Läufigkeit - Kleintierpraxis Dr. Nina Müller

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Läufigkeit - Kleintierpraxis Dr. Nina Müller
Autorin: Dr. med. vet. Sunayana Mitra
Geschlechtsreife – Läufigkeit
Fortpflanzung - Kastration
bei Hund und Katze
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Die ersten Läufigkeitstage - PROÖSTRUS
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Die kritische Zeit - ÖSTRUS
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Die Zeit der Trächtigkeit - METÖSTRUS
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Die Geschlechtsruhe - ANÖSTRUS
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Übersichtsschema
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Paarungszeit bei Katzen
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Paarungszeit bei Hunden
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Trächtigkeitsabbruch
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Kastration
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Sterilisation
Hündinnen erreichen ( je nach Rasse ) ihre Geschlechtsreife mit dem 6. - 12. Lebensmonat, d.h. sie
werden das erste Mal läufig.
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Großwüchsige Rassen sind Spätentwickler, die Geschlechtsreife tritt hier erst ab dem
9. - 12. Lebensmonat auf.
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Bei mittelgroßen Rassen muss man mit dem 8. - 9. Lebensmonat mit der Geschlechtsreife rechnen und
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Zwergrassen sind als Frühentwickler schon ab dem 6. Lebensmonat das erste Mal
läufig.
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Die hormonelle Umstellung des Körpers auf die Geschlechtsreife hin wird auch bei Hunden als Pubertät bezeichnet. Das heißt, dass Rüden und Hündinnen in dieser schwierigen Zeit eine Wesensveränderung durchmachen. Beide werden u.a. empfindlicher, unsicher, ängstlicher, anhänglicher
und zeigen oft Fehlreaktionen in ihrem Verhalten, wie Schreckhaftigkeit, Fressunlust oder -gier, Unfolgsamkeit, Unkonzentriertheit, Gereiztheit, ja sogar Angstbeißen, wenn sie in Bedrängnis kommen.
Deshalb ist es äußerst wichtig, dass der Mensch feinfühlig mit diesen Tieren umgeht. In der Zeit vor
und während der Läufigkeit sollte man seine Hündin liebevoll und rücksichtsvoll behandeln, keine
Leistung erzwingen und keinen Hundesport betreiben. Scharfe Worte, Maßregeln, Strenge und
Zwang prägen sich als schlechte Erfahrung in die Hundeseele ein und können später zu ernsten
Störungen der guten Beziehung Mensch - Hund führen.
Nicht umsonst nennt man die Zeit vor der Geschlechtsreife auch die zweite Prägungsphase.
Die Läufigkeit geht bei der Hündin mit einer deutlichen Anschwellung der Vulva und Austritt von blutigem Sekret, das mit Duftstoffen zur Fortpflanzung angereichert ist, einher.
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Proöstrus
Die ersten Läufigkeitstage, der Proöstrus, dauern ca. 7 - 10 (18) Tage. Das blutige Sekret wird von
der Hündin durch häufiges Lecken entfernt. Bei starken Blutungen kann man auch ein Läufigkeitshöschen im Zoohandel erwerben.
Im Proöstrus wehrt die Hündin den schon stark interessierten Rüden energisch ab.
Östrus
Die kritische Zeit - der Östrus - schließt sich zwischen dem 10. und 20. Tag nach dem ersten Blutungstag an. Das vorher blutige Läufigkeitssekret wird hellrosa und wässriger. In dieser Zeit ist die
Hündin deckbereit, d.h. sie wehrt den Rüden nicht mehr ab, sondern steht mit nach der Seite gedrehter Rute, um sich paaren zu lassen.
Wenn der Fortpflanzungstrieb entsprechend groß ist, läuft die Hündin sogar weg und sucht sich einen Rüden zur Paarung!
In der kritischen Zeit sollte die Hündin stets angeleint ausgeführt werden. Es ist ratsam, einsame
Wege zu den nicht von Fußgängern bevorzugten Zeiten zu gehen, damit die Hündin sich in Ruhe
lösen kann.
Auch dem Rüdenbesitzer gegenüber ist es fair, wenn man seine läufige Hündin von der Hundespielwiese fern hält.
Die Rüden leiden sehr, wenn sie Duftstoffe des Läufigkeitssekretes aufnehmen.
Der Fortpflanzungstrieb macht die Rüden unruhig, sie winseln, wollen dauernd raus um zu schnüffeln oder gehen durch.
Sie fressen nicht mehr und rauben Herrchen und Frauchen den letzten Nerv.
Lebt ein Rüde in der Nachbarschaft von mehreren Hündinnen, so kommt er kaum noch aus seiner
Trieblage heraus. Die Folge dieses sexuellen Triebes ist eine andauernde Samen- und
Prostatasekretproduktion.
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Durch den Anstau dieser Sekrete in der Prostata kommt es zur Prostataschwellung, später zur
Prostatavergrößerung, zu Zystenbildungen, zur Prostataentzündung bis zu Prostataabszessen.
Der Rüdenbesitzer bemerkt, dass, unabhängig vom Harnabsatz, Blutstropfen aus der Harnröhre
fließen. Unterbauchschmerzen und erschwerter Kotabsatz, der durch die angeschwollene Prostata
behindert wird, sollten schnellstens durch den Haustierarzt behandelt werden.
Vorbeugend gibt es Hormonspritzen zur sexuellen Ruhigstellung vor den Läufigkeitsterminen der
Nachbarhündin. Wenn sich beim Rüden schon Prostataerkrankungen eingestellt haben, sollte man
mit seinem Haustierarzt über eine Kastration sprechen.
Metöstrus
Dem Östrus schließt sich der Metöstrus an, der 2 - 3 Monate andauert. In dieser Zeit beherrscht
das Schwangerschaftshormon Progesteron den Hormonhaushalt der Hündin. Wurde sie gedeckt,
entwickeln sich die befruchteten Eier zu Embryonen, die ab dem 20. Tag nach dem Deckakt in der
Gebärmutter per Ultraschalluntersuchung nachgewiesen werden können.
Das Hormon Prolaktin lässt das Gesäuge anwachsen und zum Zeitpunkt der Geburt ist die Milch
eingeschossen.
Die Geburt der Welpen erfolgt
ca. 56 - 64 Tage nach dem Deckakt.
Auch wenn die Hündin nicht gedeckt wird, kann das Gesäuge stark anschwellen und Milch einschießen.
Die Hündin ist scheinträchtig.
Bei der ungedeckten Hündin gehen die Läufigkeitsanzeichen deutlich zurück.
Die Vulva ist wieder abgeschwollen, die immer noch interessierten Rüden werden abgewehrt und
das Wesen der Hündin normalisiert sich wieder.
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Anöstrus
Im anschließenden Anöstrus besteht ein geschlechtshormoneller Ruhezustand. Diese Geschlechtsruhe ist die beste Zeit für Reisen, Ausbildung und sportlichen Prüfungen; sie dauert ca.
90 Tage.
Als Besitzer einer Hündin ist es ratsam den Zyklus seines Tiers im Kalender vom
1. Blutungstag an aufzuschreiben und zu kommentieren.
Die Regelmäßigkeit des Zyklus, der sich ca. alle 6 Monate wiederholt, spricht für einen intakten
Hormonhaushalt.
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Übersichtsschema
Status
Dauer
Proöstrus
Erscheinung
7 - 10 (18) Tage
(Vorläufigkeit)
Blutiger Ausfluss
Vulvaschwellung
Östrus
10. - 20. Tag
Hellrosa Ausfluss
(Läufigkeit, Deckbereitschaft)
nach der 1. Blutung
Vulvaschwellung
Metöstrus
2 - 3 Monate
Kein Ausfluss
Vulva abgeschwollen
Hier entwickelt sich:
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Trächtigkeit
56 - 64 Tage
Geburt
-
Scheinträchtigkeit
2 - 3 Monate
Keine Geburt
-
Gebärmutterentzündung
Massiver Durst
-
Mammatumor(zu)bildung
Eitriger Ausfluss
Anöstrus (Geschlechtsruhe)
ab 30 Tage nach
Knoten im Gesäuge
1. Blutung
90 Tage
Vulva zurückgebildet
Kein Ausfluss
Keine Duftstoffe
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Paarungszeit bei Katzen
Die Rolligkeit der Katzen und Kater ist in der Paarungszeit unüberhörbar.
Katzen werden ab dem 6. Lebensmonat rollig. Auch hier schwillt die Vulva an und es besteht ein
wenig blutiger Ausfluss. Die intakte Katze rollt sich auf dem Boden um die eigene Achse, daher der
Name Rolligkeit. Mit diesem Gehabe zeigt sie ihre Paarungsbereitschaft an. Oft gibt sie ein lang
gezogenes Maunzen mit veränderter Stimme ab, was manche Katzenbesitzer als Bauchschmerzen
interpretieren. Dieser Habitus ist aber eher mit dem Balzen der Vögel während der Paarungszeit zu
vergleichen.
Auch Kätzinnen entwischen aus dem Haus und suchen sich einen Partner zur Fortpflanzung. Katzen können während der gesamten ca. drei Wochen andauernden Rolligkeit trächtig werden.
Die Kater sind auch ab dem 6. Lebensmonat geschlechtsreif und zeugungsfähig. Sie belagern das
Haus einer rolligen Kätzin und maunzen lang gezogene Töne, unter Umständen die ganze Nacht
durch.
Die Paarung von Katze und Kater geht nach einer kräftigen Balgerei sehr lautstark von statten.
Paarungszeit bei Hunden
Die Paarung von Hündin und Rüde erfolgt nach einem spielerischen Vorspiel und dauert 20 - 40
Minuten, wobei beide Tiere aneinander hängen. Dieses Hängen darf unter keinen Umständen
zwangsweise unterbrochen werden, da die fest ineinander verschwollenen Geschlechtsorgane dabei erheblich verletzt werden können!
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Nach einem unerwünschten Deckakt sollte man sich erst einmal überlegen, ob man der Natur nicht
seinen Lauf gönnen soll. Man hat ja zwei Monate lang Zeit, um alle Vorbereitungen zu treffen und
ein gutes Haus für die noch ungeborenen Welpen zu suchen.
Mit Hilfe und Betreuung durch den Haustierarzt ist es besonders für Familien mit Kindern ein großartiges Erlebnis, wenn man neues Leben heranwachsen sieht!
(Den erzieherischen und formenden Wert einer erlebten Geburt und der wachsenden Welpen
möchte ich hier nur kurz anklingen lassen)
Trächtigkeitsabbruch
Nidationsverhütung nennt man einen Trächtigkeitsabbruch.
Am 3. / 5. und 7. Tag nach dem unerwünschten Deckakt kann die Trächtigkeit durch den Haustierarzt mit kurzwirksamen Östrogeninjektionen abgebrochen werden. Die Folge ist wieder eine Läufigkeitsentstehung, die wiederum drei Wochen lang dauert und bei der die Hündin erneut strikt von
den Rüden ferngehalten werden muss, damit sie nicht abermals gedeckt wird.
Es gibt auch die Möglichkeit, eine anstehende Läufigkeit kurz durch Hormontabletteneingabe zu
verschieben. Man muss die Tabletten aber vor dem Auftreten der Läufigkeit geben und nicht nach
der ersten Blutung, weil es sonst zu Hormonstörungen und evtl. zu einer Gebärmutterentzündung
kommen kann.
Unerwünschte Läufigkeiten kann man auch durch Gestageninjektionen durch den Haustierarzt unterbinden. Diese Injektionen müssen aber aus obigem Grund im Anöstrus
( Zeit der Geschlechtsruhe ) erfolgen.
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Die Gestageninjektionen induzieren einen trächtigkeitsähnlichen Zustand und fördern die Entstehung von Mammatuoren. Hündinnen, die oftmals scheinträchtig werden oder die bereits Knoten im
Gesäuge haben, sollte man besser kastrieren lassen.
Die Kastration
Die Kastration ist bei Kater und Kätzin Routine.
Die Kastration von Hündin / Rüde sollte nach folgenden Indikationen mit dem Haustierarzt erwogen
und besprochen werden:
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wenn mehrere weibliche und männliche Tiere in einem Haushalt gehalten werden
(Zyklus-Stress).
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wenn Hormonstörungen und Folgeerkrankungen bestehen.
Da alle Geschlechtshormonstörungen krankmachende Folgen haben, werden die Gonaden bei der
Kastration entfernt und damit die Grundursache behoben.
Der Zeitpunkt der Kastration bei Katern und Kätzinnen sollte bei 1-jährigen Tieren im Anöstrus gewählt werden.
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Beim Rüden erfolgt die Kastration
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bei Perianaltumoren,
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Prostataerkrankungen,
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hochgradiger Triebhaftigkeit,
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Dominanzverhalten, verbunden mit Aggressivität.
Die Kastration der Hündin ist angezeigt
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bei Hormonstörungen mit Gebärmuttererkrankung,
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bei häufiger, starker Scheinträchtigkeit,
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bei Mammatumoren,
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beim Diabetes mellitus ( Blutzuckerkrankheit ).
Sterilisation
Bei der Sterilisation werden nur die Eileiter bzw. Samenstränge unterbunden und das Tier zeugungsunfähig gemacht. Die unerwünschten Zyklen der Läufigkeit und Folgeerkrankungen durch
Hormonstörungen bleiben erhalten.
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