sansIbar - Werner Mansholt

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sansIbar - Werner Mansholt
sansibar
Mystische Seefahrerromantik und traumhafte Strände:
Seit nunmehr 35 Jahren zieht es Werner Mansholt an
die schönsten Plätze der Erde – stets auf der Suche nach dem
Nabel der Welt. Ob er ihn auf Sansibar gefunden hat?
Fotos: Werner Mansholt
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Früh morgens verklärt das Licht die
Knochenarbeit der Fischer. Dhaus,
alte arabische Holzschiffe, verkehren
noch heute auf den Meeren. Sie sind
aus extrem hartem Mangrovenholz gebaut und halten circa 15 Jahre
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Links flanieren Schülerinnen über
den Markt. Jede Schule hat ihr
eigenes Kopftuch. Oben beobachten
Zaungäste, in traditionelle „Kangas“
gehüllt, ein Fußballspiel. Der Islam
auf Sansibar gilt als gemäßigt
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Bis zu acht Sonnenstunden pro Tag
treiben die Menschen in der Mittagshitze zu Schattenplätzen nahe kühler
Gemäuer. In Jambiani, einem lang­
gestreckten Küstenort, sind fast alle
Häuser aus Korallenstein gebaut
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Maritimes Leben in Türkisblau:
Weite, Meer und immer wieder
warmer Wind. Er beflügelt Kinder
zum Spielen, treibt die traditionellen
Dhaus voran und zerfetzt Schatten
spendende Unterstände
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Portfolio
werner mansholt
Allabendliches Kicken am Strand von
Stone Town. Auch auf Sansibar beherrscht
der Fußball die afrikanische Männerwelt
Der Name Sansibar, so gehen Vermutungen, bedeutet „Küste
der Schwarzen“. Die für ihre Gewürze berühmte Inselgruppe 30
Kilometer vor Afrikas Ostküste ist ein autonomer Teil Tansanias.
Einst machte ihre Stellung als bedeutender Knotenpunkt im
Indischen Ozean und Sklavenhandel die Hauptstadt Stone
Town reich. Die Blütezeit ist längst Geschichte, die Herrschaft
der Sultane und der britischen Kolonialherren übernahm
1964 eine sozialistische Regierung. Heute lebt Sansibar von
Kokospalmen, Gewürzen, Algenanbau und Tourismus. Das
alltägliche Leben auf Sansibar ist ursprünglich geblieben. Die
meisten Arbeiten werden mit den Händen erledigt, Maschinen
kennt man kaum. Werner Mansholt zog es Ende Februar
dieses Jahres für zwei Wochen nach Sansibar, im Gepäck 20
Diafilme, vier Optiken, seine Leica M6 und die seit Kindertagen
währende Frage, wo der Nabel der Welt liegt. Als kleiner Junge
fuhr er mit dem Finger auf der Landkarte die Reisen der großen
Abenteurer nach. Und bei dem Versuch, so große Begriffe wie
Geografie und Zeit mit Greifbarem zu füllen, entstanden in
Mansholt „Sehnsuchtsorte“. Sansibar war solch ein Ort.
Die Bewohner der Inselgruppen setzen sich aus Afrikanern,
Persern, Arabern und Indern zusammen. Die meisten Sansibari
sind Anhänger des Islam, doch er wird, auch bedingt durch die
Nähe des afrikanischen Festlandes, hier gemäßigt gelebt. Die
Nationalsprache ist Kisuaheli. Das Meer ernährt viele Sansibari:
Die Männer bauen oder reparieren Boote und gehen fischen,
was oft mühsam ist. Die Frauen bauen derweil im flachen
Wasser Algen zur Arzneimittel- und Kosmetikproduktion an.
Mansholt bemühte sich auf Sansibar um Anteilnahme an
der Alltäglichkeit, die sich, wie überall in Afrika, überwiegend
draußen abspielt. Mit dem Fahrrad oder zu Fuß ließ er sich
treiben und berühren, war bei Sonnenaufgang am Hafen und
beobachtete das Entladen des nächtlichen Fischfangs oder das
bunte Treiben auf den Märkten. Meist war er einfach da, ganz
selbstverständlich unter den Sansibari, und nach einer Weile
spielte seine Anwesenheit keine Rolle mehr. Die Menschen
begegneten ihm offen, freundlich und neugierig. Und das
war gut so, denn der Fotograf verzichtete bewusst auf ein
Teleobjektiv. „Alle Bilder des Portfolios sind mit Weitwinkel
35 oder 21mm entstanden, womit man bekanntlich nahe ran
muss.“ Fotografie bedeutet für Mansholt eine Möglichkeit
der behutsamen Annäherung, ein respektvolles Abtasten
des Gegenübers. Die Wahl seiner Bildausschnitte verrät die
Wahrheit über Nähe und Distanz zwischen Fotograf und Motiv –
dieser Ansatz verbietet den Gebrauch eines diebischen
Teleobjektivs. Und den Nabel der Welt, hat Mansholt ihn auf
Sansibar gefunden? „Natürlich nicht. Wohl aber die Erkenntnis,
dass es viele Sichtweisen auf unsere Erde gibt und dass jede
einzelne ihre Berechtigung hat.“ MAIKE BÖHM
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