Kim Sarah Pollak - Überwachungsgemeinschaft Gleisbau e.V.
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Kim Sarah Pollak - Überwachungsgemeinschaft Gleisbau e.V.
Bachelorarbeit zum Thema Life Cycle Cost am Beispiel von Fahrschienen in hochbelasteten Bereichen der Hamburger Hochbahn Vorgelegt von: Matrikelnummer: Kim Sarah Pollak 2985154 Erstprüfer: Zweitprüfer: Prof. Dr.-Ing. Th. Siefer Prof. Dr.-Ing. J. Pachl Betreuer: Dipl.-Ing. C. Jacob (IVE) Dipl.-Ing. W. Gaulrapp (Hamburger Hochbahn) Tag der Ausgabe: Tag der Abgabe: 14.09.2011 28.12.2011 1 Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre hiermit an Eides statt, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit selbstständig angefertigt und die benutzen Hilfsmittel sowie die befragten Personen und Institutionen vollständig angegeben habe. Braunschweig, den …………………………………….. (Unterschrift) II III 1 Inhaltsverzeichnis ABBILDUNGSVERZEICHNIS ............................................................................................ V TABELLENVERZEICHNIS ................................................................................................ VI ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ........................................................................................ VII 1 EINLEITUNG ................................................................................................................... 1 1.1 Motivation und Ziele................................................................................................................................ 1 1.2 Gliederung der Arbeit ............................................................................................................................. 1 2 DIE HAMBURGER HOCHBAHN ................................................................................. 3 3 SCHIENEN ........................................................................................................................ 5 3.1 Allgemeines und Aufgaben...................................................................................................................... 5 3.2 Schienenherstellung ................................................................................................................................. 5 3.3 Schienenfehler .......................................................................................................................................... 6 3.3.1 Belgrospis .............................................................................................................................................. 7 3.3.2 Eindrückungen ....................................................................................................................................... 7 3.3.3 Fahrkantenschäden ................................................................................................................................ 8 3.3.4 Head Checks .......................................................................................................................................... 8 3.3.5 Kurze Wellen ......................................................................................................................................... 9 3.3.6 Lange Wellen....................................................................................................................................... 10 3.3.7 Riffel .................................................................................................................................................... 10 3.3.8 Schleuderstellen ................................................................................................................................... 11 3.3.9 Shelling ................................................................................................................................................ 12 3.3.10 Squats .............................................................................................................................................. 12 3.3.11 Walzfehler ....................................................................................................................................... 13 3.4 Die kopfgehärtete Schiene ..................................................................................................................... 13 3.4.1 Herstellungsverfahren .......................................................................................................................... 14 3.5 Schienenfehlerbeseitigung ..................................................................................................................... 14 3.5.1 Verschiedene Verfahren ...................................................................................................................... 14 3.5.2 Vorgehen bei der Hamburger Hochbahn ............................................................................................. 18 3.5.3 Beschreibung des Einsatzes eines Fremdschleifzuges ......................................................................... 19 3.6 Einsatz von kopfgehärteten Schienen bei der Hamburger Hochbahn .............................................. 22 3.6.1 Einsatzbereiche .................................................................................................................................... 22 3.6.2 Vor- und Nachteile ............................................................................................................................. 23 3.6.3 Vergleich mit normal vergüteter Schiene ........................................................................................... 23 II 4 BESCHREIBUNG DER AUSGEWÄHLTEN STRECKENABSCHNITTE BEI DER HAMBURGER HOCHBAHN ..................................................................................... 25 4.1 Streckenabschnitt Barmbek .................................................................................................................. 25 4.2 Streckenabschnitt Mundsburg.............................................................................................................. 26 4.3 Streckenabschnitt Rathaus – Rödingsmarkt ....................................................................................... 27 4.4 Streckenabschnitt Landungsbrücken................................................................................................... 28 4.5 Streckenabschnitt Klosterstern ............................................................................................................ 29 4.6 Streckenabschnitt Meßberg .................................................................................................................. 30 5 ABHÄNGIGKEIT VON SCHIENENFEHLERN UND BELASTUNGEN .............. 31 5.1 Abhängigkeit vom Radius ..................................................................................................................... 31 5.2 Abhängigkeit von der Zugbelastung .................................................................................................... 32 5.3 Abhängigkeit von der Rad-Schiene-Geometrie ................................................................................... 33 5.4 Abhängigkeit von der Steigung ............................................................................................................. 35 5.5 Abhängigkeit von der Radsatzlast ........................................................................................................ 35 5.6 Abhängigkeit von Steigung, Zugfrequenz und –belastung sowie Radius.......................................... 35 6 LIFE CYCLE COSTING ............................................................................................... 36 6.1 Grundlagen und Ziele ............................................................................................................................ 36 6.2 Vorgehen ................................................................................................................................................. 37 6.3 Rahmenbedingungen ............................................................................................................................. 37 6.4 Berechnungsgrundlagen ........................................................................................................................ 38 6.5 Berechnung der LCC von Schienen in ausgewählten Abschnitten.................................................... 42 6.5.1 Barmbek .............................................................................................................................................. 43 6.5.2 Mundsburg........................................................................................................................................... 43 6.5.3 Rathaus – Rödingsmarkt ...................................................................................................................... 44 6.5.4 Landungsbrücken ................................................................................................................................ 46 6.5.5 Klosterstern.......................................................................................................................................... 48 6.5.6 Meßberg............................................................................................................................................... 49 7 EMPFEHLUNG FÜR DIE WAHL VON SCHIENEN ............................................... 50 7.1 Beeinflussende Faktoren ....................................................................................................................... 50 7.2 WAHL DER SCHIENE IN BETRACHTETEN ABSCHNITTEN ........................ 51 III 8 FAZIT .............................................................................................................................. 53 LITERATURVERZEICHNIS .............................................................................................. 54 ANHANG ................................................................................................................................ 60 IV Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: U/S/A/R-Plan der Hamburger Hochbahn [65]…………………………………………..4 Abbildung 2: LD-Konverter [34] ............................................................................................................ 6 Abbildung 3: Belgrospis (Rissnester) [41] .............................................................................................. 7 Abbildung 4: Kugeleindrückung [41] ..................................................................................................... 8 Abbildung 5: Grat an der Fahrkante einer eingleisigen Strecke [43] ...................................................... 8 Abbildung 6: Head Checks...................................................................................................................... 9 Abbildung 7: Schlupfwellen [43] .......................................................................................................... 10 Abbildung 8: Lange Wellen zwischen Dehnhaide und Barmbek.......................................................... 10 Abbildung 9: Rissnetz einer stark verriffelten Schiene [43] ................................................................. 11 Abbildung 10: Verriffelung [41] ........................................................................................................... 11 Abbildung 11: Schleuderstelle, durch durchdrehende Achse einer E-Lok verursacht [44] .................. 12 Abbildung 12: Shelling [42] .................................................................................................................. 12 Abbildung 13: Squats [17] .................................................................................................................... 13 Abbildung 14: gehärteter Schienenkopf [45] ........................................................................................ 14 Abbildung 15: Arbeitsprinzip High-Speed-Grinding [13] .................................................................... 17 Abbildung 16: LB6 und SB3 [27] ......................................................................................................... 18 Abbildung 17: Erstes Munster der Fräsmaschine [29] .......................................................................... 19 Abbildung 18: Kontrollpunkt 7; rechts vor dem Schleifen; links nach dem Schleifen [63] ................. 21 Abbildung 19: Zusammenhang zwischen Festigkeit und Zähigkeit der Normalschienenstähle [6] ..... 24 Abbildung 20: Schiene zwischen Barmbek und B`Dehnhaide ............................................................. 26 Abbildung 21: Schiene zwischen Mundsburg und Uhlandstraße .......................................................... 27 Abbildung 22: Schiene vor der Hst. Rödingsmarkt............................................................................... 28 Abbildung 23: Schleuderstellen auf Schiene zwischen Rathaus und Rödingsmarkt ............................ 28 Abbildung 24: Schiene zwischen Landungsbrücken uns St. Pauli ........................................................ 29 Abbildung 25: Schiene zwischen Klosterstern und Kellinghusenstraße ............................................... 30 Abbildung 26: Schiene zwischen Meßberg und Jungfernstieg ............................................................. 30 Abbildung 27: Auftreten von Schienenfehlern in Abhängigkeit vom Radius [10] ............................... 32 Abbildung 28: Zwei-Punkt-Berührung im Bogen [54] ......................................................................... 34 Abbildung 29: Rad-Schiene-Querschnitt bei der Hochbahn [56] ......................................................... 34 Abbildung 30: Lebenszyklusphasen eines Produktes [40] .................................................................... 36 Abbildung 31: Errechnung von Lebenszykluskosten [35] .................................................................... 37 V Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Auszug aus der Liste der Kontrollpunkte für das Schienenschleifen RD-RA [33] .............. 21 Tabelle 2: Kosten der Fremdschleifarbeiten [30] .................................................................................. 21 Tabelle 3: Schleifkosten pro Meter; abhängig von der Schädigung [30] .............................................. 22 Tabelle 4: Vergleich von R260- und R350HT-Schienen ...................................................................... 24 Tabelle 5: Schienenfehler bei R ≤ 100 m .............................................................................................. 31 Tabelle 6: Schienenfehler bei 100 m ≤ R 2≤ 00 m ................................................................................ 31 Tabelle 7: Schienfehler bei 200 m ≤ R ≤ 300m..................................................................................... 31 Tabelle 8: Zugbelastung bei der U1 ...................................................................................................... 33 Tabelle 9: Zugbelastung bei der U3 ...................................................................................................... 33 Tabelle 10: Durchschnittlicher Verschleiß bei HSH-Schienen; 1 Jahr nach Einbau............................. 39 Tabelle 11: Durchschnittlicher Verschleiß bei HSH-Schienen in den ersten 2 Jahren nach Einbau..... 40 Tabelle 12: LCC für R260-Schienen ..................................................................................................... 41 Tabelle 13: LCC für R350HT-Schienen................................................................................................ 42 Tabelle 14: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 77,3 Barmbek ..................................... 43 Tabelle 15: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 77,1 Barmbek ..................................... 43 Tabelle 16: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 67,1 Mundsburg ................................. 44 Tabelle 17: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 67,2 Mundsburg ................................. 44 Tabelle 18: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 39,1 RA-RD ....................................... 45 Tabelle 19: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 39,2 RA-RD ....................................... 45 Tabelle 20: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 40,1 RA-RD ....................................... 45 Tabelle 21: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 40,2 RA-RD ....................................... 45 Tabelle 22: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 41,1 RA-RD ....................................... 46 Tabelle 23: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 41,2 RA-RD ....................................... 46 Tabelle 24: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 42,1 RA-RD ....................................... 46 Tabelle 25: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 42,2 RA-RD ....................................... 46 Tabelle 26: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 25,1 Landungsbrücken ....................... 47 Tabelle 27: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 25,2 Landungsbrücken ....................... 47 Tabelle 28: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 27,1 Landungsbrücken ....................... 47 Tabelle 29: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 27,2 Landungsbrücken ....................... 47 Tabelle 30: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen C 70,1 Klosterstern ................................ 48 Tabelle 31: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen C 70,21 Klosterstern .............................. 48 Tabelle 32: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen C 70,22 Klosterstern .............................. 48 Tabelle 33: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen C 202,1 Meßberg ................................... 49 Tabelle 34: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen C 202,2 Meßberg ................................... 49 Tabelle 35: Empfehlung der Schienengüte für Barmbek, Mundsburg und Rathaus - Rödingsmarkt ... 51 Tabelle 36: Empfehlung der Schienengüte für Landungsbrücken, Klosterstern und Meßberg ............ 52 VI Abkürzungsverzeichnis BA DB DE HBW HSH (-Schienen) HV KE KR LA LCC MB MU PA RA RD UH Barmbek Deutsche Bahn Dehnhaide Härtewert nach Brinell Head Special Hardened Vickershärte Kellinghusenstraße Klosterstern Landungsbrücken Life Cycle Costs ( Lebenszykluskosten) Meßberg Mundsburg St.Pauli Rathaus Rödingsmarkt Uhlandstraße VII 1 1 Einleitung 1.1 Motivation und Ziele Im Netz der Hamburger Hochbahn wurden an den Fahrschienen über die Jahre Verschleiß und Schienenfehler registriert. Diese führen je nach Stärke und Fortschritt zu einer Verkürzung der Liegedauer. Besonders hohe Belastungen und eine damit verbundene Fehleranfälligkeit treten vor allem auf Streckenabschnitten mit großen Steigungen und engen Radien auf. Der erhöhte Verschleiß von Schienen in engen Radien entsteht durch erhöhte Querkräfte und anlaufende Spurkränze. Die Hamburger Hochbahn definiert hochbelastete Strecken mit einem Radius kleiner gleich 300 m und gibt die maximale Streckenbelastung im Innenstadtbereich der Linien U1 und U2 mit etwa 11,5 Mio. Bruttolasttonnen/a und der U3 mit knapp 9 Mio. Bruttolasttonnen/a an. Aufgrund baulicher Zwangspunkte in der Innenstadt lassen sich aber vor allem enge Radien bei der Trassierung der U-Bahn kaum vermeiden, sodass die Hamburger Hochbahn den erhöhten Belastungen in diesen Bereichen durch schienentechnische Maßnahmen entgegentritt. Somit werden seit 1999 bei einem Radius kleiner gleich 300 m auf beiden Strängen die kopfgehärtete S49-Schienen eingebaut. Jedoch wurden zum Beispiel auf der stark belasteten Strecke Rödingsmarkt – Rathaus auch an der kopfgehärteten Schiene Fahrschienenschäden ausgemacht und es kam zu vermehrten Lärmbeschwerden seitens der Anwohner. Durch diese unerwarteten Negativeffekte ergaben sich bei der Hamburger Hochbahn Fragen bezüglich der Vorteile von kopfgehärteten Schienen gegenüber herkömmlichen Schienen in hochbelasteten Bereichen. Aufgrund der ständigen Kooperation zwischen der Hamburger Hochbahn und dem IVE ergab sich daraus das Thema dieser Bachelorarbeit „Life Cycle Cost am Beispiel von Fahrschienen in hochbelasteten Bereichen der Hamburger Hochbahn“. In der Arbeit sollen die Ursachen für die hohen Belastungen und die daraus resultierenden Schienenschäden ermittelt werden. Besonderes Augenmerk wird dabei auf mit kopfgehärteten Schienen versehene Strecken gelegt. Zu untersuchen ist dabei, warum auch die kopfgehärtete Schiene oft Schädigungen aufweist, woher diese Fahrschienenschäden stammen und ob diese Schienen über den Lebenszyklus beständiger und kostengünstiger sind. Für diese Untersuchungen werden in Absprache mit der Hochbahn sechs stark belastete Streckenabschnitte (Barmbek, Klosterstern, Rödingsmarkt) im Netz ausgewählt, besucht, dokumentiert und verglichen. In der Nachbearbeitung der Besuche sollen die Einflüsse der verschiedenen Belastungen einzeln und in sinnvollen Kombinationen von mehreren Belastungen auf die Schienenschäden und Liegedauer bezogen werden. Ausgehend von Streckeneigenschaften, örtlichen Besonderheiten und dem Kostenaspekt werden für die ausgewählten Abschnitte abschließend die Lebenszykluskosten der Schienen berechnet und eine Empfehlung zur Wahl der Schienengüte gegeben werden. 1.2 Gliederung der Arbeit Zum Einstieg in die Arbeit wird die Hamburger Hochbahn beschrieben, durch die das Thema „Life Cycle Cost am Beispiel von Fahrschienen in hochbelasteten Bereichen der Hamburger Hochbahn“ initiiert wurde. Dabei kommt es zu einer Vorstellung des Unternehmens im Allgemeinen, sowie zur Beschreibung des Nahverkehrsangebotes durch Bus und U-Bahn. Anschließend wird in dem folgenden Kapitel auf die Schienen und deren Aufgaben, die Herstellung und die einzelnen Schienenfehler eingegangen. Es folgt eine kurze Vorstellung der kopfgehärteten Schiene, sowie mehrere Verfahren zur Beseitigung von Schienenfehlern. Dabei wird unter anderem 1 beschrieben, wie die Hamburger Hochbahn Schienenfehler beseitigt, und wo die Einsatzbereiche sowie die Vor- und Nachteile von kopfgehärteten Schienen bei der Hochbahn liegen. Um die Effizienz der kopfgehärteten Schiene zu überprüfen, wird diese hinsichtlich ihrer Schienenschäden, Kosten und der Liegedauer mit der normalen S49-Schiene verglichen. Der Vergleich der normal vergüteten Schiene mit der kopfgehärteten dient der folgenden Empfehlung für die Schienenwahl in besonders belasteten Gleisabschnitten im Netz der Hamburger U-Bahn. Im nächsten Kapitel werden die Streckenabschnitte, die zusammen mit der Hochbahn ausgewählt und besichtigt wurden, beschrieben und die dort auftretenden Schienenfehler aufgezeigt. Mittels Fotographien der einzelnen Abschnitte soll das Schadensbild visuell verdeutlicht werden. Basierend auf diesen Beobachtungen werden im folgenden Abschnitt Abhängigkeiten von verschiedenen Belastungen, die die Liegedauer der Fahrschienen negativ beeinflussen, und den auftretenden Schienenschäden ermittelt. Dafür werden Streckeneigenschaften wie enge Radien, hohe Belastung durch Züge, Steigung und unterschiedliche Rad-Schiene-Geometrie untersucht. Zur Bestimmung der Lebenszykluskosten der einzelnen Streckenabschnitte werden im nachfolgenden Kapitel allgemeine Grundlagen, Ziele und die Vorgehensweise bei der LCC-Analyse aufgeführt. Anschließend kommt es zu einer Festlegung der Rahmenbedingungen bei der Hochbahn und Berechnungsgrundlagen werden aufgestellt. Mit Hilfe dieser Daten können nun die LCC für die einzelnen Bögen der Gleisabschnitte sowohl für kopfgehärtete, als auch für normal vergütete Schienen berechnet werden. Durch diese Berechnungen und aufgrund der Abhängigkeit von Schienenschäden sowie verschiedener Belastungen erfolgt eine Empfehlung für die Wahl der Schiene in den betrachteten Abschnitten. In dem abschließenden Fazit werden die Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und in einem Ausblick wird aufgezeigt wo weiterer Forschungs- und Datenbedarf besteht. 2 2 Die Hamburger Hochbahn Die Hochbahn stellt mit Bussen und U-Bahnen ein hochwertiges und wettbewerbsfähiges Angebot im öffentlichen Personennahverkehr der Hansestadt Hamburg. Pro Jahr nutzen 413,8 Millionen Fahrgäste das Mobilitätsangebot der Hochbahn und leisten damit einen erheblichen Beitrag zum Umweltschutz. Die U-Bahn transportiert auf ihrem Schienennetz, mit einer Spurweite von 1435 mm (Normalspur) und einer Länge von 100,7 km [13], jährlich 205,9 Millionen Personen, die die drei Linien U1, U2 und U3 nutzen. Daraus ergeben sich 1.227,7 Millionen Personen-Kilometer. Es werden mit insgesamt 749 Wagen 89 Haltestellen im U-Bahnnetz mit einer durchschnittlichen Reisegeschwindigkeit von 33,0 km/h angefahren. Im U-Bahnnetz ergeben sich 84.239 Nutz-Wagen-Kilometer. Aktuell werden Wagen der Fahrzeugtypen DT3 und DT4-DT eingesetzt. Bereits 70 % der U-Bahn-Wagen im Fahrgastbetrieb sind mit dem modernen DT4-Wagen ausgestattet. Der ältere Fahrzeugtyp DT2 wird lediglich zur Unterstützung bei erhöhten Fahrgastaufkommen, wie zum Beispiel Großveranstaltungen, eingesetzt. Im Sommer 2012 soll der neue U-Bahn-Fahrzeugtyp DT5 eingesetzt werden. Er zeichnet sich durch besonderen Komfort und neuste ökologische und sicherheitsrelevante Standards aus. Die Busflotte der Hochbahn befördert pro Jahr 207,9 Millionen Fahrgäste, denen 113 Linien zur Verfügung stehen. Die Transportleistung liegt hier bei 645,8 Millionen Personen-Kilometern. Im Busnetz werden mit 707 Bussen 1.315 Haltestellen angefahren. Diese Flotte besteht aus 196 Gelenkbussen, 26 Doppelgelenkbussen, 482 Schnell- und Stadtbussen, zwei Kleinbussen/Großtaxen und einem Reisebus. Sie legt pro Tag im Stadtverkehr 120.000 Kilometer zurück und zeichnet sich durch zum größten Teil klimatisierte und niederflurige Fahrzeuge aus. Seit August 2011 sind Brennstoffzellenhybridbusse Teil der Flotte. Vorteile dieser Technologie, bei der emissionsfreie Brennstoffzellen mit moderner Energiespeicherung kombiniert werden, äußern sich dadurch, dass keine Schadstoffe ausgestoßen werden und die Fahrzeuge sehr geräuscharm sind. Diese Flotte erreicht in einem Busnetz mit einer Länge von 906,4 Kilometer [13] 47.021 Nutz-WagenKilometer. Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit beträgt 19,3 km/h. Die Hamburger Hochbahn hat ihren Sitz in Hamburg und wird als Unternehmen nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen organisiert und geführt. „Mit über 4400 qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und zirka einer Millionen Fahrgästen täglich ist sie das zweitgrößte Nahverkehrsunternehmen Deutschlands.“[14] Eigentümer des Verkehrsunternehmens ist die Freie und Hansestadt Hamburg und der Vorstand wird von Dipl.-Kfm. Günter Elster (Vorsitzender), Dipl.-Kffr. Ulrike Riedel und Dipl.-Ing. Ulrich Sieg gebildet [13]. [14] Die Gründung der Hamburger Hochbahn AG erfolgte am 27.05.1911 durch das Konsortium zwischen Siemens & Halske und AEG [13], nachdem 1906 der erste Spatenstich erfolgte und Bauarbeiten am Ring begonnen. Mit dem ersten Teilstück der Ringlinie zwischen Rathaus und Barmbek hatte Hamburg nach nur sechs Jahren Bauzeit seine erste U-Bahn. Der Ausbau des U-Bahn-Netzes wurde stetig ausgeweitet und ab 1919 übernahm die Hochbahn nach und nach alle anderen Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel. 1921 erweiterte die Hamburger Hochbahn ihr Angebot mit der ersten Buslinie zwischen den Haltstellen Landwehr und Schlump. Als direkte Verbindung zwischen Jungfernstieg und Kellinghusenstraße wurde nach schwierigen Bauarbeiten die Kell-Jung-Linie 1934 eingeweiht. Da während des Zweiten Weltkrieges ein Großteil der Betriebsanlagen und –mittel zerstört worden waren, wurden diese bis 1950 wieder aufgebaut. Bis 1973 verbesserte die Hochbahn ihr Angebot stetig durch Innovationen und Modernität. Da die Straßenbahn von vielen Verkehrsteilnehmern, die den Individualverkehr bevorzugten, zunehmend als Hindernis gesehen wurde, stellt die Hochbahn den Straßenbahnverkehr 1978 ein und ersetzte ihn durch Busse. Ab 1990 kamen erstmals Gelenkbusse und Niederflurbusse zum Einsatz und die U2 und die U3 wurden 3 verlängert. Als weitere Neuheit bieten seit 2003 elektronische Fahrgastinformations- und Managementsysteme mehr Service für die Fahrgäste. 2004 kam es zum ersten Einsatz eines fast 25 Meter langen Doppelgelenkbusses. Ab 2012 soll die neue U-Bahn-Linie U4 die HafenCity und die Innenstadt miteinander verbinden. [15] Abb. 1 zeigt das bestehende Netz der Hochbahn. Abbildung 1: U/S/A/R-Plan der Hamburger Hochbahn [65] 4 3 Schienen 3.1 Allgemeines und Aufgaben Die Schiene fungiert im Rad-Schiene-System des spurgeführten Verkehrs als Fahrfläche, Führungselement und Träger. Sie wird aus Stahl hergestellt und ist in verschiedenen Schienenformen erhältlich. Beispiele für gebräuchliche Schienenprofile sind zum Beispiel das Vignolschienenprofil, welches mit Kopf, Steg und Fuß die Standard-Eisenbahnschiene ist und das Rillenschienenprofil, das meist bei Straßenbahnen eingesetzt wird [1]. Je nach Stahlsorte ergibt sich für Schienen eine Härte von 200 bis 390 HBW [2]. Durch Beanspruchungen von Quer-, Längs- und Seitenkräften sowie Schmirgeln und Gleiten durch den Rad-Schiene-Kontakt kann es zu Verschleißerscheinungen kommen. Um diese vorzubeugen, müssen Schienen folgende Anforderungen erfüllen: - hoher Verschleißwiderstand, - hoher Widerstand gegen Verquetschungen, - hohe Ermüdungsfestigkeit, - hohe Streckgrenze, Zugfestigkeit und Härte, - hohe Sprödbruchfestigkeit, - gute Schweißneigung, - hoher Reinheitsgrad, - gute Oberflächenbeschaffenheit, - Ebenheit und Profiltreue und - geringe Eigenspannungen nach der Produktion.[3] Wird die Funktion der Schiene als Träger und Fahrbahn betrachtet, so ist es ihre Hauptaufgabe die vertikalen Lasten der auf ihr rollenden Wagen aufzunehmen [4] und diese Lasten zu übertragen. Zudem soll die Schiene den Fahrzeugen eine möglichst glatte Fahrbahn bieten [2]. Als führendes Element sorgt die Schiene für die Aufnahme von Seitenkräften und eine gesicherte Spurführung [4]. Die Schiene kann ebenso als Leiter von Signal und Fahrströmen dienen. Durch die Eigenschaften des Schienenstahls wird diese Aufgabe begünstigt [4]. 3.2 Schienenherstellung Bei der Herstellung von Schienen wird als erstes Schienenstahl erzeugt. Dieser besteht bis zu 98 % aus Eisen. Die restlichen Bestandteile sind Kohlenstoff, Mangan, Silizium und wahlweise Chrom [2]. Um den Verschleiß zu reduzieren, werden neben normal vergüteten Schienen auch kopfgehärtete Schienen angeboten, welche in Kapitel 3.4 näher beschrieben werden. Für die Erzeugung von Schienenstahl wird eisenhaltiges Gestein mit Mineralzusätzen und Koks vermischt und mit Frischluft versetzt. Im Hochofen entsteht daraus bei 800°C Schlacke und Roheisen. Mittels Sauerstoffaufblasverfahren wird das Roheisen im LD-Konverter (Abb. 2) auf niedrige Schwefelgehalte reduziert. Dieses Ergebnis wird erzielt, indem reiner Sauerstoff auf das Roheisenbad geblasen wird und gleichzeitig inerte Rührgase durch den Konverterboden hinzu gegeben werden. Dadurch entsteht härtbarer Stahl mit maximal 1,5 % Kohlenstoff oder schmiedbares Eisen [5]. Im Anschluss an das Sauerstoffaufblasverfahren kommt es zu einer Legierung des Stahls. Die 5 Legierungsstoffe, wie zum Beispiel Mangan und Silizium, sorgen für eine Sauerstoffabbindung während der Nachbehandlung und begünstigen Eigenschaften wie beispielsweise eine hohe Festigkeit. Anschließend kommt es zu einer pfannen- und sekundärmetallurgischen Nachbehandlung der Schmelze. Diese erfolgt mit Hilfe einer RH-Umlaufentgasungsanlage, welche die Aufgaben hat niedrige Wasserstoffgehalte zu erreichen, einen guten oxidischen Reinheitsgrad zu erzielen, eine gleichmäßige chemische Zusammensetzung einzustellen und die Temperatur der Schmelze zu vergleichmäßigen. Vor allem das Erreichen eines hohen oxidischen Reinheitsgrades ist wichtig, da Aluminiumoxideinschlüsse als Ausgangspunkt für Ermüdungsfehler gelten. Aus diesem Grund wird bei der Schienenstahlerzeugung die Zugabe von Aluminium zur Bindung von Sauerstoff vermieden. [6] Nach der Herstellung des Schienenstahls, wird dieser in flüssigem Zustand in eine Form gegossen und dort gelagert. Nach dem Abkühlen auf die Walztemperatur von 1250°C setzt der Walzprozess ein, bei dem in circa 20 Walzgängen die Schienenformung erfolgt. Um Schienenlängen von mehr als 100 m zu erreichen ist auf eine sehr genaue Temperaturführung zu achten. [6] Während des Abkühlvorgangs verbiegen sich die Schienen, sodass diese bei etwa 50°C nachgerichtet werden müssen. [6] Anschließend werden durch das Rollrichten die gewünschten Eigenspannungen erreicht. [6] Abbildung 2: LD-Konverter [34] 3.3 Schienenfehler Schienenfehler ist nach der Definition der Oberbegriff für alle Abweichungen der Maße und Eigenschaften einer Schiene von der Norm [2]. Diese sind laut dem Katalog der Schienenfehler des UIC Schäden, Risse und Brüche an Schienen und ihren Verbindungsstellen [8]. Je nach Ursache werden die Unregelmäßigkeiten eingeteilt in: - Fehler aus der Schmelze, die durch Unregelmäßigkeiten im Schienenherstellungsprozess entstehen (Herstellungsfehler) - Durch das Schweißen bedingte Fehler, sowohl im Werk als auch auf der Baustelle - Walzfehler - Fehler durch unsachgemäße Transport- und Verlegungsarbeiten (Transportschäden, Verlegeschäden) - Beschädigungen durch den Fahrbetrieb und äußere Beeinträchtigungen durch Unfälle, Witterung und Zerstörung (Verschleißschäden) [4]. 6 Des Weiteren werden Schienenfehler in äußere Fehler, die visuell erkennbar sind, und in innere Fehler, die durch eine zerstörungsfreie Prüfung erkennbar sind, eingeteilt [2]. Innere Schädigungen an Schienen können zum Beispiel durch eine Ultraschallprüfung festgestellt werden, bei der der Schaden aus dem Reflexionsbild durch reflektierte Ultraschallwellen an der Oberfläche sichtbar wird [6]. 3.3.1 Belgrospis Diese Art von Schienenfehlern entsteht während des Betriebs der Schiene und tritt periodisch an der Außenschiene von Richtungsgleisen, sowie als Rissnester (Abb. 3) beziehungsweise als Rissflecken auf der geraden Strecke auf [2]. Die Rissnester treten in einem Abstand von 20 bis 100 mm auf, haben einen Durchmesser von 5 bis 15 mm und werden hauptsächlich bei Schienen beobachtet, die mit einer Geschwindigkeit von mehr als 200 km/h befahren werden [6]. Belgrospis können in unterschiedlich stark ausgeprägter Form vorkommen und hängen in ihrer Entstehung möglicherweise von vorhandenen Riffeln ab. So befinden sich die für Belgrospis typischen Rissnester in der gleichen geometrischen Ebene wie Riffelberge. [2] Abbildung 3: Belgrospis (Rissnester) [41] 3.3.2 Eindrückungen Eindrückungen entstehen auf dem horizontalen Teil der Fahrfläche und entstehen durch das Einrollen von Fremdkörpern auf der Schiene. Durch einen Kugeleindruck wie in Abb. 4 entsteht eine runde Form. Entsprechend dem eingedrückten Störobjekt kann die Eindrückung aber auch völlig regellos geformt sein [2]. Grundsätzlich lassen sich Eindrückungen in periodisches oder unregelmäßiges Auftreten einteilen. Eine periodische Eindrückung wird durch eine mechanisch verursachte Vertiefung an der Lauffläche hervorgerufen. Dort setzt starke Korrosion ein und durch die fortwährende Betriebsbelastung entsteht ein flächenhafter Riss, der in einem flachen Winkel von der Fahrbahnkante weg in den Schienenstahl hinein wächst. [6] Unregelmäßige Eindrückungen werden auch braune Flecken genannt. Sie äußern sich anfangs als blanke Stelle, die sich aber, bedingt durch starke Korrosion hell- bis dunkelbraun verfärbt. Braune Flecken wachsen sehr schnell und können eine Ausdehnung von wenigen Quadratzentimetern und eine Tiefe von bis zu 0,7 mm erreichen. [6] 7 Abbildung 4: Kugeleindrückung [41] 3.3.3 Fahrkantenschäden Fahrkantenschäden zeigen sich wie in Abb. 5 an eingleisigen Strecken und treten nach langen Liegedauern auf. Sie äußern sich durch Risse, die von dem sich bildenden Grat am unteren Rand der Fahrkante in den Schienenkopf wachsen. Außerdem entstehen an der Fahrbahnkante Ausbrüche und Verquetschungen. [9] Abbildung 5: Grat an der Fahrkante einer eingleisigen Strecke [43] 3.3.4 Head Checks Head Checks sind feine, schräge Risse (Abb. 6), die auf der Schienenkopfoberfläche äußerlich zu erkennen sind [2]. Sie treten oft kontinuierlich in Abständen von 0,5 bis 10 mm auf und erreichen eine Risstiefe von wenigen Zehntel Millimetern bis 2 mm. Head Checks liegen, auf die Schienenlängsachse bezogen, in einem Winkel von 35 bis 70° und wachsen mit einem immer steiler werdenden Winkel zum 8 Schieneninneren hin. Diese Eigenschaft macht sie zu einem besonders beobachtungswürdigen Schienenfehler. Werden Schienen, bei denen Head Checks auftreten, nicht behandelt, so kann es bei weiterer Ermüdung zu vermehrtem Wachstum und zur Vereinigung von Rissen kommen, wodurch Partikel aus der Schiene oder der Fahrkante brechen können. [6] Um dies zu verhindern wird die Wirbelstromprüfung eingesetzt, welche Risse auch im Frühstadium detektiert. Bei diesem Prüfverfahren werden versetzt angeordnete Vierkanal-Wirbelstromsonden mittels Rollen mit einem Luftspalt von 0,5 mm über die Schiene geführt. Bei einer geringeren Wirbelstrombildung, als bei intakten Schienenabschnitten, kann auf Risse in der Schienenoberfläche geschlossen werden [11]. Head Checks treten an Fahrkanten der bogenäußeren Schiene bei Radien bis zu 1.200 m, bei Radien über 2.000 m abwechselnd an der Fahrbahnkante an beiden Schienen und auch auf der Fahrfläche beider Schienen auf. Sie entstehen als Folge von Rollkontaktermüdungsschäden. Gründe dafür sind hohe Belastungen und/oder hohe Geschwindigkeiten auf elektrisch betriebenen Strecken und große Überhöhungsfehlbeträge [10]. Abbildung 6: Head Checks 3.3.5 Kurze Wellen Kurze Wellen oder auch Schlupfwellen (Abb. 7) sind periodische, wellenförmige Unebenheiten der Fahrbahnoberfläche. Sie haben eine Wellenlänge von 30 bis 300 mm und eine Fehleramplitude von 0,1 bis 1 mm [2]. Ihr Vorkommen beschränkt sich meist auf die niedriger liegende Schiene bei Radien unter 500 m. Kurze Wellen werden durch den Schlupf der Räder erzeugt, da Hochleistungsfahrzeuge und –triebwerke für das Bremsen und Fahren an der Schlupfgrenze ausgelegt sind. Um dem entgegenzuwirken werden moderne Antiblockier- und Antischlupfsysteme eingesetzt. Entstehen dennoch Schlupfwellen, so sind diese ab einer Tiefe von 0,3 mm kritisch zu betrachten, da es ab diesem Wert zu Schotterfließen infolge von einer erhöhten Raddynamik und dadurch zu Gleislagefehlern kommen kann. [6] 9 Abbildung 7: Schlupfwellen [43] 3.3.6 Lange Wellen Lange Wellen, wie in Abb. 8, treten auf der Geraden und in Kreisbögen auf. Sie erreichen Wellenlängen von 30 cm bis 3,0 m [16]. Die Wellentäler der unregelmäßigen Unebenheiten können im Höchstfall Tiefen von bis zu 1,5 mm erreichen, liegen aber im Durchschnitt bei 0,7 mm [17]. Lange Wellen entstehen durch Fehler bei der Schienenherstellung [16]. Abbildung 8: Lange Wellen zwischen Dehnhaide und Barmbek 3.3.7 Riffel Riffel sind kurzwellige, regelmäßige, periodische Unebenheiten auf der Schienenoberfläche (Abb. 10). Sie sind gekennzeichnet durch ein Aufeinaderfolgen von glänzenden Wellenbergen und dunklen Wellentälern [2]. Die Wellenlänge dieses Schadenphänomens beträgt 3 bis 6 cm bei einer Tiefe von 10 0,1 bis 0,4 mm [6]. Bei fortwährender Belastung bilden sich die hellen Wellenberge allmählich heraus. Sie haben eine größere Härte als der zugrunde liegende Schienenstahl. Im Messbeispiel zeigt sich eine große Differenz bei den Werten Grundwerkstoff/Riffelberg von 260 HV/480 HV. Auf diesen Bergen zeigen sich senkrechte Risse und Ausbrüche. [2] Diese durch Riffelbildung entstandenen Unebenheiten auf der Fahrbahnoberfläche (Abb. 9) führen zu Lärmbelästigungen und einer höheren dynamischen Beanspruchung der Fahrzeuge und Gleise [6]. Die maßgebende Riffeltiefe für ein negatives Fahrbahnmaterialverhalten liegt bei 0,1 mm [12]. Riffel bilden sich dort aus, wo ein Sinuslauf der Fahrzeuge zu Stande kommt, wie in Bögen mit großem Halbmesser oder in Geraden und entstehen durch Reibung, Schlupf und Schwingungsvorgänge zwischen Rad und Schiene [6]. Abbildung 9: Rissnetz einer stark verriffelten Schiene [43] Abbildung 10: Verriffelung [41] 3.3.8 Schleuderstellen Schleuderstellen entstehen in Anfahr- oder Bremsabschnitten [2], wenn Lokomotiven die Haftwertgrenze überschreiten (Abb. 11). Durch das folgende Durchdrehen der Räder entsteht Hitze. Diese Wärmeeinwirkung erzeugt eine Materialumwandlung von Perlit zu Martensit mit Stärken bis zu 1 mm [6]. Das verformbare Material wird später zu einem selbstgehärteten Fleck mit ovalem Umfang [2]. 11 Abbildung 11: Schleuderstelle, durch durchdrehende Achse einer E-Lok verursacht [44] 3.3.9 Shelling Shelling, welches wie in Abb. 12 an Außenschienen von Bögen mit einem Radius von 200 bis 800 m auftritt, äußert sich erst als schwarzer Fleck, der durch eine Fahrspiegelabsenkung zur Fahrkante hin entsteht und später im Fahrkantenausbruch endet. Es entsteht in Form von sehr feinen Schwingungsrissen in einer Tiefe von 3 bis 10 mm. Ursprung dieser Risse ist meist ein zeilenförmiger Ausgang infolge nichtmetallischer Einschlüsse aus Al2O3 (Aluminiumoxid). [2] Abbildung 12: Shelling [42] 3.3.10 Squats Squats (Abb. 13) äußern sich zu Beginn als schwarze Flecken, die sich vergrößern [2] und von denen „halbkreisförmige oder v-förmige zur Fahrkante hin offene Risse an der Schienenkopfoberfläche“ [6] ausgehen. Gleichzeitig kommt es zu einer geringen Einsenkung des Fahrspiegels, wodurch der Rollkontakt zwischen Rad und Schiene unterbrochen wird. Durch den dadurch einsetzenden Korrosionsprozess erscheint diese Fläche dunkel verfärbt. Aufgrund der, durch hohe dynamische Wechselwirkungen auftretenden Schotterzerstörung bilden sich oftmals weiße Stellen im Schotterbett. [6] 12 Squats sind bei Schienen in der Gerade und bei Bögen mit einem Radius von mehr als 1000 m auf der Fahrfläche und an der Fahrbahnkante zu beobachten [2] und treten vermehrt bei Strecken, die mit mehr als 200 km/h befahren werden auf [6]. Abbildung 13: Squats [17] 3.3.11 Walzfehler Walzfehler, die bei der Herstellung von Schienen im Stahlwerk entstanden sind, verursachen oft Fehler mit einer Wellenlänge von 0,6 bis 2 m und einer mittleren Fehleramplitude von 0,5 mm. Durch diese Walzfehler entstehen eine Höhenabnutzung auf der Innenschiene und eine Seitenabnutzung auf der bogenäußeren Schiene. [6] 3.4 Die kopfgehärtete Schiene Bei besonders starken Belastungen der Schiene, wie zum Beispiel kleine Halbmesser oder große Steigungen, ist der Verschleißwiderstand der naturharten Schiene nicht ausreichend. Wird allerdings die Zugfestigkeit eines Schienenstahls erhöht, kann die Verschleißrate verringert werden. Um die gewünschte Festigkeit zu erreichen werden perlitische normalvergütete Schienen einer Wärmenachbehandlung unterzogen. Häufigste Anwendung findet dabei die Kopfhärtung. Bei diesem Vorgang wird die Abkühlung des Schienenkopfes in einem Polymer-Bad so beschleunigt, dass ein hochfestes feinperlitisches Gefüge entsteht. Die Abkühlung des Kopfes muss so abgestimmt werden, dass kein kritisches Gefüge wie zum Beispiel Martensit entsteht. Durch dieses Verfahren entstehen HSH-Schienen (Head Special Hardened). [4] 13 Abb. 14 zeigt den Bereich, in dem die Schiene kopfgehärtet wird. Abbildung 14: gehärteter Schienenkopf [45] 3.4.1 Herstellungsverfahren Bei dem Off-Line-Härten werden die Schienen in 2 bis 6 Minuten induktiv auf eine Temperatur von 850 bis 950°C erhitzt [6]. Beim anschließenden Abschrecken des Schienenkopfes wird dieser mit Sprühwasser, Druckluft oder Wassernebel auf 500 bis 650°C abgekühlt. Diese Abschreckung erzeugt ein sehr feinperlitisches Gefüge mit hoher Festigkeit und Härte. Durch eine begrenzte Einhärtezone müssen die Schienen vor und nach der Behandlung gerichtet werden. Bei dem von voestalpine entwickelten In-Line-Härten werden die gerade gewalzten Schienen, die immer noch eine Temperatur von rund 800°C haben, direkt nach dem Rollrichten zu einer Härteanlage gebracht [7]. Dort wird der ganze Kopf durch ein Wasserbad mit synthetischen Zusätzen abgeschreckt. In diesem Härtebad wird durch ein Kühlmittel, welches einen Film auf der Schiene bildet, die Abkühlintensität des Wassers vermindert und somit gleichmäßige Abkühlbedingungen geschaffen. Nach einer Tauchzeit von etwa 2 bis 3 Minuten ist die Schiene bis auf 60°C abgekühlt und kann gerichtet und geprüft werden. [4] 3.5 Schienenfehlerbeseitigung Werden Schienenfehler nicht behandelt, so wirken sie sich negativ auf die Schienen in Form von Ermüdung des Stahls, auf Befestigungsteile durch Verminderung der Verspannung, auf die Schwellen durch eine stärkere Beanspruchung der Auflagerfläche, auf den Schotter, bei dem das Gefüge zerstört wird und auf die Geräuschentwicklung, die von Anwohner und Fahrgästen als unzumutbare Belästigung angesehen wird, aus [17]. Die Folge von Schienenfehlern sind also hohe Kosten für Fehlerbeurteilung und –beseitigung, eine Einschränkung der Verfügbarkeit und eine Reduzierung der Schienenliegedauer [10]. Die grundsätzlichen Arbeitsverfahren Schleifen, Fräsen und Hobeln zur Schienenbearbeitung [4] werden in den folgenden Abschnitten näher beschrieben. 3.5.1 Verschiedene Verfahren 3.5.1.1 Schleifen Beim Schienenschleifen werden antriebslose oder angetriebene Schleifkörper unter hohem Anpressdruck über die Schiene geführt [4]. Der gewünschte Materialabtrag wird durch die induzierte Reibarbeit erreicht. Beim konventionellen maschinellen Schleifen werden Arbeitsgeschwindigkeiten 14 von 5 bis 12 km/h bei rotierenden Schleifscheiben und bis zu 40 km/h bei starren Rutschsteinen erreicht [4]. Der Einsatzbereich der Schleiftechnik erstreckt sich von präventiven Flächenbearbeitungen, bei dem es zu einem Materialabtrag von wenigen Hundertstelmillimetern kommt, über die korrigierende Instandhaltung mit Abträgen im Millimeterbereich zur Beseitigung von Oberflächenfehlern, Riffeln und Wellen, zur Wiederherstellung des Schienenkopfquerprofils und zur Spurberichtigung [18]. Wichtigster Teil der Schleifzüge sind die Schleifsteine. Das sind prismatische oder rotationssymmetrische Körper. Sie bestehen aus einem Konglomerat gebundener Schleifkristalle [4]. Die Schleifmittel werden aus sehr harten Mineralien wie Zirkonkorund, Siliciumcarbid und Korund hergestellt und ihre Qualität ist maßgebend für den Erfolg des Schleifvorgangs. Anforderungen an die Schleifsteine sind: - hohe Schleifwirkung - geringe Rauhigkeit der Schiene nach Schleifvorgang - lange Standzeit - gleich bleibende Schleifwirkung. [4] Voraussetzungen für den Einsatz von Schleifzügen sind Riffeltiefen von 0,05 mm auf Strecken mit hohen Geschwindigkeiten, Strecken mit dichter, naher Bebauung oder in Tunnelstrecken von Stadtbahnen. Des Weiteren erfolgt der Einsatz zur Reduktion von Schallemissionen bei planfestgestellten Strecken, bei Strecken mit einem erhöhten Instandhaltungsaufwand wegen Fahrflächenunebenheiten und bei Spurverengung [17]. Schleifen mit rotierenden Schleifscheiben Schienenfehler wie Schlupfwellen oder Riffel mit geringer Tiefe werden durch den Einsatz von Schleifmaschinen mit rotierenden Schleifscheiben in mehreren Durchgängen beseitigt [6]. Die Schleifscheiben sind zylinderförmige oder kegelstumpfförmige, angetriebene Schleifkörper, die sich um eine bewegliche Achse drehen. Zur Materialbearbeitung kann, je nach gewähltem Verfahren, die Stirnfläche (Topfscheibe) oder die Mantelfläche (Schleifrad) genutzt werden. [18] Wichtiges Merkmal zur Bearbeitung von Schienen und Weichen ist die Robustheit der Schleifräder gegenüber Unstetigkeiten der Fahrfläche. Durch das zügige Anpassen der Querschnittsgeometrie der Schleifscheibe an die Profilform des Schienenkopfes wird das vollständige Bestreichen der gesamten Fahrfläche gewährleistet. Der Einsatz von Schleifrädern erfolgt zur Glättung der Schiene, nachdem Topfscheiben eingesetzt wurden und nach dem Fräsen, kann aber auch als eigenständiges Verfahren bei Nahverkehrsbahnen angewendet werden. [4] Um eine optimale Fehlerbeseitigung zu erreichen, können Drehzahl und Anpressdruck der einzeln angetriebenen Topfscheiben der Schleifmaschine an die Fehlergröße angepasst werden. Bei seitlich ausragenden Graten werden zusätzliche Scheiben eingesetzt. [6] Um eine durchgängige Bearbeitung des Fahrspiegels bis zur Fahrkante auch im Bereich der Spurrillen von Radlenkern und Herzstücken zu gewährleisten, stehen für die Arbeit in Weichen und Gleisen Schleifscheiben mit unterschiedlichen Dicken und Durchmessern zur Verfügung. Um Längsprofilfehler, deren Wellenberge den Durchmesser einer Schleifscheibe übersteigen, gleichmäßig abzutragen, können mehrere Schleifeinheiten in einem starren Rahmen fixiert werden. [18] Der typische durchschnittliche Wertebereich des Schleifabtrages beim Schleifen mit rotierenden Schleifscheiben liegt zwischen 0,012 und 0,05 mm. Maßgebend für die Höhe des Schleifabtrages sind Schleifgeschwindigkeit, Anpressdruck der Schleifmittel, Wellenlänge und Amplitude der Fehler, Qualität und Anzahl der Schleifsteine und –scheiben sowie die Härte der Schienenoberfläche. [6] Schleifen mit Rutschersteine Schleifzügen mit Rutschersteinen ist es möglich eingedeckte Gleise und Hindernisse wie Führungsschienen, Bahnübergänge und Schienenkontakte ungehindert schleifend zu durchfahren. Dabei 15 werden die Rutschersteine, die prismatische Schleifkörper mit rechteckigem Querschnitt sind und profilfrei arbeiten [18], in senkrechter Richtung auf die Schiene gepresst. Ebenso wie bei den rotierenden Schleifscheiben, passen sich auch diese Schleifkörper an die konvexe Form des Schienenkopfes schnell an und gewährleisten somit das vollständige Bestreichen. Die Bearbeitung des Querprofils ist mittels Rutschersteinen nicht möglich, da diese nicht um die Schienenlängsachse geneigt werden können. Allerdings kann zwischen einem Verfahren mit starren Rutschersteinen und einem mit in Schienenlängsrichtung oszillierenden Rutschersteinen gewählt werden. Die Schleifwirkung bei starren Rutschersteinen resultiert ausschließlich aus dem Anpressdruck und der Fortbewegung der Arbeitsaggregate über die Schiene. Mit starren Rutschersteinen wird hauptsächlich bei Straßen-, Stadtund U-Bahnen bei präventiven Schleifarbeiten gearbeitet. Sie zeichnen sich durch die universelle Einsetzbarkeit in offenen und eingedeckten Gleisen, durch ungehinderte Durchfahrt von Gleisschaltmitteln und Weichen und durch Schleifen während des Regelbetriebs durch eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit von 50 km/h aus. Geringe Lärmemissionen und eine hohe Fahrbahnqualität werden durch zyklisches Befahren der zu bearbeitenden Strecke in kurzen Abständen ermöglicht. Bei oszillierenden Rutschersteinen wird durch eine Pendelbewegung der Schleifaggregate in Schienenlängsrichtung die Schleifwirkung verstärkt. [4] Um langwellige Längsprofilfehler zu beseitigen, können mehrere Schleifkörper in einem Rahmen angeordnet werden. Schleifkörper mit einer entsprechend angepassten Form können die gesamte Schienenoberfläche bestreichen, den Schienenkopf jedoch nicht reprofilieren. [18] Anzahl und Qualität der Schleifsteine, der Anpressdruck, sowie Geometrie und Härte der Schienenoberfläche sind maßgeblich für die Größe des Materialabtrages. Bei Rutschersteinen liegt dieser im Bereich von wenigen Hundertstelmillimetern pro Fahrt. Korrigierendes Schienenschleifen, welches eine Durchführung von Pendelfahrten erfordert, wird zur Beseitigung von Riffeln und Schlupfwellen eingesetzt. Für eine nahezu vollständige Fehlerbeseitigung können viele Überfahrten von Nöten sein. [4] Aufgrund der geringen Reibleistung bei rotierenden Schleifscheiben ist der Materialabtrag pro Überfahrt relativ klein. Um im Vollbahnbereich die Schleifwirkung zu verbessern, wird ein Verfahren mit in Längsschienenrichtung oszillierenden Rutschersteinen eingesetzt. Bei einer modernen Maschine mit fünf oszillierenden Schleifaggregaten je Schienenstrang und einer Arbeitsgeschwindigkeit von 1 bis 2 km/h erfolgt ein Materialabtrag von 0,05 bis 0,07 mm [19]. Rutschersteine können geringe Rauhigkeiten auf Fahrflächen erzielen, glätten diese im Nachlauf zu anderen Bearbeitungsverfahren und werden deswegen zur Reduzierung der Lärmemissionen des Rad-Schienen-Kontaktes eingesetzt [18]. Hochgeschwindigkeitsschleifen High-Speed-Grinding ist ein neues Konzept, welches eigens für präventives Schleifen entwickelt wurde [20]. Es basiert auf der Zielsetzung mit zyklisch, in den Fahrplan integrierten Schleiffahrten einen nahezu „kontinuierlichen, geringen Materialabtrag herbeizuführen und dadurch der Entstehung von Schienenschäden an der Oberfläche vorzubeugen [18]“. Dieser Einsatz während des Regelbetriebes wird allein durch die hohe Schleifgeschwindigkeit von 80 km/h möglich. Im Gegensatz zu anderen Schleifverfahren, werden die Schleifsteine beim High-Speed-Grinding nicht durch eigene Motoren angetrieben [20]. Die antriebslosen, rotationssymmetrischen Schleifkörper werden schräg zur Schienenlängsachse auf die Schiene gepresst und geraten bei Fortbewegung des Fahrzeuges unter großem Schlupf in Drehung (Abb. 15) [4]. Die so erzeugte Reibleistung ruft einen leichten Materialabtrag hervor [18], der Dank der Schrägstellung der Schleifkörper den Schienenkopf gleichmäßig von der Fahrkante bis zur Fahrfläche schleift. Die große Traktionskraft einer leistungsstarken Lokomotive gewährleistet die hohe Schleifleistung und durch die lang gezogene Kontaktlinie entfernen die Schleifkörper versprödete Oberflächen sowie Ansätze von Riffelbergen und Schlupfwellen [20]. Der Schleifdruck und die Geschwindigkeit der Zugmaschine sind entscheidend für 16 den Erfolg des Schleifvorganges. Beim High-Speed-Grinding kann pro Überfahrt ein Materialabtrag von bis zu 0,05 mm erreicht werden [21]. Voraussetzung für die Wirksamkeit des Hochgeschwindigkeitsschleifens ist ein unbeschädigtes Schienenprofil [20], damit die vorgeformten Schleifkörper die gesamte Fahrfläche gleichmäßig schleifen können [18]. Da die Schleifsteine das Profil der Schienen annehmen, kommt es zu keiner Schienenprofiländerung [20]. Abbildung 15: Arbeitsprinzip High-Speed-Grinding [13] 3.5.1.2 Fräsen Fräsen ist ein spanabhebendes Arbeitsverfahren, welches bei mobiler Schienenbearbeitung mit gleisfahrbaren Maschinen und bei stationärer Schienenbearbeitung angewendet wird [4]. Bei dieser Bearbeitungsart wird der Schienenkopf mittels rotierendem Fräsrad, das mit vielen einzelnen Fräsmessern bestückt ist, bearbeitet. Durch ein ideal rundes Fräsrad und die exakte Positionierung der Schneidewerkzeuge wird ein optimales Ergebnis erzeugt, bei dem in einer Überfahrt das Schienenkopfquerprofil der Sollgeometrie angepasst wird [4]. Anfallende Frässpäne werden angesaugt und in der Maschine gelagert. Nach dem Fräsvorgang sind auf der Schienenoberfläche durch das Schieben der Fräsplatten über die Schienen eine schuppenartige Oberflächenbeschaffenheit und Facetten sichtbar. Um diese entstandene Rauhigkeit zu verringern [18], wird ein nachlaufendes Schleifrad eingesetzt oder es folgt eine Bearbeitung mit oszillierenden Rutschersteinen. Bei Fräsarbeiten liegt der Materialabtrag an der Fahrkante pro Überfahrt bei 0,3 bis 2,5 mm. Fräsmaschinen erreichen je nach Schienenzustand eine Arbeitsgeschwindigkeit von 0,6 bis 1,5 km/h [22] und arbeiten im Einrichtungsbetrieb. Soll ein hoher Materialabtrag erfolgen, so ist das Fräsen mit einer durchschnittlichen Fertigmeterleistung von 450 bis 650 m/h ein sehr erfolgreiches Verfahren, wohingegen bei präventiven Schienenbearbeitungen mit einem Materialabtrag von wenigen Zehntelmillimetern das Schleifen höhere Fertigmeterleistungen erzeugt. Durch eine senkrechte Anordnung der Arbeitsaggregate einer Schienenfräse, wird ein profilfreies Durchfahren von Gleisschaltmittel und Bahnübergängen ermöglicht [18]. Vorteile der Frästechnologie liegen in der hohen Genauigkeit im Querprofil, welche durch die exakte Profilgebung der Fräsräder gewährleistet wird und in der größtenteils staub- und funkenfreien Schienenbearbeitung. [4] 3.5.1.3 Hobeln Beim Hobeln werden Hobelplatten, die der Schienenkopfkontur angepasst sind, in verschiedenen Winkelstellungen hydraulisch auf die Schiene gepresst. Dieses spanabhebende Bearbeitungsverfahren findet seinen Einsatz bei mobilen Schienenbearbeitungen im Gleis und auch bei stationären Bearbeitungen von Schienen in Aufarbeitungswerken [4]. 17 Das Hobeln wird für die Reprofilierung, Entgratung stark verschlissener Schienen in engen Radien und zur Beseitigung starker Längsprofilfehler eingesetzt [18]. Die Arbeitsgeschwindigkeit beim Hobeln beträgt je Schnitt 4 bis 5 km/h und die maximale Schnitttiefe liegt bei 2,5 mm [23]. Diese große Schnitttiefe von mehr als 1,5 mm ist auch der Grund für den optimalen Einsatz des Hobelns bei korrigierenden Schienenbearbeitungen. Bei gleisfahrbaren Hobelmaschinen gibt es je Schiene ein Hobelaggregat. Diese werden durch vertikale und horizontale Rollen auf der Schiene geführt. „Jedes Aggregat trägt einen Werkzeugsupport zur Aufnahme einer Kassette mit dem Schneidwerkzeug. Die Kassetten werden in Abhängigkeit der Schnittfolge und dem zu erstellenden Schienenprofil mit Schnellverschlüssen eingesetzt [4]“. Erfolgt eine vollständige Reprofilierung, müssen mindestens fünf Schnitte angesetzt werden, wobei die Schiene in unterschiedlichen Winkeln und mit geraden Messern und Radiusmessern Schritt für Schritt bearbeitet wird. Während dieses Vorganges, bei dem es weder zu Funkenflug noch zu Staubbelastung kommt, werden die Schneidemesser mit einem Wasserstrahl gekühlt und die Hobelspäne durch eine Metalltrommel aufgenommen und gesammelt. Heutzutage können Hobelmaschinen fahrtrichtungsunabhängig eingesetzt werden, was die Fertigmeterleistung, die von der Anzahl der Schnitte und der Arbeitsabschnittslänge abhängig ist, erhöht, da die Zeitverluste für das Zurücksetzen der Maschine wegfallen. Als Fertigmeterleistungen kann bei der Reprofilierung des Schienenkopfes ein Wert von circa 200 m/h angenommen werden, bei der Reprofilierung der Fahrkante liegt der Wert bei 400 m/h. Da Hobelmaschinen einen Arbeitsraum benötigen, besteht je nach Platzangebot die Notwendigkeit, Gleisschaltmittel und andere Hindernisse auszubauen. 3.5.2 Vorgehen bei der Hamburger Hochbahn Zur Schienenbearbeitung werden bei der Hochbahn zurzeit der eigene Schleifzug sowie das Handschleifen eingesetzt. Einzelfehler wie Anrisse oder Ausbrüche werden auch manuell schweißtechnisch bearbeitet. Der Hochbahn-Schleifzug setzt sich dabei aus einem Schleifwagen des Typs SB3, einem dazugehörigen Lorenbeiwagen der Kennung LB6 (Abb. 16) und einer von 7 vorhandenen Akkulokomotiven vom Typ AL1, die als Traktion verwendet wird, zusammen [26]. Der SB3 wurde von dem Hersteller Schörling & Co. Waggonbau Hannover 1964 gebaut und im Jahr 2003 umgebaut. Das Eigengewicht des Schleifwagens beträgt bei einer Breite von 2,3 m 27.000 kg. Der Laufkreisdurchmesser misst 860 bis 790 mm. Um die Schleifklötze mit Wasser zu kühlen und einen Brand durch Funkenflug zu vermeiden, kommt der SB3 zusammen mit dem Wassertank LB6 zum Einsatz. Der Wassertank des LB6 fasst ein Volumen von 20 m3 und erreicht damit ein Gewicht von 1.500 kg. [27] Abbildung 16: LB6 und SB3 [27] 18 Die Akkulokomotive wurde 1995 gebaut und erreicht ein Höchstgewicht von 38.000 kg. Der wagenbauliche Teil wurde von der Firma Kaelble-Gmeinder übernommen und die technische Ausstattung erfolgte durch die Siemens AG. Die maximale elektrische Leistung der Lok liegt beim Fahren bei 300 kW und beim Bremsen bei 360 kW. Diese Leistung wird von 4 Motoren mit je 120 kW erzeugt. Die Antriebsbatterie, mit einer Gesamtkapazität von 600 Ah, benötigt eine Spannung von 4 x 120 V. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit der Akkulokomotive liegt bei 40 km/h, sie ist 2,45 m breit und der Laufkreisdurchmesser ihrer Räder beträgt 750 bis 680 mm. [28] Aufgrund der Auslastung des hochbahneigenen Schleifzuges tritt die Option des Einsatzes von Fremdfirmen für die reprofilierende Schienentechnik auf [26]. Dieses wurde im Oktober 2011 erstmals auf der Strecke Rödingsmarkt – Rathaus getestet und wird aufgrund seines Versuchscharakters im folgenden Abschnitt näher beschrieben. Zukünftig ist bei der Hamburger Hochbahn auch der Einsatz von Frästechnik, welche aufgrund des relativ hohen Materialabtrages zur Beseitigung von Schienenfehlern interessant ist, denkbar. Dafür kann eine Fräsmaschine der Firma LASA (Weyhe bei Bremen) eingesetzt werden, die sich aber momentan noch in der Entwicklung befindet (Abb. 17). [26] Laut Angaben des Herstellers ist Fräsen im Gegensatz zum Schienenschleifen leiser, umweltfreundlicher, präziser und produktiver [29]. Abbildung 17: Erstes Munster der Fräsmaschine [29] Allgemein müssen bei der Wahl des Schienenbearbeitungsverfahrens die besonderen Anforderungen, wie Lichtraumprofil, Lärmemissionen, Zuführungsmöglichkeiten zur Einsatzstelle, Brandschutz und Einsetzbarkeit im Tunnel, an die eingesetzte Technik beachtet werden. 3.5.3 Beschreibung des Einsatzes eines Fremdschleifzuges Aufgrund stark verschlissener kopfgehärteter Schienen auf der Strecke Rödingsmarkt – Rathaus (beschrieben in Kapitel 4.3), insbesondere auf der so genannten Rampe Rödingsmarkt entschied man sich, anstelle eines baldigen Schienenaustausches, für den Versuch die Strecke vorerst durch Schleiftechnik erneut Instand zu setzen. Da allerdings der hochbahneigene Schleifzug für einen Materialabtrag von mehr als 1 mm, der wegen der teilweise stark geschädigten Schienenoberfläche nötig wäre, ungeeignet ist, wurde der Einsatz eines Fremdschleifzuges beschlossen. Nach Abgleichen der technischen Anforderungen, wie zum Beispiel das einzuhaltende Lichtraumprofil, bekam die Firma Luddeneit & Scherf den Zuschlag für die versuchscharakteristischen Instandsetzungsarbeiten. [30] Das Schleifgerät Das eingesetzte Schleifgerät mit der Typbeschreibung LRGM 1-6 / AM65 ist mit einem angehängten Stromerzeuger verbunden, welcher den Betrieb der Schienenoberflächenbearbeitung, unabhängig vom Vorhandensein von Stromversorgungskabeln entlang der Einsatzstelle, ermöglicht. Über eine Rampe 19 oder mittels Kran lässt sich das Schleifgerät je nach örtlichen Begebenheiten in der Baustelle ein- und ausgleisen. Dabei beträgt die Eingleiszeit 8 bis 10 Minuten und die Ausgleiszeit etwa 5 Minuten. Das Gerät, mit integrierter automatischer Schleifprozessüberwachung, verfügt über sechs unabhängig voneinander verstellbare Schleifspindeln, die mit Elektromotoren angetrieben werden. Auf jeder Seite befinden sich damit drei Schleifsteine, die pro Überfahrt drei Facetten schleifen [32]. Der Einsatzbereich der LRGM 1-6 / AM65 liegt in der Beseitigung von Riffeln, Walzhaut und kurzen Wellen in der Schienenoberfläche [31], sowie der Reprofilierung des Schienenkopfquerprofils. Nacharbeiten von Fahrbahnübergängen, Verschleifen von Schweißnähten und Arbeiten in Weichen sind mit dieser Maschine auch möglich. [31] Der Schleifvorgang Die Schleifmaschine der Firma Luddeneit & Scherf wurde dank eines Gewichts von 3 t je Fahrzeugteil an der Straße Mönkedamm mittels Mobilkran mit geringem Aufwand eingehoben. Während der ersten Überfahrt mit einer Arbeitsgeschwindigkeit von 1 bis 3 km/h setzen die Schleifsteine an der Fahrkante an und schleifen bei weiteren Fahrten über die gesamte Schiene. So werden je Überfahrt mit jeweils drei Schleifsteinen pro Schiene auch drei Facetten geschliffen. Die Schleifspäne werden mittels Absauger aufgenommen und in einem Behältnis aufbewahrt. Während der Schleifarbeiten ist darauf zu achten, dass die Schienen nicht überhitzen und so möglicherweise Verformungen entstehen. Unterschiedlicher Hitzeabfluss kann aber auch Risse aufzeigen, denn an rissgeschädigten Stellen läuft die Hitze nicht so schnell an wie an fehlerfreien Bereichen. An einigen Stellen wurde nach der ersten und zweiten Überfahrt eine Welle nach dem Schleifen festgestellt. Dieses ungleichmäßige Schleifen kommt zu Stande, wenn die Schleifspindeln nicht ideal gelegt wurden, das Fahrzeug Seitenspielraum hat oder die Schiene nicht gleichmäßig abgefahren wurde. Bei fertig bearbeiteten Schienen ist das Schleifbild jedoch nicht zu beanstanden und die Schallemissionen von Generator und Schleifaggregaten wesentlich geringer als erwartet [30]. [32] Ergebnisse Um nach Beendigung der Schleifarbeiten die Erfolge einschätzen zu können wurden vorher so genannte Kontrollpunkte auf der Strecke festgelegt, die durch Fotodokumentation und visuelle Beobachtung die Schadensbilder vor und nach dem Schienenschleifen zeigen. Zu bearbeitende Schädigungen waren leichte bis starke Head Checks, Einfahrungen an einigen Schweißstößen und bei fortgeschrittenen Schädigungen leichte bis starke Ausbrüche in der Fahrfläche [30]. Um eine Einschätzung zur möglichen Höhe der Fehlerbeseitigung zu erzielen, wurde der Streckenabschnitt zuvor mit der Firma Luddeneit & Scherf besichtigt. Als realisierbares Ziel während der geplanten vier Schichten wurde die Beseitigung leichter Ausbrüche und leichter bis mittlerer Head Checks angenommen. Die Bearbeitung stärkerer Fehler sollte so weit wie möglich erfolgen, um weitere Erkenntnisse über deren Fehlertiefe zu erlangen und den daraus resultierenden Arbeitsaufwand bei künftigen Instandhaltungsmaßnahmen ableiten zu können. Der Kontrollpunktdokumentation (Tab. 1 und Abb. 18) ist zu entnehmen, dass die gesetzten Ziele bei der Oberflächenfehlerbeseitigung erreicht wurden. Leichte Head Checks und Ausbrüche wurden zu nahezu 100 % beseitigt [33], sodass auf erheblicher Länge ein annähernd neuwertiger Schienenzustand erzielt wurde. Stärkere Fehler, die aufgrund von Zeitmangel nicht vollständig entfernt werden konnten, werden nun beobachtet und gegebenenfalls durch Schienenaustausch oder Schleifen vollständig beseitigt. 20 Tabelle 1: Auszug aus der Liste der Kontrollpunkte für das Schienenschleifen RD-RA [33] Abbildung 18: Kontrollpunkt 7; rechts vor dem Schleifen; links nach dem Schleifen [63] Kosten Die Dauer des Einsatzes des Fremdschleifzuges im Streckenabschnitt RD-RA betrug 46 Stunden. Dies entspricht sechs Schichten. Die Firma Luddeneit & Scherf (L&S) berechnete für die gesamte Zeit allerdings nur vier Schichten, da es sich um einen Erstauftrag handelte. Einsatzzeit: 46 h Kosten: 32.100 EUR Bearbeitete Gleislänge 740 m (BE (Baustelleneinrichtung) (L&S): 4.600 EUR + Kran 1.000 EUR + 4 berechnete Schichten (L&S) à 5.875 EUR + 6 Schichten Aufsicht (HHA) à 500 EUR) Gemittelte Leistung: 16 m/h Gemittelte Kosten: 698 EUR/h (= 44 EUR/m) Tabelle 2: Kosten der Fremdschleifarbeiten [30] Die Leistung des Schleifzuges bei kopfgehärteten Schienen (R350HT) kann nun in Abhängigkeit des Schadensbildes aus der gemittelten Leistung und gewonnenen Erkenntnissen abgeschätzt werden. Bei leichten Schäden wie leichten und mittleren Head Checks liegt die Leistung bei 40 m/h, mittlere 21 Schädigungen (mittlere Head Checks und leichte Ausbrüche) werden mit einer Leistung von 15 m/h entfernt und bei starken Schienenschädigungen wie starken Head Checks und mittleren Ausbrüchen liegt die Leistung bei 10 m/h. Im Vergleich dazu sind bei der Beseitigung von Schienenschäden bei normal vergüteten Schienen (R260) die Leistungen etwa um 50 % höher einzuschätzen. Für eine Kostenermittlung in €/m werden für den Einsatz Fixkosten von 7.000 € [Baustelleneinrichtung (Pauschalbetrag für An- und Abtransport der Schleifmaschinen): 5.000 €, Kran: 1.000 €, 20 h Ing./Mstr. BIB (Betrieb Infrastruktur Bahnanlagen; Organisationsbezeichnug der Hochbahn): 1.000 €] und Schichtkosten von 6.500 € [Maschineneinsatz: 6.000 €, Aufsicht BIB: 500 €] angegeben. Bei einer zweitägigen Sperrung des Gleisabschnittes während der Schleifarbeiten ergeben sich folgende Kosten je nach Schädigungsgrad: Sperrung: 2 Tage 6 Schichten: Kosten 46.000 EUR, Einsatzdauer 48 h → 958 EUR/h Leichte Schädigung 24 EUR/m Mittlere Schädigung 64 EUR/m Starke Schädigung 96 EUR/m Tabelle 3: Schleifkosten pro Meter; abhängig von der Schädigung [30] 3.6 Einsatz von kopfgehärteten Schienen bei der Hamburger Hochbahn 3.6.1 Einsatzbereiche Seit 1999 werden bei der Hamburger Hochbahn kopfgehärtete Schienen verlegt. Grund für die Wahl von HSH-Schienen sind die hohen Belastungen auf einigen Streckenabschnitten und die damit verbundene Häufung der Schienenschäden. In der Regel werden die kopfgehärteten Schienen bei der Hochbahn ab einem Radius kleiner gleich 300 m auf beiden Strängen eingebaut. Bei anderen Belastungen, die nicht durch besonders enge Radien hervorgerufen werden, wie zum Beispiel eine große Bruttotonnenzahl über das Jahr, die bei einer Achslast von nur 10 t durch kurze Taktabstände entsteht, werden auch bei Radien von 500 m HSH-Schienen eingebaut. So wurden auf der Strecke Mönkebergstraße – Berliner Tor 2004 kopfgehärtete S49-Fahrschienen der Firma voestalpine verlegt. Der Einbau der ersten S49-Schienen (voestalpine) erfolgte 1999 auf beiden Gleisen der Strecke Hauptbahnhof Süd – Lohmühlenstraße, jedoch nur im Oberbogen. Im Jahr 2000 wurden auf den Gleisen zwischen Haltestelle Emilienstraße und Christuskirche kopfgehärtete Schienen nur im Oberbogen der Firma Thyssen eingesetzt. Bis 2010 wurden auf 41 Streckenabschnitten 10.090 Gleismeter S49-Schienen verbaut. 22 3.6.2 Vor- und Nachteile Vorteile Kopfgehärtete Schienen zeichnen sich vor allem durch eine Steigerung der Festigkeit und der Verschleißbeständigkeit des beanspruchten Schienenkopfbereiches aus [4]. Messungen bezüglich der Verbesserung des Verschleißwiderstandes der Schienen haben laut Wiener Linien gezeigt, dass sich der Verschleißwiderstand und damit die Lebensdauer bei Verwendung von HSH-Schienen gegenüber der Normalgüte S900A um mindestens den Faktor 2, im Mittel aber um den Faktor 3 bis 5 erhöht hat [24]. Die wärmebehandelten Schienen zeichnen sich ebenfalls durch eine sehr hohe RCFBeständigkeit (Rolling Contact Fatigue) wie zum Beispiel Head Checks [25] und durch eine Erhöhung des Widerstandes gegen Riffelbildung aus [24]. Dadurch können Instandhaltungsmaßnahmen verringert werden. In einem Schleifzyklus von beispielsweise drei Jahren lassen sich Head Checks und Oberflächenwellen in wenigen Schleifüberfahrten problemlos entfernen. Eine Verschlechterung des Rad-Verschleißes oder anderer Rad-Schädigungen durch den Einsatz von kopfgehärteten Schienen ist nicht bekannt. [25] Aufgrund der höheren Fehlerbeständigkeit bei HSH-Schienen kann es kann es zu einer Kostenreduzierung des Gesamtsystems kommen [24]. Nachteile Ein großer Nachteil der kopfgehärteten Schienen ist die verstärkte Lärmentwicklung nach ihrem Einbau. Durch die härtere Schienenkopfoberfläche dauert es länger bis diese Schienen eingefahren sind. Das Quietschen, welches durch die Reibung zwischen Spurkranz und unangepasster Schienenfahrkante entsteht, wird geringer, sobald den Schienen das Radprofil aufgezwungen wurde. Bei dem Einbau von HSH-Schienen ergeben sich höhere Schweißkosten, da bei der aluminothermischen Verschweißung spezielle höherwertige Schweißportionen verwendet werden [24]. 3.6.3 Vergleich mit normal vergüteter Schiene Bei der Hamburger Hochbahn werden regulär normal vergütete Schienen der Stahlsorte R260 eingesetzt. Seit 1999 werden im U-Bahnnetz auch kopfgehärtete Schienen der Stahlsorte R350HT verbaut. Diese verschiedenen Stahlsorten unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Herstellung und Eigenschaften. So haben die kopfgehärteten Schienen eine wesentlich längere Lebensdauer als normal vergütete Schienen. Aus diesem Grund eignen sie sich auch besonders für den Einsatz unter starker Beanspruchung. [34] Abb. 19 zeigt, dass der Bereich der Festigkeit und Zähigkeit (Amin) bei Schienenstählen von der Schienengüte mit der jeweiligen Zugfestigkeit Rm abhängig ist. 23 Abbildung 19: Zusammenhang zwischen Festigkeit und Zähigkeit der Normalschienenstähle [6] Tabelle 4: Vergleich von R260- und R350HT-Schienen Stahlsorte R260 Eigenschaften Güte (alt) Zugfestigkeit Rm MPa min. Stahlsorten (Schienengüten) Härtebereich HBW Bruchdehnung A % Min. Liegedauer in Jahren Anschaffungskosten laufenden Meter 900A [4] 880 [4] R350HT 900A [4] 1175 [4] Kohlenstoff-Mangan (C-Mn) Kohlenstoff-Mangan (C-Mn) Stahl Stahl [4] wärmebehandelt [4] 260 bis 300 [4] 350 bis 390 [4] 10 [4] 9 [4] 25 bis 30 [35] 40 (in Kapitel 6 berechnet) pro 40 €/m (gerade) 70 €/m (vorgebogen) [26] 55 €/m ( vorgebogen, bei R ≤ 300 m) [26] Tabelle 4: Vergleich von R260- und R350HT-Schienen 24 4 Beschreibung der ausgewählten Streckenabschnitte bei der Hamburger Hochbahn Alle betrachteten Streckenabschnitte der Hamburger Hochbahn wurden zusammen mit Herrn Böcker, aufgrund von engen Radien und besonderen Belastungen, ausgewählt und besucht. Im Anhang eine Karte des U-Bahnnetzes der Hochbahn, auf der alle Streckenabschnitte gekennzeichnet sind. Die folgenden Beschreibungen basieren auf visuellen und akustischen Beobachtungen, die bei der Begehung am 05.10.2011 entstanden. Sämtliche Abschnitte liegen im U-Bahnnetz der Hochbahn auf Strecke A. Ausschließlich Meßberg und Klosterstern liegen auf Strecke C. Allgemein liegt die Stromschiene bei der Hamburger Hochbahn auf freier Strecke immer in der Mitte der beiden Fahrstrecken. Nur bei Streckenabschnitten, die durch einen Tunnel verlaufen befindet sich die Stromschiene außen nahe der Tunnelwand, da in der Mitte des Tunnels die Stützbalken stehen. 4.1 Streckenabschnitt Barmbek Bei der Haltestelle Barmbek werden die Gleisbögen A 77,1 mit einem Radius von 90,04 m, und A 77,3 mit einem Radius von 86,186 m betrachtet [58], die Richtung Dehnhaide verlaufen. Hier wurden 2001 kopfgehärtete Schienen auch zwischen Haltestelle und Kreisbogenbeginn auf gerader Strecke verlegt. Risse sind deutlich sichtbar (Abb. 20). Sie entstehen durch die permanente Überbelastung durch die Fahrzeuge und bohren sich immer tiefer in die Schiene ein, da aufgrund der fehlenden Kurvenfahrt kein Längs- und Querschlupf existiert, der durch Verschleiß kaputtes Material abträgt. Auf den Schienen im Bogen Richtung Dehnhaide sind leichte Schlupfwellen, Head Checks, Längsriefen und Seitenverschleiß zu erkennen. Auf der Außenschiene zeichnet sich eine Wellenspur ab, welche durch Überhöhung oder Störstellen zu erklären ist. Die Schlupfwellen auf der Innenschiene wurden bei der letzten Überfahrt des Schleifzuges 2011 größtenteils heraus geschliffen. An den Führungsschienen, die normal vergütet sind, sind Abplatzungen, Überwalzungen und einen Grat zur Fahrkante hin sichtbar. Gründe für diese Schienenfehler an Innen- und Außenschiene im Gleisbogen sind starkes Gefälle beziehungsweise starke Steigung, die enge Gleisradien und Schlupf durch Bogenlauf. Zudem führt eine starke Überhöhung dazu, dass mehr Last auf die bogeninnere Schiene verlagert wird und sich dadurch der Schlupf auf die Außenschiene überträgt. Außerdem kann es zu Verschleiß durch Beanspruchungen im Rad-Schienen-Kontakt kommen. Da die Bewegung des Rades auf der Stahlschiene nur näherungsweise als rollend bezeichnet werden kann, ergibt sich bei genauerer Betrachtung eine Stick-Slip-Bewegung des Rades. Diese zeigt, dass es im Kontaktbereich zwischen Rad und Schiene zu Haft- und Gleitreibungen kommt. [1] An den Schweißstößen wurden bei der Überfahrt einer Bahn deutlich Schienengeräusche wahrgenommen. Diese entstehen, da an Schweißstellen der Stahl nicht die gleiche Härte aufweist, wie der Rest der Schiene. Im Laufe mehrerer Wagenüberfahrten entstehen Dellen, welche die dumpfen Geräusche verursachen. Beim Bezug von Verschleißvorkommen und –stärke auf die bisherige Liegedauer der kopfgehärteten Schienen und eine Befahrung im Fünf-Minuten-Takt im betrachteten Bereich, lässt sich der Verschleiß im Gegensatz zur normal vergüteten Schiene unter diesen Beanspruchungen als gering einstufen. Somit macht sich die HSH-Schienenverlegung bei Barmbek für die Hamburger Hochbahn bezahlt. 25 Abbildung 20: Schiene zwischen Barmbek und Dehnhaide 4.2 Streckenabschnitt Mundsburg Zwischen der Haltestelle Mundsburg und Uhlandstraße befinden sich die betrachteten Kreisbögen A 67,1 und A 67,2. Sie sind mit Radien von 208,45 m und 211,55 m [58] zwei der ältesten Bögen mit kopfgehärteten Schienen. Die erstmalige Installation von HSH-Schienen erfolgte 2000. Wenige Wochen vor dem Besichtigungstermin wurden teilweise neue Schienen verlegt, die erst am Morgen des 04.10.2011 wieder befahren worden sind. Diese Bereiche sind eindeutig sichtbar, da sich hier Schienen, Schwellen und Schotter noch farblich abgrenzen und nicht einheitlich rostfarbend verfärbt sind (Abb. 21). Das gängige Schleifen der Neuschienen vor Inbetriebnahme zur Entfernung von Zunderrückständen und kleinen Steinchen erfolgte aus zeitlichen Gründen nicht. Somit kann späterer Verschleiß unter anderem auf diese Schadensquellen zurückgeführt werden. Beim Überfahren der neu verlegten Schienen war Quietschen zu vernehmen. Dies resultiert aus sehr hoher Reibung bei der Zwei-Punkt-Berührung zwischen den unterschiedlichen Profilen des Spurkranzes und der Fahrschienenkante. Während der Nutzungsdauer wird der Schiene das Radprofil aufgezwungen. Dies hat zur Folge, dass der Verschleiß der Schiene bis zur vollständigen Anpassung immer mehr abnimmt. Auf den noch bestehenden Gleisen von 2000 sind leichte Ausbrüche festzustellen, die aus Head Checks resultieren. Zum Ausgleich solcher Unebenheiten wurden die Schienen zwischen Mundsberg und Uhlandstraße vor dem Bogen erst kürzlich geschliffen. 26 Abbildung 21: Schiene zwischen Mundsburg und Uhlandstraße 4.3 Streckenabschnitt Rathaus – Rödingsmarkt Die Besichtigung der Strecke Rathaus – Rödingsmarkt beginnt mit den Kreisbögen A 42,1 mit einem Radius von 100 m und A 42,2 mit R gleich 137,326 m an der Haltestelle Rathaus. Es folgen Bögen A 41,1 mit dem Radius 80 m und A 41,2 mit einem Radius von 86,424 m. Anschließend folgt die Besichtigung der Bögen A 40,1 (R=126,633 m) und A 40,2 (R=126,235 m). Die letzten Gleisbögen kurz vor der Haltestelle Rödingsmarkt sind A 39,1 mit einem Radius von 69,45 m und A 39,2 mit R gleich 74 m. [58] Im Tunnel nach der Haltestelle Rathaus ist kaum schwerwiegender Verschleiß festzustellen (Abb. 22). Vereinzelt sind an Schweißnähten Dellen sichtbar, die auch aus Herstellungsfehler entstanden sein können. Ebenso wurden, wie in Abb. 23 zu erkennen, punktuelle Fehler wie zum Beispiel Schleuderstellen entdeckt. Diese entstehen, wenn beim Anfahren die Räder durchdrehen und es dadurch zum Kaltverschweißen zwischen Rad und Schiene kommt. Die entstandene Wulst von Schienenmaterial wird vorgeschoben und von den nachfolgenden Zügen langsam wieder festgewalzt. Auch feine Head Checks sind sichtbar. Nahe dem Tunnelausgang sind auf der Außenschiene Schlupfwellen sichtbar, die durch das Bremsen aufgrund des Gefälles entstehen können. An der Innenschiene wird eine Zweiteilung der Oberflächenbeschaffenheit durch den Schleifzug deutlich. Die Schienenkante ist aufgeraut und eben, der Schienenkopf wurde durch die Wellen abgeschliffen. Der folgende Bogen, der auf der Brücke beginnt, weist starke Head Checks auf, die durch den Einfluss der großen Steigung und des Wassers aus den Sprühanlagen entstehen. Durch den ständigen Wasserfilm auf den Schienen verringern sich der Schlupf und der Reibwert. Diese Tatsache würde den Verschleiß der Schienen verringern. Allerdings kann Wasser auch verschleißfördernd wirken, indem Material abgerieben wird oder das Wasser durch Eindringen in Risse das Schienenmaterial auseinander drückt. Die starken Schienenschädigungen in diesem Bogen, der mit einem Radius von 69 m der Kleinste im Hauptgleis ist, sind auf die besonderen Belastungen zurückzuführen. Dazu zählen, neben dem engen Radius, Steigung beziehungsweise Gefälle von fünf Prozent und die Zugüberfahrt im Fünf-MinutenTakt. 27 Abbildung 22: Schiene vor der Hst. Rödingsmarkt Abbildung 23: Schleuderstellen auf Schiene zwischen Rathaus und Rödingsmarkt 4.4 Streckenabschnitt Landungsbrücken Auf der Strecke zwischen der Haltestelle Landungsbrücken und St. Pauli wurden die Bögen A 27,1 (R=108,7 m) und A 27,2 (R=97,06 m), sowie A 25,1 mit einem Radius von 190 m [50] und A 25,2 mit R gleich 188,46 m besichtigt. [58] Sie gelten als Referenzbögen, da keine kopfgehärteten Schienen verlegt wurden. 28 Auf den Schienen sind kleine Ausbrüche zu erkennen. Beobachtete Head Checks ähneln in ihrer Ausprägung und dem Vorkommen denen auf HSH-Schienen (Abb. 24). Die Oberfläche der Außenschiene lässt sich in drei Zonen einteilen. So ist die Fahrkante blank und eben, die Mitte des Schienenkopfes ist rau und dann folgt wieder ein blanker Abschnitt. Vereinzelt finden sich kleine Eindrückungen, die durch kleinste Steinchen auf der Schiene entstehen. Die Innenschiene der Bogens Richtung Haltestelle St. Pauli weist deutlich weniger Verschleißstellen auf. Abbildung 24: Schiene zwischen Landungsbrücken uns St. Pauli 4.5 Streckenabschnitt Klosterstern Die betrachteten Kreisbögen zwischen der Haltestelle Klosterstern und Kellinghusenstraße sind C 70,21 mit R gleich 86,0 m, C 70,22 mit R gleich 89,0 m und Bogen C 70,1 (R=91,8 m) [51]. Auf den ersten Blick sehen die Gleise des Kreisbogens Richtung Kellenhusenstraße noch recht gut aus. Betrachtet man die Schienen genauer, so kann man erkennen, dass sich auf dem Schienenkopf feine, gleichmäßige Head Checks gebildet haben (Abb. 25). Über den gesamten Bogen sind gleichmäßig ganz feine Risse im Ansatz zu erkennen. Die Intensität der Schienenschäden lassen sich zum größten Teil auf die starke Belastung durch die U1, die mit 120 m langen Zügen die Strecke im Fünf-Minuten-Takt befährt, erklären. Aufgrund des dadurch entstehenden Lärms, der von den Anwohnern als Belästigung empfunden wird, wurde die Strecke Klosterstern – Kellenhusenstraße im Januar intensiv geschliffen und somit ein Großteil der Schädigungen minimiert. 29 Abbildung 25: Schiene zwischen Klosterstern und Kellinghusenstraße 4.6 Streckenabschnitt Meßberg Bei der U-Bahnhaltestelle Meßberg wurden die Bögen C 202,1 mit dem Radius von 150 m, und C 202,2 mit R=146,2 m betrachtet. Die Schienen dieser Bögen sind in beide Richtungen ähnlich gut erhalten. Lediglich Head Checks von der Innenseite bis zur Außenkante sind zu beobachten (Abb. 26). Abbildung 26: Schiene zwischen Meßberg und Jungfernstieg 30 5 Abhängigkeit von Schienenfehlern und Belastungen Die Liegedauer der Fahrschienen ist abhängig von verschiedenen Streckeneigenschaften, die einzeln oder als Kombination zu Schienenschäden führen. Diese sich negativ auswirkenden Eigenschaften sind enge Radien, große Steigungen, hohe Gesamtlasten und unterschiedliche Rad-Schiene-Geometrie. 5.1 Abhängigkeit vom Radius Um die Abhängigkeit der Schienenfehler vom Radius bei der Hochbahn zu ermitteln, wird die Liste der Bögen bis 300 m [57] (siehe Anhang) in die Bereiche R ≤ 100 m (Tab. 5), 100 ≤ R ≤ 200 m (Tab. 6) und 200 ≤ R ≤ 300 m (Tab. 7) eingeteilt. Die betrachteten Gleisabschnitte dienen dabei als Referenzbögen. Mit Hilfe der Fehlerbestimmung vor Ort und eines Berichts von voestalpine sollen typische Fehler für den jeweiligen Radius ermittelt werden. R ≤ 100 m Schienenschädigungen A 39,1 (R=69,45 m) Starke Head Checks A 39,2 (R=74,0 m) Starke Head Checks A 41,1 (R=80,0 m) Schlupfwellen A 77,3 (R=86,186 m) Riffel, konformer Rad-Schienen Kontakt [53] A 41,2 (R=86,424 m) Schleuderstellen und Dellen an Schweißnähten, feine Head Checks C 70,2 (R=88,2 m) Feine, gleichmäßige Head Checks, sehr feine Risse A 77,1 (R=90,04 m) Schlupfwellen, feine Risse auf der Fahrfläche [53] C 70,1 (R=91,8 m) Feine, gleichmäßige Head Checks, sehr feine Risse A 27,2 (R=97,06 m) Leichte bis starke Schlupfwellen → deutliches Lärmempfinden [53] A 42,1 (R=100,0 m) Schleuderstellen und Dellen an Schweißnähten, feine Head Checks Hauptfehler Head Checks und Schlupfwellen Tabelle 5: Schienenfehler bei R ≤ 100 m 100 ≤ R ≤ 200 m Schienenschädigungen A 27,1 (R=108,7 m) Kleine Ausbrüche, Head Checks A 40,2 (R=126,235 m) Feine Head Checks, Schlupfwellen A 40,1 (R=126,633 m) Feine Head Checks, Schlupfwellen A 42,2 (R=137,326 m) Schleuderstellen und Dellen an Schweißnähten, feine Head Checks C 202,2 (R=146,2 m) Head Checks C 202,1 (R=150,0 m) Head Checks A 25,2 (R=188,46 m) Leichte bis starke Schlupfwellen → deutliches Lärmempfinden [53] Hauptfehler Schwache bis mittlere Head Checks und Schlupfwellen Tabelle 6: Schienenfehler bei 100 m ≤ R ≤ 200 m 200 ≤ R ≤ 300 m A 25,1 (R=201,8 m) A 79,4 (R=300,0 m) Schienenschädigungen Kleine Ausbrüche, schwache Head Checks, kleine Eindrückungen Leichte Riffel im Vollbogen, keine Head Checks, glatter Fahrspiegel, keine Schlupfwellen [53] Hauptfehler Schwache Head Checks, leichte Riffel Tabelle 7: Schienenfehler bei 200 m ≤ R ≤ 300m 31 Da allerdings nur relativ wenige Bögen betrachtet wurden, ist eine statistische Auswertung wie diese nicht vollkommen maßgebend. Hinzu kommt, dass die Schienenfehler in den einzelnen Gleisabschnitten nicht ausschließlich auf die Belastung durch den Radius zurückzuführen sind. Andere streckenspezifische Eigenschaften können ebenso eine Rolle gespielt haben. Für einen Abgleich mit der Literatur lassen sich die Erfahrungen der Deutschen Bahn (DB) auf Stadtbahnen übertragen. Zwar sind die Radien im Güter- und Reiseverkehr grundsätzlich größer, jedoch werden diese auch mit größeren Geschwindigkeiten und Gewichten befahren. Diese größeren Belastungen lassen sich dann mit den geringeren Belastungen bei der Hochbahn in allerdings engeren Radien vergleichen. Gemäß Abb. 27 wird angenommen, dass Radien von 150 bis ca. 300 m bei der DB einem Radius ≤ 100 m bei der Hochbahn entspricht. Der zweite betrachtete Bereich bei der Hamburger Hochbahn mit 100 ≤ R ≤ 200 m entspricht dann Radien von 500 bis 3.000 m bei der DB und der dritte Bereich mit 200 ≤ R ≤ 300 m ist vergleichbar mit Radien von 3.000 bis 5.000 m bei der Deutschen Bahn. Abbildung 27: Auftreten von Schienenfehlern in Abhängigkeit vom Radius [10] Bei einem Radius von bis zu 100 m kommen auf den Schienen der Hochbahn Head Checks und Schlupfwellen, sowie vereinzelt Schleuderstellen vor. Der Vergleich mit Abb. 27 zeigt ebenfalls leichten Verschleiß und Schlupfwellen. Damit scheinen die Ergebnisse der Schienenfehler bei R ≤ 100 m auf den Strecken der Hochbahn plausibel. Bei Bögen mit einem Radius von 100 bis 200 m zeigen sich hingegen nur noch schwache bis mittlere Head Checks und Schlupfwellen auf den Schienen der Hochbahn. Auch im zweiten Vergleichsbereich (Abb. 27) zeigen sich bei der DB, mit Head Checks und mildem Verschleiß, ähnliche Schädigungen. Bei der Hamburger Hochbahn sind die Schienenschäden bei Bögen mit Radien zwischen 200 und 300 m schwache Head Checks und leichte Riffel. Bei einem Radius von 300 m zeigen sich selbst diese Fehler nicht mehr. Vergleicht man diese Angaben mit denen von Abb. 27 für die Radien von 3.000 bis 5.000 m bei der Deutschen Bahn, so sind hier Head Checks angeführt. Damit kommt es im dritten Bereich zu einer Abweichung der Beobachtungen bei der DB und bei der Hamburger Hochbahn. 5.2 Abhängigkeit von der Zugbelastung Um die Abhängigkeit der Schienenfehler von der Zugbelastung zu ermitteln, werden alle Gleisabschnitte, die von der U1 angefahren werden und alle Abschnitte auf denen die U3 fährt miteinander verglichen. Bei der U1 und der U2 entstehen Belastung von ca. 31.500 t/Tag 32 (11,5 Mio Bruttolasttonnen/Jahr). Die Gleisabschnitte, die von der U3 angefahren werden, erfahren eine Belastung von 24.600 t/Tag. Die Abschnitte an der Linie U1 (Klosterstern und Meßberg) und die Abschnitte an der U3 (Barmbek, Landungsbrücken, Rathaus – Rödingsmarkt und Mundsburg) werden im 5-Minuten-Takt angefahren. U1 Klosterstern Meßberg Hauptbahnhof Lohmühlenstraße [53] Schienenschädigung Feine, gleichmäßige Head Checks; feine Querrisse Head Checks von Innen- bis Außenkante der Schiene – Außenschiene: feine Querrisse, glatter Fahrspiegel Innenschiene: stark abgefahrenen Fahrspiegel, Schlupfwellen → Lärm [53] Hauptfehler Head Checks, Querrisse Tabelle 8: Zugbelastung bei der U1 starke U3 Barmbek Schienenschädigung leichte Schlupfwellen, Head Checks, Längsriefen, Seitenverschleiß, Wellenspur auf Außenschiene, Dellen an Schweißstößen Landungsbrücken Kleine Ausbrüche, schwache Head Checks, vereinzelt Eindrückungen Rathaus – Rödingsmarkt Vereinzelt Dellen an Schweißnähten und Schleuderstellen, feine bis sehr starke Head Checks Mundsburg Leichte Ausbrüche, Head Checks, Zwei-Punkt-Berührung → Quietschen Hauptfehler Head Checks, leichte Ausbrüche, Wellen Tabelle 9: Zugbelastung bei der U3 Eine mögliche Vermutung, dass bei höherer Zugbelastung durch die Linie U1 stärkere Schädigungen auftreten, hat sich mit Hilfe dieser Angaben nicht bestätigt. Die Schienenschäden beider Linien (Tab. 8 und Tab. 9) sind etwa gleich, obwohl auch für diese Aussage nicht ausreichend Vergleichsabschnitte mit genauen Beschreibungen zur Verfügung stehen. Die Schädigungen der Schienen zwischen den Haltestellen Rathaus und Rödingsmarkt resultieren nicht nur aus der Belastung durch die Züge, sondern aus einer Kombination aus großer Steigung, hoher Belastung und dem besonders engen Radius. Aus allgemeiner Erfahrung geht aber hervor, dass sich der Verschleiß an der Schiene proportional zur Belastung verhält [61]. 5.3 Abhängigkeit von der Rad-Schiene-Geometrie Der Rad-Schiene-Kontakt hat im Bahnbetrieb die Funktionen Tragen, Führen und Ziehen / Bremsen [54]. Dabei unterliegen Rad und Schiene hohen Beanspruchungen. So wirken beispielsweise bei der Hamburger Hochbahn Radlasten von maximal 5 t auf eine Kontaktfläche von wenigen Quadratzentimetern. Dadurch entstehen im Laufflächenbereich Spannungen von 1.000 MPa, die Radund Schienenmaterial schädigen. [55] Werden allerdings nicht konforme Rad- und Schienenprofile, wie bei der Hochbahn (siehe Abb. 29), gewählt, so passt sich die Schiene im Laufe der Liegedauer durch Verschleiß dem Radprofil an [26]. Bevor eine konforme Kontaktfläche entsteht, kommt es in Bögen zu einer Zwei-Punkt-Berührung des 33 Radsatzes (Abb. 28). Ein Berührungspunkt liegt auf der Fahrfläche, der andere an der Schienenflanke. In engen Radien kommt es zu einer Vorverlagerung des Berührungspunktes an der Flanke. Dieser führt durch das Hinüberziehen des Rades zu Schlupf und zu Spurkranzkräften, die durch Reibung Seitenverschleiß erzeugen [61]. [58] Wird die Kontaktspannung zwischen Rad und Schiene sehr groß kommt es durch plastisches Fließen zu Schäden im Längsprofil der Schiene. Die Kontaktspannung setzt sich zusammen aus der Drucklast vom Rad (Druckspannung) und Querkräften, die durch Schlupf bei der Bogenfahrt entstehen (Schubspannung). Wird bei der Überlagerung von Druck- und Schubspannung die resultierende Kontaktspannung zu groß, kommt es zu Schädigungen. Überschreiten die entstandenen Spannungen die Flussgrenze, tritt plastische Verformung ein. Oberflächenfehler bei nicht konformer Rad-SchieneGeometrie sind Mikrorisse, die durch Tangentialkräfte mit hoher Reibung zwischen Schiene und Rad entstehen und Materialabplatzungen am Schienenkopf durch große Kontaktspannungen. [59] Mikrorisse entstehen bei jedem Rad-Schiene-Kontakt. Ihre Bildung und das Wachstum werden allerdings durch eine schlechte Anpassung von Rad und Schienen begünstigt. [61] Wäre die Geometrie von Rad und Schiene besser aufeinander abgestimmt, würde eine größtmögliche Kontaktfläche gewährleistet werden, wodurch Spannungen und der Verschleiß an Rad und Schiene minimiert werden würden. [59] Abbildung 28: Zwei-Punkt-Berührung im Bogen [54] Um vor allem in engen Radien konformen Kontakt und eine Kontrolle über Materialermüdungsschädigungen zu erreichen, kommt reprofilierendes Schleifen speziell bei kopfgehärteten Schienen zum Einsatz [59]. Durch ein gezieltes Schleifen des Schienenkopfes werden die Geometrien von Rad und Schienen aufeinander abgestimmt und ermöglichen somit einen sicheren und verschleißarmen Betrieb [60]. Diese Maßnahme senkt langfristig die Lebenszykluskosten und erhöht die Liegedauer der Schienen [59]. Abbildung 29: Rad-Schiene-Querschnitt bei der Hochbahn [56] 34 5.4 Abhängigkeit von der Steigung Treten in der Trassierung von U-Bahnstrecken große Steigungen oder Gefälle auf, so kommt es dadurch, oder in Kombination mit vielen Bögen und größeren Geschwindigkeiten zum Verschleiß der Stahlschienen [62]. Das liegt vor allem daran, dass beim Fahren auf Strecken mit großer Steigung das Maximum der Traktionskraft beim Bremsen und Anfahren benötigt wird, wodurch die Schienen besonders beansprucht werden [61]. 5.5 Abhängigkeit von der Radsatzlast Werden im Schienenbetrieb Fahrzeuge mit immer höheren Radsatzlasten eingesetzt, so kommt es dadurch zu einer größeren Beanspruchung des Rad-Schienen-Kontaktes. Durch eine Erhöhung der Festigkeit des Schienenwerkstoffes können daraus resultierende Schädigungen, die in Kapitel 5.3 beschrieben wurden, verringert werden. Deswegen empfiehlt sich bei Strecken mit hohen Radlasten der Einsatz von bainitischen Stählen. Bei diesen Stählen steigt die Fließrate langsamer mit der Kontaktspannung an, als bei perlitischen Stählen. Sehr hohe Radsatzlasten mit bis zu 25 t werden jedoch nur im Güterverkehr erreicht. [43] Auch wenn bei der Hamburger Hochbahn die Radlasten geringer sind, führen auch dort Erhöhungen der Radsatzlast zu größeren Belastungen und begünstigen dadurch die Entstehung von Schienenfehlern. 5.6 Abhängigkeit von Steigung, Zugfrequenz und –belastung sowie Radius Im Betrieb wirken auf die Schiene Kräfte aus dem Eigengewicht der Fahrzeuge, aus Anfahren und Bremsen, Temperaturkräfte und Lastkollektive. Im Zusammenspiel mit äußeren Gegebenheiten, wie große Steigungen und enge Radien, wirken diese Kräfte verschleißfördernd auf das Material. [43] Wie sich ein enger Radius, große Steigung und eine Befahrung im Fünf-Minuten-Takt auf die Schienen der Hamburger Hochbahn auswirken, zeigt sich besonders deutlich am Beispiel der Strecke Rathaus – Rödingsmarkt. Die Kombination dieser Belastungen bewirkt eine starke Schienenschädigung durch Schleuderstellen, Wellen, Dellen an Schweißnähten und starke Head Checks. Als Resultat entstehen bei jeder Überfahrt vermehrte Lärmbelästigungen. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein Zusammenspiel mehrerer negativer Belastungen die Entstehung von Schienenschädigungen begünstigt und zu einer besonders starken Ausprägung dieser führen kann. 35 6 Life Cycle Costing 6.1 Grundlagen und Ziele Life Cycle Costing (LCC) ist ein Instrument zur Kalkulation der Lebenszykluskosten eines Produktes und zur Kostenkontrolle [36]. Zu diesem aktiven und situativen Prozess der Lebenszykluskostenkalkulation gehört die Erfassung, Analyse und Planung der lebenswegbezogenen Kosten [37]. Der Lebensweg eines Produktes ist nach DIN EN ISO 14040 als „Aufeinanderfolge und miteinander verbundene Stufen eines Produktsystems von der Rohstoffgewinnung natürlicher Ressourcen bis zur endgültigen Beseitigung“ [39] definiert. Entwickelt wurde die LCC-Methode in den 1930er-Jahren, als sie erstmals für die Beschaffung von Traktoren in der Landwirtschaft eingesetzt wurde [38]. Die Systemgrenzen sind mit Cradle-to-Grave zu beschreiben, da der gesamte Lebenszyklus betrachtet wird. Weltweit werden durch Life Cycle Costing Projekte, Produkte und Dienstleistungen bewertet. Ziel der LCC-Methode ist die Beschreibung der Gesamtkosten eines Systems oder Produktes über seinen definierten Lebensweg [37] und die langfristige Kostenoptimierung. Die von den Produktherstellern und Anlagenbetreibern dafür benötigten Eingabewerte resultieren aus der Betrachtung sämtlicher über den Lebenszyklus anfallenden Kosten. Mit diesen Eingabewerten können verschiedene Konstruktionen und Betriebsstrategien entwickelt werden und hinsichtlich ihrer Kostenwirkungen im Lebenszyklus betrachtet werden. Am sinnvollsten ist die Anwendung der LCC-Rechnung in der frühen Entwurfs- und Entwicklungsphase. So kann schon der erste Produktentwurf auf seine Kostenwirkung überprüft und gegebenenfalls verbessert werden. Aber auch während der Verwendung eines Produktes ist eine Kostenkalkulation hilfreich, um die Wirtschaftlichkeit von angewendeten Betriebsstrategien zu beurteilen. Nach der DIN IEC 60300-3-3 [40] besteht ein Produktlebenszyklus aus folgenden Phasen: Abbildung 30: Lebenszyklusphasen eines Produktes [40] Bei LCC-Studien, die vom Einkauf eines fertigen Produktes zu einem vom Hersteller definierten Preis ausgehen, ist eine Dreiteilung des Lebenszyklus in die drei Phasen Beschaffung und Inbetriebnahme, Betrieb und Unterhaltung sowie Außerbetriebnahme und Entsorgung hilfreich. [18] 36 6.2 Vorgehen 1. Zielfindung Zu Beginn der LCC-Analyse müssen die geforderten Funktionen und Leistungen an das Produkt oder die Anlage festgelegt werden. 2. Identifikation möglicher Alternativen Aus der Zielfeststellung, die die Anforderungen erfüllen, lassen sich nun Alternativen im Bereich Beschaffung und Entwicklung ableiten. Damit ein Vergleich durchführbar ist, muss bei beiden Alternativen die gleiche Funktionalität gewährleistet sein. 3. Erfassung von Informationen Um die Lebenszykluskosten eines Produktsystems genau bestimmen zu können, müssen notwendige Informationen wie die Dauer des Lebenszyklus, die Bestimmung der zukünftigen Zahlungsströme und die Höhe des Diskontierungssatzes erfasst werden. 4. Festlegung der Zielkosten Nachdem die Rahmenbedingungen gesetzt wurden, erfolgt die Bestimmung akzeptabler Kosten für die Herstellung, den Betrieb und die Entsorgung in den einzelnen Produktlebensphasen. 5. Ergebnisanalyse Abschließend erfolgt die Diskontierung der anfallenden Zahlungsströme über den Lebenszyklus auf den Anschaffungszeitpunkt [38]. Dafür werden zunächst für die Zahlungen jeden Jahres die Barwerte berechnet, die die Auswirkungen unterschiedlicher Zeitpunkte von Zahlungsströmen im Lebenszyklus beachten. Durch die Aufsummierung der jährlichen Barwerte ergeben sich die Lebenszykluskosten (Abb. 31). [35] Abbildung 31: Errechnung von Lebenszykluskosten [35] 6.3 Rahmenbedingungen Um die Lebenszykluskosten von Schienen bei der Hochbahn zu berechnen, müssen die Systemgrenzen abgesteckt werden. Da sich die Hamburger Hochbahn für eine LCC-Analyse von der Beschaffung der Schienen bis zu deren Entsorgung interessiert, werden in die Berechnung nur die 37 Kosten der Lebensphasen Einbau und Inbetriebnahme, Betrieb und Instandhaltung sowie Entsorgung einfließen. Die Methode des Life Cycle Costing findet ihren Einsatz auch in der Bestimmung der Wirtschaftlichkeit von kopfgehärteten und normal vergüteten Schienen. Dafür werden die Lebenszykluskosten der beiden Varianten bezogen auf ihre Lebensdauer gegenübergestellt. Aus den Gesamtkosten lassen sich die Jahreskosten der jeweiligen Alternative berechnen und bieten so mit der Einheit Kosten pro laufender Meter [€/m] den direkten Vergleich. 6.4 Berechnungsgrundlagen Durch das Aufsummieren der Barwerte über Lebenszykluskosten eines Produktes ermittelt [35]. Für die Berechnung gilt folgende Formel: den Betrachtungszeitraum werden die LCC t 0 C t (1 i ) n [18] N LCC mit: Ct: t: N: i: n: Summe der Kostenelemente im Jahr t Jahr in der Zeitspanne der LCC-Betrachtung Länge der betrachteten Zeitspanne in Jahren Kalkulationszinssatz Anzahl der Jahre zwischen Bezugsjahr und Jahr der Zahlung Werden die Alternativen A und B miteinander verglichen so entspricht die LCC-Differenz der Differenz ihrer beiden Barwerte. LCC t 0 (C tA C tB ) (1 i ) n [18] N Um eine Life-Cycle-Cost-Analyse für die 49E1-Schienen (ehemals S49-Schienen) der Hamburger Hochbahn durchzuführen, werden sämtliche Kostenblöcke, die sich während der Liegedauer der Schienen ergeben, ermittelt. Zu diesen Kostenblöcken zählen Investitionskosten, Installationskosten, Instandhaltungskosten und mögliche Entsorgungskosten. Daraus ergibt sich für die Berechnung der Gesamtkosten die Formel: LCC Cinvest. Cinstall. Cins tan d . Centsorg. Mithilfe der unterschiedlichen Liegedauern von normal vergüteten und kopfgehärteten Schienen lassen sich die jeweiligen Jahreskosten berechnen. Die Liegedauer von normal vergüteten Schienen der Regelgüte R260 beträgt im Schnitt 25 bis 30 Jahre [35]. Für die Lebensdauer von kopfgehärteten Schiene der Güteklasse R 350 HT liegen von Seiten der Hersteller keine Angaben vor. Deshalb wird von der Hamburger Hochbahn empfohlen, diese durch das lineare Hochrechnen des Verschleißes aus Messdaten der Vossloh Rail Services zu ermitteln. Dabei wird von der Hochbahn angenommen, dass der Verschleiß in den ersten zwei Jahren nach Einbau der kopfgehärteten Schiene doppelt so hoch ist wie der konstante Verschleißwert, der sich nach etwa zwei Jahren Betrieb einstellt. [26] Der Grenzwert für die senkrechte sowie die seitliche Abnutzung beträgt nach AzRUO 20 mm. Aus der Zusammenfassung des Berichtes lässt sich ein durchschnittlicher senkrechter Verschleiß von weniger als 0,4 mm pro Jahr bei einem Großteil der Schienen ermitteln. Bei den bekannten engen Bögen 38 beträgt er ca. 0,35 mm. Der seitliche Verschleiß liegt bei den meisten Schienen im Durchschnitt bei weniger als 0,5 mm. [46] Die Verschleißwerte für die ersten zwei Jahre nach Neueinbau werden aus den Messdaten von 2007, 2008, 2010 und 2011 durch die Mittelung des Verschleißes aller Schienen mit einer Liegedauer von ein (Tab. 10) bis zwei Jahren (Tab. 11) bestimmt. Jahr Messpunkt Liegedauer Jahren in Seitlicher mm Verschleiß in Senkrechter Verschleiß in mm 2007 C3 C10 E7 E8 1 1 1 1 1,5 1,5 2,0 1,0 1,0 0,5 0,0 0,0 C1 C2 C3 C4 C5 C6 C15 1 1 1 1 1 1 1 1,5 0,5 1,5 1,5 2,0 0,5 1,0 0,0 0,5 0,0 0,5 0,5 0,5 0,0 0,5 0 2008 2010 C13 2011 C18 Keine Angabe 1,0 C20 Keine Angabe 1,0 C22 Keine Angabe 0,5 15 mm 6 mm Summe Durchschnittlicher Verschleiß 1,25 mm 0,4 mm Tabelle 10: Durchschnittlicher Verschleiß bei HSH-Schienen; 1 Jahr nach Einbau 39 Jahr Messpunkt Liegedauer Jahren in Seitlicher Verschleiß in Senkrechter Verschleiß in mm mm 2008 C8 C10 E7 E8 2 2 2 2 0,5 0,0 0,0 0,0 0,5 0,0 0,5 0,5 2010 C1 2 1,5 1,0 C2 2 0,0 0,5 C3 2 1,5 1,0 C4 2 0,0 0,5 C5 2 1,5 0,5 C6 2 0,0 0,5 C15 2 0,5 0,0 5,5 mm 5,5 mm Summe Durchschnittlicher Verschleiß 0,5 mm 0,5 mm Tabelle 11: Durchschnittlicher Verschleiß bei HSH-Schienen in den ersten 2 Jahren nach Einbau Mittelwertberechnung: (0,5 mm + 1,25 mm) / 2 = 0,875 mm seitlicher Verschleiß (0,5 mm + 0,4 mm) / 2 = 0,45 mm senkrechter Verschleiß Als mittlerer Wert für den Verschleiß der ersten zwei Jahre ergibt sich für den seitlichen Verschleiß 0,875 mm und für den senkrechten Verschleiß 0,4 mm. Mit diesem Werten wird ein maximal zulässiger seitlicher Verschleiß von 20 mm nach ca. 40 Jahren erreicht. Der Grenzwert für den senkrechten Verschleiß von ebenfalls 20 mm wird nach 50 bis 56 Jahren erreicht. Der geringere Wert ist für das Einhalten der Grenzwerte nach AzRUO maßgebend. Es ergibt sich somit eine durchschnittliche Liegedauer der kopfgehärteten Schiene von etwa 40 Jahren. 40 Lebenszykluskosten für normal vergütete Schienen Kostenblock Beschaffungskosten [€/m] einmalig Kosten für komplette Schienenerneuerung (ohne Material) [€/m] einmalig Instandhaltungskosten [€/m] Alle drei Jahre Normal vergütete Schiene der Regelgüte R260 Minimal Maximal Gerade: Vorgebogen (bei R≤300 m): - 40 [26] - 55 [26] Einseitig: Beidseitig: - 300 [26] - 550 [26] Schleifzug pro Einsatz: - 8,33 [26] Entsorgungskosten (Schrotterlös) + 9,89 [26] [€/m] einmalig Gesamtkosten [€/m] 406,468 Jahreskosten bezogen auf die 14,781 Liegedauer [€/m] Jahreskosten bezogen auf 40 781,176/40=19,529 Jahre [€/m] Tabelle 12: LCC für R260-Schienen Externe Schleifmaschine Einsatz: - 44 [30] + 9,89 [26] 998,443 36,307 1.786,776/40=44,669 Anmerkungen Beim Instandhaltungsschleifen wird durch mehrere Überfahrten ein Materialabtrag von mindestens 0,3 mm erreicht. Durch diesen Abtrag werden Fehleransätze vollkommen entfernt und ein Optimalzustand der Schienen erreicht [64]. Instandhaltungskosten Schleifzug: 2.500 €/Schicht = 0,3 mm Materialabtrag auf 300 m [26] → 2.500/300 = 8,33 €/m Schrotterlös: 49E1 Schiene wiegt 49,43 kg/m [45] Schrotterlös (stark schwankend) 200 €/t → 0,2 €/kg → 0,2 €/kg * 49,43 kg/m = 9,89 €/m Minimal: Beschaffungskosten für eine gerade Schiene, einseitige Schienenerneuerung, Instandhaltung mittels Schleifzug, durchschnittliche Liegedauer von (25+30)/2=27,5 Jahren Maximal: Beschaffungskosten für eine vorgebogene Schiene, beidseitige Schienenerneuerung, Instandhaltung mittels externer Schleifmaschine, durchschnittliche Liegedauer von (25+30)/2=27,5 Jahren 41 pro Lebenszykluskosten für kopfgehärtete Schienen Kostenblock Beschaffungskosten [€/m] einmalig Kosten für komplette Schienenerneuerung (ohne Material) [€/m] einmalig Instandhaltungskosten [€/m] Alle drei Jahre Kopfgehärtete Schiene der Regelgüte R350HT Minimal Maximal Vorgebogen: Vorgebogen: - 70 [26] - 70 [26] Einseitig: Beidseitig: - 300 [26] - 550 [26] Schleifzug pro Einsatz: - 8,33 [26] Entsorgungskosten + 9,89 [26] (Schrotterlös) [€/m] einmalig Gesamtkosten [€/m] 471,177 Jahreskosten bezogen auf die 11,779 Liegedauer [€/m] (40 Jahre) Tabelle 13: LCC für R350HT-Schienen Externe Schleifmaschine pro Einsatz: - 44 [30] + 9,89 [26] 1196,777 29,919 Anmerkungen Minimal: bezogen auf eine Liegedauer von 40 Jahren, einseitige Schienenerneuerung, Instandhaltung mittels Schleifzug Maximal: bezogen auf eine Liegedauer von 40 Jahren, beidseitige Schienenerneuerung, Instandhaltung mittels externer Schleifmaschine Beim Vergleich der Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre von der vorgebogenen R260-Schiene mit der vorgebogenen R350HT-Schiene, zeigt sich, dass die R260-Schienen mit 44,669 €/m wesentlich teurer gegenüber der R350HT-Schienen mit 29,919 €/m sind. Die Differenz von 14,75 €/m entsteht durch zusätzliche Kosten für die Beschaffung und Erneuerung der normal vergüteten Schienen nach maximal 30 Jahren. Diese Kosten werden fällig, da der Lebenszyklus von normal vergüteten Schienen kürzer ist, als der der kopfgehärteten Schienen. 6.5 Berechnung der LCC von Schienen in ausgewählten Abschnitten Um die Lebenszykluskosten in den ausgewählten Abschnitten sowohl für die HSH-Schienen, als auch für normal vergütete Schienen zu berechnen und die Ergebnisse leichter zu vergleichen werden folgende Annahmen getroffen: - In den Bögen werden vorgebogene Schienen eingebaut - Instandhaltung mit eigenem Schleifzug - Beidseitige Schienenerneuerung - Lebensdauer R260 : (25+30)/2= 27,5 Jahre - Lebensdauer R350HT: 40 Jahre 42 6.5.1 Barmbek Bei der Haltestelle Barmbek wurden die Bögen A 77,3 und A 77,1 betrachtet. Die Bogenlänge von A 77,3 entspricht 64,932 m [47], das sind 129,864 m bei zwei Schienen pro Gleis. Die Bogenlänge von A 77,1 entspricht 120, 680 m [47], das sind 241,36 m bei zwei Schienen pro Gleis. Kostenblock R260 vorgebogen Beschaffungskosten [€/m] - 55 Kosten für komplette Schienenerneuerung, beidseitig - 550 [€/m] Instandhaltungskosten, Schleifzug alle drei Jahre [€/m] - 8,33 Entsorgungskosten [€/m] + 9,89 Gesamtkosten [€/m] 671,468 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] 24,417 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 3170,889 Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 4.256,812 [€] Tabelle 14: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 77,3 Barmbek R350HT vorgebogen - 70 - 550 Kostenblock R350HT vorgebogen - 70 - 550 - 8,33 + 9,89 721,177 18,029 4.351,479 R260 vorgebogen Beschaffungskosten [€/m] - 55 Kosten für komplette Schienenerneuerung, beidseitig [€/m] - 550 Instandhaltungskosten, Schleifzug alle drei Jahre [€/m] - 8,33 Entsorgungskosten [€/m] + 9,89 Gesamtkosten [€/m] 671,468 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] 24,417 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 5.893,287 Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 7.911,539 [€] Tabelle 15: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 77,1 Barmbek - 8,33 + 9,89 721,177 18,029 2341,318 18,029 2.341,318 18,029 4.351,479 6.5.2 Mundsburg Zwischen den Haltestellen Uhlandstraße und Mundsburg wurden die Bögen A 67,1 und A 67,2 betrachtet. Hier entspricht die Bogenlänge von A 67,1 238,394 m [48], das sind 476,788 m bei zwei Schienen pro Gleis. Die Bogenlänge von A 67,2 entspricht 241,579 m [48], das sind 483,158 m bei zwei Schienen pro Gleis. 43 Kostenblock R260 R350HT vorgebogen vorgebogen Beschaffungskosten [€/m] - 55 - 70 Kosten für komplette Schienenerneuerung, beidseitig [€/m] - 550 - 550 Instandhaltungskosten, Schleifzug alle drei Jahre [€/m] - 8,33 - 8,33 Entsorgungskosten [€/m] + 9,89 + 9,89 Gesamtkosten [€/m] 671,468 721,177 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] 24,417 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 11.641,733 8.596,011 Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 15.628,634 8.596.011 [€] Tabelle 16: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 67,1 Mundsburg Kostenblock R260 R350HT vorgebogen vorgebogen Beschaffungskosten [€/m] - 55 - 70 Kosten für komplette Schienenerneuerung, beidseitig [€/m] - 550 - 550 Instandhaltungskosten, Schleifzug alle drei Jahre [€/m] - 8,33 - 8,33 Entsorgungskosten [€/m] + 9,89 +9,89 Gesamtkosten [€/m] 671,468 721,177 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] 24,417 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 11.797,269 8.710,856 Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 15.837,436 8.710,856 [€] Tabelle 17: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 67,2 Mundsburg Mit Hilfe der gesetzten Annahmen lassen sich nun die Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre und die Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre für jeden Bogen für die R260-Schienen und für die R350-Schienen berechnen. Dafür werden die Jahreskosten bezogen auf die jeweilige Lebensdauer von 24,417 €/m bei der normal vergüteten Schiene und 18,029 €/m bei der kopfgehärteten Schiene mit der doppelten Bogenlänge (zwei Schienen pro Gleis) multipliziert, um die Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf die jeweilige Lebensdauer zu ermitteln. Anschließend werden die ermittelten Werte von 32,779 € bei der normal vergüteten Schiene und 18,029 € bei der HSH-Schiene für die Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre mit der doppelten Bogenlänge multipliziert, um die Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre zu erhalten. 6.5.3 Rathaus – Rödingsmarkt Zwischen Rathaus und Rödingsmarkt wurden die Bögen A 39,1 und A 39,2, A 40,1 und A 40, 2, A 41,1 und A 41,2, sowie die Bögen A 42,1 und A 42,2 begangen. Die Analyse der 44 Lebenszykluskosten erfolgt bei Bogen A 39,1 (Bogenlänge von 89,262 m) auf 178,524 m, bei Bogen A 39,2 (Bogenlänge von 95,110 m) auf 190,220 m, bei Bogen A 40,1 (Bogenlänge von 102,446 m) auf 204,892 m, bei Bogen A 40,2 (Bogenlänge von 101,856 m) auf 203,712 m, bei Bogen A 41,1 (Bogenlänge von 55,317 m) auf 110,634 m, bei Bogen A 41,2 (Bogenlänge von 53,484 m) auf 106,968 m, bei Bogen A 42,1 (Bogenlänge von 67,681 m) auf 135,362 m und bei Bogen A 42,2 (Bogenlänge von 63,788m) auf 127,576 m. [49] Kosten A 39,1 R260 vorgebogen 24,417 auf 4.359,021 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 5.851,838 [€] Tabelle 18: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 39,1 RA-RD Kosten A 39,2 R260 vorgebogen 24,417 4.644,602 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 6.235,221 [€] Tabelle 19: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 39,2 RA-RD Kosten A 40,1 R260 vorgebogen 24,417 auf 5.002,848 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 6.716,155 [€] Tabelle 20: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 40,1 RA-RD Kosten A 40,2 R260 vorgebogen 24,417 auf 4.974,036 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 6.677,476 [€] Tabelle 21: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 40,2 RA-RD R350HT vorgebogen 18,029 3.218,609 18,029 3.218,609 R350HT vorgebogen 18,029 3.429,476 18,029 3.429,476 R350HT vorgebogen 18,029 3.693,998 18,029 3.693,998 R350HT vorgebogen 18,029 3.672,724 18,029 3.672,724 45 Kosten A 41,1 R260 vorgebogen 24,417 auf 2.701,350 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 3.626,472 [€] Tabelle 22: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 41,1 RA-RD Kosten A 41,2 R260 vorgebogen 24,417 auf 2.611,838 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 3.506,304 [€] Tabelle 23: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 41,2 RA-RD Kosten A 42,1 R260 vorgebogen 24,417 auf 3.305,134 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 4.437,031 [€] Tabelle 24: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 42,1 RA-RD Kosten A 42,2 R260 vorgebogen 24,417 auf 3.115,023 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 4.181,814 [€] Tabelle 25: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 42,2 RA-RD R350HT vorgebogen 18,029 1.994,620 18,029 1.994,620 R350HT vorgebogen 18,029 1.928,526 18,029 1.928,526 R350HT vorgebogen 18,029 2.440,441 18,029 2.440,441 R350HT vorgebogen 18,029 2.300,068 18,029 2.300,068 6.5.4 Landungsbrücken An der Haltestelle wurden die Bögen A 25,1 und A 25,2, sowie A 27,1 und A 27,2 betrachtet. Bei einer Bogenlänge von 65,63 m ergibt sich für Bogen A 25,1 eine Strecke von 131,27 m bei zwei Schienen pro Gleis, bei Bogen A 25,2 m mit einer Bogenlänge von 66,792 m sind es 133,584 m. Bei 46 Bogen A 27,1 mit einer Bogenlänge von 54,001 m, müssen die LCC für 108,002 m berechnet werden, bei Bogen A 27,2 (Bogenlänge: 46,132 m) sind es 92,264 m. [50] Kosten A 25,1 R260 vorgebogen 24,417 auf 3.205,220 R350HT vorgebogen 18,029 2.366,667 R260 vorgebogen 24,417 auf 3.261,721 R350HT vorgebogen 18,029 2.408,386 R260 vorgebogen 24,417 auf 2..637,085 R350HT vorgebogen 18,029 1.947,168 R260 vorgebogen 24,417 auf 2.252,810 R350HT vorgebogen 18,029 1.663,428 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 4.302,899 2.366,667 [€] Tabelle 26: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 25,1 Landungsbrücken Kosten A 25,2 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 4.378,750 2.408,386 [€] Tabelle 27: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 25,2 Landungsbrücken Kosten A 27,1 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 3.540,198 1.947,168 [€] Tabelle 28: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 27,1 Landungsbrücken Kosten A 27,2 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 3.024,322 1.663,428 [€] Tabelle 29: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen A 27,2 Landungsbrücken 47 6.5.5 Klosterstern An der Haltestelle wurden die Bögen C 70,1, C 70,21 und C 70,22 besucht. Es sind die Lebenszykluskosten bei Bogen C 70,1 (Bogenlänge von 146,634 m) für 293,268 m zu berechnen, bei Bogen C 70,21 (Bogenlänge von 48,357 m) für 96,714 m und bei Bogen C 70,22 (Bogenlänge von 96,000 m) für 192,000 m. [51] Kosten C 70,1 R260 vorgebogen 24,417 auf 7.160,725 R350HT vorgebogen 18,029 5.287,329 R260 vorgebogen 24,417 auf 2.361,466 R350HT vorgebogen 18,029 1.743,657 R260 vorgebogen 24,417 auf 4.688,064 R350HT vorgebogen 18,029 3.461,568 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 9.613,032 5.287,329 [€] Tabelle 30: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen C 70,1 Klosterstern Kosten C 70,21 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 3.170,188 1.743,657 [€] Tabelle 31: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen C 70,21 Klosterstern Kosten C 70,22 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 6.293,568 3.461,568 [€] Tabelle 32: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen C 70,22 Klosterstern 48 6.5.6 Meßberg An der Haltestelle Meßberg werden die Lebenszykluskosten bei dem Bogen C 202,1 (Bogenlänge von 199,966 m) für 399,932 m und bei dem Bogen C 202,2 (Bogenlänge von 274,100 m) für 548,200 m berechnet. [52] Kosten C 202,1 R260 vorgebogen 24,417 auf 9.765,140 R350HT vorgebogen 18,029 7.210,374 R260 vorgebogen 24,417 auf 13.385,399 R350HT vorgebogen 18,029 9.883,498 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 13.109,371 7.210,374 [€] Tabelle 33: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen C 202,1 Meßberg Kosten C 202,2 Jahreskosten bezogen auf Lebensdauer [€/m] Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen Lebensdauer [€] Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre [€/m] 32,779 18,029 Jahreskosten des gesamten Bogens bezogen auf 40 Jahre 17.969,448 9.883,498 [€] Tabelle 34: Vergleich LCC von R260 und R350HT, Bogen C 202,2 Meßberg Ergebnis der Berechnungen Die Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre der Schienengüte R350HT sind ca. 55 % der Jahreskosten bezogen auf 40 Jahre der Güte R260 (18,029/32,779=0,55). Somit kostet ein gesamter Bogen im Jahr bezogen auf 40 Jahre, bei dem Schienen der Stahlsorte R350HT verbaut werden, auch 45 % weniger, als ein Bogen mit Schienen der Regelgüte R260. 49 7 Empfehlung für die Wahl von Schienen 7.1 Beeinflussende Faktoren Die Wahl zwischen normal vergüteter Schiene und kopfgehärteter Schienen für einen bestimmten Gleisabschnitt hängt von mehreren Faktoren ab. Diese Faktoren können streckenspezifisch sein. Negative Belastungen für die Gleise sind enge Radien, große Steigungen, hohe Zugfrequenz und große Fahrgeschwindigkeiten. Bei diesen stark beanspruchten Gleisen hat sich der Einsatz von hochfesten HSH-Schienen als vorteilhaft erwiesen [4]. Ebenso ist das Riffelwachstum, hervorgerufen durch die streckenspezifischen Belastungen, auf kopfgehärteten Schienen ein Drittel geringer, als bei Schienen der Regelgüte 900A. Allgemein ist der Verschleiß bei HSH-Schienen 40 % niedriger als bei der Standardschiene der Güte 900A. [6] Diese erhöhte Verschleißbeständigkeit bei der kopfgehärteten Schiene führt zu einer Erhöhung der Lebensdauer [4]. Diese benötigte oder gewünschte Lebensdauer seitens der Gleisbetreiber ist ebenfalls ein Faktor, der bei der Wahl der Schienengüte eine Rolle spielt. Stark verbunden mit der Lebensdauer von Schienen sind auch die Lebenszykluskosten, die während der Betriebszeit anfallen. Dieser finanzielle Faktor ist abhängig von der gewünschten Einsatzzeit. Werden vorgebogene normal vergütete Schienen eingebaut, so sind ihre Gesamtkosten [€/m] geringer als bei der kopfgehärteten Schiene. Bei der Bestimmung der Jahreskosten [€/m] bezogen auf die jeweilige Lebensdauer, sind diese bei der kopfgehärteten Schiene etwa ein Viertel geringer als bei normal vergüteten Schienen (vgl. Kapitel 6.5.1). Somit lohnt sich der Einsatz von kopfgehärteten Schienen in Bögen, wenn eine möglichst lange Betriebszeit gewünscht wird. Grundsätzlich sollten HSH-Schienen nicht in der Geraden verlegt werden, da hier aufgrund des fehlenden Längs- und Querschlupfes, der nur bei Kurvenfahrt entsteht, defektes Material nicht durch Verschleiß abgetragen wird und sich Schädigungen immer weiter in die Schiene bohren. Da allgemein nur stark belastete Bereiche bei der Hochbahn besichtigt wurden, wird die Wahl bei den Faktoren möglichst lange Lebensdauer und geringe Jahreskosten immer auf die kopfgehärtete Schienen fallen. Bei weniger belasteten Gleisabschnitten, wie zum Beispiel in der Geraden, können eine lange Lebensdauer und möglichst geringe Jahreskosten auch durch die normal vergütete R260Schiene gewährleistet werden. 50 7.2 Wahl der Schiene in betrachteten Abschnitten Abschnitt Faktoren Strecke Faktor Lebensdauer Faktor Kosten Empfehlung Barmbek Eigenschaften R260 R≤100m; 5-Min-Takt; maximale Steigung von 2 % R350HT X Lange Lebensdauer X erwünscht Jahreskosten so X gering wie möglich Beim Abschnitt Barmbek wird die R350HTSchiene, wegen den großen Belastungen und der guten Erfahrungen der HH auf dieser Strecke mit kopfgehärteten Schienen, gewählt. Mundsburg Eigenschaften R260 R≥200m; maximale Steigung von 0,8 % X R350HT Lange Lebensdauer X erwünscht Jahreskosten so gering X wie möglich Aufgrund relativ geringer äußerer Belastungen würden Schienen der Güte R260 genügen. Da lange Lebensdauer und geringe Kosten vorrangig sind, wird die R350HTSchiene empfohlen. Rathaus – Rödingsmarkt Eigenschaften R260 R350HT Kleinster Radius im Netz mit 69,45 m; 5-Min-Takt; X Maximal Steigung von 5 % Lange Lebensdauer X erwünscht Jahreskosten so gering wie X möglich Auf den Gleisen zwischen Rathaus und Rödingsmarkt wird der Einsatz von R350HTSchienen, aufgrund der starken Schädigungen der Schienen, empfohlen. Bei derart großen Belastungen würden R260-Schienen noch schnell ausgetauscht werden müssen Tabelle 35: Empfehlung der Schienengüte für Barmbek, Mundsburg und Rathaus - Rödingsmarkt 51 Abschnitt Faktoren Strecke Landungsbrücken Eigenschaften R260 100m ≤R≤ 100 m; Maximale Steigung von 2,5% X R350HT X Klosterstern Eigenschaften R260 R350HT R ≤ 100 m; 5-Min-Takt; Maximale Steigung X von 5 %; 150 m lange Züge Lange Lebensdauer X erwünscht Jahreskosten so X gering wie möglich Im betrachteten Abschnitt Klosterstern wird aufgrund der starken Belastungen, die auch zu Lärmbelästigung führen, die R350HT-Schiene gewählt. Faktor Liegedauer Lange Lebensdauer X erwünscht Faktor Kosten Jahreskosten so gering wie X möglich Empfehlung Aufgrund der Belastungen und der gewünschten geringeren Kosten durch eine längere Lebensdauer werden R350HT-Schienen empfohlen. Soll allerdings der Referenzcharakter des Abschnitts (siehe Kapitel 4.4) erhalten bleiben wird weiterhin zum Einsatz von R260-Schienen geraten. Tabelle 36: Empfehlung der Schienengüte für Landungsbrücken, Klosterstern und Meßberg Meßberg Eigenschaften R260 R≈150 m; Maximale Steigung von 0,5 % X R350HT Lange Lebensdauer X erwünscht Jahreskosten so X gering wie möglich Die geringen streckenspezifischen Faktoren lassen eine Empfehlung der R260-Schiene zu. Kostenaspekte führen allerdings zur Empfehlung der R350HTSchiene. Bei allen Abschnitten führen vor allem der Aspekt Lebensdauer und Jahreskosten nach Kapitel 6 zur Empfehlung der kopfgehärteten R350HT-Schiene. Allerdings fließen in diese Wahl auch subjektive Aspekte mit ein und müssen in jedem Fall mit Erfahrungswerte der Hamburger Hochbahn abgeglichen werden. 52 8 Fazit In dieser Arbeit wurden Schienen bei der Hamburger Hochbahn in stark beanspruchten Gleisabschnitten hinsichtlich ihrer Schädigungen, Liegedauern, die durch bestimmte Faktoren beeinflusst werden, und ihrer Kosten über den Lebenszyklus untersucht, um daraus eine Empfehlung für die Wahl der am besten geeigneten Schienengüte abzuleiten. Dabei ergab sich, dass die Schienenfehler, die mit ihrem Vorkommen und ihrer Ausprägungen maßgebend für die Lebensdauer der Schienen sind, bei der Hochbahn abhängig vom Radius, von der Belastung durch das Zuggewicht, von der Rad-Schiene-Geometrie, der Steigung und der Radsatzlast sind. Kombinationen aus diesen Belastungsfaktoren führen zu einer besonders stark ausgeprägten Schädigung der Schienen. Um auch den Kostenaspekt bei der Wahl der Schienen mit einbeziehen zu können, wurden jeweils für die normal vergütete R260-Schiene und für die kopfgehärtete R350HT-Schiene die Lebenszykluskosten berechnet. Bei einem allgemeinen Vergleich der Jahreskosten bezogen auf die jeweilige Liegedauer der Schienen ist die R260-Schiene günstiger als die kopfgehärtete Schiene. Um einen direkten Vergleich herzustellen, werden die Lebenszykluskosten bezogen auf 40 Jahre betrachtet. Dafür werden die Gesamtkosten der jeweiligen Schienengüte für 40 Jahre ermittelt und anschließend durch 40 dividiert. Durch den verlängerten Betrachtungsraum fallen bei der R260Schiene doppelte Kosten für die Beschaffung und Erneuerung der Schienen an, da normal vergütete Schienen eine Liegedauer von höchstens 30 Jahren haben. Unter identischen Bedingungen (vorgebogene Schienen, beidseitiger Einbau und Instandhaltung mit externer Schleifmaschine) ist die R260-Schiene bei einem Betrachtungszeitraum von 40 Jahren allerdings 25 % teurer als die R350HTSchiene. Auch bei der Berechnung der LCC der betrachteten Bögen bei der Hochbahn zeigt sich beim Vergleich von R260-Schiene mit R350HT-Schiene unter gleichen Bedingungen (vorgebogene Schienen, beidseitige Erneuerung und Instandhaltung mit eigenem Schleifzug), dass die Jahreskosten bei einem Betrachtungszeitraum von 40 Jahren beim Einbau von kopfgehärteten Schienen 45 % geringer sind als bei normal vergüteten Schienen. Basierend auf den starken Belastungen, die auf die besonders beanspruchten Abschnitte wirken, und den Ergebnissen der LCC-Analyse bei einer möglichst langen Lebensdauer wird der Einsatz der kopfgehärteten R350HT-Schienen für alle betrachteten Gleisabschnitte empfohlen. Auf weniger belasteten Strecken im Netz der Hochbahn, die im Rahmen dieser Arbeit allerdings nicht betrachtet wurden, lassen sich eine lange Liegedauer und geringe Lebenszykluskosten aber auch mit normal vergüteten Schienen realisieren, sodass es dort auch zu einer Empfehlung der R260-Schiene kommen kann. Aufgrund relativ geringer Datensätze bezüglich des Vergleichs normal vergüteter und kopfgehärteter Schienen sowie deren Schadensanfälligkeit unter ähnlichen Bedingungen sind diese Empfehlungen nicht maßgebend, sondern lediglich das Ergebnis der Interpretation vorhandener Daten. Um einen besseren Vergleich herzustellen, hätten neben den untersuchten hochbelasteten Bereichen auch normal belastete Streckenabschnitte betrachtet werden können. Möglich wäre das Sichtbarwerden eines deutlicheren Zusammenhanges bestimmter Belastungen und daraus resultierenden Schienenschädigungen. Unter anderen Vorgehensweisen und einem größeren Datenvolumen kann es gegebenenfalls zu anderen Ergebnissen und Empfehlungen kommen. 53 Literaturverzeichnis [1] Heller, W.; Krämer, W. Schienen für den modernen Eisenbahnverkehr, ETR - Eisenbahntechnische Rundschau 10/ 1985 [2] Fendrich, L. Handbuch der Eisenbahninfrastruktur Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2007 [3] Henn, W. Auswirkungen von Oberbauform und Betriebsbelastung auf die Veränderung der Gleishöhenlage Mittelung des Prüfamtes für Bau von Landesverkehrswegen der Technischen Universität München, Heft 30, 1978 [4] Köstermann, Meißner, Sladek: Handbuch der Schienentechnik. Werkstoffe, Herstellung und Bearbeitung, Qualitätssicherung DVS Media, Düsseldorf 2008 [5] Kern, A., Schmedders, H., Grohmann, H.-D. Schienen und Schienenstähle- heutige Beanspruchungen und neue Entwicklungen Eisenbahn Ingenieur Kalender 1997, s. 161-181 [6] Lichtberger, B. 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