Texte zur Kapelle St. Katharina - Kath. Kirchgemeinde Escholzmatt

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Texte zur Kapelle St. Katharina - Kath. Kirchgemeinde Escholzmatt
Texte zur
Kapelle St. Katharina
Kapellenrenovation
in Zeiten des Wandels
Mitten im Dorf, im Schatten grosser Wohnhäuser, bescheiden und fast etwas verloren,
hält unsere Kapelle St. Katharina Dornröschenschlaf. Sie zu neuem Leben zu erwecken,
wirft Fragen auf, mit denen sich der Kirchenrat intensiv auseinandergesetzt hat.
Die Erhaltung von Sakralräumen in einer sich
verändernden Gesellschaft wird uns in Zukunft mehr beschäftigen, als uns lieb ist. Das
Gottesdienstverhalten und die katholischen
Praktiken haben sich verändert, was Auswirkungen auf die Nutzung dieser Räume hat.
Sakralräume sind Orte der Ruhe, der Kraft, es
sind Orte der Liturgie und religiösen Feiern.
Sie laden ein zur Einkehr und zum persönlichen Gebet im Trubel des Alltags. Auch wenn
sich diese Räume in letzter Zeit weg vom gesellschaftlichen Mittelpunkt bewegt haben, die
spirituellen Bedürfnisse der Menschen sind
nicht geringer geworden, und deshalb werden
besonders Kapellen und kleine Sakralräume
immer wieder und gerne aufgesucht.
Historisch sind Sakralbauten Zeugen der Geschichte, sichtbare Spuren des Zeitlaufs. Sie
erzählen vom örtlichen Leben und Glauben, sind im Jetzt und Heute erfahrbare Kunst-,
Kultur- und Gesellschaftsgeschichte. Diese geheiligten Orte verdienen unseren besonderen Respekt.
Die Kapelle St. Katharina in Escholzmatt ist ein solcher Bau, in welchem christliches Leben und Geschichte nachvollziehbar sind, und so stellt sich die Frage nach dem Sinn einer Renovation in besonderem Mass. Darf ein solches Werk dem Zerfall überlassen oder
soll investiert werden? Lohnen sich solche finanzielle Aufwendungen in einer Zeit der Finanzknappheit und abnehmender Katholikenzahlen? Wie sieht die Aufwand- und Ertragsbilanz aus? Nach langen Abwägungen dafür und dagegen, ist der Kirchenrat zum Schluss
gekommen, dass die Renovation in Angriff genommen werden soll: aus religiösspirituellen Überlegungen, aber auch aus kultur- und gesellschaftshistorischer Sicht. Ein
Sakralraum mitten im Dorf soll aus dem Schlaf geweckt werden, um ein Ort der Ruhe
und der Besinnung für die Bevölkerung zu werden.
Nötige Unterhaltsarbeiten sollen vorgenommen, Schäden innen und aussen repariert
werden. Mit einer ansprechenden Beleuchtung, minimaler Beheizbarkeit und einer bequemen Bestuhlung lädt der renovierte Raum zum Verweilen ein. So wird die Kapelle für
kleine Gottesdienstgruppen wie Schulklassen oder für Gedächtnisse wieder nutzbar. Sie
lädt ein zu einem Zwischenhalt im Alltagstreiben im Dorf, zu einem stillen Gebet. Denkbar ist auch eine weltliche Nutzung für besinnliche Kleinkonzerte, Lesungen und anderes.
Wer weiss, warum die Erbauer die Kapelle der heiligen Katharina geweiht haben, und
warum die 14 Nothelfer einen so zentralen Platz in der Gestaltung der Kapelle einnehmen? Was war das für eine Zeit damals?
Und könnte es nicht sein, dass wir in unserer so rationalen, verwissenschaftlichten Zeit
doch manchmal der Begleitung eines Nothelfers aus der Kapelle St. Katharina bedürfen
würden?
Kirchenrat Escholzmatt; Eva Studer, Präsidentin
Kapelle St. Katharina, Geschichte
Das Entlebuch weist eine bunte Anzahl von Kirchen auf, die bezüglich der Entstehungszeit unterschiedliche Zeitalter und deshalb eine stattliche Auswahl an Baustilen repräsentieren. Ausserdem bestehen in unserer Region ein paar Kapellen, die als kleinere und
einfachere Bauten zu bezeichnen sind und – vor allem in der Vergangenheit – für Andachten und nicht regelmässige Gottesdienste benützt wurden und teilweise immer noch
werden.
In der Pfarrei Escholzmatt gehört die Kapelle St. Katharina zweifellos zu den kunsthistorisch beachtlichen Bauwerken. Sie wurde 1646, damals noch ausserhalb des Dorfkerns,
direkt an der Landstrasse gebaut, wurde 1669 geweiht und gehört heute – beinahe unauffällig inmitten von Häusern an der Kantonsstrasse – vollends zum Dorf.
Der Stifter der Kapelle ist Wilhelm Limacher, von dem man zwar allerlei weiss,
jedoch über sein Leben wenig genaue Angaben hat. Sein Geburtsdatum ist unbekannt; Hasle wird als Herkunftsort, 1679
als sein Todesjahr angenommen, ist aber
im Escholzmatter Sterbebuch nicht eingetragen. Die Ehebücher halten fest, dass
Wilhelm Limacher 1628 in Werthenstein
mit Anna Rot heiratete. Drei Jahre später
starb die Gattin, wonach er 1632 die zweite Ehe mit Elisabeth Vogel einging, die
nach fünf Jahren ebenfalls das Zeitliche
segnete. Schliesslich schloss der Witwer 1638 in Einsiedeln die dritte Ehe mit Magdalena
Bossert.
Als offensichtlich begüterter und umtriebiger Mann war Limacher unter anderem im
Weinhandel tätig; aus diversen andern Dokumenten geht hervor, dass er in Escholzmatt,
Hasle, Marbach und Schüpfheim Liegenschaften besass und damit wohl auch Handel
trieb. Limacher engagierte sich überdies im öffentlichen Leben, war als HeiligkreuzPfleger nicht unbestritten, übte das Amt als Weibel, später ebenfalls als Siegler aus und
stand mit der Luzerner Obrigkeit offensichtlich in gutem, namentlich in geschäftlichem
Kontakt. Sein Benehmen im Bauernkrieg deutet denn auch auf ein vorsichtiges Verhalten
gegenüber den Gnädigen Herren in Luzern hin.
Warum Weibel Limacher die Kapelle St. Katharina zu Ehren der 14 Nothelfer erbauen
liess, ist nicht bekannt, eine Stiftungsurkunde gibt es nicht. Als die Bewohner des Fröschernquartiers 1969 eine Feier veranstalteten, um an die vom Konstanzer Weihbischof
Leonardus Sigismundus vor 300 Jahren
vorgenommene Weihe der Kapelle St. Katharina zu erinnern, rundete der damalige
Nachbar der Kapelle, Dr. med. Hans Portmann, seinen geschichtlichen Beitrag
„Weibel Wilhelm Limacher, Stifter der Kapelle St. Katharina Escholzmatt“, mit der
Bemerkung ab: „Mit der hochherzigen Kapellenstiftung hat er vielleicht einen Ausgleich zu seinem Leben schaffen wollen. Er
scheint sich seiner Zeit und Umgebung
eher aufgedrängt zu haben, möglicherweise war er mehr gefürchtet als beliebt.“
Dr. Andreas Schmidiger
Ein Netzwerk von Kraftorten
Zur Sakrallandschaft Escholzmatt- Wiggen
Es gibt Worte, die vor 30 Jahren noch unbekannt waren. Plötzlich tauchten sie wie aus
dem Nichts auf und wurden zu einem Modewort. Zu diesen gehört für mich das Wort
„Kraftort“. Es gibt (gut gemeinte) Versuche, mit einem (pseudo)-naturwissenschaftlichen
Instrumentarium ihre Effizienz der Kraftorte zu beweisen. Doch kann man dies auf seriöse Weise?
Ich muss gestehen: ich bezweifle es. Dennoch will ich das, was eigentlich damit gemeint
ist, nicht einfach als leeres Wort abtun. Es gibt wirklich Orte, von denen eine innere Kraft
ausgeht. Für mich sind dies besonders die christlichen Zeichen in unserer Landschaft, die
ein eigentliches sakrales Netzwerk bilden.
Hier seien einige namentlich erwähnt: unsere Kirchen (St. Jakobskirche Escholzmatt, Marienkirche Wiggen, die Reformierten Kirchen in Escholzmatt und Wiggen), die Katharinenkapelle in Escholzmatt, die Marienkapelle im Lehn, die St. Annakapelle auf dem
Schwändelberg, die St. Verenakapelle in der Sunnematte, die Bühlkapelle, drei „Sträggele- Chäppili“ (zwei im Lehn und eines im Tellenbach), das "Helgestöckli im Lehn, das
Beichlen- und Wannenkreuz, das Hügelkreuz „Chräbili“, das „Helgestöckli“ beim Hünigerhof, der Stationenweg (Kreuzweg) auf den Schwändelberg.
Diese genannten heiligen Orte und Zeichen weisen
nicht nur auf die christlichen Wurzeln unserer Landschaft und Bevölkerungen hin. Sie wollen auch heute noch echte Kraftorte sein. Sie brauchen allerdings
uns, unsere innere Einstellung und unser Mitwirken,
damit ihre Kraft fliessen kann. Beim persönlichen
und gemeinsamen Gebet und Gottesdienst, beim
stillen Verweilen und Nachdenken, beim Anzünden
einer Kerze spenden sie auch heute immer wieder
Kraft.
Mein Wunsch ist: Tragen wir auch in Zukunft Sorge
zu diesen Kraftorten.
Rudolf Vogel, em. Dekan und Pfarrer
Aus der Sicht der Denkmalpflege
Die der Hl. Katharina und den übrigen Nothelfern
geweihte Kapelle in Escholzmatt steht gut sichtbar
an der Hauptstrasse und definiert seit Jahrhunderten den Eingang zum Siedlungskern. Leider scheint
das Gotteshaus in den letzten Jahrzehnten etwas in Vergessenheit geraten zu sein, die
letzten Restaurierungsmassnahmen wurden 1982 am Äusseren getätigt. In der Zwischenzeit fanden rund um die Kapelle schleichend Veränderungen statt, die sich leider
besonders in Bezug auf die Mauerfeuchtigkeit negativ ausgewirkt haben, entsprechend
sind aussen wie innen grobe Schäden aufgetreten, die es zu beheben gilt. Ende des 19.
Jahrhunderts hat die Kapelle sogar kurz die Funktion der im Bau befindlichen Pfarrkirche
übernommen; in dieser Zeit wurde die wertvolle Ausstattung im Stil der Zeit renoviert.
Dieser zeittypische und durchaus qualitätsvolle Beitrag soll bei der geplanten Renovation
grundsätzlich erhalten bleiben. Veränderte Benutzungsansprüche werden angemessen
berücksichtigt. Trotz notwendiger Eingriffe soll der Gesamtcharakter der Kapelle beibehalten werden. Der kleine aber wichtige Bau verdient unsere Aufmerksamkeit und einen
sorgfältigen Umgang.
Hans-Christian Steiner, Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Gebietsdenkmalpfleger
Hinweise von aussen auf Kunstwerke bei uns
Staunen erlaubt
Den Altar der Dreikönigskapelle von Oberwiggen verkaufte man in die Innerschweiz.
Der gesamte Kreuzweg unserer alten Kirche hängt heute für 50 Jahre (!) in der Pfarrkirche Beromünster, als ob dieser Ort noch eine kulturelle Aufwertung aus dem Entlebuch
nötig gehabt hätte.
Positiver für uns:
Der Bilderzyklus zum Leben der Kl. Anna in der Schwendelberg Kapelle war vor ca. 70
Jahren an einer Ausstellung im Kunsthaus Luzern. (Konservator Hilber)
Vier wunderschöne Barockstatuen aus der ehemaligen Pfarrkirche entdeckte ein auswärtiger Tourist in einer Feldkapelle (alle ungeschützt). Heute befinden sie sich in unserer
Krypta, gesichert durch eine Alarmanlage.
Das Portrait des berühmten Mailänder Kardinals Karl Borromäus in der Kapelle St. Katharina wurde vor einigen Jahren an einer internationalen Ausstellung am Bodensee gezeigt.
Wir können doch selber durch Wertschätzung und Eigeninitiative unsere relativ spärlichen
wertvollen Kulturgüter erhalten, z.B. die Kapelle St. Katharina gesamthaft fast mitten im
Dorf.
Bedeutende Gestaltung und Ausstattung der Kapelle St. Katharina
Beim Betreten der Kapelle fällt als Hauptteil der Ausstattung der Altar auf. Er ist ein Werk in der direkten
Nachfolge der Künstler an der Hofkirche in Luzern. Das
ursprüngliche Altarbild der Hl. Katharina wurde 1892
ersetzt durch ein Gemälde im Nazarenerstil. An den
goldenen Säulen neben dem Altarbild hangen zwei
Flügelbilder des Hl. Wilhelm und der Maria Magdalena.
Unter dem Altarbild ist auf einer Tafel mit schwarzem
Grundton in Gold die Widmung der Kapelle sichtbar:
der Hl. Dreifaltigkeit, Maria und Katharina.
Der Künstler des Altars hat auch die Kreuzesgruppe
am Chorbogen geschaffen.
Das Gewölbe des Kapellenraumes ist gestaltet durch
eine fünffach geknickte Holzdecke mit vergoldeten
Quadraten. Der Holzfries darunter zählt die Namen der
Vierzehn Nothelfer auf.
Diese Heiligen sieht man auf zwei grossen Farbtafeln
an den Rückwänden. Sie stammen aus der Zeit des
Kapellenbaus, wie die sehr bemerkenswerten Porträtbilder von Bruder Klaus und des bedeutenden Mailänder Kardinals Karl Borromäus.
Krönung Mariens, bei der Renovation
hinter dem oberen Altarbild entdeckt
(Fachliche kunsthistorische Beschreibung findet man im Entlebucher Kunstführer von
Heinz Horat und im Band „Die Kunstdenkmäler des Kantons Luzern Amt Entlebuch“)
Dr. Hermann Bieri
Die Kreuzigungsgruppe in der Kapelle St. Katharina:
Eine grosse Einleitung zur Meditation
Egal von welcher Seite wir diese wertvolle Darstellung betrachten, ist sie ein guter Anstoss zum betrachtenden Gebet. Dargestellt ist die Kreuzigungsszene im Johannesevangelium (19, 25-27): „Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, des Kleopas [Frau] und Maria Magdalena. Als nun Jesus die Mutter sah und den Jünger, den er liebte, dabeistehen, sprach er zu seiner Mutter: Frau,
siehe, dein Sohn! Dann sprach er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener
Stunde an nahm der Jünger sie zu sich.“
Man kann dieses Bild aus verschiedensten Blickwinkeln betrachten. Hier beschränken wir
uns vorerst auf die Kreuzigung und auf Jesu Geschenk seiner Mutter an uns. Die Kreuzigung, die dem Tod Jesu vorausging und die die grausamste Tötungsart war, gehört mit
dem Tod und der Auferstehung zum Fundament und Höhepunkt (fons et culmen) des
christlichen Glaubens. Ohne diese heilsamen Ereignisse gäbe es kein Christentum. Wir
riskieren diese Wahrheit in unserer hochtechnologisierten Welt nicht mehr wahrzunehmen. Wir erliegen allzu sehr der Versuchung „Wohnzimmerchristen“ (mit den Worten
vom Papst Franziskus) oder was man im Englischen „good weather“ Christians nennt,
d.h. schöne Wetter-Christen zu werden. Wir machen meistens nur mit, wo und wann es
uns passt. Wir suchen alles je nach Bequemlichkeit aus. Dabei vergessen wir Jesu Aufforderung im Lukasevangelium 9,23: „Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst,
nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ Dieses Bild kann unseren Geist
dahin führen über die wahre Nachfolge Christi nachzudenken.
So wichtig ist die Kreuzigung, dass Jesus uns im diesem erhabensten Moment seine Mutter zur Mutter gab. Sie soll unsere Fürsprecherin werden. Der Jünger, den Jesus liebte,
vertrat in dem Moment die neuzugründende Kirche. Ihm sagte er: „Siehe, deine Mutter!“
Nachdem sagte er zu Maria: „Frau, sieh deinen Sohn!“ So hat Jesus seine Mutter zur
Mutter der Kirche und somit Mutter aller Christen/innen gemacht. Wir brauchen uns nicht
zu schämen, dass Maria unsere Mutter ist!
Es rentiert sich ab
und zu in die Kapelle St. Katharina
zu gehen und sich
in einen Dialog mit
Gott zu versetzen
im Betrachten dieses wunderbaren
Bildes. Jeder betet
anders, so wie der
Geist jeden führt.
Polycarp Nworie
Pfarrer
Die Hl. Katharina von Alexandria – eine hochintelligente Frau
Unverkennbar und eindrücklich ist
die Heilige Katharina von Alexandrien – die Patronin der Kapelle St.
Katharina zwei Mal dargestellt – auf
dem Altarbild und inmitten der 14
Nothelfer. Ihr Kennzeichen, das sie
in den verschiedensten Darstellungen von anderen Heiligen Frauen
unterscheidet, ist das Rad. Dies
deutet auf ihren Märtyrertod hin.
Nach grausamen Märtyrermethoden
des 3. Jahrhunderts wurde sie gerädert. Legenden über ihren Tod unterstreichen deutlich eine uralte
Weisheit, dass das Blut der Märtyrer
zum Samen für die Ausbreitung des
christlichen Glaubens wurde. Bei
jeder Folter, die sie überlebte, nahmen die Folterer und auch die Zuschauer den christlichen Glauben an
aus der Überzeugung: „Der Glaube
an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus schenkt den
Menschen in den schwierigsten Augenblicken des Lebens neue Kräfte
und stärkt in ihnen eine grosse
Hoffnung.“
Katharinas Leben ist mit vielen Legenden umwoben. Als schöne, hochgebildete und unermesslich reiche Königstochter aus Zypern verzauberte sie die Männer von damals. Auf
der einen Seite war sie in der Wahl der Männer sehr anspruchsvoll. Auf der anderen Seite
blieb sie eine suchende Frau. Von einem Einsiedler, den sie mit ihren vielen Fragen aufsuchte, bekam sie den Rat, dass nur einer – nämlich Jesus Christus – für sie der richtige
Bräutigam sei. Diese Aussage überzeugte sie so sehr, dass sie keinen anderen Bräutigam
mehr wollte als nur Jesus. Deswegen liess sie sich taufen. Der römische Kaiser wollte sie
unbedingt heiraten; jedoch zuvor sollte sie den Göttern opfern und ihrem Glauben abschwören. Sie lehnte dies ab und versprach, gegen 50 hochrangige Philosophen ihren
Glauben zu verteidigen. Diese Prüfung überstand sie mit Bravour und die 50 Philosophen
liessen sich anschliessend taufen. Katharina hatte sie von ihrem Glauben überzeugt.
Deswegen wurde sie verschiedensten grausamen Foltermethoden ausgeliefert.
Nach einer anderen Legende trugen Engel ihren Leichnam auf die Sinai Halbinsel, wo
heute noch ihr Sarkophag im gleichnamigen Wüstenkloster St. Katharina verehrt wird.
Ab dem 13. Jahrhundert war Katharina nach Maria die am meisten verehrte Heilige und
wurde eine der 14 Nothelfer. Immer in Notzeiten wurden diese Frauen und Männer ganz
besonders verehrt. Ob dies auch der Ursprung war, dass der Stifter dieser Kapelle sie als
Patronin auserwählte?
Jakob Zemp, Domherr
Portrait von Bruder Klaus
Die Kapelle St. Katharina kann im Sinn des Einführungstextes
(siehe vorn) ein Kraftort im Netzwerk unserer Sakrallandschaft
genannt werden. Solche Orte entstanden nicht einfach aus dem
Nichts, sondern wuchsen im Lauf der Jahrhunderte in einem längeren interaktiven Prozess dort heran, wo Menschen meditierten und
beteten oder vor einem Bild mit diesem in einen Dialog traten.
Versuchen nun auch wir, vor einem der ältesten Bilder von Bruder
Klaus auf das zu hören, was diese grossartige Gestalt uns Menschen von heute sagen will.
Es seien hier drei Botschaften genannt, die noch keineswegs veraltet sind.
• Wenn der Mensch der Masslosigkeit frönt, zerstört er sich selber – und auch die Gesellschaft. (Bruder Klaus hat ja während 20 Jahren auf jede leibliche Speise verzichtet
und sich allein vom eucharistischen Brot ernährt.)
• „Friede ist allweg in Gott; denn Gott ist der Friede.“ Dies war ein Schlüsselwort
im Leben von Bruder Klaus. (Er hat ja die junge Eidgenossenschaft durch seine Friedensarbeit vor dem Untergang durch Selbstzerfleischung bewahrt.)
• Ein weiteres seiner Schlüsselworte war „Gehorsam“. Für ihn hatte dies nichts mit
einer servilen Haltung zu tun. Er verstand ihn als Hören auf Gottes Gebote und auf
die Bedürfnisse des Nächsten. (Im Dankbrief an den Rat von Bern schrieb Bruder
Klaus folgende, auch heute noch höchst aktuelle Worte:
Gehorsam ist die grösste Ehre, die es im Himmel und auf Erden gibt, weshalb
ihr trachten müsst, einander gehorsam zu sein.).
Gewiss, die Botschaften von Bruder Klaus führen uns nicht in eine „Wellnessoase“. Nein,
sie fordert uns einiges ab. Es lohnt sich aber, sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Ruedi Vogel, em. Pfarrer und Dekan
Karl Borromäus
* 1538 bei Arona am Langensee, † 1584 in Mailand, adelige Abstammung, Kardinal, Erzbischof von Mailand, wichtiger Vertreter
der Gegenreformation.
1561 gründete Karl Borromäus in der Universitätsstadt Pavia das
Studenteninternat Collegio Borromeo. Vor allem ärmeren Studenten ermöglichte er dadurch ein Studium. Als Neffe von Pius IV.
wurde er Kardinal. Das Konzil von Trient half er mit viel Einsatz in
die Wege leiten. 1565 verlieh er als Bischof dem Erzbistum Mailand die erforderliche Würde.
Während der Gegenreformation setzte sich Karl Borromäus für
eine moralische Erneuerung der römisch-katholischen Kirche ein.
1569 misslang ein Mordanschlag auf ihn.
In seiner Funktion als päpstlicher Visitator der Schweiz gründete
er 1579 in Mailand das Collegium Helveticum. Hier erhielten Priesterkandidaten aus der
Eidgenossenschaft eine fundierte Ausbildung. 1576 bis 1578 wütete die Pest. Da setzte er
sich voll für die Betroffenen ein. Geschwächt starb Karl Borromäus im Alter von 46 Jahren.
Heute können wir uns dem Heiligen Karl Borromäus anvertrauen, um christliche Werte in
unserer Gesellschaft zu stärken und gleiche Chancen für weniger bemittelte Jugendliche
zu gewähren. Dazu zählen auch jene, die fürs Lernen einen höheren Einsatz leisten müssen oder die üblichen Normen nicht einhalten können. In der Kapelle St. Katharina bietet
sich eine gute Möglichkeit, für sie zu bitten.
Franz Zemp
Die vierzehn Hl. Nothelfer
Schon im 9. Jahrhundert flehte
man die vierzehn Hl. Nothelfer
an, zuerst im Mittelmeerraum, zu
Zeiten der Seuchen und Hungersnöte vermehrt auch bei uns.
Heute vergessen wir angesichts
des Wohlstandes die Aussage
"Not beugt die Knie". Als Fürbitter und Helfer können sie uns
auch heute sehr gut beistehen.
Vielleicht ist die Zahl 14 durch
zweimal die Heilige Zahl Sieben
entstanden.
Achatius
Helfer bei Todesangst
Anführer der zehntausend Märtyrer, die unter Kaiser Hadrian (117–138) auf dem Berg
Ararat wegen ihres Glaubens gekreuzigt wurden.
Mit Dornstrauch und Kreuzesbalken
Ägidius
Fürbitter für gute Beichte und für stillende Mütter
Beschützer des Viehs und der Hirten
Der einzige Nichtmärtyrer starb um 725.
Gründer des Benediktinerklosters St. Ägidius (frz. Saint Gilles) in der Provence
Als Abt mit Hirschkuh, von Pfeilen getroffen
Barbara
Patronin der Sterbenden, Helferin gegen Blitz- und Feuersgefahr, Schutzpatronin der
Bergleute, Geologen, Artilleristen, Gießer, Hüttenleute, Architekten, Glöckner, Glockengießer, Schmiede, Maurer, Steinmetze, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Pyrotechniker und Feuerwerker, Feuerwehrleute.
Sie ist auch Patronin der Totengräber, Hutmacher, der Jungfrauen und der Gefangenen.
Der Überlieferung nach wurde sie in einen Turm eingesperrt, misshandelt und 307 enthauptet.
Mit Turm oder Hostienkelch und Palme
Blasius
Helfer bei Halsleiden, Geschwüren, Pest, für eine gute Beichte, Beschützer des Viehs, und
Patron zahlreicher Handwerksberufe.
Bischof von Sebaste (Armenien, heute Sivas/Türkei), erlitt das Martyrium um 316 durch
Enthauptung.
Mit zwei brennenden Kerzen
Christophorus
Helfer gegen unvorbereiteten Tod, Rettung aus jeglicher Gefahr, Schutzheiliger der Reisenden, gegen Epilepsie, Unwetter, Hungersnot, Gewitter und Hagelstürme, Pest, Zahnschmerzen, schlechte Träume.
Schutzpatron der Bogenschützen, Autofahrer, Seefahrer, Flößer, LKW-, Bus- und Taxifahrer, Buchbinder, Bleicher, Pförtner und der Obst- und Gemüsehändler
Um 250 enthauptet
Mit Baum in der Hand und Jesuskind auf der Schulter
Cyriacus
Helfer in der Todesstunde gegen Anfechtungen
Diakon, † um 305 als Märtyrer während der Christenverfolgung in Rom.
Als Diakon mit gefesseltem Dämon
Dionysius
Helfer bei Kopfschmerzen, Gewissensnöten und Seelenleiden
Kam im 3. Jh. von Rom als Missionar nach Gallien. Der römische Statthalter ordnete seine Enthauptung in Paris an.
Bischof mit abgeschlagenem Haupt in der Hand
Erasmus
Helfer bei Leibschmerzen, bei Geburten und bei Krankheiten der Haustiere, Patron der
Seeleute
Überlebte seine erste Marterung unter Diokletian, verließ seine Diözese Antiochia und
wirkte in Kampanien, † um 305 in Formia (Kampanien).
Als Bischof mit Schiffswinde
Eustachius
Helfer bei schwierigen Lebenslagen und bei Trauerfällen, bei Glaubenszweifeln, (ursprünglicher) Schutzheiliger der Jäger
Heermeister unter Kaiser Trajan (53–117), um 118 unter Kaiser Hadrian wegen seines
Glaubens hingerichtet.
Als Jäger mit Hirsch mit einem Kreuz im Geweih
Georg
Helfer bei Kriegsgefahren, Fieber, Pest und anderem, gegen Versuchung und für gutes
Wetter, und insgesamt Beschützer der Haustiere, Patron der Ritter
Römischer Offizier, der als christlicher Märtyrer 303 enthauptet wurde.
Als Ritter mit Fahne gegen den Drachen kämpfend
Katharina von Alexandrien
Beschützerin der Mädchen, Jungfrauen und Ehefrauen, auch Helferin bei Leiden der Zunge und Sprachschwierigkeiten, und Patronin der Gelehrten sowie auch zahlreicher Handwerksberufe
Kernstück der griechischen Urfassung der Katharina-Legende ist das Martyrium unter
Kaiser Maxentius im Anschluss an einen theologischen Disput. Da das Rad zerbrach, auf
dem sie gerädert werden sollte, wurde sie 307 mit dem Schwert enthauptet.
Mit zerbrochenem Rad und Schwert
Margareta
Patronin der Gebärenden und Helferin bei allen Wunden
Um 307 unter Diokletian enthauptet; in der Kirchenmalerei oft mit einem Drachen als
Symbol des Teufels, den sie überwunden hat, dargestellt.
Mit Drachen und Kreuzstab
Pantaleon
Patron der Ärzte und Hebammen
Arzt Kaiser Maximians, † um 305 während der Christenverfolgung Diokletians.
Mit langem Mantel, Hände aufs Haupt genagelt
Vitus (Veit)
Helfer bei Geisteskrankheiten, Epilepsie, Patron der Jugend und der Schmiede
† als Märtyrer, um 305
Als Kind mit Ölkessel
Zusammengestellt: Franz Zemp
Einige Gedanken zur Kapelle St. Katharina von Escholzmatt:
In der Kapelle findet man die Bilder der vierzehn Nothelfer. Wie es das Wort sagt – Helfer
in der Not. Die vierzehn Nothelfer sind Heilige aus dem zweiten bis vierten Jahrhundert.
Fast alle Nothelfer starben als Märtyrer. Dies sind Menschen, die um des Bekenntnisses
ihres Glaubens willen leiden und wenn nötig ihren gewaltsamen Tod erdulden. Dies kann
man zu diesem Thema im Google nachlesen.
Einige meiner frühesten Kindheitserinnerungen spielen sich in der Kapelle St. Katharina
ab. Jan, ein Ferienkind von Alice und Josef Engel-Portmann, wohnte jeweils im Chapellboden. Er ist gleich alt wie ich. Wir waren stets zusammen. Das Chapellebodenquartier
und rund um die Dorfmattenstrasse 12 waren damals (1977-78) unsere Spielorte.
Die Kapelle, damals alt und lodderig, noch nicht renoviert, war für uns ein mystischer
Ort. Mit Ehrfurcht und etwas Angst betraten wir als 4-Jährige diese Kapelle. Freudig und
mit neuen Ideen im Kopf verliessen wir sie nach kurzer Zeit wieder. Im Nachhinein war
die Kapelle für uns ein Kraftort und eine kleine Oase der Ruhe. Dort fanden wir einen
Moment der Stille und wir fühlten uns in Sicherheit von den älteren Kindern vom Dorfmattenquartier.
Heute in der hektischen Zeit unserer postmodernen Welt findet man selten kleine Orte
der Ruhe und der Besinnung die zentral liegen. Für Wichtiges im Leben, wie seinen Weg
überdenken, planen und sich neu orientieren, findet man immer weniger Zeit. Kommen
dann noch schwierige Zeiten, ist man haltlos und unsicher. Unser Glaube hilft, schenkt
Hoffnung und gibt uns Momente der Kraft. Seine Anliegen einem der vierzehn Nothelfer
zu unterbreiten ist eine Möglichkeit, seine Probleme das erste Mal auszusprechen. Probleme auszusprechen, egal wem, ist der wichtigste, erste Schritt zur Problemlösung. Sich
klar werden über die momentane Situation und dies kommunizieren!
Darum sind stille Orte wie die Kapelle St. Katharina zu pflegen und zu erhalten. Die Pflege sehe ich zweistufig:
Erstens in baulicher Hinsicht durch eine Renovation.
Zweites in praktischer Hinsicht zur Stärkung unseres Glaubens, den wir auf unserem Lebensweg immer wieder auffrischen können und müssen.
Christa Studer, Soziokulturelle Animatorin FH und systemische Schulsozialarbeit FH
DIE
DOPPELTE
RENOVATION
DER
KAPELLE ST. KATHARINA
Haben Sie die Kapelle St. Katharina schon einmal an einem Werktag betreten, die Tür
geschlossen und einen Moment innegehalten? Der Raum strahlt eine Aura aus, wie sie
ihre grosse Schwester in der Mitte des Dorfes kaum auszustrahlen vermag. Trotz der Nähe zum Verkehr, zur Arbeit und zum Alltag herrscht beinahe vollkommene Stille. Die
schlichten Wände und das weiche Licht, das durch die Glasfenster hereinströmt, laden
dazu ein, zur Ruhe zu kommen und in sich zu gehen. Wenn man den Blick der Statue der
Heiligen Katharina zuwendet, scheinen sich all die Dinge, über die man sich gerade den
Kopf zerbricht, in Luft aufzulösen. Bei zweiter Betrachtung aber stellt man fest: Auch die
Kapelle benötigt Fürsorge. Das Innere wirkt baufällig, Teile der Sitzbänke fehlen, es hat
Löcher in den Bodenplatten. Sie erstrahlt nicht mehr in ihrem früheren Glanz.
Das unauffällige, an einem Nebenschauplatz gelegene Gotteshaus ist ein Ort der Ruhe,
der allen die Möglichkeit gibt, eine Weile aus dem Alltag zu entschwinden und auf Pause
zu drücken. In hektischen Zeiten gewährt sie Jung und Alt Entspannung und Frieden. Und
genau deshalb setze ich mich für eine Renovation der Kapelle ein. Sie ist ein Ort, der alle
Altersstufen, alle Lebenssituationen und Bildungsgrade verbindet und dabei gleichzeitig
von kultureller Bedeutung ist und eine interessante Geschichte erfahren hat.
Da die Heilige Katharina meine Namenspatronin ist, habe ich einen persönlichen Bezug
zur Kapelle. Es freut mich ausserdem, als Vertreterin der jungen Bürgerinnen und Bürger
auftreten zu dürfen. Oft werden Diskussionen, die das Geschehen der Pfarrei betreffen,
nur von der älteren Bevölkerung geführt. Folglich werden auch die Entscheidungen von
denselben getroffen. Gerade in Angelegenheiten, die längerfristige Auswirkungen haben,
ist es aber unentbehrlich, dass auch die Jugend am Meinungsaustausch teilnimmt und
mitbestimmt.
Zum Schluss bleibt mir nur noch eine Bitte an Sie: Lassen auch Sie sich von der Kraft der
Kapelle St. Katharina überzeugen und unterstützen Sie einen der wenigen verbliebenen
Orte, der uns allen Erholung und Zeit zum Verschnaufen bietet. Die Kapelle St. Katharina
renoviert und erneuert uns – setzen wir uns dafür ein, dass auch sie renoviert wird.
Karin MacKevett, Studentin der Universität Basel, Geowissenschaften
Ob wir die Kapelle noch brauchen?
Ein harmonisches Leben will vielseitig gepflegt werden. Materialistisches, Eigennutz, Hektik und weltweite Feindseligkeiten rufen nach ausgleichender Besinnung und wohltuendem Innehalten. Die Natur und ein trautes Daheim eignen sich dazu hervorragend. Die
Kapelle St. Katharina bietet, einmal als wunderbarer Sakralraum in neuem Glanz erscheinend, ausgezeichnete Voraussetzungen zum Erkennen und Ausüben christlicher
Werte.
Die ideale Grösse bietet für Einzelpersonen oder kleine Gruppen die Ruhe und Stimmung
für eine besinnliche Einkehr. Jede Schulklasse erlebt hier ab und zu bei passenden Gelegenheiten eine Religionsstunde. Betagte Leute aus dem Altersheim oder Private verleihen
einem Spaziergang eine besondere Note durch den Besuch der Kapelle. Vereine und
Gruppierung bieten meditative Vertiefung an. Sorgenfalten lassen sich gut glätten, Freuden bringen wir da zum Ausdruck. Auch ein Gottesdienst findet einen würdigen Rahmen.
Die Hl. Katharina auf dem Altarbild vermittelt dank ihrem Vorbild Anregungen. Die 14
Nothelfer stehen wie zu früheren Zeiten auch heute für jedes Anliegen zur Seite. Der Hl.
Karl Borromäus hat uns z.B. zu Jugendfragen einiges zu sagen. Von Bruder Klaus hören
wir beim Betrachten seines fragenden Ausdrucks seine Botschaft. Die Kapelle bietet ein
reiches Angebot. Wir dürfen es nutzen, neu entdecken.
Alle Vereine, Familien, Quartiere usw. mögen sich Gedanken machen, ob und wie sie das
wunderbare Angebot nutzen können. Wir erleben unsere Welt bestimmt beglückender,
wenn wir bei uns beginnen, uns zu besinnen.
Franz Zemp
Erinnerungen an die Kapelle St. Katharina
Seit ich im Jahr 1951 Rösy Baumeler heiratete und somit ins Dorf zügelte, ganz in die
Nähe der Kapelle St. Katharina, bin ich mit ihr bis zum heutigen Tag stark verbunden.
Im Jahr 1955 wurde ich an der Kirchgemeindeversammlung als Pfleger der Kapelle St.
Katharina bestimmt als Nachfolger von Adolf Zilhmann, Merkur, der als Kirchmeier gewählt wurde.
Damals wurden im Sommer jeden Monat um 06.00 Uhr eine Heilige Messe gefeiert, die
letzte am Katharinentag (25. November).
Da musste ich manchmal mit einem Gasofen nachhelfen, damit das Wasser und der Wein
nicht vor der Wandlung einfroren.
Von der Pfarrei aus wurde die Kapelle noch für andere Andachten benutzt. So wurde an
Christi-Himmelfahrt morgens um acht Uhr ein Bittgang zur Kapelle abgehalten und dort
eine Heilige Messe gefeiert. Bei der Prozession am Herz-Jesu-Fest (am vierten Sonntag
im Juni), die am Nachmittag um zwei Uhr stattfand, wurde vor der Kapelle ein Altar erstellt, eine kurze Andacht gehalten und der Segen mit dem Allerheiligsten gespendet.
Diese Feier wurde von der Kirchenmusik und dem Kirchenchor musikalisch umrahmt.
Diese Prozessionen wie auch
die monatlichen Prozessionen
während des Sommers (um
„z‘ Roose Miststock ume“)
konnten infolge des stark
zunehmenden Verkehrs in
den 70ger Jahren nicht mehr
abgehalten werden.
Aber auch die Kinder benutzten die Kapelle für ihre Spiele. So erzählte meine Frau
Rösy, wie sie mit den Nachbarskindern, besonders mit
dem heute noch lebenden
Priester Pfarr-Resignat Eugen
Vogel, Tauf- und Hochzeitsfeierlichkeiten abhielten und dann das Glöcklein läuteten.
Die 14 Nothelfer, die in der Kapelle verewigt sind, waren früher bekannter als heute. Eine
Begebenheit bezeugt das: Ein Mann kam in später Abendstunde vom Hotel Bahnhof und
wollte vor der St. Katharinenkapelle auf sein Velo steigen, stürzte aber leider zu Boden.
Er fluchte zwar nicht, aber sagte es laut für sich selber: „Das heiter itz fertig brunge, ihr
vierzäh Nothelfer.“
Die Jahre vergingen und es kam die Zeit, da eine Renovation nötig wurde. Damit verband
sich aber die grosse Frage: „renovieren oder abbrechen?“ Man entschied sich für eine
Renovation, damit sie erhalten bleibe. Ich war damals Kirchmeier.
Die Renovation wurde im Jahr 1983 ausgeführt. Sie kostete Fr. 97‘000, wovon die Denkmalpflege Fr. 11‘000 bezahlte. Die Fr. 86‘000 wurden von der Kirchgemeinde übernommen.
Nach gut 30 Jahren drängt sich die gleiche Frage wieder auf.
Franz Kaufmann, geb. 23.11.1920
Eintracht, Escholzmatt
Die ‚Zwillingsporträts‘ von Niklaus von Flüe und Carlo Borromeo
In der Kapelle St. Katharina hängen zwei
Porträtbilder von grosser historischer und
kunsthistorischer Bedeutung. Das eine Bild
zeigt den Bruder Klaus genannten Niklaus von
Flüe (1417 –1487), den berühmten Einsiedler
aus Sachseln (OW), der nach langen Verhandlungen im Jahre 1947 als erster und bislang
einziger Schweizer offiziell heiliggesprochen
wurde. Auf dem zweiten Bild ist der Kardinal
und Mailänder Erzbischof Carlo Borromeo
(1538 –1584) abgebildet. Borromeo wurde
bereits wenige Jahre nach seinem Tod heiliggesprochen (1610) und im 17. und 18. Jahrhundert in weiten Teilen des katholischen
Europas als Modellbischof und als wegweisender Erneuerer der katholischen Kirche verehrt.
Beide Bilder stammen aus der Gründungszeit der Kapelle St. Katharina und wurden von
demselben unbekannten Maler gefertigt. Die Ähnlichkeiten in der Darstellung der beiden
Heiligen sind augenfällig: Beide sind als Halbfiguren in betender Position gemalt, die
Nimben um ihre Köpfe untermauern bildlich ihre Heiligkeit und der jeweils vierzeilige Text
berichtet knapp vom heiligmässigen Leben und den Wundern, welche die beiden Kultfiguren nach ihrem Tod bewirkten. Es stellt sich die Frage, weshalb Mitte des 17. Jahrhunderts gerade diese beiden Heiligen in zwillingsähnlicher Darstellung gemalt und in der
Kapelle St. Katharina aufgehängt wurden.
Die Porträts entstammen der Zeit unmittelbar vor oder nach der Seligsprechung von Bruder Klaus, um die sich die Eidgenossen seit dem späten 16. Jahrhundert intensiv bemühten. Um die Heiligkeit eines Seligsprechungskandidaten zu untermauern, wurden häufig
fiktive oder effektiv geschehene Begegnungsszenen zwischen dem Kandidaten und einem
Heiligen inszeniert. Im Falle von Bruder Klaus bot sich die Verbindung mit Borromeo an,
da letzterer im Jahr 1570 auf seiner Visitationsreise durch die Schweiz das Grab von Bruder Klaus in Sachseln besucht hatte. Noch in den 1620er-Jahren wollten sich Obwaldner
Zeugen in den Seligsprechungsprozessen daran erinnern, dass Borromeo am Grab gebetet und den Eremiten als „grossen Heiligen“ (‚Questo è veramenteungran‘ santo‘) bezeichnet hatte.
Ausgehend von dieser historisch verbürgten und legendenhaft ausgeschmückten Begebenheit erfolgte die Verbreitung der Verehrung der beiden Kultfiguren im 17. und 18.
Jahrhundert beinahe gleichläufig. So wurde bereits im Jahre 1618 auf dem Flüeli – dem
Felsen oberhalb von Bruder Klaus‘ ehemaliger Einsiedelei – eine Borromeo-Kapelle eingeweiht, in der gemalte Lebenszyklen von Klaus und Borromeo aufgehängt wurden.
Ausserhalb von Obwalden sind die beiden Bilder in der Kapelle St. Katharina in Escholzmatt eines der besten Beispiele für diese gleichzeitige Verehrung des heiligen Borromeo
und des dazumal erst seligen Bruder Klaus. Die Parallelisierung geht hier sogar so weit,
dass in den Inschriften vor beide Namen ein „S.“ gesetzt wurde. Bei Borromeo steht es
für „San“, bei Bruder Klaus für „Seliger“, wobei die leicht nach links versetzte Position
des Buchstabens auf eine spätere Ergänzung hindeutet.
- Borromeo verzichtete 1565 nur auf eine Karriere an der Kurie in Rom. Kardinal blieb er
trotzdem bis an sein Lebensende.
- Das Collegium Helveticum, das er 1579 gründete, steht in Mailand. Falls du einmal in
Mailand bist: Das Gebäude des ehemaligen Collegiums ist ein schöner, repräsentativer
Bau, der heute das Archivio di Stato beherbergt. Idee des Kollegiums war es, dass Priesterkandidaten aus der Eidgenossenschaft zur Ausbildung nach Mailand gingen, da in der
katholischen Eidgenossenschaft eine Hochschule fehlte. Dies ist auch insofern spannend,
als die Zöglinge dort nicht nur eine fundierte theologische Ausbildung genossen, sondern
ihnen nach ihrer Rückkehr auch häufig vorgeworfen wurden, dass sie "mailändische" Sitten angenommen und sich von den Eidgenossen entfremdet hätten.
Fotos: Benedikt Meier
Daniel Sidler, Historiker
Zwei Glocken im Turm 1644 * GOTT ALLEIN DIE EHR * HHW * GOS MICH * 1646 * GOTT ALLEIN DIE EHR * HH * WEITNAUER * 30 cm Durchm. Richtung Ausgang 35 cm Durchm. Richtung Altar Dr. Heinz Horat Die Glockengiesserfamilie Weitnauer stammt von Basel und hat in unserer Gegend nicht viele Glocken hinterlassen. In der Pfarrkirche Sempach hängt eine von Friedrich Weitnauer 1680, in Vitznau ist eine von Hans Heinrich Weitnauer 1697 überliefert.