PDF-Datei - Petra Buchwald
Transcription
PDF-Datei - Petra Buchwald
Quelle: Ringeisen, T., Buchwald, P., Schwarzer, C. & Trautner, H.-M. (2006). Interkulturalität im Ausbildungskontext: Zum Einfluss interkultureller Faktoren auf das Denken, Fühlen und Handeln von Lehrkräften und Studierenden. Dokumente zur Weiterbildung und Internationalisierung an Hochschulen, Heft 4, Seite 7-38. Düsseldorf: Institut für Internationale Kommunikation (IIK). Interkulturalität im Ausbildungskontext: Zum Einfluss kultureller Faktoren auf das Denken, Fühlen und Handeln von Lehrkräften und Studierenden Tobias Ringeisen1, Petra Buchwald2, Christine Schwarzer2 und Hanns Martin Trautner1 1 Bergische Universität Wuppertal Heinrich Heine-Universität Düsseldorf 2 Inhalt 1. Die Bedeutung interkultureller Lernumgebungen 2. Kultur und interkulturelle Kompetenz 2.1. Was ist Kultur? 2.2. Wofür steht interkulturelle Kompetenz? 3. Kulturelle Einflüsse im Ausbildungskontext 3 7 7 9 11 3.1. Individualismus-Kollektivismus: Das Kulturmodell von Triandis .........................................................................12 3.2. Forschungsergebnisse zum Modell von Triandis..........13 3.3. Probleme des Triandis’schen Ansatzes .........................16 4. Unterricht aus interkultureller Perspektive 17 4.1. Ein vierdimensionales Kulturmodell: Der Ansatz von Hofstede ......................................................................................17 4.2. Die Bedeutung von Hofstede’s Modell für den Unterrichtskontext................ Fehler! Textmarke nicht definiert. 5. Schlussfolgerungen für die Praxis 29 6. Literatur 32 Literatur 1. 3 Die Bedeutung interkultureller Lernumgebungen Eine kontinuierliche Erweiterung der Europäischen Union, Globalisierung und wachsende Migration haben in Deutschland eine moderne Gesellschaft hervorgebracht, in der ethnische und sprachliche Vielfalt zur Realität im Ausbildungsalltag geworden sind. Mangelndes Wissen über kulturelle Unterschiede und nur vereinzelt die Möglichkeit von positiven Erfahrungen im interkulturellen Austausch sorgen dabei für Konfliktpotenzial in Lehrer-Schüler-Interaktionen (BenderSzymanski, Hesse & Göbel, 2000; Eckhart 2005; Henderson 1980). Um das gegenseitige Verständnis zu fördern und Berührungsängste abzubauen haben die Bildungsminister auf europäischer wie nationaler Ebene beschlossen, interkulturelles Lernen in der schulischen Aus- und Weiterbildung zu verankern (Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland, 1996; Europarat 1995). In vergleichbarer Form wurde die deutsche Hochschulausbildung einer grundlegenden Reform unterzogen, um die Prinzipien des interkulturellen Lernens inhaltlich und strukturell stärker im Hochschulstudium zu verankern. Die Umstellung vieler Studiengänge auf das Bachelor-/Mastersystem nach angelsächsischem Vorbild, die Schaffung neuer Studiengänge wie z. B. „Interkulturelle Kommunikation“ an der LudwigMaximilians-Universität München im Jahr 1996 oder die Ausweitung von Fördermöglichkeiten zur Integration ausländischer Studenten im Rahmen des MOBIS-Programmes1 an der 1 Beim MOBIS-Projekt handelt es sich um das Modulare Betreuungskonzept zur studienerfolgs-orientierten Integration ausländischer Studierender an der Universität Wuppertal Literatur 4 Bergischen Universität Wuppertal stellen Beispiele für diese Entwicklung dar. Die angeführten Argumente zur Bedeutsamkeit interkulturellen Lernens in Schule und Ausbildung mögen spontan einleuchten, doch ist es manchmal schwierig, sich in die Fallstricke interkultureller Kommunikation hineinzuversetzen oder sich Beispiele für interkulturelle Kommunikationsprobleme und Konfliktsituationen im Bildungskontext vorzustellen. Zur Veranschaulichung ist im Folgenden ein Ausschnitt aus dem Erfahrungsbericht eines deutschen Studenten abgedruckt, der ein Studienjahr an einer japanischen Universität verbracht hat. Erfahrungsbericht eines deutschen Studenten an einer japanischen Universität … In einem Informatik-Seminar an meiner Universität mussten jeweils fünf Leute gemeinsam eine Hausarbeit bis zum Semesterende vorbereiten, mit Programm, Demonstration und allem denkbaren Pipapo. Der Seminarleiter hatte unsere Fünfergruppe (die vier anderen waren Japaner) willkürlich zusammengewürfelt, wir kannten uns vorher nicht. In Deutschland läuft Gruppenarbeit oft kämpferisch ab. Alle bringen laut ihre Meinungen vor, warten ungeduldig eine Schamfrist ab, bis sie den Vortrag des anderen unterbrechen können, um ihn zu kritisieren. In meiner Seminargruppe passierte zunächst überhaupt nichts. Nach zwei Wochen rang ich mich schließlich durch, an alle eine Mail zu schicken, um überhaupt einen ersten gemeinsamen Treff vorzuschlagen. Schon damit hatte ich das Gefühl, etwas wagemutig Direktes getan zu haben. Erst recht, weil ich als in der japanischen Kompetenzhierarchie ganz unten stehender Ausländer die Initiative der »Einheimischen«, der mit dem Uni-System Vertrauten, abwarten sollte. Allerdings kann auch in Japan Gruppenarbeit nur funktionieren, wenn sich die Gruppe überhaupt trifft. Beim ersten Treffen standen dann alle herum wie versteinerte Tonstatuen aus einem chinesischen Kaisergrab. Die ersten fünf Minuten sagte niemand überhaupt irgendetwas. Ich auch nicht, nicht nur, weil ich schon so infiltriert durch dieses »Nicht-Auffallen« bin, sondern auch, weil die Atmosphäre des wartenden Schweigens einfach so Literatur 5 lahmt. Man wird immer pessimistischer und hat Lust, alles hinzuschmeißen. Dabei sind wir alle erwachsen und haben mehrere Jahre Uni- und Dutzende Lebenserfahrung hinter uns. Wieder war ich es, der endlich das Wort ergriff. Auf deutsche Art trug ich meinen ganzen Sermon vor: Was ist notwendig, was kann ich davon selbst machen, wer könnte vielleicht was übernehmen usw. Anstatt einer sofortigen breiten Zustimmung oder einer lebhaften Diskussion aber folgte meinem Vorschlag wieder — Schweigen. Schließlich befragte ich dann wie ein Gruppenleiter, dessen Funktion ich nun wahrlich nicht anstrebte, alle einzeln nacheinander nach ihrer Meinung. Widerwillig gemurmelte Zustimmung war die maximale Reaktion. Letzten Endes führte unsere Gruppe das Projekt genau so durch, wie ich vorgezeichnet hatte. Es war nicht der Inhalt, der ihnen nicht gepasst hatte, es war einfach die Art, zu schnell und zu laut. Aber wie soll man denn sonst vorwärts kommen? Man fragt sich wirklich, wie japanische Firmen das Land zu einer derart wohlhabenden Nation aufbauen konnten, bei dieser jede Kreativität und Entscheidung lähmenden »Lieber sag ich nichts, als dass ich mich profilieren könnte«-Kultur. (Neumann, 2006, S. 110 111). Anhand dieses kleinen Beispiels wird deutlich, dass der junge Mann bereits einige Erfahrung mit den (ungeschriebenen) Verhaltensregeln an einer japanischen Hochschule besaß und sich bewusst war, welches Verhalten von ihm erwartet wurde. Dieses Wissen um situationsangemessene Verhaltensweisen und zugrunde liegende Normen und Werte stellt einen Teil interkultureller Kompetenz dar, der es uns ermöglicht, eine Situation adäquat einzuschätzen und die Anforderungen der Umwelt an unser eigenes Verhalten zu erkennen. Ein solches Wissen ist hilfreich und notwendig, da es uns die Anpassung an eine fremde Kultur erst ermöglicht. Andererseits hat das Wissen des jungen Mannes offensichtlich nicht ausgereicht, um den Umgang mit seinen Kommilitonen im Rahmen der Projektgruppe erfolgreich zu gestalten. Woran könnte dies gelegen haben? Literatur 6 Aus der Beschreibung der Gruppensituation wird deutlich, dass der Student aufgrund seiner bisherigen Erfahrung im deutschen Universitätsbetrieb ein aktives Einbringen seiner Kommilitonen zur Abstimmung der Projektinhalte und der Aufteilung der Aufgaben gewöhnt war. Diese Erfahrung hatte ihn geprägt und wurde in seinem Gedächtnis als effektive Strategie zur erfolgreichen Bearbeitung und Beendigung einer Gruppenarbeit gespeichert. Weiterhin war er sich bewusst, dass seine japanischen Kommilitonen mit großer Wahrscheinlichkeit alternative Verhaltensstrategien wählen würden, um die Projektarbeit zu starten und von ihm eine Anpassung an die bestehenden Hierarchien einer japanischen Universität erwarteten. Trotz dieses Wissens hatte der deutsche Student augenscheinlich Probleme, die abwartende Haltung seiner Kommilitonen zu akzeptieren und sich in deren Denk- und Verhaltensmuster hineinzuversetzen. Ein solcher Mangel an Empathiefähigkeit mag in unserem Beispiel der Grund dafür gewesen sein, weshalb der deutsche Student nach einer Weile des Abwartens die Initiative ergriff, seine Kommilitonen kontaktierte und auf diese Weise die Leitung und Koordination der Gruppenaktivität übernahm. Offensichtlich konnte er sich aufgrund seiner bisherigen Erfahrung nicht vorstellen, dass bei abwartendem Verhalten das Gruppenprojekt gestartet bzw. zum Erfolg geführt werden könnte. Das heißt, dass der Student zwar die japanischen Verhaltensregeln kannte, sich aber nicht in die Gedanken, Bewertungen und Gefühle seiner Kommilitonen hineinversetzen konnte und neben seinen „deutschen“ Verhaltenweisen keine adäquaten Alternativhandlungen anzuwenden wusste. In Anlehnung an das obige Beispiel möchte der vorliegende Beitrag aufzeigen, weshalb wir uns relativ leicht Informationen Literatur 7 über kulturspezifische Verhaltensweisen im Ausbildungskontext aneignen können, aber trotzdem Probleme haben, das Denken und Fühlen kulturfremder Lehrer und Schüler zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Zu diesem Zweck werden im zweiten Kapitel zunächst die Begriffe „Kultur“ und „interkulturelle Kompetenz“ eingeführt und erklärt. Anschließend wird im dritten Kapitel näher beleuchtet, in welcher Form sich kulturelle Einflüsse auf das Denken, Fühlen und Handeln von Lehrkräften wie Lernenden in unterschiedlichen Kulturkreisen auswirken können. Als Basis für diese Darstellung dient das Kulturmodell von Triandis (1989, 1995a, 1995b). Treffen Lehrer und Schüler mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund aufeinander, so kann es in multinationalen Lernumgebungen zu unterschiedlichen Erwartungen an die Unterrichtsgestaltung und entsprechend zu Störungen in Kommunikation und Interaktion führen. Dies wird im vierten Kapitel exemplarisch anhand des Kulturmodells von Hofstede (1980, 1986, 2006) erläutert. Die vorgestellten Ergebnisse werden im fünften Kapitel integriert und Empfehlungen für die Gestaltung multinationaler Lernumgebungen abgeleitet. 2. Kultur und interkulturelle Kompetenz 2.1. Was ist Kultur? Der Begriff Kultur ist ein relativ breit gefasstes Konzept, zu dem abhängig von der betrachteten Wissenschaftsdisziplin eine Reihe unterschiedlicher Definitionen existieren. Der vorliegende Beitrag stützt sich auf die psychologischpädagogische Perspektive, die Kultur als ein vielschichtiges Konstrukt multidimensionaler Struktur sieht. Allerdings besteht unter den Forschern wenig Einigkeit über die genaue Definiti- Literatur 8 on von Kultur (vgl. z.B. Geertz, 1987; Hofstede, 1980, Triandis, 1989). Geertz beispielsweise betrachtet Kultur als „ein historisch überliefertes System von Bedeutungen, die in symbolischer Gestalt auftreten, ein System überkommener Vorstellungen, die sich in symbolischen Formen ausdrücken, ein System, mit dessen Hilfe die Menschen ihr Wissen vom Leben und ihre Einstellungen zum Leben mitteilen, erhalten und weiterentwickeln“ (Geertz, 1987, S. 46). Das von Geertz angesprochene System an Vorstellungen ist mit einem Muster an relevanten Normen und Werten gleichbedeutend, welches jeder Mensch im Laufe seiner Sozialisation erwirbt. Im Bestreben diese unterschiedlichen Ansätze zu vereinheitlichen, schlagen Lehman, Chiu und Schaller (2004) vor, Kultur aufzufassen als „… a coalescence of discrete behavioral norms and cognitions shared by individuals within some definable population that are distinct from those shared within other populations” (p. 690). Jede Gesellschaft bringt nach dieser Definition ihre eigenen Normen und Werte hervor, die von ihren Mitgliedern geteilt und akzeptiert werden. Dies hat zur Folge, dass die Angehörigen einer Kultur ein bestimmtes Ereignis in ähnlicher Form bewerten, vergleichbare Gefühle empfinden und mit ähnlichem, allgemein akzeptiertem und daher angemessenem Verhalten reagieren können. Angehörige eines anderen Kulturkreises haben mit großer Wahrscheinlichkeit ein anderes System an Normen und Werten ausgebildet, das zu abweichenden Mustern im Denken, Erleben und Handeln führt (vgl. Triandis, 1989, 1995b). Treffen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Orientierungssystemen aufeinander, so wird die Umwelt meist weiterhin durch die eigene ‚kulturelle Brille’ interpretiert. Als Folge wird das Verhalten des fremdkulturellen Gegenübers oft falsch Literatur 9 gedeutet, die Folgen des eigenen Handelns können nicht realitätsgerecht antizipiert werden und erfolgreiche Reaktionsmuster erweisen sich als ineffektiv oder irrelevant. Entsprechend kann es zu Störungen der Kommunikation oder gar zu sozialen Konflikten kommen, veranschaulicht an dem Beispiel des deutschen Austauschstudenten in Japan (Thomas, 1996; Thomas & Wagner, 1999; Triandis, 1995a, 1995b). 2.2. Wofür steht interkulturelle Kompetenz? Vergleichbar der kontroversen Diskussion über eine angemessene Definition von Kultur findet sich in der Literatur keine einheitliche Bedeutung des Begriffes „interkulturelle Kompetenz“. Unter den Forschern besteht jedoch mittlerweile Einigkeit, dass es sich um eine Mischung verschiedener situationsspezifischer Fertigkeiten handelt, die sich aufgrund von wiederholter Erfahrung mit einer bestimmten Art von interkultureller Situation aufbauen und sich dann im Sinne einer Persönlichkeitseigenschaft verfestigen können (für eine Übersicht der verschiedenen Ansätze siehe Göbel & Hesse, im Druck). Als gemeinsames Merkmal wird die Prozesshaftigkeit des Kompetenzerwerbs betont, welche im Sinne eines Stufenmodells einen Ausgangs- („Novizenschaft“) und einen Zielzustand („Experte“) verknüpft (vgl. Mandl, Gruber & Renkl, 1993; Weinert, 1999). Dem Begriff der interkulturellen Kompetenz liegt damit die Annahme zugrunde, dass jeder Mensch situationsspezifische Fertigkeiten für einen erfolgreichen Umgang mit multinationalen Lernumgebungen aufbauen kann, wobei dies durch einen selbstgesteuerten individualisierten Lernprozesses (eigene Erfahrungen als Lehrer bzw. Schüler) und/oder Literatur 10 den gezielten Einsatz von Trainingsmaßnahmen erreicht werden kann. Eine solche Konzeption von interkultureller Kompetenz ist im „Developmental Model of Intercultural Sensitivity“ (Bennett, 1993; Bennett, Bennett & Allen, 2003) und dem „Handlungsund lerntheoretischen Konzept zur Entwicklung interkultureller Kompetenz“ (Thomas, 2003; Thomas & Wagner, 1999) realisiert. Überträgt man die Annahmen beider Modelle auf den Ausbildungskontext, so stellt der Kontakt zwischen Schülern und Lehrern mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund eine Voraussetzung dar, um zwischenmenschliche Belastungen zu erkennen, zu reduzieren und sukzessive die soziale Interaktion erfolgreicher zu gestalten. Der Aufbau interkultureller Kompetenz erfolgt durch „interkulturelles Lernen“, was das Bemühen einer Person beschreibt, „im Umgang mit Menschen einer anderen Kultur deren spezifisches Orientierungssystem der Wahrnehmung, des Denkens, Wertens und Handelns zu verstehen, in das eigenkulturelle Orientierungssystem zu integrieren und auf das Denken und Handeln im fremdkulturellen Handlungsfeld anzuwenden“ (Thomas & Wagner 1999, S. 230). Das wiederholte Erleben fremdkultureller Muster im Denken, Fühlen und Handeln und deren gezielte Reflexion führen schließlich zum Aufbau interkultureller Kompetenz, welche sich in einer kognitiven, affektiven und kommunikativverhaltensbezogenen Dimension manifestiert (Herbrand, 2000). Die kognitive Dimension bezieht sich dabei auf Wissen um kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Werten, Normen, Verhaltensmustern und situativen Auslösern. Die Fähigkeit, sich in kulturfremde Interaktionspartner hineinzuversetzen und eventuell auftretende Probleme als kulturbe- Literatur 11 dingt zu identifizieren wird als affektive Dimension bezeichnet. Die kommunikativ-verhaltensbezogene Dimension schließlich beschreibt die Fähigkeit, kulturfremde Handlungsoptionen zu erwerben und diese angemessen einsetzen zu können. Besonders in gemischtnationalen Lernumgebungen setzt ein erfolgreiches Handeln fundiertes interkulturelles Wissen, ausgeprägte Empathiefähigkeit, und eine breite Palette an verfügbaren Handlungsoptionen auf Seiten des Lehrenden voraus (Thomas & Wagner 1999; Davis, 2005). Abbildung 1 soll die wechselseitige Abhängigkeit dieser drei Komponenten veranschaulichen. Abbildung 1: Die drei Facetten interkultureller Kompetenz (nach Thomas & Wagner, 1999) 3. Kulturelle Einflüsse im Ausbildungskontext Im Weiteren wird nun dargelegt, in welcher Form sich kulturelle Faktoren auf das Denken, Erleben und Verhalten von Schülern wie Lehrern im Ausbildungskontext auswirken können. Abhängig vom Muster der vorherrschenden Normen und Werte wird dieselbe Lernumgebung von verschiedenen Kulturen anders erlebt, sind unterschiedliche Erwartungen bezüglich Literatur 12 der Ziele und Methoden der Unterrichtsgestaltung vorhanden und variiert die Vorstellung einer angemessenen Interaktion untereinander. Um den Einfluss kultureller Faktoren zu verdeutlichen, stellen wir hier das Konzept des IndividualismusKollektivismus (I-K) von Triandis vor (1989, 1995a, b) und erläutern kulturelle Unterschiede anhand ausgewählter Befunde. 3.1. Individualismus-Kollektivismus: Das Kulturmodell von Triandis Das in der kulturvergleichenden Psychologie am weitesten verbreitete Modell geht auf die Arbeiten von Harry Triandis (1989, 1995a, 1995b) zurück und ordnet Gesellschaften nach dem Ausmaß, in dem sie nach einer kollektiven oder eher individualistischen Struktur ausgerichtet sind. Triandis versteht beide Konzepte als Pole einer Dimension, die das Ausmaß und die Qualität von wechselseitiger sozialer Abhängigkeit („social relatedness“) in verschiedenen Lebensbereichen charakterisieren. Individualistische Gesellschaften ermöglichen und fordern vom Einzelnen, individuelle Ziele für das eigene Leben zu definieren und eigenverantwortlich deren Umsetzung zu übernehmen. Kollektiv vorgegebene Ziele spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Verhalten wird dementsprechend als Funktion persönlicher Eigenschaften und Einstellungen betrachtet, die der Selbstverwirklichung und Entwicklung des eigenen Potenzials dienen (Kitayama, Markus & Lieberman, 1995; Markus & Kitayama, 1991). Kollektivistische Gesellschaften dagegen erwarten von ihren Mitgliedern eine Anpassung an die Bedürfnisse des sozialen Netzwerks, wobei im Interesse des kollektiven Wohlergehens eigene Wünsche denen der In-Group untergeordnet werden sollen. Im Gegensatz zu individualisti- Literatur 13 schen Gesellschaften wird Verhalten daher weniger als Ausdruck stabiler Persönlichkeitseigenschaften sondern vielmehr als Funktion situativer Faktoren interpretiert (Kitayama et al., 1995; Smith & Bond, 1993; Triandis, 1989, 1995a, b). Die Industriestaaten in Nord- und Westeuropa, Nordamerika und Australien sind typische Vertreter einer individualistischen Gesellschaftsordnung im Gegensatz zu den meisten Nationen in Asien, Afrika oder Südamerika mit kollektivistischer Orientierung. In Übereinstimmung mit der in Kapitel 2 vorgestellten multidimensionalen Struktur von Kultur zeigen sich Ausprägungsunterschiede auf der Individualismus-Kollektivismus-Dimension nach Triandis (1989) in mindestens vier verschiedenen Bereichen des psychologischen Funktionierens: 1) Lebensbestimmende Ziele (persönliche vs. kommunale), 2) Verhaltenswirksamkeit von sozialen Regeln vs. persönlichen Einstellungen, 3) Präferenz für systemische vs. rationale Ursachenzuschreibungen, 4) Ausbildung des eigenen Selbstkonzepts (interdependent vs. independent). Abhängig vom Grad des Individualismus-Kollektivismus konnten in den vier Funktionsbereichen Unterschiede zwischen Gesellschaften nachgewiesen werden, die wiederum großen Einfluss auf das kulturspezifische Denken, Fühlen und Verhalten der jeweiligen Mitglieder hatte. Zur Veranschaulichung werden im Folgenden ausgewählte Befunde für den Ausbildungskontext dargestellt. 3.2. Forschungsergebnisse zum Modell von Triandis Ein Großteil der Studien zur Bedeutung des IndividualismusKollektivismus-Konzeptes im Ausbildungskontext untersucht Literatur 14 Kulturunterschiede im Zusammenhang von stressreichen Belastungen. Entsprechend sind kognitive, emotionale und bewältigungsbezogene Prozesse bei akademischen und sozialen Stressoren von Interesse (McAndrew, Akande, Turner & Sharma, 1998), also z. B. Stress und Prüfungsangst in Leistungssituationen (Bodas & Ollendick, 2005; Seipp & Schwarzer, 1996; Zeidner, 1998) oder die individuelle vs. gemeinschaftliche Bewältigung von sozialen Konflikten oder von Prüfungen (Buchwald, 2004; Hobfoll, 1998, 2002; Zeidner, 1995). Große Kulturunterschiede zwischen Studierenden aus individualistischen und eher kollektivistischen Ländern zeigen sich im Ausmaß der Angst, ausgelöst durch leistungsbezogene Stressoren. So konnten Seipp und Schwarzer (1996) sowie Bodas und Ollendick (2005) im Rahmen verschiedener Metaanalysen mit Stichproben aus etwa 50 Ländern zeigen, dass Studierende aus kollektivistischen Kulturen mehr Angst vor Prüfungen empfinden, Leistungssituationen als bedrohlicher erleben und Stress eher durch Vermeidungsverhalten bewältigen. Die höchsten Werte erreichten Stichproben aus dem arabischen Sprachraum (z.B. Ägypten, Jordanien), während westeuropäische Studenten (z.B. Italien, Niederlande) die geringsten Werte berichteten. Entgegen dem Trend waren die Werte in kollektivistischen Stichproben aus Ostasien (z.B. China, Japan) geringer als erwartet. Vergleichbare Ergebnisse berichten Ringeisen, Buchwald und Hodapp (under review), die Studenten aus Deutschland (eher individualistisch) und Südafrika (eher kollektivistisch) im Hinblick auf ihre Prüfungsängstlichkeit verglichen. Entgegen der Erwartung zeigten sich weder in der Struktur noch in der Intensität der Ängstlichkeit Unterschiede zwischen den beiden Länderstichproben. Nach Annahme einiger Forscher (z.B. Spielberger & Vagg, 1995; Literatur 15 Weiner, 2001, Wang & Ollendick, 2001; Zeidner, 1998) sollten sich die erwarteten Ergebnisse zeigen, wenn der Einfluss ungewollter situativer (z.B. Prüfungsbedingungen), interpersoneller (Persönlichkeit des Prüfers bei mündlichen Prüfungen, Erwartungen des sozialen Umwelt, etc.) sowie demographischer Faktoren kontrolliert wird. Bei Kontrolle dieser Faktoren konnte in einigen Studien wie erwartet ein positiver Zusammenhang zwischen der Stärke von Kollektivismus und der Intensität von Stress, negativen Emotionen und physischen Symptomen im Ausbildungskontext identifiziert werden. Beispiele umfassen den Vergleich von studentischen Stichproben aus China und Kanada (Dyal & Chan, 1985), China und den USA (Gerdes & Ping, 1994) oder Australien und Japan (Radford, Mann, Ohta & Nakane, 1993). Eine interkulturelle Studie dagegen fand einen negativen Zusammenhang der genannten Variablen (Sinha, Willson & Watson, 2000). Beim Vergleich von parallelisierten Studentenstichproben aus Kanada und Indien berichteten die individualistischen Kanadier mehr Belastung und stärkere negative Emotionen als die Inder. In Bezug auf die Bewältigung akademischer und sozialer Belastungen in Schule und Ausbildung berichten die verfügbaren Studien ebenfalls unterschiedliche Zusammenhangsmuster zwischen dem Ausmaß von Kollektivismus-Individualismus und der Nutzung einzelner Bewältigungsformen. So steigt bei Studierenden mit zunehmend individualistischer Orientierung sowohl die Nutzung von problemorientierten Strategien als auch der Suche nach sozialer Unterstützung, während der Zusammenhang mit emotionsbezogener Bewältigung zwischen positiv und negativ variiert (Cross, 1995; Hsieh, 2000; Zaff, Blount, Philips, & Cohen, 2002). Für Personen mit kollek- Literatur 16 tiver Selbstausrichtung hingegen konnte kein systematischer Zusammenhang mit der Nutzung problemorientierter Bewältigung festgestellt werden (Christopher, 2005; Cross, 1995; Hsieh, 2000; Zaff et al., 2002). Inkonsistente Zusammenhänge ergaben sich für die Suche nach sozialer Unterstützung. Im Vergleich zu individualistischen Stichproben zeigten kollektivistische Studierende in zwei Studien eine stärker ausgeprägte Suche nach sozialer Unterstützung (Christopher, 2005; Sinha et al., 2000), während Taylor, Sherman, Kim, Jarcho, Takagi & Dunagan (2004) ein entgegen gesetztes Muster identifizierten. 3.3. Probleme des Triandis’schen Ansatzes Wie die oben genannten Untersuchungsergebnisse veranschaulichen, unterscheiden sich die Mitglieder kollektivistischer und individualistischer Kulturen im Hinblick auf Ihr Denken, Fühlen und Handeln im Ausbildungskontext. Neben vielen hypothesenkonformen Unterschieden zeigten sich die erwarteten Ergebnisse nicht in allen Studien. Aus messmethodischer Sicht mag dies durch die Tatsche bedingt sein, dass Individualismus-Kollektivismus von Triandis als mehrdimensionales Konzept eingeführt wurde, in der Praxis die Ausprägungen jedoch nur selten separat für die vier betroffenen Funktionsbereiche erfasst wurden. Stattdessen wurde eine Gesellschaft aufgrund vorheriger Untersuchungen entweder ad hoc als individualistisch oder kollektivistisch eingestuft, die Ausprägung auf der I-K-Dimension anhand eines aggregierten Gesamtscores bestimmt oder nur für einen der vier Funktionsbereiche Messungen durchgeführt (Phinney, 1996; Slavin, Rainer, McCreary & Gowda, 1991; van de Vijver & Leung, Literatur 17 1997a, 1997b). Alle drei Vorgehensweisen sind problematisch, da innerhalb einer Gesellschaft die Ausprägung der I-KDimension zwischen den Mitgliedern sowie innerhalb einer jeden Person in den vier Funktionsbereichen variieren kann. Neben diesen messmethodischen Problemen wurde aus inhaltlicher Sicht von vielen Forschern kritisiert, dass eine bipolare Dimension offensichtlich nicht ausreicht, um kulturelle Unterschiede in verschiedenen psychologischen Funktionsbereichen zu erklären. Dies wurde besonders deutlich, wenn Stichproben aus Ländern mit äquivalenter I-K-Ausprägung wie Japan oder Indien (beide hoch kollektiv) z. T. große Unterschiede in der emotionalen Reaktion und dem Umgang mit vergleichbaren sozialen Konflikten im Ausbildungskontext zeigten, obwohl diese sich theoretisch nicht hätten zeigen dürfen (Laungani, 1995; Matsumoto, 1990; Slavin et al., 1991, Schwarzer & Zeidner, 1996). Als Lösung schlagen deshalb viele Autoren vor, neben der I-K-Dimension eine Reihe weiterer Dimensionen zu berücksichtigen, auf denen sich kulturelle Unterschiede im Ausbildungskontext widerspiegeln. Bei einer simultanen Berücksichtigung verschiedener Dimensionen, deren Ausprägung im Sinne unterschiedlicher Profile zwischen Kulturen variieren kann, sollten die bisher inkonsistenten Ergebnisse verschwinden (z.B. Bodas & Ollendick, 2005; Hofstede, 2006; van de Vijver & Leung, 1997a, 1997b; Weiner, 2001). 4. Unterricht aus interkultureller Perspektive 4.1. Ein vierdimensionales Kulturmodell: Der Ansatz von Hofstede Um die im vorherigen Abschnitt erläuterten Probleme des bipolaren I-K-Ansatzes zu begrenzen, schlägt Hofstede (1980, Literatur 18 2006) ein vierdimensionales Kulturmodell vor. Die Identifikation der vier Dimensionen basiert auf mehr als 100.000 Mitarbeiterbefragungen auf allen Hierarchieebenen, die Hofstede im Auftrag des IBM-Konzerns in nahezu 50 verschiedenen Staaten durchführte. Anhand der auf Länderebene ausgewerteten Datensätze bestätigte sich nicht nur die Dimension Individualismus-Kollektivismus, sondern drei weitere Dimensionen, nämlich Machtdistanz (power distance), Unsicherheitsvermeidung (Uncertainty avoidance) und MaskulinitätFeminität (masculinity-feminity). Mit diesem Modell können für jede Gesellschaft Ausprägungsmuster auf den vier Dimensionen identifiziert werden, die zu kulturspezifischen Profilen führen, anhand derer sich Menschen in ihrer Kommunikation und Interaktion mit anderen Personen unterscheiden lassen. Besonders deutlich wird dies im Kontext von Schule und Ausbildung (z. B. Hofstede, 1986; Ringeisen, Spanowski & Trautner, im Druck). Tabelle 1 gibt einen Überblick über die vier Dimensionen. Tabelle 1: Die vier kulturellen Wertedimensionen nach Hofstede IndividualismusKollektivismus Machtdistanz Unsicherheitsvermeidung Maskulinität- - Ausmaß, in dem eine Gesellschaft die Selbstverwirklichung des Einzelnen fördert (Individualismus) oder die Mitglieder in schützende Gruppenstrukturen integriert sind, die Anpassung und Loyalität verlangen (Kollektivismus) - Ausmaß der Akzeptanz, dass Macht innerhalb einer Gesellschaft ungleich verteilt ist - Ausmaß der Bedrohung, die bei Mitgliedern einer Kultur durch unklare, uneindeutige Situationen ausgelöst wird - Ausmaß, in dem eine Gesellschaft Wettbewerb Literatur Feminität 19 und Leistungsorientierung betont oder aber Kooperation und soziale Feinfühligkeit im Vordergrund stehen In Übereinstimmung mit Triandis (1989, 1995a, 1995b) versteht Hofstede (1980; 1986; 2006) Individualismus als definierendes Merkmal einer Gesellschaft, welches den Gegenpol zu einer kollektivistischen Ausrichtung bildet. Individualistische Kulturen gehen davon aus, dass jedes Mitglied daran interessiert ist seine Interessen und die seiner engsten Familie (Ehepartner, Eltern, Kinder, Geschwister) zu verwirklichen. Kollektivistische Kulturen dagegen betrachten jeden Menschen als Teil einer oder mehrerer sozialer Gruppe(n), deren Zugehörigkeit nicht frei gewählt werden kann, sondern sich aufgrund der Herkunft, der sozialen Schicht, des religiösen Glauben, etc. ergibt. Die jeweilige Gruppengemeinschaft – dies kann die Großfamilie, ein Clan, die Glaubensgemeinschaft aber auch ein Unternehmen oder eine Bildungseinrichtung sein – schützt die Interessen der Mitglieder, ermöglicht und fördert ihre sozialen Einbindung, setzt im Gegenzug aber permanente Loyalität voraus. Machtdistanz bezieht sich nach Hofstede (1980; 2006) auf das Ausmaß, in dem die Mitglieder einer Gesellschaft akzeptieren, dass Macht und Einfluss zwischen allen Mitgliedern ungleich verteilt sind. Eine solche Annahme beinhaltet keine direkten Implikationen über die zugrunde liegende Staatsform. Auch Mitglieder in basisdemokratischen Gesellschaften können ein machtnahes oder machtdistanziertes Mitspracheverständnis haben, was sich im Ausmaß der Kritik an der gewählten Exekutive ausdrücken kann. Dies kann sich sowohl auf die nationale Regierung als auch auf die Organisation einer Bil- Literatur 20 dungseinrichtung beziehen, in der die Entscheidungsgewalt zwischen verschiedenen Gremien aufgeteilt ist. Unsicherheitsvermeidung beschreibt das Ausmaß, indem sich die Mitglieder einer Gesellschaft durch unstrukturierte, unklare oder unvorhersehbare Situationen bedroht fühlen. Gesellschaften, die großen Wert darauf legen Unsicherheit zu vermeiden, entwickeln oft genau definierte Verhaltensregeln und geben vor, unter welchen Bedingungen eine bestimmte Form des Verhaltens in einer konkreten Situation angemessen ist oder nicht. Je nachdem mit welcher Rigidität diese Regeln festgesetzt und ihre Einhaltung sanktioniert wird, erscheinen diese Kulturen aktiv und vermitteln Sicherheit oder wirken aggressiv, emotional und intolerant. Abhängig vom kulturellen Hintergrund des Betrachters werden Gesellschaften mit schwacher Unsicherheitsvermeidung dagegen als unstrukturiert und vernachlässigend oder als entspannt und tolerant erlebt. Hofstede (1986; 2006) versteht Maskulinität schließlich als Gegenpol zu einer femininen Gesellschaftsausrichtung. Die beiden Pole unterscheiden sich nicht nur in den zugrunde liegenden Werten, sondern spiegeln innerhalb einer Kultur die Rigidität der vorherrschenden Geschlechtsrollenstereotype wider (vgl. Trautner, 2002; 2003). Maskuline Kulturen unterscheiden zwischen geschlechtsrollenkonformem und abweichendem Verhalten und sind entsprechend rigide in ihrer Kategorisierung. Maskuline Kulturen erwarten von Männern Merkmale wie Ehrgeiz und Selbstbehauptung: Erfolg wird anhand von Leistung, Stärke und Schnelligkeit im Wettbewerb mit anderen gemessen. Frauen hingegen sollen soziale Verantwortung übernehmen und Fürsorge für Familie und Bedürftige zeigen. In femininen Kulturen gibt es eine flexiblere Defini- Literatur 21 tion der Geschlechtsrollen, die sich für beide Geschlechter eng überschneidet. Generell tritt die Bedeutung von Wettbewerb und Leistung hinter Kooperation und individueller Förderung des Einzelnen zurück. Die vier oben vorgestellten Dimensionen sind in der Praxis oft in charakteristischer Weise miteinender korreliert. Zur Veranschaulichung sind die standardisierten Länderscores (von 0 bis 100) auf den vier Dimensionen für etwa 50 Länder in den Abbildungen 2 und 3 abgetragen. Tabelle 2 liefert eine Liste der benutzten Abkürzungen für die dargestellten Länder. Tabelle 2: Die Abkürzungen der Länder in den Abbildungen 2 und 3 (aus Hofstede, 1986, S. 311) EAF ARA Arabic countries ARG AUL AUT BEL BRA Argentina Australia Austria Belgium Brazil EQA FIN FRA GBR CAN Canada CHL COL Chile Colombia COS Costa Rica Denmark DEN SWI IND India NZL Iran Ireland Israel Italy Jamaica Japan PAK PAN Equador Finland France G. Britain IRA IRE ISR ITA JAM JPN New Zealand Pakistan Panama PER PHI POR Peru Philippjnes Portugal GER Germany KOR MAL MEX SAL SIN South Africa Salvador Singapore WAF Greece Guatemala South Korea Malaysia Mexico SAF GRE GUA HOK Hong Kong NET SPA Spain YUG IDO Indonesia NOR Netherlands 1 Norway SWE Sweden East Africa (Kenya, Ethiopia, Zambia) TAI THA TUR URU USA VEN Abbildung 2 zeigt anschaulich, dass Hofstede (1980; 1986) in seiner IBM-Studie eine stark negative Beziehung zwischen Individualismus-Kollektivismus und der Machtdistanz auf Länderebene identifizieren konnte. Je kollektiver die Gesellschaftsstruktur in einem Land ausgerichtet ist, desto stärker akzeptieren ihre Mitglieder offensichtlich eine ungleiche Verteilung von Macht. Nichtsdestotrotz gibt es vor allem in Südwesteuropa einige Länder wie Spanien oder Italien, die hohe Switzerland Taiwan Thailand Turkey Uruguay USA Venezuela West Africa (Nigeria, Ghana, Sierra Leone) Yugoslavia Literatur 22 Machtdistanz und eine individualistisch geprägtes Gesellschaftssystem kombinieren. Folglich lassen sich beide Dimensionen trotz inhaltlicher Überlappungen konzeptionell unterscheiden und können nicht in einer Dimension zusammengefasst werden. Aus Abbildung 3 wird deutlich, dass Hofstede (1980; 1986) für die Dimensionen Maskulinität-Feminität und Unsicherheitsvermeidung keinen systematischen Zusammenhang identifizieren konnte. Über die 50 aus 6 Kontinenten stammenden Länderstichproben hinweg sind demnach hohe wie niedrige Ausprägungen auf beiden Dimensionen miteinander kombiniert. Trotz dieser augenscheinlichen Gleichverteilung lassen sich Cluster von Ländern identifizieren, welche aufgrund historischer Entwicklungen und geographischer Nähe nahezu identische Ausprägungsmuster auf beiden Dimensionen zeigen. Beispielsweise zeichnen sich alle skandinavischen Ländern durch geringe Unsicherheitsvermeidung und hohe Feminität aus, während die angloamerikanischen Staaten wie die USA, Großbritannien, Irland, Australien oder Neuseeland eine geringe Unsicherheitsvermeidung mit einer maskulinen Orientierung verbinden. Die deutschsprachigen Länder Mitteleuropas (Deutschland, die Schweiz und Österreich) sowie viele spanischsprachigen Ländern Mittel- und Südamerikas (z. B. Ekuador, Mexiko, Kolumbien, Venezuela) zeigen ebenfalls eine leistungsbetontes und wettbewerbsorientiertes Profil, das allerdings mit starker Unsicherheitsvermeidung kombiniert ist. Literatur 23 Abbildung 2: Verteilung von Machtdistanz und Individualismus-Kollektivismus (aus Hofstede, 1986, S. 309) 4.2. Die Bedeutung von Hofstedes Modell für den Unterrichtskontext Eine Reihe von Forschungsarbeiten haben die Bedeutung von Hofstede’s Modell für den Ausbildungskontext untersucht und die Gültigkeit seiner Annahmen bestätigt (z.B. Bodas & Ollen- Literatur 24 dick, 2005; Lieh-Mak, Lee & Luk, 1984; Stroebe, 1976; Triandis, 1984, 1989; Jamieson & Thomas, 1974; Seipp & Schwarzer, 1996; Stubbs & Delamont, 1976). Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Lernende und Lehrende abhängig von ihrem Ausprägungsmuster auf den vier Dimensionen offensichtlich Abbildung 3: Verteilung von Maskulinität-Feminität und Unsicherheitsvermeidung (aus Hofstede, 1986, S. 310) Literatur 25 kulturspezifische Erwartungen über einen angemessenen Unterricht entwickeln, die neben dem Umgang miteinander auch die zugrunde liegenden Emotionen und Denkprozesse beeinflussen. In Ländern mit geringer Machtdistanz wie beispielsweise in Skandinavien, den deutschsprachigen Ländern oder vielen angloamerikanischen Staaten bekommen Schüler die Möglichkeit, den Unterricht aktiv und eigenverantwortlich mitzugestalten. Lehrer und Schüler interagieren dabei auf einer weitestgehend gleichberechtigten Ebene. Von den Schülern wird ein hohes Maß an Eigeninitiative erwartet, die sich beispielsweise in der unaufgeforderten Beteiligung am Unterricht und lebhaften fachbezogenen Diskussionen mit dem Lehrer zeigen (z.B. Martin & Marsh, 2006). In Ländern mit hoher Machtdistanz, die sich vor allem in Mittel- und Südamerika sowie in Asien finden, sind Lehrende zu respektierende Autoritätspersonen und ihre Schüler stehen zu ihnen in einem starken Abhängigkeitsverhältnis (Hofstede, 1986, 2006). Dem Lehrer wird sowohl im Schulalltag als auch außerhalb der Schule großer Respekt entgegengebracht. Dementsprechend ist es nicht erwünscht, dass sich Schüler ohne Aufforderung des Lehrers zu Wort melden oder Diskussionen mit dem Lehrer beginnen, die diesem einen Gesichtsverlust bescheren könnten. Beurteilungen und Zensuren werden akzeptiert und nur selten in Frage gestellt. Entsprechende Lernumgebungen sind geprägt von Frontalunterricht mit seinen oft negativen Auswirkungen auf die Lernmotivation und die Behaltensleistung (für einen Überblick siehe z. B. Helmke & Weinert, 1997). Zudem zeigen Schüler in stark machtdistanzierten Bildungssystemen oft höhere Prüfungsangst, leiden bei konsistentem negativem Literatur 26 Leistungsfeedback unter einer Abschwächung des fachspezifischen akademischen Selbstkonzeptes und zeigen eher kontraproduktive, passive und vermeidende Bewältigungsstrategien (Bodas & Ollendick, 2005; Lissmann & Paetzold, 1988; Seipp & Schwarzer, 1996). Im Gegensatz zu Machtdistanz zeigt sich Unsicherheitsvermeidung weniger in der Interaktion zwischen Lehrern und Schülern, als vielmehr in der formalen Gestaltung des Unterrichts. In einem Land mit hoher Unsicherheitsvermeidung wie Deutschland sind Lernumgebungen meist von Strukturiertheit und Klarheit geprägt, wobei „…deutsche Schüler […] in dem Glauben erzogen [werden], dass alles, was einfach und verständlich ist, dubios und wahrscheinlich unwissenschaftlich sei“ (Stroebe 1976, S. 510). Als Konsequenz werden vom Lehrer detaillierte Arbeitsanweisungen und konkrete Antworten auf offene Fragen erwartet, die sich in vielen Studien als positiv für die Lernleistung und die Arbeitsmotivation gezeigt haben (z. B. Seidel, Rimmele & Prenzel, 2005; Spinnath, 2002). Das zugehörige Arbeitsmaterial ist allerdings oft unnötig kompliziert, da es nach dem Prinzip entwickelt wurde, das Wissen möglichst korrekt und mit großer Detailgenauigkeit abzubilden. Kulturkreise mit schwacher Unsicherheitsvermeidung wie Nordamerika oder Skandinavien sind im Gegensatz dazu oft durch flexiblere Lernsituationen mit halboffenem Ausgang und einem variableren Einsatz von Lernmethoden gekennzeichnet. Sind Machtdistanz und Unsicherheitsvermeidung beide gering ausgeprägt wie in Schweden, Finnland oder Dänemark, so zeigen Schüler meist eine aktive Mitarbeit ohne Aufforderung und größere Selbstbehauptung gegenüber Lehrern und Mitschülern, ohne sich dabei aggressiv, unkooperativ oder unso- Literatur 27 zial zu präsentieren. Auf diese Weise werden die Schüler optimal auf den Umgang mit Leistungssituationen vorbereitet, was besonders in mündlichen Prüfungssituationen einen erheblichen Vorteil darstellt (Buchwald, 2002, 2003; Hofstede, 1986, 2006). In stark individualistischen Regionen wie Westeuropa und Nordamerika wird eher selbstgesteuertes Lernen gefördert, um Schüler beim Erwerb von Problemlösekompetenz zu unterstützen. In kollektivistischen Ländern in Südamerika oder Ostasien hingegen wird die Einpassung des Schülers an die Klasse gefördert, um ein Herausstechen zu vermeiden. Höhere Bildung dient dabei als Voraussetzung für späteren gesellschaftlichen Status. Eine erfolgreiche Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium ermöglichen dort den gesellschaftlichen Aufstieg, der umgekehrt wiederum Ansehen und Stolz der In-Group erhöhen. Als Konsequenz kommt Prüfungen in stark kollektivistischen Ländern eine extrem hohe Bedeutung zu, was zu höheren Versagensängsten und eine stärker indirekt ausgerichteten Interaktion mit dem Lehrer führen kann (Seipp & Schwarzer, 1996; Triandis, 1995a, 1995b). In der Tradition der humanistischen Bildung betrachten individualistische Kulturen höhere Bildungseinrichtungen als Stätten des persönlichen Wachstums, die für jeden der die Aufnahmebedingungen erfüllt, zugänglich und finanzierbar sein sollten (Hofstede, 1986). Optimale Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewältigung von individualistischen Lernumgebungen und den zugehörigen Leistungssituationen stellt ein Muster aus hoher individualistischer und hoher kollektivistischer Orientierung dar. Ein solches Muster ist nach Hofstede nicht vorgesehen, da beide Ausprägungen als antagonistische Pole einer Dimension defi- Literatur 28 niert sind. Beim Vergleich von Emotionen und der Nutzung von Bewältigungsstrategien über die Phasen einer Prüfung hinweg konnten jedoch Ringeisen (2007) und Ringeisen und Buchwald (2006) zeigen, dass beide Pole auch hoch oder niedrig ausgeprägt sein können. Personen mit sowohl hoher individualistischer wie hoher kollektivistischer Ausprägung zeigten die geringste Belastung und die geringste Angst, verfügten aber über die höchste Selbstbehauptung und nutzten soziale Bewältigungsstrategien am effektivsten. In Übereinstimmung mit der Kategorisierung nach Hofstede (Südafrika kollektiv, Deutschland - individualistisch) nutzten südafrikanische Studenten eher formale soziale Netzwerke zur Unterstützung, während sich deutsche Studenten vornehmlich ihrem Partner, engen Freunden oder ihrer Familie zuwandten. Eigenschaften wie Konkurrenzdenken und Aggressivität zeigen sich schließlich im Schulalltag maskuliner Länder, die den offenen Leistungswettbewerb unter Lernenden fördern. Oft erwarten Lehrende von den Lernenden, dass sie versuchen, der Beste zu sein, was vor allem für leistungsschwache Schüler mit einer Absenkung ihres fachspezifischen Selbstkonzeptes, des Selbstwertes und der tatsächlichen Leistungsfähigkeit verbunden ist (Marsh, 1990; Trautwein, Lüdtke & Köller, 2006). Als Konsequenz dieser Ausrichtung haben viele maskuline Bildungssysteme wie in Deutschland ein mehrgliedriges Schulsystem eingeführt, in dem die Schüler nach ihrer Leistung auf 3 Schulformen verteilt werden. Der damit erzielte kurzfristig positive Effekt auf die Schülerleistung wirkt sich jedoch vor allem für schwache Schüler langfristig negativ aus (Köller, Schnabel & Baumert, 2001). Außerdem werden in maskulinen Gesellschaften Lehrer oft nach ihrer fachlichen Qualifikation, nicht aber nach ihrer pädagogischen Qualifikati- Literatur 29 on bewertet. Der akademischer Ruf des Lehrers und seine fachlichen Leistungen bedingen vorrangig seine Auswahl (Hofstede, 2006). In femininen Ländern wie Schweden oder Finnland werden vom Lehrer soziale Kompetenz, Einfühlungsvermögen und Freundlichkeit erwartet, was sich positiv auf das Klassenklima, die Akzeptanz der Schüler und somit deren Leistung auswirkt. Der durchschnittliche Schüler stellt die Norm dar, offenes Konkurrenzdenken hingegen wird sanktioniert (Hofstede 2006). Als Konsequenz bieten die Bildungssysteme in Skandinavien den Schülern ein vielfältiges Förder- und Unterstützungsprogramm, um Schwächen möglichst zeitnah auszugleichen und ein hohes [soziales] Funktionsniveau der Klasse zu erhalten. Leistungsbezogene Zensuren werden nicht verteilt, sondern individuelle Leistungsverbesserungen über die Zeit hervorgehoben. Dies entspricht einer individuellen Bezugsnormorientierung, die das fachspezifische Selbstkonzept der Schüler langfristig stärkt (Köller & Baumert, 2001). 5. Schlussfolgerungen für die Praxis Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Lehrende wie Lernende in multinational zusammengesetzten Klassen eine eigene kulturelle Sichtweise haben, also quasi eine kulturelle „Brille“ tragen, entsprechend den von Hofstede (1980, 1986, 2006) bestätigten Kulturdimensionen. Abhängig vom jeweiligen Herkunftsland können die kulturellen Profile stark voneinander abweichen und wirken unbewusst als Filter, durch den das Verhalten von Lehrern und Mitschülern (Schülerperspektive) bzw. Schülern und Kollegen (Lehrerperspektive) wahrgenommen und interpretiert wird. Als Folge werden kulturbedingte Unterschiede im Verhalten, Fühlen und Denken im Unter- Literatur 30 richtskontext nicht als solche erkannt und die zugrunde liegenden Ursachen entsprechend falsch interpretiert. So könnte etwa von einem deutschen Lehrer mit geringer Machtdistanz die geringe Eigenbeteiligung eines türkischen Schülers als Desinteresse oder Langeweile gedeutet werden. Der türkische Schüler neigt aber zu hoher Machtdistanz, er respektiert den Lehrer in seiner machthöheren Position und wartet daher ab, aufgerufen zu werden. Die im Unterricht stark voneinander abweichenden kulturellen Sichtweisen führen vor allem bei Lehrern verstärkt zu Stress und Belastungen (z. B. Nassar-McMillan, Karvonen, Young & Abrams, 2006; Ringeisen, Buchwald, Trautner & Schwarzer, 2007). Dies ist vor allem dann der Fall, wenn Lehrer sich über ihre eigenen kulturspezifischen Erwartungen an das Verhalten der Schüler nicht bewusst sind. Um Belastungen bei Schülern wie Lehren zu reduzieren, wurde in den letzten Jahren eine Reihe von Konzepten zur Förderung interkulturellen Lernens entwickelt. Die meisten dieser Konzepte fokussieren auf Schüler und können als Teil des Unterrichts in das Curriculum integriert werden (z. B. Göbel & Hesse, 2004; Siu, 2005). Dem Lehrer kommt bei diesen Ansätzen eine Doppelfunktion zu, da er Wissen über kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede vermitteln und ausländische Schüler in die Lerngemeinschaft integrieren soll. Der Erfolg eines solchen Programms setzt interkulturelle Kompetenzen voraus, obwohl die meisten Lehrkräfte kaum Erfahrung mit multinationalen Lernumgebungen aufweisen (Bender-Szymanski et al., 2000; BenderSzymanski, 2001; Eckhart, 2005). Folglich ergibt sich ein hoher Bedarf zur Förderung interkultureller Kompetenz bei Lehrern, doch fehlen entsprechende Schulungskonzepte in der Hochschulausbildung und der beruflichen Weiterbildung bisher Literatur 31 nahezu völlig (Davis, 2005; Leenen & Grosch, 1998). Aus diesem Grund wurde auf der Grundlage des vierdimensionalen Kulturmodells nach Hofstede (1986, 2006) in Kooperation der Universitäten Wuppertal und Düsseldorf ein passendes Training entwickelt (z.B. Ringeisen, Spanowski, & Trautner, im Druck). Das Training zielt auf eine Stärkung der drei Ebenen interkultureller Kompetenz: Lehrer sollen befähigt werden kulturelle Unterschiede im Schulkontext zu erkennen (Wissenskomponente), sich in Schüler mit anderem kulturellen Hintergrund hineinzuversetzen (Emotionskomponente) und Handlungskompetenz aufzubauen (Verhaltenskomponente). In den ersten beiden Teilen des Trainings bekommen die Teilnehmer die Möglichkeit, über ihre Erfahrungen mit anderen Kulturen im Schulkontext zu reflektieren und ihre eigene kulturelle Identität und Sichtweisen zu identifizieren. So werden Normen und Werte herausgearbeitet, die in Lernsettings die Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden beeinflussen. Weitere Module der Schulung dienen der Förderung eigener Handlungskompetenz um kulturspezifische Besonderheiten im Verhalten und resultierende zwischenmenschliche Konflikte in Schule und Ausbildung entschärfen und zu vermeiden. Bisher wurde das Training mit Lehrern, Lehramtskandidaten und Dozenten aus der Erwachsenenbildung durchgeführt, wobei halbstrukturierte Interviews mit den Teilnehmern nach dem Training erste Hinweise auf dessen Effektivität liefern. Eine qualitative Inhaltsanalyse der Interviews weist auf einen kurzfristigen Zuwachs an interkultureller Kompetenz bei den teilnehmenden Lehrern hin (z.B. Ringeisen, Spanowski, & Trautner, im Druck), vor allem auf der kognitiven und der kommunikativ-verhaltensbezogenen Dimension. Eine konsequent an der Unterrichtspraxis in multinationalen Lernumge- Literatur 32 bungen ausgerichtete Gestaltung scheint somit ein viel versprechender Ansatz für die Entwicklung von interkulturellen Kompetenztrainings für Lehrer zu sein. Dieser als ‚teach the teacher how to teach’ bezeichnete Kerngedanke setzt so die Empfehlung von Hofstede (1986, S. 316) um, nicht nur Schüler in multinationale Lernumgebungen interkulturell zu schulen, sondern auch Lehrer in der Wahrnehmung ihrer kulturellen Identität sowie der Wirkung dieser Identität auf die Interaktion mit Schülern zu trainieren. Im Rahmen einer Evaluationsstudie im Kontrollgruppendesign werden derzeit die mittel- und langfristigen Trainingseffekte, vor allem auch im Hinblick auf die affektive Dimension, untersucht. 6. Literatur Bender-Szymanski, D. (2001): Kulturkonflikt als Chance für Entwicklung? In: Auernheimer, G.; van Dick, R.; Petzel, T.; Wagner, U. (Hrsg.): Interkulturalität im Arbeitsfeld Schule. Empirische Untersuchungen über Lehrer und Schüler (S. 63-97). Opladen, Leske + Budrich. Bender-Szymanski, D., Hesse, H.-G., & Göbel, K. (2000). Akkulturation in der Schule: Kulturbezogene Konflikte und ihre Auswirkung auf Denken und Handeln junger Lehrer in multikulturellen Schulklassen. In I. Gogolin & B. Nauck (Hrsg.), Migration, gesellschaftliche Differenzierung und Bildung. Resultate des Forschungsschwerpunktprogramms Faber (S. 213-243). Opladen: Leske + Budrich. Bennett, M. (1993). Towards Ethnorelativism: A developmental Model of Intercultural Sensitivity. In M. Paige (Hrsg.), Education for the intercultural experience (S. 21-72). Yarmouth: Intercultural Press. Bennett, J., Bennett, M. J., Allen, W. (2003): Developing intercultural competence in the language classroom. In: Lange, Dale L., Paige, M. R. (Hrsg.): Culture as the core: Perspectives on culture in second language learning (S. 237-270). Greenwich: Information Age Publishers. Bodas, J. & Ollendick, T. H. (2005). Test anxiety: A cross-cultural perspective. Clinical Child and Family Psychology Review, 8(1), 65-88. Buchwald, P. (2002). Dyadisches Coping in mündlichen Prüfungen. Göttingen: Hogrefe. Buchwald, P. (2003). The relationship of individual versus communal statetrait coping and trust, empathy, and responsibility. Anxiety, Stress, and Coping, 16, 307-320. Literatur 33 Buchwald, P. (2004). Verschiedene Modelle gemeinsamer Stressbewältigung. In P. Buchwald, C. Schwarzer & S. E. Hobfoll (Hrsg.), Stress gemeinsam bewältigen (S. 27-42). Göttingen: Hogrefe. Christopher, M. S. (2005). The ability of self-construals to predict psychological distress, satisfaction with life, and help-seeking in ethnically diverse American college students. Dissertation Abstracts International: Section B: The Sciences and Engineering, 65(7-B), 3700. Cross, S. E. (1995). Self-construals, coping, and stress in cultural adaptation. Journal of Cross-Cultural Psychology, 26, 673-697. Davis, B. M. (2005). How to Teach Students Who Don't Look Like You: Culturally Relevant Teaching Strategies. Thousand Oaks, CA: Corwim Press. Dyal, J. A., & Chan, C. (1985). Stress and distress: A study of Hong Kong Chinese and Euro-Canadian students. Journal of Cross-Cultural Psychology, 16(4), 447-466. Eckhart, M. (2005). Das Potenzial vielfältig zusammengesetzter Schulklassen: Soziale Auswirkungen des gemeinsamen Unterrichts von in- und ausländischen Kindern. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete, 74(1), 15-27. Europarat. (1995). Entschließung des Rates und der im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen der Mitgliedsstaaten vom 23. Oktober 1995 über die Antwort des Bildungswesens auf die Probleme des Rassismus und der Fremdenfeindlichkeit. Amtsblatt des Europarates Nr. C 312 vom 23.11.1995. Geertz, C. (1987). Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Gerdes, E. P., & Ping, G. (1994). Coping differences between college women and men in China and the United States. Genetic, Social, and General Psychology Monographs, 120(2), 169-198. Göbel, K.; Hesse, H.G. (2004): Vermittlung interkultureller Kompetenz im Englischunterricht – eine curriculare Perspektive. Zeitschrift für Pädagogik, 50, 813-834. Göbel, K., & Hesse, H.-G. (im Druck). Interkulturelle Kompetenz - ist sie erlernbar oder lehrbar? Konzepte für die Lehrerbildung, die allgemeine Erwachsenenbildung und die berufliche Weiterbildung. In G. Mertens, U. Frost, V. Ladenthin & W. Böhm (Hrsg.), Handbuch für Erziehungswissenschaften. Paderborn: Schöningh Verlag. Helmke, A. & Weinert, F.E. (1997). Bedingungsfaktoren schulischer Leistungen. In F.E. Weinert (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie - Pädagogische Psychologie. Band III: Psychologie des Unterrichts und der Schule (S. 71-176). Göttingen: Hogrefe. Henderson, R. W. (1980). Social and emotional needs of culturally diverse children. Exceptional Children, 46(8), 598-605. Herbrand, F. (2000). Interkulturelle Kompetenz. Wettbewerbsvorteil in einer globalisierenden Wirtschaft. In Berner betriebswirtschaftliche Schriften, Band 25. Bern: Haupt Verlag. Literatur 34 Hobfoll, S. E. (1998). Stress, Culture and Community. The Psychology and Philosophy of Stress. New York: Plenum Press. Hofstede, G. (1980). Culture`s consequences: International differences in work-related values. Beverly Hills: Sage. Hofstede, G. (1986). Cultural differences in teaching and learning. International Journal of Intercultural Relations, 10(3), 301-320. Hofstede, G. (2006). Lokales Denken, globales Handeln. Interkulturelle Zusammenarbeit und globales Management. München: DTV-Beck. Hsieh, C.-H. (2000). Self-construals, coping, and the culture fit hypothesis: A cross-cultural study. Dissertation Abstracts International: Section B: The Sciences and Engineering, 61(1-B), 588. Jamieson, D.W. & Thomas, K.W. (1974). Power and conflict in the studentteacher relationship. Journal of applied behavioral science, 10, 312-336. Kitayama, S., Markus, H. R., & Lieberman, C. (1995). The collective construction of self-esteem: Implications for culture, self, and emotion. In J. A. Russell, J.-M. Fernández-Dols, A. S. R. Manstead & J. C. Wellenkamp (Hrsg.), Everyday conceptions of emotion: An introduction to the psychology, anthropology and linguistics of emotion (S. 523-550). New York: Kluwer Academic/Plenum Publishers. Köller, O. & Baumert, J. (2001). Leistungsgruppierungen in der Sekundarstufe I. Ihre Konsequenzen für die Mathematikleistung und das mathematische Selbstkonzept der Begabung. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 15(2), 99-110. Köller, O., Schnabel, K.U. & Baumert, J. (2001). Der Einfluss Leistungsstärke von Schulen auf das fachspezifische Selbstkonzept der Begabung und das Interesse. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 32 (2), 70-80. Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland. (1996). Empfehlung zur Interkulturellen Bildung und Erziehung in der Schule. Dokument zur ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) vom 25.10.1996. Laungani, P. (1995). Stress in Eastern and Western cultures. Stress and Emotion: Anxiety, Anger, and Curiosity, 15, 265-280. Leenen, W.R.; Grosch, H. (1998): Interkulturelles Training in der Lehrerfortbildung. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Interkulturelles Lernen. Arbeitshilfen für die politische Bildung. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. Lehman, D. R., Chiu, C.-Y., & Schaller, M. (2004). Psychology and culture. Annual Review of Psychology, 55, 689-714. Lieh-Mak, F., Lee, P. W., & Luk, S. L. (1984). Problems encountered in teaching Chinese parents to be behavior therapists. Psychologia: An International Journal of Psychology in the Orient, 27(1), 56-64. Lissmann, U. & Paetzold, B. (1988). Differentialpsychologische Effekte von Schülerselbstkorrektur und Häufigkeit der Leistungsrückmeldung. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische Psychologie, 9(1), 51-68. Literatur 35 Mandl, H., Gruber, H., Renkl, A. (1993): Kontextualisierung von Expertise. In: Mandl, H. M., Dreher, K., Kornadt, H.-J. (Hrsg.): Entwicklung und Denken im kulturellen Kontext (S. 203-228). Göttingen: Hogrefe. Markus, H. R., & Kitayama, S. (1991). Culture and the self: Implications for cognition, emotion, and motivation. Psychological Review, 98(2), 224-253. Marsh, H.W. (1990). Influences of internal and external frames of reference on the formation of math and English self- concepts. Journal of Educational Psychology, 82, 107-116. Martin, A. J. & Marsh, H. W. (2006). Academic resilience and its psychological and educational correlates: A construct validity approach. Psychology in the Schools, Vol 43(3), 267-281. Matsumoto, D. (1990). Cultural similarities and differences in display rules. Motivation and Emotion, 14, 195-214. McAndrew, F. T., Akande, A., Turner, S., & Sharma, Y. (1998). A crosscultural ranking of stressful life events in Germany, India, South Africa, and the United States. Journal of Cross-Cultural Psychology, 29(6), 717-727. Nassar-McMillan, S. C., Karvonen, M., Young, C., & Abrams, L. (2006). Multicultural competencies and teacher stress: Impliations for teacher preparation, practice, and retention. In R.G. Lambert, & C. J. McCarthy (Hrsg.) Understanding Teacher Stress in an Age of Accountability (S. 87-104). Greenwich, CT: Information Age Publishers. Neumann, C. (2006). Darum nerven Japaner: Der ungeschminkte Wahnsinn des japanischen Alltags. München: Piper-Verlag. Phinney, J. S. (1996). When we talk about American ethnic groups, what do we mean? American Psychologist, 51(9), 918-927. Radford, M. H., Mann, L., Ohta, Y., & Nakane, Y. (1993). Differences between Australian and Japanese students in decisional self-esteem, decisional stress, and coping styles. Journal of Cross-Cultural Psychology, 24(3), 284-297. Ringeisen, T. (2007). Exam-related emotions and coping in Germany and South Africa: A multilevel analysis of cultural variability by means of the tripartite self-construal model. Unveröffentlichte Doktorarbeit, Bergische Universität Wuppertal, Wuppertal. Ringeisen, T., & Buchwald, P. (2006). Better take three than two: The tripartite model of self construal and exam-related coping. In P. Buchwald (Hrsg.), Stress and Anxiety: Application to Health, Work Place, Community, and Education (S. 367-387). Newcastle: Cambridge Scholars Press. Ringeisen, T., Buchwald, P., & Hodapp, V. (under review). Capturing the multidimensionality of test anxiety in cross-cultural research: An English adaptation of the German Test Anxiety Inventory. European Journal of Psychological Assessment. Ringeisen, T., Buchwald, P., & Trautner, H. M. (2005). Emotions at different stages of a high school examination: Unravelling the effects of affective trait and state components. Vortrag auf der International Conference of the Stress and Anxiety Research Society, Halle, Deutschland. Literatur 36 Ringeisen, T., Buchwald, P., Trautner, H.M. & Schwarzer, C. (2007). Strains and conflicts among teachers in multicultural school settings: Antecedents and consequences. Paper angenommen auf dem European Congress of Psychology, Prag, Tschechische Republik. Ringeisen, T., Spanowski, M., & Trautner, H. M. (im Druck). Interkulturelle Kompetenz im Schulalltag - Entwicklung eines Training für Lehrkräfte im Bereich der Aus- und Weiterbildung. In M. Krämer, S. Preiser & K. Brusdeylins (Hrsg.), Psychologiedidaktik und Evaluation. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. Schwarzer, C., Zeidner, M. (1996). Perceptions of Academic Stress in Israeli and German University Students: A Cross-cultural Study. In C. Schwarzer, M. & Zeidner, M. (Hrsg.), Stress, Anxiety, and Coping in Academic Settings (S.69-92). Tübingen: Francke. Seidel, T., Rimmele, R., & Prenzel, M. (2005). Clarity and coherence of lesson goals as a scaffold for student learning. Learning and Instruction, 15(6), 539-556. Seipp, B. & Schwarzer, C. (1996). Cross-cultural anxiety research: A review. In C. Schwarzer & M. Zeidner (Hrsg.), Stress, anxiety, and coping in academic settings (S. 13-68). Tübingen: Francke. Sinha, B., Willson, L., & Watson, D. (2000). Stress and coping among students in India and Canada. Canadian Journal of Behavioural Science, 32(4), 218-225. Siu, K. W. M. (2005): Early Childhood Technology Education: A Sociocultural Perspective. Early Childhood Education Journal. 32: 353-358. Slavin, L. A., Rainer, K. L., McCreary, M. L., & Gowda, K. K. (1991). Toward a multicultural model of the stress process. Journal of Counseling & Development, 70(1), 156-163. Smith, P. B., & Bond, M. H. (1993). Social psychology across cultures: Analysis and perspectives. Harvester Wheatsheaf: Prentice Hall. Spielberger, C. D., & Vagg, P. R. (1995). Test anxiety: Theory, assessment, and treatment. Philadelphia: Taylor & Francis. Spinath, B. (2002). Entwicklung motivationaler Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern als gemeinsame Aufgabe von Schule und Universität. In: B. Spinath & E. Heise (Hrsg.), Pädagogische Psychologie unter gewandelten gesellschaftlichen Bedingungen. Dokumentation des 5. Dortmunder Symposiums für Pädagogische Psychologie (S.69-83). Hamburg: Verlag Dr Kovac. Stroebe, W. (1976). Is social psychology really that complicated? A review of Martin Irle's Lehrbuch der Sozialpsychologie. European Journal of Social Psychology, 6, 509-511. Stubbs, M., & Delamont, S. (1976). Explorations in classroom observation. Chichester: Wiley. Taylor, S. E., Sherman, D. K., Kim, H. S., Jarcho, J., Takagi, K., & Dunagan, M. S. (2004). Culture and Social Support: Who Seeks It and Why? Journal of Personality and Social Psychology, 87(3), 354-362. Literatur 37 Thomas, A. (1996). Analyse der Handlungswirksamkeit von Kulturstandards. In A. Thomas (Hrsg.), Psychologie interkulturellen Handelns (S. 107135). Göttingen: Hogrefe. Thomas, A. (2003): Interkulturelle Kompetenz. Grundlagen, Probleme und Konzepte. Erwägen, Wissen, Ethik, 14, 137-150. Thomas, A., & Wagner, K. H. (1999). Von der Fremdheitserfahrung zum interkulturellen Verstehen. Kulturpsychologische Grundlagen für den Einsatz interkultureller Trainingsprogramme. Praxis des Neusprachlichen Unterrichts, 46(3), 227-236. Trautner, H.M. (2002). Entwicklung der Geschlechtsidentität. In R. Oerter & L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie (5. Auflage.,Kap. 19, S. 648-674) Weinheim: Beltz/PVU. Trautner, H.M. (2003). Geschlechterkategorien und Identität im Jugendalter. In E. Neuland (Hrsg.), Jugendsprache - Jugendliteratur - Jugendkultur (S. 29-47). Frankfurt/M.: Peter Lang. Trautwein, U., Lüdtke, O., & Köller, O. (2006). Self-Esteem, Academic SelfConcept, and Achievement: How the Learning Environment Moderates the Dynamics of Self-Concept. Journal of Personality and Social Psychology, 90(2), 334-349. Triandis, H. C. (1984). Toward a psychological theory of economic growth. International Journal of Psychology, 19, 79-95. Triandis, H. C. (1989). The self and social behavior in differing cultural contexts. Psychological Review, 96(3), 506-520. Triandis, H. C. (1995a). Individualism and collectivism. Boulder: Westview Press. Triandis, H. C. (1995b). The self and social behavior in differing cultural contexts. In N. R. Goldberger & J. B. Veroff (Hrsg.), The culture and psychology reader (S. 326-365). New York: New York University Press. van de Vijver, F. J. R., & Leung, K. (1997a). Methods and data analysis for cross-cultural research. Cross-cultural psychology series. Thousand Oaks: Sage Publications, Inc. van de Vijver, F. J. R., & Leung, K. (1997b). Methods and data analysis of comparative research. In W. J. Berry, Y. H. Poortinga & J. Pandey (Hrsg.), Handbook of cross-cultural psychology: Theory and method (S. 257-300). Needham Heights: Allyn & Bacon. Wang, Y., & Ollendick, T. H. (2001). A cross-cultural and developmental analysis of self-esteem in Chinese and Western children. Clinical Child and Family Psychology Review, 4(3), 253-271. Weiner, B. (2001). Intrapersonal and interpersonal theories of motivation from an attribution perspective. In F. Salili, C.-Y. Chiu & Y.-Y. Hong (Hrsg.), Student motivation: The culture and context of learning (S. 17-30). Dordrecht: Kluwer Academic Publishers. Weinert, F. E. (1999). Konzepte der Kompetenz. Paris: OECD. Zaff, J.F., Blount, R.L., Philips, L. & Cohen, L. (2002). The role of ethnic identity and self-construal in coping among African American and Caucasian Literatur 38 American seventh graders: An exploratory analysis of within-group variance. Adolescence, 37(148), 751-773. Zeidner, M. (1995). Adaptive coping with test situations: A review of literature. Educational Psychologist, 30, 123-133. Zeidner, M. (1998). Test anxiety: The state of the art. New York: Plenum Press.