Zur Geschichte des Hauses

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Zur Geschichte des Hauses
Zur Geschichte des Hauses
Theater Bremen 1913 – 2013/14
Das Theater Bremen – korrekter Titel: Theater der Freien Hansestadt Bremen GmbH – ist ein
Stadttheater mit überregionaler Ausstrahlung. Es beinhaltet vier Sparten (Musiktheater, Schauspiel,
Tanztheater, Kinder- und Jugendtheater) und vier feste Spielstätten. Im Einzelnen sind dies: das
Theater am Goetheplatz, das Kleine Haus (ehemals Schauspielhaus), der Brauhauskeller und das
Moks im Brauhaus. Im Zentrum steht die mit 802 Plätzen größte Spielstätte, das Theater im
Goetheplatz. Das Kleine Haus wurde 1984 als Schauspielhaus mit 332 Plätzen eröffnet und 2012 mit
Beginn der Intendanz von Michael Börgerding zu einer Raumbühne samt Tribüne mit rund 200
Plätzen umgebaut. Das Kinder- und Jugendtheater Moks (ursprünglich das Kürzel für
Modellversuch Künstler und Schüler) wurde 1986 als vierte Sparte dem Bremer Theater
angegliedert. Heute sind das Moks, die Jungen Akteure und alle weiteren Produktionen, die sich an
junge Menschen richten, unter dem Begriff „Junges.Theater Bremen“ zusammengefasst. Das
Theater am Goetheplatz wurde im Jahre 1913 errichtet bzw. eingeweiht.
Das Theater am Goetheplatz wurde bereits im Jahre 1913 errichtet bzw. eingeweiht. Unter der
Bezeichnung Schauspielhaus erlebte es zunächst eine 30-jährige Epoche als Privattheater, ehe es nach
dem Tode der Gründer und Leiter Johannes Wiegand und Dr. Eduard Ichon für ein Jahr vom NSRegime vereinnahmt wurde. Bei Luftangriffen um August und Oktober 1944 wurde das Haus fast
vollständig zerstört. Nach dem zweiten Weltkrieg entschloss sich die Stadt Bremen, dieses Gebäude
– und nicht etwa das frühere Stadttheater am Wall – als neues städtisches Theaterhaus wieder
aufzubauen. Die Wiedereröffnung fand unter dem neuen Intendanten Willi Hanke am 27. August
1950 statt; ein Jahr zuvor war das „Theater der Freien Hansestadt Bremen“ als GmbH gegründet
worden.
Die Leistung der Gründer Wiegand und Ichon verdient eine besondere Würdigung, weil sie es
schafften, ihre neue Bühne ganz ohne städtische Hilfe und in schwierigsten Zeiten zu einem
anerkannten Sprechtheater aufzubauen. In diese Phase des heutigen Theaters am Goetheplatz fallen
der Erste Weltkrieg, Revolution, Deflation, Inflation, Weltwirtschaftskrise, Nazi-Terror und 2.
Weltkrieg.
Auch später blieb das Bremer Theater ein Spiegel der gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen. Die
Intendanz von Willi Hanke, der das Theater von 1949 bis zu seinem Tod 1954 leitete, war sehr vom
„allgemeinen“ Aufbau geprägt; unter Albert Lippert – Intendant zwischen 1955 und 1962 – wurde
das Theater etabliert und konsolidiert, ehe im Jahre 1962 der Mann in die Hansestadt kam, der –
nicht nur in Bremen – für den Aufbruch zu neuen Ufern stand: Kurt Hübner. Unter seiner Leitung
erreichte das Theater Bremen eine enorme Strahlkraft nach außen; der „Bremer Stil“ mit jungen
Regisseuren wie Peter Zadek, Peter Stein oder Rainer Werner Fassbinder, dem Bühnenbildner
Wilfried Minks und Schauspielern wie Bruno Ganz, Vadim Glowna oder Hannelore Hoger wirkte
bahnbrechend für das gesamte deutschsprachige Theater.
Trotz dieser Erfolge wurde der Vertrag mit Kurt Hübner Anfang Anfang der 70er Jahre kein
weiteres Mal verlängert, die Ära endete 1973. Als Nachfolger kam Peter Stoltzenberg, der es nicht
leicht hatte. Rund 30 Jahre später räumte er ein, einen Aspekt unterschätzt zu haben: „Man wird
nicht Nachfolger einer Legende“. Dennoch schrieb auch er Theatergeschichte – indem er den
seinerzeit völlig unbekannten George Tabori nach Bremen holte und ihm mit der Raumbühne
Concordia (die erst mit Beginn der Intendanz von Hans-Joachim Frey im Jahre 2007 aufgegeben
wurde) eine besondere Wirkungsstätte zur Verfügung stellte. Auf Stoltzenberg folgten 1978 Arno
Wüstenhöfer, dem mehr Erfolg als seinem Vorgänger beschieden war, und weitere sieben Jahre
später Tobias Richter. Nach einem einjährigen Intermezzo von Hansgünther Heyme in der Spielzeit
1992/1993 und einer weiteren Spielzeit ohne festen Intendanten kam 1994 Klaus Pierwoß als neuer
Generalintendant nach Bremen. Ihm gelang es, das Haus wieder zu einem wichtigen Faktor in der
Stadt und über die Stadtgrenzen hinaus werden zu lassen. Im Sommer 2007 endete die Ära Klaus
Pierwoß nach 13 Jahren; sein Nachfolger wurde Hans-Joachim Frey.
Die ursprünglich für fünf Jahre geplante Zusammenarbeit wurde allerdings schon nach drei
Spielzeiten für beendet erklärt. Vom Sommer 2010 an stand das Theater Bremen zwei Jahre lang
unter interimistischer Leitung. Mit Hans-Georg Wegner und Martin Wiebcke (Oper), Marcel Klett
(Schauspiel), Patricia Stöckemann (Tanztheater) und Rebecca Hohmann (Moks) gestalten erstmals
die vier Sparten direkt und gemeinsam die künstlerischen Geschicke des Hauses.
Seit Beginn der Spielzeit 2012/2013 steht mit Michael Börgerding wieder ein Intendant an der Spitze
des Hauses. Sein Partner als kaufmännischer Geschäftsführer ist Michael Helmbold.
Auszüge aus „Bremer Theater / Theater Bremen 1913-2004“ von Frank Schümann; aktualisiert im
November 2013