Automotive-Schnittstelle mit integriertem Echtzeitrechner
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Automotive-Schnittstelle mit integriertem Echtzeitrechner
18 l AUTOMOTIVE 5-6. 2 0 11 l ENGINEERING TOOLS Automotive-Schnittstelle mit integriertem Echtzeitrechner NETZWERK-INTERFACES MIT SCHNELLEN REAKTIONSZEITEN N e u e B u s s y s t e m e u n d e i n e z u n e h m e n d e Z a h l vo n N e t z we rke n t re i b e n h e rk ö m m l i c h e S c h n i t t s t e l l e n z u n e h m e n d a n i h re L e i s t u n g s g re n z e n . D i e Q u a l i t ä t vo n Te s t s , A n a l y s e n u n d S i m u l at i o n e n w i rd j e d o c h e n t s c h e i d e n d vo m E c h t z e i t g ra d d e s D at e n a u s t a u s c h s z w i s c h e n Fa h r z e u g - N e t z we rke n u n d Te s t s y s t e m e n g e p r ä g t . Ve c t o r h at d a h e r s e i n e S c h n i t t s t e l l e n fa m i l i e u m e i n m o d u l a re s H o c h l e i s t u n g s - I n t e r fa c e m i t i n t e g r i e r t e m E c h t z e i t re c h n e r e rg ä n z t – m i t a u ß e rg ew ö h n l i c h k u r z e n Z y k l u s - u n d A n t wo r t z e i t e n . D ie ideale Schnittstellen-Hardware für CAN, LIN, FlexRay oder MOST zeichnet sich durch hohe Echtzeitfähigkeit, Unterstützung vieler unterschiedlicher Netzwerke und eine einfache Handhabung aus. Diese teilweise gegensätzlichen Anforderungen lassen sich mit bisherigen Konzepten nicht immer erfüllen. Insbesondere der Wunsch von Anwendern nach einer Hardware-Schnittstelle, die sich unkompliziert mit Plug & Play per USB an den PC ankoppeln lässt, ist für Software- und Schnittstellenentwickler eine Herausforderung. Beispielsweise wirken sich die systembedingt hohen Latenzen am USB-Anschluss kritisch auf das Echtzeitverhalten aus. Echtzeitfähig trotz USB Bisher ermöglichen Netzwerkschnittstellen nur den reinen Buszugriff – und auf dem angeschlossenen Windows-PC werden alle Aufgaben für Simulation, Analyse oder Test ausgeführt. Folglich ist an Echtzeitfähigkeit wegen langsamer USB-Verbindungen, vieler PC-Bedienvorgänge oder ITHintergrunddienste, oft nicht zu denken. Als Lösung für diese Herausforderung hat Vector Informatik bei der Entwicklung der aktuellen Schnittstellengeneration VN8900 (Bild 1) einen neuen Weg eingeschlagen. Basierend auf der modernen Intel-Atom-Plattform-Z530 war es überhaupt möglich, eine kostengünstige, leistungs- und echtzeitfähige Hardware-Architektur zu entwickeln. Auf dieser Architektur läuft ein für den Anwendungsfall speziell angepasstes Windows XP-Embedded. Somit können Teile der Simulations- oder Testumgebung sehr einfach sowohl auf einem normalen PC als auch auf dem Netzwerkinterface ausgeführt werden und entlasten den Windows-PC. Echtzeitkritische Aufgaben werden direkt auf der SchnittstellenHardware ausgeführt, während Datenaufbereitung, Spei- ENGINEERING TOOLS l AUTOMOTIVE 5-6. 2 0 11 l 19 schen Erweiterungen, wie beispielsweise Netzwerkcherung, Visualisierung und andere Standardaufgaben wie management oder Interaction-Layer. Als Bedien-PC reigewohnt auf dem Windows-PC ablaufen. Je nach Anwenchen sogar ältere und langsamere PCs aus, ohne dass der dung und Operation sind so um den Faktor zwei bis acht Anwender Einbußen bei der Echtzeitfähigkeit hinzunehschnellere Systemreaktionen im Vergleich zu den bisherimen hat. gen passiven Schnittstellenlösungen realisierbar (Tabelle 1). Das modular aufgebaute System besteht aus einem Basis- und einem Einschubmodul in einem robusten Kompaktgehäuse. Es ist speziell für die Zusammenarbeit mit den Simulations- und Analysewerkzeugen CANoe und CANalyzer von Vector entwickelt (Bild 2). Insbesondere, wenn paralleler Zugriff auf mehrere Bus-Kanäle, zusätzliche I/O-Leistung oder sehr kurze Antwortzeiten im Vordergrund stehen, spielt diese Lösung ihre Stärken aus. Aus Anwendersicht arbeitet das neue System wie eine herkömmliche Netzwerkschnittstelle: Messvorgänge laufen wie bisher ab, jedoch mit spürbar höherer Geschwindigkeit. Auch das Handling und die Konfigurationen sind unverändert. CANoe und CANalyzer laden die betreffenden Test- und Simulationskomponenten selbTabelle 1: Echtzeit-Leistungsfähigkeit bei Volllast ständig auf die Schnittstellen-Hardware. Das gilt (20.000 Botschaften/Sekunde). © automotive auch für die benötigten Kommunikations- und Diagnosedatenbanken sowie die OEM-spezifiStand-alone-Betrieb erschließt neue Einsatzbereiche Neben den klassischen Test-, Analyse- und Simulationsaufgaben eröffnen sich dem VN8900-Anwender neue Einsatzfälle im Stand-alone-Betrieb. Benötigt eine CANoe/CANalyzer-Applikation keine Benutzerinteraktionen, lässt sich diese autark auf der Schnittstellen-Hardware ausführen. Mit dieser Eigenschaft ergeben sich interessante Einsatzmöglichkeiten wie etwa zur Restbussimulation in größeren Prüfplätzen und HIL-Systemen, denen eine eigene Restbussimulation fehlt. Die Restbussimulationen erstellt der Anwender auf Basis der passenden OEM-Erweiterung mit wenigen Mausklicks und lädt sie auf die SchnittstellenHardware. Weitere Stand-alone-Anwendungen sind zum Beispiel Gateway-Simulationen oder die Stimulation bei Langzeittests. Um Stand-alone-Applikationen in andere Systeme zu integrieren, steht die auf Ethernet/UDP basierende Schnittstelle mit der Bezeichnung FDX (Fast Data Exchange) zur Verfügung. Sie erlaubt schnelle Schreib- und Lesezugriffe auf Bussignale und Systemvariablen. Zudem kann darüber die Anwendung ausgeführt werden. Über den Stand-aloneManager werden vorbereitete CANoe/CANalyzer Standalone-Konfigurationen von einem beliebigen PC aus in das Schnittstellenmodul geladen. Dieser Vorgang ist für eine optimale Integration in einer entsprechenden Umgebung automatisierbar. Bild 1: VN8900-Systemübersicht. © automotive Fazit und Ausblick Das Konzept des VN8900 ermöglicht leistungsfähige und wirtschaftliche Gesamtlösungen ohne Verzicht auf eine leicht zu handhabende USB-Verbindung. Das Auslagern zeitkritischer Berechnungen auf die externe Recheneinheit 20 l AUTOMOTIVE 5-6. 2 0 11 l ENGINEERING TOOLS tisch ist möglich. Für den Anwender fällt kein Mehraufwand bei der Konfiguration an. Er profitiert von der unkomplizierten USB-Kopplung an den Windows-PC ohne IPAdress-, Sicherheits- oder Firewall-Konflikte. Dass die Möglichkeiten des Systems noch nicht ausgereizt sind, zeigen weitere Funktionen, die sich bereits in der Entwicklung befinden. Dazu gehört zum Beispiel der Vector Real Time Boost, der die Ausführung von CAPL-Knoten auf Kernel-Mode-Ebene erlaubt und nochmals zu deutlichen Echtzeitsteigerungen führen wird. Ein weiteres Einschubmodul wird neben CAN und LIN auch einen FlexRay-Anschluss einschließlich Cold-Start-Helper bieten. (oe) Bild 2: VN8900 bestehend aus Basismodul und Einschubmodul. © automotive des VN8900-Systems verhilft CANoe/CANalyzer-Simulationen und -Analysen zu wesentlichen Leistungsgewinnen. Selbst der Einsatz als Mini-HIL direkt auf einem Arbeits- Oliver Falkner ist seit 1999 bei der Vector Informatik GmbH in Stuttgart und dort Gruppenleiter im Produktmanagement der Produktlinie Networks and Distributed Systems und Produktmanager für CANoe. @ Vector Informatik www.vector.com