Orthopädische Praxis
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Orthopädische Praxis
Sammelsonderdruck Orthopädische Praxis Zeitschrift für Orthopädie, Orthopädische Chirurgie und Unfallchirurgie Offizielles Organ der Vereinigung Süddeutscher Orthopäden e. V. M. Götz Die Geschichte der orthopädischen Schuheinlage Orthopädische Praxis 4/2008 G. Pfaff „Kurzer Fuß nach Janda“ – Auswirkung der aktivierten Fußmuskelfunktion auf die Körperhaltung Orthopädische Praxis 4/2008 F. O. Steeb Können Fehlstatiken der Wirbelsäule durch sensomotorische Einlagen verbessert werden? Orthopädische Praxis 10/2007 H. Klauser Sensomotorische Einlagenversorgung und propriozeptives Training Orthopädische Praxis 4/2008 T. Stumptner Die Bedeutung der sensomotorischen Fußsteuerung für den Beinvenenkreislauf Orthopädische Praxis 11/2007 MEDIZINISCH LITERARISCHE VERLAGSGESELLSCHAFT MBH, UELZEN www.mlverlag.de Postfach 11 51 / 11 52 · 29501 Uelzen ISSN 0030-588X Schwerpunkt F u ß t at o t ir oi n & R Se eh na sb oi lmi o k M. Götz Die Geschichte der orthopädischen Schuheinlage – vom Schmied im 18. Jahrhundert zur ärztlichen sensomotorischen Einlage Aus der Praxis für Ganzheitliche Haltungs- und Bewegungsdiagnostik und -therapie Frau Dr. M. Götz, Frankfurt Zusammenfassung Einleitung Wenn wir heute über die Thera pie mit Aktiveinlagen, d. h. neu rologischen sensomotorischen Einlagen im Vergleich zu stüt zenden Passiveinlagen disku tieren, ist es sicherlich interes sant, sich über die Entwicklung des barfuß laufenden Menschen zum Schuhträger Gedanken zu machen. Außerdem ist es wichtig aufzu zeigen, wie sich die technische Orthopädie bezüglich des Einla genbaus entwickelt hat. Zunehmend wird vielen kon servativ und operativ tätigen Orthopäden und Allgemeinme dizinern klar, dass der muskuloskelettale Bewegungsapparat von der Basis „Fuß“ her gesteu ert werden kann und nehmen sensomotorische Einlagen in ihr Therapiespektrum auf. Der folgende Artikel wird dies beleuchten. Material und Methoden Die Autorin nahm Literaturrecher chen im „Deutschen Orthopädie museum“ Frankfurt/Main vor. Ergebnisse Es dauerte mehr als 15 Millio nen Jahre, bis sich der Mensch zum aufrechten Gang entwickelt hatte und die damit verbundene Spezialisierung von Hand und Fuß erfolgte. Schlüsselwörter: sensomotorische Einlagen – technische Ortho pädie – stützende Einlagen – Fußmuskeltraining – Muskelkette Die Geschichte der tech nischen Orthopädie geht bis auf die Zeiten der Schmie de zurück – im 18. Jahrhun dert wurde mit technischen Versorgungen begonnen. Dadurch erklärt sich die Ent wicklung von starren Passiv einlagen, die eine stützende und haltende Wirkung ha ben. Doch schon vor über hundert Jahren gab es erste Erkenntnisse, dass zum ei nen dadurch keine fußmus kelgerechte Therapie erfolgt und zum anderen auch ein Die ältesten Fußbekleidungen trugen die Neandertaler (130000 bis 30000 v.Chr.), es waren Lap pen aus Leder und Rinde zum Schutz der Füße. Im alten Ägypten wurden um 3000 v. Chr. Sandalen getragen (Abb. 1). Durch den Bau von Städten im frühen Mittelalter und die Völker wanderungen wurde das Tragen von Schuhwerk erforderlich. Ge gen Ende des 16. Jahrhunderts entwickelte sich der Absatz, um kleine Männer größer erschei nen zu lassen (Abb. 2). Einfluss auf die Gesamtstatik genommen wird. Die Geschichte von neurolo gischen sensomotorischen Einlagen ist dagegen kurz. Sie entwickelten sich in den letzten 40 Jahren und nehmen heute eine zunehmende Rolle in der ursächlichen Therapie von Schmerzen ein, die durch Haltungsstörungen bedingt sind. Durch afferente Impulse aus der Fußmuskulatur kann eine Neuordnung der neuro muskulären Organisation des Körpers erfolgen. 1784 wurde von Professor Petrus Camper beschrieben, dass unzweckmäßige Schuhe die Ur sache für Deformitäten der Füße Abb. 1: Ägyptische Sandale. Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Schwerpunkt R ue ß h a &b i Sl ie t na st o i omno t o r i k F Summary Key words: sensomotor insoles – orthopaedic technology – sup portive insoles – foot muscle training – chain of muscles The History of Orthopaedic Insoles – from the 18th Century Blacksmith Product to Medical Sensomotor Insoles The history of orthopaedic technology can be traced back a long way to the times of the blacksmith – manage ment with technical insoles dates back to the 18th cen tury. This explains the devel opment of the rigid passive insoles that have a supportive and holding effect. However, even more than 100 years ago, there was some evi dence to suggest, firstly, that these insoles do not provide a therapy that suits the foot muscles and, secondly, that they affect the overall static relationships of posture. The history of neurological sensomotor insoles is much shorter, in contrast, as these have been developed over the past 40 years and are tak ing on an ever increasing role in the causal therapy of pain due to postural anomalies. Af ferent impulses from the foot muscles can lead to restruc turing of the neuromuscular organisation of the body. Abb. 2: Absatz. und Haltungsschäden seien. Damals wurden die Schuhe noch seitengleich hergestellt, er forderte die Einführung einer rechten und linken Leiste. 1880 forderte der Schweizer Anatomieprofessor Hermann von Meyer die Umgestaltung des Schuhwerkes und 1917 Abb. 3: Erste Heilanstalt. Abb. 4: Der Hessing‘sche SchienenHülsen-Apparat. Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Abb. 5: Friedrich Hessing. machte sich Heinrich Meier, Deutschland, Gedanken über die Anfertigung von naturge mäßer und orthopädischer Schuhbekleidung. Heute wird zunehmend Wert auf anatomisch geformte Schuhe gelegt. Das „Barfußlaufen“ soll mit Schuhwerk simuliert wer den. Die mechanische Orthopädie entwickelte sich im 18. Jahr hundert, der Messerschmied und Instrumentenbauer Johann Georg Heine gründete die ers te Heilanstalt für Behinderte in Schwerpunkt F u ß Würzburg und erhielt auf Emp fehlung von Johann Wolfgang von Goethe die Ehrendoktor würde (Abb. 3). Er gilt als der Begründer der mechanischen Orthopädie. Zu dieser Zeit be gannen Chirurgen und Orthopä dietechniker mit gemeinsamen Versorgungen von Patienten. Der uns allen bekannte Hessing`sche Schienen-Hül sen-Apparat wurde von dem Gärtner, Orgelbauer, Schmied und Schlosser Friedrich Hessing autodidaktisch entwickelt (Abb. 4 und 5). Die ersten Einlagen wurden 1903 in der alten Fachzeitung „Schuh und Leder“ erstmals er wähnt. Dabei handelte es sich um fabrikmäßig hergestellte Fer tigeinlagen (Abb. 6). Im gleichen Jahr entwickel te F. Lang die „Zelloid-Stahl draht-Einlage“ (Abb. 7). Die Versorgungen erfolgten durch Orthopädietechniker, die Ortho pädieschuhmacher lehnten die Produktion von Individualeinla gen bis in die 50er Jahre ab. Heute erfolgt die Versorgung nach der Produktgruppe 08 nach der Innung für Orthopä dieschuhtechnik: „Einlagen sind funktionelle Orthesen zur Kor rektur, Stützung oder Bettung von Fußdeformitäten, zur Entlas tung oder Lastenumverteilung der Fußweichteile, der Beinoder Wirbelsäulengelenke“. Als Materialien werden Kork, Leder, thermoplastische Kunststoffe und/oder Metall verarbeitet. Doch schon vor über 80 Jahren gab es Überlegungen, dass die Fußmuskulatur stimuliert werden sollte. Carl Birkenstock empfahl in seinem Buch „Mit dem Arzt gegen Fußkrankheiten und Irr lehren“ das naturgewollte Bar fußgehen. Er beschrieb, dass sich Patienten mit früheren Ver suchen (mit Einlagen) vorstellen, häufig 5 bis 10 Paar (Abb. 8). Schon 1935 favorisierte Max Schotte, dass weiche Einlagen besser seien, er entwickelte Einlagen aus Lindenholz. Er be schrieb in seinem Buch „Fuß beschwerden und ihre Behand e h &R S e a n b s io l mi to at to i roi nk Abb. 6: Erste fabrikmäßig hergestellte Fertigeinlagen. lung“ auch die Therapie von Ischias- und Kniebeschwerden über den Fuß. 1929 riet Detleff Neumann-Neurode in seinem Buch „Gerade Beine und Gesunde Füsse“ von den weitverbreiteten Einlagen ab. Seine Beobachtung war, dass sie „von jedem Schuster empfohlen wurden“. Er empfahl das aktive Fußmuskeltraining für 1 bis 2 Jahre mit der Schwach fußleiter. Erwähnenswert ist auch die von Hans Spitzy in den 40er Jahren entwickelte „Aktiveinlage“, bei der insbesondere der kindliche Knick-Senkfuß mit einer Halb kugel aus Metall oder Holz un ter dem Fußlängsgewölbe eine Stimulation der Fußmuskulatur erfahren sollte. In den 50er Jahren wurde die Metalleinlage von Max Sahm, dem Gründer der Orthopädie schuhmacherschule in Frank furt/Main, als „... die Fußmusku latur zusammendrückend und die Funktion und Durchblutung gefährdend“ eingeschätzt. Seit den 70er Jahren haben sich in der Orthopädieschuhtechnik zunehmend Einlagen entwickelt, die über eine gezielte Reizung Abb. 7: Zelloid-Stahldraht-Einlage. Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Schwerpunkt R ue ß h a &b i Sl ie t na st o i omno t o r i k F Abb. 8: Carl Birkenstocks Buch „Mit dem Arzt gegen Fußkrankheiten und Irrlehren“. on) unterschieden werden. Kei ne der neurologisch wirksamen Einlagen wirkt ausschließlich auf eines dieser Systeme. Wichtig ist in diesem Zusammen hang auch, dass die Exterozep tion, d. h. die Sinneswahrneh mungen wie die Kopfkontrolle mit den Kopf- und Kiefergelen ken, die Augenmuskulatur und das Gleichgewicht mit einbezo gen werden. Dadurch können durch den Arzt Wirkung und Nebenwirkung ei ner neurologisch wirksamen Einlage verantwortet werden. Damit kann der Fuß als Basis unseres Bewegungsapparates „Schritt für Schritt“ die Beschaf fenheit des Untergrundes aus gleichen und die Gesamtbewe gung des Körpers steuern. Diskussion Abb. 9: Ärztliche sensomotorische Einlage, mit der afferente Impulse auf die Muskelkette ausgelöst werden. der plantaren Fußsensorik neu rologischen Einfluss auf die Kör perstatik und Dynamik nehmen. Erwähnt seien Nancy Hylton, Lothar Jahrling, R. J. Bourdiol, M. Fusco (Abb. 9). Bei den sensomotorischen af ferenzstimulierenden Einlagen muss zwischen Oberflächen sensibilität (Nozizeption) und Tiefensensibilität (Propriozepti Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Schon vor vielen Jahrzehnten erfolgten unabhängig vonein ander Beobachtungen, dass Schuhwerk und Einlagen nicht nur einen lokalen Einfluss auf den Fuß haben, sondern auch auf die Gesamthaltung. Umge kehrt kann daraus die Erkennt nis gewonnen werden, dass Haltungsprobleme und daraus resultierende Beschwerden wie z. B. Kopfschmerzen, Rückenoder Gelenkschmerzen vom Fuß über einen afferenten Einfluss auf die Muskelkette verbessert werden können. Schon Max Sahm stellte fest, dass Metalleinlagen die Fuß muskulatur schwächen. Be stätigt wird dies durch EMGMessungen. Eine Wiener Arbeitsgruppe konnte dies 2004 bestätigen, indem sie keinen Ef fekt korrigierender Einlagen bei kindlichem Knick-Senkfuß fest stellte. Viele Ärzte, die mit neurolo gischen sensomotorischen Ein lagen arbeiten, machen die Be obachtung, dass ihre Patienten beschwerdefrei werden. Es ist daher notwendig, durch wis senschaftliche Studien diese subjektiven Erfahrungen zu be legen. Literatur Albert, E.: Die seitliche Kniegelenks verkrümmung und die compen satorischen Fußformen. Wien 1899. Birkenstock, C.: Mit dem Arzt gegen Fußkrankheiten und Irrlehren. 1935. Breymann, A.: Chronik der Ortho pädieschuhtechnik 1900–2004. Verlag C. Maurer. Götz, M., G. Pfaff: Control of the hu man posture and static with neu rological, sensomotor insoles – Study to prove the effectiveness of orthotic treatment, outcome and documentation with the three-dimensional spinal optical imaging. European Spine Jour nal November 2007. Hermann, S.: Wieder gesunde Füße. 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Pfaff „Kurzer Fuß nach Janda“ – Sensomotorik und 3-D-Wirbelsäulenvermessung – Auswirkung der aktivierten Fußmuskelfunktion auf die Körperhaltung in der lichtoptischen 3-D-Wirbelsäulenvermessung Aus der Orthopädischen Praxis Dr. med. G. Pfaff, München Einleitung Der Tonus der Fußgewölbe bil denden Muskulaturen bildet neben anderen Faktoren die Fußform. Die Fußfunktion ist unter sensomotorischen Ge sichtspunkten der Anfang einer neuro-muskulo-skelettalen kine matischen Kette, die nach Ab gleich mit posturalen, zentralen Regelsystemen eine statody namische, bipedale Lokomo tion ermöglicht. Bei der ortho pädischen Untersuchung von Füßen wurde bisher lediglich auf die Fußgewölbebildung, die Rückfußstellung, die Auswirkung der Fußstellung auf die Beinach sen sowie die Kniegelenk- und Hüftgelenkrotation unter me chanischen Aspekten geachtet. Unter dynamischen Gesichts punkten sind jedoch gerade die Fußgewölbe bildenden Muskeln einschließlich der das Sprungge lenk übergreifenden langen Seh nen die Basis der funktionellen Einstellung der Gelenkachsen im gesamten Bewegungsappa rat. Dabei lösen posturale und phasische Muskeln, die durch Sherrington, Busquet, Lewit und Janda, um nur die bekanntesten Vertreter zu nennen, beschrie ben worden sind, so genannte neuro-myofasziale Muskelfunkti onsketten aus (Abb. 1). Theorie Unter Anspannung der Fußmus kulatur reagieren das Fußske lett sowie das untere und obere Zusammenfassung Schlüsselwörter: Fußmuskelfunktion – Muskelkettenverbindung – Kurzer Fuß nach Janda – Körperhaltung – optische Haltungsver messung Die Haltungseinstellung ist eine koordinierte Synergie zwischen Afferenz/Efferenz und Agonisten/Antagonisten. Die sensomotorische Inte gration verarbeitet Signale der Propriozeption und der visuellen und vestibulären Systeme zu einem situativ passenden Bewegungspro gramm (Just in time). Die Tast- und Greiffunktion des Fußes bildet dabei die funk tionelle Basis der Körper haltung und der Bewegung. Die Fußgewölbe bildenden Muskeln sind der Anfang von aufsteigenden Muskelket ten. Posturale und phasische Muskeln lösen so genannte neuro-myofasziale Funktions ketten aus (nach Sherrington, Busquet, Lewit, Janda und andere). Sprunggelenk. Dadurch wer den im Sinne von neuro-biome chanischen Impulsen die nach oben anschließenden Gelenk stellungen verändert. Auf dem Podoskop wird deutlich, dass sich durch Anspannung der Längsgewölbe bildenden Mus kulaturen das Fußgewölbe an hebt. Gleichzeitig erfolgen Ro tationsbewegungen im unteren Durch das aktive Anspannen der kurzen und langen Fuß muskeln (nach Janda) werden skelettale Veränderungen wie die Anhebung der Fußgewöl be, Korrektur des Rückfußes, Stabilisierung des Sprungge lenkes, Geraderichtung der Beinachsen, Änderung der Beckenstellung und das Ge samtlot beeinflusst. Die lichtoptische 3-D-Oberflä chenvermessung beschreibt die Körperhaltung durch Lot, Beckenstand, Seitabweichung und Oberflächenrotation. Än derungen der Körperhaltung durch sensomotorische Ein flüsse (hier kurzer Fuß nach Janda) können objektiv be stimmt und analysiert werden. Dies gibt Hinweise auf die Wirksamkeit von sensomoto rischen Einlagen. und oberen Sprunggelenk, mit Verdrehung des Kniegelenks jeweils nach außen, mit einer Änderung der Hüftgelenkein stellung und des seitlichen Ge samtkörperlotes. Schlussend lich wird durch die Verlagerung des Gesamtkörperlotes auch eine Änderung der Kopfhaltung und Kopfsteuerung bewirkt. Dies wird auch deutlich, wenn Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Schwerpunkt R ue ß h a &b i Sl ie t na st o i omno t o r i k F Summary Key words: muscle tension of the foot – muscle chain reaction – short foot of Janda – posture – 3D optical spine measuring system Muscle Tension of the Foot and its Effects on Posture Muscle tension and senso motoric function of the foot cause postural changes of the human body. This can be shown by using an optical 3D spine measuring system. Changes of muscle tension in our locomotion system can be caused by activation of the arch forming muscles of the foot. According to spe cific muscle chain theories (Sherrington, Busquet, Le wit, Janda and others) and sensomotoric neurological organisation, such changes of function lead to changes not only in soft tissue, fascias and muscles but also in the skeleton alignment. Proprio reception coordinates pos ture via static and dynamic actions and reactions from head to toe (“Just in time”). Muscle and posture balance is achieved by checking visu al, vestibular, joint, tendin and muscle information. Standing on a podoscope looking into a mirror one can see easily how changes in front and lateral plumb line occur when mus cles of the foot are activated. Arch of the foot, rear foot, an kle and knee position adapt in consequence, changing even the position of the head. Documentation of postural ef fects should be measured on a technical basis. The 3D op tical spine and posture mea suring system (Formetric®) allows the objective analysis of plumb line, pelvis position, lateral deviation or rotation of the spine. These parameters show the effectiveness of ex ercises like “the short foot of Janda”. man Patienten barfuß und an schließend mit angespannten kurzen Fußmuskeln nach Janda in der dreidimensionalen licht optischen Wirbelsäulenvermes sung (System Formetric®) unter sucht. Neurologisch kommt es zu einer aufsteigenden, Afferenz verän dernden Reizleitung der Mecha norezeptoren der Fußsohle, der Muskelspindeln und der Golgi sehnenorgane. Unter teilweise monosynaptischer Rückkoppe lung wird eine angepasste mo torische Reaktion, im Abgleich mit zentralen Stellreflexen eine posturale Haltungsreaktion be wirkt. In der Efferenz findet sich nach sensomotorischer Integration eine Reflexantwort, die über absteigende myofasziale Ket ten von Kopf bis Fuß posturale Koordination bewirkt („just in time“). Auf diese Weise sorgt die sensomotorische Integration für die Aufrechterhaltung des stato dynamischen Gleichgewichts im neuro-muskulo-skelettalen Sys tem von Kopf bis Fuß (Abb. 2). Methode Bei 50 Patienten wurde als Basis untersuchung eine dreidimensi onale lichtoptische Wirbelsäu lenvermessung durchgeführt. Anschließend wurden die Pa tienten aufgefordert, aktiv ihre Fußmuskulatur anzuspannen im Sinne des kurzen Fußes nach Janda und eine zweite 3-D-Ver messung zum Vergleich vorge nommen und ausgewertet. Ergebnisse Abb. 1: Posturale und phasische Muskeln, neuro-myofasziale Muskelfunktionsketten nach Sherrington, Busquet, Lewit und Janda. Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Es fand sich durchschnittlich ein Beckenschiefstand von 0,03 mm, dieser variierte je nach Muskelanspannung um +/- 1,6 mm, nach Muskelan spannung der Füße (Abb. 3). Die Seitabweichung variierte durchschnittlich um 2,4 mm +/1,3 mm (Abb. 4). Das Körperlot variierte durch schnittlich um 4,5 mm +/4,1 mm (Abb. 5). Schwerpunkt F u ß e h &R S e a n b s io l mi to at to i roi nk Abb. 2: Anatomische Strukturen des neuro-muskulo-skelettalen Systems. Beispiel für positive Aufrichtung mit „Janda“ normal barfuss mit kurzem Fuß nach Janda Durch das aktive Anspannen der Fußgewölbe ändert sich der Beckenschiefstand von 4,0 auf 2,1 mm. Bei 50 Patienten fand sich durchschnittlich ein Beckenschiefstand von 0,03 mm +/- 1,6 mm (1,63 mm bis -1,57 mm). Dr. Gregor Pfaff „Kurzer Fuß nach Janda“ ... Baden-Baden 26.04.2007 Abb. 3: Beispiel für positive Aufrichtung nach „Janda“ (Beckenschiefstand). Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Schwerpunkt R ue ß h a &b i Sl ie t na st o i omno t o r i k F Beispiel für positive Aufrichtung mit „Janda“ normal barfuss mit kurzem Fuß nach Janda Durch das aktive Anspannen der Fußgewölbe ändert sich die Seitabweichung in diesem Beispiel von 11,4 mm auf 5,1 mm. Bei 50 Patienten fand sich durchschnittlich ein Seitabweichung von 2,4 mm +/- 1,2 mm (3,6 mm bis 1,2 mm). Dr. Gregor Pfaff „Kurzer Fuß nach Janda“ Baden-Baden 26.04.2007 Abb. 4: Beispiel für positive Aufrichtung nach „Janda“ (Seitabweichung) Beispiel für positive Aufrichtung mit „Janda“ normal barfuss mit kurzem Fuß nach Janda Durch das aktive Anspannen der Fußgewölbe ändert sich das Körperlot in diesem Beispiel von -10,9 mm auf -3,9 mm. Bei 50 Patienten fand sich eine durchschnittliche Lotabweichung von 4,5 mm +/- 4,1 mm (8,6 mm bis 0,4 mm). Dr. Gregor Pfaff „Kurzer Fuß nach Janda“ Baden-Baden 26.04.2007 Abb. 5: Beispiel für positive Aufrichtung nach „Janda“ (Körperlot) Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Schwerpunkt F u ß t at o t ir oi n & R Se eh na sb oi lmi o k Beispiel für positive Aufrichtung mit „Janda“ normal barfuss mit kurzem Fuß nach Janda Durch das aktive Anspannen der Fußgewölbe nimmt in diesem Beispiel die Seitabweichung von 3,9 mm auf 9,9 mm zu. Die Oberflächenrotation nimmt von 2,0 ° auf 4,9 ° zu. Bei 50 Patienten fand sich durchschnittlich eine Oberflächenrotation von 2,1 ° +/- 0,8 ° (2,9 ° bis 1,3 °). Dr. Gregor Pfaff „Kurzer Fuß nach Janda“ Baden-Baden 26.04.2007 Abb. 6: Beispiel für die Aktivierung mit „Janda“. Die Oberflächenrotation variier te durchschnittlich um 2,1 Grad +/- 0,8 Grad (Abb. 6). Die Körperhaltung wird über posturale Reaktionen des visu ellen, vestibulären und proprio zeptiven Systems aufrechterhal ten. Die Fußsohle ist der Anfang von aufsteigenden Muskelfunk tionsketten. Diese werden von sensorischen Informationen (Mechano-Muskel-Sehnen-Re zeptoren) und von zentralen Re gelsystemen gesteuert. Die Aktivierung der Fußmuskel spannung nach Janda bewirkt eine Änderung der Funktion und Form des Fußes. Durch sen somotorisch-myofasziale Ver schaltungen leitet der Fuß damit Körperstellreaktionen ein. Haltungsänderungen durch ak tives Anspannen der Fußmus kulatur nach Janda kann man mittels optischer Messverfahren nachweisen. Daraus folgt: Sensomotorisches Fußtraining und aktivierende, sensomotorische Schuheinla gen wirken positiv auf die ge samte Körperhaltung. Literatur Beckers, D., J. Deckers: Gangana lyse und Gangschulung. Berlin: Springer 1997. Bourdiol, R. J.: Pied et statique. Pa ris: Maisonneuve 1980. Piekartz, H. von: Kraniofaziale Dys funktion und Schmerzen. 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Steeb Können Fehlstatiken der Wirbelsäule durch sensomotorische Einlagen verbessert werden? Case Report mit 5 Behandlungsbeispielen Aus der Orthopädischen Praxis Dr. med. F. O. Steeb, Stuttgart Einleitung Zusammenfassung Schlüsselwörter: sensomotorische orthopädische Einlagen – Hal tungs- und Bewegungsmuster – Myotendinosis und myofasziale Schmerzsyndrome – Messung der Wirbelsäule mit Röntgenstrah len – objektive Ergebnisse Seit Jahren setzen bereits v. a. in Italien und Frankreich postural arbeitende Kolle gen sensomotorische Ein lagen zur Haltungskorrektur ein. Seit Ende der neunziger Jahre werden diese aktivie renden Einlegesohlen zuneh mend auch in Deutschland verwendet. Schmerzort ist bei 80 % der Patienten zunächst das Muskelsystem. Durch Be einflussung der Fußsteue rung (Mechano-Muskel- und Sehnenrezeptoren) wird ver sucht, gezielt die Körperhal tung über Aktivierung bzw. Hemmung von Muskelketten zu beeinflussen. Myoarthro tendinosen und funktionelle Beschwerden werden durch Muskeltonusmodulationen entlastet. Dies löst langfristig Änderungen des bislang ge störten Haltungs- und Bewe gungsmusters aus. Verwendet werden dabei spezielle sensomotorische Einlegesohlen, die durch neun, an definierter Stelle Orthopädische Praxis 43, 10, 2007 angebrachte, prallelastische Felder charakterisiert sind. Nach einer funktionellen Un tersuchung der Fußmusku latur werden diese Felder in individueller Höhe mit Natur kautschuk befüllt. Überprüft wird die Statik mit tels einer lichtoptrimetrischen Wirbelsäulenver messung System Formetric. Dabei wer den Fehlhaltungen zunächst im Normalstand ohne Einla gen objektiviert. Anschlie ßend wird der Patient auf den Einlagen stehend erneut vermessen. Verglichen wer den dabei die für die Haltung charakteristischen Parame ter wie der Beckenstand, die Lot- und Seitabweichung so wie die Oberflächenrotation der Brust- und Lendenwirbel säule. An einigen typischen Bei spielen wird der Effekt dieser proprioceptiven Einlagen bei Jugendlichen und Erwachse nen auf die Haltung der Wir belsäule vorgestellt. Die Situation in der Orthopädie schuhtechnik bzgl. der Ein lagentherapie wird am bes ten durch das Statement des Beratungsausschusses für das Orthopädieschuhmacher handwerk der DGOOC 2005 beschrieben, in dem es heißt: „Die derzeit angebotenen Be handlungsmethoden halten einer ärztlichen Kritik mit wis senschaftlicher Bedeutung nicht stand, da sie sich nur auf subjektive und retrospektive – schwer nachprüfbare – Be obachtungen stützen.“ Wissenschaftliche Untersuchungen fehlen Zurzeit fehlen wissenschaftliche Untersuchungen nach EBM-Kri terien. Eine Änderung dieser Si tuation ist jedoch auch in naher Zukunft, nicht nur wegen der schwierigen ethischen Aspekte, nicht in Sicht. Kurzfristiges Ziel sollte daher zumindest eine ge naue Dokumentation des Be handlungsverlaufs und v. a. eine regelmäßige Kontrolle mit Objektivierung der Messergeb nisse sein. Schwerpunkt R e h a b i l i t a t i o n Therapeutische Wirkung korrigierender Passiv einlagenkonzepte nicht nachgewiesen Die herkömmlichen passiven Einlagenkonzepte, wie der Blick in die Literatur zeigt, so Gould (1989): „Passiveinlagen haben keinerlei Wirkung auf die Entwicklung des Fußes“, Mosca (1996): „Eine Passiv einlagenversorgung ist in vielen Fällen für eine physiologische Fußfunktion hinderlich“ oder Nigg (2000): „Veränderungen der Skelettbewegungen durch Passiveinlagen sind klein und scheinen nicht systematisch zu sein“ konnten eine essenzielle Wirksamkeit nicht bestätigen. Eine umfangreiche an 858 Kin dern durchgeführte Studie in Wien kam zu dem Ergebnis, dass korrigierende Passivein lagen beim kindlichen KnickSenk-Fuß wirkungslos sind (Pfeiffer, Sluga, Kotz, 2005). Haltungs- und Bewegungsän derungen werden im klinischen Alltag bei nach Trittspur oder Schaumabdruck hergestellten korrigierenden Einlagen nur sel ten überprüft. In der Folge sollen einige Fall beispiele zeigen, wie senso motorische Einlagesohlen Fehl statiken der Wirbelsäule positiv beeinflussen können. Objektive Messergebnisse durch 3-D-Wirbelsäulen vermessung Die objektive Überprüfung der individuell auf den Patienten ab gestimmten sensomotorischen Einlegesohlen in ihrer Wirkung auf die Körperhaltung erfolgte mittels einer dreidimensionalen, lichtoptrimetrischen Wirbelsäu lenvermessung System Formet ric, das seit 1999 in meiner or thopädischen Praxis eingesetzt wird. Die Vermessung stützt sich da bei auf bestimmte anatomische Fixpunkte, wie den Vertebra pro minens, den Sacrumpunkt und Summary Key words: sensomotorical orthopaedic insoles – posture and movement patterns – myotendinosis and myofascial pain syndromes – measurement of the column without x-ray – objective results Can Sensomotorical Orthopaedic Insoles Improve Pathological Postures ? A Case Report of 5 Examples In Italy and France medical doctors have used sensomo torical orthopaedic insoles for years. Since the end of the last century these special or thopaedic insoles have been more and more used in Ger many, too. In more than 80 % the ortho paedic patients suffer from muscular dysbalances, myo tendinosis or myofascial pain syndromes. By improving the sensomotorical systems it is possible to recreate the func tion of our feet and following the position of our column and posture. So we can improve step by step our posture and movement patterns. We used special sensomotor ical insoles, which have nine specially located soft fields. After a special examination of das rechte und linke parasacrale Grübchen. Konkave, konvexe und sattelförmige Krümmungen der Rückenoberfläche werden aus den gemessenen Punktko ordinaten ermittelt. Durch standardisiertes Vorge hen bei der Messung kann die durch den Probanden verur sachte Messungenauigkeit, wie Kontrollmessungen zeigen, sehr klein gehalten werden. Die Statikvermessung wird da bei im normalen Stand und im Stehen auf den Einlagen bei Abholung überprüft. Weitere Kontrollen der Körperhaltung werden nach 3 und 6 Mona the sensomotorical systems and the function of the mus cle chains, these fields were refilled individually with natu ral kautschuk. The posture is controlled by a special optical measurement of the column without x-ray, the system is called formetric. With this system we can very easily identify wrong posture. The first measurement will be done in the normal posture, then with closed eyes, with a short foot by Janda, with open mouth and with a tough bite and finally standing on the activating insoles. So we can identify disorders of the ves tibular und optical systems or stomatognathic problems. We compare then the position of the pelvis, the position and rotation of the column. The following examples show the effect at children and adults of these special acti vating insoles. ten sowie dann einmal jährlich durchgeführt. Falls notwendig, wird die Befüllung an die je weilige inzwischen veränderte Fuß- und Körperhaltung des Pa tienten angepasst. Therapeutische Wirkung individuell befüllter orthopädischer Einlegesohlen Diese Einlegesohlen sind durch neun prallelastische Kammern charakterisiert, die individuell mit einem Naturkautschukgranu lat befüllt werden. Damit werden die Bewegungsfunktionen so OrthopädischePraxis Praxis43, 44,10, 4, 2007 2008 Orthopädische Schwerpunkt R e h a b i l i t a t i o n Abb. 1: Normal. Abb. 2: Mit sensomotorischen Einlagen, Ko nach 6 Monaten. Orthopädische Praxis 44, 43, 4, 10,2008 2007 Schwerpunkt R e h a b i l i t a t i o n Abb. 3: Normal. Abb. 4: Ohne sensomotorische Einlagen, Ko nach 14 Monaten. OrthopädischePraxis Praxis43, 44,10, 4, 2007 2008 Orthopädische Schwerpunkt R e h a b i l i t a t i o n Abb. 5: Normal. Abb. 6: Mit sensomotorischen Einlagen, bei Abholung. Orthopädische Praxis 44, 43, 4, 10,2008 2007 Schwerpunkt R e h a b i l i t a t i o n Abb. 7: Normal. Abb. 8: Ohne sensomotorische Einlagen, Ko nach 12 Monaten. OrthopädischePraxis Praxis43, 44,10, 4, 2007 2008 Orthopädische Schwerpunkt R e h a b i l i t a t i o n Abb. 9: Mit Biss. Abb. 10: Ohne sensomotorische Einlagen mit Bissschiene, bei Abholung. Orthopädische Praxis 44, 43, 4, 10,2008 2007 Schwerpunkt R e h a b i l i t a t i o n Abb. 11: Mit sensomotorischen Einlagen, Ko nach 6 Monaten. wie die Statik des Fußes und der Wirbelsäule über den sensomo torischen Regelkreis „Schritt für Schritt“ optimiert. Die nachfolgende Messung in Abbildung 1 zeigt ein 15-jäh riges Mädchen mit mehrjähriger bekannter skoliotischer Fehlhal tung und regelmäßiger kranken gymnastischer Übungsbehand lung. Darunter eine Messung (Abb. 2) nach 6 Monaten auf sensomotorischen Einlagen ste hend. Die Statik hat sich deutlich sowohl hinsichtlich der Rotation als auch der Seitabweichung verbessert. Die nächsten Bilder (Abb. 3) zeigen die Wirbelsäulenvermes sung eines 54-jährigen Patienten mit chronischen Beschwerden der gesamten Wirbelsäule und wechselnden myofaszialen Syn dromen im Normalstand. Abbil dung 4 zeigt das Messergebnis ebenfalls im Normalstand nach 14-monatigem Tragen von sen somotorischen Einlagen. Es zeigt sich eine deutliche Ver besserung der Lot- und Seitab weichung und eine Verbesse rung der Rotation. Abbildung 5 zeigt die 3-D-Ver messung einer 63-jährigen Pa tientin mit chronischem Lumbo sacralsyndrom im Normalstand. In Abbildung 6 ist die Messung im Stehen auf individuell ange passten sensomotorischen Ein legesohlen durchgeführt wor den. Anschließend zeigt Abbildung 7 die Vermessung eines 60-jäh rigen Patienten mit einem chro nischen Lumbosacralsyndrom ohne Ischiassymptomatik, al tersentsprechendem Kernspin befund und wechselnden z. T. massiven myofaszialen Be schwerden. Die Lotabweichung, Oberflächenrotation und Seitab weichung sind deutlich patho logisch erhöht. Zwölf Monate nach Tragen sensomotorischer Einlagen zeigt Abbildung 8 eine deutliche Verbesserung aller Parameter unter gleichzeitigem Rückgang der muskulären Reiz zustände. Abbildung 9 zeigt eine 44-jäh rige Patientin mit chronischen Nackenbeschwerden, cranio mandibularer Dysfunktion und Malocclusion sowie regelmä ßiger zahnärztlicher Behandlung im Stand mit festem Biss. Abbil dung 10 stellt dieselbe Patientin mit Bissschiene im Stand mit festem Biss dar. Die Bissschiene hat offensichtlich einen leichten positiven Einfluss auf die Sta tik. Abbildung 11 zeigt die Wir belsäulenstatik nach 6 Monaten auf sensomotorischen Einlagen stehend. Die wesentlichen Para meter liegen im Normbereich. Resümee Oben dargestellte Fälle zeigen, dass die Beurteilung des The OrthopädischePraxis Praxis43, 44,10, 4, 2007 2008 Orthopädische Schwerpunkt R e h a b i l i t a t i o n rapieerfolges sensomotorischer Einlagen nicht nur auf der sub jektiven Angabe der Schmerzre duzierung seitens des Patienten allein beruhen muss, sondern die Verbesserung der Wirbel säulenfehlstatik und damit auch des funktionellen Bewegungs musters mittels der lichtoptri metrischen Wirbelsäulenver messung objektiviert werden kann. Nächster Schritt sollte eine um fangreichere, möglichst auch kontrollierte Studie an einer größeren Probandenzahl sein. Als Ausschlusskriterium muss jedoch dann eine Störung der Kopfsteuerung durch Beein trächtigung des vestibulären und visuellen sowie des stoma tognathen Systems berücksich tigt werden. Literatur 1. Baur, H., A. Hirschmüller, S. Müller, F. Mayer: Wirkungsweise von funktionellen Elementen der Schuheinlagenversorgung im Sport. Dt Z Sportmed 54 (2003) 323–328. Orthopädische Praxis 44, 43, 4, 10,2008 2007 2. Baur, H., A. Gollhofer, F. Mayer: Die Wirkweise von Schuheinla gen – „mechanische“ und „senso motorische“ Erklärungsmodelle. Sonderheft der Orthopädie schuhmachertechnik Sensomo torik (2006) 18–23. 3. Bernius, P.: Die postoperative Versorgung mit afferenzstimu lierenden Einlagen bei ICP und angeborenem Klumpfuß. Son derheft Orthopädieschuhtech nik (2000) 66–68. 4. Bourdiol, R. J.: Podoreflexo Ci nesiologie. Maisonneuve Edit Moulins-Metz (1986). 5. Bruhn, S., A. Gollhofer: Neu rophysiologische Grundlagen der Proprioception und Senso motorik. Med Orth Tech (2001) 66–71. 6. Gollhofer, A., H. Lohrer, W. Alt: Proprioception – Grundlegende Überlegung zur sensomotori schen Steuerung. Sonderheft Orthopädieschuhtechnik Pro prioception (2000) 10–14. 7. Jäger, M., C. J. Wirth: Praxis der Orthopädie. Georg Thieme Ver lag Stuttgart, 1986. 8. Larsen, C.: Füße in guten Hän den. Thieme Stuttgart, 2003. 9. Baur, H.: Effektivität einer funk tionell-dynamischen Schuhein lagenversorgung im Sport. In augural-Dissertation Universität Freiburg 2004. 10. Nigg, B.: The role of impact forces and foot pronation: a new paradigm. Clin Sport Med (2002) 57–59. 11. Pfaff, G.: Die neurophysio logischen Grundlagen der sensomotorischen Einlagen verordnung. Sonderheft der Or thopädieschuhtechnik Senso motorik (2006) 14–17 12. Ludwig, O., N. Fuhr: Änderung der muskulären Aktivität durch proprioceptiv wirkende Einla gen. Orthopädie-Schuhtechnik (2000) 13–18. Anschrift des Verfassers: Dr. med. F. Steeb Orthopädische Praxis Arlbergstraße 38 D-70327 Stuttgart E-Mail: [email protected] Schwerpunkt F u ß & S e n s o m o t o r i k H. Klauser Sensomotorische Einlagenversorgung und propriozeptives Training – ein ganzheitliches Therapiekonzept in der modernen Fußchirurgie Aus dem Zentrum für Bewegungsheilkunde, Berlin Zusammenfassung Einleitung Schlagworte wie Eigenwahr nehmung, Sensorik, Motorik und Statik sind aus der moder nen Fußchirurgie im Rahmen eines ganzheitlichen Therapie konzeptes nicht mehr wegzu denken. Woran liegt das? Der Fuß stellt ein äußerst sensibles Organ dar, welches bei jedem Schritt Informationen über Tem peratur, Festigkeit, Oberflächen beschaffenheit und Neigung des Untergrundes aufnimmt und weiterleitet. Dies ist mög lich, weil die sensitiv kortikalen Repräsentationsfelder – die Af ferenzen – wesentlich größer repräsentiert sind als die mo torischen, selbige sind an der Hand vielfältiger repräsentiert. Bereits bei der Kontaktaufnah me des Säuglings mit der Um welt zeigt sich dies. Liegt er auf dem Rücken, so streckt er zur Erforschung der Umgebung nicht etwa die Hände, sondern die Füße der Mutter und der Umwelt entgegen. Im Laufe des Lebens nimmt diese Fähigkeit der „Taktilen Gnosis“ unter Umständen kon tinuierlich ab. Unterschiedliche Faktoren sind zu unterschied lichen Lebensabschnitten da für verantwortlich. Die Auswir kungen solcher Störungen der Fußgewölbe bildenden und den Abrollvorgang steuernden Fuß muskulatur betreffen dann nicht Schlüsselwörter: Fußtherapie – sensomotorische Aktiveinlagen – propriozeptive Trainingsformen Die Behandlung mit senso motorischen Aktiveinlagen und propriozeptiven Trai ningsformen stellt aufgrund der aktiven Stimulation der Fußmuskulatur eine vor allem ganzheitliche Alternative, aber auch Ergänzung in der modernen Fußtherapie dar. Das Indikationsspektrum ist groß und betrifft vor allem Fußfehlformen bei Kindern und Erwachsenen, aber auch postoperative und posttrau nur den Fuß selbst, sondern set zen sich auf die gesamte Kör perstatik und den gesamten Be wegungsapparat fort. Insofern ist die Korrektur von Defiziten und Fehlstellungen des Fußes ebenso wie die Prophylaxe für den gesamten Körper von Vorteil und meist sogar unum gänglich. Die Philosophie der Beeinflussung und Förderung sensomotorischer Fähigkeiten über spezielle Einlagen und ein spezielles propriozeptives Training sollte daher auch in der modernen Fußchirurgie vor matische Zustände sowie zur Chronifizierung neigende Fuß probleme und therapeutische Problemfälle. Der große Vorteil eines komplexen sensomoto rischen Trainings verbunden mit einer entsprechenden Versorgung mit aktivierenden Spezialeinlagen in der Fußor thopädie und Fußchirurgie ist vor allem der ganzheitliche Ansatz durch die gleichzei tige Beachtung der gesamten Körperstatik. allem perioperativ und posttrau matisch immer mehr Beachtung finden. Sensomotorik – Fuß – Körperstatik; eine ganz besondere Beziehung Aus den oben genannten Grün den erhärtet sich die Tatsache, dass der Fuß nicht alleine isoliert zu betrachten ist, sondern viel mehr in ein ganzheitliches fußor thopädisches Konzept integriert werden sollte. Grund hierfür ist die bereits angesprochene Fä Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Schwerpunkt F u ß & S e n s o m o t o r i k Summary Key words: foot therapy – sensomotoric insoles – proprioception Sensomotoric Insoles and Proprioceptive Training. An Integral Therapy in the Progressive Footsurgery The treatment with sensomo toric insoles and propriocep tive training depicts, owing to the active stimulation of the feet muscles, an integral al ternative but also supplement in the progressive feet thera py. It covers a wide spectrum of indications, mainly feet malformations of children and higkeit des Fußes, Informationen weiterzugeben und schließlich nach entsprechender sensomo torischer Integration eine reflek torische neuromuskuläre Antwort zu erhalten, mit der nicht nur eine Steuerung gegen die Schwer kraft möglich ist, sondern auch eine kontrollierte Bewegung. Der Fuß ist somit einerseits ky bernetisches und andererseits propriozeptives Organ zugleich. Diese Fähigkeit des Fußes sollte therapeutisch sowohl bei chir urgischer Intervention als auch adults, but also post-surgical and post-traumatic states, as well as foot problems tending to chronification and thera peutic problem cases. The significant advantage of a sensomotoric training com bined with an according sup ply with stimulating insoles in feet orthopaedics and sur gery particulary lies in the entire base and simultane ous consideration of the body statics. bei konservativer Vorgehens weise berücksichtigt werden, um Folgeerscheinungen und se kundäre Schäden nicht nur des Fußes alleine, sondern auch des gesamten Bewegungsapparates zu verhindern. Der Fuß ist zwar die Schaltzent rale des Körpers schlechthin, beinhaltet aber eine Vielzahl von Störmöglichkeiten und stellt ein ausgesprochen sensibles und anfälliges System dar, welches schnell aus dem Gleichgewicht geraten kann. So unterliegt die erwähnte Fä higkeit der „Taktilen Gnosis“, also die Erkennung von Tempe ratur, Festigkeit, Oberflächen beschaffenheit und Neigung, einer hohen Abnutzung. Die Rezeptoren wie Muskelspindel rezeptor, Hautrezeptor, Gelenk rezeptor und Mechanorezeptor reagieren auf den Tonusverlust der Fußmuskulatur und einzel ner Fußmuskeln, auf Verände rungen der Fußform, der Fuß gewölbe bildenden und den Abrollvorgang steuernden Fuß muskulatur, letztendlich auf Stö rungen des gesamten Haltungsund Bewegungsapparates. Sensomotorische Aktiveinla gen zielen auf eine Verbesse rung der propriozeptiven Fä higkeiten, der Koordination und der Eigenwahrnehmung ab. Sie stellen zu den herkömmlichen, statisch ausgerichteten und rein biomechanisch orientierten Ein lagentypen eine Alternative und Bereicherung des Anwendungs spektrums dar. Im Gegensatz zu Einlagen mit rein festen, bettenden Kompo nenten, die einer Skelett stüt zenden Maßnahme dienen und eine Reduktion der Bewegung mit Entlastung und teilweise so gar Rückbildung der Muskulatur bewirken ohne Einfluss auf die Kinematik, verfolgen sensomo torische Aktiveinlagen eine ak tive Stützung und Veränderung mit Stimulation spezifischer Muskelgruppen und Förderung der Taktilen Gnosis, der Koor dination und des muskulären Gleichgewichtes (Abb. 1). Dies können wir uns in der Be handlung fußchirurgischer Pro bleme ebenso wie in der peri operativen Betreuung sehr gut zu Nutzen machen. Hilfreich und förderlich ist zusätzlich die Anwendung spezieller senso motorischer Trainingstherapien. Funktionsweise senso motorischer Aktiveinlagen und propriozeptiver Trainingsformen Abb. 1: Afferenzstimulation Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Afferente Impulse von Muskel spindel, Sehnen-, Gelenk- und Schwerpunkt F u ß Abb. 2: Jugendlicher (14 jähriges Mädchen) Senk-Knickfuß mit Hallux valgus Deformität. Mechanorezeptoren bilden die Summe der propriozeptiven Information aus der Peripherie an das Gehirn. Dort findet eine Verschaltung mit vestibulären, visuellen und kraniomandibu lären Signalen sowie der Visze rozeption im Gehirn und Klein hirn statt. Man spricht hierbei von einer „just in time“ Regula tion bzw. sensomotorischen In tegration. Die sensomotorische Steuerung wird dann aus dem Abgleich propriozeptiver, exte rozeptiver und viszerozeptiver Impulse von zentralen Kon trollmechanismen als reflekto risch-neuromuskuläre Antwort entworfen. Die hier vorgestell ten Aktiveinlagen stimulieren entsprechend einem sensomo torischen Muskelkoordinations test (Ringtest) die speziellen Rezeptoren bzw. die schwach getestete Muskulatur und füh ren somit sukzessive zu einer Stellungs- und Haltungskor rektur, was sekundär zu einer Schmerzreduktion führt. Die Spezialeinlage besteht aus 9 mit einem Kautschukgranu lat befüllbaren Kammern, die sich durch eine besondere Rückstellkraft (Shore-Härte) auszeichnen. Eine individuelle patientenorientierte Befüllungs korrektur ist jederzeit möglich. Ziel ist es, nach dem Motto „form follows function“ eine ak tive Stützung des Fußes durch Stimulation spezifischer Mus kelgruppen hervorzurufen und die „Taktile Gnosis“ ebenso wie koordinative Fähigkeiten und das muskuläre Gleichgewicht zu verbessern. Einen ähnlichen Effekt erzielt das zusätzliche propriozeptive Training z. B. mit dem „Staby“, dem „Ballooning“ Ball oder dem „Airex“ Balan ce-Pad. Auch diese Übungs formen stimulieren die Eigen wahrnehmung positiv, führen zu einer verbesserten Muskelkoor dination bzw. Statik und haben sowohl perioperativ als auch in der konservativen Behandlung von Fußproblemen einen aus gesprochen positiven Thera pieeffekt. & S e n s o m o t o r i k Abb. 3: Sensomotorische Aktiveinlage, Oberseite Mit Alkantarüberzug. Abb. 4: Sensomotorische Aktiveinlage, Unterseite mit Befüllungsvorrichtung (Kautschukgranulatbefüllung). Indikationsspektrum des propriozeptiven Therapiekonzeptes (Aktiveinlagen und Training) Im Folgenden möchte ich das Anwendungsspektrum im or thopädisch-fußchirurgischen Alltag vorstellen, wobei explizit zu erwähnen ist, dass die Ak tiveinlagen und das propriozep tive Training einen Bestandteil des Behandlungskonzeptes darstellen und je nach Indika Abb. 5: Persistierender intraartiluärer Erguss und persistierendes Weichteilödem nach Supinationstrauma li und gleichzeitig vorliegender venöser Insuffizienz. Abb. 6: Z. n. Replantation einer Desartikulationsverletzung im OSG re, postoperative Versorgung mit Aktiveinlagen und veränderter Druckverteilung in der Pedobarographie. Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Schwerpunkt F u ß & S e n s o m o t o r i k Abb. 7: Sinus Tarsi: sensomotorische Schaltzentrale im Bereich des unteren Spunggelenkes mit Anhäufung von Rezeptoren. Abb. 8: Haglundsyndrom beidseits. Abb. 9: Komplexe Umstellung bei Vorfußdeformität. tion sowohl statische als auch sensomotorische Einlagen und unterschiedliche Physiothera pieformen ihre Verwendung fin den. Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Neben juvenilen Fußfehlformen (Abb. 2) und koordinativen Stö rungen im Kindesalter behan deln wir unsere Patienten auch perioperativ und posttrauma tisch mit sensomotorischen Ak tiveinlagen (Abb. 3 und 4) und einem speziellen sensomoto rischen Therapiekonzept, falls die Indikation hierfür gegeben ist. So kann die Behandlung von Distorsionstraumata des obe ren und/oder unteren Sprung gelenkes – um nur eines von vielen möglichen Beispielen zu erwähnen – gerade wenn es sich um einen prolongierten Verlauf mit persistierender Er gussbildung und zusätzlichem Weichteilödem handelt (Abb. 5), neben dem üblichen Behand lungsregime sehr erfolgreich mit der Verbesserung proprio zeptiver Fähigkeiten durch das Tragen der Aktiveinlagen und einem Propriotraining (Staby und Balance-Pad) unterstützt werden (Abb. 6). Neben der Verbesserung der Koordination und Stabilität kommt es zusätz lich nachgewiesenermaßen zu einem Abschwellen aufgrund der Stimulation des venösen Plexus im Fußsohlenbereich, zu einer Verminderung der Rezi divanfälligkeit und nicht zuletzt zur Schmerzfreiheit. Bei Verlet zungen im Sprunggelenkbe reich kommt es nicht selten zu einer Schädigung der senso rischen Nervenfasern im Sinus tarsi (Abb. 7), was zu einem Verlust der Propriozeption und letztlich der Stabilität führt. In sofern ist ein intensives Auf trainieren der Sensomotorik zur Vermeidung einer chronischen Instabilität mit den Folgen eines dorsalen und/oder ventralen Im pingement oder gar einer se kundären Arthrose von enormer Wichtigkeit. Wir führen daher zusätzlich zu der Verordnung von Aktiveinlagen ein sensomo torisches Trainingskonzept nicht nur beim Hochleistungs- und Leistungssportler, sondern auch bei sportlich nur gering Aktiven durch. In unserem Behandlungs regime sowohl operativ als auch konservativ auszubehandelnder Sprunggelenkverletzungen hat in der Spätbehandlungsphase die sensomotorische Aktiveinla ge ihren festen Bestandteil. Schwere Fußverletzungen mit komplexer Schädigung nervaler und vaskulärer Strukturen bieten sich im Rahmen der Stufenthe rapie ebenfalls hinsichtlich der Verwendung von sensomoto rischen Einlagen geradezu an. So kann bei schweren posttrau matischen bzw. postoperativen Zuständen im Stadium der Teilund Reinnervation zur Verbes serung der funktionellen Sen sibilität und Desensibilisierung ebenso wie zur Verbesserung der motorischen Funktion, der Koordination, des venösen und lymphatischen Abflusses die sensomotorische Aktiveinlage eingesetzt werden. Der Effekt dieser speziellen Einlage kann auch hierbei pedobarogra phisch sehr gut dokumentiert und nachgewiesen werden. Fi xierte, statische posttrauma tische Fehlformen sind hiervon natürlich gleichermaßen ausge schlossen wie dekompensierte Füße. Rückfußprobleme wie der dor sale und plantare Fersensporn, das Haglund-Syndrom (Abb. 8) und Achillodynien – um einige wenige Beispiele exemplarisch anzuführen – können zusammen mit intensiven physikalischen und physiotherapeutischen Maßnahmen – Spiraldynamik® und/oder sensomotorisches Training – sowie der Aktiveinla Schwerpunkt F u ß Präoperativ (13-jähriges Mädchen) Rö-Bild (8. Monat postoperativ) & S e n s o m o t o r i k Klinische Bild (8. Monat postoperativ) Abb. 10: Einlagenversorgung während komplexer Korrektur einer einseitigen Brachymetatarsie (man beachte die postoperativ korrekte Ausrichtung der Zehlenstrahle 3 bis 5). gen sehr gut therapiert werden. Die hierdurch verbesserte mus kuläre Balance und die Kräfti gung der Fußgewölbe bilden den Muskulatur führen nicht nur zu einer Verbesserung der Fuß form, sondern vor allem zur Be schwerdefreiheit und verhindern ein Rezidiv. Daher eignet sich die Einlage auch bestens in der Anwendung nach einfachen und komplexen knöchernen Umstellungen bei Vorliegen z. B. einer Vorfußde formität (Abb. 9). Sofern mög lich erhalten unsere Patienten in der postoperativen Nachsor ge, nachdem der Vorfußentlas tungsschuh abtrainiert ist, eine sensomotorische Einlage. Ge rade nach vier- bis sechswö chigem Tragen eines Verbandsoder Vorfußentlastungsschuhes kommt es zu einem komplexen Derangement der Körperstatik, und Patienten mit Korrekturen einer Vorfußdeformität (Abb. 10) klagen über nicht geringe Pro bleme der Körperstatik, die durch die langwierige Fehlbe lastung oft völlig aus dem Lot gekommen ist. Knie-, Hüft- und Lendenwirbelsäulenprobleme sind unter Tragen des genann ten Entlastungsschuhs häufig zu beobachten und stellen später einen Circulus vitiosus dar, den es zu beheben gilt. Umso wich tiger ist es, eine ganzheitliche körperstatikbetonte Fußortho pädie zu betreiben, denn wenn wir solche Probleme vermeiden wollen, sollten wir frühzeitig an die Haltungs- und Bewegungs kontrolle durch Stimulation und Beachtung der Sensomotorik denken. Insbesondere jugendliche Pa tienten profitieren von diesem Konzept, wenn komplexe Kor rekturen von angeborenen Fehl bildungen durchgeführt werden. Durch umfassende operative In tervention im Fußbereich kommt es zwar in den meisten Fällen zu einer sowohl kosmetischen als auch funktionellen Verbesse rung, allerdings ist die gesamte Biomechanik des Fußes derart verändert und teilweise sogar gestört, dass eine Unterstüt zung durch Aktiveinlagen über einen längeren Zeitraum wäh rend des gesamten prä- und postoperativen Zeitraumes ge nauso sinnvoll erscheint wie ein begleitendes intensives senso motorisches Training. Literatur beim Verfasser Anschrift des Verfassers: Dr. H. Klauser Orthopäde – Chirurg – Handchirurg/Fußchirurgie Zentrum für Bewegungsheilkunde Bozener Strasse 17 D-10825 Berlin E-Mail: [email protected] Orthopädische Praxis 44, 4, 2008 Varia B e i n v e n e n s y s t e m T. Stumptner Die Bedeutung der senso motorischen Fußsteuerung für den Beinvenenkreislauf Aus der Praxis für Orthopädie, Phlebologie, Chirotherapie Dr. T. Stumptner, Nürnberg zialen Venen mit über 80 % der Transportleistung weit im Vor dergrund. Zusammenfassung Schlüsselwörter: subfasziale Venen – Venenklappen – Waden muskelpumpe – Fußstatik – Fußpropriozeption – subfasziales Ödem – Fischer-Schule – unelastischer Kompressionsverband – propriozeptive Einlagen Die Funktion des Beinvenen systems ist bedingt über die Suffizienz der Venenklappen und der Venenpumpen. Die Venenpumpen als Muskeln, insbesondere die Waden muskelpumpe, sind in ihrer Funktionstüchtigkeit direkt abhängig vom Fuß in seiner mechanischen Stellung und propriozeptiven Funktion. Bei Insuffizienz der einen oder der anderen Funktionskompo nente resultiert entsprechend der funktionellen Gewichtung des endofaszialen Anteils des Beinvenensystems ein Einleitung Beinvenensystem Das Beinvenensystem dient der Entwässerung des Beines. Alles Blut, was über den arteriellen Kreislaufschenkel in das Bein gelangt, muss das Bein auf der venösen Seite verlassen kön nen. Nur dann ist der Körper kreislauf geschlossen und das Bein venös gesund. Orthopädische Praxis 43, 11, 2007 subfasziales Ödem als patho physiologisches Korrelat für Beschwerden und Ausgangs punkt möglicher komplizie render Erkrankungen. Therapeutisch ist die Klap peninsuffizienz mittels un elastischer Kompressions verbände nach Heinrich Fischer, die Insuffizienz der Wadenmuskelpumpe über aktive Berücksichtigung der Fußfehlstatik mittels weicher propriozeptiver Einlegesoh len und eines fußfreundlichen Schuhs angehbar. Anatomie Das Beinvenensystem setzt sich bekanntermaßen aus den tief in die Muskulatur eingebetteten endofaszialen und den ober flächlich unter der Haut liegen den extrafaszialen Venen zu sammen. Beide sind über eine Vielzahl von Verbindungsvenen zum System zusammengeschlossen. Funktionell stehen die endofas Funktion Über die Schlussfähigkeit der als Ventile wirkenden – Venenklappen bei gleichzei tigem Einsatz der so genann ten – Venenpumpen kann das ve nöse Blut das Bein verlas sen. Der Venendruck kann somit niedrig gehalten werden. Im venösen Kapillargebiet ist die Rückresorption der Gewebeflüs sigkeit in die Venolen gesichert. Die Drainage des Gewebes ist gewährleistet. Alles arteriell eingeströmte Blut verlässt das Bein über die Ve nen wieder. Diese Funktion des Beinve nensystems ist determiniert (Abb. 1) – zum einen über die Suffizienz der Venenklappen, – zum andern über die Suffizi enz der Pumpmechanismen. Eine Insuffizienz der Funktion entweder – der Venenklappen oder – der Venenpumpen führt je weils zum gleichen Ergebnis: Es kommt zur Erhöhung des Ve nendruckes bei Volumenüber lastung – entweder über den Reflux bei Insuffizienz der Venenklappen, – oder über unzureichendes Varia B e i n v e n e n s y s t e m Abpumpen des Blutes und damit zur unzureichenden Rückresorption im Kapillarge biet. Die Folge ist die unzurei chende Drainage des Gewebes, entsprechend der funktionellen Wertigkeit der endofaszialen Ve nen das so genannte endofasziale venöse Ödem (2, 3, 6, 7, 10, 11). Dieses steht im Zentrum des phlebologischen Geschehens, es ist verantwortlich für die Ve nenbeschwerden und es ist Voraussetzung für eventuelle komplizierende Erkrankungen wie Beinvenenthrombose, Ulcus cruris venosum oder venöses Stauungsekzem (15, 16, 17). Diskussion Behandlung Therapeutisch ist somit die Be seitigung des endofaszialen Ödemes die zentrale Aufgabe. Da in praxi nahezu immer so wohl – eine Klappeninsuffizienz wie auch – eine Insuffizienz der Pumpmechanismen vorliegt, ist für die Behandlung an beiden Determinanten an zusetzen, um die vollständige Funktionstüchtigkeit des Bein venensystemes wieder herzu stellen und dauerhaft zu ge währleisten. Die Klappeninsuffizienz muss an den funktionell entschei denden subfaszialen Venen angegangen werden. Dies ge lingt über die vorübergehende therapeutische Anlage unelas tischer Kompressionsverbände nach Heinrich Fischer am Un terschenkel. Es ist zu betonen, dass elasti sche Bandagen diese Aufgabe nicht übernehmen können. Für die venösen Pumpmechanismen hat der Fuß zentrale Be deutung. Die Hauptvenenpumpe ist unser Gehmuskel, die Wadenmusku latur. Sie entwickelt Druckwerte, die in etwa denen des Herzens entsprechen (6–9 x 108 erg/ Summary Key words: subfascial veins – vein valves – calf muscle pump – footstructure – footproprioception – subfascial oedema – FischerSchool – inelastic compression bandage – proprioceptive insoles The Importance of the Sensomotor Foot Control for the Leg Vein System The function of the leg‘s ve nous system is determined by the sufficiency of the ve nous valves and the venous pumps. The capacity of venous pumps as muscles and espe cially of the calf muscle pump are directly dependent on the foot in its mechanical position and proprioceptive function. The result of insufficiency of either of these functional components, is, dependent on the functional weighting of min). Die Kontraktion der Wade, näm lich das Anheben der Ferse bzw. das Abrollen des Fußes, also das Gehen, ist der ent scheidende Pumpeffekt auf die Beinvenen (neben einer Vielzahl weiterer sog. Venenpumpen, z. B. besonders auch der Fuß sohlenpumpe). Alle die Wade bildenden Mus keln inserieren, ihrer Aufgabe entsprechend, am Fuß. Somit hat jegliche Fußfehlstel lung einen direkten negativen Einfluss auf die Funktionstüch tigkeit der Hauptvenenpumpe (Abb. 2) (6, 9, 14). Der Fuß wird in seiner komple xen Architektur durch die Mus kulatur aktiv gehalten. Als Teil des Haltungs- und Bewegungs the endofascial share of the leg‘s venous system, a sub fascial oedema as a patho physiological correlate of complaints and the starting point of possible complicat ing disorders. Therapeutic approaches to valvular insufficiency are in elastic compression ban dages according to Heinrich Fischer. Insufficiency of the thigh muscle pump can be treated through actively tak ing into account the structural weaknesses of the foot with soft proprioceptive arch sup port insoles and appropriate footwear. apparates bedarf er der Kör perkoordination für seine regel rechte Gestalt und Funktion. Ein gesunder Fuß ist im Zehen bereich am breitesten. Im Bar fußstand bilden Fuß und Unter schenkel einen rechten Winkel (Abb. 3). – Die Körperkoordination und damit auch die Fußarchitek tur ist u. a. direkt abhängig von der Propriorezeption des Fußes als Tast- und Greifor gan. Die kleinen Fußmuskeln sind der Beginn der über Bein, Becken und Wirbel säule bis zum Kopf aufstei genden Muskelketten. Nur über die zentrale Inte gration extero- und proprio rezeptiver Informationen ge lingt über adäquate efferente Steuerung die jeweils situa Abb. 1: Poiseuille´sches Gesetz: Determinierend sind die Venenweite in der 4. Potenz (Radius) und der Effekt der Venenpumpen (Druckdifferenz). Orthopädische Praxis 43, 11, 2007 Varia B e i n v e n e n s y s t e m Abb. 2: Phlebodynamometrie mit aufgehobener Funktion der Wadenmuskelpumpe (unterbundene Beweglichkeit im Sprunggelenk) (Kügler, Rudofsky 1999). tionsangepasste Körperhal tung und -bewegung und damit auch Fußstellung (5, 8, 12, 13, 18) (Abb. 4). Besteht eine unzureichende Stimulation der Fußsohlen propriorezeptoren, resultiert eine verminderte Reflexak tivierung und Steuerbarkeit der Muskulatur. Sowohl die Wade wie auch die Fußmus keln können ihre Aufgaben nicht mehr vollständig wahr nehmen. Folge ist sowohl – ein verminderter venöser Pumpeffekt der Wadenmus kulatur wie auch – eine Fehlstellung des Fußes. Diese Fußfehlstellung ihrer seits wirkt, wie dargelegt, zusätzlich negativ auf die Kapazität der Wadenmuskel pumpe. Abb. 3: Physiologische Dreiecksform des Fußes mit rechtem Winkel zum Bein. – Mechanisch kommt es den sozialen Zwängen entspre chend fast immer zusätz lich über fußunfreundliches Schuhwerk zur Fehlstellung des Fußes und damit zur Be einträchtigung der Hauptve nenpumpe Wadenmuskulatur. – Weiterhin hängt ein regel rechter Pumpeffekt auf die Beinvenen natürlich auch davon ab, die Pumpe zu ge brauchen: Nur beim zügigen Gehen resultiert – unter phlebolo gisch-funktionellen Gesichts punkten – ein ausreichender Pumpeffekt. Kompensation Abb. 4: Schema der senso-motorischen Steuerung (nach Gollhofer). Orthopädische Praxis 43, 11, 2007 Die Tendenz zur Klappeninsuffizienz ist Folge einer anlagebe dingten Gewebeschwäche. Sie ist nicht ursächlich behandel bar, sondern muss nach Thera pieabschluss dauerhaft mittels elastischer Bandagen kompen siert werden. Dagegen sind alle Faktoren, die die Funktion der Wadenmusku latur als Hauptvenenpumpe be einträchtigen, therapeutisch an gehbar. Sie sind orthopädische – sowohl koordinative wie auch mechanische – und soziale Probleme. Über die Stimulation der Fuß propriorezeption über den Bar fußgang auf Naturboden oder ersatzweise über das Tragen einer der individuellen Situation angepassten propriorezeptiv wirkenden Einlage gelingt die regelrechte Muskelsteuerung. Die Wadenmuskulatur erreicht so ihren Pumpeffekt (Abb. 5) und die Fußfehlstellung wird korrigiert. Mechanisch sollte dieses Er gebnis über die Berücksichti gung eines Schuhwerks ent sprechend der gesunden Form des Fußes nicht wieder beein trächtigt werden. Ergebnis Resümee Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Fuß mecha nisch und senso-motorisch im Zentrum der phlebologischen Funktion steht. Die Bedeutung der Fußproprio rezeption ist essenziell. Varia B e i n v e n e n s y s t e m Linkes Bein Rechtes Bein Linkes Bein Rechtes Bein vorher nachher Sie gewährleistet eine regel rechte Skelettmuskelfunktion. Diese ermöglicht – einerseits eine suffiziente Pumpleistung der Waden muskulatur, – andererseits eine gesunde, aktiv gehaltene Fußarchi tektur als mechanische und funktionelle Voraussetzung für die Funktionstüchtigkeit der Venenpumpen. Literatur 1. Baur, H., A. Gollhofer, F. Mayer: Die Wirkungsweise von Schuheinlagen: „mechanische“ und „sensomotorische“ Erklä rungsmodelle. In: Sensomoto rik, Sonderheft der Orthopädie schuhtechnik. 2. Fischer, H.: Eine neue Therapie der Phlebitis. Medizin. Klinik, 30, 1910. 3. Fischer, H.: Zur Therapie der Stauung in den unteren Extremi täten und ihrer Folgen. Münch. Med. Wschr., 4 (1923) 116. 4. Fusco, M. A.: Effetto della terapia con plantari „Attivo Ks Medical“ ad azione neuro-bio-meccanica sulla E.F. degli arti inferiori in pa ziente con insufficienza venosa periferica. Ks News 3, 2005. 5. Gollhofer, A., H. Lohrer, W. Alt: Propriozeption – Grundlegende Überlegungen zur sensomoto rischen Steuerung. 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