DANCE SIGNALS 2013 TANZ-SIGNALE 2013 „Ihr

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DANCE SIGNALS 2013 TANZ-SIGNALE 2013 „Ihr
TANZ-SIGNALE 2013
DANCE SIGNALS 2013
14.– 17. März 2013
14 – 17 March 2013
„Ihr Blutsauger“ –
„schändlich betrogene Buchdruckerseele“ –
„angeschmirter Notentandler“
‘You bloodsuckers’
‘Shamefully deceived soul of a printer’
‘Ripped off musical rag-and-bone merchant’
Die Wiener „Firma“ Strauss und ihre Verleger
weltweit von den Anfängen bis morgen
Strauss & Co. and Their Publishers Worldwide
from the Beginnings to Tomorrow
Nicht allein die Qualität eines Produkts entscheidet über dessen
Verbreitung. Ohne Werbung, ohne Maßnahmen zur Erzielung
großer Breitenwirkung und ohne grenzüberschreitenden Vertrieb
bleiben die besten Erzeugnisse Ladenhüter. Auf die Musikproduktion übertragen mögen zwei prominente Beispiele dies belegen:
Schuberts genialen Kompositionen blieb zu seinen Lebzeiten eine
breitere Öffentlichkeit versagt, weil sie zu wenig beworben und
kaum zugänglich waren. Als Mozart dem werbewirksamen Mythos
eines Wunderkindes entwachsen und damit einer zugkräftigen Vermarktungsschiene verlustig geworden war, hatte er zunächst eine
Durststrecke im Ansehen als Komponist zu bewältigen.
It is not just the quality of a product that determines how widely
it will be distributed. If there are no advertisements, no measures
to ensure that it makes as wide as possible an impact, no international sales and marketing, then even the highest-quality product
will remain on the shelf. In the field of the production of music
two prominent examples provide proof of this: Schubert’s works
of genius were denied to a wide public during his lifetime because
there was too little advertising for them and hardly any of them
were accessible. When Mozart grew out of the myth of a child
prodigy and the publicity it attracted he had initially to overcome
a lean period in his standing as a composer.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelten der Wiener
Musikverleger Tobias Haslinger und der junge Komponist und
Orchesterleiter Johann Strauss (Vater) neue Strategien zur Verbreitung unterhaltender Musik. Einerseits nützte man den aktuellen
Trend zum Geniekult durch den allein schon Massenhysterien
auslösbar sind. Andererseits wurde der sich entwickelnden bürgerlichen Musikkultur mit einem breiten Angebot neuer Musikerzeugnisse begegnet. In der Folge beschäftigten nicht nur die
Musikdirektoren tüchtige Arrangeure sondern vor allem auch die
Musikverlage. Mitunter wurden sogar Spezialisten herangezogen
um instrumentengerechte Bearbeitungen eines Werks beispielsweise
für Klavier, Gitarre oder Zither zu erstellen. Darüber hinaus vermittelten die Verleger Kontakte ins Ausland etwa zur Vorbereitung
einer Konzerttournee. Mit der Entwicklung neuer kostengünstiger
Druckverfahren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden
Notenausgaben auch für ärmere Kreise erschwinglich.
Inwieweit waren die Musikverlage der Strauss-Ära tatsächlich Vorreiter heutiger PR-Agenturen? Marktnischen entdeckten sie, und
Kulturexport und -austausch liefen zunächst über den Verlag.
Nebenbei blühte das „Walzergeschäft“ für Komponist und Verleger
gleichermaßen. Daraus resultierende Verstimmungen gehörten
zur Tagesordnung. Die Einführung von Urheberrecht und Schutzfristen inspirierte den Karikaturisten Theo Zasche zu einer Massenszene vor dem „Wiener Tantiemen-Auslaufbrunnen“. Kaum werden
Werke frei, schlägt den „Nachschaffenden“ die Stunde. Das Verlagskarussell beginnt sich erneut zu drehen. Wie können heute Komponist, Verleger und Konsument von modernen Vermarktungsstrategien – etwa dem World Wide Web – profitieren?
In the first half of the nineteenth century Tobias Haslinger, a music
publisher in Vienna, and the young director of music Johann
Strauss I developed new strategies to distribute music intended for
entertainment. On the one hand they exploited the contemporary
trend towards the cult of genius, which in itself could unleash mass
hysteria. On the other hand the bourgeois musical culture then
developing was met with a wide-ranging offer of new musical products. As a result it was not only the directors of music but also the
music publishers who started to employ hard-working arrangers.
They even took on specialists in order to produce arrangements
of a work for instruments such as the piano, guitar and zither. In
addition publishers organised contacts abroad so that, for example,
preparations for concert tours could be made. In the second half
of the century the development of cheaper printing processes made
editions of sheet music affordable for less affluent customers.
To what extent were music publishers in the Strauss era really the
forerunners of today’s public relations agencies? They discovered
market niches, and initially cultural export and exchange was done
via a publishing house. At the same time the ‘waltz business’ flourished for composer and publisher alike. This regularly led to illfeeling between the two parties. The introduction of copyright and
periods during which works were protected inspired the caricaturist
Theo Zasch to draw a cartoon showing a crowd massed in front
of the ‘Vienna Royalties Fountain’. Hardly were works free of copyright than the ‘re-creators’ arrived on the scene. The publishing
roundabout began to turn once more. How can composers, publishers and consumers profit nowadays from the use of modern
marketing strategies like the World Wide Web?
Norbert Rubey
English version: Leigh Bailey
Mit freundlicher Unterstützung von Wissenschafts- und Forschungsförderung der Stadt Wien, MA 7
Norbert Rubey
2013
„Ihr Blutsauger“–
„schändlich betrogene Buchdruckerseele“–
„angeschmirter
Notentandler.“
DieWiener
„Firma“Strauss
und ihreVerleger
weltweit von den
Anfängen bis
morgen
Tanz-Signale 14.– 17. März 2013
Benannt nach dem Walzer op. 218 von Johann Strauss (Vater);
schon zum zehnten Mal in Folge
Wiener Institut für Strauss-Forschung
www.johann-strauss.at
„Ihr Blutsauger“ –
„schändlich betrogene Buchdruckerseele“ –
„angeschmirter Notentandler“
Die Wiener „Firma“ Strauss und ihre Verleger
weltweit von den Anfängen bis morgen
14.00 Uhr Eröffnung
Samstag, 16. März 2013
ß Birgit Lodes (Institut für Musikwissenschaft der Universität Wien)
Aula des Uni Campus Altes AKH
Wien 9, Spitalgasse 2-4 Hof 1.11
ß Hubert Christian Ehalt (Wissenschaftsförderung der Stadt Wien)
ß Eduard Strauss (Wiener Institut für Strauss-Forschung)
ß Norbert Rubey (Wienbibliothek im Rathaus, MA 9)
Maestro Robert Ashens (Eugen/USA) Klavier und Peter Uhler (Wien) Geige
Homage à Michael Strauss
Donnerstag, 14. März 2013
19.00 Uhr Wiener Rathaus, Festsaal,
Feststiege I, Wien 1., Lichtenfelsgasse 2
Wiener Vorlesung:
Vom Notenschrank zur Datenbank
Die sozialgeschichtliche Bedeutung von Musikverlagen am Beispiel
Wiens und das Sammeln von Musik im Zeichen der Medienwechsel
Impulsstatement
Cornelia Szabó-Knotik
anschl. Podiumsgespräch mit
ß Norbert Rubey
ß Eduard Strauss
ß Cornelia Szabó-Knotik
Moderation
Mirjam Jessa
15.00 Kaffee zur Begrüßung
Moderation: Birgit Lodes
10.30 Uhr Kaffee-Pause
15.30 Uhr Isabella Sommer (Wien)
Johann Strauss Vaters zeitgenössischen amerikanischen Verlegern
auf der Spur
11.00 Uhr Wolfgang Stanicek (Wien)
„Verlorene Millionen!“ – Eine „traurige, aber wahre Geschichte“
um Tantiemen und Schutzfrist
16.00 Uhr Thomas Aigner (Wien)
Am Beispiel Johann Strauss in Russland:
Transnationale Vertriebspraktiken im Tanzmusikgeschäft
11.30 Uhr Norbert Linke (Borken/Deutschland)
Vom Freiwerden geschützter Werke und über Möglichkeiten der
Schutzverlängerung
16.30 Uhr Kaffee-Pause
12.00 Uhr Round table
Lanner und die Sträusse: Popstars des 19. Jahrhunderts?
17.00 Uhr Norbert Rubey (Wien)
Die Arrangeure der Wiener Komponistenfamilie Strauss
im 19. Jahrhundert
17.30 Uhr Eduard Strauss (Wien)
Strauß oder Strauss – eine wichtige Nebensache
18.00 Uhr Buffet
Eintritt frei
19.00 Uhr Strauss-Arrangements für Anspruchsvolle – Prestige, Bedarf
oder künstlerischer Anspruch?
in Kooperation mit dem Institut für Musikwissenschaft
der Universität Wien, Eintritt frei
Freitag, 15. März 2013
Aula des Uni Campus Altes AKH
Wien 9, Spitalgasse 2-4 Hof 1.11
9.30 Uhr Wolfgang Dörner (Wien)
Joseph Lanners Verleger
10.00 Uhr Michael Rot (Wien)
Zur Problematik von Urfassungen im Bereich von Tanzmusik
und Operette
Musik
Das Wiener Gemüths Ensemble benannt nach dem
„Wiener Gemüths-Walzer“ op. 116 von Johann Strauss (Vater)
Symposion (15.– 16. März 2013)
Moderation: Michele Calella
Pianistisch-musikwissenschaftliche Akademie mit
Stephan Möller, Klavier,
und im Gespräch mit Norbert Rubey, Moderation
Eintritt frei, Spenden erbeten
Impressum Für den Inhalt verantwortlich: Wiener Institut für Strauss-Forschung, Obmann:
Dr. Eduard Strauss, www.johann-strauss.at – Layout: Barbara Ebeling, www.ebeling.at
Druck: digitaledruckwerkstatt – Titelseite: ...schändlich betrogene Buchdruckerseele!
...angeschmirter Notentandler): Wien, 26. 8.1862 JS an Carl Haslinger, Wienbibliothek
im Rathaus H.I.N. 171548; (Ihr Blutsauger...): Pawlowsk, 1. 9.1863 JS an Carl Haslinger,
Wienbibliothek im Rathaus H.I.N. 119560. Titelbild: Tobias Haslinger, Lithographie von
Josef Kriehuber: Privatbesitz
Thomas Aigner im Gespräch mit Norbert Linke, Michael Rot,
Wolfgang Stanicek und Wolfgang Dörner
12.45 Uhr Buffet
13.30 Uhr Concert-conference mit dem Collegium musicum
unter der Leitung von Ingomar Rainer (Wien)
Zwischen Haus- und Salonmusik, Bildungsstoff und Bravourstück:
Verlagsarrangements und Bearbeitungen in der bürgerlichen
Musikkultur
Sonntag, 17. März 2013
11.00 Uhr Ausklang
Zum Guten Grinzing, Himmelstraße 7, Wien 19, (direkt an der
Endstation der Straßenbahn Linie 38)
Matinee
der Neuen Wiener ConcertSchrammeln
Eintritt EUR 15,- Reservierung unter: [email protected]
oder +43660 533 75 51 empfohlen