Der moralische Anstand des Einzelnen - Vogtland

Transcription

Der moralische Anstand des Einzelnen - Vogtland
.
Der moralische Anstand des Einzelnen
Bad Elster – Mit einer
gelungenen Premiere der Oper „Fidelio“ von Ludwig van Beethoven in einer
Inszenierung der Landesbühnen Sachsen im König Albert Theater fanden am Sonntag
die 10. Chursächsischen Festspiele „Deutschland – Kultur aus 16 Ländern“ ihren
Abschluss.
Beethovens einzige Oper wurde zugleich als Festveranstaltung zum 20. Jahrestag der
Deutschen Einheit aufgeführt. In seinem Werk lässt Beethoven nicht nur den allgemeinen
politischen Kampf gegen die Tyrannei erkennen, sondern vor allem auch die Selbstlosigkeit und
den moralischen Anstand des Einzelnen. Den Stoff für sein Bühnenwerk fand er in dem Libretto
„Löonore ou l“amour conjugal“ von Jean Nicolas Bouiily, das auf einer wahren Begebenheit aus
den Tagen der Französischen Revolution basiert.
Im Jahr 1804 entstand die erste dreiaktige Fassung unter dem Titel „Fidelio oder Die eheliche
Liebe“. Nur kurze Zeit später überarbeitete Beethoven sein Werk, kürzte es auf zwei Akte und
brachte es 1806 als „Leonore oder Der Triumph der ehelichen Liebe“ auf die Bühne. 1814 folgte
dann eine dritte, endgültige Fassung, der „Fidelio“. Von den ersten beiden Fassungen sind nur
die Ouvertüren im Konzertrepertoire erhalten, die einstimmen auf das Geschehen.
Die schwermütige hochdramatische Handlung der Oper beeindruckte die Zuschauer im
ausverkauften Theater ebenso sehr, wie die großartigen Stimmen der Darsteller, allen voran
Lycja Zarzycka in der Rolle als Leonore, die als „Fidelio“ verkleidet, sich in einem spanischen
Staatsgefängnis als Gehilfe des Kerkermeisters Rocco (Dietmar Fiedler) anstellen lässt, um
ihren Ehemann Florestan (Guido Hackhausen) aus politischer Gefangenschaft zu befreien.
Dieser wurde von seinem persönlichen Widersacher Gouverneur Don Pizarro (Norman D. Patzke)
widerrechtlich eingekerkert, der wiederum auf Befehl des ehemaligen Revolutionärs Don
Fernando (Ikka Leppänen) handelt, welcher sich auf seinen Ministerposten vorbereitet und
befiehlt, unbequeme Kritiker wie Florestan aus dem Weg zu räumen.
Marzellina, die Tochter des Kerkermeisters (Antje Kahn) ist in Fidelio verliebt und zeigt deshalb
ihrem Verehrer, dem Pförtner Jaquino (Andreas Petzoldt), die kalte Schulter. Niemand ahnt
auch, dass es sich bei Fidelio um Leonore handelt. Rocco wertet die Betroffenheit Fidelios als
Zeichen der Liebe und willigt in die Heiratspläne seiner Tochter ein. Fidelio bittet Rocco darum,
ihn künftig in die Kerker begleiten zu dürfen. Währenddessen hat Don Pizarro den Entschluss
gefasst, den eingekerkerten Florestan umzubringen, um alle Spuren seiner Willkürherrschaft zu
verwischen, falls der Minister das Gefängnis inspiziert. Auf Bitten Fidelios dürfen die
Gefangenen für einen Augen blick freie Luft atmen. Doch Leonore kann unter ihnen Florestan
nicht entdecken. Rocco und Fidelio heben auf Befehl im Kerker das Grab aus. Florestan hat im
dunklen Kerker Wahnvorstellungen und glaubt, Leonore als rettenden Engel zu sehen.
Als Don Pizarro schließlich im Kerker erscheint und Florestan erstechen will, geht Fidelio
dazwischen. Ihr Mut und der Minister, der im Hof des Staatsgefängnisses erscheint, retten das
Leben Florestans. Der Minister, der seine Macht durch den Gnadenakt einer feierlichen
Generalamnestie festigen möchte, sieht sich mit Florestan plötzlich seinem personifizierten
schlechten Gewissen gegenüber als er unerwartet seinem „Freund“ Florestan gegenüber steht,
seinem tot geglaubten Kampfgefährten. Satt Florestans Gattin Leonore, die sich zu erkennen
gibt, zu ahnden, erklärt er sie zur Mustergattin. Während Don Pizarro verhaftet wird, begnadigt
der Minister alle Gefangenen und Marzelline muss einsehen, dass sie sich in Fidelio getäuscht
hat, während Leonore sie vergeblich um Vergebung bittet.
Für musikalische Höhepunkte sorgten unter anderen die Arien und Duette Roccos, Marzellines
und Jaquinos mit Leonore sowie der ergreifende Gefangenen- und stimmgewaltige heroische
Jubelchor. Erneut aufgeführt wird die Oper am Freitag, den 19. November um 19.30 Uhr und
am Sonntag, den 12. Dezember um 15 Uhr.
Von Steffen Adler
2010-10-05