Vortrag Gommersbach - Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung
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Vortrag Gommersbach - Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung
1 Die Betriebliche Gesundheitsförderung im Evangelischen Krankenhaus Köln-Weyertal Von Jörg Gommersbach-Löffler Das Evangelische Krankenhaus Köln-Weyertal gGmbH (EVK) ist ein Krankenhaus der Allgemeinversorgung und liegt in Köln-Lindenthal, ca. 25 Gehminuten vom Kölner Dom entfernt. Insgesamt 436 Mitarbeiter/innen (106 männlich, 330 weibliche) arbeiten im Januar 2010 hier, und zwar 74 Ärzt/innen, 257 Pflegekräfte, 30 Verwaltungsmitarbeiter/innen und 78 Kräfte aus weiteren verschiedenen Diensten (Technik, Service usw.). 1995 entschließt sich der Klinikträger „Evangelischer Krankenhausverein 1898 e.V. zu Köln zu einer Gesundheitsförderungsstrategie mit 4 Zielgruppen: 1. 2. 3. 4. Patient/innen Mitarbeiter/innen Region Umwelt. Mit der Gründung des „Zentrums für Sport und Medizin“ (ZSM), der Einstellung eines Diplom-Sportlehrers und der Schaffung von Bewegungsräumen schafft der Klinikträger die Vorraussetzung für eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Realisierung. Vernetzung mit der Region Zuerst entwickelt sich für die in der Region lebenden Menschen ein Gesundheitsprogramm mit Kursen in den Bereichen Bewegung, Stressbewältigung/Entspannung, Ernährung und Sucht. Derzeit werden in den Klinikräumen jährlich 400 Kurse mit ca. 4000 Kindern und Erwachsenen angeboten, die von ca. 75 freiberuflichen Dozent/innen geleitet werden. Die Angebotsentwicklung erfolgt u.a. in Kooperation mit den medizinischen Fachabteilungen des Hauses (Innere Medizin, Gynäkologie/Geburtshilfe, Allgemeinchirurgie, Unfallchirurgie/Orthopädie), niedergelassenen Ärzten, Kölner Netzwerken (SeniorenNetzwerke, Familienzentren, Netzwerk Gesundheitsbildung Köln) und den Krankenkassen. Refinanzierte Grundlage Wie bei einer Volkshochschule oder anderen Bildungseinrichtungen auch, allerdings ohne öffentliche Zuschüsse, werden mit den Kursgebühren der Teilnehmer/innen Einnahmen erzielt, die die Kosten für das Personal der hauptamtlich besetzten Geschäftsstelle, den Dozent/innen-Honoraren sowie die Räume, Sportgeräte, Energie usw. tragen. Mit dieser Refinanzierungsbasis im Rücken organisiert das ZSM auch die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) für die Klinikmitarbeiter/innen mit einer Vielzahl von Maßnahmen. Hierzu zählen (in Klammern die Anzahl der teilnehmenden Mitarbeiter/innen): 2 • • • • • • • • 50 % Kursgebührenermäßigung bei allen Kursen inkl. Schnuppermöglichkeiten (ca. 25 p.a.) – gilt auch für Kinder und im Erziehungsurlaub sowie die ehrenamtlichen Helfer/Innen 100% Ermäßigung bei allen Rauchstopp-Kursen inkl. Ggf. Akupunktur (ca. 2-3 p.a.) Freie Fitnessstudionutzung inkl. Schulung (aktuell 5 Gruppen mit je 5 Mitarbeiter/innen) Meditation jeden Montagmorgen (aktuell ca. 3-6 Mitarbeiter/innen wöchentlich) AOK-Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ (ca. 100) Severinslauf 10 km-Volkslauf (ca. 40) Individuelle Sportberatung auch für Angehörige Unterstützung von Eigeninitiativen (Yoga, Zirkeltraining, Tischtennis-Pausen usw.) Weitere Mitarbeitermöglichkeiten zu Themen wie Konflikt- und Stressbewältigung enthält das Programm der „Innerbetrieblichen Fortbildung“ (IBF) oder werden vom Klinikmanagement nach Bedarf unterstützt. Anerkennung als WHO-Klinik 2004 wurde die Gesundheitsförderpolitik des Evangelischen Krankenhauses von der WHO mit der Anerkennung zum „Gesundheitsfördernden Krankenhaus belohnt. In Deutschland gehören fast 100 Krankenhäuser diesem weltweiten WHO-Netz an. Die WHOKrankenhäuser orientieren sich an salutogenetischen Prinzipien (Fragestellung: Was erhält Menschen gesund?) und wenden sich mit ihrer Gesundheitsförderung an 4 Zielgruppen Bevölkerung, Patienten, Mitarbeiter, Umwelt. Zusammenfassung Das Evangelische Krankenhaus Köln hat bewiesen, dass betriebliche Gesundheitsförderung auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten möglich ist, wenn Nachhaltigkeits- und Refinanzierungsaspekte strukturell berücksichtigt werden. Eine schrittweise Implementierung ist gefahrlos machbar. Sollten gezielte Analysen und Befragungen z. B. aus datenschutzrechtlichen Gründen schwierig sein, stellt der WHO-Ansatz des Evangelische Krankenhauses Köln praktikable Alternative bzw. Ergänzung dar.