Auf dem virtuellen Weg
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Auf dem virtuellen Weg
22 Einkauf+Planung BizTravel 06/09 Reisekostenabrechnung Auf dem virtuellen Weg Rechnen Sie Reisekosten noch per Hand ab? Schneller, einfacher und preiswerter geht es mit elektronischer Hilfe. Gerade für Mittelständler empfiehlt sich die Internet-Lösung. TexT: oLIveR GRaue E s gab eine Zeit, da glich die Buchhaltung des hessischen Autozulieferers Veritas einer Bank. „Wir hatten dort riesige Kassen“, erinnert sich Vorstandssekretärin Anne Suntrup. „Unsere Reisenden konnten sich vor jeder Geschäftsreise einen Vorschuss und nach ihrer Rückkehr die Auslagen und Spesen in bar abholen.“ Diese Zeiten sind in Gelnhausen, auf halber Strecke zwischen Frankfurt und Fulda, vorbei. Seit gut einem Jahr rechnen die Mitarbeiter ihre Business-Trips über eine elektronische Reisekosten-Software ab – und unterwegs zahlen sie vorzugsweise mit Kreditkarte. Für die Veritas AG, die in Gelnhausen etwa 1400 Menschen beschäftigt, ist die Software ein Segen. Das Internet-Programm wird von einem externen Dienstleister nicht nur zur Verfügung gestellt, „sondern automatisch immer auf den neuesten Stand gebracht“, erklärt Anne Suntrup: „Er übernimmt die technische Wartung und pflegt steuerrechtliche Änderungen sofort ein.“ Zwar müssen die Mitarbeiter ihre Reisekosten nun selbst eingeben, „was anfangs auf wenig Begeisterung stieß“, so Suntrup. Doch am Ende überzeugten die Vorteile: das bequeme Bezahlen mit der Firmenkreditkarte und die Tatsache, „dass sie ihre Abrechnungen schon unterwegs machen können“. Zugriff auf die Software haben sie von überall. Noch immer, so schätzen Experten, bedienen sich weit weniger als 50 Prozent der deutschen Unternehmen einer solchen virtuellen Lösung. Es dominiert das manuelle Verfahren – Papierformulare, Excel-Tabellen, Barvorschüsse und Unterschrifteninflationen. „Teuer und zeitaufwendig“, urteilt Beraterin Andrea Zimmermann (btm4u). Bis zu 25 Euro interne Prozesskosten verschlingt jede Abrechnung – und macht damit diversen Studien zufolge über 40 23 Bereits nach einem Jahr amortisiert T mitarbeiter überzeugt Im Oktober 2008 führte das im fränkischen Klingenberg sitzende Unternehmen die Reisekosten-Software von HR-Works ein. „Wir hatten uns auf der BTS mehrere Systeme angeschaut“, erläutert Stapf das Auswahlverfahren. „Die gewählte Lösung fand ich gut und einfach zu bedienen.“ Um die manuell war gestern. Heute vereinfacht Software das Abrechnen. Mitarbeiter auf ihre Seite zu holen, hat sie viele Reisende und die abrechnenden Sekretariate direkt am Arbeitsplatz persönlich geschult – „80 Kolleginnen und Kollegen, aber natürlich auch die Vorgesetzten.“ T rasch amortisiert Ihr Fazit nach einem Jahr: „Das System wird gut angenommen, und es rechnet sich bereits.“ Als Genehmigung reicht mittlerweile eine einzige elektronische Unterschrift, und jeden Montag lässt sich die Travel Managerin einen Bericht mit allen Reisen der kommenden drei Wochen ausdrucken. „Den will die oberste Führungsebene sehen“, sagt sie. T gute Datenbasis Zusätzlich hat die Software Transparenz ins Reiseverhalten der Firma gebracht. „Erstmals haben wir jetzt eine gute Datenbasis für Auswertungen“, sagt die Geschäftsreiseplanerin. Für den Vorstand erstellt sie einmal im Quartal eine Übersicht. Wika unternimmt etwa 2500 Reisen im Jahr. Nicht lange suchen – einfach buchen: OBT – Online Business Travel. OBT– das Mobilitätsportal für Geschäftsreisende. Ob Bahnfahrt, Flug, Hotel oder Mietwagen: Buchen Sie Ihre Geschäftsreisen einfach und bequem aus einer Hand über ein Portal – zu besonders attraktiven Prozent der sogenannten indirekten Ausgaben im Travel Management aus. Für Andrea Zimmermann steht fest: „Die Software rentiert sich auch schon bei kleineren Mittelständlern.“ Mitarbeiter rechnen selbst ab Das Prozedere ist einfach: Die Kollegen geben Passwort sowie ihre Reisedaten und Belege ins System im Internet ein, Spesensätze errechnen sich automatisch. Travel Manager oder Sekretariat erhalten eine E-Mail, wenn die Eingabe erfolgt ist, sie schauen drüber und senden das Dokument per Klick zur Auszahlung an die T Konditionen. Das spart Ihnen nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Informationen und Buchungen auf www.obt.de oder mit persönlicher Beratung durch unsere erfahrenen Reiseexperten unter 0180 5 11 3000*. *14 ct/Min. aus dem Festnetz via Vodafone, Tarif bei Mobilfunk ggf. abweichend ...und viele mehr! fotos: istcokphoto, pr T Von 0 auf 100 Noch bis 2008 hat Wika, Weltmarktführer der Druck- und Temperaturmesstechnik, alle Reisekosten auf Papier und in Form von Excel-Tabellen abgerechnet. Zudem gab es für die ca. 2500 Abrechnungen jährlich ein kompliziertes Genehmigungsverfahren mit bis zu vier Unterschriften. „Das waren Prozesskosten weit über 100 Euro“, erinnert sich Wika-Reisestellenleiterin Eva Stapf. Einkauf+Planung BizTravel 06/09 Expertentipp BizTravel-Tipp seit 2004 sind Arbeitgeber verpflichtet, die von ihnen steuerfrei erstatteten Kosten für Verpflegungsmehraufwand auf der lohnsteuerKArte anzugeben. Diesen Betrag für jeden Mitarbeiter manuell zu errechnen ist kompliziert und zeitraubend. Sehr einfach geht das mit einer Reisekosten-Software. Buchhaltung weiter. Flugbuchungen über die Reisestellenkarte ordnet das System von selbst zu, wenn jeweils Personal- und Reisenummer angegeben werden. Positiver Nebeneffekt: „Wir haben erstmals eine Übersicht über die Gesamtkosten eines jeden Business-Trips“, sagt Anne Suntrup. „Sowohl für unseren Vorstand als auch für die Kostenplanung ist das eine wertvolle Hilfe.“ Rasch lassen sich Statistiken ziehen und diese nach Kriterien wie Reiseziel oder Kostenstelle auswerten. Und weil Veritas seine Reiserichtlinien in der Software hinterlegt hat, lässt sich leicht überprüfen, ob sich die Mitarbeiter an diese halten. „Ist die Abrechnung richtlinienkonform, zeichnet sie das System mit einem grünen Häkchen aus“, erklärt Suntrup. „Falls nicht, ist das Ganze rot und für die Buchhaltung nicht lesbar.“ Folge: Es gibt kein Geld zurück. Klingt radikal, doch die Travel-Expertin hat vor dem Start die ausdrückliche Unterstützung des Betriebsrats bekommen. „Schließlich konn- „Nun haben wir eine Übersicht über die gesamten Kosten einer Reise.“ Anne Suntrup, Veritas AG „Statt vier Unterschriften reicht jetzt eine einzige.“ Eva Stapf, Wika Alexander Wiegand SE ten wir mit Hilfe der virtuellen Methode Kosten sparen und mussten daher die Reisequalität nicht reduzieren“, betont sie. Versichert hat sie dem Betriebsrat überdies, dass durch die Software keine Stellen abgebaut werden und der Datenschutz beachtet wird: Längst nicht jeder hat Einblick in die Abrechnungen. Reden, reden, reden Aber auch im Umgang mit den Mitarbeitern gilt: „Reden, reden, reden“, sagt Suntrup. „Informieren Sie frühzeitig über Intranet und Newsletter, machen Sie Info-Veranstaltungen, richten Sie eine Datenbank mit Fragen und Antworten ein. Und holen Sie Kritiker ins Pilotteam“, rät die Vorstandssekretärin. Begleitet werden sollte die Einführung von Anfang an von einem Projektteam, in dem alle Entscheider vertreten sind – vom Travel Management über die IT, die Buchhaltung und die Personalabteilung bis zum Betriebsrat. Und wer ausschreiben will, sollte sorgfältig ein Anforderungsprofil erstellen. „Formulieren Sie genau, was Sie von einer solchen Software erwarten“, empfiehlt Suntrup. Welche elektronischen Schnittstellen sind nötig? Wie umfassend muss das System sein – soll es auch für Fremdwährungen und Auswärtstätigkeiten gelten? In welchen Sprachen muss es gehalten sein? Soll es überdies Arbeitszeiten verwalten? Alternative Outsourcing Anbieter, die ihre Software der Firma gegen eine Gebühr zur Verfügung stellen, gibt es reichlich. Zu den Großen zählen HR-Works und Mobile Expense. Andere wie Corporate World bieten Komplettpakete samt Firmenkreditkarte und Online-Buchung für den Mittelstand, wieder andere kombinieren Kostenabrechnung mit umfassender Buchungssoftware (etwa Atlatos, Concur und KDS). Und Unternehmen wie ADP schließlich haben sich sogar das komplette Outsourcing auf die Fahne geschrieben. Eine Lösung, die in Zeiten der Krise immer populärer wird. „Sozusagen im Schuhkarton schicken uns die Firmen ihre Reisebelege und bekommen dann die fertigen Abrechnungen als E-Mail von uns zurück“, sagt ADP-Manager Rainer Stiel. Vor allem Firmen mit knappen Personalressourcen in der ReiseTl stelle nutzen dies gern. Andrea Zimmermann: Kriterien genau definieren Wer eine Reisekosten-Software einführt, sollte dafür ein eigenes Projekt starten. Die Beraterin AndreA ZimmermAnn (btm4u) sagt, wie das am besten klappt. T mArKtübersicht Verschaffen Sie sich einen ersten Überblick über die Software-Anbieter: im Internet googeln (Suchwort „Reisekostenabrechnung“), auf Messen (Cebit, Personalmessen), mit Hilfe von Verbänden oder Beratern. T mAndAt Holen Sie sich einen klaren Auftrag der Geschäftsführung, um zeitraubende Diskussionen mit zweifelnden Mitarbeitern zu vermeiden. Widerstände gibt es leider immer, kommunizieren Sie von Beginn an intensiv in der Firma! T AuswAhlKriterien Erörtern Sie gemeinsam mit Vertretern aus Buchhaltung, IT und Personal, welche Kriterien die Software erfüllen muss: Wie viele Reisen oder Reisende sind abzurechnen? Welche Schnittstellen sind nötig (zu Buchhaltung, Banken, Online-Buchung-Software usw.)? Wer erfasst die Kosten? Wird das System international eingesetzt? Welches Reporting soll die Software liefern? Soll sie auch gefahrene PKW-Kilometer auswerten? T it-frAgen Klären Sie mit der IT-Abteilung, welche Software infrage kommt. Reichen kostenlose Angebote (für Mini-Firmen mit 10–50 Mitarbeitern)? Soll sie auf eigenen Servern laufen (z. B. SAP)? Für den Mittelstand ideal ist die ASP-Lösung (Anbieter wartet sie und bringt sie automatisch auf den neuesten Stand). Oder wollen Sie die Abrechnung auslagern (z. B. ADP, Meridian)? T ProjeKtteAm Bilden Sie ein Projektteam aus Travel Managament, IT, Buchhaltung und Personalabteilung, das sich um den Kriterienkatalog, die Anbieterauswahl und die Einführung der Software kümmert. Wichtig: Binden Sie auch den Betriebsrat und den Datenschutz frühestmöglich ein. T Ausschreibung Holen Sie anhand Ihres Kriterienkatalogs Angebote ein, und nennen Sie in der Ausschreibung bereits die genauen Termine für den weiteren Ablauf: für die Präsentation der ausgewählten zwei oder drei Anbieter in der Firma sowie für den Start der Pilotphase und der endgültigen Einführung. fotos: pr 24