Heinz G. Konsalik
Transcription
Heinz G. Konsalik
Der Fluch der grünen Steine liegt darin, dass er eigentlich anständigen Menschen Ehrgefühl und Freundschaft vergessen lässt. Zudem ruinieren Schatzsucher (guaqueros) ihr Leben, um in den Stollen nach Edelsteinen zu graben, deren Anblick den Betrachter verzaubert und verwandelt. Auf Einladung eines ehemaligen Studienkollegen geht Dr. Peter Mohr als Arzt nach Kolumbien. Die Erinnerung an die hedonistische Studienzeit verbindet beide. Das Buch vollzieht jedoch spätestens dann einen Wandel, wenn Dr. Mohr in den Bergen zu praktizieren beginnt. Seine Empathie und sein Einsatz für die Kranken lässt ihn fast zu einem Heiligen werden. Wie unterscheidet er sich doch von dem ehemaligen Studenten Mohr, der sich hauptsächlich für Frauen und Alkohol interessiert hat, wie es bei seinem Studienkollegen noch heute der Fall ist. Aber für Dr. Mohr war auch eine schöne Schatzgräbertochter mit ausschlaggebend dafür, dass er sich auf den Weg in die Berge gemacht hat. Dr. Mohr vollbringt ein Wunder und bringt eine Gruppe von guaqueros dazu, ihm den Rohbau eines Krankenhauses zu erstellen, die Ausstattung kommt von einem Mafia-Boss aus Bogotá, der an den gefundenen Edelsteinen verdient. Für einen Priester, der mit Dr. Mohr gemeinsam in die Berge gegangen ist, wird sogar eine Kirche errichtet. Die hilfreiche Gruppe von guaqueros steht unter der Leitung des Revolutionärs Dr. Ramon Novarra, der zu den höchsten Staatsfeinden des Landes zählt. Als ein guaquero einen äußerst kostbaren Stein findet, wird deutlich, dass es für die Schatzgräber kein Glück gibt. Denn mit dem Fund kommt die Angst. Nun muss er damit rechnen, dass man ihm nach dem Leben trachtet, um ihn seinen Fund wieder abzujagen. Zumindest die Familie des Finders wird erheblich dezimiert: Der 14-jährige Sohn stirbt durch 14 Schüsse aus einem Maschinengewehr, als er seinem Vater auf dem Weg nach Bogotá den Rücken freihält. Zwei seiner Töchter kommen brutal zu Tode, als aus ihnen das Wissen um den Edelsteinfund herausgefoltert wird. Die beste Stelle im Buch ist meines Erachtens die, als Dr. Mohr erschöpft am Ende des Tages von Dr. Novarra verdeutlicht wird, dass er unmöglich der Arzt für alle 30 000 guaqueros der Gegend sein kann. Er müsste dazu rund um die Uhr im Einsatz sein. Würde er einzelne abweisen, dann würden sie sich gegenseitig umbringen, um von ihm behandelt zu werden. Es kann also niemand die ganze Welt retten. Im Koran heißt es in der 5. Sure: „Wenn jemand einem Menschen das Leben rettet, so soll es sein, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben gerettet.“ Deshalb kann man seine Aktivitäten im Hinblick auf eine bessere Welt nur auf einen zu bewältigenden Kreis von Personen beziehen. Dr. Mohr hat in seinem Einsatz für die guaqueros einen neuen Sinn für sein Leben gefunden und will auch künftig als Arzt in Pensablancas arbeiten, der den Bergen mit den verborgenen Edelsteinen nächstgelegen Stadt. (ks)