Fachtagung Rehabilitation 2012
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Fachtagung Rehabilitation 2012
Fachtagung Rehabilitation 2012 Perspektiven und eine neue Ausrichtung für eine zukunftsfähige Rehabilitation 19.04.2012 in Münster Prävention und Rehabilitation die Eckpfeiler der Zukunft für Teilhabe und Integration Thomas Keck Erster Direktor der Deutsche Rentenversicherung Westfalen 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 1 Die traditionelle Rehabilitation 1. Kernfrage: Wird die traditionelle Rehabilitation den Anforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht? Medizinische Rehabilitation Diagnoseorientierung mehrwöchige Dauer im Abstand von mehreren Jahren Vernetzung zur beruflichen Integration unzureichend QualitätssicherungsProgramm - aufwändig Berufliche Rehabilitation - viele Daten zu Struktur + Prozess - wenig Daten zur Ergebnisqualität LTA –Leistungen standardisiert Zeitnahe Interventionen fehlen Fehlende Flexibilität Fehlende Passgenauigkeit 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 2 Zukunft 2. Kernfrage: Was muss eine zukunftsorientierte Rehabilitation leisten? Medizinische Rehabilitation Diagnose- und Berufsorientierung Flexibilisierte Leistungserbringung Umfassende Leistungsangebote Befähigung zur Eigenverantwortung Zielorientierte Vernetzung in die Berufswelt Zeitnahe Vernetzung zur beruflichen Rehabilitation QS-Programm Struktur- Prozess- und Ergebnisqualität Berufliche Rehabilitation Individuelles Fallmanagement Zeitnahe, fachliche Beratung und Leistungserbringung aktive Einbeziehung der Betriebe Kreative Integrationslösungen Passgenauigkeit Individuelle Leistungsangebote 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 3 Rahmenbedingungen Rechtliche Grundlage SGB VI Rechtliche Grundlage SGB IX (seit 2002) Grundsätze: Grundsätze: Leistungsträger müssen kooperieren Rehabilitation vor Rente Die Leistungen müssen koordiniert Warten bis der Rehafall da ist werden Leistung auf Antrag Prävention vor Rehabilitation jeder Träger agiert, wenig Kooperation Prävention/Rehabilitation muss früher und gezielter eingesetzt werden Ziel: Ziel: Erhaltung und Wiederherstellung Selbstbestimmung und gleichberechtigte der Erwerbsfähigkeit 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 Teilhabe am Leben in der Gesellschaft 4 Herausforderungen für die Weiterentwicklung der Rehabilitation Längere Lebenserwartung Längere Lebensarbeitszeit Zunahme chronischer Erkrankungen Veränderung des Krankheitsspektrums Diskontinuität der Erwerbsbiografien Sozial- und gesellschaftspolitische Rahmenbedingungen 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 5 Anträge und Bewilligungen bei Leistungen zur medizinischen Rehabilitation (DRV Westfalen) 70000 57.152 60000 58.643 61.315 53.894 48.230 50000 41.483 43.351 39.186 40000 41.529 39.772 38.526 35.140 29.813 30000 30.362 20000 10000 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Anträge auf CA-Leistungen 2011 = 8.562 Diese werden von der Arbeitsgemeinschaft f. Krebsbekämpfung in Bochum bearbeitet. Antragssteigerung: 2005 zu 2011 = 47,8 % Antragssteigerung: 2010 zu 2011 = 4,6 % Quelle: hausinterne Auswertung, Sy 94 (ohne Sucht/KIHB) 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 6 Krankheitsspektrum – stationäre Leistungen (DRV Westfalen) Muskel-Skelett-System 37 % Neubildungen 19 % Psychische Krankheiten 17 % Herz-Kreislauf 10 % Sonstige 8 % Stoffwechsel-Verdauung 4 % Atmungssystem 3 % Nervensystem 2 % Quelle: hausinterne Auswertung, Sy 94 (ohne Sucht/KIHB) 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 7 Bewilligungen nach Alter (DRV Westfalen)* 10.000 9.000 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 < 20 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 2005 Quelle: hausinterne Auswertung Sy94 * nur allgemeine medizinische Rehabilitation 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 8 2011 45-49 50-54 55-59 60-64 > = 65 Zahlen: Demographie und Arbeitswelt 1 Altersspezifische Bevölkerungsbestände in Deutschland im erwerbsfähigen Alter (20-64 Jahren) in den Jahren 2010 und 2030 2030 -2,4 Mio. im Alter 20-34 -5,5 Mio. im Alter 35-59 +1,6 Mio. im Alter 60-64 2010 2030: insgesamt weniger als 6,3 Mio. im Alter 20-64 Quelle: „Aufbruch in die Altersgerechte Arbeitswelt“ (Arbeitsbericht der Bundesregierung) 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 9 Zahlen: Demographie und Arbeitswelt 2 demografische Entwicklung steigender Anteil älterer Arbeitnehmer (Abbau von Vorruhestandsregelungen, Initiative „50 Plus“, Anhebung des Renteneintrittalters auf 67 Jahre ab 2012) Zunahme chronischer Erkrankungen Beschäftigungsquote älterer Arbeitnehmer (55-64 Jahre) im europäischen Vergleich 2009 (Quelle: eurostat /Europäische Kommission) Deutschland: 56,2 v.H. (2001 = 38 %) Großbritannien: 57,5 v.H. EU gesamt : 46 v.H. Schweden: 70,0 v.H. Aufgabe der Rehabilitation der RV: Unterstützung der älteren Beschäftigten beim Verbleib im Erwerbsleben Verstärkung der arbeitsplatzbezogenen Ausrichtung der Leistungen 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 10 Handlungsfelder aus Sicht der gesetzlichen Rentenversicherung Berücksichtigung der Anforderungen älterer Menschen in der medizinischen Rehabilitation Individualisierung und Flexibilisierung der Reha-Leistungen verbesserte Strukturen beim Zugang zur Rehabilitation: WeB-Reha Weiterentwicklung der Nachsorge Ausbau der medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation (MBOR) und bessere Verzahnung mit Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben Betriebliche Prävention: Modellprojekt Betsi Aufbau betrieblicher Beratungskonzepte: Betriebsservice Gesunde Arbeit Neuausrichtung und Verbesserung der Beratungsangebote im Bereich der Rehabilitation 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 11 Medizinische Rehabilitation für ältere Menschen (über 55-Jährige) Grundsätzlich ist kein anderes Rehabilitationsprogramm erforderlich als für jüngere Rehabilitanden. Medizinische Rehabilitation muss passgenau auf jeweilige individuelle Problemlage zugeschnitten sein. Mögliche Ansatzpunkte für die Rehabilitation älterer Menschen: Optimierung von Informationsvermittlung und -austausch in Rehabilitationseinrichtungen homogene Gruppenzusammensetzung individuelle Berücksichtigung der Lebenssituation Verstärkung der beruflichen Ausrichtung der Rehabilitation Verstärkung von Nachsorgebemühungen nachfolgende Begleitung mit Nachbefragungen 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 12 Weitere Flexibilisierung der Rehabilitationsleistungen (Med. Reha) Aktuell: Wahl zwischen stationärer und ganztägig ambulanter Reha Künftig (?): Settingwechsel: Kombination stationärer und ambulanter Reha Künftig (?): Intervallbehandlung: Aktuell: 3-wöchige durchgängige Reha-Leistung (stationär oder ganztägig ambulant) Reha-Leistung 2mal pro Woche für insgesamt 8 –10 Wochen (ganztägig ambulant) oder 5 Tage ganztägig ambulant, anschließend berufsbegleitend Künftig (?): Aktuell: 3 Wochen dauernde Wiederholungsbehandlungen 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 kürzere Wiederholungsbehandlungen, z.B. 14 Tage / Intervallbehandlung 13 Weitere Flexibilisierung der Rehabilitationsleistungen (LTA) Aktuell: Lange Wartezeit zwischen Anregung LTA und Beratung Rehafachberater Künftig (?): zeitnahe Beratung Strukturiertes Rehamanagement Künftig (?): Arbeitgeber als Kooperationspartner im Rehaprozess: Aktuell: Einbeziehung Arbeitgeber nur im Einzelfall Neue Zugangsmodelle im betrieblichen Kontext (BEM) Ausbau betrieblicher Beratungsangebote Künftig (?): Aktuell: Standardisierte berufliche Reha-Angebote 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 Flexibilisierte, individuelle passgenaue berufliche Rehabilitationsleistungen 14 Projekte und Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Westfalen I Konzept: Medizinisch-berufliche Orientierung in der Rehabilitation (MBOR) Ausgangssituation Reha-Auftrag der gesetzlichen Rentenversicherung = möglichst dauerhafte Wiedereingliederung in das Erwerbsleben Stabilisierung bzw. Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit berufliche Ausrichtung aller med. Reha-Leistungen Entwicklung/Vorhalten von diagnostischen und therapeutischen Kompetenzen im Bereich der beruflichen Integration in allen med. Reha-Einrichtungen 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 15 Projekte und Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Westfalen I Ziel: Stärkung der beruflichen Ressourcen und nachhaltige berufliche Integration MBOR-Abstufungen durch unterschiedliche berufliche Problemlagen bei Rehabilitanden: • Stufe A: beruflich-orientiertes Leistungsangebot (für alle Rehabilitanden) • Stufe B: MBOR-Kernmaßnahmen (für Rehabilitanden mit besonderen beruflichen Problemlagen) • Stufe C: spezifische MBOR-Maßnahmen (für einen kleinen Teil von Rehabilitanden) 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 16 Projekte und Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Westfalen I Konzept: Medizinisch-berufliche Orientierung in der Rehabilitation (MBOR) • Erprobung des MBOR-Anforderungsprofils in einem Zeitraum von Oktober 2010 bis Ende 2011 mit wissenschaftlicher Begleitung • 7 Rehabilitationseinrichtungen beteiligten sich an der Erprobungsphase: - u.a. Klinik Münsterland in Bad Rothenfelde = eigene Rehabilitationseinrichtung der DRV Westfalen Nachfolgend Umsetzung in die Regelversorgung Unbedingt notwendig: • • Direkte Vernetzung mit der beruflichen Rehabilitation Zeitnahe Steuerung und Beratung durch den Rehafachberater der RV 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 17 Projekte und Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Westfalen II Kernziel: Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit in kleineren und mittleren Unternehmen Schaffung regionaler Lotsenstellen zur Beratung von Betrieben Entwicklung eines umfassenden Leistungsangebotes in Prävention und Rehabilitation 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 18 Projekte und Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Westfalen II 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 19 Projekte und Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Westfalen II Rückgang krankheitsbedingter Fehlzeiten Steigerung der Produktivität Konzentration auf das Kerngeschäft Sicherung der Kundenzufriedenheit Nutzen für Betriebe und Unternehmen Erhalt der Arbeitskraft bis ins Rentenalter motivierte und leistungsfähige Beschäftigte Imagegewinn 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 20 Projekte und Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Westfalen III Reale Umsetzung von zentralen Eckpunkten des RehaFutur – Entwicklungsprozesses: real Flexibilisierte passgenaue Rehabilitationsangebote Standardisierte Beratungs- und Prozessqualität Förderung/Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit Direkte Arbeitgeberorientierung unter Einbindung der Leistungsträger und Betriebsärzte Organisation individueller Integrationsprozesse Integrationsleistungen Sicherung der Erwerbsfähigkeit Aktive Beteiligung der Leistungsberechtigten bis zum Renteneintrittsalter bei Entscheidungen Direkte und zeitnahe Vernetzung der beteiligten Akteure Prozesssteuerung durch individualisiertes Reha- und Integrationsmanagement 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 21 Projekte und Maßnahmen der Deutschen Rentenversicherung Westfalen III real Betrieblicher Zugang über: Einzelfall + Betriebliches Beratungsangebot Individuelle, kreative Integrationslösungen Neue Rolle: Wahrnehmung der Vermittlungsverantwortung Frühzeitiger Zugang auf Betriebe fördert die Bereitschaft bei Integration mitzuwirken 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 Berufsförderungswerk als Leistungserbringer in der Integrationsberatung Zentrale Rolle: Rehafachberater Stichwort: Fallsteuerung 22 Netzwerkmanagement Prävention und Rehabilitation: die Eckpfeiler der Zukunft für Teilhabe und Integration - Fazit- Rehabilitation der RV leistet unverzichtbaren Beitrag für Versicherte, Rentner und Arbeitgeber demografische Entwicklung als große Herausforderung Verbesserung der Beschäftigungsfähigkeit älterer Mitarbeiter Individualisierung – Passgenauigkeit der Rehabilitation Arbeitsplatz- / Berufsbezogenheit der Rehabilitation aktives Zugehen auf die Arbeitgeber Prävention als Handlungsfeld der Rentenversicherung stärken 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit ! Thomas Keck Erster Direktor der Deutsche Rentenversicherung Westfalen 19.03.2012 Fachtagung Rehabilitation 2012 24