Flyer Hauptblatt - Johanniterkapelle Bokelesch

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Flyer Hauptblatt - Johanniterkapelle Bokelesch
Und Bokelesch?
In der Idylle des Saterlandes ist eine Klosterkapelle zu sehen, die einst das geistige Zentrum
einer kleinen Ordensgemeinschaft von Johanniternonnen und -mönchen war. Archäologische Ausgrabungen an und rund um die Kapelle
haben ihre Baugeschichte rekonstruierbar gemacht. Metall-, Leder-, Textil-, Knochen- und
Keramikfunde liefern Hinweise über die
Lebenswelt der ehemaligen Bewohner.
Kontakt und Anfahrt
Johanniterkapelle Bokelesch
Historischer Informationspunkt
Johanniterstraße 6
26683 Saterland
Tel. (04498) 940105
www.friesische-johanniter.de
Und ihr Leben schien nicht leicht gewesen zu
sein: 1472 etwa entführten zwei Gesandte des
Bischofs von Münster einen Laienbruder, um von
ihm Geld zu erpressen. „Wy syn alle arm un
knechte aller armen“ schreibt achtzig Jahre
später der Komtur (Klostervorsteher) von Bokelesch.
1587 sind schließlich alle Johannierbrüder und
-schwestern verschwunden. Der letzte Komtur
von Bokelesch verpachtete die Güter des Klosters an zwei Niederländer und beendete damit die fast 300 Jahre währende Geschichte
des Ordenshauses. Die bokelescher Güter indes blieben noch bis ins 19. Jahrhundert in der
Hand des Ordens.
Gefördert durch:
Historischer
Informationspunkt
der
friesischen Johanniter
Fotos: Gemeinde Saterland, Staatsarchiv Oldenburg (Best. 111-2 Ab
Nr. 37) | Text und Layout: Ines Weber
Friesland war im Mittelalter eine Heimat
für viele Ordensgemeinschaften.
Der Johanniterorden war außergewöhnlich zahlreich in der friesischen
Region vertreten.
1132 siedelten sich erstmals Benediktinermönche auf friesischem Boden an. Es folgten
alsbald die Augustiner, Zisterzienser, Prämonstratenser und Dominikaner. Im 13. Jahrhundert
zogen dann die Ritterorden, also die Johanniter
und Templer, in Friesland ein.
Die Klöster waren der Mittelpunkt allen geistlichen Lebens. Die Mönche und Nonnen beteten
für das Seelenheil der Friesen. Aber auch für das
politische Leben waren die Klöster unerlässlich.
Die Mönche schrieben die friesischen Rechtstexte ab und verwahrten hinter den Klostermauern Urkunden und Verträge.
Im Zuge der Reformation und Säkularisation
wurden in Friesland nahezu sämtliche klösterliche Bauten zerstört. Die kleine Johanniterkapelle in Bokelesch hat überlebt, da sie zum
Territorium des Bischofs von Münster gehörte.
Sie ist eines der letzten baugeschichtlichen
Zeugnisse der einst so vielfältigen Klosterlandschaft auf friesischem Boden.
24 Niederlassungen erstreckten sich im
Mittelalter über ein Gebiet, das die heutigen
innereuropäischen Grenzen weit überschritt.
In der Geschichte des Johanniterordens bildeten sie einen ganz herausragenden Sonderfall:
Somit ist das Saterland nicht nur durch sein
Saterfriesisch berühmt.
Es ist auch zugleich Heimat für ein historisches
Kulturdenkmal von außergewöhnlichem Wert.
Dies nimmt die Gemeinde Saterland zum Anlass,
um gemeinsam mit der niederländischen Stichting (Stiftung) „Vrienden van de Nieuwe Schans“
ein grenzübergreifendes Projekt zur Schaffung
von regionalen Informationszentren zu realisieren. Der archäologische Informationspunkt
„Oude Remise“ („Alte Remise“) des niederländischen Partners in Bad Nieuweschans informiert über die Entstehungsgeschichte rund
um das deutsch-niederländische Dollart-Gebiet.
In der Gemeinde Saterland wird in Bokelesch neben der Klosterkapelle ein historischer Informationspunkt entstehen, der über die bedeutende friesische Klosterlandschaft hinausgehend
die Geschichte des Johanniterordens im
mittelalterlichen Friesland thematisieren wird.
Weitere Informationen zu unseren
niederländischen Partnern finden Sie
unter
www.deouderemise.nl
Gemeinsam setzten sich alle friesischen Ordenshäuser (bis zu einem gewissen Grad) von
der Ordensleitung ab und zogen in Friesland
ihr eigenes Ding durch: Ungebildete Laienbrüder und Laienschwestern wurden in Scharen in die Ordenshäuser aufgenommen. So
entstanden Doppelklöster, in denen Mönche
und Nonnen zusammenlebten. Gemeinsam
widmeten sie Gott ihr Leben, das in der rauen
friesischen Region vornehmlich der harten
Landarbeit gewidmet war. Kein Wunder also,
dass ein ordentlicher Ritterbruder – wie er
zum Johanniterorden gehörte – nie friesischen Boden betreten hat.