„Seven Summits“ – die höchsten Gipfel der Kontinente
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„Seven Summits“ – die höchsten Gipfel der Kontinente
Outdoor | 18.02.2016 Faszination „Seven Summits“ „Seven Summits“ – die höchsten Gipfel der Kontinente Fast unwirklich: Mount Everest in der Abendsonne Bild: Thinkstock Kennen Sie den jeweils höchsten Berg der sieben Kontinente? Gemeinsam werden sie die „Seven Summits“ genannt. Sieben erhabene Gipfel, die Bergsteiger seit Jahrzehnten zum gefährlichen Aufstieg verführen. Und so können die „Seven Summits“ hunderte Bergsport-Geschichten erzählen, von Erfolgen und von Tragödien. Die allererste Geschichte aber ist, welche Gipfel es tatsächlich sind. Kennen Sie den höchsten Berg Europas? Der Mont Blanc – werden da die meisten rufen. Und wer noch in die Schule geht, kann dazu vielleicht noch ein frisch erlerntes „mit 4.810 Metern“ in die Runde werfen. Allerdings nützt dieses Wissen bei den „Seven Summits“ nur bedingt, denn streng genommen gehört der Mont Blanc bei der illustren Runde gar nicht dazu – aus gutem Grund: Der Elbrus im Kaukasus läuft dem stolzen Italiener mit 5.642 Metern locker den Rang ab. Wer den Mont Blanc also mit auf dem Zettel haben will, muss den Elbrus zuvor gedanklich nach Asien schieben. Das ist durchaus üblich, so genau sind die Grenzen im weiten Russland schließlich nicht gesteckt. Fakt bei den „Seven Summits“ aber ist: „Dick“ Bass und Reinhold Messner haben dies nicht getan. Von diesen kletterbegeisterten Männern stammen die beiden gängigen 7-GipfelModelle, wobei man das Modell des US-Amerikaners Bass wohl als den „Klassiker“ bezeichnen darf. Er ist es auch, der „seine“ sieben höchsten Gipfel als erster Mensch bezwingt. Vollendet ist das Werk am 30. April 1985 mit dem erfolgreichen Aufstieg auf den Mount Everest. Da ist Bass 55 Jahre alt. Er stirbt 30 Jahre später, 2015 in Texas. Australien versus Ozeanien Während der US-Amerikaner Dick Bass und der Italiener Reinhold Messner also den Elbrus streitlos als höchsten Berg Europas sehen, endet die Einigkeit spätestens in Australien. Bass genügen hier die 2.228 Meter des Mount Kosciuszko, während Messner die 4.884 Meter hohe Carstensz-Pyramide ins Spiel bringt – und damit für Bergsteiger den weit schwierigeren Berg. Ein Blick auf die Landkarte genügt, um der Version von Bass den Vorrang zu geben. Schließlich erhebt sich der Mount Kosciuszko auf dem australischen Kontinent, wenn auch ganz im Süden, während die Carstensz-Pyramide im fernen Indonesien ihre bergsteigenden Gäste empfängt. Nennt man den Kontinent allerdings Ozeanien, was nicht nur Messner tut, kommt auch die Carstensz-Pyramide wieder mit ins Spiel. Mit ihren fast 4.900 Metern hat sie den Titel als höchste Insel-Erhebung ohnehin schon sicher. Extrem-Bergsteigen: Patrick Morrows Triumpf In Sachen Seven Summit-Erstbesteigung war Messner übrigens nicht nur weniger erfolgreich als sein Kollege aus den USA. Am 5. August 1986 steht der Kanadier Patrick Morrow auf dem Gipfel des Elbrus und vollendete damit die Besteigung der „Seven Summits“ nach Messners Version, zugleich übrigens auch nach der von Dick Bass. Messner holte sich wenige Monate später den undankbaren zweiten Platz, was ihn jedoch nicht stören sollte. Immerhin hat er zum Beispiel als erster Mensch seinen Fuß auf alle 14 Achttausender der Erde gesetzt. „„Seven Summits““, neun Gipfel Mit dem Mount Blanc, der Carstencz-Pyramide und dem Mount Kosciuszko sind es also insgesamt neun Gipfel, die man zu den „Seven Summits“ zählen kann. Hier sind noch einmal alle im Überblick: Afrika: Kibo (5.895 m) Antarktis: Mount Vinson (4.892 m) Asien: Mount Everest (8.848 m) Australien: Mount Kosciuszko (2.228 m) oder Carstensz-Pyramide (4.848 m) Europa: Elbrus (5.642 m) oder Mont Blanc (4.810 m) Nordamerika: Denali (ehem. Mount McKinley 6.190 m) Südamerika: Aconcagua: (6.962 m) Bergsport: Der Kampf um die Titel Beim ewigen Kampf um die „Seven Summit“-Rekorde, der bereits in den 1950er Jahren beginnt, geht es nicht allein um den Titel des Ersten, der alle sieben Gipfel bezwingt. So kann Reinhold Messner für sich in Anspruch nehmen, als erster Mensch alle sieben Gipfel ohne zusätzlichen Sauerstoff bewältigt zu haben, und zwar unabhängig von der jeweiligen Liste. Würde der Mont Blanc statt des Elbrus für Europas höchste Erhebung stehen, wäre der Südtiroler auch insgesamt der Erste gewesen. Es sind noch viele weitere Bergsteiger zu nennen, die an den „Seven Summits“ Geschichte geschrieben haben – und wir wollen dies auch tun, wenn es um die Geschichte der einzelnen Berg-Bezwingungen geht. Inzwischen haben mehrere Hundert Bergsteiger und Bergsteigerinnen die „Seven Summits“ bestiegen. Unter ihnen ist der US-Amerikaner Jordan Romero, der bei seinem siebten Gipfelsturm gerade 15 Jahre alt ist. Im Gegensatz dazu hat der Japaner Takao Arayama schon 74 Jahre hinter sich, als er die Messner-Liste vollendet. Die Neuseeländer Gary Ball und Rob Hall tragen sich 1990 mit einer Art „Speed-Version“ in die sportlichen Analen ein – sie bewältigen die sieben Gipfel der Bass-Version in gerade sieben Monaten. So erstaunlich diese Zeit auch ist, so wurde sie inzwischen doch bereits mehrfach unterboten. Am 28. Juli 1992 steht mit der Japanerin Junko Tabi schließlich auch die erste Frau als „Seven Summits“-Königin beider Listen fest. Sie ist keine Unbekannte, war sie doch 17 Jahre zuvor schon die erste Bergsteigerin auf dem Mount Everest, dem höchsten Berg der Erde.