christi, sancti« .ihre. Ithras solidi, solidos,
modii, modios. denarios.
d ff von Hd. 3 s. 13 fin. zw. den Zeilen,
e statt pertinet, wobei net hinten unter der Zeile
steht,
j / Portaria — siligi / über Jn xpi — mea, / nis — mod* / über de alpe —
sci sal.
g ( ) von der Orsicinus-Zei/e bis Schluss
h por mit Kürzungsstrich
über or
kleiner
von Hd. 2.
i anime mee unter der Zeile mit zusammenhaltendem
j sie.
k por eione mit überflüssigem
Strich
/ mee am linken Rande
eingefügt,
m ecla mit Kürzungsstrich
über a
Schnörkel,
über or
n verblasst,
von Hd. 4 nachgezeichnet;
Cod. trad. und Wartmann
lesen
Francia, nci ist aber unsicher, i reicht in der Nachzeichnung
über die
Zeile wie I. Vielleicht hiess es de fraxila.
0 kleines Loch, 2 mm.
/i p remedi
nachgezeichnet.
q anime mee sehr schwach,
das letzte
r Et ego kann
gelesen
bei
mehr
v hienach
werden,
y man ist versucht
z 3 cm
6* 7,5cm
nachgezogen.
Valerius zu
man möchte
Lücke, wovon
c* 6,8 cm
und
verblasst.
ergänzen.
e* 7,5 cm
tdo sehen, porcione mea de
5 zerfressen,
2,5
nachgezeichnet.
verblasst.
zerfressen.
d* edium anime me
nachgezeichnet.
zerfressen.
trado etwas
unsicher.
g* ad eclesiam sei saluato
nachgezeichnet.
9,2 cm; 5 cm fehlen
pro remediu
j* Lücke
ausgeschrieben.
verblasst.
a* trado unsicher,
h' Lücke
war aber
von Hd. 4 noch ein p
x ca. 3 cm von Mäusen zerfressen
k* de
werden,
aber in Cod. trad. und
nachgezogen.
w p medium anime
1
steht
von ca. 3 cm.
ado porcion
u que kann nicht mehr gesichert
f
e kann nicht garantiert
werden,
Wartmann,
s Lücke
t
nicht
gänzlich,
der Rest zernagt
11 cm; 5 cm fehlen
ganz, der Rest zernagt
und
nachgezeichnet.
V von der letzten
und
verblasst.
nachgezeichnet.
Zeile
ist nichts
mehr zu
entziffern.
verblasst.
—
61
—
/ siehe n. 4 und II zur. Ortskunde
über Ruggell
2 vgl. die Verweise oben unter der Rubrik zum
3 Der Priester
Valerius
kommt
und Mauren.
Datum.
auch am 23 Juli 896 vor.
13.
Buchs, (933)
Magnus und Quintella vermachen sich gegenseitig
ihren gesamten Besitz mit Vorbehalt des Pflichtteils
heil gestifteten
April.
auf den Todesfall
und einer für das Seelen-
Summe.
>fa In xpi" nomine quidquid inter coniugatos de propriam facultatem manentem caritatem pro amore dileccionis unusad a(l)/ terum
6
invicem'' condonare debemus propterea ego m a g n u s
r
facio tibi vxori
1
m e a i ' q u i n t e l l a n i - ^ si me superuixeris / potestatem de omnia^quan2
tum mihi pertinet tibi legibus facere aut dare antepono falsicia' &
3
4
antepono que' / pro anima dare cupio hoc sunt, xxxx. solidi nomina7
tiui inter presbiteros & inter meos filiolos & inter proprium & / inter
mobile & qualis de meos parentes*aut tuos' aut noster filiolus tibi
melius seruierit potestatem abe/ as" illum ameliorare & Similiter" fa1
cio ego q u i n t e l l a tibi viro meo magno omnia quantum mihi°pertin& tibi / facere si me super vixeris'' omnia facio tibi in potestatem
antepono falsicia' & ante pono que' pro anima dare / cupio & qui tibi
melius seruierit potestatem abeas ™ illum ameliorare qualem potestatem
tu mihi fecisti / de tua causa talem habeas de mea & Si quis de ere8
dibus' nostris aut quilib& ' suposita' persona q u i ' contra hanc' / umquam recausare uoluerit Soluat dupblum" quod in carta ista eon0
tin&" & iudici aurum" Hb.* ii. Facta carta in uico / pugo mense
aprili anno, xii . regnante donno nostro e i n r i c o & S u presencia
r
testium Signa testium*
7
austus
8
V i g i l i u s u a ' / 1 e n c i a n u s " ° vui-
k e r a m n u s V a l e r i u s prestancius. o u i l i o . aimo a u r i l i a n u s Victor,
item victor. testes" /
& ego umbertus cancellarius™ rogitus ad
dd
vicarius hanc cartam scripsj;
austu
8
qui fuit
—
62
—
Original
im Stifts-Archiv
St. Gallen, Bremer Schachtel
n. 48 a (vgl.
oben n. 2 und 5). Pergament 24,3/21,2
(unten)
Xl7,2f
18 cm; links unten abgeschrägt;
leicht durchlöchert;
Bimssteinspuren.
Das Blatt enthält
auch die
nächstfolgende
Urkunde (Bremer Schachtel 48 b). Beide von Umbertus cancellarius nach rätischen doch teilweise verstümmelten
Formularen
verfasst und in
flüchtiger
karolingischer
Minuskel
mit zahlreichen
kursiven
Elementen
geschrieben. 48 a subjektives
Formular, also als Schenkung
aufgefasst
(vgl. Helbok, S. 23 f.), b objektives
Verkaufsformular
(vgl. Helbok, S. 7 f f . ) . Die beiden
Urkunden
sind nur durch einen Strich voneinander
getrennt. Die
angekündeten
Signa sind nicht eingezeichnet
und unter diesem Ausdruck,
sind lediglich
die
vom cancellarius selbst geschriebenen
Zeugennamen
zu verstehen, ist ja sogar das
blosse. Handauflcgen
der Zeugen schon oft unterblieben
(vgl. Helbok S. 59 oben).
Worttrennung
nicht immer durchgeführt.
— Kein Rand, keine
Vorlinierung,
Zeilenführung
unregelmässig
und etivas nach rechts ansteigend. — A tergo neuzeitlich: Testamentum. / et/Venditio und Falcidia.
Druck:
Goldast, Alamannicarum
rerum scriptores II (1606) a) S. 39 n.
13, b) S. 48 n. 33. — Codex tradilionum
monusterii
S. Galli, a) S. 444 n. 765.
resp. VII (zu 935), b) S. 443 n. 764, resp. VI (zu 934).
Wartmann,
Urkundenbuch der Abtei St. Gallen III (1882) a) n. 789 (zu 931?), b) n. 791 (zu 933).
Regest:
Hidber, Schweiz. Urkundenregister
(zu 935), b) S. 222 n. 1009 (zu 934).
I (1863)
a) S. 222 n. 1010
Literatur:
Helbok, Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein
S. 23 f . (zum Formular),
31, 49, 51; Rob. v. Planta, ebd. S. 82, 89, 108.
(1920)
Zum
Datum:
K. Heinrich I. wurde am 9/14 April 919 erwählt.
Sind
die Urkunden vor, diesem Monatsdatum
ausgestellt,
so fallen sie darnach in die
Jahre 950 und 932. Die königliche
Kanzlei zählte aber nach einigem
Schwanken
in den späteren Regierungsjahren
Heinrichs
meist ab 920 (Waitz,
Jahrbücher
des deutschen
Reichs unter K. Heinrich I, n. B., S. 208 f., 210); so ergeben sich
931 und 933. Die grössere Wahrscheinlichkeit
fällt also auf diese zwei Jahre und
zwar vor den 9/14. April. Die eine Urkunde kann also (930—)
931, die andere
(932 —) 933 ausgestellt sein. Da beide Urkunden auf dem gleichen Blatte
stehen
und beide auf den April datiert sind, liegt aber eine gleichzeitige
Ausstellung
beider nahe. Wartmann nimmt einen lapsus calami im Ansetzen der
Jahresdatierung im einen oder anderen Stücke an, was dem Schreiber
beim
Schwanken
selbst der Reichskanzlei
leicht passieren konnte, und Helbok S. 52 will deshalb
für beide Urkunden
931 oder 933 annehmen.
Bei irrigen
Jahresdatierungen
schreibt man aber erfahrungsgemäss
immer zu wenig, nie zu viel. Letzteres
ist
psychologisch
sozusagen ausgeschlossen.
So käme man für beide Urkunden auf
(932 — ) 933 im April. Endlich dürfte gerade der in der nächsten Nummer gedruckte offenbar günstige Landkauf
zu Ruggell für Magnus und Quintella der
Anlass zu unserem Vermächtnis
samt Jahrzeitstiftung
gewesen sein, wonach also
auch wieder beide Urkunden zeitlich zusammen gehören. An ein früheres
Handlungsdatum
für das Vermächtnis
ist deshalb nicht zu denken. Auch spricht der
Wortlaut beider Urkunden ausdrücklich
dagegen. Ganz unmöglich ist aber die Lese-
—
63
—
tüeise Goldasts und des Codex traditionum,
wo bei 48 a anno X V steht,
wiewohl
man tatsächlich
ebenso gut xu lesen könnte statt xii. £5 kann aber nicht
sein,
dass die spätere Urkunde
vorher «gemacht» wurde. Allerdings
mag die Handlung von 48 b als Anlass zu a weiter zurückliegen.
Man muss sagen: Die frühere
Rechtshandlung
wurde nachher beurkundet,
sie steht auf dem Pergament
unten,
aber schon seit dem gleichen Tage wie die erste Urkunde. — Für das Ortsdatum
Ptigo können wir nicht mit Wartmann
auch Pagig im Schanfigg
in Betracht
ziehen, da die Urkunden mit dem Besitze früh nach St. Gallen extradiert
wurden.
St. Gallen hatte aber im Schanfigg nie Besitz, wohl aber im nahen Eschen und
in Grabs (Quadravcdes v. quadra abbatis, rom. avat; im 7. Jht.
Beziehungen
des Diakons Johannes von Grabs zu St. Gallus), von wo auch andere
Urkunden
nach St. Gallen gelangten (Wartmann
II. n. 401 und 458 zu 847 (854) und 858
(865)). Ganz in Wegfall kommt aber Graubünden durch die hier nächste
Urkunde.
Ortskundliches:
Da der hier folgende offenbar
günstige
Eandkauf
zu Ruggell zweifelsohne
den Anlass zum hier behandelten
Vermächtnis
bot, geben
rvir auch dieses hier vollinhaltlich.
Obwohl es in Buchs ausgestellt
ist,
könnten
die Parteien doch aus unserem Ruggell näher als Buchs gelegenen Oberland (vgl.
oben n. 9) und einige Zeugen aus Ruggell oder doch aus dem Unterland
sein.
Valencianus, Valerius, Prestancius und Victor kommen
auch in der nachstehenden Rüg geller Schenkung
vor.
Zur
V e r f a s s u n g s g e 5 c h i c h l e ; Austus steht an erster Stelle in
der Zeugenreihe
und erteilt als vicarius den Beurkundungsbefehl,
dem Umbertus
cancellarius gehorcht. Zur Unteramtsstelle
des vicarius (auch praepositus^ vgl.
oben n. 3 und 9, in letzterer
Nummer für Grabs. Als Etappe vor der langen
Urkundenkarenz
sei hier also die Amtsstelle
Grabs-Buchs,
zu der auch
unser
Oberland (ohne Balzers) gehörte, nochmals fest im Auge gehalten. An solchen
Amtsstellen
nämlich beliebten
hierzulande
später die Montforter
ihre
Burgen
zu haben, so die Werdenberger
zu Werdenberg,
in Sargans und auf diesem
Wege
dann auch zu Vaduz.
Zur
R e c h t s g e s c h i c h 1 e. Verfügungen ztvischen Ehegatten sieht auch
ERC. III. 13. 2 vor, wo es heisst: Qualescumque cartas que inter virum et uxorem factas fuerint aut per dotem aut per alias scripturas legitimas, hoc sibi et
maritus et mulier dum vivent in usumfruetum sibi vindicent, et ad nulluni
alterum hominem exinde licenciam non habeant qualecumque cartam facere nee
per ullo ingenio donare, nisi tota ipsa facultas post eorum discessum ad
communes filios revertatur. Wir erörtern
hier drei Berührungspunkte
mit unserer Urkunde: 1. Durch den in der Lex erwähnten Nutzbrauchvorbehalt
ist die
Auflassung
des Besitzes schon auf das abieben hin festgesetzt
und die Vermächtnisform
unserer Urkunde
gegeben. 2. Da die Gatten nach der Lex über
das geschenkte
Gut nicht mehr anderweitig
urkundlich
verfügen durften,
nimmt
unsere Urkunde
die Falcidia und die Stiftungen
für das Seelenheil
voraus
fanteponoj. 3. Dem Satz nisi tota ipsa facultas post eorum discessum ad
communes filios revertatur antwortet
in der Urkunde
der Satz: et qualis de
64
—
-
meos parentes aut tuos aut tioster filiolus tibi melius servierit potestatem abeas
illum ameliorare. Auffallend
ist auch die gleiche Reihenfolge
dieser drei
Punke
in der Lex einer' und in der Urkunde
anderseits.
a mit Kürzungsstrich;
b statt
-= Christi.
de propria facultate, manente caritate, wie bei Goldast
Cod. trad. emendiert
c am Rande
und im
ist.
leicht
beschädigt.
d so auch bei G. und C. tr., nicht
in viccm wie bei
Wartmann,
e sie.
f bei G. und C. tr. irrtümlich
g G. und C. tr. emendieren
teren
Verständnis
Quintillani.
omnibus. Diese
des Textes
h G. und C. tr. emendieren
Varianten
mögen
zum
leich-
dienen,
Falsiciam.
i G. und C. tr.: quod.
j XXX G, 30 C. tr.
k parentes auf Rasur;
de meis parentibus G., C. tr.
I tuis G, C. tr.
m habeas G, C. tr.
n simil mit Kürzungsstrich
0 fehlt
C. tr.
p statt
supervixeris.
über il; simul G, C. tr.
q heredihus G, C. tr.
r q mit Strich
darunter;
Wartmann
liest
quelibet.
s supposita G, C. tr.
t hienach
fehlt
cartam.
u duplum G, C. tr.
v continetur G, C. tr.
w auri G, C. tr.
x lib. mit Kürzungsstrich;
lihras bei
Wartmann,
y sub G, C. tr.
z sig tes beide mit Kürzungsstrichen
im Original; signaverunt tesles G, C. tr.
aa Valentinianus C. tr.
bb fehlt
G. und C. tr.
cc canonicus C. tr. und G.
dd ab G, C. tr.
1 Zu diesem
Namen
vgl. Rob. v. Planta,
S. 98.
2 ebd., und zur Form S 82.
3 Lex Romana
Curiensis.
4 die in der Lex Rom. Cur. enhaltene römische Lex Falcidia schrieb
Pflichtteil
von U fquarta pars Falcidiae^ für die Angehörigen
vor.
1
5 hienach
fehlen
Descriptio,
Traditions-
und
Besitzformel.
einen
—
6 recausare wie in Oberitalien
7 die Signa der Aussteller
8 —
65
—
(vgl. Helbok,
S. 31J.
fehlen.
Augustus.
14.
Buchs, 933 April.
Manno verkauft für Johannes und dessen Gattin Dominica an Magnus
und dessen Gattin Quintella einen Hof, Land und Baumgärten
zu
Ruggell.
4< In xpi" nomine anno, xiiii. regnante domno nostro e i n r i c o
scripsi ego vmbertus cancellarius rogitus a mannone qui fuit a vice
6
ioha/nentes
1
& vxoris sue d o m i n i g a n e s
2
constat eos vendere &
uendiderunt' tibi magno & vxori tue q u i n t e l l a n i '
roncale
1 2
cortinum / a
que" habuerunt de sui patris & que adquesivit de loua-
3
e
n e s cum pomifera ex integro quantum ibidem abuit-^ / confinit in
4
8
via ex alia parte in coltura & .ii. modiorum de terra ibi secus * con5
finit' ipso cortino de caput'
6
de latus in m a g / n a n e s
de alium in
2
via & .ii. melarios in ipso loco in ipso agro & . i . sestairale
7
in ron-
cale confinit in leones / ex alia parte ipso magno & falsicia
8,
;
8
exinde in alia nostra terra in r o n c a l e & falsicia de illum cor/tinum
aut de illam* pomifera in alio nostro cortino qui' nomen
m
a forella
9
& tradiderunt uenditores emtori / sine emptori sine" omnem cens u m ° & ab omnem hominem per mundum precium incontra soli' .x.
p
& Si quis ire' temptare * / uel' inrumpere voluerit Soluat duplum
quod in carta ista contin& et iudici aurum lib . i i .
uico p u g o
avstus
13
1 1
1 0
facta carta / in
mense aprili & su" presencia testium sig"tes" m a n n o
1 2
magnus prestancius v i c t o r / S o l v a n u s v a l e n c i a n u s
Valerius testes;
14
Übersetzung.
>i< In Christi Namen. Anno 14 der Regierung unseres Herrn
(des Königs)
Heinrich habe ich Kanzler Umbertus auf Gesuch des
Manno, der den Johannes und dessen Frau Dominiga vertrat,
S
(dies)
—
66
—
geschrieben. Es steht fest; dass sie dir Magnus und deiner Frau Quintella einen Hof zu R u g g e l l verkaufen und verkauft haben, den sie
von ihrem Vater hatten, den er von Lova erwarb, und das mit Baumgärten und allem, was er da hatte. Es grenzt an die Strasse, auf der
andern Seite an die Kulturen. Auch (verkaufen sie) ebenda nebenan
Land, das zwei Scheffel Saat fasst. Es grenzt am Eingang an den Hof
selbst, auf der Seite an Magnat Gut), auf der andern Seite an den
Weg. Ferner zwei Baumgärten am selben Ort und im selben Acker und
ein Sechstel (Böllens)
in Ruggell. Es grenzt an Leofs Gut), auf der
andern Seite an (das des) Magnus selbst. (Vorbehalten bleibt) der Pflichtteil der Lex Falcidia auf unserem übrigen Land zu Ruggell und der
Pflichtteil an jenem Hofe und an jenen Baumgärten in unserem anderen Hofe, der in F ü r e n heisst. Und es übergaben (das) die Verkäufer dem Käufer ohne jede Zinslast und von jedermann frei zu reinem
Preise gegen 10 Schilling. Und wenn jemand (dagegen
fortzugehen
versuchte oder es brechen möchte, so zahle er das Doppelte (von dem),
was in dieser Urkunde steht und dem Richter 2 Pfund Gold. Die Urkunde wurde erstellt im Dorfe Buchs, im Monat April und in Gegenwart von Zeugen. Zeichen der Zeugen: Manno, Austus, Magnus, Prestaneius, Victor, Solvanus, Velencianus, Valerius, alle Zeugen.
Original
im Stifls-Archiv
St. Gallen,
dem gleichen Pergament wie die vorangehende
Bremer Schachtel n. 4H h. Auf
Urkunde. Siehe dort!
() r t s k u n d l i c h e s. Wartmann vermochte
das Wort aroncale nicht zu
analisieren, wussle damit nichts anzufangen und gab es sogar als
Gattungsname
wieder. Weiter unten heisst es aber zwei Mal inroncale. a und in sind also Präpositionen und die Stellen lauten in normalisierter
Wiedergabe:
cortinum a Roncale, I sestairale in Roncale, terra in Roncale. Hidber riet auf «Ruggell
oder
Raggaiy» Raggal kommt nicht in Frage, da es von Buchs zu weil entfernt ist
und auch philologisch
nicht passen dürfte. Gegen eine blosse Flur zu Buchs
tider anderswo spricht der Umstand, dass der Name Roncale als bekannt
vorausgesetzt wird und keine weitere Ortsangabe folgt. Der Name ist also als Ortsund
nicht
als
Flurname
behandelt.
In
der
Nähe
von
Buchs
trägt
aber
diesen
Ortsnamen
nur Ruggell
(v. Roncale, ad Roncalem;
vgl. n. 4. 11, 12). Entscheidend
ist auch der dabei
vorkommende
Flurname aforella = a Forella, ohne Diminutiv
«a Fora» ~ heule «in Füren»,
dialektisch
-in der Furo» zu Ruggell (»gl. J. Ospelt. Jahrbach des histur.
Vereins
67
—
—
für das Fürstentum
Liechtenstein
1911. S. 40). — Da die Urkunde vom AmtsSchreiber von Buchs ausgestellt ist, müssen die Parteien aber doch,
mindestens
zum Teil, von Buchs oder Umgebung, oder wenn nicht, etwa aus dem heutigen
Liechtensteiner
Oberland gewesen sein (vgl. n. 13). denn Ruggell lag ausser dem
Buehscr Amiskreis (vgl. n.
4, 7, 11, 12).
a mit Kürzungsstrich
b Goldast
= Christi.
und Cod. trad. haben
c uend mit Kürzungsstrich
irrtümlich
Canonicus.
über d.
d Quintellanai G und Cod. trad.
e quem G, C. tr.
I habuit G, C. tr.
g c( mit Kürzungsstrich;
kann auch coufiiial aufgelöst
werden.
h sec — secus; G, C. tr. und Wartmann sec., der «eine plausible
Auflösung» lt. Anm. a. «nicht zu geben weiss»; secus bedeutet aber
nebenan,
nebenbei.
i caj>'; G, C. tr.: de capite; Wartmann:
;
e verkratzt
und nicht mehr gut
k sie; G, C. tr. und Wartmann:
/ q mit Strich
darunter;
m no mit Strich
de Caput.
sichtbar,
illa.
G, C. tr. und Wartmann:
qui.
über o, wie im 3. Wort der Urkunde;
also nicht non wir
G. und C. tr.
n aus Versehen
zwei Mal
gesetzt.
0 omne censu G, C. tr.
p bei G. hiezwischen
q mit Kürzungsstrich;
Strichpunkt,
in C. tr.
Punkt,
— solidi.
r statt contra ire, contraire.
s temp mit Kürzungsstrich
taverit; die Formel
t
l mit
über mp; G, C. tr. temptare, Wartmann:
verlangt
aber
temptare; vgl. Helbok
temp-
S. 13.
Strich.
u sie, nicht
mit Kürzungszeichen,
G, C. tr. und
wie Wartmann
in Anm. c) angibt;
snli
Wartmann,
v mit Kürzungsstrich,
etwa signa testium
1 Zur Form iohanentes für Johannes
Exkurs II, S. 83 unten.
aufzulösen.
s. Rob. v. Planta,
bei Helbok,
Reg..
2 vgl. ebd. S. 82; zu Quintella vgl. auch S. 98.
3
Ruggell.
4 Nominativ
Loua, Lova, v. Lupa
(Wölfin).
5 Ducange, Glossarium: «Modius, mensura argraria, verbi gratia, ager seu
terra tot modiorum esse dicitur, quot ejusdem mensurae sementis
capax
est. Vetus Agrimensor: Jungerum unum, pedes 240 et in latidudine pedes
—
68
—
120 factum, terram modiorum 3 . • . . Charta an. 1195 apud
Ughellum
tom. 7 p. 1322: Unam petiam terrae capacem sementis modiorum 6 ad
iustum sextarium Pennensis civitatis».
6 vgl. etwa Caput laci = Chablais,am
der Rhone in den
Genfersee.
7 von lat. sextarale, dieses von sextus. Linter sextariaticum
erklärt
zu sextarale:
«quod pro singulis frumenti
aut alterius grani
domino
exsolvitur.»
Einfluss
Ducange
sextariis
8 die in der Lex Romana Curiensis enhaltene
Pjlichteil
von li für die Angehörigen vor.
Lex Falcidia
schrieb
einen
1
9 Füren, i der Fura, Gde. Ruggell.
10 hienach
fehlt
die
11 Buchs, Bez.
12 Signum
des'Ausstellers.
13 ~ Augustus;
ist der vicarius der vorangehenden
14 die Postscriptio
15.
des Schreiliers
Nummer.
fehlt.
Auszug
Abt
Werinher
zeit aus dem Hofe
Brot,
Stipulalionsformet.
Werdenberg.
den Armen
(vor 1167 Juli
von St. Gallen
Eschen
stiftet
Fische, je einem
aber zwölf
den Klosterbrüdern
Pokal
Weines
zu seiner
und je ein
6)
Jahrgrosses
Brote.
E a ° q u e fratribue ex constituta annona in festiuis & in / priuatis
diebus per circulum anni debentur. hic notata sunt
anniuersario w e r n h e r i
1
In
abbatis pisces easeuin / stovpum cum mai6
ore' pane. de eschans".& pauperibus xii. panes . . . .
Gleichzeitige
A b s c h r i f l ( ? ) im Slifls-Archiv
St. Gallen G. G.
2. R. 19. Pergament-Heft
zu 15 X 31 rm. aus zwei Blättern, da., erste : I I 4. das
zweite zu 2, also zusammen aus 6 Seilen. Zu unserer Abschrift icurden die letzten leeren Blätter eines älteren Buches benutzt, denn auf S. 1 steht: dominus
exercitunm. Et quis/poterit cogitare diem / aduentus eins. Aut quis/stabit ad
iiidendum eum I . . . Unser Text in schöner karolingischer
Minuskel der zweiten
Hälfte des 12. Jht. beginnt auf S. 2 und der Eintrag über Eschen steht auf S. 4.
S. 6 ist leer: in der Mitte ist jedoch das Ex-libris von St. Gallen mit dem St. Galler Wappen und der Aufschrift
SIG. MONASTE. SANC. GALLI. und unten die
neuzeitliche
Signatur R. 19. / cl. 3. Suppl. III. eist. 1. / arca M (M durchgestrichen)
G G 2.
—
69
—
Zu Datierung
und Originalität
sagt Wartmann:
«Dises one
zweifei älteste, nocli vorhandene
allgemeine verzeichniss
von leistungen an den
unterhalt der klosterbriider
scheint aus der zweiten hälfte des XII.
jarhunderts
zu datiren, da Wernher (f 6. Juli 1167) der letzte in demselben genannte abt ist.
Auffallender
weise beginnt das verzeichniss
mit dem St. Andreastag (30. Nov.)
und hat wol ursprünglich mit der vigilia sancti Antlree oder dem 29. Nov. geschlossen. Was noch folgt, sind vermutlich
nachtrage, und aus dem
umstände,
dass diese nachträge in .genau der gleichen schrift one jeden unterbruch
fortlaufen, glaube ich schliessen zu sollen, dass wir . . . nicht die wirkliche
Originalaufzeichnung vor uns haben, sondern eine ziemlich gleichzeitige
copie
derselben.
Allerdings ist die anname eines Versehens des ursprünglichen
compilators
nicht
ausgeschlossen.»
— Die Stiftung aus dem Hofe Eschen fällt also vor den 6. Juli
1167, da an diesem Tage Abt Werinher starb. Das St. Galler Totenbuch
(Druck:
Wartmann, in Mitteilungen
zur vaterländ.
Geschichte
XI NF. 1 (1869) S. 46
sagt nur: II Nonas Obitus. . . . Wernheri abbatis. Wirksam wurde die Stiftung
natürlich erst nach dem Tode des Abtes, während die Niederschrift
der entsprechenden
Leistungen an die Mönche noch etwas später fällt. Dieser
Termin
dar) aber wegen der Schrift nicht allzufern angesetzt
werden.
Druck:
Wartmann, Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen,
hang n. 86, S. 824, zitiert auf S. 825 irrtümlich G. G. 2. R. 9.
III (1874)
An-
Zur Sache:
Wie St. Gallen in Eschen in den Besitz eines Hofes kam,
sagt keine Urkunde. Tatsache aber ist, dass St. Gallen schon in
karolingischer
Zeit zu Sax (?), Garns (oben n. 7), Rankweil, Göfis, Meiningen und Rötis zu
Besitz kam (vgl. Wartmann II. n. 391, 415, 501, 681, 683, 705, I. 72, 165, 180).
Es ist also anzunehmen, dass von den nicht lokalisierbaren
Stücken von 817 —
821 Dez. 21 (W. 1. 237 oben n. 6), 8521 59 Dez. 30 (W: II. 421, Helbok 60, oben
r. 8), und 881 Sept. 13 fWi / . 72, H. 85 oben n. 10) auch etwas dem
Eschnerberg zufällt. Es wäre leicht möglich, dass von Sennwald oder Garns, wo
St. Gallen die Kirche besass (n. 7), dieses auf Ruggell übergriff und von da
weiter nach Eschen. Hier erwähnen wir die obigen Urkunden n. 4, 11, 12, 14
über
Reute-Roncale,
woraus
sich
der Name
Ruggell
ableitet,
worin
allerdings
nur
Geschäfte
zwischen
hiesigen
Privaten
und
Kirchen
erwähnt
werden.
Dass
jene
Urkunden
aber
ins
Stifts-Archiv
St. Gallen
kamen,
erklärt
sich am ehesten
dadurch,
dass jene
Güter
schliesslich doch grossenteils
in den Besitz St. Gallens gelangten, bei welchem
Anlasse die Urkunden eben extradiert
wurden. Jedenfalls
war der Rodel von
882 — 896 (n. 12) im Jahre 1244 (n. 17) schon längst — vor 1167— gewiss schon
in St. Gallen, sonst hätte, man, wäre die Sache noch einigermassen
aktuell gewesen, auf dessen Rückseite
nicht Einkünfte
des klösterlichen
Portneramtes
eingetragen
und dabei zwischen den Zeilen nickt einmal die Vorderseite
geschont. Am besten weist man den Uebergang des Hofes Eschen in St. Gallische
Hände doch in jene Zeit wo Begünstigungen
von St. Gallen in unserer
Gegend
eben an der Tagesordnung
waren, nämlich nicht allzulange nach 896, da kurz
nachher der Gebietszuwachs
St. Gallens sowieso soviel wie abgeschlossen
war.
S *
-
70
—
a F, als Initiale,
b v über o
e maiore von gleicher Hand über der '/.eile korrigiert
uns minore, das
zudem durch untergesetzte
Punkte als getilgt erklärt
wird.
1 Werinher,
Abt von St. Gallen
2 Eschen, Fürstentum
1133 — 1167. Jahrzeil
am 6. Juli.
Liechtenstein.
1 « . Auszug
Heinrich
1236 Juli
von Sax (de Saxo) übergibt
1
St. ('•allen, nachdem
und seine Geschwister
. . . .
auch sein Verwandter
auf alle
Hechte
seine
Hörige
Gvota" der
(consanguineus) Heinrich
an sie verzichtet
31
Kirche
für sich
halte.
Acta sunt hec anno. M " . c c ° . x x x ° v j ° . / lndictione. viiii ° .
ij°. k l . Augusti. Testes sunt hij. R v o d e g e r u s " de R a t i r s c o n . H e r 6
2
inannus / C u r i e n s i s Canonicus. et plebanus in Sax. R v o d o l f u s "
et M a r q u a r d u s milite's de E s c a n s '. B e r t o l d u s / d e S i g a u i s ^ - O t t o
notarius de S a x . H . de B i z i n h o v i n " . C v o n r a d u s " et B e r t o l d u s
3
dietj S p v o l n " / V o l r i c u s " et. H . de B v r g e t o r . C v o n r a d u s " f a r l i .
H. filius dominj H e r m a n n j . V o l r i c u s " filius dominj M a r q u a r d i ' . /
C v o n r a d u s " Camerarius de B a h n e . V o l r i c u s " de S a x .
8
Original
im Stifts-Archiv
St. Gallen F. F. 3. Z. 8. llal. Pergament 16,1 I
!(>.:"> < 11,2 cm. Gotische Geschäftsschrift.
Vorlinierung nicht ersichtlich,
Zeilen
aber gerade, keine Ränder. Unten 2,3 cm breite Plica und darin in der Mitte
schildförmiges
Siegel zu 4.5 X 4 cm. + SIGIL(LVM HEIN)RICI D E SACO
<LVM HEIN abgebröckelt).
Im Siegelfelde
oben waagrecht gezeichneter
Adler,
unten schreitender
Löwe. Sonst ist das Wappen derer von Sax-Hohensax
gespalten von Gold und Rot, derer von Sax-Misox geteilt von Rot und Gold mit zwei
Säcken in gewechselten
Farben. Es liegt hier das Wappen des ältesten
Stammes
vor der Hcusleilung der della Torre-Sacco vor, nicht aber des sog. älteren Hauses
Sax (vgl. Hisl. Biogr. Lexikon der Schweiz VI, S. 106 und 108). — Auf der Rückseite steht von gleichzeitiger
Schrift: Donatio cuiusdam gvote / de Sax / foednm,
darüber von neuzeitlicher
Hand: 1236., darunter: Sub Conrado Abb. und noch
weiter unten: Z. 8. / cl. 3. eist. 1. / arca M (letzterer
Buchstabe gestrichen) F F 3.
Druck:
Cod. trad. S. Galli, S. 475, n. 877; Wartmann
der Abtei St. Gallen III (1882) 7>. 877 (beide aus Or.).
Urkundenbuch
—
Regest:
Helbok,
Erwähnt
arlberg 23 (1883)
Regesten
71
—
von Vorarlberg
im Rechenschaftsbericht
S. 39.
und Liechtenstein,
n. 398.
des Landesmuseumsvereins
für Vor-
Zur
Sache
vgl. oben n. 7 vom 6. Januar 835, wo wir vom
Saxer-vBrückenkopf» Gamprin gehandelt haben. Das dort Gesagte wird durch den Zeugenbe.
stand in unserer Urkunde bestärkt,
da darin die von Eschen denen von Sax
icenigstens nahe stehen.
a <> über v
b mit
Kürzungsstrich.
1 entweder Heinrich l. (1208 — 1249) oder sein Enkel Heinrich IL (1235
— 1270), der Minnesänger;
vgl. Schedler, Die Freiherren von Sax, in
St. Galler Neujahrsblätter
(1919), S. 48, Stammtafel.
2 Rälerschen,
Kl. Zürich,
un der Linie.
Winterthur-Wil.
3 Eschen in Liechtenstein;
der Weissenauer Güterbeschrieb,
Zeitschrift für
Geschichte
des Oberrheins
29, S. 31, nennt einen Hermann v. Eschen
(Escan&). Ruodolffus miles de Esshay und Marquardt» frater suus auch
oben I. Teil, Bd. 1 n. 31. Weiteres
über die von Eschen bei Ulmer,
Burgen und Edelsitze
Vorarlbergs
und Liechtensteins
(1925) S. 979 f .
4 Gbfis,
Walgau.
5 vgl. I. Teil,
Bd. 1, S. 25.
6 Bitzenhofen,
Oberamt
Tettnang.
7 vgl. Anm. 3.
8 Ulrich IL; vgl. Schedler
a. a. 0.
17.
1244
Abt
Burkhart
worauf
Walther
über
von St. Gallen
die Einkünfte
der Propst
zurückkaufte.
Der Propst
und regelt
denen
kirchlichen
des Hofes
den Hof mit der Hand
für
Burkhart
bestätigt
Feste
stiftet
alle
die Verfügungen
in Eschen,
des Ritters
aus den Einkünften
Fragen
der Einkünfte
des
die verpfändet
Dietrich
des Hofes
von
Propstes
waren,
Haslach
eine
Jahrzeit
und der damit
verbun-
genau.
W a l t h e R u s DeiGratia Sancti G a l l i Abbas; Vniuersis presentem
1
paginam Jnspecturis; Salutem Jn"eo Q u i est iustorum omnium vera
6
c
Salus''; Quotiens opus agituR* / pietatis; dignum est scripturis id me-
—
72
—
morialibus Roborari/; ut et quod factum est. stabile
et ali]
g
perseueret;
prouocentur exemplo simili ad uirtutem''; Nouerint igitur
vniuersi; presentem paginam / Jnspecturj; quod cum Curia nostra in
E s s c h a n s ; dudum cum onere suo; et eius redditibus fuisset pignori
2
obligata ; ut non solum
Monasterio* nostro esset jnutilis' ; sed
3
d
etiam perpetuo timeretur amj-/ttj ; Dilectus jn* xpo' frater noster;
J
B u r c h a r d u s prepositus; jndempnitati" fratrum et ecclesie sue; affec1
tu p i ö cupiens prouidere; predictam Curiam de manu D i e t r i c j " militis de h a s e l a
4
Redemit; / et eam Monasterio* nostro Restituit";
penitus absolutam; Verum. Quia Curia memorata; priusquam'' predicto modo pignori traderetur; beneficium fuerat claustrale. soluens'
annuatim duo seruj-/tia' ° fratribus in communj; placuit nobis totique nostro conuentuj * ; eamdem Curiam ipsius prepositi relinquere
ordinationi; Jta' ; ut quiquid" jdem" de ipsa et de redditibus eius''
duceret statuendum; / perpetuo seruaretur; Porro" prefatus prepositus; non priuato commodo; set* communj 'potius fratrum prospiciens
3
1
consolationj; taliter de prefata duxit Curia; simul et eius Redditibus
statuendum" ; / ut ipsa; Cappelle sancti ' J o h a n n i s ; que similiter
6
6
beneficium est claustrale; perpetuo sit annexa; frater uero; cuj hec
c
Cappella jn " beneficium fuerit assignata; antiqua duo seruitia; superius memorata''; / fratribus sieut olim ministrabit; Ratione videlicet
Curie huius; Cappelle ipsi de nouo adiecte; Deinde^ prefatus prepositus; considerationis sue oculum; ad triplex bonum dirigens; Quorum
primum est; / ut quedam festa; quorum apud nos condigna celebras
tio non extabat; honore debito peragantur; Secundum est; ut fiat
fratrum commemoratio j n ' communj; sicut jnfra
j1
plenius distingue-
tur Tercium / uero; ut communj * proueniat consolationj; quod prius
cessit unjus'' commodo singularis; Jta statuit; ut preter antiqua duo
seruitia; que supra memorauimus. pedicte Cappelle Gubernator*;
de pensione Curie / supradicte''; vnum stopum jn"*' festo sancti"' Johannis ante portam l a t i n a m ; Secundum Jn ™'Octaua sancti"' Jo1
hannis Baptiste; Tercium uero jn Octaua Apostolorum p e t r i et
p a u l j ; Quartum autem jn" ' Octaua assumptionis beate uirginis; Que /
1
—
73
—
celebritates ° hactenus apud nos cum tribus tantum lectionibus agebantur; fratribus amministret; fRatres''' autem celebritates ipsas; festiue de cetero peragent; et in albis; Jtem j n ' Octaua sanctj M a r t i n j
m
singulis annis* fieri de-/bet ad altare sanctj'' b e n e d i c t i ; fratrum
1
7
commemoratio jn™' communj; cum Missa pro defunctis. et eo die similiter de Residuo
r
pensionis; de prefata Curia uenientis. vnum scia-
tum fratribus tribuetur; Jtem. et'' aliud / sciatum; quod de quodam
Curtili retro domum suam sito; jdem prepositus jn™' commemoratione
E b e r h a r d i pistoris ; ac M a i h t i l d i s ' uxoris sue; fratribus mini8
5
strauit; transtulit commoditatis
gratia; et id si- /militer Curie jmpo-
6
suit'' supradicte; sicque predictarum consideratione causarum; quas
Re uera utiles esse prospexerat et honestas. prepositus sepedictus; de
quatuor stopis et duobus sciatis; onus'' prefate Curie ab antiquo /
impositum aggrauauit; Nos " igitur ordinationem huiusmodj; ex multa
ipsius prepositj ° prouidentia jnstitutam"''; cum eadem que ipsum Ratio
mouit; debeat nos mouere; sicut est ydonea. pia
d
/ utilis; et honesta;
de communj fratrum* nostrorum consilio et assensu; Ratam habemus;
et modis omnibus confirmamus; Adicientes in ipsius prepositi fauorein; et ut alios ad'' uirtutis opera prouocemus; ut de re-/liquo
2
pensionis Curie sepefate; jn E s s c h a n s ; jn™ anniuersario ipsius pre2
positj ''; quandoeumque id occurrerit; decem sacerdotibus. quos jnfra" nominabimus; decem solidi tribuantur. videlicet sancti petri";
6
beate uirgi/nis ; sancti sepulcri"; sancti O s w a l d j
10
n i s ; et sancti M a g n i
6
laurentij.
1 0
1 3
cI 2
; sancti Johan-
sacerdotibus; Jtem sanctj ' O t h m a r j ; sancti
1 4
sancti l e o n a r d j " ; et sancte f i f l i s ^ ' ; ebdomadariis ;
1 6
1
18
qui pro tempore jn™' predictis* ecclesiis seu Cappeliis fuerint / seruientes; ut q u j laborem sustinent; accipiant et emolumentum ; Preterea;
6
ut maior aliorum crescat deuotio; statuimus; ut predicti sacerdotes;
seu ebdomadarij. singulos' solidos accipientes; / eadem die pro anima
ipsius -prepositj "'; Missas singulas jn™ locis suis cum pulsatione Campanarum debeant celebrare. Quibus celebratis; mox ad chorum Monasterii ueniant; singuli singulos denarios / oblaturj; et usque ad finem
;
—
74
-
Misse; ihidenreoinniuniler permansurj; Sacerdotes* uero qui de fratribus' fuerint; cum per se denarios offerre non debeant; personis aiiis
eos tribuant offerendos ; Vf'ergo appa-/reat hec sollemniter acta;
m
et communiter approbata; Sigilla. videlicet; tarn nostrum; quam Capituli nostrj; presentibus litteris" sunt appensa; Acta "sunt hec; anno''
dominice Jncarnationis / . AI . cc°. xl. i i i j ; Jndictione Secunda;
0
0
Übersetzung
Walther , von Gottes Gnaden Abt zu St. Gallen, wünscht allen,
1
welche vorliegende Seite einsehen, seinen Heilsgruss in Dem, der aller
Gerechten wahres Heil ist. Wenn immer ein frommes Werk vollbracht
wird, ist es angemessen und würdig dasselbe durch Denkschriften zu
festigen, sodass das Vollbrachte bestehen bleibe, und dass durch das
Beispiel auch Andere zu Werken der Tugend angespornt werden. Es
sollen also alle, welche die vorliegende Seite einsehen wissen, dass
unser Hof in E s c h e n mit seinen Fronen und Einkünften verpfändet
2
3
war. Dass er unserem Kloster nicht nutzlos sei und dass man nimmer
befürchten müsse, er könne verloren gehen, hat unser geliebter Bruder
in Christo Propst Burkhart in frommer Zuneigung und aus dem Wunsche für die Schadlosigkeit von Brüdern und Kirche zu sorgen, den
vorgenannten Hof aus den Händen des Ritters Dietrich von Haslach
4
losgekauft und ihn unserem Kloster völlig frei zurückgegeben. Da der
obgedachte Hof, bevor er auf obgesagte Weise als Pfand übergeben
wurde, ein Klosterlehen war, das jährlich allen Brüdern gemeinsam
zwei Erträgnisse einbrachte, hat es uns und unserem ganzen Konvente
5
gefallen, diesen Hof der Verfügung des Propstes zu überlassen, sodass
alles, was dieser über diesen Hof und dessen Einkünfte festsetzen
würde, immerdar beobachtet und gehalten werde. Der vorgenannte
Propst hat dann ohne Ansehen des eigenen Nutzens, sondern vielmehr
in Hinsicht auf das gemeinsame Wohl der Brüder, Folgendes über
den vorgenannten Hof und dessen Einkünfte aufgestellt: Er sei immerdar mit der Kapelle St. Johann , die gleichfalls ein Klosterlehen ist,
6
verknüpft. Der Bruder aber, dem diese Kapelle als Pfründe zugewiesen
-
75
-
ist, soll die zwei alten obgenannten Dienstbarkeiten den Brüdern wie
einst leisten, eben weil dieser Hof nun neuestens dieser Kapelle beigegeben wurde. Dann hat der oberwähnte Propst seinen Blick auf ein
dreifaches Gut gerichtet: 1. Jedes Fest, das bei uns noch keine würdige
Feier hat, soll in gebührender Ehrfurcht begangen werden. 2. Es soll
das Gedächtnis der Brüder gemeinsam begangen werden, was unten
weiter auseinander gelegt wird. 3. Was früher zum Vorteile des Einzelnen gereichte, soll jetzt dem gemeinsamen Wohle dienen. So setzte
er fest, dass der Verwalter der vorgenannten Kapelle aus den Einkünften des obgesagten Hofes neben den zwei alten Dienstbarkeiten,
deren wir oben gedacht haben, noch vier Pokale zu reichen habe, den
ersten am Feste des heiligen Johannes vor der lateinischen Pforte, den
zweiten an der Oktav des heiligen Johannes des Täufers, den dritten
an der Oktav der Apostel Petrus und Paulus und den vierten an der
Oktav von Maria Himmelfahrt. Diese Feierlichkeiten wurden bei uns
bis jetzt nur mit drei Lesungen begangen, fortab sollen sie die Brüder
aber mit der Albe bekleidet festlich begehen. Dann soll an der Oktav
des heiligen Martin jedes Jahr am Altare des heiligen Benedikt' das
Gedächtnis der Brüder gemeinsam mit Messe für die Verstorbenen
gehalten werden, und an jenem Tage soll vom Reste der Einkünfte
aus dem vorgenannten Hofe jedem Bruder ein Becher zugeteilt werden.
Dann hat der Propst einen andern Becher, den er von einem
Einfang hinter seinem Hause zum Gedächtnis des Eberhard Pfister
8
und seiner Frau Mathilde den Brüdern gewährte, der Einfachheit
halber ebenfalls auf den oberwähnten Hof übertragen. So hat der oft
erwähnte Propst, im Hinblick auf die vorher erwähnten Gründe, die
er in Wahrheit als nützlich und ehrenhaft erachtete, die alte Belastung
des vorerwähnten Hofes um 4 Pokale und 2 Becher erhöht. Da uns der
gleiche Beweggrund wie ihn beseelen soll, und da solcher angemessen,
fromm, nützlich und ehrenhaft ist, ratifizieren und konfirmieren wir
nach gemeinsamem Rate mit unseren Brüdern jederweise diese aus
der
Obsorge des Propstes eingesetzte Anordnung, indem wir zu
—
76
-
Gunsten des Propstes und um andere zu Tugendwerken anzutreiben
hinzufügen, dass aus dem Reste der Einkünfte aus dem oft erwähnten
Hofe zu Eschen am Jahrzeitstage dieses Propstes, so oft er wieder2
kehren -wird, an zehn Priester zehn Schillinge ausgeteilt werden sollen,
nämlich an die Priester von St. Peter , St. Maria , vom hl. Grabe ,
9
10
11
St. Oswald , St. Johann und St. Magnus , und an die Hebdomadare
12
6
13
von St. Othmar , St. Lorenz , St. Leonhard
11
15
16
18
und St. Fiden ', die zur
1
betreffenden Zeit gerade die erwähnten Kirchen oder Kapellen bedienen, sodass sie für ihren Mühwalt auch eine Entschädigung haben.
Zur grösseren Förderung der Frömmigkeit Anderer statuiren wir, dass
die vorerwähnten Priester oder Hebdomadare, welche die einzelnen
Schillinge in Empfang nehmen, gleichen Tages'für die Seele dieses
Propstes jeder an seiner Stelle je eine Messe mit Glockengeläute feiern
soll. Nach der Feier sollen sie gleich im Klosterchor erscheinen, wo
jeder einen Pfennig darbringen und bis zum Ende der Messe in Gemeinschaft verbleiben soll. Jene Priester aber, die Klosterbrüder sind
und keine Pfennige darbringen müssen, haben diese an andere Personen
zuzuteilen, auf dass diese sie darbringen. Dass das aber als feierlich geschehen und gemeinsam approbiert erscheine, ist diesem Briefe sowohl
unser als auch unseres Kapitels Siegel angehängt. Dies ist geschehen
im 1244. Jahre seit der Menschwerdung des Herrn, in der 2. römischen
Zinszahl.
2 Originale
im Stifts-Archiv
St. Gallen F. F. 3. A. 4. — Ital. Pergament 31 i 31,5 X 31 cm. Gotische
Geschäftsschrift.
Der Anfang
und die
Anfangsbuchstaben
der Absätze Deinde prefatus und Nos igitur, ähnlich wie
in den Papstbullen
durch verstärkte
Buchstaben
hervorgehoben.
Mit farbigen
Linien vorliniert; keine Seitenränder.
Unten an 4,3 cm breiter Plica und an rotgelben Seidenschnüren
2 Siegel von dunkelrotem,
ziegelfarbigem
Wachs:
l.
HB S'. WALT,HERI. ABBIS. SCI. GALLI (über BI und CI
Kürzungsstriche).
Auf X-förmigem Thron Abt in Albe und Casula mit Buch in der Linken und Stab
in der Rechten. Das spitzovale
Siegel liegt 5 mm vertieft und misst innen 5,3
X 3,5, aussen 6,5 X 4,7 cm. — 2. >j-< SCS GALLVS CONFS. Diese Inschrift ist
aber negativ geprägt, der Siegelstempel
war also irrtümlicherweise
positiv. Im
Siegelfeld Brustbild des hl. Gallus mit langen bis an den Nacken reichenden in
Wellen fallenden
Haaren, mit Tonsur auf dem Scheitel und kurzem Bart. Er
trägt die Albe, aber ohne Stola, und hält die Hände vor der Brust. In der Rech-
—
77
—
ten hält er ein Buch mit getriebenem
und verziertem. Deckel, in der Linken den
Krummstab.
Das Bild ist archaistisch und gehört noch dem romanischen
Stile an.
Das runde Siegel liegt 6 mm vertieft
und misst innen 5,1, aussen 6 cm, —
Rückseits steht in gleichzeitiger
Schrift: De quatuor festi(s). et commeinoratione
fRatrum. et anniuersario prepositi Burchardi. et de Curia jn esschans. Von
neuzeitlicher
Hand: Ex Curia in Esschans prepositus / Sub Walthero abbate /
1244./ A. n. 4. / cl. 3 eist. 1. und von noch späterer Hand in schwärzerer
Tinte:
arca M (letzteres
durchstrichen)
F F 3.
/ / . ltal.Pergament
30, 8 X 29, 7 cm. Gleiche Hand und Aufmachung
wie
oben.
Unten
an 4,2 cm breiter
Plica
die gleichen
Siegel
wie
oben,
aber beide am Rande abgebrochen.
Gleichzeitiger
Rückvermerk
wie
oben.
Von neuzeitlicher
Hand: Numero 67. von anderer ebensolcher
in folgender
Zeile
anschliessend:
Sub Walthero Abbate. 1244., endlich in schwärzerer
Tinte und
von gleicher Hand wie oben A. n. 4. / cl. 3 eist. 1. arca M (durchstrichen)
F F 3.
Da Wartmann
Original II als Druckvorlage
benützte,
Original I und geben von II nur die Varianten.
Etwas tiefer
keln, die nur die Höhe von Minuskeln
erreichen, bes. im
Druck:
Urkundenbuch
Codex traditionum
S. Galli, S. 480 n. 826, resp. III;
der Abtei St. Gallen III (1882) n. 891.
Literatur:
Schädler
im Jahrbuch
des historischen
Fürstentum
Liechtenstein
17 (1917) S. 27. — Büchel, Gesch.
ebd. 26 (1926) S. 10 f .
Zur
Sache:
vgl. oben n. 10 zur Sache
und n. 15.
a in II.
b qui / / .
c uera / / .
d Zeilenende
in II.
e agitur / / .
/
Roborari / / .
g alii / / .
h monasterio / / .
i
nehmen wir hiefür
gesetzt sind MajusWortinnern.
inutilis / / .
/ amitti / / .
k in / / .
/ in I und II mit Kürzungszeichen
m indempnitati / / .
n nach Die in II
Zeilenende.
o restituit / / .
p prius quam / / .
q nach sol- in IL
r seruitia / / .
Zeilenende.
~ Christo.
Vereins
d. Pfarrei
Wartmann,
für das
Eschen,
—
78
s ConuetUuj / / .
I ita / / .
u so in I und II.
v idem / / .
iv in I und II mit verziertem
P.
x 8 mit Zeichen
Endsilbe.
wie für die
y comuiuni / / z fratrum pocius / / .
a nach sta in II
Z.eilenende.
b' Sancti / / .
c
FR mit Kürzungszeichen
in II.
e in / / .
f D in / und II
g* nach que in II
verstärkt.
.Zeilenende.
V in II.
f
infra / / .
fc* nach commu in / /
Zeilenende.
V unius / / .
* ßubernatnr / / .
tn in / / .
n Sancti / / .
«/ nach cele in II
Zeilenende.
/>* FRS mit Kürzungszeichen
II.
r/' sancti / / .
r
residuo / / .
s" Mahtildis / / .
t' imposuit / / .
u N in 1 und II
v
verstärkt.
prepositi / / .
w* instittitam / / .
x' pia fehlt
II.
y* fRm mit Kürzungszeichen
z
Reliqno / / .
a infra / / .
b nach tri in II
Zeilenende,
c Oswaldi / / .
e leonardi / / .
/
Fidis / / .
g nach pre- in II
Zeilenende,
j nach sin- in II
Zeilenende,
k S in I und II
verziert.
in II.
—
79
—
l Fratribus / / .
m nach diesem Wort in II mit neuem Federansatz
und in schwärzerer
Tinte.
Es scheint also, dass zuerst dieses Exemplar bis hier aufgesetzt
und bei
der Handlung erst vollendet wurde, während I ganz anlässlich der Handlung oder nachher geschrieben
wurde.
n literis / / .
0 A in I und II
1 Walther
verstärkt.
von Trauchburg
1239 — 1244.
2 Eschen, Fürstentum
Liechtenstein;
so Wartmann
III. n. 891 Anm. 1
gegen v. Arx, Geschieben
des Kt. St. Gallen I (1810) S. 358, der auf
Eschenz im Kt. Thurgau tveist. Zur Berichtigung
des angeblichen
Verkaufes an Pfävers im Jahre 1270 nach Wartmann a. a. 0. und v. Arx 1,
382 h siehe n. 21.
3 Die Verpfändung
reicht offenbar in die erste, ungenügende
zeit des Abtes Walther zurück; vgl. v. Arx a. a. (). S. 358.
Regierungs-
4 Ein Bvrchardus de haslah im I. Teil, Bd. 1 n. 47. ein anderer Burehardus de Hasela schon 1210 im Tausch zwischen Churwalden
und Albero
von Tinzen (Mohr, Cod. dipl. I. n. 177). Haslach bei Dornbirn,
Widnau
im Rheintal,
zu Rapperswil
etc.
5 Es ist wohl an das Erträgnis von zwei Mahlzeiten
aller
Klosterbrüder
pro Jahr zu denken. Nack von Arx I, 325 a bedeuten
in St. Gallen servitia die Küchenzettel.
Vgl. frz. «Service» im Sinne von
Tischbedienung.
6 Die Kapelle St. Johann zu St. Gallen, wo der Leichnam
des Abts St.
Olhmur nach der Enthebung
von der Insel Werd beigesetzt
ward, Hess
Abt Gerhard (990 —• 1001) nahe beim Münster erbauen. Sie wird 1166
als ecclesia S. Johannis erwähnt. Dekan Heinrich von Sax Hess sie um
1213 an die Stelle des alten Stadthauses
versetzen und wieder wird sie
erwähnt 1225 (Wartmann
HI. n. 856), am 16. Juli 1265 fEgilolfus de
saneto Iohanne. presbiter; W. III. n. 967), am 15. Jan. 1282 (unten
n. 23), am 21. April 1325 finc-luse apud S. lohannem; W. III. Anh. n.
49) etc. Priester Werner, genannt der Rot, ihr Kaplan (f 4. März 1334),
Hess sie neu erbauen.
1578 wurde sie abgebrochen
(vgl.
Nüscheler,
Gotteshäuser
der Schweiz II (1867) S. 121 f .
Hardegger-Schlatter-Schiess.
Die Baudenkmäler
der Stadt St. Gallen (1922) lt. Register, S. 526).
7 Der Altar S. Benedicti der alten
Chor, vgl. Baudenkmäler,
S. 69.
St. Galler
Basilika
stand
8. Es ist nicht klar ob hier Name oder Beruf angegeben
Falle etwa mit Beck oder Pf ister, im zweiten mit Bäcker
im
Unken
ist. Im ersten
zu
übersetzen.
9 Innerhalb
der Einfriedung
des Klosters an dasselbe anstossend auf dem
alten Kirchhofe,
der sich auf der Ostseite des Münsters bis an die Steinach erstreckte
(vgl. Nüscheler
a. a. ().. S. 99, Baudenkmäler.
S. 101).
10 seit ca. 1213 im Kreuzgang
des Klosters
gelegen
(Nüscheler,
S. 123).
—
80
—
11 Zu vorderst am Münster auf der nördlichen
scheler, S. 121; Baudenkmäler,
S. 104).
12 Am ehem.
(vgl.
hintern
Turm,
Baudenkmäler,
13 wo heute
noch. Vgl. Baudenkmäler,
Brüggen.
Stadtkirche.
am Ende
der
angebaut
Greif
und wurde
S. 100, Baudenkmäler,
Vgl. Baudenkmäler,
des Kugelmooses,
Vgl. Baudenkmäler,
18 Priester,
Cafe
(Nügelegen
S. 234 f f .
(vgl. Nüscheler,
reformierte
16 Auf dem Hügel
das heutige
der Klosterkirche
bau 1755 abgetragen
17 östlich
gegen
1529 beseitigt
S. 104).
14 War an die Westseite
15 heutige
ettca
Seite;
beim
Neu-
S. 104).
S. 216 f f .
südwestlich
der Stadt,
zu
S. 242 f f .
Stadt.
die an einer Kirche
den Wochendienst
zu besorgen
hatten.
18. •
ca. 1270
In Gegenwart
mehrerer Zeugen,
so des hern Huge von Eschinze
1
übergibt Rudolf von Rorschach seinem Bruder Eglolf den vierten Teil seines
väterlichen Gutes zu Tübach und Rorschach.
Original
früher
im Stadt-Archiv
dem Stifts-Archiv
teils wasserfleckig.
und in deren
lediglich
Datum:
Zur Kursive
Mitte
neueren
Die Namen
Druck:
Geschäjtsschrifl.
für ein verlorenes
das Stück
der Zeugen
gehörte
22,5 X 16,8 cm. Zerknittert
gotische
zu 1271
scheinen
(1244 — 1272) zu
Wartmann
Tr. T. 28. a. Das Stück
Pergament
neigende
Einschnitte
Vermerken
Jahre Abt Berchtolds
St. Gallen
St. Gallen.
Siegel.
und
Unten
Rückseits
Plica
wird
in
gerechnet.
das Dokument
in die
letzten
verweisen.
Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen, III (1874) S. 716.
Anhang n. 37.
1 zu Eschen, Fürstentum
lungen zur vaterländ.
Liechtenstein
Geschichte
S. 160 Anm. 261. Dagegen
im
Thurgau.
aber
vgl. G. Meyer v. Knonau,
X V / / / (1881)
Wartmann,
in
Mittei-
S. 261, 95 Anm. 151 und
Ub. III, S. 864.=
Eschenz
—
19.
81
—
Auszug.
(1244 — 127:
Leistungen
aus dem Hofe Eschen nach St. Gallen auf
;;: •
verschiedene
Festtage.
Alia servitia. /
D E Capella S. I o h a n n i s , & de curia in Escbans. In festo
1
Iohannis
ex institu-/tione B .
2
Prepositi, ante P o r t a m L a t i n a m
stoup." in octava I o h a n n i s Bapti-/ste stoup. ex eadem institut. in
octava Apostolorum ex institut. eadem, stoup. Eo-/dem die de an3
niv.
4
W e m her i Abbatis vinum, pisces, caseus, & min. leib.
4
c
in
divisi-/one Apostolorum ex institut. W e r n h e r i Abb. vinum, pisces,
& minor leib. M a r i e / M a g d a l e n e 4. fercula, cum vino & maiori
leib, carnes, caseus, ova, faba. in octava / Assumptionis ex institut. B .
Prepositi stoup. in festo V e r e n e 4. fercula, ut sup.
d
2
cum / vino &
maiori leib, in festo P a u l i primi Heremite de anniv. B. Prepositi
10 sol. ad / 10 Capellas & Ecclesias * . Octavo K a i . Octob/ de anni5
versario E b . pistoris ciatus. in / octava sancti M a r t i n i de commem.
6
fratrum ciatus ex institutione B. Prepositi.
Übersetzung
Andere Leistungen : Von der Kapelle St. Johann und vom Hofe
1
in E s c h e n am Feste des heiligen Johannes vor der lateinischen Pforte
aus der Stiftung des Propstes Burkhart ein Pokal; an der Oktav des
2
heiligen Johannes des Täufers aus derselben Stiftung ein Pokal; an
der Oktav der Apostel aus derselben Stiftung ein Pokal; an dem3
selben Tage aus der Jahrzeitstiftung des Abtes Werinher Wein
4
Fische, Käse und ein kleiner Laib Brot; an der Apostelscheidung
aus der Stiftung des Abtes Werinher Wein, Fische und ein kleiner
Laib Brot; an Maria Magdalena 4 Gedecke mit Wein, je ein grosser
Laib Brot, Fleisch, Käse, Eier und Bohnen; an der Oktav von Mariens
Himmelfahrt aus der Stiftung des Propstes Burkhart ein Pokal; am
Feste Verenas vier Gedecke, wie oben, mit Wein und einem grossen
Laib Brot; am Feste des ersten Einsiedlers Paul aus der Jahrzeitstiftung des Propstes Burkhart 10 Schillinge an 10 Kapellen und
6
—
Kirchen ; am 24. September
0
82
—
aus der Jalirzeitstiftung des Eberhard
e
Ffister** ein Becher; an der Oktav des heiligen Martin aus der Stiftung
des Propstes Burkhart für das Gedächtnis der Brüder ein Becher.
Druck:
Codex traditionum
S. Galli (Traditiones monasterij S. Galli;
St. Galler Klosterdruck
des 17. Jht.) S. 630, n. 1053 XII. Da eine ältere
Ueberlieferung
nicht bekannt, ist, bildet dieser Druck unsere Vorlage. —
Urkunden
zu Joh. Caspar Zellwegers
Geschichte
des appenzellischen
Volkes I. I (1831)
XCIX: Verzeichnis
der Einkünfte
des Klosters St. Gallen. S. 221 f . n.
XXII.
— Wartmann, Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen III (1874) Anhang n. 88, S. 828.
Die Datierung
(n. 17) und dem Verkauf
ergibt sich aus der Stiftung
des Hofes Eschen {n. 22).
des Propstes
Burkhart
a so für stotipus.
b so für
anuiiiersario.
c st» für
minor teiliunrulus.
// so für supra.
e nicht
ete cclesias wie hei
Wartmann.
f Diese Jahrzeit
füllt nach dem rSekrologium
in cod. 453 auf die V I I
kalendas des Oktobers, also auf den 25.
September.
1 Kapelle
beim alten
2 Stiftung
des Propstes
Stadthaus:
vgl. n. 17 von 1244 Anm. 6.
3 nämlich
SS. Petri et Pauli (vgl.
Burkhart
vom J. 1244 (oben
n. 17).
ebd.).
1 vgl. oben n. 15 zur Zeit vor dem 6. Juli 1107.
5 n ie in n. 17.
ö Klierliardi pisloris; rgl. zu
20.
1244 n. 17. Anm.
Auszug.
8.
(1244
-
1277/81)
Leistungen aus dem Hofe Eschen an verschiedene Kirchen von St. Gallen.
H ü snnt denarij spectantes ad Ecclesias & Capellas. /
1IN anniuersario B u r k a r d i Prepositi dantur decem solidi de Eccle1
sia S. Ioannis"',/& de curia E s c h a u s , ad has Ecclesias & Capellas:
Videlieet S. P e t r i , S. M A - / R I y £ , S. Sepulchri, S. O s v v a l d i , S. Iohannis & S. Magiii, & ebdomadarijs S. O t h - / m a r i , S. L a u r e n t i j ,
—
83
—
S. L e o n h a r d i , & S. F i d i s , & sacerdotes recipientes denarios, /
Missae anniuersarij debent interesse, quilibet ununi denarium offerendo. Domini / quoque de Claustro qui Capellis praesunt, vicarios
qui pro se offerant den ° . habe/re debent.
Übersetzung.
Dies sind die Pfennige, die zu den Kirchen und Kapellen gehören:
An der Jahrzeit des Propstes Burkhart werden zehn Schillinge aus der
Kirche St. Johann und vom Hofe E s ch e n an folgende Kirchen und
Kapellen gegeben: an St. Peter, St. Maria, das H l . Grab, St. Oswald,
St. Johann und St. Magnus; ebenso an die Hebdomadare von St.
Othinar, St. Lorenz, St. Leonhard und St. Fiden. Die Priester, welche
die Pfennige in Empfang nehmen, müssen bei der Jahrzeitsmesse anwesend sein und jeder muss dabei einen Pfennig opfern. Die Klosterherren aber, welche an Kapellen vorstehen,
müssen
Stellvertreter
haben, die für sie den Pfennig opfern.
Druck:
Codex traditionum
S. Galli (Traditiones monasterij S. Galli;
St. Galler Klosterdruck
des 17. Jht.) S. 618 n. 1401 X unter dem Titel:
AVCTVARIVM AD PRAECEDENTES CENSVS. / Denarij Ecclesiarum etc. Da
eine ältere Ueberlieferung
nicht bekannt ist, bildet dieser Druck unsere Vorlage. — Urkunden zu Joh. Caspar Zellwergers
Geschichte des
appenzellischen
Volkes I. 1 (1831) S. 200. — Warlmann, Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen III
(1874) Anhang n. 90, S. 831.
Datierung
wie in voriger
Nummer.
a = denarium.
1 10. Januar.
2 Zu dieser
21.
und den nachstehenden
Auszug
Kirchen
s. n. 17 von 1244 in fine.
Alt St. Johann, 1280 Februar 14.
Ulrich von Richenstein
bezeugt, dass Ulrich von Ramswag
1
ster sancti Johannis in Turtal
dinberch ausbezahlte
zu Sattelberg
3
2
um 18 von Hartmanno comite de Wer-
Mark Silber folgendes
und Kalchern
dem Klo-
verkauft habe:
(in vinea Calcarron) , einen
4
Weinzehnten
Fruchtzehnten
—
84
—
zu Rutisch als Lehen, einen Acker und eine Wiese zu Rutisch und eine
Wiese zu Durrin wise.
. . . . Acta sunt hec in prescripto monasterio Sancti I o h a n n i s .
Anno,Domini M". CC°. Lxxx . xvi. k l . ° Mar." Indictione. v i i i . p r e 0
a
sentibus hiis testibus. Domino / C . abbate predicti Monasterij. Domib
no. R .
R'.
c
de G u t t i n g e n . Domino, wer.'' de B ü r s . fratre alberto.
5
6
marschalco. V I . / de R i c h i n s t a i n . VlJ de N e n z i n g e n .
7
8
C.
e
de
/ Ramswac. walter. h e l l e n , et B e r * . dicto w a i b i l . et aliis quam
pluribus. Ut autem ista maioris robur firmitudinis obtineant, prelibato
monasterio / et Conuentui presens instrumentum tradidi sigilli mei
munimine roboratum.
Übersetzung
. . . .
Dies geschah im obgeschriebenen Kloster St. Johann im
Jahre des Herrn 1280, und zwar am 14. Februar, in der 8. Indiktion
und in Gegenwart der folgenden Zeugen: des Herrn Konrad, Abt des
obgesagten Klosters, des Herrn Rudolf von G ü t t i n g e n , des Herrn
5
Wernher von Bürs ', des Bruders Albert, Rudolfs des Marschalls, Ul1
richs von R i c h e n s t e i n ' , Ulrichs von,Nenzingen , Konrads von Rams8
wag, Walther Hellens und Bertholds genannt Weibel und noch mehicrer Anderer. Dass aber dies die Kraft grösserer Festigkeit erhalte,
übergab ich dem vorgenannten Kloster und Konvent das vorliegende
Rechtsinstrument mit dem Schutze meines Siegels bekräftigt.
Original
im Stifts-Archiv
St. Gallen R. R. 2. F. 1. Pergament 28,5 X
16.5 cm. Vorlinierung durch ganz leichte Striche. Initiale, verstärkte
Buchstaben
zu Beginn der einzelnen
Absätze, schöne gotische Minuskel. Die äussere Aufmachung ahmt etwas die Papstbullen
nach. Unten in der Mitte an 2 cm breiter
Plica und an Pergamentstreifen
hängt das Siegel in Form eines gotischen
Schildes
& SIC(ILL)UM VLRICI M(IL)ITIS DE RAMENSWACH. - Im
Siegelfelde
zwei gekrönte Löwen übereinander.
Sehr scharf ausgeprägt. Siegelgrösse 5,5 X
—
85
—
6 cm. An zwei Ecken leicht beschädigt. — A tergo s. 14: Satelberg / decima,
neuzeitlich:
1280 Uebergab der Winzechenden / zu Satelberg, zu Kalcheren /
von fruchten zu Siszin (im Text: Sisin^ des / gutes in Rutisch, vnd des gutes /
in Durrinwissen genant umb / 18 Mark Silbers. Neuzeitliche
Klostersignaturen
T H und F. 1. / Cl. 4. eist. 10.
Druck:
Wartmann,
Urkundenbuch
der Abtei
St. Gallen III (1874) n. 1023.
Zur
Sache:
Mit dieser Urkunde
tritt das 1152 erstmals
erwähnte
Kloster
St. Johann
mit unserem
Gebiete
nachweisbar
in Beziehung.
Es
bildete einen neuen Faktor für den Querverkehr Thurtal-Walgau,
der unser Land
durchzog. Dieser Transit ging über Wildhaus, Garns oder Buchs, Fähre Schaan
oder
Haag
oder
Salez-Gamprin-Ruggell
nach
dem Walgau.
Ob
schon
Tuns, das 1178 beim Besitz des Klosters St. Johann aufgeführt wird,
vorarlbergisch Düns ist, ist noch nicht ganz sicher (Wartmann
III n.^832). 1209 sind die
Beziehungen
Montforts zu St. Johann eher nicht gut (W. n. 838). Das ändert
sich aber in der 2. Hälfte des 13. Jht. Am 21. Jan. 1261 schenken die Grafen
von Montfort drm Kloster St. Johann Wiesen zu Mariderun im Walgau (W. 954).
Dabei erscheint der Pfarrer von Kalchern, der für St. Johann auch eine Urkunde vom 31. Juli desselben Jahres schreibt fEgo Ruodolfus rector ecclesie in
Kalkerrun interfui et hanc paginam scripsi; W. 956) und überhaupt zu diesem
Kloster
in besten Beziehungen
stand (W. 957). Am. 5. Dez. 1265 wird die
Kapelle Kalchern dem'Kloster
inkorporiert
(W. 969) und 1270 folgen
Liegenschaftsübertragungen
(W. 986 — 988). Damit ist ein regelmässiger
Verkehr
zwischen
Thurtal und Walgau begründet,
der sich an der Strasse auch in
unserem Gebiete
seit vorliegender
Urkunde
abfärbte
(vgl. auch W. 1089).
Schlussendlich
wird St. Johann ab 1376 in unserem Gebiete
Liegenschaftsbesitzer,
wovon jedoch später (vgl. Büchel, Urkunden aus dem Urbar des Klosters
St.
Johann im Thurtal, im Jahrbuch des hist. Vereins Liechtenstein
1918, S. 27 f f . ) .
Im Schutze dieses Klosters wählte auch der Pilgerverkehr
aus Oesterreich
nach
Einsiedeln die Transversale Feldkirch-Thurtal-Ricken
usf.
a mit
Kürxungsstrich.
b ~ Cuonrado.
c ~ Ruodolfo.
d — Werahero.
e = Ruodolfo; ob marschalco als Familienname
aufzufassen
ist, ist
nicht
auszumachen,
f — Volrico.
g — Cuonrado.
h = Bertholdo.
1 an der Sitter, Gde. Häggenschwil,
teres welsch Ramswag
genannt.
2 ht. Alt St. Johann,
3 bei deutsch
6 *
Ramsweg
Bezirk
an der
und im Walgau
Ober-Toggenburg.
Sitter.
Gde. Nenzingen,
letz-
4 KlauS'Koblach,
5 Bezirksamt
nördl.
Triesen.
8 im
Walgau.
-
Feldkirch..
Konstanz.
6 Bürs bei Btudenz,
7 zu
86
Vorarlberg.
22.
(1277 — 1281, vor Dezember 4.)
Abt Rumo von St. Gallen verkauft den Hof Eschen.
A') Kuchimeister
(Auszug).
*B")
Von Abt Rvin Geborn von
Kainstayn
1
/ . . . .
Widmer.
1276. R u m o de R a m s t e i n
1
Abbas S. G a l l i uendit Monasterio
|Der hoff eschans / ward
verkofftj .— Der selb abt R v in
wz ain — Tvmber man von synen
/ synnen vnd kvnd von ym sel-
F a b a r i e n s i / omnia iura in curti
Eschen.
*B'°)
Widmer, Abschrift
Gerigs.
ben nvt § won / dz man ym rvett
1276. R u m o de R a m s t e i n
S — Er wolt och gross kost han /
Abbas S. G a l l i vendit Monasterio
alz sin vorfaren" hatten getön §
F a b a r i e n s i / omnia jura in Cur-'
— do hatt er es / nit § — Vnd
ti E s c h e n .
nam ain — Jvden vnd ain schaden
sin / kost vnd sin zervng vnd
gieng vii schaden / darvf § —
Das er verkoft by sinen zitten von
dem / — Goczhvs den hof ze —
E s c h a u s der lyt by s c h e l l e nberg / lüt vnd gut
A)
2
Tschudi.
*B °)
2
Diser Abt R u m
was
von
Suiter.
Sinnen ein tumber Mann / und
Interim lego alio in loco quod
kont von Jm selber nützit / dann
Abbas / S. G a l l j hoc eodem Anno
—
87
—
-was man Jm riete / Er Avolt nun
1276
grossen Kosten hau /
de K a m s t e i n Monasterio Faba-
und Hof
K u m o l d u s nomine Baro
halten wie sine Vorfaren getan /
riensi
und vermochts nit / deszhalb Er
E s c h e n Vendiderit. de hoc tarnen
täglich von Lüten Gelt uffnam vnd
aliud
und
potuj / nisi. M . S. Ant. Hist. arch.
(!) entlich uff schaden. Er
verkoufft vom Gottzhusz den Hof
Veld-Kilch
* B)
2b
3
b
inuenire haud
Gerig.
127 7 — Venduntur Monasterio
mit
nostro omnia Jura in E s c h e n .
hat und Gut /
* A B' )
Vestigium
6
ze E s c h a u s am E s t n e r - B e r g /
unver(!) von
omnia Jura in Curtj /
P. g. f. 328.
Gerig.
R u i n o l d u s Abbas S. G a l l j vendidit omnia Bona et / Jura in
E s c h e n Monasterio F a b a r i e n s i .
*A B )
3
Gerig.
2b
Accquisitio E s c h e n . / 1276 Vendidit R u m o l d u s Abbas S. G a l l j
omnia Bona et iura Monasterio F a b a r i e n s i / quae habuit in Eschen.
De hoc nihil nisi quaedam M S. S.
*A B )
3
2bb
Gerig.
Abt R u m o von S. G a l l e n war ein tummer man. hath gross
kosten, verkauft / den Hoff zu E s c h e n t s am E s c h n e r b e r g Lütt vnd
gutt dem Kloster Pfeffers.
Übe
A)
1
Kuchimeister.
Von Abt
rsetzung
* B'V
Widmer.
1276. Rumo
Ruom, Geborener von Ramstein.
von Ramstein, Abt zu St. Gallen,
— Der Hof E s c h e n ward ver-
verkaufte dem Kloster Pfävers alle
kauft. Dieser Abt Ruom war nach
Rechte am Hofe E s c h e n .
seinen Fähigkeiten ein dummer
Mann und konnte von sich selbst
aus
nichts
unternehmen,
*B)
2a
Suiter.
unterdessen
ohne
lese ich an einer anderen Stelle,
dass man ihm riet. Er wollte auch
dass im selben Jahre 1276 Abt
so gross leben, wie es seine Vor-
Rumold von St. Gallen, Freiherr
fahren getan hatten, vermochte es
von Ramstein, dem Kloster Pfä-
—
aber nicht, nahm einen Juden und
88
—
versalle Rechte am Hofe E s c h e n
kam zu Schaden. Seine Kost und
verkauft habe. Davon konnte ich
Zehrung verursachte so viel Scha-
jedoch keine andere Spur finden
den, dass er zu seinen Zeiten den
ohne in einem
Hof zu Eschen, der bei Schel-
historischen Archiv.
Manuskript im
l e n b e r g liegt, mit Leuten und
Gut vom Gotteshause durch Verkauf veräussern musste.
Zur
munastcrii
Ueberlieferung.
A ') Christian
Kuchimeister,
S. Galli (ca. 1335). Original verloren. Es bestehen folgende
l\'eue. Casus
Abschriften:
Stadt-Bibliothek
St. Gallen, Vadiana Cod. 67 (ehem. K. 4) vom Ende des
15. Jht. Papier-Band
in rotes Leder gebunden zu 16,5 X 22,1 em. Am Buchrücken steht auf aufgeklebtem
Zettel von neuzeitlicher
Hand: Kuchimeister /
Gesta abbatum / monasterii S. Galli. 64 numerierte
und 10 nicht
numerierte
Folien. Wasserzeichen
mit Ochsenkopf
und langgezogenem
Kreuz zwischen den
hohen Hörnern. Mit Linien von blasser Tinte vorberändert,
welche Linien sich
an den Ecken schneiden. Schriftspiegel
10,5 X 16,5 117 cm. Schiefe,
verzwickte,
unregelmässige
und flüchtige
gotische Kursive. Titel und Initialen
rot, viele
Anfangsbuchstaben
im Context mit einem schiefstehenden
Strichlein von Zinnober verstärkt, oben durchs — » vor dem Buchstaben wiedergegeben.
Die ^-Zeichen sind alle rot. Die Randbemerkungen
sind von 2 Händen des 16. Jht., von
denen die eine in brauner, oben in ( ) wiedergegeben,
die andere in schwarzer
Tinte [f schreibt. Von letzterer
Hand auch Unterstreichungen.
Dieser Codex ist
hier und für n. 25 unsere exklusive
Vorlage.
Obiger Titel Von Abt . . .
auf fol. 32, Zeile 1, Text f . 35, Zeile 11 f f .
Zentralbibliothek
Zürich
Mohlberg n. 15, S. 7; Katalog
nach dem Drucke Hardeggers
Slifts-Archiv
Stifts-Bibliothek
St. Gallen,
(ehem. Stadtbibl.
A -li:t)
von ca. 1460. Katalog
Gagliardi, col. 131. Varianten dieser
Handschrift
wiedergegeben.
,s
Cod. B. 219 vom 18. Jht.
St. Gallen,
Cod. 1406 von ca. 1800.
A -) Aegidius Tschudi, Chronicon Helveticum,
11. p. 185 mit dem Randtitel
vertäu vii, etwas frei nach Kuchimeister. — Zur Unterscheidung
charakteristische
Stelle: am Estner-Berg. Soviel zur St. Gallischen Tradition
(A); das Folgende
zur Pfäverserischen,
gefälschten
Ueberlieferung
(B).
* B ") Transsumtum per Carolum Widmer/ de dato 1656 exaratum,
angeblich Ex Manuscripto Abbatis Melchioris de Hörnlingen opere Alphonsi
Fürer / Notarij publici ex genuinis Documentis Vidimus anno 1498, im SliftsArchiv Pfävers Cod. 17. Kartonierter
Pap. Band mit 245 paginierten
Seiten. Zu
den vielen gefälschten
Urkunden
im Hauptteil
vgl. Stengel,
Karl
Widmers
Pfäverser
Fälschungen,
in Festschrift
A. Brackmann,
S. 591 f.;
Mendelsohn,
1
—
89
—
Urkundenfälschungen
Karl Widmer, in Zeitschrift für Schweiz. Geschichte, 1934,
S. 142 f f . Unsere Notiz steht in den auf S. 203 beginnenden
Casus et Euentus Varij /
Monasterij Fabariensis ex Cronica fideliter sed compendiose / appositi per D.
Fürer Notarium Publicum. Der oben veröffentlichte
Eintrag steht auf S. 211.
Merke
vor
allem
omnia
iura,
welches
Kuchimeister
und
Tschudi
fehlt.
Widmer
mag aus Tschudi
geschöpft
haben,
da Pfävers
TschudiSchriften besass. Dass St. Gallen in Eschen alle Rechte verkauft hätte
stimmt
nicht, denn ein St. Gallisches Verzeichnis
der Einkünfte des Vogtes vom ausgehenden 14. oder beginnenden 15. Jahrhundert sagt noch: Diz sind die zinse der
vogtye des gotzhus ze sant Gallen: Von Eschans git man vier Schilling und ain pfund
und sehs schaff (Wartmann,
Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen III, Anhang n.
74, S. 801 f.). Auch dass St. Gallen den Hof zu Eschen nach Pfävers
verkauft
hätte, ist eine ganz eigenmächtige
Hinzufügung
Widmers. Jedenfalls sind Pfäverser-Besitzungen
zu Eschen viel älter, heisst es von diesem ja schon ca. 850
im rätischen Reichsurbar:
In Essane ecclesia, cum Decima de ipsa uilla. / De
terra dimidium mansum.
* B ')
Gerig (T 1812), Extractus ex Vidimus fol. 203. / Casus et Eventus Varij etc. wie oben, im Stifts-Archiv
Pfävers, Miscellanea historica, Cod. 127
VIII (ehem. III. 27. a. Nr. 5). Ist nur eine Abschrift des
Obstehenden.
I a
* B ) Chronica Fabariensis per Geroldum Switer anno 1696 incipiens,
von Suiter selbst Annales Fabarienses betitelt,
im Stifts-Archiv
Pfävers (Cod.
107). Kartonierter
Pap.-Band zu 719 paginierten
Seiten, wobei unser
Eintrag
auf S. 328. — Merke Rumoldus, dann einerseits
den Verweis auf Widmer
(M. S. Ant. Hist. archj, anderseits
aber auch den Ansatz zur Kritik faliud
Vestigium inuenire haud potuj^, was aber über von Arx und Wartmann
hinaus
in den Wind verschlagen
hat.
2
a
* B ) Gerig in Cod. Fabariensis 34 a: Copialia et Extractus ex Scriptis
fabariensibus T. I. Man beachte den Verweis auf die Seitenzahl
bei Suiter,
während von Tschudi-Kuchimeister
noch keine Spuren vorhanden
sind.
2
b
* A B ) Notata abs D. P. Beda Gerig in Cod. Fabariensis
127 VII
(ehem. III. 14. c. Nr. 4). Trotzdem
Rumoldus an Suiter denken lassen
könnte,
weist
vor allem
die kurze
Fassung
und der Stil
auf die Casus
von Widmer (vgl. B la'), während bona, das Widmer und Suiter fehlt, auf
Tschudi-Kuchimeister
fuhrt. Damit ist Gerig wieder so weit wie Widmer, ja um
ein Pünktlein
sogar näher der Wahrheit als dieser, mit dem Worte Jura und
mit dem Verkauf an Pfävers bleibt er Widmer
verhaftet.
3
l b
* A B )
Gerig in Cod. Fabariensis
34 b: Copialia et Extractus . . .
ex Scriptis fabariensibus T II. Fassung nach Widmer. Das Zitat Widmers M S. S.
ist aber Suiter nachgebildet,
mit dem er auch die Ueberlieferung
bemängelt.
Bona entstammt
Tschudi-Kuchimeister.
3
2b
* A B
) Gerig Ex Hystoria Chronographie Aegidii Tschudj in Cod.
Fab. 127, XII f . 2*. Hier wird die Anlehnung
an Tschudi-Kuchimeister
ganz
deutlich und der Verkauf der iura wird fallen gelassen, während die Einbezie3
2
b
b
hang von Pfävers
späteren Historiker
nach Widmer
nicht.
90
bestehen
bleibt.
Weiter
kamen
aber auch
die
Nimmt man auch an, dass Pfävers, das in Eschen schon vorher
Besitz
hatte, den St. Gallischen
Hof, aber nicht omnia iura, aufgekauft
habe, so ist
und bleibt das unbeicicsen;
besser ist es zu sagen: Wir wissen darüber
nichts!
Die barocke Pfäverser-Ueberlieferung
ist hier eben eine Irrfahrt.
Wollen
wir
nicht Much irren, so müssen wir lediglich auf Kuchimeister
abstellen.
Zur klaren
Darstellung:
Zusammenfassung
der Ueberlieferung
diene folgende
graphische
Druck
K u c hi m e i s t e r s : Helvetische
Bibliothek
(1736), wohl nach
einer Zürcher Handschrift.
— J. Hardegger, in Mitteilungen
zur vaterländ.
Geschichte I (1862) S. 28 nach der St. Galler-Handschrift.
— G. Meyer v. Knonau,
ebd. VIII (1881) S. 158 f f . , nach der Handschrift
der Zentralbibliothek
Zürich.
Literatur:
J. v. Arx, Geschicken
des Kantons
St. Gallen I
(1810)
S. 382 h (Rumo verkauft
angebl. dem Kloster Pfeffers
«das Dorf Eschenz
im
Wallgau »). ~ H. Wartmann,
Urkundenbuch
der Abtei St. Gallen III
(1874)
n. 891, S. 109, Anm. 1: «1276 an das kloster Pfävers verkauft».
— Büchel
im
Jahrbuch 1926, S. 11.
Die Datierung
1276 von B ist wertlos, da diese Tradition
auf Widmers Fälschung beruht. So bleibt uns die Regierungszeit
des Abtes Rumo
von
St. Gallen. Dieser regierte als Gegenabt von 1274 — 1277, als alleiniger Abt von
—
1277 — 1281. Kurhtmeister
Verkauf
beiden
des Hofes Eschen aber setzt
Datierung
auf 1276 sowieso
a' vordren Ms.
1 Ramstein
23.
widmet
91
—
Zeitabschnitten
je ein Kapitel,
den
er in die Zeit von 1277 — 1281, sodass die
hinfällig
wird.
Zürich.
im Badischen
Bezirks-Amt-
Triberg.
Auszug
St. Gallen, 1282 Januar
Wilhelm (von Montfort),
lo.
der erwählte
Abt von St. Gallen, weist dem
Rumo von Ramstein nach seiner Abdankung
von der Abtei (propter imbe-
cillitatem, et debilitatem persone, qua impediente, Regiminj ipsius
abbatie, intendere non potuit) für seinen und seiner Dienerschaft Unter1
halt 100 Mark Silber jährlich aus Einkünflten der Abtei an, was u. a. von
Maiquart
von Scltellenberg verbürgt
und besiegelt
wird.
. . . . Jtem" de Monte dicti B l a n k i n vnam libram
E t ad
2
6
maiorem cautelain, pro obseruatione indubitabili premissorum hos
predicto R v i n o n j , et Reuerendo domino. alberto dei gratia abbati /
augie m a i o r i s predicto domino, C ü n r a d o de S t ö p h i l n
3
Argentinensi .
5
Diethelmo
de R a m s t e i n
v l m a . et h a i n R i c o de G r i e s s e n b e r c h
7
8
4
Canonico
Rectori Ecclesie in
0
Nobili, nomine ipsius
R v m o n i s , obsides dedimus, et assignauimus, seu fideiussores, videlicet fratres nostros Carnales / supradictos, M e n e g o l d u i n de N e l l i n burch". F r i d e r i c u m de T o g g i n b u r c h
1 0
Comites. H a i n r i c u m de
G r i e s s i n b e r c h ; R v d o l f u m et VI. de G u t i n g e n
1 1
Nobiles; E b e r .
D a p i f e r u m de W a l p u r c h ; VI. de B o d e r a e ; Wal. de A l g ö w e ;
1 2
13
1 4
M a r q u a r d u m . de S c h e l - / l i n b e r c h ; F r i d e r . de R i e t ; C v n . de
1 5
Sulzberch .
1 7
1 6
et dominum G u n t h e l m u m milites. § C v n r ä d u m
Monetarium C o n s t a n t i e n s e m . Walt, et B u r c h . de H o v e n fratres
18
—
Ciues Gonstantienses
92
—
— qui stipulatione sollempni
interposita,
8acramentum corporale sollempniter prestiterunt. / quod se apud Constantiam, Monitione octo dierum premissa in obstagium presentabunt,
si per nos, aut per fratres nostros prefatos, uel aliquem eorumdem,
quicquam factum fuerit, contra premissos articulos, uel alterum eorumdem, numquam inde recessuri, donec / domino R v m o n i prefato,
de eo, quod in premissis uel in aliquo eorumdem. fuerit violatum,
integraliter extiterit satisfactum. Et si aliquem predictorum obsidum,
seu fideiussorum, medio tempore, quod absit, cedere, uel decedere
contingerit, extunc alter eque ydoneus /
debet in locum sui, sub
forma predicta, infra vnius mensis spacium subrogarj. Alioquin superstites, se apud C o n s t a n t i a m , Monitione octo dierum, premissa, in
obstagium presentabunt, numquam inde recessuri, donec id perductum
fuerit ad effectum. / Sin autem dictorum obsidum, seu fideiussorum,
aliquem tempore sue monitionis in alio morari contingerit obstagio,
ille alium in locum sui subrogabit in virtute prestiti sacramenti . . . .
J n euidentiam itaque premissorum, et ad ipsorum incommutabic
lem firmitatem, presens instrvmentum R v m o n j memorato / tradidimus sigillorum venerabilis patris et domini. R. dei gratia Episcopi
Constantiensis, nostri, nostrique Conuentus, et fratrum nostrorum
carnalium prefatorum. M a n e g o l d i de N e l l i n b u r c h , et F r i d e r i c i
de T o g g e n b v r c h Comitum. H a i n R i c i de G r i e s s i n b e r c h . Rv. et
VI. de G u t i n g i n Nobilium; E b e r , dapiferi de W a l p u r c h §. VI. de
Bodeme. W a l . de. A l g ö w e . M a r q u a r d i de S c h e l l i n b e r c h . F r i d e r i c i . de Riet, et C. de S u l z b e r c h . militum iam dictorum robore
communitum. Nos. R. dei gratia Episcopus C o n s t a n t i e n s i s ,
ad /
petitionem Reuerendi in x°. W i l h e l m i dei gratia Electi prefati, huic
instrvmento, appendimus sigillum nostrum. Nos vero Prepositus, Totusque Conuentus Monasterii sancti G a l l i , hiis que sunt prehabita et
premissa, consensum expressum, et beniuolum adhibentes / huic instrvmento, in euidentiam nostri consensus, adhibiti, et concessi, et ad
—
93
—
premissorum indubitabilem firmitatem, vnä cum nostris subscriptionibus, appendimus Sigillum nostrum. Nos vero f r i d e r i c u s prepositus
Curiensis .
1 9
H a i n R i c u s de
Monteforti
R v d o l f u s . / V l R i c u s . et H u g o
2 1
2 2
2 3
canonicus
2 0
eiusdem.
de M o n t e f o r t i Comites, M a -
negoldus de N e l l i n b u r c h . F r i d e r i c u s de T o g g i n b u r c h Comites.
h a i n R i c u s de G r i e s s i n b e r c h . R v d o l f u s e t v l R i c u s d e G u t i n g i n .
Nobiles. E b e r h a r d u s de W a l p u r c h dapifer. VI. de Bodeme. Waltherus. de A l g ö w e . M a r q u a r d u s . / de S c h e l l i n b e r c h . f r i d e r .
de Riet, et C v n R a d u s . de S u l z b e r c h milites, tarn pro nobis, quam
pro nostris confideiussoribus, seu conobsidibus, huic instrvmento, ad
petitionem Reuerendi domini W i l h e l m i dei gratia Electi Monasterii
sancti G a l l i , appendimus sigilla nostra, ad firmitatem / indubitabilem. omnium premissorum. Recognoscentes ea que sunt prehabita, et
premissa in toto, et in suis partibus ut predictum est, fore peracta,
nosque obligatos esse, et astrictos sub virtute sacramentorum prestitorum, prout est superius expressum
Ü ber
Setzung
Ebenso vom Berge B l a n k i n
3
ein Pfund . . . . zur grös-
seren Vorsicht und unzweifelhaften Beobachtung des Vorerwähnten
weisen wir dem obgesagten Rumo und dem ehrwürdigen Herrn Albert
von Gottes Gnaden Abt zu Mehrerau, dem Konrad von Stoffeln , Dom4
herr zu Strassburg, dem' Diethelm von Ramstein , Rektor der Kirche
6
zu Ulm und dem Heinrich von Griessenberg , alle Edle, Namens des
8
Rumo Geiseln oder Bürgen an. Solche sind unsere
Brüder (Propst
Chur, Rudolf,
Friedrich von Chur, Domherr Heinrich
Ulrich und Hugo, Grafen von Montfort)
oberwähnten
von Montfort
zu
sowie Menegold
von Nellenburg und Friedrich von Toggenburg, beide Grafen, Hein9
rich von Griessenberg, Rudolf und Ulrich von G ü t t i n g e n , Adelige,
11
Eberhart Truchsess von Waldburg , Ulrich von B ö d m e n , Walther
12
1 3
von E l g g , Marquart von S c h e l l e n b e r g , Friedrich von Riet , Kon14
16
rad von Sulzberg ' und. Herr Gunthelm, diese alle Ritter, Konrad
1
-
94
—
Münzer von Konstanz und die Brüder Walther und Burchard von
Hofen, Bürger von Konstanz. Diese haben durch feierliches Versprechen einen körperlichen E i d geleistet, dass sie sich zu Konstanz
acht Tage nach voraus erlassener Mahnung als Geiseln stellen werden,
falls durch uns oder unsere oberwähnten
Brüder oder auch
nur durch irgend einen von ihnen etwas gegen die obigen Artikel
unternommen würde, und dass sie niemals von der Geiselschaft zurückträten bis der oberwähnte Herr Rumo in der Sache, in welcher er im
Vorgesagten irgendwie verletzt worden wäre, volle Genugtuung erlangt
haben würde. Und wenn einer der obgenannten Geiseln oder Bürgen,
was ferne sei, mittlerweilen abgehen oder dahinscheiden müsste, dann
soll ein anderer Geeigneter in gleicher Weise an dessen Stelle innerhalb eines Monates als.Ersatz eingesetzt werden. Falls dies nicht geschieht, müssen sich die Uberlebenden acht Tage nach voraus erlassener Mahnung zu Konstanz als Geiseln stellen und dürfen diesen
Ort nicht mehr verlassen bis die Sache zu einem wirksamen Ende
geführt ist. Sollte aber einer der besagten Geiseln oder Bürgen einige
Zeit ob einer andern Bürgschaft anderswo zu weilen haben, so hat er
infolge des geleisteten Eides einen andern als Stellvertreter einzusetzen
Zur Offensichtlichkeit und unabänderlichen Festigkeit des vorher
Gesagten übergaben wir dieses Rechtsinstrument dem gedachten Rumo
bekräftigt durch die Siegel des ehrwürdigen Vaters und Herrn Rudolf
von Gottes Gnaden Bischof von Konstanz, unserer Abtei, unseres Konventes, unserer obgenannten Brüder, sowie Manegolds von Nellenburg,
Friedrichs von Toggenburg, beide Grafen, Heinrichs von Griessenberg,
Rudolfs und Ulrichs von Güttingen, Adelige, Eberharts Truchsessen
von Waldburg, Ulrichs von Bödmen, Walthers von Elgg, Marquarts
von S c h e l l e n b e r g , Friedrichs von Riet und Konrads von Sulzberg,
Ritter. Wir Rudolf von Gottes Gnaden Bischof von Konstanz hängen
auf Bitte des genannten in Christo ehrwürdigen erwählten Abtes Wilhelm unser Siegel an dieses Rechtsinstrument. Wir der Propst und
-
95
-
iler ganze Konvent des Klosters St. Gallen geben zu dem, was bievor
enthalten ist, unsere ausdrückliche und wohlwollende Zustimmung.
Zur Offensichtlichkeit der von uns gewährten Zustimmung und zur
unzweifelhaften Festigung alles vorher Gesagten hängen wir mit unseren Unterschriften unsere Siegel an dieses Rechtsinstrument. Wir
Friedrich, Propst zu C h u r , Heinrich von Montfort , Domherr eben19
daselbst, Rudolf
2 1
, Ulrich
22
30
und H u g o , Grafen von Montfort, Mane23
gold von Nellenburg, Friedrich von Toggenburg, Grafen, Heinrich
von Griessenberg, Rudolf und Ulrich von Güttingen, Edle, Eberhart
Truchsess von Waldburg, Ulrich von Bödmen, Walther von Elgg, Marquard von S c h e l l e n b e r g , Friedrich von Riet, Konrad von Sulzberg,
Ritter, hängen sowohl für uns selbst, als auch für unsere Mitbürgen
und Milgeiseln auf Bitte des ehrwürdigen Herrn Wilhelm von Gottes
Gnaden Erwählten des Klosters St. Gallen unsere Siegel zur unzweifelhaften Festigkeit alles bievor Gesagten an dieses Rechtsinstrument,
indem wir anerkennen, dass das, was hievor enthalten und vorausgesandt ist, im Ganzen und in allen Teilen, wie oben gesagt wird, geschehen sei, und dass wir Kraft der geleisteten Schwüre so verpflichtet
und verbunden seien, wie es oben zum Ausdruck gelangt.
Original
im Stifts-Archiv
St. Gallen, B. 4. B. 1. Hai. Pergament 46 I 47
X 39,5 cm. Mit dünnen Tintenlinien
vorberändert
und vorlinicrt.
Schriftspiegel
43 X 35,5 cm. Zeilenabstand
6 mm. Gute gotische Kursive in schwarzer,
die
letzten Zeilen 59 — 65 jedoch in blasser, brauner Tinte. Der unterste Teil des
grossen Pergamentbogens
mit allen Siegeln ist abgeschnitten
worden,
vermutlich
als durch den Tod Rumo's das Dokument seine praktische Bedeutung verlor und
alle in demselben enthaltenen
Verpflichtungen
aufgehoben wurden. — Rückscits
von neuzeitlicher
Klosterhand:
Prouisio Ahhatis Rumonis facta eidem / al>
Abbate Wilhelmo successore Electo / et Conuentu. S. Galli A / 1282., und die
Signatur: B. 1. / Cl. 1. eist. 5. / arca B. 4.
Druck:
1. I (1831)
Zellwcger,
Urkunden
41. — Wartmann,
zur Geschichte
Urkundenbuch
des appenzellischen
der Abtei
St. Gallen,
Volkes
III
n. 1030.
Reges::
Schicss.
Appenzeller
Urkundenbuch
I (1913)
n. 31.
(1871)
96
—
a Zeile
—
23
b Zeile
38 f f .
c Zeile
49 f f .
1 vgl. n. 22.
2 Schwerlich
Planken
3 Mehrerau, Kloster zu
4 Hohen-Sloffeln,
5
Strasbourg.
Bezirksamt
Gde. Amlikon,
9 Nellenburg,
bad.
10 Toggenburg,
Kt. St.
11 Güttingen,
Bez.
Oberamt
13 Stammburg
Thurgau.
14 Elgg, zw.
Kreuzlingen,
und
Thurgau.
Stockach.
Gallen.
Thurgau.
Ravensburg.
Hohenbodman
Wil
Kt.
Bezirksamt
12 Waldburg,
nbrdl.
Ueberlingen;
auch
ein
Bodman
im
Winterthur.
Schellenberg.
16 bei
Bregenz.
17 am
18
Triberg.
Ulm.
8 Griessenberg,
15
Schaan.
Bregenz.
Baden.
6 im badiscken
7
ob
Rorschacherberg.
Konstanz.
19 Chur; Propst
Jahre Bischof
20 f 1307; Bruder
Friedrich von Montfort
daselbst.
des Obigen
und des Abtes
21 Rudolf
I. von Monifort-Feldkirch,
22 Ulrich
1. von Montfort-Bregenz,
23 Hugo
von Montfort-Tettnang,
zu Chur wird
Wilhelm
noch
von St.
f 1314, ein weiterer
f 1289, ein weiterer
f 1309, noch ein
im
Gallen.
Bruder.
Bruder.
Bruder.
gleichen

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