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Hannes Schneider Skipionier aus Stuben am Arlberg EINLEITUNG Udo Rabensteiner 1958 in Lustenau geboren, Bildhauer 1981–1983 Besuch der Kunstgewerbeschule Graz, Meisterklasse für Plastische Formgebung 1984–1990 Akademie der Bildenden Künste, München EINLEITUNG Der Wintersportort Stuben am Arlberg setzt seinem großen Skipionier Hannes Schneider ein Denkmal. Am 21. Dezember 2012 wird die von Udo Rabensteiner geschaffene Bronzeskulptur der Bevölkerung des Ortes offiziell übergeben. Zu diesem Anlass werden das Leben und die Bedeutung Hannes Schneiders und besonders seine Beziehung zu Stuben am Arlberg in einer Ausstellung dokumentiert. Diese kann im Hotel Post, Hotel Hubertushof, Skihotel Mondschein, Sporthotel Arlberg, Hotel Arlberg Garni und in der Pfarrkirche Stuben („altes Schulzimmer“) besichtigt werden. Einheimische und Gäste sollen gleichermaßen mit jenem Mann vertraut gemacht werden, der nunmehr inmitten des Ortes – in nächster Nähe zu seinem Geburtshaus – gewürdigt wird. Die begleitende Broschüre dokumentiert die Lebensgeschichte Hannes Schneiders, wobei der Fokus auf die frühen Jahre in Stuben am Arlberg und seine ersten Kontakte mit dem Skilauf gelegt wurde. Seine internationale Karriere, die er nach dem Ersten Weltkrieg von St. Anton am Arlberg aus begann, findet natürlich ebenso Berücksichtigung, wird jedoch eher gerafft beschrieben. Wer an näheren Details interessiert ist, der sei gerne auf den Ausstellungskatalog „Hannes Schneider – Pionier des Skisports“ verwiesen, der zur gleichnamigen Ausstellung 2005 erschienen ist. Neben der Biographie Hannes Schneider wird auch sein Sohn Herbert gewürdigt, der im Juni 2012 im Alter von 92 Jahren verstorben ist. Dieser hat 1955 die Skischule seines Vaters in North Conway weitergeführt. Der alten Heimat am Arlberg und auch dem Geburtsort Hannes Schneiders fühlte sich Herbert immer eng verbunden. In einem dritten Teil schließlich werden die Entstehung der Bronzeskulptur und der Künstler Udo Rabensteiner vorgestellt. Das Projekt, das von einigen Initiatoren aus Stuben am Arlberg ins Leben gerufen wurde und dessen Finanzierung durch zahlreiche Gönner ermöglicht werden konnte, wird auf diese Art und Weise dokumentiert. Christof Thöny Dezember 2012 KINDHEIT UND ERSTE SKIVERSUCHE IN STUBEN „In Stuben am westlichen Abhang des Arlbergs guckten am 14. Februar 1888 nur mehr die Dächer aus den Schneemassen hervor und selbst die Kirche stand bis zur Hälfte der gotischen Fenster im Schnee, ja im Jahre 1892 reichte er sogar über die Spitzbögen derselben, so daß man einen Tunnel zur Kirchentüre bauen mußte und die Leute sagten, die Kirche wäre dunkel wie am Karfreitag.“ Ludwig von Hörmann „Ich bin im Jahre 1890 am 24. Juni in Stuben am Arlberg geboren und besuchte in Stuben die Volksschule.“ Mit diesem Satz begann Hannes Schneider 1930 die Beschreibung seiner Karriere zum Skifahrer und Skilehrer. Seine Geburt fiel in eine Zeit großer Umbrüche am Arlberg. Der kleine Ort Stuben – einst als Wärmestube für Reisende über den Arlbergpass gegründet – stand nach der Eröffnung der Arlbergbahn im Abseits; es drohte sogar die Entsiedelung. Die Familie Schneider stammte ursprünglich aus Marul, Josef Schneider hatte während des Baus der Arlbergbahn in einem Steinbruch gearbeitet und war nunmehr als Wegmacher beschäftigt. Im April 1889 verehelichte er sich in Stuben mit Filomena Matdies aus St. Jakob am Arlberg. Der erstgeborene Sohn wurde auf den Namen Johann Baptist getauft; erst in den 1920er Jahren sollte er – wohl aus Gründen der besseren Werbewirksamkeit – Hannes genannt werden. Er wuchs mit vier Geschwistern – den Brüdern Josef Anton, Alois und Friedrich und Schwester Juliana – in Stuben auf. KINDHEIT UND ERSTE SKIVERSUCHE IN STUBEN An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert fanden die ersten Skiläufer den Weg an den Arlberg. 1895/96 unternahm Paul Martin aus Lindau mehrere Skifahrten im Arlberggebiet. Am 18. Dezember 1899 traf der ebenfalls aus Lindau stammende Hermann Hartmann in Stuben ein und bestieg den Galzig – die erste Skibesteigung in der Region. 1900 sah der junge Johann Schneider nach eigenen Worten die ersten Skifahrer in Stuben: Viktor Sohm, Max Madlener und Karl Gruber. Die Begegnung mit Viktor Sohm sollte später weitreichende Folgen haben. Karl Gruber erinnerte sich 1913 an die ersten Touren im Arlberggebiet: „Wenn ich an jene Zeiten denke, in denen wir auf Entdeckerpfaden im Arlberggebiet herumgestreift sind, wenn ich mich zurückversetze in die damals noch so behagliche Stube in St. Christoph, an unserer Sprungwehe dort oben, in der Sohm und ich wie die Wütenden Tag für Tag an eigens gebauter Schanze sprangen und unsere Leistungen bis auf 17 und 18 m steigerten, an den Tag, an dem wir vom Hospiz und von Oswald Troier Abschied nahmen und unter den Grammophonklängen des Pariser Einzugsmarsches zum Peischelkopf hinaufstiegen, dann wird mir beinahe weh ums Herz. Mit jenen schönen Zeiten, wo wir Wenige alles allein besaßen da oben, wo die Spuren im Schnee unsere Spuren waren, der Berg da oben unser Berg, die trauliche Stube unsere Stube, mit jenen Zeiten, die unwiederbringlich dahin sind, ist auch ein Stück Jugend gegangen, um nie wiederzukehren.“ Stuben am Arlberg mit dem Geburtshaus Hannes Schneiders im „Fuchsloch“ KINDHEIT UND ERSTE SKIVERSUCHE IN STUBEN Josef und Filomena Schneider mit ihren Kindern (ca. 1902) Im September 1903 wurde die für Stuben wichtige Ulmer Hütte eingeweiht. Der Bludenzer Anzeiger berichtete darüber: „Den Reigen der Reden und Toaste eröffnete der Sohn des Fraktionsvorstandes Schneider von Stuben, welcher in herzlichen Worten die Section namens der Bewohner begrüßte und Glück und Segen wünschte. Die schlichten Worte fielen auf fruchtbaren Boden, denn endloser begeisterter Jubel folgte dieser Ansprache, welche mit einem dreifachen Hoch auf die Sektion Ulm und ihre Gäste endete.“ Professor Weiser aus Ulm schenkte dem jungen Johann Schneider ein paar Ski. Bisher hatte dieser mit seinen aus Abfällen von Schlittenkufen gefertigten Skiern und einem Sieb als Bindung experimentiert – und wurde für seine nicht allzu erfolgreichen Versuche „nicht wenig ausgelacht“. KINDHEIT UND ERSTE SKIVERSUCHE IN STUBEN Hannes Schneider mit Frau Ludwina um 1930 VIKTOR SOHM ALS SKILEHRER Viktor Sohm als Skilehrer Seinen Mentor fand der junge Johann Schneider in Viktor Sohm, der dem Skilauf am Arlberg zu Beginn des 20. Jahrhunderts die entscheidenden Impulse gab. Schon 1887 hatte Sohm auf dem Gebhardsberg mit ein paar Skiern experimentiert, die sein Bruder importiert hatte. Nach einem Aufenthalt in den USA setzte er Ende des 19. Jahrhunderts seine Skiversuche fort und konnte Gleichgesinnte um sich scharen. Sehr bald unternahmen Sohm und seine Mitstreiter auch Touren ins Arlberggebiet. In jene Zeit fällt auch die Gründung des Skiclubs Arlberg am 3. Jänner 1901 im Hospiz St. Christoph. Unter der Führung von Rudolf Gomperz und Carl Schuler setzte dieser in den kommenden Jahren wichtige Impulse zur Entwicklung des Skilaufs am Arlberg und auch zur Ausbildung des jungen Skiläufers Johann Schneider. Dieser erhielt jedoch zunächst besondere Förderung durch Viktor Sohm, der Schneider, seinen Freund Albert Mathies und dessen Schwester Therese mit nach Zürs nahm, wo er gemeinsam mit Fritz Iklé aus St. Gallen den ersten Skikurs abhielt. Sein späteres Können, so beschrieb es Hannes Schneider 1930, verdanke er Viktor Sohm und einem Stemmbogen, den dieser bei einem Ausflug zum Zürsersee demonstrierte. Skipioniere in Stuben um 1900 VIKTOR SOHM ALS SKILEHRER Skiläufer vor dem Gasthof Alte Post in Stuben am Arlberg Rast am Valfagehrjoch - Skipioniere am Arlberg 1905 VIKTOR SOHM ALS SKILEHRER Viktor Sohm, Förderer von Hannes Schneider Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts fanden viele bedeutende Skipioniere den Weg an den Arlberg, einerseits um ihren sportlichen Aktivitäten nachzugehen und andererseits auch zur Abhaltung von Skikursen. So kommt es nicht von ungefähr, dass Hannes Schneider schon als junger Mann in Kontakt mit den führenden Vertretern der damaligen Skitechniken – der Norweger Technik und der Lilienfelder Technik Mathias Zdarskys – kam. Für erstere steht stellvertretend ihr wichtigster Verfechter Wilhelm Paulke, der 1902 am Arlberg einen Kurs abhielt. Zu den bekanntesten Lilienfeldern ist Willi Rickmer-Rickmers zu zählen, der 1906 den ersten alpinen Skikurs in St. Anton organisierte. Da sein Mentor Viktor Sohm ein erklärter Anhänger der Norweger Technik war, erhielt Schneider seine Unterweisungen in erster Linie in derselben. VIKTOR SOHM ALS SKILEHRER Bild oben: Skikurs in Zürs 1906 (von links): Fritz Iklé, Ferdinand Schallert, Franz-Josef Mathies (bekannt als Lawinen-Franz-Josef), Engelbert Strolz, Johann Schneider, Albert Mathies, Therese Mathies Teilnehmer bei einem Skispringen in Mürzzuschlag 1908: Hannes Schneider, Eduard Capiti (St. Moritz) und Alois Skazel (Mürzzuschlag) | von rechts DER RUF NACH ST. ANTON AM ARLBERG Hannes Schneider bei der Musterung in Stuben 1911 DER RUF NACH ST. ANTON AM ARLBERG „In Langen verläßt man den Zug, schnallt an, was meistens, sicherlich heuer, noch an Ostern möglich ist und wandert in ¾ Stunden nach Stuben hinauf, wo man in der „Post“ bei der stattlichen Frau Postmeisterin einen guten Kaffee trinkt. Stuben ist übrigens Ausgangspunkt für die Touristen auf den Kalten Berg, auf die Valluga über die Ulmerhütte und auf den Arlberg und eines der interessantesten Gebirgsdörfer Tirols. Eine uralte Ansiedelung am früher von allerlei Volk und Söldnern vielbegangenen und von Fürsten und Päpsten befahrenen Paßweg über den Arlberg. Wer´s versteht, kann dort beim Kaffee über Verkehrsgeschichte und Reisehistorie die tiefsinnigsten Betrachtungen anstellen. Manchmal, wenn´s oben an der Flexenstraße stürmt und braust und nicht ganz geheuer ist, werden einsam solche Studien unfreiwillig aufgedrängt.“ C. J. Luther, 1913 Erste Erfolge als Rennläufer und der Ruf nach St. Anton Schon 1903 konnte der junge Johann Schneider im Alter von gerade 12 Jahren sein Talent beim ersten vereinsinternen Rennen des Skiclubs Arlberg unter Beweis stellen. Später nahm er an den ersten Skiwettkämpfen auf dem Bödele teil, wo er den Sieg beim Seniorensprunglauf erreichte. Anstelle des Siegerpokales erhielt der junge Sportler zur Förderung seiner Karriere ein paar neue Ski, was bei dem 15-jährigen Burschen einige Enttäuschung hervorrief, da er zuvor den Siegerpokal bewundert hatte. Seine Erfolge machten ihn bald bekannt, und er erhielt über Vermittlung von Fritz Iklé eine Einladung, als Skilehrer in Les Avants in der Schweiz zu arbeiten. DER RUF NACH ST. ANTON AM ARLBERG Gleichzeitig wurde Schneider jedoch durch den Gastwirt Carl Schuler in St. Antons führendem Hotel Post und Rudolf Gomperz, der sich 1905 in St. Anton niedergelassen und 1906 den Vorsitz des Skiclubs Arlberg übernommen hatte, eingeladen, als Skilehrer des Skiclubs Arlberg im Hotel Post tätig zu sein. „Ich blieb doch lieber in der Heimat und in meinen Bergen“ lautete Schneiders Devise, und in seiner Entscheidung wurde er sicherlich von den Eltern bestärkt. So trat er im Dezember 1907 seine neue Stelle als Skilehrer in St. Anton an. Eine Teilnahme an Skiwettkämpfen als bezahlter Skilehrer machte der in Österreich geltende Amateurparagraph von nun an nicht mehr möglich. Für den Skiclub Davos bestritt Schneider in der Folge Wettkämpfe in der Schweiz und die internationale Skiwelt wurde auf ihn und seine Technik aufmerksam. Hannes Schneider demonstriert die Arlbergtechnik. ARLBERGTECHNIK Die Arlbergtechnik wird geboren Eine Methode des Skiunterrichts gab es vor dem Ersten Weltkrieg nicht – vielmehr bestand dieser aus Demonstration und Nachahmung. Wenngleich schon eine „stattliche Anzahl Teilnehmer“ den Unterricht Schneiders in den ersten Jahren in St. Anton in Anspruch nahm, so blieb ihm doch viel Zeit für die Weiterentwicklung seiner Technik. Sein Ziel war es, sicheres Abfahren mit hoher Geschwindigkeit zu ermöglichen, denn in der Abfahrt verstand er den Reiz des alpinen Skifahrens, nicht im Tourengehen. Er versuchte, Schneepflug, Stemmschwung und den sogenannten Stemmchristiania zu forcieren und lehnte den Telemark ab. Auch fuhr Schneider in zunehmend geduckter Fahrweise, die später als „Arlberghocke“ Berühmtheit erlangen sollte. Rudolf Gomperz berichtete über die technische Weiterentwicklung Schneiders: „Der bis dahin führende Telemark und die schmale, hohe Körperhaltung verlieren sich mehr und mehr, die breite, geduckte Haltung gewinnt die Oberhand, Hocke und Stemmchristiania kommen zu ihrem in innerer Logik begründeten Recht. Ganz getrennt und unabhängig voneinander haben Schneider und der Schweizer Capiti (…) diese Entwicklung gefunden, auch unabhängig vom Norweger Schappel-Jakobsen, der in jenem Winter (1910) in Kitzbühel Kurse abhielt und als erster Norweger in den Alpen von der alten Haltung abgegangen war und einen mehr geschwungenen Christiania als den unseres Hannes gezeigt hatte.“ Sein Heimatort Stuben am Arlberg hatte sich in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zu einem beliebten Aufenthaltsorte für erste Wintergäste entwickelt. „Das idyllische Stuben übt auf Schifahrer starke Anziehungskraft aus“ wird 1913 etwa berichtet. Der hoffnungsvollen Entwicklung machte der Erste Weltkrieg ein Ende. Erst in der Zwischenkriegszeit setzte wieder eine gewisse Modernisierung ein. ARLBERGTECHNIK Hannes Schneider als Skilehrer Skisprungsveranstaltung in St. Anton am Arlberg Hannes Schneider und Rudolf Gomperz beim Vergleich von Rennergebnissen SKIFILME Arlbergschule und Skifilme In Österreich wurde der Film „Der weiße Rausch“ unter dem Titel „Sonne über dem Arlberg“ vertrieben. Während des Ersten Weltkriegs erteilte Johann Schneider Soldaten der österreichisch-ungarischen Armee Skiunterricht an der Dolomitenfront. Seine später als Arlbergschule bekannte Lehrmethode – die auf Gruppenunterricht je nach Stufe des Könnens basierte – erhielt dabei wesentliche Impulse. Nach dem Ende des Krieges gründete Schneider seine eigene Skischule, unabhängig von Skiclub Arlberg und Hotel Post. Die Zahl der von ihm beschäftigten Skilehrer stieg in den 1920er Jahren immer mehr an. Seine Popularität steigerte sich vor allem durch die Skifilme von Dr. Arnold Fanck, der in Schneider einen kongenialen Partner zur Umsetzung seiner Ideen fand. Schon vor dem Ersten Weltkrieg war Fanck auf den Skiläufer Schneider aufmerksam geworden. Mit ausgesuchten Kameramännern präsentierte er 1920 schließlich im Film „Wunder des Schneeschuhs“ den Skilauf der damaligen Zeit im Film, wobei die Fahrweise Hannes Schneiders die Umsetzung erst ermöglichte. SKIFILME Das gleichnamige Skilehrbuch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Es folgten weitere Filmproduktionen, die teilweise – wie etwa „Der große Sprung“ – in Stuben am Arlberg gedreht wurden. Die größte Breitenwirkung erzielte der 1931 produzierte Tonfilm „Der weiße Rausch“, in dem Hannes Schneider neben der Hauptdarstellerin Leni Riefenstahl zu sehen ist. Dreharbeiten zum Film „Der weiße Rausch“ am Arlberg SKIFILME Sonnenbaden während der Drehpause ARLBERG-KANDAHAR Arlberg-Kandahar Anlässlich eines Besuches in St. Anton am Arlberg lernte der britische Skipionier Arnold Lunn 1927 Hannes Schneider kennen. Im schweizerischen Mürren hatte Lunn sich in den vergangenen Jahren – vor allem im Rahmen des Kandahar Ski Clubs – für die Popularisierung der alpinen Disziplinen Abfahrt und Slalom eingesetzt. Für 1928 wurde nun die Austragung der ersten alpinen Kombination aus diesen Disziplinen in St. Anton am Arlberg geplant. Sie sollte die Namen der beiden veranstaltenden Skiclubs erhalten: ArlbergKandahar. Friedrich Schneider – der jüngere Bruder von Hannes – konnte sich dabei als erster Gewinner der Abfahrt vom Galzig einen Namen machen. Der Erfolg der Arlberg-Kandahar-Kombination, die ab 1931 abwechselnd in St. Anton und Mürren ausgetragen wurde, trug maßgeblich zum internationalen Durchbruch des alpinen Skirennlaufes bei. In den 1930er Jahren lockten die Arlberg-Kandahar-Rennen zahlreiche Besucher an. ARLBERG-KANDAHAR Friedrich Schneider (Mitte), Gewinner der ersten Abfahrt vom Galzig 1928 Hannes Schneider wird 1930 bei seiner Reise nach Japan am Bahnhof St. Anton am Arlberg verabschiedet. INTERNATIONALER RUHM Internationaler Ruhm Um 1930 stand Hannes Schneider am Gipfel seines Ruhms: Er erhielt Einladungen nach Japan und in die USA, um seine Lehrmethode des Skilaufes zu demonstrieren. Seine legendäre Japanreise 1930 wurde sogar in einem eigenen Buch mit dem Titel „Auf Ski in Japan“ bekannt gemacht. Filmstars und gekrönte Häupter aus aller Welt erlernten in seiner Skischule in St. Anton am Arlberg das Skilaufen. In Japan wurde Hannes Schneider begeistert empfangen. Hannes Schneider auf der Überfahrt in die USA EMIGRATION Emigration in die USA Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich im März 1938 wendete sich das Blatt im Leben Hannes Schneiders. Die neuen Machthaber – die als illegale Nationalsozialisten in seiner Skischule nicht geduldet worden waren – veranlassten seine Verhaftung und die spätere Ausreise nach Garmisch-Partenkirchen. Eine Rückkehr und neuerliche Übernahme der Skischule blieben ihm verwehrt. Internationale Kontakte ermöglichten 1939 die Ausreise der Familie Schneider in die USA, wo ein einflussreicher Financier, Harvey Dow Gibson, den berühmten „Skimeister“ mit dem Aufbau eines Skigebietes in seinem Heimatort North Conway (New Hampshire) beauftragte. Rudolf Gomperz – der bis heute oft zu wenig gewürdigt wird – blieb dieses Glück verwehrt: Obwohl getaufter Protestant, galt er nach den NS-Rassengesetzen als Volljude. Als solcher wurde er 1942 nach Wien gebracht und schließlich in den Osten deportiert und in einem Vernichtungslager ermordet. Hannes Schneider hingegen blieb auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in den USA, wo er 1955 verstarb. Hannes Schneider mit Otto Lang und Benno Rybizka bei einer Skidemonstration in den USA (1936) Hannes Schneider mit Schülerin (1953) Aufnahme vor dem Haus der Familie Schneider in North Conway: Benno Rybizka, Hannes Schneider, Arnold Lunn, Toni Matt, Herbert Schneider (von links) DAS NEUE ZU HAUSE Hannes Schneider benutzt das Skimobile am Mount Cranmore in North Conway. HERBERT SCHNEIDER Herbert Schneider Seine Biographie zeigt in beeindruckender Weise die Umbrüche des 20. Jahrhunderts auf: Am 10. Juni 2012 schloss sich der Kreis im Leben von Herbert Schneider. Im Beisein seiner Familie verstarb der 92jährige Sohn Hannes Schneiders in Portland/Maine. Wenn er aus seinem Leben erzählte, wurde deutlich, wie sehr die Familie Schneider dem Skilauf verbunden ist und welchen Beitrag zu dessen Entwicklung sie leistete. Gleichzeitig aber wurden immer auch die politischen Umstände deutlich, die in den vergangenen Jahrzehnten wirksam geworden waren. Als Sohn des großen Skimeisters Hannes Schneider und dessen Frau Ludwina 1920 in St. Anton am Arlberg geboren, war die Kindheit und Jugend von Herbert und seiner Schwester Herta vom Skilauf geprägt. Die Skischule des Vaters stand in den späten 1920er und den 1930er Jahren in voller Blüte, und zahlreiche Berühmtheiten gingen im Hause Schneider ein und aus. Herbert wurde auch Zeuge der Dreharbeiten der berühmten Skifilme am Arlberg – und ist selbst als eines der skilaufenden Kinder im Film „Der weiße Rausch“ zu sehen. Hannes Schneider mit seinen Kindern Herbert und Herta HERBERT SCHNEIDER Da sein Vater vom Wert einer fundierten Ausbildung überzeugt war, besuchte Herbert Schneider in den 1930er Jahren das Jesuitenkolleg Stella Matutina in Feldkirch. Als Schüler nahm er an zahlreichen Skirennen teil und spielte auch mit Begeisterung Eishockey. Die politischen Veränderungen, deren Vorboten bereits im Winter 1934 spürbar waren, blieben ihm jedoch vorerst verborgen. Später sandte der Vater Herbert und Hertha Schneider nach Neuchâtel in der französischen Schweiz zur Schule. Dort hielten sich die beiden auch während der nationalsozialistischen Machtübernahme in Österreich auf. Nach der Rückkehr im Sommer hatten sich die Verhältnisse massiv verändert. Hannes Schneider hielt sich in Garmisch-Partenkirchen auf, ihm blieb die Einreise nach Österreich verwehrt. Die Familie stand vor einer ungewissen Zukunft. Sehr lebhaft erinnerte sich Herbert an die Ereignisse im Winter 1939: Am 30. Jänner erhielt er einen Pass in Landeck ausgestellt, am 4. Februar bestieg die ganze Familie die Queen Mary in Richtung USA und bereits am 11. Februar fuhr er gemeinsam mit seinem Vater in North Conway – der neuen Heimat – Ski. Als sie dort die ersten Schwünge zogen, meinte Hannes Schneider: „Herbert, es ist nicht St. Anton, aber wir werden es hier lieben.“ Seit seinen Kindertagen in St. Anton war Herbert Schneider Skiläufer. HERBERT SCHNEIDER Und im Rückblick meinte Herbert stets: „Mein Vater hatte Recht, wir haben es hier geliebt.“ Die Familie Schneider bezog ihr neues Haus in North Conway, wo Herbert 73 Jahre bis zu seinem Tod wohnhaft war. In den USA betätigte er sich als Rennläufer, häufig gemeinsam mit seinem Freund Toni Matt. Unter anderem nahmen die beiden 1941 an den US-Meisterschaften in Aspen teil. Nach Erhalt der US-Staatsbürgerschaft diente Herbert bei den Skitruppen der 10th Mountain Division. Beim Ende des Krieges 1945 befand er sich mit seiner Division in Italien und erlebte in der Folge einen emotionalen Besuch in St. Anton als amerikanischer Soldat. Nach dem Ende des Krieges stand Herbert Schneider seinem Vater bei der Leitung der Skischule am Mount Cranmore zur Seite, die er 1955 nach dessen Tod übernahm. Er war Gründungsmitglied der US-Skilehrervereinigung und ermöglichte zahlreichen österreichischen Skilehrern einen Aufenthalt in den USA, um Englisch zu lernen. Aus den Händen von Helen Gibson, der Witwe von Harvey Dow Gibson, der seinerzeit die Einreise der Familie Schneider ermöglicht hatte, erwarb er zusammen mit Partnern das Skigebiet am Mount Cranmore, das er bis 1984 leitete. Ab den 1950er Jahren begann er, regelmäßig St. Anton zu besuchen, wo seine Schwester Herta geheiratet hatte. Insofern fungierte er auch als Brückenbauer zwischen der alten Heimat am Arlberg und den USA. Er verstand es, Menschen jeden Alters mit Geschichten aus seinem langen und überaus ereignisreichen Leben zu unterhalten. Seine Bescheidenheit, seine freundliche Art und sein Humor bleiben aus vielen Begegnungen und Gesprächen in Erinnerung. Herbert Schneider vor dem Geburtshaus seines Vaters Hannes in Stuben am Arlberg (2005) ENTSTEHUNG DER SKULPTUR IN STUBEN Udo Rabensteiner und die Bronzeskulptur „Hannes Schneider“ Die Idee stammt vom Februar 2012 in Stuben. Über Vermittlung des Galeristen Kurt Prantl und unter der Federführung von Martin Rhomberg entstand ein intensiver Gedankenaustausch und eine Freundschaft zu Udo Rabensteiner. Der 1958 in Lustenau geborene Bildhauer besuchte die Kunstgewerbeschule in Graz und in der Folge die Akademie der bildenden Künste in München. Nach einer ausführlichen Beschäftigung mit dem Leben des Skipioniers entschied sich Rabensteiner für eine Darstellung des Hannes als bodenständigen und Menschen verbundenen Mann aus dem Dorfe, der seinem Arlberg und den Bergen stärker verbunden blieb als dem Glanz und Glamour der großen weiten Welt. In einer intensiven Schaffensphase von Mai bis Oktober 2012 wuchs unter Verwendung von rund 400 kg Ton ein lebensgroßes Modell heran, aus dem in aufwändigen weiteren Prozessschritten in Oberitalien die Bronzeplastik gegossen wurde. In seiner expressiven Interpretation verzichtet Rabensteiner deshalb ganz bewusst auf eine Überhöhung und Heroisierung. Er platziert den Heimkehrer nur wenige Meter von seinem Geburtshaus - dem sogenannten „Fuchsloch“ - entfernt, eben als Skiläufer und Menschen - ohne dabei auf sein Markenzeichen, den legendären „Tschick“ (Zigarette), zu verzichten. Mehrere Denkmäler würdigen mittlerweile weltweit das skifahrerische Vermächtnis des bedeutenden Stubners: In St.Anton am Arlberg, in mehreren Skistationen in Japan sowie am Mount Cranmore, seiner letzten Wirkungsstätte, und nun endlich auch in Stuben, seinem Heimatort. GÖNNER & FREUNDE Wir danken folgenden Gönnern, Freunden und Mäzenen, ohne deren Unterstützung die Verwirklichung des Projektes nicht möglich gewesen wäre (in alphabetischer Reihenfolge). Berthold Dorle und Erich, Stubigerhof, Stuben am Arlberg Fritz Horst, Arlberg Express, Klösterle am Arlberg Grabher Karl, Hotel Hubertushof, Stuben am Arlberg Jennewein Martin, pure Sport Jennewein, St. Anton am Arlberg Familie Kegele-Walch, Hotel Mondschein, Stuben am Arlberg Lassnig Johann, Hotel Garni Arlberg, Stuben am Arlberg Lassnig Sandra, Hotel Arlberg, Stuben am Arlberg Mathies Sylvia und Franz Josef, Haus Mathies, Stuben am Arlberg Mathies Willi, Schischule, Stuben am Arlberg Morandell Peter KR, Morandell Weine, Wörgl Pichler Cilli und Rudi, Haus Juliana, Stuben am Arlberg Purtscher Martin Dr., Thüringen Rhomberg Martina und Martin, Dornbirn Strolz Ambros, Sporthaus, Lech am Arlberg Ackermann Kurt Prof., Herrsching (D) Albrecht Gerhard, Bäckerei, Klösterle am Arlberg Bachmann Bruno, Basadingen (CH) Dolejschi Werner, Ing. Fahrschule, Krems Dönz Anton, Stuben am Arlberg Dönz Herbert, Dorfladen, Stuben am Arlberg Fohrenburg, Brauerei, Bludenz Garstenauer Peter, Stuben am Arlberg Gruber Paul, Longboard Classic, St. Gallen (CH) Holluschek Josef, GmbH, Zirl Karnerta GmbH, Klagenfurt Pfurtscheller Martina, Landhaus Maria, Stuben am Arlberg Sila Wolfgang, s‘Fäscht, Mäder Familie Tarmann-Wechner, Haus Lattacher, Stuben am Arlberg GÖNNER & FREUNDE Partnerschaft Vorausschauen, Trends erkennen, Innovationen schaffen, diese Stärken zeichnen die Doppelmayr Gruppe als Weltmarktführer im Seilbahnwesen aus. Das Vertrauen unserer Kunden in unsere Fähigkeiten und Produkte ist uns Verpflichtung und Motivation. Wir bedanken uns ganz herzlich bei unseren starken Partnern am Arlberg für die stets vertrauensvolle Zusammenarbeit! Doppelmayr Seilbahnen GmbH Rickenbacherstr. 8-10, 6922 Wolfurt T +43 5574 604 F +43 5574 755 90 [email protected] www.doppelmayr.com GÖNNER & FREUNDE www.skiclubarlberg.at GÖNNER & FREUNDE GÖNNER & FREUNDE GÖNNER & FREUNDE GÖNNER & FREUNDE GÖNNER & FREUNDE Wenn ich mir so anschaue, was hier im Land alles investiert wird, dann sind das schon ganz gute Perspektiven, finde ich. Wenn’s um die Region geht, ist nur eine Bank meine Bank. Aus Vertrauen entsteht dann Sicherheit, wenn ein Partner mit einem wirklich durch dick und dünn geht. Und dass es eben genau diese Sicherheit ist, die auch den Grundstein jeder erfolgreichen Partnerschaft bildet, beweist Raiffeisen seit mehr als 125 Jahren. www.raiffeisen.at GÖNNER & FREUNDE CONGRATULATIONS House Hannes Schneider GÖNNER & FREUNDE Sichere Energiezukunft für Vorarlberg. Die VKW sorgt dafür. 05574 9000 [email protected] www.vkw.at 24 Stunden für Sie erreichbar. 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