geGK02k SCHRIFTLICHE ABITURPRÜFUNG 2002
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SCHRIFTLICHE ABITURPRÜFUNG 2002 GESCHICHTE (GRUNDKURS) KULTUSMINISTERIUM DES LANDES SACHSEN-ANHALT Abitur Januar/Februar 2002 Geschichte (Grundkurs) Einlesezeit: Bearbeitungszeit: 30 Minuten 210 Minuten Thema 1 Frühindustrialisierung in Deutschland Thema 2 Deutscher Widerstand gegen den Nationalsozialismus Thema 3 Deutschland im Zeichen der Blockbildung SCHRIFTLICHE ABITURPRÜFUNG 2002 Thema 1: GESCHICHTE (GRUNDKURS) Frühindustrialisierung in Deutschland Aufgabenstellung: Interpretieren Sie die Quelle unter dem Aspekt von Rahmenbedingungen der Frühindustrialisierung in Deutschland. Bearbeiten Sie dabei folgende Aufgaben: − Geben Sie den in der Quelle beschriebenen Werdegang eines frühindustriellen Unternehmers wieder. − Analysieren Sie anhand der Quelle die sich verändernde Rolle des Staates während der Frühindustrialisierung. − Vergleichen Sie die in der Quelle beschriebenen Rahmenbedingungen mit denen während der Hochindustrialisierung. − Diskutieren Sie den Einfluss Englands auf die frühindustrielle Entwicklung in Deutschland. Material: Werdegang eines frühindustriellen Unternehmers Nach der Entstehung der ersten Fabriken in Deutschland wurden Unternehmen beschrieben, um so für weitere Fabrikgründungen zu werben. Einer solchen Schilderung von 1819 ist der folgende Auszug entnommen. Die Fabrik von dem Herrn Wilhelm Tappert in der Holzmarktstraße No. 9: Der Unternehmer dieser Anstalt gehört unter die Zahl derjenigen achtungswerten Männer, die sich aus sich selbst herausbilden, und von einem glücklichen Genius geleitet, der Bestimmung entgegengehn, mehr als das Gewöhnliche, Alltägliche zu leisten, so wenig die 5 früheren Verhältnisse, worin sie das Schicksal gestellt hatte, ihnen auch Anlaß und Aussicht dazu zu geben schienen. Der Herr Wilhelm Tappert ist in Magdeburg geboren und ursprünglich ein Metallarbeiter. Er besuchte in seiner Jugend Frankreich und trat zur Zeit, als in Paris die ersten Unternehmungen stattfanden, die englische Baumwollen-MaschinenSpinnerei dort einzuführen, in eine dieser Anstalten als Metallarbeiter in Arbeit, wo er dann 10 die damals vorhandenen besten Maschinen dieser Art kennenlernte. Im Jahre 1792 ward er preußischerseits dazu veranlaßt, in sein Vaterland zurückzukehren und seine erlangte Kenntnis zu dessen Nutzen in Anwendung zu setzen. Zu diesem Ende wurde ihm eine angemessene Unterstützung zugesichert, und er legte mit dieser zuerst eine MaschinenBaumwoll-Spinnerei an, die er für seine Rechnung betrieb. Als ebenso eine andere Anstalt 15 ähnlicher Art in dem Gebäude der ehemaligen Seidenmühle angelegt worden war, die für SCHRIFTLICHE ABITURPRÜFUNG 2002 öffentliche Rechnung 1 GESCHICHTE (GRUNDKURS) geführt werden sollte, worin es jedoch an einer gehörigen sachkundigen Leitung fehlte, so ward dem Herrn Wilhelm Tappert die Direktion derselben übertragen, indem man seine frühere Anstalt damit verband. Diese Direktion führte derselbe auch bis ins Jahr 1803, wo man es für zweckmäßig fand, überhaupt von allen Verwaltungen 20 gewerblicher und kaufmännischer Etablissements, besonders von Fabriken, für Rechnung des Staats, möglichst abzustehen2, und beschlossen ward, auch diese Maschinenspinnerei an Privat-Unternehmer zu übertragen. Dieses geschah demnach, und der Herr Tappert trat, unter Beibehaltung der ihm kontraktmäßig ausgesetzten Pension, aus. Hierauf gründete derselbe eine Werkstatt zum Bau von Wollspinnmaschinen, nach einem von ihm erfundenen 25 und ihm eigentümlichen System, und errichtete zugleich eine Wollspinnerei für eigene Rechnung auf denselben. Da es ihm an Raum gebrach, diese neue Anstalt in der gehörigen Ausdehnung zu betreiben, und die Staatsbehörde es angemessen fand, sich mit ihm wegen der Forderungen aus dem mit ihm abgeschlossenen Kontrakt auseinanderzusetzen, so ward ihm die ehemalige Artillerie-Kaserne vor dem Stralauer Tor, in der Holzmarktstraße, damals 30 unter dem Namen des zweiten Familienhauses bekannt, weil sie an viel dürftige Familien vermietet war, mithin nicht mehr für das Militär diente, im Jahre 1810 behufs seines Maschinenbaues für einen bestimmten Kaufpreis, der zum Teil mit seinen Forderungen an den Staat berichtigt ward, überlassen; in welchem Grundstücke sich denn gegenwärtig sein bedeutendes, umfassendes, sehenswertes Fabrik-Etablissement befindet. Es begreift 35 dasselbe nämlich: 1. die Werkstätten zum Bau der Wollspinne und anderen Maschinen, und zur Streichenfabrikation3, 2. die Wollspinnerei auf Maschinen, 3. die Baumwollspinnerei, und 4. die Werkstätten zur eigentlichen Tuchfabrikation, welche jetzt ebenfalls in dieser Anstalt auf fünf Stühlen betrieben wird. 40 Zur Bewegung der Maschinerie ist eine englische Dampfmaschine neuester Art aufgestellt. Sie hat 16 Pferde Kraft, einen Cylinder von 22 Zoll engl. Durchmesser, und der Stempel macht 26 Hube in der Minute. An Feuerungsmaterial wird täglich bei Benutzung der vollen Kraft der Maschine etwa für 6 Thlr.4 Werts verbrannt, nach den hiesigen hohen Preisen desselben, woraus sich dann das Verhältnis der Kosten des Betriebes, mittelst dieser 45 Dampfmaschine, zu dem Betriebe mittelst Anwendung von Pferdekräften abnehmen läßt, bei welchem letzteren mindestens 32 Arbeitspferde gehalten werden müßten; nicht zu erwähnen, daß die Anspannung von 16 Pferden im Roßwerk mit gewaltigen Schwierigkeiten verbunden sein würde. Diese Dampfmaschine kostet hier an Ort und Stelle [...] 9600 Thlr., wofür sie geliefert worden ist. Ihr Gang ist so ruhig und geräuschlos, daß man nur ein sehr 1 2 3 4 öffentliche Rechnung: im Auftrag und auf Rechnung des Staates abzustehen: verzichten Streichenfabrikation: besondere Form der Tuchherstellung Thlr.: Taler (Währung) SCHRIFTLICHE ABITURPRÜFUNG 2002 50 GESCHICHTE (GRUNDKURS) mäßiges Getöse des Räderwerks hört, und die Einfachheit ihrer Konstruktion ist erstaunenswert. Welch ein Unterschied zwischen diesen neueren Dampfmaschinen, und den älteren, wie sich deren noch eine in der hiesigen Porzellanfabrik befindet! Weber, Heinrich: Der vaterländische Gewerbefreund. Leitfaden zur Kenntnis der industriellen Geschäftigkeit im preußischen Staate (Wegweiser durch die wichtigsten technischen Werkstätten der Residenz Berlin) Teil I, Berlin 1819, S. 62 f. In: Geist, Johann Friedrich; Kürvers, Klaus: Das Berliner Mietshaus, Band 1, München 1980, S. 86 f. SCHRIFTLICHE ABITURPRÜFUNG 2002 Thema 2: GESCHICHTE (GRUNDKURS) Deutscher Widerstand gegen den Nationalsozialismus Aufgabenstellung: Erörtern Sie die vorliegende These Neugebauers, dass es vor 1940 bis auf zivile Einzelaktionen praktisch nur militärischen Widerstand gegeben habe. Bearbeiten Sie dabei folgende Aufgaben: − Geben Sie die von den Autoren gegebenen Einschätzungen des Widerstandes wieder. − Untersuchen Sie, inwieweit sich in den Materialien die verschiedenen Formen, Motive und Stufen des Widerstandes widerspiegeln. − Diskutieren Sie unter besonderer Berücksichtigung der These von Neugebauer die Bedeutung der genannten Formen des Widerstandes im Alltag der nationalsozialistischen Diktatur. Material 1: Karl-Volker Neugebauer über den Widerstand Der Historiker Karl-Volker Neugebauer (geb. 1947) äußert sich in einem Handbuch zur deutschen Militärgeschichte über den Widerstand in der Zeit des Nationalsozialismus. Obwohl der militärische Widerstand vom zivilen nicht zu trennen ist, muß letzterer in diesem Rahmen vernachlässigt werden. Bis 1940 gab es bis auf zivile Einzelaktionen praktisch nur militärischen Widerstand, der zivile konnte sich im diktatorischen Polizeistaat nicht formieren und in der Bevölkerung keinen Rückhalt finden, da das Regime bis 1942 breite Zustimmung 5 genoß. Neugebauer, Karl-Volker: Militärgeschichte 1933 bis 1945. Die Wehrmacht im nationalsozialistischen Regime. In: Neugebauer, Karl-Volker: Grundzüge der deutschen Militärgeschichte, Band 1, Freiburg 1993, S. 346 SCHRIFTLICHE ABITURPRÜFUNG 2002 Material 2: GESCHICHTE (GRUNDKURS) Michael Schneider über den Widerstand im Nationalsozialismus Michael Schneider (geb. 1944) ist Lehrbeauftragter an der Universität Bonn und Mitarbeiter des Forschungsinstitutes der Friedrich-Ebert-Stiftung. Er legte zahlreiche Veröffentlichungen zur deutschen Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts vor. Gewiß: Es ist festzuhalten, daß die nationalsozialistische Diktatur nicht durch die Aktionen des Widerstandes, welcher Gruppe auch immer, gestürzt wurde; das „Dritte Reich“ versank mit der Kriegsniederlage und der Besetzung Deutschlands durch die alliierten Truppen. Doch für den Neuanfang war es von unschätzbarer Bedeutung, daß es Widerstand gegeben hatte. 5 Und dieser Widerstand hatte einen hohen Preis gefordert: Tausende von Frauen und Männern wurden mit Gefängnis und Zuchthaus bestraft, wurden in die Konzentrationslager verschleppt, wurden Opfer von Folter, Mord und Hinrichtung. Allein 1936 wurden im Reich 11.687 Personen wegen illegaler sozialistischer Tätigkeit festgenommen; bei Kriegsbeginn betrug die Zahl der aus politischen Gründen verfolgten Häftlinge in Konzentrationslagern 10 rund 25.000; [...] Dazu zählten viele Gewerkschafter aller Richtungen. Es waren diese Opfer, die dem politischem Neubeginn 1945 Glaubwürdigkeit verliehen; und es war der Widerstand der Arbeiterbewegung und der Gewerkschafter, der – nach der hilflosen Politik zwischen Protest und Anpassung im Jahre 1933 – ihrem Anspruch auf politische Mitwirkung im Deutschland 15 der Nachkriegszeit Berechtigung und Nachdruck gab. Schneider, Michael: Kleine Geschichte der Gewerkschaften. Ihre Entwicklung in Deutschland von den Anfängen bis heute, Bonn 2000, S. 244 SCHRIFTLICHE ABITURPRÜFUNG 2002 Material 3: GESCHICHTE (GRUNDKURS) Klaus Drobisch über den kirchlichen Widerstand Klaus Drobisch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle Widerstandsgeschichte des Fachbereichs Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin. Als sich Mitte der dreißiger Jahre die Widerstandskraft aus der Arbeiterbewegung wegen der zunehmenden Repressionen reduzierte, bezogen die Männer der Kirche Stellung: Im Juli 1935 zeigte der katholische Berliner Dompfarrer Bernhard Lichtenberg in einer Eingabe an Göring Mordtaten im KZ Esterwegen an. Sonntägliche Fürbitten der oppositionellen 5 Bekennenden Kirche erinnerten an das Unrecht, zuerst wohl im Januar 1935 in St. Annen in Berlin-Dahlem. Eine Denkschrift der Leitung der Bekennenden Kirche an Hitler vom Mai 1936 geißelte neben der Einschränkung der Gewissensfreiheit und Religionsausübung auch die Tätigkeit der Gestapo und die Vergehen in den Konzentrationslagern. In Kurzfassung von Kanzeln 10 verlesen, ausführlich massenhaft gedruckt verbreitet und ins Ausland geschmuggelt, fand diese Denkschrift beträchtlichen Widerhall. Einen Monat darauf beschrieben zwei aus dem KZ Sachsenburg entlassene evangelische Geistliche ihre dortigen Erlebnisse und mahnten zu Protesten; die erfolgten mündlich und schriftlich im großen Maße, bis hin zum Vordringen von Delegationen in die Reichskanzlei, als Pastor Martin Niemöller im März 1938 in das KZ Sachsenhausen geworfen wurde. Drobisch, Klaus: Nationalsozialistische Verbrechen und widerständige Reaktionen. In: Steinbach, Peter; Tuchel, Johannes (Hrsg.): Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Bonn 1994, S. 99 SCHRIFTLICHE ABITURPRÜFUNG 2002 Material 4: GESCHICHTE (GRUNDKURS) Klaus-Michael Mallmann über den kommunistischen Widerstand Klaus-Michael Mallmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin. Als sicher kann gelten, daß es nur ein kleiner, aber bemerkenswerter Teil der KPD-Mitglieder war, der das Risiko illegaler Arbeit auf sich nahm, besser gesagt: illegale Strukturen meist aus eigener Initiative schuf, um die im März/April 1933 vollständig zerbrochene KPD lokal und regional wiederaufzubauen und zu vernetzen. Denn die seit 1929 entwickelten Pläne, 5 die Partei geschlossen in den Untergrund zu überführen, erwiesen sich in beträchtlichem Maß als Seifenblasen, scheiterten an der unvermuteten terroristischen Dynamik des neuen Regimes und an ihrer eigenen Widersprüchlichkeit, konspirativ und volksnah zugleich sein zu wollen; von Kontinuität konnte darum kaum die Rede sein, sondern in aller Regel nur von Reorganisation. [...] 10 Sicher ist jedoch, daß sich die Formen des kommunistischen Widerstandes seit 1933 erheblich änderten und sich denen der illegalen sozialdemokratischen Gruppen annäherten. Zugleich orientierten sich die anfangs fast ausschließlich nach außen gerichteten Energien tendenziell immer stärker nach innen, und der Schwerpunkt verschob sich von der Massenagitation auf die Erhaltung der Organisation. Zum einen erzwang dies die opferreiche 15 Offensive der Anfangszeit, die trotz massenhafter Verbreitung von Flugblättern relativ wirkungslos verpuffte. Zum anderen band die nunmehr konspirativ besser abgesicherte Arbeit mit ihrem verschachtelten System der Kuriere, Instrukteure und Anlaufstellen, der Technikspezialisten und Grenzapparate, die die Verbindung mit den jeweiligen Abschnittsleitungen im Ausland hielten, beträchtliche Kräfte. Vielfach „beschränkte sich die 20 Aktivität darauf, zu beweisen, daß wir nicht unterzukriegen waren“, wie Karl Mewis, 1935 Leiter der illegalen Bezirksorganisation Mittelrhein, rückwirkend befand. Die Parole: „Die KPD lebt!“ – wie gelegentlich an Hauswänden zu lesen war – wurde oft zur einzigen Botschaft an die Außenwelt, während im Inneren der verbliebenen Zusammenhänge die getarnte Diskussion im vertrauten Kreis, das Abhören von Radio Moskau oder des von der 25 KPD bei Madrid betriebenen Deutschen Freiheitssenders 29,8 dominierten. Mallmann, Klaus-Michael: Kommunistischer Widerstand 1933-1945. In: Steinbach, Peter; Tuchel, Johannes (Hrsg.): Widerstand gegen den Nationalsozialismus, Bonn 1994, S. 119 ff. SCHRIFTLICHE ABITURPRÜFUNG 2002 Thema 3: GESCHICHTE (GRUNDKURS) Deutschland im Zeichen der Blockbildung Aufgabenstellung: Zeigen Sie den Prozess der Ost- bzw. Westintegration der Besatzungszonen und beider deutscher Staaten bis zum Mauerbau am 13. August 1961 unter besonderer Berücksichtigung des Einflusses gegensätzlicher Gesellschaftssysteme auf. Bearbeiten Sie dabei folgende Aufgaben: − Beschreiben Sie die historische Ausgangssituation, die zur doppelten Staatsgründung führte. − Vergleichen Sie den Prozess der Einbindung der DDR in den Ostblock mit der Westintegration der BRD. − Beurteilen Sie die These von Kleßmann: „Die Teilung läßt sich nicht nur aus dem Kalten Krieg als weltpolitischer Determinante ableiten, sondern sie war auch das Ergebnis sehr eindeutiger innenpolitischer Prioritätensetzungen.“ (Zeilen 3–5) SCHRIFTLICHE ABITURPRÜFUNG 2002 Material: GESCHICHTE (GRUNDKURS) Christoph Kleßmann über die Teilung Deutschlands Christoph Kleßmann (geb. 1938) ist Professor für Zeitgeschichte an der Universität Potsdam. Sein Forschungsschwerpunkt ist die deutsche Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. So unausweichlich die Teilung dem rückschauenden Beobachter erscheint, so wenig sollte doch der Historiker das außerordentlich komplexe außen- und innenpolitische Beziehungsgeflecht aus den Augen verlieren, in das sie eingebettet ist. Die Teilung läßt sich nicht nur aus dem Kalten Krieg als weltpolitischer Determinante ableiten, sondern sie war auch das 5 Ergebnis sehr eindeutiger innenpolitischer Prioritätensetzungen. So wenig die ostdeutschen Politiker eine andere als die östliche außenpolitische und gesellschaftliche Option realisieren konnten - wie sie Ackermann1 1946 mit seinem „besonderen deutschen Weg zum Sozialismus“ formuliert hatte - so wenig wollten die maßgeblichen westdeutschen politischen Gruppen und die Mehrheit der Bevölkerung das Risiko eingehen, wenigstens den Versuch 10 einer Kompromißlösung zu wagen, die auf der Basis neutralistischer Überlegungen hätte stattfinden müssen. Die Frage, ob die westdeutsche Politik unter den gegebenen Verhältnissen alliierter Dominanz alternative Vorstellungen dann auch hätte realisieren können, stellt sich somit gar nicht erst. Kleßmann, Christoph: Die doppelte Staatsgründung, Bonn 1991, S. 299 1 Anton Ackermann (1905-1973) war ein führender Vertreter der KPD und 1946 maßgeblich an der Gründung der SED beteiligt. Er vertrat bis 1948 die Theorie vom „besonderen deutschen Weg zum Sozialismus“.