Präsentation 11 griechische und römische Skulptur
Transcription
Präsentation 11 griechische und römische Skulptur
Griechische und Römische Plastik Überblick über Epochen und Stile Aspekte der Plastischen Gestaltung 1. Material/ität 2. Plastische Dimensionen - Masse und Volumen 3. Proportion / Maßstab und Maßverhältnisse 4. Ansichtigkeit und Ausrichtung / Gerichtetheit 5. Bewegtheit / Bewegung 6. Grad der Ausarbeitung / erzählerische bzw. attributive Details ... und ihre Wirkung Material und Materialwirkung Masse und Volumen und ihre Wirkung Maßstab und Maßverhältnisse und ihre Wirkung Ansichtigkeit und Ausrichtung und ihre Wirkung Grad der Bewegtheit / Art der Bewegung und ihre Wirkung Grad der Ausarbeitung / Detailfülle und ihre Wirkung ARCHAIK HELLENISMUS KLASSIK HELLENISMUS RÖMISCHE PLASTIK Die griechische Skulptur Die menschliche Gestalt – zentrales Thema der griechischen Kunst Das zentrale Thema der griechischen Kunst war die menschliche Gestalt. Nicht der Mensch als Individuum, sondern der Mensch als Repräsentant einer Gesellschaft wurde zum Leitbild der Skulptur. Die Harmonie von Körper und Geist spiegelte sich in einem verallgemeinerten Schönheitsideal der Skulpturen. Wahrscheinlich hat die Bedeutung des Sports und das Leben in den „Trainingszentren“ die Auseinandersetzung der Künstler mit dem nackten männlichen Körper stark beeinflusst und gefördert (Bild 1). Bei Skulpturen unterscheidet man zwischen •Freiplastik, •Reliefplastik, •Bauplastik und •Kleinplastik. Als Werkstoff bearbeiteten die Griechen lokale Steinsorten, Marmor, Bronze, Holz, Elfenbein und Ton. Zwei Jünglinge (Kuros-Typ) um 560 v.Chr. Alle Plastiken waren in der Antike farbig bemalt. Großplastiken standen in Tempeln, Heiligtümern, in öffentlichen Gebäuden, Privathäusern, Gartenanlagen, auf Plätzen, oder wurden als Siegerstatue, als Votivbild für eine Gottheit oder als Statue eines Grabmals hergestellt. Reliefs schmückten Tempel, Altäre und Grabmale. Zwei Jünglinge (Kuros-Typ) um 560 v.Chr. Geometrische und archaische Periode Die geometrische Epoche brachte wahrscheinlich nur Holzplastiken hervor, die für kultische Zwecke gewaschen, bekleidet und geschmückt wurden, bzw. Kleinplastiken, die als Weihegeschenke für die lokalen Gottheiten dienten. Die Anfänge der Großplastik setzten in archaischer Zeit (um 650 v.Chr.) ein. Lebens- oder überlebensgroße Statuen von nackten Jünglingen (Kuroi) und bekleideten Mädchen (Koren) lassen eine gewisse Anlehnung an ägyptische Auffassungen von Skulptur vermuten: z. B. in der Frontalität, der starren Haltung, in geballten Fäusten und dem vorgestreckten linken Bein des Kuros (Bild 2). Im Unterschied zu Ägypten steht die Figur frei, keine Rückenplatte, kein Stein zwischen den Gliedern wirkt bindend. Die Haltung vermittelt Selbstbewusstsein, Spannung und Energie, die durch Nacktheit und durch das so genannte „archaische Lächeln“ unterstützt wird (Kuros von Tenea, um 560 v.Chr.; Kuros von Anavyssos, um 530 v.Chr.). Grabstatue des KROISOS Kuros-Typus (540 v.Chr.) Kore vom Aphaia-Tempel von Ägina, 485/480 v.Chr.; vielleicht Frühwerk des Bildhauers ONATA aus Ägina Klassische Periode Die klassischen Periode bevorzugte starke Bewegungsimpulse. Die Anatomie und die Funktion des menschlichen Körpers wurden in Bewegungen erfasst. („Wagenlenker von Delphi“, Bild 4, um 470 v.Chr.). In der Hochklassik wird die Körperbewegung perfektioniert. Zu den Höhepunkten der klassischen Epoche wird der Reliefschmuck des Parthenon (Bild 5) gezählt, mit dem die beiden Giebelfelder, die Metopen und die Cella dekoriert wurden. Die perspektivische Umsetzung der Einzelfiguren in Dreiviertelansicht, die Zwanglosigkeit von Figurengruppen, die gekonnte Ausnutzung des vorgegebenen Raumes und die Staffelung der Figuren in den verschiedenen Ebenen des Reliefs bis fast zur Vollplastik werden bis in die Gegenwart bewundert. Wagenlenker Delphi Um 470 v. Chr. „Zum Unterschied von der üblichen Gepflogenheit, auf Tempeln Götter und Heroen wiederzugeben, sind auf dem Parthenonfries neben Pferden und anderen Tieren Bürger von Athen zu sehen, die der Göttin huldigen, ein Hinweis auf die unter PERIKLES entstandene demokratische Gesellschaftsordnung. Der Parthenonfries war das Vorbild für zahlreiche plastische Werke späterer Zeit. Die 1836 gefundenen Farbspuren machten deutlich, dass der weiße Marmor des Parthenon bemalt war, wie früher in Griechenland üblich. Die gewaltigen Kosten der Bautätigkeit auf der Akropolis finanzierte PERIKLES mit den Abgaben, die Athen durch den Attischen Seebund erhob.“ (aus: „Das große Kunstlexikon“ von P. W. Hartmann) Das Neue, das die klassische griechische Statue gegenüber der Gebundenheit der ägyptischen Statue und des Korus-Typs auszeichnet, ist das Gliederspiel. Es zeigt sich im Wechsel von Standund Spielbein, in der Biegung der Wirbelsäule, der Neigung von Hüfte und Schultern und der Drehmöglichkeit der Glieder (Kontrapost, Ponderation) im 5. Jh. v. Chr. Der Kontrast von Bewegung und Gegenbewegung erreichte im Kontrapost einen harmonischen Ausgleich. POLYKLET („Speerträger/Doryphoros“, um 440 v.Chr., Bild 6) entwickelte mithilfe von Maß- und Zahlensystemen ein schriftliches Regelwerk (Kanon), das vermutlich seinen Plastiken zugrunde lag. In den Skulpturen der Bildhauer MYRON („Diskuswerfer“, um 450 v.Chr.) und PHIDIAS (Goldelfenbein-Standbild der „Athena Parthenos“, „Zeusstandbild“ in Olympia, um 450 v. Chr.) wurden alle Teile des Körpers im Verhältnis zum Ganzen gesehen. Speerträger, so genannter Doryphoros von POLYKLEITOS (römische Marmorkopie des Originals v. ca. 450 v.Chr.; Neapel Archäologisches Museum) Kontrapost, italienisch: contraposto = „gegen-einander Gesetztes“; Ausgleich der tragenden und lastenden , der ruhenden und treibenden Kräfte in einer Statue. Auf dem Standbein der Figur ruht die Last des Körpers, während das Spielbein frei beweglich nur leicht aufgestützt dargestellt wird. Dadurch ergeben sich: Schrägstellung des Beckens und entgegengesetzte Schrägstellung der Schultern, gespannter Arm, entspannter, herabhängender Arm; der Körper schwingt in einer leichten S-Kurve. Doryphoros (ca. 450 v. Chr.) von POLYKLEITOS David“ (1504, Florenz) von MICHELANGELO BUONAROTTI „Jason mit dem goldenen Vlies“ von THORVALDSEN (1802/03) In seiner 1764 erschienenen „Geschichte der Kunst des Altertums“ schrieb Johann Joachim Winckelmann (1717–1768), der Begründer der klassischen Archäologie und der neueren Kunstwissenschaft: „Die Statue des Apoll ist das höchste Ideal der Kunst unter allen Werken des Altertums, welche der Zerstörung entgangen sind.“ Mit diesen Worten bezeichnete er ein Werk der griechischen Antike, das wie kein zweites seine Wirkung auf Künstler, Kunsttheoretiker und Dichter ausgeübt hat. Im Apoll vom Belvedere sah man das Schönheitsideal der klassischen Kunst am vollkommensten verkörpert. Leochares (um 370–320 v.Chr.) Apoll vom Belvedere, römische Kopie, um 120 n. Chr. Marmor, H. 224 cm; Rom, Musei Vaticani, Italien Hellenistische Periode (Hellenismus) In der Spätklassik (PRAXITELES, „Hermes mit Dionysosknaben“, um 320 v.Chr.) und im Hellenismus blieb das klassische Menschenbild weiterhin Vorbild. Es wurde variiert und erweitert. Schwellende Muskeln, ausgreifende Gesten und ein bewegterer Gesichtsausdruck wurden üblich. Die Proportionen der Statuen änderten sich. Sie wirkten schlanker und größer mit kleineren Köpfen und bewegten Gewändern bei Frauenstatuen („Nike von Samothrake“, um 190 v.Chr., Bild 7). Nike von Samothrake, Marmorstatue, um 190 v.Chr., Höhe 2,45 m; Paris, Musee du Louvre. PRAXITELES schuf mit der „Aphrodite von Knidos“ um 340 v.Chr. die erste nackte Großplastik einer Frau und brach damit ein Tabu (Bild 8). PRAXITELES. Aphrodite von Knidos. Griechische klassische Kunst; Pius Clementino Museum; Vaticanstadt, Vatican Gruppen, die zwei oder mehr Körper zu einer Einheit verbinden, gehören zu den eindrucksvollsten Leistungen der hellenistischen Plastik („Die LaokoonGruppe“, 1. Jh. v.Chr /1. Jh. n.Chr., Bild 9). Menschliches Leid wurde durch gestenreiche muskulöse Körper und schmerzverzerrte Gesichter fast als Attraktion vorgeführt. Die Szenen wurden nach der größtmöglichen Spannung ausgewählt und gestalterisch umgesetzt. Daneben gab es unzählige Plastiken mit genrehaften Menschendarstellungen von Angehörigen aus den unteren Schichten: Marktfrauen, Fischer, Hirten, eine trunkene Alte, dornausziehender Knabe usw. Gemessen an dem klassischen Schönheitsideal vergöttlichter Menschen wirkten diese Plastiken wie Karrikaturen. Laokoon: Marmorgruppe der rhodischen Bildhauer HAGESANDROS, POLYDOROS und ATHENADOROS; Höhe 184 cm, wohl Anfang des 1. Jh. n.Chr. (Rom, Vatikanische Sammlungen) Ein Höhepunkt hellenistischer Plastik sind die Friese am Pergamonaltar (170 v.Chr., Bild 10). Die mythologische Szene „Der Kampf der Götter gegen die Giganten“ ist mit dichtgedrängten fast freiplastischen Figuren als Hochrelief ausgeführt. In Marmor gebannt, spielen sich dramatische Szenen ab. Realistisch werden seelische und körperliche Qualen in den Gesichtern und Körpern der Giganten den kühl überlegen wirkenden Göttern gegenübergestellt. Porträtplastik war bereits in der klassischen Epoche üblich und diente als Anerkennung von Verdiensten in der Öffentlichkeit. Die Dargestellten verkörperten aber nicht ein bestimmtes Individuum, sondern dessen Verallgemeinerung. Im Hellenismus wurden die Porträts realistischer. Von den ehemaligen Ganzkörperplastiken sind heute meist nur die Köpfe und römische Kopien erhalten. Römische Skulptur Römische Skulptur nach griechischem Vorbild: Die griechische Skulptur wurde im Römischen Reich hoch geschätzt und bewundert. Für Kultbilder und Giebelschmuck der Tempel verwandte man häufig griechische Originale oder kopierte sie. Formverwandte griechische Idealplastiken zierten auch als Götterbildnisse und allegorische Statuen die Bibliotheken, Paläste, Thermen und „Nymphäen“ (Brunnenanlagen). GAIUS JULIUS CÄSAR, Marmorbüste; 40–30 v. Chr. Das Porträt Im Verlauf der Jahrhunderte wandelte sich die Auffassung vom Bildnis mehrmals. Die Wurzeln dieser Kunst lagen in der Ahnenverehrung. In diesem Zusammenhang war es Sitte, Wachsmasken von den Toten abzunehmen und diese Masken im Haus aufzustellen. Bereits in der Zeit der römischen Republik gelangen mit der Ersetzung des Wachses durch dauerhaftere Materialien realistische Abbilder von Personen. Die Porträts aus dieser Zeit betonen das Individuelle durch Derbheit und charaktervolle Unverfälschtheit (JULIUS CÄSAR, 40–30 v. Chr.). GAIUS JULIUS CÄSAR, Marmorbüste; 40–30 v. Chr. Seit AUGUSTUS erhielten Repräsentationsstatuen, die zwar bekleidet aber nach griechischem Vorbild im Kontrapost und typisiert gearbeitet wurden, nur individuelle Porträtköpfe (Panzerstatue des AUGUSTUS, um 19 v. Chr., Bild 2). Der Staat beeinflusste eine Denkmalkunst, in der Typen klassizistisch-idealer Kaiserporträts mit pathetischen oder auch realistischen wechselten. Als Kopien in allen Teilen des Großreiches verbreitet, war der Begriff einer „Reichskunst“ gerechtfertigt. Während sich Porträts in augusteischer Zeit an die alterslose Auffassung der griechischen Klassik anlehnten, wurden ab der 2. Hälfte des 2. Jh. wieder realistischere Physiognomien gestaltet. Im 3. Jh. folgten Charakterbildnisse, die auch Verzerrungen nicht scheuten. Die Bildniskunst wandelte sich mit der jeweiligen Auffassung kaiserlicher „Selbstdarstellung“ erneut. Spätantike Herrscherbildnisse waren überlebensgroße Statuen mit keinerlei individuellen Gesichtszügen (Kolossalkopf KONSTANTINs, 4. Jh. n. Chr., Bild 3). Panzerstatue des AUGUSTUS, um 19 v. Chr.; Marmor mit Farbresten; Rom, Vatikanische Sammlungen Spätantike Herrscherbildnisse waren überlebensgroße Statuen mit keinerlei individuellen Gesichtszügen... Kolossalkopf KONSTANTINs; 4. Jh. n. Chr.