Heft 3: Religionen und religiöse Einrichtungen in Bielefeld
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Heft 3: Religionen und religiöse Einrichtungen in Bielefeld
0 Religionen und religiöse Einrichtungen in Bielefeld Impressum Herausgeber: Stadt Bielefeld Der Oberbürgermeister Amt für Integration und interkulturelle Angelegenheiten Neues Rathaus Niederwall 23, 33602 Bielefeld Email: [email protected] Verantwortlich für den Inhalt: Karl-Heinz Voßhans Leiter des Amtes für Integration und interkulturelle Angelegenheiten Gestaltung: Stadt Bielefeld Druck: Stadt Bielefeld © 2. Auflage, 2009 – Stadt Bielefeld – Amt für Integration und interkulturelle Angelegenheiten – 1 Liebe Bielefelderinnen und Bielefelder! „Es wurden Arbeitskräfte geholt, aber es kamen Menschen“. Menschen, die auch andere Religionen mitbrachten. Einwanderinnen und Einwanderer haben nach einer ersten Phase des Aufenthalts schrittweise auch ihr „religiöses Leben“ eingerichtet. Religiöse Vorstellungen und Rituale, die in ihren Heimatländern als Teil des alltäglichen Lebens Selbstverständlichkeiten waren, bekommen hier eine neue Bedeutung und eine sozialintegrative Funktion für Familien und ihre Angehörigen. Unabhängig vom rechtlichen Status stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage nach dem Selbstverständnis der religiösen Gemeinschaften und deren Entwicklung. Wie gelingt es, traditionelle religiöse Normen und Wertvorstellungen im Prozess der Integration und des Zusammenlebens, des kulturellen Alltags in unserer Stadt heimisch werden zu lassen ? Die Annäherung von Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft, der Abbau von Vorurteilen und die Förderung gegenseitiger Anerkennung sind dringende Aufgaben vor allem im kommunalen Bereich. 2008 war das europäische Jahr des interkulturellen Dialogs. Am 7. Mai 2008 nahm das Ministerkomitee des Europarates ein „Weißbuch“ zum interkulturellen Dialog (“White Paper on Intercultural Dialogue”) an. In diesem Weißbuch wird auch die Bedeutung der Religionen für den interkulturellen Dialog hervorgehoben. Die Basis für eine Entwicklung dieses Dialogs bilden die internationalen Rechtsnormen, die vom Europarat im Laufe von mehr als fünf Jahrzehnten entwickelt wurden, angefangen mit der Europäischen Menschenrechtskonvention (1950). Als wichtige Elemente des Dialogs benennt der Europarat die Gewissheit über die eigene religiöse Identität sowie das Verständnis für die Glaubensüberzeugungen und Weltanschauungen Anderer. Es stärkt die Solidarität in einer Stadtgesellschaft, wenn offene Gesprächs- und Dialogkulturen gesucht, gefördert und ausgestaltet werden. Hier wird deutlich, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedene religiöse Einrichtungen aufweisen. Das Bielefelder Abrahamsfest, das Christen, Juden und Muslime 2008 feierten, möchte ich hier als ein positives Beispiel benennen. Toleranz und gegenseitiges Verständnis sind nur auf der Grundlage von Information über die jeweiligen religiösen Eigenheiten möglich. Dazu möchte dieses Heft einen Beitrag leisten. Die Informationsbroschüre „Religionen und religiöse Einrichtungen in Bielefeld“ meines Amtes für Integration und interkulturelle Angelegenheiten, die im September 2008 erstmalig erschien, gibt einen Überblick über die religiöse Vielfalt in unserer Stadt, die längst Lebenswirklichkeit ist. Ich freue mich, dass die Broschüre viele interessierte Leserinnen und Leser auch in Kindertageseinrichtungen, in Schulen, in der Kinder- und Jugendhilfe, in allen kirchlichen bzw. religiösen Institutionen, in den vielen Gemeinschaften und Vereinen unserer Stadt gefunden hat. Sie bestätigten, dass in diesem Heft erstmalig aktuelle Daten sowie umfassende Informationen über Zielsetzung und Struktur religiöser Gemeinden und Gemeinschaften gebündelt wurden und somit eine gute Arbeitsgrundlage z. B. für den Religionsunterricht in der Schule bieten wie auch zu einem besseren Verständnis und friedvollen Miteinander in unserer Stadt beitragen. Viele positive Reaktionen und Rückmeldungen auf dieses Heft aus der Reihe „Bielefelder Schriften zur Integration“ haben mein Amt für Integration und interkulturelle Angelegenheiten veranlasst, zeitnah eine 2., aktualisierte Auflage mit umfangreichen Ergänzungen vorzulegen. 2 Der Leiter der Gruppe Integration im Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes NRW bezeichnete die Informationsbroschüre als einen beachtlichen Beitrag zum Europäischen Jahr des interkulturellen Dialogs (2008). Eberhard David Oberbürgermeister 3 Inhaltsübersicht / Gliederung Gliederungsziffer Inhalt I. Vorbemerkung 9 II. Religionen / Religionsgemeinschaften in Bielefeld 13 Christentum 13 II.1 1 Seite Römisch-katholische Kirchengemeinden – 1 Römisch-katholische Kirchengemeinden – Kirche in Bielefeld – 14 Kirche in Bielefeld – 15 2 Citykloster Bielefeld 21 3 Gemeindeverband Katholischer Kirchengemeinden MindenRavensberg-Lippe 21 4 Orden, Klöster 21 4.1 Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus – GertrudFrank-Konvent Bielefeld, St. Franziskushospital – 22 4.2 Kloster der Ursulinen zu Breslau 24 5 Kroatische Gemeinde 27 6 Polnische Gemeinde 27 7 Ukrainische Gemeinde 27 2 Evangelische Kirche in Bielefeld – Kirchengemeinden – 30 3 Orthodoxe Kirchen 43 1 Armenisch-Orthodoxe Kirche 43 2 Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde „Apostel Paulus“ Bielefeld 43 Makedonisch-Orthodoxe Kirchengemeinde “Sv. Arhangel Milhail” 44 Russisch-Orthodoxe Kirche (des Moskauer Patriarchats) Bielefeld 44 5 Serbisch-orthodoxe Gemeinde 44 6 Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (українськoю мoвою) 45 3 5 4 Die Freikirchen 47 1 Baptisten / Baptistengemeinden 47 2 Die Mennoniten / Mennonitengemeinden 52 3 Weitere Freikirchen 57 3.1 Alt-Adventisten 57 3.2 Bibelgemeinde e. V. 58 3.3 Biblisch-Evangelische Gemeinde OWL 59 3.4 Christliche Gemeinde (Christian Church Outreach Mission) – CCOMI – 59 3.5 Christliche Versammlung (Freie Brüdergemeinde) 60 3.6 „Christus für alle“ Bielefeld e. V. 60 3.7 Christusgemeinde 62 3.8 Christliches Zentrum Bielefeld 62 3.9 Church of Pentecost – COP – Bielefeld 63 4 3.10 Die Christengemeinschaft 63 3.11 Die Heilsarmee – Korps Bielefeld – 64 3.12 Die Siebenten-Tags-Adventisten (STA) 67 3.13 Evangelische Freikirche Bibelgemeinde Ummeln e. V. 69 3.14 Evangelische Freikirche ECCLESIA 69 3.15 Evangelische Freikirche Stieghorst e. V. 71 3.16 Ev. Luth. Gebetsvereine e.V. 3.17 Evangelisch-lutherische Trinitatisgemeinde Bielefeld 71 3.18 Evangelisch-Methodistische Kirche – Bezirk Bielefeld – Kreuzkirche Bielefeld – 72 3.19 Evangelium für Alle – Bibelkreis Bielefeld – 74 3.20 Falling in Jesus e. V. 74 3.21 Freie Christengemeinde Bielefeld – PhiladelphiaKirche 74 5 3.22 Freie Christliche Kirche 76 3.23 Freie evangelische Gemeinde Bielefeld 76 3.24 Freie Evangeliumschristengemeinde 77 3.25 Herrnhuter Brüdergemeine 78 3.26 IBC Bielefeld 78 3.27 Jesus Church Bielefeld 78 3.28 Katholisch-Apostolische Gemeinde 79 3.29 Kirche der Christus Mission e. V. 79 3.30 Kraftwerkgemeinde 81 3.31 Philippus-Gemeinde Bielefeld – Ev. Freikirche – 82 Weitere christliche Kirchen und Gemeinden 83 1 Neuapostolische Kirche (NAK) 83 2 Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) 88 Zeugen Jehovas 89 5 3 6 Weitere Christliche (nachrichtlich) 7 Werke und Gemeinschaften 92 Fremdsprachige Gemeinden (nachrichtlich) – soweit nicht bereits unter Ziff. II.1.4.3 genannt) 93 Islam 95 1 Die Religion des Islam – Grundzüge – 95 2 Glaubensgrundsätze des (sunnitischen) Islam 99 3 Heilige Stätten des Islam 100 4 Die fünf Säulen des Islam (sun.) 100 5 Islamische Feiertage (sun.) 103 6 Richtungen des Islam 104 1 Sunniten 104 1.1 Allgemeines 104 II.2 6 1.2 Sunnitische Moscheevereine in Bielefeld 105 1.2.1 Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Bielefeld (BIG) e. V. 105 1.2.2 Bosnisches Islamisches Kulturzentrum Bielefeld 106 1.2.3 Bosniakischer Kulturverein Selam e. V. 106 1.2.4 Deutschsprachige Muslimische Studentenvereinigung (DMS) 107 Förderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Europa (ADÜTDF) 107 Gemeinschaft für Islamische Erziehung und Kultur in Bielefeld 108 1.2.7 Islamisches Zentrum Bielefeld e. V. 108 1.2.8 Milli Görüs (IGMG – Islamische Gemeinschaft Milli Görüs e.V.) 108 Nuruculuk-Bewegung (Islamische Gemeinschaft Jama`at un-Nur) (hier: Netzwerk Fethullah Gülen) 110 Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DİTİB (Diyanet)) 110 Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V (ATIB) 111 1.2.12 Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ) 112 2 Ahmadiyya 114 3 Schiiten 115 3.1 Allgemeines 115 3.2 Schiitische Moscheevereine in Bielefeld 117 Moschee des Türkisch-Aserbaidschanischen Kulturvereins 117 4 Aleviten 118 4.1 Allgemeines 118 4.2 Grundlagen des alevitischen Glaubens 122 4.3 Alevitische Kulturgemeinde Bielefeld und Umgebung e.V. 124 1.2.5 1.2.6 1.2.9 1.2.10 1.2.11 7 III. 5 Bahá‘i 124 6 Charidschiten 128 7 Sufismus 128 II.3 Hinduismus 130 II.4 Buddhismus 134 II.5 Judentum 138 II.6 Jesidentum 143 Religiöse Kirchen, Gemeinden bzw. Gemeinschaften in Bielefeld (Übersicht nach Stadtbezirken) 151 8 I. Vorbemerkung Zur Migration, zur Wanderung von einem Herkunfts- in ein Aufnahmeland, zu – längerfristigen – Wohnsitzwechseln im geographischen und sozialen Raum, gehören – quasi im kulturellen Gepäck – u. a. auch Religion und Traditionen. Es ist festzustellen, dass die Religion mit dem dauerhaften Verbleib von Einwanderinnen bzw. Einwanderern eine zunehmend wichtigere Rolle spielt. Für praktizierende Angehörige von Religionsgemeinschaften ist das religiöse Gemeindeleben – auch in Bielefeld – Teil ihres Alltags. Sie bemühen sich daher in unterschiedlichem Ausmaß darum, Räume für ihre religiösen Bräuche und Rituale zu schaffen. Einwanderinnen bzw. Einwanderer haben nach einer ersten Phase des Einrichtens in der Fremde schrittweise auch ihr „religiöses Gepäck“ ausgepackt. Religiöse Vereine sind wichtige Anlaufstellen für die gegenseitige Unterstützung und Selbstvergewisserung in einem zunächst labilen Zustand des Provisoriums geworden. Sie haben Orientierung und Rückhalt gegenüber einer als fremd wahrgenommenen Welt gegeben. Gleichzeitig dienen die Gemeinden als Brücken zur Außenwelt, versorgen und begleiten die Gläubigen mit Beratung und sozialen Diensten. Die multifunktionale Bedeutung der Gemeinden als sozialer, kultureller und religiöser Treffpunkt ist nicht zu unterschätzen. Oft genanntes Motiv für die Gründung der Gemeinden war im Zusammenhang mit der Familienzusammenführung die Erziehung der hier aufwachsenden Kinder. Das Vereinsleben zielt darauf, das kollektive Gedächtnis von Kultur und Religion zu bewahren und die Weitergabe herkunftsabhängiger Werte und Glaubensüberzeugungen zu fördern. Das monotheistische 1 Christentum ist die mit ca. 2,2 Milliarden Menschen vor dem Islam mit ca. 1,4 Milliarden Angehörigen und dem Hinduismus mit rd. 900 Mill. Menschen größte (Welt-) Religion. Dementsprechend bilden auch in Bielefeld die – insbes. der evangelischen und katholischen Konfession zugehörigen – Christen die größte Religionsgruppe in der Stadt, gefolgt von den Musliminnen bzw. Muslimen, den Anhängerinnen und Anhängern des Islam, als drittstärkster Gruppe. Folge davon ist natürlich auch, dass über die Bedeutung und die Einflüsse der hier nicht von Beginn an beheimateten insbesondere nicht christlichen Religionen in der Gesellschaft – und auch im politischen Raum – stärker – und je nach Aktualität mehr oder weniger intensiv – diskutiert wird. 1 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Monotheismus: Der Begriff Monotheismus (von griechisch µόνος monos = einzig und θεός theos = Gott) bezeichnet Religionen bzw. philosophische Lehren, die einen allumfassenden Gott kennen und anerkennen. Damit werden diese in der Religionswissenschaft vom Polytheismus unterschieden, der viele Götter kennt und verehrt. Religionen, die viele Götter kennen, aber einem von diesen den Vorrang (als allein zu verehrenden Gott) einräumen, bezeichnet der Begriff Monolatrie. Der Begriff „Monotheismus“ ist erstmals im 17. Jahrhundert bei dem englischen Theologen und Philosophen Henry More nachgewiesen. Zeitgenössische monotheistische Religionen sind das Judentum, das Christentum, der Islam und die Neuzeitreligion der Bahai. Auch die antike Religion des Zoroastrismus wird gelegentlich als monotheistische Religion angesehen. Allerdings ist der Hauptgott Ahura Mazda nicht alleiniger Schöpfer. Nach einer von mehreren bislang gleichberechtigt nebeneinander stehenden Theorien der Ägyptologen sei der Monotheismus erstmals geschichtlich belegt, seit der ägyptische Pharao Echnaton (Amenophis IV.) Aton als alleinigen Gott Ägyptens bestimmt habe, jedoch den Kult der übrigen Götter nicht verbot, da er deren Existenz nicht bestritt. Weitere monotheistische Religionsgemeinschaften sind die Mandäer und die Jesiden. Aus Sicht von Juden, Muslimen und Unitariern wird zum Teil in Frage gestellt, dass das Christentum eine monotheistische Religion sei. Diese Kritiker behaupten, die Trinität (Vater, Sohn, Heiliger Geist) sei ein Tritheismus, also der Glaube an drei Gottheiten. 9 Unabhängig vom rechtlichen Status ist hierbei eine wichtige Frage, wie sich das Selbstverständnis der religiösen Gemeinschaften darstellt und entwickeln wird. Wie gelingt es, traditionelle religiöse Normen und Wertvorstellungen in Einklang zu bringen mit einer westlichen, säkularisierten2 Gesellschaft ? Die Annäherung von Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft, der Abbau von Vorurteilen und die Förderung gegenseitiger Anerkennung sind dringende Aufgaben. Die Einwanderung vieler Millionen Migrantinnen bzw. Migranten christlicher Religionszugehörigkeit aus dem Mittelmeerraum, seien es katholische Spanierinnen bzw. Spanier und Italienerinnen und Italiener, seien es z. B. Orthodoxe aus Griechenland, hat die „Religionsfrage“, die oben angerissenen Fragestellungen nicht wirklich aufgeworfen. Hier hat sich vor allem die Integrationskraft der christlichen Kirchen bewährt. Erst mit der Niederlassung islamisch geprägter Einwanderermilieus stellt sich für Gesellschaft und Politik zunehmend die Frage nach dem Umgang mit speziell nicht christlichen Religionen, speziell mit der des Islam. Religiöse Vielfalt ist auch in Bielefeld mittlerweile eine Lebenswirklichkeit. Fragestellungen und Konfliktpotenziale ergeben sich u. a. in folgenden Bereichen: Bauvorhaben und Bau religiöser Zentren. Durchführung von Prozessionen / Zeremonien etc. Freistellung an religiösen Feiertagen. Einhaltung von Speisevorschriften. Kleidung und Einhaltung von Kleidungsvorschriften. Unterschiedliche Einstellungen zum Körper: Wahrung von Scham- und Tabugrenzen. Einhaltung bzw. Wahrnehmung von Gebetszeiten (z. B. in Kindertageseinrichtungen, Schulen, Krankenhäusern, bei Bundeswehr, Polizei, im Strafvollzug, in Heimen / Einrichtungen für Seniorinnen bzw. Senioren). Hochzeit und Ehe (binationale Paare). Seelsorge. Umgang mit Sterbenden und Toten. Friedhofgestaltung und Vorschriften. Kommunen befinden sich hier im Spannungsfeld zwischen ihrem Grundsatz der religiösen Neutralität und kommunalen Fragestellungen, in denen Religion zumindest eine mitbestimmende, ggf. auch relevante Rolle spielt. Hier ist es sicher besser, aktiv den Dialog zu suchen und zu gestalten, statt die Thematik zu ignorieren und sich zu distanzieren. Kommunen wollen und können sich grundsätzlich zwar nicht in religiöse Fragen einmischen. Andererseits ist die religiöse Überzeugung oft genug Grund für Diskriminierung, Ausgrenzung z. B. auf dem Bildungssektor, dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt, im Alltagsleben. Die Unkenntnis über unterschiedliche Religionen und deren konkrete Ausübung führt in diesem Kontext häufig zu Vorurteilen, Ängsten, Ablehnung. Es stärkt die Solidarität in einer Stadtgesellschaft, wenn hier offene Gesprächs- und Dialogkulturen gesucht, gefördert und ausgestaltet werden. Interreligiöser Dialog ist dabei als kommunal gesteuerte Kommunikationsstruktur anzusehen, wenn 2 Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Säkularismus (Stand: 01.01.2009): Unter Säkularismus versteht man eine aus der Säkularisierung (mentaler Prozess der Trennung von Religion und Staat) und der Säkularisation (konkreter Prozess der Ablösung der weltlichen Macht religiöser Institutionen) erwachsene Weltanschauung, die sich auf die Immanenz und Verweltlichung der Gesellschaft beschränkt und auf darüber hinausgehende Fragen verzichtet. Der Begriff wurde von Friedrich Gogarten geprägt und unter anderem eingeführt, um eine Aussöhnung der christlichen Kirchen mit der Säkularisierung zu ermöglichen. Die kirchliche Seite betrachtet die dem Begriff des Säkularismus zugrunde liegende Weltanschauung meist als ideologisch - was Kritiker ihr wiederum als ebensolche Ideologie vorwerfen. 10 Angehörige unterschiedlicher religiöser Gruppen gemeinsam(e) soziale Themen aus der jeweiligen religiösen Perspektive diskutieren, Angehörige unterschiedlicher religiöser Gruppen gemeinsame Veranstaltungen organisieren, die dem gegenseitigen Kennenlernen und dem Abbau von Vorurteilen dienen, Angehörige unterschiedlicher religiöser Gruppen gemeinsame Maßnahmen und Projekte entwickeln, die das interkulturelle und interreligiöse Zusammenleben und die Solidarität in der Stadtgesellschaft verbessern. In Bezug auf die religiöse Situation in Deutschland – damit auch in Bielefeld – kann man inzwischen von einer intensiven Heterogenität sprechen. Die religiöse Landschaft ist in Deutschland bunter geworden. Zunächst sind die beiden christlichen Großkirchen in sich pluraler, als es den Anschein hat. Dann ist das Christentum in Deutschland nicht nur durch den römischen Katholizismus 3 und die evangelischen Landeskirchen vertreten. Die drittgrößte Kirche stellt die orthodoxe Kirche 4 dar, die sich mit Blick auf die Herkunftsländer ihrer Mitglieder in diverse Einzelkirchen untergliedert. Daneben gibt es die Freikirchen 5, wie etwa die Baptisten, Methodisten, Mennoniten sowie vor allem im evangelikalen und pfingstlich3 Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Katholizismus (Stand: 01.01.2009): Der Begriff Katholizismus bezeichnet die Gesamtheit römisch-katholischer Glaubens- und Lebensanschauungen, Organisationsformen und Bräuche. Er wird in unterschiedlichen Zusammenhängen unterschiedlich verwendet. Innerhalb der Theologie wird er dann gebraucht, wenn die universale Natur der Kirche, oder eine besondere Betonung kirchlicher Tradition und Liturgie hervorgehoben werden soll. Soziologisch bezeichnet er jedoch weniger die offizielle Lehre, Liturgie und Hierarchie als vielmehr das tatsächliche Denken, Empfinden und Handeln katholischer Bevölkerungsteile besonders dort, wo sie die Mehrheit bilden und milieuprägend wirken. Katholizismus leitet sich vom Griechischen κάτολος (κατά: herab, gegen, entgegen; ὅλος: ganz, umfassend) ab und bedeutet im ursprünglichen Sinne allumfassend, universell. Im griechischen klassischen Altertum verwendeten Aristoteles und Polybius diesen Begriff, wie auch die ersten Christen in seinem nichtkirchlichen Sinn. In Europa prägt der Katholizismus die Zivilisation vor allem in Ländern, in denen die Reformation schwach war oder mit der Gegenreformation weitgehend wieder rückgängig gemacht wurde. Dazu gehören Italien, Spanien, Portugal, Österreich, Bayern, Böhmen und Frankreich auch Irland, Polen und Kroatien, wo die nationale Identität dem Katholizismus besonders nahe steht, da in diesen Ländern sich jeweils eine nationale Opposition auf den überlieferten Katholizismus stützte (gegen Großbritannien, gegen Russland, gegen die Osmanen bzw. Serben). 4 Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Orthodoxe_Kirchen (Stand: 01.01.2009): Orthodoxe Kirchen (von griech. ορθός „richtig, geradlinig“, und δόξα Verehrung oder δοκείν „Glaube“, d. h. die richtige Verehrung oder rechte Lehre Gottes, im Slawischen pravoslavnaja cerkov „Kirche des wahren Wortes“) nennen sich die christlichen Kirchen des byzantinischen Ritus, die im griechischen Kulturraum entstanden oder von dorther gegründet worden sind. Davon zu unterscheiden sind die so genannten Altorientalischen Kirchen, die zusammen mit den orthodoxen Kirchen und den mit Rom unierten Kirchen östlicher Riten als Ostkirchen bezeichnet werden. 5 Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Freikirche (Stand: 01.01.2009): Der Begriff Freikirche bezeichnete ursprünglich eine Kirche, die – im Gegensatz zu einer Staatskirche – vom Staat unabhängig war. Infolge der Trennung von Religion und Staat hat der Begriff diese eindeutige Bedeutung verloren und ist einem Bedeutungswandel unterworfen: Inzwischen wird er häufig dazu verwendet, eine bestimmte Kirche gegenüber Volkskirchen abzugrenzen. Dabei wird das Attribut „frei“ je nach Zusammenhang und Absicht unterschiedlich verstanden, etwa im Sinne von freiwilliger Zugehörigkeit, organisatorischer Unabhängigkeit, Zugehörigkeit zu einer Minderheit oder als Hinweis auf eine bestimmte theologische Richtung. Unter den Freikirchen im ursprünglichen Sinne lassen sich folgende Kategorien unterscheiden, wobei sich nicht alle Freikirchen eindeutig in dieses Schema einordnen lassen: § die „prinzipiellen“ Freikirchen. Darunter versteht man solche Freikirchen, für die sowohl die Trennung von Kirche und Staat als auch die freiwillige Mitgliedschaft zu den Grundsätzen ihrer Ekklesiologie gehören. Zu dieser Art gehören zum Beispiel die Baptisten, die Mennoniten und die Pfingstler. § Freikirchen, die sich aus innerkirchlichen Erneuerungsbewegungen (Pietismus, Gemeinschaftsbewegung, Methodismus) gebildet haben. Hierher gehören unter anderen die Herrnhuter Brüdergemeine, die Evangelische Gesellschaft für Deutschland, die Stadtmission und die Heilsarmee. § Kirchen, die sich aufgrund eines „Bekenntnisnotstandes“ von einer bestehenden Kirche getrennt und sich als Freikirche organisiert haben. Von einem Bekenntnisnotstand spricht man, wenn die Führung einer Kirche aus der Sicht eines Teiles ihrer Angehörigen von wesentlichen Glaubenssätzen abweicht, z. B. ein zu enges Verhältnis mit dem Staat eingeht. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel die Selbständige EvangelischLutherische Kirche, die altreformierte Kirche und die Evangelische Brüdergemeinde Korntal. Nach ihrem Selbstverständnis ist die altkatholische Kirche keine Freikirche, da nicht sie sich aufgrund eines Bekenntnisnotstands von der römisch-Katholischen Kirche getrennt habe, sondern Rom habe sich von ihr durch das Erste Vatikanische Konzil getrennt. 11 charismatischen Bereich 6 zahlreiche weitere unabhängige Vereinigungen und Strömungen. In den letzten Jahrzehnten haben sich – vor allem bedingt durch Zuwanderung – andere Religionen an die Seite des Christentums und des Judentums gestellt, von verschiedenen islamischen Richtungen bis hin zum Buddhismus und zu Hindu-Religionen. Schließlich ist die Personengruppe zu nennen, die keiner Religionsgemeinschaft angehört, wobei dies nicht zwangsläufig heißen muss, dass diese Menschen nicht auch religiös sind. Religion wird zunehmend zu einem Thema, zu dem man sich verhalten muss. 6 Vgl. URL: http://www.ka.stadtwiki.net/Pfingstlich-charismatische_Bewegung (Stand: 01.01.2009): Die Entstehung der pfingstlich/charismatischen Bewegung geht zurück an den Anfang des 20. Jahrhunderts. In einer kleinen Kirchengemeinde in Los Angeles (Azuzza-Street-Church) beten die Christen dort um die Ausgießung der Kraft Gottes, wie sie die Apostel an Pfingsten erfahren hatten (siehe Neues Testament 1. Korintherbrief Kap.12:7+14:4a+14). Daraus entstand die weltweite Pfingstbewegung und später (ca.1970-75), als diese Bewegung Eingang in die traditionellen Kirchen fand, die charismatische Bewegung. Das Wort charismatisch bezieht sich auf die Charismen (Geistesgaben). Kennzeichen dieser Bewegung ist der Glaube an die Gaben des Hl. Geistes und daran, dass diese der Kirche auch noch heute zur Verfügung stehen (z.B. Gabe der Heilungen, prophetischen Rede, der Weisheitsrede usw., siehe auch 1.Korintherbrief Kap.12-14). Die Gottesdienste sind stark durch moderne Anbetungsmusik (mit Bands) geprägt. Die Predigten behandeln Themen des praktischen Glaubenslebens. Diese christliche Bewegung hält in ihrer Dynamik bis heute noch an und geht quer durch alle christliche Kirchen (katholisch, evangelisch, freikirchlich). Ca. 600 Millionen Menschen rechnen sich derzeit dem pfingstlichcharismatisch orientierten Christentum zu, und man nimmt an, dass jedes Jahr fast 19 Millionen dazu kommen. Am stärksten wächst die Bewegung in Lateinamerika, Afrika und Asien, aber auch in den USA und Europa findet Wachstum statt. Als Gegenpol gelten die Freikirchen in evangelikal-pietistischer Tradition. Die Extrempositionen (Geistesgaben müssen bei jedem Christen sichtbar sein vs. kommen in nachbiblischer Zeit nicht mehr vor) werden aber von den bekannteren Vertretern nicht mehr vertreten, die praktischen Unterschiede verschwimmen daher zunehmend. Auch die äußeren Formen hängen eher von Alter, Zusammensetzung und Traditionen der Gemeinden als von der ursprünglichen theologischen Ausrichtung ab. 12 II. Religionen / Religionsgemeinschaften in Bielefeld 7 II.1 Christentum Das Christentum ist mit ca. 2,2 Milliarden Anhängerinnen bzw. Anhängern vor dem Islam (ca. 1,4 Milliarden Musliminnen und Muslime) und dem Hinduismus (rd. 900 Millionen) die größte Religion der Erde (s. auch Ziff. I – Vorbemerkung –). Das Christentum ist die Religion der sakramentalen 8 Taufe und der darin begründeten Kirche. Es ist eine gestiftete, monotheistische und missionierende 9 Religion. Seine Wurzeln liegen im Judentum, in Palästina, zur Zeit der römischen Herrschaft zu Beginn des 1. Jahrhunderts. Das Christentum geht zurück auf die Anhängerinnen bzw. Anhänger des jüdischen Wanderpredigers Jesus von Nazareth. Jesus wird von den Christen als der Christus (der Gesalbte), also der jüdische Messias 10, verehrt sowie als der Mensch gewordene Sohn Gottes. Der Kern der christlichen Religion rührt nach ihrem Selbstverständnis aus der bedingungslosen Liebe Gottes gegenüber den Menschen. In dieser Liebe, in der sich Gott offenbart bzw. sich selbst erschließt, wird die Beziehung `Mensch – Welt – Gott´ geklärt. Wie alle Religionen mit Exklusivitätsanspruch versteht sich das Christentum selbst entweder als der alleinige Ort, an dem sich Gott den Menschen zugewandt hat oder zumindest als der Ort, an dem er dies in angemessenster, geklärtester und unüberholbarer Weise getan hat. Nach der ersten Position werden alle anderen Religionen als Versuche des Menschen angesehen, mit seinen Anstrengungen und „Werken“ Gott, oder dem, was er dafür hält, zu gefallen und sich ihm zu nähern; die andere Position sieht diese Versuche als unzureichend geklärte. Diese Klärung, die in Gottes Offenbarung geschieht, ist jedoch für beide dieser Positionen ein Geschenk (Gnade) Gottes und nicht durch aktives Tun des Menschen zu erreichen. Christlicher Lehre zufolge, die auf dem biblischen Zeugnis basiert, hat sich Gott in Jesus Christus der sündigen Menschheit zugewandt. Der Tod Jesu Christi am Kreuz wird dabei als dienende Erlösertat Gottes angesehen. In Jesus ist somit die Schuld und Sünde der gesamten Menschheit aufgehoben. Als Initialzündung des christlichen Glaubens gilt die Erschließung dieser Gewissheit zu Ostern, dem dritten Tag nach Jesu Kreuzigung, an dem Gott an Jesus die Auferstehung bzw. Auferweckung als erstem von allen Menschen bewirkt und somit die Botschaft („Reich Gottes“) dieses Jesus von Nazareth bestätigt haben soll. 7 Quellen der nachfolgenden Übersicht und Zusammenfassung u. a.: Internet (Selbstdarstellungen von Religionen, Kirchen; Wikipedia; Übersicht zu christlichen Kirchen und Gemeinden „On the Move“ Deutschland (Bleichstr. 104, 33697 Bielefeld), Stellungnahmen und Eigendarstellungen einzelner (Frei-) Kirchen, Gemeinden, Vereine) etc.. 8 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Sakrament: Als Sakrament bezeichnet man in der christlichen Theologie einen Ritus, wie zum Beispiel die Taufe, der als sichtbares Zeichen beziehungsweise als sichtbare Handlung eine unsichtbare Wirklichkeit Gottes bewirkt, sie vergegenwärtigt und an ihr Anteil gibt. 9 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Mission: Mission wird im Christentum als Verkündigung des christlichen Glaubens (Evangelium) an Menschen verstanden, die nicht an Jesus Christus glauben oder sich innerlich von ihm entfernt haben. Der Begriff leitet sich vom lateinischen "missio" (Sendung) ab. Darunter versteht man die Ausbreitung des Glaubens oder die Entsendung von Missionaren, die oftmals durch eine kirchliche Institution oder ein überkonfessionelles Missionswerk unterstützt werden. Der "Sendbote" wird Missionar genannt. 10 Vgl. URL: http://www de.wikipedia.org/wiki/Messias (Stand: 01.01.2009): Der Begriff Messias (hebräisch משיח Maschiach oder Moschiach, aramäisch Meschiah, griechisch Χριστός - Christos, latinisiert Christus) stammt aus dem Tanach und bedeutet „der Gesalbte“. 13 Auf diesen Oster- bzw. Auferstehungsglauben gründet sich die christliche Gemeinschaft („Kirche“). Diesen Glauben versuchte man, zusammen mit der Erinnerung an Jesus von Nazareth als dem Verkünder der Botschaft Gottes im historisch gewachsenen und in mehreren Konsensbewegungen festgelegten neutestamentlichen Kanon 11 authentisch festzuhalten und zu bewahren. Ein wesentliches Kennzeichen dieses Kanons sind die – durch die anfängliche Gemeinde – auf Jesus von Nazareth übertragenen alttestamentlichen Hoheitstitel wie „Christus/Messias“, „Sohn Gottes“ und andere. Vom Wesenskern her könnte man das Christentum als ein von Jesus von Nazareth reformiertes Judentum bezeichnen. Jesus selbst wird zuweilen auch die erneuerte Tora oder der dritte, nicht von Menschenhand erbaute Tempel genannt. II.1.1 Römisch-katholische Kirche in Bielefeld – Kirchengemeinden – Mit 55.202 (Stand: Dezember 2007) Mitgliedern ist die römisch-katholische Kirche die zweitstärkste Religionsgemeinschaft. Das Dekanat 12 Bielefeld-Lippe hat seinen Sitz an der Crüwellstraße 4, 33615 Bielefeld, (Tel.: 0521 / 3294520). Angeschlossen sind hier die in Pastoralverbünden zusammengeschlossenen Kirchengemeinden im Stadtgebiet Bielefeld, verschiedenste Einrichtungen, wie etwa die Ausländermissionen und das Citykloster. Dechant ist Herr Klaus Fussy. 11 Vgl. URL: http://www.nak.de/news.de/20030121-128-de.html: Mitte des 4. Jahrhunderts nach Christus wird von dem Kirchenvater Athanasius für die Bibel der Begriff Kanon gebraucht. Damit bezeichnet er die für die christliche Kirche verbindlichen heiligen Schriften des Alten und Neuen Testaments. Die Bezeichnung Altes und Neues Testament für die beiden Teile der christlichen Bibel findet sich zuerst bei dem Kirchenvater Irenäus von Lyon um 180 nach Christus. Zunächst wurde das Alte Testament allgemein "die Schriften" genannt, dieser Name wurde ab Mitte des 2. Jahrhunderts auch für das Neue Testament benutzt. Das Alte Testament, das aus Gesetz, Propheten und Schriften besteht, war die Bibel Jesu und die der ersten Apostel. Es wurde im christlichen wie im jüdischen Gottesdienst gelesen und ausgelegt. Die älteste urchristliche Verkündigung des Evangeliums war in ihrem Kern alttestamentliche Schriftauslegung: Man war überzeugt, dass die heilige Schrift Israels auf Jesus Christus hinweist. Ganz so haben die alten Apostel die jüdische Bibel gelesen, weil sie von Jesus Christus gelehrt waren, dass die Schrift von ihm zeugt (vgl. Johannes 5,39). Wie der Kanon des Alten Testaments, so hat auch der des Neuen eine verwickelte und in vielen Fällen unbekannte Geschichte. An seinem Anfang stehen die Sammlungen der mündlich überlieferten Worte des Herrn. Sie hatten schon in neutestamentlicher Zeit die gleiche, wenn nicht eine höhere Autorität wie die alttestamentlichen Schriften. Ende des ersten und im Lauf des zweiten Jahrhunderts werden die Apostelbriefe gesammelt und als für den Glauben verbindliche Schriften angesehen. Vermutlich schon zu Anfang des 2. Jahrhunderts gibt es eine Sammlung von Briefen des Apostels Paulus. In den folgenden Jahrzehnten entsteht auch eine Zusammenstellung der vier Evangelien, die in den Gottesdiensten Verwendung findet. Erst 367 nennt der Kirchenvater Athanasius in seinem 39. Osterfestbrief das Neue Testament in seinem heutigen Umfang von 27 Schriften. Innerhalb der östlichen, also heute orthodoxen Kirchen war damit die Diskussion um den Kanon weitgehend beendet. Eine afrikanische Synode von 393 schloss sich der Meinung des griechischen Kirchenvaters an, und 405 betonte auch Papst Innozenz I. die Verbindlichkeit dieser Sammlung. Innerhalb der orthodoxen und katholischen Kirchen war damit die Gestalt des Kanons und seine Gültigkeit für die christliche Lehre und den Glauben nicht mehr umstritten. Eine etwas andere Position verfocht Martin Luther, der innerhalb des neutestamentlichen Kanons eine gewisse Stufung und Wertung vornahm. Für ihn gehörten die Briefe des Jakobus, Judas, der Hebräerbrief sowie die Offenbarung des Johannes nicht zu den "rechten gewissen Hauptbüchern" des Neuen Testaments, deshalb wurden sie auch ans Ende der Briefsammlung gesetzt. Luthers Meinung fand weder bei den anderen Reformatoren noch in der später nach ihm benannten lutherischen Kirche Zustimmung. Luther ordnete die neutestamentlichen Briefe nach der Bedeutsamkeit für seine Theologie und wich damit von der bisherigen Tradition ab. In den katholischen Bibelausgaben des Neuen Testaments steht beispielsweise der Hebräerbrief gleich nach den Paulusbriefen und auf ihn folgt der Judasbrief noch vor den Petrus- und Johannesbriefen. 12 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Dekanat: Ein Dekanat (früher teilweise auch Dekanei; von lat. decanatus zu decem, "zehn": ursprünglich ein Gebiet von etwa zehn Pfarreien) ist das Amt oder der Bezirk eines Dekans oder Dechanten) und somit vor allem der Begriff für eine kirchliche Verwaltungseinheit. 14 II.1.1.1 Römisch-katholische Kirche in Bielefeld – Kirchengemeinden – Pastoralverbund Bielefeld-Mitte Katholische Kirchengemeinde St. Jodokus Bielefeld Klosterplatz 1, 33602 Bielefeld. Pfarrvikarie St. Pius Standort der Kirche: Piusweg 7, 33617 Bielefeld. (Anschrift: Klosterplatz 1, 33602 Bielefeld). Katholische Kirchengemeinde St. Liborius Meindersstr. 25, 33615 Bielefeld. 15 Pastoralverbund Bielefeld-Mitte-Nord-Ost Katholische Kirchengemeinde St. Joseph Josefstr. 14 a, 33602 Bielefeld. Katholische Kirchengemeinde Maria Königin des Friedens Pfarrkirche Maria Königin (Baumheide) Donauschwabenstr. 38 – 40, 33609 Bielefeld. Katholische Kirchengemeinde Maria Königin des Friedens Pfarrkirche Heilig-Kreuz (Filialkirche Brake) Grundstr. 30, 33729 Bielefeld. 16 Pastoralverbund Bielefeld-Mitte-Ost Katholische Kirchengemeinde St. Bonifatius Stieghorster Str. 31, 33605 Bielefeld. Katholische Kirchengemeinde Liebfrauen Bielefeld Fritz-Reuter-Str. 5, 33604 Bielefeld. Pastoralverbund Bielefeld-Ost Katholische Kirchengemeinde St. Meinolf Meinolfstr. 1 a, 33607 Bielefeld. 17 Katholische Kirchengemeinde St. Hedwig Heepen Hillegosser Str. 26, 33719 Bielefeld. Pastoralverbund Brackwede-Quelle-Ummeln Katholische Kirchengemeinde Herz Jesu Brackwede Mackebenstr. 17, 33647 Bielefeld. Katholische Kirchengemeinde St. Michael Ummeln Am Depenbrockshof 39, 33649 Bielefeld. 18 Pastoralverbund Im Bielefelder Westen Katholische Kirchengemeinde Heilig Geist Spandauer Allee 48, 33619 Bielefeld. Katholische Kirchengemeinde Christ-König Weihestr. 9, 33613 Bielefeld. Pastoralverbund Schildesche-Jöllenbeck Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Ringenbergstr. 12, 33611 Bielefeld. 19 Pfarrvikarie Liebfrauen Jöllenbeck Wordstr. 5, 33739 Bielefeld. Pastoralverbund Senne Katholische Kirchengemeinde St. Bartholomäus Wittestr. 6, 33659 Bielefeld. Katholische Kirchengemeinde St. Thomas Morus Rheinallee 46, 33689 Bielefeld. 20 Katholische Kirchengemeinde St. Kunigunde Hirschweg 43, 33689 Bielefeld. //.1.1.2 Citykloster Bielefeld CityKloster Bielefeld Klosterplatz 1, 33602 Bielefeld. Leiter: Pastor Stefan Tausch. //.1.1.3 Gemeindeverband Katholischer Kirchengemeinden-Minden-Ravensberg-Lippe Der Gemeindeverband Katholischer Kirchengemeinden Minden-Ravensberg-Lippe – Sitz: Turnerstraße 2, 33602 Bielefeld – ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, zu der sich alle katholischen Kirchengemeinden aus den Kreisen Gütersloh, Herford, Lippe, MindenLübbecke und der kreisfreien Stadt Bielefeld zusammengeschlossen haben. Der Verband erledigt alle Verwaltungsaufgeben aus den Bereichen Finanzen, Personal, Liegenschaften, Bau usw. II.1.1.4 Orden, Klöster Orden, Klöster und Ordensleben 13 sind engagiertes Christsein in Gemeinschaft, ist konsequente "Nachfolge Christi" in immer neuem Gewand. Ordensleben ist vielfältig, vielseitig, zeitlos. Es kommt aus einer oft langen geistlichen Tradition und sucht immer neue Bezüge zur Gegenwart. Die Vielfalt und Unterschiedlichkeit des Ordenslebens hat ihren Ursprung in der Art, wie Jesus Christus sein Leben und seine Sendung gestaltet hat. Sein einfacher und bedürfnisloser Lebensstil, die Lebensgemeinschaft mit seinen engsten Freunden, die zur Schicksalsgemeinschaft wird, seine Hinwendung zu armen und geschundenen Menschen, sein Eintreten für die an den Rand der Gesellschaft Gedrängten, seine Hilfe für Kranke und Leidende, sein ermutigendes Wort für Verzweifelte und Suchende, seine froh machende Botschaft von Gottes Sorge um jeden einzelnen, sein Umherziehen zur Verkündigung des Evangeliums, seine stellvertretende Hingabe im Kreuzestod, seine 13 Vgl. URL: http://www.orden.de/index.php?rubrik=22&seite=ordgem_liste_orden&verweis (Stand: 03.10.2008) 21 bleibende Gegenwart als auferstandener Herr, all das hat Menschen begeistert, die zusammen mit Gleichgesinnten solche Aspekte des Lebens und der Sendung Jesu zum Mittelpunkt ihres eigenen Lebens und ihrer gemeinsamen Sendung machten. Damit antworteten sie auf Nöte ihrer Zeit, auf Bedürfnisse der Kirche und auf Entwicklungen in Gesellschaft und Staat. Ordensleben ist oft auch Kontrapunkt und kritische Existenz. Ordensleute wollen mit ihrer Lebensform eine lebendige Erinnerung daran sein, dass das Leben mehr ist als Essen und Trinken, als Raffen und Schaffen, als die knappe Zeitspanne zwischen Geborenwerden und Sterben. Ordensleute stehen dafür, dass es wichtiger ist zu sein als etwas oder vieles zu haben, dass das Leben auch über den irdischen Tod hinausragt, dass das Loslassen des eigenen Ich nicht Verlust bedeutet, sondern aus der Isolation zur Gemeinschaftserfahrung führt. Ordensgelübde sind ein öffentliches Versprechen, auf eine begrenzte Zeit oder lebenslang nach den Grundprinzipien des Evangeliums und den Grundsätzen der konkreten Ordensgemeinschaft leben zu wollen. Am bekanntesten sind die drei Ordensgelübde "Armut, ehelose Keuschheit und Gehorsam", die in den meisten Ordensgemeinschaften als die wichtigsten Empfehlungen ("Ratschläge", "Räte") des Evangeliums – in unterschiedlicher Ausgestaltung – den Inhalt der Ordensprofess bilden. Hinzu kommen oder an deren Stelle treten in bestimmten Ordensgemeinschaften noch andere Gelübde, wie z. B. die "stabilitas loci" (die Ortsgebundenheit, d. h. in jenem Kloster für immer zu bleiben, in das man eingetreten ist) oder die "conversio morum" (das Versprechen, sich immer neu zurückzubesinnen auf die Grundsätze des Evangeliums und sein Leben immer wieder darauf auszurichten). //.1.1.4.1 Armen-Schwestern vom Bielefeld, St. Franziskushospital – heiligen Franziskus – Gertrud-Frank-Konvent Franziskanerinnen ist ein Oberbegriff für verschiedene römisch-katholische Ordensgemeinschaften von Frauen, die sich in ihren Statuten an der Drittordensregel 14 des 14 Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Dritter_Orden (Stand: 01.01.2009): Mit Dritter Orden werden christliche Gemeinschaften bezeichnet, die gemeinsam mit Männerorden (Erster Orden) und Frauenorden (Zweiter Orden) eine Ordensfamilie bilden. Man unterscheidet § regulierte Dritte Orden mit klösterlichem Charakter (zum Beispiel Elisabethinen) und § „weltliche“ Dritte Orden, deren Mitglieder verschiedenen Ständen und Berufen angehören, sich an der jeweiligen Ordensregel orientieren und nach einer Probezeit (Noviziat) ein Versprechen auf Lebenszeit ablegen. Diese Art von Drittordensmitgliedern wird bei manchen Ordensgemeinschaften auch Familiaren genannt. Die Mitglieder eines Dritten Ordens werden Terziaren (auch Tertiaren, von lateinisch tertius, der Dritte) genannt. Die Anfänge gehen zurück auf fromme Laienvereinigungen beiderlei Geschlechts, zum Beispiel die Beginen und Begarden, die sich aus religiösen und sozialen Gründen bestehenden Orden anschlossen. Ursprünge bildeten auch die Absichten von Personen, das Ordensideal zu verwirklichen, obwohl sie durch ihre Lebensumstände, beispielsweise eine Ehe, am Klostereintritt gehindert waren. Die ältesten Dritten Orden haben die Franziskaner und die Dominikaner (Dominikanische Gemeinschaft, Laiendominikaner). Zur Ordensfamilie des heiligen Franziskus zählen § Erster Orden: Franziskaner (OFM), Kapuziner OFMCap, Minoriten (= Franziskaner Konventualen) OFMConv § Zweiter Orden: Klarissen, Kapuzinerinnen, Klarissen-Kapuzinerinnen, Arme Klarissen § Dritter Orden: o reguliert: Tertius Ordo Regularis (TOR): Amigonianer, Elisabethinen, Seraphisches Liebeswerk, Liebfrauenschwestern, Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz, zahlreiche Kongregationen von Franziskanerinnen, Kapuzinerinnen o „weltlich“: Ordo Franciscanus Saecularis (OFS): Franziskanische Gemeinschaft, FraVivo, Anglikanische Franziskaner § Säkularinstitute. Die (kleine) Ordensfamilie des heiligen Johannes Bosco umfasst die Salesianer Don Boscos („Gesellschaft des heiligen Franz von Sales“), die Don-Bosco-Schwestern („Töchter Mariens, der Hilfe der Christen“) und die „Vereinigung der Salesianischen Mitarbeiter“. 22 heiligen Franziskus orientieren. In welchem Umfang die Franziskus-Regel übernommen und durch eigene Akzente ergänzt oder modifiziert wird, ist von Gemeinschaft zu Gemeinschaft unterschiedlich. Die Mehrzahl heutiger Franziskanerinnen ist in sozial-caritativen Arbeitsfeldern aktiv 15. Die Gemeinschaft, die Armen-Schwestern vom heiligen Franziskus, wurde von Franziska Schervier gegründet 16. Franziska, 1819 als Tochter eines Nadelfabrikanten in Aachen geboren, erkannte schnell die Probleme der sozialen Randgruppen in der aufstrebenden Industriegesellschaft. Die soziale Stellung ihrer Familie hinderte sie nicht daran, aus den Konventionen ihrer Zeit auszubrechen. Sie kümmerte sich um Wohnungen für Arbeiterfamilien, regelmäßigen Schulunterricht der Fabrikarbeiterkinder, errichtete Suppenküchen, pflegte Cholera- und Pockenkranke. Franziska Schervier verstand die "soziale Frage", ohne sie je studiert zu haben. Ihre Liebe zu Christus bewegte sie, ihm in den Armen zu dienen. Pfingsten 1845 gründete sie mit einigen Gefährtinnen die Ordensgemeinschaft der ArmenSchwestern vom heiligen Franziskus. Das Wort Jesu: "Ihr sollt meine Wunden heilen und Seelen retten" war das geistliche Motiv für die Bahnbrecherin moderner Caritas. Franziska setzte sich für Arme und Notleidende ein, leistete Gefangenen und Prostituierten Beistand, begleitete zum Tode Verurteilte. Sie scheute auch heftige Auseinandersetzungen mit Bürokratismen in Kirche und Staat nicht. Die Gemeinschaft, der sich in kurzer Zeit viele junge Frauen anschließen, erhält ihre besondere Prägung durch das Vorbild des heiligen Franz von Assisi. Am 14. Dezember 1876 stirbt Franziska Schervier, von der Bevölkerung liebevoll "Mutter der Armen" genannt. Sie wird 1974 von Papst Paul VI. selig gesprochen. Ihre Grabstätte befindet sich in der Klosterkirche des Mutterhauses in Aachen. Zu ihren Lebzeiten und danach wurden Niederlassungen in Deutschland und Amerika, später auch in Belgien gegründet. Derzeit gehören der Provinz der Armen-Schwestern vom hl. Franziskus 312 Schwestern an, die in insgesamt 37 Konventen in Deutschland, Belgien, Dänemark und Russland leben. Der Gertrud-Frank-Konvent lebt seine Sendung im St. Franziskus Hospital, dem sog. „Klösterchen", und in der Pfarrgemeinde St. Jodokus in Bielefeld. Zum Gertrud-Frank-Konvent gehören acht Schwestern (Aachener Franziskanerinnen). Die Schwestern sind seit April 1869 in Bielefeld tätig. Die erste Wohnung der Schwestern befand sich in der Ritterstr. 61 in Bielefeld. Das Haus war sehr klein und wurde sehr bald „Klösterchen“ genannt. Als die Schwestern nach einem Jahr an den jetzigen Standort in der Stapenhorststr. in Bielefeld umzogen, wurde der Name „Klösterchen“ übertragen. In der Krankenhausseelsorge ist das Gespräch mit allen Patientinnen bzw. Patienten wichtig, vor allem aber die Begleitung der Schwerkranken und Sterbenden sowie das Gespräch mit den Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern und Angehörigen. Um die Weitergabe des Glaubens an 15 16 Vgl. URL: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Franziskanerinnen (Stand: 06.10.2008) Vgl. URL: www.schervier-orden.de/site/navigation/uebersicht.php (Stand: 06.10.2008) 23 die Kinder und die Familien bemüht sich der Konvent in der Pfarrseelsorge und in der Altenheimseelsorge ist das Wohl des alten Menschen im Blick. In der Tätigkeit in der Krankenhausbücherei geht es um den gesamten Dienst am Kranken aus der Sicht des christlichen Glaubens. In den verschiedenen hauswirtschaftlichen Arbeiten sorgen die Schwestern für das leibliche Wohl der Menschen. Gertrud-Frank-Konvent Bielefeld St. Franziskushospital Kiskerstr. 26, 33615 Bielefeld. Ansprechpartnerin: Schwester M. Ildefonsa Vith (sr. [email protected]) //.1.1.4.2 Kloster der Ursulinen zu Breslau Der Orden der heiligen Ursula, kurz Ursulinen (lat. Ordo Sanctae Ursulae, OSU), ist ein von Angela Merici 1535 in Brescia gegründeter und von Papst Clemens VII. bestätigter katholischer Frauenorden, der die heilige Ursula als Schutzpatronin der Gemeinschaft ausgewählt hat, mit dem Ziel der Erziehung und Bildung junger Mädchen. Die katholische Kirche feiert das Fest der heiligen Ursula am 21. Oktober. 1537 wird Angela Merici erste Ordensoberin. Im letzten Vermächtnis an ihre jungen Schwestern spricht sie die Bedingung aus, die für einen Weg der Zuversicht damals wie heute gilt: "Wenn ihr in Treue alles erfüllt, was euch der Heilige Geist nach Zeiten und Umständen eingeben wird, so freut euch und seid guten Mutes." 17 Die Gründung der Compagnia di Sant’ Orsola eröffnet Frauen eine Alternative zu Ehe oder Klosterleben. Die Zahl der Mitglieder wächst schnell. Vielerorts in Norditalien entstehen neue Gemeinschaften. Die Ursulinen sind der erste weibliche Schulorden. Der ursprünglich als offene, nicht in klösterlicher Abgeschiedenheit lebende Gemeinschaft konzipierte Orden wandelt sich im Laufe des 16. Jahrhunderts zu einer geschlossenen Klostergemeinschaft. Nach dem Konzil von Trient werden die Ursulinen mit Katechismus 18Unterricht für Mädchen betraut. Bald kommen auch Lesen, Schreiben, Rechnen und Handarbeit dazu. Über Avignon werden in Frankreich Gemeinschaften nach dem Brescianer Vorbild gegründet, in denen die Schwestern meist zusammenleben. Die Ursulinen von Paris 17 Vgl. URL: http://www.ursulinen.asn-graz.ac.at/konvent/foederation.htm (Stand: 03.10.2008) Vgl. URL.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Katechismus (Stand: 01.01.2008): Der Katechismus ist seit dem Beginn der Neuzeit ein Handbuch der Unterweisung in den Grundfragen des christlichen Glaubens. Mit dem Wort Katechismus wurde die Taufkatechese für die Erwachsenen und seit der Einführung der Kindertaufe das Glaubensexamen der Taufpaten bezeichnet. 18 24 und Bordeaux werden auf eigenen Wunsch 1612 bzw. 1616 in einen Orden mit strenger Klausur umgewandelt. Viele Gemeinschaften schließen sich dem Beispiel an. Der Unterricht wird nun innerhalb der Klostermauern erteilt. Daneben unterhalten die Schwestern zumeist eine Internatsschule. 1639 gehen die ersten Schwestern als Missionarinnen nach Übersee und gründen in Kanada Ursulinenklöster. 1639 gründen Schwestern aus Liège das erste deutsche Ursulinenkloster in Köln. In rascher Folge entstehen neue Ursulinenklöster im deutschsprachigen Raum. Sie führen zumeist eine Bürgerschule und eine Höhere Töchterschule mit Internat. In den politischen Krisenzeiten Europas werden die Schulen geschlossen und die Klöster beschlagnahmt. Sie blühen aber danach jeweils schnell wieder auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg erleben die Ursulinenschulen, nach Schließung insbes. der Schulen im Jahre 1940 durch das NS-Regime, eine starke Expansion. Die Konvente leiden jedoch zunehmend unter Nachwuchsmangel. Heute gibt es Ursulinen in fast allen Teilen der Welt. Sie leben in unterschiedlichen Gemeinschaftsformen und gehen den verschiedensten Aufgaben nach. Mit weltweit 13.000 Mitgliedern sind die Ursulinen einer der größten Schwesternorden. Es existieren heute in Europa mehrere Zweige des Ursulinenordens: § § § Föderation deutschsprachiger Ursulinen mit autonomen Klöstern in Deutschland, Österreich, Italien und Chile, gegr. 1971. Ursulinenkongregation Calvarienberg-Ahrweiler (Mutterhaus Bad Neuenahr-Ahrweiler, zu dieser Kongregation gehören die Konvente in Aachen, Krefeld und Trier). Ursulinen der römischen Union (Generalat in Rom, gegr. 1900). Außerdem gibt es noch die ökumenische Gesellschaft der heiligen Ursula – Säkularinstitut Sankt Angela Merici – in Flensburg und Augsburg und externe oder aggregierte Ursulinen als Tertiaren 19. 1907 gründen die deutschen Ursulinen den "Verband selbstständiger deutscher Ursulinenklöster". 1971 wird der Verband erweitert: Es schließen sich die Kongregationen der Düsseldorfer Ursulinen sowie einige Klöster aus dem deutschsprachigen Ausland – Bruneck, Innsbruck, Graz – an. Der Verband erhält Statuten und wird umgewandelt in die "Föderation deutschsprachiger Ursulinen". Dieser Förderation gehören insgesamt 26 selbständige Klöster und Einrichtungen in Deutschland an 20. Träger des Ursulinenklosters in BielefeldSchildesche ist der Convent der Ursulinen zu Breslau. Die Ursulinen zu Breslau – Ordo Sanctae Ursulae – sind gem. kirchlicher Rechtsform eine Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts, zivilrechtlich eine eigenständige Körperschaft des öffentlichen Rechts durch preußisches Gesetz vom 22.05.1888. 19 20 Vgl. URL.: http:// www.orden-online.de/wissen/u/ursulinen/ (Stand: 03.10.2008) Vgl. URL.:http://www.orden.de/ (Stand: 03.10.2008) 25 Der Convent der Ursulinen zu Breslau ist Träger der Marienschule der Ursulinen in Bielefeld-Schildesche. Vor allem der Energie und Tatkraft von Mater Benedicta ist es zu verdanken, dass der Convent nach Kriegsende, nach Flucht und Vertreibung aus Breslau, 1946 in Bielefeld eine neue Heimstatt und ein neues Betätigungsfeld gefunden hat. Prälat Johannes Schmidt, ehemaliger Pfarrer von St. Jodokus, hatte schon länger den Wunsch nach einem katholischen Gymnasium gehegt. Als er aus Breslau geflohenen Ursulinen begegnete, begann er sofort, diesen Gedanken zu verwirklichen. In der „inneren“ Struktur erlebten Schule und Schulgeschichte vor einigen Jahren eine bedeutsame Veränderung: Schwester Carola Kahler übergab die Schulleitung nach 34 Jahren am 01.02.2004 an Günter Kunert, Lehrer für Deutsch und Musik und Leiter des Vokalensembles der Schule. Schwester Carola, als Oberin des „Conventes der Ursulinen zu Breslau in Bielefeld“ zugleich Repräsentantin des Schulträgers, und Günter Kunert als Schulleiter wirken nun zusammen, um die Zukunft der Marienschule aus der ursulinischen Tradition heraus zu gestalten. In Hinsicht auf die schul- und unterrichtsorganisatorischen Strukturen und entsprechend den bildungspolitischen Möglichkeiten im Land NRW reagierte die Schule seit Gründung der Bundesrepublik auf die jeweiligen Erfordernisse im Bereich von Bildung und Erziehung § § § § mit Integrationsprogrammen für Spätaussiedlerinnen bzw. -aussiedler (seit 1962 bis heute), mit der Einrichtung des wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Aufbauzweiges für Realschulabsolventinnen bzw. -absolventen (1966), mit der Einführung der Koedukation (1971), mit dem Vorlaufmodell zur reformierten Oberstufe (1972). Die Marienschule ist durch die Mitarbeit u. a. in der ODIV (Verband der Direktoren von Ordenschulen) und im AKS (Arbeitskreis katholischer Schulen) eingebunden in die Strukturen des katholischen Schulwesens in Deutschland und hat dadurch regelmäßig Anteil an Erfahrungen und Initiativen der hier vertretenen Schulen 21. Der Konvent der Ursulinen zu Breslau in Bielefeld/ Winterberg hat am 14. Juli 2007 Schwester Carola Kahler für eine 4. Amtszeit zur Oberin wiedergewählt. 21 Vgl. URL.: http:// www.marienschule-bielefeld.de/ (Stand: 03.10.2008) 26 Ursulinenkloster Marienschule Sieboldstrasse 4a, 33611 Bielefeld. II.1.1.5 Kroatische Gemeinde Katholische Kroatische Kirchengemeinde Turnerstr. 2, 33602 Bielefeld. Pfarrer: Slavko Rako. //.1.1.6 Polnische Gemeinde Katholische Polnische Kirchengemeinde, Greifswalder Str. 65, 33605 Bielefeld. Pastor: Dr. Krzysztof Romanowski. II.1.1.7 Ukrainische Gemeinde Die ukrainische griechisch-katholische Kirche (UGKK) gehört zur Kirchengruppe der Kirchen des byzantinischen Ritus, welche in voller Einheit mit dem Apostolischen Stuhl 22 stehen und seine geistige und rechtliche Oberhoheit anerkennen. „Ritus“ bedeutet in diesem 22 Vgl. URL.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Heiliger_Stuhl (Stand: 01.01.2009): Der Heilige Stuhl (lateinisch Sancta Sedes; auch Apostolischer Stuhl genannt) bezeichnet als Völkerrechtssubjekt den Papst als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche allein oder zusammen mit den Einrichtungen der römischen Kurie. Obwohl auch als „Vatikan“ bezeichnet, ist der Heilige Stuhl vom Staat der Vatikanstadt zu unterscheiden, der ein Staat mit Staatsgebiet, Staatsvolk und Staatsgewalt ist. Allerdings ist der Papst Oberhaupt des Staates der Vatikanstadt, welchen der Heilige Stuhl zwischenstaatlich vertritt. 27 Kontext die liturgische, theologische, geistige und rechtliche Tradition. Die UGKK ist die größte katholische Ostkirche eigenen Rechts (sui juris). Namen, mit denen die Kirche bezeichnet wird: Unierte Kirche. Ukrainische Katholische Kirche. Ukrainische Katholische Kirche des byzantinischen Ritus. Kiewer Katholische Kirche. Der Begriff „griechisch-katholische Kirche“ wurde von der österreichischen Monarchin MariaTheresia im Jahre 1774 eingeführt, um sie von den römisch-katholischen und der armenischen katholischen Kirche zu unterscheiden. In offiziellen kirchlichen Dokumenten wurde für die UGKK der Begriff „Ecclesia Ruthena unita“ gebraucht. Ab 1960 taucht in den offiziellen Bezeichnungen der Name „Ukrainische Katholische Kirche“ auf, womit vor allem die in der Diaspora lebenden ukrainischen Katholiken bezeichnet wurden sowie auch die Untergrundkirche in der damaligen Sowjet-Ukraine. In der päpstlichen Jahresstatistik Annuario Pontificio gebraucht man die Bezeichnung „Ukrainische Katholische Kirche des byzantinischen Ritus“. Bei der Bischofssynode der UGKK im September 1999 wurde die Bezeichnung „Kiewer Katholische Kirche“ vorgeschlagen, wodurch die Identität der Kirche unterstrichen würde. Die Anfänge der Seelsorge für die in Deutschland lebenden ukrainischen Katholiken des byzantinischen Ritus reichen in die 20iger Jahre des 20. Jahrhunderts zurück. Die Nationalitätenpolitik der nach dem Ersten Weltkrieg wieder gegründeten polnischen Republik veranlasste viele Ukrainer aus dem galizischen Raum (Westukraine), für immer oder zumindest zu Studienzwecken ihre Heimat zu verlassen und sich in Deutschland niederzulassen. Auch als Saisonarbeiter kamen Ukrainer nach Schlesien, Bremen, Hamburg und ins Rheinland. Die deutsche Sprache war ihnen nicht ganz fremd, da Galizien mehr als ein Jahrhundert lang dem Habsburger Reich angehört hatte. In den Jahren 1930 bis 1933 wurde in der Ukraine eine Zwangskolchosierung durchgeführt, die mit einer Verfolgung der Bauern verbunden war. Etwa 7 Mill. Ukrainer verloren dabei ihr Leben, viele flohen. Im Zuge dieser neuen Flüchtlingswelle kamen seit 1930 ukrainische Theologiestudenten nach München, die an dem von Kardinal Michael Faulhaber gegründeten St.-Andreas-Kolleg studierten. Deutsche, Weißrussen und Ukrainer bereiteten sich dort auf eine eventuelle spätere Tätigkeit in der Seelsorge vor. Das Kolleg wurde von Pater Chrysostomus Baur, OSB, geleitet. Vor dem Zweiten Weltkrieg sollen in Deutschland etwa 50.000 katholische und orthodoxe Ukrainer gelebt haben. Während des Krieges stieg diese Zahl auf über 2 Mill. an. Eine neue Welle setzte ein, als 1945 viele Ukrainer vor den einrückenden Russen nach Deutschland flohen. Im Juni 1945 lebten allein in Berlin ca. 5.000 Ukrainer. Im Jahr 1927 errichtete der damalige Metropolit 23 von Halyc und Erzbischof von Lemberg, Andrij Scheptyckyj, ein Seelsorgedekanat für die katholischen Ukrainer in Berlin, wo als erster Seelsorger der selig gesprochene Priester Petro Werhun wirkte. Werhun wurde schon 1937 Päpstlichen Hausprälaten und 1940 zum Apostolischen Visitator 24 und Administrator 25 23 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Metropolit: Der Titel des Metropoliten bezeichnete im frühen Christentum einen Oberbischof, der einem Verbund von Bistümern vorstand und seinen Sitz in einer Provinzhauptstadt (Metropolis, altgr. µητρόπολις, „Mutterstadt einer Kolonie“) hatte. 24 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Apostolischer_Visitator: Ein Apostolischer Visitator ist ein Beauftragter des Papstes, der mit besonderen und umfassenden Befugnissen ausgestattet ist. Die Untersuchten sind laut 28 ernannt, also zum Oberhirten der katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland. Unter seiner Administration waren etwa zehn Priester in der Ukrainerseelsorge tätig. Am 22. Juni 1945 wurde Prälat Werhun von den Sowjets verhaftet, in die UdSSR deportiert und dort zu acht Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er starb als Bekenner an seinem Zwangsaufenthaltsort in Krasnojarsk am 7. Februar 1957. An die Stelle von Prälat Werhun trat am 12. Oktober 1945 der Priester Mykola Wojakowskyj, der die Amtsbezeichnung „Stellvertretender Leiter der Apostolischen Visitatur“ führte. Mit der Neuordnung der Ukrainerseelsorge im Ausland durch Papst Pius XII übernahm 1947 Erzbischof Iwan Buczko als Apostolischer Visitator in Westeuropa auch die Leitung der Seelsorge für die in Deutschland lebenden katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus. Sein ständiger Vertreter und Generalvikar in Deutschland wurde der spätere Prälat Petro Holynskyj. In der Nachkriegszeit versuchten Kommunisten, die in Deutschland lebenden Ukrainer zur Rückkehr in ihre Heimat zu überreden – wo sie dann als Kollaborateure 26 verurteilt und in Arbeitslagern interniert wurden. Statt in die Ukraine zurückzukehren, wanderten daher viele Ukrainer in die Vereinigten Staaten und nach Kanada, Australien oder Argentinien aus. Im damaligen Gebiet der Bundesrepublik blieben ungefähr 50.000 bis 60.000 ukrainische katholische und orthodoxe Ukrainer. Die Seelsorgestellen für Ukrainer blieben auch in der Nachkriegszeit erhalten. Sie bilden das Fundament für die heutige Ukrainerseelsorge. Am 17. April 1959 errichtete Papst Johannes XXIII. für die in Deutschland lebenden katholischen Ukrainer des byzantinischen Ritus eine Apostolische Exarchie 27 mit eigener Jurisdiktion, die direkt dem Papst untersteht, vergleichbar mit einem Apostolischen Vikariat der lateinischen Kirche. Erster Oberhirte wurde der damalige Kanzler der ukrainischen Metropolitaneparchie 28 in den USA, Dr. Dr. Platon Kornyljak, der am 7. Juli 1959 die Bischofsweihe erhielt Die ukrainische griechisch-katholische Kirche, zu der sich in der Ukraine ca. 5 Mill. Gläubige bekennen, war in der Zeit der Sowjetunion (1946 – 1989) verboten. Die Bischöfe sind fast alle in Gefangenschaft gestorben. Der Patriarch Joseph Slipyj war 18 Jahre in sowjetischen Gefängnissen und Lagern, später wurde er nach Rom entlassen, wo er vom Heiligen Stuhl zum Kardinal ernannt wurde und von wo aus er die Geschicke der ihn anvertrauten Kirche lenkte. Zum Überleben der Kirche in der Heimat leisteten viele im Ausland lebende Ukrainer selbstlosen Einsatz: So wurde z. B. christliche Literatur in die Ukraine geschickt, und mit Hilfe von Radiosendungen, Zeitungen usw. konnte die Verbindung auch über den `Eisernen Kirchenrecht verpflichtet, "vertrauensvoll mit dem Visitator zusammenarbeiten, indem sie auf rechtmäßiges Befragen wahrheitsgemäß" zu antworten haben. 25 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Administrator_(Katholische_Kirche): Ein Administrator (von lat. administrare „verwalten“) ist im Katholischen Kirchenrecht der Vorsteher eines juristisch selbstständigen Kirchengebietes oder einer bestimmten Einrichtung. 26 Vgl. URL.: http://www.memory-alpha.org/de/wiki/Kollaborateur (Stand: 01.01.2009): Ein Kollaborateur ist eine Person, die mit dem Feind zusammenarbeitet. 27 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Apostolische_Exarchie_: Die Apostolische Exarchie für katholische Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien ist ein Jurisdiktionsbezirk der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, einer mit Rom unierten Kirche. 28 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Eparchie: Mit Eparchie wird ein Bistum (bzw. Diözese) im Bereich der orthodoxen Kirchen bezeichnet. Der "Bischof" einer Eparchie nennt sich Eparch. Eparchen außerhalb des angestammten Territoriums einer Kirche sind Exarchen, ihr Wirkungsfeld heißt Exarchat. Auch die mit der römischkatholischen Kirche unierten ostkirchlichen Bistümer sowie Bistümer der römisch-katholischen Kirche mit byzantinischem Ritus werden als Eparchien oder Exarchate bezeichnet. 29 Vorhang´ 29 hinweg aufrechterhalten werden. Der Wunsch der katholischen Ukrainer, ihre in der Heimat im Untergrund lebende Kirche zu unterstützen und zu erhalten, prägte ihr Leben und stärkte ihr Zusammengehörigkeitsgefühl. Auch nach der Wende versteht sich die Apostolische Exarchie als Teil der ukrainischen Kirche; allerdings hat sich der Schwerpunkt ihrer Aufgaben verlagert. Apostolische Exarchie für katholische Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien (Anschrift: Schönbergstr. 9, 81679 München) / Katholische Ukrainische Kirchengemeinde, Grünstr. 27, 33615 Bielefeld. Pfarrer: Myron Molczko. Ukrainische Kirche Am Alten Dreisch 16 c, 33605 Bielefeld. II.1.2 Evangelische Kirche in Bielefeld – Kirchengemeinden – Der weitaus größte Teil der Bielefelder Kirchenmitglieder gehört der evangelischen Kirche an (Stand Dezember 2007 = 142.468). Der Kirchenkreis Bielefeld umfasst 28 Kirchengemeinden auf einem Gebiet von ca. 170 Quadratkilometern. Der Kirchenkreis Bielefeld hat seinen Sitz im Haus der Kirche, Markgrafenstraße 7, 33602 Bielefeld (Tel. 0521 / 5837 – 0). Hier befinden sich neben dem Kreiskirchenamt die Superintendentur 30, das Sozialpfarramt, das Frauenpfarramt, das Jugendpfarramt, das Öffentlichkeitsreferat und das Schulreferat/Mediothek. Die Kirchenmitglieder im Süden Bielefelds – also in Bielefeld-Brackwede, Bielefeld-Senne und Bielefeld-Sennestadt – gehören zum Kirchenkreis Gütersloh. Grund: Bei der Gebietsreform hatten sich zwar die politischen, nicht aber die kirchlichen Grenzen verschoben. Die Verwaltung hat Ihren Sitz in Gütersloh/Halle. Die insgesamt 37.000 Gemeindemitglieder werden somit bei den statistischen Angaben zum Bielefelder Kirchenkreis nicht berücksichtigt. 29 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Eiserner_Vorhang_(Politik)(Stand: 01.01.2009): Als „Eiserner Vorhang“ wird in der Politik und Zeitgeschichte eine hauptsächlich ideologisch unüberwindbare Grenze nach ihrem Vorbild aus dem Theaterbau beschrieben. Insbesondere bezieht sich der Begriff auf die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR bzw. zwischen den marktwirtschaftlich und größtenteils demokratisch orientierten Staaten des Westens (teilweise angeführt durch die USA) und den planwirtschaftlich gelenkten, sozialistischen Staaten Osteuropas (teilweise unter Vorherrschaft der UdSSR) während des Kalten Krieges. 30 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Kirchenkreis: Ein Kirchenkreis ist in einigen evangelischen Kirchen ein Zusammenschluss mehrerer benachbarter Kirchengemeinden. In anderen Kirchen heißt die vergleichbare Ebene in der Verwaltungshierarchie Dekanat, Kirchenbezirk, Propstei, Ephorie (in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens), Superintendentur oder Klasse (nur bei der Lippischen Landeskirche). Jedoch können auch zwei Begriffe parallel bzw. synonym verwendet werden. 30 Ev. Kirchengemeinden in Bielefeld (Kirchenkreis Bielefeld): Ev.-luth. Kirchengemeinde Altenhagen Studiostr. 25, 33729 Bielefeld. Ev. Altstädter-Nicolai-Kirchengemeinde Süsterplatz 2, 33602 Bielefeld. Ev.-luth. Apostelkirchengemeinde Brückenstr. 35 a, 33607 Bielefeld. Ev.-luth. Kirchengemeinde Babenhausen Babenhauser Str. 151, 33619 Bielefeld. 31 Ev.-luth. Kirchengemeinde Brake Braker Str. 112, 33729 Bielefeld. Ev.-Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde, Am Brodhagen 36, 33613 Bielefeld. o Bezirk Bodelschwingh Voltmannstr. 263, 33613 Bielefeld. o Bezirk Bültmannshof Jakob-Kaiser-Str. 2 a, 33615 Bielefeld. o Bezirk Christus Wellensiek 108, 33619 Bielefeld. o Bezirk Matthäus Am Brodhagen 36, 33613 Bielefeld (Kirche/Gemeindebüro für alle Bezirke). 32 Ev.-luth. Kirchengemeinde Dornberg Am Petersberg 15, 33619 Bielefeld. Ev.-luth. Kirchengemeinde Heepen, Heeper Str. 432, 33719 Bielefeld. o Ev.-luth. Kirchengemeinde Heepen Heeper Str. 432, 33719 Bielefeld. o Gemeindehaus Friedenskirche Hagenkamp 73, 33609 Bielefeld. Ev.-luth. Kirchengemeinde Hillegossen Reichenberger Str. 7, 33605 Bielefeld. 33 Ev.-luth. Kirchengemeinde Hoberge-Uerentrup Markuskirchweg 7, 33619 Bielefeld (Gemeindebüro: Babenhauser Str. 151, 33619 Bielefeld). Ev.-luth. Jakobuskirchengemeinde Jakobusstr. 3, 33604 Bielefeld. Ev.-luth. Kirchengemeinde Jöllenbeck Schwagerstr. 14, 33739 Bielefeld. Ev.-luth. Lydia Kirchengemeinde Johanniskirchplatz 4 a, 33615 Bielefeld. 34 Ev. Markuskirchengemeinde Otto-Brenner-Str. 171, 33604 Bielefeld. Ev.-luth. Martini-Kirchengemeinde Gadderbaum Pellaweg 4, 33617 Bielefeld. Ev.-luth. Kirchengemeinde Milse Gemeindeweg 8, 33729 Bielefeld. Ev.-luth. Neustädter-Marienkirchengemeinde Papenmarkt 10 a, 33602 Bielefeld. 35 Ev.-luth. Kirchengemeinde Oldentrup Siekstr. 14, 33719 Bielefeld. Ev.-luth. Pauluskirchengemeinde Markgrafenstr. 2, 33602 Bielefeld. Ev. Petrikirchengemeinde Petristr. 65 a, 33609 Bielefeld. 36 Ev. reformierte Kirchengemeinde Bielefeld Süsterplatz 2, 33602 Bielefeld 31. 31 Im Jahre 1491 gründeten Augustinerinnen das Schwesternhaus "Zum Mariental". Sie übten praktische Frömmigkeit in der Nachfolge Jesu Christi und widmeten sich der Armen- und Krankenpflege. Die Bielefelder Bürger nannten ihre Niederlassung "Süsterhaus" (Schwesternhaus), und obwohl die Kirche seit über 300 Jahren das Gotteshaus der Bielefelder Reformierten ist, wird sie bis heute auch Süsterkirche genannt. Geistlicher Mittelpunkt der Gemeinschaft war damals die Kapelle, ein einschiffiger gotischer Bau mit vier Jochen und einem Dachreiter mit Glocke (Jahreszahl 1514). Infolge der Reformation löste sich die Schwesterngemeinschaft zu Beginn des 17. Jahrhunderts auf, die unbenutzte Kirche verfiel allmählich. Nachdem die Grafschaft Ravensberg 1649 endgültig brandenburgisch geworden war, gab es in Bielefeld 1657 auf der Sparrenburg den ersten reformierten Gottesdienst. Aus der Schlosskapelle befinden sich noch eine Kanzelbibel sowie Abendmahlsgeräte im Besitz der Gemeinde. In den folgenden Jahren nahm die Zahl der Reformierten stark zu, sodass man ein Gesuch an den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm um Überlassung der baufälligen Süsterkiche schickte. 1671 erfolgte die Schenkung, aber erst am 25. Januar 1682 konnte der erste reformierte Gottesdienst in der Süsterkiche gefeiert werden. Auch die übrigen Gebäude des ehemaligen Klosters kamen in den Besitz der Gemeinde, Reformierte Schule, Pfarrer-, Schulmeister- und Kantorwohnungen fanden dort ihren Platz. Die reformierte Schule wurde erst 1834 geschlossen. In den zwei Jahrhunderten von 1657 bis 1850 nahm die Zahl der Gemeindeglieder von ca. 150 auf rund 500 zu. Vierzig Jahre später, 1890, waren es bereits 2.500, um bis 1900 auf 4.000 und 1910 sogar auf 6.250 zu steigen. Die Industrialisierung zog in diesen Jahren vor allem aus dem reformierten Lippe viele Menschen nach Bielefeld, wo sie eher Arbeit fanden als in ihrer bäuerlichen Heimat. Die wachsende reformierte Gemeinde brauchte eine größere Kirche. Nachdem die Süsterkirche bereits 1861 den Westturm (27 m hoch) erhalten hatte, wurde sie 1891/92 durch ein Querschiff und den Chorraum erweitert, so dass nun rund 250 Menschen in ihr Platz fanden. Dabei ist die Leistung des Baumeisters Trappen besonders zu würdigen. Er hat das ursprüngliche Langhaus so erweitert, dass die Kirche einen stilistisch geschlossenen Eindruck macht. Bemerkenswert sind die Schnitzereien in der Kirche, besonders der typisch reformierte Abendmahlstisch. Auch das 1929 im Chorraum angebrachte Mosaik fügt sich in die Proportionen und Maße des Kirchenraumes ein. Der Zweite Weltkrieg traf die Süsterkirche hart. Bei dem Bombenangriff auf Bielefeld am 30. September 1944 brannte der gesamte Dachstuhl nieder, Regen und Schnee des folgenden Winters richteten großen Schaden an. Durch das Engagement viele Gemeindeglieder konnte die Kirche jedoch bereits 1948 wieder in Gebrauch genommen werden. Die Orgel wurde wieder spielbar gemacht, neue Kirchenfenster, ornamental und farbig zurückhaltend gestaltet, wurden 1950/51 eingesetzt. Im Jahr 1971 erfolgte die letzte größere Renovierung, bei der das Gestühl erneuert und eine neue Kleuker-Orgel mit jetzt 25 Registern angeschafft wurden. Auf Grund der zahlreichen Konzerte in der Kirche, die gern auch von nichtkirchlichen Veranstaltern genutzt wird, wurden 1998 Teile des Gestühls umgebaut, sodass der Platzbedarf im Chorraum heute flexibler gestaltet werden kann. Die Ev.-reformierte Kirchengemeinde Bielefeld ist heute eine von 35 Kirchengemeinden im Kirchenkreis Bielefeld. Von den Mitte des 20. Jahrhunderts über 6.000 Gemeindegliedern sind es heute rund 3.000. Dieser überproportionale Rückgang hängt vor allem mit den weiten Wegen viele Gemeindeglieder zusammen und der Unbekanntheit einer Bielefelder Reformierten Gemeinde bei Zuzügen von Menschen reformierten Herkommens. Die Mitgliedschaft in der Gemeinde heute zeichnet sich bei vielen Gemeindegliedern durch ein hohes Maß an Verbundenheit und Identifizierung aus. Die Gottesdienste sind – vergleichsweise – gut besucht, auch die Gruppen und Kreise der Gemeinde werden trotz weiter Wege gerne angenommen. Die Arbeit mit Konfirmandinnen bzw. Konfirmanden wurde in der Vergangenheit neu konzipiert. Vor allem jüngere Menschen finden durch die Jugendarbeit und den über die Gemeindegrenzen bekannten Posaunenchor eine Heimat. Seit Anfang des letzen Jahrhunderts hat die Ev.-reformierte Gemeinde eine eigene Gemeindepflegestation. Bis zum Jahr 1982 haben Diakonissen aus dem Mutterhaus Detmold auf verschiedenste Art und Weise die Gemeinschaft durch ihre Mitwirkung geprägt. Seitdem arbeiten examinierte Krankenschwestern/-pfleger in der Gemeindepflegestation. Sowohl die Strukturreform der 1970er Jahre (Zusammenlegung zu einer Diakoniestation für mehrere Gemeinden) als auch die Einführung der Pflegeversicherung stellte die Fortführung dieser diakonischen Tätigkeit nicht in Frage. Heute ist die Gemeindepflegestation eine der wenigen diakonischen Einrichtungen innerhalb Westfalens, die ausschließlich von einer einzelnen Gemeinde getragen wird. Das ist nicht einfach ein Festhalten an einer Tradition. Dabei steht im Vordergrund, dass Kranke, Behinderte und hilfsbedürftige alte Menschen von Schwestern/Pflegern 37 Ev.-luth. Kirchengemeinde Schröttinghausen Horstkotterheide 55, 33739 Bielefeld. Ev.-luth. Kirchengemeinde Stieghorst Reichenberger Str. 7, 33605 Bielefeld. Ev.-luth. Stiftskirchengemeinde Schildesche, Johannisstr. 13, 33611 Bielefeld. o Bezirk Schildesche Johannisstr. 13, 33611 Bielefeld (Gemeindebüro für alle Bezirke). betreut werden, die sich auch kennen und zu denen sie eine feste Beziehung aufbauen können. Pflege ist mehr als nur ambulante Versorgung, gleich welche Träger diese Versorgung übernimmt. Die Finanzierung dieser Arbeit kann nicht über die Kranken- oder Pflegeversicherung allein gedeckt werden. Auch die bisherigen Spenden und Kollekten konnten den jährlichen Mehrbedarf nicht garantieren. Darum wurde 1997 ein Förderverein gegründet, um diese wichtige Arbeit, die zum wesentlichen Profil der Ev.-reformierten Gemeinde Bielefeld gehört, zu unterstützen. Nach bisheriger Einschätzung wird dies auch mit den 350 Mitgliedern gelingen. 38 o Bezirk Thomas Sievekingstr. 2, 33611 Bielefeld. Ev.-luth. Auferstehungskirchengemeinde Theesen Theesener Str. 35, 33739 Bielefeld. Ev.-Kirchengemeinde Ubbedissen Ubbedisser Str. 9, 33699 Bielefeld. Ev.-luth. Kirchengemeinde Vilsendorf Vilsendorfer Str. 226, 33739 Bielefeld. 39 Anstaltskirchengemeinde Bethel (Zions-Kirchengemeinde Bethel), Sareptaweg 4, 33617 Bielefeld. o Zionskirche Bethel Sareptaweg 4, 33617 Bielefeld. o Eckardtskirche, Paracelsusweg 8, 33689 Bielefeld. o Lukas-Kapelle Kampstr., 33659 Bielefeld (Schillingshof, v. Plettenberg-Stift). Ev. Jugendkirche luca 31 a Gunststr. 20, 33613 Bielefeld. 31 a luca = lebendig, unabhängig, christlich, anders. Träger der Jugendkirche ist der Kirchenkreis Bielefeld – Jugendpfarramt –, Markgrafenstr. 7, 33602 Bielefeld. 40 Ev. Kirchengemeinden im Verband der Ev. Kirchengemeinden in Brackwede (Kirchenkreis Gütersloh (Brackwede, Senne, Sennestadt)): Ev.-luth. Bartholomäus-Kirchengemeinde Brackwede Kirchweg 10, 33647 Bielefeld. Ev.-luth. Johannes-Kirchengemeinde Quelle-Brock Georgstr. 19, 33649 Bielefeld. Ev. Kirchengemeinde Ummeln Queller Str. 192, 33649 Bielefeld. 41 Ev. Emmaus-Kirchengemeinde Senne, Buschkampstr. 147, 33659 Bielefeld. o Bezirk Christuskirche (Bielefeld-Senne) Buschkampstr. 147, 33659 Bielefeld. o Bezirk Lutherkirche (Senne-Windflöte) Tulpenweg 11, 33659 Bielefeld. o Bezirk Friedenskirche (Bielefeld-Senne) Schopenhauerweg 18, 33659 Bielefeld. Ev. Kirchengemeinde Sennestadt Fuldaweg 1, 33689 Bielefeld. 42 Kreuzkirche Sennestadt Fuldaweg 3 33689 Bielefeld Die Kreuzkirche Sennestadt aus dem Jahr 1894 ist die zweite Predigtstätte der Ev. Kirchengemeinde Sennestadt (Jesus-Christus-Kirche). 129.731 (Stand: Dezember 2007) Bielefelderinnen und Bielefelder sind in sonstigen Religionsgemeinschaften organisiert oder gehören keiner Gemeinschaft an 32. II.1.3 Orthodoxe Kirchen 1. Armenisch-Orthodoxe Kirche Die Armenische Apostolische Orthodoxe Kirche ist die Nationalkirche vor allem auf dem Gebiet des heutigen Armeniens. Sitz der deutschen Diözese ist Köln. Im Rahmen der Arbeitsmigration kamen viele Armenierinnen bzw. Armenier auch nach Bielefeld und Umgebung. In den 70er Jahren konnten Strukturen eines Gemeinschaftslebens verstärkt entwickelt werden, indem neue Kultur- und Kirchengemeinden gegründet wurden, die vor allem soziale wie kulturelle und weniger religiöse Aufgaben verfolgten. Die armenische Gemeinde bietet die Möglichkeit zur Kommunikation, organisiert religiöse Feste sowie historische Gedankenveranstaltungen. Mit Hilfe von christlichen Kirchen vor Ort wurden den Armeniern teilweise Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. So wird das religiöse Leben der Armenier in der Gustav-Adolf-Kirche (Bielefeld-Stieghorst) organisiert. Gottesdienst i. d. R. samstags, Ev. Kirchengemeinde Stieghorst; weiterer Treffpunkt: Nachbarschaftszentrum „KUNZ“, Lipper Hellweg 267, 33605 Bielefeld). Nach eigenen Angaben umfasst die Gemeinde ca. 100 Familien. Armenisch-Orthodoxe Kirche, Armenische Gemeinde Bielefeld, Lipper Hellweg 267/271, 33605 Bielefeld (Kontaktanschrift: Ennigerloher Str. 50, 59032 Oelde). 2. Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde „Apostel Paulus“ Bielefeld Die schon 1961 gegründete Gemeinde ist eine der heute 70 Gemeinden der GriechischOrthodoxen Metropolie 33 von Deutschland, die in Nordrhein-Westfalen wie in den meisten 32 Quelle: Amt für Stadtforschung, Statistik und Wahlen der Stadt Bielefeld Vgl. URL: http://www.schild-des-glaubens.de/Links.php?screenWidth=1600-58k/www.etymologie.info/~e/_n/inplan06.html - 99k: Die Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland wurde 1963 im Zuge einer Neuordnung der griechischen Kirchengemeinden in der Diaspora vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel neu gegründet. Sie ist heute die drittgrößte christliche Kirche Deutschlands mit über 70 Kirchengemeinden und über 33 43 Bundesländern den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts hat. Die Gemeinden haben selbst keinen Rechtsstatus nach deutschem Recht. Zwar Glied der Metropolie, regeln sie ihre Angelegenheiten doch selbstständig. Der der Gemeinde vorstehende Pfarrer wird von dem der Metropolie vorstehenden Metropoliten ernannt. Ein Gemeinderat unterstützt den Pfarrer bei der Erfüllung seiner Aufgaben. Im Einzugsbereich der Gemeinde, der sich im Westen bis zur niederländischen, im Norden bis zur niedersächsischen Grenze, im Osten über Lemgo hinaus und im Süden bis Lippstadt erstreckt, leben ca. 6.000 griechisch-orthodoxe Christen, von denen 300 bis 400 jeden Sonntag die gut 400 Plätze umfassende, 2002 erworbene Kirche besuchen. Neben den Frauen-, Jugend- und Katechumenengruppen mit wechselnden Programmen werden für interessierte Gemeindemitglieder auch Kurse in griechischem Volkstanz, Ikonenmalerei und Nutzung neuer Medien und Kommunikationsmittel angeboten. Es gibt zwei anerkannte griechische Schulen in Bielefeld. Die Gemeinde ist Mitglied der ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) Bielefeld. Sitz/Kontakt: Griechisch-Orthodoxe Kirchengemeinde „Apostel Paulus“ zu Bielefeld Weissenburger Straße 14, 33605 Bielefeld. 3. Makedonisch-Orthodoxe Kirchengemeinde Auslandsseelsorge: Makedonisch-Orthodoxe Kirchengemeinde “Sv. Arhangel Milhail”, c/o Zore Andonoski, Osterfeldstr. 18, 33605 Bielefeld 34. 4. Russisch-Orthodoxe Kirche (des Moskauer Patriarchats) Bielefeld (Билефельд) Die Russisch-Orthodoxe Kirche umfasst weltweit ca. 150 Mill. Gläubige (Stand: Januar 2009). Oberhaupt der Kirche ist seit dem 27.01.2009 Metropolit Kirill als Nachfolger von Alexij II. Die Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland – Deutsche Diözese – (Verklärungskirche) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Gottesdienste werden auf Russisch bzw. Altkirchenslawisch zelebriert. 150 Gottesdienststätten. Eine halbe Million orthodoxer Christen insbesondere griechischer und rumänischer Herkunft gehören ihr an. 34 Vgl. Url.: http://www.laenderkontakte.de/region/europa/mazedonien/auslandsseelsorge/20530/index. html. EMail: [email protected] 44 Russisch-Orthodoxe Kirche – Moskauer Patriarchat –: Z. Zt. finden Gottesdienste in der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes Baptist, Ringenbergstr. 12, 33611 Bielefeld, statt. Pfarrer: Erzpriester Sergei Ilin. Russisch-Orthodoxe Kirche im Ausland (Exarchat) – Deutsche Diözese – (Hl. Apostel Jakobus Gemeinde). 5. Serbisch-Orthodoxe Gemeinde Die serbisch-orthodoxe Gemeinde hat seit 1994 ihren Sitz in Wellensiek. Nach den Angaben der Gemeinde umfasst sie ca. 3.000 Mitglieder in Bielefeld und näherer Umgebung (Gütersloh, Herford, Bad Salzuflen, Detmold). Etwa 200 Personen sind aktiv. Insbes. folgende Aktivitäten durchgeführt: Unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen. Tanzgruppen. Senioren-, Frauen-, und Jugendarbeit. Musikalische Feierlichkeiten zu unterschiedlichen Anlässen. Sitz/Kontakt: Wellensiek 69 a, 33619 Bielefeld. Orthodoxe Kirche von Serbien, Otto-Brenner-Str. 123, 33607 Bielefeld. 6. Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (українськoю мoвою) Historisch gesehen geht die offizielle Gründung der Ukrainischen Orthodoxen Kirche auf den Taufakt durch den Kiewer Fürsten Volodymyr den Großen im Jahre 988 in Kiew, die Taufe der Kiewer Rus', zurück, die bis zum 9. Jahrhundert von vielen Historikern als die Wiege der drei großen slawischen Völker, der Ukrainer, Russen und Belarussen, betrachtet wird. Das Christentum kam aus Byzanz, der Quelle der Kultur. Sieben Jahrhunderte lang unterstand die orthodoxe Kirche in der Ukraine nominell dem Patriarchat von Konstantinopel als ihrer Mutterkirche. Das heißt, die Patriarchen setzten die Kiewer Metropoliten ein, natürlich Griechen, mit einigen Ausnahmen, mischten sich aber in die inneren Angelegenheiten der Kirche nicht ein. Sie konnte sich frei entfalten und im 17. Jh. ihre Blütezeit erleben. Sie war de facto autokephal 35. Diese Ansicht vertritt z.B. auch der russische Historiker Golubinski. Infolge damaliger politischer Verhältnisse in Osteuropa und auf Verlangen Moskaus wurde die Kiewer Metropolie im Jahre 1686 vom Ökumenischen Patriarchen Dionisius IV. von Konstantinopel unter Missachtung kanonischer Bestimmungen von ihrer Mutterkirche abgetrennt und Moskau unterstellt. Dass diese Angliederung ein unkanonischer 36 Akt war, zeugt ein Tomos Sinodikos der Heiligen Synode des Patriarchats von Konstantinopel vom 13. November 1924 zur Autokephalie-Erklärung der Orthodoxen Kirche in Polen. 35 Vgl. URL.: http://www.lexikon.meyers.de/wissen/autokephal (Stand: 01.01.2009): Autokephal [griechisch], eigenständig, mit eigenem (Ober-)Haupt (griechisch »kephal«); kirchenrechtlicher Begriff der orthodoxen Kirche; bezeichnet die Unabhängigkeit der regionalen orthodoxen (Landes-)Kirchen (Autokephalie) in Fragen der Kirchenorganisation und der Weiterentwicklung einzelner Kultformen (z. B. eigene liturgische Sprachen und Landesheilige) bei gleichzeitiger Anerkennung des Ehrenprimats des Ökumenischen Patriarchen innerhalb der Gesamtorthodoxie. Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Autokephalie: Das Wort „Autokephalie“ bezeichnet In der orthodoxen Kirche den höchsten Autonomiegrad einer Kirche. 36 Vgl. URL: http://www.religion.orf.at/projekt03/religionen/christentum/christentum_kirche_orthodoxe_content.htm : "Kanonische" Kirchen: Unter dem Ehrenvorsitz des Patriarchen von Konstantinopel sind 16 Kirchen in voller kirchlicher und sakramentaler Gemeinschaft miteinander verbunden: die Patriarchate von Alexandrien, Antiochien und Jerusalem sowie die Orthodoxen Kirchen in Russland, Serbien, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Georgien, Zypern, Polen, Albanien, Tschechien und Slowakei, Finnland und Estland. Neben diesen kanonischen Kirchen gibt es aber auch sog. "unkanonische" Kirchen – etwa Exilkirchen, die während der kommunistischen Herrschaft die Beziehungen zu ihren Mutterkirchen abgebrochen haben. Aber auch andere politischen Entwicklungen führen zu ähnlichen Entwicklungen. So streben auch die Kirchen in Montenegro und Mazedonien nach dem Zerfall Jugoslawien nach der "Autokephalie", also nach der kirchlichen Selbständigkeit. 45 Es gab mehrere Versuche, eine ukrainisch orientierte orthodoxe Kirche in der Ukraine zu gründen und damit auch die historisch entstandene Kiewer Metropolie wiederherzustellen. Zum ersten Mal nach der Revolution in Russland von 1917 und der politischen Verselbständigung der Ukraine im November 1917, als sich die Cerkovna Rada (Kirchen-Rat) als vorläufige Kirchenleitung der Ukraine deklarierte. Auf die Proklamierung der Unabhängigkeit der Ukrainischen Volksrepublik am 22. November 1918 folgte die Wiederherstellung der ukrainischen orthodoxen Kirche und ihre Autokephalie-Erklärung mit einem Gesetzesakt am 01.01.1919 durch die ukrainische Regierung. Diese Kirche bestand, bis die selbständige ukrainische Staatlichkeit durch die sowjetische Eroberung des Landes endete. Zum zweiten Mal formierte sich diese Kirche auf dem Allukrainischen Orthodoxen Kirchenkonzil in Kiew im Oktober 1921 in der Sowjetukraine. Durch ihre Registrierung gewann diese ukrainische autokephale orthodoxe Kirche einen rechtlichen Status. In der Verfolgung von 1930 wurden diese Ansätze wieder ausgelöscht. Zum dritten Mal wurde die ukrainische autokephale orthodoxe Kirche in der Zeit der deutschen Okkupation der Ukraine auf dauerhafter kanonischer Grundlage begründet. Nach dem Krieg existierte diese ukrainische autokephale orthodoxe Kirche nur im Ausland. Die Ukrainische Orthodoxe Kirche im Ausland, bisher als Ukrainische Autokephale Orthodoxe Kirche (UAOK) bezeichnet, versteht sich als Teil der Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche. Sie ist die während der deutschen Besetzung der Ukraine wiederhergestellte Kirche, die ihre kanonische Stellung in den Jahren 1941 – 1944 mit dem Segen des Warschauer Metropoliten Dionisius erlangt hat, und zwar dadurch, dass Metropolit Dionisius von Warschau, der selbst ein Russe war, seine Jurisdiktion auf die besetzten ukrainischen Gebiete ausdehnte. In seinem Memorandum an die deutschen Zivilbehörden vom 15. Juli 1942 vertrat Metropolit Dionisius die Ansicht, dass gemäß dem Standpunkt des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel seine Ortskirche die Erbfolgerin der alten Kiewer Metropolie in ihrer kanonischen Funktion bis zum Jahre 1686, in dem sie Moskau unkanonisch unterstellt wurde, ist. Metropolit Dionisius sorgte auch für die Wiederherstellung der ukrainischen kanonischen Hierarchie für die Ukrainische Orthodoxe Kirche, deren erste Weihen von den ihm unterstehenden Bischöfen vorgenommen wurden. Mit ihren Eparchien 37 in Nord- und Südamerika, in Australien, Neuseeland und Westeuropa (Diözesen in Belgien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien) unter Leitung des Metropoliten von Eirenoupolis Konstantyn (Ukrainische Orthodoxe Kirche der USA und der Diaspora) bildet sie jetzt einen selbständigen Zweig ihrer historisch entstandenen Mutterkirche, der Kiewer Metropolie. Seit Anfang 1995 steht diese Kirche in kanonischer und eucharistischer 38 Gemeinschaft mit dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel und damit mit allen kanonischen Autokephalen Orthodoxen Ortskirchen. Am 12. März 1995, am Sonntag der Orthodoxie, bestätigte Seine Allheiligkeit Patriarch Bartholomäus in seiner 37 Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Eparchie (Stand: 01.01.2009): Mit Eparchie wird ein Bistum (bzw. Diözese) im Bereich der orthodoxen Kirchen bezeichnet. Der „Bischof“ einer Eparchie nennt sich Eparch. Eparchen außerhalb des angestammten Territoriums einer Kirche sind Exarchen, ihr Wirkungsfeld heißt Exarchat. Auch die mit der römisch-katholischen Kirche unierten ostkirchlichen Bistümer sowie Bistümer der römischkatholischen Kirche mit byzantinischem Ritus werden als Eparchien oder Exarchate bezeichnet. Der Begriff Eparchie (griechisch επαρχία} steht auch für eine 1997 mit dem „Kapodistrias-Plan“ abgeschaffte griechische Verwaltungseinheit, die hierarchisch zwischen den Stadt- und Landgemeinden (Dimos und Kinotita) und dem Präfekturbezirk (Nomos) angesiedelt war. 38 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Eucharistie: Das Abendmahl (auch Eucharistie, Herrenmahl, Altarsakrament, Brotbrechen oder Gedächtnismahl genannt) ist eine Handlung im Rahmen eines christlichen Gottesdienstes, die an das heilvolle Sterben Jesu Christi erinnert und dieses vergegenwärtigt. Es geht auf das letzte feierliche Mahl Jesus von Nazarets mit seinen zwölf erstberufenen Jüngern (Aposteln) am Vorabend seines Todes zurück (gefeiert am Gründonnerstag) und gehört mit der Taufe zu den für fast alle christlichen Kirchen wesentlichen gottesdienstlichen Handlungen. Dabei ist Jesus Christus laut jeweiligem Glauben in der von ihm gegebenen Gemeinschaft, in seinem Wort, im Glauben an ihn, in den verteilten Gaben Brot und Wein gegenwärtig. 46 Ansprache die Aufnahme aller orthodoxer Ukrainer in der Diaspora unter seine Jurisdiktion. Damit wurde die historisch bedingte Bindung zum Ökumenischen Patriarchat wiederhergestellt. Die ersten ukrainischen orthodoxen Gemeinden in der Bundesrepublik Deutschland wurden nach Kriegsende bereits im Sommer 1945 gegründet. Im Herbst 1944 trafen zwölf Bischöfe des ukrainischen Episkopats 39 in Deutschland ein und versuchten, ein kirchliches Leben in Deutschland aufzubauen. Metropolit Polykarp, der sich im Sommer 1945 in der Nähe von Hannover befand, berief die erste Versammlung der Bischöfe, die am 16. Juli 1945 in Bad Kissingen stattfand. Es wurde der Beschluss gefasst, fortan als ein hierarchisches Organ der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche in der Emigration tätig zu werden. So gab es im Sommer 1949 etwa 60 Pfarreien mit rund 20.000 Gläubigen, 127 Priestern und 20 Diakonen. Die Gemeinden im Nachkriegs-Deutschland entfalteten ein reges kirchliches Leben. In München gab es ein Theologisch-Wissenschaftliches Institut und eine Theologisch-Pädagogische Akademie, an der hervorragende emigrierte ukrainische Wissenschaftler und Theologen lehrten. Deutschland blieb aber für viele Flüchtlinge nur eine Übergangsstation. Getrieben von den Erinnerungen an den stalinistischen Terror, an Not und Elend, suchten seit 1948 Tausende Ukrainerinnen bzw. Ukrainer Zuflucht in der „Freien Welt“, in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und in Südamerika. Für die hier gebliebenen und ihre Nachkommen ist Deutschland zur zweiten Heimat geworden. Z. Zt. zählt die Ukrainische Orthodoxe Diözese in Deutschland fünf Priester und einen Diakon. Zwei der Priester befinden sich im Ruhestand. Gemeinden bestehen u. a. in München, Ingolstadt, Neu-Ulm, Regensburg, Karlsruhe, Bielefeld-Sennestadt, Düsseldorf. Im Bundesgebiet befinden sich Tausende neue Zuwanderinnen bzw. Zuwanderer aus der Ukraine, die den Kontakt zur Kirche bei Taufen, Trauungen und anderen persönlichen Angelegenheiten suchen, und zu den Gottesdiensten kommen. Die Ukrainische Orthodoxe Eparchie ist seit 1997 Mitglied der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland – Verband der Diözesen – KOKiD. Sie ist auch in verschiedenen lokalen und regionalen ökumenischen Arbeitsgemeinschaften vertreten. Ukrainische Orthodoxe Kirche, Bielefeld-Sennestadt (Beckhof-Siedlung, Am Bechhof 44, 33689 Bielefeld). II.1.4 Die Freikirchen Außer Staatskirchen 40 und Landeskirchen gibt es auch Freikirchen. Freikirchen wurden gegründet, um christliche Gemeinden nach biblischem Vorbild zu schaffen. Freie Kirche heißt nicht nur, unabhängig und frei zu sein von Staatsverflechtungen, frei ist auch die wirtschaftliche Situation. Mitglieder der Gemeinden unterstützen auf freiwilliger Basis mit Spenden den gesamten Dienst, eine finanzielle Verwicklung mit Interessensgruppen gibt es nicht. Als Freikirche werden Kirchensteuer und Zwangseinzug von Beiträgen abgelehnt. Freikirche sein bedeutet aber vor allem, in Unabhängigkeit und mit freiwilligem Engagement alle Bestrebungen darauf zu richten, entsprechend dem Vorbild des Neuen Testaments zu leben und zu wirken. 1. Baptisten / Baptistengemeinden 39 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Episkopat (Stand: 01.01.2009): Episkopat (von griechisch episcopos „Bischof“) bezeichnet die Gesamtheit der Bischöfe, die Bischofskonferenz eines bestimmten Landes, früher in verschiedenen Zusammenhängen die Reichskirche, die Dauer der Amtsführung eines Bischofs. 40 Vgl. URL: http://www.lexikon.gulli.com/Staatskirche: Als Staatskirche werden Kirchen bezeichnet, die von der Regierung zur offiziellen Religion des Staats bestimmt wurden. Diese Regelungen betreffen das ganze Staatsgebiet. Eine Kirche kann sich als Staatskirche auf das Gebiet eines Staates oder Teilstaates beschränken (z.B. Church of England, reformierte Kirche des Kantons Zürich) oder sie kann in mehreren Staaten offizielle Kirche sein (z.B. vormals die Katholische Kirche in Spanien, in Italien und Belgien). 47 Als Baptisten werden die Mitglieder einer Familie von christlichen Freikirchen bezeichnet, zu deren besonderen Merkmalen die ausschließliche Praxis der Gläubigentaufe gehört. Sie entstammen einer evangelikalen 41 Tradition, der sich die meisten Baptisten auch heute verpflichtet wissen. Ein wesentliches Merkmal der Baptisten ist ihre Ablehnung der Kindertaufe, welche nach ihrem Verständnis nicht dem biblischen Gebot entspricht. Stattdessen lassen sich Baptisten im entscheidungsfähigen Alter taufen. Getauft werden nicht nur Erwachsene, sondern auch Jugendliche. Daher lehnen die Baptisten den Begriff Erwachsenentaufe ab und sprechen lieber von Glaubenstaufe. Insbes. folgende Prinzipien sind für Baptisten relevant: Für Lehre, Glauben und Leben ist die Bibel alleinige Richtschnur. Das höchste Gebot stellt die Nächstenliebe dar, wie Jesus Christus sie verkündet hat. Daraus folgen alle anderen Gebote. Wer seinen Nächsten liebt, der bestiehlt oder tötet ihn nicht. Die Gemeinde Jesu ist eine Schöpfung des Wortes Gottes. Die Verkündigung weckt, stärkt und korrigiert den Glauben des einzelnen Menschen und verlangt nach dessen Antwort. Die Verkündigung des Evangeliums ist die Voraussetzung dafür, dass ein Mensch zum Glauben kommt. Wer zum Glauben an Jesus Christus gekommen ist, wird eingeladen, sich aufgrund seines persönlichen Bekenntnisses taufen zu lassen. Nicht die Taufe, sondern der persönliche Glaube an Jesus Christus als Herrn und Erlöser ist heilsentscheidend. Die örtliche Gemeinde der Glaubenden "verwaltet" das Wort und die von Jesus Christus eingesetzten Zeichen Taufe und Abendmahl. Sie delegiert diese Aufgabe an einzelne Gemeindemitglieder. Grundsatz ist das Priestertum aller Gläubigen. Alle Handlungen, auch Taufe, Abendmahl und Predigt, können von jedem Gemeindemitglied vollzogen werden. Das Abendmahl wird einmal im Monat als Gedächtnismahl gefeiert. Baptisten sehen in der Evangelisation 42 die vordringlichste Aufgabe sowohl des einzelnen Gemeindemitglieds als auch der Gemeinde und ihrer regionalen und nationalen Zusammenschlüsse. Baptisten treten weltweit für Glaubens- und Gewissensfreiheit des Menschen ein. Staat und Kirche sind zu trennen. Keine Religion darf vom Staat bevorzugt behandelt werden. Bei den Baptisten wird das Kreuz ohne Korpus dargestellt, da Jesus auferstanden ist, und demnach nicht mehr am Kreuz verehrt werden kann. Die Theologie der Baptisten ist in vielen Kirchen evangelikal. Einflüsse des Calvinismus 43 44 45 (Bundestheologie), der Erweckungsbewegung , des Puritanismus (im 41 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Evangelikal: Der Evangelikalismus (vom englischen evangelicalism) ist eine theologische Richtung innerhalb des Protestantismus, die sich auf die Irrtumsfreiheit der Bibel als zentrale Grundlage christlichen Glaubens beruft. Der Evangelikalismus ist nicht an eine bestimmte Konfession gebunden, sondern evangelikale Christen können verschiedenen Konfessionen angehören, sie können etwa z. B. reformiert, lutherisch, baptistisch, methodistisch oder anglikanisch sein. In Deutschland gehören evangelikale Christen sowohl den evangelischen Landeskirchen, als auch den Freikirchen an. Evangelikale sind der Überzeugung, dass zum Christentum eine klare persönliche Willensentscheidung (Bekehrung) und eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus gehören. 42 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Evangelisation (Stand: 01.01.2009): Evangelisation ist in kirchlichen Kreisen der terminus technicus für Veranstaltungen, die sich primär an Kirchendistanzierte und Nichtchristen richten. Der Begriff leitet sich vom neutestamentlichen (griech.: εὐαγγέλιoν Evangelium) her und bedeutet, Menschen mit dem Evangelium von Jesus Christus bekanntzumachen und sie zu einer persönlichen Glaubensentscheidung einzuladen. Das zum Begriff Evangelisation dazugehörige Verb heißt evangelisieren, das Adjektiv evangelistisch. Prediger, die bei Evangelisationen auftreten, nennt man Evangelisten. 43 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Calvinismus: Der Calvinismus (auch Kalvinismus) ist eine theologische Bewegung, die auf der Reformation und insbes. den Lehren von Johannes Calvin beruht. Sie bereitete durch ihre spezifische Arbeits- und Wirtschaftsethik der Industriellen Revolution eine wesentliche Grundlage. Die Theologie Calvins ist die unbedingte Heiligkeit Gottes. Alles Menschenwerk, sogar die Glaubensentscheidung, und nicht zuletzt der Kultus der katholischen Kirche (Sakramente, Reliquien, Ablass) galten ihm als Versuche, die Souveränität Gottes einzuschränken und an Irdisches zu binden. Die zum Teil schroffen 48 Züge von Calvins Offenbarungs- und Gnadenlehre sind nur aus diesem Grundanliegen zu verstehen. Im Calvinismus ist vorherbestimmt (siehe Prädestination), ob das Individuum auf dem Weg zur Seligkeit oder auf dem Weg zur Hölle ist. Wie bei allen Richtungen, die aus der Reformation hervorgingen, gehören die vier Solae zur Basis des Calvinismus: § sola scriptura - allein die Schrift ist die Grundlage des christlichen Glaubens (nicht die Tradition). § solus Christus - allein Christus (nicht die Kirche) hat Autorität über Gläubige. § sola gratia - allein durch Gnade Gottes wird der Mensch errettet (nicht wegen seiner eigenen Güte). § sola fide - allein durch den Glauben wird der Mensch gerechtfertigt (nicht durch gute Werke). Darüber hinaus wird die spezifische Lehre des Calvinismus oft in fünf Punkten zusammengefasst: § Völlige Verderbtheit oder völlige Unfähigkeit (Aufgrund des Sündenfalls beherrscht die Sünde den ganzen Menschen, sein Denken, seine Gefühle und seinen Willen. Daher ist der normale Mensch nicht fähig, die Botschaft des Evangeliums zu verstehen, er ist geistlich völlig hilflos und verloren. Der Mensch kann Gottes rettende Botschaft erst verstehen, nachdem er durch den Heiligen Geist dazu befähigt wurde (Römer 5,12, Markus 4,11)). § Bedingungslose Erwählung (Dies ist Calvins Prinzip der doppelten Prädestination. Die Erwählung zum Heil vollzieht sich nach Calvin wie folgt: Gott hat die Menschen in eine Gruppe der Auserwählten und eine der NichtAuserwählten geteilt. Für die Auserwählten hat Gott seine Erkenntnis bestimmt und die Wiedergeburt vorhergesehen. Die Übrigen bleiben unwissend bezüglich Gottes und des Evangeliums. Laut Calvin sind sie von Gott verdammt auf dem Weg in die ewige Hölle. Diese Entscheidung sei noch vor der Schaffung des Universums getroffen worden und somit erst recht vor der Geburt des einzelnen Menschen sowie vor irgendwelchen Entscheidungen, die der Mensch in seinem Leben trifft. Die Gründe warum Gott einige erwählt hat, sind unbekannt. Es ist aber offensichtlich, dass das nicht aufgrund irgendwelcher guten Werke von Seiten des Erwählten geschehen ist. Die Erwählung ist insofern nicht an irgendwelche in der Person des Erwählten liegenden Bedingungen geknüpft (Römer 9,15 Römer 9,21)). § Begrenzte Versöhnung/Sühne (Das ist der Glaube, dass Jesus Christus nicht gestorben ist, um alle Menschen zu retten. Sein Erlösungswerk ist nur an die auserwählten Sünder, die durch ihn gerettet sind, gerichtet. (Matthäus 26,28, Epheser 5,25)). § Unwiderstehliche Gnade (Gemeint ist, dass man die Gnade der Erwählung nicht ausschlagen kann. Der Mensch hat in dieser Hinsicht also keinen freien Willen. Jeder Mensch, den Gott erwählt hat, werde Gott erkennen. Die Erwählten können dem Ruf Gottes nicht widerstehen. (Johannes 6,44, Römer 8,14)). Die Beharrlichkeit der Heiligen (Die einmal Geretteten werden gerettet bleiben. Es sei unmöglich, Gottes Gnade wieder zu verlieren. (Römer 8,28, Johannes 6,39)). 44 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Erweckung: Als Erweckungsbewegung wird innerhalb des reformatorischen Christentums eine Strömung bezeichnet, die die Bekehrung des Einzelnen und praktische christliche Lebensweise besonders betont. Gemeinchristliche oder konfessionelle Dogmen sowie rationales Verstehen treten dahinter zurück. Erweckungsbewegungen gehen davon aus, dass lebendiges Christentum mit der Antwort des Menschen auf den Ruf des Evangeliums zu Umkehr und geistiger Erneuerung beginnt. Der sprachgeschichtliche Hintergrund des Begriffes Erweckung ist das französische „le réveil“, da die Erweckung des 19. Jahrhunderts über die Tuchfabrikanten und -händler in Lyon in den deutschsprachigen Raum kam. Gedanklich LUT fußt der Begriff auf Epheser 5,14 : „Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“ Da nur der Glaube ins ewige Leben führe, ist die Existenz des Ungläubigen dem Tode geweiht. Somit erscheint die Hinwendung zum Glauben als Hinwendung zum Leben, bzw. in Analogie zum Osterevangelium als Erweckung vom Tode. In Medien und in manchen evangelikalen Kreisen ist auch der Begriff Wiedergeburt („wiedergeborener Christ“) statt Erweckung zu finden. Charakteristisch für Erweckungsbewegungen sind persönliche Bekehrungen, die in einer veränderten Lebensweise resultieren. Die meisten Erweckungsbewegungen bildeten sich im protestantischen Umfeld. Einige entstanden am Rand von etablierten Kirchen, andere als geistliche Erneuerung innerhalb bestehender kirchlicher Strukturen, wieder andere außerhalb etablierter kirchlicher Strukturen. Gewöhnlich entstanden sie als Reaktion auf ein Christentum, das als dogmatisch fixiert, liturgisch erstarrt oder rein verstandesbetont empfunden wurde. 45 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Puritanismus: Der Puritanismus war eine vom 16. bis zum 18. Jahrhundert wirksame Reformbewegung in England und Schottland, die für eine weitreichende Reformation der Kirche nach calvinistischen Grundsätzen eintrat. Die Bezeichnung „Puritaner“ wurde zunächst als Spottname gegen derart gesinnte Laien und Geistliche verwendet und leitet sich von ihren Forderungen nach einer „Reinigung“ der Kirche von „papistischen“, also römisch-katholischen, Lehren her. Konfessionell zersplitterte der Puritanismus in eine Reihe verschiedener Denominationen, wie Presbyterianer, Kongregationalisten und Separatisten, auf die viele der heutigen Freikirchen im englischsprachigen Raum ihre Ursprünge zurückführen. Seinen Höhepunkt erreichte er mit dem Sieg im englischen Bürgerkrieg und einer Errichtung einer puritanisch geprägten Republik unter Oliver Cromwell. Nach der Restauration König Karl II. im Jahr 1660 erschöpfte sich der englische Puritanismus als intellektuelle und politische Kraft recht bald, blieb aber insbesondere in den neuenglischen Kolonien bis in das frühe 18. Jahrhundert prägend. Puritanismus wird heute auch als Synonym für „Moralismus“ verwendet, besonders im amerikanischen Sprachgebrauch oft pejorativ für alles und jeden, was „kalt, anämisch, kleingeistig, selbstverleugnend, heuchlerisch und nachtragend“ erscheint. 49 angloamerikanischen Raum) und des Pietismus 46 (im deutschsprachigen Bereich) sind deutlich wahrnehmbar, häufig auch Ideen des Dispensationalismus 47. Zwischen einzelnen Baptistenbünden sowie lokalen Gemeinden kann es allerdings große Unterschiede geben. Evangeliums Christen Baptisten Gemeinde e. V., Donauschwabenstr. 12/20, 33609 Bielefeld. Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Bielefeld-Sennestadt Johanneskirche (Baptisten), Ilmenauweg 1, 33689 Bielefeld (Mitglied im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (Körperschaft des öffentlichen Rechts (K. d. ö. R.)) (BEFG)). Die 46 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Pietismus: Der Pietismus (v. latein. pietas, Frömmigkeit) ist nach der Reformation die wichtigste Reformbewegung im deutschen Protestantismus. Der Pietismus war eine Reaktion auf die Aufklärung. Theologisch löst er die Spannung und das Trauma des Dreißigjährigen Krieges durch Neuorientierung auf das Luthertum. Ging er zeitlich der Aufklärung voraus, geriet er doch mehr und mehr in die Defensive. In der Aufklärung wurde das traditionelle Weltbild durch neue Erkenntnisse der Naturwissenschaft erschüttert und die offizielle Theologie von der aufklärerischen Philosophie angegriffen. Die Theologie reagierte darauf mit einer zunehmenden Verwissenschaftlichung, wurde aber für die normalen Gemeindemitglieder immer unverständlicher. Außerdem verlangte der absolutistische Staat ein Bekenntnis zum offiziellen Dogma, das er in den Vordergrund stellte, hielt aber persönliche Frömmigkeit für störend. Der Pietismus kritisierte beide Entwicklungen, die er für rein äußerlich hielt, und stellte ihnen sein Ideal einer persönlichen, gefühlsbetonten Frömmigkeit entgegen. Der Pietismus ist eine Bibel-, Laien- und Heiligungsbewegung. Er betont die subjektive Seite des Glaubens, entwickelte aber auch einen starken missionarischen und sozialen Grundzug. In der pietistischen Praxis haben Hauskreise mit gemeinsamem Bibelstudium und Gebet oft größere Bedeutung als Gottesdienste. Der Pietismus bekennt sich in vielen seiner Ausprägungen zur Irrtumslosigkeit (Bibeltreue) bzw. gemäßigter zur Widerspruchsfreiheit oder zum für Heilsfragen hinreichenden Charakter der Heiligen Schrift und lehrt hieraus resultierend eine konservative Theologie. Außerdem betont er das Priestertum aller Gläubigen. Neben Theologen wurden auch Laien ohne akademische Bildung – vorrangig Männer – zum Predigtamt geführt: als Redner, „redende Brüder“, in den Hauskreisen („Stunden“, das heißt Erbauungsstunden/Bibelbesprechstunden). Auch heute können pietistische Hauskreise und Veranstaltungen von Laien geleitet werden. 47 Vgl. URL.: http://www.pinwand.ch/Bibel/Dispensationalismus: Dispensationalismus ist eine Bibelauslegung, die verschiedene Zeitalter in der biblischen Heilsgeschichte unterscheidet und bei der Auslegung berücksichtigt. Sie geht dabei von der Wortverwendung "Verwaltung der Gnade" (Eph. 1:1-11) aus. Eine Verwaltung (griech. oikonomia = "Hausgesetz", v. lat. dispensatio) wird demnach als eine Zeitspanne in Gottes Heilsplan definiert, in der eine bestimmte charakteristische geistliche Zielsetzung erkannt werden kann, die sie von anderen unterscheidet. Sie lässt den Menschen dieser Zeit gewisse Gaben, Segnungen und Güter zukommen, die es zu anderen Zeiten so nicht gegeben hat oder geben wird, obgleich die Grenzen nicht scharf gezogen werden können. Wichtig sei, eine schrittweise Entwicklung in zwei Heilskörperschaften zu erkennen. Eine oder mehrere Dispensationen bilden zusammen ein Äon. Bestätigt sehen die Dispensationalisten sich mit 2. Timotheus 2:15. Dort heißt es, dass man sich bemühen soll, "ein Arbeiter zu sein, der das Wort der Wahrheit richtig schneidet (gr.: "ortho-tomeo")". Darunter verstehen sie ein Zuordnen der einzelnen Briefe der Bibel zu den entsprechenden Heilszeiten und Empfängern. Versäumt man dies, entstehen Verwirrung und Widersprüche, denn nach dispensationalistischer Überzeugung gibt Gott je nach Heilsabschnitt unterschiedliche Anweisungen. Jeder Christ, der sich nicht an die Opferregeln und Speisegesetze des Alten Testamentes hält, ist in diesem Sinn ein Dispensationalist, wenn er sich auch dessen nicht bewusst ist. Das Eintreffen bestimmter Ereignisse in der Zukunft genau zu datieren, wird dabei von den meisten Dispensationalisten als unbiblische Spekulation abgelehnt. Begründet wird dies sowohl mit den Warnungen in Matthäus 24:36 und Apostelgeschichte 1:7, als auch mit dem Hinweis, dass Prophezeiungen (des AT) grundsätzlich nur Israel betreffen. 50 Gemeinde wurde 1963 von Mitgliedern der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Bielefeld gegründet. Der BEFG, dem sie angehört, entstand 1941 durch Zusammenschluss der Baptisten mit dem "Bund freikirchlicher Christen" und ist mit ca. 88.000 Mitgliedern die größte Freikirche in Deutschland. Weltweit zählt der Baptistische Weltbund (BWA) über 43 Mio. Mitglieder und ist damit die größte Kirche. Die Gemeinde hat 170 Mitglieder und viele Freunde. Grundlage von Lehre und Leben der Gemeinde ist die Bibel. Die einzelnen baptistischen Gemeinden bilden regionale Vereinigungen. Die Baptisten halten streng an den Gemeindeprinzipien fest, d. h. an der Unabhängigkeit jeder einzelnen Gemeinde, auch in Bezug auf den Staat. Evangelisch Freikirchliche Gemeinde – Hoffnungskirche –, Hermannstraße 51, 33602 Bielefeld. Sie heißt Hoffnungskirche, weil sie auf die lebensverändernde Kraft des Evangeliums von Jesus Christus vertraut. Sie glaubt Gottes Zusagen für gelingendes Leben und hat darum Hoffnung für ihre Gesellschaft und die Welt. Die Gemeinde gehört auch zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG), einem Zusammenschluss von über 930 Gemeinden und Zweiggemeinden mit ca. 88.000 Mitgliedern. Sie ist evangelisch, weil sie das Evangelium, die gute Nachricht von Jesus Christus und der Liebe Gottes, allen Menschen in Wort und Tat weitergeben will. Die Bibel ist Grundlage des Glaubens und verbindliche Richtschnur für das Leben. Die Gemeinde ist freikirchlich, weil sie für die freie persönliche Glaubensentscheidung des Einzelnen eintritt und weil sie als Gemeinde gegenüber dem Staat und anderen Institutionen unabhängig ist. Sie erhebt keine Kirchensteuern und finanziert ihre Arbeit durch Spenden und Mitgliederbeiträge. Das Prinzip der Freiwilligkeit gilt in Bezug auf die Gemeindezugehörigkeit, die Mitarbeit und die Finanzen. Dahinter steht der Grundgedanke, dass sich der Glaube an Gott nicht mit religiösem Zwang verbinden lässt. Sie bildet eine Gemeinde, weil die Mitglieder als Christen nicht alleine leben können, sondern aufeinander angewiesen sind. Durch das gemeinsame Gespräch und Hören auf Gottes Wort, durch das Gebet miteinander und die gegenseitige Anteilnahme und Hilfe ermutigen sich ihre Mitglieder zum Leben als Christen im Alltag. 51 Nachrichtlich (wegen ihrer Lage direkt an der Stadtgrenze zu Bielefeld-Sennestadt) Baptisten-Brüdergemeinde e.V., Heideblümchenstr. 80, 33758 Schloß Holte-Stukenbrok (Sende) 2. Die Mennoniten / Mennonitengemeinden Die Mennoniten stellen eine reformierte 48 christliche Konfession in der Tradition der Täufer dar. Sie waren und sind bestrebt, den Inhalt der Bibel zu leben und diese als Gebrauchsanweisung für ihr Leben zu sehen. Gute Bibelkenntnisse werden von allen Mitgliedern erwartet. Mennoniten gehören zu den Friedenskirchen, die sich an Gewaltlosigkeit und Pazifismus orientieren und vielfach in politischen Krisengebieten diakonisch aufgetreten sind. Ihre Lehre beinhaltet: Bekehrung und Wiedergeburt: Um das Heil in Jesus Christus anzunehmen, muss ein Mensch sich bekehren. Die Bekehrung ist die bewusste Abkehr vom Leben unter der Macht der Finsternis und der Sünde und die Hinkehr zu Gott und zum Leben unter seiner Leitung durch Jesus Christus und durch die Wirkung des Heiligen Geistes. Nicht das Bekehrungserlebnis, sondern das Bekehrtsein ist entscheidend. Die Glaubenstaufe wird an Erwachsenen vollzogen (Erwachsenentaufe). Sie kann durch Untertauchen, Begießen oder Besprengung praktiziert werden. Immer ist sie ein 48 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Reformierte_Kirche: Reformierte sind eine evangelische christliche Konfession, die auf das Wirken von Ulrich Zwingli in Zürich und Johannes Calvin in Genf (Calvinismus) im Zuge der Reformation zurück geht. 52 öffentliches Bekenntnis der Bekehrung und der Wiedergeburt Gott und den Menschen gegenüber. Durch die Taufe wird die Bekehrung besiegelt. Gemeindedisziplin und Christusähnlichkeit: Sündenbekenntnis, Lossprechung von den Sünden, Wiederaufnahme von Sündern in der Gemeinde. Jesus von Nazareth ist Modell und Maßstab für den getauften Gläubigen in Fragen des Glaubens und der Ethik. Von hier aus leiten sich Werte wie Gewaltfreiheit, Liebe für den Nächsten, welche sich in karitativen Diensten ausdrückt, ein hohes freiwilliges Engagement und die Hoffnung auf eine ewige Zukunft bei Gott ab. Das Abendmahl ist ein Gedächtnismahl unter den getauften Gläubigen, das an die Leiden und den Tod Christi erinnert. Die Lehre zwischen den Mennoniten-Brüdergemeinden und den Baptistengemeinden (s. o.) deckt sich in weiten Teilen und ist insofern übereinstimmende Theologie. Die Mennonitengemeinden organisieren sich selbst. Sie sind frei von Kirchensteuern. In Bielefeld – und ggf. Umgebung – gibt es folgende Gemeinden, vorsichtige Schätzungen gehen dabei von ca. 5.000 Mitgliedern aus: Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V. Die Mennonitengemeinde Bielefeld e. V. hat z. Zt. über 2.500 Mitglieder – hinzu kommt noch eine hohe Anzahl von Kindern, die aufgrund der Erwachsenentaufe noch nicht Mitglieder der Gemeinde sind –, die sich in 8 Gemeindehäusern – zwei davon allerdings außerhalb Bielefelds gelegen – treffen: o Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V., Alte Verler Str. 10, 33689 Bielefeld. o Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V., Altenbrede 38, 33613 Bielefeld. 53 o Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V., Brokstr. 63, 33605 Bielefeld. o Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V., Dingerdisser Str. 55, 33699 Bielefeld. o Mennoniten-Gemeinde Bielefeld e.V., Jungbrunnenweg 67, 33609 Bielefeld (BielefeldBaumheide). 54 o Mennonitengemeinde Bielefeld e. V., Elverdisser Str. 27, 33729 Bielefeld (BielefeldMilse). Mennoniten Brüdergemeinde Bielefeld-Brake, Lämmkenstatt 15, 33729 Bielefeld. 55 Mennoniten-Brüdergemeinde Bielefeld Heepen e. V., Kleebrink 3, 33729 Bielefeld (Heepen) + Mennoniten Brüdergemeinde Bielefeld-Oldentrup, Kuckucksweg 71, 33607 Bielefeld (Oldentrup) (= MBG Bielefeld Heepen/Oldentrup). Diese Gemeinde ist 1974 in Bielefeld gegründet worden und hat gegenwärtig ca. 860 Mitglieder. Sie ist Mitglied im Bund Taufgesinnter Gemeinden (BTG). 1979 kaufte die Gemeinde ein Gebäude am Kleebrink, um für die weiter zunehmende Mitgliederzahl ausreichende Räumlichkeiten zu schaffen. 1989 gründete die Gemeinde einen Kinderchor, einen Jugendchor und eine Gemeindebibliothek. Als weiteres wurden eine Gemeindebibelschule, ein Hauskreis und 1989 der Bund der Taufgesinnter Gemeinden gegründet. Von 1990 – 1992 sank die Mitgliederzahl durch die Gründung anderer Gemeinden leicht ab, stieg dann aber bis 1999 wieder auf 752 an. Gemeinden in Spenge, Quelle, Oerlinghausen und Brackwede wurden gegründet. Evangelische Mennoniten-Brüdergemeinde e.V. Bielefeld, Schillerstr. 82 / 89, 33609 Bielefeld. 56 Glaubensgemeinde der evangelischen Freikirche Mennoniten-Brüdergemeinde Bielefeld Mitte e.V., Bleichstr. 77 a, 33607 Bielefeld. 57 Mennonitische Christusgemeinde Brackwede, Glockenweg 9, 33647 Bielefeld. Die 1994 gegründete Gemeinde hat aktuell – 2008 – ca. 80 Mitglieder, ca. 110 – 120 Gottesdienstbesucherinnen bzw. –besucher. Sie ist Mitglied im Bund Taufgesinnter Gemeinden (BTG). Evangelische Freikirche Immanuel – Mennonitische Brüdergemeinde Bielefeld, Scheckenheide 2 a, 33605 Bielefeld. Die Mitglieder der Gemeinde glauben und gehen ihren Weg mit Gott. Dabei kommt es für sie darauf an, eine persönliche Beziehung zu Gott, dem Vater, durch seinen Sohn Jesus Christus zu haben. Jesus Christus nahm Schuld auf sich, als er am Kreuz für die Menschheit starb. Jeder, der das im Glauben für sich in Anspruch nimmt, wird gerettet werden, so sagt es die Bibel, Gottes durch den Heiligen Geist inspiriertes Wort. Der wohl bekannteste Bibelvers überhaupt drückt dieses unmissverständlich aus. In diesem Vers Johannes 3,16 sagt Jesus: "Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn (Jesus Christus) für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben." Somit, so der Glaube, haben die Menschen Frieden mit Gott, was ihrem Leben bleibenden Sinn gibt. Weil Gott die Menschen liebt, will er ihnen Frieden und ein erfülltes Leben geben. 3. Weitere Freikirchen 3.1 Alt-Adventisten Alt-Adventisten, Wittekindstr. 49, 33615 Bielefeld. 58 3.2 Bibelgemeinde e. V. Die Bibelgemeinde besteht aus Menschen, die auf Grund des Zeugnisses der Heiligen Schrift, der Bibel, in einer freien persönlichen Entscheidung zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind. Jesus Christus hat den Menschen Frieden mit Gott und neues Leben geschenkt. In einem freien Entschluss schließen sie sich der Bibelgemeinde an. In gemeinsamer Verantwortung tragen sie die Arbeit der Gemeinde durch persönliche Mitarbeit, freiwillige Gaben und im Gebet. Die Mitglieder der Bibelgemeinde glauben, dass die ganze Bibel Gottes unfehlbares und gültiges Wort an die Menschen ist. Sie glauben, dass Jesus Christus am Kreuz auf Golgatha stellvertretend für die Sünden der Menschen gestorben ist: "Damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben". Jesus Christus ist leibhaftig auferstanden und lebt. Gottes Wort lehrt eindeutig, dass eine persönliche Hinwendung zu Christus und eine Entscheidung zum Glauben notwendig ist, um die Vergebung von aller Schuld zu bekommen. Als Antwort auf den Glauben an Jesus Christus gibt Gottes Wort die Zusage des ewigen Lebens und der Auferstehung zu einem neuen Leben in Herrlichkeit. Anliegen und Ansatz der Bibelgemeinde ist, dass die Menschen einander brauchen. In der Gemeinde möchten die Mitglieder der Gemeinde füreinander da sein, echte Freundschaft pflegen und sich gegenseitig unterstützen. Ihre Erfahrung ist, dass Gott in allen Lebenslagen eine tragfähige Antwort gibt. Deshalb möchten sie helfen, sich mit dem Wort Gottes, der Bibel, ehrlich auseinanderzusetzen und sie besser zu verstehen. Sie treffen sich zu regelmäßigen Bibel-Gesprächskreisen. In offener und freundlicher Atmosphäre suchen sie die Bibel zu verstehen und von ihr zu lernen. Dabei ermutigen sie sich gegenseitig, das Gelernte im Alltag in die Praxis umzusetzen. Die Bibelgemeinde ist eine bibeltreue Freikirche; sie gestaltet ihr Gemeindeleben nach dem Neuen Testament. Der Sonntagsgottesdienst für die ganze Familie umfasst eine Sonntagsschule in altersgerechten Gruppen. Der Gottesdienst am Sonntagmorgen dient der Anbetung Gottes, der Verkündigung der biblischen Lehre und der Gemeinschaft. Während des Gottesdienstes werden die Kinder in kleinen Gruppen, ihrem Alter entsprechend, betreut und in den christlichen Glauben eingeführt. Während der Woche treffen sich verschiedene Gruppen entsprechend ihrem Alter und Interesse. Ein Schwerpunkt der Kinder- und Jugendarbeit sind die Freizeiten. Alle Freizeiten werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern geplant und durchgeführt. Bei den Mitarbeitern wird viel Wert auf eine auf die Bibel ausgerichtete Lebensführung, gelegt. In allen Freizeiten nimmt die altersgerechte Vermittlung biblischer Inhalte einen breiten Raum ein. Dabei ist es das Anliegen der Gemeinde, den Willen Gottes für das Leben zu verstehen und sich von den Maßstäben der Bibel prägen zu lassen. Sportliche Aktivitäten und Abenteuern in der Natur sind obligatorisch. Besonders während der Freizeiten wird Toleranz im zwischenmenschlichen Umgang geübt. Die jungen Menschen sollen ihren persönlichen Fähigkeiten entsprechend gefördert werden und in der verbindlichen Mitarbeit Selbständigkeit und Verantwortung einüben. Die Bibelgemeinde e.V. ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und Mitglied im Bielefelder Jugendring. Die Bibelgemeinde versteht sich als ein kleiner Teil der weltweiten Gemeinde Jesu Christi und weiß sich verbunden mit anderen Gläubigen am Ort und in der ganzen Welt. Sie pflegt regen 59 Kontakt mit vielen Christen in anderen Gemeinden und fördert mit ihnen gemeinsam die Verkündigung des Evangeliums weltweit. Ebenfalls engagiert sie sich in vielen sozialen Aufgaben und in der Jugendpflege. Durch die Mitarbeit in der Konferenz für Gemeindegründung (KfG) besteht Kontakt zu ähnlich orientierten Gemeinden. Hier gibt es die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch in theologischen Fragen oder aus dem Bereich der Gemeindepraxis. Durch die klare Ausrichtung auf die Bibel grenzt sie sich bewusst von allen Sonderlehren, Sondergemeinschaften und Sekten ab. Alle Arbeitsbereiche der Gemeinde werden durch freiwillige Gaben der Mitglieder und Freunde finanziert. Auch werden verschiedene Projekte in der weltweiten Verkündigung des Evangeliums durch Spenden unterstützt. Als eine freie Gemeinde auf der Grundlage der Bibel ist die Bibelgemeinde offen für alle interessierte Menschen. Die Bibelgesprächskreise, Jugendstunden und Gottesdienste sind offen für alle. Freikirche Bibelgemeinde e. V. Bünder Str. 5, 33613 Bielefeld (Postanschrift: 1. Vorsitzender der Bibelgemeinde e. V., G. Hahm, Auf der Horst 17, 33719 Bielefeld). 3.3 Biblisch-Evangelische Gemeinde OWL Biblisch-Evangelische Gemeinde OWL Braker Str. 109, 33729 Bielefeld. 3.4 Christliche Gemeinde (Christian Church Outreach Mission) – CCOMI – Die CCOMI ist eine internationale, nicht-konfessionelle Glaubens-Gemeinde. Sie ist eine Gemeinde im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) 49. 49 Vgl. URL: http://www.bfp.de/index.php?id=41: Der Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) ist eine evangelische Freikirche und eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Er hat eine kongregational60 Sie predigt den gekreuzigten Christus, die Kraft und Weisheit Gottes. Die Vision ist die Schaffung eines internationalen, nichtstaatlichen konfessionellen Glaubens. Eine Gemeinde mit einem brennenden Herz für die verlorenen Seelen: 'Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium´ (Mark 16:15 – 18. Mark 16:15 – 18). Christliche Gemeinde – CCOM -, Stapelbrede 55 a, 33611 Bielefeld. 3.5 Christliche Versammlung (Freie Brüdergemeinde) Christliche Versammlung Detmolder Str. 258, 33605 Bielefeld. Christliche Versammlung August-Schröder-Str. 2, 33602 Bielefeld. 3.6 „Christus für alle“ Bielefeld e. V. „Christus für alle“ Bielefeld e.V. ist eine Freikirche. Freikirche bedeutet auch hier, dass Menschen sich freiwillig und persönlich für eine Beziehung zu Jesus entscheiden, um dann auch mündige und engagierte Mitglieder einer Gemeinde zu werden und zu sein, als Gemeinde keinerlei politische Zwecke, Ziele oder Absichten verfolgt werden, die Gemeinde ihren Haushalt unabhängig von Steuergeldern durch freiwillige Spenden finanziert. synodale Struktur mit der Bundeskonferenz als wichtigstem Entscheidungsgremium. Die Leitung der örtlichen Gemeinden geschieht durch Älteste, wobei der Pastor als leitender Ältester verstanden wird. Die Delegierten, Pastoren und Mitarbeiter der Gemeinden und Werke im BFP bilden gebietsweise Regionen, wo sie sich zu Regionalkonferenzen zusammenfinden. Innerhalb der Regionen ist das gegenseitige Kennen und Dienen, die Gemeinschaft und das geistliche Miteinander von tragender Bedeutung. Mitgliedschaft im BFP wird wesensmäßig als “Bruderschaft” verstanden, in die man theologisch, beziehungsmäßig und verbindlich eingebettet ist und wo man einander ergänzt und dient wie Glieder am Leibe. 61 Die Gemeinde “Christus für alle” Bielefeld e.V. (= Pfingstgemeinde, die den evangelischen Freikirchen zuzuordnen ist) gibt es seit dem Jahr 2000, damals noch unter dem Namen „Koinonia-Gemeinde Bielefeld“ 50. Durch den Namen soll deutlich werden, dass Christus für alle zugänglich und erfahrbar ist. Wenn Menschen zu Gott in Beziehung treten und er zur Quelle ihrer Liebe, Kraft und Freude wird, spiegelt sich das auch in heilen Beziehungen untereinander wider und sie werden zu Menschen, die an der Seite Gottes die Welt verändern. Das erlebt die Gemeinde in ihrer Mitte. Aus diesem Grund ist bei ihr nach eigener Darstellung für jeden Platz, um die lebensverändernde Gegenwart Gottes zu erleben. Zurzeit kommen zu den Gottesdiensten Menschen aus mehr als 10 verschiedenen Nationen, alle Generationen sind vertreten, auch finden Menschen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten hier ihr geistliches Zuhause. Aufgrund des großen Anteils russischsprachiger Mitglieder wird der gesamte Gottesdienst, am Sonntag um 10 Uhr, zudem ins Russische übersetzt. Zur Zeit hat die Gemeinde ca. 150 Mitglieder und bis zu 200 Gottesdienstbesucherinnen bzw. -besucher. 2004 wurde die Gemeinde Mitglied des Freikirchlichen Evangelischen Gemeindewerks e. V. (FEGW), das zur Zeit 34 Ortsgemeinden in Deutschland unter seinem Dach vereint. Das FEGW Deutschland ist als deutscher Zweig in die International Church of the Foursquare Gospel eingebettet, einer weltweiten Gemeindegründungsbewegung, die vor 75 Jahren in den USA ihren Anfang nahm und zu der sich heute 52.000 Gemeinden in 147 Ländern mit 5,7 Mio. Zugehörigen zählen. Außerdem gehört sie dem VEF (Vereinigung Ev. Freikirchen) und der Ev. Allianz Bielefeld an. Die Grundpfeiler des Glaubens sind: Jesus, der Retter: Er ist der Geber des ewigen Lebens und starb für die Sünden der Menschen. Jesus, der Heiler: Durch ihn werden die Menschen gesund an Körper, Seele und Geist. Jesus, der Täufer im Heiligen Geist: Er hilft, sein Reich durch göttliche Kraft aufzubauen. Jesus, der wiederkommende König: Die Mitglieder erwarten die Weltvollendung durch seine Wiederkunft. Angegliedert an das Gemeindezentrum ist das Sozialwerk “Zukunft und Hoffnung”. Hier werden integrative Eingliederungsmaßnahmen wie Sprachkurse, kostenlose praktische Hilfsdienste, Arbeitstherapie und Suchthilfe angeboten. “Christus für alle” Bielefeld e.V. Hellingstr. 20 a, 33609 Bielefeld. 50 Koinonia (griechisch) heißt Gemeinschaft. 62 3.7 Christusgemeinde Christusgemeinde Hassebrock 8 a, 33719 Bielefeld. 3.8 Christliches Zentrum Bielefeld Das Christliche Zentrum Bielefeld, kurz CZB, ist eine Gemeinschaft von Menschen, die an Gott glauben. Sein Zentrum befindet sich in Bielefeld-Hillegossen. Rechtlich gesehen ist das CZB ein Verein und von der Kirchenzuordnung her eine evangelische Freikirche; es ist den charismatisch-pfingstlichen Freikirchen zuzurechnen. Pfingsten erinnert an den Besuch des Heiligen Geistes bei den ersten Christen, wie er in Feuerzungen über sie kam. Charismatiker sind sich sicher, dass sich dieses Ereignis ständig neu erleben lässt. In euphorisch gefeierten Festen holen sie Gott per Gebet in ihre Mitte. Dann werden ihnen Charismen zuteil: Gute Gaben, die in göttlicher Gnade über sie kommen. Die Gemeinde wurde 1977 gegründet und umfasst heute ca. 300 Mitglieder (Stand: 2009), dazu noch viele Kinder und Freunde, die regelmäßig kommen Das CZB ist eine christliche Gemeinschaft, die in Bielefeld freundschaftlich verbunden gemeinsam mit vielen anderen Kirchen, Gruppen und Gemeinden arbeitet. Die Menschen, die das CZB besuchen, kommen aus Bielefeld und den umgebenden Orten, treffen sich regelmäßig in Zellgruppen und sonntags zum Gottesdienst. Das CZB ist eingebunden in verschiedene evangelische und überkonfessionelle Netzwerke und ist zusammen mit diesen auch in sozialen und seelsorgerlichen Bereichen verantwortlich. Der Glauben der Menschen im CZB ist auf der Bibel begründet. In der Tradition der Apostel und großen Männer und Frauen des Glaubens, angefangen von Abraham über Jesus, Petrus, Luther, und vielen anderen Vätern und Vorbildern beruht ihr Glauben darauf, dass es einen liebenden Gott-Vater gibt, der die Menschen geschaffen hat und der ihnen eine Zukunft über den Tod hinaus gibt. Durch den Glauben an seinen Sohn Jesus lebt die Gemeinschaft mit vielen Millionen anderer Christen in der Verantwortung vor ihm. Im Bielefelder Westen betreibt das CZB ein Cafe (Cafe Präsent), mit dem es Ausstrahlung im Viertel erwirken möchtn. „Präsent“ soll in diesem Zusammenhang heißen: Wir machen dem Viertel ein Geschenk, das Geschenk ist die Liebe Gottes. Der Treffpunkt umfasst Kidstreff, Jugendgruppen, Internet. 63 Christliches Zentrum Bielefeld Gustav-Winkler-Str. 48, 33699 Bielefeld. Cafe Präsent im Bielefelder Westen Wittekindstr. 42, 33615 Bielefeld. 3.9 Church of Pentecost – COP – Bielefeld Das Hauptquartier der Kirche befindet sich in Accra, Ghana. Die Kirche ist in der ganzen Welt (Afrika, Europa, USA und Canada etc.) vertreten. In Deutschland hat sie ihr Hauptquartier in Hamburg. Sie ist eine Gemeinde im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP). Die Priorität der Church of Pentecost International Germany e. V. ist Bekehrungstätigkeit. Sie ist bestrebt, Menschen zu gewinnen, um den großen Auftrag erfüllen zu helfen: `He gave to all believing saints (Matt 28:18 - 20). At any opportuned time, we reach out to the unsaved with the Gospel of Jesus Christ, and our actions and testimonies also confirm, that the Holy Spirit is real and alive, and a life-changing dynamo in today's church building´. Church of Pentecost – COP – Bielefeld, Nazarethweg 12, 33617 Bielefeld. 3.10 Die Christengemeinschaft Die Christengemeinschaft ist eine religiöse Bewegung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, eine der modernen Zeit entsprechende Frömmigkeit zu pflegen. Sie möchte das Gebetsleben und das Mitvollziehen der Sakramente mit dem naturwissenschaftlichen Denken verbinden. Im Mittelpunkt des Gemeindelebens stehen die sieben Sakramente: Taufe, Konfirmation, Beichte, Menschenweihehandlung (Messe), Trauung, Priesterweihe und Letzte Ölung. Sie werden in einer für unsere Zeit erneuerten Sprache vollzogen. Die Christengemeinschaft ist völlig unabhängig von anderen Organisationen und Kirchen. Sie wurde 1922 von zumeist jungen Menschen begründet, die in der Anthroposophie 51 Rudolf 51 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Anthroposophie (Stand: 01.01.2009): Als Anthroposophie (von griech. anthropos, Mensch, und sophia, Weisheit) wird heute eine von Rudolf Steiner (1861–1925) begründete, 64 Steiners ihre wesentlichen Impulse fanden, und ihn um Mithilfe bei der Gründung baten. Die Christengemeinschaft steht allen Menschen offen, die ein erneuertes und vertieftes Christentum suchen. Man kann an allen Veranstaltungen, auch dem Gottesdienst (Menschenweihehandlung), und den anderen Sakramenten jederzeit teilnehmen, um die Christengemeinschaft und ihr Wirken kennen zu lernen. Die Gemeinde in Bielefeld wurde 1925 gegründet. Im Jahre 2000 bezog sie ihr eigenes Kirchengebäude, die Thomaskirche, in Bielefeld-Schildesche. Die Christengemeinschaft, Gemeinde Bielefeld – Thomaskirche – Westerfeldstr. 46, 33611 Bielefeld. (Tel. 0521 – 9825348) 3.11 Die Heilsarmee – Korps Bielefeld – Die Heilsarmee ist eine internationale christliche Bewegung mit den Arbeitsbereichen christliche Verkündigung (Evangelisation) und Sozialarbeit, die eng miteinander verbunden sind. Sie ist eine christliche Kirche mit protestantisch-freikirchlicher Prägung und Theologie und in Deutschland als „Religionsgemeinschaft des öffentlichen Rechts" anerkannt. Die Arbeit der Heilsarmee fällt damit unter die von den obersten Finanzbehörden als besonders förderungswürdig anerkannten gemeinnützigen Zwecke. Ihre Wurzeln liegen im Methodismus 52. weltweit vertretene spirituelle Weltanschauung bezeichnet. Der Begriff war vor ihm allerdings bereits von anderen Autoren verwendet worden. Steiners Anthroposophie versteht sich nicht nur als Lehre, sondern auch als eine Methode, eigenständig Forschung auf „geistigem Gebiet“ zu betreiben. Ziel ist ein individueller, aber dennoch systematischer Zugang zu Phänomenen der „übersinnlichen Welt“. Die Impulse, die von der Anthroposophie ausgehen, umfassen so unterschiedliche Lebensbereiche wie Pädagogik/Heilpädagogik (Waldorfschule, Camphill), Medizin (anthroposophische Medizin), Landwirtschaft (biologisch-dynamische Landwirtschaft), Soziales (Dreigliederung des sozialen Organismus), Bewegungskunst (Eurythmie), Religion (Die Christengemeinschaft) und Finanzwesen (GLS Gemeinschaftsbank, Gemeinschaft für Leihen und Schenken). 52 Vgl. URL: http://www.lexikon.meyers.de/meyers/Methodismus: Methodismus ist eine aus der anglikanischen Kirche hervorgegangene, von den Brüdern John und Charles Wesley während ihrer Studienzeit in Oxford in den 1720er-Jahren begründete religiöse Erweckungsbewegung. Im Mittelpunkt stand die individuelle Vergewisserung des eigenen Glaubens und Angenommenseins durch Gott auf der Grundlage der reformatorischen Rechtfertigungslehre. In kleinen Gruppen (»Klassen«) sollten die Anhänger, angeleitet von einem »Klassenleiter«, systematisch zu geistlichem Fortschritt geführt werden. Dieses methodische Vorgehen trug ihnen den Namen Methodisten ein. Die Berufung von Laienpredigern durch J. Wesley hatte den Bruch mit der anglikanischen Kirche und die Bildung eigener methodistischer Gemeinden zur Folge. Die schnelle Ausbreitung des Methodismus im angelsächsischen Raum führte 1784 in Nordamerika mit der Formierung der Bischöflichen Methodistenkirche zur Bildung einer eigenständigen methodistischen Kirche; in der Folgezeit entstanden durch Abspaltungen und Neugründungen weitere methodistische Kirchen. 65 Die Heilsarmee arbeitet in 115 Ländern. Weltweit hat sie etwa 2 Mill. Mitglieder (2004) in über 15.000 Gemeinden. Sie betreibt weltweit etwa 1.900 Schulen, 3.600 Sozialinstitutionen und rund 460 Krankenhäuser. In Deutschland ist die kirchliche Verkündigungsarbeit der Heilsarmee in vier Divisionen aufgeteilt (Nord, Süd, West und Ost), die jeweils von einem „Divisionsoffizier“ (mit eigenem „Divisionshauptquartier“) geleitet werden. Jeder Divisionsoffizier betreut die Leiter der Ortsgemeinden innerhalb seiner Division. Die Ortsgemeinden der Heilsarmee werden als „Korps“ bezeichnet, deren Leiter als „Korpsoffiziere“. Die Sozialarbeit der Heilsarmee in Deutschland (das sog. „Sozialwerk“) wird zentral von der „Sozialabteilung“ in Köln geleitet. Seit 1985 wurden Heilsarmee-Offiziere aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Italien, Ungarn und der Schweiz in Basel in einem gemeinsamen Ausbildungszentrum ausgebildet. Seit Sommer 2005 steht die Schule neu unter der Leitung des Schweizer Territoriums. Sie strebt eine Validierung nach ECTS-Normen an. Der Ausbildungsgang ist weiterhin für ausländische Studenten offen. Die Ausbildung der deutschen Offiziere findet wieder in Deutschland statt. Der methodistische Pfarrer William Booth lebte im Londoner Eastend und war erschüttert über das Elend in den dortigen Slums der Frühindustrialisierung. Am 2. Juli 1865 gründete er mit Freiwilligen aus verschiedenen Kirchen die Christliche Erweckungsgesellschaft 53, die in den darauffolgenden Jahren den Namen mehrmals wechselte. So wurde dann die Ostlondoner Christliche Mission 54 daraus und ab 1870 die Christliche Mission, die sich mit dem bis heute gültigen Motto „Suppe, Seife, Seelenheil“ daran machte, zu helfen. Im Jahr 1878 wurde der bisherige Name fallen gelassen, und die Bewegung nannte sich offiziell `Die Heilsarmee´ 55. William Booth wurde ihr erster General. Der Kampf der Heilsarmee gegen das Elend und ihre Organisationsform wurden straff militärisch strukturiert – dazu gehörte die Einführung von Rängen, Uniformen und Symbolen. Die Entwicklung der Bewegung wurde wesentlich von Booth' Ehefrau Catherine Booth unterstützt. Sie war die intellektuelle Führung der Bewegung. Sie vertrat ihren erkrankten Mann monatelang in der Leitung, organisierte Armenspeisungen, war als ausgezeichnete Predigerin bekannt und setzte sich für verbesserte Arbeitsbedingungen, besonders der Frauen, ein. Schon in der Gründungsakte der Christian Mission wurde festgelegt, dass Frauen die gleichen Rechte (Predigen, Führungspositionen etc.) haben wie Männer. So bestand die Heilsarmee schon im 19. Jahrhundert darauf, dass Frauen in allen intellektuellen und gesellschaftlichen Beziehungen Männern gleichgestellt sein sollten. Bis heute haben Frauen in der Heilsarmee den gleichen Status wie Männer. Binnen zweier Jahren nach ihrer Umbenennung breitete sich die Heilsarmee auch im Ausland aus. Seit 1882 ist sie in der Schweiz, seit 1886 in Deutschland tätig. Die Heilsarmee ist Teil der universalen christlichen Kirche. Ihre Botschaft gründet sich auf die Bibel. Ihr Dienst ist motiviert von der Liebe zu Gott. Ihr Auftrag ist, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen und menschlicher Not ohne Ansehen der Person zu begegnen. Sie versteht ihre Aufgabe in der Verbreitung des Evangeliums unter allen Menschen. Ihr Ziel ist die ganze Welt unter die Herrschaft Jesu zu stellen. Es ist die Folge ihres Verständnisses des Alten und Neuen Testaments. 53 Engl.: Christian Revival Association. Engl.: Eastlondon Christian Mission 55 Engl.: The Salvation Army 54 66 Ihr Gründer William Booth (s. o.) glaubte, dass viele Christen ihr Heil in Ritualen suchten und nicht in einer Beziehung zu Gott. Deshalb entschloss er sich, die Sakramente (besonders die Taufe und das Abendmahl) wegzulassen. Die Heilsarmee hat ein evangelikaler Grundlage. Glaubensbekenntnis auf Ihre uniformierten Mitglieder – Salutisten genannt –, die Heilssoldaten und Offiziere, verpflichten sich unter anderem dazu, nach christlichen Maßstäben zu leben, auf Alkohol, Tabak, Drogen und Pornographie zu verzichten. Die meisten sind ehrenamtliche Heilssoldaten, einige sind Angestellte der Heilsarmee. Die ausgebildeten Geistlichen der Heilsarmee nennt man Offiziere. Außerdem gibt es eine wachsende Zahl von hauptberuflichen Angestellten der Heilsarmee, die aber nicht zu ihren Mitgliedern zählen. Die oberste Leitung hat ein General, dem ein Beirat zur Seite steht. Das Internationale Hauptquartier (IHQ) befindet sich in London. Die internationale HeilsarmeeArbeit ist in Territorien aufgeteilt, die jeweils ein nationales Hauptquartier haben. Das Hauptquartier für Deutschland und Litauen befindet sich in Köln, das für die Schweiz, Österreich und Ungarn in Bern. Die Heilsarmee tauft nicht und feiert auch kein Abendmahl. Säuglinge werden – auf Wunsch der Erziehungsberechtigten – „geweiht“ (wobei die Erziehungsberechtigten öffentlich versprechen, das Kind nach christlichen Werten zu erziehen), Jugendliche werden – auf eigenen Wunsch – eingesegnet. Die praktische soziale Tätigkeit umfasst unter anderem Obdachlosenfürsorge, Heime für Kinder, Alte, Alkoholkranke und Behinderte, Aids-Prävention, Schulen, Krankenhäuser, Katastrophenhilfe, Gefängnisfürsorge und den Internationalen Suchdienst der Heilsarmee für vermisste Familienangehörige. Bekannt sind auch die Brockenhäuser (Gebrauchtwarenläden), deren Einnahmen den Wohlfahrtseinrichtungen zu Gute kommen. Neben der bekannteren sozialen und evangelistischen Tätigkeit gibt es in der Heilsarmee auch ein kirchliches Leben mit Sonntagsgottesdienst, Seelsorgedienst, kirchlichen Handlungen, kirchlichem Unterricht (etwa vergleichbar dem Konfirmandenunterricht), Bibelstudium und Gebetszusammenkünften. Die Heilsarmee bietet eine vielseitige Palette an Aktivitäten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Inhalt des Glaubens der Heilsarmee ist, dass die Schriften des Alten und des Neuen Testaments durch Inspiration von Gott gegeben wurden, und dass sie allein die göttliche Richtschnur des christlichen Glaubens und Lebens bilden. dass es nur einen Gott gibt, unendlich vollkommen, Schöpfer, Erhalter und Regierer aller Dinge, und dass ihm allein Anbetung gebührt. die Dreieinigkeit Gottes – Vater, Sohn und Heiliger Geist –, eins im Wesen und gleich an Kraft und Herrlichkeit. dass in der Person Jesu Christi die göttliche und die menschliche Natur vereinigt sind, so dass er wirklich und wahrhaftig Gott und wirklich und wahrhaftig Mensch ist. dass die ersten Eltern in Sündlosigkeit erschaffen wurden, dass sie aber durch Ungehorsam ihre Reinheit und Glückseligkeit verloren haben. Durch ihren Fall sind alle Menschen Sünder geworden, völlig verderbt und mit Recht dem Zorn Gottes ausgesetzt. 67 dass der Herr Jesus Christus durch sein Leiden und Sterben eine Versöhnung für die ganze Welt vollbracht hat, und dass jeder, der will, gerettet werden kann. dass Umkehr zu Gott (Buße), Glaube an den Herrn Jesus Christus und Wiedergeburt durch den Heiligen Geist zur Errettung notwendig sind. dass die Mitglieder der Heilsarmee aus Gnaden durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus gerechtfertigt sind, und dass jeder, der glaubt, das Zeugnis davon in sich trägt. dass es das Vorrecht aller Gläubigen ist, durch und durch geheiligt zu werden, und dass ihr Geist ganz, samt Seele und Leib, auf das Kommen des Herrn Jesus Christus unsträflich bewahrt werden kann (1.Thessalonicher 5,23). die Unsterblichkeit der Seele (Ewigkeitsbestimmung des Menschen), die Auferstehung des Leibes, der Glaube an das Jüngste Gericht am Ende der Welt, an die ewige Glückseligkeit der Gerechten und an die ewige Strafe der Gottlosen. Die Heilsarmee – Korps Bielefeld – Siegfriedstr. 32, 33615 Bielefeld. 3.12 Die Siebenten-Tags-Adventisten (STA) Die Wurzeln der Siebenten-Tags-Adventisten 56 (bekannt auch als Adventgemeinde) liegen in den Erweckungsbewegungen 57, die um 1800 in Europa und den Vereinigten Staaten Christen von `formaler Zugehörigkeit´ zum `lebendigen Glauben´ an Christus führen wollten. Eine kleine Gruppe Gläubiger organisierte sich 1863 als Evangelische Freikirche und gab sich den Namen „Siebenten-Tags-Adventisten“. Der Name hebt hervor, dass es sich um Christen handelt, die den Sabbat 58 heilig halten und die baldige Wiederkunft Jesu erwarten. Adventisten wissen nicht, wann Christus kommt, aber sie beachten die Aufforderung Jesu, alle Zeit auf ihn zu warten (Matthäus 24, 42). Der Sabbat, nach der Bibel „Siebenten-Tag“ der Woche genannt, ist dabei nicht mit dem Sonntag identisch. Der Auferstehungstag Jesu, an den der Sonntag erinnern soll, wird in der Bibel als „1. Tag“ der Woche bezeichnet (z. B. Matthäus 28, 1). Nach biblischer Zeitrechnung beginnt der Sabbat am Freitag bei Sonnenuntergang und endet am Samstag, ebenfalls mit dem Sonnenuntergang. 56 Vgl. URL: http://www.adventgemeinde-bielefeld.de Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Erweckungsbewegung (Stand: 01.01.2009): Als Erweckungsbewegungen werden Strömungen im Christentum bezeichnet, die die Bekehrung des Einzelnen und praktische christliche Lebensweise besonders betont. Gemeinchristliche oder konfessionelle Dogmen sowie rationales Verstehen treten dahinter zurück. Erweckungsbewegungen gehen davon aus, dass lebendiges Christentum mit der Antwort des Menschen auf den Ruf des Evangeliums zu Umkehr und geistiger Erneuerung beginnt. 58 Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Sabbat (Stand: 01.01.2009): Der Sabbat ( שבת Schabbat (sephardisch) bzw. Schabbos (aschkenasisch), jiddisch Schabbes; wörtlich zu deutsch etwa „Ruhepause“) ist nach dem Schöpfungsbericht der Tora (christliche Bezeichnung: Fünf Bücher Mose, Pentateuch) der siebte Wochentag, der von Gott gesegnet und geheiligt ist (Gen 2,2f EU). Er beginnt in der Praxis am Freitagabend und endet am Samstagabend. Der Sabbat wird von den Juden als Feiertag begangen, ist allerdings auch bei einigen christlichen Kirchen der Tag der Ruhe. 57 68 Die erste und damit älteste Adventgemeinde in Europa entstand 1867 in Tarmelan (Berner Jura/Schweiz). Zur gleichen Zeit gab es im Rheinland Sabbat haltende Gruppen, so dass 1875 eine Gruppe in Wuppertal-Vohwinkel als erste deutsche Adventgemeinde gegründet werden konnte. Die Adventgemeinde Bielefeld entstand 1899, die in Brackwede 1932. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten steht auf dem geistlichen Boden der Reformation, wie die anderen protestantischen Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Sie unterscheidet sich jedoch von anderen Glaubensrichtungen durch die uneingeschränkte Beachtung der Bibel sowie des Haltens der 10 Gebote. Dazu gehört auch die Feier des göttlichen Ruhetages, des Sabbats – der Siebente Tag nach der Schöpfung Gottes (s. o.) –. Neben der Schöpfungsgeschichte nach 1. Mose 2, Vers 1 – 3, dem Vierten der 10 Gebote nach 2. Mose 20, 8 – 11; Markus 2, 27; Matthäus 24, 20 und Lukas 4, 16; Apostelgeschichte 18, 4 ist der biblische Ruhetag hinreichend fundamentiert. Der Glaube der Siebenten-Tags-Adventisten: Adventisten teilen mit allen Christen den Glauben an Jesus Christus. Er ist für sie Mitte ihres Lebens. Sie erwarten ihn als den bald wieder kommenden Herrn und freuen sich auf die Auferstehung der Toten und ein ewiges Leben auf der „neuen Erde“, wobei sie den Menschen als „lebendige Seele“ betrachten, der im Todeszustand ohne Bewusstsein ist. Die Lehre einer unsterblichen Seele vertreten sie nicht. Mit der gesamten Christenheit glauben Adventisten an den dreieinigen Gott. Sie stimmen mit den drei altkirchlichen Bekenntnissen überein. Mit den evangelischen Kirchen wissen sie sich darüber hinaus vor allem darin eins, dass die Bibel die einzige Grundlage des Glaubens ist und dass die Erlösung nicht durch Werke geschieht. Gottes Gnade schenkt um Christi Willen allein die Gerechtigkeit, die vor dem Herrn gilt. Mit den Methodisten verbindet Adventisten die Überzeugung, dass Gott die persönliche Entscheidung des Menschen für Jesus und ein Leben, das sich an der Bibel orientiert (Heiligung), fordert. Mit Baptisten und anderen üben sie die Glaubenstaufe, der das Bekenntnis des Teuflings zu Christus vorausgeht. Von der Adventgemeinde wird die Großtaufe (Erwachsenentaufe) nach dem Vorbild Jesu ab der gesetzlichen Religionsmündigkeit vom 14. Lebensjahr an nach entsprechender Unterweisung vollzogen. Dem biblischen Grundsatz nach Markus 16, 16 „Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet werden“ geht die biblische Unterweisung der Großtaufe voraus. Beim Abendmahl, das in der Regel vierteljährlich gefeiert wird, teilen Adventisten das Verständnis der reformierten Kirchen. Dieser Feier geht die Fußwaschung voraus, welche die Teilnehmer aneinander vornehmen. Adventisten sehen den Menschen als Ganzheit – Leib, Seele und Geist (1. Thessalonicher 5, 23). Sie sind daher nicht nur auf eine gesunde biblische Theologie bedacht, sondern auch auf seelische Ausgeglichenheit und einen gesunden Körper. Am Sabbat (Samstag) findet regelmäßig der Gottesdienst statt, wobei vor der Predigt die Bibelstunde durchgeführt wird, ein gemeinsames Gespräch, meist in Kleingruppen, über ein vorgegebenes biblisches Thema. Der Sabbat ist für Adventisten ein Gottesgeschenk, um zur Ruhe zu kommen, Einkehr zu halten und Zeit für den Mitmenschen zu haben. Die Siebenten-Tags-Adventisten – Körperschaft des öffentlichen Rechts – sind eine sozial ausgerichtete Freikirche. Die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi und die Weltverantwortung sind für sie keine Gegensätze. Weltweit unterhalten sie 7.284 Schulen, von der Grundschule bis zur Universität, 610 Krankenhäuser und Kliniken sowie 172 Alten-, Kinder- und Waisenheime. Die Adventistische Entwicklungs- und Katastrophenhilfe (ADRA) ist in 111 Ländern tätig. Ihre Projekte kamen 2006 über 36 Mio. Menschen zu Gute. 69 Sie unterhalten in Deutschland das Berliner Krankenhaus „Waldfriede“, die Theologische Hochschule Friedensau bei Magdeburg, das Schulzentrum Marienhöhe (Darmstadt) mit Gymnasium, Kolleg und Realschule, 6 Grundschulen, das Medienzentrum „Stimme der Hoffnung“ (Alsbach-Hähnlein bei Darmstadt) mit Blindenhörbücherei und Internationalem Bibelstudien-Institut, den Advent- und Saatkorn-Verlag (Lüneburg), 5 Altenpflegeheime, 2 Einrichtungen „Betreutes Wohnen“, ein Seniorenwohnhaus, ein Behindertenwohnheim, 4 Kindergärten, eine Fachklinik für Abhängigkeitskranke, ein Wohnheim für Suchtkranke, 4 Suchtberatungsstellen, 9 Suppenküchen, ein Übernachtungshaus für wohnungslose Frauen, ein Integrationsnetz für Aussiedlerinnen bzw. Aussiedler, einen Helferkreis für Flüchtlinge und 11 psychosoziale Beratungsstellen. Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten besteht in 23 Ländern der Erde mit fast 16 Mio. getaufter, erwachsener Gemeindemitglieder (in Deutschland 36.000 Mitglieder in 578 Gemeinden). Adventgemeinde Bielefeld Walter-Rathenau-Str. 57, 33602 Bielefeld. Adventgemeinde Brackwede Cheruskerstr. 1, 33647 Bielefeld. 3.13 Evangelische Freikirche Bibelgemeinde Ummeln e. V. 70 Ev. Freikirche Bibelgemeinde Ummeln e. V. Quittenweg 10, 33649 Bielefeld. 3.14 Evangelische Freikirche ECCLESIA In der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Ecclesia ist die Bibel die maßgebliche Informationsquelle für den Glauben, das Handeln und die Art und Weise, wie die Gemeinde gestaltet wird. Durch die Bibel können Menschen auch den lebendigen Glauben an Gott kennen lernen, seinen Sohn, Jesus Christus und den Heiligen Geist. Jesus Christus ruft Menschen in ein Leben zum Vertrauen auf Gott. Durch Gottes Gnade erfahren sie Vergebung ihrer Schuld und finden auch Sinn und Ziel für die Gegenwart und Zukunft. So dienen sie Gott und Menschen und versuchen nach Gottes Willen zu leben. Der Apostel Paulus schreibt in der Bibel an die damaligen Christen in der Stadt Korinth eine elementare Aussage, dass “das Reich Gottes nicht in Worten besteht, sondern in Kraft“ ” (1. Kor. 4, 20). Deshalb ist es Wunsch der Gemeinde, dass Gott übernatürlich durch seinen Heiligen Geist wirkt und dadurch die Gemeinde gestärkt und aufgebaut wird. Die Mitglieder der Gemeinde beten und hoffen, dass sie in ihrer Gemeindearbeit helfend und aufbauend noch mehr praktizieren werden. Jesus Christus lehrte und handelte und bei ihm sind Worte und Taten zusammen. Die Ecclesia-Gemeinden unterhalten in den Städten in Deutschland viele Kontakte mit anderen christlichen Gemeinden und Personen, die Jesus anerkennen, kennen und bekennen. Die Evangelische Freikirche Ecclesia Bielefeld ist Teil der ECCLESIA-Arbeitsgemeinschaft (ECCA), Mitglied im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden K. d. ö. R. (BFP) und in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF). Der Kinder- und Jugendbereich ist Mitglied im Bielefelder Jugendring e.V. In der Gemeinde gibt es keine juristischen Mitglieder und somit auch keine finanziellen Verpflichtungen. Die Gemeindearbeit wird durchfreiwillige Spenden finanziert und durch viele ehrenamtliche Dienste getragen. 71 Evangelische Freikirche Ecclesia Turnerstraße 51, 33602 Bielefeld. 72 3.15 Evangelische Freikirche Stieghorst e. V. Ev. Freikirche Stieghorst e. V. Osningstr. 40, 33605 Bielefeld. 3. 16 Ev. Luth. Gebetsvereine e. V. Ev. luth. Gebetsvereine e. V. Astastr. 11, 33617 Bielefeld. 3.17 Evangelisch-lutherische Trinitatisgemeinde Bielefeld Die Ev.-lutherische Trinitatis59-Gemeinde ist eine selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche. Vor über 170 Jahren, so der historische Rückblick der Gemeinde auf ihrer Homepage im Internet, wollte der preußische Staat evangelisch-lutherischen Pastoren und Gemeinden vorschreiben, was und wie sie ihren Glauben zu leben hätten. In Bielefeld und an anderen Orten wollten Pastoren und Gemeindeglieder aber bei dem bleiben, was sie bisher geglaubt und gelebt hatten. Sie forderten Gewissensfreiheit für ihre Haltung. Zunächst akzeptierte der Staat diese Entscheidung nicht. So wurden 1834 in Hönigern (Schlesien) die Besucher des Heilig-Abend-Gottesdienstes durch Militär auseinander getrieben. 50.000 Lutheraner verließen in diesen Jahren um ihres Glaubens willen Preußen und Deutschland. Mit der Zeit akzeptierte der Staat dann doch die Freiheit und Selbständigkeit dieser Christen und Gemeinden. Die Bielefelder Gemeinde wurde 1889 gegründet, als die Verfolgung aufgehört hatte. In Preußen wurden diese Gemeinden als „altlutherische Kirche“ bezeichnet. 59 Vgl. URL: http://www.selkbi.serveftp.de: Trinitatis: „Der eine und wahre Gott begegnet uns in einer dreifachen Weise !“ 73 Auch in anderen Teilen Deutschlands entstanden unabhängige lutherische Gemeinden. Im Laufe der Zeit schlossen sich diese Gemeinden immer mehr zusammen und bildeten 1972 die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK). Aus diesen Erfahrungen heraus hält die Kirche und Gemeinde drei Erkenntnisse fest: Die Ablehnung der Verbindung von Staat und Kirche. Die Kirche ist zwar eine "Körperschaft des öffentlichen Rechtes", verzichtet aber bewusst darauf, dass der Staat die Kirchensteuer einzieht. Sie existiert finanziell von den freiwilligen Gaben ihrer Mitglieder und Freunde. Das Ernstnehmen der Bibel als Gottes Wort. Die Bibel ist nicht immer leicht zu lesen. Aber: Vorfahren und die jetzigen Mitglieder der Kirche haben durch sie immer Kraft und Ermutigung erfahren. Sie hat sich als praktische Lebenshilfe seit über 2.000 Jahren bewährt. Darum wird sie von den Mitgliedern ernst genommen. Die konsequente Bewahrung der Erkenntnisse und Wahrheiten, die Martin Luther entdeckt hatte. Martin Luther hat vor 500 Jahren die entscheidende Wahrheit der Bibel wieder entdeckt: Das Leben ist ein Geschenk Gottes. Nur er kann dieses Leben durch seine Gnade und Liebe erhalten. In seinem Sohn Jesus wurde er Mensch, starb den Kreuzestod und überwand den Tod durch seine Auferstehung, um alle menschliche Schuld und Not zu überwinden. Ein Mensch, der darauf vertraut, wird ewig bei Gott leben. Diesem Jesus begegnen die Mitglieder der Kirche in besonderer Weise im Abendmahl. Darum feiern sie es häufig. Ev.-luth. Trinitatis-Gemeinde Bielefeld Schatenstraße 17 – 19, 33604 Bielefeld. 3.18 Evangelisch-Methodistische Kirche – Bezirk Bielefeld – Kreuzkirche Bielefeld – Die Bezeichnung „Methodisten“ war ursprünglich ein Spottname. Die methodistische Bewegung entstand im 18. Jahrhundert in England rund um die Brüder John und Charles Wesley. John Wesley gründete zu Studentenzeiten einen Kreis, in dem man sich bemühte, sehr streng (methodisch) nach biblischen Regeln zu leben und viele gute Werke zu tun. Er und seine Freunde wurden als „Bibelmotten“ und „Methodisten“ verspottet. Der Name „Methodisten“ hat sich gehalten. Erst später, als John Wesley schon Pfarrer der anglikanischen Kirche war, kam es zu einer einschneidenden Erfahrung. Er erkannte, dass es nicht darum geht, (fromme) Leistungen zu erbringen, um von Gott anerkannt zu werden, sondern dass Gottes Liebe allem voraus geht und sein freies und großzügiges Geschenk an die Menschen ist. Wo diese Liebe Menschenherzen berührt, erwächst daraus als Antwort (eben nicht als Vorleistung) das Bedürfnis, Gottes Gegenwart im eigenen Leben Raum zu geben und die Liebe Gottes mit Worten und Taten an andere Menschen weiterzugeben. 74 John Wesleys Anliegen war es ursprünglich, die anglikanische Kirche zu reformieren, nicht eine eigene Kirche zu gründen. Zur Kirchengründung kam es in Amerika im Zusammenhang mit der Unabhängigkeitserklärung der USA 60. Nach Deutschland kam der Methodismus durch deutsche Auswandererinnen bzw. Auswanderer, die sich der Bewegung in den USA angeschlossen hatten, und später methodistische Prediger in die alte Heimat sandten. Die Evangelisch-Methodistische Kirche (EmK) in Deutschland hat ca. 30.000 Mitglieder und weitere 30.000 Kirchenangehörige. Sie ist Teil der weltweiten United Methodist Church mit ca. 10 Mio. Mitgliedern. Weltweit gibt es in verschiedenen Methodistischen Kirchen insgesamt ca. 70 Mio. Methodisten. Kirchenglied wird man weder durch Taufe noch Konfirmation (die es so gar nicht gibt), sondern durch persönliche Entscheidung und Aufnahme in die Kirchengliedschaft. Mitglied werden kann, wer sich zum persönlichen Glauben an Jesus Christus bekennt und diesen Glauben im Rahmen der EmK leben möchte. Die Mitgliederaufnahme findet im Rahmen eines Gottesdienstes statt. Das Sakramentsverständnis lässt sich wie folgt zusammenfassen: In der EmK wird sowohl die Kinder- als auch die Erwachsenentaufe praktiziert. Alle Taufen anderer anerkannter christlicher Kirchen werden akzeptiert. Es finden keine Wiedertaufen statt. Die Kindertaufe begründet keine Kirchengliedschaft, hat aber zum Ziel, dass die Kinder mit dem christlichen Glauben vertraut werden und sich später aus eigener Entscheidung dazu bekennen. Mit der Erwachsenentaufe (Glaubenstaufe) ist die Aufnahme in die Kirchengliedschaft verbunden. Die EmK feiert offenes Abendmahl. Das bedeutet: Zur Teilnahme sind alle Menschen eingeladen, die den aufrichtigen Wunsch verspüren, Jesus Christus zu begegnen und im Abendmahl seine Vergebung und Gemeinschaft zu erfahren. Weitere Teilnahmevoraussetzungen (Kirchengliedschaft, Taufe etc.) gibt es nicht. Die EmK kennt im Unterschied zu den meisten anderen Freikirchen, die als Bünde organisiert sind, das Bischofsamt. Zur Zeit wird die EmK in Deutschland zum ersten Mal in ihrer Geschichte von einer Frau, Bischöfin Rosemarie Wenner, geleitet. 1956 führte die EmK auf Weltebene die Möglichkeit der Ordination von Frauen ein. Als Freikirche finanziert sich die EmK ausschließlich durch freiwillige Spenden ihrer Mitglieder. Die Gemeinde der Evangelisch-methodistischen Kirche – Bezirk Bielefeld – ist seit 1980 in der Kreuzkirche an der Schildescher Str. 102 (gegenüber Johannesstift) beheimatet. Sie besteht in Bielefeld seit über 100 Jahren (frühere Standorte: Hermannstraße, August-Bebel-Straße). Die Gemeinde hat aktuell etwa 75 Mitglieder. Zusammen mit Kirchenangehörigen und Freunden gehören ca. 150 Personen zum Einzugsbereich der Gemeinde. 60 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Unabhängigkeitserklärung_der_Vereinigten_Staaten (Stand: 01.01.2009): In der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika (engl.: Declaration of Independence; offiziell: The Unanimous Declaration of The Thirteen United States of America) vom 4. Juli 1776 proklamierten die dreizehn britischen Kolonien in Nordamerika ihre Loslösung von Großbritannien und ihr Recht, einen eigenen souveränen Staatenbund zu bilden. Der größtenteils von Thomas Jefferson verfasste und vom Zweiten Kontinentalkongress verabschiedete Text stellt die Gründungsurkunde der USA dar und ist eines der bedeutendsten Dokumente der Staatsphilosophie. 75 Wichtig ist für die Mitglieder der EmK der persönliche und gelebte Glaube an Jesus Christus, der sich nicht nur durch die Teilnahme an kirchlichen Veranstaltungen äußert, sondern auch im Alltag relevant ist. Die bzw. der Einzelne hat in der Gestaltung große Freiheit, aber auch große Verantwortung. Inhaltlich steht die EmK der Evangelischen Kirche nahe. Seit 20 Jahren gibt es eine Vereinbarung zur Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft mit der EKD. Wort und Tat (Evangelisation und Diakonie) gehören für die EmK untrennbar zusammen. Der EmK ist ökumenische Zusammenarbeit sehr wichtig. Sie ist Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK), der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) und beteiligt sich an der Evangelischen Allianz. Seit vielen Jahren teilt sich die EmK die Kirche mit einer koreanischen methodistischen Gemeinde. Ebenfalls seit vielen Jahren trifft sich eine Gruppe des Blauen Kreuzes regelmäßig in der Kirche. Seit kurzem gibt es das Angebot eines Bibelkreises in Farsi (persisch). Weitere Informationen sind zu finden im Internet unter www.emk.de oder www.bielefeld.emkowl.de. Evangelisch-Methodistische Kirche – Bezirk Bielefeld – – Kreuzkirche Bielefeld – Schildescher Str. 102, 33611 Bielefeld. Ansprechpartnerin: Pastorin Irene Kraft ([email protected]). 3.19 Evangelium für Alle – Bibelkreis Bielefeld – Evangelium für Alle – Bibelkreis Bielefeld –, Herforder Str. 33, 33602 Bielefeld – in Verbindung mit dem Missionswerk „Evangelium für Alle“ e. V., Beringweg 3, 70771 Leinfelden-Echterdingen. 3.20 Falling in Jesus e. V. Falling in Jesus e. V., Jauerstr. 6, 33605 Bielefeld. 3.21 Freie Christengemeinde Bielefeld – Philadelphia-Kirche – Die Freie Christengemeinde Bielefeld (FCG Bielefeld) ist eine Gemeinde im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) und arbeitet vor Ort in der Evangelischen Allianz mit. Der BFP seinerseits ist Mitglied in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) in Deutschland, mit z. Zt. ca. 300.000 Mitgliedern und im Pfingst-Europa-Forum (PEF) mit ca. 3,6 76 Mill. Mitgliedern. Weltweit bilden die Pfingstgemeinden die größte evangelische Konfession mit 554 Mill. Menschen (Stand: Mai 2005). Im Zuge einer weltweiten pfingstlichen Bewegung bildeten sich in den Jahren 1906 bis 1908 die ersten Gemeinden der heutigen Pfingstbewegung in Deutschland. Nach dem 2. Weltkrieg entstand daraus der BFP, der heute der größte Bund von Pfingstgemeinden in Deutschland ist. Das namensgebende Merkmal der Pfingstgemeinden ist der Glaube, dass der Heilige Geist an Pfingsten die Jünger Jesu erfüllt hat und dies seitdem für jeden Menschen erfahrbar ist. Pfingstgemeinden zeichnen sich aus durch eine starke Zusammengehörigkeit unter den Mitgliedern, die durch die Lebendigkeit der immer wieder gemachten Erfahrung der Präsenz Gottes ständig neue Kraft erhält. Das Glaubensbekenntnis der FCG Bielefeld basiert ausschließlich auf der Bibel. Dabei identifiziert sich die FCG mit dem apostolischen Glaubensbekenntnis der christlichen Kirchen. Sie glaubt, dass Gott ein wunderbarer Vater ist. Er ist der Schöpfer des Himmels und der Erde. Er liebt alle Menschen und möchte, dass jeder eine lebendige Beziehung zu ihm findet und für immer bei ihm bleibt (Lukas 15). Sie glaubt an seinen Sohn Jesus Christus, der auf die Erde gekommen ist, um die Menschen von ihrer Distanz zu Gott und ihrem Egoismus zu befreien. Er starb stellvertretend für die Menschen am Kreuz wegen deren Fehlverhaltens und ist nach drei Tagen auferstanden und mehr als 500 Zeugen leibhaftig erschienen. Danach ist er in den Himmel aufgefahren und sitzt zur Rechten Gottes und regiert von dort aus das Universum in alle Ewigkeit. Er hat jetzt alle Gewalt im Himmel und auf der Erde. Die Gemeindemitglieder glauben, dass Jesus seine Gemeinde auf der Erde baut und dass die Menschen ein Teil des gesamten Leibes Christi weltweit sind (Matthäus 16,18). Die FCG Bielefeld glaubt an den Heiligen Geist, der es ermöglicht, auf Erden einen Einblick in das Wesen Gottes zu erhalten. Er schenkt wunderbare Gaben (Charismen) und wirkt als Charakterveränderung, welche die Bibel als Frucht des Geistes bezeichnet. Dazu ist er Ratgeber, Tröster, Helfer, Inspirator und Motivator. Er befähigt zu einem standfesten Leben im Alltag. Er gibt täglich neue Kraft und Energie. Die FCG Bielefeld glaubt, dass das Abendmahl die Menschen eine tiefe Verbindung mit dem Geschehen von Golgatha persönlich erfahren lässt. Sie glaubt an die kraftvolle Inspiration der Heiligen Schrift, der Bibel, die Leitfaden für alle Belange des Lebens ist. Und sie glaubt an die Wiederkunft Jesu als König und Herrn der Welt, von ganzem Herzen an die Einheit derer, die an Jesus Christus glauben und ihn verehren, an ein Ewiges Gericht, das alle erwartet, die sich der Liebe Gottes verweigert haben, an ein Leben nach dem Tod für alle, die Sündenvergebung durch Jesu Tod am Kreuz erlebt haben. Sie glaubt, dass die Liebe Gottes, die er durch den Heiligen Geist in die Herzen ausgegossen hat, das Größte und Wichtigste im Leben eines Menschen ist und an die Wichtigkeit der Taufe derer, die gläubig geworden sind. 77 Freie Christengemeinde Bielefeld – Philadelphia-Kirche – Brückenstr. 69, 33607 Bielefeld. 3.22 Freie Christliche Kirche Die Freie Christliche Kirche Bielefeld ist eine evangelische Freikirche. Der Gemeindeverein wurde 2004 gegründet. Wie alle evangelischen Freikirchen hat die Kirche die Glaubenstaufe. Sie finanziert sich aus Spenden der Mitglieder. Die Gemeinde hat z. Zt. folgende Veranstaltungen: Sonntag, 10.30 Uhr, Gottesdienst mit Kirchenkaffee. Sonntag, 20 Uhr, Lobpreis und Gebet. Montag, 18 Uhr, Gebet. Mittwoch, 19.30 Uhr, Glaubenslehre. Alpha-Glaubens-Kurse nach Bedarf. Sonderveranstaltungen: Segnungsgottesdienste und Gospelgottesdienste, u. a. m. Freie Christliche Kirche Hammerschmidtstr. 17 a, 33615 Bielefeld. Pastor: Herr Gerhard Fetting (Emailkontakt: [email protected]). 3.23 Freie evangelische Gemeinde Bielefeld Freie evangelische Gemeinden gehören weltweit zu den evangelischen Freikirchen. Sie sind keine Sekten und verbreiten keine Sonderlehren. Freie evangelische Gemeinden nennen sie sich deshalb, weil sie die Trennung von Staat und Kirche betonen. Von beiden sind sie unabhängig. 78 Mit „frei“ drücken freie evangelische Gemeinden aber vor allem ihr Selbstverständnis als Freiwilligkeitsgemeinde aus. Nur aufgrund einer persönlichen Glaubensentscheidung – freiwillig – kann man Mitglied werden. Freiwillig und in Verantwortung mit Gott stellen die Gemeindemitglieder Zeit und Geld zur Verfügung, Kirchensteuer(n) gibt es nicht. Die Gemeinden bezeichnen sich als „evangelisch“, weil sie mit anderen evangelischen Kirchen das Erbe der Reformation teilen. Außerdem wollen sie damit zum Ausdruck bringen, dass sie sich bemühen, dem Evangelium gemäß zu leben und zu lehren. Gerade weil sie die Bibel als Maßstab für ihren Glauben nehmen, grenzen sie sich nicht von Christen anderer Benennungen ab. Sie pflegen den Kontakt zu Gemeinden aus Landesund Freikirche, beispielsweise im Rahmen der Evangelischen Allianz 61 . Freie evangelische Gemeinden wollen weniger als Konfession 62, sondern lieber als „Gemeinde“ von Gläubigen verstanden werden, die gemeinsam Gott dienen. In diesem Sinne feiern sie auch ihre Gottesdienste, in denen sie Gott loben und aus seinem Wort, der Bibel, Wegweisung für den Alltag erwarten. Um menschliche Kontakte und Vertiefung im Glauben geht es darüber hinaus in den Hauskreisen, die für sie einen sehr hohen Stellenwert haben. Freie evangelische Gemeinde Bielefeld Lipper Hellweg 271, 33605 Bielefeld. 3.24 Freie Evangeliumschristengemeinde 61 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Evangelische_Allianz: Die Evangelische Allianz ist ein weltweites Netzwerk von Kirchen, Organisationen und Einzelpersonen aus verschiedenen reformatorischen Kirchen. Sie [ vertritt nach eigenen Angaben weltweit rund 420 Mill. Menschen . Die theologische Basis der Evangelischen Allianz sind Aussagen der historischen reformatorischen Bekenntnisse. 62 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de org/wiki/Konfession: Der Begriff Konfession (v. lateinisch.: confessio = „Geständnis, Bekenntnis“) bezeichnet im heutigen Sprachgebrauch eine Untergruppe innerhalb einer Religion (ursprünglich nur der christlichen), die sich in Lehre, Organisation oder Praxis von anderen Untergruppen unterscheidet. In anderen Religionen werden entsprechende Untergruppierungen auch als Sekten bezeichnet. Der Begriff ist im Christentum entstanden und wird im Neuen Testament (1_Kor 1,12 HFA) eher kritisch angesprochen und bezeichnet in der christlichen Theologie ursprünglich eine Zusammenfassung von Glaubenssätzen. Von daher wird der Begriff auch als Bezeichnung für eine christliche Richtung verwendet, die sich durch ein gemeinsames Bekenntnis von anderen christlichen Richtungen unterscheidet und im weiteren Sinn auch allgemein für christliche Richtungen, bezeichnet heute also die unterschiedlichen christlichen Kirchen und Gruppierungen. In der Bevölkerungsstatistik wird unter Konfession meist allgemein die Religionszugehörigkeit verstanden. Das ist darauf zurückzuführen, dass früher generell von einem christlichen Bekenntnis ausgegangen wurde und an nichtchristliche Bekenntnisse eigentlich nicht gedacht wurde. 79 Freie Evangeliumschristengemeinde, Am Ostbahnhof 5, 33607 Bielefeld. 80 3.25 Herrnhuter Brüdergemeine Herrnhuter Brüdergemeine Lohkampstr. 7, 33607 Bielefeld. 3.26 IBC Bielefeld Die IBC Bielefeld gehört zur `International Baptist Convention´, einer Zusammenkunft bzw. Versammlung Englisch sprechender Kirchen weltweit. Die Kirche in Bielefeld wurde 1996 durch Pastor Andy Earl und seine Familie gegründet. Seitdem hat sie eine besondere Anziehungskraft vor allem für meist internationale Gäste, wie z. B. Studentinnen bzw. Studenten aus dem Ausland, internationale Mitarbeiter-Belegschaften, Mitglieder der British Army – und natürlich auch Deutsche mit einem Interesse an Gottesdiensten in englischer Sprache. Mit Besucherinnen bzw. Besuchern aus der ganzen Welt und aus allen Altersschichten ist die Kirche in der Lage, eine während des Aufenthalts in Deutschland vorübergehende kirchliche Heimat bereitzustellen, oder auch zu der Kirche zu werden, in der sich ihre Besucherinnen bzw. Besucher „zu Hause“ fühlen. IBC Bielefeld, Ilmenauweg 1 - 3 (Ecke Elbeallee), 33689 Bielefeld(-Sennestadt) (s. Ziff. II.1.4.1 – Die Baptisten / Baptistengemeinden) 3.27 Jesus Church Bielefeld Die Gemeinde möchte eine nach biblischem Vorbild funktionierende Gemeinschaft von Christen sein, durch die Gott den Menschen seine Liebe zum Ausdruck bringt. Sie geht davon aus, dass der Auftrag Jesu nicht durch den einzelnen Menschen erfüllt werden kann. Sie hat sich als Gemeinde konstitutiert in dem Glauben, dass Gott etwas mit den Gemeindemitgliedern als Team vorhat und möchte, dass sie ihn durch ihre Einheit und Vielfalt zugleich repräsentieren. Das Ziel der Gemeinde besteht darin, das Reich Gottes in ihrem Lebensraum auszuweiten, aber auch darüber hinaus (weltweit) auszudehnen. Ihre Aufgabe ist noch nicht erfüllt, wenn sie zu einer moralischen oder sozial engagierten Gemeinschaft geworden ist. Vielmehr will sie eine Gemeinde nach biblischem Vorbild sein, die, nach Jesus Vorbild, den Menschen das Wesen Gottes begreifbar macht. Durch sein Kümmern um die Nöte der Menschen wirkte Jesus anziehend auf viele Menschen. Dieses Engagement Gottes will sie als Gemeinde weiterführen. Der Glaube basiert auf der Bibel, auf den sechsundsechzig Büchern des Alten und Neuen Testamentes. Die Gemeinde glaubt, dass die Bibel in ihrer Gesamtheit von Gott inspiriert ist und von ausgewählten Menschen niedergeschrieben wurde. So spricht die Bibel gleichzeitig mit der Autorität Gottes und reflektiert die Hintergründe, Stile und das Vokabular ihrer Autoren. Sie hält daran fest, dass die Schriften der Bibel, durch Gottes Wirken, unfehlbar und ohne Irrtümer sind. Sie sind einzigartig, vollständig und die höchste Autorität zu allen Themen des 81 Glaubens und des praktischen Lebens. Es gibt keine anderen Schriften, die in gleicher Weise von Gott inspiriert sind. Die Gemeinde glaubt, dass es einen wahren, heiligen Gott gibt, der ewig und in drei Personen existiert: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Jede dieser drei Personen besitzt alle Attribute einer Gottheit und dieselben Wesensmerkmale. Am Anfang schuf Gott aus dem Nichts heraus die Welt und alles, was in der Welt ist. Darin zeigt sich die Herrlichkeit seiner Macht, seiner Weisheit und Güte. In seiner souveränen Macht erhält er seine Schöpfung, durch seine Vorsehung handelt er durch die ganze Geschichte hindurch, um seine Absichten zu erfüllen. Jesus Church Bielefeld Bolbrinkersweg 29, 33617 Bielefeld. 3.28 Katholisch-Apostolische Gemeinde Katholisch-Apostolische Gemeinde Mercatorstr. 12, 33602 Bielefeld. 3.29 Kirche der Christus-Mission e. V. `Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.´ (Johannes 3, 16). Die Kirche der Christus Mission ist eine eigenständige Gemeinde, nicht angeschlossen an einen Dachverband. Jesus Christus sandte seinen Diener, Pastor Harry Eboigbe aus Afrika, nach Deutschland, um hier diese Gemeinde aufzubauen. Grundlage des Glaubens ist das Wort Gottes – die Bibel – und das Wirken des Heiligen Geistes. 82 Die Kirche der Christus Mission e. V. predigt Liebe und Vergebung, Buße und umkehr zu Gott und ein Leben in Heiligkeit: `Jagt nach dem Frieden mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird!´ (Hebräer 12, 14). Die Kirche der Christus Mission e. V. glaubt, dass alle Menschen einen Retter brauchen, da alle Menschen sündig sind. Jesus Christus hat die Strafe für die Sünden erlitten, ein für allemal. Wenn die Menschen jetzt an ihn glauben und ihm ihr Leben übergeben, dann sind sie gerettet vor dem berechtigten Zorn Gottes: `…, weil er nicht will, dass jemand verloren gehe, sondern dass jedermann Raum zur Buße habe.´ (2. Petrus 3, 9). Einen Christen erkennt man nicht an seinen Worten, sondern an seinen Taten und an seinem Verhalten: `Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung.´ (Galater 5, 22). Die Kirche der Christus Mission e. V. glaubt, dass die Menschen nur in den Himmel kommen und den `HERRN´ Jesus Christus sehen werden, wenn sie hier auf Erden vom Heiligen Geist von neuem geboren werden und ein Leben in Heiligkeit führen (Johannes 3, 3 + 5). Gott erwartet, dass die Menschen einander vergeben, dann wird er auch den Menschen vergeben (Matthäus 6, 14). Er erwartet, dass die Menschen einander lieben und Dinge miteinander teilen, so wie es die ersten Christen getan haben (Apostelgeschichte 2, 44). Die Kirche der Christus Mission e. V. glaubt, dass Jesus Christus bald wiederkommen wird, um die, die zu ihm gehören, zu sich zu nehmen (Johannes 14, 2). Aufgabe der Kirche der Christus Mission e. V. als Gemeinde Gottes ist es, das Evangelium zu predigen, in der Kirche und auf der Strasse, damit Menschen gerettet werden. Sie betet für Menschen, die krank sind, dass Jesus sie heilt (Psalm 103, 3) und für Menschen, die durch Satan gebunden sind, damit sie frei werden (Psalm 146, 7). Der Pastor tauft Menschen, die zum Glauben an Jesus Christus gekommen sind (durch Untertauchen, wie es die Bibel lehrt) (Apostelgeschichte 8, 37 + 38). Die Gemeinde feiert das Abendmahl zum Gedächtnis an den `HERRN´ Jesus Christus. Sie glaubt an die Dreieinigkeit des Gottes; Gott-Vater, Sohn und Heiliger Geist sind eins. Die Kirche der Christus Mission e. V. ruft alle Menschen auf, zu kommen und Gott zu preisen als Schöpfer und Retter. Sie feiert ihre Gottesdienste jeden Sonntag um 11.00 Uhr in englischer 63 und deutscher Sprache. In der Woche veranstaltet sie Bibelstudium, Gebetsabende und Chorproben. Die finanzielle Basis der Kirche der Christus Mission e. V. sind Spenden. 63 Church of Christ Mission e. V.: “`For God so loved the world, that he gave his only begotten Son, that whosoever believes in him should not perish, bust have everlasting life.´ (John 3:16). The Church of Christ mission is an independent congregation, not connected with a headquarter. Jesus Christ sent his servant Pastor Harry Eboigbe from Africa to Germany to built up this ministry. The foundation of our faith is the word of God – the bible – and the work of the Holy Spirit. We preach love and forgiveness, repentance and return to God and a life in holiness. `Follow peace with all men, and holiness, without which no man shall see the Lord.´ (Hebrew 12:14). We believe, that everybody needs a saviour because all men are sinners. Jesus Christ suffered the punishment for our sins, once and forever. When we now believe in him and give our life to him, then we are saved before the legetimate wrath of God. ´…, not willing, that any should perish, but that all should come to repentance. ´ (2 Peter 3:9). We recognize a christian not by his words, but by his deeds and his behaviour: `But the fruit of the Spirit is love, joy, peace, longsuffering, gentleness, goodness, faith, meekness, self-control. ´ (Galatians 5:22). We believe, that we enter heaven and see our Lord Jesus Christ only when we are born again of the Holy Spirit here on earth and when we live a life of holiness. (John 3: 3 + 5). God expect from us, that we forgive everybody, so than he will also forgive us. (Matthew 6:14). He expect, that we love one another and share things in common as it did the first christians (Acts 2:44). We believe, that Jesus Christ is coming back soon again, to take the one who belongs to HIM to himself. (John 14:2). Our mission as a congregation of God is to preach the gospel, in the church and in the street, so that people may be saved. We pray for those, who are sick, that Jesus can heal them (Psalm 103:3) and for people, who are bind by satan, so that they may be delivered (Psalm 146:7). Our Pastor baptize people, who came to believe in Jesus Christ (by deeping them into water as the bible teaches us) (Acts 8:37 + 38). We celebrate the Holy Communion in remembrance of our LORD Jesus Christ. We believe in the trinity of our God: God-Father, Son and Holy Spirit are one. We call all people to come and to praise God as our creator und saviour. We celebrate our services every Sunday at 11 oclock in English and german language. During the week we hold our bible study, prayer meeting and choir practice. Our financial basic are donations.” 83 Kirche der Christus Mission e. V. Herforder Str. 237, 33609 Bielefeld (Haltestelle „Finkenstr.“ der Straßenbahnlinie 2 (Milse); Pastor: Harry Eboigbe) (www.christus-mission.com). 3.30 Kraftwerkgemeinde Die Glaubensgrundlagen und Ziele (Wort + Geist-Bewegung) lassen sich wie folgt zusammenfassen: Die Grundlage des Glaubens und der Lehre ist die gesamte Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments. Die Bewegung glaubt daran, dass das Wort Gottes „in gerader Richtung geschnitten“ werden muss (2 Tim 2, 15), d. h., dass die gesamte Bibel von der richtigen Perspektive her, dem Zentrum nämlich, gelesen und verstanden werden muss. Dieses Zentrum aber ist weder die menschliche Erfahrung (auch nicht im Leben als Christ !) noch sind es irgendwelche theologischen Konzepte oder kirchlichen Lehren, sondern einzig und allein das Evangelium, die gute Nachricht (Mk 1, 15: Jesus: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen. Kehrt um und glaubt an die gute Botschaft“; vgl. auch Röm 1, 16f). Die Botschaft des Evangeliums (zusammengefasst: „Jesus hat alles Notwendige bereits getan“) glaubt die Gemeinschaft als die Wahrheit unabhängig davon, welche Erfahrungen in diesem irdischen Leben gerade gemacht werden, oder durch was die Seele oder der Körper im Natürlichen gerade „durchgeht“. Die Gemeinschaft glaubt nicht, dass die Bewegung Wort + Geist der einzige Zweig des Leibes Christi ist, durch den Gott momentan wirkt, sie steht auch in voller Zuversicht zu dem von Gott gegebenen Auftrag der Reformation und der damit verbundenen Erweckung von geistlichem Leben sowohl im Leib Christi als auch unter noch Ungläubigen. Sie glaubt, dass die Ausführung ihres spezifischen Auftrages langfristig zu Segen und bleibender Frucht für die gesamte Gemeinde Jesu ebenso wie für die Nation insgesamt führen wird (s. z. B. Eph 4,1 – 7 zur Einheit des Leibes). Das Ziel der Wort + GeistBewegung ist der Aufbau starker und evangelistisch effektiver Gemeinden. Dabei ist der Fokus die Errettung der Verlorenen, Heilung der Kranken, Befreiung der Gebundenen – nicht das „Abwerben“ von Gläubigen aus anderen Gemeinden. Die Gemeinschaft ermutigt bereits in Gemeinden integrierte Gläubige, die bei Wort + Geist empfangenen Impulse in ihren Gemeinden und Kirchen positiv einzubringen, ohne eine Haltung von Rebellion oder Spaltung. 84 Kraftwerkgemeinde Hakenort 65, 33609 Bielefeld. 3.31 Philippus-Gemeinde Bielefeld – Ev. Freikirche – In der Philippus-Gemeinde soll jeder, der Gott kennengelernt hat oder kennenlernen möchte, Geborgenheit und Wärme erfahren. Christsein bedeutet stets auch, verbindlich miteinander zu leben. Die Gemeinde ist keine geschlossene Gesellschaft, sondern eine offene Gemeinschaft. Die Gemeinde nennt sich evangelisch, weil sie sich verbunden weiß mit allen Kirchen, deren Mitte das Evangelium von Jesus Christus ist und die ihren Glauben an den dreieinigen Gott im Apostolischen Glaubensbekenntnis 64 bezeugen. Sie pflegt guten Kontakt zu anderen Kirchen und Freikirchen in der Stadt und distanziert sich von den Sekten. Sie gehört zur Evangelischen Allianz in Bielefeld, einem Zusammenschluss von landeskirchlichen und freikirchlichen Gemeinden. Durch den Mülheimer Verband freikirchlich-evangelischer Gemeinden (MV) ist die Gemeinde Mitglied der Vereinigung evangelischer Freikirchen (VEF) und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK). Mit allen christlichen Kirchen lehrt sie, dass Jesus Chrisus der Mittelpunkt des Glaubens ist. Er allein ist der Weg zum Vater. Deshalb glaubt sie auch, dass Christen aus allen Konfessionen in der Ewigkeit bei Gott sein werden. Besonders wichtig ist für sie die persönliche 64 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Apostolisches_Glaubensbekenntnis: Das Apostolische Glaubensbekenntnis ist eine fortgebildete Variante des altrömischen Glaubensbekenntnisses aus dem 2. Jahrhundert, welches wahrscheinlich aus einem noch älteren Taufbekenntnis entstanden ist. Ein Glaubensbekenntnis wie das Apostolische Glaubensbekenntnis benennt die wichtigsten Glaubensinhalte zum Zwecke des liturgischen (gottesdienstlichen) Betens und Bekennens. Es wird von den westlichen Kirchen allgemein anerkannt. In der Kirche von England hat es eine herausragende Bedeutung, da es morgens und abends zu rezitieren ist. In der Römisch-katholischen Kirche ist es das Taufbekenntnis (in Frage- und Antwortform, auch bei der Tauferneuerung) sowie der Anfang des Rosenkranzgebets. In den östlichen Kirchen ist es im allgemeinen unbekannt; dort wird statt dessen das Nicänische Glaubensbekenntnis verwendet. Das Apostolische Glaubensbekenntnis enthält aber keine Aussagen, die in der Ostkirche irgendwie umstritten wären. Im 20. Jahrhundert wuchs seine Bedeutung in Folge der ökumenischen Bewegung, da es eine allen Kirchen akzeptable Formulierung des christlichen Glaubens darstellt. Hierzu wurde 1971 eine dem heutigen Sprachgebrauch angepasste Form eingeführt. 85 Verantwortung des Menschen. Jeder ist für sich selbst Gott verantwortlich – sowohl für sein Leben auf dieser Erde, als auch für die Ewigkeit. Nach den Aussagen der Bibel glaubt und verkündigt sie, dass niemand Christ sein kann, ohne den persönlichen Glauben an Jesus Christus. Philippus-Gemeinde Bielefeld – Ev. Freikirche – Herforder Straße 153, 33609 Bielefeld. II.1.5 Weitere christliche Kirchen und Gemeinden 1. Neuapostolische Kirche (NAK) Die Neuapostolische Kirche (NAK) ist eine christliche Religionsgemeinschaft, die sich Ende des 19. Jahrhunderts aus den Katholisch-Apostolischen Gemeinden entwickelt hat. Die Kirche sieht sich als Fortsetzung der urchristlichen Kirche, ist auf und in Erwartung der nahen Wiederkunft Christi und eschatologisch 65 ausgerichtet (Gemeinschaft mit apokalyptischer Endzeiterwartung). Die geistlichen Führer der Neuapostolischen Kirche werden als `Apostel´ bezeichnet. Sie gelten als unerlässlich, um die Kirche auf das Glaubensziel vorzubereiten. Ziel der neuapostolischen Christen ist es, bei der Wiederkunft Christi, welche im Mittelpunkt des neuapostolischen Glaubens steht, in die ewige Gemeinschaft mit Gott geführt zu werden. Die Lehre basiert auf der Bibel, wobei das Gesamtverständnis des Evangeliums 66 durch die Apostel erarbeitet wird. Die Apostel der Neuapostolischen Kirche verstehen sich als Nachfolger der ersten Apostel, welche Jesus Christus ausgesandt hat. In deren Tradition verstehen sie sich als Missionare, die zu allen Menschen gehen, um das Evangelium Jesu Christi zu verkündigen und die Menschen auf sein Wiederkommen und das ewige Leben vorzubereiten. Außerdem ist es die Aufgabe der Apostel und weiteren Amtsträger, das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Kirche zu pflegen und die Mitglieder in der Seelsorge zu unterstützen. Nach dem Verständnis der Neuapostolischen Kirche ist das Apostelamt heilsnotwendig, um die Wiederkunft Jesu Christi mit anschließender „Hochzeit im Himmel“ mitzuerleben. Das bedeutet nicht, dass nicht auch andere Gläubige vor Gott Gnade finden können. Es wird betont, dass das Apostelamt nur bis zur Wiederkehr Christi wirken soll. Für 65 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Eschatologie: Eschatologisch = theologischer Begriff, der die Lehre von den Hoffnungen auf Vollendung des Einzelnen (individuelle Eschatologie) und der gesamten Schöpfung (universale Eschatologie) beschreibt. 66 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Evangelium_(Glaube): Evangelium (von griech. ευαγγελιoν „Gute Nachricht”, „Frohe Botschaft” oder „Siegesbotschaft“) steht für: § Evangelium (Buch), vier Bücher des Neuen Testaments. § Evangelium (Glaube), Sammelbegriff für christliche Glaubensinhalte. § Evangelium (Liturgie), die letzte Schriftlesung in christlichen Gottesdiensten. § nicht im Neuen Testament enthaltene antike Schriften zu Jesus Christus, siehe Apokryphen. § die islamische Auslegung der Evangelien Christi, siehe Indschil. 86 die Frage, wer im Endgericht Heil erlangen wird, spielt das Apostelamt keine Rolle. Diese Feststellung ist wichtig, weil große Teile der Christenheit auf das Endgericht warten. Der Bezirk Bielefeld der Neuapostolischen Kirche (NAK) umfasst insgesamt 18 Kirchengemeinden und ist nicht mit der politischen Stadtgrenze identisch. In den unmittelbaren Stadtgrenzen bestehen 14 neuapostolische Gemeinden. Außerhalb des Bielefelder Stadtbereichs liegen südlich des Teutoburger Waldes vier weitere zum Bezirk gehörende Gemeinden. Insgesamt fast 4.000 Kirchenmitglieder – in Deutschland: ca. 380.000 Mitglieder – werden hier von 198 Amtsträgern seelsorgerisch betreut. In Bielefeld gibt es folgende Gemeinden: Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Brackwede Normannenstr. 22 / 24, 33647 Bielefeld. Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Ummeln Versmolder Str. 1, 33649 Bielefeld. Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Gellershagen Geschwister-Scholl-Str. 22, 33613 Bielefeld. 87 Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Gadderbaum Artur-Ladebeck-Str. 65, 33617 Bielefeld. Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Brake Naggertstr. 24, 33729 Bielefeld. Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Heepen-Kammeratsheide Kammeratsheide 8, 33609 Bielefeld. 88 Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Jöllenbeck Dorfstr. 5, 33739 Bielefeld. Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Mitte Bismarckstr. 25 / 27, 33615 Bielefeld. Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Schildesche Westerfeldstr. 12, 33611 Bielefeld. Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Senne Am Ehrenkamp 5, 33659 Bielefeld. 89 Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Sennestadt Schlinghofstr. 48, 33689 Bielefeld. Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Stieghorst Danziger Str. 2, 33605 Bielefeld. Heidsiekstr. 6, 33607 Bielefeld. Neuapostolische Kirche NRW Gemeinde Sieker Taubenstr. 14, 33607 Bielefeld. Nachrichtl.: Neuapostolische Kirche NRW, Gemeinde Quelle, Lange Str. 104, 33803 Steinhagen. 90 2. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints), auch bekannt als Mormonen, versteht sich als Jesus Christus autorisierte christliche Kirche, die an die von ihm zu seiner Lebenszeit auf Erden gegründete Urkirche in Glauben, Lehre, Vollmacht und Aufbau anknüpft. Während seines Lebens auf der Erde hat Jesus Christus seine Kirche gegründet, die von ihm und zwölf Aposteln geführt worden ist. Nach dem Tod der Apostel jedoch fand – unbeschadet des aufrichtigen Bemühens vieler Glaubenden – eine substantielle Abkehr von der Wahrheit statt, bis hin zum Verschwinden von Vollmacht und religiösen Inhalten. So begann Jesus Christus ab 1820, seine Kirche durch den Propheten Joseph Smith zur Gänze wieder herzustellen (offizielle Gründung: 06. April 1830). An der Spitze der Kirche steht Jesus Christus. Wie zu biblischen Zeiten gibt es einen Propheten und zwölf Apostel, die nach dem von Jesus selbst gezeigten Muster die Kirche auf der Erde führen. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist mittlerweile zu einer weltumspannenden Kirche mit über 13 Mill. Mitgliedern in mehr als 160 Staaten angewachsen. Die Bezeichnung Mormonen leitet sich ab vom Buch Mormon neben der Bibel als Heilige Schrift studieren. 67 , das die Mitglieder der Kirche In Deutschland gibt es die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage seit 1840. Sie besitzt den Status einer staatlich anerkannten Körperschaft des öffentlichen Rechts (K. d. ö. R.). In Deutschland hat die Kirche über 38.000 Mitglieder, nach Angabe der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage mit steigender Tendenz. Es gibt ca. 180 Gemeinden der Kirche; 116 verfügen über ein eigenes Gemeindehaus. Ca. 100 deutsche Mitglieder, meist junge Frauen und Männer, sind weltweit auf Mission. 550 der weltweit insgesamt über 53.000 Missionare der Kirche sind in Deutschland tätig. Der Hauptsitz der Kirche befindet sich in Salt Lake City, Utah USA. In Frankfurt/M. befindet sich der Verwaltungssitz des Gebietes Europa-Mitte. Die Kirche verfügt über ca. 4.500 Familienforschungszentren sowie über das weltweit größte genealogische Archiv (www.familysearch.org). Alle Ämter in der Kirche werden grundsätzlich ehrenamtlich ausgeübt. Die Kirche kennt weder ein Berufspriestertum noch ein Zölibat. Die Kirche versteht sich als Wiederherstellung der ursprünglichen Kirche Jesu Christi und nicht als Abspaltung einer anderen Kirche. Wichtigster Pfeiler der Kirche ist die Familie; nach der Kirchenlehre können Familien ewigen Bestand haben. 67 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Buch_Mormon (Stand: 01.01.2009): Das Buch Mormon (englisch: The Book of Mormon) ist eine religiöse Schrift der nach diesem Buch benannten religiösen Gemeinschaften der Mormonen. Die vom traditionellen Christentum nicht geteilte Anerkennung dieses Werkes als Heilige Schrift gilt als wesentliches gemeinsames Kennzeichen der ansonsten recht unterschiedlichen Kirchen. Der Name geht auf den Propheten Mormon zurück, der als Hauptredakteur des Berichtes aufscheint. Mit der Erstveröffentlichung des Buches begann das öffentliche Wirken des Kirchengründers Joseph Smith. 91 Die Mitglieder der Kirche leben nach hohen moralischen Werten. Sie treten ein für sexuelle Enthaltsamkeit vor und außerhalb der Ehe und verzichten auf Drogen, Nikotin und Alkohol. Da sich die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage neben der Bibel auf weitere Quellen ihres Glaubens beruft, wird sie von der Römisch-Katholischen Kirche und den meisten protestantischen Kirchen als synkretistische 68 Neureligion angesehen. Dementsprechend erkennen diese Kirchen die Taufe der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nicht an. Die Mormonen haben kein Interesse an Ökumene und sprechen allen anderen Kirchen die geistliche Vollmacht ab, in Gottes Namen sprechen zu können und insbes. die Sakramente spenden zu können. Sie erkennen jedoch nach außen hin andere Christen als solche an und arbeiten insbes. im humanitären Bereich mit anderen Religionen zusammen. Durch das humanitäre Hilfsprogramm LDS Charities (in Deutschland: HLT Aktion Nothilfe) der Kirche werden Bedürftigen jährlich Geld- und Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, unabhängig von Ethnie, Staatsangehörigkeit oder religiöser Zugehörigkeit der Betroffenen. Insbesondere in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Roten Kreuz, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Katholischen Hilfswerk 69 wurde seit 1985 Hilfe in 163 Ländern geleistet. Ferner setzt sich die Kirche für interkonfessionelle Toleranz ein, weshalb sie u. a. die Errichtung von Gotteshäusern anderer Konfessionen und Religionen finanzieren. Beispiele dafür sind die reformiert-jüdische Synagoge von Salt Lake City und der hinduistische Tempel von Spanish Fork, Utah. Die offizielle Webseite der Kirche für Deutschland lautet: www.kirche-jesu-christi.org. In Bielefeld ist die Kirche seit 1896 vertreten und zählt heute etwa 360 Mitglieder. Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage – Bielefelder Gemeinde – Hainteichstr. 80, 33613 Bielefeld (Gemeindehaus). 3. Zeugen Jehovas Die Zeugen Jehovas sind eine im ausgehenden 19. Jahrhundert in den USA durch Charles Taze Russell gegründete christlich-chiliastische 70 Religionsgemeinschaft, die sich kirchlich 68 Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Synkretismus (Stand: 01.01.2009): Synkretismus bedeutet die Vermischung von religiösen Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild. Voraussetzung ist, dass diese Ideen oder Philosophien sich zuvor als inhaltlich voneinander unterschieden abgegrenzt haben, und dass sie als religiös-philosophische Teilaspekte auf einen Absolutheitsanspruch verzichten. Synkretismus nimmt vielmehr die Aspekte unterschiedlicher Religionen bewusst auf und formt sie zu etwas Neuem. 69 Engl.: Catholic Relief Services 70 Vgl. URL: http://www.babylon.com/definition/Chiliasmus/German: Chiliasmus (v. griech.: χιλια chilia „tausend“, adj. „chiliastisch“) im ursprünglichen Sinn bezeichnet den Glauben an die Wiederkunft Jesu Christi und das Aufrichten seines tausend Jahre währenden Reichs, manchmal mit Israel als politisch und religiös dominierender 92 organisiert. Laut Eigenangaben gibt es 2007 weltweit 6,9 Mill. aktive Mitglieder, davon 165.000 in Deutschland. Die Zeugen Jehovas sind bekannt durch ihre stark ausgeprägte Missionstätigkeit, für den Verlag und Vertrieb der Zeitschriften „Der Wachtturm“ und „Erwachet !“, durch die eigene Verlagsunternehmung der Wachtturm-Gesellschaft, die Ablehnung von Bluttransfusionen sowie die Verweigerung des Militärdienstes. Den Namen „Jehovas Zeugen“ benutzt die früher als „Russelliten“, „Ernste Bibelforscher“, „Internationale Bibelforscher-Vereinigung“ oder schlicht als „Bibelforscher“ bekannte Religionsgemeinschaft erst seit 1931. Die Bezeichnungen „Jehovas Zeugen“ und „Zeugen Jehovas“ werden nicht einheitlich verwendet; Ortsvereine sind teilweise als „Jehovas Zeugen (mit Stadtbezeichnung) e.V.“ eingetragen. Diese Bezeichnungen ("Jehovas Zeugen") stützen sich auf Jesaja 43:10 und 12. Die Zeugen Jehovas leiten ihren Glauben nur von ihrem Verständnis der Bibel ab. Für Jehovas Zeugen beinhaltet die Bibel die von Gott geoffenbarte religiöse Wahrheit, die Grundlage aller religiösen Lehre ist. Ihre Exegese 71 der Bibel unterscheidet sich dabei in vielen Punkten von der, die in den meisten anderen christlichen Gemeinschaften anzutreffen ist. Die „Leitende Körperschaft“ als Leitungsgremium der Religionsgemeinschaft legt die gültige Lehre fest. Das Selbstverständnis der leitenden Körperschaft der Zeugen Jehovas ist in ihrer Literatur unmissverständlich dokumentiert. Sie selbst sagt, sie sei von Gottes heiligem Geist gesalbt und geleitet. Dabei erhebt sie keinen Anspruch auf Unfehlbarkeit. Zeugen Jehovas betrachten allein die Bibel als "von Gott inspiriert". Der Wachtturm ist nicht unfehlbar und stellt nur den aktuellen Stand des biblischen Verständnisses dar. Es wird jedoch von jedem Zeugen Jehovas erwartet, diese Lehre als für die Religionsgemeinschaft gültig anzuerkennen und nicht durch Wort oder Tat abweichende Lehren zu verbreiten oder zu unterstützen. Rückfragen und begründete Zweifel einzelner Zeugen Jehovas sowie neue Informationen zu einzelnen Sachgebieten dienen als Anstöße für die leitende Körperschaft, um die Lehre anhand der Bibel immer wieder neu zu überprüfen. Die leitende Körperschaft nimmt diese Überprüfungen in begründeten Fällen zum Anlass, einzelne Lehrpunkte zu ändern, die dann z. B. im Wachtturm als „Fragen von Lesern“ veröffentlicht werden. Angebetet wird „der allmächtige und ewige Gott“ Jehova. Nach dem Bibelverständnis der Zeugen Jehovas hat er die Welt und das Leben im Himmel (Engel) und auf der Erde erschaffen. Seine wichtigsten Haupteigenschaften sind Liebe, Gerechtigkeit, Macht und Weisheit, wobei die Liebe herausragt und das gesamte Handeln bestimmt. Jehova sei ein unsichtbarer Geist, der unabhängig vom Menschen lebe und persönliches Interesse an jedem Menschen auf der Erde habe. Die Zeugen Jehovas lehnen die Lehre der Dreifaltigkeit ab. Sie sind der Auffassung, dass es keine Verse in der Bibel gebe, die bei korrekter Übersetzung und Auslegung die Lehre der Dreieinigkeit stützen. Die Aussage in Joh 1, 1 ELB („und Gott war das Wort“) deuten sie nicht trinitarisch 72 in dem Sinn, dass Jesus und sein Vater wesenseins seien. Den Heiligen Geist Weltmacht. Der Begriff wird auch allgemeiner als Bezeichnung für den Glauben an das nahe Ende der gegenwärtigen Welt, manchmal verbunden mit der Erschaffung eines irdischen Paradieses, oder für einen apokalyptischen Fatalismus im Zusammenhang mit einer Jahrtausendwende verwendet. Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Exegese (Stand: 01.01.2009): Die Exegese (griech. ἐξήγησις exēgēsis „Auslegung, Erläuterung“) ist die Interpretation insbesondere von heiligen Schriften, vor allem des Alten und Neuen Testaments der Bibel, des Talmuds, der Literatur zum Midrasch und des Korans. Der Begriff ist auch im Zusammenhang mit der Auslegung juristischer Texte anzutreffen. 72 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Dreieinigkeit: Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität (s. auch Fußn. 29) bezeichnet in der christlichen Theologie die Einheit der drei Personen des göttlichen Wesens: Gott „Vater“, Gott „Sohn“ (Jesus Christus) und Gott „heiliger Geist“. Die Dreieinigkeitslehre wird heute von einem Großteil der christlichen Glaubensgemeinschaften vertreten. 71 93 betrachten sie weder als Person noch als Teil eines dreieinigen Gottes, sondern als Gottes wirksame Kraft. Die Ablehnung der Lehre der Dreieinigkeit ist einer der Haupteckpfeiler ihres Dogmas 73 und unterscheidet sie grundlegend von den meisten anderen christlichen Konfessionen. Jesus betrachten Jehovas Zeugen als das erste und einzige von Gott allein erschaffene Geschöpf. Er sei somit nicht ewig und als Sohn seinem Vater untergeordnet. Daher dürften Gebete nur durch Jesus Christus als Fürsprecher an Gott gerichtet werden, jedoch nicht an ihn selbst. Die Auferstehung Jesu sei ihrer Auffassung nach nicht leibhaftig; sie glauben, sein menschlicher Leib sei in der Osternacht vernichtet worden und er sei mit einem nichtmateriellen „geistigen Leib“ auferstanden. In dieser vor- und nachmenschlichen Gestalt als „Geistperson“ sei Jesus mit dem Erzengel Michael identisch. Zeugen Jehovas glauben, dass Jesus an einem Pfahl und nicht an einem Kreuz hingerichtet wurde. Sie verwenden diesen Gegenstand nicht für religiöse Handlungen oder als Symbol. Abgesehen hiervon stimmen Jehovas Zeugen mit etlichen christlichen, insbes. protestantischen Gemeinschaften in verschiedenen Punkten über Jesus Christus überein. Dazu gehört, dass Jesus der Sohn Gottes sei und dass Gott durch ihn alles andere erschaffen habe. Etwa zu Beginn unserer Zeitrechnung kam er, „das Wort“ aus Joh 1, 1 ELB, auf die Erde und wurde dort als vollkommener Mensch Jesus geboren, indem sein Leben durch Gottes Geist in seine irdische Mutter Maria verpflanzt worden sei. Hauptzweck seines Kommens auf die Erde sei es gewesen, sein vollkommenes menschliches Leben zur Erlösung von Sünde und Tod zu opfern; er ersetzte mit seinem Tod den Verlust des vollkommenen Menschen Adam als ausgleichenden Wert. Christus sei nach dem Tode auferweckt worden und habe sein Opfer Gott im Himmel dargebracht. Seitdem sei er das Haupt der Christenversammlung, die er gründete. Zu Gott könne man nur durch Jesus Christus beten, nur durch ihn gäbe es Vergebung von Sündenschuld und nur durch ihn sei ewiges Leben möglich. Die Versammlungsstätten werden Königreichssäle genannt und zweckmäßig jeweils für 60 bis 200 Personen eingerichtet. Allerdings fehlen jegliche religiösen Symbole wie Altar, Kreuz oder Heiligenbilder. Nur Stühle, Tische, ein Sprechpult, Lautsprecher, Mikrofone und eine schlichte Bühnendekoration sowie eine Bibliothek für Schriften der Wachtturm-Gesellschaft, verschiedene Bibelausgaben und andere religionsbezogene und allgemeine Nachschlagewerke sind vorhanden. Jehovas Zeugen Bielefeld-West e.V. Bremer Str. 3, 33613 Bielefeld. Versammlung 73 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Dogma (Stand: 01.01.2009): Unter einem Dogma (griech. δόγµα, dógma, „Meinung, Denkart, Lehrsatz“; Plural Dogmen oder seltener nach dem Griechischen Dogmata) versteht man eine festlegende Definition oder eine grundlegende Lehrentscheidung, der ein unumstößlicher Wahrheitsgehalt zugeschrieben wird. 94 Jehovas Zeugen Versammlung Bielefeld-Brackwede e.V. Schulstr. 54 a, 33647 Bielefeld. Religionsgemeinschaft Zeugen Jehovas S. Mindt Dunlopstr. 42, 33689 Bielefeld. II.1.6 Weitere Christliche Werke und Gemeinschaften (nachrichtlich) Bielefelder Tisch, Heeper Str. 121 a, 33719 Bielefeld. Bund für Innere Mission, Vahlkamp 4 b, 33719 Bielefeld. Campus für Christus, Im Strohsiek 7, 33613 Bielefeld. Christlicher Verein Junger Menschen (CVJM) – Kreisverband Bielefeld e. V. –, Brunnenbauerweg 9, 33659 Bielefeld (Kreuzstr. 19, 33602 Bielefeld). Ev.-luth. Gebetsverein, Astastr. 11, 33617 Bielefeld. Evangelische Studierendengemeinde (ESG) Bielefeld, Jakob-Kaiser-Str. 26, 33615 Bielefeld 74. Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes, Zentrum Bielefeld – Welle 10 –, 33602 Bielefeld 74 a. 74 Kontakt: [email protected]. Die Evangelische Studierendengemeinde (ESG) Bielefeld ist eine protestantische Gemeinde in ökumenischer Offenheit an der Hochschule. Auch internationale Studierende mischen stark im Geschehen der ESG mit. Beim wöchentlichen internationalen Abend wird durch aktuelle Hintergrundinformationen von "Dritte Welt- und Schwellenländern" das entwicklungspolitische Bewusstsein gefördert. Hierbei ist es wichtig, die Interessen ausländischer Studierender stark zu machen. Die Studierenden sind eingeladen, sich Zeit und Raum für den eigenen Glauben zu nehmen. In Abendandachten, Gottesdiensten, Taizégebeten und dem Glaubenskurs kommt man ins Gespräch – miteinander und mit Gott. Die ESG ist eine evangelische Gemeinde. Gleichzeitig ist sie besonders durch ihre Internationalität ökumenisch und für andere Meinungen und Formen des Glaubens offen. Der einzelne Mensch liegt der ESG am Herzen. So begleitet sie in Lebens- und Glaubensfragen, bei Beziehungskonflikten und Orientierungsschwierigkeiten. Sie nimmt sich Zeit für Gespräche, spontan zwischen zwischen Tür und Angel, in akuten Notsituationen, nach Verabredung und auch über einen längeren Zeitraum hinweg. Die Studierendenpfarrerin ist in der ESG und der Uni persönlich ansprechbar und erreichbar. Vertraulichkeit ist selbstverständlich. 74 a Die Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes, auf internationaler Ebene Lectorium Rosicrucianum genannt, 1924 in Haarlem/Niederlande gegründet, hat in Deutschland die Rechtsform eines gemeinnützigen eingetragenen Vereins. Sie trägt die christliche Heilslehre aus und gehört einer Strömung an, die ihre wesentliche Prägung durch das Urchristentum erhalten hat. Ziel ist es, Menschen, die danach verlangen, den christlichen Erlösungsweg als einen innerlichen Weg zu weisen und ihn in Gemeinschaft zu gehen. Aus der 95 IVCG (Internationale Vereinigung Christlicher Geschäftsleute). Katholische Hochschulgemeinde Turnerstr. 2, 33602 Bielefeld 75. Kolpinghaus Bielefeld e. V. August-Bebel-Str. 7 a, 33602 Bielefeld. Sicht des Rosenkreuzes gibt es neben dieser Welt noch eine höhere Welt, die Welt des Vollkommenen. Deshalb sprechen die Rosenkreuzer von zwei Naturordnungen. Die (hiesige) Welt mit ihrer Unvollkommenheit und Vergänglichkeit besteht aus dem bekannten Diesseits und Jenseits, dem Reich der Toten. Dem steht die göttliche Welt des vollkommenen und ewigen Lebens gegenüber. Die Rosenkreuzer gehen davon aus, dass in dem irdischen, sterblichen Menschen ein Element der göttlichen Welt verborgen ist. In diesem Urkern sind die Idee und die Struktur eines vollkommenen Menschseins enthalten. Das Feld um diesen geistigen Mittelpunkt, das auch den irdischen Menschen umgibt, nennen die Rosenkreuzer „Mikrozensus“. Aus dem geistigen Urkern kann sich der Mensch mit Hilfe der allgegenwärtigen Christuskraft seelisch erneuern. Die Bibel nennt diesen Prozess „Wiedergeburt aus Wasser und Geist“ (Joh. 3, 5); die Rosenkreuzer sprechen von „Transfiguration“. Auf diesem geistigen Weg findet der Mensch in das göttliche Leben zurück. Wichtig auf dem Weg ist es, sich in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter immer wieder den Kräften der höheren Natur zuzuwenden. Durch igre gemeinschaftliche Bemühung um das eine Ziel entsteht in der Gruppe eine Atmosphäre, die jeden Teilhaber an der Gruppe innerlich stärkt. Er empfängt dadurch die Möglichkeit und die Kraft, in seinem täglichen Leben die Botschaft des Evangeliums zu verwirklichen. Jede Etappe des Weges kann nur nach eigener Erkenntnis und in innerer Freiheit gegangen werden. Die Bibel und insbesondere das Neue Testament sind das geistige Fundament für den Weg und die Lehre des Rosenkreuzes. Die Lebensbeschreibung Jesu in den Evangelien verstehen die Rosenkreuzer in erster Linie nicht als historischen Bericht, sondern als symbolische Darstellung des Weges, den sie selbst gehen. So bemühen sie sich, den evangelischen Auftrag des Wortes Jesu „Folget mir nach“ zu erfüllen. Die Organisation wird finanziell ausschließlich getragen durch Beiträge und Spenden von Schülerinnen bzw. Schülern und allgemeinen Mitgliedern und verfolgt keinerlei wirtschaftliche Interessen. Der Eintritt in die Organisation ist nach einer Orientierungsphase durch einen schriftlichen Antrag möglich. Das Mindestalter dafür beträgt 18 Jahre. Für den Austritt genügt ein formloses Schreiben. Im Monatsbeitrag ist das Abonnement der 6 x jährlich erscheinenden Zeitschrift Pentagramm (= Fünfstern, der sich ergibt, wenn die Diagonalen eines regelmäßigen Fünfecks nachgezogen werden. Im Volksglauben gilt es als Bannzeichen gegen das Böse.) In vielen größeren Städten gibt es Rosenkreuz-Zentren, in denen sich Schülerinnen bzw. Schüler, Mitglieder und Interessenten regelmäßig zu Veranstaltungen treffen. Weltweit gibt es rund 130 solcher Zentren in 36 Ländern. Die Internationale Schule des Goldenen Rosenkreuzes besitzt weltweit etwa 60 Konferenzzentren als Begegnungsorte für die Durchführung mehrtätiger spiritueller Zusammenkünfte. Dort sind auch die Verwaltungen der jeweiligen Regionen ansässig. 75 Kontakt: [email protected]. 96 Landeskirchliche Gemeinschaft, Jöllenbecker Str. 193, 33613 Bielefeld. Landeskirchliche Gemeinschaft Schildesche, Am Kruge 4, 33739 Bielefeld. Plakatmission Bielefeld, Am Langen Grund 9, 33649 Bielefeld. SMD – Schülerbibelkreise (SBK`s), Stieghorster Str. 85, 33605 Bielefeld. Weißes Kreuz Bielefeld, Herforder Str. 400 a, 33609 Bielefeld. II.1.7 Fremdsprachige Gemeinden (nachrichtlich) – soweit nicht bereits unter Ziff. II.1.4.3 genannt) Deutsch-Indische Freundschaft e. V., c/o Anita von Kuczkowski, Sauerlandstr. 3, 33647 Bielefeld. Finnische Gemeinde (Gottesdienste: Ev.-Dietrich-Bonhoeffer-Kirchengemeinde (Am Brodhagen 36, 33613 Bielefeld) – Bezirk Bodelschwingh –, Voltmannstr. 263, 33613 Bielefeld). International Christian Fellowship, Elsanastr. 8, 33106 Paderborn (Gottesdienst: Ev.-luth. Pauluskirchengemeinde, Markgrafenstr. 2, 33602 Bielefeld). Internationale Christuskirche, Lipper Hellweg 20, 33605 Bielefeld. Kath. Polnische Gemeinde (Gottesdienste: Kath. Kirche St. Bonifatius, Stieghorster Str. 31, 33605 Bielefeld). Koreanische Gemeinde (Gottesdienste: Heilsarmee, Siegfriedstr. 32, 33615 Bielefeld). Koreanisch-methodistische Gemeinde. (Gottesdienste: Evangelisch-Methodistische Kirche (EmK), Schildeschescher Str. 102, 33611 Bielefeld (s. hierzu auch Ziff. II.4.3.16)). Kulturkreis Latinoamerica (Caritasverband, Turnerstr. 4, 33602 Bielefeld). Marokkanische Gemeinde, August-Bebel-Str. 16 - 18, 33602 Bielefeld. Ungarisch-reformierte (evangelische) Gemeinde (Ev. reformierte Kirchengemeinde, Süsterplatz 2, 33602 Bielefeld). 97 II.2 Islam 1. Die Religion des Islam – Grundzüge – Islam (arabisch م$% إislām, „Unterwerfung (unter Gott) / völlige Hingabe (an Gott)“; م$%( اalislām, „der Islam“) ist ein arabisches Wort; es bedeutet Frieden, Ergebung, Hingabe, Gehorsam und Dankbarkeit gegenüber der göttlichen Gnade 76. Der Islam ist eine monotheistische, abrahamitische Religion, die sich streng vom Polytheismus und auch von christlichen Vorstellungen wie Menschwerdung Gottes und Dreifaltigkeit abgrenzt. Bestimmendes Element ist die Lehre vom tauhid, der Einheit Gottes. Der Islam verkündet die reinste Form des Monotheismus. Gott ist der eine Gott. Er ist unteilbar und hat niemand neben sich. Er ist unvergleichlich und nichts ist ihm auch nur ähnlich. Nichts geschieht ohne seinen Willen. Er ist der Erste, der Letzte, der Ewige, der Unendliche, der Allmächtige, der Allwissende. Er ist der Schöpfer und Erhalter aller Dinge. Er ist der Gerechte, der Allerbarmer, der Gnädige, der Liebende, der Gütige, der Erhabene, Preiswürdige, der Wahrhaftige. Er ist der Inhaber und Besitzer aller vollkommenen Eigenschaften. Alle diese und noch andere im Koran erwähnten Eigenschaften Gottes, müssen in ausgewogener Weise betrachtet werden, ohne dass die eine Eigenschaft zugunsten einer anderen vernachlässigt wird, oder zum Nachteil einer anderen überbetont wird; denn Gott allein hat sich mit all diesen Namen benannt 77. Dieser stark ausgeprägte Monotheismus (Lehre von der Einheit Allahs) ist die zentrale Botschaft des IslamGefühl der eigenen Ohnmacht und der totalen Abhängigkeit von dem einen, allmächtigen und allwissenden Schöpfer Allah die bestimmende Grundhaltung seiner Anhängerinnen bzw. Anhänger. Der Islam hebt sowohl den Glauben und die Absicht als auch die Handlung hervor. Gott zu dienen bedeutet, ihn zu kennen und zu lieben, gemäß seiner Rechtleitung in allen Fragen des Lebens zu handeln, gute Taten zu befehlen und das Verwerfliche zu untersagen, Nächstenliebe und Gerechtigkeit zu praktizieren und ihm zu dienen durch den Dienst an der Menschheit. Der Islam lehrt die Einheit der gesamten Menschheit. Er betont, dass Unterscheidungen nach Ethnien, Hautfarben, Sprachen usw. niemals den Grund für Überlegenheitensansprüche einer Gruppe gegenüber einer anderen bilden können. Die einzige, wirkliche Unterscheidung zwischen den Menschen ergibt sich auf geistig sittlicher Ebene, nämlich die Unterscheidung nach Rechtschaffenheit und Gottesehrfurcht. Der Islam betrachtet die Vernunft als ein kennzeichnendes Merkmal des Menschen und als eine Gabe Gottes. Sie ist der Grund für die Verantwortlichkeit des Menschen vor Gott und gleichzeitig sein Führer in allen Lebenssituationen. Er befasst sich nicht nur mit dem ewigen Leben im Jenseits, sondern er richtet sein Augenmerk in gleichem Maße auch auf das diesseitige Leben. Sittliche Vollkommenheit, sozialer Fortschritt, wirtschaftliche Gerechtigkeit, zwischenmenschliche Liebe und Barmherzigkeit, politische Vernunft und Friede sind Ziele, die der Islam zur Erreichung wahren menschlichen Glücks in diesem Leben zu verwirklichen sucht. Der Islam ist ein allumfassender Lebensweg, der sich auf alle Bereiche des menschlichen Daseins erstreckt und der in grundsätzlicher Übereinstimmung mit der Natur, ihren Gesetzen 76 77 Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Islam (Stand: 27.12.2008) Vgl. URL.: http://www.islam.de/72.php (Stand: 27.12.2008) 98 und ihren Anforderungen steht. Er versorgt alle Menschen mit deutlichen Richtlinien für alle Lebenslagen. Die Anleitungen, die er gibt, sind umfassend und enthalten alle sozialen, wirtschaftlichen, politischen, moralischen und geistigen Aspekte des Lebens. Der Islam erinnert den Menschen an den Sinn seines Lebens auf Erden, an seine Pflichten gegenüber sich selbst, seinen Verwandten, seiner Gemeinde, seinen Mitmenschen und seinem Schöpfer. Dem Menschen wurden grundlegende Anleitungen für ein zweckmäßiges Leben gegeben. Dann wurde er der Herausforderung der menschlichen Existenz ausgesetzt, auf dass er diese hohen Ideale in die Praxis umsetzen würde. Der Islam betrachtet den Menschen als eine gesunde und vollständige Einheit und nicht als eine Sammlung aus getrennten und miteinander konkurrierenden Teilen. Islam ist das in die Praxis umgesetzte Wissen um die Existenz Gottes, die Wahrhaftigkeit seiner Propheten, seiner Bücher, seiner Engel und des Lebens nach dem Tode. Der Islam nach dem Verständnis der orthodoxen Sunniten bzw. der Scheriat (Scharia)-Anhänger ist damit nicht allein eine Religion, sondern zugleich ein in sich geschlossenes rechtlichpolitisches Wertesystem. Der Islam im vorgenannten Verständnis vertritt daher – nach wie vor – einen religiösen wie auch einen politischen Herrschaftsanspruch. Für seine Anhänger unterteilt sich die Welt in das Haus des Islam (arab.: dar-al-islam) und das Haus des Krieges (arab.: dar-al-harb), wobei die Ausweitung des dar-al-islam angestrebt wird. Der geistlich-religiöse und der weltliche Teil sind keine getrennten Teile des Menschen. Sie sind vielmehr in der Natur des Menschen vereint. Der Islam ist über Religion und rechtlich-politisches Wertesystem hinaus auch Träger einer Kultur (Kulturkreis) mit einer wissenschaftlichen und künstlerischen Blütezeit, die traditionell zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert datiert wird. Heute wird die Datierung oft bis ins 15. oder 16. Jahrhundert ausgeweitet. Mit rund 1,4 Milliarden Anhängern (Christentum: Ca. 2,2 Milliarden Anhänger) ist der Islam die zweitgrößte Religion der Welt. Er ist heute in vielen Ländern des Nahen Ostens, Nordafrikas, Zentral- und Südostasiens verbreitet. Hauptverbreitungsgebiet ist der Trockengürtel, der sich von der Sahara im Westen über den Nahen Osten und den Kaukasus bis nach Zentralasien im Osten zieht. Das bevölkerungsreichste muslimische Land ist Indonesien. Muslimisch geprägte Länder in Europa sind Bosnien und Herzegowina, die Türkei und Albanien. Viele weitere Länder haben muslimische Minderheiten. In ca. 185 Ländern der Erde bekennen sich Menschen zum Islam. Etwa 3,8 bis 4,3 Mill. Muslime leben in Deutschland. Hiervon sind ca. 74 % Sunniten, ca. 13 % Aleviten, ca. 7 % Schiiten und etwa 6 % sonstige Musliminnen bzw. Muslime (Ahmadiyya, Sufi, Ibaditen) 77 a. Der Islam ist im 7. Jahrhundert nach Christus entstanden. Seine Verkündung sollte in wenigen Jahren die Welt verändern: Die Welt der Mekkaner, der Araber und auch der benachbarten Regionen. Es sollte sich bald zeigen, dass nicht nur eine neue Religion geboren, sondern mit ihr eine revolutionäre politische Neuordnung verbunden war 78. Der Prophet Mohammed – 77 a Vgl. BAMF-Studie „Muslimisches Leben in Deutschland“, 1. Auflage, Juni 2009 Vgl. Url.: http:// www.islam-guide.com/de/ (Stand: 27.12.2008): Ich glaube, dass kein Gott ist außer Allah. und dass Muhammed der Prophet Gottes ist". Dies ist das Glaubensbekenntnis des (sunnitischen) Muslims. Wer es ausspricht, bekennt sich zum Islam, den Muhammed Anfang des 7. Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung zu verkünden begann. Muhammed wurde im Jahre 570 nach Christus geboren. Sein Vater Abdullah starb vor seiner Geburt. Er wuchs deshalb im Hause des Großvaters und des Bruder seines Vaters auf. Nach der herrschenden Sitte übergab seine Mutter, Amina, den Säugling einer Beduinen-Amme, bei der er mehrere Jahre in der Wüste verbrachte. Die Stadt Mekka blühte seit Jahrhunderten durch Handel mit Gewürzen und Weihrauch in Südarabien und dem indischen Ozean. Die Kaufmannsfamilien waren reich. Auch Muhammed hatte Handelskarawanen begleitet. Er war 25 Jahre alt geworden, und seine Ehrenhaftigkeit war allgemein bekannt. Eine reiche Witwe aus Mekka, Hadidschah, heiratete ihn. Wie schon sein Großvater, so begann er jetzt, sich während des ganzen Monats in eine Höhle zurück zu ziehen. Dort betete er, meditierte und teilte seine knappen Vorräte mit den Reisenden, die vorbeizogen. Im fünften Jahr seiner jährlichen Zurückgezogenheit wurde er vierzig Jahre alt. Gegen Ende des Monats erhielt er während der Nacht den Besuch eines Engels. Dieser teilte ihm mit, dass Gott ihn zu seinem 78 99 geboren 570 nach Christus, gestorben 632 – (Beiname „ Al-Amin“, der Vertrauenswürdige und Rechtschaffene) hatte in seiner arabischen Heimat das religiöse Leben christlicher wie jüdischer Gemeinden kennen gelernt. Der Islam ist eine komplexe Religion. Schon kurz nach dem Tod des Propheten Mohammed kam zur ersten Spaltung, weitere folgten, so dass unterschiedliche Glaubensrichtungen, Rechtsschulen und religiöse Orden entstanden sind (s. insbes. „Sunnitischer Islam“ 78 a s. Ziff. Boten auserwählt und den Menschen gesandt habe; er lehrte ihn die Abwaschungen und das Gebet und teilte ihm den göttlichen Auftrag mit: "Lies im Namen Deines Herrn des Schöpfers, der den Menschen erschuf aus geronnenem Blut! Und der Edelmütigste ist Dein Herr. Er, der das Schreibrohr gebrauchen lehrte. Der die Menschen lehrte, was sie nicht wussten." Dies war seine erste Offenbarung (Sure 96, 1-4); andere Offenbarungen folgten. Unter dem Druck und dem Folter der mekkanischen Kaufleute, die einem vielgestaltigen Polytheismus anhingen und denen sowohl die Lehre von dem Einen Gott als auch die Existenz einer Gemeinde ein Ärgernis waren, mussten Muhammed und seine Gemeinde im Jahre 622 nach Medina auswandern. Die Auswanderung nach Medina – dieses Ereignis ging als Hidschra in die Geschichte ein – ist ein Schlüsseldatum im Leben des Propheten und seiner Gemeinde. Das Jahr der Hidschra wurde durch Beschluss des zweiten Kalifen Umar ibn al-Chattab als erstes Jahr der islamischen Zeitrechnung festgelegt. In Yathrib begann zugleich die politische und militärische Karriere des Propheten. Bald nach seiner Ankunft in der Oase schloss Mohammed einen Bündnisvertrag mit der dortigen Bewohnerschaft, die sog. "Verfassung von Medina". Des Weiteren kam es zur militärischen Konfrontation mit den heidnischen Quraisch: Die vom Propheten organisierten Karawanenüberfälle führten zur Schlacht von Badr, auf die die Schlacht von Uhud folgte. Als letzter großer Angriff der Quraisch auf Medina galt die sog. Grabenschlacht. Währenddessen kam es zur Auseinandersetzung mit den drei wichtigsten jüdischen Stämmen Yathribs: Die Banu Qainuqa und die Banu Nadir wurden aus der Oase vertrieben, während die Männer der Banu Quraiza exekutiert, ihr Besitz unter den Muslimen verteilt und ihre Frauen und Kinder in die Sklaverei verkauft wurden. Der (Verteidigungs-)Krieg Mohammeds und seiner Anhänger gegen die Quraisch und ihre Verbündeten führte zu einem Friedensvertrag 628 n.Chr.; zwei Jahre später erfolgte die Eroberung Mekkas. Als der Prophet 632 nach Christus starb, erstreckte sich der islamische Machtbereich über die gesamte arabische Halbinsel. Der Prophet konnte seine Nachfolge nicht ausdrücklich regeln. Seine Söhne waren als Kleinkinder gestorben; seine einzige Tochter, Fatimah, war mit seinem Vetter Ali verheiratet. Wer sollte die Gemeinde führen ? Die (omajidische) Mehrheit trat für eine Wahl ein. Eine Minderheit argumentierte, dass der Nachfolger aus dem Blut des Propheten sein müsse. Für sie kamen nur Ali und dann dessen Söhne aus der Ehe mit Fatimah in Frage. Gegen die "Partei Alis" (arabisch: schiat Ali deshalb Schiiten) setzten sich die Sunniten durch. Schließlich wurde Abu Bekr zum Khalifen (Stellvertreter) ausgerufen. Er starb bald darauf, seine beiden Nachfolger, Umar und Uthman, wurden ermordet. Ali wurde erst als Vierter 656 Khalif. Schon 661 fiel er einem Attentat zum Opfer. Beim Tod des Propheten im Jahre 632 hatte sich der Islam schon über weite Teile der arabischen Halbinsel ausgedehnt. Die Ausbreitung des Islam hat in der Religionsgeschichte nicht ihresgleichen. In wenigen Jahrzehnten erreichten die arabischen Heere Nordafrika und Spanien und stießen durch das Zweistromland nach Persien und Zentralasien vor. Damit schufen sie die Voraussetzung für die Ausbreitung in späteren Jahrhunderten etwa durch die Türken (Seldschuken und Osmanen ). Noch in neuerer Zeit, zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert verbreitete sich der Islam in Indonesien. Um in einem großen Reich die Regierung, Verwaltung und das Rechtswesen zu regeln, musste das Recht weiter ausgerarbeitet werden. Berufen waren die (omajidischen) Theologen als Kenner des Korans. Diese nahmen die Sunna, das heißt "die Gewohnheit" des Propheten, was er selbst noch gesagt und getan, gebilligt oder mißbilligt hatte, als Grundlage. Das arabische Wort dafür ist "sharia", ein Begriff, dessen Bedeutung der "Weg" ist. Der Zusammenstoß des Islam mit den benachbarten Hochkulturen ließ enorme kulturelle Kräfte freiwerden. In Wissenschaft und Kunst entstand seit dem 8. Jahrhundert eine eigene islamische Hochkultur, deren Errungenschaften zwischen Nordafrika und Indonesien, Schwarzafrika und Zentralasien noch heute zu bewundern sind. Mit den türkischen Osmanen unternahm es ein muslimisches Volk seit dem 13. Jahrhundert ein letztes Mal, eine islamische Großmacht zu errichten. Zweimal belagerten die Türken Wien (1529; 1683) und "bedrohten" damit Europa ähnlich wie jene Araber fast ein Jahrtausend zuvor. Der Niedergang des Osmanischen Reichs nach der zweiten Niederlage vor Wien und der Aufstieg Europas und Amerikas seither haben die Muslime in eine tiefe Krise gestürzt. 78 a Islam bedeutet im Arabischen „Hingabe an Gott“. Der Koran (arabisch: Lesung) ist das heilige Buch der Muslime. Nach dem Glauben der Muslime ist der Koran das Wort Gottes und besitzt die absolute Autorität für den Glauben. Neben ihm wird die islamische Tradition, die Sunna (Lebensweise des Propheten), und die Hadith (Lehren des Propheten) herangezogen. Für die Ausübung ihrer religiösen Pflichten sind die Muslime weder an einen Ort noch an eine Institution noch an eine Person gebunden. Sie können ihren Glauben alleine oder in einer Gemeinschaft praktizieren. Ihre Gebete verrichten die Muslime Richtung Mekka und sind dadurch mit den Muslimen auf der ganzen Welt im Gebet vereint. Die Mitgliedschaft in einer Moscheegemeinde oder einem islamischen Verein hat nicht die Bedeutung wie etwa die Zugehörigkeit zu einer Kirche im Christentum. Anders als das Christentum verfügt der Islam über keine einheitliche, alle Muslime erfassende Organisationsstruktur. Es gibt auch keine Person, vergleichbar mit dem Papst, die die oberste Autorität in Glaubensfragen hat. In muslimischen Gesellschaften gibt es viele islamische Autoritäten und Gelehrte, deren Fachwissen herangezogen werden kann. 100 II.2.6.1) mit den vier Rechtsschulen Hanefi, Schafi, Maliki, Hanbali, die sich zwar gegenseitig anerkennen, aber den Islam unterschiedlich auslegen, den „Schiitischen Islam“ 78 b (s. Ziff. II.2.6.3), das „Alevitentum 78 c (s. Ziff. II.2.6.4)). Der Islam erkennt die (ihm) vorangegangenen heiligen Bücher und Propheten mit Achtung an. Der Begriff „Gott“ und die Grundelemente in der Bibel und Thora, wie z. B. die Engel, das Paradies, die Hölle, sämtliche Propheten ab dem heiligen Abraham werden auch im Koran akzeptiert. Der Koran, das heilige Buch des Islam, das als Heilige Schrift im Zentrum des Glaubens der Musliminnen und Muslime steht, sagt, dass alle Offenbarungsreligionen eigentlich aus der gleichen Quelle stammen. Er betont an vielen Stellen, dass die Propheten vor Mohammed, z. B. Noah, Abraham, Isaak, Ismail, Moses, Jesus, im Grunde dieselbe Offenbarung erhielten. Daher rufen Koran bzw. Islam Christen und Juden zu einem Dialog über die Glaubensgrundsätze auf. An etlichen Stellen nimmt der Koran jüdisch-christliche Traditionen auf. Der Islam glaubt jedoch daran, dass die vorangegangenen Glauben im Laufe der Zeit „entartet“ wurden und dass Mohammed der letzte Prophet war. Er wird insbes. von den Sunniten unmittelbar als das unverfälschte Wort Gottes und als Primärquelle der Religion verstanden; insoweit kann man den Islam als eine „Schriftreligion“ bezeichnen. Mohammed gilt nicht als Verfasser des Koran, sondern als der Mittler der letztgültigen Offenbarung Gottes. Der Koran enthält 114 Suren (Abschnitte), die zwischen 609/610 und 632 an Muhammad teils in Mekka und teils in Medina offenbart wurden. Die einzelnen Suren beinhalten zwischen 3 und 288 Verse. Sie sind mit Ausnahme der ersten (Fatiha, die Eröffnende) in etwa nach dem Prinzip der abnehmenden Länge angeordnet. Mit Ausnahme einer Sure beginnen alle Suren „Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen“ (Bismil-la-hir-Rahman-Nirrahim). Da der Koran für die (sunnitischen) Musliminnen bzw. Muslime als unnachahmliches Werk gilt, gelten die in fast allen Sprachen vorhandenen Übersetzungen des Koran nicht als gleichwertig, jedoch als verdienstvoll, um auf Der Islam kennt keine, etwa mit der Taufe vergleichbaren Aufnahmeriten. Jeder neugeborene Mensch gilt laut Überlieferung erst einmal als Muslime. Durch den Vollzug der religiösen Pflichten bestätigt man die Zugehörigkeit zum Islam. Der Koran schreibt fünf religiöse Grundpflichten vor: das Glaubensbekenntnis, das Pflichtgebet fünfmal am Tag, das Fasten im Ramadan, die Abgabe von Almosen und die Wallfahrt nach Mekka. Ein zentrales Thema im Islam ist Gerechtigkeit, die durch Selbstdisziplin und Anstrengung erreicht werden soll. 78 b Schiiten, die Partei Alis und der Unterdrückten. Kurz nach dem Tod Mohammeds begann ein blutiger Konflikt um das Kalifat, die Nachfolge des Propheten. Im Gegensatz zu den Sunniten glauben Schiiten, dass Ali sein rechtmäßiger Nachfolger ist. Er wurde jedoch zunächst vom Kalifat ausgeschlossen, bis er dann kurz als 4. Kalif regieren konnte. Später fiel er einer Verschwörung zum Opfer. Damit begann die Spaltung der islamischen Gemeinschaft. Die schiitische Tradition berichtet, dass auch Alis Nachkommen (Imane) von der politischen Macht verdrängt und umgebracht wurden. Die Imane sind eine der zentralen Autoritäten im Schiitentum. Beispielsweise beziehen sich die Schiiten auf die „Vier Bücher“, in denen die Aussprüche der 12 Imane gesammelt sind. Diese „Vier Bücher“ bedeuten für die Schiiten das, was die 6 Hadith-Sammlungen für die Sunniten bedeuten. In ihrer Religionsausübung unterscheiden sich die Schiiten nur geringfügig von den Sunniten. Den Trauerkult etwa kennen die Sunniten nicht. Weil Schiiten sich schuldig fühlen, die Ermordung Alis und seiner Nachkommen nicht verhindert zu haben, entwickeln sie ein starkes Gefühl der Selbstaufopferung. Klageprozessionen, Passionsspiele, Selbstgeißelung gehören in die Praxis schiitischer Religiosität. Schiiten glauben, dass der 12. Iman, der Mahdi, versteckt wurde, um ihn vor dem Tod zu bewahren. Sie glauben, dass der Mahdi eines Tages kommen wird, um den wahren, ursprünglichen (schiitischen) Islam zum Sieg zu verhelfen. 78 c Aleviten sind sich mit den Schiiten in der Frage der Nachfolge von Mohammed und der islamischen Geschichtsschreibung einig. Jedoch erkennen Sie die Scharia, das islamische Recht, nicht an und unterscheiden sich grundlegend in ihrer Religionsausübung. Sie sind nicht an die fünf Grundpflichten des Islam gebunden. Stattdessen haben Sie eigene religiöse Regeln und Rituale. Für Aleviten ist die Form der Religionsausübung ohnehin sekundär, vielmehr zählt die innere Dimension der Religiosität. Der eigentliche Gottesdienst ist das Erkennen der Natur und die Ethik. Die religiöse Autorität bei den Aleviten heißt Dede oder Pir. Er leitet das CemRitual, das zwei- oder dreimal im Jahr stattfindet. Beide Geschlechter nehmen gemeinsam daran teil. Der Höhepunkt einer Cem-Zeremonie ist, wenn der Dede an die Tragödie von Kerbela erinnert, wo Iman Hussain im Gefecht fiel. Im Monat Muharrem fasten gläubige Aleviten 12 Tage, aus Trauer um Iman Hussain. Anschließend kochen sie Asure, eine Süßspeise, bestehend aus 12 Zutaten und verteilen diese an die Gemeindemitglieder, Nachbarn und Freunde. 101 diese Weise den Nichtarabischsprechenden seinen Inhalt zu vermitteln. In den Gottesdiensten wird der Koran bei den Sunniten nur in arabischer Sprache rezitiert. Das Gesetz Gottes, das im Koran verkündet und im Leben des Propheten Muhammad veranschaulicht wird, ist in allen Fällen das Höchste. Es wird auf alle angewendet, unabhängig von ihrer Stellung in der Gesellschaft und ohne Unterschied zwischen Regierenden und Regierten. Neben dem Koran (= göttliche Offenbarung) gibt es die ursprünglich mündlichen Überlieferungen (arab.hdìthe) (Hadith), die vor allem im Zusammenhang von Rechtsfragen insbes. im sunnitischen Islam eine fast gleiche Autorität wie der Koran genießen (sun.) 79. Der Hadith 80 besteht aus einer Sammlung der Worte und Taten des letzten Propheten, aus den Überlieferungen über seine Lebensweise und sein Verhalten im Alltagsleben. Diese Überlieferungen wurden von jenen bewahrt, die mit ihm zusammengelebt hatten, oder von jenen, die zuverlässige Kunde darüber erhalten hatten. Später wurden diese Hadith (Ahadith) von Religionswissenschaftlern gesammelt, gesichtet und äußerst sorgfältig auf ihre Echtheit hin geprüft. Nur solche Überlieferungen, die sich durch eine Kette von anerkannten Übermittlern bis zu Mohammed zurückverfolgen ließen, wurden in Form von Büchern zusammengefasst. Die Sammlungen von Malik, Buchari, Muslim, Tirmisi, Abu Dawood, Nasai und ibn-e-Madscha gelten als die zuverlässigsten. Durch die mühsamsten und sorgfältigsten Recherchen dieser Wissenschaftler ist es heute den Musliminnen bzw. Muslimen möglich, dass sie die Scharia leicht befolgen können 81. Im Koran finden sich Vorstellungen, die eine große Nähe zum Gott der Bibel aufweisen, aber auch Aussagen, die in bewusster und scharfer Abgrenzung zu biblischen Vorstellungen entwickelt wurden. Zentral ist im Islam der Glaube an Einen. So werden in Sure 112 des Koran die Gläubigen aufgefordert, Gott als den Alleinigen, Einzigen und Ewigen anzurufen. Die islamische Gottesbezeichnung „Allah“ meint dabei nicht einen Eigennamen Gottes, dieses arabische Wort bedeutet „Gott“. In Unterscheidung und Abgrenzung zum christlichen Glauben an Gott, den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist, wird in Sure 112 jedoch weiter 79 Der Koran führt sich zurück auf Offenbarungen, die der Prophet Mohammed zu unterschiedlichen Zeiten durch einen Boten, den Engel Gabriel, von Gott empfing, auswendig lernte und dann weitergab. Für die Vertrautmachung mit dem islamischen Recht wird auf zwei Hauptquellen zurückgegriffen, nämlich auf den Koran und auf den Hadith. 80 Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Hadith (Stand: 27.12.2008): Der Begriff Hadīth (arabisch +,2/ , +,د./ أhadīth, ahadīth, DMG ḥadīṯ, aḥādīṯ, „Mitteilung, Erzählung, Bericht“) steht für überlieferte Nachrichten im Islam sowohl profanen als auch religiösen Charakters. Im islamisch-religiösen Gebrauch bezeichnet der Begriff die Überlieferungen über Mohammed: Über seine Anweisungen, nachahmenswerte Handlungen, Billigungen von Handlungen Dritter, Empfehlungen und vor allen Dingen Verbote und religiös-moralische Warnungen, die im Koran als solche nicht enthalten sind. Die Summe dieser Überlieferungen mit ihrem normativen Charakter bilden die Sunna des Propheten und sind somit Teil der religiösen Gesetze im Islam; sie ist nach dem Koran die zweite Quelle der islamischen Jurisprudenz (Fiqh). Als koranischer Terminus ist hadith auch die Offenbarung Gottes: „Gott hat die beste Verkündigung (aḥsana l-ḥadīṯ) herabgesandt, eine sich gleichartig wiederholende Schrift…“ – Sure 39, Vers 23. Als Synonym verwendet die islamische Tradition – in inhaltlicher Anlehnung an den obigen Koranvers – den Begriff kalām („Rede“, „Parole“, „Aussage“), indem man den Propheten wie folgt zitiert: „die beste Rede (kalām) ist das Gotteswort (kalāmu llāh) und die beste Leitung (zum Glauben) ist die Leitung Mohammeds“. Überlieferungen, in denen Aussprüche und Taten der Gefährten (Sahaba) des Propheten enthalten sind, können ebenfalls – wie die Hadithe – richtungsweisend, für rituelle Bestimmungen und juristische Rechtsentscheidungen von Bedeutung sein. In diesem Fall spricht man nicht vom Hadith, sondern vom athar, Plural: āthār / 34ر أ.46 / aṯar, Plural: āṯār /„Spur, Zeichen“, die man hinterlässt und erst in übertragenem Sinne heißt es: Tradition, Überlieferung nach den Gefährten des Propheten. Oft sind aber beide Begriffe, hadith und athar, austauschbar. 81 Die Schari'a, eingedeutscht Scharia (78,39 / šarī a im Sinne von „Weg zur Tränke“, „deutlicher, gebahnter Weg“; auch: „religiöses Gesetz“, „Ritus“; abgeleitet aus dem Verb schara'a / ع39 / šara a /„den Weg weisen, vorschreiben (auch Gesetz)“) ist das religiös legitimierte, unabänderliche Gesetz des Islam. Die Pluralform schara'i' / ;<ا39 / šarā i , bezeichnet alle einzelnen darin enthaltenen Vorschriften. Unter Fiqh versteht man die Gesetzeswissenschaft im Islam. Es entspricht der jurisprudentia der Römer und erstreckt sich auf alle Beziehungen des religiösen, bürgerlichen und staatlichen Lebens im Islam. Die Scharia beansprucht universale Geltung für alle Menschen. Auch alle Nichtmuslime sollen ihr unterworfen werden. Nur wenige Bereiche, wie der islamische Ritus und größtenteils das Familienrecht gelten nur für Muslime. Alle Beziehungen des öffentlichen und privaten Lebens müssen im Sinne des religiösen Gesetzes geregelt werden. 102 betont: „Er hat nicht gezeugt, und Er ist nicht gezeugt worden, und niemand ist ihm ebenbürtig.“ Die christliche Trinitätsvorstellung erscheint in den Augen der Musliminnen bzw. Muslime im Grunde als ein Tritheismus 82, d. h., sie sehen darin die Annahme, es gebe für Christen drei Götter. Die christliche Glaubensaussage, dass Gott in Jesus Mensch wurde, wird vom (sunnitischen) Islam als gotteslästerlich verworfen. Der Kreuzestod Jesu wird im Koran ausdrücklich bestritten. Zweite Erkenntnisquelle neben dem Koran sind die Worte und Handlungen (Sunna) des Propheten Mohammed, dem „Gesandten Gottes und dem Siegel der Propheten“ (Sure 33:40) (s. o.). Die Anhängerinnen bzw. Anhänger des Islam bezeichnen sich im deutschsprachigen Raum als Musliminnen bzw Muslime oder Moslems. Eine Muslima bzw. ein Muslim ist die- bzw. derjenige, der die Gesetze Gottes in allen Lebenssituationen befolgt (= vorbehaltlose Annahme der Anweisungen und der Rechtleitung Gottes), und die islamische Gesellschaft ist die nach Wissen um den Willen Gottes strebende Gemeinschaft, in der jeder Einzelne direkt und ohne Vermittlung eines Priesters mit Gott in Verbindung steht. Und schließlich ist die islamische Gesellschaft die jedem Nichtmuslim größte Toleranz entgegenbringende Gemeinschaft der Gottgläubigen, denn das Wort Islam hat sowohl die Bedeutung Unterwerfung unter den Willen Gottes als auch die Bedeutung Frieden (s.o.). Eine Muslima bzw. ein Muslim ist damit jemand, der insbesondere ohne Zwang und bereitwillig die Oberhoheit des Einen Gottes (arab. Allah) anerkennt. an all Seine Gesandten, alle Seine herabgesandten Bücher, an Seine Engel und an den Tag des Jüngsten Gerichts glaubt. nach einer vollständigen Neugestaltung seines Lebens gemäß der offenbarten Anweisungen Gottes strebt. 2. Glaubensgrundsätze des (sunnitischen) Islam Im Islam gibt es sechs Glaubensartikel, nämlich 1. 2. 3. 4. Den Glauben an den einzigen Gott (arab. Allah) Den Glauben an seine Engel. Den Glauben an seine Offenbarung (heilige Bücher: Thora, die Evangelien). Den Glauben an seine Gesandten, die Propheten Gottes: Darunter Adam, Abraham, Moses, Jesus und zuletzt Mohammed. 5. Den Glauben an den Tag des jüngsten Gerichts und das Leben nach dem Tod. 6. Den Glauben an die göttliche Vorsehung. Erwähnt werden diese Glaubensartikel u. a. im Koran (z. B. Sure 4, Vers 136): „Ihr Gläubigen! Glaubt an Gott und seinen Gesandten und an die Schrift, die er auf seinen Gesandten herabgeschickt hat, und an die Schrift, die er schon (früher) herabgeschickt hat! Wer an Gott, seine Engel, seine Schriften, seine Gesandten und den jüngsten Tag nicht glaubt, ist (damit vom rechten Weg) weit abgeirrt.“ 3. Heilige Stätten des Islam 82 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Tritheismus: Anhänger des Tritheismus glauben nicht an die heilige Dreifaltigkeit, sondern an eine Art Familie, bestehend aus dem christlichen Gott, als Vater, an Jesus Christus, als Sohn, und an Maria, als Mutter. 103 Im Islam gilt eine Vielzahl von Stätten als heilig, wobei drei Stätten eine besondere Bedeutung zukommt: Die Stadt Mekka gilt als heiligster Ort für die (sunnitischen) Muslime. Sie ist Geburtsort des Propheten Mohammed und mit der Kaaba 83 als zentralem Heiligtum des Islam, das die Gebetsrichtung der Sunniten und Schiiten (Qibla) bestimmt. Darauf folgt mit Medina, nördlich von Mekka gelegen, der Ort, an dem der Islam erste politische Wirkungskraft entfaltete. Der drittheiligste Ort ist für Muslime Jerusalem, das nach muslimischer Überlieferung die erste Qibla-Richtung vorgab und der Ort ist, den die Muslime als geographische Position der im Koran (Sure 17, „Die nächtliche Reise“) erwähnten al-Aqsa-Moschee definiert haben. Jerusalem stellt in der Liste der heiligen Städte insofern einen Sonderfall dar, als sich der aus dem Koran hergeleitete Anspruch historisch nicht belegen lässt. Trotzdem ist er für Muslime einhellig eine Glaubenswahrheit, was ihn in der praktischen Auswirkung einer „historischen Wahrheit“ gleichstellt. Daneben gibt es eine große Zahl an Wallfahrtsorten unterschiedlicher Bedeutung. Meist handelt es sich dabei um Grabstätten, etwa von Gefährten Mohammeds, der Imame der Schia oder von Sufi-Scheichs. Führend in der Zahl heiliger Orte ist nach allgemeiner Einschätzung der nordafrikanische Volksislam mit unzähligen Grabstätten von Marabuts. Für Schiiten und Aleviten stellen außerdem die Städte Kerbela und Kufa im Irak und die Stadt Haci-Bektas in der Türkei heilige Orte dar, zu denen jedes Jahr gepilgert wird. 4. Die fünf Säulen des Islam (sun.) Im Islam ist jede Handlung, die im Gehorsam Gott gegenüber und zu seinem Wohlgefallen ausgeführt wird, Gottesdienst. Bestimmte, besondere Handlungen des Gottesdienstes, die als die Säulen des Islam bezeichnet werden, ragen heraus: Hierbei handelt es sich um folgende fünf Hauptpflichten, die jede Muslima bzw. jeder Muslim zu erfüllen hat: 1. Glaubensbekenntnis (Schahada: Glaube an die Einmaligkeit Gottes und seines letzten Propheten Mohammed): „La ilaha il-lal-lahu-Muhammad-ur-Rasul-ul-lah (Es gibt keinen Gott außer Gott, und Muhammad ist sein Gesandter und Diener). Mit dem Glaubensbekenntnis bekräftigt der Muslim, dass alle Macht Allah gehört und in der Lebensweise des Propheten der wahrhaftige Erfolg im Diesseits und im Jenseits liegt. Der Glaube an Gott ist für den Muslim die wichtigste und alles beeinflussende Grundlage seiner Weltanschauung. Jede Aussage über Gott ist und bleibt eine Glaubensaussage, die aber für den Gläubigen echtes Wissen ist, da er Gott in seinem Leben erfahren hat. Jeder denkende Mensch findet in der Natur und in sich selbst viele Zeichen, die ihn auf das Dasein Gottes hinweisen. Deswegen heißt es im Koran (Quran) : „Und auf Erden sind Zeichen für die Starken im Glauben, und in Euch selber. Wollt Ihr denn nicht sehen? (51/ 20 - 21)“. Allah ist der persönliche Name des einen wahren Gottes. Nichts außer ihm kann Allah genannt werden. Das Wort Allah hat grammatikalisch gesehen weder Mehrzahl noch Geschlecht. Dies zeigt die Einzigartigkeit im Vergleich mit dem Wort Gott, aus dem man grammatikalisch die Mehrzahl Götter und die weibliche Form Göttin machen kann. Gott hat sich selbst im Koran (Quran) bezeichnet mit Eigenschaften wie Allerbarmer, Barmherziger, 83 Vgl. URL.: http://.www. de.wikipedia.org/wiki/Kaaba (Stand: 01.01.2009): Die Kaaba (arabisch 7=8>?ا, DMG alKa ba, „Kubus; Würfel“) ist das zentrale Heiligtum des Islam. Sie befindet sich im Innenhof der großen Moschee (al-Masdschid al-Haram) in Mekka, Saudi-Arabien. 104 Allmächtiger, Allgegenwärtiger Schöpfer, Erhabener, Allwissender, Allsehender, Allhörender, Gerechter, Nachsichtiger, Würdevoller, Liebevoller, Versorger, Erhalter, Einzigartiger, Heiler, Lebensspendender, Erster, Ewigwährender, Ordner der Dinge, Vergebender, Verzeiher, Leiter der Rechtleitung, Herr der Majestät, uneingeschränkter Herrscher usw. (s. auch Ziff. II.2.6.1). Der Islam erlegt dem Menschen den Glauben an die Einheit und die Oberhoheit Gottes. Dieser Glaube befreit den Menschen von Ängsten und Aberglauben und macht ihm seine Pflichten Allah gegenüber bewusst. Der Glaube muss in die Tat umgesetzt werden, denn Glaube allein genügt nicht. Der Glaube an den einen einzigen Gott führt zum Betrachten der Menschheit als eine einzige Familie, die unter der allumfassenden Allmacht Gottes, des Erhabenen Schöpfers steht. Der Islam weist die Idee vom auserwählten Volk zurück und sieht im Glauben an den Einen Gott und in den guten Taten den einzigen Weg, der ins Paradies führt. Somit besteht eine direkte Beziehung zwischen Mensch und Gott ohne irgendeinen Vermittler. 2. Das Gebet (As-sala): Es gibt zwei Arten von Gebeten: Dua (privat, innerlich), salat (formell-rituell). Im Islam wird täglich fünfmal gebetet. Die Gebetszeiten richten sich nach der Sonne. Die Gebetszeiten werden vom Muezzin angekündigt, der die Muslime zum Gebet ruft, indem er vom Minarett aus den als „Ezan“ genannten Gebetsruf spricht. In der Moschee wird der Gottesdienst unter der Führung des theologisch ausgebildeten Geistlichen (Imam) ausgeführt. Dieser Vorbeter nimmt in der Gebetsnische (Mihrap) seinen Platz ein. Obwohl es die türkische Übersetzung vom Koran gibt, werden die Suren während der religiösen Zeremonie und das Gebet in arabisch vorgelesen. Der Geistliche in der Moschee (Hoca) sorgt dafür, dass die in arabisch vorgelesenen Koranverse ins türkische übersetzt und von der Gemeinde verstanden werden. Das Gebet (arabisch As-sala) ist als eine Pflicht gegenüber Gott vorgeschrieben. Es sind die vorgeschriebenen täglichen Gebetsübungen, die darin bestehen, dass ein Muslim sich fünfmal am Tag das wiederholt und ins Gedächtnis ruft, worauf sein Glaube aufgebaut ist. Die fünf täglichen Gebete erinnern den Menschen an seinen Bund mit Gott, sie beleben und stärken seinen Glauben an ihn stets aufs Neue. Sie reinigen sein Herz und helfen ihm, der Versuchung zur Sündhaftigkeit auszuweichen und allem Unguten und Unreinen aus dem Weg zu gehen. Um Einheit der geistigen und körperlichen Reinheit zu erlangen, wäscht sich der Muslim rituell seine Hände bis zum Ellenbogen, Gesicht und Füße und überstreicht seine Haare und tritt nun vor seinen Herrn zum Gebet. Eine Besonderheit des Islam ist, dass das Gebet überall und an jedem Ort allein oder gemeinsam verrichtet werden kann. Die verschiedenen Stellungen, die während des Gebetes eingenommen werden, sind nichts anderes als der Ausdruck der geistigen und körperlichen Ergebenheit des Muslims. Die verschiedenen Rezitationen aus dem Koran (Quran) erinnern ihn an seine Verpflichtungen Gott gegenüber. Die fünf täglichen Gebete sind frühmorgens vor Sonnenaufgang, gegen Mittag – wenn die Sonne den Zenit überschritten hat –, gegen Nachmittag, unmittelbar nach Sonnenuntergang und wenn die Dunkelheit der Nacht eingebrochen ist, zu verrichten. 3. Pflichtsteuer (Zakat/Almosen): Zakat (Zakah) ist das jährliche Entrichten eines bestimmten Prozentsatzes vom Nettovermögen (z. B. 2,5% des Barvermögens, das einen bestimmten Betrag überschreitet und ein Jahr überdauert hat), zur Läuterung der eigenen Seele und zur Reinigung des Eigentums. Zakat ist an einen unterstützungswürdigen Mitbürger, einen zum Islam Bekehrten, einen Reisenden oder einen mit Schulden Belasteten zu zahlen. Dies ist das Minimum, was den Muslimen nach zahlreichen Koran (Quran)-Versen vorgeschrieben ist. Je mehr man bezahlt, um so größer wird die Belohnung sein, die Gott einem dereinst wird zuteil werden lassen. Die Zakat ist etwas so Grundsätzliches im Islam wie die anderen Formen der Ibada, wie etwa das Gebet und das Fasten. Die Hauptbedeutung dieser Abgabe liegt in der 105 Tatsache, dass dadurch die gute Eigenschaft der Opferfreudigkeit gefördert wird und man von seiner Selbstsucht und seinem Trieb, Geld zu horten, befreit wird. Der Islam nimmt nur jene in seinen Schoss auf, die dazu bereit sind, auf Gottes Wegen aus ihrem schwer verdienten Vermögen freudig und ohne Aussicht auf irgendwelchen irdischen oder persönlichen Gewinn etwas zu verschenken. Für die islamische Gesellschaft bringt die Einrichtung der Zakat außerordentlich große Vorteile mit sich. Es ist jedem wohlhabenden Muslim zur bindenden Pflicht gemacht worden, seinen schlechter gestellten, bedürftigen Brüdern und Schwestern zu helfen. Sein Vermögen soll nicht einzig und allein für das eigene Wohlergehen und die persönliche Bequemlichkeit ausgegeben werden. Vielmehr gibt es Menschen, die einen rechtmäßigen Anspruch auf sein Vermögen erheben können. Das sind z. B. die Witwen und Waisen; die Armen und Kranken; jene, die die Fähigkeiten, nicht aber die Mittel haben, um sich eine nützliche Beschäftigung zu suchen; jene, die das Talent und den Scharfsinn, nicht jedoch das Geld besitzen, um sich größeres Wissen anzueignen und damit wertvolle Mitglieder der Gemeinschaft zu werden. Wer die Rechte solcher Mitbürger der eigenen Gemeinschaft auf sein Vermögen nicht anerkennt, ist wahrhaftig grausam. Denn es gibt keine größere Grausamkeit als die, die eigenen Truhen vollzustopfen, während andere Hungers sterben oder unter qualvollen Folgen der Arbeitslosigkeit leiden müssen. Anzumerken bleibt die Tatsache, dass die Pflichtabgabe (Zakat) unabhängig von der Zahlungspflicht der modernen zahlreichen direkten oder indirekten Steuerarten zu entrichten ist. 4. Das Fasten (bei Sunniten: Ramadan, bei Aleviten: Muharrem): Ramadan (Fastenmonat) ist der neunte Monat des islamischen Kalenders, der auf der Mondumlaufbahn beruht (Mondkalender), im Gegensatz zur Erdumlaufbahn (Sonnenkalender). Alle Muslime, ohne Ansehen ihres Standes oder Standortes, führen die Pflicht des Fastens während desselben Monats in der ganzen Welt aus. Das Fasten dauert einen vollen Monat. Da der Islam einen Mondkalender hat, fällt der Monat Ramadan als Monat des Mondkalenders der Reihe nach in jede Jahreszeit: in den Herbst, den Winter, den Frühling oder den Sommer. Er verschiebt sich jedes Jahr um 11 Tage. Der Gläubige lernt es, die Entbehrungen während drückender Hitze wie bei strenger Kälte zu ertragen. Dies hebt die grundsätzliche Gleichheit aller Menschen hervor und trägt somit wesentlich zur Schaffung eines Gefühls der Liebe und Brüderlichkeit unter ihnen bei. Während des ganzen Ramadans ist es Muslimen von der Morgendämmerung bis hin zum Sonnenuntergang verboten, zu essen, zu trinken, zu rauchen, sexuelle Beziehungen zu haben. Befreiung von Fastenpflicht gibt es in Ausnahmefällen, wie z. B. für die Kranken oder Reisenden oder für Frauen während ihrer Regel oder Schwangerschaft/des Stillens. Die befreiten Tage müssen allerdings später nachgeholt werden. Während des Ramadan verkriecht das Schlechte, während das Gute in den Vordergrund tritt und die allgemeine Stimmung von Frömmigkeit und Reinheit getragen ist. Im Islam stellt das Fasten eine Übung dar, bei der in besonderer Weise deutlich wird, dass Körper und Geist, Religion und tägliches Leben eine Einheit bilden, die voneinander nicht getrennt werden können. Dabei werden Verlangen und Begierde unterdrückt. Das Fasten lehrt Aufrichtigkeit und Frömmigkeit, sowie Mitgefühl mit Bedürftigen und Liebe. Es entwickelt ein gesundes soziales Gewissen, Geduld, Selbstlosigkeit und Selbstdisziplin. 5. Die Pilgerfahrt (Hadsch/Wallfahr): Der Hadsch oder die große Pilgerfahrt nach Mekka ist auch eine fundamentale Pflicht im (sunnitischen) Islam. Allerdings ist diese Reise nur für jene bindende Pflicht, die die Mittel dazu aufbringen können und keine gesundheitlichen Probleme haben. In diesem Fall soll die Pilgerfahrt mindestens einmal im Leben unternommen werden. 106 Mekka steht heute dort, wo einst der Prophet Ibrahim (Abraham) ein kleines Haus zur Anbetung Gottes erbaute. Allah belohnte ihn, indem Er es Sein Eigenes Haus nannte und es zum Mittelpunkt aller Gläubigen machte, die sich bei der Verrichtung aller Gebete stets dorthin wenden, wo immer sie sich auch befinden mögen. Mekka ist Mittelpunkt der islamischen Welt, an dem die Muslime einmal jährlich zusammenkommen, um sich gemeinsam niederzulassen und über Themen von allgemeinem Interesse zu diskutieren. Dadurch wird der Glaube um so lebhafter entfacht und das Bewusstsein wachgerufen, dass alle Muslime gleich sind und die Liebe und das Mitgefühl der anderen verdienen, unabhängig von ihrer geographischen oder kulturellen Herkunft. So verbindet die Pilgerfahrt die Muslime der ganzen Welt zu einer internationalen Bruderschaft, die im Koran (Quran) erklärt worden ist. Die Pilgerfahrt ist in gewisser Beziehung die größte aller Gottesdienste. Denn wenn ein Mensch nicht wirklich von der Liebe zu Gott erfüllt wäre, würde er niemals eine so lange Reise auf sich nehmen und all seine Freunde und Lieben zurücklassen. Auch unterscheidet sich die Pilgerfahrt grundlegend von jeder anderen Reise. Die Pilgerfahrt ist an feste Riten und Handlungen gebunden, die erfüllt werden müssen. Hier beschäftigt sich der Reisende in all seinen Gedanken mit Gott, sein ganzes Wesen erschauert förmlich vor inniger Ergebenheit und Ehrfurcht. In den heiligen Stätten findet er eine Atmosphäre, getragen von Frömmigkeit, Milde und gutem Willen, vor. Die Pilgerfahrt verlangt von jedem einzelnen, dass er seine Leidenschaften zügelt, Blutvergießen vermeidet und aufrichtig in Tat und Wort ist. 5. Islamische Feiertage Das Opferfest. Das Opferfest (arabisch: @ABC ا2DE 'Īd ul-Adha, türkisch: Kurban Bayramı, bosnisch: Kurban Bajram oder Kurbam Bajram, persisch: eyd Qurban) ist das höchste islamische Fest. Es wird zum Höhepunkt des Hadsch gefeiert, der Wallfahrt nach Mekka, welches jährlich am Zehnten des islamischen Monats Dhu al-hiddscha beginnt und vier Tage andauert. Beim Opferfest wird des Propheten Ibrahim (Abraham) gedacht, der die göttliche Probe bestanden hatte und bereit war, seinen Sohn Ismael Allah zu opfern. Als Allah seine Bereitschaft und sein Gottvertrauen sah, gebot er ihm Einhalt und Ibrahim und Ismail opferten daraufhin voller Dankbarkeit im Kreis von Freunden und Bedürftigen einen Widder. Dies fand am Felsendom in Jerusalem statt. Es ist für alle gläubigen Muslime weltweit Pflicht, zur Feier des Festes ein Tier zu opfern, wenn sie es sich denn finanziell leisten können. Das Fleisch des Tieres sollen sie auch unter den Armen und Hungrigen verteilen. Es ist guter Brauch, allen Freunden und Verwandten zum Opferfest die besten Wünsche zu versichern und auch ihnen etwas von dem Fleisch zu geben. Manchmal wird auch einfach geopfert, um Allah zu danken, wenn er etwas sehr Gutes vollbracht hat. Im Allgemeinen wird dabei ein Schaf geschlachtet, aber auch andere domestizierte Tiere wie Ziegen, Rinder und Kamele (nur Paarhufer außer dem als unrein geltenden Schwein) werden rituell unter Gebeten und der Anrufung Allahs geschächtet. Sowohl am ersten Morgen des Opferfests als auch am ersten Morgen des Fastenbrechenfests wird die Moschee besucht, um dort das gemeinsame und besondere Gebet (Salat) dieses Festtages zu verrichten, welches aus zwei ruk'at besteht und die Besonderheit hat, dass die Ansprache (khutba) – meist durch den Imam – nach dem Gebet, und nicht wie beim Freitagsgebet vor dem Gebet, erfolgt. Meist schließt sich an den Besuch der Moschee ein Besuch des Friedhofs an, um seiner verstorbenen Verwandten und Bekannten zu gedenken und für sie Koranverse zu lesen und Bittgebete zu sprechen. Der restliche Tag wird genutzt, um die Verwandtschaft und Bekanntschaft zu besuchen. Dabei werden meist in großer Runde diverse Gerichte und Getränke angeboten. Man macht sich gegenseitig und oftmals auch den Bedürftigen Geschenke. Sowohl die Männer als auch die Frauen ziehen sich besonders schöne oder neue Kleidung an. Auch das Haus ist festgemäß vollkommen aufgeräumt und gesäubert. Das Fastenbrechen- bzw. Zuckerfest (Ende der Fastenzeit der Sunniten). 107 Das Ramadanfest oder Īd al-Fitr (arabisch: 3GH? ا2DE, „Fest des Fastenbrechens“, türkisch: (Ramazan) Bayram, bosn. Ramazanski Bajram ) beendet den islamischen Fastenmonat Ramadan. In der Türkei und unter Türken wird das Fest auch als Zuckerfest bezeichnet. Das Fest, mit dem die 29- bis 30-tägige Fastenzeit ihren Abschluss findet, wird in den ersten drei Tagen des Folgemonats schauwal gefeiert. Diese beiden Feste sind unumstritten für alle islamischen Völker verbindlich und gelten als die eigentlichen Feste im Islam. Weitere wichtige Tage im islamischen Kalender sind das islamische Neujahr. Ashura (Fasten- und Rettungstag des Propheten Mose). Mevlid (Geburtstag des Propheten Mohammed). Ramadan (Anfang des Fastenmonats). 6. Richtungen des Islam 84 Innerhalb des Islams gibt es – wie auch im Christentum – unterschiedliche (Glaubens-) Richtungen. 6.1 Sunniten 6.1.1 Allgemeines Die Sunniten bilden mit etwa 90 Prozent die zahlenmäßig größte Gruppierung 85 im Islam. Sie werden als ahl as-sunna (7IJ? اKأه, „Volk der Tradition“) bezeichnet. Die Bezeichnung Sunniten stammt von dem Wort Sunna (7I%, „die Tradition des Propheten des Islam, Mohammed“). Sunnitische Muslime werden auch als ahl as-sunna wal-dschamā a (7E.MN? وا7IJ? اKأه, „Volk der Tradition und der Einheit der Muslime“) bezeichnet, was darauf hinweisen soll, dass die Sunniten vereinigt sind. Sie stellen einen Zweig des Islams dar, der aus dem von Abu Bakr gegründeten Kalifat entstammt. Sunniten stellen in den meisten islamischen Ländern die Mehrheit der Muslime, mit Ausnahme von Iran, Irak, Bahrain, Aserbaidschan, Oman und Libanon 86. Sie unterteilen sich in die sunnitischen Rechtsschulen (Madhhab) der 84 Vgl. Url.: http.// de.wikipedia.org/wiki/Islam (Stand: 27.12.2008) Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Sunniten: Die Sunniten bilden die größte Glaubensrichtung im Islam. Sie werden als ahl as-sunna (7IJ? اKأه, „Volk der Tradition“) bezeichnet. Die Bezeichnung Sunniten stammt von dem Wort Sunna (7I%, „die Tradition des Propheten des Islam, Mohammed“). Sunnitische Muslime werden auch als ahl as-sunna wal-dschamā a (7E.MN? وا7IJ? اKأه, „Volk der Tradition und der Einheit der Muslime“) bezeichnet, was darauf hinweisen soll, dass die Sunniten vereinigt sind. Sie stellen einen Zweig des Islams dar, der aus dem von Abu Bakr gegründeten Kalifat entstammt. Sunniten stellen in den meisten islamischen Ländern die Mehrheit der Muslime, mit Ausnahme von Iran, Irak, Bahrain, Aserbaidschan, Jemen, Oman und Libanon. Sie lassen sich wiederum nach den sunnitischen Rechtsschulen (Madhhab) in Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten einteilen. Sunniten sind auch die Wahhabiten (Salafiyya), eine sehr konservative und dogmatische Richtung des sunnitischen Islams hanbalitischer Richtung. Die Sunniten bildeten immer die große Mehrheitsströmung im Islam. Die Unterschiede zur zweitgrößten Glaubensrichtung, deren Anhänger als Schiiten bezeichnet werden, waren anfänglich nicht theologischer Natur, sondern entsprangen der Frage, wer die Gemeinschaft der Muslime leiten soll. Bei den Sunniten bildete sich das Kalifat heraus, bei den Schiiten das Imamat. Beide Konfessionen bekämpfen sich in einigen Ländern wie Irak oder Indien teilweise blutig. Im Laufe der Zeit kamen dann weitere Unterschiede hinzu, besonders im Hinblick auf die schiitischen Imamiten, weniger im Hinblick auf die ebenfalls schiitischen Zaiditen. 86 Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Sunniten (Stand: 28.12.2008) 85 108 Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten. Die Rechtsschulen sind häufig geographisch verteilt; so leben z. B. Hanafiten in der Türkei, Malikiten in Nordafrika. Die Sunniten verstehen sich zuvorderst als Anhängerinnen bzw. Anhänger der Sunna (arab.: Tradition) des Propheten Mohammed. Sie erkennen die Nachfolge aller „rechtgeleiteten Kalifen“ und damit deren Überlieferungen an. Die überlieferten Worte und Handlungen des Propheten bilden neben dem Koran die Richtschnur für das Handeln sowie die zweite Rechtsquelle für die Jurisprudenz. Die Unterschiede zur zweitgrößten Glaubensrichtung, deren Anhänger als Schiiten bezeichnet werden, waren anfänglich nicht theologischer Natur, sondern entsprangen der Frage, wer die Gemeinschaft der Muslime leiten soll. Bei den Sunniten bildete sich das Kalifat heraus, bei den Schiiten das Imamat. Für die Sunniten ist der Kalif ein Führer, der von seinen Anhängern aufgrund seiner weltlichen, administrativen Fähigkeiten gewählt wird. Für die Schiiten kann der Imam hingegen nur ein rechtmäßiger Nachfolger Mohammeds sein und gleichzeitig auch Nachfolger Alis (des Schwiegersohns Mohammeds). Während der Kalif also nur ein weltlicher Verteidiger der Religionsgemeinschaft ist, stellt der Imam im Glauben der Schiiten ein unfehlbares und vollkommenes geistliches und mit diviner Macht ausgestattetes Oberhaupt dar. Es wird ihm auch die Sündenlosigkeit zugesprochen. Aus diesen Tatsachen ergibt sich, dass innerhalb der schiitischen Gruppierungen dem religiösen Oberhaupt der Gemeinde eine vielfach größere Autorität zukommt. 6.1.2 Sunnitische Moscheevereine in Bielefeld Bereits zu Beginn der 1970er Jahre entstanden in Bielefeld die ersten Moscheevereine, größtenteils in umfunktionierten Räumlichkeiten untergebracht und oftmals von außen kaum als Moschee erkennbar. Eine Ausnahme bildet die Vatan-Moschee in Bielefeld-Brackwede. Muslime aus unterschiedlichen Herkunftsländern sind in unterschiedlichen Gemeinden organisiert. So existieren derzeit allein elf Moscheen in Bielefeld und daneben Treffpunkte von Muslimen bosnischer und albanischer Herkunft, der Ahmadia-Bewegung 87 sowie mystische islamische Gruppen. Die größte Gruppe der Musliminnen bzw. Muslime bilden Menschen aus der Türkei. 87 Vgl. URL: http//www.ead.de/arbeitskreise/islam/arbeitshilfen/ahmadiyya-bewegung.html: Die AhmadiyyaBewegung (sprich „Achmadiyya“) ist eine aus dem Islam hervorgegangene Gruppierung, die sich selbst als „Ahmadiyya Muslim Jamaat“ (Jamaat = Gemeinschaft) bezeichnet. Sie entstand Ende des 19. Jahrhunderts im indo-pakistanischen Raum. Hazrat Mirza Ghulam Ahmad rief sie vor dem Hintergrund der christlich-islamischen Kontroverse zwischen christlichen Missionaren und islamischen Gelehrten des britisch besetzten Indien ins Leben. Nachdem Mirza Ghulam Ahmad anfänglich nur proklamiert hatte, Offenbarungen von Gott erhalten zu haben, verfestigte sich sein Anspruch bald dahingehend, ein von Gott beauftragter Prophet zu sein, auch wenn er nicht mit einer gesetzgebenden Schrift gesandt sei wie Mose, Jesus oder Muhammad. Damit stieß Mirza Ghulam Ahmad jedoch auf Widerspruch sowohl bei sunnitischen als auch bei schiitischen Muslimen. Auf diese Weise verletzte er die bereits im Koran formulierte und im Islam allgemein anerkannte Lehrmeinung von der abschließenden Sendung Muhammads als letztem Propheten der Geschichte, dem „Siegel der Propheten“. 1974 wurde die AhmadiyyaBewegung aus der islamischen Gemeinschaft ausgeschlossen, 1976 bezeichneten saudi-arabische Gelehrte Ahmadiyya-Anhänger offen als „Ungläubige“ (also als Nichtmuslime) und verwehrten ihnen auch den Zugang nach Mekka. In vielen islamischen Ländern werden Ahmadiyya-Anhänger mit Mißtrauen beobachtet, abgelehnt oder sogar verfolgt, heute wohl am stärksten in Pakistan. Sie betrachten sich selbst als die eigentlichen, rechtgläubigen Muslime, die übrige muslimische Gemeinschaft als ungläubig. 109 Als Gemeinsamkeiten der türkischen Selbstorganisationen können genannt werden: Pflege der Herkunftskultur: Es wird eine Türkei-Orientierung fortgeführt. Zum Teil bestehende Verbindungen zwischen hier existierenden türkischen Organisationen und deren Mutterorganisationen in der Türkei werden intensiv gepflegt. Schutzfunktion: Sie setzen sich für migrationspolitische Ziele ein und formulieren Forderungen, z. B. nach der doppelten Staatsangehörigkeit, dem kommunalen Wahlrecht, der Anerkennung der islamischen Religion als gleichberechtigt neben der christlichen im Sinne des Art. 4 des Grundgesetzes (GG) (Religionsfreiheit). 6.1.2.1 Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Bielefeld (BIG) e.V. Das Bündnis ist nach eigener Darstellung geleitet von der gemeinsamen Überzeugung, dem Islam, insbesondere seiner Moral und Ethik unterworfen zu sein, einig darin, als islamische Religionsgemeinschaften in Bielefeld das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und ihr Recht zu respektieren, in der gemeinsamen Absicht, den islamischen Gemeinschaften in Bielefeld und der Bundesrepublik Deutschland zu dienen, den kulturellen und interreligiösen Dialog zu pflegen und sich für eine konstruktive Kooperation zum Wohl der islamischen Gemeinschaften und der ganzen Gesellschaft einzusetzen, einvernehmlich in der Grundlegung, bei der Auswahl der Mittel und Wege zur Erfüllung der gemeinsamen Aufgaben des Zusammenschlusses der Muslimischen Gemeinden in Bielefeld als einzige Quelle die islamische Lehre im Rahmen des Grundgesetzes und im Einklang mit den Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland anzuwenden, übereinstimmend darin, dass die seit September 2006 bestehende Zusammenarbeit der islamischen Vereinigungen unter der Bezeichnung ”Arbeitsgruppe muslimischer Gemeinden in Bielefeld” in einer gemeinsamen ständigen Einrichtung organisiert werden sollte, in der bei gemeinsamer Vertretung und Zusammenarbeit das jeweilige Selbstverständnis der zugehörenden islamischen Gemeinschaften gewahrt sein muss und die Rechte der einzelnen Gemeinschaften nicht beeinträchtigt werden dürfen. Die (10) Mitglieder bzw. Mitgliedsgemeinden sind nach eigenen Angaben (z. Zt.) ATIB-Mosche (Wörthstr. 2, 33607 Bielefeld) (vgl. Ziff. 6.1.2.11). Azerbajcanische Gemeinde in Bielefeld-Brackwede (vgl. Ziff. 6.3.2). DITIB-Zentralmoschee (Ernst-Rein-Str. 32, 33613 Bielefeld) (vgl. Ziff. 6.1.2.10). DITIB-Vatanmoschee (Bielefeld-Brackwede) (vgl. Ziff. 6.1.2.10). DITIB-Beyazidmoschee (Bielefeld-Sennestadt) (vgl. Ziff. 6.1.2.10). IGMG-Hicretmoschee (Bielefeld-Brackwede) (vgl. Ziff. 6.1.2.8). IGMG-Fatihmosche (Bielefeld-Jöllenbeck) (vgl. Ziff. 6.1.2.8). IZB – Islamisches Zentrum (August-Bebel-Str. 82, 33602 Bielefeld) (vgl. Ziff. 6.1.2.7). VIKZ-Bielefeld (Herforderstr. 107, 33602 Bielefeld) (vgl. Ziff. 6.1.2.12). VIKZ-Bielefeld Bielefeld-(Brackwede) (vgl. Ziff. 6.1.2.12). Bündnis Islamischer Gemeinden in Bielefeld e. V., Ernst-Rein-Str. 32, 33613 Bielefeld. 6.1.2.2 Bosnisches Islamisches Kulturzentrum Bielefeld Bosnisches Islamisches Kulturzentrum Bielefeld, August-Bebel-Str. 43, 33602 Bielefeld. 6.1.2.3 Bosniakischer Kulturverein Selam e. V. 110 Bosniakischer Kulturverein Selam e. V. Ziegelstr. 67, 33609 Bielefeld. 6.1.2.4 Deutschsprachige Muslimische Studentenvereinigung (DMS) Islamische Studierende der Universität und der Fachhochschule Bielefeld haben sich zu einem Verein zusammengeschlossen. Die DMS ist keine politische Vereinigung. Ihre Mitglieder verbindet in erster Linie der gemeinsame religiöse Hintergrund. Die DMS ist bestrebt, innerhalb der muslimischen Studentinnen und Studenten Konsens, Verständigung und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, sowie für den Austausch und Dialog mit anderen Religionen und Hochschulgruppen einzutreten. Der Verein will dadurch auch zu einer besseren Verständigung zwischen den Angehörigen unterschiedlicher Kulturen beitragen und lehnt jede Art von Nationalismus, Rassismus und Sexismus ab. Um diese Ziele zu erreichen, führt der Verein insbesondere monatliche Treffen, Vorträge (Infostand), Informations- und Diskussionsveranstaltungen durch. 6.1.2.5 Förderation (ADÜTDF). der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Europa Die ADÜTDF 88 gilt als eine nationalistisch-politisch ausgerichtete Organisation, die der türkischen Partei der „Nationalistischen Bewegung“ nahe steht. Sie verfolgt überwiegend soziale, sportliche und kulturelle Aktivitäten. Religiöse Vereine bilden die Ausnahme. Die Verbindung von türkisch-nationaler und islamischer Identität wurde erst später innerhalb der ADÜTDF vollzogen. 1978 wurde die ADÜTDF auf Initiative des Führers der Nationalistischen Bewegung, Alparslan Türkes, in Frankfurt/M. gegründet. Ihre Zentrale liegt in Frankfurt/M. Die ADÜTDF ist ein Zusammenschluss eigenständiger Vereine. 88 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/ADÜTDF: Die Föderation der Türkisch-Demokratischen Idealistenvereine in Deutschland, kurz ADÜTDF war ab 1978 eine Europaorganisation der türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung (Milliyetçi Hareket Partisi, MHP). Sie wurde in Frankfurt unter Alparslan Türkes gegründet. Sie ist auch unter der Bezeichnung Türk Federasyon bekannt. Die "Föderation der türkischdemokratischen Idealistenvereine in Deutschland e.V." (ADÜTDF) wird im Rahmen des gesetzlichen Auftrags durch deutsche Verfassungsschutzbehörden beobachtet. Das schreibt die Bundesregierung in ihrer Antwort (16/7682) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke (16/7455). Nach Erkenntnissen des Verfassungsschutzes hat die ADÜTDF 7.500 Anhänger. Sie gilt als nationalistisch geprägt, verbunden mit einer offenbar tief greifenden nationalistisch-kurdenfeindlichen Einstellung. 111 Mevlana-Moschee Herforder Str. 108, 33602 Bielefeld. 6.1.2.6 Gemeinschaft für Islamische Erziehung und Kultur in Bielefeld Die Gemeinschaft ist ein Moscheeverein der marokkanischen Muslime in Bielefeld. In ihren Aktivitäten und der politisch-ideologischen Ausrichtung ist der Verein sehr traditionalistisch und strenggläubig. August-Bebel-Str. 16, 33602 Bielefeld. 6.1.2.7 Islamisches Zentrum Bielefeld e. V. Das Islamische Zentrum Bielefeld ist eine islamische Kulturinstitution, die im März 1997 nach intensiver Zusammenarbeit von Muslimen verschiedenster Nationalitäten im Raum Bielefeld und Umgebung gegründet wurde. Diese Kooperation fand auf religiöser, kultureller und sozialer Ebene statt, mit Schwerpunkt in den Bereichen arabischer Sprachunterricht und religiöse Erziehung der Kinder. Das Zentrum arbeitet gem. seiner Darstellung als unabhängige Institution; es ist keiner politischen Partei oder nationalen Institution angeschlossen und fühlt sich der freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland verpflichtet. Finanzierung und Unterhaltung des Zentrums erfolgen angabegemäß hauptsächlich durch Spenden. Es ist der Treffpunkt von Muslimen von Mauretanien bis Pakistan; auch gebürtige deutsche Muslime sind dabei. Das Zentrum hat nach eigener Darstellung von Anfang an beschlossen, dass die „Verkehrssprache“ Deutsch ist. So wird u. a. auch die Predigt immer in`s Deutsche übersetzt. Das Zentrum versteht sich angabegemäß als progressive Gemeinde, die einen neuen, europäischen Weg des Islam sucht und praktiziert. 112 Islamisches Zentrum Bielefeld e. V. August-Bebel-Str. 82, 33602 Bielefeld. 6.1.2.8 Milli Görüs (IGMG - Islamische Gemeinschaft Milli Görüs e.V.) Die IGMG ist ein türkisch-muslimischer Verband, der sich um die religiöse Grundversorgung der Muslime sowie um ihre kulturelle, soziale und rechtliche Betreuung bemüht. Der Verband setzt sich ein für eine auf Koran und Sunna basierende Weltanschauung und Lebensweise. 1976 entstand in Köln die Türkische Union Europa e.V. Nach einer Umstrukturierung wurde 1992 in Bonn die IGMG als Verein eingetragen. Die Verbandsstrukturen weisen multiple Organisationsformen auf. Neben selbständigen Mitgliedsvereinen gibt es Zweigstellen und Regionalverbände. Die IGMG ist Mitglied des Islamrates 89. Deutschlandweit hat der Verband 26.500 Mitglieder und 323 Gemeinden. Hauptsitz der IGMG ist Kerpen (nahe Köln). Die Hicret-Moschee in Bielefeld-Brackwede wurde 1982 gegründet und nutzte zunächst einen kleinen privaten Raum an der Brackweder Kirche zum Gebet. 1988 wurde das jetzige Moscheegebäude in der Windesbleicher Straße erworben; mit diesem Umzug stieg auch die Zahl der Mitglieder. Laut eigenen Angaben verfügt die Gemeinde über 300 offizielle Mitglieder. Der Verband unterhält zwei Gemeinden in Bielefeld: 89 Vgl. URL: http://www. qantara.de/webcom/show_link.php/_c-398/i.html - 40k: Selbstdarstellung des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland: Er wurde im Jahre 1986 als bundesweite Koordinierungsinstanz und gemeinsames Beschlussorgan islamischer Religionsgemeinschaften in Berlin gegründet. Der Islamrat fühlt sich der Geschichte des Islam in Deutschland verpflichtet und betrachtet sich als Brücke zwischen Deutschland und der islamischen Welt. Die Grundlagen des Islamrats sind die islamische Lehre und Tradition sowie die Ordnungen, wie sie vom Grundgesetz (GG) der Bundesrepublik Deutschland und den Verfassungen der Länder vermittelt werden. Der Islamrat bekennt such uneingeschränkt zum GG und den Prinzipien der freiheitlich demokratischen Grundordnung und des sozialen Rechtsstaats. Er sieht sich als eine autonome islamische Glaubensgemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland im Sinne der Verfassung (GG) und der Gesetze der Bundesrepublik Deutschland und versteht sich als islamische Gemeinschaft in einem säkularen und pluralistisch strukturierten Staatswesen. Er strebt Anerkennung als Körperschaft des öffentlichen Rechts für den Islam in Deutschland und seine Gleichstellung mit den beiden christlichen Großkirchen und der griechisch-orthodoxen Kirche an. Der Islamrat orientiert sich an den Lehren des Koran und an der Sunna (Tradition/Vorbild des Propheten Muhammad). Seine Aufgabe ist insbes. die religiöse, soziale und kulturelle Betreuung der in der Bundesrepublik lebenden Muslime. 113 IGMG Zweigstelle Bielefeld (Hicret Camii) Windelsbleicher Str. 100, 33647 Bielefeld. IGMG Fatih Moschee (Fatih Camii) 90 (Kultur Verein Jöllenbeck) Vilsendorfer Str. 43, 33739 Bielefeld. 6.1.2.9 Nuruculuk-Bewegung Netzwerk Fethullah Gülen) (Islamische Gemeinschaft Jama`at un-Nur) (Hier: Das Netzwerk, das sich um den türkischen Prediger Fethullah Gülen 91 gruppiert, unterhält ca. 70 Bildungsstätten. Ein Großteil dieser Bildungsvereine beschränkt sich auf Hausaufgabenhilfe, die auch islamische Werte vermitteln. Die Bewegung sieht sich selbst als globales Netzwerk individuell motivierter Muslime. Die einzelnen Bildungsvereine sind rechtlich eigenständig und treten jeweils einzeln auf. Es handelt sich um eine international verbreitete und intellektuell geprägte mystische Reformbewegung, welche sich der Aneignung und Verbreitung der Lehren des türkischen Gelehrten Said Nursi widmet. Als islamische Reformbewegung will sie die intellektuelle Auseinandersetzung mit der Moderne auf Grundlage des Korans befördern. Die Nurculuks weisen offene Strukturen auf. Ihre einzelnen Gruppen sind autonom. Gemeinsame Entscheidungen werden von einem Beratungsforum getroffen. Sie sind Mitglied des Islamrats. Die Bewegung betreibt keine Moscheegemeinden, sondern religiöse Lehranstalten. 90 Vgl. URL: de.wikipedia.org/wiki/Fatih-Moschee: Fatih-Moscheen (türkisch: Fatih-Camii; deutsch: ErobererMoschee) sind nach der von Sultan Mehmet II. im 15. Jahrhundert erbauten Fatih-Moschee in Istanbul benannt. Mehmet II. erhielt den Beinamen Fatih nach der Eroberung von Konstantinopel im Jahre 1453. 91 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Fethullah_Gülen: Fethullah Gülen (* 27. April 1941 in Korucuk, Erzurum, nach anderen Angaben: * 1938 in Pasinler, Erzurum) ist ein islamischer Prediger aus der Türkei und der Führer der nach ihm benannten Bewegung. Seine Anhänger sehen in ihm einen wichtigen islamischen Gelehrten mit liberalen Ideen und interreligiösen Dialogabsichten, während seine Kritiker ihm vorwerfen, die laizistische türkische Republik zu unterminieren und durch einen islamischen Staat ersetzen zu wollen. 114 1979 ist in Köln der Bundesverband der Nur-Gemeinden gegründet worden, wo er heute noch ihren Sitz hat. 6.1.2.10 Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DİTİB (Diyanet)) Die DITIB (Diyanet Isleri Türk-Islam Birligi) 92 ist der größte Zusammenschluss muslimischer Gemeinden in Deutschland. Neben der Sicherstellung der religiösen Grundversorgung ihrer Mitgliedsgemeinden widmet sich die DITIB sozialen, gesellschaftlichen und kulturellen Belangen. Sie ist an die staatliche Behörde für religiöse Angelegenheiten in der Türkei (Diyanet) angeschlossen und vertritt damit den offiziellen türkischen Islam. Der Verband wurde im Juli 1984 in Köln gegründet, wo sich auch heute die Zentrale befindet. Die Organisationsstruktur ist föderativ. Die Zentrale koordiniert und begleitet die Arbeit der 870 selbstständigen, eingetragenen Mitgliedsvereine. Nach eigenen Angaben beträgt die Mitgliederzahl 150.000. Die Gemeinde in Bielefeld wurde 1973 gegründet und war die erste Moschee im Großraum Bielefeld. Die Gemeinde hat ca. 400 Mitglieder. Der DITIB unterhält in Bielefeld 3 Moscheevereine: Vatan-Moschee (Vatan Camii), Windelsbleicher-Str. 56, 33647 Bielefeld. Beyazit-Moschee, Diyanet TürkischIslamischer Kulturverein e. V. ( (Diyanet Türk Islam Kültür Derneği) Rheinallee 119, 33689 Bielefeld. 92 Vgl. URL: http://www.ditib.de: Der DITIB-Dachverband vereint nach eigener Darstellung bundesweit über 880 Ortsgemeinden. Sein Vereinsziel ist es, Musliminnen und Muslime einen Ort zur Ausübung ihres Glaubens zu geben und einen Beitrag zur Integration zu leisten. Darüber hinaus engagiert er sich intensiv im sozialen Bereich. Er hat angabegemäß als gemeinnützige Einrichtung einen offenen, kooperativen Umgang und Dialog mit allen Institutionen und Religionen. Die Häuser im DITIB-Dachverband sind Gemeindezentren, in denen Muslime ihre Religion praktizieren können. Darüber hinaus bieten sie eine Vielzahl an Bildungs-, Sport- und Kulturangeboten und engagieren sich in den Bereichen Jugend-, Senioren- und Integrationsarbeit. Jährlich absolvieren 1.260 Menschen Sprach- und Alphabetisierungskurse, darunter Integrationskurse, die in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) durchgeführt werden. Die Türen stehen nicht nur türkischen, türkischstämmigen oder muslimischen Menschen offen, sondern allen. 115 Merkez-Moschee Diyanet TürkischIslamischer Kulturverein e. V. ( (Diyanet Türk Islam Kültür Derneği) (Merkez Camii), Ernst-Rein-Str. 32, 33613 Bielefeld. 6.1.2.11 Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa e.V (ATIB) Die ATIB 93 versteht sich als politisch neutraler Verband, der sich neben kulturellen und sozialen Zielen auch religiösen Belangen von Türken in Deutschland widmet. Die ATIB sieht die islamische Lehre als einen festen Bestandteil der türkischen Identität und Kultur. Die ATIB wurde von ehemaligen Mitgliedsvereinen der ADÜTDF, die sich von der türkischen Föderation distanziert haben, im Mai 1988 in Koblenz gegründet. Der Verband ist nach einem föderativen Modell strukturiert, setzt sich also aus selbständigen Vereinen zusammen. Er ist Mitglied des Zentralrates der Muslime. Der derzeitige Hauptsitz der ATIB ist in Köln. 93 Vgl. URL: http://www.atib.org/deutsch: Zweck der Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine e.V. (ATİB) ist lt. Selbstdarstellung die Förderung der Völkerverständigung. ATİB setzt sich für Toleranz und Freundschaft ein, um ein gemeinsames Leben in der Gesellschaft ohne Isolation und Diskriminierung zu ermöglichen. Das Ziel ist die kulturelle, religiöse Identität zu pflegen, zu bewahren und sie als Bereicherung in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Grundsätze der ATİB gem. Selbstdarstellung (Internetauftritt): § Es werden keine parteipolitischen Interessen vertreten. § Die Unabhängigkeit gegenüber politischen Parteien hat die ATİB jederzeit zu wahren. § Die sozialen, kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Interessen der in Europa lebenden türkischen Mitbürger werden gefördert. § ATİB organisiert Maßnahmen und İnitiativen gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeıt und Diskriminierung,sowie zur friedlichen Konfliktregelung in Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbedarf und ist bemüht, mit jeder Vereinigung, die sich für diese Ziele einsetzt, zusammenzuarbeiten. § ATİB macht bei ihren Aktivitäten keine Unterschiede zwischen den Menschen verschiedener Nationalitäten, Hautfarben, Religionen und politischer Meinungen. § Als ATİB bekennt sie sich zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland. Die ATİB ist gemeinnützig und verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts steuerbegünstigte Zwecke der Abgabenordnung. Sie finanziert sich angabegemäß ausschließlich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen, aus dem Ertrag von Veranstaltungen und aus dem Verkauf von Büchern, Zeitschriften und Video-/Musikkassetten. 116 Türkisch-Islamischer Kulturverein e. V. (Yunus Emre Moschee) Wörthstr. 2, 33607 Bielefeld. 6.1.2.12 Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ) Der Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. (VIKZ) 94 wurde 1973 in Köln gegründet. Er ist nach eigener Darstellung eine islamische Religionsgemeinschaft im Sinne des Artikels 140 GG und ein gemeinnütziger Verein, der seine Aktivitäten nach geltendem Recht ausübt. Er beinhaltet Elemente von Sufi-Gemeinschaften 95. Seit 2006 wird die bisher zentralistische Struktur durch eine föderative Organisationsform ersetzt. Dem Verband sind bundesweit ca. 300 selbständige Moschee- und Bildungsvereine mit ca. 80.000 Freitagsgemeindenmitgliedern angeschlossen. Ziel und Zweck seiner Verbandsarbeit ist die religiöse, soziale und kulturelle Betreuung von Muslimen in Deutschland. Der VIKZ bekennt sich nach eigenen Worten zum GG der Bundesrepublik Deutschland. Seine Arbeit und seine Ziele stehen im Einklang mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Der Verband versteht sich parteipolitisch neutral und beachtet das Prinzip der Überparteilichkeit. Gemäß seinem Selbstverständnis verfolgt der VIKZ folgende Grundsätze: Gegenseitige Achtung, Respekt und Toleranz jedem Menschen gegenüber. Der VIKZ setzt 94 Vgl. URL: http://www.vikz.de: Der Verband der Islamischen Kulturzentren e.V. ist gem. Selbstdarstellung (Internettauftritt) eine im sozialen und kulturellen Bereich tätiger gemeinnütziger Verein, anerkannt als Religionsgemeinschaft mit Verbandssitz in Köln. Der Verband ist beim Vereinsregister des Amtsgerichts Köln unter der Nummer 6851 eingetragen. Die in vielen Orten Deutschlands tätigen "Islamischen Kulturzentren" sind seine Gemeinden. Die Aktivitäten des Verbandes bewegen sich im Rahmen der Gesetzgebung der Bundesrepublik Deutschland und orientieren sich am freiheitlich-demokratischen Grundprinzip der Verfassung. Wie auch aus der Vereinssatzung hervorgeht, ist die Grundhaltung des Verbandes überparteilich angelegt. Es wird weder eine bestimmte parteipolitische Linie verfolgt noch erhält der Verband irgendwelche finanziellen Zuwendungen von anderen Organisationen. Die Finanzierung erfolgt durch monatliche Beiträge der Gemeindemitglieder und durch unregelmäßige Spenden von Muslimen, die keine Mitglieder sind. Die Arbeit des Verbandes galt bis vor kurzem Muslimen, die sich als Gastarbeiter verstanden und beabsichtigt hatten, einst wieder in ihre Ursprungsheimat zurückzukehren. Aus diesem Grunde stellte der Verband seine Dienste in angemieteten Räumlichkeiten zur Verfügung, die in Gebetsstätten umgewandelt wurden. In den letzten Jahren zeigte sich aber bei den hier lebenden Familien eine andere Entwicklung. Viele der hier lebenden Muslime bauen vermehrt ihre Existenz in Deutschland auf und wollen auch in absehbarer Zeit nicht mehr in ihre Herkunftsländer zurückkehren. Dies rührt unter anderem aus der Erkenntnis, dass man sich nicht mehr auf das Leben in der ursprünglichen Heimat einstellen kann und Teil der deutschen Gesellschaft geworden ist. Diese im Grunde positive Entwicklung führt dazu, dass heute die jeweiligen Gemeinden des Verbandes nach Möglichkeit ihre Moscheen nicht anmieten, sondern versuchen, die Gebetsräume direkt käuflich zu erwerben. Bereits angemietete Moscheen werden gekauft und renoviert. So richten sich die Gemeinden nicht zuletzt durch den Erwerb ihrer Gebetsorte auf eine dauerhafte Präsenz in Deutschland ein. Heute zählt der Verband der Islamischen Kulturzentren über 300 Gemeinden, wovon 160 Einrichtungen im Eigentum des Verbandes stehen. 95 Vgl. URL: http://www.religion-online.info/islam/gruppen/gruppen-sonder.html: In diesen Gemeinschaften wird ein mystischer Islam gelebt. Durch spezielle gemeinschaftliche Übungen (dhikr) wollen die Gläubigen eine innere Beziehung zu Allah und eine individuelle Gotteserfahrung herstellen. 117 sich für das Gemeinwohl ein und fördert das friedliche Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlicher religiöser und ethnischer Abstammung. Jeder kann die Vereinsangebote des VIKZ in Anspruch nehmen, unabhängig von religiöser oder ethnischer Herkunft. Der Leitsatz des Verbandes lautet: „Der beste Mensch ist derjenige, der anderen Menschen nützlich ist“. (Hadis des Gesandten Muhammed a.s.) Zu den religiösen Aufgaben des Verbandes und seiner Mitgliedsvereine gehört es 1.) Räumlichkeiten zur Verrichtung der täglichen rituellen Gebete (Namaz) bereit zu stellen. 2.) Freitags- und Festtagsgebete, Vorträge und Hadsch (islamische Pilgerreise) durchzuführen. 3.) Die religiöse Bildungsarbeit für muslimische Kinder und Jugendliche anzubieten. 4.) Islamische Theologen für den Verband und seine Mitgliedsvereine in Deutschland auszubilden. Daneben engagiert sich der VIKZ im Bereich der schulischen, beruflichen und akademischen Förderung von Kindern und Jugendlichen. In diesem Zusammenhang bieten der Verband und seine Mitgliedsvereine breitflächig schulische Unterstützung an, insbesondere Hausaufgaben-, Nachhilfe-, Deutsch- und Computerkurse. Ziel und Zweck dieser Angebote ist es, schulische Defizite von Kindern und Jugendlichen auszugleichen, ihre Bildungsentwicklung zu unterstützen, um ihnen eine qualifizierte berufliche Ausbildung und somit eine bessere Zukunftsperspektive zu ermöglichen. Somit wird das Ziel verfolgt, sie zu gesellschaftlicher Mitverantwortung und zu sozialem Engagement anzuregen. Zur Gewährleistung eines friedlichen Zusammenlebens und Förderung einer Kultur der Anerkennung arbeitet der Verband mit verschiedenen christlichen, jüdischen und anderen wichtigen gesellschaftlichen Institutionen zusammen. Zu diesem Zweck ist der VIKZ in unterschiedlichen regionalen, aber auch überregionalen Dialogforen vertreten. Insbesondere die Zusammenarbeit und der Dialog mit staatlichen Einrichtungen ist ein wichtiger Bestandteil der Tätigkeiten des VIKZ. Der VIKZ ist Gründungsmitglied des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland und nimmt an der „Deutschen Islamkonferenz“ des Bundesinnenministeriums teil. Der VIKZ setzt sich dafür ein, dass der Islam und die Muslime zu einem vollständig akzeptierten Teil der deutschen Gesellschaft werden. Weitere Informationen können bezogen werden unter: Verband der Islamischen Kulturzentren e.V., Vogelsanger Straße 290, 50825 Köln. Tel.: 0221/ 95 44 100, Fax: 0221 / 95 44 10 – 68. Homepage: www.vikz.de. Die Zweigstelle in Bielefeld ist die regionale Zentrale für 16 weitere Zweigstellen in OWL. Die Besucherzahl bei den einzelnen Veranstaltungen variiert. Zum Freitagsgebet und zu Predigerveranstaltungen kommen ca. 100 Besucher. 118 VIKZ-Gemeinde Bielefeld (IKMB Bielefeld Şubesi) (Yeni Moschee) Herforder Str. 107, 33602 Bielefeld (s. auch: Islamischer Verband der Kulturzentren e. V. Bielefeld, Herforder Str. 107, 33602 Bielefeld.). VIKZ-Gemeinde Bielefeld (Yeni Moschee) Gaswerkstr. 21, 33647 Bielefeld. 6.2 Ahmadiyya 96 Aus dem sunnitischen Islam entstand die Ahmadiyya (Urdu: S,2M/ا, „Ahmadiyya“). Sie ist eine Glaubensgemeinschaft, die Mirza Ghulam Ahmad 1889 in Indien als Reformbewegung innerhalb des Islams gründete. Sie teilte sich 1914 in die Untergruppen Ahmadiyya Muslim Dschamaat (AMJ = Ahmadiyya Muslim Jamaat, arabisch: 7,2M/T ا7E.MN? )اund Lahore Ahmadiyya Movement (auch Ahmadiyya Anjuman Ischat-i-Islam Lahore, AAIIL, UMNV أ7,2M/أ م$% اWE.9 )اauf. Mitglieder der Ahmadiyya verstehen sich selbst als Muslime, jedoch wird ihre Zugehörigkeit zum Islam von einem großen Teil der Muslime infrage gestellt. 96 Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Ahmadiyya 119 6.3 Schiiten 6.3.1 Allgemeines Die Schia (arabisch 78D9 , DMG šī a, „Partei“) ist die zweitgrößte Konfession des Islam. Die Anhänger der Schia, die Schiiten, betrachten Alī ibn Abī ālib, den Schwiegersohn und Vetter des Propheten Mohammed, als dessen designierten Nachfolger (Kalif), jedoch politisch und nicht religiös betrachtet, und als ihren ersten Imam. Ihrem Glauben nach kann die Prophetennachfolge nur von einem Nachfahren Ali´s bzw. einem Imam erfolgen, da dieser als Einziger göttlich legitimiert ist. In den Jahrhunderten nach dem Tod des Propheten Mohammed und der politischen Abspaltung der Muslime wurde außerdem die theologische Lehre der Schiiten in einzelnen Aspekten weiterentwickelt, so dass sich schiitisches Recht heute in Teilen von sunnitischem Recht unterscheidet. 97 Die Imamatslehre ist ein wesentlicher Bestandteil des schiitischen Glaubens. Neben Koran und Sunna bilden die Überlieferungen der „unfehlbaren“ Imame sowie der Konsens der Gelehrten die Grundlagen der schiitischen Lehre. In der Schi`a haben sich unterschiedliche Strömungen herausgebildet, die jeweils eine verschiedene Anzahl von Imamen akzeptieren. Stellvertretend für die Imame übernehmen Religionsgelehrte die Führung. Ihre Hauptrichtung(en) sind die Imamiten oder Zwölferschia (Zwölferschiiten). Die größte schiitische Strömung stellen die Imamiten, die einer Reihe von zwölf Imamen folgen. Sie leben hauptsächlich im Iran (85 % – 90 %), Aserbaidschan (85 %), Irak (55 – 65 %), Bahrain (70 %), Libanon (35 %), Kuwait (30 %), Türkei (ca. 5 - 10 %), Pakistan (20 %), Afghanistan (20 – 25 %,SaudiArabien (17 – 20 %, die hauptsächlich die Ölregionen bewohnen), Syrien (5 %) und in Indien (1 – 2 %). Die Prozentangaben beziehen sich auf den Anteil an der Gesamtbevölkerung. Wenn man die absolute Zahl betrachtet, leben im Iran und im Irak die meisten Schiiten. Dort ist die Ausgangssituation jedoch eine andere, weil es eine starke sunnitische Minderheit (u. a. viele der Kurden) und einige Christen gibt. In den anderen großen Ländern spielen Schiiten größtenteils eine untergeordnete Rolle im politischen Leben, da sie in der Minderheit sind (so in Pakistan, Indien, Saudi-Arabien, Afghanistan). Teilweise werden sie auch unterdrückt und dürfen ihre Religion nicht ausüben, weil von staatlicher oder gesellschaftlicher Seite Druck ausgeübt wird (z. B. in Saudi-Arabien). Im kleinen Libanon stellen die Zwölferschiiten mit der Hisbollah 98 eine starke Territorialkraft. Ismailiten oder Siebenerschia (Siebenerschiiten), die einer Reihe von sieben Imamen folgen. Sie leben heute vor allem in Pakistan, Indien, Syrien und Afghanistan. Ihr bekanntestes Oberhaupt dürfte der Aga Khan sein, der allerdings nur den kleinen Teil der 97 Vgl. URL.: http://de.wikipedia.org/wiki/Schia (Stand: 28.12.2008) Vgl. URL.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Hisbollah (Stand: 02.01.2009): Die Hisbollah (arabisch Xب اZ/ Hizbollah, DMG Ḥizbu 'llāh, „Partei Gottes“, oft auch Hizbullah, Hizb-Allah oder Hezbollah geschrieben) ist eine dem Islamismus zugeordnete libanesische Organisation. Sie entstand ab 1982 durch den Zusammenschluss verschiedener schiitischer Gruppen zum Widerstand gegen die israelische Invasion. Finanziell und ideologisch wird sie vom Iran und von Syrien unterstützt. In Libanon ist sie einerseits eine politische Partei, die seit 1992 auch im Parlament vertreten ist. Andererseits verfügt sie aber nach wie vor über paramilitärische Einheiten, die insbesondere im Süden des Landes unabhängig von der libanesischen Staatsgewalt agieren, und in sog. Sicherheitsquartiere außerhalb der Staatsmacht regiert. Die Hisbollah verfolgt sowohl sozialpolitische Ziele, etwa im Bereich Bildung und Gesundheitswesen, als auch außenpolitische Strategien, zu denen nach Aussage ihres Führers Hassan Nasrallah auch die Auslöschung Israels gehört. Einige Staaten, unter anderem die USA und Israel, betrachten die Hisbollah als Terrororganisation. Großbritannien und Australien bezeichnen lediglich die "Hezbollah external security Organisation" als solche. Der Rat der Europäischen Union führt die Hisbollah in seiner am 15. Juli 2008 veröffentlichten Liste von Terrororganisationen nicht auf, während das EU-Parlament in einem Beschluss vom März 2005 von „terroristischen Aktivitäten seitens der Hisbollah“ spricht. 98 120 Nizari-Ismailiten 99 repräsentiert. Sie sind sehr stark vom orientalisch-gnostischen 100 Denken beeinflusst. In der Vergangenheit sind mehrere revolutionäre-ismailitische Gruppen aufgetreten, wie zum Beispiel die Assassinen 101 in der Levante 102 oder die Fatimiden 103, wobei letztere über 100 Jahre in Ägypten herrschten. Gegenwärtig spielen die Drusen 104 eine wichtige politische Rolle im Nahostkonflikt. 99 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Nizaris (Stand: 02.01.2009): Die Nizaris oder Khodjas sind die größte Gruppe der zu den Schiiten gehörenden Ismailiten oder Siebener-Schiiten. Sie leben heute vor allem in Indien, Pakistan, Tadschikistan, Syrien, Ostafrika und in vielen westlichen Staaten. Die Nizaris kennen im Gegensatz zu allen anderen Zweigen der Schiiten bis heute das lebendige Imamat, das in der Familie des Propheten Mohammed über seine Tochter Fatima und seinen Vetter und Schwiegersohn Ali bis auf den heutigen Tag weiter gegeben wird. Jetziger und 49. Imam der Nizaris ist Karim Aga Khan IV. Die Mehrheit der Nizaris leben heute in Pakistan. Nach einer kurzen Pause ohne Verfolgung beginnen die wieder erstarkenden konservativen Kräfte in Afghanistan die Nizaris erneut zu diskriminieren. Die etwa 200.000 Nizaris in Syrien erfreuen sich einer erheblichen Toleranz. Die ebenfalls etwa 200.000 Nizaris in Tadschikistan haben ihre Situation nach Ende des Bürgerkrieges stabilisieren können. In Ostafrika leiden sie unter der wirtschaftlichen Misere. In Indien konnten sie bis jetzt in Frieden leben. Die moderne Geschichte der Ismailiten beginnt im 17. Jahrhundert in Persien unter der Dynastie der Kadscharen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts emigrierte der 46. Aga Khan Hasan Ali Shah in das damalige Britisch-Indien. Die effektive Steuereintreibung der Briten, die auch den Anteil der Nizaris, die sie nach ihren eigenen Gesetzen dem Aga Khan schuldeten, einzogen, brachten dem jeweiligen Agha Khan solch einen Reichtum, dass er mit der britischen Kolonialregierung auf gleicher Augenhöhe verkehren konnte und seine Gemeinschaft gut vertreten konnte. 100 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Gnostizismus (Stand: 02.01.2009): Gnosis (von altgr. gnōsis γνῶσις ‚[Er-]Kenntnis‘) oder Gnostizismus (latinisierte Form des griechischen gnostikismos γνωστικισµός) bezeichnet als religionswissenschaftlicher Begriff verschiedene religiöse Lehren und Gruppierungen des 2. und 3. Jahrhunderts, teils auch früherer Vorläufer. 101 Vgl. URL.: http://www.heberle-bors.net/von_assassinen_und_kreuzrittern.html (Stand: 02.01.2009): Hassan-iSabah, Scheich von Alamut (`Der Alte´), hatte vor ziemlich genau 800 Jahren den Orden der Assassinen, eine geheime Organisation von Selbstmord-Attentätern, gegründet, die die mediterrane Welt mit Terror überzog. Auf seinen Befehl gingen diese Anhänger einer ismailisch-schiitischen Sekte für ihren Glauben bereitwillig in den Tod. Auf offener Strasse mit dem Dolch töteten die Assassinen ihre Kontrahenten – Würdenträger anderer Glaubensrichtungen, Kreuzritter, Herrscher. Auch auf Saladin, ein sunnitischer Moslem, hatten sie es abgesehen. Von ihrer Basis, uneinnehmbaren Festungen im persischen Elbursgebirge am Kaspischen Meer ausgehend, eroberten sie Städte und Burgen, drangen sie bis nach Syrien vor. Die Assassinen haben sich tief ins Bewusstsein des Westens gegraben. Der Begriff wird in mehreren europäischen Sprachen als gleichbedeutend mit politisch motiviertem Terrorattentat verwendet (to assassinate im englischen, assassin im französischen, asasino im italienischen). 102 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Levante (Stand: 02.01.2009): Als Levante (ital. für „Sonnenaufgang“, steht allegorisch für den „Osten“ und das „Morgenland“) bezeichnet man im weiteren Sinne die Länder des östlichen Mittelmeeres, folglich alle Länder, die östlich von Italien liegen, besonders die griechische Halbinsel und die griechischen Inseln, die mediterranen Küstengebiete Kleinasiens, Zypern, den Libanon, Palästina, das historische Syrien und Ägypten. Im engeren Sinn umfasst die geografische Bezeichnung Levante Küsten und Hinterland der Anrainerstaaten der levantinischen Küste, also der östlichsten Küste des Mittelmeeres, nämlich die heutigen Staaten Syrien, Libanon, Israel, Jordanien sowie die palästinensischen Autonomiegebiete. 103 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Fatimiden (Stand: 02.01.2009): Die Fatimiden waren eine schiitischismailitische Dynastie, die von 909 bis 1171 in Nordafrika, d. h. im Maghreb und Ägypten, sowie in Syrien herrschte. 104 Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Drusen (Stand: 02.01.2009): Die Drusen (offiziell Din al-Tawhid, soviel wie „Religion der göttlichen Einheit“) sind eine im Jahr 1010 entstandene Religionsgemeinschaft. Drusen leben heute hauptsächlich im Nahen Osten, insbesondere im Libanon (ca. 280.000), in Syrien (ca. 360.000) sowie in Israel (107.000, also 1,63 % der Bevölkerung (2004)), dort vor allem im Gebiet des Karmel bei Haifa (Daliah al Carmel) sowie im von Israel annektierten Golan. Der Gründer Kalif al-Hakim Bi-Amr Allah (985 bis 1021) war der Herrscher der ägyptischen Fatimiden, einer schiitischen (ismailitischen) Dynastie, die nach Fatima, der jüngsten Tochter des Propheten Mohammed, benannt war. Die Fatimiden betrachteten Ismael, einen Sohn des sechsten Imam, als ihren Erlöser. Der Kalif betrachtete sich als Manifestation Gottes auf Erden, und sein Tod im Jahre 1021 wird von seinen Anhängern als Übergang in einen Zustand der Verborgenheit verstanden, aus dem er nach 1000 Jahren wieder zurückkehren werde, um die Herrschaft über die Welt anzutreten. Nach dem Tod des Sultans al-Hakim entwickelten die beiden schiitischen Gelehrten Hamza ibn-Ali und Mohammed al-Darazi die theologische Lehre der Drusen, worin der Kalif al-Hakim als Inkarnation Gottes gilt. Die Bezeichnung Drusen stammt von al-Darazi, der als einer der ersten Männer dieses Glaubens in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Die Drusen glauben an Reinkarnation und an weitere parallele Welten. Wo man geboren wird, zu welchen Eltern und weshalb, ist eine vorbestimmte Sache, die Gott oder hohe Daseins allein entscheiden können. Deswegen wird Missionierung oder Konvertierung nicht erlaubt. Es wird als Annahmeverweigerung Gotteswille angesehen. Es wird als Fall von niedrigerer Intelligenz (der Mensch), die versucht eine höhere Intelligenz (Gott) zu belehren, betrachtet. In Worten der Drusen: „Ein Umhüllter darf den Umhüllenden nicht belehren. Das kann nur Gott entscheiden“. Es 121 Die Zaiditen 105 oder Fünferschia (Fünferschiiten) als dritte (und kleinste) Gruppe, die fünf Imamen folgen. Sie finden sich heute nur noch im nördlichen Jemen. Die Zaiditen sind in ihrer Heilslehre (aqīda oder kalām) der Schia (Imamat) zuzuordnen, haben jedoch in ihrer Rechtmethodik (fiqh) ausgesprochen sunnitische Züge. Dies wird dadurch verständlich, dass sie den sechsten Imam Ja'far nicht anerkennen, der die schiitische Rechtsmethodik als erster begründet hat. Heute stellen die Schiiten ca. 10 % der Muslime. Die Staaten, in denen die Schiiten die Mehrheit stellen oder eine einflussreiche Minderheit sind, werden manchmal unter dem Begriff „Schiitischer Halbmond“ 106 zusammengefasst. Das islamische Zentrum Hamburg ist Bezugspunkt für die unabhängigen schiitischen Gemeinden NRW. 6.3.2 Schiitische Moscheevereine in Bielefeld Bei der Moschee des türkisch-aserbaidschanischen Kulturvereins handelt es sich um den größten Moscheeverein des schiitischen Islams in OWL. Nach Angaben des Vereins hat die Moschee ca. 2.000 Besucher. besteht ein Grund, weshalb Gott die Menschen in die verschiedene Religionen so verteilte. Dieser Grund ist nicht etwas, womit sich der Mensch beschäftigen sollte. Der Mensch soll sich mit der Reinigung seiner Seele beschäftigen, um höhere Daseins zu erzielen. Auf dem Weg zu diesem Ziel und durch viele Reinkarnationen kann der Mensch viele Rollen bekommen und verschiedene Situationen erleben. Deswegen ist es eine grundlegende Sache für Drusen, andere Religionen zu akzeptieren, wie sie sind, da sie auch eine ähnliche Rolle spielen. Die Mission und Konvertierung Andersgläubiger wird von den Drusen nicht betrieben, auch freiwillig kann man nicht zum Drusentum übertreten. Außenstehende wurden nur zu Zeiten der Gründung der Religion aufgenommen. Heute ist nur Druse, wer Kind drusischer Eltern ist. Die Lehre der Drusen geht von einer Fixzahl ihrer Gemeinschaft in allen Welten aus. Das heißt, zu jeder Zeit ihres Daseins existieren nie weniger oder mehr Mitglieder. Ob man Al-Hakim als Gründer der Drusen betrachten kann, ist eine Diskussion, die wohl nie abschließend geklärt werden kann; allerdings geht ein Teil der etablierten Forschung davon aus, dass Al-Hakim vielleicht Sympathie für diese Gruppe und ihre Ideen hegte, er allerdings nicht als deren Mitglied oder gar Initiator gesehen werden kann. Die Drusen glauben, dass sie immer unter verschiedenen Namen seit Millionen von Jahren existierten. Al-Hakim zählt als die letzte Manifestation Gottes in einer langen Reihe zuvor. 105 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Zaiditen (Stand: 01.01.2009): Als Zaiditen wird sowohl eine islamische Rechtsschule als auch eine jeminitische Herrscherdynastie bezeichnet, die dieser Rechtsschule anhing. Die Zaiditen oder Fünfer-Schiiten führen ihre Lehre auf Zaid ibn Ali Zain al-Âbidin zurück, (Sohn von Hz. Hüseyin) einen Nachkommen (Enkel) des Propheten Mohammed, der sich 740 in Kufa gegen die Herrschaft der Umayyaden erhoben und dabei den Tod gefunden hatte. Sie sind die dem sunnitischen Islam am nächsten stehende Gruppe der Schiiten. Sie unterscheiden sich von den Sunniten vor allem durch ihre politische Theorie. Die Führung der Gemeinde ist ausschließlich den Nachkommen des Propheten durch seine Enkel Hasan ibn 'Alī und Al-Husain ibn 'Alī vorbehalten, die sich durch eine Reihe von Qualitäten auszeichnen müssen. Neben der noblen Abstammung müssen sie eine tiefe Kenntnis des islamischen Rechts (Fiqh) vorweisen können, körperlich und geistig ohne Makel, männlichen Geschlechts, volljährig, rechtschaffen, mutig und freigebig sein sowie Organisationstalent aufweisen. Die Bestimmung des Imams erfolgt nicht durch Wahl oder Designation des Vorgängers, sondern durch Autoproklamation bzw. "Ruf" (da´wa) eines Prätendenten, der alle Bedingungen der legitimen Führerschaft (shurût al-imâma) in sich erfüllt glaubt. Die zaiditische Rechtsschule hat sich nur noch in den nördlichen Regionen der Republik Jemen erhalten. Zaiditen haben im Vergleich mit den sogenannten Imamiten oder Zwölfer-Schiiten kaum iranische Elemente in ihren Glauben aufgenommen. 106 Vgl.: URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Schiitischer_Halbmond (Stand: 02.01.2009): Unter dem Begriff "schiitischer Halbmond" werden mitunter die Länder zusammengefasst, die eine schiitische Mehrheit oder einen hohen Anteil von Schiiten in ihrer Bevölkerung haben. Dazu zählen nicht nur die Länder Iran und Irak, sondern auch Bahrain, der Libanon und Aserbaidschan. Der Begriff schiitischer Halbmond kommt daher, dass diese Länder, wenn man sie auf der Karte verbindet, in etwa die Gestalt eines Halbmondes darstellen. Teilweise wird auch der Jemen zum schiitischen Halbmond gezählt. Ob der Jemen eine schiitische Mehrheit bzw. eine starke schiitische Minderheit hat, ist dabei aufgrund schwankender Zahlenangaben umstritten. Syrien gehört zwar mangels einer schiitischen Bevölkerungsmehrheit bzw. starken Minderheit eigentlich nicht zum schiitischen Halbmond. Da das Land allerdings von einer kleinen schiitischen Elite, die den Nusairiern angehören, geführt wird und enge Beziehungen zum Iran unterhält, wird Syrien - zumindest bei der geostrategischen Betrachtung der Region - zum schiitischen Halbmond gerechnet. 122 Türkisch-Aserbaidschanischer Kulturverein e. V. Blaue Moschee Eisenbahnstr. 38, 33647 Bielefeld. 6.4 Aleviten 107 6.4.1 Allgemeines Mit dem Tod des islamischen Propheten Mohammed im Jahr 632 begann die Spaltung im Islam. Die Streitigkeiten um die rechtmäßige Nachfolge des Propheten (Kalifen-Streit) führten zur Spaltung des Islams in Sunniten ( Sunna = Taten und Aussprüche Mohammeds) (s. hierzu Ziff. II.2.6.1) und in Schiiten, als „Partei Ali`s“ (arabisch »Schiat Ali«) (s. hierzu Ziff. II.2.6.3). Die Geistlichen (Dede, Ana) der Aleviten entstammen nach eigenen Angaben direkt aus der Familie des Propheten (Seyyid) bzw. der Imame und werden deshalb ihrem Ursprung nach den Schiiten zugeordnet, da auch bei ihnen die Verehrung der 12 Imame und insbesondere von Ali Ibn Abi Talib im religiösen Leben eine große Rolle spielt. Das Gemeinsame ist die Liebe zu Ali und die Einhaltung der Sitten und Lehren. Dennoch bezeichnen sie sich nicht als Schiiten, da neben dieser Gemeinsamkeit beträchtliche Unterschiede bestehen. Alevi oder – zu Deutsch – Aleviten bedeutet „Ali’s Anhänger“ oder auch „die auf der Seite Ali’s stehen“. Die Anhängerinnen bzw. Anhänger des Sunnitentums unterstützten den einflussreichen Ebubekir (geboren in Mekka um 573, Tod in Medina am 23.08. 634), während die Aleviten Ali (geboren in Mekka am 21.03.598 (auch Nevruz = Neujahr), ermordet in Kufa am 24.01.661) als den rechtmäßigen Nachfolger ernannten. Ali war der Vetter und gleichzeitig der Schwiegersohn des Propheten Mohammed. Man unterscheidet ethnisch türkische, kurdische und syrisch-arabische Aleviten. Die Aleviten stellen klassisch eine eigenständige Religionsgemeinschaft innerhalb des Islam dar. Ihren Ursprung hat die Gemeinschaft nach der Migration von Zeynel-Abidin (Überlebender von Kerbela) aus Arabien nach Persien/Iran (Horasan) und der zweiten Migration von Persien nach Anatolien/Türkei. Das Alevitentum ist stark durch den Philosophen und Reformator Haci Bektaschi Veli 108 (auch Migrant aus Horasan/Persien und Angehöriger der Ehlibeyt-Familie), der zwischen 1210 und 107 Vgl. URL.: http://www.alevitentum.de/ (Stand: 27.12.2008) Vgl. URL: http://www.kultur.gov.tr/DE/Yonlendir.aspx?48BD9BC89B9B89DA1A9547B61DAFFE2A4F192 C55D7367761 - 63k -: Hacı Bektaş-ı Veli wurde 1248 v. Chr. in der Stadt Nişabur des iranischen Chorasan geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Chorasan. Im Zentrum Hoca Ahmet Yesevi’s erhielt er Unterricht in Philosophie, Sozial- und Naturwissenschaften. Nachdem er den Iran, Irak und Arabien bereist und untersucht hat, kam er 1275/80 v. Chr. nach Anatolien und ließ sich in dem damaligen Sulucakarahöyük, dem heutigen Hacı Bektaş, nieder. Sein Gedankensystem, das auf Menschenliebe und Toleranz aufbaut, erreichte innerhalb kürzester Zeit die Massen des Volkes des christlichen Kappadozien, die sich diese Lehren aneigneten. 108 123 1271 in Sulucakarahöyük (jetzt: Haci-Bektas) gelebt hat, geprägt worden und aus seinen Lehren hervorgegangen. Es hat neben schiitischen und sufischen Grundzügen Elemente verschiedener Religionen und Traditionen (u. a. Zarahustra, Schamanismus, Humanismus, Gnostik) aufgenommen. Großen Einfluss hatten auch die Volksdichter Yunus Emre (geboren 1241, gestorben 1319), Nesimi (geboren 1339, gestorben 1418), Pir Sultan Abdal (geboren um 1480, gestorben 1550) und viele mehr. Der Großteil der alevitischen Dichter und Philosophen wurde durch sunnitische Fundamentalisten verfolgt, gefoltert und ermordet. Die Schriftensammlung „Buyruk“ beinhaltet heilige Schriften, Dichtungen und Ordensregeln. In Cem-Zeremonien 109 werden u. a. Gedichte und Tänze dargeboten. Religiöse Autoritäten (Dede) aus „heiligen Familien“ (EvladiResul/Ehlibeyt) führen ihre Gemeinden. Der Clan der Omayyaden 110, dem auch Ebubekir angehörte, setzte sich um die Vorherrschaft im Islam durch. Zur Erhaltung ihrer eigenen Herrschaft wurden die Aleviten verfolgt und ermordet. Die Familie des Propheten (Ehlibeyt 111) wurde im Laufe der Zeit systematisch brutal getötet, um die Opposition zu schwächen. Höhepunkt dieser Morde war das Massaker in Kerbela 112 (dem bedeutendsten Wallfahrtsort der Schiiten), in dem Imam Hüseyin (Sohn von Ali und Enkel Mohammeds) samt seiner Familie und ihren Gefährten umgebracht wurden. Die Sunniten bzw. die Omajiden (ehemalige Feinde des Propheten) bestimmten nun, welche Teile der vom Propheten hinterlassenen religiösen Schriftstücke als heiliges Buch (Koran) zu gelten hatten und wie diese zu interpretieren seien. Zur Zeit des Yavuz Sultan Selim's (geboren 1470, verstorben 1520) wurden die Anhänger Ali`s im Osmanischen Reich 113 zu Zehntausenden massakriert. Durch aktiven Widerstand Die Grundlage seiner Philosophie liegt in der Existenz des Menschen und der Menschenliebe. Diese Weltansicht spiegelt sich auch in der Deklaration der Menschenrechte des Jahres 1948 wider. Die Gedanken von Hacı Bektaş-ı Veli wurden ca. 600 Jahre nach ihm im Jahre 1923 von Mustafa Kemal Atatürk zur Sprache gebracht, indem eine laizistische, demokratische und die Menschenrechte achtende Republik gegründet wurde. Obwohl die Gründung dieser Philosophie so lange zurückliegt, haben seine Gedanken ihre Gültigkeit bewahrt und fahren fort, den menschlichen Weg zu erleuchten. 109 „Cem" bedeutet dem Wortsinn nach (religiöse) „Versammlung" bzw. „Zusammenkunft". 110 Vgl. URL.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Umayyaden (Stand: 27.12.2008): Die Umayyaden (arabisch _ن,_`T اalumawiyyūn oder 7D`_ أIb banū umayya) auch Umajjaden, Omayyaden, Omajjaden, Omaijaden, Omajaden – sind eine Dynastie von Kalifen, die von 660 bis 750 Oberhäupter des sunnitischen Islam waren. Nach ihrer Vertreibung aus dem Orient gründeten sie 756 das Emirat von Córdoba. Sie waren die erste Dynastie von Kalifen, die nicht eng mit Mohammed verwandt waren. Wie dieser entstammen sie jedoch den Quraisch aus Mekka. 111 Vgl. Url.: http://www.alevitentum.de/Alevi/12Alevi/22Alevi/32Alevi/Hz__Ali/hz__ali.html (Stand: 27.12.2008): Die Aleviten sind der Meinung, dass, nachdem Tod des Mohammeds, einer aus seiner Familie, aus dem Ehlibeyt, Kalif werden sollte. Sie belegen die Richtigkeit ihrer Meinung mit der Azhap Sure im 33. Kapitel des Korans. Diese Sure lautet: „Erhört mich, Ehlibeyt! Gott wünscht euch, dass jede Art von Ungerechtigkeit, Unreinheit und Sünde mit euch nicht begegnet und wünscht euch eine reine Seele.“ Die Bedeutung dieser Sure lautet, dass diese Familienangehörigen von Geburt aus eine reine Seele haben. Daraus lässt sich schließen, dass diese Menschen eigentlich Kalif werden sollten. Wie bereits erwähnt ist der Ehlibeyt die Familie bzw. der Stamm des Mohammeds. Der Stamm des Ehlibeyt fängt bei Ali, dem Schwiegersohn und Cousin des Mohammeds, an. Dadurch hatten Ali und seine Söhne Recht darauf Kalif zu werden. 112 Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Kerbela (Stand: 02.01.2009): Kerbela (arabisch ء$b3 آKarbalā ) ist eine Stadt im Zentrum des Irak mit 434.457 Einwohnern (Stand 1. Januar 2005). Sie liegt in der gleichnamigen Provinz Karbala nahe dem Euphrat (al-Furāt), circa 80 Kilometer südlich von Bagdad (am Ostrand der Syrischen Wüste). 113 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Osmanisches_Reich (Stand: 02.01.2009): Osmanisches Reich (auch Ottomanisches oder Türkisches Reich; Türkisch: Osmanlı İmparatorluğu, Osmanisch: Devlet-i Âliyye-i Osmaniyye) ist die Bezeichnung für das Reich der Dynastie der Osmanen von ca. 1299 bis 1923. In Europa wurde das Land als „Türkei“ beziehungsweise „Türkisches Reich“ bezeichnet. Anatolien wurde in lateinischen Werken nach der Landnahme der türkischen Seldschuken bereits seit dem 12. Jahrhundert „Türkei“ (bzw. „Turchia“) genannt.Es ging aus dem Sultanat der Rum-Seldschuken hervor und war mehrere Jahrhunderte lang die entscheidende Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Nordafrika und auf der Krim. Im Laufe des 18. und vor allem 19. Jahrhunderts wurde es in der Auseinandersetzung mit den europäischen Mächten auf Kleinasien und den Nahen Osten zurückgedrängt und fand in der Türkei seinen Nachfolgestaat. Die osmanischen Sultane waren sunnitische Muslime und folgten der hanefitischen Rechtsschule. 124 versuchten die Aleviten sich dieser Willkür und Tyrannei zu entziehen (siehe z. B. die Revolte um 1240, die von Baba Ilyas geführt wurde, oder der Aufstand des Seyh Bedrettin im 14. Jahrhundert). Das Alevitentum in Anatolien formte sich zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert. Da die Aleviten in Anatolien der vorislamischen Kultur weitgehend verbunden blieben und die geschichtliche sowie religiöse Entwicklung ihres Landes maßgeblich beeinflussten, unterscheiden sie sich sowohl von orthodox-islamischen Sunniten als auch von iranischen Schiiten. Das Alevitentum hat sich in der Folgezeit zu einer naturverbundenen, toleranten, weltoffenen, Bescheidenheit und Nächstenliebe ausstrahlenden Konfession entwickelt. Der alevitische Glaube gehört innerhalb des Islams der "caferitischen-zwölferschiitischen" Konfession an, in der eine soziale Vorstellung und eine humanistische Philosophie verankert ist. Nach ihm ist der Mensch das wertvollste und reifste existierende Geschöpf. Der Mensch kann dabei mit dem Gebet allein seine Pflichten als Mensch und Moslem nicht erfüllen. Alles besteht im Menschendasein, vorausgesetzt, der Mensch kennt diese Liebe und Würde. Die alevitische Philosophie hat ihre Wurzeln in der Wissenschaft, die meint, dass nur durch Wissen und Vernunft Licht in die Finsternis der Gedanken gebracht werden kann. Durch Bildung und Vernunft können Schlechtigkeit, Hass, Vorurteile und Ignoranz besiegt werden. Mit Bildung und Vernunft kann man zu Frieden, Freundschaft und innerlichem Wohlstand gelangen. Die Aleviten lehnen das islamische Rechtssystem für religiöse und weltliche Angelegenheiten, die Scharia (= Gesetzeskodex im othodoxen Islam) und die Sunna (= Verhaltensformen und – techniken im orthodoxen Islam) ab. Sie praktizieren einen heterodoxen Islam. Toleranz und Humanität, die grundsätzliche Ablehnung von Gewalt, die Gleichstellung von Frauen und Männern in ihren Gemeinden – Frauen haben sowohl dieselben Rechte als auch dieselben Pflichten wie Männer –, die Bewahrung von matriarchalen Familienstrukturen, die Überlieferung des Glaubens und der Kultur durch Dichter und Saz114-Spieler stehen im Mittelpunkt des Denkens. Aleviten treten für Religionsfreiheit (Laizismus 115), Menschenrechte sowie für Wissen und Bildung ein. In der alevitischen Lehre ist die Polygamie verboten und unbekannt. Menschen anderen Glaubens und andere Glaubensgemeinschaften werden respektiert und als Geschwister betrachtet. Die höchste Strafe in der alevitischen Lehre ist der Ausstoß des Betroffenen aus der Gemeinde. Die alevitischen Gemeinden werden durch "Dede`s", den geistigen Oberhäuptern, geführt. Das Alevitentum kennt – wie oben bereits angedeutet – kein göttlich offenbartes Scharia-Gesetz. Dennoch gibt es auch im Alevitentum bestimmte Regeln, an die man sich halten soll, wie an die Lehre von den vier Torwegen und die Trinität des "Beherrsche Deine Hände, Deine Zunge und Deine Lenden" 116. Die Aleviten beten individuell abends und donnerstags abends in der Gemeinde, der CemVersammlung. Sie kommen bei den "Cem`s" dabei nicht nur zum Beten zusammen, sondern versuchen hierbei auch Probleme gemeinsam zu lösen. Im Alevitentum steht der Mensch im Mittelpunkt des Glaubens. Das sunnitisch-rituelle Gebet oder das Almosengeben werden abgelehnt. Die Pilgerfahrt nach Mekka ist bei den Aleviten nicht vorgeschrieben. Stattdessen ist die Wallfahrt zu den Grabmoscheen Ali`s und seines Sohnes Hussein in Kerbela oder zum Wallfahrtsort Haci-Bektas Veli in Kirsehir/Türkei üblich. Sie gehen nicht in die Moschee, sie haben i. d. R. eigene Kultstätten (Cemevi). Das Fasten findet nicht wie bei den Sunniten im Fastenmonat Ramadan statt, sondern beläuft sich auf 12 Tage (12 Imame) im Monat Muharram, des ersten Monats des islamischen Kalenders. Der zehnte Tag, Ashura-Tag (zu arabisch «ashr = zehn») des heiligen Monats ist der Tag der Trauer um den Prophetenenkel 114 Vgl. URL. http://www. de.wikipedia.org/wiki/Saz (Stand: 02.01.2009): Die Saz ist die türkische Laute. Das Wort „Saz“ stammt aus dem Persischen, wo es unter anderem „Musikinstrument“ bedeutet. 115 Vgl. URL. http://www.de.wikipedia.org/wiki/Laizismus (Stand: 02.01.2009): Laizismus (auch: Laizität) beschreibt religionsverfassungsrechtliche Modelle, denen das Prinzip strenger Trennung von Religion und Staat zu Grunde liegt. – Die Aleviten befürworten den säkularen Staat und bekennen sich eindeutig zum laizistisch-demokratischen Staat. Sie tendieren eher zu einer liberaleren gesellschaftlichen Position. 116 Das Ethos der Aleviten beruht auf der Reinheit der Zunge, der Reinheit der Hand und der Reinheit der Lende. 125 Hussein und des Gedächtnisses an seinen Märtyrertod. Moderater Alkoholkonsum wird teilweise als erlaubt angesehen, religiöse Musik hat einen hohen Stellenwert. Der Koran wird weniger wörtlich verstanden, die innere, mystische Bedeutung tritt noch stärker als sonst bei den Schiiten in den Vordergrund. Der Sufismus 117 hat einen großen Einfluss auf den Glauben. Des Weiteren besteht ein umfangreiches alevitisches Brauchtum. Die alevitische Glaubensrichtung ist außerhalb der Türkei noch in Syrien, Ägypten, Albanien, Iran, Irak und bei den aus diesen Ländern stammenden Immigranten in Westeuropa verbreitet. Es gibt noch viele kleinere Glaubensgemeinschaften im Islam, die ähnliche Philosophien und Werte vertreten. (z.B. Ismailiten (»Siebenerschiiten«), die nur 7 Imame anerkennen oder Saiditen (»Fünferschiiten«), die sich schon mit dem 5. Imam abgespalten haben). Sie sind in westlichen Ländern sowohl unter den Arbeitern als auch bei jüngeren Generationen, die europäische Staatsbürgerschaften besitzen, sehr präsent. Aufgrund ihrer liberalen Lebensauffassung wurden Aleviten immer wieder Opfer von Verfolgung. In der Türkei wurden angabegemäß immer wieder Versuche unternommen, Aleviten zwangsweise zu Sunniten zu machen. In alevitischen Dörfern wurden symbolisch immer neue Moscheen gebaut. Übergriffe, Hetzkampagnen und Assimilationsversuche halten bis zum heutigen Tage in der Türkei an. Die jüngsten Beispiele dafür sind die Massaker in den 70er Jahren in Corum und in Maras, am 02.07.1993 in Sivas (siehe „Massaker von Sivas” 118) 117 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Sufismus (Stand: 02.01.2009): Der Sufismus (arabisch _فfg, tasawwuf, persisch ن.h3E, Erfan), veraltet auch Sufitum oder Sufik, gilt allgemein als die islamische Mystik. Die Anhänger des Sufismus sehen ihre Lehre nicht als ein spirituelles Produkt der islamischen Religion, sondern er offenbart lediglich die esoterische Wahrheit des Islam. Die sufische Lehre als solche zöge sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte, aus der Sicht vieler Sufis sei diese zu jeder Zeit und in jeder Kultur in verschiedenen Aspekten allgegenwärtig. Über die Jahrhunderte hinweg haben traditionelle Sufis in islamischen Ländern ihre Lehre in einen engen Zusammenhang mit der islamischen Tradition gebracht. Der Sufismus ist in ihren Augen somit Teil des Islam und nicht von ihm getrennt zu betrachten. Aus ihrer Sicht ist ein Sufi somit immer ein Muslim. Sufis finden sich jedoch in allen Religionen. Im Vordergrund steht immer die "Liebe" zu Gott. Laut Idries Shah ist Sufismus zwar in allen Religionen präsent, doch bietet das semitische Sprachsystem die geeigneteste Möglichkeit sufische Symbole in Schrift umzusetzen. Die grundsätzlichen Gedanken finden jedoch einen gleichen Nenner ("anguruzuminabstafil", was frei bedeutet: "Trauben (pers.) sind Trauben (türk.) sind Trauben (arab.)sind Trauben (griech.)). Dieser Ausspruch ist sehr gebräuchlich. Sinnbildlich geht es also offenbar immer um "des Pudels Kern". Einen Anhänger des Sufismus nennt man Sufi (arabisch l ّ hِ _ُj) oder auch Derwisch (persisch n, دروdarwīsch). 118 Vgl. Url.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Sivas-Massaker (Stand: 27.12.2008): Bei einem alevitischen Kulturfestival zu Ehren des Dichters Pir Sultan Abdal im Sommer 1993 in Sivas erklärte der türkische Schriftsteller Aziz Nesin öffentlich, er halte einen Großteil der türkischen Bevölkerung für „feige und dumm“, da sie nicht den Mut hätten, für die Demokratie einzutreten. Dies und die Übersetzung und teilweise Veröffentlichung des für Muslime ketzerischen Romans „Die satanischen Verse“ von Salman Rushdie führten dazu, dass sich vor allem konservative sunnitische Kreise provoziert fühlten. Am 2. Juli versammelte sich eine aufgebrachte Menschenmasse (Die Anzahl der Personen wird auf 20.000 geschätzt) nach dem Freitagsgebet vor dem Madimak-Hotel, in dem Aziz Nesin, aber auch alevitische Musiker, Schriftsteller, Dichter und Verleger logierten. Mitten aus der wütend protestierenden Menschenmenge wurden schließlich Brandsätze gegen das Hotel geworfen. Da das Hotel aus Holz gebaut war, breitete sich das Feuer schnell aus. Dabei verbrannten 35 Menschen; der Autor Aziz Nesin, dem laut einigen Angaben der Anschlag in erster Linie gegolten hatte, überlebte jedoch leicht verletzt. Wegen der wütenden Menschenmenge draußen vor dem Hotel konnten die Bewohner des Hotels nicht ins Freie, bis sie schließlich vom Feuer eingeschlossen waren. Obwohl Polizei und Feuerwehr frühzeitig alarmiert waren, griffen sie erst nach rund acht Stunden ein. Das Staatsicherheitsgericht in Ankara kam zu dem Urteil, dass die Menge die Feuerwehr bei den Rettungsarbeiten behinderte. Andererseits belegen Zeugenaussagen sowie Videoaufnahmen, wie vereinzelte Polizisten der Menge halfen und eine anrückende Militäreinheit sich wieder zurückzog. Die Aleviten nennen diesen Anschlag das Sivas-Massaker, wobei aus ihrer Sicht der Brandanschlag ihnen gegolten hatte, und fühlen sich seither vom Staat im Stich gelassen. Das Ereignis spielte eine wichtige Rolle bei ihrer Bewusstseinsbildung. Die Sunniten hingegen bestreiten jeglichen Vorwurf, für den Brandanschlag verantwortlich zu sein, und verlangen die Auffindung der wahren Täter. Sie befürworten eine Revision der Untersuchung des Anschlags und behaupten, dass Saboteure sich in die Menschenmenge gemischt und die Brandsätze gegen das Hotel geworfen haben. Der ganze Brandanschlag wurde live im TV übertragen. Heute führen Sunniten im Gebäude des ehemaligen Madimak-Hotels ein Restaurant mit Fleischgerichten. Das sorgt bei Aleviten für Empörung und Widerspruch, da sie dort lieber ein Friedens-Museum sehen wollen. 126 und im März 1995 in Istanbul, wo es die letzten blutigen Unruhen zwischen Gegnern und Aleviten gab. Offiziell wird die Existenz der Aleviten in der Türkei immer noch nicht anerkannt, obwohl sie nach den Sunniten die zweitgrößte Religionsgemeinschaft in der Türkei bilden. Der türkische Staat subsumiert die Aleviten unter die sunnitisch-islamischen Glaubensrichtungen. Aleviten leben in allen Provinzen in der Türkei, traditionell vor allem in den Provinzen Erzurum, Erzincan, Sivas, Tunceli (Dersim), Malatya, Corum, Tokat, Kahramanmaraş, Amasya, Varto und Hatay. Durch Binnenmigration findet man sie heutzutage mehr in Großstädten wie Istanbul, Ankara, Izmir und Bursa. Ihr Anteil wird auf ca. 25 % der Gesamtbevölkerung geschätzt. Die Aleviten in Deutschland bilden in Bezug auf die Religionskultur eine weitgehend homogene Gruppe, die neben den Gemeinsamkeiten mit anderen gesellschaftlichen Gruppen eigene Glaubens- und Verhaltensmuster hat. Sie verstehen sich als eine religionskulturelle Gruppe, die im islamischen Kulturraum einen eigenständigen Glaubensinhalt entwickelte. Es gibt in alevitischen Gemeinden einen Konsens darüber, dass die verfassungsrechtlichen Grundwerte, wie z. B. die absolute Unantastbarkeit der Menschenwürde, die Gleichberechtigung von Mann und Frau, die relgiös-weltanschauliche Neutralität des Staates, Meinungs- und Glaubensfreiheit, unveränderbar und zu verteidigen sind. Die Zahl der Aleviten in Deutschland wird auf 600.000 bis 800.000 Menschen geschätzt. In NRW sind zwei Drittel der alevitischen Gemeinden in der AABF 119, der größten alevitischen Dachorganisation mit Sitz in Köln, organisiert. In ihrer heutigen Form wurde die Föderation 1993 offiziell in Köln gegründet. Die Förderation versteht sich als unabhängig, demokratisch und dem Laizismus verpflichtet. Schwerpunkte der Arbeit sind die Pflege der alevitischen Geschichte und Kultur. Dafür werden alevitische Musik- und Kulturfeste, alevitische Gedichtsund Wissenswettkämpfe organisiert, wodurch die alevitische Kultur gefördert werden soll. Dem Verband gehören derzeit in Deutschland über 120 Vereine mit einer geschätzten Zahl von 50.000 Mitgliedern an. Neben einer Frauen- und Jugendorganisation (= Bund der Alevitischen Jugendlichen in Deutschland) wird auch ein Bestattungsfonds geführt. 6.4.2 Grundlagen des alevitischen Glaubens Grundlagen des alevitischen Glaubens sind das Glaubensbekenntnis; Aleviten glauben an den einen und einzigen Gott (Allah/Hak). Gott ist für die Aleviten der Schöpfer, der Gerechte, der Allgegenwärtige und der Weise und lässt zugleich alle Lebewesen an sich Anteil haben. Sie glauben an den Propheten Mohammed als den Gesandten Gottes und drücken dies in ihrem Glaubensbekenntnis aus. Der Glaube an die heilige Kraft (kutsal güç). Aleviten glauben an eine heilige Kraft des Schöpfers, die vor allem durch Mohammed und seinen Schwiegersohn, Ali, sowie durch dessen Nachkommen bis heute an die Menschen weitergegeben wird. Nach diesem Glauben wird der Mensch als Widerspiegelung (Yansima) Gottes betrachtet. Der Glaube an den Weg zur Vervollkommnung des Menschen (Insan-i kamil olmak). Aleviten glauben, dass jeder Mensch seine heilige Kraft, die eine Gabe Gottes ist, durch den eigenen Weg in sich entdecken kann. Sie schöpfen immer wieder Zuversicht aus dem Glauben daran, dass sie die heilige Kraft in sich haben und dass Gott ihnen die Kraft und Am 11. November 2007 wurden die Gräber der Sivas-Opfer in Ankara, Karsiyaka beschädigt. Die Gedenkmauer wurde dabei komplett zerstört. Kurze Zeit später kam es erneut zu einer Beschädigung der Sivas-Gedenkstätte durch unbekannte Täter. 119 Vgl. URL: http//www.alevi.com/wir_uber_uns+M5cf575b1da6.htm: AABF: Alevitische Gemeinde Deutschland e. V. (Almanya Alevi Birlikleri Federasyonu). Die AABF hat ihren Sitz in Köln. Die AABF versteht sich als eine Glaubensgemeinschaft im Sinne des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. 127 den inneren Frieden schenkt, sich auf den Weg der Wahrheit zu begeben. Aleviten glauben daran, dass am Ende eines Prozesses der einzelne Mensch, wenn er seine heilige Kraft wiederentdeckt hat, sich mit Gott wiedervereinigen kann (= Vervollkommnung (Insan olmak – Mensch werden)). Hierzu gibt es das 4 Tore – 40 Regeln – Prinzip (4 Kapi40 Makam), welcher jeder Alevit berücksichtigen soll, damit er ein Insan-i Kamil werden soll. Hierbei ist der Geistliche Dede/Ana der sogenannte Ausbilder. Der Glaube an die Unsterblichkeit der Seelen (canlarin ölmezliġġi). Die Aleviten glauben, dass die Menschenseele als Geschöpf heilig ist. Gott schuf die Menschenseelen gleichwertig und gleichzeitig. Die Seelen kommen von Gott und gehen zurück zu Gott. Die Körper sterben, jedoch nicht die Seelen. Alle Seelen ruhen bei Gott, bis sie Gestalt annehmen und zur Welt kommen. Nach dem Glauben der Aleviten stirbt die Seele eines Menschen nicht, sondern kehrt heim zu Gott, um nach einer angemessenen Zeit in einen neuen Körper überzugehen. Dieser Kreislauf dauert so lange, bis die Seele die Vervollkommnung erreicht. Wenn Seelen sich noch nicht in diesem Kreislauf befinden, so warten sie bei Gott darauf, dass ein neues Kind entsteht. Für Aleviten ist Mensch sein ohne Seele undenkbar, denn die Seele begründet das Menschsein des Individuums. Der Begriff „Sterben“ wird von Aleviten als ein biologischer Begriff verstanden. Das biologische Sterben ist für Aleviten nicht identisch mit dem Ende des Lebens. Deshalb drücken Aleviten das Sterben des Körpers mit dem Ausdruck „Hakka Yürümek“ („Zu Gott gehen“, „Sich mit Gott vereinigen“) aus. Das bedeutet, dass sich die Seele eines Menschen nach dem körperlichen Tod Gott zuwendet bzw. dass die Seele eines Menschen ihren Körper wechselt (don deġiştirmek). Alevitische Feste und Andachten sind das Opferfest. das Moharrem-Fasten (jedes Jahr 10 Tage früher). Aşure. Nach 12-tägigem Moharrem-Fasten wird eine Süßspeise (Aşure) gekocht und als Symbol der Dankbarkeit verteilt und gemeinsam gegessen. das Hizir-Fasten („Woche von Hizir“). Hizir (Chidir, chadhir, Khizer) ist der unsterbliche Heilige und Schutzpatron. Er kommt allen in der Not zu Hilfe. Aleviten glauben daran, dass die Heiligen Brüder Hizir und Ilyas als Propheten gelebt und das sog. „Wasser zur Unsterblichkeit“ getrunken haben, um den Suchern und Wanderern auf dem Mystischen Pfad zu helfen. Sie helfen allen bzw. retten alle, die in Not geraten sind und „von ganzem Herzen“ um Hilfe rufen. Sie bringen den Menschen Glück und Wohlstand. der Geburtstag vom heiligen Ali. Ali als Heiliger gehört zum Glaubensbekenntnis der Aleviten: „Es gibt keinen Gott außer Gott, Mohammed ist der Gesandte Gottes und Ali ist der Freund Gottes“. Aleviten glauben, dass Ali als Heiliger geboren wurde im Neujahr (Nevruz), am 21. März 598 nach Christus in Mekka. Aus diesem Grund feiern Aleviten den 21. März als den Geburtstag des Heiligen Ali 120. der Tag des Hizir Ilyas. Nach der Sage treffen sich Hizir (Schutzengel auf dem Land) und Ylias (Schutzengel auf dem Meer) in der Nacht vom 5. auf den 6. Mai auf der Erde. In dieser Nacht werden Himmel und Erde eins und die Kraft der Schöpfung offenbart sich. das Gedenkfest für Abdal Musa, jährlich am 1. Juni-Wochenende. Abdal Musa war ein Schüler von Haci Bektaş Veli und stammte aus dem Ort Khoy im Iran. Er lebte im 13./14. Jahrhundert und spielte eine wichtige Rolle bei den Janitscharen-Truppen 121. die Andacht an Sivas-Massaker. Am 02. Juli 1993 wurden in der Stadt Sivas, bei den Gedenkfeierlichkeiten zu Ehren des alevitischen Heiligen Pir Sultan Abdal, 37 Menschen bei lebendigem Leib verbrannt (s. auch Ziff. II.2.6.4.1). 120 Vgl. URL.: http://www..alevi-nrw.com/index.php?option=com_events&task=view_detail&agid=18 - 20k (Stand: 02.01.2009) 121 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Janitscharen (Stand: 02.01.2009): Die Janitscharen (Einzahl der Janitschar, türkisch Yeniçeri, „neue Truppe“) waren im Osmanischen Reich die Elitetruppen der Infanterie. Sie stellten auch die Leibwache des Sultans und erreichten oft höchste Positionen im osmanischen Staatswesen. Die Truppen haben ihren Ursprung im 14. Jahrhundert und wurden 1826 aufgelöst. 128 die Feier zu Andacht von Haci Bektaş Veli. Diese Feier findet jedes Jahr vom 16. bis 18. August in der Stadt Haci Bektaş statt. der Todestag vom Heiligen Hüseyin (10. Oktober 680 nach Christus). . 6.4.3 Alevitische Kulturgemeinde Bielefeld und Umgebung e.V. Die Gemeinde in Bielefeld ist die größte in NRW und zählt heute ca. 400 Mitglieder. Alevitische Kulturgemeinde Bielefeld und Umgebung e. V. (Bielefeld Alevi Kültür Merkezi) Artur-Ladebeck-Str. 159 a, 33647 Bielefeld. Cem-Teilnehmerinnen bzw. Teilnehmer Bild: Hz. Ali (h.), Hünkar Haci Bektas-i Veli (mit Gazelle und Löwe in Frieden beieinander) 6.5 Bahá‘í Der Babismus 122 (arab. Dine Babi) ist eine vom arabischen Bab abgeleitete Bezeichnung einer religiösen Gemeinschaft, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts im Iran (Persien) entstand. Vom schiitischen Islam und seinen Auslegungen im mystischen Sinn ausgehend erstrebte Bab soziale Reformen sowie eine bessere Stellung der Frau. Gründer ist der Perser Sayyid Ali Muhammad (geb. 1819, 1850 hingerichtet), der 1844 den Anspruch erhob, der von den Schiiten erwartete Zwölfte Imam oder Mahdi, der Verheißene, zu sein. Die Bewegung des Ali Muhammad, genannt „Der Báb“ (das „Tor“), fand im ganzen Land eine rasche Verbreitung, stieß aber auch auf entschiedenen Widerstand der schiitischen Orthodoxie und der staatlichen Gewalt. Schon 1846 wurde der Báb gefangen genommen. 1848 trennte sich die Gemeinschaft offiziell vom Islam, mehr als 20.000 Babi wurden aufgrund ihres Glaubens gefoltert und hingerichtet. „Der Báb“ selbst wurde im Juli 1850 öffentlich hingerichtet. 122 Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Babismus (Stand: 27.12.2008) 129 Mirza Hussayn Ali (1817 - 1892) bekannte sich schon bald zum „Báb“ und vertrat seine Sache mutig gegenüber den erbitterten Widerständen der moslemischen Geistlichen. 1863 erklärte er sich als der Verheißene aller Religionen – der Babismus ging nach 1863 in der Bahá‘íReligion auf – und trug seitdem den Titel „Bahá‘u‘lláh“. In ihm sah die überwiegende Zahl der Babi die Prophezeiungen des „Báb“ auf einen „noch größeren“ Gottesgesandten erfüllt. Zeit seines Lebens musste er Verbannungen und Verfolgungen erdulden und blieb bis zu seinem Tode ein Gefangener des Osmanischen Reiches, wohin er aus Persien verbannt worden war. Seinen Anspruch richtete er in zahlreichen Briefen und Appellen an die Völker und politischen und geistlichen Führer der damaligen Zeit, auch an Kaiser Wilhelm I.: „O König von Berlin ! (...) O Ufer des Rheins ! Wir sehen euch mit Blut bedeckt, da die Schwerter der Vergeltung gegen euch gezückt wurden; und es soll noch einmal geschehen. Und wir hören das Wehklagen Berlins, obgleich es heute in sichtbarem Ruhme erstrahlt“ ('Ahdu'I-Bahá: Ansprachen in Paris, Hofheim/Taunus 1973, S. 247). Testamentarisch ernannte er seinen ältesten Sohn ‚Abdu‘l-Bahá (1844 – 1921) zu seinem Nachfolger und autorisierten Interpreten seiner zahlreichen Schriften. ‚Abdu‘l-Bahá unternahm bis kurz vor Beginn des 1. Weltkrieges zahlreiche Reisen nach Europa und Nordamerika, um die Lehren seines Vaters und die Gedanken des Friedens zu verbreiten. Nach seinem Tode übernahm Shoghi Effendi (1897 – 1957), Abdu‘l-Bahás Enkel, gemäß dem Testament Abdu‘lBahás die Führung der Gemeinde. Er übersetzte große Teile der Schriften Bahá‘u‘lláhs ins Englische, verfasste eigene Werke zur Geschichte der Bahá‘í-Religion und legte den Grundstein für das Weltzentrum des Bahá'í-Glaubens im Heiligen Land, förderte die weltweite Verbreitung der Lehren und gab Richtlinien für den Aufbau der administrativen Ordnung des Glaubens heraus. 1963 wurde das Universale Haus der Gerechtigkeit, laut dem „Buch der Gesetze“ Bahá‘u‘lláhs das höchste Gremium der Bahá‘í-Religion, errichtet. Es hat seinen Sitz in Haifa, Israel. Bahá‘u‘lláh verkündete den Glauben an den einen Gott. Dem Menschen als Geschöpf Gottes ist es nicht möglich, von seinem Schöpfer eine „Vorstellung“ zu haben, wie es auch einem Bild nicht möglich ist, sich einen Begriff von seinem Maler zu machen. Zwar können Gott alle edlen Attribute zugeschrieben werden, er ist damit aber nicht in seinem Wesen erkannt. Wenn Gott als der Inbegriff der Güte, der Gerechtigkeit, Großmut, Gnade, Milde, Vergebung und Vergeltung, der Allwissenheit, Allweisheit und Allmacht bezeichnet wird, so wird damit nur zum Ausdruck gebracht, dass er keine Unvollkommenheiten besitzt. Die Bahá‘í-Religion ist die jüngste der (Offenbarungs- und Welt-) Religionen. Gestiftet in Persien um die Mitte des 19. Jahrhunderts durch Bahá‘u‘lláh (arab.: „Herrlichkeit Gottes“), lehrt sie als ihre Kernbotschaft die Einheit Gottes, woraus sich die grundsätzliche Einheit der Gottesoffenbarer und die prinzipielle Einheit der Menschheit ergibt. Die Bahá’í-Lehren beruhen auf dem Glauben an die Einheit Gottes, die grundlegende Einheit der Religionen und die Einheit der Menschheit. Die Ziele der internationalen Bahá’í-Gemeinde richten sich auf die Überwindung aller ethnischen, kulturellen, religiösen und sozialen Vorurteile, den Aufbau eines gerecht geordneten Netzwerks internationaler Beziehungen auf den Gebieten der Politik, der Wirtschaft und der Kultur, die Erziehung zu selbständigem Denken, die Verwirklichung von echter Gleichwertigkeit zwischen den Geschlechtern und die Entwicklung einer konstruktiven und sich gegenseitig befruchtenden Beziehung von Religion und Wissenschaft. Bahá‘u‘lláh steht in der Reihe der großen Gottesboten wie Abraham, Moses, Christus und Muhammad. In den Häusern der Andacht werden die heiligen Schriften aller Hochreligionen gelesen. Es gibt keine Predigt, kein Ritual, keinen Klerus. Jeder Einzelne praktiziert selbst Gebet und Meditation. Die Häuser der Andacht sind Kuppel-Rundbauten und haben neun Eingänge. Die wichtigste heilige Schrift der Bahá‘í, in der die Grundlagen der Lehren Bahá'u'lláhs verankert sind, heißt Kitáb-i-Aqdas (das Heiligste Buch), dessen erste autorisierte englische 130 Übersetzung 1993 erschien. Die deutsche Fassung ist in Vorbereitung. Auszüge aus dem Kitáb-i-Aqdas sind bereits in den Textzusammenstellungen „Ährenlese“ und „Botschaften aus ‚Akká“ zugänglich. Es gibt nur einen Gott, von dem alle Religionsstifter ihre Botschaft erhalten haben. Gottesboten wie Abraham, Moses, Buddha, Krischna, Zoroaster, Jesus, Muhammad und Bahá‘u‘lláh haben die Menschheitsgeschichte und die Entwicklung der Menschheit in unvergleichlich stärkerem Maße und dauerhafter beeinflusst als irgendeine andere große Persönlichkeit. Sie übermitteln den Menschen den Willen Gottes und verkünden seine Gesetze und Gebote. Sie sind die Stellvertreter Gottes auf Erden, seine Offenbarer. Der Rang jedes einzelnen von ihnen übersteigt weit die Stufe des Menschen. Bahá‘u‘lláh verpflichtet jeden Menschen zum Studium des Wortes Gottes. Die Gottesoffenbarer, erklärt Bahá'u'lláh, verfügen über zwei Seinsbereiche, eine menschliche, geboren von einer Menschenfrau und eine geistige, geboren aus dem Heiligen Geist. Die menschliche Stufe haben sie mit allen Menschen gemeinsam, bedürfen der Nahrung und des Schlafes, erfahren Freude und Leid, erleben Gesundheit und Krankheit. Ihre geistige Stufe hebt sie über die Menschenwelt und unser Verstehen hinaus. Hier sprechen sie mit göttlicher Autorität, verfügen über alles Wissen und verleihen der ganzen Menschheit geistige Impulse. Jeder von ihnen hat auf seinen Vorgänger Bezug genommen und auf seinen Nachfolger hingewiesen (Bahá'u'Iláh: Ährenlese, 3. Aufl., Hofheim/ Taunus 1980, S. 61). Die Lehre von der fortschreitenden Gottesoffenbarung und der mystischen Einheit aller Religionen ist der theologische Angelpunkt der Botschaft Bahá‘u‘lláhs, der sich in seinem umfangreichen, in persischer und arabischer Sprache verfassten Schriften zu allen Aspekten menschlicher Existenz geäußert hat. Dieser theologische Universalismus spiegelt sich in Bahá‘u‘lláhs ausdrücklichem Gebot an seine Gemeinde, die Religion, deren eigentlicher Zweck Liebe, Harmonie und Friede unter den Menschen ist, nicht zur Ursache von Zwietracht, Feindschaft und Hass zu machen, und den Anhängern aller Religionen in Brüderlichkeit und Liebe zu begegnen; er spiegelt sich auch in seinen nachdrücklichen Warnungen vor Fanatismus und vor Unterdrückung des anders Denkenden. Bahá'u'lláh betont die Gleichwertigkeit aller Menschen im geistigen Sinne. Menschenrechte sind nach der Bahá‘í-Lehre universell gültig. Sie dürfen nicht durch kulturelle, religiöse oder politische Anschauungen relativiert oder verwehrt werden. „Die Gleichwertigkeit aller Menschen begründet nach Bahá'í-Auffassung ihre Einheit, entsagt jedoch allen Versuchen der Gleichmacherei. Seine Lösung ist Einheit in der Mannigfaltigkeit.“ (Shoghi Effendi: Die Weltordnung Bahá'u'lláh`s, Hofheim/Taunus 1977, S. 67 ff). Bahá'u'lláh fordert die Menschen auf, eine universale Sprache anzunehmen, die weltweit neben der Muttersprache Anwendung findet. „Der Tag naht, da alle Völker der Welt eine universale Sprache und eine einheitliche Schrift annehmen werden. Wenn dies erreicht ist, wird es für jeden Menschen, in welche Stadt er auch reisen mag, sein, als betrete er sein eigenes Heim.“ (Bahá'u'Iláh: Ährenlese, 3. Aufl., Hofheim/Taunus 1980, S. 218). Die Sprachbarriere ist eine der stärksten Ursachen von Abneigung und Misstrauen unter den Völkern. Zudem entstehen durch Übersetzungsflut und Missverständnisse weltweit beachtliche wirtschaftliche Verluste. Eine weltweite Einigung auf eine Welthilfssprache würde einerseits alle diese Barrieren und Missstände beseitigen und andererseits allen Menschen mehr Zeit zur Pflege der eigenen Muttersprachen einräumen. Nach Bahá'u'lláh werden Künste, Wissenschaften und alle Arbeit, die im Dienst am Menschen verrichtet werden, als Gottesdienst betrachtet. „Der Mensch soll sich selbst erkennen und unterscheiden, was zu Erhöhung und Erniedrigung, zu Ruhm und Schande, zu Reichtum und Armut führt. Wenn der Mensch die Stufe der Erfüllung und seine Reife erlangt hat, bedarf er des Wohlstandes. Wohlstand, den er durch Handwerk und Beruf erwirbt, ist (...) lobens- und empfehlenswert“. Übermäßiger Reichtum und Armut jedoch sollen nach den Lehren Bahá'u'lláhs überwunden werden ('Ahdu'I-Bahá: Ansprachen in Paris, Hofheim/Taunus 1973, S. 120). „Die von den 131 gelehrten Größen der Kunst und der Wissenschaft so oft gepriesene Zivilisation“, schreibt Bahá'u'lláh, „wird großes Unglück über die Menschen bringen, wenn man ihr gestattet, die Grenzen der Mäßigung zu überschreiten. (...). Ins Übermaß gesteigert, wird sich die Zivilisation als eine ebenso ergiebige Quelle des Unglücks erweisen, wie sie, in den Schranken der Mäßigung gehalten, eine Quelle des Guten war.“ (Shoghi Effendi: Die Weltordnuntg Bahá'u'lláh`s, Hofheim/Taunus 1977, S. 281). Der Weltfriede ist die vordringliche Aufgabe und gleichzeitig Verheißung Bahá‘u‘lláhs. Erst wenn die Menschheit befriedet ist, wenn die Extreme von Armut und Reichtum beseitigt sind, die Menschheit als eine Einheit, ja als eine einzige Familie gesehen und verstanden wird und eine neue Weltordnung errichtet worden ist, kann die Menschheit als Ganzes „eine immer fortschreitende Kultur vorantragen“ und den eigentlichen Sinn ihres Daseins verwirklichen, der in einer zunehmenden Vergeistigung besteht und nicht etwa in immer weiterem Anhäufen von materiellen Gütern. Über die Religion als gesellschaftsbildende Kraft sagt Bahá'u'lláh: „Religion ist das wichtigste Mittel zur Begründung von Ordnung in der Welt und zur Befriedigung aller, die darin wohnen“ (Shoghi Effendi: Die Weltordnung Bahá'u'lláh `s, Hofheim/Taunus 1977, S. 269). Bahá‘í bejahen einen gesunden Patriotismus, lehnen jedoch den ungezügelten Nationalismus ab und pflegen den Gedanken der Weltbürgerschaft. Die Bahá‘í wirken gleichzeitig für eine neue Weltordnung und einen neuen, nämlich der Menschheit dienenden Menschen. Das ersehnte Reich des Friedens wird nicht durch einen kosmischen Eingriff Gottes errichtet werden, sondern es bedarf des beharrlichen Wirkens der Menschen gemäß dem göttlichen Plan. Einige weitere Grundsätze, Gebote und Verbote: Das tägliche Gebet und Lesen in den heiligen Schriften. Fasten. Verbot berauschender Mittel. Verbot von Askese und Mönchtum. Verbot von Verleumdung und übler Nachrede. Ächtung des Rassismus als ein Haupthindernis für den Frieden. Förderung der Kunst, Wissenschaft, Landwirtschaft und des Handwerks. Verpflichtung zur Erziehung der Kinder und Hervorhebung der Stellung der Lehrer. Moralische Erziehung. Erhaltung der Natur und ihrer Hilfsquellen. Weltweite Abrüstung. Gebot der Einehe, Förderung der Eintracht in der Familie und Verpflichtung der Kinder zur Achtung und Liebe ihren Eltern gegenüber. Harmonie zwischen Religion und Wissenschaft. Globale Ansätze zur Lösung der Weltwirtschafts- und Umweltproblematik. Das Finanzaufkommen der Bahá'í-Gemeinden basiert auf zwei Quellen: Spenden und Huqúqu'lláh (arab.: „Rechte Gottes“). Das Huqúqu'lláh beträgt 19% des Einkommens nach Abzug der Ausgaben für den Lebensunterhalt. Erwähnenswert ist die Freiwilligkeit und die Geheimhaltung bei der Abgabe. Bahá'u'lláh hat keine Institution zur Kontrolle, Nachfrage oder Forderung dieser Abgaben vorgesehen. In der Bahá'í-Religion gibt es keinen Klerus und keine ausgeprägten Formen von Zeremonien. Der Eintritt in den Bahá'í-Glauben ist in dem Moment vollzogen, sobald sich eine Person entschließt, Bahá'u'lláh als Offenbarer Gottes für das Zeitalter anzuerkennen. Der Austritt ist vollzogen, wenn sie diese Auffassung nicht mehr vertritt. 132 Heute befinden sich Bahá‘í (d. h. Anhänger Bahá‘u‘lláhs) in allen Ländern der Welt. Weltweit gibt es ca. 4,8 Millionen Baha`i an 120.000 Orten, über 2.110 ethnische Gruppen, 148 Nationale Geistige Räte und ca. 30.000 örtliche Geistige Räte, über 600 Bahá’í-Schulen und über 880 Entwicklungsprojekte. In Deutschland leben die Baha`is an über 700 Orten Deutschlands (Nationaler Geistiger Rat der Bahá‘í in Deutschland e. V., Büro für Außenbeziehungen, Jägerstr. 67 – 69, 10117 Berlin) und sind auf örtlicher Ebene in etwa 100 örtlichen Geistigen Räten organisiert, ihre Mitgliederzahl umfasst über 4.000 Personen. Weitere Informationen: Bahá’í-Sekretariat in Deutschland, Eppsteiner Str. 89, 65719 Hofheim a Ts. 123 In Bielefeld besuchen nach z. Zt. Vorliegenden Informationen ca. 50 Personen regelmäßig die Baha`i Gemeinde. Bahá'i-Gemeinde, Feilenstr. 2 – 4, 33602 Bielefeld. 6.6 Charidschiten Die Charidschiten, die sogenannten „Auszügler“, die die Partei des vierten Kalifen Ali ibn Abi Talib verlassen haben, sind die Anhänger der ältesten religiösen Sekte im Islam des 7. Jahrhunderts. Sie lehnten sowohl die Legitimation von Ali als auch von Uthman ibn Affan als Kalifen ab. Ihre Bewegung ist unter den ersten Kalifen der Abbasiden bereits erloschen. Ihr Hauptzweig ist heute die kleinste Richtung des Islams, die Ibaditen 124. Sie leben vor allem in Südalgerien (Mzab), auf der tunesischen Insel Djerba und in Oman. 6.7 Sufismus Wie fast alle Religionen bzw. religiöse Richtungen besitzt auch der Islam einen inneren (esoterischen) und einen äußeren (exoterischen) Aspekt. Die mystische innere Dimension des Islam ist der Sufismus (_فfg tasawwuf). Der innere Aspekt wird auch Tariqa, der äußere 123 Vgl. Url.: http:// www.cosmotourist.de/reisetipp/12697/hofheim-am-taunus/baha-i-haus-der-andacht/ (Stand: 29.12.2008): Das europäische Haus der Andacht der Bahá'i in Langenhain bei Hofheim ist ein besonderes Gebetshaus. Schon in der Architektur kommen die Prinzipien des Bahá'i Glaubens zum Ausdruck. So hat der Tempel 9 Eingänge, die 9 Weltreligionen symbolisieren. Die vielen Eingänge laden alle Menschen - egal welchen Glaubens - dazu ein, hier zum einen Gott zu beten. Predigten werden hier nicht abgehalten, dafür gibt es jeden Sonntag Lesungen aus den heiligen Schriften verschiedener Religionen. Innen ist der Tempel angenehm ruhig und hell. Ein solches Haus der Andacht gibt es nur einmal auf jedem Kontinent. Eine gute Gelegenheit das Haus der Andacht zu besuchen ist das große Sommerfest, das jedes Jahr stattfindet. 124 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Ibaditen (Stand: 02.01.2009): Die charidschitischen Ibaditen (arabisch 7DB.b( اal-ibādiyya) sind ein eigenständiger Zweig des Islams und folgen der von Abd Allah ibn-Ibad gegründeten Rechtsschule (madhhab). Die meisten Ibaditen leben im Oman. Der Oman ist das einzige Land, in dem sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden. Die vier sunnitischen Rechtsschulen (Hanafiten, Malikiten, Hanbaliten und Schafiiten) sehen die Ibaditen durchaus als eine eigene Rechtsschule (madhhab) innerhalb des Islams an. Nur dass die vier obengenannten Rechtsschulen sich alle gegenseitig anerkennen, die Ibaditen jedoch außerhalb dieses Konsenses stehen. Manchmal billigen die Sunniten den Ibaditen zu, dass sie eine strenge Auslegung des Islams praktizieren, haben aber meist wenig Verständnis dafür, wenn sie von Ibaditen als heterodox angesehen werden. Die Schiiten (vor allem die Ismailiten und die Imamiten, etwas weniger die Zaiditen) unterscheiden sich von den Ibaditen mehr als die Sunniten. Die Schiiten werfen den Ibaditen oft deren Geringschätzung für die schiitischen Imame vor. Außerdem sehen viele Schiiten die Ibaditen als extremistische Sekte an; in der Praxis hat das aber alles wenige Konsequenzen. Was vor allem Ismailiten und Ibaditen jedoch bei allen theologischen Differenzen wieder vereint, ist ihr gemeinsames Schicksal, trotz eigener Toleranz vom Rest der Muslime blutig verfolgt worden zu sein. Die Ibaditen sehen sich selbst als die „Familie der Aufrechten“ (ahl al-istiqama) an. Die Ibaditen sehen die anderen Muslime als „Götzendiener“ (muschrikun) an, machen aber einen Unterschied zwischen zwei Formen des Unglaubens: kufr ni'ma und kufr schirk. Andere Islamische Rechtsschulen unterscheiden zwischen „polytheistisch“ (schirk) und „anders gläubig“ (kafir). Wen die Ibaditen als kafir ni'ma sehen, den meiden (bara a) sie, egal ob derjenige auch Ibadit oder sonstigen Glaubens ist und zwar durch innere Verweigerung von „vertrauter Freundschaft“ (wilaya). 133 Schari'a genannt. Nach Auffassung der Sufis gehören diese beiden Aspekte untrennbar zusammen, als Beispiel dient das Symbol einer Öllampe: Die Flamme der Lampe steht für Tariqa, also für die Essenz der Religion, die ohne das schützende Glas beim ersten Windhauch erlöschen würde. Das Glas, also die Hülle, steht für Schari’a, aber ohne eine Flamme hätte das Glas alleine als Lampe keinen Sinn. Von puritanischen Gruppen wie den Wahhabiten 125 werden die Sufis oft als Ketzer bezeichnet und deswegen abgelehnt oder sogar verfolgt. Kritisiert werden u. a. religiöse Praktiken wie der Dhikr 126 – der oft mit Musik und Körperbewegungen, die nicht als „Tanz“ anzusehen sind – einhergeht, der Wunsch der Sufis, bereits im Diesseits eine Vereinigung mit Gott zu erfahren und die Tatsache, dass man zum Beschreiten des Sufi-Pfades unbedingt einen lebenden spirituellen Meister (Sheich) benötigt. Letzteres wird von orthodoxer Seite her abgelehnt, weil im Islam kein Mittler zwischen dem Menschen und Gott stehen kann und darf. Die Sufis selbst sehen den Sheich jedoch nicht als Mittler, sondern als jemanden, der die Schwierigkeiten auf dem Weg zu Gott bereits kennt und sein Wissen an andere weitergeben kann. 125 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Wahhabiten (Stand: 02.01.2009): Als Wahhabiten werden die Anhänger der Wahhabiya (arabisch 7Db.ّ ا?_هal-Wahhābīya), einer konservativen und dogmatischen Richtung des sunnitischen Islams hanbalitischer Richtung bezeichnet. Die Bewegung gründet auf den Lehren Muhammad ibn Abd al-Wahhabs. Die Anhänger Ibn Abd al-Wahhabs nehmen für sich in Anspruch, die islamische Lehre authentisch zu vertreten. Die in Asien verbreitete Gruppe Ahl-i Hadîth steht den Wahhabiten nahe. Der Wahhabismus/Salafismus lehnt den Sufismus und die islamische Theologie (Ilm al-Kalam) ab. Er wendet sich auch strikt gegen viele Formen des Volksglaubens, etwa die Verehrung von Heiligen, Wallfahrten zu Gräbern, oder die jährliche Feier des Geburtstags des Propheten. Die meisten Wahhabiten leben in Saudi-Arabien. Sie stellen dort die größte religiöse Gruppe in der Bevölkerung dar, und ihre Lehre ist Staatsreligion. 126 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Dhikr (Stand: 02.01.2009): Unter Dhikr (arabisch 3ذآ, „Gedenken“; auch Dhikrullah, „Gedenken an Allah“) versteht man im Islam die intensive Anbetung Allahs. Der Dhikr kann laut geübt werden, aber auch still und so eher meditativen Charakter haben. Er kann sowohl alleine als eine Übung spiritueller Art als auch in der Gemeinschaft, in der Regel als Zeremonie der Sufi-Orden (Tariqas) zur Anrufung der Namen Gottes, ausgeübt werden. Derjenige, der ein Dhikr ausübt, wird als Dhakir bezeichnet. 134 II.3 Hinduismus Der Hinduismus ist mit etwa 900 Mill. Anhängerinnen bzw. Anhängern die (nach Christentum und Islam) drittgrößte Religion der Erde und hat seinen Ursprung in Indien. Seine Angehörigen werden Hindus genannt. Gläubige Hindus verstehen ihre Religion oft auch als Lebensart. Die ältesten heiligen Schriften des Hinduismus sind die Veden 127. Die Bezeichnung Hinduismus ist erst spät entstanden und war anfangs eine von außen herangetragene Sammelbezeichnung für die Anhänger verschiedener religiöser Richtungen auf dem indischen Subkontinent, die nicht Moslems, Christen, Juden, Buddhisten oder Jainas 128 waren. Der Begriff entwickelte aber eine beträchtliche Eigendynamik und wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter Englischsprachigen zur Eigenbezeichnung, bald auch zur Identität und zeigte mit der Entwicklung der Hindutva 129 sogar Ansätze einer Ideologisierung. Abweichend vom oben gesagten definiert die indische Verfassung den Hinduismus jedoch so, dass er auch den Jainismus, Buddhismus und Sikhismus 130 umfasst. 127 Vgl. URL.: http://www. www.yoga-vidya.de/Yoga--Artikel/art_veden.html (Stand: 02.01.2009): Der Begriff ‘Veda’ stammt aus der Wurzel ‘Vid’, wissen. Das Wort ‘Veda’ heißt Wissen. Wenn es eine Schrift meint, bedeutet es Buch des Wissens. Die Veden sind die grundlegenden Schriften der Hindus. Der Veda ist die Quelle der anderen fünf Gruppen von Schriften, nämlich Smritis, Itihasas, Puranas, Agamas und Darshanas, natürlich aber auch für weltliches und materialistisches Wissen. Der Veda ist der Speicher der Weisheit Indiens und eine denkwürdige Herrlichkeit, die der Mensch bis in alle Ewigkeit nicht vergessen kann. 128 Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Jainismus (Stand: 02.01.2009): Der Jainismus, auch Jinismus (Sanskrit, Jaina, Anhänger des Jina) ist eine in Indien beheimatete Religion, die etwa im 6./ 5. Jahrhundert v. Chr. entstanden ist. Ein historisch fassbarer Gründer ist Mahavira (um 599 – 527 v. Chr). Dem Jainismus gehör(t)en 2001/02 etwa 4,4 Millionen Gläubige an, davon etwa 4,2 Millionen in Indien. 129 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Hindutva: Hindutva bezeichnet ein politisches Konzept, das die Ausrichtung Indiens nach hinduistischen Regeln zum Ziel hat. Der Begriff Hindutva wird im Deutschen manchmal als "politisierter Hinduismus" oder "Hindu-Nationalismus" umschrieben. Ihre ideologischen Wurzeln liegen in der neo-hinduistischen Bewegung des indischen Unabhängigkeitskampfes. Zu ihren führenden Ideologen zählt Vinayak Damodar Savarkar, der in der 1923 in Nagpur veröffentlichten Schrift "Hindutva: Who is a Hindu?" erstmalig die Idee einer Hindu-Nation, der „Hindu Rashtra“ formuliert. Seine Ausführungen beruhen auf drei ideologischen Prinzipien - rashtra, jati und sanskriti (gemeinsamer heiliger Boden, gemeinsame Abstammung und Kultur) - auf die sich alle Hindus berufen können und die die Grundlage einer gemeinsamen Nation bilden. So schrieb er in diesem Werk: "Schließlich gibt es in der Welt, was den Menschen betrifft, nur eine Rasse, die menschliche Rasse... Nicht einmal die Ureinwohner der Andaman Inseln sind ohne dem sogenannten arischen Blut in ihren Adern und vice-versa. Alles was man sagen kann ist das der Einzelne das Blut der gesamten Menschheit in seinen Adern hat. Die fundamentale Einheit des Menschen vom Nord- zum Südpol ist wahr, alles andere ist nur relativ."(Savarkar, Hindutva) Ziel der Hindutva-Bewegung ist die (Wieder-)Erschaffung einer einzigen Hindu-Nation. Savarkar bediente sich dabei des Rückgriffs auf eine "konstruierte" gemeinsame Vergangenheit aller Hindus. Wobei es diskutabel ist, ob sie in dieser Form jemals existierte.Hindutva ist damit eine Gegenbewegung zum säkularen Staatsmodell, das von Mahatma Gandhi als Lösung für die religiösen Konflikte, hauptsächlich zwischen Muslimen und Hindus, gesehen wurde und das heute per Verfassung verankert ist. Viele Hindus stehen daher ebenso wie Nicht-Hindus (z.B. Muslime, Christen, Ureinwohner) der Hindutva-Bewegung kritisch gegenüber. Die Hindu-Nationalisten gründeten 1925 die Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS). Die heutigen sogenannten Hindutva-Parteien Bharatiya Janata Party (früher Jan Sangh) und Shiv Sena spielten bis Ende 80er Jahre besten Falls eine Randrolle in der indischen Politik. In einer interessanten Ironie tritt die BJP für eine einheitliche, religionsunabhängige Gesetzgebung (sog. "Uniform Civil Code") auf, die "säkularen" Parteien (etwa die Kongresspartei und die linken Parteien) lehnen dies ab. 130 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Sikhismus (Stand: 02.01.2009): Die Sikh-Religion (Punjabi Sikhī) ist eine im 15. Jahrhundert entstandene Religion, die auf den Stifter Guru Nanak zurückgeht. Die im Punjab (NordIndien) begründete Religion – im deutschen Sprachraum auch als Sikhismus bezeichnet – hat über 20 Millionen Anhänger und zählt zu den jüngsten monotheistischen Religionen. Wesentliche Merkmale der Sikh-Religion sind die Betonung der Einheit der Schöpfung, die Abkehr von „Aberglauben“, traditionellen religiösen Riten und sozialer Hierarchisierung entlang Religion, Herkunft und Geschlecht. Es existieren jedoch verschiedene formale Vorgaben z. B. bezüglich Kleidung, Namensgebung und Auftreten. Die Sikh-Religion orientiert sich nicht an der Einhaltung religiöser Dogmen, sondern hat das Ziel, religiöse Weisheit für den Alltag nutzbar zu machen. Guru Nanak sowie seine neun nachfolgenden Gurus (religiöse Vorbilder) unterstreichen in ihren Einsichten, die schriftlich in dem Werk Guru Granth Sahib überliefert sind, ihr Verständnis, über vorhandene Religionen hinauszugehen und distanzieren sich inhaltlich von den dominierenden religiösen Traditionen ihres Zeitalters, darunter Buddhismus, Hinduismus und Islam. 135 Der Hinduismus ist deshalb eine Religion, die aus verschiedenen Richtungen mit recht unterschiedlichen Schulen und Ansichten besteht. Es gibt kein gemeinsames, für alle gleichermaßen gültiges Glaubensbekenntnis. Nur einzelne Richtungen gehen auf einen bestimmten Begründer zurück. Da es sich beim Hinduismus um unterschiedliche religiöse Traditionen handelt, gibt es auch keine zentrale Institution, die Autorität für alle Hindus hätte. Die Lehren über spirituelle Belange und sogar die Gottesvorstellungen sind in den einzelnen Strömungen sehr verschieden, selbst die Ansichten über Leben, Tod und Erlösung (Moksha) stimmen nicht überein. Die meisten Gläubigen jedoch gehen davon aus, dass Leben und Tod ein sich ständig wiederholender Kreislauf (Samsara) sind, sie glauben an die Reinkarnation. Für den persönlichen Glauben haben religiöse Lehrer (Gurus) oft einen großen Stellenwert. Trotz aller Unterschiede können Hindus der verschiedenen Richtungen weitgehend gemeinsam feiern und beten, wenn auch ihre Theologie und Philosophie nicht übereinstimmt. „Einheit in der Vielfalt“ ist eine oft verwendete Redewendung zur Selbstdefinition im modernen Hinduismus. Viele Richtungen verehren mehrere Gottheiten (Shiva, Vishnu etc.), lehren Reinkarnation und als Ziel die Erlösung (moksha). Die wichtigsten Strömungen innerhalb des Hinduismus sind der Vishnuismus und der Shivaismus. Vishnuiten glauben, dass ihr höchster Gott Vishnu sich in zehn Inkarnationen (Avatara) in der Welt manifestiert hat. Vishnu inkarniert sich vor allem dann in der Welt, wenn die kosmische Ordnung (Dharma) gefährdet ist und durch einen göttlichen Helden wieder ins Reine gebracht werden soll. Zu den zehn Inkarnationen zählen auch Rama und Krishna. Die Idee der Inkarnationenlehre ist, dass Vishnu das höchste göttliche Prinzip ist, das alle anderen Gottheiten und die materielle Welt hervorbringt. Einige Schulen des Vishnuismus verkörpern eine monistische 131 Sichtweise, die der Vedanta-Philosophie 132 entspricht. Andere dagegen vertreten eine monotheistische Sicht, z. B. viele Anhänger Krishnas. Im Vishnuismus spielt die Hingabe an einen persönlichen Gott (Bhakti) meist eine größere Rolle als im Shivaismus. Die Shivaiten glauben, dass Shiva das höchste Wesen ist, das alle anderen Götter an Macht überragt und sie zudem erschaffen hat. Shiva ist der Gott der Asketen, der im Himalaya meditiert und in periodischen Zyklen die Welt zerstört, um sie Kraft seines Yogas wieder neu zu schaffen. Shiva wird, mit Ausnahme des Nataraj 133, nicht figürlich, sondern in seinem Symbol, dem Lingam, verehrt. Shivaiten können Dualisten, wie im Shaiva Siddhanta, oder 131 Vgl. URL.: http://www de.wikipedia.org/wiki/Monismus (Stand: 02.01.2009): Der Monismus ist die philosophische oder metaphysische Position, wonach sich alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf ein einziges Grundprinzip zurückführen lassen. Der Monismus bezieht damit die Gegenposition zum Dualismus und Pluralismus, die zwei oder viele Grundprinzipien annehmen. In der Religion stehen monistische Lehren oft dem Pantheismus oder dem Panentheismus nahe, der eine Gegenwart (Immanenz) des Göttlichen in allen Erscheinungen der Welt sieht. Monistische Lehren sind mehrfach aus der Geschichte der Menschheit bekannt, der Begriff „Monismus“ wurde allerdings erst am Ende des 19. Jahrhunderts als griechisch-lateinisches Kunstwort (aus gr. monos, dt. „einzig“, „allein“, und -ismus) geprägt. 132 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Vedanta (Stand: 02.01.2009): Vedanta (Sanskrit, vedānta) ist neben dem Samkhya eine der heute populärsten Richtungen der indischen Philosophie und heißt wörtlich übersetzt: „Ende“ bzw. „Vollendung des ‚Veda‘“ d.h. der als Offenbarung verstandenen frühindischen Textüberlieferung („Veda“ -> „Wissen“). Innerhalb des Vedanta gibt es mehrere Richtungen, von denen der Advaita-Vedanta heute die bedeutendste ist. Vedanta gehört zu den sechs klassischen orthodoxen philosophischen Systemen (Darshanas). 133 Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Nataraj-Meditation (Stand: 02.01.2009): Die Nataraj-Meditation ist eine aktive Meditationsform. Sie wurde von Bhagwan Shree Rajneesh (heute Osho), einem indischen spirituellen Meister, entwickelt. Bei der Nataraj-Meditation handelt es sich um eine Tanz-Meditation mit drei Phasen und einer Dauer von insgesamt 60 Minuten. 136 Monisten im Sinne Shankaras oder auch Tantriker 134, wie im Shivaismus Kashmirs, sein. In manchen Strömungen des Shivaismus spielt Yoga eine sehr große Rolle. Neben Shivaismus und Vishnuismus spielen auch noch die Richtungen des Tantra und des Shaktismus eine Rolle im Hinduismus. Das Kastensystem wird als Seele des Hinduismus bezeichnet. Mit ihm entstand eine ritualisierte Form von Arbeitsteilung, bei der jedem Arbeiter und seinen Angehörigen eine spezielle Funktion in der komplexen Kastenhierarchie zukam. Auch im Hinduismus ist das bestimmte und überdauernde Merkmal die Abstammung. Reinheit bzw. Unreinheit wird vererbt und nicht vom Individuum erlangt. Nach hinduistischer Überzeugung wird man in eine Kaste geboren, je nachdem, wie gut man in seinem letzten Leben gehandelt hat. Die Tamilen 135 feiern jedes Jahr im Herbst ein Pongalfest 136, an dem über tausend Menschen teilnehmen. Die Feierlichkeiten finden in den Hallen der Schulen statt. 134 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Tantra - 38k (Stand: 02.01.2009): Tantra (Sanskrit, n., "Gewebe, Kontinuum, Zusammenhang") ist eine in Indien entstandene esoterische Form des Hinduismus und später des Buddhismus (vgl. Vajrayana) innerhalb der nördlichen Mahayana-Tradition. Die Ursprünge des Tantra beginnen im 2. Jahrhundert, in voller Ausprägung liegt die Lehre jedoch frühestens ab dem 7./8. Jahrhundert vor. Im Buddhismus ist auch der Begriff Tantrayana gebräuchlich (Tantrayāna, „Fahrzeug der Tantra-Texte“). Das Wort Tantra wird von der Sanskritwurzel tan (ausdehnen) abgeleitet. Tantrismus bedeutet somit allumfassendes Wissen oder Ausbreitung des Wissens. Die menschliche Erfahrung verdankt ihm Entdeckung und Lokalisierung der Energiezentren (Chakras) im menschlichen Körper. Jedes Individuum ist gemäß tantrischer Lehre eine Manifestation dieser Energie, und die Dinge um uns sind das Produkt des gleichen Bewusstseins, das sich immerfort auf verschiedene Weise offenbart. Bija-Mantren, die das jeweilige Chakra dominieren (von oben): Om, Om, Ham, Yam, Ram, Vam, Lam. Der Tantrismus ist eine Erkenntnislehre, die auf der Untrennbarkeit des Relativen und des Absoluten basiert. Was den Tantrismus von anderen hinduistischen und buddhistischen Systemen unterscheidet, ist die Betonung der Identität von absoluter und phänomenaler Welt. Das Ziel des Tantrismus ist die Einswerdung mit dem Absoluten und das Erkennen der höchsten Wirklichkeit. Da angenommen wird, dass diese Wirklichkeit energetischer Natur ist, und Mikrokosmos und Makrokosmos verwoben sind, führt der Tantrismus äußere Handlungen als Spiegel innerpsychischer Zustände aus. Da Geist und Materie als nicht vollständig geschieden angesehen werden, ist der hinduistische Tantrismus diesseitsbejahend und benutzt psycho-experimentelle Techniken der Selbstverwirklichung und Erfahrung der Welt und des Lebens, deren Elemente als positive Dimensionen erfahren werden sollen, in denen sich das Absolute offenbart. Tantra stellt sich also hauptsächlich als spiritueller und mystischer Weg dar, der auf metaphysischen Annahmen beruht. 135 Vgl. URL: http://www.wapedia.mobi/de/Tamilen: Die Tamilen sind ein dravidisches Volk vom indischen Subkontinent mit einer mehr als zwei Jahrtausende zurückreichenden Geschichte. Die ältesten tamilischen Gemeinschaften leben im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu und im Norden Sri Lankas. Zudem leben seit mehreren Generationen zahlreiche Tamilen als Immigranten in Ländern wie Malaysia, Südafrika, Singapur oder Mauritius. Der Bürgerkrieg in Sri Lanka hat seit den 1980er Jahren zur Entstehung nennenswerter tamilischer Gemeinschaften in Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Norwegen und der Schweiz beigetragen; weltweit gibt es schätzungsweise 77 Millionen Angehörige dieses Volkes. Tamilische Künste (siehe Tamilische Kultur) haben bedeutende Beiträge zu den kulturellen Errungenschaften Indiens geliefert – klassische Musik, klassische Tänze sowie Tempelbau und Bildhauerei der Tamilen werden noch heute gelehrt und praktiziert. Die tamilische Sprache kann auf eine eigenständige Literaturgeschichte von über 2000 Jahren zurückblicken und gilt damit als einzige indische Sprache gleichzeitig als klassisches und modernes Idiom. Anders als viele andere Völker wurde die Gesamtheit der Tamilen meist nicht von einer einzigen politischen Macht regiert. Tamilakam, der traditionelle Name für das Gebiet der Tamilen, war lediglich im Zeitraum zwischen dem neunten und zwölften Jahrhundert unter dem Chola-Reich politisch vereint. Die tamilische Identität wurde und wird primär linguistisch definiert, obgleich in der heutigen Zeit auch die Tradition und die Kultur als konstituierendes Merkmal angesehen werden, da viele Emigranten die Sprache selbst nicht mehr beherrschen, sich aber dennoch als Tamilen sehen. Tamilen sind ethnisch, sprachlich und kulturell mit den anderen dravidischen Völkern Südindiens verwandt. 136 Vgl. URL: http://www.lebenskunde.dunant-grundschule.de/feste/hinduistisches-fest1.htm - 4k -: Das Pongalfest feiern hauptsächlich die Tamilen. Das Pongalfest ist das hinduistische Erntedankfest (benannt nach einem süßen Reisgericht). Es wird im Januar gefeiert und dauert 3 Tage, wobei jeder Tag eine besondere Bedeutung hat. Die Häuser werden gereinigt und renoviert. Die Familien bekommen neue Kleider. Für das Pongalfest werden vor den Häusern mit buntem Farbpulver Bilder und Ornamente auf den Boden kunstvoll ausgestreut. Der dritte Tag wird den Kühen gewidmet. Sie werden gewaschen, geschmückt, gefüttert, usw. Die Hörner werden bemalt, manchmal die ganze Kuh. Am 14.01. beginnt für die Tamilen das tamilische neue Jahr. Das Reisgericht (Pongal) wird in aller Frühe zubereitet. Auf dem Hof steht ein neuer Topf auf einem Herd. Es werden Wasser, Milch und Palmenzucker 137 Gegenwärtig leben in Deutschland ca. 65.000 Tamilen, davon ca. 1.500 Tamilen seit Ende der 80er Jahre in Bielefeld – die zweitgrößte Gruppe bundesweit. Es handelt sich vorwiegend um Tamilen, Bürgerkriegsflüchtlinge aus Sri Lanka. Tamilen gehören in der Mehrheit hinduistischen Traditionen an, sie verehren Shiva und dessen Söhne. Hindu-tamilische Tempel wurden in Deutschland mehrheitlich erst in den 90er Jahren eröffnet. Gemeinschaftlich-öffentliche Andachten wurden in Bielefeld zum ersten Mal im Mai 1985 im Gemeindehaus der evangelischen Kirche durchgeführt. Die Tamilen haben inzwischen ein Gemeindehaus erworben und sind bestrebt, einen Tempel zu bauen. Eine Genehmigung der Bauverwaltung liegt vor. Tamilische Gemeinde/IBZ c/o Tamilischer Kultur- und Bildungsverein Bielefeld e. V. Teutoburger Str. 106, 33607 Bielefeld. in den Topf geschüttelt, zusammen wird es langsam erhitzt. Der Schaum darf erst im Topf hochsteigen, wenn die Morgensonne über die Hofmauer scheint. 138 II.4 Buddhismus Der historische Buddha, Siddhartha Gautama, etwa 560 v. Christus in Nordindien geboren, aus dem Adelsgeschlecht der Sakyer (daher die Bezeichnung Buddha Sakyamuni), gründete eine Lehre, die sich heute als sehr vielfältig darstellt. Die wichtigen Lehren des Buddhismus 137 befassen sich zumeist mit der Art und Weise, wie der Mensch leben und handeln sollte, um ein spirituell höheres Niveau zu erreichen, oft durch Meditation. Das Ziel von Buddha´s Lehre ist die volle Entwicklung der innewohnenden Möglichkeiten von Körper, Rede und Geist. Der Buddhismus breitete sich von Indien über ganz Asien aus, wo er Teil der Kultur und Tradition geworden ist. Immigranten aus diesen Ländern kamen zumeist ab 1950 nach Deutschland. Buddha erklärt, wie die Welt funktioniert – also was letztendlich wirklich und was bedingt ist. Dieses Verständnis ermöglicht das Erleben dauerhaften Glücks. Die vier „Edlen Wahrheiten“ bilden den Kern seiner Lehre: Solange der Geist seine Natur nicht erkannt hat, gehört zum Leben zwar Freude, aber auch Leid. Zumindest Alter, Krankheit und Tod sind unvermeidbar und werden als unangenehm erlebt. Es gibt bestimmte Ursachen, warum der Geist seine wahre Natur nicht sieht. Jeder kann die Natur seines Geistes erkennen, also erleuchtet werden. Es gibt praktische Mittel, um dies zu erreichen. Dabei kennt Buddha´s Lehre keine Dogmen – nichts muss geglaubt oder ohne Prüfung vorausgesetzt werden. Ihr Ziel ist die volle Entfaltung der einem Jeden innewohnenden Möglichkeiten. Zum Aufbau von Wissen hinzu kommen Meditationen als das praktische Mittel, um dauerhaftes Glück zu erreichen: Durch sie wird das Verstandene zur eigenen Erfahrung. Ergänzend achtet man vor allem im Theravada 138 darauf, Leid bringendes Verhalten zu vermeiden. Im Mahayana 139 verschiebt sich dieser Schwerpunkt auf die Vermeidung von Zorn, im Varayana 140 darauf, die Welt stets aus einer reichen und selbstbefreienden Sichtweise heraus zu erfahren. 137 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Tempel: Zu den Religionen, die Tempel als Heiligtümer haben, gehört der Buddhismus, zu dem auch Zen, Tantra(-ismus) und Lamaismus zählen. Im Buddhismus ist der Begriff Tempel eng mit Kloster verbunden und nicht immer klar zu trennen. Wichtige Elemente eines buddhistischen Tempels sind Pagode und die Dhamma-Halle (für Zeremonien und Lehrvorträge) in Thailand auch Bot und in Japan Zendo genannt. Ein Ritual, das in Tempeln häufig abgehalten wird, ist die Puja, eine Andacht zu Ehren Buddhas. Es werden zwar Rauch, Blumen, Speiseopfer und dergleichen mehr verwendet, aber Buddha lehnte (große) Opfer als sinnlos ab. Insofern ist es zu verstehen, dass man durch gute Werke (z.B. das Beschenken von Mönchen) Verdienste erwirbt, die sich gut auf das eigene Glück auswirken sollen. Mit der Verbreitung in Deutschland, entstanden auch dort buddhistische Tempel, die den dortigen klimatischen und kulturellen Bedürfnissen angepasst sind, wie z.B. „Das Buddhistische Haus“. 138 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Theravada: Der Theravada (Pali: Schule der Ältesten) ist die älteste noch existierende Schultradition des Buddhismus. Er führt seine Abstammung auf jene Mönchsgemeinde zurück, die zu den ersten Anhängern des Buddha gehörte. Der Theravada ist heute vor allem in Sri Lanka, Myanmar, Thailand, Kambodscha, Laos und teilweise auch in Vietnam verbreitet. Vom Mahayana wird er zum Hinayana gezählt. 139 Vgl. URL: http://www.wikipedia.de_org/wiki/Mahayana: Mahayana (mahāyāna, „mahā“ bedeutet „groß“ „yāna“ heißt „Fahrzeug“ oder „Weg“, also Großes Fahrzeug bzw. Großer Weg) ist eine der drei Hauptrichtungen des Buddhismus. Das Mahayana unterteilt den Buddhismus in Hinayana und Mahayana. Der Vajrayana zählt zum Mahayana. 140 Vgl. URL: http://www.diamantweg.de/buddhismus/diamantweg/antworten.html - 22k -: Hier wird gelehrt, dass Buddha drei verschiedenen Arten von Menschen Belehrungen gegeben habe: Wer Leid vermeiden wollte, bekam Auskünfte zu Ursache und Wirkung (Theravada). Wer mehr für andere tun wollte, hörte Belehrungen, um Mitgefühl 139 Ausgehend vom Wirken des historischen Buddha entwickelte sich der Buddhismus zu einer Weltreligion mit ununterbrochener Überlieferung. Sie wendet sich an alle suchenden Menschen, unabhängig von Ethnie, Nation, sozialer Herkunft, Persönlichkeit und Geschlecht. Dabei stellt sie den Menschen immer in seine eigene Verantwortung. Der Buddhismus zeichnet sich zudem durch Toleranz und Gewaltlosigkeit aus. Der Buddhismus wird heute von ca. 500 Mill. Menschen praktiziert. Es gibt keine zentrale Organisation. Die meisten ethnischen Buddhisten gehören keiner Organisation an, sondern fühlen sich einem bestimmten Tempel 141 zugehörig. Das Interesse der Deutschen am Buddhismus wächst: Mittlerweile gibt es über 100 buddhistische Gruppen, die rund 100.000 Menschen vertreten – Buddhisten asiatischer Abstammung nicht mitgerechnet. Größter Dachverband in Deutschland ist die Deutsche Buddhistische Union (DBU) 142 mit Sitz in München. Es gibt buddhistische Zentren nach verschiedenen buddhistischen Richtungen: Diamantweg. Diamantweg der Karma Kagyü Linie ("Schule der mündlichen Überlieferung") Die Bezeichnung Diamantweg ist eigentlich nur die Übersetzung des Wortes Vajrayana; sie hat sich aber für einen besonders lebensnah vermittelten Vajrayana-Buddhismus eingebürgert, der in der Tradition der tibetischen Karma Kagyü Linie (gesprochen "Kadschü") gelehrt wird. Sie legt besonderen Wert auf die direkte Übertragung der Erfahrung von der Natur des Geistes vom Lehrer zum Schüler. Ihr Gründer Marpa (1012 – 1097) brachte besondere Übertragungen des Buddhismus von Indien nach Tibet. Sein Nachfolger Milarepa (1040 – 1123) wurde als Dichter und Mystiker berühmt. Die Kagyü-Schule enthält auch die Überlieferung Padmasambhavas und Atishas und wird seit dem 12. Jahrhundert von Gyalwa Karmapa geleitet. Das spirituelle Oberhaupt der Diamantweg-Zentren ist der 17. Karmapa Thaye Dorje. Mahayana. Im Mahayana findet sich der größte Teil der buddhistischen Philosophie und Psychologie; seine Meditationen zielen darauf, Mitgefühl zu entwickeln und Leerheit zu verstehen. Im täglichen Leben versucht man, nach Fähigkeit Zorn zu vermeiden. Mönche und Laien sind gleichgestellt. Theravada. Im Theravada geht es vor allem um das Beruhigen und Festhalten des Geistes und das Vermeiden von Leid und Schwierigkeiten. Darum finden sich hier auch Buddha´s Erklärungen zu Ursache und Wirkung. Das Mönchstum genießt meist eine bevorzugte Stellung. Vajrayana. Im Vajrayana geht es darum, die äußere wie die innere Welt aus einer reichen und selbstbefreienden Sicht heraus zu erfahren. Man meditiert auf hologramm-ähnliche weibliche oder männliche Lichtformen, in denen sich Buddha seinen nächsten Schülern zeigte. Die erleuchtete Sicht wird auch durch Erklärungen wie das Mahamudra (großes und Weisheit zu entwickeln (Mahayana). Wenn die Leute fähig waren, Buddha als Vorbild für ihr eigenes Streben zu sehen, lehrte er den Vajrayana Weg. Im Varayana wird gelehrt, Hindernisse in Chancen zu verwandeln. Etwa einen Feind als Freund zu sehen. In dieser buddhistischen Richtung werden die Gläubigen durch einen spirituellen Lehrer geführt, weshalb das Diamantenfahrzeug auch als Lamaismus bezeichnet wird. Der Vajrayana wurde in Indien durch die Mahasiddhas weitergegeben und entfaltete sich später nur noch in Tibet und der Mongolei. 141 S. Fußn. 137. 142 Vgl. URL: http://www.dharma.de/dbu/dbu_ziele.html: Die Deutsche Buddhistische Union e.V. (DBU) ist der Dachverband der Buddhisten und buddhistischen Gemeinschaften in Deutschland. Die wichtigsten Ziele und Aktivitäten der DBU lassen sich in fünf Punkten zusammenfassen: § Unterstützung bei der Entwicklung eines authentischen Buddhismus im Westen, Vermittlung in zeitgemäßer Weise vermitteln. § Schaffung eines Rahmens für Begegnung und Austausch zwischen den buddhistischen Traditionen in Deutschland. § Partner sein für den interdisziplinären und interreligiösen Dialog in der Gesellschaft. § Darstellung des Buddhismus in Deutschland durch Öffentlichkeitsarbeit, Schriften, Veranstaltungen, Seminare, Kurse und Informationsmaterial. § Neutrale Auskunftsstelle zum Buddhismus sein. 140 Siegel) vermittelt. Seit ca. 1000 nach Christus geben die drei älteren Übertragungslinien des tibetischen Buddhismus (Kagyü, Nyingma und Sakya) den Vajrayana-Buddhismus in seiner Ganzheit weiter. Die Gelugpa-Schule konzentriert sich mehr auf den MahayanaWeg. Zen. Zen-Buddhismus bezieht sich auf den Mahayana-Buddhismus. Etliche der Schulen betrachten angelerntes Wissen als nutzlosen Ballast. Die Erleuchtung soll durch selbstentstandene Einsicht blitzartig zum Durchbruch kommen. Man vereinfacht das Leben, um weniger vom Meditieren abgelenkt zu werden, und versucht, bei stundenlangem Stillsitzen oder Nachsinnen über eine paradoxe Frage den ständigen Strom an inneren Vorstellungen zur Erschöpfung zu bringen. Das Buddhistische Zentrum Bielefeld besteht seit 1995. Es gehört zur KarmaKagyü-Linie, eine der vier großen buddhistischen Schulen, deren Lehre rund 1000 Jahre in Tibet bewahrt wurde, d. h. zu den Zentren und Meditationsgruppen des DiamantwegBuddhismus und steht unter der spirituellen Leitung des 17. Karmapa Thaye Dorje und wurde von Lama Ole Nydahl und seinen Schülern gegründet. Es ist eines von rund 150 Zentren der Karma-Kagyü-Linie in Deutschland. Die Linie betont besonders die praktische Anwendung der Mittel durch Meditation und legt großen Wert auf die Übertragung vom verwirklichten Meister zum Schüler. Die Buddhistischen Zentren West der Karma Kagyü Linie e. v. sind ein Regionalverein, ein Zusammenschluss der Mediationszentren der Karma KagyüLinie des tibetischen Diamantweg-Buddhismus in Nordrhein-Westfalen. Getragen von Menschen, die in der Mitte der Gesellschaft ihren familiären, beruflichen und gesellschaftlichen Verantwortungen nachkommen, als gemeinnütziger Verein anerkannt, geben die Zentren ein breites Angebot von Informationen über den DiamantwegBuddhismus, gemeinsamer Meditationspraxis sowie Raum für persönliche Erfahrungen und lebendigen Austausch. Alle Mitglieder helfen ehrenamtlich auf der Grundlage von Freundschaft und Idealismus. Erst als Meditationsgruppe in Privaträumen ist das buddhistische Zentrum Bielefeld 2001 in den Ehlentruper Weg in Bielefeld-Mitte umgesiedelt. Neben einem großen Meditationsraum gibt es eine Bibliothek, einen reichhaltigen Shop und eine Küche. In den Räumen kann man sich über den Buddhismus informieren, an Meditationen teilnehmen, Vorträge anhören, sich miteinander austauschen etc. Das regelmäßige Programm in Bielefeld sieht (zur Zeit) wie folgt aus: Montag, 20.00 Uhr: Meditation auf den 16. Karmapa. Dienstag, 20.00 Uhr: Praxisabend, gemeinsame Meditationspraxis. 141 Donnerstag, 20.00 Uhr: Information und Meditation. Sonntag, 10.00 Uhr, 12.00 Uhr, 15.00 Uhr, 17.00 Uhr: Praxistag. Jeden 1. Sonntag im Montag: Gemeinsame Meditationspraxis. Buddhistisches Zentrum Bielefeld der Karma Kagyü Linie (DiamantwegBuddhismus) Ehlentruper Weg 1, 33604 Bielefeld (Tradition: Mahayana – Tibetisch). 142 II.5 Judentum Die jüdische Religion basiert auf den religiösen Überlieferungen des jüdischen Volkes. Diese Überlieferungen teilen sich auf in eine schriftliche (Tora/“Torah“) und die mündliche Lehre (Mischna, Talmod, Schulchan Aruch usw.). Obwohl das Judentum mit ca. 13,5 Mill. Anhängerinnen bzw. Anhängern keine große Religionsgemeinschaft darstellt (im Vergleich: Christentum ca. 2,2 Milliarden, Islam ca. 1,4 Milliarden Anhängerinnen bzw. Anhänger), ist es über die ganze Welt verbreitet. Christentum und Islam basieren auf den in der Tora festgehaltenen Überlieferungen des Judentums 143. Die Grundlehren beinhalten den Monotheismus, die Schaffung der Welt, die Gesetze Gottes für das Volk Israel und die Erwartung eines Messias. Der jüdische Gottesdienst kennt drei ständige Gebetszeiten. Am Sabbat, Feiertag und an den Halbfeiertagen schließt sich dem Morgengebet noch das Zusatzgebet an, da an diesen Tagen im Tempel ein zusätzliches Opfer dargebracht wird. Das Nachmittagsgebet, das frühestens zwischen 12.30 Uhr bis Sonnenuntergang gesprochen werden kann, wird häufig, besonders vor Sabbat und Festtagen, mit dem Abendgebet vereinigt. Dies darf etwas früher beginnen als zu dem Zeitpunkt, an dem drei Sterne sichtbar sind. Der Kern der Gebete zu den verschiedenen Tageszeiten ist im Wesentlichen immer und überall gleich. Im Mittelpunkt jedes Gebets steht ein Stück, das als „Achtzehngebet“ (Schmone Eßre = hebr. „achtzehn“) bezeichnet und stehend verrichtet wird. Der Name kommt daher, dass es ursprünglich aus achtzehn verschiedenen Segenssprüchen bestanden hat. An Werktagen hat dieser zentrale Teil heute 19 Segenssprüche, an Sabbat und Festtagen 7, im Zusatzgebet für das Neujahrsfest 9; trotzdem wird es in allen Fällen Achtzehngebet – oder auch Tefilla (Gebet) – genannt. Die ersten drei und die letzten drei Segenssprüche sind in allen Fällen identisch. Im Judentum finden die meisten Gottesdienste in der Synagoge statt. In allen Richtungen des Judentums werden Gottesdienste und Feiern am Sabbat (Samstag) und an den Feiertagen durchgeführt. Hinzu kommen in orthodoxen und vielen konservativen Gemeinden regelmäßige Gottesdienste am Morgen (Schacharit), Spätnachmittag (Mincha) und Abend (Maariv). Für die Abhaltung eines Gottesdienstes in diesen orthodoxen und konservativen Gemeinden ist ein Quorum (hebräisch Minjan) von zehn männlichen Personen erforderlich. In liberalen Gemeinden werden auch Frauen zum Quorum hinzugerechnet. Der Gottesdienst besteht aus Gebeten, Liedern, Psalmen sowie Donnerstags erfolgt morgens eine öffentliche Lesung aus der Torarolle; an Jom Kippur 144 noch zusätzlich nachmittags. Die Tora 145 steht dann im 143 S. hierzu auch Bielefelder Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V., Werther Str. 53, 33615 Bielefeld. 144 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Jom_Kippur (Stand: 02.01.2009): Jom Kippur (hebr. וריום כיפoder יֹום ּכִּפּור, Jom Kippūr, auch Yom Kippur , jiddisch Jom Kipper), ist der jüdische Versöhnungstag und gleichzeitig der wichtigste jährliche Festtag im Judentum, nach dem wöchentlichen Schabbat. Im jüdischen Kalender beginnt der Versöhnungstag bei Sonnenuntergang vor dem 10. Tischri (d. h. September/Oktober, siehe Jüdischer Kalender), und dauert bis zum nächsten Sonnenuntergang. 145 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Tora (Stand: 02.01.2009): Tora (Thora, Torah; hebr. ּתֹורָה, Weisung, Belehrung, Gebot, von jarah = unterweisen) ist die hebräische Bezeichnung für die fünf Bücher des Mose (griechisch: Pentateuch). Sie bildet den ersten und wichtigsten Hauptteil des Tanach, der Hebräischen Bibel, der für das Judentum JHWHs Erwählung der Israeliten zum Volk Gottes, seinen Rechtswillen und seine Lebensordnungen offenbart. Die Tora erzählt von der Schöpfung und Urzeit, den Erzvätern, dem Auszug aus Ägypten, der Offenbarung der Gebote am Sinai und der Wanderung der Israeliten durch die Wüste bis zu ihrer Landnahme im gelobten Land Kanaan. In diese Geschichtsüberlieferung eingebettet sind 613 Einzelgebote. Auf ihre Verschriftung und Kanonisierung (ab ca. 1000 bis ca. 250 v. Chr.) folgte eine lange mündliche Auslegungstradition, die die Rabbiner seit 70 nach Christus in der Mischna und im Talmud sammelten und für alle Juden verbindlich machten. Danach sind die Zehn Gebote und das Gebot der Nächstenliebe die wichtigsten Toragebote. Dies entspricht der Tora-Auslegung des Jesus von Nazaret und des Paulus von Tarsus im Neuen Testament. Die Tora gilt mit dem ganzen Alten Testament auch im Christentum als normatives Wort Gottes. 143 Zentrum des Gottesdienstes. Die Gottesdienstordnung ist je nach Richtung und Gemeinde verschieden. Die Tora besteht aus fünf einzelnen Büchern (im Christentum die fünf Bücher Mose oder im Griechischen Pentateuch genannt). Es gibt keinen festgelegten Ablauf des Gottesdienstes. Das Judentum kennt keine zentrale Organisation. Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist die politische Dachorganisation der jüdischen Gemeinden und Landesverbände in Deutschland. Er wurde am 19. Juli 1950 von Delegierten der in der Bundesrepublik bereits wieder existierenden jüdischen Gemeinden gegründet. Sitz der Organisation war zuerst Hamburg, ab 1951 Düsseldorf, ab 1985 Bonn und seit der deutschen Vereinigung Berlin. Der Zentralrat ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Die Bundesregierung und der Zentralrat der Juden in Deutschland, der nach seinem Selbstverständnis für alle Richtungen innerhalb des Judentums offen ist, praktizieren eine kontinuierliche und partnerschaftliche Zusammenarbeit in den Bereichen, die die gemeinsamen Interessen berühren und in der Zuständigkeit der Bundesregierung liegen. Die Bundesregierung trägt zur Erhaltung und Pflege des deutsch-jüdischen Kulturerbes, zum Aufbau einer jüdischen Gemeinschaft und den integrationspolitischen und sozialen Aufgaben des Zentralrats in Deutschland bei. Als ihre Hauptaufgabe betrachtete die Organisation in den ersten Jahren die Einwirkung auf die Gesetzgebung zur Wiedergutmachung des nationalsozialistischen Unrechts. Später wurden der Kampf gegen den Antisemitismus, die Unterstützung einer Annäherung zwischen Deutschland und dem Staat Israel und die Förderung der Arbeit der Mitgliedsgemeinden und landesverbände zu wichtigeren Aufgaben. Obwohl aus dem Osten Europas stammende Juden stets die Mehrheit der Gemeindemitglieder bildeten, wurde der Zentralrat mit wenigen Ausnahmen von in Deutschland geborenen Juden dominiert. Daran hat auch die Verdreifachung der Zahl der Gemeindemitglieder seit Beginn der Zuwanderung von Juden aus der früheren Sowjetunion seit 1989 bisher nichts geändert. Jüdische Feste 146: Sabbat: Der Sabbat steht für den Ruhetag der Woche und findet am Sonnabend statt. Er wird zusammen mit der Familie oder mit den Freunden gefeiert. An diesem Tag wird nicht gearbeitet; die wichtigsten Vorsorgungsdienste sind auf ein Minimum reduziert. Streng gläubige Juden verreisen an diesem Tag nicht, enthalten sich jeglicher Arbeit und benutzen keine elektrischen Geräte. Rosh Hashana: Rosh Hashana ist das Neujahrsfest und wird im Herbst gefeiert. Wörtlich übersetzt heißt Rosh Hashana: „Kopf des Jahres“ oder auch „Guten Rutsch“ Der Begriff kommt aus dem rabbinischen und auch die ehrfurchtsvollen Inhalte des Festes stammen aus rabbinischer Zeit: Reue und Buße, Vorbereitung auf den Tag des göttlichen Gerichts und Gebete für ein fruchtbares Jahr. Der Tag dient der Erinnerung an den Beginn der Welt und an den Tag der Umkehr und Erneuerung. Das Fest beginnt am Abend des Vortags. Wichtig für die Tradition ist die Lesung der Geschichte der Opferung, das Blasen des Shofar-Horns 147 während eines ausgedienten Gottesdienstes und das gemeinsame Speisen danach. Sukkot: Sukkot ist das Laubhüttenfest. Es erinnert an die Wanderung der israelitischen Stämme durch die Wüste und an Gottes Hilfe und Rettung. Das Fest dauert 7 Tage und 146 S. hierzu auch Darstellung von Timo Reinelt (Url.: (http://www.dasjudentum.de/cms/front_content.php - (Stand: 30.11.2008)) 147 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Schofar (Stand: 02.01.2009): Der Schofar (von Hebräisch ׁשֹופר ָ [šōfār]), auch Schaufor (aschk.), sophar (sef.) und shofar (engl.) geschrieben, und auch Halljahrposaune bzw. Hallposaune genannt, ist ein aus Widder- oder Kuduhorn gefertigtes rituelles Musikinstrument, das seinen Ursprung in der jüdischen Religion hat. 144 wird im Herbst anstelle des Erntedankfestes gefeiert. Zuerst wird eine Laubhütte (Sukka) gebaut und danach fröhlich und ausgelassen gefeiert. Simchat Tora: Am letzten Tag von Sukkot findet das Fest der Gesetzfreunde statt. Es ist das Ende und der Neubeginn des Tora-Lese-Zyklus. Es ist eine Feier zum Ausdruck der Liebe und der Verbundenheit zur Tora. Alle vorhandenen Torarollen werden aus dem Schrein genommen. Channukka: Dieses Fest wird ungefähr zur christlichen Weihnachtszeit gefeiert. Es ist ein Lichterfest; dabei wird der Channukka-Leuchter, mit 8 Kerzen, angezündet. Das Fest dauert 8 Tage. Purim: Purim ist ein Losfest (Purim von hebräisch Pur, Los, ursprünglich vom akkadischen Wort pūru; jiddisch Purim oder Pirem). Es kommt aus dem Persischen. Es ist die Erinnerung an die Rettung der Juden, vor den Plänen von Hamans durch Ester und Mordechai. Es ist wie der Karnevalsumzug, dabei werden lustige Predigten gehalten. An diesem Tag wird die Lesung des Buches Ester aus der Tora gehalten. Pessach: Dieses Fest findet etwa zur christlichen Osterzeit statt. Hierbei wird an den Auszug der Stämme Israels aus Ägypten durch die Wüste in das „verheißene“ Land, in dem Milch und Honig fließen, erinnert. Die Haushalte werden von allem, was mit Sauerteig in Berührung gekommen ist, gereinigt. An diesem Fest, das 8 Tage dauert, darf nur ungesäuertes Brot gegessen werden. Schawout: Dieses Fest wird 50 Tage nach Pessach, ungefähr zur christlichen Pfingstzeit, als Wochenfest gefeiert. Es ist die Erinnerung an die Gesetzgebung (10 Gebote) durch Gott an Moses am Berg Sinai. Früher war es das Fest der Erstlingsfrüchte und Erntewallfahrt. Die Häuser und Synagogen werden mit Blumen und Baumzweigen geschmückt. Die Jüdische Kultusgemeinde in Bielefeld besteht z. Zt. aus über 280 Mitgliedern, davon sind die meisten Flüchtlinge aus der ehemaligen UdSSR. Die Gemeinde befindet sich im Aufbau. Der Zusammenhalt unter den Mitgliedern ist sehr stark. Man unterstützt sich gegenseitig bei der Integration in Bielefeld. Ein gemeinnütziger Verein, der Verein Zedaka e.V., ist gegründet worden, damit alle Personen, die dem Judentum gegenüber positiv eingestellt und regelmäßige Besucherinnen bzw. Besucher der Jüdischen Kultusgemeinde Bielefeld, Körperschaft des.öffentlichen Rechts (K. d. ö R.), obwohl sie nach dem Gesetz der Halacha 148 keine Juden sind, sich trotzdem engagieren können. Mit dem Beitritt zum Verein Zedaka e.V. kann man die Gemeinde in finanzieller, sozialer und kultureller Hinsicht aktiv unterstützen. Mit dem Mitgliedsbeitrag trägt man dazu bei, dass die Jüdische Kultusgemeinde Bielefeld ihre gemeinnützigen Aktvitäten ausweiten kann. Wer Jüdin bzw. Jude ist und in die Gemeinde aufgenommen werden möchte, muss zunächst seine Nationalität und damit seine Religion eindeutig nachweisen können. Dazu sind eine Geburtsurkunde des Aspiranten und zusätzlich die seiner Mutter erforderlich, denn jüdisch ist zunächst nur, wer eine jüdische Mutter hat. Der jüdische Gottesdienst bedarf keiner ordinierten Priester, jedes Gemeindemitglied darf einen Gottesdienst leiten. Das Judentum wird zu seinem größten Teil von den ihm zugrunde liegenden Schriften getragen. 148 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Halacha - (Stand: 02.01.2009): Die Halacha (hebräisch ;הלכהauf deutsch „Gehen“, „Wandeln“) ist der Name des rechtlichen Teils der Überlieferung des Judentums. 145 Jüdische Kultusgemeinde Detmolder Str. 107, 33604 Bielefeld (Gemeinderabbiner: Dr. Henry G. Brandt). Das Jüdische Kulturzentrum Bielefeld wurde im Juni 2004 gegründet. Zu dieser Zeit wurde seine Satzung durch die Vollversammlung der Mitglieder verabschiedet, die mit Ausnahme einiger Veränderungen und Ergänzungen bis zum heutigen Tag gültig ist und dem Kulturzentrum als Existenzbasis dient. Der große Teil der Zentrumsmitglieder ist in die "Gesellschaft für Christlich – Jüdische Zusammenarbeit e.V." eingetreten. Die meisten Zentrumsmitglieder sind gleichzeitig Mitglied der Jüdischen Religionsgemeinde „Herford-Detmold“, mit der sie sehr enge und freundschaftliche Beziehungen unterhalten. Das Zentrum unternimmt Ausflüge für die Erkundung der deutschen und europäischen Schauplätze der Geschichte des jüdischen Volkes und seiner Religion. Es feiert jüdische Feste, veranstaltet thematische und musikalische Abende, Vorlesungen, Filmvorführungen etc. Im Kulturzentrum sind folgende Interessengemeinschaften integriert: Frauenvereinigung „Ester“. Wissenschaftlich-technischer Club „Wissenschaft und Leben“. Deutschunterricht für zwei Gruppen mit verschiedenen Deutschkenntnissen. Russischunterricht für Kinder. Kinderchor. Vorlesungen zur Geschichte und Religion der Juden. Schachklub. Computerunterricht. Das Zentrum engagiert sich, um der jüdischen Kultur in Bielefeld eine Zukunft zu gewährleisten. Seine Ziele und Aufgaben sind: Erhaltung und Unterstützung jüdischer Kultur, Religion und Traditionen des jüdischen Volkes. Entwicklung der kulturellen Verbindungen mit anderen gesellschaftlichen Organisationen. Förderung der Integration von den aus postsowjetischen Ländern immigrierten Juden und deren Familien. Durchführung und Unterstützung aller Veranstaltungen im Rahmen des deutsch-jüdischen Dialogs, in erster Linie mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Maßnahmen im Rahmen „Auf der Spur der jüdischen Geschichte, Religion und Kultur in den Schauplätzen von Deutschland und Europa". 146 Das „Jüdische Kulturzentrum Bielefeld" ist ein eingetragener Verein, hat eine Satzung und unterliegt der Gesetzgebung Deutschlands. Jüdisches Kulturzentrum Bielefeld e. V. August-Bebel-Str. 16 – 18 (Zimmer 46, Umweltzentrum) 33602 Bielefeld. 147 II.6 Jesidentum Die jesidische Religion ist eine monotheistische Religion, deren Wurzeln nach eigener Sicht weit vor dem Christentum und Judentum liegen, so dass es sich um eine der ältesten Religionen der Welt handeln dürfte. In der Forschung werden verschiedene Elemente je nach Publikation erkannt – altbabylonischer Planetenkult, Sonnenverehrung eventuell aus der Mithras-Religion, Einflüsse des Zoroastrismus, jüdische (jüdische Speisegesetze und Beschneidung der Jungen), orientchristliche, besonders nestorianische (Eucharistie), mandäische, manichäische, gnostische. Viele Jesiden favorisieren heute selbst eine mindestens vorchristliche Herkunft ihrer Religion, etwa als Entwicklung aus dem altpersischen Mithras-Kult oder den Kulten der Meder 149. Den Ursprung ihrer Religion führen viele Jesiden auf den Zoroastrismus 150 zurück und bekennen sich auch als direkte Nachfahren der Zarathustrier (Anm.: Nur die politisch orientierten Jesiden sind dieser Auffassung, viele Historiker dagegen meinen, dass die Jesiden Mithraismus 151-Nachfahren sein könnten). Wahrscheinlich ist eine Mischung von Elementen aus Mithraismus, Zorastrismus, Islam, Sufismus, Judentum und orientalischem Christentum. Mit dem eigentlichen Gründer bzw. Reformator, dem Sufi Sheik Adi ben Musafir (* ca. 1075 - † 1160) 152, erhält die Geschichte 149 Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden (Stand: 01.01.2009) Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Zoroastrismus (Stand: 01.01.2009): Der Zoroastrismus bzw. Zarathustrismus (auch: Mazdaismus oder Parsismus) ist eine wohl zwischen 1800 vor Christus und 600 vor Christus vermutlich im ostiranischen Baktrien entstandene, monotheistische (zumindest in ihren frühen Ausprägungen aber auch dualistische) Religion mit heute etwa 120.000 − 150.000 Anhängern, die ursprünglich im iranischen Raum verbreitet war. Die Anhänger des Zoroastrismus werden Zoroastrier oder Zarathustrier genannt, die Anhängerschaft im heutigen Indien bezeichnet man auch als Parsen. Der Religionsstifter war Zarathustra (griech. Zoroaster), über dessen Datierung in der Forschung bis heute Uneinigkeit herrscht. Im Zentrum des auf ihn zurückgeführten Glaubens, der aber auf ältere iranische Kulte zurückgeht, steht der Schöpfergott Ahura Mazda/Ohrmazd (daher manchmal auch „Mazdaismus“). Er wird begleitet von unsterblichen Heiligen (Amesha Spenta) sowie von seinem Widersacher, dem bösen Dämon Angra Mainyu (Ahriman). 151 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Mithraismus (Stand: 02.01.2009): Der Mithraismus oder Mithraskult war ein zunächst in Kleinasien, später im ganzen Römischen Reich verbreiteter Mysterienkult, in dessen Zentrum die Gestalt des Mithras stand. Ob diese Gestalt mit dem persischen Gott oder Heros Mithra identifiziert oder aus ihr abgeleitet werden kann, wie bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts allgemein angenommen wurde, ist ungewiss, denn der kleinasisch-römische Mithraskult weist in seiner Mythologie und religiösen Praxis deutliche Unterschiede zur indisch-persischen Mithra-Verehrung auf. Somit ist umstritten, ob sich der Mithraskult aus einer Seitenströmung des Zarathustrismus oder eigenständig entwickelt hat. Während die Göttergestalt Mithra in Kleinasien seit dem 14. Jahrhundert vor Christus, belegt ist, wurde der römische Mithraismus erstmals vom römischen Dichter Statius († 96) erwähnt. Die ältesten Mithräen stammen aus der Mitte des 2. Jahrhunderts, die spätesten aus der Mitte des 5. Jahrhunderts. Seinen Höhepunkt erreichte der Kult Ende des 2. Jahrhunderts und im 3. Jahrhundert, nachdem sich Kaiser Commodus (180 - 192) ihm angeschlossen hatte. Als Sol Invictus Mithras wurde der Gott besonders seit Aurelian von zahlreichen Kaisern verehrt, so auch noch vom jungen Konstantin I. (306 - 337). Mit dem Aufblühen des Christentums im Römischen Reich verschwand der Mithraismus innerhalb weniger Generationen und geriet in fast vollständige Vergessenheit, bis er in der Neuzeit durch archäologische Funde wiederentdeckt wurde. Da so gut wie keine literarischen Nachrichten über den Mithraskult (sofern es solche überhaupt gegeben hat) erhalten sind, beruhen alle heutigen Überlegungen über seinen Inhalt und seine Formen auf bildlichen Darstellungen, die keine erklärende Beischrift tragen, und Inschriften, die meist lediglich aus kurzen Widmungsworten bestehen. Daher muss bei allen heutigen Deutungen und vor allem bei allen allzu stringenten Darstellungen ein hohes Maß an Spekulation in Rechnung gestellt werden. Der Mithraskult war zu seiner Blütezeit im ganzen Römischen Reich verbreitet. Die Mithras-Tempel werden Mithräen genannt und waren oft unterirdisch angelegt oder höhlenartig in Fels gehauen. Die Zeremonien fanden nicht öffentlich statt. Wie die übrigen Mysterienkulte der griechisch-römischen Welt kreiste auch der Mithraismus um ein Geheimnis, das nur Eingeweihten enthüllt wurde. Bei Eintritt in den Kult wurde jedes neue Mitglied zum strengsten Stillschweigen verpflichtet. Deshalb gründet sich unser Wissen über den Mithraismus nur auf die Beschreibungen außenstehender Chronisten und auf die zahlreich erhaltenen Bildwerke der Mithras-Heiligtümer. Der Mithraismus erfreute sich vor allem unter den Legionären großer Popularität, umfasste jedoch auch sonstige Staatsdiener, Kaufleute und sogar Sklaven. Dagegen waren Frauen strikt ausgeschlossen. Die Organisation des Kults bestand aus sieben Weihestufen oder Initiationsebenen, die der Gläubige bei seinem Aufstieg durchlief. 152 Vgl. Url.: http://de.wikipedia.org/wiki/Jesiden (Stand: 01.01.2009): Eine wichtige Gestalt für die Jesiden ist der als Reformer geltende Scheich Adi aus dem 11./12. Jahrhundert. In der Religionswissenschaft wird die These vertreten, er sei mit dem sufischen Mystiker Shaikh Adî Ibn-Musafîr (1075-1162) identisch, der nach seiner Zwangsislamisierung wieder in der jesidischen Gemeinschaft eintreten wollte und deswegen von den Muslimen 150 148 der Jesiden ein erstes sicheres Datum. Er gründete den Adawiya-Orden, der schließlich von der islamischen Orthodoxie verfolgt wurde. Sein Grabmal in Lalish im nördlichen Irak gilt als zentrales Heiligtum 153. Das Jesidentum (Jesidismus) ist eine ausschließlich unter den Kurden verbreitete Religion. Der Name "Jesiden" (andere Schreibweise Yeziden, urspr. Êzidî) könnte sich aus dem Kurdischen oder von dem iranischen yazd/yezdan oder Ezda/Ezdan für Gott, Schöpfer ableiten, wird aber auch mit Jazid I, Kalif von 680 - 683, in Verbindung gebracht (am meisten von islamischen arabischen Autoren). Die jesidische Sprache ist ein Dialekt des Kurdischen. Jesiden gehören ausschließlich der ethnischen Gruppe der Kurden an, die heute überwiegend Muslime sind. Sie sprechen die kurdische Sprache, den meist verbreiteten Kurmanci-Dialekt 154 (oder Bahdini genannt), der zur indogermanischen Sprachfamilie zählt. Noch im Mittelalter bekannten sich nach jesidischer Überlieferung die meisten Kurden zum Jesidentum. Unter anderem waren laut Şerefhan 155 viele Adlige ursprünglich Jesiden. Als Teil des kurdischen Volkes wurden und werden die Jesiden in ihren Heimatländern in mehrfacher Hinsicht verfolgt: ethnisch, politisch und religiös. Muslime interpretieren die Anbetung des Engel-Pfaus als ein Zeichen, dass der jesidische Glaube nicht monotheistisch sei. Die Verfolgungen führten zu einer starken Geheimhaltung der Religion (sog. Arkanreligion) durch rigide Abschottung bzw. Annahme außerjesidischer Praktiken, um nicht nach außen aufzufallen. Dadurch entstanden regionale Unterschiede. Das Verhältnis zu Christen gestaltete sich gut, viele Jesiden halfen ebenfalls bedrohten Armeniern. In der Türkei sah die Türkifizierung Atatürks 1923 zwar Minderheitenrechte vor, wandte diese jedoch auf die Kurden, insbes. auf jesidische Kurden, nicht an. Morde, Vergewaltigungen und Vertreibungen in kurdischen bzw. jesidischen Dörfern durch das Militär wurden nicht geahndet. Die Bestrebungen der Türkei um eine Aufnahme in die EU stärken die Eigenständigkeit des Kurden- bzw. Jesidentums, z. B. deren Sprache und eigene Medien. Im Iran griff die Armee unter Chomeni 156 zahlreiche kurdische Städte und Dörfer an. Im Irak verfolgt wurde. Scheich Adi ist für die Jesiden eine Inkarnation des Taus-i Melek, der kam, um das Jesidentum in einer schwierigen Zeit neu zu beleben. An seinem Grab in Lalisch findet jedes Jahr vom 6. bis 13. Oktober das „Fest der Versammlung“ (Jashne Jimaiye) statt. Jesiden aller Gemeinden aus den Siedlungs- und Lebensgebieten kommen zu diesem Fest zusammen, um ihre Gemeinschaft und ihre Verbundenheit zu bekräftigen. Häufig erschweren oder verhindern politische Umstände die Pilgerfahrt nach Lalisch, die eine Pflicht für jeden Jesiden ist. Aus Lalisch bringen die Jesiden geweihte Erde mit, die mit dem heiligen Wasser der Quelle Zemzem (in Lalisch, nicht mit dem muslimischen Samsam zu verwechseln) zu festen Kügelchen geformt wurde. Sie gelten als „heilige Steine“ (Sing. berat) und spielen bei vielen religiösen Zeremonien eine wichtige Rolle. Nach jesidischer Auffassung kann ein Jeside ein guter Mensch sein, aber um ein guter Mensch zu sein, muss man nicht Jeside sein. Das heißt: Das Jesidentum ist von vornherein tolerant gegenüber anderen Religionen. In einem Gebet der Jesiden heißt es: „Gott, schütze erst die 72 Völker und dann uns.“ Die Jesiden haben keine Berührungsängste mit anderen Religionsgemeinschaften. So ist z. B. das Verhältnis zwischen Jesiden und Christen, das sehr gut ist, eine Konsequenz aus der gemeinsamen Leidensgeschichte der Jesiden und Christen in den kurdischen Gebieten. 153 Vgl. URL.: http:// www.bahzani.net/german/modules.php?name=News&file=print&sid=73 - 15k – (Stand: 02.01.2009) 154 Vgl. URL: http://www.dialogkreis.de: Die kurdische Sprache hat mehrere Dialekte: In Türkisch Kurdistan spricht man Kurmanci und ein Teil spricht Zazaki, auch als Dimilki bekannt, in den südlichen Teilen Kurdistans wird Sorani gesprochen. Die Mehrheit der Kurden benutzt Kurmanci. 155 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Şerefhan - 20k - (Stand: 02.01.2009): Şerefhan - eigentlich Šaraf Khān - oder mit vollen Namen Šaraf ud-Dīn Khān al-Bitlīsī (* 1543 in Karharud in Qom; † 1599 in Bitlis) war ein kurdischer Schriftsteller und Fürst. Er ist der Autor des Šarafnāma (Şerefname). 156 Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Ruhollah_Chomeini - 169k - (Stand: 02.01.2009): Ajatollah Ruhollah Musavi Chomeini (auch Khomeini) (geboren 1902 in Chomein; gestorben 03. Juni 1989 in Teheran) war ein schiitischer Geistlicher und der politische und spirituelle Führer der Islamischen Revolution im Iran von 1978 bis 1979. Mit ihr stürzte er aus dem französischen Exil die Regierung von Mohammad Reza Pahlavi, dem damaligen Schah des Iran. Chomeini gilt als der Gründer der Islamischen Republik im Iran. Er war bis zu seinem Tod 1989 als Oberster Rechtsgelehrter deren Staatsoberhaupt. 149 waren die Kurden unter Hussein massiven Angriffen ausgesetzt. Ihre Position verbesserte sich nach den Golf-Kriegen durch die Errichtung der UN-Schutzzone und Unterstützung der USA. Bei den Wahlen 2005 zogen Kurden in das Parlament ein und stellten den Staatspräsident. In Syrien stoppte Assad die vorangegangenen Diskriminierungen, aber die Rechte der Kurden sind bis heute nicht wieder hergestellt. In Aserbaidschan und Armenien zwang der Krieg zwischen den beiden Ländern 1994 viele Kurden zur Flucht. Der jesidische Glaube ist nicht missionarisch. Man wird als Jeside geboren. Daher ist das Jesidentum auch eine erbliche Religion, aber ebenso eine Gesellschaftsform. Ein Abwenden von der Religion oder eine Heirat außerhalb (mit Andersgläubigen) (Exogamie) bedeutet den Ausschluss aus der jesidischen Gesellschaft (Religionsgemeinschaft), früher mitunter sogar Tod. Wohl auch um das Fortbestehen der Gesellschaft zu sichern, spielt der Ehrbegriff eine zentrale Rolle. Bereits bei Gerüchten um einen Verstoß gegen jesidische Regeln und damit eine Verletzung der Ehre ist Blutrache geübt worden. In manchen Regionen wurden zur "Anpassung" christliche Wassertaufen oder islamische Beschneidungen durchgeführt. Mädchen müssen jungfräulich in die Ehe gehen und dürfen die Familienehre nicht gefährden, sie werden streng von ihren Brüdern und männlichen Verwandten kontrolliert. Polygamie und Scheidung sind unüblich. Beerdigungen sind nicht neben Nicht-Jesiden möglich. Jesiden in der Diaspora lassen ihre Verstorbenen häufig in die Heimatdörfer zurücktransportieren, teilweise haben Friedhöfe inzwischen gesonderte Abteilungen 157. Nach jesidischen Vorstellungen ist Gott allmächtig und erschuf die Welt. Er wäre schwach, wenn er noch eine zweite Kraft neben sich dulden würde. Neben Gott kann keine zweite Macht existieren. Folglich fehlt in der jesidischen Theologie die Gestalt des Bösen. Die Jesiden sprechen den Namen des Bösen nicht aus, weil das Zweifel an der Allmacht Gottes bedeuten würde. Damit einher geht auch die Vorstellung, dass der Mensch in erster Linie selbst für seine Taten verantwortlich ist. Gott gab ihm die dafür erforderlichen Fähigkeiten. Aus jesidischer Sicht hat Gott dem Menschen die Möglichkeit gegeben, zu sehen, zu hören und zu denken. Er hat ihm den Verstand gegeben und damit die Möglichkeit, für sich den richtigen Weg zu finden. Der Mensch steht im Mittelpunkt, er ist allein verantwortlich für seine Taten im Leben und muss daher ein Gleichgewicht zwischen seinen Emotionen, seinem Verstand und seiner Seele schaffen. Diese Lehre ist vom Grund ihrer Weltanschauung aus vom Dualismus geprägt, vom Gegeneinander des Guten und des Bösen, personifiziert in den beiden Geistern, nämlich Spenta Manyu (heiliger Geist) und Ahriman (böser Geist), die im Gegensatz zueinander wirken. So wird Polarität als ein Urgesetz der Schöpfung verstanden, nach dem die Wesen miteinander oder gegeneinander agieren. So z. B.: Gut und Böse, Licht und Finsternis, Krankheit und Gesundheit, Wahrheit und Lüge, schwarz und weiß, kalt und warm, Tugend und Sünde, plus und minus, Yin und Yang, Plus- und Minuspol der Elektrizität, Nord- und Südpol usw. Sie sind im Fließgleichgewicht in ihrer Funktion miteinander verbunden und bedingen oder ergänzen einander. Spenta Manyu vertritt alle guten Dinge und erlangt Unterstutzung von Gott Ahora Mazda und Ahriman ist Anführer der Bösen bzw. der bösen Taten. Dem Menschen ist seine Handlungsweise freigestellt, mit der Vernunft soll er das Gute erkennen und sich dementsprechend dafür entscheiden können. Für die Jesiden ist es eine Selbstverständlichkeit, sich im Leben an die drei obersten Gebote zu halten, nämlich: Gut Denken, gut Reden und gut Handeln, um damit im Dienst des guten 157 Vgl. hierzu u. a. URL.: http://www.bielefeld.de/Rat – Verwaltung/Dienststellen von A bis Z/Umweltbetrieb/Umwelt - Natur/Friedhöfe/Grab und Bestattung (Stand: 02.01.2009): Die Stadt Bielefeld hat schon vor über zehn Jahren zwei separate Grabfelder auf dem Sennefriedhof eingerichtet, die speziell für muslimische und jesidische Glaubensrichtungen vorgehalten werden. Ergänzt wird dieses Angebot seit 2004 durch ein Gräberfeld für Angehörige orthodoxen Glaubens. Die Anlage aller drei Grabfelder erfolgte in enger Abstimmung mit den religiösen Repräsentanten der drei Glaubensgemeinschaften, so dass den jeweiligen Ansprüchen entsprochen werden konnte. 150 Geistes zu handeln. Sie stellen damit die drei Grundsäulen der jesidischen Religion und Religionsphilosophie dar. Neben dem Gott (Gott lässt die weiße Perle zerplatzen und hat aus ihren Trümmern die Bestandteile der Welt geschaffen.) glauben die Jesiden auch an sieben Engel: Erster Tag, Sonntag erschuf Gott einen Engel namens Ezazil – Taus-i Melek. Montag Derdail – Scheichsin. Dienstag Israfil – Scheschims. Mittwoch Mikail – Schexubekir. Donnerstag Ezrail – Sicadin. Freitag Şemnail – Nasirdin. Samstag Nurail – Fexredin. Der heilige Engel Pfau (Taus-i Melek) hatte nach einer Legende mit seinen Reuetränen sieben Krüge gefüllt, mit denen das Höllenfeuer gelöscht wurde. Seitdem gibt es keine Hölle und keine Höllenstrafen mehr, das Böse ist überwunden. Durch diese besondere Huldigung Gottes erkor ihn dieser als eine Art Stellvertreter und zum Oberhaupt der sieben Engel; ihm kommt insofern zentrale Bedeutung zu. Neben Gott und Engeln genießen die Elemente Sonne, Feuer, Wind, Erde, Wasser eine große Beachtung, sie gelten als reine und heilige Wesen. Deshalb werden sie auch verehrt. Ohne diese wäre auch das irdische Leben nicht möglich. Die Jesiden glauben, dass das Leben nicht mit dem Tod endet, sondern dass es nach einer Seelenwanderung einen neuen Zustand erreicht. Der neue Zustand ist abhängig von den Taten im vorherigen Leben. In diesem Zusammenhang spielen der „Jenseitsbruder“ (biraye achrete) für einen Mann bzw. die „Jenseitsschwester“ (chucha achrete) für eine Frau eine wichtige Rolle. Unter den Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft sucht man sich zu Lebzeiten einen Bruder bzw. eine Schwester für das Jenseits aus. Diese Wahlgeschwister übernehmen im Jenseits gegenseitig die moralische Mitverantwortung für ihre Taten, und in der Totenzeremonie „begleiten“ sie den Verstorbenen/die Verstorbene auf dem Weg zur neuen Bestimmung. Nach den jesidischen Vorstellungen bestand die Verbindung der Jenseitsgeschwister bereits im vorherigen Leben und wird im künftigen Leben weiter bestehen. Das Jesidentum verfügt über keine Institution oder Struktur, die Inhalte und Praktiken verbindlich theologisch und sozial normativ definiert. Es kennt keine verbindliche religiöse Schrift, wie es vergleichbar die Bibel für die Christen ist. Die Religion wird mündlich tradiert, Lieder und Bräuche spielen eine wichtige Rolle. Für Jesiden ist es neben den grundsätzlichen Herausforderungen, die eine Migration bzw. Flucht an das Überleben der religiösen Praktiken in der Diaspora stellt, damit besonders schwierig, ihre Wertorientierungen und Traditionen zu leben und ihren Kindern weiterzugeben, da sie selbst über ihre Religion relativ wenig wissen. Nur etwa ein Drittel der Schriften ist erhalten geblieben, der Rest wurde durch Kriege vernichtet, verbrannt oder geraubt. Inhalte dieser Gathas 158 sind Danksagungen und Hilfsund Schutzbitten an den Gott, den Allmächtigen (Ahura Mazd), gegenüber Bösen im Leben. In der Literatur über die Jesiden werden zwei Bücher erwähnt, das „Buch der Offenbarung“ (Kiteb-i Jilwe) und die „Schwarze Schrift“ (Meshef Resch). Die Originale sind verschollen, die gefundenen Abschriften gelten auch nicht als authentisch, haben aber in der jesidischen Diaspora Bedeutung für die Erhaltung der Religion. Von beiden Büchern sind 1921 lediglich 158 Vgl. URL.: http://www.mazdkurd.de.tl/Yezidentum.htm - 43k (Stand: 02.01.2009): Das alte Religionsbuch der Jesiden-Zarathustrier ist das Awesta, das die 17 religiösen Originaltexte (Ghatas), die von Zardesht überliefert wurden, enthält. Nur etwa ein Drittel der Schriften ist zurückgeblieben, der Rest wurde durch die Kriege gegen seine Anhänger von den Verbrechern wie zum Beispiel Alexander dem Großen kaputtgemacht, verbrannt oder geraubt. 151 Auszüge bekannt geworden, wobei man davon ausgehen kann, dass diese nicht in allen Teilen authentisch die Glaubensvorstellungen aller Jesiden wiedergeben. Sie gelten in der Religionswissenschaft als nachträgliche Aufzeichnungen – relativ zu der Gegenauffassung, etwa das Buch der Offenbarung sei von Scheich Adi selbst verfasst –, haben aber doch den Status heiliger Schriften. Schließlich stellen sie eine wichtige "Neuerung" für die jesidische Religion dar, war doch das Fehlen solcher Schriften einer der Gründe für die Verfolgungen der Jesiden durch den Islam. Die religiösen Texte sind in kurdisch niedergeschrieben worden, es wird auch in kurdischer Sprache gebetet. In der jesidischen Diaspora in Armenien, Georgien, Russland, USA und Deutschland ermöglicht die Verschriftlichung und Kodifizierung der ehemals mündlichen Traditionen den Erhalt der religiösen Identität. Der Glaube wird überwiegend durch Lieder (so genannte Qewals) und Bräuche weitergegeben. Genannt sei hier das Buch von Hilmi Abbas in deutscher Sprache, er schrieb einige der bisher nur mündlich überlieferten altkurdischen Legenden nieder, im Jahre 2003 erschien es in München unter dem Titel "Das ungeschriebene Buch der Kurden". Es stellt die Schöpfungsgeschichte aus jesidischer Sicht dar und die mythische Wanderung des kurdischen Volkes von Osten in den Westen in das heutige Siedlungsgebiet. Die traditionellen Hauptfeste der Jesiden sind folgende: Fest des Chidir Elyas (ida Chidir Elyas) am 18. Februar: Das Fest steht in Beziehung zum jüdischen Glauben an den wiederkehrenden Propheten Elias, der auch in das Christentum und in den Islam eingedrungen ist. Diesem Fest gehen (wie allen anderen) drei Fastentage voraus. Newrozfest (am 21.März) ( Newrozfest: Nationales, nicht religiöses Fest !). Carsemba Sor (Erster Mittwoch im April). Das Fest des Neuen Jahres (ida sersale): Es fällt auf den ersten Mittwoch des April jesidischer Rechnung. Das Fest wird auch nach Melek Taus benannt, da er an diesem Tag zur Offenbarung auf der Erde erschienen sein soll. Es werden Schafe, Ziegen oder Hühner geopfert. Jeder Gläubige schmückt sein Haus mit Feldblumen. In der Nacht werden Freudenfeuer angezündet. An diesem Tag legt Gott, so glauben es die Jesiden, das Schicksal aller Kreaturen für das kommende Jahr fest. Cejna Lalishê – Lalishfest, gleichzeitig Wallfahrt der Jesiden (vom 6. Okt. bis 13 .Okt.), Belend Pîra (im Oktober), Ida roja (Sonnenfest) am 1. Dezember (nach andern Quellen am 13. oder 14. Dezember): Vom darauf folgenden Dienstag bis Donnerstag wird gefastet, am Freitag ein Hammel geopfert und gefeiert. Dieser Tag wird Fest des Sultan Ezi (ida Ezi) genannt. Cumaiya Sîxadî –das Fest zur Ehren Sheikh Adis (im Oktober). Cejna Mêhravê – Mehregan ( im Oktober). Batizmîfest (Ende Dezember - Anfang Januar). Ezidfest ( 25.12.) Die Riten der festen und beweglichen Feste ähneln sich: Gemeinsam ist allen der Besuch des einfachen Gläubigen (murid) bei seinem Scheich, familiäres Beisammensein und Feiern, Umzüge um lokale Heiligtümer (ziyaret). Als äußerliches Symbol tragen die Jesiden ein weißes Unterhemd, Grivan genannt, welches zirkulär unterhalb des Halses offen ist. Die Farben weiß, grün, rot, gelb sind die traditionellen bzw. nationalen Farben der Jesiden. Das Symbol der jesidischen Religion ist der geflügelte Faravahar 159 und bedeutet, dass der gute Mensch (also seine Seele) immer mehr mit seinen guten Werken und seiner Weisheit 159 Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Faravahar - 20k - (Stand: 02.01.2009): Faravahar ist im zoroastrischen Glauben ein Symbol des Geistes, der bereits vor der Geburt und auch nach dem Tod eines Menschen weiter existieren soll, was der Kreis (Ring) um den Rumpf des Faravahar versinnbildlicht. Dieses Symbol darf aber nicht als ein Bild des Ahura Mazda (Gott) betrachtet werden. Im alten Iran gab es keine Bildnisse 152 voran geht und dadurch zum Gott Ahura Mazda herauf steigt und im Reich des lieben Gottes ewig seinen Platz einnehmen wird. Aufgrund der Geheimhaltung der Religion auch vor den eigenen Angehörigen haben sich über die Jahrhunderte religiöse Elemente und (kurdische) Traditionen verknüpft. Scheich Adi – etwa im 11. Jahrhundert – führte ein Kastenwesen ein, das als Schutzfunktion vor äußerer Bedrohung der Selbsterhaltung dienen sollte 160. Heirat ist nur innerhalb der Kaste möglich (Endogamie). Das allgemeine Volk wird als Murid bezeichnet, ihnen sind nur die Rituale bekannt. Die Kaste der Geistlichen unterteilt sich in zwei weitere Kasten, in die Sheik und Pir. Die Zuordnung der Kasten erfolgt nach dem Vererbungsprinzip. Die Geistlichen haben die Funktion, die Laien zu betreuen und in der religiösen Lehre zu unterweisen. Jedem Laien ist ein Geistlicher zugeordnet, der ihn religiös betreut. Darüber hinaus übernehmen die Geistlichen wichtige soziale Funktionen. Der Kontakt zwischen den einzelnen Kasten ist nicht nur gewünscht, sondern die einzige Möglichkeit, die Religion zu bewahren. Durch ihre Einführung wurde eine komplexe Gesellschaft geschaffen, die aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeit zu einem besseren Zusammenhalt unter den Jesiden geführt hat. Die Bewahrung der Religion ist somit nur durch den engen Kontakt zwischen den Kasten möglich. An der Spitze der jesidischen Gesellschaft steht als weltlicher Führer ein Emir, zudem gibt es einen obersten Geistlichen, den Baba Scheik. von Ahura Mazda, es wurde das Symbol des Lichtes bzw. des Feuers für ihn gewählt. Das Symbol des Geistes, Faravahar, zeigt gegensätzlich wirkende Kräfte, die von vielen so verstanden werden, dass Ahura Mazda, also Gott, mit Ahriman, dem Bösen, ständig im Kampf liegt. Der Name Faravahar leitet sich von dem Avestischen Namen Firavarti ab. Fara oder Fira bedeutet Fliegen oder derjenige, der fliegt. Vahar oder besser gesagt varti bedeutet Wahl des Guten oder den Guten Geist auserwählen. Der Name Faravahar bedeutet also der oberste Auserwählte Gute Geist, der aus Reinheit fliegt. 160 Url.: http:// de.wikipedia.org/wiki/Jesiden (Stand: 01.01.2009): Die Moslems versuchten, die Mehrzahl der Kurden, die damals Jesiden waren mit Gewalt zu islamisieren. Viele der damaligen Jesiden, die sich weigerten, wurden im Zuge der Islamisierung umgebracht und räumlich voneinander getrennt. Bei den Massakern wurden vor allem Priesterinnen und Priester umgebracht, um den Erhalt der jesidischen Religion zu schwächen. Um einen Zusammenhalt und ein Überleben der jesidischen Religion zu ermöglichen, schuf Scheikh Adi in der Not das jesidische Kastensystem. Das jesidische Kastensystem hat kaum Ähnlichkeiten mit dem hinduistischen Kastensystem. Die einzige Gemeinsamkeit ist die Geburt in eine Kaste und das Heiratsverbot zwischen Angehörigen verschiedener Kasten. Sonst unterscheiden sich die beiden Kastensysteme stark voneinander. So ist jeder Jeside unabhängig von seiner Kastenzugehörigkeit gleich an persönlichen und wirtschaftlichen Rechten und Pflichten geboren. Kein Jeside ist aufgrund seiner Kaste besser oder schlechter als andere. Im Jesidentum kann jeder unabhängig von seiner Kaste oder Geschlecht jeden Beruf frei wählen. Die Frauen im Jesidentum sind gleichberechtigt. Sie müssen Schulen besuchen und können studieren sowie arbeiten. Man unterscheidet hierbei zwischen der Kaste der Scheikhs, der Kaste der Pirs und der Kaste der Murids (allgemeinen jesidischen Gläubigen). Die Scheikhs und Pirs sind religiöse Führungskräfte (Geistliche) und müssen die jesidische Religion unter den Gläubigen aufrecht halten, Zeremonien (bei Festen, jesidische Taufe bei Neugeborenen und bei Beerdigungen) durchführen, Gläubigen in der Not helfen sowie Streitereien zwischen Jesiden beseitigen. Obwohl diese Aufgaben die Angehörigen der Scheikhs und Pirs machen müssen, gibt es einen Unterschied zwischen den beiden Kasten. Die Scheikhs haben in der Gemeinschaft noch eine administrative Aufgabe. Sie müssen bei politisch-sozialen Aufgaben für die Gemeinschaft tätig werden. Sie sind also nach außen und innen Vertreter der Gemeinschaft und müssen Probleme sowohl innerhalb, als auch außerhalb der Gemeinschaft lösen. Die Scheikhs und Pirs sind neben den Mir (Fürst, Oberhaupt der Jesiden), Priesterinnen und Priester von Lalisch, Hüter der Religion und für jeden jesidischen Gläubigen Ansprechpartner. Die Kaste der Murid ist die dritte und größte Kaste. Die Jesiden in dieser Kaste teilen sich in Stämme auf, bei denen die Heirat der Angehörigen untereinander kein Problem ist. Auch diese haben Pflichten, nämlich zur Erhaltung der Religion beizutragen und sich gegenseitig in der Not zu helfen. Es ist Pflicht für jeden Jesiden unabhängig von seiner Kaste seine Kinder religiös zu erziehen und ihnen die jesidische Kultur und Bräuche beizubringen. Aus organisatorischen Gründen (die jesidischen Siedlungsgebiete waren und sind räumlich von einander getrennt) hat Scheikh Adi festgelegt, dass sowohl die Angehörigen der Pir als auch der Scheikh sich auf die jesidischen Stämme in Abhängigkeit zu deren Größe aufteilen sollen. So bekam jeder Stamm seine Scheikhs und Pirs. In jedem Siedlungsraum (z.B. in den Dörfern, Städten oder Regionen in allen Teilen Kurdistan und im Ausland) gibt es für jede Gruppe jesidischer Gläubigen eines Stammes die zuständigen Pirs und Scheikhs. Bei Problemen können die Gläubigen sich jedoch auch an Pirs und Scheikhs wenden, die eigentlich für andere Stämme zuständig sind. 153 Gegenüber anderen Religionen verhält sich das Jesidentum tolerant, es gibt keine Überlegenheitsvorstellungen oder Missionierungsgedanken. Die Jesiden beten in der Regel 3mal am Tag: Vor Sonnenaufgang, beim höchsten Sonnenstand und kurz nach Sonnenuntergang. Vor dem Gebet werden Hände und Gesicht gewaschen, dann wendet sich der Gläubige stehend, Hände übereinander gelegt, in die Richtung der Sonne. Sie beten zum allmächtigen, barmherzigen und gutwilligen Gott Ahora Mazda oder Yezdan – Xwedê. Die Priester haben einen längeren Fastenzyklus in mehreren Abschnitten zu absolvieren, an einigen Tagen fasten ebenso Laien. Der Mittwoch gilt als heilig. Das jesidische Neujahrsfest findet zum Frühlingsbeginn meist an einem Mittwoch statt. Inzwischen wird in den Heimatländern wie auch in der Diaspora stattdessen zunehmend am 21. März das kurdische Newrozfest gefeiert, welches nicht frei von politischen Einflüssen (Unabhängigkeitsbestrebungen) ist. Am ersten Freitag im Dezember wird das Yezid-Fest gefeiert, das an das irdische Erscheinen Scheich Adis erinnert. Am Grab Scheich Adis findet jährlich im Oktober ein Fest der Versammlung statt. Eine Pilgerfahrt ist theoretisch religiöse Pflicht, praktisch politisch jedoch erschwert bis unmöglich. Im Jesidentum gibt es viele Stämme, die Sippencharakter haben und Ergebnisse des Zusammenhalts von Nachfahren bestimmter Gründungsväter sind. Die Angehörigen der Stämme sehen sich in der Pflicht, auch anderen Stammesangehörigen zu helfen. Die Heirat zwischen Angehörigen unterschiedlicher Stämme ist erlaubt und erwünscht. Jesiden leben verteilt im (Nord-)Irak, in Syrien (Nordost), (im Osten der) Türkei und ein ganz kleiner Teil im Iran (Nordwesten) (zusammengefasst "Kurdistan" 161), sowie in weiteren Regionen dieser Länder, ferner Armenien, Georgien, Aserbaidschan. In den letzten Jahren migrierten viele Jesiden nach Westeuropa, hauptsächlich nach Deutschland, aber auch Frankreich und den Niederlanden. Zwar gibt es keine offizielle Zählung der Jesiden, die Gesamtzahl wird jedoch je nach Quelle zwischen 800.000 und 2,9 Mill. geschätzt. Damit ist das Jesidentum, das ehemals die Ursprungsreligion der Kurden 162 war, eine religiöse Minderheit unter den mehrheitlich moslemischen Kurden. Etwa 550.000 leben im Nordirak als Hauptsiedlungsgebiet, wo sich auch das religiöse Zentrum der Jesiden – Lalish – befindet. Lalish liegt in der Nähe von Mossul 163. In der Nähe liegt auch der Sitz des weltlichen und geistigen Oberhauptes der Jesiden. Im Rahmen der Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte kamen in den 60er Jahren jüngere Jesiden legal in die Bundesrepublik. Nach dem Anwerbestopp 1973 und dem türkischen Militärputsch 1980 versuchten viele Jesiden in Deutschland Asyl zu beantragen. Nach langen gerichtlichen Verhandlungen sind türkische Jesiden inzwischen als asylberechtigt anerkannt, nicht aber als religiöse Gemeinschaft mit Rechtsform. Der mit den Gegebenheiten vor Ort vertraute Orientalist Gernot Wießner der Universität Göttingen erwirkte mit einem Gutachten beim Verwaltungsgericht Stade 1982 die Anerkennung von Jesiden als Flüchtlinge, die sich 161 Vgl. URL.: http://www.de.wikipedia.org/wiki/Kurdistan - 109k - (Stand: 02.01.2009): Kurdistan ist das historische Siedlungsgebiet der Kurden mitten in Vorderasien. Die Etymologie der Bezeichnung Kurdistan ist umstritten, da der Name Kurdistan im Laufe der Geschichte in unterschiedlichem geografischen und politischen Sinn verwendet wurde. Er bezeichnete dabei jeweils Gebiete unterschiedlicher Lage und Ausdehnung. In der heutigen Zeit wird es meist mit Land der Kurden übersetzt. Kurdistan ist je nach Definition und Schätzung mit [ 490.000 bis 530.000 km² ungefähr so groß wie Frankreich und umfasst heute Teile der Staaten Türkei, Irak, Iran und Syrien. Zur Zeit leben die Kurden vor allem am Oberlauf des Tigris und im Gebiet rund um den Vansee im Südosten der Türkei, in den Tälern des Großen und des Kleinen Zab im Nordosten des Irak und südlich des UrmiaSees im Nordwesten des Iran. 162 Kurden sind zwischenzeitlich mehrheitlich sunnitische Muslime. 163 Vgl. URL.: http://www. de.wikipedia.org/wiki/Mosul - 38k - (Stand: 02.01.2009): Mosul oder Mossul (arabisch Kj_M?ا, DMG al-Mauṣil; Türkisch Musul; Kurdisch Kj_`) ist eine Stadt im Norden des Irak am rechten Ufer des Tigris, circa 350 Kilometer nördlich von Bagdad. Sie ist mit ungefähr 3,0 Millionen Einwohnern (Stand 2008) nach Bagdad und Basra die drittgrößte Stadt des Landes. Mossul ist die Hauptstadt der Provinz Ninawa. 154 1993 bis zum Oberverwaltungsgericht Lüneburg allgemein durchgesetzt hat. Auf politischer Ebene bereitete 1989 Herbert Schnoor in seiner Amtszeit als Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen den Weg für ein Bleiberecht der Jesiden vor. Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker, dessen Beiratsmitglied Prof. Wießner war, hat sich als Menschenrechtsorganisation für die Jesiden eingesetzt. Zunehmend sind auch irakische Jesiden nach Deutschland geflüchtet. Hinzu kommen iranische und syrische Migrantinnen und Migranten. Insgesamt leben etwa 60.000 Jesiden in Deutschland, vorwiegend in den Bundesländern Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, wo sie häufig größere Gemeinden bilden, insbesondere in Hannover, Oldenburg, Celle, Bielefeld, Halle (Westfalen), Emmerich am Rhein, Rees und Kalkar. Nach eigenen Angaben leben in Bielefeld seit Ende der 1980er Jahre 4.000 – 5.000 Menschen jesidischen Glaubens. Demzufolge hat Bielefeld nach Celle die größte Gruppe der Jesiden in Europa. In Bielefeld bestehen mehrere jesidische Vereine. Die Einrichtung eines jesidischen Zentrums wird betrieben. Die Suche nach geeigneten Objekten läuft. Momentan führen die Bielefelder Jesiden ihre Zeremonien im FZZ Baumheide in Bielefeld-Heepen durch. Die notwendigen gewachsenen Strukturen und Abhängigkeiten zur religiösen Unterweisung zwischen Laien und Priestern sind vielfach zerrissen. Viele Eltern sind Analphabeten und sehen in der Schulbildung und Integration ihrer Kinder gleichwohl eine Chance für diese als auch eine Gefahr für den Fortbestand der jesidischen Religion und Gemeinschaft. Die Kinder erfahren häufig nur die meist als sehr streng empfundenen Auswirkungen der religiösen Vorstellungen (insbes. Verbote zu außerjesidischen Kontakten und Heiraten), haben aber keine Möglichkeit, von ihren Eltern mehr über die eigentliche Geschichte und Grundzüge der Religion zu erfahren. Aus den genannten Gründen und auch, um negativer öffentlicher Wahrnehmung und Berichterstattung entgegenzuwirken, haben sich 2004 zahlreiche jesidische Vereine zu einer Allianz zusammengeschlossen. In Deutschland gibt es zwei Dachverbände, die unterschiedliche Interpretationen vertreten: Das Yezidische Forum und die Union der Zarathustrischen Yeziden. Vereine in Bielefeld bzw. Ostwestfalen-Lippe (OWL): Der kulturelle und soziale Verein Kaniya Sipi, Nelkenweg 23, 33659 Bielefeld. Ezidische Demokratische Gemeinschaft in Bielefeld und Umgebung e.V. (EDGB), Hornsche Str. 142, 32760 Detmold. Ezidische Studentengemeinde, Niedernkamp 4, 33699 Bielefeld. Lalish-Zentrum für ezidische Kultur e. V., Greifswalder Str. 73, 33605 Bielefeld. Verein „Gohman“ (Yezidische Gemeinde), Große-Kurfürsten-Str. 67, 33615 Bielefeld. YES e.V., Tuchstr. 8, 33699 Bielefeld. Yezidische Gemeinde OWL – Ezidischer Bildungs- und Kulturverein –, Brandenburger Str. 42, 33602 Bielefeld. Yezidischer Kultur- und Bildungsverein e. V.. August-Bebel-Str. 16 – 18, 33602 Bielefeld. Yezidische Gemeinde OWL e.V., Auf der Helle 2, 32052 Herford-Elverdissen. 155 III. Religiöse Kirchen, Gemeinden bzw. Gemeinschaften in Bielefeld (Übersicht) Nachfolgend ist die Verteilung religiöser Kirchen, Gemeinden bzw. Gemeinschaften in Bielefeld anhand von Schaubildern dargestellt: 156