Heft 3: Religionen und religiöse Einrichtungen in Bielefeld

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Heft 3: Religionen und religiöse Einrichtungen in Bielefeld
0
Religionen und religiöse Einrichtungen
in Bielefeld
Impressum
Herausgeber:
Stadt Bielefeld
Der Oberbürgermeister
Amt für Integration und interkulturelle Angelegenheiten
Neues Rathaus
Niederwall 23, 33602 Bielefeld
Email: [email protected]
Verantwortlich für
den Inhalt:
Karl-Heinz Voßhans
Leiter des Amtes für Integration und interkulturelle Angelegenheiten
Gestaltung:
Stadt Bielefeld
Druck:
Stadt Bielefeld
©
2. Auflage, 2009 – Stadt Bielefeld – Amt für Integration und
interkulturelle Angelegenheiten –
1
Liebe Bielefelderinnen und Bielefelder!
„Es wurden Arbeitskräfte geholt, aber es kamen Menschen“.
Menschen, die auch andere Religionen mitbrachten. Einwanderinnen und Einwanderer haben nach einer ersten Phase des
Aufenthalts schrittweise auch ihr „religiöses Leben“ eingerichtet.
Religiöse Vorstellungen und Rituale, die in ihren Heimatländern
als Teil des alltäglichen Lebens Selbstverständlichkeiten waren,
bekommen hier eine neue Bedeutung und eine sozialintegrative
Funktion für Familien und ihre Angehörigen.
Unabhängig vom rechtlichen Status stellt sich in diesem
Zusammenhang die Frage nach dem Selbstverständnis der
religiösen Gemeinschaften und deren Entwicklung. Wie gelingt
es, traditionelle religiöse Normen und Wertvorstellungen im
Prozess der Integration und des Zusammenlebens, des
kulturellen Alltags in unserer Stadt heimisch werden zu lassen ? Die Annäherung von
Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft, der Abbau von Vorurteilen und die Förderung
gegenseitiger Anerkennung sind dringende Aufgaben vor allem im kommunalen Bereich.
2008 war das europäische Jahr des interkulturellen Dialogs. Am 7. Mai 2008 nahm das
Ministerkomitee des Europarates ein „Weißbuch“ zum interkulturellen Dialog (“White Paper on
Intercultural Dialogue”) an. In diesem Weißbuch wird auch die Bedeutung der Religionen für
den interkulturellen Dialog hervorgehoben. Die Basis für eine Entwicklung dieses Dialogs
bilden die internationalen Rechtsnormen, die vom Europarat im Laufe von mehr als fünf
Jahrzehnten entwickelt wurden, angefangen mit der Europäischen Menschenrechtskonvention
(1950). Als wichtige Elemente des Dialogs benennt der Europarat die Gewissheit über die
eigene religiöse Identität sowie das Verständnis für die Glaubensüberzeugungen und
Weltanschauungen Anderer.
Es stärkt die Solidarität in einer Stadtgesellschaft, wenn offene Gesprächs- und Dialogkulturen
gesucht, gefördert und ausgestaltet werden. Hier wird deutlich, welche Gemeinsamkeiten und
Unterschiede verschiedene religiöse Einrichtungen aufweisen. Das Bielefelder Abrahamsfest,
das Christen, Juden und Muslime 2008 feierten, möchte ich hier als ein positives Beispiel
benennen.
Toleranz und gegenseitiges Verständnis sind nur auf der Grundlage von Information über die
jeweiligen religiösen Eigenheiten möglich. Dazu möchte dieses Heft einen Beitrag leisten.
Die Informationsbroschüre „Religionen und religiöse Einrichtungen in Bielefeld“ meines Amtes
für Integration und interkulturelle Angelegenheiten, die im September 2008 erstmalig erschien,
gibt einen Überblick über die religiöse Vielfalt in unserer Stadt, die längst Lebenswirklichkeit
ist. Ich freue mich, dass die Broschüre viele interessierte Leserinnen und Leser auch in
Kindertageseinrichtungen, in Schulen, in der Kinder- und Jugendhilfe, in allen kirchlichen bzw.
religiösen Institutionen, in den vielen Gemeinschaften und Vereinen unserer Stadt gefunden
hat. Sie bestätigten, dass in diesem Heft erstmalig aktuelle Daten sowie umfassende
Informationen über Zielsetzung und Struktur religiöser Gemeinden und Gemeinschaften
gebündelt wurden und somit eine gute Arbeitsgrundlage z. B. für den Religionsunterricht in der
Schule bieten wie auch zu einem besseren Verständnis und friedvollen Miteinander in unserer
Stadt beitragen.
Viele positive Reaktionen und Rückmeldungen auf dieses Heft aus der Reihe „Bielefelder
Schriften zur Integration“ haben mein Amt für Integration und interkulturelle Angelegenheiten
veranlasst, zeitnah eine 2., aktualisierte Auflage mit umfangreichen Ergänzungen vorzulegen.
2
Der Leiter der Gruppe Integration im Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und
Integration des Landes NRW bezeichnete die Informationsbroschüre als einen beachtlichen
Beitrag zum Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs (2008).
Eberhard David
Oberbürgermeister
3
Inhaltsübersicht / Gliederung
Gliederungsziffer
Inhalt
I.
Vorbemerkung
9
II.
Religionen / Religionsgemeinschaften in Bielefeld
13
Christentum
13
II.1
1
Seite
Römisch-katholische
Kirchengemeinden –
1
Römisch-katholische
Kirchengemeinden –
Kirche
in
Bielefeld
–
14
Kirche
in
Bielefeld
–
15
2
Citykloster Bielefeld
21
3
Gemeindeverband Katholischer Kirchengemeinden MindenRavensberg-Lippe
21
4
Orden, Klöster
21
4.1
Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus – GertrudFrank-Konvent Bielefeld, St. Franziskushospital –
22
4.2
Kloster der Ursulinen zu Breslau
24
5
Kroatische Gemeinde
27
6
Polnische Gemeinde
27
7
Ukrainische Gemeinde
27
2
Evangelische Kirche in Bielefeld – Kirchengemeinden –
30
3
Orthodoxe Kirchen
43
1
Armenisch-Orthodoxe Kirche
43
2
Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde „Apostel Paulus“
Bielefeld
43
Makedonisch-Orthodoxe Kirchengemeinde “Sv. Arhangel
Milhail”
44
Russisch-Orthodoxe Kirche (des Moskauer Patriarchats)
Bielefeld
44
5
Serbisch-orthodoxe Gemeinde
44
6
Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (українськoю мoвою)
45
3
5
4
Die Freikirchen
47
1
Baptisten / Baptistengemeinden
47
2
Die Mennoniten / Mennonitengemeinden
52
3
Weitere Freikirchen
57
3.1
Alt-Adventisten
57
3.2
Bibelgemeinde e. V.
58
3.3
Biblisch-Evangelische Gemeinde OWL
59
3.4
Christliche Gemeinde (Christian Church Outreach
Mission) – CCOMI –
59
3.5
Christliche Versammlung (Freie Brüdergemeinde)
60
3.6
„Christus für alle“ Bielefeld e. V.
60
3.7
Christusgemeinde
62
3.8
Christliches Zentrum Bielefeld
62
3.9
Church of Pentecost – COP – Bielefeld
63
4
3.10 Die Christengemeinschaft
63
3.11 Die Heilsarmee – Korps Bielefeld –
64
3.12 Die Siebenten-Tags-Adventisten (STA)
67
3.13 Evangelische Freikirche Bibelgemeinde Ummeln e. V.
69
3.14 Evangelische Freikirche ECCLESIA
69
3.15 Evangelische Freikirche Stieghorst e. V.
71
3.16 Ev. Luth. Gebetsvereine e.V.
3.17 Evangelisch-lutherische Trinitatisgemeinde Bielefeld
71
3.18 Evangelisch-Methodistische Kirche – Bezirk Bielefeld –
Kreuzkirche Bielefeld –
72
3.19 Evangelium für Alle – Bibelkreis Bielefeld –
74
3.20 Falling in Jesus e. V.
74
3.21 Freie Christengemeinde Bielefeld – PhiladelphiaKirche
74
5
3.22 Freie Christliche Kirche
76
3.23 Freie evangelische Gemeinde Bielefeld
76
3.24 Freie Evangeliumschristengemeinde
77
3.25 Herrnhuter Brüdergemeine
78
3.26 IBC Bielefeld
78
3.27 Jesus Church Bielefeld
78
3.28 Katholisch-Apostolische Gemeinde
79
3.29 Kirche der Christus Mission e. V.
79
3.30 Kraftwerkgemeinde
81
3.31 Philippus-Gemeinde Bielefeld – Ev. Freikirche –
82
Weitere christliche Kirchen und Gemeinden
83
1
Neuapostolische Kirche (NAK)
83
2
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
(Mormonen)
88
Zeugen Jehovas
89
5
3
6
Weitere Christliche
(nachrichtlich)
7
Werke
und
Gemeinschaften
92
Fremdsprachige Gemeinden (nachrichtlich) – soweit
nicht bereits unter Ziff. II.1.4.3 genannt)
93
Islam
95
1
Die Religion des Islam – Grundzüge –
95
2
Glaubensgrundsätze des (sunnitischen) Islam
99
3
Heilige Stätten des Islam
100
4
Die fünf Säulen des Islam (sun.)
100
5
Islamische Feiertage (sun.)
103
6
Richtungen des Islam
104
1
Sunniten
104
1.1
Allgemeines
104
II.2
6
1.2
Sunnitische Moscheevereine in Bielefeld
105
1.2.1
Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Bielefeld (BIG)
e. V.
105
1.2.2
Bosnisches Islamisches Kulturzentrum Bielefeld
106
1.2.3
Bosniakischer Kulturverein Selam e. V.
106
1.2.4
Deutschsprachige Muslimische Studentenvereinigung
(DMS)
107
Förderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine
in Europa (ADÜTDF)
107
Gemeinschaft für Islamische Erziehung und Kultur in
Bielefeld
108
1.2.7
Islamisches Zentrum Bielefeld e. V.
108
1.2.8
Milli Görüs (IGMG – Islamische Gemeinschaft Milli Görüs
e.V.)
108
Nuruculuk-Bewegung (Islamische Gemeinschaft Jama`at
un-Nur) (hier: Netzwerk Fethullah Gülen)
110
Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DİTİB
(Diyanet))
110
Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V
(ATIB)
111
1.2.12
Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ)
112
2
Ahmadiyya
114
3
Schiiten
115
3.1
Allgemeines
115
3.2
Schiitische Moscheevereine in Bielefeld
117
Moschee des Türkisch-Aserbaidschanischen Kulturvereins
117
4
Aleviten
118
4.1
Allgemeines
118
4.2
Grundlagen des alevitischen Glaubens
122
4.3
Alevitische Kulturgemeinde Bielefeld und Umgebung e.V.
124
1.2.5
1.2.6
1.2.9
1.2.10
1.2.11
7
III.
5
Bahá‘i
124
6
Charidschiten
128
7
Sufismus
128
II.3
Hinduismus
130
II.4
Buddhismus
134
II.5
Judentum
138
II.6
Jesidentum
143
Religiöse Kirchen, Gemeinden bzw. Gemeinschaften in
Bielefeld (Übersicht nach Stadtbezirken)
151
8
I. Vorbemerkung
Zur Migration, zur Wanderung von einem Herkunfts- in ein Aufnahmeland, zu – längerfristigen
– Wohnsitzwechseln im geographischen und sozialen Raum, gehören – quasi im kulturellen
Gepäck – u. a. auch Religion und Traditionen. Es ist festzustellen, dass die Religion mit dem
dauerhaften Verbleib von Einwanderinnen bzw. Einwanderern eine zunehmend wichtigere
Rolle spielt. Für praktizierende Angehörige von Religionsgemeinschaften ist das religiöse
Gemeindeleben – auch in Bielefeld – Teil ihres Alltags. Sie bemühen sich daher in
unterschiedlichem Ausmaß darum, Räume für ihre religiösen Bräuche und Rituale zu
schaffen.
Einwanderinnen bzw. Einwanderer haben nach einer ersten Phase des Einrichtens in der
Fremde schrittweise auch ihr „religiöses Gepäck“ ausgepackt. Religiöse Vereine sind wichtige
Anlaufstellen für die gegenseitige Unterstützung und Selbstvergewisserung in einem zunächst
labilen Zustand des Provisoriums geworden. Sie haben Orientierung und Rückhalt gegenüber
einer als fremd wahrgenommenen Welt gegeben. Gleichzeitig dienen die Gemeinden als
Brücken zur Außenwelt, versorgen und begleiten die Gläubigen mit Beratung und sozialen
Diensten. Die multifunktionale Bedeutung der Gemeinden als sozialer, kultureller und
religiöser Treffpunkt ist nicht zu unterschätzen. Oft genanntes Motiv für die Gründung der
Gemeinden war im Zusammenhang mit der Familienzusammenführung die Erziehung der hier
aufwachsenden Kinder. Das Vereinsleben zielt darauf, das kollektive Gedächtnis von Kultur
und Religion zu bewahren und die Weitergabe herkunftsabhängiger Werte und
Glaubensüberzeugungen zu fördern.
Das monotheistische 1 Christentum ist die mit ca. 2,2 Milliarden Menschen vor dem Islam mit
ca. 1,4 Milliarden Angehörigen und dem Hinduismus mit rd. 900 Mill. Menschen größte (Welt-)
Religion.
Dementsprechend bilden auch in Bielefeld die – insbes. der evangelischen und katholischen
Konfession zugehörigen – Christen die größte Religionsgruppe in der Stadt, gefolgt von den
Musliminnen bzw. Muslimen, den Anhängerinnen und Anhängern des Islam, als drittstärkster
Gruppe.
Folge davon ist natürlich auch, dass über die Bedeutung und die Einflüsse der hier nicht von
Beginn an beheimateten insbesondere nicht christlichen Religionen in der Gesellschaft – und
auch im politischen Raum – stärker – und je nach Aktualität mehr oder weniger intensiv –
diskutiert wird.
1
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Monotheismus: Der Begriff Monotheismus (von griechisch µόνος
monos = einzig und θεός theos = Gott) bezeichnet Religionen bzw. philosophische Lehren, die einen
allumfassenden Gott kennen und anerkennen. Damit werden diese in der Religionswissenschaft vom Polytheismus
unterschieden, der viele Götter kennt und verehrt. Religionen, die viele Götter kennen, aber einem von diesen den
Vorrang (als allein zu verehrenden Gott) einräumen, bezeichnet der Begriff Monolatrie. Der Begriff „Monotheismus“
ist erstmals im 17. Jahrhundert bei dem englischen Theologen und Philosophen Henry More nachgewiesen.
Zeitgenössische monotheistische Religionen sind das Judentum, das Christentum, der Islam und die
Neuzeitreligion der Bahai. Auch die antike Religion des Zoroastrismus wird gelegentlich als monotheistische
Religion angesehen. Allerdings ist der Hauptgott Ahura Mazda nicht alleiniger Schöpfer. Nach einer von mehreren
bislang gleichberechtigt nebeneinander stehenden Theorien der Ägyptologen sei der Monotheismus erstmals
geschichtlich belegt, seit der ägyptische Pharao Echnaton (Amenophis IV.) Aton als alleinigen Gott Ägyptens
bestimmt habe, jedoch den Kult der übrigen Götter nicht verbot, da er deren Existenz nicht bestritt. Weitere
monotheistische Religionsgemeinschaften sind die Mandäer und die Jesiden. Aus Sicht von Juden, Muslimen und
Unitariern wird zum Teil in Frage gestellt, dass das Christentum eine monotheistische Religion sei. Diese Kritiker
behaupten, die Trinität (Vater, Sohn, Heiliger Geist) sei ein Tritheismus, also der Glaube an drei Gottheiten.
9
Unabhängig vom rechtlichen Status ist hierbei eine wichtige Frage, wie sich das
Selbstverständnis der religiösen Gemeinschaften darstellt und entwickeln wird. Wie gelingt es,
traditionelle religiöse Normen und Wertvorstellungen in Einklang zu bringen mit einer
westlichen, säkularisierten2 Gesellschaft ? Die Annäherung von Mehrheits- und
Minderheitsgesellschaft, der Abbau von Vorurteilen und die Förderung gegenseitiger
Anerkennung sind dringende Aufgaben.
Die Einwanderung
vieler
Millionen
Migrantinnen bzw.
Migranten christlicher
Religionszugehörigkeit aus dem Mittelmeerraum, seien es katholische Spanierinnen bzw.
Spanier und Italienerinnen und Italiener, seien es z. B. Orthodoxe aus Griechenland, hat die
„Religionsfrage“, die oben angerissenen Fragestellungen nicht wirklich aufgeworfen. Hier hat
sich vor allem die Integrationskraft der christlichen Kirchen bewährt. Erst mit der
Niederlassung islamisch geprägter Einwanderermilieus stellt sich für Gesellschaft und Politik
zunehmend die Frage nach dem Umgang mit speziell nicht christlichen Religionen, speziell
mit der des Islam.
Religiöse Vielfalt ist auch in Bielefeld mittlerweile eine Lebenswirklichkeit.
Fragestellungen und Konfliktpotenziale ergeben sich u. a. in folgenden Bereichen:
Bauvorhaben und Bau religiöser Zentren.
Durchführung von Prozessionen / Zeremonien etc.
Freistellung an religiösen Feiertagen.
Einhaltung von Speisevorschriften.
Kleidung und Einhaltung von Kleidungsvorschriften.
Unterschiedliche Einstellungen zum Körper: Wahrung von Scham- und Tabugrenzen.
Einhaltung bzw. Wahrnehmung von Gebetszeiten (z. B. in Kindertageseinrichtungen,
Schulen, Krankenhäusern, bei Bundeswehr, Polizei, im Strafvollzug, in Heimen /
Einrichtungen für Seniorinnen bzw. Senioren).
Hochzeit und Ehe (binationale Paare).
Seelsorge.
Umgang mit Sterbenden und Toten.
Friedhofgestaltung und Vorschriften.
Kommunen befinden sich hier im Spannungsfeld zwischen ihrem Grundsatz der religiösen
Neutralität und kommunalen Fragestellungen, in denen Religion zumindest eine
mitbestimmende, ggf. auch relevante Rolle spielt. Hier ist es sicher besser, aktiv den Dialog zu
suchen und zu gestalten, statt die Thematik zu ignorieren und sich zu distanzieren.
Kommunen wollen und können sich grundsätzlich zwar nicht in religiöse Fragen einmischen.
Andererseits ist die religiöse Überzeugung oft genug Grund für Diskriminierung, Ausgrenzung
z. B. auf dem Bildungssektor, dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt, im Alltagsleben. Die
Unkenntnis über unterschiedliche Religionen und deren konkrete Ausübung führt in diesem
Kontext häufig zu Vorurteilen, Ängsten, Ablehnung. Es stärkt die Solidarität in einer
Stadtgesellschaft, wenn hier offene Gesprächs- und Dialogkulturen gesucht, gefördert und
ausgestaltet werden. Interreligiöser Dialog ist dabei als kommunal gesteuerte
Kommunikationsstruktur anzusehen, wenn
2
Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Säkularismus (Stand: 01.01.2009): Unter Säkularismus versteht man
eine aus der Säkularisierung (mentaler Prozess der Trennung von Religion und Staat) und der Säkularisation
(konkreter Prozess der Ablösung der weltlichen Macht religiöser Institutionen) erwachsene Weltanschauung, die
sich auf die Immanenz und Verweltlichung der Gesellschaft beschränkt und auf darüber hinausgehende Fragen
verzichtet. Der Begriff wurde von Friedrich Gogarten geprägt und unter anderem eingeführt, um eine Aussöhnung
der christlichen Kirchen mit der Säkularisierung zu ermöglichen. Die kirchliche Seite betrachtet die dem Begriff des
Säkularismus zugrunde liegende Weltanschauung meist als ideologisch - was Kritiker ihr wiederum als ebensolche
Ideologie vorwerfen.
10
Angehörige unterschiedlicher religiöser Gruppen gemeinsam(e) soziale Themen aus der
jeweiligen religiösen Perspektive diskutieren,
Angehörige unterschiedlicher religiöser Gruppen gemeinsame Veranstaltungen
organisieren, die dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Abbau von Vorurteilen
dienen,
Angehörige unterschiedlicher religiöser Gruppen gemeinsame Maßnahmen und Projekte
entwickeln, die das interkulturelle und interreligiöse Zusammenleben und die Solidarität in
der Stadtgesellschaft verbessern.
In Bezug auf die religiöse Situation in Deutschland – damit auch in Bielefeld – kann man
inzwischen von einer intensiven Heterogenität sprechen. Die religiöse Landschaft ist in
Deutschland bunter geworden. Zunächst sind die beiden christlichen Großkirchen in sich
pluraler, als es den Anschein hat. Dann ist das Christentum in Deutschland nicht nur durch
den römischen Katholizismus 3 und die evangelischen Landeskirchen vertreten. Die drittgrößte
Kirche stellt die orthodoxe Kirche 4 dar, die sich mit Blick auf die Herkunftsländer ihrer
Mitglieder in diverse Einzelkirchen untergliedert. Daneben gibt es die Freikirchen 5, wie etwa
die Baptisten, Methodisten, Mennoniten sowie vor allem im evangelikalen und pfingstlich3
Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Katholizismus (Stand: 01.01.2009): Der Begriff Katholizismus
bezeichnet die Gesamtheit römisch-katholischer Glaubens- und Lebensanschauungen, Organisationsformen und
Bräuche. Er wird in unterschiedlichen Zusammenhängen unterschiedlich verwendet. Innerhalb der Theologie wird
er dann gebraucht, wenn die universale Natur der Kirche, oder eine besondere Betonung kirchlicher Tradition und
Liturgie hervorgehoben werden soll. Soziologisch bezeichnet er jedoch weniger die offizielle Lehre, Liturgie und
Hierarchie als vielmehr das tatsächliche Denken, Empfinden und Handeln katholischer Bevölkerungsteile
besonders dort, wo sie die Mehrheit bilden und milieuprägend wirken.
Katholizismus leitet sich vom Griechischen κάτολος (κατά: herab, gegen, entgegen; ὅλος: ganz, umfassend) ab und
bedeutet im ursprünglichen Sinne allumfassend, universell. Im griechischen klassischen Altertum verwendeten
Aristoteles und Polybius diesen Begriff, wie auch die ersten Christen in seinem nichtkirchlichen Sinn.
In Europa prägt der Katholizismus die Zivilisation vor allem in Ländern, in denen die Reformation schwach war oder
mit der Gegenreformation weitgehend wieder rückgängig gemacht wurde. Dazu gehören Italien, Spanien, Portugal,
Österreich, Bayern, Böhmen und Frankreich auch Irland, Polen und Kroatien, wo die nationale Identität dem
Katholizismus besonders nahe steht, da in diesen Ländern sich jeweils eine nationale Opposition auf den
überlieferten Katholizismus stützte (gegen Großbritannien, gegen Russland, gegen die Osmanen bzw. Serben).
4
Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Orthodoxe_Kirchen (Stand: 01.01.2009): Orthodoxe Kirchen (von
griech. ορθός „richtig, geradlinig“, und δόξα Verehrung oder δοκείν „Glaube“, d. h. die richtige Verehrung oder
rechte Lehre Gottes, im Slawischen pravoslavnaja cerkov „Kirche des wahren Wortes“) nennen sich die christlichen
Kirchen des byzantinischen Ritus, die im griechischen Kulturraum entstanden oder von dorther gegründet worden
sind. Davon zu unterscheiden sind die so genannten Altorientalischen Kirchen, die zusammen mit den orthodoxen
Kirchen und den mit Rom unierten Kirchen östlicher Riten als Ostkirchen bezeichnet werden.
5
Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Freikirche (Stand: 01.01.2009): Der Begriff Freikirche bezeichnete
ursprünglich eine Kirche, die – im Gegensatz zu einer Staatskirche – vom Staat unabhängig war. Infolge der
Trennung von Religion und Staat hat der Begriff diese eindeutige Bedeutung verloren und ist einem
Bedeutungswandel unterworfen: Inzwischen wird er häufig dazu verwendet, eine bestimmte Kirche gegenüber
Volkskirchen abzugrenzen. Dabei wird das Attribut „frei“ je nach Zusammenhang und Absicht unterschiedlich
verstanden, etwa im Sinne von freiwilliger Zugehörigkeit, organisatorischer Unabhängigkeit, Zugehörigkeit zu einer
Minderheit oder als Hinweis auf eine bestimmte theologische Richtung. Unter den Freikirchen im ursprünglichen
Sinne lassen sich folgende Kategorien unterscheiden, wobei sich nicht alle Freikirchen eindeutig in dieses Schema
einordnen lassen:
§ die „prinzipiellen“ Freikirchen. Darunter versteht man solche Freikirchen, für die sowohl die Trennung von
Kirche und Staat als auch die freiwillige Mitgliedschaft zu den Grundsätzen ihrer Ekklesiologie gehören. Zu
dieser Art gehören zum Beispiel die Baptisten, die Mennoniten und die Pfingstler.
§ Freikirchen, die sich aus innerkirchlichen Erneuerungsbewegungen (Pietismus, Gemeinschaftsbewegung,
Methodismus) gebildet haben. Hierher gehören unter anderen die Herrnhuter Brüdergemeine, die Evangelische
Gesellschaft für Deutschland, die Stadtmission und die Heilsarmee.
§ Kirchen, die sich aufgrund eines „Bekenntnisnotstandes“ von einer bestehenden Kirche getrennt und sich als
Freikirche organisiert haben. Von einem Bekenntnisnotstand spricht man, wenn die Führung einer Kirche aus
der Sicht eines Teiles ihrer Angehörigen von wesentlichen Glaubenssätzen abweicht, z. B. ein zu enges
Verhältnis mit dem Staat eingeht. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel die Selbständige EvangelischLutherische Kirche, die altreformierte Kirche und die Evangelische Brüdergemeinde Korntal. Nach ihrem
Selbstverständnis ist die altkatholische Kirche keine Freikirche, da nicht sie sich aufgrund eines
Bekenntnisnotstands von der römisch-Katholischen Kirche getrennt habe, sondern Rom habe sich von ihr
durch das Erste Vatikanische Konzil getrennt.
11
charismatischen Bereich 6 zahlreiche weitere unabhängige Vereinigungen und Strömungen. In
den letzten Jahrzehnten haben sich – vor allem bedingt durch Zuwanderung – andere
Religionen an die Seite des Christentums und des Judentums gestellt, von verschiedenen
islamischen Richtungen bis hin zum Buddhismus und zu Hindu-Religionen. Schließlich ist die
Personengruppe zu nennen, die keiner Religionsgemeinschaft angehört, wobei dies nicht
zwangsläufig heißen muss, dass diese Menschen nicht auch religiös sind.
Religion wird zunehmend zu einem Thema, zu dem man sich verhalten muss.
6
Vgl. URL: http://www.ka.stadtwiki.net/Pfingstlich-charismatische_Bewegung (Stand: 01.01.2009): Die Entstehung
der pfingstlich/charismatischen Bewegung geht zurück an den Anfang des 20. Jahrhunderts. In einer kleinen
Kirchengemeinde in Los Angeles (Azuzza-Street-Church) beten die Christen dort um die Ausgießung der Kraft
Gottes, wie sie die Apostel an Pfingsten erfahren hatten (siehe Neues Testament 1. Korintherbrief
Kap.12:7+14:4a+14).
Daraus entstand die weltweite Pfingstbewegung und später (ca.1970-75), als diese Bewegung Eingang in die
traditionellen Kirchen fand, die charismatische Bewegung. Das Wort charismatisch bezieht sich auf die Charismen
(Geistesgaben).
Kennzeichen dieser Bewegung ist der Glaube an die Gaben des Hl. Geistes und daran, dass diese der Kirche auch
noch heute zur Verfügung stehen (z.B. Gabe der Heilungen, prophetischen Rede, der Weisheitsrede usw., siehe
auch 1.Korintherbrief Kap.12-14). Die Gottesdienste sind stark durch moderne Anbetungsmusik (mit Bands)
geprägt. Die Predigten behandeln Themen des praktischen Glaubenslebens.
Diese christliche Bewegung hält in ihrer Dynamik bis heute noch an und geht quer durch alle christliche Kirchen
(katholisch, evangelisch, freikirchlich). Ca. 600 Millionen Menschen rechnen sich derzeit dem pfingstlichcharismatisch orientierten Christentum zu, und man nimmt an, dass jedes Jahr fast 19 Millionen dazu kommen. Am
stärksten wächst die Bewegung in Lateinamerika, Afrika und Asien, aber auch in den USA und Europa findet
Wachstum statt.
Als Gegenpol gelten die Freikirchen in evangelikal-pietistischer Tradition. Die Extrempositionen (Geistesgaben
müssen bei jedem Christen sichtbar sein vs. kommen in nachbiblischer Zeit nicht mehr vor) werden aber von den
bekannteren Vertretern nicht mehr vertreten, die praktischen Unterschiede verschwimmen daher zunehmend. Auch
die äußeren Formen hängen eher von Alter, Zusammensetzung und Traditionen der Gemeinden als von der
ursprünglichen theologischen Ausrichtung ab.
12
II. Religionen / Religionsgemeinschaften in Bielefeld 7
II.1 Christentum
Das Christentum ist mit ca. 2,2 Milliarden Anhängerinnen bzw. Anhängern vor dem Islam (ca.
1,4 Milliarden Musliminnen und Muslime) und dem Hinduismus (rd. 900 Millionen) die größte
Religion der Erde (s. auch Ziff. I – Vorbemerkung –).
Das Christentum ist die Religion der sakramentalen 8 Taufe und der darin begründeten Kirche.
Es ist eine gestiftete, monotheistische und missionierende 9 Religion.
Seine Wurzeln liegen im Judentum, in Palästina, zur Zeit der römischen Herrschaft zu Beginn
des 1. Jahrhunderts. Das Christentum geht zurück auf die Anhängerinnen bzw. Anhänger des
jüdischen Wanderpredigers Jesus von Nazareth. Jesus wird von den Christen als der Christus
(der Gesalbte), also der jüdische Messias 10, verehrt sowie als der Mensch gewordene Sohn
Gottes.
Der Kern der christlichen Religion rührt nach ihrem Selbstverständnis aus der
bedingungslosen Liebe Gottes gegenüber den Menschen. In dieser Liebe, in der sich Gott
offenbart bzw. sich selbst erschließt, wird die Beziehung `Mensch – Welt – Gott´ geklärt.
Wie alle Religionen mit Exklusivitätsanspruch versteht sich das Christentum selbst entweder
als der alleinige Ort, an dem sich Gott den Menschen zugewandt hat oder zumindest als der
Ort, an dem er dies in angemessenster, geklärtester und unüberholbarer Weise getan hat.
Nach der ersten Position werden alle anderen Religionen als Versuche des Menschen
angesehen, mit seinen Anstrengungen und „Werken“ Gott, oder dem, was er dafür hält, zu
gefallen und sich ihm zu nähern; die andere Position sieht diese Versuche als unzureichend
geklärte. Diese Klärung, die in Gottes Offenbarung geschieht, ist jedoch für beide dieser
Positionen ein Geschenk (Gnade) Gottes und nicht durch aktives Tun des Menschen zu
erreichen.
Christlicher Lehre zufolge, die auf dem biblischen Zeugnis basiert, hat sich Gott in Jesus
Christus der sündigen Menschheit zugewandt. Der Tod Jesu Christi am Kreuz wird dabei als
dienende Erlösertat Gottes angesehen. In Jesus ist somit die Schuld und Sünde der gesamten
Menschheit aufgehoben. Als Initialzündung des christlichen Glaubens gilt die Erschließung
dieser Gewissheit zu Ostern, dem dritten Tag nach Jesu Kreuzigung, an dem Gott an Jesus
die Auferstehung bzw. Auferweckung als erstem von allen Menschen bewirkt und somit die
Botschaft („Reich Gottes“) dieses Jesus von Nazareth bestätigt haben soll.
7
Quellen der nachfolgenden Übersicht und Zusammenfassung u. a.: Internet (Selbstdarstellungen von Religionen,
Kirchen; Wikipedia; Übersicht zu christlichen Kirchen und Gemeinden „On the Move“ Deutschland (Bleichstr. 104,
33697 Bielefeld), Stellungnahmen und Eigendarstellungen einzelner (Frei-) Kirchen, Gemeinden, Vereine) etc..
8
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Sakrament: Als Sakrament bezeichnet man in der christlichen
Theologie einen Ritus, wie zum Beispiel die Taufe, der als sichtbares Zeichen beziehungsweise als sichtbare
Handlung eine unsichtbare Wirklichkeit Gottes bewirkt, sie vergegenwärtigt und an ihr Anteil gibt.
9
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Mission: Mission wird im Christentum als Verkündigung des
christlichen Glaubens (Evangelium) an Menschen verstanden, die nicht an Jesus Christus glauben oder sich
innerlich von ihm entfernt haben. Der Begriff leitet sich vom lateinischen "missio" (Sendung) ab. Darunter versteht
man die Ausbreitung des Glaubens oder die Entsendung von Missionaren, die oftmals durch eine kirchliche
Institution oder ein überkonfessionelles Missionswerk unterstützt werden. Der "Sendbote" wird Missionar genannt.
10
Vgl. URL: http://www de.wikipedia.org/wiki/Messias (Stand: 01.01.2009): Der Begriff Messias (hebräisch ‫משיח‬
Maschiach oder Moschiach, aramäisch Meschiah, griechisch Χριστός - Christos, latinisiert Christus) stammt aus
dem Tanach und bedeutet „der Gesalbte“.
13
Auf diesen Oster- bzw. Auferstehungsglauben gründet sich die christliche Gemeinschaft
(„Kirche“). Diesen Glauben versuchte man, zusammen mit der Erinnerung an Jesus von
Nazareth als dem Verkünder der Botschaft Gottes im historisch gewachsenen und in
mehreren Konsensbewegungen festgelegten neutestamentlichen Kanon 11 authentisch
festzuhalten und zu bewahren. Ein wesentliches Kennzeichen dieses Kanons sind die – durch
die anfängliche Gemeinde – auf Jesus von Nazareth übertragenen alttestamentlichen
Hoheitstitel wie „Christus/Messias“, „Sohn Gottes“ und andere. Vom Wesenskern her könnte
man das Christentum als ein von Jesus von Nazareth reformiertes Judentum bezeichnen.
Jesus selbst wird zuweilen auch die erneuerte Tora oder der dritte, nicht von Menschenhand
erbaute Tempel genannt.
II.1.1
Römisch-katholische Kirche in Bielefeld – Kirchengemeinden –
Mit 55.202 (Stand: Dezember 2007) Mitgliedern ist die römisch-katholische Kirche die
zweitstärkste Religionsgemeinschaft.
Das Dekanat 12 Bielefeld-Lippe hat seinen Sitz an der Crüwellstraße 4, 33615 Bielefeld, (Tel.:
0521 / 3294520).
Angeschlossen
sind
hier
die
in
Pastoralverbünden
zusammengeschlossenen
Kirchengemeinden im Stadtgebiet Bielefeld, verschiedenste Einrichtungen, wie etwa die
Ausländermissionen und das Citykloster. Dechant ist Herr Klaus Fussy.
11
Vgl. URL: http://www.nak.de/news.de/20030121-128-de.html: Mitte des 4. Jahrhunderts nach Christus wird von
dem Kirchenvater Athanasius für die Bibel der Begriff Kanon gebraucht. Damit bezeichnet er die für die christliche
Kirche verbindlichen heiligen Schriften des Alten und Neuen Testaments. Die Bezeichnung Altes und Neues
Testament für die beiden Teile der christlichen Bibel findet sich zuerst bei dem Kirchenvater Irenäus von Lyon um
180 nach Christus. Zunächst wurde das Alte Testament allgemein "die Schriften" genannt, dieser Name wurde ab
Mitte des 2. Jahrhunderts auch für das Neue Testament benutzt. Das Alte Testament, das aus Gesetz, Propheten
und Schriften besteht, war die Bibel Jesu und die der ersten Apostel. Es wurde im christlichen wie im jüdischen
Gottesdienst gelesen und ausgelegt. Die älteste urchristliche Verkündigung des Evangeliums war in ihrem Kern
alttestamentliche Schriftauslegung: Man war überzeugt, dass die heilige Schrift Israels auf Jesus Christus hinweist.
Ganz so haben die alten Apostel die jüdische Bibel gelesen, weil sie von Jesus Christus gelehrt waren, dass die
Schrift von ihm zeugt (vgl. Johannes 5,39). Wie der Kanon des Alten Testaments, so hat auch der des Neuen eine
verwickelte und in vielen Fällen unbekannte Geschichte. An seinem Anfang stehen die Sammlungen der mündlich
überlieferten Worte des Herrn. Sie hatten schon in neutestamentlicher Zeit die gleiche, wenn nicht eine höhere
Autorität wie die alttestamentlichen Schriften. Ende des ersten und im Lauf des zweiten Jahrhunderts werden die
Apostelbriefe gesammelt und als für den Glauben verbindliche Schriften angesehen. Vermutlich schon zu Anfang
des 2. Jahrhunderts gibt es eine Sammlung von Briefen des Apostels Paulus. In den folgenden Jahrzehnten
entsteht auch eine Zusammenstellung der vier Evangelien, die in den Gottesdiensten Verwendung findet. Erst 367
nennt der Kirchenvater Athanasius in seinem 39. Osterfestbrief das Neue Testament in seinem heutigen Umfang
von 27 Schriften. Innerhalb der östlichen, also heute orthodoxen Kirchen war damit die Diskussion um den Kanon
weitgehend beendet. Eine afrikanische Synode von 393 schloss sich der Meinung des griechischen Kirchenvaters
an, und 405 betonte auch Papst Innozenz I. die Verbindlichkeit dieser Sammlung. Innerhalb der orthodoxen und
katholischen Kirchen war damit die Gestalt des Kanons und seine Gültigkeit für die christliche Lehre und den
Glauben nicht mehr umstritten. Eine etwas andere Position verfocht Martin Luther, der innerhalb des
neutestamentlichen Kanons eine gewisse Stufung und Wertung vornahm. Für ihn gehörten die Briefe des Jakobus,
Judas, der Hebräerbrief sowie die Offenbarung des Johannes nicht zu den "rechten gewissen Hauptbüchern" des
Neuen Testaments, deshalb wurden sie auch ans Ende der Briefsammlung gesetzt. Luthers Meinung fand weder
bei den anderen Reformatoren noch in der später nach ihm benannten lutherischen Kirche Zustimmung. Luther
ordnete die neutestamentlichen Briefe nach der Bedeutsamkeit für seine Theologie und wich damit von der
bisherigen Tradition ab. In den katholischen Bibelausgaben des Neuen Testaments steht beispielsweise der
Hebräerbrief gleich nach den Paulusbriefen und auf ihn folgt der Judasbrief noch vor den Petrus- und
Johannesbriefen.
12
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Dekanat: Ein Dekanat (früher teilweise auch Dekanei; von lat.
decanatus zu decem, "zehn": ursprünglich ein Gebiet von etwa zehn Pfarreien) ist das Amt oder der Bezirk eines
Dekans oder Dechanten) und somit vor allem der Begriff für eine kirchliche Verwaltungseinheit.
14
II.1.1.1 Römisch-katholische Kirche in Bielefeld – Kirchengemeinden –
Pastoralverbund Bielefeld-Mitte
Katholische
Kirchengemeinde
St. Jodokus Bielefeld
Klosterplatz 1,
33602 Bielefeld.
Pfarrvikarie St. Pius
Standort der Kirche:
Piusweg 7,
33617 Bielefeld.
(Anschrift: Klosterplatz 1, 33602 Bielefeld).
Katholische Kirchengemeinde St. Liborius
Meindersstr. 25,
33615 Bielefeld.
15
Pastoralverbund Bielefeld-Mitte-Nord-Ost
Katholische Kirchengemeinde St. Joseph
Josefstr. 14 a,
33602 Bielefeld.
Katholische Kirchengemeinde Maria Königin des
Friedens
Pfarrkirche Maria Königin (Baumheide)
Donauschwabenstr. 38 – 40,
33609 Bielefeld.
Katholische Kirchengemeinde Maria Königin des
Friedens
Pfarrkirche Heilig-Kreuz (Filialkirche Brake)
Grundstr. 30,
33729 Bielefeld.
16
Pastoralverbund Bielefeld-Mitte-Ost
Katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius
Stieghorster Str. 31,
33605 Bielefeld.
Katholische Kirchengemeinde Liebfrauen Bielefeld
Fritz-Reuter-Str. 5,
33604 Bielefeld.
Pastoralverbund Bielefeld-Ost
Katholische Kirchengemeinde St. Meinolf
Meinolfstr. 1 a,
33607 Bielefeld.
17
Katholische Kirchengemeinde St. Hedwig Heepen
Hillegosser Str. 26,
33719 Bielefeld.
Pastoralverbund Brackwede-Quelle-Ummeln
Katholische Kirchengemeinde Herz Jesu Brackwede
Mackebenstr. 17,
33647 Bielefeld.
Katholische Kirchengemeinde St. Michael Ummeln
Am Depenbrockshof 39,
33649 Bielefeld.
18
Pastoralverbund Im Bielefelder Westen
Katholische Kirchengemeinde Heilig Geist
Spandauer Allee 48,
33619 Bielefeld.
Katholische Kirchengemeinde Christ-König
Weihestr. 9,
33613 Bielefeld.
Pastoralverbund Schildesche-Jöllenbeck
Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist
Ringenbergstr. 12,
33611 Bielefeld.
19
Pfarrvikarie Liebfrauen Jöllenbeck
Wordstr. 5,
33739 Bielefeld.
Pastoralverbund Senne
Katholische Kirchengemeinde St. Bartholomäus
Wittestr. 6,
33659 Bielefeld.
Katholische Kirchengemeinde St. Thomas Morus
Rheinallee 46,
33689 Bielefeld.
20
Katholische Kirchengemeinde St. Kunigunde
Hirschweg 43,
33689 Bielefeld.
//.1.1.2 Citykloster Bielefeld
CityKloster Bielefeld
Klosterplatz 1,
33602 Bielefeld.
Leiter: Pastor Stefan Tausch.
//.1.1.3 Gemeindeverband Katholischer Kirchengemeinden-Minden-Ravensberg-Lippe
Der Gemeindeverband Katholischer Kirchengemeinden Minden-Ravensberg-Lippe – Sitz:
Turnerstraße 2, 33602 Bielefeld – ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, zu der sich
alle katholischen Kirchengemeinden aus den Kreisen Gütersloh, Herford, Lippe, MindenLübbecke und der kreisfreien Stadt Bielefeld zusammengeschlossen haben. Der Verband
erledigt alle Verwaltungsaufgeben aus den Bereichen Finanzen, Personal, Liegenschaften,
Bau usw.
II.1.1.4 Orden, Klöster
Orden, Klöster und Ordensleben 13 sind engagiertes Christsein in Gemeinschaft, ist
konsequente "Nachfolge Christi" in immer neuem Gewand. Ordensleben ist vielfältig,
vielseitig, zeitlos. Es kommt aus einer oft langen geistlichen Tradition und sucht immer neue
Bezüge zur Gegenwart. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit des Ordenslebens hat ihren
Ursprung in der Art, wie Jesus Christus sein Leben und seine Sendung gestaltet hat. Sein
einfacher und bedürfnisloser Lebensstil, die Lebensgemeinschaft mit seinen engsten
Freunden, die zur Schicksalsgemeinschaft wird, seine Hinwendung zu armen und
geschundenen Menschen, sein Eintreten für die an den Rand der Gesellschaft Gedrängten,
seine Hilfe für Kranke und Leidende, sein ermutigendes Wort für Verzweifelte und Suchende,
seine froh machende Botschaft von Gottes Sorge um jeden einzelnen, sein Umherziehen zur
Verkündigung des Evangeliums, seine stellvertretende Hingabe im Kreuzestod, seine
13
Vgl. URL: http://www.orden.de/index.php?rubrik=22&seite=ordgem_liste_orden&verweis (Stand: 03.10.2008)
21
bleibende Gegenwart als auferstandener Herr, all das hat Menschen begeistert, die
zusammen mit Gleichgesinnten solche Aspekte des Lebens und der Sendung Jesu zum
Mittelpunkt ihres eigenen Lebens und ihrer gemeinsamen Sendung machten. Damit
antworteten sie auf Nöte ihrer Zeit, auf Bedürfnisse der Kirche und auf Entwicklungen in
Gesellschaft und Staat.
Ordensleben ist oft auch Kontrapunkt und kritische Existenz. Ordensleute wollen mit ihrer
Lebensform eine lebendige Erinnerung daran sein, dass das Leben mehr ist als Essen und
Trinken, als Raffen und Schaffen, als die knappe Zeitspanne zwischen Geborenwerden und
Sterben. Ordensleute stehen dafür, dass es wichtiger ist zu sein als etwas oder vieles zu
haben, dass das Leben auch über den irdischen Tod hinausragt, dass das Loslassen des
eigenen Ich nicht Verlust bedeutet, sondern aus der Isolation zur Gemeinschaftserfahrung
führt.
Ordensgelübde sind ein öffentliches Versprechen, auf eine begrenzte Zeit oder lebenslang
nach den Grundprinzipien des Evangeliums und den Grundsätzen der konkreten
Ordensgemeinschaft leben zu wollen. Am bekanntesten sind die drei Ordensgelübde "Armut,
ehelose Keuschheit und Gehorsam", die in den meisten Ordensgemeinschaften als die
wichtigsten Empfehlungen ("Ratschläge", "Räte") des Evangeliums – in unterschiedlicher
Ausgestaltung – den Inhalt der Ordensprofess bilden. Hinzu kommen oder an deren Stelle
treten in bestimmten Ordensgemeinschaften noch andere Gelübde, wie z. B. die "stabilitas
loci" (die Ortsgebundenheit, d. h. in jenem Kloster für immer zu bleiben, in das man
eingetreten ist) oder die "conversio morum" (das Versprechen, sich immer neu
zurückzubesinnen auf die Grundsätze des Evangeliums und sein Leben immer wieder darauf
auszurichten).
//.1.1.4.1 Armen-Schwestern vom
Bielefeld, St. Franziskushospital –
heiligen
Franziskus
–
Gertrud-Frank-Konvent
Franziskanerinnen
ist
ein
Oberbegriff
für
verschiedene
römisch-katholische
Ordensgemeinschaften von Frauen, die sich in ihren Statuten an der Drittordensregel 14 des
14
Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Dritter_Orden (Stand: 01.01.2009): Mit Dritter Orden werden
christliche Gemeinschaften bezeichnet, die gemeinsam mit Männerorden (Erster Orden) und Frauenorden (Zweiter
Orden) eine Ordensfamilie bilden.
Man unterscheidet
§ regulierte Dritte Orden mit klösterlichem Charakter (zum Beispiel Elisabethinen) und
§ „weltliche“ Dritte Orden, deren Mitglieder verschiedenen Ständen und Berufen angehören, sich an der jeweiligen
Ordensregel orientieren und nach einer Probezeit (Noviziat) ein Versprechen auf Lebenszeit ablegen. Diese Art
von Drittordensmitgliedern wird bei manchen Ordensgemeinschaften auch Familiaren genannt.
Die Mitglieder eines Dritten Ordens werden Terziaren (auch Tertiaren, von lateinisch tertius, der Dritte) genannt.
Die Anfänge gehen zurück auf fromme Laienvereinigungen beiderlei Geschlechts, zum Beispiel die Beginen und
Begarden, die sich aus religiösen und sozialen Gründen bestehenden Orden anschlossen. Ursprünge bildeten
auch die Absichten von Personen, das Ordensideal zu verwirklichen, obwohl sie durch ihre Lebensumstände,
beispielsweise eine Ehe, am Klostereintritt gehindert waren.
Die ältesten Dritten Orden haben die Franziskaner und die Dominikaner (Dominikanische Gemeinschaft,
Laiendominikaner). Zur Ordensfamilie des heiligen Franziskus zählen
§ Erster Orden: Franziskaner (OFM), Kapuziner OFMCap, Minoriten (= Franziskaner Konventualen) OFMConv
§ Zweiter Orden: Klarissen, Kapuzinerinnen, Klarissen-Kapuzinerinnen, Arme Klarissen
§ Dritter Orden:
o reguliert: Tertius Ordo Regularis (TOR): Amigonianer, Elisabethinen, Seraphisches Liebeswerk,
Liebfrauenschwestern, Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz, zahlreiche Kongregationen von
Franziskanerinnen, Kapuzinerinnen
o „weltlich“: Ordo Franciscanus Saecularis (OFS): Franziskanische Gemeinschaft, FraVivo, Anglikanische
Franziskaner
§ Säkularinstitute.
Die (kleine) Ordensfamilie des heiligen Johannes Bosco umfasst die Salesianer Don Boscos („Gesellschaft des
heiligen Franz von Sales“), die Don-Bosco-Schwestern („Töchter Mariens, der Hilfe der Christen“) und die
„Vereinigung der Salesianischen Mitarbeiter“.
22
heiligen Franziskus orientieren. In welchem Umfang die Franziskus-Regel übernommen und
durch eigene Akzente ergänzt oder modifiziert wird, ist von Gemeinschaft zu Gemeinschaft
unterschiedlich. Die Mehrzahl heutiger Franziskanerinnen ist in sozial-caritativen
Arbeitsfeldern aktiv 15.
Die Gemeinschaft, die Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus, wurde von Franziska
Schervier gegründet 16. Franziska, 1819 als Tochter eines Nadelfabrikanten in Aachen
geboren, erkannte schnell die Probleme der sozialen Randgruppen in der aufstrebenden
Industriegesellschaft. Die soziale Stellung ihrer Familie hinderte sie nicht daran, aus den
Konventionen ihrer Zeit auszubrechen. Sie kümmerte sich um Wohnungen für
Arbeiterfamilien, regelmäßigen Schulunterricht der Fabrikarbeiterkinder, errichtete
Suppenküchen, pflegte Cholera- und Pockenkranke. Franziska Schervier verstand die "soziale
Frage", ohne sie je studiert zu haben. Ihre Liebe zu Christus bewegte sie, ihm in den Armen
zu dienen.
Pfingsten 1845 gründete sie mit einigen Gefährtinnen die Ordensgemeinschaft der ArmenSchwestern vom heiligen Franziskus. Das Wort Jesu: "Ihr sollt meine Wunden heilen und
Seelen retten" war das geistliche Motiv für die Bahnbrecherin moderner Caritas.
Franziska setzte sich für Arme und Notleidende ein, leistete Gefangenen und Prostituierten
Beistand, begleitete zum Tode Verurteilte. Sie scheute auch heftige Auseinandersetzungen
mit Bürokratismen in Kirche und Staat nicht.
Die Gemeinschaft, der sich in kurzer Zeit viele junge Frauen anschließen, erhält ihre
besondere Prägung durch das Vorbild des heiligen Franz von Assisi. Am 14. Dezember 1876
stirbt Franziska Schervier, von der Bevölkerung liebevoll "Mutter der Armen" genannt. Sie wird
1974 von Papst Paul VI. selig gesprochen. Ihre Grabstätte befindet sich in der Klosterkirche
des Mutterhauses in Aachen.
Zu ihren Lebzeiten und danach wurden Niederlassungen in Deutschland und Amerika, später
auch in Belgien gegründet. Derzeit gehören der Provinz der Armen-Schwestern vom hl.
Franziskus 312 Schwestern an, die in insgesamt 37 Konventen in Deutschland, Belgien,
Dänemark und Russland leben.
Der
Gertrud-Frank-Konvent
lebt
seine
Sendung
im
St.
Franziskus Hospital, dem sog. „Klösterchen", und in der Pfarrgemeinde
St. Jodokus in Bielefeld. Zum Gertrud-Frank-Konvent gehören acht
Schwestern (Aachener Franziskanerinnen). Die Schwestern sind seit
April 1869 in Bielefeld tätig. Die erste Wohnung der Schwestern befand
sich in der Ritterstr. 61 in Bielefeld. Das Haus war sehr klein und wurde
sehr bald „Klösterchen“ genannt. Als die Schwestern nach einem Jahr an
den jetzigen Standort in der Stapenhorststr. in Bielefeld umzogen, wurde
der Name „Klösterchen“ übertragen.
In der Krankenhausseelsorge ist
das
Gespräch
mit
allen
Patientinnen
bzw.
Patienten
wichtig, vor allem aber die
Begleitung der Schwerkranken und
Sterbenden sowie das Gespräch
mit den Mitarbeiterinnen bzw.
Mitarbeitern und Angehörigen.
Um die Weitergabe des Glaubens an
15
16
Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Franziskanerinnen (Stand: 06.10.2008)
Vgl. URL: www.schervier-orden.de/site/navigation/uebersicht.php (Stand: 06.10.2008)
23
die Kinder und die Familien bemüht sich der Konvent in der Pfarrseelsorge und in der
Altenheimseelsorge ist das Wohl des alten Menschen im Blick.
In der Tätigkeit in der Krankenhausbücherei geht es um den gesamten Dienst am Kranken
aus der Sicht des christlichen Glaubens.
In den verschiedenen hauswirtschaftlichen Arbeiten sorgen die Schwestern für das leibliche
Wohl der Menschen.
Gertrud-Frank-Konvent Bielefeld
St. Franziskushospital
Kiskerstr. 26,
33615 Bielefeld.
Ansprechpartnerin: Schwester
M. Ildefonsa Vith
(sr. [email protected])
//.1.1.4.2 Kloster der Ursulinen zu Breslau
Der Orden der heiligen Ursula, kurz Ursulinen (lat. Ordo Sanctae Ursulae, OSU), ist ein von
Angela Merici 1535 in Brescia gegründeter und von Papst Clemens VII. bestätigter
katholischer Frauenorden, der die heilige Ursula als Schutzpatronin der Gemeinschaft
ausgewählt hat, mit dem Ziel der Erziehung und Bildung junger Mädchen. Die katholische
Kirche feiert das Fest der heiligen Ursula am 21. Oktober.
1537 wird Angela Merici erste Ordensoberin. Im letzten Vermächtnis an ihre jungen
Schwestern spricht sie die Bedingung aus, die für einen Weg der Zuversicht damals wie heute
gilt: "Wenn ihr in Treue alles erfüllt, was euch der Heilige Geist nach Zeiten und Umständen
eingeben wird, so freut euch und seid guten Mutes." 17
Die Gründung der Compagnia di Sant’ Orsola eröffnet Frauen eine Alternative zu Ehe oder
Klosterleben. Die Zahl der Mitglieder wächst schnell. Vielerorts in Norditalien entstehen neue
Gemeinschaften. Die Ursulinen sind der erste weibliche Schulorden.
Der ursprünglich als offene, nicht in klösterlicher Abgeschiedenheit lebende Gemeinschaft
konzipierte Orden wandelt sich im Laufe des 16. Jahrhunderts zu einer geschlossenen
Klostergemeinschaft. Nach dem Konzil von Trient werden die Ursulinen mit Katechismus 18Unterricht für Mädchen betraut. Bald kommen auch Lesen, Schreiben, Rechnen und
Handarbeit dazu. Über Avignon werden in Frankreich Gemeinschaften nach dem Brescianer
Vorbild gegründet, in denen die Schwestern meist zusammenleben. Die Ursulinen von Paris
17
Vgl. URL: http://www.ursulinen.asn-graz.ac.at/konvent/foederation.htm (Stand: 03.10.2008)
Vgl. URL.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Katechismus (Stand: 01.01.2008): Der Katechismus ist seit dem Beginn
der Neuzeit ein Handbuch der Unterweisung in den Grundfragen des christlichen Glaubens. Mit dem Wort
Katechismus wurde die Taufkatechese für die Erwachsenen und seit der Einführung der Kindertaufe das
Glaubensexamen der Taufpaten bezeichnet.
18
24
und Bordeaux werden auf eigenen Wunsch 1612 bzw. 1616 in einen Orden mit strenger
Klausur umgewandelt. Viele Gemeinschaften schließen sich dem Beispiel an. Der Unterricht
wird nun innerhalb der Klostermauern erteilt. Daneben unterhalten die Schwestern zumeist
eine Internatsschule. 1639 gehen die ersten Schwestern als Missionarinnen nach Übersee
und gründen in Kanada Ursulinenklöster.
1639 gründen Schwestern aus Liège das erste deutsche Ursulinenkloster in Köln. In rascher
Folge entstehen neue Ursulinenklöster im deutschsprachigen Raum. Sie führen zumeist eine
Bürgerschule und eine Höhere Töchterschule mit Internat. In den politischen Krisenzeiten
Europas werden die Schulen geschlossen und die Klöster beschlagnahmt. Sie blühen aber
danach jeweils schnell wieder auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg erleben die Ursulinenschulen,
nach Schließung insbes. der Schulen im Jahre 1940 durch das NS-Regime, eine starke
Expansion. Die Konvente leiden jedoch zunehmend unter Nachwuchsmangel.
Heute gibt es Ursulinen in fast allen Teilen der Welt. Sie leben in unterschiedlichen
Gemeinschaftsformen und gehen den verschiedensten Aufgaben nach.
Mit weltweit 13.000 Mitgliedern sind die Ursulinen einer der größten Schwesternorden.
Es existieren heute in Europa mehrere Zweige des Ursulinenordens:
§
§
§
Föderation deutschsprachiger Ursulinen mit autonomen Klöstern in Deutschland,
Österreich, Italien und Chile, gegr. 1971.
Ursulinenkongregation Calvarienberg-Ahrweiler (Mutterhaus Bad Neuenahr-Ahrweiler, zu
dieser Kongregation gehören die Konvente in Aachen, Krefeld und Trier).
Ursulinen der römischen Union (Generalat in Rom, gegr. 1900).
Außerdem gibt es noch die ökumenische Gesellschaft der heiligen Ursula – Säkularinstitut
Sankt Angela Merici – in Flensburg und Augsburg und externe oder aggregierte Ursulinen als
Tertiaren 19.
1907 gründen die deutschen Ursulinen den "Verband selbstständiger deutscher
Ursulinenklöster". 1971 wird der Verband erweitert: Es schließen sich die Kongregationen der
Düsseldorfer Ursulinen sowie einige Klöster aus dem deutschsprachigen Ausland – Bruneck,
Innsbruck, Graz – an. Der Verband erhält Statuten und wird umgewandelt in die "Föderation
deutschsprachiger Ursulinen".
Dieser Förderation gehören insgesamt 26 selbständige Klöster und Einrichtungen in
Deutschland an 20.
Träger des Ursulinenklosters in BielefeldSchildesche ist der Convent der Ursulinen zu
Breslau.
Die Ursulinen zu Breslau – Ordo Sanctae
Ursulae – sind gem. kirchlicher Rechtsform eine
Ordensgemeinschaft
päpstlichen
Rechts,
zivilrechtlich eine eigenständige Körperschaft
des öffentlichen Rechts durch preußisches
Gesetz vom 22.05.1888.
19
20
Vgl. URL.: http:// www.orden-online.de/wissen/u/ursulinen/ (Stand: 03.10.2008)
Vgl. URL.:http://www.orden.de/ (Stand: 03.10.2008)
25
Der Convent der Ursulinen zu Breslau
ist Träger der Marienschule der
Ursulinen in Bielefeld-Schildesche.
Vor allem der Energie und Tatkraft
von Mater Benedicta ist es zu
verdanken, dass der Convent nach
Kriegsende,
nach
Flucht
und
Vertreibung aus Breslau, 1946 in
Bielefeld eine neue Heimstatt und ein
neues Betätigungsfeld gefunden hat.
Prälat Johannes Schmidt, ehemaliger
Pfarrer von St. Jodokus, hatte schon
länger den Wunsch nach einem
katholischen Gymnasium gehegt. Als
er aus Breslau geflohenen Ursulinen
begegnete, begann er sofort, diesen
Gedanken zu verwirklichen. In der
„inneren“ Struktur erlebten Schule und
Schulgeschichte vor einigen Jahren eine bedeutsame Veränderung: Schwester Carola Kahler
übergab die Schulleitung nach 34 Jahren am 01.02.2004 an Günter Kunert, Lehrer für
Deutsch und Musik und Leiter des Vokalensembles der Schule. Schwester Carola, als Oberin
des „Conventes der Ursulinen zu Breslau in Bielefeld“ zugleich Repräsentantin des
Schulträgers, und Günter Kunert als Schulleiter wirken nun zusammen, um die Zukunft der
Marienschule aus der ursulinischen Tradition heraus zu gestalten.
In Hinsicht auf die schul- und unterrichtsorganisatorischen Strukturen und entsprechend den
bildungspolitischen Möglichkeiten im Land NRW reagierte die Schule seit Gründung der
Bundesrepublik auf die jeweiligen Erfordernisse im Bereich von Bildung und Erziehung
§
§
§
§
mit Integrationsprogrammen für Spätaussiedlerinnen bzw. -aussiedler (seit 1962 bis
heute),
mit der Einrichtung des wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Aufbauzweiges für
Realschulabsolventinnen bzw. -absolventen (1966),
mit der Einführung der Koedukation (1971),
mit dem Vorlaufmodell zur reformierten Oberstufe (1972).
Die Marienschule ist durch die Mitarbeit u. a. in der ODIV (Verband der Direktoren von
Ordenschulen) und im AKS (Arbeitskreis katholischer Schulen) eingebunden in die Strukturen
des katholischen Schulwesens in Deutschland und hat dadurch regelmäßig Anteil an
Erfahrungen und Initiativen der hier vertretenen Schulen 21.
Der Konvent der Ursulinen zu Breslau in Bielefeld/ Winterberg hat am 14. Juli 2007 Schwester
Carola Kahler für eine 4. Amtszeit zur Oberin wiedergewählt.
21
Vgl. URL.: http:// www.marienschule-bielefeld.de/ (Stand: 03.10.2008)
26
Ursulinenkloster Marienschule
Sieboldstrasse 4a,
33611 Bielefeld.
II.1.1.5 Kroatische Gemeinde
Katholische Kroatische
Kirchengemeinde
Turnerstr. 2,
33602 Bielefeld.
Pfarrer: Slavko Rako.
//.1.1.6 Polnische Gemeinde
Katholische Polnische Kirchengemeinde, Greifswalder Str. 65, 33605 Bielefeld. Pastor:
Dr. Krzysztof Romanowski.
II.1.1.7 Ukrainische Gemeinde
Die ukrainische griechisch-katholische Kirche (UGKK) gehört zur Kirchengruppe der Kirchen
des byzantinischen Ritus, welche in voller Einheit mit dem Apostolischen Stuhl 22 stehen
und seine geistige und rechtliche Oberhoheit anerkennen. „Ritus“ bedeutet in diesem
22
Vgl. URL.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Heiliger_Stuhl (Stand: 01.01.2009): Der Heilige Stuhl (lateinisch Sancta
Sedes; auch Apostolischer Stuhl genannt) bezeichnet als Völkerrechtssubjekt den Papst als Oberhaupt der
römisch-katholischen Kirche allein oder zusammen mit den Einrichtungen der römischen Kurie.
Obwohl auch als „Vatikan“ bezeichnet, ist der Heilige Stuhl vom Staat der Vatikanstadt zu unterscheiden, der ein
Staat mit Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatsgewalt ist. Allerdings ist der Papst Oberhaupt des Staates der
Vatikanstadt, welchen der Heilige Stuhl zwischenstaatlich vertritt.
27
Kontext die liturgische, theologische, geistige und rechtliche Tradition. Die UGKK ist die
größte katholische Ostkirche eigenen Rechts (sui juris).
Namen, mit denen die Kirche bezeichnet wird:
Unierte Kirche.
Ukrainische Katholische Kirche.
Ukrainische Katholische Kirche des byzantinischen Ritus.
Kiewer Katholische Kirche.
Der Begriff „griechisch-katholische Kirche“ wurde von der österreichischen Monarchin MariaTheresia im Jahre 1774 eingeführt, um sie von den römisch-katholischen und der
armenischen katholischen Kirche zu unterscheiden.
In offiziellen kirchlichen Dokumenten wurde für die UGKK der Begriff „Ecclesia Ruthena unita“
gebraucht. Ab 1960 taucht in den offiziellen Bezeichnungen der Name „Ukrainische
Katholische Kirche“ auf, womit vor allem die in der Diaspora lebenden ukrainischen Katholiken
bezeichnet wurden sowie auch die Untergrundkirche in der damaligen Sowjet-Ukraine. In der
päpstlichen Jahresstatistik Annuario Pontificio gebraucht man die Bezeichnung „Ukrainische
Katholische Kirche des byzantinischen Ritus“. Bei der Bischofssynode der UGKK im
September 1999 wurde die Bezeichnung „Kiewer Katholische Kirche“ vorgeschlagen, wodurch
die Identität der Kirche unterstrichen würde.
Die Anfänge der Seelsorge für die in Deutschland lebenden ukrainischen Katholiken des
byzantinischen Ritus reichen in die 20iger Jahre des 20. Jahrhunderts zurück. Die
Nationalitätenpolitik der nach dem Ersten Weltkrieg wieder gegründeten polnischen Republik
veranlasste viele Ukrainer aus dem galizischen Raum (Westukraine), für immer oder
zumindest zu Studienzwecken ihre Heimat zu verlassen und sich in Deutschland
niederzulassen. Auch als Saisonarbeiter kamen Ukrainer nach Schlesien, Bremen, Hamburg
und ins Rheinland. Die deutsche Sprache war ihnen nicht ganz fremd, da Galizien mehr als
ein Jahrhundert lang dem Habsburger Reich angehört hatte.
In den Jahren 1930 bis 1933 wurde in der Ukraine eine Zwangskolchosierung durchgeführt,
die mit einer Verfolgung der Bauern verbunden war. Etwa 7 Mill. Ukrainer verloren dabei ihr
Leben, viele flohen. Im Zuge dieser neuen Flüchtlingswelle kamen seit 1930 ukrainische
Theologiestudenten nach München, die an dem von Kardinal Michael Faulhaber gegründeten
St.-Andreas-Kolleg studierten. Deutsche, Weißrussen und Ukrainer bereiteten sich dort auf
eine eventuelle spätere Tätigkeit in der Seelsorge vor. Das Kolleg wurde von Pater
Chrysostomus Baur, OSB, geleitet.
Vor dem Zweiten Weltkrieg sollen in Deutschland etwa 50.000 katholische und orthodoxe
Ukrainer gelebt haben. Während des Krieges stieg diese Zahl auf über 2 Mill. an. Eine neue
Welle setzte ein, als 1945 viele Ukrainer vor den einrückenden Russen nach Deutschland
flohen. Im Juni 1945 lebten allein in Berlin ca. 5.000 Ukrainer.
Im Jahr 1927 errichtete der damalige Metropolit 23 von Halyc und Erzbischof von Lemberg,
Andrij Scheptyckyj, ein Seelsorgedekanat für die katholischen Ukrainer in Berlin, wo als erster
Seelsorger der selig gesprochene Priester Petro Werhun wirkte. Werhun wurde schon 1937
Päpstlichen Hausprälaten und 1940 zum Apostolischen Visitator 24 und Administrator 25
23
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Metropolit: Der Titel des Metropoliten bezeichnete im frühen
Christentum einen Oberbischof, der einem Verbund von Bistümern vorstand und seinen Sitz in einer
Provinzhauptstadt (Metropolis, altgr. µητρόπολις, „Mutterstadt einer Kolonie“) hatte.
24
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Apostolischer_Visitator: Ein Apostolischer Visitator ist ein Beauftragter
des Papstes, der mit besonderen und umfassenden Befugnissen ausgestattet ist. Die Untersuchten sind laut
28
ernannt, also zum Oberhirten der katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus in
Deutschland. Unter seiner Administration waren etwa zehn Priester in der Ukrainerseelsorge
tätig. Am 22. Juni 1945 wurde Prälat Werhun von den Sowjets verhaftet, in die UdSSR
deportiert und dort zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er starb als Bekenner an seinem
Zwangsaufenthaltsort in Krasnojarsk am 7. Februar 1957.
An die Stelle von Prälat Werhun trat am 12. Oktober 1945 der Priester Mykola Wojakowskyj,
der die Amtsbezeichnung „Stellvertretender Leiter der Apostolischen Visitatur“ führte. Mit der
Neuordnung der Ukrainerseelsorge im Ausland durch Papst Pius XII übernahm 1947
Erzbischof Iwan Buczko als Apostolischer Visitator in Westeuropa auch die Leitung der
Seelsorge für die in Deutschland lebenden katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus.
Sein ständiger Vertreter und Generalvikar in Deutschland wurde der spätere Prälat Petro
Holynskyj.
In der Nachkriegszeit versuchten Kommunisten, die in Deutschland lebenden Ukrainer zur
Rückkehr in ihre Heimat zu überreden – wo sie dann als Kollaborateure 26 verurteilt und in
Arbeitslagern interniert wurden. Statt in die Ukraine zurückzukehren, wanderten daher viele
Ukrainer in die Vereinigten Staaten und nach Kanada, Australien oder Argentinien aus. Im
damaligen Gebiet der Bundesrepublik blieben ungefähr 50.000 bis 60.000 ukrainische
katholische und orthodoxe Ukrainer. Die Seelsorgestellen für Ukrainer blieben auch in der
Nachkriegszeit erhalten. Sie bilden das Fundament für die heutige Ukrainerseelsorge.
Am 17. April 1959 errichtete Papst Johannes XXIII. für die in Deutschland lebenden
katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus eine Apostolische Exarchie 27 mit eigener
Jurisdiktion, die direkt dem Papst untersteht, vergleichbar mit einem Apostolischen Vikariat
der lateinischen Kirche. Erster Oberhirte wurde der damalige Kanzler der ukrainischen
Metropolitaneparchie 28 in den USA, Dr. Dr. Platon Kornyljak, der am 7. Juli 1959 die
Bischofsweihe erhielt
Die ukrainische griechisch-katholische Kirche, zu der sich in der Ukraine ca. 5 Mill. Gläubige
bekennen, war in der Zeit der Sowjetunion (1946 – 1989) verboten. Die Bischöfe sind fast alle
in Gefangenschaft gestorben. Der Patriarch Joseph Slipyj war 18 Jahre in sowjetischen
Gefängnissen und Lagern, später wurde er nach Rom entlassen, wo er vom Heiligen Stuhl
zum Kardinal ernannt wurde und von wo aus er die Geschicke der ihn anvertrauten Kirche
lenkte.
Zum Überleben der Kirche in der Heimat leisteten viele im Ausland lebende Ukrainer
selbstlosen Einsatz: So wurde z. B. christliche Literatur in die Ukraine geschickt, und mit Hilfe
von Radiosendungen, Zeitungen usw. konnte die Verbindung auch über den `Eisernen
Kirchenrecht verpflichtet, "vertrauensvoll mit dem Visitator zusammenarbeiten, indem sie auf rechtmäßiges
Befragen wahrheitsgemäß" zu antworten haben.
25
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Administrator_(Katholische_Kirche): Ein Administrator (von lat.
administrare „verwalten“) ist im Katholischen Kirchenrecht der Vorsteher eines juristisch selbstständigen
Kirchengebietes oder einer bestimmten Einrichtung.
26
Vgl. URL.: http://www.memory-alpha.org/de/wiki/Kollaborateur (Stand: 01.01.2009): Ein Kollaborateur ist eine
Person, die mit dem Feind zusammenarbeitet.
27
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Apostolische_Exarchie_: Die Apostolische Exarchie für katholische
Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien ist ein Jurisdiktionsbezirk der Ukrainischen
Griechisch-Katholischen Kirche, einer mit Rom unierten Kirche.
28
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Eparchie: Mit Eparchie wird ein Bistum (bzw. Diözese) im Bereich der
orthodoxen Kirchen bezeichnet. Der "Bischof" einer Eparchie nennt sich Eparch. Eparchen außerhalb des
angestammten Territoriums einer Kirche sind Exarchen, ihr Wirkungsfeld heißt Exarchat. Auch die mit der römischkatholischen Kirche unierten ostkirchlichen Bistümer sowie Bistümer der römisch-katholischen Kirche mit
byzantinischem Ritus werden als Eparchien oder Exarchate bezeichnet.
29
Vorhang´ 29 hinweg aufrechterhalten werden. Der Wunsch der katholischen Ukrainer, ihre in
der Heimat im Untergrund lebende Kirche zu unterstützen und zu erhalten, prägte ihr Leben
und stärkte ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. Auch nach der Wende versteht sich die
Apostolische Exarchie als Teil der ukrainischen Kirche; allerdings hat sich der Schwerpunkt
ihrer Aufgaben verlagert.
Apostolische Exarchie für katholische
Ukrainer des byzantinischen Ritus
in Deutschland und Skandinavien
(Anschrift: Schönbergstr. 9, 81679
München) / Katholische Ukrainische
Kirchengemeinde, Grünstr. 27, 33615
Bielefeld. Pfarrer: Myron Molczko.
Ukrainische Kirche
Am Alten Dreisch 16 c, 33605 Bielefeld.
II.1.2 Evangelische Kirche in Bielefeld – Kirchengemeinden –
Der weitaus größte Teil der Bielefelder Kirchenmitglieder gehört der evangelischen Kirche an
(Stand Dezember 2007 = 142.468).
Der Kirchenkreis Bielefeld umfasst 28 Kirchengemeinden auf einem Gebiet von ca. 170
Quadratkilometern.
Der Kirchenkreis Bielefeld hat seinen Sitz im Haus der Kirche, Markgrafenstraße 7, 33602
Bielefeld (Tel. 0521 / 5837 – 0). Hier befinden sich neben dem Kreiskirchenamt die
Superintendentur 30, das Sozialpfarramt, das Frauenpfarramt, das Jugendpfarramt, das
Öffentlichkeitsreferat und das Schulreferat/Mediothek.
Die Kirchenmitglieder im Süden Bielefelds – also in Bielefeld-Brackwede, Bielefeld-Senne und
Bielefeld-Sennestadt – gehören zum Kirchenkreis Gütersloh. Grund: Bei der Gebietsreform
hatten sich zwar die politischen, nicht aber die kirchlichen Grenzen verschoben. Die
Verwaltung hat Ihren Sitz in Gütersloh/Halle. Die insgesamt 37.000 Gemeindemitglieder
werden somit bei den statistischen Angaben zum Bielefelder Kirchenkreis nicht berücksichtigt.
29
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Eiserner_Vorhang_(Politik)(Stand: 01.01.2009): Als „Eiserner
Vorhang“ wird in der Politik und Zeitgeschichte eine hauptsächlich ideologisch unüberwindbare Grenze nach ihrem
Vorbild aus dem Theaterbau beschrieben. Insbesondere bezieht sich der Begriff auf die Grenze zwischen der
Bundesrepublik Deutschland und der DDR bzw. zwischen den marktwirtschaftlich und größtenteils demokratisch
orientierten Staaten des Westens (teilweise angeführt durch die USA) und den planwirtschaftlich gelenkten,
sozialistischen Staaten Osteuropas (teilweise unter Vorherrschaft der UdSSR) während des Kalten Krieges.
30
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Kirchenkreis: Ein Kirchenkreis ist in einigen evangelischen Kirchen ein
Zusammenschluss mehrerer benachbarter Kirchengemeinden. In anderen Kirchen heißt die vergleichbare Ebene in
der Verwaltungshierarchie Dekanat, Kirchenbezirk, Propstei, Ephorie (in der Evangelisch-Lutherischen
Landeskirche Sachsens), Superintendentur oder Klasse (nur bei der Lippischen Landeskirche). Jedoch können
auch zwei Begriffe parallel bzw. synonym verwendet werden.
30
Ev. Kirchengemeinden in Bielefeld (Kirchenkreis Bielefeld):
Ev.-luth. Kirchengemeinde Altenhagen
Studiostr. 25,
33729 Bielefeld.
Ev. Altstädter-Nicolai-Kirchengemeinde
Süsterplatz 2,
33602 Bielefeld.
Ev.-luth. Apostelkirchengemeinde
Brückenstr. 35 a,
33607 Bielefeld.
Ev.-luth. Kirchengemeinde Babenhausen
Babenhauser Str. 151,
33619 Bielefeld.
31
Ev.-luth. Kirchengemeinde Brake
Braker Str. 112,
33729 Bielefeld.
Ev.-Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde, Am Brodhagen 36, 33613 Bielefeld.
o Bezirk Bodelschwingh
Voltmannstr. 263,
33613 Bielefeld.
o Bezirk Bültmannshof
Jakob-Kaiser-Str. 2 a,
33615 Bielefeld.
o Bezirk Christus
Wellensiek 108,
33619 Bielefeld.
o Bezirk Matthäus
Am Brodhagen 36,
33613 Bielefeld
(Kirche/Gemeindebüro für alle Bezirke).
32
Ev.-luth. Kirchengemeinde Dornberg
Am Petersberg 15,
33619 Bielefeld.
Ev.-luth. Kirchengemeinde Heepen, Heeper Str. 432, 33719 Bielefeld.
o Ev.-luth. Kirchengemeinde Heepen
Heeper Str. 432,
33719 Bielefeld.
o Gemeindehaus Friedenskirche
Hagenkamp 73,
33609 Bielefeld.
Ev.-luth. Kirchengemeinde Hillegossen
Reichenberger Str. 7,
33605 Bielefeld.
33
Ev.-luth. Kirchengemeinde Hoberge-Uerentrup
Markuskirchweg 7,
33619 Bielefeld
(Gemeindebüro:
Babenhauser Str. 151, 33619 Bielefeld).
Ev.-luth. Jakobuskirchengemeinde
Jakobusstr. 3,
33604 Bielefeld.
Ev.-luth. Kirchengemeinde Jöllenbeck
Schwagerstr. 14,
33739 Bielefeld.
Ev.-luth. Lydia Kirchengemeinde
Johanniskirchplatz 4 a,
33615 Bielefeld.
34
Ev. Markuskirchengemeinde
Otto-Brenner-Str. 171,
33604 Bielefeld.
Ev.-luth. Martini-Kirchengemeinde Gadderbaum
Pellaweg 4,
33617 Bielefeld.
Ev.-luth. Kirchengemeinde Milse
Gemeindeweg 8,
33729 Bielefeld.
Ev.-luth. Neustädter-Marienkirchengemeinde
Papenmarkt 10 a,
33602 Bielefeld.
35
Ev.-luth. Kirchengemeinde Oldentrup
Siekstr. 14,
33719 Bielefeld.
Ev.-luth. Pauluskirchengemeinde
Markgrafenstr. 2,
33602 Bielefeld.
Ev. Petrikirchengemeinde
Petristr. 65 a,
33609 Bielefeld.
36
Ev. reformierte Kirchengemeinde Bielefeld
Süsterplatz 2,
33602 Bielefeld 31.
31
Im Jahre 1491 gründeten Augustinerinnen das Schwesternhaus "Zum Mariental". Sie übten praktische
Frömmigkeit in der Nachfolge Jesu Christi und widmeten sich der Armen- und Krankenpflege. Die Bielefelder
Bürger nannten ihre Niederlassung "Süsterhaus" (Schwesternhaus), und obwohl die Kirche seit über 300 Jahren
das Gotteshaus der Bielefelder Reformierten ist, wird sie bis heute auch Süsterkirche genannt.
Geistlicher Mittelpunkt der Gemeinschaft war damals die Kapelle, ein einschiffiger gotischer Bau mit vier Jochen
und einem Dachreiter mit Glocke (Jahreszahl 1514). Infolge der Reformation löste sich die
Schwesterngemeinschaft zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf, die unbenutzte Kirche verfiel allmählich. Nachdem
die Grafschaft Ravensberg 1649 endgültig brandenburgisch geworden war, gab es in Bielefeld 1657 auf der
Sparrenburg den ersten reformierten Gottesdienst. Aus der Schlosskapelle befinden sich noch eine Kanzelbibel
sowie Abendmahlsgeräte im Besitz der Gemeinde.
In den folgenden Jahren nahm die Zahl der Reformierten stark zu, sodass man ein Gesuch an den Großen
Kurfürsten Friedrich Wilhelm um Überlassung der baufälligen Süsterkiche schickte. 1671 erfolgte die Schenkung,
aber erst am 25. Januar 1682 konnte der erste reformierte Gottesdienst in der Süsterkiche gefeiert werden. Auch
die übrigen Gebäude des ehemaligen Klosters kamen in den Besitz der Gemeinde, Reformierte Schule, Pfarrer-,
Schulmeister- und Kantorwohnungen fanden dort ihren Platz. Die reformierte Schule wurde erst 1834 geschlossen.
In den zwei Jahrhunderten von 1657 bis 1850 nahm die Zahl der Gemeindeglieder von ca. 150 auf rund 500 zu.
Vierzig Jahre später, 1890, waren es bereits 2.500, um bis 1900 auf 4.000 und 1910 sogar auf 6.250 zu steigen.
Die Industrialisierung zog in diesen Jahren vor allem aus dem reformierten Lippe viele Menschen nach Bielefeld,
wo sie eher Arbeit fanden als in ihrer bäuerlichen Heimat. Die wachsende reformierte Gemeinde brauchte eine
größere Kirche. Nachdem die Süsterkirche bereits 1861 den Westturm (27 m hoch) erhalten hatte, wurde sie
1891/92 durch ein Querschiff und den Chorraum erweitert, so dass nun rund 250 Menschen in ihr Platz fanden.
Dabei ist die Leistung des Baumeisters Trappen besonders zu würdigen. Er hat das ursprüngliche Langhaus so
erweitert, dass die Kirche einen stilistisch geschlossenen Eindruck macht. Bemerkenswert sind die Schnitzereien in
der Kirche, besonders der typisch reformierte Abendmahlstisch. Auch das 1929 im Chorraum angebrachte Mosaik
fügt sich in die Proportionen und Maße des Kirchenraumes ein.
Der Zweite Weltkrieg traf die Süsterkirche hart. Bei dem Bombenangriff auf Bielefeld am 30. September 1944
brannte der gesamte Dachstuhl nieder, Regen und Schnee des folgenden Winters richteten großen Schaden an.
Durch das Engagement viele Gemeindeglieder konnte die Kirche jedoch bereits 1948 wieder in Gebrauch
genommen werden. Die Orgel wurde wieder spielbar gemacht, neue Kirchenfenster, ornamental und farbig
zurückhaltend gestaltet, wurden 1950/51 eingesetzt. Im Jahr 1971 erfolgte die letzte größere Renovierung, bei der
das Gestühl erneuert und eine neue Kleuker-Orgel mit jetzt 25 Registern angeschafft wurden. Auf Grund der
zahlreichen Konzerte in der Kirche, die gern auch von nichtkirchlichen Veranstaltern genutzt wird, wurden 1998
Teile des Gestühls umgebaut, sodass der Platzbedarf im Chorraum heute flexibler gestaltet werden kann.
Die Ev.-reformierte Kirchengemeinde Bielefeld ist heute eine von 35 Kirchengemeinden im Kirchenkreis Bielefeld.
Von den Mitte des 20. Jahrhunderts über 6.000 Gemeindegliedern sind es heute rund 3.000. Dieser
überproportionale Rückgang hängt vor allem mit den weiten Wegen viele Gemeindeglieder zusammen und der
Unbekanntheit einer Bielefelder Reformierten Gemeinde bei Zuzügen von Menschen reformierten Herkommens.
Die Mitgliedschaft in der Gemeinde heute zeichnet sich bei vielen Gemeindegliedern durch ein hohes Maß an
Verbundenheit und Identifizierung aus. Die Gottesdienste sind – vergleichsweise – gut besucht, auch die Gruppen
und Kreise der Gemeinde werden trotz weiter Wege gerne angenommen. Die Arbeit mit Konfirmandinnen bzw.
Konfirmanden wurde in der Vergangenheit neu konzipiert. Vor allem jüngere Menschen finden durch die
Jugendarbeit und den über die Gemeindegrenzen bekannten Posaunenchor eine Heimat.
Seit Anfang des letzen Jahrhunderts hat die Ev.-reformierte Gemeinde eine eigene Gemeindepflegestation. Bis
zum Jahr 1982 haben Diakonissen aus dem Mutterhaus Detmold auf verschiedenste Art und Weise die
Gemeinschaft durch ihre Mitwirkung geprägt. Seitdem arbeiten examinierte Krankenschwestern/-pfleger in der
Gemeindepflegestation. Sowohl die Strukturreform der 1970er Jahre (Zusammenlegung zu einer Diakoniestation
für mehrere Gemeinden) als auch die Einführung der Pflegeversicherung stellte die Fortführung dieser
diakonischen Tätigkeit nicht in Frage.
Heute ist die Gemeindepflegestation eine der wenigen diakonischen Einrichtungen innerhalb Westfalens, die
ausschließlich von einer einzelnen Gemeinde getragen wird. Das ist nicht einfach ein Festhalten an einer Tradition.
Dabei steht im Vordergrund, dass Kranke, Behinderte und hilfsbedürftige alte Menschen von Schwestern/Pflegern
37
Ev.-luth. Kirchengemeinde Schröttinghausen
Horstkotterheide 55,
33739 Bielefeld.
Ev.-luth. Kirchengemeinde Stieghorst
Reichenberger Str. 7,
33605 Bielefeld.
Ev.-luth. Stiftskirchengemeinde Schildesche, Johannisstr. 13, 33611 Bielefeld.
o Bezirk Schildesche
Johannisstr. 13,
33611 Bielefeld
(Gemeindebüro für alle Bezirke).
betreut werden, die sich auch kennen und zu denen sie eine feste Beziehung aufbauen können. Pflege ist mehr als
nur ambulante Versorgung, gleich welche Träger diese Versorgung übernimmt.
Die Finanzierung dieser Arbeit kann nicht über die Kranken- oder Pflegeversicherung allein gedeckt werden. Auch
die bisherigen Spenden und Kollekten konnten den jährlichen Mehrbedarf nicht garantieren. Darum wurde 1997 ein
Förderverein gegründet, um diese wichtige Arbeit, die zum wesentlichen Profil der Ev.-reformierten Gemeinde
Bielefeld gehört, zu unterstützen. Nach bisheriger Einschätzung wird dies auch mit den 350 Mitgliedern gelingen.
38
o Bezirk Thomas
Sievekingstr. 2,
33611 Bielefeld.
Ev.-luth. Auferstehungskirchengemeinde Theesen
Theesener Str. 35,
33739 Bielefeld.
Ev.-Kirchengemeinde Ubbedissen
Ubbedisser Str. 9,
33699 Bielefeld.
Ev.-luth. Kirchengemeinde Vilsendorf
Vilsendorfer Str. 226,
33739 Bielefeld.
39
Anstaltskirchengemeinde Bethel (Zions-Kirchengemeinde Bethel), Sareptaweg 4, 33617
Bielefeld.
o Zionskirche Bethel
Sareptaweg 4,
33617 Bielefeld.
o Eckardtskirche,
Paracelsusweg 8,
33689 Bielefeld.
o Lukas-Kapelle
Kampstr.,
33659 Bielefeld
(Schillingshof, v. Plettenberg-Stift).
Ev. Jugendkirche luca 31 a
Gunststr. 20,
33613 Bielefeld.
31 a
luca = lebendig, unabhängig, christlich, anders. Träger der Jugendkirche ist der Kirchenkreis Bielefeld –
Jugendpfarramt –, Markgrafenstr. 7, 33602 Bielefeld.
40
Ev. Kirchengemeinden im Verband der Ev. Kirchengemeinden in Brackwede (Kirchenkreis
Gütersloh (Brackwede, Senne, Sennestadt)):
Ev.-luth. Bartholomäus-Kirchengemeinde Brackwede
Kirchweg 10,
33647 Bielefeld.
Ev.-luth. Johannes-Kirchengemeinde Quelle-Brock
Georgstr. 19,
33649 Bielefeld.
Ev. Kirchengemeinde Ummeln
Queller Str. 192,
33649 Bielefeld.
41
Ev. Emmaus-Kirchengemeinde Senne, Buschkampstr. 147, 33659 Bielefeld.
o Bezirk Christuskirche (Bielefeld-Senne)
Buschkampstr. 147,
33659 Bielefeld.
o Bezirk Lutherkirche (Senne-Windflöte)
Tulpenweg 11,
33659 Bielefeld.
o Bezirk Friedenskirche (Bielefeld-Senne)
Schopenhauerweg 18,
33659 Bielefeld.
Ev. Kirchengemeinde Sennestadt
Fuldaweg 1,
33689 Bielefeld.
42
Kreuzkirche Sennestadt
Fuldaweg 3
33689 Bielefeld
Die Kreuzkirche Sennestadt aus dem
Jahr 1894 ist die zweite Predigtstätte der
Ev.
Kirchengemeinde
Sennestadt
(Jesus-Christus-Kirche).
129.731 (Stand: Dezember 2007) Bielefelderinnen und Bielefelder sind in sonstigen
Religionsgemeinschaften organisiert oder gehören keiner Gemeinschaft an 32.
II.1.3 Orthodoxe Kirchen
1. Armenisch-Orthodoxe Kirche
Die Armenische Apostolische Orthodoxe Kirche ist die Nationalkirche vor allem auf dem
Gebiet des heutigen Armeniens.
Sitz der deutschen Diözese ist Köln.
Im Rahmen der Arbeitsmigration kamen viele Armenierinnen bzw. Armenier auch nach
Bielefeld und Umgebung. In den 70er Jahren konnten Strukturen eines Gemeinschaftslebens
verstärkt entwickelt werden, indem neue Kultur- und Kirchengemeinden gegründet wurden,
die vor allem soziale wie kulturelle und weniger religiöse Aufgaben verfolgten. Die armenische
Gemeinde bietet die Möglichkeit zur Kommunikation, organisiert religiöse Feste sowie
historische Gedankenveranstaltungen.
Mit Hilfe von christlichen Kirchen vor Ort wurden den Armeniern teilweise Räumlichkeiten zur
Verfügung gestellt. So wird das religiöse Leben der Armenier in der Gustav-Adolf-Kirche
(Bielefeld-Stieghorst) organisiert. Gottesdienst i. d. R. samstags, Ev. Kirchengemeinde
Stieghorst; weiterer Treffpunkt: Nachbarschaftszentrum „KUNZ“, Lipper Hellweg 267, 33605
Bielefeld). Nach eigenen Angaben umfasst die Gemeinde ca. 100 Familien.
Armenisch-Orthodoxe Kirche, Armenische Gemeinde Bielefeld, Lipper Hellweg 267/271,
33605 Bielefeld (Kontaktanschrift: Ennigerloher Str. 50, 59032 Oelde).
2. Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde „Apostel Paulus“ Bielefeld
Die schon 1961 gegründete Gemeinde ist eine der heute 70 Gemeinden der GriechischOrthodoxen Metropolie 33 von Deutschland, die in Nordrhein-Westfalen wie in den meisten
32
Quelle: Amt für Stadtforschung, Statistik und Wahlen der Stadt Bielefeld
Vgl. URL: http://www.schild-des-glaubens.de/Links.php?screenWidth=1600-58k/www.etymologie.info/~e/_n/inplan06.html - 99k: Die Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland wurde 1963 im Zuge einer Neuordnung
der griechischen Kirchengemeinden in der Diaspora vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel neu
gegründet. Sie ist heute die drittgrößte christliche Kirche Deutschlands mit über 70 Kirchengemeinden und über
33
43
Bundesländern den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts hat. Die Gemeinden
haben selbst keinen Rechtsstatus nach deutschem Recht. Zwar Glied der Metropolie, regeln
sie ihre Angelegenheiten doch selbstständig. Der der Gemeinde vorstehende Pfarrer wird von
dem der Metropolie vorstehenden Metropoliten ernannt.
Ein Gemeinderat unterstützt den Pfarrer bei der Erfüllung seiner Aufgaben.
Im Einzugsbereich der Gemeinde, der sich im Westen bis zur niederländischen, im Norden bis
zur niedersächsischen Grenze, im Osten über Lemgo hinaus und im Süden bis Lippstadt
erstreckt, leben ca. 6.000 griechisch-orthodoxe Christen, von denen 300 bis 400 jeden
Sonntag die gut 400 Plätze umfassende, 2002 erworbene Kirche besuchen.
Neben den Frauen-, Jugend- und Katechumenengruppen mit wechselnden Programmen
werden für interessierte Gemeindemitglieder auch Kurse in griechischem Volkstanz,
Ikonenmalerei und Nutzung neuer Medien und Kommunikationsmittel angeboten.
Es gibt zwei anerkannte griechische Schulen in Bielefeld.
Die Gemeinde ist Mitglied der ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) Bielefeld.
Sitz/Kontakt:
Griechisch-Orthodoxe
Kirchengemeinde „Apostel Paulus“ zu
Bielefeld
Weissenburger Straße 14,
33605 Bielefeld.
3. Makedonisch-Orthodoxe Kirchengemeinde
Auslandsseelsorge: Makedonisch-Orthodoxe Kirchengemeinde “Sv. Arhangel Milhail”, c/o
Zore Andonoski, Osterfeldstr. 18, 33605 Bielefeld 34.
4. Russisch-Orthodoxe Kirche (des Moskauer Patriarchats) Bielefeld (Билефельд)
Die Russisch-Orthodoxe Kirche umfasst weltweit ca. 150 Mill. Gläubige (Stand: Januar 2009).
Oberhaupt der Kirche ist seit dem 27.01.2009 Metropolit Kirill als Nachfolger von Alexij II.
Die Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland – Deutsche Diözese – (Verklärungskirche) ist eine
Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Gottesdienste werden auf Russisch bzw.
Altkirchenslawisch zelebriert.
150 Gottesdienststätten. Eine halbe Million orthodoxer Christen insbesondere griechischer und rumänischer
Herkunft gehören ihr an.
34
Vgl. Url.: http://www.laenderkontakte.de/region/europa/mazedonien/auslandsseelsorge/20530/index. html. EMail: [email protected]
44
Russisch-Orthodoxe Kirche – Moskauer Patriarchat –: Z. Zt. finden Gottesdienste in der
katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist, Ringenbergstr. 12, 33611 Bielefeld,
statt. Pfarrer: Erzpriester Sergei Ilin.
Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland (Exarchat) – Deutsche Diözese – (Hl. Apostel
Jakobus Gemeinde).
5. Serbisch-Orthodoxe Gemeinde
Die serbisch-orthodoxe Gemeinde hat seit 1994 ihren Sitz in Wellensiek. Nach den Angaben
der Gemeinde umfasst sie ca. 3.000 Mitglieder in Bielefeld und näherer Umgebung
(Gütersloh, Herford, Bad Salzuflen, Detmold). Etwa 200 Personen sind aktiv.
Insbes. folgende Aktivitäten durchgeführt:
Unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen.
Tanzgruppen.
Senioren-, Frauen-, und Jugendarbeit.
Musikalische Feierlichkeiten zu unterschiedlichen Anlässen.
Sitz/Kontakt: Wellensiek 69 a, 33619 Bielefeld.
Orthodoxe Kirche von Serbien, Otto-Brenner-Str. 123, 33607 Bielefeld.
6. Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (українськoю мoвою)
Historisch gesehen geht die offizielle Gründung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche auf den
Taufakt durch den Kiewer Fürsten Volodymyr den Großen im Jahre 988 in Kiew, die Taufe der
Kiewer Rus', zurück, die bis zum 9. Jahrhundert von vielen Historikern als die Wiege der drei
großen slawischen Völker, der Ukrainer, Russen und Belarussen, betrachtet wird. Das
Christentum kam aus Byzanz, der Quelle der Kultur. Sieben Jahrhunderte lang unterstand die
orthodoxe Kirche in der Ukraine nominell dem Patriarchat von Konstantinopel als ihrer
Mutterkirche. Das heißt, die Patriarchen setzten die Kiewer Metropoliten ein, natürlich
Griechen, mit einigen Ausnahmen, mischten sich aber in die inneren Angelegenheiten der
Kirche nicht ein. Sie konnte sich frei entfalten und im 17. Jh. ihre Blütezeit erleben. Sie war de
facto autokephal 35. Diese Ansicht vertritt z.B. auch der russische Historiker Golubinski. Infolge
damaliger politischer Verhältnisse in Osteuropa und auf Verlangen Moskaus wurde die Kiewer
Metropolie im Jahre 1686 vom Ökumenischen Patriarchen Dionisius IV. von Konstantinopel
unter Missachtung kanonischer Bestimmungen von ihrer Mutterkirche abgetrennt und Moskau
unterstellt. Dass diese Angliederung ein unkanonischer 36 Akt war, zeugt ein Tomos Sinodikos
der Heiligen Synode des Patriarchats von Konstantinopel vom 13. November 1924 zur
Autokephalie-Erklärung der Orthodoxen Kirche in Polen.
35
Vgl. URL.: http://www.lexikon.meyers.de/wissen/autokephal (Stand: 01.01.2009): Autokephal [griechisch],
eigenständig, mit eigenem (Ober-)Haupt (griechisch »kephal«); kirchenrechtlicher Begriff der orthodoxen Kirche;
bezeichnet die Unabhängigkeit der regionalen orthodoxen (Landes-)Kirchen (Autokephalie) in Fragen der
Kirchenorganisation und der Weiterentwicklung einzelner Kultformen (z. B. eigene liturgische Sprachen und
Landesheilige) bei gleichzeitiger Anerkennung des Ehrenprimats des Ökumenischen Patriarchen innerhalb der
Gesamtorthodoxie. Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Autokephalie: Das Wort „Autokephalie“ bezeichnet
In der orthodoxen Kirche den höchsten Autonomiegrad einer Kirche.
36
Vgl. URL: http://www.religion.orf.at/projekt03/religionen/christentum/christentum_kirche_orthodoxe_content.htm :
"Kanonische" Kirchen: Unter dem Ehrenvorsitz des Patriarchen von Konstantinopel sind 16 Kirchen in voller
kirchlicher und sakramentaler Gemeinschaft miteinander verbunden: die Patriarchate von Alexandrien, Antiochien
und Jerusalem sowie die Orthodoxen Kirchen in Russland, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Georgien,
Zypern, Polen, Albanien, Tschechien und Slowakei, Finnland und Estland. Neben diesen kanonischen Kirchen gibt
es aber auch sog. "unkanonische" Kirchen – etwa Exilkirchen, die während der kommunistischen Herrschaft die
Beziehungen zu ihren Mutterkirchen abgebrochen haben. Aber auch andere politischen Entwicklungen führen zu
ähnlichen Entwicklungen. So streben auch die Kirchen in Montenegro und Mazedonien nach dem Zerfall
Jugoslawien nach der "Autokephalie", also nach der kirchlichen Selbständigkeit.
45
Es gab mehrere Versuche, eine ukrainisch orientierte orthodoxe Kirche in der Ukraine zu
gründen und damit auch die historisch entstandene Kiewer Metropolie wiederherzustellen.
Zum ersten Mal nach der Revolution in Russland von 1917 und der politischen
Verselbständigung der Ukraine im November 1917, als sich die Cerkovna Rada (Kirchen-Rat)
als vorläufige Kirchenleitung der Ukraine deklarierte. Auf die Proklamierung der
Unabhängigkeit der Ukrainischen Volksrepublik am 22. November 1918 folgte die
Wiederherstellung der ukrainischen orthodoxen Kirche und ihre Autokephalie-Erklärung mit
einem Gesetzesakt am 01.01.1919 durch die ukrainische Regierung. Diese Kirche bestand,
bis die selbständige ukrainische Staatlichkeit durch die sowjetische Eroberung des Landes
endete. Zum zweiten Mal formierte sich diese Kirche auf dem Allukrainischen Orthodoxen
Kirchenkonzil in Kiew im Oktober 1921 in der Sowjetukraine. Durch ihre Registrierung gewann
diese ukrainische autokephale orthodoxe Kirche einen rechtlichen Status. In der Verfolgung
von 1930 wurden diese Ansätze wieder ausgelöscht. Zum dritten Mal wurde die ukrainische
autokephale orthodoxe Kirche in der Zeit der deutschen Okkupation der Ukraine auf
dauerhafter kanonischer Grundlage begründet. Nach dem Krieg existierte diese ukrainische
autokephale orthodoxe Kirche nur im Ausland.
Die Ukrainische Orthodoxe Kirche im Ausland, bisher als Ukrainische Autokephale Orthodoxe
Kirche (UAOK) bezeichnet, versteht sich als Teil der Einen, Heiligen, Katholischen und
Apostolischen Kirche. Sie ist die während der deutschen Besetzung der Ukraine
wiederhergestellte Kirche, die ihre kanonische Stellung in den Jahren 1941 – 1944 mit dem
Segen des Warschauer Metropoliten Dionisius erlangt hat, und zwar dadurch, dass Metropolit
Dionisius von Warschau, der selbst ein Russe war, seine Jurisdiktion auf die besetzten
ukrainischen Gebiete ausdehnte. In seinem Memorandum an die deutschen Zivilbehörden
vom 15. Juli 1942 vertrat Metropolit Dionisius die Ansicht, dass gemäß dem Standpunkt des
Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel seine Ortskirche die Erbfolgerin der alten
Kiewer Metropolie in ihrer kanonischen Funktion bis zum Jahre 1686, in dem sie Moskau
unkanonisch unterstellt wurde, ist.
Metropolit Dionisius sorgte auch für die Wiederherstellung der ukrainischen kanonischen
Hierarchie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche, deren erste Weihen von den ihm
unterstehenden Bischöfen vorgenommen wurden.
Mit ihren Eparchien 37 in Nord- und Südamerika, in Australien, Neuseeland und Westeuropa
(Diözesen in Belgien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien) unter Leitung des
Metropoliten von Eirenoupolis Konstantyn (Ukrainische Orthodoxe Kirche der USA und der
Diaspora) bildet sie jetzt einen selbständigen Zweig ihrer historisch entstandenen
Mutterkirche, der Kiewer Metropolie. Seit Anfang 1995 steht diese Kirche in kanonischer und
eucharistischer 38 Gemeinschaft mit dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und
damit mit allen kanonischen Autokephalen Orthodoxen Ortskirchen. Am 12. März 1995, am
Sonntag der Orthodoxie, bestätigte Seine Allheiligkeit Patriarch Bartholomäus in seiner
37
Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Eparchie (Stand: 01.01.2009): Mit Eparchie wird ein Bistum (bzw.
Diözese) im Bereich der orthodoxen Kirchen bezeichnet. Der „Bischof“ einer Eparchie nennt sich Eparch. Eparchen
außerhalb des angestammten Territoriums einer Kirche sind Exarchen, ihr Wirkungsfeld heißt Exarchat.
Auch die mit der römisch-katholischen Kirche unierten ostkirchlichen Bistümer sowie Bistümer der römischkatholischen Kirche mit byzantinischem Ritus werden als Eparchien oder Exarchate bezeichnet.
Der Begriff Eparchie (griechisch επαρχία} steht auch für eine 1997 mit dem „Kapodistrias-Plan“ abgeschaffte
griechische Verwaltungseinheit, die hierarchisch zwischen den Stadt- und Landgemeinden (Dimos und Kinotita)
und dem Präfekturbezirk (Nomos) angesiedelt war.
38
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Eucharistie: Das Abendmahl (auch Eucharistie, Herrenmahl,
Altarsakrament, Brotbrechen oder Gedächtnismahl genannt) ist eine Handlung im Rahmen eines christlichen
Gottesdienstes, die an das heilvolle Sterben Jesu Christi erinnert und dieses vergegenwärtigt. Es geht auf das
letzte feierliche Mahl Jesus von Nazarets mit seinen zwölf erstberufenen Jüngern (Aposteln) am Vorabend seines
Todes zurück (gefeiert am Gründonnerstag) und gehört mit der Taufe zu den für fast alle christlichen Kirchen
wesentlichen gottesdienstlichen Handlungen. Dabei ist Jesus Christus laut jeweiligem Glauben in der von ihm
gegebenen Gemeinschaft, in seinem Wort, im Glauben an ihn, in den verteilten Gaben Brot und Wein gegenwärtig.
46
Ansprache die Aufnahme aller orthodoxer Ukrainer in der Diaspora unter seine Jurisdiktion.
Damit wurde die historisch bedingte Bindung zum Ökumenischen Patriarchat
wiederhergestellt. Die ersten ukrainischen orthodoxen Gemeinden in der Bundesrepublik
Deutschland wurden nach Kriegsende bereits im Sommer 1945 gegründet. Im Herbst 1944
trafen zwölf Bischöfe des ukrainischen Episkopats 39 in Deutschland ein und versuchten, ein
kirchliches Leben in Deutschland aufzubauen. Metropolit Polykarp, der sich im Sommer 1945
in der Nähe von Hannover befand, berief die erste Versammlung der Bischöfe, die am 16. Juli
1945 in Bad Kissingen stattfand. Es wurde der Beschluss gefasst, fortan als ein
hierarchisches Organ der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche in der Emigration
tätig zu werden. So gab es im Sommer 1949 etwa 60 Pfarreien mit rund 20.000 Gläubigen,
127 Priestern und 20 Diakonen. Die Gemeinden im Nachkriegs-Deutschland entfalteten ein
reges kirchliches Leben. In München gab es ein Theologisch-Wissenschaftliches Institut und
eine Theologisch-Pädagogische Akademie, an der hervorragende emigrierte ukrainische
Wissenschaftler und Theologen lehrten. Deutschland blieb aber für viele Flüchtlinge nur eine
Übergangsstation. Getrieben von den Erinnerungen an den stalinistischen Terror, an Not und
Elend, suchten seit 1948 Tausende Ukrainerinnen bzw. Ukrainer Zuflucht in der „Freien Welt“,
in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und in Südamerika. Für die hier gebliebenen
und ihre Nachkommen ist Deutschland zur zweiten Heimat geworden.
Z. Zt. zählt die Ukrainische Orthodoxe Diözese in Deutschland fünf Priester und einen Diakon.
Zwei der Priester befinden sich im Ruhestand. Gemeinden bestehen u. a. in München,
Ingolstadt, Neu-Ulm, Regensburg, Karlsruhe, Bielefeld-Sennestadt, Düsseldorf. Im
Bundesgebiet befinden sich Tausende neue Zuwanderinnen bzw. Zuwanderer aus der
Ukraine, die den Kontakt zur Kirche bei Taufen, Trauungen und anderen persönlichen
Angelegenheiten suchen, und zu den Gottesdiensten kommen. Die Ukrainische Orthodoxe
Eparchie ist seit 1997 Mitglied der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland –
Verband der Diözesen – KOKiD. Sie ist auch in verschiedenen lokalen und regionalen
ökumenischen Arbeitsgemeinschaften vertreten.
Ukrainische Orthodoxe Kirche, Bielefeld-Sennestadt (Beckhof-Siedlung, Am Bechhof 44,
33689 Bielefeld).
II.1.4 Die Freikirchen
Außer Staatskirchen 40 und Landeskirchen gibt es auch Freikirchen. Freikirchen wurden
gegründet, um christliche Gemeinden nach biblischem Vorbild zu schaffen. Freie Kirche heißt
nicht nur, unabhängig und frei zu sein von Staatsverflechtungen, frei ist auch die
wirtschaftliche Situation. Mitglieder der Gemeinden unterstützen auf freiwilliger Basis mit
Spenden den gesamten Dienst, eine finanzielle Verwicklung mit Interessensgruppen gibt es
nicht. Als Freikirche werden Kirchensteuer und Zwangseinzug von Beiträgen abgelehnt.
Freikirche sein bedeutet aber vor allem, in Unabhängigkeit und mit freiwilligem Engagement
alle Bestrebungen darauf zu richten, entsprechend dem Vorbild des Neuen Testaments zu
leben und zu wirken.
1. Baptisten / Baptistengemeinden
39
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Episkopat (Stand: 01.01.2009): Episkopat (von griechisch episcopos
„Bischof“) bezeichnet die Gesamtheit der Bischöfe, die Bischofskonferenz eines bestimmten Landes, früher in
verschiedenen Zusammenhängen die Reichskirche, die Dauer der Amtsführung eines Bischofs.
40
Vgl. URL: http://www.lexikon.gulli.com/Staatskirche: Als Staatskirche werden Kirchen bezeichnet, die von der
Regierung zur offiziellen Religion des Staats bestimmt wurden. Diese Regelungen betreffen das ganze
Staatsgebiet. Eine Kirche kann sich als Staatskirche auf das Gebiet eines Staates oder Teilstaates beschränken
(z.B. Church of England, reformierte Kirche des Kantons Zürich) oder sie kann in mehreren Staaten offizielle Kirche
sein (z.B. vormals die Katholische Kirche in Spanien, in Italien und Belgien).
47
Als Baptisten werden die Mitglieder einer Familie von christlichen Freikirchen bezeichnet, zu
deren besonderen Merkmalen die ausschließliche Praxis der Gläubigentaufe gehört. Sie
entstammen einer evangelikalen 41 Tradition, der sich die meisten Baptisten auch heute
verpflichtet wissen. Ein wesentliches Merkmal der Baptisten ist ihre Ablehnung der
Kindertaufe, welche nach ihrem Verständnis nicht dem biblischen Gebot entspricht.
Stattdessen lassen sich Baptisten im entscheidungsfähigen Alter taufen. Getauft werden nicht
nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche. Daher lehnen die Baptisten den Begriff
Erwachsenentaufe ab und sprechen lieber von Glaubenstaufe.
Insbes. folgende Prinzipien sind für Baptisten relevant:
Für Lehre, Glauben und Leben ist die Bibel alleinige Richtschnur.
Das höchste Gebot stellt die Nächstenliebe dar, wie Jesus Christus sie verkündet hat.
Daraus folgen alle anderen Gebote. Wer seinen Nächsten liebt, der bestiehlt oder tötet ihn
nicht.
Die Gemeinde Jesu ist eine Schöpfung des Wortes Gottes. Die Verkündigung weckt,
stärkt und korrigiert den Glauben des einzelnen Menschen und verlangt nach dessen
Antwort. Die Verkündigung des Evangeliums ist die Voraussetzung dafür, dass ein
Mensch zum Glauben kommt. Wer zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist, wird
eingeladen, sich aufgrund seines persönlichen Bekenntnisses taufen zu lassen.
Nicht die Taufe, sondern der persönliche Glaube an Jesus Christus als Herrn und Erlöser
ist heilsentscheidend.
Die örtliche Gemeinde der Glaubenden "verwaltet" das Wort und die von Jesus Christus
eingesetzten Zeichen Taufe und Abendmahl. Sie delegiert diese Aufgabe an einzelne
Gemeindemitglieder.
Grundsatz ist das Priestertum aller Gläubigen. Alle Handlungen, auch Taufe, Abendmahl
und Predigt, können von jedem Gemeindemitglied vollzogen werden.
Das Abendmahl wird einmal im Monat als Gedächtnismahl gefeiert.
Baptisten sehen in der Evangelisation 42 die vordringlichste Aufgabe sowohl des einzelnen
Gemeindemitglieds als auch der Gemeinde und ihrer regionalen und nationalen
Zusammenschlüsse.
Baptisten treten weltweit für Glaubens- und Gewissensfreiheit des Menschen ein. Staat
und Kirche sind zu trennen. Keine Religion darf vom Staat bevorzugt behandelt werden.
Bei den Baptisten wird das Kreuz ohne Korpus dargestellt, da Jesus auferstanden ist, und
demnach nicht mehr am Kreuz verehrt werden kann.
Die Theologie der Baptisten ist in vielen Kirchen evangelikal. Einflüsse des Calvinismus 43
44
45
(Bundestheologie),
der
Erweckungsbewegung
,
des
Puritanismus
(im
41
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Evangelikal: Der Evangelikalismus (vom englischen evangelicalism)
ist eine theologische Richtung innerhalb des Protestantismus, die sich auf die Irrtumsfreiheit der Bibel als zentrale
Grundlage christlichen Glaubens beruft. Der Evangelikalismus ist nicht an eine bestimmte Konfession gebunden,
sondern evangelikale Christen können verschiedenen Konfessionen angehören, sie können etwa z. B. reformiert,
lutherisch, baptistisch, methodistisch oder anglikanisch sein. In Deutschland gehören evangelikale Christen sowohl
den evangelischen Landeskirchen, als auch den Freikirchen an. Evangelikale sind der Überzeugung, dass zum
Christentum eine klare persönliche Willensentscheidung (Bekehrung) und eine persönliche Beziehung zu Jesus
Christus gehören.
42
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Evangelisation (Stand: 01.01.2009): Evangelisation ist in kirchlichen
Kreisen der terminus technicus für Veranstaltungen, die sich primär an Kirchendistanzierte und Nichtchristen
richten. Der Begriff leitet sich vom neutestamentlichen (griech.: εὐαγγέλιoν Evangelium) her und bedeutet,
Menschen mit dem Evangelium von Jesus Christus bekanntzumachen und sie zu einer persönlichen
Glaubensentscheidung einzuladen. Das zum Begriff Evangelisation dazugehörige Verb heißt evangelisieren, das
Adjektiv evangelistisch. Prediger, die bei Evangelisationen auftreten, nennt man Evangelisten.
43
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Calvinismus: Der Calvinismus (auch Kalvinismus) ist eine
theologische Bewegung, die auf der Reformation und insbes. den Lehren von Johannes Calvin beruht. Sie
bereitete durch ihre spezifische Arbeits- und Wirtschaftsethik der Industriellen Revolution eine wesentliche
Grundlage. Die Theologie Calvins ist die unbedingte Heiligkeit Gottes. Alles Menschenwerk, sogar die
Glaubensentscheidung, und nicht zuletzt der Kultus der katholischen Kirche (Sakramente, Reliquien, Ablass) galten
ihm als Versuche, die Souveränität Gottes einzuschränken und an Irdisches zu binden. Die zum Teil schroffen
48
Züge von Calvins Offenbarungs- und Gnadenlehre sind nur aus diesem Grundanliegen zu verstehen. Im
Calvinismus ist vorherbestimmt (siehe Prädestination), ob das Individuum auf dem Weg zur Seligkeit oder auf dem
Weg zur Hölle ist. Wie bei allen Richtungen, die aus der Reformation hervorgingen, gehören die vier Solae zur
Basis des Calvinismus:
§ sola scriptura - allein die Schrift ist die Grundlage des christlichen Glaubens (nicht die Tradition).
§ solus Christus - allein Christus (nicht die Kirche) hat Autorität über Gläubige.
§ sola gratia - allein durch Gnade Gottes wird der Mensch errettet (nicht wegen seiner eigenen Güte).
§ sola fide - allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt (nicht durch gute Werke).
Darüber hinaus wird die spezifische Lehre des Calvinismus oft in fünf Punkten zusammengefasst:
§ Völlige Verderbtheit oder völlige Unfähigkeit (Aufgrund des Sündenfalls beherrscht die Sünde den ganzen
Menschen, sein Denken, seine Gefühle und seinen Willen. Daher ist der normale Mensch nicht fähig, die
Botschaft des Evangeliums zu verstehen, er ist geistlich völlig hilflos und verloren. Der Mensch kann Gottes
rettende Botschaft erst verstehen, nachdem er durch den Heiligen Geist dazu befähigt wurde (Römer 5,12,
Markus 4,11)).
§ Bedingungslose Erwählung (Dies ist Calvins Prinzip der doppelten Prädestination. Die Erwählung zum Heil
vollzieht sich nach Calvin wie folgt: Gott hat die Menschen in eine Gruppe der Auserwählten und eine der NichtAuserwählten geteilt. Für die Auserwählten hat Gott seine Erkenntnis bestimmt und die Wiedergeburt
vorhergesehen. Die Übrigen bleiben unwissend bezüglich Gottes und des Evangeliums. Laut Calvin sind sie von
Gott verdammt auf dem Weg in die ewige Hölle. Diese Entscheidung sei noch vor der Schaffung des
Universums getroffen worden und somit erst recht vor der Geburt des einzelnen Menschen sowie vor
irgendwelchen Entscheidungen, die der Mensch in seinem Leben trifft. Die Gründe warum Gott einige erwählt
hat, sind unbekannt. Es ist aber offensichtlich, dass das nicht aufgrund irgendwelcher guten Werke von Seiten
des Erwählten geschehen ist. Die Erwählung ist insofern nicht an irgendwelche in der Person des Erwählten
liegenden Bedingungen geknüpft (Römer 9,15 Römer 9,21)).
§ Begrenzte Versöhnung/Sühne (Das ist der Glaube, dass Jesus Christus nicht gestorben ist, um alle Menschen
zu retten. Sein Erlösungswerk ist nur an die auserwählten Sünder, die durch ihn gerettet sind, gerichtet.
(Matthäus 26,28, Epheser 5,25)).
§ Unwiderstehliche Gnade (Gemeint ist, dass man die Gnade der Erwählung nicht ausschlagen kann. Der Mensch
hat in dieser Hinsicht also keinen freien Willen. Jeder Mensch, den Gott erwählt hat, werde Gott erkennen. Die
Erwählten können dem Ruf Gottes nicht widerstehen. (Johannes 6,44, Römer 8,14)).
Die Beharrlichkeit der Heiligen (Die einmal Geretteten werden gerettet bleiben. Es sei unmöglich, Gottes Gnade
wieder zu verlieren. (Römer 8,28, Johannes 6,39)).
44
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Erweckung: Als Erweckungsbewegung wird innerhalb des
reformatorischen Christentums eine Strömung bezeichnet, die die Bekehrung des Einzelnen und praktische
christliche Lebensweise besonders betont. Gemeinchristliche oder konfessionelle Dogmen sowie rationales
Verstehen treten dahinter zurück. Erweckungsbewegungen gehen davon aus, dass lebendiges Christentum mit der
Antwort des Menschen auf den Ruf des Evangeliums zu Umkehr und geistiger Erneuerung beginnt. Der
sprachgeschichtliche Hintergrund des Begriffes Erweckung ist das französische „le réveil“, da die Erweckung des
19. Jahrhunderts über die Tuchfabrikanten und -händler in Lyon in den deutschsprachigen Raum kam. Gedanklich
LUT
fußt der Begriff auf Epheser 5,14
: „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus
erleuchten.“ Da nur der Glaube ins ewige Leben führe, ist die Existenz des Ungläubigen dem Tode geweiht. Somit
erscheint die Hinwendung zum Glauben als Hinwendung zum Leben, bzw. in Analogie zum Osterevangelium als
Erweckung vom Tode. In Medien und in manchen evangelikalen Kreisen ist auch der Begriff Wiedergeburt
(„wiedergeborener Christ“) statt Erweckung zu finden. Charakteristisch für Erweckungsbewegungen sind
persönliche Bekehrungen, die in einer veränderten Lebensweise resultieren. Die meisten Erweckungsbewegungen
bildeten sich im protestantischen Umfeld. Einige entstanden am Rand von etablierten Kirchen, andere als geistliche
Erneuerung innerhalb bestehender kirchlicher Strukturen, wieder andere außerhalb etablierter kirchlicher
Strukturen. Gewöhnlich entstanden sie als Reaktion auf ein Christentum, das als dogmatisch fixiert, liturgisch
erstarrt oder rein verstandesbetont empfunden wurde.
45
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Puritanismus: Der Puritanismus war eine vom 16. bis zum 18.
Jahrhundert wirksame Reformbewegung in England und Schottland, die für eine weitreichende Reformation der
Kirche nach calvinistischen Grundsätzen eintrat. Die Bezeichnung „Puritaner“ wurde zunächst als Spottname
gegen derart gesinnte Laien und Geistliche verwendet und leitet sich von ihren Forderungen nach einer
„Reinigung“ der Kirche von „papistischen“, also römisch-katholischen, Lehren her. Konfessionell zersplitterte der
Puritanismus in eine Reihe verschiedener Denominationen, wie Presbyterianer, Kongregationalisten und
Separatisten, auf die viele der heutigen Freikirchen im englischsprachigen Raum ihre Ursprünge zurückführen.
Seinen Höhepunkt erreichte er mit dem Sieg im englischen Bürgerkrieg und einer Errichtung einer puritanisch
geprägten Republik unter Oliver Cromwell. Nach der Restauration König Karl II. im Jahr 1660 erschöpfte sich der
englische Puritanismus als intellektuelle und politische Kraft recht bald, blieb aber insbesondere in den
neuenglischen Kolonien bis in das frühe 18. Jahrhundert prägend. Puritanismus wird heute auch als Synonym für
„Moralismus“ verwendet, besonders im amerikanischen Sprachgebrauch oft pejorativ für alles und jeden, was „kalt,
anämisch, kleingeistig, selbstverleugnend, heuchlerisch und nachtragend“ erscheint.
49
angloamerikanischen Raum) und des Pietismus 46 (im deutschsprachigen Bereich) sind
deutlich wahrnehmbar, häufig auch Ideen des Dispensationalismus 47. Zwischen einzelnen
Baptistenbünden sowie lokalen Gemeinden kann es allerdings große Unterschiede geben.
Evangeliums Christen Baptisten Gemeinde e. V., Donauschwabenstr. 12/20, 33609
Bielefeld.
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Bielefeld-Sennestadt Johanneskirche (Baptisten),
Ilmenauweg 1, 33689 Bielefeld (Mitglied im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden
in Deutschland (Körperschaft des öffentlichen Rechts (K. d. ö. R.)) (BEFG)). Die
46
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Pietismus: Der Pietismus (v. latein. pietas, Frömmigkeit) ist nach der
Reformation die wichtigste Reformbewegung im deutschen Protestantismus. Der Pietismus war eine Reaktion auf
die Aufklärung. Theologisch löst er die Spannung und das Trauma des Dreißigjährigen Krieges durch
Neuorientierung auf das Luthertum. Ging er zeitlich der Aufklärung voraus, geriet er doch mehr und mehr in die
Defensive. In der Aufklärung wurde das traditionelle Weltbild durch neue Erkenntnisse der Naturwissenschaft
erschüttert und die offizielle Theologie von der aufklärerischen Philosophie angegriffen. Die Theologie reagierte
darauf mit einer zunehmenden Verwissenschaftlichung, wurde aber für die normalen Gemeindemitglieder immer
unverständlicher. Außerdem verlangte der absolutistische Staat ein Bekenntnis zum offiziellen Dogma, das er in
den Vordergrund stellte, hielt aber persönliche Frömmigkeit für störend. Der Pietismus kritisierte beide
Entwicklungen, die er für rein äußerlich hielt, und stellte ihnen sein Ideal einer persönlichen, gefühlsbetonten
Frömmigkeit entgegen.
Der Pietismus ist eine Bibel-, Laien- und Heiligungsbewegung. Er betont die subjektive Seite des Glaubens,
entwickelte aber auch einen starken missionarischen und sozialen Grundzug. In der pietistischen Praxis haben
Hauskreise mit gemeinsamem Bibelstudium und Gebet oft größere Bedeutung als Gottesdienste.
Der Pietismus bekennt sich in vielen seiner Ausprägungen zur Irrtumslosigkeit (Bibeltreue) bzw. gemäßigter zur
Widerspruchsfreiheit oder zum für Heilsfragen hinreichenden Charakter der Heiligen Schrift und lehrt hieraus
resultierend eine konservative Theologie. Außerdem betont er das Priestertum aller Gläubigen. Neben Theologen
wurden auch Laien ohne akademische Bildung – vorrangig Männer – zum Predigtamt geführt: als Redner,
„redende Brüder“, in den Hauskreisen („Stunden“, das heißt Erbauungsstunden/Bibelbesprechstunden). Auch
heute können pietistische Hauskreise und Veranstaltungen von Laien geleitet werden.
47
Vgl. URL.: http://www.pinwand.ch/Bibel/Dispensationalismus: Dispensationalismus ist eine Bibelauslegung, die
verschiedene Zeitalter in der biblischen Heilsgeschichte unterscheidet und bei der Auslegung berücksichtigt. Sie
geht dabei von der Wortverwendung "Verwaltung der Gnade" (Eph. 1:1-11) aus. Eine Verwaltung (griech.
oikonomia = "Hausgesetz", v. lat. dispensatio) wird demnach als eine Zeitspanne in Gottes Heilsplan definiert, in
der eine bestimmte charakteristische geistliche Zielsetzung erkannt werden kann, die sie von anderen
unterscheidet. Sie lässt den Menschen dieser Zeit gewisse Gaben, Segnungen und Güter zukommen, die es zu
anderen Zeiten so nicht gegeben hat oder geben wird, obgleich die Grenzen nicht scharf gezogen werden können.
Wichtig sei, eine schrittweise Entwicklung in zwei Heilskörperschaften zu erkennen. Eine oder mehrere
Dispensationen bilden zusammen ein Äon. Bestätigt sehen die Dispensationalisten sich mit 2. Timotheus 2:15. Dort
heißt es, dass man sich bemühen soll, "ein Arbeiter zu sein, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet (gr.:
"ortho-tomeo")". Darunter verstehen sie ein Zuordnen der einzelnen Briefe der Bibel zu den entsprechenden
Heilszeiten und Empfängern. Versäumt man dies, entstehen Verwirrung und Widersprüche, denn nach
dispensationalistischer Überzeugung gibt Gott je nach Heilsabschnitt unterschiedliche Anweisungen. Jeder Christ,
der sich nicht an die Opferregeln und Speisegesetze des Alten Testamentes hält, ist in diesem Sinn ein
Dispensationalist, wenn er sich auch dessen nicht bewusst ist. Das Eintreffen bestimmter Ereignisse in der Zukunft
genau zu datieren, wird dabei von den meisten Dispensationalisten als unbiblische Spekulation abgelehnt.
Begründet wird dies sowohl mit den Warnungen in Matthäus 24:36 und Apostelgeschichte 1:7, als auch mit dem
Hinweis, dass Prophezeiungen (des AT) grundsätzlich nur Israel betreffen.
50
Gemeinde wurde 1963 von Mitgliedern der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde
Bielefeld gegründet. Der BEFG, dem sie angehört, entstand 1941 durch
Zusammenschluss der Baptisten mit dem "Bund freikirchlicher Christen" und ist mit ca.
88.000 Mitgliedern die größte Freikirche in Deutschland. Weltweit zählt der Baptistische
Weltbund (BWA) über 43 Mio. Mitglieder und ist damit die größte Kirche. Die Gemeinde
hat 170 Mitglieder und viele Freunde. Grundlage von Lehre und Leben der Gemeinde ist
die Bibel. Die einzelnen baptistischen Gemeinden bilden regionale Vereinigungen. Die
Baptisten halten streng an den Gemeindeprinzipien fest, d. h. an der Unabhängigkeit jeder
einzelnen Gemeinde, auch in Bezug auf den Staat.
Evangelisch Freikirchliche Gemeinde – Hoffnungskirche –, Hermannstraße 51, 33602
Bielefeld. Sie heißt Hoffnungskirche, weil sie auf die lebensverändernde Kraft des
Evangeliums von Jesus Christus vertraut. Sie glaubt Gottes Zusagen für gelingendes
Leben und hat darum Hoffnung für ihre Gesellschaft und die Welt. Die Gemeinde gehört
auch
zum
Bund
Evangelisch-Freikirchlicher
Gemeinden
(BEFG),
einem
Zusammenschluss von über 930 Gemeinden und Zweiggemeinden mit ca. 88.000
Mitgliedern. Sie ist evangelisch, weil sie das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus
Christus und der Liebe Gottes, allen Menschen in Wort und Tat weitergeben will. Die Bibel
ist Grundlage des Glaubens und verbindliche Richtschnur für das Leben. Die Gemeinde
ist freikirchlich, weil sie für die freie persönliche Glaubensentscheidung des Einzelnen
eintritt und weil sie als Gemeinde gegenüber dem Staat und anderen Institutionen
unabhängig ist. Sie erhebt keine Kirchensteuern und finanziert ihre Arbeit durch Spenden
und Mitgliederbeiträge. Das Prinzip der Freiwilligkeit gilt in Bezug auf die
Gemeindezugehörigkeit, die Mitarbeit und die Finanzen. Dahinter steht der
Grundgedanke, dass sich der Glaube an Gott nicht mit religiösem Zwang verbinden lässt.
Sie bildet eine Gemeinde, weil die Mitglieder als Christen nicht alleine leben können,
sondern aufeinander angewiesen sind. Durch das gemeinsame Gespräch und Hören auf
Gottes Wort, durch das Gebet miteinander und die gegenseitige Anteilnahme und Hilfe
ermutigen sich ihre Mitglieder zum Leben als Christen im Alltag.
51
Nachrichtlich (wegen ihrer Lage direkt an der Stadtgrenze zu Bielefeld-Sennestadt)
Baptisten-Brüdergemeinde e.V., Heideblümchenstr. 80, 33758 Schloß Holte-Stukenbrok
(Sende)
2. Die Mennoniten / Mennonitengemeinden
Die Mennoniten stellen eine reformierte 48 christliche Konfession in der Tradition der Täufer
dar. Sie waren und sind bestrebt, den Inhalt der Bibel zu leben und diese als
Gebrauchsanweisung für ihr Leben zu sehen. Gute Bibelkenntnisse werden von allen
Mitgliedern erwartet. Mennoniten gehören zu den Friedenskirchen, die sich an Gewaltlosigkeit
und Pazifismus orientieren und vielfach in politischen Krisengebieten diakonisch aufgetreten
sind.
Ihre Lehre beinhaltet:
Bekehrung und Wiedergeburt: Um das Heil in Jesus Christus anzunehmen, muss ein
Mensch sich bekehren. Die Bekehrung ist die bewusste Abkehr vom Leben unter der
Macht der Finsternis und der Sünde und die Hinkehr zu Gott und zum Leben unter seiner
Leitung durch Jesus Christus und durch die Wirkung des Heiligen Geistes. Nicht das
Bekehrungserlebnis, sondern das Bekehrtsein ist entscheidend.
Die Glaubenstaufe wird an Erwachsenen vollzogen (Erwachsenentaufe). Sie kann durch
Untertauchen, Begießen oder Besprengung praktiziert werden. Immer ist sie ein
48
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Reformierte_Kirche: Reformierte sind eine evangelische christliche
Konfession, die auf das Wirken von Ulrich Zwingli in Zürich und Johannes Calvin in Genf (Calvinismus) im Zuge der
Reformation zurück geht.
52
öffentliches Bekenntnis der Bekehrung und der Wiedergeburt Gott und den Menschen
gegenüber. Durch die Taufe wird die Bekehrung besiegelt.
Gemeindedisziplin und Christusähnlichkeit: Sündenbekenntnis, Lossprechung von den
Sünden, Wiederaufnahme von Sündern in der Gemeinde. Jesus von Nazareth ist Modell
und Maßstab für den getauften Gläubigen in Fragen des Glaubens und der Ethik. Von hier
aus leiten sich Werte wie Gewaltfreiheit, Liebe für den Nächsten, welche sich in karitativen
Diensten ausdrückt, ein hohes freiwilliges Engagement und die Hoffnung auf eine ewige
Zukunft bei Gott ab.
Das Abendmahl ist ein Gedächtnismahl unter den getauften Gläubigen, das an die Leiden
und den Tod Christi erinnert.
Die Lehre zwischen den Mennoniten-Brüdergemeinden und den Baptistengemeinden (s. o.)
deckt sich in weiten Teilen und ist insofern übereinstimmende Theologie.
Die Mennonitengemeinden organisieren sich selbst. Sie sind frei von Kirchensteuern. In
Bielefeld – und ggf. Umgebung – gibt es folgende Gemeinden, vorsichtige Schätzungen
gehen dabei von ca. 5.000 Mitgliedern aus:
Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V.
Die Mennonitengemeinde Bielefeld e. V. hat z. Zt. über 2.500 Mitglieder – hinzu kommt
noch eine hohe Anzahl von Kindern, die aufgrund der Erwachsenentaufe noch nicht
Mitglieder der Gemeinde sind –, die sich in 8 Gemeindehäusern – zwei davon allerdings
außerhalb Bielefelds gelegen – treffen:
o
Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V., Alte Verler Str. 10, 33689 Bielefeld.
o
Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V., Altenbrede 38, 33613 Bielefeld.
53
o
Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V., Brokstr. 63, 33605 Bielefeld.
o
Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V., Dingerdisser Str. 55, 33699 Bielefeld.
o
Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V., Jungbrunnenweg 67, 33609 Bielefeld (BielefeldBaumheide).
54
o
Mennonitengemeinde Bielefeld e. V., Elverdisser Str. 27, 33729 Bielefeld (BielefeldMilse).
Mennoniten Brüdergemeinde Bielefeld-Brake, Lämmkenstatt 15, 33729 Bielefeld.
55
Mennoniten-Brüdergemeinde Bielefeld Heepen e. V., Kleebrink 3, 33729 Bielefeld
(Heepen) + Mennoniten Brüdergemeinde Bielefeld-Oldentrup, Kuckucksweg 71, 33607
Bielefeld (Oldentrup) (= MBG Bielefeld Heepen/Oldentrup). Diese Gemeinde ist 1974 in
Bielefeld gegründet worden und hat gegenwärtig ca. 860 Mitglieder. Sie ist Mitglied im
Bund Taufgesinnter Gemeinden (BTG). 1979 kaufte die Gemeinde ein Gebäude am
Kleebrink, um für die weiter zunehmende Mitgliederzahl ausreichende Räumlichkeiten zu
schaffen. 1989 gründete die Gemeinde einen Kinderchor, einen Jugendchor und eine
Gemeindebibliothek. Als weiteres wurden eine Gemeindebibelschule, ein Hauskreis und
1989 der Bund der Taufgesinnter Gemeinden gegründet. Von 1990 – 1992 sank die
Mitgliederzahl durch die Gründung anderer Gemeinden leicht ab, stieg dann aber bis 1999
wieder auf 752 an. Gemeinden in Spenge, Quelle, Oerlinghausen und Brackwede wurden
gegründet.
Evangelische Mennoniten-Brüdergemeinde e.V. Bielefeld, Schillerstr. 82 / 89, 33609
Bielefeld.
56
Glaubensgemeinde der evangelischen Freikirche Mennoniten-Brüdergemeinde Bielefeld
Mitte e.V., Bleichstr. 77 a, 33607 Bielefeld.
57
Mennonitische Christusgemeinde Brackwede, Glockenweg 9, 33647 Bielefeld. Die 1994
gegründete Gemeinde hat aktuell – 2008 – ca. 80 Mitglieder, ca. 110 – 120
Gottesdienstbesucherinnen bzw. –besucher. Sie ist Mitglied im Bund Taufgesinnter
Gemeinden (BTG).
Evangelische Freikirche Immanuel – Mennonitische Brüdergemeinde Bielefeld,
Scheckenheide 2 a, 33605 Bielefeld. Die Mitglieder der Gemeinde glauben und gehen
ihren Weg mit Gott. Dabei kommt es für sie darauf an, eine persönliche Beziehung zu
Gott, dem Vater, durch seinen Sohn Jesus Christus zu haben. Jesus Christus nahm
Schuld auf sich, als er am Kreuz für die Menschheit starb. Jeder, der das im Glauben für
sich in Anspruch nimmt, wird gerettet werden, so sagt es die Bibel, Gottes durch den
Heiligen Geist inspiriertes Wort. Der wohl bekannteste Bibelvers überhaupt drückt dieses
unmissverständlich aus. In diesem Vers Johannes 3,16 sagt Jesus: "Denn Gott hat die
Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn (Jesus Christus) für sie hergab.
Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben."
Somit, so der Glaube, haben die Menschen Frieden mit Gott, was ihrem Leben
bleibenden Sinn gibt. Weil Gott die Menschen liebt, will er ihnen Frieden und ein erfülltes
Leben geben.
3. Weitere Freikirchen
3.1 Alt-Adventisten
Alt-Adventisten, Wittekindstr. 49, 33615 Bielefeld.
58
3.2 Bibelgemeinde e. V.
Die Bibelgemeinde besteht aus Menschen, die auf Grund des Zeugnisses der Heiligen Schrift,
der Bibel, in einer freien persönlichen Entscheidung zum Glauben an Jesus Christus
gekommen sind. Jesus Christus hat den Menschen Frieden mit Gott und neues Leben
geschenkt. In einem freien Entschluss schließen sie sich der Bibelgemeinde an. In
gemeinsamer Verantwortung tragen sie die Arbeit der Gemeinde durch persönliche Mitarbeit,
freiwillige Gaben und im Gebet.
Die Mitglieder der Bibelgemeinde glauben, dass die ganze Bibel Gottes unfehlbares und
gültiges Wort an die Menschen ist. Sie glauben, dass Jesus Christus am Kreuz auf Golgatha
stellvertretend für die Sünden der Menschen gestorben ist: "Damit alle, die an ihn glauben,
nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben". Jesus Christus ist leibhaftig
auferstanden und lebt. Gottes Wort lehrt eindeutig, dass eine persönliche Hinwendung zu
Christus und eine Entscheidung zum Glauben notwendig ist, um die Vergebung von aller
Schuld zu bekommen. Als Antwort auf den Glauben an Jesus Christus gibt Gottes Wort die
Zusage des ewigen Lebens und der Auferstehung zu einem neuen Leben in Herrlichkeit.
Anliegen und Ansatz der Bibelgemeinde ist, dass
die Menschen einander brauchen. In der
Gemeinde möchten die Mitglieder der Gemeinde
füreinander da sein, echte Freundschaft pflegen
und sich gegenseitig unterstützen. Ihre
Erfahrung ist, dass Gott in allen Lebenslagen
eine tragfähige Antwort gibt. Deshalb möchten
sie helfen, sich mit dem Wort Gottes, der Bibel,
ehrlich auseinanderzusetzen und sie besser zu
verstehen. Sie treffen sich zu regelmäßigen
Bibel-Gesprächskreisen. In offener und freundlicher Atmosphäre suchen sie die Bibel zu verstehen und von ihr zu lernen. Dabei ermutigen
sie sich gegenseitig, das Gelernte im Alltag in die Praxis umzusetzen.
Die Bibelgemeinde ist eine bibeltreue Freikirche; sie gestaltet ihr Gemeindeleben nach dem
Neuen Testament. Der Sonntagsgottesdienst für die ganze Familie umfasst eine
Sonntagsschule in altersgerechten Gruppen. Der Gottesdienst am Sonntagmorgen dient der
Anbetung Gottes, der Verkündigung der biblischen Lehre und der Gemeinschaft. Während
des Gottesdienstes werden die Kinder in kleinen Gruppen, ihrem Alter entsprechend, betreut
und in den christlichen Glauben eingeführt. Während der Woche treffen sich verschiedene
Gruppen entsprechend ihrem Alter und Interesse. Ein Schwerpunkt der Kinder- und
Jugendarbeit sind die Freizeiten. Alle Freizeiten werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern
geplant und durchgeführt. Bei den Mitarbeitern wird viel Wert auf eine auf die Bibel
ausgerichtete Lebensführung, gelegt. In allen Freizeiten nimmt die altersgerechte Vermittlung
biblischer Inhalte einen breiten Raum ein. Dabei ist es das Anliegen der Gemeinde, den Willen
Gottes für das Leben zu verstehen und sich von den Maßstäben der Bibel prägen zu lassen.
Sportliche Aktivitäten und Abenteuern in der Natur sind obligatorisch. Besonders während der
Freizeiten wird Toleranz im zwischenmenschlichen Umgang geübt. Die jungen Menschen
sollen ihren persönlichen Fähigkeiten entsprechend gefördert werden und in der verbindlichen
Mitarbeit Selbständigkeit und Verantwortung einüben.
Die Bibelgemeinde e.V. ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und Mitglied im
Bielefelder Jugendring.
Die Bibelgemeinde versteht sich als ein kleiner Teil der weltweiten Gemeinde Jesu Christi und
weiß sich verbunden mit anderen Gläubigen am Ort und in der ganzen Welt. Sie pflegt regen
59
Kontakt mit vielen Christen in anderen Gemeinden und fördert mit ihnen gemeinsam die
Verkündigung des Evangeliums weltweit. Ebenfalls engagiert sie sich in vielen sozialen
Aufgaben und in der Jugendpflege. Durch die Mitarbeit in der Konferenz für
Gemeindegründung (KfG) besteht Kontakt zu ähnlich orientierten Gemeinden. Hier gibt es die
Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch in theologischen Fragen oder aus dem Bereich der
Gemeindepraxis.
Durch die klare Ausrichtung auf die Bibel grenzt sie sich bewusst von allen Sonderlehren,
Sondergemeinschaften und Sekten ab.
Alle Arbeitsbereiche der Gemeinde werden durch freiwillige Gaben der Mitglieder und Freunde
finanziert. Auch werden verschiedene Projekte in der weltweiten Verkündigung des
Evangeliums durch Spenden unterstützt.
Als eine freie Gemeinde auf der Grundlage der Bibel ist die Bibelgemeinde offen für alle
interessierte Menschen. Die Bibelgesprächskreise, Jugendstunden und Gottesdienste sind
offen für alle.
Freikirche Bibelgemeinde e. V.
Bünder Str. 5,
33613 Bielefeld
(Postanschrift: 1. Vorsitzender der
Bibelgemeinde e. V., G. Hahm,
Auf der Horst 17,
33719 Bielefeld).
3.3 Biblisch-Evangelische Gemeinde OWL
Biblisch-Evangelische Gemeinde
OWL
Braker Str. 109,
33729 Bielefeld.
3.4 Christliche Gemeinde (Christian Church Outreach Mission) – CCOMI –
Die CCOMI ist eine internationale, nicht-konfessionelle Glaubens-Gemeinde. Sie ist eine
Gemeinde im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) 49.
49
Vgl. URL: http://www.bfp.de/index.php?id=41: Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) ist eine
evangelische Freikirche und eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Er hat eine kongregational60
Sie predigt den gekreuzigten Christus, die Kraft und Weisheit Gottes. Die Vision ist die
Schaffung eines internationalen, nichtstaatlichen konfessionellen Glaubens. Eine Gemeinde
mit einem brennenden Herz für die verlorenen Seelen: 'Gehet hin in alle Welt und predigt das
Evangelium´ (Mark 16:15 – 18. Mark 16:15 – 18).
Christliche Gemeinde – CCOM -, Stapelbrede 55 a, 33611 Bielefeld.
3.5 Christliche Versammlung (Freie Brüdergemeinde)
Christliche Versammlung
Detmolder Str. 258,
33605 Bielefeld.
Christliche Versammlung
August-Schröder-Str. 2,
33602 Bielefeld.
3.6 „Christus für alle“ Bielefeld e. V.
„Christus für alle“ Bielefeld e.V. ist eine Freikirche. Freikirche bedeutet auch hier, dass
Menschen sich freiwillig und persönlich für eine Beziehung zu Jesus entscheiden, um
dann auch mündige und engagierte Mitglieder einer Gemeinde zu werden und zu sein,
als Gemeinde keinerlei politische Zwecke, Ziele oder Absichten verfolgt werden,
die Gemeinde ihren Haushalt unabhängig von Steuergeldern durch freiwillige Spenden
finanziert.
synodale Struktur mit der Bundeskonferenz als wichtigstem Entscheidungsgremium. Die Leitung der
örtlichen Gemeinden geschieht durch Älteste, wobei der Pastor als leitender Ältester verstanden wird. Die
Delegierten, Pastoren und Mitarbeiter der Gemeinden und Werke im BFP bilden gebietsweise Regionen, wo sie
sich zu Regionalkonferenzen zusammenfinden. Innerhalb der Regionen ist das gegenseitige Kennen und Dienen,
die Gemeinschaft und das geistliche Miteinander von tragender Bedeutung. Mitgliedschaft im BFP wird
wesensmäßig als “Bruderschaft” verstanden, in die man theologisch, beziehungsmäßig und verbindlich eingebettet
ist und wo man einander ergänzt und dient wie Glieder am Leibe.
61
Die Gemeinde “Christus für alle” Bielefeld e.V. (= Pfingstgemeinde, die den evangelischen
Freikirchen zuzuordnen ist) gibt es seit dem Jahr 2000, damals noch unter dem Namen
„Koinonia-Gemeinde Bielefeld“ 50. Durch den Namen soll deutlich werden, dass Christus für
alle zugänglich und erfahrbar ist. Wenn Menschen zu Gott in Beziehung treten und er zur
Quelle ihrer Liebe, Kraft und Freude wird, spiegelt sich das auch in heilen Beziehungen
untereinander wider und sie werden zu Menschen, die an der Seite Gottes die Welt
verändern. Das erlebt die Gemeinde in ihrer Mitte. Aus diesem Grund ist bei ihr nach eigener
Darstellung für jeden Platz, um die lebensverändernde Gegenwart Gottes zu erleben. Zurzeit
kommen zu den Gottesdiensten Menschen aus mehr als 10 verschiedenen Nationen, alle
Generationen
sind
vertreten,
auch
finden
Menschen
aus
unterschiedlichen
Gesellschaftsschichten hier ihr geistliches Zuhause. Aufgrund des großen Anteils
russischsprachiger Mitglieder wird der gesamte Gottesdienst, am Sonntag um 10 Uhr, zudem
ins Russische übersetzt. Zur Zeit hat die Gemeinde ca. 150 Mitglieder und bis zu 200
Gottesdienstbesucherinnen bzw. -besucher.
2004 wurde die Gemeinde Mitglied des Freikirchlichen Evangelischen Gemeindewerks e. V.
(FEGW), das zur Zeit 34 Ortsgemeinden in Deutschland unter seinem Dach vereint. Das
FEGW Deutschland ist als deutscher Zweig in die International Church of the Foursquare
Gospel eingebettet, einer weltweiten Gemeindegründungsbewegung, die vor 75 Jahren in den
USA ihren Anfang nahm und zu der sich heute 52.000 Gemeinden in 147 Ländern mit 5,7 Mio.
Zugehörigen zählen. Außerdem gehört sie dem VEF (Vereinigung Ev. Freikirchen) und der Ev.
Allianz Bielefeld an.
Die Grundpfeiler des Glaubens sind:
Jesus, der Retter: Er ist der Geber des ewigen Lebens und starb für die Sünden der
Menschen.
Jesus, der Heiler: Durch ihn werden die Menschen gesund an Körper, Seele und
Geist.
Jesus, der Täufer im Heiligen Geist: Er hilft, sein Reich durch göttliche Kraft aufzubauen.
Jesus, der wiederkommende König: Die Mitglieder erwarten die Weltvollendung durch
seine Wiederkunft.
Angegliedert an das Gemeindezentrum ist das Sozialwerk “Zukunft und Hoffnung”. Hier
werden integrative Eingliederungsmaßnahmen wie Sprachkurse, kostenlose praktische
Hilfsdienste, Arbeitstherapie und Suchthilfe angeboten.
“Christus für alle” Bielefeld e.V.
Hellingstr. 20 a,
33609 Bielefeld.
50
Koinonia (griechisch) heißt Gemeinschaft.
62
3.7 Christusgemeinde
Christusgemeinde
Hassebrock 8 a,
33719 Bielefeld.
3.8 Christliches Zentrum Bielefeld
Das Christliche Zentrum Bielefeld, kurz CZB, ist eine Gemeinschaft von Menschen, die an
Gott glauben. Sein Zentrum befindet sich in Bielefeld-Hillegossen. Rechtlich gesehen ist das
CZB ein Verein und von der Kirchenzuordnung her eine evangelische Freikirche; es ist den
charismatisch-pfingstlichen Freikirchen zuzurechnen. Pfingsten erinnert an den Besuch des
Heiligen Geistes bei den ersten Christen, wie er in Feuerzungen über sie kam. Charismatiker
sind sich sicher, dass sich dieses Ereignis ständig neu erleben lässt. In euphorisch gefeierten
Festen holen sie Gott per Gebet in ihre Mitte. Dann werden ihnen Charismen zuteil: Gute
Gaben, die in göttlicher Gnade über sie kommen.
Die Gemeinde wurde 1977 gegründet und umfasst heute ca. 300 Mitglieder (Stand: 2009),
dazu noch viele Kinder und Freunde, die regelmäßig kommen
Das CZB ist eine christliche Gemeinschaft, die in
Bielefeld freundschaftlich verbunden gemeinsam mit
vielen anderen Kirchen, Gruppen und Gemeinden
arbeitet. Die Menschen, die das CZB besuchen, kommen
aus Bielefeld und den umgebenden Orten, treffen sich
regelmäßig in Zellgruppen und sonntags zum
Gottesdienst. Das CZB ist eingebunden in verschiedene
evangelische und überkonfessionelle Netzwerke und ist
zusammen mit diesen auch in sozialen und
seelsorgerlichen Bereichen verantwortlich.
Der Glauben der Menschen im CZB ist auf der Bibel begründet. In der Tradition der Apostel
und großen Männer und Frauen des Glaubens, angefangen von Abraham über Jesus, Petrus,
Luther, und vielen anderen Vätern und Vorbildern beruht ihr Glauben darauf, dass es einen
liebenden Gott-Vater gibt, der die Menschen geschaffen hat und der ihnen eine Zukunft über
den Tod hinaus gibt. Durch den Glauben an seinen Sohn Jesus lebt die Gemeinschaft mit
vielen Millionen anderer Christen in der Verantwortung vor ihm.
Im Bielefelder Westen betreibt das CZB ein Cafe (Cafe Präsent), mit dem es Ausstrahlung im
Viertel erwirken möchtn. „Präsent“ soll in diesem Zusammenhang heißen: Wir machen dem
Viertel ein Geschenk, das Geschenk ist die Liebe Gottes. Der Treffpunkt umfasst Kidstreff,
Jugendgruppen, Internet.
63
Christliches Zentrum Bielefeld
Gustav-Winkler-Str. 48,
33699 Bielefeld.
Cafe Präsent im Bielefelder Westen
Wittekindstr. 42,
33615 Bielefeld.
3.9 Church of Pentecost – COP – Bielefeld
Das Hauptquartier der Kirche befindet sich in Accra, Ghana. Die Kirche ist in der ganzen Welt
(Afrika, Europa, USA und Canada etc.) vertreten. In Deutschland hat sie ihr Hauptquartier in
Hamburg. Sie ist eine Gemeinde im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP). Die
Priorität der Church of Pentecost International Germany e. V. ist Bekehrungstätigkeit. Sie ist
bestrebt, Menschen zu gewinnen, um den großen Auftrag erfüllen zu helfen: `He gave to all
believing saints (Matt 28:18 - 20). At any opportuned time, we reach out to the unsaved with
the Gospel of Jesus Christ, and our actions and testimonies also confirm, that the Holy Spirit is
real and alive, and a life-changing dynamo in today's church building´.
Church of Pentecost – COP – Bielefeld, Nazarethweg 12, 33617 Bielefeld.
3.10 Die Christengemeinschaft
Die Christengemeinschaft ist eine religiöse Bewegung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, eine
der modernen Zeit entsprechende Frömmigkeit zu pflegen. Sie möchte das Gebetsleben und
das Mitvollziehen der Sakramente mit dem naturwissenschaftlichen Denken verbinden. Im
Mittelpunkt des Gemeindelebens stehen die sieben Sakramente: Taufe, Konfirmation, Beichte,
Menschenweihehandlung (Messe), Trauung, Priesterweihe und Letzte Ölung. Sie werden in
einer für unsere Zeit erneuerten Sprache vollzogen.
Die Christengemeinschaft ist völlig unabhängig von anderen Organisationen und Kirchen. Sie
wurde 1922 von zumeist jungen Menschen begründet, die in der Anthroposophie 51 Rudolf
51
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Anthroposophie (Stand: 01.01.2009): Als Anthroposophie (von
griech. anthropos, Mensch, und sophia, Weisheit) wird heute eine von Rudolf Steiner (1861–1925) begründete,
64
Steiners ihre wesentlichen Impulse fanden, und ihn um Mithilfe bei der Gründung baten.
Die Christengemeinschaft steht allen Menschen offen, die ein erneuertes und vertieftes
Christentum suchen. Man kann an allen Veranstaltungen, auch dem Gottesdienst
(Menschenweihehandlung), und den anderen Sakramenten jederzeit teilnehmen, um die
Christengemeinschaft und ihr Wirken kennen zu lernen.
Die Gemeinde in Bielefeld wurde 1925 gegründet. Im Jahre 2000 bezog sie ihr eigenes
Kirchengebäude, die Thomaskirche, in Bielefeld-Schildesche.
Die Christengemeinschaft,
Gemeinde Bielefeld
– Thomaskirche –
Westerfeldstr. 46,
33611 Bielefeld.
(Tel. 0521 – 9825348)
3.11 Die Heilsarmee – Korps Bielefeld –
Die Heilsarmee ist eine internationale christliche Bewegung mit den Arbeitsbereichen
christliche Verkündigung (Evangelisation) und Sozialarbeit, die eng miteinander verbunden
sind. Sie ist eine christliche Kirche mit protestantisch-freikirchlicher Prägung und Theologie
und in Deutschland als „Religionsgemeinschaft des öffentlichen Rechts" anerkannt. Die
Arbeit der Heilsarmee fällt damit unter die von den obersten Finanzbehörden als besonders
förderungswürdig anerkannten gemeinnützigen Zwecke. Ihre Wurzeln liegen im
Methodismus 52.
weltweit vertretene spirituelle Weltanschauung bezeichnet. Der Begriff war vor ihm allerdings bereits von anderen
Autoren verwendet worden. Steiners Anthroposophie versteht sich nicht nur als Lehre, sondern auch als eine
Methode, eigenständig Forschung auf „geistigem Gebiet“ zu betreiben. Ziel ist ein individueller, aber dennoch
systematischer Zugang zu Phänomenen der „übersinnlichen Welt“. Die Impulse, die von der Anthroposophie
ausgehen, umfassen so unterschiedliche Lebensbereiche wie Pädagogik/Heilpädagogik (Waldorfschule, Camphill),
Medizin (anthroposophische Medizin), Landwirtschaft (biologisch-dynamische Landwirtschaft), Soziales
(Dreigliederung des sozialen Organismus), Bewegungskunst (Eurythmie), Religion (Die Christengemeinschaft) und
Finanzwesen (GLS Gemeinschaftsbank, Gemeinschaft für Leihen und Schenken).
52
Vgl. URL: http://www.lexikon.meyers.de/meyers/Methodismus: Methodismus ist eine aus der anglikanischen
Kirche hervorgegangene, von den Brüdern John und Charles Wesley während ihrer Studienzeit in Oxford in den
1720er-Jahren begründete religiöse Erweckungsbewegung. Im Mittelpunkt stand die individuelle Vergewisserung
des eigenen Glaubens und Angenommenseins durch Gott auf der Grundlage der reformatorischen
Rechtfertigungslehre. In kleinen Gruppen (»Klassen«) sollten die Anhänger, angeleitet von einem »Klassenleiter«,
systematisch zu geistlichem Fortschritt geführt werden. Dieses methodische Vorgehen trug ihnen den Namen
Methodisten ein. Die Berufung von Laienpredigern durch J. Wesley hatte den Bruch mit der anglikanischen Kirche
und die Bildung eigener methodistischer Gemeinden zur Folge. Die schnelle Ausbreitung des Methodismus im
angelsächsischen Raum führte 1784 in Nordamerika mit der Formierung der Bischöflichen Methodistenkirche zur
Bildung einer eigenständigen methodistischen Kirche; in der Folgezeit entstanden durch Abspaltungen und
Neugründungen weitere methodistische Kirchen.
65
Die Heilsarmee arbeitet in 115 Ländern. Weltweit hat sie etwa 2 Mill. Mitglieder (2004) in
über 15.000 Gemeinden. Sie betreibt weltweit etwa 1.900 Schulen, 3.600 Sozialinstitutionen
und rund 460 Krankenhäuser.
In Deutschland ist die kirchliche Verkündigungsarbeit der Heilsarmee in vier Divisionen
aufgeteilt (Nord, Süd, West und Ost), die jeweils von einem „Divisionsoffizier“ (mit eigenem
„Divisionshauptquartier“) geleitet werden. Jeder Divisionsoffizier betreut die Leiter der
Ortsgemeinden innerhalb seiner Division. Die Ortsgemeinden der Heilsarmee werden als
„Korps“ bezeichnet, deren Leiter als „Korpsoffiziere“. Die Sozialarbeit der Heilsarmee in
Deutschland (das sog. „Sozialwerk“) wird zentral von der „Sozialabteilung“ in Köln geleitet.
Seit 1985 wurden Heilsarmee-Offiziere aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien,
Ungarn und der Schweiz in Basel in einem gemeinsamen Ausbildungszentrum ausgebildet.
Seit Sommer 2005 steht die Schule neu unter der Leitung des Schweizer Territoriums. Sie
strebt eine Validierung nach ECTS-Normen an. Der Ausbildungsgang ist weiterhin für
ausländische Studenten offen. Die Ausbildung der deutschen Offiziere findet wieder in
Deutschland statt.
Der methodistische Pfarrer William Booth lebte im Londoner Eastend und war erschüttert
über das Elend in den dortigen Slums der Frühindustrialisierung. Am 2. Juli 1865 gründete
er mit Freiwilligen aus verschiedenen Kirchen die Christliche Erweckungsgesellschaft 53, die
in den darauffolgenden Jahren den Namen mehrmals wechselte. So wurde dann die
Ostlondoner Christliche Mission 54 daraus und ab 1870 die Christliche Mission, die sich mit
dem bis heute gültigen Motto „Suppe, Seife, Seelenheil“ daran machte, zu helfen. Im Jahr
1878 wurde der bisherige Name fallen gelassen, und die Bewegung nannte sich offiziell
`Die Heilsarmee´ 55. William Booth wurde ihr erster General. Der Kampf der Heilsarmee
gegen das Elend und ihre Organisationsform wurden straff militärisch strukturiert – dazu
gehörte die Einführung von Rängen, Uniformen und Symbolen.
Die Entwicklung der Bewegung wurde wesentlich von Booth' Ehefrau Catherine Booth
unterstützt. Sie war die intellektuelle Führung der Bewegung. Sie vertrat ihren erkrankten
Mann monatelang in der Leitung, organisierte Armenspeisungen, war als ausgezeichnete
Predigerin bekannt und setzte sich für verbesserte Arbeitsbedingungen, besonders der
Frauen, ein. Schon in der Gründungsakte der Christian Mission wurde festgelegt, dass
Frauen die gleichen Rechte (Predigen, Führungspositionen etc.) haben wie Männer. So
bestand die Heilsarmee schon im 19. Jahrhundert darauf, dass Frauen in allen
intellektuellen und gesellschaftlichen Beziehungen Männern gleichgestellt sein sollten. Bis
heute haben Frauen in der Heilsarmee den gleichen Status wie Männer.
Binnen zweier Jahren nach ihrer Umbenennung breitete sich die Heilsarmee auch im
Ausland aus. Seit 1882 ist sie in der Schweiz, seit 1886 in Deutschland tätig.
Die Heilsarmee ist Teil der universalen christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet sich auf die
Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe zu Gott. Ihr Auftrag ist, das Evangelium von Jesus
Christus zu predigen und menschlicher Not ohne Ansehen der Person zu begegnen. Sie
versteht ihre Aufgabe in der Verbreitung des Evangeliums unter allen Menschen. Ihr Ziel ist
die ganze Welt unter die Herrschaft Jesu zu stellen. Es ist die Folge ihres Verständnisses des
Alten und Neuen Testaments.
53
Engl.: Christian Revival Association.
Engl.: Eastlondon Christian Mission
55
Engl.: The Salvation Army
54
66
Ihr Gründer William Booth (s. o.) glaubte, dass viele
Christen ihr Heil in Ritualen suchten und nicht in einer
Beziehung zu Gott. Deshalb entschloss er sich, die
Sakramente (besonders die Taufe und das Abendmahl)
wegzulassen.
Die Heilsarmee hat ein
evangelikaler Grundlage.
Glaubensbekenntnis
auf
Ihre uniformierten Mitglieder – Salutisten genannt –, die
Heilssoldaten und Offiziere, verpflichten sich unter
anderem dazu, nach christlichen Maßstäben zu leben, auf
Alkohol, Tabak, Drogen und Pornographie zu verzichten.
Die meisten sind ehrenamtliche Heilssoldaten, einige sind
Angestellte der Heilsarmee.
Die ausgebildeten Geistlichen der Heilsarmee nennt man Offiziere. Außerdem gibt es eine
wachsende Zahl von hauptberuflichen Angestellten der Heilsarmee, die aber nicht zu ihren
Mitgliedern zählen. Die oberste Leitung hat ein General, dem ein Beirat zur Seite steht. Das
Internationale Hauptquartier (IHQ) befindet sich in London. Die internationale HeilsarmeeArbeit ist in Territorien aufgeteilt, die jeweils ein nationales Hauptquartier haben. Das
Hauptquartier für Deutschland und Litauen befindet sich in Köln, das für die Schweiz,
Österreich und Ungarn in Bern.
Die Heilsarmee tauft nicht und feiert auch kein Abendmahl. Säuglinge werden – auf Wunsch
der Erziehungsberechtigten – „geweiht“ (wobei die Erziehungsberechtigten öffentlich
versprechen, das Kind nach christlichen Werten zu erziehen), Jugendliche werden – auf
eigenen Wunsch – eingesegnet.
Die praktische soziale Tätigkeit umfasst unter anderem Obdachlosenfürsorge, Heime für
Kinder, Alte, Alkoholkranke und Behinderte, Aids-Prävention, Schulen, Krankenhäuser,
Katastrophenhilfe, Gefängnisfürsorge und den Internationalen Suchdienst der Heilsarmee für
vermisste Familienangehörige. Bekannt sind auch die Brockenhäuser (Gebrauchtwarenläden),
deren Einnahmen den Wohlfahrtseinrichtungen zu Gute kommen.
Neben der bekannteren sozialen und evangelistischen Tätigkeit gibt es in der Heilsarmee
auch ein kirchliches Leben mit Sonntagsgottesdienst, Seelsorgedienst, kirchlichen
Handlungen, kirchlichem Unterricht (etwa vergleichbar dem Konfirmandenunterricht),
Bibelstudium und Gebetszusammenkünften. Die Heilsarmee bietet eine vielseitige Palette an
Aktivitäten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an.
Inhalt des Glaubens der Heilsarmee ist,
dass die Schriften des Alten und des Neuen Testaments durch Inspiration von Gott
gegeben wurden, und dass sie allein die göttliche Richtschnur des christlichen Glaubens
und Lebens bilden.
dass es nur einen Gott gibt, unendlich vollkommen, Schöpfer, Erhalter und Regierer aller
Dinge, und dass ihm allein Anbetung gebührt.
die Dreieinigkeit Gottes – Vater, Sohn und Heiliger Geist –, eins im Wesen und gleich an
Kraft und Herrlichkeit.
dass in der Person Jesu Christi die göttliche und die menschliche Natur vereinigt sind, so
dass er wirklich und wahrhaftig Gott und wirklich und wahrhaftig Mensch ist.
dass die ersten Eltern in Sündlosigkeit erschaffen wurden, dass sie aber durch
Ungehorsam ihre Reinheit und Glückseligkeit verloren haben. Durch ihren Fall sind alle
Menschen Sünder geworden, völlig verderbt und mit Recht dem Zorn Gottes ausgesetzt.
67
dass der Herr Jesus Christus durch sein Leiden und Sterben eine Versöhnung für die
ganze Welt vollbracht hat, und dass jeder, der will, gerettet werden kann.
dass Umkehr zu Gott (Buße), Glaube an den Herrn Jesus Christus und Wiedergeburt
durch den Heiligen Geist zur Errettung notwendig sind.
dass die Mitglieder der Heilsarmee aus Gnaden durch den Glauben an den Herrn Jesus
Christus gerechtfertigt sind, und dass jeder, der glaubt, das Zeugnis davon in sich trägt.
dass es das Vorrecht aller Gläubigen ist, durch und durch geheiligt zu werden, und dass
ihr Geist ganz, samt Seele und Leib, auf das Kommen des Herrn Jesus Christus
unsträflich bewahrt werden kann (1.Thessalonicher 5,23).
die Unsterblichkeit der Seele (Ewigkeitsbestimmung des Menschen), die Auferstehung
des Leibes, der Glaube an das Jüngste Gericht am Ende der Welt, an die ewige
Glückseligkeit der Gerechten und an die ewige Strafe der Gottlosen.
Die Heilsarmee – Korps Bielefeld –
Siegfriedstr. 32,
33615 Bielefeld.
3.12 Die Siebenten-Tags-Adventisten (STA)
Die Wurzeln der Siebenten-Tags-Adventisten 56 (bekannt auch als Adventgemeinde) liegen in
den Erweckungsbewegungen 57, die um 1800 in Europa und den Vereinigten Staaten Christen
von `formaler Zugehörigkeit´ zum `lebendigen Glauben´ an Christus führen wollten. Eine
kleine Gruppe Gläubiger organisierte sich 1863 als Evangelische Freikirche und gab sich den
Namen „Siebenten-Tags-Adventisten“. Der Name hebt hervor, dass es sich um Christen
handelt, die den Sabbat 58 heilig halten und die baldige Wiederkunft Jesu erwarten.
Adventisten wissen nicht, wann Christus kommt, aber sie beachten die Aufforderung Jesu, alle
Zeit auf ihn zu warten (Matthäus 24, 42). Der Sabbat, nach der Bibel „Siebenten-Tag“ der
Woche genannt, ist dabei nicht mit dem Sonntag identisch. Der Auferstehungstag Jesu, an
den der Sonntag erinnern soll, wird in der Bibel als „1. Tag“ der Woche bezeichnet (z. B.
Matthäus 28, 1). Nach biblischer Zeitrechnung beginnt der Sabbat am Freitag bei
Sonnenuntergang und endet am Samstag, ebenfalls mit dem Sonnenuntergang.
56
Vgl. URL: http://www.adventgemeinde-bielefeld.de
Vgl.
URL.:
http://www.de.wikipedia.org/wiki/Erweckungsbewegung
(Stand:
01.01.2009):
Als
Erweckungsbewegungen werden Strömungen im Christentum bezeichnet, die die Bekehrung des Einzelnen und
praktische christliche Lebensweise besonders betont. Gemeinchristliche oder konfessionelle Dogmen sowie
rationales Verstehen treten dahinter zurück. Erweckungsbewegungen gehen davon aus, dass lebendiges
Christentum mit der Antwort des Menschen auf den Ruf des Evangeliums zu Umkehr und geistiger Erneuerung
beginnt.
58
Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Sabbat (Stand: 01.01.2009): Der Sabbat ( ‫שבת‬
Schabbat
(sephardisch) bzw. Schabbos (aschkenasisch), jiddisch Schabbes; wörtlich zu deutsch etwa „Ruhepause“) ist nach
dem Schöpfungsbericht der Tora (christliche Bezeichnung: Fünf Bücher Mose, Pentateuch) der siebte Wochentag,
der von Gott gesegnet und geheiligt ist (Gen 2,2f EU). Er beginnt in der Praxis am Freitagabend und endet am
Samstagabend. Der Sabbat wird von den Juden als Feiertag begangen, ist allerdings auch bei einigen christlichen
Kirchen der Tag der Ruhe.
57
68
Die erste und damit älteste Adventgemeinde in Europa entstand 1867 in Tarmelan (Berner
Jura/Schweiz). Zur gleichen Zeit gab es im Rheinland Sabbat haltende Gruppen, so dass
1875 eine Gruppe in Wuppertal-Vohwinkel als erste deutsche Adventgemeinde gegründet
werden konnte. Die Adventgemeinde Bielefeld entstand 1899, die in Brackwede 1932.
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten steht auf dem geistlichen Boden der
Reformation, wie die anderen protestantischen Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Sie
unterscheidet sich jedoch von anderen Glaubensrichtungen durch die uneingeschränkte
Beachtung der Bibel sowie des Haltens der 10 Gebote. Dazu gehört auch die Feier des
göttlichen Ruhetages, des Sabbats – der Siebente Tag nach der Schöpfung Gottes (s. o.) –.
Neben der Schöpfungsgeschichte nach 1. Mose 2, Vers 1 – 3, dem Vierten der 10 Gebote
nach 2. Mose 20, 8 – 11; Markus 2, 27; Matthäus 24, 20 und Lukas 4, 16; Apostelgeschichte
18, 4 ist der biblische Ruhetag hinreichend fundamentiert.
Der Glaube der Siebenten-Tags-Adventisten:
Adventisten teilen mit allen Christen den Glauben an Jesus Christus. Er ist für sie Mitte
ihres Lebens.
Sie erwarten ihn als den bald wieder kommenden Herrn und freuen sich auf die
Auferstehung der Toten und ein ewiges Leben auf der „neuen Erde“, wobei sie den
Menschen als „lebendige Seele“ betrachten, der im Todeszustand ohne Bewusstsein ist.
Die Lehre einer unsterblichen Seele vertreten sie nicht.
Mit der gesamten Christenheit glauben Adventisten an den dreieinigen Gott. Sie stimmen
mit den drei altkirchlichen Bekenntnissen überein.
Mit den evangelischen Kirchen wissen sie sich darüber hinaus vor allem darin eins, dass
die Bibel die einzige Grundlage des Glaubens ist und dass die Erlösung nicht durch
Werke geschieht. Gottes Gnade schenkt um Christi Willen allein die Gerechtigkeit, die vor
dem Herrn gilt.
Mit den Methodisten verbindet Adventisten die Überzeugung, dass Gott die persönliche
Entscheidung des Menschen für Jesus und ein Leben, das sich an der Bibel orientiert
(Heiligung), fordert.
Mit Baptisten und anderen üben sie die Glaubenstaufe, der das Bekenntnis des Teuflings
zu Christus vorausgeht. Von der Adventgemeinde wird die Großtaufe (Erwachsenentaufe)
nach dem Vorbild Jesu ab der gesetzlichen Religionsmündigkeit vom 14. Lebensjahr an
nach entsprechender Unterweisung vollzogen. Dem biblischen Grundsatz nach Markus
16, 16 „Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet werden“ geht die biblische Unterweisung
der Großtaufe voraus.
Beim Abendmahl, das in der Regel vierteljährlich gefeiert wird, teilen Adventisten das
Verständnis der reformierten Kirchen. Dieser Feier geht die Fußwaschung voraus, welche
die Teilnehmer aneinander vornehmen.
Adventisten sehen den Menschen als Ganzheit – Leib, Seele und Geist (1.
Thessalonicher 5, 23). Sie sind daher nicht nur auf eine gesunde biblische Theologie
bedacht, sondern auch auf seelische Ausgeglichenheit und einen gesunden Körper.
Am Sabbat (Samstag) findet regelmäßig der Gottesdienst statt, wobei vor der Predigt die
Bibelstunde durchgeführt wird, ein gemeinsames Gespräch, meist in Kleingruppen, über ein
vorgegebenes biblisches Thema. Der Sabbat ist für Adventisten ein Gottesgeschenk, um zur
Ruhe zu kommen, Einkehr zu halten und Zeit für den Mitmenschen zu haben.
Die Siebenten-Tags-Adventisten – Körperschaft des öffentlichen Rechts – sind eine sozial
ausgerichtete Freikirche. Die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi und die Weltverantwortung
sind für sie keine Gegensätze. Weltweit unterhalten sie 7.284 Schulen, von der Grundschule
bis zur Universität, 610 Krankenhäuser und Kliniken sowie 172 Alten-, Kinder- und
Waisenheime. Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe (ADRA) ist in 111
Ländern tätig. Ihre Projekte kamen 2006 über 36 Mio. Menschen zu Gute.
69
Sie unterhalten in Deutschland das Berliner Krankenhaus „Waldfriede“, die Theologische
Hochschule Friedensau bei Magdeburg, das Schulzentrum Marienhöhe (Darmstadt) mit
Gymnasium, Kolleg und Realschule, 6 Grundschulen, das Medienzentrum „Stimme der
Hoffnung“ (Alsbach-Hähnlein bei Darmstadt) mit Blindenhörbücherei und Internationalem
Bibelstudien-Institut, den Advent- und Saatkorn-Verlag (Lüneburg), 5 Altenpflegeheime, 2
Einrichtungen „Betreutes Wohnen“, ein Seniorenwohnhaus, ein Behindertenwohnheim, 4
Kindergärten, eine Fachklinik für Abhängigkeitskranke, ein Wohnheim für Suchtkranke, 4
Suchtberatungsstellen, 9 Suppenküchen, ein Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen,
ein Integrationsnetz für Aussiedlerinnen bzw. Aussiedler, einen Helferkreis für Flüchtlinge und
11 psychosoziale Beratungsstellen.
Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten besteht in 23 Ländern der Erde mit fast 16
Mio. getaufter, erwachsener Gemeindemitglieder (in Deutschland 36.000 Mitglieder in 578
Gemeinden).
Adventgemeinde Bielefeld
Walter-Rathenau-Str. 57,
33602 Bielefeld.
Adventgemeinde Brackwede
Cheruskerstr. 1,
33647 Bielefeld.
3.13 Evangelische Freikirche Bibelgemeinde Ummeln e. V.
70
Ev. Freikirche Bibelgemeinde
Ummeln e. V.
Quittenweg 10,
33649 Bielefeld.
3.14 Evangelische Freikirche ECCLESIA
In der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Ecclesia ist die Bibel die maßgebliche
Informationsquelle für den Glauben, das Handeln und die Art und Weise, wie die Gemeinde
gestaltet wird.
Durch die Bibel können Menschen auch den lebendigen
Glauben an Gott kennen lernen, seinen Sohn, Jesus
Christus und den Heiligen Geist. Jesus Christus ruft
Menschen in ein Leben zum Vertrauen auf Gott. Durch
Gottes Gnade erfahren sie Vergebung ihrer Schuld und
finden auch Sinn und Ziel für die Gegenwart und Zukunft.
So dienen sie Gott und Menschen und versuchen nach
Gottes Willen zu leben. Der Apostel Paulus schreibt in der
Bibel an die damaligen Christen in der Stadt Korinth eine
elementare Aussage, dass “das Reich Gottes nicht in
Worten besteht, sondern in Kraft“ ” (1. Kor. 4, 20).
Deshalb ist es Wunsch der Gemeinde, dass Gott übernatürlich durch seinen Heiligen Geist
wirkt und dadurch die Gemeinde gestärkt und aufgebaut wird. Die Mitglieder der Gemeinde
beten und hoffen, dass sie in ihrer Gemeindearbeit helfend und aufbauend noch mehr
praktizieren werden. Jesus Christus lehrte und handelte und bei ihm sind Worte und Taten
zusammen. Die Ecclesia-Gemeinden unterhalten in den Städten in Deutschland viele
Kontakte mit anderen christlichen Gemeinden und Personen, die Jesus anerkennen, kennen
und bekennen.
Die Evangelische Freikirche Ecclesia Bielefeld ist Teil der ECCLESIA-Arbeitsgemeinschaft
(ECCA), Mitglied im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden K. d. ö. R. (BFP) und in der
Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF). Der Kinder- und Jugendbereich ist Mitglied im
Bielefelder Jugendring e.V.
In der Gemeinde gibt es keine juristischen Mitglieder und somit auch keine finanziellen
Verpflichtungen. Die Gemeindearbeit wird durchfreiwillige Spenden finanziert und durch viele
ehrenamtliche Dienste getragen.
71
Evangelische Freikirche Ecclesia
Turnerstraße 51,
33602 Bielefeld.
72
3.15 Evangelische Freikirche Stieghorst e. V.
Ev. Freikirche Stieghorst e. V.
Osningstr. 40,
33605 Bielefeld.
3. 16 Ev. Luth. Gebetsvereine e. V.
Ev. luth. Gebetsvereine e. V.
Astastr. 11,
33617 Bielefeld.
3.17 Evangelisch-lutherische Trinitatisgemeinde Bielefeld
Die Ev.-lutherische Trinitatis59-Gemeinde ist eine selbständige Evangelisch-Lutherische
Kirche. Vor über 170 Jahren, so der historische Rückblick der Gemeinde auf ihrer Homepage
im Internet, wollte der preußische Staat evangelisch-lutherischen Pastoren und Gemeinden
vorschreiben, was und wie sie ihren Glauben zu leben hätten. In Bielefeld und an anderen
Orten wollten Pastoren und Gemeindeglieder aber bei dem bleiben, was sie bisher geglaubt
und gelebt hatten. Sie forderten Gewissensfreiheit für ihre Haltung. Zunächst akzeptierte der
Staat diese Entscheidung nicht. So wurden 1834 in Hönigern (Schlesien) die Besucher des
Heilig-Abend-Gottesdienstes durch Militär auseinander getrieben. 50.000 Lutheraner verließen
in diesen Jahren um ihres Glaubens willen Preußen und Deutschland. Mit der Zeit akzeptierte
der Staat dann doch die Freiheit und Selbständigkeit dieser Christen und Gemeinden.
Die Bielefelder Gemeinde wurde 1889 gegründet, als die Verfolgung aufgehört hatte. In
Preußen wurden diese Gemeinden als „altlutherische Kirche“ bezeichnet.
59
Vgl. URL: http://www.selkbi.serveftp.de: Trinitatis: „Der eine und wahre Gott begegnet uns in einer dreifachen
Weise !“
73
Auch in anderen Teilen Deutschlands entstanden unabhängige lutherische Gemeinden. Im
Laufe der Zeit schlossen sich diese Gemeinden immer mehr zusammen und bildeten 1972 die
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK).
Aus diesen Erfahrungen heraus hält die Kirche und Gemeinde drei Erkenntnisse fest:
Die Ablehnung der Verbindung von Staat und Kirche. Die Kirche ist zwar eine
"Körperschaft des öffentlichen Rechtes", verzichtet aber bewusst darauf, dass der Staat
die Kirchensteuer einzieht. Sie existiert finanziell von den freiwilligen Gaben ihrer
Mitglieder und Freunde.
Das Ernstnehmen der Bibel als Gottes Wort. Die Bibel ist nicht immer leicht zu lesen.
Aber: Vorfahren und die jetzigen Mitglieder der Kirche haben durch sie immer Kraft und
Ermutigung erfahren. Sie hat sich als praktische Lebenshilfe seit über 2.000 Jahren
bewährt. Darum wird sie von den Mitgliedern ernst genommen.
Die konsequente Bewahrung der Erkenntnisse und Wahrheiten, die Martin Luther
entdeckt hatte. Martin Luther hat vor 500 Jahren die entscheidende Wahrheit der Bibel
wieder entdeckt: Das Leben ist ein Geschenk Gottes. Nur er kann dieses Leben durch
seine Gnade und Liebe erhalten. In seinem Sohn Jesus wurde er Mensch, starb den
Kreuzestod und überwand den Tod durch seine Auferstehung, um alle menschliche
Schuld und Not zu überwinden. Ein Mensch, der darauf vertraut, wird ewig bei Gott leben.
Diesem Jesus begegnen die Mitglieder der Kirche in besonderer Weise im Abendmahl.
Darum feiern sie es häufig.
Ev.-luth. Trinitatis-Gemeinde Bielefeld
Schatenstraße 17 – 19,
33604 Bielefeld.
3.18 Evangelisch-Methodistische Kirche – Bezirk Bielefeld – Kreuzkirche Bielefeld –
Die Bezeichnung „Methodisten“ war ursprünglich ein Spottname. Die methodistische
Bewegung entstand im 18. Jahrhundert in England rund um die Brüder John und Charles
Wesley. John Wesley gründete zu Studentenzeiten einen Kreis, in dem man sich bemühte,
sehr streng (methodisch) nach biblischen Regeln zu leben und viele gute Werke zu tun. Er
und seine Freunde wurden als „Bibelmotten“ und „Methodisten“ verspottet. Der Name
„Methodisten“ hat sich gehalten.
Erst später, als John Wesley schon Pfarrer der anglikanischen Kirche war, kam es zu einer
einschneidenden Erfahrung. Er erkannte, dass es nicht darum geht, (fromme) Leistungen zu
erbringen, um von Gott anerkannt zu werden, sondern dass Gottes Liebe allem voraus geht
und sein freies und großzügiges Geschenk an die Menschen ist. Wo diese Liebe
Menschenherzen berührt, erwächst daraus als Antwort (eben nicht als Vorleistung) das
Bedürfnis, Gottes Gegenwart im eigenen Leben Raum zu geben und die Liebe Gottes mit
Worten und Taten an andere Menschen weiterzugeben.
74
John Wesleys Anliegen war es ursprünglich, die anglikanische Kirche zu reformieren, nicht
eine eigene Kirche zu gründen. Zur Kirchengründung kam es in Amerika im Zusammenhang
mit der Unabhängigkeitserklärung der USA 60.
Nach Deutschland kam der Methodismus durch deutsche Auswandererinnen bzw.
Auswanderer, die sich der Bewegung in den USA angeschlossen hatten, und später
methodistische Prediger in die alte Heimat sandten.
Die Evangelisch-Methodistische Kirche (EmK) in
Deutschland hat ca. 30.000 Mitglieder und weitere
30.000 Kirchenangehörige. Sie ist Teil der
weltweiten United Methodist Church mit ca. 10 Mio.
Mitgliedern. Weltweit gibt es in verschiedenen
Methodistischen Kirchen insgesamt ca. 70 Mio.
Methodisten.
Kirchenglied wird man weder durch Taufe noch Konfirmation (die es so gar nicht gibt),
sondern durch persönliche Entscheidung und Aufnahme in die Kirchengliedschaft. Mitglied
werden kann, wer sich zum persönlichen Glauben an Jesus Christus bekennt und diesen
Glauben im Rahmen der EmK leben möchte. Die Mitgliederaufnahme findet im Rahmen eines
Gottesdienstes statt.
Das Sakramentsverständnis lässt sich wie folgt zusammenfassen:
In der EmK wird sowohl die Kinder- als auch die Erwachsenentaufe praktiziert.
Alle Taufen anderer anerkannter christlicher Kirchen werden akzeptiert. Es finden keine
Wiedertaufen statt.
Die Kindertaufe begründet keine Kirchengliedschaft, hat aber zum Ziel, dass die Kinder
mit dem christlichen Glauben vertraut werden und sich später aus eigener Entscheidung
dazu bekennen. Mit der Erwachsenentaufe (Glaubenstaufe) ist die Aufnahme in die
Kirchengliedschaft verbunden.
Die EmK feiert offenes Abendmahl. Das bedeutet: Zur Teilnahme sind alle Menschen
eingeladen, die den aufrichtigen Wunsch verspüren, Jesus Christus zu begegnen und im
Abendmahl
seine
Vergebung
und
Gemeinschaft
zu
erfahren.
Weitere
Teilnahmevoraussetzungen (Kirchengliedschaft, Taufe etc.) gibt es nicht.
Die EmK kennt im Unterschied zu den meisten anderen Freikirchen, die als Bünde organisiert
sind, das Bischofsamt. Zur Zeit wird die EmK in Deutschland zum ersten Mal in ihrer
Geschichte von einer Frau, Bischöfin Rosemarie Wenner, geleitet. 1956 führte die EmK auf
Weltebene die Möglichkeit der Ordination von Frauen ein.
Als Freikirche finanziert sich die EmK ausschließlich durch freiwillige Spenden ihrer Mitglieder.
Die Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche – Bezirk Bielefeld – ist seit 1980 in der
Kreuzkirche an der Schildescher Str. 102 (gegenüber Johannesstift) beheimatet. Sie besteht
in Bielefeld seit über 100 Jahren (frühere Standorte: Hermannstraße, August-Bebel-Straße).
Die Gemeinde hat aktuell etwa 75 Mitglieder. Zusammen mit Kirchenangehörigen und
Freunden gehören ca. 150 Personen zum Einzugsbereich der Gemeinde.
60
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Unabhängigkeitserklärung_der_Vereinigten_Staaten (Stand:
01.01.2009): In der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika (engl.: Declaration of
Independence; offiziell: The Unanimous Declaration of The Thirteen United States of America) vom 4. Juli 1776
proklamierten die dreizehn britischen Kolonien in Nordamerika ihre Loslösung von Großbritannien und ihr Recht,
einen eigenen souveränen Staatenbund zu bilden. Der größtenteils von Thomas Jefferson verfasste und vom
Zweiten Kontinentalkongress verabschiedete Text stellt die Gründungsurkunde der USA dar und ist eines der
bedeutendsten Dokumente der Staatsphilosophie.
75
Wichtig ist für die Mitglieder der EmK der persönliche und gelebte
Glaube an Jesus Christus, der sich nicht nur durch die Teilnahme
an kirchlichen Veranstaltungen äußert, sondern auch im Alltag
relevant ist. Die bzw. der Einzelne hat in der Gestaltung große
Freiheit, aber auch große Verantwortung. Inhaltlich steht die EmK
der Evangelischen Kirche nahe. Seit 20 Jahren gibt es eine
Vereinbarung zur Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft mit der
EKD. Wort und Tat (Evangelisation und Diakonie) gehören für die
EmK untrennbar zusammen.
Der EmK ist ökumenische Zusammenarbeit sehr wichtig. Sie ist Mitglied der
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der Vereinigung Evangelischer Freikirchen
(VEF) und beteiligt sich an der Evangelischen Allianz.
Seit vielen Jahren teilt sich die EmK die Kirche mit einer koreanischen methodistischen
Gemeinde. Ebenfalls seit vielen Jahren trifft sich eine Gruppe des Blauen Kreuzes regelmäßig
in der Kirche. Seit kurzem gibt es das Angebot eines Bibelkreises in Farsi (persisch).
Weitere Informationen sind zu finden im Internet unter www.emk.de oder www.bielefeld.emkowl.de.
Evangelisch-Methodistische Kirche
– Bezirk Bielefeld –
– Kreuzkirche Bielefeld –
Schildescher Str. 102,
33611 Bielefeld.
Ansprechpartnerin:
Pastorin Irene Kraft
([email protected]).
3.19 Evangelium für Alle – Bibelkreis Bielefeld –
Evangelium für Alle – Bibelkreis Bielefeld –, Herforder Str. 33, 33602 Bielefeld – in
Verbindung mit dem Missionswerk „Evangelium für Alle“ e. V., Beringweg 3, 70771
Leinfelden-Echterdingen.
3.20 Falling in Jesus e. V.
Falling in Jesus e. V., Jauerstr. 6, 33605 Bielefeld.
3.21 Freie Christengemeinde Bielefeld – Philadelphia-Kirche –
Die Freie Christengemeinde Bielefeld (FCG Bielefeld) ist eine Gemeinde im Bund
Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) und arbeitet vor Ort in der Evangelischen Allianz mit.
Der BFP seinerseits ist Mitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) in
Deutschland, mit z. Zt. ca. 300.000 Mitgliedern und im Pfingst-Europa-Forum (PEF) mit ca. 3,6
76
Mill. Mitgliedern. Weltweit bilden die Pfingstgemeinden die größte evangelische Konfession
mit 554 Mill. Menschen (Stand: Mai 2005). Im Zuge einer weltweiten pfingstlichen Bewegung
bildeten sich in den Jahren 1906 bis 1908 die ersten Gemeinden der heutigen
Pfingstbewegung in Deutschland. Nach dem 2. Weltkrieg entstand daraus der BFP, der heute
der größte Bund von Pfingstgemeinden in Deutschland ist.
Das namensgebende Merkmal der Pfingstgemeinden ist der Glaube, dass der Heilige Geist
an Pfingsten die Jünger Jesu erfüllt hat und dies seitdem für jeden Menschen erfahrbar ist.
Pfingstgemeinden zeichnen sich aus durch eine starke Zusammengehörigkeit unter den
Mitgliedern, die durch die Lebendigkeit der immer wieder gemachten Erfahrung der Präsenz
Gottes ständig neue Kraft erhält.
Das Glaubensbekenntnis der FCG Bielefeld
basiert ausschließlich auf der Bibel. Dabei
identifiziert sich die FCG mit dem apostolischen
Glaubensbekenntnis der christlichen Kirchen.
Sie glaubt, dass Gott ein wunderbarer Vater ist.
Er ist der Schöpfer des Himmels und der Erde.
Er liebt alle Menschen und möchte, dass jeder
eine lebendige Beziehung zu ihm findet und für
immer bei ihm bleibt (Lukas 15). Sie glaubt an
seinen Sohn Jesus Christus, der auf die Erde
gekommen ist, um die Menschen von ihrer
Distanz zu Gott und ihrem Egoismus zu befreien.
Er starb stellvertretend für die Menschen am Kreuz wegen deren Fehlverhaltens und ist nach
drei Tagen auferstanden und mehr als 500 Zeugen leibhaftig erschienen. Danach ist er in den
Himmel aufgefahren und sitzt zur Rechten Gottes und regiert von dort aus das Universum in
alle Ewigkeit. Er hat jetzt alle Gewalt im Himmel und auf der Erde. Die Gemeindemitglieder
glauben, dass Jesus seine Gemeinde auf der Erde baut und dass die Menschen ein Teil des
gesamten Leibes Christi weltweit sind (Matthäus 16,18).
Die FCG Bielefeld glaubt an den Heiligen Geist, der es ermöglicht, auf Erden einen Einblick in
das Wesen Gottes zu erhalten. Er schenkt wunderbare Gaben (Charismen) und wirkt als
Charakterveränderung, welche die Bibel als Frucht des Geistes bezeichnet. Dazu ist er
Ratgeber, Tröster, Helfer, Inspirator und Motivator. Er befähigt zu einem standfesten Leben im
Alltag. Er gibt täglich neue Kraft und Energie.
Die FCG Bielefeld glaubt, dass das Abendmahl die Menschen eine tiefe Verbindung mit dem
Geschehen von Golgatha persönlich erfahren lässt.
Sie glaubt an die kraftvolle Inspiration der Heiligen Schrift, der Bibel, die Leitfaden für alle
Belange des Lebens ist.
Und sie glaubt an die Wiederkunft Jesu als König und Herrn der Welt, von ganzem Herzen an
die Einheit derer, die an Jesus Christus glauben und ihn verehren, an ein Ewiges Gericht, das
alle erwartet, die sich der Liebe Gottes verweigert haben, an ein Leben nach dem Tod für alle,
die Sündenvergebung durch Jesu Tod am Kreuz erlebt haben.
Sie glaubt, dass die Liebe Gottes, die er durch den Heiligen Geist in die Herzen ausgegossen
hat, das Größte und Wichtigste im Leben eines Menschen ist und an die Wichtigkeit der Taufe
derer, die gläubig geworden sind.
77
Freie Christengemeinde Bielefeld
– Philadelphia-Kirche –
Brückenstr. 69,
33607 Bielefeld.
3.22 Freie Christliche Kirche
Die Freie Christliche Kirche Bielefeld ist eine evangelische Freikirche. Der Gemeindeverein
wurde 2004 gegründet.
Wie alle evangelischen Freikirchen hat die Kirche die Glaubenstaufe. Sie finanziert sich aus
Spenden der Mitglieder.
Die Gemeinde hat z. Zt. folgende Veranstaltungen:
Sonntag, 10.30 Uhr, Gottesdienst mit Kirchenkaffee.
Sonntag, 20 Uhr, Lobpreis und Gebet.
Montag, 18 Uhr, Gebet.
Mittwoch, 19.30 Uhr, Glaubenslehre.
Alpha-Glaubens-Kurse nach Bedarf.
Sonderveranstaltungen: Segnungsgottesdienste und Gospelgottesdienste, u. a. m.
Freie Christliche Kirche
Hammerschmidtstr. 17 a,
33615 Bielefeld.
Pastor: Herr Gerhard Fetting
(Emailkontakt: [email protected]).
3.23 Freie evangelische Gemeinde Bielefeld
Freie evangelische Gemeinden gehören weltweit zu den evangelischen Freikirchen. Sie sind
keine Sekten und verbreiten keine Sonderlehren. Freie evangelische Gemeinden nennen sie
sich deshalb, weil sie die Trennung von Staat und Kirche betonen. Von beiden sind sie
unabhängig.
78
Mit „frei“ drücken freie evangelische Gemeinden aber vor allem ihr Selbstverständnis als
Freiwilligkeitsgemeinde aus. Nur aufgrund einer persönlichen Glaubensentscheidung –
freiwillig – kann man Mitglied werden. Freiwillig und in Verantwortung mit Gott stellen die
Gemeindemitglieder Zeit und Geld zur Verfügung, Kirchensteuer(n) gibt es nicht.
Die Gemeinden bezeichnen sich als „evangelisch“,
weil sie mit anderen evangelischen Kirchen das Erbe
der Reformation teilen. Außerdem wollen sie damit
zum Ausdruck bringen, dass sie sich bemühen, dem
Evangelium gemäß zu leben und zu lehren. Gerade
weil sie die Bibel als Maßstab für ihren Glauben
nehmen, grenzen sie sich nicht von Christen anderer
Benennungen ab. Sie pflegen den Kontakt zu
Gemeinden
aus
Landesund
Freikirche,
beispielsweise im Rahmen der Evangelischen Allianz
61
.
Freie evangelische Gemeinden wollen weniger als Konfession 62, sondern lieber als
„Gemeinde“ von Gläubigen verstanden werden, die gemeinsam Gott dienen. In diesem Sinne
feiern sie auch ihre Gottesdienste, in denen sie Gott loben und aus seinem Wort, der Bibel,
Wegweisung für den Alltag erwarten. Um menschliche Kontakte und Vertiefung im Glauben
geht es darüber hinaus in den Hauskreisen, die für sie einen sehr hohen Stellenwert haben.
Freie evangelische Gemeinde Bielefeld
Lipper Hellweg 271,
33605 Bielefeld.
3.24 Freie Evangeliumschristengemeinde
61
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Evangelische_Allianz: Die Evangelische Allianz ist ein weltweites
Netzwerk von Kirchen, Organisationen und Einzelpersonen aus verschiedenen reformatorischen Kirchen. Sie
[
vertritt nach eigenen Angaben weltweit rund 420 Mill. Menschen . Die theologische Basis der Evangelischen Allianz
sind Aussagen der historischen reformatorischen Bekenntnisse.
62
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Konfession: Der Begriff Konfession (v. lateinisch.: confessio =
„Geständnis, Bekenntnis“) bezeichnet im heutigen Sprachgebrauch eine Untergruppe innerhalb einer Religion
(ursprünglich nur der christlichen), die sich in Lehre, Organisation oder Praxis von anderen Untergruppen
unterscheidet. In anderen Religionen werden entsprechende Untergruppierungen auch als Sekten bezeichnet.
Der Begriff ist im Christentum entstanden und wird im Neuen Testament (1_Kor 1,12 HFA) eher kritisch
angesprochen und bezeichnet in der christlichen Theologie ursprünglich eine Zusammenfassung von
Glaubenssätzen. Von daher wird der Begriff auch als Bezeichnung für eine christliche Richtung verwendet, die sich
durch ein gemeinsames Bekenntnis von anderen christlichen Richtungen unterscheidet und im weiteren Sinn auch
allgemein für christliche Richtungen, bezeichnet heute also die unterschiedlichen christlichen Kirchen und
Gruppierungen. In der Bevölkerungsstatistik wird unter Konfession meist allgemein die Religionszugehörigkeit
verstanden. Das ist darauf zurückzuführen, dass früher generell von einem christlichen Bekenntnis ausgegangen
wurde und an nichtchristliche Bekenntnisse eigentlich nicht gedacht wurde.
79
Freie Evangeliumschristengemeinde, Am Ostbahnhof 5, 33607 Bielefeld.
80
3.25 Herrnhuter Brüdergemeine
Herrnhuter Brüdergemeine
Lohkampstr. 7,
33607 Bielefeld.
3.26 IBC Bielefeld
Die IBC Bielefeld gehört zur `International Baptist Convention´, einer Zusammenkunft bzw.
Versammlung Englisch sprechender Kirchen weltweit. Die Kirche in Bielefeld wurde 1996
durch Pastor Andy Earl und seine Familie gegründet. Seitdem hat sie eine besondere
Anziehungskraft vor allem für meist internationale Gäste, wie z. B. Studentinnen bzw.
Studenten aus dem Ausland, internationale Mitarbeiter-Belegschaften, Mitglieder der British
Army – und natürlich auch Deutsche mit einem Interesse an Gottesdiensten in englischer
Sprache. Mit Besucherinnen bzw. Besuchern aus der ganzen Welt und aus allen
Altersschichten ist die Kirche in der Lage, eine während des Aufenthalts in Deutschland
vorübergehende kirchliche Heimat bereitzustellen, oder auch zu der Kirche zu werden, in der
sich ihre Besucherinnen bzw. Besucher „zu Hause“ fühlen.
IBC Bielefeld, Ilmenauweg 1 - 3 (Ecke Elbeallee), 33689 Bielefeld(-Sennestadt) (s. Ziff.
II.1.4.1 – Die Baptisten / Baptistengemeinden)
3.27 Jesus Church Bielefeld
Die Gemeinde möchte eine nach biblischem Vorbild funktionierende Gemeinschaft von
Christen sein, durch die Gott den Menschen seine Liebe zum Ausdruck bringt.
Sie geht davon aus, dass der Auftrag Jesu nicht durch den einzelnen Menschen erfüllt werden
kann. Sie hat sich als Gemeinde konstitutiert in dem Glauben, dass Gott etwas mit den
Gemeindemitgliedern als Team vorhat und möchte, dass sie ihn durch ihre Einheit und Vielfalt
zugleich repräsentieren. Das Ziel der Gemeinde besteht darin, das Reich Gottes in ihrem
Lebensraum auszuweiten, aber auch darüber hinaus (weltweit) auszudehnen. Ihre Aufgabe ist
noch nicht erfüllt, wenn sie zu einer moralischen oder sozial engagierten Gemeinschaft
geworden ist. Vielmehr will sie eine Gemeinde nach biblischem Vorbild sein, die, nach Jesus
Vorbild, den Menschen das Wesen Gottes begreifbar macht. Durch sein Kümmern um die
Nöte der Menschen wirkte Jesus anziehend auf viele Menschen. Dieses Engagement Gottes
will sie als Gemeinde weiterführen.
Der Glaube basiert auf der Bibel, auf den sechsundsechzig Büchern des Alten und Neuen
Testamentes. Die Gemeinde glaubt, dass die Bibel in ihrer Gesamtheit von Gott inspiriert ist
und von ausgewählten Menschen niedergeschrieben wurde. So spricht die Bibel gleichzeitig
mit der Autorität Gottes und reflektiert die Hintergründe, Stile und das Vokabular ihrer Autoren.
Sie hält daran fest, dass die Schriften der Bibel, durch Gottes Wirken, unfehlbar und ohne
Irrtümer sind. Sie sind einzigartig, vollständig und die höchste Autorität zu allen Themen des
81
Glaubens und des praktischen Lebens. Es gibt keine anderen Schriften, die in gleicher Weise
von Gott inspiriert sind.
Die Gemeinde glaubt, dass es einen wahren, heiligen Gott gibt, der ewig und in drei Personen
existiert: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Jede dieser drei Personen besitzt alle Attribute einer
Gottheit und dieselben Wesensmerkmale. Am Anfang schuf Gott aus dem Nichts heraus die
Welt und alles, was in der Welt ist. Darin zeigt sich die Herrlichkeit seiner Macht, seiner
Weisheit und Güte. In seiner souveränen Macht erhält er seine Schöpfung, durch seine
Vorsehung handelt er durch die ganze Geschichte hindurch, um seine Absichten zu erfüllen.
Jesus Church Bielefeld
Bolbrinkersweg 29,
33617 Bielefeld.
3.28 Katholisch-Apostolische Gemeinde
Katholisch-Apostolische Gemeinde
Mercatorstr. 12,
33602 Bielefeld.
3.29 Kirche der Christus-Mission e. V.
`Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der
an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.´ (Johannes 3, 16).
Die Kirche der Christus Mission ist eine eigenständige Gemeinde, nicht angeschlossen an
einen Dachverband. Jesus Christus sandte seinen Diener, Pastor Harry Eboigbe aus Afrika,
nach Deutschland, um hier diese Gemeinde aufzubauen. Grundlage des Glaubens ist das
Wort Gottes – die Bibel – und das Wirken des Heiligen Geistes.
82
Die Kirche der Christus Mission e. V. predigt Liebe und Vergebung, Buße und umkehr zu Gott
und ein Leben in Heiligkeit: `Jagt nach dem Frieden mit jedermann und der Heiligung, ohne
die niemand den Herrn sehen wird!´ (Hebräer 12, 14).
Die Kirche der Christus Mission e. V. glaubt, dass alle Menschen einen Retter brauchen, da
alle Menschen sündig sind. Jesus Christus hat die Strafe für die Sünden erlitten, ein für
allemal. Wenn die Menschen jetzt an ihn glauben und ihm ihr Leben übergeben, dann sind sie
gerettet vor dem berechtigten Zorn Gottes: `…, weil er nicht will, dass jemand verloren gehe,
sondern dass jedermann Raum zur Buße habe.´ (2. Petrus 3, 9).
Einen Christen erkennt man nicht an seinen Worten, sondern an seinen Taten und an seinem
Verhalten: `Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit,
Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.´ (Galater 5, 22).
Die Kirche der Christus Mission e. V. glaubt, dass die Menschen nur in den Himmel kommen
und den `HERRN´ Jesus Christus sehen werden, wenn sie hier auf Erden vom Heiligen Geist
von neuem geboren werden und ein Leben in Heiligkeit führen (Johannes 3, 3 + 5).
Gott erwartet, dass die Menschen einander vergeben, dann wird er auch den Menschen
vergeben (Matthäus 6, 14). Er erwartet, dass die Menschen einander lieben und Dinge
miteinander teilen, so wie es die ersten Christen getan haben (Apostelgeschichte 2, 44).
Die Kirche der Christus Mission e. V. glaubt, dass Jesus Christus bald wiederkommen wird,
um die, die zu ihm gehören, zu sich zu nehmen (Johannes 14, 2).
Aufgabe der Kirche der Christus Mission e. V. als Gemeinde Gottes ist es, das Evangelium zu
predigen, in der Kirche und auf der Strasse, damit Menschen gerettet werden. Sie betet für
Menschen, die krank sind, dass Jesus sie heilt (Psalm 103, 3) und für Menschen, die durch
Satan gebunden sind, damit sie frei werden (Psalm 146, 7). Der Pastor tauft Menschen, die
zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind (durch Untertauchen, wie es die Bibel lehrt)
(Apostelgeschichte 8, 37 + 38). Die Gemeinde feiert das Abendmahl zum Gedächtnis an den
`HERRN´ Jesus Christus. Sie glaubt an die Dreieinigkeit des Gottes; Gott-Vater, Sohn und
Heiliger Geist sind eins.
Die Kirche der Christus Mission e. V. ruft alle Menschen auf, zu kommen und Gott zu preisen
als Schöpfer und Retter. Sie feiert ihre Gottesdienste jeden Sonntag um 11.00 Uhr in
englischer 63 und deutscher Sprache. In der Woche veranstaltet sie Bibelstudium,
Gebetsabende und Chorproben.
Die finanzielle Basis der Kirche der Christus Mission e. V. sind Spenden.
63
Church of Christ Mission e. V.: “`For God so loved the world, that he gave his only begotten Son, that whosoever
believes in him should not perish, bust have everlasting life.´ (John 3:16).
The Church of Christ mission is an independent congregation, not connected with a headquarter. Jesus Christ sent
his servant Pastor Harry Eboigbe from Africa to Germany to built up this ministry.
The foundation of our faith is the word of God – the bible – and the work of the Holy Spirit. We preach love and
forgiveness, repentance and return to God and a life in holiness. `Follow peace with all men, and holiness, without
which no man shall see the Lord.´ (Hebrew 12:14). We believe, that everybody needs a saviour because all men
are sinners. Jesus Christ suffered the punishment for our sins, once and forever. When we now believe in him and
give our life to him, then we are saved before the legetimate wrath of God. ´…, not willing, that any should perish,
but that all should come to repentance. ´ (2 Peter 3:9). We recognize a christian not by his words, but by his deeds
and his behaviour: `But the fruit of the Spirit is love, joy, peace, longsuffering, gentleness, goodness, faith,
meekness, self-control. ´ (Galatians 5:22). We believe, that we enter heaven and see our Lord Jesus Christ only
when we are born again of the Holy Spirit here on earth and when we live a life of holiness. (John 3: 3 + 5). God
expect from us, that we forgive everybody, so than he will also forgive us. (Matthew 6:14). He expect, that we love
one another and share things in common as it did the first christians (Acts 2:44). We believe, that Jesus Christ is
coming back soon again, to take the one who belongs to HIM to himself. (John 14:2).
Our mission as a congregation of God is to preach the gospel, in the church and in the street, so that people may
be saved. We pray for those, who are sick, that Jesus can heal them (Psalm 103:3) and for people, who are bind by
satan, so that they may be delivered (Psalm 146:7). Our Pastor baptize people, who came to believe in Jesus
Christ (by deeping them into water as the bible teaches us) (Acts 8:37 + 38). We celebrate the Holy Communion in
remembrance of our LORD Jesus Christ. We believe in the trinity of our God: God-Father, Son and Holy Spirit are
one. We call all people to come and to praise God as our creator und saviour. We celebrate our services every
Sunday at 11 oclock in English and german language. During the week we hold our bible study, prayer meeting and
choir practice. Our financial basic are donations.”
83
Kirche der Christus Mission e. V.
Herforder Str. 237,
33609 Bielefeld
(Haltestelle „Finkenstr.“
der
Straßenbahnlinie 2 (Milse);
Pastor: Harry Eboigbe)
(www.christus-mission.com).
3.30 Kraftwerkgemeinde
Die Glaubensgrundlagen und Ziele (Wort + Geist-Bewegung) lassen sich wie folgt
zusammenfassen:
Die Grundlage des Glaubens und der Lehre ist die gesamte Heilige Schrift des Alten und
Neuen Testaments.
Die Bewegung glaubt daran, dass das Wort Gottes „in gerader Richtung geschnitten“
werden muss (2 Tim 2, 15), d. h., dass die gesamte Bibel von der richtigen Perspektive
her, dem Zentrum nämlich, gelesen und verstanden werden muss. Dieses Zentrum aber
ist weder die menschliche Erfahrung (auch nicht im Leben als Christ !) noch sind es
irgendwelche theologischen Konzepte oder kirchlichen Lehren, sondern einzig und allein
das Evangelium, die gute Nachricht (Mk 1, 15: Jesus: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich
Gottes ist nahe gekommen. Kehrt um und glaubt an die gute Botschaft“; vgl. auch Röm 1,
16f).
Die Botschaft des Evangeliums (zusammengefasst: „Jesus hat alles Notwendige bereits
getan“) glaubt die Gemeinschaft als die Wahrheit unabhängig davon, welche Erfahrungen
in diesem irdischen Leben gerade gemacht werden, oder durch was die Seele oder der
Körper im Natürlichen gerade „durchgeht“.
Die Gemeinschaft glaubt nicht, dass die Bewegung Wort + Geist der einzige Zweig des
Leibes Christi ist, durch den Gott momentan wirkt, sie steht auch in voller Zuversicht zu
dem von Gott gegebenen Auftrag der Reformation und der damit verbundenen Erweckung
von geistlichem Leben sowohl im Leib Christi als auch unter noch Ungläubigen.
Sie glaubt, dass die Ausführung ihres spezifischen Auftrages langfristig zu Segen und
bleibender Frucht für die gesamte Gemeinde Jesu ebenso wie für die Nation insgesamt
führen wird (s. z. B. Eph 4,1 – 7 zur Einheit des Leibes). Das Ziel der Wort + GeistBewegung ist der Aufbau starker und evangelistisch effektiver Gemeinden. Dabei ist der
Fokus die Errettung der Verlorenen, Heilung der Kranken, Befreiung der Gebundenen –
nicht das „Abwerben“ von Gläubigen aus anderen Gemeinden. Die Gemeinschaft ermutigt
bereits in Gemeinden integrierte Gläubige, die bei Wort + Geist empfangenen Impulse in
ihren Gemeinden und Kirchen positiv einzubringen, ohne eine Haltung von Rebellion oder
Spaltung.
84
Kraftwerkgemeinde
Hakenort 65,
33609 Bielefeld.
3.31 Philippus-Gemeinde Bielefeld – Ev. Freikirche –
In der Philippus-Gemeinde soll jeder, der Gott kennengelernt hat oder kennenlernen möchte,
Geborgenheit und Wärme erfahren. Christsein bedeutet stets auch, verbindlich miteinander zu
leben. Die Gemeinde ist keine geschlossene Gesellschaft, sondern eine offene Gemeinschaft.
Die Gemeinde nennt sich evangelisch, weil sie
sich verbunden weiß mit allen Kirchen, deren
Mitte das Evangelium von Jesus Christus ist und
die ihren Glauben an den dreieinigen Gott im
Apostolischen Glaubensbekenntnis 64 bezeugen.
Sie pflegt guten Kontakt zu anderen
Kirchen und Freikirchen in der Stadt und
distanziert sich von den Sekten. Sie gehört
zur Evangelischen Allianz in Bielefeld,
einem
Zusammenschluss
von
landeskirchlichen
und
freikirchlichen
Gemeinden.
Durch
den
Mülheimer
Verband
freikirchlich-evangelischer
Gemeinden
(MV) ist die Gemeinde Mitglied der
Vereinigung evangelischer Freikirchen
(VEF) und der Arbeitsgemeinschaft
Christlicher Kirchen (ACK).
Mit allen christlichen Kirchen lehrt sie, dass Jesus Chrisus der Mittelpunkt des Glaubens ist. Er
allein ist der Weg zum Vater. Deshalb glaubt sie auch, dass Christen aus allen Konfessionen
in der Ewigkeit bei Gott sein werden. Besonders wichtig ist für sie die persönliche
64
Vgl.
URL:
http://www.wikipedia.de_org/wiki/Apostolisches_Glaubensbekenntnis:
Das
Apostolische
Glaubensbekenntnis ist eine fortgebildete Variante des altrömischen Glaubensbekenntnisses aus dem 2.
Jahrhundert, welches wahrscheinlich aus einem noch älteren Taufbekenntnis entstanden ist. Ein
Glaubensbekenntnis wie das Apostolische Glaubensbekenntnis benennt die wichtigsten Glaubensinhalte zum
Zwecke des liturgischen (gottesdienstlichen) Betens und Bekennens. Es wird von den westlichen Kirchen allgemein
anerkannt. In der Kirche von England hat es eine herausragende Bedeutung, da es morgens und abends zu
rezitieren ist. In der Römisch-katholischen Kirche ist es das Taufbekenntnis (in Frage- und Antwortform, auch bei
der Tauferneuerung) sowie der Anfang des Rosenkranzgebets. In den östlichen Kirchen ist es im allgemeinen
unbekannt; dort wird statt dessen das Nicänische Glaubensbekenntnis verwendet. Das Apostolische
Glaubensbekenntnis enthält aber keine Aussagen, die in der Ostkirche irgendwie umstritten wären. Im 20.
Jahrhundert wuchs seine Bedeutung in Folge der ökumenischen Bewegung, da es eine allen Kirchen akzeptable
Formulierung des christlichen Glaubens darstellt. Hierzu wurde 1971 eine dem heutigen Sprachgebrauch
angepasste Form eingeführt.
85
Verantwortung des Menschen. Jeder ist für sich selbst Gott verantwortlich – sowohl für sein
Leben auf dieser Erde, als auch für die Ewigkeit.
Nach den Aussagen der Bibel glaubt und verkündigt sie, dass niemand Christ sein kann, ohne
den persönlichen Glauben an Jesus Christus.
Philippus-Gemeinde Bielefeld
– Ev. Freikirche –
Herforder Straße 153,
33609 Bielefeld.
II.1.5 Weitere christliche Kirchen und Gemeinden
1. Neuapostolische Kirche (NAK)
Die Neuapostolische Kirche (NAK) ist eine christliche Religionsgemeinschaft, die sich Ende
des 19. Jahrhunderts aus den Katholisch-Apostolischen Gemeinden entwickelt hat. Die Kirche
sieht sich als Fortsetzung der urchristlichen Kirche, ist auf und in Erwartung der nahen
Wiederkunft Christi und eschatologisch 65 ausgerichtet (Gemeinschaft mit apokalyptischer
Endzeiterwartung). Die geistlichen Führer der Neuapostolischen Kirche werden als `Apostel´
bezeichnet. Sie gelten als unerlässlich, um die Kirche auf das Glaubensziel vorzubereiten. Ziel
der neuapostolischen Christen ist es, bei der Wiederkunft Christi, welche im Mittelpunkt des
neuapostolischen Glaubens steht, in die ewige Gemeinschaft mit Gott geführt zu werden.
Die Lehre basiert auf der Bibel, wobei das Gesamtverständnis des Evangeliums 66 durch die
Apostel erarbeitet wird. Die Apostel der Neuapostolischen Kirche verstehen sich als
Nachfolger der ersten Apostel, welche Jesus Christus ausgesandt hat. In deren Tradition
verstehen sie sich als Missionare, die zu allen Menschen gehen, um das Evangelium Jesu
Christi zu verkündigen und die Menschen auf sein Wiederkommen und das ewige Leben
vorzubereiten. Außerdem ist es die Aufgabe der Apostel und weiteren Amtsträger, das
Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Kirche zu pflegen und die Mitglieder in der Seelsorge zu
unterstützen. Nach dem Verständnis der Neuapostolischen Kirche ist das Apostelamt
heilsnotwendig, um die Wiederkunft Jesu Christi mit anschließender „Hochzeit im Himmel“
mitzuerleben. Das bedeutet nicht, dass nicht auch andere Gläubige vor Gott Gnade finden
können. Es wird betont, dass das Apostelamt nur bis zur Wiederkehr Christi wirken soll. Für
65
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Eschatologie: Eschatologisch = theologischer Begriff, der die Lehre
von den Hoffnungen auf Vollendung des Einzelnen (individuelle Eschatologie) und der gesamten Schöpfung
(universale Eschatologie) beschreibt.
66
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Evangelium_(Glaube): Evangelium (von griech. ευαγγελιoν „Gute
Nachricht”, „Frohe Botschaft” oder „Siegesbotschaft“) steht für:
§ Evangelium (Buch), vier Bücher des Neuen Testaments.
§ Evangelium (Glaube), Sammelbegriff für christliche Glaubensinhalte.
§ Evangelium (Liturgie), die letzte Schriftlesung in christlichen Gottesdiensten.
§ nicht im Neuen Testament enthaltene antike Schriften zu Jesus Christus, siehe Apokryphen.
§ die islamische Auslegung der Evangelien Christi, siehe Indschil.
86
die Frage, wer im Endgericht Heil erlangen wird, spielt das Apostelamt keine Rolle. Diese
Feststellung ist wichtig, weil große Teile der Christenheit auf das Endgericht warten.
Der Bezirk Bielefeld der Neuapostolischen Kirche (NAK) umfasst insgesamt 18
Kirchengemeinden und ist nicht mit der politischen Stadtgrenze identisch. In den
unmittelbaren Stadtgrenzen bestehen 14 neuapostolische Gemeinden. Außerhalb des
Bielefelder Stadtbereichs liegen südlich des Teutoburger Waldes vier weitere zum Bezirk
gehörende Gemeinden. Insgesamt fast 4.000 Kirchenmitglieder – in Deutschland: ca. 380.000
Mitglieder – werden hier von 198 Amtsträgern seelsorgerisch betreut. In Bielefeld gibt es
folgende Gemeinden:
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Brackwede
Normannenstr. 22 / 24,
33647 Bielefeld.
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Ummeln
Versmolder Str. 1,
33649 Bielefeld.
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Gellershagen
Geschwister-Scholl-Str. 22,
33613 Bielefeld.
87
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Gadderbaum
Artur-Ladebeck-Str. 65,
33617 Bielefeld.
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Brake
Naggertstr. 24,
33729 Bielefeld.
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Heepen-Kammeratsheide
Kammeratsheide 8,
33609 Bielefeld.
88
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Jöllenbeck
Dorfstr. 5,
33739 Bielefeld.
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Mitte
Bismarckstr. 25 / 27,
33615 Bielefeld.
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Schildesche
Westerfeldstr. 12,
33611 Bielefeld.
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Senne
Am Ehrenkamp 5,
33659 Bielefeld.
89
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Sennestadt
Schlinghofstr. 48,
33689 Bielefeld.
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Stieghorst
Danziger Str. 2,
33605 Bielefeld.
Heidsiekstr. 6,
33607 Bielefeld.
Neuapostolische Kirche NRW
Gemeinde Sieker
Taubenstr. 14,
33607 Bielefeld.
Nachrichtl.: Neuapostolische Kirche NRW, Gemeinde Quelle, Lange Str. 104, 33803
Steinhagen.
90
2. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen)
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
(The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints), auch
bekannt als Mormonen, versteht sich als Jesus
Christus autorisierte christliche Kirche, die an die von
ihm zu seiner Lebenszeit auf Erden gegründete
Urkirche in Glauben, Lehre, Vollmacht und Aufbau
anknüpft.
Während seines Lebens auf der Erde hat Jesus
Christus seine Kirche gegründet, die von ihm und zwölf
Aposteln geführt worden ist. Nach dem Tod der Apostel jedoch fand – unbeschadet des
aufrichtigen Bemühens vieler Glaubenden – eine substantielle Abkehr von der Wahrheit statt,
bis hin zum Verschwinden von Vollmacht und religiösen Inhalten.
So begann Jesus Christus ab 1820, seine Kirche durch den Propheten Joseph Smith zur
Gänze wieder herzustellen (offizielle Gründung: 06. April 1830). An der Spitze der Kirche steht
Jesus Christus. Wie zu biblischen Zeiten gibt es einen Propheten und zwölf Apostel, die nach
dem von Jesus selbst gezeigten Muster die Kirche auf der Erde führen. Die Kirche Jesu
Christi der Heiligen der Letzten Tage ist mittlerweile zu einer weltumspannenden Kirche mit
über 13 Mill. Mitgliedern in mehr als 160 Staaten angewachsen.
Die Bezeichnung Mormonen leitet sich ab vom Buch Mormon
neben der Bibel als Heilige Schrift studieren.
67
, das die Mitglieder der Kirche
In Deutschland gibt es die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage seit 1840. Sie
besitzt den Status einer staatlich anerkannten Körperschaft des öffentlichen Rechts (K. d. ö.
R.).
In Deutschland hat die Kirche über 38.000 Mitglieder, nach Angabe der Kirche Jesu Christi der
Heiligen der Letzten Tage mit steigender Tendenz. Es gibt ca. 180 Gemeinden der Kirche;
116 verfügen über ein eigenes Gemeindehaus.
Ca. 100 deutsche Mitglieder, meist junge Frauen und Männer, sind weltweit auf Mission. 550
der weltweit insgesamt über 53.000 Missionare der Kirche sind in Deutschland tätig.
Der Hauptsitz der Kirche befindet sich in Salt Lake City, Utah USA. In Frankfurt/M. befindet
sich der Verwaltungssitz des Gebietes Europa-Mitte. Die Kirche verfügt über ca. 4.500
Familienforschungszentren sowie über das weltweit größte genealogische Archiv
(www.familysearch.org).
Alle Ämter in der Kirche werden grundsätzlich ehrenamtlich ausgeübt. Die Kirche kennt weder
ein Berufspriestertum noch ein Zölibat.
Die Kirche versteht sich als Wiederherstellung der ursprünglichen Kirche Jesu Christi und
nicht als Abspaltung einer anderen Kirche.
Wichtigster Pfeiler der Kirche ist die Familie; nach der Kirchenlehre können Familien ewigen
Bestand haben.
67
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Buch_Mormon (Stand: 01.01.2009): Das Buch Mormon (englisch:
The Book of Mormon) ist eine religiöse Schrift der nach diesem Buch benannten religiösen Gemeinschaften der
Mormonen. Die vom traditionellen Christentum nicht geteilte Anerkennung dieses Werkes als Heilige Schrift gilt als
wesentliches gemeinsames Kennzeichen der ansonsten recht unterschiedlichen Kirchen. Der Name geht auf den
Propheten Mormon zurück, der als Hauptredakteur des Berichtes aufscheint. Mit der Erstveröffentlichung des
Buches begann das öffentliche Wirken des Kirchengründers Joseph Smith.
91
Die Mitglieder der Kirche leben nach hohen moralischen Werten. Sie treten ein für sexuelle
Enthaltsamkeit vor und außerhalb der Ehe und verzichten auf Drogen, Nikotin und Alkohol.
Da sich die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage neben der Bibel auf weitere
Quellen ihres Glaubens beruft, wird sie von der Römisch-Katholischen Kirche und den
meisten protestantischen Kirchen als synkretistische 68 Neureligion angesehen.
Dementsprechend erkennen diese Kirchen die Taufe der Kirche Jesu Christi der Heiligen der
Letzten Tage nicht an. Die Mormonen haben kein Interesse an Ökumene und sprechen allen
anderen Kirchen die geistliche Vollmacht ab, in Gottes Namen sprechen zu können und
insbes. die Sakramente spenden zu können. Sie erkennen jedoch nach außen hin andere
Christen als solche an und arbeiten insbes. im humanitären Bereich mit anderen Religionen
zusammen. Durch das humanitäre Hilfsprogramm LDS Charities (in Deutschland: HLT Aktion
Nothilfe) der Kirche werden Bedürftigen jährlich Geld- und Hilfsmittel zur Verfügung gestellt,
unabhängig von Ethnie, Staatsangehörigkeit oder religiöser Zugehörigkeit der Betroffenen.
Insbesondere in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Roten Kreuz, der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Katholischen Hilfswerk 69 wurde seit 1985 Hilfe
in 163 Ländern geleistet.
Ferner setzt sich die Kirche für interkonfessionelle Toleranz ein, weshalb sie u. a. die
Errichtung von Gotteshäusern anderer Konfessionen und Religionen finanzieren. Beispiele
dafür sind die reformiert-jüdische Synagoge von Salt Lake City und der hinduistische Tempel
von Spanish Fork, Utah.
Die offizielle Webseite der Kirche für Deutschland lautet: www.kirche-jesu-christi.org.
In Bielefeld ist die Kirche seit 1896 vertreten und zählt heute etwa 360 Mitglieder.
Kirche Jesu Christi der Heiligen der
Letzten Tage – Bielefelder Gemeinde –
Hainteichstr. 80,
33613 Bielefeld
(Gemeindehaus).
3. Zeugen Jehovas
Die Zeugen Jehovas sind eine im ausgehenden 19. Jahrhundert in den USA durch Charles
Taze Russell gegründete christlich-chiliastische 70 Religionsgemeinschaft, die sich kirchlich
68
Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Synkretismus (Stand: 01.01.2009): Synkretismus bedeutet die
Vermischung von religiösen Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild. Voraussetzung ist,
dass diese Ideen oder Philosophien sich zuvor als inhaltlich voneinander unterschieden abgegrenzt haben, und
dass sie als religiös-philosophische Teilaspekte auf einen Absolutheitsanspruch verzichten. Synkretismus nimmt
vielmehr die Aspekte unterschiedlicher Religionen bewusst auf und formt sie zu etwas Neuem.
69
Engl.: Catholic Relief Services
70
Vgl. URL: http://www.babylon.com/definition/Chiliasmus/German: Chiliasmus (v. griech.: χιλια chilia „tausend“,
adj. „chiliastisch“) im ursprünglichen Sinn bezeichnet den Glauben an die Wiederkunft Jesu Christi und das
Aufrichten seines tausend Jahre währenden Reichs, manchmal mit Israel als politisch und religiös dominierender
92
organisiert. Laut Eigenangaben gibt es 2007 weltweit 6,9 Mill. aktive Mitglieder, davon
165.000 in Deutschland. Die Zeugen Jehovas sind bekannt durch ihre stark ausgeprägte
Missionstätigkeit, für den Verlag und Vertrieb der Zeitschriften „Der Wachtturm“ und „Erwachet
!“, durch die eigene Verlagsunternehmung der Wachtturm-Gesellschaft, die Ablehnung von
Bluttransfusionen sowie die Verweigerung des Militärdienstes.
Den Namen „Jehovas Zeugen“ benutzt die früher als „Russelliten“, „Ernste Bibelforscher“,
„Internationale Bibelforscher-Vereinigung“ oder schlicht als „Bibelforscher“ bekannte
Religionsgemeinschaft erst seit 1931. Die Bezeichnungen „Jehovas Zeugen“ und „Zeugen
Jehovas“ werden nicht einheitlich verwendet; Ortsvereine sind teilweise als „Jehovas Zeugen
(mit Stadtbezeichnung) e.V.“ eingetragen. Diese Bezeichnungen ("Jehovas Zeugen") stützen
sich auf Jesaja 43:10 und 12.
Die Zeugen Jehovas leiten ihren Glauben nur von ihrem Verständnis der Bibel ab. Für
Jehovas Zeugen beinhaltet die Bibel die von Gott geoffenbarte religiöse Wahrheit, die
Grundlage aller religiösen Lehre ist. Ihre Exegese 71 der Bibel unterscheidet sich dabei in
vielen Punkten von der, die in den meisten anderen christlichen Gemeinschaften anzutreffen
ist.
Die „Leitende Körperschaft“ als Leitungsgremium der Religionsgemeinschaft legt die gültige
Lehre fest. Das Selbstverständnis der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas ist in ihrer
Literatur unmissverständlich dokumentiert. Sie selbst sagt, sie sei von Gottes heiligem Geist
gesalbt und geleitet. Dabei erhebt sie keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit. Zeugen Jehovas
betrachten allein die Bibel als "von Gott inspiriert". Der Wachtturm ist nicht unfehlbar und stellt
nur den aktuellen Stand des biblischen Verständnisses dar. Es wird jedoch von jedem Zeugen
Jehovas erwartet, diese Lehre als für die Religionsgemeinschaft gültig anzuerkennen und
nicht durch Wort oder Tat abweichende Lehren zu verbreiten oder zu unterstützen.
Rückfragen und begründete Zweifel einzelner Zeugen Jehovas sowie neue Informationen zu
einzelnen Sachgebieten dienen als Anstöße für die leitende Körperschaft, um die Lehre
anhand der Bibel immer wieder neu zu überprüfen. Die leitende Körperschaft nimmt diese
Überprüfungen in begründeten Fällen zum Anlass, einzelne Lehrpunkte zu ändern, die dann z.
B. im Wachtturm als „Fragen von Lesern“ veröffentlicht werden.
Angebetet wird „der allmächtige und ewige Gott“ Jehova. Nach dem Bibelverständnis der
Zeugen Jehovas hat er die Welt und das Leben im Himmel (Engel) und auf der Erde
erschaffen. Seine wichtigsten Haupteigenschaften sind Liebe, Gerechtigkeit, Macht und
Weisheit, wobei die Liebe herausragt und das gesamte Handeln bestimmt. Jehova sei ein
unsichtbarer Geist, der unabhängig vom Menschen lebe und persönliches Interesse an jedem
Menschen auf der Erde habe.
Die Zeugen Jehovas lehnen die Lehre der Dreifaltigkeit ab. Sie sind der Auffassung, dass es
keine Verse in der Bibel gebe, die bei korrekter Übersetzung und Auslegung die Lehre der
Dreieinigkeit stützen. Die Aussage in Joh 1, 1 ELB („und Gott war das Wort“) deuten sie nicht
trinitarisch 72 in dem Sinn, dass Jesus und sein Vater wesenseins seien. Den Heiligen Geist
Weltmacht. Der Begriff wird auch allgemeiner als Bezeichnung für den Glauben an das nahe Ende der
gegenwärtigen Welt, manchmal verbunden mit der Erschaffung eines irdischen Paradieses, oder für einen
apokalyptischen Fatalismus im Zusammenhang mit einer Jahrtausendwende verwendet.
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Exegese (Stand: 01.01.2009): Die Exegese (griech. ἐξήγησις
exēgēsis „Auslegung, Erläuterung“) ist die Interpretation insbesondere von heiligen Schriften, vor allem des Alten
und Neuen Testaments der Bibel, des Talmuds, der Literatur zum Midrasch und des Korans. Der Begriff ist auch im
Zusammenhang mit der Auslegung juristischer Texte anzutreffen.
72
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Dreieinigkeit: Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität (s. auch Fußn.
29) bezeichnet in der christlichen Theologie die Einheit der drei Personen des göttlichen Wesens: Gott „Vater“, Gott
„Sohn“ (Jesus Christus) und Gott „heiliger Geist“. Die Dreieinigkeitslehre wird heute von einem Großteil der
christlichen Glaubensgemeinschaften vertreten.
71
93
betrachten sie weder als Person noch als Teil eines dreieinigen Gottes, sondern als Gottes
wirksame Kraft. Die Ablehnung der Lehre der Dreieinigkeit ist einer der Haupteckpfeiler ihres
Dogmas 73 und unterscheidet sie grundlegend von den meisten anderen christlichen
Konfessionen.
Jesus betrachten Jehovas Zeugen als das erste und einzige von Gott allein erschaffene
Geschöpf. Er sei somit nicht ewig und als Sohn seinem Vater untergeordnet. Daher dürften
Gebete nur durch Jesus Christus als Fürsprecher an Gott gerichtet werden, jedoch nicht an
ihn selbst.
Die Auferstehung Jesu sei ihrer Auffassung nach nicht leibhaftig; sie glauben, sein
menschlicher Leib sei in der Osternacht vernichtet worden und er sei mit einem
nichtmateriellen „geistigen Leib“ auferstanden. In dieser vor- und nachmenschlichen Gestalt
als „Geistperson“ sei Jesus mit dem Erzengel Michael identisch.
Zeugen Jehovas glauben, dass Jesus an einem Pfahl und nicht an einem Kreuz hingerichtet
wurde. Sie verwenden diesen Gegenstand nicht für religiöse Handlungen oder als Symbol.
Abgesehen hiervon stimmen Jehovas Zeugen mit etlichen christlichen, insbes.
protestantischen Gemeinschaften in verschiedenen Punkten über Jesus Christus überein.
Dazu gehört, dass Jesus der Sohn Gottes sei und dass Gott durch ihn alles andere erschaffen
habe. Etwa zu Beginn unserer Zeitrechnung kam er, „das Wort“ aus Joh 1, 1 ELB, auf die
Erde und wurde dort als vollkommener Mensch Jesus geboren, indem sein Leben durch
Gottes Geist in seine irdische Mutter Maria verpflanzt worden sei. Hauptzweck seines
Kommens auf die Erde sei es gewesen, sein vollkommenes menschliches Leben zur Erlösung
von Sünde und Tod zu opfern; er ersetzte mit seinem Tod den Verlust des vollkommenen
Menschen Adam als ausgleichenden Wert. Christus sei nach dem Tode auferweckt worden
und habe sein Opfer Gott im Himmel dargebracht. Seitdem sei er das Haupt der
Christenversammlung, die er gründete. Zu Gott könne man nur durch Jesus Christus beten,
nur durch ihn gäbe es Vergebung von Sündenschuld und nur durch ihn sei ewiges Leben
möglich.
Die Versammlungsstätten werden Königreichssäle genannt und zweckmäßig jeweils für 60 bis
200 Personen eingerichtet. Allerdings fehlen jegliche religiösen Symbole wie Altar, Kreuz oder
Heiligenbilder. Nur Stühle, Tische, ein Sprechpult, Lautsprecher, Mikrofone und eine schlichte
Bühnendekoration sowie eine Bibliothek für Schriften der Wachtturm-Gesellschaft,
verschiedene
Bibelausgaben
und
andere
religionsbezogene
und
allgemeine
Nachschlagewerke sind vorhanden.
Jehovas
Zeugen
Bielefeld-West e.V.
Bremer Str. 3,
33613 Bielefeld.
Versammlung
73
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Dogma (Stand: 01.01.2009): Unter einem Dogma (griech. δόγµα,
dógma, „Meinung, Denkart, Lehrsatz“; Plural Dogmen oder seltener nach dem Griechischen Dogmata) versteht
man eine festlegende Definition oder eine grundlegende Lehrentscheidung, der ein unumstößlicher
Wahrheitsgehalt zugeschrieben wird.
94
Jehovas
Zeugen
Versammlung
Bielefeld-Brackwede e.V.
Schulstr. 54 a,
33647 Bielefeld.
Religionsgemeinschaft Zeugen Jehovas
S. Mindt
Dunlopstr. 42,
33689 Bielefeld.
II.1.6 Weitere Christliche Werke und Gemeinschaften (nachrichtlich)
Bielefelder Tisch, Heeper Str. 121 a, 33719 Bielefeld.
Bund für Innere Mission, Vahlkamp 4 b, 33719 Bielefeld.
Campus für Christus, Im Strohsiek 7, 33613 Bielefeld.
Christlicher Verein Junger Menschen (CVJM) – Kreisverband Bielefeld e. V. –,
Brunnenbauerweg 9, 33659 Bielefeld (Kreuzstr. 19, 33602 Bielefeld).
Ev.-luth. Gebetsverein, Astastr. 11, 33617 Bielefeld.
Evangelische Studierendengemeinde (ESG) Bielefeld, Jakob-Kaiser-Str. 26, 33615
Bielefeld 74.
Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes, Zentrum Bielefeld – Welle 10 –,
33602 Bielefeld 74 a.
74
Kontakt: [email protected]. Die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) Bielefeld ist eine protestantische
Gemeinde in ökumenischer Offenheit an der Hochschule. Auch internationale Studierende mischen stark im
Geschehen der ESG mit. Beim wöchentlichen internationalen Abend wird durch aktuelle Hintergrundinformationen
von "Dritte Welt- und Schwellenländern" das entwicklungspolitische Bewusstsein gefördert. Hierbei ist es wichtig,
die Interessen ausländischer Studierender stark zu machen. Die Studierenden sind eingeladen, sich Zeit und Raum
für den eigenen Glauben zu nehmen. In Abendandachten, Gottesdiensten, Taizégebeten und dem Glaubenskurs
kommt man ins Gespräch – miteinander und mit Gott. Die ESG ist eine evangelische Gemeinde. Gleichzeitig ist sie
besonders durch ihre Internationalität ökumenisch und für andere Meinungen und Formen des Glaubens offen. Der
einzelne Mensch liegt der ESG am Herzen. So begleitet sie in Lebens- und Glaubensfragen, bei
Beziehungskonflikten und Orientierungsschwierigkeiten. Sie nimmt sich Zeit für Gespräche, spontan zwischen
zwischen Tür und Angel, in akuten Notsituationen, nach Verabredung und auch über einen längeren Zeitraum
hinweg. Die Studierendenpfarrerin ist in der ESG und der Uni persönlich ansprechbar und erreichbar.
Vertraulichkeit ist selbstverständlich.
74 a
Die Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes, auf internationaler Ebene Lectorium Rosicrucianum
genannt, 1924 in Haarlem/Niederlande gegründet, hat in Deutschland die Rechtsform eines gemeinnützigen
eingetragenen Vereins. Sie trägt die christliche Heilslehre aus und gehört einer Strömung an, die ihre
wesentliche Prägung durch das Urchristentum erhalten hat. Ziel ist es, Menschen, die danach verlangen, den
christlichen Erlösungsweg als einen innerlichen Weg zu weisen und ihn in Gemeinschaft zu gehen. Aus der
95
IVCG (Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute).
Katholische Hochschulgemeinde
Turnerstr. 2,
33602 Bielefeld 75.
Kolpinghaus Bielefeld e. V.
August-Bebel-Str. 7 a,
33602 Bielefeld.
Sicht des Rosenkreuzes gibt es neben dieser Welt noch eine höhere Welt, die Welt des Vollkommenen. Deshalb
sprechen die Rosenkreuzer von zwei Naturordnungen. Die (hiesige) Welt mit ihrer Unvollkommenheit und
Vergänglichkeit besteht aus dem bekannten Diesseits und Jenseits, dem Reich der Toten. Dem steht die
göttliche Welt des vollkommenen und ewigen Lebens gegenüber. Die Rosenkreuzer gehen davon aus, dass in
dem irdischen, sterblichen Menschen ein Element der göttlichen Welt verborgen ist. In diesem Urkern sind die
Idee und die Struktur eines vollkommenen Menschseins enthalten. Das Feld um diesen geistigen Mittelpunkt,
das auch den irdischen Menschen umgibt, nennen die Rosenkreuzer „Mikrozensus“. Aus dem geistigen Urkern
kann sich der Mensch mit Hilfe der allgegenwärtigen Christuskraft seelisch erneuern. Die Bibel nennt diesen
Prozess „Wiedergeburt aus Wasser und Geist“ (Joh. 3, 5); die Rosenkreuzer sprechen von „Transfiguration“. Auf
diesem geistigen Weg findet der Mensch in das göttliche Leben zurück. Wichtig auf dem Weg ist es, sich in einer
Gemeinschaft Gleichgesinnter immer wieder den Kräften der höheren Natur zuzuwenden. Durch igre
gemeinschaftliche Bemühung um das eine Ziel entsteht in der Gruppe eine Atmosphäre, die jeden Teilhaber an
der Gruppe innerlich stärkt. Er empfängt dadurch die Möglichkeit und die Kraft, in seinem täglichen Leben die
Botschaft des Evangeliums zu verwirklichen. Jede Etappe des Weges kann nur nach eigener Erkenntnis und in
innerer Freiheit gegangen werden. Die Bibel und insbesondere das Neue Testament sind das geistige
Fundament für den Weg und die Lehre des Rosenkreuzes. Die Lebensbeschreibung Jesu in den Evangelien
verstehen die Rosenkreuzer in erster Linie nicht als historischen Bericht, sondern als symbolische Darstellung
des Weges, den sie selbst gehen. So bemühen sie sich, den evangelischen Auftrag des Wortes Jesu „Folget mir
nach“ zu erfüllen.
Die Organisation wird finanziell ausschließlich getragen durch Beiträge und Spenden von Schülerinnen bzw.
Schülern und allgemeinen Mitgliedern und verfolgt keinerlei wirtschaftliche Interessen. Der Eintritt in die
Organisation ist nach einer Orientierungsphase durch einen schriftlichen Antrag möglich. Das Mindestalter dafür
beträgt 18 Jahre. Für den Austritt genügt ein formloses Schreiben. Im Monatsbeitrag ist das Abonnement der 6 x
jährlich erscheinenden Zeitschrift Pentagramm (= Fünfstern, der sich ergibt, wenn die Diagonalen eines
regelmäßigen Fünfecks nachgezogen werden. Im Volksglauben gilt es als Bannzeichen gegen das Böse.) In
vielen größeren Städten gibt es Rosenkreuz-Zentren, in denen sich Schülerinnen bzw. Schüler, Mitglieder und
Interessenten regelmäßig zu Veranstaltungen treffen. Weltweit gibt es rund 130 solcher Zentren in 36 Ländern.
Die Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes besitzt weltweit etwa 60 Konferenzzentren als
Begegnungsorte für die Durchführung mehrtätiger spiritueller Zusammenkünfte. Dort sind auch die
Verwaltungen der jeweiligen Regionen ansässig.
75
Kontakt: [email protected].
96
Landeskirchliche Gemeinschaft,
Jöllenbecker Str. 193, 33613
Bielefeld.
Landeskirchliche Gemeinschaft Schildesche, Am Kruge 4, 33739 Bielefeld.
Plakatmission Bielefeld, Am Langen Grund 9, 33649 Bielefeld.
SMD – Schülerbibelkreise (SBK`s), Stieghorster Str. 85, 33605 Bielefeld.
Weißes Kreuz Bielefeld, Herforder Str. 400 a, 33609 Bielefeld.
II.1.7 Fremdsprachige Gemeinden (nachrichtlich) – soweit nicht bereits unter Ziff.
II.1.4.3 genannt)
Deutsch-Indische Freundschaft e. V., c/o Anita von Kuczkowski, Sauerlandstr. 3, 33647
Bielefeld.
Finnische Gemeinde (Gottesdienste: Ev.-Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde (Am
Brodhagen 36, 33613 Bielefeld) – Bezirk Bodelschwingh –, Voltmannstr. 263, 33613
Bielefeld).
International Christian Fellowship, Elsanastr. 8, 33106 Paderborn (Gottesdienst: Ev.-luth.
Pauluskirchengemeinde, Markgrafenstr. 2, 33602 Bielefeld).
Internationale Christuskirche, Lipper Hellweg 20, 33605 Bielefeld.
Kath. Polnische Gemeinde (Gottesdienste: Kath. Kirche St. Bonifatius, Stieghorster Str.
31, 33605 Bielefeld).
Koreanische Gemeinde (Gottesdienste: Heilsarmee, Siegfriedstr. 32, 33615 Bielefeld).
Koreanisch-methodistische Gemeinde. (Gottesdienste: Evangelisch-Methodistische
Kirche (EmK), Schildeschescher Str. 102, 33611 Bielefeld (s. hierzu auch Ziff. II.4.3.16)).
Kulturkreis Latinoamerica (Caritasverband, Turnerstr. 4, 33602 Bielefeld).
Marokkanische Gemeinde, August-Bebel-Str. 16 - 18, 33602 Bielefeld.
Ungarisch-reformierte (evangelische) Gemeinde (Ev. reformierte Kirchengemeinde,
Süsterplatz 2, 33602 Bielefeld).
97
II.2 Islam
1. Die Religion des Islam – Grundzüge –
Islam (arabisch ‫م‬$%‫ إ‬islām, „Unterwerfung (unter Gott) / völlige Hingabe (an Gott)“; ‫م‬$%(‫ ا‬alislām, „der Islam“) ist ein arabisches Wort; es bedeutet Frieden, Ergebung, Hingabe,
Gehorsam und Dankbarkeit gegenüber der göttlichen Gnade 76.
Der Islam ist eine monotheistische, abrahamitische Religion, die sich streng vom
Polytheismus und auch von christlichen Vorstellungen wie Menschwerdung Gottes und
Dreifaltigkeit abgrenzt. Bestimmendes Element ist die Lehre vom tauhid, der Einheit Gottes.
Der Islam verkündet die reinste Form des Monotheismus. Gott ist der eine Gott. Er ist
unteilbar und hat niemand neben sich. Er ist unvergleichlich und nichts ist ihm auch nur
ähnlich. Nichts geschieht ohne seinen Willen. Er ist der Erste, der Letzte, der Ewige, der
Unendliche, der Allmächtige, der Allwissende. Er ist der Schöpfer und Erhalter aller Dinge. Er
ist der Gerechte, der Allerbarmer, der Gnädige, der Liebende, der Gütige, der Erhabene,
Preiswürdige, der Wahrhaftige. Er ist der Inhaber und Besitzer aller vollkommenen
Eigenschaften. Alle diese und noch andere im Koran erwähnten Eigenschaften Gottes,
müssen in ausgewogener Weise betrachtet werden, ohne dass die eine Eigenschaft
zugunsten einer anderen vernachlässigt wird, oder zum Nachteil einer anderen überbetont
wird; denn Gott allein hat sich mit all diesen Namen benannt 77.
Dieser stark ausgeprägte Monotheismus (Lehre von der Einheit Allahs) ist die zentrale
Botschaft des IslamGefühl der eigenen Ohnmacht und der totalen Abhängigkeit von dem
einen, allmächtigen und allwissenden Schöpfer Allah die bestimmende Grundhaltung seiner
Anhängerinnen bzw. Anhänger.
Der Islam hebt sowohl den Glauben und die Absicht als auch die Handlung hervor. Gott zu
dienen bedeutet, ihn zu kennen und zu lieben, gemäß seiner Rechtleitung in allen Fragen des
Lebens zu handeln, gute Taten zu befehlen und das Verwerfliche zu untersagen,
Nächstenliebe und Gerechtigkeit zu praktizieren und ihm zu dienen durch den Dienst an der
Menschheit.
Der Islam lehrt die Einheit der gesamten Menschheit. Er betont, dass Unterscheidungen nach
Ethnien, Hautfarben, Sprachen usw. niemals den Grund für Überlegenheitensansprüche einer
Gruppe gegenüber einer anderen bilden können. Die einzige, wirkliche Unterscheidung
zwischen den Menschen ergibt sich auf geistig sittlicher Ebene, nämlich die Unterscheidung
nach Rechtschaffenheit und Gottesehrfurcht.
Der Islam betrachtet die Vernunft als ein kennzeichnendes Merkmal des Menschen und als
eine Gabe Gottes. Sie ist der Grund für die Verantwortlichkeit des Menschen vor Gott und
gleichzeitig sein Führer in allen Lebenssituationen.
Er befasst sich nicht nur mit dem ewigen Leben im Jenseits, sondern er richtet sein
Augenmerk in gleichem Maße auch auf das diesseitige Leben. Sittliche Vollkommenheit,
sozialer Fortschritt, wirtschaftliche Gerechtigkeit, zwischenmenschliche Liebe und
Barmherzigkeit, politische Vernunft und Friede sind Ziele, die der Islam zur Erreichung wahren
menschlichen Glücks in diesem Leben zu verwirklichen sucht.
Der Islam ist ein allumfassender Lebensweg, der sich auf alle Bereiche des menschlichen
Daseins erstreckt und der in grundsätzlicher Übereinstimmung mit der Natur, ihren Gesetzen
76
77
Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Islam (Stand: 27.12.2008)
Vgl. URL.: http://www.islam.de/72.php (Stand: 27.12.2008)
98
und ihren Anforderungen steht. Er versorgt alle Menschen mit deutlichen Richtlinien für alle
Lebenslagen. Die Anleitungen, die er gibt, sind umfassend und enthalten alle sozialen,
wirtschaftlichen, politischen, moralischen und geistigen Aspekte des Lebens. Der Islam
erinnert den Menschen an den Sinn seines Lebens auf Erden, an seine Pflichten gegenüber
sich selbst, seinen Verwandten, seiner Gemeinde, seinen Mitmenschen und seinem Schöpfer.
Dem Menschen wurden grundlegende Anleitungen für ein zweckmäßiges Leben gegeben.
Dann wurde er der Herausforderung der menschlichen Existenz ausgesetzt, auf dass er diese
hohen Ideale in die Praxis umsetzen würde. Der Islam betrachtet den Menschen als eine
gesunde und vollständige Einheit und nicht als eine Sammlung aus getrennten und
miteinander konkurrierenden Teilen.
Islam ist das in die Praxis umgesetzte Wissen um die Existenz Gottes, die Wahrhaftigkeit
seiner Propheten, seiner Bücher, seiner Engel und des Lebens nach dem Tode. Der Islam
nach dem Verständnis der orthodoxen Sunniten bzw. der Scheriat (Scharia)-Anhänger ist
damit nicht allein eine Religion, sondern zugleich ein in sich geschlossenes rechtlichpolitisches Wertesystem.
Der Islam im vorgenannten Verständnis vertritt daher – nach wie vor – einen religiösen wie
auch einen politischen Herrschaftsanspruch. Für seine Anhänger unterteilt sich die Welt in das
Haus des Islam (arab.: dar-al-islam) und das Haus des Krieges (arab.: dar-al-harb), wobei die
Ausweitung des dar-al-islam angestrebt wird. Der geistlich-religiöse und der weltliche Teil sind
keine getrennten Teile des Menschen. Sie sind vielmehr in der Natur des Menschen vereint.
Der Islam ist über Religion und rechtlich-politisches Wertesystem hinaus auch Träger einer
Kultur (Kulturkreis) mit einer wissenschaftlichen und künstlerischen Blütezeit, die traditionell
zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert datiert wird. Heute wird die Datierung oft bis ins 15.
oder 16. Jahrhundert ausgeweitet.
Mit rund 1,4 Milliarden Anhängern (Christentum: Ca. 2,2 Milliarden Anhänger) ist der Islam die
zweitgrößte Religion der Welt. Er ist heute in vielen Ländern des Nahen Ostens, Nordafrikas,
Zentral- und Südostasiens verbreitet. Hauptverbreitungsgebiet ist der Trockengürtel, der sich
von der Sahara im Westen über den Nahen Osten und den Kaukasus bis nach Zentralasien
im Osten zieht. Das bevölkerungsreichste muslimische Land ist Indonesien. Muslimisch
geprägte Länder in Europa sind Bosnien und Herzegowina, die Türkei und Albanien. Viele
weitere Länder haben muslimische Minderheiten. In ca. 185 Ländern der Erde bekennen sich
Menschen zum Islam. Etwa 3,8 bis 4,3 Mill. Muslime leben in Deutschland. Hiervon sind ca.
74 % Sunniten, ca. 13 % Aleviten, ca. 7 % Schiiten und etwa 6 % sonstige Musliminnen bzw.
Muslime (Ahmadiyya, Sufi, Ibaditen) 77 a.
Der Islam ist im 7. Jahrhundert nach Christus entstanden. Seine Verkündung sollte in wenigen
Jahren die Welt verändern: Die Welt der Mekkaner, der Araber und auch der benachbarten
Regionen. Es sollte sich bald zeigen, dass nicht nur eine neue Religion geboren, sondern mit
ihr eine revolutionäre politische Neuordnung verbunden war 78. Der Prophet Mohammed –
77 a
Vgl. BAMF-Studie „Muslimisches Leben in Deutschland“, 1. Auflage, Juni 2009
Vgl. Url.: http:// www.islam-guide.com/de/ (Stand: 27.12.2008): Ich glaube, dass kein Gott ist außer Allah. und
dass Muhammed der Prophet Gottes ist". Dies ist das Glaubensbekenntnis des (sunnitischen) Muslims. Wer es
ausspricht, bekennt sich zum Islam, den Muhammed Anfang des 7. Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung zu
verkünden begann. Muhammed wurde im Jahre 570 nach Christus geboren. Sein Vater Abdullah starb vor seiner
Geburt. Er wuchs deshalb im Hause des Großvaters und des Bruder seines Vaters auf. Nach der herrschenden
Sitte übergab seine Mutter, Amina, den Säugling einer Beduinen-Amme, bei der er mehrere Jahre in der Wüste
verbrachte.
Die Stadt Mekka blühte seit Jahrhunderten durch Handel mit Gewürzen und Weihrauch in Südarabien und dem
indischen Ozean. Die Kaufmannsfamilien waren reich. Auch Muhammed hatte Handelskarawanen begleitet. Er war
25 Jahre alt geworden, und seine Ehrenhaftigkeit war allgemein bekannt. Eine reiche Witwe aus Mekka,
Hadidschah, heiratete ihn. Wie schon sein Großvater, so begann er jetzt, sich während des ganzen Monats in eine
Höhle zurück zu ziehen. Dort betete er, meditierte und teilte seine knappen Vorräte mit den Reisenden, die
vorbeizogen. Im fünften Jahr seiner jährlichen Zurückgezogenheit wurde er vierzig Jahre alt. Gegen Ende des
Monats erhielt er während der Nacht den Besuch eines Engels. Dieser teilte ihm mit, dass Gott ihn zu seinem
78
99
geboren 570 nach Christus, gestorben 632 – (Beiname „ Al-Amin“, der Vertrauenswürdige und
Rechtschaffene) hatte in seiner arabischen Heimat das religiöse Leben christlicher wie
jüdischer Gemeinden kennen gelernt.
Der Islam ist eine komplexe Religion. Schon kurz nach dem Tod des Propheten Mohammed
kam zur ersten Spaltung, weitere folgten, so dass unterschiedliche Glaubensrichtungen,
Rechtsschulen und religiöse Orden entstanden sind (s. insbes. „Sunnitischer Islam“ 78 a s. Ziff.
Boten auserwählt und den Menschen gesandt habe; er lehrte ihn die Abwaschungen und das Gebet und teilte ihm
den göttlichen Auftrag mit: "Lies im Namen Deines Herrn des Schöpfers, der den Menschen erschuf aus
geronnenem Blut! Und der Edelmütigste ist Dein Herr. Er, der das Schreibrohr gebrauchen lehrte. Der die
Menschen lehrte, was sie nicht wussten." Dies war seine erste Offenbarung (Sure 96, 1-4); andere Offenbarungen
folgten.
Unter dem Druck und dem Folter der mekkanischen Kaufleute, die einem vielgestaltigen Polytheismus anhingen
und denen sowohl die Lehre von dem Einen Gott als auch die Existenz einer Gemeinde ein Ärgernis waren,
mussten Muhammed und seine Gemeinde im Jahre 622 nach Medina auswandern. Die Auswanderung nach
Medina – dieses Ereignis ging als Hidschra in die Geschichte ein – ist ein Schlüsseldatum im Leben des Propheten
und seiner Gemeinde. Das Jahr der Hidschra wurde durch Beschluss des zweiten Kalifen Umar ibn al-Chattab als
erstes Jahr der islamischen Zeitrechnung festgelegt.
In Yathrib begann zugleich die politische und militärische Karriere des Propheten. Bald nach seiner Ankunft in der
Oase schloss Mohammed einen Bündnisvertrag mit der dortigen Bewohnerschaft, die sog. "Verfassung von
Medina". Des Weiteren kam es zur militärischen Konfrontation mit den heidnischen Quraisch: Die vom Propheten
organisierten Karawanenüberfälle führten zur Schlacht von Badr, auf die die Schlacht von Uhud folgte. Als letzter
großer Angriff der Quraisch auf Medina galt die sog. Grabenschlacht. Währenddessen kam es zur
Auseinandersetzung mit den drei wichtigsten jüdischen Stämmen Yathribs: Die Banu Qainuqa und die Banu Nadir
wurden aus der Oase vertrieben, während die Männer der Banu Quraiza exekutiert, ihr Besitz unter den Muslimen
verteilt und ihre Frauen und Kinder in die Sklaverei verkauft wurden. Der (Verteidigungs-)Krieg Mohammeds und
seiner Anhänger gegen die Quraisch und ihre Verbündeten führte zu einem Friedensvertrag 628 n.Chr.; zwei Jahre
später erfolgte die Eroberung Mekkas. Als der Prophet 632 nach Christus starb, erstreckte sich der islamische
Machtbereich über die gesamte arabische Halbinsel.
Der Prophet konnte seine Nachfolge nicht ausdrücklich regeln. Seine Söhne waren als Kleinkinder gestorben;
seine einzige Tochter, Fatimah, war mit seinem Vetter Ali verheiratet. Wer sollte die Gemeinde führen ? Die
(omajidische) Mehrheit trat für eine Wahl ein. Eine Minderheit argumentierte, dass der Nachfolger aus dem Blut des
Propheten sein müsse. Für sie kamen nur Ali und dann dessen Söhne aus der Ehe mit Fatimah in Frage. Gegen
die "Partei Alis" (arabisch: schiat Ali deshalb Schiiten) setzten sich die Sunniten durch. Schließlich wurde Abu Bekr
zum Khalifen (Stellvertreter) ausgerufen. Er starb bald darauf, seine beiden Nachfolger, Umar und Uthman, wurden
ermordet. Ali wurde erst als Vierter 656 Khalif. Schon 661 fiel er einem Attentat zum Opfer. Beim Tod des
Propheten im Jahre 632 hatte sich der Islam schon über weite Teile der arabischen Halbinsel ausgedehnt. Die
Ausbreitung des Islam hat in der Religionsgeschichte nicht ihresgleichen. In wenigen Jahrzehnten erreichten die
arabischen Heere Nordafrika und Spanien und stießen durch das Zweistromland nach Persien und Zentralasien
vor. Damit schufen sie die Voraussetzung für die Ausbreitung in späteren Jahrhunderten etwa durch die Türken
(Seldschuken und Osmanen ). Noch in neuerer Zeit, zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert verbreitete sich der
Islam in Indonesien.
Um in einem großen Reich die Regierung, Verwaltung und das Rechtswesen zu regeln, musste das Recht weiter
ausgerarbeitet werden. Berufen waren die (omajidischen) Theologen als Kenner des Korans. Diese nahmen die
Sunna, das heißt "die Gewohnheit" des Propheten, was er selbst noch gesagt und getan, gebilligt oder mißbilligt
hatte, als Grundlage. Das arabische Wort dafür ist "sharia", ein Begriff, dessen Bedeutung der "Weg" ist.
Der Zusammenstoß des Islam mit den benachbarten Hochkulturen ließ enorme kulturelle Kräfte freiwerden. In
Wissenschaft und Kunst entstand seit dem 8. Jahrhundert eine eigene islamische Hochkultur, deren
Errungenschaften zwischen Nordafrika und Indonesien, Schwarzafrika und Zentralasien noch heute zu bewundern
sind.
Mit den türkischen Osmanen unternahm es ein muslimisches Volk seit dem 13. Jahrhundert ein letztes Mal, eine
islamische Großmacht zu errichten. Zweimal belagerten die Türken Wien (1529; 1683) und "bedrohten" damit
Europa ähnlich wie jene Araber fast ein Jahrtausend zuvor. Der Niedergang des Osmanischen Reichs nach der
zweiten Niederlage vor Wien und der Aufstieg Europas und Amerikas seither haben die Muslime in eine tiefe Krise
gestürzt.
78 a
Islam bedeutet im Arabischen „Hingabe an Gott“. Der Koran (arabisch: Lesung) ist das heilige Buch der
Muslime. Nach dem Glauben der Muslime ist der Koran das Wort Gottes und besitzt die absolute Autorität für den
Glauben. Neben ihm wird die islamische Tradition, die Sunna (Lebensweise des Propheten), und die Hadith
(Lehren des Propheten) herangezogen. Für die Ausübung ihrer religiösen Pflichten sind die Muslime weder an
einen Ort noch an eine Institution noch an eine Person gebunden. Sie können ihren Glauben alleine oder in einer
Gemeinschaft praktizieren. Ihre Gebete verrichten die Muslime Richtung Mekka und sind dadurch mit den
Muslimen auf der ganzen Welt im Gebet vereint. Die Mitgliedschaft in einer Moscheegemeinde oder einem
islamischen Verein hat nicht die Bedeutung wie etwa die Zugehörigkeit zu einer Kirche im Christentum. Anders als
das Christentum verfügt der Islam über keine einheitliche, alle Muslime erfassende Organisationsstruktur. Es gibt
auch keine Person, vergleichbar mit dem Papst, die die oberste Autorität in Glaubensfragen hat. In muslimischen
Gesellschaften gibt es viele islamische Autoritäten und Gelehrte, deren Fachwissen herangezogen werden kann.
100
II.2.6.1) mit den vier Rechtsschulen Hanefi, Schafi, Maliki, Hanbali, die sich zwar gegenseitig
anerkennen, aber den Islam unterschiedlich auslegen, den „Schiitischen Islam“ 78 b (s. Ziff.
II.2.6.3), das „Alevitentum 78 c (s. Ziff. II.2.6.4)).
Der Islam erkennt die (ihm) vorangegangenen heiligen Bücher und Propheten mit Achtung an.
Der Begriff „Gott“ und die Grundelemente in der Bibel und Thora, wie z. B. die Engel, das
Paradies, die Hölle, sämtliche Propheten ab dem heiligen Abraham werden auch im Koran
akzeptiert.
Der Koran, das heilige Buch des Islam, das als Heilige Schrift im Zentrum des Glaubens der
Musliminnen und Muslime steht, sagt, dass alle Offenbarungsreligionen eigentlich aus der
gleichen Quelle stammen. Er betont an vielen Stellen, dass die Propheten vor Mohammed, z.
B. Noah, Abraham, Isaak, Ismail, Moses, Jesus, im Grunde dieselbe Offenbarung erhielten.
Daher rufen Koran bzw. Islam Christen und Juden zu einem Dialog über die
Glaubensgrundsätze auf. An etlichen Stellen nimmt der Koran jüdisch-christliche Traditionen
auf. Der Islam glaubt jedoch daran, dass die vorangegangenen Glauben im Laufe der Zeit
„entartet“ wurden und dass Mohammed der letzte Prophet war.
Er wird insbes. von den Sunniten unmittelbar als das unverfälschte Wort Gottes und als
Primärquelle der Religion verstanden; insoweit kann man den Islam als eine „Schriftreligion“
bezeichnen. Mohammed gilt nicht als Verfasser des Koran, sondern als der Mittler der
letztgültigen Offenbarung Gottes. Der Koran enthält 114 Suren (Abschnitte), die zwischen
609/610 und 632 an Muhammad teils in Mekka und teils in Medina offenbart wurden. Die
einzelnen Suren beinhalten zwischen 3 und 288 Verse. Sie sind mit Ausnahme der ersten
(Fatiha, die Eröffnende) in etwa nach dem Prinzip der abnehmenden Länge angeordnet. Mit
Ausnahme einer Sure beginnen alle Suren „Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des
Barmherzigen“ (Bismil-la-hir-Rahman-Nirrahim). Da der Koran für die (sunnitischen)
Musliminnen bzw. Muslime als unnachahmliches Werk gilt, gelten die in fast allen Sprachen
vorhandenen Übersetzungen des Koran nicht als gleichwertig, jedoch als verdienstvoll, um auf
Der Islam kennt keine, etwa mit der Taufe vergleichbaren Aufnahmeriten. Jeder neugeborene Mensch gilt laut
Überlieferung erst einmal als Muslime. Durch den Vollzug der religiösen Pflichten bestätigt man die Zugehörigkeit
zum Islam. Der Koran schreibt fünf religiöse Grundpflichten vor: das Glaubensbekenntnis, das Pflichtgebet fünfmal
am Tag, das Fasten im Ramadan, die Abgabe von Almosen und die Wallfahrt nach Mekka. Ein zentrales Thema im
Islam ist Gerechtigkeit, die durch Selbstdisziplin und Anstrengung erreicht werden soll.
78 b
Schiiten, die Partei Alis und der Unterdrückten. Kurz nach dem Tod Mohammeds begann ein blutiger Konflikt
um das Kalifat, die Nachfolge des Propheten. Im Gegensatz zu den Sunniten glauben Schiiten, dass Ali sein
rechtmäßiger Nachfolger ist. Er wurde jedoch zunächst vom Kalifat ausgeschlossen, bis er dann kurz als 4. Kalif
regieren konnte. Später fiel er einer Verschwörung zum Opfer. Damit begann die Spaltung der islamischen
Gemeinschaft. Die schiitische Tradition berichtet, dass auch Alis Nachkommen (Imane) von der politischen Macht
verdrängt und umgebracht wurden. Die Imane sind eine der zentralen Autoritäten im Schiitentum. Beispielsweise
beziehen sich die Schiiten auf die „Vier Bücher“, in denen die Aussprüche der 12 Imane gesammelt sind. Diese
„Vier Bücher“ bedeuten für die Schiiten das, was die 6 Hadith-Sammlungen für die Sunniten bedeuten. In ihrer
Religionsausübung unterscheiden sich die Schiiten nur geringfügig von den Sunniten. Den Trauerkult etwa kennen
die Sunniten nicht. Weil Schiiten sich schuldig fühlen, die Ermordung Alis und seiner Nachkommen nicht verhindert
zu haben, entwickeln sie ein starkes Gefühl der Selbstaufopferung. Klageprozessionen, Passionsspiele,
Selbstgeißelung gehören in die Praxis schiitischer Religiosität. Schiiten glauben, dass der 12. Iman, der Mahdi,
versteckt wurde, um ihn vor dem Tod zu bewahren. Sie glauben, dass der Mahdi eines Tages kommen wird, um
den wahren, ursprünglichen (schiitischen) Islam zum Sieg zu verhelfen.
78 c
Aleviten sind sich mit den Schiiten in der Frage der Nachfolge von Mohammed und der islamischen
Geschichtsschreibung einig. Jedoch erkennen Sie die Scharia, das islamische Recht, nicht an und unterscheiden
sich grundlegend in ihrer Religionsausübung. Sie sind nicht an die fünf Grundpflichten des Islam gebunden.
Stattdessen haben Sie eigene religiöse Regeln und Rituale. Für Aleviten ist die Form der Religionsausübung
ohnehin sekundär, vielmehr zählt die innere Dimension der Religiosität. Der eigentliche Gottesdienst ist das
Erkennen der Natur und die Ethik. Die religiöse Autorität bei den Aleviten heißt Dede oder Pir. Er leitet das CemRitual, das zwei- oder dreimal im Jahr stattfindet. Beide Geschlechter nehmen gemeinsam daran teil. Der
Höhepunkt einer Cem-Zeremonie ist, wenn der Dede an die Tragödie von Kerbela erinnert, wo Iman Hussain im
Gefecht fiel. Im Monat Muharrem fasten gläubige Aleviten 12 Tage, aus Trauer um Iman Hussain. Anschließend
kochen sie Asure, eine Süßspeise, bestehend aus 12 Zutaten und verteilen diese an die Gemeindemitglieder,
Nachbarn und Freunde.
101
diese Weise den Nichtarabischsprechenden seinen Inhalt zu vermitteln. In den Gottesdiensten
wird der Koran bei den Sunniten nur in arabischer Sprache rezitiert.
Das Gesetz Gottes, das im Koran verkündet und im Leben des Propheten Muhammad
veranschaulicht wird, ist in allen Fällen das Höchste. Es wird auf alle angewendet, unabhängig
von ihrer Stellung in der Gesellschaft und ohne Unterschied zwischen Regierenden und
Regierten.
Neben dem Koran (= göttliche Offenbarung) gibt es die ursprünglich mündlichen
Überlieferungen (arab.hdìthe) (Hadith), die vor allem im Zusammenhang von Rechtsfragen
insbes. im sunnitischen Islam eine fast gleiche Autorität wie der Koran genießen (sun.) 79. Der
Hadith 80 besteht aus einer Sammlung der Worte und Taten des letzten Propheten, aus den
Überlieferungen über seine Lebensweise und sein Verhalten im Alltagsleben. Diese
Überlieferungen wurden von jenen bewahrt, die mit ihm zusammengelebt hatten, oder von
jenen, die zuverlässige Kunde darüber erhalten hatten. Später wurden diese Hadith (Ahadith)
von Religionswissenschaftlern gesammelt, gesichtet und äußerst sorgfältig auf ihre Echtheit
hin geprüft. Nur solche Überlieferungen, die sich durch eine Kette von anerkannten
Übermittlern bis zu Mohammed zurückverfolgen ließen, wurden in Form von Büchern
zusammengefasst. Die Sammlungen von Malik, Buchari, Muslim, Tirmisi, Abu Dawood, Nasai
und ibn-e-Madscha gelten als die zuverlässigsten. Durch die mühsamsten und sorgfältigsten
Recherchen dieser Wissenschaftler ist es heute den Musliminnen bzw. Muslimen möglich,
dass sie die Scharia leicht befolgen können 81.
Im Koran finden sich Vorstellungen, die eine große Nähe zum Gott der Bibel aufweisen, aber
auch Aussagen, die in bewusster und scharfer Abgrenzung zu biblischen Vorstellungen
entwickelt wurden. Zentral ist im Islam der Glaube an Einen. So werden in Sure 112 des
Koran die Gläubigen aufgefordert, Gott als den Alleinigen, Einzigen und Ewigen anzurufen.
Die islamische Gottesbezeichnung „Allah“ meint dabei nicht einen Eigennamen Gottes,
dieses arabische Wort bedeutet „Gott“. In Unterscheidung und Abgrenzung zum christlichen
Glauben an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wird in Sure 112 jedoch weiter
79
Der Koran führt sich zurück auf Offenbarungen, die der Prophet Mohammed zu unterschiedlichen Zeiten durch
einen Boten, den Engel Gabriel, von Gott empfing, auswendig lernte und dann weitergab. Für die Vertrautmachung
mit dem islamischen Recht wird auf zwei Hauptquellen zurückgegriffen, nämlich auf den Koran und auf den
Hadith.
80
Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Hadith (Stand: 27.12.2008): Der Begriff Hadīth (arabisch +,2/ , +,‫د‬./‫ أ‬hadīth,
ahadīth, DMG ḥadīṯ, aḥādīṯ, „Mitteilung, Erzählung, Bericht“) steht für überlieferte Nachrichten im Islam sowohl
profanen als auch religiösen Charakters. Im islamisch-religiösen Gebrauch bezeichnet der Begriff die
Überlieferungen über Mohammed: Über seine Anweisungen, nachahmenswerte Handlungen, Billigungen von
Handlungen Dritter, Empfehlungen und vor allen Dingen Verbote und religiös-moralische Warnungen, die im Koran
als solche nicht enthalten sind. Die Summe dieser Überlieferungen mit ihrem normativen Charakter bilden die
Sunna des Propheten und sind somit Teil der religiösen Gesetze im Islam; sie ist nach dem Koran die zweite
Quelle der islamischen Jurisprudenz (Fiqh). Als koranischer Terminus ist hadith auch die Offenbarung Gottes: „Gott
hat die beste Verkündigung (aḥsana l-ḥadīṯ) herabgesandt, eine sich gleichartig wiederholende Schrift…“ – Sure
39, Vers 23. Als Synonym verwendet die islamische Tradition – in inhaltlicher Anlehnung an den obigen
Koranvers – den Begriff kalām („Rede“, „Parole“, „Aussage“), indem man den Propheten wie folgt zitiert: „die beste
Rede (kalām) ist das Gotteswort (kalāmu llāh) und die beste Leitung (zum Glauben) ist die Leitung Mohammeds“.
Überlieferungen, in denen Aussprüche und Taten der Gefährten (Sahaba) des Propheten enthalten sind, können
ebenfalls – wie die Hadithe – richtungsweisend, für rituelle Bestimmungen und juristische Rechtsentscheidungen
von Bedeutung sein. In diesem Fall spricht man nicht vom Hadith, sondern vom athar, Plural: āthār / 34‫ر أ‬.46 / aṯar,
Plural: āṯār /„Spur, Zeichen“, die man hinterlässt und erst in übertragenem Sinne heißt es: Tradition, Überlieferung
nach den Gefährten des Propheten. Oft sind aber beide Begriffe, hadith und athar, austauschbar.
81
Die Schari'a, eingedeutscht Scharia (78,39 / šarī a im Sinne von „Weg zur Tränke“, „deutlicher, gebahnter Weg“;
auch: „religiöses Gesetz“, „Ritus“; abgeleitet aus dem Verb schara'a / ‫ع‬39 / šara a /„den Weg weisen, vorschreiben
(auch Gesetz)“) ist das religiös legitimierte, unabänderliche Gesetz des Islam. Die Pluralform schara'i' / ;<‫ا‬39 /
šarā i , bezeichnet alle einzelnen darin enthaltenen Vorschriften. Unter Fiqh versteht man die
Gesetzeswissenschaft im Islam. Es entspricht der jurisprudentia der Römer und erstreckt sich auf alle Beziehungen
des religiösen, bürgerlichen und staatlichen Lebens im Islam. Die Scharia beansprucht universale Geltung für alle
Menschen. Auch alle Nichtmuslime sollen ihr unterworfen werden. Nur wenige Bereiche, wie der islamische Ritus
und größtenteils das Familienrecht gelten nur für Muslime. Alle Beziehungen des öffentlichen und privaten Lebens
müssen im Sinne des religiösen Gesetzes geregelt werden.
102
betont: „Er hat nicht gezeugt, und Er ist nicht gezeugt worden, und niemand ist ihm
ebenbürtig.“ Die christliche Trinitätsvorstellung erscheint in den Augen der Musliminnen bzw.
Muslime im Grunde als ein Tritheismus 82, d. h., sie sehen darin die Annahme, es gebe für
Christen drei Götter. Die christliche Glaubensaussage, dass Gott in Jesus Mensch wurde, wird
vom (sunnitischen) Islam als gotteslästerlich verworfen. Der Kreuzestod Jesu wird im Koran
ausdrücklich bestritten.
Zweite Erkenntnisquelle neben dem Koran sind die Worte und Handlungen (Sunna) des
Propheten Mohammed, dem „Gesandten Gottes und dem Siegel der Propheten“ (Sure 33:40)
(s. o.).
Die Anhängerinnen bzw. Anhänger des Islam bezeichnen sich im deutschsprachigen Raum
als Musliminnen bzw Muslime oder Moslems.
Eine Muslima bzw. ein Muslim ist die- bzw. derjenige, der die Gesetze Gottes in allen
Lebenssituationen befolgt (= vorbehaltlose Annahme der Anweisungen und der Rechtleitung
Gottes), und die islamische Gesellschaft ist die nach Wissen um den Willen Gottes strebende
Gemeinschaft, in der jeder Einzelne direkt und ohne Vermittlung eines Priesters mit Gott in
Verbindung steht. Und schließlich ist die islamische Gesellschaft die jedem Nichtmuslim
größte Toleranz entgegenbringende Gemeinschaft der Gottgläubigen, denn das Wort Islam
hat sowohl die Bedeutung Unterwerfung unter den Willen Gottes als auch die Bedeutung
Frieden (s.o.). Eine Muslima bzw. ein Muslim ist damit jemand, der insbesondere
ohne Zwang und bereitwillig die Oberhoheit des Einen Gottes (arab. Allah) anerkennt.
an all Seine Gesandten, alle Seine herabgesandten Bücher, an Seine Engel und an den
Tag des Jüngsten Gerichts glaubt.
nach einer vollständigen Neugestaltung seines Lebens gemäß der offenbarten
Anweisungen Gottes strebt.
2. Glaubensgrundsätze des (sunnitischen) Islam
Im Islam gibt es sechs Glaubensartikel, nämlich
1.
2.
3.
4.
Den Glauben an den einzigen Gott (arab. Allah)
Den Glauben an seine Engel.
Den Glauben an seine Offenbarung (heilige Bücher: Thora, die Evangelien).
Den Glauben an seine Gesandten, die Propheten Gottes: Darunter Adam, Abraham,
Moses, Jesus und zuletzt Mohammed.
5. Den Glauben an den Tag des jüngsten Gerichts und das Leben nach dem Tod.
6. Den Glauben an die göttliche Vorsehung.
Erwähnt werden diese Glaubensartikel u. a. im Koran (z. B. Sure 4, Vers 136): „Ihr Gläubigen!
Glaubt an Gott und seinen Gesandten und an die Schrift, die er auf seinen Gesandten
herabgeschickt hat, und an die Schrift, die er schon (früher) herabgeschickt hat! Wer an Gott,
seine Engel, seine Schriften, seine Gesandten und den jüngsten Tag nicht glaubt, ist (damit
vom rechten Weg) weit abgeirrt.“
3. Heilige Stätten des Islam
82
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Tritheismus: Anhänger des Tritheismus glauben nicht an die heilige
Dreifaltigkeit, sondern an eine Art Familie, bestehend aus dem christlichen Gott, als Vater, an Jesus Christus, als
Sohn, und an Maria, als Mutter.
103
Im Islam gilt eine Vielzahl von Stätten als heilig, wobei drei Stätten eine besondere Bedeutung
zukommt:
Die Stadt Mekka gilt als heiligster Ort für die (sunnitischen) Muslime. Sie ist Geburtsort
des Propheten Mohammed und mit der Kaaba 83 als zentralem Heiligtum des Islam, das
die Gebetsrichtung der Sunniten und Schiiten (Qibla) bestimmt.
Darauf folgt mit Medina, nördlich von Mekka gelegen, der Ort, an dem der Islam erste
politische Wirkungskraft entfaltete.
Der drittheiligste Ort ist für Muslime Jerusalem, das nach muslimischer Überlieferung die
erste Qibla-Richtung vorgab und der Ort ist, den die Muslime als geographische Position
der im Koran (Sure 17, „Die nächtliche Reise“) erwähnten al-Aqsa-Moschee definiert
haben. Jerusalem stellt in der Liste der heiligen Städte insofern einen Sonderfall dar, als
sich der aus dem Koran hergeleitete Anspruch historisch nicht belegen lässt. Trotzdem ist
er für Muslime einhellig eine Glaubenswahrheit, was ihn in der praktischen Auswirkung
einer „historischen Wahrheit“ gleichstellt.
Daneben gibt es eine große Zahl an Wallfahrtsorten unterschiedlicher Bedeutung. Meist
handelt es sich dabei um Grabstätten, etwa von Gefährten Mohammeds, der Imame der Schia
oder von Sufi-Scheichs. Führend in der Zahl heiliger Orte ist nach allgemeiner Einschätzung
der nordafrikanische Volksislam mit unzähligen Grabstätten von Marabuts.
Für Schiiten und Aleviten stellen außerdem die Städte Kerbela und Kufa im Irak und die Stadt
Haci-Bektas in der Türkei heilige Orte dar, zu denen jedes Jahr gepilgert wird.
4. Die fünf Säulen des Islam (sun.)
Im Islam ist jede Handlung, die im Gehorsam Gott gegenüber und zu seinem Wohlgefallen
ausgeführt wird, Gottesdienst. Bestimmte, besondere Handlungen des Gottesdienstes, die als
die Säulen des Islam bezeichnet werden, ragen heraus: Hierbei handelt es sich um folgende
fünf Hauptpflichten, die jede Muslima bzw. jeder Muslim zu erfüllen hat:
1. Glaubensbekenntnis (Schahada: Glaube an die Einmaligkeit Gottes und seines letzten
Propheten Mohammed):
„La ilaha il-lal-lahu-Muhammad-ur-Rasul-ul-lah (Es gibt keinen Gott außer Gott, und
Muhammad ist sein Gesandter und Diener). Mit dem Glaubensbekenntnis bekräftigt der
Muslim, dass alle Macht Allah gehört und in der Lebensweise des Propheten der wahrhaftige
Erfolg im Diesseits und im Jenseits liegt. Der Glaube an Gott ist für den Muslim die wichtigste
und alles beeinflussende Grundlage seiner Weltanschauung. Jede Aussage über Gott ist und
bleibt eine Glaubensaussage, die aber für den Gläubigen echtes Wissen ist, da er Gott in
seinem Leben erfahren hat. Jeder denkende Mensch findet in der Natur und in sich selbst
viele Zeichen, die ihn auf das Dasein Gottes hinweisen. Deswegen heißt es im Koran (Quran)
: „Und auf Erden sind Zeichen für die Starken im Glauben, und in Euch selber. Wollt Ihr denn
nicht sehen? (51/ 20 - 21)“.
Allah ist der persönliche Name des einen wahren Gottes. Nichts außer ihm kann Allah
genannt werden. Das Wort Allah hat grammatikalisch gesehen weder Mehrzahl noch
Geschlecht. Dies zeigt die Einzigartigkeit im Vergleich mit dem Wort Gott, aus dem man
grammatikalisch die Mehrzahl Götter und die weibliche Form Göttin machen kann. Gott hat
sich selbst im Koran (Quran) bezeichnet mit Eigenschaften wie Allerbarmer, Barmherziger,
83
Vgl. URL.: http://.www. de.wikipedia.org/wiki/Kaaba (Stand: 01.01.2009): Die Kaaba (arabisch 7=8>?‫ا‬, DMG alKa ba, „Kubus; Würfel“) ist das zentrale Heiligtum des Islam. Sie befindet sich im Innenhof der großen Moschee
(al-Masdschid al-Haram) in Mekka, Saudi-Arabien.
104
Allmächtiger, Allgegenwärtiger Schöpfer, Erhabener, Allwissender, Allsehender, Allhörender,
Gerechter, Nachsichtiger, Würdevoller, Liebevoller, Versorger, Erhalter, Einzigartiger, Heiler,
Lebensspendender, Erster, Ewigwährender, Ordner der Dinge, Vergebender, Verzeiher,
Leiter der Rechtleitung, Herr der Majestät, uneingeschränkter Herrscher usw. (s. auch Ziff.
II.2.6.1). Der Islam erlegt dem Menschen den Glauben an die Einheit und die Oberhoheit
Gottes. Dieser Glaube befreit den Menschen von Ängsten und Aberglauben und macht ihm
seine Pflichten Allah gegenüber bewusst. Der Glaube muss in die Tat umgesetzt werden,
denn Glaube allein genügt nicht. Der Glaube an den einen einzigen Gott führt zum Betrachten
der Menschheit als eine einzige Familie, die unter der allumfassenden Allmacht Gottes, des
Erhabenen Schöpfers steht. Der Islam weist die Idee vom auserwählten Volk zurück und sieht
im Glauben an den Einen Gott und in den guten Taten den einzigen Weg, der ins Paradies
führt. Somit besteht eine direkte Beziehung zwischen Mensch und Gott ohne irgendeinen
Vermittler.
2. Das Gebet (As-sala):
Es gibt zwei Arten von Gebeten: Dua (privat, innerlich), salat (formell-rituell). Im Islam wird
täglich fünfmal gebetet. Die Gebetszeiten richten sich nach der Sonne. Die Gebetszeiten
werden vom Muezzin angekündigt, der die Muslime zum Gebet ruft, indem er vom Minarett
aus den als „Ezan“ genannten Gebetsruf spricht. In der Moschee wird der Gottesdienst unter
der Führung des theologisch ausgebildeten Geistlichen (Imam) ausgeführt. Dieser Vorbeter
nimmt in der Gebetsnische (Mihrap) seinen Platz ein. Obwohl es die türkische Übersetzung
vom Koran gibt, werden die Suren während der religiösen Zeremonie und das Gebet in
arabisch vorgelesen. Der Geistliche in der Moschee (Hoca) sorgt dafür, dass die in arabisch
vorgelesenen Koranverse ins türkische übersetzt und von der Gemeinde verstanden werden.
Das Gebet (arabisch As-sala) ist als eine Pflicht gegenüber Gott vorgeschrieben. Es sind die
vorgeschriebenen täglichen Gebetsübungen, die darin bestehen, dass ein Muslim sich fünfmal
am Tag das wiederholt und ins Gedächtnis ruft, worauf sein Glaube aufgebaut ist. Die fünf
täglichen Gebete erinnern den Menschen an seinen Bund mit Gott, sie beleben und stärken
seinen Glauben an ihn stets aufs Neue. Sie reinigen sein Herz und helfen ihm, der
Versuchung zur Sündhaftigkeit auszuweichen und allem Unguten und Unreinen aus dem Weg
zu gehen.
Um Einheit der geistigen und körperlichen Reinheit zu erlangen, wäscht sich der Muslim rituell
seine Hände bis zum Ellenbogen, Gesicht und Füße und überstreicht seine Haare und tritt nun
vor seinen Herrn zum Gebet. Eine Besonderheit des Islam ist, dass das Gebet überall und an
jedem Ort allein oder gemeinsam verrichtet werden kann. Die verschiedenen Stellungen, die
während des Gebetes eingenommen werden, sind nichts anderes als der Ausdruck der
geistigen und körperlichen Ergebenheit des Muslims. Die verschiedenen Rezitationen aus
dem Koran (Quran) erinnern ihn an seine Verpflichtungen Gott gegenüber. Die fünf täglichen
Gebete sind frühmorgens vor Sonnenaufgang, gegen Mittag – wenn die Sonne den Zenit
überschritten hat –, gegen Nachmittag, unmittelbar nach Sonnenuntergang und wenn die
Dunkelheit der Nacht eingebrochen ist, zu verrichten.
3. Pflichtsteuer (Zakat/Almosen):
Zakat (Zakah) ist das jährliche Entrichten eines bestimmten Prozentsatzes vom
Nettovermögen (z. B. 2,5% des Barvermögens, das einen bestimmten Betrag überschreitet
und ein Jahr überdauert hat), zur Läuterung der eigenen Seele und zur Reinigung des
Eigentums. Zakat ist an einen unterstützungswürdigen Mitbürger, einen zum Islam Bekehrten,
einen Reisenden oder einen mit Schulden Belasteten zu zahlen. Dies ist das Minimum, was
den Muslimen nach zahlreichen Koran (Quran)-Versen vorgeschrieben ist. Je mehr man
bezahlt, um so größer wird die Belohnung sein, die Gott einem dereinst wird zuteil werden
lassen. Die Zakat ist etwas so Grundsätzliches im Islam wie die anderen Formen der Ibada,
wie etwa das Gebet und das Fasten. Die Hauptbedeutung dieser Abgabe liegt in der
105
Tatsache, dass dadurch die gute Eigenschaft der Opferfreudigkeit gefördert wird und man von
seiner Selbstsucht und seinem Trieb, Geld zu horten, befreit wird. Der Islam nimmt nur jene in
seinen Schoss auf, die dazu bereit sind, auf Gottes Wegen aus ihrem schwer verdienten
Vermögen freudig und ohne Aussicht auf irgendwelchen irdischen oder persönlichen Gewinn
etwas zu verschenken. Für die islamische Gesellschaft bringt die Einrichtung der Zakat
außerordentlich große Vorteile mit sich. Es ist jedem wohlhabenden Muslim zur bindenden
Pflicht gemacht worden, seinen schlechter gestellten, bedürftigen Brüdern und Schwestern zu
helfen. Sein Vermögen soll nicht einzig und allein für das eigene Wohlergehen und die
persönliche Bequemlichkeit ausgegeben werden. Vielmehr gibt es Menschen, die einen
rechtmäßigen Anspruch auf sein Vermögen erheben können. Das sind z. B. die Witwen und
Waisen; die Armen und Kranken; jene, die die Fähigkeiten, nicht aber die Mittel haben, um
sich eine nützliche Beschäftigung zu suchen; jene, die das Talent und den Scharfsinn, nicht
jedoch das Geld besitzen, um sich größeres Wissen anzueignen und damit wertvolle
Mitglieder der Gemeinschaft zu werden. Wer die Rechte solcher Mitbürger der eigenen
Gemeinschaft auf sein Vermögen nicht anerkennt, ist wahrhaftig grausam. Denn es gibt keine
größere Grausamkeit als die, die eigenen Truhen vollzustopfen, während andere Hungers
sterben oder unter qualvollen Folgen der Arbeitslosigkeit leiden müssen. Anzumerken bleibt
die Tatsache, dass die Pflichtabgabe (Zakat) unabhängig von der Zahlungspflicht der
modernen zahlreichen direkten oder indirekten Steuerarten zu entrichten ist.
4. Das Fasten (bei Sunniten: Ramadan, bei Aleviten: Muharrem):
Ramadan (Fastenmonat) ist der neunte Monat des islamischen Kalenders, der auf
der Mondumlaufbahn beruht (Mondkalender), im Gegensatz zur Erdumlaufbahn
(Sonnenkalender). Alle Muslime, ohne Ansehen ihres Standes oder Standortes, führen die
Pflicht des Fastens während desselben Monats in der ganzen Welt aus. Das Fasten dauert
einen vollen Monat. Da der Islam einen Mondkalender hat, fällt der Monat Ramadan als Monat
des Mondkalenders der Reihe nach in jede Jahreszeit: in den Herbst, den Winter, den
Frühling oder den Sommer. Er verschiebt sich jedes Jahr um 11 Tage.
Der Gläubige lernt es, die Entbehrungen während drückender Hitze wie bei strenger Kälte zu
ertragen. Dies hebt die grundsätzliche Gleichheit aller Menschen hervor und trägt somit
wesentlich zur Schaffung eines Gefühls der Liebe und Brüderlichkeit unter ihnen bei.
Während des ganzen Ramadans ist es Muslimen von der Morgendämmerung bis hin zum
Sonnenuntergang verboten, zu essen, zu trinken, zu rauchen, sexuelle Beziehungen zu
haben.
Befreiung von Fastenpflicht gibt es in Ausnahmefällen, wie z. B. für die Kranken oder
Reisenden oder für Frauen während ihrer Regel oder Schwangerschaft/des Stillens. Die
befreiten Tage müssen allerdings später nachgeholt werden. Während des Ramadan
verkriecht das Schlechte, während das Gute in den Vordergrund tritt und die allgemeine
Stimmung von Frömmigkeit und Reinheit getragen ist. Im Islam stellt das Fasten eine Übung
dar, bei der in besonderer Weise deutlich wird, dass Körper und Geist, Religion und tägliches
Leben eine Einheit bilden, die voneinander nicht getrennt werden können. Dabei werden
Verlangen und Begierde unterdrückt. Das Fasten lehrt Aufrichtigkeit und Frömmigkeit, sowie
Mitgefühl mit Bedürftigen und Liebe. Es entwickelt ein gesundes soziales Gewissen, Geduld,
Selbstlosigkeit und Selbstdisziplin.
5. Die Pilgerfahrt (Hadsch/Wallfahr):
Der Hadsch oder die große Pilgerfahrt nach Mekka ist auch eine fundamentale Pflicht im
(sunnitischen) Islam. Allerdings ist diese Reise nur für jene bindende Pflicht, die die Mittel
dazu aufbringen können und keine gesundheitlichen Probleme haben. In diesem Fall soll die
Pilgerfahrt mindestens einmal im Leben unternommen werden.
106
Mekka steht heute dort, wo einst der Prophet Ibrahim (Abraham) ein kleines Haus zur
Anbetung Gottes erbaute. Allah belohnte ihn, indem Er es Sein Eigenes Haus nannte und es
zum Mittelpunkt aller Gläubigen machte, die sich bei der Verrichtung aller Gebete stets dorthin
wenden, wo immer sie sich auch befinden mögen. Mekka ist Mittelpunkt der islamischen Welt,
an dem die Muslime einmal jährlich zusammenkommen, um sich gemeinsam niederzulassen
und über Themen von allgemeinem Interesse zu diskutieren. Dadurch wird der Glaube um so
lebhafter entfacht und das Bewusstsein wachgerufen, dass alle Muslime gleich sind und die
Liebe und das Mitgefühl der anderen verdienen, unabhängig von ihrer geographischen oder
kulturellen Herkunft. So verbindet die Pilgerfahrt die Muslime der ganzen Welt zu einer
internationalen Bruderschaft, die im Koran (Quran) erklärt worden ist.
Die Pilgerfahrt ist in gewisser Beziehung die größte aller Gottesdienste. Denn wenn ein
Mensch nicht wirklich von der Liebe zu Gott erfüllt wäre, würde er niemals eine so lange Reise
auf sich nehmen und all seine Freunde und Lieben zurücklassen. Auch unterscheidet sich die
Pilgerfahrt grundlegend von jeder anderen Reise. Die Pilgerfahrt ist an feste Riten und
Handlungen gebunden, die erfüllt werden müssen. Hier beschäftigt sich der Reisende in all
seinen Gedanken mit Gott, sein ganzes Wesen erschauert förmlich vor inniger Ergebenheit
und Ehrfurcht. In den heiligen Stätten findet er eine Atmosphäre, getragen von Frömmigkeit,
Milde und gutem Willen, vor. Die Pilgerfahrt verlangt von jedem einzelnen, dass er seine
Leidenschaften zügelt, Blutvergießen vermeidet und aufrichtig in Tat und Wort ist.
5. Islamische Feiertage
Das Opferfest.
Das Opferfest (arabisch: @ABC‫ ا‬2DE 'Īd ul-Adha, türkisch: Kurban Bayramı,
bosnisch: Kurban Bajram oder Kurbam Bajram, persisch: eyd Qurban) ist das höchste
islamische Fest. Es wird zum Höhepunkt des Hadsch gefeiert, der Wallfahrt nach Mekka,
welches jährlich am Zehnten des islamischen Monats Dhu al-hiddscha beginnt und vier
Tage andauert. Beim Opferfest wird des Propheten Ibrahim (Abraham) gedacht, der die
göttliche Probe bestanden hatte und bereit war, seinen Sohn Ismael Allah zu opfern. Als
Allah seine Bereitschaft und sein Gottvertrauen sah, gebot er ihm Einhalt und Ibrahim und
Ismail opferten daraufhin voller Dankbarkeit im Kreis von Freunden und Bedürftigen einen
Widder. Dies fand am Felsendom in Jerusalem statt. Es ist für alle gläubigen Muslime
weltweit Pflicht, zur Feier des Festes ein Tier zu opfern, wenn sie es sich denn finanziell
leisten können. Das Fleisch des Tieres sollen sie auch unter den Armen und Hungrigen
verteilen. Es ist guter Brauch, allen Freunden und Verwandten zum Opferfest die besten
Wünsche zu versichern und auch ihnen etwas von dem Fleisch zu geben. Manchmal wird
auch einfach geopfert, um Allah zu danken, wenn er etwas sehr Gutes vollbracht hat. Im
Allgemeinen wird dabei ein Schaf geschlachtet, aber auch andere domestizierte Tiere wie
Ziegen, Rinder und Kamele (nur Paarhufer außer dem als unrein geltenden Schwein)
werden rituell unter Gebeten und der Anrufung Allahs geschächtet. Sowohl am ersten
Morgen des Opferfests als auch am ersten Morgen des Fastenbrechenfests wird die
Moschee besucht, um dort das gemeinsame und besondere Gebet (Salat) dieses
Festtages zu verrichten, welches aus zwei ruk'at besteht und die Besonderheit hat, dass
die Ansprache (khutba) – meist durch den Imam – nach dem Gebet, und nicht wie beim
Freitagsgebet vor dem Gebet, erfolgt. Meist schließt sich an den Besuch der Moschee ein
Besuch des Friedhofs an, um seiner verstorbenen Verwandten und Bekannten zu
gedenken und für sie Koranverse zu lesen und Bittgebete zu sprechen. Der restliche Tag
wird genutzt, um die Verwandtschaft und Bekanntschaft zu besuchen. Dabei werden
meist in großer Runde diverse Gerichte und Getränke angeboten. Man macht sich
gegenseitig und oftmals auch den Bedürftigen Geschenke. Sowohl die Männer als auch
die Frauen ziehen sich besonders schöne oder neue Kleidung an. Auch das Haus ist
festgemäß vollkommen aufgeräumt und gesäubert.
Das Fastenbrechen- bzw. Zuckerfest (Ende der Fastenzeit der Sunniten).
107
Das Ramadanfest oder Īd al-Fitr (arabisch: 3GH?‫ ا‬2DE, „Fest des Fastenbrechens“,
türkisch: (Ramazan) Bayram, bosn. Ramazanski Bajram ) beendet den islamischen
Fastenmonat Ramadan. In der Türkei und unter Türken wird das Fest auch als Zuckerfest
bezeichnet. Das Fest, mit dem die 29- bis 30-tägige Fastenzeit ihren Abschluss findet,
wird in den ersten drei Tagen des Folgemonats schauwal gefeiert.
Diese beiden Feste sind unumstritten für alle islamischen Völker verbindlich und gelten als die
eigentlichen Feste im Islam.
Weitere wichtige Tage im islamischen Kalender sind
das islamische Neujahr.
Ashura (Fasten- und Rettungstag des Propheten Mose).
Mevlid (Geburtstag des Propheten Mohammed).
Ramadan (Anfang des Fastenmonats).
6. Richtungen des Islam 84
Innerhalb des Islams gibt es – wie auch im Christentum – unterschiedliche (Glaubens-)
Richtungen.
6.1 Sunniten
6.1.1 Allgemeines
Die Sunniten bilden mit etwa 90 Prozent die zahlenmäßig größte Gruppierung 85 im Islam. Sie
werden als ahl as-sunna (7IJ?‫ ا‬K‫أه‬, „Volk der Tradition“) bezeichnet.
Die Bezeichnung Sunniten stammt von dem Wort Sunna (7I%, „die Tradition des Propheten
des Islam, Mohammed“). Sunnitische Muslime werden auch als ahl as-sunna wal-dschamā a
(7E.MN?‫ وا‬7IJ?‫ ا‬K‫أه‬, „Volk der Tradition und der Einheit der Muslime“) bezeichnet, was darauf
hinweisen soll, dass die Sunniten vereinigt sind. Sie stellen einen Zweig des Islams dar, der
aus dem von Abu Bakr gegründeten Kalifat entstammt.
Sunniten stellen in den meisten islamischen Ländern die Mehrheit der Muslime, mit Ausnahme
von Iran, Irak, Bahrain, Aserbaidschan, Oman und Libanon 86.
Sie unterteilen sich in die sunnitischen Rechtsschulen (Madhhab) der
84
Vgl. Url.: http.// de.wikipedia.org/wiki/Islam (Stand: 27.12.2008)
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Sunniten: Die Sunniten bilden die größte Glaubensrichtung im Islam.
Sie werden als ahl as-sunna (7IJ?‫ ا‬K‫أه‬, „Volk der Tradition“) bezeichnet. Die Bezeichnung Sunniten stammt von dem
Wort Sunna (7I%, „die Tradition des Propheten des Islam, Mohammed“). Sunnitische Muslime werden auch als ahl
as-sunna wal-dschamā a (7E.MN?‫ وا‬7IJ?‫ ا‬K‫أه‬, „Volk der Tradition und der Einheit der Muslime“) bezeichnet, was
darauf hinweisen soll, dass die Sunniten vereinigt sind. Sie stellen einen Zweig des Islams dar, der aus dem von
Abu Bakr gegründeten Kalifat entstammt.
Sunniten stellen in den meisten islamischen Ländern die Mehrheit der Muslime, mit Ausnahme von Iran, Irak,
Bahrain, Aserbaidschan, Jemen, Oman und Libanon. Sie lassen sich wiederum nach den sunnitischen
Rechtsschulen (Madhhab) in Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten einteilen. Sunniten sind auch die
Wahhabiten (Salafiyya), eine sehr konservative und dogmatische Richtung des sunnitischen Islams hanbalitischer
Richtung. Die Sunniten bildeten immer die große Mehrheitsströmung im Islam.
Die Unterschiede zur zweitgrößten Glaubensrichtung, deren Anhänger als Schiiten bezeichnet werden, waren
anfänglich nicht theologischer Natur, sondern entsprangen der Frage, wer die Gemeinschaft der Muslime leiten
soll. Bei den Sunniten bildete sich das Kalifat heraus, bei den Schiiten das Imamat. Beide Konfessionen bekämpfen
sich in einigen Ländern wie Irak oder Indien teilweise blutig. Im Laufe der Zeit kamen dann weitere Unterschiede
hinzu, besonders im Hinblick auf die schiitischen Imamiten, weniger im Hinblick auf die ebenfalls schiitischen
Zaiditen.
86
Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Sunniten (Stand: 28.12.2008)
85
108
Hanafiten,
Malikiten,
Hanbaliten und
Schafiiten.
Die Rechtsschulen sind häufig geographisch verteilt; so leben z. B. Hanafiten in der Türkei,
Malikiten in Nordafrika.
Die Sunniten verstehen sich zuvorderst als Anhängerinnen bzw. Anhänger der Sunna (arab.:
Tradition) des Propheten Mohammed. Sie erkennen die Nachfolge aller „rechtgeleiteten
Kalifen“ und damit deren Überlieferungen an.
Die überlieferten Worte und Handlungen des Propheten bilden neben dem Koran die
Richtschnur für das Handeln sowie die zweite Rechtsquelle für die Jurisprudenz.
Die Unterschiede zur zweitgrößten Glaubensrichtung, deren Anhänger als Schiiten bezeichnet
werden, waren anfänglich nicht theologischer Natur, sondern entsprangen der Frage, wer die
Gemeinschaft der Muslime leiten soll. Bei den Sunniten bildete sich das Kalifat heraus, bei
den Schiiten das Imamat.
Für die Sunniten ist der Kalif ein Führer, der von seinen Anhängern aufgrund seiner
weltlichen, administrativen Fähigkeiten gewählt wird. Für die Schiiten kann der Imam hingegen
nur ein rechtmäßiger Nachfolger Mohammeds sein und gleichzeitig auch Nachfolger Alis (des
Schwiegersohns Mohammeds). Während der Kalif also nur ein weltlicher Verteidiger der
Religionsgemeinschaft ist, stellt der Imam im Glauben der Schiiten ein unfehlbares und
vollkommenes geistliches und mit diviner Macht ausgestattetes Oberhaupt dar. Es wird ihm
auch die Sündenlosigkeit zugesprochen. Aus diesen Tatsachen ergibt sich, dass innerhalb der
schiitischen Gruppierungen dem religiösen Oberhaupt der Gemeinde eine vielfach größere
Autorität zukommt.
6.1.2 Sunnitische Moscheevereine in Bielefeld
Bereits zu Beginn der 1970er Jahre entstanden in Bielefeld die ersten Moscheevereine,
größtenteils in umfunktionierten Räumlichkeiten untergebracht und oftmals von außen kaum
als Moschee erkennbar. Eine Ausnahme bildet die Vatan-Moschee in Bielefeld-Brackwede.
Muslime aus unterschiedlichen Herkunftsländern sind in unterschiedlichen Gemeinden
organisiert. So existieren derzeit allein elf Moscheen in Bielefeld und daneben Treffpunkte von
Muslimen bosnischer und albanischer Herkunft, der Ahmadia-Bewegung 87 sowie mystische
islamische Gruppen.
Die größte Gruppe der Musliminnen bzw. Muslime bilden Menschen aus der Türkei.
87
Vgl. URL: http//www.ead.de/arbeitskreise/islam/arbeitshilfen/ahmadiyya-bewegung.html: Die AhmadiyyaBewegung (sprich „Achmadiyya“) ist eine aus dem Islam hervorgegangene Gruppierung, die sich selbst als
„Ahmadiyya Muslim Jamaat“ (Jamaat = Gemeinschaft) bezeichnet. Sie entstand Ende des 19. Jahrhunderts im
indo-pakistanischen Raum. Hazrat Mirza Ghulam Ahmad rief sie vor dem Hintergrund der christlich-islamischen
Kontroverse zwischen christlichen Missionaren und islamischen Gelehrten des britisch besetzten Indien ins Leben.
Nachdem Mirza Ghulam Ahmad anfänglich nur proklamiert hatte, Offenbarungen von Gott erhalten zu haben,
verfestigte sich sein Anspruch bald dahingehend, ein von Gott beauftragter Prophet zu sein, auch wenn er nicht mit
einer gesetzgebenden Schrift gesandt sei wie Mose, Jesus oder Muhammad. Damit stieß Mirza Ghulam Ahmad
jedoch auf Widerspruch sowohl bei sunnitischen als auch bei schiitischen Muslimen. Auf diese Weise verletzte er
die bereits im Koran formulierte und im Islam allgemein anerkannte Lehrmeinung von der abschließenden Sendung
Muhammads als letztem Propheten der Geschichte, dem „Siegel der Propheten“. 1974 wurde die AhmadiyyaBewegung aus der islamischen Gemeinschaft ausgeschlossen, 1976 bezeichneten saudi-arabische Gelehrte
Ahmadiyya-Anhänger offen als „Ungläubige“ (also als Nichtmuslime) und verwehrten ihnen auch den Zugang nach
Mekka. In vielen islamischen Ländern werden Ahmadiyya-Anhänger mit Mißtrauen beobachtet, abgelehnt oder
sogar verfolgt, heute wohl am stärksten in Pakistan. Sie betrachten sich selbst als die eigentlichen, rechtgläubigen
Muslime, die übrige muslimische Gemeinschaft als ungläubig.
109
Als Gemeinsamkeiten der türkischen Selbstorganisationen können genannt werden:
Pflege der Herkunftskultur: Es wird eine Türkei-Orientierung fortgeführt. Zum Teil
bestehende Verbindungen zwischen hier existierenden türkischen Organisationen und
deren Mutterorganisationen in der Türkei werden intensiv gepflegt.
Schutzfunktion: Sie setzen sich für migrationspolitische Ziele ein und formulieren
Forderungen, z. B. nach der doppelten Staatsangehörigkeit, dem kommunalen Wahlrecht,
der Anerkennung der islamischen Religion als gleichberechtigt neben der christlichen im
Sinne des Art. 4 des Grundgesetzes (GG) (Religionsfreiheit).
6.1.2.1 Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Bielefeld (BIG) e.V.
Das Bündnis ist nach eigener Darstellung
geleitet von der gemeinsamen Überzeugung, dem Islam, insbesondere seiner Moral und
Ethik unterworfen zu sein,
einig darin, als islamische Religionsgemeinschaften in Bielefeld das Grundgesetz der
Bundesrepublik Deutschland und ihr Recht zu respektieren,
in der gemeinsamen Absicht, den islamischen Gemeinschaften in Bielefeld und der
Bundesrepublik Deutschland zu dienen, den kulturellen und interreligiösen Dialog zu
pflegen und sich für eine konstruktive Kooperation zum Wohl der islamischen
Gemeinschaften und der ganzen Gesellschaft einzusetzen,
einvernehmlich in der Grundlegung, bei der Auswahl der Mittel und Wege zur Erfüllung
der gemeinsamen Aufgaben des Zusammenschlusses der Muslimischen Gemeinden in
Bielefeld als einzige Quelle die islamische Lehre im Rahmen des Grundgesetzes und im
Einklang mit den Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland anzuwenden,
übereinstimmend darin, dass die seit September 2006 bestehende Zusammenarbeit der
islamischen Vereinigungen unter der Bezeichnung ”Arbeitsgruppe muslimischer
Gemeinden in Bielefeld” in einer gemeinsamen ständigen Einrichtung organisiert werden
sollte, in der bei gemeinsamer Vertretung und Zusammenarbeit das jeweilige
Selbstverständnis der zugehörenden islamischen Gemeinschaften gewahrt sein muss und
die Rechte der einzelnen Gemeinschaften nicht beeinträchtigt werden dürfen.
Die (10) Mitglieder bzw. Mitgliedsgemeinden sind nach eigenen Angaben (z. Zt.)
ATIB-Mosche (Wörthstr. 2, 33607 Bielefeld) (vgl. Ziff. 6.1.2.11).
Azerbajcanische Gemeinde in Bielefeld-Brackwede (vgl. Ziff. 6.3.2).
DITIB-Zentralmoschee (Ernst-Rein-Str. 32, 33613 Bielefeld) (vgl. Ziff. 6.1.2.10).
DITIB-Vatanmoschee (Bielefeld-Brackwede) (vgl. Ziff. 6.1.2.10).
DITIB-Beyazidmoschee (Bielefeld-Sennestadt) (vgl. Ziff. 6.1.2.10).
IGMG-Hicretmoschee (Bielefeld-Brackwede) (vgl. Ziff. 6.1.2.8).
IGMG-Fatihmosche (Bielefeld-Jöllenbeck) (vgl. Ziff. 6.1.2.8).
IZB – Islamisches Zentrum (August-Bebel-Str. 82, 33602 Bielefeld) (vgl. Ziff. 6.1.2.7).
VIKZ-Bielefeld (Herforderstr. 107, 33602 Bielefeld) (vgl. Ziff. 6.1.2.12).
VIKZ-Bielefeld Bielefeld-(Brackwede) (vgl. Ziff. 6.1.2.12).
Bündnis Islamischer Gemeinden in Bielefeld e. V., Ernst-Rein-Str. 32, 33613 Bielefeld.
6.1.2.2 Bosnisches Islamisches Kulturzentrum Bielefeld
Bosnisches Islamisches Kulturzentrum Bielefeld, August-Bebel-Str. 43, 33602 Bielefeld.
6.1.2.3 Bosniakischer Kulturverein Selam e. V.
110
Bosniakischer Kulturverein Selam e. V.
Ziegelstr. 67,
33609 Bielefeld.
6.1.2.4 Deutschsprachige Muslimische Studentenvereinigung (DMS)
Islamische Studierende der Universität und der Fachhochschule Bielefeld haben sich zu
einem Verein zusammengeschlossen.
Die DMS ist keine politische Vereinigung. Ihre Mitglieder verbindet in erster Linie der
gemeinsame religiöse Hintergrund. Die DMS ist bestrebt, innerhalb der muslimischen
Studentinnen und Studenten Konsens, Verständigung und das Gemeinschaftsgefühl zu
stärken, sowie für den Austausch und Dialog mit anderen Religionen und Hochschulgruppen
einzutreten.
Der Verein will dadurch auch zu einer besseren Verständigung zwischen den Angehörigen
unterschiedlicher Kulturen beitragen und lehnt jede Art von Nationalismus, Rassismus und
Sexismus ab. Um diese Ziele zu erreichen, führt der Verein insbesondere monatliche Treffen,
Vorträge (Infostand), Informations- und Diskussionsveranstaltungen durch.
6.1.2.5 Förderation
(ADÜTDF).
der
Türkisch-Demokratischen
Idealistenvereine
in
Europa
Die ADÜTDF 88 gilt als eine nationalistisch-politisch ausgerichtete Organisation, die der
türkischen Partei der „Nationalistischen Bewegung“ nahe steht. Sie verfolgt überwiegend
soziale, sportliche und kulturelle Aktivitäten. Religiöse Vereine bilden die Ausnahme. Die
Verbindung von türkisch-nationaler und islamischer Identität wurde erst später innerhalb der
ADÜTDF vollzogen.
1978 wurde die ADÜTDF auf Initiative des Führers der Nationalistischen Bewegung, Alparslan
Türkes, in Frankfurt/M. gegründet. Ihre Zentrale liegt in Frankfurt/M. Die ADÜTDF ist ein
Zusammenschluss eigenständiger Vereine.
88
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/ADÜTDF: Die Föderation der Türkisch-Demokratischen
Idealistenvereine in Deutschland, kurz ADÜTDF war ab 1978 eine Europaorganisation der türkischen Partei der
Nationalistischen Bewegung (Milliyetçi Hareket Partisi, MHP). Sie wurde in Frankfurt unter Alparslan Türkes
gegründet. Sie ist auch unter der Bezeichnung Türk Federasyon bekannt. Die "Föderation der türkischdemokratischen Idealistenvereine in Deutschland e.V." (ADÜTDF) wird im Rahmen des gesetzlichen Auftrags
durch deutsche Verfassungsschutzbehörden beobachtet. Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort
(16/7682) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (16/7455). Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes
hat die ADÜTDF 7.500 Anhänger. Sie gilt als nationalistisch geprägt, verbunden mit einer offenbar tief greifenden
nationalistisch-kurdenfeindlichen Einstellung.
111
Mevlana-Moschee
Herforder Str. 108,
33602 Bielefeld.
6.1.2.6 Gemeinschaft für Islamische Erziehung und Kultur in Bielefeld
Die Gemeinschaft ist ein Moscheeverein der marokkanischen Muslime in Bielefeld. In ihren
Aktivitäten und der politisch-ideologischen Ausrichtung ist der Verein sehr traditionalistisch
und strenggläubig.
August-Bebel-Str. 16, 33602 Bielefeld.
6.1.2.7 Islamisches Zentrum Bielefeld e. V.
Das Islamische Zentrum Bielefeld ist eine
islamische Kulturinstitution, die im März 1997 nach
intensiver
Zusammenarbeit
von
Muslimen
verschiedenster Nationalitäten im Raum Bielefeld
und
Umgebung
gegründet
wurde.
Diese
Kooperation fand auf religiöser, kultureller und
sozialer Ebene statt, mit Schwerpunkt in den
Bereichen arabischer Sprachunterricht und religiöse
Erziehung der Kinder. Das Zentrum arbeitet gem.
seiner Darstellung als unabhängige Institution; es ist
keiner politischen Partei oder nationalen Institution
angeschlossen und fühlt sich der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der
Bundesrepublik Deutschland verpflichtet. Finanzierung und Unterhaltung des Zentrums
erfolgen angabegemäß hauptsächlich durch Spenden.
Es ist der Treffpunkt von Muslimen von Mauretanien bis Pakistan; auch gebürtige deutsche
Muslime sind dabei. Das Zentrum hat nach eigener Darstellung von Anfang an beschlossen,
dass die „Verkehrssprache“ Deutsch ist. So wird u. a. auch die Predigt immer in`s Deutsche
übersetzt. Das Zentrum versteht sich angabegemäß als progressive Gemeinde, die einen
neuen, europäischen Weg des Islam sucht und praktiziert.
112
Islamisches Zentrum Bielefeld e. V.
August-Bebel-Str. 82,
33602 Bielefeld.
6.1.2.8 Milli Görüs (IGMG - Islamische Gemeinschaft Milli Görüs e.V.)
Die IGMG ist ein türkisch-muslimischer Verband, der sich um die religiöse Grundversorgung
der Muslime sowie um ihre kulturelle, soziale und rechtliche Betreuung bemüht. Der Verband
setzt sich ein für eine auf Koran und Sunna basierende Weltanschauung und Lebensweise.
1976 entstand in Köln die Türkische Union Europa e.V. Nach einer Umstrukturierung wurde
1992 in Bonn die IGMG als Verein eingetragen. Die Verbandsstrukturen weisen multiple
Organisationsformen auf. Neben selbständigen Mitgliedsvereinen gibt es Zweigstellen und
Regionalverbände. Die IGMG ist Mitglied des Islamrates 89.
Deutschlandweit hat der Verband 26.500 Mitglieder und 323 Gemeinden. Hauptsitz der IGMG
ist Kerpen (nahe Köln).
Die Hicret-Moschee in Bielefeld-Brackwede wurde 1982 gegründet und nutzte zunächst einen
kleinen privaten Raum an der Brackweder Kirche zum Gebet. 1988 wurde das jetzige
Moscheegebäude in der Windesbleicher Straße erworben; mit diesem Umzug stieg auch die
Zahl der Mitglieder. Laut eigenen Angaben verfügt die Gemeinde über 300 offizielle Mitglieder.
Der Verband unterhält zwei Gemeinden in Bielefeld:
89
Vgl. URL: http://www. qantara.de/webcom/show_link.php/_c-398/i.html - 40k: Selbstdarstellung des Islamrats für
die Bundesrepublik Deutschland: Er wurde im Jahre 1986 als bundesweite Koordinierungsinstanz und
gemeinsames Beschlussorgan islamischer Religionsgemeinschaften in Berlin gegründet. Der Islamrat fühlt sich der
Geschichte des Islam in Deutschland verpflichtet und betrachtet sich als Brücke zwischen Deutschland und der
islamischen Welt. Die Grundlagen des Islamrats sind die islamische Lehre und Tradition sowie die Ordnungen, wie
sie vom Grundgesetz (GG) der Bundesrepublik Deutschland und den Verfassungen der Länder vermittelt werden.
Der Islamrat bekennt such uneingeschränkt zum GG und den Prinzipien der freiheitlich demokratischen
Grundordnung und des sozialen Rechtsstaats. Er sieht sich als eine autonome islamische Glaubensgemeinschaft
in der Bundesrepublik Deutschland im Sinne der Verfassung (GG) und der Gesetze der Bundesrepublik
Deutschland und versteht sich als islamische Gemeinschaft in einem säkularen und pluralistisch strukturierten
Staatswesen. Er strebt Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts für den Islam in Deutschland und
seine Gleichstellung mit den beiden christlichen Großkirchen und der griechisch-orthodoxen Kirche an. Der
Islamrat orientiert sich an den Lehren des Koran und an der Sunna (Tradition/Vorbild des Propheten Muhammad).
Seine Aufgabe ist insbes. die religiöse, soziale und kulturelle Betreuung der in der Bundesrepublik lebenden
Muslime.
113
IGMG Zweigstelle Bielefeld
(Hicret Camii)
Windelsbleicher Str. 100,
33647 Bielefeld.
IGMG Fatih Moschee
(Fatih Camii) 90
(Kultur Verein Jöllenbeck)
Vilsendorfer Str. 43, 33739
Bielefeld.
6.1.2.9 Nuruculuk-Bewegung
Netzwerk Fethullah Gülen)
(Islamische Gemeinschaft
Jama`at
un-Nur)
(Hier:
Das Netzwerk, das sich um den türkischen Prediger Fethullah Gülen 91 gruppiert, unterhält ca.
70 Bildungsstätten. Ein Großteil dieser Bildungsvereine beschränkt sich auf
Hausaufgabenhilfe, die auch islamische Werte vermitteln. Die Bewegung sieht sich selbst als
globales Netzwerk individuell motivierter Muslime. Die einzelnen Bildungsvereine sind
rechtlich eigenständig und treten jeweils einzeln auf.
Es handelt sich um eine international verbreitete und intellektuell geprägte mystische
Reformbewegung, welche sich der Aneignung und Verbreitung der Lehren des türkischen
Gelehrten Said Nursi widmet.
Als islamische Reformbewegung will sie die intellektuelle Auseinandersetzung mit der
Moderne auf Grundlage des Korans befördern. Die Nurculuks weisen offene Strukturen auf.
Ihre einzelnen Gruppen sind autonom. Gemeinsame Entscheidungen werden von einem
Beratungsforum getroffen.
Sie sind Mitglied des Islamrats.
Die Bewegung betreibt keine Moscheegemeinden, sondern religiöse Lehranstalten.
90
Vgl. URL: de.wikipedia.org/wiki/Fatih-Moschee: Fatih-Moscheen (türkisch: Fatih-Camii; deutsch: ErobererMoschee) sind nach der von Sultan Mehmet II. im 15. Jahrhundert erbauten Fatih-Moschee in Istanbul benannt.
Mehmet II. erhielt den Beinamen Fatih nach der Eroberung von Konstantinopel im Jahre 1453.
91
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Fethullah_Gülen: Fethullah Gülen (* 27. April 1941 in Korucuk,
Erzurum, nach anderen Angaben: * 1938 in Pasinler, Erzurum) ist ein islamischer Prediger aus der Türkei und der
Führer der nach ihm benannten Bewegung. Seine Anhänger sehen in ihm einen wichtigen islamischen Gelehrten
mit liberalen Ideen und interreligiösen Dialogabsichten, während seine Kritiker ihm vorwerfen, die laizistische
türkische Republik zu unterminieren und durch einen islamischen Staat ersetzen zu wollen.
114
1979 ist in Köln der Bundesverband der Nur-Gemeinden gegründet worden, wo er heute noch
ihren Sitz hat.
6.1.2.10 Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DİTİB (Diyanet))
Die DITIB (Diyanet Isleri Türk-Islam Birligi) 92 ist der größte Zusammenschluss muslimischer
Gemeinden in Deutschland. Neben der Sicherstellung der religiösen Grundversorgung ihrer
Mitgliedsgemeinden widmet sich die DITIB sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen
Belangen. Sie ist an die staatliche Behörde für religiöse Angelegenheiten in der Türkei
(Diyanet) angeschlossen und vertritt damit den offiziellen türkischen Islam.
Der Verband wurde im Juli 1984 in Köln gegründet, wo sich auch heute die Zentrale befindet.
Die Organisationsstruktur ist föderativ. Die Zentrale koordiniert und begleitet die Arbeit der 870
selbstständigen, eingetragenen Mitgliedsvereine. Nach eigenen Angaben beträgt die
Mitgliederzahl 150.000.
Die Gemeinde in Bielefeld wurde 1973 gegründet und war die erste Moschee im Großraum
Bielefeld. Die Gemeinde hat ca. 400 Mitglieder.
Der DITIB unterhält in Bielefeld 3 Moscheevereine:
Vatan-Moschee
(Vatan Camii),
Windelsbleicher-Str. 56,
33647 Bielefeld.
Beyazit-Moschee,
Diyanet TürkischIslamischer Kulturverein
e. V. ( (Diyanet Türk
Islam Kültür Derneği)
Rheinallee 119,
33689 Bielefeld.
92
Vgl. URL: http://www.ditib.de: Der DITIB-Dachverband vereint nach eigener Darstellung bundesweit über 880
Ortsgemeinden. Sein Vereinsziel ist es, Musliminnen und Muslime einen Ort zur Ausübung ihres Glaubens zu
geben und einen Beitrag zur Integration zu leisten. Darüber hinaus engagiert er sich intensiv im sozialen Bereich.
Er hat angabegemäß als gemeinnützige Einrichtung einen offenen, kooperativen Umgang und Dialog mit allen
Institutionen und Religionen. Die Häuser im DITIB-Dachverband sind Gemeindezentren, in denen Muslime ihre
Religion praktizieren können. Darüber hinaus bieten sie eine Vielzahl an Bildungs-, Sport- und Kulturangeboten
und engagieren sich in den Bereichen Jugend-, Senioren- und Integrationsarbeit. Jährlich absolvieren 1.260
Menschen Sprach- und Alphabetisierungskurse, darunter Integrationskurse, die in Zusammenarbeit mit dem
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) durchgeführt werden. Die Türen stehen nicht nur türkischen,
türkischstämmigen oder muslimischen Menschen offen, sondern allen.
115
Merkez-Moschee
Diyanet TürkischIslamischer Kulturverein
e. V. ( (Diyanet Türk
Islam Kültür Derneği)
(Merkez Camii),
Ernst-Rein-Str. 32,
33613 Bielefeld.
6.1.2.11 Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V (ATIB)
Die ATIB 93 versteht sich als politisch neutraler Verband, der sich neben kulturellen und
sozialen Zielen auch religiösen Belangen von Türken in Deutschland widmet.
Die ATIB sieht die islamische Lehre als einen festen Bestandteil der türkischen Identität und
Kultur.
Die ATIB wurde von ehemaligen Mitgliedsvereinen der ADÜTDF, die sich von der türkischen
Föderation distanziert haben, im Mai 1988 in Koblenz gegründet. Der Verband ist nach einem
föderativen Modell strukturiert, setzt sich also aus selbständigen Vereinen zusammen. Er ist
Mitglied des Zentralrates der Muslime.
Der derzeitige Hauptsitz der ATIB ist in Köln.
93
Vgl. URL: http://www.atib.org/deutsch: Zweck der Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine e.V. (ATİB) ist lt.
Selbstdarstellung die Förderung der Völkerverständigung. ATİB setzt sich für Toleranz und Freundschaft ein, um
ein gemeinsames Leben in der Gesellschaft ohne Isolation und Diskriminierung zu ermöglichen. Das Ziel ist die
kulturelle, religiöse Identität zu pflegen, zu bewahren und sie als Bereicherung in die deutsche Gesellschaft zu
integrieren. Grundsätze der ATİB gem. Selbstdarstellung (Internetauftritt):
§ Es werden keine parteipolitischen Interessen vertreten.
§ Die Unabhängigkeit gegenüber politischen Parteien hat die ATİB jederzeit zu wahren.
§ Die sozialen, kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Interessen der in Europa lebenden türkischen Mitbürger
werden gefördert.
§ ATİB organisiert Maßnahmen und İnitiativen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeıt und Diskriminierung,sowie
zur friedlichen Konfliktregelung in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf und ist bemüht, mit jeder
Vereinigung, die sich für diese Ziele einsetzt, zusammenzuarbeiten.
§ ATİB macht bei ihren Aktivitäten keine Unterschiede zwischen den Menschen verschiedener Nationalitäten,
Hautfarben, Religionen und politischer Meinungen.
§ Als ATİB bekennt sie sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland.
Die ATİB ist gemeinnützig und verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des
Abschnitts steuerbegünstigte Zwecke der Abgabenordnung. Sie finanziert sich angabegemäß ausschließlich aus
Spenden, Mitgliedsbeiträgen, aus dem Ertrag von Veranstaltungen und aus dem Verkauf von Büchern,
Zeitschriften und Video-/Musikkassetten.
116
Türkisch-Islamischer Kulturverein e. V.
(Yunus Emre Moschee)
Wörthstr. 2,
33607 Bielefeld.
6.1.2.12 Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ)
Der Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ) 94 wurde 1973 in Köln gegründet. Er
ist nach eigener Darstellung eine islamische Religionsgemeinschaft im Sinne des Artikels 140
GG und ein gemeinnütziger Verein, der seine Aktivitäten nach geltendem Recht ausübt. Er
beinhaltet Elemente von Sufi-Gemeinschaften 95. Seit 2006 wird die bisher zentralistische
Struktur durch eine föderative Organisationsform ersetzt.
Dem Verband sind bundesweit ca. 300 selbständige Moschee- und Bildungsvereine mit ca.
80.000 Freitagsgemeindenmitgliedern angeschlossen. Ziel und Zweck seiner Verbandsarbeit
ist die religiöse, soziale und kulturelle Betreuung von Muslimen in Deutschland.
Der VIKZ bekennt sich nach eigenen Worten zum GG der Bundesrepublik Deutschland. Seine
Arbeit und seine Ziele stehen im Einklang mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.
Der Verband versteht sich parteipolitisch neutral und beachtet das Prinzip der
Überparteilichkeit. Gemäß seinem Selbstverständnis verfolgt der VIKZ folgende Grundsätze:
Gegenseitige Achtung, Respekt und Toleranz jedem Menschen gegenüber. Der VIKZ setzt
94
Vgl. URL: http://www.vikz.de: Der Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. ist gem. Selbstdarstellung
(Internettauftritt) eine im sozialen und kulturellen Bereich tätiger gemeinnütziger Verein, anerkannt als
Religionsgemeinschaft mit Verbandssitz in Köln. Der Verband ist beim Vereinsregister des Amtsgerichts Köln unter
der Nummer 6851 eingetragen. Die in vielen Orten Deutschlands tätigen "Islamischen Kulturzentren" sind seine
Gemeinden.
Die Aktivitäten des Verbandes bewegen sich im Rahmen der Gesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland und
orientieren sich am freiheitlich-demokratischen Grundprinzip der Verfassung.
Wie auch aus der Vereinssatzung hervorgeht, ist die Grundhaltung des Verbandes überparteilich angelegt. Es wird
weder eine bestimmte parteipolitische Linie verfolgt noch erhält der Verband irgendwelche finanziellen
Zuwendungen von anderen Organisationen. Die Finanzierung erfolgt durch monatliche Beiträge der
Gemeindemitglieder und durch unregelmäßige Spenden von Muslimen, die keine Mitglieder sind.
Die Arbeit des Verbandes galt bis vor kurzem Muslimen, die sich als Gastarbeiter verstanden und beabsichtigt
hatten, einst wieder in ihre Ursprungsheimat zurückzukehren. Aus diesem Grunde stellte der Verband seine
Dienste in angemieteten Räumlichkeiten zur Verfügung, die in Gebetsstätten umgewandelt wurden.
In den letzten Jahren zeigte sich aber bei den hier lebenden Familien eine andere Entwicklung. Viele der hier
lebenden Muslime bauen vermehrt ihre Existenz in Deutschland auf und wollen auch in absehbarer Zeit nicht mehr
in ihre Herkunftsländer zurückkehren. Dies rührt unter anderem aus der Erkenntnis, dass man sich nicht mehr auf
das Leben in der ursprünglichen Heimat einstellen kann und Teil der deutschen Gesellschaft geworden ist.
Diese im Grunde positive Entwicklung führt dazu, dass heute die jeweiligen Gemeinden des Verbandes nach
Möglichkeit ihre Moscheen nicht anmieten, sondern versuchen, die Gebetsräume direkt käuflich zu erwerben.
Bereits angemietete Moscheen werden gekauft und renoviert. So richten sich die Gemeinden nicht zuletzt durch
den Erwerb ihrer Gebetsorte auf eine dauerhafte Präsenz in Deutschland ein.
Heute zählt der Verband der Islamischen Kulturzentren über 300 Gemeinden, wovon 160 Einrichtungen im
Eigentum des Verbandes stehen.
95
Vgl. URL: http://www.religion-online.info/islam/gruppen/gruppen-sonder.html: In diesen Gemeinschaften wird ein
mystischer Islam gelebt. Durch spezielle gemeinschaftliche Übungen (dhikr) wollen die Gläubigen eine innere
Beziehung zu Allah und eine individuelle Gotteserfahrung herstellen.
117
sich für das Gemeinwohl ein und fördert das friedliche Zusammenleben von Menschen mit
unterschiedlicher religiöser und ethnischer Abstammung. Jeder kann die Vereinsangebote des
VIKZ in Anspruch nehmen, unabhängig von religiöser oder ethnischer Herkunft. Der Leitsatz
des Verbandes lautet: „Der beste Mensch ist derjenige, der anderen Menschen nützlich ist“.
(Hadis des Gesandten Muhammed a.s.)
Zu den religiösen Aufgaben des Verbandes und seiner Mitgliedsvereine gehört es
1.) Räumlichkeiten zur Verrichtung der täglichen rituellen Gebete (Namaz) bereit zu stellen.
2.) Freitags- und Festtagsgebete, Vorträge und Hadsch (islamische Pilgerreise)
durchzuführen.
3.) Die religiöse Bildungsarbeit für muslimische Kinder und Jugendliche anzubieten.
4.) Islamische Theologen für den Verband und seine Mitgliedsvereine in Deutschland
auszubilden.
Daneben engagiert sich der VIKZ im Bereich der schulischen, beruflichen und akademischen
Förderung von Kindern und Jugendlichen. In diesem Zusammenhang bieten der Verband und
seine Mitgliedsvereine breitflächig schulische Unterstützung an, insbesondere Hausaufgaben-,
Nachhilfe-, Deutsch- und Computerkurse. Ziel und Zweck dieser Angebote ist es, schulische
Defizite von Kindern und Jugendlichen auszugleichen, ihre Bildungsentwicklung zu
unterstützen, um ihnen eine qualifizierte berufliche Ausbildung und somit eine bessere
Zukunftsperspektive zu ermöglichen. Somit wird das Ziel verfolgt, sie zu gesellschaftlicher
Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anzuregen.
Zur Gewährleistung eines friedlichen Zusammenlebens und Förderung einer Kultur der
Anerkennung arbeitet der Verband mit verschiedenen christlichen, jüdischen und anderen
wichtigen gesellschaftlichen Institutionen zusammen. Zu diesem Zweck ist der VIKZ in
unterschiedlichen regionalen, aber auch überregionalen Dialogforen vertreten. Insbesondere
die Zusammenarbeit und der Dialog mit staatlichen Einrichtungen ist ein wichtiger Bestandteil
der Tätigkeiten des VIKZ.
Der VIKZ ist Gründungsmitglied des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland und
nimmt an der „Deutschen Islamkonferenz“ des Bundesinnenministeriums teil. Der VIKZ setzt
sich dafür ein, dass der Islam und die Muslime zu einem vollständig akzeptierten Teil der
deutschen Gesellschaft werden.
Weitere Informationen können bezogen werden unter: Verband der Islamischen Kulturzentren
e.V., Vogelsanger Straße 290, 50825 Köln. Tel.: 0221/ 95 44 100, Fax: 0221 / 95 44 10 – 68.
Homepage: www.vikz.de.
Die Zweigstelle in Bielefeld ist die regionale Zentrale für 16 weitere Zweigstellen in OWL. Die
Besucherzahl bei den einzelnen Veranstaltungen variiert. Zum Freitagsgebet und zu
Predigerveranstaltungen kommen ca. 100 Besucher.
118
VIKZ-Gemeinde Bielefeld
(IKMB Bielefeld Şubesi) (Yeni Moschee)
Herforder Str. 107,
33602 Bielefeld
(s. auch: Islamischer Verband der
Kulturzentren e. V. Bielefeld, Herforder
Str. 107, 33602 Bielefeld.).
VIKZ-Gemeinde Bielefeld
(Yeni Moschee)
Gaswerkstr. 21,
33647 Bielefeld.
6.2 Ahmadiyya 96
Aus dem sunnitischen Islam entstand die Ahmadiyya (Urdu: S,2M/‫ا‬, „Ahmadiyya“). Sie ist eine
Glaubensgemeinschaft, die Mirza Ghulam Ahmad 1889 in Indien als Reformbewegung
innerhalb des Islams gründete. Sie teilte sich 1914 in die Untergruppen Ahmadiyya Muslim
Dschamaat (AMJ = Ahmadiyya Muslim Jamaat, arabisch: 7,2M/T‫ ا‬7E.MN?‫ )ا‬und Lahore
Ahmadiyya Movement (auch Ahmadiyya Anjuman Ischat-i-Islam Lahore, AAIIL, UMNV‫ أ‬7,2M/‫أ‬
‫م‬$%‫ ا‬WE.9‫ )ا‬auf. Mitglieder der Ahmadiyya verstehen sich selbst als Muslime, jedoch wird ihre
Zugehörigkeit zum Islam von einem großen Teil der Muslime infrage gestellt.
96
Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Ahmadiyya
119
6.3 Schiiten
6.3.1 Allgemeines
Die Schia (arabisch 78D9 , DMG šī a, „Partei“) ist die zweitgrößte Konfession des Islam. Die
Anhänger der Schia, die Schiiten, betrachten Alī ibn Abī ālib, den Schwiegersohn und Vetter
des Propheten Mohammed, als dessen designierten Nachfolger (Kalif), jedoch politisch und
nicht religiös betrachtet, und als ihren ersten Imam. Ihrem Glauben nach kann die
Prophetennachfolge nur von einem Nachfahren Ali´s bzw. einem Imam erfolgen, da dieser als
Einziger göttlich legitimiert ist. In den Jahrhunderten nach dem Tod des Propheten
Mohammed und der politischen Abspaltung der Muslime wurde außerdem die theologische
Lehre der Schiiten in einzelnen Aspekten weiterentwickelt, so dass sich schiitisches Recht
heute in Teilen von sunnitischem Recht unterscheidet. 97
Die Imamatslehre ist ein wesentlicher Bestandteil des schiitischen Glaubens. Neben Koran
und Sunna bilden die Überlieferungen der „unfehlbaren“ Imame sowie der Konsens der
Gelehrten die Grundlagen der schiitischen Lehre. In der Schi`a haben sich unterschiedliche
Strömungen herausgebildet, die jeweils eine verschiedene Anzahl von Imamen akzeptieren.
Stellvertretend für die Imame übernehmen Religionsgelehrte die Führung. Ihre
Hauptrichtung(en) sind die
Imamiten oder Zwölferschia (Zwölferschiiten). Die größte schiitische Strömung stellen die
Imamiten, die einer Reihe von zwölf Imamen folgen. Sie leben hauptsächlich im Iran (85
% – 90 %), Aserbaidschan (85 %), Irak (55 – 65 %), Bahrain (70 %), Libanon (35 %),
Kuwait (30 %), Türkei (ca. 5 - 10 %), Pakistan (20 %), Afghanistan (20 – 25 %,SaudiArabien (17 – 20 %, die hauptsächlich die Ölregionen bewohnen), Syrien (5 %) und in
Indien (1 – 2 %). Die Prozentangaben beziehen sich auf den Anteil an der
Gesamtbevölkerung. Wenn man die absolute Zahl betrachtet, leben im Iran und im Irak
die meisten Schiiten. Dort ist die Ausgangssituation jedoch eine andere, weil es eine
starke sunnitische Minderheit (u. a. viele der Kurden) und einige Christen gibt. In den
anderen großen Ländern spielen Schiiten größtenteils eine untergeordnete Rolle im
politischen Leben, da sie in der Minderheit sind (so in Pakistan, Indien, Saudi-Arabien,
Afghanistan). Teilweise werden sie auch unterdrückt und dürfen ihre Religion nicht
ausüben, weil von staatlicher oder gesellschaftlicher Seite Druck ausgeübt wird (z. B. in
Saudi-Arabien). Im kleinen Libanon stellen die Zwölferschiiten mit der Hisbollah 98 eine
starke Territorialkraft.
Ismailiten oder Siebenerschia (Siebenerschiiten), die einer Reihe von sieben Imamen
folgen. Sie leben heute vor allem in Pakistan, Indien, Syrien und Afghanistan. Ihr
bekanntestes Oberhaupt dürfte der Aga Khan sein, der allerdings nur den kleinen Teil der
97
Vgl. URL.: http://de.wikipedia.org/wiki/Schia (Stand: 28.12.2008)
Vgl. URL.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Hisbollah (Stand: 02.01.2009): Die Hisbollah (arabisch X‫ب ا‬Z/ Hizbollah,
DMG Ḥizbu 'llāh, „Partei Gottes“, oft auch Hizbullah, Hizb-Allah oder Hezbollah geschrieben) ist eine dem
Islamismus zugeordnete libanesische Organisation. Sie entstand ab 1982 durch den Zusammenschluss
verschiedener schiitischer Gruppen zum Widerstand gegen die israelische Invasion. Finanziell und ideologisch wird
sie vom Iran und von Syrien unterstützt. In Libanon ist sie einerseits eine politische Partei, die seit 1992 auch im
Parlament vertreten ist. Andererseits verfügt sie aber nach wie vor über paramilitärische Einheiten, die
insbesondere im Süden des Landes unabhängig von der libanesischen Staatsgewalt agieren, und in sog.
Sicherheitsquartiere außerhalb der Staatsmacht regiert. Die Hisbollah verfolgt sowohl sozialpolitische Ziele, etwa
im Bereich Bildung und Gesundheitswesen, als auch außenpolitische Strategien, zu denen nach Aussage ihres
Führers Hassan Nasrallah auch die Auslöschung Israels gehört.
Einige Staaten, unter anderem die USA und Israel, betrachten die Hisbollah als Terrororganisation. Großbritannien
und Australien bezeichnen lediglich die "Hezbollah external security Organisation" als solche. Der Rat der
Europäischen Union führt die Hisbollah in seiner am 15. Juli 2008 veröffentlichten Liste von Terrororganisationen
nicht auf, während das EU-Parlament in einem Beschluss vom März 2005 von „terroristischen Aktivitäten seitens
der Hisbollah“ spricht.
98
120
Nizari-Ismailiten 99 repräsentiert. Sie sind sehr stark vom orientalisch-gnostischen 100
Denken beeinflusst. In der Vergangenheit sind mehrere revolutionäre-ismailitische
Gruppen aufgetreten, wie zum Beispiel die Assassinen 101 in der Levante 102 oder die
Fatimiden 103, wobei letztere über 100 Jahre in Ägypten herrschten. Gegenwärtig spielen
die Drusen 104 eine wichtige politische Rolle im Nahostkonflikt.
99
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Nizaris (Stand: 02.01.2009): Die Nizaris oder Khodjas sind die
größte Gruppe der zu den Schiiten gehörenden Ismailiten oder Siebener-Schiiten. Sie leben heute vor allem in
Indien, Pakistan, Tadschikistan, Syrien, Ostafrika und in vielen westlichen Staaten. Die Nizaris kennen im
Gegensatz zu allen anderen Zweigen der Schiiten bis heute das lebendige Imamat, das in der Familie des
Propheten Mohammed über seine Tochter Fatima und seinen Vetter und Schwiegersohn Ali bis auf den heutigen
Tag weiter gegeben wird. Jetziger und 49. Imam der Nizaris ist Karim Aga Khan IV. Die Mehrheit der Nizaris leben
heute in Pakistan. Nach einer kurzen Pause ohne Verfolgung beginnen die wieder erstarkenden konservativen
Kräfte in Afghanistan die Nizaris erneut zu diskriminieren. Die etwa 200.000 Nizaris in Syrien erfreuen sich einer
erheblichen Toleranz. Die ebenfalls etwa 200.000 Nizaris in Tadschikistan haben ihre Situation nach Ende des
Bürgerkrieges stabilisieren können. In Ostafrika leiden sie unter der wirtschaftlichen Misere. In Indien konnten sie
bis jetzt in Frieden leben. Die moderne Geschichte der Ismailiten beginnt im 17. Jahrhundert in Persien unter der
Dynastie der Kadscharen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts emigrierte der 46. Aga Khan Hasan Ali Shah in
das damalige Britisch-Indien. Die effektive Steuereintreibung der Briten, die auch den Anteil der Nizaris, die sie
nach ihren eigenen Gesetzen dem Aga Khan schuldeten, einzogen, brachten dem jeweiligen Agha Khan solch
einen Reichtum, dass er mit der britischen Kolonialregierung auf gleicher Augenhöhe verkehren konnte und seine
Gemeinschaft gut vertreten konnte.
100
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Gnostizismus (Stand: 02.01.2009): Gnosis (von altgr. gnōsis γνῶσις
‚[Er-]Kenntnis‘) oder Gnostizismus (latinisierte Form des griechischen gnostikismos γνωστικισµός) bezeichnet als
religionswissenschaftlicher Begriff verschiedene religiöse Lehren und Gruppierungen des 2. und 3. Jahrhunderts,
teils auch früherer Vorläufer.
101
Vgl. URL.: http://www.heberle-bors.net/von_assassinen_und_kreuzrittern.html (Stand: 02.01.2009): Hassan-iSabah, Scheich von Alamut (`Der Alte´), hatte vor ziemlich genau 800 Jahren den Orden der Assassinen, eine
geheime Organisation von Selbstmord-Attentätern, gegründet, die die mediterrane Welt mit Terror überzog. Auf
seinen Befehl gingen diese Anhänger einer ismailisch-schiitischen Sekte für ihren Glauben bereitwillig in den Tod.
Auf offener Strasse mit dem Dolch töteten die Assassinen ihre Kontrahenten – Würdenträger anderer
Glaubensrichtungen, Kreuzritter, Herrscher. Auch auf Saladin, ein sunnitischer Moslem, hatten sie es abgesehen.
Von ihrer Basis, uneinnehmbaren Festungen im persischen Elbursgebirge am Kaspischen Meer ausgehend,
eroberten sie Städte und Burgen, drangen sie bis nach Syrien vor. Die Assassinen haben sich tief ins Bewusstsein
des Westens gegraben. Der Begriff wird in mehreren europäischen Sprachen als gleichbedeutend mit politisch
motiviertem Terrorattentat verwendet (to assassinate im englischen, assassin im französischen, asasino im
italienischen).
102
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Levante (Stand: 02.01.2009): Als Levante (ital. für
„Sonnenaufgang“, steht allegorisch für den „Osten“ und das „Morgenland“) bezeichnet man im weiteren Sinne die
Länder des östlichen Mittelmeeres, folglich alle Länder, die östlich von Italien liegen, besonders die griechische
Halbinsel und die griechischen Inseln, die mediterranen Küstengebiete Kleinasiens, Zypern, den Libanon,
Palästina, das historische Syrien und Ägypten. Im engeren Sinn umfasst die geografische Bezeichnung Levante
Küsten und Hinterland der Anrainerstaaten der levantinischen Küste, also der östlichsten Küste des Mittelmeeres,
nämlich die heutigen Staaten Syrien, Libanon, Israel, Jordanien sowie die palästinensischen Autonomiegebiete.
103
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Fatimiden (Stand: 02.01.2009): Die Fatimiden waren eine schiitischismailitische Dynastie, die von 909 bis 1171 in Nordafrika, d. h. im Maghreb und Ägypten, sowie in Syrien
herrschte.
104
Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Drusen (Stand: 02.01.2009): Die Drusen (offiziell Din al-Tawhid,
soviel wie „Religion der göttlichen Einheit“) sind eine im Jahr 1010 entstandene Religionsgemeinschaft. Drusen
leben heute hauptsächlich im Nahen Osten, insbesondere im Libanon (ca. 280.000), in Syrien (ca. 360.000) sowie
in Israel (107.000, also 1,63 % der Bevölkerung (2004)), dort vor allem im Gebiet des Karmel bei Haifa (Daliah al
Carmel) sowie im von Israel annektierten Golan. Der Gründer Kalif al-Hakim Bi-Amr Allah (985 bis 1021) war der
Herrscher der ägyptischen Fatimiden, einer schiitischen (ismailitischen) Dynastie, die nach Fatima, der jüngsten
Tochter des Propheten Mohammed, benannt war. Die Fatimiden betrachteten Ismael, einen Sohn des sechsten
Imam, als ihren Erlöser. Der Kalif betrachtete sich als Manifestation Gottes auf Erden, und sein Tod im Jahre 1021
wird von seinen Anhängern als Übergang in einen Zustand der Verborgenheit verstanden, aus dem er nach 1000
Jahren wieder zurückkehren werde, um die Herrschaft über die Welt anzutreten.
Nach dem Tod des Sultans al-Hakim entwickelten die beiden schiitischen Gelehrten Hamza ibn-Ali und Mohammed
al-Darazi die theologische Lehre der Drusen, worin der Kalif al-Hakim als Inkarnation Gottes gilt. Die Bezeichnung
Drusen stammt von al-Darazi, der als einer der ersten Männer dieses Glaubens in der Öffentlichkeit
wahrgenommen wurde.
Die Drusen glauben an Reinkarnation und an weitere parallele Welten. Wo man geboren wird, zu welchen Eltern
und weshalb, ist eine vorbestimmte Sache, die Gott oder hohe Daseins allein entscheiden können. Deswegen wird
Missionierung oder Konvertierung nicht erlaubt. Es wird als Annahmeverweigerung Gotteswille angesehen. Es wird
als Fall von niedrigerer Intelligenz (der Mensch), die versucht eine höhere Intelligenz (Gott) zu belehren, betrachtet.
In Worten der Drusen: „Ein Umhüllter darf den Umhüllenden nicht belehren. Das kann nur Gott entscheiden“. Es
121
Die Zaiditen 105 oder Fünferschia (Fünferschiiten) als dritte (und kleinste) Gruppe, die fünf
Imamen folgen. Sie finden sich heute nur noch im nördlichen Jemen. Die Zaiditen sind in
ihrer Heilslehre (aqīda oder kalām) der Schia (Imamat) zuzuordnen, haben jedoch in ihrer
Rechtmethodik (fiqh) ausgesprochen sunnitische Züge. Dies wird dadurch verständlich,
dass sie den sechsten Imam Ja'far nicht anerkennen, der die schiitische Rechtsmethodik
als erster begründet hat.
Heute stellen die Schiiten ca. 10 % der Muslime.
Die Staaten, in denen die Schiiten die Mehrheit stellen oder eine einflussreiche Minderheit
sind, werden manchmal unter dem Begriff „Schiitischer Halbmond“ 106 zusammengefasst.
Das islamische Zentrum Hamburg ist Bezugspunkt für die unabhängigen schiitischen
Gemeinden NRW.
6.3.2 Schiitische Moscheevereine in Bielefeld
Bei der Moschee des türkisch-aserbaidschanischen Kulturvereins handelt es sich um den
größten Moscheeverein des schiitischen Islams in OWL. Nach Angaben des Vereins hat die
Moschee ca. 2.000 Besucher.
besteht ein Grund, weshalb Gott die Menschen in die verschiedene Religionen so verteilte. Dieser Grund ist nicht
etwas, womit sich der Mensch beschäftigen sollte. Der Mensch soll sich mit der Reinigung seiner Seele
beschäftigen, um höhere Daseins zu erzielen. Auf dem Weg zu diesem Ziel und durch viele Reinkarnationen kann
der Mensch viele Rollen bekommen und verschiedene Situationen erleben. Deswegen ist es eine grundlegende
Sache für Drusen, andere Religionen zu akzeptieren, wie sie sind, da sie auch eine ähnliche Rolle spielen.
Die Mission und Konvertierung Andersgläubiger wird von den Drusen nicht betrieben, auch freiwillig kann man nicht
zum Drusentum übertreten. Außenstehende wurden nur zu Zeiten der Gründung der Religion aufgenommen.
Heute ist nur Druse, wer Kind drusischer Eltern ist. Die Lehre der Drusen geht von einer Fixzahl ihrer Gemeinschaft
in allen Welten aus. Das heißt, zu jeder Zeit ihres Daseins existieren nie weniger oder mehr Mitglieder.
Ob man Al-Hakim als Gründer der Drusen betrachten kann, ist eine Diskussion, die wohl nie abschließend geklärt
werden kann; allerdings geht ein Teil der etablierten Forschung davon aus, dass Al-Hakim vielleicht Sympathie für
diese Gruppe und ihre Ideen hegte, er allerdings nicht als deren Mitglied oder gar Initiator gesehen werden kann.
Die Drusen glauben, dass sie immer unter verschiedenen Namen seit Millionen von Jahren existierten. Al-Hakim
zählt als die letzte Manifestation Gottes in einer langen Reihe zuvor.
105
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Zaiditen (Stand: 01.01.2009): Als Zaiditen wird sowohl eine
islamische Rechtsschule als auch eine jeminitische Herrscherdynastie bezeichnet, die dieser Rechtsschule anhing.
Die Zaiditen oder Fünfer-Schiiten führen ihre Lehre auf Zaid ibn Ali Zain al-Âbidin zurück, (Sohn von Hz. Hüseyin)
einen Nachkommen (Enkel) des Propheten Mohammed, der sich 740 in Kufa gegen die Herrschaft der Umayyaden
erhoben und dabei den Tod gefunden hatte. Sie sind die dem sunnitischen Islam am nächsten stehende Gruppe
der Schiiten. Sie unterscheiden sich von den Sunniten vor allem durch ihre politische Theorie. Die Führung der
Gemeinde ist ausschließlich den Nachkommen des Propheten durch seine Enkel Hasan ibn 'Alī und Al-Husain ibn
'Alī vorbehalten, die sich durch eine Reihe von Qualitäten auszeichnen müssen. Neben der noblen Abstammung
müssen sie eine tiefe Kenntnis des islamischen Rechts (Fiqh) vorweisen können, körperlich und geistig ohne
Makel, männlichen Geschlechts, volljährig, rechtschaffen, mutig und freigebig sein sowie Organisationstalent
aufweisen. Die Bestimmung des Imams erfolgt nicht durch Wahl oder Designation des Vorgängers, sondern durch
Autoproklamation bzw. "Ruf" (da´wa) eines Prätendenten, der alle Bedingungen der legitimen Führerschaft (shurût
al-imâma) in sich erfüllt glaubt. Die zaiditische Rechtsschule hat sich nur noch in den nördlichen Regionen der
Republik Jemen erhalten. Zaiditen haben im Vergleich mit den sogenannten Imamiten oder Zwölfer-Schiiten kaum
iranische Elemente in ihren Glauben aufgenommen.
106
Vgl.: URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Schiitischer_Halbmond (Stand: 02.01.2009): Unter dem Begriff
"schiitischer Halbmond" werden mitunter die Länder zusammengefasst, die eine schiitische Mehrheit oder einen
hohen Anteil von Schiiten in ihrer Bevölkerung haben. Dazu zählen nicht nur die Länder Iran und Irak, sondern
auch Bahrain, der Libanon und Aserbaidschan. Der Begriff schiitischer Halbmond kommt daher, dass diese Länder,
wenn man sie auf der Karte verbindet, in etwa die Gestalt eines Halbmondes darstellen.
Teilweise wird auch der Jemen zum schiitischen Halbmond gezählt. Ob der Jemen eine schiitische Mehrheit bzw.
eine starke schiitische Minderheit hat, ist dabei aufgrund schwankender Zahlenangaben umstritten.
Syrien gehört zwar mangels einer schiitischen Bevölkerungsmehrheit bzw. starken Minderheit eigentlich nicht zum
schiitischen Halbmond. Da das Land allerdings von einer kleinen schiitischen Elite, die den Nusairiern angehören,
geführt wird und enge Beziehungen zum Iran unterhält, wird Syrien - zumindest bei der geostrategischen
Betrachtung der Region - zum schiitischen Halbmond gerechnet.
122
Türkisch-Aserbaidschanischer
Kulturverein e. V.
Blaue Moschee
Eisenbahnstr. 38,
33647 Bielefeld.
6.4 Aleviten 107
6.4.1 Allgemeines
Mit dem Tod des islamischen Propheten Mohammed im Jahr 632 begann die Spaltung im
Islam. Die Streitigkeiten um die rechtmäßige Nachfolge des Propheten (Kalifen-Streit) führten
zur Spaltung des Islams in Sunniten ( Sunna = Taten und Aussprüche Mohammeds) (s. hierzu
Ziff. II.2.6.1) und in Schiiten, als „Partei Ali`s“ (arabisch »Schiat Ali«) (s. hierzu Ziff. II.2.6.3).
Die Geistlichen (Dede, Ana) der Aleviten entstammen nach eigenen Angaben direkt aus der
Familie des Propheten (Seyyid) bzw. der Imame und werden deshalb ihrem Ursprung nach
den Schiiten zugeordnet, da auch bei ihnen die Verehrung der 12 Imame und insbesondere
von Ali Ibn Abi Talib im religiösen Leben eine große Rolle spielt. Das Gemeinsame ist die
Liebe zu Ali und die Einhaltung der Sitten und Lehren. Dennoch bezeichnen sie sich nicht als
Schiiten, da neben dieser Gemeinsamkeit beträchtliche Unterschiede bestehen. Alevi oder –
zu Deutsch – Aleviten bedeutet „Ali’s Anhänger“ oder auch „die auf der Seite Ali’s stehen“. Die
Anhängerinnen bzw. Anhänger des Sunnitentums unterstützten den einflussreichen Ebubekir
(geboren in Mekka um 573, Tod in Medina am 23.08. 634), während die Aleviten Ali (geboren
in Mekka am 21.03.598 (auch Nevruz = Neujahr), ermordet in Kufa am 24.01.661) als den
rechtmäßigen Nachfolger ernannten. Ali war der Vetter und gleichzeitig der Schwiegersohn
des Propheten Mohammed.
Man unterscheidet ethnisch türkische, kurdische und syrisch-arabische Aleviten.
Die Aleviten stellen klassisch eine eigenständige Religionsgemeinschaft innerhalb des Islam
dar. Ihren Ursprung hat die Gemeinschaft nach der Migration von Zeynel-Abidin
(Überlebender von Kerbela) aus Arabien nach Persien/Iran (Horasan) und der zweiten
Migration von Persien nach Anatolien/Türkei.
Das Alevitentum ist stark durch den Philosophen und Reformator Haci Bektaschi Veli 108 (auch
Migrant aus Horasan/Persien und Angehöriger der Ehlibeyt-Familie), der zwischen 1210 und
107
Vgl. URL.: http://www.alevitentum.de/ (Stand: 27.12.2008)
Vgl. URL: http://www.kultur.gov.tr/DE/Yonlendir.aspx?48BD9BC89B9B89DA1A9547B61DAFFE2A4F192
C55D7367761 - 63k -: Hacı Bektaş-ı Veli wurde 1248 v. Chr. in der Stadt Nişabur des iranischen Chorasan
geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Chorasan. Im Zentrum Hoca Ahmet Yesevi’s erhielt er
Unterricht in Philosophie, Sozial- und Naturwissenschaften. Nachdem er den Iran, Irak und Arabien bereist und
untersucht hat, kam er 1275/80 v. Chr. nach Anatolien und ließ sich in dem damaligen Sulucakarahöyük, dem
heutigen Hacı Bektaş, nieder. Sein Gedankensystem, das auf Menschenliebe und Toleranz aufbaut, erreichte
innerhalb kürzester Zeit die Massen des Volkes des christlichen Kappadozien, die sich diese Lehren aneigneten.
108
123
1271 in Sulucakarahöyük (jetzt: Haci-Bektas) gelebt hat, geprägt worden und aus seinen
Lehren hervorgegangen.
Es hat neben schiitischen und sufischen Grundzügen Elemente verschiedener Religionen und
Traditionen (u. a. Zarahustra, Schamanismus, Humanismus, Gnostik) aufgenommen. Großen
Einfluss hatten auch die Volksdichter Yunus Emre (geboren 1241, gestorben 1319), Nesimi
(geboren 1339, gestorben 1418), Pir Sultan Abdal (geboren um 1480, gestorben 1550) und
viele mehr. Der Großteil der alevitischen Dichter und Philosophen wurde durch sunnitische
Fundamentalisten verfolgt, gefoltert und ermordet. Die Schriftensammlung „Buyruk“ beinhaltet
heilige Schriften, Dichtungen und Ordensregeln. In Cem-Zeremonien 109 werden u. a.
Gedichte und Tänze dargeboten. Religiöse Autoritäten (Dede) aus „heiligen Familien“ (EvladiResul/Ehlibeyt) führen ihre Gemeinden.
Der Clan der Omayyaden 110, dem auch Ebubekir angehörte, setzte sich um die Vorherrschaft
im Islam durch. Zur Erhaltung ihrer eigenen Herrschaft wurden die Aleviten verfolgt und
ermordet. Die Familie des Propheten (Ehlibeyt 111) wurde im Laufe der Zeit systematisch brutal
getötet, um die Opposition zu schwächen. Höhepunkt dieser Morde war das Massaker in
Kerbela 112 (dem bedeutendsten Wallfahrtsort der Schiiten), in dem Imam Hüseyin (Sohn von
Ali und Enkel Mohammeds) samt seiner Familie und ihren Gefährten umgebracht wurden.
Die Sunniten bzw. die Omajiden (ehemalige Feinde des Propheten) bestimmten nun, welche
Teile der vom Propheten hinterlassenen religiösen Schriftstücke als heiliges Buch (Koran) zu
gelten hatten und wie diese zu interpretieren seien.
Zur Zeit des Yavuz Sultan Selim's (geboren 1470, verstorben 1520) wurden die Anhänger
Ali`s im Osmanischen Reich 113 zu Zehntausenden massakriert. Durch aktiven Widerstand
Die Grundlage seiner Philosophie liegt in der Existenz des Menschen und der Menschenliebe. Diese Weltansicht
spiegelt sich auch in der Deklaration der Menschenrechte des Jahres 1948 wider. Die Gedanken von Hacı Bektaş-ı
Veli wurden ca. 600 Jahre nach ihm im Jahre 1923 von Mustafa Kemal Atatürk zur Sprache gebracht, indem eine
laizistische, demokratische und die Menschenrechte achtende Republik gegründet wurde. Obwohl die Gründung
dieser Philosophie so lange zurückliegt, haben seine Gedanken ihre Gültigkeit bewahrt und fahren fort, den
menschlichen Weg zu erleuchten.
109
„Cem" bedeutet dem Wortsinn nach (religiöse) „Versammlung" bzw. „Zusammenkunft".
110
Vgl. URL.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Umayyaden (Stand: 27.12.2008): Die Umayyaden (arabisch ‫_ن‬,_`T‫ ا‬alumawiyyūn oder 7D`‫_ أ‬Ib banū umayya) auch Umajjaden, Omayyaden, Omajjaden, Omaijaden, Omajaden – sind eine
Dynastie von Kalifen, die von 660 bis 750 Oberhäupter des sunnitischen Islam waren. Nach ihrer Vertreibung aus
dem Orient gründeten sie 756 das Emirat von Córdoba. Sie waren die erste Dynastie von Kalifen, die nicht eng mit
Mohammed verwandt waren. Wie dieser entstammen sie jedoch den Quraisch aus Mekka.
111
Vgl. Url.: http://www.alevitentum.de/Alevi/12Alevi/22Alevi/32Alevi/Hz__Ali/hz__ali.html (Stand: 27.12.2008): Die
Aleviten sind der Meinung, dass, nachdem Tod des Mohammeds, einer aus seiner Familie, aus dem Ehlibeyt, Kalif
werden sollte. Sie belegen die Richtigkeit ihrer Meinung mit der Azhap Sure im 33. Kapitel des Korans. Diese Sure
lautet: „Erhört mich, Ehlibeyt! Gott wünscht euch, dass jede Art von Ungerechtigkeit, Unreinheit und Sünde mit
euch nicht begegnet und wünscht euch eine reine Seele.“ Die Bedeutung dieser Sure lautet, dass diese
Familienangehörigen von Geburt aus eine reine Seele haben. Daraus lässt sich schließen, dass diese Menschen
eigentlich Kalif werden sollten. Wie bereits erwähnt ist der Ehlibeyt die Familie bzw. der Stamm des Mohammeds.
Der Stamm des Ehlibeyt fängt bei Ali, dem Schwiegersohn und Cousin des Mohammeds, an. Dadurch hatten Ali
und seine Söhne Recht darauf Kalif zu werden.
112
Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Kerbela (Stand: 02.01.2009): Kerbela (arabisch ‫ء‬$b3‫ آ‬Karbalā ) ist
eine Stadt im Zentrum des Irak mit 434.457 Einwohnern (Stand 1. Januar 2005). Sie liegt in der gleichnamigen
Provinz Karbala nahe dem Euphrat (al-Furāt), circa 80 Kilometer südlich von Bagdad (am Ostrand der Syrischen
Wüste).
113
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Osmanisches_Reich (Stand: 02.01.2009): Osmanisches Reich
(auch Ottomanisches oder Türkisches Reich; Türkisch: Osmanlı İmparatorluğu, Osmanisch: Devlet-i Âliyye-i
Osmaniyye) ist die Bezeichnung für das Reich der Dynastie der Osmanen von ca. 1299 bis 1923. In Europa wurde
das Land als „Türkei“ beziehungsweise „Türkisches Reich“ bezeichnet. Anatolien wurde in lateinischen Werken
nach der Landnahme der türkischen Seldschuken bereits seit dem 12. Jahrhundert „Türkei“ (bzw. „Turchia“)
genannt.Es ging aus dem Sultanat der Rum-Seldschuken hervor und war mehrere Jahrhunderte lang die
entscheidende Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Nordafrika und auf der Krim. Im Laufe des
18. und vor allem 19. Jahrhunderts wurde es in der Auseinandersetzung mit den europäischen Mächten auf
Kleinasien und den Nahen Osten zurückgedrängt und fand in der Türkei seinen Nachfolgestaat. Die osmanischen
Sultane waren sunnitische Muslime und folgten der hanefitischen Rechtsschule.
124
versuchten die Aleviten sich dieser Willkür und Tyrannei zu entziehen (siehe z. B. die Revolte
um 1240, die von Baba Ilyas geführt wurde, oder der Aufstand des Seyh Bedrettin im 14.
Jahrhundert). Das Alevitentum in Anatolien formte sich zwischen dem 13. und 16.
Jahrhundert. Da die Aleviten in Anatolien der vorislamischen Kultur weitgehend verbunden
blieben und die geschichtliche sowie religiöse Entwicklung ihres Landes maßgeblich
beeinflussten, unterscheiden sie sich sowohl von orthodox-islamischen Sunniten als auch von
iranischen Schiiten.
Das Alevitentum hat sich in der Folgezeit zu einer naturverbundenen, toleranten, weltoffenen,
Bescheidenheit und Nächstenliebe ausstrahlenden Konfession entwickelt. Der alevitische
Glaube gehört innerhalb des Islams der "caferitischen-zwölferschiitischen" Konfession an, in
der eine soziale Vorstellung und eine humanistische Philosophie verankert ist. Nach ihm ist
der Mensch das wertvollste und reifste existierende Geschöpf. Der Mensch kann dabei mit
dem Gebet allein seine Pflichten als Mensch und Moslem nicht erfüllen. Alles besteht im
Menschendasein, vorausgesetzt, der Mensch kennt diese Liebe und Würde. Die alevitische
Philosophie hat ihre Wurzeln in der Wissenschaft, die meint, dass nur durch Wissen und
Vernunft Licht in die Finsternis der Gedanken gebracht werden kann. Durch Bildung und
Vernunft können Schlechtigkeit, Hass, Vorurteile und Ignoranz besiegt werden. Mit Bildung
und Vernunft kann man zu Frieden, Freundschaft und innerlichem Wohlstand gelangen.
Die Aleviten lehnen das islamische Rechtssystem für religiöse und weltliche Angelegenheiten,
die Scharia (= Gesetzeskodex im othodoxen Islam) und die Sunna (= Verhaltensformen und –
techniken im orthodoxen Islam) ab. Sie praktizieren einen heterodoxen Islam.
Toleranz und Humanität, die grundsätzliche Ablehnung von Gewalt, die Gleichstellung von
Frauen und Männern in ihren Gemeinden – Frauen haben sowohl dieselben Rechte als auch
dieselben Pflichten wie Männer –, die Bewahrung von matriarchalen Familienstrukturen, die
Überlieferung des Glaubens und der Kultur durch Dichter und Saz114-Spieler stehen im
Mittelpunkt des Denkens. Aleviten treten für Religionsfreiheit (Laizismus 115), Menschenrechte
sowie für Wissen und Bildung ein. In der alevitischen Lehre ist die Polygamie verboten und
unbekannt. Menschen anderen Glaubens und andere Glaubensgemeinschaften werden
respektiert und als Geschwister betrachtet. Die höchste Strafe in der alevitischen Lehre ist der
Ausstoß des Betroffenen aus der Gemeinde. Die alevitischen Gemeinden werden durch
"Dede`s", den geistigen Oberhäuptern, geführt. Das Alevitentum kennt – wie oben bereits
angedeutet – kein göttlich offenbartes Scharia-Gesetz. Dennoch gibt es auch im Alevitentum
bestimmte Regeln, an die man sich halten soll, wie an die Lehre von den vier Torwegen und
die Trinität des "Beherrsche Deine Hände, Deine Zunge und Deine Lenden" 116.
Die Aleviten beten individuell abends und donnerstags abends in der Gemeinde, der CemVersammlung. Sie kommen bei den "Cem`s" dabei nicht nur zum Beten zusammen, sondern
versuchen hierbei auch Probleme gemeinsam zu lösen. Im Alevitentum steht der Mensch im
Mittelpunkt des Glaubens. Das sunnitisch-rituelle Gebet oder das Almosengeben werden
abgelehnt. Die Pilgerfahrt nach Mekka ist bei den Aleviten nicht vorgeschrieben. Stattdessen
ist die Wallfahrt zu den Grabmoscheen Ali`s und seines Sohnes Hussein in Kerbela oder zum
Wallfahrtsort Haci-Bektas Veli in Kirsehir/Türkei üblich. Sie gehen nicht in die Moschee, sie
haben i. d. R. eigene Kultstätten (Cemevi). Das Fasten findet nicht wie bei den Sunniten im
Fastenmonat Ramadan statt, sondern beläuft sich auf 12 Tage (12 Imame) im Monat
Muharram, des ersten Monats des islamischen Kalenders. Der zehnte Tag, Ashura-Tag (zu
arabisch «ashr = zehn») des heiligen Monats ist der Tag der Trauer um den Prophetenenkel
114
Vgl. URL. http://www. de.wikipedia.org/wiki/Saz (Stand: 02.01.2009): Die Saz ist die türkische Laute. Das Wort
„Saz“ stammt aus dem Persischen, wo es unter anderem „Musikinstrument“ bedeutet.
115
Vgl. URL. http://www.de.wikipedia.org/wiki/Laizismus (Stand: 02.01.2009): Laizismus (auch: Laizität) beschreibt
religionsverfassungsrechtliche Modelle, denen das Prinzip strenger Trennung von Religion und Staat zu Grunde
liegt. – Die Aleviten befürworten den säkularen Staat und bekennen sich eindeutig zum laizistisch-demokratischen
Staat. Sie tendieren eher zu einer liberaleren gesellschaftlichen Position.
116
Das Ethos der Aleviten beruht auf der Reinheit der Zunge, der Reinheit der Hand und der Reinheit der Lende.
125
Hussein und des Gedächtnisses an seinen Märtyrertod. Moderater Alkoholkonsum wird
teilweise als erlaubt angesehen, religiöse Musik hat einen hohen Stellenwert. Der Koran wird
weniger wörtlich verstanden, die innere, mystische Bedeutung tritt noch stärker als sonst bei
den Schiiten in den Vordergrund. Der Sufismus 117 hat einen großen Einfluss auf den Glauben.
Des Weiteren besteht ein umfangreiches alevitisches Brauchtum.
Die alevitische Glaubensrichtung ist außerhalb der Türkei noch in Syrien, Ägypten, Albanien,
Iran, Irak und bei den aus diesen Ländern stammenden Immigranten in Westeuropa
verbreitet. Es gibt noch viele kleinere Glaubensgemeinschaften im Islam, die ähnliche
Philosophien und Werte vertreten. (z.B. Ismailiten (»Siebenerschiiten«), die nur 7 Imame
anerkennen oder Saiditen (»Fünferschiiten«), die sich schon mit dem 5. Imam abgespalten
haben). Sie sind in westlichen Ländern sowohl unter den Arbeitern als auch bei jüngeren
Generationen, die europäische Staatsbürgerschaften besitzen, sehr präsent.
Aufgrund ihrer liberalen Lebensauffassung wurden Aleviten immer wieder Opfer von
Verfolgung. In der Türkei wurden angabegemäß immer wieder Versuche unternommen,
Aleviten zwangsweise zu Sunniten zu machen. In alevitischen Dörfern wurden symbolisch
immer neue Moscheen gebaut. Übergriffe, Hetzkampagnen und Assimilationsversuche halten
bis zum heutigen Tage in der Türkei an. Die jüngsten Beispiele dafür sind die Massaker in den
70er Jahren in Corum und in Maras, am 02.07.1993 in Sivas (siehe „Massaker von Sivas” 118)
117
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Sufismus (Stand: 02.01.2009): Der Sufismus (arabisch ‫_ف‬fg,
tasawwuf, persisch ‫ن‬.h3E, Erfan), veraltet auch Sufitum oder Sufik, gilt allgemein als die islamische Mystik. Die
Anhänger des Sufismus sehen ihre Lehre nicht als ein spirituelles Produkt der islamischen Religion, sondern er
offenbart lediglich die esoterische Wahrheit des Islam. Die sufische Lehre als solche zöge sich durch die gesamte
Menschheitsgeschichte, aus der Sicht vieler Sufis sei diese zu jeder Zeit und in jeder Kultur in verschiedenen
Aspekten allgegenwärtig.
Über die Jahrhunderte hinweg haben traditionelle Sufis in islamischen Ländern ihre Lehre in einen engen
Zusammenhang mit der islamischen Tradition gebracht. Der Sufismus ist in ihren Augen somit Teil des Islam und
nicht von ihm getrennt zu betrachten. Aus ihrer Sicht ist ein Sufi somit immer ein Muslim. Sufis finden sich jedoch in
allen Religionen. Im Vordergrund steht immer die "Liebe" zu Gott. Laut Idries Shah ist Sufismus zwar in allen
Religionen präsent, doch bietet das semitische Sprachsystem die geeigneteste Möglichkeit sufische Symbole in
Schrift umzusetzen. Die grundsätzlichen Gedanken finden jedoch einen gleichen Nenner ("anguruzuminabstafil",
was frei bedeutet: "Trauben (pers.) sind Trauben (türk.) sind Trauben (arab.)sind Trauben (griech.)). Dieser
Ausspruch ist sehr gebräuchlich. Sinnbildlich geht es also offenbar immer um "des Pudels Kern".
Einen Anhänger des Sufismus nennt man Sufi (arabisch l
ّ hِ _ُj) oder auch Derwisch (persisch n,‫ درو‬darwīsch).
118
Vgl. Url.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Sivas-Massaker (Stand: 27.12.2008): Bei einem alevitischen Kulturfestival
zu Ehren des Dichters Pir Sultan Abdal im Sommer 1993 in Sivas erklärte der türkische Schriftsteller Aziz Nesin
öffentlich, er halte einen Großteil der türkischen Bevölkerung für „feige und dumm“, da sie nicht den Mut hätten, für
die Demokratie einzutreten. Dies und die Übersetzung und teilweise Veröffentlichung des für Muslime ketzerischen
Romans „Die satanischen Verse“ von Salman Rushdie führten dazu, dass sich vor allem konservative sunnitische
Kreise provoziert fühlten. Am 2. Juli versammelte sich eine aufgebrachte Menschenmasse (Die Anzahl der
Personen wird auf 20.000 geschätzt) nach dem Freitagsgebet vor dem Madimak-Hotel, in dem Aziz Nesin, aber
auch alevitische Musiker, Schriftsteller, Dichter und Verleger logierten. Mitten aus der wütend protestierenden
Menschenmenge wurden schließlich Brandsätze gegen das Hotel geworfen. Da das Hotel aus Holz gebaut war,
breitete sich das Feuer schnell aus. Dabei verbrannten 35 Menschen; der Autor Aziz Nesin, dem laut einigen
Angaben der Anschlag in erster Linie gegolten hatte, überlebte jedoch leicht verletzt. Wegen der wütenden
Menschenmenge draußen vor dem Hotel konnten die Bewohner des Hotels nicht ins Freie, bis sie schließlich vom
Feuer eingeschlossen waren. Obwohl Polizei und Feuerwehr frühzeitig alarmiert waren, griffen sie erst nach rund
acht Stunden ein.
Das Staatsicherheitsgericht in Ankara kam zu dem Urteil, dass die Menge die Feuerwehr bei den Rettungsarbeiten
behinderte. Andererseits belegen Zeugenaussagen sowie Videoaufnahmen, wie vereinzelte Polizisten der Menge
halfen und eine anrückende Militäreinheit sich wieder zurückzog.
Die Aleviten nennen diesen Anschlag das Sivas-Massaker, wobei aus ihrer Sicht der Brandanschlag ihnen
gegolten hatte, und fühlen sich seither vom Staat im Stich gelassen. Das Ereignis spielte eine wichtige Rolle bei
ihrer Bewusstseinsbildung.
Die Sunniten hingegen bestreiten jeglichen Vorwurf, für den Brandanschlag verantwortlich zu sein, und verlangen
die Auffindung der wahren Täter. Sie befürworten eine Revision der Untersuchung des Anschlags und behaupten,
dass Saboteure sich in die Menschenmenge gemischt und die Brandsätze gegen das Hotel geworfen haben. Der
ganze Brandanschlag wurde live im TV übertragen.
Heute führen Sunniten im Gebäude des ehemaligen Madimak-Hotels ein Restaurant mit Fleischgerichten. Das
sorgt bei Aleviten für Empörung und Widerspruch, da sie dort lieber ein Friedens-Museum sehen wollen.
126
und im März 1995 in Istanbul, wo es die letzten blutigen Unruhen zwischen Gegnern und
Aleviten gab.
Offiziell wird die Existenz der Aleviten in der Türkei immer noch nicht anerkannt, obwohl sie
nach den Sunniten die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in der Türkei bilden. Der türkische
Staat subsumiert die Aleviten unter die sunnitisch-islamischen Glaubensrichtungen. Aleviten
leben in allen Provinzen in der Türkei, traditionell vor allem in den Provinzen Erzurum,
Erzincan, Sivas, Tunceli (Dersim), Malatya, Corum, Tokat, Kahramanmaraş, Amasya, Varto
und Hatay. Durch Binnenmigration findet man sie heutzutage mehr in Großstädten wie
Istanbul, Ankara, Izmir und Bursa. Ihr Anteil wird auf ca. 25 % der Gesamtbevölkerung
geschätzt.
Die Aleviten in Deutschland bilden in Bezug auf die Religionskultur eine weitgehend
homogene Gruppe, die neben den Gemeinsamkeiten mit anderen gesellschaftlichen Gruppen
eigene Glaubens- und Verhaltensmuster hat. Sie verstehen sich als eine religionskulturelle
Gruppe, die im islamischen Kulturraum einen eigenständigen Glaubensinhalt entwickelte. Es
gibt in alevitischen Gemeinden einen Konsens darüber, dass die verfassungsrechtlichen
Grundwerte, wie z. B. die absolute Unantastbarkeit der Menschenwürde, die
Gleichberechtigung von Mann und Frau, die relgiös-weltanschauliche Neutralität des Staates,
Meinungs- und Glaubensfreiheit, unveränderbar und zu verteidigen sind. Die Zahl der Aleviten
in Deutschland wird auf 600.000 bis 800.000 Menschen geschätzt.
In NRW sind zwei Drittel der alevitischen Gemeinden in der AABF 119, der größten alevitischen
Dachorganisation mit Sitz in Köln, organisiert. In ihrer heutigen Form wurde die Föderation
1993 offiziell in Köln gegründet. Die Förderation versteht sich als unabhängig, demokratisch
und dem Laizismus verpflichtet. Schwerpunkte der Arbeit sind die Pflege der alevitischen
Geschichte und Kultur. Dafür werden alevitische Musik- und Kulturfeste, alevitische Gedichtsund Wissenswettkämpfe organisiert, wodurch die alevitische Kultur gefördert werden soll.
Dem Verband gehören derzeit in Deutschland über 120 Vereine mit einer geschätzten Zahl
von 50.000 Mitgliedern an. Neben einer Frauen- und Jugendorganisation (= Bund der
Alevitischen Jugendlichen in Deutschland) wird auch ein Bestattungsfonds geführt.
6.4.2 Grundlagen des alevitischen Glaubens
Grundlagen des alevitischen Glaubens sind
das Glaubensbekenntnis; Aleviten glauben an den einen und einzigen Gott (Allah/Hak).
Gott ist für die Aleviten der Schöpfer, der Gerechte, der Allgegenwärtige und der Weise
und lässt zugleich alle Lebewesen an sich Anteil haben. Sie glauben an den Propheten
Mohammed als den Gesandten Gottes und drücken dies in ihrem Glaubensbekenntnis
aus.
Der Glaube an die heilige Kraft (kutsal güç). Aleviten glauben an eine heilige Kraft des
Schöpfers, die vor allem durch Mohammed und seinen Schwiegersohn, Ali, sowie durch
dessen Nachkommen bis heute an die Menschen weitergegeben wird. Nach diesem
Glauben wird der Mensch als Widerspiegelung (Yansima) Gottes betrachtet.
Der Glaube an den Weg zur Vervollkommnung des Menschen (Insan-i kamil olmak).
Aleviten glauben, dass jeder Mensch seine heilige Kraft, die eine Gabe Gottes ist, durch
den eigenen Weg in sich entdecken kann. Sie schöpfen immer wieder Zuversicht aus dem
Glauben daran, dass sie die heilige Kraft in sich haben und dass Gott ihnen die Kraft und
Am 11. November 2007 wurden die Gräber der Sivas-Opfer in Ankara, Karsiyaka beschädigt. Die Gedenkmauer
wurde dabei komplett zerstört. Kurze Zeit später kam es erneut zu einer Beschädigung der Sivas-Gedenkstätte
durch unbekannte Täter.
119
Vgl. URL: http//www.alevi.com/wir_uber_uns+M5cf575b1da6.htm: AABF: Alevitische Gemeinde Deutschland e.
V. (Almanya Alevi Birlikleri Federasyonu). Die AABF hat ihren Sitz in Köln. Die AABF versteht sich als eine
Glaubensgemeinschaft im Sinne des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland.
127
den inneren Frieden schenkt, sich auf den Weg der Wahrheit zu begeben. Aleviten
glauben daran, dass am Ende eines Prozesses der einzelne Mensch, wenn er seine
heilige Kraft wiederentdeckt hat, sich mit Gott wiedervereinigen kann (= Vervollkommnung
(Insan olmak – Mensch werden)). Hierzu gibt es das 4 Tore – 40 Regeln – Prinzip (4 Kapi40 Makam), welcher jeder Alevit berücksichtigen soll, damit er ein Insan-i Kamil werden
soll. Hierbei ist der Geistliche Dede/Ana der sogenannte Ausbilder.
Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seelen (canlarin ölmezliġġi). Die Aleviten glauben,
dass die Menschenseele als Geschöpf heilig ist. Gott schuf die Menschenseelen
gleichwertig und gleichzeitig. Die Seelen kommen von Gott und gehen zurück zu Gott. Die
Körper sterben, jedoch nicht die Seelen. Alle Seelen ruhen bei Gott, bis sie Gestalt
annehmen und zur Welt kommen. Nach dem Glauben der Aleviten stirbt die Seele eines
Menschen nicht, sondern kehrt heim zu Gott, um nach einer angemessenen Zeit in einen
neuen Körper überzugehen. Dieser Kreislauf dauert so lange, bis die Seele die
Vervollkommnung erreicht. Wenn Seelen sich noch nicht in diesem Kreislauf befinden, so
warten sie bei Gott darauf, dass ein neues Kind entsteht. Für Aleviten ist Mensch sein
ohne Seele undenkbar, denn die Seele begründet das Menschsein des Individuums. Der
Begriff „Sterben“ wird von Aleviten als ein biologischer Begriff verstanden. Das biologische
Sterben ist für Aleviten nicht identisch mit dem Ende des Lebens. Deshalb drücken
Aleviten das Sterben des Körpers mit dem Ausdruck „Hakka Yürümek“ („Zu Gott gehen“,
„Sich mit Gott vereinigen“) aus. Das bedeutet, dass sich die Seele eines Menschen nach
dem körperlichen Tod Gott zuwendet bzw. dass die Seele eines Menschen ihren Körper
wechselt (don deġiştirmek).
Alevitische Feste und Andachten sind
das Opferfest.
das Moharrem-Fasten (jedes Jahr 10 Tage früher).
Aşure. Nach 12-tägigem Moharrem-Fasten wird eine Süßspeise (Aşure) gekocht und als
Symbol der Dankbarkeit verteilt und gemeinsam gegessen.
das Hizir-Fasten („Woche von Hizir“). Hizir (Chidir, chadhir, Khizer) ist der unsterbliche
Heilige und Schutzpatron. Er kommt allen in der Not zu Hilfe. Aleviten glauben daran,
dass die Heiligen Brüder Hizir und Ilyas als Propheten gelebt und das sog. „Wasser zur
Unsterblichkeit“ getrunken haben, um den Suchern und Wanderern auf dem Mystischen
Pfad zu helfen. Sie helfen allen bzw. retten alle, die in Not geraten sind und „von ganzem
Herzen“ um Hilfe rufen. Sie bringen den Menschen Glück und Wohlstand.
der Geburtstag vom heiligen Ali. Ali als Heiliger gehört zum Glaubensbekenntnis der
Aleviten: „Es gibt keinen Gott außer Gott, Mohammed ist der Gesandte Gottes und Ali ist
der Freund Gottes“. Aleviten glauben, dass Ali als Heiliger geboren wurde im Neujahr
(Nevruz), am 21. März 598 nach Christus in Mekka. Aus diesem Grund feiern Aleviten den
21. März als den Geburtstag des Heiligen Ali 120.
der Tag des Hizir Ilyas. Nach der Sage treffen sich Hizir (Schutzengel auf dem Land) und
Ylias (Schutzengel auf dem Meer) in der Nacht vom 5. auf den 6. Mai auf der Erde. In
dieser Nacht werden Himmel und Erde eins und die Kraft der Schöpfung offenbart sich.
das Gedenkfest für Abdal Musa, jährlich am 1. Juni-Wochenende. Abdal Musa war ein
Schüler von Haci Bektaş Veli und stammte aus dem Ort Khoy im Iran. Er lebte im 13./14.
Jahrhundert und spielte eine wichtige Rolle bei den Janitscharen-Truppen 121.
die Andacht an Sivas-Massaker. Am 02. Juli 1993 wurden in der Stadt Sivas, bei den
Gedenkfeierlichkeiten zu Ehren des alevitischen Heiligen Pir Sultan Abdal, 37 Menschen
bei lebendigem Leib verbrannt (s. auch Ziff. II.2.6.4.1).
120
Vgl. URL.: http://www..alevi-nrw.com/index.php?option=com_events&task=view_detail&agid=18 - 20k (Stand:
02.01.2009)
121
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Janitscharen (Stand: 02.01.2009): Die Janitscharen (Einzahl der
Janitschar, türkisch Yeniçeri, „neue Truppe“) waren im Osmanischen Reich die Elitetruppen der Infanterie. Sie
stellten auch die Leibwache des Sultans und erreichten oft höchste Positionen im osmanischen Staatswesen. Die
Truppen haben ihren Ursprung im 14. Jahrhundert und wurden 1826 aufgelöst.
128
die Feier zu Andacht von Haci Bektaş Veli. Diese Feier findet jedes Jahr vom 16. bis 18.
August in der Stadt Haci Bektaş statt.
der Todestag vom Heiligen Hüseyin (10. Oktober 680 nach Christus). .
6.4.3 Alevitische Kulturgemeinde Bielefeld und Umgebung e.V.
Die Gemeinde in Bielefeld ist die größte in NRW und zählt heute ca. 400 Mitglieder.
Alevitische
Kulturgemeinde
Bielefeld und Umgebung e. V.
(Bielefeld Alevi Kültür Merkezi)
Artur-Ladebeck-Str. 159 a,
33647 Bielefeld.
Cem-Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer
Bild: Hz. Ali (h.), Hünkar
Haci Bektas-i Veli (mit Gazelle und Löwe in
Frieden beieinander)
6.5 Bahá‘í
Der Babismus 122 (arab. Dine Babi) ist eine vom arabischen Bab abgeleitete Bezeichnung
einer religiösen Gemeinschaft, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Iran (Persien)
entstand. Vom schiitischen Islam und seinen Auslegungen im mystischen Sinn ausgehend
erstrebte Bab soziale Reformen sowie eine bessere Stellung der Frau.
Gründer ist der Perser Sayyid Ali Muhammad (geb. 1819, 1850 hingerichtet), der 1844 den
Anspruch erhob, der von den Schiiten erwartete Zwölfte Imam oder Mahdi, der Verheißene, zu
sein. Die Bewegung des Ali Muhammad, genannt „Der Báb“ (das „Tor“), fand im ganzen Land
eine rasche Verbreitung, stieß aber auch auf entschiedenen Widerstand der schiitischen
Orthodoxie und der staatlichen Gewalt. Schon 1846 wurde der Báb gefangen genommen.
1848 trennte sich die Gemeinschaft offiziell vom Islam, mehr als 20.000 Babi wurden aufgrund
ihres Glaubens gefoltert und hingerichtet. „Der Báb“ selbst wurde im Juli 1850 öffentlich
hingerichtet.
122
Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Babismus (Stand: 27.12.2008)
129
Mirza Hussayn Ali (1817 - 1892) bekannte sich schon bald zum „Báb“ und vertrat seine Sache
mutig gegenüber den erbitterten Widerständen der moslemischen Geistlichen. 1863 erklärte
er sich als der Verheißene aller Religionen – der Babismus ging nach 1863 in der Bahá‘íReligion auf – und trug seitdem den Titel „Bahá‘u‘lláh“. In ihm sah die überwiegende Zahl der
Babi die Prophezeiungen des „Báb“ auf einen „noch größeren“ Gottesgesandten erfüllt.
Zeit seines Lebens musste er Verbannungen und Verfolgungen erdulden und blieb bis zu
seinem Tode ein Gefangener des Osmanischen Reiches, wohin er aus Persien verbannt
worden war. Seinen Anspruch richtete er in zahlreichen Briefen und Appellen an die Völker
und politischen und geistlichen Führer der damaligen Zeit, auch an Kaiser Wilhelm I.: „O König
von Berlin ! (...) O Ufer des Rheins ! Wir sehen euch mit Blut bedeckt, da die Schwerter der
Vergeltung gegen euch gezückt wurden; und es soll noch einmal geschehen. Und wir hören
das Wehklagen Berlins, obgleich es heute in sichtbarem Ruhme erstrahlt“ ('Ahdu'I-Bahá:
Ansprachen in Paris, Hofheim/Taunus 1973, S. 247).
Testamentarisch ernannte er seinen ältesten Sohn ‚Abdu‘l-Bahá (1844 – 1921) zu seinem
Nachfolger und autorisierten Interpreten seiner zahlreichen Schriften. ‚Abdu‘l-Bahá unternahm
bis kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges zahlreiche Reisen nach Europa und Nordamerika, um
die Lehren seines Vaters und die Gedanken des Friedens zu verbreiten. Nach seinem Tode
übernahm Shoghi Effendi (1897 – 1957), Abdu‘l-Bahás Enkel, gemäß dem Testament Abdu‘lBahás die Führung der Gemeinde. Er übersetzte große Teile der Schriften Bahá‘u‘lláhs ins
Englische, verfasste eigene Werke zur Geschichte der Bahá‘í-Religion und legte den
Grundstein für das Weltzentrum des Bahá'í-Glaubens im Heiligen Land, förderte die weltweite
Verbreitung der Lehren und gab Richtlinien für den Aufbau der administrativen Ordnung des
Glaubens heraus. 1963 wurde das Universale Haus der Gerechtigkeit, laut dem „Buch der
Gesetze“ Bahá‘u‘lláhs das höchste Gremium der Bahá‘í-Religion, errichtet. Es hat seinen Sitz
in Haifa, Israel.
Bahá‘u‘lláh verkündete den Glauben an den einen Gott. Dem Menschen als Geschöpf Gottes
ist es nicht möglich, von seinem Schöpfer eine „Vorstellung“ zu haben, wie es auch einem Bild
nicht möglich ist, sich einen Begriff von seinem Maler zu machen. Zwar können Gott alle edlen
Attribute zugeschrieben werden, er ist damit aber nicht in seinem Wesen erkannt. Wenn Gott
als der Inbegriff der Güte, der Gerechtigkeit, Großmut, Gnade, Milde, Vergebung und
Vergeltung, der Allwissenheit, Allweisheit und Allmacht bezeichnet wird, so wird damit nur zum
Ausdruck gebracht, dass er keine Unvollkommenheiten besitzt.
Die Bahá‘í-Religion ist die jüngste der (Offenbarungs- und Welt-) Religionen. Gestiftet in
Persien um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch Bahá‘u‘lláh (arab.: „Herrlichkeit Gottes“),
lehrt sie als ihre Kernbotschaft die Einheit Gottes, woraus sich die grundsätzliche Einheit der
Gottesoffenbarer und die prinzipielle Einheit der Menschheit ergibt. Die Bahá’í-Lehren
beruhen auf dem Glauben an die Einheit Gottes, die grundlegende Einheit der Religionen und
die Einheit der Menschheit. Die Ziele der internationalen Bahá’í-Gemeinde richten sich auf die
Überwindung aller ethnischen, kulturellen, religiösen und sozialen Vorurteile, den Aufbau
eines gerecht geordneten Netzwerks internationaler Beziehungen auf den Gebieten der
Politik, der Wirtschaft und der Kultur, die Erziehung zu selbständigem Denken, die
Verwirklichung von echter Gleichwertigkeit zwischen den Geschlechtern und die Entwicklung
einer konstruktiven und sich gegenseitig befruchtenden Beziehung von Religion und
Wissenschaft.
Bahá‘u‘lláh steht in der Reihe der großen Gottesboten wie Abraham, Moses, Christus und
Muhammad. In den Häusern der Andacht werden die heiligen Schriften aller Hochreligionen
gelesen. Es gibt keine Predigt, kein Ritual, keinen Klerus. Jeder Einzelne praktiziert selbst
Gebet und Meditation. Die Häuser der Andacht sind Kuppel-Rundbauten und haben neun
Eingänge.
Die wichtigste heilige Schrift der Bahá‘í, in der die Grundlagen der Lehren Bahá'u'lláhs
verankert sind, heißt Kitáb-i-Aqdas (das Heiligste Buch), dessen erste autorisierte englische
130
Übersetzung 1993 erschien. Die deutsche Fassung ist in Vorbereitung. Auszüge aus dem
Kitáb-i-Aqdas sind bereits in den Textzusammenstellungen „Ährenlese“ und „Botschaften aus
‚Akká“ zugänglich.
Es gibt nur einen Gott, von dem alle Religionsstifter ihre Botschaft erhalten haben.
Gottesboten wie Abraham, Moses, Buddha, Krischna, Zoroaster, Jesus, Muhammad und
Bahá‘u‘lláh haben die Menschheitsgeschichte und die Entwicklung der Menschheit in
unvergleichlich stärkerem Maße und dauerhafter beeinflusst als irgendeine andere große
Persönlichkeit. Sie übermitteln den Menschen den Willen Gottes und verkünden seine
Gesetze und Gebote. Sie sind die Stellvertreter Gottes auf Erden, seine Offenbarer. Der Rang
jedes einzelnen von ihnen übersteigt weit die Stufe des Menschen.
Bahá‘u‘lláh verpflichtet jeden Menschen zum Studium des Wortes Gottes. Die
Gottesoffenbarer, erklärt Bahá'u'lláh, verfügen über zwei Seinsbereiche, eine menschliche,
geboren von einer Menschenfrau und eine geistige, geboren aus dem Heiligen Geist. Die
menschliche Stufe haben sie mit allen Menschen gemeinsam, bedürfen der Nahrung und des
Schlafes, erfahren Freude und Leid, erleben Gesundheit und Krankheit. Ihre geistige Stufe
hebt sie über die Menschenwelt und unser Verstehen hinaus. Hier sprechen sie mit göttlicher
Autorität, verfügen über alles Wissen und verleihen der ganzen Menschheit geistige Impulse.
Jeder von ihnen hat auf seinen Vorgänger Bezug genommen und auf seinen Nachfolger
hingewiesen (Bahá'u'Iláh: Ährenlese, 3. Aufl., Hofheim/ Taunus 1980, S. 61).
Die Lehre von der fortschreitenden Gottesoffenbarung und der mystischen Einheit aller
Religionen ist der theologische Angelpunkt der Botschaft Bahá‘u‘lláhs, der sich in seinem
umfangreichen, in persischer und arabischer Sprache verfassten Schriften zu allen Aspekten
menschlicher Existenz geäußert hat. Dieser theologische Universalismus spiegelt sich in
Bahá‘u‘lláhs ausdrücklichem Gebot an seine Gemeinde, die Religion, deren eigentlicher
Zweck Liebe, Harmonie und Friede unter den Menschen ist, nicht zur Ursache von Zwietracht,
Feindschaft und Hass zu machen, und den Anhängern aller Religionen in Brüderlichkeit und
Liebe zu begegnen; er spiegelt sich auch in seinen nachdrücklichen Warnungen vor
Fanatismus und vor Unterdrückung des anders Denkenden.
Bahá'u'lláh betont die Gleichwertigkeit aller Menschen im geistigen Sinne. Menschenrechte
sind nach der Bahá‘í-Lehre universell gültig. Sie dürfen nicht durch kulturelle, religiöse oder
politische Anschauungen relativiert oder verwehrt werden. „Die Gleichwertigkeit aller
Menschen begründet nach Bahá'í-Auffassung ihre Einheit, entsagt jedoch allen Versuchen der
Gleichmacherei. Seine Lösung ist Einheit in der Mannigfaltigkeit.“ (Shoghi Effendi: Die
Weltordnung Bahá'u'lláh`s, Hofheim/Taunus 1977, S. 67 ff).
Bahá'u'lláh fordert die Menschen auf, eine universale Sprache anzunehmen, die weltweit
neben der Muttersprache Anwendung findet. „Der Tag naht, da alle Völker der Welt eine
universale Sprache und eine einheitliche Schrift annehmen werden. Wenn dies erreicht ist,
wird es für jeden Menschen, in welche Stadt er auch reisen mag, sein, als betrete er sein
eigenes Heim.“ (Bahá'u'Iláh: Ährenlese, 3. Aufl., Hofheim/Taunus 1980, S. 218).
Die Sprachbarriere ist eine der stärksten Ursachen von Abneigung und Misstrauen unter den
Völkern. Zudem entstehen durch Übersetzungsflut und Missverständnisse weltweit
beachtliche wirtschaftliche Verluste. Eine weltweite Einigung auf eine Welthilfssprache würde
einerseits alle diese Barrieren und Missstände beseitigen und andererseits allen Menschen
mehr Zeit zur Pflege der eigenen Muttersprachen einräumen. Nach Bahá'u'lláh werden
Künste, Wissenschaften und alle Arbeit, die im Dienst am Menschen verrichtet werden, als
Gottesdienst betrachtet. „Der Mensch soll sich selbst erkennen und unterscheiden, was zu
Erhöhung und Erniedrigung, zu Ruhm und Schande, zu Reichtum und Armut führt. Wenn der
Mensch die Stufe der Erfüllung und seine Reife erlangt hat, bedarf er des Wohlstandes.
Wohlstand, den er durch Handwerk und Beruf erwirbt, ist (...) lobens- und empfehlenswert“.
Übermäßiger Reichtum und Armut jedoch sollen nach den Lehren Bahá'u'lláhs überwunden
werden ('Ahdu'I-Bahá: Ansprachen in Paris, Hofheim/Taunus 1973, S. 120). „Die von den
131
gelehrten Größen der Kunst und der Wissenschaft so oft gepriesene Zivilisation“, schreibt
Bahá'u'lláh, „wird großes Unglück über die Menschen bringen, wenn man ihr gestattet, die
Grenzen der Mäßigung zu überschreiten. (...). Ins Übermaß gesteigert, wird sich die
Zivilisation als eine ebenso ergiebige Quelle des Unglücks erweisen, wie sie, in den
Schranken der Mäßigung gehalten, eine Quelle des Guten war.“ (Shoghi Effendi: Die
Weltordnuntg Bahá'u'lláh`s, Hofheim/Taunus 1977, S. 281).
Der Weltfriede ist die vordringliche Aufgabe und gleichzeitig Verheißung Bahá‘u‘lláhs. Erst
wenn die Menschheit befriedet ist, wenn die Extreme von Armut und Reichtum beseitigt sind,
die Menschheit als eine Einheit, ja als eine einzige Familie gesehen und verstanden wird und
eine neue Weltordnung errichtet worden ist, kann die Menschheit als Ganzes „eine immer
fortschreitende Kultur vorantragen“ und den eigentlichen Sinn ihres Daseins verwirklichen, der
in einer zunehmenden Vergeistigung besteht und nicht etwa in immer weiterem Anhäufen von
materiellen Gütern. Über die Religion als gesellschaftsbildende Kraft sagt Bahá'u'lláh:
„Religion ist das wichtigste Mittel zur Begründung von Ordnung in der Welt und zur
Befriedigung aller, die darin wohnen“ (Shoghi Effendi: Die Weltordnung Bahá'u'lláh `s,
Hofheim/Taunus 1977, S. 269).
Bahá‘í bejahen einen gesunden Patriotismus, lehnen jedoch den ungezügelten Nationalismus
ab und pflegen den Gedanken der Weltbürgerschaft.
Die Bahá‘í wirken gleichzeitig für eine neue Weltordnung und einen neuen, nämlich der
Menschheit dienenden Menschen. Das ersehnte Reich des Friedens wird nicht durch einen
kosmischen Eingriff Gottes errichtet werden, sondern es bedarf des beharrlichen Wirkens der
Menschen gemäß dem göttlichen Plan.
Einige weitere Grundsätze, Gebote und Verbote:
Das tägliche Gebet und Lesen in den heiligen Schriften.
Fasten.
Verbot berauschender Mittel.
Verbot von Askese und Mönchtum.
Verbot von Verleumdung und übler Nachrede.
Ächtung des Rassismus als ein Haupthindernis für den Frieden.
Förderung der Kunst, Wissenschaft, Landwirtschaft und des Handwerks.
Verpflichtung zur Erziehung der Kinder und Hervorhebung der Stellung der Lehrer.
Moralische Erziehung.
Erhaltung der Natur und ihrer Hilfsquellen.
Weltweite Abrüstung.
Gebot der Einehe, Förderung der Eintracht in der Familie und Verpflichtung der Kinder zur
Achtung und Liebe ihren Eltern gegenüber.
Harmonie zwischen Religion und Wissenschaft.
Globale Ansätze zur Lösung der Weltwirtschafts- und Umweltproblematik.
Das Finanzaufkommen der Bahá'í-Gemeinden basiert auf zwei Quellen: Spenden und
Huqúqu'lláh (arab.: „Rechte Gottes“). Das Huqúqu'lláh beträgt 19% des Einkommens nach
Abzug der Ausgaben für den Lebensunterhalt.
Erwähnenswert ist die Freiwilligkeit und die Geheimhaltung bei der Abgabe. Bahá'u'lláh hat
keine Institution zur Kontrolle, Nachfrage oder Forderung dieser Abgaben vorgesehen.
In der Bahá'í-Religion gibt es keinen Klerus und keine ausgeprägten Formen von Zeremonien.
Der Eintritt in den Bahá'í-Glauben ist in dem Moment vollzogen, sobald sich eine Person
entschließt, Bahá'u'lláh als Offenbarer Gottes für das Zeitalter anzuerkennen. Der Austritt ist
vollzogen, wenn sie diese Auffassung nicht mehr vertritt.
132
Heute befinden sich Bahá‘í (d. h. Anhänger Bahá‘u‘lláhs) in allen Ländern der Welt. Weltweit
gibt es ca. 4,8 Millionen Baha`i an 120.000 Orten, über 2.110 ethnische Gruppen, 148
Nationale Geistige Räte und ca. 30.000 örtliche Geistige Räte, über 600 Bahá’í-Schulen und
über 880 Entwicklungsprojekte. In Deutschland leben die Baha`is an über 700 Orten
Deutschlands (Nationaler Geistiger Rat der Bahá‘í in Deutschland e. V., Büro für
Außenbeziehungen, Jägerstr. 67 – 69, 10117 Berlin) und sind auf örtlicher Ebene in etwa 100
örtlichen Geistigen Räten organisiert, ihre Mitgliederzahl umfasst über 4.000 Personen.
Weitere Informationen: Bahá’í-Sekretariat in Deutschland, Eppsteiner Str. 89, 65719 Hofheim
a Ts. 123
In Bielefeld besuchen nach z. Zt. Vorliegenden Informationen ca. 50 Personen regelmäßig die
Baha`i Gemeinde.
Bahá'i-Gemeinde, Feilenstr. 2 – 4, 33602 Bielefeld.
6.6 Charidschiten
Die Charidschiten, die sogenannten „Auszügler“, die die Partei des vierten Kalifen Ali ibn Abi
Talib verlassen haben, sind die Anhänger der ältesten religiösen Sekte im Islam des 7.
Jahrhunderts. Sie lehnten sowohl die Legitimation von Ali als auch von Uthman ibn Affan als
Kalifen ab. Ihre Bewegung ist unter den ersten Kalifen der Abbasiden bereits erloschen. Ihr
Hauptzweig ist heute die kleinste Richtung des Islams, die Ibaditen 124. Sie leben vor allem in
Südalgerien (Mzab), auf der tunesischen Insel Djerba und in Oman.
6.7 Sufismus
Wie fast alle Religionen bzw. religiöse Richtungen besitzt auch der Islam einen inneren
(esoterischen) und einen äußeren (exoterischen) Aspekt. Die mystische innere Dimension des
Islam ist der Sufismus (‫_ف‬fg tasawwuf). Der innere Aspekt wird auch Tariqa, der äußere
123
Vgl. Url.: http:// www.cosmotourist.de/reisetipp/12697/hofheim-am-taunus/baha-i-haus-der-andacht/ (Stand:
29.12.2008): Das europäische Haus der Andacht der Bahá'i in Langenhain bei Hofheim ist ein besonderes
Gebetshaus. Schon in der Architektur kommen die Prinzipien des Bahá'i Glaubens zum Ausdruck. So hat der
Tempel 9 Eingänge, die 9 Weltreligionen symbolisieren. Die vielen Eingänge laden alle Menschen - egal welchen
Glaubens - dazu ein, hier zum einen Gott zu beten. Predigten werden hier nicht abgehalten, dafür gibt es jeden
Sonntag Lesungen aus den heiligen Schriften verschiedener Religionen. Innen ist der Tempel angenehm ruhig und
hell. Ein solches Haus der Andacht gibt es nur einmal auf jedem Kontinent. Eine gute Gelegenheit das Haus der
Andacht zu besuchen ist das große Sommerfest, das jedes Jahr stattfindet.
124
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Ibaditen (Stand: 02.01.2009): Die charidschitischen Ibaditen
(arabisch 7DB.b(‫ ا‬al-ibādiyya) sind ein eigenständiger Zweig des Islams und folgen der von Abd Allah ibn-Ibad
gegründeten Rechtsschule (madhhab). Die meisten Ibaditen leben im Oman. Der Oman ist das einzige Land, in
dem sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden.
Die vier sunnitischen Rechtsschulen (Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten) sehen die Ibaditen durchaus
als eine eigene Rechtsschule (madhhab) innerhalb des Islams an. Nur dass die vier obengenannten Rechtsschulen
sich alle gegenseitig anerkennen, die Ibaditen jedoch außerhalb dieses Konsenses stehen. Manchmal billigen die
Sunniten den Ibaditen zu, dass sie eine strenge Auslegung des Islams praktizieren, haben aber meist wenig
Verständnis dafür, wenn sie von Ibaditen als heterodox angesehen werden.
Die Schiiten (vor allem die Ismailiten und die Imamiten, etwas weniger die Zaiditen) unterscheiden sich von den
Ibaditen mehr als die Sunniten. Die Schiiten werfen den Ibaditen oft deren Geringschätzung für die schiitischen
Imame vor. Außerdem sehen viele Schiiten die Ibaditen als extremistische Sekte an; in der Praxis hat das aber
alles wenige Konsequenzen. Was vor allem Ismailiten und Ibaditen jedoch bei allen theologischen Differenzen
wieder vereint, ist ihr gemeinsames Schicksal, trotz eigener Toleranz vom Rest der Muslime blutig verfolgt worden
zu sein.
Die Ibaditen sehen sich selbst als die „Familie der Aufrechten“ (ahl al-istiqama) an. Die Ibaditen sehen die anderen
Muslime als „Götzendiener“ (muschrikun) an, machen aber einen Unterschied zwischen zwei Formen des
Unglaubens: kufr ni'ma und kufr schirk. Andere Islamische Rechtsschulen unterscheiden zwischen „polytheistisch“
(schirk) und „anders gläubig“ (kafir). Wen die Ibaditen als kafir ni'ma sehen, den meiden (bara a) sie, egal ob
derjenige auch Ibadit oder sonstigen Glaubens ist und zwar durch innere Verweigerung von „vertrauter
Freundschaft“ (wilaya).
133
Schari'a genannt. Nach Auffassung der Sufis gehören diese beiden Aspekte untrennbar
zusammen, als Beispiel dient das Symbol einer Öllampe: Die Flamme der Lampe steht für
Tariqa, also für die Essenz der Religion, die ohne das schützende Glas beim ersten
Windhauch erlöschen würde. Das Glas, also die Hülle, steht für Schari’a, aber ohne eine
Flamme hätte das Glas alleine als Lampe keinen Sinn.
Von puritanischen Gruppen wie den Wahhabiten 125 werden die Sufis oft als Ketzer bezeichnet
und deswegen abgelehnt oder sogar verfolgt. Kritisiert werden u. a. religiöse Praktiken wie der
Dhikr 126 – der oft mit Musik und Körperbewegungen, die nicht als „Tanz“ anzusehen sind –
einhergeht, der Wunsch der Sufis, bereits im Diesseits eine Vereinigung mit Gott zu erfahren
und die Tatsache, dass man zum Beschreiten des Sufi-Pfades unbedingt einen lebenden
spirituellen Meister (Sheich) benötigt. Letzteres wird von orthodoxer Seite her abgelehnt, weil
im Islam kein Mittler zwischen dem Menschen und Gott stehen kann und darf. Die Sufis selbst
sehen den Sheich jedoch nicht als Mittler, sondern als jemanden, der die Schwierigkeiten auf
dem Weg zu Gott bereits kennt und sein Wissen an andere weitergeben kann.
125
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Wahhabiten (Stand: 02.01.2009): Als Wahhabiten werden die
Anhänger der Wahhabiya (arabisch 7Db.ّ‫ ا?_ه‬al-Wahhābīya), einer konservativen und dogmatischen Richtung des
sunnitischen Islams hanbalitischer Richtung bezeichnet. Die Bewegung gründet auf den Lehren Muhammad ibn
Abd al-Wahhabs. Die Anhänger Ibn Abd al-Wahhabs nehmen für sich in Anspruch, die islamische Lehre
authentisch zu vertreten. Die in Asien verbreitete Gruppe Ahl-i Hadîth steht den Wahhabiten nahe.
Der Wahhabismus/Salafismus lehnt den Sufismus und die islamische Theologie (Ilm al-Kalam) ab. Er wendet sich
auch strikt gegen viele Formen des Volksglaubens, etwa die Verehrung von Heiligen, Wallfahrten zu Gräbern, oder
die jährliche Feier des Geburtstags des Propheten. Die meisten Wahhabiten leben in Saudi-Arabien. Sie stellen
dort die größte religiöse Gruppe in der Bevölkerung dar, und ihre Lehre ist Staatsreligion.
126
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Dhikr (Stand: 02.01.2009): Unter Dhikr (arabisch 3‫ذآ‬, „Gedenken“;
auch Dhikrullah, „Gedenken an Allah“) versteht man im Islam die intensive Anbetung Allahs. Der Dhikr kann laut
geübt werden, aber auch still und so eher meditativen Charakter haben. Er kann sowohl alleine als eine Übung
spiritueller Art als auch in der Gemeinschaft, in der Regel als Zeremonie der Sufi-Orden (Tariqas) zur Anrufung der
Namen Gottes, ausgeübt werden. Derjenige, der ein Dhikr ausübt, wird als Dhakir bezeichnet.
134
II.3 Hinduismus
Der Hinduismus ist mit etwa 900 Mill. Anhängerinnen bzw. Anhängern die (nach Christentum
und Islam) drittgrößte Religion der Erde und hat seinen Ursprung in Indien. Seine
Angehörigen werden Hindus genannt. Gläubige Hindus verstehen ihre Religion oft auch als
Lebensart. Die ältesten heiligen Schriften des Hinduismus sind die Veden 127.
Die Bezeichnung Hinduismus ist erst spät entstanden und war anfangs eine von außen
herangetragene Sammelbezeichnung für die Anhänger verschiedener religiöser Richtungen
auf dem indischen Subkontinent, die nicht Moslems, Christen, Juden, Buddhisten oder Jainas
128
waren. Der Begriff entwickelte aber eine beträchtliche Eigendynamik und wurde in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Englischsprachigen zur Eigenbezeichnung, bald
auch zur Identität und zeigte mit der Entwicklung der Hindutva 129 sogar Ansätze einer
Ideologisierung. Abweichend vom oben gesagten definiert die indische Verfassung den
Hinduismus jedoch so, dass er auch den Jainismus, Buddhismus und Sikhismus 130 umfasst.
127
Vgl. URL.: http://www. www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/art_veden.html (Stand: 02.01.2009): Der Begriff ‘Veda’
stammt aus der Wurzel ‘Vid’, wissen. Das Wort ‘Veda’ heißt Wissen. Wenn es eine Schrift meint, bedeutet es Buch
des Wissens. Die Veden sind die grundlegenden Schriften der Hindus. Der Veda ist die Quelle der anderen fünf
Gruppen von Schriften, nämlich Smritis, Itihasas, Puranas, Agamas und Darshanas, natürlich aber auch für
weltliches und materialistisches Wissen. Der Veda ist der Speicher der Weisheit Indiens und eine denkwürdige
Herrlichkeit, die der Mensch bis in alle Ewigkeit nicht vergessen kann.
128
Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Jainismus (Stand: 02.01.2009): Der Jainismus, auch Jinismus
(Sanskrit, Jaina, Anhänger des Jina) ist eine in Indien beheimatete Religion, die etwa im 6./ 5. Jahrhundert v. Chr.
entstanden ist. Ein historisch fassbarer Gründer ist Mahavira (um 599 – 527 v. Chr). Dem Jainismus gehör(t)en
2001/02 etwa 4,4 Millionen Gläubige an, davon etwa 4,2 Millionen in Indien.
129
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Hindutva: Hindutva bezeichnet ein politisches Konzept, das die
Ausrichtung Indiens nach hinduistischen Regeln zum Ziel hat. Der Begriff Hindutva wird im Deutschen manchmal
als "politisierter Hinduismus" oder "Hindu-Nationalismus" umschrieben. Ihre ideologischen Wurzeln liegen in der
neo-hinduistischen Bewegung des indischen Unabhängigkeitskampfes. Zu ihren führenden Ideologen zählt
Vinayak Damodar Savarkar, der in der 1923 in Nagpur veröffentlichten Schrift "Hindutva: Who is a Hindu?"
erstmalig die Idee einer Hindu-Nation, der „Hindu Rashtra“ formuliert. Seine Ausführungen beruhen auf drei
ideologischen Prinzipien - rashtra, jati und sanskriti (gemeinsamer heiliger Boden, gemeinsame Abstammung und
Kultur) - auf die sich alle Hindus berufen können und die die Grundlage einer gemeinsamen Nation bilden. So
schrieb er in diesem Werk: "Schließlich gibt es in der Welt, was den Menschen betrifft, nur eine Rasse, die
menschliche Rasse... Nicht einmal die Ureinwohner der Andaman Inseln sind ohne dem sogenannten arischen Blut
in ihren Adern und vice-versa. Alles was man sagen kann ist das der Einzelne das Blut der gesamten Menschheit
in seinen Adern hat. Die fundamentale Einheit des Menschen vom Nord- zum Südpol ist wahr, alles andere ist nur
relativ."(Savarkar, Hindutva) Ziel der Hindutva-Bewegung ist die (Wieder-)Erschaffung einer einzigen Hindu-Nation.
Savarkar bediente sich dabei des Rückgriffs auf eine "konstruierte" gemeinsame Vergangenheit aller Hindus.
Wobei es diskutabel ist, ob sie in dieser Form jemals existierte.Hindutva ist damit eine Gegenbewegung zum
säkularen Staatsmodell, das von Mahatma Gandhi als Lösung für die religiösen Konflikte, hauptsächlich zwischen
Muslimen und Hindus, gesehen wurde und das heute per Verfassung verankert ist. Viele Hindus stehen daher
ebenso wie Nicht-Hindus (z.B. Muslime, Christen, Ureinwohner) der Hindutva-Bewegung kritisch gegenüber. Die
Hindu-Nationalisten gründeten 1925 die Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS). Die heutigen sogenannten
Hindutva-Parteien Bharatiya Janata Party (früher Jan Sangh) und Shiv Sena spielten bis Ende 80er Jahre besten
Falls eine Randrolle in der indischen Politik. In einer interessanten Ironie tritt die BJP für eine einheitliche,
religionsunabhängige Gesetzgebung (sog. "Uniform Civil Code") auf, die "säkularen" Parteien (etwa die
Kongresspartei und die linken Parteien) lehnen dies ab.
130
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Sikhismus (Stand: 02.01.2009): Die Sikh-Religion (Punjabi Sikhī) ist
eine im 15. Jahrhundert entstandene Religion, die auf den Stifter Guru Nanak zurückgeht. Die im Punjab (NordIndien) begründete Religion – im deutschen Sprachraum auch als Sikhismus bezeichnet – hat über 20 Millionen
Anhänger und zählt zu den jüngsten monotheistischen Religionen. Wesentliche Merkmale der Sikh-Religion sind
die Betonung der Einheit der Schöpfung, die Abkehr von „Aberglauben“, traditionellen religiösen Riten und sozialer
Hierarchisierung entlang Religion, Herkunft und Geschlecht. Es existieren jedoch verschiedene formale Vorgaben
z. B. bezüglich Kleidung, Namensgebung und Auftreten. Die Sikh-Religion orientiert sich nicht an der Einhaltung
religiöser Dogmen, sondern hat das Ziel, religiöse Weisheit für den Alltag nutzbar zu machen. Guru Nanak sowie
seine neun nachfolgenden Gurus (religiöse Vorbilder) unterstreichen in ihren Einsichten, die schriftlich in dem Werk
Guru Granth Sahib überliefert sind, ihr Verständnis, über vorhandene Religionen hinauszugehen und distanzieren
sich inhaltlich von den dominierenden religiösen Traditionen ihres Zeitalters, darunter Buddhismus, Hinduismus
und Islam.
135
Der Hinduismus ist deshalb eine Religion, die aus verschiedenen Richtungen mit recht
unterschiedlichen Schulen und Ansichten besteht. Es gibt kein gemeinsames, für alle
gleichermaßen gültiges Glaubensbekenntnis. Nur einzelne Richtungen gehen auf einen
bestimmten Begründer zurück. Da es sich beim Hinduismus um unterschiedliche religiöse
Traditionen handelt, gibt es auch keine zentrale Institution, die Autorität für alle Hindus hätte.
Die Lehren über spirituelle Belange und sogar die Gottesvorstellungen sind in den einzelnen
Strömungen sehr verschieden, selbst die Ansichten über Leben, Tod und Erlösung (Moksha)
stimmen nicht überein. Die meisten Gläubigen jedoch gehen davon aus, dass Leben und Tod
ein sich ständig wiederholender Kreislauf (Samsara) sind, sie glauben an die Reinkarnation.
Für den persönlichen Glauben haben religiöse Lehrer (Gurus) oft einen großen Stellenwert.
Trotz aller Unterschiede können Hindus der verschiedenen Richtungen weitgehend
gemeinsam feiern und beten, wenn auch ihre Theologie und Philosophie nicht übereinstimmt.
„Einheit in der Vielfalt“ ist eine oft verwendete Redewendung zur Selbstdefinition im modernen
Hinduismus.
Viele Richtungen verehren mehrere Gottheiten (Shiva, Vishnu etc.), lehren Reinkarnation und
als Ziel die Erlösung (moksha).
Die wichtigsten Strömungen innerhalb des Hinduismus sind der Vishnuismus und der
Shivaismus.
Vishnuiten glauben, dass ihr höchster Gott Vishnu sich in zehn Inkarnationen (Avatara) in der
Welt manifestiert hat. Vishnu inkarniert sich vor allem dann in der Welt, wenn die kosmische
Ordnung (Dharma) gefährdet ist und durch einen göttlichen Helden wieder ins Reine gebracht
werden soll. Zu den zehn Inkarnationen zählen auch Rama und Krishna. Die Idee der
Inkarnationenlehre ist, dass Vishnu das höchste göttliche Prinzip ist, das alle anderen
Gottheiten und die materielle Welt hervorbringt. Einige Schulen des Vishnuismus verkörpern
eine monistische 131 Sichtweise, die der Vedanta-Philosophie 132 entspricht. Andere dagegen
vertreten eine monotheistische Sicht, z. B. viele Anhänger Krishnas. Im Vishnuismus spielt die
Hingabe an einen persönlichen Gott (Bhakti) meist eine größere Rolle als im Shivaismus.
Die Shivaiten glauben, dass Shiva das höchste Wesen ist, das alle anderen Götter an Macht
überragt und sie zudem erschaffen hat. Shiva ist der Gott der Asketen, der im Himalaya
meditiert und in periodischen Zyklen die Welt zerstört, um sie Kraft seines Yogas wieder neu
zu schaffen. Shiva wird, mit Ausnahme des Nataraj 133, nicht figürlich, sondern in seinem
Symbol, dem Lingam, verehrt. Shivaiten können Dualisten, wie im Shaiva Siddhanta, oder
131
Vgl. URL.: http://www de.wikipedia.org/wiki/Monismus (Stand: 02.01.2009): Der Monismus ist die philosophische
oder metaphysische Position, wonach sich alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf ein einziges Grundprinzip
zurückführen lassen. Der Monismus bezieht damit die Gegenposition zum Dualismus und Pluralismus, die zwei
oder viele Grundprinzipien annehmen. In der Religion stehen monistische Lehren oft dem Pantheismus oder dem
Panentheismus nahe, der eine Gegenwart (Immanenz) des Göttlichen in allen Erscheinungen der Welt sieht.
Monistische Lehren sind mehrfach aus der Geschichte der Menschheit bekannt, der Begriff „Monismus“ wurde
allerdings erst am Ende des 19. Jahrhunderts als griechisch-lateinisches Kunstwort (aus gr. monos, dt. „einzig“,
„allein“, und -ismus) geprägt.
132
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Vedanta (Stand: 02.01.2009): Vedanta (Sanskrit, vedānta) ist
neben dem Samkhya eine der heute populärsten Richtungen der indischen Philosophie und heißt wörtlich
übersetzt: „Ende“ bzw. „Vollendung des ‚Veda‘“ d.h. der als Offenbarung verstandenen frühindischen
Textüberlieferung („Veda“ -> „Wissen“). Innerhalb des Vedanta gibt es mehrere Richtungen, von denen der
Advaita-Vedanta heute die bedeutendste ist. Vedanta gehört zu den sechs klassischen orthodoxen
philosophischen Systemen (Darshanas).
133
Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Nataraj-Meditation (Stand: 02.01.2009): Die Nataraj-Meditation ist
eine aktive Meditationsform. Sie wurde von Bhagwan Shree Rajneesh (heute Osho), einem indischen spirituellen
Meister, entwickelt. Bei der Nataraj-Meditation handelt es sich um eine Tanz-Meditation mit drei Phasen und einer
Dauer von insgesamt 60 Minuten.
136
Monisten im Sinne Shankaras oder auch Tantriker 134, wie im Shivaismus Kashmirs, sein. In
manchen Strömungen des Shivaismus spielt Yoga eine sehr große Rolle.
Neben Shivaismus und Vishnuismus spielen auch noch die Richtungen des Tantra und des
Shaktismus eine Rolle im Hinduismus.
Das Kastensystem wird als Seele des Hinduismus bezeichnet. Mit ihm entstand eine
ritualisierte Form von Arbeitsteilung, bei der jedem Arbeiter und seinen Angehörigen eine
spezielle Funktion in der komplexen Kastenhierarchie zukam. Auch im Hinduismus ist das
bestimmte und überdauernde Merkmal die Abstammung. Reinheit bzw. Unreinheit wird
vererbt und nicht vom Individuum erlangt. Nach hinduistischer Überzeugung wird man in eine
Kaste geboren, je nachdem, wie gut man in seinem letzten Leben gehandelt hat.
Die Tamilen 135 feiern jedes Jahr im Herbst ein Pongalfest 136, an dem über tausend Menschen
teilnehmen. Die Feierlichkeiten finden in den Hallen der Schulen statt.
134
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Tantra - 38k (Stand: 02.01.2009): Tantra (Sanskrit, n., "Gewebe,
Kontinuum, Zusammenhang") ist eine in Indien entstandene esoterische Form des Hinduismus und später des
Buddhismus (vgl. Vajrayana) innerhalb der nördlichen Mahayana-Tradition. Die Ursprünge des Tantra beginnen im
2. Jahrhundert, in voller Ausprägung liegt die Lehre jedoch frühestens ab dem 7./8. Jahrhundert vor. Im
Buddhismus ist auch der Begriff Tantrayana gebräuchlich (Tantrayāna, „Fahrzeug der Tantra-Texte“). Das Wort
Tantra wird von der Sanskritwurzel tan (ausdehnen) abgeleitet. Tantrismus bedeutet somit allumfassendes Wissen
oder Ausbreitung des Wissens. Die menschliche Erfahrung verdankt ihm Entdeckung und Lokalisierung der
Energiezentren (Chakras) im menschlichen Körper. Jedes Individuum ist gemäß tantrischer Lehre eine
Manifestation dieser Energie, und die Dinge um uns sind das Produkt des gleichen Bewusstseins, das sich
immerfort auf verschiedene Weise offenbart. Bija-Mantren, die das jeweilige Chakra dominieren (von oben): Om,
Om, Ham, Yam, Ram, Vam, Lam.
Der Tantrismus ist eine Erkenntnislehre, die auf der Untrennbarkeit des Relativen und des Absoluten basiert. Was
den Tantrismus von anderen hinduistischen und buddhistischen Systemen unterscheidet, ist die Betonung der
Identität von absoluter und phänomenaler Welt. Das Ziel des Tantrismus ist die Einswerdung mit dem Absoluten
und das Erkennen der höchsten Wirklichkeit. Da angenommen wird, dass diese Wirklichkeit energetischer Natur
ist, und Mikrokosmos und Makrokosmos verwoben sind, führt der Tantrismus äußere Handlungen als Spiegel
innerpsychischer Zustände aus. Da Geist und Materie als nicht vollständig geschieden angesehen werden, ist der
hinduistische Tantrismus diesseitsbejahend und benutzt psycho-experimentelle Techniken der Selbstverwirklichung
und Erfahrung der Welt und des Lebens, deren Elemente als positive Dimensionen erfahren werden sollen, in
denen sich das Absolute offenbart. Tantra stellt sich also hauptsächlich als spiritueller und mystischer Weg dar, der
auf metaphysischen Annahmen beruht.
135
Vgl. URL: http://www.wapedia.mobi/de/Tamilen: Die Tamilen sind ein dravidisches Volk vom indischen
Subkontinent mit einer mehr als zwei Jahrtausende zurückreichenden Geschichte. Die ältesten tamilischen
Gemeinschaften leben im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu und im Norden Sri Lankas. Zudem leben seit
mehreren Generationen zahlreiche Tamilen als Immigranten in Ländern wie Malaysia, Südafrika, Singapur oder
Mauritius. Der Bürgerkrieg in Sri Lanka hat seit den 1980er Jahren zur Entstehung nennenswerter tamilischer
Gemeinschaften in Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Norwegen und der Schweiz beigetragen;
weltweit gibt es schätzungsweise 77 Millionen Angehörige dieses Volkes.
Tamilische Künste (siehe Tamilische Kultur) haben bedeutende Beiträge zu den kulturellen Errungenschaften
Indiens geliefert – klassische Musik, klassische Tänze sowie Tempelbau und Bildhauerei der Tamilen werden noch
heute gelehrt und praktiziert. Die tamilische Sprache kann auf eine eigenständige Literaturgeschichte von über
2000 Jahren zurückblicken und gilt damit als einzige indische Sprache gleichzeitig als klassisches und modernes
Idiom. Anders als viele andere Völker wurde die Gesamtheit der Tamilen meist nicht von einer einzigen politischen
Macht regiert. Tamilakam, der traditionelle Name für das Gebiet der Tamilen, war lediglich im Zeitraum zwischen
dem neunten und zwölften Jahrhundert unter dem Chola-Reich politisch vereint. Die tamilische Identität wurde und
wird primär linguistisch definiert, obgleich in der heutigen Zeit auch die Tradition und die Kultur als konstituierendes
Merkmal angesehen werden, da viele Emigranten die Sprache selbst nicht mehr beherrschen, sich aber dennoch
als Tamilen sehen. Tamilen sind ethnisch, sprachlich und kulturell mit den anderen dravidischen Völkern
Südindiens verwandt.
136
Vgl. URL: http://www.lebenskunde.dunant-grundschule.de/feste/hinduistisches-fest1.htm - 4k -: Das Pongalfest
feiern hauptsächlich die Tamilen. Das Pongalfest ist das hinduistische Erntedankfest (benannt nach einem süßen
Reisgericht). Es wird im Januar gefeiert und dauert 3 Tage, wobei jeder Tag eine besondere Bedeutung hat. Die
Häuser werden gereinigt und renoviert. Die Familien bekommen neue Kleider. Für das Pongalfest werden vor den
Häusern mit buntem Farbpulver Bilder und Ornamente auf den Boden kunstvoll ausgestreut. Der dritte Tag wird
den Kühen gewidmet. Sie werden gewaschen, geschmückt, gefüttert, usw. Die Hörner werden bemalt, manchmal
die ganze Kuh. Am 14.01. beginnt für die Tamilen das tamilische neue Jahr. Das Reisgericht (Pongal) wird in aller
Frühe zubereitet. Auf dem Hof steht ein neuer Topf auf einem Herd. Es werden Wasser, Milch und Palmenzucker
137
Gegenwärtig leben in Deutschland ca. 65.000 Tamilen, davon ca. 1.500 Tamilen seit Ende der
80er Jahre in Bielefeld – die zweitgrößte Gruppe bundesweit. Es handelt sich vorwiegend um
Tamilen, Bürgerkriegsflüchtlinge aus Sri Lanka.
Tamilen gehören in der Mehrheit hinduistischen Traditionen an, sie verehren Shiva und
dessen Söhne. Hindu-tamilische Tempel wurden in Deutschland mehrheitlich erst in den 90er
Jahren eröffnet.
Gemeinschaftlich-öffentliche Andachten wurden in Bielefeld zum ersten Mal im Mai 1985 im
Gemeindehaus der evangelischen Kirche durchgeführt. Die Tamilen haben inzwischen ein
Gemeindehaus erworben und sind bestrebt, einen Tempel zu bauen. Eine Genehmigung der
Bauverwaltung liegt vor.
Tamilische Gemeinde/IBZ
c/o Tamilischer Kultur- und
Bildungsverein Bielefeld e. V.
Teutoburger Str. 106,
33607 Bielefeld.
in den Topf geschüttelt, zusammen wird es langsam erhitzt. Der Schaum darf erst im Topf hochsteigen, wenn die
Morgensonne über die Hofmauer scheint.
138
II.4 Buddhismus
Der historische Buddha, Siddhartha Gautama, etwa 560 v. Christus in Nordindien geboren,
aus dem Adelsgeschlecht der Sakyer (daher die Bezeichnung Buddha Sakyamuni), gründete
eine Lehre, die sich heute als sehr vielfältig darstellt. Die wichtigen Lehren des Buddhismus
137
befassen sich zumeist mit der Art und Weise, wie der Mensch leben und handeln sollte, um
ein spirituell höheres Niveau zu erreichen, oft durch Meditation. Das Ziel von Buddha´s Lehre
ist die volle Entwicklung der innewohnenden Möglichkeiten von Körper, Rede und Geist.
Der Buddhismus breitete sich von Indien über ganz Asien aus, wo er Teil der Kultur und
Tradition geworden ist. Immigranten aus diesen Ländern kamen zumeist ab 1950 nach
Deutschland.
Buddha erklärt, wie die Welt funktioniert – also was letztendlich wirklich und was bedingt ist.
Dieses Verständnis ermöglicht das Erleben dauerhaften Glücks.
Die vier „Edlen Wahrheiten“ bilden den Kern seiner Lehre:
Solange der Geist seine Natur nicht erkannt hat, gehört zum Leben zwar Freude, aber
auch Leid. Zumindest Alter, Krankheit und Tod sind unvermeidbar und werden als
unangenehm erlebt.
Es gibt bestimmte Ursachen, warum der Geist seine wahre Natur nicht sieht.
Jeder kann die Natur seines Geistes erkennen, also erleuchtet werden.
Es gibt praktische Mittel, um dies zu erreichen.
Dabei kennt Buddha´s Lehre keine Dogmen – nichts muss geglaubt oder ohne Prüfung
vorausgesetzt werden. Ihr Ziel ist die volle Entfaltung der einem Jeden innewohnenden
Möglichkeiten.
Zum Aufbau von Wissen hinzu kommen Meditationen als das praktische Mittel, um
dauerhaftes Glück zu erreichen: Durch sie wird das Verstandene zur eigenen Erfahrung.
Ergänzend achtet man vor allem im Theravada 138 darauf, Leid bringendes Verhalten zu
vermeiden. Im Mahayana 139 verschiebt sich dieser Schwerpunkt auf die Vermeidung von
Zorn, im Varayana 140 darauf, die Welt stets aus einer reichen und selbstbefreienden
Sichtweise heraus zu erfahren.
137
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Tempel: Zu den Religionen, die Tempel als Heiligtümer haben,
gehört der Buddhismus, zu dem auch Zen, Tantra(-ismus) und Lamaismus zählen. Im Buddhismus ist der Begriff
Tempel eng mit Kloster verbunden und nicht immer klar zu trennen. Wichtige Elemente eines buddhistischen
Tempels sind Pagode und die Dhamma-Halle (für Zeremonien und Lehrvorträge) in Thailand auch Bot und in
Japan Zendo genannt. Ein Ritual, das in Tempeln häufig abgehalten wird, ist die Puja, eine Andacht zu Ehren
Buddhas. Es werden zwar Rauch, Blumen, Speiseopfer und dergleichen mehr verwendet, aber Buddha lehnte
(große) Opfer als sinnlos ab. Insofern ist es zu verstehen, dass man durch gute Werke (z.B. das Beschenken von
Mönchen) Verdienste erwirbt, die sich gut auf das eigene Glück auswirken sollen. Mit der Verbreitung in
Deutschland, entstanden auch dort buddhistische Tempel, die den dortigen klimatischen und kulturellen
Bedürfnissen angepasst sind, wie z.B. „Das Buddhistische Haus“.
138
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Theravada: Der Theravada (Pali: Schule der Ältesten) ist die älteste
noch existierende Schultradition des Buddhismus. Er führt seine Abstammung auf jene Mönchsgemeinde zurück,
die zu den ersten Anhängern des Buddha gehörte. Der Theravada ist heute vor allem in Sri Lanka, Myanmar,
Thailand, Kambodscha, Laos und teilweise auch in Vietnam verbreitet. Vom Mahayana wird er zum Hinayana
gezählt.
139
Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Mahayana: Mahayana (mahāyāna, „mahā“ bedeutet „groß“ „yāna“
heißt „Fahrzeug“ oder „Weg“, also Großes Fahrzeug bzw. Großer Weg) ist eine der drei Hauptrichtungen des
Buddhismus. Das Mahayana unterteilt den Buddhismus in Hinayana und Mahayana. Der Vajrayana zählt zum
Mahayana.
140
Vgl. URL: http://www.diamantweg.de/buddhismus/diamantweg/antworten.html - 22k -: Hier wird gelehrt, dass
Buddha drei verschiedenen Arten von Menschen Belehrungen gegeben habe: Wer Leid vermeiden wollte, bekam
Auskünfte zu Ursache und Wirkung (Theravada). Wer mehr für andere tun wollte, hörte Belehrungen, um Mitgefühl
139
Ausgehend vom Wirken des historischen Buddha entwickelte sich der Buddhismus zu einer
Weltreligion mit ununterbrochener Überlieferung. Sie wendet sich an alle suchenden
Menschen, unabhängig von Ethnie, Nation, sozialer Herkunft, Persönlichkeit und Geschlecht.
Dabei stellt sie den Menschen immer in seine eigene Verantwortung. Der Buddhismus
zeichnet sich zudem durch Toleranz und Gewaltlosigkeit aus.
Der Buddhismus wird heute von ca. 500 Mill. Menschen praktiziert. Es gibt keine zentrale
Organisation. Die meisten ethnischen Buddhisten gehören keiner Organisation an, sondern
fühlen sich einem bestimmten Tempel 141 zugehörig.
Das Interesse der Deutschen am Buddhismus wächst: Mittlerweile gibt es über 100
buddhistische Gruppen, die rund 100.000 Menschen vertreten – Buddhisten asiatischer
Abstammung nicht mitgerechnet. Größter Dachverband in Deutschland ist die Deutsche
Buddhistische Union (DBU) 142 mit Sitz in München.
Es gibt buddhistische Zentren nach verschiedenen buddhistischen Richtungen:
Diamantweg. Diamantweg der Karma Kagyü Linie ("Schule der mündlichen
Überlieferung") Die Bezeichnung Diamantweg ist eigentlich nur die Übersetzung des
Wortes Vajrayana; sie hat sich aber für einen besonders lebensnah vermittelten
Vajrayana-Buddhismus eingebürgert, der in der Tradition der tibetischen Karma Kagyü
Linie (gesprochen "Kadschü") gelehrt wird. Sie legt besonderen Wert auf die direkte
Übertragung der Erfahrung von der Natur des Geistes vom Lehrer zum Schüler. Ihr
Gründer Marpa (1012 – 1097) brachte besondere Übertragungen des Buddhismus von
Indien nach Tibet. Sein Nachfolger Milarepa (1040 – 1123) wurde als Dichter und Mystiker
berühmt. Die Kagyü-Schule enthält auch die Überlieferung Padmasambhavas und Atishas
und wird seit dem 12. Jahrhundert von Gyalwa Karmapa geleitet. Das spirituelle
Oberhaupt der Diamantweg-Zentren ist der 17. Karmapa Thaye Dorje.
Mahayana. Im Mahayana findet sich der größte Teil der buddhistischen Philosophie und
Psychologie; seine Meditationen zielen darauf, Mitgefühl zu entwickeln und Leerheit zu
verstehen. Im täglichen Leben versucht man, nach Fähigkeit Zorn zu vermeiden. Mönche
und Laien sind gleichgestellt.
Theravada. Im Theravada geht es vor allem um das Beruhigen und Festhalten des
Geistes und das Vermeiden von Leid und Schwierigkeiten. Darum finden sich hier auch
Buddha´s Erklärungen zu Ursache und Wirkung. Das Mönchstum genießt meist eine
bevorzugte Stellung.
Vajrayana. Im Vajrayana geht es darum, die äußere wie die innere Welt aus einer reichen
und selbstbefreienden Sicht heraus zu erfahren. Man meditiert auf hologramm-ähnliche
weibliche oder männliche Lichtformen, in denen sich Buddha seinen nächsten Schülern
zeigte. Die erleuchtete Sicht wird auch durch Erklärungen wie das Mahamudra (großes
und Weisheit zu entwickeln (Mahayana). Wenn die Leute fähig waren, Buddha als Vorbild für ihr eigenes Streben
zu sehen, lehrte er den Vajrayana Weg. Im Varayana wird gelehrt, Hindernisse in Chancen zu verwandeln. Etwa
einen Feind als Freund zu sehen. In dieser buddhistischen Richtung werden die Gläubigen durch einen spirituellen
Lehrer geführt, weshalb das Diamantenfahrzeug auch als Lamaismus bezeichnet wird. Der Vajrayana wurde in
Indien durch die Mahasiddhas weitergegeben und entfaltete sich später nur noch in Tibet und der Mongolei.
141
S. Fußn. 137.
142
Vgl. URL: http://www.dharma.de/dbu/dbu_ziele.html: Die Deutsche Buddhistische Union e.V. (DBU) ist der
Dachverband der Buddhisten und buddhistischen Gemeinschaften in Deutschland. Die wichtigsten Ziele und
Aktivitäten der DBU lassen sich in fünf Punkten zusammenfassen:
§ Unterstützung bei der Entwicklung eines authentischen Buddhismus im Westen, Vermittlung in zeitgemäßer
Weise vermitteln.
§ Schaffung eines Rahmens für Begegnung und Austausch zwischen den buddhistischen Traditionen in
Deutschland.
§ Partner sein für den interdisziplinären und interreligiösen Dialog in der Gesellschaft.
§ Darstellung des Buddhismus in Deutschland durch Öffentlichkeitsarbeit, Schriften, Veranstaltungen, Seminare,
Kurse und Informationsmaterial.
§ Neutrale Auskunftsstelle zum Buddhismus sein.
140
Siegel) vermittelt. Seit ca. 1000 nach Christus geben die drei älteren Übertragungslinien
des tibetischen Buddhismus (Kagyü, Nyingma und Sakya) den Vajrayana-Buddhismus in
seiner Ganzheit weiter. Die Gelugpa-Schule konzentriert sich mehr auf den MahayanaWeg.
Zen. Zen-Buddhismus bezieht sich auf den Mahayana-Buddhismus. Etliche der Schulen
betrachten angelerntes Wissen als nutzlosen Ballast. Die Erleuchtung soll durch
selbstentstandene Einsicht blitzartig zum Durchbruch kommen. Man vereinfacht das
Leben, um weniger vom Meditieren abgelenkt zu werden, und versucht, bei
stundenlangem Stillsitzen oder Nachsinnen über eine paradoxe Frage den ständigen
Strom an inneren Vorstellungen zur Erschöpfung zu bringen.
Das Buddhistische Zentrum Bielefeld
besteht seit 1995. Es gehört zur KarmaKagyü-Linie, eine der vier großen
buddhistischen Schulen, deren Lehre
rund 1000 Jahre in Tibet bewahrt wurde,
d.
h.
zu
den
Zentren
und
Meditationsgruppen des DiamantwegBuddhismus und steht unter der
spirituellen Leitung des 17. Karmapa
Thaye Dorje und wurde von Lama Ole
Nydahl und seinen Schülern gegründet.
Es ist eines von rund 150 Zentren der
Karma-Kagyü-Linie in Deutschland. Die
Linie betont besonders die praktische
Anwendung der Mittel durch Meditation
und legt großen Wert auf die Übertragung
vom verwirklichten Meister zum Schüler.
Die Buddhistischen Zentren West der
Karma Kagyü Linie e. v. sind ein
Regionalverein, ein Zusammenschluss der Mediationszentren der Karma KagyüLinie des tibetischen Diamantweg-Buddhismus in
Nordrhein-Westfalen. Getragen von Menschen, die in der
Mitte der Gesellschaft ihren familiären, beruflichen und
gesellschaftlichen Verantwortungen nachkommen, als
gemeinnütziger Verein anerkannt, geben die Zentren ein
breites Angebot von Informationen über den DiamantwegBuddhismus, gemeinsamer Meditationspraxis sowie
Raum für persönliche Erfahrungen und lebendigen
Austausch. Alle Mitglieder helfen ehrenamtlich auf der
Grundlage von Freundschaft und Idealismus. Erst als
Meditationsgruppe in Privaträumen ist das buddhistische
Zentrum Bielefeld 2001 in den Ehlentruper Weg in
Bielefeld-Mitte umgesiedelt.
Neben einem großen Meditationsraum gibt es eine Bibliothek, einen reichhaltigen Shop und
eine Küche. In den Räumen kann man sich über den Buddhismus informieren, an
Meditationen teilnehmen, Vorträge anhören, sich miteinander austauschen etc. Das
regelmäßige Programm in Bielefeld sieht (zur Zeit) wie folgt aus:
Montag, 20.00 Uhr: Meditation auf den 16. Karmapa.
Dienstag, 20.00 Uhr: Praxisabend, gemeinsame Meditationspraxis.
141
Donnerstag, 20.00 Uhr: Information und
Meditation.
Sonntag, 10.00 Uhr, 12.00 Uhr, 15.00 Uhr,
17.00 Uhr: Praxistag. Jeden 1. Sonntag im
Montag: Gemeinsame Meditationspraxis.
Buddhistisches Zentrum Bielefeld der
Karma Kagyü Linie (DiamantwegBuddhismus)
Ehlentruper Weg 1,
33604 Bielefeld
(Tradition: Mahayana – Tibetisch).
142
II.5 Judentum
Die jüdische Religion basiert auf den religiösen Überlieferungen des jüdischen Volkes. Diese
Überlieferungen teilen sich auf in eine schriftliche (Tora/“Torah“) und die mündliche Lehre
(Mischna, Talmod, Schulchan Aruch usw.). Obwohl das Judentum mit ca. 13,5 Mill.
Anhängerinnen bzw. Anhängern keine große Religionsgemeinschaft darstellt (im Vergleich:
Christentum ca. 2,2 Milliarden, Islam ca. 1,4 Milliarden Anhängerinnen bzw. Anhänger), ist es
über die ganze Welt verbreitet. Christentum und Islam basieren auf den in der Tora
festgehaltenen Überlieferungen des Judentums 143.
Die Grundlehren beinhalten den Monotheismus, die Schaffung der Welt, die Gesetze Gottes
für das Volk Israel und die Erwartung eines Messias.
Der jüdische Gottesdienst kennt drei ständige Gebetszeiten. Am Sabbat, Feiertag und an den
Halbfeiertagen schließt sich dem Morgengebet noch das Zusatzgebet an, da an diesen Tagen
im Tempel ein zusätzliches Opfer dargebracht wird. Das Nachmittagsgebet, das frühestens
zwischen 12.30 Uhr bis Sonnenuntergang gesprochen werden kann, wird häufig, besonders
vor Sabbat und Festtagen, mit dem Abendgebet vereinigt. Dies darf etwas früher beginnen als
zu dem Zeitpunkt, an dem drei Sterne sichtbar sind. Der Kern der Gebete zu den
verschiedenen Tageszeiten ist im Wesentlichen immer und überall gleich. Im Mittelpunkt jedes
Gebets steht ein Stück, das als „Achtzehngebet“ (Schmone Eßre = hebr. „achtzehn“)
bezeichnet und stehend verrichtet wird. Der Name kommt daher, dass es ursprünglich aus
achtzehn verschiedenen Segenssprüchen bestanden hat. An Werktagen hat dieser zentrale
Teil heute 19 Segenssprüche, an Sabbat und Festtagen 7, im Zusatzgebet für das
Neujahrsfest 9; trotzdem wird es in allen Fällen Achtzehngebet – oder auch Tefilla (Gebet) –
genannt. Die ersten drei und die letzten drei Segenssprüche sind in allen Fällen identisch.
Im Judentum finden die meisten Gottesdienste in der Synagoge statt. In allen Richtungen des
Judentums werden Gottesdienste und Feiern am Sabbat (Samstag) und an den Feiertagen
durchgeführt. Hinzu kommen in orthodoxen und vielen konservativen Gemeinden regelmäßige
Gottesdienste am Morgen (Schacharit), Spätnachmittag (Mincha) und Abend (Maariv). Für die
Abhaltung eines Gottesdienstes in diesen orthodoxen und konservativen Gemeinden ist ein
Quorum (hebräisch Minjan) von zehn männlichen Personen erforderlich. In liberalen
Gemeinden werden auch Frauen zum Quorum hinzugerechnet. Der Gottesdienst besteht aus
Gebeten, Liedern, Psalmen sowie Donnerstags erfolgt morgens eine öffentliche Lesung aus
der Torarolle; an Jom Kippur 144 noch zusätzlich nachmittags. Die Tora 145 steht dann im
143
S. hierzu auch Bielefelder Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V., Werther Str. 53, 33615
Bielefeld.
144
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur (Stand: 02.01.2009): Jom Kippur (hebr. ‫ וריום כיפ‬oder
‫יֹום ּכִּפּור‬, Jom Kippūr, auch Yom Kippur , jiddisch Jom Kipper), ist der jüdische Versöhnungstag und gleichzeitig der
wichtigste jährliche Festtag im Judentum, nach dem wöchentlichen Schabbat. Im jüdischen Kalender beginnt der
Versöhnungstag bei Sonnenuntergang vor dem 10. Tischri (d. h. September/Oktober, siehe Jüdischer Kalender),
und dauert bis zum nächsten Sonnenuntergang.
145
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Tora (Stand: 02.01.2009): Tora (Thora, Torah; hebr. ‫ ּתֹורָה‬,
Weisung, Belehrung, Gebot, von jarah = unterweisen) ist die hebräische Bezeichnung für die fünf Bücher des Mose
(griechisch: Pentateuch). Sie bildet den ersten und wichtigsten Hauptteil des Tanach, der Hebräischen Bibel, der
für das Judentum JHWHs Erwählung der Israeliten zum Volk Gottes, seinen Rechtswillen und seine
Lebensordnungen offenbart.
Die Tora erzählt von der Schöpfung und Urzeit, den Erzvätern, dem Auszug aus Ägypten, der Offenbarung der
Gebote am Sinai und der Wanderung der Israeliten durch die Wüste bis zu ihrer Landnahme im gelobten Land
Kanaan. In diese Geschichtsüberlieferung eingebettet sind 613 Einzelgebote.
Auf ihre Verschriftung und Kanonisierung (ab ca. 1000 bis ca. 250 v. Chr.) folgte eine lange mündliche
Auslegungstradition, die die Rabbiner seit 70 nach Christus in der Mischna und im Talmud sammelten und für alle
Juden verbindlich machten. Danach sind die Zehn Gebote und das Gebot der Nächstenliebe die wichtigsten
Toragebote.
Dies entspricht der Tora-Auslegung des Jesus von Nazaret und des Paulus von Tarsus im Neuen Testament. Die
Tora gilt mit dem ganzen Alten Testament auch im Christentum als normatives Wort Gottes.
143
Zentrum des Gottesdienstes. Die Gottesdienstordnung ist je nach Richtung und Gemeinde
verschieden. Die Tora besteht aus fünf einzelnen Büchern (im Christentum die fünf Bücher
Mose oder im Griechischen Pentateuch genannt).
Es gibt keinen festgelegten Ablauf des Gottesdienstes.
Das Judentum kennt keine zentrale Organisation. Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist
die politische Dachorganisation der jüdischen Gemeinden und Landesverbände in
Deutschland. Er wurde am 19. Juli 1950 von Delegierten der in der Bundesrepublik bereits
wieder existierenden jüdischen Gemeinden gegründet. Sitz der Organisation war zuerst
Hamburg, ab 1951 Düsseldorf, ab 1985 Bonn und seit der deutschen Vereinigung Berlin. Der
Zentralrat ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Die Bundesregierung und der Zentralrat der Juden in Deutschland, der nach seinem
Selbstverständnis für alle Richtungen innerhalb des Judentums offen ist, praktizieren eine
kontinuierliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit in den Bereichen, die die
gemeinsamen Interessen berühren und in der Zuständigkeit der Bundesregierung liegen. Die
Bundesregierung trägt zur Erhaltung und Pflege des deutsch-jüdischen Kulturerbes, zum
Aufbau einer jüdischen Gemeinschaft und den integrationspolitischen und sozialen Aufgaben
des Zentralrats in Deutschland bei.
Als ihre Hauptaufgabe betrachtete die Organisation in den ersten Jahren die Einwirkung auf
die Gesetzgebung zur Wiedergutmachung des nationalsozialistischen Unrechts. Später
wurden der Kampf gegen den Antisemitismus, die Unterstützung einer Annäherung zwischen
Deutschland und dem Staat Israel und die Förderung der Arbeit der Mitgliedsgemeinden und landesverbände zu wichtigeren Aufgaben. Obwohl aus dem Osten Europas stammende
Juden stets die Mehrheit der Gemeindemitglieder bildeten, wurde der Zentralrat mit wenigen
Ausnahmen von in Deutschland geborenen Juden dominiert. Daran hat auch die
Verdreifachung der Zahl der Gemeindemitglieder seit Beginn der Zuwanderung von Juden aus
der früheren Sowjetunion seit 1989 bisher nichts geändert.
Jüdische Feste 146:
Sabbat: Der Sabbat steht für den Ruhetag der Woche und findet am Sonnabend statt. Er
wird zusammen mit der Familie oder mit den Freunden gefeiert. An diesem Tag wird nicht
gearbeitet; die wichtigsten Vorsorgungsdienste sind auf ein Minimum reduziert. Streng
gläubige Juden verreisen an diesem Tag nicht, enthalten sich jeglicher Arbeit und
benutzen keine elektrischen Geräte.
Rosh Hashana: Rosh Hashana ist das Neujahrsfest und wird im Herbst gefeiert. Wörtlich
übersetzt heißt Rosh Hashana: „Kopf des Jahres“ oder auch „Guten Rutsch“ Der Begriff
kommt aus dem rabbinischen und auch die ehrfurchtsvollen Inhalte des Festes stammen
aus rabbinischer Zeit: Reue und Buße, Vorbereitung auf den Tag des göttlichen Gerichts
und Gebete für ein fruchtbares Jahr. Der Tag dient der Erinnerung an den Beginn der
Welt und an den Tag der Umkehr und Erneuerung. Das Fest beginnt am Abend des
Vortags. Wichtig für die Tradition ist die Lesung der Geschichte der Opferung, das Blasen
des Shofar-Horns 147 während eines ausgedienten Gottesdienstes und das gemeinsame
Speisen danach.
Sukkot: Sukkot ist das Laubhüttenfest. Es erinnert an die Wanderung der israelitischen
Stämme durch die Wüste und an Gottes Hilfe und Rettung. Das Fest dauert 7 Tage und
146
S. hierzu auch Darstellung von Timo Reinelt (Url.: (http://www.dasjudentum.de/cms/front_content.php - (Stand:
30.11.2008))
147
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Schofar (Stand: 02.01.2009): Der Schofar (von Hebräisch ‫ׁשֹופר‬
ָ
[šōfār]), auch Schaufor (aschk.), sophar (sef.) und shofar (engl.) geschrieben, und auch Halljahrposaune bzw.
Hallposaune genannt, ist ein aus Widder- oder Kuduhorn gefertigtes rituelles Musikinstrument, das seinen
Ursprung in der jüdischen Religion hat.
144
wird im Herbst anstelle des Erntedankfestes gefeiert. Zuerst wird eine Laubhütte (Sukka)
gebaut und danach fröhlich und ausgelassen gefeiert.
Simchat Tora: Am letzten Tag von Sukkot findet das Fest der Gesetzfreunde statt. Es ist
das Ende und der Neubeginn des Tora-Lese-Zyklus. Es ist eine Feier zum Ausdruck der
Liebe und der Verbundenheit zur Tora. Alle vorhandenen Torarollen werden aus dem
Schrein genommen.
Channukka: Dieses Fest wird ungefähr zur christlichen Weihnachtszeit gefeiert. Es ist ein
Lichterfest; dabei wird der Channukka-Leuchter, mit 8 Kerzen, angezündet. Das Fest
dauert 8 Tage.
Purim: Purim ist ein Losfest (Purim von hebräisch Pur, Los, ursprünglich vom akkadischen
Wort pūru; jiddisch Purim oder Pirem). Es kommt aus dem Persischen. Es ist die
Erinnerung an die Rettung der Juden, vor den Plänen von Hamans durch Ester und
Mordechai. Es ist wie der Karnevalsumzug, dabei werden lustige Predigten gehalten. An
diesem Tag wird die Lesung des Buches Ester aus der Tora gehalten.
Pessach: Dieses Fest findet etwa zur christlichen Osterzeit statt. Hierbei wird an den
Auszug der Stämme Israels aus Ägypten durch die Wüste in das „verheißene“ Land, in
dem Milch und Honig fließen, erinnert. Die Haushalte werden von allem, was mit
Sauerteig in Berührung gekommen ist, gereinigt. An diesem Fest, das 8 Tage dauert, darf
nur ungesäuertes Brot gegessen werden.
Schawout: Dieses Fest wird 50 Tage nach Pessach, ungefähr zur christlichen Pfingstzeit,
als Wochenfest gefeiert. Es ist die Erinnerung an die Gesetzgebung (10 Gebote) durch
Gott an Moses am Berg Sinai. Früher war es das Fest der Erstlingsfrüchte und
Erntewallfahrt. Die Häuser und Synagogen werden mit Blumen und Baumzweigen
geschmückt.
Die Jüdische Kultusgemeinde in Bielefeld besteht z. Zt. aus über 280 Mitgliedern,
davon sind die meisten Flüchtlinge aus der ehemaligen UdSSR. Die Gemeinde
befindet sich im Aufbau.
Der Zusammenhalt unter den Mitgliedern ist sehr stark. Man unterstützt sich gegenseitig bei
der Integration in Bielefeld.
Ein gemeinnütziger Verein, der Verein Zedaka e.V., ist gegründet worden, damit alle
Personen, die dem Judentum gegenüber positiv eingestellt und regelmäßige Besucherinnen
bzw. Besucher der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld, Körperschaft des.öffentlichen Rechts
(K. d. ö R.), obwohl sie nach dem Gesetz der Halacha 148 keine Juden sind, sich trotzdem
engagieren können. Mit dem Beitritt zum Verein Zedaka e.V. kann man die Gemeinde in
finanzieller, sozialer und kultureller Hinsicht aktiv unterstützen. Mit dem Mitgliedsbeitrag trägt
man dazu bei, dass die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld ihre gemeinnützigen Aktvitäten
ausweiten kann.
Wer Jüdin bzw. Jude ist und in die Gemeinde aufgenommen werden möchte, muss zunächst
seine Nationalität und damit seine Religion eindeutig nachweisen können. Dazu sind eine
Geburtsurkunde des Aspiranten und zusätzlich die seiner Mutter erforderlich, denn jüdisch ist
zunächst nur, wer eine jüdische Mutter hat.
Der jüdische Gottesdienst bedarf keiner ordinierten Priester, jedes Gemeindemitglied darf
einen Gottesdienst leiten. Das Judentum wird zu seinem größten Teil von den ihm zugrunde
liegenden Schriften getragen.
148
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Halacha - (Stand: 02.01.2009): Die Halacha (hebräisch ‫ ;הלכה‬auf
deutsch „Gehen“, „Wandeln“) ist der Name des rechtlichen Teils der Überlieferung des Judentums.
145
Jüdische Kultusgemeinde
Detmolder Str. 107,
33604 Bielefeld
(Gemeinderabbiner: Dr. Henry
G. Brandt).
Das Jüdische Kulturzentrum Bielefeld wurde im Juni 2004 gegründet. Zu dieser Zeit wurde
seine Satzung durch die Vollversammlung der Mitglieder verabschiedet, die mit Ausnahme
einiger Veränderungen und Ergänzungen bis zum heutigen Tag gültig ist und dem
Kulturzentrum als Existenzbasis dient.
Der große Teil der Zentrumsmitglieder ist in die "Gesellschaft für Christlich – Jüdische
Zusammenarbeit e.V." eingetreten.
Die meisten Zentrumsmitglieder sind gleichzeitig Mitglied der Jüdischen Religionsgemeinde
„Herford-Detmold“, mit der sie sehr enge und freundschaftliche Beziehungen unterhalten.
Das Zentrum unternimmt Ausflüge für die Erkundung der deutschen und europäischen
Schauplätze
der
Geschichte
des
jüdischen
Volkes
und
seiner
Religion.
Es feiert jüdische Feste, veranstaltet thematische und musikalische Abende, Vorlesungen,
Filmvorführungen etc.
Im Kulturzentrum sind folgende Interessengemeinschaften integriert:
Frauenvereinigung „Ester“.
Wissenschaftlich-technischer Club „Wissenschaft und Leben“.
Deutschunterricht für zwei Gruppen mit verschiedenen Deutschkenntnissen.
Russischunterricht für Kinder.
Kinderchor.
Vorlesungen zur Geschichte und Religion der Juden.
Schachklub.
Computerunterricht.
Das Zentrum engagiert sich, um der jüdischen Kultur in Bielefeld eine Zukunft zu
gewährleisten. Seine Ziele und Aufgaben sind:
Erhaltung und Unterstützung jüdischer Kultur, Religion und Traditionen des jüdischen
Volkes.
Entwicklung der kulturellen Verbindungen mit anderen gesellschaftlichen Organisationen.
Förderung der Integration von den aus postsowjetischen Ländern immigrierten Juden und
deren Familien.
Durchführung und Unterstützung aller Veranstaltungen im Rahmen des deutsch-jüdischen
Dialogs, in erster Linie mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
Maßnahmen im Rahmen „Auf der Spur der jüdischen Geschichte, Religion und Kultur in
den Schauplätzen von Deutschland und Europa".
146
Das „Jüdische Kulturzentrum Bielefeld" ist ein eingetragener Verein, hat eine Satzung und
unterliegt der Gesetzgebung Deutschlands.
Jüdisches Kulturzentrum Bielefeld e. V.
August-Bebel-Str. 16 – 18
(Zimmer 46, Umweltzentrum)
33602 Bielefeld.
147
II.6 Jesidentum
Die jesidische Religion ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln nach eigener Sicht
weit vor dem Christentum und Judentum liegen, so dass es sich um eine der ältesten
Religionen der Welt handeln dürfte. In der Forschung werden verschiedene Elemente je nach
Publikation erkannt – altbabylonischer Planetenkult, Sonnenverehrung eventuell aus der
Mithras-Religion, Einflüsse des Zoroastrismus, jüdische (jüdische Speisegesetze und
Beschneidung der Jungen), orientchristliche, besonders nestorianische (Eucharistie),
mandäische, manichäische, gnostische. Viele Jesiden favorisieren heute selbst eine
mindestens vorchristliche Herkunft ihrer Religion, etwa als Entwicklung aus dem altpersischen
Mithras-Kult oder den Kulten der Meder 149. Den Ursprung ihrer Religion führen viele Jesiden
auf den Zoroastrismus 150 zurück und bekennen sich auch als direkte Nachfahren der
Zarathustrier (Anm.: Nur die politisch orientierten Jesiden sind dieser Auffassung, viele
Historiker dagegen meinen, dass die Jesiden Mithraismus 151-Nachfahren sein könnten).
Wahrscheinlich ist eine Mischung von Elementen aus Mithraismus, Zorastrismus, Islam,
Sufismus, Judentum und orientalischem Christentum. Mit dem eigentlichen Gründer bzw.
Reformator, dem Sufi Sheik Adi ben Musafir (* ca. 1075 - † 1160) 152, erhält die Geschichte
149
Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden (Stand: 01.01.2009)
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Zoroastrismus (Stand: 01.01.2009): Der Zoroastrismus bzw.
Zarathustrismus (auch: Mazdaismus oder Parsismus) ist eine wohl zwischen 1800 vor Christus und 600 vor
Christus vermutlich im ostiranischen Baktrien entstandene, monotheistische (zumindest in ihren frühen
Ausprägungen aber auch dualistische) Religion mit heute etwa 120.000 − 150.000 Anhängern, die ursprünglich im
iranischen Raum verbreitet war. Die Anhänger des Zoroastrismus werden Zoroastrier oder Zarathustrier genannt,
die Anhängerschaft im heutigen Indien bezeichnet man auch als Parsen.
Der Religionsstifter war Zarathustra (griech. Zoroaster), über dessen Datierung in der Forschung bis heute
Uneinigkeit herrscht. Im Zentrum des auf ihn zurückgeführten Glaubens, der aber auf ältere iranische Kulte
zurückgeht, steht der Schöpfergott Ahura Mazda/Ohrmazd (daher manchmal auch „Mazdaismus“). Er wird begleitet
von unsterblichen Heiligen (Amesha Spenta) sowie von seinem Widersacher, dem bösen Dämon Angra Mainyu
(Ahriman).
151
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Mithraismus (Stand: 02.01.2009): Der Mithraismus oder Mithraskult
war ein zunächst in Kleinasien, später im ganzen Römischen Reich verbreiteter Mysterienkult, in dessen Zentrum
die Gestalt des Mithras stand. Ob diese Gestalt mit dem persischen Gott oder Heros Mithra identifiziert oder aus ihr
abgeleitet werden kann, wie bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts allgemein angenommen wurde, ist ungewiss, denn
der kleinasisch-römische Mithraskult weist in seiner Mythologie und religiösen Praxis deutliche Unterschiede zur
indisch-persischen Mithra-Verehrung auf. Somit ist umstritten, ob sich der Mithraskult aus einer Seitenströmung
des Zarathustrismus oder eigenständig entwickelt hat.
Während die Göttergestalt Mithra in Kleinasien seit dem 14. Jahrhundert vor Christus, belegt ist, wurde der
römische Mithraismus erstmals vom römischen Dichter Statius († 96) erwähnt. Die ältesten Mithräen stammen aus
der Mitte des 2. Jahrhunderts, die spätesten aus der Mitte des 5. Jahrhunderts. Seinen Höhepunkt erreichte der
Kult Ende des 2. Jahrhunderts und im 3. Jahrhundert, nachdem sich Kaiser Commodus (180 - 192) ihm
angeschlossen hatte. Als Sol Invictus Mithras wurde der Gott besonders seit Aurelian von zahlreichen Kaisern
verehrt, so auch noch vom jungen Konstantin I. (306 - 337). Mit dem Aufblühen des Christentums im Römischen
Reich verschwand der Mithraismus innerhalb weniger Generationen und geriet in fast vollständige Vergessenheit,
bis er in der Neuzeit durch archäologische Funde wiederentdeckt wurde.
Da so gut wie keine literarischen Nachrichten über den Mithraskult (sofern es solche überhaupt gegeben hat)
erhalten sind, beruhen alle heutigen Überlegungen über seinen Inhalt und seine Formen auf bildlichen
Darstellungen, die keine erklärende Beischrift tragen, und Inschriften, die meist lediglich aus kurzen
Widmungsworten bestehen. Daher muss bei allen heutigen Deutungen und vor allem bei allen allzu stringenten
Darstellungen ein hohes Maß an Spekulation in Rechnung gestellt werden.
Der Mithraskult war zu seiner Blütezeit im ganzen Römischen Reich verbreitet. Die Mithras-Tempel werden
Mithräen genannt und waren oft unterirdisch angelegt oder höhlenartig in Fels gehauen. Die Zeremonien fanden
nicht öffentlich statt. Wie die übrigen Mysterienkulte der griechisch-römischen Welt kreiste auch der Mithraismus
um ein Geheimnis, das nur Eingeweihten enthüllt wurde. Bei Eintritt in den Kult wurde jedes neue Mitglied zum
strengsten Stillschweigen verpflichtet. Deshalb gründet sich unser Wissen über den Mithraismus nur auf die
Beschreibungen außenstehender Chronisten und auf die zahlreich erhaltenen Bildwerke der Mithras-Heiligtümer.
Der Mithraismus erfreute sich vor allem unter den Legionären großer Popularität, umfasste jedoch auch sonstige
Staatsdiener, Kaufleute und sogar Sklaven. Dagegen waren Frauen strikt ausgeschlossen. Die Organisation des
Kults bestand aus sieben Weihestufen oder Initiationsebenen, die der Gläubige bei seinem Aufstieg durchlief.
152
Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden (Stand: 01.01.2009): Eine wichtige Gestalt für die Jesiden ist der
als Reformer geltende Scheich Adi aus dem 11./12. Jahrhundert. In der Religionswissenschaft wird die These
vertreten, er sei mit dem sufischen Mystiker Shaikh Adî Ibn-Musafîr (1075-1162) identisch, der nach seiner
Zwangsislamisierung wieder in der jesidischen Gemeinschaft eintreten wollte und deswegen von den Muslimen
150
148
der Jesiden ein erstes sicheres Datum. Er gründete den Adawiya-Orden, der schließlich von
der islamischen Orthodoxie verfolgt wurde. Sein Grabmal in Lalish im nördlichen Irak gilt als
zentrales Heiligtum 153.
Das Jesidentum (Jesidismus) ist eine ausschließlich unter den Kurden verbreitete Religion.
Der Name "Jesiden" (andere Schreibweise Yeziden, urspr. Êzidî) könnte sich aus dem
Kurdischen oder von dem iranischen yazd/yezdan oder Ezda/Ezdan für Gott, Schöpfer
ableiten, wird aber auch mit Jazid I, Kalif von 680 - 683, in Verbindung gebracht (am meisten
von islamischen arabischen Autoren). Die jesidische Sprache ist ein Dialekt des Kurdischen.
Jesiden gehören ausschließlich der ethnischen Gruppe der Kurden an, die heute überwiegend
Muslime sind. Sie sprechen die kurdische Sprache, den meist verbreiteten Kurmanci-Dialekt
154
(oder Bahdini genannt), der zur indogermanischen Sprachfamilie zählt.
Noch im Mittelalter bekannten sich nach jesidischer Überlieferung die meisten Kurden zum
Jesidentum. Unter anderem waren laut Şerefhan 155 viele Adlige ursprünglich Jesiden.
Als Teil des kurdischen Volkes wurden und werden die Jesiden in ihren Heimatländern in
mehrfacher Hinsicht verfolgt: ethnisch, politisch und religiös. Muslime interpretieren die
Anbetung des Engel-Pfaus als ein Zeichen, dass der jesidische Glaube nicht monotheistisch
sei. Die Verfolgungen führten zu einer starken Geheimhaltung der Religion (sog.
Arkanreligion) durch rigide Abschottung bzw. Annahme außerjesidischer Praktiken, um nicht
nach außen aufzufallen. Dadurch entstanden regionale Unterschiede. Das Verhältnis zu
Christen gestaltete sich gut, viele Jesiden halfen ebenfalls bedrohten Armeniern.
In der Türkei sah die Türkifizierung Atatürks 1923 zwar Minderheitenrechte vor, wandte diese
jedoch auf die Kurden, insbes. auf jesidische Kurden, nicht an. Morde, Vergewaltigungen und
Vertreibungen in kurdischen bzw. jesidischen Dörfern durch das Militär wurden nicht
geahndet. Die Bestrebungen der Türkei um eine Aufnahme in die EU stärken die
Eigenständigkeit des Kurden- bzw. Jesidentums, z. B. deren Sprache und eigene Medien.
Im Iran griff die Armee unter Chomeni
156
zahlreiche kurdische Städte und Dörfer an. Im Irak
verfolgt wurde. Scheich Adi ist für die Jesiden eine Inkarnation des Taus-i Melek, der kam, um das Jesidentum in
einer schwierigen Zeit neu zu beleben. An seinem Grab in Lalisch findet jedes Jahr vom 6. bis 13. Oktober das
„Fest der Versammlung“ (Jashne Jimaiye) statt. Jesiden aller Gemeinden aus den Siedlungs- und Lebensgebieten
kommen zu diesem Fest zusammen, um ihre Gemeinschaft und ihre Verbundenheit zu bekräftigen. Häufig
erschweren oder verhindern politische Umstände die Pilgerfahrt nach Lalisch, die eine Pflicht für jeden Jesiden ist.
Aus Lalisch bringen die Jesiden geweihte Erde mit, die mit dem heiligen Wasser der Quelle Zemzem (in Lalisch,
nicht mit dem muslimischen Samsam zu verwechseln) zu festen Kügelchen geformt wurde. Sie gelten als „heilige
Steine“ (Sing. berat) und spielen bei vielen religiösen Zeremonien eine wichtige Rolle.
Nach jesidischer Auffassung kann ein Jeside ein guter Mensch sein, aber um ein guter Mensch zu sein, muss man
nicht Jeside sein. Das heißt: Das Jesidentum ist von vornherein tolerant gegenüber anderen Religionen. In einem
Gebet der Jesiden heißt es: „Gott, schütze erst die 72 Völker und dann uns.“ Die Jesiden haben keine
Berührungsängste mit anderen Religionsgemeinschaften. So ist z. B. das Verhältnis zwischen Jesiden und
Christen, das sehr gut ist, eine Konsequenz aus der gemeinsamen Leidensgeschichte der Jesiden und Christen in
den kurdischen Gebieten.
153
Vgl. URL.: http:// www.bahzani.net/german/modules.php?name=News&file=print&sid=73 - 15k – (Stand:
02.01.2009)
154
Vgl. URL: http://www.dialogkreis.de: Die kurdische Sprache hat mehrere Dialekte: In Türkisch Kurdistan spricht
man Kurmanci und ein Teil spricht Zazaki, auch als Dimilki bekannt, in den südlichen Teilen Kurdistans wird Sorani
gesprochen. Die Mehrheit der Kurden benutzt Kurmanci.
155
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Şerefhan - 20k - (Stand: 02.01.2009): Şerefhan - eigentlich Šaraf
Khān - oder mit vollen Namen Šaraf ud-Dīn Khān al-Bitlīsī (* 1543 in Karharud in Qom; † 1599 in Bitlis) war ein
kurdischer Schriftsteller und Fürst. Er ist der Autor des Šarafnāma (Şerefname).
156
Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Ruhollah_Chomeini - 169k - (Stand: 02.01.2009): Ajatollah Ruhollah
Musavi Chomeini (auch Khomeini) (geboren 1902 in Chomein; gestorben 03. Juni 1989 in Teheran) war ein
schiitischer Geistlicher und der politische und spirituelle Führer der Islamischen Revolution im Iran von 1978 bis
1979. Mit ihr stürzte er aus dem französischen Exil die Regierung von Mohammad Reza Pahlavi, dem damaligen
Schah des Iran. Chomeini gilt als der Gründer der Islamischen Republik im Iran. Er war bis zu seinem Tod 1989 als
Oberster Rechtsgelehrter deren Staatsoberhaupt.
149
waren die Kurden unter Hussein massiven Angriffen ausgesetzt. Ihre Position verbesserte
sich nach den Golf-Kriegen durch die Errichtung der UN-Schutzzone und Unterstützung der
USA. Bei den Wahlen 2005 zogen Kurden in das Parlament ein und stellten den
Staatspräsident. In Syrien stoppte Assad die vorangegangenen Diskriminierungen, aber die
Rechte der Kurden sind bis heute nicht wieder hergestellt. In Aserbaidschan und Armenien
zwang der Krieg zwischen den beiden Ländern 1994 viele Kurden zur Flucht.
Der jesidische Glaube ist nicht missionarisch. Man wird als Jeside geboren. Daher ist das
Jesidentum auch eine erbliche Religion, aber ebenso eine Gesellschaftsform. Ein Abwenden
von der Religion oder eine Heirat außerhalb (mit Andersgläubigen) (Exogamie) bedeutet den
Ausschluss aus der jesidischen Gesellschaft (Religionsgemeinschaft), früher mitunter sogar
Tod. Wohl auch um das Fortbestehen der Gesellschaft zu sichern, spielt der Ehrbegriff eine
zentrale Rolle. Bereits bei Gerüchten um einen Verstoß gegen jesidische Regeln und damit
eine Verletzung der Ehre ist Blutrache geübt worden.
In manchen Regionen wurden zur "Anpassung" christliche Wassertaufen oder islamische
Beschneidungen durchgeführt. Mädchen müssen jungfräulich in die Ehe gehen und dürfen die
Familienehre nicht gefährden, sie werden streng von ihren Brüdern und männlichen
Verwandten kontrolliert. Polygamie und Scheidung sind unüblich. Beerdigungen sind nicht
neben Nicht-Jesiden möglich. Jesiden in der Diaspora lassen ihre Verstorbenen häufig in die
Heimatdörfer zurücktransportieren, teilweise haben Friedhöfe inzwischen gesonderte
Abteilungen 157.
Nach jesidischen Vorstellungen ist Gott allmächtig und erschuf die Welt. Er wäre schwach,
wenn er noch eine zweite Kraft neben sich dulden würde. Neben Gott kann keine zweite
Macht existieren. Folglich fehlt in der jesidischen Theologie die Gestalt des Bösen. Die
Jesiden sprechen den Namen des Bösen nicht aus, weil das Zweifel an der Allmacht Gottes
bedeuten würde. Damit einher geht auch die Vorstellung, dass der Mensch in erster Linie
selbst für seine Taten verantwortlich ist. Gott gab ihm die dafür erforderlichen Fähigkeiten.
Aus jesidischer Sicht hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, zu sehen, zu hören
und zu denken. Er hat ihm den Verstand gegeben und damit die Möglichkeit, für sich den
richtigen Weg zu finden. Der Mensch steht im Mittelpunkt, er ist allein verantwortlich für seine
Taten im Leben und muss daher ein Gleichgewicht zwischen seinen Emotionen, seinem
Verstand und seiner Seele schaffen. Diese Lehre ist vom Grund ihrer Weltanschauung aus
vom Dualismus geprägt, vom Gegeneinander des Guten und des Bösen, personifiziert in den
beiden Geistern, nämlich Spenta Manyu (heiliger Geist) und Ahriman (böser Geist), die im
Gegensatz zueinander wirken. So wird Polarität als ein Urgesetz der Schöpfung verstanden,
nach dem die Wesen miteinander oder gegeneinander agieren. So z. B.: Gut und Böse, Licht
und Finsternis, Krankheit und Gesundheit, Wahrheit und Lüge, schwarz und weiß, kalt und
warm, Tugend und Sünde, plus und minus, Yin und Yang, Plus- und Minuspol der Elektrizität,
Nord- und Südpol usw. Sie sind im Fließgleichgewicht in ihrer Funktion miteinander
verbunden und bedingen oder ergänzen einander. Spenta Manyu vertritt alle guten Dinge und
erlangt Unterstutzung von Gott Ahora Mazda und Ahriman ist Anführer der Bösen bzw. der
bösen Taten. Dem Menschen ist seine Handlungsweise freigestellt, mit der Vernunft soll er
das Gute erkennen und sich dementsprechend dafür entscheiden können.
Für die Jesiden ist es eine Selbstverständlichkeit, sich im Leben an die drei obersten Gebote
zu halten, nämlich: Gut Denken, gut Reden und gut Handeln, um damit im Dienst des guten
157
Vgl. hierzu u. a. URL.: http://www.bielefeld.de/Rat – Verwaltung/Dienststellen von A bis Z/Umweltbetrieb/Umwelt
- Natur/Friedhöfe/Grab und Bestattung (Stand: 02.01.2009): Die Stadt Bielefeld hat schon vor über zehn Jahren
zwei separate Grabfelder auf dem Sennefriedhof eingerichtet, die speziell für muslimische und jesidische
Glaubensrichtungen vorgehalten werden. Ergänzt wird dieses Angebot seit 2004 durch ein Gräberfeld für
Angehörige orthodoxen Glaubens. Die Anlage aller drei Grabfelder erfolgte in enger Abstimmung mit den religiösen
Repräsentanten der drei Glaubensgemeinschaften, so dass den jeweiligen Ansprüchen entsprochen werden
konnte.
150
Geistes zu handeln. Sie stellen damit die drei Grundsäulen der jesidischen Religion und
Religionsphilosophie dar.
Neben dem Gott (Gott lässt die weiße Perle zerplatzen und hat aus ihren Trümmern die
Bestandteile der Welt geschaffen.) glauben die Jesiden auch an sieben Engel:
Erster Tag, Sonntag erschuf Gott einen Engel namens Ezazil – Taus-i Melek.
Montag Derdail – Scheichsin.
Dienstag Israfil – Scheschims.
Mittwoch Mikail – Schexubekir.
Donnerstag Ezrail – Sicadin.
Freitag Şemnail – Nasirdin.
Samstag Nurail – Fexredin.
Der heilige Engel Pfau (Taus-i Melek) hatte nach einer Legende mit seinen Reuetränen sieben
Krüge gefüllt, mit denen das Höllenfeuer gelöscht wurde. Seitdem gibt es keine Hölle und
keine Höllenstrafen mehr, das Böse ist überwunden. Durch diese besondere Huldigung Gottes
erkor ihn dieser als eine Art Stellvertreter und zum Oberhaupt der sieben Engel; ihm kommt
insofern zentrale Bedeutung zu.
Neben Gott und Engeln genießen die Elemente Sonne, Feuer, Wind, Erde, Wasser eine
große Beachtung, sie gelten als reine und heilige Wesen. Deshalb werden sie auch verehrt.
Ohne diese wäre auch das irdische Leben nicht möglich.
Die Jesiden glauben, dass das Leben nicht mit dem Tod endet, sondern dass es nach einer
Seelenwanderung einen neuen Zustand erreicht. Der neue Zustand ist abhängig von den
Taten im vorherigen Leben. In diesem Zusammenhang spielen der „Jenseitsbruder“ (biraye
achrete) für einen Mann bzw. die „Jenseitsschwester“ (chucha achrete) für eine Frau eine
wichtige Rolle. Unter den Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft sucht man sich zu Lebzeiten
einen Bruder bzw. eine Schwester für das Jenseits aus. Diese Wahlgeschwister übernehmen
im Jenseits gegenseitig die moralische Mitverantwortung für ihre Taten, und in der
Totenzeremonie „begleiten“ sie den Verstorbenen/die Verstorbene auf dem Weg zur neuen
Bestimmung. Nach den jesidischen Vorstellungen bestand die Verbindung der
Jenseitsgeschwister bereits im vorherigen Leben und wird im künftigen Leben weiter
bestehen.
Das Jesidentum verfügt über keine Institution oder Struktur, die Inhalte und Praktiken
verbindlich theologisch und sozial normativ definiert. Es kennt keine verbindliche religiöse
Schrift, wie es vergleichbar die Bibel für die Christen ist. Die Religion wird mündlich tradiert,
Lieder und Bräuche spielen eine wichtige Rolle. Für Jesiden ist es neben den grundsätzlichen
Herausforderungen, die eine Migration bzw. Flucht an das Überleben der religiösen Praktiken
in der Diaspora stellt, damit besonders schwierig, ihre Wertorientierungen und Traditionen zu
leben und ihren Kindern weiterzugeben, da sie selbst über ihre Religion relativ wenig wissen.
Nur etwa ein Drittel der Schriften ist erhalten geblieben, der Rest wurde durch Kriege
vernichtet, verbrannt oder geraubt. Inhalte dieser Gathas 158 sind Danksagungen und Hilfsund Schutzbitten an den Gott, den Allmächtigen (Ahura Mazd), gegenüber Bösen im Leben.
In der Literatur über die Jesiden werden zwei Bücher erwähnt, das „Buch der Offenbarung“
(Kiteb-i Jilwe) und die „Schwarze Schrift“ (Meshef Resch). Die Originale sind verschollen, die
gefundenen Abschriften gelten auch nicht als authentisch, haben aber in der jesidischen
Diaspora Bedeutung für die Erhaltung der Religion. Von beiden Büchern sind 1921 lediglich
158
Vgl. URL.: http://www.mazdkurd.de.tl/Yezidentum.htm - 43k (Stand: 02.01.2009): Das alte Religionsbuch der
Jesiden-Zarathustrier ist das Awesta, das die 17 religiösen Originaltexte (Ghatas), die von Zardesht überliefert
wurden, enthält. Nur etwa ein Drittel der Schriften ist zurückgeblieben, der Rest wurde durch die Kriege gegen
seine Anhänger von den Verbrechern wie zum Beispiel Alexander dem Großen kaputtgemacht, verbrannt oder
geraubt.
151
Auszüge bekannt geworden, wobei man davon ausgehen kann, dass diese nicht in allen
Teilen authentisch die Glaubensvorstellungen aller Jesiden wiedergeben. Sie gelten in der
Religionswissenschaft als nachträgliche Aufzeichnungen – relativ zu der Gegenauffassung,
etwa das Buch der Offenbarung sei von Scheich Adi selbst verfasst –, haben aber doch den
Status heiliger Schriften. Schließlich stellen sie eine wichtige "Neuerung" für die jesidische
Religion dar, war doch das Fehlen solcher Schriften einer der Gründe für die Verfolgungen der
Jesiden durch den Islam. Die religiösen Texte sind in kurdisch niedergeschrieben worden, es
wird auch in kurdischer Sprache gebetet. In der jesidischen Diaspora in Armenien, Georgien,
Russland, USA und Deutschland ermöglicht die Verschriftlichung und Kodifizierung der
ehemals mündlichen Traditionen den Erhalt der religiösen Identität.
Der Glaube wird überwiegend durch Lieder (so genannte Qewals) und Bräuche
weitergegeben. Genannt sei hier das Buch von Hilmi Abbas in deutscher Sprache, er schrieb
einige der bisher nur mündlich überlieferten altkurdischen Legenden nieder, im Jahre 2003
erschien es in München unter dem Titel "Das ungeschriebene Buch der Kurden". Es stellt die
Schöpfungsgeschichte aus jesidischer Sicht dar und die mythische Wanderung des
kurdischen Volkes von Osten in den Westen in das heutige Siedlungsgebiet.
Die traditionellen Hauptfeste der Jesiden sind folgende:
Fest des Chidir Elyas (ida Chidir Elyas) am 18. Februar: Das Fest steht in Beziehung zum
jüdischen Glauben an den wiederkehrenden Propheten Elias, der auch in das Christentum
und in den Islam eingedrungen ist. Diesem Fest gehen (wie allen anderen) drei
Fastentage voraus.
Newrozfest (am 21.März) ( Newrozfest: Nationales, nicht religiöses Fest !).
Carsemba Sor (Erster Mittwoch im April). Das Fest des Neuen Jahres (ida sersale): Es
fällt auf den ersten Mittwoch des April jesidischer Rechnung. Das Fest wird auch nach
Melek Taus benannt, da er an diesem Tag zur Offenbarung auf der Erde erschienen sein
soll. Es werden Schafe, Ziegen oder Hühner geopfert. Jeder Gläubige schmückt sein
Haus mit Feldblumen. In der Nacht werden Freudenfeuer angezündet. An diesem Tag legt
Gott, so glauben es die Jesiden, das Schicksal aller Kreaturen für das kommende Jahr
fest.
Cejna Lalishê – Lalishfest, gleichzeitig Wallfahrt der Jesiden (vom 6. Okt. bis 13 .Okt.),
Belend Pîra (im Oktober),
Ida roja (Sonnenfest) am 1. Dezember (nach andern Quellen am 13. oder 14. Dezember):
Vom darauf folgenden Dienstag bis Donnerstag wird gefastet, am Freitag ein Hammel
geopfert und gefeiert. Dieser Tag wird Fest des Sultan Ezi (ida Ezi) genannt.
Cumaiya Sîxadî –das Fest zur Ehren Sheikh Adis (im Oktober).
Cejna Mêhravê – Mehregan ( im Oktober).
Batizmîfest (Ende Dezember - Anfang Januar).
Ezidfest ( 25.12.)
Die Riten der festen und beweglichen Feste ähneln sich: Gemeinsam ist allen der Besuch des
einfachen Gläubigen (murid) bei seinem Scheich, familiäres Beisammensein und Feiern,
Umzüge um lokale Heiligtümer (ziyaret).
Als äußerliches Symbol tragen die Jesiden ein weißes Unterhemd, Grivan genannt, welches
zirkulär unterhalb des Halses offen ist. Die Farben weiß, grün, rot, gelb sind die traditionellen
bzw. nationalen Farben der Jesiden.
Das Symbol der jesidischen Religion ist der geflügelte Faravahar 159 und bedeutet, dass der
gute Mensch (also seine Seele) immer mehr mit seinen guten Werken und seiner Weisheit
159
Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Faravahar - 20k - (Stand: 02.01.2009): Faravahar ist im
zoroastrischen Glauben ein Symbol des Geistes, der bereits vor der Geburt und auch nach dem Tod eines
Menschen weiter existieren soll, was der Kreis (Ring) um den Rumpf des Faravahar versinnbildlicht. Dieses
Symbol darf aber nicht als ein Bild des Ahura Mazda (Gott) betrachtet werden. Im alten Iran gab es keine Bildnisse
152
voran geht und dadurch zum Gott Ahura Mazda herauf steigt und im Reich des lieben Gottes
ewig seinen Platz einnehmen wird.
Aufgrund der Geheimhaltung der Religion auch vor den eigenen Angehörigen haben sich über
die
Jahrhunderte
religiöse
Elemente
und
(kurdische)
Traditionen
verknüpft.
Scheich Adi – etwa im 11. Jahrhundert – führte ein Kastenwesen ein, das als Schutzfunktion
vor äußerer Bedrohung der Selbsterhaltung dienen sollte 160. Heirat ist nur innerhalb der Kaste
möglich (Endogamie). Das allgemeine Volk wird als Murid bezeichnet, ihnen sind nur die
Rituale bekannt. Die Kaste der Geistlichen unterteilt sich in zwei weitere Kasten, in die Sheik
und Pir. Die Zuordnung der Kasten erfolgt nach dem Vererbungsprinzip. Die Geistlichen
haben die Funktion, die Laien zu betreuen und in der religiösen Lehre zu unterweisen. Jedem
Laien ist ein Geistlicher zugeordnet, der ihn religiös betreut. Darüber hinaus übernehmen die
Geistlichen wichtige soziale Funktionen. Der Kontakt zwischen den einzelnen Kasten ist nicht
nur gewünscht, sondern die einzige Möglichkeit, die Religion zu bewahren. Durch ihre
Einführung wurde eine komplexe Gesellschaft geschaffen, die aufgrund der gegenseitigen
Abhängigkeit zu einem besseren Zusammenhalt unter den Jesiden geführt hat. Die
Bewahrung der Religion ist somit nur durch den engen Kontakt zwischen den Kasten möglich.
An der Spitze der jesidischen Gesellschaft steht als weltlicher Führer ein Emir, zudem gibt es
einen obersten Geistlichen, den Baba Scheik.
von Ahura Mazda, es wurde das Symbol des Lichtes bzw. des Feuers für ihn gewählt. Das Symbol des Geistes,
Faravahar, zeigt gegensätzlich wirkende Kräfte, die von vielen so verstanden werden, dass Ahura Mazda, also
Gott, mit Ahriman, dem Bösen, ständig im Kampf liegt.
Der Name Faravahar leitet sich von dem Avestischen Namen Firavarti ab. Fara oder Fira bedeutet Fliegen oder
derjenige, der fliegt. Vahar oder besser gesagt varti bedeutet Wahl des Guten oder den Guten Geist auserwählen.
Der Name Faravahar bedeutet also der oberste Auserwählte Gute Geist, der aus Reinheit fliegt.
160
Url.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Jesiden (Stand: 01.01.2009): Die Moslems versuchten, die Mehrzahl der
Kurden, die damals Jesiden waren mit Gewalt zu islamisieren. Viele der damaligen Jesiden, die sich weigerten,
wurden im Zuge der Islamisierung umgebracht und räumlich voneinander getrennt. Bei den Massakern wurden vor
allem Priesterinnen und Priester umgebracht, um den Erhalt der jesidischen Religion zu schwächen. Um einen
Zusammenhalt und ein Überleben der jesidischen Religion zu ermöglichen, schuf Scheikh Adi in der Not das
jesidische Kastensystem. Das jesidische Kastensystem hat kaum Ähnlichkeiten mit dem hinduistischen
Kastensystem. Die einzige Gemeinsamkeit ist die Geburt in eine Kaste und das Heiratsverbot zwischen
Angehörigen verschiedener Kasten. Sonst unterscheiden sich die beiden Kastensysteme stark voneinander. So ist
jeder Jeside unabhängig von seiner Kastenzugehörigkeit gleich an persönlichen und wirtschaftlichen Rechten und
Pflichten geboren. Kein Jeside ist aufgrund seiner Kaste besser oder schlechter als andere. Im Jesidentum kann
jeder unabhängig von seiner Kaste oder Geschlecht jeden Beruf frei wählen. Die Frauen im Jesidentum sind
gleichberechtigt. Sie müssen Schulen besuchen und können studieren sowie arbeiten.
Man unterscheidet hierbei zwischen der Kaste der Scheikhs, der Kaste der Pirs und der Kaste der Murids
(allgemeinen jesidischen Gläubigen).
Die Scheikhs und Pirs sind religiöse Führungskräfte (Geistliche) und müssen die jesidische Religion unter den
Gläubigen aufrecht halten, Zeremonien (bei Festen, jesidische Taufe bei Neugeborenen und bei Beerdigungen)
durchführen, Gläubigen in der Not helfen sowie Streitereien zwischen Jesiden beseitigen.
Obwohl diese Aufgaben die Angehörigen der Scheikhs und Pirs machen müssen, gibt es einen Unterschied
zwischen den beiden Kasten. Die Scheikhs haben in der Gemeinschaft noch eine administrative Aufgabe. Sie
müssen bei politisch-sozialen Aufgaben für die Gemeinschaft tätig werden. Sie sind also nach außen und innen
Vertreter der Gemeinschaft und müssen Probleme sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Gemeinschaft lösen.
Die Scheikhs und Pirs sind neben den Mir (Fürst, Oberhaupt der Jesiden), Priesterinnen und Priester von Lalisch,
Hüter der Religion und für jeden jesidischen Gläubigen Ansprechpartner.
Die Kaste der Murid ist die dritte und größte Kaste. Die Jesiden in dieser Kaste teilen sich in Stämme auf, bei
denen die Heirat der Angehörigen untereinander kein Problem ist. Auch diese haben Pflichten, nämlich zur
Erhaltung der Religion beizutragen und sich gegenseitig in der Not zu helfen. Es ist Pflicht für jeden Jesiden
unabhängig von seiner Kaste seine Kinder religiös zu erziehen und ihnen die jesidische Kultur und Bräuche
beizubringen.
Aus organisatorischen Gründen (die jesidischen Siedlungsgebiete waren und sind räumlich von einander getrennt)
hat Scheikh Adi festgelegt, dass sowohl die Angehörigen der Pir als auch der Scheikh sich auf die jesidischen
Stämme in Abhängigkeit zu deren Größe aufteilen sollen. So bekam jeder Stamm seine Scheikhs und Pirs. In
jedem Siedlungsraum (z.B. in den Dörfern, Städten oder Regionen in allen Teilen Kurdistan und im Ausland) gibt
es für jede Gruppe jesidischer Gläubigen eines Stammes die zuständigen Pirs und Scheikhs. Bei Problemen
können die Gläubigen sich jedoch auch an Pirs und Scheikhs wenden, die eigentlich für andere Stämme zuständig
sind.
153
Gegenüber anderen Religionen verhält sich das Jesidentum tolerant, es gibt keine
Überlegenheitsvorstellungen oder Missionierungsgedanken.
Die Jesiden beten in der Regel 3mal am Tag: Vor Sonnenaufgang, beim höchsten
Sonnenstand und kurz nach Sonnenuntergang. Vor dem Gebet werden Hände und Gesicht
gewaschen, dann wendet sich der Gläubige stehend, Hände übereinander gelegt, in die
Richtung der Sonne. Sie beten zum allmächtigen, barmherzigen und gutwilligen Gott Ahora
Mazda oder Yezdan – Xwedê.
Die Priester haben einen längeren Fastenzyklus in mehreren Abschnitten zu absolvieren, an
einigen Tagen fasten ebenso Laien. Der Mittwoch gilt als heilig. Das jesidische Neujahrsfest
findet zum Frühlingsbeginn meist an einem Mittwoch statt. Inzwischen wird in den
Heimatländern wie auch in der Diaspora stattdessen zunehmend am 21. März das kurdische
Newrozfest
gefeiert,
welches
nicht
frei
von
politischen
Einflüssen
(Unabhängigkeitsbestrebungen) ist. Am ersten Freitag im Dezember wird das Yezid-Fest
gefeiert, das an das irdische Erscheinen Scheich Adis erinnert. Am Grab Scheich Adis findet
jährlich im Oktober ein Fest der Versammlung statt. Eine Pilgerfahrt ist theoretisch religiöse
Pflicht, praktisch politisch jedoch erschwert bis unmöglich.
Im Jesidentum gibt es viele Stämme, die Sippencharakter haben und Ergebnisse des
Zusammenhalts von Nachfahren bestimmter Gründungsväter sind. Die Angehörigen der
Stämme sehen sich in der Pflicht, auch anderen Stammesangehörigen zu helfen. Die Heirat
zwischen Angehörigen unterschiedlicher Stämme ist erlaubt und erwünscht.
Jesiden leben verteilt im (Nord-)Irak, in Syrien (Nordost), (im Osten der) Türkei und ein ganz
kleiner Teil im Iran (Nordwesten) (zusammengefasst "Kurdistan" 161), sowie in weiteren
Regionen dieser Länder, ferner Armenien, Georgien, Aserbaidschan. In den letzten Jahren
migrierten viele Jesiden nach Westeuropa, hauptsächlich nach Deutschland, aber auch
Frankreich und den Niederlanden. Zwar gibt es keine offizielle Zählung der Jesiden, die
Gesamtzahl wird jedoch je nach Quelle zwischen 800.000 und 2,9 Mill. geschätzt. Damit ist
das Jesidentum, das ehemals die Ursprungsreligion der Kurden 162 war, eine religiöse
Minderheit unter den mehrheitlich moslemischen Kurden. Etwa 550.000 leben im Nordirak als
Hauptsiedlungsgebiet, wo sich auch das religiöse Zentrum der Jesiden – Lalish – befindet.
Lalish liegt in der Nähe von Mossul 163. In der Nähe liegt auch der Sitz des weltlichen und
geistigen Oberhauptes der Jesiden.
Im Rahmen der Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte kamen in den 60er Jahren jüngere
Jesiden legal in die Bundesrepublik. Nach dem Anwerbestopp 1973 und dem türkischen
Militärputsch 1980 versuchten viele Jesiden in Deutschland Asyl zu beantragen. Nach langen
gerichtlichen Verhandlungen sind türkische Jesiden inzwischen als asylberechtigt anerkannt,
nicht aber als religiöse Gemeinschaft mit Rechtsform. Der mit den Gegebenheiten vor Ort
vertraute Orientalist Gernot Wießner der Universität Göttingen erwirkte mit einem Gutachten
beim Verwaltungsgericht Stade 1982 die Anerkennung von Jesiden als Flüchtlinge, die sich
161
Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Kurdistan - 109k - (Stand: 02.01.2009): Kurdistan ist das historische
Siedlungsgebiet der Kurden mitten in Vorderasien. Die Etymologie der Bezeichnung Kurdistan ist umstritten, da der
Name Kurdistan im Laufe der Geschichte in unterschiedlichem geografischen und politischen Sinn verwendet
wurde. Er bezeichnete dabei jeweils Gebiete unterschiedlicher Lage und Ausdehnung.
In der heutigen Zeit wird es meist mit Land der Kurden übersetzt. Kurdistan ist je nach Definition und Schätzung mit
[
490.000 bis 530.000 km² ungefähr so groß wie Frankreich und umfasst heute Teile der Staaten Türkei, Irak, Iran
und Syrien. Zur Zeit leben die Kurden vor allem am Oberlauf des Tigris und im Gebiet rund um den Vansee im
Südosten der Türkei, in den Tälern des Großen und des Kleinen Zab im Nordosten des Irak und südlich des UrmiaSees im Nordwesten des Iran.
162
Kurden sind zwischenzeitlich mehrheitlich sunnitische Muslime.
163
Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Mosul - 38k - (Stand: 02.01.2009): Mosul oder Mossul (arabisch
Kj_M?‫ا‬, DMG al-Mauṣil; Türkisch Musul; Kurdisch Kj_`) ist eine Stadt im Norden des Irak am rechten Ufer des
Tigris, circa 350 Kilometer nördlich von Bagdad. Sie ist mit ungefähr 3,0 Millionen Einwohnern (Stand 2008) nach
Bagdad und Basra die drittgrößte Stadt des Landes. Mossul ist die Hauptstadt der Provinz Ninawa.
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1993 bis zum Oberverwaltungsgericht Lüneburg allgemein durchgesetzt hat. Auf politischer
Ebene bereitete 1989 Herbert Schnoor in seiner Amtszeit als Innenminister des Landes
Nordrhein-Westfalen den Weg für ein Bleiberecht der Jesiden vor. Auch die Gesellschaft für
bedrohte Völker, dessen Beiratsmitglied Prof. Wießner war, hat sich als
Menschenrechtsorganisation für die Jesiden eingesetzt.
Zunehmend sind auch irakische Jesiden nach Deutschland geflüchtet. Hinzu kommen
iranische und syrische Migrantinnen und Migranten. Insgesamt leben etwa 60.000 Jesiden in
Deutschland, vorwiegend in den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wo
sie häufig größere Gemeinden bilden, insbesondere in Hannover, Oldenburg, Celle, Bielefeld,
Halle (Westfalen), Emmerich am Rhein, Rees und Kalkar.
Nach eigenen Angaben leben in Bielefeld seit Ende der 1980er Jahre 4.000 – 5.000
Menschen jesidischen Glaubens. Demzufolge hat Bielefeld nach Celle die größte Gruppe der
Jesiden in Europa. In Bielefeld bestehen mehrere jesidische Vereine. Die Einrichtung eines
jesidischen Zentrums wird betrieben. Die Suche nach geeigneten Objekten läuft. Momentan
führen die Bielefelder Jesiden ihre Zeremonien im FZZ Baumheide in Bielefeld-Heepen durch.
Die notwendigen gewachsenen Strukturen und Abhängigkeiten zur religiösen Unterweisung
zwischen Laien und Priestern sind vielfach zerrissen. Viele Eltern sind Analphabeten und
sehen in der Schulbildung und Integration ihrer Kinder gleichwohl eine Chance für diese als
auch eine Gefahr für den Fortbestand der jesidischen Religion und Gemeinschaft. Die Kinder
erfahren häufig nur die meist als sehr streng empfundenen Auswirkungen der religiösen
Vorstellungen (insbes. Verbote zu außerjesidischen Kontakten und Heiraten), haben aber
keine Möglichkeit, von ihren Eltern mehr über die eigentliche Geschichte und Grundzüge der
Religion zu erfahren. Aus den genannten Gründen und auch, um negativer öffentlicher
Wahrnehmung und Berichterstattung entgegenzuwirken, haben sich 2004 zahlreiche
jesidische Vereine zu einer Allianz zusammengeschlossen.
In Deutschland gibt es zwei Dachverbände, die unterschiedliche Interpretationen vertreten:
Das Yezidische Forum und die Union der Zarathustrischen Yeziden.
Vereine in Bielefeld bzw. Ostwestfalen-Lippe (OWL):
Der kulturelle und soziale Verein Kaniya Sipi, Nelkenweg 23, 33659 Bielefeld.
Ezidische Demokratische Gemeinschaft in Bielefeld und Umgebung e.V. (EDGB),
Hornsche Str. 142, 32760 Detmold.
Ezidische Studentengemeinde, Niedernkamp 4, 33699 Bielefeld.
Lalish-Zentrum für ezidische Kultur e. V., Greifswalder Str. 73, 33605 Bielefeld.
Verein „Gohman“ (Yezidische Gemeinde), Große-Kurfürsten-Str. 67, 33615 Bielefeld.
YES e.V., Tuchstr. 8, 33699 Bielefeld.
Yezidische Gemeinde OWL – Ezidischer Bildungs- und Kulturverein –, Brandenburger Str.
42, 33602 Bielefeld.
Yezidischer Kultur- und Bildungsverein e. V.. August-Bebel-Str. 16 – 18, 33602 Bielefeld.
Yezidische Gemeinde OWL e.V., Auf der Helle 2, 32052 Herford-Elverdissen.
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III. Religiöse Kirchen, Gemeinden bzw. Gemeinschaften in Bielefeld
(Übersicht)
Nachfolgend ist die Verteilung religiöser Kirchen, Gemeinden bzw. Gemeinschaften in
Bielefeld anhand von Schaubildern dargestellt:
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