Finanzwirtschaft - Bertelsmann Stiftung
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Finanzwirtschaft - Bertelsmann Stiftung
CSR in Europa schaftliche Engagement des Unternehmens darstellt, über den Sozialbericht bis hin zum Nachhaltigkeitsbericht, der ökonomische, ökologische und gesellschaftliche Aspekte aufgreift. In Deutschland gibt es keine bundesgesetzlichen Regelungen für Unternehmen, über ökologische Leistungen Rechenschaft abzulegen. Erforderlich ist lediglich ein Sozialbericht (als Teil des jährlichen Lageberichts), der über soziale Verhältnisse und Leistungen Auskunft gibt.36 CSR-Berichte als Eigenwerbung In der Praxis berichten die meisten DAX-Unternehmen ausführlich über Umwelt- und gesellschaftliche Aspekte. Viele der in Deutschland erscheinenden CSR-Berichte und -Rankings genügen jedoch noch nicht internationalen Ansprüchen an die Berichterstattung zu CSR-Themen. Das Umweltministerium (BMU) unterstützt das freiwillige Umweltaudit EMAS (Environmental Management and Audit Scheme). In Hinblick auf die glaubwürdige Berichterstattung über Umweltinformationen kommt der Umwelterklärung im Rahmen von EMAS eine entscheidende Bedeutung zu. Die EMAS-Verordnung gibt die inhaltlichen Anforderungen an die Umwelterklärung vor. Im Vergleich n Das Corporate Responsibility-Gesetz von 2004 verpflichtet britische Unternehmen, Nachhaltigkeitsberichte zu veröffentlichen. n In Frankreich besteht seit 2002 Berichtspflicht zu sozialen und ökologischen Themen für Aktiengesellschaften. n Das niederländische Wirtschaftsministerium erstellt jährlich ein Ranking der Sozialberichte der größten Unternehmen. Finanzwirtschaft In Deutschland ist der Nischenmarkt für ethische oder ökologische Geldanlagen sehr wenig entwickelt. Der Anteil an Publikumsfonds liegt bei noch nicht einmal einem Prozent. Allerdings fehlt auf diesem Feld in Deutschland bisher auch ein Motor aus dem Finanzmarkt selbst, wie es die britischen oder US-amerikanische Pensionsfonds oder die SEC sind. Bereits in den 80er Jahren gab es in Deutschland ein Interesse an „politisch korrekten“ Kapitalanlagen. In die gleiche Zeit fällt auch die Veröffentlichung erster Unternehmensbewertungen. Die Deutsche Börse hat bislang keinen eigenen Nachhaltigkeits-Index, etwa nach dem Vorbild des Dow Jones Sustainability Index oder des FTSE 4 Good, aufgelegt. Dafür gibt es seit 1997 den Natur-Aktien-Index (NAI).37 Er wurde gemeinsam vom Magazin „Natur & Kosmos München“ und dem ÖkoInvest-Verlag Wien lanciert und nimmt nur Umwelttechnologie-Unternehmen und Öko-Leader auf. Der Index umfasst heute 25 internationale Unternehmen und gilt als Orientierung für „grüne Geldanlagen“. Das Rating zur Aufnahme in den NAI führt das imug Institut durch. Die oekom research AG, eine Rating-Agentur im Bereich des nachhaltigen Investments, bewertet seit Jahren die ökologische und soziale Leistung von Unternehmen. oekom research entwickelte zahlreiche Umwelt- und Nachhaltigkeits-Ratings und war an der Erarbeitung des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens (FHL) beteiligt. Der FHL ist ein umfassender Kriterienkatalog relevanter Prüfaspekte für ein ethisch-ökologisches Rating. Er umfasst die drei Hauptkriterien Natur-, Sozial- und Kulturverträglichkeit. Neben oekom research gibt es eine weitere bedeutende Rating-Agentur: die Scoris GmbH.38 Sie ist Mitglied von SiRi, ein europäisches Gemeinschaftsunternehmen, das von fünf Forschungsinstituten aus dem Bereich nachhaltige Geldanlagen getragen wird. Der Katalog der Nachhaltigkeitskriterien, der als Grundlage für das Ratingverfahren dient, umfasst acht Bereiche, von gesellschaftlichem Engagement über Mitarbeiterbeziehungen und Umwelt bis hin zu Aktivitäten in „kontroversen“ Geschäftsfeldern. Geringe Bedeutung von nachhaltigen Anlagen Seit 2001 ist es betrieblichen Pensionsfonds als auch Anbietern privater Altersvorsorge per Gesetz vorgeschrieben, ihre Anleger über die ethischen, ökologischen und sozialen Aspekte 36 Vgl. www.wirtschaft.tu-ilmenau.de/deutsch/institute/bwl/c/data/ERW_Studentenversion_WS05-06.pdf 37 Siehe www.nai-index.de 38 Siehe www.scoris.de 36 |