Neophyten - Senckenberg

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Neophyten - Senckenberg
Neophyten in Frankfurt
Auch Pflanzen können wandern – mit und
ohne Hilfe des Menschen. Und dort,
wo sie neu auftauchen, verändern sie
die Flora und manchmal sogar sich selbst.
von Indra Starke-Ottich
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Abb. 1
Das Indische Springkraut
(Impatiens glandulifera) fällt
durch seine Massenbestände
am Ufer von Flüssen und
Bächen auf.
Fotos, wenn nicht
anders angegeben,
von Indra Starke-Ottich
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Riesen-Bärenklau, Japanischer Staudenknöterich oder Beifuß-Ambrosie – das sind nur die bekanntesten Neubürger in unserer Flora. Und es sind solche, die unerwünscht sind, weil sie für Menschen
gefährlich sein oder monotone Bestände bilden können. Das Gros der pflanzlichen Neubürger wird
jedoch gar nicht wahrgenommen. Sie wachsen unauffällig in Pflasterfugen oder bilden blühende
Säume entlang von Bahnstrecken und Autobahnen. Fern der ursprünglichen Heimat entstehen aus
den Neubürgern mitunter sogar gänzlich neue Arten.
Neobiota, d. h. gebietsfremde Arten aller Gruppen (v. a. Tiere
und Pflanzen), gelten als eine der größten Bedrohungen für
die biologische Vielfalt auf der Erde. Tatsächlich können gebietsfremde Pflanzenarten andere Pflanzenarten verdrängen
und sogar zu deren Aussterben führen.
Die Einteilung der Pflanzenarten nach dem Einwanderungszeitpunkt (s. Kasten Neophyten) bezieht sich immer auf
ein Gebiet, z. B. Hessen. Es sind aber nicht nur Pflanzen­
zu uns gekommen, sondern es wurden auch zahlreiche
Arten aus Mitteleuropa in andere Regionen exportiert.
Forschung
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So gilt beispielsweise der bei uns einheimische Blutweiderich (Lythrum salicaria, Abb. 2) in Amerika als „pest“.
Europ­
äische Siedler haben Gräser und andere Saaten
in alle Winkel der Welt gebracht. Besonders großen
Schaden haben sie damit auf Inseln angerichtet, wo die
einheimische Flora manchmal fast völlig durch die Neuankömmlinge ersetzt wurde. Australien zum Beispiel hat
seine Einreisebestimmungen verschärft: So müssen etwa
Campingausrüstung und sogar Schuhe, an denen Samen
haften könnten, gereinigt werden.
siedelt, noch als neu oder etwas Besonderes wahrnehmen.
Sie bildet im Spätsommer gelbblühende Säume entlang von
Bahnstrecken (Abb. 4) und Autobahnen, was ihr in einigen
Regionen den Namen „Autobahngold“ eintrug.
Neophyten in Frankfurt
Eine weitere Pflanze, die durch bemerkenswerte Ausbreitung von sich reden machte, war der Klebrige Alant
(Dittrichia graveolens, Abb. 5). Der Korbblütler verträgt große
Mengen von Streusalz und kann daher einen dichten ersten
Saum entlang der Autobahnseitenstreifen bilden. Frankfurt
erreichte er 1987 (König 1988). Einmal angekommen wurden auch andere Flächen im Stadtgebiet besiedelt.
Bei Recherchen im Herbarium Senckenbergianum und in
den Archiven sowie im Rahmen der eigenen Feldarbeit sind
seit Beginn der botanischen Nachweise im 18. Jahrhundert
bereits weit über 600 Neophyten für das Stadtgebiet nachgewiesen worden (Ottich 2007, Bönsel et al. 2008, Gregor
et al. 2012). Dabei sind die Auswertungen in Herbar und
Archiv noch nicht abgeschlossen und auch die Freilandarbeit bringt immer wieder Neues. In den frühen Jahren der
Biotopkartierung war es beispielsweise das Schmalblättrige
Greiskraut (Senecio inaequidens, Abb. 3), das für Aufsehen
sorgte. Diese Pflanze aus Südafrika wanderte in rasantem
Tempo von den europäischen Hafenstädten aus über den
Kontinent. Botaniker in ganz Europa dokumentierten die
Ausbreitung: 1984 erstmals in Rüsselsheim, war es dann
1988 so weit: Frankfurt war erreicht (Dechent et al. 1991).
Kaum jemand wird die allgegenwärtige Pflanze, die heute
auch Brachflächen und andere innerstädtische Flächen be-
Doch nicht immer ist die Ausbreitung neuer Arten so gut
dokumentiert. Bei der aus dem Kaukasus stammenden
Garten-Brombeere (Rubus armeniacus) mit ihren saftigen
Früchten liegt der Beginn ihrer Verwilderung völlig im Dunkeln. Sie wird von den wenigsten als fremd wahrgenommen,
schließlich hat es Brombeeren schon immer hier gegeben. In
der Tat gibt es heimische Brombeeren, und zwar mehr verschiedene Arten als die meisten Menschen ahnen dürften.
Sie auseinanderzuhalten, ist Aufgabe von Spezialisten. Die
heimischen Brombeeren bevorzugen in Frankfurt aber vor
allem den Stadtwald als Lebensraum. Sonnige Bahndämme, Brachflächen oder unbewirtschaftete Streuobstwiesen
sind dagegen die Bereiche, in denen man die verwilderte
Garten-Brombeere findet. Nach vorsichtigen Schätzungen
der Biotopkartierung bedeckt die Garten-Brombeere bereits
mindestens 100 000 Quadratmeter Stadtgebiet, dies wird
im Moment genauer untersucht.
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Abb. 2/3
Links: Der Blutweiderich
(Lythrum salicaria) wurde
von Europa nach Nordamerika
„exportiert“ und hat sich dort
massenhaft ausgebreitet.
Rechts: 1988 erstmals von
Mitarbeitern der Biotopkartierung aus Frankfurt
dokumentiert: das Schmalblättrige Greiskraut (Senecio
inaequidens).
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Neophyten – Welche Pflanze ist einheimisch – welche nicht?
Pflanzenarten lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten in Kategorien zusammenfassen und ordnen. Eine
weitverbreitete – und häufig naturschutzfachlich relevante –
Kategorisierung nimmt den Einwanderungszeitpunkt der
Pflanzenarten in ein Gebiet als Grundlage.
Als Einheimische oder Indigene gelten heute solche Arten,
die es nach der Eiszeit ohne Zutun des Menschen schafften,
aus den eiszeitlichen Refugien zurückzukehren. Ihnen stehen
jene Pflanzenarten gegenüber, die direkt oder indirekt durch
die Hilfe des Menschen in ein Gebiet gelangt sind: Anthropochore. Man klassifiziert sie nach verschiedenen Kriterien,
sehr wichtig ist dabei der Einwanderungszeitpunkt.
Mit der Einführung von Ackerbau und Viehzucht im Neolithikum brachten die Menschen neben Kulturpflanzen wie
Gerste und Linse auch die Ackerbegleitflora mit. Ihnen folgten Arten, die nun in der vom Menschen gestalteten Umwelt
geeignete Lebensbedingungen vorfanden. Man nennt diese
frühen Einwanderer der Pflanzenwelt Archäophyten (griech.
archaios = alt, phyton = Pflanze). Da ihre Einwanderung in
vielen Fällen schon Jahrtausende zurückliegt und die Grenzen zu den Indigenen fließend sind, werden sie häufig mit
diesen zusammengefasst. Daraus resultiert z. B., dass Ackerbeikräuter, die in der Naturlandschaft unserer Region niemals
vorgekommen sind, trotzdem in der Roten Liste geführt
werden. Viele Archäophyten sind in der Gesellschaft positiv belegt, erinnern sie doch an „die gute alte Zeit“, in der
die Landwirtschaft noch nach tradierten Methoden – weniger
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Forschung
intensiv (und ertragreich) als heute – betrieben wurde und
eine reiche Flora auf Feldern, Wiesen und am Wegesrand zu
finden war.
Die dritte Kategorie bilden die Neophyten (neo = neu), also
die „Neupflanzen“. Dazu gehören all jene, die erst nach der
(Wieder-)Entdeckung Amerikas zu uns gelangt sind. Unabhängig davon, ob sie aus Amerika oder von einem anderen
Kontinent stammen, bildet das Jahr 1492 die Grenze für die
Einteilung in Archäophyten und Neophyten. In früheren Jahrhunderten wurden die Neuankömmlinge als „Bereicherung
unserer Flora“ empfunden, die infolge der Eiszeit gegenüber
den anderen Kontinenten der Nordhemisphäre verarmt ist.
So wurde um 1800 noch bei der Ausbreitung neuer Arten
nachgeholfen. Sehr erfolgreich war etwa die Ausbringung
des Schmalblättrigen Doppelsamens (Diplotaxis tenuifolia,
Abb. 6), im Volksmund auch als Rucola bezeichnet, der heute
an vielen Böschungen, Bahndämmen und Brachen zu finden
ist (Gärtner et al. 1799–1801, Ottich 2005). Andere Arten
konnten sich nur wenige Jahre halten und verschwanden dann
wieder, da ihnen die Bedingungen nicht zusagten, so etwa
der Stachelspitzige Schöterich (Erysimum cuspidatum), der
von Johannes Becker bei Bockenheim angesät worden war
(Fresenius 1832/33).
Heute gilt die Ausbringung gebietsfremder Arten als
„Florenverfälschung“ und ist gemäß Bundesnaturschutz­gesetz
genehmigungspflichtig.
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Abb. 4
Typisches Bild entlang von
Autobahnen und Bahnstrecken:
Massenauftreten des Schmalblättrigen Greiskrauts (Senecio
inaequidens).
Rasante Ausbreitung
Eine Pflanze, die auch mit offenen Augen fast übersehen
werden kann, ist das Kurzfrüchtige Weidenröschen (Epilobium brachycarpum). 1999 wurde sie erstmals im RheinMain-Gebiet nachgewiesen (Lenker 2001), 2004 entdeckten wir sie im Rahmen der Biotopkartierung dann auch in
Frankfurt (Bönsel & Ottich 2005). In der Anfangszeit fanden
wir meist einzelne Individuen. Die bis 1,60 Meter hohen
Pflanzen sind extrem filigran und können vor einem unruhigen Hintergrund, z. B. Schotterboden, nahezu unsichtbar
sein. Doch schon bald bildeten sich unübersehbare Massenbestände, vor allem auf dem Gelände des ehemaligen
Güterbahnhofs (Abb. 7) und am Riedberg. Auch bei der
Untersuchung der rezenten Flora in der Grube Messel stießen wir auf eine hohe Pflanzendichte. Offensichtlich ist
Epilobium brachycarpum in der Lage, Rohböden aus Sand,
Kies oder Schotter sehr rasch zu besiedeln. Gemeinsam
mit zwei Arbeitsgruppen der Universität Frankfurt wurden
die Eigenschaften und die rasante Ausbreitung der Pflanze
in Frankfurt untersucht (Gregor et al. 2013). Allein auf der
Fläche am ehemaligen Güterbahnhof wurden nach diesen
Berechnungen im Sommer 2009 rund 31,9 × 1010 Samen produziert, die durch Haare länger schwebfähig sind und vom
Wind verbreitet werden, ein Teil von ihnen mehrere Kilometer weit. Die Folgen der Massenausbreitung sind noch
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Abb. 5/6
Links: Der Klebrige Alant
(Dittrichia graveolens)
kann dichte Säume entlang
von Autobahnen bilden.
Rechts: Rucola (Diplotaxis
tenuifolia) aus dem Mittelmeergebiet im Seitenstreifen
der A3 bei Frankfurt.
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Abb. 7
Massenbestand des
Kurzfrüchtigen Weidenröschens (Epilobium
brachycarpum) auf dem
Gelände des ehemaligen
Güterbahnhofs.
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nicht endgültig abzuschätzen. Es gilt jedoch als sicher, dass
die Massenvorkommen der Pflanze es dem eigentlich auf
offenen Kiesflächen brütenden Flussregenpfeifer (Charadrius dubius, Abb. 8) schwieriger machen, einen geeigneten
Nistplatz zu finden. Möglicherweise sind weitere Tierarten
offener Flächen betroffen.
Eine solche Massenausbreitung hat es in Mitteleuropa
schon einmal gegeben. Johann Christian Senckenberg
(Spilger 1941) berichtete davon, wie eine damals als
„Brandenburger“ bezeichnete Pflanze sich massenhaft
in den Gärten breitmachte. Das Kanadische Berufkraut
(Erigeron canadensis) stammte aber keineswegs aus
Brandenburg, sondern aus Nordamerika und wurde in
Europa zunächst in Botanische Gärten eingeführt. Laut
Senckenberg sei dieses von den Gärtnern nicht zu tilgende
Unheil an den Stiefeln der brandenburgischen Soldaten im
Dreißig-jährigen Krieg mitgebracht worden, was zu dem
ungebührlichen Volksnamen der Pflanze geführt hat, der
in der Gegenwart allerdings fast gänzlich in Vergessenheit
geraten ist. Die Pflanze gehört heute zu den häufigsten
Arten im Stadtgebiet.
Forschung
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Abb. 8
Der Flussregenpfeifer
(Charadrius dubius) bevorzugt die gleichen Flächen
wie das Kurzfrüchtige
Weidenröschen.
Foto: Andreas Malten
Verwechselte und übersehene Neubürger
Kramer (1995) berichtete bereits über den Götterbaum (Ailanthus
altissima, Abb. 9) in Frankfurt – und auch über seine Verwechslung. Bereits bei seiner Entdeckung im 18. Jahrhundert wurde
der Götterbaum für einen Essigbaum gehalten und so glauben es
viele Frankfurter bis heute. Der Essigbaum (Rhus typhina) verwildert bisher nur selten, während der Götterbaum – zusammen mit
der ebenfalls eingeführten Robinie (Robinia pseudacacia) – zum
wichtigsten wild wachsenden Baum im Siedlungsbereich geworden ist, den man in Frankfurt vielerorts antreffen kann (Abb. 10).
„Der kleine Australier an der Ecke“ (Ottich 2004a), der
Australische Gänsefuß (Dysphania pumilio), mit seinen hübschen, an Miniatureichenlaub erinnernden Blättern, stellt
eine Besonderheit des Rhein-Main-Gebiets dar. Vermutlich
hat er bei der Einwanderung von Australien einen Umweg
über Nordamerika genommen. Bei seiner Ankunft in Frankfurt hat er noch keinen Eingang in die Bestimmungsliteratur
gefunden und wurde daher mit einer anderen Art verwechselt. Mithilfe von Herbarbelegen konnte jedoch inzwischen
geklärt werden, dass der Australische Gänsefuß bereits seit
1947 in Frankfurt-Griesheim vorkommt und sehr standort-
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Abb. 10
Verbreitung des Götterbaums (Ailanthus altissima) im Stadtgebiet von
Frankfurt (www.flora-frankfurt.de).
Wie man deutlich sieht, ist er vor allem
im Siedlungsbereich zu finden.
streu ist. Bei der Überprüfung der Angaben aus den ersten
15 Jahren seines Vorkommens wurde er fast überall noch
an Ort und Stelle vorgefunden (Ottich 2004b). Er begleitet
uns heute in Frankfurt auf vielen Gehwegen und wird doch
meist übersehen.
Japanisches Lippenmäulchen –
ein ganz neuer Neophyt?
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Abb. 9
Der Götterbaum (Ailanthus
altissima) ist anspruchslos
und kann selbst in kleinen
Fugen gedeihen.
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Sowohl die bewusste als auch die unbewusste Einfuhr
von Pflanzenarten geht weiter. Grob geschätzt gelingt es
etwa jeder zehnten eingeführten Pflanzenart, zu verwildern. Aber wiederum nur 10 Prozent davon können sich
dauerhaft einbürgern, also etablieren. Derzeit beobachten
die Mitarbeiter der Biotopkartierung die Ansiedlung einer
zierlichen Pflanze im Pflaster der Battonnstraße in der
Frankfurter Innenstadt. Es handelt sich dabei um das Japanische Lippenmäulchen (Mazus pumilus, Abb. 11). Wie die
nur wenige Zentimeter hohe Pflanze in die Pflasterfugen
gelangt ist, ist bisher ungeklärt. In einigen Ländern wird sie
als Zierpflanze verkauft. Im Rahmen einer Masterarbeit über
Forschung
Pflasterfugen (Walther 2014) wurde 2013 bereits mehrere
Hundert blühende Pflanzen entdeckt. Dieser Bestand wurde
in den folgenden Jahren bestätigt. Das Vorkommen der Art
erstreckt sich bisher aber nur über wenige Quadratmeter
Gehsteig. Durch Baumaßnahmen, Nutzungsänderung oder
besonders gründliche Reinigung könnte sie leicht erlöschen.
Es bleibt spannend zu beobachten, ob das Lippenmäulchen
dauerhafter Bestandteil der Frankfurter Flora wird.
Neoendemiten – die Neu-Einheimischen
ohne Heimat
Es gibt aber nicht nur Pflanzenarten zu entdecken, die aus
anderen Ländern neu zu uns kommen. Diese eingeschleppten Arten können sich unter den neuen Bedingungen weiter
entwickeln, wodurch ganz neue Sippen entstehen können,
die mit der ursprünglich eingeführten Art nicht mehr kreuzbar
sind und auch durch morphologische Merkmale abgegrenzt
werden können. Diese „heimatlosen“ Arten werden als Neoendemiten bezeichnet. Als solcher gilt das Elbe-Liebesgras
(Eragrostis albensis), das erst seit Beginn der 1990er Jahre
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Abb. 11
Das Japanische Lippen­
mäulchen (Mazus pumilus)
ist bislang nur von einem
Gehsteig in der Battonnstraße
bekannt.
Die Autorin
Dr. Indra Starke-Ottich (*1977)
studierte Biologie an der
Goethe-Universität in Frankfurt am Main und schrieb ihre
Diplom-Arbeit über fruchtfressende Vögel auf Helgoland.
Sie promovierte 2007 mit dem
Thema „Archäo­phyten und
Neophyten im Stadtgebiet von
Frankfurt am Main und ihre
Auswirkungen auf die Biodiversität“ in Kooperation mit
Senckenberg. Seither arbeitet sie in der Abteilung Botanik
und Evolutionsforschung, Arbeitsgruppe Biotopkartierung,
an der Erforschung der Stadtnatur und betreut die Website
www.flora-frankfurt.de.
Kontakt: Dr. Indra Starke-Ottich, Senckenberg Forschungsinstitut und Natur­museum, Senckenberganlage 25, D-60325
Frankfurt a. M.; [email protected]
beobachtet wird und zuerst durch Massenvorkommen an der
Elbe aufgefallen ist. Heiko Kramer fand diese neue Art bereits 1997 auf dem Gelände des ehemaligen Süd-Güterbahnhofs in Sachsenhausen (Scholz & Ristow 2005). Inzwischen
sind weitere Vorkommen aus Frankfurt dokumentiert.
In den letzten Jahrzehnten wurden mehr als 270 „unbeständig verwilderte“ Arten nachgewiesen. Welche davon sich
in Zukunft etablieren und fester Bestandteil der Frankfurter
Flora werden, werden wir im Rahmen der Biotopkartierung
weiter beobachten und dokumentieren.
Schriften
Bönsel, D. & Ottich, I. (2005): Über neue Funde des Kurzfrüchtigen Weidenröschens (Epilobium brachycarpum) in Frankfurt am Main. – Bot. Naturschutz Hessen,
& Bönsel, D., Ottich, I., Malten, A. & Zizka, G. (2008): An updated list of the vascular plants of Frankfurt am Main (Pteridophyta & Spermatophyta). –
18: 43–54. & Dechent, H.-J., Kramer, H., Peukert, M., Redeker, H. & Böffinger, A. (1991): Floristische Beobachtungen aus dem Stadtgebiet
Senckenberg. Biol. 88 (1): 111–121. & Fresenius, G. (1832/1833): Taschenbuch zum Gebrauche auf botanischen Excursionen in der Umgegend
Frankfurt am Main. Bot. Naturschutz Hessen, 5: 70–100. von Frankfurt a. M., enthaltend eine Aufzählung der wildwachsenden Phanerogamen, mit Erläuterungen und kritischen Bemerkungen im Anhange. – VI + 332 S. &
& Gärtner, G., Meyer, B. & Scherbius, J. (1799–1802): Oekonomisch-technische Flora der Wetterau. – 1 (1799);
337–621; Heinr. Ludw. Brönner, Frankfurt am Main. & Gregor, T., Bönsel,
I–XII, 1–532, 1 Karte; 2 (1800), I–II, 1–512; 3(1) (1801), 1–438, 1–52; 3(2) (1802), 1–391, 1–32; Philipp Heinrich Guilhauman, Frankfurt am Main. & König,
D., Starke-Ottich, I., Tackenberg, O., Wittig, R. & Zizka, G. (2013): Epilobium brachycarpum: a fast-spreading neophyte in Germany. – Tuexenia, 33: 259–283. & Kramer, H. (1995): Über den Götterbaum. – Natur & Museum, 125 (4): 101–121. & Lenker,
A. (1988): 54.–58. Fundmeldung. – Bot. Naturschutz Hessen, 2: 68–69. & Ottich, I. (2004a): Der kleine
K.-H. (2001): Epilobium brachycarpum Presl in Südhessen. – Umweltamt Wissenschaftsstadt Darmstadt, Schriftenreihe 16 (4), 27–28. & Ottich, I. (2004b): Der Australische
Australier an der Ecke: Eine unscheinbare Pflanze erobert ihren Platz in unserer Flora. – Natur & Museum, 134 (5): 149–151. & Ottich, I. (2005): Der Schmalblättrige Doppelsame – ein Neophyt aus
Gänsefuß (Chenopodium pumilio) in Südhessen. – Bot. Naturschutz Hessen, 17: 7–22. & Ottich, I. (2007): Archäophyten und Neophyten im Stadtgebiet von Frankfurt am Main und ihre AusSen­ckenbergs Zeiten. – Natur & Museum, 135 (3/4): 76–77. & Scholz, H. & Ristow,
wirkungen auf die Biodiversität. – Dissertation, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main. 173 + 583 S. Frankfurt am Main. & Spilger, L. (1941):
M. (2005): Neue Nachrichten über die Gattung Eragrostis (Gramineae) in Mitteleuropa. – Verh. Bot. Vereins Berlin Brandenburg, 138: 15–29. & Walther, F. (2014): Flora und VegetaSenckenberg als Botaniker und die Flora von Frankfurt zu Senckenberg’s Zeiten. – Abh. Senckenberg. Naturf. Ges., 458: 1–175. tion von Pflasterfugen in Frankfurt am Main. – 101 S. + 62 S. Anhang; Masterarbeit, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
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Im Zeitalter der
Globalisierung wird
leicht übersehen,
welche spannenden
Prozesse vor der
eigenen Haustür
ablaufen. Wir
Biotopkartierer schauen
genau hin und machen
auf Veränderungen
aufmerksam. So können
wir einen wichtigen
Beitrag dafür leisten,
dass Natur auch in
Zukunft noch einen
großen Stellenwert in
Frankfurt besitzt.
Indra Starke-Ottich
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