Newsletter Nr. 1-2010

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Newsletter Nr. 1-2010
Eine Herausforderung im hochschuldidaktischen Alltag ist das hartnäckige Wiederkehren gewisser Grundsatzfragen. So bleiben wir beispielsweise immer wieder am Problem hängen, wie das pädagogische Allwetterkonzept
„Kompetenz“ genau zu fassen und zu nutzen ist. Wir stossen etwa beim Schreiben des Beitrags „Kompetenzorientierung“ für unsere Rubrik Hochschuldidaktik A-Z, bei der Festlegung des Leistungsnachweises im Rahmen des
Programms Teaching Skills oder bei der Diskussion über Kompetenzprofile in der Hochschullehre an die Grenzen
des Begriffs „Kompetenz“ und erahnen gleichwohl sein Potenzial. Die folgenden Einblicke in unsere aktuelle Arbeit
deuten einige Fragen und Antwortversuche im weiteren Umfeld dieser und ähnlicher Herausforderungen an.
Kathrin Futter und Balthasar Eugster
Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik der Universität Zürich
Bruno Wohlgemuth
ein Kompetenzbündel im agilen Ruhestand
Welche Zweifel uns in der Arbeit an und mit Kompetenzen auch immer
umtreiben, gänzlich unbestritten ist die didaktische und menschliche
Kompetenzfülle unseres Kollegen Bruno Wohlgemuth. Am 19. Januar
haben wir auf ihn und seine Pensionierung die Gläser gehoben. Bruno
wird natürlich auch in Zukunft von der Didaktik nicht ganz lassen. Uns
hat er zum Abschied in seiner bewährten Kombination von methodischer Strenge und spitzbübischem Augenzwinkern Präzisierungen wichtiger didaktischer Begriffe mit auf den Weg gegeben. Mit Versmass und
Reim erklärte er uns auch klipp und klar, was „Kompetenz“ meint:
„Sind Sie kompetent?“
Fragt der Student.
„Sind Sie legitimiert?“
erwidert der Dozent - leicht irritiert.
DOSS | DGHD Jahrestagung
Fachbezogene und fachübergreifende
Hochschuldidaktik
An der Universität Dortmund fand letzte Woche die 4. Dortmund Spring School for Academic Staff
Developers (DOSS) statt, die dieses Jahr verbunden wurde mit der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (DGHD). Während drei Tagen haben sich fast 200 Hochschuldidaktiker und Hochschuldidaktikerinnen zum Thema „Fachbezogene und fachübergreifende Hochschuldidaktik – voneinander lernen“ ausgetauscht.
So gab es ein spannendes Programm in Vortragsformaten und Diskurswerkstätten, das vor allem das
Verhältnis von allgemeiner Hochschuldidaktik zu fachbezogener Hochschuldidaktik thematisierte und
Ansätze der Verbindung zur Diskussion stellte. Dabei fiel nochmals auf, dass die Hochschuldidaktik
im Moment wirklich im Trend ist: Viele neue Gesichter waren zu sehen, Frauen und Männer, die ihre
Arbeit eben erst aufgenommen haben. Somit ergab sich auch ein guter Austausch zwischen Experten
und Novizen. Gleichzeitig war dies eine besondere Tagung, denn Prof. Dr. Dr. h.c. Johannes Wildt,
einer der Wegbereiter der Hochschuldidaktik in Deutschland, wurde mit einer grossen Party in den
Ruhestand verabschiedet.
Eine Tagungsdokumentation ist zu finden unter: http://www.hdz.uni-dortmund.de/index.php?id=413
Aktuelles aus der Hochschuldidaktik
Community
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Aktuelles aus der Hochschuldidaktik
der Universität Zürich
Arbeitsstelle für Hochschuldidaktik der Universität Zürich
NEWSLETTER
NEWSLETTER ARBEITSSTELLE FÜR HOCHSCHULDIDAKTIK DER UNIVERSITÄT ZÜRICH
Mit „Kompetenzorientierung“ handelt sich die Hochschuldidaktik einiges ein. Das Schlagwort kann
zu einem etwas vollmundigen Gebrauch verleiten, der mehr verspricht, als er halten kann. Wer sich
auf Kompetenzen hin orientiert, müsste eigentlich wissen, was Kompetenzen sind. Doch selbst die
Fachliteratur tut sich schwer mit einer präzisen und einheitlichen Definition. Der oft zitierte Definitionsversuch des Psychologen Franz Weinert zeigt die Schwierigkeiten exemplarisch. Wenn er Kompetenzen beschreibt als die „bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen
Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“ (Weinert, 2001, S. 27f.), dann ist
nicht umfassend geklärt, inwiefern die erwähnten motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten notwendige Bedingungen für das Vorliegen für Kompetenzen sind. Dadurch, dass viele Facetten Kompetenz ausmachen (vgl. Abbildung 1), wird der Begriff auch nicht
fassbarer. Zudem wird auch in der Literatur der Zusammenhang – was alles notwendige Bedingungen für das Vorliegen für Kompetenzen sind –, kontrovers diskutiert (siehe etwa bei Hartig, 2008;
oder Kaufhold, 2006).
Dass solche Fragen nicht nur theoretische
Spitzfindigkeiten, sondern echte hochschuldidaktische Herausforderungen sind, haben
wir kürzlich wieder einmal an einem ganz
alltäglichen Beispiel bemerkt. Beim Erstellen
eines Merkblattes zum didaktischen Umgang mit Kompetenzen waren wir uns nicht
so sicher, ob es bereits eine Kompetenz darstellt, in einem sozialwissenschaftlichen
Studiengang zentrale empirische Forschungsmethoden in ihren Grundzügen
erklären zu können.
Abbildung 1: Facetten von Kompetenz nach Klieme (2007, S. 73)
Wo also ist der Übergang von einer Fähigkeit/Fertigkeit zu einer Kompetenz? Wie komplex muss eine
Tätigkeit sein, damit ihr eine echte Kompetenz zugrunde gelegt werden kann? Und: Kann man erst
von Kompetenzen sprechen, wenn diese auch im Tun ihre Anwendung finden?
Bei einem eher weiten Kompetenz-Verständnis wären beinahe alle nach gewissen Konstruktionsregeln formulierten Lernziele auch Kompetenz-Ziele. Eine engere Begriffsdefinition wiederum macht
differenzierte Beschreibungen von verschiedenen Handlungsaspekten nötig, die womöglich an den
Alltagsmöglichkeiten der Lehrrealität vorbeizielen.
So haben wir für den (hochschul-)didaktischen Alltag den eventuell zu pragmatischen Schluss gezogen, dass es - um bei obigem Beispiel zu bleiben - bereits eine Kompetenz darstellt, einen Sachverhalt erklären zu können. Das dazugehörige Lernziel würde demzufolge bereits Kompetenzorientierung im Fokus haben. Diese Entscheidung ist uns nicht ganz leicht gefallen, wird damit doch auch
einiges Potenzial des Kompetenzbegriffs aufgegeben.
Vielleicht haben Sie ja eine ganz andere Sicht auf diese didaktische Herausforderung? Bringen Sie
Ihre Einschätzungen, Kommentare, Fragen etc. doch in unsere hochschuldidaktische Community
FOKUS@Hochschuldidaktik ein!
Nicht nur „Kompetenz“ ist ein schillernder Begriff, auch der Bildungsbegriff ist nicht leicht zu fassen,
schon gar nicht, wenn mit ihm – wie in der Bildungsforschung üblich – das schulische und universitäre Lernen auf Kompetenzmodelle und Bildungsstandards ausgerichtet wird. Ein aktueller Beitrag
bezüglich der „Bildung“ in der Schweiz liefert der im Februar 2010 erschienene Bildungsbericht der
Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung (SKBF). Den universitären Hochschulen
werden 20 der insgesamt rund 320 Seiten gewidmet und nebst vielen statistischen Kennzahlen zur
LiteraturEcke
Lesenswert
Literaturecke
Lesenswert
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Unsere Perspektive
Zur Diskussion
Kompetenzorientierung
Viele Fragen – ein Antwortversuch
Linktipp
Online
LinkTipp
Online
Seit einiger Zeit finden Sie auf unserer Homepage eine wachsende Zahl von Kurzbeschreibungen
(längstens zwei Seiten) zu hochschuldidaktischen Themen. Gerade aufgeschaltet haben wir ein solches A-Z zum Thema Kompetenzorientierung. Wer diese beiden Seiten in Ergänzung zu diesem Newsletter lesen möchte, ist herzlich eingeladen:
http://www.afh.uzh.ch/HochschuldidaktikAZ.html
Neues Dossier: Praktikum
Eine Orientierungshilfe
Das im Januar 2010 erschienene Dossier „Praktikum - Orientierungshilfe für Programm- und Modulverantwortliche“widmet sich der Frage, wie ein Praktikum, das ausserhalb der Universität stattfindet,
dennoch in das Studium integriert werden kann. Praktika helfen Studierenden notabene sehr, hochschulrelevante Kompetenzen zu erwerben, sei dies während oder nach dem Studium. Den Referenzrahmen für die hochschuldidaktische Verortung von Praktika bilden drei Bezugspunkte: 1. Der zeitliche Bezugspunkt klärt die terminliche Positionierung des Praktikums im Studium. 2. Der organisatorische und räumliche Bezugspunkt bezieht sich auf die Frage, wo und wie das Praktikum stattfindet. 3.
Der konzeptionelle Bezugspunkt zeigt auf, was das Praktikum mit dem Studium zu tun hat, wie darin
gelehrt und gelernt wird.
Im Weiteren diskutiert das Dossier Umsetzungsmöglichkeiten von Praktika auf Modulebene. Schliesslich werden einer kommentierten Link- und Materialsammlung auch Beispiele von Praktika an der
Universität Zürich porträtiert.
Das neue Dossier steht zum Download bereit unter: http://www.afh.uzh.ch/instrumente/dossiers.html
Zudem kann auch ein A-Z Blatt „Praktikum“ heruntergeladen werden:
http://www.afh.uzh.ch/HochschuldidaktikAZ/A-Z_Praktikum.pdf
Immer grösserer Beliebtheit erfreuen sich Zeitschriften, deren Texte online zugänglich sind. Eine für
die Disziplin der Hochschuldidaktik relevante Online-Zeitschrift ist das „Journal of University Teaching
& Learning Practice“, welches von der University of Wollongong (Australien) veröffentlicht wird.
„The Journal of University Teaching and Learning
Practice is a bi-annual, peer-reviewed journal publishing papers that add significantly to the body of knowledge describing effective and innovative teaching and
learning practice in the higher education environment.
The Journal aims to provide a forum for educational
practitioners in a wide range of disciplines to communicate their teaching and learning outcomes in a scholarly
way. Its purpose is to bridge the gap between journals
covering purely academic research and more pragmatic
articles and opinions published elsewhere.“
Quelle/Link zum Journal:
http://ro.uow.edu.au/jutlp/
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Zum Schluss
Für Sie
Zum Schluss
Hochschuldidaktische Instrumente
Lehre erleichtern
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Anzahl der Studierenden, den Übertrittsquoten ins Masterstudium, den Lebensbedingungen der Studierenden, den Betreuungsquoten (Studierende pro Mitarbeitende) etc. liefert er auch ein Kapitel zu
„Kompetenzen und Qualifikationen“. «Ein primäres Ziel der Hochschulbildung ist es, den Absolventen und Absolventinnen Kompetenzen zu vermitteln, die sie im späteren (Berufs-)Leben benötigen»
(vgl. ebd., S. 194). An die Problematik anschliessend, ob die gelehrten Kompetenzen auch den benötigten entsprechen, stellt sich die Frage, ob Hochschulabsolventen und -absolventinnen nach ihrer
Ausbildung adäquat beschäftigt sind, ob sie also eine Stelle finden, die entsprechende Qualifikationen voraussetzt. Im Bericht kann nachgelesen werden, dass dies der grösste Teil der ehemaligen
Studierenden ist, «einzig in den Fächern der Geistes- und Sozialwissenschaften arbeiten viele in einer
Stelle, für die ein Hochschulabschluss nicht Voraussetzung ist» (vgl. ebd., S. 195).
Der Bericht kann hier als PDF heruntergeladen werden:
http://www.skbf-csre.ch/fileadmin/files/pdf/bildungsmonitoring/Bildungsbericht2010.pdf