Schwarznuss als Waldbaum und als Veredlungsunterlage
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Schwarznuss als Waldbaum und als Veredlungsunterlage
Schwarznuss als Waldnussbaum und als Unterlage zur Veredlung von Walnüssen A. Die Schwarznuss als Waldbaum Schwarznussbaum beim Obelisk am Murtensee, CH Es ist unbestritten, dass die Schwarznuss SN (Juglans nigra) als Waldbaum unter geeigneten Bedingungen schöne, lange, dicke und wertvolle Stämme bilden kann. In Bach- und Flussgebieten mit tiefgründigem, gut durchlüftetem Boden, wo Grundwasser erreichbar ist, gibt es wunderbare Exemplare von Schwarznussbäumen, z. B. bei der Moulin Bossy in Cousset, beim Obelisk in Murten oder die Alleebäume in Strassburg. Wie die Walnuss gedeiht die Schwarznuss schlecht auf lehmigen, wasserundurchlässigen Böden. Das gilt auch, wenn man die Schwarznuss als Unterlage für Veredlungen verwendet. Die Schwarznuss gilt als winterhärter als die Walnuss. Trockenheit erträgt sie schlecht, und Hitze weniger gut als die Walnuss. Die Schwarznuss ist weniger anfällig auf Wurzelfäulnis als die Walnuss. B. Die Schwarznuss als Unterlage für Walnuss-Veredlungen Mit den Schwarznüssen als Unterlagen (UL) für die Veredlung (V) von Walnüssen gibt es 100jährige Erfahrungen im Grenoblegebiet und in Geisenheim. Die Schwarznuss hat als Veredlungsunterlage einige Vorteile gegenüber der Walnuss (Juglans regia), aber auch den Nachteil der Kurzlebigkeit. Auf diese Eigenschaften soll näher eingegangen werden. Vorab muss in Erinnerung gerufen werden, dass Schwarznuss und Walnuss botanisch zwar der gleichen Gattung, aber verschiedenen Arten angehören. Und bei der Veredlung gilt die Regel, dass zwei verschiedene Gattungen nur in Ausnahmefällen verträglich sind. Walnuss auf Schwarznuss veredelt vertragen sich in den ersten Jahren relativ gut. Die Verträglichkeit nimmt aber mit dem Alter ab. In den meisten Fällen gehen die Walnussbäume, die auf SN veredelt sind, nach 20 bis 30 Jahren ein. Die Unverträglichkeit kommt in der Anfälligkeit gegenüber der Schwarzlinienkrankheit zum Ausdruck, die durch das CLRV (cherry leaf roll virus) verursacht ist. Die Schwarzlinienkrankheit zeigt sich als Linie oder Naht an der Veredlungsstelle, die nicht oder nur schlecht verwachsen ist. Aus der teilweisen Unverträglichkeit ergeben sich für den Veredler verschiedene Vor- und Nachteile. Vorteile Wie bei andern Veredlungen zwischen verschiedenen Gattungen, z.B. Birne auf Quitte, hat die teilweise Hemmung positive Wirkungen auf die Fruchtbildung. Die Unverträglichkeit bremst das Wachstum, fördert aber die Fruchtbildung. Bei der Veredlung von Walnuss auf SchwarznussUnterlagen sind folgende Beobachtungen beschrieben: 1. Früher Ertragseintritt. Die Edelsorte beginnt schon sehr früh, d.h. 3 -5 Jahre nach der Veredlung, Nüsse zu tragen, früher als bei der V auf Walnuss-Unterlagen. Dieser frühe Ertragseintritt ist für den Erwerbs-Nussbaum oder für Veredler wie mich, die schon alt sind und schnell das Resultat sehen wollen, willkommen. Ich habe zu wenig systematische Vergleiche gemacht, um diesen Vorteil bestätigen oder widerlegen zu können. 2. Grössere Nüsse. Auch diese Beobachtung ist in der Literatur mehrmals erwähnt. Eigene Erfahrungen bestätigen den Befund. Allerdings habe ich auch hier keine systematischen Vergleichsuntersuchungen gemacht. Ob dieser Vorteil in späteren Jahren nach der Veredlung anhält, ist nicht beschrieben. 3. Sehr hohe Erträge. Auch dieser Vorteil ist in der Literatur beschrieben. Die Beobachtung bezieht sich sehr wahrscheinlich auf Hektarerträge bei Kulturen. Die hohen Erträge scheinen bis ans Lebensende der Bäume 20 bis 50 Jahre nach der Veredlung anzuhalten. Das Phänomen ist bei der Samenbildung von Buchen oder Fichten gegen Ende ihres Lebens oder bei Stressbedingungen wie Krankheiten oder Trockenheit bekannt. 4. Kleinkronigkeit Walnussveredlungen auf Schwarznuss bilden kleinere Kronen als V auf Walnuss. Dies ist für Intensivkulturen, oder wo die Bäume eng stehen und für Gärten, wo wenig Platz zur Verfügung steht, als Vorteil anzusehen. Heutig Züchter, die auf stark wachsende Unterlagen setzen, betrachten die Kleinkronigkeit allerdings als Nachteil. Nachteile 1. Kurzlebigkeit Es gilt als erwiesen, dass Veredlungen auf Schwarznuss nur 20 bis 50 Jahre alt werden und dann meistens wegen der Schwarzlinienkrankheit eingehen. Für Intensivkulturen, bei denen die Bäume nach 25 bis 30 Jahren sowieso gerodet werden, spielt dieser Nachteil nur eine untergeordnete Rolle. Ein Besitzer eines Solitärbaumes sieht die Kurzlebigkeit als Nachteil an. Er möchte gerne einen alten grossen Nussbaum mit einer ausladenden Krone haben, der 100 Jahre alt wird oder mehr. 2. Wüchsigkeit Über die Wüchsigkeit von Walnussbäumen auf Schwarznussunterlagen gibt es unterschiedliche Meinungen und Beobachtungen. Louis Garavel hat in seinem Buch "La culture du noyer" von 1959 S. 136 dazu interessante, differenzierte Angaben gemacht. Hier die Übersetzung: Um 1850 herum wurden im Grenoblegebiet erste Versuche gemacht, Schwarznuss als Unterlage für die Walnussveredlung zu verwenden. Die UL zeigt eine gute Verträglichkeit mit unseren Walnusssorten. Die Anwachsraten sind ausgezeichnet, sogar besser als auf Walnuss-Unterlagen. Bei Freiland-Veredlungen von Walnuss auf Schwarznuss ist das Wachstum anfänglich sehr stark. (Eigene Anmerkung: Meine Freilandveredlungen vom Mai 2015 auf Schwarznuss haben die sehr starke Wüchsigkeit der Veredlungsruten im ersten Jahr bestätigt (bis zu 1 m lang und bis zu 2 cm dick. Dies bietet übrigens auch die Möglichkeit, schnell zu starken Edelreiserruten für weitere Veredlungen zu kommen). Das Wachstum verlangsamt sich rasch und zusehend mit einsetzender Nussproduktion, die sehr früh einsetzt. Die Veredlungen tragen in der Regel schon 5 bis 6 Jahren nach der Veredlung die ersten Nüsse, bei veredelten verpflanzten Bäumen noch früher und viel was?. Die Nüsse sind bemerkenswert bezüglich Grösse und Qualität. Die auf Schwarznuss veredelten Bäume bleiben wegen der frühen Fruchtbildung in der Regel relativ klein. Allerdings kann man die Wüchsigkeit durch geeignete Massnahmen verlängern/vergrössern?. Wenn man die Bäume frühzeitig fruchten lässt, werden sie klein bleiben. Wenn man aber durch geeignete Massnahmen wie reichlich Stickstoffdünger, Bewässerung und Schnitt die anfängliche Starkwüchsigkeit verlängert, kann man Bäume mittlerer Grösse erhalten. Unter günstigsten Bedingungen kann man Bäume mit 10 m Höhe und 10 m Kronendurchmesser erhalten. Wegen der Unterschiedlichkeit der Unterlagen sind beträchtliche individuelle Unterschiede in der Grösse der Bäume auszumachen. In Grenoble wurden auf Äste von jungen Schwarznussbäumen mit Erfolg Walnüsse aufgepfropft. Weil das Umpfropfen aufwändig ist, wurde das Verfahren in der Praxis kaum angewandt. Courronne-Veredlung Mitte Mai 2015 auf Schwarznuss, Foto 15.12.2015 Kopulation Mitte Mai 2015 auf Schwarznuss, Foto 15.12.2015 Zusammenfassung Die Veredlung von Walnuss auf Schwarznuss kann in folgenden Fällen nützlich und berechtigt sein, nämlich wenn: - man schnell Früchte sehen will, - man wenig Platz zur Verfügung hat, - man eher kleine Bäume haben will, - die Kurzlebigkeit keine Rolle spielt und in Kauf genommen wird, oder - man schnell Edelreiser für weitere Veredlungen haben will. Meine Beobachtungen zur Beeinflussung der Austriebszeiten Wenn ich die spät austreibende Franquette auf die sehr früh austreibende Schwarznuss-Unterlage veredle, und Triebe der Schwarznuss-Unterlage auch wachsen lasse (was unüblich ist),verspätet sich die frühe Austriebszeit der Schwarznuss und die späte Austriebszeit von Franquette verfrüht sich. Ich nehme an, dass die Angleichung der Austriebszeiten über chemische Substanzen bewerkstelligt wird, die sehr wahrscheinlich über die Wurzeln ausgetauscht werden. Sollten sich die Beobachtungen bestätigen, würde sich die Möglichkeit eröffnen, gute früh austreibende Sorten zu verspäten und sie so weniger empfindlich zu machen gegen Spätfröste. Prez-vers-Noréaz, 20. Januar 2016 Hans-Sepp Walker