Albany 2009/10

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Albany 2009/10
Tobias Kilian
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Erfahrungsbericht SUNY-Aufenthalt 2009/2010
Ich befinde mich momementan in den Vorbereitungen zum 4. Semester an der
SUNY Albany und möchte in meinem Erfahrungsbericht besonders auf Dinge
eingehen, die ich persönlich für wichtig halte und zu denen ich ggf. Tips geben kann.
Da ich bis Anfang 2012, vielleicht auch länger in Albany leben werde, bin ich gerne
bereit bei Fragen zu beantworten und wenn möglich weiterzuhelfen.
Albany:
Albany, im so genannten Capital District ist eine recht urbanisierte Stadt, welche von
mehreren Colleges und Universitäten gezeichnet ist. So gibt es in Albany nicht nur
die State University of New York at Albany, sondern auch viele weitere wie das
Rensselaer Polytechnic Institute (RPI) oder das College of Saint Rose.
Die Karte zeigt den Bereich zwischen Uptown Campus (Nordwest) und Downtown
(Südost) mit den 3 Hauptstraßen Western, Washington and Central Avenue:
Auch wenn die unzähligen Blocks auf den ersten Blick unübersichtlich erscheinen ist
es recht einfach sich in Albany zurechtzufinden.
Von Albany Downtown führen die drei Hauptstraßen Western, Washington und
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Central Avenue nach Nord-Westen. Von Western Ave und Washington Ave kann
man direkt den SUNY Uptown Campus erreichen. Es bietet sich daher an eine
Wohnung nahe dieser zwei Straßen zu suchen.
Auf der Western Avenue fährt die Buslinie 10 bis zur Crossgates Mall, ein für
deutsche Verhältnisse großes Einkaufszentrum. Die Universität kann mit 2 Buslinien
erreicht werden. Alle 12 Minuten fährt unter der Woche eine der Buslinien. Dabei
wechseln sich die Buslinien 11 und das Ualbany shuttle (weiß-lila Busse) ab. Beide
fahren vom Downtown Campus (rot eingezeichnet im Südosten) direkt zur Science
Library des Uptown Campus.
Um von der Washington Avenue zum Uptown Campus zu gelangen kann man die
Buslinie 12 nehmen. Diese fährt ca. Alle 20 Minuten, stoppt direkt am Campus und
fährt danach zu Walmart im Nordwesten der Stadt und ebenfalls zur Crossgates
Mall.
Central Avenue ist für Studenten nur von geringem Interesse. Viele Autohändler,
Werkstätten, Fastfoodketten usw. befinden sich dort.
Wohnen:
Nahe dem Downtown Campus befindet sich das St. Rose College mit seinen
Wohnheimen und auch das SUNY Wohnheim Alumni Quad. In den umliegenden
Blocks (blau) leben fast auschließlich Studenten. Es ist daher unterhalb von
Partridge Street generell lauter und "rauer" als im Nordwesten der Stadt. Da ich von
vornherein beschlossen hatte möglichst viel Kontakt zu Amerikanern aufzubauen um
mein Englisch zu verbessern, habe ich mir einen Raum in dieser Gegend gemietet
(Auf Karte: Gelber Stern, nahe Downtown Campus). Regelmäßig kommen
internationale Studenten in den zwei Häusern von Julius Frankel (Western Ave
155/157) unter, wo auch ich momentan lebe. Dies hat Vor- und Nachteile. Der
Mietpreis wurde mittlerweile mehrfach erhöht, es lassen sich durchaus bessere
Wohnungen für den gleichen Preis finden. Vorteil ist allerdings, dass sich der
Vermieter um das Haus kümmert und es für diesen Bereich der Stadt
verhältnismäßig sauber ist. Generell sind Wohnungen in den Bereichen um den
Downtown Campus von schlechter Qualität. Häuser sind ca. 50 bis 70 Jahre alt und
in der Regel aus Holz, nur selten aus echtem Stein. Auch Isolierungen und
Wanddicke sind wesentlich schlechter als man es von Deutschland gewohnt ist.
Auch wenn ich nur kurz nach anderen Wohnungen geschaut habe, halte ich es für
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eine sehr gute Idee früh in Albany anzukommen um genug Zeit für Wohnungssuche
zu haben. Die letzten 3 Semester haben mir gezeigt, dass es durchaus günstige,
gute und saubere Wohnungen gibt. Diese befinden sich häufig eher in der Gegend
um Manning Blvd oder North Allen St. Von Wohnungen Nordöstlich von Washington
Ave ist abzuraten. Wer die zusätzliche Entfernung zum Campus in kauf nehmen
möchte, kann schöne Wohnungen (Häufig mit 2 bedrooms) in Downtown, in der
nähe zur Lark Street und im Süden des Washington Park finden.
Wem die Wohnungssuche zu viel Arbeit ist, kann auch in einem der SUNY dorms
einen Raum mieten, der in der Regel mit 2 bis 3 anderen Studenten geteilt wird. Auf
der einen Seite hat dies den Vorteil, dass man direkt mit Amerikanern in Kontakt
kommt und das Studentenleben (von undergraduate students) direkt miterlebt. Auf
der anderen Seite sind die dorms sehr teuer und es ist möglich, dass man
verpflichtet ist einen mealplan zu kaufen, welcher ebenfalls erhebliche Kosten mit
sich trägt. Ich persönlich rate daher eher davon ab ein Bett in einem dorm zu mieten.
Autokauf und Zulassung:
Auch wenn der Kauf eines Autos nicht für jeden relevant ist, sollte man dennoch
einige Dinge beachten. Besonders im Norden der USA, wo im Winter mit Unmengen
von Salz und Kies gestreut wird, setzt Rost unter fast allen Autos an. Da Fahrzeuge
beim amerikanischen TÜV in der Regel nicht durchfallen, lohnt es sich unter jeden
Gebrauchtwagen zu schauen. Ich habe mit einem Freund nach High Top Vans
geschaut und einige gesehen, die nach 9 Jahren bereits durchgerostete
Motoraufhängungen und Rahmen hatten. Selbst ohne Kenntnisse von Autos sollten
solche Mängel zu erkennen sein.
Da ich Probleme mit der Zulassung meines Autos gehabt hatte, möchte ich ein paar
Worte darüber verlieren, um viel Zeit und Ärger zu sparen. Zunächst sollte beim
Autokauf eingerechnet werden, dass Steuern, wie bei jedem Preis in den USA
zusätzlich bezahlt werden müssen. Beim Autokauf heißt das, dass der Käufer bei der
Zulassungsstelle den Kaufvertrag vorlegen muss und die jeweiligen Steuern
zusätzlich bezahlt (ca. 8%).
Als einfacher international student hat man keine social security number und auch
nicht notwendigerweise ein Bankkonto bei einer US-bank. Um ein Auto zulassen zu
können muss der Autobesitzer allerdings nachweise über seine Identität liefern und
in einem Punktesystem ausreichend
Punkte erreichen. Dies kann durch eine
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Vielzahl von Nachweisen erreicht werden, welche nach deutschen Verständnis
allerdings keiner Logik unterliegen. Neben Vorlage des Personalausweises ist es
möglich mit einer Price Chopper Card einen der Punkte zu erhalten. Die Karte ist
eine Rabattkarte für deren Beschaffung man keinen Identitätsnachweis benötigt und
welche keinerlei aussagekräftigen Aufdruck besitzt. Man sollte daher online
genauestens überprüfen, ob man die notwendigen Punkte hat, bevor man zur
Zulassung geht und möglichst alle verfügbaren Dokumente mit sich führen.
Mein zweiter Tip ist nicht zur Zulassungsstelle in Albany, sondern zu der in Troy (ca.
15 km) zu fahren. Während es in der Zulassungsstelle in Albany nicht möglch war zu
diskutieren (diskutieren lohnt sich in den USA eigentlich immer), war es in Troy
nichtmal notwendig. In Albany wurde meine Price Chopper Card nicht anerkannt, da
sie keinen Platz für meinen Namen hatte. In Troy wurde mir ein Stift gegeben um
meinen Namen irgendwo auf die Karte zu schreiben.
Für diejenigen, die sich ein Auto kaufen möchten, sollte es auch interessant sein,
dass die Gebühr eines Strafzettels der Stadt immer verhandelt werden kann. Das
Büro in dem man Strafzettel bezahlt befindet sich nur einen Stock tiefer, als dass
Büro in dem man sich über die Höhe der Strafe beschweren kann. Es ist dabei nicht
zwangsläufig notwendig einen guten Grund zu haben. In meinem Fall habe ich
erwähnt, dass ich internationaler Student bin und die örtlichen Regeln nicht kannte.
Dies hat meine Strafe von 50$ auf 30$ reduziert. Selbst bei offensichtlichen
Verstößen sollte man zumindest nachfragen, ob die Strafe reduziert werden kann.
Verhandeln scheint eigentlich fast überall zu funktionieren. So hat mein Mitbewohner
selbst die Stromkosten von 220$ auf 180$ gesenkt mit dem Argument, dass er kein
Geld habe und seine Mitbewohner aus dem Ausland seien.
Reisen:
Auch wenn das Semester als graduate, aber auch als undergraduate student sehr
arbeitsintensiv sein kann, sollte dies nicht davon abhalten die USA zu erkunden. In
der nahen Umgebung lässt sich zum Beispiel der nur wenige Kilometer entfernte
Thatcher State Park besichtigen mit Blick über Albany und die umliegenden Städte.
Viele Wander- und Bikingtrails, wie der durchaus beeindruckende Indian ladder trail
mit Wasserfall haben mir die nötige Abwechslung von Albany Downtown gegeben.
Wer ein Auto zur Verfügung hat kann die Seen in der Umgebung besuchen, wie den
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nur eine Stunde entfernt gelegenen Lake George um dort zu wandern, biken, segeln,
Höhlen zu besichtigen und vieles weitere. Wer interessiert an Kunst ist sollte sich
die auf dem Weg gelegene Hyde Collection in Glenns Falls nicht entgehen lassen.
Neben Boston und New York kann ich besonders einen Trip zu Niagara Falls und
Buffalo empfehlen. Nicht nur die Wasserfälle, sondern auch die Schluchten des
Niagara river bis zum Lake Ontario sollten besucht werden und besonders der See
selbst. Die Art collection der university of Niagara Falls enthält ein Museum mit
vielen bekannten Werken und hatte mich außerdem sehr beeindruckt. Niagara Falls
lässt sich übrigens auch direkt mit dem Zug oder Bus (z.B.: Boltbus, Megabus,
Trailways) von Albany erreichen!
Ein letztes großes Ziel sollte der Besuch von Montreal direkt hinter der kanadischen
Grenze sein. Ich hatte 3 Tage für Montreal eingeplant, aber hätte wesentlich mehr
Zeit einplanen sollen, da viele Dinge zeitintensiv sind. So hat der Besuch von
Chinatown
und
Mount
Royal
beinahe
einen
Tag
gekostet.
Auch
ohne
Französischkentnisse ist es problemlos möglich in Montreal zurechtzukommen.
Eines sollte allerdings beachtet werden, wenn man Kanada oder ein anderes Land
besuchen möchte. Das I-20 Formular benötigt eine gültige Travel Signature. Ich
kann empfehlen bereits zu Beginn des Semesters danach zu fragen, da es etwa 1
Woche
Bearbeitungszeit
kostet.
Auch
sollte
beachtet
werden,
dass
die
Wiedereinreise in die USA schon vor Ende des Semesters ein Problem sein kann,
zum Beispiel bei einem Einreiseversuch wenige Tage vor Ende des Semesters.
Nachdem das offizielle Semester endet ist es nicht mehr gestattet mit dem I-20 in die
USA einzureisen, auch wenn es noch über den gesamten Summerbreak gültig ist.
Man sollte sich also vor jeder Ausreise genau beim ISSS (International Student and
Scholar Services) informieren.
Studium:
Das ISSS in der Science Library ist der zentrale Anlaufpunkt für alle internationalen
Studenten. Allerdings kümmert sich das ISSS nicht nur um alle Visa und I-20 Details,
sondern hat häufig interessante Freizeitangebote zu günstigen Preisen. Es gibt
beinahe wöchentlich Vergünstigungen für Theater-, Kino- und Konzerttickets und
eigentlich jedes Wochenende Tagesausflüge oder Aktivitäten an denen man günstig
teilnehmen kann. Besonders wenn man alleine wohnt oder mehr Kontakt zu anderen
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Studenten möchte, kann ich die Einführungswoche und die Unternehmungen des
ISSS wärmstens empfehlen.
Durch das Austauschprogramm ist man als graduate student eingestuft. Je nach
persönlichen Zielen kann man das Jahr sehr effektiv für berufliche Ziele ausrichten
oder aber auch ganz andere Fachrichtungen ausprobieren. So habe ich im ersten
Semester zum Beispiel Kunst und Japanisch studiert und einfach andere
Fachrichtungen ausprobiert.
Im Nachhinein kann ich allerdings empfehlen während des Semesters eher den
steinigen Weg zu gehen und graduate classes zu wählen, wenn möglich alle in
einem Fachbereich. Ein amerikanischer Master dauert zwischen 3 und 4 Semestern
und kostet ca. 16.000$ Tuition und fees pro Jahr. Besonders die 3 semestrigen
Masterstudiengänge lassen sich also teilweise bereits zu zwei Dritteln abschließen.
Dadurch kann man für amerikanische Verhältnisse sehr günstig (für die Kosten des
letzten Semesters, häufig sogar weniger) einen Master degree erhalten. Ich kann an
dieser Stelle die beiden Erfahrungsberichte von Sebastian Leuckert empfehlen,
welcher im Austauschjahr das erste Jahr des MBA programs absolvierte und später
in einem zweiten Jahr das MBA Program abschloss.
Man sollte sich aber bewußt machen, dass ein fulltime graduate student je nach
Programm nur wenig Zeit für Freizeit oder Reisen hat. Der Arbeitsaufwand ist von
degree zu degree unterschiedlich. In meinem jetzigen program (MA Organizational
Communication) ist mit ca. 300-400 Seiten als wöchentliche Hausaufgaben zu
rechnen, neben Hausarbeiten, Präsentationen und Termprojects. Im Regelfall gibt es
allerdings keine Prüfungen, da das Erlernte durch mehrere kleinere Hausarbeiten
überprüft wird.
Wenn man sich nicht unbedingt durch einen Master Studiengang in den USA
durcharbeiten möchte, sondern nur Scheine für die eigene Uni erhalten, die USA
erkunden und das eigene Englisch verbessern möchte kann ich davon abraten
graduate Kurse zu wählen. Der Arbeitsaufwand in Kursen mit dem level 300 schien
mir in Geschichte und Englisch bereits wesentlich höher als in Hauptseminaren in
Deutschland. Dies entsteht nicht zuletzt durch ein sehr verschultes Studium, indem
wöchentliche Hausaufgaben und Mitarbeit benotet werden. Ich persönlich weiß das
verschulte System sehr zu schätzen, es stellt dennoch einen großen Unterschied
zum deutschen Studienalltag dar indem man die eigene Arbeitszeit sehr frei einteilen
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kann.
Neben dem Kurslevel gibt es bei der Kurswahl häufig viele Einschränkungen. So
sind laut MyUalbany häufig nur Studenten aus dem jeweiligen department für Kurse
zugelassen oder nur Studenten in bestimmten Abschnitten ihres Studiums. Wenn
Interesse an einem dieser Kurse besteht, sollte man sich nicht von den
Beschränkungen abschrecken lassen. Es lohnt meistens eine Email an den
jeweiligen Professor zu schreiben und nachzufragen.
Meine Erlebnisse und Erfahrungen, die ich im Verlauf meines Austauschjahres
gesammelt habe, haben mich sehr geprägt und meine Zukunft stark beeinflusst. Mir
hat das Jahr in Albany so gut gefallen, dass ich beschlossen habe einen Master in
einem neuen Fachbereich zu machen und nicht weiter in Deutschland zu studieren.
Besonders Erfahrungen mit vielen anderen Kulturen haben meinen Horizont sehr
erweitert. Ich kann jedem wärmstens empfehlen ein Jahr im Ausland zu verbringen
und sich nicht abschrecken zu lassen von Arbeitsaufwand oder der ein oder anderen
unanagenehmen Erfahrung.
Zögert
nicht
euch
für
ein Auslandsstudium zu
bewerben,
nur
weil
der
Bewerbungsaufwand groß ist oder weil ihr vielleicht ein Jahr Freunde und Familie
nicht seht. Für ein Jahr an einer amerikanischen Universität zu studieren ohne dafür
zu bezahlen ist ein Luxus, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Im Nachhinein
weiß ich dies sehr zu schätzen und bin sehr dankbar, dass ich hier ein Studium
gefunden habe, dass mich zwar ganze Nächte kostet, aber sehr viel Freude bereitet.
Albany, Januar 2011.
Gerne bin ich bereit bei Fragen weiterzuhelfen:
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