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Lifestyle
Sehnsucht nach Arkadien
Als König Ludwig I. von Bayern 1859
Arnold Böcklings (* Basel 1827 – Fiesole/
Florenz 1901) Gemälde „Pan im Schilf“
für die neue Pinakothek in München
ankaufte, gab er unwissentlich den Anstoß dafür, daß sich heute eine der größten Böcklin-Sammlungen überhaupt in
München, genauer gesagt in der SchackGalerie, befindet. Der Jurist Adolf Friedrich von Schack war von den Arbeiten
Böcklins so begeistert, daß er zwischen
1863 und 1874 zahlreiche Gemälde des
Künstlers erwarb.
G
enau 100 Jahre nach Böcklins Tod
sind dessen Themen und Werke, die
er – ausgehend von der Landschaftsmalerei – zunehmend mit mythologischen
Szenen und antiken Naturgottheiten bevölkerte, nicht ohne Kenntnis und Wissen um
die Vielschichtigkeit und Zwiespältigkeit des
19. Jahrhunderts verständlich.
Mutig: Festhalten an traditionellem
Kunstverständnis
Als bedeutender Repräsentant des Symbolismus widersetzte sich der Schweizer Maler
sowohl den Einflüssen des Impressionismus,
als auch denen des beginnenden Expressionismus und hielt an einer eher traditionellen Kunst- und Bildauffassung fest. Dennoch
beeinflußte sein überaus populäres Oeuvre
den Münchener Jugendstil nachhaltig, gehörte er gar zu dessen Wegbereitern. Gleichzeitig inspirierte seine symbolistische Kunstauffassung zahlreiche nachfolgende Maler
bis hin zu z.B. Salvadore Dali.
Aufschlußreich: Vergleich mit Werken
seiner Zeitgenossen
Dazu, daß ihm eine objektive, im Gegensatz
zur Überschwenglichkeit zu seinen Lebzeiten,
versachlichte und wissenschaftlich fundiertere Beurteilung zuteil wird, will die gegenwärtige Ausstellung in der Pinakothek mit
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über 80 Gemälden
einen wichtigen
Beitrag leisten. So
ermöglicht sie erstmals seit 1945 einen direkten Vergleich dreier Versionen
von
Böcklins berühmtestem Gemälde
„Toteninsel“. Indem sie das Werk
des Malers in direkten Bezug zu
seinen Zeitgenossen, zu den diverArnold Böcklin (1827-1901)
gierenden Kunst- Frühlingshymne, 1888, Holz, 125 x 97 cm
strömungen seiner Museum der Bildenden Künste Leipzig
Zeit und zu den
unterschiedlichen, an die Kunst herangetragenen Bedürfnissen stellt, trägt sie zum besseren Verständnis des Malers bei. Die vergleichende Gegenüberstellung mit den
realistischen oder den dem deutschen Impressionismus zuzurechnenden Gemälden
anderer Maler sind aufschlußreich im Beiheft
zum Katalog mit dem Titel „Böcklins Zeitgenossen“ erläutert.
Gute Idee: begleitende Konzerte
Eine durchaus positive und sinnvolle Ergänzung zu der gelungenen Böcklin Retrospektive ist die Idee, die Ausstellung durch Konzerte zu ergänzen, die im Zusammenhang mit
Künstler und Werk stehen. Sie unterstreichen
die seltsam fesselnde Ausstrahlung einzelner
Werke Arnold Böcklins, die auch für den heutigen Betrachter nichts von ihrer Wirkung
verloren hat.
Dr. Ulrike Fuchs,
Westerburg
Arnold Böcklin, Neue Pinakothek München,
Öffnungszeiten: 15. Februar bis 26. Mai 2002 tägl.
Eintritt h 7,-- Katalog: 376 Seiten, 129 Farbabbildungen,
Edition Braus im Wachter Verlag, h 38,--, Beiheft Böcklins
Zeitgenossen, h 6,–, www.neue-pinakothek.de
BZB/April/02
Foto: Neue Pinakothek München
Große Böcklin-Retrospektive in der Neuen Pinakothek München