Der TrompeTer Till Brönner isT Der erfolgreichste deutsche

ALL
THAT
Der Trompeter Till Brönner ist der erfolgreichste
deutsche Jazzmusiker aller Zeiten. Er hat kontinuierlich
versucht, die Grenzen des Jazz auszutesten, und das mit Erfolg.
Brönner ist fünffacher Echo-Gewinner, Grammy-Nominee,
erfolgreicher Produzent und schaffte es sogar, seit 2008
mit seinen Alben mehrfach in die Top TEN der deutschen
Verkaufscharts zu kommen. Die Liste der groSSen Musiker,
mit denen er gearbeitet hat, reicht von Dave Brubeck und
Klaus Doldinger über Hildegard Knef, Snoop Dogg und
Carla Bruni bis hin zu Thomas Quasthoff und Annie Lennox.
Er macht alles anders als die anderen und gehört
doch zu den herausragenden Figuren der internationalen
Musikszene. Dabei ist Jazz doch schwierig. Oder nicht?
Till Brönner ist es jedenfalls nicht.
INTERVIEW VON Katharina von der Leyen
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78 Inspiration
F
ür einen Künstler ist Till Brönner erstaunlich unzickig. Er ist entspannt, gutgelaunt und aufmerksam anderen gegenüber. Er hat zu allem
etwas zu sagen und zu jedem Thema eine Haltung, bleibt dabei aber stets
diplomatisch und flexibel – er ist das Gegenteil von einem Besserwisser. Er
hat Humor und schöne Hände, und damit sind die meisten Frauen sowieso
nicht mehr zu retten. Er ist wirklich so nett, dass es einen ein bisschen
nervös macht: Irgendetwas kann da nicht stimmen. Aber da sind kleine
Spitzen, kleine Fiesheiten, die man bei seiner unglaublich gewählten Ausdrucksweise beinahe überhört, die aber beruhigen: Der nächste Papst wird
er jedenfalls nicht. Männer mögen ihn auch, weil Brönner von Anfang an
eine so unverklemmte, mitreißende Freundlichkeit ausstrahlt – mit ihm
kann man einen Nachmittag verbringen, der ganz sicher nicht anstrengend
oder öde wird. Stattdessen geht man hinterher nach Hause und sucht die
Lieblings-Jazzplatten heraus.
Was ist mit dem Klischee des Jazzmusikers als einsamer Wolf, wie auf dem
Cover Ihres neuen Albums? Im richtigen Leben wirken Sie ja ganz aufgeräumt.
Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten, den einsamen Wolf zu leben. Es
bedeutet nicht grundsätzlich, einsam, verranzt und unter Drogen in einer­
abgegriffenen Lederweste durch die Gegend zu laufen. Aber es gehört
­sicherlich zum fahrenden Musiker, dass er bestimmte Dinge nur unter Aufbringung größter Kräfte auf die Reihe bekommt, wenn sie nichts mit seiner
Kunst zu tun haben. Natürlich wäre es schön, wenn man ein intaktes Privat­
leben hätte, regelmäßig Sport triebe – all das, was nicht so einfach geht,
muss man letztlich dem Beruf zuschreiben. Das ist bei fast allen Musikern
so, glaube ich. Wenn eine Frau dem nahekommt, wird sie dessen früher
oder später gewahr werden.
Braucht man für die Inspiration Einsamkeit?
Für Inspiration braucht man auf jeden Fall Schmerz oder Sehnsucht oder
Not – alles, was einen an die Grenze dessen führt, was man aushalten kann.
Warum sind die schönsten Liebeslieder immer die traurigen, warum werden
die sofort verstanden? Ich glaube, dass aus dem Leid immer mehr interessante, künstlerische Dinge wachsen als aus Glück und Überfluss.
80 Inspiration
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82 Inspiration
Haben Ihre Eltern je musikalischen Druck auf Sie ausgeübt?
Überhaupt nicht. Meine Eltern sind beide Lehrer und musikaffin. Meine
Mutter spielte Klavier und sang. Ich habe selbst relativ frühzeitig gesagt,
dass ich Trompete spielen möchte, und mir dann Instrumente geschnappt.
Das haben meine Eltern auch richtig erkannt. Wir wurden sehr gefördert,
aber nie gepusht.
ich in den Augen der Fachleute verdächtig. Als könne das kein richtiger
Jazz mehr sein, als könne ich nicht mehr „einer von ihnen“ sein.
Vielleicht sind Sie zu hübsch für einen echten Jazzmusiker.
Vielleicht kam auch noch hinzu, dass es die Kritiker genervt hat, dass in den
Medien über Dinge gesprochen wurde, die gar nichts mit meiner Musik zu
tun hatten. Das kann ich auch verstehen.
Haben Sie wie alle Kinder, die vor 1980 geboren wurden, mit der Blockflöte
angefangen?
Chet Baker sah doch wenigstens eine lange Zeit wahnsinnig gut aus.
Ja, genau. Klavier habe ich mir selbst beigebracht, nur nach Gehör. Ich habe
nie Klavierunterricht gehabt. Ich kann ein bisschen Noten lesen, die rechte
Hand zumindest.
Immerhin war er schwer drogensüchtig, das hat ihm in den Augen der
Fachleute vielleicht mehr Glaubwürdigkeit verliehen.
Wenn man Sie jetzt bitten würde, Beethovens „Pathétique“ zu spielen, dann
wird das nichts?
Nee, auf keinen Fall. – Ich habe immer noch andere Impulse bekommen,
weil ich früher viel Musik im Fernsehen gehört und gesehen habe.
Sie haben sich Musik angeguckt, so wie andere Leute Tierfilme ansehen?
Das war die Zeit des Telekollegs! Henry Mancini spielte den Pink Panther,
man bekam auch mal was erklärt. Und da habe ich die Jungs vom „Rias“ dasitzen sehen in ihrem weißen Smoking und fand die mindestens so attraktiv
wie ihre Musik. Da war ich acht, neun.
Haben Sie sich damals schon mehr für Jazz interessiert als für Pop?
Ich habe mich für Musik per se interessiert. Anfangs bietet sich der klassische Weg ja mehr an. Zur Kommunion bekam ich dann eine Trompete.
Sie scheinen immer alles richtig zu machen, sehen gut aus, sagen nie das
Falsche, machen auf Ihrer Trompete alles richtig – haben Sie auch Ecken
und Kanten?
Man muss ja nicht im Drogensumpf landen, um Ecken zu beweisen. Ich
hatte­genug in der Schule zu rebellieren, weil ich mich aufgrund meines fun-
Ja, unfassbar gut! Aber ihm wurde trotzdem nicht seine Aura abgesprochen.
Ich glaube, wenn man sich auf einen etwas anderen Weg begibt, muss
man eben damit klarkommen, dass Leute eine andere Meinung haben als
man selbst oder dass andere Leute einen ablehnen. Das hatte ich ja geübt,
schon in meiner Schulzeit. Ich habe einfach lange ein Pokerface gemacht.
Aber ich habe meine eigenen Schlüsse aus dem Ganzen doch sehr gut
ziehen­können. Jetzt bin ich an einem Punkt, an dem ich hoffe, dass ich
noch 40 Jahre so weitermachen kann. Ich bin ja kein Sportler, der sich aus
Altersgründen langsam mal ein Franchise mit einer Fastfood-Kette überlegen muss.
Ist man als Trompeter kopfdrucktechnisch weniger gefährdet als beispielsweise ein Oboist?
Oboe ist gefährlicher, allerdings gibt es Atemtechniken, die einen langfristig
entlasten. Aber in der Tat – wenn man sich mit Philharmonikern unterhält,
gibt es da nicht wenige, die irgendwann aufhören müssen. Es ist nicht vergleichbar mit der Trompete, weil das eine andere Tonerzeugung ist. Deshalb kann die Trompete auch eine frustrierende Angelegenheit sein, weil
du nie das Instrument verantwortlich machen kannst. Es kommt immer nur
das dabei heraus, was du selbst hineingibst.
„Die Trompete ist nur ein Resonator, sonst nichts.
Nur ein Verstärker dessen, was du eh schon fühlst.“
damental anderen Musikgeschmacks und meiner anderen Haltung i­mmer
gegen alle anderen behaupten musste. Ich war ein Sonderling, ohne dabei
äußerlich einer zu sein. Ich habe das Leben eines Einzelgängers gelebt. Ich
musste mich wegen meiner Musik vom Fußballplatz verabschieden und in
die Übezelle gehen. Wenn gegen die Mädchenschule Völkerball gespielt
wurde, war ich natürlich dabei, und ich war auch der Sprecher vom AbiGag. Aber der Weg dahin war eher einsam und von schwierigen ­Momenten
geprägt. Ich hatte einen Schulkumpel, mit dem ich mich über Musik austauschen konnte. Mit den anderen hatte ich mir wenig zu erzählen.
Wieso – weil die alle White Snake und Depeche Mode gehört haben und
Sie unpopulären Jazz?
Ich habe schon mit zwölf Glenn Miller oder Charlie Parker gehört. In dem
Alter kam ich in die Big Band der Schule und war begeistert. Ich merkte:
Das hier wird mich nie wieder loslassen. Das ist bis heute so: Mich hat noch
nie etwas so umgehauen wie der Klang des Saxophons von Charlie Parker!
Das war und ist bis heute ein gesellschaftliches Nischenprogramm. Das war
Rebellion.
Jazz ist keine Musik für die Massen. Andererseits haben Sie gleich nach
dem Abitur den Preis der Deutschen Schallplattenkritik bekommen und
gleich darauf den Preis der Plattenindustrie, den Echo – wo gibt’s denn
so was?
Anfangs kam das noch von den berufenen Fachleuten. Da ahnte noch keiner, dass ich Lust hatte herauszufinden, ob man nicht auch richtig erfolgreich werden kann. Ich habe angefangen, nach einer Schnittmenge zu suchen dessen, was mir gefällt, und dessen, was ganz vielen gefällt. Danach
habe ich sehr lange geforscht. Das hat mich auch auf Wege geführt, die ich
heute vielleicht nicht mehr gehen würde. Ich habe einen großen Teil meiner musikalischen Entwicklung eben öffentlich vollzogen und in meiner jugendlichen Naivität einfach alles veröffentlicht, worauf ich Lust hatte. Viele
Musiker würden das nie tun. Als ich dann wirklich erfolgreich wurde, wurde
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Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eben nur ein Instrument, ein Werkzeug.
Genau. Die Trompete ist nur ein Resonator, sonst nichts. Nur ein Verstärker
dessen, was du eh schon fühlst.
Was ist Ihre größte Stärke oder das, was Sie an Ihrem eigenen Ton am
meisten schätzen?
Ich bin noch immer nicht zufrieden, ich bin immer noch auf der Suche
nach einem perfekteren Sound. Ich versuche jedenfalls, den Klang der
Trompete so nah wie möglich an den Klang der menschlichen Stimme zu
bringen. In den letzten Jahren hat sich das intensiviert; wenn mein Klang
„luftiger“ wird, wie der Atem beim Sprechen etwa – das ist mein Klangideal.
Ich möchte, dass meine Trompete nicht wie ein Signal von der Kavallerie
klingt – auch wenn die Trompete da eigentlich herkommt, sie ist ein Militär­
instrument –, sondern ihr letztlich eine neue Funktion geben, eine lyrische,
gesangliche, eigentlich: eine menschliche Seite verleihen. Es interessiert
mich, die Grenzen des Registers auszuloten. Ich möchte in der Lage sein,
auf meinem Instrument alles tun zu können, nur weil mir danach ist. Das
hat keiner erreicht bisher, aber es gibt welche, da hat man das Gefühl, die
sind dem sehr nahegekommen.
Hat die Trompete ein Geheimnis?
Letztlich ist es Physik. Jeder kann Trompetespielen lernen, es ist nicht von
Begabung abhängig. Improvisieren und Musik im Moment zu improvisieren, was im Jazz eben der Grundgedanke ist, das ist wieder etwas anderes.
Da gehört dann doch Talent dazu. Aber wenn ich mir meine Studenten in
­Dresden ansehe, die mich fragen: „Wie lerne ich improvisieren?“ Denen
sage ich: Die Platte, die Platte und die Platte, die lädst du aus dem Internet
herunter, und dann spielst du erst einmal alles nach, was da passiert. Note
für Note. Und je mehr du dir von dieser Literatur einverleibt hast, desto
mehr wirst du in der Lage sein, damit so zu jonglieren, dass es deine eigene
Sprache wird. Aber man kann nichts Neues erfinden, wenn man nicht erst
einmal den Wortschatz beherrscht.
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Sie lehren seit drei Jahren Jazztrompete an der Musikhochschule in D
­ resden.
Muss man sich da einen Hörsaal voller schmachtender Mädels vorstellen?
Nein, wir haben ja fast keine. Also: vielleicht vier, die Sängerinnen mitgerechnet. Das ist noch immer eine ziemliche Männerdomäne, weil sich für
Jazz einfach nicht so viele Frauen bewerben. Trompeterinnen sind sowieso
die Ausnahme. Aufgeteilt werden die Studenten in kleine Gruppen, aber
der Hauptteil ist Einzelunterricht, man sitzt da mit seinem Prof und spielt.
Da geht’s wirklich ans Eingemachte. Ich sage den Leuten z. B.: „Du beschäftigst dich zu viel mit Dingen, die mit der Musik nichts zu tun haben.“ Ich
habe auch schon mal einen in Therapie geschickt.
Mir hat ein Gitarrist in einem Interview mal erklärt, seine Gitarre wäre die
wichtigste Frau für ihn. Können Sie das nachvollziehen?
Das ist natürlich ein Klischee. Ich glaube aber wirklich, dass man die Erfahrungen, die man mit einem Instrument macht, mit dem man so eng verbunden ist, auch im Privatleben erlebt. Das sagt sich netter, als es sich anfühlt.
Wenn das, was eine Beziehung oder Partnerschaft erfordert, immer wieder
aufgrund des Instruments und dessen, was es von dir fordert – von der Abwesenheit bis hin zur Hingabe –, sehr eingeschränkt wird, dann fängt man
halt irgendwann an, damit zu kokettieren. Weil man mit dem Instrument
auch viel mehr Zeit verbringt als mit der jeweiligen Frau. Mit der Trompete
ist man faktisch viel enger, mit der küsst man sich auch viel häufiger, und
so blöd es klingt: Sie ist immer für einen da. So richtig enttäuschen kann
sie einen nicht. Aber ich glaube sowieso, es gibt nur die richtige oder die
falsche Frau oder den richtigen oder den falschen Mann. Und die Frau, die
richtig ist, empfindet die Trompete auch nicht als Konkurrenz oder wenn
sie richtig ist, dann empfindet sie vielleicht auch wegen der Trompete das,
was sie empfindet. Wie soll man denn mit einer Frau zusammen sein, die
vom Instrument genervt ist? Aber das passiert in meinem Fall sowieso nicht
„Mit der Trompete ist man
faktisch viel enger, mit der küsst
man sich auch viel häufiger.“
mehr. Manchmal muss man sogar auf die Suche gehen nach einer Frau, die
vielleicht gar nichts über die Trompete wissen will, mit der ich mich auch
mal über etwas anderes unterhalten kann. Etwas wirklich Interessantes.
Können wir mal kurz über die No Angels sprechen?
Ja. Kurz.
Sie haben eine Platte der No Angels produziert. Konnte man denen denn
helfen?
Denen musste man gar nicht helfen. Die konnten sich als erste Casting-Band
sofort behaupten und haben in ihrer ja gar nicht so kurzen Karriere­ordentlich Platten verkauft. Diese Platte, die wir zusammen gemacht ­haben, mit
Big Band und Swing, das war für die ein bisschen die Königs­klasse – das
macht auch ein Vollprofi nicht mal eben zwischen Tür und Angel. Das war ein
­krönender Abschluss für so eine Girlie-Band. Aber es hat auch Spaß gemacht.
Was ist das Schwerste daran, mit dem eigenen und noch dazu kleinen
­Bruder als Manager zu arbeiten?
Dass man sich so nahe ist, dass man manchmal Form und guten Anstand
vergisst – was aber alle Geschwister voneinander kennen –, sich immer
­weiter und wieder mit Respekt zu begegnen. Noch dazu in der Situation:
Jüngerer Bruder managt älteren Bruder, das ist eine Herausforderung. Wir
machen das schon seit zwölf Jahren und es ist sicherlich immer wieder
Grund für Auseinandersetzungen und deutliche Streits, aber es ist eine
Entwicklung. Wir haben uns noch nie getrennt, waren aber schon ein paar
Mal kurz davor, dann aber doch nicht. Und das ist doch eine gute Nachricht.
Was ist das Beste daran?
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Eben dass man mit seinem Bruder arbeitet. Dass man mit jemandem zusammenarbeitet, den man unglaublich gut kennt. Ich muss mir nie über­
legen, was ich dem nicht erzählen darf. Die Vertrauensbasis ist ganz tief.
Was ist Ihre größte Stärke?
Ich habe mittlerweile eine gute Menschenkenntnis aufgrund der vielen
Menschen, die ich getroffen habe. Und ich beherrsche die Kunst des Weglassens gut – zumindest in der Musik.
Inspiration 87
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Alles von Polo Ralph
Lauren.
„Die Trompete ist nur ein Resonator, sonst nichts.
Nur ein Verstärker dessen, was du eh schon fühlst.“
Wenn Pop von Pubertät handelt, wovon handelt Jazz?
Vom Leben von Erwachsenen. Jazz findet auf einem großen Schatz von
­Informationen, Noten und Literatur statt. Im Wesentlichen erfordert Jazz
eine gewisse Vorbildung. Als Pubertierender kann man der Faszination von
Jazz erliegen, aber man muss erwachsen werden, um ihn zu verstehen.
Ihr schönstes Erlebnis als Musiker?
Es waren so viele, ich wüsste nicht, was ich da hervorheben sollte. Meine
erste Platte habe ich mit Ray Brown gemacht, und dieses erste Telefonat
von Berlin nach Los Angeles, ich war 19, er 68 – diese Gagenverhandlungen
werde ich nie vergessen und auch dieses Gefühl, ihn nun unter Ver­trag zu
haben. Ich werde aber auch nie vergessen, wie ich bei VERVE einen Vertrag
bekam. Oder wie Hildegard Knef das erste Mal ein Lied sang, das ich für sie
geschrieben hatte. Oder als ich meine erste Stelle mit dem Rias-Tanzorchester bekam – genau das Orchester, in das ich als Kind immer wollte. Ein
paar Jahre später bekam ich deshalb fast Depressionen, weil ich mir dachte:
Ich habe meinen Traum ja schon erreicht, was kommt denn jetzt noch?
Jetzt brauche ich nur noch eine Frau, ein Auto, ein Apartment und einen
Hund, und dann kann ich mich einsargen lassen.
kann mittlerweile kein ernsthaftes Gespräch mehr in einem Raum führen,
in dem zu viele Geräusche sind.
Kann man mit Ihnen in einem Restaurant gar nicht reden?
Doch, aber man muss darauf gefasst sein, dass ich dauernd den Faden verliere. Für mich ist das Stress. Irgendwann sitze ich da und habe plötzlich
Burn-out.
Können Sie außer Blasmusik noch etwas anderes richtig gut?
Kochen kann ich ziemlich gut. Und als Fotograf werde ich immer besser.
Was ist Ihre letzte Tat, bevor Sie die Nachttischlampe ausmachen?
Ich schiebe mir einen Metallexpander in den Mund, eine Art Lippenhantel,
um meine Lippenmuskeln zu trainieren. Jetzt wissen Sie, warum Jazz­musiker
manchmal einsam sein können. i
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Sind Sie ein guter Beifahrer?
Geht so. Wenn jemand gut Auto fährt, bin ich ein sehr guter Beifahrer.
Können Sie besser hören als andere?
Ich glaube, als Musiker hört man Zwischentöne immer besser. Leider höre
ich immer multitaskingmäßig – wenn wir hier reden, und da vorne führt
jemand ein Gespräch, dann dringt leider zu viel davon zu mir herüber. Ich
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00:42
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