Spezifikation Infrastrukturkomponenten: Zeitdienst
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Spezifikation Infrastrukturkomponenten: Zeitdienst
Einführung der Gesundheitskarte Spezifikation Infrastrukturkomponenten: Zeitdienst Version: 1.3.0 Revision main/rel_main/5 Stand: 20.06.2008 Status: freigegeben gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 1 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Dokumentinformationen Änderungen zu den Vorversionen Anforderungen an die Verfügbarkeiten und SLA für den Zeitdienst wurden bislang in diesem Dokument genannt, da bis dato keine einheitlichen Vorgaben existieren. Diese Daten werden im Rahmen von Betriebsvereinbarungen definiert und sind somit nicht mehr Bestandteil dieses Dokumentes. Die Definition der Anzahl von Serversystemen im Stratum 1 und Stratum 2 Bereich in dieser Spezifikation wird ergänzt um das Wort „mindestens“. So soll herausgestellt werden, dass es einem Bieter/Betreiber durchaus gestattet ist, die genannte Mindestanzahl an Serversystemen zu überschreiten, aber niemals zu unterschreiten. Im Rahmen der gematik-internen Tests zum Zeitdienst wurde festgestellt, dass die durch das ISC veröffentlichten stabilen NTP-Versionen (stable releases) bis einschließlich ntp4.2.4p2 in Kombination mit Linux Kerneln kleiner Version 2.6.19 Fehler bei der Zeitsynchronisation reproduzierbar verursachen. Stabile NTP-Versionen kleiner 4.2.4p0 können weiterhin trotz korrekter Kompilierungsparameter keine Timingstatistiken erzeugen. Die genannten Fehler sind in der aktuellen Version 4.2.4p3 ff behoben. Eine entsprechende Einsatzempfehlung dieser Version wird eingefügt. In den bisherigen Versionen dieses Dokumentes werden die Anbieter und Betreiber von Services in der Telematikinfrastruktur bereits gehalten, Rechnersysteme und Komponenten mit den zentralen Zeitservern der Stratum 2 Ebene zu synchronisieren. Rückfragen von Betreibern als auch Tickets führen allerdings zu dem Schluss, dass die bisherigen Definitionen noch nicht eindeutig genug waren. Zur weiteren Verdeutlichung, welcher Betreiber sich wie zu synchronisieren hat, werden Ergänzungen in den Abschnitten 5.1.1.10 und 5.1.1.16 vorgenommen. Aus redaktionellen Gründen wurde des bisherige Anhang A7 als Anhang A eingeordnet, die Verzeichnisse finden sich jetzt in Anhang B. Inhaltliche Änderungen gegenüber der letzten freigegebenen Version sind farblich gelb markiert. Sofern ganze Kapitel eingefügt wurden, wurde zur besseren Lesbarkeit lediglich die Überschrift durch gelbe Markierung hervorgehoben. Referenzierung Die Referenzierung in weiteren Dokumenten der gematik erfolgt unter: [gemNTP] gematik: Einführung der Gesundheitskarte Spezifikation Infrastrukturkomponenten: Zeitdienst Dokumentenhistorie gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 2 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Version Stand Kap./ Seite Grund der Änderung, besondere Hinweise Bearbeitung 0.0.01 bis 0.0.12 09.03.06 Neuerstellung des Konzepts AG8 0.0.13 13.03.06 Korrekturen nach AG – interner QS Redaktionelle Überarbeitung im Bereich der Anforderungen sowie Kapitel 5 und 6 AG8 0.014 04.04.06 AG8 Redaktionelle Änderungen nach AG – interner QS, Kapitel 6 „Autokey“ wird als „offen“ deklariert, da Tests zum Autokey Verfahren noch nicht abgeschlossen sind. 0.0.15 06.04.06 Letzte Änderungen vor Übergabe an interne QS AG8 0.0.16 12.04.06 Änderungen durch QS IQS 0.0.17 29.05.06 Änderungen nach gematik interner QS, Reorganisation Anforderungen und Annrahmen sowie deren Referenzierungen AG8 0.9.0 30.05.06 Freigabe zur Vorkommentierung gematik 1.0.0 16.08.06 Freigabe nach Einarbeitung der Kommentare gematik 1.0.1 10.01.07 1.1.0 16.01.07 freigegeben gematik 1.1.1 12.04.07 Zusätzliche Stratum 2 Server AG8 1.2.0 04.05.07 freigegeben gematik 1.2.1 05.09.07 Anforderungen an SLA- und Verfügbarkeiten wurden im Rahmen von Betriebsvereinbarungen entfernt, Ergänzung der Definition der Anzahl von SPE/ZD AG8 Anpassung an aktuelle Entwicklungen: Autokey Protokoll wird nicht verwendet, daher Entfernung aller relevanten Textpassagen A6 und Vermerk im Anhang A6 – Entscheidungen und Annahmen, 5.1.1.7, Änderung hinsichtlich der Mindestentfernung 5.1.1.10 von Rechenzentren zueinander 5 Aufnahme von Hersteller- und Anbieterneutralität, 6 Anpassung betrieblicher Aspekte an aktuelle Gegebenheiten, (Beispiel: Kompilierung von ntp für den Einsatz in der Telematikinfrastruktur) gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 3 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Version Stand Kap./ Seite Grund der Änderung, besondere Hinweise Bearbeitung Serversystemen um das Wort „mindestens“ Aktualisierte Informationen zur Verwendung von NTP-Versionen Aktualisierung externer Links zu ntp.isc.org, da die ISC auf ein neues Content Management System migriert hat und sich die URL’s geändert haben. 1.3.0 20.06.08 5.1.1.10 Ergänzungen in der Definition, welche Betreiber vpn Fachanwendungen und – diensten sowie Komponenten sich mit Zeitservern der Stratum 2 Ebene (zentral) zu synchronisieren haben. 5.1.1.16 Festlegung der Synchronisationsintervallen 5.1.1.5 Deklaration von GPS Empfängern als Zeitquelle nur für den Notfall 3.3 Die Tabelle „Anforderungen“ wurde auf die aktuelle Formatvorlage umgestellt, hat inhaltlich keine Änderung erfahren. SPE/ZD 20.06.08 Anhang Restrukturierung: A7 jetzt A, A1 bis A6 jetzt B1 bis B6 QM 20.06.08 gematik freigegeben gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 4 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Inhaltsverzeichnis Dokumentinformationen ..................................................................................... 2 Inhaltsverzeichnis................................................................................................ 5 1 Zusammenfassung ....................................................................................... 7 2 Einführung ..................................................................................................... 8 2.1 Zielsetzung und Einordnung des Dokumentes ..............................................8 2.2 Zielgruppe .........................................................................................................8 2.3 Geltungsbereich ...............................................................................................8 2.4 Arbeitsgrundlagen............................................................................................9 2.5 Abgrenzung des Dokumentes .........................................................................9 2.5.1 Qualifizierte Zeitstempel/Qualifizierte und akkreditierte Zeitstempel...........9 2.6 3 4 5 Verwendung von Schüsselworten...................................................................9 Anforderungen und Annahmen ................................................................. 10 3.1 Einleitung ........................................................................................................10 3.2 Nomenklatur ...................................................................................................10 3.3 Anforderungen................................................................................................10 3.4 Annahmen.......................................................................................................14 Systemüberblick ......................................................................................... 15 4.1 Zweck ..............................................................................................................15 4.2 Funktionsumfang ...........................................................................................16 4.3 Grobstruktur des Dienstes.............................................................................16 4.4 Rahmenbedingungen .....................................................................................17 Realisierung................................................................................................. 19 5.1 Topologie der Zeitdienste ..............................................................................19 5.1.1 Grundsätzlicher Aufbau............................................................................19 5.1.1.1 Network Time Protocol v4 ...................................................................19 5.1.1.2 Netzwerkprotokoll................................................................................19 5.1.1.3 Hierarchische Konzeption....................................................................19 5.1.1.4 Betriebsarten NTP...............................................................................20 5.1.1.5 Zeitquellen der Stratum 1 Server.........................................................20 5.1.1.6 Betriebsverantwortung der Zeitserver..................................................20 gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 5 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst 5.1.1.7 Technische Realisierung der Stratum 1 Ebene....................................21 5.1.1.8 Verfügbarkeiten der Stratum 1 Ebene .................................................21 5.1.1.9 Realisierung der Ebene Stratum 2 dezentral .......................................21 5.1.1.10 Realisierung der Ebene Stratum 2 zentral ...........................................22 5.1.1.11 Zeitquelle der Stratum 2 Ebene ...........................................................23 5.1.1.12 Verfügbarkeit der Stratum 2 Ebene (zentral und dezentral) .................23 5.1.1.13 Technische Konzeption der Stratum 3 Ebene......................................24 5.1.1.14 Verfügbarkeit der Stratum 3 Ebene .....................................................24 5.1.1.15 Abwehrmechanismen gegen NTP-DoS/NTP-DDoS ............................24 5.1.1.16 Synchronisationsintervalle...................................................................24 5.1.1.17 Kurzzeitgenauigkeit der Stratum 1 Server ...........................................27 5.1.1.18 Freilaufgenauigkeit der Zeitserver .......................................................27 5.1.1.19 Skalierbarkeit des Dienstes .................................................................27 5.1.1.20 Berücksichtigung von Zeitzonen..........................................................27 5.1.1.21 Berücksichtigung von Laufzeitvarianzen..............................................28 5.1.2 Aufbau und Funktionsweise des Zeitdienstes ..........................................28 5.1.3 Administration des Zeitdienstes ...............................................................31 5.1.4 Funktionen und Redundanz .....................................................................31 5.1.4.1 Dienstnutzung .....................................................................................31 5.2 Skalierung .......................................................................................................32 5.2.1 Lastannahmen .........................................................................................33 6 Erweiterte Funktionen und Betrieb............................................................ 36 6.1 Telematikinfrastruktur-Betrieb der NTP-Server............................................36 Anhang A – Beispiel Kompilierung von NTP................................................... 37 A1 – Empfehlungen zu den zu verwendenden Versionen von ntp ........................37 A2 – Vorbereitungen zur Übersetzung des ntp tarballs .........................................38 A3 – Entfernen alter NTP-Installationen ..................................................................38 A4 – Kompilierung von NTP .....................................................................................38 A2 –Kompilierung .....................................................................................................39 A3 – Betriebssystemabhängige Pakete / Binärdistributionen ...............................39 Anhang B............................................................................................................ 40 B1 - Abkürzungen .....................................................................................................40 B2 – Glossar ..............................................................................................................41 B3 – Abbildungsverzeichnis.....................................................................................44 B4 - Tabellenverzeichnis ..........................................................................................44 B5 - Referenzierte Dokumente .................................................................................45 B6 – Entscheidungen und Annahmen .....................................................................47 B6.1 – Annahmen ......................................................................................................47 B6.2 – Entscheidungen.............................................................................................48 gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 6 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst 1 Zusammenfassung Mit Verabschiedung des Gesetzes zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Modernisierungsgesetz – GMG) wurde die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte beschlossen, die ebenso die Einführung einer zentralen Telematikinfrastruktur, kurz TI, impliziert. Die in dieser Infrastruktur untergebrachten Systeme sowie die so genannten dezentralen Komponenten sind zwingend auf eine stets verfügbare, exakte Uhrzeit angewiesen. Ohne diese Informationen wäre es beispielsweise nicht möglich, die Signatur eines elektronischen Dokumentes mit einer verlässlichen Information über den Signierzeitpunkt auszustatten, ohne gleich auf qualifizierte Zeitstempel ausweichen zu müssen. Die hier vorliegende Spezifikation des Zeitdienstes beschreibt ein Verfahren, das basierend auf existenten und weltweit jahrelang erprobten Technologien für alle zentralen und dezentralen Komponenten und Systeme, bis hinunter zu den Primärsystemen der Leistungserbringer eine bundesweit einheitliche Systemzeit gewährleistet1. 1 Der Begriff „Einheitliche Systemzeit“ ist relativer Natur, die Schwankungen bewegen sich je nach Qualität der Systemkomponenten im Millisekunden- bis hinunter zum Picosekundenbereich. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 7 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst 2 Einführung 2.1 Zielsetzung und Einordnung des Dokumentes Das vorliegende Dokument dient als Spezifikation zur Realisierung eines Zeitdienstes auf Basis allgemein gültiger und anerkannter Verfahren, die über Jahre hinweg bereits weltweit erprobt worden sind. Es enthält Mindeststandards zur Umsetzung der Lösung, schließt jedoch auf der anderen Seite auch Funktionalitäten aus, die im Umfeld einer Telematikinfrastruktur unpraktikabel und wenig sinnvoll erscheinen. Auch ökonomische Aspekte sind berücksichtigt worden. Zeigt sich in den kommenden Jahren, dass die Lastanforderungen zu niedrig angesetzt worden sind, so kann der Zeitdienst horizontal skaliert werden, um den erhöhten Anforderungen gerecht zu werden. Auch die Sicherheit und Verfügbarkeit des Dienstes muss selbstverständlich betrachtet werden. Die Verfügbarkeit wird durch allgemein gebräuchliche Hochverfügbarkeitsarchitekturen sichergestellt. Im Rahmen der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte nach § 291a SGBV wurde bereits in den Vorprojekten bIT4health und protego.net identifiziert, dass ein Zeitdienst zwar primär keinen Einfluss auf die eigentliche Einführung der eGK hat, für den Betrieb der Telematikinfrastruktur (ohne die eine elektronische Gesundheitskarte wenig sinnvoll erscheint) jedoch unerlässlich ist. 2.2 Zielgruppe Dieses Dokument richtet sich an die Betreiber von zentralen Infrastrukturdiensten und Telematik-Zugangsprovider, die diesen Dienst zur Verfügung stellen müssen. Komponenten und (Fachdienst-)Systeme greifen auf den Zeitdienst zurück und synchronisieren die jeweilige Systemzeit. Anbieter von Konnektoren müssen auf den Zeitdienst der Telematikinfrastruktur zurückgreifen, um eine korrekte Systemzeit zu beziehen. Wiederum kann der Konnektor den Primärsystemrechnern gegenüber als Anbieter eines Zeitdienstes (NTP) auftreten. Dies beinhaltet jedoch nicht die Funktion eines qualifizierten und akkreditierten Zeitstempels. Primärsystemhersteller können die Systemzeiten der Primärsystemrechner mit dem durch den Konnektor ggf. angebotenen Zeitdienst synchronisieren. 2.3 Geltungsbereich Dieses Dokument ist bindend für die in 2.2 genannte Zielgruppe mit Ausnahme der Primärsystemrechner, bei denen die Nutzung des Zeitdienstes lediglich empfohlen werden kann. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 8 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Die in diesem Dokument getroffenen Festlegungen sind als verbindlich zur Realisierung eines Zeitdienstes anzusehen. 2.4 Arbeitsgrundlagen Als Grundlage für die Spezifikation eines Zeitdienstes dienen die Dokumente • gematik Gesamtarchitektur [gemGesArch], • gematik Sicherheitskonzept [gemSiKo], • gematik Schutzbedarfsfeststellung [gemSiKo#Anh.C], • Konnektorspezifikation [gemSpec_Kon] aus denen sich die in diesem Papier aufgestellten Anforderungen an den Zeitdienst ergeben. 2.5 Abgrenzung des Dokumentes 2.5.1 Qualifizierte Zeitstempel/Qualifizierte und akkreditierte Zeitstempel Obgleich eng miteinander verwandt, ist der qualifizierte Zeitstempel bzw. der qualifizierte und akkreditierte Zeitstempel nicht Gegenstand der Betrachtungen in diesem Dokument. Rechtssichere, qualifizierte und akkreditierte Zeitstempel können nur von akkreditierten Anbietern erstellt werden. Das Verfahren ist im SigG festgeschrieben und findet ggf. im Rahmen der Spezifikation der PKI Beachtung. 2.6 Verwendung von Schüsselworten Für die genauere Unterscheidung zwischen normativen und informativen Inhalten werden die dem RFC 2119 [RFC2119] entsprechenden kapitalisierten, deutschen Schlüsselworte verwendet: • MUSS/MÜSSEN. Absolutgültige und normative FESTLEGUNGEN sind durch das Schlüsselwort MUSS gekennzeichnet. • DARF NICHT/DÜRFEN NICHT. Absolutgültige und normative Ausschlüsse sind durch das Schlüsselwort DARF NICHT gekennzeichnet. • SOLL/SOLLEN. Empfehlungen sind durch das Schlüsselwort gekennzeichnet. Abweichungen sind in begründeten Fällen möglich. SOLL • SOLL NICHT/SOLLEN NICHT. Empfehlungen zu Ausschlüssen sind durch das Schlüsselwort SOLL NICHT gekennzeichnet. Abweichungen sind in begründeten Fällen möglich. • KANN/KÖNNEN. Vollständig fakultative Eigenschaften sind durch das Schlüsselwort KANN gekennzeichnet und haben keinen Normierungs- und keinen allgemeingültigen Empfehlungscharakter. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 9 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst 3 Anforderungen und Annahmen 3.1 Einleitung Grundsätzlich wird unterschieden zwischen Anforderungen und Annahmen. Anforderungen beschreiben Ansprüche an einen Dienst, die aus Spezifikationen und Dokumenten anderer gematik Arbeitsgruppen oder gesetzlichen Grundlagen resultieren und im Anforderungsmanagement erfasst wurden. Annahmen umschreiben Vorgaben, die notwendigerweise festgelegt werden müssen, um anstelle noch nicht definierter Anforderungen ein Ziel erreichen zu können. Sowohl Anforderungen als auch Annahmen werden jeweils nach funktionalen- und nichtfunktionalen Aspekten unterschieden 3.2 Nomenklatur Funktionale und nicht-funktionale Anforderungen und Annahmen werden jeweils fortlaufend nummeriert, um eine bessere rekursive Nachverfolgung von Anforderungen/Annahmen und deren Lösungsansätze zu ermöglichen. Die Nummerierung ist folgendermaßen aufgebaut: • AF-ZD-010 Funktionale Anforderung – Zeitdienst – lfd. Nr. 010 • AN-ZD-010 Nicht-funktionale Anforderung – Zeitdienst – lfd. Nr. 010 • AnF-ZD-010 Funktionale Annahme – Zeitdienst – lfd. Nr. 010 • AnN-ZD-010 Nicht-funktionale Annahme – Zeitdienst – lfd. Nr. 010 3.3 Anforderungen Der Zeitdienst dient der Synchronisation aller zentralen und dezentralen Komponenten in der Gesundheitstelematik und KANN auch den Primärsystemrechnern als Synchronisationsquelle dienen. In der nachfolgenden Tabelle sind die funktionalen Anforderungen an den Zeitdienst mit einer fortlaufenden Nummerierung versehen und beschrieben. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 10 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Tabelle 1: Anforderungen Afo-ID Kla Titel sse Quelle Beschreibung Release Umgesetzt durch (ohne) Der Zeitdienst MUSS auf ein Protokoll aufsetzen, das ohne patent- und lizenzrechtliche Einschränkungen frei verwendet werden darf. Das Protokoll MUSS bereits weltweit verbreitet und erprobt sein. 2.2.1 Abschnitt 5.1.1.1 - - AF-ZD- F 010 Zeitdienst: Protokolle AF-ZD- F 020 Authentizität der Zeitserver / Sicherheitsanforderungen (Entfallen) AF-ZD- F 030 Konzeption der tertiären Ebene Konnektoren repräsentieren die Zeitserver 2.2.1 der tertiären Ebene. Die hierarchische Organisation des Zeitdienstes ist der Funktionalen Annahme ZD-FAnn-030 beschrieben. Zum einen nutzen sie die von der sekundären Ebene bezogene Systemzeit zur genauen Eigenprotokollierung von Ereignissen, zum anderen können (im Sinne von KANN) sie den Primärsystemen als Zeitsynchronisationsquelle dienen. Sofern ein Konnektor nicht als Zeitserver gegenüber den Primärsystemen auftritt, MUSS er als Client die Zeitinformationen der sekundären Ebene nutzen. Abschnitt 5.1.1.7, 5.1.1.13 AF-ZD- F 040 Abwehrmechanismen Zum Selbstschutz sind Verfahren 2.2.1 vorzusehen, mit dessen Hilfe der Zeitdienst die Anzahl der an ihn gerichteten Anfragen unterdrücken beziehungsweise beeinflussen MUSS. Abschnitt 5.1.1.15 AF-ZD- F 050 Netzwerkprotokoll In Anlehnung an AF-ZD-010 MÜSSEN ausschließlich bereits bei der IANA zu diesem Zweck registrierte Ports Verwendung finden (vgl.: [IANA-PORT]). 2.2.1 Abschnitt 5.1.1.2 AF-ZD- F 060 Betriebsarten vom Zeitdienst Zum Einsatz MUSS ausschließlich die Betriebsart „Client – Server“, kommen, andere Konzepte sind unter Last- und Sicherheitsaspekten nicht vorgesehen. 2.2.1 Abschnitt 5.1.1.4 AF-ZD- F 070 Zeitquellen Der Zeitdienst MUSS seine Zeitinformation 2.2.1 von der gesetzlichen Zeit für die Bundesrepublik Deutschland oder einem Äquivalent beziehen können. Abschnitt 5.1.1.5 AF-ZD- F 080 Technisch – konzeptionelle Anforderungen an die primäre Ebene Die Systeme der primären Ebene MÜSSEN 2.2.1 hochverfügbar ausgelegt werden. Sie MÜSSEN derart ausgestaltet sein, dass sie auch den in [AnN-ZD-030] gestellten Anforderungen genügen Abschnitt 5.1.1.7 AF-ZD- F 090 Technisch – konzeptionelle Anforderungen Diese Systeme der sekundären Ebene werden in den Rechenzentren der Telematik-Zugangsprovider aufgebaut und Abschnitt 5.1.1.9 gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 2.2.1 Seite 11 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Afo-ID Kla Titel sse Quelle Beschreibung Release Umgesetzt durch an die sekundäre Ebene Stratum 2 dezentral von diesen betrieben. Die sekundären Zeitserver eines TelematikZugangsproviders dürfen sowohl bis zur öffentlichen Internet-Infrastruktur als auch bis zum nicht-öffentlichen TelematikNetzwerk jeweils keinen gemeinsamen Single-Point-of-failure besitzen. Dies beinhaltet neben der physikalischen Ausgestaltung des Aufstellungsortes auch eine getrennte Netzinfrastruktur inklusive der jeweils redundanten Anbindungen AF-ZD- F 100 Fehlerresistenz der Zeitserver, sekundäre Ebene Die sekundäre Ebene (Stratum 2 zentral 2.2.1 und dezentral) MUSS derart realisiert werden, dass Möglichkeiten zur Erkennung von byzantinischen Fehlern und permanent falschen Zeitinformationen gegeben sind. Dabei MUSS jeweils mindestens ein Server mit fehlerhaften Zeitinformationen erkennbar sein. Dies gilt auch während des Ausfalls einer Plattformhälfte im anderen Brandabschnitt bzw. Rechenzentrum – allerdings nicht für byzantinische Fehler. Abschnitt 5.1.1.9 AF-ZD- F 110 Technisch – konzeptionelle Anforderungen an die sekundäre Ebene Stratum 2 zentral 2.2.1 Damit Anbieter von zentralen Telematikinfrastrukturdiensten und Betreiber einzelner Fachanwendungssysteme nicht jeweils eigene Server der sekundären Ebene aufbauen müssen, betreibt/verantwortet die gematik entsprechende Server. Betreiber von Fachanwendungsdiensten sowie zentralen Infrastrukturdiensten KÖNNEN eigene Zeitserver betreiben, sind jedoch nicht dazu verpflichtet. Sofern sie eigene Zeitserver betreiben, MÜSSEN sie mit den Zeitservern der primären Ebene synchronisieren. Abschnitt 5.1.1.10 AF-ZD- F 120 Kurzzeitgenauigkeit der Systeme der primären Ebene Die Kurzzeitgenauigkeit von Systemen der 2.2.1 primären Ebene MUSS 1ms nicht überschreiten AF-ZD- F 130 ZeitserverFreilaufgenauig keit Die Freilaufgenauigkeit von Systemen der 2.2.1 primären Ebene MUSS mindestens ±1ppm (~32s in 365 Tagen) betragen. Die Freilaufgenauigkeit von Systemen der sekundären Ebene MUSS mindestens ±100 ppm (52,6 Minuten in 365 Tagen) betragen Abschnitt 5.1.1.18 AF-ZD- F Anforderungen an die Entfallen - 2 3 - Abschnitt 5.1.1.17 2 Unter Kurzzeitgenauigkeit wird die Abweichung der internen Uhr des NTP-Servers vom zuletzt empfangenen Zeitsignal verstanden. 3 Genauigkeit des Zeitservers ohne Synchronisation gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 12 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Afo-ID Kla Titel sse Quelle Beschreibung Release Umgesetzt durch 140 Netzwerkplanun g, insbes. NAT AF-ZD- F 150 Berücksichtigun g von Zeitzonen Der Zeitdienst muss in der Lage sein, ein einheitliches System zur Berücksichtigung von Zeitzonen abzubilden. 2.2.1 Abschnitt 5.1.1.20 AFZD160 F Berücksichtigun g von Laufzeitvarianze n Der Zeitdienst ist derart auszugestalten, dass Laufzeitvarianzen innerhalb eines Netzwerkes berücksichtigt werden 2.2.1 Abschnitt 5.1.1.21 ANZD010 N Synchronisation srhythmus Systeme der primären Hierarchieebene 2.2.1 MÜSSEN die Zeitinformation permanent abgleichen. Systeme der sekundären Ebene MÜSSEN die Zeitinformation mehrmals pro Stunde abrufen können. Systeme der tertiären Ebene synchronisieren die Zeitinformation im Regelbetrieb mindestens einmal täglich. Die hierarchische Organisation des Zeitdienstes ist der Funktionalen Annahme AN-ZD-020 beschrieben. Abschnitt 5.1.1.16 AN-ZD- N 020 Hierarchie Der Zeitdienst MUSS hierarchisch organisiert werden. 2.2.1 Abschnitt 5.1.1.3 AN-ZD- N 030 Verfügbarkeit der primären Ebene Anforderungen an die Verfügbarkeiten der primären Ebene ergeben sich aus Betriebsvereinbarungen und werden in diesem Dokument nicht behandelt. - - AN-ZD- N 040 Verfügbarkeit2 der sekundären Ebene Anforderungen an die Verfügbarkeiten der primären Ebene ergeben sich aus Betriebsvereinbarungen und werden in diesem Dokument nicht behandelt. - - AN-ZD- N 050 Verfügbarkeit der tertiären Ebene Sofern der Konnektor den Primärsystemen 2.2.1 einen Zeitdienst anbieten KANN (vgl.: [AFZD-030]), richtet sich die Verfügbarkeit des Zeitdienstes im Konnektor nach der Verfügbarkeit des Konnektors selber und findet in diesem Dokument keine Betrachtung. Behandlun g in Spezifikation [gemSpec_ Kon] AN-ZD- N 060 Skalierbarkeit des Dienstes Der Zeitdienst ist derart auszugestalten, dass er skaliert werden kann. 2.2.1 Abschnitt 5.1.1.19 AN-ZD- N 070 Antwortzeiten Anforderungen an die Antwortzeiten des Zeitdienstes werden in Betriebsvereinbarungen behandelt. - - AN-ZD- N 080 Netzwerksicher heit Die Zeitdienstserver sind durch geeignete 2.2.1 Maßnahmen vor Zugriffen außerhalb der NTP-Spezifikation zu schützen. Dies kann zum einen durch das Abschalten unnötiger Dienste als auch durch die Absicherung durch vorgeschaltete Firewalls realisiert werden. Eine Kombination beider Varianten ist am sinnvollsten. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Blattanforderun g Seite 13 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Klasse: F (funktional), N (nicht-funktional), S (Sicherheit), L (Leistungsanforderung), I (informative Anforderungen) 3.4 Annahmen In der nachfolgenden Tabelle sind die Annahmen an den Zeitdienst beschrieben: Tabelle 2: Annahmen Lfd. Nummer Beschreibung der nicht-funktionalen Annahme AnN-ZD-010 Betrieb der Zeitserver Die primären Zeitserver sind durch die gematik zu betreiben bzw. zu verantworten, da sie die Zeitquelle für die gesamte Telematikinfrastruktur darstellen. Der Betrieb von weiteren Zeitservern MUSS nach zweckmäßigen Gesichtspunkten erfolgen. Zu berücksichtigen sind dabei unter anderem geringe Paketlaufzeiten, Verfügbarkeiten und Performance der zu betreibenden Server. AnN-ZD-020 Wartungsintervalle/Katastrophentest Wartungsintervalle und Katastrophentests werden im Rahmen von Betriebsvereinbarungen behandelt. AnN-ZD-030 Physikalische Sicherheit Alle NTP-Server MÜSSEN durch organisatorische und physikalische Schutzmaßnahmen gegen unbefugten (physikalischen) Zugriff durch Dritte gesichert werden. Die Maßnahmen sind weiterhin so festzulegen, dass durch lokale Katastrophenfälle (Flugzeugabsturz, Brand, Überschwemmung) ein Dienstausfall vermieden werden kann (im Sinne von MUSS). AnN-ZD-040 System Monitoring Das Monitoring des Zeitdienstes wird in [gemSysSLM] behandelt. AnN-ZD-050 Reporting Das Reporting wird in [gemSysSLM] behandelt. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 14 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst 4 Systemüberblick 4.1 Zweck Die Architektur von Computersystemen beinhaltet stets einen Zeitgeber, aus dem das Betriebssystem die aktuelle Systemzeit ableiten kann. Nachteil dieser lokalen Zeitgeber ist, dass diese Komponenten in der Regel über eine geringe Ganggenauigkeit verfügen und die Systemzeit von der realen Uhrzeit (oder gar vom Datum) abweichen kann. Bei einzeln betriebenen Systemen ist dies nicht von Bedeutung, in vernetzten Umgebungen mit verteilter Datenhaltung und komplexer Kommunikation kann dieses Manko jedoch fatale Folgen haben: Systeme, die etwa Daten von unterschiedlicher Herkunft vorhalten, können als Ordnungskriterium die Uhrzeit von Fremdsystemen nicht mehr heranziehen, wenn diese jeweils unsynchronisierte Systemzeiten verwenden. Im schlimmsten Fall kann so ein zentrales Protokoll für den Zweck der Auswertung unbrauchbar werden, da die temporale Ordnung auf asynchronen Systemzeiten basiert. Selbst bei Protokollen, die durch die einzelnen Systeme selbst vorgehalten werden, ist eine Fehlersuche bei unterschiedlichen Systemzeiten quasi unmöglich, wenn mehrere Systeme parallel untersucht werden müssen. Der zentrale Zeitdienst löst diese Problematik. Verwendung findet das Network Time Protocol – NTP in der Version 4. Er dient der Synchronisation von zentralen und dezentralen Systemen innerhalb der Telematikinfrastruktur und der Primärsystemrechner. Die Kernfunktion eines NTP-Dienstes beruht auf der Idee, aus vier Zeitinformationen • Client-Zeit bei Versand der Anforderung, • Server-Zeit bei Empfang der Anforderung, • Server-Zeit bei Versand der Antwort und • Client-Zeit bei Empfang der Antwort unter Berücksichtigung verschiedener Korrekturmechanismen eine Aussage über die Differenz zwischen Client-Zeit und Server-Zeit zu treffen und diese zur Korrektur der Client-Zeit zu verwenden. Die Nähe der Server-Zeit zu einer geeichten Normal-Zeit (z. B. Atomuhr o. ä.) wird dabei durch das sog. Stratum ausgedrückt. Der Wert des Stratums ist Null für einen NTPServer, der seine Zeit direkt mit einer geeichten Quelle synchronisiert. Server, die ihre Zeitinformation direkt von einer Cäsium Atomuhr beziehen, können selbst als Stratum-0Server fungieren. Der hierarchisch eine Stufe tiefer angeordnete Server, der seine Zeitinformationen vom Stratum 0 Server bezieht bzw. etwa per DCF-77 Funksignal erhält, bezeichnet sich als Stratum 1 Server. Mit dieser Lösung kann eine temporale Ordnung hinsichtlich der Nachvollziehbarkeit und Protokollierung hergestellt werden. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 15 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Ziel ist es, • bestmögliche Genauigkeit unter Berücksichtigung von Netzwerk- und Servereinflüssen zu erlangen4, • Resistenz gegenüber einer Vielzahl von Fehlern und Attacken zu erlangen. 4.2 Funktionsumfang Primär dient der Zeitdienst dem Austausch von Zeitinformationen unter Verwendung von in der [RFC1305] (NTP Version 3) und [Draft_NTPv4] spezifizierten Algorithmen. Selbstschutzautomatismen zur Behandlung von zu häufig gestellten Anfragen werden implementiert und sind in [Draft_NTPv4] beschrieben. Folgende Möglichkeiten werden durch die Verwendung von NTP geschaffen: • Redundanter Aufbau mehrerer Zeitdienstserver • Automatische Auswahl des besten Zeitsignals bei Verwendung mehrerer Zeitserver • Die Verwendung von Durchschnitts- und Clusteralgorithmen berücksichtigen den qualitativ besten Zeitserver und erkennen Zeitserver mit fehlerhaften Zeitinformationen. • Berechnung der Gewichtung von Zeitversatzinformationen • Ausgleich von Schwankungen auf Netzwerkprotokollebene. 4.3 Grobstruktur des Dienstes Das Network Time Protocol ist grundsätzlich streng hierarchisch organisiert. In diesem Modell gibt es primäre Zeitserver, so genannte Stratum 1 Server (Stratum 0 bezeichnet die Uhr an sich bzw. direkt damit verbundene Serversysteme). Stratum 2 Server für die Versorgung der Fachdienste und der zentralen TI-Komponenten mit Zeitinformationen werden ebenfalls von der gematik zentral bereitgestellt und verantwortet und als „Stratum 2 zentral“ bezeichnet. Weitere Stratum 2 Server für die Versorgung der Konnektoren mit Zeitinformationen werden durch die Telematik-Zugangsprovider bereitgestellt und als „Stratum 2 dezentral“ bezeichnet. Die Konnektoren wiederum können den Synchronisation der Systemuhren dienen. Primärsystemen als Zeitquelle zur Die nachfolgende Grafik visualisiert das hierarchische Konzept des NTP-Dienstes. 4 Die Genauigkeit von NTP ist mit max. 232 picosekunden definiert, was „auch für die exotischsten Anwendungen ausreichen sollte“ (Zitat: [Draft_NTPv4], Seite 6, Absatz 3, letzter Satz) gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 16 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Abbildung 1: Hierarchischer Aufbau des Zeitdienstes Generell besteht die Möglichkeit, dass die Zeitinformationen neben den bekannten ClientServer Modell auch per Broadcast durch die Zeitserver verbreitet werden. Letzteres verbietet sich aus Gründen der schlecht kalkulierbaren Netzlast. 4.4 Rahmenbedingungen Die Notwendigkeit zum Einsatz eines Zeitdienstes innerhalb der Telematikinfrastruktur ergibt sich neben allgemein üblichen betrieblichen Konzepten aus den in Kapitel 2.4 genannten Spezifikationen der gematik. Die Entscheidung zum Einsatz von NTP ergab sich aus der weltweiten Verbreitung und Akzeptanz des Protokolls und den ausgezeichneten Möglichkeiten, den Dienst hochverfügbar und hochgradig skalierbar anbieten zu können. Die detaillierten Protokollspezifikationen von NTP werden in diesem Dokument nicht beschrieben. Wir verweisen auf die exakten Definitionen von Protokoll und Algorithmen in den Dokumenten • The Network Time Protocol Version 4 Protocol Specifications [Draft_NTPv4] und • Network Time Protocol (Version 3): Specification, Implementation and Analysis [RFC1305]. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 17 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Die gematik schreibt den Einsatz von NTP in der Version 4 vor, auch wenn sich diese Protokollversion noch im Draft Zustand befindet. Da jedoch selbst die PTB (wie viele andere Anbieter auch) mittlerweile NTPv4 im Produktiveinsatz betreibt und das Draft mittelfristig in einer RFC mündet, steht einem Einsatz innerhalb der TI nichts im Wege. Der Unterschied zwischen der NTPv4- und der NTPv3-Spezifikation sei an dieser Stelle dennoch einmal besonders hervorgehoben: „Der einzige signifikante Unterschied zwischen den NTPv4 und den NTPv3 Header Formaten ist das 4 Oktett lange Reference Identifier Feld, das primär zur Erkennung und Vermeidung von Synchronisationsschleifen dient“ (vgl. [Draft_NTPv4], Seite 4, letzter Absatz, Satz 2). gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 18 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst 5 Realisierung In den nachfolgenden Abschnitten werden konkrete Realisierungsmöglichkeiten aufgezeigt, die auf einer Hardware- oder Betriebssystemplattform durchgeführt werden. Grundsätzlich sind die gezeigten Maßnahmen auf allen unterstützten Betriebssystem- und Hardwareplattformen uneingeschränkt möglich, so dass eine Hersteller- und Anbieterneutralität gewährleistet wird. 5.1 Topologie der Zeitdienste 5.1.1 Grundsätzlicher Aufbau 5.1.1.1 Network Time Protocol v4 Für die Realisierung des Zeitdienstes findet das Network Time Protocol in der Version 4 Verwendung (Referenz: [AnN-ZD-010]). Die Spezifikation von NTPv4 liegt bislang zwar nur als Draft vor [Draft_NTPv4], die Begründung zu dieser Entscheidung findet sich unter [ZD-E-010]. Komponenten aus der Telematikinfrastruktur, die trotz moderner Technologie noch nicht in der Lage sind, NTPv4 zu nutzen, muss die Möglichkeit geboten werden, NTPv3 zu verwenden. SNTPv4 [RFC4330] ist eine Untermenge von NTPv4 und darf nur für Konnektoren und Komponenten der Telematikinfrastruktur verwendet werden, die nicht als Quelle für die Synchronisation der Systemzeiten anderer Komponenten dienen. 5.1.1.2 Netzwerkprotokoll Als Netzwerkprotokoll verwenden sowohl NTP als auch SNTP das User Datagram Protocol (UDP), das wiederum auf dem Internet Protocol aufsetzt. Sowohl als Source- als auch Destination Port soll ausschließlich Port 123 verwendet werden. Es wird ausschließlich Unicast eingesetzt, Multicast findet keine Berücksichtigung (Referenz::[AF-ZD-050]. Die Entscheidung ist in [ZD-E-020] begründet.) 5.1.1.3 Hierarchische Konzeption Die Zeitserver werden streng hierarchisch in 3 Schichten organisiert. Stratum 1 Server stellen die oberste Hierarchiestufe dar, die bei Rückgriff auf offizielle Zeitquellen der Bundesrepublik Deutschland (PTB) abgebildet werden kann und dienen der gesamten Telematikinfrastruktur als primäre Zeitquelle. Die Stratum 2 Ebene stellt die mittlere Ebene dar, Stratum 3 die unterste. Stratum 3 Systeme synchronisieren sich ausschließlich mit Systemen der Stratum 2 Ebene, Systeme dieser Schicht ausschließlich mit der Stratum 1 Ebene. (Referenz: [AN-ZD-020]) gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 19 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst 5.1.1.4 Betriebsarten NTP Die Zeitserver werden ausschließlich in der Betriebsart Client/Server eingesetzt. Ausnahme: Stehen Stratum 1 Server nicht zur Verfügung, werden die Stratum 2 Systeme im Peer Betrieb gefahren, um weiterhin eine konsistente Zeitinformation bieten zu können. Peer Betrieb bedeutet in diesem Kontext, dass sich die Server der Stratum 2 Ebene gegenseitig synchronisieren und so für die gesamte Telematikinfrastruktur auch ohne Stratum 1 Server stets eine konsistente Zeitinformation zur Verfügung stellen können. (Referenz: [AF-ZD-060]) 5.1.1.5 Zeitquellen der Stratum 1 Server Server der Stratum 1 Ebene nutzen folgende Zeitquellen zur Synchronisation in der angegebenen Reihenfolge: • DCF77–Empfänger für den Empfang des offiziellen deutschen Zeitsignals vom Sender DCF77/Mainflingen, • Alternativ: Einwahl per Modem in das TDS (Time Distribution System) der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) Braunschweig (+49 . (0) 5 31 . 51 20 38) • Alternativ: GPS Empfänger (ausschließlich für den Notfall, dass DCF77 nicht zu empfangen ist und das TDS nicht verfügbar ist.) Mit dieser Maßgabe ist sichergestellt, dass die für die Bundesrepublik Deutschland geltende gesetzliche Zeit verbreitet wird. Die Maßgabe, die per GPS (Global Positioning System) ausgestrahlten Zeitinformationen ausschließlich in dem Fall zu verwenden, wenn DCF77 über einen längeren Zeitraum nicht mehr zu empfangen ist, ergibt sich aus der Tatsache, dass GPS kein Verbreitungsmedium für die offizielle gesetzliche Zeit in Deutschland ist. (Referenz:[AF-ZD-070]) 5.1.1.6 Betriebsverantwortung der Zeitserver Zeitserver der Ebene „Stratum 1“ werden durch die gematik verantwortet, da sie als primär relevante Zeitquelle für alle zentralen und dezentralen Komponenten der Telematikinfrastruktur dienen. Zeitserver der Ebene „Stratum 2 dezentral“ werden durch die Telematik-Zugangsprovider betrieben und stellen den Zeitdienst für die ihr zugeordnete Region/für den ihr zugeordneten Sektor zur Verfügung. Zeitserver der Ebene „Stratum 2 zentral“ werden durch die gematik verantwortet und stellen den Zeitdienst für Komponenten und Fachanwendungssysteme innerhalb der Telematikinfrastruktur zur Verfügung. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 20 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Zeitserver der Ebene „Stratum 3“ sind im Konnektor enthalten und können auch den Primärsystemen als Zeitquelle zur Verfügung stehen. Die Betriebsverantwortung für den Konnektor ist nicht Gegenstand dieses Dokumentes. (Referenz: [AnN-ZD-010]) 5.1.1.7 Technische Realisierung der Stratum 1 Ebene Die Stratum 1 Ebene besteht aus mindestens 4 dedizierten Servern. Virtualisierte Serversysteme, zum Beispiel mit VMware usw., sind nicht zulässig. Die Systeme sind in zwei getrennten Rechenzentren zu betreiben. Die räumliche Trennung dient der Abwehr von Elementarschäden wie etwa Flugzeugabstürzen oder Hochwasser- und Feuerschäden, die bei Betrieb in einem RZ zu einem Totalausfall des Dienstes führen könnten. Der Betreiber hat darzulegen, dass die angegebene Entfernung der RZ zueinander ausreichend ist. Innerhalb der Rechenzentren Brandabschnitten zu betreiben. sind die Server in je zwei unterschiedlichen Die Systeme eines Rechenzentrums sind jeweils hochverfügbar mit Switches, Firewalls und Routern aufzubauen und an das Backbone des Telematik-Netzes anzubinden. Im Zuge der Nutzung mit weiteren zentralen Diensten der Telematikinfrastruktur (etwa interne DNS Root Server) können die hochverfügbar ausgelegten Komponenten (Switches, Router und Firewalls) gemeinsam genutzt werden. (Referenzen: [AF-ZD-080] und [AnN-ZD-030]) 5.1.1.8 Verfügbarkeiten der Stratum 1 Ebene Der Zeitdienst der Ebene „Stratum 1“ hat eine Verfügbarkeit von 99,9% p. a. zu gewährleisten (=525,6 Minuten = 8,76 Stunden Ausfall pro Jahr). Durch die Konzeption der Stratum 1 Ebene kann auch der Ausfall von drei Stratum 1 Servern oder der Ausfall von 3 Anbindungen an das Backbone des Telematik-Netzes nicht zu einem Ausfall der gesamten Stratum 1 Ebene führen. Die planmäßigen Wartungsintervalle sind nicht Bestandteil der Verfügbarkeitsberechnung und sind vertraglich festzulegen. Verfügbarkeiten der Systeme der Stratum 1 Ebene werden im Rahmen von Betriebsvereinbarungen behandelt. (Referenzen: [AN-ZD-030] und [AnN-ZD-020]) 5.1.1.9 Realisierung der Ebene Stratum 2 dezentral Die Systeme der Ebene Stratum 2 dezentral werden in den Rechenzentren der TelematikZugangsprovider aufgebaut und von diesen betrieben. Die Systeme sind als Mindestvoraussetzung in zwei Plattformhälften, d. h. Brandabschnitten innerhalb eines Rechenzentrums aufzubauen. Alternativ kann der Aufbau in zwei voneinander unabhängigen Rechenzentren erfolgen. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 21 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Die Systeme der Stratum 2 Ebene eines Telematik-Zugangsproviders sind hochverfügbar mit Switches, Firewalls und Routern aufzubauen. Im Zuge der Nutzung mit weiteren zentralen Diensten des Telematik-Zugangsproviders (etwa TI DNS Server) können die hochverfügbar ausgelegten Komponenten (Switche, Router und Firewalls) gemeinsam genutzt werden. Je Telematik-Zugangsprovider werden im Testbetrieb mindestens 4 NTP-Server betrieben. Dies stellt die Mindestanforderung zur Erkennung von Truechimer-, Falsetickerund Falsespeaker-Systemen dar. Truechimer liefern unter Berücksichtigung von Driftberechnungen das qualitativ stets beste Zeitsignal. Paketlaufzeiten, Offset- und Ein Falseticker ist eine Uhr (NTP-Server), die konsistent eine falsche Uhrzeit liefert (z. B. um 1h verschoben). Bei nur zwei verfügbaren NTP-Servern ist es einem Client nicht möglich, zu identifizieren, welcher Server eine falsche Uhrzeit liefert. Um robust gegenüber diesem Fehler zu sein, werden mindestens 3 Stratum 2 Server benötigt. Der Falsespeaker ist eine Uhr (NTP-Server), die nicht nur eine falsche Zeit liefert, sondern auch jedem anfragenden System eine andere falsche Zeit liefert („byzantinischer Fehler“). Um robust gegenüber „Falsespeakern“ zu sein, sind mindestens 3n+1 Zeitserver notwendig, wobei n die Anzahl der Uhren (NTP-Server) mit diesem Fehlertyp ist, die erkannt werden sollen. Es wird gefordert, dass genau ein „Falsespeaker“ erkannt werden muss, wodurch mindestens 4 Stratum 2 Zeitserver benötigt werden. Im Wirkbetrieb wird die Zahl der NTP-Server auf mindestens 3 je Plattformhälfte erhöht, um nach dem Ausfall einer Plattformhälfte immerhin noch die Erkennung eines Falseticker zu gewährleisten. Eine Erkennung von byzantinischen Fehlern (Falsespeakern) ist für diesen (temporären) Fall nicht erforderlich. Siehe Abschnitt 7.7.3.1 („Zeitsynchronisation“) in [gemSiKo]. Überregional operierende Telematik-Zugangsprovider sollen je Bundesland mindestens zwei NTP-Server vorhalten, die Anzahl aller Systeme darf 4 nicht unterschreiten. Die Festlegung „je Bundesland“ erfolgt aufgrund der Überlegung, die Paketlaufzeiten der NTP-Datenpakete so gering wie möglich zu halten. (Referenzen: [AF-ZD-090] und [AF-ZD-100]) 5.1.1.10 Realisierung der Ebene Stratum 2 zentral Damit Anbieter von zentralen Diensten und/oder Fachanwendungen (auch die Netzwerkund Backbonebetreiber) innerhalb der Telematikinfrastruktur nicht jeweils eigene Stratum 2 Server aufsetzen müssen, betreibt bzw. verantwortet die gematik den Betrieb von insgesamt mindestens acht Stratum 2 Servern. Diese Systeme dienen außerdem der Zeitsynchronisation von Infrastrukturkomponenten wie Routern oder Firewalls. Betreiber von zentralen Diensten (etwa DNS) und/oder Fachanwendungen (wie etwa VODD, VSDD, Broker etc.) sowie Betreiber von zentralen Infrastrukturdiensten und Komponenten (Router, Firewalls etc.) MÜSSEN ihre Komponenten und Systeme mit den zentralen Stratum 2 Servern der Telematikinfrastruktur synchronisieren. Dazu synchronisieren sich die Systeme und Komponenten direkt mit den zentralen Stratum 2 Servern oder die Anbieter verwenden zusätzliche (eigene) NTP-Server, die als gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 22 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Zeitquelle die zentralen Stratum 2 Server der Telematikinfrastruktur nutzen und das Zeitsignal per NTP (als Stratum 3 Server) in die eigens betriebene Infrastruktur verteilen. Von dieser Anforderung ausgenommen sind Anbieter/Betreiber von PKI-Dienstleistungen, da diese bereits die hohen Anforderungen aus [SigG] und [SigV] umsetzen, welche mit denen aus diesem Dokument zumindest gleichwertig sind. Ebenso von dieser Anforderung ausgenommen sind Anbieter/Betreiber des MPLSBackbones mit den dazugehörenden Komponenten. Hier kann der Anbieter/Betreiber auf eigene Zeitsynchronisationsquellen zurückgreifen, sofern dargelegt werden kann, dass die Anforderungen aus diesem Dokument ansonsten erfüllt werden. Anbietern/Betreibern von Komponenten und Fachanwendungen, die außerhalb der Systemgrenzen der Telematikinfrastruktur liegen, wird an der Schnittstelle der Systemgrenze das NTP der zentralen Stratum 2 Server zur Verfügung gestellt. Es wird dringend empfohlen, dieses Angebot zur Herstellung einer einheitlichen temporalen Ordnung zumindest für die Frontendsysteme zu nutzen. Je mindestens vier Zeitserver-Systeme sind in zwei getrennten Rechenzentren zu betreiben. Die räumliche Trennung dient der Abwehr von Elementarschäden wie etwa Flugzeugabstürzen oder Hochwasser- und Feuerschäden, die bei Betrieb in einem RZ zu einem Totalausfall des Dienstes führen könnten. Der Betreiber hat darzulegen, dass die angegebene Entfernung der RZ zueinander ausreichend ist. Innerhalb eines jeden Rechenzentrums werden die Server in zwei voneinander unabhängigen Brandabschnitten aufgestellt, also je Rechenzentrum und je Brandabschnitt mindestens 2 bzw. im Wirkbetrieb mindestens 3 Serversysteme. Die Systeme eines Rechenzentrums werden hochverfügbar mit Switches, Firewalls und Routern an das Backbone des Telematik-Netzes angebunden. Im Zuge der Nutzung mit weiteren zentralen Diensten der Telematikinfrastruktur können die genannten Komponenten gemeinsam genutzt werden. Hinsichtlich der Fehlerresistenz gelten die in 5.1.1.9 beschriebenen Lösungen. (Referenz: [AF-ZD-110]) 5.1.1.11 Zeitquelle der Stratum 2 Ebene Als Zeitquelle der Stratum 2 Server dienen die zentralen Stratum 1 Server (Siehe 5.1.1.8). 5.1.1.12 Verfügbarkeit der Stratum 2 Ebene (zentral und dezentral) Die Telematik-Zugangsprovider, die Regional-/Sektoralnetzbetreiber und die gematik (für Stratum 2 zentral) haben eine Verfügbarkeit von 99,7% pro Jahr für den Zeitdienst innerhalb seiner Verantwortung zu gewährleisten. Dies entspricht einer NichtVerfügbarkeit von 26½ Stunden pro Jahr für den gesamten Dienst des jeweiligen Anbieters. Die planmäßigen Wartungsintervalle sind nicht Bestandteil der Verfügbarkeitsberechnung und sind vertraglich festzulegen. Verfügbarkeiten der Systeme der Stratum 1 Ebene werden im Rahmen von Betriebsvereinbarungen behandelt. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 23 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst (Referenz: [AN-ZD-040]) 5.1.1.13 Technische Konzeption der Stratum 3 Ebene Konnektoren repräsentieren die Zeitserver der Stratum 3 Ebene. Konnektoren sind im Bereich der Leistungserbringer aufgebaut und stellen die Systemgrenze der Telematikinfrastruktur dar. Zum einen nutzen sie die von den Stratum 2 Servern der Telematik-Zugangsprovider bezogene Zeitinformation zur Eigensynchronisation und somit auch zur zeitgenauen Protokollierung von Ereignissen, zum anderen können sie den Primärsystemen als Zeitsynchronisationsquelle dienen. (Referenz: [AF-ZD-030]) 5.1.1.14 Verfügbarkeit der Stratum 3 Ebene Die Verfügbarkeit des Zeitdienstes der Stratum 3 Ebene (NTP-Server im Konnektor) richtet sich nach der Verfügbarkeit des Konnektors und findet an dieser Stelle keine weitere Betrachtung. (Referenz: [AN-ZD-050]) 5.1.1.15 Abwehrmechanismen gegen NTP-DoS/NTP-DDoS Zur Abwehr von nicht böswilligen NTP basierten Denial-of-Service bzw. DistributedDenial-o´-Service Angriffen bedient sich NTPv4 des so genannten Kiss-o’-Death Verfahrens. Mit Hilfe dieses Verfahrens kann der NTP-Server die Anzahl der an ihn gerichteten Anfragen von korrekt implementierten und hierarchisch untergeordneten NTPServern beeinflussen. Dazu versendet der NTP-Server als Antwort das entsprechende „Kiss-o’-Death“ Paket. Dieses „Antwort - Paket“ enthält im Header folgende Informationen: • Stratum-Feld = 0 • Reference-Identifier Feld = String der Länge 4 Zeichen, bei Überlast (zu viele parallele Anfragen) gefüllt mit dem Wert RATE. Die exakte Beschreibung zu Kiss-o’-Death findet sich in [Draft_NTPv4] auf Seite 35. Dieses Verfahren ist nicht geeignet, anderweitige DoS/DDoS Angriffe abzuwehren, für diese Szenarien MUSS das Telematiknetz entsprechende Schutzmechanismen zur Verfügung stellen. (Referenz: [AF-ZD-040]) 5.1.1.16 Synchronisationsintervalle Systeme der Stratum 1 Ebene synchronisieren ihre Systemzeit permanent mit den in 5.1.1.5 genannten Zeitquellen. Systeme der Stratum 2 und Stratum 3 Ebene beziehen ihre Zeitinformation über das Netz der Telematikinfrastruktur. Für diesen Fall sieht das Network Time Protocol die Möglichkeit vor, die Synchronisationsintervalle zu reglementieren. Die Angabe der gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 24 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Intervalle wird dabei in Form einer Zweierpotenz angegeben und entspricht dem Synchronisationsintervall in Sekunden. Weiterhin besteht die Möglichkeit, Synchronisationsintervall vorzugeben. ein minimales und ein maximales In der nachfolgenden Tabelle sind die entsprechenden Zweierpotenzen und deren Entsprechung in Zeiteinheiten angegeben: Tabelle 3: Pollingintervalle für NTP-Serverkonfigurationen 2^ Sekunden Minuten Stunden Bemerkungen 2 4 unrealistisch, zu hohe Netzlast 3 8 unrealistisch, zu hohe Netzlast 4 16 unrealistisch, zu hohe Netzlast 5 32 unrealistisch, zu hohe Netzlast 6 64 7 1,0 6 Intervall noch zu kurz, zu hohe Netzlast 128 2,13 Optimal für Stratum 2 Server als minimale Polling Intervalle 8 256 4,26 Geeignet im Stratum 2 Bereich 9 512 8,53 Geeignet im Stratum 2 Bereich 10 1024 17,06 Geeignet im Stratum 2 Bereich 11 2048 34,13 Optimal für Stratum 2 Server als maximale Polling Intervalle 12 4096 68, 26 1,137 Geeignet im Stratum 2 Bereich 13 8192 136,53 2,275 Geeignet im Stratum 2 Bereich 14 16384 273,06 4,551 Minimale Polling Intervalle für Stratum 3 Server 15 32768 546,13 9,102 Geeignet für Stratum 3 Server 16 65536 1092, 26 18,204 Geeignet für Stratum 3 Server 17 131072 2184,53 36, 408 Maximale Polling Intervalle für Stratum 3 Server _ Für Stratum 2 Server wird entsprechend folgende Konfiguration innerhalb der Konfigurationsdatei ntp.conf vorgesehen: gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 25 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst server server server server 10.20.30.10 10.20.30.11 10.21.10.20 10.21.10.21 minpoll minpoll minpoll minpoll 7 7 7 7 maxpoll maxpoll maxpoll maxpoll 11 11 11 11 Für Stratum 3 Systeme wird entsprechend folgende Konfiguration innerhalb der Konfigurationsdatei ntp.conf vorgesehen, die einen Synchronisationsrhythmus von mindestens einer Synchronisation pro Tag im Regelbetrieb ermöglicht. server server server server 10.40.30.100 10.40.30.101 10.41.10.200 10.41.10.201 minpoll minpoll minpoll minpoll 14 14 14 14 maxpoll maxpoll maxpoll maxpoll 17 17 17 17 Hinweis: Die Angabe der IP-Adressen 10.20.30.10 usw. sind lediglich Beispielangaben und entsprechen keinesfalls der Realität! Vorgaben für die Betreiber von zentralen Diensten und/oder Fachanwendungen oder den Anbietern/Betreibern von zentralen Infrastrukturdiensten und Komponenten (siehe 5.1.1.10) hinsichtlich der Synchronisationsintervalle werden nicht definiert. Vielmehr DÜRFEN die Betreiber NICHT die Angabe von MINPOLL und MAXPOLL Parametern verwenden. In diesem Fall ermittelt NTP die entsprechenden Werte anhand des Network Jitter und der Taktfrequenzabweichung des Hostsystems automatisch [CNTS, S. 85] und stellt somit jederzeit eine synchronisierte Systemzeit sicher. Mit der bei einer permanenten Synchronisation zu erzielenden Genauigkeit, die im Bereich von etwa 3x10-3 bis 3x10-5 Sekunden erwartet wird (Erfahrungswerte), wird eine mehr als ausreichend genaue Basis für Replay Detection Mechanismen und Zertifikatsprüfungen geschaffen. Hinweise zur Erstsynchronisation Da bei entsprechender Konfiguration die Erstsynchronisation (bei Erstinbetriebnahme bzw. nach Wartungsarbeiten) der NTP-Server sehr lange dauern kann – mehrere Stunden sind nicht selten – empfiehlt es sich, nach manueller Einstellung der Systemzeit etwa über das BIOS/NVRAM o. ä. bzw. über entsprechende Betriebssystemtools mit Hilfe des im NTP-Paket enthaltenen Tools ntpdate die Systemzeit erstmalig manuell mit dem übergeordneten Zeitserver zu synchronisieren und so die Systemzeitänderung zu erzwingen. Dazu sollte der ntpd (Network Time Protocol Daemon) heruntergefahren sein. Das entsprechende Kommando dazu lautet ntpdate –b <IP-Adresse> Hinweis: Das genannte Kommando sollte nur unmittelbar nach dem Systemstart mit weitestgehend heruntergefahrenen Diensten abgesetzt werden, da die Systemzeit unter Umständen auch auf einen vorherigen Wert zurückgestellt werden kann, was bei einer längeren Uptime der Systeme zu durchaus unkalkulierbaren Folgen führen kann. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 26 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Zur Umgehung der genannten Probleme kann das ntpdate Kommando auch in das entsprechende Startup Script eingebunden werden. Ist dies nicht möglich, sollte der ntpd regulär gestartet werden. Je nach Abweichung von der realen Zeit wird die Systemuhr so lange „beschleunigt“ beziehungsweise „abgebremst“, bis die Differenz nahe null geht. Während dieser Zeit wird das „Leap Indicator“ Feld im NTP-Paketheader auf „11“ binär (entspr. 3 dezimal) gesetzt. Dies entspricht der so genannten „Alarm condition – clock not synchronized“, und der Server wird bei Synchronisationsanfragen von untergeordneten Servern nicht berücksichtigt. Ist die Uhr synchronisiert, wird sie wieder auf normale Ganggeschwindigkeit gesetzt, das Leap Indicator Feld erhält den Status 0 und der Server wird wieder bei der Synchronisation von untergeordneten NTP-Servern berücksichtigt. (Referenz: [AN-ZD-010]) 5.1.1.17 Kurzzeitgenauigkeit der Stratum 1 Server Die Kurzzeitgenauigkeit von Stratum 1 Servern darf 1ms nicht überschreiten. (Referenz: [AF-ZD-120]) 5.1.1.18 Freilaufgenauigkeit der Zeitserver Die Freilaufgenauigkeit der Stratum 1 Zeitserver muss mindestens ±1ppm (~32s in 365 Tagen) betragen. Die Freilaufgenauigkeit der Stratum 2 Zeitserver muss mindestens ±100 ppm (52,6 Minuten in 365 Tagen) betragen. (Referenz: [AF-ZD-130]) 5.1.1.19 Skalierbarkeit des Dienstes Der Zeitdienst auf Basis von NTPv4 ist beliebig skalierbar. Wird zukünftig festgestellt, dass bestehende Systemkomponenten des Zeitdienstes überlastet sind (Load auf Netzwerkinterfaces und/oder CPU(s) an mehr als 8 Stunden pro Tag größer 80% oder zu Spitzenzeiten > 90%), so kann der Zeitdienst durch Hinzufügen und Einbinden zusätzlicher NTP-Server bzw. durch Austausch gegen leistungsfähigere Serversysteme beliebig skaliert werden. (Ref. Funktionale Annahmen: [AN-ZD-060]) 5.1.1.20 Berücksichtigung von Zeitzonen Das Network Time Protocol verwendet zur Übermittlung von Zeitinformationen ausschließlich die UTC (Coordinated Universal Time) Zeit. Die (server- und clientseitige) Darstellung der Uhrzeit inklusive Berücksichtigung der Zeitzonen und regionalen Besonderheiten (Sommerzeit = Daylight Saving Times) wird betriebssystemseitig geregelt. (Referenz: [AF-ZD-150]) gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 27 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst 5.1.1.21 Berücksichtigung von Laufzeitvarianzen Das Network Time Protocol ist seit seiner ersten Version durch die Berücksichtigung von vier jeweils übertragenen Zeitinformationen und der Verwendung verschiedener Korrekturmechanismen in der Lage, netzwerkbedingte Laufzeitvarianzen zu erkennen und entsprechend zu berücksichtigen (vgl. Kapitel 4.1). (Ref. Funktionale Annahmen: [AF-ZD-160]) 5.1.2 Aufbau und Funktionsweise des Zeitdienstes MPLS Backbone In der nachfolgenden Grafik ist der grundsätzliche Aufbau des Zeitdienstes dargestellt. Abbildung 2: Topologie der Zeitdienste In der linken Bildhälfte sind die zentralen NTP-Server der Stratum 1 und Stratum 2 Ebene zu erkennen. Die Stratum 1 Server beziehen ihre Zeitinformationen über das DCF-77 Funksignal und alternativ über GPS oder TDS-System. Sie dienen ausschließlich als primäre Synchronisationsquelle für die in der Hierarchieebene untergeordneten Stratum 2 Server. Die Systeme der Ebene „NTP Stratum 2 zentral“ dienen als Synchronisationsquelle für zentrale Komponenten und Fachanwendungssysteme der Telematikinfrastruktur. So wird vermieden, dass jeder Fachdienstbetreiber gezwungen wird, eigene Stratum 2 Server zu gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 28 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst implementieren und diese zu betreiben und stellt somit eine ökonomisch sinnvolle Zusammenlegung von zentralen TI-Diensten dar. Die Systeme sind jeweils hochverfügbar mit Switches, Firewalls und Routern an das Backbone des Telematik-Netzes anzubinden, wobei diese Komponenten für den Einsatz weiterer Dienste wie etwa DNS genutzt werden können. Davon ausgeschlossen sind jedoch jegliche Fachanwendungen. Weitere Stratum 2 Server („Stratum 2 dezentral“) werden durch die TelematikZugangsprovider implementiert (Bildmitte), um die Konnektoren der Leistungserbringer synchronisieren zu können. Konnektoren stellen die Stratum 3 Ebene dar (im Bild rechts). Sie sind räumlich den Leistungserbringern zugeordnet und stellen die Systemgrenze der Telematikinfrastruktur dar. Sie beziehen ihre Zeitinformationen ausschließlich von den Stratum 2 Servern der Telematik-Zugangsprovider. Die nachfolgende Grafik veranschaulicht die Funktionsweise des Zeitdienstes bei der Kommunikation zweier NTP-Server: gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 29 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Stratum n+1 Stratum n (max. 4 Server) ntpd start Lokale Systemuhr ntpd ntpd Auslesen Konfiguration (ntp.conf) Anfrage an Stratum n Server übergibt u.a.: LI=unsync. clock, unidentified Reference clock, transmit timestamp. Verarbeitet Antwort geht vor Systemuhr beschleunigen geht nach Systemuhr: beschleunigen bis Normal Systemuhr: verlangsamen bis Normal Lokale Uhr verlangsamt beschleunigt Sendet Antwort korrekt Zustand lokale Uhr Geschwindigkeit normal Systemuhr verlangsamen übergibt u.a.: eigene Reference clock, eigenen Stratum, eigene Präzision, Originate, transmit u. receive timsetamp Verarbeitet Anfrage Setzt Parameter* Bereit für Anfragen Warten auf nächsten Poll Initiiert nächsten Poll *= unter anderem: Leap Indicator = 00(bin) = „Syncronized clock“, Stratum = n+1 Reference clock = Stratum n Server Clock precision = Präzision der eigenen Uhr Abbildung 3: Funktionsweise des Zeitdienstes gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 30 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst 5.1.3 Administration des Zeitdienstes Die Systeme der Ebene Stratum 1 und Stratum 2 zentral werden von der gematik verantwortet und zentral betrieben beziehungsweise administriert. Administrationspunkte könnten hier die Switche sein, mit denen die Zeitserver physikalisch verbunden sind. Die Administration muss über ein von der TI separiertes Administrationsnetz erfolgen. Die Systeme der Stratum 2 Ebene (dezentral) werden durch die TelematikZugangsprovider betrieben und administriert. Administrationspunkte könnten hier die Switches sein, mit denen die Zeitserver physikalisch verbunden sind. Die Administration muss über ein von der TI separiertes Administrationsnetz erfolgen. 5.1.4 Funktionen und Redundanz 5.1.4.1 Dienstnutzung Die Funktionen sind bereits eingehend in den vorhergehenden Kapiteln beschrieben. An dieser Stelle finden Betrachtungen zu Ausfallszenarien und deren Auswirkungen statt. Generell müssen zwei unterschiedliche Störfallszenarien betrachtet werden: • Ausfall von Zeitservern und/oder deren Netzanbindung sowie • Ausfall der Zeitquellen beziehungsweise der Synchronisationsmedien, über die die Zeitserver die Uhrzeit synchronisieren. Das Ergebnis ist in allen Fällen das Gleiche: Eine unsynchronisierte Uhrzeit ist die Folge. Dennoch findet eine kurze Betrachtung der Auswirkungen statt. Tabelle 4: Ausfallszenarien Szenario Konsequenzen Erläuterung Ausfall von max. 3 von 4 Stratum 1 Servern Keine Die Stratum 2 Server synchronisieren mit dem noch vorhandenen einen Stratum 1 Server. Ausfall aller Stratum 1 Server/aller Netzanbindungen der Stratum 1 Server Stratum 2 Server können nicht mehr synchronisieren, schalten um auf lokale Uhrzeit und synchronisieren sich auf peer Stratum 2 Ebene, bieten weiterhin NTP an (Empfohlen) Ausfall aller Zeitquellen der Stratum 1 Server Siehe nachfolgende Grafik unterhalb dieser Tabelle Ausfall/Nicht-Verfügbarkeit einzelner Stratum 2 Server bei verschiedenen TelematikZugangsprovidern und/oder in Keine, so lange mindestens ein Server verfügbar ist. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Da in jedem Zugangsprovidernetz mindestens vier Stratum 2 Server vorhanden sein Seite 31 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Szenario Konsequenzen dem von der gematik verantworteten Segment. Ausfall/Nicht Erreichbarkeit jeglicher Stratum 2 Server bei einem TelematikZugangsprovider Erläuterung müssen, ist der Ausfall einzelner Systeme ohne Relevanz. Innerhalb der Synchronisationszeiträume von Konnektoren: Keine. Ansonsten abhängig von den in der Konnektorspezifikation getroffenen Festlegungen Abbildung 4: Szenario "Ausfall aller Stratum 1 Server" 5.2 Skalierung Die Skalierung des Dienstes wird im Wesentlichen durch Hardwarekomponenten realisiert. Basis der geplanten Komponenten sind Aussagen von deutschen Stratum 1 Serverbetreibern (PTB), deren drei Serversysteme bis zu 6 Millionen Anfragen in 24 Stunden beantworten können. Sollten sich dennoch Engpässe in den Systemen zeigen, können diese durch den Aufbau weiterer Servergruppen beseitigt werden. Auf Stratum 1 und Stratum 2 Ebene werden gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 32 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst dazu entsprechende Maschinen hinzugefügt bzw. existente Maschinen im Rahmen der Wartungsfenster durch leistungsfähigere ersetzt. Neben dem Hinzufügen MUSS durch Anpassen der Konfiguration der entsprechend höheren Hierarchiestufe eine Lastverteilung vorgenommen werden. Ohnehin kann ein NTP-Server/Client maximal 9 Server parallel abfragen, eine größere Anzahl ist nicht möglich. Sinnvoll ist die Konfiguration von jeweils mindestens 4 Servern, die abgefragt werden, damit auch Truechimer, Falseticker und Falsespeaker erkannt werden können. 5.2.1 Lastannahmen Es wurden 3 Lastberechnungen mit gemittelten Lastanforderungen durchgeführt. Dabei wurden jeweils unterschiedliche Synchronisationsintervalle sowohl im Stratum 2 als auch im Stratum 3 zu Grunde gelegt. Tabelle 5: Lastannahmen - Minimalanforderungen Minimalanforderungen Anzahl Stratum 1 Server gematik 4 Anzahl Stratum 2 Server gematik 8 Anzahl Zugangsnetze 10 Anzahl Stratum 2 Server je Zugangsnetz 4 Anzahl Stratum 2 Server gesamt 48 Stratum 2 Server je Stratum 1 Server 12 Sync-Zeitraum je Stratum 2 Server dies entspricht Synchronisationen pro Stunde Anzahl Stratum 3 Server (Konnektoren) Stratum 3 Server je Stratum 2 Server* Sync-Zeitraum je Stratum 3 Server dies entspricht Synchronisationen pro Stunde 60 min 1 300000 7500 13,7 h 0,072993 Syncs je Stratum 1 Server pro Stunde 12 Syncs je Stratum 2 Server pro Stunde 547,4 *= ohne Strat. 2 Server der gematik, da diese ausschließlich für Fachdienstserver und TI Komponenten verfügbar sind gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 33 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Tabelle 6: Lastannahmen – Mittlere Anforderungen Mittlere Anforderungen Anzahl Stratum 1 Server gematik 4 Anzahl Stratum 2 Server gematik 8 Anzahl Zugangsnetze 10 Anzahl Stratum 2 Server je Zugangsnetz 4 Anzahl Stratum 2 Server gesamt 48 Stratum 2 Server je Stratum 1 Server 12 Sync-Zeitraum je Stratum 2 Server dies entspricht Synchronisationen pro Stunde Anzahl Stratum 3 Server (Konnektoren) 30 min 2 300000 Stratum 3 Server je Stratum 2 Server* 7500 Sync-Zeitraum je Stratum 3 Server 9,1 h dies entspricht Synchronisationen pro Stunde 0,10989 Syncs je Stratum 1 Server pro Stunde 24 Syncs je Stratum 2 Server pro Stunde 824,2 *= ohne Strat. 2 Server der gematik, da diese ausschließlich für Fachdienstserver und TI Komponenten verfügbar sind gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 34 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Tabelle 7: Lastannahmen - Maximale Anforderungen Maximale Anforderungen Anzahl Stratum 1 Server gematik 4 Anzahl Stratum 2 Server gematik 8 Anzahl Zugangsnetze 10 Anzahl Stratum 2 Server je Zugangsnetz 4 Anzahl Stratum 2 Server gesamt 48 Stratum 2 Server je Stratum 1 Server 12 Sync-Zeitraum je Stratum 2 Server dies entspricht Synchronisationen pro Stunde Anzahl Stratum 3 Server (Konnektoren) Stratum 3 Server je Stratum 2 Server* Sync-Zeitraum je Stratum 3 Server dies entspricht Synchronisationen pro Stunde 2 min 30 300000 7500 4,5 0,222222 Syncs je Stratum 1 Server pro Stunde 360 Syncs je Stratum 2 Server pro Stunde 1666,7 *= ohne Strat. 2 Server der gematik, da diese ausschließlich für Fachdienstserver und TI Komponenten verfügbar sind Mit diesen Anforderungen ist ein sicherer Betrieb ohne Einschränkungen selbst bei maximaler Last möglich. (Tests haben gezeigt, dass z. B. der Meinberg LANTIME/GPS NTP-Server bis zu 6.000 Requests pro Sekunde verarbeiten kann.) Sollte die Last dennoch größere Anforderungen an die Systeme stellen, so kann durch Hinzufügen weiterer NTP-Server und Anpassung der Konfiguration an der untergeordneten Hierarchieebene ausgezeichnet skaliert werden. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 35 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst 6 Erweiterte Funktionen und Betrieb 6.1 Telematikinfrastruktur-Betrieb der NTP-Server Die technischen Anforderungen an den Betrieb des Zeitdienstes ergeben sich aus den technischen und organisatorischen Anforderungen dieses Dokumentes. Der Betrieb von Stratum 1 und Stratum 2 Servern erfordert eine genau definierte und personalisierte Kommunikations- und Eskalationsstruktur für den Regelbetrieb. Diese Regelungen und insbesondere auch die KPI (Key Performance Indikatoren) können nicht Bestandteil dieses technisch orientierten Dokumentes sein und finden sich in Betriebskonzepten und einzelvertraglichen Vereinbarungen wieder. Die Methodik der Bereitstellung der KPI ist in dem Dokument [gemSysSLM] dargestellt. In einem iterativen Prozess gemeinsam mit der gematik werden Anforderungen an die Betriebsführung des Zeitdienstes in das Gesamtbetriebskonzept einfließen und von dort zu einem späteren Zeitpunkt final in diesem Dokument technisch umgesetzt werden. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 36 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Anhang A – Beispiel Kompilierung von NTP Die an dieser Stelle aufgezeigten Beispiele sollen verdeutlichen, welche Schritte notwendig sind, um NTP nach dem Herunterladen des Sourcecode Tarballs so zu übersetzen, dass er den Anforderungen für den Einsatz in der Telematikinfrastruktur gerecht wird. Dies betrifft insbesondere die beispielhafte Einbindung eines dedizierten DCF77 Empfängers und die Verwendung von Statistiken zur Auswertung für den Betreiber und der gematik. Die Beispiele sind ausgeführt worden auf den Betriebssystemen • SuSE Linux Enterprise Server 9 • SuSE Linux Professional 9.2 und 10.1 sowie • Fedora Core 5 und 6 sowie CentOS 5 Sinngemäß lassen sie sich jedoch Hardwareplattformen 1:1 umsetzen. auch auf anderen Betriebssystemen und A1 – Empfehlungen zu den zu verwendenden Versionen von ntp (Stand: 05.09.2007) Bislang wurde in diesem Dokument stets die Version ntp-4.2.2p4 als Ausgangsversion behandelt. Bei gematik internen Tests wurde festgestellt, dass diese Version trotz der ./configure – Option --enable-timing-stats keine Timingstatistiken generiert und somit nicht vollständig für den Einsatz in der Telematikinfrastruktur geeignet ist. Dieser Fehler wurde mit der Stable-Release ntp-4.2.4p0 behoben. Werden die Stable-Releases ntp-4.2.4p0 bis ntp-4.2.4p2 in Zusammenhang mit dem Betriebssystem Linux in den Kernelversionen kleiner 2.6.19 betrieben, so treten sporadisch „kernel time sync error 0001“ auf. Mit der Umstellung von ntp-4.2.3 auf ntp-4.2.4 haben die ntp-Entwickler die time sync error message Routinen modifiziert, um sinnvollere Fehlerbeschreibungen loggen zu können und vor allem vollständig POSIX konform zu werden. Seit dieser Modifikation trat der kernel time sync error 0001 auf. Zeitgleich hat die Linux Community Änderungen am Kernelsource vorgenommen: Die ursprünglich in den (Source) Dateien /kernel/timer.c und /kernel/time.c enthaltenen Funktionen zur ntp Synchronisation des Kernels [ntp_adjtime() und ntp_gettime()] sind nun in die Datei /kernel/time/ntp.c gewandert. Diese Codebereinigung ist offensichtlich misslungen: Was bei den älteren NTP-Versionen nie aufgefallen ist, führte nun zum Problem. Seit dem Linux Kernel 2.6.19 und der gleichzeitigen Vorstellung der NTP StableRelease 4.2.4p3 ff. ist der Bug behoben. Daher wird bei Verwendung von Linux-Systemen der Einsatz der Version ntp-4.2.4p3 unter einem Kernel 2.6.19 oder neuer dringend empfohlen. Bei anderen Betriebsystemen gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 37 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst sollen die Versionen ntp-4.2.4p0 oder Timingstatistiken generieren zu können. neuer eingesetzt werden, um auch A2 – Vorbereitungen zur Übersetzung des ntp tarballs Der entsprechende Tarball ist auf dem Zielsystem bereitzustellen. A3 – Entfernen alter NTP-Installationen Es SOLL sichergestellt werden, dass sich keinerlei alte NTP-Installationen mehr auf den Systemen befinden. A4 – Kompilierung von NTP Schritt 1: Entfernen alter Sourcen Alte Sourcecode-Verzeichnisse sollten vom Zielsystem entfernt werden, da sie nicht mehr benötigt werden. Es ist davon auszugehen, dass der Betreiber die Kompilierung und den Betrieb des neuen Tarballs vorher eingehend auf einer identischen Zielplattform getestet hat! Schritt 2: Entpacken des tarballs Der bereitgestellte tarball ist auf dem Zielsystem zu entpacken. Es entsteht ein Unterverzeichnis, etwa ntp-4.2.4-p3, in das gewechselt werden muss. Schritt 3: Konfiguration und Vorbereitungen Die Konfiguration (das Erzeugen des Makefiles) für die Kompilierung der Sourcen auf der Zielplattform erfolgt mit Hilfe des enthaltenen configure – Scripts. Der Aufruf erfolgt mit dem Kommando: ./configure –-enable-RAWDCF –-enable-step-slew 8 –-enable-ntpdate-step –enable-LOCAL-CLOCK 8 –enable-timing-stats –-enable-MEINBERG >> ../ntp-configure.out Das Kommando configure bereitet die Kompilierung des Sourcecodes anhand der übergebenen Optionen vor und überprüft gleichzeitig, ob die für die Übersetzung notwendigen Bibliotheken auf dem System installiert sind. Die Optionen bedeuten im Einzelnen: • –-enable-RAWDCF: Unterstützung STRATUM 1 Server) des DCF77 Rohsignals (wichtig für • --enable-step-slew: Ermöglicht es dem ntpd, die Geschwindigkeit der Systemuhr moderat zu reduzieren und somit eine vorgehende Uhr an die korrekte Uhrzeit anzupassen. • –-enable-ntpdate-step: Ermöglicht es auch dem Kommando ntpdate, die Geschwindigkeit der Systemuhr moderat zu reduzieren und somit eine vorgehende Uhr an die korrekte Uhrzeit anzupassen. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 38 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst • --enable-LOCAL-CLOCK: Ermöglicht es, dass auch der lokale Systemzeitgeber als Referenzuhr herangezogen wird. • –-enable-MEINBERG: Ermöglicht den Einsatz von DCF77 Empfängern des Herstellers Meinberg (wichtig für Stratum 1 Server; im Gegensatz zu vielen anderen – vorwiegend amerikanischen GPS-Empfängern werden die Meinberg Boxen durch das configure Kommando standardmäßig nicht berücksichtigt. • --enable-timing-stats: Ermöglicht das Schreiben von Timing-Statistiken, die Auskunft über die Prozess-Verarbeitungszeiten von ntpd erteilen. • >> ../ntp-configure.out: Sämtliche Ausgaben von configure werden von STDOUT umgeleitet in die Datei ../ntp-configure.out. Dies dient der besseren Nachvollziehbarkeit, ob alle gewünschten Optionen berücksichtigt worden sind. Lediglich schwerwiegende Fehler (ERROR:), die zu einem Abbruch von configure führen, werden noch über STDOUT ausgegeben. Je nach verwendetem DCF-77 oder GPS Empfänger kann es notwendig sein, dem configure Kommando weitere Parameter zu übergeben. A2 –Kompilierung Der Start des eigentlichen Compilerlaufs erfolgt mit dem Kommando make >> ../ntp-make.out ruft den Compiler (gcc) auf und kompiliert die Sourcen anhand der mit configure generierten Vorgaben und Prüfungen. Wie auch bei configure werden sämtliche Ausgaben von make von STDOUT umgeleitet in die Datei ../ntp-make.out. make Installation Die Installation der durch den Compiler erzeugten Binaries in das Verzeichnis /usr/local/bin/ erfolgt mit dem Befehl make install >> ../ntp-make-install.out A3 – Betriebssystemabhängige Pakete / Binärdistributionen Für eine Vielzahl von Betriebssystemen lassen sich bereits fertig kompilierte NTPVersionen beziehen, so etwa beispielsweise für Microsoft® Windows™, SUN Solaris oder verschiedene Linux Distributionen. Leider sind die vorkompilierten Pakete meist nicht für den Einsatz in der Telematikinfrastruktur geeignet, da während der Konfiguration der Pakete die configure – Option --enable-timing-stats nicht berücksichtigt worden ist. Es bleibt den Betreibern jedoch überlassen, zur Softwareverteilung eigene Pakete zu erstellen. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 39 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Anhang B B1 - Abkürzungen Kürzel Erläuterung DDoS Distributed Denial of Service DNS Domain Name Service DoS Denial of Service FAQ Frequently Asked Questions – Häufig gestellte Fragen GPS Global Positioning System IP Internet Protocol KPI Key Performance Indikatoren MPLS Multi Protocol Label Switching NAT Network Address Translation NTP Network Time Protocol PKI Public Key Infrastructure ppm engl.: Parts per million (dt.: Anzahl je Millionen [Maßeinheit]) PTB Physikalisch Technische Bundesanstalt mit Sitz in Braunschweig. RFC Request For Comments RZ Rechenzentrum SGBV Sozialgesetzbuch, Band V SigG Signaturgesetz SNTP Simple Network Time Protocol TCP Transmission Control Protocol TDS Time Distribution System (Zeitverteilungssystem der PTP für Modemeinwahl) TI Telematikinfrastruktur UDP User Datagram Protocol UTC Coordinated Universal Time gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 40 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst B2 – Glossar Das Glossar wird als eigenständiges Dokument zur Verfügung gestellt. Begrifflichkeiten, die im vorgenannten Kontext besondere Bedeutung haben, werden des besseren Verständnisses wegen, nachfolgend als Auszug wiedergegeben. Diese Begriffe werden wegen ihrer spezifischen Ausrichtung auf den vorliegenden Kontext in der Regel im allgemeinen Glossar nicht wiederholt. Tabelle 8: Glossar Begriff Erläuterung BIOS Basic Input Output System Basis-Betriebssystem eines jeden x86 konformen Rechnersystems (unabhängig davon, ob es sich um einen PC oder einen Server handelt). Es ist die Software, die der Rechner direkt nach dem Einschalten lädt. Sie steuert den POST (Power On Self Test) und steht dem Steuerwerk der CPU direkt zur Verfügung. Es ist – wie eine Firmware auch – im Allgemeinen in einem nicht flüchtigen Speicher (Non volatile RAM) abgelegt. IANA Internet Assigned Numbers Authority. Diese nicht-kommerzielle Organisation ist unter anderem für die Zuweisung von im Internet-Protokoll verwendeten Portnummern zuständig. ISP (Internet Service Provider) Die Internet Service Provider verbinden den Leistungserbringer mit dem Internet, das als Transportnetz für den VPN Tunnel zum TelematikZugangsprovider dient. Kiss-o’-death Mit Hilfe dieses Verfahrens kann der NTP-Server die Anzahl der an ihn gerichteten Anfragen von korrekt implementierten und hierarchisch untergeordneten NTP-Servern beeinflussen. Das Verfahren ist in Abschnitt 5.1.1.16 des Dokumentes „Spezifikation Infrastrukturkomponenten: Zeitdienst“ beschrieben. Masquerading Masquerading (engl.) oder Adressmaskierung ist eine spezielle Form von NAT und wird zumeist verwendet, um mehreren Computern in einem Local Area Network Zugriff auf das Internet zu ermöglichen. Dabei werden im Gegensatz zu NAT nicht nur die IP-Adressen, sondern auch Port-Nummern umgeschrieben. NAT Network Adress Translation Verfahren, das im Zuge der Verknappung von öffentlichen IPv4 Adressen entwickelt wurde und eine 1:n Umsetzung von einer öffentlichen IP Adresse auf n private Adressen erlaubt. Beispiele dafür finden sich am häufigsten bei geschäftlich genutzten, breitbandigen Internetanbindungen, die eine Vielzahl von im LAN vernetzten PC’s (privates Netzwerk) über eine öffentliche Adresse mittels NAT mit dem Internet verbinden. NTP Network Time Protocol, The gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 41 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Begriff Erläuterung Ein Netzwerkprotokoll, das mit dem Hintergrund entwickelt wurde, eine Vielzahl von vernetzten Systemen mit einer einheitlichen Zeitinformation zu versorgen, so dass diese Systeme auch tatsächlich über eine einheitliche Systemzeit verfügen. Die Entwicklung lässt sich zurückverfolgen bis zu einer Vorführung während der US National Computer Conference im Jahr 1979, während derer erste Gedanken zu einer weltweiten Computerzeitsynchronisation geäußert wurden (Quelle: [CNTS]) NTP-DDoS Prinzipiell gleiches Verfahren wie bei NTP-DoS, jedoch erfolgen die Anfragen von einer Vielzahl Clients aus gleichzeitig (daher auch Distributed). Daraus resultierend ergibt sich eine mit der Anzahl der anfragenden Clients linear ansteigende Last. Um über eine ausreichende Anzahl von Clients zu verfügen, verteilt der Angreifer im Allgemeinen so genannte Backdoor Programme (mit eigenen Verteilungsroutinen, die Schwachstellen in Betriebssystemen ausnutzen). Über diese Routinen kann der Angreifer dann koordiniert die DDoS Angriffe starten. Dieses Szenario ist auch für NTP denkbar. NTP-DoS Der Begriff „Denial of Service (DoS)“ bezeichnet einen Angriff auf einen Host oder Service mit dem Ziel, einen oder mehrere Dienste durch Überlastung arbeitsunfähig zu machen. Dazu belasten die Angriffe die Dienste eines Servers mit einer derart hohen Anzahl von Anfragen, dass der Server diese nicht mehr oder nur noch mit einer unzureichend langen Antwortzeit (Timeout) reagieren kann. Dieses Szenario ist auch für NTP denkbar. NTP-Server Serversysteme, die mittels NTPd (NTP Daemon) Zeitsynchronisationsdienste anbieten und sich selber mit einer Zeitquelle synchronisieren können. In Deutschland bietet die PTB beispielsweise öffentliche Stratum 1 Server an, die unter den Namen ptbtime1.ptb.de und ptbtime2.ptb.de erreichbar sind. NVRAM Non Volatile Random Access Memory → Nicht flüchtiger Speicher mit wahlfreiem Zugriff. In ihm wird in einem Rechnersystem das BIOS oder die Firmware abgelegt. PTB Physikalisch Technische Bundesanstalt mit Sitz in Braunschweig. Sie hat per Deutschem Zeitgesetz von 1978 den Auftrag, die amtliche Deutsche Zeit zur Verfügung zu stellen. Zur Ermittlung der Zeit wird auf das physikalische Verhalten von Cäsium 133 zurückgegriffen, aus dem sich eine Sekunde herleiten lässt: "Die Sekunde ist das 9 192 631 770-fache der Periodendauer der dem Übergang zwischen den beiden Hyperfeinstrukturniveaus des Grundzustandes von Atomen des Nuklids 133CS entsprechenden Strahlung." Die PTB verfügt über verschiedene Cäsium- und Cäsium-FontänenUhren. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 42 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Begriff Erläuterung Stratum Die Nähe einer Server-Zeit zu einer geeichten Normal-Zeit (z. B. Atomuhr o. ä.) wird durch das sog. Stratum ausgedrückt. Der Wert des Stratums ist Null für einen NTP-Server, der seine Zeit direkt mit einer geeichten Quelle synchronisiert. Server, die ihre Zeitinformation direkt von einer Cäsium Atomuhr beziehen, können selbst als Stratum-0-Server fungieren. Der hierarchisch eine Stufe tiefer angeordnete Server, der seine Zeitinformationen vom Stratum 0 Server bezieht bzw. etwa per DCF-77 Funksignal erhält, bezeichnet sich als Stratum 1 Server. TDS Time Distribution System Verfahren zur Distribution der amtlichen Deutschen Zeit. Dabei besteht die Möglichkeit, per Modem das TDS der PTB anzuwählen und so ein Zeitsignal zur Uhrsynchronisation zu erhalten. Es ist – wie auch per DCF77 und GPS – geeignet, Stratum 1 Server aufzubauen. TelematikZugangsprovider Die Telematik-Zugangsprovider sind mehrfach redundant und breitbandig mit dem Internet als Transportnetz verbunden und stellen den Tunnelendpunkt für die VPN Verbindungen ausgehend vom Konnektor zur Verfügung. Weiterhin stellen sie die physikalische Anbindung an das MPLS-Backbone bereit. UDP User Datagram Protocol Auf Transportebene (Schicht 4) neben TCP als zweites Protokoll implementiert. Es garantiert gegenüber TCP keine Ende-zu-Ende Kontrolle. Es setzt auf dem Internet Protocol (IP) auf Schicht 3 auf. UTC (engl.) Coordinated Universal Time → Koordinierte Weltzeit. Sie stellt die aktuelle Weltzeit dar und hat in dieser Funktion die vielen geläufige, Greenwich Mean Time abgelöst. Sie ist eine Kombination aus der internationalen Atomzeit TAI und der Universalzeit UT. Die Zeitzonen werden als positive oder negative Abweichung von UTC angegeben (z. B. UTC + 2 entspricht der MESZ). UTC ist unter anderem die Referenzzeit im Internet und auch vielfach in Computersystemen. Zeitdienst Er beschreibt ein Verfahren, das basierend auf existenten und weltweit jahrelang erprobten Technologien (NTP) für alle zentralen und dezentralen Komponenten und Systeme der Telematikinfrastruktur im Deutschen Gesundheitswesen, bis hinunter zu den Primärsystemen der Leistungserbringer eine bundesweit einheitliche Systemzeit gewährleistet. Zugangsprovider Siehe Telematik-Zugangsprovider gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 43 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst B3 – Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Hierarchischer Aufbau des Zeitdienstes ......................................................17 Abbildung 2: Topologie der Zeitdienste............................................................................28 Abbildung 3: Funktionsweise des Zeitdienstes.................................................................30 Abbildung 4: Szenario "Ausfall aller Stratum 1 Server" ....................................................32 B4 - Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Anforderungen ................................................................................................11 Tabelle 2: Annahmen.......................................................................................................14 Tabelle 3: Pollingintervalle für NTP-Serverkonfigurationen ..............................................25 Tabelle 4: Ausfallszenarien..............................................................................................31 Tabelle 5: Lastannahmen - Minimalanforderungen ..........................................................33 Tabelle 6: Lastannahmen – Mittlere Anforderungen.........................................................34 Tabelle 7: Lastannahmen - Maximale Anforderungen......................................................35 Tabelle 8: Glossar ...........................................................................................................41 Tabelle 9: NTP RFC Historie ...........................................................................................47 Tabelle 10: Entscheidungen ............................................................................................48 gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 44 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst B5 - Referenzierte Dokumente Die nachfolgende Tabelle enthält die Bezeichnung der in dem vorliegenden Dokument referenzierten Dokumente der gematik. Der mit dem vorliegenden Dokument korrelierende Entwicklungsstand dieser Konzepte und Spezifikationen, die im Rahmen des Vorhabens zur Einführung der Gesundheitskarte veröffentlicht werden, wird pro Release in einer Dokumentenlandkarte definiert. Version und Stand der referenzierten Dokumente sind daher in der nachfolgenden Tabelle nicht aufgeführt. Die jeweils gültige Version und das Freigabedatum der aufgeführten gematik-Dokumente entnehmen Sie bitte der von der gematik veröffentlichten Dokumentenlandkarte (aktuell [gemDokLK_2.3.4]), wobei jeweils der aktuellste Releasestand maßgeblich ist, in dem die vorliegende Version aufgeführt wird. Zur Unterstützung der Zuordnung wird in der Dokumentenlandkarte im Kapitel 4 eine Übersicht über die Dokumentenversionen und deren Zuordnung zu den verschiedenen Releases bereitgestellt. [Quelle] Herausgeber (Erscheinungsdatum): Titel [gemDokLK_2.3.4 ] gematik: Einführung der Gesundheitskarte – Dokumentenlandkarte Releasestand 2.3.4 – Online Feldtest 10.000 Festlegung der Versionsstände [gemGesArch] gematik: Einführung der Gesundheitskarte Gesamtarchitektur [gemSiKo] gematik: Einführung der Gesundheitskarte Übergreifendes Sicherheitskonzept [gemSiKo#AnhC] gematik: Einführung der Gesundheitskarte – Übergreifendes Sicherheitskonzept der Telematikinfrastruktur Anhang C: Schutzbedarfsanalyse [gemSpec_Kon] gematik: Einführung der Gesundheitskarte Konnektorspezifikation [gemSysSLM] gematik: Einführung der Gesundheitskarte – Spezifikation System und Service Level Monitoring Weitere Referenzierungen: [Quelle] Herausgeber (Erscheinungsdatum): Titel [CNTS] CRC Press Taylor & Francis Group (März 2006): Computer Network Time Synchronization The Network Time Protocol, David L. Mills (ISBN: 0-8493-58051) [Draft_NTPv4] J. Burbank, J. Martin (Juli 2005): The Network Time Protocol (SNTP) Version 4 Protocol Specifications http://www.ietf.org/internet-drafts/draft-ietf-ntp-ntpv4-proto-01.txt [IANA-PORT] IANA Port number registration (last update: Mai 2006): gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 45 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst [Quelle] Herausgeber (Erscheinungsdatum): Titel Die IANA (Internet Assigned Numbers Authority) vergibt unter anderem die Portnummern des Internet Protocols (IP). Der aktuelle Stand ist jederzeit unter http://www.iana.org/assignments/port-numbers abrufbar. [NTP-FAQ] The NTP FAQ and HOWTO (Oktober 2005): Understanding and using the Network Time Protocol (A first try on a non-technical Mini-HOWTO and FAQ on NTP) Veröffentlicht unter http://www.ntp.org/ntpfaq/NTP-a-faq.htm [NTP-Src] Der Sourcecode der NTP v4 Software Suite ist im Internet unter http://www.ntp.isc.org/bin/view/Main/SoftwareDownloads unter den Bedingungen der folgenden Copyright notice frei verfügbar: Copyright (c) David L. Mills 1992-2003 Permission to use, copy, modify, and distribute this software and its documentation for any purpose and without fee is hereby granted, provided that the above copyright notice appears in all copies and that both the copyright notice and this permission notice appear in supporting documentation, and that the name University of Delaware not be used in advertising or publicity pertaining to distribution of the software without specific, written prior permission. The University of Delaware makes no representations about the suitability this software for any purpose. It is provided "as is" without express or implied warranty. [RFC1305] RFC 1305 (März 1992): Network Time Protocol (Version 3) Specification, Implementation and Analysis http://www.ietf.org/rfc/rfc1305.txt [RFC2119] RFC 2119 (März 1997): Key words for use in RFCs to Indicate Requirement Levels S. Bradner, http://www.ietf.org/rfc/rfc2119.txt [RFC4330] RFC 4330 (Januar 2006): Simple Network Time Protocol (SNTP) Version 4 for IPv4, IPv6 and OSI ftp://ftp.rfc-editor.org/in-notes/rfc4330.txt [STime] RFC, D. Mills (August 2003): The Autokey Security Architecture, Protocol and Algorithms, veröffentlicht unter http://www.eecis.udel.edu/%7Emills/database/reports/stime/stime.pd f Die genannten Dokumente referenzieren auf eine Reihe weiterer RFC’s (RFC = Request for Comment), insbesondere deren Vorläufer, die durch diese Dokumente abgelöst und für ungültig erklärt worden sind. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 46 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst NTP RFC Historie Tabelle 9: NTP RFC Historie RFC Name Status Ersetzt durch RFC0958 Network Time Protocol (NTP) Unknown RFC1059 RFC1119 RFC1305 RFC1059 Network Time Protocol (version 1) specification and implementation. Unknown RFC1119 RFC1305 RFC1119 Network Time Protocol (version 2) specification and implementation. Standard RFC1305 RFC1305 Network Time Protocol (Version 3) Specification, Implementation and Analysis. Draft Standard RFC1361 Simple Network Time Protocol (SNTP) Informational RFC1769 RFC1769 Simple Network Time Protocol (SNTP) Informational RFC2030 RFC4330 RFC2030 Simple Network Time Protocol (SNTP) Version 4 for IPv4, IPv6 and OSI Informational RFC4330 RFC4330 Simple Network Time Protocol (SNTP) Version 4 for IPv4, IPv6 and OSI Informational Konfigurationsinformationen für Truechimer und Falseticker http://ntp.isc.org/bin/view/Support/SelectingOffsiteNTPServers finden sich unter B6 – Entscheidungen und Annahmen B6.1 – Annahmen Annahmen werden in Kapitel 3 behandelt. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 47 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst B6.2 – Entscheidungen Tabelle 10: Entscheidungen Lfd.Nummer Beschreibung und Begründung der Entscheidung ZD-E-010 Verwendete Protokollversion Als Protokoll des Zeitdienstes findet NTP in der Version 4 Verwendung – auch wenn diese Protokollversion bislang nur als Draft vorliegt (vgl.: [Draft_NTPv4]) Begründung: • NTP- oder SNTP-Server, die mit Protokollversion 4 arbeiten, sind clientseitig nicht von Protokollversion 3 zu unterscheiden. • NTPv4 verwendet das Standard NTP Timestamp Format aus NTPv3 [RFC1305]. • NTP- oder SNTP-Server sind abwärtskompatibel und kommunizieren mit den Clients entsprechend der clientseitigen Protokollversion. • NTPv4 findet bereits weltweit ein hohes Maß an Verbreitung, selbst die offiziellen Zeitserver der Bundesrepublik Deutschland (Physikalisch Technische Bundesanstalt, Braunschweig, ptbtime1.ptb.de sowie ptbtime2.ptb.de) verwenden bereits NTPv4. • NTPv4 unterstützt umfangreiche Authentisierungsverfahren in Kombination mit komfortablem Management. Weiterführende Erläuterungen dazu finden sich im Dokument [Draft_NTPv4] auf Seite 4 im letzten Absatz. ZD-E-020 Netzwerkprotokoll Sowohl NTP als auch SNTP setzen auf dem User Datagram Protocol (UDP) auf, das wiederum auf dem Internet Protocol (IP) aufsetzt. Verwendung findet der UDP Port 123, sowohl als Source als auch Destination Port. Es wird ausschließlich Unicast in einem hierarchischen Konzept verwendet. Begründung: Alternativ könnte Multicast Verwendung finden, das aber in umfangreich segmentierten Netzen zu unkalkulierbaren Netzlasten führen kann. Im Kontext der Telematikinfrastruktur ist daher ein streng hierarchischer Aufbau vorzuziehen. Die Portvorgabe orientiert sich an der Portvorgabe von [Draft_NTPv4], Seite 7, letzter Absatz. Des Weiteren verwenden die meisten NTP Client Standardinstallationen diese Konfiguration. ZD-E-030 Zeitquellen für Stratum 1 Server Für den Aufbau der Stratum 1 Ebene finden folgende Zeitquellen Verwendung: • DCF77 – Empfänger für den Empfang des offiziellen deutschen Zeitsignals vom Sender DCF77/Mainflingen, gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 48 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008 Spezifikation Infrastruktur komponenten: Zeitdienst Lfd.Nummer Beschreibung und Begründung der Entscheidung • • ggf. GPS-Empfänger Einwahl per Modem in das TDS (Time Distribution System) der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) Braunschweig (+49 . (0) 5 31 . 51 20 38) ZD-E-040 Nutzung des Zeitdienstes Der angebotene Zeitdienst wird durch alle Systeme genutzt, die sowohl zentrale Dienste als auch Fachanwendungen anbieten. Als dezentrale Komponenten nutzen Konnektoren den Zeitdienst und können ihn als Stratum 3 Server auch den Primärsystemen anbieten. ZD-E-050 Authentizität der Zeitserver Die Überprüfung der Authentizität der Zeitserver untereinander mit Hilfe des Autokey-Verfahrens wird nicht verwendet. Begründung: In einem Gespräch mit Mitarbeitern des BSI vom 16.10.2006 wurde dargestellt, dass der Zeitdienst keine medizinischen oder personenbezogenen Daten berührt, sondern ausschließlich zur Herbeiführung einer telematikweiten, temporalen Ordnung dient. Der Zeitdienst findet keine Verwendung bei der Erstellung von qualifizierten, akkreditierten elektronischen Zeitstempeln. Die NTP-Server werden allesamt in gesicherten Rechenzentrumsumgebungen unter Kontrolle und Verantwortung der gematik betrieben, ein externer (unautorisierter) Zugriff ist nur durch Einbruch in die TI möglich. Der Einsatz ohne kryptografische Authentizitätsprüfung ist millionenfach im Internet bewährt (Best Practice) und bedarf keiner zusätzlichen Anpassungen für den Einsatz in der Gesundheitstelematik. Die Verwendung der kryptographischen Funktionen wäre aus betrieblicher Sicht nicht durchführbar, da das Schlüsselmaterial manuell auf allen Komponenten aufgebracht werden muss. Diese Gründe führten zu der Entscheidung, dass von der Verwendung von kryptographischen Authentizitätsprüfungen (Autokey Protokoll) und eventuellen Evaluierungen des Zeitdienstes nach den Maßgaben der Common Criteria abgesehen wird. ZD-E-060 Räumliche Entfernung der Rechenzentren zueinander Die in den Abschnitten 5.1.1.7 und 5.1.1.10 ursprünglich vorgenommene Entfernungsangabe von mindestens 25 Kilometern wurde ersetzt durch „geeignete Entfernung“. Begründung: Es ist einem Anbieter/Betreiber nicht zuzumuten, nur aufgrund der Festlegung auf eine Mindestentfernung von 25 Kilometern möglicherweise aus dem Bieterverfahren auszuscheiden, auch wenn seine Rechenzentren etwa nur 20 Kilometer voneinander entfernt sind, aber dennoch ausreichenden Schutz vor Elementarschäden sicherstellen können. gematik_INF_Spezifikation_Zeitdienst.doc Version: 1.3.0 Seite 49 von 49 © gematik Stand: 20.06.2008