Amerikaner über Fasnet: Theater trifft Halloween

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Amerikaner über Fasnet: Theater trifft Halloween
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ERLEBNISREPORTAGE
Amerikaner über Fasnet: Theater trifft Halloween
Der Amerikaner Rudy Keppler hat gerade seine erste Fasnet in Emmendingen
erlebt. Wir haben ihn gebeten, seine Eindrücke aufzuschreiben.
Szene vom Emmendinger Umzug. Foto: Patrik Müller
"Wer den Film ’Der Grinch’ mit Jim Carrey kennt, kennt Whoville. Whoville ist ein Dorf, in
dem das ganze Jahr über Weihnachten gefeiert wird, die Einwohner halten Paraden mit
Blasmusik und Trommeln ab. Die vergangenen Tage habe ich in einem deutschen Whoville
verbracht – und meine erste Emmendinger Fasnet erlebt.
Los ging es am Donnerstag. Die Bürger haben sich in der Stadt versammelt und
gemeinsam gefeiert. Ich habe viele Menschen in weißen Nachthemden gesehen. Am Anfang
des Abends war ich beim Schlosskeller. Die Leute haben Fackeln angezündet und sind in
Richtung Altes Rathaus marschiert. Die Narren sagten ein paar Verse auf und nahmen den
Oberbürgermeister fest. Klar, es war nur eine Zeremonie – aber bis zu diesem Donnerstag
hatte ich noch nie einen Bürgermeister gesehen, der an den Händen mit Ketten gefesselt
war.
Danach sah ich etwas Komisches. Eine Gruppe von Menschen hat einen großen Baum
getragen. Ich fand das merkwürdig und habe beschlossen, ihnen zu folgen. Etwas später
musste ich noch einmal an den ’Grinch’ denken Am Ende stehen die Einwohner von
Whoville nämlich um einen Baum herum und singen – auch wenn es im Film ein
Weihnachtsbaum ist und kein Narrenbaum.
Am Sonntag war ich beim Umzug. Ich habe vorher gedacht, dass ich vielleicht ein paar
Gruppen mit Masken und Musikinstrumenten sehen würde. Als dann aber der erste
07.04.2015 15:50
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Am Sonntag war ich beim Umzug. Ich habe vorher gedacht, dass ich vielleicht ein paar
Gruppen mit Masken und Musikinstrumenten sehen würde. Als dann aber der erste
Festwagen vorbeigefahren ist, ein Bauernhaus auf einem Lastwagen, wurde mir klar, dass
der Umzug doch etwas größer war. Ich habe noch nie so eine große Menge an bunten
Masken und Verkleidungen gesehen – es war wie ein Obstsalat, der laufen gelernt hat.
Es war wie im Theater. Jeder hatte seine Rolle, es gab Hexen, Clowns und Monster. Ein
bisschen hat es mich an Halloween daheim erinnert. Auch da verkleiden sich die Menschen,
es gibt aber keinen Umzug – die Gruppen ziehen einfach von Tür zu Tür und fragen nach
Süßigkeiten.
Fasnacht gibt es in den USA eigentlich überhaupt nicht. Wir benutzen, wenn überhaupt,
das französische Wort Mardi Gras – das wird aber eigentlich nur in New Orleans mit
Umzügen und Verkleidungen gefeiert.
Meine Familie ist katholisch, wie viele Familien in Ohio. Wir essen in dieser Zeit sehr viele
Süßigkeiten und viel Fleisch – danach beginnt ja die Fastenzeit. Deswegen sagen viele zu
Mardi Gras auch ’Fat Tuesday’ – weil es die letzte Chance ist, vorher noch etwas
Ungesundes zu essen."
Rudy Keppler ist 19 und stammt aus Cleveland, Ohio. Er ist im Rahmen des
Parlamentarischen Patenschaftsprogrammes (PPP) Praktikant in der BZ-Redaktion
Emmendingen und lebt in einer Familie in der Gartenstraße.
07.04.2015 15:50